Baumgarten und die Ajatollahs

ISSN 2199-3572 Nr. 6 (34) Juni 2017/ Siwan– Tamus 5777 RU NDSCHA U 3,70 € JÜDISCHUnabhängigeE Monatszeitung · H erausgegeben von dr. r. Korenzecher Offener Brief des Trump hat in Israel mehr Kein Neuanfang Feingefühl als Gabriel und mit dem Merkelianer Herausgebers Dr. Rafael Steinmeier gezeigt Laschet Korenzecher an Bodo Armin Laschets Ramelow Die wichtigsten Botschaften Schmusekurs mit den Der thüringische seiner Nahostreise wurden in seite 18 türkischen Rechtsradikalen Ministerpräsident und der Europa kaum wahrgenommen Anstand seite 4 seite 8-9 seite 19 KOLUMNE DES HERAUSGEBERS DR. R. KORENZECHER Israel und der Sechs-Tage-Krieg von 1967 der ägyptische Präsident mit seinem zuvor bei den Vereinten Nationen in New York eingereichten Antrag, die Friedensmission der UNO auf seinem Staatsgebiet so schnell wie möglich zu beenden, die Vorbereitung einer militärischen Aggression gegen Israel verband, war für die Zeitgenossen of- fensichtlich. Der Ägypter hatte sich dieZ erstö- Liebe Leserinnen und liebe Leser, rung des jüdischen Staats seit seinem die Zeit läuft schnell. Mit der vor Ihnen Machtantritt 1954 auf die Fahnen ge- liegenden Juni-Ausgabe schließt sich das schrieben. Seine Rhetorik gegenüber dritte Jahr seit dem Erscheinen unserer JÜ- Israel war von Antizionismus und DISCHEN RUNDSCHAU. Feindseligkeiten geprägt. Auf dem Gip- Im Juni 2014, in einer Zeit wieder zuneh- fel der Arabischen Liga im Januar 1964 mender, nach der Tragödie der Schoah nie in Kairo hatten die arabischen Staaten mehr erwarteter hasserfüllter Feindselig- unter Führung Ägyptens Israel bereits keit gegen die jüdische Minderheit in vielen unumwunden den Krieg erklärt. In der Ländern Europas und massiver Anfeindung Abschlusserklärung wurde an alle ara- und Delegitimierung Israels, haben unse- bischen Nationen appelliert, die not- re Redaktion und ich den Schritt gewagt wendigen militärischen Vorbereitun- für Sie, mit der JÜDISCHEN RUNDSCHAU gen für eine „endgültige Zerstörung eine unabhängige jüdische Monatszeitung Israels zu treffen“. Das war keineswegs herauszugeben, die sich mit ganzer Seele bloße Rhetorik: Spätestens seit 1965 ausschließlich und vorbehaltlos für die jüdi- verübten von Ägypten und Syrien un- sche Sache und den Staat Israel, die Heimat terstützte „palästinensische“ Gueril- aller Juden, einsetzt. lagruppierungen in regelmäßigen Ab- Drei Jahre, das sind 36 Monate, in denen AFP ständen terroristische Anschläge auf unsere Redaktion und unsere Autoren un- Von Jérôme Lombard / vom 17. Mai. Gemeint war damit nicht Grenzsoldaten und militärische und ermüdlich bemüht waren, Ihnen über viele Redaktion Audiatur etwa der ägyptische Präsident Gamal zivile Einrichtungen in Grenznähe. aktuelle und historische Aspekte des nahe- Abdel Nasser, der seinen Truppen an Das syrische Militär nahm immer wie- zu unbegrenzt facettenreichen jüdischen Der Sechstagekrieg von 1967 jährt sich in diesem Tag den Marschbefehl in Rich- der landwirtschaftliche Siedlungen in Lebens in der Diaspora und in Israel zu be- diesem Juni zum 50. Mal. Dieser kür- tung Israels Südgrenze befahl. Das Galiläa unter Artilleriebeschuss. richten, die unschätzbaren evolutionären zeste aller Kriege im Nahen Osten hat Schreiben und das darin bekundete Das stets präsente diplomatische Sä- Verdienste des jüdischen Volkes für die mo- die regionalen Machtverhältnisse wie Unverständnis bezogen sich auf den belrasseln hatte mitB eginn des Jahres ralische und kulturelle Entwicklung unserer kein zweiter geprägt. Alle nachfolgen- damaligen Generalsekretär der Ver- 1967 zugenommen. Anfang Mai 1967 freiheitlichen Lebenswelt zu beleuchten den militärischen Auseinanderset- einten Nationen, den aus Birma stam- hatteN asser in einer Rundfunkan- und gegen jede Form des Antisemitismus, zungen und Krisen, vom Jom-Kippur- menden U Thant. Der hatte am 16. Mai sprache bei Radio Kairo erklärt: „Un- gleich welcher Couleur sowie gegen Diffa- Krieg 1973 bis zur Intifada, sind eine 1967 dem wiederholten Drängen der ser grundlegendes Ziel ist die Vernich- mierung und Dämonisierung des wieder er- unmittelbare Folge dieser sechs inten- arabischen Seite nachgegeben und er- tung Israels. Das arabische Volk will standenen jüdischen Staates anzukämpfen. siven Kriegstage. klärt, die zur Sicherung des Friedens kämpfen.“ In dieser Situation der om- Drei Jahre, das sind 36 Monate, in denen Bis heute hält nicht nur die Diskussi- zwischen Israel und Ägypten auf der nipräsenten Vernichtungsdrohungen Sie, unsere Leser, uns mit wachsendem In- on über die politischen Auswirkungen Sinai-Halbinsel stationierten interna- war mit dem Abzug der UNO-Trup- teresse treu zur Seite gestanden und uns des Sechstagekriegs an. Es wird auch tionalen Truppen der UNEF (United pen für Israel klar: Die arabische Seite mit Ihren zahlreichen wertvollen, konstruk- heftig über den Charakter des Kriegs Nations Emergency Force) abziehen bereitet einen Krieg vor, der als Ver- tiven Beiträgen und Hinweisen in der Rich- gestritten. Für einige Historiker bedeu- zu lassen. Eine verheerende Entschei- nichtungskrieg geführt werden soll. tigkeit unseres Bemühens bestärkt haben. tet der Krieg von 1967 ein Wendepunkt dung des Generalsekretärs: Israel Daran wollten die arabischen Vertre- Dafür danken wir Ihnen und betrachten in der israelischen Militärgeschichte. verlor damit von dem einen auf den ter selber keinen Zweifel lassen. „Ich, Ihren Mut machenden und unverzichtba- In dieser dreiteiligen Reihe sollen die anderen Tag die wichtigste militärpo- als Militärmann, glaube, dass die Zeit ren Zuspruch als Verpflichtung, auch in der Ursachen, der Kriegsverlauf sowie die litische Errungenschaft seit 1956, wa- gekommen ist, um in einen Vernich- Zukunft mit unserer journalistischen Arbeit Folgen und politischen Auswirkungen ren doch die UNO-Truppen nach dem tungskampf einzutreten“, brachte es gegen Hass und Diffamierung, für die jüdi- bis heute geschildert werden. Suez-Krieg auf dem Sinai stationiert Hafez Al-Assad, der damalige Vertei- sche Sache, für Sie und für uns alle einzu- „Ha-Hamtana“. „Das Warten“. So worden, um israelischen Schiffen die digungsminister Syriens, im Mai 1967 treten. nennt die israelische Geschichtswis- freie Passage durch die Meerenge von auf den Punkt. Seite 2  senschaft die kritischen Wochen von Tiran zu gewährleisten und die Süd- Österreich 3,70 €; Italien 3,70 €; Schweiz 4,60 CHF; Mitte Mai bis zum Ausbruch des Kriegs grenze des jüdischen Staats dauerhaft „Die Frage Mitte Mai 1967 war Luxemburg 3,80 €; Belgien 3,90 €; Niederlande am 5. Juni 1967. Am 17. Mai erreichten zu sichern. nicht ob, sondern wann ein 4,50 €; Slowakei 4,50 €; Slowenien 35 KN den israelischen Ministerpräsidenten Angriff erfolgen würde.“ Levi Eschkol die ersten Geheimdienst- Ägypten wollte den Abzug Umzingelt von Ägypten, Syrien und berichte über ägyptische Militärbewe- der UNO-Soldaten, Jordanien, drei hochgerüsteten Fein- 06 gungen auf der Sinai-Halbinsel. „Es um angreifen zu können desstaaten in unmittelbarerN achbar- ist noch völlig unklar, welche diplo- Mit dem Ende der UNEF-Mission schaft, sah sich das kleineI srael im Mai matischen Überlegungen oder cha- ging der friedenssichernde Puffer, der einer wahrhaftig existenzbedrohenden rakterlichen Schwächen ihn zu dieser Israel und der Region eine fast zehn Lage gegenüber. Auf die Unterstüt- verheerenden Entscheidung veranlasst Jahre anhaltende Phase relativen Frie- zung der internationalen Gemein- haben“, heißt es in einem Schreiben dens beschert hatte, verloren.N asser schaft konnte die israelische Führung 4 198807 003709 des israelischen Außenministeriums hatte von nun an freie Hand. Und dass nicht hoffen. E( nde des ersten Teils.) 2 WELT № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU  Fortsetzung von Seite 1 KOLUMNE DES HERAUSGEBERS DR. R. KORENZECHER Mut hierfür macht uns 69 Jahre nach liche, bewaffnete Straßenschlachten mit schen Religionsstifter Jesus, ohne dessen bricht, gibt dazu deutliche Hinweise, dass der neuen Staatsgründung auch die er- der Polizei, verletzen unsere Polizeikräfte Thora und ohne die 10 Geboten es das ein unausgesprochener Teil dieser Ent- freuliche Entwicklung des an Attraktivität und schlagen diese teilweise sogar in die Christentum und somit auch die Reforma- scheidung ohne Zweifel auch der positi- als prosperierende westliche Demokratie Flucht. Wie letztens in Deutschland ge- tion gar nicht gegeben hätte. ven Einstellung Trumps zu Israel geschul- ständig zunehmenden jüdischen Staates schehen, werden Frauen vor den Augen Als wäre nichts geschehen und als gäbe det ist. und seiner nunmehr seit 50 Jahren wieder- ihrer verängstigten männlichen Begleiter es die Islam-Bedrohung gar nicht. Der Is- F.-W. Steinmeier, der Präsident der Bun- vereinigten heiligen jüdischen Hauptstadt durch Muslime sexuell belästigt oder gar lam ist der neue Stern am christlichen Him- desrepublik Deutschland und gemein- Jerusalem. vergewaltigt, ohne die Polizei auch nur zur mel. Israel-Delegitimierung und am Ran- sam mit dem ausgeschiedenen Obama Mehr als ausreichend Anlass zu großer Hilfe bewegen zu können. An deutschen de der Veranstaltung Solidarität mit den einer der Haupt-Wegbereiter für die irani- Sorge liefert uns dagegen leider die zu- Schulen werden kaum mehr als 70 Jahre inhaftierten Mördern an unschuldigen sche Atombombe gegen Israel, verbeugt nehmend bedenkliche Situation aus Un- wieder jüdische Schüler aus deutschen, israelischen Frauen, Männern und Kindern sich und ehrt auf seiner Israel-Reise mit terdrückung und Entrechtung der eigenen Islam-dominierten Schulen geprügelt, beherrschen das bunte Geschehen. einem Grabeskranz im Namen des deut- Populationen in nahezu allen islamischen während Schulleitung, Lehrer und nicht- Bedford-Strohm und Käßmann zeigen schen Volkes den für zahllose Terrormor- Staaten besonders des Mittleren Ostens jüdische Elternbeiräte untätig bleiben. dem fröhlichen Party-Völkchen wie man de an Juden verantwortlichen Terroristen und ganz zuvorderst der erheblich dezi- Gleichzeitig verschweigen und negieren die zweite Wange hinhält – natürlich nur Arafat, während der deutsche Außenmi- mierten dort noch verbliebenen nicht-isla- unsere linkslastigen öffentlich-rechtlichen gegenüber dem Islam . Trump und die Ju- nister Gabriel unter dem Beifall der hiesi- mischen Minderheiten. Mainstream-Medien und unsere mehr den sind davon ausgenommen. gen und der europäischen Judenfeinde Dabei ist festzuhalten, dass die islami- um ihre Wiederwahl als um das Wohl der Und weil die so schrecklich G’ttesfromme den Judenmord-befürworter Abbas sei- schen Staaten des Mittleren Osten sämt- Wähler bemühten Politiker der bisherigen SPD auf keinen Fall auf die ihr ohnehin nen persönlichen Freund nennt und in lich missglückte Unrechtsregime sind, die Volksparteien und ihrer bereitwilligen Ko- ausgehenden Wahlstimmen verzichten Israel vorsätzlich den israelischen Minis- nahezu die gesamte Region in ein bren- alitionsstimmenbeschaffer die offensicht- möchte , freut sich der noch rechtzeitig terpräsidenten brüskiert und dafür von nendes Kriegsinferno und Brutstätte des liche Beschädigung unserer Gesellschaft vor der Wahl Bundespräsident geworde- der Kanzlerin gelobt wird. weltweiten islamischen Terrors verwandelt und den Zusammenhang dieser Sachver- ne F.-W. Steinmeier vor den Partygängern Mit besonders deutscher Feindseligkeit haben, während sie ihre eigenen Bevölke- halte mit dem nicht mehr zu übersehen- in Wittenberg, dass Luther, könnte er alle wurde von unserer Politik und regierungs- rungen zu häufig leider willigen Geiseln ei- den Krebsfraß des Islam. Teilnehmer oder zumindest ihn sehen, nahen Mainstream-Presse der Besuch ner verfehlten islamischen Ideologie ohne Ein ähnlich desaströses Bild liefern die zufrieden wäre. Ja das wäre der Antisemit Ost-Jerusalems und der als Klagemauer jeden Nutzen oder Mehrwert für den Fort- Aktivitäten und Haltungen der übrigen ge- Luther ganz sicher – spätestens, wenn er bezeichneten Westmauer des uralten schritt der Welt gemacht haben. sellschaftlichen Gruppierungen wie etwa gesehen hätte, wie Steinmeier den Juden jüdische Tempels durch Trump kommen- Nicht ohne Verschulden der Politik Kirchen und Gewerkschaften. und dem israelischen Premier in Israel mit tiert. der deutschen Kanzlerin ist in der Türkei Ein besonders erbärmliches Schauspiel der Verneigung vor Arafat gezeigt hat, was In hässlichem und gewolltem Einklang ein weiteres islamisches Unrechtssystem und Fallbeispiel für die bereits weit fortge- eine Harke ist. mit der Israel-Diffamierungs-Politik der und eine per Ermächtigungsgesetz und schrittene Strukturauflösung des jüdisch- Gleichzeitig öffnet sich im wirklichen Kanzlerin-gestützten Steinmeiers, Gabri- Pressegleichschaltung nach dem Mus- christlichen Abendlandes bietet der eben Leben Europas, bejubelt von der Main- els und all ihrer Israel-feindlichen links- ter Nazi-Deutschlands geführte Diktatur zu Ende gegangene evangelische Kirchen- stream-Journaille, ein besonders folgen- antisemitischen Gesinnungsgenossen, entstanden, deren Herrscher parallel zum tag, dessen Inhalte sich vor allem auf das reiches , historisches Kapitel des lange wird die unbestreitbare jüdische Iden- blutrünstigen iranischen Mullah-Staat von Bespaßungsbedürfnis seiner mit Zusagen Jahre unseren Schutz und unsere Freiheit tität geleugnet für jüdische Orte wie der Eroberung und Entjudung Jerusalems auf gute Laune und Party in die Hauptstadt garantierenden transatlantischen Verhält- beispielsweise die Grabeskirche in Je- sowie der Vernichtung Israels besessen rusalem , von Betlehem – der Stadt des ist, ohne dass das Konsequenzen etwa Ein besonders erbärmliches Schauspiel und Juden Jesus , von Hebron, der Stadt der für die NATO-Mitgliedschaft dieses derart jüdischen Urväter, von Jericho, Nazareth unzuverlässigen, dem Westen in Wahrheit Fallbeispiel für die bereits weit fortgeschritte- und all den anderen Orten des alten jü- feindlich gegenüber stehenden türkischen dischen , nahezu zwei Jahrtausende lang Machthabers hätte. ne Strukturauflösung des jüdisch-christlichen unter illegitime und brutale Fremdherr- All dies hindert unsere vom linken An- schaft geratenen Königreichs Judäa. tisemitismus und tiefer Israel-Ablehnung Abendlandes bietet der eben zu Ende Obwohl sich der demokratische Staat beherrschte deutsche und westeuropä- Israel im Gegensatz zu seinen arabischen ische Islam-Appeasement- und Islam- gegangene evangelische Kirchentag. Nachbarn zum Wohle seiner gesamten Einlass-Politik in keiner Weise, sich bei den Bevölkerung zu einem modernen wirt- blutrünstigen Terror-Unterstützern mit gelockten Klientel beschränkt. nisses zu den Vereinigten Staaten von schaftlich prosperierenden Staat mit füh- jeder noch so prinzipienlosen Rückgratver- Trendiges von der Kanzlerin gemeinsam Amerika. render Position in fast allen Bereichen der biegung anzubiedern und den islamischen mit der eigens zur Hilfe herbeigerufenen Massiv verärgert über den Umstand, technologischen, besonders auch der di- Terror gegen Israel zu finanzieren. amerikanischen Popstar und Politflop- dass sich der neue amerikanische Präsi- gitalen und der IT-Revolution entwickelt Nicht genug damit, deutsche Politver- Ikone Obama heiter praktiziertes Trump- dent weniger auf die Scheininhalte des hat , bereitet die wachsende Diffamierung treter wie Merkel , Schulz, Gabriel, Stein- Bashing und die fröhlich-ausgelassene europäischen, vor allem von unserer Kanz- , Delegitimierung und Dämonisierung meier aber auch andere westeuropäische Der-Islam-gehört-zu-Deutschland-Falsch- lerin angeführten politischen Versagens des jüdischen Staates durch unsere links- Politiker haben mit ihrer im wahrsten Sinne behauptung beherrschen das Geschehen. festlegen lässt, sondern die wirklichen Pro- lastige Bevormundungs-Politik und deren grenzenlosen Islam-Willfährigkeit die im- In Manchester hat gerade noch vor we- bleme, nämlich Islamisierungsgefahr , Is- nahezu gleichgeschaltete Medien größte mer sichtbarer werdende Vereinnahmung nigen Tagen der Islam-Terror ein x-tes Mal lam-Terror und Verteidigungsbereitschaft Sorge. unserer freiheitlichen abendländischen unschuldige Menschenopfer, darunter thematisiert. Die Kanzlerin, offensichtlich Diese Israel-feindliche Politik geht Demokratien durch die Unkultur des Islam zahlreiche Jugendliche und auch Kinder noch nicht hinreichend zufriedengestellt ebenso wie die Erstarkung des nicht sel- befördert , den bereits offensichtlichen gefordert, in Ägypten wurde nur kurz da- mit dem politischen Islam-Einlass und dem ten gewalttätigen Antisemitismus Hand Abbau unserer noch vor etwas mehr als ei- nach eine zweistellige Zahl koptischer deutschen und europäischen Selbstdest- in Hand mit der durch das kaum nachvoll- nem Jahrzehnt weitgehend unbeschwer- Christen von Muslimen ermordet und ruktions-Desaster, das im Wesentlichen sie ziehbare Islam-Appeasement der westli- ten, freien Lebensweise verursacht, unsere zwar ausschließlich aus dem Grunde , weil verursacht hat, verlässt ein unverrückbares chen Welt verschuldeten weitestgehend Gesellschaften nahezu täglicher Islam-ge- sie Christen waren. In islamischen Län- Axiom deutscher und westeuropäischer ungebremsten, aggressiv-expansiven nerierter Gewalt und mörderischem Islam- dern – auch im von arabischen Terroristen Nachkriegs-Politik und provoziert ohne und nahezu globalen Vereinnahmung Terror ausgesetzt sowie ohne eigenes autonom verwalteten Betlehem – wurden Präzedenz in der Geschichte der Bundes- durch den Krebsfraß des sich zunehmend Eingreifen die Zunahme islamischen Ju- Christen durch Repression, Entrechtung republik Deutschland eigenmächtig und radikalisierenden, mittelalterlich rück- denhasses auf den Straßen unserer Städte und Gewalt bis zur Unkenntlichkeit dezi- ohne Abstimmung im Parlament nach schrittlichen, allenthalben Terror verbrei- und die Entjudung ganzer Stadtbezirke zu- miert , während die wenigen noch ver- dem gemeinsamen G7-Gipfel einen le- tenden Islam. gelassen, kurzum den Bessermensch- und bliebenen Nicht-Muslime täglich um ihre bensgefährlichen historischen Bruch mit Die im Jahre 1947 noch zustimmend Mainstreampresse-begleiteten kollektiven materielle und physische Existenz fürchten den USA, der in weit größerem Maße die zur neuzeitlichen Wiederherstellung des Suizid Europas vorangetrieben. müssen. In Deutschland und Europa wer- zeitgeschichtliche Entwicklung negativ be- historisch legitimierten jüdischen Staates In immer kleiner werdenden Intervallen den christliche Geistliche Opfer hinterhäl- einflussen wird als heute auch nur geahnt. votierende, zwischenzeitlich vollständig in Europa und weltweit häufen sich grau- tiger islamischer Messer- und Axtmordan- Was Frau Merkel heute und hier vom unnütze, keinen einzigen der zahlreichen envolle islamische Terrormorde wie der schläge. Zaum gebrochen hat, ist nach dem un- meist Islam-generierten Weltkrisenher- wohl leider nur vorläufig letzte, vor allem Alles nicht Grund genug, die fröhliche kontrollierten Islam-Einlass und dem Bre- de lösende oder auch nur abmildernde Kindern und Jugendlichen geltende ent- Gutwetter-begleitete Partylaune des Kir- xit der dritte geschichtlich dimensionier- UNO hat sich unter duckmäuserischem setzliche Islam-Anschlag von Manchester. chentags-Gaudis, seiner selbstzufriedenen te, politische Fehler dieser Kanzlerin, die Einverständnis der zumeist von linken Auf den Straßen unserer deutschen und Funktionäre und seiner Besucher zu stören, mit großer Wahrscheinlichkeit in die Ge- Pseudo-Bessermenschen beherrschten europäischen Städte, motiviert durch die die es nicht einmal fertig gebracht haben schichtsschreibung der Bundesrepublik westlichen Demokratien längst zu einer Schwäche unserer Gutmensch-diktierten, für einen Augenblick der Pietät für die Op- Deutschland und Europas als verantwor- Spielwiese überwiegend islamischer Un- lächerlichen Strafmaße, gedeihen musli- fer der soeben geschehenen Islammorde tungslose Wegbereiterin des deutschen rechtsregime gemacht und beschäftigt mische Familienclans ohne jeden Respekt in Manchester und Ägypten innezuhalten. und europäischen Niedergangs eingehen sich trotz an vielen Orten der Welt unfass- vor der Justiz und den Exekutivorganen Von christlicher Nächstenliebe keine wird. barer , unerwähnt und ungeahndet blei- unserer durch unsere Politik quasi aufge- Spur, weder zu den eigenen Glaubensbrü- Der Umstand, dass die Kanzlerin mit bender, häufig blutiger Unterdrückung gebenen Rechtsordnung zu nahezu un- dern , noch im Sinne einer Abbitte für den dem demokratisch gewählten US-Präsi- der Menschenrechte nahezu ausschließ- umstrittenen kriminellen Beherrschern massiven Hass Luthers gegenüber dem denten Trump, nicht aber etwa mit dem lich mit der jede reale Basis entbehrenden ganzer Stadtteilbezirke, liefern sich gefähr- jüdischen Volk, obwohl ohne dessen jüdi- Pan-Islamisten und Israel-Feind Erdogan Dauerverurteilung Israels. № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU WELT 3 Warum gibt es keinen Terror in Polen, Ungarn oder Japan? Die friedliche Lage in Osteuropa ist Bundeskanzlerin Merkel vermutlich „unbegreiflich“

Von Laila Mirzo ter auch Polen, Tschechien und Ungarn. Der tschechische Innenminister Milan „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht Chovanec spricht seinem Volk aus der hin.“ Mit diesem Satz versuchten meine Seele: „Die Einwanderungspolitik in Eu- Eltern mir zu erklären, dass es immer eine ropa ist falsch. Jetzt bedroht der Islam un- Wahl gibt – selbst im Krieg. Man könne sere nationalen Interessen. Man muss die sich dem willkürlichen Morden entziehen, Zuwanderung stoppen. Wir wollen keine desertieren, sich verstecken, so tun, als ob radikalen Muslime in Tschechien.“ es einen nichts anginge und dann würden Auch Polen schaut skeptisch auf die „die da oben“ schon sehen, dass das Volk deutsche Flüchtlingspolitik. Der pol- nicht mitspielt. Passiver Widerstand als nische Journalist Stanislaw Januszew- stummer Schrei des pazifistischen Traums. ski schreibt etwa, es sei schwer „diesen Doch der Slogan hat noch einen zweiten, selbstmörderischen Trieb Deutschlands“ weniger häufig genannten zweiten Teil: „… ruhig zu kommentieren. Angela Merkels Dann kommt der Krieg zu euch!“ Politik der offenen Tür sei eine Gefahr Der Krieg ist zu uns gekommen. Wir ha- für Europa, so der Tenor aus Warschau. ben ihn nicht eingeladen, aber das ist ihm In Polen leben Schätzungen zufolge Schnuppe. Er kommt in unser Konzerte, 30.000 Muslime, das macht etwa 0,1 er fährt mit uns in der U-Bahn oder kreuzt Prozent vom Bevölkerungsanteil aus. In ungebeten auf dem Weihnachtsmarkt auf. Tschechien und der Slowakei sind es auch Er kommt und bringt den Tod in Manches- nicht mehr als 0,2 Prozent. Im Vergleich ter, in Berlin, in Jerusalem. dazu sind es in Deutschland, Großbri- Dieser Krieg kennt keine Fronten. Er ist tannien oder Schweden zwischen 4 und da, mitten unter uns. Dieser Krieg kämpft 5 Prozent. In Frankreich, dem Land mit nicht gegen Soldaten, dieser Krieg kämpft der höchsten Schlagzahl islamistischer gegen uns alle. Gegen Männer, gegen Frau- Wie machen die das nur? Warum bleiben die Länder dieser Regierungschefs von Anschlägen verschont? Terrorakte, liegt der Anteil der Muslime en und gegen Kinder, gegen jeden, der sich sogar bei 8 Prozent. nicht seinem Dogma unterwirft. Er rekru- spruch auf Religion, Moral und Wissen- frauenfeindlicher Gesinnungshaltung ist Aber schauen wir doch in den Fernen tiert seine Kämpfer mit ihrer Geburt. Man- schaft. Und reicht dazu nicht die Scharade ein Lackmustest für die sogenannte „freie Osten, nach Japan. Das Land der aufge- che folgen ihm blind, andere kappen die in den Disziplinen eines Rechtsstaates, Welt“. henden Sonne scheint unter einer Glas- Nabelschnur und ernennen den Logos zur greift diese Ideologie zum Schwert. Ein Das Selbstverständnis von der Gleich- glocke zu sein, keine Anschläge, keine Maxime ihres Tuns. LKW oder ein PKW wird zur Waffe. Schlä- berechtigung von Mann und Frau oder sexuellen Übergriffe durch Migranten, Wann gab es eine formelle Kriegserklä- fer eines kollektiven Bewusstseins erwa- das hohe Gut der Religionsfreiheit wird keine Angst vor Terror und Gewalt. Das rung? Haben wir da etwas übersehen wäh- chen und greifen zum Messer. Dann wird durch den Hegemonialanspruch des Is- mag an der strengen Einwanderungs- rend wir „Nie wieder Krieg!“ geschrien der Krieg an jede Haustüre klopfen und lams in Frage gestellt. Wie tolerant der politik liegen: 2014 haben rund 5.600 haben? Gefolgschaft einfordern. Islam gegenüber Andersgläubigen ist, de- Menschen um Asyl angesucht, aber nur Die Kriegserklärung wurde vor 1.400 An unzähligen Fahnenmasten von Jeru- monstriert er tagtäglich in den Ländern, 11 wurden akzeptiert. Was nicht heißt, Jahren ausgesprochen und richtet sich ge- salem bis Stockholm flattert der Trauerflor, in denen er bereits jetzt Staatsdoktrin dass Japan sich vom Schicksal der Flüch- gen alle, die sich nicht unterwerfen. Es geht schwarz und mahnend. Doch inmitten die- ist. Seine Haltung gegenüber Homose- tenden abwendet. Japan gehört zu den um alles oder nichts! ses globalen Schlachtfelds gibt es sie noch, xuellen kann man bei den öffentlichen wichtigsten Geldgebern des UNHCR. Wir können diesen Konflikt vielleicht die Refugien des gesellschaftlichen Frie- Hinrichtungen ermessen. Sein Umgang Der Inselstaat ist seit jeher sehr um kurzfristig ignorieren und ausblenden, dens. Länder, die vom Terror und von der mit Apostaten, Reformern und Kritikern seine ethnische Homogenität bemüht einfach keine Nachrichten schauen, keine Gewalt relativ verschont geblieben sind. spricht für sich. Auch in den Ländern, in und gewährt muslimischen Einwan- Zeitung lesen oder Gespräche über Poli- Das mag zum einen daran liegen, dass sie denen der Islam eine relativ junge Ge- derern selten unbefristeten Aufenthalt tik und Religion vermeiden. Wir können geographisch isoliert sind, zum anderen schichte hat, zeichnet sich die Entwick- oder gar die Staatsbürgerschaft. uns in unserem Alles-ist-gut-Kokon ein- aber liegt es definitiv an ihrer Einwande- lung der Gesellschaft nicht etwa durch Der Großteil der in Japan lebende spinnen oder den Kopf einziehen, in der rungspolitik und der von der Gesellschaft Friedfertigkeit aus, ganz im Gegenteil: Muslime sind Mitarbeiter ausländischer Hoffnung, dass sich der Sturm legen möge. getragenen Haltung gegenüber faschistoi- In ehemals buddhistischen und hindu- Firmen, Gastarbeiter, aber kaum japa- Die Geschichte hat uns aber gelehrt, dass dem Gedankengut. Diese Länder verweh- istischen Ländern wie Indonesien, Ma- nische Konvertiten. Die japanische Ge- diese Ideologie diese Taktik ebenfalls be- ren sich gegen den massenhaften Import laysia oder den Philippinen zeigt sich sellschaft scheint nicht die gleiche blin- herrscht. Sie ist einmal laut, einmal leise, sie eines ideologisierten Weltbildes. Diese Ge- exponentiell, wie die Islamisierung Hand de Empathie gegenüber dem Fremden taktiert und berechnet. Sie macht sich die sellschaften verwehren und wehren sich in Hand mit dem Abbau fundamentaler zu haben, wie die Menschen in Deutsch- Demokratie und die Religionsfreiheit zum gegen eine Religion mit politischem Ho- Menschenreche einherschreitet. Von der land, Frankreich, Belgien, Schweden Instrument, um eben diese Prinzipien der heitsanspruch. Sie sind sich des Prinzips weiblichen Genitalverstümmelung bis oder Großbritannien. Auch muss sich Aufklärung später mit chirurgischer Präzi- „cuius regio, eius religio“ bewusst. Die hin zur lokalen Einführung von Scharia- Tokyo nicht mit Problemen einer Paral- sion Stück für Stück zu entfernen. verantwortlichen Politiker wissen um die Gerichten manifestiert sich die Agenda lelgesellschaft, wie es sie in Malmö, Ber- Diese Ideologie, die Menschen in zwei Fragilität des gesellschaftlichen Friedens. des Islam. lin-Neukölln oder in Birmingham gibt, Klassen teilt, in Gläubige und Ungläubige, Das Gleichgewicht der Kräfte kann durch So mag es wenig verwundern, dass auseinandersetzen. Die japanischen Si- diese Ideologie der Apartheid akzeptiert äußere und innere Konflikte kippen. Die einige Nationen alles daransetzen, den cherheitskräfte üben für Notfälle nach keine Vielfalt, toleriert keine friedliche unkontrollierte Migration aus vorwie- inneren Frieden zu wahren und eine res- Erdbeben und Tsunamis und nicht für Koexistenz. Sie erhebt den absoluten An- gend islamischen Ländern mit juden- und triktive Migrationspolitik fahren. Darun- Anschlagsszenarien – warum wohl?

Ein Beispiel für die gewollte und verlet- Krieg in die jüdische Geschichte einge- rael und seine Bevölkerung schicksalhaft barn bedroht, änderte sich seine Si- zende Perfidie dieses Vorgehens der UNO gangene siegreiche, heldenhafte Kampf vor der durch die arabischen Machthaber cherheitslage nach dem erfolgreichen stellt die letzte im Mai mit wohlwollender des kleinen jüdischen Staates gegen die angedrohten existentiellen Vernichtung Kriegsgeschehen grundlegend, beson- aktiver oder passiver Zustimmung des überwältigende Übermacht der auf Initi- bewahrt. Gleichzeitig konnten die dem ders als auch der wiederholte arabische Westens , ausgerechnet am diesjährigen ative Ägyptens vereinigten Armeen fast damals noch schwachen jüdischen Staat Vernichtungsversuch im Jom-Kippur- Jom Ha’atzmauth, dem Jahrestag der isra- aller arabischen Staaten. Dem Kriegsge- unmittelbar nach seiner Gründung im Krieg vom Oktober 1973 abgewehrt wer- elischen Unabhängigkeitserklärung , wie- schehen vorangegangen waren vor den Jahre 1948 durch arabische Aggression den konnte. der erfolgte Aburteilung aus erlogenem Augen der untätigen UNO und der Welt geraubten Gebiete Judäas, Samarias und Als Zeichen der Solidarität mit dem jü- Anlass. von arabischer, vor allem von ägyptischer Galiläas sowie der die jüdischen Heiligtü- dischen Volk und der großen Bedeutung Ungeachtet dessen bietet der Juni des Seite ausgestoßene Drohungen, Israel mer tragende, den Juden vorsätzlich un- des historischen Geschehens entspre- Jahres 2017 für den Staat Israel und für die endgültig von der Landkarte zu tilgen zugänglich gemachte Ostteil der ewigen chend nehmen die Ereignisse des Juni Juden in aller Welt allem anderen voran und seine Bevölkerung ins Meer zu jagen, jüdischen Hauptstadt Jerusalem befreit 1967 breiten Raum in dieser Ausgabe ein. die freudige Gelegenheit an ein großes, die in der ägyptischen Schließung der is- und Jerusalem nach ewiger Fremdherr- In diesem Sinne wünsche ich dem in seiner Bedeutung für das Fortbestehen raelischen Lebensader, der Meeresstraße schaft und durch den Islam begangener Staat Israel, dem jüdischen Volk , unse- des Staates Israel durch nichts zu über- von Tirana, gipfelten. vorsätzlicher Entweihung und multipler ren Lesern und uns allen alles erdenklich schätzendes Geschehen aus der ohnehin Im Verlauf der Kampfhandlungen hat Zerstörung uralter heiliger jüdischer Stät- Gute und ein gesundes Chag Shewuoth ereignisreichen Zeitgeschichte des nach die Armee Israels, angeführt von ihrem ten endlich und dauerhaft wiederverei- Sameach. der Tragödie der Schoah neu begründe- damaligen Generalsstabschef Itzchak Ra- nigt werden. ten jüdischen Staates. bin und dem Verteidigungsminister Mo- War Israel vor dem 6-Tage-Krieg noch Am Israel Chai! Im Juni diesen Jahres jährt sich zum 50. sche Dajan, sämtliche arabischen Armeen nahezu täglich von der physischen Ver- Ihr Mal der unter dem Namen Sechs-Tage- umfassend geschlagen und den Staat Is- nichtung durch seine arabischen Nach- Dr. Rafael Korenzecher 4 WELT № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Trump hat in Israel mehr Feingefühl als Gabriel und Steinmeier gezeigt Die wichtigsten Botschaften seiner Nahostreise wurden in Europa kaum wahrgenommen

Von Thomas Eppinger

Mit der ersten Auslandsreise des ame- rikanischen Präsidenten gewinnt die künftige Nahostpolitik Donald Trumps erste Konturen. In Saudi-Arabien stärkt

Trump die sunnitischen Staaten gegen- JMANDEL NGAN, AFP über dem Iran, dem erbitterten Gegner der USA. In Israel setzt er den Friedenpro- zess auf die Agenda, und Abbas besucht er in Betlehem statt in Ramallah, wobei er mit keinem Wort die Zweistaatenlösung erwähnt, den bisherigen Ankerpunkt der amerikanischen Nahostpolitik. Der ab- schließende Papstbesuch beschließt die Respektsbezeugung gegenüber den drei abrahamitischen Religionen und setzt ein letztes Signal für künftige Friedens- initiativen. Dass Trump als erstes Land Saudi- Arabien besuchte, hatte Symbolkraft. Kein Präsident vor ihm hatte dieses Land als erstes Reiseziel gewählt. Sau- di-Arabien war für Trump ein voller Erfolg. Der Händedruck der First Lady mit König Salman hinterließ ebenso Eindruck wie Trumps Tochter Ivan- ka, die an der Seite ihres jüdischen Ehemanns Jared Kushner vor den saudischen Würdenträgern defilierte. Die Regierungschefs der USA und Israels. Auf Twitter hagelte es von saudischen Männern unter dem Hashtag „Bint starren Ideologien, sondern an realisti- An den Folgen von Jimmy Carters fa- allerdings nicht in die Karten blicken. Trump“ („Trumps Tochter“) reihen- schen Zielsetzungen orientieren. Wir wer- talem Fehler leidet die Welt bis heute. Zwar besuchte er als erster amtieren- weise Komplimente für die schöne den aus Erfahrungen lernen und uns von Khomeinis Gottesstaat hat die globale der Präsident die Klagemauer, verbat Präsidententochter, die ihrerseits nicht festgefahrenen Gedankenstrukturen nicht Verbreitung des Politischen Islam be- sich gleichzeitig aber die Begleitung darauf vergaß, die Frauenrechte anzu- eingrenzen lassen. Und wann immer es feuert, die Bevölkerung des Landes litt Netanjahus und bezeichnete sie als sprechen. möglich ist, wird es uns nicht um plötzli- mehr als je zuvor. Schnell hat die islam- „Teil Jerusalems“ statt als Teil Israels. Trump selbst fühlte sich sichtlich che Intervention, sondern um allmähliche faschistische Diktatur jene des Schahs Trump stellt sich zwar gegen den Iran wohl, zog Waffendeals im Wert von Reformen gehen. Wir brauchen Partner, an Grausamkeit übertroffen. und dessen Terrorgruppen fest an die mindestens 110 Milliarden Dollar an nicht Perfektion, und müssen alle, die un- Vor diesem Hintergrund ist Trumps Seite Israels, lässt aber offen, ob er die Land und stärkte das Bündnis zwi- sere Ziele teilen, zu Verbündeten machen. Botschaft richtig und unmissverständ- Zweistaatenlösung und Jerusalem als schen Saudi-Arabien und den USA. In Vor allem geht es Amerika nicht um lich: Wir liefern euch Waffen und las- ungeteilte Hauptstadt Israels für unver- einer wohlgesetzten Rede betonte er Krieg, sondern um Frieden. Wenn es uns sen nicht zu, dass ein atomar bewaff- rückbare Eckpunkte eines Friedensab- die gemeinsamen Interessen, verlang- gelingen soll, den Terrorismus zu besiegen neter Iran zum regionalen Hegemon kommens hält. Ob Trump tatsächlich te Engagement der Golfstaaten gegen und seine bösartige Ideologie zunichte zu aufsteigt. Im Gegenzug erwarten wir, der verlässliche Freund Israels ist, als den Terrorismus und beendete das Ap- machen, müssen die muslimischen Natio- dass ihr aufhört, Terroristen zu finan- der er sich in der Vergangenheit präsen- peasement mit dem Iran. In wenigen nen bereit sein, ihren Teil hierzu zu leisten.“ zieren, den IS besiegt und Frieden mit tiert hat, bleibt abzuwarten. Sätzen skizzierte er die Grundzüge ei- Nun gehören ausgerechnet Saudi- Israel schließt. Einiges spricht dafür, Jedenfalls hat Trump, der von seinen ner künftigen, sehr pragmatischen Po- Arabien und Katar zu den weltweit dass Trumps Besuch in Saudi-Arabien deutschsprachigen Gegnern gerne als litik: „Trumpeltier“ verspottet wird, bei sei- „Es handelt sich um die Wahl zwischen Fällt das Haus Saud, wird das Land nem Besuch in Israel mehr Takt und zwei verschiedenen Möglichkeiten für die diplomatisches Geschick bewiesen als Zukunft — und diese Wahl KANN Ame- nicht zu einem freien Ort, sondern zu der deutsche Bundespräsident und der rika ihnen NICHT abnehmen. Eine bes- deutsche Außenminister zusammen. sere Zukunft wird es nur geben, wenn Sie einer noch schlimmeren Hölle – Was die deutschen Medien nicht davon die Terroristen und Extremisten vertrei- abhielt, missglücktes Händchenhalten ben. Vertreiben Sie sie. in erbitterter Feindschaft gegenüber und einen stillosen Gästebucheintrag Vertreiben Sie sie aus Ihren Gotteshäu- in Yad Vashem in den Mittelpunkt der sern. Israel und dem Westen. Berichterstattung zu rücken. Man kann Vertreiben Sie sie aus Ihren Gemein- Jan Fleischhauers Empfehlung für den schaften. größten Financiers islamischer Terro- Teil einer neuen Friedensinitiative im Umgang Deutschlands mit Israel nur Vertreiben Sie sie aus Ihrem Heiligen risten, und Saudi-Arabien ist unter dem Nahen Osten ist, in deren Mittelpunkt beipflichten: „U-Boote liefern, Klappe Land, und Aspekt der Menschenrechte eines der Saudi-Arabien steht. halten“. vertreiben Sie sie von der Erde. furchtbarsten Länder der Welt. Gäbe es In dieses Bild passt auch die Zurück- Wobei der Eintrag Trumps, der ge- Amerika steht zu der Verpflichtung, den Job eines Saudi-Arabien-Kritikers, haltung Trumps in Israel. Kein Wort nauso im Gästebuch von Disneyland seine Strategien sich entwickelnden Be- würde ich mich darum bewerben. Es mehr darüber, die US-Botschaft nach stehen könnte, tatsächlich den Unter- drohungen und Sachlagen anzugleichen. wäre leicht verdientes Geld. Jerusalem zu verlegen, keine Rede von schied zwischen Trump und seinem Diejenigen, die nicht funktioniert haben, Aber all das trifft auf den regiona- verstärktem Siedlungsbau oder gar der Vorgänger veranschaulicht. Obama werden wir verwerfen – und eine neue len Gegner Saudi-Arabiens, den Iran, Annexion der umstrittenen Gebiete. hatte Stil, Klasse und Eleganz, er war Herangehensweise entwickeln, die auf Er- ebenfalls zu. Und die Opposition in Sogar die „Haaretz“ jubelte, Trump smart, eloquent und mit selbstiro- fahrung beruht und darauf basierend ihre Saudi-Arabien besteht im Wesentli- habe dem Wort „Frieden“ neue Größe nischem Humor begabt. Trump hat Urteile fällt. Wir werden den Pfad des chen nicht aus Bürgerrechtlern son- gegeben. nichts davon. Seine Krawatten sind zu prinzipientreuen Realismus einschlagen, dern aus Anhängern von Al-Kaida und Man mag das enttäuschend finden. lang, seine Sakkos zu oft offen, seine der auf gemeinsamen Werten und Inter- IS. Fällt das Haus Saud, wird das Land Aber Trumps Besuch in Israel stand Sprache ist simpel, sein Benehmen rü- essen beruht. nicht zu einem freien Ort, sondern zu nicht im Zeichen martialischer Rhe- pelhaft. Wo Obama lächelte, blickt er Unsere Freunde werden unserer Un- einer noch schlimmeren Hölle – in er- torik, sondern respektvoller Gesten grimmig, wo Obama elaborierte, klotzt terstützung stets ebenso gewiss sein wie bitterter Feindschaft gegenüber Israel und der Beschwörung von Friedens- er, wo Obama tänzelte, stampft er auf. unsere Feinde unserer Entschlossenheit. und dem Westen. Amerika hat in der bemühungen. Schon der Anflug mit Aber mit wem man lieber eine Fla- Unserer Partnerschaften werden die Si- Region schon einmal den Fehler ge- dem ersten offiziellen Direktflug von sche Wein trinken würde, steht in der cherheit nicht durch radikale Brüche, macht, einen ebenso autoritären wie Riad nach Tel Aviv war symbolkräftig, Politik nicht zur Debatte. Besser der sondern durch Stabilität befördern. Un- treuen Verbündeten fallen zu lassen, die Route war sicher nicht zufällig ge- falsche Mann tut das Richtige als der sere Entscheidungen werden sich nicht an anstatt „gradual reforms“ einzufordern. wählt. Besonders tief ließ er sich dann richtige Mann das Falsche. № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 5 Offener Brief des Herausgebers Dr. Rafael Korenzecher an Bodo Ramelow Der thüringische Ministerpräsident und der Anstand Der Ministerpräsident von Thüringen, Herr Bodo Ramelow, verunglimpfte am 25. Mai 2017 im Zuge einer ureigenen externen Auseinandersetzung mit Dr. Müller-Vogg, einem ehemaligen FAZ-Mitherausgeber, ohne erkennbaren Grund den verstor- benen, ehemals sehr prominenten lang- jährigen Herausgeber des ZDF-Magazins und Holocaust-Überlebenden Gerhard Löwenthal wegen seines engagierten Ein- satzes für die westdeutsche Demokratie mit den Worten: „Hauptsache der Geifer hängt noch an den Mundwinkeln.“

