Zulassungsantrag der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG für das Fernsehprogramm RTL II Aktenzeichen: KEK 151

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG, vertreten durch die RTL 2 Fernsehen Ge- schäftsführungs GmbH, diese vertreten durch ihren Geschäftsführer Josef Andorfer, Bavariafilmplatz 7, 82031 Grünwald,

- Antragstellerin - w e g e n

Verlängerung der Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung des Fernsehvollpro- gramms „RTL II“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Hessischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk (LPR Hessen) vom 24.06.2002 in der Sitzung am 13.08.2002 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Mailänder (Vorsitzender), Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert, Dr. Rath-Glawatz und Prof. Dr. Sjurts entschieden:

Der von der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG mit Schreiben vom 22.03.2002 und 08.05.2002 an die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen) beantragten Verlängerung der Zulassung zur Veranstaltung des bun- desweit verbreiteten Fernsehvollprogramms „RTL II“ stehen Gründe der Siche- rung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag

Die RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG (RTL 2), Grünwald, hat mit Schreiben vom 22.03.2002 an die LPR Hessen, der KEK vorgelegt mit Schreiben vom 24.06.2002, die Verlängerung der Zulassung für das bundesweite Fernsehvollprogramm „RTL 2“ um weitere fünf Jahre beantragt. Nähere Ausführungen zum Vorliegen der Zulas- sungsvoraussetzungen hat die Antragstellerin mit Schreiben vom 08.05.2002 ge- macht. Die derzeitige Zulassung vom 02.03.1993 endet mit Ablauf des 05.03.2003.

2 Programmstruktur und -verbreitung

RTL II ist ein unterhaltungsorientiertes Vollprogramm, das frei über Satellit und Kabel und in einigen Bundesländern auch terrestrisch empfangbar ist. Zielgruppe sind die Zuschauer unter 50 Jahren, insbesondere die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen sowie junge Familien und Alleinlebende (so die Angabe unter www..de). Das Pro- gramm setzt sich aus Spielfilmen, Serien, Shows, Infotainment, Magazinen, Über- tragungen von Musikereignissen und Cartoons (insbesondere Animationsserien) zu- sammen.

3 Antragstellerin und Gesellschafter

3.1 Antragstellerin

Gesellschaftszweck von RTL II ist die Veranstaltung von Fernsehprogrammen aller Art, insbesondere eines Fernsehprogramms unter der Senderkennung „RTL II“ oder einer anderen Senderkennung, die Produktion und Herstellung von Fernsehpro- grammen, der Erwerb und die Weiterveräußerung von Programmen einschließlich des Erwerbs und der Vergabe von Lizenzen sowie der Wahrnehmung aller diesbe- züglichen Rechte und aller mit den vorstehenden Gegenständen in Zusammenhang stehenden sonstigen Geschäfte xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 3

Geschäftsführungs- und vertretungsberechtigt ist die Komplementärin RTL 2 Fern- sehen Geschäftsführungs GmbH (RTL 2 GmbH), xxx ....

xxx ...

xxx ...

xxx ...

Kommanditisten von RTL 2 und Gesellschafter der RTL 2 GmbH sind die Tele- München Fernseh-GmbH & Co. Medienbeteiligung KG (Tele München Medienbeteili- gung) und die Heinrich Bauer Verlag KG (Heinrich Bauer Verlag) mit Anteilen von je- weils 31,5 %, die CLT-UFA S. A. (CLT-UFA) mit einer Beteiligung von 27,3 %, die UFA Film und Fernseh GmbH (8,6 %) und die Burda GmbH (1,1 %). Mit Beschluss i. S. RTL 2 (Az.: KEK 025) hat die KEK die mit Vertrag vom 18.12.1998 vereinbarte Übertragung des 1,1%igen Anteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in Höhe von 1 % auf die CLT-UFA S.A. und in Höhe von 0,1 % auf die UFA Film- und Fern- seh-GmbH als medienkonzentrationsrechtlich unbedenklich bestätigt. Die Anteils- übertragungen sind vollzogen; über ihre Wirksamkeit ist ein Rechtsstreit gegen den Heinrich Bauer Verlag anhängig. Daher geht die KEK bis zu einer gegenteiligen Ent- scheidung im gegenwärtigen Zeitpunkt von der Wirksamkeit des Vollzugs der An- teilsübertragungen aus.

