M 281/2004 BVE 5. April 2005 49C

Motion

1111 Bernasconi, Worb (SP ) Giauque, (FDP) Pauli, Köniz (SVP)

Weitere Unterschriften: 69 Eingereicht am: 15.11.2004

Eisenbahnknoten , Sicherung der langfristigen Entwicklung (Metronet)

Der Regierungsrat wird beauftragt, dem Grossen Rat spätestens zusammen mit dem Angebotsbeschluss 2009-2012 darzulegen, wie das Schienenverkehrssystem im Raum Bern längerfristig weiterentwickelt werden soll. Dabei sind die Abhängigkeiten zwischen der regionalen S-Bahn und dem nationalen resp. internationalen Bahnverkehr aufzuzeigen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Diese Lösungen sollen in Ergänzung zur erheblich erklärten Motion Käser „Für einen zukunftsfähigen Bahnknoten Bern“ den Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS bzw. das Projekt Metronet miteinbeziehen, etappierbar und für den Kanton finanziell überblickbar sein.

Begründung:

1. Der Bahnhof Bern ist die wichtigste öV-Drehscheibe im Kanton Bern und im Espace Mittelland. Von der internationalen Anbindung profitieren neben der Stadt und Region Bern auch die mit S-Bahnen und Schnellzügen angebundenen regionalen Mittelzentren im Espace Mittelland. 2. Der Knoten Bern und insbesondere der Bahnhof Bern kommen mit dem Fahrplankonzept 2005 an ihre Kapazitätsgrenze. Die ausgeschöpfte Perronkapazität im SBB/BLS-Bahnhof führt zu starken Einschränkungen bei den Umsteigeverbindungen von der S-Bahn auf den Fernverkehr und umgekehrt. Die verstärkte Trennung von Fernverkehr und S-Bahn-Verkehr ist anzustreben, um die Qualität des Bahnangebotes auch in Zukunft zu sichern. 3. Auch der RBS-Bahnhof Bern ist heute in Spitzenzeiten bereits überlastet. Die Platzverhältnisse im unterirdischen Bahnhof sind kritisch und Angebotsverbesserungen in den kantonalen Entwicklungsschwerpunkte im Raum Worblaufen und sowie im Worblental sind kaum noch möglich. In der Mobilitätsstrategie der Region Bern werden Projekte zur Verbesserung des öV-Angebotes dargestellt. 4. Die Kapazitätsproblematik im Bahnknoten Bern ist deshalb gesamthaft zu betrachten und anzugehen. Die bestehenden Infrastrukturen sind derart weiter zu entwickeln, dass das Gesamtsystem in finanziell überblickbaren Etappen schrittweise verbessert werden kann. 5. Um diese Kapazitätsengpässe im Bahnhof Bern zu beheben, sollen einerseits Engpässe im Normalspurnetz behoben, andererseits der geplante RBS-Tiefbahnhof als Durchgangsbahnhof (Metronet) ausgestaltet werden. Ein solcher Durchgangsbahnhof erlaubt eine attraktive Durchmesserlinie in Richtung Westen/Süden – z.B. via Insel oder

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Monbijou – um anschliessend in das bestehende Netz Richtung Wabern-Gürbental bzw. Köniz- eingeführt zu werden. Die Frage der Spurweite ist vorläufig nicht entscheidend, da einerseits die heutigen RBS-Strecken bezüglich Profil zu wesentlichen Teilen normalspurgängig sind, andererseits auch eine Schmalspurbahn, z.B. nach Köniz - Schwarzenburg, durchaus denkbar ist. Die vorhandene Eisenbahninfrastruktur kann so intelligent weiter verwendet werden. 6. Dieses Entwicklungsprojekt soll auf die neuen Finanzierungsinstrumente des Bundes ausgerichtet werden (Grundnetz gemäss Bahnreform II bzw. Finanzierungsregelung Agglomerationsverkehr mit Infrastrukturfonds). 7. Die geforderte Vision entspricht der Bernischen Regierungspolitik 2003-2006, wonach das Verkehrsnetz und das Verkehrsangebot auf die Ziele der Siedlungspolitik abgestimmt werden sollen. Sie entspricht ferner der Mobilitätsstudie der Region Bern, in der eine praktische Umsetzung der Ziele verlangt wird. Und sie steht auch im Einklang mit der Agglomerationspolitik bzw. den festgelegten Entwicklungsschwerpunkten (ESP).

