ZEITSCHRIFT FÜR LESBEN- UND SCHWULENPOLITIK 03/05 September 2005

IM GESPRÄCH Interviews mit Jürgen Gehb, , , Jörg van Essen und Lothar Bisky

SEITE 8-16

FAKTEN ZUR WAHL Antworten der Parteien auf die LSVD- Wahlprüfsteine

SEITE 9-17

RUMÄNIEN Land aller Möglichkeiten?

SEITE 18

LIEBE = SÜNDE? Aktionen zum Weltjugendtag SEITE 20

RENT A GAY? Kolumne von Carolina Brauckmann SEITE 26 Mach die Wahl zum CSD! Lesben- und Schwulenpolitik nach der Bundestagswahl: Politiker-Interviews, Wahlprüfsteine und Partei-Statements

DANCEHALL UND SCHWULENHASS AUF JAMAIKA – SEITE 19 inhalt!

Politik Politik Projekte 06 Mach die Wahl zum CSD! 18 Land aller Möglichkeiten? 24 „Ich finds cool!“ Lesben und Schwule vor der Wahl Bericht vom CSD in Bukarest Chat für Kinder aus Regenbogenfamilien 07 Wahlprüfsteine des LSVD 19 Dancehall & Schwulenhass Bürgerrechte für Schwule auf Jamaika in Todesangst 24 Ein Leben im Zwiespalt Lesben und Schwule Griechen gründen 20 Liebe = Sünde? ERMIS Stuttgart neu 08 „Schrittweise vorgehen“ LSVD fresh beim Weltjugendtag Interview mit Olaf Scholz (SPD) Antworten der SPD zur Wahl 20 Jugend-Offensive 2006 Rubriken Bei Tagung im November sollen 10 Homo-Ehe bleibt? Perspektiven entwickelt werden 02 Impressum Interview mit Jürgen Gehb (CDU) Antworten der Union zur Wahl 03 Editorial

12 „Erste Etappe geschafft“ Landesverbände 04 News Interview mit Claudia Roth (Grüne) Antworten der Grünen zur Wahl 13 Familie heute 21 Pressespiegel CSD, ILSE und Pflegefamilien in Baden-Württemberg 14 Bevölkerung weit genug 22 Landesverbände Interview mit Jörg van Essen (FDP) 23 Geschichte doppelt Antworten der FDP zur Wahl Tagung in Magdeburg über 24 Projekte Lesben und Schwule in der DDR 16 Gegen Ehe-Privilegien 25 Adressen Interview mit Lothar Bisky (PDS) 23 „Flammende Herzen“ Antworten der Linkspartei Der LSVD Niedersachsen-Bremen 26 Klischees

Seite 6 Seite 18 Seiten 20

Mach die Wahl zum CSD! Land aller Möglichkeiten? Liebe = Sünde? Lesben und Schwule Bericht vom ersten „Marsch Plakatkampagne von LSVD fresh vor der Qual der Wahl der Vielfalt“ durch Bukarest zum katholischen Weltjugendtag

impressum!

Respekt • Zeitschrift für Lesben- und Schwulenpolitik, Lesben- und Schwulenverband ehemals Rundgespräch. Herausgegeben vom Lesben und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) e.V. Chefredakteur: Alexander Zinn (V.i.S.d.P.) • Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Dworek, Eduard Stapel, Antje Ferchau, Klaus Jetz, Elke Jansen, Carolina Brauckmann, Josef Sallanz, Benjamin Rottmann, Arnulf Sensenbrenner, Martin Pfarr, Mike Leibner, Harald Immer, Max Wagner • Grafik & Layout: Tom Benzing • Titeloto: Alexander Zinn • Druck: Solo Druck, Köln. Redaktionsanschrift: LSVD-Pressestelle, Willmanndamm 10, 10827 Berlin • Fon: (030) 789 54 778, Fax: (030) 789 54 779 • Mail: [email protected], Internet: www.lsvd.de • ISSN 1431-701X. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Februar 2005. Für unverlangt eingesandtes Bild- und Tonmaterial wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge, Anzeigen und Werbebeilagen geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

2 03/05 editorial!

Theorie und Praxis

eutschland vor der Wahl: Insbesondere bei Lesben und Schwulen ist die Verunsicherung groß, wie es künftig weitergeht. Droht uns ein Rollback in der Lesben- und Schwulenpolitik, Dwenn tatsächlich die nächste Bundeskanzlerin wird? Ein Rückfall in die 50er Jahre, wie manch einer befürchtet? Oder haben sich CDU und CSU homopolitisch inzwischen so weit bewegt, dass es unter einer konservativen Regierung sogar zu kleinen Fortschritten kommen könnte? Zum Beispiel zu steuerlichen Verbesserungen für Lebenspartner, wie andere glauben? Die aktuelle Respekt versucht Antworten zu geben. Um die Parteien auf ihr lesben- und schwulen- politisches Profil abzuklopfen, hat der LSVD neun Wahlprüfsteine verschickt. Die Antworten sind auf unseren Sonderseiten zur Wahl dokumentiert (ab Seite 6). Weil Theorie und Praxis auch in der Lesben- und Schwulenpolitik oft auseinanderklaffen, haben wir darüber hinaus führende Politiker zu den realpolitischen Perspektiven der Parteiprogramme befragt. Vom CDU-Rechtsexperten Jürgen Gehb sind da zum Beispiel bemerkenswerte Töne zu hören: „Für mich ist lesbisch oder schwul sein einfach Normalität in unserer heutigen Zeit. Ich empfinde es als gut und richtig, wenn dies auch in der Schule seinen Niederschlag finden würde.“ (Seite 11) Zur Politik seiner Parteifreunde in Nordrhein-Westfalen will das allerdings gar nicht passen: Kaum im Amt, hatte die neue Schulministerin Barbara Sommer (CDU) dort nichts besseres zu tun, als die Verteilung einer Aufklärungsbroschüre über Homosexualität zu stoppen. Die Broschüre für Lehrer sollte helfen, im Unterricht für mehr Toleranz zu werben. Das Schulministerium sah darin jedoch Werbung für Alexander Zinn Homosexualität und ließ auch gleich noch die zugehörige Internetseite sperren (Seite 5). Pressesprecher des LSVD Auch Politiker der anderen Parteien haben wir zur Rede gestellt. Den ehemaligen SPD-Generalsekretär Olaf Scholz befragten wir, warum die Sozialdemokraten bei vielen schwul-lesbischen Reformprojekten so zögerlich vorgehen (Seite 8). Von Grünen-Chefin Claudia Roth wollten wir unter anderem wissen, was die Grünen gegen homosexuellenfeindliche Vorurteile unter Einwanderern unter- nehmen (Seite 12). Im Interview mit Jörg van Essen, dem Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, versuchten wir zur klären, was von den liberalen Forderungen nach Gleichstellung in einer Koalition mit CDU und CSU übrig bliebe (Seite 14). Und Lothar Bisky, Chef der Linkspartei.PDS, befragten wir zu den Differenzen zwischen Theorie und Praxis der sozialistischen Gleichstellungspolitik (Seite 16). Der LSVD gibt keine Wahlempfehlung zugunsten einer bestimmten Partei. Wir raten aber dazu, nur solchen Parteien die Stimme zu geben, die sich für die volle rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen einsetzen. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung! Lesen Sie die Antworten auf die LSVD-Wahlprüfsteine. Und kommen Sie auf eine der LSVD-Podiumsdiskussionen zur Wahl: am 2. September in Köln oder am 8. September in Berlin (Seite 5).

Alexander Zinn

03/05 3 news! Mahnwache für Antidiskriminierungsgesetz

Anlässlich der Beratung des Antidiskriminierungsgesetzes am 7. Juli im Bundesrat hat sich der Lesben- und Schwulenverband an einer Protestaktion beteiligt: Vor der entscheidenden Abstimmung versammelten sich etwa zwei Dutzend Demonstranten vor dem Bundesratsgebäude in Berlin. Mit der von Behindertenverbänden initiierten Mahnwache wurden die unionsgeführten Landesregierungen dazu aufgefordert, das Gesetz nicht zu blockieren. Die Absage des Bundesrates an eine wirksame Antidiskriminierungs- politik konnte damit aber nicht verhindert werden. Der Bundesrat rief den Vermittlungsausschuss an. Damit haben die unionsregierten Bundesländer dem Antidiskriminierungsgesetz den Todesstoß versetzt. Nach der Bundestagswahl am 18. September muss das Gesetzgebungsverfahren nun völlig neu aufgerollt werden. Deutschland hätte mit dem Antidiskriminierungsgesetz Anschluss an die rechtspolitische Entwicklung in vielen Nachbarländern gefunden. Die jetzige Entscheidung bedeutet, dass Lesben, Schwule, Behinderte und andere Minderheiten weiterhin sanktionslos diskriminiert werden dürfen. Deutschland drohen deswegen Strafzahlungen an Brüssel, denn die Antidiskriminierungs- richtlinien der Europäischen Union hätten von der Bundesrepublik bereits vor Jahren umgesetzt werden müssen. LSVD-Sprecher Philipp Braun forderte CDU, CSU und FDP auf, ihre ideologische Verweigerungspolitik zu beenden. Bürgerrechte wie der Diskriminierungsschutz für Minderheiten seien nicht verhandelbar. Braun wört- lich: „Es gibt kein Recht auf Diskriminierung!“ Braun wies auch die Kritik von Unternehmerverbänden, das Gesetz führe zu „Rechtsunsicherheit und Bürokratie und greife gravierend in die Privatautonomie ein“, zurück. Statt auf einem Recht auf Diskriminierung zu bestehen, sollte Vielfalt als Chance für Unternehmenskultur und Wettbewerbsfähigkeit begriffen werden, so Braun. Zahlreiche Unternehmen, die bewusst auf „Diversity- Konzepte“ setzen, hätten dies längst erkannt. Mahnwache für das Antidiskriminierungsgesetz. Foto: Alexander Zinn

CSD Stuttgart: Bischof gegen CDU-Minister Vorträge über Regenbogenfamilien

Baden-Württembergs Sozialminister Andreas Renner (CDU) eröffnete Was wissen wir heute über schwul-lesbische Elternschaft und die Kinder, die am 22. Juli 2005 die große Gala zur diesjährigen CSD-Woche in Stuttgart, in Regenbogenfamilien aufwachsen? Dieser Frage geht Dr. Elke Jansen (Köln), die unter dem Motto „Familie heute“ stand. Mit Sozialminister Renner hat Leiterin des LSVD-Projektes „Regenbogenfamilien“ in einem Vortrag nach, erstmalig ein Mitglied der baden-württembergischen Landesregierung die den sie am 14. September in Magdeburg hält. Jansen beleuchtet Ergebnisse Schirmherrschaft für einen CSD im Land übernommen. psychosozialer Studien zu Regenbogenfamilien vor dem Hintergrund der Innerhalb der CDU war diese Schirmherrschaft stark umstritten und führte aktuellen Rechtslage in Deutschland. Hier geht es um Mythen und Vorurteile zu zahlreichen Protesten. Die oft heftigen und teilweise sehr emotionalen über schwul-lesbische Elternschaft und die Erkenntnisse der psychosozialen Reaktionen führten dazu, dass sich die CDU über Wochen mit Homosexualität Forschung der vergangenen 30 Jahre. Die Veranstaltung steht unter dem Titel: auseinandersetzte und das Thema auch den letzten Ortsverband erreichte. Zu „Die Lebenswirklichkeit lesbischer Mütter, schwuler Väter und ihrer Kinder im den Kritikern gehörte auch der Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst, der das Spiegel psychosozialer Forschung“. Sie beginnt um 20 Uhr im InfoLaden des Motto des Christopher-Street-Days scharf angriff. Fürst erklärte, „homose- LSVD Sachsen-Anhalt, Walther-Rathenau-Str. 31, 39106 Magdeburg. xuelle Interessengruppen“ beförderten eine „schleichende Auflösung des Der Vortrag „Eltern werden ist nicht schwer – Wege schwul-lesbischer Leitbildes von Ehe und Familie“. Der LSVD wies Fürsts Kritik entschieden Familienplanung“ widmet sich demgegenüber der Frage, wie lesbische Frauen zurück. „Fürsts Angriff auf das CSD-Motto ist beleidigend für alle lesbischen und schwule Männer heute nach ihrem Coming out ihren Elternwunsch Mütter und schwulen Väter“, erklärte LSVD-Sprecher Manfred Bruns. verwirklichen können. Hier werden Möglichkeiten und Bedingungen der Adoption und Pflegschaft sowie heterologer Insemination und so genannter „Queerfamilys“ beleuchtet und vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtslage Tagung zur Geschlechterdemokratie in Deutschland diskutiert. Diesen Vortrag wird Dr. Elke Jansen auf einer Vortragstour gleich in mehre- Der Deutsche Frauenrat lädt vom 16. bis 18. September zu einer Tagung ren Städten halten. In Frankfurt am Main am Freitag, dem 2. September 2005, über Fortschritte und Blockaden auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie in Halle am Donnerstag, dem 15. September 2005, in am Freitag, nach Berlin. Themen sind u.a. die Globalisierung, Biotechnologien und religiös, dem 14. Oktober 2005 und in Osnabrück am Donnerstag, dem 24. November ethnisch oder national begründete Fundamentalismen. Weitere Informationen 2005. Weitere Informationen zu Zeitpunkt und Ort finden sich im Internet unter: gibt es auf der Internetseite des Frauenrates: www.frauenrat.de. www.family.lsvd.de.

4 03/05 news! Abschiebung von Asylbewerber verhindert Podiumsdiskussionen zur Bundestagswahl

Der Protest des Lesben- und Schwulenverbandes und vieler Einzelpersonen Anlässlich der Bundestagswahl lädt der LSVD zu zwei Podiumsdiskussionen hatte Erfolg: Ende Juli konnte die Abschiebung des iranischen Asylbewerbers mit Parteienvertretern ein. Thema sind die Perspektiven der Lesben- und Andre Aragoli verhindert werden. Aragoli war kurz vor seiner Hochzeit auf Schwulenpolitik. In Köln findet die Podiumsdiskussion am Freitag dem 2. einem Frankfurter Standesamt verhaftet und in Abschiebehaft genommen wor- September um 20 Uhr statt. Eingeladen wurden Dr. Lale Akgün (SPD), Ursula den. In seiner Heimat droht ihm wegen seiner Homosexualität die Todesstrafe. Heinen (CDU), (Bü 90/Die Grünen), (FDP) und Sein Asylantrag war im Oktober 2004 mit der Begründung abgewiesen worden, ein Vertreter/eine Vertreterin der Linkspartei.PDS. Die Veranstaltung findet im Aragoli müsse sich im Iran ja nicht homosexuell betätigen. Großen Saal der Ev. Antoniterkirche in der Antoniterstr. 14-16 statt. Der LSVD Landesverband Hessen und der Bundesverband hatten daraufhin In Berlin findet die Podiumsdiskussion am Donnerstag dem 8. September um bei Behörden und Politikern protestiert. Beim Frankfurter Christopher Street Day 19 Uhr statt. Eingeladen wurden (SPD), Prof. Monika Grütters wurde auch Bundesjustizminsterin (SPD) auf den Fall angespro- (CDU), Markus Löning (FDP), Wolfgang Wieland (Bü 90/Die Grünen) und Petra chen. Aufgrund der Proteste wurde Aragoli schließlich aus der Abschiebehaft Pau (Linkspartei.PDS). Veranstaltungsort ist das Rathaus Schöneberg, Saal entlassen. Wenige Tage später konnte er seinen Freund in Frankfurt heiraten. 195, John-F.-Kennedy-Platz.

Plakate beschädigt – und neu geklebt

Die Kampagne des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin- „Cigdem ist lesbisch – Vera auch“ sorgt für Wirbel: einige der Großplakatflächen wurden bereits kurz nach dem Start der Kampagne Mitte Juni beschädigt. So auch diese Fläche an der Karl-Marx-Straße 50 in Berlin-Neukölln. Der LSVD nahm die Bekundung der Intoleranz zum Anlass, die Fläche gemeinsam mit Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) neu zu bekleben. „Wir können Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Lesben und Schwulen nicht dulden“, erklärte Buschkowsky dazu. „Einen Tag vor dem Christopher Street Day setzen wir mit dieser spontanen Aktion ein Zeichen für Respekt und Gleichberechtigung. Alle Bürger sind aufgefordert, Homosexuellenfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten.“ Hintergrund der Kampagne sind verbreitete Vorurteile, Hass und Gewalt gegenüber Lesben und Schwulen. Besonders in einigen Migrationscommunitys gibt es noch große Toleranzprobleme. Hier setzt die Kampagne an, um für Respekt und Anerkennung zu werben. Neuköllns Bürgermeister beim Plakate-Kleben. Foto: Alexander Zinn

Skandal um „Rosa Listen“ CDU verbietet Handbuch zu Homosexualität

Nachdem bekannt wurde, dass die Polizei Homosexuelle in Bayern, Thüringen Kaum im Amt, zog die neue Düsseldorfer Schulministerin Barbara Sommer und Nordrhein-Westfalen in so genannten „Rosa Listen“ speichert, hat der (CDU) Ende Juli ein Handbuch zum Thema Homosexualität aus dem Lesben- und Schwulenverband die Innenminister der betroffenen Länder in Verkehr. Das Buch soll Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit dem Thema einem Schreiben aufgefordert, die beschriebene Praxis sofort zu unterbinden. Homosexualität unterstützen und für Toleranz werben. Es war mit EU-Förder- Die Datenschutzbeauftragten aller Länder wurden aufge fordert, die jeweilige mitteln und in Kooperation mit mehreren anderen EU-Ländern entwickelt Polizeipraxis und die verwendeten Computerpro gramme im Hinblick auf den worden. Ministeriumssprecher Oliver Mohr erklärte, die Broschüre sei nicht bekannt gewordenen Skandal zu über prüfen. LSVD-Sprecher Manfred Bruns tragbar: „Wir wollen nicht für homosexuelle Lebensformen werben“, so Mohr. erklärte, es sei „unfassbar, dass derartiges im Jahr 2005 in Deutschland noch Der LSVD Nordrhein-Westfalen protestierte umgehend gegen die Zensur möglich ist“. Die „Rosa Listen“ erinnerten an die dunklen Kapitel der deutschen der neuen Ministerin. In einem Schreiben wurde Sommer aufgefordert, ihre Ge schichte, als Homosexuelle staatlich geächtet und verfolgt wurden. Entscheidung zurückzunehmen. „Die Akzeptanz homosexueller Lebensweisen In den Computersystemen „IGVP“ und „PVP“ kann die Polizei in Bayern, in unserer Gesellschaft steht und fällt mit der Aufklärung in der Schule“, erklärte Thüringen und Nordrhein-Westfalen ihre Ermittlungsergebnisse und die betei- LSVD-Sprecher Arnulf Sensenbrenner. Noch immer sei „schwule Sau“ eines ligten Personen der Kategorie „homosexuell“ zuordnen. Mit dem Kürzel der häufigsten Schimpfworte auf Schulhöfen. *omosex* ist es den Ermittlern möglich, sämtliche entsprechenden Datensätze Das Schulministerium zeigte sich unbeeindruckt von der Kritik. Im Gegenteil: abzurufen, einschließlich der Personalien der gespeicherten Personen. Bei der wenige Tage später wurde auch die Internetseite, auf der die mehrsprachige beschriebenen Praxis geht es nicht etwa um die Aufklärung von homosexuel- Broschüre bis dahin dokumentiert war, abgeschaltet. Proteste der europäi- lenfeindlichen Gewalt- und Straftaten. Vielmehr werden Personen aufgrund von schen Partnerländer änderten daran nichts. Der LSVD hat die Broschüre aber dubiosen Kriterien wie dem „Aufenthaltsort von Homosexuellen“ gespeichert. rechtzeitig gesichert: Unter www.lsvd.de kann sie heruntergeladen werden.