3.2 Beteiligte Unternehmen

3.2.1 RTL Group und AG

CLT-UFA und ihr Tochterunternehmen UFA Film und Fernseh GmbH, das zu 95,15 % in ihrem Anteilsbesitz steht, halten zusammen 35,9 % der Anteile an der Ve- ranstalterin. 99,36 % der Anteile an CLT-UFA hält die CLT-UFA Holding, S.A., die ih- rerseits vollständig im Anteilsbesitz der RTL Group S.A. (RTL Group), Luxemburg, steht.

An der RTL Group ist die Bertelsmann AG direkt mit 52,43 % der Kapitalanteile sowie indirekt über die 37%ige Beteiligung der BW TV und Film Verwaltungs GmbH (BW 4

TV) beteiligt, an der die Bertelsmann AG wiederum 80 % der Anteile hält. Daneben befinden sich 9,82 % der Anteile an der RTL Group in der Hand von außenstehenden Aktionären.

Die restlichen 20 % der Anteile an BW TV gehören der Westdeutschen Allgemeinen Zeitungs- und Verlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH & Co. KG (WAZ). Die WAZ-Gruppe ist im bundesweiten deutschen Fernsehen ansonsten nicht engagiert. Sie gibt auflagenstarke Regionalzeitungen vor allem im Ruhrgebiet und in Thüringen heraus.

Die Bertelsmann AG steht mit einem Konzernumsatz von 20 Mrd. Euro im Ge- schäftsjahr 2000/2001 (Geschäftsbericht 2000/2001) unter den weltweit größten Me- dienkonzernen an fünfter Stelle (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.07.2002). 20 % dieser Umsätze entfielen auf die Fernseh- und Hörfunkbeteiligungen der RTL Group. Zu den zahlreichen Aktivitäten der Bertelsmann AG in Deutschland und inter- national in den Bereichen Programmproduktion und -distribution sowie Rechtehan- del, Telekommunikation, E-Commerce, Hörfunk, Presse und auf dem Buchmarkt wird insbesondere auf die Ausführungen im Beschluss RTL, Az.: KEK 040, Abschnitt I 4, sowie auf die Folgebeschlüsse zur RTL Group, Az.: KEK 080, 113, 129 und 138 Bezug genommen. An der Bertelsmann AG halten die Bertelsmann Stiftung 57,6 % und die Familie Mohn 17,3 % der Anteile. Daneben verfügt die Groupe Bruxelles Lambert (GBL) S.A., Brüssel, über 25,1 % der Kapitalanteile und 25,0 % der Stimm- rechte.

3.2.2 Tele-München-Gruppe

Weitere Gesellschafterin von RTL 2 ist die Tele-München Fernseh-GmbH & Co. Me- dienbeteiligung KG (Tele-München Medienbeteiligung). Ihr Gesellschaftszweck ist die Beteiligung an RTL 2. Kommanditisten mit Beteiligungen von jeweils 50 % sind die zum Disney-Konzern gehörende ABC Cable and International Broadcast Worldwide Holdings, Inc. und die Tele-München Fernseh-GmbH & Co. Produktionsgesellschaft (Tele-München Produktionsgesellschaft). Komplementärin ist die Tele-München Fernseh-GmbH, deren Geschäftsführer Dr. Kloiber ist. Im Hinblick auf die gesell- schaftsvertraglichen und sonstigen Vereinbarungen zwischen den Kommanditisten wird in vollem Umfang auf die Ausführungen im Beschluss der KEK i. S. TM-TV, Az.: KEK 105 (Abschnitt I 4.1 und Abschnitt III 2.1.2) Bezug genommen.