Nachdem sich die JÜDISCHEN RUND- SCHAU gegen die Diffamierung des Ver- storbenen eingesetzt hat, warf Herr Mi- nisterpräsident Ramelow der JÜDISCHEN RUNDSCHAU in einem Kommentar auf der FB-Seite der JÜDISCHEN RUNDSCHAU ein Fehlen jeden Anstandes vor:

Hierzu sah sich unser Herausgeber ver- anlasst folgende Erwiderung zu verfassen:

Lieber Herr Ministerpräsident Ramelow, ja, Sie haben recht: Die Jüdische Rundschau (JR) hat ihre eigenen Maßstäbe. Dazu gehört an ganz oberer Stelle der Respekt vor dem Recht und der Freiheit eines jeden Menschen auf seinen Glauben und seine Meinung. Nun ist das mit dem extensiven Ausleben von Rechten und Freiheiten in einer gleichberechtigten pluralisti- schen Gesellschaft so eine Sache. Wie Ihnen sicher bekannt ist, for- muliert die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des droits de l'homme et du citoyen) vom 26. August 1789, Artikel 4 hierzu übersetzt : „Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte si- Bodo Ramelow, der Ministerpräsident von Thüringen chern.“ Diese Maxime kennt auch das All- Und genau darum geht es hier, lieber Die Römer bezogen dies noch unzulässige und pauschale Verun- gemeine Landrecht für die Preußi- Herr Ministerpräsident. Die Verteidi- mehr auf die Person der Verstorbe- glimpfung unserer Publikation, un- schen Staaten vom 5. Februar 1794, gung der von Ihnen für sich beanspruch- nen selbst, mit der allseits bekannten serer Redaktion und unserer Autoren Einleitung II. Allgemeine Grundsätze ten Glaubensrechte, die Ihnen die JR These „De mortuis nihil nisi bene.“ wird noch verstärkt von der Sorge, ob des Rechts. § 83: übrigens in keiner Weise strittig macht, ( Über die Toten nichts, wenn nicht gegen ein Pressemedium getätigte „Die allgemeinen Rechte des Men- rechtfertigt nach hiesiger Ansicht unter Gutes.“ ) unhaltbare und ungebremste emoti- schen gründen sich auf die natürli- keinen Umständen Ihren globalen An- Alles, was die JR hier angegriffen onale Befindlichkeitseruptionen der che Freyheit, sein eignes Wohl, ohne griff auf die Ehrenrechte des an Ihrem hat, und zwar ohne sich zum Inhalt des Art, wie Sie sie hier an den Tag gelegt Kränkung der Rechte eines Andern, Disput schon aus biologischen Grün- von Ihnen an anderer Stelle geführten haben, vereinbar sind mit den hohen suchen und befördern zu können.“ den vollkommen unbeteiligten Verstor- Disputs auch nur ansatzweise zu posi- Standards an Würde und Verantwor- Die Menge der hierzu bestehenden benen, Gerhard Löwenthal. tionieren, ist der von Ihnen an den Tag tung, die unverzichtbar an einen ge- Postulate ließe sich noch in einer wei- Zwar können meines Wissens nach gelegte Mangel an der Sensibilität ge- wählten politischen Funktionsträger teren langen Reihe von Inhalts-ähn- Verstorbene nicht mehr Inhaber von genüber einem verstorbenen jüdischen in Ihrer öffentlichen und Vorbild- lichen Texten von Immanuel Kants Persönlichkeitsrechten sein. Jedoch gel- Menschen, die Sie für sich selbst abfor- verpflichtenden Position eines Mi- „Metaphysischen Anfangsgründen ten hier, schon aus Rücksichtnahme auf dern und die Ihnen, jedenfalls seitens nisterpräsidenten und Landesvaters der Rechtslehre“ von 1797 über an- die Angehörigen, ethische Prinzipien, der JR vorbehaltlos und nicht nur in gestellt werden müssen. Eine Über- gelsächsische Rechtsgelehrte bis in denen sich die JR, gerade wegen ihrer Sachen Ihres Glaubens eingeräumt prüfung des von Ihnen gegenüber der die Neuzeit hinein verfolgen. Sensibilisierung als jüdisches Medium wurde und wird. JR getätigten Anwurfs im Hinblick Eine schöne verständliche und er- nicht minder verpflichtet sieht. Mit größtem Nachdruck weise ich auf Ihre eigenes , durchaus auch zur frischend unjuristische Formulierung Auch hierzu sind an berufener his- daher als Herausgeber der Jüdischen Einschüchterung eines freien Presse- schreibt man dem amerikanischen torischer Stelle bereits allgemein ver- Rundschau die von Ihnen in Ihrem organs geeignetes Handeln lässt wei- Rechtswissenschaftler und nahezu bindliche Maxime aufgestellt worden. obenstehenden Kommentar getä- tere Zweifel daran zu. drei Jahrzehnte als Richter am Obers- So sagt Immanuel Kant in seinen tigte, ebenso substanz- wie haltlose, ten Gerichtshof der Vereinigten Staa- metaphysischen Schriften kurz und überaus beleidigende und anmaßen- Mit vorzüglicher Hochachtung ten berufenen Oliver Wendell Hol- spröde dazu: de Behauptung aufs Entschiedenste mes jr. (1841 – 1937) zu: „Das Rechthandeln mir zur Maxi- zurück, der JR fehle es hier offenbar Dr. Rafael Korenzecher „The right to swing my fist ends me zu machen, ist eine Forderung, die an jeder Form von Anstand. where the other man's nose begins.“ die Ethik an mich tut.“ Mein großes Befremden über diese Herausgeber Jüdische Rundschau 6 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Die Privatisierung des staatlichen Gewaltmonopols Das Gesetzesvorhaben des amtierenden Justizministers Heiko Maas ist entbehrlich, weil Beleidigung, Verleumdung und Volksverhetzung bereits Straftatbestände sind Von Jaklin Chatschadorian Kritikunfähigkeit und Unterwerfung (im Orient Respekt genannt, bei uns To- Wir beobachten in der Debattenkultur leranz genannt) orientalischer Mentali- der Bundesrepublik seit geraumer Zeit täten bedient, sondern auch die Politik, eine negative Entwicklung, welche mit die sich in ihrem Dialog mit Religions- dem sog. „Netzwerkdurchsetzungsge- und Migrantenverbänden nicht von der setz“ (in seiner jetzigen Fassung) einen Beobachtung dieser durch den Verfas- Höhepunkt erreicht und das Grundge- sungsschutz stören lassen will. rüst unserer Werte- und Rechtsordnung Unsere Politik, unsere Medienwelt zu verschieben droht. und Debattenkultur, die Political Cor- Die freie Meinungsäußerung ist für rectness sowie das falsche Verständnis eine freiheitlich-demokratische Staats- von Toleranz und Integration führen ordnung konstituierend. Als unmittel- dazu, dass wir, trotz Aufarbeitung des barster Ausdruck der menschlichen, Holocausts, z.B. den Antisemitismus individuellen Persönlichkeit des Ein- von muslimischer Seite vor jeder nega- zelnen in einer Gesellschaft gehört das tiven Aufmerksamkeit schützen, um Recht einen Gedankengang offen auszu- der Minderheit der Muslime in unse- sprechen zu den nobelsten Menschen- rem Land „gerecht“ zu werden, um die rechten unserer Zivilisation. gesellschaftlichen Spannungen nicht zu Gerade im Bereich der Äußerung befeuern etc. von Werturteilen besteht Grundrechts- Aber – sind Juden in dieser Gesell- schutz von vornherein – unabhängig schaft nicht auch eine Minderheit? Eine, davon, ob die Äußerung rational oder die es zu schützen gilt? emotional, begründet oder grundlos ist Gerade vor einigen Wochen vernah- und ob sie von anderen für nützlich oder men wir alle den antisemitischen „Vor- schädlich, wertvoll oder wertlos gehal- fall“ (dieser Begriff findet Verwendung ten wird. in Artikeln von „Welt“, „Tagesspiegel“ Gleichwohl ist das Grundrecht der und „Berliner Zeitung“, und wird im Meinungsfreiheit nicht schrankenlos Duden „nur“ als plötzlich eintretendes, gewährleistet. Zum Beispiel sind Belei- unangenehmes Ereignis definiert) an digungen, Verleumdungen und Volks- einer Schule in Berlin-Friedenau; einer verhetzung im Strafgesetzbuch bereits Odd ANDERSEN, AFP Schule, die seit 2016 Teil des Netzwerks als Straftatbestand normiert. Zudem Heiko Maas „Schule ohne Rassismus – Schule mit gibt es zivilrechtliche Wege, um unzu- Courage“ ist. lässigen Inhalten Einhalt gebieten zu Eine schlechte Haushaltshaltspolitik Die deutsche Debattenkultur gleicht Laut Tagesspiegel haben an der Schu- können. Wozu also das sog. Netzwerk- allein in die Verantwortung zu ziehen, dem Geschehen in Pausenhöfen von le etwa 75 Prozent der Schüler eine an- durchsetzungsgesetz? wäre jedoch falsch. Schulen in Problembezirken. Wer nicht dere Muttersprache als Deutsch, viele Das entbehrliche Gesetzesvorhaben In Zeiten sog. Political Correctness dazugehört, ist Freiwild für den Mob. kommen aus türkischen oder arabischen des amtierenden Justizministers Heiko beobachten wir auf der einen Seite das Dieser wiederum ist jeder Kritik erha- Familien. Von „Vorfall“ zu sprechen ist Maas ist das Ergebnis des Zusammen- Zusammenwirken eines totalitären ben, sakrosankt. Derjenige, der auf der hier ein Oxymoron der besonderen Art. wirkens verschiedener Faktoren, die ei- Harmonisierungswahns, des Kulturre- richtigen Seite steht, ist zu respektieren. Dem aktuellen Antisemitismusbericht nes Rechtsstaates unwürdig sind. der Bundesregierung zufolge gibt es Es will zwar dem sog. „Hatespeech“ in islamischen Kreisen dreimal soviel (Zu Deutsch: Hassrede) in bester Ab-  Wir wären im Extremfall beim Hilfsarbeiter, Zustimmung zu antisemitischen Items sicht entgegentreten, bedient sich allem wie in nichtislamischen Kreisen. Gera- voran aber einer verfassungswidrigen der entscheidet, wer etwas sagen darf de bei Jugendlichen rührt er aus einer Methode: der Privatisierung des staat- Kombination von kultureller und reli- lichen Gewaltmonopols durch die Aus- und wer nicht. giöser Sozialisierung. Er ist nicht plötz- lagerung strafrechtlicher Prüfungen auf lich eintretend, sondern anerzogen und Unternehmen. lativismus und der Übernahme orienta- Derjenige, der „links“ steht, ist eben- gewachsen. Damit riskiert es eine willkürliche, lischer Mentalitäten ebenso wie auf der so wie derjenige, der sich larmoyant zu Fazit: Die Bundesrepublik braucht unzureichende, ungleichmäßige, rein anderen Seite die totale Ächtung von einer politisch populären Minderheit kein Netzwerkdurchsetzungsgesetz, subjektive Beschränkung eines hohen Mindermeinungen, die vor der Relati- hochgedient hat, per se auf der richtigen sondern die Schärfung demokratischen Rechtsgutes durch private Unterneh- vierung und Rechtfertigung von Gewalt Seite. Bewusstseins. Gerade in der Debatten- men und Stiftungen. Diese wiederum nicht zurückschreckt. In der Debatte um die Kritik am Islam kultur ist ein werteorientiertes „back to könnten sich der Unterstützung von In einem Rechtsstaat hat diese sub- wird das Problem besonders deutlich. the roots“ essentiell. Wir sind zu Fort- Subunternehmen bedienen und wir wä- jektive Ungleichbehandlung von Mei- Hier treffen zwei Feindbilder aufeinan- schritt und Wohlstand gekommen, weil ren im Extremfall beim Hilfsarbeiter, nungen (Werturteilen) nichts zu suchen. der wie es widersprüchlicher nicht sein wir so sind, wie wir sind. Widerspruch der entscheidet, wer etwas sagen darf Der unterwürfige, falsch verstandene kann. Deutsche Fremdenfeindlichkeit und Zweifel, das Aneinanderreiben ge- und wer nicht. Respekt, die Tabuisierung bestimmter trifft auf islamistische Verachtung der gensätzlicher, unangenehmer, aber einer Genau das ist aber die Verpflichtung Begriffe und Meinungen, die unsachliche Ungläubigen. Die berechtigte Ableh- gemeinsamen Werteordnung entsprin- des Staates, welche er nur in die vertrau- Verküpfung einer bestimmten Meinung nung des weltweit gewaltaffin gelebten gender Positionen und Vorstellungen, ensvolle, entsprechend ausgebildete, mit dem Applaus aus einer unbeliebten / Islams gerät zwischen die Stühle. Sie der (verbale) Streit, haben uns Wettbe- politisch neutrale Hand seiner eigenen unerwünschten Richtung und eine Ma- wird durch Umdeutung zur Phobie, also werb und Innovation gebracht. Die fal- Kräfte geben darf. xime, die Emotionen den Vorrang vor zu einer aus verwerflicher Unwissenheit sche Zurückhaltung darf in der sachlich Die Entscheidung beruht letztlich Argumenten zuspricht, bedingen nicht und Vorurteil genährten, unberechtig- geführten Debatte ebenso keinen Platz darauf, dass Strafverfolgungsbehörden nur einen bedauerlichen Rückschritt in ten Angstörung, erklärt. haben wie die aggressive Überschrei- und Gerichte grundsätzlich überfordert der westlichen Welt. Vielmehr ermutigen Im Gegenzug wird der sich weltweit tung von Beleidigungstatbeständen im sind. Die Anzahl der registrierten Straf- sie zu einem Gegenangriff, der bewährte aufdrängende Anlass der Ablehnung, Sinne des § 185 StGB. taten in Deutschland ist im Jahr 2016 im Prinzipien durchbricht. die von muslimischer Seite angedrohte Man muss nicht jeden Menschen und Vergleich zu den Vorjahren gestiegen: Vertritt man klare Interessen der Mehr- oder gar angewandte Gewalt vertuscht, seine Ideologie mögen und wertschät- Ein Trend, der sich bereits seit mehreren heitsgesellschaft, plädiert man für das be- relativiert oder gerechtfertigt. zen, am wenigsten jene, die meinen un- Jahren verzeichnen lässt, seit der sog. herzte Mitsingen der deutschen Hymne So kommt es z.B., dass wir als Mehr- sere Standbeine versetzen zu müssen Flüchtlingskrise aber an Geschwindig- oder für die Akzeptanz deutscher Grund- heitsgesellschaft aufgefordert werden, – auch nicht um eines falschen Friedens keit zugenommen hat. werte, macht man sich bereits verdächtig, uns zwecks Erweiterung unseres eige- Willen. Die Meinungsfreiheit ist ein Gleichzeitig klagt der gesamte Bereich zum „rechten Rand“ der Gesellschaft zu nen Toleranzrahmens weiterzubilden Mittel, das beste Mittel, um diesen Wi- der Sicherheits- und Justizbehörden über gehören. Kritisiert man den Nationalis- über eine Religion, die Bildung, Zweifel, derstand zu üben und die freiheitlich- Personalmangel in nicht unbedeuten- mus von Migranten – in dieser Sparte ist Diskurs und Kompromiss ablehnt und demokratische Grundordnung zu ver- dem Umfang. Etatkürzungen führten zu der türkische Nationalismus besonders zur Sünde, welche wiederum – bei kon- teidigen. Die gute Debatte ist für unsere Personalabbau, dieser zu einer prekären relevant – wird einem meist vorgeworfen, servativer Auffassung – in Eigenregie Grundordnung existentiell. Alles andere Sicherheitslage und einer verzögerten, den deutschen Nationalismus zu relativie- geahndet werden darf, erklärt. ist die Absage an europäische Werte, die zuweilen nur oberflächlichen Ahndung ren. Dieses Ungleichgewicht muss endlich Nicht nur die Debatte in Deutschland in der wertvollen Würde und Freiheit von Vergehen und Verbrechen. überwunden werden. hat sich mit Harmonisierungswahn, des Individuums ihren Ursprung haben. № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 7 Wäre „Israelkritik“ ein Parteiprogramm, könnte man damit in Deutschland Wahlen gewinnen Wie und Frank-Walter Steinmeier die israelische Regierung brüskieren und damit bei deutschen Wähler punkten Von Ulrich W. Sahm

Israel kann sich vor der Flut falscher, giftiger und gehässiger Anwürfe kaum mehr retten. Dabei geht es nicht um die sogenannten „fake-news“ aus sozialen Medien, sondern um gezielte Diffamie- rung im Namen der Diplomatie. Die ungeheuerliche „Demokra- tie“ des Herrn Gabriel Deutschlands SPD-Außenminister Sigmar Gabriel, bekanntlich auch Vi- zekanzler in der größten europäischen Demokratie, erklärte gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“: „Die aktuel- le Regierung ist nicht Israel, auch wenn sie das gern so darstellt.“ Man muss die israelische Regierung oder gar ihren Premierminister weder mögen noch der Politik zustimmen. Zu behaupten, sie sei nicht Israel, ist ein grundsätzlicher Verstoß gegen die Regeln der Demokratie. Benjamin Netanjahu ist nun mal demokratisch gewählt und hat gemäß allen Regeln der Kunst eine Mehrheitskoalition auf die Beine gestellt. Würde Gabriel auch behaupten, dass Frau Merkel nicht für Deutschland spricht und Herr Trump nicht für die USA? Und wenn Gabriel schon so Isra- els Regierung delegitimiert, warum schweigt er zu seinem „Freund“ Mach- mud Abbas, der seit 2006 nicht wieder- gewählt worden ist und mit der Auflö- sung des Parlaments die Demokratie in der Autonomiebehörde abgeschafft Die komplette Troika der SPD agitiert anti-israelisch. hat? Über die demokratische Legiti- mation der Hamas im Gazastreifen als profilierter Politiker auch wusste, gegen die Pluralität von Gesellschaft den Atem an, die Israelis gedenken der müssen hier wohl keine Worte verloren daraus Kapital zu schlagen. ablehne, „stellt sich selbst ins Abseits“. Opfer und zeigen ihren Respekt. Und werden. Gleichwohl hatte ausgerechnet Eine Woche später kam der Bundes- Soweit der „Spiegel“. man kennt die Namen wirklich. Jeder Gabriel bei einem seiner Besuche in präsident Dr. Frank Walter Steinmeier. tote Soldat, jeder ermordete Zivilist Nahost von Israel gefordert, diese „pa- Ebenfalls SPD-Genosse wie Gabriel, Ein Schlag ins Gesicht wird nach den Anschlägen namentlich lästinensische“ Partei anzuerkennen. doch in anderer Rolle, um in Israel nun für jeden Israeli erwähnt und vom ganzen Land betrau- Wo in der Welt anerkennen Staaten wieder die „Wogen zu glätten“. Netanjahu hat sich allein gegen die ert. Unvorstellbar, dass man in Israel politische Parteien anderer Länder und Erneut wurde berichtet, als hätten Organisation „Schweigen Brechen“ mit Terroropfern so anonym umgehen über was sollten sie mit ihnen verhan- die Medien nichts verstanden. Wieder gewandt und das ausdrücklich nicht würde wie in Berlin nach dem Anschlag deln? Die Frage, ob Israel nun auch die am Breitscheidplatz. NPD oder die AFD anerkennen sollte, Der Gedenktag geht in den Unabhän- beantwortete er mit einem lauten La- Unvorstellbar, dass man in Israel mit gigkeitstag nahtlos über. Hier erinnern chen und brach dann das Gespräch ab- sich die Menschen daran, welcher Preis rupt ab. Terroropfern so anonym umgehen würde, für die Unabhängigkeit bezahlt werden musste und was durch das Opfer der „Ist das berechtigte Syrienkri- wie in Berlin nach dem Anschlag am Soldaten erreicht wurde. Die meisten tik?“ werden Sie niemals hören Israelis haben in der Armee gedient. Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stif- Breitscheidplatz. Es gibt wohl keinen Israeli, der nicht tung hat in einer neuen Studie heraus- mindestens einen Gefallenen persön- gefunden, dass der „moderne Antise- lich kannte. Eine Diffamierung der IDF mitismus“ in Deutschland seit 2014 von wurde behauptet, dass Netanjahu den wegen „Regierungskritik“ oder wegen ausgerechnet beim Besuch deutscher 28 % auf 40 % im Jahr 2016 angestiegen „Eklat“ mit Gabriel provoziert habe, „Siedlungspolitik“, sondern allein we- Volksvertreter konnte nicht übler plat- ist. Die entscheidende Aussage lautete: weil er keine Treffen mit „regierungs- gen deren fraglichen Methoden und ziert werden, als im Umfeld dieses nati- „Aufgrund der Politik Israels, kann ich kritischen Organisationen“ dulde. unnachweisbaren Behauptungen, isra- onalen Trauertages. verstehen, dass die Leute etwas gegen Steinmeier reagierte darauf – ohne Ne- elische Soldaten pauschal als Kriegs- die Juden haben.” So wird die Studie in tanjahu beim Namen zu nennen – in verbrecher darzustellen. Das konnte, Am deutschen Wesen kann kein der „Jerusalem Post“ zitiert. seiner Rede in der Hebräischen Uni- durfte und wollte Netanjahu als ge- Israeli genesen Bemerkenswert ist, dass es keinen versität mit „klaren Worten“: „Sprech- wählter Premier nicht unmittelbar vor Es gibt kaum eine Familie in Israel, die ähnlichen Begriff für Kritik an ande- verbote helfen nicht beim Verstehen, dem Jom haZikaron hinnehmen. Die- keinen Soldaten stellt. Eine Kriminali- ren Ländern gibt, in denen Menschen- und sie schaffen kein Verständnis“, sag- ser Feiertag ehrt alle Soldaten der israe- sierung ihrer Soldaten, die täglich ihren rechtsverbrechen und Verstöße gegen te Steinmeier. Und weiter: „Wer seine lischen Armee, welche in Kriegen oder Kopf hinhalten müssen, um das Land das Völkerrecht drastischer sind als Stimme erhebt, wer Kritik übt, der ist bei Terroranschlägen gefallen sind. gegen militärische Angriffe, Raketen- vermeintlich in Israel: Syrien, Irak, kein ‚Volksverräter‘, sondern eigentlich Am Jom haZikaron wird auch der Zi- beschuss oder Messerstecher-Terror Jemen und anderswo. Allein anhand ein Volksbewahrer.“ vilisten gedacht, die Opfer des „paläs- zu verteidigen, ist weder für rechte, dieser Studie kann man sehen, dass Au- Ohne „Breaking the Silence“ und tinensischen“ Terrorismus geworden noch für linke israelische Demokraten ßenminister Gabriel mit seinem Eklat „B’Tselem“ zu nennen, lobte der Bun- sind. Der Tag beginnt am Vorabend um hinnehmbar. Eine Diffamierung ihrer in Israel innenpolitisch, im Vorfeld der despräsident deren zivilgesellschaftli- 20 Uhr (nach dem jüdischen Kalender Söhne und Töchter, Väter und Groß- Neuwahlen im September, nur positiv ches Engagement in Israel. Sie verdien- beginnen die Tage mit dem Sonnenun- väter, Kinder und Enkel als „Kritik“ zu punkten konnte. Es ist anzunehmen, ten „unseren Respekt als Demokraten tergang) mit dem einminütigen Signal- bezeichnen und zu erwarten, dass das dass er diese Studie der SPD-nahen auch dann, wenn sie einer Regierung ton einer Sirene. In dieser nationalen auch noch goutiert wird, ist ignorant, Friedrich-Ebert-Stiftung kannte und kritisch gegenüber stehen“. Wer hin- Schweigeminute hält das gesamte Land überheblich und instinktlos. 8 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Mit dem Merkelianer Laschet wird es den dringend nötigen Neuanfang in NRW nicht geben Armin Laschets Schmusekurs mit den türkischen Rechtsradikalen Von Jaklin Chatschadrorian

Zuhören. Entscheiden. Handeln. Ar- min Laschet, der designierte Minis- terpräsident des Landes Nordrhein- Westfalen und seine CDU haben dem Wähler etwas versprochen. Was wer- den wir erwarten dürfen? Eine Progno- se zur Problemlösungskompetenz. Die neue NRW-Regierung über- nimmt ein Bundesland, das sich in vie- len Bereichen de facto insolvent erklärt hat. Aus den Politikfeldern Haushalt, innere Sicherheit, Bildung, Integrati- on, Asyl und Islam durften wir in der vergangenen Legislaturperiode keine erfreulichen Meldungen vernehmen. Nichts Anderes gilt für die Minister, die es in die Medien geschafft haben. Den Rest der unter Kraft regierenden Damen und Herren kennt kaum einer. Um dieses Land wieder in Bewegung zu bringen, bedarf es ausgefeilter, inei- nandergreifender Konzepte. Eigentlich bedarf es auch genügend Zeit. Doch diesen Luxus hat nicht. Das liberale Aushängeschild der CDU will Lösungskompetenz und konser- vative Inhalte miteinander verbinden, und gerade letzteres nicht an die AfD abgeben. Nun steht man in der Verantwortung zu liefern. Lieferverzug bedeutet un- wiederbringlichen Schaden, weil Fak- Sascha Schuermann, AFP ten geschaffen, bzw. vom Vorgänger geschaffene Fakten zementiert werden. Armin Laschet, der designierte Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Fortschrittliche Integrations- ration und in jeder Einbürgerung einen stand der Integrationspolitiker Armin Qualifikation akzeptiert. Was aber bei- politik? Gewinn sieht. Also wirbt er seit seinen Laschet bei nationalistischen und nati- de Damen können ist eines: Sie spre- Nach Aussage der Bundeskanzlerin Anfängen für eine solche. onalislamistischen türkischstämmigen chen hervorragend Deutsch, sind west- steht Armin Laschet als überzeugter Zuwanderern hoch im Kurs. lich kurz gekleidet und hip in sozialen Europäer für wirtschaftliche Kompe- Laschet steht für schwarz-grü- Nachdem der türkische Nationalisla- Netzwerken. Allein damit stehen sie tenz, für eine fortschrittliche Integrati- ne Zusammenarbeit mismus im DTF durch „Graue Wölfe“, für die in Deutschland gern gesehene onspolitik in einer offenen und sicheren Vor zehn Jahren klang all dies sehr gut. die ihre rechtsextreme Ideologie nicht Erfolgsgeschichte von Migration und Gesellschaft. An seiner fortschrittli- Über die sog. Pizza-Connection, einem mehr verbergen, sondern durch die Integration. Unter dem Deckmantel chen Integrationspolitik wollen wir ihn Treffen von Politikern der CDU und Bezeichnung als „normal“ in Deutsch- einer gelungenen Integration werden hier messen. den Grünen, erfreute er selbst jene Ver- land, und gerade auch innerhalb der aber türkische Interessen vermarktet. Der Ausbau von Ganztagsschulen treter, die für alles andere als eine kon- CDU, etablieren wollten, entschied Cemile Giousouf bedient jene Fragen, und die vermehrte Einstellung von servative Politik stehen. man sich 2014, unter der Landespartei- zugunsten des türkischen Islams, Serap Lehrkräften mit Migrationshinter- Es wundert auch nicht, dass Armin führung von Armin Laschet zur Grün- Güler ist im Einsatz zugunsten eines grund, damit einhergehend das Werben Laschet bei Integrationslobbyisten mit dung der „Union der Vielfalt“. Viele modernen Türkentums. um diesen Beruf in Migrantenkreisen, Migrationshintergrund, wie etwa bei Mitglieder des DTF sah man auch hier wurde 2006 über ein 20-Punkte-Ak- dem Sozialdemokraten und Vorsitzen- wieder. Die Presse sprach von einem Kontakte zu DITIB tionsplan von Armin Laschet als In- den des Landesintegrationsrates NRW, Etikettenschwindel. 2016 erfolgte die und Mili Görüs tegrationsminister initiiert, um die Tayfun Keltek, ebenso hohe Anerken- Umwandlung der „Union der Vielfalt“ Der Dialog mit der DITIB (Türkisch- Bildungschancen von Zuwandererkin- nung genießt wie bei Deniz Güner, dem (UdV) in den „Landesfachausschuss Islamische Union der Anstalt für Re- dern zu verbessern. Vorsitzenden der türkischen Gemeinde für Integration“. Dem Vernehmen nach ligion e.V.) wird hier im Namen der Weiterhin gehen Kooperations- NRW. Sympathisch und konstruktiv sind 18 der 24 Ausschussmitglieder CDU ebenso aufrecht erhalten wie die vereinbarungen mit muslimischen sei Laschet und an den türkischen Mig- dieselben, die auch bei der UdV aktiv Kontakte zur vom Verfassungsschutz Organisationen, um islamischen Re- ranten interessiert. waren. beobachteten IGMG (Islamische Ge- ligionsunterricht einzuführen, auf Wohin hat seine umarmende Politik Unter dem Slogan „jung, bunt, weib- meinschaft Milli Görüs e.V.) den damaligen Integrationsminister – unter Einbeziehung der ihm folgen- lich“ hatte Armin Laschet zwei tür- Armin Laschet hier eine Unwis- zurück. Er wollte den Islam mit in den Ära Kraft – uns heute gebracht? kischstämmige Politikerinnen aus senheit zu unterstellen, würde seinen Deutschland ausgebildeten Religions- diesen Kreisen persönlich unterstützt. Qualitäten nicht gerecht werden. Er lehrern und unter deutscher Schulauf- Die NRW-CDU ist teilweise Seine Unterstützung steht bis heute kennt viele der wichtigen Akteure sicht installieren. Auch hier zugunsten von Islamisten und Rechtsradi- und wird von einem breiten Netzwerk der in Deutschland ansässigen türki- einer am Allgemeinwohl ausgerichte- kalen unterwandert innerhalb des Klüngels getragen. Wer schen Gemeinschaft persönlich und ten Integrationspolitik. Zunächst ein Blick auf die CDU. Die gut ist zu den einen, die jemandem sein Netzwerk ist im Laufe der Jahre, Mit dem Bekenntnis zu Deutschland CDU ist von türkischen Nationalis- oben in der Hierarchie nahestehen ebenso wie seine interkulturellen Kom- als Einwanderungsland und zur multi- lamisten unterwandert. Der Kern der oder dessen Unterstützung genießen, petenzen, gewachsen. Er ist ein erfah- kulturellen Gesellschaft versprach er, als Unterwanderung liegt in NRW. Ob in wird ebenso in die Gunst des richtigen rener, durchaus durchsetzungsstarker einer der ersten Vertreter der sog. Will- einer kleinen Kommune oder im Land, kommen. Politiker, der lesen und schreiben, Ver- kommenskultur schon 2010, die gesam- überall findet man unter dem Dach der Heute sitzt Cemile Giousouf als Inte- fassungsberichte einsehen und mit der te Bundesrepublik zu einer Republik der CDU Akteure, die für einen konserva- grationspolitikerin im und Zeit gehen kann. Die rheinische Froh- Aufsteiger machen zu wollen. tiven bis verfassungsfeindlichen Islam ist mit einem sicheren Listenplatz für natur versteht es einfach, alle bei Lau- Mit der Forderung einer gemeinsa- oder für eine starke Türkei stehen. die kommende Bundestagswahl aufge- ne zu halten und so manches unter den men Leitkulturdebatte sprach er sich Das Problem ist seit jeher bekannt. Es stellt. Serap Güler saß bis vor zwei Wo- Teppich zu schieben, noch bevor die für die Einbringung der von Zuwande- ist davon auszugehen, dass das im Be- chen im Landtag NRW, ebenfalls als Reinigungskräfte eintreffen. Eine Poli- rern mitgebrachten Werte aus, damit sonderen auch für den Vorsitzenden der Integrationspolitikerin. tik der harten Hand würde nur unlieb- eine Identifikation mit diesem Land er- CDU NRW, Armin Laschet, gilt. Schon Die Qualifikationen für die Integrati- same Bilder erzeugen und einen Wäh- möglicht werde. Schließlich ist er auch zu Zeiten des Deutsch-Türkischen Fo- onspolitik sind bei diesen beiden Perso- lerpool kosten. derjenige, der in bürgerschaftlichem rum der CDU (DTF), der Lobbyor- nen kaum ersichtlich, sofern man nicht Die Nähe der CDU zum politischen Engagement den Schlüssel zur Integ- ganisation für türkische Interessen, den Migrationshintergrund an sich als Islam ist Armin Laschet und seinen № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 9

„Stipendiaten“, aber auch zum Beispiel schwören sollen. Es gilt nunmehr, die des Verhalten gewertet werden könne. migrantschaft, umgehen? Wie will man Ruprecht Polenz, Thomas Kufen und ganze Kraft dem Wohle des Landes Armin Laschet steht nun als desig- bei jenen Flüchtlingen, die eine religiös- zu verdanken. Türkische Nordrhein-Westfalen zu widmen. nierter Ministerpräsident in der Ver- konservative bis islamistische Einstel- Nationalislamisten sind letztlich für die Nach alledem lässt sich feststellen, pflichtung, nicht nur einer populären lung mitbringen, die Integration und türkeiaffine CDU von heute Gold wert. dass die Eingaben von Armin Laschet, Seite zuzuhören und populäre, kurzfris- die Werteordnung dieser Gesellschaft Einerseits bilden sie, aufgrund von die 2006 noch als fortschrittlich und tig glänzende Lösungen anzustreben, nahebringen? Gibt es Anzeichen für vielfältigen Beziehungen in die Türkei weltoffen einen neuen Schwung in die sondern nachhaltige, am Gemeinwohl eine Absage an die Politik des blinden eine wichtige Brücke zum türkischen CDU und in die Landesintegrationspo- orientiere Entscheidungen zu treffen Umarmens? Wie will man der Integrati- Staat, welche auch von der Kanzlerin litik brachten, zwar gut gemeint waren. und entsprechend offen und transpa- onsverweigerung Grenzen setzen? Was geschätzt werden dürfte. Andererseits Es fehlte jedoch an Weitsicht. Stell- rent zu handeln. Wird er diesen Wandel dürfen wir Frauen, die seit neuestem sind türkische Kontakte zur Vermitt- schrauben für einen – sich aufdrängen- schaffen oder sich für die Fortsetzung einer besonderen Gefährdung im öf- lung in nichttürkisch-islamische Kreise den – Missbrauch wurden nicht gesetzt. seiner bisherigen Politik entscheiden? fentlichen Raum gegenüberstehen, von von Nutzen, um in der Integrationspo- Die infolgedessen eintretenden, ne- Wie wird er mit den Anträgen auf der Politik unter der Führung der CDU litik durch die Präsentation von ver- gativen Folgen, welche man besonders Anerkennung der vier größten islamis- erwarten? Wird es Bestrebungen geben, meintlicher Vielfalt dem Vorwurf ein- innerparteiisch gut beobachten kann, tischen Religionsverbände als Körper- die den Bürger zu mehr Wachsamkeit seitiger Turkophilie entgegenzutreten. wurden nicht offensiv in Angriff ge- schaft öffentlichen Rechts umgehen, auf der Straße und vor der eigenen Türe Anders als der fortgeschrittene Ras- nommen. Vielmehr entschied man sich gerade auch mit Blick auf die teilweise ermutigen? sismus von Migrantenseite stört jede für eine „Deckel drauf“ - Behandlung. Beobachtung dieser Verbände bzw. Ich traue der CDU NRW nicht zu, selbstbewusst deutsche Argumenta- Statt Probleme zu beseitigen, gleich ob ihrer Mitglieder durch den Verfas- diese Punkte ausgehend am Allgemein- tion. Klassisch konservative Inhalte in aller Offenheit oder umsichtig im sungsschutz? Wer wird nunmehr den wohl dieser Gesellschaft bearbeiten zu werden in Acht und Bann schlagen, um Hintergrund, ermahnte man jene, die islamischen Religionsunterricht an öf- wollen. Ich halte die Politik der CDU, die Konkurrenz – etwa in Form einer den Finger in die Wunde legten. Wer die fentlichen Schulen mitgestalten? Wie die Politik des Relativierens und Ver- erstarkenden neuen Partei wie der AfD Partei zu laut, zu erfolgreich kritisiert, wird man mit dem in NRW erstarkten bergens, die Politik der Förderung die- – zu besiegen. wird in diesem System darauf hingewie- Rassismus, der von nationalislamisti- ser Kräfte, für gefährlich; für NRW und Nicht der türkische Nationalislamis- sen, dass der Gang an die Öffentlichkeit schen Kräften ebenso ausgeht wie aus für die Bürger dieses Landes. Ausgefeil- mus und nicht der arabische Islamis- strenggenommen als parteischädigen- der Mitte der muslimischen Bestands- te Konzepte sind nicht sichtbar. mus, nicht die Nähe dieser Ideologien zu Dschihadismus und Terrorismus werden als Gefahren für Demokratie, Partei und Land benannt, sondern die Politik der AfD. Im Kampf gegen „rechts“ und für Integration sitzt Armin Laschet in Ge- sprächsreihen mit Aiman Mazyek, um zu betonen, dass Religionen nicht gene- rell ursächlich für Gewalt seien und mit ihm und anderen Demokraten schreibt Armin Laschet in der Sammlung „AfD – bekämpfen oder ignorieren“ mutig ge- gen Populismus und Rassismus. Hier stört er sich offenbar nicht an der Tatsache, dass Aiman Mazyek mit dem Zentralrat der Muslime türkische Rechtsextremisten (Union der Tür- kisch-Islamischen Kulturvereine in Eu- ropa e.V. ATIB) und die Islamische Ge- meinschaft in Deutschland e.V., die der extremistischen Muslimbrüderschaft zugeordnet wird, vertritt. Es scheint nicht von Bedeutung zu sein, dass ge- nau diese zwei Vereinigungen vom Ver- fassungsschutz beobachtet werden. „Integrationsräte“ wirken in den kleinsten Kommunen Die von Integrationsminister Laschet in- itiierte interkulturelle Öffnung des Lehr- berufes ist unter der rotgrünen Regierung zur interkulturellen Öffnung der Verwal- tung angewachsen und ermöglicht die Unterwanderung in Legislative, Exekuti- ve und Judikative. Gleichzeitig wird diese Unser Service für Sie mit Nachdruck von den Integrationsräten bis in die kleinste Zelle jeder Kommune Gregory’s Joaillier am Kurfürstendamm zeichnet sich nicht nur durch innovatives Design unter der Verwendung edelster forciert. Schmucksteine aus. Eine Besonderheit ist die haus-interne Werkstatt mit Goldschmied und Steinfasser, die vor Ort Die Einbindung von Familien, über die Akzeptanz der von Zuwanderern individuell auf Kundenwünsche eingehen können. 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Eigentlich war der April 2017 kein gu- ter Monat für das internationale Re- nommee des Islams. Allein in Europa begingen fanatische Anhänger der selbsternannten „Religion des Frie- dens“ drei blutige Anschläge. Am 3. April sprengte sich ein Selbstmord- bomber in einer einfahrenden U-Bahn in Sankt Petersburg in die Luft und riss 14 Menschen mit in den Tod. Am 7. Ap- ril zermalmte ein Lkw-Attentäter in der Stockholmer Innenstadt vier Passan- ten. Am 20. April, wenige Tage vor dem ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen, erschoss ein IS-Sympathisant auf der Prachtstraße Champs-Élysées in Paris einen Polizis- ten und verletzte mehrere andere Men- schen schwer. Hinzu kommt die übliche „Begleitmusik“ in der restlichen Welt: etwa der heimtückische Massenmord an betenden Soldaten im afghanischen Masar-i-Scharif mit 140 Toten oder die Anschläge am Palmsonntag in Ägypten auf Kirchen der koptischen Minderheit, die mehr als 40 Todesopfer forderten. Eigentlich. Denn, Hand aufs Herz – in Erinnerung bleiben wird den meis- ten der diesjährige April höchstens wegen seiner Wetterkapriolen. Dass man, sofern man nicht unmittelbar selbst betroffen ist, mit zunehmender AFP HACHE, Valery Häufigkeit solcher Anschlags-Meldun- gen abstumpft, diese auch bald wieder vergisst, ist menschlich. Die Nummer mit dem Lkw in Stockholm war ja auch nicht neu, sondern bereits die vierte derartige Attacke innerhalb eines Drei- Nach dem islamischen Terroranschlag von Nizza. vierteljahres (nach Nizza, Berlin und London). Die Verdrängung von etwas wie ein Lauffeuer durch alle wichtigen tete perverse Bewunderung für seine Berichterstattung darüber Wasser auf Beängstigendem, das man nicht ändern deutschen Medien. Natürlich ist das „Vitalität“ und „Kraft“ noch verstär- die Mühlen von Rechtspopulisten sein kann, dient der psychischen Balance. verabscheuenswürdig, wenn es wahr ken. Andere Vorkommnisse sind da könnte oder geeignet wäre, „Islamo- Man gewöhnt sich an alles, und das Le- sein sollte, aber stimmen hier wirklich womöglich imageschädigender. In den phobie“ (übrigens ein Kampfbegriff der ben geht weiter. die Gewichtungen in der Berichterstat- letzten Wochen waren dies in Deutsch- iranischen Mullahs, um jegliche Kritik am Islam zu pathologisieren) zu ver- Warum kennt niemand das Der Grund dafür ist wohl die Tabuzone, stärken. Aus einer ideologisch verzerr- Terroropfer Ebba aus Stock- ten, auf die NS-Vergangenheit fixierten holm? die in der deutschen Öffentlichkeit rund deutschen Binnenperspektive wähnt Damit ist allerdings nicht zu erklären, sie Muslime von permanenter Diskri- dass die Opfer islamistischer Anschläge, um den Islam errichtet wurde, um diesen minierung bedroht, betrachtet sie so- anders als diejenigen rechtsextremer Ge- gar als „neue Juden“ und übernimmt walt, in der deutschen Öffentlichkeit mehr vor Kritik zu schützen. kritiklos die von den Islamverbänden oder weniger gesichts- und namenlos blei- gepflegte Opferrolle. Diese Kaste gibt ben. Wieso kennt kaum jemand die zwölf tung? Wieso werden Menschen, deren land etwa der „Moscheereport“ des vor, die „Vielfalt“ der Gesellschaft Toten vom Breitscheidplatz, wohingegen Leben durch islamistische Anschläge Journalisten Constantin Schreiber, in wahren zu wollen, scheint eine solche die zwölf Opfer der NSU-Mörder mit ausgelöscht wurden, wie Opfer dritter dem er festgestellt hat, dass in 13 zu- jedoch allein an der möglichst großen staatlichen Ehrungen überhäuft, ja sogar Klasse behandelt? fällig ausgewählten Moscheen die Ima- Anzahl bunter Kopftücher zu messen. Straßen nach ihnen benannt wurden? Der Grund dafür ist wohl die Tabu- me durchweg zur Abgrenzung von der Aus ihrer Sicht brannte es im April – Dass die 11-jährige Ebba aus Stockholm, zone, die in der deutschen Öffentlich- deutschen Gesellschaft aufriefen oder abgesehen von der Aufregung um die ein bildhübsches, fröhliches Mädchen mit keit rund um den Islam errichtet wur- sogar gegen „Ungläubige“ hetzten; das islamistischen Anschläge – dreimal langen dunkelblonden Haaren, auf dem de, um diesen vor Kritik zu schützen. Verfassungsreferendum in der Türkei, lichterloh. Nachhauseweg von einem Dschihadisten, Sobald irgendetwas geschieht, was ein bei dem in Deutschland lebende Tür- Eine, die in derartigen Notsitua- der es nach Zeugenberichten mit seinem ungünstiges Licht auf ihn werfen könn- ken zu einem höheren Prozentsatz für tionen immer zuverlässig zur Stelle Lastwagen gezielt auf Frauen und Kinder te, schwärmen die Nachtwächter seiner die Einführung von Erdogans diktato- ist und sich wie eine gute Glucke vor abgesehen hatte, buchstäblich zerstückelt Lobbyverbände samt ihrer medialen risches Präsidialsystem stimmten als ihre Schützlinge stellt, ist Andrea wurde; dass ein Foto von ihren sterblichen Unterstützer aus und stimmen die im- ihre Landsleute in der Türkei selbst; Dernbach. Was ihr Kollege Daniel Überresten, die wie nasser Müll auf dem mer gleiche Leier an: das Geschehene der Antisemitismusbericht des deut- Bax in der verbohrten Betonvarian- Asphalt klebten, auf islamistischen Web- habe nichts mit dem Islam zu tun, man schen Bundestages, der konstatierte, te bei der „taz“ betreibt, das leistet seiten kursierte und dort mit begeisterten müsse bitte jeden Generalverdacht ge- dass Juden in Deutschland sich immer sie beim „Tagesspiegel“ wesentlich Kommentaren und vielen „Likes“ verse- genüber Muslimen vermeiden, dürfe stärker durch den importierten Juden- geschickter und geschmeidiger. Nur hen wurde – wer weiß das schon, und wen ihnen nicht zumuten, wegen Extre- hass muslimischer Zuwanderer be- nach der Kölner Silvesternacht 2015, regt es auf? misten unter Rechtsfertigungsdruck droht fühlen. dem Super-GAU aller „Islamophobie“- Solche Hintergrundinformationen zu geraten, und solle im Übrigen ruhig Wächter, wagte sie sich zu weit aus der muss man sich mühsam aus in- und weiterschlafen. Auf Wacht gegen Deckung, als sie den belästigten und ausländischen Quellen zusammensu- Dabei lässt sich durchaus über die „Islamophobie“ vergewaltigten Frauen unterstellte, chen. Die unbestätigten Gerüchte hin- Frage streiten, ob Terroranschläge fa- Daraufhin klingelten in manchen Re- sie versuchten, mit ihren Anzeigen bei gegen, wonach eine ägyptische Studen- natischer Muslime das Ansehen des daktionen die Alarmglocken. Denn der Polizei aus rassistischen Motiven tin, die in Cottbus angefahren wurde, Islams tatsächlich beschädigen, oder für eine einflussreiche Kaste deutscher Abschiebungen von Nordafrikanern im Sterben liegend, von Insassen des ob sie nicht vielmehr den ohnehin Meinungsmacher steht nicht das Er- zu beschleunigen. Prompt erhielt sie Unfallwagens fremdenfeindlich belei- schon ins Monströse übersteigerten eignis selbst im Mittelpunkt; sie be- massiven Gegenwind. Seitdem agiert digt wurde, gingen vor wenigen Tagen „Respekt“ vor ihm und eine verbrei- schäftigt vor allem die Frage, ob die sie vorsichtiger. № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 11 CLEMENS BILAN,CLEMENS AFP

