Einblicke in die Arbeit des LLUR Aufgaben – Menschen – Ergebnisse 2014/15

Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Standorte des LLUR

3 | Außenstelle Nord Allgemeine Abteilung Landwirtschaft Naturschutz und Forst Technischer Umweltschutz Ländliche Entwicklung

Untere Forstbehörde

12 | Integrierte Station 18 | Integrierte Station 1 | LLUR Hauptsitz Eider-Treene-Sorge Geltinger Birk Amtsleitung und Westküste Naturschutz Allgemeine Abteilung Naturschutz Landwirtschaft Fischerei Gewässer Naturschutz und Forst Geologie und Boden Technischer Umweltschutz Ländliche Entwicklung Flensburg Nieby Ockholm Kappeln 6 | Fischereiaufsicht Schleswig-Flensburg 7 | Fischereiaufsicht 10 | Fischereiaufsicht

8 | Fischereiaufsicht Husum

Bergenhusen Garding Heiligenhafen Flintbek Plön Kiel 19 | Integrierte 17 | Untere Station Eider- Rendsburg-Eckernförde Büsum Eutin Forstbehörde Treene-Sorge und Westküste Neumünster 16 | Untere Naturschutz Forstbehörde

11 | Fischereiaufsicht Itzehoe Travemünde 13 | Integrierte Station 9 | Fischereiaufsicht Eider-Treene-Sorge und Westküste Lübeck Naturschutz

Haseldorf Mölln 4 | Außenstelle Südwest Allgemeine Abteilung Landwirtschaft Hzgt. Lauenburg Ländliche Entwicklung Naturschutz und Forst 14 | Integrierte Station 2 | Außenstelle Südost 5 | Außenstelle Südwest Unterelbe Allgemeine Abteilung Lufthygienische Überwachung Naturschutz Landwirtschaft Technischer Umweltschutz Ländliche Entwicklung Technischer Umweltschutz

15 | Integrierte Station Lauenburgische Landschaften Naturschutz Stand: November 2015 Untere Forstbehörde Inhalt

Vorwort – Was erwartet Sie? - 3

Interviews und Reportagen: „Weniger Zahlen, mehr Menschen – Einblicke in ganz - 4 normale Arbeitstage“

Übersicht über die Abteilungen des LLUR – Organigramm - 7

Abt. 1 Gesunde Arbeit – Gesundheitsmanagement im LLUR - 8 Verbindungen schaffen – unterwegs mit Thomas Rau nach Garding - 12 Mediation als Werkzeug für ein friedliches Zusammenleben – Einblicke in die Arbeit - 15 einer Mediatorin

Abt. 2 Verordnungen in der Praxis: Einblicke in die Arbeit der Abteilung Landwirtschaft - 18 Von Männern in weißen Anzügen, die Kühen hinterher rennen - 23

Abt. 3 Die Fischerei in Schleswig-Holstein 2014/15 – Aufgaben, Themen - 26 und aktuelle Tendenzen Zwischen Kontrolleuren und Fischern – Einblicke in die Arbeit zweier Fischmeister - 32

Abt. 4 Nährstoffe in den schleswig-holsteinischen Gewässern - 36 Globale Umweltprobleme sichtbar machen – Angela Trumpf untersucht die Küstengewässer - 46 in Schleswig-Holstein Die Taufe der neuen HAITHABU - 50

Abt. 5 Kurzüberblick Abteilung Naturschutz und Forst - 52 Wertgrünland: 2014 begann Phase 1 der landesweiten Biotopkartierung - 56 „Ich seh’ etwas, das Du nicht siehst“ – die Welt hinter den Linien, Punkten und Flächen - 58 Stürmische Zeiten – die Untere Forstbehörde muss auch mit Orkanen umgehen können - 62 Fragen an Yvette Krummheuer – neue Mitarbeiterin im Bereich Wolfsmanagement im LLUR - 64 Edelgard Heim wird neue Leiterin des Elbmarschenhauses - 67

Abt. 6 Warum Grünlanderhaltung so wichtig ist – bodenkundliche Grundlagen für die - 70 praktische Umsetzung eines neuen Gesetzes Erkundung des Geothermischen Potenzials im Norden – das INTERREG 4A Projekt GeoPower - 74 Navigieren, Graben, Messen, Riechen – Bodenkartierung ist alles andere als pure - 78 Schreibtischarbeit!

Abt. 7 Windenergie: Der entscheidende Beitrag zur Energiewende - 82 Entwicklung der Genehmigungsverfahren im LLUR von 2009 bis 2014 - 86 Luftqualität in Schleswig-Holstein - 88 Energiequelle mit Gesprächsbedarf: Die Errichtung neuer Windparks ist wichtig für die - 91 Energiewende, muss aber gut überlegt sein

Abt. 8 Innen wie außen – vom beständigen Wandel und dem wahren Sein im ländlichen Raum - 94 ZUSAMMENARBEIT wird groß geschrieben – Flurbereinigung als Gemeinschaftsprojekt - 99 AktivRegionen: Hier gestaltet ein ganzes Netzwerk aktiv ihre ländlichen Regionen - 102

Impressum - 106

Wir freuen uns auf Ihr Feedback – kurzer Fragebogen analog und im Internet - 107 sowie Kontakt für Anmerkungen, Anregungen und Nachfragen

1 2 Vorwort

Was erwartet Sie?

Direktor Matthias Hoppe-Kossak leitet das LLUR Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit 2015 (Foto: T. Meyer-Bogya) zum 1. Januar 2009 wurde das Landesamt für Seit der Gründung des LLUR hat Direktor Wolf- Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume gang Vogel die Behörde geleitet. Mit Ablauf durch die Zusammenlegung des Landesamtes des Jahres 2014 ist er in den Ruhestand getreten. für Natur und Umwelt, der Ämter für ländliche Im Rahmen seiner Verabschiedung haben ihm Räume und der Staatlichen Umweltämter ge- zahlreiche Landes- und Bundesvertreter aus der gründet. Dabei wurden die Aufgaben der aufge- Politik, der Wirtschaft und von Verbänden für lösten Behörden auf das Landesamt – kurz LLUR sein langjähriges Engagement, seine Kreativität, genannt – übertragen. Nach nunmehr fast sieben seine Entschlossenheit und sein Eintreten für Jahren LLUR wollen wir Ihnen – der interessierten Umwelt und Natur gedankt und seinen uner- Öffentlichkeit – einen Einblick in einen Teil unse- müdlichen Einsatz gewürdigt. Dem wiederholt rer Aufgaben und unserer erzielten Ergebnisse ausgesprochenen Dank der Gratulanten schließe ermöglichen. Wir haben versucht, dies schlag- ich mich sehr gerne an. lichtartig und halbwegs kurzweilig zu tun – nicht umfassend, weil wir Sie damit ja nicht erschlagen wollen.

Dazu haben wir Interviews mit MitarbeiterInnen und „Blicke über die Schulter“ eingebaut, bei denen es sich um eine Sicht von außen auf die Behörde handelt, die unser französischer Prakti- Direktor a. D. kant Maxime Nauche im letzten Jahr gemacht Wolfgang Vogel hat. Urteilen Sie selbst, ob uns dies zumindest leitete das LLUR „ein Stück weit“ gelungen ist – am Ende gibt es von 2009 bis 2014 einen Feedback-Bogen. Wir sind auf Ihre Mei- (Foto: M. Schmidt) nung gespannt! Die Arbeit des Landesamtes ist das Ergebnis der Wir haben uns mit sehr vielen flächenbezogenen Anstrengungen motivierter und sehr engagierter Fragen aus den unterschiedlichsten Bereichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort zu befassen. Unabhängig, ob Themen des Natur- Flintbek und in seinen zahlreichen Außenstellen. schutzes, des Forstes und der Landschaftspflege, Ihnen allen gilt mein besonderer Dank! des technischen Umweltschutzes, der Land- oder Wasserwirtschaft, der Geologie, der Fischerei oder der ländlichen Entwicklung erörtert werden, Ihnen, den Leserinnen und Lesern unseres ist die Kompetenz des LLUR gefordert. Dabei ist Berichtes, wünsche ich eine abwechslungsreiche das Landesamt mit fast 20 kleineren und größe- Lektüre und viele neue Erkenntnisse! ren Dienststellen in ganz Schleswig-Holstein präsent und ermöglicht so eine ortsnahe Bearbei- tung der vielfältigen Aufgaben.

Flintbek, im November 2015 Matthias Hoppe-Kossak Direktor des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein

3 Interviews und Reportagen: Weniger Zahlen, mehr Menschen – Einblicke in ganz normale Arbeitstage

wie sie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern konkret umgesetzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, musste und wollte ich die Mitarbei- terInnen treffen. Sie an ihrem Arbeitsplatz be- gleiten und ihre tägliche Arbeit kennenlernen.

Ich habe Politikwissenschaft in Frankreich studiert. Während meines fünften und sechsten Semes- ters hatte ich die Möglichkeit, ein Praktikum in Deutschland zu absolvieren. Ich wollte etwas im Bereich Medien finden, hatte aber auch ein gro- ßes Interesse an Umweltthemen. Genau zur gleichen Zeit brauchte das LLUR jemanden, um den neuen Jahresbericht zu entwickeln. Zusam- men haben wir also die Entscheidung getroffen, dass ich mit dem Blick von außen verschiedene MitarbeiterInnen des LLUR interviewen würde. – ✒ Maxime Nauche ein Name ist Maxime Nauche und ich So hat alles angefangen. Mkomme aus Frankreich. Auch wenn man „Maxime“ mit einem „e“ am Ende schreibt, bin Es war nicht so einfach, den ganzen Tag über ich ein Mann. Ich gebe zu, dass es nicht so so vielen deutschsprachigen Menschen zuzuhö- wichtig ist, aber ich habe oft in Deutschland ren und so viele Fragen auf Deutsch zu stellen. (und auch beim LLUR) E-Mails bekommen, die Vor meinem Praktikum hatte ich schon neun mit „Liebe Frau Nauche“ anfingen. Also jetzt Jahre Deutsch gelernt und ein paar Austausch- wissen Sie, dass ich eher männlich als weiblich erfahrungen gemacht. „Zum Glück“, dachte ich, aussehe. Und es gibt ja auch ein Foto … weil die ersten Tage echt anstrengend waren. Außerdem hatte ich mit ganz unbekannten Be- Gut. Jetzt kommen wir zum „Jahresbericht reichen zu tun. Geologie, Vogelschutz, Fische- 2014/15“ des LLUR. Als Praktikant bekam ich im reiaufsicht, usw. Trotz allem war es besonders letzten Jahr von Martin Schmidt und Uwe Ram- interessant, da ich so viel gelernt habe und da mert den Auftrag, dieses Projekt auf den Weg die MitarbeiterInnen, die ich getroffen habe, zu bringen. Das Ziel war: einen neuen Bericht zu spannende Arbeiten ausüben. In diesem Bericht verfassen, aber keinen trockenen. Deshalb sollte möchte ich einige von diesen wunderbaren er auch möglichst nicht „Jahresbericht“ heißen. Erfahrungen mit Ihnen teilen. Wir wollten versuchen, etwas Interaktives zu machen – mit weniger Zahlen und dafür mehr Menschen. Ein lebendiger Spiegel des Landes- amtes, keine wissenschaftliche Darstellung. Mit diesem Bericht soll die Öffentlichkeit vor allem verstehen, was die Aufgaben des LLUR sind und

4 Ich hoffe, dass Sie beim Lesen der folgenden Seiten auch das Gefühl haben, dem Rauschen der Wellen zuzuhören, die nasse Erde der Moore zu berühren und den Wind des Meeres auf Ihrer Haut zu spüren. Wichtig ist anzumerken, dass alle Schätze Schleswig-Holsteins ohne die we- sentliche Arbeit der MitarbeiterInnen des LLUR – und vieler anderer engagierter Menschen! – sicherlich nicht so schön wären. Ich habe Men- schen getroffen, die mehrere Tage auf See sind, um den Zustand der Nord- und der Ostsee zu prüfen und uns darauf hinweisen, wenn wir nachlässig sind. Andere setzen sich dafür ein, dass erteilte Genehmigungen auch eingehalten werden. Alles in allem ist es beeindruckend zu sehen, was schon getan wird, um die Landschaf- ten Schleswig-Holsteins und die Gesundheit seiner Einwohner zu schützen.

Noch beeindruckender war es für mich, wie ein- fach es doch ist, umweltfreundliche Maßnahmen auf der lokalen Ebene zu treffen. Sobald eine Gruppe von Menschen oder eine Gemeinde sich eines bestimmten Problems bewusst ist – und sie die finanziellen und materiellen Mittel hat – ist sie oft leistungsfähiger als irgendwelche politischen Verfahren. Jeder von uns stellt ein wunderbares Potenzial dar, um die Umwelt zu schützen. Das muss man verstehen, um alle individuellen Ideen zusammenzubringen und konkrete Lösungen zu finden. Weil jeder Bürger und jede Bürgerin so wichtig sind, versucht das LLUR nah an den Menschen zu arbeiten. Dieser Bericht vermittelt hoffentlich einen Eindruck davon!

5 Die Abteilungsleitungen des LLUR bei der Einführung des neuen Direktors Matthias Hoppe-Kossak Ende Dezember 2014

Martin Franz Staatssekretärin Leiter der Abteilung 1 Dirk van Riesen Thomas Wälter Abt. 3 Dr. Silke Schneider im Ministerium, Abt. 4 Abt. 5 Dr. Jürgen Ceynowa

Peter König Sabine Rosenbaum Dr. Gustav Brinkkötter Direktor des LLUR Kerstin Gleser Dr. Reinhold Stauß Abt. 8 Abt. 6 Abt. 7 Matthias Hoppe-Kossak Abt. 2 Abt. 1

Ein paar „harte Fakten“ zum LLUR …

… gegründet am 1. 1. 2009 – hervorgegangen aus den … mehr als 14 Fachrichtungen der Lebens- und Ämtern für Ländliche Räume, den Staatlichen Umwelt- Naturwissenschaften sind im gehobenen und ämtern und dem Landesamt für Natur und Umwelt höheren Dienst vertreten

… Fachbehörde im Zuständigkeitsbereich des MELUR … eigener Haushalt 1,3 Mio € (Sachhaushalt) – Dritt- (Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, mittel (alle anderen Mittel inkl. EU) rd. 82,0 Mio € Umwelt und ländliche Räume) in Kiel

… Hauptsitz in Flintbek (360 MitarbeiterInnen), drei große Außenstellen (Flensburg, Itzehoe und Lübeck) sowie 14 kleinere

… 7 Fachabteilungen – Landwirtschaft, Fischerei, Natur- schutz und Forst, Gewässer, Geologie und Boden, Technischer Umweltschutz und Ländliche Entwicklung

… 360 männliche und 323 weibliche Mitarbeiter

… 80 Schwerbehinderte

… 47 Promovierte, 2 Professoren

6 Übersicht über die Abteilungen des LLUR – Organigramm

7 1 | Allgemeine Abteilung

„Wir unterstützen die fachliche Arbeit und sichern das Informationsmanagement des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.“ Dr. Reinhold Stauß, Abteilungsleiter

Gesunde Arbeit – Gesundheitsmanagement im LLUR

„Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz Kompetenzen der Mitarbeiter und Mitarbeiter- ✒ Wiebke Harmsen bedeuten für die Beschäftigten, sich psychisch, innen sind typische Auswirkungen des gesell- physisch und sozial im Einklang mit den eigenen schaftlichen Umbruchs, der bereits heute auch Möglichkeiten und Zielvorstellungen sowie den den Arbeitsalltag im Landesamt bestimmt. Anforderungen des Arbeitsalltages zu befinden.“ Auf SachbearbeiterInnen wie Führungskräfte Das LLUR hat diese Definition über Gesundheit kommen in Zeiten des demographischen Wan- in seine Dienstvereinbarung über Gesunde dels neue Herausforderungen hinzu. Die kom- Arbeit – Betriebliches Gesundheitsmanagement plexer werdenden Aufgaben müssen schon jetzt festgeschrieben und richtet aktuell seine Ziele mit weniger, dafür deutlich älterem Personal des strategischen Personalmanagements danach (siehe Abbildung 1) erledigt werden. Diesen aus. Herausforderungen gilt es durch einen ganzheit- lichen Ansatz zu begegnen. Eine Personalmana- Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz – gementstrategie verbindet die einzelnen Maß- Warum ist das wichtig? nahmen, um die Arbeits- und Innovationsfähig- Kostendruck, Personalabbau, Aufgabenverdich- keit sowie die Motivation der MitarbeiterInnen tung und steigende Anforderungen an die zu erhalten.

Abbildung 1: Anzahl Altersstruktur im Altersstruktur im LLUR LLUR – 60 % aller MitarbeiterInnen sind 50 und älter. Stand: 1. 1. 2015

8 Die ersten Schritte Zur organisatorischen Verankerung des Gesund- heitsmanagements im LLUR ist 2012 ein Gesund- heitszirkel eingerichtet worden, der eine erste Analyse der bestehenden Arbeitsbedingungen durchführte. Zudem sind mögliche gesundheit- liche Präventionsmaßnahmen zur Aufnahme im betrieblichen Gesundheitsmanagement erarbei- tet worden.

Auf der Grundlage einer Handlungsempfehlung von Prof. Dr. Rainer Fretschner (FH Kiel, Abtei- lung Soziale Arbeit und Gesundheit) und den Gesprächen mit Vertretern von Krankenkassen, Sportvereinen, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der Aktionsreihe „Betriebliche Ge- sundheitsförderung“ vom Ministerium für Sozia- les, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstel- lung, des Finanzverwaltungsamtes sowie der Unfallkasse Nord, konnte der Gesundheitszirkel ein ganzheitliches Konzept (siehe Abbildung 3) erarbeiten und Handlungsfelder aufzeigen, auf die sich die Dienststellenleitung, gemeinsam mit der örtlichen Personalvertretung, in der Dienst- Abbildung 2: Zusammensetzung des Gesundheitszirkels im LLUR. vereinbarung über Gesunde Arbeit – Betriebli- PR = Personalrat, SV = Vertrauensperson der Schwerbehinderten, ches Gesundheitsmanagement (DV-BGM) im GB = Gleichstellungsbeauftragte. Dezember 2013 verständigten.

Ganzheitliches Konzept

im LLUR Abbildung 3: Elemente des ganzheitlichen Verhältnisprävention Verhaltensprävention Konzeptes zum Gesundheitsförderliche Erhaltung Gesundheits- schutz im LLUR.

t Gestaltung der Arbeitsverhältnisse der eigenen Gesundheit n e F

Soziale Beziehungen ü m h

e Gesunde Führung Arbeitsinhalte r g Arbeitszeitgestaltung u a n

n Wissensmanagement Yoga g a

Gefährdungsbeurteilung s k m l Hamburger Modell psychischer Belastungen Kultur / Werte r ä a f n t e o Ausreichende Bewegung Arbeitsumgebung Persönliches s r

e Arbeitsorganisation Gesundheitstage Stressmanagement P Gesunde Ernährung Arbeitsmittel Gesundes Kantinenessen Nordic Walking Vorsorgeuntersuchungen der Arbeitsmedizin

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit – Fürsorgepflicht des Arbeitgebers

9 Die vier Gesundheitssäulen

Bewegung Gesundheits- Psychische Ernährung und Sport zustand Belastungen

Augenstress Kinder- z. B. Yoga Vorträge der (Seminar) betreuungs- DGE e.V. Rücken-fit Lungenfunkti- möglichkeiten „Eltern-Kind- Pilates onstest 1. Essen in der Büro“ Entspannung Kantine Massagen Wie kann ich mich Gefährdungs- Lauf-Treff Gesundheitstage DGE-konform beurteilung Nordic-Walking ernähren? Suchtbeauftragte psychischer Belastungen Workout Vorträge: 2. Heiß auf Migräne Gesundes „Wir gehen“ kleine Speisen Depressionen Gärtnern Abbildung 4: Mediensucht Die vier Säulen des Gesundheits- managements. 1. Säule 2. Säule 3. Säule 4. Säule

Wichtige Bausteine sundheitsschutz und die betriebliche Gesund- Prävention (Verhältnis- und Verhaltenspräventi- heitsförderung, die auf einem Konzept aus vier on) sowie berufliche Rehabilitation sind wichtige Säulen besteht. Dies sind: Bewegung und Sport, Bausteine des ganzheitlichen Gesundheitsma- Ernährung, Gesundheitszustand und psychische nagements im LLUR. Belastungen (siehe Abbildung 4).

Eine Balance zwischen Verhältnisprävention – Der Maßnahmenkatalog der Gesundheitsförde- der gesundheitsförderlichen Gestaltung der rung konnte 2014 den 678 Beschäftigten insge- Abbildung 5: Arbeitsverhältnisse – sowie der Verhaltensprä- samt 30 Angebote und vier Vorträge ermögli- Obst und Gemüse vention der Beschäftigten – der Erhaltung der chen. Insgesamt erreichte die Gesundheitsför- tragen wesentlich eigenen Gesundheit – wird im LLUR angestrebt. derung 258 Beschäftigte (38 % der Belegschaft). zu einer gesunden Ernährung bei Zur Prävention zählen die Organisations- und Zur beruflichen Rehabilitation gehören das (Foto: Stock Art) Personalentwicklungen, der Arbeits- und Ge- Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) gemäß des Sozialgesetzbuches1 und das Fehl- zeitenmanagement im LLUR.

Die Dienstvereinbarung über die Einführung und Durchführung des Betrieblichen Eingliederungs- managements im LLUR vom 1. Mai 2010 gibt den handelnden Personen (Integrationsteam) den nötigen Handlungsrahmen. Das Gesetz schreibt nicht im Detail vor, in welcher Weise die vom Arbeitgeber zu organisierende Suche nach gesundheitsgerechten Beschäftigungsmöglich- keiten zu erfolgen hat, sondern ist vielmehr ein betrieblicher Gestaltungsauftrag. Zu dessen Eck- punkten gehört es, dass das BEM nach seinem gesetzlichen Zweck ein Hilfsangebot ist.

1 SGB IX § 84 Abs. 2.

10 Abbildung 6: Die Nordic Walking- Gruppe des LLUR

Beispielsweise werden individuelle Maßnahmen- Wo stehen wir? pläne gemeinsam mit den Betroffenen und den Dienststellenleitung, Führungskräfte, Gremien Mitgliedern des Integrationsteams erarbeitet. und Beschäftigte konnten durch gemeinsames Diese Maßnahmenpläne werden ggf. zusätzlich Handeln das betriebliche Gesundheitsmanage- zum „Hamburger Modell“, also der stufenweisen ment in den Arbeitsalltag integrieren. In einem Wiedereingliederung nach einer längeren Krank- vertrauensvollen Miteinander ist der Grundstock heit, eingesetzt. Die Krankheit des Beschäftigten für ein Bewusstsein für gesundheitliche Frage- hat dabei natürlich Einfluss auf die erforderlichen stellungen geschaffen worden. Dank der unter- Maßnahmen. stützenden Mitwirkungen der Beschäftigten konnte die Vielfalt der gesundheitlichen Präven- Die Beratungen von internen Fachkräften (Sicher- tionen im LLUR ausgebaut werden. Dies bringt heitsfachkraft und Suchtbeauftragte) und exter- uns unserem eingangs genannten Ziel näher: nen Fachkräften (Integrationsdienst, Ärzte des Arbeitsmedizinischen Dienstes) werden regel- „Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, die den mäßig in Anspruch genommen. Zudem werden Beschäftigten ein Arbeiten ermöglichen, in die direkten Vorgesetzten stärker in den Prozess dem sie sich psychisch, physisch und sozial im der Wiedereingliederung der betroffenen Per- Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und sonen einbezogen, um den Erfolg der individu- Zielvorstellungen sowie den Anforderungen ellen Maßnahmen zu unterstützen. des Arbeitsalltages befinden.“

11 Reportage

Verbindungen schaffen – unterwegs mit Thomas Rau nach Garding

Maxime Nauche

terin des LLUR, Iris Postel, einen neuen Raum bezogen, deshalb müssen ihr Computer und ihr Scanner mit dem Landesnetz verbunden werden.

Auf der Hinfahrt nach Garding sind wir an eini- gen Windparks vorbeigefahren. „Ich hätte gerne in diesem Bereich gearbeitet“, sagte Thomas, „aber als ich mit meinem Studium fertig war, war es noch zu früh, da es noch nicht viele Möglich- keiten gab, in diesem Feld zu arbeiten.“ Er hat nämlich Energietechnik studiert und hat als Elek- triker in der Grafikindustrie begonnen. Dann ist er Wirtschaftsingenieur geworden, aber er hat keine Stelle gefunden, deswegen hat er eine Aus- bildung zum Systemanalytiker gemacht. Danach hat Thomas eine Arbeit beim LLUR gefunden.

Nachdem wir angekommen sind, habe ich schnell verstanden, dass Informatik auch Logistik sein Thomas Rau ie alle Unternehmen und Behörden kann. Thomas muss LAN- und Steckdosen instal- verbindet den W braucht das LLUR ein funktionierendes lieren, und außerdem aufpassen, dass der Raum Computer von IT-Netzwerk, um die Arbeit des Amtes zu ermög- nicht voll von elektronischen Leitungen ist, so Iris Postel mit lichen. Mit fast 700 MitarbeiterInnen und knapp dass Mitarbeiter noch den Platz haben, herum- dem Landesnetz. 20 unterschiedlichen Standorten ist jedoch die zugehen und zu arbeiten. Das ist nicht immer so Unterhaltung eines solchen Netzes eine echte einfach. Herausforderung. Dem Land steht ein Dienst- leister, Dataport, zur Seite, der u. a. den Betrieb der Server und des Landesnetzes sicherstellt, für guten Virenschutz sorgt und die vielen ver- schiedenen Softwareangebote am Laufen hält.

Einige andere Tätigkeiten müssen jedoch Infor- matiker des LLUR machen, wie die Einrichtung, den Betrieb und die Fehlerbehebung von PCs. Seit ein paar Jahren wurden manche Standorte wie Kiel, Heide oder Schleswig aufgegeben und mit anderen fusioniert. Diese Zentralisierung hat auch bedeutet, dass einige Außenstellen und Integrierte Stationen nun keine eigenen Infor- matiker mehr beschäftigen.

Aus diesem Grund reisen einige Mitarbeiter des Amtes im ganzen Land herum, um verschiedene Probleme da und dort zu lösen. Heute bin ich z. B. mit Thomas Rau, der in Flintbek arbeitet, nach Garding gefahren. Dort hat eine Mitarbei-

12 Danach muss der Computer umbenannt werden. die Landwirte davon zu überzeugen, dass sie Im Rahmen der Jeder Computer des LLUR hat nämlich einen eine extensive Landwirtschaft anstatt einer in- Biotopgestaltungs- Namen, um zu wissen, wer diesen Computer tensiven ausüben sollten, aber mit der großen maßnahmen wer- den auch Gräben benutzt, und an welchem Standort er ist. Das Mehrheit von Bauern läuft alles gut“, sagt sie. aufgeweitet. bedeutet, dass jedes Mal, wenn ein Mitarbeiter (Foto: I. Postel) oder eine ganze Behörde an einen anderen Neben Frau Postel sitzt noch Herr Gaehme im Standort zieht, die Computer umbenannt werden Büro in Garding, der gerade im Urlaub ist. Herr müssen. Während Thomas sich mit seiner Arbeit Gaehme bemüht sich ebenfalls um den Erhalt beschäftigt, nutze ich die Gelegenheit, um mit der Lebensräume für Wiesenvögel. Frau Postel zu sprechen.

Sie ist für die Schaffung und den Erhalt von Grün- flächen auf der Halbinsel zuständig. Diese Grünflächen stellen einen Lebensraum für viele Vögel dar. Sie müssen auch extensiv bear- beitet werden, d. h., dass sie nicht gedüngt wer- den dürfen. Auch wenn Landwirte das Recht haben, Tiere auf diesen Flächen weiden zu las- sen, ist die Größe des Viehbestands begrenzt.

Frau Postel versucht, mit Landwirten Biotopmaß- nahmen auf diesen Flächen zu vereinbaren, die Voraussetzung für einen Extensivierungsvertrag sind, der dann mit der Landgesellschaft geschlos- sen wird. Dieser Prozess ist freiwillig; wenn Bauern es akzeptieren, bekommen sie als Ersatz einen Geldbetrag. „Es ist nicht immer einfach,

13 Dafür legt Thomas die Installations-CD des Scanners in den Computer und dank der neuen Verbindung kann sein Kollege von Dataport eine Ferninstallation durchführen. So wird der Scanner als Teil des LLUR Netzes anerkannt. Manchmal kann Informatik so einfach aussehen.

Thomas ist durchschnittlich einmal pro Woche unterwegs. Das reicht aus, um die IT in den Außenstellen und Integrierten Stationen „flott zu halten“. Auch wenn diese weit weg von Flint- bek liegen, müssen sie ebenso gut im Landes- netz arbeiten können.

Nach diesen Erklärungen sehe ich nochmals zu Thomas hin. Er ruft seinen Kollegen von Data- port an, damit er die neu hergestellte Verbin- dung testet. Um den Server des LLUR zu schüt- zen, darf kein fremdes Gerät mit dem Netz des LLUR verbunden werden. Deshalb muss Data- port außerdem den neuen Scanner von Frau Postel als ein lokales Gerät anerkennen, damit sie ihn benutzen kann.

Thomas Rau vernetzt den Scanner mit dem Computer von Frau Postel.

Ein Switch, eine Steckerleiste für das Landesnetz.

14 Interview Mediation als Werkzeug für ein friedliches Zusammenleben – Einblicke in die Arbeit einer Mediatorin

Maxime Nauche

ei einer so großen Behörde wie dem LLUR Bmit fast 700 Kolleginnen und Kollegen ist es besonders wichtig, nah an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Bürgerinnen und Bürgern zu bleiben. Dazu steht eine Mediatorin zur Verfügung, die versucht, aufziehende Konflik- te möglichst früh beizulegen. Gundel Kotzorek, Leiterin des Dezernats „Recht, Innenrevision und Vergabestelle“, übt diese Arbeit aus. Bisher haben die Parteien in allen Fällen eine Einigung erzielt. Heute beantwortet sie unsere Fragen und gibt einen Einblick in ihre Arbeit als Mediatorin.

Frau Kotzorek, können Sie uns erstmal erklä- ren, was es heißt, Mediatorin zu sein? Von diesen Eisbergen ragt jeweils nur ca. 1/7 Gundel Kotzorek, Mediation ist ein Konfliktlösungsmodell. Der über die Wasseroberfläche hinaus. Diese stellen Dezernat 13: Recht, Innenrevision, Begriff kommt aus dem Lateinischen und die jeweiligen Positionen dar. Unter der Wasser- Vergabestelle bedeutet so viel wie „in der Mitte stehend“. oberfläche verbergen sich die Interessen. Diese anderen 6/7 des Eisberges gilt es zu heben. Es geht darum, die Parteien bei der eigenen Konfliktlösung zu unterstützen, mit dem Ziel ei- Ich bin sehr gern Mediatorin, weil ich aus meiner ner verbindlichen Vereinbarung. Letzteres unter- juristischen Praxis und meiner Führungsaufgabe scheidet die Mediation z. B. vom Coaching oder weiß, dass eine Konfliktlösung, mit der alle der Beratung. Anders als ein Schlichter macht Beteiligten gut leben können, weder bei einer der Mediator keinerlei inhaltliche Einigungsvor- allein auf Recht basierenden Konfliktbehandlung schläge, die Parteien sind vielmehr aufgefordert, noch auf Macht basierten Verfahrensformen eigenverantwortlich eine Konfliktlösung herbei- erreicht werden kann. Oftmals genügt es bei zuführen. Konflikten auch, ein paar mediative Elemente in den Alltag einzubringen, um den Konflikt zu Erfolgreich ist eine Mediation zumeist, wenn es lösen. Wenn ich Konflikte sehe, dann stelle ich gelingt, die hinter den Positionen der Parteien bestimmte Fragen, die bei den Parteien erst stehenden Interessen herauszuarbeiten, d. h. einmal auf Verwunderung stoßen. Zum Beispiel: persönliche Motive und Wünsche der Parteien „Was wäre gut für Sie in dieser Situation?“ „Was ans Licht zu bringen. Dazu gibt es bestimmte erwarten Sie von Ihrem Gegenüber?“ „Warum Fragetechniken. Diese Phase ist das Herzstück ist Ihnen das wichtig?“ Dies sind mediative Ele- der Mediation. Ziel ist es, dass die Parteien ge- mente, die man oft anwenden kann. genseitiges Verständnis (nicht Einverständnis!) entwickeln. Wenn die Interessen im Laufe des Gesprächs herausgearbeitet werden können, Inwiefern sind Ihre anderen Tätigkeiten im wird dadurch der Lösungsraum erweitert. LLUR mit der Arbeit als Mediatorin verbunden?

