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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: ) Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera) Von Thomas FRIEß und Norbert KERSCHBAUMER

11. Einleitung und Im Forschungsprojekt „Fallbeispiele fördert. Es wurde unter der Projekt- Projektbeschreibung zur Alpinen Brandwirtschaft“ wurden leitung vom Büro am Berg (Afritz; T. die Auswirkungen dieser alten Kul- Huber, N. Kerschbaumer) vom ÖKO- Die Alpine Brandwirtschaft war bis turtechnik auf Vegetation und aus- TEAM – Institut für Tierökologie und vor wenigen Jahrzehnten eine im Al- gewählte Tiergruppen an vier Stand- Naturraumplanung (Graz; T. Frieß, C. penraum weit verbreitete Maßnah- orten untersucht. Jeweils vor (2005) Komposch) im Auftrag der Arge NA- me zur Pflege von verheideten Alm- und nach Brand (2006) wurden Ve- TURSCHUTZ (Klagenfurt; K. Krainer) weiden. Bei entsprechender Stand- getation (S. Aigner, N. Kerschbau- erstellt. ortwahl und Ausführung können ver- mer, H. Lugger), Spinnentiere (G. brachte und von Zwergsträuchern Bergthaler), Heuschrecken (G. Der- dominierte Almflächen mit verhält- buch) sowie Wanzen (T. Frieß) unter- 2. Material und Methodik nismäßig geringem Aufwand in kräu- sucht. Eine Projektbeschreibung mit ter- und grasreiche Bestände mit ver- Charakterisierung der Almstandor- 2.1 Untersuchungsflächen gleichsweise besserer Futterqualität te und der Maßnahmen pro Teilflä- überführt werden. Aufgrund der ge- che sowie eine kurze Zusammenfas- Es wurden vier Almen ausgewählt, setzlichen Bestimmungen mit dem sung der Ergebnisse aus vegetati- die sich in unterschiedlichen Kärnt- Verbot der Alpinen Brandwirtschaft onskundlicher und faunistischer, ins- ner Almregionen befinden (Abb. 1, ist diese in der Zwischenzeit nahe- besondere arachnologischer Sicht Tab. 1). Alle Untersuchungsflächen zu in Vergessenheit geraten, nur ge- finden sich in Huber et al. (2008). Im liegen im Bereich zwischen geschlos- bietsweise wurde sie illegal weiter vorliegenden Artikel werden die Er- senem Baumbewuchs und natürli- betrieben. gebnisse der wanzenkundlichen Be- cher Baumgrenze in einer Seehö- Wesentliche Kriterien, die die ökolo- arbeitung präsentiert. Ziel ist es, die he zwischen 1.740 und 1.980 m und gischen Effekte des Brennens deter- Auswirkungen der Alpinen Brand- damit in der „Kampfzone des Wal- minieren sind der Brandzeitpunkt, wirtschaft auf diese störungsemp- des“. Es handelt sich um potenzielle die Eindringtiefe und Verweildau- findliche und großteils wenig mobi- Waldstandorte in der Subalpinstufe, er des Feuers, die Standortcharakte- le Tiergruppe zu beschreiben und na- die mit sekundären Zwergstrauch- ristik und die Größe der Brandfläche turschutzfachlich zu beurteilen. beständen, v. a. mit Rhododendron (vgl. Huber et al. 2008, Kerschbaumer & Das wanzenkundliche Projekt ist Teil ferrugineum, Juniperus communis, Huber 2002, 2006, Lichtenegger 1998). des Kulturlandschaftsprojekts Kärn- Calluna vulgaris, Das vorliegende Projekt baut auf das ten und wurde aus Mitteln der EU, und Vaccinium vitis-idaea bewach- Forschungsprojekt „Pilotprojekt Al- des Bundes und des Landes Kärn- sen sind. Allen Untersuchungsflä- pine Brandwirtschaft“ auf (Kersch- ten Abteilung 10 - Landwirtschaft ge- chen ist sauer verwitterndes Aus- baumer et al. 2004, 2006). Im Rah- men dieses Projekts wurden die Aus- wirkungen der Alpinen Brandwirt- schaft auf die Vegetation und auf ausgewählte Tiergruppen auf ei- ner Alm am Hochrindl im Kärntner Nockgebiet untersucht. Zudem wur- den die Folgewirkungen thermischer (Brand) und mechanischer (Schläge- lung) Zwergstrauchentfernung aus naturschutzfachlicher Sicht grob ver- glichen. Die wichtigsten Ergebnisse dieses Projekts aus wanzenkundli- cher Sicht sind in Frieß (2006) publi- ziert. Abb. 1: Lage der vier untersuchten Almen in Kärnten.

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera)

Name Lage Almregion Naturraum Seehöhe Koordinaten Steirisches Randgebirge, N Weinebene, 46°50‘51‘‘ Weinebene 403 Kor-, Pack-, Sau- und Stubalpe Zentralalpen ca. 1.780 m W Handalm 15°00‘55‘‘ Westliche Nockberge, NE Spittal a. d. 46°51‘32‘‘ Litzlhofalm 402 Nockgebiet, Gurktaler Alpen Zentralalpen ca. 1.890 m Drau, SE Gmünd, N Hochpalfennock 13°35‘16‘‘ 46°36‘06‘‘ Straniger Alm Karnische Alpen, S Kirchbach, NE Lodintörl 201 Gailtal Südalpen ca. 1.740 m 13°07‘26‘‘ 46°52‘43‘‘ Teuchlspitz S Obervellach, NW Teuchl, S Teuchlspitz 202 Oberkärnten, Lungau Zentralalpen ca. 1.980 m 13°12‘26‘‘

Tab. 1: Übersicht zur Lage der vier untersuchten Almen. Naturräumliche Lage nach SAUBERER & GRABHERR (1995). gangsgestein gemeinsam. Weitere brannt und unbehandelt blieb, um und Hitzeeinwirkung zu schützen. Angaben zur Auswahl und Charak- so eventuelle witterungsbedingte Vorrangiges Ziel des Brennens ist teristika der Almen sind Huber et al. Einflüsse auf die Tiergemeinschaf- das Zurückdrängen der Zwerg- (2008) zu entnehmen. ten von brandbedingten Auswir- strauchbestände. kungen unterscheiden zu können. Der Art des Brennens kommt ei- Die einzelnen Probeflächen pro Alm Zoologisch untersucht wurden die ne zentrale Bedeutung zu, weil da- wurden in vier Felder mit jeweils 25 x Brandfläche 1 (nur Brand), Brand- von die Brandwirkung entschei- 25 m Seitenlänge untergliedert. Das fläche 4 (Brand, Düngung, Einsaat) dend abhängt und in weiterer Fol- ergibt eine 0,25 Hektar große Brand- und die Referenzfläche (Abb. 2). ge auch die Art und die Dauer der natürlichen „Wiederbegrünung“ der Brandflächen. Entscheidend für die Brandwirkung sind Tempe- ratur und Brandtiefe, weil davon einerseits die Zusammensetzung und Menge der überdauernden ve- getativen und generativen Erneu- erungsorgane bzw. Samen, ande- rerseits der Humusgehalt des ver- bleibenden Bodens beeinflusst werden, der wieder die Geschwin- digkeit und Art der pflanzlichen Wiederbesiedelung der Brandflä- che bestimmt. Alle Versuchsflächen wurden im Spätherbst 2005 gebrannt (Abb. 3 und 5). Zur Anwendung kamen ausschließlich so genannte „kal- te Mitwind-Feuer“ mit kurzer Ver- Abb. 2: Schematische Darstellung der Teilflächen mit unterschiedlicher Behandlung. Orange = weildauer und geringer Eindring- Brandfläche, grün = Referenzfläche, nicht gebrannt. Die Brandflächen 1 und 4 sowie die Refe- renzfläche wurden zoologisch untersucht. Jede Teilfläche ist 6252 m (25 x 25 m) groß. tiefe (vgl. Lütkepohl & Stubbe 1997, Mirsch 1997, Müller et al. 1997, fläche pro Standort. Diese Felder 2.2 Brandausführung Schneiter 1970, Tüxen 1966, 1974). waren hinsichtlich des Vegetations- und Branderfolg typs und der Deckung mit Zwerg- Im Frühjahr 2006 wurden auf den sträuchern homogen. Die gesam- Diese Angaben sind großteils aus entsprechenden Teilflächen aller te Fläche wurde gebrannt. Ein Ab- Huber et al. (2008) entnommen. Untersuchungsflächen Begleitmaß- schnitt blieb danach unbehandelt, Die Grenzen der Untersuchungs- nahmen (Einsaat und/oder Dün- einer wurde mit standortangepass- flächen wurden in einem zwei Me- gung) durchgeführt. Die händische tem Saatgut eingesät, einer wurde ter breiten Streifen mit einer Mo- Einsaat erfolgte mit einem der Hö- gedüngt und ein Abschnitt wurde torsense freigeschnitten, das Mäh- henlage angepassten Saatgut (Re- gedüngt und eingesät. Im Vergleich gut wurde entfernt. Auch Bäume natura Montan M1, 80 kg je Hekt- zu den Eingriffsflächen wurde ei- und Ameisenhaufen innerhalb der ar), die ebenfalls händische Dün- ne Referenzfläche direkt neben der Brandflächen wurden solcherart gung mit organischem Handels- Brandfläche ausgewiesen, die unge- frei geschnitten, um sie vor Brand- dünger (Biosol, 700 kg je Hektar).

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera)

Einerseits ist bei der Beschreibung des Branderfolgs nach dem An- teil der tatsächlich gebrannten Flä- che an der gesamten Versuchsflä- che zu unterscheiden, die Differen- zierung von „Inselbrand“ und „Flä- chenbrand“ ist demnach eine rein quantitative, andererseits ist nach der Eindringtiefe des Feuers und den damit einhergehenden unter- schiedlichen Brandarten zu diffe- renzieren. Die Unterscheidung von „Streubrand“, „Humusbrand“ und „Auflagenbrand“ ist wesentlich für Art und Dauer der Regeneration der Pflanzendecke und stellt so ein qua- litatives Merkmal der Beurteilung Abb. 3: Brand der Fläche Straniger Alm im Oktober 2005. (Foto: N. Kerschbaumer)

Abb. 4: Blick in die Brandfläche Litzlhofalm im Jahr 2005 vor Brand. Abb. 5: Detailansicht der Brandfläche Litzlhofalm (Inselbrandfläche) (Foto: T. Frieß) im Jahr 2006 nach Brand. (Foto: T. Frieß)

des Branderfolges dar (Kerschbaumer & Huber 2006). Zwei Flächen kön- nen als Inselbrandflächen (Straniger Alm, Abb. 3 und Litzlhofalm, Abb. 4) und zwei als Flächenbrandflächen (Teuchlspitz, Weinebene, Abb. 6) bezeichnet werden.

