Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303

Wariner Seenlandschaft

Dieses Projekt wurde gefördert aus Mitteln des Europä- ischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes

und mit Mitteln aus dem Haushalt des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Meck- lenburg-Vorpommern finanziert.

------Impressum

Auftraggeber: Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg Telefon 0835/59586-0 ● Fax 0385/59586-570 http://www.stalu-mv.de E-Mail: [email protected]

Auftragnehmer:

UmweltPlan GmbH Stralsund Tribseer Damm 2 18437 Stralsund Tel. 03831/6108-0 ● Fax 03831/6108-49 http:/www.umweltplan.de E-Mail: [email protected] Bearbeitung:

UmweltPlan GmbH Stralsund/ Güstrow Antje Sluschny - Gesamtredaktion

Kathrin Brozio - Gesamtredaktion (bis Oktober 2009)

Wulf Hahne - Bearbeitung Kleingewässer

Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie (GNL) e.V.

Dorfstr. 31 17237 Kratzeburg Tel. 039822/20474 ● Fax 039822/29866 http:/www.gnl-kratzeburg.de E-Mail: [email protected]

Franziska Neubert - Bearbeitung Fischotter, Biber Dr. Arno Waterstraat - Bearbeitung LRT 3260, Fische

Dr. Hans-Jürgen Spieß, Friederike Möbius - Bearbeitung LRT 3140 – 3160 > 1 ha

Bearbeitung Bauchige Windelschnecke: Holger Menzel-Harloff Goethestraße 24 23970 Tel. 03841 284747 E-Mail: [email protected]

Bearbeitung der terrestrischen LRT: Catrin Jaschhof

Ernst-Thälmann-Ring 64 17491 Greifswald E-Mail: [email protected]

Erlass des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV vom 28.02.2011

Schwerin, im Februar 2011

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung...... 1

I. Teil Grundlagen...... 3

I.1 Allgemeine Gebietsbeschreibung ...... 3

I.1.1 Grundlagen...... 3

I.1.2 Aktueller Zustand, Landnutzungen, Tourismus- und Erholungsnutzungen.....6

I.1.3 Schutzgebiete...... 10

I.2 Bedeutung des Gebietes für das europäische Netz Natura 2000...... 14

I.2.1 Gemeldete und erfasste Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II FFH-RL...... 14

I.2.2 Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Lebensraumtypen und Arten für das europäische Netz Natura 2000...... 16

I.2.3 Für den Schutzzweck oder die Erhaltungsziele maßgebliche Bestandteile von Lebensraumtypen und Arten...... 19

1.2.4 Artenvorkommen des Anhangs IV FFH-RL...... 26

I.3 Erhaltungszustand der signifikanten Lebensraumtypen und der Artenvorkommen des Anhangs II der FFH-Richtlinie/ maßgebliche Bestandteile...... 28

I.3.1 LRT nach Anhang I...... 28

I.3.2 Arten des Anhangs II...... 28

I.4 Zusammenfassende Bewertung des Gebietes...... 30

I.4.1 Schutzzweck...... 30

I.4.2 Defizitanalyse...... 30

I.4.3 Erhaltungsziele...... 33 II. Teil Konsensorientierte Umsetzung der Maßnahmen: Erarbeitung unter Berücksichtigung sozioökonomischer Belange...... 38

II.1 Bewertung der vorhandenen und geplanten Nutzungen ...... 38

II.1.1 Verträgliche Landnutzungen, insbesondere Forstwirtschaft, Landwirtschaft ...... 39

II.1.2 Verträgliche Tourismus- und Erholungsnutzungen und Erschließungen ...... 39

II.1.3 Verträgliche gewerbliche Nutzungen und Infrastruktureinrichtungen...... 39

II.1.4 Unverträgliche Nutzungen ...... 40

II.1.5 Geplante Projekte und Nutzungen...... 41

II.1.5.1 Verträgliche Planungen (Vorprüfung ohne weitere Hauptprüfung) ...... 42

II.1.5.2 Planungen im Einzelfall auf Verträglichkeit zu prüfen...... 43

II.2 Maßnahmen ...... 46

II.2.1 Zusammenfassende Darstellung der Erhaltungsziele ...... 46

II.2.2 Festlegung der erforderlichen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen sowie der vorrangigen und wünschenswerten Entwicklungsmaßnahmen...... 47

II.3 Instrumente zur Umsetzung der Maßnahmen...... 55

II.3.1 Rechtliche Regelungen...... 55

II.3.2 Administrative Regelungen, Verwaltungsvereinbarungen, Cross Compliance im Bereich Landwirtschaft ...... 56

II.3.3 Vertragliche Regelungen ...... 58

II.3.4 Durchführung von größeren Entwicklungsmaßnahmen ...... 59

II.4 Kosten und Finanzierung der Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen ...... 59

III. Anhang Dokumentation des Beteiligungs- und Abstimmungsverfahrens (separater Ordner) IV. Karten

Blatt-Nr. Bezeichnung Maßstab

1 a Aktueller Zustand, Planungen 1 : 25.000 1 b Schutzgebiete 1 : 25.000 2 a Lebensraumtypen 1 . 10.000 2 b Habitate der Anhang II Arten 1 . 10.000 3 Maßnahmen 1 : 10.000

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Flächenanteile der im FFH-Gebiet vorkommenden Strukturtypen nach der Biotop- und Nutzungstypenkartierung...... 6 Tabelle 2: Nachrichtliche Übernahme der Maßnahmen aus der Bewirtschaftungsvorplanung...... 8

Tabelle 3: Lebensraumtypen des Anhangs I im Gebiet und gesetzlicher Biotopschutz .... 11 Tabelle 4: Naturdenkmale im FFH-Gebiet ...... 12 Tabelle 5: Gemeldete Vorkommen von LRT und aktuell ermittelte LRT des Anhangs I (Kennzeichnung der prioritären LRT mit *):...... 14 Tabelle 6: Gemeldete Vorkommen und aktuell ermittelte Arten des Anhangs II (Kennzeichnung der prioritären Arten mit *) ...... 15

Tabelle 7: Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Offenland-LRT für das Netz NATURA 2000...... 17 Tabelle 8: Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Arten des Anhangs II FFH-RL mit kleinräumig abgrenzbaren Habitaten für das Netz NATURA 2000...... 18 Tabelle 9: Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Tierarten mit großen Raumansprüchen für das Netz NATURA 2000...... 18

Tabelle 10: Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL...... 19 Tabelle 11: Habitate der Arten des Anhangs II der FFH-RL ...... 23 Tabelle 12: Verbreitung und Bewertung des Erhaltungszustands der Lebensraumtypen ... 28

Tabelle 13: Bewertung des Erhaltungszustands der Habitate der Arten des Anhangs II FFH-RL...... 29 Tabelle 14: Aktueller und anzustrebender Erhaltungszustand der LRT ...... 30

Tabelle 15: Aktueller und anzustrebender Erhaltungszustand der Habitate der Arten nach Anhang II FFH-RL...... 31 Tabelle 16: Übersicht der gebietsbezogenen Erhaltungsziele der LRT nach Anhang I FFH-RL und Arten nach Anhang II FFH-RL...... 34 Tabelle 17: Erhaltungsziele der LRT und der Arten nach Anhang II FFH-RL...... 35

Tabelle 18: Schutzgutbezogene unverträgliche Nutzungen im FFH-Gebiet...... 40 Tabelle 19: Auf Verträglichkeit geprüfte und als verträglich beurteilte Vorhaben im FFH- Gebiet...... 42

Tabelle 20: Kriterien zur Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen in Bezug auf Lebensraumtypen...... 45 Tabelle 21: Darstellung der Erhaltungs- und Entwicklungsziele für LRT und Arten ...... 46

Tabelle 22: Zusammenstellung der Maßnahmen ...... 49 Tabelle 23: Abgleich zwischen den Maßnahmen der BVP und den Maßnahmen der FFH-MP...... 53

Tabelle 24: Übersicht zu den rechtlichen Instrumenten (RI) ...... 55 Tabelle 25: Übersicht zu administrativen Instrumenten (AI)...... 56 Tabelle 26: Übersicht zu Maßnahmen mit administrativen Regelungen ...... 57

Tabelle 27: Übersicht zu vertraglichen Instrumenten...... 58 Tabelle 28: Übersicht zu Maßnahmen mit vertraglichen Regelungen...... 58

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lage und Abgrenzung des Bearbeitungsgebietes (Maßstab 1:25.000)...... 5

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Zusammenfassung Das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft umfasst eine Fläche von 1.078 ha und wird wesentlich geprägt durch die zahlreichen Gewässer, wie z.B. Groß Labenzer See, Weißer See, Rüben- und Harmssee, den naturnahen Radebach sowie durch ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet. Das Schutzgebiet erstreckt sich östlich einer gedachten Linie zwischen Warin und Blankenberg und ist Teil der Landschaftseinheit „Sternberger Seengebiet“ (403). Das FFH-Gebiet liegt mit jeweils annähernd der Hälfte in den Landkreisen Parchim und . Gebietsanteile entfallen dabei auf die Gemeinde Blankenberg und die Stadt Warin. Im Rahmen der Meldung des Gebietes an die Europäische Kommission wurden im Stan- dard-Datenbogen (SDB) 8 Lebensraumtypen (LRT) des Anhangs I, darunter 4 Wald-LRT (davon 1 prioritärer) und 4 Offenland-LRT, sowie 4 Arten des Anhangs II der FFH- Richtlinie mitgeteilt. Im Zuge der Managementplanung wurden die Offenland-LRT bestä- tigt. Es wurde kein weiterer LRT, aber drei weitere Arten (Biber, Zierliche Tellerschnecke, Eremit) erfasst. Insgesamt wurden im Rahmen der Managementplanung 4 LRT (3140, 3150, 3260, 7140) und 7 Arten (Fischotter, Biber, Bachneunauge, Steinbeißer, Bauchige Windelschnecke, Zierliche Tellerschnecke, Eremit) ermittelt. Der Harmssee wurde gutachtlich vom LRT 3140 in den LRT 3150 umgestuft. Für das Bachneunauge und die Gemeine Flussmuschel, deren Erfassung und Bewertung durch die obere Naturschutzbehörde erfolgt, fehlt die Zuarbeit des LUNG M-V, hier wurden vorliegende Daten nachrichtlich übernommen bzw. ausgewertet. Für die neu nachgewie- sene Zierliche Tellerschnecke, deren landesweite Erfassung und Bewertung ebenfalls durch das LUNG M-V erfolgt, fehlt bisher die Bewertung. Auch für den Eremit, der im FFH-Gebiet neu nachgewiesen wurde, fehlt bisher die Bewertung. Der aktuelle Erhaltungszustand des LRT 3260 sowie der Habitate von Biber, Bachneun- auge und Steinbeißer wird als „günstig“ beurteilt. Einen „ungünstigen“ Erhaltungszustand weisen dagegen die LRT 3140, 3150 und 7140 sowie die Habitate von Fischotter und Bauchiger Windelschnecke auf. Die aktuelle Bewertung des Erhaltungszustandes deckt sich bei den LRT 3140, 3150 und 7140 sowie beim Fischotter nicht mit den Angaben des Erhaltungszustandes im SDB. In diesen Fällen ist die aktuelle Bewertung schlechter (C) als die zum Referenzzeitpunkt.

Die Bedeutung des FFH-Gebietes für das Netz Natura 2000 ergibt sich u.a. aus dem „günstigen“ Erhaltungszustand von Biber, Bachneunauge und Steinbeißer sowie des LRT 3260 auf Gebietsebene, während sich diese Schutzobjekte europaweit gemäß dem Bericht nach Art. 17 FFH-Richtlinie in einem ungünstigen Zustand befinden. Fischotter, Biber und der LRT 7140 weisen europaweit wie auch landesweit einen ungünstigen Erhaltungszustand auf. Einen unzureichenden Zustand für das europäische Schutzge-

1

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

bietsnetz zeigt der ungünstige Zustand der LRT 3140, 3150 und 7140 sowie von Fischot- ter und Bauchiger Windelschnecke auf Gebietsebene. Der Schutzzweck des FFH-Gebietes DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft besteht im Erhalt einer wald- und wassergeprägten Landschaft mit meso- und eutrophen Seen, naturnahen Fließgewässern, Übergangs- und Schwingrasenmooren, Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern, Stieleichen- und Eichen-Hainbuchenwäldern sowie Auen- wäldern. Letztere finden besondere Beachtung als prioritäre Lebensraumtypen. Die naturnahen Seen, Fließgewässer und Kleingewässer und ihre natürlichen Verlandungs- bereiche sowie weitere Moorniederungen sind bedeutsam als Habitate für Fischotter und Biber, Bauchige Windelschnecke, Zierliche Tellerschnecke und Gemeine Flussmuschel, Steinbeißer und Bachneunauge. Der auf Gebietsebene oder in Teilbereichen vorhandene günstige Zustand der Lebensraumtypen und Arten soll erhalten bleiben, insbesondere der des Radebaches, der Bauchigen Windelschnecke, des Steinbeißers, des Bachneun- auges und des Bibers. Für den auf Gebietsebene ungünstigen Zustand der mesotrophen und eutrophen Seen sowie der Übergangs- und Schwingrasenmoore sind Wiederherstel- lungsmaßnahmen vorgesehen. Die Habitatelemente des Fischotters sollen entwickelt werden. Im FFH-Gebiet sind Wiederherstellungsmaßnahmen, Erhaltungsmaßnahmen sowie vorrangige und wünschenswerte Entwicklungsmaßnahmen vorgesehen. Zu den Maß- nahmenschwerpunkten zählen u.a. die Sanierung des Gewässer-Einzugsgebietes des Groß Labenzer Sees als LRT 3140 sowie die Renaturierung von Mooren (7140), Klein- seen und Kleingewässern (3150) im Waldgebiet zwischen Groß Labenzer See und Ra- debach (Verbesserung des Wasserrückhalts, Verschluss von Gräben). Als weitere Maß- nahmen sind die Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Radebach und Seebach, die Umgestaltung von Brücken zu biber- und otterschutzgerechten Kreuzungsbauwerken sowie die Verwendung von Reusen mit Schutzgittern zum Schutz des Fischotters zu nennen. Die Maßnahmen sind im Rahmen der Managementplanung, speziell in Arbeitsgruppen- sitzungen und weiteren Gesprächen, mit den Betroffenen vorabgestimmt. Bezogen auf den Radebach sind Maßnahmen im Rahmen der Umsetzung der EU- Wasserrahmenrichtlinie vorgesehen. Die Wald-Lebensraumtypen im FFH-Gebiet werden durch die Landesforstanstalt Meck- lenburg-Vorpommern in einer eigenständigen Managementplanung bearbeitet. Ergebnis- se liegen bislang nicht vor.

2

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Die Geschäftsgrundlage zur vorliegenden FFH-Managementplanung bildete der Fachleit- faden „Managementplanung in Natura 2000-Gebieten“ in der Version 2 vom 06. Juni 2008 (MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT , U MWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ MECKLEN- BURG -VORPOMMERN 2008).

I. Teil Grundlagen

Ziel der Managementplanung im FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft ist laut Standard-Datenbogen der Erhalt und die teilweise Entwicklung von Gewässer-, Moor- und Waldlebensraumtypen mit Vorkommen charakteristischer FFH-Arten (Bauchi- ge Windelschnecke, Bachneunauge, Steinbeißer, Fischotter). Als Hauptproblemfelder werden, soweit jeweils erheblich wirkend, Störungen des hydrologischen Systems und der Fließgewässerstruktur, Nähr- und Schadstoffeinträge in Gewässer sowie die Zunah- me von Zerschneidungen gesehen. Weiterhin werden die Intensivierung der Forstwirt- schaft und eine Verringerung des Alt- und Totholzanteils als Problemfelder eingeschätzt.

I.1 Allgemeine Gebietsbeschreibung

I.1.1 Grundlagen Das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft wurde mit einer Flächengröße von 1.075 ha an die Europäische Union gemeldet. Im Rahmen der Bearbeitung des vorliegenden FFH-Managementplanes erfolgte eine Flächenkorrektur, so dass sich eine neue FFH-Gebietsgröße von ca. 1.078 ha ergibt. Das FFH-Gebiet erstreckt sich östlich einer gedachten Linie zwischen Warin und Blan- kenberg und ist Teil der Landschaftseinheit „Sternberger Seengebiet“ (403). Geologie und Wasserhaushalt Das FFH-Gebiet liegt im Bereich des Sanders, der der Pommerschen Haupteisrandlage der Weichselvereisung vorgelagert ist. Zu den zahlreichen Gewässern im FFH-Gebiet zählen u.a. folgende Seen:

– Groß Labenzer See (231 ha) – Großer Barschsee (3 ha)

– Weißer See (19 ha) – Kleiner Barschsee(2 ha)

– Rübensee (15 ha) – Fauler See (2 ha)

– Harmssee (6 ha) – Baarskuhl (1 ha)

Vom Groß Labenzer See kommend, durchfließt der Radebach das FFH-Gebiet in südli- che Richtung. Der Fluss hat in diesem Bereich ein eindrucksvolles Erosionstal geschaf- fen, das als Geotop ausgewiesen ist.

3

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Nutzungsgeschichte Die Wiebekingsche Karte von 1786 zeigt in der Wariner Seenlandschaft insgesamt eine ähnliche Verteilung von Gewässern, Wald und Offenland wie heute. Allerdings war das heute kompakt geformte Waldgebiet damals an den Rändern durch hineinragendes Offenland stark zerklüftet. Dies betraf vor allem die Bereiche um Graupenmühle, um den Böckenberg und den Hoflangen Brook im Norden, die Bereiche zwischen Radebach und dem Faulen See sowie um Friedrichswalde im Süden. Auch die Landzungen am Groß Labenzer See bei Weiße Krug und Friedrichswalde waren Offenland (Grün-, Ackerland) und noch nicht bewaldet. Somit war der Waldanteil damals im Verhältnis zum Offenland etwas geringer als heute. Der große und der kleine Barschsee waren im 18. Jh. miteinander verbunden. Die kleine Wasserfläche westlich vom Harmsee existierte noch nicht. Zusätzliche Kleingewässer gab es bei Graupenmühle und Friedrichswalde. Der damalige Verlauf des Radebaches entsprach im Wesentlichen dem heutigen (Wiebekingsche Karten 1786, 16-Sternberg). Heutige potentielle natürliche Vegetation Die heutige potentielle natürliche Vegetation im Schutzgebiet bilden vor allem Buchen- wälder mesophiler Standorte (M) in der Ausprägung Waldmeister-Buchenwald ein- schließlich der Ausprägung als Perlgras-Buchenwald (M30) sowie im Bereich der Ge- wässer Auen- und Niederungswälder/Edellaubholzreiche Mischwälder (E) in der Ausprä- gung Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald auf nassen organischen Standorten (E20). Weiterhin werden kleinere Bereiche mit bodensauren Buchenwäldern (L) in der Ausprä- gung Drahtschmielen-Buchenwald einschließlich Schattenblumen-Buchenwald (L16) im äußersten Osten und Südosten des Schutzgebietes angenommen. In einer Senke zwi- schen Weiße Krug, Friedrichswalde und Harmssee würde sich auf feuchten minerali- schen Standorten ein Rasenschmielen-Buchenwald ansiedeln.

Die Abbildung 1 zeigt die Lage und Abgrenzung des Bearbeitungsgebietes. Hervorgeho- ben sind die Wald-Lebensraumtypen aus der Binnendifferenzierung als nicht beauftragte und noch nicht bearbeitete Teilflächen. Die Bearbeitung der Waldflächen obliegt der Landesforst, Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor. Die Gebietsabgrenzung im Detail kann der Karte 2 entnommen werden.

4

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Abbildung 1: Lage und Abgrenzung des Bearbeitungsgebietes (Maßstab 1:25.000)

5

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

I.1.2 Aktueller Zustand, Landnutzungen, Tourismus- und Erholungsnutzungen

Biotop- und Nutzungstypen Aufgrund der Biotop- und Nutzungstypenkartierung ergeben sich für das FFH-Gebiet mit einer gemeldeten Gesamtfläche von 1.075 ha die in folgender Tabelle dargestellten gerundeten Flächenanteile.

