„Axolotl“ (Ambystoma Mexicanum) Haltungsbedingungen, Aufzucht Sowie Haltungsbedingte Erkrankungen
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4 Editorial 5 Christina Allmeling, Sarah Strauss, Peter Maria Vogt & Kerstin Reimers „Axolotl“ (Ambystoma mexicanum) Haltungsbedingungen, Aufzucht sowie haltungsbedingte Erkrankungen 9 Wolf-Rüdiger Grosse Die Laubfrösche der Westpaläarktis – eine Übersicht 18 Sandy Reinhard & Alexander Kupfer Evolution des Sexualdimorphismus und der Lebensstrategien der Salamandridae 27 Christina Allmeling & Mario Riedling Dicamptodon tenebrosus – Haltung und Balz des Pazifischen Riesenquerzahnmolches 32 Klaus-Detlef Kühnel & Wolf-Rüdiger Grosse amphibia – Literatur – Magazin 33 Wolf-Rüdiger Grosse Hans-Joachim Kopetsch 70 Jahre (Rufname Jochen!) 34 Jürgen Fleck Dieter Eichinger zum 70. Geburtstag amphibia, 12(1), 2013 3 Editorial Liebe Leser der „amphibia“, ich begrüße sie wieder herzlich auf den Seiten des neuen Jahrganges der amphibia. Die DGHT leistet in diesem Jahr mit dem Mertensiella-Band zur Haltung ausgewähl- ter vom Aussterben bedrohter Schwanz- lurcharten einen großen Beitrag zum Zucht- programm zur Arterhaltung bedrohter Am- phibien (vergl. auch Beitrag Janzen in der elaphe 1/2011). Die Forderungen des Tier- schutzes und vieler Behörden zur Novel- lierung des Tierschutzgesetzes in Deutsch- land erscheinen uns schon bedrohlich, wenn hier von „nichtartgerechter Haltung in Wohnzimmern und (Vor)gärten“ gespro- chen wird. Gerade zur artgerechten Haltung ist unsere Erforschung der Amphibien ein wichtiger Beitrag. Die AG Urodela hat des- halb eine Offensive in die Öffentlichkeit hi- nein gestartet. Eine vielbesuchte Facebook- Seite der AG wird begeistert angenommen. In der Regionalliteratur genauso wie in öf- fentlichen Fernsehen erschienen im Jahr 2012 etliche Beiträge und Filme zu unseren Themen. Diese Themen sind auf der Jahres- tagung 2012 der AG Urodela in Gersfeld be- geistert aufgenommen und diskutiert wor- den (vgl. auch Beitrag von Gerlach in der elaphe 1/2013 auf den Seiten 129-131). Ich wünsche allen Lesern der Hefte 1 und 2 vom Jahrgang 2013 der amphibia viel Freu- de beim Lesen und rechne auch wieder auf ihre geschätzte Mitarbeit im kommenden Jahr. Wolf-Rüdiger Große Abb. 1: Das Rollup der AG Urodela 4 amphibia, 12(1), 2013 Christina Allmeling, Sarah Strauss, Peter Maria Vogt & Kerstin Reimers „Axolotl“ (Ambystoma mexicanum) Haltungsbedingungen, Aufzucht sowie haltungsbedingte Erkrankungen In den letzten Jahren ist die Zahl der Am- Vergesellschaftung sowie fehlerhafte Fütte- phibien insbesondere der Axolotl (Ambysto- rung zurück. Die Tiere kommen durch ag- ma mexicanum), welche in Privathand ge- gressive Fische oder ungeeignete Dekorati- halten werden, stark angestiegen. Dies und onen zu Schaden. Notwendige Wasserhygi- die in der Folge vermehrte Nachzucht durch ene wird oft unterschätzt, durch Aufberei- Privathalter führen zu einem erhöhten An- tungschemikalien kann es zu Organversa- gebot der Tiere. Allerdings kommt es auch gen kommen. Da Quarantänezeiten vielfach durch Designertierzucht oder Hybrid-Im- nicht eingehalten werden, werden bestands- porte aus dem östlichen Europa und Ameri- gefährdende, pathogene Keime eingebracht. ka vermehrt zu