Nach dem islamischen Terroranschlag von Berlin

„Tagesspiegel“-Journalistin was den guten Ruf des Islams gefährdet setzten die „gutwilligen“ Muslime un- Community aufmerksam, verschiebt Andrea Dernbach streitet und Ressentiments gegen Muslime ter Druck und stärkten die Position der sich nach ihrer Bearbeitung die Verant- für das Image des Islams nährt. In allen drei genannten Fällen Radikalen: „Seht her, man hasst uns wortung stets wie von Zauberhand auf Trotzdem weiß der aufmerksame Le- war Dernbach sofort zur Stelle. Um die Muslime, ihr strengt euch umsonst an.“ „die Gesellschaft insgesamt“ oder gleich ser sofort, wenn die für „Migration, Aufregung über den „Moscheereport“ auf die Rechtspopulisten. Erreicht wird Minderheiten, Bürgerrechte und Ge- einzudämmen, diagnostizierte sie er- Sarrazin sei schuld dieser Effekt in der Regel nicht durch schlechterpolitik“ zuständige Tages- wartungsgemäß einen „fatalen Gene- am Pro-Erdogan-Votum direkte Parteinahme, sondern durch Nach der negativen Reaktion der deut- eine entsprechende Auswahl von „Ex- schen Öffentlichkeit auf das reaktionä- perten“ und Interviewpartnern, deren re Wählervotum einer 60 bis 70-pro- Meinung dann – scheinbar journalis- zentigen Mehrheit der von den Türken tisch sauber – nur zitiert wird. in Deutschland und anderen Ländern Welches Denken hinter der Metho- Westeuropas abgegebenen Stimmen, die de Dernbach steckt, erhellt ein älterer aus ihren freien Aufnahmegesellschaften Artikel, in dem sie darlegt, wieso es heraus faktisch die Entstehung einer Dik- in Deutschland – etwa bei von musli- tatur in der Türkei förderten, ließ sie den mischen Gangs verübten Gewalttaten Migrationsforscher Haci-Halil Uslucan – keinen „deutschenfeindlichen Ras- seine Gründe für die „besondere Sensibi- sismus“ geben kann: „Rassismus war lität“ der Türken in Deutschland ausbrei- immer der Vorwurf der Unterdrückten ten: die hier erlittene „objektive Diskri- an die Adresse der Unterdrücker, der minierung“ sowie die Sarrazin-Debatte Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse von 2010, welche daran schuld sei, dass gegen deren Nutznießer. Er erzählt von die angeblich starke Identifikation der Macht. Dass Migranten in einer Macht- hier lebenden Türken mit Deutschland position gegenüber autochthonen erheblich nachgelassen habe. Deutschen wären, würde wohl auch In Reaktion auf die Vorstellung Ministerin Schröder nicht behaupten.“ des Antisemitismusberichts der Bun- Mit anderen Worten: Bevor die sich  Für Andrea Dernbach kann es keinen moslemischen Rassismus geben.

desregierung zitierte Dernbach die stetig verschärfenden Probleme mit is- LINKE-Politikerin , wonach lamisch konnotiertem Antisemitismus Judenfeindlichkeit kein Problem von und Ressentiments gegen „Ungläubige“ Muslimen und Arabern sei. Auch der in Deutschland auch als solche benannt antisemitische Vorfall an einer „Schule werden dürfen, müssen wir warten, bis ohne Rassismus“, wo offenbar muslimi- die muslimischen Einwanderer gegen- sche Jugendliche einen jüdischen Mit- über der autochthonen Bevölkerung in schüler mobbten, zeige, „wie schwer der Mehrheit sind und auch die ihnen sich die deutsche Gesellschaft insge- dann zustehenden Machtpositionen samt im Umgang mit Antisemitismus besetzen. Bis dahin folgt Andrea Dern- tut“. Zum Abschluss des Artikels hebt bach einer klaren Agenda: der bedin- sie hervor, dass die AfD sich auf ihrem gungslosen Verteidigung des (einge- Kölner Parteitag geweigert habe, sich wanderten) Morgenlandes. von Antisemitismus zu distanzieren. Auch die Evangelische Kirche kämpft für ein positives Image des Islams. Gerade der letzte Artikel verdeutlicht Oliver Zimski ist Übersetzer, Sozial- exemplarisch Dernbachs Arbeitswei- arbeiter und Autor. 2015 erschien sein spiegel-Redakteurin sich zu Wort mel- ralverdacht“ und behauptete, Reporta- se. Macht die ursprüngliche Meldung Kriminalroman "Wiosna – tödlicher det: Es muss wieder etwas passiert sein, gen wie die von Constantin Schreiber noch auf ein Problem der muslimischen Frühling". 12 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Die Visegrad-Staaten und Österreich haben Deutschland vor sich selbst geschützt Ohne Österreich wäre die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien noch immer offen Von Markus Vahlefeld

Gleich ein Geständnis vorweg: ich hatte Angst. Das kommt nicht oft vor. Meist schaffe ich es, mir meine Ängste durch Reflexion oder eine gute Portion Sarkasmus vom Leib zu halten. Dieses Mal bin ich einige Monate lang damit gescheitert. Angst, so wird allenthalben gesagt, sei ein schlechter Ratgeber. Das ist si- cher richtig, auch wenn dieser Satz die letzten Monate vor allem von denen kam, die sich entweder nur in gepan- zerten Limousinen und mit Body- guards aus dem Haus wagen, oder von denen, die ihre eigene Angst vor TTIP und Kernkraftwerken als Ausweis einer höheren Moral ansehen, andere Ängste aber nicht gelten lassen. Gute Angst und böse Angst An einmal der Jahrestag des Reak- torunfalls von Tschernobyl begangen wurde, ist mir das Missverhältnis von guter Angst und böser Angst wieder ins Auge gesprungen. Der Angst vor dem „unsichtbaren Tod“ wurde in Funk und Fernsehen großer Raum eingeräumt. Dass sie eine berechtigte Angst ist, wurde dabei als selbstverständlich vo- rausgesetzt. Angst vor den Konsequen- zen der bizarren und völlig aus dem Ru- der gelaufenen Politik Angela Merkels dagegen gilt als unberechtigt, ungebil- det und demokratieschädlich. Nun gibt es schönere und freudvolle- re Aufgaben, als in die dunklen Verliese ARMEND NIMANI, AFP der eigenen Angst hinabzusteigen. In Märchen werden Ängste oft mit wilden Zuwanderer versuchen gewaltsam in Ungarn einzudringen. Tieren und Drachen verbildlicht, die in dunklen Wäldern oder noch dunkleren wissen wir nicht. Darüber hüllt sich das fesselten Fehlentscheidungen und der „Flüchtlinge“ - dazu muss man nur die Höhlen hausen und die der Held oder Märchen in Schweigen. Machtbefugnis eines einzelnen Men- Zahlen der Übergriffe von „Flüchtlin- die Heldin aufsuchen und niederringen schen („Führers“) schützen soll, galten gen“ auf Deutsche ins Verhältnis set- muss. Übersetzt auf unser postheroi- Der Irrsinn der Mutter als obsolet: der Bundespräsident auf zen zu den Zahlen der Übergriffe von sches Zeitalter heißt es wohl: setze dich So saßen wir also zusammen am Tisch, Linie, das Parlament freundlicherwei- Deutschen auf „Flüchtlinge“ -, sondern mit deinen Ängsten an einen Tisch und meine Angst und ich, und mussten se selbst entmachtet, alle im Bundestag vielmehr gegen jene, die auf der karita- redet miteinander. So habe ich es also herzlich lachen über die Präzision, mit vertretenen Parteien zu einer Einheits- tiven Begeisterungswelle partout nicht getan (man muss ja nicht gleich zusam- der die Gebrüder Grimm Seelenzu- front verschmolzen und die Claqueure mitschwimmen wollen. War man frü- men beten). stände in wunderbare kleine Geschich- der Kanzlerin in den Redaktionsstuben her Vaterlandsverräter oder Defätist, Zuerst erschien ein sehr diffuser Zeit- ten zu packen vermocht hatten. Und als wurden auch nicht müde, sie für ihre ist man heute eben Fremdenfeind oder genosse an meinem Tisch. Er wirkte dann die Österreicher im Verbund mit Weisheit und Tugend zu preisen. besser gleich noch Nazi. irgendwie aus meiner Kindheit kom- den befreundeten Balkanstaaten end- Spätestens, als „deutsche Kultur- Nicht mitzuschwimmen ist aber mend und verpackte sich selbst ger- lich das Zauberwort aussprachen und schaffende“ sich im März 2016 mit zu allererst Ausweis demokratischer ne in ein Bild, das wiederum einem der Topf zu kochen aufhörte, fiel auch einem Brief und roten Rosen bei An- Reife und Ausweis einer absolut not- Märchen entsprungen war. Er nannte der Bart der Angst ab und sie löste sich gela Merkel für ihre Flüchtlingspolitik wendigen Gewaltenteilung zwischen sich „der süße Brei“ und in ihm geht in Wohlgefallen auf. es um einen Zaubertopf, der einem Und so lebten wir vergnügt bis ans Nicht mitzuschwimmen ist kleinen Mädchen gehört, das ihn gut Ende unserer Tage? Weit gefehlt. beherrscht. Eines Tages ist das Mäd- Die Angst vor dem unaufhörlich aber Ausweis demokratischer chen aus dem Haus, und die Mutter weiterkochenden Topf war das eine. befiehlt dem Topf zu kochen, und der Vielleicht war sie eine infantile unre- Reife. Topf kocht Brei. Den zweiten Spruch flektierte Angst, von denen ich natür- jedoch, wie der Topf auch wieder auf- lich einige kenne. Viel größer, so stellte bedankten („es ist Zeit, dass wir Dan- zu kontrollierenden Herrschern und hört zu kochen, hat sie sich nicht ge- ich fest, war die Angst, dass der Irrsinn keschön sagen. ist eine ihre Stimme bekanntlich abgegebe- merkt, und also hört der Topf nicht der Mutter, die das Zauberwörtchen ja Chefin, die es mit Souveränität schafft, nen Beherrschten - und nicht der einer wieder damit auf und kocht und kocht nicht einfach nur vergessen, sondern die Situation zu händeln“), musste je- rechtsradikalen Gesinnung. Diesen „und der Brei steigt über den Rand hi- sich mit allen ihr zur Verfügung stehen- dem halbwegs denkenden Menschen Unterschied haben vor allem die links- naus und kocht immer zu, die Küche den schmutzigen Tricks zeternd gewei- klar geworden sein, dass in weiten Tei- liberalen Medien bis heute nicht ver- und das ganze Haus voll, und das zwei- gert hatte es auszusprechen -, dass die- len der deutschen Meinungselite nord- standen und trommeln weiterhin das te Haus und dann die Straße, als wollts ser Irrsinn wieder von vorne losgehen koreanische Verhältnisse ihren Einzug Lied der weisen Führerin, getreu dem die ganze Welt satt machen, und ist die könnte. Um im Märchen zu bleiben: gehalten hatten. Wohlgemerkt: ganz DDR-Motto „die deutsche Öffentlich- größte Noth, und kein Mensch weiß wer oder was hinderte die Mutter künf- freiwillig und nur aus dem Zwang der keit erwartet begeisternde Werke über sich da zu helfen.“ Die ganze Stadt ist tig daran, das Kind aus dem Haus zu ja- guten Gesinnung heraus. unsere Gegenwart.“ bereits unter Brei begraben, als das gen und den Topf wieder zum Kochen Gab es die letzten Monate irgend- Kind nach Hause kommt und zu ihm zu bringen? Nichtschwimmer sind Nazis eine Lüge, die ausgelassen wurde, auf nur „Töpfchen, steh“ sagt. Da hört es Deutschland, soviel ließ sich festhalten, dass wir an sie nicht wie an ein Mantra auf zu kochen. Alle Parteien sind eine Ein- hatte auch ganz ohne staatlich gelenk- glauben sollten? Angefangen mit den Irgendwie geht das Märchen also heitsfront und der Bundespräsi- te Repressionsapparate zu einer „Kon- „Flüchtlingszahlen“ für das Jahr 2015, gut aus, auch wenn es sicher lange Zeit dent auf Linie senskultur“ gefunden, die eine Eigen- die zuerst von 400.000 auf 700.000 benötigte, die Stadt wieder flott zu be- Alle Bremsvorrichtungen, die eine schaft von Kriegszeiten ist. Und Krieg hochkorrigiert wurden, dann wunder- kommen. Was mit der Mutter geschah, funktionierende Demokratie vor ent- herrscht seitdem. Viel weniger gegen sam die Millionengrenze überschritten № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 13 und sich schließlich bei irgendwas zwi- wenn die Balkanroute noch immer of- Immigrant und Flüchtling unterschei- sellschaftliche Selbstüberschätzung schen 1,1 und 1,4 Millionen einpendel- fen wäre? Müsste Griechenland dann den zu müssen, ist eine der vorzüg- mit deutlichen Anzeichen der Selbst- ten. So ganz genau wusste es keiner. täglich 10.000 Menschen in die Türkei lichsten Versuche einer babylonischen zerstörungslust. Heute wissen wir, dass allein in den zurückschicken? Oder nur die, die sich Denk- und Verständnisverwirrung, die sechs Monaten zwischen September nicht mit Händen, Füßen und manch- Medien und Politik unternommen ha- Der süße Brei des Konsens 2015 bis März 2016 mehr als 1 Million mal auch Lattenzäunen wehrten, und ben, um jede Kritik im Keim als hart- Dass es die östlichen Nachbarn und Menschen unkontrolliert und bar jeder der die Polizei habhaft werden könnte? herzig und unmenschlich erscheinen Österreich waren, die uns Deutsche Verwandtnis und Verwendung nach Und die anderen würden sich weiterhin zu lassen. Wer kann schon etwas gegen dieses Mal vor dem restlosen Abgleiten Deutschland gekommen sind und es auf den Weg nach Deutschland machen Flüchtlinge haben? in den Abgrund bewahrt haben, nehme sich eben nicht um die gut ausgebilde- können? Was war der Plan Angela Mer- Und wir kennen das Spiel doch: ir- ich mit großer Dankbarkeit zur Kennt- ten Facharbeiter, Ärzte und Ingenieure kels, mit einer offenen Grenze zwischen gendwann wird Merkel weg sein und nis. Wäre es nach der deutschen Bun- handelte, die angetreten waren, unsere Griechenland und Mazedonien die dann kommen die, die die lautesten deskanzlerin („ich habe keinen Plan Renten zu sichern. Menschen von der Wanderbewegung Lügen von sich gegeben und den Druck B“) und ihren Groupies gegangen, wir abzuhalten? Was haben Selbstschuss- am höchsten gehalten haben und wer- würden weiterhin Hunderttausende Der Zuzug in nur 6 Monaten anlagen an der syrisch-türkischen den den Druck bejammern, unter dem Neubürger pro Monat hinzubekom- hatte den Umfang der Grenze mit Fluchtursachenbekämp- sie so schrecklich gelitten haben. Von men, mit deutlicher Tendenz nach Millionenstadt Köln fung zu tun? den Grünen, die bekanntlich jeden oben, denn die Sommermonate stehen Eine Million Menschen in sechs Mo- Und Hand aufs Herz: hat irgendje- Abend für die Gesundheit der großen erst noch bevor. Nur dass fast keine naten kann man auch herunterbrechen mand wirklich daran geglaubt, dass Parteivorsitzenden Angela Merkel be- Syrer mehr darunter wären, denn die auf 5.000 Menschen am Tag, das ist die die Türkei, um die Visafreiheit für ihre ten, mag man so viel Selbstreflektion würden bekanntlich in die Türkei zu- Bevölkerung einer deutschen Klein- Bürger zu erreichen, alle 72 Forderun- gar nicht erwarten. Aber die Altmei- rückgeschickt werden. stadt, die täglich über die Grenze ge- gen der EU umsetzen würde? „Es wird ers und Taubers und Laschets dieser Und dann war sie wieder da: die kommen ist. Eine Million Menschen keinen Flüchtlingsrabatt für die Türkei Republik, sie werden, allein schon aus Angst vor dem deutschen Irrsinn und in sechs Monaten für ein Land mit ins- geben, wenn es um die Anwendung der Angst um ihre Pfründe, nicht müde dass dieser jederzeit wieder ausbrechen gesamt vier Millionenstädten bedeutet Visa-Spielregeln geht“, hieß es voll- werden, das Klima ihrer eigenen Unter- könnte. Und ich musste wieder an das die Neuansiedlung einer weiteren Mil- mundig von europäischer Seite, als das drückungsleistung als erdrückend zu Märchen von dem Topf denken, der lionenstadt in der Größe Kölns. Das Abkommen unterzeichnet war. Heute beweinen und ihrer Erleichterung Aus- nicht aufhört zu kochen. Und ich stell- mag demographisch alles notwendig wissen wir, dass die Türkei auf diese druck verleihen, dass dieser Spuk nun te fest, dass es nicht der Brei an Neu- sein, umso notwendiger wäre es dann, Forderungen pfeift und ihre Bürger endlich vorüber ist. Denn ein Spuk, der bürgern war, vor dem ich Angst hatte. dass dieses Land, das seinen Bürgern trotzdem visafrei nach Europa reisen sich in der Mitte Europas wie ein allen Denn ein Land kann das Zauberwort eh schon eine der höchsten Steuer- und können. Schmutz ventilierender Entzündungs- sprechen und der Topf versiegt. Abgabenlasten der Erde oktroyiert, herd gebildet hatte, waren diese sechs Der Brei, das war vielmehr der Irrsinn eben diesen seinen Bürgern einen Ge- Jeder ein Flüchtling Monate zwischen September 2015 und des politischen Diskurs‘, die Lügen, die genwert in Form von Kontrolle und Man mag heute den Begriff „Flüchtling“ März 2016. Beugungen und die intellektuellen Zu- Auswahl der Neubürger zur Verfügung gar nicht mehr in den Mund nehmen, so Ja, es lag ein Fluch über Deutsch- mutungen, die diesen Diskurs so ver- stellt. Stattdessen werden die Steuer- verseucht wurde er von den Lügen der land, ein Bann, der die Menschen in unmöglicht haben und die kein anderes und Abgabenlasten steigen und die Le- Ziel als das einer „Konsenskultur“ hat- bensqualität, die Sicherheitsstandards ten. Hier wüsste ich gerne das Zauber- und das Bildungsniveau in Deutsch- W enn Merkel irgendwann weg ist, wort, damit dieser überkochende Brei land weiter sinken. zum Stillstand gebracht werden kann. werden sich alle in der CDU von ihr Der süße Brei des Konsens scheint als Lauter Lügen Wunsch so tief in den Deutschen ange- Der Lügen könnte man dutzende wei- distanzieren. legt zu sein, dass auch kein Geschichts- tere hinzufügen. Die von einer friedli- wissen vor seiner Versuchung schützt. chen Silvesternacht in Köln beispiels- Gutmeinenden, die es als Ausweis der ihre selbstverschuldete Unmündigkeit Ich gehe davon aus, dass dies die eigent- weise. Oder die, dass die Anschläge in richtigen Gesinnung ansehen, unter dem zurückgeführt hat. Heraus kam ein liche Krankheit der Deutschen ist und Paris und Brüssel nichts, aber auch gar Begriff „Flüchtling“ alle Wanderungswil- deutscher Veitstanz, bei dem sich alle dass es gut ist, Nachbarn zu haben, die nichts mit dem vollständigen Kontroll- ligen dieser Erde zu subsumieren, ganz Kräfte, die bis dahin durch die mehr auf diese Krankheit dann doch keine verlust an der deutschen Grenze zu tun egal woher sie kommen, was sie hinter oder weniger konsequente Anwendung Rücksicht mehr nehmen. gehabt haben („Terroristen brauchen sich haben und was sie hier in Deutsch- von Zivilisationstechniken in Zaum Es ist ein beruhigendes Bild: keine offenen Grenzen“). Oder die, land vorhaben. Terroristen, Verbrecher, gehalten wurden, ungebremst austo- Deutschland in einem rinderwahn- dass an den Zusammenrottungen zu Glücksritter, Vergewaltiger, Kleinkrimi- ben konnten: deutsche Schuldgeilheit, artigen Zustand wird von seinen klei- Silvester in Deutschland ganz sicher nelle, Großkriminelle, religiöse Faschis- argumentativer Irrsinn, hoch aufge- neren Nachbarn gehalten und vor sich keine Flüchtlinge beteiligt waren. ten, Judenhasser, Kriegsverbrecher – völ- richtete Lügengebäude, diskursiver selbst geschützt, auf dass es nicht ein- Was waren die Phrasen der herr- lig egal, jeder ein Flüchtling. Schaum vor dem Mund, die alte deut- fach zur Seite wegkippt. Auf eigenen schenden Klasse voll von „der Härte Diese Leistung der Sprachbeugung, sche Fratze der universal-moralischen Beinen scheint Deutschland noch nicht des Rechtsstaats“ und „konsequenter die nicht mehr meint zwischen Asylant, Besserwisserei und schließlich die ge- stehen zu können. Abschiebung“, von „europäischer Lö- sung“ und „Fluchtursachenbekämp- fung“. Erinnert sich noch jemand an die schalen Mantren, die die Bundes- Sie interessieren Sich für die „Jüdische Rundschau“, möchten sie aber kanzlerin bei Anne Will zum Besten gab? Keine „nationalen Alleingänge“ aus bestimmten Gründen nicht abonnieren. Deswegen haben Sie die versprach sie da, kreißte und gebar ein deutsch-türkisches Abkommen, das Zeitung ab und zu im Zeitungskiosk gekauft. Aber Sie laufen nicht gerne der Rest Europas nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt. Oder ihre Aus- zum Zeitungskiosk oder finden da die Zeitung nicht immer. Möglicherweise sage auf die Frage von Anne Will, ob denn Deutschland seine Grenzen nicht ist Ihre Beweglichkeit begrenzt oder Sie möchten es lieber bequem… schließen müsse. „Wie soll das funkti- onieren? Sie können die Grenze nicht schließen.“ Einige Wochen später un- ternehmen die Balkanstaaten und Ös- Dann haben wir ein terreich genau diesen Versuch, und sie- he da – es funktioniert! Wenn es nach Angela Merkel gegan- gen wäre, würden die Grenzen zwi- tolles Angebot für Sie! schen Griechenland und Mazedonien immer noch offen sein. Wie ein Rohr- spatz schimpfte sie über die Öster- Sie können auf unserer Website www.juedische-rundschau.de reicher und die Visegrad-Staaten, als diese sich anschickten, die Grenzen die aktuelle Ausgabe der „Jüdischen Rundschau“ bestellen zu schließen. „Eine schwerwiegende und online bezahlen. Die Zeitung wird innerhalb Rückentwicklung der Europäischen Union“, hat sie es genannt. von 24 Stunden nach Bestellung und Hat irgendjemand aus dem Re- cherchenetzwerk, das unter lautem Bezahlung an Sie verschickt und kommt direkt zu Tam-Tam die völlig unspektakulären Panama-Papers ans Licht brachte, mal Ihnen per Post in einem neutralen Briefumschlag. nachgeforscht, wie der Türkei-Deal ei- gentlich hätte umgesetzt werden sollen, 14 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU OT: arte verhindert die Ausstrahlung einer Antisemitismus-Dokumentation Die Filmemacher Joachim Schroeder und Sophie Hafner zeigen offenbar unerwünschte Wahrheiten FREDERICK FLORIN, AFP

Von Alex Feuerherdt Dem GEZ-bezahlten Sender arte passte die Doku nicht ins Konzept.

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsen- die Israelisierung und vor allem gegen die Schroeder und Sophie Hafner von der nen und Studenten aus dem Gazastreifen der ARTE lehnt die Ausstrahlung einer Amerikanisierung!“ Die Angesproche- Film- und Fernsehproduktionsgesell- zu Wort kommen, die sich überraschend Dokumentation über Antisemitismus in nen johlen, glauben wie ihr Idol fest an schaft Preview Production aus München klar gegen die Hamas und deren Antise- Europa entgegen seiner ursprünglichen eine „amerikanisch-zionistische Weltver- sind dafür viele tausend Kilometer durch mitismus positionieren. Und sie machen Zusage ab. Er wirft den Autoren formale schwörung“ und sind der Ansicht, in den Deutschland, Frankreich, Israel und den deutlich, dass es „Palästinenser“ gibt, die Verstöße vor, doch es spricht erheblich „Protokollen der Weisen von Zion“, ei- Gazastreifen gefahren. Sie zeigen aber in israelischen Siedlungen im Westjord- mehr dafür, dass die Entscheidung poli- nem antisemitischen, verschwörungsthe- nicht nur an ausgewählten Beispielen und anland arbeiten und dort in jeder Hin- tisch motiviert ist. Dem Sender passt of- oretischen Machwerk, stünden „ziemlich Protagonisten eindringlich, wie virulent sicht ein gutes Auskommen haben. All fenkundig die Aussage des Films nicht in coole Gedanken“. und wirkungsmächtig der Antisemitis- das widerspricht fundamental den land- den Kram. Linksradikale Demonstranten nen- mus in beinahe allen politischen Lagern läufigen Gewissheiten, die „israelkriti- Als Machmud Abbas im Juni des ver- nen den jüdischen Staat unterdessen ein und Strömungen ist und welche unter- sche“ Europäer in Bezug auf die Tätigkeit gangenen Jahres vor dem Europäischen „Konstrukt des Imperialismus“ und kla- schiedlichen Formen er annehmen kann, humanitärer Organisationen einerseits Parlament eine Rede hält, behauptet er gen gleichzeitig darüber, man dürfe „we- sondern sie ordnen ihn auch ein und zu, und hinsichtlich der „Palästinenser“ an- darin, es gebe in Israel Rabbiner, die die gen des Hitler-Hintergrunds“ nichts ge- geschichtlich wie aktuell. Dazu dienen dererseits zu haben glauben. israelische Regierung aufgefordert hät- Joachim Schroeder und Sophie Hafner ten, das Trinkwasser im Westjordanland ist eine herausragende Dokumentati- zu vergiften, um „Palästinenser“ zu töten. Der Film zeigt, dass es „Palästinenser“ gibt, on gelungen, die dem Hass gegen Juden Das sei eine „klare Anstiftung zum Mas- buchstäblich auf den Grund geht. Dabei senmord am palästinensischen Volk“. die in israelischen Siedlungen in Judäa arbeiten sie in ihrem Film überzeugend Es ist die uralte antisemitische Lüge von heraus, dass der moderne Antisemitis- den Juden als Brunnenvergiftern. Die und Samaria arbeiten und dort in jeder mus längst nicht nur in umgekippten Abgeordneten erheben sich gleichwohl Grabsteinen auf jüdischen Friedhöfen am Ende der Ansprache und spenden Hinsicht ein gutes Auskommen haben. und in körperlichen Angriffen auf Juden dem „Palästinenserpräsidenten“ minu- zum Ausdruck kommt. Sondern dass er tenlang Beifall, der Parlamentspräsident gen Israel sagen, weil man sonst sofort als ihnen historische Aufnahmen genauso im Hass auf den jüdischen Staat, im An- Martin Schulz twittert, er habe den Vor- Antisemit bezeichnet werde. Eine ältere wie zahlreiche Interviews, die sie mit re- tizionismus also, eine mittlerweile noch trag seines Gastes „anregend“ gefunden. evangelische Friedensaktivistin wirft den nommierten Experten geführt haben, populärere und gesellschaftsfähigere , Mitglied des Deutschen Israelis ein „Hineinsteigern in die Opfer- beispielsweise mit dem amerikanischen Variante gefunden hat, die sowohl bei Bundestages und Menschenrechtsbeauf- psyche“ vor und behauptet, sie täten heu- Historiker Moishe Postone, dem israeli- Linksradikalen als auch bei Rechtsext- tragte der Linkspartei, äußert sich ganz te „etwas Ähnliches wie das, was ihnen schen Politiker Raphael Eitan – der die remisten sowie bei Islamisten und in der ähnlich wie Abbas. Sie sagt, Israel habe selber widerfahren ist“, verhielten sich Mossad-Operation zur Verhaftung von bürgerlichen Mitte beheimatet ist. Die die Wasserversorgung im Gazastreifen also wie weiland die Nazis gegenüber den Adolf Eichmann leitete – und der Lingu- vielen Perspektivwechsel, die intelligen- „gezielt kaputt gemacht“ und leite au- Juden. Ein Rapper singt von einem „Ge- istin Monika Schwarz-Friesel. ten Interviews, die intensive Recherche, ßerdem „Tausende von Tonnen an Che- nozid“, den Israel in Gaza verursache, an- Darüber hinaus gehen Schroeder und die eindrucksvollen Bilder, der meist mikalien“ sowie „toxisches Material“ ins dere rufen in ihren Liedern zum Boykott Hafner in Gaza der Frage nach, was genau nüchterne, manchmal aber auch ange- Mittelmeer. des jüdischen Staates auf. In einer Pariser eigentlich mit dem vielen Geld geschieht, messen sarkastische und immer präzise Vorstadt ziehen Juden scharenweise fort, über das die UNRWA, das „Palästinen- Kommentar aus dem Off – all das macht Jürgen Elsässer vor dem Berliner konfrontiert mit dem Judenhass ihrer serhilfswerk“ der Vereinten Nationen, „Auserwählt und ausgegrenzt“ höchst se- Hauptbahnhof muslimischen Nachbarn und im Stich verfügt – eine Einrichtung, die die radi- henswert und lässt den Betrachter erheb- Jürgen Elsässer, Chefredakteur der gelassen von der französischen Politik. kalsten „Palästinenser“ in ihrer Absicht, lich klüger werden. Querfront-Zeitschrift „Compact“, zieht Israel den Garaus zu machen, ausdrück- derweil auf einer Kundgebung vor dem Dem Antisemitismus auf den lich bestärkt. Sie zeigen, dass es etlichen Massive Widerstände bei ARTE Berliner Hauptbahnhof gegen „das inter- Grund gegangen NGOs im Nahen Osten weniger um hu- Wenn man an dem Film überhaupt et- nationale Finanzkapital“ sowie „die Wall All das und noch sehr viel mehr doku- manitäre Hilfe geht als vielmehr um die was bemängeln kann, dann vielleicht, Street“ vom Leder und ruft seinen An- mentiert der 90-minütige Film „Auser- Dämonisierung und Delegitimierung dass er bisweilen ein allzu atemberau- hängern zu: „Wir müssen uns wehren so- wählt und ausgegrenzt – der Hass auf des einzigen jüdischen Staates. Sie lassen bendes Tempo vorlegt und es nicht im- wohl gegen die Islamisierung wie gegen Juden in Europa“, die Autoren Joachim aber auch „palästinensische“ Studentin- mer leicht ist, die immense Fülle und № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 15