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Ein paar Millionen Stimmen Lesben und Schwule vor der Wahl VON ALEXANDER ZINN

CSD Berlin 2005: der LSVD appelliert an schwule und lesbische Wähler, sich für die Gleichstellung stark zu machen. Foto: Alexander Zinn

in paar Millionen Stimmen bringen Parteien neun Wahlprüfsteine vorgelegt. Darüber im Prinzip alle eine rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwule bei der Wahl am 18. hinaus haben wir Politiker aller im ver- Lesben und Schwulen an. Der Teufel steckt aber ESeptember auf die Waage – ein Stimmanteil, tretenen Parteien zu ihrer künftigen Lesben- und wie immer im Detail. Bei einzelnen Fragen zeigen der entscheidend sein kann für die künftigen Schwulenpolitik befragt. Die Interviews und die sich deutliche Unterschiede. Und auch über den Mehrheitsverhältnisse im Bundestag. Doch wen Antworten auf die Wahlprüfsteine sind auf den Weg zur Gleichstellung herrscht keine Einigkeit. wählen, damit es voran geht in der Lesben- und folgenden Seiten dokumentiert. Der volle Wortlaut Während die SPD „Schritt für Schritt“ vorgehen Schwulenpolitik? Viele lesbische Wählerinnen und ist im Internet abrufbar unter: www.lsvd.de. will, wollen Grüne, FDP und Linkspartei mehr schwule Wähler sind noch unentschlossen. Insgesamt fielen die Antworten der Parteien Tempo machen. Als Entscheidungshilfe hat der LSVD den erfreulich aus. Außer den Unionsparteien streben Dies betrifft vor allem die Lebenspartner-

6 03/05 politik! Wahlprüfsteine des LSVD schaft: Grüne, FDP und Linkspartei wollen hier die volle Gleichberechtigung auch im Steuerrecht. Die SPD will diesen Punkt noch „prüfen“. Die Bürgerrechte für Lesben und Schwule CDU winkt dagegen ab, weil der „verfassungs- rechtliche Spielraum für eine Gleichstellung mit der Ehe bereits ausgefüllt“ sei. Eine erstaunliche 1. Schutz vor Diskriminierung mit der Würde des Menschen 7. Migration und Integration Interpretation, hatte das Bundesverfassungsgericht Trotz erfreulicher Fortschritte unvereinbar sind. Transgender Viele Zuwanderinnen und demgegenüber doch 2001 festgestellt, dass die im gesellschaftlichen Klima müssen das Recht haben, ihre Zuwanderer in Deutschland Lebenspartnerschaft mit den gleichen Rechten wie gegenüber Lesben und Schwulen Lebensweise selbst zu bestim- stammen aus traditionell orien- die Ehe ausgestattet werden dürfe. kommt es immer wieder zu men – bei der Ausgestaltung ihrer tierten Kulturen, die geprägt Deutliche Unterschiede zeigen sich auch beim Diskriminierungen. Viele Lesben Geschlechtsidentität wie bei ihrer sind von patriarchalen Rollen- Antidiskriminierungsgesetz: Während SPD, Grüne und Schwule fürchten Nachteile Partnerwahl. Das faktische Ehe- erwartungen und der Tabui- und Linkspartei Lesben und Schwule auch im im Beruf, wenn ihre Lebensweise bzw. Partnerschaftsverbot für sierung und Kriminalisierung Zivilrecht schützen wollen, lehnen dies Union und bekannt wird. Schwulen Menschen, die ihren Vornamen von Homosexualität. Die Folgen FDP unter Verweis auf die „Vertragsfreiheit“ ab. Männern werden oft Lebens- geändert haben, muss aufgeho- sind mangelnde Toleranz und Bei der Anerkennung von Regenbogenfamilien und Krankenversicherungen ben werden. Diskrimi-nierung von Lesben zeigen sich ebenfalls klare Differenzen: Grüne, FDP pauschal verweigert. Ein umfas- und Schwulen. Integrations- und Linkspartei befürworten ein gemeinsames sendes Antidiskriminierungs- 5. Denkmal für NS-Opfer maßnahmen müssen die Le- Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare, gesetz ist längst überfällig. In der Vergangenheit wur- benssituation von Lesben und während die SPD hier zunächst die weitere gesell- den die homosexuellen Opfer Schwulen, sowie Werte der schaftliche Entwicklung abwarten will. Beim Recht 2. Lebenspartnerschaften des Nationalsozialismus in der Zivilgesellschaft wie Gleich- auf künstliche Befruchtung sind die Unterschiede Das Gesetz zur Eingetragenen Gedenkkultur fast vollständig berechtigung und Nichtdiskrimi- noch deutlicher: Während Grüne und Linkspartei Lebenspartnerschaft ist ein übergangen. Am 12. Dezember nierung vermitteln. auch hier Ja sagen, will die FDP erstmal „prüfen“. großer gesellschaftspoli- 2003 hat der Deutsche Die SPD äußert sich zu diesem Punkt gar nicht. tischer Fortschritt. Gleiche Bundestag die Errichtung eines 8. Menschenrechte CDU und CSU lehnen jede rechtliche Verbes- Rechte bringt es aber noch Denkmals für die homosexuellen Die Verfolgung von Menschen serung für Regenbogenfamilien unter Verweis auf nicht. Im Sozialrecht werden NS-Opfer beschlossen. Es soll aufgrund ihrer sexuellen ein „von der Natur vorgegebenes Grundprinzip, Lebenspartner beispielsweise die Erinnerung an das Unrecht Identität stellt eine schwere dass jedes Kind eine Mutter und einen Vater hat“, voll in die Pflicht genommen, im wach halten und ein bestän- Verletzung der universellen ab. Unklar bleibt, ob die Union die von Rot-Grün Steuerrecht dagegen wie Fremde diges Zeichen gegen Intoleranz, Menschenrechte dar. In rund eingeführte Stiefkindadoption, gegen die Bayern behandelt. Das ist unsinnig und Feindseligkeit und Ausgrenzung 70 Staaten ist gleichgeschlecht- erneut vor dem Verfassungsgericht klagt, wieder ungerecht. Unsere Vision bleibt gegenüber Schwulen und liche Liebe strafbar. In minde- abschaffen will. die Öffnung der Ehe, wie in Lesben setzen. Der künstle- stens sieben Staaten droht die Der CDU-Rechtsexperte Jürgen Gehb versichert Spanien. Unser konkretes Ziel rische Wettbewerb und der Bau Todesstrafe. Deutschland muss im Respekt-Interview zwar, dass man „am beste- ist die volle Gleichstellung der des Denkmals müssen zügig das Thema Menschenrechte henden Lebenspartnerschaftsgesetz nicht rütteln“ Lebenspartnerschaft. umgesetzt werden. und sexuelle Identität weiter- wolle. Auch wünscht er sich ein „ausgewogenes hin offensiv innerhalb der UNO Verhältnis“ von Rechten und Pflichten. Ob das 3. Regenbogenfamilien 6. Hassverbrechen vertreten und darauf hinwir- Verbesserungen im Steuerrecht einschließt, bleibt Viele Lesben und Schwule Lesben, Schwule und ken, dass schwullesbische aber ebenso unklar wie die Frage, wer sich bei der leben mit Kindern, tragen Transgender werden häufig Organisationen einen offiziellen Union nach einer gewonnenen Wahl durchsetzt. Verantwortung für deren beleidigt, angepöbelt und kör- Status bei den UN erhalten. Aufgeschlossenen Politikern wie Gehb stehen dort Erziehung und Wohlergehen. perlich angegriffen. Oftmals knallharte Gegner der Homo-Ehe wie Paul Kirchhof Die Benachteiligung gleich- handelt es sich um gezielte anti- 9. Bürgerrechte in Europa und Edmund Stoiber gegenüber. geschlechtlicher Familien homosexuelle Angriffe. Diese Auch in Europa ist es um Neben den programmatischen Aussagen zu muss beendet werden. Sie Hassverbrechen gehen oft von die Bürgerrechte von Lesben, den LSVD-Wahlprüfsteinen sind aber auch stra- müssen steuer- und sozial- organisierten Jugendgangs aus, Schwulen, Bisexuellen und tegische Fragen interessant. Zum Beispiel die, rechtlich gleichgestellt wer- aber auch von Rechtsradikalen Transgendern mancherorts was vom FDP-Programm übrig bleibt, wenn die den. Es gibt keinen sachlichen und anderen ideologisch moti- noch schlecht bestellt. Die Liberalen mit der Union koalieren. Wäre es mehr Grund, gleichgeschlecht- vierten Tätern. Hier gilt es, Europäische Union war bisher als die Bewahrung des Status quo beim Lebens- lichen Lebensgemeinschaften gezielte Präventionsmaßnahmen ein Motor für den Abbau von partnerschaftsgesetz? Solche Fragen müssen sich die Familiengründung durch zu entwickeln und dauerhaft Diskriminierungen. Das muss aber auch SPD, Grüne und Linkspartei gefallen Adoption, Pflegschaft oder zu fördern. Programme zur so bleiben – weitere Antidiskri lassen. Nach aktuellen Umfragen hätten sie allen- Insemination zu verwehren. Bekämpfung rechtsextremer minierungsregelungen wie das falls zusammen eine Mehrheit, doch zusammen- und minderheitenfeindlicher 12. Protokoll zur EMRK müssen arbeiten wollen sie nicht. Bliebe also nur eine 4. „Transsexuellengesetz“ Gewalt müssen alle Gruppen, von Deutschland ratifiziert und große Koalition. Doch was würde die SPD in einer Das Transsexuellengesetz von gegen die sich Hassverbrechen zügig umgesetzt werden. Auch solchen Konstellation für Lesben und Schwule 1981 entspricht nicht mehr dem richten, einbeziehen. Das gilt die europaweite Anerkennung durchsetzen? Und nicht zu vergessen: welchen heutigen Kenntnisstand. Es ent- auch für Maßnahmen zur von Lebenspartnerschaften ist Einfluss hätte die jeweilige Opposition? hält zahlreiche Regelungen, die Opferhilfe. längst überfällig. 03/05 7 politik!

„Es ist klug, schrittweise vorzugehen“ Olaf Scholz über die Lesben- und Schwulenpolitik der SPD

Respekt: Herr Scholz, SPD und Grüne haben in den vergangenen sieben Jahren einiges für Lesben und Schwule erreicht. Das Lebens- partnerschaftsgesetz ist fraglos ein großer Fortschritt. Hinter Ihrem ursprünglichen Ziel einer Gleichstellung mit der Ehe sind Sie aber deutlich zurückgeblieben. Warum? Scholz: Wir haben uns für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen eingesetzt. Seit dem 1. August 2001 ist unser Lebenspartnerschafts- gesetz in Kraft und am 1. Januar 2005 ist auch unser Gesetz zur Überarbeitung des Lebenspartner- schaftsrechts in Kraft getreten. Bereits jetzt sind damit Ehen und Lebensgemeinschaften gesetzlich weitgehend gleichgestellt. Was zur Gleichstellung noch fehlt, scheiterte bisher am Widerstand der Union im Bundesrat. Das Gesetz zur Ergänzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes ist leider ein durch den Bundesrat zustimmungspflichtiges Gesetz.

Jetzt sind Rechte und Pflichten bei der Lebenspartnerschaft in einem erheblichen Ungleichgewicht: Im Sozialrecht müssen Lebenspartner füreinander einstehen, bei der Steuer werden sie behandelt wie Fremde. Ist das nicht ungerecht? Stimmt, genau darum haben wir bereits in der letzten Legislaturperiode das Ergänzungsgesetz, Olaf Scholz, ehemaliger SPD-Generalsekretär, wirkte maßgeblich am Antidiskriminierungsgesetz mit. Foto: Scholz dass die steuerliche Gleichstellung regelt, einge- bracht. Wir wollen das Gesetz zur Ergänzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes erneut und weiter Beim Adoptionsrecht hätte Rot-Grün für volle diesem Schritt zu überzeugen. Das spricht für das verbessert einbringen. Gleichstellung sorgen und die gemeinschaftliche von uns gewählte Vorgehen. Adoption ermöglichen können. Warum waren Sie Bezüglich einer steuerlichen Gleichbehandlung an diesem Punkt so zögerlich? Bringt das „Herumdokern“ an tausend Folge- mit Eheleuten (Ehegattensplitting) hat man aus Ich halte es für klug, schrittweise vorzugehen. gesetzen der Ehe eigentlich noch etwas? Wäre der SPD bislang sehr widersprüchliche Stimmen Mit dem Überarbeitungsgesetz haben wir die so es nicht an der Zeit, dem Beispiel von Spanien gehört. Wofür steht die SPD in dieser Frage? genannte Stiefkindadoption ermöglicht. Entgegen und Kanada zu folgen und die Ehe für Schwule Die Gleichstellung sollte auch im Steuerrecht manch konservativer Vorhersagen ist es uns gelun- und Lesben zu öffnen? erfolgen. gen, die meisten Menschen in Deutschland von Das Ergebnis zählt. Und da ist der von uns in

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Deutschland eingeschlagene Weg nicht schlechter. zur Ergänzung des Lebenspart Hassverbrechen Wie Sie an den noch nicht im Bundesrat durchge- nerschaftsgesetzes einbringen, ...Sicherheit ist ein Grundrecht setzen Folgegesetzen sehen, haben wir auch noch mit dem u. a. die Zuständigkeit in einer offenen Gesellschaft. viel wirklich Wichtiges zu tun. des Standesbeamten bzw. der Lesben, Schwule und Transgen- Standesbeamtin für die Begrün- der gehören zu dieser offenen Viele lesbische Paare erfüllen sich ihren dung der Lebenspartnerschaft Gesellschaft... Die Erfahrung Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung. eingeführt und eine Angleichung hat gezeigt, dass das Täterprofil Dabei bewegen sie sich in einer rechtlichen im Beamten- und Soldatenrecht, derer, die rechtsextrem und Grauzone, weil Insemination bislang nur bei im Ausbildungs- und Ausbil- homosexuellenfeindlich moti- heterosexuellen Eheleuten erlaubt ist. Was will dungsförderungsrecht sowie viert Gewalt verüben, ein klares die SPD tun, um die rechtliche Situation der Antworten auf in anderen sozialrechtlichen Bildungsdefizit aufweist. Als vor- Frauen und Kinder zu verbessern? LSVD-Wahlprüfsteine: Leistungsgesetzen vorgenom- derste Bildungseinrichtung ist Es ist richtig, dass es bei der Fremdinsemination men wird. hier die Vermittlung von Werten rechtliche Probleme gibt. Die müssen meiner Schutz vor Diskriminierung in der Schule gefordert. Meinung nach geregelt werden. Allerdings ist das Wir sind nicht nur bereit, uns Regenbogenfamilien nicht einfach, weil da auch viele Fragen eine für eine Antidiskriminierungs- Es gibt in unserer Zeit ange- Migration und Integration Rolle spielen, die gar nichts mit der sexuellen gesetzgebung einzusetzen, wir sichts der Vielzahl kinderloser Mit dem Zuwanderungsgesetz Orientierung der Paare zu tun haben. Entscheidend haben ein solches Gesetz bereits Ehen einerseits und der wach- haben... Migranten einen gesetz- ist für mich: Das Kindeswohl muss immer an erster in 3. Lesung im Bundestag ver- senden Zahl gleichgeschlecht- lichen Anspruch, aber auch die Stelle stehen. abschiedet... Benachteiligungen licher Partnerschaften, in denen Verpflichtung auf Teilnahme an können nicht nur im Arbeitsrecht auch Kinder aufwachsen, ande- Integrationsmaßnahmen... Die Das Antidiskriminierungsgesetz haben die uni- entstehen, sondern auch das rerseits immer weniger Gründe Kursteilnehmer haben daher onsgeführten Länder im Bundesrat gestoppt. Hat Privatrecht betreffen. Daher für eine Ungleichbehandlung. natürlich die Möglichkeit etwa im das Gesetz noch eine Chance? haben wir von Anfang an gesagt, Im Einkommensteuergesetz Bereich der Vermittlungsthemen Wir haben das ADG mit den Stimmen von SPD es ließe sich nicht begrün- wollen wir Möglichkeiten für Gleichberechtigung und Toleranz und Grünen im Bundestag verabschiedet. Es hängt den, warum wir im Privatrecht Lebenspartnerinnen und Le- eigene Themenfragen wie die jetzt vom Ergebnis der Beratungen im Bundesrat anders verfahren sollten, als im benspartner prüfen, zwischen Situation von Lesben, Schwulen ab, ob das Gesetz noch eine Chance hat. Arbeitsrecht... Ziel der europä- getrennter und gemeinsamer und Transgendern einzubringen ischen Richtlinie ist der Abbau Veranlagung zu wählen... und mit den Kursleitern und - Vorurteile und Hass gegenüber Schwulen und von Diskriminierungen: Wir sind Was die Frage der verbes- teilnehmern unter der Maßgabe Lesben sind bis heute weit verbreitet. Auch der Überzeugung, dass dies nur serten Adoptionsmöglichkeiten der zu vermittelnden Werte zu homosexuellenfeindliche Gewalt ist ein großes erreicht werden kann, wenn betrifft, so haben wir im diskutieren. Problem. Die Täter sind oft Jugendliche und auch privatrechtlich relevante Überarbeitungsgesetz die Stief- junge Männer. Bedarf es hier nicht gezielter Diskriminierungen einbezogen kindadoption ermöglicht... Wir Menschenrechte Präventionsprogramme? werden. halten ein solches schrittwei- Die Rechte der Lesben, Die SPD-Fraktion hat mit dem Antrag „Schwule se Vorgehen auf dem Wege Schwulen, Bisexuellen und und lesbische Jugendliche: Mittendrin statt außen Lebenspartnerschaften der Adoptionsregelungen für Transgender werden nach wie vor“, der am 16. Juni 2005 im Deutschen Bundestag Mit dem Lebenspartner- sinnvoll. Wir sind mit dem vor in vielen Ländern verletzt. Die verabschiedet wurde, ein Signal gesetzt: wir wen- schaftsgesetz und seiner Überar- gesetzlichen Ist-Zustand aber Bundestagsfraktion sieht dies den uns gegen jede Form der Diskriminierung beitung haben wir den richtigen noch nicht bei unseren Soll- mit großer Sorge und setzt sich schwuler und lesbischer Jugendlicher. Wir wollen und sinnvollen Weg in Richtung Vorstellungen angelangt. im internationalen Rahmen für dazu beitragen, die Lebensbedingungen schwuler auf die Gleichstellung der einge- diesen Personenkreis ein, eben- und lesbischer Jugendlicher zu verbessern, u.a. tragenen Lebenspartnerschaft „Transsexuellengesetz“ so wie dies auch innenpolitisch durch Aufklärungsarbeit, Akzeptanzförderung und mit der Ehe eingeschlagen... Wir unterstützen die unver- geschehen ist... Aus unserer Anti-Gewalt-Arbeit an Schulen, Universitäten und Die Lebenspartnerschaft ist ein zügliche Ausstattung von Sicht gibt es keine Einwände anderen Einrichtungen. eigenständiges Rechtsinstitut, Transsexuellen mit Reisepässen, gegen einen Beobachterstatus dessen Akzeptanz – eben- die eine Geschlechtsangabe schwullesbischer Verbände bei Stichwort Schule: Im Unterricht kommt das so wie die damit verbun- enthalten, die im Einklang den VN... Thema Homosexualität bislang kaum vor. Braucht denen rechtlichen Regelungen mit dem geführten Vornamen es hier nicht viel mehr Aufklärung? – immer weiter zunimmt. steht... Wir setzen uns für eine Bürgerrechte in Europa Auch dafür haben wir uns in dem genannten Daher wäre es aus unserer umfassende Überprüfung des Die europäische Politik Antrag ausgesprochen. Auch die Bundesländer Sicht bereits jetzt möglich, Transsexuellengesetzes ein.. gibt Rahmen vor, die die müssen hier ihren Beitrag leisten, zum Beispiel Ehen und auf Dauer angelegte Gleichstellung von Schwulen durch die Verankerung des Themas „Sexuelle Lebensgemeinschaften gesetz- Denkmal für NS-Opfer und Lesben voranbringt... Die Orientierung“ in den Lehrplänen. In Schulen und lich weitgehend gleichzustellen. ...Die Umsetzung des Bun- angesprochene Freizügigkeit mit Jugendeinrichtungen fehlen oft die Ansprechpartner, Wir sind uns aber bewusst, dass destagsbeschlusses vom 12. Ehen werden wir ebenso wie die für die Problemlagen der jungen Menschen sen- gesellschaftlich und politisch Dezember 2003 ist auf dem andere Gleichstellungsfragen sibilisiert sind, um entsprechende Beratung und noch einiges dafür zu leisten richtigen Weg... Die SPD wird weiter verfolgen, das schließt Hilfe überhaupt anbieten zu können. Das muss sich ist. Als nächsten Schritt wollen die weitere Umsetzung... inten- auch das 12. Protokoll zur ändern. AZ wir daher erneut ein Gesetz siv begleiten. EMRK mit ein.

