Katzenhilfe e.V.

Verein zum Schutz der Katze und zur Wahrung des Tierschutzgedankens

HAUSANSCHRIFT Katzenhilfe Bleckede e.V. Horndorfer Weg 4

An 21354 Bleckede Herrn TEL 05854/ 283015 FAX 05854/ 1521 Dirk Boks MOBIL 0151/ 17896556 Vorsitzender des Umweltausschusses WEB www.katzenhilfe-bleckede.de der SG E-MAIL [email protected] BANKVERBINDUNG Volksbank Lüneburger Heide e.G. Am Felde 6 b BIC-Code: GENODEF1NBU 21449 IBAN: DE16 240 60 300 00 17707500 BEARBEITER D. Ruhnke nachrichtlich: BLECKEDE 18.05.2014 An die Mitglieder des Umweltausschusses der SG Bardowick

An Samtgemeindebürgermeister Herrn Heiner Luhmann

Verordnung für eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für freilaufende Katzen

Bezug: 1.) Sitzungen des Umweltausschusses am 03.06.2013 u. 28.11.2013; jeweils TOP 8 2.) Beschlussvorlage 24/2013

Anlagen: 1.) Stellungnahme zur Niederschrift TOP 8 Sitzung Umweltausschuss vom 03.06.2013 (Auszug Niederschrift als Kopie beigefügt)

2.) Stellungnahme zur Niederschrift TOP 8 Sitzung Umweltausschuss vom 28.11.2013 (Auszug Niederschrift als Kopie beigefügt)

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Sehr geehrte Damen und Herren, Sehr geehrter Herr Bürgermeister, am 03.06.2013 und am 28.11.2013 wurde die o. g. Beschlussvorlage zur Einführung einer Kastrations-/ Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für freilaufende Hauskatzen dem Umweltausschuss zur Beratung unter dem TOP 8 vorgelegt. In der Sitzung am 08.11.2013 hat der Ausschuss mehrheitlich empfohlen eine solche Verordnung nicht einzuführen.

Der Ausschuss war sich fraktionsübergreifend einig, dass kein dringender Handlungsbedarf für die Samtgemeinde Bardowick besteht. Nachdem uns nun die Niederschriften zu den einzelnen Sitzungen vorliegen, haben wir in der Auswertung festgestellt, dass die Ausschussmitglieder falsch unterrichtet worden sind und Diskussionsbeiträge auf zum Teil fehlenden bzw. falschen Informationen beruhten. Zusätzlich hat der Ausschuss festgestellt, dass es eine Katzenproblematik in der Samtgemeinde Bardowick gibt. Aus diesen Gründen haben wir zu den einzelnen Positionen der Niederschriften eine Stellungnahme gefertigt und diese als Anlagen beigefügt, in der die falschen Informationen berichtigt und fehlende Informationen zu den einzelnen Wortbeiträgen zur Verfügung gestellt werden.

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In der Problematik der unkontrollierten Vermehrung von Hauskatzen hat sich keine Verbesserung der Situation eingestellt. Auch im Jahr 2013 ist die Anzahl von frei lebenden Hauskatzen im Landkreis Lüneburg weiter angestiegen.

So wurden alleine durch die Katzenhilfe Bleckede e.V. insgesamt 368 frei lebende Hauskatzen sowie 118 Katzenwelpen eingefangen, kastriert, gekennzeichnet und registriert. Das Tierheim Lüneburg hat im Jahr 2013 insgesamt 469 Hauskatzen aufgenommen. Daraus ergibt sich eine Gesamtsumme von 955 Hauskatzen. Davon entfielen alleine auf die Samtgemeinde Bardowick insgesamt 122 Hauskatzen.

Bereits im Jahr 2012 wurden insgesamt 97 Hauskatzen eingefangen/aufgenommen und kastriert. Dadurch hat sich im Jahr 2013 aber keine Reduzierung der Anzahl von Hauskatzen in der Samtgemeinde Bardowick eingestellt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Fangaktionen ehrenamtlich - neben der eigentlichen beruflichen Tätigkeit – ausgeübt werden und nicht allen Meldungen von frei lebenden Hauskatzen mangels Zeit, aber auch mangels finanzieller Mittel, nachgegangen werden konnte.