Dichte an Informationen, Schauplätzen, Films rechtfertigt? Und vor allem: Ist das Dreharbeiten, Ahmad Mansour wird – kanadischen Antisemitismusforscher Blickwinkeln und Gesprächspartnern zu wirklich der Hauptgrund für das Nein mit Zustimmung der Redakteurin Roll- Charles Small – schriftliche Stellungnah- verarbeiten. Das aber ist nicht die Kritik von ARTE? berg – vom Co-Autor zum Berater, So- men ein. Ausnahmslos alle zeigen sich von ARTE, jenem öffentlich-rechtlichen Dazu muss man wissen, dass das Film- phie Hafner steigt als Mitautorin ein. In beeindruckt von dem Film, doch auch Sender, für den Schroeder und Hafner projekt im Sender nur gegen erhebliche den letzten Monaten des Jahres 2016 fol- das vermag ARTE nicht umzustimmen. ihr Werk produziert haben – und der sich Widerstände durchgesetzt werden konn- gen der Rohschnitt und die Vertonung, Der Sender äußert sich nicht einmal zu nun entgegen seiner Zusage weigert, die te. Erstmals angeboten worden ist es nach im Dezember nimmt Sabine Rollberg den Urteilen der Wissenschaftler. Dokumentation auszustrahlen. Zur Be- Auskunft von Joachim Schroeder im Juni als Zuständige schließlich die Endfas- Als Alain Le Diberder die Ausstrah- gründung heißt es in einem kurzen Sch- 2014; nach den islamistischen Terroran- sung des Films ab. Alles scheint den ge- lung schriftlich ablehnt, wendet sich reiben des ARTE-Programmdirektors schlägen in Paris im Januar 2015 auf die planten Weg zu gehen, doch das täuscht. Schroeder an den WDR-Intendanten Alain Le Diberder vom 27. Februar die- Redaktion von „Charlie Hebdo“ und ei- Denn jetzt beginnen die Schwierigkei- Tom Buhrow, der die Antwort an sei- ses Jahres, der Film entspreche „in we- nen koscheren Supermarkt lehnt ARTE ten erst richtig. nen Fernsehdirektor Jörg Schönenborn sentlichen Punkten“ nicht dem von der es schließlich ab. Als Grund wird Schro- Rollberg gerät nach ihrem positiven delegiert. Schönenborn schreibt knapp, Programmkonferenz des deutsch-fran- eder zufolge angeführt, Leon de Winter, Votum sowohl beim WDR als auch und der WDR sei nicht zuständig, im Übri- zösischen Senders genehmigten Projekt. der den Film betreuen soll, sei „islamo- vor allem bei ARTE massiv unter Druck. gen respektiere er die Entscheidung des Weder gebe er „den angekündigten Über- phob“, als Beleg für diese Behauptung In Straßburg teilt man ihr mündlich ARTE-Programmdirektors. Auch Mat- blick zur Situation in Europa“ noch sei dient das antisemitische Internetportal mit, der Film sei „eine Provokation“ und thias Kremin, der Leiter der WDR-Abtei- eine Mitarbeit von Ahmad Mansour zu „Electronic Intifada“. schütte „Öl ins Feuer“. Er sei weder er- lung Kultur und Wissenschaft, stellt sich erkennen, der die „Ausgewogenheit des Schroeder lässt jedoch nicht locker, gebnisoffen noch multiperspektivisch, in einer E-Mail an Schroeder hinter Le Projektes garantieren“ sollte und dessen verzichtet auf de Winters Mitarbeit und sondern „antimuslimisch, antiprotestan- Diberder: Der Film sei zwar gewiss inter- Koautorenschaft ausschlaggebend für die reicht ein verändertes Konzept ein. Dies- tisch und proisraelisch“. Man könne ihn essant, entspreche aber nun mal nicht der Genehmigung gewesen sei. mal mit Erfolg: Im April 2015 gibt die „angesichts der Terrorlage in Frankreich“ Vereinbarung, einen Überblick über den Programmkonferenz des Senders grünes nicht zeigen. Rollberg schlägt ARTE da- Antisemitismus in Europa zu geben. Zu- Licht – wenn auch nur mit knapper raufhin ein redaktionelles Treffen vor, an dem lehnt Kremin es ab, die Dokumenta- Ahmad Mansour: Film „großar- tion ersatzweise ins Programm des WDR tig und überfällig“ Schönenborn schreibt knapp, zu übernehmen. Der arabisch-israelische Autor und Psy- chologe Mansour hatte zuvor allerdings der WDR sei nicht zuständig. Die Ablehnung in einer E-Mail an Sabine Rollberg, die ist ein Armutszeugnis zuständige Redakteurin und Leiterin der Götz Aly hat am Dienstag in einem Bei- ARTE-Redaktion des Westdeutschen Mehrheit. Vor allem die französischen dem auch Schroeder und Hafner teilneh- trag für die „Berliner Zeitung“ zu der Rundfunks (WDR), versichert, er finde Teilnehmer seien weiterhin dagegen ge- men sollen, doch das lehnt der Sender ab. Angelegenheit geschrieben: „Die Sa- den Film „großartig und überfällig“. Er wesen, sagt Schroeder, außerdem seien Auf ihre schriftliche Bitte an Le Diberder che stinkt zum Himmel.“ Damit hat habe zwar aufgrund starker beruflicher ihm zwei Bedingungen genannt worden: um ein persönliches Gespräch reagiert er zweifellos Recht. Joachim Schro- und privater Beanspruchung nicht wie „Der Film müsse das Thema ‚ergebnisof- der Programmdirektor nicht einmal. eder weist nachvollziehbar darauf hin, vorgesehen als Co-Autor zur Verfügung fen‘ angehen. Und ich müsse Verständnis Schroeder und Hafner versuchen ih- dass sich ein guter Dokumentarfilm stehen können, als Berater aber die Inhal- dafür haben, dass dies gerade für ARTE rerseits ebenfalls, das Projekt zu retten. nicht stur an das ursprüngliche Exposé te eng mit Schroeder und Hafner abge- in Frankreich eine sensible Sache sei, weil Unter anderem holen sie von sechs re- klammert, sondern sich im Laufe der stimmt. Bleibt der Vorwurf von Le Diber- man dort zwischen islamischer und jüdi- nommierten Experten – den Historikern Recherche entwickelt. Zudem seien der, die Autoren und Produzenten hätten scher Lobby eingezwängt sei.“ Götz Aly und Michael Wolffsohn, dem Änderungen an der Konzeption stets sich nicht an die beschlossenen Vorgaben Politikwissenschaftler Matthias Künt- mit Zustimmung der zuständigen Re- gehalten. Das ist eine formale Kritik. Vorgeschobene formale Gründe zel, der Sprachwissenschaftlerin Monika dakteurin Sabine Rollberg geschehen. Doch kann sie tatsächlich so schwer wie- Preview Production beginnt trotz die- Schwarz-Friesel, dem Autor und Filme- Doch davon einmal abgesehen können gen, dass sie die Ablehnung eines solchen ser hanebüchenen Maßgaben mit den macher Samuel Schirmbeck sowie dem Formalien ohnehin nicht ernsthaft ein Grund dafür sein, die Ausstrahlung dieser Dokumentation abzulehnen, die durch die Erweiterung der Perspektive Unterstützen Sie Deutschlands einzige gerade erheblich an Prägnanz und Kraft gewinnt. Die Blockadehaltung von ARTE und dem WDR, das unkollegia- unabhängige jüdische Zeitung! le Verhalten der Sendeanstalten gegen- über der verantwortlichen Redakteurin und die mündlichen Verlautbarungen Abonnieren Sie und schalten Sie Werbung legen vielmehr nahe, dass hier ein Film aus inhaltlichen, also politischen Grün- den abgelehnt wurde. Aly spricht des- in der JÜDISCHEN RUNDSCHAU! halb sogar von Zensur, und das dürfte den Kern treffen. ARTE hat in der Vergangenheit immer wieder Filme ins Programm Liebe Leserinnen und Leser, genommen, die Israel in dunklen Far- ben darstellen. Als Beispiele seien nur gegründet im Sommer 2014, als Reaktion auf die antisemitischen „Die Siedler der Westbank“, „Gelobtes Land“, „Der Streit ums Öl in Palästi- Demonstrationen in ganz Deutschland, setzt sich die JÜDISCHE na“ und „Milliarden für den Stillstand“ RUNDSCHAU heute für jüdische Belange und für Israel ein wie kein genannt. Einer Dokumentation über Antisemitismus in Europa, die deutlich zweites Medium im deutschsprachigen Raum. macht, dass die vermeintliche Kritik am jüdischen Staat zumeist nichts an- deres ist als der alte Hass gegen Juden, Die positiven Rückmeldungen aus Deutschland, Österreich, der will man dagegen keinen Sendeplatz Schweiz und Israel bestärken uns in unserer Arbeit. einräumen. Die formalen Gründe da- für wirken vorgeschoben und muten als Ausdruck der Weigerung an, sich Dennoch brauchen wir auch Ihre Hilfe: Abonnieren Sie die JÜDISCHE inhaltlich mit dem Film auseinander- zusetzen. Welchen Sinn sollte eine RUNDSCHAU, erzählen Sie in der Familie, im Freundes- und Bekann- „Ergebnisoffenheit“ bei diesem Thema tenkreis von unserer noch jungen Zeitung! Verschenken Sie Abos auch haben? Dass Joachim Schroeder und Sophie Hafner einen klaren Stand- und reichen unsere Zeitung weiter! punkt einnehmen, macht vielmehr eine Stärke der Dokumentation aus. Dass sie dem Publikum nun vorenthalten wird, Denn eine Zeitung wird erst durch ihre Abonnenten stark. Auch ist nicht nur unverständlich, sondern Deutschland, Österreich und die Schweiz brauchen eine selbstbe- ein Armutszeugnis. Ja, es ist sogar ein Skandal, der den Verdacht aufkommen wusste jüdische Stimme! lässt, dass der Sender die antisemitische Realität nicht wahrhaben und deshalb auch nicht zeigen will, weil er sich von Ihre JÜDISCHE RUNDSCHAU-Redaktion dem Film, der linksliberale Gewisshei- ten nachdrücklich infrage stellt, selbst ertappt fühlt. 16 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Interviewreihe Parteien vor der Bundestagswahl (Teil 2): Frauke Petry zu ihrem Besuch in Israel Ein Gespräch der JÜDISCHEN RUNDSCHAU mit der AfD-Parteivorsitzenden Gerade wir als JÜDISCHE RUND- mit Israel. Letztlich scheinen auch alle SCHAU sind besonders hellhörig, wenn es anderen Nationen drum herum ganz gut um antisemitische Strömungen und Israel- damit zu leben, dass der Konflikt weiter feindlichkeit innerhalb der deutschen Par- herrscht, weil er Israel beschäftigt. Für die teienlandschaft geht. umliegenden Länder gäbe es doch genug Wir befragen Vertreter aller Parteien, Möglichkeiten, sich an einer friedlichen die Aussicht haben, in den nächsten Bun- Odd Anderssen / AFP Lösung zu beteiligen. Mein Eindruck ist, destag einzuziehen, zu genau diesen Strö- dass das gar nicht wirklich gewollt ist. So mungen und ihrem Verhältnis zu Israel. ein Konfliktherd hat ja unter Umstän- Nachdem uns zuvor Klaus Lederer (Links- den auch Vorteile für alle Beteiligten. Ich partei) Rede und Antwort gestanden hat, glaube also, wir sollten Israel freie Hand folgt nun ein Interview mit Frauke Petry lassen, solange sich das Land rechtsstaat- von der AfD. lich verhält. Für mich gibt es grundsätz- (Das Interview mit Frau Petry wurde lich keinen Anlass daran zu zweifeln, dass zum Jahresausklang 2016 geführt und Israel das tut. bezieht sich daher nicht auf alle aktuellen Die Zwei-Staaten-Lösung gilt in Gegebenheiten innerhalb der AfD.) Deutschland als Lösungsformel für den israelisch-„palästinensischen“ Dauer- JÜDISCHE RUNDSCHAU: Frau konflikt weitgehend als politischer Kon- Petry, Anfang des (vergangenen) Jahres sens. Die Bundesregierung verfolgt diesen haben Sie Israel besucht. Was war der An- Lösungsansatz. Ist das auch die Position lass Ihres Besuchs? der AfD? Frauke Petry: Es war eine private Rei- Ich muss fairerweise zugeben, dass das se. Ich war vorher noch nie in Israel. Aus für die AfD intern bisher überhaupt kein diesem Grunde wollten wir – also mein Thema war. Wir kümmern uns in ers- Mann und ich – das Land unbedingt ter Linie um deutsche und europäische einmal besuchen und dort auch auf pri- Frauke Petry Politik. Da haben wir mehr als genug zu vater Basis Gespräche führen. Es waren tun. Gerade das Thema Israel ist ein ex- allerdings leider nur drei Tage und damit dass es die gemeinsamen Werte sind, die Grunde genommen haben wir eine sehr trem sensibles in Deutschland. Deshalb viel zu kurz, um das Land wirklich ken- Israel und Deutschland zusammenschlie- zweigeteilte Herangehensweise an das würden wir uns mit offenen Äußerungen nenzulernen. Aber es hat Lust auf mehr ßen. Das muss letztlich auch die Basis für Verhältnis zu Israel. Auf europäischer dazu auch zurückhalten. Ich glaube, wir gemacht und wir können ja wiederkom- ein gutes Verhältnis zwischen unseren Ebene wünsche ich mir von deutschen tun gut daran, dazu momentan erstmal men. beiden Ländern sein. Politiker ein wesentlich klareres Wort. zu schweigen. Dass wir mit dem Anstre- Wen haben Sie denn vor Ort getroffen? Unserer Meinung nach kann Deutsch- Man muss diese Aktion, ich sage es mal ben der Zwei-Staaten-Lösung in den letz- Es waren rein private Treffen auf ver- land von Israel in einigen politischen Fel- ganz despektierlich, der Linken, nicht ten Jahrzehnten aber nicht wirklich vor- traulicher Basis. dern eine ganze Menge lernen. Bei den mitmachen. Man kann sich klar positio- angekommen sind, das müssen wir erst Welchen Eindruck haben Sie von Isra- Konflikten, die Israel seit Jahrzehnten nieren. Das tut die CDU und auch eine einmal konstatieren. Wenn man dann el während Ihrer Reise bekommen? Vom vor seiner eigenen Haustür hat – kultu- Angela Merkel meiner Ansicht nach viel über alternative Lösungen nachdenkt, ist Land, vom Konflikt mit den Arabern? relle, religiöse, ethnische Konflikte – die zu wenig. Wir als AfD werden das tun, da das im AfD-Sinne konsequent. Es gibt Petry: Grundsätzlich war uns die po- uns bisher weitgehend unbekannt waren wir es für wichtig halten, diesbezüglich nichts Alternativloses. Das wäre ja gegen litische Lage in Israel vor der Reise be- und bei denen die etablierte Politik kon- stringent zu sein. den Gründungsmythos der Partei gerich- kannt. Es ist kein Geheimnis, dass ich zeptionslos agiert, lohnt ein Blick nach Is- Sie haben vorhin von Judäa und Sama- tet. mit einem Pfarrer verheiratet gewesen rael, um verstehen zu können, wie damit ria gesprochen. Wegen des historischen Sie haben die Politik von Regierungs- bin. Mein ehemaliger Mann hat eine gro- umzugehen ist. Bezuges zu den Juden steckt gegenwärtig chef Benjamin Netanjahu als in vielen ße Affinität zu Israel, er war auch schon Die Bundesregierung und auch die in diesen Begriffen eine hohe politische Fällen vorbildlich beschrieben. Haben Sie mehrfach vor Ort. Wir haben uns über Bundeskanzlerin haben immer wieder Sprengkraft. Verwenden Sie die Bezeich- schon Kontakt aufgenommen zu seiner den Konflikt mit den „Palästinensern“ betont, dass die Sicherheit Israels deut- nungen trotzdem ganz bewusst? Partei oder seinen Parteikollegen? in der Vergangenheit sehr häufig ausge- Petry: Obwohl wir privat gereist sind, tauscht. Für mich war schockierend, wie war es durchaus nicht unumstritten, das wenig wir tatsächlich über die Lage vor  Deutschland kann von Israel in wir nach Israel gereist sind. Ich freue Ort wissen. In Deutschland und Europa mich, wenn es in der Zukunft zu Kon- wird der Konflikt natürlich völlig anders einigen politischen Feldern eine takten kommt. Bisher ist es dazu nicht diskutiert, als er sich vor Ort darstellt. gekommen. Das liegt aber sicherlich auch Das hat mich nicht verwundert. Das ken- ganze Menge lernen. daran, dass es aus dem Ausland schwierig ne ich schon aus anderen Gegebenheiten. einzuschätzen ist, wie stabil die AfD ist. Wir haben uns zum Beispiel bei Firmen sche Staatsräson ist. Ist die Sicherheit Da ich die Existenz des Staates Isra- Deswegen beginnen wir auch jetzt erst, vor Ort genauer über den Boykott gegen des jüdischen Staats auch für die AfD ein el für immens wichtig halte, nehme ich langsam Auslandskontakte aufzubauen. Judäa und Samaria informiert und wie wichtiges Thema und Ausdruck deutscher an dieser Stelle einen pro-israelischen Der Vorsitzende des Zentralrats der sie damit umgehen. Die meisten Leute Staatsräson? Standpunkt ein. Dass ich mich damit Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat wissen gar nicht, worum es da eigentlich Ich kritisiere einerseits, dass die Bun- politisch automatisch gegen andere po- vor der AfD mit den Worten gewarnt: „Wo geht. Gerade auch in der Politik plappert deskanzlerin zwar diesen wichtigen Satz litische Strömungen positioniere, ist mir gegen Minderheiten gehetzt wird, trifft es man eilfertig das nach, was man von den ausgesprochen hat, das aber in vielen völlig klar. Aber Gegenwind sind wir als am Ende immer auch die Juden“. Sie sind großen Medien hört. Fällen nicht gedeckt wird von prakti- AfD ja gewöhnt. da sicherlich anderer Meinung. Können Ansonsten ist uns eine große Offenheit scher Politik. Ich glaube persönlich auch, Thema israelisch-arabischer Dauer- Sie aber die Angst zumindest verstehen? aufgefallen. Wir haben ja auf privater Ba- dass ein gutes Verhältnis zu Israel für konflikt. Welche Position sollte Deutsch- Wenn der erste Teil der Aussage stim- sis diverse Gespräche geführt. Es gibt ein Deutschland essentiell ist und das nicht land Ihrer Meinung nach einnehmen? men würde, dann könnte ich ihn verste- großes Interesse an der politischen Situ- nur aus Verantwortung für die Geschich- Sollte die Bundesregierung vermitteln, hen. Aber es ist die Annahme, die schon ation in Deutschland, auch ein Interesse te, sondern generell, weil Israel einer der Ratschläge geben oder sich lieber ganz falsch ist. daran, sich weiter zu vernetzen, gerade wenigen Staaten außerhalb Europas ist, raushalten? Aber können Sie denn unabhängig von auch bei jungen Leuten. Uns war wich- der eine demokratische Gesellschafts- Ich glaube, es ist grundsätzlich schwer, der Annahme verstehen, dass man als tig, einfach mal darüber zu reden, wo die ordnung hat. „die“ richtige Antwort darauf zu geben. Jude in Deutschland nicht weiß, was ei- Grundlagen eines guten deutsch-israeli- Ja, das Nachkriegsdeutschland hat in Ich denke aber, wenn man das Existenz- nem mit der AfD blüht? schen Verhältnisses liegen. Mir ist völlig vielen Verhandlungen auf militärischer recht Israels bejaht, was wir als AfD tun, Eigentlich nicht. Wenn man ins Par- bewusst, dass die Erinnerungskultur in und anderer Ebene seine Solidarität zu und Israel schützen will, kommt man teiprogramm schaut, wenn man sich Israel eine wesentlich größere Rolle spielt Israel auch finanziell unter Beweis ge- nicht umhin, die Selbstverteidigung Is- vorbei an den großen Medien infor- als wahrscheinlich in Deutschland und stellt. Aber wenn es um europäische Ver- raels gegenüber den „Palästinensern“ und miert, dann kann man sehr schnell er- dass aus israelischer Sicht die deutsche handlungen geht, höre ich von Deutsch- terroristischen Angriffen zu verteidigen. kennen, dass zwischen der Darstellung Vergangenheit ein extrem schwieriges land in puncto Boykott und Ähnlichem Israel ist ein souveräner Staat. der AfD in den Leitmedien und dem Thema ist. Trotzdem haben wir festge- relativ wenig. Deutschland müsste sich Es gibt in der Geschichte natürlich im- tatsächlichen Inhalt eine riesige Dis- stellt, dass gerade auch die Jugend, aber deutlicher gegen einen Boykott positio- mer verschiedene Interpretationen darü- krepanz gibt. Wenn man also bemüht auch durchaus ältere Menschen, bereit nieren. Das Land hat großes Gewicht im ber, was passiert ist. Der Zankapfel „Pa- ist, die AfD kennenzulernen, am besten sind, mit uns zusammen festzustellen, EU-Parlament, wenn es das möchte. Im lästina“ ist ja aber nicht nur ein Zankapfel auch persönlich. Dann kann man sehr № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 17 schnell erkennen, dass das meiste davon antisemitischen Denkmustern aufge- Propaganda ist. Und dann kann ich die schlossen gegenüber stehen? Wollten Sie Aussage nicht verstehen. Ich erwarte sich mit Wolfgang Gedeon solidarisch von jedem, der politisches Interesse hat, zeigen? dass er sich vorbei an den großen Medi- Herr Gedeon hat sich nach stunden- en informiert. langer Diskussion dazu entschlossen, Sie haben gesagt, man solle ins Partei- die Fraktion zu verlassen. Momentan programm der AfD schauen. Darin finde läuft ein Parteiausschlussverfahren ge- Ich kann gar nicht verstehen, warum man als Jude nicht in die AfD eintritt. ich aber nichts zum Thema Israel. Was gen ihn in Baden-Württemberg. Mir ist denn nun die Position der AfD? war wichtig, dass er dieses Statement Die AfD ist jetzt vier Jahre alt. Wir ha- selber abgibt. Deswegen sind wir zu- ben in relativ kurzer Zeit ein Grundsatz- sammen aufgetreten. Ich möchte an programm erarbeitet, ein Teil dessen ist dieser Stelle nochmal betonen: Die auch das christlich-jüdische Menschen- AfD hat kein Antisemitismus-Problem. bild. Das wurde auch durchaus kontro- Dass es problematische Einzelpersonen vers diskutiert. Ob wir uns überhaupt gibt, wie in allen Parteien, gebe ich ger- zu einer religiösen Aussage hinreißen ne zu. Aber um die kümmern wir uns in lassen sollten, weil wir ja eine Partei in der Regel auch und wenn man es richtig einem säkularen Staat sind. Da die Par- anstellt, deutlich geräuschloser, als das tei noch sehr dynamisch agiert, kann ich mit Herrn Gedeon der Fall war. verstehen, dass es schwer ist, eine klare Wie viele Juden sind in Ihrer Partei? Linie herauszusehen. Auf der anderen Das weiß ich nicht, ehrlich gesagt. Seite müssen Sie immer schauen, wessen Wir erfassen die Religion im Aufnah- Position am Ende Gewicht hat. Sie wer- mebogen nicht. Wir haben einige Juden den keinen führenden Repräsentanten in der Partei, mit einigen schreibe ich der Partei finden, auf keiner politischen auch ab und zu Emails. Wir haben ge- Ebene, bei dem Sie eine abweichende rade um die Debatte Beschneidung und Position zu der meinigen finden. Es mag Schächtung intensive Debatten auch den einen geben, der sich als Kultur- mit unseren jüdischen Mitgliedern ge- christ bezeichnet und den anderen, der führt. sich als gläubigen Christen bezeichnet Gibt es einen Arbeitskreis Juden in der und der dann andere Aussagen zu Reli- AfD? gion an sich trifft, aber zum Thema Is- In der AfD gibt es relativ wenig Ar- rael, so behaupte ich, werden Sie keine beitskreise, weil wir diese Schublädchen abweichende Meinung finden. Dass wir nicht so gerne mögen. Es gibt trotzdem auf der anderen Seite auch Mitglieder ein paar Interessensgruppen, die aber haben, die da völlig aus der Rolle fallen, ausnahmslos nicht anerkannt sind. Sie gehört zu einer Demokratie dazu, das können miteinander reden. Es gibt eine müssen wir aushalten. Das ist aber auf Gruppe Christen in der AfD, aber auch der anderen Seite auch kein Alleinstel- darüber gibt es Debatten, ob man die lungsmerkmal der AfD, das können Sie tatsächlich anerkennen sollte und ob da in allen anderen Parteien finden. nicht nur Lobbyinteressen draus abge- Wie kann denn verhindert werden, leitet werden. Ich weiß nicht, ob sich die dass potentielle Antisemiten in die Par- Juden unserer Partei separat treffen. Ich tei aufgenommen werden? Wie gehen Sie glaube das noch nicht mal. Es ist mir zu- da vor? mindest nicht bekannt. Sie arbeiten und Sie können nicht mit jedem eine Ge- leben in den Kreisverbänden, in denen sinnungsprüfung machen. Das werden sie sowieso aktiv sind. Sie in keiner Partei erleben. Die AfD Warum haben denn die Juden, die Ih- hat meines Wissens nach das strengs- rer Partei beigetreten sind, keine Berüh- te Aufnahmeverfahren aller deutschen rungsängste mit der AfD? Parteien, die ich kenne. Wir machen Ich denke mal, dass sie irgendwann Aufnahmegespräche, die werden pro- mal zu einem Stammtisch gegangen tokolliert, ein Bekenntnis zur freiheit- sind und sich die Leute mal näher ange- lich-demokratischen Grundordnung guckt haben. Und ich nehme an, sie sind ist automatischer Bestandteil eines je- beigetreten, weil sie das Programm gele- den Mitgliedsantrags. Wir haben dar- sen haben. Ich sehe ehrlich gesagt mehr über hinaus Unvereinbarkeitslisten, in Gründe, die dafür sprechen, dass Juden denen festgelegt ist, dass zum Beispiel in die AfD eintreten, als dagegen. Denn Ex-NPDler nicht aufgenommen wer- jeder, dem an der freiheitlichen Gesell- den. Das finden Sie bei keiner anderen schaftsordnung in Deutschland gele- Partei. Das dies alleine nicht das Thema gen ist, der Demokratie bejaht, in die Antisemitismus erledigt, ist uns auch AfD eintreten muss. Im Gegenteil. Ich klar, wenn gerade der Antisemitismus kann gar nicht verstehen, warum man in der linken politischen Ecke behei- als Jude nicht in die Partei eintritt. Das matet ist. Das können Sie am Ende nur sagt Ihnen jemand, der nie in eine Partei durch Gespräche herausbekommen eintreten wollte. Ich wünschte mir, dass und gerade auch in der Anfangsphase wir noch wesentlich mehr Kontakt hät- haben wir bestimmt auch Mitglieder ten. Das wird im Osten wahrscheinlich gehabt, die an der Stelle Ansichten ha- ein bisschen einfacher, wir haben ja viele ben, die, sagen wir, nicht zum Main- jüdische Gemeinden hier in der Gegend stream der Partei passen. Es ist uns ein mit vielen russischen oder deutsch- Anliegen und deswegen verwenden wir russischen Einwanderern, die erweitert gerade auch in Sachsen viel Zeit damit, wurden in den letzten Jahren. Und ge- mit den Leuten zu reden. Ich kann Ih- rade bei den Deutsch-Russen, die ja gar nen auch sagen, dass es ein sehr auf- nicht so genannt werden wollen, haben wendiges Verfahren ist. wir eine unglaubliche Zustimmung, Stichwort Gedeon-Affäre im Baden- etwa Pforzheim und Umgebung, da ha- Württembergischen Landtag. Mussten ben wir sehr viel Unterstützung. Diese Sie nicht befürchten, durch den gemein- Unterstützer halten uns alle noch für viel samen Auftritt ohne Kritik an den an- zu moderat. tisemitischen Aussagen von Gedeon, ein Frau Petry, vielen Dank für das Ge- Signal an jene in der AfD zu senden, die spräch. 18 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Was das ZDF nicht berichtet: In Israel leben heute fast doppelt so viele Araber wie 1948 Offener Brief von Gerd Buurmann an das Zweite Deutsche Fernsehen

Sehr geehrte Damen und Herren der Re- Hoffnung auf eine bessere Zukunft als freie daktion von „ZDF heute“ Bürger verwehrt wird. 4,7 Millionen ewige Flüchtlinge, die nicht das Glück haben, zu auf Ihrer Facebookseite fand ich am 15. den 1,25 Millionen „Palästinensern“ zu ge- Mai 2017 diese Nachricht: hören, die in einem Land leben, das mit „Nach unterschiedlichen Schätzungen ihrem Wunsch auf Freiheit verbündet ist: wurden 700.000 Palästinenser vertrieben.“ Israel! Da Sie als öffentlich-rechtliche Anstalt gewiss niemals Fake News verbreiten wür- Israel tut mehr für die „Paläs- den, möchte ich Sie fragen, woher Sie die tinenser“ als deren arabische Information haben, im Jahre 1948 seien „Brüder“ 700.000 „Palästinenser“ vertrieben wor- Bis auf Israel scheint sich niemand wirklich den. In meinem Geschichtsbuch steht um das Wohl der Palästinenser zu sorgen. nämlich etwas anderes. Dort steht: Warum? Welches Interesse können die ara- Als am 29. November 1947 im Namen bischen Länder haben, „Palästinenser“ zu der Vollversammlung der Vereinten Nati- ewigen Flüchtlingen zu verdammen? Eine onen mit Zweidrittelmehrheit sowohl der Antwort hat der Präsident Ägyptens schon israelischen als auch der arabischen Seite am 1. September 1960 gegeben: „Wenn die die Gründung jeweils eines unabhängigen Flüchtlinge nach Israel zurückkehren, wird Staates angeboten wurde, nahm die israeli- Israel aufhören zu existieren.“ sche Seite dieses Angebot an, während die Stellen wir uns einmal vor, den 850.000 arabische Seite die Annahme ihres unabhän- jüdischen Flüchtlingen wäre genau das gigen Landes verweigerte und sich stattdes- selbe Recht zugekommen, wie es nicht sen zusammen mit Ägypten, Saudi-Arabien, Araber tanzen anlässlich des islamischen Opferfestes am Strand von Tel Aviv wenige den arabischen Flüchtlingen Jordanien, Libanon, Irak und Syrien an einem selbstverständlich zusprechen: Noch heu- gemeinsamen Krieg zur Vernichtung des In Libyen und Algerien gibt es nen, das mit dem Schutz von Millionen von te müssten sich die Vereinten Nationen für neu gegründeten Israels engagierte. praktisch keine Juden mehr Flüchtlingen und Vertriebenen weltweit eine Rückkehr der Juden nach Ägypten, Im Zuge dieses bis heute anhaltenden Im Zuge des bis heute anhaltenden beauftrag ist) bleibt die UNRWA bestehen. Libyen, Syrien, Jemen und all die anderen Krieges zur totalen Vernichtung Israels und Vernichtungskrieges gegen Israel wurden Der Grund dafür ist im Selbstverständnis arabischen Länder stark machen, und nicht im Glauben an die Versprechungen der ara- 850.000 Juden aus ihrer arabischen Heimat der beiden Flüchtlingsbehörden zu finden. nur das, die arabischen Länder müssten so- bischen Nationen, nach der Vernichtung vertrieben. Ihnen wurden ihr Besitz und Während es die Aufgabe des UNHCR ist, gar dazu genötigt werden, mit unzähligen Israels könnten die Araber als Sieger in die ihre Staatsbürgerschaften genommen. Flüchtlinge wieder zu Bürgern zu machen, Resolutionen Land an Juden abzugeben, „israelreine“ Region zurückkehren, verlie- Mittlerweile gibt es sogar arabische Nati- hält die UNRWA „Palästinenser“ in ihrem da sie ja die ehemalige Heimat von diesen ßen (laut meinem Geschichtsbuch) rund onen, die ihre Vertreibungspolitik derart „Flüchtlingsstatus“, indem sie besondere Juden besetzt halten. Es müsste somit die 500.000 Menschen ihre Heimat. Sie wurden perfektioniert haben, dass im Jahre 2001 Kriterien anlegt: Aufgabe der UN sein, auf die Schaffung somit nicht dazu gezwungen – jedenfalls dort kein einziger Jude mehr lebte, zum Während Flüchtlinge des UNHCR ihren unabhängiger Israelstreifen in allen arabi- nicht von Israel. Sie gingen in der Gewiss- Beispiel Libyen und Algerien. Während Flüchtlingsstatus in dem Moment verlie- schen Ländern hinzuwirken, damit die ara- heit, das jüdische Volk würde vernichtet somit in Israel heute 190% so viele Araber ren, da sie Bürger eines von den Vereinten bischen Regime die besetzten jüdischen werden und in der Absicht, der Vernichtung leben wie 1948, und zwar als vollwertige Nationen anerkannten Landes werden, Gebiete räumen. der Juden nicht im Wege zu stehen. Sie Bürger eines demokratischen Landes, le- behalten die „palästinensischen“ UNRWA- Wem diese Forderung zu radikal ist, der wollten nicht zu einem Kollateralschaden ben in den arabischen Ländern heute nur Flüchtlinge selbst in diesem Fall ihren muss eingestehen, dass sie ebenso radikal des arabischen Holocausts werden. 0,9% so viele Juden wie 1948. In dieser Zeit Flüchtlingsstatus. ist, wenn es um „palästinensische“ Flücht- Die arabische Welt plante einen Ho- fanden viele schreckliche Pogrome gegen Die einzigen Menschen, die den Flücht- linge geht. Die ständige Rede von „palästi- locaust an Juden und holte sich dafür Juden statt, u.a. die Pogrome von Aleppo, lingsstatus vererben nensischen“ Flüchtlingen ist nichts als pure Wissen von den Experten im organisier- Kairo und Aden. Während beim UNHCR der Flüchtlings- Einseitigkeit, die jedoch leider zum Main- ten Judenmord. Im Jahr 1941 trafen sich status nicht von Generation zu Generation stream geworden ist. der Großmufti von Jerusalem, Hadsch Trotz „Völkermord“ hat sich vererbt werden kann, können „palästinen- Der „ewige palästinensische Flüchtling“ Muhammad Amin al-Husseini und der die arabische Bevölkerung fast sische“ Flüchtlinge laut UNRWA „Flüchtlin- nutzt nur einer Gruppe: den Feinden Isra- Führer von Nazideutschland, Adolf Hit- verdoppelt ge“ gebären. els. ler in Berlin. Es ging um die „Endlösung Es ist interessant, dass in diesem Zusam- Während der UNHCR eine Einbürgerung Ralph Galloway, ein ehemaliger Vorsit- der Judenfrage“. Al-Husseini wollte das menhang sehr oft von Vertreibung und der Flüchtlinge in ihrem Gastland befördert zender der UNRWA, hat im August 1958 Land, über das er später zu herrschen Völkermord die Rede ist, damit allerdings und unterstützt, vermeidet die UNRWA die selbst behauptet: plante, „judenrein“ haben. Weil auch die nicht die fast vollständige Vertreibung der Einbürgerung „palästinensischer“ Flücht- „Die arabischen Länder wollen das Naziregierung das wollte, diskutierten jüdischen Bevölkerung in den arabischen linge in ihrem Gastland. Zudem erhält die Flüchtlingsproblem nicht lösen. Sie wollen der Mufti und der Führer die Möglichkeit Ländern gemeint ist, sondern die beinah UNRWA mehr finanzielle Unterstützung es als offene Wunde behalten, als einen zur systematischen, industriellen Ermor- Verdoppelung der arabischen Bevölkerung von der UN als der UNHCR und beschäftigt Affront gegen die Vereinten Nationen und dung aller Juden. Nach dem Treffen fand in Israel. deutlich mehr Mitarbeiter. als eine Waffe gegen Israel. Die arabischen die Konferenz am Wannsee statt, dessen Was geschah mit den 850.000 vertrie- Während also der UNHCR mit weit we- Führer geben einen Dreck darauf, ob die Ziel die Planung der Vernichtung aller benen jüdischen Flüchtlingen? Viele von niger Mitteln erträgliche Lösungen für zig Flüchtlinge leben oder sterben.“ Juden in Europa war. Al-Husseini soll ei- ihnen wanderten nach Israel aus, andere Millionen Flüchtlinge gefunden hat, konn- Das ZDF hat sich daran beteiligt, diese ner der ersten Nichtdeutschen gewesen fanden in anderen Ländern ein neues Zu- te die UNRWA bisher mit deutlich mehr Wunde offen zu halten und übernimmt so- sein, der von dieser Planung erfuhr. Adolf hause! Während die 850.000 jüdischen Mitteln keinem einzigen „palästinensi- gar die judenfeindliche Propaganda indem Eichmann informierte al-Husseini im Kar- Flüchtlinge und Vertriebenen wieder Bür- schen“ Flüchtling zu einer Staatsbürger- sie sagt: tenraum des Berliner SS-Hauptquartiers, ger eines Landes wurden, sind aus den schaft verhelfen. Im Grunde gibt es bisher „Diese Schlüssel symbolisieren die ver- indem er dort seine Unterlagen für die 500.000 arabischen Auswanderern mitt- nur ein einziges Gebilde, das dafür sorgt, lassenen Häuser.“ Wannseekonferenz benutzte. Eichmanns lerweile über 4,7 Millionen Flüchtlinge ge- dass „Palästinenser“ Menschen mit Bürger- Ja, die Schlüssel symbolisieren die verlas- Adjutant sagte aus, dass der Großmufti worden, die in arabischen Ländern bis zum rechten werden: Israel! senen Häuser, sie wurden jedoch bewusst sehr beeindruckt von diesem Bauplan zur heutigen Tage in Lagern gepfercht leben. Israel ist das einzige Land im Nahen Os- verlassen, um der Vernichtung von Juden Judenvernichtung gewesen sei. Die einzigen „Palästinenser“, die heute Bür- ten, das die Menschenrechte der „Palästi- nicht im Wege zu stehen. Was ist eigentlich Das alles steht in meinem Geschichts- gerrechte besitzen, sind die 1,25 Millionen nenser“ garantiert. mit den Schlüsseln all der 850.000 Juden, buch. Sie sagen nun aber, dass das nicht israelischen „Palästinenser“. 1,25 Millionen arabische Israelis gibt es die tatsächlich vertrieben wurden? Die stimmt und sprechen stattdessen von ei- Die „palästinensischen“ Flüchtlinge sind bisher. Was aber ist aus den 500.000 Ara- zeigt das ZDF nicht. Neutralität und Objek- ner Vertreibung der „Palästinenser“. Sagen die einzige Gruppe, für die sich die Verein- bern geworden, die Israel verlassen haben? tivität scheint in der öffentlich-rechtlichen Sie mir bitte, wie diese Vertreibung ausge- ten Nationen eine eigene Behörde leistet: Sie leben in den Nachbarstaaten von Isra- Anstalt nicht gefragt zu sein. sehen hat und auf welche Quellen Sie sich UNRWA. Das Hilfswerk der Vereinten Na- el unter unmenschlichen Bedingungen. Den arabischen Führern und dem ZDF berufen. In meinem Geschichtsbuch steht tionen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Ihnen werden nicht selten Bildung und ist das Wohl der „Palästinenser“ egal. Isra- nämlich, dass die Araber nicht vertrieben Osten ist ein Hilfsprogramm der Verein- Medizin verwehrt, sie dürfen keine Häuser el nicht! Was Israel den „Palästinensern“ wurden, sondern dass Israel im Gegenteil ten Nationen, das seit seiner Gründung bauen und keine Arbeitsplätze annehmen. bisher angeboten hat, hat noch keine ara- den Arabern sogar angeboten haben soll 1949 regelmäßig um drei Jahre verlängert Zudem ist es ihnen in all diesen Ländern bische Nation jemals den „Palästinensern“ zu bleiben, um vollwertige Bürger des Lan- wird. Der Hauptsitz des Hilfswerkes war bis auf Jordanien verboten, die Staatsbür- geboten. Darum nochmal meine Frage: des zu werden. 160.000 Araber nahmen zunächst Beirut, wurde 1978 aufgrund der gerschaft zu erwerben. Wie kommen das ZDF dazu, von vertrie- dieses Angebot an. Mittlerweile gibt es Unruhen im Libanon nach Wien und 1996 Unter diesen unmenschlichen Bedin- benen „Palästinensern“ zu sprechen? Bitte 1.250.000 arabische Israelis. weiter nach Gaza verlegt. Obwohl die UN- gungen sind aus 500.000 Flüchtlingen 4,7 erklären Sie Ihre Wortwahl, denn entweder Das heißt nicht, dass es keine Vertreibung RWA nur eine temporäre Behörde ist, und Millionen „ewige Flüchtlinge“ geworden. stimmt mein Geschichtsbuch nicht oder gab. Es wurden Menschen vertrieben. Die jederzeit im UNHCR aufgehen könnte (ein 4,7 Millionen Menschen, denen unter Mit- Sie haben eine Lüge über Israel verbreitet. Vertriebenen waren jedoch Juden! Hochkommissariat der Vereinten Natio- täterschaft der Vereinten Nationen jede Dann aber frage ich: Warum? № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU DEUTSCHLAND 19 Steinmeiers Verneigung vor dem Mörder Arafat Dem deutschen Bundespräsidenten können die Bluttaten des PLO-Führers nicht unbekannt sein

Von Thomas Eppinger

Historisch betrachtet war Jassir Arafat ein großer Mann. Selbst in Ägypten geboren, darf er als Erfinder des Volks der „Palästinenser“ gelten. Vor der Charta der „Palestine Liberation Or- ganization“ (PLO) von 1964 bezeich- nete man mit diesem Begriff alle Men- schen, die das „Bevölkerungsmandat für Palästina“ bewohnten. Heute gelten die „Palästinenser“ als eigenes Volk, zu dem die arabischen Einwoh- ner der „palästinensischen“ Autono- miegebiete samt deren Angehörigen im Ausland ebenso zählen wie die während der Mandatszeit im Ausland geborenen arabischen „Palästinenser“ und deren Nachkommen. Zwar stand Arafat erst ab 1969 an der Spitze der PLO, aber erst unter seiner Führung ist es dem neu entdeckten Volk der „Palästinenser“ gelungen, seine Anlie- gen mit einer jahrelang andauernden Serie von Flugzeugentführungen und Terroranschlägen ins Zentrum der Weltöffentlichkeit zu rücken. Arafats Aufstieg begann als Mit- begründer der Kampforganisation Al Fatah, deren Ziel die Vernichtung Israels und die Errichtung eines so- zialistischen „Palästina“ war. Um die „palästinensische“ Unabhängigkeit zu erreichen, setzte die Fatah auf den be- waffneten Kampf. Die Schlacht im jor- danischen Karame, ein Jahr nach dem 6-Tage-Krieg 1968, begründete Arafats Ruhm und bestätigte den militärischen Kurs der Fatah innerhalb der Dachor- ganisation PLO. Zwar hatte Israel sein Ziel erreicht, die militärische Basis Abbas MOMANI, AFP der PLO in Karame zu zerstören, und Arafat musste fliehen, aber seine Fatah hatte der israelischen Armee schwere Verluste zugefügt. Ein Jahr später wur- Steinmeier legt einen Kranz am Grabe Arafats nieder. de er Vorsitzender der PLO. Als deren bewaffneter Arm verübte die Fatah Entführungen“ werden insgesamt 3 7.10.1985 Bei der Entführung des Barak und Bill Clinton haben ihm im jahrzehntelang terroristische Anschlä- Flugzeuge der Linien EL-Al, TWA und Kreuzfahrtschiffes „Achille Lauro“ er- Jahr 2000 in Camp David seinen Staat ge und Bombenattentate. BOAC mit 370 Geiseln entführt. Die morden die Terroristen den 69-jähri- am Silbertablett präsentiert. Arafat hat „We know only one word – jihad, ji- Geiseln werden gegen inhaftierte Ter- gen, an den Rollstuhl gefesselten, Leon sich für die Fortsetzung des Kampfs ge- had and jihad. Whoever does not like roristen ausgetauscht. Klinghoffer und lassen die Leiche samt gen Israel entschieden. In der Zweiten it can drink from the Dead Sea or from Intifada wurden 1.036 israelische Bür- the Sea of Gaza.“ (Arafat, 21. Oktober ger ermordet und 7.054 verletzt. 1996) I m „Küstenstraßen-Anschlag“ In der Öffentlichkeit ist die Ge- Der Terror der PLO beschränkte schichte Jassir Arafats längst in Verges- sich nicht auf israelische, jordanische tötet die Fatah 38 Israelis, senheit geraten. Doch der kleine Mann und libanesische Ziele. Arafat trug den war kein schrulliger Staatsmann, son- Kampf gegen Israel in die ganze Welt darunter 13 Kinder. dern ein notorischer Judenhasser, der und war für alle „palästinensischen“ für den Mord an tausenden israelischen Terroranschläge mitverantwortlich. Mai 1972 Die Japanische Rote Armee Rollstuhl ins Meer werfen. Bürgern verantwortlich war. Und in Er hat sie logistisch unterstützt, finan- ermordet im Auftrag der PLO 26 Men- 1993 erhält Jassir Arafat den Frie- Bezug auf Deutschland kommt der ziert, geplant und manchmal direkt schen am Flughafen Lod in Tel Aviv. densnobelpreis für die Anerkennung „Spiegel“ zum Schluss: „Ohne die Un- befehligt. Die PLFP (Popular Front for 5.9.1972 Der Schwarze September, Israels. Die Anschläge der von ihm ge- terstützung von palästinensischen Ex- the Liberation of Palestine), eine ande- eine Splittergruppe der Fatah, stürmt führten und/oder finanzierten Terror- tremisten wären zahlreiche Anschläge re Terrorgruppe unter dem Dach der mit acht Mann das Quartier der isra- gruppen gehen weiter. Tausende Israe- und Terrorattentate der Roten Armee PLO, spezialisierte sich auf spektaku- elischen Mannschaft bei den Olympi- lis fallen ihnen zum Opfer. Fraktion (RAF) nicht möglich gewe- läre Flugzeugentführungen. Die Städ- schen Spielen von München. Zwei Isra- Mit selbst durchgeführten Anschlä- sen.“ te Entebbe und Mogadischu brannten elis werden ermordet, neun sterben bei gen hat sich die PLO nicht begnügt. Der deutsche Bundespräsident kennt sich ins Gedächtnis einer ganzen Gene- dem dilettantischen Befreiungsversuch Auch die Terroristen der RAF erhiel- die Geschichte Arafats. Er weiß ganz ration. An dieser Stelle nur ein kurzer der deutschen Polizei. Das Desaster ten in „palästinensischen“ Terrorcamps genau, wer der Mann war, an dessen Auszug aus Arafats langer terroristi- führt zur Gründung der GSG9 unter den letzten Schliff. Buback, Ponto, Grab er in Ramallah einen Kranz nie- schen Laufbahn: Ulrich Wegener. Arafat war über den Schleyer – 33 Morde und mehr als 200 dergelegt hat. Frank-Walter Steinmeier 1965-67 Bombenanschläge gegen is- Anschlag im Bilde, es gibt Vermutun- Verletzte gingen auf das Konto deut- weiß, vor wem er sich verneigt hat. Er raelische Dörfer, Wasserleitungen und gen, dass er ihn persönlich geplant hat. scher Terroristen, die von „Palästinen- weiß, wem er in Ausübung seines Am- Eisenbahnen, Häuser werden zerstört 11.4.1974 18 Menschen werden bei sern“ ausgebildet worden waren. Auf tes die letzte Ehre erwiesen hat. Die und Israelis getötet. einem Anschlag in Kirjat Schmona er- Befehl Arafats oder wenigstens mit deutsche Öffentlichkeit ist empörungs- 21.2.1970 Bombenanschlag auf den mordet, die Hälfte davon Kinder. seiner Billigung, jedenfalls von seiner willig. Eine unpassende Bemerkung Swiss Air Flug Nr. 330 nach Tel Aviv. 15.5.1974 31 Israelis, darunter 21 Organisation finanziert. über ein Dekolleté gemacht, einmal 47 Tote. Kinder, werden bei einem Anschlag auf Trotz seiner Vergangenheit als Mör- „süße Maus“ gesagt und der öffentliche 8.5.1970 Anschlag auf einen israeli- eine Schule in Ma’alot ermordet. der und Terrorist bekam Jassir Arafat Aufschrei kennt kein Halten mehr. Das schen Schulbus. 9 Schüler und 3 Lehrer 11.3.1978 Im „Küstenstraßen-An- die Chance, als Friedensstifter und Schweigen über die Verneigung des werden ermordet. schlag“ tötet die Fatah 38 Israelis, dar- Gründer eines „palästinensischen“ Staa- Präsidenten vor dem Grab des Juden- 6.-9.9. 1970 In den „Dawson’s Field- unter 13 Kinder. tes in die Geschichte einzugehen. Ehud mörders ist ohrenbetäubend. 20 DEUTSCHLAND № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Israels 10-Punkte-Plan gegen den Terror General d. R. Nitzan Nuriel stellt Lösungen aus Israel in Deutschland vor

Von Dr. Nikoline Hansen den Eindruck hat, sie seien in der Lage eine Linie zu überschreiten. Darauf vor- Die schlechte Nachricht zuerst: Wir bereitet sein, im Fall des Falles schnell können nicht alles von Israel lernen, Maßnahmen ergreifen zu können. wenn es um die Bekämpfung von Ter- 9) Die sozialen Medien nutzen. rorismus geht – selbst dann nicht, wenn Hier kann man mehr Informationen wir die gleichen Probleme haben. Denn finden als man denkt. Es gilt mit Au- es wird immer auch auf die kulturellen genmaß präventiv zu beobachten, um Besonderheiten einer Gesellschaft an- zu verhindern, dass jemand die rote Li- kommen, wie sie sich erfolgreich gegen Punkte nie durchbricht. Terroristen zur Wehr setzen kann. Ein 10) Überwachungsmaßnahmen eklatantes Beispiel ist die Inhaftierung durch Geheimdienste. In Israel gibt von Terroristen: mehr als die Hälfte es drei Organisationen, die sehr effek- der wegen terroristischer Aktivitä- tiv arbeiten. ten Inhaftierten betätigt sich nach der Wenn es doch nicht gelungen ist, ei- Freilassung weiter terroristisch, und ist 10 nen Anschlag zu verhindern, sei es äu- danach oft noch gefährlicher, da sie im ßerst wichtig, den Schaden möglichst Gefängnis oftmals Wissen und Erfah- gering zu halten. So ist es in Israel ge- rung sammeln können. Warum ist das gegen den lungen, die Zeit, in der nach einem so? Anschlag wieder zu normalem Leben Der General der Reserve der israeli- übergegangen werden kann, drastisch schen Streitkräfte, Nitzan Nuriel, einer zu reduzieren: von durchschnittlich der weltweit angesehensten Experten acht auf drei Stunden – auch dies trägt im Bereich der Terrorismusbekämp- zu einem Gefühl der Sicherheit bei. Die fung und Wissenschaftler am israe- dreiwöchige Sperrung eines Flugha- lischen Internationalen Institut für fens wie in Brüssel sei nicht akzeptabel. Terrorismusbekämpfung, kennt den So schnell wie möglich zum normalen Grund: „Eigentlich ist das einfach. Wir Leben zurückzukehren sei auch eine glauben, dass sie aus ihrer Sicht davon präventive Maßnahme, da es den Ter- profitieren im Gefängnis zu sitzen, in- roristen zeigt, dass wir uns von ihrer dem sie etwas lernen. Das bedeutet, Bedrohung nicht abschrecken lassen, im Gefängnis zu sitzen ist für sie keine wenig,Terror in der Schweiz wäre das sehr viel hinderung. So ist es Israel gelungen, die unser Leben normal weiterzuleben und wirkliche Bedrohung. Sie haben nicht Wichtig wird es also sein, die Gesell- Zahl der Selbstmordattentate auf Null dass ihre Versuche, dieses Leben zu das Gefühl, dass es eine ernsthafte schaft darauf vorzubereiten, dass man herunterzufahren, denn die Kette bis stören, nicht effektiv sind. Generell gilt, Strafe ist. Also macht es ihnen auch Seite an Seite mit Terroristen lebt – so zu einem erfolgreichen Selbstmordan- dass Terroristen sich Ziele suchen, die nichts aus, wenn sie wieder ins Gefäng- wie mit Kriminellen, Vergewaltigern, schlag ist lang: von der Rekrutierung schlecht organisiert und unübersicht- nis müssen. Daher müssen wir neue Betrügern und Räubern. Die Gefahr über die Ausrüstung bis zu den Helfern lich sind: wenn sie sehen, dass ein Be- Methoden und Konzepte entwickeln, muss so gering wie möglich gehalten sind es eine Reihe von notwendigen reich gut organisiert ist, dann lassen sie um die Terroristen davon abzuhalten, werden. Wobei die Standards in den Schritten bis zu einem derartigen An- die Finger davon und suchen sich ein sich wieder als Terrorist zu betätigen, einzelnen Ländern sicherlich unter- schlag. Diese müssen analysiert wer- anderes Objekt. weil das Gefängnis selbst keine ausrei- schiedlich gesetzt werden müssen: den, um den Flaschenhals zu identifi- Terror sei mehr als alles andere eine chende Strafe ist. Hinzu kommt, dass Für Israel bedeutet ein Anschlag pro zieren, den Punkt, an dem der Angriff mentale Angelegenheit und es erforde- junge Menschen, die inhaftiert sind, Monat wenig, während dies etwa in präventiv gestoppt werden kann. Wich- re Entschlossenheit zur Bekämpfung. dort auf ältere Personen treffen, die be- der Schweiz sehr viel wäre. Verglichen tige Anhaltspunkte lassen sich heute Dabei müsse man stets einen Schritt reits selbst Terroranschläge verübt ha- mit den Unfällen, die täglich passie- oft in den sozialen Medien finden, das vorweg denken um gewappnet zu sein. ben und die ihr Wissen über diese Ter- ren, sind Terroranschläge im Prinzip ist mühsam, aber effektiv. Dann verliert die Bedrohung ihren roranschläge teilen. So kommt es, dass zu vernachlässigen, solange sie keinen 3) Es muss eine klare Kommando- Schrecken. Auch wenn es keine hun- sie statt wieder normale Menschen zu übermäßigen ökonomischen Schaden kette der Zuständigkeiten geben, wo- dertprozentige Sicherheit gegen Terro- werden im Gefängnis weiter radikali- anrichten oder das normale Leben be- bei eigene Eitelkeiten außen vor bleiben risten gibt, es gibt Möglichkeiten effek- siert werden. Also müssen wir darüber einträchtigen. müssen – in der Regel sollte die oberste tiv gegen Terrorismus vorzugehen. nachdenken, wie wir dieses System ver- Die gute Nachricht ist also: Wir sind Verantwortung bei den Sicherheits- Um noch einmal auf Israel zurückzu- bessern können.“ stark genug, um mit den Herausfor- kräften vor Ort liegen. kommen: Gegenwärtig wird dort wie- Entscheidend bei der Bekämpfung derungen des Terrorismus zu leben, 4) Technologie sollte sinnvoll ein- der versucht, Terror zu entfachen. Mit- des Terrorismus ist also Prävention: er wird uns nicht besiegen können. gesetzt werden. Kameras dienen nicht tel zum Zweck ist ein Hungerstreik in „Wenn die Terroristen wissen, oder fast Die Frage ist also: Warten wir einfach der Prävention – in 95% der Fälle kön- israelischen Gefängnissen. Dazu sagt sicher sein können, dass sie mit ihrer ab oder sollten wir uns besser auf das nen sie nur einer nachträglichen Auf- Nuriel: Mission nicht erfolgreich sein werden, nächste Terrorereignis vorbereiten, da- klärung dienen. Vor der Anschaffung „Der Hungerstreik hängt nicht mit dass wir sie dingfest machen können mit der Schaden so gering wie möglich technischer Hilfsmittel muss daher das den Haftbedingungen zusammen. Der und dass wir nicht nur sie bestrafen, bleibt? Dass Terror gerade durch Schre- Ziel klar sein. Hungerstreik beruht auf einer Konkur- sondern auch ihre Familien, vielleicht cken wirkt, hat der Selbstmordanschlag 5) Ablaufpläne müssen von einer renz, einer Konfliktsituation zwischen wird das die Motivation verringern, sich in Manchester nach einem Konzert am außenstehenden Person überprüft wer- den palästinensischen Politikern. Es an solchen terroristischen Aktionen zu 22. Mai wieder einmal mehr gezeigt, den, um Betriebsblindheit vorzubeu- sind zwei Anführer, die nicht mitein- beteiligen. Wenn ein Terrorist begreift, der die Konzertbesucher und die west- gen. ander sprechen, die sich am liebsten dass solche Taten bedeuten, dass seiner liche Welt unvorbereitet traf und tief 6) Katastrophenübungen müssen gegenseitig umbringen würden. Barg- Familie nicht mehr erlaubt wird nach betroffen machte – Bundesinnenminis- regelmäßig durchgeführt werden – dies houti versucht mit dem Streik Abu Israel zu kommen, um zu arbeiten, oder ter Thomas de Maizière ordnete Trau- betrifft nicht nur die Terrorabwehr, Mazen (Abbas) deutlich zu machen, dass seine Familie beispielsweise nicht erbeflaggung an. sondern alle möglichen Szenarien, ge- dass keine Entscheidungen ohne ihn mehr in der Lage sein wird ein neues Die von Nitzan Nuriel vorgestellten rade auch bei Festivals und anderen getroffen werden können. Er will damit Haus zu bauen, vielleicht wird das dazu zehn Punkte zur Bekämpfung des Ter- Großveranstaltungen. Nur so ist si- sagen, ich habe viele Soldaten und ich führen, dass er zweimal nachdenkt ehe rorismus lassen sich durchaus auch in chergestellt, dass die Rettungskräfte zeige dir, dass ich dir Probleme machen er terroristisch aktiv wird.“ Europa umsetzen, denn sie beruhen wissen, was im Notfall zu tun ist. kann. Der Hungerstreik dient als Be- Diese Maßnahmen, in Israel ein re- ausschließlich auf Überlegungen, die 7) Entwicklung von Sicherheitsapps weis dafür, dass er in der Lage ist Pro- alistisches Szenario, sind in Europa einem gesunden Menschenverstand für das Smartphone. In Israel wurde bleme zu schaffen für die Israelis, ‚also undenkbar und so bleibt es den einzel- entspringen: eine App entwickelt, mit der jederzeit glaube nicht, dass du Entscheidungen nen Ländern überlassen zu überlegen, 1) Gefahrenabwehr und Sicherheit unauffällig ein Notsignal abgesandt ohne mich treffen kannst‘. Das ist also wie die Probleme angegangen werden der Bewohner sollten in der Verantwor- werden kann, das Menschen alarmiert, eine innerpalästinensische Angelegen- können. Jedenfalls müssen wir davon tung der Städte und Gemeinden sowie die sich gerade in der Nähe befinden heit, aber wie immer geht das Augen- ausgehen, dass Terrorismus uns auch in der von ihnen gewählten Vertreter lie- und helfend eingreifen können. Dies merk darauf, was die Israelis machen Europa weiter im Alltag begleiten wird gen – die Verantwortung kann nicht auf gibt den Menschen Sicherheit und kann oder tun können und so weiter.“ – so wie das in Israel ja bereits seit Jahr- andere Stellen abgeschoben werden. Terroristen abschrecken, wenn sie wis- Gelassenheit angesichts des Terrors zehnten der Fall ist und es wird künftig 2) Die lange Liste der möglichen sen, dass möglicherweise schnell Hilfe und souveräner Umgang mit den Ge- immer wichtiger werden präventiv in Bedrohungen muss priorisiert wer- vor Ort ist und ihre Pläne vereitelt. fahren tragen entschieden zum Sicher- der Terrorismusbekämpfung aktiv zu den. Für die einzelnen Bedrohungen 8) Vermeiden von inneren Bedro- heitsgefühl der Gesellschaft bei. In Is- werden. ermöglicht ein präzises Ablaufschema hungen – etwa durch ausführliche Be- rael gelingt das – gezwungenermaßen Für Israel ist ein Anschlag pro Monat den professionellen Umgang zur Ver- fragung von Personen, von denen man – zusehends. № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU WELT 21 Rohani ist kein Populist. Er ist ein 85-facher Mörder Deutsche Politiker und Journalisten beglückwünschen den „Wahlsieger“ Rohani

Von Anastasia Iosseliani Argentinische Demonstranten erinnern an die vorwiegend jüdischen Opfer des Amia-Anschlags von 1994, hinter dem der Iran als Urheber vermutet wird.