Tabelle 1: Flächenanteile der im FFH-Gebiet vorkommenden Strukturtypen nach der Biotop- und Nutzungstypenkartierung

Strukturtyp Fläche (ha) Anteil am FFH-Gebiet (%) Wald 702,2 65,3 Baumgruppe/Hecke/Gebüsch 0,8 0 Niedermoor 27,4 2,5 Fließgewässer 0,5 0 stehendes Gewässer > 1ha 270,8 25,2 stehendes Kleingewässer < 1 ha 0,9 0 Grünland 61,3 5,7 Acker/Erwerbsgartenbau 7,8 0,7 Freifläche 2,1 0,2 Verkehrsflächen 0,9 0 Wasserbauwerk 0,4 0 Mischgebiet 0,3 0 Produktionsanlage 0,03 0

Die größten Flächenanteile entfallen mit über 60 % auf den Strukturtyp Wald. Das zu- sammenhängende Waldgebiet ist gegliedert, wobei flächenmäßig reiner Nadelwald (257,5 ha mit Fichte, Kiefer, Lärche, Douglasie) und reiner Laubwald (255,1 ha vor allem mit Buche, Eiche, Erle und Ahorn) dominieren. Einen weiteren größeren Flächenanteil nimmt Mischwald (133,7 ha mit Buche, Eiche und Kiefer) ein. Der restliche Teil entfällt auf die entsprechenden Mischformen, Waldränder sowie Kahlschlagflächen, Lichtungen und Schneisen. Die stehenden Gewässer mit über 1 ha Wasserfläche nehmen etwa ein Viertel der Gebietsfläche in Anspruch. Zu den zahlreichen Seen zählen u. a. der Groß Labenzer See, der Weiße See, der Rüben- und der Harmssee. Als überwiegend natur- nahes Fließgewässer durchfließt der Radebach das Untersuchungsgebiet von Norden nach Süden. Die Grünländer mit knapp 6 % der Gebietsfläche befinden sich vorwiegend an den Gebietsgrenzen, sie werden von Frischgrünländern bestimmt.

6

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Forstwirtschaft Die Waldflächen im FFH- Gebiet „Wariner Seenlandschaft“ befinden sich überwiegend im Eigentum der Landesforstanstalt und werden durch das Forstamt Schlemmin verwaltet. Ein kleiner Teil im Südosten ist Privatwald und wird durch den Förster Herrn Brosemann betreut. Die forstwirtschaftliche Nutzung im FFH-Gebiet spielt hinsichtlich der Problem- und Kon- fliktlösung im Rahmen der vorliegenden Managementplanung eine untergeordnete Rolle und wird daher nicht weiter ausgeführt. Die Wald-Lebensraumtypen in FFH-Gebieten werden durch die Landesforstanstalt M-V in eigenen Managementplänen bearbeitet. Diese Pläne enthalten die zur Forstwirtschaft erforderlichen Aussagen unter Berücksichtigung der Offenland-LRT und Arten. Eine diesbezügliche Planung für das FFH-Gebiet wird derzeit nach Auskunft der Landesforst- anstalt nicht bearbeitet. Landwirtschaft Die landwirtschaftliche Nutzung im FFH-Gebiet spielt aufgrund des geringen Flächenan- teils eine untergeordnete Rolle. Es überwiegen Grünlandflächen, die z.T. nach den Be- stimmungen der naturschutzgerechten Grünlandnutzung bewirtschaftet werden, wie an den Wald angrenzend westlich des Rübensees. Nordöstlich und östlich des Groß Labenzer Sees, über das FFH-Gebiet hinaus, erfolgt eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit großflächiger Entwässerung durch Drä- nung und Vorflut in den See.

Fischerei und Angelsport Fischereilich genutzt werden fast alle Seen des FFH-Gebietes, dazu gehören Rübensee (Fischereibetrieb Dehmel) sowie der Weiße See, der Harmssee, der Kleine und der Große Barschsee und auch der Baarskuhl, die vom Fischereibetrieb Frischke aus Stern- berg bewirtschaftet werden. Der Rübensee wurde in den letzten vier Jahren nicht be- fischt, ein Besatz fand mit Aal statt (LANDESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT , L EBENSMITTELSI- CHERHEIT UND FISCHEREI MECKLENBURG -VORPOMMERN , A BT . F ISCHEREI UND FISCHWIRT- SCHAFT 2008). Der Fischereibetrieb Piehl verwendete in den letzten fünf Jahren für den Groß Labenzer See als Fanggeräte Groß- und Kleinreusen, Stell- und Zugnetze. Es wurden die Raubfi- sche Aal, Barsch, Hecht und Kleine Maräne sowie die Weißfische Schlei, Plötz und Fut- terfisch gefangen. Außerdem ist der Fang des Amerikanischen Flusskrebses zu nennen. Fischbesatz erfolgte mit Aal und Schlei. Im See Baarskuhl wurde in den letzten fünf Jahren Hecht mit Stellnetzen gefangen. Fischbesatz wurde mit Aal und Hecht vorge- nommen. LANDESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT , L EBENSMITTELSICHERHEIT UND FISCHEREI MECKLENBURG -VORPOMMERN , A BT . FISCHEREI UND FISCHWIRTSCHAFT (2008)

7

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Der Groß Labenzer See ist als Angelgewässer ausgewiesen. Auch Rüben- und Harms- see sind als Angelgewässer beliebt. Für die Seen im Umland von Warin wurde unter dem Motto „Angeln in Warin“ ein spezielles Angel-Ticket entwickelt, das sowohl Anfängern als auch Profis das Angeln im Gebiet ermöglicht und Hilfestellungen gibt (u. a. Angelzube- hör, Boote, geführtes Angeln mit Experten). Wasserwirtschaft Auf eine Gewässerunterhaltung des Radebachs, die dem Wasser- und Bodenverband ‚Obere Warnow’ obliegt, wird weitgehend verzichtet. Ein Wehr befindet sich am Radebach, am Auslauf aus dem Groß Labenzer See in Klein Labenz, zwei weitere unmittelbar unterhalb der südlichen FFH-Gebietsgrenze bei Blan- kenberg an der stillgelegten Bahnstrecke sowie an der Straße zwischen Blankenberg und Wipersdorf. Ein weiteres Wehr befindet sich am Einlauf in den Groß Labenzer See bei Groß Labenz. Im Waldgebiet um Weiße Krug, zwischen Groß Labenzer See und Radebach, befindet sich ein verzweigtes, teilweise bereits verfallenes Binnengrabensystem.

Die Bewirtschaftungsvorplanung (BVP) nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) für das Bearbeitungsgebiet Brüeler Bach, zu dem u. a. der Radebach zählt, befindet sich derzeit in Bearbeitung. Bezogen auf das FFH-Gebiet wurden die folgenden Maßnahmen formuliert:

Tabelle 2: Nachrichtliche Übernahme der Maßnahmen aus der Bewirtschaftungsvor- planung

Maßnahmen-ID Beschreibung Bemerkungen WABB-1600_M07 Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit am Förderantrag liegt bereits vor Wehr Labenzer See (Radebach am Ausfluss aus dem Groß Labenzer See) WABB-1600_M08 Prüfung einer möglichen ökologischen Durchgän- Maßnahmen max. nach Herstel- gigkeit des Biberdammes Graupenmühle (Rade- lung Durchgängigkeit am Wehr, bach ca. 500 m nordöstlich Graupenmühle) möglichst Erhalt des Biberdammes WABB-1800_M01 Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit im - Wohnpark Gr. Labenz, Umbau mehrerer Sohlab- stürze und Rampen (Radebach, Zufluss zum Groß Labenzer See)

Für den Groß Labenzer See mit einer Fläche > 50 ha wurde keine Bewirtschaftungspla- nung im Rahmen der EU-WRRL durchgeführt, da die Bewertung nach der Trophie einen guten ökologischen Zustand ausweist. Dementsprechend wurden keine Maßnahmen abgeleitet.

Tourismus und Erholung Aufgrund der zentralen Lage im Naturpark Sternberger Seenland sowie des Wald- und Seenreichtums wird das FFH-Gebiet von zahlreichen Wander- und Radwegen gequert und ist als Erholungsgebiet auch bei der heimischen Bevölkerung sehr beliebt.

8

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Der europäische Radfernweg verläuft mit seinem Teilstück „Schweriner See – Warnow- tal“ asphaltiert zwischen Graupenmühle, Weiße Krug und Friedrichswalde durch das Gebiet. Im Zuge der touristischen Erschließung dieses Radfernweges und der Gemeinde Blankenberg sind Informationstafeln u. a. in Friedrichswalde, Weiße Krug und am Rade- bach aufgestellt worden. Weitere ausgewiesene Radwege im Schutzgebiet, z. T. mit gleichem Streckenverlauf, sind die Touren „Rund ums Warnowdurchbruchstal“ und „Zwi- schen Brüel und Warnowdurchbruchstal“. Im nördlichen Bereich zwischen Graupenmühle, Klein Labenz und Weißem See verläuft ein Teilstück des Europäischen Fernwanderweges E 9a durch das Gebiet, teilweise auf dem ebenfalls ausgewiesenen Radfernweg. Im weiteren Verlauf führt der Wanderweg im Nordosten auf der FFH-Gebietsgrenze entlang. Einige weitere Wanderwege wie der „Rundweg Groß Labenz“, der „Denkmalwanderweg Blankenberg - Groß Raden“ oder der Wanderweg Warin - Weiße Krug sind ausgeschildert. Am Groß Labenzer See gibt es zwei Badestellen (jeweils in Groß Labenz und Klein La- benz). Der Groß Labenzer See ist, wie auch der Weiße See, laut Badewasserkarte Meck- lenburg-Vorpommern zum Baden sehr gut geeignet, die hygienischen Anforderungen werden ohne Einschränkung erfüllt (MINISTERIUM FÜR SOZIALES UND GESUNDHEIT MECK- LENBURG -VORPOMMERN 2008). Eine weitere Badestelle befindet sich in Friedrichswalde, am Südufer des Groß Labenzer Sees. Das Mausoleum mit dem „Bronzenen Hirsch“ in Friedrichswalde, das sich am Südufer des Groß Labenzer Sees in einem Buchen-Kiefern-Mischwald befindet und als Bau- denkmal ausgewiesen ist, stellt eine gern und häufig besuchte Sehenswürdigkeit im Gebiet dar. Hinweisschilder mit Informationen zum Naturpark Sternberger Seenland befinden sich in Weiße Krug, an der Kreuzung Weiße Krug/ Klein Labenz, am Strandbad am Groß La- benzer See sowie am Ostufer des Glammsees (Blitzeiche). Letztere liegt außerhalb, aber in unmittelbarer Nähe des FFH-Gebietes. Im FFH-Gebiet, entlang des Wanderweges am Radebach, befinden sich vier Rastplätze. Davon wurden drei als Schutzhütten gestaltet (baulich überdachte Rastmöglichkeiten zum Schutz vor Niederschlägen). In unmittelbarer Nähe zum FFH-Gebiet befinden sich zwei weitere Rastplätze in Groß Labenz (Schutzhütten) sowie Park- und Rastplätze in Klein Labenz sowie am Abzweig zum Mausoleum Friedrichswalde (Schutzhütte). In Friedrichswalde, am Südufer des Groß Labenzer Sees, befindet sich der Ferienhof Bronzener Hirsch, der u. a. Beherbergung in vier Bungalows (für je 4+2 Personen), einem Ferienhaus (für 4+2 Personen) sowie im ehemaligen Jagdschloss (ca. 30 Übernach- tungsmöglichkeiten) anbietet und ein Cafe betreibt. Auch Zelten ist auf dem Grundstück möglich. In Klein Labenz, ebenfalls direkt am Groß Labenzer See gelegen, befindet sich der Natur- und Ferienpark Labenzer See mit 12 Ferienhäusern im Bungalowstil für je 4-6 Personen und angrenzendem kleinen Campingplatz.

9

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Siedlung, Industrie und Gewerbe Die Ortschaften Friedrichswalde und Weiße Krug wurden aus dem eigentlichen Schutz- gebiet ausgegrenzt, liegen aber direkt am bzw. innerhalb des FFH-Gebietes. Des Weite- ren grenzen die Ortschaften Groß Labenz, Klein Labenz, Graupenmühle und Blanken- berg an das FFH-Gebiet. Industrie- und Gewerbeflächen sind im FFH-Gebiet nicht vor- handen.

Verkehr Die stark frequentierte Bundesstraße B 192 verläuft auf ca. 1,5 km in Nord-Süd-Richtung durch das westliche Untersuchungsgebiet und bildet auf ca. 1,2 km die FFH- Gebietsgrenze. Weiterhin befinden sich zahlreiche nicht dem öffentlichen Verkehr ge- widmete Wege im Schutzgebiet, vor allem unbefestigte Waldwege. Die asphaltierte We- geverbindung von Klein Görnow nach Warin, die durch das FFH-Gebiet führt, ist als sonstige Straße oder Fahrweg ausgewiesen. Gleichzeitig ist dies ein Teilstück des euro- päischen Radfernweges Nr. 11 „Schweriner See - Warnowtal“. Der Weg wird gern von Einheimischen als kurze Verbindung und Alternative zur Bundesstraße mit Kfz befahren und damit zeitweise stärker frequentiert. Bahnstrecken verlaufen teilweise direkt an der Untersuchungsraumgrenze, so die stark befahrene Strecke - Schwerin auf ca. 1,6 km im Süden und die 1998 stillgelegte Strecke Wismar - Karow auf ca. 1,3 km als westliche Gebietsgrenze. Der Bahnhof Blan- kenberg liegt in nächster Nähe zum Untersuchungsraum.

I.1.3 Schutzgebiete

Naturpark Das FFH-Gebiet liegt vollständig im Naturpark Sternberger Seenland. Ziel des Natur- parks ist die einheitliche und nachhaltige Entwicklung des Gebietes, das wegen seiner landschaftlichen Eigenart und Schönheit sowie seiner vielfältigen Ausstattung mit Öko- systemen, Tier- und Pflanzenarten und seiner großräumig unzerschnittenen Lebensräu- me eine besondere Eignung für die landschaftsgebundene Erholung und den Fremden- verkehr besitzt. Die Zielsetzung umfasst gleichrangig den Schutz und die Entwicklung der im Naturpark gelegenen Landschafts- und Naturschutzgebiete, die nachhaltige Landnut- zung sowie die regionale wirtschaftliche Entwicklung. Der Naturpark dient weiter dem Schutz, der Pflege, der Wiederherstellung und Entwicklung einer Kulturlandschaft mit reicher Naturausstattung. Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung stellen wesentliche Aufgaben dar. Die Städte und Gemeinden werden als attraktive Lebens- und Arbeitsstät- ten sowie als Erlebnis- und Erholungsräume für die dort lebenden Menschen und ihre Gäste nachhaltig wirtschaftlich, sozial und kulturell entwickelt.

10

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Landschaftsschutzgebiete Das FFH-Gebiet befindet sich jeweils fast zur Hälfte in den Landschaftsschutzgebieten LSG Seengebiet Warin- (Parchim) und LSG Seengebiet Warin-Neukloster (Nordwestmecklenburg). LSG Seengebiet Warin-Neukloster (Parchim) – L 2b Das LSG mit dem Beschl. Nr. 12 RdB Schwerin v. 15.01.1958 (mit W. v. 01.01.58) als Rechtsgrundlage erstreckt sich über eine Fläche von 1.080 ha. Für das Gebiet ist kein Schutzzweck definiert. LSG Seengebiet Warin-Neukloster (Nordwestmecklenburg) – L 2a2

Das LSG mit dem Beschl. Nr. 12 RdB Schwerin v. 15.01.1958 (mit W. v. 01.01.58) als Rechtsgrundlage erstreckt sich über eine Fläche von 3.270 ha. Für das Gebiet ist kein Schutzzweck definiert.

Gesetzlich geschützte Biotope Ein Großteil der Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie unterliegen unmit- telbar dem gesetzlichen Biotopschutz nach § 20 NatSchAG M-V und § 30 BNatSchG. In der Tabelle 3 werden die im Gebiet gemeldeten LRT den Kategorien des gesetzlichen Biotopschutzes zugeordnet.

Tabelle 3: Lebensraumtypen des Anhangs I im Gebiet und gesetzlicher Biotopschutz

EU-Code Lebensraumtyp Gesetzlich geschütztes Gesetzlich geschütztes Biotop nach § 20 Biotop nach § 30 NatSchAG M-V BNatSchG 3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stehende Kleingewässer, Natürliche oder naturnahe Gewässer mit benthischer Vege- einschließlich der Uferberei- Bereiche fließender und tation aus Armleuchteralgen che (Wasserfläche 25-10.000 stehender Binnengewässer m²) einschließlich ihrer Ufer und Verlandungsbereiche ste- der dazugehörigen uferbe- hender Gewässer gleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder natur- nahen Verlandungsbereiche 3150 Natürliche eutrophe Seen mit Stehende Kleingewässer, Natürliche oder naturnahe einer Vegetation des Magnopo- einschließlich der Uferberei- Bereiche fließender und tamions oder Hydrocharitions che (Wasserfläche 25-10.000 stehender Binnengewässer m²) einschließlich ihrer Ufer und Verlandungsbereiche ste- der dazugehörigen uferbe- hender Gewässer gleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder natur- nahen Verlandungsbereiche Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche

11

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

EU-Code Lebensraumtyp Gesetzlich geschütztes Gesetzlich geschütztes Biotop nach § 20 Biotop nach § 30 NatSchAG M-V BNatSchG 3260 Flüsse der planaren bis montanen Naturnahe und unverbaute Natürliche oder naturnahe Stufe mit Vegetation des Ranun- Bach- und Flussabschnitte, Bereiche fließender und culion fluitantis und des Callitri- einschließlich der Ufervege- stehender Binnengewässer che-Batrachion tation einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbe- gleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder natur- nahen Verlandungsbereiche 7140 Übergangs- und Schwingrasen- Naturnahe Moore Moore moore 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- - - Fagetum) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Aspe- - - rulo-Fagetum) 9160 Subatlantischer oder mitteleuro- - - päischer Stieleichenwald oder Eichen- Hainbuchenwald (Carpi- nion betuli) 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa Naturnahe Bruch-, Sumpf- Bruch-, Sumpf- und Auwäl- und Fraxinus excelsior (Alno- und Auwälder (Mindestgröße der Padion, Alnion incanae, Salicion 5.000 m²) albae)

Naturdenkmale Folgende, in Tabelle 4 aufgeführten Naturdenkmale befinden sich im FFH-Gebiet. Mit „V“ gekennzeichnete ND sind Kartierervorschläge für zukünftige Festsetzungen.

Tabelle 4: Naturdenkmale im FFH-Gebiet

Gemeinde Ort Nr. Baumart Standort Blankenberg Weiße Krug Bb 1 Stieleiche Ortseingang aus Richtung Friedrichs- (Quercus robur ) walde rechts am Waldrand neben Koppel auf Grundstück Ridder Blankenberg Friedrichswalde V Bb 4 Lärche Friedrichswalde Richtung Mausoleum (Larix decidua ) linke Seite am Straßenrand

In Friedrichswalde – unmittelbar an der südlichen FFH-Gebietsgrenze, aber außerhalb des Schutzgebietes - befinden sich weiterhin 16 Robinien ( Robinia pseudoacacia ), die als Naturdenkmal ausgewiesen sind.

Geschützte Landschaftsbestandteile Im FFH-Gebiet sind keine Geschützten Landschaftsbestandteile (GLB) ausgewiesen. Mit einem dem GLB ähnlichen Schutzzweck wurden in der DDR Flächennaturdenkmale (FND) ausgewiesen. Bei dieser Schutzkategorie standen ökologische Zielstellungen im Sinne des Arten- und Biotopschutzes im Vordergrund. Vielfach sind die bestehenden

12

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

FND gleichzeitig geschützte Biotope gemäß § 20 NatSchAG M-V. Nach § 22 NatSchAG M-V gilt die Schutzverordnung fort, sofern sie nicht ausdrücklich aufgehoben wird. Im Schutzgebiet ist die Trollblumenwiese („Nordmannsche Wiese“) am Radebach nörd- lich der Brücke bei Graupenmühle als FND ausgewiesen. Besonderer Artenschutz, Horstschutzzonen Horst- und Neststandorte der Adler, Baum- und Wanderfalken, Weihen, Schwarzstörche und Kraniche unterliegen gemäß § 23 NatSchAG M-V einem besonderen Schutz. Für das FFH-Gebiet liegen keine Angaben zu entsprechenden Brutvorkommen vor. Sonstiges Das FFH-Gebiet liegt fast vollständig in der Wasserschutzzone IIIA (oberirdisch) des Wasserschutzgebietes Warnow-Rostock (1938-08, Beschlussnummer: Bez.tag RO 54- 15/80).