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Die Tele-München Produktionsgesellschaft gehört zur sog. Tele-München-Gruppe, einem Verbund verschiedener Medienunternehmen mit den Kerngeschäftsbereichen Filmproduktion, Lizenzhandel, Videoverkauf und Kinobetrieb. Auf die Ausführungen zu diesem Unternehmen im Beschluss i. S. TM-TV, Az.: KEK 105, Abschnitt I 4.2.1, wird verwiesen. Im Bereich des bundesweiten Fernsehens hält die Tele-München Produktionsgesellschaft neben ihrer Beteiligung an RTL 2 sämtliche Anteile an der TM-TV GmbH & Co. KG (TM-TV), die nunmehr als Veranstalterin des analogen, frei empfangbaren Unterhaltungs-Spartenprogrammms Tele 5 auftritt, dessen Zulas- sung der Tele-München Produktionsgesellschaft erteilt worden ist (Beschluss der KEK vom 20.03.2001 i. S. TM-TV, Az.: KEK 105, und Prüfverfahren i. S. TM-TV, Az.: KEK 153).

Persönlich haftende Gesellschafterin ist die Tele-München Fernseh-Verwaltungs GmbH, deren Geschäftsführer Dr. Herbert Kloiber und Bernd Schlötterer sind. Kommanditisten sind der Firmengründer Dr. Kloiber mit einem Anteil von 55 % sowie die EM.TV & Merchandising AG (EM.TV) mit einem Anteil von 45 % (im Einzelnen vgl. Beschluss der KEK i. S. TM-TV, Az.: KEK 105, Abschnitt I 4.1).

3.2.3 EM.TV & Merchandising AG

EM.TV ist eine am Neuen Markt börsennotierte Aktiengesellschaft. Sie ist vorwiegend in den Geschäftsbereichen Distribution von Fernseh- und Sportrechten, Koprodukti- on von Kinderprogrammen, Merchandising und Event-Marketing tätig. Als Kernge- schäftsfeld neben TV-Produktion und Rechtehandel betreibt EM.TV die Vermarktung von TV-Figuren und Events für Spielwaren, Kleidung, Bücher etc. Nach massiven Umsatz- und Kurseinbrüchen im Jahr 2000 hat sich EM.TV im Zuge einer Restruktu- rierung und Konzentration auf das Kerngeschäft von zahlreichen Beteiligungen ge- trennt (vgl. näher Beschluss der KEK vom 13.08.2002 i. S. Junior/K-toon, Az .: KEK 145, Abschnitt I 2.2.1).

EM.TV ist im bundesweiten Fernsehen neben der Beteiligung an RTL 2 zu 50 % an der Junior.TV GmbH & Co. KG (Junior.TV) beteiligt, die auf der Premiere-Plattform die digitalen Kinder- und Jugendprogramme Junior/K-toon veranstaltet. An EM.TV ist nunmehr die WKB Beteiligungs GmbH im alleinigen Anteilsbesitz des Aufsichts- ratsvorsitzenden Werner E. Klatten mit 24,8 % der Anteile beteiligt, die Familie Tho- mas Haffa hält 17,5 % der Anteile, die übrigen Anteile (57,5 %) befinden sich in 6

Streubesitz. Mit Beschluss vom heutigen Tag, Az.: KEK 145, hat die KEK diese Be- teiligungsveränderungen im Hinblick auf die Veranstalterin Junior.TV als unbedenk- lich bestätigt. Sie wurden mittlerweile auch von der TM-TV GmbH & Co. KG, die als Veranstalterin des Programms Tele 5 auftritt, angezeigt (Prüfverfahren TM-TV, Az.: KEK 153). Die im Hinblick auf Junior.TV als unbedenklich bestätigte Beteiligungs- struktur bei EM.TV kann auch für die Veranstalterin RTL 2 als medienkonzentrations- rechtlich unbedenklich zugrunde gelegt werden.

