11 • 2012 training PVraxistip ps fü r T raineLr, ÜbuLngsleEiter unYd SpieleBr ALL Olympia der Varianten

Die Olympischen Spiele 2012 in London waren aus deutscher Sicht vom Gewinn der Goldmedaille durch unsere Beach - volleyballer geprägt. Aber auch in der Halle schlug sich das deutsche Team ordentlich. Michael Mattes, Scout beim Bundesligisten Generali Haching, zieht Erkenntnisse aus dem Turnier der Männer auf Basis der Spielstatistiken. Berti Golf liefert dazu die passenden Praxistipps für das Training

Vorweg erst einmal ein Dank: Um die Olympischen Spiele in London analysieren zu können, haben uns die Kollegen aus Polen freundlicherweise ihre Data Volley Dateien überlassen. Diese Fülle an Material wurde halbautomatisiert ausgewertet. Damit wurde prinzipiell die gleiche Methodik angewendet, wie bei der Analyse der Europameisterschaft 2011 (siehe den Artikel „Auf der Suchen nach Antworten” in vm 02/2012).

Ein Überblick Das Niveau von Wettkämpfen zu beurteilen, ist stets ein riskan - tes Unterfangen – und vielleicht auch gar nicht so wichtig, wie es auf den ersten Blick scheint. Jedes Turnier hat seinen ᭤

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Überragend auf der neuen Position: Maxim Mikhaylov t o f

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ging in die Annahme und half Russland, Gold zu gewinnen l a

Legen Sie sich Ihr persönliches Archiv an: Mit -training erhalten Sie ein IN DIESER AUSGABE Hallenvolleyball: Olympische Spiele in London – die Analyse des Männerturniers 21 Heft im Heft. Dieses ist so in die Mitte des volleyball-magazins eingefügt, dass Hallenvolleyball: So setzen Sie Ballmaschinen richtig ein 28 Sie es problemlos heraustrennen und Hallenvolleyball: Rezension der Broschüre Volleyballtraining Kompakt – Band 3 32 separat sammeln können. Hallenvolleyball: Rotationsfragen –Teil 2 34 VOLLEYBALL-TRAINING

eigenen Charakter. Die Olympischen Spiele in London im Volley - Die Top-Nationen im Vergleich ball waren geprägt von einigen Schwankungen. Neben eher durchschnittlichen Spielen bleiben auch einige fantastische und Russland: Nicht nur groß und hochklassige in Erinnerung, was zu der Erkenntnis führt, dass stark die Leistungsdichte innerhalb der Teams doch weit auseinander Großartige Varianten in ihrer ging. Dies hat wahrscheinlich mehrere Ursachen. Als wichtiger Grundaufstellung kannte die Grund für Leistungsschwankungen kam in diesem Sommer die „Sbornaja” bislang eigentlich Belastung der Mannschaften durch einen überfrachteten inter - nicht. Das änderte sich im nationalen Spielkalender hinzu. Man denke in diesem Zusam - Finale gegen Brasilien, als menhang nur an den Qualifikations-Marathon des deutschen Dmitry Muserskyi beim 0:2-Satzrückstand von der Position des Teams oder den Weltligasieg der Polen, die – als es in London Mittelblockers auf die Diagonale rückte und seine Mannschaft darauf ankam – bereits im Viertelfinale scheiterten. Außerdem zum Sieg prügelte (siehe vm 9/2012, Seite 43). Aus 35 Bällen gab es einige Teams, die hinsichtlich ihrer Qualität nicht mit den machte er 24 Punkte und wurde kein einziges Mal geblockt. Nach besten der Welt mithalten konnten. dem Motto „Du hast keine Chance, also nutze sie”, hatte Trainer - An den generellen Zahlen, wie die Punkte erzielt wurden (siehe fuchs Alekno eine Möglichkeit gefunden, das Spiel zu drehen. Kasten), hat sich in den letzten vier Jahren nicht viel geändert, Die viel risikoreichere Entscheidung war aber die, Mikhaylov von bei der Risikobereitschaft der einzelnen Teams und ihrer Varia - der Diagonalen in die Annahme zu stellen. Die Statistik spricht bilität jedoch schon. Auffällig war der erhöhte Anteil der Punkt - eine klare Sprache zugunsten dieser Maßnahme (siehe Kasten). gewinne durch Aufschlagasse, die signifikant ausfiel. Russlands Stammformation Übersicht über die Verteilung Grankin Volkov Tetyukhin der erspielten Punktgewinne 5 18 8