Nachdem sich die Wogen bei den Rohani als „Populisten“ zu beschimp- als Geiseln. Der sogenannte „Iran-Deal“ Tode verurteilt oder verheiratet wer- deutschsprachigen Korrespondenten, fen, würde ihm & dem Regime, welches sollte nicht über den diktatorischen Cha- den! Insgesamt liegt die Islamische Re- Journalisten & anderen sogenannten Ex- er repräsentiert, nicht gerecht werden. rakter des Mullah-Regimes hinwegtäu- publik (etwa 75 Millionen Einwohner) perten nach der Wahl im Iran geglättet Immerhin finanziert Rohani & die Isla- schen. Der ist noch nicht mal in trockenen unter Rohani hinter der Volksrepublik haben & Rohani wieder zum Präsiden- mische Republik nicht nur die Hisbol- Tüchern und wird von in der Islamischen China (über eine Milliarde Einwoh- ten wurde, werfen wir doch einmal einen ner) an zweiter Stelle, was das Vollstre- Blick auf die Wahlen & die Person Roha- cken von Todesurteilen angeht. Freie ni. Gewerkschaften sind ebenso wie volle Zuallererst: Die Wahlen im Iran sind Bürgerrechte für ethnische & sexuelle nicht frei. Die Kandidaten für diese Prä- Minderheiten sowie Frauen inexistent. sidentschaftswahl wurden von einem Ex- Summa summarum lässt sich sagen, pertenkomitee ausgewählt. Besagtes Ex- dass diese unfreie Wahl, eine Wahl pertenkomitee besteht praktisch nur aus zwischen Pest & Cholera war & ir- schiitischen Geistlichen & verweigerte gendeine Reform nur in den Köpfen nicht nur dieses Mal iranischen Frauen & von sogenannten „nützlichen Idio- Mitgliedern von religiösen Minderheiten ten“ stattgefunden hat. Stattdessen die Ausübung des passiven Wahlrechts. lah, sondern auch die Huthi-Terroristen Republik relevanten Personen (Revoluti- gehen Menschen, die sich selbst für D.h. zur Wahl zugelassen waren nur schi- im Jemen & auch immer mal wieder die onsgardisten & der Mehrheit des schiiti- intelligent halten, dem „Good-Cop- itische Männer. Am Ende hatten die ira- Muslimbruderschaft (Zuletzt finanzierte schen Klerus) bereits jetzt ignoriert oder Bad-Cop-Schauspiel“ des Regimes nischen Wähler gar nur noch die Wahl die Islamische Republik den Wahlkampf lächerlich gemacht. zu Teheran auf den Leim. Denn der zwischen zwei Männern, welche beide von Mohammed Mursi) & sind somit Kommen wir jetzt zur Innenpolitik Mörder Rohani, das freundliche Ge- das Blut unschuldiger Menschen an ihren mitverantwortlich für die aktuelle Insta- unter Rohani, welche auch nur Ent- sicht der Diktatur, für den man in Händen kleben haben. Ebrahim Raissi, der Kandidat, der gegen Rohani verloren hat, saß in Ex- pertenkomitees, welche gegen Ende des Iran-Irak-Krieges Massenhinrichtungen an Kommunisten & Volksmudschahedin befahlen. Rohani hingegen saß im Exper- tenkomitee, welches das Attentat auf das AMIA-Gemeindehaus in Buenos Aires finanzierte & befahl. Ganz richtig, geehrter Leser, geehrte Leserin: Der jetzige iranische Präsident saß Anfang der 90er Jahre in einem Ex- pertenkomitee, zusammen mit anderen Geistlichen & Revolutionsgardisten, welche das größte Massaker an jüdischen bilität in der MENA-Region. täuschungen & Regression bereithält, Rom Statuen abdecken ließ, schüttelt Zivilisten nach dem Zweiten Weltkrieg Die Wahnvorstellung, dass ein Mas- denn unter Rohani wurden mehr Men- die meisten ausländischen Hände. befehligt haben. Dies führt uns zum mei- senmörder & Terrorhelfer irgendwie schen zum Tode verurteilt & hingerich- Die eigentliche Macht in der Islami- nem Punkt: „pro-westlich“ sein könnte, ist absurd. tet als unter Achmadinedschad. Unter schen Republik aber geht noch immer Ich muss Leuten Recht geben, die sa- Das Regime des „Pro-Westlichen“ hält anderen sitzen 49 Minderjährige in den vom obersten Religionsführer, Aya- gen, das Rohani kein Populist ist, denn ganz nebenbei auch noch britische Staats- Todeszellen. Mädchen können schon tollah Khamenei, aus. Daran ändert er ist primär ein Terrorist & Mörder. bürger (Nazanin & Gabriella Ratcliffe) ab dem Alter von neun Jahren zum diese „Wahl“ nichts. 22 ISRAEL № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU

die Panzerbrigade unter Oberst Albert und die Golani-Infanteriebrigade unter Oberst Yona Efrat. „Pardon, wir haben gewonnen“ Am 10. Juni waren die Syrer endgültig besiegt. Gedanken zum 6-Tage-Krieg Am Ende der sechstägigen Kampfhand- lungen hatte Israel 679 Tote zu beklagen. Von Dr. Rafael Korenzecher Außerdem wurden 2.563 Soldaten und Zivilisten verwundet. Auf arabischer Seite „Pardon, wir haben gewonnen“ und „Un- gab es 21.000 Tote und 45.000 Verwunde- fair zu Goliath“ schrieb der Satiriker Eph- te. raim Kishon nach dem Sechstage-Krieg, Die Wiedervereinigung Jerusalems ist den der kleine israelische David vor 49 das symbolträchtigste Resultat des Sechs- Jahren in diesen Juni-Tagen des Jahres Tage-Krieges. 1967 in einem kaum zu gewinnenden Viel- Seit König David die Stadt im Jahre Fronten-Kampf um seine nackte Existenz 1004 v.d.Z. zum Mittelpunkt seines Rei- gegen den übermächtigen arabischen Go- ches gemacht hatte, ist Jerusalem die his- liath, in Form der verbündeten Streitkräfte torische Hauptstadt des jüdischen Volkes Ägyptens, Jordaniens, Syriens, Libanons, geblieben – auch nach seiner Zerstörung aber auch des Iraks, Algeriens, Kuwaits durch die Römer im Jahre 70 n.d.Z. und des Sudans für sich entscheiden und Seit 1948 ist es die politische Hauptstadt damit die Auslöschung des jüdischen Staa- des Staates Israel tes und einen weiteren Genozid an seinem Nach der Teilung Jerusalems durch die Volk verhindern konnte. Völkerrechts-widrige jordanische Annexi- Hierzu verkündete der ägyptische Prä- on von 1948 hatten Juden keinen Zugang sident Nasser siegessicher am 26. und 30. mehr zu ihrer heiligsten Stätte, der Klage- Mai 1967: mauer. „Wir beabsichtigen einen grundlegen- Die Jordanier verletzten sämtliche Ver- den Angriff auf Israel. Dies wird ein tota- einbarungen des Waffenstillstandsab- ler Krieg sein. Unser primäres Ziel wird es kommens, die Jerusalem betrafen. Zwi- sein, Israel zu zerstören.“ schen 1948 und 1967 entweihten sie nicht (Gamel Abdel Nasser, Staatspräsident nur Hunderte von jüdischen Gräbern auf Ägyptens, 26. Mai 1967) dem Ölberg, sondern zerstörten auch 58 „Die Armeen Ägyptens, Jordanien, Syri- Synagogen im jüdischen Viertel der Alt- ens und des Libanon stehen einsatzbereit stadt Jerusalems. Nur eine einzige Synago- an den Grenzen Israels, während hinter ge entging dem Schicksal der Zerstörung uns die Armeen des Irak, Algeriens, Ku- und Plünderung. waits, des Sudan und der gesamten arabi- Seit der Wiedervereinigung Jerusalems schen Nation stehen. Die Stunde der Ent- 1967 haben wieder Angehörige aller Re- scheidung ist gekommen.“ ligionen freien Zugang zu ihren heiligen (Gamel Abdel Nasser, Staatspräsident Stätten, die von ihren jeweiligen religiösen Ägyptens, 30. Mai 1967) Autoritäten verwaltet werden. Bereits zuvor, am 18. Mai 1967 hatte (Teile der Chronik entnommen von sich Radio Kairos Voice of Arabs auf Ver- BotschaftIsrael.de) anlassung Nassers ähnlich zurückhaltend Die Sieger des 6-Tage-Krieges. Kaum eines der damaligen Ereignisse, geäußert: der historischen Zusammenhänge und „Die einzige Methode, die wir Israel ge- Während Abba Eban, der israelische vollzog sich in einem einzigen, kontinuier- schon gar nicht die Kriegsursache, die in genüber anwenden werden, ist der totale Außenminister, ebenso verzweifelt wie lichen Schwung. der absoluten Vernichtungs-Aggression Krieg, der in der Vernichtung der zionisti- vergebens versuchte den bevorstehen- Die israelische Armee war sich ange- der arabischen Nachbarn bestand, wird schen Existenz enden wird.“ den Vernichtungsschlag der arabischen sichts ihrer quantitativen Unterlegenheit heute in der islam-devoten, faktenverdre- Dem durften die anderen arabischen Allianz auf diplomatischem Wege zu ver- von vornherein bewusst, dass sie einen ra- henden und den gesamten Staat Israel de- Führer natürlich nicht zurückstehen, hindern, konnte Kishon in einem seiner schen Sieg erringen musste. Daher wählte legitimierenden Mainstream-Politik und die die von der UNO dem jungen, be- Beiträge für die Zeitung Ma’ariw noch sie eine schnelle Vorwärtsattacke und ver- Presse objektiv und sachrichtig dargestellt. reits durch den arabischen Überfall von verbittert schreiben: „Unsere gelegentli- zichtete auf die Sicherung der Flanken und Insbesondere wird der israelische An- 1948 vieler seiner Gebiete und der halben chen Beschwerden werden von den Uni- Transportwege. spruch auf sein gesamtes, ihm von der Hauptstadt Jerusalem beraubten Staat Is- ted Nations immer streng objektiv behan- Am 8. Juni hatten die israelischen Solda- UNO 1947 zugesprochenes Territorium rael eigentlich garantierte Unversehrtheit delt. Die UN wahren das Prinzip Gleiches ten unter dem Oberkommando von Ge- in Judäa, Galiläa und Samaria mit uralten – natürlich völlig ungestört von der UNO Recht für beide – in Fachkreisen auch neral Yeshayahu Gavish und seinen drei jüdischen Städten wie Jericho, Hebron, – in folgender Weise auslegten: UN-Recht genannt.“ Divisionskommandeuren Ariel Scharon, Nazareth , Betlehem u.a.m. sowie vor al- „Ich, als Militärmann, glaube, dass die Dann ging aber alles ganz schnell – die Avraham Yoffe und Israel Tal die ägypti- lem auf seine ewige und ungeteilte jüdi- Zeit gekommen ist, um in einen Vernich- Chronik des Geschehens liest sich wie sche Armee besiegt. Die Straße von Tiran sche Hauptstadt Jerusalem zu Gunsten ei- tungskampf einzutreten.“ folgt: war wieder frei und die gesamte Sinai- ner in der Geschichte der Region niemals (Hafez al-Assad, Verteidigungsminister Am 5. Juni 1967 führte Israel einen Halbinsel von ägyptischen Truppen ent- aufgetretenen, friedensfeindlichen und Syriens, 20. Mai 1967) Präventivschlag gegen Ägypten aus, der blößt. erst in den Jahren nach dem 6-Tage-Krieg „Die Existenz Israels ist ein Fehler, der durch das natürliche Recht auf Selbstver- Unter dem Oberkommando von Gene- erfundenen sogenannten „palästinensi- berichtigt werden muss. Unser Ziel ist klar teidigung, wie es völkerrechtlich in Artikel ral Uzi Narkiss gelang es der israelischen schen“ Identität in Abrede gestellt. – Israel von der Landkarte zu wischen.“ 51 der UN-Charta festgeschrieben ist, voll Armee an der Ostfront die Jordanier in- Einer der geschichtlich am längsten le- (Abdur Rahman Aref, Staatspräsident des gedeckt war. nerhalb von drei Tagen zu besiegen. Am gitimierten Staaten in der Welt und erst Irak, 31. Mai 1967) In den Morgenstunden starteten Flug- 8. Juni wurde der Waffenstillstand verein- recht in der Region sieht sich durch islami- Folgerichtig und offensichtlich tief be- zeuge der israelischen Luftwaffe und grif- bart. sche Aggression, Israelhass und Antisemi- eindruckt von so viel arabischer Friedens- fen ägyptische Luftwaffenstützpunkte auf Bereits am 7. Juni hatten israelische Fall- tismus wieder in nicht hinzunehmender liebe zog der Sicherheitsgarant und ach so dem Sinai und im ägyptischen Kernland schirmjäger unter dem Kommando von Weise massiv in seiner Existenz bedroht. große Freund des jüdischen Volkes, Sithu an. In einem kurzen, effizienten und ent- Oberst Mordechai Gur nach blutigen Stra- 1968 schrieb Kishon mit gewohnt bitte- U-Thant, in seiner Funktion als damaliger schiedenen Schlag wurden innerhalb von ßenkämpfen die 1948 geraubte Altstadt rem Humor dazu: Generalsekretär der UNO auf Wunsch zwei Stunden 300 ägyptische Flugzeuge, von Jerusalem zurückerobert. „Israel ist ein so kleines Land, dass man der arabischen Aggressoren und ganz im darunter Bomber, Kampfjets und Hub- Gemeinsam mit General Narkiss betra- auf den meisten Landkarten und Glo- vorauseilenden Sinne der heutigen UNO- schrauber, zerstört. ten Verteidigungsminister Mosche Dajan ben seinen Namen nicht einmal voll aus- Liebe zu Israel seine Schutztruppen zu- Die Hauptbedrohung für Israel aus der und Generalstabschef Jitzhak Rabin den schreibt. Fast immer heißt es ‚Isr.‘ Und rück und überließ Israel ohne internatio- Luft war damit ausgeschaltet, und die Tempelberg. schon aus diesem Grund fällt es uns so nalen Schutz seinem eigenen Schicksal. Lufthoheit der israelischen Luftwaffe war Am Abend desselben Tages ließ der schrecklich schwer, die im Sechstagekrieg Überwältigt von so viel UNO-Solida- gesichert, als jordanische, syrische und ira- oberste Militärrabbiner der israelischen wiedererlangten jüdischen Gebiete aufzu- rität und internationalem Einvernehmen kische Flugzeuge Ziele in Israel angriffen. Verteidigungsstreitkräfte, General Shlo- geben. Sie schaffen endlich Platz für das durchschnitt Nasser die wirtschaftliche Am Ende des ersten Kriegstages waren mo Goren, das Widderhorn (Schofar) allzu lange fehlende ‚-ael‘.“ Lebensader Israels und verhängte mit der die Luftwaffen aller beteiligten arabischen an der Klagemauer ertönen. Die geteilte So soll und so wird es bleiben. Abriegelung der Meerenge von Tiran eine Länder zerstört. Die israelischen Boden- Hauptstadt Israels war wiedervereinigt. Allen Toten und Helden des jahrzehn- Seeblockade über Israel. Außerdem hatten truppen konnten von nun an unter „freiem Im Norden dauerte der Kampf gegen telangen israelischen Kampfes um seine die arabischen Nachbarländer in den ers- Himmel“ agieren. Die israelische Luftwaf- Syrien, Israels erbittertsten Feind, bis zum Existenz gewidmet – gegen Terror und ten Junitagen des Jahres 1967 fast eine hal- fe verlor an diesem Schicksalstag 20 Flug- fünften Tag des Sechs-Tage-Krieges an. Vernichtungs-Bedrohung. be Million Soldaten, mehr als 2.800 Pan- zeuge. 12 Piloten wurden getötet, fünf ver- Der Durchbruch erfolgte am Morgen des zer und 810 Kampfflugzeuge gegen Israel wundet und vier gefangengenommen. 9. Juni nach zwei Tagen heftigen Bombar- Am Israel Chai! in Stellung gebracht. Der Kampf dauerte nur vier Tage und dements. Die Speerspitzen bildeten dabei Dr. Rafael Korenzecher № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU ISRAEL 23 Was sind schon iranische Kernwaffen gegen ein israelisches Einfamilienhaus? Der Bau eines Hauses bekommt mehr internationale Aufmerksamkeit als ganze Völkermorde Von Daniel Greenfield zurückgegeben werden, damit von dort aus Raketen nach Israel geschossen wer- Obwohl der Artikel bereits am 25. Ok- den können, damit Israel einfallen und tober 2016 auf Englisch und noch unter es zurückerobern kann. Danach wird es der Präsidentschaft von Barack Obama wieder Friedensverhandlungen geben, in erschien, hat er nichts an Aktualität ein- deren Folge das Land von Israel zurück- gebüßt. KAHANA,MENAHEM AFP gegeben wird, damit dort wieder Raketen Es gibt nur wenige Waffen, die so ge- stationiert werden können, es wieder zu- fährlich sind wie ein israelisches Haus. rückerobert und anschließend zurückge- Sobald seine Ziegel mit Mörtel verbun- geben wird … für den Frieden. den sind, wird das Haus – ganz egal, ob Und israelische Häuser gefährden die- es nun bescheiden einstöckig auf einer sen Kreislauf von Frieden und Gewalt. Hügelkuppe steht oder ein fünfstöcki- Sie gefährden ihn, da sie „auf dem Boden ges Apartmentgebäude mit fließend unumstößliche Tatsachen schaffen“, eine Kalt- und Warmwasser ist – entschieden pikante Formulierung, so wie sie nur zu gefährlicher, als alles, was grün und glü- Häusern voller Juden passt. hend aus iranischen Zentrifugen kommt. Muslimische Häuser schaffen natür- Vergessen Sie Splitterbomben und Mi- lich keine unumstößlichen Tatsachen, nen, Giftgas-Granaten und sogar design- obwohl sie aus demselben Material ge- te Viren. Der Iran kann sich seine Atom- baut und ebenfalls mit Menschen gefüllt bomben schenken. Damit beeindruckt er sind. Oder vielleicht sorgen sie ja für gute niemanden in Europa oder Washington unumstößliche Tatsachen. Solche von D.C. Wer denkt noch an Völkermorde in der Sorte eines Vorkaufsrechtes für Ver- Afrika angesichts der furchtbaren Waffe handlungen, was die beruflichen Frie- des Schreckens in Gestalt einer vierköpfi- densstifter gutheißen. gen israelischen Familie, die in eine neue Aber es ist schwer zu wissen, was die Wohnung zieht? Friedensstifter eigentlich befürworten, Der Sudan könnte sogar einen kleinen weil sich ihre Argumente und Definitio- Berg aus afrikanischen Leichen errich- nen ständig ändern. Alles, was wir wissen, ten, und doch könnte er niemals die volle ist, dass sie israelische Häuser ablehnen. und ungeteilte Aufmerksamkeit der Welt Israelische Siedlerfamilie UNO-Chef Ban Ki-moon verkündete, erwarten, bis er nicht etwas derart Uner- die israelischen Häuser seien ein „nahezu hörtes tut, wie ein Haus zu bauen und es Häuserkomplexen beleidigt hätte. Dies ist in London, Paris und Brüssel weiß. Dafür fataler Schlag“ für den Friedensprozess. mit Juden zu füllen. das schwerste israelische Verbrechen seit schäumt man vor Wut angesichts eines Es ist natürlich nur ein „nahezu fataler Da mittlerweile die sudanesischen Ju- der Zeit, als die Stadt Jerusalem ein paar israelischen Hauses. Israelis zu töten war Schlag“, weil der Friedensprozess nicht den ebenso verschwunden sind wie die Häuser eine Hürde in einem mehrstufi- noch nie ein Friedenshindernis. Das zwan- getötet werden kann, ähnlich wie Dra- Juden Ägyptens, des Iraks, Syriens und gen Genehmigungs-Prozess nehmen ließ, zigjährige Töten von Israelis hat bisher cula. Israelische Häuser, so furchtein- jene aus dem guten alten Afghanistan, während Biden zu Besuch kam. keine einzige israelische Regierung davon flößend sie auch sein mögen mit ihren stehen die Chancen für Baschir, den Hillary nannte dies eine Beleidigung abgebracht, sich mit den Terroristen an ei- Balkonen und schlechten Heizungen im Schlachter, diesen Streich zustande zu und verbrachte zwei Stunden damit, Ne- nen Tisch zu setzen und zu feilschen. Aber Winter, reichen trotzdem nicht ganz aus, bringen, eher schlecht. tanjahu über das Telefon anzuschreien. eine israelische Familie, die in einem Haus um ihn zu töten. Infolge der Kurzsichtigkeit der mus- Präsidenten-Berater Axelrod erklärte lebt, besetzt dieses Gebiet ja bloß, damit es Wie das Monster in einem Horrorfilm, limischen Welt, ihre Juden aus Kairo, die Tat zu einem Affront. Biden war so den Terroristen schwerer gemacht wird, kommt der Friedensprozess immer wieder Aleppo und Bagdad nach Jerusalem zu wütend, dass er sich eine Stunde lang das Land zu übernehmen. zurück und egal wie viele Hiebe ihm das vertreiben, wird die ultimative Waffe in weigerte, runter zum Abendessen zu Das Problem ist alt. Der Pharao plagte israelische Haus versetzt, ein Jahr später internationalen Angelegenheiten voll- kommen. Wochenlang heulten die Me- sich damit. Hitler auch. Und nun die Ha- erscheint eine Fortsetzung, in welcher das ständig vom jüdischen Staat kontrolliert. dien, dass Netanjahu Obama mittels der mas. Was macht man nur, wenn zu viele israelische Haus erneut vom Friedenspro- Der Vorrat des jüdischen Staates an heimtückischen Tat gedemütigt hätte, Juden leben? Die Antwort liegt auf der zess-Monster heimgesucht wird. Juden sollte die internationale Gemein- einem der Bürgermeister des Landes zu Hand. Die Armee der todbringenden israe- schaft weit mehr besorgen als ein hypo- erlauben, den Wohnungsbau zu befür- Israels Friedenspartner versuchten sich lischen Häuser wirkt respekteinflößend thetischer Vorrat an Nuklear-Waffen. worten, während seine Heiligkeit Joseph auf die altehrwürdige ägyptische Tradi- auf dem Zeitungspapier der „New York Niemand außer Israel und wahrschein- Robinette Biden Jr. den israelischen Luft- tion, alle Juden ins Meer zu werfen, zu Times“ und den schrillen Themen-Talks lich Saudi-Arabien kümmert sich viel um raum durchkreuzte. besinnen. Doch trotz eines ganzen Offi- der CNN-Sprecher. Aber ihr eigentliches die iranische Bombe. Aber wenn Israel Während China den USA einen Krieg zierskorps, das vorübergehend von den Vermögen ist beschränkt auf das Beher- Häuser baut, hüpft die internationale Ge- androhen und Nordkorea seine Atom- bewaffneten Truppen Großbritanniens bergen jüdischer Familien und darauf meinschaft aus dem Korsett, droht ihre bomben testen kann, hat es bisher nur Is- „beurlaubt“ wurde, kamen sie nur bis zur internationale Diplomaten und Journa- Botschafter zurückzurufen und israeli- rael geschafft, offizielle Aufmerksamkeit Mitte Jerusalems, wo sie jede Synagoge in listen zur Weißglut zu bringen. sche Pfirsiche zu boykottieren. für die „Beleidigung“ Obamas zu erhalten, die Luft sprengten, und nahmen Israels Europa ist wütend, Obama kocht, die Man kann auf die Teppiche des Wei- noch dazu ohne große Mühe. Das beweist Westjordanland ein – oder wie die frem- UNO steht unter Spannung und irgend- ßen Hauses spucken und jedes unserer einmal mehr, dass die jüdische Rasse so den zionistischen Angreifer, die keinerlei wo in Teheran streicht sich der Staatsfüh- Geheimnisse stehlen. Man kann unsere talentiert ist, dass sie Dinge erreicht, von Wurzeln in dieser Region haben, sagen – rer des Iran die Pomade aus dem Bart und Städte bombardieren und unsere Daten- denen andere nur träumen können und Judäa und Samaria. fragt sich, was er nur tun könnte, um so banken hacken. Man kann alles in die die Juden merken es noch nicht einmal. 19 Jahre später hatten Israels Frie- viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Er Luft sprengen, was man will und bedro- Laut „New York Times“, die sich niemals denspartner ihr britisches Offizierskorps kritzelt kurz ein paar Gedanken auf eine hen, wen man will; aber lieber sollte man irrt, macht der anhaltende Hausbau den gegen ein russisches eingetauscht, wel- Serviette, doch dann verwirft er sie, weil kein Loch in der Nähe von Gilgal graben, Frieden unmöglich. Der Frieden, welcher ches Jerusalem, das Westjordanland und sie ihm zu unplausibel erscheinen. Soviel wo Joschua und ein paar Millionen ent- natürlich in keinster Weise von Raketen, Gaza verlor. Damit bewiesen sie, dass die Aufmerksamkeit seine Idee auf der Welt kommener hebräischer Sklaven einst ihr Selbstmordattentaten, einseitigen Gebo- Kommunisten, wenn es um‘s Töten von auch bekommen würde, es gibt einfach Lager aufschlugen. ten der Eigenstaatlichkeit und Kriegser- Juden geht, am besten sind, wenn die- keine Möglichkeit für den Iran, Wohnun- Manche glauben, dass Völkermorde klärungen behindert wird, stößt nur gegen se nicht zurückschießen. Seit jener Zeit gen in Israel zu errichten. oder Atomwaffen die ultimativen Waffen ein Hindernis: Die robuste, unnachgiebi- drängt die Welt oder besser gesagt der seien, aber wie wir immer wieder sehen, ge Mauer eines israelischen Hauses. Teil von ihr, der vollständig von Diploma- Daniel Greenfield ist Kolumnist und besteht die ultimative Waffe aus einem Man kann israelische Häuser aushöh- ten und höheren Journalisten bevölkert Blogger. Er wurde in Israel geboren und Hammer und ein paar Nägeln in einer jü- len, sie bombardieren und in sie einbre- wird, darauf, dass Israel das Land einem lebt heute in New York. Seine Artikel er- dischen Hand. chen, um die Menschen, die darin leben, erfundenen Staat zurückgibt. scheinen regelmäßig in „Family Security Jeder hat seine Standards. Sogar die in- zu massakrieren. Doch am Ende macht Dieser Friedensplan, der genauso gut Matters“, „The Jewish Press”, „Times of Is- ternationale Gemeinschaft. Es gibt Dinge, Israel einfach weiter und baut noch mehr funktionierte, wie Feuer mit Benzin zu rael”, „Act for America” und bei „Canada die niemand ausstehen kann. Und die eine dieser verdammten Dinger. bekämpfen, wird seit zwei Jahrzehnten Free Press”. Seine Kolumnen erschienen Sache, gegen die sich jeder erheben bzw. Und das ist nun mal nicht gut für den des Terrors nicht einmal ansatzweise bereits in der „New York Sun”, „The Je- Widerstand leisten wird, ist das israelische Frieden. in Frage gestellt, aber jedes Mal in sei- wish Press” sowie bei „FOX Nation”. Haus. Darum kümmert sich auch niemand nen Grundfesten erschüttert, wenn in Unter www.sultanknish.blogspot.com ist Beamte des Weißen Hauses bestehen großartig um Raketen der Hamas, die ja der Umgebung Jerusalems ein israeli- sein persönlicher Blog zu erreichen. wieder einmal darauf, dass Netanjahu Ob- bloß Israelis töten, die es ja sowieso ver- scher Hammer auf einen israelischen ama mit der Absegnung des Baus von 98 dient haben, wie jeder vernünftige Mensch Nagel trifft. Dieses Land muss nämlich Übersetzt von Ulrike Stockmann 24 ISRAEL № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Mörder im Hungerstreik Zu den Forderungen der arabischen Terroristen in israelischen Gefängnissen. Von Stephen Flatow / JNS.org für mich überhaupt keinen Sinn. Wenn diese Terroristen hungrig sein wollen, Jetzt raten Sie mal, was die „palästinen- sollte man sie doch lassen. Ihre leeren sischen“ Terroristen im Hungerstreik Mägen können immerhin niemanden fordern? verletzen. Satellitenfernsehen, Klimaanlagen Ich würde sogar noch einen Schritt und den Zugang zu israelischen Uni- weitergehen. Ich glaube, es gibt einen versitäten – das ist kein Scherz! Weg diese Situation in etwas Positives Laut „palästinensischem“ Nachrich- zu verwandeln. Jeder Tag, an dem die tendienst „Wafa“ stehen Satellitenfern- Terroristen Essen und Trinken verwei- sehen, Klimaanlagen und der Zugang gern, spart dem israelischen Gefängnis- zu staatlichen israelischen Universitä- system eine beachtliche Menge Geld. Je ten auf der 10-Punkte-Liste der For- länger der Hungerstreik dauert, desto derungen, welche die derzeit Hunger- mehr Geld wird gespart. streikenden den israelischen Behörden Was sollte mit diesem Geld gesche- präsentiert haben. hen? Es gibt viele Opfer des „palästi- Die Menschen, die von diesen Häft- nensischen“ Terrors, die Verletzungen lingen ermordet wurden, kamen nicht erlitten, von denen sie sich niemals in den Genuss solcher Begünstigungen. vollständig erholen werden. Das israe- Meine Tochter Alisa war Studentin der lische Gesundheitssystem kommt für Brandeis-Universität, als sie und acht ihre medizinischen Behandlungen auf, weitere Busreisende von ein paar dieser aber es gibt viele zusätzliche Kosten, hungerstreikenden Häftlingen ermor- die nicht gedeckt werden, Beschwer- det wurden. Alisa kann nun nicht mehr den, die die Opfer jeden Tag erdulden an ihrer Universität studieren. Ihre müssen als Folgen ihrer Verletzungen, Mörder verdienen es nicht, dafür in den selbst wenn diese keine Probleme me- Genuss dieses Privilegs zu kommen. dizinischer Art sind. Und womit drohen nun diese verhaf- Ich finde: Wir sollten das Geld neh- teten Massenmörder, wenn ihre Forde- men, das beim Kauf von Lebensmitteln rungen nicht erfüllt werden? Sie wollen für Terroristen gespart wurde und es richtig, richtig hungrig werden. den Familien der Opfer geben, die von Ich denke mir – lasst sie doch! ihnen verwundet und verstümmelt Die einzige „Gefahr“, die von den MAHMUD AFP HAMS, wurden. Hungerstreikenden ausgeht, ist, dass Arabische Demonstranten halten Bilder von Barguti in die Luft. Es wäre nur ein Bruchteil der finan- die internationale Presse mitfühlende ziellen Unterstützung, die die Opfer Artikel über sie schreibt. Und natürlich Eine „Times“-Ausgabe später wurde hung des Staates Israel. benötigen und verdienen. Es wird ist das bereits geschehen. Ein Artikel eingeräumt, dass die Redaktion Barg- Sich den Forderungen der verhafte- ihr Leiden kaum in Gänze mildern – in der „Washington Post“ beschrieb houtis Taten hätte erwähnen müssen. ten Terroristen zu ergeben, wäre hinge- nichts wird dies je tun – aber es wäre kürzlich die Terroristen als „politische gewiss ein Schritt in die richtige Rich- Gefangene“. Das hieße mit anderen tung. Worten, dass die Terroristen entweder Alisa kann nun nicht mehr an ihrer wegen ihrer politischen Meinung ein- Stephen M. Flatow, Vize-Präsident gesperrt worden seien, was eine unver- Universität studieren. Ihre Mörder der Religiösen Zionisten von Ameri- schämte Falschbehauptung ist; oder ka, lebt als Staatsanwalt in New Jer- dass Mord an Juden in erster Linie ein verdienen es nicht, dafür in den Genuss sey, USA. Er ist der Vater von Alisa „politisches“ Verbrechen sei, eine eben- Flatow, die 1995 bei einem vom Iran so unerhörte Aussage. dieses Privilegs zu kommen. finanzierten Terroranschlag ermordet Bei der „New York Times“ luden die wurde. Daraufhin initiierte er eine Redakteure den Anführer der verhafte- Reihe von Gerichtsverhandlungen ten Terroristen, Marwan Barghouti, zu Solche „Richtigstellungen“ werden je- gen eine echte Bedrohung der Sicher- gegen den iranischen Staat. Er veröf- einer Kolumne ein. Leider vergaß die doch nur von einem Bruchteil derer ge- heit Israels, weil dies die Terroristen fentlichte Kolumnen in verschiedenen „Times“ als Erläuterung hinzuzufügen, lesen, die den Original-Artikel kennen. ermutigen würde. Zeitungen zum Thema Terrorismus dass er hinter Gittern sitzt, weil er fünf Voreingenommener Schutz durch Das israelische Gesetz gebietet Ge- (darunter in „The New York Times“, Menschen ermordet hat, einschließlich die Medien ist wirklich lästig. Aber er fangene im Hungerstreik durch Ärzte „The Los Angeles Times“ und „The eines griechisch-orthodoxen Priesters. ist trotzdem keine tatsächliche Bedro- zwangsernähren zu lassen. Das macht Times of Israel“).