3.2.4

Die Walt Disney Company (Walt Disney), Delaware, hält über ihre Tochtergesell- schaft ABC Cable & International Broadcast Worldwide Holdings, Inc. 50 % am Kommanditkapital der Tele-München Medienbeteiligung. Bei Walt Disney handelt es sich um eine Publikumsgesellschaft mit breit gestreutem Anteilsbesitz. Aktionäre mit einem Anteil über 5 % sind nicht bekannt, das Management hält insgesamt 2,2 % der Anteile (Notice of Annual Meeting of Shareholders vom 19.02.2002). Das als weltweit drittgrößter Medienkonzern geltende Unternehmen (Financial Times Deutschland vom 12.11.2001) betreibt Radio- und Fernsehsender einschließlich der Produktion und des Vertriebs von Programminhalten und von Film- und Filmtheaterproduktionen und unterhält Freizeit-Themenparks und professionelle Sportteams. Disneys Han- delsmarken werden lizenziert und Konsumgüter unter diesen Marken vertrieben. Das eigene Internetportal go.com wurde indes wieder eingestellt (Financial Times Deutschland vom 04.01.2002). Walt Disney ist u. a. an den in Deutschland tätigen Unternehmen Buena Vista Home Entertainment GmbH (Vermarktung und Verkauf von Home Videos und DVD), Buena Vista International () GmbH (Vertrieb und Lizenzierung von Kinofilmen an Kinobetreiber) und Buena Vista International Film Production (Germany) GmbH (Koproduktion von deutschen Filmen) beteiligt.

Im bundesweiten privaten Fernsehen verfügt die Walt Disney Company neben der mittelbaren Beteiligung an RTL 2 über 50 % der Anteile an der RTL Disney Fernse- hen GmbH & Co. KG, die das Fernsehvollprogramm Super RTL ausstrahlt. Über ih- re 100%ige Tochtergesellschaft Disney Store (Germany) GmbH ist sie an der Buena Vista (Germany) GmbH beteiligt, die das über die Premiere-Plattform vermarktete digitale Pay-TV-Programm Disney Channel veranstaltet. Über eine weitere 100%ige Tochtergesellschaft, die ABC Family Worldwide, Inc., hält die Walt Disney Company mittelbar 75,7 % an der Fox Kids GmbH, der Veranstalterin des ebenfalls über die 7

Premiere-Plattform ausgestrahlten Programms Fox Kids (vgl. Beschluss der KEK i. S. Fox Kids, Az.: KEK 128).

3.2.5 Heinrich Bauer Verlag KG

Die Heinrich Bauer Verlag KG ist zu 31,5 % an RTL 2 beteiligt. Gesellschafter sind zu 96 % die Familie Bauer, die restlichen Anteile halten die Familienstämme von Al- ten und Hollmann. Die Verlagsgruppe ist hauptsächlich im Zeitschriftenmarkt in den Kerngeschäftsfeldern Programm-, Jugend- und Frauenzeitschriften und Yellow Press tätig. Im Geschäftsjahr 2001 erzielte die Gruppe Umsatzerlöse von 3,3 Mrd. DM. Die Bauer Verlagsgruppe publiziert für den deutschen Markt 33 Zeitschriftentitel. Hinzu kommen 43 Zeitschriften der Tochtergesellschaft Pabel-Moewig Verlag KG. Bei den Programmzeitschriften nimmt der Heinrich Bauer Verlag mit sieben Titeln und durchschnittlich 10 Mio. Exemplaren eine führende Stellung ein. Im Segment der wöchentlichen Frauenzeitschriften verlegt er 11 Titel mit einer Auflage von ca. 6 Mio. Exemplaren und einem Marktanteil von ca. 40 %. (Quelle: Pressemitteilung des Heinrich Bauer Verlag vom 4. Dezember 2001). Darüber hinaus verlegt der Heinrich Bauer Verlag die Zeitung „Magdeburger Volksstimme“ und hält Beteiligungen an der GmbH (25 %) und am TV-Produzenten MME Me, Myself & Eye AG, der u. a. für RTL II das TV-Format zur Jugendzeitschrift „Bravo“ des Heinrich Bauer Verlags („Bravo TV“) produziert.

3.2.6 Burda GmbH

Die zu 1,1 % an der Veranstalterin beteiligte Burda GmbH gehört zum Konzern der Hubert Burda Media Holding GmbH & Co. KG. Der Konzern verlegt neben dem Ma- gazin „Focus“ hauptsächlich Frauen- und Unterhaltungszeitschriften (z. B. „Freun- din“, „Bunte“ und „Super Illu“) und hält darüber hinaus u. a. 100 % der Anteile an der Focus TV Produktions GmbH und zahlreiche Beteiligungen im Hörfunkbereich.