Abb. 6: Teuchlspitz (Flächenbrandfläche) im Jahr 2006. In der linken Bildhälfte ein Teil der Brand- fläche, in der rechten Bildhälfte ein Teil der Referenzfläche. (Foto: T. Frieß)

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera)

2.3 Erfassungs- und 2006 (nach Brand): 15. Juli, 23. Juli, ten hinsichtlich ihrer Habitatpräfe- Auswertungsmethodik 9. August, 22. August, 23. August, renzen (Ökologische Gilde, Ökolo- 14. September, 20. September, 21. gischer Typ, Nährpflanzenbindung), Erfassung September. der Ökologischen Valenz (stenök Zudem stand der Wanzenbeifang oder euryök) und Gefährdung (Ro- Die ausgewählten Teilflächen wur- aus Bodenfallen zur Auswertung te-Liste-Status). Diese Daten liefern den in der Vegetationsperiode vor zur Verfügung. In jeder Teilfläche die Basis für die weiteren Auswer- dem Brandereignis (Jahr 2005) so- waren je 3 Boden(Barber-)fallen in tungen. Schwerpunkt der Ergebnis- wie im Jahr nach Brand (Jahr 2006) Betrieb (Betreiber: G. Bergthaler). darstellung bilden die detaillierten mit standardisierten, (semi-)quan- In Summe sind dies 36 Fallen im zönotischen Analysen von Verände- titativen Methoden untersucht. Je- Zeitraum Anfang Juni bis Anfang Ok- rungen der Arten- und Individuen- de Teilfläche wurde nach demsel- tober (2. Juni bis 3. Oktober 2005 dichten der Teilflächen in allen Ge- ben Untersuchungsmuster besam- bzw. 5. Juni bis 6. Oktober 2006). bieten „vor und nach Brand“. Dabei melt: 30 Doppelkescherschläge dienen als Kennwerte insbesonde- (Abb. 7) mit dem Streifnetz und zu- Bei den Freilanderhebungen wur- re die Entwicklungen der Individu- sätzlich eine ca. 20-minütige Hand- de jede einzelne gefangene Wanze endominanzen stenöker sowie ge- suche in ausgewählten Kleinle- notiert. Im Freiland nicht sicher be- fährdeter Arten. Daraus ableitend bensräumen (Moospolster, Rohbo- stimmbare Individuen wurden zur werden die Auswirkungen auf die- denstellen, Feuchtbiotope) oder weiteren Determination ins Labor se Tiergruppe aus naturschutzfach- an speziellen Nährpflanzen. Durch mitgenommen und befinden sich licher Sicht bewertet. diese semiquantitative Beprobung ebenso wie die Wanzenindividuen ist ein Vergleich der Organismen- aus den Bodenfallen in coll. T. Frieß Gefährdung gemeinschaften der einzelnen Un- (Graz). Es werden die Gefährdungsanga- tersuchungsflächen möglich. Jede ben der Roten Liste der Wanzen Teilfläche wurde in beiden Untersu- Auswertung Kärntens verwendet (Frieß & Ra- chungsjahren 3-mal kartiert. bitsch 2009). Diese wurde in Anleh- In einem ersten Schritt werden nung an die Einstufungsmethodik Begehungstermine: das festgestellte Arteninventar der der aktuellen Roten Listen der Tie- 2005 (vor Brand): 17. Juli, 18. Ju- Zwergstrauchbestände ökologisch re Österreichs erstellt (Zulka & Eder li, 24. Juli, 30. Juli, 13. August, 23. beschrieben und faunistisch bemer- 2007, Zulka et al. 2001, 2005). Nach August, 24. August, 30. August, 25. kenswerte Arten kommentiert. Da- dem Vorsichtsprinzip werden Arten September. bei erfolgt eine Einstufung aller Ar- der Kategorien NT (nahezu gefähr- det) und DD (Datenlage ungenü- gend) wie gefährdete Arten behan- delt (Zulka & Eder 2007). Abb. 5: Detailansicht der Brandfläche Litzlhofalm (Inselbrandfläche) im Jahr 2006 nach Brand. (Foto: T. Frieß) Ökologische Gilden Eine Form der Dokumentation des Einflusses auf die Artenzusammen- setzungen nach dem Brandereignis bzw. dem Folgemanagement ist die Darstellung der Veränderung von Anteilen unterschiedlicher Ökolo- gischer Gilden. So könnte man als Arbeitshypothese annehmen, dass nach einem Brandereignis der An- teil jener Arten, die trophisch (nah- rungsökologisch) an Zwergsträu- chern gebunden sind, abnimmt, hingegen der Anteil bodenoberflä- chenaktiver, heliophiler Formen zu- nimmt. Folgende Einteilung in Ökologische Abb. 7: Entomologische Erfassung mittels Kescherfang und Bodenfallen Gilden (entsprechend der Nähr- (markiert mit Holzpflöcken) auf der Straniger Alm im Jahr 2005 vor Brand. (Foto: T. Frieß) pflanzenbindung bzw. der bevor-

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera) zugten Jagdgebiete der Imagines 2.4 Projektspezifische die erwachsenen Tiere (Homozö- bzw. Eiablageorte) wurde vorge- Indikatorfunktion von Wanzen nität). Zudem kommt die vielfach nommen: Bo = Bodenbewohner: bei Wanzen ausgeprägte kleinflä- endogäische (grabende), epigäi- Die generelle Eignung von Wan- chige Raumnutzung zum Tragen. sche (bodenoberflächenbewohnen- zen als Bioindikatoren für ange- Das Vollhabitat vieler Arten be- de) und ans Wasser gebundene Ar- wandt-naturschutzfachliche Frage- trägt oft nur wenige Quadratmeter ten; Gr = Grasbesiedler: meist stellungen wird von Achtziger et al. (u. a. Bockwinkel 1988, Kauwling et graminisuge Arten; Kr = Kräuter- (2007) nach dem Bewertungsmo- al. 1995). Hinzu kommt das gerin- besiedler (inkl. Moos, Flechten, dell von Plachter et al. (2002) – un- ge Migrationspotenzial (Ausbrei- Stauden); Zw = Zwergstrauchbe- ter Berücksichtigung der Kriterien tungsmöglichkeit) vieler gerade siedler; Ge = Gehölzbesiedler (aus- „Kenntnisstand“, „Verfügbarkeit alpiner Wanzenarten. Die Arten- genommen Zwergstrauchbesied- etablierter Erhebungsmethoden“, zahlen von Wanzen nehmen aber ler). Bei Arten, die in mehreren „Indikatorischer Wert“, „Vorhan- mit zunehmender Seehöhe von Straten leben bzw. je nach Entwick- densein Roter Listen“ und „Be- den montanen bis alpinen Lebens- lungsstadium in unterschiedlichen arbeitungsaufwand“ – als „eher räumen rasch ab. Straten auftreten können, wird ei- günstig“ bis „günstig“ (= höchste Wanzen weisen ein günstiges Ver- ne bevorzugt genutzte Schicht an- Stufe) eingestuft. hältnis der Artenzahl (Aussage- gegeben. Wanzen sind, gerade im Grün- kraft) zur Individuenzahl (Erhe- land, sehr gute „Korrelate“ zur bungs- und Laborarbeitsaufwand) Ökologische Typen allgemeinen Artendiversität (Ob- auf. Insbesondere bei der Verwen- Jede Art wird entsprechend der Le- rist & Duelli 1998). Solche „Korre- dung von automatischen Fallen – bensraumbindung einem Ökologi- late“ zur organismischen Diversi- wie im angewandten Erhebungs- schen Typ zugeordnet. Es werden tät zeichnet aus, dass sie eine ho- design mit Bodenfallen – zeigt die Einstufungen von Frieß & Ra- he Lebensraumpräsenz besitzen, sich der von Duelli & Obrist (1998) bitsch (2009) verwendet. in unterschiedlichen Teillebens- belegte äußerst positive Faktor räumen vorkommen sowie weiters zwischen (zeitlichem und techni- Pflanzenbindung und Hibernation unterschiedliche Ernährungstypen schem) Aufwand und Ergebnis (Ar- Es werden großteils die Angaben und Habitatbindungen aufweisen tenzahlen, Repräsentativität). von Wachmann et al. (2004, 2006, (Duelli & Obrist 2003). Erschwerend ist, dass einige Arten 2007, 2008) übernommen. Bei der Wanzen nutzen im alpinen Gelän- klein sind, viele Arten in geringen Angabe der Pflanzenbindung ist in de unterschiedliche Nischen und Abundanzen auftreten und eine den allermeisten Fällen die ernäh- Straten: Manche sind grabend, versteckte Lebensweise besitzen rungsbiologische Einnischung ge- viele leben oberflächennah am Bo- und Zufallsfunde oft schwer inter- meint. Zoophage Arten können im den, die meisten Arten aber sau- pretierbar sind. Sinne von Habitatpflanzen (Aufent- gen an Pflanzenteilen unterschied- Zusammenfassend machen fol- haltsorte der bevorzugten Beute- licher Horizonte von den boden- gende Eigenschaften Wanzen zu tiere, Eiablagesubstrate) auch eine nahen Rosettenblättern, über sehr guten Indikatoren für die ein- Pflanzenbindung aufweisen. Stängel bis in die Blühhorizonte zelflächenbezogene Bewertung von Gräsern und Kräutern. Etliche von Maßnahmen in Alpinlebens- Ökologische Valenz bzw. Amplitude Arten leben auch an Zwergsträu- räumen (verändert nach Achtziger Unter Stenökie (oder Stenözie) chern und den Baumarten des Ge- et al. 2007): werden autökologische Kriterien birges. Bei wanzenkundlichen Kar- • mannigfaltige ökologische An- zu abiotischen Faktoren verstan- tierungen ist aufgrund dieser Prä- sprüche an biotische und abioti- den, wie Wärme- und Trockenheits- senz in unterschiedlichen Straten sche Faktoren, gebundenheit. Es wird in Arten mit immer ein kombinierter Einsatz • Präsenz in unterschiedlichen enger (stenök) und breiter öko- von Fangmethoden notwendig, um trophischen Ebenen; enge Bin- logischer Valenz (euryök) unter- eine repräsentative Erfassung si- dung von phyto- und zoophagen schieden. Die Zuordnungen gehen cherzustellen. Arten an Nahrungspflanzen und auf Angaben in der Literatur (v. a. Wanzen sind sehr gut geeignet, -habitate, Wachmann et al. 2004, 2006, 2007, um flächenscharfe, das einzelne • sehr günstiges Verhältnis der 2008) sowie eigenen Beobachtun- Feldstück betreffende Aussagen vorhandenen ökologischen gen zurück. Bei schwierigen Einstu- formulieren zu können. Dazu ist Bandbreite zur Gesamtarten- fungen werden in der entsprechen- die Eigenschaft der meisten Wan- zahl; unterschiedliche Spezia- den Spalte Fragezeichen mit ange- zen von Bedeutung, dass die Lar- lisierungen bei relativ geringer führt. ven im selben Biotoptyp leben wie Artenanzahl,

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera)