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Umso vaten Bereich von überwie- dass langfristig beide Parteien Frieden positiver überrascht war ich, dass Israel gend arabischen Bekannten. schließen können, die Geschichte würde ein ganz normales Nahost-Volk ist, mit Für sie ist es unverständlich, es diesen beiden alten Völkern nicht ver- allem was dazu gehört – angefangen bei wie man sich für Israel ein- zeihen, wenn der heutige Zustand bleibt. der Gastfreundlich- und Unpünktlichkeit setzen kann. Sie sind leider Geschichte spielt in beiden Völkern eine bis zu der Tatsache, dass man mit Taxi- durch die Medien im Nahen überordnete Rolle. fahrern den Preis verhandeln kann. Des Osten, die sehr von Antise- Kommen wir zu Deutschland. Du Weiteren, dass das Zusammenleben zwi- mitismus geprägt sind, beein- bist politisch aktiv in der CDU Baden- schen Israelis und Arabern sehr friedlich flusst. Es gibt da nur die eine Württembergs und bist Listenkandidat abläuft, alle Straßenschilder auf Arabisch, Sicht. Die komplette Sicht zur Bundestagwahl für die CDU. Deine Hebräisch und Englisch sind. die Medien wird ignoriert. Beispielswei- Kandidatur ist historisch, du bist der ers- verzerren das Bild vom Zusammenleben, se wird ausgeblendet, dass Salahdin Koban te Deutsch-Kurde auf einer Unionsliste beide Gruppen begegnen sich täglich im Jordanien 1948 das vom bundeweit. Wie schätzt du die Situation Alltag und tragen keinen Hass in sich. Die UNO-Teilungsplan von 1947 eingeplante Israel mit den Kibbuzim, die auf basisde- der Kurden in Deutschland ein? Sicherheit bei der Einreise ist natürlich „palästinensische“ Gebiet einfach annek- mokratische Strukturen aufgebaut waren. Zuerst möchte ich mich bei meiner Par- hoch, aber im Land selber ist alles sehr ent- tiert hat und somit eine Staatlichkeit der Man darf auch nicht verkennen, dass viele tei für das Vertrauen bedanken. Durch spannt. Ich habe viele nette Bekanntschaf- palästinensischen Araber verhindert hat. jüdische Einwanderer nach Gründung Is- die Partei habe ich tolle Menschen ken- ten gemacht. Besonders das Treffen mit Dass die „Palästinenser“ in Libanon und raels aus arabischen Ländern kamen. Die nengelernt und mir macht die politische meinem Freund, dem israelischen Jour- Jordanien bis heute keine Arbeitserlaubnis Großeltern von Einigen sprachen besser Arbeit in der JU, CDU und CDA sehr nalisten Eldad Beck, der mir seine Hei- haben und dass während des „Schwarzen arabisch als hebräisch. Die beiden Völker viel Spaß. Die historischen Dimensionen matstadt Jerusalem gezeigt hat, war sehr Septembers 1970“ in Jordanien mehr „Pa- kennen sich also gut und deshalb funkti- waren mir nicht bewusst. Es freut mich, inspirierend. Des Weiteren die Tage bei lästinenser“ gefallen sind als in allen israe- oniert das Zusammenleben in Judäa und und natürlich repräsentiert man dadurch meinem israelischen Freund Tomer und lisch-„palästinensischen“ Auseinanderset- Samaria relativ friedlich. automatisch die Deutsch-Kurden. Insge- seiner tollen Familie in Segula – ich habe zungen. König Hussein ließ sein Militär Du bist kurdischer Abstammung. Wie samt ist die Gemeinschaft gut integriert wirklich tolle Menschen kennengelernt. brutal gegen die arabischen Brüder vorge- würdest du das Verhältnis der Kurden zu und bis auf Demonstrationen fallen sie Ich bin für die Voraborganisation meinem kaum auf. Hier findet langsam auch ein Parteifreund Julian H. sehr dankbar. Dar- Umdenken statt. Politik wird nicht auf über hinaus habe ich Andreas Boldt ken- Obwohl Scharon Siedlungen geräumt hat, der Straße gemacht, sondern in Parla- nengelernt – ein klasse Typ! – und beide menten. sind echte Freunde Israels. Ich werde das hat der Terror nicht aufgehört. Leider sind Deutsch-Kurden in Land- Land definitiv wieder besuchen und versu- und Bundestag völlig unterrepräsentiert. chen meine Hebräisch-Kenntnisse weiter hen. Ich muss hinzufügen, dass ich viel po- Israel und den Juden im Allgemeinen cha- Sie müssen sich breiter aufstellen in al- auszubauen. sitive Rückmeldungen von der kurdischen rakterisieren? len Parteien. Im „linken“ Milieu haben Was hat dich dazu bewegt, dich mit Isra- Gemeinschaft bekomme. In der Region Ich wurde in Israel sehr oft positiv auf Parteien gerne mit außenpolitischen el und dem Nahostkonflikt auseinander- Kurdistan gibt es eine Sympathie für Israel. meine kurdische Herkunft angespro- Themen Innenpolitik betrieben. Dabei zusetzen? Während deines Aufenthaltes hast du chen. Man darf nicht vergessen, dass es weiß jeder, dass sie nie Einfluss in der Ich war schon im jungen Alter politisch auch Judäa und Samaria besucht. Was ca. 200.000 kurdische Juden in Israel deutschen Außenpolitik haben werden. sehr interessiert, des Weiteren meine Her- hast du dort erlebt? gibt – bei einer Gesamtbevölkerung von In Deutschland wünsche ich mir, dass kunft. Ich gehöre einer Minderheit an. Mei- Ich muss mich zuerst bei meinem gerade einmal 9 Millionen ist das eine die Deutsch-Kurden Auseinandersetzun- ne Eltern stammen aus dem Nahen Osten. Freund Eldad Beck bedanken. Er hat große Minderheit. Die Kurden und Is- gen mit türkischen Mitbürgern aus dem Der klassische Nahostkonflikt war immer das Ganze organisiert, es war wirklich raelis verbindet in der Region der Hass Weg gehen und beide ebenfalls friedlich sehr präsent. Anschließend kommt die sehr spannend. Wir haben alle drei Zo- der Nachbarländer. Sie teilen das gleiche miteinander umgehen. Diese Konflikte baden-württembergische Bildungspolitik nen besucht, Zone A wird von der „Pa- Schicksal, waren in der Geschichte oft auf deutschen Straßen schaden beiden hinzu, in der der Holocaust eine überord- lästinensischen“ Autonomiebehörde Opfer und beide sollen aus ihrer Heimat Gruppen! nete Rolle gespielt hat. Für mich war der verwaltet, Zone B gemeinsam und Zone vertrieben werden. Die modernen Bezie- Wie erklärst du den aktuellen Anstieg Antisemitismus schon immer eine wider- C von Israelis. In Shiloh vom Berggipfel hungen zwischen den beiden Gruppen des Antisemitismus in Deutschland und liche Art eine Gruppe zu diffamieren. Die aus konnte ich Tel Aviv und den Ben- fangen im Jahre 1961 an: Der Staat Isra- wie kann dem entgegengewirkt werden – Thesen waren für mich nie nachvollziehbar Gurion-Flughafen sehen. Hier wurde mir el hat 1961 den Kurdenaufstand im Irak sowohl von staatlicher, als auch von zivil- und von Grund auf falsch. Für mich gab es schlagartig klar, dass 1967 passé ist – die massiv unterstützt. 1970 erreichten die gesellschaftlicher Seite? „Aha-Momente“, besonders Ariel Scharon, Israelis können manche Orte nicht auf- Kurden die erste Teilautonomie im Irak. Das ist eine schwierige Frage. Trotz der nach seinem Besuch auf dem Tempel- geben. Trotzdem war ich überrascht wie Des Weiteren hat die kurdische Autono- des Holocausts haben wir einen laten- berg 2000 dämonisiert wurde und 2005 friedlich es zuging. Die Araber in Zone A mieregion seit kurzem einen Religions- ten Antisemitismus in der Gesellschaft. den Gazastreifen räumte. Obwohl er Sied- sind großteils sehr unzufrieden mit ihrer beauftragen für die jüdischen Bürger und Durch die Zuwanderung in den vergan- lungen geräumt hat, hat der Terror nicht Regierung und ein Teil von ihnen wür- im Jahr 2016 wurde zum ersten Mal des gen Jahrzehnten wurde der noch stärker. aufgehört. Ein Teil der Medien hat die de am liebsten in Zone C leben. Das hat Holocausts gedacht. Inoffiziell gibt es Be- Die Demonstrationen im Sommer 2014 Siedlungsräumung einfach ignoriert und wirtschaftliche und sicherheitspolitische ziehungen zwischen der Autonomieregi- waren ein Warnsignal. Der Staat muss hat das Bild von Scharon aus dem Jahre Gründe. Die Araber haben in Gesprächen on Kurdistan und Israel. Die israelische härter juristisch gegen antisemitische 2000 weiterverfolgt. Man muss den Kon- offen ihre Kritik gegenüber der korrup- Regierung ist die einzige, die mehrmals Straftaten vorgehen und bei schwerwie- flikt immer in Bezug zur Sicherheit sehen. ten Ramallah-Regierung ausgesprochen. öffentlich kundgetan hat, dass sie einen genden Fällen auch die Abschiebung in Ich habe sofort nachvollziehen können, Positiv anzumerken ist, dass in Zone C unabhängigen kurdischen Staat aner- Betracht ziehen. In der Bildungspolitik warum Scharon sich jahrelang sehr stark in vielen Unternehmen Araber arbeiten kennen würden. Die Unabhängigkeit müssen die Länder auf modernen An- für die Erhaltung von Elon Moreh einge- und ziemlich glücklich über diesen Zu- von Bagdad wird in den nächsten Jahren tisemitismus eingehen. Wir dürfen In- setzt hat. Die Stadt liegt auf dem Berg und stand sind. Der Westen ignoriert die Tat- vollzogen werden. Ich hoffe, dass Kurdis- toleranz nicht mit Toleranz begegnen. schützt weitere israelische Dörfer, ein mög- sache, dass Siedler in manchen arabischen tan und Israel wirtschaftlich, militärisch Hier sind auch die Eltern in der Verant- licher Rückzug wie im Falle Gazas wäre Gruppen sehr beliebt sind. Ein Rückzug und kulturell ihrer Beziehungen vertie- wortung. In vielen Fällen kennen die- momentan Selbstmord. In der Sicherheits- zur Grünen Linie wird es aus militärgeo- fen werden. Für mich überraschend: Es se Leute keine Israelis persönlich und politik gibt es für Israel wenig Spielraum. strategischen Gesichtspunkten nicht ge- gibt in der Mentalität beider Völker viele können den Konflikt gar nicht nachvoll- Du bist aktives Mitglied der Deutsch-Is- ben. Einen „palästinensischen“ Staat wird Gemeinsamkeiten. Ich hoffe, in Zukunft ziehen. In Deutschland würde ich mir raelischen Gesellschaft in Stuttgart. Welche es nur geben, wenn die Araber es selber werden wir einen Studentenaustausch wünschen, dass die Sachlage im Nahen Rolle spielt die Arbeit des Vereins aus deiner möchten. Nach dem Oslo-Prozess hat die zwischen Arbil/Hawler und Tel Aviv se- Osten etwas differenzierter wiedergege- Sicht in Deutschland? Autonomiebehörde versagt, die Regierung hen. Langfristig wird die ganze Region ben wird. Ich habe Haifa, Tel Aviv, Jaffa, Der Verein fördert die Freundschaft gilt als korrupt. Den Arabern ging es vor von beiden Staaten profitieren, momen- Jerusalem und Nablus in Judäa/Samaria zwischen Israelis und Deutschen und ver- der Zonenaufteilung deutlich besser. Der tan befindet sich die arabische Welt im besucht. Die Menschen leben zum gro- sucht eine andere Perspektive vom Nah- Lebensstandard ist leider gesunken. Die Umbruch. Die Region hat mehr zu bieten ßen Teil friedlich zusammen und möch- ostkonflikt wiederzugeben. Leider findet Israelis sind kein rassistisches Volk und als Terror und Elend. ten Ihren Lebensstandard ausbauen. durch den Holocaust das jüdische Leben respektieren und achten andere Konfessi- In den letzten Jahren hat der Iran durch Herzlichen Dank für das Gespräch! in Deutschland zum Großteil in Museen onen. Wenn es je eine sozialistische Revo- das Nuklearabkommen und die gemeinsa- statt. lution gab in der Geschichte, dann die in me IS-Bekämpfung großen Einfluss in der Das Gespräch führte Urs Unkauf 26 ISRAEL № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Judäa und Samaria sind urjüdische Gebiete Interview mit dem frischgewählten Bezirksvorsteher von Gusch Etzion

Shlomo Ne’eman wurde 1974 im ehe- Shlomo Ne’eman maligen jüdischen Autonomiegebiet Birobidschan (in der Gegend von Wla- derartigen Bedrohungsrhythmus und Wie die [Osloer] Friedensverträge: nische Regierung wird jetzt nicht dem diwostok) in der Sowjetunion geboren, eine derartige Anzahl von Ereignissen, Plötzlichen hörten wir davon, dann ver- Likud oder Beit Jehudi beitreten und wo er die örtliche Vertretung der Likud- die sich auf Makro- und Mikroebenen gingen ein paar Wochen und zackbumm es wird wohl auch nicht durch sie eine Jugendorganisation gründete. 1990 auswirken, und sich ständig gegenseitig hatten wir die Osloer Friedensverträge. bedeutende, neue politische Richtung wanderte er nach Israel ein. übertrumpfen. Es ist so intensiv, dass Ok, dann gibt es sie halt. Und ja, es hat eingeschlagen. 1992 ließ er sich in der „Siedlung“ globale Ereignisse sich mehr oder weni- viel verändert, „palästinensische“ Polizei Letztendlich hatte Ben Gurion Recht, Karmei Zur nieder, wo er bis heute mit ger auswirken können, denn gleichzeitig wurde aufgebaut, die Autonomiebehör- auch wenn er es vor 60 bis 70 Jahren sag- seiner Frau Schlomit und fünf Kindern kann es hier wieder einen lokalen Vorfall de wurde errichtet, andere Einrichtun- te: „Es kommt nicht darauf an, was man lebt. Nach einer Karriere in der Jewish geben – sagen wir in zwei Stunden –, der gen usw. – aber herrscht jetzt Frieden? dazu sagen wird. Es kommt darauf an, Agency, u.a. als Abgesandter in der Uk- alles Globale in den Schatten stellt. Hat sich wirklich etwas Grundlegendes was die Juden machen werden.“ raine, wurde er ein führender Vertrauter Also auf der einen Seite ist es sehr dra- an der Stimmung geändert? Und deswegen denke ich, dass jede und Berater von Minister Elkin (Likud) matisch und explosiv. Auf der anderen Und du siehst, dass die Sache einfach politische Führung – egal ob auf regio- und gewann im Februar dieses Jahres Seite, gibt es im Nahen Osten auch eine so weiterläuft – mit der Kriegsstim- naler oder nationaler Ebene –, festlegen den Posten des neuen Kreisvorstandes muss, wohin man geht und dann konse- (Rosch Moatza) des „Siedlungs“blocks  1934 waren die Europäer alle Freunde. quent dort hingehen. Und wenn dann Gusch Etzion südlich von Jerusalem. Etwas in der Mitte passiert und dich be- Ich begegne einem ruhigen, ange- Dann gab es einen furchtbaren Krieg hindert, dann aktualisierst du halt den nehmen Mann mit leichtem russisch- Plan. Dann machst du es halt schneller, akzentuierten Hebräisch und einer sehr mit zig Millionen Toten. Und 1954 waren oder langsamer, oder pumpst mehr Geld ehrlichen und offenen Ausstrahlung. rein oder bringst mehr Menschen etc…. Der Zufall will es, dass unser Interview die Europäer wieder alle Freunde. Nur: Weiche nicht von deinem Plan ab! auf seinen ersten offiziellen Amtstag Und was ist Ihr Plan? als Kreisvorsteher fällt und das erste Im Nahen Osten ist das anders. Der Plan muss ganz klar sein: Souverä- Treffen an diesem Tag - sprich: Das In- nität über Judäa und Samaria, eine voll- terview mit der JÜDISCHEN RUND- . ständige Souveränität [Annektion]. Das SCHAU war das erste Amtsgeschäft von ganz besondere Stimmungslage: mung. So sehe ich das. ist ein Teil vom Staat Israel. Vom Jordan Shlomo Ne’eman. Nehmen wir den Jüdisch-Arabischen Und was macht man mit dieser nicht bis zum Mittelmeer. Ein Staat. Der Staat Konflikt. Es gibt ihn schon mehr als 100 endenden Konfliktstimmung? Israel. Und man muss alles machen, was JÜDISCHE RUNDSCHAU: Es Jahre. Im Gegensatz z.B. zum 30-jähri- Ich denke, man muss sie verstehen dieses Ziel voranbringt. scheint so, dass „interessante“ Zeiten auf gen Krieg in Europa, der irgendwann zu und beobachten und gleichzeitig in un- Morgen die Souveränität ausrufen? Israel und besonders auf die „Siedlungen“ Ende ging, gibt es hier eine Stimmung sere Richtung lenken und weiter vor- Oder in 17 Jahren? Keine Ahnung. Das in Judäa und Samaria zukommen. Auf von einem Konflikt, der eröffnet wurde, wärtskommen. sollen die politischen Führer entschei- der einen Seite die jüngsten Siedlungs- der aber kein sichtbares Ende hat. Gerade weil die Konfliktstimmung den. räumungen, der Aktivismus des Obersten 1934 waren die Europäer alle Freun- sich sowieso nicht ändert und gerade Aber wenn ich es nicht als Ziel anpei- Gerichts gegen die Siedlungen etc.. Auf de. Dann gab es einen furchtbaren Krieg weil die Ereignisse sich sowieso jeder- le, dann weiß ich nicht, wohin ich gehe. der anderen Seite hat der offensichtli- mit zig Millionen Toten. Und 1954 wa- zeit überschlagen können, müssen wir Das muss das Ziel sein. Über das gesam- che „Siedlungsfreund“ Trump gerade die ren die Europäer wieder alle Freunde. proaktiv vorankommen und uns den je- te Gebiet zu regieren, genauso wie der Weltmacht Nr. 1 übernommen. Wie sehen Im Nahen Osten ist das anders. weiligen Ereignissen anpassen ohne das Staat Israel in Tel Aviv oder Netanja re- sie das Siedlungsprojekt und Judäa und Auch wenn hier irgendein Vertrag Ziel aus den Augen zu verlieren. giert. Das ist der Staat Israel, das sind die Samaria in diesen Zeiten? Welche Gefah- kommt, eine Abmachung etc., sieht es D.h. ich bin nicht euphorisch wegen Grenzen, sie muss man festlegen, und ren, welche Chancen gibt es? Wo geht es nicht so aus, als würde der Kampf damit Trump oder wegen diesem oder jenem danach wendet man sich den internen hin? beendet sein, als würde die Kampfstim- Ereignis. Das kann zu positiven Verän- Problemen zu. Shlomo Ne’eman: Das ist nicht einfach mung zu Ende gehen. derungen führen oder genauso gut zu Und die arabische Bevölkerung? zu beantworten. Ich denke, der Nahe Es kann also passieren – behüte! – dass einem Stillstand. [Wiederholt als Antwort] Und danach Osten – ich lebe hier jetzt seit 26 Jahren es morgen einen Krieg gibt und in sechs Ich glaube, dass es mehr Chancen als wendet man sich den internen Proble- – ist jeden einzelnen Tag etwas Neues, Tagen die ganze Region vollständig um- Gefahren bietet, aber das ist ein Gefühl. men zu. aber auf der anderen Seite immer wie- gewälzt wird. Aber auf der anderen Sei- Und wieder sehe ich hier nichts wirklich Und wenn die volle israelische Souverä- der das Alte. Denn hier gibt es einen te... passiert nichts. Dramatisches. Auch die neue amerika- nität über Judäa und Samaria ausgerufen № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU ISRAEL 27 wird, gibt es automatisch die israelische oder Ukrainer ist. Wenn hier eine Grup- tergrundplan haben, den es in jeder den dann danach High Tech-Firmen Staatsbürgerschaft für die arabische Be- pe ist, die die israelische Souveränität Situation so gut wie möglich versucht vor- eröffnen etc.. völkerung? bedroht, muss man gegen sie vorgehen. anzubringen? Ich würde verstehen, wenn die EU Man muss ein Staatsbürgerschaftsge- Sie sollen sich verhalten wie Juden in Ja. das machen würde, um die „palästi- setz verabschieden... Paris, in Moskau, in New York oder in Araber in den „Palästinensergebieten“ nensische“ Wirtschaft zu unterstützen. ...das festlegt, wie man israelischer Marokko – sie verlangen keine Unab- sind sehr anti-israelisch. Würde ein Ende Aber was finanziert die EU? Bäume? Staatsbürger wird? hängigkeit, selbst wenn es Millionen der „palästinensischen“ Autonomiere- Wer braucht heute Bäume? Hier, gleich Ja, genau. Jeder, der die Staatsbür- von Juden dort gibt. gierung und eine vollständige israelische auf dem Hügel [zeigt aus dem Fenster] gerschaft möchte, beantragt sie. – Ich Das heißt, Sie sorgen sich auch nicht um Souveränität daran etwas ändern? haben sie einen Hain von Pflaumen- komme aus der ehemaligen Sowjetuni- die Aufnahme von Millionen von Arabern Sie könnten auch Staatsbürger von bäumen gepflanzt, was ca. eine Milli- on. Als sich Litauen, Lettland und Est- innerhalb des Staates Israels? Oft wird Saudi-Arabien werden... Sie müssen sich on Schekel gekostet hat, während die land für unabhängig erklärten und ihre dann argumentiert Israel werde so „ent- entscheiden, wohin sie wollen. Im 21. Pflaumenbäume im Jahr 10.000 Sche- Souveränität bekamen – vor ca. 20 Jah- weder jüdisch oder demokratisch“. Jahrhundert sollte ein Mensch keinen kel einbringen… Das ist kein Busi- ren – hatten alle drei in ihren Grenzen Jüdisch und demokratisch. Jüdisch im anderen wegen seiner Religion hassen. ness! Das ist Politik. Und das ist Ein- viele ethnische Minderheiten. Und auch Wesen und demokratisch in der Struk- Und im Falle der Souveränität könn- mischung in mein Land. Und es ist nie sie standen vor dem Dilemma, Bevölke- tur. ten dann Araber auch in den ehemaligen andersherum! D.h. uns hilft die EU nie. rungsgruppen abzuschieben, einzubür- Und es soll eine stufenweise Entwick- „Siedlungen“ wohnen? Sie bauen keinen Kindergarten in Alon gern etc.. Sie verabschiedeten ein Ein- lung sein, in der Araber, basierend auf ih- Die Antwort ist: „Ja“. Aber das ist ein Schwut. bürgerungsgesetz, dass auch von der EU rer Stellung und Handlungen gegenüber Prozess und muss auch auf Gegenseitig- Und was sollte Israel machen? anerkannt wurde. dem Staat Israel, die Staatsbürgerschaft keit beruhenden, sprich, Juden dürfen Kämpfen. Um die Souveränität rin- Und bei denen [in Judäa und Sama- erlangen? auch in jedem arabischen Dorf wohnen, gen! Und wenn es nach mir ginge, sollte ria], die neue Bürger des Staates Israels Ja. Jeder kann Staatsbürger werden. in Hebron etc.. man sie aus dem Land bringen… Ge- werden möchten, ist erstmal die Frage, Und wenn Israel souverän über das ge- Wie sieht ihr Traum für die Trump-Ära nauso wie man mir gegenüber handeln wer: Es kann nicht sein, dass jemand, der samte Gebiet regiert, würden sich dann aus? würde, wenn ich z.B. plötzlich in eine drei Jahre hier lebt, einfach die Staats- auch die israelischen Siedlungen ändern? Dass sie die israelische Souveränität islamistische Gruppe eintreten würde bürgerschaft bekommt. Frühestens die Würde sich ihre physische Bauweise än- anerkennen. Das ist mein Traum. und versuchen würde, den Spaniern ihre zweite Generation, die hier lebt kann dern, die teils ja auch vom Konflikt ge- In allen Gebieten? Unabhängigkeit zu nehmen. die Staatsbürgerschaft beantragen, kei- prägt ist? Nein. [Widerholt:] Dass sie die israe- Das ist unser Land. Ihr [EU] wollt ne Migranten. Es muss ein Gesetz sein. Sie muss sich ändern! Es muss ein Plan lische Souveränität anerkennen. Sprich: der Bevölkerung helfen? Dann lasst Vielleicht ein kompliziertes Gesetz, aber zum Bau von Städten kommen. „Macht, was ihr für richtig haltet, baut uns zusammen überlegen, wie man der es gibt viele Vorbilder und Präzedenzfäl- Wie sehen Sie das neue Siedlungs- wo ihr wollt, baut nicht, wo ihr nicht [arabischen] Bevölkerung helfen kann. le auf der Welt. „Regelungsgesetz“? [Anm. d. Red.: Siehe wollt, macht einfach, was ihr wollt.“ Es gibt hier große sozial-ökonomische Und wer hier zwei, drei Generatio- JÜDISCHE RUNDSCHAU April 2017: Glauben Sie die israelische Regierung Unterschiede. Diese Bevölkerung muss nen lebt – es gibt hier praktisch keine „Tauwetter nach dem Obama-Winter wird gegenüber Trump – im Vergleich zu z.B. lernen was Frauenrechte sind. Fi- Araber, die länger hier leben – ist auch (Teil 1)“] Ist das für Sie eher eine negati- Obama – vorsichtiger sein, um seine Re- nanziert Projekte, so dass die Beduinen eine eingewanderte Gruppe: Wir haben ve Entwicklung, die sich im Grunde sich gierung nicht zu verärgern? nicht mehr vier Frauen heiraten. hier ca. 150 Jahre arabische Siedlungen Aber ihr finanziert den Landraub von und 120 Jahre jüdische Siedlungen. Und jüdischen Böden? Das ist euer Beitrag? die Araber, die in den letzten 100 Jah-  Ein Jude, der in Brooklyn lebt, fordert Das bringt ihr aus Europa in den Nahen ren hierhergekommen sind, sollten die Osten? Staatsbürgerschaft und alle Rechte be- der einen eigenen Staat? Widersetzt er Ihr habt lange überlegt, viele lange kommen, aber sie müssen die israelische Jahre nachgedacht und beschlossen: Souveränität anerkennen. sich der amerikanischen Souveränität? Man muss dem Araber helfen einen Ich war ein russischer Staatsbürger Pflaumenhain auf jüdischem Land zu und habe dort keinen jüdischen Staat Nein. Ein Araber, der in Israel lebt, errichten. Das bringt ihr aus Europa? gefordert. Und woher kommen Sie? Denkt lieber nach, wie ihr ihm helfen Aus Deutschland. muss wie ein Jude in Brooklyn sein. könnt, nicht vier Frauen zu heiraten und Und haben Sie da einen jüdischen darüber wie seine Kinder Bildung be- Staat gefordert? Ein Jude, der in Brook- kommen, zumindest Abitur. lyn lebt – fordert der einen eigenen mit der bestehenden Situation von „pa- Ja. Israel wird immer vorsichtig sein, Warum macht die EU das? Warum hel- Staat, widersetzt sich der amerikani- lästinensischen“ Gebieten abfindet und die Beziehungen zu Amerika nicht zu fen sie nicht den Kurden einen Staat zu schen Souveränität? Nein. Ein Araber, versucht sich damit besser einzurichten, belasten. errichten? der in Israel lebt, muss wie ein Jude in oder doch eher eine positive Entwicklung Und wird Israel auch vorsichtig gegen- Immer ist da auch das antisemitische Brooklyn sein – alle Rechte bekommen, in Richtung Annektion und Erklärung über Europa bzw. der EU agieren? Ist das Gewürz mit drin. Der neue Antisemi- alle sozialen Leistungen etc. und ein vol- der Souveränität Israels über Judäa und wichtig? tismus. Der „legitime“ Antisemitismus. les Mitglied des Staates sein. Und wenn Samaria? Nein. – Ich entschuldige mich bei den Das ist eine Agenda. Sie sagen: „Ihr seid er dazu nicht bereit ist, dann steht ihm [überlegt lange] Gute Frage. Ich weiß Europäern, aber sie haben eine Position die Besatzer. Wir sind nur für die Be- auch die Staatsbürgerschaft nicht zu es nicht. Es ist eine große Frage, die kei- bezogen: Eine anti-israelische Position – freiung.“, „Das sind eure Werte. Ihr Ju- – unabhängig davon, ob er Araber ist. ne Antwort hat. Aber es ist eine Reakti- in allen Lebensbereichen. den wollt doch Demokratie – wir helfen Wenn jemand seine Hand erhebt gegen on. Das sind alles Reaktionen, und kein Haben Sie als neuer Kreisvorstand vom euch nur, damit die Araber Unabhängig- einen Soldaten, gegen eine Uniform, geplantes Vorgehen. Genau was ich am „Siedlungsblock“ Gusch Etzion direkt keit erlangen.“ Na, vielen Dank. (lacht) wenn jemand die Staatsflagge verbrennt, Anfang sagte. Konflikte mit der EU? Ich sage den Europäern: „Gebt uns Un- dann kann er nicht Staatsbürger dieses Also Kritik, dass Israel nicht proaktiv Ich sehe unaufhörlich ihre Einmi- abhängigkeit und Selbstbestimmung. Staates sein. agiert, sondern den Ereignissen reagie- schung vor Ort. Sie finanzieren Projekte, Ihr Europäer habt euch entschlossen, Und wenn jemand lügt, unterschreibt rend hinterherrennt? deren Ziel der Landraub ist. Landraub hier nach eurer Auffassungen vorzu- und ein Jahr später terroristisch wird? Ja, man zwingt uns dazu Siedlungen von israelischen Staatsländern. Sie ver- gehen. Wenn es nach mir geht, werden Es muss eine Möglichkeit geben, die räumen zu lassen und wir reagieren ge- folgen eine klare Politik des Landraubs. wir das nicht zulassen. Und wir lassen es Staatsbürgerschaft abzuerkennen und zwungenermaßen mit dem Regelungs- Du siehst es überall. Fahr mal ein biss- nicht zu, weil wir ein Problem mit euch ihn auszuweisen. Aber ich nehme hier gesetz. Offenbar ist so etwas in einem chen hier herum. Guck, wo plötzlich haben, sondern weil ihr ein Problem mit niemanden aus. Ich gebe die gleichen souveränen, vernünftigen Staat nicht neue Bäume gepflanzt sind – daneben uns habt!“ Rechte für alle. Ich beende die Pha- gut. steht meist ein Schild der EU. Die Ara- Lieber Shlomo, vielen Dank für das Ge- se von 2.000 Jahren, wo ich mich vor Aber ist es in einem souveränen, ver- ber pflanzen diese Bäume nicht aus spräch. Nichtjuden gefürchtet habe. nünftigen Staat auch nicht schlecht, dass wirtschaftlichen Gründen. Es lohnt sich Die ganze Kampagne von „Ihr macht man die Häuser von Menschen zerstört, nicht. Die EU könnte den „Palästinen- Das Interview führte uns binational“ ist eine Kampagne im ohne dass man wirklich weiß, wem der sern“ IT-Kurse finanzieren und sie wür- Ulrich Jakov Becker alten Geist der Diaspora – eine schreck- Boden gehört etc.. Es sind bizarre Vorge- liche Kampagne! hensweisen von beiden Seiten. Im End- D ie älteren Ausgaben der „Jüdischen Rundschau“ Ich bin ein Jude, der zu seiner Sou- effekt machen alle bizarre Dinge. Also, veränität zurückgekommen ist. Ich warum nicht einfach sagen, dass wir der sind in der Redaktion erhältlich. habe einen Staat. Er kann ein Teil da- Staat Israel sind, der ein Gesetz hat, vom Wenn Sie eine oder mehrere Ausgaben brauchen, teilen Sie von sein. Er kann hier sein und meine Fluss bis zum Meer, und hier wird eine Gastfreundschaft genießen, egal wer er Plan gemacht und hier wird ein Ort sein uns bitte auf dem Postweg (J. B. O., Postfach 12 08 41, 10598 ist und welcher Religion oder welchem und hier ein Feld, und hier eine Farm Berlin) mit, welche genau, an welche Adresse sie geschickt wer- Volk er angehört. Aber wenn er meine etc. und man plant und baut? Wir haben Souveränität angreift, denke ich, muss nicht viel Land. Da muss man überlegt den sollte und legen Sie bitte als Bezahlung Briefmarken zu je ich mich ihm gegenüber verhalten, wie bauen. sich ein Amerikaner gegenüber einem Aber wenn es keine strategische Ent- 70 Cent bei: Migranten in Amerikaner verhält, der scheidung gibt, gibt es viele taktische • Für eine Ausgabe – 3 Briefmarken; einen Aufstand gegen die amerikanische Entscheidungen. Verfassung entfacht. Es geht nicht dar- Das heißt, heute hat Israel keine Stra- • Jede weitere Ausgabe – eine zusätzliche Briefmarke. um, ob er Araber oder Druse, oder Russe tegie? Israel sollte also eine Art Hin- 28 ISRAEL № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU „Ich trug Dirndl, Socken in Sandalen, und sprach nur Deutsch“ Vom Museum des Deutschsprachigen Judentums und dem jeckisch-hebräischen Wörterbuch

Von Oliver Vrankovic verwaltung kein Interesse an der Pflege des jeckischen Erbes hat, weil sie Naharia Das Ehepaar Hugo-Zwi und Lea-Gertrud als Stadt der nach dem Unabhängigkeits- Schatzman wanderte 1934 nach Palästina krieg eingetroffenen marokkanischen Ein- aus. In Vorbereitung auf ihre neue Heimat wanderer ansehe. Mit Wertheimer fand traten sie dem zionistischen „Bund Blau- das Museum gleichwohl einen Förderer, Weiß“ bei und absolvierten Hachschara, dem die Pflege des Andenkens an die Je- wie die Tauglichmachung für das jüdische ckes eine Herzensangelegenheit ist. Der Siedlungswerk in Palästina bezeichnet 90-jährige Stef Wertheimer erkundigt sich wurde. 1936 erwarben sie eine Parzelle jede Woche bei Ruthi Ofek nach den neus- in der neugegründeten Siedlung Naharia ten Entwicklungen im Museum. und bauten dort eine Wohnhütte, die in Nach Ruthi Ofek kann die Bedeutung ihrer Bescheidenheit typisch war für diese des Museums nicht hoch genug angesie- Zeit. delt werden. Das Museum des deutsch- Die Schatzmans gehörten zu den ca. sprachigen Judentums schließe Wissens- 40.000 deutschen und kulturdeutschen lücken junger Israelis, betont Ruthi Ofek. Juden, die in den 1930er Jahren vor den Viele junge Israelis wüssten nur wenig Nazis nach Palästina geflüchtet sind, und über das jüdische Leben in Mitteleuropa zu Mitbegründern des Staates Israel wur- vor der Machtergreifung der Nazis. den. Die jüdische Präsenz in Deutschland Zum Vergleich: Zwischen 1919 und heute habe keinen Bezug zum deutschen 1932 waren nur ca. 2.000 Juden aus Judentum der Vorkriegszeit, erklärt sie. Deutschland nach Palästina ausgewan- dert. Das einzige Museum seiner Art 15 % der mitteleuropäischen Einwan- Es sei, so Ruthi Ofek, das einzige Museum, derer, die zwischen 1933 und 1939 nach dass sich mit der neuen Heimat der nach Palästina kamen, ließen sich in landwirt- Palästina geflüchteten deutschstämmigen schaftlichen Kolonien nieder. In Kollektiv- Juden befasst. siedlungen (Kibbuzen), Genossenschafts- Palästina war zur Zeit der 1933 ein- siedlungen (Moschaws) und in einer setzenden fünften Einwanderungswelle Reihe landsmannschaftlich geschlossener Mandatsgebiet unter britischer Verwal- Mittelstandsiedlungen. In diesen Mit- tung. Das jüdische Gemeinwesen in Pa- telstandsiedlungen vollzogen jene Ein- lästina, das die Einwanderer absorbierte, wanderer, die ohne landwirtschaftliche wurde von osteuropäischen Zionisten do- Erfahrung kamen, einen radikalen Berufs- miniert, die das Streben nach nationaler wechsel und nahmen eine Absage an die Befreiung der Juden mit der Befreiung des Stadt auf sich. (Es sei erwähnt, dass laut ei- Proletariats verbanden. Als sozialistische ner Volkszählung von 1933 nur 1,75 % der Zionisten idealisierten sie ein Zusammen- Juden in Deutschland landwirtschaftlich Im Jeckes-Museum leben in landwirtschaftlichen Kollektiv- beschäftigt waren). Sie hatten mit neuarti- siedlungen. gen Anforderungen zu kämpfen: schwere, gründete die weltbekannte Firma Naharia lagerung stand. In einem Funkspruch pro- ungewohnte körperliche Arbeit, dürftige Glas. 2016 starb er im Alter von 95 Jahren. klamierten sie: „Naharia bleibt deutsch!“ Die deutschen Juden Wohnbedingungen, subtropische Krank- Stef Wertheimer aus dem südbadischen Ein Jahr nach Ankunft der Meyers wur- waren Salonzionisten heiten und die Gewöhnung an kooperati- Kippenheim kam 1937 als Elfjähriger mit de in Naharia erstmals die Nahariade von Die deutschen Juden seien im Gegensatz ve Beziehungen und Unternehmen. Der seinen Eltern nach Palästina, um der Ver- Fritz Wolf aufgeführt, eine „Geschichte in dazu Salonzionisten gewesen, für die eine Umbruch machte Verzichte und Entsa- folgung durch Nazideutschland zu ent- Musik“, in der sich die Befindlichkeit der tatsächliche Übersiedlung nicht in Frage gungen notwendig, schuf aber auch einen kam, erklärt Ruthi Ofek. Die Juden aus neuen Elan und das Gefühl an einem gro- In den ersten Jahren, so versicherte Mitteleuropa verließen unfreiwillig eine ßen Werk beteiligt zu sein. kulturell und wirtschaftlich weit entwi- In den deutschen Mittelstandsiedlun- Andreas Meyer, wurde in Naharia ckelte Gesellschaft – die Osteuropäer oft gen fanden sich viele Kaufleute, Ärzte, nur das Elend. Apotheker und Anwälte. In der Gründer- Deutsch gesprochen. Erst durch die Machtergreifung der gruppe der Siedlung „Ramot Haschavim“ Nazis seien sie zionistischen Bewegun- z.B. waren u.a. 17 Ärzte und 7 Anwälte gehen. Er ließ sich 1943 für die Britische deutschstämmigen Siedler unvergleich- gen beigetreten. Während diejenigen, die und nur ein Landwirt. Armee rekrutieren und diente während lich offenbart. Hachshera gemacht hatten, vorbereitet ins Zur bedeutendsten „deutschen“ Sied- des israelischen Befreiungskrieges beim 1968 gründete Israel Shiloni in Naha- Land gekommen seien, hätten die meisten lung entwickelte sich das 1935 gegründe- Palmach. 1953 gründete er im Hinterhof ria das Museum des Deutschsprachigen Einwanderer einen Kulturschock erlitten. te Naharia. Naharia war eine Kopfgeburt seines Hauses in Naharia die Firma Iscar, Judentums. 1991 wurden dem Museum, Anzug und formale Höflichkeit standen des russischen Agronomen Soskin, der ein die sich schnell auf dem Weltmarkt profi- das aus Shilonis eigener Sammlung von im Gegensatz zum Arbeiterideal der Pi- Modell für intensivierte Landwirtschaft lieren sollte. Die Firma für Metallverarbei- Dokumenten und Gegenständen deutsch- oniere. Ihre liberalen Einstellungen, ihr auf Kleinparzellen schaffen wollte und tung wurde zu einer der drei größten pri- stämmiger Einwanderer bestand, die oft affirmatives Verhältnis zur britischen scheiterte. Aufweichungen der Idee und vaten israelischen Firmen und zog 1982 in Räumlichkeiten im Dachboden der Stadt- Mandatsmacht und ihre Toleranz gegen- Ausnahmeregelungen schufen die Voraus- den dafür angelegten Industriepark Tefen verwaltung von Naharia gekündigt. Stef über den Arabern weckte den Argwohn setzungen für zahlreiche Unternehmens- im Unteren Galiläa. Als Wertheimer den Wertheimer bot dem Museum den Um- der sozialistischen Zionisten. Den sozialis- gründungen. Konzern vor einigen Jahren für mehrere zug in den Industriepark Tefen an. tischen Zionisten, die einen Arbeiter- und Die Familie Strauss aus Ulm hat in Milliarden US-Dollar an den US-Investor Naharia veränderte sein Erscheinungs- Bauernstaat im Sinn hatten, dienten sie Naharia die Molkerei Strauss gegründet, Warren Buffet verkaufte, wurde er zum bild. Bäume der Gründer wurden gefällt damit als Projektionsfläche für die Bürger- aus der sich der größte israelische Lebens- reichsten Israeli. und Palmen gepflanzt. Die Stadt sollte lichkeit. mittelkonzern entwickelte. Die deutschen Juden in Naharia pflanz- zum hebräischen Casablanca umgeformt Im Film „Nahariade“, der vom Museum Andreas Meyer wurde 1921 in Rheda ten Bäume entlang des kleinen Flusses werden, wie Andreas Meyer einmal mein- Tefen produziert wurde und sich mit dem in Westfalen als Sohn eines Fabrikanten Gaaton und legten so einen Boulevard an. te. An der Ecke Weizmann/Hanita ver- musikalischen Erbe von Naharia beschäf- (Westfälische Wasch- und Sortierwer- Die „grüne Stadt“ wurde zum beliebten blieb die Hütte der Schatzmans als letztes tigt, sagt Andreas Meyer einleitend, dass ke, Rheda) geboren und flüchtete 1937 Badeort am Mittelmeer. historisches Zeugnis der Gründerzeit. Da der Jecke ein Jude sei, der in einer Vergan- mit seiner Familie aus Deutschland. Sein In den ersten Jahren, so versicherte An- die Stadtverwaltung von Naharia hin- genheit lebe, die nie eine Zukunft hatte. Vater, Dr. Otto Meyer, verkaufte den Be- dreas Meyer, wurde in Naharia Deutsch sichtlich der Pioniere wenig Sentimentali- Gerade in den ersten Jahren waren die trieb und das Haus für einen Bruchteil des gesprochen. Nicht ohne Grund weist ein tät hegt, rückten 2010 die Bagger gegen die Jeckes von einem Heimweh nach etwas Werts, und erwarb eine Parzelle in Naha- Versammlungsprotokoll von 1938 die pro- Hütte vor. Gerade noch rechtzeitig konnte unwiederbringlich Verlorengegangenem ria. Um sich zu retten, wurde aus der Fa- grammatische Forderung aus: „Einfüh- die Hütte in das Museum des Deutsch- umgetrieben. Der Holocaust vermochte brikantenfamilie eine Siedlerfamilie. Da rung der hebräischen Sprache in Naharia sprachigen Judentums in Tefen transfe- ihre emotionale Bindung nicht zu brechen. die sieben Dunam, die sie erwarben, nicht und im Verkehr mit auswärtigen Instan- riert werden. Rückblickend betrachtet brachten die ausreichten um Landwirtschaft zu betrei- zen“. Als die landsmannschaftlich ge- Eigentlich, so sagt Ruthi Ofek, die Ku- Jeckes die europäische urbane Kultur in ben, machte sich Andreas mit einer klei- schlossene Stadt im Unabhängigkeitskrieg ratorin des Museums, gehöre die authen- den Nahen Osten. Die Verankerung Isra- nen Werkstatt als Schlosser selbstständig. abgeschnitten und von den Arabern bela- tisch eingerichtete Hütte an ihren Platz els in der westlichen Welt geht auf die Ein- 1967 begann er mit Glas zu arbeiten und gert wurde, hielten die Bewohner der Be- in Naharia. Sie vermutet, dass die Stadt- wanderung aus Mitteleuropa zurück. Die № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU ISRAEL 29 deutschstämmigen Einwanderer hatten einen zivilisierenden Einfluss auf die Ge- sellschaft. Die über zwei Etagen verteilte Ausstel- lung des Museums setzt den Schwerpunkt auf die vielfältige Geschichte der deutsch- sprachigen Juden Mitteleuropas, die Ein- wanderung und Integration deutschspra- chiger Juden ins jüdische Gemeinwesen in Palästina in den 30er Jahren und ihren Beitrag zu Aufbau des jüdischen Staates. Die interaktiven Installationen zu verschie- denen Themen wie Forschung, Industrie, Handel, Architektur, Medizin, Journalis- mus, Recht, Literatur, Musik, Tanz usw. zu erkunden kann Stunden dauern ohne lang- weilig zu werden. In einer Dauerausstellung des Museums werden ausgewählte Arbeiten des Radie- rers Hermann Struck gezeigt, der seinen künstlerischen und persönlichen Nachlass dem Museum vererbte. Als Unternehmer, Banker und Kaufleute verfügten die deutschsprachigen Einwan- derer über reichlich Fachwissen, um Han- del, Industrie und Geldwirtschaft auf die Höhe der Zeit zu bringen. Das Wirtschaftswachstum, für das die Jeckes gesorgt haben, trug seinen Teil dazu bei, die Araber in Palästina weit zu überflü- Typische Jeckes-Wohnung der israelischen 50er Jahre. geln. 1938 befanden sich ein Fünftel der Fa- briken des Landes in der Hand von Jeckes. Das Archiv spürt und porträtiert. Als sich Ruthi Ofek mit der „Vereinigung der Israelis mitteleu- Die Jeckes brachten die Geldwirtschaft Im Museumsarchiv finden sich histori- das Rohmaterial genauer anschaute, fiel ihr ropäischer Herkunft“ war es möglich sehr und das Versicherungswesen, die Pharma- sche Urkunden, Briefe, Fotografien und etwas auf: Im Gegensatz zu allen anderen viele Menschen zu erreichen und an sehr und Textilindustrie und anderen Unter- Gegenstände aus Familiennachlässen, die Überlebenden aus dem 8. Bezirk konnten viele Familienstücke und Dokumente zu nehmensbereiche voran. Die Börse wurde dem Museum gespendet wurden, damit sie die Israelis sagen, dass sie eine Heimat ge- gelangen. Ende 2016 gab es eine feierliche von Jeckes gegründet und in den ersten Jah- Veranstaltung zur Eröffnung der Ausstel- ren wurde dort auf Deutsch gehandelt. lung mit vielen Jeckes. Die Jeckes haben die liberale Maccabi- M it Wertheimer fand das Museum Meilenstein des Museumsbetriebes Krankenkasse gegründet, weil die vom war ohne Zweifel die Großveranstaltung Histadruth gegründete sozialistische Kran- gleichwohl einen Förderer, dem die zum 75. Jahrestag der Einwanderung aus kenkasse keine freie Ärztewahl zugelassen Mitteleuropa am 16. Juni 2011. Hunderte hat. Heute ist die freie Ärztewahl in allen Pflege des Andenkens an die Jeckes deutschsprachige Einwanderer und ihre Krankenkassen üblich. Nachkommen strömten nach Tefen und Deutsche Professoren haben sich um die eine Herzensangelegenheit ist. feierten ein riesiges Klassentreffen. Busse Forschung und Lehre verdient gemacht brachten die Bewohner aus den Elternhei- und Palästina zu einem akademischen bewahrt werden und Wissenschaftlern aus funden haben. Weder in New York noch in men der Jeckes-Vereinigung. Leuchtturm im Nahen Osten. Israel und dem Ausland zur Fortsetzung Buenos Aires sei dies so zu hören gewesen. Die „Vereinigung der Israelis mitteleuro- Die vielen Beamten, Anwälte und Rich- der Erforschung des deutschsprachigen Ju- Ruthi Ofek, die 1950 in Salzburg gebo- päischer Herkunft“ wurde 1932 als Solida- ter wurden gebraucht, um den Staatsappa- dentums dienen. Das Archiv diente mehre- ren ist, hat selbst miterlebt, was es bedeu- ritätswerk für deutsche und kulturdeutsche rat und das Rechtswesen aufzubauen. ren Autoren, die umfangreiche Werke über tet, völlig neu anzufangen und wie sich das Einwanderer gegründet und entwickelte Die Jeckes haben das Cameri Theater deutsche Juden im gelobten Land schrie- Gefühl von Heimat mit der Zeit einstellt. sich mit der 1933 einsetzenden Einwan- gegründet, benannt nach den Kammerfest- ben, als Fundgrube. Zur Eröffnung des Museums 2005 sprach derung aus Mitteleuropa zu einem bedeu- spielen in Berlin. Das erste Stück „Diener Derzeit wird das Archiv in einer großen sie über ihre Einwanderung 1958: „Ich tenden Verband. Ihr Gründer war Pinkhas zweier Herrn“, das im Cameri aufgeführt Anstrengung digitalisiert. trug das traditionelle Dirndl, sprach nur Rozen, dessen Geschichte im Jeckes-Mu- wurde (und bis heute aufgeführt wird) war Das Museum produziert Filme, die die Deutsch und machte bei jedem Hände- seum ebenfalls museal aufgearbeitet ist. auch Premierenstück der Kammerfestspie- Geschichte der deutschsprachigen Ein- schütteln den üblichen Knicks: ich trug So- 1911 war der Zionist Felix Rosenblüth, le in Berlin. wanderer nach Israel dokumentieren. cken in Sandalen, und verstand nicht, was der sich später Pinkhas Rosen nennen soll- Für Deutsche bietet die Geschichte der Dazu gehört der Film „Aber die Heimat ist da los ist. Ich verstand die stechende Sonne te, Mitbegründer der jüdischen Jugendbe- wegung „Blau Weiß“ in Deutschland. 1926 reiste er nach Palästina aus. Als Gründer und Vorsitzender der „Neuen Aliyah- Partei“ war er einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung 1948. Rosen wurde erster Justizminister des jüdischen Staates und gehörte bis 1968 ununterbro- chen der Knesset an. Heute ist ein Elternheim der „Verei- nigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft“ nach ihm benannt. Aus de- mographischen Gründen bilden die fünf Elternheime der Organisation heute den Schwerpunkt der Verbandstätigkeit. Im folgenden Jahr wurden deutsche Aussprüche, die typisch für die Jeckes sind, für das Jeckisch-Hebräische Wör- Die Stadt Naharia terbuch „Rechov Ben Yehuda Straße“ gesammelt. Als Freiwilliger bei der Ver- deutschen Juden in Israel eine Möglichkeit hier“ über das Projekt „Die verlorene Nach- nicht, die komische Kleidung, das Essen einigung war Eran Elijahu auch an der einen Zugang zu Israel zu finden. Muse- barschaft“. auf der Straße, das laute Sprechen, Häuser Koordination des Projekts beteiligt. Eran ums-Kuratorin Ofek weiß, dass es um das Das Projekt wurde im Herbst 1998 an- ohne Ziegeldächer, das Meer, die Sprache erreichen viele Anfragen der zweiten und Bild der Deutschen von Israel schlecht be- lässlich des 60. Jahrestages der „Kristall- und die Früchte,[...]” dritten Generation. Oft wird er gebeten stellt ist und wünscht sich mit dem Museum nacht“ im 8. Wiener Bezirk durchgeführt. Derzeit werden in einer Ausstellung All- bei der Suche nach Verwandten zu hel- auch einen kleinen Beitrag zur deutsch-isra- Dazu wurde die Fassade der in der Pog- tagsgegenstände gezeigt, die Einwanderer fen, und hat er mit seiner Ausdauer und elischen Verständigung leisten zu können. romnacht zerstörten Synagoge in der Neu- mit sich gebracht haben. Sie bieten einen Hartnäckigkeit und seinem Talent, etwas 2004 schlossen das Museum und die deggergasse mit riesigen Plakaten „wieder- sehr faszinierenden Zugang zur Lebens- um die Ecke zu denken, Erfolg, wo alle „Vereinigung der Israelis mitteleuropäi- hergestellt“. welt der Jeckes. So befinden sich unter den anderen scheitern. scher Herkunft“ einen Kooperationsver- Überlebende aus der ganzen Welt, die Ausstellungsstücken große vielteilige Näh- Mittlerweile hat der Eran sein Werk trag. 2005 wurde das Museum neu eröffnet. ihre Kindheit im 8. Bezirk verbracht hatten, sets, wo sich der Besucher wundern darf, vollendet und 900 Ausdrücke von Jeckes Es ist wichtig die Vergangenheit zu kennen, wurden eingeladen. Für den Film wurden warum diese die Flucht nach Palästina mit und deren Kindern gesammelt. Ein kul- um die Gegenwart zu verstehen! Überlebende auf der ganzen Welt aufge- angetreten haben. Durch die Kooperation tureller Schatz! 30 KULTUR № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Blind, stumm und taub – Künstler, die berühren Ein Besuch bei einem ganz besonderen Theater in Tel Aviv Von Maya Zehden