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II Verfahren

Die gemäß § 21 Abs. 2 Nr. 5 RStV erforderliche Vollständigkeitserklärung liegt vor. Vor ihrer Entscheidung hat die Kommission einem Vertreter der LPR Hessen Gele- genheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Veranstalter einer Zulassung nach Landesrecht. Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beurteilt.

2 Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile

2.1 Zurechnung

Nach § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV sind einem Unternehmen sämtliche Programme zu- zurechnen, die es selbst veranstaltet oder die von einem anderen Unternehmen ver- anstaltet werden, an dem es unmittelbar mit 25 vom Hundert beteiligt ist. Ferner sind ihm gemäß § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV alle Programme von Unternehmen zuzurech- nen, an denen es mittelbar beteiligt ist, sofern diese Unternehmen zu ihm im Ver- hältnis eines verbundenen Unternehmens im Sinne von § 15 AktG stehen. Ihm sind darüber hinaus die Programme der Unternehmen zuzurechnen, die an ihm mit 25 von Hundert oder mehr beteiligt sind (arg. e §§ 28 Abs. 1 Satz 3 und 29 Satz 2 RStV). § 28 Abs. 2 RStV enthält Zurechnungstatbestände auf der Grundlage eines vergleichbaren Einflusses auf den Veranstalter.

2.1.1 Veranstalterin

Der Antragstellerin ist zunächst das von ihr veranstaltete Programm RTL II gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV zuzurechnen. Darüber hinaus werden ihr jeweils die unten 9

genannten, ihren Gesellschaftern zuzurechnenden Programme zugerechnet, arg. e. §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV. Die Zuschaueranteile der jeweils mit RTL 2 verbundenen Unternehmen sind jedoch nicht zusammenzurechnen; dazu wäre er- forderlich, dass auch im Verhältnis der jeweiligen Obergesellschaften im Hinblick auf die jeweiligen Programmveranstalter ein Verbundtatbestand im Sinne von § 28 RStV erfüllt wäre (vgl. Beschluss i. S. Premiere, Az.: KEK 070, Abschnitt III 2.1.7.1). Dafür sind keine Anhaltspunkte ersichtlich.

2.1.2 RTL Group und Bertelsmann AG

Über die Beteiligungen der CLT-UFA S.A. und ihrer Tochtergesellschaft UFA Film und Fernseh GmbH ist das Programm RTL II der RTL Group und ihrer Muttergesell- schaft Bertelsmann AG zuzurechnen, § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. und Satz 2 RStV. Darüber hinaus werden diesen Unternehmen nach den gleichen Zurechnungstatbe- ständen die Programme RTL Television, Super RTL und VOX zugerechnet (vgl. zuletzt Beschluss der KEK i. S. RTL Group, Az.: KEK 138, Abschnitt III 3).

2.1.3 Tele-München Produktionsgesellschaft

Das Programm RTL II ist der Tele-München Produktionsgesellschaft zuzurechnen: Sie verfügt über eine hälftige Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen Tele- München Medienbeteiligung, das seinerseits mit 31,5 % an RTL 2 beteiligt ist. Die Tele-München Medienbeteiligung bleibt bei der Zurechnung gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV außer Betracht. Bezüglich der Kriterien, die bei mittelbaren Beteiligungsver- hältnissen zu einer Zurechnung nach § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV führen, hat die KEK in dem Beschluss vom 22.05.2001 i. S. tm3 (Az.: KEK 104, Abschnitt III 2.1) dargelegt, dass eine verfassungskonforme, an Sinn und Zweck des RStV orientierte Auslegung des § 28 Abs. 1 RStV verlangt, eine mittelbare Beteiligung gemäß Satz 2 nur dann anzuerkennen, wenn die zwischengeschaltete Kapitalgesellschaft eigenständigen unternehmerischen Zwecken dient und nicht als eine im Übrigen weitgehend funkti- onslose Zwischenholding genutzt wird. Die Tele-München Medienbeteiligung erfüllt im Wesentlichen keine eigenständigen unternehmerischen Aufgaben, vielmehr fun- giert sie als Zwischenholding von ABC und der Tele-München Produktionsgesell- schaft. Damit ist die Zurechnung bereits gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV zu bejahen. Sie ergibt sich darüber hinaus auch aus § 28 Abs. 1 Satz 2 und Satz 4 RStV auf- 10

grund der gemeinsamen Beherrschung der Tele-München Medienbeteiligung durch die Tele-München Produktionsgesellschaft und ABC (vgl. ausführlich Beschluss der KEK i. S. TM-TV, Az.: KEK 105, Abschnitt III 2.1.1 und 2.1.2).