13

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

I.2 Bedeutung des Gebietes für das europäische Netz Natura 2000

I.2.1 Gemeldete und erfasste Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II FFH-RL

Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-RL In Tabelle 5 sind die im Standarddatenbogen (SDB) der Europäischen Kommission mit- geteilten Vorkommen von Lebensraumtypen mit Flächenangaben, einschließlich der Bewertungen des Erhaltungszustands sowie die aktuell ermittelten Größen und Bewer- tungen dargestellt. Die aktuelle Flächengröße und der aktuelle Erhaltungszustand sind Ergebnis der Bestandsaufnahme. Bestimmend bei der Aggregation der Teilbewertungen zum Erhaltungszustand auf Gebietsebene ist jeweils die Kategorie mit den überwiegen- den Flächenanteilen, es sei denn, die Kategorie C hat Flächenanteile von mehr als 25%. In diesem Fall ist C bestimmend. Für die weitere Bearbeitung sind die aktuell ermittelten Lebensraumtypen maßgeblich. Die Lebensraumtypen mit Angabe der Bewertung der Teilflächen sind in Karte 2a dargestellt. Sofern im Rahmen einer Plausibilitätsprüfung festgestellt wird, dass bei der Bewertung des Erhaltungszustandes der Habitatelemente ein wissenschaftlicher Fehler vorlag, ist der jeweilige Erhaltungszustand in den folgenden Tabellen in Klammern gesetzt. Dies gilt sowohl für die Bewertung zum Zeitpunkt der Gebietsmeldung als auch für die aktuelle Bewertung. Eine Erläuterung zur Plausibilitätsprüfung erfolgt in Kapitel I.4.2.

Tabelle 5: Gemeldete Vorkommen von LRT und aktuell ermittelte LRT des Anhangs I (Kennzeichnung der prioritären LRT mit *):

EU- LRT Flächen- Erhaltungs- Flächen- Erhaltungs- Code größe laut zustand größe zustand Meldung laut StDB aktuell aktuell (ha) (ha) 3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewäs- 265,73 B 260,05 C ser mit benthischer Vegetation aus Arm- leuchteralgen 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegeta- 11,16 B 15,32 C1 tion des Magnopotamions oder Hydrochari- tions 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe 2,62 B 2,62 B mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitriche-Batrachion 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 3,35 B 3,35 C Summe Flächengröße Offenland/ Gewässer 282,86 281,34 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 0,55 B

1 Der Harmssee wurde gutachtlich dem LRT 3150 zugeordnet; die Einstufung als LRT 3140 konnte nicht bestätigt werden (vgl. Kap. I.2.3).

14

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

EU- LRT Flächen- Erhaltungs- Flächen- Erhaltungs- Code größe laut zustand größe zustand Meldung laut StDB aktuell aktuell (ha) (ha) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo- 212,54 C Fagetum) Bearbeitung durch LFA 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer 1,52 C Stieleichenwald oder Eichen- Hainbuchen- wald (Carpinion betuli) 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxi- 29,73 B nus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) Summe Flächengröße Wald 810,06 Summe Flächengröße gesamt 1.092,92

Mit 281,34 ha werden 26,1 % des FFH-Gebietes (1.078 ha) von Offenland-/ Gewässer- Lebensraumtypen eingenommen. Die Lebensraumtypen sowie deren Bewertung sind in Karte 2a dargestellt. Im Rahmen der Meldung 2004 an die Europäische Kommission wurden im SDB für das FFH-Gebiet vier Wald- (davon ein prioritärer Lebensraumtyp) und vier Offenland-Lebensraumtypen mitgeteilt. Im Zuge der Managementplanung wurden keine weiteren Lebensraumtypen ermittelt, die vier Offenland-Lebensraumtypen, die Gegenstand dieser Planung waren, wurden bestätigt. Arten nach Anhang II FFH-RL In Tabelle 6 sind die gemeldeten und aktuell ermittelten Arten des Anhangs II dargestellt. Für die weitere Bearbeitung sind die aktuell ermittelten Arten maßgeblich.

Tabelle 6: Gemeldete Vorkommen und aktuell ermittelte Arten des Anhangs II (Kenn- zeichnung der prioritären Arten mit *)

EU- Art Status laut SDB Populationsgröße Erhaltungszustand Erhaltungszustand Code laut SDB der Habitatelemen- der Habitatelemen- te laut SDB te aktuell 1355 Fischotter iP k. A. (B) C C 1149 Steinbeißer iR k. A. B B 1096 Bachneunauge iR k. A. B B2 Zuarbeit LUNG M-V fehlt 1084* Eremit -3 - - neuer Nachweis, bisher ohne Bewer- tung

2 entsprechend Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006); Daten beziehen sich auf gesamten Flusslauf 3 die Art ist für das Gebiet nicht im SDB gemeldet; nach Auswertung vorhandener Daten gibt es einen Nachweis bei Groß Labenz, am NO-Ufer des Groß Labenzer Sees (NP S TERNBERGER SEENLAND 2009), vgl. Kap. I.2.3

15

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

EU- Art Status laut SDB Populationsgröße Erhaltungszustand Erhaltungszustand Code laut SDB der Habitatelemen- der Habitatelemen- te laut SDB te aktuell 1016 Bauchige iP k. A. C C Windelschne- cke 1337 Biber -4 - - B

4056 Zierliche -5 - - neuer Nachweis, Tellerschnecke bisher ohne Bewer- tung 1032 Gemeine -6 - - Zuarbeit LUNG M-V Flussmuschel fehlt 7

Im Rahmen der Meldungen 2004 (2006) an die Europäische Kommission wurden im SDB für das FFH-Gebiet vier Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie (davon keine prioritär) mitgeteilt. Im Zuge der Managementplanung wurden drei weitere Arten des Anhangs II ermittelt. Die Habitate der Arten sind in Karte 2b dargestellt.

I.2.2 Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Lebensraumtypen und Arten für das europäische Netz Natura 2000 in diesem Abschnitt erfolgt eine weitergehende Differenzierung der Lebensraumtypen und Arten hinsichtlich ihrer Bedeutung im Schutzgebietsnetz Natura 2000. Die angeleg- ten Kriterien dienen auch als Grundlage zur gebietsbezogenen Ermittlung der Lebens- raumtypen und/ oder Arten mit den Erhaltungszielen „Wiederherstellung“ oder „Entwick- lung“ (vgl. Kap. I.4.1). Die hier verwendeten Kriterien dienen somit auch durch die Erhal- tungszielbestimmungen der Definition von Erheblichkeitsschwellen im Rahmen der Ver- träglichkeitsprüfung. Die Bewertung beruht auf der Beurteilung

– des Erhaltungszustands des Lebensraumtyps oder der Art auf Gebietsebene,

– des Beitrags des Gebiets mit seinen vorkommenden Lebensraumtypen und Arten für das Netz Natura 2000,

– des Erhaltungszustands des Lebensraumtyps oder der Art auf der Ebene des Gel- tungsbereichs der FFH-RL im Sinne des Art. 1 e) und i) FFH-RL. LRT nach Anhang I FFH-RL Kriterien zur Einschätzung der Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Lebensraumty- pen für das europäische Netz Natura 2000 sind:

4 Bibernachweise seit 2007 im Gebiet, Burgen am Radebach 5 Zierliche Tellerschnecke wurde im Rahmen der Kartierungsarbeiten 2008 für das FFH-Gebiet nachgewiesen 6 Radebach wird als Lebensraum für die Gemeine Flussmuschel angegeben, Nachweis siehe Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Großkrebse in M-V (2007) 7 Keine Angaben zu Vorkommen der Art im Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2005)

16

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

– ein „günstiger“, insbesondere „hervorragender“ Erhaltungszustand auf Gebietsebene (vgl. Tabelle 5 im vorangegangenen Kapitel I.2.1),

– die Priorität im Sinne des Art. 1 d) FFH-RL,

– das Vorhandensein landesweiter Schwerpunktvorkommen (sehr hoher Flächenanteil) im jeweiligen Gebiet,

– eine landesweit „ungünstige“ Gesamtbewertung des LRT innerhalb der FFH-Gebiete,

– ein europaweit „ungünstiger“ Erhaltungszustand innerhalb und außerhalb von FFH- Gebieten gemäß dem Bericht nach Art. 17 FFH-RL. Die gebietsbezogene Bewertung des Erhaltungszustands als „ungünstig“ (C) zeigt einen i.d.R. unzureichenden Zustand für das Netz Natura 2000 an und ist daher maßgeblich für die Bestimmung von erforderlichen Maßnahmen. Dieser wird in Tabelle 14 hervorgeho- ben.

Tabelle 7: Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Offenland-LRT für das Netz NATURA 2000

LRT Prioritärer LRT Sehr hoher Flächen- Landesweit hohe Europaweit ungünstiger EU- anteil im Gebiet Flächenanteile (> Zustand (gelb oder rot Code (relative Größe = A) 25%) als ungünstig nach Ampelschema bezogen auf das Land bewertet (C) gemäß Bericht nach Art. 17 FFH-RL) 3140 - - - x 3150 - - - x 3260 - - - x 7140 - - x x

Arten nach Anhang II FFH-RL mit kleinräumig abgrenzbaren Habitaten Für Arten des Anhanges II, soweit kleinräumige, auf ein FFH-Gebiet begrenzbare Habita- te von Populationen überhaupt abgrenzbar sind (z.B. Windelschnecken-Arten), sind Kriterien zur Einschätzung der Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Arten:

– ein „günstiger“, insbesondere hervorragender Erhaltungszustand der Habitate auf Gebietsebene (vgl. Tabelle 6 im vorangegangenen Kapitel I.2.1),

– die Priorität im Sinne der FFH-RL,

– das Vorhandensein landesweiter Schwerpunktvorkommen (sehr hoher Populations- anteil) im jeweiligen Gebiet,

– ein europaweit „ungünstiger“ Erhaltungszustand innerhalb und außerhalb von FFH- Gebieten gemäß dem Bericht nach Art. 17 FFH-RL.

17

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Tabelle 8: Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Arten des Anhangs II FFH-RL mit kleinräumig abgrenzbaren Habitaten für das Netz NATURA 2000

Art Prioritäre Art Sehr hoher Populationsan- Europaweit ungünstiger teil (relative Größe = A) Zustand (gelb oder rot nach bezogen auf das Land Ampelschema gemäß Bericht nach Art. 17 FFH-RL) Steinbeißer - - x Bachneunauge - - x Eremit x - x Bauchige Windelschnecke - - x Zierliche Tellerschnecke - - x Gemeine Flussmuschel - - x

Tierarten nach Anhang II FFH-RL mit großen Raumansprüchen Bei Tierarten, die große Lebensräume beanspruchen, sind die bedeutsamen Habitatei- genschaften und -funktionen in den FFH-Gebieten relevant (vgl. Art. 1 k) FFH-RL). Für diese Arten (z.B. Fischotter, Biber) mit großräumigen, gebietsübergreifenden Habitaten und Populationen wird daher der Erhaltungszustand auf Gebiets- und Landesebene beurteilt. Die landesweite Bewertung ergibt sich vorläufig aufgrund fehlender landeswei- ter Habitatbeurteilungen aus der Gefährdungseinstufung nach den „Roten Listen“ (Kate- gorien 1 bis 3) des Landes (z.B. Rote Liste „Säugetiere“). Die gebietsbezogene Bewer- tung des Erhaltungszustands als „ungünstig“ (C) zeigt einen i.d.R. unzureichenden Zu- stand für das Netz Natura 2000 an und ist daher maßgeblich für die Bestimmung von erforderlichen Maßnahmen in Tabelle 15.

Tabelle 9: Bedeutung der im Gebiet vorkommenden Tierarten mit großen Rauman- sprüchen für das Netz NATURA 2000

Art Prioritäre Art Sehr hoher Popula- Ungünstiger Europaweit un- tionsanteil (relative Zustand auf Lan- günstiger Zustand Größe = A) bezo- desebene (Rote (gelb oder rot nach gen auf das Land Liste) Ampelschema gemäß Bericht nach Art. 17 FFH- RL) Fischotter - - RL MV 2 x Biber - - RL MV 3 x

18

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

I.2.3 Für den Schutzzweck oder die Erhaltungsziele maßgebliche Bestandteile von Lebensraumtypen und Arten Nach § 34 Abs. 2 BNatSchG ist es bei der Beurteilung von Plänen oder Projekten mit möglichen Auswirkungen auf besondere Schutzgebiete oder europäische Vogelschutz- gebiete notwendig, die für die Erhaltungsziele oder den Schutzweck „maßgeblichen Bestandteile“ zu bestimmen. Ebenso ist es für die Vorbereitung von Maßnahmen für den Erhalt oder die Verbesserung des Erhaltungszustandes von Lebensraumtypen und Arten unerlässlich, die maßgeblichen Bestandteile für die Lebensraumtypen und Artenvorkom- men zu identifizieren und zu bewerten. Im Managementplan müssen insbesondere Aus- sagen zu den Erhaltungszielen für die Lebensraumtypen und Arten sowie für den Schutzzweck des Gebiets insgesamt getroffen werden. Dies wird konkret im folgenden Kapitel I.3 vorgenommen. Allgemein sind für die Erhaltungsziele maßgeblich: a. Die im Gebiet signifikant vorkommenden Lebensraumtypen nach Anhang I sowie die signifikant vorkommenden Arten nach Anhang II FFH-RL gemäß Tabelle 5 und Tabelle 6 sowie der Karten 2a und 2b, b. die typischen Arten der Lebensräume, die als Indikatorarten einen günstigen Er- haltungszustand der signifikant vorkommenden Lebensraumtypen anzeigen,

c. die Habitate der Arten des Anhangs II der FFH-RL gemäß Karte 2b, d. die für einen günstigen Erhaltungszustand notwendigen Lebensraum- bzw. Habi- tatbedingungen mit den erforderlichen standörtlichen Voraussetzungen und funk- tionalen Beziehungen. Die folgenden Tabellen (Tabelle 10, Tabelle 11) enthalten die im Rahmen der Planung ermittelten räumlich konkret zugeordneten maßgeblichen Bestandteile gegliedert in Le- bensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL und Habitate der Arten nach Anhang II der FFH-RL.

Tabelle 10: Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL

Nr. in Karte Größe in Bezeichnung/ Lage Bemerkungen ha im Gebiet 3140 3140-1-C 229,41 Groß Labenzer See See hat, bis auf Bereiche der Dorflage von Klein Labenz, eine weitgehend natürliche Ufervegetation, Seegrund ist sehr gering besiedelt, die Artenzahl ist stark reduziert, typische Characeen-Gesellschaften fehlen fast völlig, untere Makrophytengrenze (UMG) ist gering, Pufferstruktu- ren sind durch die Waldlage größtenteils vorhanden

19

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Nr. in Karte Größe in Bezeichnung/ Lage Bemerkungen ha im Gebiet 3140-2-C 18,55 Weißer See Ufervegetation ist, bis auf die Steganlagen und angren- zenden Gärten in der Ortslage von Weiße Krug, weitge- hend natürlich, besiedelte Fläche des Seegrundes ist stark reduziert, es sind zwei lebensraumtypische Arten vorhan- den (nur eine submers), Pufferstrukturen bestehen weitge- hend aus Wald (ausgenommen die Ortslage), See ist deutlich eutrophiert, die UMG ist sehr stark angestiegen, sie wird von einer natanten Art gebildet 3140-3-C 12,09 Rübensee Ufervegetation des Rübensees ist weitgehend natürlich, die besiedelte Fläche mit vier lebensraumtypischen Arten (darunter nur eine Chara-Art) ist sehr gering, See ist eutrophiert, UMG ist deutlich angestiegen 3150 3150-1-B 5,14 Harmssee Änderung der LRT-Einstufung von 3140 zu 3150 (keine Characeen, keine Kalkmudden vorhanden) Ufervegetation des Sees ist, bis auf Stellen mit Angelste- gen, natürlich, See ist ein in 3 Vegetationsschichten stark strukturierter Flachsee, fast vollständig bewachsen, Arten- zahl ist reduziert, Wasser ist sehr trübe, die Trophie entspricht dem natürlichen Referenzwert, durch den umgebenden Wald sind gute Pufferstrukturen vorhanden 3150-2-B 2,22 Kleiner Barschsee See hat eine natürliche Ufervegetation mit dichten Cladi- um-Beständen und einem schmalen vermoorten Saum, Pufferstrukturen sind durch die Lage im naturnahen Wald ausreichend vorhanden, submerse Vegetation ist sehr dicht, jedoch artenarm, große Schwimmblattzonen sind ausgebildet 3150-3-B 3,16 Großer Barschsee See hat eine natürliche Ufervegetation mit dichten Cladi- um-Beständen, Röhrichten und einen schmalen vermoor- ten Saum, Pufferstrukturen sind durch die Lage im natur- nahen Wald ausreichend vorhanden, submerse Vegetation ist mäßig dicht, jedoch artenarm, stellenweise sind Schwimmblattzonen ausgebildet 3150-4-C 1,17 Baarskuhl See ist der kleinste der 3 Waldseen, ist im Gegensatz zu Großem und Kleinem Barschsee nicht mit submersen Makrophyten besiedelt, nur einzelne natante Pflanzen, Gewässer liegt meist im Schatten, Wasser ist sehr dunkel gefärbt, Ufervegetation ist kaum vorhanden, der umgeben- de monotone Fichtenbestand reicht bis Gewässerrand 3150-5-C 1,75 Fauler See Ufervegetation des Sees wird von einem großen Schilfröh- richt und einem Cladium-Gürtel gebildet, submerse Vege- tation ist stark reduziert, es ist nur eine natante Art vorhan- den, Gewässer ist nur 0,9 m tief und stark in der Verlan- dung begriffen, umgebender Wald stellt gute Pufferstruktur ist dar 3150-6-C 1,68 See westlich des Ufervegetation des Sees ist natürlich, die submersen Harmssees Strukturen sind stark reduziert, es sind nur 2 Arten vorhan- den, das Gewässer ist sehr flach (Tiefe 0,6 m), hat eine starke Braunfärbung mit einer Sichttiefe von nur 0,2 m auf gesamter Fläche sind abgestorbene Gehölze unter der Wasseroberfläche, Pufferstrukturen sind durch die Waldlage ausreichend vorhanden

20

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Nr. in Karte Größe in Bezeichnung/ Lage Bemerkungen ha im Gebiet 3150-7-C 0,02 Tümpel östlich des temporäres, stark verbuschtes Kleingewässer, mit Wasser- Harmsees (KG186) linsen-Schwimmdecke 3150-8-C 0,04 ehem. Klärteich nördliche der 3 aufgelassenen Klärteiche, mit Wasserlin- (KG187) sen-Schwimmdecke, Nachweis des Wasserfrosches 3150-9-C 0,01 Waldtümpel südwest- temporäres Kleingewässer mit Wasserlinsen- lich von Weiße Krug Schwimmdecke und Wasserfeder-Flur, Igelkolben- (KG189) Röhricht, kaum Wasser 3150-10-C 0,02 ehem. Klärteich mittlerer der 3 aufgelassenen Klärteiche, vollständig mit (KG190) Wasserlinsen bedeckt 3150-11-C 0,07 flacher Waldsee süd- temporärer Waldtümpel, mäßig bis stark beschattet, mit westlich von Weiße Wasserlinsen-Decke, Seggenried und Röhrichten, von Krug (KG191) Grauweidengebüsch umgeben, wird entwässert 3150-12-C 0,03 ehem. Klärteich südlicher der 3 aufgelassenen Klärteiche, fast vollständig (KG192) mit Wasserlinsen-Schwimmdecke bedeckt, Nachweis von Wasserfrosch, Ringelnatter 3150-13-C 0,01 Kleingewässer süd- temporärer Waldtümpel mit Entwässerungsgraben, Was- westlich des Harms- serlinsen-Schwimmdecke sees (KG188a) 3260 3260-1-B 2,57 Radebach zwischen sehr naturnaher Bachlauf, nur in kleinen Abschnitten in Klein Labenz und Struktur verändert, Vorkommen von Fischotter , Biber , Blankenberg Bachneunauge , Forelle, Steinbeißer und Gemeine Flussmuschel , keine Gewässerunterhaltung (außer kurzer Abschnitt im oberen Bereich – Handmahd), Durchgängig- keit erheblich beeinträchtigt, 2 Wehre unterhalb des FFH- Gebietes 3260-2-B 0,05 Radebach am Einlauf Kerbtal, Struktur nur geringfügig verändert, keine Unterhal- in den Groß Labenzer tung, nicht passierbares Wehr ca. 100 m oberhalb See bei Groß Labenz 7140 7140-1-C 2,43 Moor südöstlich von Sauer-Zwischenmoor mit Wollgras-Schnabelseggen- Weiße Krug Torfmoosrasen, der von Moorbirke dominiert wird, keine Schlenken, Entwässerung 7140-2-C 0,92 Moor östlich an der kleines Kesselmoor, von Torfmoos-Wollgras- B192 Birkengebüsch bewachsen, randlich Flatterbinsen- Torfmoosrasen, keine Schlenken, gre nzt unmittelbar an die Straße

Zum LRT 3140 zählt der Groß Labenzer See, der sich aufgrund der Eutrophierung und wegen des stark reduzierten Makrophytenaufkommens in einem ungünstigen Zustand befindet. Für Rüben- und Weißen See ist die Zuordnung zum LRT 3140 strittig, sie sind deutlich eutrophiert, Characeen als typische Arten des LRT 3140 konnten im Weißen See nicht nachgewiesen werden. Die beiden Seen befinden sich in einem ungünstigen Erhal- tungszustand. Die Seen des LRT 3150 befinden sich in günstigem oder ungünstigem Zustand. Zu den Seen mit einer gut ausgeprägten submersen Vegetation und geringeren Beeinträchtigun- gen sind der Harmssee, der Große und der Kleine Barschsee zu zählen.