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„An Lebenspartnerschaft nicht rütteln“ Jürgen Gehb zur Lesben- und Schwulenpolitik der Unionsparteien

Im Zentrum unserer Politik steht die Verbesserung der Situation von Familien und Kindern. Hierauf sollte auch im Steuerrecht der Schwerpunkt gelegt werden. Als Rechtspolitiker setze ich mich bei- spielsweise für eine Reform des Unterhaltsrechts ein, die das Wohl des ehelichen wie nicht-ehelichen Kindes und dessen Betreuung in den Vordergrund stellt. Es wird auch gleichgültig sein, ob dieses Kind in einer hetero- oder homosexuellen Partnerschaft lebt.

Die FDP tritt inzwischen für die volle rechtliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaft und Ehe ein. Werden CDU und CSU den Liberalen bei mög- lichen Koalitionsverhandlungen Zugeständnisse machen? Heute über das Ergebnis eines möglichen Koalitionsvertrages zu spekulieren ist müßig. Vor wenigen Wochen haben CDU und FDP in Düsseldorf aber einen Koalitionsvertrag geschlossen, der folgenden Passus enthält: „Gleichgeschlechtliche Paare dürfen nicht diskriminiert werden. Ihre Selbstorganisation werden wir weiterhin angemes- sen unterstützen“. In Berlin werden vielleicht nach Jürgen Gehb ist rechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Foto: Gehb der Wahl auch wieder Projekte wie die Magnus- Hirschfeld-Stiftung in Angriff genommen, die Rot- Respekt: Herr Dr. Gehb, warum tun sich die können frei und unabhängig Initiativen aller Art Grün in dieser Legislaturperiode abgelehnt hat. Unionsparteien eigentlich so schwer mit der ergreifen. Die Union im Bundestag wird am beste- Anerkennung von Lesben und Schwulen? henden Lebenspartnerschaftsgesetz nicht rütteln. Lesben und Schwule werden noch in vie- Gehb: In einer großen Volkspartei wie der Union len Bereichen diskriminiert. Was will die Union gibt es eine größere Bandbreite an Einstellungen Zurzeit sind Rechte und Pflichten bei der dagegen unternehmen? und Ansichten als in kleineren Spartenparteien. Lebenspartnerschaft in einem erheblichen Jegliche Diskriminierung ist zu ächten und zwar Wer offenen Auges die Entwicklung verfolgt, der Ungleichgewicht: Im Sozialrecht müssen Lebens- ganz konkret – auch im laufenden Wahlkampf. wird aber wahrgenommen haben, wie viel sich in partner füreinander einstehen, bei der Steuer Entpuppen sich nicht die hehren Worte zur Anti- den letzten Jahren verändert hat. Dies ist für mich werden sie behandelt wie Fremde. Ist das nicht diskriminierungspolitik als Schall und Rauch, entscheidend. ungerecht? wenn , einer der prominentesten Ich bin sehr dafür, dass Rechte und Pflichten in SPD-Politiker, zur Diffamierung eines politischen Aus CDU und CSU hört man zurzeit sehr wider- einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten. Gegners im Wahlkampf mal eben ganz tief in sprüchliche Stimmen: Bayern will gegen die die Schmuddelkiste greift und dann den „Dr. Stiefkindadoption klagen, erklärt, Eigentlich entspricht die Lebenspartnerschaft Schwesterwelle“ herausholt? Hier laut und öffent- eine unionsgeführte Bundesregierung werde am doch konservativen Wertvorstellungen: Zwei lich die rote Karte zu zeigen ist für mich aktive Lebenspartnerschaftsgesetz nichts ändern, Roger Menschen übernehmen Verantwortung fürein- Antidiskriminierungspolitik. Kusch wiederum will Lebenspartner zumindest ander, unterstützen sich auch „in schlechten bei der Erbschaftssteuer besser stellen. Was gilt Zeiten“, statt auf Vater Staat zu vertrauen. Das Antidiskriminierungsgesetz haben die uni- denn nun? Müssten solche Lebensmodelle nicht steuerlich onsgeführten Länder im Bundesrat gestoppt. Bayern, Hamburg und jedes andere Bundesland gefördert werden? Warum?

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gefüllt. Hiervon zu trennen ist die fen, um den meist jugendlichen Weil nicht alles, was gut gemeint ist, auch Frage nach dem Adoptionsrecht, Gewalttätern rechtzeitig und wirklich gut ist. Wo Anti-Diskriminierung drauf- das nicht allein die Rechte und mit der gebotenen Konsequenz steht, muss im Ergebnis nicht unbedingt Anti- Pflichten von Lebenspartnern begegnen zu können. Zum ande- Diskriminierung drin sein. Im Zivilrecht ist im untereinander betrifft, son- ren ist hier die Gesellschaft als rot-grünen Entwurf eine massive Einschränkung Antworten auf dern mit den Kindern auch Ganzes gefordert, nicht wegzu- der Privatautonomie und der Vertragsfreiheit der LSVD-Wahlprüfsteine: Dritte mit einbezieht und damit sehen, wenn eine solche men- Bürgerinnen und Bürger vorgesehen. Man legt weit über den Regelungskreis schenverachtende Gesinnung Hand an den freien und mündigen Bürger, der auch Schutz vor Diskriminierung Lebenspartnerschaft hinaus- in Gewalttaten ausschlägt. Die das Recht hat, zu einem Vertragsabschluss nein zu ...Aufgrund Artikel 13 Amster- greift... Die Adoption richtet CDU befürwortet eine ange- sagen, und dies heute nicht begründen muss. Ich damer Vertrag sind mittlerwei- sich nach dem von der Natur messene Berücksichtigung der bin dafür, dass dies so bleibt. le vier europäische Richtlinien vorgegebenen Grundprinzip, Situation der Homosexuellen zum Diskriminierungsschutz er- dass jedes Kind eine Mutter im Rahmen der Programme Schwule und Lesben sind auch heute noch mit gangen, die einen umfassenden und einen Vater hat, was für zur Gewaltprävention und zur Vorurteilen und Hass konfrontiert. Ein verbrei- Diskriminierungsschutz gewäh- die Entwicklung des Kindes Opferhilfe. tetes Phänomen ist das „Schwulenklatschen“ ren. Weiterer Richtlinien bedarf seine spezielle Bedeutung hat. durch Jugendgangs, die sich darauf spezialisiert es zum gegenwärtigen Zeitpunkt Entsprechend diesem natür- Migration und Integration haben, Homosexuelle zusammenzuschlagen nicht. Vordringliche Aufgabe der lichen Kindesverhältnis ist die ...Integration ist mit der und zu berauben. Bedarf es nicht spezieller nationalen Politik ist es zunächst, Adoption durch ein Ehepaar Entstehung von Parallelgesell- Präventionsprogramme, um die Sicherheit von diese vier Richtlinien umzuset- die Regel. Eine Durchbrechung schaften unvereinbar. Soweit die Lesben und Schwulen zu gewährleisten? zen, da der völlig überfrachte- dieses Grundprinzips hätte zur Grundwerte der Verfassung im Selbstverständlich muss der Jugendgewalt gegen te und handwerklich schlechte Folge, dass ein Kind entgegen Widerspruch zu den Positionen Lesben und Schwule und gegen alle anderen Opfer Entwurf von Rot-Grün für ein dem von der Natur vorgese- eingewanderter Kulturen ste- entgegengetreten werden. Hier sind Prävention wie Antidiskriminierungsgesetz im henen Kindesverhältnis rechtlich hen, gibt es keinen Anspruch auch das Straf- und Jugendrecht gefragt. Und es Bundesrat gescheitert ist. Die zwei Mütter oder Väter hätte. auf Toleranz... Ein Einwirken macht sicherlich Sinn, in der Prävention spezifische CDU tritt seit jeher für eine zügige Dies würde ein Kind in eine auf das kulturell unterschied- Programme für die jeweils spezifischen Täter- und Umsetzung dieser Richtlinien Ausnahmesituation bringen, die lich geprägte Vorverständnis Opfergruppen zu haben. Schließlich soll Prävention ein, die „eins zu eins“ und ohne sich nicht rechtfertigen ließe... von Gesellschaft und Gesell- auch erfolgreich sein. ein „Draufsatteln“ ausufernder, schaftsordnung ist dem demo- den Diskriminierungsschutz ver- „Transsexuellengesetz“ kratischen Staatswesen darü- Müsste nicht auch an Schulen viel mehr zerrender und bürokratischer Die CDU tritt für berechtigte ber hinaus nur sehr bedingt für die Aufklärung über Homosexualität und Regelungen erfolgen muss. Anliegen von Minderheiten ein. möglich; hier ist z.B. an den Homosexuelle getan werden? Wenn sich hier Handlungsbedarf Schulunterricht zu denken. Für mich ist lesbisch oder schwul sein einfach Lebenspartnerschaften ergibt, wird die CDU handeln. Normalität in unserer heutigen Zeit. Ich empfinde es Einer vollständigen Gleich- Menschenrechte als gut und richtig, wenn dies auch in der Schule stellung gleichgeschlechtlicher Denkmal für NS-Opfer Die CDU setzt sich schon von seinen Niederschlag finden würde. Lebensgemeinschaften mit der Die CDU respektiert den ihrem Selbstverständnis als einer Ehe, bzw. einer Öffnung des Beschluss des Deutschen Bun- auf dem Wertefundament des Wie beurteilen Sie es in diesem Zusammen- Rechtsinstituts der Ehe steht destages zur Errichtung eines Christentums stehenden Partei hang, dass die neue nordrhein-westfälische Artikel 6 Absatz 1 Grundgesetz Mahnmals zum Gedenken der für die volle Verwirklichung der Kultusministerin Barbara Sommer gerade die entgegen, der die Ehe zwi- Verfolgung Homosexueller wäh- Menschenrechte für alle Men- Verwendung einer Aufklärungsbroschüre über schen Mann und Frau unter rend des Dritten Reiches. Der schen ein. Dieses Engagement Homosexualität an den Schulen verboten hat? den besonderen Schutz des Umsetzung dieses Beschlusses schließt selbstverständlich auch Meine generelle Position habe ich dargestellt. Grundgesetzes stellt. Dies hält steht nichts entgegen. Lesben, Schwule, Bisexuelle Einzelfälle, deren Umstände ich nicht genau kenne, die CDU für richtig. Mit dem Le- und Transgender ein... Die CDU kommentiere ich nicht. benspartnerschaftsgesetz und Hassverbrechen befürwortet es, dass schwul- der Folgegesetzgebung wurde Jede Gewalt gründet auf Into- lesbische Organisationen ei- Ihre Prognose: Werden Ehe und Lebenspart- der verfassungsrechtliche Spiel- leranz und menschenfeindlicher nen offiziellen Status bei den nerschaft in zehn Jahren gleichgestellt sein? raum bereits ausgefüllt. Gesinnung, egal ob von rechts Vereinten Nationen erhalten. Ich bin viel zu lange in der Politik, als dass ich oder links, egal gegen wen. Dies Spekulationen, was in zehn, zwanzig oder dreißig Regenbogenfamilien ist ein ernstes gesellschaft- Bürgerrechte in Europa Jahren sein wird, als seriös ansehe. Der Gesetzgeber hat Rechte liches Problem. Dem muss Die Gleichstellung von und Pflichten für gleichge- einmal begegnet werden durch Lebenspartnerschaften mit Zum Abschluss eine persönliche Frage. schlechtliche Lebenspartner- eine konsequente Verfolgung der Ehe gehört nicht zu den Angenommen, Sie hätten einen Sohn, der einen schaften festgelegt und damit und Bestrafung der Täter; die Kompetenzfeldern der Europäi- Mann heiraten will: bekäme er Ihren „Segen“? den – auch nach dem Urteil des CDU Deutschlands will u.a. das schen Gemeinschaft. Dies ist Ja, denn Eltern sollten immer zu ihren Kindern Bundesverfassungsgerichts – Jugendstrafrecht – z.B. durch eine jeweils national zu entschei- stehen. Meine Frau und ich bemühen uns jeden- verfassungsrechtlich zulässigen Ausweitung des Strafrahmens dende Frage... Für Deutschland falls, dies gegenüber unseren beiden Söhnen auch Spielraum für die Gleichstellung und durch Maßnahmen wie den gelten die Vorgaben des einzulösen. AZ mit Ehe und Familie bereits aus- „Warnschussarrest“ – verschär- Grundgesetzes.

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„Eine erste große Etappe geschafft“ Claudia Roth über die nächsten Ziele der Grünen

Respekt: Frau Roth, SPD und Grüne haben in den vergangenen sieben Jahren einiges für Lesben und Schwule erreicht. Das Lebens- partnerschaftsgesetz ist fraglos ein großer Fortschritt. Hinter dem ursprünglichen Ziel der Grünen, die Ehe zu öffnen, bleibt es aber weit zurück. Warum? Roth: Wir Grüne hatten nicht die absolute Mehrheit. Trotz aller Widerstände ist aber eine kleine Kulturrevolution gelungen. Die öffentliche Akzeptanz für Schwule und Lesben ist spürbar gewachsen. Viele Ungerechtigkeiten sind besei- tigt. Denken Sie nur daran, welch schlimme Probleme binationale Paare früher hatten. Heute haben sie volle Rechtssicherheit.

Das Lebenspartnerschaftsgesetz wurde auch kritisiert, weil es ein „Sondergesetz“ für Homosexuelle ist. War es – im Nachhinein betrachtet – dennoch der richtige Weg? Der Weg ist richtig und wir gehen ihn konse- quent weiter. Der Erfolg der Lebenspartnerschaft hat das gesellschaftliche Verständnis von Ehe erweitert. Damit ist verfassungsrechtlich der Boden bereitet, auch in Deutschland die Öffnung der Ehe in Angriff zu nehmen. Das Ziel ist volle Gleichstellung, vorher lassen wir nicht locker.

Bringt das „Herumdoktern“ an tausend Folgegesetzen der Ehe eigentlich noch etwas? Wäre es nicht jetzt schon an der Zeit, dem Claudia Roth ist Parteivorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen. Foto: Bü 90 / Die Grünen Beispiel von Spanien und Kanada zu folgen und die Ehe für Schwule und Lesben zu öffnen? Beim Adoptionsrecht ist Rot-Grün mit der setzen. Der historische Vorreiter Dänemark hat für Wir tun das eine ohne das andere zu las- Stiefkindadoption auf halbem Weg stehenge- die gleiche Ergänzung noch 10 Jahre gebraucht. sen. Wir arbeiten auf die Ehe hin. Aber warum blieben. Warum waren Sie an diesem Punkt so sollten wir darauf verzichten, gleichzeitig in anste- zögerlich? Auch bei den Grünen gab es ja Widerstand, henden Gesetzesvorhaben für die Gleichstellung Wir sind nicht stehen geblieben, sondern haben zum Beispiel von Antje Vollmer. Steht die Partei der Lebenspartnerschaft zu sorgen – von der eine erste große Etappe geschafft – und das bei inzwischen geschlossen hinter der Forderung Handwerksordnung bis zum Spätaussiedlergesetz? einer politisch sehr sensiblen Frage. Bereits drei nach dem vollen Adoptionsrecht? Das ist kein „Herumdoktern“ sondern konsequente Jahre nach Einführung der Lebenspartnerschaft Wir Grüne haben uns im Wahlprogramm einmü- Gleichstellungspolitik. konnten wir die Stiefkindadoption politisch durch- tig für das volle Adoptionsrecht ausgesprochen.