Die Suche nach den zugrunde liegenden Interes- Meine Haupttätigkeit im LLUR besteht in der sen lässt sich anhand des Bildes von zwei mitein- Leitung des Dezernats „Recht, Innenrevision und ander verbundenen Eisbergen veranschaulichen. Vergabestelle“. Der Schwerpunkt der Arbeit des

15 Teams besteht in der Bearbeitung von Klagever- das sogenannte „Betriebliche Eingliederungs- fahren vor den Verwaltungs- und Zivilgerichten. management“ (BEM – siehe Seite 10) des LLUR. Hinzu kommt die Beratung und Unterstützung Nachdem einige Fälle erfolgreich abgeschlos- der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes sen werden konnten, erreichen mich die Fälle in Rechtsangelegenheiten (Anfragen von Bürger- zurzeit über eine Mund-zu-Mund-Propaganda. innen und Bürgern zu beantworten, Bescheide herzustellen, Widerspruchsbescheide zu fertigen, MitarbeiterInnen der Landesregierung können Verträge zu schließen). sich über das Landesportal im Intranet über das Konfliktlösungsmodell informieren. Auf dieser Eine Mediatorin bzw. ein Mediator muss nicht Seite stellen sich außerdem einige Mediatorin- zwingend ein juristisches Studium absolviert ha- nen und Mediatoren vor. Oftmals wünschen die ben. Oftmals ist es gut, die nach der Interessen- Konfliktparteien nämlich, dass ein nicht in die klärung einsetzende Lösungssuche zu „entrecht- Organisation eingebundener Mediator tätig wird. lichen“ – also einmal bewusst die juristische Brille abzusetzen, um Lösungsansätzen der Parteien freien Raum zu lassen. Wenn z. B. zwei Bürger sich streiten, können Sie versuchen etwas zu machen, auch wenn nur Bei der anschließenden Bewertung der Lösungs- einer der Bürger eine Mediation will? vorschläge wiederum kann eine juristische Vor- bildung durchaus von Nutzen sein, da die von den Nein, die Teilnahme am Mediationsverfahren ist Parteien zu treffenden Vereinbarungen rechtlich freiwillig. Auch wenn beispielsweise Vorgesetzte zulässig sein müssen, um Bestand zu haben. oder MitarbeiterInnen des Integrationsteams beim BEM das Verfahren initiieren, müssen die Mediatoren bzw. Mediatorinnen sicherstellen, Wie sind Sie dazu gekommen, diese Tätigkeit dass die Konfliktparteien selbst entscheiden, ob auszuüben? und wie intensiv sie sich einbringen wollen. Wenn die Medianten oder der Mediator bzw. Meine Freunde sagen, ich sei eine Hobby-Psycho- die Mediatorin zu dem Schluss kommen, dass login. Es ist letztlich mein Interesse an Menschen eine konstruktive Zusammenarbeit nicht möglich und deren Bedürfnissen, das mich dazu brachte, ist, kann und muss das Verfahren ergebnislos mich mit der Mediation zu beschäftigen. Des- beendet werden. halb bin ich auch als ehrenamtliche Schiedsfrau in meiner Gemeinde tätig. Inzwischen gibt es auch an den schleswig-holsteinischen Gerichten Wie viele Fälle betreuen Sie durchschnittlich eine Vielzahl von Richterinnen und Richtern, die im Jahr? ausgebildete Mediatorinnen und Mediatoren sind. Es ist immer besser, Konflikte mit diesem Durchschnittlich drei bis vier im Dienst, in mei- Instrument zu lösen, als allein mit Recht. nem Ehrenamt als stellvertretende Schiedsfrau meiner Heimatgemeinde kommen noch einige Wie aber war es konkret: Ich konnte mit Unter- dazu. Auch in diesen Verfahren ist es gut, stützung meines Dienstherrn von 2009 bis 2011 mediative Elemente anzuwenden. eine nebenberufliche Qualifikation zur Mediato- rin bei der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in durchlaufen. 2012 Welche Bereiche sind von diesen Konflikten erhielt ich nach 168 Unterrichtsstunden, Akqui- betroffen (Landwirtschaft, Naturschutzgebiete, rierung und Bearbeitung von zwei Praxisfällen Biogas-Anlagen …)? Welche Akteure brauchen ein Zertifikat der Fachhochschule. am häufigsten eine Mediation (Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, private Unternehmen …)?

Was tun Sie, damit Menschen wissen, dass die Im Bereich der Landwirtschaft, insbesondere im Möglichkeit einer Mediation besteht und dass Milchquotenrecht, konnte ich bereits mehrfach Sie ihnen helfen können? Oder denken Sie, erfolgreich zwischen den sich streitenden Land- dass die Öffentlichkeit schon gut informiert ist? wirten vermitteln und so hoffentlich dauerhaft Frieden im Dorf herstellen. Die ersten Fälle im LLUR erreichten mich über

16 In den anderen Fachgebieten des LLUR herrscht Ich formuliere immer offene Fragen, und wenn aus meiner Sicht die rechtsbasierte Konfliktbe- die Parteien antworten, dann versuche ich die handlung vor. Antworten mit meinen eigenen Worten neutral und positiv zu reformulieren. Wenn die Partei Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit als Mediatorin mir dann sagt, „ja genauso ist das“, dann weiß liegt zurzeit in der Vermittlung bei Mitarbeiter- ich, dass ich sie richtig verstanden habe. Dann Vorgesetzten-Konflikten oder Konflikten unter frage ich meistens die andere Partei, „was sagen Kolleginnen und Kollegen. In diesen Bereichen Sie denn dazu?“ konnten in der Vergangenheit meist konstruktive Lösungen erarbeitet werden.

Haben Sie ein Beispiel eines Konflikts, den Sie im Moment versuchen beizulegen?

Oberstes Gebot meiner Tätigkeit ist Verschwie- genheit. Deshalb möchte ich keinen aktuellen Fall schildern, aber gern einen von mir bearbei- teten, etwas abgewandelten, aus einer anderen Behörde: Es gab eine Auseinandersetzung zwi- schen einem Mitarbeiter und einer Mitarbeiterin, die sich ein Büro teilten. Der Mitarbeiter, nennen wir ihn Herrn A, 58 Jahre alt, bestand darauf, dass die Zimmertür zum Flur hin stets geöffnet werden sollte. Die Kollegin, nennen wir sie Frau B, 40 Jahre alt, erklärte, ihr sei kalt, es zöge und die Tür sollte geschlossen bleiben. Eine Umset- zung einer der beiden in einen anderen Raum war nicht möglich.

Im Rahmen der Mediation konnten die den Posi- tionen der Medianten zugrunde liegenden Inter- essen ermittelt werden: Herr A war bereits am Ende seiner beruflichen Laufbahn, hatte keine großen beruflichen Ambitionen mehr und liebte Die herausgearbeiteten Interessen, d. h. die Mo- ... mit „bester es daher, vorbeikommende Kolleginnen und tive und Wünsche der Parteien, versuche ich auf Freundin“ Kollegen anzusprechen und ein Pläuschchen zu meiner Flip-Chart zu visualisieren. Scherzhaft (Fotos: A. Riesner) halten. Danach widmete er sich intensiv seinen sage ich immer: „Die Flip-Chart ist meine beste Aufgaben. Freundin“.

Frau B dagegen strebte eine Beförderung an Auf dieser Grundlage ist dann meist eine Lösungs- und wünschte sich deshalb ungestört arbeiten suche möglich. Die gefundenen Lösungen wer- zu können, um ihrem Vorgesetzten gute Ergeb- den festgehalten, der Vertrag wird von den Me- nisse präsentieren zu können. dianten unterschrieben. In der Regel hake ich bei Auf dieser Grundlage konnte eine von beiden den Parteien nach einer gewissen Zeit noch ein- getragene Lösung entwickelt werden. Die Tür mal nach, ob der Vertrag mit Leben erfüllt wird. war etwa zwei Stunden am Tag geöffnet und die andere Zeit über wurde sie geschlossen. Herr A Das ist schon ein wesentlicher Teil des Hand- wurde auch aufgefordert, ab und zu das Zimmer werkszeugs, das ich einsetze. zu verlassen, um auf dem Flur sein Pläuschchen zu halten. „Sei es im Rahmen des LLUR oder der Hei- matgemeinde von Frau Kotzorek, Mediation ist ein Werkzeug, das das Zusammenleben Wie sieht der Vorgang einer Konfliktlösung fördert, ein schönes Werkzeug.“ konkret aus?

17 2 | Landwirtschaft

„Landwirtschaft ist prägender Teil der Kultur- und Naturlandschaft Schleswig-Holsteins. Ihr Erhalt ist Zukunftsaufgabe.“ Kerstin Gleser, Abteilungsleiterin

Verordnungen in der Praxis: Einblicke in die Arbeit der Abteilung Landwirtschaft

So vielfältig wie die Landwirtschaft selbst – · vielfältige Ackerkulturen ✒ Rolf Dühring das Dienstleistungsangebot der Abteilung 2 · umweltschonende Gülleausbringung des LLUR • Umsetzung der Betriebsprämienregelung – • Genehmigungen nach dem Grundstück- und insbesondere Landpachtverkehrsgesetz · Durchführung von Flächen Vor-Ort Kontrollen (VOK) • Stellungnahmen im Rahmen von Genehmi- · Durchführung von systematischen Cross gungen nach dem Bundes-Immissionsschutz- Compliance Kontrollen Gesetz (BImSchG) · Pflege des Referenzflächenkatasters.

• Umsetzung der Düngeverordnung Die oben genannten Aufgaben werden von der (Fachrechtsbehörde) Abteilung Landwirtschaft des LLUR mit ca. 140 Kolleginnen und Kollegen durchgeführt. • Umsetzung des Agrarinvestitionsförderungs- programmes „Tierwohl und Biomasse“ Landesweit gibt es vier Standorte: • Südwest in Itzehoe, • Mitte in Flintbek, • Organisation und Koordinierung der beson- • Süd in Lübeck und • Nord in Flensburg deren Ernteermittlung (siehe Abbildung 7). Alle Standorte bearbeiten dieselben Aufgaben für ihre jeweilige regionale • Umsetzung des Dauergrünlanderhaltungs- Zuständigkeit. gesetzes

• Durchführung von Fachrechtskontrollen im Cross Compliance Kontrollen in Bereich der Tierkennzeichnung/Dokumenta- der Abteilung Landwirtschaft tion Rinder, Schafe/Ziegen in Amtshilfe für Aus diesen vielfältigen Aufgaben möchten wir die Veterinärämter Ihnen an dieser Stelle die sogenannten Cross Compliance Kontrollen vorstellen. Die Vorgaben • Umsetzung der Förderung von Maßnahmen für diese Prüfungen und die zu prüfenden aus dem EU-Förderprogramm „Europäischer Betriebe werden uns durch das Ministerium für Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Ländlichen Raumes“ (ELER Mittel) für ländliche Räume (MELUR) in Form von Arbeits- · ökologische Betriebe anweisungen und Prüflisten vorgegeben. Der · Winterbegrünung Prüfzeitraum ist das Kalenderjahr. In dem folgen-

18 den Bericht werden verschiedene Aspekte der Flensburg Schleswig- Nord- Cross Compliance Kontrollen beleuchtet. Flensburg friesland

Cross Compliance Kontrollen – Rendsburg- Was ist das eigentlich? Eckernförde Kiel Cross Compliance (CC) heißt direkt übersetzt: Flintbek Plön Dithmarschen „Überkreuzeinhaltung von Verpflichtungen“. Für Ostholstein Neumünster den Bereich Landwirtschaft heißt das konkret, dass die Gewährung von Direktzahlungen an die Steinburg Einhaltung von Vorschriften in den Bereichen Itzehoe Segeberg

Umwelt, Tiergesundheit und Tierschutz geknüpft Stormarn Lübeck ist. Wird gegen diese Vorschriften verstoßen, Pinneberg führt dies zu einer Kürzung der Direktzahlung. blau: Südwest in Itzehoe Hzgt. orange: Mitte in Flintbek Lauenburg grün: Süd in Lübeck Die CC-Regelungen umfassen gelb: Nord in Flensburg • 6 Regelungen zur Erhaltung landwirtschaftli- cher Flächen in einem guten landwirtschaftli- chen und ökologischen Zustand sowie zur ben wird ermittelt, ob der vorhandene Lager- Abbildung 7: Erhaltung des Dauergrünlandes raum ausreicht, um Gülle für 6 Monate zu lagern Dienstbezirke der • und zudem 17 einschlägige Regelungen zu und ob die Anlagen zum Lagern von Jauche, landwirtschaftlichen Regionaldezernate den Grundanforderungen an die Betriebs- Gülle, Silage, Silagesickersäften und Festmist des LLUR. führung; diese Fachrechtsregelungen beste- den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. hen auch unabhängig von Cross Compliance. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kontrolle der Kontrollschwerpunkte Vorgaben im Bereich Tierkennzeichnung und Wie bereits oben erkennbar, sind die durchzu- -registrierung. Für die Tierarten Rinder, Schweine Abbildung 8: führenden Kontrollen sehr umfangreich und und Schafe/Ziegen gibt es Vorgaben aus der Zwei identische betreffen unterschiedliche Rechtsbereiche. Auf- Viehverkehrsverordnung. So müssen z. B. alle Ohrmarken sind grund der Vielzahl von Prüfkriterien gehen wir Rinder zwei Ohrmarken haben und die Zu- und Pflicht bei allen hier nur auf einige Bereiche beispielhaft ein. Abgänge inkl. Geburten müssen innerhalb von Rindern.

Ein wesentlicher Bereich ist die Frage, ob die Antragsteller die Grundanforderungen an die Betriebsführung eingehalten haben.

Ein Beispiel: die Nitratrichtlinie der EU1 soll eine Verunreinigung des Grund- und des Oberflächen- wassers durch Nitrate aus der Landwirtschaft vor allem durch Düngung verhindern. Diese Re- gelung wurde durch die Düngemittel-Verord- nung2 (Dünge-VO) in nationales Recht umge- setzt. Die Abteilung Landwirtschaft ist für diesen Bereich auch Fachrechtsbehörde, so dass bei Verstößen zu prüfen ist, ob ein Ordnungswid- rigkeitsverfahren eingeleitet werden muss. In- haltlich wird geprüft, ob die Düngung mit stick- stoffhaltigen Düngemitteln den Vorgaben der Dünge-VO entspricht. Die Antragsteller müssen z. B. einen aktuellen Nährstoffvergleich vorlegen und es dürfen nicht mehr als 170 kg N/ha aus Wirtschaftsdüngern ausgebracht werden. Dane-

1 Richtlinie 91/676/EWG: Richtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen. 2 Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen

19 Abbildung 9: Auch eine solche eine Taschenlampe, ein Zollstock, ein Klemm- Diesel-Tankstelle brett und ein Taschenrechner. Auch zwei große auf dem Hof ist Heftordner mit Arbeitsanweisungen gehören Gegenstand der zur festen Ausstattung und dürfen bei keinem Vor-Ort-Kontrolle. Einsatz fehlen. Ist alles dicht … und … sauber? Hier: dicht – ja, Im Büro haben wir aus den Angaben zum aktu- aber eine solche ellen Sammelantrag bereits Informationen über Unordnung ist die angebauten Kulturen, Landschaftselemente, nicht professionell! Anbauverhältnis und gegebenenfalls zum Tier- bestand eingeholt. Außerdem nehmen wir einen sieben Tagen in einer zentralen Datenbank ge- Datenbankausdruck über die am Kontrolltag meldet werden. Finden z. B. mehr als 30 % der vorhandenen Rinder mit. Dies ist die Basis für Veränderungsmeldungen außerhalb der 7-Tage- die Kontrolle vor Ort im Bereich der Rinderkenn- Frist statt, führt dies zu einer Sanktion. zeichnung und -registrierung. Durch eine eigene Risikoanalyse werden zudem die Flächen aus- Ein besonderes Augenmerk wird auf den Tier- gewählt, die vor Ort besichtigt werden müssen. schutz gelegt. Hierbei werden alle Bereiche berücksichtigt, in denen Tiere gehalten werden. Die Vor-Ort Kontrolle: Ein unangemeldeter Dazu gehören die Bewegungsfreiheit, die Ge- Besuch bei den Landwirten bäude /Unterkünfte der Tiere, Anlagen oder Wenn all diese Vorarbeiten erledigt sind, beginnt Geräte, Futter und Tränke, sowie Eingriffe in die die eigentliche Vor-Ort Kontrolle. Grundsätzlich Tierhaltung und die erforderlichen Aufzeichnun- werden die Kontrollen unangemeldet und immer gen. Bei Beanstandungen hinsichtlich Tierschutz von zwei KollegInnen durchgeführt. sind die Veterinärbehörden zu informieren, da- mit sie die Beanstandungen im Rahmen ihrer Der Antragsteller wird nach der Begrüßung zu- fachrechtlichen Zuständigkeit weiter bearbeiten. nächst über den Zweck und den Ablauf des Be- suches informiert. Die meisten Landwirte wissen um die CC-Kontrollen und sind nach der ersten Wie läuft eine Prüfung ab? Schrecksekunde kooperativ. Jedes Prüfteam hat sicherlich einen eigenen Prüfablauf; in der Regel Gummistiefel, Schutzanzüge und Fernglas – wird aber zuerst mit dem Hofrundgang in Schutz- Eine Prüfung erfordert eine Menge Ausstattung anzügen begonnen. Dabei werden schon viele und eine aufwändige Vorbereitung Aspekte, z. B. Anforderungen an Güllelager, Bevor der ausgewählte Betrieb angefahren wird, Dieseltankstelle (siehe Abbildung 9), Siloanlagen Abbildung 10: bereiten wir uns sorgfältig auf den Besuch vor. etc. durch Inaugenscheinnahme geprüft. Mark Schulz bei Zur Ausstattung für eine solche „Vor-Ort-Kon- der GPS-gestützten Flächenvermessung trolle“ (VOK) gehören Gummistiefel, Schutzan- Die landwirtschaftlichen Nutztiere, die zum Zeit- im Gelände. züge einschließlich Überschuhe, Handschuhe, punkt der Kontrolle auf der Hofstelle gehalten (Foto: L. Karstens) eine Kamera zum Dokumentieren, ein Fernglas, werden, unterliegen der Tierschutz- und Tier- kennzeichnungsprüfung. Das bedeutet z. B. für die Tierkennzeichnung, dass alle Tiere gezählt und auf vorhandene Ohrmarken geprüft werden; zudem wird eine repräsentative Anzahl Ohrmar- ken abgelesen.

Anschließend werden mindestens 50 % der be- antragten Schläge besichtigt. Auf den Flächen wird kontrolliert, ob CC-relevante Landschafts- elemente, also z. B. Knicks, Gräben oder andere Biotope, beseitigt oder beschädigt wurden und ob die Nutzung mit den Angaben im Sammel- antrag übereinstimmt. Auch wird darauf geachtet, ob es Hinweise gibt, dass nicht ordnungsgemäß gedüngt oder Pflanzenschutz eingesetzt wurde.

20 Mitten im Gelände: Ein weiter Auslauf der Ergebnisse der Kontrollen aus 2014 Abbildung 11: Tiere erfordert weite Wege der Prüfer Frei laufende Tiere Natürlich müssen auch alle Grünlandflächen, Im Jahr 2014 haben in Schleswig Holstein 14.867 werden aufgesucht und dokumentiert. auf denen Tiere laufen, abgefahren werden, um Betriebe die Betriebsprämie beantragt. Insge- Das bedeutet oft die Tierkennzeichnung und den Tierschutz zu samt wurden etwa 328 Millionen Euro Betriebs- weite Wege für die prüfen. Dies ist oft sehr schwierig, weil die Tiere prämie ausgezahlt. Es fanden ca. 500 CC-Kon- Prüfer. Die Ohr- einen großen Auslauf haben und nicht gerade trollen statt, die zu einer Gesamtkürzung durch marken werden handzahm sind. An dieser Stelle kommt dann Sanktionen von ca. 706.000 Euro geführt haben. hier per Fernglas das Fernglas zum Einsatz (siehe Abbildung 11), überprüft. (Foto: M. Nauche) um die Ohrmarken ablesen zu können. Der Betriebsinhaber, der für eine Fläche einen Antrag auf Agrarzahlungen stellt, ist das ganze Dieser Teil der Prüfung ist sehr aufwändig, da Kalenderjahr über dafür verantwortlich, dass auf die Flächen teilweise weit gestreut liegen und dieser Fläche die Cross Compliance Vorgaben die Tierkennzeichnungskontrolle auf der Weide eingehalten werden. Bei Verstößen auf dieser viel Zeit in Anspruch nimmt. Fläche wird daher immer der Antragsteller sanktioniert. Anschließend erfolgt die Prüfung der Dokumen- tation (siehe Abbildung 12). Der Landwirt muss Bei der Bewertung sind die Kriterien Häufigkeit, einen aktuellen Nährstoffvergleich, ein Bestands- Ausmaß, Schwere und Dauer wesentlich. Die register, einen Auszug aus dem Herkunfts- und zuständige Fachbehörde hat nach diesen Krite- Informationssystem für Tiere (HIT-Datenbank) rien den festgestellten Verstoß als leicht (Kür- sowie Aufzeichnungen über den Einsatz von zung um 1 %) mittel (3 %) oder schwer (5 %) zu Pflanzenschutzmitteln und Tierarzneimitteln vor- bewerten. Bei geringfügigen Verstößen kommt legen. eine Bagatellregelung zur Anwendung, bei der von einer Sanktionierung abgesehen werden Hier gibt es immer wieder Probleme, da viele kann. Landwirte eher praktisch orientiert sind und Bü- roarbeit nicht zu ihren Lieblingsarbeiten gehört. Abbildung 12: Nach der Außen- Zum Schluss wird dann nochmal die gesamte kontrolle werden Prüfung zusammengefasst und im Beisein des Dokumente über- Antragstellers das Prüfprotokoll ausgefüllt und prüft. (Foto: K. Ra- erörtert. Dabei wird auch auf eventuelle Ver- kowski) stöße hingewiesen, ohne jedoch die konkrete Sanktionshöhe zu benennen. Wenn in der Prü- fung festgestellte Verstöße zu Sanktionen führen, bekommt der Antragsteller nach Eingabe des Prüfprotokolls in die EDV ein Informations- schreiben über deren voraussichtliche Höhe.

21 Verstoßentwicklung in % 2011– 2014 Verstöße 2014: Bagatelle 1% 3% 5% Vorsatz 100 Tierkennzeichnung 57 185 52 26 1 Rinder 50 Nitrat 2 17 60 22 2 2 3 4 1 1 1 1 1 Tierschutz Kälber 123 4 0 0 0 0 2 2 2 2

0 Tierschutz Schweine 1 31 Tierkennzeich– Nitrat Tierschutz Tierschutz Tierschutz Tierschutz Nutztiere 4 10 14 6 nung Rinder Kälber Schweine Nutztiere

Tabelle 1: Bei einem vorsätzlichen Verstoß erfolgt in der Tierschutz: Verstoßentwicklung Regel eine Kürzung der gesamten Zahlungen Beim Tierschutz wird der größte Anteil der Be- eines Betriebes um 20 %. Auf Grundlage der anstandungen durch die Veterinärbehörden Beurteilung der Bedeutung des Verstoßes durch festgestellt. Auffällig ist, dass relativ viele Bean- die Kontrollbehörde kann dieser Prozentsatz standungen als vorsätzlich eingestuft werden – auf minimal 15 % verringert oder maximal auf in der Regel dann, wenn Tieren Schmerzen oder 100 % erhöht werden. Leid zugefügt wird oder bei verletzten bzw. bei kranken Tieren keine heilfördernden Maßnah- In der oberen Tabelle werden beispielhaft – an men veranlasst oder ergriffen worden sind. den Rechtsakten Tierkennzeichnung Rinder, Nitratrichtlinie und Tierschutz – die Verstöße und Als fahrlässige Verstöße werden in der Regel die Verstoßentwicklung beschrieben. Mängel wie z. B. nicht ausreichendes Beschäfti- gungsmaterial in der Schweinehaltung, nicht aus- Tierkennzeichnung Rinder: reichende Bewegungsmöglichkeiten in der Käl- Auffällig bei diesem Rechtsakt ist die schon seit berhaltung oder unzureichende Ausführung des 2011 hohe Verstoßquote von über 50 %. Leider Liegebereiches in der Rinderhaltung bewertet. ist auch die Entwicklung negativ, sogar gerade- zu dramatisch. So liegt die Verstoßquote in 2014 Schlusswort bei über 82 %. Das Problem bei diesem Rechts- Mit diesem Bericht haben wir versucht, einen akt ist, dass die Landwirte permanent zur Doku- Einblick in die sehr komplexen Prüfaufträge zu mentation verpflichtet sind und zwar in einem geben, die durch die Kolleginnen und Kollegen engen zeitlichen Rahmen. Alle Tierbewegungen der Abteilung Landwirtschaft im Rahmen der (Kauf, Verkauf, Tod, Geburt) müssen innerhalb Cross Compliance Prüfungen bearbeitet werden. von sieben Tagen in einer zentralen Datenbank Die zu prüfenden Rechtsakte kommen größten- gemeldet werden. Wenn dies nicht oder nicht teils aus landwirtschaftsfremden Bereichen, wie rechtzeitig geschieht, führt es zwangsläufig zu z. B. dem Naturschutzrecht oder dem Veterinär- Sanktionen. In der Tabelle erkennt man, dass recht. Um die Prüfungen sachgerecht durchfüh- der größte Anteil der Sanktionen im Bereich der ren zu können, müssen die MitarbeiterInnen sich Bagatelle bzw. beim leichten Verstoß vorliegt. in diese Fachbereiche einarbeiten und immer Es sind keine gravierenden Fehler, aber eben auf dem Laufenden halten, da die Kontrollen, doch Meldeverstöße. Diese Unregelmäßigkeiten wie oben beschrieben, zu erheblichen Sanktio- treten in der Regel in arbeitsintensiven Phasen nen bei den Antragstellern führen können und auf, wie z. B. während der Ernte. Dann werden gegebenenfalls einer gerichtlichen Überprü- solche Dokumentationsaufgaben vernachlässigt. fung standhalten müssen.

Nitrat: In 2014 wurden erste Schritte der Reform der Ge- Hier liegt die Verstoßquote relativ konstant bei meinsamen Agrarpolitik umgesetzt. Ein Schwer- ca. 40 %. Der überwiegende Teil der Sanktionen punkt dieser Agrarreform liegt in der Förderung liegt im mittleren bis schweren fahrlässigen Be- umweltgerechter Landwirtschaftsmethoden; reich. Sobald es zu Gewässerverschmutzungen Stichwort Greening. In der nächsten Ausgabe kommt, wird in der Regel eine Sanktion in Höhe der „Einblicke ins LLUR“ wird dies für die Abtei- von 5 % verhängt. Dokumentationsfehler, wie lung Landwirtschaft das Schwerpunktthema sein. z. B. unvollständige Nährstoffvergleiche oder fehlende Bodenuntersuchungsergebnisse, wer- den in der Regel mit 3 % sanktioniert.

22 Reportage

Von Männern in weißen Anzügen, die Kühen hinterher rennen

Maxime Nauche

eit dem Inkrafttreten der Europäischen Ge- Smeinsamen Agrarpolitik (GAP) 1962 bekom- men alle Landwirte der EU Subventionen aus Brüssel zur Unterstützung ihrer Arbeit. Der Be- trag, den sie erhalten, hängt von vielen Faktoren Patrik Bubenzer ab. Die Größe der Fläche und die Menge des und Mark Schulz Viehs wird berücksichtigt, aber Landwirte müs- kontrollieren einen sen außerdem einige Tier- und Umweltschutz- landwirtschaftli- maßnahmen respektieren. Landwirte in Deutsch- chen Betrieb. land müssen all diese Informationen in eine bundesweite Datenbank eingeben, um nachzu- weisen, dass sie diese Maßnahmen respektieren, damit die EU sie weiter unterstützt.

Beim LLUR arbeiten Kontrolleure, wie Patrik Bu- benzer und Mark Schulz, die direkt zu Höfen in Schleswig-Holstein fahren, um zu sehen, ob die Daten, die die Landwirte eingegeben haben, kor- rekt sind. Dabei werde ich sie heute begleiten.

23 Erst einmal wird das Vieh gezählt, um zu sehen, Richtung zu rennen und die ganze Herde folgt ob der Landwirt all seine Tiere angemeldet hat. ihr … Das kann eine Weile dauern. Mark und Das ist sehr wichtig, da das Geld, das die Land- Patrik müssen also viel Geduld haben. wirte bekommen, davon abhängig ist. Was auch passieren kann, ist, dass der Landwirt ein paar Andere Sachen wie „Landschaftselemente“ Tiere schwarz schlachten will, aber das geschieht müssen auch geprüft werden, damit der Bauer fast nie. Wenn Patrik und Mark feststellen, dass seine Prämien weiterbekommen darf. Dies sind einige Tiere nicht angemeldet wurden, kann es z. B. Gräben oder Knicks, die nicht zu kurz abge- sein, dass der Landwirt es bloß vergessen hat. schnitten werden dürfen, da sie Lebensräume Dann hat er eine Woche Zeit, um es nachzuho- für verschiedene Tierarten darstellen. Diese len, bevor eine Sanktionierung erfolgt. Da Mark Landschaftselemente können auch Bäume oder und Patrik von einem Hof zum anderen fahren, Gewässer sein, die z. B. im Rahmen des Natura müssen sie spezielle Anzüge tragen, damit sie 2000 Projektes geschützt sind. Mark und Patrik keine Krankheiten in andere Höfe mitbringen, müssen auch aufpassen, dass keine verbotenen falls Tiere mit einem Virus infiziert sind. Spritzmittel benutzt werden.

Im Stall ist es einfach, Kühe zu zählen und ihre Die Bundesregierung hat vor ein paar Jahren Ohrnummer zu lesen, aber auf den Feldern ist festgestellt, dass der Anteil an Dauergrünland es schon eine andere Geschichte, da Kühe nicht in Deutschland rückläufig ist. Diese Dauergrün- so gerne Menschen näher kommen lassen. Die landflächen sind landwirtschaftliche Flächen, die Situation kann also ziemlich lustig werden: zwei nicht bebaut oder umgebrochen werden, aber Männer, mit ihren komischen weißen Anzügen, als Weide verwendet werden können. Das Pro- die fast den Kühen hinterher rennen, um zu ver- blem ist, dass sie nur ca. 5 % der landwirtschaft- suchen, ihre Ohrnummer mit einem Fernglas zu lichen Flächen darstellen, obwohl sie wichtige lesen. Man versucht immer näher zu kommen Lebensräume für Tier- und Pflanzarten sind. und plötzlich fängt eine Kuh an, in die andere Wenn eine ursprünglich ackerfähige Fläche über

„Bleibt stehen – ich will die Ohrmarken sehen!“

24 Auf seinem Computer kann Mark sehen, wo die Landschaftselemente der Höfe liegen.

fünf Jahre als Grünland z. B. mit Ackergras Jetzt kann man gut verstehen, warum Patrik Bu- genutzt wurde, darf der Landwirt diese Fläche benzer seine Arbeit als „eine interessante Tätig- nicht wieder als Acker verwenden. Mit dieser keit mit vielen Fragestellungen und Kontakt zur Maßnahme hofft die Regierung, dass der Anteil Praxis“ beschreibt! Mark Schulz sieht jedoch an Grünflächen sich in der Zukunft erhöhen wird. einen Nachteil: „Wir sind die meist gehassten Deshalb müssen Patrik und Mark auch kontrol- Personen der schleswig-holsteinischen Land- lieren, ob dieses Gesetz in der Praxis angewen- wirtschaft!“ Bei all diesen Kontrollen kann man det wird. sich das vorstellen, aber Patrick macht klar, dass es nur ein Witz war: „Wir sind bei unseren Land- Noch viele andere Aspekte werden kontrolliert. wirten bekannt. Sie wissen, was wir tun und was Wenn der Landwirt beispielsweise eine Tank- wir wollen.“ Außerdem verlaufen Kontrollen fast stelle für seine eigenen Maschinen und Fahrzeu- immer gut und problematische Landwirte sind ge hat, kann sie eine Gefahr für die Umwelt dar- wirklich Ausnahmen. stellen, wenn sie z. B. undicht ist. Der Landwirt muss auch genug Platz haben, um die Jauche Nach der Kontrolle und die Gülle zu lagern, und auch die Tiere nimmt der Land- müssen genug Platz und Helligkeit haben, sie wirt Kenntnis von den Ergebnissen dürfen nicht die falschen Medikamente bekom- und wird darauf men und sie müssen natürlich oft genug gefüt- aufmerksam tert und getränkt werden. gemacht, welche Verbesserungen gemacht werden müssen.

Wenn Sie Landwirt sind und weitere Informa- tionen erhalten wollen, stehen Ihnen die MitarbeiterInnen der Abteilung Landwirtschaft gerne zur Verfügung.

25 3 | Fischerei

„Die gewerbliche Fischerei und Angelfischerei in den Küsten- und Binnengewässern bilden einen wichtigen wirtschaftlichen und soziokulturellen Bestandteil der schleswig-holsteinischen Gesellschaft. Ihre Erhaltung ist notwendig.“ Martin Franz, Abteilungsleiter

Die Fischerei in Schleswig-Holstein 2014/15 – Aufgaben, Themen und aktuelle Tendenzen

Diese Themen bewegten Fischerei und Die Umsetzung der reformierten Gemeinsamen ✒ Milan Müller Fischereiverwaltung in Schleswig-Holstein Fischereipolitik (GFP) der Europäischen Union mit einem Aalkorb Im Spektrum der Fischereiverwaltung des Landes Nach den Vorstellungen der europäischen Kom- vor unerlaubten liegen vielfältige, herausfordernde und zum Teil mission sollen mit der neuen GFP die Fischbe- (konfiszierten) Fanggeräten auch sehr öffentlichkeitswirksame Aufgaben. stände wieder auf ein dauerhaft beständiges Leider ist die personelle Besetzung sehr knapp, Niveau gebracht, ressourcenschädigende Fische- aber neben einigen schwierigen Situationen reimethoden beendet und neue Beschäftigungs- sind auch positive Dinge zu melden. So kamen möglichkeiten sowie Wachstum in Küstengebie- insgesamt drei Nachwuchskräfte zur perspekti- ten geschaffen werden. So werden beispiels- vischen Verstärkung der schleswig-holsteini- weise Rückwürfe verboten, die Fischerei erhält schen Fischereiverwaltung neu an Bord. mehr Mitspracherecht bei der künftig dezentra- len Entscheidungsfindung, Aquakultur und die Inhaltlich war vor allem die Umsetzung der refor- kleine Küstenfischerei werden gefördert und

Abbildung 13: mierten Fischereipolitik der EU und der freiwilli- die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich Eckernförder Hafen, gen Vereinbarung zum Schutz von Schweins- der Bestände werden aktualisiert. (Foto: H. Kaul) walen und tauchenden Meeresenten prägend. Allerdings hat sich die Situation der meisten be- fischten Bestände im Nordostatlantik – also auch in Nord- und Ostsee – bereits in den letzten Jah- ren verbessert. Die Mehrzahl der bewirtschafte- ten Bestände werden nach dem Prinzip des maximalen nachhaltigen Dauerertrags genutzt. Für Fischerei wie Fischereiverwaltung bedeutet dies einige Neuerungen, ein Beispiel hierfür wird am Ende dieses Kapitels näher erläutert.

Freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und tauchenden Meeresenten Ende des Jahres 2013 haben der Landesfische- reiverband (LFV), der Fischereischutzverband (FSV), das Ostsee Info-Center Eckernförde (OIC) sowie das MELUR eine freiwillige Vereinbarung getroffen, die das Ziel hat, den Schutz für Schweinswale und in Schleswig-Holstein über-

26 Abbildung 14: Überwinternde Tauchenten – hier ein Eiderentenpaar – sollen durch die freiwillige Verein- barung ebenso geschützt werden wie die Schweins- wale. (Foto: A. Trepte)

winternde tauchende Meeresenten in der Ostsee ten vermehrt Schweinswale in SH auftreten. zu verstärken. Danach soll vom 16. November bis zum 1. März in den in einer Seekarte einge- Auch wenn das LLUR als Kontrollbehörde nicht tragenen Gebieten (bekannte bevorzugte Nah- direkt an der Kontrolle der freiwilligen Verein- rungsgebiete von Meeresenten, s. Abbildung 16) barung mitwirkt, sind wir zumindest begleitend die Stellnetzfischerei eingestellt werden, solange an der Umsetzung beteiligt. sich dort Meeresenten aufhalten. Die Gültigkeit der freiwilligen Vereinbarung wur- Die konkreten Sperrzeiten richten sich nach dem de am 9. November 2015 vorzeitig bis Ende 2019 lokal gehäuften Auftreten von Meeresenten und verlängert. Mit der Fortschreibung wird der Gül- werden vom OIC festgestellt und bekannt ge- tigkeitsbereich der Vereinbarung noch einmal geben. Zum Schutz von Schweinswalen begrenzt deutlich ausgeweitet. Jetzt greifen die vereinbar- die Fischerei im Zeitraum vom 1. Juli bis zum ten Maßnahmen zur Verbesserung des Schweins- 31. August die Länge der eingesetzten Stellnetze walschutzes auch östlich der Insel Fehmarn und um 60 - 80 % gegenüber der EU-rechtlich erlaub- damit in den gesamten schleswig-holsteinischen ten Maximallänge. Der Zeitraum 1. Juli bis zum Ostseeküstengewässern. Außerdem wurden zwei 31. 8. wurde gewählt, weil in den Sommermona- neue Entenschutzgebiete eingerichtet.

Die offiziellen Logos der freiwilligen Vereinbarung

Abbildung 15: Kein Fischer möchte einen Schweinswal im Netz finden! (Foto: F. Graner/ GSM)

27 Abbildung 16: Schutzgebiete für überwinternde Meeresenten Gemeldet werden Entenansammlun- Stand 16. 11. 2015 gen ab 100 Tieren. Wenn die Art zu erkennen ist, gilt: Eider- und Bergen- ten ab 100 Tieren, Eis- und Traueren- ten ab 50 Tieren melden.

Warnstufe: In Gebieten mit Warnstufe rot verzichten die Fischer zum Schutz der Enten freiwillig auf die Stellnetzfischerei. Vorwarnstufe: In Gebieten mit Vorwarnstufe gelb sind die Fischer besonders wachsam. Bei Auftauchen größerer Entenansammlungen melden sie diese an das Ostsee Info-Center.

Quelle: www.fischerleben-schleswig-holstein.de/fischinfo/monitoring/gebietskarten/

Aufgabengebiete und Tätigkeiten holsteinischen Ostseefischer, die im Folgenden der Abteilung Fischerei kurz beschrieben wird.

Die Fischereiabteilung des LLUR ist in drei De- Frischer Fisch aus der Ostsee ist eine beliebte zernate aufgeteilt, deren Aufgaben sich – ver- Delikatesse von Skandinavien über Deutschland kürzt dargestellt – wie folgt skizzieren lassen: und Polen bis hin ins Baltikum. Die vielfältigen Abbildung 17: Fischarten sind nicht nur unverzichtbar für die Wichtige Fischarten 30 – Fischereiförderung regionalen Speisekarten, sondern auch Lebens- für die schleswig- In 2014 wurden rund 3,25 Mio. Euro Subventio- grundlage für die zahlreichen handwerklichen holsteinische nen an den Fischereisektor in Schleswig-Holstein Fischer rund um die Ostsee. Für den Erhalt der Küstenfischerei: Dorsch, Hering und ausgezahlt. Davon waren gut 40 % EU-Mittel, ein artenreichen Fischbestände ist eine nachhaltige Scholle. (Foto: M. Viertel steuerte das Land bei. Gefördert wurde Fischerei von großer Bedeutung. EU-weit gelten Schmidt) auch eine Imagebroschüre für die schleswig- daher verbindliche Vorgaben für Fangquoten und Maschenweiten, noch während des Fangs wird auf den Kuttern alles genau dokumentiert.

Zusätzlich gibt es immer wieder Zusammen- schlüsse von Fischern, die Schutzmaßnahmen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus entwi- ckeln – zum Beispiel die eingangs erwähnte frei- willige Vereinbarung zum Schutz von Schweins- walen und tauchenden Meeresenten. Spannen- de Geschichten und Informationen rund um den Ostseefisch und die Fischerei wurden vom Gütezeichen der Landwirtschaftskammer (LWK) zusammengestellt. Auf Abbildung 19 ist ein Flyer zu der Broschüre zu sehen; die Gesamt- ausgabe der Broschüre wird über die LWK und die Landesfischereiverbände vertrieben.

28 31 – Fischereimanagement, Aquakultur und Binnenfischerei Das Aufgabengebiet des Dezernats 31 ist relativ weitgefasst und umschließt mit der Erfüllung der Berichtspflichten im Rahmen der EU Aal-VO1, der Genehmigung von Hegeplänen und Pacht- verträgen, der fachlichen Betreuung der ehren- amtlichen Fischereiaufsicht, dem Fischschutz an technischen Anlagen, sowie dem Muschelmana- gement und Angelegenheiten von Fischerei und Naturschutz in Küstengewässern von Nord- und Ostsee einen vielfältigen Auftrag.

Neben der Wahrnehmung des „Tagesgeschäftes“ lag 2014 ein besonderes Augenmerk auf der Erfüllung der Berichtspflichten im Rahmen der EU Aal-VO, da 2015 eine neue Bewertung der Wirksamkeit der Aal-Verordnung vorbereitet werden musste. Diese Verordnung soll durch verschiedene Maßnahmen (z. B. Aalbesatz – s. den dürfen. Diese Beschränkung der Entnahme Abbildung 18: Abbildung 18, Erhöhung des Mindestmaßes) zu dient dem Zweck, genügend Elterntiere im Be- Glasaalbesatz im einer Erholung des Aalbestandes führen. stand zu belassen, damit sich der Bestand rege- Küstengewässer der Ostsee. nerieren kann. (Foto: LLUR) 32 – Fischereiaufsicht In diesem Dezernat arbeiten insgesamt 21 Mit- Demzufolge sind zumeist europäische Vorschrif- arbeiterInnen. Diese sind am Standort Flintbek, ten auf ihre Einhaltung hin zu kontrollieren. Die größtenteils aber an den sechs Nebenstellen Mehrheit der Kontrollen befasst sich mit dem (Nordsee: Büsum und Husum, Ostsee: Kappeln, Quervergleich der Dokumentationssysteme, die Kiel, Heiligenhafen und Travemünde) beschäf- sicherstellen sollen, dass die Quoten eingehalten tigt. Von hier aus erfolgen die Kontrollen der werden. Mithilfe des Satellitenüberwachungs- Küstenfischerei. Die EU bestimmt einen Groß- systems VMS kann die Fischereiaufsicht den teil der Fischereiregelungen in Nord- und Ost- Standort der Fischereifahrzeuge ermitteln und see, unter anderem auch die Mengen an Fisch, sich auf eine Anlandekontrolle im Hafen vorbe- die von einer Art in einem Gebiet gefangen wer- reiten (Abbildung 20 und 21).

Abbildung 19: Flyer zur Imagebroschüre „Ostseeschätze“. Quelle: LWK; http://bit.ly/1MrBZd4 2

1 VERORDNUNG (EG) Nr. 1100/2007 DES RATES vom 18. September 2007 mit Maßnahmen zur Wiederauf- füllung des Bestands des Europäischen Aals 2 http://wordpress.p262925.webspaceconfig.de/wp-content/uploads/2015/05/LWK_Ostseefisch_rz_web.pdf

29 Abbildung 20 und 21: VMS-Viewer auf dem Dienst-PC; Gespräch mit dem Fischer bei der Anlandekontrolle. (Fotos: M. Nauche und LLUR)

Nach dem Fang übermitteln die Fischer elektro- Tendenzen und Entwicklungen in der nisch eine Schätzung über die Mengen der ver- schleswig-holsteinischen Fischerei schiedenen gefangenen Arten an die Fischerei- Der anhaltende Strukturwandel führt auch in behörde des Bundes und darüber auch an das der Fischerei zu sozio-ökonomischen Verände- LLUR. Die Schätzung des Fanggewichts muss rungen: Seit 1986 hat sich die Zahl der Fischerei- mit den tatsächlich angelandeten Mengen auf fahrzeuge an der Ostküste Schleswig-Holsteins 10 % genau übereinstimmen. beinahe halbiert: Waren vor knapp 30 Jahren noch ungefähr 1.200 Fahrzeuge in der Fischerei Tabelle 2 zeigt, welche weiteren Kontrollschwer- tätig, so sind es Ende 2014 nur noch 619 Kutter punkte im Jahr 2014 außerdem wichtig waren. und Boote, mit denen Fischerei betrieben wird (s. Abbildung 22). Die Fischereiaufsicht in Binnengewässern wurde im Jahr 2014 zum Einen von den 12 Fischmeis- Eine der größten Herausforderungen für die tern, einem Anwärter und 5 Fischereiaufsichts- Fischerei der kommenden Jahre und Jahrzehnte assistenten aus den Nebenstellen der Fischerei- ist es, sich wettbewerbsfähig für die Zukunft auf- abteilung, zum Anderen und vor allem bezogen zustellen. Dazu gehört insbesondere auch die Tabelle 2: auf die Hobbyfischerei flächendeckend von „soziale Nachhaltigkeit“, zu der es gehört, den Kontrollen der Küstenfischerei derzeitig 36 ehrenamtlichen Fischereiaufsehern Beruf des Fischers für junge Menschen unter den durch das LLUR durchgeführt. Bei knapp 13.000 Kontrollen wur- entsprechenden Rahmenbedingungen attraktiv im Jahr 2014. den 124 Verstöße festgestellt. zu gestalten.

Abbildung 23 zeigt die Entwicklung der Gesamt- Kontrollen der Küstenfischerei – LLUR, 2014 anlandungen und Gesamterlöse aus Nord- und Art der Kontrolle Anzahl Ostsee von 1986 bis 2014. Die Anlandemengen nähern sich mit 28.308 t dem historischen Tiefst- Quervergleich von: Logbuchscheinen, wert von 2001 an, die Abbildung zeigt aber auch, Anlandebelegen, Fangabrechnungen, dass die Mengen zwischen den Jahren stark Fangmeldungen v. Fahrzeugen unter 8 m 40.692 schwanken. Die Erlöse gingen auf 46,7 Mio. € Anlande-, Fischraum-, Marktkontrollen 2.373 zurück. Fischereischeinkontrollen /Küste 1.939 Die wichtigsten Arten für die schleswig-holstei- Mitzuführende Fischereipapiere 1.343 nische Fischerei sind Dorsch, Hering, Sprotte, Kennzeichnung Fanggeräte u. Schiffe 1.287 Kliesche und Flunder in der Ostsee, sowie Logbuchkontrollen an Bord/Hafen 809 Nordseegarnele („Krabbe“), Miesmuschel (aus Muschelkulturwirtschaft) und Scholle in der Registrierscheine für lebende Muscheln 333 Nordsee. Maschenmesskontrollen 83 Sonstige Kontrollen 286 Summe 49.145

30 Abbildung 22: (Quelle: LLUR) Entwicklung der Anzahl der Fischereifahrzeuge, die in Schleswig-Holstein registriert sind, 1986-2014

Abbildung 23: Entwicklung der Anlandemengen und -erlöse Erlöse sind schleswig-holsteinischer Fischer, 1986-2014 nicht kaufkraft-, inflations- und preisbereinigt. (Quelle: LLUR)

Fisch- und Fischereierzeugnisse in Deutschland 2012

Seefisch

66,3% Ausblick Um diese Kehrtwende in der Fischereipolitik Ein zentrales Ziel der Ende 2013 reformierten umzusetzen, war es nötig, einige Vorschriften Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU ist per „Omnibus-Verordnung“, d. h. eine Verord- die schrittweise Abschaffung von Rückwürfen von nung, die auf einen Schlag mehrere Verordnun- unerwünschten Beifängen (z. B. untermaßige Tiere gen ändert, anzupassen. Diese wurde im Mai 21,6% oder Arten, für die der Fischer keine Quote hat). 2015 im europäischen Amtsblatt veröffentlicht. Daher gilt seit dem 1. Januar 2015 eine Anlande- Danach besteht Rechtssicherheit für die Fischer Süßwasserfisch verpflichtung für Beifänge. Bisher mussten solche und für die Fischereiaufsicht, die Begleitung Beifänge zurückgeworfen werden. Diese Fänge der Umsetzung wird vermutlich eine der Kern- sind nun anzulanden und werden den Fischern aufgaben der nächsten Jahre. von ihrer Fangquote abgezogen, sie dürfen nicht für den menschlichen Verzehr vermarktet wer- Zudem wird das LLUR als obere Fischereibe- den. Ziel ist es, die tatsächlichen Fänge besser hörde künftig die Marktkontrollen bei Fischen – 12,1% zu dokumentieren und dass unerwünschte Fänge Stichwort Rückverfolgbarkeit und Verbraucher- nach Möglichkeit gar nicht erst getätigt werden. information – in Schleswig-Holstein durchführen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Vor- Krebs- und Für schleswig-holsteinische Ostseefischer be- schriften zur Kennzeichnung von Fisch eingehal- Weichtiere deutet dies, dass sie nun in der Fischerei auf ten werden. So müssen auf bestimmten Fischer- Dorsch, Lachs, Hering und Sprotte jeden Fisch zeugnissen neben der Handelsbezeichnung dieser Art anlanden müssen, egal wie klein er auch der wissenschaftliche Name, die genaue ist. Ausnahmen bestehen lediglich für bestimm- Herkunft und die Produktionsmethode erkenn- te Fischereiformen, bei der die Tiere eine hohe bar sein. Überlebenswahrscheinlichkeit aufweisen, z. B. in der Bundgarnfischerei.

31 Reportage Zwischen Kontrolleuren und Fischern – Einblicke in die Arbeit zweier Fischmeister

Maxime Nauche

Links Oliver Hoyer und rechts Henning Welz

ieser wilde Strand mit seinem azurblauen Wer bestimmt die Regelungen? Wie werden DWasser liegt in Lippe (Kreis Plön). Hier gibt Kontrollen durchgeführt? Was für einen Einfluss es eine Verbindung zwischen der Ostsee und hat es auf die Umwelt und auf die Fischer? Das dem Großen Binnensee, die eine perfekte werden wir zusammen erläutern. Wanderströmung für viele Fischarten darstellt. Jeder, der den Ort und den richtigen Moment Oliver Hoyer und Henning Welz sind Fischmeis- kennt, kann eine schöne Menge Fische fangen. ter beim LLUR. Fischerei kennen sie gut, da sie beide ehemalige Fischer sind. Das hilft, um mit Die Fischereiaufsicht sorgt für die Einhaltung den aktuellen Fischern umzugehen – besonders der Fischereigesetze und damit für eine ord- dann, wenn sie ihre Ausbildung zusammen ge- nungsgemäße Fischerei. Was Fischerei angeht, macht haben. Die Beziehung zwischen Fischern ist Lippe nur ein Beispiel der Tätigkeit des LLUR und Kontrolleuren ist also sehr freundlich – aber zwischen Ost- und Nordsee. doch bestimmt.

32 Alle Kontrollen beginnen auf dieselbe Art und Weise. Dank einer GPS-Verbindung kann Oliver in Echtzeit sehen, wo die Schiffe sind. Nach dem Fang haben Fischer zwei Stunden Zeit, um online einzugeben, welche Menge und welche Arten sie gefangen haben. Das kann Oliver auch auf seinem Computer sehen. Er gibt jedoch zu, dass diese Regelung ganz schön streng ist: „Nach der Schätzung ihres Fanges werden sie bestraft, wenn sie sich um mehr als zehn Prozent nach oben oder unten verschätzen.“ – Das lässt keinen Raum für Fehler ...

Wenn Oliver und Henning sehen, dass ein Schiff auf der Rückfahrt ist, können sie es am Hafen erwarten, um zu kontrollieren, ob die Daten, die die Fischer eingegeben haben, stimmen oder nicht. Die EU bestimmt einen Großteil der Fische- reiregelungen in Nord- und Ostsee, unter ande- rem auch die Mengen an Fisch, die von einer Einblick in das Art in einem Gebiet gefangen werden dürfen, Satellitenüber- damit genügend Elterntiere verbleiben und sich wachungssystem der Bestand regenerieren kann. Der Bund kann VMS die fischereilichen Regelungen noch verschär- fen und verteilt überdies die Fangmengen an Die heutigen Kontrollen haben in Heikendorf die Fischerei. In den letzten Jahren hat sich die angefangen und Oliver und Henning haben ein Situation der meisten befischten Bestände in bisschen Zeit, mit den Fischern zu sprechen, da der Ostsee verbessert. Oliver Hoyer findet: nur ein Schiff am Kai liegt. Die letzten Tage wa- „Ökologische Nachhaltigkeit und Fischerei sind ren sehr windig, deshalb war es viel zu gefähr- vereinbar, aber man muss dabei die Realität der lich, zum Fischen rauszufahren. Fischer berücksichtigen.“ Man kann Oliver ver- stehen, auch dann, wenn die EU jedes Jahr oder Einige Aspekte werden von den Mitgliedstaaten alle zwei Jahre die Quoten aktualisiert. selbst reguliert. Gammelfischerei wird z. B. in Deutschland nicht durchgeführt, obwohl es in Fischmeister kann man werden, auch wenn man Dänemark verbreitet ist. Gammelfischer fangen vorher kein Fischer war. Wenn man jedoch die Fische hauptsächlich zur Fischmehlherstellung freundliche Beziehung zwischen Oliver, Henning und nicht für den direkten Verzehr. – Schließlich und den Fischern beobachtet, versteht man, war alles in Ordnung in Heikendorf: keine Gam- dass es vielleicht wichtig ist. melfischerei und die Quoten wurden respektiert. Frisch gefangener Dorsch wird in Fischkisten mit Eis gekühlt und von Hand mit einem Messer filitiert.

33 1 Grundstellnetz Die Maschengröße der Netze kann auch kon- trolliert werden. Wenn Fischer z. B. Dorsch fangen wollen, müssen die Maschen groß genug sein, damit kleinere Fische durchschwimmen können. Verschiedene Methoden existieren: Fische kön- nen in ein Grundstellnetz hineinschwimmen (1) und verfangen sich mit den Kiemen oder mit den Flossen.

Das Grundschleppnetz (2) wird über den Mee- 2 Grundschleppnetz resboden gezogen und kann bis zu 1.500 Meter tief eingesetzt werden. „Diese Technik muss allerdings mit Bedacht eingesetzt werden – so ist die Grundschleppnetzfischerei auf Riffen ganz sicher schädlich“, erzählt Oliver.

Die Öffnung des pelagischen Schleppnetzes (3) kann bis zu 70 m hoch und 80 bis 120 m breit sein. Die Gesamtlänge des Netzes ist ungefähr 400 m und wird bei einer Wassertiefe bis zu 3 pelagisches 300 m im freien Wasser gezogen. Schleppnetz Die Aalreuse (4) ist ein ganz spezielles Netz. Dieser Netztrichter besteht aus verschiedenen Kammern, in die die Aale geleitet werden. Aus den Kammern der Reuse, die mit Rückschwimm- sperren ausgestattet sind, können die Aale dann nicht mehr entkommen.

4 Flügelreuse für den Aalfang

34 Im Kühlraum wird fortlaufend Eis produziert.

Fischer bewahren einen Teil ihres Fanges auf, um ihn selbst zu verkaufen. Der Rest wird in Kühl- räumen ihrer Genossenschaft gelagert, wo Eis fast ununterbrochen produziert wird. Von dort wird der Fisch europaweit transportiert und weiterverkauft.

Im Winter wird auch Lachs gefangen und in die Genossenschaft gebracht. Der wird geräuchert und dank einer sehr speziellen Maschine in feine Streifen geschnitten. Im Sommer wird kein Lachs gefangen, damit er sich reproduzieren kann.

Eine andere Tätigkeit der Fischereiaufsicht ist, die Kapazität der künftigen Fischereischiffe zu Warning ! ! ! kontrollieren. Wir sind z. B. heute nach Stein ge- Lachsschneider fahren, wo wir Herrn Schade getroffen haben. sind gefährlich! Er hat sein Schiff in Dänemark gekauft, um es zu renovieren. Danach möchte er es für die Fische- rei benutzen, aber es muss lang, breit und tief genug sein, um die Maschinen, die Fänge und einen Wohnraum aufzunehmen.

Diese Regelung wurde eingeführt, um zu ver- hindern, dass irgendein Schiff als Fischereischiff genutzt werden kann. In der Ostsee ist auch die Größe begrenzt. Außerdem muss Herr Schade eine Ausbildung zum Fischwirt machen, um das Recht zu haben, gewerblich zu fischen.

Oliver kommt nicht aus einer Fischerfamilie, aber er kennt Schiffe wie seine Westentasche. Er war nicht nur selbst Fischer, sondern hat auch in der Marine und als Mechaniker auf Passagierschiffen gearbeitet. Das kann hilfreich sein, wenn weniger Fänge zu kontrollieren sind, sondern mehr Schiffe und ihre Technik, wie es im Moment der Fall ist.

35 4 | Gewässer

„Die Gewässer prägen und bereichern unser Land. Wasser ist die Grundlage allen Lebens – wir setzen uns für dessen dauerhaften Schutz ein.“ Dirk van Riesen, Abteilungsleiter

✒ Dr. Matthias Brunke Nährstoffe in den schleswig-holsteinischen Gewässern

Die Vielfalt und Schönheit der Gewässer sind den Boden im Untergrund versickern. Die Be- ✒ Dr. Achim Pätzold prägend für das Wasserland Schleswig-Holstein. schaffenheit des Niederschlagswassers wird auf Die unterschiedlichen Erscheinungsformen der dem Weg durch den Boden in das Grundwasser Oberflächen- und Küstengewässer bieten einer durch physikalische, chemische und mikrobiolo- Vielzahl von Pflanzen und Tieren einen Lebens- gische Prozesse verändert. Der Flächennutzung raum. Unsichtbar im Untergrund verborgen liegt kommt eine besondere Bedeutung zu, da je das Grundwasser als Rohstoff für unser Trinkwas- nach der Nutzung auch Stoffe in den Boden ein- ser, das Lebensmittel Nummer 1 des Menschen. gebracht werden, die gelöst im Sickerwasser in Der gute Zustand unserer Gewässer ist jedoch das Grundwasser gelangen können. In Schleswig- ✒ Thorkild Petenati u. a. durch den Eintrag von Nährstoffen, wie Holstein werden rund 70 % der Landesfläche Nitrat und Phosphor, gefährdet. landwirtschaftlich genutzt. Die Nutzung hat da- her großen Einfluss auf die Beschaffenheit des Grundwassers. 1. Grundwasser In Schleswig-Holstein unterscheidet man einen In Schleswig-Holstein wird annähernd 100 Pro- oberflächennahen Hauptgrundwasserleiter (bis zent des Trinkwassers aus dem Grundwasser ge- etwa 50 m Tiefe) von tiefen Grundwasserleitern ✒ Gudrun Plambeck wonnen (bundesweit sind es etwa 70 Prozent). in mehr als 100 m Tiefe. In beiden Grundwasser- Das Grundwasser regeneriert sich aus den Nie- stockwerken wurden Grundwasserkörper als derschlägen, die zumeist in einem Zeitraum von kleinste Bewertungseinheiten für die Europäische mehreren Jahrzehnten bis Jahrhunderten durch Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) abgegrenzt:

✒ Jürgen Schrey

✒ Dr. Jochen Voß Abbildung 24: Herbstbestellung. (Foto: Dr. F. Steinmann)

36 neun Grundwasserkörper in den tiefen Grund- Form von Nitrat beeinträchtigt sein kann. Nitrat Abbildung 25: wasserleitern und 55 im oberen Hauptgrundwas- ist die Ursache für den schlechten Zustand der Typen von Grund- serleiter (siehe Abbildung 25). Die tiefen Grund- Grundwasserkörper des Hauptgrundwasserlei- wasserleitern in SH (Quelle: LLUR, wasserleiter sind durch Tonschichten sehr gut ters auf dem Mittelrücken (siehe Abbildung 27), Dez. 61) gegen Verschmutzungen geschützt. Der obere da auf mehr als einem Drittel der Fläche der Hauptgrundwasserleiter ist im östlichen Hügel- Grundwasserkörper Nitratbelastungen von mehr land durch mächtige Geschiebemergeldeck- als 50 mg/l festzustellen sind. schichten abgedeckt; auch in der Marsch und den Niederungen überwiegt ein guter Schutz. In der Vorgeest und Hohen Geest, dem schles- wig-holsteinischen Mittelrücken, werden die Grundwasserleiter selten von Schluffen oder Ge- schiebemergel überlagert, so dass sandig-kiesi- ge Ablagerungen mit geringer Schutzwirkung an der Erdoberfläche überwiegen; hier besteht ein weitaus geringerer Schutz für das Grund- wasser.

Nitratbelastung des Grundwassers Das Land SH unterhält etwa 300 Grundwasser- messstellen zur Erfassung des chemischen Zu- stands des Grundwassers im oberflächennahen Hauptgrundwasserleiter sowie den tiefen Grund- wasserleitern (siehe Abbildung 26). Bei den Unter- suchungen dieser Messstellen zeigt sich, dass die tiefen Grundwasserleiter nicht durch anthro- pogene Flächennutzungen beeinträchtigt wer- den, der oberflächennahe Hauptgrundwasser- Abbildung 26: Probennahme an einer Grundwasser- leiter jedoch in Abhängigkeit von der Schutz- messstelle. Rechts ist die Ausbauzeichnung einer wirkung der Deckschichten durch Stickstoff in Messstelle dargestellt. (Foto: Dr. F. Steinmann)

37 Abbildung 27: Bewertung des Zu- stands der Grund- wasserkörper gem. EG-Wasserrahmen- richtlinie im Haupt- grundwasserleiter bezüglich Nitrat.

Nitrat gelangt u. a. auch über sogenannte atmo- durch Nitratgehalte von im Mittel mehr als 50 mg/l sphärische Einträge in den Boden, wobei hier gekennzeichnet sind; in den Bereichen Grün- gasförmige Stickstoffverbindungen bereits in der land und Wald bewegen sich die Nitratwerte im Atmosphäre vom Niederschlagswasser aufge- Grundwasser um 20 mg/l. nommen und über die Versickerung im Boden ins Grundwasser eingetragen werden. Sehr hohe Da die landwirtschaftliche Flächennutzung die Nitrateinträge sind jedoch Folge des Düngerein- Hauptursache für die z. T. hohen Nitratgehalte Abbildung 28: satzes und der Flächenbewirtschaftung in der des Grundwassers ist, wurden unterschiedliche Winterbegrünung Landwirtschaft. Unterschiedliche landwirtschaft- Maßnahmen zur Verringerung der Nährstofffrei- eines Maisschlages liche Bewirtschaftungsformen haben unterschied- setzung und -belastung durch die Landwirtschaft – hier werden die liche Nitratgehalte des Grundwassers zur Folge: erarbeitet. Die deutschlandweit umzusetzende Nährstoffe im Boden gehalten. So zeigt sich, dass bei den jährlich untersuchten Düngeverordnung berücksichtigt regionale (Foto: Dr. F. Stein- Grundwassermessstellen im Hauptgrundwasser- hydrogeologische Eigenarten und Besonderhei- mann) leiter die ackerbaulich bewirtschafteten Flächen ten nicht – somit ist sie allein und von ihrer der- zeitigen Ausgestaltung und den Vorgaben her als nicht hinreichend für die Zielerreichung ein- zuschätzen.

Daher werden ergänzende, freiwillige Maßnah- men in SH, wie die landwirtschaftliche Gewässer- schutzberatung zur Umsetzung der WRRL in den Grundwasserkörpern mit einem schlechten che- mischen Zustand durchgeführt. Begleitend dazu werden auch spezifisch auf den Grundwasser- schutz ausgerichtete Agrar-Umwelt-Klima-Maß- nahmen angeboten. Dies sind Gewässerschutz- maßnahmen, wie die Winterbegrünung mit dem Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten (siehe Foto links) sowie die emissionsarme und gewässerschonende Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern mit bodennahen Ausbrin- gungstechniken.

38 2. Fließgewässer

Stickstoff- und Phosphorverbindungen gelangen über Abwasser, Bodenabschwemmungen, Grundwasser sowie landwirtschaftliche Dränagen in die Flüsse. Die Nährstoffkonzentrationen in den Fließgewässern werden seit langem mit standardisierten Methoden überwacht und be- wertet. In Schleswig-Holstein werden pro Jahr an ca. 200 Fließgewässermessstellen Nährstoffe untersucht, wobei an jeder Messstelle in der Regel monatlich Proben genommen werden1.

Zur Einordnung bzw. Bewertung der gemesse- nen Nährstoffkonzentration gemäß der WRRL und der Oberflächengewässerverordnung wer- den sogenannte Orientierungswerte herange- zogen. Die Orientierungswerte sind Schwellen- werte für die einzelnen physikalisch-chemischen

Parameter, die den Übergang vom „guten“ zum Ammonium-Stickstoff (NH4-N) entsteht, wenn Abbildung 29: „mäßigen“ ökologischen Zustand oder Potential organisches Material abgebaut wird. Ammonium LLUR-Mitarbeiter (für künstliche und erheblich veränderte Gewäs- steht in Abhängigkeit vom pH-Wert mit dem Peer Nadler schöpft eine Wasserprobe ser) verursachen können. Die Nichteinhaltung fischgiftigen Ammoniak im chemischen Gleich- in der Eider bei eines Orientierungswertes ist ein Hinweis auf gewicht. Bei steigenden Temperaturen und er- Flintbek zur chemi- eine spezifische Belastung, die in der Regel eine höhtem pH-Wert entsteht Ammoniak. Durch die schen Untersu- Etablierung des guten Zustands (oder Potentials) Oxidation von Ammonium-Stickstoff zu Nitrat chung. (Foto: der sogenannten biologischen Qualitätskompo- wird im Gewässer Sauerstoff verbraucht. Die D. Lukas) nenten, wie z. B. Fische und aquatische Wirbel- Orientierungswerte für Ammonium werden an lose, verhindert. knapp einem Drittel der Fließgewässerwasser- körper nicht eingehalten.

Phosphor in Form des Orthophosphats (o-PO4-P) ist ein wichtiger Pflanzennährstoff, der im Fließ- Die Monitoring-Ergebnisse verdeutlichen, dass gewässer das Pflanzenwachstum anregt. Ein zum Schutz zahlreicher Fließgewässer Maßnah- übermäßiges Pflanzenwachstum vermindert men zur Verringerung der Nährstoffbelastungen aber durch den vermehrten Anfall an Biomasse notwendig sind, um den guten ökologischen die Sauerstoffgehalte im Gewässer, so dass sich Zustand bzw. das gute ökologische Potential zu indirekt auch die Lebensbedingungen für wir- erreichen. bellose Tiere und Fische verschlechtern. Die Abbildung 30: Orientierungswerte für Orthophosphat-Phosphor Anteil der unter- werden an knapp 40 % der Wasserkörper nicht suchten eingehalten (Abbildung 30 und 31). Fließgewässer- Wasserkörper in SH mit eingehalte- Gesamt-Phosphor (Pges) umfasst organisch oder nem bzw. nicht anorganisch gebundene Phosphor-Verbindungen. eingehaltenem Beim Abbau von an organischem Material gebun- Orientierungswert denen Verbindungen oder durch Rücklösung für einzelne von an Sedimenten gebundenen Verbindungen Nährstoffe; NH4-N: können sie bioverfügbar werden und über das Ammonium- Stickstoff, Pges: Pflanzenwachstum auf die aquatischen Lebens- Gesamt-Phosphor, gemeinschaften wirken. Die Orientierungswerte o-PO4-P: für Gesamt-Phosphor (Pges) werden an 70 % der Orthophosphat. Fließgewässer-Wasserkörper nicht eingehalten.

1 Datengrundlage aller Auswertungen in diesem Artikel sind grundsätzlich die Messwerte im Zeitraum 2009 bis 2012 (für Grundwasser die des Zeitraums 2010 bis 2013).

39 3. Seen

Vielfältige Funktionen Seen sind wesentliche Elemente der schleswig- holsteinischen Landschaft und erfüllen wichtige Funktionen im Natur- und Wasserhaushalt. Als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzen- arten sind die Seen von großer ökologischer Bedeutung. Als Wasserspeicher halten sie das Niederschlagswasser in der Landschaft:

Gut die Hälfte der von Fließgewässern in Schleswig-Holstein jährlich abgeleiteten Nie- derschlagswassermengen wird in den Seen vorübergehend zurückgehalten. Die Verweil- dauer kann dabei zwischen drei Monaten und über zehn Jahren liegen.

Seen haben darüber hinaus auch eine wirtschaft- liche Bedeutung. Viele Seen sind für den Touris- mus interessant oder werden fischereilich genutzt.

Schlechter ökologischer Zustand der Seen in SH Die meisten natürlichen Seen in Schleswig-Hol- stein mit einer Fläche größer als 50 ha verfehlen Abbildung 31: Die Abwasserbehandlung erfolgt in Schleswig- den guten ökologischen Zustand gemäß der Messstellen in Holstein auf einem hohen technischen Niveau. WRRL. Wie in Abbildung 34 dargestellt, wird nur Schleswig-Holstein, Durch bereits durchgeführte Maßnahmen konn- ein See (Selenter See) mit „gut“ bewertet. Ein an denen der ten die Nährstoffeinträge aus diesen punktuellen Drittel der natürlichen Seen befindet sich in Orientierungswert für Orthophosphat Quellen deutlich verringert werden. Darüber einem mäßigen Zustand. Aufgrund von Eutro- eingehalten (grün) hinaus wird ermittelt, ob einzelne Kläranlagen phierungserscheinungen wurde fast die Hälfte bzw. überschritten nachweislich für bedeutsame Gewässerbelastun- der Seen mit „unbefriedigend“ bewertet, bei elf wurde (rot). gen verantwortlich sind. Sollte dies auf der Seen wurde ein schlechter Zustand festgestellt. Grundlage von Messergebnissen der Fall sein, werden Maßnahmen an den entsprechenden Ursache für die Verfehlung der Ziele der WRRL Kläranlagen initiiert. Zudem können die Nähr- ist größtenteils die Überversorgung der Seen stoffeinträge bei einer standort- und bedarfsge- mit Nährstoffen, insbesondere mit Phosphor. rechten Düngung der landwirtschaftlichen Die damit einhergehende Eutrophierung der Flächen deutlich reduziert werden. Die freiwillige Seen hat negative Auswirkungen auf die Ausprä- Anlage dauerhaft breiter Gewässerrandstreifen gung der seetypischen Lebensgemeinschaften, kann ebenfalls den Nährstoffeintrag in die Fließ- wie die im Wasser schwebenden Mikroalgen Abbildung 32: Bothkamper See gewässer weiter vermindern. (Phytoplankton), die Unterwasservegetation (Foto: Dr. M. (Makrophyten), die wirbellosen Tiere (Makrozoo- Bahnwart) benthos) und die Fische.