21

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Die LRT-Einstufung des Harmssees wurde gutachtlich von 3140 in 3150 geändert. Was- serwirtschaftlich wird der See als natürlich eutroph eingestuft, was auch der aktuellen Trophie entspricht. Daher wird der See von seiner natürlichen Trophie als nährstoffreich angesprochen. Es handelt sich um einen recht kleinen Flachsee, der über eine typische Makrophytenvegetation (mit fast 100 % Deckung) des LRT 3150 verfügt. Als Unterwas- servegetation traten 2005 (AG Geobotanik, Arendt) üppige Ceratophyllum demersum - und Myriophyllum spicatum - Bestände auf. Daneben traten natante Arten ( Nuphar, Nymphea ) häufig auf. Es gibt keine Characeen. Für den LRT 3140 spricht lediglich eine geringe Fläche von Fontinalis antipyretica, die aber nur 4 % Deckung aufweist. Grund- sätzlich stellt sich bei diesem See die Frage, ob natürlich eutrophe Seen mit der typi- schen LRT-Vegetation doch zum LRT 3140 zählen können, wenn sie nicht durchflossen sind.

Der Baarskuhl weist keine submerse und eine nur geringfügig ausgebildete natante Vegetation auf. Der Faule See und der See westlich des Harmsses besitzen eine stark reduzierte submerse Vegetation. Die Kleingewässer des LRT 3150 befinden sich durch- gehend in einem ungünstigem Erhaltungszustand. Insgesamt wurden 15 Biotope auf ihre Zugehörigkeit zu diesem LRT überprüft, an sieben Kleingewässern konnte er bestätigt werden. Sie befinden sich im südlichen Teil des FFH-Gebietes (um den Harmssee) sowie im Norden in der Breiten Kuhle. Die Kleingewässer um den Harmssee sind temporäre Gewässer. Sie sind durch die Lage im Wald stark beschattet und mit Wasserlinsen- Schwimmdecken ausgestattet. In einem Kleingewässer wurde eine für Waldtümpel cha- rakteristische Wasserfeder-Flur festgestellt. Der Radebach (LRT 3260 ) gilt als naturnahes Fließgewässer, er ist nur in kleineren Ab- schnitten in seiner Struktur verändert und ist Lebensraum zahlreicher Tierarten. Seit 2007 tritt auch der Biber sporadisch auf (Stauanlage am Auslauf des Radebaches an der Orts- lage Klein Labenz). Zum LRT zählt auch der Abschnitt des Radebachs vor der Einmün- dung in den Großen Labenzer See bei Groß Labenz. Die dem LRT 7140 zugeordneten Sauer-Zwischenmoore befinden sich in einem ungüns- tigen Zustand. Beide sind teilweise mit Moorbirken bewachsen, besitzen aber ausgepräg- te Torfmoosrasen. Schlenken sind nicht ausgebildet.

22

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Tabelle 11: Habitate der Arten des Anhangs II der FFH-RL

Nr. in Art Habitate im Gebiet Bemerkungen Karte (Lage im Gebiet) Fischotter 1355-1-C Fischotter Groß Labenzer See naturnahe bis deutlich beeinträchtigte Uferstruktur, Seeufer im Süden und Westen ist von Waldgebie- ten umgeben, das Ostufer säumt ein schmaler Gehölzstreifen an den sich landwirtschaftliche Nutzflächen anschließen, am Nordufer des Sees liegt die Ortschaft Klein Labenz, überwiegender Teil des Sees weist einen Randstreifen von mehr als 20 Metern auf, zwei nicht ottergerechte Kreu- zungsbauwerke am Radebach bei Groß und Klein Labenz, Einsatz von Fischreusen ohne Schutzgit- ter 1355-2-B Fischotter Kleinseen zwischen Groß die Uferstruktur der meisten der betrachteten Labenzer See und Rade- Seen und Kleingewässer ist natürlich oder natur- bach, einschließlich nah, der Gewässerrandstreifen überwiegend Weißer See und Barsch- breiter als 20 m, der Durchlass an der Bahnlinie seen zwischen Bützow und Warin ist nicht ottergerecht, im Graben konnten Trittsiegel des Fischotters nachgewiesen werden, im Harmssee wird Reu- senfischerei ohne Schutzgitter betrieben 1355-3-B Fischotter Radebach einschließlich die Gewässerstruktur des Radebaches ist unver- Niederung bei Klein ändert bis gering verändert, fließt weitgehend Labenz durch Waldgebiete, der Gewässerrandstreifen ist demnach breiter als 20 Meter, Brücke über den Radebach in Graupenmühle ist ottergerecht (aktueller Nachweis durch Losung), Bahnbrücke bei Blankenberg ist nur bedingt ottergerecht, Durchlass an der Straße zwischen Warin und Klein Labenz (am Zuflusses zum Radebach) ist nicht ottergerecht, keine reguläre Gewässerunter- haltung 1355-4-A Fischotter Rübensee und Niederung die Uferstruktur des Rübensees und der betrach- an der Breiten Kuhle teten Kleingewässer ist natürlich oder naturnah, der Gewässerrandstreifen überwiegend breiter als 20 m, keine für den Otter relevanten Gewässer- Straßen-Kreuzungen, keine Reusenfischerei, Biber 1337-1-B Biber Groß Labenzer See naturnahe bis deutlich beeinträchtigte Uferstruktur (überwiegend Güteklasse 3); überwiegend mit Randstreifen von mehr als 20 Meter; gute Nah- rungsverfügbarkeit; an den Durchlässen besteht ein Gefährdungspotenzial (See- und Radebach), Reusenfischerei 1337-2-C Biber Seen zwischen Gr. Uferstruktur der meisten Seen natürlich oder Labenzer See und Rade- naturnah, Gewässerrandstreifen überwiegend bach (Weißer See, breiter als 20m; größere Anteile an Weichhölzern Harmssee, Barschseen, fehlen; isolierte Lage (Landwege); an Durchlass Fauler See) an der Bahnlinie zum Karpfensee Gefährdung für den Biber; Reusenfischerei im Harmssee

23

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Nr. in Art Habitate im Gebiet Bemerkungen Karte (Lage im Gebiet) 1337-3-C Biber Radebach Gewässerstruktur ist unverändert bis gering verändert (überwiegend Güteklassen 1); Rand- streifen ist breiter als 20 Meter; Weichholzanteil im Gehölzsaum des Radebaches sowie der Anteil krautiger Winternahrung ist nur gering; Gefähr- dung an Kreuzung mit Straße zw. Warin und Klein Labenz; Nutzungskonflikte; Reviere bekannt 1337-4-C Biber Rübensee Uferstruktur ist natürlich oder naturnah, Randstrei- fen überwiegend breiter als 20m; gute Verfügbar- keit von Winternahrung; isolierte Lage Steinbeißer 1149-1-B Steinbeißer Groß Labenzer See Nachweise an allen drei Probeflächen, flächende- ckendes Vorkommen im Litoral des Sees, über- wiegend natürliche Uferstrukturen, Querverbauung zwischen Labenzer See und Radebach, Eutrophierung Bachneunauge 8 - Bachneunauge Radebach Larvennachweis bei Standardbeprobung mit Sedimentsieb (7/7), Stetigkeit > 75%, mittlere Individuendichte 3,66 Ind./m², 2/3 Längenklassen (B); kiesige Sedimente über lange Bereiche, im Ober- lauf fehlend (FSK), Feinsedimente überall vorhan- den (B); Wanderhindernisse am unteren Ende kurz vor Mündung in den Groß Labenzer See sowie evt. zeitweilig weit im Oberlauf (QBW), keine maßgeb- lichen Feinsediment- und Stoffeinträge bekannt, im Oberlauf ausgebaut und unterhalten, sonst naturnah (B) Eremit 9 - Eremit Nachweis bei Groß Labenz (NO-Ufer des Groß Labenzer Sees) Gemeine Flussmuschel 10 - Gemeine Fluss- Nachweis im Radebach muschel Bauchige Windelschecke 1016-1-B Bauchige Win- Moor an der Bahn (Nord- geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke teil Blankenberger Bucht) div./m²), lichter Erlenbruch mit Seggen-Schilf- Seggenunterwuchs 1016-2-A Bauchige Win- Großseggenried südwest- hohe Populationsdichte (> 100 lebende Indiv./m²), delschnecke lich des Rübensees (an Entwässerung der Bahn)

8 entsprechend Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006); Daten beziehen sich auf gesamten Flusslauf 9 entsprechend NP S TERNBERGER SEENLAND 2009 10 entsprechend Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Großkrebse in M-V (2007); keine Angaben zu Vorkommen der Art im Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2005)

24

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Nr. in Art Habitate im Gebiet Bemerkungen Karte (Lage im Gebiet) 1016-3-B Bauchige Win- Fauler See geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke div./m²), Erlenbruch mit Seggenunterwuchs und Schneidenried am Westufer 1016-4-A Bauchige Win- Ried am Südufer des geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke Weißen Sees div./m²), Schneiden-Ried und Rohrkolben-Röhricht 1016-5-A Bauchige Win- Ostufer des Weißen Sees geringe Populationsdichte (< 20 lebende Indiv./m²) delschnecke Nachweis von Marstoniopsis scholtzi (RL-MV 1), Schilfröhricht mit Seggenunterwuchs 1016-6-B Bauchige Win- Verlandungsmoor am geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke Westufer des Weißen div./m²), Erlenbruch mit Seggenunterwuchs, durch Sees Entwässerung Brennesselaufkommen 1016-7-B Bauchige Win- Südwestufer des Groß geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke Labenzer Sees div./m²), Erlenbruch mit Seggenunterwuchs und teilweise Schilf 1016-8-A Bauchige Win- Ostufer des Groß Laben- geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke zer Sees div./m²), Quell-Erlen-Bruchwald mit Seggen und Schilf 1016-9-A Bauchige Win- Ufersaum von Kleinem mittlere Populationsdichte (20 - 100 lebende delschnecke und Großen Barschsee Indiv./m²) Nachweis der Zierlichen Tellerschnecke ( Anisus vorticulus , FFH-Anh. II, RL MV 1), Schneidenried, Angelsteg 1016-10-C Bauchige Win- Nordostufer des Groß geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke Labenzer Sees div./m²), Erlenbruch mit Seggenunterwuchs, Brennesselaufwuchs 1016-11-C Bauchige Win- Moor am Radebach, geringe Populationsdichte (< 20 lebende In- delschnecke südlich von Graupenmüh- div./m²), Erlenbruch mit Seggenunterwuchs le

Der Fischotter findet in diesem FFH-Gebiet überwiegend gute bis hervorragende Habi- tatbedingungen vor. Dazu zählen der Radebach, die Seen zwischen Groß Labenzer See und Radebach sowie der Rübensee. Durch ihre Lage im Wald weisen die vom Otter genutzten Gewässer überwiegend naturnahe Uferstrukturen auf, es finden keine Unter- haltungsmaßnahmen statt. Beeinträchigungen bestehen durch Reusenfischerei ohne Schutzgitter im Groß Labenzer See und Harmssee. Der Groß Labenzer See besitzt aufgrund stärkerer Beeinträchtigungen nur einen ungünstigen Zustand als Fischotterhabi- tat. Der Groß Labenzer See bietet mit ausreichender Nahrungsverfügbarkeit, überwiegend naturnahen Uferstrukturen und breiten Gewässerrandstreifen für den Biber gute Habitat- bedingungen. Seit 2007 ist sein Vorkommen im Gebiet bekannt. Auch die weiteren Habi- tate, wie Radebach und die vorhandenen Kleinseen, bieten naturnahe Habitatbedingun- gen, sind aber teilweise wegen ihrer isolierten Lage (Seen) und der geringen verfügbaren Winternahrung in einem ungünstigen Zustand. Nachdem 2008 lediglich eine vorläufige Charakterisierung der Habitate der Fischarten vorgenommen werden konnte, ist 2009 insgesamt eine Neukartierung und Bewertung zu den Fischarten im FFH-Gebiet auf Grundlage der vorliegenden Bewertungsschemata

25

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

erfolgt. Danach findet der Steinbeißer gute Habitatbedingungen im Groß Labenzer See, es kann von einem flächendeckenden Vorkommen ausgegangen werden. Die höchste Dichte wurde in den anthropogen überformten Bereichen ermittelt.

Entsprechend dem Gutachten zum Art. 17-Bericht zur Bewertung von Erhaltungszustän- den der Fische und Rundmäuler in Mecklenburg-Vorpommern (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006) findet das Bachneunauge im Radebach insgesamt günstige Habitatbedingungen vor. Kiesige Sedimente und Feinsedimente sind in dem weitgehend naturnahen Bach vorhanden. Der Eremit ist für das FFH-Gebiet lt. SDB nicht gemeldet. Im Rahmen des Artenmonito- rings in Mecklenburg-Vorpommern erfolgte 2009 eine Erfassung von Vorkommen der Käferart im Naturpark Sternberger Seenland. Bezogen auf das FFH-Gebiet wurde der Eremit bei Groß Labenz, am NO-Ufer des Groß Labenzer Sees (Koppelmitte) anhand von Kot, Imagoresten und Kokon an einer Eiche nachgewiesen (NP S TERNBERGER SEEN- LAND 2009). Entsprechend dem Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Groß- krebse in M-V (2007) wird der Radebach als Lebensraum der Gemeinen Flussmuschel benannt. Entsprechend dem Gutachten zum Art. 17-Bericht zur Bewertung der Erhal- tungszustände der Art in M-V (UMWELTMINISTERIUM M-V 2005) gibt es keine Angaben zu einem Vorkommen im Radebach. Die Bauchige Windelschnecke ist im gesamten FFH-Gebiet verbreitet. Von den insge- samt 18 untersuchten Standorten konnten 11 mit einem Nachweis belegt werden. Vor- kommensschwerpunkte sind die Verlandungsbereiche der Seen im Gebiet. An neun Standorten wurden nur geringe Populationsdichten festgestellt, an den übrigen Standor- ten konnten wenigstens über 20 lebende Tiere/ m² nachgewiesen werden. Ein Standort mit hohen Populationsdichten und hervorragenden Habitateigenschaften für die Bauchige Windelschnecke befindet sich in einer Feuchtwiese an der Bahnlinie zwischen Warin und Blankenberg südwestlich des Rübensees. In der Uferzone von Großem und Kleinem Barschsee konnte an mehreren Standorten die Zierliche Tellerschnecke nachgewiesen werden.

1.2.4 Artenvorkommen des Anhangs IV FFH-RL

Für die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV FFH-RL gilt gemäß Art. 12 und 13 FFH- RL ein strenges Schutzregime, das u.a. Verbote des Fangs oder der Tötung von Exemp- laren, der Störung von Arten, der Zerstörung von Eiern oder der Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten einschließt. Die Beurteilung des Erhaltungszustands der Arten (Anhänge IV und V) erfolgt nicht für die FFH-Gebiete, sondern gebietsun- abhängig und flächendeckend. Nach den Vorgaben für das Monitoring auf europäischer Ebene werden die drei Erhaltungszustandskategorien: „günstig“, „ungünstig - unzurei- chend“ und „ungünstig - schlecht“ unterschieden (vgl. Doc.Hab-04-03/03 rev.3).

26

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Die Arten des Anhangs IV (und V) werden nicht im Zuge der Managementplanung erfasst und bewertet. Alle Informationen über aktuelle Vorkommen müssen aber ausgewertet werden, um zu vermeiden, dass bei der Planung von Maßnahmen zu Gunsten von LRT nach Anhang I oder Arten nach Anhang II FFH-RL Beeinträchtigungen von Arten des Anhangs IV verursacht werden. Es liegen keine Informationen zu aktuellen Vorkommen von Arten des Anhangs IV FFH- RL im FFH-Gebiet vor.

27

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

I.3 Erhaltungszustand der signifikanten Lebensraumtypen und der Artenvor- kommen des Anhangs II der FFH-Richtlinie/ maßgebliche Bestandteile

I.3.1 LRT nach Anhang I

Im FFH-Gebiet wurden im Zuge der Managementplanung vier Offenland-/ Gewässer-LRT des Anhanges I mit signifikanten Vorkommen ermittelt, die insgesamt 281,34 ha einneh- men.

Tabelle 12: Verbreitung und Bewertung des Erhaltungszustands der Lebensraumtypen

EU- Lebensraumtyp Verbreitung Anzahl Flächen- Erhaltungszustand Code (wesentliche der größe aktuell Vorkommen) Teilflä- aktuell chen (ha) 3140 Oligo- bis mesotrophe kalk- Groß Labenzer, 3 260,05 Gesamt: C haltige Gewässer mit benthi- Rüben- und A - scher Vegetation aus Arm- Weißer See leuchteralgen B - C 260,05 (100%) 3150 Natürliche eutrophe Seen mit Kleinseen und 13 15,32 Gesamt: C einer Vegetation des Magno- Kleingewässer A - potamions oder Hydrochariti- um Weiße Krug ons und Friedrichs- B 10,52 (69%) walde 1) C 4,79 (31%) 3260 Flüsse der planaren bis Radebach 2 2,62 Gesamt: B montanen Stufe mit Vegetati- A - on des Ranunculion fluitantis und des Callitriche-Batrachion B 2,62 (100%) C - 7140 Übergangs- und Schwingra- Moore um 2 3,35 Gesamt: C senmoore Weiße Krug A - B C 3,35 (100%) Summe Gesamt:281,34 A - B 16,5 (6%) C 264,8 (94%) 1) Umstufung Harmssee von LRT 3140 in LRT 3150 (vgl. Kap. I.2.3)

I.3.2 Arten des Anhangs II Im FFH-Gebiet wurden im Zuge der Managementplanung sieben Arten des Anhanges II mit signifikanten Vorkommen ermittelt. d.h. es existiert ein Nachweis nach dem Refe- renzzeitpunkt (vgl. Kap. I.4.2), bei dem es sich nicht nur um einen Einzelnachweis han- delt.

28

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Tabelle 13: Bewertung des Erhaltungszustands der Habitate der Arten des Anhangs II FFH-RL

EU- Art Vorkommen der Art Verbreitung Anzahl Flä- Erhaltungszustand Code im Gebiet (Nachwei- der Habitate der chen- aktuell se) Teilflä- größe chen in ha 1355 Fischot- in allen Gewässern im gesamten 4 308,67 Gesamt: C ter UG A 12,84 (4%) B 46,83 (15%) C 249,00 (81%) 1337 Biber Radebach, Groß Ausbreitung 4 331,13 Gesamt: B Labenzer See entlang des A - Radebaches B 255,09 (77%) C 76,04 (23%) 1149 Stein- Groß Labenzer See 1 229,41 Gesamt: B beißer A - B 229,41 (100%) C - 1096 1) Bach- Radebach Radebach 1 - Gesamt: B neunau- ge 1084 2) Eremit Eiche am NO-Ufer des 1 - neuer Nachweis, bisher Groß Labenzer Sees ohne Bewertung bei Groß Labenz (Koppelmitte) 1032 3) Gemeine Radebach Radebach - - nicht bekannt Fluss- muschel 1016 Bauchige Verlandungsbereiche im gesamten 11 33,10 Gesamt: C Windel- der Seen, kleinere UG, Schwer- A 4,53 (14%) schne- Moore im Wald punkt im cke Bereich östlich B 5,79 (17%) des Radeba- C 22,78 (69%) ches 4056 Zierliche Schneidenried am 1 - neuer Nachweis, bisher Teller- Kleinen Barschsee ohne Bewertung schne- cke Summe Gesamt: 902,31 A 17,37 (2%) B 537,12 (60%) C 347,82 (38%) 1) UMWELTMINISTERIUM M-V 2006, Daten beziehen sich auf gesamten Flusslauf 2) NP S TERNBERGER SEENLAND 2009 3) Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Großkrebse in M-V (2007); keine Angaben zu Vorkommen der Art im Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2005)

29

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

I.4 Zusammenfassende Bewertung des Gebietes

I.4.1 Schutzzweck Der Schutzzweck des FFH-Gebietes „Wariner Seenlandschaft“ besteht im Erhalt einer wald- und wassergeprägten Landschaft mit meso- und eutrophen Seen, naturnahen Fließgewässern, Übergangs- und Schwingrasenmooren, Hainsimsen- und Waldmeister- Buchenwäldern, Stieleichen- und Eichen-Hainbuchenwäldern sowie Auenwäldern. Letz- tere finden besondere Beachtung als prioritäre Lebensraumtypen. Die naturnahen Seen, Fließgewässer und Kleingewässer und ihre natürlichen Verlandungsbereiche sowie weitere Moorniederungen sind bedeutsam als Habitate für Fischotter und Biber, Bauchige Windelschnecke, Zierliche Tellerschnecke und Gemeine Flussmuschel, Steinbeißer und Bachneunauge. Der auf Gebietsebene oder in Teilbereichen vorhandene günstige Zu- stand der Lebensraumtypen und Arten soll erhalten bleiben, insbesondere der des Rade- baches, der Bauchigen Windelschnecke, des Steinbeißers, des Bachneunauges und des Bibers. Für den auf Gebietsebene ungünstigen Zustand der mesotrophen und eutrophen Seen sowie der Übergangs- und Schwingrasenmoore sind Wiederherstellungsmaßnah- men vorgesehen. Die Habitatelemente des Fischotters sollen entwickelt werden.