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große Zustimmung gefunden. hinein und für die Zukunft ein Antje Vollmer vertrat eine Einzelmeinung, die in Damit ist der Boden bereitet, beständiges Zeichen gegen der Partei keinen Rückhalt fand. Im Bundestag hat nach dem Vorbild Spaniens, Intoleranz, Feindseligkeit und sie übrigens trotz ihrer Bedenken am Ende für das Belgiens, Kanadas und der Ausgrenzung gegenüber Gesetz mit der Stiefkindadoption gestimmt. Niederlande nun auch die Schwulen und Lesben gesetzt Öffnung der Ehe für gleichge- wird. Das Antidiskriminierungsgesetz haben die schlechtliche Paare in Angriff unionsgeführten Länder im Bundesrat gestoppt. Antworten auf zu nehmen. Hassverbrechen Hat das Gesetz noch eine Chance? LSVD-Wahlprüfsteine: ...Angesichts weiter beste- Die simple Formel von CDU/CSU und FDP Regenbogenfamilien hender Ressentiments und lautet: Umsetzung der EU-Richtlinien gegen Schutz vor Diskriminierung Familie ist, wo Kinder sind... antihomosexueller Gewalt be- Diskriminierung 1:1. Das bedeutet im Klartext: Alle müssen gleiche Chancen Regenbogenfamilien – gleich- darf es gezielter Maßnahmen Sie wollen Schwulen und Lesben gleichen haben beim Zugang zu Beschäf- geschlechtliche Eltern mit zur Prävention, zur Akzeptanz Diskriminierungsschutz verweigern. Wir kämpfen tigung, zu Gütern und Dienst- Kindern – haben ein Recht auf homosexueller Lebensweisen weiter für ein umfassendes Antidiskriminierungs- leistungen. Daher setzen wir Anerkennung und Schutz vor in der Gesellschaft und zum gesetz. Der Bundesrat kann nur verzögern. Der uns für ein Antidiskriminierungs Diskriminierung. Als ersten Abbau von Vorurteilen und Ring ist frei zur nächsten Runde. gesetz ein... Damit treten wir Schritt haben wir die Stiefkind- Feindseligkeiten gegenüber Benachteiligungen im Arbeits- adoption ermöglicht... Auch im Lesben und Schwulen. Vorurteile, Hass und Gewalt gegenüber und Alltagsleben wirksam ent- Steuerrecht müssen Regenbo- Schwulen und Lesben sind auch heute noch ver- gegen. Bündnis 90/Die Grünen genfamilien gleichgestellt wer- Migration und Integration breitet. Ein großes Problem ist das „Schwulen- haben sich erfolgreich dafür den... Das volle Adoptionsrecht Niemand darf sich heraus- klatschen“ durch Jugendgangs, die sich darauf eingesetzt, dass alle relevanten muss folgen... Wir halten den nehmen, der Würde und Freiheit spezialisiert haben, Schwule zusammenzu- Merkmale – über die Vorga- Ausschluss von lesbischen eines anderen Menschen, die schlagen und zu berauben. Was planen die ben der Europäischen Union Frauen von Maßnahmen der das Grundgesetz für alle glei- Grünen hier an Präventionsmaßnahmen? hinaus – auch im allgemeinen Fortpflanzungsmedizin für dis- chermaßen vorsieht, ein patri- Alle Programme gegen Hassverbrechen müs- Zivilrecht in den Diskriminie- kriminierend und setzen uns für archales Denken entgegenzu- sen auch das Thema Homosexualität einbeziehen. rungsschutz einbezogen wer- eine Liberalisierung ein. Wir tre- setzen, bei dem für Frauen Wir brauchen Akzeptanzförderung und müssen den. Das gilt auch für die sexu- ten dafür ein, künstliche Be- weniger Rechte gelten als für früh ansetzen, gerade in der Schule. Daher ist elle Identität. Wir wenden uns fruchtung nicht nur für Ver- Männer, oder bei dem homo- es völlig unverantwortlich, dass die neue CDU- gegen die Forderungen von heiratete zuzulassen. Selbst- sexuellen Menschen das Recht Schulministerin in NRW als eine ihrer ersten CDU/CSU und FDP, dass verständlich kommen schwule auf Selbstbestimmung und freie Amtshandlungen ein Lehrerhandbuch zum Thema Schwule und Lesben aus dem und lesbische Paare auch für Entfaltung der Persönlichkeit Homosexualität aus dem Verkehr zieht. Diese gesetzlichen Diskriminierungs- Pflegschaften in Frage. Es ist abgesprochen wird. Zensur ist ein unappetitlicher Vorgeschmack auf schutz im Zivilrecht... ausge- diskriminierend, Lesben und das, was bei Schwarz-Gelb auf Bundesebene schlossen bleiben sollen... Schwulen die Fähigkeit zur ver- Menschenrechte drohen würde. antwortlichen Kindererziehung Selbstverständlich muss Lebenspartnerschaften abzusprechen, wie das die Deutschland.. das Thema Auch unter Migranten gibt es große Vorurteile Es darf keinen Stillstand oder CDU/CSU versucht. Menschenrechte und sexuelle gegenüber Lesben und Schwulen. Was wol- gar Rückschritt bei Lebenspart- Identität auf internationaler len die Grünen tun, damit Hass und Gewalt nerschaft und Adoptionsrecht „Transsexuellengesetz“ Ebene weiterhin offensiv vertre- abgebaut werden und es nicht zu „hollän- geben. Bündnis 90/Die Grünen Transsexuellen und interse- ten. Diese entschiedene Politik dischen Verhältnissen“ kommt, wo die Polizei sind Garant dafür, dass das xuellen Menschen muss es für die Menschenrechte von Lesben und Schwulen rät, aus bestimmten, von Erreichte nicht nur verteidigt, ermöglicht werden, ihre Lebens- Lesben, Schwule, Bisexuelle Einwanderern bewohnten Stadtvierteln wegzu- sondern ausgebaut wird. Mit weise selbst zu bestimmen. Der und Transgender wollen ziehen? dem Lebenspartnerschaftsge- Zustand, dass Menschen, die Bündnis 90/Die Grünen fort- Egal welcher Herkunft – niemand darf sich setz ist das Fundament gelegt. ihre Geschlechtszugehörigkeit setzen und weiter intensivie- herausnehmen, der Würde und Freiheit eines Seitdem bauen wir Stein für verändern wollen, immer noch ren. anderen Menschen ein Denken entgegenzuset- Stein an. Wir haben durchge- demütigenden und langwierigen zen, bei dem für Frauen weniger Rechte gelten setzt, dass zum 1.1.2005 wei- bürokratischen Verfahren aus- Bürgerrechte in Europa oder Schwulen und Lesben das Existenzrecht tere Verbesserungen verwirk- gesetzt sind, muss ein Ende Wir streben die volle Aner- abgesprochen wird. Wir setzen auf aktive licht wurden, z.B. Gleichstellung haben... kennung gleichgeschlechtlicher Integration und eine Bildungspolitik, die ihrem bei der gesetzlichen Rente, Partnerschaften und gleichge- Auftrag endlich gerecht werden muss. An dieser Einführung des Verlöbnisses Denkmal für NS-Opfer schlechtlicher Familien in den Stelle muss man nochmals auf die längerfristig und die Ermöglichung der Stief- Der Bundestagsbeschluss EU-Gesetzgebungen an... Wir fatalen Konsequenzen der CDU-Schulpolitik in kindadoption... Bündnis 90/Die zur Errichtung eines Denkmals treten dafür ein, Lücken im EU- NRW hinweisen. Hier sind alle gefordert: Parteien, Grünen kämpfen im Bundestag für die im Nationalsozialismus Richtlinienwerk gegen Diskrimi- Behörden und Verbände. Wir möchten z.B. Müttern und gegenüber dem Bundesrat verfolgten Homosexuellen nierung zu schließen, so dass und Vätern spezielle Integrationsangebote machen für volle Gleichstellung, auch erfolgte auf unsere Initiative für das Merkmal sexuelle Iden- und dabei gewaltpräventive Erziehungsmethoden im Steuer- und Beamtenrecht. hin... Es ist wichtig, dass die tität klare Maßstäbe auch über ebenso vermitteln wie die Toleranz gegenüber Das Lebenspartnerschaftsge- Opfer ein ehrendes Andenken den Bereich Beschäftigung und anderen Lebensweisen. AZ setz hat in der Gesellschaft erhalten und dass in unsere Zeit Beruf hinaus gesetzt werden.

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„Die Bevölkerung ist weit genug“ Jörg van Essen zur künftigen Gleichstellungspolitik der FDP

Respekt: Herr van Essen, die FDP hat auf Schauen Sie sich ihrem Parteitag im Mai beschlossen, die ver- die Diskussion um bleibenden Benachteiligungen eingetragener die Stiefkindadoption Lebenspartnerschaften beseitigen zu wollen. an. Hat es da einen Bezieht sich das auch auf das Steuerrecht? Aufstand gegeben? Van Essen: Selbstverständlich. Der Parteitag Nein, die Bevölkerung hat hier eine klare Aussage getroffen, das hat ist weit genug dafür. mir sehr gut gefallen. Unser Wahlprogramm hat diese Forderung auch aufgenommen. Wer gleiche Die FDP fordert Pflichten hat, muss auch gleiche Rechte haben. das Adoptionsrecht auch noch nicht so Das Ehegattensplitting wollte die FDP lange... Lebenspartnern im vergangenen Jahr noch nicht Das Adoptionsrecht zugestehen. ist ohne Zweifel der Ehrlich gesagt geht es uns um eine Neujustierung Kumulationspunkt für des Steuerrechts. Das Realsplitting erscheint uns Vorbehalte. Auch bei da wesentlich gerechter. Aber eines ist ganz klar: der FDP hat es eine so lange es das Ehegattensplitting gibt, muss es intensive Diskussion auch für schwule und lesbische Paare gelten. gegeben. Einige Ungleichbehandlungen kann man allenfalls in einer Kollegen hatten überschaubaren Übergangsphase hinnehmen. große Bedenken. Wir haben uns in zwei Wäre es nicht am konsequentesten, die Ehe für Fraktionssitzungen Lesben und Schwule zu öffnen wie in Spanien? ausschließlich mit der Damit ließen sich die Benachteiligungen von Adoption beschäf- Lebenspartnern auf einen Schlag beseitigen. tigt, auch mit den Das wird möglicherweise irgendwann kommen. ganzen Studien zu Dass die Lebenspartnerschaft einfacher umzu- dem Thema. Bei der setzen war, ist aber nicht zu übersehen. Wenn Abstimmung hat es man jetzt Radikallösungen fordert, bilden sich schließlich nur eine neue Widerstände. Wer Erfolg haben will, muss Gegenstimme gege- die Gesellschaft mitnehmen. Bislang ist das gut ben. Das zeigt sehr gelungen. deutlich, dass man bei diesem Thema auch Jörg van Essen ist Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestags- fraktion. Höre ich da ein leises Lob für die rot-grüne überzeugen kann. Foto: Alexander Zinn Bundesregierung? Aber nein! Die Koalition ist beim Adoptionsrecht Was sagen Sie zu der bayerischen Klage Warum? auf halber Strecke stehen geblieben. Das hätte man gegen die Stiefkindadoption? Die FDP tritt entschieden für den Abbau von ohne die Zustimmung des Bundesrates umsetzen Ich habe da eine klare Meinung: null Chance! Da Diskriminierung und Intoleranz ein. Dazu brauchen können. Aber die SPD hat gemauert und die Grünen geht es um das Absichern der eigenen konserva- wir in Europa gemeinsame Standards und verbind- haben sich da flach gemacht wie eine Flunder. Bei tiven Klientel. Mehr nicht. liche Antidiskriminierungsregeln. Die FDP ist aber den Grünen gab es ja sogar offenen Widerstand: auch der Überzeugung, dass es der falsche Weg ich erinnere nur an Antje Vollmer. Während die FDP in den meisten Fragen für ist, zu glauben, der Abbau von Diskriminierungen die volle Gleichstellung eintritt, will sie Lesben lasse sich nur per Gesetz verordnen. Was wir Es gab die Befürchtung, das Adoptionsrecht und Schwulen beim Antidiskriminierungsge- brauchen, ist eine Veränderung des Bewusstseins. sei nicht vermittelbar... setz keinen zivilrechtlichen Schutz zugestehen. Der Ausbau des geltenden Lebenspartnerschafts-

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und einer Rechtsgrundlage, Hassverbrechen die Rechtssicherheit für alle Die FDP fordert eine Intensi- rechts ist der beste Weg, um Diskriminierungen Beteiligten schafft. In die- vierung der Programme für ge- abzubauen. Es ist bereits jetzt absehbar, dass sem Zusammenhang ist auch waltbereite Jugendliche. Wichtig sich die Lebenspartnerschaft in der Gesellschaft die Möglichkeit für lesbische sind auch Gewaltpräventionspro- etabliert hat. Es wäre bedauerlich, wenn das Ziel, Frauen, ihren Kinderwunsch mit gramme an Schulen und in der Gerechtigkeit durch Gleichbehandlung zu schaf- Hilfe der Insemination zu erfül- Jugendarbeit. Hier muss über fen und Diskriminierung auch im Privatrecht zu len, zu prüfen. Die von Rot-Grün die verschiedenen Opfergruppen vermeiden, wegen mangelnder Akzeptanz eines durchgesetzte Stiefkindadoption aufgeklärt werden, Bewusstsein ausufernden Gesetzes verfehlt würde. für Eingetragene Lebenspartner für unterschiedliche Lebensent- Antworten auf ist eine halbherzige Lösung. würfe geschaffen werden und Wie wollen Sie Ihre Vorstellungen in einer LSVD-Wahlprüfsteine: Die Forderung der FDP-Bun- versucht werden Vorurteile ab- Koalition mit CDU und CSU umsetzen? destagsfraktion nach einem zubauen... Die erfolgreichen sagt bei jeder Gelegenheit, Schutz vor Diskriminierung gemeinsamen Adoptionsrecht Kampagnen der Polizei zur dass es kein Zurück gibt bei der Lebenspartnerschaft. Die FDP fordert... eine für schwule und lesbische Prävention antischwuler Gewalt Wir werden beharrlich verhandeln, das haben wir Umsetzung der EU-Antidiskri- Paare ist am Widerstand müssen forgesetzt werden. immer. Der § 175 wäre ohne uns nicht gefallen. minierungsrichtlinien in deut- von Rot-Grün gescheitert. sches Recht. Dabei muss Ausschlaggebend für eine Migration und Integration Wie realistisch ist es, dass Sie mehr erreichen sich das Gesetz eng an den Adoption muss alleine das Wohl Religion darf nicht zur könnten als eine Sicherung des Status quo? Regelungsgehalt der Richtlinien des Kindes sein. Ein Kind hat Rechtfertigung von diskrimi- Eines ist doch vollkommen klar: auch in der orientieren... Ein Gesetz, dass gute Entwicklungschancen in nierendem Verhalten gegen- CDU hat sich einiges gewandelt. Es gibt schwule über den Regelungsgehalt der einer stabilen und gefestigten über Minderheiten, Gewalt Spitzenpolitiker, bei der jungen Union gibt es viele EU-Richtlinien weit hinaus- Beziehung. Diese Stabilität oder Extremismus miss- aufgeschlossene junge Leute, es gibt Kräfte in der geht, greift in die Abschluss- gewährleistet die Eingetragene braucht werden... Gerade zwi- CDU, die uns unterstützen werden. Aber es gibt und Gestaltungsaspekte der Lebenspartnerschaft in gleicher schen verschiedenen jugend- natürlich auch harten Widerstand, da muss man Vertragsfreiheit ein. Im Zivilrecht Weise wie die Ehe... lichen Migrantengruppen, sich keine Illusionen machen. gilt grundsätzlich Vertragsfreiheit aber auch gegenüber ande- und damit das Recht, keine „Transsexuellengesetz“ ren Minderheiten kommt es Konkret: Wenn Sie z.B. die Benachteiligungen Gründe dafür benennen zu müs- Eine Reform des Transsexu- immer wieder zu gewalttätigen im Steuerrecht nur in einer „Übergangsphase“ sen, einen Vertrag abzuschlie- ellengesetzes ist seit langem Auseinandersetzungen. Hier akzeptieren, müssen Sie der Union bei Koalitions- ßen oder zu verweigern. überfällig... Rot-Grün hat sich reichen konventionelle Formen verhandlungen ja Verbesserungen abtrotzen. in 7 Jahren Regierungszeit die- der Jugendarbeit nicht aus. Aus Sicht der FDP sind Änderungen Lebenspartnerschaften sen wichtigen Reformen ver- Streetworker sind ebenso erfor- im Steuerrecht dringend notwendig. Das Ein weiterer Ausbau des weigert. Wir brauchen daher in derlich wie klare Grenzziehungen Bundesverfassungsgericht hat dem Gesetzgeber Lebenspartnerschaftsgesetzes der kommenden Wahlperiode des Staates durch die Polizei. hier einen Handlungsauftrag mitgegeben. Zu erwar- ist nicht nur gesellschaftspoli- endlich notwendige Reformen, ten ist, dass die Gerichte weiter auf eine gesetzliche tisch wünschenswert, sondern um die Situation der Betroffenen Menschenrechte Regelung drängen werden. Die Union wird sich rechtlich dringend geboten. Das deutlich zu verbessern, um Das Verbot von Folter, dem Wandel in der Gesellschaft auf lange Sicht Bundesverfassungsgericht hat das Anerkennungsverfahren politischer, rassischer und nicht verschließen können. Andernfalls wird der 2002 entschieden, dass das Le- von unnötiger Bürokratie zu religiöser Verfolgung oder gesellschaftliche Druck auf CDU/CSU immer stär- benspartnerschaftsgesetz nicht entlasten und bestehende Verfolgung aufgrund der sexu- ker werden. Die FDP wird auch in einer Koalition mit gegen... Art. 6 Grundgesetz ver- Diskriminierungen im Melderecht ellen Identität ist nicht verhan- CDU/CSU nicht müde werden, immer wieder auf stößt. Es gibt daher rechtlich zu beseitigen. delbar... Selbstverständlich noch bestehende rechtliche Defizite hinzuweisen keinen Grund, homosexuellen müssen auch schwul-lesbische und konkrete gesetzliche Schritte einzufordern. Paaren wesentliche Rechte zu Denkmal für NS-Opfer Organisationen, die eine aktive versagen... Die verbleibenden Die FDP befürwortet die Menschenrechtsarbeit betrei- Wird die FDP Koalitionsverhandlungen schei- Benachteiligungen eingetra- Errichtung eines Denkmals ben, im offiziellen Akkreditie- tern lassen, wenn die Union keine Verbesserungen gener Lebenspartner gegenüber für die im Nationalsozialismus rungsverfahren der UN berück- im Lebenspartnerschaftsrecht zugesteht? der Ehe müssen daher beseitigt verfolgten Homosexuellen... In sichtigt werden. Koalitionsverhandlungen werden grundsätz- werden... diesem Zusammenhang fordert lich nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen. Die die FDP auch... die Errichtung Bürgerrechte in Europa FDP steht zu allen ihren Forderungen, die in Regenbogenfamilien einer Magnus-Hirschfeld- Es ist für die FDP eine unserem Wahlprogramm enthalten sind. Wenn In Deutschland ist die künst- Stiftung. Dadurch soll im Sinne Selbstverständlichkeit, dass die Wählerinnen und Wähler uns zu einem liche Befruchtung nur bei eines kollektiven Ausgleichs in einem vereinigten Europa, guten Wahlergebnis verhelfen, wird dies unse- verheirateten Frauen erlaubt, das von den Nationalsozialisten in einem gemeinsamen Raum re Verhandlungsposition innerhalb der Koalition in seltenen Ausnahmen bei an den Homosexuellen ver- der Sicherheit, der Freiheit und wesentlich stärken. Fest steht: Wir wollen das Frauen, die in fester heterose- übte Unrecht anerkannt und des Rechts eine europaweite Lebenspartnerschaftsrecht ausbauen und xueller Partnerschaft leben.... die homosexuelle Bürger- und gegenseitige Anerkennung von mit dieser Forderung werden wir auch in die Der gesamte Bereich bedarf Menschenrechtsarbeit gefördert Lebenspartnerschaften erfolgen Koalitionsverhandlungen gehen. AZ einer rechtlichen Neubewertung werden... muss.