40 Die Hauptphosphorfracht gelangt über diffuse Pfade (Landwirtschaft, Wald, Niederschlag) in die Seen. 10 % der Phosphorfracht sind im Lan- desmittel bedingt durch Schmutzwassereinlei- tungen. Dennoch sind an einigen Seen Maßnah- men zur Optimierung der Kläranlagen sinnvoll und erforderlich. Das Regenwasser von besie- delten Flächen macht im Mittel ebenso ca. 10 % der Phosphor-Belastung aus.

Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustandes An einigen Seen werden Maßnahmen umge- setzt – so z. B. der Bau von Rückhaltebecken an Seezuläufen. Technische Maßnahmen in Seen können hingegen erst nach hinreichender Ver- ringerung der externen Nährstoffeinträge nach- haltig wirken und die Erholung des Sees be- Abbildung 33: schleunigen. Zur Untersuchung der Unterwasser- vegetation sind Da großflächige Extensivierungsmaßnahmen Taucher unerlässlich. wegen eines hohen Nutzungsdruckes oft nicht (Foto: Lanaplan) möglich sind, wird die landwirtschaftliche Ge- wässerschutzberatung zur Umsetzung der WRRL Abbildung 34: in Schleswig-Holstein seit dem Jahr 2011 auch Bewertung des öko- in Einzugsgebieten von ausgewählten Seen zur logischen Zustandes der natürlichen Verbesserung ihres ökologischen Zustandes schleswig-holsteini- erprobt. Mit einer intensiven landwirtschaftlichen schen Seen mit einer Beratung besteht die Chance, eine Reduzierung Seefläche größer als von Nährstoffausträgen zu erreichen. 0,5 km2 (50 ha).

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Optimie- 4. Küstengewässer rung bzw. Reduzierung der Phosphat-Düngung der Nord- und Ostsee und der Verringerung von Bodenerosion und oberflächlichen Abschwemmungen. Als Vorbe- Die schleswig-holsteinischen Küsten- und Mee- reitung für eine betriebliche Beratung ist im Rah- resgewässer bis zur 12-Seemeilen-Grenze wer- men einer Vorplanung das Seeeinzugsgebiet den jährlich durch ein umfangreiches chemisches hinsichtlich der Nutzung, der Nährstoffquellen und biologisches Monitoring überwacht. Im Jahr und möglicher Eintragspfade zu analysieren. Es 2014 wurden in der Nord- und Ostsee insgesamt sind die sensiblen Flächen zu ermitteln, die ein 625 Proben für gewässerchemische und 455 hohes Phosphoraustragspotential aufweisen. Proben für meeresbiologische Untersuchungen (Phytoplankton, Makrozoobenthos) entnommen. Das erste Pilotprojekt startete am Bordesholmer See mit einem knapp 14 km2 großen Einzugsge- Insbesondere in den Küstengewässern hat sich biet. Es hat sich dort gezeigt, dass das Engage- durch die Eutrophierung, d. h. die übermäßige ment zur Mitarbeit bei den Landwirten groß ist. Nährstoffzufuhr, die natürliche Besiedlung im Am Selenter See und dem Langsee bei Süder- Wasser (Mikroplankton) und am Meeresboden fahrenstedt hat die Beratungstätigkeit 2014 be- (Bodenpflanzen und Bodentiere) insgesamt so gonnen. verändert, dass der gute ökologische Zustand nach der WRRL derzeit noch nicht erreicht wird. Im Rahmen der Gewässerschutzberatung wurde Dies zeigt sich an unerwünschten biologischen in der Gebietskulisse der Grundwasserkörper Effekten wie Algenmassenentwicklungen, einem mit einem schlechten Zustand ab 2015 die Bera- veränderten Artenspektrum oder an saisonalen tungstätigkeit auf weitere ausgewählte Seenein- z. T. erheblichen Sauerstoffdefiziten am Meeres- zugsgebiete ausgedehnt. boden der Förden und Buchten.

41 Abbildung 35, 36: Der Kranzwasser- schöpfer mit der Mul- tiparametersonde ist auf der HAITHABU ein wesentliches Hilfs- mittel zur Wasserbe- probung in definier- ten Wassertiefen. (Fotos: Dr. J. Voß)

Um die Belastungen der Küstengewässer zu ver- Schlechter ökologischer Zustand der schleswig- mindern, müssen die Einträge der Nährstoffe holsteinischen Küstengewässer Stickstoff und Phosphor weiter deutlich reduziert Die Bewertung des ökologischen Zustandes der werden. Die anthropogenen Nährstoffeinträge schleswig-holsteinischen Küstengewässer-Was- in die Flüsse stammen überwiegend aus diffusen serkörper im Zeitraum von 2008 bis 2013 zeigt, Quellen. Die Belastung durch Punktquellen ist dass bisher keiner der insgesamt 37 Wasser- aufgrund der hohen Investitionen in die Abwas- körper das Ziel des guten ökologischen Zustands serbehandlung seit den 1980er Jahren sehr erreicht. Von den 13 Wasserkörpern der Nord- stark zurückgegangen. Daneben werden Nähr- see entfallen fast 70 % auf die Zustandsklasse stoffe auch über die Atmosphäre in die Meeres- „mäßig“ und jeweils rund 15 % auf die Klassen umwelt eingetragen; so beträgt der Anteil der „unbefriedigend“ und „schlecht“. Von den 24 atmosphärischen Stickstoffeinträge am Eintrag Wasserkörpern der Ostsee entfallen 50 % auf für die gesamte Ostsee ungefähr 25 %. die Klasse „mäßig“, 17 % sind „unbefriedigend“ und 33 % sogar „schlecht“ (Abbildung 38).

Abbildung 37: Ökologischer Zu- stand der Wasser- Zustandsklassen: körper in den gelb: „mäßig“ Küstengewässern orange: „unbefriedigend“ gemäß WRRL. rot: „schlecht“ (Daten 2008-13)

42 Tabelle 3: Nordsee FGE Eider davon: Eider davon: Treene FGE Elbe Kommunale Direktnieder- Mittlere Nährstoff- (EZG SH) Kläranlagen (2012) schlag einträge in die Stickstoff 7.250 3.810 1.345 12.100 230 3.290 Einzugsgebiete Phosphor 370 250 49 550 44 68 (EZG) der Nord- und Ostsee SH in Tonnen Ostsee FGE Schlei/ davon: Trave davon: Kommunale Direktnieder- pro Jahr; FGE: Trave Schwentine Kläranlagen (2012) schlag Flussgebietseinheit. Stickstoff 8.040 3.170 530 638 930 Phosphor 250 100 24 46 19

Diese Anforderungen können kurzfristig nicht erreicht werden. Daher wird als Handlungsziel für den nächsten Bewirtschaftungszeitraum der WRRL (2016 bis 2021) angestrebt, die Stickstoff- einträge um 10 bis 15 % zu verringern.

Regionale und nationale Ziele Die aus den meeresökologischen Anforderun- gen der Nord- und Ostsee abgeleiteten Ziel- Abbildung 38: Ökologischer Zustand der werte der Nährstoffkonzentrationen für den Wasserkörper in Nord- und Ostsee (Daten 2008-13) Übergangsbereich Fluss-Meer (limnisch-marin) wurden unter Beachtung der Stoffrückhaltung Es zeigt sich deutlich, dass vor allem in den in das Binnenland übertragen. Für Schleswig- Wasserkörpern des Wattenmeeres im Einfluss- Holstein bedeutet dies, dass nicht nur in diesem bereich von Flussmündungen und der inneren Übergangsbereich, sondern in allen Teileinzugs- Küstengewässer der Ostsee nach wie vor sehr gebieten, die in die Nordsee entwässern, eine hohe Nährstoffkonzentrationen festzustellen sind. mittlere jährliche Gesamtstickstoffkonzentration Diese Wasserkörper sind durch direkte und vor von 2,8 mg/l und in allen in die Ostsee entwäs- allem diffuse Nährstoffeinträge am stärksten sernden Teileinzugsgebieten eine Gesamtstick- betroffen. In der Tabelle 3 sind die Einträge aus stoffkonzentration von 2,6 mg/l eingehalten den verschiedenen Bereichen als mittlere Belas- werden muss, um die meeresökologischen Ziele tungen bzw. Einträge des Zeitraums von 2008 in den Küstengewässern der Nord- und Ostsee bis 2012 zusammengefasst dargestellt. zu erreichen.

Der für den guten Zustand in den Küstenge- Im Zusammenhang mit dem Abschnitt des Ost- wässern notwendige Reduzierungsumfang seeaktionsplans, der sich mit der Eutrophierung insbesondere für Stickstoff wird in der Nord- befasst, wurden erstmalig auf gemeinsamer see auf bis zu 30 % und in der Ostsee auf rd. regionaler Basis nationale Reduktionsziele für 50 % abgeschätzt. Nährstoffeinträge in die Ostsee entwickelt.

Abbildung 39: Arbeitsdeck der neuen „HAITHABU“ vor der Bodentier- Probennahme. (Foto: Dr. J. Voß)

43 Abbildung 40: Vielfältiger Lebens- raum Ostsee: Arten- reiche Rotalgenzone (Meerampfer, Schwämme, Hydroidpolypen) zwischen 7 und 12 m Wassertiefe in der Hohwachter Bucht. (Foto: U. Kunz)

2013 wurden wissenschaftlich überprüfte natio- Holstein über die Umsetzung der Düngever- nale Reduktionsziele im Rahmen einer Minister- ordnung hinaus die diffusen Nährstoffeinträge konferenz zum Schutz der Meeresumwelt im in die Gewässer durch eine landwirtschaftliche Ostseeraum angenommen. Gewässerschutz-Beratung und Agrar-Umwelt- Maßnahmen verringert werden, um so den Zu- Danach muss Deutschland bis zum Jahr 2021 stand von Grund- und Oberflächengewässern im Ostsee-Einzugsgebiet 7.663 Tonnen an zu verbessern. Stickstoffeinträgen und 170 Tonnen an Phos- phoreinträgen reduzieren (BLANO, 2014). Des Weiteren werden an Oberflächengewässern die Einrichtung von Uferrandstreifen (u. a. über Nur bei Einhaltung der nationalen Reduktions- die Allianz zwischen dem Bauernverband und ziele durch alle Ostseeanrainer und verursachen- dem Ministerium – MELUR) und eine Nutzungs- den Sektoren wie Seeschifffahrt und der Ober- extensivierung von Flächen, von denen beson- lieger, kann davon ausgegangen werden, dass ders hohe Nährstoffeinträge ausgehen können, die offenen Ostseegewässer den guten Zustand gefördert. hinsichtlich der Eutrophierung erreichen. Das erfordert eine gemeinsame koordinierte Vor- gehensweise. Literatur BLANO, 2014: Harmonisierte Hintergrund- und Zusammenfassung Orientierungswerte für Nährstoffe und Chlorophyll-a in den deutschen Küstengewässern der Ostsee sowie Zielfrachten und Zielkonzentrationen für die Einträge Alle Gewässer in Schleswig-Holstein sind durch über die Gewässer. Konzept zur Ableitung von Nähr- Nährstoffe beeinträchtigt: stoffreduktionszielen nach den Vorgaben der Wasser- • Grundwasser durch Stickstoff in Form von Nitrat, rahmenrichtlinie, der Meeresstrategie-Rahmenricht- • Fließgewässer durch Stickstoff und Phosphor, linie, der HELSINKI-Konvention und des „Göteborg- • Seen vor allem durch Phosphor sowie Protokolls“. Bericht der BLANO-Ad-hoc-Arbeitsgruppe Nährstoffreduktionsziele und Eutrophierung Ostsee. • Nord- und Ostsee durch Stickstoff und Hrsg.: Bund/Länder Ausschuss Nord- und Ostsee Phosphor. (BLANO), BMUB, Bonn – Zugang über www.meeres- schutz.info Wesentliche Ursache der Belastungen sind diffuse Einträge aus der landwirtschaftlichen Flächen- Weitere ausführliche Informationen zur Nährstoffsitua- tion der Gewässer Schleswig-Holsteins finden Sie in nutzung, die 70 % der Landesfläche einnimmt. unserer Broschüre „Nährstoffe in Gewässern Schleswig- Atmosphärische Einträge und Einträge aus Klär- Holsteins – Entwicklung und Bewirtschaftungsziele“ anlagen spielen für die meisten Gewässer eine (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche untergeordnete Rolle. Daher sollen in Schleswig- Räume, 2014). http://bit.ly/1NMxNF2 *

* http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/wafis/fliess/gewaessernaehrstoffe.pdf

44 Veröffentlichung der Abteilung Gewässer 2015

Neobiota in deutschen Küstengewässern Eingeschleppte und kryptogene Tier- und Pflanzenarten an der deutschen Nord- und Ostseeküste

In deutschen Küstengewässern lassen sich 108 „Wir glauben, dass die vorlie- Gruppen von Lebewesen der Tier- und Pflanzen- gende Zusammenstellung welt verzeichnen, die nicht-heimischen oder un- für das Management unserer klaren Ursprungs sind. Die Globalisierung führt Küsten und als Nachschlage- weltweit zu einem Ausbau von Transport- und werk für viele weitere Anwen- Handelswegen, die exotische Organismen in dungen einer breiten Fach- europäische Gewässer bringen. Diese Ausbrei- welt nützlich sein wird“, sagt tung hat Einfluss auf Ökosysteme und darin ab- Dr. Joachim Voß laufende Prozesse, die nicht nur das Ökosystem (Leiter des Dezernats Küsten- beeinflussen, sondern auch ökonomische und gewässer im LLUR). gesundheitliche Probleme verursachen können.

Die Studie untersucht den aktuellen Kenntnis- stand über Herkunft, Einschleppung und Auswir- kungen solcher nicht-heimischer Arten in deut- Die 214-seitige Broschüre schen Meeresgebieten – Datenstand ist Juli 2014. erhalten Sie kostenlos Sie basiert auf einer umfangreichen Recherche unter Tel. 0 43 47 / 704-230 internationaler Literatur und Quellen. Durch die im Rahmen eines Werkvertrages durch das Über Email: [email protected] Alfred-Wegener-Institut erstellte Arbeit konnte die derzeit umfassendste und aktuellste Zusam- und in unserem Bestellsystem unter www.llur.schleswig-holstein.de menstellung von Vorkommen und Ökologie hier kommen Sie zur pdf: http://bit.ly/1NdzcpG * nicht-heimischer Arten veröffentlicht werden.

Ein paar Kennzahlen Hätten Sie es gewußt?

Was hat eine Badewanne mit Grundwasserproben zu tun? Wenn's Anders als andere Wasserproben werden Grund- stinkt bei der wasserproben nicht geschöpft, sondern man muss Grundwasser- die in der Messstelle vorhandene Wassermenge probenahme! mindestens 2-5-mal herauspumpen, bevor man die Grundwasserprobe für die Laboruntersuchungen zieht. So haben wir im Jahr 2014 etwa 2.600 Badewannenfüllungen abgepumpt (also ca. 260.000 Liter Grundwasser). Beim Abpumpen von Grundwas- ser stinkt's manchmal nach faulen Seen Eiern – aber nicht etwa, weil der Im Jahr 2014 wurden an 20 Seen in 58 Probenahmetiefen an 7 Terminen Probenehmer ein Frühstücksei Proben genommen und hinsichtlich bis zu 40 biologischer und chemischer gegessen hat, sondern weil der Parameter untersucht. Insgesamt waren das 9.253 Analysen. Außerdem übel riechende Schwefelwasser- wurde an 25 Seen entlang 139 Transekten und 57 Probestellen die Unter- stoff im Grundwasser gelöst ist. wasservegetation kartiert. Es wurden 291 Artenfunde erbracht. Die größte Ein Gutes hat der Gestank jedoch, Tiefenausdehnung der Unterwasservegetation betrug 9,8 m. denn wenn das Grundwasser Fließgewässer wenig oder keinen Sauerstoff Im Jahr 2014 wurden an den Fließgewässern 630 Untersuchungen zur Bio- enthält, können auch die Nitrat logie (Fische, Wasserpflanzen, aquatische Wirbellose) durchgeführt sowie abbauenden Bakterien fleißig an 161 Messstellen 1.668 Proben zur Wasserchemie genommen, um die sein und dem Grundwasser das Gewässer nach den Vorgaben der EG Wasserrahmenrichtlinie zu bewerten. Nitrat entziehen.

* http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/wafis/kueste/neobiota.pdf

45 Reportage

Globale Umweltprobleme sichtbar machen – Angela Trumpf untersucht die Küstengewässer in Schleswig-Holstein

zu finden. Außerdem war unsere heutige Reise etwas Besonderes, da ich die Ehre hatte, an der Maxime Nauche letzten Tour der „alten“ HAITHABU teilzunehmen!

Um 8 Uhr sollte die HAITHABU von der Tirpitz- mole in Kiel abfahren. Der Ort liegt sehr abgele- gen und man konnte nur die Möwen hören und die ersten Sonnenstrahlen sehen. Angela war schon seit 7 Uhr an Bord. „Ich stehe gern früh auf und nehme mir die notwendige Zeit“, erzählt die technische Assistentin (TA). „Für eine solche Tour muss alles gut vorbereitet werden.“ Zum Beispiel eute habe ich Angela Trumpf getroffen. müssen die bauchigen Probe-Flaschen etikettiert HIhre Arbeit ist wichtig, da sie Proben in der Nord- und Ostsee nimmt. Das kann ein bisschen trocken klingen, aber Frau Trumpf ist das erste Glied einer langen, aber bedeutsamen Kette. Sie ist nämlich Teil eines Prozesses, dessen Ziel der Schutz der schleswig-holsteinischen Küsten- gewässer ist. Aber warum müssen diese ge- schützt werden? Wer oder was stellt eine Gefahr für sie dar? Und nicht zuletzt: was tut das LLUR, um unsere Küstengewässer zu schützen? Heute habe ich versucht, eine Antwort auf diese Fragen

46 werden, da jede Probe zu einer präzisen Flasche gehört. Aber was sind diese Proben genau? Es handelt sich um Proben für chemische und phy- sikalische Untersuchungen – z. B. Nährstoffe und Sauerstoff. Sedimente, Muscheln, Schadstoffe, Phyto- und Zooplankton werden auch beprobt und untersucht. Diese Woche wird die Ostsee- küste erkundet und drei Mal pro Jahr wird auch das Küstenwasser der Nordsee analysiert.

Die Fläschchen sind bereit und Angela weiß genau, welche Art Proben sie an jeder Station nehmen muss. Diese Stationen sind Positionen im Meer, wo die Proben regelmäßig genommen werden müssen. Heute wird z. B. die HAITHABU bis zur Station in der Neustädter Bucht fahren. Inzwischen muss Angela auch Proben in der Nähe von Heiligenhafen und um Fehmarn herum neh- Der Kranzwasser- men. Nachdem die Flaschen fertig vorbereitet schöpfer mit der Multiparametersonde sind und auch die Mannschaft sich bereit gemacht auf der HAITHABU hat, denke ich, dass es jetzt losgehen würde. Doch dient der Wasserbe- Angela, die vor ihrem Computer saß, gab ein probung in verschie- ängstliches „Oh nee…“ von sich. Die Software, die denen Wassertiefen. die Sonde kontrolliert, zeigte seltsame Daten an. Angela fürchtete also, dass die Sonde kaputt sei. Chemie kann vielleicht ein bisschen zu wissen- Das würde bedeuten, dass die ganze Tour abge- schaftlich scheinen – aber die Chemie im Dienst blasen werden müsste, weil es sich genau um der Umwelt betrifft jede und jeden von uns. die Sonde handelte, die ins Wasser gelassen Angela erklärt, dass es manchmal schwierig sei, werden sollte, um Wasserproben zu sammeln. allen klarzumachen, warum die Verschmutzung der Meere ein Problem darstellt. In manchen Also ging Angela kurzerhand raus auf das Deck, tiefen Teilen der Ostsee leben nämlich keine um zu sehen, was mit der Sonde nicht stimmte. Fische, keine Seesterne und keine Krabben mehr, Nach bangen Minuten der Untersuchung wurde weil diese Gebiete einfach viel zu sehr unter der die Diagnose gestellt. Es stellte sich heraus, dass Verschmutzung und der Sauerstoffarmut leiden. das Problem doch nicht so gravierend war, wie „Diese toten Gebiete sind etwas wirklich Proble- zuvor befürchtet. Der Fehler lag bei einem ver- matisches, aber sie sind nur ein Teil eines globa- schmutzten Sensor, der in seinem derzeitigen len Problems. Das muss die Öffentlichkeit ver- Zustand nicht funktionierte und lediglich gesäu- stehen.“, sagt sie ein bisschen besorgt. Nähr- bert werden musste. Jetzt konnten wir wirklich stoffe, die in der Landwirtschaft genutzt werden, aufbrechen.

Die HAITHABU brauchte eine Stunde bis zur ers- ten Station. So bot sich mir eine gute Gelegen- heit, um mit Angela zu sprechen. Sie hatte immer ein besonderes Interesse an Chemie und hat deshalb nach dem Abitur eine Ausbildung zur TA begonnen. Seitdem ist sie in dem Gebiet tätig: „Ich übe meinen Beruf sehr gerne aus, denn ich mag die Vielseitigkeit. Versuche wer- den in Absprache mit Wissenschaftlern geplant, durchgeführt und ausgewertet. Während ich viele Jahre in unterschiedlichen Laboren haupt- sächlich in der chemischen Analytik tätig war, bin ich jetzt sozusagen zum Anfang der Analyse – der Probenahme – zurückgekehrt.“

47 Als wir an der ersten Station ankommen, bemer- ke ich, dass das Wasser viel dunkler ist als zuvor. Das liegt daran, dass die Wassertiefe hier 20 Meter beträgt. Die Sonde wird mit den Wasser- schöpfern an einem Seil befestigt und ins Wasser gelassen. Schnell geht sie unter und verschwin- det in der Dunkelheit des Wassers. Nach ein paar Minuten wird das Seil wieder hochgezogen.

Als die Sonde mit den Wasserschöpfern die Was- seroberfläche durchbrach, waren sie mit Wasser gefüllt. Angela füllt das Wasser in die vorberei- teten Flaschen – jeweils für verschiedene Analy- sen. Zum Beispiel den Sauerstoff-, den Nährstoff- und den Mikroalgengehalt. Es ist wirklich beein- druckend, ihr dabei zuzugucken. Geschickt mischt sie die Proben mit verschiedenen Chemi- kommen leider doch teilweise kalien, woraufhin diese sich unterschiedlich ein- auch ins Meer. Diese Nährstoffe färben. Der Inhalt einer Flasche färbte sich braun: sind perfekt für die Vermehrung „Diese Karamellfarbe ist gut, sie deutet auf einen von Algen, die selbst – wenn sie guten Sauerstoffgehalt hin“, konstatiert sie, aber abgestorben sind – von Bakterien ihre Reaktion war nicht immer so positiv: „Tja, zersetzt werden. Diese Bakterien ein bisschen zu hell“, sagt sie über eine andere. verbrauchen viel Sauerstoff. Dieser Die Farben zeigen an, in welchem Maße Sauer- fehlt dann Bodentieren wie Muscheln stoff vorhanden ist. Ohne Angela und die HAIT- und Fischen, um hier zu leben und sich HABU wäre es nicht so leicht, einen Zugang zu oben: Dredge zu entwickeln. Diese Kettenreaktion ist nur ein den verschiedenen wichtigen Informationen mit Beifang vom Beispiel für die Meeresverschmutzung, für die zum Zustand der Meeresumwelt zu bekommen. 27. 10. 2014 wir verantwortlich sind. „Auch wenn die Kläran- Durch ihre Arbeit lassen sich böse Überraschun- lagen heute prima ausgebaut sind, können viele gen hoffentlich vermeiden. Die Sonde mit den Stoffe aus der Fläche nicht aus dem Wasser raus- Wasserschöpfern: geholt werden und gelangen so unaufbereitet das entnommene ins Meer. Das kann dann zum Tod von Fischen Meerwasser wird führen“, erzählt die technische Assistentin. „Wir z. B. auf den Sauer- stoff-, Nährstoff- leben in einer wunderschönen Region. Lassen und Mikroalgen- wir uns diese Chance nicht entgehen, sie zu er- gehalt untersucht. halten“, ergänzt Angela.

48 Nach einer letzten Probenahme in der Neustädter Bucht muss ich aussteigen und Angela mit ihrer Mannschaft verlassen. „Ich freue mich über die netten team- fähigen Kollegen und die frische Die an Bord genommenen Proben werden an Seeluft, denn ich arbeite sehr gerne das Landeslabor SH geschickt, um weiter analy- draußen. Die Mannschaft hat sich inzwi- siert zu werden. Sie sind ein wichtiger Anhalts- schen an die Anwesenheit einer Frau gewöhnt. Das Ostseewasser punkt für Politiker, falls nötig, weitere Schutzmaß- Frauen auf See bringen bekanntlich Unglück!“, in dieser Flasche nahmen zu treffen. „Aber es ist Politik“, ergänzt sagt sie zum Abschied augenzwinkernd. färbte sich mit der Angela, „ich kann bloß ‚Achtung‘ sagen, aber Lugol´schen Lösung nicht mehr.“ Nach weiteren Probenahmen um Die HAITHABU wird noch drei Tage reisen. Dann braun – damit wer- Fehmarn herum fahren wir in Richtung Neustadt. wird es für das Schiff an der Zeit sein, sich nach den die Mikroalgen fixiert. Wir hatten also noch etwa zwei Stunden für wei- 32 Jahren aus der Seefahrt zurückzuziehen. An- tere Gespräche. „Ich finde, dass der politische gela zieht Bilanz: „Ich verlasse die alte HAITHABU Prozess, um konkrete Entscheidungen zu treffen, ein wenig wehmütig. In 18 Monaten haben wir immer sehr lang ist. Man muss also etwas auf uns aneinander gewöhnt: die Abmessungen, das unserer Ebene machen. Ich bin gerne im Umwelt- Fahrverhalten eines Katamarans bei unterschied- bereich tätig. Ergibt die Auswertung z. B. der lichem Wetter und vieles mehr. Anderseits bin Sauerstoffwerte einen Anstieg im Vergleich zum ich schon sehr gespannt auf das neue Schiff.“ Vorjahr, der hoffen lässt, dass in abgestorbenen Bereichen wieder Leben möglich ist, freut mich Hoffentlich wird die Stimmung an Bord der neuen das persönlich.“ Vor ein paar Jahren waren z. B. HAITHABU genauso gut wie auf der alten sein! alle Lebenszeichen in den Tiefen der Flensbur- ger Förde verschwunden. Man kann jedoch heut- zutage feststellen, dass manche Krabben und Seesterne dort wiedergekommen sind.

Das ist ermutigend! Auch wenn der politische Prozess immer lang ist, gibt es im Bereich der Politik manche Kooperationen mit anderen Staa- ten, da der Schutz von Nord- und Ostsee nicht nur Schleswig-Holstein betrifft. „Wir arbeiten viel mit den Dänen zusammen“, erzählt Angela. Im Rahmen der ostseeweiten Kooperation gibt es auch die Helsinki-Kommission, die alle Ostsee- anlieger, darunter auch Russland, zusammen- bringt, um gemeinsame Schutzmaßnahmen zu treffen.

49 Reportage Die Taufe der neuen HAITHABU

Husum, den 16. Juni 2014

ach 32 Jahren treuen Dienstes hat die HAIT- Dr. Joachim Voß, der Dezernatsleiter für Küsten- NHABU vergangene Woche ihre letzte Fahrt gewässer im LLUR, arbeitet schon sehr lange im Maxime Nauche beendet. Es war höchste Zeit, dass die neue Amt und kümmert sich um das Monitoring und HAITHABU ihre Nachfolge antrat, weswegen sie die Überwachung der Küstengewässer in Nord- heute in Husum von Anke Spoorendonk, Minis- und Ostsee. Der ausgebildete Meeresbiologe terin für Justiz, Kultur und Europa, im Beisein von fühlt sich mit der neuen HAITHABU besonderes Umweltminister Dr. Robert Habeck, mit der verbunden, da er an der Arbeitsgruppe beteiligt traditionell am Rumpf zerschlagenen Sektflasche war, die den Neubau begleitet hat: getauft wurde. Dieses ganz spezielle Ereignis „Mit meinen Kollegen haben wir darüber nach- war für mich natürlich eine gute Gelegenheit ein gedacht, wie die fachliche Ausrichtung und die paar Meinungen zu erfahren. Ausstattung des Schiffes sein sollte, und welche Geräte eingebaut werden müssen. Ich habe auch meine Beziehung zum Geomar, das marine Forschungsinstitut in Kiel, genutzt und habe da einen Kollegen einbezogen, um einige Aspekte gemeinsam zu erörtern. Was muss man beach- Die HAITHABU ten, wenn man ein neues Schiff baut? Er hat sich gerade frisch getauft von Anke Spooren- die Neubauplanung angeguckt und hat mir eine donk, Ministerin für ganze Menge Informationen gegeben, was auf Justiz, Kultur und der HAITHABU gemacht werden sollte.“ Europa.

50 Die Größe ist nicht der einzige Unterschied zur alten HAITHABU. Es wurden außerdem einige Sicherheitsvorkehrungen verbessert. Zum Beispiel wird der Kranzwasserschöpfer nicht mehr mit einem Kran ausgesetzt, sondern mit einem Schie- bebalken, was weniger gefährlich ist. Außerdem wurden zwei Side-Scan-Sonar Geräte fest ange- baut, so dass die Sedimenterkennung und die hydromorphologischen Messungen besser durch- geführt werden können. Das Schiff ist also tech- nologisch moderner, sicherer und komfortabler.

Die neue HAITHABU wird im Unterschied zur alten nur in der Ostsee fahren. Für die Untersu- Auf der Brücke der HAITHABU: Umweltminister Dr. Robert Habeck, rechts chungen in der Nordsee wird ein anderes Schiff daneben Anke Spoorendonk, Ministerin für Justiz, Kultur und Europa. vom LKN (Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz) eingesetzt, das etwa zehn Wochen pro Jahr hier fahren wird.

Dirk van Riesen, Leiter der Abteilung Gewässer im LLUR, hat in den letzten Monaten die Arbeits- gruppe geleitet, die sich mit der Ersatzbeschaf- Die HAITHABU wurde von der SET fung der HAITHABU beschäftigt hat. Schiffbauentwick- lungsgesellschaft Nach den Worten von Tangermünde mbH Herrn van Riesen ist gebaut. die Nutzung durch das LLUR der „Haupt- Zur pdf des Flyers: http://bit.ly/1O6LWgT oder einsatzzweck des www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/flyer/flyer_haithabu.pdf Schiffes“. Die neue HAITHABU wird vom LKN bereedert und ist auch dafür vorge- sehen, dass sie Ölbekämpfungen durchführen kann. Das Schiff kann das Öl-Wassergemisch aufnehmen, da es ein entsprechendes Auffangsystem und Verschlussmöglichkeiten hat. Außerdem wird es noch für die Munitionsräumung eingesetzt. Es gibt immer noch sehr viel Munition, Minen, Bom- ben und Torpedos aus den zwei Weltkriegen im Wasser. Dies wird vom Innenministerium und vom Munitionsräumdienst des Landes untersucht und dafür wird die HAITHABU eine Plattform darstellen.

51 5 | Naturschutz und Forst

„Natur ist unser Auftrag.“ Thomas Wälter, Abteilungsleiter

Kurzüberblick Abteilung Naturschutz und Forst

Dezernat 50 „Gebietsschutz, PG Natura 2000“ Bilanz 2014/15 des Dezernates 50 Im Rahmen der Projektgruppe Natura 2000 wur- 34 Managementpläne erarbeitet – vier Natur- den in 2014 20 von landesweit insgesamt 34 schutzgebiete (NSGs) ausgewiesen, eines ver- Managementplänen und in 2015 14 Manage- größert – 3,2 % der Landesfläche sind NSGs – mentpläne fertiggestellt. Ferner wurden die Weitere ehrenamtliche Betreuer in jetzt über Naturschutzgebiete (NSG) „Nördliche Seeniede- 200 Schutzgebieten – zudem 26 Gebiete neu mit rung Fehmarn“ mit einer Fläche von 751 ha und dem Besucherinformationssystem ausgestattet. „Obere Treenelandschaft“ mit einer Fläche von 1.674 ha sowie „Sielbektal, Kreuzkamper Seen- landschaft und umliegende Wälder“ mit 209 ha gibt es damit für über 200 Naturschutz- bzw. Natura 2000-Gebiete vor Ort Ansprechpersonen. Dezernatsleiter Dr. Thomas Holzhüter mit Stellvertreterin- Dezernat 51 „Biodiversität“ nen Edelgard Heim Neben der Koordinierung und Veröffentlichung (li, PG Natura 2000) von Arten-Monitoring und Roten Listen wurde und Ines Winkel- im Aufgabenkomplex „Bereitstellung landschafts- mann (Gebiets- und artbezogener Daten“ in 2014 eine Biotop- schutz) kartierung mit der Erfassung des Wertgrünlandes – beides landesweit – auf den Weg gebracht (vgl. Beitrag Lütt in diesem Heft auf Seite 56). Diese wird bis 2019 durch Geländeerhebungen sowie noch im Dezember 2015 das NSG „Höft- land Bockholmwik und angrenzende Steilküsten“ mit einer Gesamtfläche von 381 ha ausgewiesen. Das bestehende Naturschutzgebiet „Kleiner Bin- nensee und angrenzende Salzwiesen“ wurde von 105 auf 255 ha vergrößert. Damit ist die Zahl der NSGs auf 196 Gebiete und der Anteil auf 3,2 % der Landesfläche angestiegen. Im Berichtszeit- raum wurden für insgesamt sechs neue Verträge zur Ehrenamtlichen Schutzgebietsbetreuung nach § 20 LNatSchG erstmals abgeschlossen oder Dezernatsleiterin Dr. Silke Lütt (links) und Stellvertrete- die betreuten Flächen vergrößert. Landesweit rin Carolin Dierkes

52 zu gesetzlich geschützten Biotopen und FFH – fende AG mit Mitgliedern aus den Abteilungen Lebensraumtypen ergänzt und deckt das FFH – Naturschutz, Gewässer und Geologie/Boden Monitoring mit ab. fachlich wesentlich vorbereitet.