I.4.2 Defizitanalyse Für das FFH-Gebiet Wariner Seenlandschaft ergaben sich während der Bestandsanalyse 2008 die in Tabelle 12 dargestellten aktuellen Erhaltungszustände. In den folgenden Tabellen (Tabelle 14, Tabelle 15) werden diese den daraus abgeleiteten, möglichen kurzfristigen, mittel- und langfristig anzustrebenden Erhaltungszuständen gegenüberge- stellt.

Tabelle 14: Aktueller und anzustrebender Erhaltungszustand der LRT

LRT Erhaltungszustand aktueller Erhal- angestrebter angestrebter langfristig Code zum Referenzzeit- tungszustand Erhaltungszu- Erhaltungszu- erreichbarer punkt stand, kurzfris- stand, mittelfris- Erhaltungszu- tig bis 2012 tig bis 2018 stand 3140 B C C C B 3150 B C C C B 3260 B B B B A 7140 B C C C B

Für die Lebensraumtypen sind zusammenfassend die nachfolgend aufgelisteten aktuell ermittelten Defizite zu benennen: Die Seen des LRT 3140 sind stark eutrophiert und zeigen nur noch Reste bzw. keine lebensraumtypische Vegetation. Der Groß Labenzer See besitzt nur sehr geringe Characeen-Deckung und überwiegend natante Arten. Der Anstieg der Unteren Makrophytengrenze (UMG) hängt offensichtlich

30

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

mit dem Eutrophierungsprozess zusammen. Der Anteil an lebensraumtypischer Vegetati- on beträgt nur 8 %. Für den Rübensee ist die Einstufung als LRT 3140 strittig, die im Seenkataster des Landes angegebene potenzielle Trophie weist eher auf eine Zugehö- rigkeit zum LRT 3150. Auch die Zuordnung des Weißen Sees zum LRT 3140 ist zweifel- haft. Im Faulen See und im Baarskuhl (Seen des LRT 3150 ) fehlen submerse Strukturen und Arten vollständig, der Faule See ist stark in Verlandung begriffen. Am Baarskuhl reichen Fichtenforste bis an den unmittelbaren Uferbereich. Die Kleingewässer des LRT 3150 befinden sich in einem ungünstigen Zustand. Die Wald- tümpel im Süden des FFH-Gebietes leiden unter Wassermangel. Die Kleingewässer an der Breiten Kuhle im Norden des FFH-Gebietes sind anthropogenen Ursprungs, sie sind artenarm und weisen nur Wasserlinsen-Schwimmdecken auf. Die Durchgängigkeit des Radebaches (LRT 3260 ) ist stark beeinträchtigt. Ein Wehr be- findet sich ca. 100 m oberhalb der Einmündung in den Groß Labenzer See, zwei weitere befinden sich unmittelbar unterhalb der südlichen FFH-Gebietsgrenze bei Blankenberg an der stillgelegten Bahnstrecke und an der Straße zwischen Blankenberg und Wipers- dorf. Beide Moore des LRT 7140 leiden unter Wassermangel und zeigen demzufolge eine starke Deckung mit Moorbirken. Schlenken sind in beiden Mooren nicht ausgeprägt. Das Moor an der B 192 verfügt lediglich über ein stark reduziertes Artenspektrum. Für die LRT 3140, 3150 und 7140, deren Erhaltungszustand sich von einem günstigen in einen ungünstigen verschlechtert hat, ist zu prüfen, ob die Verschlechterung darauf zu- rückzuführen ist, dass die Bewertung im Rahmen der Gebietsmeldung auf unzureichen- den oder falschen Grundlagen erfolgte und somit ein wissenschaftlicher Fehler vorliegt. Es wird eingeschätzt, dass aufgrund langanhaltender Defizite im Landschaftswasser- haushalt und Nähstoffeinträgen aus Umlandnutzungen eine Verschlechterung stattgefun- den hat.

Tabelle 15: Aktueller und anzustrebender Erhaltungszustand der Habitate der Arten nach Anhang II FFH-RL

Art Erhaltungs- aktueller Erhal- Angestrebter angestrebter langfristig zustand zum tungszustand der Erhaltungs- Erhaltungs- erreichbarer Referenzzeit- Habitate zustand zustand, Erhaltungs- punkt kurzfristig bis mittelfristig zustand 2012 bis 2018 Biber - B B B B Fischotter (B) C C C B B Steinbeißer B B B B B Bachneunauge B B1) weitere Bearbeitung durch LUNG M-V Eremit neuer Nachweis, bisher ohne Bewertung

31

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Art Erhaltungs- aktueller Erhal- Angestrebter angestrebter langfristig zustand zum tungszustand der Erhaltungs- Erhaltungs- erreichbarer Referenzzeit- Habitate zustand zustand, Erhaltungs- punkt kurzfristig bis mittelfristig zustand 2012 bis 2018 Gemeine Zuarbeit LUNG M-V fehlt, aktuelle Daten nicht bekannt, keine Bewertung Flussmuschel Bauchige C C B B B Windelschnecke Zierliche Teller- neuer Nachweis, bisher ohne Bewertung schnecke 1) entsprechend Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006)

Für die Arten nach Anhang II der FFH-RL sind zusammenfassend die nachfolgend aufge- listeten, aktuell ermittelten Defizite der Habitate zu benennen: Für den Fischotter befinden sich an den folgenden Standorten nicht ottergerechte Kreu- zungsbauwerke:

– Zu- und Abfluss des Groß Labenzer Sees (am Radebach bei Groß und Klein Labenz)

– Durchlass an der Bahnlinie Warin –Bützow (zum Karpfensee)

– Bahnbrücke bei Blankenberg (bedingt ottergerecht)

– Durchlass an der Straße zwischen Warin und Klein Labenz (am Zuflusses zum Ra- debach)

Im Groß Labenzer See wird Reusenfischerei ohne Reusengitter betrieben. Auch im Harmssee wird mit Reusen ohne Schutzgitter gefischt. Diese Beeinträchtigungen betref- fen auch die Habitate des Bibers . Zusätzliche ungünstige Bedingungen ergeben sich für den Biber aus der zum Teil unzureichend vorhandenen Winternahrung, insbesondere durch fehlende Weichhölzer, vor allem am Radebach und an den Seen zwischen Rade- bach und Groß Labenzer See. Im Radebachtal sind durch die Ansiedlung des Bibers und den resulterenden Überstau von Flächen sowie durch Gehölzverluste (Obstbäume) Kon- flikte mit Anwohnern und Landnutzern entstanden. Bezogen auf den Fischotter ist wegen der genannten Defizite nicht davon auszugehen, dass sich der Erhaltungszustand der Habitate seit der Gebietsmeldung tatsächlich ver- schlechtert hat. Es wird eingeschätzt, dass bei der Bewertung des Erhaltungszustandes bei Erstellung der Standarddatenbögen ein wissenschaftlicher Fehler vorliegt. Defizite in der Habitatqualität des Groß Labenzer Sees für den Steinbeißer ergeben sich vor allem aus der Querverbauung zwischen See und Radebach sowie der schlechten Wasserqualität. Im Radebach konnte der Steinbeißer aktuell nicht nachgewiesen werden. Hier ist die Durchgängigkeit erheblich beeinträchtigt. Entsprechend dem Gutachten zum Art. 17-Bericht zur Bewertung von Erhaltungszustän- den der Fische und Rundmäuler in Mecklenburg-Vorpommern (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006) bestehen Defizite in der Habitatqualität des Radebachs für das Bachneunauge

32

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

aufgrund von Wanderhindernissen kurz vor der Mündung in den Groß Labenzer See sowie zeitweilig weit im Oberlauf durch Querbauwerke. Der Radebach ist im Oberlauf ausgebaut und unterhalten. Die Daten beziehen sich dabei jeweils auf den gesamten Flusslauf. Defizite in der Habitatqualität für die Bauchige Windelschnecke entstehen aufgrund der Lage der Habitate in Erlenbruchwäldern durch die Beschattung. In wenigen Flächen findet eine Entwässerung statt, die zur Ruderalisierung und Verdrängung der lebens- raumtypischen Großseggenriede führt. Bis auf die Informationen im Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Großkrebse in M-V (2007), in dem der Radebach als Lebensraum der Gemeinen Flussmuschel benannt wird, sind keine aktuellen Daten bekannt.

I.4.3 Erhaltungsziele

Durch den Vergleich des Erhaltungszustandes zum Referenzzeitpunkt mit dem aktuell ermittelten Zustand wird für jeden signifikant vorkommenden LRT und für jede Art das sogenannte Erhaltungsziel formuliert - das Erfordernis von „Erhaltung“, „Wiederherstel- lung“, „vorrangiger Entwicklung“ bzw. „wünschenswerter Entwicklung“ (Defizitanalyse). Die Ableitung der Erhaltungsziele erfolgt auf nachstehender Grundlage und bezieht sich auf das gesamte FFH-Gebiet:

Erhaltung (Schutz - ES, Pflege - EP) LRT und Arten sind zwingend durch die Festlegung und Durchführung der nötigen Maß- nahmen mindestens in ihrem gemeldeten Zustand zu erhalten (Umsetzung Art. 6. Abs. 1 und 2 FFH-RL). Wiederherstellung (W) Nach einem Vergleich des „günstigen“ Zustands zum Referenzzeitpunkt mit dem aktuel- len „ungünstigen“ Zustand ergeben sich die (zwingenden) Wiederherstellungsziele. Er- folgte nach dem Referenzzeitpunkt eine Verschlechterung des Zustands, liegt ein Ver- stoß gegen Art. 6 Abs. 2 FFH-RL vor. Während die Vorschriften des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL nur auf Pläne und Projekte anwendbar sind, die einer Genehmigungs- oder Anzeigepflicht unterliegen, hat dieser Artikel einen breiten Anwendungsbereich. So gilt er auch für Aktivitäten (sog. „ongoing activities“), die nicht notwendigerweise vorher zu genehmigen waren, z. B. die Ausübung der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (NATURA 2000-GEBIETSMANAGEMENT). Ist die durch die formale Defizitanalyse ermittelte Verschlechterung darauf zurückzuführen, dass die Bewertung im Rahmen der Gebietsmeldung auf unzureichenden oder falschen Grundlagen erfolgte („wissenschaftli- cher Fehler“), ist dies zu begründen (vgl. Hinweise zur Änderung des SDB in Kap. I.3). Für diese Fälle werden keine Wiederherstellungsziele festgesetzt.

33

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Vorrangige Entwicklung (vE) Sind im Gebiet LRT oder Arten im „ungünstigen“ Zustand, für die keine Wiederherstel- lungsziele bestehen, sind für diejenigen LRT oder Arten vorrangige Entwicklungsziele festzulegen, die nach den Angaben in Tabelle 7, Tabelle 8 und Tabelle 9 eine besondere Bedeutung aufweisen. Eine besondere Bedeutung besteht immer dann, wenn zwei oder mehr Kriterien zutreffen. Diejenigen mit der höchsten Zahl zutreffender Kriterien haben im Regelfall die größte Bedeutung. Die aus den Zielen abgeleiteten Maßnahmen können zur Verbesserung von Teilflächen im bisher „ungünstigen“ Zustand oder zur Neuentwicklung von LRT oder Habitaten auf zusätzlichen Flächen innerhalb des FFH-Gebietes führen.

Wünschenswerte Entwicklung (wE) Alle weiteren Entwicklungsziele sind nachrangig, die Maßnahmen sind nach Zweckmä- ßigkeit und nach dem Aufwand durchzuführen. Für LRT oder Arten, die nach Tabelle 7, Tabelle 8 und Tabelle 9 besonders bedeutsam sind, sind auch bei einem „günstigen“ Erhaltungszustand (B) im Gebiet die Möglichkeiten von Entwicklungsmaßnahmen (zu A = hervorragend) zu prüfen. Die aus den Zielen abgeleiteten Maßnahmen können zur Ver- besserung von Teilflächen im bisher „ungünstigen“ Zustand oder zur Neuentwicklung von LRT oder Habitaten auf zusätzlichen Flächen innerhalb des FFH-Gebietes führen. Für das FFH-Gebiet Wariner Seenlandschaft erfolgt die Ableitung der Erhaltungsziele „Wiederherstellung“, „Erhalt“ sowie „vorrangige Entwicklung“ und „wünschenswerte Ent- wicklung“, wie nachfolgend in Tabelle 16 und Tabelle 17 zusammengestellt ist.

Tabelle 16: Übersicht der gebietsbezogenen Erhaltungsziele der LRT nach Anhang I FFH-RL und Arten nach Anhang II FFH-RL

Schutzobjekt Erhaltungszu- Erhaltungszustand Besondere Erhaltungsziel auf stand zum aktuell Bedeutung für Gebietsebene Referenzzeit- das Netz punkt Natura 2000 3140 B C - W 3150 B C - W 3260 B B - E 7140 B C x W Biber - B x E Fischotter (B) C C x vE Steinbeißer B B - E Bachneunauge B B1) - ggf. E weitere Bearbeitung durch LUNG M-V Eremit - neuer Nachweis, x ggf. E bisher ohne Bewer- tung Gemeine Flussmuschel Zuarbeit LUNG M-V fehlt, aktuelle Daten nicht bekannt, keine Bewertung Bauchige Windelschnecke C C - E/wE

34

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Schutzobjekt Erhaltungszu- Erhaltungszustand Besondere Erhaltungsziel auf stand zum aktuell Bedeutung für Gebietsebene Referenzzeit- das Netz punkt Natura 2000 Zierliche Tellerschnecke - neuer Nachweis, - ggf. E bisher ohne Bewer- tung 1) entsprechend Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006)

In der folgenden Tabelle 17 sind die konkreten Erhaltungsziele teilflächenbezogen formu- liert und die Art des jeweiligen Erhaltungsziels dargestellt. Bei Wiederherstellungszielen und vorrangigen Entwicklungszielen auf Gebietsebene erfolgt in der letzten Spalte die Angabe der Mindestgröße für die Erreichung eines „günstigen“ Erhaltungszustandes auf FFH-Gebietsebene (> 75% der Fläche mit den Bewertungen „A“ oder „B“).

Tabelle 17: Erhaltungsziele der LRT und der Arten nach Anhang II FFH-RL

Schutz- Erhaltungsziel Art Fläche Ortsbezeich- Bemerkung Mindestgröße objekt des (ha) nung für die Errei- Zie- chung eines les 11 günstigen Erhaltungs- zustandes (ha) 3140 Entwicklung schwach W 229,4 Groß Labenzer nur durch Sanie- 197,64 eutropher bis me- See rung des Einzugs- sotropher Seen mit gebietes möglich lebensraumtypischer Vegetation Entwicklung schwach W 30,6 Weißer See Sanierung des eutropher bis me- Rübensee Einzugsgebietes, sotropher Seen mit angepasste fische- lebensraumtypischer reiliche Nutzung Vegetation hinsichtlich Fisch- besatz 3150 Erhalt naturnaher ES 10,5 Harmssee, Umstufung des 11,64 eutropher Seen Kleiner und Harmssees von Großer Barsch- LRT 3140 in LRT see 3150 (vgl. Kap. I.2.3) Entwicklung naturna- W 4,6 Baarskuhl, her eutropher Seen Fauler See, See westlich Harm- ssee Entwicklung perma- W 0,1 Waldtümpel um nent wasserführender den Harmssee Kleingewässer im Wald

11 ES=Erhalt (Schutz), W=Wiederherstellung, vE= vorrangige Entwicklung, wE= wünschenswerte Entwicklung

35

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Schutz- Erhaltungsziel Art Fläche Ortsbezeich- Bemerkung Mindestgröße objekt des (ha) nung für die Errei- Zie- chung eines les 11 günstigen Erhaltungs- zustandes (ha) Entwicklung W 0,1 Kleingewässer in makrophyten- und der Breiten Kuhle strukturreicher Kleingewässer 3260 Wiederherstellung wE 3 Radebach der Durchgängigkeit Wehre des Fließgewässers Erhalt eines weitge- ES 2,62 Radebach hend naturnahen Fließgewässers 7140 Entwicklung typisch W 3,3 Moor südlich von Stabilisierung/ 2,55 ausgeprägter Sauer- Weiße Krug, Verbesserung des Zwischenmoore Moor an der B Wasserhaushaltes 192 Fischot- Entwicklung stö- vE 316,1 Groß Labenzer 234,59 ter rungsarmer und See, Radebach, durchgängiger Waldseen Lebensräume (Weißer See, Harmsee, Barschsee usw.) Erhalt störungsarmer ES 13,1 Rübensee Habitate Biber Erhalt eines struktur- ES 229,4 Groß Labenzer reichen Sees als See Biberlebensraum Entwicklung struktur- wE 99,8 Seen zwischen reicher, störungsar- Groß Labenzer mer und durchgängi- See und Rade- ger Lebensräume bach, Radebach, Rübensee Steinbei- Erhalt durch Entwick- ES 229,4 Groß Labenzer entspricht dem Ziel ßer lung schwach See für den LRT 3140 eutropher bis me- sotropher Seen mit lebensraumtypischer Vegetation Bach- Bearbeitung durch LUNG M-V neunau- ge Gemeine Bearbeitung durch LUNG M-V Flussmu- schel

36

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Schutz- Erhaltungsziel Art Fläche Ortsbezeich- Bemerkung Mindestgröße objekt des (ha) nung für die Errei- Zie- chung eines les 11 günstigen Erhaltungs- zustandes (ha) Bauchige Erhalt von Großseg- ES 10,3 Verlandungs- Windel- genrieden und saum an den schnecke Cladium-Säumen in Barschseen, Niederungen und an Moor an der Seen Bahn, Verlan- dungssaum am Süd- und Ostufer des Weißen Sees, Ostufer am Groß Labenzer See Entwicklung von wE 3,6 Groß Labenzer Großseggenrieden See (Südwest-, und Cladium-Säumen Nordostufer), in Niederungen und Fauler See, am an Seen Radebach, an der Blankenber- ger Bucht, nw Friedrichswalde Zierliche Bearbeitung durch LUNG M-V Teller- schnecke

37

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II. Teil Konsensorientierte Umsetzung der Maßnahmen: Erarbeitung unter Berücksichtigung sozioökonomischer Belange

II.1 Bewertung der vorhandenen und geplanten Nutzungen

Generell gilt für das FFH-Gebiet ein Verschlechterungs- und Störungsverbot (Art. 6 Abs. 2 FFH-Richtlinie), aber kein absolutes Veränderungsverbot. Dies bedeutet, dass das Gebiet durch Vorhaben oder Nutzungen innerhalb oder außerhalb des Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen nicht erheb- lich beeinträchtigt werden darf (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, § 21 Abs. 2 NatSchAG M-V). Genehmigungs- oder anzeigepflichtige Projekte und Pläne sind vor ihrer Zulassung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes zu überprüfen (vgl. Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL, §34 BNatSchG). Betreffend nicht zulassungspflichtiger Handlungen und Nutzungen besteht nach §33 Abs. 1 BNatSchG ein gesetzlicher Grundschutz. Dieser gilt als Auffangtatbestand, soweit der Schutz des Gebietes nicht durch spezielle Regelungen erfolgt (z.B. Schutzgebietsaus- weisung, vertragliche Regelung). Eine Prüfung nicht zulassungspflichtiger Landnutzungen auf Verträglichkeit im Rahmen der Managementplanung ist nur dann erforderlich, wenn durch die bereits vorhandenen Nutzungen nachgewiesene Wirkungen verursacht werden, die ein Erhaltungsziel in Frage stellen. Das ist regelmäßig der Fall, wenn diese Wirkungen einen ungünstigen Erhal- tungszustand von LRT oder Arten auf Gebietsebene und einen landesweit „ungünstigen“ Zustand verursachen. Besteht das Ziel „Wiederherstellung“, ist davon auszugehen, dass die aktuelle Landnut- zung zumindest auf Teilflächen in der aktuellen Art und Weise nicht verträglich ist und kein Bestandsschutz besteht. Im Rahmen der Managementplanung sind zuallererst diese „Problemfälle“ zu bearbeiten und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Besteht das Ziel „Entwicklung“, ist davon auszugehen, dass die aktuelle Landnutzung zumindest auf Teilflächen in der aktuellen Art und Weise nicht verträglich ist, aber im Rahmen eines „Bestandsschutzes“ weiter bestehen kann, soweit diese Nutzung situati- onsangemessen ist und den Anforderungen des § 5 BNatSchG entspricht. Die als „unverträglich“ ermittelten Landnutzungen werden im Kap. II.1.4 weiter beschrie- ben. Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, die Direktzahlungen aus Mitteln der Agrarförderung oder Flächenbeihilfen aus dem ELER erhalten, müssen sogenannte Cross Compliance-Verpflichtungen einhalten. Nur bei Einhaltung dieser Anforderungen gelten die landwirtschaftlichen Nutzungen als verträglich.