03/05 15 politik! „Abschaffung der Ehe als Privileg“ Lothar Bisky über die Visionen der neuen Linkspartei.PDS

Sie sagen, das von Rot-Grün vorgelegte Anti- diskriminierungsgesetz reiche nicht aus. Was fehlt? Wenn Sie sich den Entwurf des rot-grünen Anti- diskriminierungsgesetzes genau anschauen, wird Ihnen aufgefallen sein, dass es nur unwesentlich über eine 1:1-Umsetzung der EU-Richtlinien hinaus- geht. Wesentlicher Kritikpunkt der Linkspartei.PDS und ihrer Lebensweisen-Arbeitsgemeinschaft Queer ist die fehlende Beweislastumkehr. Diese würde bedeuten, dass nicht der oder die Diskriminierte nachweisen müsste, dass er/sie diskriminiert wurde, sondern der oder die potenziell Diskriminierende. Wer schon einmal Opfer von Mobbing war, weiß, wie schwer ein Nachweis von Diskriminierung ist. Insofern droht das Gesetz nach diesem Entwurf ohne konkrete Auswirkungen für Diskriminierte zu bleiben. Eine weitere Forderung ist die nach einem Einzel- und Verbandsklagerecht, das es einzel- nen Personen, aber auch kleineren und größeren Verbänden gestattet, die eigenen Rechte – oder in Vertretung für von Diskriminierung Betroffenen – einzuklagen. Gleichzeitig fordern wir als Linkspartei. PDS konkrete Maßnahmen zur Umsetzung ein. Antidiskriminierungsstellen, an die sich jede und jeder unproblematisch wenden kann, sind dabei genauso wichtig, wie Maßnahmeprogramme in Verwaltungen, Lehrplänen, bei der Polizei etc., um Diskriminierungen abzubauen.

Das Parteiprogramm ist das eine, die reale Lothar Bisky ist Vorsitzender der Linkspartei.PDS. Foto: Linkspartei.PDS Politik das andere. In Berlin hat es kaum Ver- besserungen für Lesben und Schwule gegeben, Respekt: Herr Bisky, die Linkspartei setzt Bedeutet das auch, dass Sie für die Öffnung seit die PDS mitregiert. In der Antidiskriminie- sich „für eine umfassende Gleichstellung aller der Ehe für Schwule und Lesben eintreten? rungskommission des Landes z.B. soll die sexu- Lebensweisen“ ein. Was heißt das konkret? Ja. Die Linkspartei.PDS tritt für die vollständige elle Orientierung keine Rolle spielen. Fordert Bisky: Niemand darf wegen seiner Lebensweise Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule ein. die Linkspartei die Gleichstellung nur in der benachteiligt oder bevorzugt werden. Deshalb Heiraten soll, wer mag. Zugleich darf niemand Opposition? setzen wir uns für die Abschaffung der Ehe benachteiligt werden, dessen Lebensentwurf die Keineswegs. Die Linkspartei.PDS hat darauf als Privileg ein und stehen für die Förderung Ehe nicht vorsieht. Das Bundesverfassungsgericht gedrungen, in den Berliner Koalitionsvertrag einen von Lebensgemeinschaften mit Kindern oder hat dem Gesetzgeber weitreichende Freiräume zur Abschnitt zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen Pflegebedürftigen. Unser Konzept der „Wahlfamilie“ Öffnung der Ehe gegeben, die leider von der aufzunehmen. Wohnberechtigungsscheine kön- sieht die Gleichstellung aller Lebensweisen Bundesregierung mit dem Lebenspartnerschafts- nen ohne Voraussetzungen zusammengelegt vor. Dies beinhaltet für jeden Menschen das gesetz keineswegs ausgefüllt wurden. Das Gericht werden. Der Senat hat ein Grundstück für das Recht, Beziehungen, rechtliche Fragen und hat bestätigt, dass ein anderes Rechtsinstitut alle vom Bundestag beschlossene Mahnmal für die Verantwortlichkeiten mit anderen Menschen Rechte erhalten darf, die derzeit auch die Ehe im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen individuell zu gestalten. Das betrifft u.a. das erhält. Gründen wir doch ein solches, das von allen zur Verfügung gestellt. Die Senatskulturverwaltung Mitbestimmungsrecht im Krankheitsfall, das Zeug- Menschen, gleich welcher sexuellen Orientierung und der Kultursenator, Dr. Thomas Flierl, koor- nisverweigerungsrecht, das Eintrittsrecht in den und Herkunft, genutzt werden kann, um wichtige dinieren gemeinsam mit der Mahnmalsinitiative Mietvertrag, das Erb- und das Sorgerecht. rechtliche Fragen zu regeln. den Wettbewerb. Die Projekte schätzen die gute

16 02/05 politik!

rechtskonvention verstößt. Das Hassverbrechen Wohl des Kindes muss bei Die PDS als eindeutig anti- jeder Entscheidung für oder faschistische Partei unterstützt Antworten auf gegen eine Adoption das einzig alle Bemühungen, homophobe LSVD-Wahlprüfsteine: ausschlaggebende Entschei- und rechtsextreme Angriffe zu dungskriterium sein, nicht die verhindern und präventiv wirk- Zusammenarbeit mit den Senatsverwaltungen für Lebenspartnerschaften Lebensweise oder sexuelle sam zu werden. Entsprechende Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz und Schutz vor Diskriminierung Orientierung und auch nicht die Programme haben wir in den für Arbeit, Wirtschaft und Frauen. Senatorin Dr. Die PDS setzt sich seit Jahren Moralvorstellung rückwärtsge- Landesparlamenten, in denen Heidi Knake-Werner hat viele Vorhaben unterstützt intensiv für ein umfassendes wandter Gesellschaftsschich- die PDS vertreten ist, initiiert und die Schirmfrauschaft übernommen – auch Antidiskriminierungsgesetz ten. Auch in der Frage der bzw. unterstützt. Das werden wir gerade bei Veranstaltungen des LSVD-Projektes ein, das im Arbeits- und im Insemination gilt: Lesben (und auch im Bundestag tun. MILES. Und schließlich: Seit 2004 gibt es in Zivilrecht umfassenden Schutz Schwule) sind genauso gute Berlin ein Landesantidiskriminierungsgesetz für vor Diskriminierung bietet. Eltern wie Heterosexuelle. Dem Migration und Integration Lesben, Schwule und Transgender – im dritten Der Ansatz der rot/grünen muss endlich Rechnung getra- Das Kennenlernen anderer Regierungsjahr, während Rot-Gün auf Bundesebene Bundesregierung erfüllt die not- gen werden! Menschen und Kulturen (als der sieben Jahre für einen inzwischen gescheiterten wendigen Voraussetzungen für eigenen) ist ein wesentliches Entwurf gebraucht hat. ein umfassendes ADG nicht, „Transsexuellengesetz“ Element, um Vorurteilen und da maßgebliche juristische Ele- Bisher werden geschlechts- Diskriminierungen entgegen- Die WASG hat den FDP-Vorsitzenden Guido mente nicht berücksichtigt wur- angleichende Maßnahmen zuwirken. Bildungsarbeit in der Westerwelle in einem Wahlkampfsong wegen den (u. a. Beweislastumkehr, medizinisch und behördlich Vorschule, an Schulen, in Fort- seiner Homosexualität angegriffen. Ist die Verbandsklagerecht). Die stark reglementiert: Hier wird und Weiterbildungen ist daher Linkspartei vor Homosexuellenfeindlichkeit PDS wird im Bundestag alle die Zuweisung zu einem eindeu- Voraussetzung, um ein diskrimi- gefeit? Möglichkeiten nutzen, um auf tigen Geschlecht erzwungen. nierungsfreies Miteinander von Die Anfrage bei der WASG hat ergeben, dass ein umfassendes Antidiskrimini Mit geschlechtsangleichenden Menschen zu ermöglichen... der Song von einer Einzelperson im Forum der erungsgesetz hinzuwirken, das Maßnahmen ist derzeit auch WASG NRW veröffentlicht wurde und direkt nach Schutz vor Diskriminierung im die Sterilisation verbunden. Wir Menschenrechte dem Bemerken entfernt wurde. Der neoliberalen Zivilrecht und im Beruf bietet. lehnen diese Praxis ab, die auf ...Menschenrechte sind uni- Politik von Guido Westerwelle darf man nicht durch ein zweigeschlechtliches und versell und unteilbar. Gleichzeitig homophobe und persönliche Attacken begeg- Lebenspartnerschaften heterosexuelles „Normales“ darf unser Gesellschaftsmodell nen. Die Linkspartei.PDS sucht die inhaltliche Die Öffnung der Ehe für abzielt und Trans- und Inter- anderen Modellen nicht zwang- Auseinandersetzungen und distanziert sich von lesbische und schwule Paare sexualität als behandlungsbe- haft übergestülpt werden. Die solch einem Verhalten einzelner. Die Mitwirkung ist eine legitime Möglichkeit, dürftige Krankheiten ansieht. Wahrung eigener Identitäten vieler Genossinnen und Genossen der Linkspartei. Gleichberechtigung gegenüber Realistisch und sofort umsetz- bei Anerkennung universeller PDS in lesbischen, schwulen und transgender verheirateten heterosexuellen bar sind unkompliziertere Ver- Menschenrechte muss Ansatz Projekten, inhaltliche Stellungnahmen und Anträge Paaren zu erlangen. So lange es waltungsgänge und die un- internationaler Politik sein... in Kommunal- und Landesparlamenten und im die Ehe mit den derzeitigen Ver- problematische Zusicherung Bundestag verdeutlichen den hohen Stellenwert, günstigungen für heterosexuelle von Kostenübernahmen bei Bürgerrechte in Europa den Toleranz und Akzeptanz in der Linkspartei.PDS Paare gibt, darf dies niemandem geschlechtsangleichenden Neben gesetzlichen Möglich- genießen. anders vorenthalten werden. Maßnahmen. Auf längere Sicht keiten Diskriminierungen zu Gleichzeitig treten wir für eine arbeiten wir auf einen gesell- unterbinden (auch die Bundes- Vorurteile und Hass gegenüber Schwulen und umfassende Gleichstellung aller schaftlichen Konsens und republik Deutschland muss den Lesben sind auch heute noch verbreitet. Ein Lebensweisen unabhängig von gesetzliche Rahmenbedingun- „Schutz vor Diskriminierung“, Phänomen ist das „Schwulenklatschen“ durch Ihrer sexuellen Orientierung ein. gen hin, die Menschen eine freie das 12. Protokoll zur Jugendgangs, die sich darauf spezialisiert haben, Familie ist da wo Nähe ist – nicht und unreglementierte Wahl des Europäischen Menschenrech Schwule zusammenzuschlagen und zu berauben. (nur) wo (Homo-)Ehe ist! Geschlechts und körperlicher tskonvention, ratifizieren) set- Was will die Linkspartei dagegen tun? Geschlechtsmerkmale ermögli- zen wir uns für die ganz kon- Wichtig ist, Maßnahmen von der gesetzlichen und Regenbogenfamilien cht... krete, praktische Umsetzung zentralen bundespolitischen Ebene als lebendige Die PDS fordert das unein- ein (Antidiskriminierungsste Antidiskriminierungspolitik direkt vor Ort wieder zu geschränkte Adoptionsrecht Denkmal für NS-Opfer llen, AnsprechpartnerInnen erkennen. Konkrete fachübergreifende Verankerung für Lesben und Schwule. Das Ein Denkmal für die ermor- gegen Diskriminierung in allen von Toleranz und Akzeptanz in Lehrplänen, Anti- schließt die Stiefkindadoption deten Homosexuellen halten wir Verwaltungsorganen und auf diskriminierungsstellen, Antidiskriminierungsver- selbstverständlich mit für sinnvoll. Allerdings darf es allen Verwaltungsebenen, dis- einbarungen bei öffentlichen Arbeitgebern, Verbot ein. Bereits 2002 hat die damit nicht getan sein. Notwendig kriminierungsfreie Lehrpläne der derzeit noch gängigen Menschenrechtsver- Europäische Menschenrechts ist die umfassende und ange- etc.). Für weitere Maßnahmen letzungen bei Intersexuellen etc. müssen mit lokalem kommission erklärt, dass die messene Entschädigung auch sind wir offen und suchen die Engagement kombiniert werden. Mit unserer kom- grundsätzliche Verweigerung homosexueller Opfer, sowie die intensive Diskussion mit allen munalpolitischen Verankerung haben wir hier auch des Adoptionsrechtes abhän- Annullierung aller Urteile nach an einer diskriminierungsfreien eine große Verantwortung, täglich aktiv zu sein, gig vom Familienstand gegen dem Paragraphen 175, auch Gesellschaft interessierten unmittelbar und nachhaltig. AZ die europäische Menschen- nach 1945. Menschen.

03/05 17 politik! Land aller Möglichkeiten? Die erste CSD-Parade in der rumänischen Hauptstadt Bukarest VON JOSEF SALLANZ

Die Bukarester Stadtverwaltung hat sich viel GayFest konnte wie geplant vom 23. bis 30. meinte dazu: „Heute passiert etwas großar- Zeit gelassen, bis sie ACCEPT, dem rumänischen Mai stattfinden. Es gab Vorträge, ein Konzert, tiges für uns in Rumänien. Keiner weiß, wie die Lesben- und Schwulenverband, eine Antwort Performances und ein Filmfestival, auf dem auch Manifestation verlaufen wird. Doch es ist ein herr- über den Antrag, den ersten CSD in Rumänien zu der Film „Agnes und seine Brüder“ gezeigt wurde. liches Gefühl, offen als Schwuler für die eigenen veranstalten, zukommen ließ. Laut Gesetz hätte Und auch seinen neuen Höhepunkt, die CSD- Rechte einzutreten.“ dies spätestens nach 48 Stunden geschehen Parade, konnte das diesjährige GayFest mit dem Allerdings lag auch Angst in der Luft. Hatten müssen, doch das Rathaus benötigte 20 Tage, bis Segen von oberster staatlicher Stelle begehen. doch noch am Vortag der Verband der christ- die Ablehnung der Parade an ACCEPT herausging. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass alle lich-orthodoxen Studenten und die faschistische Ein fadenscheiniger Grund musste herhalten: Der Regierungsparteien mit der Demonstration einver- Bewegung Noua Dreapta angekündigt, die Parade Oberbürgermeister der rumänischen Hauptstadt, standen waren. Der Juniorpartner der Bukarester mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Mit Parolen Adriean Videanu, begründete die Ablehnung des Koalition, die Konservative Partei (PC), die bis wie: „Wir wollen kein Volk von Schwuchteln schwul-lesbischen „Marsches der Vielfalt“ mit vor kurzem noch Humanistische Partei hieß, sein!“ wurden die Demonstranten empfangen. einem Mangel an Sicherheitskräften. veranstaltete am Morgen des 28. Mai, am glei- „Schämt Euch! Schande über Euch!“ ertönte es. chen Tag, an dem auch Vereinzelt flogen auch Steine und Eier. Einige der der CSD stattfand, eine Kundgebungsteilnehmer entrissen den Faschisten Demo unter dem Motto die homosexuellenfeindlichen Schilder und zer- „Respekt für die Familie“. traten sie. Es folgten Flüche, ein aggressives Parlamentarier der PC und Gerangel. Nur mit Mühe konnte die Polizei die junge Burschen in rumä- gewaltbereiten Rechtsextremen zurückhalten. nischer Nationaltracht und Eingekesselt von den Sicherheitskräften began- Priestergewändern ver- nen sie zu singen: „Christus ist von den Toten suchten mit Ikonen und auferstanden“. Kruzifixen in den Händen Etwa 300 Personen nahmen an der ersten auf die christlichen Werte CSD-Demo Rumäniens teil. Die Parade wurde Rumäniens hinzuweisen ohne Musik und ohne Wagen durchgeführt. – und gegen eine homo- Die Demonstranten wollten die Zuschauer am sexuelle Demo in Bukarest Straßenrand nicht mit Umarmungen und Küssen Front zu machen. Davon „provozieren“. Eher unauffällig gekleidet mar- ließen sich die Lesben und schierte man mit; nur wenige Transsexuelle Schwulen aber nicht im kamen in auffälligen Kostümen zur Parade. Rusty, geringsten beeindrucken. ein in der rumänischen Hauptstadt bekannter Gegen 18.30 Uhr war Travestiestar, kam mit dem Fahrrad. Er trug eine Protestplakate gegen den „Marsch der Vielfalt“: fotografiert auf dem es so weit: Den an die auffällige venezianische Maske. Auf einen Rock Bukarester Universitätsplatz. Foto: Josef Sallanz Tristesse der Herrschaft hatte er verzichtet, um bei Krawallen schnell Ceausescus erinnernden fliehen zu können. Am Park der Jugend endete Doch die rumänischen Lesben und Schwulen Platz der Einheit in der Mitte Bukarests bevöl- der Marsch – nach einer halben Stunde! Ohne wollten sich damit nicht abfinden. Florin kerten nun vor allem junge Lesben, Schwule, Kundgebung, ohne Ansprachen. Die Polizei rief ins Buhuceanu, Geschäftsführer von ACCEPT, gab Bisexuelle, Transgender und deren Sympathisanten Megaphon: „Das Meeting ist beendet! Bitte weiter- sich entschlossen: „Mit oder ohne Genehmigung, mit Regenbogenfahnen und zum Teil mit gehen!“ Gefeiert wurde aber anschließend in zwei wir verzichten nicht auf die schwul-lesbische Karnevalsmasken. Denn die meisten wollten Clubs noch bis in die frühen Morgenstunden. Parade“. Innerhalb von nur zwei Tagen gelang es, nicht erkannt werden, sie fürchteten um ihren Florin Buhuceanu hatte befürchtet, dass es zu die Ablehnung international bekannt zu machen. Arbeitsplatz. Zwar wurde der Antihomosexuellen- gewalttätigen Ausschreitungen kommen würde. EU-Parlamentarier sowie europäische und ameri- Artikel 200 des Strafgesetzbuches Anfang 2002 „Ich bin sehr zufrieden mit dieser ersten schwul- kanische Institutionen protestierten mit Mails und auf Druck der EU und von ACCEPT abgeschafft, lesbischen Manifestation in Bukarest“, sagte er, Faxen vehement gegen das Verbot. Nachdem sich doch in Politik und Gesellschaft ist die Homophobie kritisierte aber gleichzeitig die ziemlich aggressiv auch Staatspräsident Traian Basescu in den Streit nach wie vor präsent. auftretende Polizei. Auch Murivale, überglück- um die homosexuelle Manifestation einschaltete, „Ohne Vorurteile: Ich liebe wen ich will!“ lau- lich über den für rumänische Verhältnisse guten gab das Bukarester Rathaus, dem er selbst bis tete das Motto des Bukarester Marsches. Vasile Verlauf der Parade, erklärte voller Pathos: „Der zur Wahl ins Präsidentenamt Ende 2004 als OB Muresan Murivale, der erste offen schwul auf- Rote Teppich von Cannes stellt mich nicht mehr vorstand, klein bei und erteilte die Genehmigung. tretende rumänische Maler, in dessen Werk das zufrieden. Schau Rumänien, unser Amerika, du Das zum zweiten Mal in Bukarest veranstaltete Thema Homosexualität breiten Raum einnimmt, bist nun das Land aller Möglichkeiten!“