Vor dem Theatersaal ohrenbetäubender Lärm einer Gruppe Jugendlicher. Gera- DootshBenny de haben sie im „Nalaga’at Center“ von gehörlosen Kellnern gelernt, wie man in Taubstummensprache „bitte“, „danke“ und „ich liebe dich“ sagt. Fast ist man geneigt, die Gehörlosen zu beneiden, die Geschrei und kreischende Laute der Ju- gendgruppe nicht hören müssen. Aber so weit wird keiner gehen wollen. Am Hafen in Jaffa werden im Theater- komplex „Nalaga’at“, zu Deutsch „Bitte berühren“, Gäste im Café Kapish so be- dient, dass sie mit Hilfe der Kellner ler- nen, wie man beispielsweise einen Milch- kaffee in Gebärdensprache bestellt. Und im Restaurant Blackout kann man in ab- soluter Dunkelheit essen. Unterstützung gibt dabei die hier allen Gästen überle- gene blinde Bedienung. Im Zentrum der Anlage steht allerdings das weltweit ein- zige Theater, in dem nicht nur gehörlose, sondern gleichzeitig blinde Menschen Die taubblinden Schauspieler in Aktion. als Schauspieler agieren. „Wie kann das gehen?“ ist die Frage, die sich aufdrängt, nie sprechen gelernt. Dennoch sind sie in in die Handinnenfläche Zeichen per Druck, sen können. Szenenwechsel werden mit Mitleid die erste Regung. der Lage, hier auf der Bühne zu agieren. Streichen oder Klopfen gemacht werden Trommelschlägen eingeleitet – wir hören Aber wenn die Vorstellung beginnt, Es ist ein Tisch aufgebaut, Männer und – Nalaga’at! Unterschiede in der Zeichen- sie, die Schauspieler spüren die Vibrati- passiert etwas in den Zuschauern. Denn Frauen kneten Teig. Sie reden miteinander sprache für Akteure mit russischem oder on. Es wird tatsächlich Brot gebacken, sie können sehen, wie es geht. Vor ihnen über alltägliches, teilen sich uns mit indem arabischem Hintergrund werden für uns am Ende dürfen wir alle es probieren, die stehen Künstler, die ihr Leben spielen – sie entweder selbst sprechen oder – wenn unsichtbar überbrückt. Um auf- und abzu- Schauspieler freuen sich über Ansprache keine Darsteller in einer Rolle. Ein Mann sie es nicht können – ihre Kollegen bitten, treten werden sie von schwarz gekleideten von Zuschauern, Helfer übersetzen. Mitte dreißig schildert im schweren Zun- Die Handlung führt uns nicht nur in genschlag des selbst seine Stimme nicht eine Welt der Isoliertheit, aus der Itzik Hörenden seine Gefühle. Eingeschlossen Die Zuschauer erhalten einen Eindruck entkommen kann, wenn er Regen auf in ewiger Dunkelheit und Stille bringt er seinem Gesicht spürt oder wenn ihn sei- es überzeugend fertig, uns seine Ängste, davon, was von der Welt bleibt, wenn sich ne Freunde berühren. Sie zeigt die Fä- seine Wünsche, seine Gefühle mitzutei- higkeit der Menschen, neben den zwei- len – ein ergreifender Vorgang, der Res- Menschen nur auf ihren Tast-, Geschmacks- fellos bedrückenden Momenten trotz pekt erzeugt, nicht Mitleid. allem Glück zu empfinden und Träume Itzik Hanuna wurde blind geboren und und Geruchssinn verlassen können. zu haben. Wenn Bat Sheva Ravenseri, verlor nach einer Meningitis mit 11 Jah- eine rothaarige Schönheit, sich wünscht, ren sein Gehör. Er hatte das Glück, noch uns für sie anzusprechen. Wir erfahren, Helfern geführt, legen sich gegenseitig die einmal auszusehen wie ein Model und Iwrit sprechen zu lernen. Über der Bühne dass Igor davon träumt, fernsehen zu kön- Hände auf die Schultern, alles professionell der Wunsch im Stück Wirklichkeit wird, läuft auf einem Spruchband sein Text in nen, das sein jüngerer Bruder Yuri gern und im geübten Tempo. Das Bühnenbild ist wenn Marc Yarosky, der stolz darauf ist, Englisch, Arabisch und Russisch, am Büh- Bücher in Braille liest, der Schrift der Blin- phantasievoll, die Kostüme sind liebevoll ein richtiger Gentleman zu sein, sich nenrand wird von den Helfern in Gebär- den, dass Rafi gern für eine eigene Familie und fröhlich gestaltet. Echte Backöfen sind wünscht, einmal eine Partnerin zu fin- densprache übersetzt. Die meisten anderen Brot backen möchte und am liebsten ein der Clou. den – und mit seinen Freunden Hoch- Darsteller leiden am „Usher-Syndrom“, ei- echter Magier wäre, um die Träume seiner Durch dieses Stück „Nicht vom Brot zeit halten spielt. ner Erbkrankheit, die mit Innenohrschwer- Freunde wahr werden zu lassen. allein“ erhalten die Zuschauer einen Ein- Gegründet wurde diese gemeinnützige Einrichtung von Adina Tal, einer gebür- tigen Schweizerin, im Jahr 2002. Ihr Ziel: Diesen stark eingeschränkt lebenden Menschen durch künstlerischen Aus- druck eine Perspektive bieten zu können. Adina Tal produzierte zuerst ein Stück, mit dem das 130-köpfige Ensemble auf Benny DootshBenny Tournee durch Israel, USA, Kanada und die Schweiz ging. Der Erfolg ermutigte sie, im Dezember 2007 das „Nalaga’at Entertainment Center“ zu gründen. Dreimal die Woche wird nun vor 300 Zu- schauern gespielt, meist vor ausverkauf- tem Haus. Etwa 80 Personen arbeiten in dem Komplex. Finanzieren kann sich das Ensemble zu 80 Prozent durch die Erlöse seiner Vorstellungen, die restlichen Kos- ten werden durch Spenden von Unter- stützern und Besuchern gedeckt. Die Träume dieser Menschen lassen uns Demut empfinden, geben aber auch Kraft. Adina Tal drückt es so aus: „Wir erle- ben in Israel tagtäglich das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Doch wenn Thea- ter mit Taubblinden möglich ist, ist alles möglich!“

Nalaga’at Center www.nalagaat.org.il Haaliya Hashniya Dock (Box No. 6) Einige Schauspieler wurden blind geboren und verloren ihr Gehör erst in der Pubertät. Jaffa Port Tel-Aviv 68031 Reservierungen unter Tel: 00972 – 3 – hörigkeit oder Gehörlosigkeit von Geburt Um sich zu verständigen, benutzen die druck davon, was von der Welt bleibt, 633 0808 an beginnt und bei der später der Verlust Schauspieler unter anderem den Lormen- wenn sich Menschen nur auf ihren Tast-, Kombipaket buchbar mit Show und der Sehfähigkeit hinzukommt. Sie haben Code, eine taktile Gebärdensprache, bei der Geschmacks- und Geruchssinn verlas- Essen im Blackout № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU KULTUR 31 Panorama der Hölle Ein Buch von Gideon Greif und Peter Siebers vermittelt den Alltag von Auschwitz so eindringlich wie kaum ein anderes Werk

Von Alexander Wendt mit der Schilderung des bewaffneten Widerstands gegen die SS, der nur von Publikationen über Auschwitz füllen den Sonderkommando-Mitgliedern ganze Bibliotheksregale. Kann ein neu- überhaupt organisiert werden konnte. es Buch noch etwas hinzufügen? Un- Sein Buch über den damals erst 15 Jah- seren Blick auf das Vernichtungslager re alten Sonderkommando-Häftling ändern? Natürlich revidiert der groß- Jakitto Maestro, der zahlreiche Juden formatige Band „Todesfabrik Ausch- vor dem sicheren Tod rettete (er lebt witz“ von Gideon Greif und Peter Sie- heute in Bat Yam) verbindet auf seltene bers nicht, was Historiker der Schoah Weise Holocaust-Forschung und Me- bisher wissen. Aber es zeigt schon moire. durch seinen ungewöhnlichen Ansatz All dieses Wissen fließt nun in den den Alltag in der Todeszone auf eine so Band „Todesfabrik Auschwitz“ ein: Mit eindringliche Weise wie kaum ein an- jeweils kurzen, kenntnisreichen Texten deres Werk. schildert Greif die Stationen des Lagers Der Historiker Gideon Greif, gebo- von den Anfängen 1939 bis zu seiner ren 1951 in Tel Aviv, gilt als Spezialist Räumung 1944, aber eben auch das Le- für das so genannte Sonderkommando ben, Massensterben und Überleben aus von Auschwitz, ein Häftlingstrupp, der der Perspektive der Gefangenen. Dazu Hilfsarbeiten für die industrielle Men- steuert der technische Zeichner Peter schenvernichtung verrichten musste: Siebers millimetergenaue, präzise Dar- die Leichen aus den Gaskammern zu stellungen des Lagers bei, die seinen den Krematorien bringen, sie verbren- systematischen Ausbau zu einer Todes- nen, ihnen vorher die Goldzähne aus- stadt mit einem Ring von Nebenlagern brechen. Zwar ermordete die SS auch vor Augen führt. Das ist schon deshalb regelmäßig Mitglieder des Komman- von eminenter Wichtigkeit, weil heute dos, um Zeugen zu beseitigen, anderer- zahlreiche Baracken nicht mehr existie- seits konnten etliche von ihnen Dank ren, weil die SS im Abzug Gaskammern der etwas besseren Rationen überhaupt und Krematorien sprengte, um Spuren länger überleben als die meisten ande- zu verwischen. ren Häftlinge. Die gezeichnete Topographie ver- Diejenigen, die bis zu ihrer Befreiung mittelt ein umfassendes Bild, wo die durchhielten, bildeten deshalb später wenigen Auschwitz-Fotos und Film- die wichtigste Gruppe von Zeugen, die aufnahmen bestenfalls Bruchstücke den Tötungsapparat in allen Details zu überliefern. beschreiben vermochten. Greif sam- Die Texte Greifs wenden sich durch- melte über Jahre hinweg Aussagen ehe- weg nicht an Fachhistoriker, sondern an maliger Sonderkommando-Häftlinge, ein Normalpublikum: in kurze thema- nahm ihre Aussagen in hunderten Ton- tische Abschnitte unterteilt, hochver- bandstunden auf und trug auf diese Mit seinem Buch „Wir weinten trä- und Kollaborationsverdacht wehren dichtet und anschaulich geschrieben, Weise einen Schatz an Zeugnissen und nenlos“ (S. Fischer 1999) schrieb Greif mussten. In seiner Dokumentation aber bei allen Details immer dem Blick Erinnerungen zusammen, aus denen ein Standardwerk über das Sonder- „Aufstand in Auschwitz“ (Böhlau-Ver- auf das Ganze verpflichtet. Schilderun- sich ein ganzes Panorama des Ausch- kommando, dessen Mitglieder sich lag, 2015) folgte dann die wichtige Re- gen, Grafiken und Fotos der heutigen witz-Alltags zusammensetzt. auch in Israel lange gegen Misstrauen habilitierung der Funktionshäftlinge Gedenkstätte zeigen, dass selbst eine Hölle wie Auschwitz noch Unterhöllen besaß. Etwa den Block 11, wo Häftlin- ge gefoltert wurden, um Informationen über Untergrundstrukturen aus ihnen herauszupressen, und wo viele in fast vollständig ummauerten Zellen lang- sam erstickten. Zu den Besonderheiten des Buchs gehören die Zeichnungen des Sonder- kommando-Häftlings David Olère, der als in Polen geborener, nach Frankreich ausgewanderter Jude 1943 über das Durchgangslager Drancy nach Ausch- witz kam. Er schaffte es, in Auschwitz eine Serie von Zeichnungen anzufer- tigen, von denen er etliche verstecken und damit bis zur Befreiung retten konnte. Sie zeigen als Skizzen von mit- unter kaum erträglicher Intensität die Apelle, bei denen die an Hunger und Erschöpfung Gestorbenen in die erste Reihe gelegt werden mussten, sie do- kumentieren Folter und Zwangsarbeit, die Verbrennung der Vergasten, kurz: sie ersetzen Fotos, die von diesen Sze- nen naturgemäß nicht existieren. Leben und Werke Olères sind bis- her nur wenig erforscht. Auch deshalb schreibt sich Greifs und Siebers Buch als wichtiges Werk in die Reihe der Auschwitz-Darstellungen ein.

Gideon Greif / Peter Siebers Todesfabrik Auschwitz Emons Verlag 350 Seiten, 49,90 Euro Herausgegeben vom NS-Dokumentati- onszentrum Köln und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau 32 KULTUR № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Shalom Italia: Vom Mut, sich zu erinnern Drei italienisch-israelische Brüder suchen die Höhle, in der sie sich während des Zweiten Weltkrieges versteckt hielten Von Isabelle Rondinone dabei immer wieder vergessenen Details rer Erinnerungen infrage. Für Tamar Beispiel werden emotional belasten- sowie Ungereimtheiten auf die Spur. Auf Tal keine völlig unbekannten Themen: de Informationen zugunsten positiver In der Dokumentation „Shalom Italia“ die alles klärende Wahrheit stoßen die Bereits 2011 hatte sie sich in ihrem Inhalte gelöscht oder umgedeutet. Auf begleitet die israelische Filmemacherin Brüder Gnagnatti auf ihre Reise in die vielfach preisgekrönten Film „Life in diese Weise entsteht eine ganz eigene, Tamar Tal drei jüdische Brüder auf der Vergangenheit zwar nicht, doch können Stills“ mit kollektivem Gedächtnis und individuelle Wahrheit, auf der letztend- Suche nach einer Höhle in den toskani- sie ihrer Biografie einige fehlende Puzz- Erinnerungskultur auseinandergesetzt. lich aber unsere gesamte Identität und schen Wäldern, in der sie sich als Kin- leteile hinzufügen. So wird Bubi plötz- Hier erzählt sie die Geschichte von unsere Persönlichkeit beruht. der während der Judenverfolgung vor den Nationalsozialisten versteckten. In den vom Vater erbauten Unter- schlupf flohen Emanuele, Andrea und Reuven Gnagnatti gemeinsam mit ih- ren Eltern, Großeltern und verstorbe- nem Bruder, um ihrer bevorstehenden Deportation im Jahr 1943 zu entgehen. Hier verharrten sie einige Monate, bis die Toskana schließlich 1944 befreit wurde und ihre Leben gerettet waren. Nach dem Krieg emigrierte die Familie nach Israel, wo sie mit ihren Nachkom- men bis heute leben, mit Ausnahme von Reuven, der im Erwachsenenalter nach Italien zurückkehrte. Bereits zu Beginn des Films wird deutlich, dass sich die drei Brüder, 84, 82 und 73 Jahre alt, auf ganz unter- schiedliche Weise an die Geschehnisse von vor 70 Jahren erinnern. Während es für Emmanuel eine Zeit voller Leid und Entbehrung war, bringt Andrea sie mit spannenden Abenteuern und Fa- Screenshot aus dem Film „Shalom Italia” milienzusammenhalt in Verbindung. Reuven, von allen Bubi genannt, kann lich der Grund für seine Abneigung ge- Miriam Weissenstein, deren Mann in Tamar Tal gelingt mit „Shalom Italia“, sich wiederum kaum erinnern. Hinzu genüber eingelegten Sardinen bewusst, unzähligen Fotografien die Geschich- die Spurensuche von Emmanuel, And- kommt, dass sich seine Erinnerungen nachdem Emmanuel erzählt hatte, dass te des jungen Staates Israel über Jahr- rea und Bubi erfreulich unaufgeregt und mit den Erzählungen der Familie ver- es das einzige Nahrungsmittel war, das zehnte hinweg dokumentierte. behutsam zu erzählen, ohne dabei Partei mischen. der Familie in den letzten Tagen vor der Im Vergleich dazu liegt der Fokus von für die Wahrheit des einen oder anderen Befreiung der Toskana noch blieb. „Shalom Italia“ auf dem Individuum: zu ergreifen. Über die unweigerlich auf- Die rätselhafte Abneigung „Shalom Italia“ beschreibt demnach Im Gespräch der Protagonisten wird tretenden Längen des Films kann man gegen Sardinen nicht nur die physisch beschwerliche offenbar, dass das Gedächtnis Erlebtes dabei getrost hinwegsehen, zumal er mit Auf ihren Wegen durch die Wälder re- Fahndung nach einem in Vergessen- nicht etwa in untrüglichen Bildern ab- einer Länge von 70 Minuten die Auf- konstruieren die Brüder gemeinsam die heit geratenen Ort, sondern stellt dabei speichert, sondern höchst anfällig ist merksamkeit des Zuschauers ohnehin vergangenen Erlebnisse und kommen ganz nebenbei die Verlässlichkeit unse- für Manipulation und Färbung. Zum nicht überstrapaziert.

Kampfkunstschule Mikoyan Karate, Kampfkunst, Selbstverteidigung

Kampfkunst und Nahkampf wie Systema liegen voll im Trend. Wachsende Kriminalität macht Selbstverteidigung immer wichtiger. Der erfolgreiche Weg zur körperlichen und geistigen Stabilität beginnt mit der Wahl der richtigen Kampfschule. Aram Mikoyan hat diesen Trend erkannt und bietet in seiner Kampfkunstschule auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmten Unterricht. Er schult den Umgang und das Verhalten in möglichen Gefahrensituatio- nen und stärkt zugleich das Selbstbewusstsein. Ob Manager, Hausfrau oder Schüler, jeder kann in eine gefährliche Situation geraten. So bietet die Kampfsportschule verschiedenste Kurse bereits ab dem 3. Lebensjahr. Kontakt: Von Kinderkarate, Frauen-Selbstverteidigung bis Senioren-Selbstverteidi- Uhlandstraße 19 10623 Berlin gung dienen die Kurse der Stärkung des Selbstbewusstseins, der Verbesse- Tel.: +49 (0)30 88 6281 80 rung der Konzentrationsfähigkeit und dem Stressabbau. Die Kampfkunst- eMail: [email protected] schule bietet auch Kurse in den Bereichen Karate, Nahkampf Systema, Weitere Informationen unter Kyokushinkai, Tae-Kwon-Do, Kickboxen, Thaiboxen, Boxen, MMA. www.kampfkunstschule-mikoyan.de Die Kampfkunstschule zeigt sich mit erfahrenen und erfolgreichen Meistern in einer puristischen und angenehmen Unterrichtsatmosphäre und einem qualitativ hochwertigen Equipment. Im Trend liegt auch der angebotene Nahkampfstil „Systema“. Aram Mikoyan trainierte selbst 8 Jahre beim Schöpfer des Stils und kann dadurch das Original aus erster Hand wiedergeben. Wir be nden uns im Herzen der City Berlin West, nur wenige Gehminuten vom Kurfürstendamm, in der Uhlandstraße. № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU GESCHICHTE 33 Holocaust-Aufklärung in den USA Deutsch-Amerikaner erstellen neues Fachbuch und veranstalteten Konferenz in Minnesota Von Björn Akstinat

Ein in erster Linie für die jüngere Gene- ration in den USA wichtiges neues Buch über den Holocaust ist kürzlich auf einer deutsch-amerikanischen Historiker- Konferenz in Northfield (US-Bundes- staat Minnesota) präsentiert worden. Unter dem Titel „The Holocaust Boxcar – Gone Wrong“ erklären die Au- toren Dr. Joachim Reppmann (60) und Friedhelm Caspari (70) gerafft und ver- ständlich lesbar, wie es zum Nazi-Terror kam, welche Grausamkeiten angerichtet wurden und wie die Diktatur endete. Erstmals liegt nun ein kompaktes „Erklär-Buch“ vor, das wesentliche As- pekte der Nazizeit selbst sowie die vor- angegangene Weimarer Republik und die unmittelbaren Nachkriegsjahre im Zeitraffer beleuchtet. Der Historiker Dr. Reppmann und der Journalist Caspari haben auch damalige lokale Besonderhei- ten berücksichtigt. So wird unter anderem geschildert, dass, als Berlin in Trümmern lag und nachdem Hitler Selbstmord begangen hatte, die norddeutsche Stadt Flensburg im Frühjahr 1945 ihre spezielle Ge- schichte schrieb. Die Stadt an der Grenze zu Dänemark nahm tausende Flüchtlinge aus den Ostgebieten und aus KZs befreite Menschen auf. Gleichzeitig versteckten Charles Fodor, ungarischer Holocaust-Überlebender und Steve Hunegs, Jewish Community Relations Council, Minneapolis, Konferenzreferenten; hier vor dem sich Hunderte führender Nazis in der für „Holocaust Boxcar“ im „Fagen Fighters WWII Museum“ (Granite Falls, Minnesota) wenige Tage neuen Reichshauptstadt. Zu dieser Flensburger „Nazi-Endzeit“ lung des Buches und der filmischen Do- dient an seinem heutigen Standort den Das Buch „The Holocaust Boxcar“ wurde erstmalig auf der Konferenz in kumentationen ist das „Fagen Fighters Besuchern als „Lehrstück“. Organisa- soll in deutschen und amerikanischen Northfield auch die Dokumentation WWII Museum“ (Granite Falls, Minne- tor des Museumsprojektes, Dr. Joachim Schulen bzw. Colleges einen auf- und des Filmproduzenten Stephan Witthöft, sota), das seit Mai 2016 einen deutschen „Yogi“ Reppmann: „Die Präsentation des erklärenden Beitrag zu dieser Zeitspan- SALVE MEDIA (Erfurt) „ A Flensburg Original-Güterwagen aus Georgenthal Waggons ist sehr wichtig, um damit die ne der Geschichte liefern. „Wer sich der Perspective: Erna de Vries and the Holo- (Thüringen) als Exponat präsentiert. Mit Erinnerung daran wachzuhalten, wie In- Unmenschlichkeit nicht erinnert, wird caust Boxcar“ gezeigt. Die heute 94-jähri- diesem Waggon wurden um 1940 jüdi- humanität entstehen konnte und dafür, anfällig für neue Ansteckung“, sagt die ge Erna de Vries überlebte das Morden in sche Menschen in das KZ Buchenwald dass sich niemand mehr von solch einem Auschwitz-Überlebende Esther Bejara- Auschwitz. deportiert. Der Waggon steht als Sym- Gedankengut wie dem der Nazis infizie- no in dem Buch. „Ihr müsst wissen, was Der eigentliche Anlass für die Erstel- bol für die Schrecken des Holocaust; er ren lassen sollte.“ damals geschah und warum es geschah“, appelliert sie an lebende und künftige Ge- nerationen. An der Buchvorstellung auf der Konfe- renz nahmen neben den Autoren zahlrei- che jüdische Persönlichkeiten teil. Carol Kahn Strauss (Direktorin des internati- onalen Leo Baeck Instituts, New York), Steve Hunegs (Executive Director des Jewish Community Relations Council for Minnesota and the Dakotas, Minne- apolis), Charles Fodor (ungarischer Ho- locaust-Überlebender) oder Dr. Gabriel- le Robinson (Jewish Federation, South Bend, Indiana) zählten dazu. Am Ende der dreitägigen Veranstal- tung verlieh Herbert Quelle, deutscher Generalkonsul in Chicago, den Deutsch- Amerikanischen Freundschaftspreis an Dr. Joachim Reppmann für dessen rund 40-jährige Verdienste um die transatlan- tischen Beziehungen, Forschungsaktivi- täten rund um die Auswanderungsbewe- gung von Deutschland in die Vereinigten Staaten sowie den deutsch-jüdischen Di- alog. Das Buch "The Holocaust Boxcar – Germany Gone Wrong" kann hier bestellt werden: www.lulu.com/shop/joachim- reppmann-and-friedhelm-caspari/the- holocaust-boxcar-germany-gone-wrong/ paperback/product-23181899.html

für Rückfragen zu diesem Thema: Dr. Joachim (Yogi) Reppmann [email protected] „Deutsch-Amerikanischer Freundschaftspreis“ für Joachim Reppmann überreicht von Herbert Quelle, Generalkonsaul Chicago. Direkt hinter ihnen, Eric Braeden, www.Moin-Moin.us Hollywoodschauspieler („Titanic“) und Konferenzfestredner. Mr. Braeden wurde als Hans-Jörg Gudegast in Bredenbek bei Rendsburg geboren und ist der einzige 103 N Orchard St.; Northfield, Deutsche neben Marlene Dietrich mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. MN 55057; USA; Tel: 1-507-664-1065 34 GESCHICHTE № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Die Juden – ein ausgestoßenes Volk Ein Plädoyer für die Antisemitismus-Kritik von Hyam Maccoby (Teil 2) Von Peter Gorenflos unter Mitwirkung von Emanuel Rund Dämonisierung im Mittelalter Der Wendepunkt nach einer Phase re- lativer Toleranz kam für die jüdische Bevölkerung im 11. Jahrhundert zu- nächst in Deutschland und Frankreich, als die christliche Gehirnwäsche an- fing Früchte zu tragen. Es gab Gerüch- te, dass Christen unter muslimischer Herrschaft schlecht behandelt würden und irgendwie machte man die Juden dafür verantwortlich. Auf der Grundlage geheimnisvoller Anspielungen von Paulus in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher ent- stand die Legende vom Antichristen, weiterentwickelt durch die Kirchen- väter Irenäus, Hippolyt und Lactanti- us. Diese extravagante Zukunftsvision unterschied sich grundsätzlich von der herkömmlichen Vorstellung, dass „die Juden“ eines Tages Einsicht in ihr ver- brecherisches Tun gewönnen, ihre Rol- le im christlichen Mythos akzeptierten und mit der Einsicht, dass Jesus Chris- tus der wahre Messias und Erlöser sei, dessen zweite Wiederkunft einleiten würden. Alternativ zu dieser Version würde zu Beginn der Endzeit ein Mann erschei- nen, der die Heere des Teufels gegen In China und Indien, wo es keine Usurpations-Mythen gibt, die sich vom Judentum ableiten und es ablösen wollen gibt es auch keinen Antisemitismus. die Heere Jesu führt. Dieser Mann, der Antichrist, ist ein Jude aus Babylon, der sich nach Palästina begibt, den Tempel so groß, dass diese Geschichte im- Im 12. Jahrhundert kam die ihre elendeste Zeit als Hausierer und wieder aufbaut und ein weltumfassen- mer mehr Glauben fand und sich epi- Marienverehrung auf Pfandleiher, die bis ins 18. Jahrhun- des jüdisches Imperium regiert. Auf demisch ausbreitete. „Geständnisse“ Hyam Maccoby beschreibt, wie es im dert andauerte und nur ihr Stolz, ihre dem Höhepunkt seines Erfolges tritt wurden unter Folter erpresst, jüdische 12. Jahrhundert zu einer bedeuten- Disziplin, das Studium von Thora und die Wiederkunft Christi ein, der seine Bürger wurden hingerichtet und ganze den psychologischen Wandlung in der Talmud, sorgten für ihr geistiges Über- Heere gegen den Antichristen führt, Gemeinden ausgelöscht. Ein weiterer Christenheit kam. Hatte man vorher leben. ihn besiegt und alle seine Anhänger Fall war der des Hugo von Lincoln im Jesus als jungen Mann dargestellt und Eine Antwort auf die antijüdische inklusive des jüdischen Volkes ver- Jahre 1255. Nachdem dieses Kind drei verehrt, so rückte nun der kindliche Je- Kampagne des christlichen Mittelal- nichtet, um ein Tausendjähriges Reich Wochen lang vermisst wurde, fand sus ins Blickfeld der Gläubigen. Parallel ters war die Flucht, teils in Länder des zu errichten. Diese christliche Vision man seine Leiche in einer Jauchegru- dazu kam die Marienverehrung auf, die Islams, wo es eher Verachtung als Hass trug nun Früchte und es kam zu Pog- be, in der es offensichtlich ertrunken zuvor keine Rolle gespielt hatte. Offen- auf sie gab, teils in Richtung Osten, romen in Rouen, Orleans, Limoges und war. Zu dieser Zeit fand eine jüdische sichtlich hatte sich in der christlichen z.B. von Deutschland nach Polen, wo Mainz. Als Papst Urban II. 1096 zum Hochzeitfeier in Lincoln statt, so dass Bevölkerung die Einbildung verbreitet, man sie wegen ihrer Fähigkeiten und ersten Kreuzzug aufgerufen hatte, um sich die Ritualmordbeschuldigung in der Abendmahlshostie sei eher das Energie zum Aufbau des Landes will- Jerusalem zu befreien, massakrierten kommen hieß, bis sie dann doch wieder die Kreuzritter alle Juden, die ihnen auf vertrieben wurden, nachdem sie nicht ihrem Weg begegneten. Diese Gewalt- In einer Zeit von weit verbreitetem mehr gebraucht und auch dort das Op- ausbrüche brachten die Juden Europas fer mittelalterlichen Hasses geworden außerhalb Spaniens an den Rand der Analphabetismus konnten fast alle Juden, waren. Ausrottung und wären fast zu einer rein Eine weitere Antwort war die Kon- christlichen Endlösung geworden. Männer und Frauen, lesen und schreiben. version, die in der Regel eine Zwangs- Der jüdische Alptraum, der nun un- konversion war, aber auch das Mär- ter christlicher Herrschaft begann, tyrertum, wie z.B. in York 1190, als beinhaltete auch ihren Ausschluss aus anbot. Ein Jude namens Copin wur- Christkind gegenwärtig als der Körper man den Tod einer Konversion zu ei- den wachsenden Gilden und das Ver- de so lange gefoltert, bis er gestand, eines jungen Mannes. Das Zerstückeln nem Glauben vorzog, der durch das bot, angesehene Berufe auszuüben. der Knabe Hugo sei von ihm und sei- und Aufessen eines Kleinkindes war im Verhalten seiner Anhänger den Be- Ihre lange Tradition als internationale nen Glaubensbrüdern gefoltert und Wesentlichen ein religiöser Akt, den weis für seine Unwahrheit erbrachte. Händler, Bauern, Winzer oder Ärzte dann gekreuzigt worden. 19 Juden, die Christen selbst in ihrer Phantasie Die Hauptantwort war allerdings die fand nun ein Ende. Sie hatten aber die einschließlich Copin selbst, wurden vollzogen, der aber mühelos verscho- Standhaftigkeit. Man hatte Ressourcen Erlaubnis zum verpönten Geldverleih daraufhin gehängt. Diese angeblichen ben und den Juden zum Vorwurf ge- in der eigenen Tradition, um den Stür- gegen Zinsen erhalten, was ihnen den Ritualmorde wurden Juden durch das macht werden konnte. Erst von dieser men standzuhalten. Man entwickelte Ruf von Wucherern einbrachte und den gesamte Mittelalter bis ins 20. Jahr- Zeit an begann man Juden als Unter- in den jüdischen Quartieren einen Ver- Judas-Mythos vom geldgierigen Verrä- hundert vorgeworfen und haben ganz menschen, als blutsaugende Vampire haltenskodex, der auf den Prinzipien ter Christi anfeuerte. So wurden sie un- wesentlich zu ihrer Dämonisierung und Dämonen anzusehen. Es gab auch von Gleichheit und Gerechtigkeit des freiwillig die ersten Bankiers Europas. beigetragen. eine Verbindung zur „Wucherei“, denn Talmuds aufgebaut war. Man betrach- Sie wurden vor allem vom niederen manche Kleinadelige entledigten sich tete sich als zivilisiertes Volk in einer Blutbeschuldigung in England Klerus propagiert, aber auch die Civiltà ihrer Schulden, indem sie den Mob barbarischen Umgebung und wies die In England begann eine andere, neue Cattolica, ein offizielles Periodikum der mit Ritualmordlegenden aufhetzten, christliche Vorstellung jüdischer Min- Form des Alptraumes, die Blutbe- katholischen Kirche, vertrat die Blut- die in Massakern an der jüdischen Be- derwertigkeit weit von sich. In einer schuldigung. Der erste Fall war der beschuldigung seit ihres Erscheinens völkerung endeten. Von nun an waren Zeit von weit verbreitetem Analphabe- Wilhelms von Norwich im Jahr 1144. 1849 mit gehässiger Verbissenheit und sie endgültig die schwarzen Schafe der tismus konnten fast alle Juden, Männer Man behauptete, Juden hätten vor forcierte 1870 sogar ihre Bemühungen, Familie, die für alle Katastrophen ver- und Frauen, lesen und schreiben. dem Osterfest ein Christenkind ge- zusammen mit zahlreichen anderen antwortlich gemacht wurden, auch für kauft, gefoltert und am Karfreitag aus katholischen Zeitungen, nachdem die die Pestepidemien, in deren Folge es zu Spanien und die „Reinheit des Hass gegen Jesus Christus gekreuzigt. Reste des Vatikanstaates von italieni- Massakern an ihnen kam. Blutes“ Der Fall hatte vor Gericht keinen Be- schen Truppen eingenommen worden Nachdem sie auch aus dem Geldge- In Spanien kam es 1391 zu einem Mas- stand, aber die Resonanz darauf war waren. werbe verdrängt worden waren, begann saker an Juden. In dessen Folge kon- № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU GESCHICHTE 35 vertierten viele von ihnen zum Chris- ze“ oder Rousseau mit seinem „contrat juive devant l’opinion“, das die Juden für auf welche die ethnische Bezeichnung tentum und bis zu deren endgültiger social“ hatten großen Respekt vor der die Korruption im Land verantwortlich „semitisch“ viel eher zutrifft, hatte er Vertreibung im Jahre 1492 stieg die jüdischen Tradition und sahen in der machte. Alfred Dreyfus war hier wohl keine Probleme, betrachtete sie sogar Zahl der Konvertiten auf über 100.000, Thora eine Art frühen Gesellschafts- das prominenteste Opfer antisemiti- als seine Verbündeten und empfing den ebenso viele wählten das Exil. Allen vertrag, andere, wie Voltaire und Mi- scher Verleumdungen jener Zeit. Großmufti von Jerusalem, Mohammed war klar, dass es einem Todesurteil rabeau verhielten sich eher verächtlich Amin al-Husseini, mit allen Ehren. gleichkam im Land zu bleiben ohne und gönnerhaft, betrachteten die Juden In Russland dauerte das Mittel- Hitler konnte bei seiner antisemi- seine Religion aufzugeben. Theoretisch als abergläubisch und rückständig und alter für die Juden am längsten tischen Politik auf sämtliche Stereo- war das Christentum „anti-rassistisch“. nur durch einen langwierigen, schwie- In Russland überdauerten die mittel- typen des Mittelalters zurückgreifen. Wer zum Christentum konvertierte rigen Prozess zu emanzipieren. Viele, alterlichen Lebensverhältnisse der Juden Selbst sein Konzept der Endlösung und war willkommen, denn die Konversion die so dachten, waren dann umso über- bis zur Oktoberrevolution. 1881 gab es die Terminologie des Tausendjähri- sämtlicher Juden war nach christlicher raschter und schockiert, in welchem Pogrome und Ritualmordlegenden wur- gen Reiches hatten einen christlichen Auffassung der Auftakt für die Wieder- Tempo jüdische Bürger in allen ange- den verbreitet. 1882 wurden die antijü- Vorläufer mit der religiösen Vorstel- kunft Christi. Praktisch änderte sich sehenen Berufen Karriere machten, so- dischen Mai-Gesetze erlassen, durch die lung der Endzeit und des Antichristen, das allerdings, nachdem sie dämoni- bald sie von ihrer schäbigen Unterdrü- jüdisches Eigentum konfisziert wurde und die sich wie ein roter Faden durch die siert und zu einer verhassten Minorität ckung befreit waren. neue Ghettos gebaut wurden. Und 1905 Geschichte des christlichen Denkens degradiert worden waren, ausgestattet erschien das antisemitische Pamphlet „Die zieht. Als Endzeitbewegung kannte der mit einer abscheulichen Natur, die ihre Auf einmal machten die Juden Protokolle der Weisen von Zion“ von Sergei Nazismus ausschließlich die Gestalt Ursprünge im zentralen christlichen Karriere Nilus, das die Legende einer jüdischen des triumphierenden Christus (d.h. Mythos hatte. Ab einer gewissen An- Die tolerante, aber herablassende Hal- Weltverschwörung zum Inhalt hatte und Hitlers), nicht jedoch des geopferten. zahl wurden sie unverdaulich. Waren tung kippte sehr schnell in Missgunst, weltweit verbreitet wurde. Die Schwarzen Sobald das Tausendjährige Reich ein- sie zunächst durch ihre Konversion als die Juden durch ihren schnellen Hundert stifteten mit direkter Unterstüt- getreten ist, ist das göttliche Opfer und von ihren Benachteiligungen befreit Erfolg alle üblen Vorhersagen wider- zung des Zaren 1903 und 1905 Pogrome an damit auch der Heilige Henker – die und hatten begonnen, ihre natürlichen legten. Sie waren dafür durch die lange und 1911 wurde die Blutbeschuldigung ge- Juden - nicht mehr nötig. Die Phanta- Talente zu nutzen, um wichtige Positi- Tradition ihres Studiums des Talmuds gen Mendel Beilis in Kiew von Regierungs- sien einer jüdischen Weltverschwörung onen in der spanischen Gesellschaft zu mit seinen subtilen, vernünftigen und stellen und indirekt vom Vatikan selbst gingen auf die mittelalterliche Legen- besetzen und in angesehenen Berufen menschenfreundlichen Betrachtungen unterstützt. Erst die Oktober-Revolution de der Blutbeschuldigungen zurück, aufzusteigen, ging nun plötzlich das bestens qualifiziert. brachte den russischen Juden die rechtliche welche unterstellte, dass die Juden ge- Gespenst von der feindlichen Übernah- Außergewöhnliche Personen wie Gleichstellung. Sofort wurden sie in aller heime Versammlungen auf internati- me um. Außerdem standen die Neuch- Moses Mendelssohn oder Solomon Welt als deren Urheber betrachtet, obwohl onaler Ebene abhielten, auf denen sie risten, die „conversos“, unter ständigem Maimon rückten von ihrem talmudi- sich Anführer mit jüdischen Hintergrund beschlössen, wo und wann das nächste Verdacht, ihre ursprüngliche Religion schen Hintergrund an die Spitze der wie z.B. Trotzki, Sinowjew, Litwinow und Kindesopfer stattfinden solle. Und auf im Geheimen weiter auszuüben. Die europäischen Philosophie, gefolgt von Kaganowitsch von allem Religiösen distan- die Idee vom Antichristen. Das Bild konvertierten Juden wurden nun die zahllosen anderen, weniger spektaku- ziert hatten. vom mittelalterlichen Wucherer und ersten und für lange Zeit einzigen Op- lären Aufsteigern in bürgerlichen Be- Die Antwort auf den wachsenden na- dem habgierigen Verräter Judas lebte fer der spanischen Inquisition, die als rufen. Missgunst und Neid standen am tionalistischen und rassistischen Anti- ebenfalls in den Hasstiraden und Kari- lückenlose Überwachung eingesetzt katuren der Nazis weiter. wurde.  Ein erwünschter Nebeneffekt davon wäre Schlussbetrachtung Die „limpieza de sangre“ als Hyam Maccoby belegt in seinem Werk historischer Vorläufer der die Rehabilitierung von Judas Ischariot, die Kontinuität zwischen dem mittel- Nürnberger Rassengesetze alterlichen, religiösen Antisemitismus Mit ihrer Methode der bürokrati- der mit einem entwürdigenden Verräter- und dem modernen, pseudo-wissen- schen Kontrolle, der Denunziation, schaftlichen Antisemitismus. Die christ- der Scheiterhaufen und der Folter gab Stigma beladen wurde, trotz seiner lichen Kirchen konstruieren hier einen sie bereits eine Vorahnung auf die Ju- künstlichen Grabenbruch, genauso, wie denverfolgungen unter den Nazis. Loyalität zum historischen Jesus. sie an anderer Stelle – paulinische versus Auf dieser Grundlage entwickelte sich jüdische Jesusanhänger – einen echten auch eine quasi-rassistische Ideolo- Anfang des modernen Antisemitismus. semitismus hieß Zionismus. Nach der tektonischen Riss zuschütten, um die- gie mit den „Statuten der Reinheit des Die neue Debatte drehte sich um Loya- Dreyfus-Affäre und den polnischen Blut- sem brisanten Tabuthema auszuwei- Blutes“ („limpieza de sangre“), einem lität und Assimilierbarkeit und aus den beschuldigungen des 19. Jahrhunderts war chen. Alle Vorurteile, die später von den historischen Vorläufer der Nürnberger Christusmördern des Mittelalters wur- Theodor Herzl davon überzeugt, dass die Nazis benutzt wurden, um die jüdische Rassengesetze. Die Unterscheidung den „die Fremden“ schlechthin. Hoffnungen und Versprechungen der Auf- Bevölkerung als Blitzableiter zu miss- zwischen Alten und Neuen Christen Diese Verschiebung führte zu einem klärung die „Judenfrage“ durch Emanzipa- brauchen, sie zu terrorisieren und in die wurde zunächst auf lokaler Basis, dann, Wiederaufleben von Hass, Verachtung tion zu lösen, eine Illusion waren. Vernichtungslager zu schicken, hatten seit 1536, auf nationaler Ebene im Zi- und mittelalterlicher Verteufelung in einen religiösen Ursprung im christli- vilrecht festgeschrieben, überdauerte einer neuen, „rationalen“ Verkleidung. Die Mitschuld des Christen- chen Mittelalter. bis zum Jahr 1876 und machte die kon- Für die einen wurden sie zum Urhe- tums am Holocaust vertierten Juden zu Bürgern zweiter ber des Kapitalismus, wobei das Bild Nach der Kriegsniederlage im Ersten In China und Indien gibt es Klasse. Die Jesuiten verboten ab 1592 vom mittelalterlichen Wucherer und Weltkrieg, dem Versailler Vertrag, der keinen Antisemitismus allen Männern jüdischer Herkunft die der Judas-Mythos wiederauflebte, und Wirtschaftskrise und der Inflation war Maccoby macht klar, dass der speziell Zugehörigkeit zum Orden, wobei der wenige prominente Familien wie die es in Deutschland wieder einmal so christliche Antisemitismus die ideo- Stammbaum fünf Generationen zu- Rothschilds Pate standen. Für die an- weit und ein Sündenbock wurde ge- logische Grundlage für den Holocaust rückverfolgt wurde, ein katholischer deren waren sie die Speerspitze von sucht. Viele gesellschaftliche Gruppie- war. In China und Indien, wo es keine „Arier-Nachweis“ ante datum. Verschwörung und Revolution. Den rungen setzten auf die antisemitische Usurpations-Mythen gibt, die sich vom Anfang für letzteres machte Abbé Bar- Karte, aber keiner tat es so kompro- Judentum ableiten und es ablösen wol- Die Aufklärung und danach ruel während der Französischen Revo- misslos wie Hitler. Natürlich war der len – Christentum und Islam – gibt es Es war der Niedergang des Christen- lution, dessen Machwerk zum Modell Katholik Hitler kein gläubiger Mensch, auch keinen Antisemitismus. tums, der die Juden aus ihrer mittelal- für die späteren „Protokolle der Weisen aber aus der Kirche ausgetreten war er Der britische Talmud-Gelehrte öff- terlichen Unterdrückung herausführte. von Zion“ wurde. Die Anfeindung von auch nicht. Natürlich war er auch kein net uns die Augen dafür, dass der mo- Die Französische Revolution brachte so unterschiedlichen Seiten, welche die Agent der katholischen Kirche. Seine derne Antisemitismus ein Vermächtnis 1791 den Durchbruch, dem andere eu- Juden für alle Übel der Welt verant- Auftraggeber waren Großindustrie, des christlichen Mythos von den Juden ropäische Länder folgten, am spätesten wortlich machten, beweist ihren reli- Großgrundbesitzer, Banken und Teile als Mörder Christi ist, auch vom Paria- Russland mit der Revolution von 1917. giösen Ursprung. Das mittelalterliche, der Aristokratie ohne deren finanzielle Status der dämonisierten Juden im Mit- Die kirchliche Hierarchie übte star- quasi-rassistische Bild der dämonisier- und propagandistische Unterstützung telalter, die dazu verdammt wurden, die ken Gegendruck aus und wollte den ten Juden als Brunnenvergifter, Hosti- er nicht die geringste Chance gehabt nötige aber dreckige Arbeit der Gesell- Status der jüdischen Bevölkerung als enschänder, Ritualmörder, mit ihrem hätte. Für sie war sein Antisemitismus schaft zu erledigen. „verfluchte Nation“ mit allen Mitteln speziellen Gestank, „foetor judaicus“, nur eine Marotte, die man zynisch in Eine dauerhafte Lösung des Prob- aufrechterhalten und ihnen politische ihrer speziellen Physiognomie und Kauf nahm, bis er die aufstrebende lems des Antisemitismus könnte darin und soziale Rechte vorenthalten. Bei- anderen körperlichen Auffälligkeiten, Arbeiterbewegung zerstört hätte. Wes- bestehen, den paulinischen Sühne- spielhaft dafür war der Vatikanstaat brauchte nur noch einen neuen, „wis- halb aber war eine kultivierte Nation so Mythos abzubauen. Ein erwünschter oder Kirchenstaat nach dem Wiener senschaftlichen“ Anstrich. anfällig für das politische Programm Nebeneffekt davon wäre die Rehabili- Kongress, in dem Ghettos (das Staats- Die Rassentheorie entstand in eines Psychopathen? tierung von Judas Ischariot, der mit ei- gebiet des Vatikanstaates war damals Deutschland. Die Christlich-Sozialen Hyam Maccoby kommt zu dem Er- nem entwürdigenden Verräter-Stigma ungleich größer als heute und umfasste des Adolf Stöcker wurden zur politi- gebnis, dass es die Welt des Mittelalters beladen wurde, trotz seiner Loyalität ein bedeutendes Gebiet in Mittelitali- schen Heimat sowohl religiöser, als war, die das Reservoir an Judenhass zum historischen Jesus, mit dem er zu en), Kleider-Kennzeichnung mit gel- auch rassistischer Judenhasser. Von und -verachtung lieferte, das es den einer – wenn auch gescheiterten – Be- bem Stoff, Zwangspredigten u.v.m. vom dort drang diese Bewegung nach Frank- Nazis ermöglichte, ihre Vernichtungs- freiungsmission aufgebrochen war. Papstkönig wiedereingeführt wurden. reich und Osteuropa vor. In Frankreich strategie umzusetzen. Hitlers Rassen- Sein Name leitet sich vom Stamm Juda Einige Aufklärer wie Montesquieu erschien das einflussreiche Buch von theorie war pseudowissenschaftlich, ab und ist ein Eponym für das ganze jü- mit seinem Werk „Vom Geist der Geset- Edouard Drumont (1886) „La France denn mit den muslimischen Arabern, dische Volk. 36 GESCHICHTE № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU Der Antisemitismus der Bildungs-Elite 8 von 15 Teilnehmern der Wannseekonferenz waren promoviert Von Dr. Joseph Heid einheiten Gräu- zwischen unterschiedlichen Instanzen, eltaten begingen, Staatsorganen und der Partei systema- Bücher über den Holocaust füllen ganze auch Juden jagten, tisch im Unklaren gelassen. Die Poly- Bibliotheken. Was soll es da noch Neu- waren im Durch- kratie unter der NS-Herrschaft führte es, Unentdecktes oder Unerforschtes ge- schnitt 35-40 Jah- indes nicht zu einem lähmenden Chaos. ben, da doch Saul Friedländer und Raul re alt, verheiratet Im Gegenteil: Auf dem Gebiet der Ge- Hilberg in ihren grandiosen Grundla- und Familienvä- walt war die Effizienz erschreckend. Die genwerken (Das Dritte Reich und die Ju- ter. Weniger als Durchschlagskraft der Gewalt beruhte den; Die Vernichtung der europäischen 23 Prozent aus stark auf einem System und einer Philo- Juden) bereits vor Jahren die europäi- einer untersuch- sophie, die zur Mitwirkung einluden. sche Dimension in den Blick genommen ten Gruppe von Dass der Judenmord keinen „Vorrang und wenige Fragen offengelassen haben? Personal im KZ vor allem anderen“ besaß, wie Gerlach Der Mord an den europäischen Juden Auschwitz waren meint, und diese Aussage an den „vie- in den 1930er und 40er Jahren war ein NSDAP-Mitglie- len aufgeschobenen Deportationen“ globales Großprojekt, an dem sich auch der. Das lässt den und an der Langsamkeit der Deporta- Staaten ohne unmittelbare deutsche Schluss zu, dass tionszüge zu belegen glaubt, darf an- Täterschaft eigenverantwortlich und es anscheinend gezweifelt werden: Die Durchführung mit ganz unterschiedlichen Motiven keiner besonde- des Judenmords hing nicht zuletzt von beteiligten. Das zeigt Christian Gerlach ren ideologischen dem Engagement des Staatssekretärs gründlich auf. Als Ergebnis aus der his- Affinität bedurfte, im Reichsverkehrsministerium Albert toriographischen Fülle ragt seine Ge- um zu morden. Ganzenmüller bei der Bereitstellung samtgeschichte des Holocaust heraus. Ähnliches lässt von Transportmitteln ab. Dies verdeut- Er gibt einen Überblick, in dem zwar die sich über die An- licht ein Schreiben Himmlers vom 20. antijüdischen Maßnahmen der Nazis gehörigen der Januar 1943, in dem der Reichsführer das zentrale Element bilden, in dem aber Widerstandsbe- SS den „Abtransport der Juden“ als zugleich die außerdeutsche Welt sowie wegung sagen, die vordringliche Aufgabe schildert und die gesellschaftlichen Einstellungen, die das Attentat vom Ganzenmüller schließlich – trotz an- Reaktionen und das Schicksal auch der 20. Juli 1944 auf gespannter Transportlage – bat: Zitat: nichtjüdischen Opfer einen untrennba- Hitler ausführte. „Helfen Sie mit und verschaffen Sie mir ren Bestandteil der sich entfaltenden to- Viele von ihnen mehr Züge“. Das tat der Angesproche- talitären Katastrophe bilden. waren konservati- ne dann auch: Er ließ Räder rollen für Gerlachs Studie geht von der Prämisse ve Adelige. Einige den Sieg; es kam ihm bei den Deporta- aus, dass wir moderne Massengewalt als von ihnen hatten tionen auf jeden Wagen an. multikausalen, partizipatorischen Pro- der Gewalt gegen Deutsche Verfolger konnten ihre indi- zess begreifen sollten, der unterschied- Juden, sowjeti- viduellen Beiträge zur Verfolgung durch liche Gruppen zu Opfern gemacht hat. schen Kriegsge- den Staatsapparat oder Parteiorganisati- Die Mordhandlungen vollzogen fangenen oder den onen „legitimieren“ – statt sie umgehen sich in sämtlichen besetzten und mit nengruppen daran beteiligt, deren Hal- Methoden bei der Partisanenbekämp- zu müssen. Sie fühlten sich ausgestattet Deutschland verbündeten Ländern tungen und Interessen höchst disparat fung zugestimmt oder daran teilgenom- mit politischer Macht und absoluter gleichzeitig. Gerlach rückte sie in einen waren. Einer der Gründe, warum die men oder befürworteten judenfeindli- Handlungsfreiheit, insbesondere in Ak- großen internationalen Kontext. Für Geschichte von Tätern und Opfern häu- che Gesetze. tionsräumen außerhalb des Reichsge- ihn gibt es Gründe, „etwas mehr über fig nicht zusammenzupassen scheint, Es gab SS-Leute mit einem Hang zu bietes. Ihre exekutive Autorität blieb die nichtjüdischen Opfer“ zu sprechen sieht Gerlach in der Methodologie: Tä- theoretischen Erörterungen und phi- nahezu unbehindert durch Gerichte, und die jüdischen Opfer „nicht ständig tergeschichte ist zumeist als politische losophischen Betrachtungen, die jüdi- Presse und staatliche Aufsicht. Bei ih- ins Zentrum“ zu stellen, wenn man über Geschichte geschrieben worden, Op- schen Gefangenen die Bedeutung und rem Streben nach dem, was sie als das deutsche Gewalt spricht. Dabei will er fergeschichte eher als Sozialgeschich- Notwendigkeit ihrer Vernichtung zu Beste für Deutschland ansahen, wand- erklärtermaßen nicht so „avantgardis- te. Diese Diskrepanz zu überwinden, erklären suchten. Solche Männer hatten ten sich deutsche Entscheidungsträger tisch“ sein, dies zum „übergreifenden versucht Gerlach, die Geschichte von die Theorie des biologistischen Antise- gegen Juden aus Motiven, die sich mit Strukturprinzip“ zu erheben. Kurz: Er Massengewalt stärker als Geschichte so- mitismus auf eine Ebene gehoben, die Bildern des „minderwertigen“ oder „ge- sucht nach Verbindungen zu anderen zialer Akteure zu schreiben – Massenge- den Untergang des Judentums recht- fährlichen“ Juden verbanden. Verfolgungen und gemeinsamen Kon- walt als Sozialgeschichte. fertigte und jedwede humanistische Hitler entfachte das Feuer, in dem die texten der Gewalt gegen Juden und an- Die Judenverfolger kamen aus sämt- Gesinnung, die Juden das Menschsein europäischen Juden verbrennen sollten, deren Gruppen. Gerlach bietet eigenem lichen sozialen Milieus. Manche waren absprach, vermissen ließ – ein verstören- ein Feuer, das nur deshalb so flächende- Selbstverständnis nach vergleichende hochgebildet: Von den fünfzehn teil- der Gedanke. ckend und intensiv wütete, weil in ganz Perspektiven, geht jedoch über den nehmenden Männern an der Wannsee- Im Vergleich zu den Verfolgern ist Europa (und darüber hinaus) ein dichtes nicht ungewöhnlichen, aber unproduk- Konferenz beispielsweise war jeder die dokumentierte Zahl der deutschen Gestrüpp ideologischer und kultureller tiven Ansatz ‚Wer litt am meisten?‘ hi- zweite promoviert, zehn mit einem ab- Helfer gering, die sich gegen jede Form Elemente bereitstand, um Feuer legen naus. Warum er diesen Aspekt nicht in geschlossenen Hochschulstudium, un- von Massengewalt wandten. Auch sie zu können. Christian Gerlach bietet in der Titelei ausdrückt, bleibt offen. ter ihnen wiederum neun Juristen. Die entstammten einem breiten sozialen seinem Buch mehr Analyse als Erzäh- Viele nichtdeutsche Regierungen ver- lung; es hat wenige exemplarische Ge- folgten ihre eigene antijüdische Politik Es gab SS-Leute mit einem Hang zu theore- schichten zu bieten. mit dezidierter Rassegesetzgebung und Außerhalb des deutschen Reichsge- inszenierten Pogrome. Erst später über- tischen Erörterungen und philosophischen biets, dort wo der größte Teil des Mas- stieg die durch Nazideutschland verur- senmords stattfand, war die verbreitete sachte Opferzahl die all der genannten Betrachtungen, die jüdischen Gefangenen aktive Unterstützung und das fast völ- Regime und Gesellschaften. Das Han- lige Fehlen von Widerstand bemerkens- deln nichtdeutscher Staaten und Ge- die Bedeutung und Notwendigkeit ihrer wert. Gerlach gibt nur eine teilweise, sellschaften hatte direkten Einfluss auf vorläufige und allgemeine Erklärung, die Ermordung von Juden und beein- Vernichtung zu erklären suchten. dass nämlich z. B. deutsche Soldaten flusste auch deren Fluchtchancen ent- in den besetzten Ländern, infiziert mit scheidend. Das Ausmaß an Kooperation Führer der Einsatzgruppen und Ein- Spektrum, so dass die Suche nach einer einem Populärrassismus, dazu neigten, staatlicher Bürokratien und Polizeikräf- satzkommandos, die hunderttausende einzigen allgemeinen Erklärung für ihre sich nicht gegen die Ermordung von Ju- ten bei den Festnahmen, Internierungen Menschen erschossen, waren ebenfalls Handlungen schwierig ist. Bisher gibt es den stellten, weil ihnen dies im Kontext und Deportationen von Juden ein be- gut ausgebildet. Zu ihnen gehörten un- keine Methode, um verlässlich die Zahl des Krieges, den viele als erbitterten töd- stimmender Faktor dafür, wie reibungs- ter anderem ein Opernsänger und ein jener zu schätzen, die Verfolgungen un- lichen Kampf des deutschen Volkes an- los der deutsche Vernichtungsprozess Professor für Völkerrecht. terstützten oder ablehnten. sahen, logisch erschien. Dies vollständig ablaufen konnte. Allerdings stammten die SS-Offiziere Gerlach hält die Vorstellung, dass der zu erklären, bleibt eine Aufgabe für die Je mehr Opfergruppen ins Bild kom- in den Konzentrationslagern meist aus Judenmord auf einer Arbeitsteilung be- künftige Forschung. men, desto deutlicher wird, dass ein der unteren Mittelschicht und besaßen ruhte, für problematisch, denn diese breites Spektrum von Personen an der keine höhere Bildung. Nach Gerlachs könne zu dem Missverständnis führen, Christian Gerlach: Der Mord an den eu- Gewalt beteiligt war. Wenn auch SS Befund waren die jüngeren KZ-Wächter der Mordprozess habe eine „monolithi- ropäischen Juden. Ursachen, Ereignisse, und Polizei die meisten Morde an Juden brutaler als die älteren. Und die Män- sche Struktur“ gehabt. Tatsächlich wur- Dimensionen, C. H. Beck Verlag, Mün- begingen, waren ebenso andere Perso- ner, die in rückwärtigen Wehrmachts- de die Abgrenzung der Kompetenzen chen 2017, 608 S., 34,95 Euro № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU AUS DEN GEMEINDEN 37 Berlin BaOmer Noch nie kamen so viele verschiedene jüdische Gruppen zum Lag BaOmer zusammen Von Reinhard Liam Rickertsen

