Forschungsjournal 2017
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Martin Sökefeld und Laura Kuen (Hg.) Forschungsjournal 2017 Studentische Feldforschungen am Institut für Ethnologie Forschungsjournal 2017 München 2018 ISBN 978-3-945254-22-6 Impressum Institut für Ethnologie Ludwig-Maximilians-Universität München Oettingenstraße 67 80538 München http://www.ethnologie.uni-muenchen.de München 2018 Soweit nicht anders vermerkt, stammen die Fotos in den Beiträgen von den jeweiligen Auto- rinnen und Autoren, bei denen auch das Copyright für die Bilder liegt. Inhalt VORWORT ............................................................................................................................................................... 5 ERFAHRUNGEN UND REFLEXIONEN ........................................................................................................................ 9 LISA MAIER: ZWISCHEN FREMDHEIT UND FREMDHEIT – ÜBER KÖRPER, FRAUEN UND „RESPECT“ IN DER DANCEHALL-SZENE IN KINGSTON, JAMAIKA ......................................................................................................... 11 ZULLY ROSADIO: DIE (MUTTER-)SPRACHE QUECHUA UND ICH ............................................................................ 19 DANIEL VOMBERG: DIE DEUTSCHE AUßENWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG IN MEXIKO: PLANUNG EINER FELDFORSCHUNG UND ANDERE UNMÖGLICHKEITEN .......................................................................................... 27 VIOLA FRANKEN: FRAU SELBSTZWEIFEL UND ICH: EINE REISE AUS DER KOMFORTZONE .................................... 35 SUSANNAH ZEUTZHEIM: ZWISCHEN TRADITIONEN, IDENTITÄTSSUCHE UND SCHLECHTEM BIER – MEINE FORSCHUNG IN BUDAPEST ................................................................................................................................... 41 ALEXANDRA KINDER: VON LAMAS, MEERSCHWEINCHEN UND DEN „ECHTEN INKA“ – ZWISCHEN TOURISTIN UND ETHNOLOGIN IN PERU .................................................................................................................................. 49 HERANGEHENSWEISEN ......................................................................................................................................... 61 SARAH DERLER: TRIBAL GATHERING ALLSTARS .................................................................................................... 63 NELE RECKSIEK: DAS WEITE FELD DER SICHERHEIT ............................................................................................... 71 MATTEA KRATOCHWIL: DIE PRAXIS DES FORSCHENS – EINE REISE IN DIE FREMDE: PILGERN DURCH DIE WÜSTE MEXIKOS................................................................................................................................................................ 79 JULIA GÖRING UND BENJAMIN ROCH: FORSCHUNGS- UND FILMREISE ZUR LAHTI HISTORIC RALLYE IN FINNLAND.............................................................................................................................................................. 87 THEMATISCHE EINBLICKE IN FORSCHUNGSFELDER .............................................................................................. 95 ANNA-CÉLINE SOMMERFELD: DIE SCHWIERIGKEIT DER RICHTIGEN FRAGE – BOLIVIANISCHE LANDWIRTSCHAFT IM KONTEXT DER ENTWICKLUNG ......................................................................................................................... 97 NATHALIE KRÜGER: GEISTERWELTEN – ÜBER ALLTAG UND ANGST IN INDONESIEN ......................................... 109 TIM SCHWAB: „HAUS DES LICHTS“ – EINE FORSCHUNG ZU KULTURELLER DIFFERENZ IN KAPSTADT ................ 117 ALJOSCHA BÖHM: WOHIN MIT DEM PLASTIK? – EINDRÜCKE VON DEN PHILIPPINEN ....................................... 127 NATHALIE BESCHEDSNICK: MASSAI EDUCATION – DIE BEDEUTUNG INDIGENEN WISSENS IN DER SCHULBILDUNG ................................................................................................................................................... 135 Vorwort Martin Sökefeld und Laura Kuen Bereits zum fünften Mal gewährt das Forschungsjournal des Instituts für Ethnologie Einblick in studentische Forschungen, die im Rahmen des Studiums – sowohl im Bachelor, als auch im Master – durchgeführt wurden. Was zunächst eher als Experiment begann, hat sich mittler- weile fest etabliert. Immerhin sind Feldforschungen durch die Bologna-Reform zu einem grundsätzlichen Bestandteil des Studiums der Ethnologie geworden. Im Bachelor-Studiengang können die Studierenden im Praxismodul zwischen Forschungspraxis und Berufspraxis – dann mit Praktika statt mit Feldforschung – wählen. Erfahrungsgemäß entscheidet sich etwa ein Drittel der BA-Studierenden für ein erstes Eintreten in die Forschungspraxis. Im Master dage- gen müssen sich alle auf eine Forschung einlassen, da diese