• ausgeprägte Korrelation der • Die Fangzahlen der meisten Ar- 3. Ergebnisse Wanzendiversität zur allgemei- ten sind ausgesprochen niedrig, nen Biodiversität, damit hohe sodass eine Beurteilung der lo- und Diskussion Repräsentativität der Wanzen kalen Autochthonie in vielen Fäl- für die Gesamtbiozönose, len und die Unterscheidung von 3.1 Analyse des Artenbestands • viele Kleinflächenbesiedler mit reproduzierenden Arten und zu- hoher räumlicher Sensitivität; fällig auftretenden Arten (Irrgäs- 3.1.1 Gesamtarteninventar durch kleinräumige Raumnut- ten) manchmal schwierig ist. und Artendiversität zung sind „parzellenscharfe“ • Gerade in den höher gelegenen Aussagen möglich, Lebensräumen wirken sich wit- Die Tabelle 2 listet alle im Zuge die- • Homozönität: Larven leben terungsbedingte Einflüsse auf ser Untersuchung festgestellten meist im selben Lebensraum wie die Wanzengemeinschaften, ins- Wanzenarten mit bio-ökologischen Angaben auf. Die Reihung und No- Adulte, besondere die Individuendich- menklatur der Arten folgen Rabitsch • sehr störungsempfindlich ge- ten betreffend, stark aus. Dies- (2005). genüber Bewirtschaftungsmaß- bezüglich ungünstige Bedin- In Summe wurden 39 Wanzenarten nahmen, daher hohe Indikati- gungen, wie sie in beiden Un- aus 11 Familien nachgewiesen. Das tersuchungsjahren vorzufinden onsleistung, sind 6,6 % der in Kärnten bis dato waren, bewirken eine weitere • guter biologisch-ökologischer bekannten Wanzenfauna (591 Ar- „Ausdünnung“ der natürlich in- Kenntnisstand zu den meisten ten, Stand: März 2009, Frieß & Ra- dividuenarmen lokalen Wanzen- Arten, bitsch 2009). Das Gros aller Ar- • Artenreichtum bei überschau- populationen und somit eine ten gehört erwartungsgemäß den barer Individuenzahl ermög- aufgrund geringer Stückzahlen Weichwanzen () und Bo- licht eine gute Aussagekraft bei erschwerte Interpretierbarkeit denwanzen (Lygaeidae) an, unter- vergleichsweise geringem Er- der Ergebnisse. repräsentiert sind die ansonsten hebungs- und Laborarbeitsauf- • Die Flächengröße pro Teilfläche in den Lebensräumen Mitteleuro- 2 wand, (625 m ) ist für zoologische Un- pas mit höheren Anteilen vertrete- • es liegt eine aktuelle Einschät- tersuchungen am kritischen Mi- nen Baumwanzenartigen (Pentato- zung der Gefährdungssituation nimalwert. Anders als bei bo- midea). für alle Arten Kärntens vor (Frieß tanischen Monitoringforschun- Die im Rahmen dieses Projekts fest- & Rabitsch 2009). gen, bei denen Flächengrößen gestellten Artenzahlen pro Untersu- zwischen 4-25 m2 als ausrei- chungsgebiet liegen sehr konstant chend erachtet werden (vgl. Um- in einem Bereich zwischen 14 und 2.5 Methodenkritik weltbundesamt 1997), ist aufgrund 16 Arten. Doch gibt es trotz Biotop- der Mobilität von Tierarten der gleichheit, abhängig von der geo- Hinsichtlich der Interpretation der diesbezügliche Anspruch um ein grafischen Lage und in erster Linie Ergebnisse müssen folgende Ein- Vielfaches höher. vom Pflanzenarten- und Struktur- schränkungen und Defizite beach- • Mit der Flächengröße korreliert reichtum lokal stark differierende tet werden: auch das Phänomen rund um Wanzengemeinschaften. An jedem • Die Anzahl von drei Begehungs- den Randlinieneffekt („edge-ef- Standort wurde zumindest ein Drit- terminen pro Jahr muss als un- fect“, vgl. Bastian & Schreiber tel aller Arten nur hier angetrof- terster noch vertretbarer Bear- 1994). Dieser beschreibt die Zu- fen (exklusive Arten). Den diesbe- beitungslevel angesehen werden nahme der Artendiversität an züglich höchsten Wert erreicht die Weinebene mit neun ausschließlich (vgl. Achtziger et al. 2007). Bei ge- Übergangszonen von Lebensräu- ringer Stichprobenanzahl kön- men, im gegenständlichen Fall hier nachgewiesenen Wanzenarten (Abb. 8). nen nämlich natürliche Änderun- den Bereich der Brandfläche zur gen in der Populationsentwick- unbeeinflussten Umgebung. Der Die Artenzahlen liegen in Summe lung (natürliche Fluktuationen Effekt ist umso größer, je klei- unter den erwarteten Werten, ins- unabhängig von anthropogenen ner eine Fläche ist. Aufgrund der besondere, wenn man die Daten aus Einwirkungen) kaum eingeschätzt Kleinflächigkeit der Probestellen dem Vorprojekt „Pilotprojekt Alpine werden. Zudem wirken sich jah- konnte nicht ausschließlich der Brandwirtschaft“ zum Vergleich he- res- und tageszeitliche Rhythmen Kernbereich, sondern mussten ranzieht (Frieß 2006, Frieß & Derbuch einzelner Arten verstärkt auf die die Saumareale ebenfalls mitbe- 2005). Hier wurden – in einem drei- Fangeffizienz aus. sammelt werden. jährigen Projekt mit sechs Teilflä-

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Nr. Familien und Arten Rote Liste Ökolog. Gilde Ökolog. Typ Pflanzenbindung Ökolog. Valenz Hibernation

Saldidae – Uferwanzen 1 Saldula orthochila (Fieber, 1859) LC Bo MO - euryök Imago Saldula saltatoria 2 LC Bo/Hy* SG - euryök Imago (Linnaeus, 1758) Tingidae – Netzwanzen 3 Acalypta nigrina (Fallén, 1807) LC Bo MW v. a. Moose stenök? Larven Tingis reticulata 4 LC Bo/Kr MS v. a. Ajuga euryök Imago Herrich-Schäffer, 1835 Microphysidae – Flechtenwanzen Loricula distinguenda 5 VU Ge MW v. a. Picea, Pinus, Juniperus euryök? Ei (Reuter,1884) Miridae – Weichwanzen biclavatus u. a. Vaccinium, Rhododen- 6 LC Zw/Ge MS euryök Ei (Herrich-Schäffer, 1835) dron Horwathia lineolata 7 LC Gr/Ge AO v. a. Luzula stenök? Ei (A. Costa, 1862) Lygocoris pabulinus 8 LC Kr MS Rosaceae, div. Kräuter euryök Ei (Linnaeus, 1761) 9 Lygus wagneri Remane, 1955 LC Kr MO div. Kräuter euryök? Imago 10 Miris striatus (Linnaeus, 1758) LC Ge XS div. Laubgehölze euryök Ei Stenodema holsata 11 LC Gr MO Poaceae, Juncaceae euryök Imago (Fabricius, 1787) Trigonotylus caelestialium 12 LC Gr MO Poaceae euryök Ei (Kirkaldy, 1902) Dimorphocoris schmidti 13 NT Gr AO Poaceae stenök Ei (Fieber, 1858) Strongylocoris steganoides 14 DD Kr AO v. a. Campanula euryök? Ei (J. Sahlberg, 1875) v. a. Calluna, Juniperus, 15 Globiceps juniperi Reuter, 1902 NT Zw AO stenök Ei Erica Mecomma dispar v. a. Poaceae, Calluna, 16 NT Zw/Bo AO stenök Ei (Boheman, 1852) Vaccinium Orthotylus ericetorum 17 EN Zw TB Erica, Calluna stenök Ei (Fallén, 1807) Hallodapus rufescens 18 VU Zw MO Calluna, Vaccinium stenök Ei (Burmeister, 1835) Plagiognathus cf. chrysanthemi 19 LC Kr MO div. Kräuter euryök Ei (Wolff, 1804) 20 Psallus vittatus (Fieber, 1861) LC Ge MW Larix stenök? Ei Nabidae – Sichelwanzen Nabis flavomarginatus Poaceae, Cyperaceae, 21 LC Gr/Kr HO stenök? Ei Scholtz, 1847 Juncaceae 22 Nabis pseudoferus Remane, 1949 LC Gr/Kr XO - euryök Imago Anthocoridae – Blumenwanzen Acompocoris alpinus 23 LC Ge MW Picea, Pinus, Abies, Larix stenök? Imago Reuter, 1875 Acompocoris montanus 24 LC Ge AO Pinus stenök? Imago Wagner, 1955 Acompocoris pygmaeus 25 DD Ge MW Pinus stenök? Imago (Fallén, 1807) Orius majusculus 26 LC Kr/Ge MS div. Gehölze, Kräuter euryök Imago (Linnaeus, 1879)

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Nr. Familien und Arten Rote Liste Ökolog. Gilde Ökolog. Typ Pflanzenbindung Ökolog. Valenz Hibernation Nr. Familien und Arten Rote Liste Ökolog. Gilde Ökolog. Typ Pflanzenbindung Ökolog. Valenz Hibernation

Saldidae – Uferwanzen Reduviidae – Raubwanzen 1 Saldula orthochila (Fieber, 1859) LC Bo MO - euryök Imago Rhynocoris annulatus 27 LC Kr/Bo MS - euryök Larve (Linnaeus, 1758) Saldula saltatoria 2 LC Bo/Hy* SG - euryök Imago (Linnaeus, 1758) Lygaeidae – Bodenwanzen Tingidae – Netzwanzen Nithecus jacobaeae 28 LC Bo/Kr AO div. Kräuter euryök Ei (Schilling, 1829) 3 Acalypta nigrina (Fallén, 1807) LC Bo MW v. a. Moose stenök? Larven Kleidocerys resedae v. a. Betula, Alnus, Rhodo- Tingis reticulata 29 LC Zw/Ge MW euryök Imago 4 LC Bo/Kr MS v. a. Ajuga euryök Imago (Panzer, 1797) dendron Herrich-Schäffer, 1835 Eremocoris abietis 30 LC Bo XW - stenök? Imago Microphysidae – Flechtenwanzen (Linnaeus, 1758) 5 Loricula distinguenda Scolopostethus thomsoni VU Ge MW v. a. Picea, Pinus, Juniperus euryök? Ei 31 LC Kr/Bo MO u. a. Urtica euryök Imago (Reuter,1884) Reuter, 1875 Miridae – Weichwanzen Trapezonotus desertus 32 LC Bo/Zw AO Calluna stenök Imago Closterotomus biclavatus u. a. Vaccinium, Rhododen- Seidenstücker, 1951 6 LC Zw/Ge MS euryök Ei (Herrich-Schäffer, 1835) dron Ligyrocoris sylvestris 33 VU Gr TB u. a. Eriophorum stenök Ei Horwathia lineolata (Linnaeus, 1758) 7 LC Gr/Ge AO v. a. Luzula stenök? Ei (A. Costa, 1862) Ryparochromus pini 34 LC Bo XS v. a. Koniferen euryök Imago Lygocoris pabulinus (Linnaeus, 1758) 8 LC Kr MS Rosaceae, div. Kräuter euryök Ei (Linnaeus, 1761) Stygnocoris sabulosus 35 LC Zw MO v. a. Calluna stenök? Ei 9 Lygus wagneri Remane, 1955 LC Kr MO div. Kräuter euryök? Imago (Schilling, 1829) 10 Miris striatus (Linnaeus, 1758) LC Ge XS div. Laubgehölze euryök Ei Piesmatidae – Meldenwanzen Stenodema holsata 36 Piesma capitatum (Wolff, 1804) LC Kr/Bo MO Chenopodiaceae euryök Imago 11 LC Gr MO Poaceae, Juncaceae euryök Imago (Fabricius, 1787) Cydnidae – Erdwanzen Trigonotylus caelestialium Canthophorus impressus 12 LC Gr MO Poaceae euryök Ei 37 LC Bo XO v. a. Thesium alpinum stenök Imago (Kirkaldy, 1902) (Horvath, 1880) Dimorphocoris schmidti 13 NT Gr AO Poaceae stenök Ei Pentatomidae – Baumwanzen (Fieber, 1858) Chlorochroa juniperina Strongylocoris steganoides 38 LC Zw MS Juniperus stenök Imago 14 DD Kr AO v. a. Campanula euryök? Ei (Linnaeus, 1758) (J. Sahlberg, 1875) u. a. Epilobium, Salix, v. a. Calluna, Juniperus, 39 Zicrona caerulea (Linnaeus, 1758) LC Kr/Ge MO euryök? Imago 15 Globiceps juniperi Reuter, 1902 NT Zw AO stenök Ei Betula Erica