Alle durch die Katzenhilfe Bleckede e.V. und das Tierheim eingefangenen/aufgenommenen Hauskatzen aus der Samtgemeinde Bardowick waren weder kastriert noch gekennzeichnet.

In den Haustierregistern des Deutschen Tierschutzbundes und von Tasso e.V. waren mit Stand 31.12.2013 insgesamt 1209 Hauskatzen im Samtgemeindegebiet registriert. Davon waren 296 Hauskatzen als unkastriert registriert.

Die Tierschutzorganisationen im Landkreis Lüneburg haben im Jahr 2011 insgesamt 102.272 € für die Hauskatze aufgewendet (kastrieren, kennzeichnen, registrieren, versorgen). Im Jahr 2012 wurden 121.739 € und mit Abschluss des Jahres 2013 wurden bereits 204.680 € für die Hauskatze aufgewendet.

Diese 204.680 € sind in Relation zu den durch den Landkreis und den Kommunen festgelegten Zuschüssen zur Abdeckung der Fundtierkosten in Höhe von 100.000 € und die durch den Landkreis zur Verfügung gestellten 10.000 € für die Kastration von frei lebenden Hauskatzen zu betrachten. Der gesamte Fundtierzuschuss, der für alle Haustierarten und auch beschlagnahmte Tiere gedacht ist, wird alleine nur durch die Hauskatze aufgezehrt.

Dazu ist anzumerken, dass der o. g. öffentliche Zuschuss für die Fundtiere im Jahr 2007 in einer Höhe von 60.000 € festgelegt worden ist. Im Jahr 2009 wurde der Zuschuss auf 86.000 € und 2011 auf 100.000 € erhöht. Jede Kommune des Landkreises beteiligt sich an dieser Finanzierung. Im Jahr 2015 stehen die erneuten Vertragsverhandlungen an. Hierbei muss dem stetigen Anstieg von frei lebenden Hauskatzen und den damit verbundenen finanziellen Erfordernissen und der aktuellen Rechtsprechung über die Zuständigkeit der Kommunen Rechnung getragen werden. Die Kommunen die bereits eine Regelung zur Reduzierung der Anzahl von Hauskatzen getroffen haben, werden dies sicherlich in die Vertragsverhandlungen mit einbringen.

In der aktuellen Rechtsprechung zur Kostenübernahme bei aufgefundenen Hauskatzen wurde durch die Verwaltungsgerichte entschieden, dass zunächst immer von einem Fundtier, einer so genannten „Anscheinsfundsache“, auszugehen ist; die Eigenschaft als Fundtier darf erst verneint werden, wenn sich eindeutig und mit Sicherheit feststellen lässt, dass es sich um ein ausgesetztes Tier handelt. Eine Auslegung und Verwaltungspraxis, die entgegen § 3 Nr. 3 TSchG davon ausgeht, dass aufgefundene Tiere in aller Regel ausgesetzt wurden und damit herrenlos sind, steht nicht im Einklang mit dem normierten tierschutzrechtlichen Zielen.

Katzenhilfe Bleckede e.V. 18.05.2104; Anregung i.S.d. § 34 NkomVG 2/3

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Dies wurde zuletzt am 10.04.2014 in einem Berufungsverfahren bestätigt. Das Gericht hat dazu zusätzlich ausgeführt, dass ehemalige Haustiere nicht als herrenlos gelten können. Kommunen dürfen nicht zwischen entlaufenen Tieren einerseits und den von ihren Besitzern ausgesetzten Tieren unterscheiden. Das Tierschutzgesetz hat dazu keine unterschiedlichen Regelungen getroffen. So muss man derzeit beim Auffinden von Hauskatzen, insbesondere in den Ortslagen der Samtgemeinde Bardowick, zunächst immer davon ausgehen, dass diese Tiere einen Besitzer haben und dies auch bei „vermeintlich“ frei lebenden Hauskatzen. Dies zu verifizieren ist weder eine Aufgabe des meldenden Bürgers noch eine Aufgabe für die Tierschutzorganisationen. Dies ist eine alleinige Amtsaufgabe.

Die Samtgemeinde Bardowick ist zur Daseinsvorsorge und Existenzsicherung der öffentlichen Aufgaben verpflichtet. Maßnahmen der Kommune im Rahmen des Fundtierechtes oder im Rahmen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sind verpflichtende Amtsaufgaben. Maßnahmen und Aufwendungen der Kommune für aufgefundene Hauskatzen im Gemeindegebiet sind derzeit weder plan- noch beeinflussbar.