38

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.1.1 Verträgliche Landnutzungen, insbesondere Forstwirtschaft, Landwirtschaft Generell ist davon auszugehen, dass die zum Referenzzeitpunkt 2004 ausgeübten land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzungen im Sinne des § 5 BNatSchG weiterhin zulässig und verträglich sind, da sich trotz oder wegen dieser Nutzungen der schutzwür- dige Zustand eingestellt hat. Das trifft auch auf die Ausübung der ordnungsgemäßen Hege und Jagd sowie die Unterhaltung oberirdischer Gewässer (vgl. § 39 WHG) zu. Die zum Referenzzeitpunkt vorhandenen Landnutzungen sind in Kap. I.1.2 und in Karte 1a festgehalten. Weiterhin geben die Angaben der aktuellen Kartierung der Lebensraumty- pen und Habitate der Arten vereinzelt Aufschluss über Nutzungen, die sich positiv auf den Zustand der LRT und Habitate auswirken, wie z.B. im Bereich der Wasserwirtschaft mit einer reduzierten bis fehlenden Gewässerunterhaltung des Radebachs. Dies wirkt sich positiv auf die Fliesgewässerstrukturgüte aus. Arten wie Bachneunauge, Gemeine Flussmuschel, Biber und Fischotter profitieren ebenfalls. (vgl. Kap. I.2.3). Zusammenfassend wird eingeschätzt, dass die zum Referenzzeitpunkt vorhandenen Nutzungen Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft sowie Fischerei und Angel- sport zumindest in Teilen verträglich sind. Entsprechende unverträgliche Nutzungen werden in Kap. II.1.4 dargestellt.

II.1.2 Verträgliche Tourismus- und Erholungsnutzungen und Erschließungen

Generell gilt, dass das Betreten der Flur und das Benutzen von oberirdischen Gewässern zum Zweck der Erholung einschließlich der natur- und landschaftsverträglichen sportli- chen Betätigung zulässig sind (vgl. § 59 BNatSchG, § 25 NatSchAG M-V, § 28 LWaldG, § 5 WaStrG, § 21 LWaG). Die zum Referenzzeitpunkt vorhandenen Erholungsnutzungen und Erschließungen sind daher in Kap. I.1.2 sowie in der Karte 1a festgehalten worden. Zu beachten sind Art. 2 VS-RL und Art. 2 Abs. 3 FFH-RL.

Zusammenfassend wird eingeschätzt, dass die Tourismus- und Erholungsnutzungen verträglich sind und somit keine erhebliche Beeinträchtigung für die Erhaltungsziele oder für den Schutzzweck maßgeblicher Bestandteile des FFH-Gebietes darstellen. Dies betrifft die touristische Infrastruktur in Form von Rad- und Wanderwegen und die Bade- nutzung der Seen. Der Ferienhof Bronzener Hirsch und der Natur- und Ferienpark La- benzer See stellen in derzeitiger Größe und Ausrichtung ebenfalls keine erheblichen Beeinträchtigungen dar. Weitere Erhebungen zur letztgenannten touristischen Nutzung werden empfohlen, um auch weiterhin Beeinträchtigungen für die Erhaltungsziele oder für den Schutzzweck maßgeblicher Bestandteile des Gebietes auszuschließen.

II.1.3 Verträgliche gewerbliche Nutzungen und Infrastruktureinrichtungen Es wird eingeschätzt, dass die zum Referenzzeitpunkt vorhandene Verkehrsinfrastruktur (vgl. Kap. I.1.2) zumindest in Teilen verträglich ist. Entsprechende Unverträglichkeiten, die sich vor allem auf die vorhandenen Kreuzungsbauwerke beziehen, werden in Kap. II.1.4 dargestellt. Industrie- und Gewerbeflächen befinden sich nicht im FFH-Gebiet.

39

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.1.4 Unverträgliche Nutzungen Als Ergebnis der vorangegangenen Prüfungen sind nicht zulassungs- oder anzeigepflich- tige Nutzungen, die einen ungünstigen Erhaltungszustand der LRT und Arten auf Ge- biets- und Landesebene nachweisbar verursachen oder verursacht haben, als unverträg- lich beurteilt worden. Diese Nutzungen, die nicht im Rahmen der Zulassung eines Plans oder Projekts auf Verträglichkeit geprüft werden, können auch eine „schleichende Ver- schlechterung“ des Erhaltungszustands der Lebensräume und Artvorkommen verursa- chen. Im Folgenden werden diese Nutzungen mit räumlichem Bezug beschrieben und die erforderlichen Maßnahmen dargestellt: Die Seen des LRT 3140 (Groß Labenzer See, Rüben- und Weißer See) leiden unter erhöhtem Nährstoffeintrag. Bezogen auf den Groß Labenzer See resultiert dieser zumin- dest anteilig aus der im Einzugsbereich des Sees stattfindenden z.T. intensiven landwirt- schaftlichen Nutzung (mit Entwässerung von Niederungsbereichen). Um eine Verbesse- rung zu erreichen, ist die Betrachtung des gesamten Einzugsgebietes erforderlich. Auch der Karpfenbesatz im Weißen See trägt zum schlechten Erhaltungszustand des Lebens- raumtyps bei. Hier sollte eine Regulierung des Fischbesatzes angestrebt werden. Weite- re Ursachen für den hohen Nährstoffgehalt sind zu prüfen.

Die Gewässer und Moore zwischen Groß Labenzer See und Radebach und damit auch die Lebensräume der Bauchigen Windelschnecke im Gebiet kennzeichnet überwiegend eine unzureichende Wasserversorgung, die zumindest in Teilbereichen auf ein altes Entwässerungssystem zurückzuführen ist. In diesem Bereich um Weiße Krug befindet sich ein verzweigtes, teilweise bereits verfallenes Binnengrabensystem, dessen Funkti- onsfähigkeit geprüft werden sollte. Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserrückhalts in der Landschaft sind hier erforderlich. Nicht otterschutzgerechte Kreuzungsbauwerke in bzw. bei Klein Labenz sind in dieser Form unverträglich. Weiterhin stellt die Reusenfischerei ohne Schutzgitter am Groß La- benzer See und Harmssee eine Gefährdung für den Fischotter dar. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die unverträglichen Nutzungen im FFH- Gebiet bezogen auf die Lebensraumtypen und Habitate der Arten.

Tabelle 18: Schutzgutbezogene unverträgliche Nutzungen im FFH-Gebiet

LRT / Ort Unverträgliche Nutzung/ Handlung Bemerkungen Art 3140 Groß Labenzer See intensive landwirtschaftliche Nutzung im Eutrophierung NO/Osten an See angrenzend mit großflä- chiger Entwässerung (Nährstoffeintrag über Vorflut in den See) Weißer See Fischerei (Karpfenbesatz) Eutrophierung

40

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

LRT / Ort Unverträgliche Nutzung/ Handlung Bemerkungen Art 3150 Baarskuhl forstwirtschaftliche Nutzung bis an den Beschattung/ Versauerung Gewässerrand (monotoner Fichtenbe- stand) Fauler See, Kleingewäs- z.T. Entwässerung unzureichende Wasserver- ser um Weiße Krug, sorgung; Breite Kuhle, Postmoor Beschattung durch Lage im Wald Verlandung 7140 Moore südlich Weiße Entwässerung Krug, an der B 192 1355 Groß Labenzer See, Entwässerung; Kleinseen zwischen Groß Reusenfischerei ohne Schutzgitter (Groß Labenzer See und Labenzer See, Harmssee) Radebach, einschließlich Weißer See und Barsch- nicht ottergerechte Kreuzungsbauwerke seen, Radebach ein- (am Radebach bei Groß und Klein Labenz, schließlich Niederung bei Durchlässe an Bahnlinie zwischen Bützow Klein Labenz und Warin und an Straße zwischen Warin und Klein Labenz) 1016 Verlandungsmoore am Entwässerung Unzureichende Wasser- Faulen See und Weißen versorgung der Moor- See, Schilfröhrichte am standorte Groß Labenzer See, Beschattung Moore am Radebach (südlich Graupenmühle, Nordteil Blankenberger Bucht)

II.1.5 Geplante Projekte und Nutzungen Die zum Referenzzeitpunkt vorhandenen zulässigen und die bereits zugelassenen Pläne und Projekte sind im Rahmen des Bestandsschutzes darzustellen. Als zugelassene, noch nicht realisierte Vorhaben gelten:

– bestandskräftig zugelassene Projekte,

– rechtskräftige Pläne

– Projekte mit erlassener, aber noch nicht bestandskräftiger Zulassung,

– Pläne, denen zur Rechtskraft nur noch ein formaler Akt fehlt (z.B. Bekanntmachung),

– Bebauungspläne im Stadium der Planreife,

– Teilvorhaben, die zwingende Folge des Gesamtvorhabens sind,

– Vorhaben, die nach dem Referenzzeitpunkt auf Verträglichkeit geprüft und daraufhin zugelassen wurden,

– Pläne und Projekte, die vor Inkrafttreten der Regelungen über die Verträglichkeitsprü- fung 1998 bestandskräftig zugelassen wurden. Soweit ein Vorhaben nach 1998 genehmigt wurde, ohne dass eine FFH- Verträglichkeitsprüfung durchgeführt worden ist, ist zu prüfen, ob das zugelassene Vor-

41

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

haben offensichtlich unverträglich ist (§ 34 BNatSchG). In diesem Fall gelten die Grund- schutzanforderungen des Art. 6 Abs. 2 (vgl. 33. HABITAT-AUSSCHUSS). Die bereits zugelassenen Pläne und Projekte sind, soweit sie das FFH-Gebiet betreffen, in Karte 1 dargestellt.

II.1.5.1 Verträgliche Planungen (Vorprüfung ohne weitere Hauptprüfung) Absehbare Pläne und Projekte (z. B. Bauleit-Planungsabsichten von Gemeinden) sind im Sinne einer „Vorprüfung“ auf Verträglichkeit zu beurteilen, die Prüfergebnisse sind darzu- stellen. Pläne und Projekte sind generell als prüfpflichtig im Sinne einer „Hauptprüfung“ einzuordnen und einem gesonderten Verfahren zu unterwerfen, wenn die o. g. Vorprü- fung im Rahmen der Managementplanung nicht möglich oder sinnvoll ist, da die Wirkun- gen zu komplex sind und eine Vorprüfung nicht zu dem Ergebnis kommt, dass die Pläne oder Projekte nicht geeignet sind, den Erhaltungszustand von signifikant vorkommenden LRT oder Arten erheblich zu beeinträchtigen. So sind z. B. alle Großvorhaben als „prüf- pflichtige Planungen im Einzelfall“ (Kap.II.1.5.2) zu kennzeichnen. Die Komplexität der notwendigen, wirkungsbezogenen Verträglichkeitsprüfungen übersteigt in diesen Fällen regelmäßig die möglichen Inhalte des Managementplans. Der Managementplan liefert für die Verträglichkeitsprüfung differenzierte Erhaltungsziele und gebietsspezifische Bewertungsparameter. Die im Rahmen der Managementplanung ermittelten geplanten Vorhaben, die bereits auf Verträglichkeit geprüft wurden oder im Rahmen einer Vorprüfung als verträglich beurteilt wurden, werden im Folgenden tabellarisch dargestellt.

Tabelle 19: Auf Verträglichkeit geprüfte und als verträglich beurteilte Vorhaben im FFH-Gebiet

Planung Inhalt Räumlicher Bezug B-Plan Nr. 11 Ferienhausanlage auf Grundstücken des ehemaligen Klein Labenz (Stadt Natur- und Ferien- FDGB-Ferienheimes mit ca. 600 Betten Warin), park Labenzer See* - Flächengröße ca. 8 ha am Auslauf Radebach - Grünflächen für Spiel und Sport aus Groß Labenzer See; - außerhalb, aber angren- Stellflächen für Camper zend an FFH-Gebiet - Komplex mit Rezeption, Toiletten, Fahrradstation, Gaststätte, Verkaufseinrichtung - Ferienhäuser - Bettenhaus mit Zimmern, FeWo, Versorgungseinrich- tung (Gaststätte) - 4 Eigenheime u. a. zur Eigennutzung für Vorhabens- träger - Vorhaltefläche für Freizeitangebote und Reiterhof - Park- und Stellplatzfläche für ca. 150 PKW - Entwicklung Wirtschaftsgebäude für Versorgungs- und Freizeitangebot für gesamte Region (Hallenbad, Lehr- pfade, Räume für Tagungen etc.) * genehmigt

42

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.1.5.2 Planungen im Einzelfall auf Verträglichkeit zu prüfen Die einzelfallbezogene Prüfung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen auf das FFH- Gebiet als solches ist stets auf der Grundlage der Erhaltungsziele für die LRT oder die Habitate von Arten vorzunehmen (vgl. Tabelle 16). Die dargestellten Erhaltungsziele bilden die gebietsspezifischen Vorgaben. Ergänzend werden nachfolgend Hinweise zur Ermittlung der „Erheblichkeit“ der Beein- trächtigung von Erhaltungszielen gegeben, die nicht im Rahmen der Managementpla- nung bearbeitet werden. „Die bisherige Bewertungspraxis in der Eingriffsregelung orientiert sich nach dem Natur- schutzwert von einzelnen Biotopflächen bzw. Artbeständen. [...] Da die Erheblichkeit der Beeinträchtigung einzelner Flächen bewertet wird, stellt die Bedeutung dieser Beeinträch- tigungen für die Funktionsfähigkeit eines gegebenen größeren Bezugsgebiets kein Be- wertungskriterium dar. Auch die Erheblichkeit der Beeinträchtigung von funktionalen Aspekten wird an sich bewertet und nicht wegen der Konsequenzen, die sich für die Wahrung der Funktionen in einem größeren Bezugsraum ergeben.“ (LEITFADEN zur FFH-Verträglichkeitsprüfung im Bundesfernstraßenbau 2004). Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung wird dagegen die Erheblichkeit der Ver- schlechterung des Erhaltungszustands von Lebensräumen oder Arten im Hinblick auf die Bedeutung für das Gebiet und anhand des Beitrags des Gebiets für das gesamte Netz beurteilt. „Die Erheblichkeit einer Beeinträchtigung ist somit gebietsabhängig und muss im Einzelfall begründet werden“ (NATURA 2000-GEBIETSMANAGEMENT ). Nicht jede Flächeninanspruchnahme eines Lebensraumtyps muss daher z.B. grundsätzlich erheb- lich sein, sondern sie ist vor dem Hintergrund der schutzgebietsspezifischen Situation zu bewerten, also immer unter Beachtung der Bedeutung für das FFH-Gebiet und das ge- samte Netz. Nachfolgend werden allgemeine Bewertungskriterien für die Beurteilung von LRT- Beeinträchtigungen dargestellt. Bei der Festlegung von „Bagatellgrenzen“ (oder auch „Irrelevanzschwellen“) für die Differenzierung zwischen „günstigen“ und „ungünstigen“ Ausprägungen des Lebensraumtyps und von Kriterien zur Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen wurden berücksichtigt:

(1) das Dokument Doc.Hab-04-03/03-rev.3 der EU-Kommission zu Artikel 17 der FFH- RL (European Comission 2005); (2) die Methodik-Leitlinien zur Erfüllung der Vorgaben des Art. 6 Abs. 3 und 4 der Habi- tat-Richtlinie 92/43/EWG (EU-KOM, GD Umwelt 2001); (3) die Hinweise der EU-KOM, GD Umwelt „Natura 2000–Gebietsmanagement. Die Vorgaben des Art. 6“ (2000);

(4) die Ergebnisse des BfN FuE-Vorhabens „Ermittlung von erheblichen Beeinträchti- gungen im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung“ (LAMBRECHT et al. 2007);

43

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

(5) die Vorschläge der LANA (Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspfle- ge und Erholung) zu den „Anforderungen an die Prüfung der Erheblichkeit von Beein- trächtigungen der Natura 2000-Gebiete

(6) der „Leitfaden zur FFH-Verträglichkeitsprüfung im Bundesfernstraßenbau“ (KÜSTER 2004). Ein direkter quantitativer Verlust von Lebensraumtypfläche ist auf jeden Fall zu ver- meiden. Ist dieser innerhalb des Berichtszeitraums von 6 Jahren größer als 1 % der Gesamtfläche des Lebensraumtyps im Gebiet oder, nach landesweitem Abgleich, in allen Gebieten des Landes, werden die Beeinträchtigungen in der Regel als erheblich zu beur- teilen sein. Ein solcher Verlust ohne Kohärenzausgleich dürfte im Widerspruch zum Verschlechterungsverbot der FFH-RL stehen. Direkte Verluste unterhalb dieser „1 %-Schwelle“ sind gebiets- bis landesspezifisch zu prüfen. Sie können dann als unerheblich gelten, sofern sie - nicht in der Summe der Beeinträchtigungen durch unterschiedliche Verursacher mehr als 1 % der Gesamtfläche des LRT innerhalb von 6 Jahren im Gebiet oder im Land betreffen (Kumulationswirkung), - keine prioritären Lebensraumtypen betreffen, - keine LRT betreffen, die wiederherzustellen sind,

- keine LRT betreffen, die landesweit hohe Flächenanteile im „ungünstigen“ Zustand aufweisen oder nach dem Art. 17 Bericht europaweit im „ungünstigen“ Zustand sind, - keine LRT betreffen mit einem sehr hohen Flächenanteil im Gebiet bezogen auf das Land und die Beeinträchtigungen einen landesweit „ungünstigen“ Zustand zur Folge haben können. Im ersten und in den beiden letzten Fällen muss ein Verlust aus landes- bis europaweiter Sicht beurteilt werden . Die Beurteilung der „Schwelle“ zur Bestimmung der Erheblichkeit von Beeinträchtigun- gen des Erhaltungszustands von LRT (Qualitätsverlust) kann mit folgenden gebiets- spezifischen Kriterien erfolgen: Generell ist davon auszugehen, dass Beeinträchtigungen, die zu einem „ungünstigen“ Erhaltungszustand (mehr als 25 % der Gesamtfläche des Lebensraumtyps im Gebiet Bewertung: C) auf Gebietsebene führen, erheblich sind. Eine solche Beeinträchtigung ohne Kohärenzausgleich wird in der Regel im Widerspruch zu dem Verschlechterungs- verbot der FFH-Richtlinie stehen. Beeinträchtigungen unterhalb dieser „Schwelle“ sind gebietsspezifisch festzulegen. Sie können dann als unerheblich gelten, sofern sie - nicht in der Summe der Beeinträchtigungen durch unterschiedliche Verursacher mehr als 25 % der Gesamtfläche des Lebensraumtyps im Gebiet oder im Land in einen „ungünstigen“ Zustand versetzen (Kumulationswirkung),

44

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

- keine prioritären Lebensraumtypen betreffen, - keine LRT betreffen, die wiederherzustellen sind, - keine LRT betreffen, die landesweit hohe Flächenanteile im „ungünstigen“ Zustand aufweisen oder nach dem Art. 17 Bericht europaweit im „ungünstigen“ Zustand sind. Im ersten und letzten Fall muss eine Beeinträchtigung aus landes- bis europaweiter Sicht beurteilt werden.