Mecomma dispar v. a. Poaceae, Calluna, Tab. 2: Liste der festgestellten Wanzenarten mit Angaben zur Rote-Liste-Einstufung für Kärnten (Friess & Rabitsch 2009), der Zugehörigkeit zu einer 16 NT Zw/Bo AO stenök Ei (Boheman, 1852) Vaccinium Ökologischen Gilde (Stratum), zum Ökologischen Typ (Lebensraumbindung) (Friess & Rabitsch 2009), zur trophischen Bindung an Pflanzen, der Öko- logischen Valenz (= Ökologische Amplitude) und zum Überwinterungsstadium (= Hibernation). Abkürzungen: EN = stark gefährdet, VU = gefähr- Orthotylus ericetorum 17 EN Zw TB Erica, Calluna stenök Ei det, NT = nahezu gefährdet (Gefährdung droht, Vorwarnstufe), DD = Datenlage ungenügend, LC = ungefährdet; Bo = Bodenbewohner, Hy* = hyg- (Fallén, 1807) rophil bzw. hygrobiont, zu den Bodenbewohnern gezählt, Gr = Grasbesiedler, Kr = Kräuterbesiedler, Zw = Zwergstrauchbesiedler, Ge = Gehölzbe- Hallodapus rufescens siedler (exkl. Zw.); SG = Stillgewässerart, MO = mesophile Offenlandart, XO = xerothermophile Offenlandart, AO = (montan-)alpine Offenlandart, 18 VU Zw MO Calluna, Vaccinium stenök Ei (Burmeister, 1835) MS = mesophile Saumart, XS = xerothermophile Saumart, MW = mesophile Waldart, XW = xerothermophile Waldart, TB = tyrphophile oder -bion- te Art. Rote-Liste-Arten sind rot geschrieben. Plagiognathus cf. chrysanthemi 19 LC Kr MO div. Kräuter euryök Ei (Wolff, 1804) 20 Psallus vittatus (Fieber, 1861) LC Ge MW Larix stenök? Ei chen – 41 Arten eruiert, davon 19 Ar- 3.1.2 Ökologie und Gefährdung Nabidae – Sichelwanzen ten, die in den Almen des vorliegen- Entsprechend der Einteilung der Ar- Nabis flavomarginatus Poaceae, Cyperaceae, 21 LC Gr/Kr HO stenök? Ei den Projekts nicht angetroffen wur- Die Anteile stenöker, d. h. ökologisch ten zu bevorzugt besiedelten Straten Scholtz, 1847 Juncaceae den. spezialisierter, eng eingenischter Ar- zeigt sich eine ausgewogene Vertei- 22 Nabis pseudoferus Remane, 1949 LC Gr/Kr XO - euryök Imago Als wesentlicher Grund für die ge- ten liegen mit Werten zwischen 33 % lung von Kräuter-, Zwergstrauch- und Anthocoridae – Blumenwanzen ringen Arten- und Individuen- (Straniger Alm) und 50 % (Litzlhof- Grasbewohnern sowie von Bodenar- Acompocoris alpinus zahlen auf den vier in den Jahren 23 LC Ge MW Picea, Pinus, Abies, Larix stenök? Imago alm, Teuchlspitz) überall hoch (Abb. ten und Gehölzbewohnern (Abb. 10). Reuter, 1875 2005 und 2006 untersuchten Al- 9). Dies ist ein deutlicher Hinweis da- Das ergibt sich aus der biotopcharak- Acompocoris montanus men wird die Witterung angenom- 24 LC Ge AO Pinus stenök? Imago rauf, dass die biotopspezifische Wan- teristischen sehr hohen Strukturviel- Wagner, 1955 men. Insbesondere die feuchten zengemeinschaft von subalpinen falt der Zwergstrauchheiden, in der Acompocoris pygmaeus und etwas kühlen Frühsommer- 25 DD Ge MW Pinus stenök? Imago (Fallén, 1807) monate beider Jahre dürften sich Zwergstrauchheiden in den Ostalpen Arten unterschiedlicher ökologischer Orius majusculus auf die Wanzenfauna der Subalpin- von ökologisch angepassten Stand- Anspruchstypen einen geeigneten 26 LC Kr/Ge MS div. Gehölze, Kräuter euryök Imago (Linnaeus, 1879) standorte negativ ausgewirkt haben. ortspezialisten dominiert wird. Lebensraum finden.

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3.1.3 Bemerkenswerte Arten

Nachfolgend werden ausgewähl- te Wanzenarten näher beschrieben. Sie sind aus faunistischer, ökologi- scher und/oder naturschutzfachli- cher Sicht von Bedeutung. Loricula distinguenda (Reuter, 1884), Gebirgs-Flechtenwanze Diese nur knapp über 2 mm gro- ße Art wurde in Kärnten bis da- to erst zweimal angetroffen (PÉRI- CART 1983, Rabitsch unpubl.: Mill- stätter See, Karnische Alpen) und gehört jedenfalls zu den seltenen Wanzenarten Kärntens. In Mitteleu- ropa zeigt sie einen Vorkommens- Abb. 8: Artenzahlen und Anzahl exklusiver (nur an einem Standort nachgewiesener) Wanzen- arten pro Untersuchungsgebiet. schwerpunkt in der Montanstufe.

Ähnlich wie bei den Ökologischen Gilden treten Arten unterschied- licher Ökologischer Typen in den subalpinen Zwergstrauchbestän- den auf. Es dominieren zwar erwar- tungsgemäß die (montan-)alpinen und mesophilen Offenlandarten, aber auch Saum- und Waldarten sind mit 20 % bzw. 18 % am fest- gestellten Artenpool stark vertre- ten (Abb. 11). Interessant ist, dass in den sehr heterogenen Beständen je nach Lage, Exposition und Aus- stattung an Sonderstrukturen und Habitatelementen (vermoorte und vernässte Stellen, Magerrasen, Fel- spartien) sowohl hygrophile, tyr- Abb. 9: Anteile euryöker und stenöker (ökologisch spezialisierter) Wanzenarten in den einzelnen Untersuchungsgebieten. phophile als auch xerothermophile Formen auftreten.

Der Anteil der gefährdeten Arten am festgestellten Arteninventar beträgt 23 % (9 spp.), dies ist ein prinzipiell hoher, für extensiv genutzte Stand- orte nach Erfahrungen des Autors aber durchschnittlicher Wert (Abb. 12). Unter den gefährdeten Arten dominieren an Zwergsträuchern wie Calluna, Juniperus und Vaccinium lebende Weichwanzen-Arten: Globi- ceps juniperi, Mecomma dispar, Or- thotylus ericetorum und Hallodapus rufescens. Abb. 10: Anteile unterschiedlicher Ökologischer Gilden an der Wanzenfauna aller vier Almen.

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Sie lebt auf Nadelbäumen und auf Rabitsch 2009). Sie besiedelt bevor- kannt (Abb. 15) (Franz & Wagner 1961, Wacholder. Zwei Tiere wurden auf zugt hochmontane und subalpine Ra- Hölzel 1954, 1959, Rabitsch unpu- der Weinebene gefangen. senflächen und lebt an Gräsern (Po- bl.). Dem Land Kärnten kommt beim aceae). Aus Kärnten sind Funde vom Schutz der Art starke Verantwortung Horwathia lineolata Steirischen Randgebirge, von den St. zu (Frieß & Rabitsch 2009). Im Zuge (A. Costa, 1862), Hochgebirgs- Pauler Bergen, der Saualpe und vom des Projekts gelangen Funde auf der Schmuckwanze (Abb. 13) Kärntner Teil der Seetaler Alpen be- Weinebene. Horwathia lineolata lebt an Luzu- la und Koniferen bis zu einer See- höhe von 2.500 m. Es handelt sich um einen Alpenendemiten. Vorkom- men sind lediglich aus Frankreich, der Schweiz, Liechtenstein, Öster- reich, Deutschland und Italien be- kannt (Kerzhner & Josifov 1999). Aus Kärnten liegen Funde aus den Gailta- ler und Karnischen Alpen sowie dem Nockgebiet vor (Frieß 2002, Prohaska 1923, 1932, Frieß & Heiss unpubl., Rabitsch unpubl.).

Abb. 11: Anteile unterschiedlicher Ökologischer Typen an der Wanzenfauna aller vier Almen.

Abb. 13: Die Hochgebirgs-Schmuckwanze, Horwathia lineolata, kommt nur in der subal- pinen und alpinen Höhenstufe vor. (Foto: B. Komposch)

Dimorphocoris schmidti (Fieber, 1858) (Abb. 14) Die Art ist einer der vier Wanzen-Su- bendemiten Österreichs und kommt nur sehr zerstreut in Österreich, der Slowakei und Slowenien vor (Go- gala 2006, Kerzhner & Josifov 1999, Abb. 12: Anteile von Arten unterschiedlicher Rote-Liste-Kategorien.

Abb. 14: Der nur in Teilen der Ostalpen vorkommende Subendemit Dimorphocoris schmidti lebt in subalpinen und alpinen Rasen an Gräsern und Abb. 10: Anteile unterschiedlicher Ökologischer Gilden an der Wanzenfauna aller vier Almen. besitzt einen auffallenden Geschlechtsdimorphismus, links: Männchen, rechts: Weibchen. (Fotos: G. Kunz)

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Kärnten von dieser ökologisch spe- zialisierten Art lediglich drei Fund- lokalitäten bekannt (Frieß 1998, 1999, Kofler et al. 2008, Prohas- ka 1923). Funde gelangen auf der Litzlhofalm.

Acompocoris alpinus Reuter, 1875 Abb. 15: Acompocoris alpinus lebt an Abi- Nachweise des österreichischen es, Larix und Pinus, wo sie klei- Subendemiten Dimorphocoris schmidti nen Blattläusen nachstellt. Sie in Kärnten. steigt in den Zentralalpen bis in ei- Globiceps juniperi Reuter, 1902, Lagen, wo sie am Boden zwischen ne Höhe von 2.100 m empor (Heiss Wacholder-Kugelkopf (Abb. 16) Gräsern und Kräutern bis knapp 1977). Aus Kärnten liegen erst we- Diese Weichwanze kommt in hö- unter 2.000 m Seehöhe zu finden nige Fundmeldungen aus den Kara- her gelegenen Zonen der Alpen ist. Aus dem Bundesland Kärnten wanken, den Nockbergen und vom vor und saugt dort an Juniperus, sind nur wenige Einzelfunde aus Hörfeld-Moor vor (Frieß 1998, 2000, Pinus und Zwergsträuchern. Vor den Gailtaler Alpen, von der Gerlit- Rieger unpubl.). Ein Tier fand sich den Funden im Rahmen der Studi- zen und dem Nockgebiet bekannt auf der Weinebene. en über die Alpine Brandwirtschaft (Frieß 2002, Frieß & Derbuch 2005, wurde erst einmal ein Tier in Kärn- Rieger, unpubl.). Ein Nachweis ge- Acompocoris montanus ten (Tschiernock, 1.800 m Seehöhe, lang am Teuchlspitz. Wagner, 1955 9.8.1980) angetroffen (Rieger un- In Mitteleuropa kommt diese Blu- publ.). Es dürfte sich um eine Cha- menwanze über der geschlossenen rakterart von subalpinen Zwerg- Waldgrenze in der alpinen Krumm- strauchbeständen in Kärnten han- holzzone an Pinus mugo und Pi- deln von der eine weitere Verbrei- nus cembra bis in ca. 2.200 m See- tung angenommen werden kann. höhe vor (Heiss 1977, Wachmann et Es gelangen Funde auf der Litzlho- al. 2006). Bis dato war die Art aus falm, am Teuchlspitz und auf der Kärnten lediglich vom Hochobir Straniger Alm. (Frieß 2000) und dem St. Lorenze- ner Hochmoor in den Nockbergen belegt (Frieß unpubl.). Die Litzl- hofalm stellt nun einen weiteren Abb. 17: Die Weichwanze Mecomma dispar ist eine seltene Art der subalpinen Lebens- Fundort der Art dar. räume. Im Bild das brachyptere Weibchen. (Foto: E. Wachmann) Trapezonotus desertus Seidenstücker, 1951 Hallodapus rufescens Bei dieser boreomontanen Hoch- (Burmeister, 1835) gebirgsart handelt es sich um ein Diese Weichwanze lebt einerseits heliophiles und xerophiles Boden- in Mooren mit hohem Carex-An- tier, das vor allem in Calluna-Hei- teil, und andererseits in trockenen den vorkommt und in den Alpen Flächen mit Zwergsträuchern (v. a. bis über 2.700 m Seehöhe gefun- Abb. 16: Vor den Untersuchungen zur Alpi- Calluna). Es handelt sich um eine nen Brandwirtschaft lag erst ein Kärntner den werden kann (Heiss 1973). Die Fund des Wacholder-Kugelkopfs, Globiceps in ganz Mitteleuropa seltene und meisten Individuen sind brachyp- juniperi, vor. Im Bild ein Weibchen. gefährdete Art. Die Untersuchung ter; die Art ist deshalb nur gering (Foto: G. Kunz) der Brandflächen auf der Friessnig- ausbreitungsfähig (Rabitsch 2007). alm (Frieß & Derbuch 2005) konnte Trapezonotus desertus dürfte in Mecomma dispar zeigen, dass die Art in subalpinen geeigneten Habitaten mit hohen (Boheman, 1852) (Abb. 17) Zwergstrauchheiden mit Calluna- Stetigkeiten vorkommen, konn- Mecomma dispar ist eine seltene Unterwuchs individuenreich ver- te sie doch in allen vier Untersu- Art hochmontaner und subalpiner treten sein kann. Davor waren aus chungsflächen angetroffen werden.