Durch den weiteren Anstieg der Anzahl von Hauskatzen steigt auch potentiell das Risiko der davon ausgehenden Gefährdungen für Mensch, Tier und Umwelt. Die öffentliche Ordnung und der soziale Frieden werden gestört. Unverantwortliche Katzenhalter, die ihren unkastrierten Hauskatzen Freigang gewähren, verursachen diese Gefährdung mit der damit verbundenen Verelendung der Tiere und des Anstiegs der Kosten. Dies auf dem „Rücken“ der ehrenamtlichen Mitarbeiter und Spender der Vereine, aber auch auf Kosten eines jeden Steuerzahlers, der ja indirekt an den Aufwendungen der öffentlichen Hand beteiligt ist.

Aus den o. g. Gründen regen wir i. S. d. § 34 NKomVG an, die Kastrations-/Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für freilaufende Hauskatzen erneut im Umweltausschuss der Samtgemeinde Bardowick zu beraten. Im Sinne dieser Anregung kann die Katzenhilfe Bleckede e.V. zur ausgewiesenen Problematik im Rahmen einer Präsentation vortragen. Die Präsentation enthält die grundlegenden Informationen aller Tierschutzorganisationen des Landkreises Lüneburg sowie ein fachwissenschaftliche Expertise der Tierärzteschaft. Ergänzend wird die Problematik der unkontrollierten Vermehrung von Hauskatzen auch im rechtlichen Kontext unter Berücksichtigung der aktuellen Rechtsprechung verdeutlicht. Die Katzenhilfe Bleckede e.V. kann, wenn gewünscht, auch die vorliegende Beschlussvorlage aktualisieren.

Um Antwort wird gebeten. Für Rückfragen und ggf. ein Vorgespräch stehen wir zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen i.A.

Dieter Ruhnke Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit

Katzenhilfe Bleckede e.V. 18.05.2104; Anregung i.S.d. § 34 NkomVG 3/3 Anlage 1 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede e.V. vom 18.05.2014

Stellungnahme zur Niederschrift TOP 8 Sitzung Umweltausschuss vom 03.06.2013

Zum 2. Absatz letzter Satz: „So haben die Stadt Bleckede, die Samtgemeinde eine Verordnung beschlossen, in den Samtgemeinden und Gellersen wurde der Erlass einer Verordnung abgelehnt.“

Hierbei ist anzumerken, dass zum Zeitpunkt der Sitzung auch die Samtgemeinde eine solche Verordnung eingeführt hatte und sowohl in der Samtgemeinde und Samtgemeinde Ostheide die Beratungen in den entsprechen Gremien anstanden (Anmerkung; die Samtgemeinde Ostheide hat die Verordnung ebenfalls eingeführt und die Beratungen in Scharnebeck sind noch nicht abgeschlossen).

Zur Samtgemeinde Ilmenau und Gellersen ist hinzuweisen, dass zur Einführung einer entsprechenden Verordnung bis dato noch keine Beratungen in den entsprechenden Gremien durchgeführt worden sind und dadurch eine solche Verordnung auch noch nicht abgelehnt werden konnte.

Zum 3. Absatz erster Satz: „der Ausschuss ist sich fraktionsübergreifend einig, dass in der Samtgemeinde Bardowick kein dringender Handlungsbedarf besteht“

Es wurden seitens der Ausschussmitglieder keine externen Informationen eingeholt. Man hat z. B. weder auf Informationen der Tierschutzorganisationen im Landkreis Lüneburg noch auf die fachwissenschaftliche Expertise der Tierärzteschaft zurückgegriffen, so dass keine Kenntnis über die tatsächliche Situation in der Samtgemeinde Bardowick vorlag. Zu mindestens hätte man hinterfragen müssen, warum der Landkreis Mittel in Höhe von 10.000 € zur Verfügung stellt und inwieweit die Samtgemeinde Bardowick betroffen ist.