Neben RTL II werden der Tele-München Produktionsgesellschaft im bundesweiten Fernsehen das Programm Tele 5 (§ 28 Abs. 1 Satz 1 RStV) sowie die Pay-TV- Programme Junior/K-toon (arg. e. §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2) zugerechnet (vgl. Beschluss der KEK i. S. TM-TV, Az.: KEK 105, Abschnitt III 2.1.2).

2.1.4 EM.TV

Die der Tele-München Produktionsgesellschaft zuzurechnenden Programme RTL II und Tele 5 sind auch EM.TV aufgrund ihrer gemeinsamen Beherrschung dieses Un- ternehmens zusammen mit Dr. Kloiber zuzurechnen, § 28 Abs. 1 Satz 2 und 4 (vgl. ausführlich Beschluss der KEK i. S. TM-TV, Az.: KEK 105, Abschnitt III 2.2). Ferner ist EM.TV gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV der Zuschaueranteil des Pay-TV- Spartenprogramms Junior/K-toon (vgl. Beschluss der KEK vom 21.09.1999, Az.: KEK 042) zuzurechnen.

2.1.5 Walt Disney

Walt Disney wird aufgrund der gemeinsamen Beherrschung der Tele-München Me- dienbeteiligung durch ihr Tochterunternehmen ABC Cable and International Broad- cast Worldwide Holdings, Inc. zusammen mit der Tele-München Produktionsgesell- schaft das Programm RTL II zugerechnet, § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV bzw. § 28 Abs. 1 Satz 2 und 4 RStV (zur Begründung wird auf die Ausführungen oben III 2.1.3 Bezug genommen). Darüber hinaus werden Walt Disney im bundesweiten Fernsehen die Programme Super RTL, Disney Channel und Fox Kids zugerechnet (vgl. Be- schluss der KEK i. S. Fox Kids, Az.: KEK 128, Abschnitt III 2.1).

2.1.6 Heinrich Bauer Verlag

Schließlich ist das Programm RTL II auch der Gesellschafterin Heinrich Bauer Ver- lag gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV zuzurechnen.

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2.2 Zuschaueranteile

2.2.1 Das Vollprogramm RTL II, dessen Zulassung erneut beantragt wird, erreichte im Referenzzeitraum März 2001 bis Februar 2002 einen Zuschaueranteil von 3,98 %.

2.2.2 Die der RTL Group und der Bertelsmann AG zuzurechnenden Programme RTL, RTL II, Super RTL und VOX erzielten im Referenzzeitraum einen Zuschaueranteil von insgesamt 24,62 %. Aktuell lag der Zuschaueranteil der RTL Group im Juli 2002 bei 24,7 %.

Fernsehsender Zuschaueranteile in Prozent (*) Referenzzeitraum KEK 151

März 2001 bis Februar Juli 2002 2002 RTL Television 14,80 14,5 RTL II 3,98 4,3 Super RTL 2,73 2,6 VOX 3,11 3,3 å RTL Group 24,62 24,7

(*) Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (GfK- „Marktanteile“), Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3:00 bis 3:00 Uhr, repräsentativ für 34,1 Mio. Fernsehhaushalte in Deutschland ein- schließlich EU-Haushalte (Stand: 1. April 2002), Angaben in Prozent. Quel- len: medien aktuell, Funkkorrespondenz, Horizont/Mediafacts, Medienspie- gel, Tendenz; dort angegebene Quelle: GfK-Fernsehforschung/AGF.