Weitere Schwerpunkte der Dezernatsarbeit lagen Im Rahmen von Genehmigungsverfahren zu in der artenschutzfachlichen und -rechtlichen Windkraftanlagen wurden in Zusammenarbeit Begleitung sämtlicher Infrastruktur- und Wind- mit dem Dezernat 51 Stellungnahmen erstellt kraftvorhaben sowie in der Erstellung und Ko- und Beratungen durchgeführt. Darüber hinaus ordinierung von Fachkonzepten zu diversen Ein- wurden zahlreiche Beiträge/Stellungnahmen zu zelthemen (u. a. Schafsbeweidung und Arten- Leitungsplanungen, zur Fehmarn-Belt-Querung hilfsprogramm). inklusive Hinterlandanbindung sowie aus dem Bereich Straßenbau und Küstenschutz erstellt. Seit Mai 2015 wurden dem LLUR überdies neue Außerdem gab es zum Thema Jakobs-Kreuz- Aufgaben im Wolfsmanagement übertragen kraut intensive Beratungen und eine fachliche (siehe Interview mit Yvette Krummheuer auf Begleitung. Seite 64). Zu verschiedenen Themen (u. a. Arten- schutz bei Eingriffen, Wiederansiedlung von FFH-Pflanzenarten, Knick- und Moorschutz, Bio- Dezernat 53 „Umsetzungsorientierter topkartierung) wurden Fortbildungsveranstal- Naturschutz“ tungen für diverse Fachkreise durchgeführt. Meilenstein 2014 – die Fertigstellung der Wichtige Veröffentlichungen waren 2014 die „Meta Norgaardts Brüch“ auf der Geltinger Birk Rote Liste Säugetiere und 2015 eine Fachbro- Als eine der letzten Maßnahmen im Rahmen der schüre zu Mooren in Schleswig-Holstein, zzgl. kontrollierten Vernässung der Geltinger Birk einer 16-teiligen Moorserie im Bauernblatt. Im wurde durch die Integrierte Station nun auch Rahmen der bereits seit 2013 laufenden Serie die Fußwegebrücke zwischen der Insel Beveroe im Wochenend-Journal des sh:z-Verlages und dem Festland fertiggestellt. Die etwa 10 m „Tiercourier“ wurden auch 2014 und 2015 zahl- überspannende Brücke ist Teil des Rundwander- reiche seltene oder auch ganz gewöhnliche weges mit dem Namen „Konik“ und bietet den Arten vorgestellt. Eine genauere Vorstellung jährlich etwa 100.000 Besuchern der Birk nun der Veröffentlichungen finden Sie auf Seite 55. wieder die Möglichkeit, diesen Weg in seiner vol- len Länge zu begehen. Die Brücke verfügt über Seitenwände und eine Bedachung und stellt daher auch einen effektiven Witterungsschutz für die Spaziergänger dar. Darüber hinaus sind über seitliche Sichtfenster hervorra- gende Möglichkeiten zur Beobachtung der Vögel auf den Brutinseln gegeben.

Dezernatsleiter Jürgen Gemperlein und Stellvertrete- rin Silvia Salomon

Dezernat 52 „Landschaftsentwicklung, Landschaftsplanung und Eingriffe“ 2014 begann die Aufstellung der Regionalteile zum Landschaftsprogramm (Federführung MELUR, Referat 53). Mehrere Themen (z. B. His- torische Kulturlandschaften, Strukturreichtum) wurden und werden dabei grundlegend neu bearbeitet. In dem Zusammenhang wurde auch das Thema Klimaschutz/Klimafolgenanpassung Abbildung 41: Die neue Brücke ist Teil eines Wanderweges und durch eine dezernats- und abteilungsübergrei- bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten. (Foto: B. Nitsch)

53 durchgeführten Biotopmaßnahmen und Flurbe- reinigungsverfahren im Kreisgebiet bringt auch er fundierte Voraussetzungen für die Naturschutz- arbeit zwischen Lübeck und Lauenburg mit. Die praktischen Maßnahmen im Naturschutz an der Station werden zukünftig durch Malte Göpel Dezernatsleiter Jens Basfeld (re) umgesetzt. Im Januar 2016 wechselt er nach 10 und Vertreter Jahren aus der Integrierten Station Unterelbe in Michael Liedloff Haseldorf nach Mölln. Neben seiner Erfahrung bringt er viel Leidenschaft und Energie für die Meilenstein 2015 – Die Integrierte Station Umsetzung von neuen Naturschutzmaßnahmen Lauenburgische Landschaften wird personell im Südosten von Schleswig-Holstein mit. verstärkt Seit 2013 besteht im Kreis die Integrierte Station Lauenburgische Land- schaften am Standort Mölln. Beate Lezius hat mit viel Energie den konzeptionellen Aufbau erarbei- tet und die Netzwerkarbeit für die vierte landes- eigene Naturschutzstation geschaffen. 12 Jahre Einsatz und Erfahrungen in der Integrierten Station Eider-Treene-Sorge und Westküste in Bergenhusen waren dafür eine gute Grundlage. Dezernatsleiter Kornelius Kremkau (Mitte), Kathleen So konnten bereits in den letzten 2 Jahren zahl- Langner (Vertreterin für den Bereich Landschaftsinfor- reiche Projekte mit vielen Partnern für den Natur- mation) und Karl-Heinz Kölking (Vertreter für die Untere Forstbehörde) schutz initiiert und umgesetzt werden.

Kurz vor Drucklegung im Dezember 2015 ist Dezernat 54 „Untere Forstbehörde, Beate Lezius bei einem tragischen Verkehrs- Landschaftsinformation“ unfall ums Leben gekommen. Wir alle, die wir Kernaufgabe der Unteren Forstbehörde mit ihren sie gekannt und so geschätzt haben, sind un- fünf Standorten in Flintbek, Flensburg, Neumün- glaublich traurig und bestürzt darüber. ster, Eutin und Mölln ist der Vollzug des Landes- waldgesetzes. In diesem Rahmen wurden im Beate Lezius und Jahr 2014 u. a. Waldumwandlungsverfahren auf Peter Petersen rd. 32 Hektar Fläche mit rd. 73 Hektar Ersatzauf- forstungen durchgeführt (= durchschnittlicher Ausgleichsmaßstab 1:2,3), sowie Erstaufforstun- gen im Umfang von rd. 102 Hektar genehmigt. Der Waldflächenzuwachs in Schleswig-Holstein im letzten Jahr betrug somit rd. 143 Hektar. Ein weiterer besonderer Schwerpunkt waren umfang- reiche Wiederaufforstungsverfahren im nördli- chen Landesteil nach den schweren Stürmen Malte Göpel Ende 2013 (siehe Artikel Seite 62).

Schwerpunkte im Bereich Landschaftsinforma- tion (Kartographie, GIS, Datenmanagement) waren die intensive technische Vorbereitung, Begleitung und Umsetzung der landesweiten Biotopkartierung sowie der Fortschreibung der regionalen Landschaftsprogramme (früher: Land- schaftsrahmenpläne). Für die laufenden Schutz- gebietsverfahren und für die Natura 2000-Ma- Seit Oktober 2015 wird die Station durch Peter nagementplanung wurden zahlreiche Karten Petersen aus der LLUR-Außenstelle Lübeck ver- erstellt. Außerdem wurden 2014 und 2015 ins- stärkt. Durch die von ihm in der Vergangenheit gesamt fast 800 Datenanfragen bearbeitet.

54 Veröffentlichungen der Abteilung Naturschutz und Forst 2014/15

Moorbroschüre Trotz vielfältiger Erfahrungen im Moorschutz gab es bisher keine umfassende Darstellung der Situ- ation in Schleswig-Holstein. Die Broschüre „Moore in Schleswig- Holstein“ gibt einen Überblick über die Bedeutung der Moore für Boden-, Natur-, Gewässer- und Klimaschutz – aber auch für Landwirtschaft und Archäo- logie. Es werden beispielhaft Saatgrußkarten Projekte und geeignete Maß- Zum wiederholten Male hat nahmen zum Schutz der Moore dargestellt, sich das LLUR einer ausgewähl- aber auch auf Probleme hingewiesen. Hier ten Pflanzenart angenommen. finden Sie die Broschüre als pdf: Im Jahr 2014 war es die Hohe http://bit.ly/1N5lsgS ** Schlüsselblume (Primula elatior), in 2015 der Gewöhnliche Teufelsabbiss (Succisa Alle Veröffentlichungen erhalten sie pratensis). Beide gehören in Schleswig-Holstein unter Tel. 0 43 47 / 704-230 zu den stark gefährdeten Arten. Saatgrußkarten über Email [email protected] geben jedem interessierten Bürger die Möglich- und in unserem Bestellsystem unter keit, diesen bedrohten Pflanzen einen Platz im www.llur.schleswig-holstein.de bei „Service“ heimischen Garten zu geben und damit einen Beitrag zum Pflanzenartenschutz zu leisten. Noch sind einige Saatgrußkarten im LLUR erhältlich!

Rote Liste Säugetiere Dreizehn Jahre nach der 3. Fassung er- schien 2014 die 4. Fassung der Roten Liste der Säugetiere Schleswig-Holstein. Gegenüber der Ro- ten Liste von 2001 ist die neue Rote Liste um weitere Tiercourier Arten bereinigt Seit 2013 erscheinen im Wochen- worden. Einige Arten wurde nicht mehr end-Journal des sh:z-Verlages vierzehntägig aufgeführt, andere dafür neu hinzugenommen, bzw. monatlich Beiträge zu seltenen oder auch z. B. der Biber. Hier finden Sie die Rote Liste ganz gewöhnlichen Tierarten. 2014 wurden 25 Säugetiere SH 2014 als pdf: veröffentlicht und 2015 waren es 16. Die zusam- http://bit.ly/208zGmq * mengefassten Beiträge aller drei Jahre finden Sie im Landesportal unter http://bit.ly/1Qup8vk ***

* www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/saeuger/rl_saeugetiere_2014.pdf ** www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/moore/moorbroschuere.pdf *** www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/A/artenschutz/Downloads/tiercourier.html 55 Wertgrünland: 2014 begann Phase 1 der landesweiten Biotopkartierung

Das LLUR führte im Jahr 2014 eine Kartierung Wertgrünland – Sammelbegriff für ✒ Dr. Silke Lütt des Wertgrünlandes in Schleswig-Holstein durch. verschiedene Biotoptypen Diese Kartierung ist die Phase 1 einer neuen Zur Aufnahme der Kartierarbeiten wurde die landesweiten Biotopkartierung, die kreisweise Standardliste der Biotoptypen überarbeitet. Das in den Jahren 2015 bis 2019 fortgesetzt wird. Wertgrünland wurde auf einer Prüfkulisse von über 73.000 ha erfasst. Diese „Fläche potentiel- len Wertgrünlandes“ ist auf der Basis von Luft- bildinterpretationen und unter Auswertung digi- taler Karten und Informationen erstellt worden. Aufgenommen wurde das für die Artenvielfalt und spezielle Lebensgemeinschaften wertvolle Grünland. Dazu gehören die gesetzlich geschütz- ten Biotope und Lebensraumtypen (LRT) des Grünlandes gemäß der FFH-Richtlinie1 sowie das im Entwurf einer Erweiterung der Biotopverord- nung aufgeführte arten- und strukturreiche Dau- ergrünland. Ergänzend wurden auch Quellen, Sümpfe und Binnendünen aufgenommen.

Wertgrünland Grünland mit einer hohen Artenvielfalt und speziellen Lebensgemeinschaften. Hierzu gehören gesetzlich geschützte Biotope, FFH- Lebensraumtypen des Grünlandes sowie arten- und strukturreiches Dauergrünland.

Wandel der Artenvielfalt in SH Flächenverluste und Nutzungsintensivierung führ- Abbildung 42: Arten- und strukturreiches Dauergrünland (Biotoptyp GMm – artenreiches mesophiles Grünland) auf Sylt. ten in den letzten Jahrzehnten zu einem Wan- (wenn nicht anders angegeben: alle Fotos in diesem Artikel von der Autorin) del der Artenvielfalt im schleswig-holsteinischen Grünland, der inzwischen auch ehemals häufige Arten wie Kuckucks-Lichtnelke oder Wiesen- Beispiele wertgebender Arten: schaumkraut betrifft. Während bis Ende der 1990er-Jahre die Nutzungsintensivierung maß- geblich für den Rückgang des Wertgrünlandes verantwortlich war (v. a. Umwandlung in Silage- grünland), ist in den letzten zehn Jahren insbe- sondere auf mittleren ackerfähigen Standorten der Umbruch mit nachfolgender Ackernutzung wichtigste Ursache für den Schwund des arten- und strukturreichen Dauergrünlandes. Neben Westniedersachsen und dem Süden Bayerns Großer Klappertopf Margeriten sind in Schleswig-Holstein seit 1999 bundesweit die größten Grünlandverluste zu verzeichnen.

1 FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen – „Fauna – Flora – Habitat-Richtlinie“.

56 Standardliste der Biotoptypen ergab sich in Schleswig-Holstein in diesem Zeit- Die Standardliste stellt alle differenzierten Bio- raum eine drastische Abnahme des Anteils des toptypen in systematischer Reihenfolge zu- artenreichen Grünlandes um 66,7 %, aber auch sammen und macht Angaben zu den wesentli- in der Wertstufe III (mäßig hoher Naturwert, chen Merkmalen, dem Schutzstatus, der mäßig artenreich) eine sehr deutliche Abnahme Zuordnung zu FFH-LRT und zum Biotoptypen- um 26,7 %. code des Orientierungsrahmens. Sie kann zusammen mit der Kartieranleitung herunter- Stichprobenartige landesweite Kartierungen des geladen werden unter http://bit.ly/1P7JgRa * Wertgrünlandes im Jahr 2012 bescheinigten eine geringe Gesamtfläche und insgesamt eine Drastische Abnahme des artenreichen geringe Artenvielfalt der Vegetationstypen, was Grünlandes in SH auf den nassen Standorten insbesondere auf Auch die Ergebnisse des Berichtes aus dem Jahr Nutzungsaufgabe zurückzuführen ist. Das Wert- 2014 zum High Nature Value Farmland-Indikator grünland ist in Schleswig-Holstein bislang nur zeigen, dass Qualität und Quantität des arten- zum Teil gesetzlich geschützt. Schutzdefizite be- reichen Grünlandes in Schleswig-Holstein im stehen insbesondere beim artenreichen minera- Vergleich zum Bundesdurchschnitt zuletzt beson- lischen Dauergrünland und beim Feuchtgrün- ders drastisch gesunken sind. Nach den Ergeb- land. Die nun zur Auswertung bereitstehende nissen der Zweiterhebung, die im Jahr 2013 Kartierung schafft eine belastbare Grundlage für abgeschlossen wurde, liegen die Flächenver- zukünftige Planungen und Schutzüberlegungen. luste beim Grünland mit hohem Naturwert auf den statistisch repräsentativen Probeflächen im High Nature Value (HNV-) Farmland Indikator Bundesdurchschnitt bei 7,1 % (Jahre 2009 bis Indikator für Landwirtschaftsflächen mit hohem 2013), in Schleswig-Holstein aber bei 12,1 % Naturwert in Deutschland. Beispiele sind arten- (Jahre 2010 bis 2013). Insbesondere für die Wert- reiches Magergrünland, extensiv bewirtschaf- stufe I (äußerst hoher Naturwert, sehr artenreich) tete Äcker oder Weinberge sowie Brachen.

Beispiele wertgebender Arten:

Wiesen-Schaumkraut Kuckucks-Lichtnelke

Rotklee – zudem Rundblättrige Glockenblume und Johanniskraut (gelb), (Foto: C. Düwel) Abbildung 43: Artenreiches Feuchtgrünland (Biotoptyp GFr), Bestandteil des schützenswerten arten- und strukturreichen Dauergrünlandes, am Hessenstein (Foto: B. Lezius)

* www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/B/biotope/Downloads/kartierschluessel.pdf?__blob=publicationFile&v=2

57 „Ich seh‘ etwas, das Du nicht siehst“ – die Welt hinter den Linien, Punkten und Flächen

Tabellen, Texte und Fotos bestimmen den Ar- ✒ Kathleen Langner beitsalltag und mittlerweile sind auch Informati- onen aus Geografischen Informationssystemen (GIS) nicht mehr wegzudenken. Das sehr spezi- elle Aufgabenfeld GIS wird schwerpunktmäßig innerhalb der Abteilung Naturschutz im Bereich Landschaftsinformation bearbeitet. Im Folgenden möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick darüber geben, welche Fragestellungen hier behandelt Abbildung 44: werden. Ausschnitt aus der Deutschen Grund- Geografische Informationssysteme: karte 1:25.000 als Beispiel für Was ist denn das? Geobasisdaten. Geografische Informationssysteme werden zur Erfassung, Bearbeitung, Organisation, Analyse In der täglichen Facharbeit im Bereich Naturschutz und Präsentation von digitalen Daten genutzt, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten die einen räumlichen Bezug haben (sogenannte unzählige Informationen angesammelt. Darunter Geodaten). Damit erweitern Geografische Infor- finden sich beispielsweise Daten über das Vor- mationssysteme die Nutzungsfähigkeit klassi- kommen von Arten, den Zustand und die Schutz- scher Landkarten. bedürftigkeit von Lebensräumen, die Entwick- lung und den Gefährdungsgrad einzelner Spe- Eine wesentliche Arbeitsgrundlage im Umgang zies oder die Zusammenhänge zwischen all dem. mit GIS stellen die Geobasisdaten (siehe Abbil- dung 44) dar. Dazu gehören zum Beispiel ver- Während es sich früher um vorwiegend analoge schiedene digitale Kartenwerke und Katasterda- Unterlagen (Bücher, Aufsätze, Fotos oder hand- ten der Landesvermessung, die einen bestimm- gezeichnete Karten) handelte, stehen heute die ten Raumbezug herstellen. digitalen Daten im Fokus. Datenbanken, digitale

Abbildung 45: Fachinformationen beschreiben Objekte in der Landschaft, hier z. B. ein Knick. (Foto: H.-J. Augst)

58 Von diesen Geobasisdaten ausgehend werden raumbezogene Geofachdaten erstellt, also Geodaten, die bezogen auf einen bestimmten Raum fachliche Informationen darstellen. Diese Informationen lassen sich durch verschiedene geometrische Formen (Geometrien) abbilden. So wird beispielsweise für die Darstellung einer bestimmten Art in der Regel ein Punktsymbol ge- wählt, während ein Lebensraum als Fläche dar- Abbildung 46: Sachinformationen in einer GIS-Karte gestellt wird. Linien symbolisieren häufig linien- vor dem Hintergrund von Geobasisdaten. hafte Elemente (z. B. Knicks oder Alleen) oder virtuelle Achsen (z. B. Verbindungen zwischen Lebensräumen).

An die erzeugten Geometrien können innerhalb des GIS auch noch weitergehende sachliche Informationen angefügt werden (z. B. die Zuord- nung einer Vogelart zu einem Punkt, siehe Abbil- dungen 46 und 47). Somit liegen räumliche Infor- mationen ganz nah bei inhaltlichen Aussagen.

Diese Informationen können relativ einfach aus- gewertet werden. So ließen sich etwa alle Punk- te, die zu einer bestimmten Vogelart gehören, auswählen und entsprechend in der Karte an- zeigen, wie das nachfolgende Beispiel (Abbil- dung 48) zeigt. Abbildung 47: Informationen (sogenannte Attribute) zu einem Punkt (einem Ort) in der Karte.

Abbildung 48: Auswertung einer Sachinformation („Vorkommen des Weißstorches“) aus dem Datenbe- stand der Brutvogelverbreitung.

59 Abbildung 49: Auswertung des Vorkommens bestimmter Brutvögel im Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte Lebrader Teich“.

• Eisvogel • Kranich (Foto: H. Boedler) (Foto: J. Arp)

• Sturmmöwe • Rohrdommel • Rohrweihe • Tüpfelsumpfhuhn (Foto: H.-J. Augst) (Foto: K. Plaumann) (Foto: R. Stecher) (Foto: M. Szczepanek, Wikipedia)

Neben der Auswertung innerhalb einer Daten- Metadaten: Daten über die Daten kategorie werden sehr oft die Beziehungen zwi- Ein weiterer wesentlicher Bestandteil von Geo- schen unterschiedlichen Daten betrachtet. Eine daten sind die dazugehörigen Metadaten – die Fragestellung könnte zum Beispiel lauten: „Daten über die Daten“. Sie enthalten alle wich- Welche Brutvögel kommen im Naturschutzge- tigen Informationen, die für eine (Weiter-)Nutzung biet „Vogelfreistätte Lebrader Teich“ vor? Das von Geodaten notwendig sind: wann wurden Ergebnis kann in Form einer Tabelle oder einer die Daten von wem und wie erzeugt, in welchem Karte (siehe Abbildung 49) dargestellt werden. Koordinatensystem sind sie verortet, aber auch: welchen fachlichen Hintergrund haben sie?

60 Diese Informationen spielen insbesondere dann eine große Rolle, wenn die Daten weitergenutzt bzw. in Bezug zu anderen Informationen gesetzt werden sollen. Auf die Pflege dieser Daten wird daher ein besonderes Augenmerk gelegt.

Erstellung von Karten: das geht analog und digital! Der Arbeitsbereich Landschaftsinformation be- fasst sich schwerpunktmäßig mit der Erstellung von Karten in digitaler und analoger Form. Hier- bei spielen insbesondere Abgrenzungs- und Übersichtskarten zu Naturschutzgebieten (siehe Abbildung 50), die wesentlicher Bestandteil der Schutzgebietsverordnung sind, eine große Rolle. Abbildung 50: Abgrenzungskarte eines Naturschutz- Daneben werden außerdem in großem Umfang gebietes als Anlage zur Landesverordnung. Karten für die Managementplanung für Natura- 2000-Gebiete1 (siehe Abbildung 51) erstellt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Arbeits- bereich Landschaftsinformation verstehen sich in erster Linie als Dienstleister für die Abteilung Naturschutz. In diesem Sinne gehört es auch zu ihren Aufgaben, die Geofachdaten der Abtei- lung in einem einheitlichen landesweiten Land- schaftsinformationssystem (LANIS-SH) vorzuhal- ten und zu pflegen.

Geofachdaten sind gefragt! Viele der vorhandenen Geofachdaten werden jedoch nicht nur behördenintern, sondern auch außerhalb der Verwaltung genutzt. Fast täglich gibt es entsprechende Datenanfragen.

Bei den bei uns Anfragenden handelt es sich Abbildung 51: Managementplan für ein Natura-2000-Gebiet. überwiegend um Planungsbüros. Daneben gibt es gelegentlich Studierende, die beispielsweise für eine Bachelor- oder Masterarbeit Daten benö- Übersicht über die jährlichen Datenanfragen tigen. In ganz wenigen Fällen werden auch von Privatpersonen Daten bei uns angefragt. Neben der direkten Datenherausgabe werden einige unserer Daten auch im Agrar- und Umweltatlas (www.umweltatlas.schleswig-holstein.de) darge- stellt. Zukünftig soll die Datenbereitstellung für Naturschutzfachinformationen im Internet ver- stärkt ausgebaut werden. Grundsätzlich werden alle Naturschutzfachdaten kostenfrei abgegeben.

1 Schutzgebiete nach der FFH-Richtlinie, siehe Seite 56

61 Stürmische Zeiten – die Untere Forstbehörde muss auch mit Orkanen umgehen können

Die Orkane „Christian“ und „Xaver“ haben En- werden. Private, kommunale und staatliche ✒ Kornelius Kremkau de 2013 vor allem im nördlichen Landesteil Waldbesitzer hatten zunächst einmal die Wege sichtbare Folgen hinterlassen, deren Bewälti- frei zu räumen, um die Verkehrssicherung zu gung in den Folgejahren eine wesentliche gewährleisten. Sowohl für Waldspaziergänger, Aufgabe der Unteren Forstbehörde ausmachte. als auch für die Arbeiter, musste eine gefahren- freie Zuwegung zu den Schadflächen geschaffen Die Bilanz der beiden Stürme: Eine Vielzahl an werden. Die Bereitstellung der großen Maschi- Windwurfflächen, rund 650.000 Festmeter Schad- nen und der zahlreichen Arbeitskräfte sowie der holz – und damit mehr als der gesamte Jahres- Abtransport der Unmengen an Schadholz er- ✒ Celina Lange einschlag in Schleswig-Holstein, ca. 2.200 Hek- forderten eine gute Organisation. Durch den tar Wald durch teils flächige Windwürfe und Einsatz zahlreicher Holzvollernter (sogenannter Windbruch stark geschädigt. Einige Waldflächen „Harvester“) war es möglich, bis zum Sommer konnten in ihrer Gesamtheit dem Wind nicht 2014 den Großteil des Windwurfholzes bestands- standhalten, sodass auf den Flächen vor allem schonend und ökologisch verträglich aufzuar- durch Orkan „Christian“ kahlschlagähnliche Ver- beiten. Insbesondere die Förster der Landwirt- hältnisse verursacht wurden. Planmäßige Kahl- schaftskammer wurden bei der Organisation der schläge von Waldbesitzern werden wegen ihrer Wiederaufarbeitung durch die Forstbehörde negativen waldökologischen Folgewirkungen unterstützt. im Regelfall nur unter strengen Voraussetzungen durch die Untere Forstbehörde genehmigt. Welche Regionen waren besonders betroffen? Gemäß Landeswaldgesetz1 hat die waldbesitzen- Hauptsächlich betroffen waren bzw. sind nach de Person Waldkahlflächen unabhängig von der wie vor die Kreise nördlich des Nord-Ostsee- Ursache ihrer Entstehung, zum Beispiel Wind- Kanals mit Schwerpunkt im Kreis Nordfriesland. wurf, in angemessener Frist mit Waldbäumen Ca. 800 Flächen im Kreisgebiet gilt es in den wiederaufzuforsten. nächsten Jahren wiederaufzuforsten. Fast aus- schließlich Bestände aus Nadelholz waren be- Die Arbeitsschritte nach den Stürmen troffen (siehe Abbildung 52), denn sie sind in Bevor an eine Wiederaufforstung zu denken war, den häufigsten Fällen sogenannte Flachwurzler, mussten die vom Sturm betroffenen Flächen was die Anfälligkeit des Baumes bei Sturm insbe- zunächst durch die Eigentümer aufgearbeitet sondere auf ungeeigneten Standorten steigert.

Abbildung 52: Windwurfflächen und stark geschä- digte Standorte von Nadelhölzern. (alle Fotos: D. Steenbuck)

1 § 8 Abs. 1

62 Auswirkungen der Orkane – Herausforderungen, forscht, doch bis dato gibt es noch keine optimale Maßnahmen und Chancen Lösung, um den Aufwuchs der Spätblühenden Die Orkane haben durch die Zerstörung der Traubenkirsche zu minimieren oder gar in Gän- Waldflächen gesamte Lebensräume zahlreicher ze einzudämmen. Versuche wie die Beweidung Arten und Pflanzen vernichtet, teilweise muss einiger Flächen mit Vieh, das Ausreißen der der Wald mit seinen Erholungs-, Schutz- oder Stubben, die Abdeckung der Pflanzen mit Folie Nutzfunktionen vollständig neu angelegt werden. oder der Wasseranstau blieben bei mäßigem In den nächsten Jahren wird es die Aufgabe Erfolg oder bedeuten zu großen oder gar un- der Unteren Forstbehörde sein, die Wiederauf- möglichen Aufwand für teils zu weitläufige, forstung der betroffenen Flächen zu organisie- bereits mit der Spätblühenden Traubenkirsche ren und sicherzustellen. überdeckte Flächen. Folglich sollte die Wieder- aufforstung dieser Flächen möglichst zeitnah Nach dem Landeswaldgesetz müssen Sturm- und unter Verwendung geeigneten, ausreichend wurfflächen wie auch andere Waldkahlflächen in großen Pflanzgutes erfolgen, um die Spätblü- der Regel in angemessener Frist wiederaufge- hende Traubenkirsche möglichst frühzeitig ein- forstet oder durch natürliche Wiederbewaldung zudämmen bzw. „auszudunkeln“.

Abbildung 53: Ausbreitung der Spätblühenden Traubenkirsche in naturnahen Waldbeständen und auf ehemali- gen Heideflächen.

wieder verjüngt werden. Problematisch bei der Ebenso wird in den nächsten Jahren mit erheb- Vielzahl an Aufforstungsflächen ist jedoch unter lichen Randschäden durch Sonnenbrand und anderem der Mangel an geeignetem Saatgut Folgewürfen zu rechnen sein, da viele Bestände in den Baumschulen aufgrund der hohen Nach- vom Sturm angerissen sind. Auch die Waldwege frage. Die Wiederaufforstung von Sturmwurf- sind teils wiederherzustellen, da sie vor allem flächen kann nach den geltenden Richtlinien zur nach den Aufräumarbeiten nach den Stürmen Förderung forstwirtschaftlicher Maßnahmen mit Schäden erlitten haben. bis zu 85 Prozent der Nettokosten finanziell gefördert werden. Allerdings konnten die För- Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten dermittel im Jahr 2014 wegen administrativer (SHLF) setzen darauf, dass sich die intensive Verzögerungen auf der Ebene des Bundes und Voranbautätigkeit der letzten Jahre zu mehr der EU, die die Maßnahmen kofinanzieren, teil- Mischwald auszahlt und sich die geschädigten weise erst verspätet ausgezahlt werden. Bestände mit vorhandenem Nachwuchs aus Buche und anderen Mischbaumarten stabilisie- Eine besondere Herausforderung bei der Wie- ren können. So werden beide Orkane auch als deraufforstung der kahlen Flächen ist die Aus- Chance gesehen, um den Umbau der Wälder breitung der Spätblühenden Traubenkirsche zu ökologisch wertvollen Mischbeständen zu (Prunus serotina) auf vielen Windwurfflächen. schaffen, die den zukünftigen Naturgewalten Hierbei handelt es sich um eine invasive Art, die besser standhalten können. heimische Baumarten verdrängen kann und in häufigen Fällen den Aufwuchs von jungen Pflan- zen verdrängt. Die schnellwachsende Trauben- kirsche nimmt den Sämlingen das notwendige Licht. Seit Jahren wird diese Problematik er-

63 Interview Wolfsrudel Fragen an Yvette Krummheuer – neue Mitarbeiterin im Bereich Wolfsmanagement im LLUR

Die Fragen stellte Teresa Inclan – Wo leben die Wölfe in Deutschland? Teresa Inclan Praktikantin in der Öffentlichkeitsarbeit In Deutschland besiedeln Wölfe gerne Truppen- Wie viele Wölfe gibt es in Schleswig-Holstein? übungsplätze, leben aber auch in waldreichen Gebieten. Wölfe sind sehr anpassungsfähig. Die Bislang wurden keine residenten (sesshaften) wichtigsten Kriterien für ihre Ansiedlung sind Wölfe in SH nachgewiesen. Allerdings gibt es ausreichend Nahrungsangebot und Deckung, seit 2007 verschiedene Einzelnachweise von um ihre Welpen groß zu ziehen. Wölfen in SH. Schleswig-Holstein ist durchaus

Yvette Wolfs-Erwartungsland, und es ist möglich, dass Krummheuer Wölfe in Zukunft auch in Schleswig-Holstein Bist Du schon mal einem Wolf begegnet? (Foto: J. Arnold) leben werden. Ja. Diese Begegnungen sind äußerst selten und meist von kurzer Dauer – aber immer sehr be- sonders.

Wie wichtig ist aus Deiner Sicht die Frage der Akzeptanz?

Es ist sehr wichtig, Akzeptanz in der Bevölkerung für diesen großen Beutegreifer zu schaffen und die Bevölkerung über die Lebensweise der Wölfe sachlich zu informieren. Die einzelnen Bundesländer müssen ein gut funktionierendes Wolfsmanagement aufbauen, um die nötigen Strukturen für ein konfliktarmes Miteinander zu schaffen.

64 Hierbei ist die Zusammenarbeit mit den wichti- gen Interessengruppen – wie beispielsweise Nutz- tierhalter und Jäger – von großer Bedeutung. Der Schutzstatus dieser Tiere kann noch so hoch sein, ohne die Akzeptanz der Menschen haben Wölfe bei uns kaum eine Überlebenschance.

Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung, wie reagieren die Menschen auf ihren neuen, alten „Nachbarn“, den Wolf?

Es gibt unterschiedliche Ansichten zum Wolf. Die „normale“ Bevölkerung sieht weniger ein Problem mit diesem neuen Nachbarn. Allerdings gibt es auch hier Sorgen, beispielsweise, ob es gefährlich ist, im Wald spazieren oder joggen zu gehen, wenn es dort Wölfe gibt.

Die Nutztierhalter sind meist skeptisch, denn den ausgerottet. Die Zuwanderung einzelner Die Schulung der sie sehen Ihre Herden in Gefahr. Gerade diese Wölfe aus Westpolen ist zwar nie völlig abgeris- Wolfsbetreuer Interessengruppe benötigt Unterstützung, denn sen, diese Tiere wurden jedoch meist geschos- stellt einen Teil der Arbeit von Yvette für einen Schäfer bedeutet es einen zeitlichen sen oder fielen dem Verkehr zum Opfer. Erst im Bereich des und finanziellen Mehraufwand, seine Herden vor die Umsetzung des Wolfsschutzes in Polen und Wolfsmanagements Wolfsübergriffen zu schützen. Deutschland hat wieder zu einer Bestandserho- dar – hier zeigt sie lung in beiden Ländern geführt. angehenden Wolfs- Auch viele Jäger sehen die Wiederbesiedlung betreuern in Sachsen-Anhalt den des Wolfes kritisch und sorgen sich um die Scha- geschnürten Trab lenwildbestände in ihren Revieren. Warum haben so viele Menschen Angst vor eines Wolfes. (Foto: Wölfen? W. Florstedt)

Ist das überhaupt ein „alter Nachbar“, waren Mit der Rückkehr des Wolfes entstehen für die Wölfe vor ihrer Ausrottung in Deutschland nor- meisten Menschen viele Fragen. Geschichten mal? Wann war das etwa? und Märchen haben dieses Wildtier zu etwas stilisiert, was wenig mit der Realität, dem Wildtier Im 16. Jahrhundert gehörte der Wolf zum Be- Wolf, zu tun hat. Das Wissen über diese Tierart standteil unserer heimischen Fauna. Im 18. Jahr- ist durch seine lange Abwesenheit in Vergessen- hundert erreichte der Ausrottungsfeldzug dann heit geraten. Die oftmals tief verankerten Ängste seinen Höhepunkt und die letzten reproduzie- können nur langsam durch eine sachliche Auf- renden Wolfsvorkommen in Deutschland wur- klärungsarbeit abgebaut werden.