Wenn bereits die Verwaltung mit einem entsprechenden Antrag an die entsprechenden Gremien herantritt, die sich im täglichen Dienstbetrieb mit der Problematik der unkontrollierten Vermehrung von Hauskatzen auseinandersetzen muss und auch der Ausschuss festgestellt hat, dass eine Katzenproblematik vorliegt, stellt sich aus meiner Sicht sehr wohl ein konkreter Handlungsbedarf dar. Hierbei zum Ergebnis zu kommen, dass kein Handlungsbedarf vorliegt, entzieht sich meinem Verständnis. Der Samtgemeinderat hat gegenüber seinen ausführenden Verwaltungsbeamten eine Fürsorgepflicht. Aus dieser Fürsorgepflicht entspringt die Verantwortung gegenüber der Verwaltung die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die es ermöglichen insbesondere die verpflichtenden Amtsaufgaben wahrzunehmen.

Zum 2. Absatz zweiter Satz: „Es wird befürchtet, dass sowohl für die Bürger als auch die Verwaltung zusätzliche Kosten durch die Verordnung entstehen.“

Durch das Aussetzen, Zurücklassen, Vernachlässigen und durch den Freigang unkastrierter Hauskatzen, die in menschlicher Obhut gehalten werden, ist die bekannte Problematik der unkontrollierten Vermehrung erst entstanden. Diese Tiere wandern den frei lebenden Hauskatzen zu und halten die Fortpflanzungskette aufrecht. Ungewollter Welpennachwuchs der eigenen Katze sorgt für Versorgungs- und Unterbringungsprobleme, so dass diese Tiere häufig ausgesetzt, vernachlässigt oder auch zurückgelassen werden. Diese Tiere werden dann wiederum Ausgangspunkt einer neuen Population, die sich dann unkontrolliert vermehrt. Es sollte selbstverständlich sein, dass einem Halter von Freigängerkatzen nach dem Verursacherprinzip eine Kastrationsverpflichtung zur Abwendung der unkontrollierten Vermehrung und der daraus entstehenden Gefahren zugemutet werden kann.

Anlage 1 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede e.V. vom 18.05.2014 1/2 Durch die Anwendung des Verursacherprinzips werden die bisherigen Versäumnisse der Katzenhalter, die ihren unkastrierten Tieren Freigang gewähren, nicht mehr auf die Allgemeinheit und öffentliche Hand abgewälzt und viel unnötiges Tierleid verhindert. Die im Anschreiben dazu aufgeführten Kosten, die letztendlich durch das verantwortungslose Handeln von Katzenbesitzern entstanden sind, sprechen für sich.

Ergänzend ist zu bemerken, dass eine Hauskatze ein Lebewesen ist. Wenn schon nicht die einmaligen Kastrationskosten getragen werden können, wie kann ein Besitzer dann die langjährigen (eine Hauskatze kann 15-20 Jahre alt werden) Futter und Tierarztkosten tragen. Werden dann auch Impfungen und Krankheitsbehandlungen aus Kostengründen nicht durchgeführt? Wird diesen Tieren dann ungeimpft und ggf. erkrankt weiterer Freigang gewährt und somit eine Verbreitung der Krankheiten ermöglicht? (Anmerkung; Die Masse der „Katzenkrankheiten“ - zum Teil mit tödlichem Verlauf – werden beim Fortpflanzungsakt übertragen). Oder lässt man dann sein Tier zurück, setzt es aus oder vernachlässigt es einfach?

Eine Kastrationsverordnung ist auch ein Mittel, wie z. B. auch die Hundesteuer, Einfluss auf die Anzahl der Tiere im Gemeindegebiet zu nehmen.

Auch zu den zusätzlichen Kosten wurden seitens der Ausschussmitglieder keine Informationen eingeholt. Zum Zeitpunkt der Sitzung hatten insgesamt 235 Kommunen in Deutschland, davon 161 Kommunen in Niedersachsen, eine solche Verordnung eingeführt. Auch Kommunen in unmittelbarer Nachbarschaft. Hier wären die benötigten Informationen leicht zu beschaffen gewesen und man hätte festgestellt, dass eine solche Verordnung keine zusätzlichen Kosten verursacht (Anmerkung; mittlerweile haben 282 Kommunen in Deutschland und davon 202 Kommunen in Niedersachsen eine entsprechende Verordnung eingeführt).