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Ligyrocoris sylvestris Arten 2005 2006 (Linnaeus, 1758) Diese Bodenwanze ist eine den Nor- 1 4 R 1 4 R den und die Gebirge Europas be- Saldula saltatoria (Linnaeus, 1758) 1 3 siedelnde Art, die in Österreich in Acalypta nigrina (Fallén, 1807) 1 2 6 3 3 2 Hoch- und Niedermooren sowie in Loricula distinguenda (Reuter, 1884) 1 1 feuchten Wiesen vorkommt. Sie ent- wickelt sich u. a. an Eriophorum. Stenodema holsata (Fabricius, 1787) 2 3 2 3 Für Kärnten liegen Funde aus den Trigonotylus caelestialium (Kirkaldy, 1902) 1 1 Hohen Tauern, Nockbergen, Karni- Dimorphocoris schmidti (Fieber, 1858) 2 1 2 1 1 1 schen Alpen, von der Gerlitzen und Nabis flavomarginatus Scholtz, 1847 3 3 2 2 1 8 vom Hörfeld-Moor vor (Frieß 1998, Nabis pseudoferus Remane, 1949 1 Péricart 1999, Prohaska 1923, Rabitsch 2003, Rieger unpubl.). Ein Tier wur- Acompocoris alpinus Reuter, 1875 1 de in der Referenzfläche der Stra- Acompocoris pygmaeus (Fallén, 1807) 1 niger Alm, nahe feuchter und mit Orius majusculus (Linnaeus, 1879) 1 1 Wollgras bewachsener Gräben ge- funden. Nithecus jacobaeae (Schilling, 1829) 1 Trapezonotus desertus Seidenstücker, 1951 1 1 Chlorochroa juniperina (Linnaeus, Ryparochromus pini (Linnaeus, 1758) 1 1758), Wacholderling (Abb. 18) Piesma capitatum (Wolff, 1804) 1 Diese auffallend große Baumwan- ze lebt auf Juniperus spp. Aus Kärn- Individuen 10 12 17 7 6 20 ten sind aus fast allen Landesteilen Arten 6 7 9 4 4 8 zerstreut verbreitete Beobachtungen Tab. 3: Arteninventar und Individuenzahlen der drei Flächen auf der Weinebene, getrennt für bei- bekannt. Im Zuge des Projekts gelan- de Untersuchungsjahre. Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; gen Funde auf der Litzlhofalm und R = Referenzfläche (unbeeinflusst). der Straniger Alm. denen Wanzenarten festgestellt wer- guenda, den Subendemiten Dimor- den. Die lokale Wanzenfauna weist phocoris schmidti und Blumenwan- aber einen hohen Anteil (9 spp.) ex- zen der Gattung Acompocoris. Öko- klusiver Arten auf (Tab. 3) und be- logisch dominieren die an Gräsern herbergt einige naturschutzfachlich und auf der Bodenoberfläche leben- wertvolle Arten wie Loricula distin- den Arten.

Abb. 18: Der Wacholderling oder die Wachol- der-Baumwanze – eine mit hoher Stetigkeit auftretende Art in subalpinen Zwergstrauch- heiden mit Wacholderbeständen. (Foto: W. Rabitsch)

3.2 Auswirkungen des Brandereignisses

3.2.1 Weinebene

Der Standort Weinebene ist durch ei- nen geringen Strukturreichtum ge- kennzeichnet, v. a. bedingt durch das Fehlen von Wacholder, Alpenro- Abb. 19: Entwicklung der Arten- und Individuenzahlen in den Teilflächen pro Jahr – Weinebene. se und sonstigen Gehölzen. Es konn- Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (un- ten keine an Zwergsträucher gebun- beeinflusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand.

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Im Jahr nach Brand (2006) wurden fünf Arten auf den Brandflächen nicht wieder nachgewiesen. Zwei Arten (Nithecus jacobaeae, Trapezonotus desertus) kommen neu hinzu. Da es sich um die Bodenoberfläche besie- delnde Arten handelt, könnte dies im Zusammenhang mit dem Brandereig- nis stehen. Im Vergleich der gebrann- ten Flächen zur nicht gebrannten Re- ferenzfläche kommt es in den feuer- beeinflussten Teilen zu einer Reduk- tion sowohl der Arten- als auch der Individuenzahlen (Abb. 19). Diese Re- duktion liegt zwischen 33 % und 50 %. Die Ergebnisse für die Referenz- fläche hingegen sind annähernd kon- stant und liegen im Jahr nach Brand bei etwa den doppelten Werten als Abb. 20: Entwicklung der Individuenzahlen basierend auf den Dominanzverhältnissen in den gebrannten Arealen. Diese Re- (gestapelt) unterschiedlicher ökologischer Gilden auf den gebrannten Flächen der Weinebene. duktion kann somit in kausalem Zu- Bo = Bodenbewohner, Gr = Grasbesiedler, Kr = Kräuterbesiedler, Zw = Zwergstrauchbesiedler, sammenhang mit dem Feuer gese- Ge = Gehölzbesiedler. 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. hen werden. Dezimiert werden die an Gräsern le- delnden Arten, sowie andererseits wesentlich geringer werden, sich im benden Arten Stenodema holsa- zu einer massiven Förderung der am Falle der stenöker Arten sogar leicht ta und Nabis flavomarginatus. Die Boden lebenden Arten auf Kosten erhöht haben. Insgesamt treten auf letztgenannte Art ist etwas feuchtig- der Grasbewohner, obwohl brand- den flächig gebrannten Arealen (v. a. keitsgebunden und scheint vermehrt bedingt nur kleinflächig offener Bo- Streubrand) weniger Arten und Indi- in die nicht gebrannten Referenzflä- den entstanden ist (Abb. 20). Auch viduen auf, es kommt aber zu keinem chen auszuweichen. Eine abermalige treten nur mehr Vertreter dieser bei- offensichtlich durch das Feuer be- Besiedelung der Brandflächen durch den Ökologischen Gilden auf. Dies dingten lokalen Auslöschen von na- diese in der montan-subalpinen Stu- geht auch auf die generell homoge- turschutzfachlich wertvollen Arten. fe häufigen Arten aus den Nachbar- ne Vegetationsbedeckung an diesem Die naturschutzfachliche Wertigkeit flächen ist nur eine Frage der Zeit. Standort zurück. der Brandflächen auf der Weinebene In den gebrannten Flächen (1, 4) Bei den stenöken und gefährdeten ist im Jahr nach Brand aus wanzen- kommt es einerseits zu einem gänz- Arten zeigt sich, dass die entspre- kundlicher Sicht aufgrund des Diver- lichen Verlust der an Gehölzen sie- chenden Anteile von Individuen nicht sitätsverlustes gesunken (Abb. 21).

Abb. 21: Rein optisch betrachtet sind kaum Unterschiede in den Brandflächen vor (2005, links) und nach Brand (2006, rechts) der Weinebene zu er- kennen. Dennoch kam es zu merklichen Veränderungen in der lokalen Wanzenfauna. (Fotos: T. Frieß)

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3.2.2 Litzlhofalm Arten 2005 2006 1 4 R 1 4 R Die Teilflächen der Litzlhofalm sind Tingis reticulata Herrich-Schäffer, 1835 1 2 vor Brand und teilweise auch nach Closterotomus biclavatus (Herrich-Schäffer, 1835) 1 2 Brand durch einen hohen Deckungs- grad an Alpenrose, Wacholder und Horwathia lineolata (A. Costa, 1862) 1 Vaccinien gekennzeichnet. Zudem Stenodema holsata (Fabricius, 1787) 1 1 1 gibt es einige bodenoffene Stel- Strongylocoris steganoides (J. Sahlberg, 1875) 1 len und Felsformationen. So tre- Globiceps juniperi Reuter, 1902 1 1 1 1 ten in der lokalen Wanzenfauna An- Hallodapus rufescens (Burmeister, 1835) 1 1 spruchstypen unterschiedlicher Öko- logischer Gilden nebeneinander auf. Plagiognathus cf. chrysanthemi (Kirschbaum, 1856) 1 1 Ökofaunistisch bemerkenswert sind Psallus vittatus (Fieber, 1861) 1 die Nachweise von Horwathia lineo- Acompocoris montanus Wagner, 1955 1 1 lata, Globiceps juniperi, Hallodapus Nithecus jacobaeae (Schilling, 1829) 1 4 1 6 rufescens und Acompocoris monta- Kleidocerys resedae (Panzer, 1797) 7 6 3 nus. Eremocoris abietis (Linnaeus, 1758) 1 2 Fünf Arten konnten nur im Jahr 2005 Trapezonotus desertus Seidenstücker, 1951 3 1 1 (vor Brand) festgestellt werden. Für Ryparochromus pini (Linnaeus, 1758) 3 1 3 1 zwei Arten wird das Brandereignis Chlorochroa juniperina (Linnaeus, 1758) 2 1 ursächlich sein: Globiceps junipe- Individuen 11 8 15 13 6 16 ri und Chlorochroa juniperina – bei- de sind an Wacholder gebunden. Arten 5 5 9 6 5 8 Vier Arten kamen 2006 neu hinzu, Tab. 4: Arteninventar und Individuenzahlen der drei Flächen auf der Litzlhofalm, getrennt für bei- darunter wiederum zwei, deren Auf- de Untersuchungsjahre. Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (unbeeinflusst). treten wahrscheinlich auf das Feuer und dessen Wirkung auf die Vegeta- der- und Zwergstrauchbeständen in In der naturschutzfachlichen Be- tion zurückzuführen ist: Eremocoris den Brandflächen ansiedeln können. trachtung ergibt sich ein differen- abietis und Trapezonotus desertus. Durch Brand gefördert werden Bo- ziertes Bild. Die Werte für die Refe- Es sind epigäisch lebende, laufaktive denbewohner (Nithecus jacobaeae, renzfläche sinken etwas, liegen aber Arten (Tab. 4). Eremocoris abietis, Trapezonotus de- wahrscheinlich innerhalb der natür- sertus). lichen Schwankungsbreite. In den Die Arten- und Individuenzahlen blei- ben in beiden Jahren und allen Flä- chen annähernd konstant (Abb. 22). In der ökologischen Zusammenset- zung der Wanzenzönosen der Brand- flächen hat sich das Brandereignis massiv ausgewirkt. Die Dominanz von Zwergstraucharten vor Brand wird durch ein sehr starkes Auftreten von Bodenbewohnern nach Brand abgelöst (Abb. 23). Es kommt insge- samt zu einer Verarmung des Auftre- tens unterschiedliche Nischen nüt- zender Wanzenarten. Zwergstrauch- bewohner werden dezimiert und z. T. gänzlich ausgelöscht (Chloro- chroa juniperina, Kleidocerys rese- dae, Globiceps juniperi). Für diese Arten kann aber angenommen wer- den, dass sie sich aufgrund des nur Abb. 22: Entwicklung der Arten- und Individuenzahlen in den Teilflächen pro Jahr – Litzlhofalm. inselartigen Brandes wieder nach ei- Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (un- niger Zeit an verbliebenen Wachol- beeinflusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand.