18 03/05 politik! Dancehall und Schwulenhass Schwule auf Jamaica leben in Todesangst VON KLAUS JETZ

Gareth will anonym bleiben, bittet darum, dass Banton war selbst in einen Überfall auf fünf oder unsere Regierung hört nicht auf uns. Unser von ihm keine Fotos gemacht werden. Er hält sich sechs Schwule verwickelt. Sie wurden schwer Premierminister verteidigt die Strafgesetze in der als Vertereter der Jamaican Forum for Lesbians, verletzt, Arme und Beine haben sie ihnen gebro- Öffentlichkeit. Das bestärkt die Leute darin zu All-sexuals and Gays (J-Flag) Ende Juni in Köln chen, Buju Banton hat einem von ihnen ein Auge glauben, es sei was Schlimmes, schwul zu sein. auf und nimmt an der Podiumsdiskussion des ausgetreten. Er wurde nie verhaftet, tritt noch Sie glauben, Homosexualität sei eine Sache der Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) zum immer auf, auch im Fernsehen.“ Weißen, aus den USA oder aus Europa. Und wenn Thema Menschenrechte teil. Dancehall-Music spielt eine große Rolle auf das Ausland gegen die Verfolgung von Schwulen J-Flag wurde 1998 von Brian Williamson (1945- Jamaika, die beiden großen Parteien nutzen homo- auf Jamaika protestiert, dann ist das für unsere 2004) gegründet. Brian gab Homosexuellen auf phobe Songs im Wahlkampf und schüren Jamaika ein Gesicht, er war bekannt, trat in die Gewalt. „Ich glaube“, so Gareth, „bei Rundfunk und TV als offen schwuler Aktivist auf. uns wächst eine Generation heran, die Am 9. Juni 2004 er wurde in seiner Wohnung noch schwulenfeindlicher sein wird als die in Kingston brutal ermordet. Die Leiche wies 91 jetzige. Und das alles wegen Dancehall. Stichwunden auf, die Kehle war durchschnitten. Beenie Man, Bounty Killer, Buju Banton Die Polizei sprach von einem Raubmord, doch laut und andere treten mit schwulenfeindlichen jamaikanischen Menschenrechtlern ist der Aktivist Songs im Fernsehen auf, geben Konzerte einem für Jamaika typischen Hassverbrechen zum und sind überall präsent. Dann verlie- Opfer gefallen. Darauf deute auch der Zustand der ren sie für einen oder zwei Monate ihre Leiche hin. Sponsorenverträge, kriegen aber sofort „Schwule auf Jamaika leben in Todesangst“, wieder neue.“ sagt Gareth. „Als schwuler Tourist lassen sie dich Laut J-Flag wurden in Jamaika in Ruhe. Du gibst ja dein Geld aus und fährst dann seit 1997 rund 30 Schwule ermor- wieder nach Hause. Wir aber leben in Jamaika und det. Einvernehmliche, homosexuelle kriegen den Hass der Leute zu spüren. Deshalb Handlungen zwischen Erwachsenen gelten will ich auch anonym bleiben. Die Arbeit mit J-Flag seit dem 19. Jahrhundert als Verbrechen. mache ich gerne. Sie ist wichtig. Ich bin von ihr Analverkehr wird mit bis zu zehn Jahren überzeugt. Wir haben das Recht, so zu sein, wie Gefängnis und Zwangsarbeit geahndet. wir sind. Dafür kämpfen wir. Ich musste selbst mit Zwar wird der Begriff Homosexualität im ansehen, wie mein Freund Victor auf der Straße jamaikanischen Strafgesetzbuch nicht zu Tode geschlagen wurde, wie er um sein Leben erwähnt, doch Artikel 76 zählt archaische bettelte. Ich war nur 40 Meter entfernt und konnte Straftatbestände auf wie „Analverkehr“ nichts für ihn tun. Die Polizei hat das überhaupt (abominable crime of buggery) oder „grob nicht interessiert. Als Zeuge wurde ich ausgelacht. unsittliches Verhalten“ (acts of gross inde- Es gibt auf Jamaika keine Gerechtigkeit.“ cency). Sie werden ausschließlich auf Die Schwulenhatz auf Jamaika hat dank aufpeit- schwule Männer angewendet. schender, homophober Dancehall Music hyste- Premierminister Patterson von der rische Ausmaße angenommen. Einen Jamaikaner People’s National Party hat wiederholt Hated to Death: Bericht von Human Rights Watch über Homophobie und Gewalt auf Jamaika. als „batty boy“ oder „chi chi man“ (schwuler erklärt, mit seiner Regierung werde es die Foto: Human Rights Watch Mann) zu bezeichnen, gilt als eine der größten von Menschenrechtsorganisationen aus Beleidigungen auf der Karibikinsel. So wird die- dem In- und Ausland geforderte Entkriminalisierung Regierung neokolonialistische Einmischung.“ ser „Vorwurf“ in Wahlkampfzeiten auch gerne von Homosexualität nicht geben. Er erntete damit J-Flag sind in Jamaika die Hände gebunden. gegen den politischen Gegner erhoben. In einigen scharfe Kritik der lokalen Gesundheitsbehörden, „Wir beraten und unterstützen Opfer antischwuler Dancehall Songs wird offen zum gay bashing die Patterson vorwarfen, seine Starrköpfigkeit Gewalt, machen Präventionsarbeit im Bereich HIV (Schwulenklatschen) oder zum Mord an schwulen werde dazu führen, dass Schwule in Jamaika sich und AIDS. Gegen Dancehall aber kommen wir hier Männern aufgerufen. 2001 war der Song „Chi auch weiterhin verstecken oder ein Doppelleben nicht an. Deshalb ist der Druck aus dem Ausland Chi Man“ der Band T.O.K. acht Wochen lang die führen, was der Ausbreitung von HIV und AIDS wichtig. Wir bitten Euch, nicht nachzulassen in Nummer 1 der World Reggae Charts. Vorschub leistet. Eurem Engagement gegen homophobe Musiker Gareth spricht auch über Buju Banton, dessen „Wenn du Kondome benutzt, bist du gleich aus Jamaika. Das hilft uns, und vielleicht werden Konzerte im letzten Jahr in Deutschland größten- schwul“, so Gareth. „HIV-Positive trauen sich auch die Musiker irgendwann ein Einsehen haben, teils abgesagt wurden, da der LSVD gegen den nicht, nach Medikamenten zu fragen, weil denn es geht ja auch um viel Geld. Bis dahin wer- Auftritt des Interpreten mobilisiert hatte. „Buju sie Angst haben, als schwul zu gelten. Und den sie uns weiter schlagen.“

03/05 19 politik! Liebe = Sünde? LSVD-Jugend fresh beim katholischen Weltjugendtag

om 16. bis zum 21. August fand in Köln der „Weltjugendtag“ der katho- lischen Kirche statt. Eine gute Gelegenheit für die LSVD-Jugendgruppe Vfresh, Präsenz zu zeigen und gegen die homosexuellenfeindliche Haltung der Amtskirche zu protestieren. Während des gesamten Treffens zeigte LSVD fresh mit 50 Plakaten unter dem Motto „Kann den Liebe Sünde sein?“ in der Kölner Innenstadt Flagge. Finanziert wurde die Aktion vom LSVD- Landesverband NRW. Als Benedikt XVI. am 18. August in seinem Papamobil durch die Innenstadt fuhr, bereiteten ihm der LSVD und andere schwul-lesbische Gruppen einen gebührenden Empfang. Mit Regenbogenfahnen und Transparenten waren sie zur „Papst-Parade“ erschienen und zeigten, dass auch schwule und lesbi- sche Jugendliche zur „Weltjugend“ gehören und dass sie sich nicht länger diskriminieren lassen. Auch bei der Abschlussmesse am 21. August auf dem Marienfeld war der LSVD dabei: der LSVD NRW fresh verteilte zweisprachige Handzettel. Neben den Protestaktionen gab es noch weitere Aktivitäten zum Weltjugendtag. Um die unheilige Allianz zwischen Vatikan, US-amerikanischen Evangelikalen und der Organisation der Islamischen Konferenz ging es bei einem Vortrag, den LSVD-Bundessprecher Philipp Braun am 20. August hielt. Im Rahmen der Finissage der polnischen Ausstellung „Sollen sie uns doch sehen“ berichtete Braun über die Zusammenarbeit der religiösen Fundamentalisten in der UNO und deren Angriffe auf die Bürger- und Menschenrechte von Lesben und Schwulen. So versuchen die USA, der Vatikan und verschiedene islamische Staaten gemeinsam, eine brasilianische Resolution zu lesbsich-schwu- len Menschenrechten zu verhindern. Dieser antihomosexuellen Achse des Religiösen müsse mit Entschiedenheit entgegengetreten werden, so Braun in Plakataktion: Der LSVD fresh zeigte zum Weltjugendtag in Köln Flagge. seinem Vortrag. Arnulf Sensenbrenner

Jugend-Offensive 2006 LSVD fresh lädt zum Bundesjugendtreffen im November

Am 24. April beschloss der Bundesverbandstag die Jugend-Offensive 2006. Verbandes liegt in der Hand der Jugend, die Chance will LSVD fresh nutzen und Diese beschreibt den thematischen Schwerpunkt der Verbandsarbeit des kom- gemeinsam Konzepte erarbeiten. menden Jahres sowie gezielte Veranstaltungen für Jugendliche und spezielle Es ist nun an den Jugendlichen, die Offensive zu einem Erfolg werden zu Werbung jugendlicher Mitglieder. lassen. LSVD fresh freut sich auf viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, viele Inhaltlich ausgearbeitet werden soll die Jugend-Offensive von den kreative Ideen und natürlich auch auf ein schönes gemeinsames Wochenende. Jugendlichen selbst. Aus diesem Grund findet noch in diesem Jahr am 5. und Ein Appell an all diejenigen, die nicht kommen können: Beteiligt Euch trotzdem! 6. November der erste Jugendkongress des LSVD statt, zu dem alle jugendli- Schickt Mails oder Briefe, ruft an oder geht zu den LSVD-AnsprechpartnerInnen chen Mitglieder des Verbandes herzlich eingeladen sind. vor Ort. Je mehr Ideen gesammelt werden, desto bunter und spannender kann Ein wahrlich frischer Wind im Lesben- und Schwulenverband, denn ein auch das Ergebnis werden. Treffen dieser Art gab es während des 15jährigen Bestehens des LSVD nicht. Für Rückfragen steht LSVD fresh gerne zur Verfügung, auch für Anregungen Fast vier Jahre nach Schaffung der Jugendorganisation LSVD fresh (am 6. sind wir dankbar! Kontakt direkt über LSVD fresh (Postfach 3232 in 49022 Oktober 2004) widmet die größte Bürgerrechtsorganisation Homosexueller den Osnabrück, Telefon: 0700-57833737, Mail: [email protected]) oder bei der Jugendlichen nicht nur Gehör, sondern setzt einen eigenen Schwerpunkt. Bundesgeschäftsstelle (Postfach 103414 in 50474 Köln, Telefon: 0221- Gemeinsam soll über die Jugendarbeit im LSVD und natürlich vor allem 9259610, Mail: [email protected]) in Köln. die Jugend-Offensive 2006 gesprochen werden. Die Zukunftsentwicklung des Benjamin Rottmann, Bundesjugendbeauftragter

20 03/05 pressespiegel!

tende“ Aussagen und sei daher nicht für den warnte vor Rückschritten. Der Grünen-Politiker Unterricht geeignet. Volker Beck forderte die völlige Gleichstellung der Homo- mit der Hetero-Ehe. Er verwies ebenso wie der Vorsitzende des Lesben- und Schwulenverbands, Axel Blumenthal, auf das Beispiel Spaniens, wo die Öffnung der Institution Ehe für Homosexuelle unmittelbar bevorstehe. 8. Juli: ADG zu Fall gebracht Das Antidiskriminierungsgesetz ist gekippt wor- den. Der Bundesrat blockierte den rot-grünen Entwurf mit seiner Unionsmehrheit. Nun muss sich 10. August: Keine Homo-Wahlempfehlung der Vermittlungsausschuss mit dem Gesetz aus- „Lesben und Schwule sind klug genug, selbst einandersetzen. Der Fraktionsgeschäftsführer der 9. Juni 2005: The Bavarian pope is no friend of zu bewerten.“ So begründete der Lesben- und Grünen, Volker Beck, nannte die Behauptung aben- gay marriage Schwulenverband (LSVD) gestern seinen Verzicht teuerlich, das Gesetz verhindere Beschäftigung. The German Green Party and a major gay auf eine Wahlempfehlung. Der Verband bietet den Auch gehe das Gesetz nur beim Zugang zu Gütern rights group have criticized a speech by Pope Wählern aber eine Entscheidungshilfe: Um zu und Dienstleistungen über die EU-Vorgaben hinaus. Benedict XVI in which he said gay marriage was überprüfen, inwieweit die Parteien den Interessen Der Lesben- und Schwulenverband meinte, der “based on a trivialization of the human body.” The der Lesben und Schwulen gerecht werden wollen, Bundesrat habe dem Gesetz den Todesstoß ver- Green Party and Lesbian and Gay Federation have hat der Verband im Juni einen Fragenkatalog an die setzt. Es müsse nach der Bundestagswahl voll- broken the silence in among groups that Parteien verschickt. Darin sind „Wahlprüfsteine“ kommen neu verhandelt werden. disagree with the Pope’s stance on social issues. formuliert. Zur Vervollständigung der rechtlichen Green parliamentarian Volker Beck said that Pope Gleichstellung von Homosexuellen brauche es etwa: Benedict XVI’s attitude toward homosexuality was ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz, die “marked by theological mercilessness and the volle Gleichstellung in der Lebenspartnerschaft, haughtiness of the Pharisees.” Manfred Burns, das Recht zur Familiengründung sowie ein zeitge- spokesperson for the Lesbian and Gay Federation, mäßes Transsexuellengesetz. In ihren Antworten 2. Juli: Wahlkampf um einen WASG-Song called Benedict’s remarks on Monday an “insul- wollen SPD, Grüne, FDP und PDS diesen Der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands ting sermon of hate.” Forderungen nachkommen. Eine Erweiterung des LSVD und die FDP haben der Wahlalternative Antidiskriminierungsgesetzes lehnt die FDP als WASG wegen eines Wahlkampfsongs sexuelle Eingriff in die Vertragsfreiheit allerdings ab. Denunziation vorgeworfen. Hintergrund der Kritik: In dem auf einer WASG-Internetseite zur Verfügung gestellten »Wahlkampf Boogie« genannten Stück heißt es mit Blick auf den FDP-Vorsitzenden, »der 7. Juni 2005: Papst Benedikt macht gegen Westerwelle schaut sich nur noch Männer an«. Homo-Ehen mobil LSVD-Sprecher Philippp Braun nannte das Lied Der Papst macht gegen homosexuelle Ehen und 28. Juli: Broschüre zu Homosexualität verbannt daraufhin »unerträglich«, die Wahlalternative ver- Abtreibung mobil: Bei einem Konvent über die Rolle Die Entscheidung des NRW-Schulministeriums, suche, »den politischen Gegner mittels sexueller der Familie hat Benedikt XVI. das Zusammenleben ein Lehrer-Handbuch zur Behandlung des Denunziation zu demontieren«. Kritik übte Braun Unverheirateter, gleichgeschlechtliche Beziehungen Themas Homosexualität aus dem Verkehr zu auch an der auf die CDU-Vorsitzende gemünzten und Schwangerschaftsunterbrechungen scharf ziehen, ist auf heftige Kritik gestoßen... Der Floskel, »und die Merkel will eh keiner ham«. verurteilt. Homosexuelle Eheschließungen sind Lesben- und Schwulenverband (LSVD) forderte Derartige Äußerungen, so der LSVD-Sprecher, nach Ansicht von Joseph Ratzinger «Pseudo- Schulministerin Barbara Sommer (CDU) in einem offenbarten »ein gestörtes Verhältnis zu Freiheits- Ehen» und Ausdruck einer «anarchischen Freiheit, Brief auf, an dem Leitfaden festzuhalten, der zur und Bürgerrechten. Auch die FDP schloss sich der die sich fälschlicherweise als wahre Befreiung des Antidiskriminierung beitrage. Homosexualität sei Kritik an und verlangte in einem offenen Brief an Menschen darstellen will». Die Grünen und der eine Facette der menschlichen Sexualität, ihre die Vorstände von PDS und Wahlalternative eine Lesben- und Schwulenverband in Deutschland Akzeptanz stehe und falle mit der Aufklärung in Entschuldigung. wiesen Ratzingers Äußerungen als beleidigend der Schule, erklärte der LSVD in Köln. „Nur wenn und unbarmherzig zurück... Der Parlamentarische Schülerinnen und Schüler frühzeitig lernen, dass Grünen-Geschäftsführer Volker Beck sprach dem es ganz normal ist, schwul oder lesbisch zu Papst «Respekt vor der homosexuellen Existenz» sein, kehrt langfristig auch Normalität ein.“ Ein ab. Seine Homosexualitätslehre sei «von theo- Ministeriumssprecher bekräftigte dagegen, die logischer Unbarmherzigkeit und pharisäerhafter Broschüre sei im Unterricht nicht tragbar. „Wir 27. Juni: Bei Sonne und Sommerregen: Überheblichkeit gekennzeichnet». Der Papst ver- wollen nicht für homosexuelle Lebensformen wer- Berlin feiert Christopher Street Day stehe weder von Freiheit noch Verantwortung ben“, sagte Schulministeriums-Sprecher Oliver Der inzwischen 27. CSD stand in Berlin unter etwas. Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Mohr zur Begründung des Vorgehens. Wer die dem Motto „Unser Europa gestalten wir!“, als Schwulenverbands, sagte: «Es ist bestürzend, wie Diskriminierung bestimmter Lebensformen ableh- Hinweis auf die unterschiedliche Gleichstellung eifernd sich der neue Papst gegen die Bürgerrechte ne, müsse auch dafür sorgen, „dass man nicht von Schwulen und Lesben in den verschiedenen von Lesben und Schwulen wendet.» Ratzinger irgendeine Lebensform herausgreift und in den Ländern. Das Verlangen nach Gleichberechtigung setze seine «beleidigenden Hasspredigten gegen Mittelpunkt stellt“. Die Broschüre enthalte „wer- war Schwerpunkt der Reden. Auch Wowereit Homosexuelle» fort.