stoffwechselbedingten Dys- Viele der Erkrankungen lassen sich durch funktionen und Regenerationsstörungen. ausreichende Information über das natür- Viele Erkrankungen gehen aber auch auf liche Habitat der Axolotl und Wasserhygie- falsche Haltungsbedingungen und falsche ne vermeiden (Mutschmann 2010). Abb. 1: Veränderung der Kloake nach Verletzung und anschließender Infektion Foto: W. Grosse amphibia, 12(1), 2013 5 Christina Allmeling, Sarah Strauss, Peter Maria Vogt & Kerstin Reimers Abb. 2: Adenokarzinom vermutlich apokriner Hautdrüsen Foto: U. Kramm Haltungs- und Umgangsfehler gigkeit vom Sauerstoffgehalt, dem pH-Wert Falsche Haltungsbedingungen und unge- sowie der Wasserhärte zu einer respirato- eignetes Zubehör nach falscher Beratung in rischen Azidose und Hyperkapnie führen. Zoofachgeschäften führen zu Erkrankungen Auch die Rolle der Wassertemperatur der Axolotl (Zucchi & Gonschorek 1983). wird oft unterschätzt. Axolotl sind Kaltwas- Es werden ungeeignete Vergesellschaf- sertiere. Für den Schutz der Haut wichtige tungen angeboten, die die Tiere verletzen. Peptide des angeborenen Immunsystems, Beispiele sind hier Welse, welche die Haut sind nur in einem begrenzten Temperatur- der Axolotl anraspeln oder aggressive Fi- rahmen aktiv. Zu warmes Haltungswasser sche, die die Kiemen oder Schwimmsäume ermöglicht Infektionen durch Herabset- der Tiere verletzen. Durch Nichteinhaltung zung der Keimbarriere, so dass selbst ubi- der Quarantäne für Futterfische, werden quitär vorkommende und lediglich fakul- oftmals Bakterien, Pilze, Hauttrüber sowie tativ pathogene Keime als Mischinfekti- Parasiten eingeschleppt. onen zu großen Problemen führen können. Aquariendekoration sieht gut aus, ist aber Durch unnötiges Anfassen der Tiere treten zum Teil zu scharfkantig. Dies kann bei sehr sogar Candidainfektionen auf. aktiven Tieren, zum Beispiel während der Wasseraufbereiter, Antialgenmittel und Balz, zu tiefen Stich- oder Abschürfungs- Pflanzendünger können Organschäden verletzungen führen (Abb. 1). Osmose- und verursachen. In den USA sind Wasserauf- CO2 Anlagen sind bei pflanzenstarken Be- bereiter für Axolotl auf Grund der dor- cken oft nötig, führen aber beim Axolotl zu tigen Trinkwasserqualität notwendig. In Kiemennekrosen. Deutschland ist die Trinkwasserchemie an- Die Überschreitung der CO2/HCO3- ders, die in den angebotenen Mitteln ent- Grenzbereiche im Wasser kann in Abhän- haltenen Chelatoren u.ä. gehen daher keine 6 amphibia, 12(1), 2013 „Axolotl“ (Ambystoma mexicanum) Verbindungen ein. Ungebundenes EDTA, men jedoch angebotenes Futter gern an. Es das häufig in den Wasseraufbereiter enthal- kann zu akuten Magen/ Darmproblemen ten ist, ist dabei eines der Hauptprobleme. und langfristig zur Leberverfettung kom- Selbst in geringer Konzentration führt es in men. Axolotl nehmen ihr Futter durch ei- vitro zur Schrumpfung der Erythrozyten, nen Saugschnappreflex auf und sind in der ein adäquater Sauerstofftransport ist also Lage fast maulbreite Gegenstände abzu- nicht mehr gewährleistet (AMBC unveröf- schlucken. Es wurden im Magen schon bis fentlichte Daten). EDTA reichert sich au- zu 3 cm große Steine gefunden. ßerdem im Laufe der Zeit im Aquarium an, es ist daher zu befürchten, dass neben dem Genetische