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Brandflächen bleiben die Anteile stenöker Arten annähernd gleich, je- ne der gefährdeten Arten liegen teils erhöht vor, teils aber gehen sie gänz- lich verloren (Brandfläche 4). So un- terscheiden sich die Brandfläche 1 (eher positive Entwicklung) und Brandfläche 4 (negative Entwick- lung) nach Brand stärker als davor. Brandfläche 1 weist auf der Litzlhof- alm im Vergleich der drei Flächen im Jahr nach Brand die höchsten Antei- le stenöker und gefährdeter Indivi- duen auf.

3.2.3 Straniger Alm Abb. 23: Entwicklung der Individuenzahlen basierend auf den Dominanzverhältnissen (gestapelt) Die Wanzenfauna (Tab. 5) der unter- unterschiedlicher ökologischer Gilden auf den gebrannten Flächen der Litzlhofalm. Bo = Boden- suchten Zwergstrauchbestände der bewohner, Gr = Grasbesiedler, Kr = Kräuterbesiedler, Zw = Zwergstrauchbesiedler, Ge = Gehölz- besiedler. 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. Straniger Alm besitzt viele typische Vertreter dieses Lebensraumtyps Arten 2005 2006 und einige ökologisch-faunistisch 1 4 R 1 4 R interessante Arten (Globiceps juni- Saldula orthochila (Fieber, 1859) 1 peri, Orthotylus ericetorum, Ligyro- coris sylvestris). Als Irrgast und hier Closterotomus biclavatus (Herrich-Schäffer, 1835) 1 3 2 sicherlich nicht als autochthone Art Lygus wagneri Remane, 1955 2 1 1 1 einzustufen ist Miris striatus. Miris striatus (Linnaeus, 1758) 1 In der Zusammensetzung unterre- Globiceps juniperi Reuter, 1902 4 1 5 3 1 2 präsentiert sind die Grasbewohner. Orthotylus ericetorum (Fallén, 1807) 1 Es konnten keine Vertreter der vor Ort und auf Grund der Vegetations- Nithecus jacobaeae (Schilling, 1829) 14 30 5 22 14 4 ausprägung zu erwartenden Gras- Kleidocerys resedae (Panzer, 1797) 1 4 3 3 wanzen (Stenodemini) angetroffen Scolopostethus thomsoni Reuter, 1875 1 8 3 1 2 3 werden. Wegen der Nähe zu wasser- Trapezonotus desertus Seidenstücker, 1951 7 2 3 3 5 4 führenden Runsen und versumpften Ligyrocoris sylvestris (Linnaeus, 1758) 1 Stellen finden sich auch mehr oder Ryparochromus pini (Linnaeus, 1758) 2 1 2 minder an Feuchtstellen gebundene Arten: Saldula orthochila, Ligyroco- Piesma capitatum (Wolff, 1804) 1 ris sylvestris. Trotz Strukturhetero- Chlorochroa juniperina (Linnaeus, 1758) 2 2 2 genität und der interessanten areal- Zicrona caerulea (Linnaeus, 1758) 1 geografischen Lage (Südalpen) wur- Individuen 30 46 21 35 32 22 den nicht wesentlich mehr Arten als Arten 7 6 8 8 9 9 in den anderen Untersuchungsflä- chen nachgewiesen. Tab. 5: Arteninventar und Individuenzahlen der drei Flächen auf der Straniger Alm, getrennt für beide Untersuchungsjahre. Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, einge- sät; R = Referenzfläche (unbeeinflusst). Insgesamt zeigt sich ein konstantes Bild in den Arten- und Individuen- gesäten Fläche (Brandfläche 4). Hier sentliche Änderung in den Brandflä- zahlen aller Teilflächen beider Jahre wurden nach Brand zwar weniger In- chen bemerkt werden (Abb. 25). Der (Abb. 24). Im Jahr nach Brand wur- dividuen, dafür aber 3 Arten mehr Anteil von Bodenarten steigt nur ge- den geringfügig mehr Arten nach- festgestellt. ring an. Der Grund ist das Auftreten gewiesen, sowohl in den Brandflä- von Rhyparochromus pini (kommt chen, als auch in der Referenzfläche. Auch im Auftreten der Anteile von auch in der Referenzfläche vor). So- Die größten Differenzen gibt es in Individuen unterschiedlicher ökolo- wohl Kräuter besiedelnde, als auch der gebrannten, gedüngten und ein- gischer Orientierung kann keine we- Zwergstrauch bewohnende Arten

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für die Referenzfläche. Keine der na- turschutzfachlich relevanten Arten wird durch das Feuer stark negativ beeinflusst.

3.2.4 Teuchlspitz

Das Arteninventar (Tab. 6) der Teuchlspitz-Flächen weist (vor Brand) eine biotoptypische Verge- sellschaftung von Wanzenarten auf. Interessante, nur hier auftreten- de Arten sind Rhynocoris annulatus und Canthophorus impressus. Letzt- genannte Art konnte nur im zweiten Untersuchungsjahr (2006) angetrof- fen werden. Demgegenüber stehen acht Arten, die im Jahr nach Brand Abb. 24: Entwicklung der Arten- und Individuenzahlen in den Teilflächen pro Jahr – Straniger Alm. nicht mehr nachgewiesen wurden. Brandfläche 1= gebrannt; Brandfläche 4= gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (un- Pro ökologische Gilde treten (vor beeinflusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. Brand) mehrere Vertreter auf, nur Grasbesiedler fehlen zu Gänze.

Das Brandereignis (Abb. 26) am Teuchlspitz hat erhebliche negati- ve Folgen für die Wanzenfauna nach sich gezogen. Im Jahr 2006 müssen die Brandflächen als nahezu „wan- zenfrei“ bezeichnet werden (Abb. 27). Die Stückzahlen fallen von zu- sammen 79 Exemplaren im Jahr 2005 auf acht im Jahr 2006. Von ehemals zusammen 12 Arten sind im Jahr nach Brand nur mehr zwei Arten an- zutreffen. In der Brandfläche 1 konn- ten nur mehr drei Individuen einer einzigen Art beobachtet werden. Der Rückgang betrifft beide Brandflä- chen im selben Ausmaß. Die Daten Abb. 25: Entwicklung der Individuenzahlen basierend auf den Dominanzverhältnissen (gestapelt) für die Referenzfläche sind nur leicht unterschiedlicher ökologischer Gilden auf den gebrannten Flächen der Straniger Alm. Bo = Bo- rückläufig. denbewohner, Gr = Grasbesiedler, Kr = Kräuterbesiedler, Zw = Zwergstrauchbesiedler, Ge = Ge- hölzbesiedler. 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. In den Brandflächen fallen bis auf die Bodenarten alle ökologischen Gil- sind nach Brand weiterhin vertreten. Die Wanzenfauna der Flächen auf den aus. Anzumerken ist, dass der Zu einer deutlichen Dezimierung der Straniger Alm zeigt keine offen- entsprechenden Säule lediglich acht von an Calluna, Juniperus, Vaccinien sichtliche Veränderung in der Arten- Individuen zugrunde liegen (Abb. oder Rhododendron lebenden Ar- kombination und der ökologischen 28). Vom Brand sind im vorliegen- ten kommt es nicht. So sind Closte- Zusammensetzung. Auch gibt es bei den Fall auch Boden bewohnende rotomus biclavatus, Globiceps juni- den stenöken Arten keinen eindeu- Arten massiv beeinflusst. So kommt peri, Kleidocerys resedae und Chlo- tigen Trend. Gefährdete Arten treten es auch in dieser Gilde zu einem rochroa juniperina im Jahr 2006 in in beiden Brandflächen im Jahr nach Totalausfall von Acalypta nigrina, den Brandflächen nach wie vor ver- Brand etwas vermindert auf, jedoch Nithecus jacobaeae, Trapezonotus treten. gilt dies im ähnlichen Ausmaß auch desertus und Stygnocoris sabulo-

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Arten 2005 2006 sus. In den Brandflächen angetrof- 1 4 R 1 4 R fen wurde Canthophorus impressus. Acalypta nigrina (Fallén, 1807) 4 2 Die Art lebt monophag an Thesium alpinum und ist somit als nicht au- Lygocoris pabulinus (Linnaeus, 1761) 1 tochthon für die Brandflächen ein- Lygus wagneri Remane, 1955 1 zustufen. Die zweite Art ist Rhypar- Globiceps juniperi Reuter, 1902 1 1 ochromus pini, eine große, laufakti- Mecomma dispar (Boheman, 1852) 1 ve Art, die an Samen unterschiedli- Orthotylus ericetorum (Fallén, 1807) 1 1 1 cher Pflanzenarten saugt. Eine aktive Rhynocoris annulatus (Linnaeus, 1758) 2 1 Zuwanderung aus benachbarten Flä- Nithecus jacobaeae (Schilling, 1829) 5 27 10 17 chen ist bei dieser mobilen, eury- Kleidocerys resedae (Panzer, 1797) 7 öken Wanzenart anzunehmen. Sie Eremocoris abietis (Linnaeus,1758) 1 nutzt die durch wenig Raumwider- Trapezonotus desertus Seidenstücker, 1951 2 1 1 1 stand und hohe Besonnung gekenn- Ryparochromus pini (Linnaeus, 1758) 3 6 3 4 3 zeichneten gebrannten Flächen. Die Stygnocoris sabulosus (Schilling, 1829) 9 12 9 7 Brandflächen werden nicht von Gras Canthophorus impressus (Horvath, 1880) 1 bewohnenden Wanzenarten neu be- Individuen 29 50 30 3 5 29 siedelt. Der Schluss liegt nahe, dass Arten 9 8 7 1 2 5 durch das Feuer ein sehr hoher Pro- Tab. 6: Arteninventar und Individuenzahlen der drei Flächen am Teuchlspitz, getrennt für beide zentsatz der lokalen Wanzenfauna Untersuchungsjahre. Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; vernichtet wurde. R = Referenzfläche (unbeeinflusst).

Abb. 26: In den Teuchlspitz-Brandflächen hat das Brandereignis zu massiven Veränderungen in der Biotopstruktur und Pflanzenartenausstattung ge- führt (beide Fotos 2006 nach Brand) – die Folgen für sämtliche lokal auftretenden Wanzenarten aller ökologischen Gilden waren massiv. (Fotos: T. Frieß)

Der flächige Auflagenbrand am Teuchlspitz hat einen massiven Ein- fluss auf die lokale Wanzenfauna. Es kommt zu einer de facto 100 %-igen Vernichtung des Artenbestandes (Abb. 29). Selbst die durch Brand ansonsten geförderten Bodenarten werden ausgelöscht. In den gebrann- ten Zonen sind die Stückzahlen um das Zehnfache zurückgegangen, ge- fährdete Arten fallen zur Gänze aus,

Abb. 27: Entwicklung der Arten- und Individu- enzahlen in den Teilflächen pro Jahr – Teuchl- spitz. Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Refe- renzfläche (unbeeinflusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand.