Zum 3. Absatz dritter Satz: „Die Verwaltung wird aufgefordert, die Bürger über das Katzenproblem zu informieren, um so die Bereitschaft zu fördern, dass die Katzen freiwillig kastriert werden.“

Es ist festzuhalten, dass der Ausschuss festgestellt hat, dass ein Katzenproblem in der Samtgemeinde Bardowick besteht . In diesem Zusammenhang ist es durchaus legitim zu hinterfragen, warum dann kein Handlungsbedarf besteht.

Die Kastration auf freiwilliger Basis (Appell an das Verantwortungsbewusstsein vieler Katzenbesitzer) hat sich als nicht effektiv dargestellt. Die Katzenhilfe Bleckede e.V. macht häufig die leidige Erfahrung, dass Angebote zur Kastrationsunterstützung, die eine Freiwilligkeit der Katzenhalter voraussetzen, erfolglos blieben, obwohl den Betroffenen Unterstützung beim ggf. erforderlichen Einfangen und auch teilweise Kostenübernahme zugesichert wurden.

Sogar die Tierärztekammer Niedersachsen hat 2007 einen Flyer „Katzenjammer“ aufgelegt. Bei der Tierärzteschaft ist dadurch aber auch kein ansteigendes Aufkommen an Kastrationen von Hauskatzen festgestellt worden. Auch eine intensive Aufklärungsarbeit der Landkreisverwaltung seit dem März 2012 hat keine Veränderung der Situation bewirkt. Auch die vom Ausschuss geforderte Information der Bürger hat dazu geführt, dass die Anzahl der eingefangenen/aufgenommenen Hauskatzen in der Samtgemeinde Bardowick weiter angestiegen ist.

Anlage 1 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede e.V. vom 18.05.2014 2/2 Anlage 2 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede e.V. vom 18.05.2014

Stellungnahme zur Niederschrift TOP 8 Sitzung Umweltausschuss vom 28.11.2013

Zum 1. Absatz erster und letzter Satz: „……, dass in der Samtgemeinde Bardowick kein dringender Handlungsbedarf besteht………. Er fügt noch hinzu, dass Herr Hermann Soltau in seiner Funktion als Schiedsmann gern eine Handlungsgrundlage haben wollte.“

Zum dringenden Handlungsbedarf verweise ich auf das Anschreiben und die Anlage 1. Durch den stetigen Anstieg frei lebender Hauskatzen treten vermehrt Probleme für den Menschen, die Tiere und die Umwelt auf. Die öffentliche Ordnung und der soziale Frieden werden gestört. Es entsteht Nachbarschaftsstreit und es kommen Probleme mit den Behörden auf. Nicht ohne Grund liegt eine Forderung des Schiedsmannes Herrn Soltau vor. Ergänzend ist zu bemerken, dass auch die Schiedsfrau Frau Wittkopf auf eine entsprechende Verordnung wartet. Der Vollständigkeit halber ist aber darauf hinzuweisen, dass eine so genannte Kastrationsverordnung nicht den alleinigen Zweck hat, Nachbarschaftsstreitigkeiten zu regulieren.

Zum 2. Absatz erster Satz: „Herr Maack teilt mit, dass es in den Fraktionen auch zu keinem anderen Sachstand gekommen ist.“

In logischer Konsequenz ist man zu diesem Ergebnis gekommen, da auch hier z. B. weder die vorliegenden Informationen der Tierschutzorganisationen noch die fachwissenschaftliche Expertise der Tierärzteschaft im Landkreis Lüneburg zur Beratung herangezogen worden ist, obwohl man in der Sitzung vom 03.06.2013 festgestellt hat, dass die Samtgemeinde Bardowick ein Katzenproblem hat. Die vorliegende Beschlussvorlage ist bereits im April 2012 durch die Katzenhilfe Bleckede e.V. erarbeitet und der durch die Kommunen eingesetzten Arbeitsgruppe am 07.06.2012 zur Beratung vorgelegt worden. Die Vorlage bedurfte bereits mit Beginn der Beratungen in der Samtgemeinde Bardowick einer Aktualisierung. Diese fortgeführte Aktualisierung war letztendlich auch in der Stadt Bleckede, der Samtgemeinde Dahlenburg und Ostheide ausschlaggebend für die Einführung einer solchen Verordnung.