Unabhängig davon gelten die landesrechtlichen Eingriffs-/ Ausgleichsregelungen, d. h., erhebliche Beeinträchtigungen von wiederherstellbaren LRT sind auszugleichen, erhebli- che Beeinträchtigungen von nicht wiederherstellbaren sind zu ersetzen.

In folgender Tabelle 20 sind die Kriterien zur gebietsspezifischen Beurteilung der Erheb- lichkeit von Beeinträchtigungen in Bezug auf Lebensraumtypen dargestellt. In der ersten Spalte sind die LRT grau hinterlegt, für die besondere Wertigkeiten bestehen.

Beeinträchtigungen unterhalb der Bagatellgrenzen lösen im Regelfall keine Prüfungen auf FFH-Verträglichkeit aus. Ausnahmen können durch funktionale Beziehungen zu benachbarten LRT verursacht werden (Komplexbildungen). Die 1 %-Grenze des LRT oder der zusammengefassten LRT ähnlicher Struktur, Funktion und Lage zeigt die Flä- chengröße in m², ab der Verluste, auch verursacht durch verschiedene Eingriffe, regel- mäßig erhebliche Beeinträchtigungen sind. Sie können die Kohärenz im landesweiten Netz gefährden und bedürfen daher in der Regel des Kohärenzausgleichs. Erfolgt dann die Eintragung des Erhaltungsziels „Wiederherstellung“ (siehe Tabelle 20), dürfen keine weiteren Beeinträchtigungen ohne Kohärenzausgleich zugelassen werden. Die Prüfung auf Erheblichkeit und auf Verträglichkeit im Sinne des § 34 BNatSchG ist für alle weiteren Pläne und Projekte erforderlich.

Tabelle 20: Kriterien zur Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen in Be- zug auf Lebensraumtypen

EU-Code „Bagatellgrenze“ „Bagatellgrenze“ „Bagatellgrenze“ „1% Grenze“ Erhaltungsziel Stufe 1 nach Stufe 2 nach Stufe 3 nach des LRT im im Gebiet (LAMBRECHT (LAMBRECHT (LAMBRECHT gesamten „Wiederher- 2007) in m² 2007) in m² 2007) in m² FFH-Gebiet in stellung“ m² 3140 50 250 500 26.005 ja 3150 100 500 1.000 1.532 ja 3260 100 500 1.000 262 nein 7140 25 125 250 335 ja 9110 250 1.250 2.500 9130 250 1.250 2.500 Bearbeitung durch LFA 9160 100 500 1.000 91E0* 100 500 1.000

45

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.2 Maßnahmen Die dargestellten Maßnahmen dienen der Umsetzung der Erhaltungsziele. Sie sind fach- lich geeignet und im Rahmen der Managementplanung mit den Betroffenen vorabge- stimmt. Durch die Darstellung der Maßnahmen im Plan werden öffentlich-rechtliche Zu- lassungsvoraussetzungen und privatrechtliche Zustimmungen nicht ersetzt.

II.2.1 Zusammenfassende Darstellung der Erhaltungsziele

In Kapitel I.4.3 (Tabelle 16, Tabelle 17) wurden bereits die aus naturschutzfachlicher Sicht notwendigen und wünschenswerten Ziele auf Gebiets- und Teilflächenebene dar- gestellt. Die Erhaltungsziele auf Gebietsebene sind nachfolgend noch einmal dargestellt. Hinsichtlich der teilflächenbezogenen Formulierung der Erhaltungsziele sei auf die o.g. Tabelle 17 verwiesen.

Tabelle 21: Darstellung der Erhaltungs- und Entwicklungsziele für LRT und Arten

Schutzobjekt Erhaltungszu- Erhaltungszustand Besondere Erhaltungsziel auf stand zum aktuell Bedeutung für Gebietsebene 1) Referenzzeit- das Netz punkt Natura 2000 3140 B C - W 3150 B C - W 3260 B B - E 7140 B C x W Biber - B x E Fischotter (B) C C x vE Steinbeißer B B - E Bachneunauge B B2) - ggf. E weitere Bearbeitung durch LUNG M-V Eremit - neuer Nachweis, x ggf. E bisher ohne Bewer- tung Gemeine Flussmuschel Zuarbeit LUNG M-V fehlt, aktuelle Daten nicht bekannt, keine Bewertung Bauchige Windelschnecke C C - E Zierliche Tellerschnecke - neuer Nachweis, - ggf. E bisher ohne Bewer- tung 1) E-Erhalt, W-Wiederherstellung, vE-vorrangige Entwicklung, wE-wünschenswerte Entwicklung 2) entsprechend Gutachten zum Art. 17-Bericht (UMWELTMINISTERIUM M-V 2006)

Die Erhaltungsziele bilden die Grundlage für die festzulegenden gebietsbezogenen und räumlich verorteten Maßnahmen. Verpflichtende Wiederherstellungsmaßnahmen sind im FFH-Gebiet DE 2236-303 für die Gewässer-Lebensraumtypen 3140 (Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen) und 3150 (Natürlich eutrophe Seen) auf-

46

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

grund der Verschlechterung ihres Erhaltungszustandes gegenüber dem Referenzzeit- punkt anzustreben. Auch der Zustand der Übergangs- und Schwingrasenmoore (LRT 7140) verschlechtere sich zu einem ungünstigen Zustand. Die Ableitung vorrangiger Entwicklungsmaßnahmen ergeben sich für den Fischotter (1355); der ungünstige Erhaltungszustand seiner Habitate hat sich im Vergleich zu 2004 nicht verändert (vgl. Kap. 1.4.2 Prüfung der Plausibilität). Zudem hat er als Tierart mit großen Raumansprüchen und einer Gefährdungseinstufung entsprechend der Roten Liste der Säugetiere M-V eine besondere Bedeutung für das Netz Natura 2000. Aufgrund des Erhalts des gemeldeten guten Zustandes von Fließgewässern (LRT 3260), der Habitate des Steinbeißers (1149), der als in gutem Zustand befindlichen, neu festge- stellten Habitate des Bibers (1337) sowie für das Bachneunauge sind vor allem am Ra- debach zumindest Erhaltungsmaßnahmen (Schutz) notwendig; die Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Radebachs wird als wünschenswert erachtet. In Teilbereichen ergeben sich weiterhin Erhaltungsmaßnahmen für den Fischotter und den LRT 3150. Für die gleichbleibend in einem ungünstigen Zustand befindlichen Habitate der Bauchi- gen Windelschnecke (1016) sind neben dem Erhalt wünschenswerte Entwicklungs- maßnahmen abzuleiten. Auch für den Biber ergeben sich in Teilbereichen wünschens- werte Entwicklungsmaßnahmen.

II.2.2 Festlegung der erforderlichen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnah- men sowie der vorrangigen und wünschenswerten Entwicklungsmaßnah- men

Die im folgenden Kapitel dargestellten Maßnahmen ergeben sich aus der Defizitanalyse und den daraus abgeleiteten Erhaltungszielen. Ziel ist es, den zum Referenzzeitpunkt vorhandenen günstigen Erhaltungszustand auf Gebietsebene zu sichern oder wiederher- zustellen. Die Ausweisung von Maßnahmen erfolgte in Maßnahmenkomplexen. Dies gewährleistet die Berücksichtigung aller in einem Komplex (z. B. Fließgewässerabschnitt mit Niede- rungsbereichen, Seen mit Verlandungsbereichen) vorkommenden Lebensraumtypen und Arthabitaten und damit die Berücksichtigung aller spezifischen Belange. Es kann somit ausgeschlossen werden, dass sich eine Maßnahme negativ auf einen LRT und / oder das Habitat einer Art auswirkt. Die Auflistung der Maßnahmen in Tabelle 22 beinhaltet aus diesem Grund LRT und Arten mit evtl. unterschiedlichen Entwicklungszielen, die sich aus den konkreten, aktuell festgestellten Erhaltungszuständen ableiten. Die Zuordnung des Maßnahmentyps erfolgte dann entsprechend der jeweils vorkommenden höchsten Priorität (Wiederherstellungsmaßnahme/ vorrangige Entwicklungsmaßnahme, Erhal- tungsmaßnahme als Schutz oder Pflege, wünschenswerte Entwicklungsmaßnahme).

Die Gesamtheit der Maßnahmen ist in Karte 3 dargestellt. Einige Maßnahmen bzw. Teil- flächen befinden sich außerhalb des FFH-Gebietes; sie sind lediglich in Textfeldern be- nannt. Die textliche Darstellung außerhalb der Schutzgebietsgrenzen liegender Maß-

47

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

nahmen erfolgt aufgrund des unmittelbaren Zusammenhangs dieser mit dem Zustand der LRT und Arthabitate im FFH-Gebiet. Diese Maßnahmen erfüllen in der Regel eine Puffer- funktion. Die außerhalb des Schutzgebietes liegenden Maßnahmen sowie Maßnahmen, die über die Gebietsgrenze hinaus gehen, sind in der Tabelle 22 entsprechend gekenn- zeichnet. Die Anhang II-Arten, für die eine Zuarbeit durch das LUNG M-V erfolgen sollte, wurden bei der Maßnahmenplanung auf Grundlage der Informationen aus den Gutachten zum Art. 17-Bericht berücksichtigt. Im Anschluss an die Darstellung der Maßnahmen erfolgt ein Abgleich dieser mit den Maßnahmen aus der Bewirtschaftungsvorplanung (BVP) nach der EU-Wasserrahmen- richtlinie (EU-WRRL).

48

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Tabelle 22: Zusammenstellung der Maßnahmen

Kom- Maß- Maß- Maßnahmenbeschreibung Ortsbezeichnung/ Umsetzung/ Schutzob- Maß- Bemer- Zuordnung Finanzbedarf plex- nahmen- nah- Lage/ Teilfläche Adressat jekte nah- kungen der Maß- Nr. Nr. men- mentyp nahme zum Projektum- Jährlich Code Katalog der setzung Entwick- lungsziele gem. GLRP

L001 L001a E50 – Machbarkeitsstudie zur Groß Labenzer See StALU WM 3140 WM Projekt- S.5.4 k.A. E 22/ Sanierung des Einzugsgebie- und Zuflüsse (Wasserwirt- träger- E 23 tes (Prüfung der Nährstoff- schaft)/ WBV/ schaft mengen über die Zuflüsse/ Landwirte/ 1337 ES unklar E42 Wiedervernässungsmaßnah- Forst/ Fi- men im Einzugsbereich; Ü- schereibetrieb 1355 VE berprüfung der Dränflächen Piehl östlich bis nördlich des Sees, zwischen Groß und Klein La- 1016 WE/ ES benz bis Qualitz/ Mankmoos) – Umstellung der Reusenfi- scherei auf ottersichere Gerä- 1149 ES te (z.B. Einsatz von Reusen- gittern) L001b E27 - Rückbau / Umbau von Quer- Zufluss zum Groß StALU WM 1355 VE im Bau L.11.3 - - bauwerken; Labenzer See in Groß (Wasserwirt- (siehe F.4.5 Wiederherstellung der Durch- Labenz schaft)/WBV 1337 ES auch BVP gängigkeit am Wehr (siehe (außerhalb des FFH- WABB- 3260 WE Prioritätenkonzept des Lan- Gebietes) 1800 des zur Wiederherstellung der LV38) Durchgängigkeit)

49

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Kom- Maß- Maß- Maßnahmenbeschreibung Ortsbezeichnung/ Umsetzung/ Schutzob- Maß- Bemer- Zuordnung Finanzbedarf plex- nahmen- nah- Lage/ Teilfläche Adressat jekte nah- kungen der Maß- Nr. Nr. men- mentyp nahme zum Projektum- Jährlich Code Katalog der setzung Entwick- lungsziele gem. GLRP L001c E27 - Bau von Leiteinrichtungen Radebach am Ausfluss StALU WM 1355 VE Förderan- L.11.3 - - und Durchlassanlagen (Ent- aus dem Groß Laben- (Wasserwirt- trag zum F.4.5 fernung des Gitters am Rade- zer See schaft)/WBV 1337 ES Rückbau bach in Klein Labenz  Ab- Seebach vor Zufluss 1149 ES des stimmungsbedarf zu Maß- zum Groß Labenzer Wehres nahme L002d - Rückbau des See 3260 WE liegt vor Wehres); am Seebach durch Trocken- rohre in Kombination mit Leit- zäunungen – vor Ort in Ab- 1096 - wägung mit erfahrenen Bera- tern) L001d E01 - Erweiterung vorhandener Grünland am Nordost- StALU WM 1016 WE E.9.1 - ca. 3.400 € Pufferstrukturen zur unmittel- ufer des Groß Laben- (Wasserwirt- (extensive bar angrenzenden landwirt- zer Sees schaft)/ Wariner Grünlandnut- schaftlichen Nutzfläche (der- Pflanzenbau zung) zeit z.T. aufgelassen) – Erhalt e.G. 3140 WM der aufgelassenen Flächen in einem ca. 10 m breiten Strei- fen entlang des Seeufers oder extensive Grünlandnutzung auf gesamter Fläche (Mahd oder Beweidung)

50

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Kom- Maß- Maß- Maßnahmenbeschreibung Ortsbezeichnung/ Umsetzung/ Schutzob- Maß- Bemer- Zuordnung Finanzbedarf plex- nahmen- nah- Lage/ Teilfläche Adressat jekte nah- kungen der Maß- Nr. Nr. men- mentyp nahme zum Projektum- Jährlich Code Katalog der setzung Entwick- lungsziele gem. GLRP

L002 L002a E51 – Prüfung der Abwassersituati- Weißer See StALU WM 3140 WM S.5.4 k.A. E25 on Weiße Krug zur Verbesse- (Wasserwirt- rung der Wasserqualität im schaft)/Gemein Weißen See de/ ZVAB 1337 WE – Regulierung des Fischbesat- Fischereibe- zes (kein bzw. verminderter trieb Frischke 1355 ES Besatz mit Karpfen) im Wei- ßen See nach Absprache mit Herrn Frischke L002b E22 - Verschluss des abführenden Fauler See WBV/ Forst- 3150 WM Zustim- M.2.4 ca. 5.500 € - Grabens, größerer Wasser- verwaltung mung E23 Moore nordwestlich 7140 WM F.4.5 rückhalt im Gebiet  Ver- von Friedrichswalde FoA ; langsamung der Verlandung 1016 WE Miteinan- der von 1337 WE WBV, Forst, 1355 ES Landge- sellschaft notwen- dig L002c E41 - Otterschutzmaßnahmen wie Graben-Straßen- WBV/ Gemein- 1355 ES L.11.3 - - Trockenrohre in Kombination Kreuzung an der de/ DB AG mit Leitzäunungen Straße zw. Klein Labenz und Warin 1337 WE sowie an Bahn- Graben-Kreuzung Fauler See - Karpfen- see

51

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Kom- Maß- Maß- Maßnahmenbeschreibung Ortsbezeichnung/ Umsetzung/ Schutzob- Maß- Bemer- Zuordnung Finanzbedarf plex- nahmen- nah- Lage/ Teilfläche Adressat jekte nah- kungen der Maß- Nr. Nr. men- mentyp nahme zum Projektum- Jährlich Code Katalog der setzung Entwick- lungsziele gem. GLRP L002d E27 - Rückbau von Querbauwerken Wehr am Radebach StALU WM 1149 ES Förderan- L.11.3 - - Rückbau des Wehres am Ra- am Auslauf aus dem (Wasserwirt- trag zum F.4.5 debach am Auslauf aus dem Groß Labenzer See schaft)/WBV 1337 WE Rückbau Groß Labenzer See, Wieder- des herstellung der Durchgängig- 1355 ES Wehres keit für wandernde Organis- liegt vor men (Abstimmungsbedarf zu 3260 WE Maßnahme L001c) 1096 -

L002e S22 – Machbarkeitsstudie zur Kleingewässer, Klein- StALU WM 3150 WM/ ES S.5.4 k.A. E22 Verbesserung des Wasser- seen (Baarskuhl, (Wasserwirt- M.2.4 haushaltes im Bereich zwi- Kleiner und Großer schaft)/WBV/ 1016 WE/ ES E23 schen Groß Labenzer See Barschsee, Harmssee) Forstverwal- E24 und Radebach mit dem Ziel und Moore zwischen tung 1355 ES S14 des Erhalts bzw. der Wieder- Groß Labenzer See herstellung von Kleingewäs- und Radebach 1337 WE S15 sern und Mooren 1188 WE – Erhalt durch Biberstau ent- standener hoher Wasserstän- de/ Überflutungsbereiche L002f S09 - Belassen von Totholz Radebach StALU WM 3260 ES F.4.2 - - (Wasserwirt- schaft)/WBV 1096 - L003 L003 E22 - Verschluss/Anstau v. Gräben Breite Kuhle WBV 3150 WM - ca. 18.000 € - E23 zum verbesserten Wasser- rückhalt in Kleingewässern 1188 WE L004 L004 E23 - Anhebung der Wasserstände Rübensee WBV/ Forst- 3140 WM S.5.4 ca. 16.500 € - im Einzugsgebiet des Rüben- verwaltung/ sees Landwirt 1355 ES 1337 WE

52

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Im Rahmen der Bewirtschaftungsvorplanung (BVP) nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) für das Bearbeitungsgebiet Brüeler Bach, die sich derzeit in Bearbeitung befindet, erfolgte eine Feststellung der Bewirtschaftungsziele der Fließgewässerkörper sowie die Ableitung von durchführbaren Maßnahmen.

Nachfolgend werden die Maßnahmen nach EU-WRRL hinsichtlich ihrer Verträglichkeit mit den Zielen und Maßnahmen der vorliegenden FFH- Managementplanung grob abgeschätzt. Die Tabelle 23 enthält dazu eine Gegenüberstellung der Maßnahmen aus der Bewirtschaftungsvorplanung mit den von deren Umsetzung betroffenen Maßnahmen und Schutzobjekten der FFH-Managementplanung. Die einzelnen Maßnahmen beider Planungen wurden auf räumliche und inhaltliche Überschneidungen geprüft. Dabei wurden die BVP-Maßnahmen mit einer geplanten Umsetzung bis zum Jahr 2022 betrach- tet. Maßnahmen, deren Realisierung als ‚zur Zeit unwahrscheinlich’ eingeschätzt wurde, bleiben unberücksichtigt.

Tabelle 23: Abgleich zwischen den Maßnahmen der BVP und den Maßnahmen der FFH-MP

Maßnahmen der Bewirtschaftungsvorplanung nach EU-WRRL Abgleich mit FFH-MP Station Station Maßnahmen- Maßnahme Fließgewässerabschnitt/ Realisie- betroffene betroffene zusammenfassende von bis Id Lagebezeichnung rung Maßnahmen Schutz- Einschätzung vorr. bis der FFH- MP objekte lt. FFH-MP 8864 8864 WABB- Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit am Radebach am Ausfluss 2015 L001c; 1149; 1096; entspricht den Zielen der 1600_M07 Wehr Labenzer See aus dem Groß Labenzer L002d 1337; 1355; FFH-MP; Abstimmungs- See 3260 bedarf zu Maßnahme L001c 7885 7885 WABB- Prüfung einer möglichen ökologischen Durchgängig- Radebach ca. 500m 2015 L002d 1149; 1096; entspricht den Zielen der 1600_M08 keit des Biberdammes Graupenmühle nordöstlich Graupenmühle 1337; 1355; FFH-MP; Prüfung und 3260 Abwägung zwischen Gewährleistung der ökol. Durchgängigkeit und Erhaltung des Biberdam- mes erforderlich 10640 10640 WABB- Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit im Radebach, Zufluss zum 2022 L001b 1337; 1355; entspricht weitestgehend 1800_M01 Wohnpark Gr. Labenz; Umbau mehrerer Sohlabstür- Groß Labenzer See 3260 den Zielen der FFH-MP ze und Rampen

53

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Der Abgleich ergibt, dass alle drei relevanten Maßnahmen der Bewirtschaftungsvorplanung grundsätzlich den Zielstellungen der FFH-Managementplanung entsprechen. Ungeachtet dessen sind bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen die Belange der FFH-Managementplanung zu berücksichtigen und die Umsetzung der Maßnahmen aufeinander abzustimmen. Das Projekt zum Biber-Konfliktmanagement und dem Wehrrückbau am Radebach (Auslauf aus Groß Labenzer See) befindet sich in Beantragung. Bedingt durch den bestehenden Biberdamm bei Graupenmühle wird die angestrebte Durchgängigkeit des Radebaches u.a. für den Steinbeißer in Frage gestellt. Der Maßnahmenvorschlag im Rahmen der BVP sieht vor, eine mögliche Durchgängigkeit des Biberdammes nach Rückbau des Wehres zu prüfen und den Biberdamm möglichst zu erhalten (vgl. WABB-1600_M08). Aus Sicht der FFH-Managementplanung kann diesem Vorgehen zugestimmt werden. Zusätzlich sei an dieser Stelle auf die derzeitige Durchführung einer Biberkonfliktpotentialanalyse im Naturpark Sternberger Seenland verwiesen. Diese soll nach Fertigstellung die Grundlage für ein Bibermanagement im Naturpark Sternberger Seenland bilden, das als Projekt Bestandteil der Naturparkplanung ist.