2.2.3 Für das der Tele München Produktionsgesellschaft und EM.TV neben RTL II zuzurechnende Programm Tele 5 konnte ein Zuschaueranteil bislang nicht ermittelt werden. Die Programme Junior/K-toon werden auf der Programmplattform Premiere veranstaltet; nach den Schätzungen der KEK erzielten die dort ausgestrahlten Pro- gramme im Referenzzeitraum insgesamt einen Zuschaueranteil von ca. 1,2 %. Mangels Messung der Nutzung einzelner digitaler Spartenkanäle lässt sich zur Zeit nicht einschätzen, welche Anteile die Programme Junior/K-toon an diesem Gesamt- zuschaueranteil haben (näher vgl. Beschluss der KEK i. S. Junior/K-toon, Az.: KEK 145, Abschnitt III 2.1).

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2.2.4 Das Walt Disney neben RTL II zuzurechnende Programm Super RTL erzielte im Referenzzeitraum einen Zuschaueranteil von 2,73 %. Angaben über die Zuschauer- anteile der auf der Premiere-Plattform veranstalteten digitalen Pay-TV-Programme Fox Kids und Disney Channel liegen der KEK nicht vor (vgl. oben 2.2.3). Der Ge- samtzuschaueranteil von Walt Disney lag demnach über RTL II und Super RTL bei mindestens ca. 6,71 %.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

3.1 Prüfung nach § 26 Abs. 2 RStV

3.1.1 Gemäß § 26 Abs. 2 Satz 1 RStV wird vorherrschende Meinungsmacht vermutet, wenn die einem Unternehmen zurechenbaren Programme im Durchschnitt eines Jahres einen Zuschaueranteil von 30 vom Hundert erreichen. Diese Schwelle wird von der Antragstellerin und ihren Gesellschaftern, insbesondere der RTL Group und der Bertelsmann AG, nicht erreicht.

3.1.2 Vorherrschende Meinungsmacht wird ferner vermutet bei Erreichen eines Zuschau- eranteils von 25 vom Hundert, sofern das Unternehmen auf einem medienrelevanten verwandten Markt eine marktbeherrschende Stellung hat oder eine Gesamtbeurtei- lung seiner Aktivitäten im Fernsehen und auf medienrelevanten verwandten Märkten ergibt, dass der dadurch erzielte Meinungseinfluss dem eines Unternehmens mit ei- nem Zuschaueranteil von 30 vom Hundert entspricht, § 26 Abs. 2 Satz 2 RStV in der seit dem 01.07.2002 gültigen Fassung. In der Referenzperiode lagen die der Antrag- stellerin und den beteiligten Unternehmen zuzurechnenden Zuschaueranteile - ins- besondere derjenige der RTL Group und der Bertelsmann AG mit 24,62 % - unter- halb der Schwelle von 25 %, so dass auch dieser Vermutungstatbestand ausschei- det.

An diesem Ergebnis ändert sich auch nichts, wenn man erst die Darlegung der ein- zelnen Zulassungsvoraussetzungen im Schreiben der Veranstalterin vom 08.05.2002 als einen den Formerfordernissen genügenden Zulassungsantrag ansä- he, der als Stichtag für die Bestimmung des Referenzzeitraums nach § 27 Abs. 1 Satz 2 RStV in Betracht käme. In der dann zugrunde zu legenden Referenzperiode von Mai 2001 bis April 2002 erzielten die der RTL Group und der Bertelsmann AG zuzurechnenden Programme einen Zuschaueranteil von insgesamt 24,6 %. 13

3.2 Prüfung nach § 26 Abs. 1 RStV

Der Wortlaut, die Entstehungsgeschichte sowie das Gebot der verfassungskonfor- men Auslegung des § 26 RStV verlangen, die der KEK vorgelegten Anträge nicht nur an den Maßstäben des § 26 Abs. 2 RStV, sondern auch an denen des § 26 Abs. 1 RStV zu messen (ständige Spruchpraxis, vgl. Beschlüsse der KEK vom 26.01.1999 i. S. Premiere, Az.: KEK 026, Abschnitt II 3.2.2, und vom 21.09.1999 i. S. RTL, Az.: KEK 040, Abschnitt II 2). Auf die in diesen Beschlüssen dargelegten Gründe zur Zweckbestimmung und zur verfassungskonformen Auslegung der staatsvertragli- chen Bestimmungen zur Vorbeugung gegen das Entstehen vorherrschender Mei- nungsmacht wird bestätigend verwiesen.