03/05 21 landesverbän-

Baden-Württemberg Bayern Nordrhein-Westfalen

CSD unter dem Motto „Familie heute“ LSVD Bayern gibt Gas CSD-Marathon an Rhein und Ruhr Stuttgart. „Familie heute“ – unter diesem Motto München. Seit seiner Wahl Anfang des Jahres In Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichs- fand in Stuttgart vom 22. bis zum 30. Juli hat der neue Landesvorstand etliche Aktivitäten tem Bundesland gab es dieses Jahr einen regel- die diesjährige CSD-Woche statt. Ein Thema, entfaltet: Einerseits stand die Vernetzung mit rechten CSD-Marathon. Der Landesverband NRW bei dem sich der LSVD Baden-Württemberg den verschieden schwul-lesbischen Gruppen im war von Mai bis September aktiv, um den LSVD mit seinen mittlerweile vier ILSE-Gruppen Vordergrund, um so den Charakter des LSVD als und seine Forderungen zu vertreten. Begonnen (Initiative lesbisch-schwuler Eltern) auf jeden Dachverband zu betonen. Zahlreiche Kontakte hatte die CSD-Saison Mitte Mai in Düsseldorf, wo Fall einbringen wollte. Auftakt waren dabei der wurden z.B. auf dem Empfang der Rosa Liste im der LSVD als Fußgruppe an der Parade teilnah- Vortrag „Eltern werden ist nicht schwer – Wege Münchner Rathaus und beim schwul-lesbischen men und einen Infostand hatte. Eine Woche vor schwul-lesbischer Familienplanung“ von Dr. Elke Empfang der Grünen im Bayerischen Landtag der Landtagswahl war dies ein sehr politischer Jansen („Regenbogenprojekt“ Köln) und eine geknüpft. Außerdem ist der LSVD Bayern nun bei CSD. Auch wenn wir auf die durch uns forcierte Kinderbuchlesung von Sonja Springer am 23. Juli einem vierteljährlich tagenden Stammtisch der Umsetzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes in in der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart. größeren schwul-lesbischen Gruppen in München Landesrecht stolz sein konnten, so standen doch Ca. 30 Interessentinnen und Interessenten infor- vertreten. die bevorstehende Landtagswahl und die Ant- mierten sich dabei über Pflegschaft, Adoption und Ein Ergebnis der aktiven Arbeit in München worten der Parteien auf unsere Wahlprüfsteine im Insemination. ist die Beteiligung des LSVD Bayern an einer Vordergrund. Da der Düsseldorfer OB Erwin im Aus dem Vortrag und der regen Diskussion Plakataktion der Community an Münchner Vorfeld versucht hatte, den CSD zu torpedieren, heraus entstand das Interesse, auch in Stuttgart Schulen, die vom Schulreferat der Stadt München war die Kritik daran ein weiterer wichtiger Punkt. eine ILSE-Gruppe zu gründen. Der LSVD hofft, durchgeführt wird. Hier wird Schülern die Website Beim CSD Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld hier im September ein erstes Gruppentreffen www.wirsindfürdichda.org genannt, auf der sie wurde mit Infomaterialen für den LSVD und unse- anbieten zu können. Weitere Informationen hierzu altersgerechte Informationen und Links zu homo- ren Anliegen Werbung gemacht. Im Freizeitpark bitte der Homepage des Landesverbandes Baden- sexuellen Themen finden können. In derselben Phantasialand in Brühl war im Juni FantasyPride. Württemberg entnehmen. Aktion wird ein Elternbrief verteilt, der Eltern Hier waren der Ortsverband Köln und der Ein weiterer Weg der lesbisch-schwu- von schwulen und lesbischen Kindern Stellen in Landesverband NRW gemeinsam präsent. len Familienplanung ist die Aufnahme von München nennt, die Information, Unterstützung Der weitaus größte und auch überregional Pflegekindern. Lange Zeit schien dies in Baden- und Hilfestellung liefern können. Besonders wahrgenommene CSD in Nordrhein-Westfalen Württemberg unmöglich, aber auch hierzulande erfreulich – für uns im konservativen Bayern findet natürlich in Köln statt. Hier haben wir den findet ein Umdenken bei den zuständigen Stellen – ist, dass die Aktion nicht nur an den städtischen LSVD gemeinsam mit dem Bundesverband auf statt. Bekannt sind bislang zwar nur wenige lesbi- Schulen des SPD-regierten München, sondern der Parade und am Straßenfest repräsentiert. Es sche oder schwule Pflegefamilien. Diese Familien auch an den vom Freistaat getragenen staatlichen gab im Rahmen des CSDs auch mehrere LSVD- benötigen aber untereinander einen Austausch zu Schulen stattfinden soll. Veranstaltungen, so eine Podiumsdiskussion zum ihrer Familiensituation. Einen Teil kann dabei das Auch die CSD-Saison 2005 war ein voller Erfolg: Thema Regenbogenfamilien und eine internationale Netzwerk für Pflegeeltern abdecken und einen Den Start bildeten Augsburg und Regensburg Podiumsdiskussion zum Thema Menschenrechte Teil die ILSE-Gruppen. Aber eben immer nur am 18. Juni, wo der Landesverband mit einem für Lesben und Schwule, bei der Vertreter von einen Teil. Der LSVD möchte behilflich sein bei Redebeitrag und in Regensburg zusätzlich mit schwul-lesbischen Organisationen aus Moldawien, der Vernetzung von lesbischen und schwulen einem Infostand vertreten war. Beim Münchner dem Libanon und Jamaika mit Repräsentanten der Pflegefamilien. Wer hieran Interesse hat, melde Jubiläums-CSD („25 Jahre CSD München“) prä- deutschen Menschenrechtspolitik diskutierten. sich bitte beim Landesverband. sentierte sich der LSVD in schicken neuen LSVD- Bei der Parade waren wir mit Großplakat, Am 30. Juli nahm der LSVD-Landesverband an Poloshirts auf einem eigenen bunt dekorierten einem Cabrio, einer multiethnischen Gruppe der CSD-Parade mit einer Fußgruppe und einem Paradewagen und erhielt viel Resonanz für die mit Teilnehmern aus Griechenland, Polen etc., PKW teil. Die tatkräftige Unterstützung aus der verteilten neuen Ratzinger-Postkarten. Wir hoffen, Jugendlichen von LSVD-fresh sowie dem LSVD- ILSE und insbesondere der Kinder waren beson- dass sich das auch in den Mitgliederzahlen nie- Lesben-Truck, auf dem unsere Frauen mit viel ders bemerkenswert. Nicht ohne sichtlichen Stolz derschlagen wird. Nach der Parade betrieben die Power erfolgreich sich und Ihre Forderungen trugen sie ein Transparent und verteilten unsere Münchner Landesvorstände Networking an den zeigten, präsent. Bei der Abschlusskundgebung „Merkel-Postkarte“. Schön war es dabei, vom Infoständen der Kollegen aus der Community. auf dem Heumarkt bekam LSVD-Bundessprecher Straßenrand Zuspruch zu erhalten und nicht wie In Nürnberg war der LSVD durch eine Philipp Braun für die Forderung: „Gleiche Rechte vor vier Jahren Angriffe auch auf die Kinder erle- Kooperation mit ILSE Nordbayern präsent. Und für gleiche Pflichten. Nur das ist fair!“ und auch ben zu müssen. beim letzten CSD der Saison in Würzburg am für das internationale Engagement des LSVD Harald Immer vom Landesvorstand konnte als 20. August moderierte Landesvorstand Hellmuth gegen Diskriminierung viel Unterstützung. erster Vertreter des LSVD Baden-Württemberg auf Pusch die offizielle Podiumsdiskussion, wobei Auch beim Duisburger CSD war der LSVD NRW der Abschlusskundgebung sprechen. Traditionell ein wichtiges Thema die Bundestagswahl und mit einem Infostand vertreten. Hier galt das beson- folgt der CSD-Parade am Sonntag die Hocketse der die Wahlprüfsteine des LSVD waren. Zusätzlich dere Interesse der Besucher unserem Protest AIDS-Hilfe Stuttgart. Hier konnten wir mit einem war der LSVD mit einem Infostand vor Ort. gegen die Entscheidung der neuen schwarz-gel- Infostand viele Besucher auf unsere Forderungen Besonders erfreut ist man LSVD Bayern, dass in ben Landesregierung, ein Lehrer-Handbuch über aufmerksam machen und für den LSVD werben. der Mainfrankenmetropole eine LSVD-Ortsgruppe Homosexualität zu verbieten (vgl. Seite 4). Weitere Infos: www.ba-wue.lsvd.de gegründet werden soll. Wer Interesse hat, beim LSVD NRW mitzuarbei- Kontakt: [email protected] oder 07946/947 927 Weitere Infos unter: www.bayern.lsvd.de ten, melde sich per Mail: [email protected] LSVD-Vorstand Baden-Württemberg Max Wagner Arnulf Sensenbrenner

22 03/05 landesverbän- Geschichte doppelt denken Tagung über Lesben und Schwule in der DDR VON EDUARD STAPEL

uch 15 Jahre nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten DDR überflüssig gemacht. Aber wie es gerade zu dieser Art schwul-lesbischer und BRD fällt es vielen schwer, die deutsche Geschichte zwischen BürgerInnenrechts-Arbeit kam und warum sie nicht nur in der DDR, A1945 und 1990 sozusagen doppelt zu denken. Zwar mussten sich die sondern nun auch im vereinten Deutschland mit Blick auf immer mehr Ostdeutschen notgedrungen schnell und gründlich auf das westdeutsche Gleichberechtigung von Homo- mit Heterosexuellen so nötig und so erfolg- System einstellen. Westdeutschen hingegen blieb es weitgehend selbst reich ist, ist bislang wenig bekannt und wird kaum diskutiert. Auch die vor- überlassen, den „Ost-Teil“ der jüngeren deutschen Vergangenheit in ihr handene Literatur hat daran bisher fast nichts geändert. Geschichtsbild aufzunehmen. Das gilt auch im Blick auf die Lesben und Die geplante Tagung wird hier sicher einige Abhilfe schaffen können, Schwulen in der DDR, auf ihr Alltagsleben und auf ihre Bemühungen, aus zumal fast alle Referate von ProtagonistInnen dieser Bewegung(en) gehalten ihren Verstecken herauszukommen und Partei(en), Staat und Gesellschaft werden: Als Referenten konnten u.a. Prof. Dr. Kurt Starke, Chris Schenk, ihre Rechte abzutrotzen. Dr. Uschi Sillge und Dr. Bert Thinius gewonnen werden. Was haben sie Vorhandene Wissenslücken können bei der Tagung „Lesben und Schwule seinerzeit getan – und warum? Wie bewerten sie ihr damaliges Engagement in der DDR“ geschlossen werden, die der LSVD Sachsen-Anhalt in heute? Wo stehen sie jetzt? Und weil auch in Ostdeutschland inzwischen Kooperation mit dem Caritasverband der fast eine ganze Generation nachgewachsen ist, Stadt Magdeburg veranstaltet. Sie findet am kann die Tagung auch ihr und nicht nur älteren 22. und 23. Oktober in Magdeburg statt. In Der LSVD enstand aus der und jüngeren Westdeutschen hinsichtlich der sieben Vorträgen, drei Seminaren und einer eng verwandten Antihomosexualitäten in Ost und Podiumsdiskussion soll die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung in der DDR West eine einerseits recht fremde, andererseits Lesben und Schwulen in der DDR in allen aber auch sehr bekannte Welt aufschließen und ihren Facetten beleuchtet werden. Themen Wissenslücken füllen. sind u.a. der Alltag von Lesben und Schwulen, die politisch-ideologische Allerdings führt der Tagungstitel ein wenig in die Irre: Der Blick richtet sich Haltung von Parteien und Staatsführung zur Homosexualität, die Entstehung nämlich nicht auf alle 40 DDR-Jahre, sondern erfasst im Wesentlichen das und Entwicklung der Lesben- und Schwulenbewegung in der DDR und die dritte und vor allem das vierte Jahrzehnt der DDR. Dafür ist die Tagung um Versuche der , diese auszuspähen und zu behindern. so breiter angelegt: thematisch, politisch, personell. Das verspricht nicht nur Zwar ging die heute größte und sicher auch wichtigste und erfolgreichste eine Bestandsaufnahme, sondern auch viel Diskussion und hoffentlich auch Lesben- und Schwulen-Vereinigung in Deutschland, nämlich der LSVD, neuen Schwung. Aus dem Blick zurück in die DDR könnte so der Blick nach aus den oppositionellen BürgerInnenrechts-Bewegungen der Lesben und vorn in die Zukunft der Lesben- und Schwulenbewegung in Deutschland-Ost Schwulen in der DDR hervor und hat mit seinem Programm und mit wie Deutschland-West werden. seiner Organisationsform den entsprechenden westdeutschen Verband Weitere Informationen auf der Internetseite des LSVD unter: www.lsvd.de „Flammende Herzen“ LSVD Niedersachsen-Bremen zeigt Präsenz

achdem sich beim diesjährigen Verbandstag des LSVD-Landesverban- die Fraktionen des niedersächsischen Landtages und den Ministerpräsidenten des Niedersachsen-Bremen ein neuer Vorstand gebildet hatte, gestal- Christian Wulff, in dem besonders noch einmal auf die „Aktion 1:1“ (www. Nteten wir, das alte und neue Dreiergespann, zahlreiche Aktionen und aktion-1zu1.de) des LSVD verwiesen und entsprechendes Material zur Ver- Veranstaltungen. Den Auftakt bildete der Infostand „Flammende Herzen“ fügung gestellt wurde. Bisher sind die Reaktionen hierauf ziemlich mager. auf dem CSD Hannover im Mai 2005. Zahlreiche Kontakte zu Gruppen und Wichtig ist und bleibt aber nicht nur die Diskussion mit den Politikern, Verbänden und ein Interview des Pressesprechers bei RadioFlora trugen zu sondern auch die Information und das Gespräch mit den Betroffenen als einer größeren Bekanntheit im Lande bei. Multiplikatoren für die Anliegen, auch zum Beispiel der Regenbogenfamilien, Auf dem CSD in Oldenburg präsentierten wir uns mit einem vielfältig aus- die nicht zuletzt eine Vielfalt von Herausforderungen zu bewältigen haben. gestatteten Stand, der auf ein großes Interesse stieß, auch durch die neu prä- Aus diesem Grunde veranstaltet der Landesverband am 24. November in sentierte Chronik des LSVD (kann beim Landesverband angefordert werden). Osnabrück einen Vortrag zu diesem Thema mit der Referentin des LSVD- Viele Gespräche mit diskussionsfreudigen Lesben und Schwulen, aber auch Regenbogenprojekts, Dr. Elke Jansen. mit sonstigen Bürgern der Stadt, machten das Interesse an der aktuellen poli- Weiterhin ist eine Podiumsdiskussion in Bremen geplant, voraussichtlich tischen Situation und den von Rot-Grün noch geplanten Gesetzesänderungen ebenfalls im November, zu den Rechten und Pflichten von Lesben und und -ergänzungen, z.B. zum ADG, deutlich. Schwulen. Neben LSVD-Vertretern sollen dazu Wissenschaftler und Politiker Eine weitere Aktivität des Landesverbandes bestand in einem Schreiben an eingeladen werden. Mike Leibner

03/05 23 projekte! „Ich finds cool“ Chat für Kinder aus Regenbogenfamilien

allo, ich bin Nick. Und lebe mit meiner Anlaufstellen bei der Jugendhilfe wären super!“ Schwester Nellie bei unseren beiden Diesem Bedarf kommt das Projekt HMüttern. Die sind lesbisch und wir eine „Regenbogenfamilien“ des LSVD seit Anfang Regenbogenfamilie. Ich find‘s cool. Und Du? Ist Juli nach. Unter www.kids.lsvd.de führen Nick Dein Vater schwul, Deine Mutter lesbisch? Dann und Nelli Kinder und Eltern durch verschiedene komm zu uns in den Chat.“ Informationen zum Thema und laden die Kids So werden Sie begrüßt, wenn Sie – oder noch jeden Mittwoch zwischen 17 und 19 Uhr zum besser Ihre Kinder – auf die LSVD-Internetseiten für Chatten ein. Kinder und Jugendliche aus Regenbogenfamilien Kids, die mitmachen wollen, sind eingeladen, stoßen. Mit einer lesbischen Mutter oder einem über eine persönliche Registrierung die eigenen schwulen Vater in Deutschland aufzuwachsen, Zugangsdaten zu erhalten. In den ersten drei ist noch lange nicht selbstverständlich. Kontakt Wochen machten bereits 15 Jugendliche von zu Gleichaltrigen zu finden, die diesen familiären Neubrandenburg bis Köln und von Hamburg bis Hintergrund teilen, ergibt sich nicht zwangsläufig in Nürnberg davon Gebrauch. Seid herzlich willkom- Schulen, Sportvereinen oder in der Nachbarschaft. men! Elke Jansen Oder, wie es Rebecka in einem Interview im fluter, dem Onlinemagazin der Bundeszentrale für Dr. Elke Jansen leitet das Projekt Regenbogen- politische Bildung, im April 2003 sagte: „Meine familien des Lesben- und Schwulenverbandes. Das Mütter kennen zwar mittlerweile einige Frauen- und Projekt wird ermöglicht durch die Unterstützung Männerpaare mit Kindern, die sind jedoch meist des Bundesministeriums für Familie, Senioren, wesentlich jünger als ich. Ein Chatroom oder Frauen und Jugend.