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brandflächen (Litzlhofalm, Straniger Alm, Abb. 32) und Flächenbrand- flächen (Weinebene, Teuchlspitz) werden abweichende Ergebnisse erzielt. Es hat sich gezeigt, dass auf inselar- tig gebrannten Flächen die Wanzen- fauna nur teilweise beeinträchtigt wird. Eine kumulative Betrachtung der Ergebnisse der Entwicklung von Individuenzahlen in den inselartig gebrannten Teilflächen zeigt keinen eindeutigen Trend (Abb. 30): Sten- öke wie gefährdete Arten sind auch weiterhin in den Brandarealen vor- zufinden. Im Rahmen der Untersu- chung auf der Friessnigalm (eben- falls Inselbrand) zeigten sich sten- öke Arten etwas reduziert (Frieß & Abb. 28: Entwicklung der Individuenzahlen basierend auf den Dominanzverhältnissen (gesta- Derbuch 2005), im vorliegenden Pro- pelt) unterschiedlicher ökologischer Gilden auf den gebrannten Flächen des Teuchlspitzes. jekt in geringem Ausmaß die gefähr- Bo = Bodenbewohner, Gr = Grasbesiedler, Kr = Kräuterbesiedler, Zw = Zwergstrauchbesiedler, Ge = Gehölzbesiedler. 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. deten Spezies (Abb. 30). In den flächig gebrannten Zwerg- strauchheiden kommt es zu weit- aus höheren nachteiligen Wirkun- gen. Eine Darstellung der aggregier- ten Ergebnisse der beiden Flächen- brandflächen zeigt Abbildung 31. Die stark dezimierte Wanzenfauna tritt nur mehr in wenigen Individuen auf, Rote-Liste-Arten fehlen beinahe gänzlich.

3.3 Resümee aus wanzenkundlicher Sicht

Insgesamt zeigt sich in den subal- pinen Zwergstrauchheiden das Bild einer ökologisch hoch angepass- ten und vielfältigen Wanzenfauna, in der Rote-Liste-Arten regelmäßig Abb. 29: Entwicklung der Individuenzahlen gesamt, stenöker und gefährdeter Arten – Teuchl- auftreten. Dieser Ausschnitt der al- spitz. Brandfläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzflä- pincharakteristischen Insektenfau- che (unbeeinflusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. na ist jedenfalls von naturschutz- fachlicher Bedeutung und Untersu- nur ein Individuum einer stenöken 3.2.5 Vergleich der Auswirkungen chungen zur Auswirkung dieser al- Art wurde gefangen. Die neu ent- in Inselbrandflächen und ten Kulturtechnik sind aus diesem standene Vegetation kann im Jahr Flächenbrandflächen Grund von Interesse. nach Brand von keiner Art als Nah- Das frühwinterliche Brennen von rungsraum genutzt werden, weder In der Beurteilung des Feuereinwir- Zwergstrauchbeständen hat einen von Zwergstrauch- noch von Grasbe- kens auf die Wanzengemeinschaf- sehr unterschiedlichen Einfluss auf siedlern. Die Brandflächen sind im ten muss jedenfalls zwischen den die lokale Wanzenfauna. Es hat sich Jahr nach Brand als Wanzenlebens- unterschiedlichen Brandtypen dif- gezeigt, dass Wanzen im Generel- raum wertlos. ferenziert werden, denn für Insel- len sehr sensibel auf den Eingriff re-

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agieren und den Biotopzustand und die Habitatveränderungen in den Brandflächen gut widerspiegeln. Die Ergebnisse der beiden Untersu- chungsjahre sind für alle (nicht ge- brannten) Referenzflächen in ho- hem Maße gleich bleibend. Der kli- matische Einfluss und mögliche methodisch bedingte Unregelmä- ßigkeiten auf die Ergebnisse kön- nen im gegenständlichen Fall somit vernachlässigt werden. Als wichtiger Kennwert reagiert die Artenzahl nicht eindeutig. Teils kommt es zur (starken) Reduktion, Abb. 30: Entwicklung der Wanzen-Individuen gesamt, stenöker und gefährdeter Arten in den In- selbrandflächen und den entsprechenden Referenzflächen (Straniger Alm, Litzlhofalm). Brand- bei drei der acht gebrannten Flä- fläche 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (unbeein- chen aber zu einer geringfügigen flusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. Zunahme an festgestellten Wan- zenarten. Durch den Brand und das Freischneiden von Gehölzen vor Brand kommt es zu einem Struktur- verlust. Beinahe überall (Ausnah- me Litzlhofalm) kommt es deshalb zu einer Verschiebung in den Do- minanzen unterschiedlicher Ökolo- gischer Gilden. Kennzeichnend ist, dass es zu einer Förderung der bo- dennah lebenden Arten auf Kos- ten der an der Vegetation siedeln- den Wanzenfauna kommt. Zwerg- straucharten sind davon am meis- ten betroffen. Gehölzbesiedler waren durch das Freischneiden Abb. 31: Entwicklung der Wanzen-Individuen gesamt, stenöker und gefährdeter Arten in den Flä- der zu brennenden Flächen nicht chenbrandflächen und den entsprechenden Referenzflächen (Weinebene, Teuchlspitz). Brandflä- mehr vertreten. Die gesamte Phy- che 1 = gebrannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (unbeein- tophagenfauna wird negativ beein- flusst). 2005 = vor Brand, 2006 = nach Brand. flusst, da auch die nahrungsökolo- gisch an Gräser und an Kräuter ge- bundenen Arten dezimiert werden. Diese Werte entsprechen den Er- gebnissen, die auf der Friessnig- alm erzielt wurden (Frieß & Derbuch 2005). Insgesamt werden mehr Ar- ten negativ als positiv beeinflusst. Dezimiert werden vor allem Ar- ten der ökologisch an Zwergsträu- chern (v. a. Juniperus, Vaccinium, Calluna) lebenden Wanzengilde, die teils auch gefährdet sind. Sum- miert man die Ergebnisse für alle Brandflächen zeigt sich ein insge- samt negativer Einfluss der Alpinen Brandwirtschaft auf Individuenzah- Abb. 32: Die als Inselbrandfläche zu bezeichnende Brandfläche auf der Straniger Alm imJahr 2006. Hier kommt es zu weniger nachteiligen Wirkungen auf die charakteristische Alpinfauna als len und stenöke und gefährdete Ar- bei Flächenbrandflächen. (Foto: T. Frieß) ten (Abb. 33).

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Es hat sich gezeigt, dass auf inselar- tig gebrannten Flächen die Wanzen- fauna nur teilweise beeinträchtigt wird. Bei flächigem Streubrand zeigt sich die Wanzenfauna aber stark verarmt (Arten- und Individuenzah- len zwischen 33 % und 50 % redu- ziert) und ökologisch verändert. Drastisch können die Folgen eines flächigen Auflagenbrands sein, bei dem es de facto zu einem Komplet- tausfall der Wanzenfauna kommen kann.

Die Zusatzmaßnahmen Düngung und Einsaat, praktiziert auf den ge- brannten Flächen 4, haben keinen wesentlichen Einfluss auf die Wan- Abb. 33: Entwicklung der Wanzen-Individuen gesamt, stenöker (= ökologisch spezialisierter) und zenfauna erkennen lassen und kön- gefährdeter Arten summiert für alle Brandflächen und allen Referenzflächen. Brandfläche 1 = ge- brannt; Brandfläche 4 = gebrannt, gedüngt, eingesät; R = Referenzfläche (unbeeinflusst). 2005 nen deshalb aus sektoraler Sicht = vor Brand, 2006 = nach Brand. nicht beurteilt werden. Jedenfalls kam es zu keiner Förderung von an et al. 2001 2004, Wyniger & Duelli Biotoptypen Kärntens gelten diese den aufkommenden Gräsern poten- 2000). Diese Arten (v. a. aus der Zwergstrauchheidetypen der Hoch- ziell siedelnden Graswanzen. Gattung Aradus) nutzen das Feue- lagen als nicht gefährdet und in rereignis, indem sie einerseits das Zunahme begriffen (Egger et al. Der u. a. von Frieß (2001) und Wyni- verbrannte Holz als Brutplatz ver- 2007). ger & Duelli (2000) beobachtete Ef- wenden, und sich andererseits von fekt der z. T. starken Förderung ein- den auf dem verkohlten Holz wach- Auch aufgrund der geringen Flä- zelner Arten nach einem Brander- senden Pilzen ernähren (Lappalainen chengrößen der Brandflächen ist eignis in Waldbeständen kann in & Simola 1998). Solche Arten konn- ein Überleben bzw. Ausweichen von den subalpinen Zwergstrauchhei- ten in den Zwergstrauch-Brandflä- lokalen Populationen in benach- den nicht beobachtet werden. Ere- chen nicht angetroffen werden. barte Zwergstrauchbestände wahr- mocoris abietis und Trapezonotus scheinlich bzw. eine Wiederbesie- desertus sind Bodenarten, die aber Im Hinblick auf die Habitatverfüg- delung im Falle eines inselartigen fallweise nach Brand vermehrt auf- barkeit für die naturschutzfachlich Brandes möglich. Zu einer komplet- treten. Zu ähnlichen Ergebnissen relevanten Wanzenarten dieses Le- ten lokalen Auslöschung von natur- kommt auch die Untersuchung auf bensraumtyps in Kärnten, die bei- schutzfachlich wertvollen Arten im der Friessnigalm, hier wurde Ado- nahe zur Gänze auf die Anwesen- Zuge der Brandwirtschaft dürfte es merus biguttatus gehäuft nach heit von Zwergsträuchern und Ge- deshalb nicht kommen. Brand aufgefunden (Frieß & Der- hölzen angewiesen sind (v. a. Glo- buch 2005). Auffallend ist, dass die- biceps juniperi, Mecomma dispar, Insgesamt überwiegen in der Alpi- se geförderten Arten Imaginalüber- Orthotylus ericetorum, Hallodapus nen Brandwirtschaft die negativen winterer sind und vermutlich auf- rufescens, Acompocoris spp., Chlo- Auswirkungen auf die Wanzenfau- grund der Mobilität dem frühwin- rochroa juniperina), ist festzustel- na gegenüber den positiven, wo- terlichen Feuer zumindest teilweise len, dass laut Kärntner Vegetations- bei wie oben beschrieben der Ef- ausweichen können. So treten an- karte (Hartl et al. 2001) bodensau- fekt im Ausmaß stark variiert. Wie teilsmäßig in den Brandflächen re, subalpine Zwergstrauchheiden Untersuchungen auf der Friessnig- nach Brand (43 %) deutlich mehr in der Kreuzeckgruppe, im Oberen alm gezeigt haben, ist die negati- Imaginalüberwinterer auf, als da- Mölltal, in der Fragant, in den Nock- ve Beeinflussung der Wanzenfau- vor (30 %). bergen und der Sau- und Koralpe na bei Schlägelung lokal aber höher teils große Flächenanteile einneh- als auf Inselbrandflächen. Deshalb Einige Wanzen gelten als Feuer lie- men. Kärntenweit liegt der Anteil stellt das frühwinterliche Brennen bend und werden etwa durch Wald- von Zwergstrauchheiden und Wei- aus sektoral-naturschutzfachlicher brände gefördert bzw. „angezogen“ derasen auf Silikat bei 3 % (Hartl Sicht eine interessante Alternative (Buck 1979, Herzog 1998, Moretti et al. 2001). In der Roten Liste der zur Schlägelung dar.