Antwort des Regierungsrates

Im Frühling 2002 lancierte der Regierungsrat die „Mobilitätsstudie Region Bern“. Der Syn- thesebericht zu dieser Studie wurde im August 2003 vorgestellt und anschliessend eine Mitwirkung durchgeführt. Die Mobilitätsstrategie Region Bern stiess auf grosses Interesse. Aufgrund der eingegangenen Stellungnahme hat der Regierungsrat die strategischen Schwerpunkte für das Agglomerationsprogramm Verkehr + Siedlung Region Bern vorge- geben.

Der Hauptbericht des Agglomerationsprogramms Verkehr + Siedlung Region Bern liegt mit Datum vom 27. Januar 2005 vor. Zusammen mit den Programmen aus den übrigen fünf Berner Agglomerationen ist er Grundlage für die Eingabe beim Bundesamt für Raument- wicklung (ARE), die zur Zeit in Vorbereitung ist und Mitte Jahr erfolgen soll.

Die in der Motion verlangten Abklärungen für den öffentlichen Verkehr sind im Agglomera- tionsprogramm Region Bern enthalten. Für die kurz- und mittelfristigen Vorhaben läuft seit Mitte 2004 das Projekt „Weiterentwicklung S-Bahn“. Wichtigster Bestandteil ist dabei die Leistungssteigerung des Eisenbahnknotens Bern für den Fernverkehr, die S-Bahn und den Güterverkehr. In diesem Planungsprozess werden verschiedene Varianten der Angebots- und Fahrplangestaltung sowie der dazu notwendigen Infrastrukturen geprüft. Erklärtes Ziel ist die Erreichung eines hohen Nutzens mit einem finanziell verkraftbaren Investitionsbe- darf. Möglichkeiten dazu bestehen insbesondere mit den Entflechtungen der Verkehrs- ströme in den Vorbahnhöfen Weyermannshaus und Wylerfeld sowie Verbesserungen bei den Zufahrtsstrecken. Die Entscheidungsgrundlagen werden im Herbst 2005 vorliegen.

Für die langfristigen Konzepte werden im Rahmen des Agglomerationsprogramms Region Bern im Verlauf des Jahres 2005 Zweckmässigkeits-Beurteilungen (ZMB) durchgeführt. Für den öffentlichen Verkehr ist die ZMB „Bern Süd“ von grösster Bedeutung. Damit sollen die Möglichkeiten zur weiteren Entlastung des Bahnhofs Bern (Normalspur und RBS) so- wie einer besseren öV-Erschliessung von Köniz aufgezeigt werden. Bestandteile sind un- ter anderem: - Der Bau von zusätzlichen Perrongleisen für den RBS in Kombination mit einer Tram- Erschliessung von Köniz. - Die Verlängerung des RBS als Meterspurbahn Richtung Köniz und ev. Schwarzen- burg. - Die Umwandlung des RBS auf Normalspur und Verlängerung Richtung Gürbetal / Schwarzenburg (Metronet).

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In der ZMB werden unter anderem die Infrastruktur- und Betriebskosten ermittelt und dem erzielbaren Nutzen gegenübergestellt.

Die von der Motion verlangten Abklärungen zum zukünftigen Schienenverkehrssystem im Raum Bern wurden somit vom Regierungsrat bereits in Auftrag gegeben. Der Regierungs- rat wird den Grossen Rat in geeigneter Form über die Ergebnisse der Abklärungen orien- tieren. Da die langfristige Entwicklung in erster Linie durch die notwendige Infrastruktur sichergestellt werden kann, stehen dazu die nächsten Investitionsrahmenkredite im Vor- dergrund. Bereits im laufenden Rahmenkredit sind Vorhaben zur Leistungssteigerung des Bahnknotens Bern aufgelistet.

Die zukünftige Gestaltung des schweizerischen Schienennetzes einschliesslich des Ei- senbahnknotens Bern wird jedoch im Wesentlichen durch den Bund bestimmt. Die Finan- zierung durch den Bund ist zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr unsicher. Die entscheiden- den Vorlagen wie Gesetzgebung NFA, Bahnreform II, Agglomerationsfonds sowie Über- gangslösungen im Bereich der Leistungsaufträge SBB und Rahmenkredite an Privatbah- nen sind noch nicht abgeschlossen. Der Einfluss des Kantons Bern auf die Weiterent- wicklung der Schieneninfrastruktur hängt massgeblich von den finanziellen Mitteln ab, wel- che eingesetzt werden könnten. Da diese auch weiterhin eng begrenzt sind, kann der Vor- stoss nur als Postulat entgegengenommen werden.

Antrag : Annahme als Postulat

An den Grossen Rat