den Kern des Studiengangs dar- stellt. Der Sinn einer studentischen Forschung besteht nicht nur darin, Methoden zu erproben (und natürlich auch Ergebnisse zu erarbeiten), sondern auch, Forschungserfahrung zu machen. Eth- nologische Feldforschung ist als langandauerndes Eintauchen in eine andere kulturelle oder soziale Lebenswelt konzipiert und damit häufig mit dem Durchlaufen existentieller Erfahrun- gen verknüpft. Dabei geht Fremderfahrung unmittelbar mit Selbsterfahrung einher und muss mit Selbstreflexion verknüpft werden. Auch wenn die Forschungen während des Studiums in ihrer Länge in der Regel begrenzt sind, zeigen die Berichte, dass dennoch oft ein sehr realisti- scher Einblick in die ethnologische Forschungssituation gewonnen wird und es sich mit diver- sen Herausforderungen auseinanderzusetzen gilt – vom Zweifel an den eigenen Fähigkeiten jenseits der persönlichen „Komfortzone“ bis hin zu einem Erdbeben, das die Forschungspla- nung im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf stellt. Auch in dieser Ausgabe des Journals spannt sich der Bogen der Beiträge sowohl thematisch als auch geographisch sehr weit: Von kritischen Fragen zu landwirtschaftlicher Entwicklung über Geisterglaube und weibliche Identität im militärischen Kontext, bis hin zu Gründen der Risikobereitschaft im Autorennsport werden in den individuellen Projekten diverse Themen- felder adressiert. Dafür reisten die Studierenden nach Mexiko, Süd- und Ostafrika, Peru und Bolivien, in die Karibik und nach Jamaika, nach Indonesien und auf die Philippinen aber auch nach Israel, Ungarn und Finnland. Während der Forschung ist es häufig eine Herausforderung, sich in die Komplexität der neuen Umgebung einzufinden, wo verschiedenste unvorhergesehene Begleitumstände relevant werden können. Andererseits kann es ebenso schwer sein, in ein bereits bekanntes Umfeld zurückzukehren und nahestehenden Personen oder sogar Freunden plötzlich aus einem eth- nologischen Forschungsinteresse heraus zu begegnen. Feldforschung kann auch nicht vom persönlichen Empfinden getrennt werden und wird von eigenen Emotionen, aber auch denen der ForschungspartnerInnen beeinflusst. Das bedeutet nicht, dass diese zwangsläufig immer problematisch oder negativ sein müssen. Im Gegenteil, sie können beispielsweise auch von der positiven Erfahrung geprägt sein, von dem neuen kulturellen und gesellschaftlichen Um- feld auf- und angenommen zu werden. So bewegt sich Feldforschung in einem Spannungsfeld aus erlebter Fremdheit und Annäherung zugleich. Die enorme Bandbreite an möglichen Er- fahrungen im Feld skizzieren die in diesem Forschungsjournal publizierten Berichte von Stu- dierenden der Ethnologie. Das diesjährige Forschungsjournal ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil, Erfahrungen und Reflexionen, erzählen die AutorInnen nicht nur von ihren Ergeb- nissen, sondern legen auch die Methoden, Schwierigkeiten und persönlichen Entwicklungs- prozesse dar, die sie zu diesen Erkenntnissen geführt haben. 5 So setzt sich Lisa Maier unter Einsatz ihres eigenen Körpers mit der Dancehall-Szene in Jamaika auseinander, wobei sie verschiedene Phasen des Fremdheitsgefühls durchläuft, was sie schließlich zu einer ein stückweit verfremdeten Perspektive auf den eigenen kulturellen Hin- tergrund in Bezug auf divergierende Bedeutungen von „Respekt“ führt. Zully Rosadio stellt in ihrem Bericht autobiographische Bezüge zu der ihr im Feld begegnenden Sprache Quechua her. Auf sehr persönliche Weise reflektiert sie ihr Verhältnis zur Sprache ihrer eigenen Mutter, die sie selbst nie umfassend erlernt hat, mit der sie sich dann aber wäh- rend ihrer Feldforschung in Peru (die sich eigentlich auf Mensch-Lama-Beziehungen kon- zentrierte) unvorhergesehen intensiv auseinanderzusetzten hatte. Ein anderer, nicht abzusehender Umstand prägte die Feldforschung von Daniel Vomberg. Er zeigt, neben Einblicken in die deutsche Außenwirtschaftsförderung in Mexiko, wie er das Erd- beben in Mexiko-Stadt vom 19. September 2017 selbst miterlebte und inwieweit es den Ver- lauf seiner Forschung beeinflusste. Viola Franken gewährt Einblick in ihre Auseinandersetzung mit den eigenen Selbstzweifeln während der im Team durchgeführten visuellen Forschung in Israel zum Thema „Frauen im Militär“ und zeigt, wie sie dabei in stetiger Verhandlung mit sich selbst die Erweiterung der eigenen „Komfortzone“ erarbeitete. Susannah Zeutzheim, die ihre Forschung in Budapest zu Fragen der Identität von ungarndeut- schen Jugendlichen durchführte, gibt Einblick wie sie sich und die ihr begegnenden Menschen, zunächst mit relativ naiver Erwartung, immer besser kennenlernt und sich dabei zum Teil auch im politischen Haltungskonflikt mit sich selbst findet. Alexandra Kinder berichtet darüber, wie sie ihr Feld – Cuzco (Peru) – einerseits als Ethnologie- studentin erlebt hat, die nach der Rolle des