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4. Naturschutzfachliche am meisten, die in der Streuschicht tenen und gefährdeten Arten, wie et- Stellungnahme aus leben oder überwintern. Doch haben wa von Handke (1997) für gebrann- bei dieser Feueranwendung die Tiere te Brachflächen beschrieben wird, tierökologischer Sicht die Chance, sofern sie sich in beweg- kommt es in den subalpinen Kärntner lichen Stadien befinden, zu fliehen Zwergstrauchheiden vereinzelt inner- Diese Stellungnahme wurde gemein- oder sich im und am Boden oder im halb der Spinnen-, Weberknecht- und sam mit G. Bergthaler (Spinnentiere) Wurzelgeflecht zu verbergen – insbe- Heuschreckenfauna. Das Brennen und G. Derbuch (Heuschrecken) erar- sondere, wenn die Branddauer und hat sich insgesamt für anspruchslose beitet. Brandtiefe ein gewisses Maß nicht Insektenarten eher positiv, für stenö- Dass der Feuereinsatz eine der mög- übersteigen. ke und gefährdete Insektenarten ne- lichen Naturschutzstrategien für die Zu ähnlichen Ergebnissen kommen gativ ausgewirkt. Pflege und Erneuerung von Lebens- auch die gegenständlichen Unter- Das Projekt hat wichtige Aufschlüs- räumen darstellt, insbesondere für suchungen. Die Dominanzen inner- se über die unterschiedliche Wir- von Verbuschung bedrohtes Trocken- halb unterschiedlicher Artengrup- kung der beiden Brandtypen Insel- Grünland, ist bekannt (vgl. Goldammer pen und Ökologischen Gilden wer- brand und Flächenbrand erbracht. et al. 1997). Für Almweiden, die an den z. T. stark verschoben. Aber nur Am stärksten betroffen ist die tieri- sich sensibel und aufgrund der ein- in wenigen Fällen kommt es zur lo- sche Biozönose bei flächigem Aufla- geschränkten Sukzessionsgeschwin- kalen Auslöschung von Arten. Im Fal- genbrand mit höheren Brandtempe- digkeit und Biomasseproduktion trä- le des inselartigen Brandes kann ei- raturen. ger reagieren und tierökologisch auf- ne Wiederbesiedelung von kleineren Ein direkter Vergleich zur herkömm- grund des hohen Anteils spezialisier- Brandflächen ausgehend von nahe lichen Almrevitalisierungsmaßnah- ter Arten generell von Bedeutung liegenden Zwergstrauchbeständen me Schlägeln ist aufgrund fehlender sind, ist diese Feststellung aus öko- schnell erfolgen. Ein flächiger Aufla- methodisch ausreichend abgesicher- logischer Sicht zu hinterfragen. genbrand hat die stärksten Negativ- ter Vergleichsdaten nicht möglich. Die Auswirkungen von Brandereig- folgen (v. a. Diversitätsverlust, Aus- Erste Ergebnisse von der Friessnig- nissen auf die Tierwelt sind von vie- löschung gefährdeter Arten), ins- alm (Kerschbaumer et al. 2004) haben len Faktoren (= Feuerregime) ab- besondere unter den Phytophagen aber gezeigt, dass das Schlägeln im hängig (vgl. RIESS 1976a, 1976b). (Pflanzenfressern). Vergleich zum Inselbrand aus ento- Die wichtigsten sind Lufttemperatur, Das kalte Winterfeuer dürfte insge- mologischer und arachnologischer Windrichtung und Windgeschwin- samt in höherem Ausmaß durch die Sicht als problematisch zu bewerten digkeit, Streufeuchte, Hangneigung, Veränderung der Vegetation und der ist. Auch scheint die weitere Intensi- Temperatur der Bodenoberfläche, Biotopstruktur als durch die unmit- vierung von Almflächen nach Brand der Zeitpunkt und auch die Brenn- telbare Brandeinwirkung auf die Zoo- nicht so leicht möglich und effizient technik (Lauf- oder Mitwindfeuer, zönosen einwirken (vgl. Melber & zu sein wie nach einer Schlägelung, Gegenwindfeuer oder Ringfeuer). Prüter 1997). was aus ökologischer Sicht positiv zu Übereinstimmend belegen die meis- Der von Hördegen & Duelli (2000) be- beurteilen ist. ten Autoren, dass die Einflussnahme schriebene Effekt, dass durch Feu- Die generelle Habitatverfügbarkeit auf die Tierwelt aber unmittelbar mit er ein Mosaik an Habitatstrukturen für stenöke und gefährdete Lebens- dem Zeitpunkt des Brandes sowie entsteht und die Artenzahl etwa bei raumspezialisten ist in den poten- der Brandintensität in Relation steht. Laufkäfern insgesamt erhöht, kann ziellen Brandregionen Kärntens als Der frühwinterliche Brand (kaltes teilweise, z. B. bei der Gilde der bo- gut einzuschätzen. Doch sollte das Mitwindfeuer) – wie in den Kärntner dennah lebenden Wanzenarten, Brennen jedenfalls kleinflächig -er Projekten angewandt – kann bezüg- nachvollzogen werden. Insgesamt folgen. Wichtig ist das Belassen von lich der Technik, des Zeitpunkts und halten sich die Beispiele für Zunah- intakten Zwergstrauchbeständen in der Intensität mit dem Abbrennen me und Abnahme der Artenzahlen im unmittelbarer Nachbarschaft, als Re- norddeutscher Heidegebiete vergli- Jahr nach Brand in den Kärntner Ver- fugial- und Wiederbesiedelungshabi- chen werden. Wie dort belegt, wirken suchsflächen in etwa die Waage. tate. sich diese Brandereignisse auf Insek- Brandflächen bieten oft für Pionierar- Nach den bisher vorliegenden Er- ten in Summe nur geringfügig auf die ten und für mobile, flugfähige Arten kenntnissen zur Alpinen Brandwirt- Individuen- und Artenzahlen, jedoch eine neue Entwicklungschance (u. a. schaft in Kärnten wird das frühwin- oft drastisch auf das zahlenmäßige Schneid et al. 2004). Ein solcher Ef- terliche Brennen der Zwergstrauch- Auftreten einzelner Arten aus (u. a. fekt konnte vor Ort und für die unter- bestände aus insekten- und spinnen- Melber & Schmidt 2002, Morris 1975, suchten Tiergruppen nur am Beispiel tierkundlicher Sicht als interessante Schmidt & Melber 2004). Die Hitzeein- weniger Spinnenarten dokumentiert naturschutzfachliche Alternative für wirkung beeinflusst jene Kleintiere werden. Zu einer Förderung von sel- das „Almoffenhalten“ erachtet.

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mit Saumbiotopen im Glanfeld (Kärn- 5. Forschungsdefizite 7. Literatur ten). Carinthia II, 189./109.:335-352, und Ausblick Klagenfurt. Achtziger, R., T. Frieß & W. Rabitsch (2007): Die Eignung von Wanzen (In- Frieß, T. (2000): Wanzen (Heteroptera) Die hier vorgestellten Untersuchun- secta, Heteroptera) als Indikatoren im in den montanen und alpinen Lebens- gen haben gute Basisdaten zur Be- Naturschutz. Insecta, Zeitschrift für räumen des Hochobirs (Karawanken, urteilung der Alpinen Brandwirt- Entomologie und Naturschutz, 10:5- Südösterreich). Linzer biologische Bei- schaft aus tierökologisch-natur- 39. träge, 32/2:1301-1315. schutzfachlicher Sicht gebracht. Defizite bzw. Forschungsbedarf be- Bastian, O. & K.-F. Schreiber (1994): Frieß, T. (2001): Wanzen (Heteroptera) stehen v. a. bezüglich folgender Fra- Analyse und ökologische Bewertung aus dem Naturschutzgebiet „Tröger- gestellungen: der Landschaft. Umweltforschung, ner Klamm“ in Südkärnten. Linzer bio- Wie entwickeln sich die Brandflä- Gustav-Fischer Verlag, Jena, Stuttgart. logische Beiträge, 33/1:275-293. chen in den Folgejahren nach Brand? Wie schnell werden Brandflächen Bockwinkel, G. (1988): Der Einfluß der Frieß, T. (2002): Auf der Mussen, auf von biotopspezifischen Arten wie- Mahd auf die Besiedlung von mä- der Mussen sitzen viele Wanzen. In: derbesiedelt? ßig intensiv bewirtschafteten Wiesen Wieser, C. & C. Komposch (Red.): Berg- wiesenlandschaft Mussen. Para- Welche der beiden Almrevitali- durch Graswanzen (Stenodemini, He- dieslilie und Höllenotter:197-201. sierungsmaßnahmen (Brand und teroptera). Natur & Heimat, 48 (4):119- 129. Verlag Naturwissenschaftlicher Verein Schlägelung) ist für die Natur ver- Kärnten, Klagenfurt. träglicher? Welche Rahmenbedingungen (Flä- Buck, C.-H. (1979): Auswirkungen ei- nes Waldbrandes auf Tiere und Pflan- Frieß, T. (2006): Feuer und Wanzen: chengröße, Zeitpunkt, Umgebung) zen unter besonderer Berücksichti- Auswirkungen der Brandwirtschaft auf sind beim Brennen zu beachten? gung der Mäuse und Arthropoden. die Wanzenfauna subalpiner Zwerg- Drosera, 2:63-80. strauchheiden in den Kärntner Nock- Zur klaren Beschreibung der Auswir- bergen. Heteropteron, 23:11. bzw. un- kungen der Alpinen Brandwirtschaft ter gleichem Titel in: Beiträge zur En- Duelli, P. & M. K. Obrist (1998): In auf Pflanzen- und Tierlebensgemein- search of the best correlates for local tomofaunistik, 7:184-185. schaften wäre eine mehrjährige Be- organismal biodiversity in cultivated obachtung der Sukzession und Wie- areas. Biodiversity and Conservation, Frieß, T. & G. Derbuch (2005): Kultur- derbesiedelung vonnöten. Diesbe- 7:297-309. landschaftsprojekt Kärnten: Pilot- züglich wäre der Vergleich inselartig projekt Brandbewirtschaftung auf Al- men (Friessnigalm), Fachbereich In- mit flächig gebrannter Brandflächen Duelli, P. & M. K. Obrist (2003): Biodi- sekten (Heuschrecken und Wanzen): von Bedeutung. Aus naturschutz- versity indicators: the choice of valu- Monitoring und Begleitdokumentati- fachlicher Sicht ist ein direkter Ver- es and measures. Agriculture, Ecosys- on. Unveröffentlichter Bericht im Auf- tems and Environment, 98 (1-3):87-98. gleich von Brandflächen zu geschlä- trag der Arge NATURSCHUTZ (Klagen- gelten Flächen hoch interessant. furt), Graz. Dies ist notwendig, um das Ausmaß Egger, G., W. Petutschnig, S. Glatz & S. Aigner (2007): Rote Liste gefährdeter der Einwirkungen der Alpinen Brand- Frieß, T. & W. Rabitsch (2009): Check- Biotoptypen Kärntens. Kärntner Natur- wirtschaft im praxisnahen Umfeld liste und Rote Liste der Wanzen Kärn- schutzberichte, 11:62-107, Klagenfurt. beurteilen zu können. tens (Insecta: Heteroptera). Carinthia II, 199./119.: 335-392. Franz, H. & E. Wagner (1961): Heteroptera. In: Franz, H. (Hrsg.): Die 6. Dank Gogala, A. (2006): Heteroptera of Slo- Nordostalpen im Spiegel ihrer Land- venia, III: Miridae. Annales, Ser. hist. tierwelt 2. Verlag Wagner, Innsbruck: Ein besonderer Dank gilt Georg Der- nat, 16:77-112. 271-401. buch (Graz) für die gemeinsamen en- tomologischen Tage in den Kärnt- Goldammer, J. G., H. Page & J. Prüter Frieß, T. (1998): Die Wanzen (Hetero- (1997): Feuereinsatz im Naturschutz ner Bergen. Brigitte Komposch ptera) des Naturschutzgebietes Hör- (Graz), Gernot Kunz (Graz), Ekkehard in Mitteleuropa - Ein Positionspapier. feld-Moor (Kärnten/Steiermark). Ca- NNA-Berichte, 10 (5):2-17. Wachmann (Berlin) und Wolfgang rinthia II, 188./108.:589-605, Klagen- Rabitsch (Wien) haben Wanzenfotos furt. Handke, K. (1997): Zur Wirbellosen-Fau- sowie Christian Rieger (Nürtingen) na regelmäßig gebrannter Brachflä- wertvolle Datensätze zur Verfügung Frieß, T. (1999): Die Wanzenfauna (He- chen in Baden-Württemberg 1983/84. gestellt. Herzlichen Dank! teroptera) mehrjähriger Ackerbrachen NNA Berichte, 10 (5):72-81.

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera)

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Kulturlandschaftsprojekt Kärnten: Auswirkungen der Alpinen Brandwirtschaft auf Wanzen (Insecta: Heteroptera)

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