54

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.3 Instrumente zur Umsetzung der Maßnahmen Hinsichtlich der Umsetzung der Maßnahmen ist zwischen rechtlichen, administrativen und vertraglichen Instrumenten zu unterscheiden. Im Rahmen der FFH- Managementplanung werden zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen die folgenden Regelungen vorgeschlagen.

II.3.1 Rechtliche Regelungen

Die folgende Tabelle 24 gibt einen Überblick zu den rechtlichen Instrumenten.

Tabelle 24: Übersicht zu den rechtlichen Instrumenten (RI)

Abk. rechtliche Instrumente RI 1 Erklärung durch Rechtsverordnung (§ 21 Abs. 2 NatSchAG M-V) oder im Einzelfall Ausweisung als geschützter Teil von Natur und Landschaft gemäß § 20 Abs. 2 BNatSchG (§ 21 Abs. 4 NatSchAG M-V) RI 2 Vollzug des gesetzlichen Biotopschutzes (§ 20 NatSchAG M-V) RI 3 Vollzug des Artenschutzes (§ 44 BNatSchG) RI 5 Vollzug von sonstigen Regelungen nach dem Naturschutzrecht oder nach anderen Rechtsvorschrif- ten (z.B. Fischereirecht, vgl. § 16 FischG)

Wichtigste Rechtsinstrumente sind der Vollzug des gesetzlichen Biotopschutzes sowie die Erklärung von Gebieten gemeinschaftlicher Bedeutung durch Rechtsverordnung gemäß § 21 Abs. 2 NatSchAG. Nach § 21 Abs. 3 NatSchAG werden in der Rechtsver- ordnung der Schutzzweck und die Erhaltungsziele bestimmt. Weiterhin können Ge- und Verbote sowie Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen aufgenommen werden. Gemäß § 21 Abs. 4 NatSchAG kann durch Beschluss der Landesregierung bestimmt werden, dass im Einzelfall die Erklärung von Gebieten gemeinschaftlicher Bedeutung zu geschützten Teilen von Natur und Landschaft gemäß § 20 Abs. 2 BNatSchG erfolgen kann. Beispiele für Handlungen und Nutzungen, die mit bestehenden Rechtsvorschriften unter- bunden werden können, sind:

– Die erhebliche Störung der streng geschützten Tierarten sowie der europäischen Vogelarten, z. B. durch Erholungssuchende. Als „erheblich“ sind Störungen zu be- zeichnen, wenn sich der Erhaltungszustand der „lokalen Population“ verschlechtert (wobei „lokal“ artspezifisch zu definieren ist, vgl. § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG).

– Die mutwillige Beunruhigung von Tieren, z.B. von für jedermann erkennbaren großen Vogelansammlungen oder auffälligen Brutkolonien (vgl. § 39 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG).

– Die Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungsstätten von Tieren, z. B. von Adlerhorsten (vgl. § 54 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG, Abs. 4 § 23 NatSchAG M-V).

– Die erhebliche Beeinträchtigung von Lebensräumen, die dem gesetzlichen Biotop- schutz unterliegen, ohne Ausnahmegenehmigung nach § 20 Abs. 3 NatSchAG M-V.

55

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

– Außerhalb der gekennzeichneten Wege und zugelassenen Plätze zu fahren, zu zel- ten sowie Wohnwagen, Wohnmobile oder andere Fahrzeuge aufzustellen (§ 28 Nat- SchAG M-V).

– Nichtbeachtung der Grundsätze für die Unterhaltung oberirdischer Gewässer (vgl. § 61 LWaG).

– Nichtbeachtung der Vorschriften für die Unterhaltung von Bundeswasserstraßen (vgl. § 39 WHG).

– Nichtbeachtung der Vorschriften zur Erhaltung, Bewirtschaftung, zum Schutz und zur Vermehrung des Waldes (vgl. §§ 11 folgende LWaldG).

Im Rahmen der FFH-Managementplanung gibt es zu Ausweisungen von Schutzgebieten im Bereich der Wariner Seenlandschaft keine Vorschläge.

II.3.2 Administrative Regelungen, Verwaltungsvereinbarungen, Cross Compliance im Bereich Landwirtschaft Die folgende Tabelle 25 gibt einleitend einen Überblick zu den administrativen Instrumen- ten.

Tabelle 25: Übersicht zu administrativen Instrumenten (AI)

Abk. Administrative Instrumente AI 1 Verwaltungsvereinbarungen mit Behörden Beispiel: Kompensationsmaßnahmen, Ökopool, Ökokonto AI 2 Verwaltungsvorschriften AI 3 Behördliches Monitoring und Gebietsbetreuung im Auftrag der Naturschutzbehörden AI 4 Projektförderung Beispiel: Projektbeantragung über Förderprogramme (z. B. FöRiGef, FöRiSAG, FöRiMan) AI 5 Kontrolle von Cross Compliance-Anforderungen bei landwirtschaftlichen Betrieben, die Direktzahlun- gen oder Flächenbeihilfen aus dem ELER erhalten AI 6 Verfügungsbefugnis der Fläche eines öffentlichen oder gemeinnützigen Besitzers AI 7 Maßnahmen zur Information durch die Naturschutzbehörden

Die wichtigsten Verwaltungsinstrumente sind die Projektförderung mit anschließender Zweckbindung der Flächen und im Bereich der Landwirtschaft die Anwendung der Cross Compliance-Vorschriften. Projekte sind nach den Förderrichtlinien FöRiGeF (Richtlinie zur Förderung der nachhal- tigen Entwicklung von Gewässern und Feuchtlebensräumen) und FöRiSAG (Richtlinie zur Förderung von Investitionen zu Gunsten schützenswerter Arten und Gebiete) förder- fähig. Maßnahmen zur Information und zur Gebietsbetreuung sind nach der FöRiMan (Richtlinie zur Förderung von Managementplänen in Natura 2000 – Gebieten) im Rah- men und im Vollzug der Managementplanung als „Projekte“ förderfähig.

56

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Tabelle 26: Übersicht zu Maßnahmen mit administrativen Regelungen

Umset- Umsetzung Maß- Maßnah- Bemerkungen zung- nah- mentyp sinstru- men-Nr. ment AI 1 Kompensationsmaßnahmen L003 WM/ WE verbesserter Wasserrückhalt an der zum verbesserten Wasser- Breiten Kuhle rückhalt in Niederungsberei- chen/ Mooren L004 WM/ ES verbesserter Wasserrückhalt in der Niederung am Rübensee AI 1 Kompensationsmaßnahmen L001c VE/ ES Gitter am Radebach in Klein Labenz/ zum otter- und biberschutzge- Seebach vor Zufluss zum Groß Labenzer rechten Umbau von Kreu- See zungsbauwerken L002c ES/WE Bahnquerung zw. Faulem See und Karpfensee Graben-Straßenquerung zwischen Klein Labenz und Warin (zu den Angelteichen) AI2 Anstreben einer Aufstellung L002f ES Radebach (keine Totholzberäumung) eines Gewässerunterhal- tungsplans zur Reduzierung von Unterhaltungsmaßnah- men an Fließgewässern AI 4 Projektantrag zur Wiederver- L002b WM/ ES Fauler See/ Moore nordwestlich von nässung von Niederungsbe- Friedrichswalde reichen und Mooren entspre- chend FöRiGef L002e WM/ ES Kleingewässer, Kleinseen und Moore zwischen Groß Labenzer See und Radebach AI 4 Projektantrag zum Umbau/ L002d ES/WE Wehr am Radebach in Klein Labenz Rückbau von Querbauwerken entsprechend FöRiGef AI 4 Projektanträge zur Sanierung L001a WM/ VE Groß Labenzer See von Seen und ihrer Einzugs- gebiete entsprechend FöRi- Gef

Die im Gebiet wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe, die Direktzahlungen gemäß EG-Verordnung (EG Nr. 1782/2003) erhalten, sind an die Pflichten zur nationalen Umset- zung der Cross Compliance-relevanten Naturschutzvorschriften gebunden. Auf die land- wirtschaftliche Nutzung bezogene Maßnahmen zur Sicherung bzw. Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes von Lebensraumtypen und Habitaten von Arten sind in Tabelle 22 dargestellt. Eine gesonderte Naturschutzberatung ist aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht erforderlich.

57

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.3.3 Vertragliche Regelungen Die folgende Tabelle 27 gibt einen Überblick zu den vertraglichen Instrumenten.

Tabelle 27: Übersicht zu vertraglichen Instrumenten

Abk. Vertragliche Instrumente VI 1 Verträge mit Landnutzern (z.B. Agrarumweltmaßnahmen, Betriebsberatungen) VI 2 Freiwillige Vereinbarungen mit Nutzern (z.B. touristische Nutzer) Beispiel: Vereinbarung mit Kanuanbietern/ Befahrungsregelungen VI 3 Verträge mit Vereinen / Verbänden / Ehrenamtlichen zur Gebietsbetreuung

Grundsätzlich soll, neben dem Vollzug bereits bestehender Rechtsvorschriften, den administrativen und vertraglichen Maßnahmen der Vorrang eingeräumt werden, sofern ein gleichwertiger Schutz wie mit rechtlichen Maßnahmen (vgl. § 3 Abs. 3 BNatSchG) erreicht wird. Besonders wichtig erscheint die Sicherstellung einer ständigen Gebiets- betreuung „vor Ort“ (z.B. durch Landschaftspflegeverbände, Naturschutzverbände, Ver- eine). Diese Betreuung stellt vielfach den „Schlüssel“ zum Erfolg des Naturschutzes dar. Im Rahmen der FFH-Managementplanung werden zur Umsetzung der geplanten Maß- nahmen die folgenden vertraglichen Regelungen vorgeschlagen.

Tabelle 28: Übersicht zu Maßnahmen mit vertraglichen Regelungen

Umset- Umsetzung Maß- Maßnahmen- Bemerkungen zung- nahmen- typ sinstru- Nr. ment VI 1 Einführung/ Wiederauf- L001d WM/ WE Erhalt/ Entwicklung von Pufferstrukturen nahme oder Erhalt der am Nordostufer des Groß Labenzer Sees naturschutzgerechten Grünlandnutzung VI2 Erzielung einer Freiwilli- L002a WM Weißer See gen Vereinbarung mit dem Fischereibetrieb Frischke zur Regulie- rung des Fischbesatzes

58

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

II.3.4 Durchführung von größeren Entwicklungsmaßnahmen Vorgesehene komplexe Entwicklungsmaßnahmen gelten vor allem der Verbesserung der Wasserbeschaffenheit der Seen, zumeist verbunden mit der Vernässung von angrenzen- den Niederungen. Projekt zur Renaturierung von Kleingewässern und Waldmooren 1. Moore, Kleinseen und Kleingewässer im Waldgebiet zwischen Groß Labenzer See und Radebach ( L002e ) Im Waldgebiet um Weiße Krug befinden sich zahlreiche Senken, Kleingewässer, Seen und Vermoorungen, die als LRT 3150 und 7140 sowie als Habitate der Bauchi- gen Windelschnecke gemeldet und aktuell nachgewiesen sind. Durch ein verzweig- tes, teilweise bereits verfallenes Binnengrabensystem leiden diese „Kleinstökosyste- me“ zum Teil stark unter Wassermangel. Hier ist zu klären, in welchem Umfang und in welchen Bereichen dieses Entwässerungssystem intakt ist. Gezielte Maßnahmen wie Grabenverschlüsse sollten den Zustand der Seen, Kleingewässer und Moore er- heblich verbessern.

II.4 Kosten und Finanzierung der Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnah- men Im Rahmen der FFH-Managementplanung werden Erhaltungs- (im Sinne von Pflege) und Wiederherstellungsmaßnahmen bestimmt, für deren Durchführung die Finanzierung gesichert sein muss. Die Umsetzungs- und Finanzierungsinstrumente wurden in den vorangegangenen Kapiteln benannt. Die Angabe der Kosten ist von den konkreten örtlichen Rahmenbedingungen abhängig und erfolgt auf der Ebene der vorliegenden Managementplanung soweit überschlägig, wie es die verfügbaren Daten zulassen. Erst im Rahmen von Detailplanungen zuverlässig ermittelbare Kosten, beispielsweise für Planung, Vermessung und erforderliche Verfahren wurden nicht berücksichtigt. Dies betrifft auch sogenannte Machbarkeitsstudien, deren Umfang in Abhängigkeit von der erforderlichen Untersuchungstiefe erheblich schwanken kann. Die Mehrzahl der Maß- nahmen erfordert zur Umsetzung wie auch zur Kostenermittlung eine detaillierte Ausfüh- rungsplanung. Die Kostenermittlung enthält keine Angaben zu den Grunderwerbskosten.

Der Finanzbedarf für die Wiederherstellungs- und Pflegemaßnahmen ist in Tabelle 22 dargestellt. Unterschieden wird, je nach Ausrichtung der Maßnahme, in den Finanzbedarf für die Projektumsetzung und den jährlichen Finanzbedarf bei Erhaltungsmaßnahmen durch Pflege. Bei den angegebenen Kosten handelt es sich um Nettobeträge, ohne Be- rücksichtigung der gesetzlichen Mehrwertsteuer. Bezogen auf die Maßnahmen des Landschaftsbaus sind Kosten für ggf. notwendige Veränderungen von Dränageleitungen nicht enthalten. Auch ggf. anfallende Kosten, die

59

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

aus Veränderungen des unterirdischen Leitungsbestandes resultieren, können nicht berücksichtigt werden. Die Kostenangaben für die Projektumsetzungen entsprechen den regionalen, marktüblichen Preisen bei der Ausführung der Leistungen durch einen Gar- ten- und Landschaftsbaubetrieb/ Forstbetrieb (Stand 08/2010). Die jährlich anfallenden Pflegekosten beinhalten die Zuwendungshöhe entsprechend FöRi Naturschutzgerechte Grünlandbewirtschaftung 2007.

60

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

Quellenverzeichnis

GNL/ G ESELLSCHAFT FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE E .V. (2008): Erfas- sung und Bewertung von Standgewässern der LRT 3140, 3150 und 3160 in den FFH- Gebieten DE 2136-302, DE 2138-302, DE 2236-302, DE 2236-303, DE 2336-301 und DE 2338-304. Kratzeburg

GNL/ G ESELLSCHAFT FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE E .V. (2008): Erfas- sung und Bewertung des LRT 3260 in den FFH-Gebieten DE 2136-302, DE 2138-302, DE 2236-302, DE 2236-303, DE 2336-301 und DE 2338-304. Kratzeburg

GNL/ G ESELLSCHAFT FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE E .V. (2008/2009): Kartierung und Bewertung der Habitatelemente von Biber und Fischotter gemäß der Anlage zum Fachleitfaden ‚Managementplanung in Natura 2000-Gebieten’. Kratzeburg

GNL/ G ESELLSCHAFT FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE E .V. (2009): Bericht zur Erstellung des Fachbeitrages ‚Kartierung und Bewertung von Fischarten im Rahmen der Erarbeitung der Managementpläne für die FFH-Gebiete DE 2136-302, DE 2138-302, DE 2236-302, DE 2236-303, DE 2336-301 und DE 2338-304 im Naturpark Sternberger Seenland’. Kratzeburg

HAHNE , W. (2008): Kartierung und Bewertung des LRT 3150 (< 1 ha) im Rahmen der FFH-Managementplanung

JASCHHOF , C. (2008): Kartierung und Bewertung der terrestrischen LRT im Rahmen der FFH-Managementplanung

LANDESAMT FÜR FORSTEN UND GROßSCHUTZGEBIETE M-V / N ATURPARK NOSSENTI- NER /S CHWINZER HEIDE UND FÖRDERVEREIN NATURPARK NOSSENTINER /S CHWINZER HEIDE (2005): Wege durch das Land – Landwege im Kreis Parchim. Karow

LANDESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT , L EBENSMITTELSICHERHEIT UND FISCHEREI MECKLEN- BURG -VORPOMMERN (2008): Binnenfischereibetriebe in der Naturparkregion Sternberger Seenland. schriftliche Zuarbeit vom 24.07.2008

LANDESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT , L EBENSMITTELSICHERHEIT UND FISCHEREI MECKLEN- BURG -VORPOMMERN , A BT . FISCHEREI UND FISCHWIRTSCHAFT (2008): Fischereistatistik Binnengewässer M-V. Jahre 2003-2007

LUNG M-V / L ANDESAMT FÜR UMWELT , N ATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG - VORPOMMERN / HRSG . (2008): Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan Westmecklenburg, Erste Fortschreibung. Güstrow

61

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

LUNG M-V / L ANDESAMT FÜR UMWELT , N ATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG - VORPOMMERN (2003): Geodaten der Abteilung Naturschutz - Flächennaturdenkmale

LUNG M-V/L ANDESAMT FÜR UMWELT , N ATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG - VORPOMMERN (2008): LINFOS M-V – Daten des Landesinformationssystems Mecklen- burg Vorpommern

LUNG M-V/L ANDESAMT FÜR UMWELT , N ATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG - VORPOMMERN / H RSG . (2006): Ersterfassung infrastruktureller Daten im Bereich des Na- turparks Sternberger Seenland. Bearbeitet durch UmweltPlan GmbH. Güstrow

LUNG M-V/L ANDESAMT FÜR UMWELT , N ATURSCHUTZ UND GEOLOGIE MECKLENBURG - VORPOMMERN / H RSG . (2009): Zuarbeit von Daten zum besonderen Artenschutz (Horst- standorte) im FFH-Gebiet vom 04.12.2009

MENZEL -HARLOFF , H. (2008): Kartierung und Bewertung der Habitate der Bauchigen Windelschnecke im Rahmen der FFH-Managementplanung

MINISTERIUM FÜR SOZIALES UND GESUNDHEIT MECKLENBURG -VORPOMMERN (2008): Bade- wasser-Qualität in Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin

NORDLAND KARTENVERLAG GMB H S CHWERIN UND HANNOVER (2005): Naturpark Sternber- ger Seenland – Die Wander- und Radwanderkarte, Saison 2005-2007, Sonderausgabe anlässlich der Naturparkgründung. Schwerin

NP S TERNBERGER SEENLAND (2009): Erfassung von Vorkommen des Eremiten ( Osmo- derma eremita ) im Rahmen des Artenmonitoring in Mecklenburg-Vorpommern. Warin

UM M-V / U MWELTMINISTERIUM MECKLENBURG -VORPOMMERN / H RSG . (2003): Die Natur- schutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin

UM M-V / U MWELTMINISTERIUM MECKLENBURG -VORPOMMERN (2006): Bewertung von Erhaltungszuständen der Fische und Rundmäuler in Mecklenburg-Vorpommern zur Umsetzung der FFH-Richtlinie als Grundlage für das Monitoring nach Art. 11 und zur Erfüllung der Berichtspflicht nach Art. 17 der FFH-Richtlinie. Schwerin

Informationen aus Internetpräsenzen

EUROPEAN TOPIC CENTRE ON BIOLOGICAL DIVERSITY (2010): Biogeographical assessments at the EU 25 level. http://biodiversity.eionet.europa.eu/article17/chapter4 , 10/2010

FAW / F ORTBILDUNGSAKADEMIE DER WIRTSCHAFT (2008): Informationen zu „Angeln in Warin“. Stand 16.10.2008. über www.ANGELregionen.de

62

Managementplan für das FFH-Gebiet DE 2236-303 Wariner Seenlandschaft UmweltPlan

FERIENHOF BRONZENER HIRSCH (2008): www.ferienhof-bronzener-hirsch.de/

KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN (2009): Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament. Zusammenfassender Bericht über den Erhaltungszu- stand von Arten und Lebensraumtypen gemäß Artikel 17 der Habitatrichtlinie. http://ec.europa.eu/environment/nature/knowledge/rep_habitats/docs/com_2009_358_de.pdf, 10/2010

NATUR UND FERIENPARK LABENZER SEE , FA. VOSSLER (2008): www.ferienpark- labenz.de/index1.html

63