Ein Leben im Zwiespalt Griechische Lesben und Schwule gründen ERMIS Stuttgart neu

wei Jahre war es still um ERMIS Stuttgart. Doch pünktlich zum CSD Integration in Deutschland kam der gesellschaftliche Fortschritt, der im hat sich die Gruppe zurückgemeldet. Pantelis Botsas, der schon beim Heimatland stattgefunden hat, hier nicht an. Und diese Lücke will ERMIS Zersten Gründungsversuch dabei war, beginnt den Neuaufbau in enger Stuttgart mit seiner Arbeit versuchen zu schließen. Durch die regionale Präsenz Zusammenarbeit mit dem LSVD Baden-Württemberg und der bereits seit sie- soll die Aufklärungsarbeit in dem Bundesland vorangetrieben werden, in dem ben Jahren erfolgreich in Köln aufgestellten ERMIS-Gruppe. die meisten Griechen in der Bundesrepublik leben. So wird ERMIS Stuttgart ERMIS Stuttgart soll in erster Linie als Anlaufstelle für (nicht nur) griechische auf jeden Fall am erfolgreichen Konzept der Greek- und Oriental-Gay-Party Frauen und Männer jeden Alters dienen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese weiterarbeiten und hoffentlich bald genug Leute zusammen haben, die so ein Menschen schwul, lesbisch oder bisexuell sind. Warum aber brauchen sie eine Fest wieder zu einem Erlebnis machen. eigene Gruppe? Die religiösen Riten und moralischen Vorstellungen der grie- Auch wenn es für viele unmöglich scheint, werden wir diesmal mehr in die chisch-orthodoxen Kirche sind nicht nur in Griechenland überall präsent. Und Öffentlichkeit gehen und so auf die Problematik von Schwulen und Lesben aus die Kirche wird nicht müde, Homosexualität zu verteufeln. Eine freie Entfaltung Migrantenfamilien aufmerksam machen. Diesen Schritt scheuen verständli- der eigenen Sexualität ist durch diese moralischen Richtlinien und durch die cherweise viele. Aber er ist notwendig, um etwas zu erreichen. Doch soll feste Verbundenheit zur Familie geradezu unmöglich. auch klar sein, dass niemand gegen seinen Willen geoutet wird. Jeder ist so Durch die Zusammenarbeit von ERMIS in Deutschland mit dem Lesben- und öffentlich oder anonym, wie er es für sich selbst entscheidet. Für die Zukunft Schwulenverband „OLKE“ in Griechenland wurde in den letzten Jahren eine der Gruppe wünscht sich Pantelis, dass sich Menschen finden werden, die schwierige Aufgabe bewältigt. In der griechischen Öffentlichkeit hat ein wichti- diese Gruppe auch organisatorisch mittragen, so dass unabhängig von den ger Prozess begonnen, der unabdingbar ist für die Integration in die Europäische regelmäßigen Gruppentreffen auch gemeinsame Veranstaltungen geplant Union: Es wird über Homosexualität diskutiert. Ein Tabu ist gebrochen. werden können. Doch diese Diskussion soll nicht nur allein auf Griechenland beschränkt ERMIS trifft sich ab sofort jeden Mittwoch um 20 Uhr in der Weißenburg. bleiben, denn auch hier leben genügend Frauen und Männer in einem inne- Dieser Termin wird sich sicherlich im Laufe der nächsten Monate verändern. ren Zwiespalt zwischen dem, was sie fühlen, und dem, was sie leben. Hier Deshalb werden alle Interessenten gebeten, sich auf der ERMIS-Internetseite in Deutschland ist diese Arbeit besonders schwer, weil die Migranten mit www.ermis.de die aktuellen Termine herauszusuchen oder sich direkt mit den Regeln groß werden, die im Ursprungsland vor 40 Jahren gegolten Pantelis in Verbindung zu setzen. Die Kontaktdaten befinden sich auch am haben. Durch die jahrelange Trennung vom Heimatland und die schleppende Ende dieses Heftes (Seite 26). Harald Immer

24 03/05 adressen!

Geschäftsstellen LSVD Niedersachsen-Bremen ILSE-Gruppen ILSE Tübingen Postfach 3232, 49019 Osnabrück Katrin Voigt, Tel.: 07946 – 94 79 27 LSVD Bundesgeschäftsstelle Tel.+Fax: 0700-578 366 73 ILSE – Initiative lesbischer und Postfach 13 10 36, 70068 Stuttgart Pipinstr. 7, 50667 Köln Mail: [email protected] schwuler Eltern in Deutschland E-Mail: [email protected] Postfach 10 34 14, 50474 Köln Internet: www.nds-bremen.lsvd.de Mail: [email protected] Tel.: 0221-92 59 61 - 0, Fax: - 11 Internet: www.ilse.lsvd.de ILSE West Mail: [email protected] LSVD Nordrhein-Westfalen + OV Köln Guido Meurers, Tel.: 02472 - 91 21 55 Internet: www.lsvd.de Pipinstr. 7, 50667 Köln ILSE Bergisches Land Mail: [email protected] Tel.: 0221-92 59 61 - 0, Fax: - 11 Mail: [email protected] LSVD Pressestelle Mail LV NRW: [email protected] Postfach 30 21 34, 10752 Berlin Mail OV Köln: [email protected] ILSE Berlin-Brandenburg Jugend-Gruppen Tel.: 030 – 789 547 - 78, Fax: - 79 Internet: www.nrw.lsvd.de Tel.: 030-44 00 82 - 40, Fax: - 41 Mail: [email protected] Mail: [email protected] LSVD fresh Kiel LSVD Saarland c/o LSVD Schleswig-Holstein LSVD Bildungswerk Mainzer Str. 44, 66111 Saarbrücken ILSE Bielefeld Ziegelstr. 134, 23556 Lübeck Postfach 2906, 49019 Osnabrück Postfach 10 28 01, 66028 Saarbrücken Karin Wessel Tel.: 0431-2109358 Tel.: 0541-409 93 43 Tel.: 0681-39 88 - 33, Fax: - 66 Tel.: 0521 - 47 98 89 Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] Internet: www.checkpoint-sb.de LSVD fresh Köln LSVD Aachen-Euregio ILSE Freiburg Pipinstraße 7, 50667 Köln c/o Erwin Krüger LSVD Sachsen-Anhalt Martina Hocke und Karin Bügel Tel.: 0221-2584854 Südstraße 16, 52064 Aachen Postfach 1906, 39009 Magdeburg Tel.: 0761-41253 Mail: [email protected] Tel. + Fax: 0241-400 93 08 Walter-Rathenau-Str. 31 Mail: [email protected] Internet: www.fresh-koeln.lsvd.de 39106 Magdeburg LSVD Bayern Tel. + Fax: 0391-54 32 569 ILSE Hamburg Come In c/o SUB Mail: [email protected] Susanne Chariner Walther-Rathenau-Straße 31 Müllerstraße 43, 80469 München Internet: www.sachsen-anhalt.lsvd.de Tel.: 040-609 54 76 39106 Magdeburg Tel.: 089-21 58 76 - 20, Fax: - 21 Mail: [email protected] Tel. + Fax: 0391-543 25 69 Mail: [email protected] LSVD Schleswig-Holstein Mail: [email protected] Internet: www.bayern.lsvd.de Ziegelstr. 134, 23556 Lübeck ILSE Karlsruhe Internet: www.comein-fresh.lsvd.de Tel. + Fax: 0451-798 21 21 Karoline Jacobs-Howe, LSVD Baden-Württemberg Mail: [email protected] Tel.: 0721-933 89 40 Hotpänz Postfach 13 10 36, 70068 Stuttgart Internet: www.schleswig-holstein.lsvd.de Mail: [email protected] Am Frankenbad 5, 53111 Bonn Tel.: 07946-94 79 - 27, Fax: - 28 Mail: [email protected] Mail: [email protected] ILSE Mittelhessen Internet: www.hotpaenz.de Intenet: www.ba-wue.lsvd.de Elisabeth H.C. Miersch Projekte Postfach 17 03 41, Mixed Pickles LSVD Berlin-Brandenburg 60077 Frankfurt am Main Halkettstraße 11, 30165 Hannover Willmanndamm 8, 10827 Berlin Projekt Regenbogenfamilien Tel.: 069 – 945 496 - 16, Fax: - 15 Tel: 0511-3355118 Tel.: 030-44 00 82 - 40, Fax: - 41 Familien- und Sozialverein des LSVD Mail: ilse.mittelhessen@lsvd Mail: [email protected] Mail: [email protected] Pipinstraße 7, 50667 Köln Internet: www.berlin.lsvd.de Tel.: 0221-92 59 61 - 16, Fax: - 11 ILSE Niedersachsen MZGays Mail: [email protected] Bettina Hennicke-Utgenannt c/o Makallo LSVD Hessen Beratung: [email protected] Tel.: 0511-544 57 15 Trierer Straße 51, 66663 Merzig Postfach 17 03 41 Internet: www.family.lsvd.de Mail: [email protected] Tel. 06861 - 82 03 49 60077 Frankfurt/Main Hotline: 0221-92 59 61 26 Internet: www.mzgay.de Tel.: 069-94 54 96 - 16, Fax: - 15 ILSE Nordbayern Mail: [email protected] Projekt Migrationsfamilien Mella Zeitner RainbowStars Internet: www.hessen.lsvd.de Familien- und Sozialverein des LSVD Tel.: 0911 - 366 90 81 Postfach 2102, 79511 Lörrach Willmanndamm 10, 10827 Berlin Mail: [email protected] Mail: [email protected] LSVD Mecklenburg-Vorpommern Tel.: 030 – 789 547 - 72, Fax: - 79 Internet: www.rainbowstars.de c/o Maik Exner-Lamnek [email protected] ILSE Saar Postfach 150109, 19031 Schwerin Markus Müller, Tel.: 06806 - 44 07 30 Schblis Tel.: 0385-20 71 543 Projekt MILES Margot Seibüchle, Tel.: 06825-88 271 Bahnhofstr., Siegburg Fax: 0385-20 01 255 Zentrum für Migranten, Mail: [email protected] Internet: www.schblis.de Mail: [email protected] Lesben und Schwule LSVD Landesverband Berlin-Brandenburg ILSE Süd Turtles LSVD Münster Willmanndamm 8, 10827 Berlin Postfach 13 10 36, 70068 Stuttgart Eulenstraße 5, 38114 Braunschweig Schaumburgstraße 11, 48145 Münster Tel.: 030 - 44 00 82 - 40, Fax: - 41 Tel.: 07946 - 94 79 - 27, Fax: - 28 Tel.: 0531-2335193 Tel.: 0251-606 89 - 25, Fax: - 26 Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] www.miles.lsvd.de Internet: www.bw.lsvd.de Internet: www.turtles-bs.de

03/05 25 klischees! Rent a Gay? Über Tunten, Teddys und dominante Schwule VON CAROLINA BRAUCKMANN

ch habe viele lesbische Freundinnen und keinen gebrieft, dass sie auch mal ein Wort wechseln mit einzigen schwulen Freund. Das ist ein bisschen den homosexuellen Freunden und nicht schnur- I doof, aber nachvollziehbar. Eine Lesbe wie ich, stracks mit allen Weibern in die Küche abzwit- deren Wurzeln in der autonomen Frauenbewegung schern. der frühen 80er liegen, hat den Separatismus quasi Für meine nächste Party muss ich mir was ein- im Blut. Keine gemeinsame Sache mit den Jungs! fallen lassen. „Rent a gay“ kommt nicht in Frage, Das hat Folgen. eher schon die Initiative zur Gründung einer les- Ich wurde 50 und brachte zu diesem Anlass bisch-schwulen Freundschaft. Meine langjährige meine weitläufige lesbische Wahlverwandtschaft Verlobte jault auf, ob ich von allen guten Geistern in Tuchfühlung mit meiner biologischen Sippe, die verlassen sei? „Willst du dir die Welt von einem auch nicht gerade unbescheiden auftritt. Tolles Schwulen erklären lassen!?“ Sie zitiert umgehend Fest im übrigen! Gerne hätte ich beiläufig den einen aus dem Selbstverständnispapier des Lesbenrings, oder anderen Schwulen in den Ring geworfen! Jahrgang 1994: „Die lesbische Lebensweise ist So ein paar angenehm aussehende, kultivierte eine Alternative für Frauen, autonom und frei von Geschöpfe, die gewandt über Bayreuth und Pisa männlicher Dominanz zu leben.“ Von Dominanz Carolina Brauckmann, Historikerin, parlieren, ganz und gar untuntig, aber auch keine war nicht die Rede, aber es ist mir natürlich klar, Moderatorin und seit 20 Jahren Grande Dame Teddies, sondern irgend etwas zwischen Daniel dass der Schwule an sich und als Mann dominant des lesbischen Chansons, ist seit Juni 2005 Brühl und Richard Geere. Auf jeden Fall mit unver- ist. Er reißt in jedem Bindestich-Projekt die Macht Mitglied des LSVD. Aus ihrem Faible für das dächtiger Modulation, mehreren Haaren auf dem an sich, und er redet hämisch über die Klamotten geschriebene und gesungene Wort entstan- Kopf und nicht so grauenvoll hübsch wie diese der lesbischen Schwestern. den zahlreiche Essays und fünf Musikalben. Hochglanzexemplare aus der Homo-Werbung. Mein Lieblingsschwuler würde das nie tun! Der Mitfrau bei den „Amigas, Netzwerk lesbischer Neffen, Schwager und Brüder hätten den Abend würde immer in meine Konzerte kommen und mich Unternehmerinnen“ , aktiv bei den „Seglerinnen gefahrlos überstanden. Nichten, Schwestern und interessiert zu allen Gender-Themen befragen. „Du e.V.“, ausgezeichnet mit dem „Rosa Courage- Schwägerinnen wären äußerst angetan gewesen weißt nicht, was du redest“, höre ich meine Preis“ 2003. Regelmäßige Mitarbeit bei ver- ob der Buntheit meines Gefolges. Und doch nicht Verlobte sagen. Sie hat vermutlich recht, aber man schiedenen landesweiten und regionalen les- zu bunt, nicht wahr? Eher die westfälische Variante. darf ja wohl noch träumen. Und bis die nächste bisch-schwulen Projekten. Meine lesbischen Freundinnen hätte ich vorher fette Geburtstagsparty steigt, das kann dauern!

Fortsetzung Adressen

Jugend-Gruppen Migranten-Gruppen ERMIS ERMIS München Die griechische lesbisch-schwule c/o Sub, Müllerstr. 43, 80469 München Youngs TürkGay & Lesbian LSVD Gemeinschaft im LSVD Tel.: 0172-18 63 576 Schaumburgstraße 11, 48155 Münster Bundeskoordinator: Bali Saygili Internet: www.ermis.de Mail: [email protected] Tel.: 0251-60 689 - 25, Fax: - 26 Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] Internet: www.tuerkgay.com ERMIS Berlin Internet: www.youngs.de c/o LSVD Berlin-Brandenburg ERMIS NRW TürkGay & Lesbian BaWü Willmanndamm 8, 10827 Berlin c/o LSVD NRW, Pipinstr. 7, 50667 Köln 2of1 c/o LSVD Baden-Württemberg Tel.: 030-44 00 82 40 Tel.: 0221-925 961 - 0 c/o Jugendrotkreuz Leverkusen Postfach 13 10 36, 70068 Stuttgart oder: 030-4990 7084 (Haralambos) Mail: [email protected] (Nikos) Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] [email protected] (Eleni) Internet: www.2of1.de TürkGay & Lesbian Berlin ERMIS Frankfurt ERMIS Stuttgart c/o LSVD Berlin-Brandenburg Takis: 06151-31 70 09, 0171-28 67 549 c/o LSVD Baden- Württemberg Willmanndamm 8, 10827 Berlin Eleni: 06151-50 10 40, 0177-45 17 873 Postfach 13 10 36, 70068 Stuttgart Tel.: 030 – 789 54 773 Mail: [email protected] Panteli Botsas, Tel.: 0172-87 99 709 Gay & Gray Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] GAY & GRAY Stuttgart TürkGay & Lesbian NRW ERMIS Leipzig c/o Karl-Heinz Frei c/o LSVD NRW, Pipinstr. 7, 50667 Köln Tel.: 03727-96 98 60 ERMIS Athen Tel.: 0176–510 80 345 Tel.: 0221-925 961 - 0 Mail: [email protected] c/o Kyriakos, Tel.: 0030 210881004 [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected] Mail: [email protected]

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03/05 27 WIR POCHEN AUF GLEICHE RECHTE FÜR LEBENSPARTNERSCHAFTEN! GLEICHE PFLICHTEN, GLEICHE RECHTE. NUR DAS IST FAIR!

HELLA VON SINNEN INGA HUMPE

Die Ehe ist eine staatliche und wirtschaftliche Institution – da darf Es geht um Akzeptanz, man niemanden nicht Toleranz! benachteiligen!

GÜNTER GRASS

Spendenkonto der Aktion 1:1 Gleiche Pflichten, Konto 1414 gleiche Rechte. Bank für Sozialwirtschaft BLZ 370 205 00 Nur das ist fair!

Lesben- und Schwulenverband www.aktion-1zu1.de Postfach 103414 • 50474 Köln [email protected] www.lsvd.de