Wolfswelpe – alle Wolfsfotos zu diesem Interview stammen vom Truppenübungsplatz Altengrabow in Sachsen-Anhalt. (alle Fotos: K. Puffer)

65 Ist die Arbeit zum Wolf auch Deine Passion?

Meine Passion gilt generell der Arbeit im Arten- schutz, denn ich halte dies in der heutigen Zeit für sehr wichtig.

Nach meinem Studium habe ich einige Jahre im Bereich Fischotter-, Biber- und Fledermaus- schutz gearbeitet. Dann kam ich über das Lan- desamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucher- schutz in Brandenburg zur Wolfsarbeit. Seitdem Besonders betroffen Wölfe sind in erster Linie Wildtiere, die hier hei- habe ich in den vergangenen Jahren unter an- in der Frage des misch sind. Genauso wie Fuchs, Hase oder Reh. derem das Monitoring in Brandenburg und Herdenschutzes Obwohl sie in der Regel dem Menschen eher Sachsen-Anhalt durchgeführt und war hier auch sind die Schafhalter- aus dem Weg gehen, bedeutet dies nicht, dass als „erfahrene Person“ tätig. Ein weiterer Arbeits- Innen – eine wolfs- sichere Zäunung ist ein Wolf nie in freier Wildbahn gesehen werden schwerpunkt lag im Bereich des Herdenschutzes. ein gutes, aber nicht kann. Fast jeder kennt die Situation, während Und nun freue ich mich, diese Arbeit für Schles- überall umzusetzen- eines Spazierganges auf ein Reh oder einen wig-Holstein fortsetzen zu können. des Mittel. (Foto: Fuchs zu treffen. Manchmal kommt es sogar zu H.-D. Schönau) Doppelpfotenabdruck in einer Rei- einem kurzen Blickkontakt, bevor sich das Tier fenspur (Foto: B. Watermann) zurückzieht. Genauso verhält es sich mit den Wölfen. Wenn man großes Glück hat, darf man einen solchen, meist sehr kurzen Moment erle- ben und sollte ihn genießen.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf von Dir aus?

Einen typischen Tagesablauf gibt es nicht. Es gibt Tage, da bin ich ausschließlich am Schreib- tisch. Dann gibt es Tage, an denen ich zu den verschiedenen Fachbehörden oder Verbänden fahre und in Besprechungen bin. An anderen Tagen bin ich unterwegs und berate Nutztier- halter vor Ort, wie sie ihre Herden am besten vor Übergriffen durch den Wolf schützen können. Manchmal bin ich auch in Wolfsgebieten unter- Der geschnürte Trab ist typisch für den Wolf wegs und suche Wolfshinweise, also Spuren (Foto: Y. Krummheuer) Wolfsfähe oder Losung.

Was wünscht Du Dir für den Wolf in Zukunft?

Die Menschen haben ganz unterschiedliche Bilder vom Wolf. Es gibt beispielsweise das Bild des listigen, bösen und aggressiven Wolfes oder er wird mystifiziert, oftmals auch vernied- licht. Keines dieser Bilder wird den Wölfen ge- recht. Wölfe sind ganz normale Wildtiere wie Fuchs, Reh oder Wildschwein und Teil unserer heimischen Fauna. Ich wünsche mir, dass sie in Zukunft auch als solche angesehen werden.

Vielen Dank für Deine Antworten und viel Erfolg bei der weiteren Arbeit hier, Yvette!

66 Reportage

Edelgard Heim wird neue Leiterin des Elbmarschenhauses

Maxime Nauche

Haseldorf, den 4. Juli 2014

eute ist Edelgard Heim die neue Leiterin Hder integrierten Station im Elbmarschenhaus geworden. Die Biologin des LLUR wird außer- dem das Projekt Natura 2000 weiterführen und für zwei bis drei Tage in der Woche in der Hasel- dorfer Station arbeiten. Ende 2015 wird sie dann vollständig im Elbmarschenhaus arbeiten.

Thomas Wälter, Leiter der Abteilung Naturschutz und Forst, hat Frau Heim den Schlüssel des Hauses gegeben und viele Leute waren dabei, um an diesem Ereignis teilzunehmen. Dieser Moment war nämlich wesentlich für das lokale Leben, wie die Anwesenheit von vielen Journa- listen und Bürgermeistern zeigte. Diese Station Städte, die umweltfreundliche Initiativen entwi- Die Biologin des ist der erste Ansprechpartner für Bürger und ckeln wollen. Da negative Auswirkungen von LLUR, Edelgard Umweltbelastungen auf die lokale Wirtschaft Heim, ist die neue Leiterin der Inte- und Landschaft immer deutlicher werden, sind grierten Station im lokale Akteure daran interessiert, mit der Station Elbmarschenhaus zusammen zu arbeiten.

Die Integrierte Station Unterelbe (ISU) in Hasel- dorf, auch „Elbmarschenhaus“ genannt, wurde 2006 eröffnet. Der Geist des Hauses besteht in der Zusammenarbeit von Naturschutz, Tourismus und Landnutzung. Im Haus vertreten sind das Land Schleswig-Holstein, der NABU Deutschland

67 Blick übers e. V., Tourismus-Vereine (Tourismus in Marsch Im Kopf von Herrn Wälter Stationsgelände und Geest, Holstein Tourismus) sowie die örtli- sehen die Prioritäten schon che Jägerschaft. gut definiert aus und um diese Ziele zu erreichen, hat Außerdem ist es für Herrn Wälter wichtig, guten er offensichtlich die richtige Kontakt zu diesen Akteuren zu haben: „Auf der Person gefunden: „Man muss einen Seite ist diese Station weit weg von Kiel, schnell agieren können und neue Wege gehen. aber sie ist den Menschen nah. Wir wissen: wenn Es hat mir bei Edelgard immer schon gefallen, es auf der menschlichen Seite gut funktioniert, dass sie innovativ ist, immer wieder diese neuen sind die Themen leichter zu bewegen. Der Vorteil Wege sucht, aber dass sie auch die Tradition www.elbmarschenhaus.de dieser Station ist auch, dass sie einen integrativen nicht aus den Augen verliert. Ich finde es gut, Gedanken entwickelt hat, um eng mit den Part- weil wir heute oft schwierige Situationen haben, nern zu arbeiten. Das muss man weiter machen.“ die beides erfordern.“

Zu der Eröffnungs- feier kamen viele Gäste aus der Region

68 Diesen Innovations- und Bürgernähebedarf hat Frau Heim gut verstanden und ihre Amtseinfüh- rung war für sie auch die Gelegenheit manche Ideen vorzustellen: „Ich möchte erstens mehr In- formation an die Bevölkerung bringen, aber auch den Fokus nochmal auf die Region verstärken. Ab August möchte ich eine Pflanze der Region pro Monat auf der Internetseite des Elbmarschen- hauses vorstellen. Das wird natürlich eine Pflanze sein, die zum Monat oder zur aktuellen Entwick- lung einen Bezug hat, aber nicht unbedingt eine Pflanze, die gefährdet ist. Im nächsten Jahr wol- len wir unsere Ausstellung überarbeiten. Da gibt es schon eine große Menge Ideen, so dass wir diese Ausstellung ein bisschen modernisieren können, und da werden Sie dann noch von mir hören.“ – Das hoffen wir!

Die Diplom-Biologin hat außerdem deutlich ge- Das ist schon ein guter Punkt, zumal Frau Heim Ländliche Idylle macht, dass – auch wenn Naturschutz ihr Schwer- freiwillig nach Haseldorf gekommen ist. Sie lebt rund um das punkt ist – sie die Zusammenarbeit mit anderen seit elf Jahren im Kreis Pinneberg und hatte Elbmarschenhaus Bereichen, wie Landwirtschaft, Jagd oder Tou- schon vor 21 Jahren eine neue Heimat in Itze- rismus, fördern wird. „Alle müssen sich vertreten hoe gefunden, nachdem sie im Ruhrgebiet auf- fühlen“, sagt sie. gewachsen war. Nach zwölf Jahren Arbeit beim LLUR in Flintbek war es also eine Art logische Auf jeden Fall scheint sie in einer guten Situati- Folge, in das Elbmarschenhaus zu kommen: on zu sein, um ihre Wünsche zu verwirklichen: „Hier komme ich wieder nach Hause. Das ist ein „Was mich hier besonders begeistert, ist, dass total schönes Gefühl, ich habe mein Auto mit Thomas Wälter, man sich gegenseitig hilft. Wenn jemand z. B. einem Pinneberger Kennzeichen hier neben den Leiter der Abtei- dienstlich ein Auto braucht und keines hat, wird anderen Pinneberger Autos geparkt!“, ruft Frau lung Naturschutz immer eine Lösung gefunden. Dieser integrative Heim freudig aus. Hoffentlich wird es sie und und Forst im prak- Ansatz ist fundamental und den haben wir.“ die Haseldorfer Station zum Erfolg bringen! tischen Einsatz

69 6 | Geologie und Boden

„Die Erfassung und Bewertung von Georessourcen und Georisiken sind der Schwerpunkt des Geologischen Dienstes.“ Sabine Rosenbaum, Abteilungsleiterin

Warum Grünlanderhaltung so wichtig ist – bodenkundliche Grundlagen für die prak- tische Umsetzung eines neuen Gesetzes

Der Anteil des Dauergrünlandes an der landwirt- Das DGLG regelt daher, dass Dauergrünland ✒ Bernd Burbaum schaftlich genutzten Fläche in Schleswig-Holstein nicht in Acker umgewandelt werden darf. Aus- darf nicht weiter sinken. Das ist das Ziel des neu- nahmen hiervon sind möglich, wenn an anderer en Dauergrünlanderhaltungsgesetzes (DGLG)1. Stelle in gleichem Umfang wieder Grünland an- Der Schutz des Grünlandes ist erforderlich, um gesät wird. An erosionsgefährdeten Hängen und wichtige Funktionen im Naturhaushalt aufrecht auf Moor- und Anmoorböden sowie in weiteren zu erhalten. Dazu zählen sowohl Funktionen aus Gebietskulissen sind entsprechende Ausnahmen dem Bereich des Naturschutzes als auch des vom Umbruchverbot nicht zugelassen. Es ist Gewässer-, Klima- und Bodenschutzes. daher die Aufgabe des Geologischen Dienstes ✒ Dr. Dirk-Christian Elsner gewesen, erstmalig für das Jahr 2014 Gebiets- Für den Bodenschutz sind in diesem Zusam- kulissen mit Flächen hoher oder sehr hoher menhang insbesondere der Schutz vor Erosion Wassererosionsgefährdung sowie mit Moorbö- Abbildung 54: Moorgrünland bei und der Schutz vor Mineralisation von Moor- den und Anmoorböden bereitzustellen. Ent- Wellspang/Angeln. böden von Bedeutung. sprechende Arbeiten wurden in der Abteilung (Foto: W. Kneib) 6 Geologie und Boden des LLUR durchgeführt.

Umweltprobleme durch die Nutzung von Flächen mit Moor- und Anmoorböden Die Nutzung von Moor- und Anmoorböden als Acker ist nicht standortgerecht und mit vielfälti- gen Umweltproblemen verbunden. Dazu gehö- ren ein erhöhter Abbau von Humus im Boden, eine erhöhte Freisetzung von klimaschädlichen Gasen sowie die Belastung der Gewässer mit freiwerdenden Nährstoffen.

Um diese schädlichen Umweltwirkungen zu mini- mieren, unterliegen entsprechende als Grünland genutzte Flächen dem Schutz des im Jahr 2013

1 Gesetz zur Erhaltung von Dauergrünland (Dauergrünlanderhaltungsgesetz – DGLG) vom 7. Oktober 2013; GVOBl. 2013, 387; Gl.-Nr: B 7847-29

70 in Kraft getretenen Gesetzes. Für den Vollzug Abbildung 55: des Gesetzes wurde eine landesweite Gebiets- Flachgründiges kulisse mit entsprechenden Böden erarbeitet. Moor unter Grün- land bei Satrup. (Foto: W. Kneib) Die Gebietskulisse weist Moorböden und Anmoorböden unabhängig von ihrer tatsächli- chen Nutzung für ganz Schleswig-Holstein aus. Die Anforderungen sind so definiert, dass der Boden in seinen obersten 40 cm eine mindestens 10 cm mächtige Schicht aufweisen muss, die mindestens 15 % Humus enthält.

Eingangsdaten für die Erstellung der Kulisse waren unterschiedliche bodenkundliche Infor- Auf diese Weise wurden zusammen rund 161.000 mationsgrundlagen. Dabei wurde eine hierarchi- ha Moorböden und Anmoorböden identifiziert. sche Zusammenführung der Datengrundlagen Die Kulisse wurde für zusammenhängende vorgenommen. Höchste Priorität haben dabei Flächen mit einer Flächengröße von mindestens die zu diesem Zweck hinsichtlich ihrer Moormä- 2 ha in den im Internet bereitgestellten Land- chtigkeiten neu bewerteten Bodenschätzungs- wirtschafts- und Umweltatlas unter dem Thema daten, es folgen die Daten der Forstlichen „Landwirtschaft“ eingestellt 2. Die Reduzierung Standortkartierung und schließlich die der geo- auf Flächen ≥ 2 ha führt zu einer Gebietskulisse wissenschaftlichen Landesaufnahme. Die Neu- von ca. 152.000 ha. Ergänzend zeigt Abbildung Abbildung 56: bewertung der Bodenschätzungsdaten wurde 56 eine generalisierte Darstellung der Verbrei- Moore und ver- durch eine Geländekampagne an 300 Stand- tung von Mooren und verwandten Böden in wandte Böden in orten abgesichert (siehe Abbildung 55). Schleswig-Holstein: Schleswig-Holstein.

2 www.umweltdaten.landsh.de/atlas/script/index.php 2. 11. 2015

71 Wie wird eine Erosionsgefahr festgestellt? Das DGLG verbietet den Umbruch von Dauer- grünland an erosionsgefährdeten Hängen. Der potenzielle Bodenabtrag ist nach anerkannten Regeln aus der Erodierbarkeit des Oberbodens und der Hangneigung ermittelt worden3 und zwar für alle etwa 1,7 Mio. Rasterzellen von 10 x 10 m der Landfläche Schleswig-Holsteins.

Für die Entscheidung, ob Dauergrünland umge- brochen werden darf oder nicht, wird die mittlere Erosionsgefährdung aller Raster innerhalb einer betroffenen Fläche berechnet. Entscheidend sind also nicht Teilbereiche von Flächen – die sehr unterschiedlich erosionsgefährdet sein können Abbildung 57: Dauergrünland als Schutz vor (Abbildung 60), sondern der Flächendurchschnitt. Bodenerosion an Bodenerosion durch Wasser Ab 7,5 t potenziellen Bodenabtrages pro Hektar Hängen – hier eine Ein wichtiger Grund für den Erhalt von Dauer- und Jahr besteht nach oben genannter DIN-Norm Erosionsrinne bei grünland ist der Schutz vor Bodenerosion durch eine hohe bis sehr hohe Erosionsgefährdung Quarnstedt. (alle Fotos auf Wasser (Abbildung 57). Eine Umwandlung von und die Fläche darf nicht umgebrochen werden. dieser Seite: Dauergrünland zu Acker beraubt die Böden der Dr. M. Filipinski) schützenden Grasnarbe. Eine Bodenbedeckung ist dann vor allem im Winterhalbjahr oft nur noch in geringem Maße vorhanden. So kann das Was- ser besonders an steilen Hängen und bei leicht erodierbaren Bodenarten (besonders feinsand- Die obere und schluffreiche Bodenarten) den Boden Bodenschicht abtragen. Das Ergebnis kann an Oberhängen bis zum Strich der Verlust wertvollen humosen Oberbodens ist aufgetrage- (Krume, Abbildung 58) und an Unterhängen die ner Boden Überdeckung von gewachsenen Böden sein (Überdeckung) (Abbildung 59). Beides stellt zusammen genommen nicht nur einen Verlust an Boden- Ab hier Abbildung 58: beginnt der fruchtbarkeit dar, sondern diese Böden können Erodierte Ober- gewachsene hänge, auf denen Funktionen wie zum Beispiel als Lebensraum für Boden. das Saatgut nicht Tiere oder Standort für Pflanzen zum Teil nur aufgelaufen ist. noch eingeschränkt wahrnehmen.

Abbildung 59: Überdeckter Boden am Unterhang.

Von der landwirtschaftlich genutzten Fläche ins- gesamt sind etwa 7,2 % als hoch oder sehr hoch erosionsgefährdet eingestuft worden. Davon betroffen sind stark hängige Flächen. Ihr Schwer- punkt liegt im Östlichen Hügelland. Etwa 1 % der Fläche ist als sehr hoch erosionsgefährdet eingestuft mit Schwerpunkt in den Hüttener Bergen (Abbildung 61).

Längst nicht alle hoch erosionsgefährdeten Flächen werden als Dauergrünland genutzt und genießen einen entsprechenden Erosi- onsschutz. Umso wichtiger ist der Erhalt des verbliebenen Dauergrünlandes. 3 (DIN-Norm 19708, 2005-02)

72 Erosions- gefährdung

keine sehr gering gering mittel hoch sehr hoch

Abbildung 60: Erosionsgefährdete Flächen im Detail. (Quelle: Fachdaten: LLUR, Kartengrund- lage: LVermGeo)

Erosions- gefährdung

keine sehr gering gering mittel hoch sehr hoch

Abbildung 61: Bodenerosion durch Wasser in Schleswig-Holstein. (Quelle: LLUR)

73 Erkundung des Geothermischen Potenzials im Norden – das INTERREG 4A Projekt GeoPower

Regenerative Energien haben einen hohen weitere Bohrung wieder in den Nutzhorizont ✒ Dr. Reinhard Kirsch Stellenwert in Schleswig-Holstein. verpresst werden, da es hochgradig versalzen ist (Abbildung 62). Ein derartiges Projekt ist im Windkraft, Solarenergie und Biomassenutzung vergangenen Jahr in Sønderborg in Betrieb ge- machen eine hundertprozentige Eigenversorgung gangen und trägt mit einer Leistung von ca. 12 mit elektrischer Energie erreichbar, zusätzlich Megawatt zur lokalen Wärmeversorgung bei. stellen sie einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Auf dem Wärmemarkt, der für den Energie- Die Geologie ist kompliziert – Einblicke in verbrauch eine größere Rolle spielt als der Strom- geowissenschaftliche Vorerkundungen ✒ Sabine Rosenbaum markt, nimmt die Bedeutung der oberflächen- Die geothermische Nutzung des tieferen Unter- nahen Geothermie zu. Es handelt sich hierbei um grundes erfordert eine intensive geowissen- die Nutzung des Wärmereservoirs des oberflä- schaftliche Vorerkundung der Lokation. Es muss chennahen Untergrundes bis maximal 200 m Tie- sichergestellt sein, dass im interessierenden fe mittels Erdwärmesonden und Wärmepumpen. Tiefenbereich eine wasserführende Gesteinslage von mindestens 15 m Mächtigkeit vorhanden ist. In Schleswig-Holstein kommen hierfür bestimmte Sandsteine (Dogger, Rhät und Buntsandstein) infrage, die im Laufe der Erdgeschichte als Fluss- sediment aus den Hochlagen Skandinaviens abgelagert wurden und durch die fortlaufende Landsenkung des Nordeuropäischen Beckens jetzt in mehreren tausend Metern Tiefe liegen. Es wurden aber auch andere Gesteine abgela- gert, so dass die Sandsteinlagen in eine Wech- sellagerung von Kreide, Salz und Tonstein ein- gebettet sind. Die Lagerungsverhältnisse des Untergrundes sind durch den Aufstieg von Salz- stöcken gestört, so dass die Verbreitung, Tiefen- lage und Mächtigkeit der geothermal nutzbaren Sandsteinlagen starke lokale Unterschiede auf- weisen können (Abbildung 63).

Die teilweise komplizierte Untergrundstruktur führt zu Unsicherheiten über die geothermische Eignung einer Lokation und stellt ein ernsthaftes Abbildung 62: Das Projekt Sønderborg: Ein Beispiel für Hindernis bei der Planung geothermischer An- Schema der Nut- Wärmenutzung aus tieferem Untergrund lagen dar. Daher sollten Karten geschaffen wer- zung von Tiefen- Zusätzlich steht uns aber auch das Wärmereser- den, die bereits in einem ersten Planungsschritt geothermie. Da voir des tieferen Untergrundes zur Verfügung. Aussagen über die Machbarkeit geothermischer heißes Thermal- wasser als Wärme- In 1.000 m Tiefe können wir Temperaturen um Anlagen liefern. träger genutzt die 40 °C erwarten, in 3.000 m Tiefe sind es be- wird, bezeichnet reits 100 °C. Die Wärme kann genutzt werden, Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg: man das Verfahren indem durch eine Bohrung heißes Tiefenwasser Deutsch-Dänische Kooperation als hydrothermale gefördert und die Wärme über einen Wärme- Die Arbeiten hierzu wurden in Deutsch-Dänischer Geothermie. (nach tauscher in ein Nahwärmenetz eingespeist wird. Kooperation im Rahmen des INTERREG 4A Pro- STOBER et al. 2011) Das abgekühlte Tiefenwasser muss über eine jektes GeoPower durchgeführt. Beteiligt sind

74 neben dem Geologischen Dienst SH im LLUR der Geologische Dienst für Dänemark und Grönland (GEUS) sowie die geowissenschaftlichen Institute der Universitäten Kiel und Aarhus. Das Bearbei- tungsgebiet orientiert sich an der INTERREG 4A Förderregion und umfasst den südlichen Teil der Region Syddanmark und den Landesteil Schles- wig, erweitert um einen Teil der K.E.R.N. Region (das Gebiet um die Städte Kiel, Eckernförde, Rendsburg und Neumünster). Diese Region ist bis jetzt Ziel intensiver Untersuchungen der Koh- Abbildung 63: Schematischer geologischer Schnitt durch eine Salzstruktur im lenwasserstoff-Industrie zur Lokalisierung und Raum Garding/Eiderstedt, geothermische Reservoirgesteine sind mit dickeren Förderung von Erdölvorkommen. Daher konnte blauen Pfeilen gekennzeichnet (BALDSCHUHN et al. 2001) auf eine reiche Datenbasis an Bohrungen und Ergebnissen seismischer Messungen zurückge- Zur Schließung von Datenlücken im Raum Flens- griffen werden. Zusätzlich wurden bereits vorlie- burg wurden auch eigene reflexionsseismische gende Kartenwerke wie der Geotektonische Messungen gemeinsam mit dem Institut für Atlas von Nordwestdeutschland (BALDSCHUHN et Geowissenschaften der Universität Kiel und dem al. 2001) und Dänische Verbreitungskarten geo- Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik Han- thermischer Nutzhorizonte in Jütland verwendet. nover durchgeführt.

Bei seismischen Messungen wird mit einer Sprengung, einem Fallgewicht oder mit einem Vibrator ein Druckimpuls (Schuss) erzeugt, der sich als Erschütterungswelle im Untergrund ausbreitet. An Schichtgrenzen im Untergrund wird ein Teil der Wellenenergie reflektiert und erreicht wieder die Erdoberfläche. Die Laufzeit dieser reflektierten Wellen wird an der Erdober- fläche mit Erschütterungsaufnehmern (Geo- phonen) registriert (Abbildung 65). Aus den Re- gistrierungen einer Vielzahl von Schüssen kann der Verlauf der Reflexionshorizonte im Unter- grund ermittelt werden (Abbildung 64 links).

Abbildung 64: Bohrarbeiten zur Erstellung von Schuss- Bei den Messungen im Raum Flensburg wurden löchern für die reflexionsseismische Vermessung. In sowohl Sprengungen (Abbildung 64) als auch 10 m Tiefe wird anschließend 1 kg Sprengstoff zur An- ein Vibrator als seismische Quelle eingesetzt. regung seismischer Wellen gezündet. (Foto: C. Klein)

Abbildung 65: Schema einer seismi- schen Vermessung: die von der seismi- schen Quelle ange- regten Erschütterungs- wellen breiten sich im Untergrund aus, werden an Schicht- grenzen reflektiert und mit Geophonen an der Erdoberfläche registriert. Aus den seismischen Messun- gen wird der Schich- tenverlauf im Unter- grund erkennbar (linker Bildteil).

75 Abbildung 66: Visualisierung des geologischen Modells der Projekt- region. Aus dem Modell lässt sich der Schichtenverlauf entlang beliebiger Profilschnitte erstellen.

Die Entwicklung eines 3D Untergrundmodells Informationen aus Bohrungen oder Seismik vor- der Projektregion liegen. Um für jede Lokation des Projektgebie- Die Bohrungen liefern den Schichtenaufbau des tes den Schichtenaufbau ableiten zu können, Untergrunds an der jeweiligen Bohrlokation, mit wurde ein 3D Untergrundmodell erstellt. den Ergebnissen der seismischen Messungen Abbildung 67: kann der Schichtenaufbau unterhalb des Mess- Aus den vorliegenden Informationen aus Boh- Tiefenlage des profils erfasst werden. Bei der Planung einer rungen und seismischen Messungen über die geothermischen Reservoirkom- geothermischen Wärmeversorgung brauchen Tiefenlage der Untergrundschichten wird mit plexes Mittlerer wir aber den Schichtenaufbau an der gewünsch- einer speziellen Software ein 3D Abbild dieser Buntsandstein. ten Bohrlokation, für die normalerweise keine Schichtenfolge erzeugt. Abgebildet wird in dem Modell die Tiefenlage von 11 Schichtgrenzen, beginnend mit der Grenze Tertiär – Kreide bis hinab zur Basis des Zechsteins. Mit dabei sind auch die drei wichtigsten geothermischen Re- servoirsandsteinkomplexe Dogger, Rhät und Buntsandstein. Aus diesen Schichtgrenzen wurde ein digitales geologisches Modell der Region konstruiert. In diesem 3D Modell sind der Tiefen- verlauf und die Mächtigkeit der geothermischen Reservoirhorizonte abgebildet, daher stellt das Modell (Abbildung 66) eine wichtige Datenbasis zur Beratung bei der Planung geothermischer Projekte dar.

Aus dem Modell lassen sich thematische Karten über die Verbreitung, Mächtigkeit und Tiefen- lage der drei geothermischen Reservoirkom- plexe ableiten. Abbildung 67 zeigt exemplarisch die Tiefenlage des geothermischen Reservoir- komplexes Buntsandstein. In den Bereichen, in denen der Buntsandstein nicht verbreitet ist, wurde er durch den Aufstieg von Salzstöcken verdrängt oder an die damalige Erdoberfläche aufgeschoben und erodiert.

Innerhalb der Reservoirkomplexe ergibt sich eine Wechsellagerung von Sandstein mit Tonsteinen. Es ist also nicht die gesamte Mächtigkeit des

76 Reservoirkomplexes nutzbar. Diese Feinschich- Das geologische Modell und die da- tung ist aus den verwendeten seismischen Pro- raus abgeleiteten Karten über die filen nicht ableitbar. Daher wurde für eine Fein- geothermischen Reservoirkomplexe auswertung auf die Ergebnisse der Bohrungen stehen für die Vorplanung geother- zurückgegriffen, insbesondere auf die geophy- mischer Einrichtungen zur Verfü- sikalische Bohrlochvermessung. Es zeigte sich gung. Weitere Informationen gibt dabei, dass an nahezu allen Bohrlokationen unsere Broschüre „Erdwärme für innerhalb der Reservoirkomplexe ausreichend die Region Südjütland – Schleswig“ mächtige Sandsteinlagen vorhanden sind. (LLUR 2015).

Fazit An dem Projekt waren eine Vielzahl von Kolle- Zur Ermittlung des geothermischen Potenzials ginnen und Kollegen aus Kopenhagen, Aarhus, im nördlichen Schleswig-Holstein wurden Vor- Kiel, Hannover und Flintbek beteiligt. Im LLUR kommen, Tiefenlage und Mächtigkeit geother- erfolgten die Projektarbeiten durch Fabian Hese mischer Reservoirkomplexe aus vorhandenen und Petra Offermann. Zusätzlich wurden von Untergrundinformationen (Bohrungen und re- Claudia Thomsen die Salzstrukturen der Projekt- flexionsseismische Messungen) abgeleitet und region auf ihre Eignung zur Speicherung über- in einem geologischen 3D Modell zusammen- schüssiger regenerativer Energie in Form von gefasst. Die geologischen Voraussetzungen zur Druckluft und Wasserstoff untersucht. Das Pro- Nutzung geothermischer Energie sind in weiten jekt wurde von der Europäischen Gemeinschaft Teilen des Untersuchungsgebietes gegeben. kofinanziert.

Literatur: BALDSCHUHN R., FRISCH U., KOCKEL F. (2001): Geotektonischer Atlas von Nordwest-Deutschland und dem deutschen Nordsee-Sektor. – Geol. Jb., A 153, Hannover (BGR)

LLUR (2015): GeoPower: Varme fra undergrunden til Sønderjylland – Schleswig / Erdwärme für die Region Südjütland – Schleswig. – ISBN 978-3-937937-80-9, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek; http://bit.ly/1kmm5Hd *

STOBER I., FRITZER T., OBST K., SCHULZ R. (2011): Nutzungsmöglichkeiten der Tiefengeothermie in Deutschland. – Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin

Bodenerlebnispfade in Schleswig-Holstein – Neuauflage der Faltblattreihe

Was ist Boden? Bodenerlebnispfade infor- mieren über die Entstehung, Bedeutung und Gefährdung des Bodens. Wissenswertes wird hier nicht allein über Schau- tafeln vermittelt, sondern vielmehr über Boden- profile, sowie über „Mit-mach"– und Experimen- tier-Stationen, bei denen Boden erlebbar und „begreifbar“ wird.

Die vier Flyer zu den Bodenerlebnispfaden auf Sie erhalten die Flyer unter Tel. 0 43 47/704-230, Hof , in Trappenkamp, auf Hof Kubitzberg über Email [email protected] und im Tiergarten Schleswig geben einen Über- und in unserem Bestellsystem unter „Service“ blick über das komplexe System Boden und ver- auf www.llur.schleswig-holstein.de – hier im mitteln Einblicke in die Standortverhältnisse. Bereich der Abteilung Geologie und Boden.

* www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/geopower_2015.pdf 77 Reportage Navigieren, Graben, Messen, Riechen – Bodenkartierung ist alles andere als pure Schreibtischarbeit!

ie Abteilung 6 des LLUR ist für Geologie kette gelangen können. Außerdem ist es immer Maxime Nauche Dund Boden zuständig und behandelt sehr wichtig, Böden und den Untergrund zu kennen, breite Bereiche wie Hydrogeologie, Energieroh- wenn man mögliche Nutzungen oder Gefährdun- stoffe oder Altlasten. In diesem Rahmen werden gen einschätzen möchte. Diese Tätigkeit heißt Böden erfasst und analysiert, um ihre Zusammen- „Kartierung“ und ist das, was ein Team des LLUR setzung kennen zu lernen. Diese Kenntnisse über heute in der Nähe von Nieby ganz im Norden Böden sind wichtig, um eventuellen Belastungen Schleswig-Holsteins gemacht hat. mit Schadstoffen auf die Spur zu kommen, die von der Industrie oder dem Autoverkehr abge- Das LLUR muss sehr präzise wissen, wo die Pro- geben werden und später z. B. in die Nahrungs- ben entnommen wurden; deswegen ist es wich- tig, die Punkte mit dem GPS-Gerät richtig einzu- Der „Pürckhauer“ messen. Und diese Punkte sind manchmal an auch Erdbohrstock, sehr abgeschiedenen Orten … Bodenprobenneh- mer oder Boden- Hier in Nieby stößt man beim Graben schnell hauer genannt, ist ein patentierter auf Wasser. Wenn das Wasser zu nah der Ober- Hohlmeißelbohrer, fläche ist, kann nur ein Teil des Bodens vollstän- mit dem man Boden- dig beprobt werden. Hier konnte man es aber proben auf einer noch alles beproben. Einschlaglänge von Der „Pürckhauer“ – genannt nach seinem Erfin- 1 bis 1,5 m Länge entnehmen kann. der – ist hier ein entscheidendes Werkzeug.

Aus dem Stahlrohr, das seitlich zu einem Drittel offen ist, können die Bodenproben ent- nommen werden.

78 Nachdem der richtige Punkt gefunden wurde, Schicht für Schicht kann die Grabung beginnen. Ein Meter mal ein trägt hier Meter mal ein Meter, so ist es festgelegt. LLUR-Mitarbeiter Thomas Schröder den Boden inner- halb einer 1 m x 1 m großen Fläche 1 m tief ab.

Hier sind auch Meeresablagerungen zu finden.

Vor Jahrhunderten reichte das Wasser der Ost- see bis hierher. Im Laufe der Zeit hat die Ostsee so viel Sand gebracht, dass dieses Gebiet vom Meer abgeschnürt wurde. Das Wasser ist von der Bodenoberfläche verschwunden und der Ort ist zum Mosaik aus Sand und Moor gewor- den. Seitdem hat sich eine Lebensgemeinschaft entwickelt und auch wenn der Boden eigentlich einfach nur sandig ist, ist es faszinierend, ihn aus kurzer Distanz zu beobachten.

79 Wichtig ist es, je einen Haufen pro ausgegrabe- ner Bodenschicht zu machen, um das Loch nachher eine Schicht nach der anderen wieder füllen zu können. Dadurch wird der Eingriff in den Bodenaufbau so gering wie möglich gehal- ten. Und es ist auch wichtig, sich bei einer so anstrengenden Arbeit abzuwechseln.

Wenn das Loch fertig ist, kann man mit diesem speziellen Werkzeug – dem Pürckhauer – die tieferen Schichten untersuchen. Man kann z. B. herausfinden, in welcher Tiefe man Wasser fin- den kann oder einfach wie der Zustand dieser Schichten ist. Hier ist jetzt Hans-Peter Henning- sen dran, den Pürckhauer bis in 2 Meter Boden- tiefe hineinzuschlagen …

Marek Filipinski, Bodenkundler im LLUR, ist in seinem Element. Es ist, als ob er etwas im Sand lesen könnte. Er misst, berührt, riecht und macht Fotos. Auch wenn wir nur Sand sehen können, sieht Herr Filipinski viel mehr. Alles wird notiert, um es z. B. in Datenbanken einzutragen oder weitere Analysen durchzuführen.