Dysfunktionen beschriebenen Kurzzeiteffekt auf Blutzellen Bei bestimmten Farbmorphen kann es zu auch Organschäden auftreten. stoffwechselbedingten Störungen kommen. Frei verkäufliche Fischarzneien schaden Ein Beispiel ist die eingeschränkte Xanthin- bei Anwendung am Axolotl aufgrund der dehydrogenaseativität bei melanoiden oder Unterschiede in der Anatomie und dem axanthischen Axolotl. Eine Verpaarung von Stoffwechsel zwischen den Arten zumeist Melanoiden ist daher als kritisch anzusehen, mehr als sie nützen So ist beispielsweise die obwohl diese Tiere bei Hobbyhaltern sehr Schleimhaut der Axolotl und deren Hautat- beliebt sind. Andere Tiere mit ähnlicher mung nicht mit der der Fische zu verglei- Symptomatik sind genetisch noch nicht un- chen. tersucht. Hierzu zählen auch die beliebten Beim Futterangebot im konventionellen Copper, bei denen es zu stoffwechselbe- Tierhandel wird oft die karnivore Ernäh- dingten Leberschwellungen kommt (unver- rung nicht berücksichtigt, z.B. werden so- öffentlichte Daten, AMBC). gar Welstabletten angeboten. Minderwer- Durch Hybridisierung mit neotenen Ti- tiges oder einseitiges Futter führt aber zu gersalamandern kamen Hybriden in Um- Problemen durch Un- ter- oder Mangelernäh- rung. Das größte Problem und häufige Todesursa- che bei Amphibien ist je- doch die Überfütterung. Adulte Tiere haben einen geringeren Futterbedarf als juvenile und verdauen langsamer. Die Tiere neh- Abb. 3: Goldalbino mit Chy- tridmykose (braune Pigmentation und Hyperkeratose) Foto: K. Rippel amphibia, 12(1), 2013 7 Christina Allmeling, Sarah Strauss, Peter Maria Vogt & Kerstin Reimers lauf, die sich gut vom Axolotl abgrenzen. rungen, Krämpfe sowie sekundäre bakte- Die Tiere sind meist auffälliger als Axolotl rielle oder andere Pilzinfektionen sind oft gefärbt und oftmals von einer sehr kräftigen Folge einer solchen Infektion. Statur mit sehr kräftigen Kiemenbögen und sehr kräftigen Beinen mit breiten Zehen. Ju- Zusammenfassung venile Hybriden zeigen eine grünliche Fär- Viele Haltungsfehler und daraus resul- bung oder eine veränderte Pigmentvertei- tierenden Erkrankungen lassen sich durch lung. Adulte Hybriden können aber zu Re- Information über das natürliche Habitat generationsschwierigkeiten neigen und sind der Axolotl vermeiden. Im Aquarium sollte anfälliger für Hautinfektionen durch Bak- auf gute Wasserhygiene geachtet sowie auf terien oder Einzeller wie Trichodina oder den Einsatz von Chemie verzichtet werden. Costia (Allmeling unpubl. Daten). Auch Die Einrichtung muss dem Verhalten der die Tumorneigung nimmt bei einer Hybri- Axolotl angepasst werden. Quarantäne von disierung zu (Abb. 2). Neuzugängen und Gesellschafts/Futtertie- ren sollte selbstverständlich sein. Wenn zu- Batrachochytrium dendrobatidis sätzlich auf eine ausgewogene, dem Alter Die Chytridmykose ist eine Infektion angepasste Ernährung geachtet wird, er- mit Batrachochytrium dendrobatidis (BD), freuen sich Axolotl lange guter Gesundheit einem Töpfchenpilz (Chytridiomycota), (Allmeling 2013). welcher zur Ordnung Rhizophydiales ge- hört. 1998 wurde der Pilz erstmals auch Literaturverzeichnis bei Terrarientieren in Europa nachgewie- Allmeling, C. (2013): Threatened Newts sen (Mutschmann et al. 2000), nachdem and Salamanders