Zum 3. Absatz: „Herr Peters stellt die Frage, ob es sich um ein akutes Problem handelt oder ob nicht nur Einzelfälle Probleme bereiten. Die Katzenhilfe Bleckede e.V. hat ja geschrieben, dass sie keine Tiere mehr aus Bardowick aufnehmen wird. Sofern es sich nicht wirklich um ein „größeres“ Problem sieht er keinen Handlungsbedarf.“

Wenn die Schiedsfrauen und Schiedsmänner, die Tierschutzorganisationen, die Tierärzteschaft, etc., der Landkreis Mittel für die Katzenproblematik einstellt, die Aufwendungen für die Hauskatze jedes Jahr ansteigen und auch seitens der Verwaltung eine Verordnung gewünscht wird, kann man eine Einzelfallproblematik eindeutig ausschließen. Leider sind entsprechende Informationen nicht eingeholt worden. Die Aussage, dass die Katzenhilfe Bleckede e.V. keine Tiere mehr aus Bardowick aufnehmen wird ist falsch .

Dazu ist auszuführen, dass sich die Katzenhilfe Bleckede e.V. zum Ziel gesetzt hat, die unkontrollierte Vermehrung von Hauskatzen zu verhindern. Dazu werden Fangaktionen durchgeführt und die Tiere einem Tierarzt vorgestellt. Die Tiere werden kastriert, gegen Parasiten behandelt, erhalten ein Antibiotikum u. ggf. eine weitere tierärztliche Behandlung. Danach werden die Tiere, je nach Verfassung, ein oder mehrere Tage weiter durch den Verein betreut. Nach Genesung, werden sie wieder am Einfangort ausgesetzt und dort eine Futterstelle eingerichtet.

Anlage 2 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede vom 18.05.2012 1/4 Ziel ist es hierbei, dass die Tiere weiter unter Beobachtung stehen und bei Krankheit/Verletzung sowie bei der Zuwanderung neuer Tiere rechtzeitig gehandelt werden kann. Die Katzenhilfe Bleckede e.V. hat keinen tierheimähnlichen Betrieb. Die eingefangenen Tiere werden vorübergehend bei Ehrenamtlichen des Vereins privat betreut. Somit kann die Katzenhilfe Bleckede e.V. keine Tiere auf Dauer aufnehmen.

Richtig ist, dass die Katzenhilfe Bleckede e.V. am 06.03.2013 berichtet hat, dass die vorhandenen Spendengelder und der Zuschuss des Landkreises Lüneburg in Zukunft im Schwerpunkt in den Kommunen des Landkreises eingesetzt werden sollen, die bereits eine Kastrationsverordnung eingeführt haben. Ziel hierbei war und ist es, und das sollte auch auf Verständnis stoßen, dass die vorhandenen Mittel nachhaltig eingesetzt werden.

Wie bereits in der Anlage 1 geschrieben, ist durch das Aussetzen, Zurücklassen, Vernachlässigen und durch den Freigang unkastrierter Hauskatzen, die in menschlicher Obhut gehalten werden, die bekannte Problematik der unkontrollierten Vermehrung erst entstanden. Diese Tiere halten die Fortpflanzungskette aufrecht.

Durch eine Kastrationsverordnung besteht die Chance, dass durchgeführte Kastrationsaktionen nachhaltig zum Erfolg führen, weil dann weniger unkastrierte Hauskatzen, die unter menschlicher Obhut gehalten werden, die Fortpflanzungskette aufrecht erhalten können. Dadurch müssen finanzielle Mittel nur einmal aufgewendet werden und man fängt nach der nächsten Wurfperiode nicht wieder von vorne an.

Zum 4. Absatz: „Hierzu merkt Herr Luhmann an, dass eine allgemeine Aufnahmeverweigerung durch die Katzenhilfe Bleckede nicht erfolgen kann. Der Verein bekommt Fördergelder vom Landkreis Lüneburg. Erst wenn diese aufgebraucht sind, könnte der Verein evtl. eine weitere Aufnahme aus Bardowick verweigern.“

Die Angaben des Samtgemeindebürgermeisters sind falsch. Ein Blick in den Beschluss des Ausschusses für Umweltschutz, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Agenda 21 u. Verbraucherschutz des Kreisrates vom 25.02.2013 hätte gezeigt, dass die 10.000,- € zwar auf Initiative der Katzenhilfe Bleckede e.V. bereitgestellt wurden, aber der Tierschutzverein Lüneburg e.V. die Mittelzuweisung dieser 10.000, € erhalten und somit alleinverantwortlich die Gelder verwaltet hat. Die Katzenhilfe Bleckede e.V. hat keine Mittel vom Landkreis zugewiesen bekommen und hatte auch keinen Rechtsanspruch auf Zugriff dieser Mittel.