80 Verschiedene Bodenproben wer- den mit Hilfe von Metallzylindern entnommen, die in den Boden ge- schlagen werden.

Danach können endlich Proben genommen wer- den. Für die sogenannten „ungestörten Proben“ werden Metallzylinder in den Boden hineinge- schlagen und anschließend vorsichtig herausge- holt. Die gefüllten Zylinder werden auf beiden Seiten mit einem Deckel verschlossen und zum Landeslabor gebracht. Auch die sogenannten „gestörten Proben“, die mit dem Spachtel ent- nommen wurden, kommen ins Landeslabor. Nachdem die Analysen fertig sind, werden die Proben im LLUR gelagert und stellen eine echte „Bodenbibliothek“ dar.

81 7 | Technischer Umweltschutz

„Wir schaffen die Grundlagen für umweltverträgliche, zukunftssichere Investitionen“ Dr. Gustav Brinkkötter, Abteilungsleiter

Windenergie: Der entscheidende Beitrag zur Energiewende

Einführung rung ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. ✒ Hans-Werner Bereits 2012 hatte Schleswig-Holstein einen rech- Hierbei steht der Bereich Windkraft im besonde- Carstensen und nerischen Anteil der erneuerbaren Energien am ren Fokus und hat einen entscheidenden Anteil Joachim Wessel, Bruttostromverbrauch von 70 %. Der Anteil ist an der Energiewende. Die derzeitig installierte Regionaldezernat Nord (Flensburg) damit fast dreimal so hoch wie im bundesweiten Anlagenleistung beträgt rund 6,2 GW. Durchschnitt. Umweltminister Dr. Robert Habeck geht davon aus, dass in diesem Jahr der Strom In diesem Beitrag soll ein kurzer Überblick über aus Erneuerbaren Energien den Bruttostromver- das Genehmigungsverfahren, über den Stand brauch Schleswig-Holsteins rechnerisch voraus- des Ausbaus und ein kurzer Ausblick gegeben sichtlich zu mehr als 100 % decken wird. Und er werden. Auch die immer wieder von betroffenen wird weiter steigen – eine beachtliche Leistung! Nachbarn angesprochenen Problembereiche sollen nicht unerwähnt bleiben. Abbildung 68: Die Zahl der Windkraftanlagen im Lande steigt Fundament einer Windkraftanlage rapide, die Energiewende verändert nicht nur Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein (alle Fotos in die- die Struktur der Stromversorgung, sondern auch In Schleswig-Holstein sind (Stand Ende Oktober sem Artikel: LLUR) das Landschaftsbild. Das Ziel der Landesregie- 2015) rund 3.000 genehmigungsbedürftige Windkraftanlagen in Betrieb oder vor der Inbe- triebnahme. Schwerpunkte liegen in den Kreisen Dithmarschen (854 Anlagen), Nordfriesland (814 Anlagen), Schleswig-Flensburg (430 Anla- gen) und Ostholstein (305 Anlagen).

Im Jahr 2014 wurden landesweit 304 Anträge nach dem BImSchG für die Errichtung und den Betrieb von neuen Anlagen gestellt – bis Ende Oktober 2015 waren es 180. Das Investitions- volumen betrug hierbei im Jahr 2014 1,2 Mrd. €. Im Jahr 2013 wurden über 600 Anträge gestellt, in den Vorjahren waren es durchschnittlich rund 150 Neuanträge pro Jahr. 2013 wurden 299 Genehmigungen erteilt, im Jahre 2014 waren es 421. Ein erheblicher Anteil von Verfahren ist noch offen, gegen Jahresende 2014 waren es 425 Verfahren, die noch nicht beschieden waren.

82 In der nachfolgenden Grafik (Abbildung 70) sind die Fallzahlen für die Jahre 2009 bis Oktober 2015 dargestellt. Deutlich wird der Anstieg zum Jahreswechsel 2012/2013. Der Antragsboom in den letzten Jahren ist die Folge der Teilfortschrei- bungen der Regionalpläne zur Ausweisung von Eignungsgebieten für die Windenergienutzung in Schleswig-Holstein. Die Größe der Windeig- nungsflächen betrug nach der Teilfortschreibung der Regionalpläne 26.891 ha (zuvor 13.669 ha), dies entspricht fast einer Verdoppelung der Fläche (+ 96,7 %). Genehmigungsbehörde ist das LLUR. In den Abbildung 69: Ein weiteres Feld stellt das Repowering dar. Regionaldezernaten der Abteilung 7 werden die Bau eines Wind- Hierbei werden ältere Anlagen gegen leistungs- Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG parks auf Fehmarn. fähigere Anlagen ersetzt. Zu unterscheiden ist durchgeführt. hierbei zwischen dem Repowering innerhalb und außerhalb von Windeignungsflächen. Beim Die Genehmigung nach dem BImSchG schließt letztgenannten wurden aufgrund von damaligen auf Grund der Konzentrationswirkung andere landesspezifischen Regelungen Altanlagen ge- Genehmigungen und Erlaubnisse mit ein. Im gen neue Anlagen im Verhältnis von mindestens Genehmigungsverfahren werden Fachbehörden zwei zu eins ersetzt. und die Standortgemeinde beteiligt. Hierbei sind insbesondere die Kreise (z. B. Bauaufsichts-, Genehmigung von Windenergieanlagen Naturschutz-, Denkmalschutz-, Brandschutz- und Abbildung 70: Für die Genehmigung von Windkraftanlagen ist Wasserbehörde), das Bundesamt für Infrastruk- WKA Genehmi- ab einer Gesamthöhe von mehr als 50 Metern tur, Umweltschutz und Dienstleistungen der gungsverfahren Datengrundlage: eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissi- Bundeswehr, der Landesbetrieb Straßenbau und LLUR Dezernat 72 onsschutzgesetz (BImSchG) erforderlich. Die Verkehr (Straßenbaubehörde/Luftfahrtbehörde) „Fachinformations– Genehmigung bezieht sich auf die Errichtung zu nennen. Daneben werden weitere Behörden systeme und und den Betrieb von Anlagen. Die zuständige im Genehmigungsverfahren eingebunden, je Berichtswesen“

Neu-Genehmigungen (§ 4 BImSchG) Genehmigungsverfahren eingegangene Anträge gesamt Änderungsgenehmigungen (§ 16 BImSchG) Windkraftanlagen Rücknahmen offene Verfahren 700

600

500

400

300

200

100

0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Jan.-Okt. 2015

83 Abbildung 71: nachdem ob Belange betroffen sind. Bei Projek- Einwendungen gegenüber der Genehmigungs- Montage einer ten nahe der dänischen Grenze wird Kontakt mit behörde vorgebracht werden. In einem öffentli- Windkraftanlage den dänischen Behörden aufgenommen. Im Ver- chen Erörterungstermin werden diese erörtert. auf Fehmarn. fahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung erweitert Auf der Grundlage der Antragsunterlagen, der sich der Kreis, beispielsweise werden die Natur- Stellungnahmen der Fachbehörden, der eigenen schutzverbände im Verfahren beteiligt. Intern Erkenntnisse und ggf. den Ergebnissen aus dem werden im LLUR die Kolleginnen und Kollegen Erörterungstermin wird die abschließende Ent- aus dem Bereich Naturschutz und Untere Forst- scheidung getroffen. Hierbei kann es sich sowohl behörde eingebunden. um einen ablehnenden Bescheid als auch um einen Genehmigungsbescheid handeln. Gegen Nach dem BImSchG genehmigungsbedürftige den Bescheid haben sowohl Antragsteller als Anlagen sind so zu errichten und zu betreiben, auch Nachbarn die Möglichkeit, Widerspruch dass schädliche Umwelteinwirkungen und son- einzulegen und anschließend zu klagen. stige Gefahren, erhebliche Nachteile und erheb- liche Belästigungen für die Allgemeinheit und Die Genehmigung nach dem BImSchG ist zu er- die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden teilen, wenn die Prüfung ergibt, dass öffentlich- können. Darüber hinaus sind Maßnahmen ent- rechtlich Belange dem Vorhaben nicht entgegen- sprechend dem Stand der Technik zur Vorsorge stehen. Von daher handelt es sich nicht um eine zu treffen. Ermessensentscheidung. Der Antragsteller hat vielmehr einen Rechtsanspruch auf die Erteilung Für einzelne Windkraftanlagen ist ein Genehmi- der Genehmigung. gungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung nicht vorgesehen. Ab 20 Anlagen ist eine Wind- Mit Urteil vom 20. 1. 20151 hat das OVG Schles- farm UVP-pflichtig, eine standortbezogene Vor- wig die Teilfortschreibung des Regionalplanes prüfung ist bei 3 bis 6, eine allgemeine Vorprü- III zur Ausweisung von Eignungsgebieten für fung bei 6 bis 20 Windkraftanlagen durchzufüh- die Windenergienutzung für unwirksam erklärt. ren. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist jeweils Dies betrifft vom Grundsatz her auch die übrigen unselbständiger Teil des Genehmigungsverfah- Regionalpläne. Durch Einführung des § 18a im rens. Verfahren, bei denen eine Umweltverträg- Landesplanungsgesetz wurde daraufhin festge- lichkeitsprüfung erfolgt, sind in einem Verfahren legt, dass „raumbedeutsame Windkraftanlagen mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchzuführen. Sol- im gesamten Landesgebiet vorläufig unzulässig“ che Verfahren werden öffentlich bekannt gemacht sind. Ausnahmen hiervon sind in Einzelfällen (Amtsblatt, Internet oder Tageszeitung). Der An- durch die Landesplanungsbehörde möglich. trag und die Antragsunterlagen liegen anschlie- Grundlage hierfür sind entsprechende Erlass- ßend für einen Monat zur Einsicht aus. Bis zu zwei regelungen. Derzeitig sind 309 Neu-Genehmi- Wochen nach der Auslegung können schriftlich gungsverfahren nicht abgeschlossen.

1 (Az.: 1 KN 7/13)

84 Die Schattenseiten der Windenergie Als Planungshilfe hat das LLUR eine Broschüre „Wo Licht ist, ist auch Schatten“ – dieses alte mit Empfehlungen zur Berücksichtigung Sprichwort trifft buchstäblich auch auf die Wind- tierökologischer Belange bei Windenergie- kraft zu. Betreiber und Nachbarn sehen die An- planungen in Schleswig-Holstein herausge- lage oftmals mit ganz unterschiedlichen Augen. geben (Quelle: siehe unten). Dies ist verständlich, sind die Interessenlagen doch häufig unterschiedlich. Dazwischen steht Die „Befeuerung“ ist aus luftfahrtrechtlichen die Genehmigungs- und Überwachungsbehörde, Gründen ab einer Höhe von 100 m vorge- hier das LLUR. Auf der Grundlage der Gesetze, schrieben, an einer bedarfsgerechten Befeue- Verordnungen etc. sind die unterschiedlichen rung wird intensiv gearbeitet. Die Befeue- Belange neutral zu bearbeiten. Bei der Geneh- rung erfolgt dann lediglich beim Anflug von migung von Windkraftanlagen sind zahlreiche Flugzeugen und würde zu einer erheblichen Belange in Einklang zu bringen. Ein wichtiger Entschärfung der Problematik beitragen. Punkt ist die Akzeptanz in der Bevölkerung. Hierfür gibt es ein schleswig-holsteinisches Mo- Zusammenfassung und Ausblick dell – der „Bürgerwindpark“. Hier können sich Die Windkraft stellt einen wichtigen Beitrag zur alle Bürgerinnen und Bürger aus einer Gemein- Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen de an dem Projekt beteiligen. Dies erklärt die dar. Für die Genehmigungsbehörde war und ist große Akzeptanz in weiten Bevölkerungskreisen die Bearbeitung der großen Zahl an Genehmi- bei einer sehr hohen Anlagendichte. gungsverfahren eine sehr große Herausforde- rung. Obwohl das Land entsprechende perso- Dennoch werden auch unterschiedliche Kritik- nelle Maßnahmen getroffen hat, konnten nicht punkte laut. Einerseits werden Belange der eige- alle Verfahren in den vom BImSchG vorgegebe- nen Betroffenheit, wie z. B. Veränderung des nen Fristen bearbeitet werden. Für die kommen- Landschaftsbildes, die erdrückende Wirkung, den Jahre wird ebenfalls mit einer erheblichen Schattenwurf, Discoeffekt, Lärm, Blinkfeuer, Wert- Anzahl an Genehmigungsanträgen aus dem verlust der Immobilie vorgetragen. Daneben Bereich Windkraftanlagen ausgegangen. werden häufig Belange aus dem Bereich Natur- schutz aufgeführt: Störungen im Biotopverbund- Was „liefert“ eine Windkraftanlage an Strom? system, negative Auswirkungen auf die weit Ein einziges Windrad heutiger Bauart kann von über die Landesgrenzen bedeutsamen Rast- und der erzeugten Gesamtstrommenge her rund Ruhegebiete für Vögel, Beeinträchtigungen der 4.000 Vierpersonenhaushalte versorgen – ein Seeadlerpopulation und anderer Großvögel. wesentlicher Beitrag!

Zum Vertiefen:

Windenergie im Landesportal www.schleswig-holstein.de/DE/Themen/W/windenergie.html

Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein (halbjährlich/kreisweise): http://bit.ly/1MRla9u *

Allgemeine Informationen zum Genehmigungsverfahren www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/I/immissionsschutz/informationen.html

Informationen über aktuell laufende Genehmigungsverfahren http://bit.ly/1NLk9PL **

Informationen über das elektronische Antragstellungsprogramm „ELiA“ www.elia.schleswig-holstein.de

Broschüre „Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenergieplanungen in Schles- wig-Holstein“ www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/windenergie/windenergie.pdf

Gemeinsamer Runderlass „Grundsätze zur Planung von und zur Anwendung der naturschutzrechtlichen Eingriffs- regelung bei Windkraftanlagen“: http://bit.ly/1OrZMtZ ***

* www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/windenergie/Downloads/WindkraftanlagenSchleswig- Holstein.pdf?__blob=publicationFile&v=3 ** www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/I/immissionsschutz/Genehmigungsvorhaben/bekanntmachungen.html *** www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=VVSH-2320.7-StK-20121226- SF&psml=bsshoprod.psml&max=true

85 Entwicklung der Genehmigungsverfahren im LLUR von 2009 bis 2014

In der Abteilung „Technischer Umweltschutz“ Genehmigungsverfahren ohne Beteiligung der ✒ Martin Fiedler, des LLUR werden die Anträge auf Genehmigung Öffentlichkeit und ohne Umweltverträglichkeits- Dezernat „Fachin- nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz prüfung. formationssysteme, (BImSchG)1 bearbeitet und entschieden. Die Berichtswesen“ Genehmigungsbedürftigkeit richtet sich danach, In diesem Artikel soll ein kurzer Überblick über die ob eine Anlage in Anhang 1 der 4. Verordnung Entwicklung der Genehmigungsverfahren nach zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (4. BImSchV)2 dem BImSchG in Schleswig-Holstein gegeben aufgeführt ist. Es werden zwei Genehmigungs- werden. Darüber hinaus wird die Änderung bei verfahren unterschieden, je nach Umweltrele- den beantragten Anlagentypen grob analysiert. vanz der Anlage (in der Regel gekennzeichnet durch die Leistung oder Größe): Das förmliche In Abbildung 72 ist dargestellt, wie sich Anträge Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbe- und abgeschlossene Verfahren über die Jahre teiligung mit und ohne Umweltverträglichkeits- 2009 (Gründung des LLUR) bis 2014 entwickelt prüfung (§ 10 BImSchG) sowie das vereinfachte haben.

Abbildung 72: Entwicklung der immissionsschutz- rechtlichen Geneh- migungsverfahren im LLUR.

1 Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütte- rungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG) 2 Vierte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über genehmigungs- bedürftige Anlagen – 4. BImSchV)

86 Abbildung 73: Entwicklung der Genehmigungs- verfahren nach Anlagentypen.

Bei den Änderungsanträgen ist ein kontinuierli- stieg 2012 kräftig und 2013 sehr stark an (fast cher Anstieg zu verzeichnen, der sich in den dreimal so viel wie 2012). Grund hierfür ist die letzten Jahren leicht abgeflacht hat. Änderungs- Ausweisung der Windeignungsgebiete durch anträge haben insbesondere Anlagenerweite- die Teilfortschreibung der Regionalpläne im rungen sowie Modernisierung/Effizienzsteigerung November 2012. Darauf hatten die Antragstel- zum Inhalt. Diese Kurve ist in erster Näherung ler gewartet und „überschwemmten“ das LLUR ein Abbild der allgemeinen Investitionsbereit- förmlich mit Anträgen. Dieser Trend hielt auch schaft der Betreiber, spiegelt also in etwa die 2014 an, wenngleich mit geringerer Anzahl. Es Konjunktur wider. ist davon auszugehen, dass das hohe Niveau von 2014 in den nächsten Jahren nicht gehalten Nicht so einheitlich verhält es sich bei den Daten wird, da ein Teil der Antragsteller zunächst das zu Anträgen auf Neugenehmigung. Hier spielen Raumordnungsverfahren zur Teilfortschreibung viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Der der Regionalpläne zur Windenergienutzung wesentliche Faktor im betrachteten Zeitraum ist abwarten werden. die staatlich geförderte Energiewende. Die in Abbildung 72 dargestellte Kurve der Wie aus Abbildung 73 ersichtlich, war 2010 und Verfahrensabschlüsse korreliert in etwa mit der 2011 ein Hoch bei den Anträgen für Biogasan- Antragszahl, jedoch mit einer Zeitverzögerung, lagen. Seitdem ist die Tendenz rückläufig, nicht hervorgerufen durch die Dauer der Genehmi- zuletzt, weil die Anbauflächen für Energie-Mais gungsverfahren. Der steigenden Zahl der knapper werden. Anträge konnte nur begegnet werden, indem für Genehmigungsverfahren mehr Personal ein- Die Zahl der Anträge zu Windkraftanlagen (WKA) gesetzt wurde, insbesondere im Bereich WKA.

87 Luftqualität in Schleswig-Holstein

Eine allgemeine Einführung Straßenverkehr ist Ursache für ✒ Joachim Lehmhaus Um die Gesundheit der Menschen und die Vege- hohe Stickstoffdioxidwerte tation vor den Einflüssen zu hoher Luftschadstoff- An den meisten Orten in Schleswig-Holstein belastungen zu schützen, muss die Luftqualität liegen die Konzentrationen für Stickstoffdioxid laufend untersucht und nach gesetzlichen Vor- unter den Grenzwerten, die in den Gesetzen schriften beurteilt werden. Dafür betreibt das festgelegt sind. Probleme können sich in den LLUR ein Netz aus Messstationen, an denen mit Städten an Straßen mit viel Auto- und Lastwa- unterschiedlichen Methoden Luftschadstoffe genverkehr ergeben. Hier kann der Grenzwert gemessen werden. Über die aktuellen Luftschad- für den Jahresmittelwert überschritten werden. ✒ Heike Mayer stoffkonzentrationen wird über das Internet in- formiert. Im Sommer wird die Bevölkerung auch Information Stickstoffdioxid Lufthygienische über den Rundfunk vor zu hohen Ozonkonzen- Stickstoffdioxid ist ein Bestandteil eines Ge- Überwachung trationen gewarnt. misches gasförmiger Verbindungen: der Stick- Schleswig-Holstein stoffoxide. Die Hauptquellen von Stickstoff- (Dezernat 74) Alle Messdaten aus Schleswig-Holstein und viele oxiden sind Verbrennungsmotoren und Feue- zusätzliche Informationen zu den Messungen rungsanlagen für Kohle, Öl, Gas, Holz und werden an das Umweltbundesamt weiter gelei- Abfälle. In Ballungsgebieten ist der Straßen- tet und von dort gemeinsam mit den Daten aller verkehr die bedeutendste Quelle. Stickstoff- Bundesländer an die Europäische Kommission dioxid ist vor allem für Asthmatiker ein Pro- gemeldet. Zusammen mit den Berichten aus den blem, da sich eine Verengung der Bronchien anderen Mitgliedstaaten der EU ermöglichen einstellen kann. (Quelle: Umweltbundesamt) sie einen Überblick über die bisherigen Entwick- lungen in der Luftreinhaltung und bilden die Grenzwert für Stickstoffdioxid: Basis für weitere Entscheidungen in der europa- 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft weiten Luftqualitätspolitik. als Jahresmittelwert; gilt seit 2010.

In den Jahren 2003 und 2006 wurden deutliche Überschreitungen an jeweils einem Straßenab- schnitt in Itzehoe, Ratzeburg und Kiel festgestellt. Umfangreiche Untersuchungen ergaben, dass die Wohnbevölkerung von den zu hohen Kon- zentrationen betroffen war. Außerdem zeigten Überlegungen zu der zukünftigen Entwicklung in allen Straßenabschnitten, dass der Grenzwert auch nach der gesetzlich zugelassenen Über- gangsfrist bis zum Jahr 2010 nicht eingehalten werden würde. Damit wurde es notwendig, Maßnahmen festzulegen, mit denen sich eine Verbesserung der Situation erreichen ließ. Das Umweltministerium (MELUR), das in Schleswig- Holstein dafür zuständig ist, stellte in Zusammen- arbeit mit den jeweiligen Stadt- und Verkehrs- planern und unter Beteiligung der Bevölkerung Luftreinhaltepläne auf.

Die Hauptquelle der Luftverschmutzung war in Abbildung 74: Mit sogenannten Passivsammlern ist es möglich, mit relativ geringem Aufwand eine erste allen Fällen der Straßenverkehr. Da sich das Einschätzung von Luftschadstoffkonzentrationen zu Verkehrsaufkommen insgesamt nicht verringert bekommen – hier eine orientierende Messung für und sich der Schadstoffausstoß der Fahrzeuge Ammoniak. (Foto: LLUR) nur langsam verbessert (durch Ersatz alter Autos,

88 Einbau von Filtern und Katalysatoren), wurden neue Verkehrsführungen eingerichtet – beispiels- weise ein Durchfahrverbot für Lastwagen in einem betroffenen Straßenabschnitt.

Damit kann die Verteilung des Verkehrs auf ver- schiedene Straßen erreicht werden, die besser dafür geeignet sind, weil sie zum Beispiel brei- ter sind oder dort keine Menschen wohnen. Wenige, weit auseinanderstehende oder niedri- ge Bebauung an den Ausweichstraßen verhin- dert außerdem die Ansammlung von Luftschad- stoffen.

In den jeweiligen Straßenabschnitten in Itzehoe, Ratzeburg und Kiel konnten damit deutliche Verbesserungen bis zur Einhaltung des Grenz- werts für Stickstoffdioxid im Jahr 2014 erreicht werden. Die Messungen werden fortgesetzt, um zu beobachten, ob diese Entwicklung anhält. Feinstaubkonzentrationen Abbildung 75: Leider haben sich mittlerweile neue Belastungs- sind wetterabhängig Der Theodor-Heuss- schwerpunkte an der Stadtautobahn in Kiel In Schleswig-Holstein wurden bisher keine Über- Ring in Kiel – links im Bild die Messstation. (siehe Abbildung 75) und der Bundesstraße 432 schreitungen der seit dem Jahr 2005 geltenden (Foto: LLUR) in Norderstedt herausgestellt. Hier werden Um- EU-Grenzwerte für Feinstaub mit der soge- leitungen des Straßenverkehrs nicht möglich sein. nannten Teilchengröße „PM10“ (Teilchen kleiner Das MELUR, die betroffenen Städte und das als ein Hundertstel mm) festgestellt. Zulässig LLUR versuchen gemeinsam, dieses Problem zu sind 35 Tage im Kalenderjahr mit Konzentra- lösen. tionen über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft.

Die tatsächliche Zahl dieser Tage ist allerdings von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Sie hängt sehr stark vom Wetter ab: hohe Feinstaubkon- zentrationen können zum Beispiel an sehr kalten und windstillen Tagen im Winter und bei langen Trockenperioden gemessen werden.

Information Feinstaub Staub entsteht bei verschiedenen Verbren- nungs-, Produktions- und Verarbeitungspro- zessen, kann aber auch aus natürlichen Quellen kommen (Meeresgischt, Erde/Sand, Vulkanausbrüche). Staub kann je nach Teil- chengröße über die Nasenhöhle, die Bron- chien und Lungenbläschen bis in das Lungen- gewebe und in den Blutkreislauf gelangen. Je nach Größe und Eindringtiefe der Teilchen sind die gesundheitlichen Wirkungen ver- schieden: Schleimhautreizungen, lokale Ent- zündungen in der Luftröhre und den Bron- chien bis zu Problemen in den Gefäßen und Abbildung 76: Hier ist ein Probeneinlasskopf zur spe- ziellen Erfassung von Partikeln kleiner als ein Hundert- im Herz-Kreislauf-System. (Quelle: Umwelt- stel mm auf dem Dach der Messstation Bornhöved zu bundesamt) sehen. (Foto: LLUR)

89 Tagesmittelwerte der Feinstaubkonzentration in Deutschland, rot > Grenzwert

19. 1. 2014 24. 1. 2014 31. 1. 2014

Abbildung 77: Die meisten Überschreitungstage werden von Feinstaub in Schles- Januar bis März gezählt. Selten sind einzelne wig-Holstein (oben) Standorte betroffen. Meistens sind die hohen und Beispieltage Konzentrationen in ganz Norddeutschland, für Deutschland: die Konzentrationen manchmal sogar gleichzeitig in ganz Deutsch- variieren stark und land messbar. Zum Vertiefen: sind sehr wetterab- Aktuelle Messdaten, hängig. (Quelle: Auch wenn in den letzten Jahren die Anzahl der Berichte über Messprogramme oben LLUR, unten Tage mit erhöhten Feinstaubkonzentrationen in und weitere Informationen zur UBA) Schleswig-Holstein sehr niedrig war (siehe Ab- Luftqualität in Schleswig-Holstein: www.luft.schleswig-holstein.de bildung 77), ist es wegen der unterschiedlichen Wetterlagen in jedem Jahr nicht sicher, dass der Grenzwert immer eingehalten wird. Daher muss Feinstaub weiter gemessen werden.

90 Reportage

Energiequelle mit Gesprächsbedarf: Die Errichtung neuer Windparks ist wichtig für die Energiewende, muss aber gut überlegt sein Maxime Nauche

n den Augen einiger Leute sind Windräder Ischön und sauber. In den Augen anderer sind sie hingegen laut und hässlich. Auch wenn sie umstritten sind, stellen sie eine wichtige Ener- giequelle für Schleswig-Holstein dar, da ca. 65 % des Stroms aus erneuerbaren Energien mit Windenergie produziert wird.

Eine der Tätigkeiten von Malte Döring und Jochen Specht der Abteilung „Technischer Um- weltschutz“ ist es, zwischen Einwohnern, Land- wirten und privaten Unternehmen zu vermitteln, damit die Errichtung von Windparks so unpro- blematisch wie möglich abläuft.

Malte Döring (links) und Jochen Specht

91 Bei eine Funda- Nach dem Bau neuer Windkraftanlagen müssen nächstgelegenen Haus dreimal größer als die mentgründung die beiden Ingenieure überprüfen, dass die Höhe des Windrades sein muss. Außerdem ist fallen häufig mehr Vorgaben eingehalten und die Anlagen nicht zu es rechtlich geregelt, dass Häuser nicht zu sehr als 1.000 m3 nah an der Wohnbebauung errichtet wurden. vom Schlagschatten der Windräder getroffen Erdaushub an. Die aktuelle Rechtsprechung sieht vor, dass der werden dürfen. Abstand zwischen einem Windrad und dem Das massive Fundament der Windmühlen ist ein Eingriff in die Natur, der berücksichtigt wer- den muss.

Besonders große Vorhaben werden im soge- nannten „förmlichen Genehmigungsverfahren“ durchgeführt. Da werden dann bei einem „Sco- ping“-Termin alle betroffenen Akteure beteiligt. Befürchtungen von Einwohnern und die Mei- nung von Naturschutzverbänden werden z. B. berücksichtigt, um negative Auswirkungen auf die Lebensbedingungen und die Umwelt zu minimieren. Was die Landwirtschaft angeht, be- kommen die Landwirte Geld (z. B. Pacht), wenn ein Windrad auf ihrer Fläche gebaut wird.

Während des Baus kontrollieren Jochen und Im Rahmen der An- Malte, dass das Unternehmen, das für den Park lagenabnahme ist zuständig ist, alle technischen Voraussetzungen Jochen auch in luf- tiger Höhe in der erfüllt und gemäß der Vorgaben vorgeht. Gondel unterwegs.

92 Trotz Beteiligung der Öffentlichkeit gibt es mei- Messung der Geräuschintensität einer Windkraftanlage stens Einwohner, die nach dem Bau eines Wind- parks unzufrieden sind. Diese Menschen haben die Möglichkeit sich zu beschweren, wenn sie z. B. das Gefühl haben, dass die Windräder zu laut sind. Dann müssen Malte und Jochen hin- fahren, um das Geräusch zu messen. Das ist, was wir heute in der Nähe von Holtsee (Kreis Rends- burg-Eckernförde) gemacht haben. An den nächstliegenden Häusern dürfen Windräder nach einer Verwaltungsvorschrift nachts nicht lauter als 45 dB sein.

Man kann letztlich nicht sagen, dass Windmüh- len geräuschlos sind und auch keine anderen unerwünschten Wirkungen haben, aber die Ge- sellschaft muss auf jeden Fall einen Kompromiss zwischen Stromnachfrage, Leistungsfähigkeit, Schönheit, Einfluss auf den Menschen und Umweltschutz finden.

Wenn man sich alle diese Kriterien anguckt, kann man entscheiden, was die beste Energie- quelle ist. Malte und Jochen müssen sich in Ihren Entscheidungen ganz genau an die ge- setzlichen Vorgaben halten – da ist die eigene Meinung nicht entscheidend …

Messungen werden nicht direkt am betroffenen Haus durchgeführt, sondern in geringerer Ent- fernung von der Anlage gegen den Wind, damit das Geräusch gut getragen wird. Das heißt, dass das Geräusch an anderen Stellen im gleichen Abstand immer leiser ist, da die Messung immer da gemacht wird, wo das Geräusch am laute- sten ist. Dann wird anschließend berechnet, wie hoch der Wert am Haus ist. Heute haben wir zwei Windparks überprüft. Bei beiden wurde die rechtliche Grenze eingehalten.

Geballte regenerative Energiequellen: Windpark und Maisfeld

93 8 | Ländliche Entwicklung

„Schleswig-Holstein im Blick: Die Entwicklung von Perspektiven für die ländlichen Räume sehen wir als eine Herausforderung, der wir uns stellen.“ Peter König, Abteilungsleiter

Innen wie außen – vom beständigen Wandel und dem wahren Sein im ländlichen Raum

✒ Jürgen Blucha A) Durchführung von Flurbereinigungsverfahren und Peter König – Weil sich die Ansprüche an die landwirtschaftli- bereit zur Vermes- chen Flächen wandeln – sei es aus agrarstruktu- sung der Welt … rellen Gründen oder z. B. aus Gründen des Natur- und Gewässerschutzes – und die Ziele nur mit einer Neuordnung des ländlichen Grund- besitzes erreicht werden können, setzen wir im Einvernehmen mit den Grundeigentümern die Instrumente der Flurbereinigung ein. Wie ein solches Verfahren läuft, zeigen wir im nachfolgen- den Artikel, in dem Maxime Nauche am Beispiel des Offenbütteler Moores die Arbeit unserer Kollegen Achim Mittenzwei und Michael Liedloff darstellt.

„Das einzig Beständige ist der Wandel!“ B) Förderung der integrierten Heraklit wird diese Erkenntnis zugeordnet. Er ländlichen Entwicklung (ILE) stand damit im Gegensatz zu Parmenides, der Wir können aber auch mit dem Einsatz von För- frech das Gegenteil behauptete: „Das wahre Sein dermitteln der EU, des Bundes und des Landes ist unveränderlich“. Nun, es ließe sich lange da- z. B. negative Begleiterscheinungen des demo- rüber philosophieren, ob beide Aussagen über- graphischen Wandels mildern oder aktiv positi- haupt im Gegensatz stehen, aber was hat das ve Impulse setzen, um schneller die Energie- mit der Abteilung 8 „Ländliche Entwicklung“ im wende anzuschieben – der zweite Schwerpunkt LLUR zu tun? der Abteilung. Das mit dem „Wandel“ dürfte also klar sein. Wie dieser Wandel ausgelöst und Der Wandel ist eigentlich die Daseinsberechti- eine regionale Initiative unterstützt wird, zeigt gung der Abteilung 8, denn sie hat die Aufgabe Maxime Nauches zweiter Artikel über die Arbeit und verfügt über Instrumente und Mittel, den von Jürgen Blucha mit den AktivRegionen. Wandel zu begleiten, gewünschte Entwicklun- gen zu unterstützen, Knoten und Hemmnisse zu Was aber hat es mit Parmenides und dem „un- lösen. Dies geschieht bei uns in der Abteilung veränderlichen wahren Sein“ auf sich? Nun, für in zwei Handlungsbereichen: einen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ist

94 das „wahre Sein“, das unveränderlich ist, natür- „Nabelschau“ – weil wir glauben, dass dies auch lich der eigene Arbeitsplatz – die Verwaltung! für Sie als interessierte „Nicht-Verwaltungsleute“ Wir mussten allerdings in 2014 – mal wieder – spannend sein kann, was in diesem Feld in der zur Kenntnis nehmen, dass unser wahres Sein in Behörde passiert – der Bericht heißt ja schließ- Frage stand und wir uns selbst dem Wandel lich „Einblicke in die Verwaltung“! stellen mussten. In der Abteilung 8 arbeiten knapp 80 Mitarbeite- Im Folgenden schildern wir, welchen Wandel rinnen und Mitarbeiter, jeweils etwa zur Hälfte in die Abteilung 8 intern meistern muss, um sowohl der Flurbereinigung und der Integrierten Länd- das moderne Instrument der Flurbereinigung lichen Entwicklung (ILE). Sie sind in fünf Dezer- auch in Zukunft effektiv einsetzen zu können als naten an vier Standorten – Flintbek (zwei Dezer- auch die Entwicklung des ländlichen Raumes in nate), Itzehoe, Lübeck und Flensburg – einge- der neuen Förderperiode 2014-2020 optimal setzt. Derzeit werden knapp 40 aktive Flurberei- zu fördern. Wir betreiben hier also etwas nigungsverfahren bearbeitet.