Den Tatbestand des § 26 Abs. 1 RStV überprüft die KEK in ständiger Praxis im Hin- blick auf die starke Stellung im bundesweiten Fernsehen und die weitreichenden Ak- tivitäten im Medienbereich der RTL Group und ihres Mutterkonzerns Bertelsmann AG. Insoweit liegen jedoch im vorliegenden Fall keine Anhaltspunkte für die Entste- hung vorherrschender Meinungsmacht vor:

Das Programm der Antragstellerin ist bereits seit 1993 fester Bestandteil des Pro- grammangebots im bundesweiten Fernsehen. Seine Ausstrahlung hat bislang nicht genügt, der Veranstalterin oder der RTL Group und der Bertelsmann AG als medien- rechtlicher Zurechnungsspitze vorherrschende Meinungsmacht zu verschaffen. Hin- zu kommt, dass die Veranstalterin nicht im gleichen Umfang wie etwa RTL Televisi- on in die RTL Group integriert ist, sondern bei ihr weitere Medienunternehmen ihren Einfluss aufgrund von starken, die Zurechnung begründenden Beteiligungen aus- üben. Von der Verlängerung der Zulassung dieses Programms allein ist daher eine solche Auswirkung ebenfalls nicht zu erwarten.

Auch unter Berücksichtigung der gesamten Rahmenumstände, aus denen sich eine zeitnahe Einschätzung des von einem Unternehmen ausgehenden Gefährdungspo- tenzials für die Meinungsvielfalt und deren durch die anstehende Zulassung konkreti- sierte aktuelle Gefährdung gewinnen lässt, ist nicht ersichtlich, dass eine andere Be- urteilung als in den vorangehenden, die Bertelsmann AG betreffenden Entscheidun- gen geboten wäre. Der Gesamtzuschaueranteil der Bertelsmann-Gruppe lag im Re- ferenzzeitraum unter 25 % und ist seither tendenziell nicht gestiegen. Im Hinblick auf 14

das Umfeld für den publizistischen Wettbewerb im bundesweiten Fernsehen bleibt es dabei, dass sorgfältig zu beobachten sein wird, ob der bestehende publizistische Wettbewerb insbesondere zwischen den beiden großen privaten Gruppen von Ver- anstaltern nicht durch die aufgetretenen Schwierigkeiten innerhalb der KirchGruppe an Intensität verliert und dadurch einen im Interesse der Meinungsvielfalt liegenden gegengewichtigen Einfluss einbüßt (so bereits Beschluss i. S. RTL Group, Az.: KEK 138, Abschnitt III 5.6). Dagegen kann nicht festgestellt werden, dass die Verlänge- rung der Zulassung von RTL II angesichts der weiteren der Bertelsmann AG zure- chenbaren Fernsehprogramme und ihren weiteren Medienaktivitäten die Gefahr einer vorherrschende Meinungsmacht begründen würde.

4 Abschließende Feststellung

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Verlängerung der Zulassung für das Programm RTL II Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegenste- hen.

Da die RTL Group und die Bertelsmann AG schon derzeit über erheblichen Einfluss auf die Meinungsbildung verfügen, ist an die sich aus § 35 RStV ergebende Verpflich- tung der zuständigen Landesmedienanstalt zu erinnern, die Einhaltung der für die privaten Veranstalter geltenden Bestimmungen zur Sicherung der Meinungsvielfalt kontinuierlich zu überprüfen und die nach dem RStV gebotenen Maßnahmen zu er- greifen.

Bis zu dem Zeitpunkt, in dem das Verfahren zur Bestimmung der Zuschaueranteile nach § 27 RStV aufgrund der von der KEK ausgearbeiteten Ausschreibung durch die Landesmedienanstalten in Gang gesetzt ist und die nach den Bedürfnissen der KEK ermittelten Zahlen vorliegen, müssen für den Übergangszeitraum die vorhandenen Daten über Zuschaueranteile zugrunde gelegt werden (vgl. § 34 RStV).

(gez.) Mailänder Huber Lübbert Rath-Glawatz Sjurts