Wie bereits unter Absatz 3 ausgeführt, hat die Katzenhilfe Bleckede e.V. keinen tierheimähnlichen Betrieb. Eine Aufnahme von Tieren für längere Zeit erfolgt nicht. Die Katzenhilfe Bleckede ist ein eingetragener Verein der seine Aufgaben ehrenamtlich und rein freiwillig wahrnimmt. Daraus eine Zuständigkeit abzuleiten ist auch aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Darüber hinaus gibt es zwischen der Samtgemeinde Bardowick und der Katzenhilfe Bleckede e.V. keine schriftliche Vereinbarung aus der Herr Luhmann ableiten könnte, dass die Katzenhilfe Bleckede e.V. zur Aufnahme von Hauskatzen aus der Samtgemeinde Bardowick verpflichtet wäre. Es besteht derzeit nur ein so genannter Fundtiervertrag mit dem Tierheim Lüneburg.

Wie bereits im Anschreiben aufgeführt, besteht für das Auffinden von Hauskatzen im Gemeindegebiet der Samtgemeinde Bardowick eine Zuständigkeit der Samtgemeinde. Diese Aufgabe ist eine verpflichtende Amtsaufgabe. Eine Übernahme von Amtsaufgaben durch einen Verein ist ausgeschlossen, weil die Behörde sich zwar Unterstützung heranziehen kann (z.B. Verwahrung Fundtier bei einem Tierschutzverein), aber ihre Amtsaufgabe nicht mit befreiender Wirkung ihrer Zuständigkeit übertragen können.

Anlage 2 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede vom 18.05.2012 2/4 Kann also ein Tierschutzverein kein Tier aufnehmen, aus welchen Gründen auch immer - kein Geld mehr, keine Kapazitäten mehr, ehrenamtliches Personal steht nicht zur Verfügung, Krankheit, etc. - bleibt die Kommune für die Versorgung des aufgefundenen Tieres zuständig, auch wenn ein rechtsverbindlicher Vertrag zur Fundtierverwahrung vorliegt. Die Amtsaufgabe ist nicht auf Dritte übertragbar (OVG Lüneburg vom 23.04.2012 -Az.: 11LB 267/11-).

Zum 5. Absatz: „Herr Meier sieht im Bereich der Samtgemeinde auch kein „Überpopulationsproblem“. Auch im Bezug des „Vogelschutz“ sieht er keinen Handlungsbedarf. Es treten in den Gemeinden vereinzelt Katzenpaare auf, die sind allerdings nicht wirklich problematisch. Er fügte noch hinzu, dass in dörflichen Gebieten wie z. B. Vögelsen viele Bürger sich eine Hauskatze halten. Diese sind allerdings meistens auch nur in den heimischen Gärten und verlassen nur selten ihr Terrain. Auch sind die Hauskatzen meist kariert, sowie geimpft, entwurmt, etc..“

Herr Meier hat genau beschrieben, wie sich Freigängerkatzen verhalten, die kastriert sind. Viele Bürger haben genug Verantwortungsbewusstsein ihre Hauskatze kastrieren zu lassen. Leider verbleibt ein nicht unerheblicher Anteil von Bürgern, die dieses Verantwortungsbewusstsein nicht zeigen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass Hauskatzen bereits mit sechs Monaten geschlechtsreif werden, zweimal im Jahr bringt ein weibliches Tier durchschnittlich vier bis sechs Welpen zur Welt. Mittlerweile werden die Vereine immer häufiger mit einem dritten Wurf im Jahr konfrontiert. Von einer unkastrierten Hauskatze kann in einem Jahr eine Gruppe von 20 x Hauskatzen entstehen. Für den Bereich Vögelsen ist anzumerken, dass mit Stand 31.12.2013 in den entsprechenden Haustierregistern insgesamt 149 Hauskatzen in Vögelsen registriert waren. Davon 44 unkastrierte Hauskatzen. Es ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl von Hauskatzen nicht registriert sind.