Berlin BaOmer – so lautete das Motto unter dem fast alle Synagogen und einige Institutionen vereint unter dem Dach der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zu einer großen Lag BaOmer-Party eingeladen hatten. Auf dem Gelände der Jüdischen Altenwohnanlage in der Berliner Dern- burgstraße gab es ein großes Fest zu dem im Laufe des Nachmittags und Abends etwa vier- bis fünfhundert Gäste erschie- nen. Erstmals hatten sich Synagogen, das Jugendzentrum Olam, das American Je- wish Joint Distribution Commitee und der Minjan L’dor wa dor zusammenge- funden, um eine solch große Veranstal- tung auf die Beine zu stellen. Die breite Palette des gelebten Judentums von Ber- lin war von orthodox bis reform-egalitär vertreten. Zahlreiche Planungsbespre- chungen führten dank des tatkräftigen Einsatzes von Rabbiner Boris Ronis, der die Arbeit leitete und koordinierte, und vielen anderen zu einer Veranstaltung, die sich sehen lassen konnte und die es in der Form und Größe in Berlin noch nicht gegeben hat. Natürlich gab es ein Medurah (Lager- feuer), natürlich wurde gegrillt, natürlich gab es für Kinder Spiele, Bastelstraße und eine Hüpfburg, natürlich gab es Live- Eine Begegnung von Jung und Alt. Auftritte und israelische Folklore, natür- lich wurden Groß und Klein mit Geträn- auffängt und aufnimmt, wenn unsere viele passen. In der Tat ist es auch so, Die 50 Omertage gelten als Trauerta- ken versorgt. Existenz bedroht ist und in Gefahr gerät. dass es einige Anlässe gibt, die dem Lag ge, nur der 33. Tag (Lag BaOmer) ragt Der Gemeindevorsitzende, Dr. Gideon Die aufgebauten Stände wurden von BaOmer-Tag zugeschrieben werden. Zu- heraus in dieser Trauerzeit. Es wird Joffe, eröffnete zusammen mit Rabbiner vielen fleißigen Helfern aller Gemeinden nächst einmal zum Datum: Lag BaOmer daran erinnert, dass an diesem Tage Boris Ronis offiziell das Fest. Auch er hob und von den jungen Leuten des Jugend- ist der 33. Tag des Omerzählens zwischen die Seuche endete, die 24.000 Schüler die bisherige Einmaligkeit des Zusam- zentrums Olam betreut. Trotz vieler Pessach und Schawuot. Lag setzt sich Rabbi Akiwas dahinraffte; es wird auch menschlusses des Berliner Judentums Helfer bildeten sich an den Ständen lan- zusammen aus dem Zahlwert der hebrä- daran erinnert, dass der niedergeschla- bei diesem Fest hervor. Er erinnerte da- ge Schlangen. Besonders guten Anklang ischen Buchstaben Lamed = 30 und Gi- gene Bar-Kochba-Aufstand schließlich ran, dass das diesjährige Lag BaOmer auf fanden die Live-Musik, die israelische mel = 3, also 33. Eine beliebte Methode, zur Zerstreuung der Juden in die Dias- den Tag genau mit dem 69. Jahrestag der Folklore, die Tanzdarbietungen des JZ Daten darzustellen und als Abkürzung pora führte. Staatsgründung Israels am 14. Mai. 1948 Olam sowie der Jugend-Synagogenchor auszusprechen; z. B. auch Tu Bischwat Gleichwohl sind an diesem Tage Ak- tivitäten gestattet, die sonst in der Om- erzeit zu unterlassen sind: So darf man sich wieder einmal die Haare schneiden lassen und auch das Heiraten ist erlaubt. Zeitweilig schien das relativ kleine Gelände aus allen Nähten zu platzen. Trotzdem gab es zum Glück keinen Grund für Polizei oder die Sicherheits- beamten zu irgendeiner Zeit einzu- schreiten. Es herrschte ein fast baby- lonisch anmutendes Sprachgemisch. Neben Deutsch hörte man Russisch, Hebräisch, Polnisch, Ungarisch, Tsche- chisch usw. Auch viele Bewohner des Altenheimes hatten den Weg zum La- gerfeuer und in die Pavillons gefunden und saßen lange in kleinen Gruppen zusammen mit den Besuchern. Im Getümmel wurden gesichtet: Rab- binerin Gesa Ederberg, Rabbiner Jonah Sievers, Mirjam Rosengarten, Nina Peretz, Avishag Weidner, Sigrid Wolf, Jonathan Marcus, Boris Moshkovitz, Emanuel Adiniaev und viele mehr. Alles in allem war das Fest ein voller Erfolg, ein wahrhaft jüdisches Fest, a bissl laut, a bissl chaotisch, aber scheen, scheen war es allemal, denn geprägt von Chessed und Kavanah (Gastfreundschaft und ein gewisser andächtiger Geist) waren sich die Teilnehmer einig: Ein solches Fest soll und muss es im nächsten Jahr wie- der geben. Trotz aller ideologischen und theologischen Unterschiede stellte sich Selbstverständlich wurde beim Lag BaOmer auch getanzt. hier die Berliner Jüdische Gemeinde als große Gemeinschaft dar. zusammenfällt. Er erinnerte auch daran, der Synagoge Pestalozzistraße. zusammengesetzt aus Tet = 9 und Waw dass seit diesem Tage für uns Juden ein Hinterfragte man jedoch Einzelne = 6; also der fünfzehnte Tag des Monats Der Autor ist Vorsitzender der Gemeinde Zufluchtsort besteht, ein Staat der uns nach dem Anlass des Festes, so mussten Schwat. Sukkat Schalom 38 AUS DEN GEMEINDEN № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU „Mein Vater rettete meine Mutter und mich, weil er sich nicht scheiden ließ.“ Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, über die Sorgen der jüdischen Gemeinde, die Integration von Migranten und sein Leben

Zur Person: Reinhard Schramm wurde 1944 in Wei- ßenfels (heute Sachsen-Anhalt) als Sohn einer jüdischen Mutter geboren, mit der er die letzten Wochen bis zum Ende des Krieges in einem Versteck verbrachte. Nach dem Studium der Elektrotechnik im kommunistischen Polen verbrachte er sein berufliches Leben als Professor an der Technischen Universität Ilmenau (Bezirk Suhl der DDR, heute Thürin- gen) und nach der Wiedervereinigung als Leiter des dort angesiedelten Lan- despatentzentrums. Zur jüdischen Ge- meinde fand er Ende der 1980er Jahre in Erfurt. Für die jüdische Geschichte seiner Heimatstadt Weißenfels interes- sierte er sich schon seit seiner Jugend. So nahm Schramm schon früh Kontakt mit emigrierten Mitgliedern der eins- tigen Jüdischen Gemeinde auf, zu der Persönlichkeiten wie der spätere Richter im Eichmann-Prozess, Benjamin Halevi, oder der Chefredakteur der New York Times, Max Frankel, gehörten. 1990 ver- öffentlichte er das Buch „Ich will leben … die Juden von Weißenfels“, das 2001 in einer erweiterten Fassung im Böhlau- Verlag erschien. Schramm ist Mitglied Reinhard Schramm mit Seiner Majestät König Willem-Alexander der Niederlande bei seinem Besuch der Alten Synagoge in Erfurt am 8. Februar 2017. der SPD und Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat von Ilmenau. Er ist ver- der Thüringer Juden umgeschlagen ist in- Israel die Angst, dass sich das Verhält- Ein hoffnungsvoller Blick, den Sie ein- heiratet und hat drei Kinder. Massenmord. Seit 2015 haben wir uns als nis zu Israel und damit auch zu Juden in nehmen. Die Gegenthese wäre, dass die Jüdische Landesgemeinde – zusammen Deutschland dauerhaft verschlechtert. „Neuen“ die Gesellschaft auch prägen mit mit vielen anderen – dafür starkgemacht, Sehen Sie als Quelle für wachsenden dem, was sie mitbringen, ihr ihren Stem- JÜDISCHE RUNDSCHAU: Bundes- dass dieser Gedenkort nun kommt. Antisemitismus auch die Flüchtlings- und pel aufdrücken, öffentliche Räume domi- präsident Frank-Walter Steinmeier hat Ist Israel in der Jüdischen Landesge- Migrationskrise – Stichwort: mitgebrach- nieren werden, zum Beispiel in Ballungs- im Mai bei seiner ersten Reise nach Israel meinde Thüringen ein großes Thema? ter muslimischer Antisemitismus – seit zentren. im neuen Amt einen Kranz am Grab von Das Verhältnis Deutschlands zu Israel September 2015? Der Staat merkt mittlerweile, dass es Jassir Arafat in Ramallah niedergelegt. nimmt eine wachsende Bedeutung ein. Diesen Antisemitismus gibt es. Ju- ein Integrationsangebot geben muss, et- Halten Sie das für richtig? Viele unserer Gemeindemitglieder, die den sind Antisemitismus gewohnt. Dass was, worin man hineinwachsen kann. Schramm: Steinmeier hatte zuvor die ja fast alle aus dem Raum der früheren es nun noch eine neue Art davon in Ich bin aber optimistisch, dass das ge- Gräber von Schimon Peres und Jitzak Sowjetunion kommen, haben Verwand- Deutschland gibt, verändert die Situation lingen wird. Ich denke, dass es gelingen Rabin besucht. Deshalb hat er das sicher te in Israel. Von daher gibt es da eine quantitativ nachteilig. Aber Europa hat kann, dass sich der mitgebrachte Antise- im Sinne der Ausgewogenheit getan. mitismus nicht vererbt. Wir müssen uns Und um an die Akteure des Oslo-Frie-  Als Juden wissen wir, dass dort, auf die konzentrieren, die hier dauerhaft densprozesses und an den gemeinsamen bleiben dürfen. Wenn wir nicht versagen, Erhalt des Friedensnobelpreises von Ra- wo der Nationalismus wächst, auch werden die sich integrieren, auch in die bin, Peres und Arafat zu erinnern, auch demokratischen Parteien. als Zeichen der Ermutigung für Frieden. immer der Antisemitismus zunimmt. Sie betonen die Bringschuld von Staat Ich halte diese Geste eines deutschen und Gesellschaft. Glauben Sie, das wird Bundespräsidenten, bei allen Fehlern die persönliche Beziehung aus neuerer Zeit, eine eigene antisemitische Tradition und von Anhängern bestimmter islamischer Arafat hatte, für vertretbar. im Gegensatz zu denen wie mir, wo die hat zurzeit eine nationalistische Atmo- Richtungen angenommen? Sie sind seit Ende 2012 Vorsitzender der erfolgreichen oder auch vergeblichen sphäre, von Ungarn bis Frankreich, die Die Kritik an fundamentalistischen Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Bemühungen um eine Auswanderung unabhängig von den Flüchtlingen und Strömungen des Islams und innerhalb mit rund 800 Mitgliedern eine der klei- nach Palästina bzw. Israel ein Aspekt der Migranten ist. der Einwanderungsgesellschaft nimmt neren jüdischen Gemeinden in Deutsch- Familiengeschichte ist. Allen ist gemein, Was bereitet Ihnen denn mehr Sorgen: zu. Der Islam, wenn er zum Islamismus land. Was hat Sie und die Gemeinde in dass sie Israel als Lebensversicherung Ein in der alteingesessenen deutschen Be- wird, ist eine Bedrohung für die gesamte jüngerer Zeit beschäftigt? empfinden. völkerung verhafteter Antisemitismus, Gesellschaft, nicht speziell für Juden. Das Ein aktuelles Thema war die Vorbe- Wie werden die aktuellen Entwicklun- vielleicht auch christlich fundiert, oder wird ja auch zunehmend erkannt. reitung des 75. Jahrestages der ersten gen in den deutsch-israelischen Beziehun- der mitgebrachte Antisemitismus der Sie stammen aus Weißenfels im heu- Massendeportation von Juden aus Thü- gen wahrgenommen? vielen jungen Männer aus dem Nahen tigen Sachsen-Anhalt, eine einstige In- ringen am 10. Mai. Als Jüdische Lan- Die deutsch-israelischen Beziehungen Osten, die im Zuge der Flüchtlings- und dustriestadt mit einer langen jüdischen desgemeinde Thüringen haben wir in und die deutsche Nahost-Politik werden Migrationskrise nach Deutschland ge- Geschichte. Nach dem Krieg gehörten Sie Weimar an der damaligen Sammelstelle, in der Gemeinde genau verfolgt. Das mer- kommen sind? mit ihrer Mutter zu den wenigen, die nicht der Viehauktionshalle, an der Gedenk- ke ich in Gesprächen. Das vergrößerte Ersteres, der deutsche Antisemitismus umgekommen oder ausgewandert waren. veranstaltung teilgenommen. Diese war Interesse an Israel in jüngerer Zeit speist bereit mir mehr Sorgen. Geschichtsver- Wie kam es dazu? vor zwei Jahren abgebrannt. Seitdem sich aus zwei Quellen: Zum einen der Ek- gessenheit gepaart mit Restbeständen an Mein nicht-jüdischer Vater hatte mei- war dieser Gedenkort in Gefahr. Es wird lat zwischen Gabriel und Netanjahu, zum nationalsozialistischem Denken führt zu ne Mutter und mich gerettet, weil er nicht die ganze Viehauktionshalle wie- anderen der wachsende Nationalismus in einer neuen Gefahr. Anderseits ist klar, sich nicht scheiden ließ; am Ende waren derhergestellt, aber nun wird zwischen Europa. Als Juden wissen wir, dass dort, dass die muslimischen Flüchtlinge ihren meine Mutter und ich versteckt. Mein dem Gleis mit der Rampe und dem Rest wo der Nationalismus wächst, auch im- Antisemitismus nicht an der Grenze nach Vater starb nicht lange nach der Befrei- der Viehauktionshalle eine Gedenkstätte mer der Antisemitismus zunimmt. Die Deutschland abgelegt haben. Bei denen, ung. Meine Mutter bereitete nach seinem zur Erinnerung an die 877 Juden, die von Angst vor zunehmenden Antisemitismus die hier bleiben, besteht die Chance, dass Tod zunächst die Auswanderung mit ei- dort in den Tod gingen, eingerichtet. Die ist bei unseren Gemeindemitgliedern sie ihre antisemitischen Einstellungen ner Gruppe nach Palästina vor, was ihr Erinnerungskultur in Thüringen hat sich groß. Das Gefühl, dass Europa auf einem aufgeben. Dafür darf aber die Gesell- aber nicht gelang. Grund war, dass ich in den letzten Jahren weiterentwickelt. schlechten Weg ist, verbreitet sich gera- schaft, in die sie sich integrieren, nicht krank wurde. Ich wurde dann von den Dieser Gedenkort an die Massendeporta- de. Wenn sich dann noch die Beziehun- antisemitisch sein. Sie müssen spüren, Kinderärzten in Weißenfels gepflegt, die tion hat insofern eine besondere Bedeu- gen zu Israel verschlechtern, schürt das dass der Antisemitismus in Deutschland noch 1944 die Behandlung eines jüdi- tung – neben Gedenktafeln, Stolperstei- Ängste. Manches von der Kritik an Israel abgelehnt wird. Dann werden sie auch schen Kleinkindes, Bernd Wolfson, mit nen und der Gedenkstätte Buchenwald mag berechtigt sein, aber bei Juden weckt ihren eigenen anzweifeln. Durch Integra- vereiterter Ohrenentzündung abgelehnt – weil es der Ort ist, wo die Verfolgung die meist einseitige Kritikzuweisung an tion und Bildung kann das funktionieren. hatten und das daran starb. Als ich dann № 6 (34) Juni 2017 JÜDISCHE RUNDSCHAU AUS DEN GEMEINDEN 39

len ganz stark auf die anti-israelische Pro- paganda der Sowjetunion an. Aus dem Antizionismus wurde Antisemitismus. Die Tochter der Familie Lewy, Regina, mit der ich befreundet war, sagte nur zu mir: „Gott sei Dank muss das mein Vater nicht mehr erleben." In Polen lebten seinerzeit noch einige zehntausend Juden spürten. Wie spürten Sie den politischen Widerhall des 6-Tage- Krieges im Juni 1967? Als Studenten – wir waren nur fünf aus der DDR – wurde wir vom DDR- Generalkonsulat in Danzig betreut, was sich nur zwei Minuten von der Techni- schen Hochschule entfernt befand. Da wurden wir zu Nationalfeiertagen und auch mal zwischendurch zu politischen Veranstaltungen eingeladen. Zu der Zeit war ich Kandidat für eine Mitgliedschaft in der SED. In der Zeit gab es wieder ein Treffen mit uns Studenten, bei dem Israel scharf kritisiert wurde und das Land als „Speerspitze des Imperialismus“ bezeich- net wurde. Da meldete ich mich zu Wort und sagte sinngemäß, dass die DDR doch erstmal diplomatische Beziehungen zu Israel aufnehmen solle, bevor sie auf das Land schimpft, denn das wäre die richti- ge Schlussfolgerung aus der komplizier- Reinhard Schramm mit dem Autor Martin Jehle ten Situation … ...mussten Sie wegen dieser offenen Äu- wieder genesen war, brach in Israel der auch keine Bar Mitzwa und auch sonst Schicksal meiner Familie dargestellt. ßerung keine Sorgen haben? Unabhängigkeitskrieg aus. Da hatte mei- keine jüdische Erziehung. Allerdings er- Ich begann Material und Zeitzeugen- Ich hatte keine Angst. Es gab für mich ne Mutter Angst. So blieben wir in Wei- zählte mir meine Mutter von den schönen berichte zu sammeln, das in den 80er in meinem Leben in der DDR ein paar ßenfels. jüdischen Feiertagen in ihrer Jugend. Sie Jahren zur Basis meines Buches „Ich will Mal Augenblicke, wo ich aus familiärer Wann wurde Ihnen unter den politi- Prägung heraus eine – wenn man so will schen und gesellschaftlichen Bedingun-  Als ich wieder genesen war und wir nach – abweichende Meinung kundtat. Für gen der DDR Ihr jüdischer Hintergrund mich war es notwendig, den Staat Israel bewusst? Israel aufbrechen wollten, brach dort mit meinem Wort zu schützen, sei es auch Das Bewusstwerden fand circa im Alter in so einem kleinen Rahmen. Das war für von 11, 12 Jahren statt. Jüdische Feierta- der Unabhängigkeitskrieg aus. das DDR-Konsulat vielleicht verblüffend. ge gab es zu Hause nicht. Ich kann mich Passierte dann etwas? nur daran erinnern, dass meine Mutter Da hatte meine Mutter Angst. Nein, aber hinterher habe ich erfahren, geweint hat. Das war an den Todestagen dass darüber beraten wurde, was mit mir meiner Oma, vom Onkel und andere. Auf So blieben wir in Weißenfels. zu tun sei. Streichung oder Verlängerung der Seite meiner Mutter gab es keine An- der Kandidatenzeit. Aber das sahen die gehörigen mehr, zu den Verwandten vä- wurde gläubige Sozialistin in der DDR. leben“ über unsere Weißenfelser Ge- Regeln der Partei gar nicht vor. Es gab terlicherseits wollten wir keinen Kontakt, Für sie waren es die Russen, die mit ih- meinde werden sollte. keine Konsequenzen. Dagegen erinnere weil die uns in der Nazi-Zeit gemieden rem gewaltigen Blutzoll unsere Befreiung 1985 suchte ich dann Hermann Simon, ich mich an einen anderen Studenten, hatten. Eines Tages fand ich im Schlaf- ermöglicht haben. den späteren Direktor des Centrum Ju- der mit einem Witz die polnische Polizei zimmer meiner Mutter einen Schuhkar- Wie war es denn in der Schule? Die daicums, in Berlin auf. Ich hatte beruf- verärgert hatte und dafür prompt nach ton, in dem sich Dokumente aus dem meisten Schüler werden ja zum Konfir- lich mit Datenbanken zu tun und sprach Hause geschickt wurde. Ich will nicht KZ, über Enteignungen und anderes mandenunterricht gegangen sein. Simon an, ob wir nicht eine Datenbank sagen, dass ich als Jude Narrenfreiheit befanden. Da habe ich gespürt, dass das Ja, es gab die Christenlehre. Da wollte zum jüdischen Erbe in der DDR aufbau- hatte, aber man schien beim Thema Israel etwas Unheimliches ist. In dem Zusam- ich in der 2. oder 3. Klasse hin, denn da en wollen. Erst danach habe ich 1987 in Nachsicht walten zu lassen. menhang fiel das Wort „Juden“. Als Elf- gingen ja alle hin. Meine Mutter sagte Erfurt die jüdische Gemeinde unter ih- Haben Sie die Auswanderungswelle jähriger hatte das weder etwas Positives mir: „Reinhard, ich glaube nicht, dass rem Vorsitzenden Raphael Scharf-Katz polnischer Juden im Nachgang des 6-Ta- noch Negatives für mich. Ich wusste nur, es einen Gott gibt. Wo war er denn?“ Da aufgesucht; meine Mutter wollte im Alter ge-Krieges wahrgenommen? dass rund um die Familiengeschichte habe ich gespürt, was sie meinte, näm- wieder Kontakt zur jüdischen Gemeinde Ja, Regina Lewy ist später nach Israel eine fürchterliche Atmosphäre herrschen lich, dass Gott unsere Familie verlassen haben. Meine Beschneidung wurde nach gegangen. Sie wird dort heute noch leben. muss. Ich sah, dass meine Großmutter hatte. Meine Mutter war nicht rachsüch- der politischen Wende nachgeholt. Die Auswanderung der Juden, es waren ja eine Nummer hatte und las auf einer Kar- tig, nicht verbittert, nur traurig. Ich hatte Sie gingen in den 1960er Jahren zum nur wenige Überlebende, hat mich sehr te, wie man mit Post ins und aus dem KZ das Gefühl, dass die Idee mit der Chris- Studium aus der DDR in die Volksrepu- getroffen. Der traditionelle Antisemitis- umzugehen hatte. In dem Karton lag aber tenlehre ihr nicht gefiel. Ich hab dann die blik Polen – recht ungewöhnlich damals! mus war in Polen nach dem Krieg nicht auch eine Pistole. Heute weiß ich, dass Unterschrift meiner Mutter geübt und Man hatte die Chance in einem der verschwunden, und er wurde nicht auf- mein Vater Vorkehrungen für einen ge- mich mit gefälschter Unterschrift ange- sozialistischen Länder zu studieren. Ich gearbeitet. Die Polen haben sich primär meinsamen Suizid mit meiner Mutter ge- meldet. Es kam dann so, dass ich in der entschied mich für Elektrotechnik in selbst als Opfer gesehen. Dass Polen in der troffen hatte. Jedenfalls sprach ich meine Christenlehre kleine Bilder von Jesus, die Polen. Polen war nicht so weit wie die Zwischenkriegszeit von Antisemitismus Mutter auf den Karton und die Pistole an. meine Mitschüler hatten, als Märchen- Sowjetunion und mich interessierten geprägt war, wurde ausgeblendet. Es gab Das hat meine Mutter erschrocken, weil bilder bezeichnete und auch eins haben die Polen. Ihr Schicksal erschien mir keine Solidarität, keinen Widerstand aus der Besitz einer Pistole sicher eine Menge wollte. Empört davon, dass ich die Abbil- dem jüdischen Schicksal nahe. Das letzte der polnischen Bevölkerung gegen die an- Ärger hätte auslösen können. Ich bekam dung Jesus als Märchenbild bezeichnete, Schuljahr verbrachte ich in Vorbereitung tisemitischen Maßnahmen des Staates. dann die Ansage, darüber nicht zu spre- suchte die Lehrerin meine Mutter auf. Ich für das Auslandsstudium an der Arbeiter- Sie erwähnten, dass Sie Kandidat für chen. Meine Mutter und ich hatten zur hatte mächtig Angst wegen der gefälsch- und Bauernfakultät in Halle an der Saale. die Aufnahme in die SED waren, was spä- Familie Wolfson und zu Frau Schloss ten Unterschrift. Aber es kam anders: Dort gab es eine hervorragende naturwis- ter auch geschah. Sie haben in der DDR Kontakt, die auch die Nazi-Zeit überlebt Die Lehrerin begann damit, dass sie mei- senschaftliche Ausbildung. Das erste Jahr ein erfolgreiches Berufsleben absolviert hatten und in Weißenfels geblieben wa- ner Mutter sagte, sie habe Angst um das in Polen verbrachte ich in einem Sprach- und nach der politischen Wende fortge- ren. Bei diesen Leuten hatte meine Mut- Seelenheil von Reinhard. Daraufhin ant- kurs in Lodz. Als mir einer sagte, dass mit setzt. Wie bewerten Sie es heute, dass sie ter ihren Kreis. wortet meine Mutter nur: „Ich kümmere den Juden hätten die Nazis gut gemacht, zur DDR gestanden haben? Wann hatten Sie das erste Mal Berüh- mich ab morgen allein um das Seelenheil wollte ich eigentlich wieder nach Hause. Ich war der Meinung, der Sozialismus rung mit einer jüdischen Gemeinde? Ha- meines Sohnes.“ Damit war das Thema Es kam aber anders … lässt sich menschlich gestalten. In der ben Sie in ihrer Jugend eine jüdische Er- erledigt. Ich wollte aber nicht aufgeben. Also DDR ist das nicht gelungen. Auch mein ziehung und Bildung genossen? Wann hatten Sie denn in der DDR das nahm ich nach dem Vorbereitungsjahr Sohn Marek, der wegen eines gescheiter- Die nächstgelegene jüdische Gemeinde erste Mal bewusst Berührung mit jüdi- das Studium in Danzig auf. Dort lern- ten Fluchtversuchs inhaftiert wurde, hat war die in Halle an der Saale, in Weißen- scher Geschichte? te ich meine spätere Frau Barbara und mir die Augen geöffnet. fels gab es keine Gemeinde mehr. Meine Aus Anlass des Eichmann-Prozesses auch die jüdische Familie Lewy kennen. Herr Professor Schramm, vielen Dank Mutter und ich fuhren nicht nach Halle. 1961. Wir wohnten inzwischen in Ilme- In Danzig gab es zwar Juden, aber keine für das offene Gespräch! Meine Mutter hatte mit sich selbst, ihrer nau. Da war ich 17 Jahre alt und fertigte Synagoge. Als 1967 der 6-Tage-Krieg Psyche und der Alltagsbewältigung zu eine FDJ-Wandzeitung an. Darin habe zwischen Israel und seinen Nachbarn Das Gespräch führte tun, Arbeit, Kind etc. Ich erhielt folglich ich die Judenverfolgung und auch das ausbrach, sprang die Öffentlichkeit in Po- Martin Jehle. 40 ZU GUTER LETZT JÜDISCHE RUNDSCHAU Juni 2017 № 6 (34) Noch einen Monat bis zur Maccabiah 2017 Jerusalem ruft erneut die jüdischen Sportler der ganzen Welt

Von Mike Samuel Delberg

In einem Monat ist es soweit: Die jüdi- sche Olympiade begrüßt tausende Sport- ler aus der ganzen Welt in Israel. Die 20. Maccabiah wird mit über 10.000 Ath- letinnen und Athleten aus mehr als 80 Ländern die wohl bisher größte ihrer Art sein. Die „Maccabi World Union“, Aus- richterin der bevorstehenden Spiele, ver- spricht ein Fest des Sports und der Ver- bundenheit der jüdischen Gemeinschaft untereinander und mit dem Staat Israel. Neben den über das gesamte Land an- gesetzten sportlichen Wettkämpfen, wird es ein vielfältiges Programm, bestehend aus stimmungsvollen Straßenpartys im antiken Jaffa, Schabbatessen am bild- schönen Hafen von Tel Aviv oder auch einem nächtlichen Wettlauf durch die eindrucksvoll beleuchteten Straßen der Altstadt Jerusalems geben. Darüber hin- aus wird die Maccabiah 2017 das fünfzig- jährige Jubiläum der Wiedervereinigung Jerusalems im Rahmen der am 6. Juli stattfindenden Eröffnungsveranstaltung begehen. Diese wird traditionell im Jeru- salemer Teddy-Stadium abgehalten. TEAM DEUTSCHLAND: Auch die- ses Mal macht sich eine Delegation aus Deutschland auf den Weg nach Israel. bispielen vor zwei Jahren in Berlin über- in Berlin und London, bringen sie die die offizielle Internetpräsenz der Macca- Über 200 Sportler, Trainer und Be- gibt Deutschland nun wieder die Fackel Spiele aus Europa wieder zurück nach Is- biah (www.maccabiah.com). treuer werden dabei die Fahnen Mak- an Israel – und das im wahrsten Sinne rael. Wenn Sie dieses Ereignis, sowie alle Wir wünschen allen Sportlern, beson- kabi Deutschlands hochhalten und des Wortes. weiteren Neuigkeiten rund um die Mac- ders dem Deutschen Team, erfolgreiche unser Land bei den internationalen Neben der Sportler-Delegation macht cabiah 2017 verfolgen möchten, dann und freundschaftliche Spiele. Wettkämpfen vertreten. Nach den über- sich eine Makkabi-Motorradgruppe auf besuchen Sie die Webseite von Makkabi aus erfolgreichen Europäischen Makka- die Reise in das Gelobte Land. Startend Deutschland (www.makkabi.de) oder Makkabi Chai!

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