Kennzahlen 2014/2015 zur Abteilung „Ländliche Entwicklung“

Personal und • 77 MitarbeiterInnen Organisation • in 5 Dezernaten • in Flensburg, Flintbek, Itzehoe und Lübeck

Aufgaben

Flurbereinigung* • Bearbeitung von 60 Flurbereinigungsverfahren • Neueinleitung von 3 (Naturschutz)-Verfahren • Schlussfeststellung von 3 Flurbereinigungsverfahren • Planung und Durchführung von Baumaßnahmen · Infrastruktur: 0,7 Mio € (2014) bzw. 2,5 Mio € (2015) · Naturschutz (inkl. Grunderwerb): 1,3 Mio € (2014) bzw. 0,8 Mio € (2015)

Freiwilliger • Bearbeitung von ca. 150 Tauschverfahren Landtausch · Neueinleitungen: 66 (2014) bzw. z. Z. 43 (2015) · Verfahrensabschlüsse: 49 (2014) bzw. z. Z. 16 (2015)

Umsetzung des • Verwaltungsstelle für 22 AktivRegionen Zukunftsprogramms • Beratung, Bewilligung und Abrechnung von Fördermaßnahmen „Ländlicher Raum“* · LEADER: 13,7 Mio € /262 Projekte (2014) bzw. 12,0 Mio € /158 Projekte (2015) · HealthCheck: 6,0 Mio € /30 Projekte (2014) bzw. 3,8 Mio € /14 Projekte (2015)

Modernisierung • Beratung, Bewilligung und Abrechnung von Fördermaßnahmen ländlicher Wege* · 3,0 Mio € /26 Projekte (2014) bzw. z. Z. 0,2 Mio € /1 Projekt (2015)

Breitbandförderung* • Verwaltungsstelle für ganz Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit MWAVT und Breitbandkompetenzzentrum SH • Förderfälle: Wirtschaftlichkeitslücke, Leerrohr und Planung, Beratungen: 24 (2014) bzw.15 (2015) • Zuschuss: 1,4 Mio € (2014) bzw. z. Z. 0,55 Mio € (2015)

*Angegeben werden jeweils die gezahlten Zuschüsse zu den Investitionskosten

95 A) Die „Weiterentwicklung der Flurbereinigung“ Seit 2010 hat die Schuldenbremse im Grundge- setz Verfassungsrang. Die Schuldenbremse gilt in den deutschen Bundesländern ab 2020. Ab dann darf kein Land mehr neue Schulden aufneh- men. Das Erreichen der Schuldenbremse wird in Schleswig-Holstein nicht ohne strukturelle Veränderungen, z. B. bei den Personalkosten, vonstattengehen. Vor diesem Hintergrund wurde im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ener- giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) bereits 2012 die Frage gestellt, Abbildung 79: Das Offenbütteler Moor aus der Luft: ob der Personaleinsatz in der Flurbereinigung Die Renaturierung im Rahmen des Moorschutzpro- noch zu rechtfertigen ist. In Konsequenz hieraus grammes wird durch ein vereinfachtes Flurbereinigungs- verfahren begleitet. (Foto: R. Thode) wurde u. a. die Einstellung der Flurbereinigung als eigenständige Aufgabe diskutiert und ein gleichlautender Prüfauftrag von der Hausleitung fahrensbearbeitung in den Standorten Flintbek des MELUR vergeben. und Itzehoe zu konzentrieren. Diese organisato- rische Vorgabe konnte zum 1. 1. 2015 durch die Abbildung 78: Am Ende dieses Prozesses stand die politische Neuorganisation der Abteilung 8 umgesetzt Projekt Modellge- Entscheidung, die Flurbereinigung als eigen- werden. meinde Land- ständige Aufgabe auch über 2020 fortzuführen. schaftspflege: Start Die Verfahrensziele werden sich in Zukunft vor- Ausgelöst durch die Diskussionen über die zu- der Naturschutz- Flurbereinigungen. rangig an den Interessen von Naturschutz und künftige Rolle der Flurbereinigung in Schleswig- (Foto: U. Vierkant- Wasserwirtschaft orientieren. Verbunden mit Holstein haben sich die MitarbeiterInnen der Hoffman) dieser Entscheidung war die Vorgabe, die Ver- Bodenordnung im November 2013 zu einem ganztägigen Perspektiv-Workshop getroffen. Die- ser Workshop stand am Anfang eines fast zwei Jahre andauernden Prozesses zur „Weiterent- wicklung der Bodenordnung“. Ziel dieses Pro- zesses war es, die Zukunft der Flurbereinigung in Schleswig-Holstein – unter den vorgegebe- nen Rahmenbedingungen – aktiv mitzugestalten und alle MitarbeiterInnen hierzu einzuladen. Dabei ging es darum, sowohl die eigene Rolle und das eigene Selbstverständnis zu definieren als auch Entwicklungsperspektiven für die Flur- bereinigung als Ganzes zu entwickeln, sowie konkrete Vorschläge zur Optimierung der Ver- fahrensbearbeitung oder einzelner Verfahrens- schritte zu erarbeiten.

Ausgehend von dem Auftaktworkshop im No- vember 2013 wurden mit Hilfe einer Befragung der MitarbeiterInnen Themen und Handlungs- felder entwickelt, die dann in verschiedenen Arbeitsgruppen bearbeitet wurden. In den so- genannten „Bodenordnungsforen“ wurden die (Zwischen-)Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen allen MitarbeiterInnen vorgestellt und das wei- tere Vorgehen diskutiert. Gesteuert wurde der Prozess – mit Unterstützung eines externen Mo- derators – durch eine Koordinierungsgruppe aus den Arbeitsgruppenleitern und der Abtei- lungsleitung.

96 In den Arbeitsgruppen wurden die folgenden 2014/15 stand bei den EU-Programmen ein sol- fünf Handlungsfelder bearbeitet: cher Wechsel an. 2013 lief die alte Förderperio- • Vorphasenmanagement de aus, die neue Förderperiode reicht von 2014 • Optimierung der EDV-gestützten Bearbeitung bis 2020. Das hört sich jetzt mal so einfach an – • Neue Handlungsfelder/Dorf-Innenentwicklung `eine Förderperiode ist zu Ende, die neue fängt • Öffentlichkeitsarbeit an´. Sofern man nicht selbst MitarbeiterIn der • Optimierung von Verwaltungsabläufen Abt. 8 des LLUR ist – oder einer entsprechenden Abteilung in einem Landesamt der anderen Dazu trafen sich die 60 Arbeitsgruppenmitglie- Bundesländer – wird man nicht im Entferntesten der zu insgesamt 31 Sitzungen. Es wurden 46 ermessen können, was das heißt. Nicht einmal Themenkomplexe bearbeitet und hieraus 39 Ver- die benachbarten Kollegen und Kolleginnen der änderungsvorschläge entwickelt. Davon ließen sich zunächst 14 Vorschläge zeitnah umsetzen. Zum formellen Abschluss der Prozesse waren alle MitarbeiterInnen aus der Flurbereinigung am 4. September 2015 zum 3. Forum Bodenordnung eingeladen. Im Rahmen dieses Forums wurde über die erzielten Ergebnisse und ihre weitere Umsetzung diskutiert. Auch wenn in diesem Pro- zess einiges für die Flurbereinigung und das Selbstverständnis der „FlurbereinigerInnen“ er- reicht wurde, war allen klar, dass die „Weiterent- wicklung der Flurbereinigung“ eine Daueraufgabe ist, die auch nach der Abschlussveranstaltung wei- ter verfolgt werden muss. Einmal, um das Ange- fangene zu Ende zu führen, aber auch um neue Probleme und Handlungsfelder zu identifizieren.

B) ILE – Die neue Förderperiode 2014-2020 Auch in dem zweiten großen Arbeitsbereich der Abteilung 8, der integrierten ländlichen Entwick- lung (ILE), waren die Jahre 2014/15 von großen Veränderungen geprägt. In diesem Arbeitsbe- reich besteht die Hauptaufgabe darin, Förder- mittel für Projekte zur ländlichen Entwicklung zu Gewässerabteilung oder des Immissionsschut- Abbildung 80: bewilligen und auszuzahlen. Die Mittel sind im zes mit umfangreicher Verwaltungserfahrung Eine der Arbeits- Wesentlichen Mittel der EU und sogenannte konnten sich die Konsequenzen und Nebenwir- gruppen diskutierte neue Handlungs- GAK-Mittel. GAK ist die Abkürzung für „Gemein- kungen eines solchen Programmwechsels vor- felder der Flurbe- schaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz“ stellen ... reinigung. (Foto: – ein Bund-Länder-Finanzierungsinstrument für M. Schlüter) Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Wir wollen das hier nur mal kurz andeuten: min- Räume – 60 % zahlt der Bund, 40 % das Land. destens zwei Jahre vor Beginn der neuen För- derperiode startet die EU einen großen Konsul- Nun wäre es sicher wünschenswert, wenn gute tationsprozess, um Ideen zu entwickeln, was Ideen einfach so gefördert werden könnten. So sich denn ändern soll. Am Ende beschließen geht es aber natürlich nicht. Wir verwalten Mittel EU-Parlament und EU-Rat eine neue Verordnung der SteuerzahlerInnen und da muss es schon – in unserem Fall die ELER-VO, Verordnung über nachvollzieh- und überprüfbare Programme, die Förderung der ländlichen Entwicklung durch Regeln und Verfahren geben, wie die Mittel ver- den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die ausgabt werden dürfen. Da sich die Welt aber Entwicklung des ländlichen Raums. Diese VO ist dreht und alles ständig im Wandel ist (s. o.), wer- noch recht allgemein. Die EU-Mitgliedsstaaten – den auch die Programme, Regeln und Verfahren im Falle Deutschlands die Bundesländer – kön- in regelmäßigen Intervallen angepasst. Sonst nen sich dann auf der Basis der ELER-VO selbst würden wir ja immer noch die Postkutschen för- überlegen, was sie denn programmieren und dern und nicht das Breitband ... somit zukünftig fördern wollen. Das tun sie aber

97 Ach so, dass interessiert Sie alles nicht? Sie wollen wissen, was denn nun gefördert werden kann? Okay, hier ein kurzer Überblick:

Wir fördern weiterhin – aber nun mit veränderten Rahmenbedingungen: • die sogenannten AktivRegionen: www.aktivregion-sh.de • die Modernisierung ländlicher Wege, • die Breitbandinfrastruktur, • lokale Basisdienstleistungen in ländlichen Gebieten, • den ländlichen Tourismus (der Schwerpunkt liegt im natur- und umweltorientierten Tourismus), • und die Erhaltung des ländlichen Kulturerbes.

Ziel der Förderung ist die Sicherung der Lebens- qualität in den ländlichen Räumen. Insgesamt stehen dafür ca. 120 Mio. € für die neue Förder- periode (7 Jahre) zur Verfügung. Alle weiteren Informationen und die Kontaktdaten der An- sprechpartnerInnen in der Abt. 8 finden Sie im Link1 unten. Abbildung 81: auch nicht im stillen Kämmerlein, auch hier läuft ohne Kommentar … ein Konsultationsprozess vorweg. Und wenn Sie sehen, 2014 und 2015 waren in der Abtei- (Foto: W. Wunsch) das Land dann programmiert hat, muss das lung 8 zwei sehr intensive Jahre der fachlichen Programm von der EU-Kommission genehmigt und strukturell-organisatorischen Neuaufstellung. werden (das geht in der Regel auch nicht in Vieles ist gut auf den Weg gebracht worden, einem Rutsch, da wird nachgefragt, korrigiert, einiges bleibt noch zu tun. Wir sind aber guten wieder vorgelegt, verhandelt!). Mutes, dass die vorgenommenen Weichenstel- lungen uns in die Lage versetzen, mit den Akteu- Dann ist irgendwann das LPLR – so heißt es in ren der ländlichen Räume zum Wohle eben die- SH: Landesprogramm Ländlicher Raum – ser Räume zielorientiert tätig zu werden: demo- genehmigt. Und dann geht es erst richtig los: graphischer Wandel, Versorgung mit schnellen Es hat sich ja etwas geändert, also müssen sich Netzen, Integration von Migrantinnen und Mi- die Vordrucke, die Checklisten, die Antrags- granten, Gesundheitsversorgung, Nahversor- und Prüfformulare, die Eingabemasken ändern gung, agrarstrukturelle Veränderungen, … – die – schlichtweg alles muss angepasst werden ... Herausforderungen sind groß!

1 www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/LLUR/Organisation/abteilungen/abteilung8.html

98 Achim Mittenzwei (links) und Michael Liedloff im Offenbütteler Moor Reportage

ZUSAMMENARBEIT wird groß geschrieben – Flurbereinigung als

Gemeinschaftsprojekt Maxime Nauche

n unserem Alltagsleben kann man oft feststel- Ilen, dass Städte immer größer werden, dass Industriegebiete immer mehr Platz einnehmen, und dass die einzelnen landwirtschaftlichen Flä- chen immer riesiger werden. In diesem Zusam- menhang versuchen Achim Mittenzwei und Mi- chael Liedloff, Mitarbeiter des LLUR in der Abt. 8 bzw. 5, diesen Prozess zu steuern. Genauer gesagt ist Landwirtschaft ein Schwerpunkt bei- der Kollegen: „Unsere Arbeit besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen landwirtschaftlicher Entwicklung und der Entwicklung der Natur zu finden“, erzählt Herr Liedloff. Diese Arbeit, die

hier im Rahmen der „Flurbereinigung“ läuft, kann Die Erneuerung von man fast als eine diplomatische Arbeit bezeich- vier Brücken um nen. Herr Mittenzwei und Herr Liedloff müssen Offenbüttel steht an, da der Beton versuchen – zusammen mit Landwirten, der Bevöl- rissig geworden ist kerung, den Gemeinden und anderen Behörden – Maßnahmen der Agrarstrukturverbesserung, der naturnahen Entwicklung von Gewässern, des Umweltschutzes und der Landschaftspflege aus- und zusammenzuführen.

99 Michael Liedloff und Heute haben Herr Mittenzwei und Herr Liedloff Das Ingenieurbüro hat vorgeschlagen, die exis- Achim Mittenzwei einen wichtigen Termin in der Kreisverwaltung tierende Brücke durch eine Art Kasten in U-Struk- (Foto oben links) Dithmarschen. Sie müssen die Vertreter eines tur zu ersetzen. Diese Struktur sollte durch vier treffen sich in der Ingenieurbüros und den Biologen Dr. Holger Betonzylinder unter dem Gewässerboden getra- Kreisverwaltung in Heide mit dem pla- Weidel treffen, um die Erneuerung von vier Brü- gen werden. Nach dem Neubau müssten die nenden Ingenieur- cken in der Nähe von Offenbüttel (Kreis Dithmar- Brücken eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen ha- büro und dem schen) zu planen. Diese Brücken sind wichtig, da ben, was nötig sein kann, wenn Trecker mit zwei Biologen Dr. Holger sie nicht nur die Naherholung und den Touris- vollen Anhängern darüber fahren. Weidel (Foto oben mus in der Region unterstützen, sondern auch rechts) der Erschließung von intensiv genutzten Acker- Der Planungsprozess ist jedoch nicht so leicht. grünlandflächen dienen, die direkt an diesen Dr. Weidel muss prüfen, ob verschiedene Natur- Wegen liegen. Der Verkehr muss weiterhin gesi- schutzregeln respektiert werden, um die Planung chert werden, aber die Tragfähigkeit der Brü- genehmigen zu können. Um die Betonstruktur cken ist zu gering geworden. Der Zustand einer ungehindert vom Wasser bauen zu können, wird Brücke ist so schlecht, dass der Beton rissig wird. eine Wasserumleitung gebaut werden. Auch die Uferbepflanzung muss entfernt werden, wo- durch natürliche Lebensräume zerstört werden. Derartige Eingriffe in die Natur müssen bei der Planung berücksichtigt werden.

Um alle unterschiedlichen Faktoren zu berück- sichtigen, wurden Kompromisse eingegangen, um den Bau der Brücken zu ermöglichen, dabei aber auch nicht den Schutz der dortigen Natur Die alten Brücken außer Acht zu lassen. Die Umleitung wird z. B. sollen durch einen erlauben, den Lauf des Wassers weiter zu ermög- Kasten in U-Struktur lichen. Die Betonzylinder werden 30 Zentimeter ersetzt werden, der unter dem Wasserboden gebaut, damit Sedi- von vier Betonzylin- mente nach der Renovierung den Platz haben, dern getragen wird, was eine Tragfähig- um sich zu akkumulieren. Nach Fertigstellung keit von 40 Tonnen der Brücke wird Sand in diesen Teil des Fluss- ermöglicht bettes geschüttet werden, um die Entwicklung von Sedimenten zu beschleunigen. Der obere Teil des Bodens, wo Uferpflanzen wachsen, wird während der Baumaßnahme gelagert und spä- ter werden sie wieder ans Ufer zurückgebracht. Während des Baus der neuen Brücke (ca. sechs Wochen) werden die entfernten Böden ihr bio- logisches Potenzial behalten, wodurch schnell neue Pflanzen wachsen werden.

100 Alte Drainagesysteme wurden zerstört (siehe Foto links), damit das Wasser sich akkumulie- ren kann, um die Flächen wieder zu vernässen. Falls das Wasser zu hoch werden sollte, wurden Lei- tungen gebaut, damit es in niedrigere Flächen abfließen kann (siehe Foto rechts).

Diese Brücken scheinen vielleicht nicht wirklich Liedloff hinzu. Landwirte sind also nicht gezwun- Ein sogenannter bedeutsam, aber sie sind ein gutes Beispiel für gen, ihre Flächen zu verkaufen. Aber auch wenn „Mönch“ – als Über- die Arbeit von Herrn Mittenzwei und Herrn Lied- nicht alle Bauern, die Vorbehalte hatten, akzep- lauf aus einem an- gestauten Bereich loff: Menschen mit unterschiedlichen Ansichten tiert haben, ihre Flächen zu tauschen, haben doch zusammenzubringen, um zu sprechen und Lösun- ausreichend viele es akzeptiert und das Ergebnis gen zu finden. kann sich sehen lassen. „Wir sind stolz darauf, das Ergebnis eines sechsjährigen Projekts zeigen zu Nach unserer Besprechung in Heide wollten sie können. Wir verhandeln und reden viel, aber das mir noch etwas zeigen. Wir sind nach Offenbüt- zeigt, dass wir auch etwas Konkretes erreichen tel gefahren, wo ich die betreffenden Brücken können“, erklärt Herr Mittenzwei. Für Herrn Lied- gesehen habe, aber dort wird noch ein anderes loff ist die Wiedervernässung des Offenbütteler Flurbereinigungsprojekt durchgeführt. Seit 2013 Moores „ein Erfolg, den man vielleicht nur ein- wird das Offenbütteler Moor im Rahmen des mal in einem Berufsleben erlebt.“ Moorschutzprogramms wiedervernässt und rena- turiert. Somit wird der ökologische Zustand des Der Erfolg eines Berufslebens? Vielleicht. Die Moores verbessert und ein Beitrag zum Klima- Natur jedenfalls profitiert sichtlich von diesem schutz geleistet. Die riesige Menge von Pflanzen, tollen Projekt! In den kommenden Jahren soll die dort seit anderthalb Jahren wachsen, stellt Tourismus im Moorgebiet entwickelt werden, im ein wunderbares Mittel dar, um CO2 aufzuneh- Moment jedoch konzentrieren Herr Mittenzwei men. Diese 1.290 Hektar wurden während Jahr- und Herr Liedloff sich auf eine neue Fläche, deren zehnten als landwirtschaftliche Flächen genutzt, Wiedervernässung ab September beginnen wird. Das Offenbütteler deshalb war es nicht einfach, dieses Projekt, Moor wird seit 2013 dessen Vorverfahren bereits 2008 angefangen wiedervernässt und renaturiert – Moore hat, durchzuführen. Das LLUR musste mit Bauern sind CO2-Speicher verhandeln und als Ersatz für vernässte neue, und leisten ihren anbaufähige Flächen finden: „Manche Landwirte Beitrag zum Klima- wollten am Anfang ihre Flächen nicht verlassen. schutz Das ist verständlich. Andere waren bereit, wenig fruchtbare Flächen zu verkaufen oder andere Flä- chen als Ersatz zu erhalten“, sagt Herr Mittenzwei. „Die Flurbereinigung wird in Schleswig-Holstein ausschließlich freiwillig eingesetzt“, fügt Herr

101 Reportage

AktivRegionen: Hier gestaltet ein ganzes Netzwerk aktiv ihre ländlichen Regionen!

In diesem Artikel möchte ich Ihnen die Entwick- ländlichen Gebieten zu unterstützen. Wichtig ist Maxime Nauche lung der AktivRegionen vorstellen. Dazu treffe nicht nur, die Lebensqualität in diesen Räumen ich mich heute mit Jürgen Blucha. Eine der zu verbessern, sondern z. B. auch die negativen Tätigkeiten von Herrn Blucha – dem Leiter des Auswirkungen des demographischen Wandels Zentraldezernats Ländliche Entwicklung – ist die zu mindern. Immer mehr Menschen verlassen Förderung der AktivRegionen. Dieses EU-Projekt die ländlichen Räume und jene, die weiter dort

Jürgen Blucha wurde gestartet, um die Bewirtschaftung der leben, müssen z. B. immer größere Entfernungen und Volker Ratje natürlichen Ressourcen, die wirtschaftliche Diver- zurücklegen, um einzukaufen oder zur Schule (von links) sifizierung und die Wettbewerbsfähigkeit in den zu gehen. Ab 2015 beginnt ein neuer Förder- zeitraum für die Weiterführung des Projekts bis 2020. Jürgen Blucha kennt sich mit Schleswig- Holstein und der EU bereits gut aus, da er bis 2013 im Hanse Office, der gemeinsamen Vertre- tung der Freien und Hansestadt Hamburg und des Landes Schleswig-Holstein bei der EU in Brüssel, gearbeitet hat. 2014 ist für ihn ein we- sentliches Jahr, um die kommende Periode der AktivRegionen vorzubereiten.

Heute Morgen hat Jürgen Blucha einen Termin mit Volker Ratje, der für die Wirtschafts-Förde- rungs-Agentur Kreis Plön (WFA) arbeitet. Er möchte aktiv an dem Projekt teilnehmen, deswe- gen wollte er ihn treffen, um besser zu verstehen,

102 wie AktivRegionen funktionieren und wie seine besteht, um zusammen Projekte zu entwickeln. Agentur ein Teil dieses Netzwerks werden Die Projektvorschläge werden mit dem LLUR könnte. Man kann wirklich von einem Netzwerk abgestimmt, um sicherzugehen, dass auch EU- sprechen, da sich ganz unterschiedliche Akteure Mittel eingesetzt werden können. AktivRegionen zusammentun, um eine AktivRegion aufzubauen. müssen selbst entscheiden, wo und wie sie die- Schleswig-Holstein besteht derzeit aus 21 Aktiv- ses Geld investieren. Das LLUR kontrolliert, dass Regionen. In der neuen Förderperiode werden sie diese Mittel benutzen, um zu versuchen, die es 22 sein. Plön gehört z. B. zur Region Schwen- Ziele der EU-Politik zu erreichen. tine – Holsteinische Schweiz. Als Dienstleistungs- und Beratungszentrum für Unternehmen könnte Nach seinem Termin mit Volker Ratje muss Herr die WFA ein wichtiger Partner dieser Region Blucha nach Oldenburg. Dort ist eine Bespre- werden. Die WFA hilft Unternehmen, um z. B. chung über die Strategiesetzung der kommen- Ideen zu entwickeln und um Geld oder Stand- den fünf Jahre der AktivRegion Wagrien-Fehmarn. orte zu finden. Sie kann auch Unternehmen bei Vertreter aller Akteure sind dabei und zwei Haupt- allen Fragen zur Kundengewinnung oder Ergeb- fragen werden diskutiert – siehe dazu den Kasten Jürgen Blucha nissteuerung unterstützen, was auch nützlich in auf der nächsten Seite. in Oldenburg ländlichen Räumen sein kann. Im Allgemeinen organisieren sich alle AktivRegionen auf dieselbe Art und Weise. Die Gründung der AktivRegionen muss formell durch einen Begleitausschuss zum ZPLR (= Zukunftsprogramm ländlicher Raum) mit Vertretern der EU, des Bundes, der Ministerien und der Vereine und Verbände anerkannt wer- den. Dann kann ihre Arbeit beginnen. Das Prin- zip ist, dass Akteure sich selbst organisieren müssen und ihre eigene Strategie entwickeln. Diese Akteure sind u. a. Kommunen, Unterneh- men, Naturschutz-, Tourismus- und Sportverbän- de. Alle sitzen in der Mitgliederversammlung, die zu 51 % aus Wirtschafts- und Sozialpartnern und zu 49 % aus Vertretern der Kommunen

1 AktivRegion Nordfriesland-Nord 2 AktivRegion Uthlande 3 AktivRegion Eider-Treene-Sorge 4 AktivRegion Südliches Nordfriesland 5 AktivRegion Dithmarschen 6 AktivRegion Mitte des Nordens 7 AktivRegion Schlei-Ostsee 8 AktivRegion Hügelland am Ostseestrand 9 AktivRegion Eider- und Kanalregion Rendsburg 10 AktivRegion 11 AktivRegion Steinburg 12 AktivRegion Holsteiner Auenland 13 AktivRegion Holsteins Herz 14 AktivRegion Ostseeküste 15 AktivRegion Schwentine-Holsteinische Schweiz 16 AktivRegion Wagrien-Fehmarn 17 AktivRegion Innere Lübecker Bucht 18 AktivRegion Herzogtum Lauenburg Nord 19 AktivRegion Sachsenwald-Elbe 20 AktivRegion Pinneberger Marsch & Geest 21 AktivRegion Alsterland Quelle: LLUR 22 AktivRegion Sieker Land Sachsenwald

103 2. Nach welchen Kriterien werden Projekte unterstützt? Für die neue Periode wurden vom AktivRegionen-Beirat, in dem alle AktivRegionen, MELUR und LLUR vertreten 1. Wie werden Projekte finanziert? sind, vier Haupthandlungsbereiche bestimmt: Energie Jede Region bekommt von der EU rund 2,7 Millionen und Klimawandel, Bildung, Innovation und Wachstum Euro für die gesamte Förderperiode und dann müssen sowie nachhaltige Daseinsvorsorge. Sie sind jedoch sehr alle Akteure bestimmen, wie das Geld verteilt wird. generell, deswegen müssen AktivRegionen sich präzisere Müssen private und öffentliche Projekte unterschiedlich Auswahlkriterien ausdenken. Sozial-, Politik- und Wirt- finanziert werden? Muss es einen Unterschied zwischen schaftsakteure von Wagrien-Fehmarn haben sich über Gemeinden, Verbänden, Unternehmen und Vereinen verschiedene Vorgaben verständigt, aber es wäre an die- geben? Werden interregionale Projekte genau wie ser Stelle zu lang, sie alle explizit zu nennen. Die folgen- intraregionale Projekte unterstützt? Entschieden wurde den Orientierungen sind jedoch besonders bedeutsam: letztlich, dass alle Projekte in selber Höhe finanziert Synergien zwischen Akteuren, geographischen Gebieten werden und dass Gemeinden einen Bonus von 5 % der und Tätigkeitsbereichen, bürgerliches Engagement und Finanzierungskapazität bekommen. Sozialzusammenhalt.

Auf der Rückfahrt nach Flint- bek machen wir eine Pause im Café Hofladen in Futterkamp an der Hohwachter Bucht. Wir genießen dort ein sehr leckeres Stück Himbeertorte. Jürgen Blucha wollte mir dieses Café zeigen, weil es von der AktivRegion und vom LLUR gefördert wurde. Das Café Hofladen ist kein normales Café. Dort kann man nicht nur etwas essen und trinken, sondern auch Produkte kaufen, die auf dem Hof oder in der Nähe her- gestellt wurden. Zum Café gehört außerdem eine ausgedehnte Fläche, wo alle Besucher die Möglichkeit haben, Obst und Blumen selbst zu pflücken.

Währenddessen können Kinder sich auf einem riesigen Gelände mit vielen verschiedenen Spiel- plätzen vergnügen. Kirsten und Eike Manthey hatten vor drei Jahren die Idee zu diesem „Obst- Erlebnis-Garten“. Sie haben in Futterkamp vor 25 Jahren mit Erdbeeren angefangen und heu- te bieten sie immer mehr im Bereich Gastrono- mie, Spielerlebnis und Bildung an. Damit ihr Projekt sich verwirklicht, haben sie Kontakt mit dem Regionalmanager der AktivRegion Ostsee- küste aufgenommen, um unterstützt zu werden, was offensichtlich sehr erfolgreich war.

104 Kinder haben viele verschiedene Spiel- plätze zur Auswahl

Das ist ein schönes Projektbeispiel der AktivRe- gionen, da es nicht nur erlaubt, regionale Pro- dukte zu konsumieren und besser kennenzuler- nen, sondern auch Tourismus zu entwickeln. Der Obst-Erlebnis-Garten ist letztlich ein gutes Mittel, um Menschen zusammen zu bringen und die Lebensqualität zu verbessern, sei es beim Pflücken, beim Spielen oder beim Genießen eines Fruchtkuchens der Saison. Besucher können Obst und Blumen selbst pflücken oder im Hofladen kaufen

105 Herausgeber: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR) Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Tel.: 0 43 47 / 704-0 www.llur.schleswig-holstein.de

Redaktion: Teresa Inclan, Dr. Uwe Rammert, Martin Schmidt

Ansprechpartner: Martin Schmidt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel. 0 43 47 / 704-243 [email protected]

Diese Broschüre ist das Gemeinschaftswerk einer Vielzahl von Autorinnen und Autoren. Diese finden sich jeweils am Kapitelanfang.

Titelfotos: Boedler, Graner/GSM, Lezius, LLUR, Lukas, Nauche, Schmidt

PDF der Broschüre im Internet www.llur.schleswig-holstein.de unter Service > Bestellservice

Herstellung: Gestaltung und Layout: DesignContor, Eckernförde Druck: hansadruck, Kiel

Dezember 2015

ISBN: 978-3-937937-82-3

Schriftenreihe: LLUR SH – JB; 1

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der schleswig-holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet: www.landesregierung.schleswig-holstein.de

106 Unser Wunsch nach Feedback – ein paar Fragen

Wir sind als LLUR sehr daran interessiert zu erfahren, ob Sie können uns auf dem Bogen oder im Internet auch Ihnen unser „Jahresbericht anderen Zuschnittes“ gefällt – Anregungen oder Fragen zukommen lassen. Dann – und was wir besser machen können – und was Ihnen nicht gut wenn Sie bei unserer Verlosung mitmachen möchten – gefällt. Dazu haben wir ein paar Fragen zusammengestellt, bräuchten wir bitte eine Email- oder Postadresse von Ihnen. die Sie hier schriftlich ausfüllen, den Bogen raustrennen Die Verlosung findet in der ersten Juliwoche 2016 statt. und uns zuschicken können. Sie können die Fragen auch im Internet beantworten. Verlost werden fünf druckfrische Bücher aus der Reihe Dazu gehen Sie bitte auf: der Naturführer durch Schleswig-Holstein – hier der Band 4 www.soscisurvey.de/llur2015/ mit dem „Die geheime Welt der Wälder“ im Wert von 16,80 € Passwort „EinBlick2015“. Die Umfrage sowie ebenfalls fünf Bücher „Störe in Schleswig-Holstein“. dort ist bis zum 30. 6. 2016 geöffnet. Oder Sie rufen den Fragebogen links direkt über den QR-Code auf.

1. Wie sind Sie auf unseren Bericht 4. Wieviel Zeit haben Sie sich für den Bericht aufmerksam geworden? genommen?

❑ durch einen Presseartikel insgesamt rund …… Minuten ❑ bei einer Veranstaltung von LLUR/BNUR ❑ war ausgelegt im LLUR ❑ im Internet – Portal der Landesregierung 5. Wie hat er Ihnen insgesamt gefallen? ❑ bekomme alle Veröffentlichungen des LLUR ❑ spitze zugeschickt ❑ ganz gut ❑ auf einem anderen Weg und zwar ❑ geht so ❑ könnte man besser machen

6. Was trifft auf den Bericht zu? 2. Welchen Bezug haben Sie zum LLUR? Aus (Mehrfachauswahl möglich) welchem Interesse lesen Sie diesen Bericht? ❑ fachlich interessante Beiträge ❑ MitarbeiterIn des LLUR ❑ schöne Fotos ❑ berufliche Verbindung zum LLUR ❑ gute Abwechslung aus Text, Graphiken und Fotos ❑ ehrenamtliche Verbindung zu den Tätigkeiten ❑ gute Einblicke in den Arbeitsalltag der Mitarbeiter- des LLUR Innen – Interviewreihe ist unterhaltsam/ansprechend ❑ allgemeines/persönliches Interesse ❑ ist zu oberflächlich/allgemein ❑ zu umfangreich ❑ gern noch mehr mit Fotos und kurzweiliger/verständ- 3. Wieviel haben Sie aus den „Einblicken ins LLUR“ licher arbeiten gelesen? ❑

❑ nur die Fotos überflogen ❑ an ein paar Stellen etwas reingelesen 7. Welche Beiträge haben Ihnen besonders gut gefallen? ❑ ein bis zwei Artikel ganz gelesen ❑ etwa die Hälfte gelesen ❑ mehr als die Hälfte gelesen

107 Ê Bitte per Post oder per Fax senden an:

Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Öffentlichkeitsarbeit – LLUR 1213 Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek

8. Was könnte Ihrer Meinung nach noch verbessert Vielen Dank für Ihre Mühe! werden bzw. was hat gefehlt? Möchten Sie an der Verlosung der Bücher teilnehmen? Dann hier bitte einen Kontakt (Email, Postadresse oder Telefon) angeben:

Name:

Straße: 9. Um besser einschätzen zu können, welche Altersgruppe wir erreichen, bitten wir Sie, uns PLZ/Ort: zum Schluss Ihr Alter zu verraten.

❏ unter 20 ❏ 20-30 ❏ 31-50 Tel: ❏ 51-65 ❏ über 65 Email:

Was ich sonst nochmal loswerden wollte: Kontaktadresse im LLUR: Martin Schmidt, LLUR, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit; Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek,

Tel.: 0 43 47 / 704-243, Fax: 0 43 47 / 704-702 [email protected]

108 Ê