Zu den Beobachtungen von Herrn Meier, dass so genannte versorgte Freigängerkatzen sich in der Regel in der unmittelbaren Umgebung ihres "Wohnortes" aufhalten ist zu ergänzen, dass ausgesetzte, zurückgelassene und vernachlässigte Hauskatzen im Laufe der Zeit den Bezug zum Menschen verlieren, weil sie nicht mehr versorgt werden. Diesen Tieren wird auch häufig nachgesetzt, so dass sie letztendlich dem Menschen aus dem Weg gehen. Diese Tiere entwickeln ein scheues mitunter fluchtartiges Verhalten und werden in der Regel nur in der Dämmerung aktiv, wenn weniger Gefahr droht. Diese Tiere halten sich versteckt im Umfeld des Menschen auf, weil hier die Chance besteht Nahrung zur erhalten. Entweder wird auf Futterreste von Freigängerkatzen oder auch von Hunden zurückgegriffen oder man bedient sich am Komposthaufen, der Mülltonne, an den "gelben Säcken" oder ähnliches. Auch stellen viele Bürger, weil Ihnen die Tiere leid tun, Futter zur Verfügung.

Warum sind die o .g. Hauskatzen nicht kastriert? Scheut man die Kastrationskosten? Ist man finanziell überhaupt in der Lage ein Haustier zu halten? Werden die Tiere bei Erkrankung behandelt? Sind diese Tiere geimpft, entwurmt, etc.? Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit den Fortpflanzungsraten von Hauskatzen zu betrachten. Wie bereits in der Anlage 1 angemerkt, wird die Masse der Krankheiten beim Fortpflanzungsakt übertragen.

Zum 6. Absatz: „Herr Herm merkt an, dass es sich hier lediglich um Einzelfälle handelt. Im Bereich von Nachbarschaftsstreitigkeiten stößt man sicher mal an seine Grenzen. Es kann nicht für jeden Einzelfall eine neue Verordnung aufgestellt werden.“

Unter dem Eindruck von 296 gemeldeten unkastrierten Hauskatzen in der Samtgemeinde Bardowick in den Haustierregistern und der damit verbundenen Fortpflanzungsrate bei Hauskatzen kann man nicht mehr von Einzelfällen ausgehen.

Anlage 2 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede vom 18.05.2012 3/4 Dazu ist in logischer Konsequenz anzumerken, dass allein in der Samtgemeinde Bardowick im Jahr 2013 durch die Katzenhilfe Bleckede e.V. und das Tierheim Lüneburg 122 Hauskatzen in der Samtgemeinde Bardowick eingefangen/aufgenommen worden sind. Keine dieser Hauskatzen war kastriert und/oder gekennzeichnet.

Ein Überblick über die Anzahl der unkastrierten Hauskatzen in der Samtgemeinde Bardowick fehlt, weil es keine Kennzeichnungs- u. Registrierungspflicht für Hauskatzen gibt. Auf Grundlage einer annäherungsweisen Berechnung kann man im Landkreis Lüneburg von ca. 24875 Hauskatzen ausgehen. Bei der Tierärzteschaft Lüneburg waren 2013 insgesamt 18246 Hauskatzen in Behandlung. Auf die Einwohneranzahl der Samtgemeinde Bardowick bezogen bedeutet dies, dass man von ca. 1879 bis 2416 Hauskatzen ausgehen könnte.

Wie aus der vorliegenden Beschlussvorlage ersichtlich war, ist es das Ziel der vorliegenden Verordnung, Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwehren, die mit der Übertragung von Krankheiten und andere Gefahren durch frei lebende und freilaufende Hauskatzen verbunden sind. Darüber hinaus ist es das Ziel, eine Reduzierung der Überpopulation und eine Begrenzung der unkontrollierten Vermehrung von Hauskatzen aus Gründen des Tierschutzes zu erreichen.

Die Verordnung hat nicht primär das Ziel Nachbarschaftsstreitigkeiten zu schlichten. Dafür gibt es, wie durch Herrn Peters geschildert, die Gerichtsbarkeit. Diese kann aber letztendlich auch nur auf vorhandene Rechtsgrundlagen zurückgreifen. Steht also eine Rechtsgrundlage wie z. B. eine Kastrationsverordnung nicht zur Verfügung, kann auch ein Gericht keine entsprechende Entscheidung treffen.

Anlage 2 zum Anschreiben der Katzenhilfe Bleckede vom 18.05.2012 4/4