Olympia 2008 Olympia 2012 (12 Butko) 20 Obmochaev (L) Aufschlag 4 % 5,8 % 4 Khtey 13 Musersky 17 Mikhaylov Angriff 56 % 54,4 % Block 11 % 11,3 % (15 Ilynikh) (3 Apalikov) Gegnerfehler 29 % 28,6 %

Weiterhin fiel in London ein anderer Aspekt auf: Bei früheren Brasilien: Den Zenit über - Olympia-Analysen wurde bei den Topteams oft eine stabile, ein - schritten? gespielte Grundsechs als Erfolgsfaktor ausgemacht. Der Trend Zum Thema Aufstellungs - zeigt hier deutlich in eine andere Richtung. Die erfolgreichen varianten trug Brasilien we - Mannschaften zeichneten sich dadurch aus, dass sie mehrere nig bei. Das Team war von Aufstellungsvarianten spielen können. der für alle überraschenden Beispiel Polen: Die Mannschaft gewann in diesem Jahr die Welt - Umstellung der Russen wie liga und gehört weltweit zu den Topteams. Trainer Anastasi geschockt und fand keine Antwort. Mit zwei Außenangreifern setzt auf zwölf bis 15 fast gleichwertige Spieler und nutzt diese von knapp über 1,90 Metern gegen einen gut springenden Breite entsprechend aus. Allerdings scheiterten die Polen in Hünen von 2,18 Meter blockieren zu wollen, war aussichtslos. London bereits im Viertelfinale am späteren Olympiasieger Brasilien, das im Welt-Volleyball bislang immer eine spielerisch Russland. Dabei spielte sicher auch der spektakuläre Erfolg in perfekte Note einbrachte, fand in diesem Moment keine Lösung. der Weltliga eine Rolle. Dieser Sieg löste im volleyballverrückten Nachbarland solch eine Hysterie aus, dass viele Medien und Brasiliens Stammformation Experten die Mannschaft als haushohen Goldfavoriten prokla - mierten. An diesem Erwartungsdruck sind die Polen nach ihren 1 Bruno 16 Lucas 18 Dante eigenen Aussagen gescheitert. Unnötige Niederlagen in der Vorrunde führten dazu, dass es schon im Viertelfinale zum Gipfeltreffen gegen die Russen kam. Eine weitere negative 10 Sergio (L) Überraschung waren die Serben. Der im letzten Jahr so kraft - strotzende, selbstsichere Europameister verlor zwar mit Ivan 8 Murilo 5 Sidao 6 Visotto Miljkovic nur einen Spieler, doch den Ausfall des besten An- (14 Rodrigao) (4 Wallace) greifers konnte die Mannschaft nicht kompensieren. ᭿

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Frühere Mannschaften aus der UdSSR oder deren Nachfolge - staaten waren vor allem für ihre überdurchschnittlichen anthro - pometrischen und athletischen Qualitäten bekannt. Der Olym - piasieger von 2012 ist zwar immer noch die körperlich größte Mannschaft (der Durchschnitt der Grundsechs beträgt 2,04 Meter), gewinnt seine Spiele aber aufgrund seiner enormen spielerischen Stärke und Ausgeglichenheit. Die Statistik der Breakpoints (siehe Kasten: Der Faktencheck) zeigt, wie gut die russischen Spieler im Block-Abwehr-Bereich und dann auch noch im Gegenangriff sind. In manchen Teil- elementen gibt es allerdings auch bei der „Sbornaja” noch Luft nach oben. So ergeben viele Eigenfehler im Aufschlag in dieser Statistik nur Rang neun. Die Annahmeleistung wurde geprägt von wenigen Eigenfehlern, aber auch sehr wenig perfekten Annahmen. Dies reichte in der Statistik (Annahmeeffizienz) nur zu Rang zehn. Doch darüber wird sich in Russland nach dem Gewinn der Goldmedaille wohl niemand aufregen. Im Praxisteil auf den Seiten 26 und 27 finden Sie eine Übung, bei der trainiert wird, Breakball-Chancen erfolgreich zu nutzen. Unglaubliche Abschlaghöhe: Russlands Dmitry Ilinykh

Übersicht über die Verteilung der erspielten Punktgewinne im Finale

Sätze 1 und 2 Sätze 3 bis 5 Angriffsquoten (Khtey/Ilynikh) -33% (Mikhaylov) +56% 2 Punkte / 0 Neutrale / 4 Fehler 12 Punkte / 4 Neutrale / 2 Fehler Diagonalangriff (Mikhaylov) +7% (Musersky) +54% 4 Punkte / 8 Neutrale / 3 Fehler 24 Punkte / 6 Neutrale / 5 Fehler

Ein Blick auf die Statistiken wirft das Licht beim Gastgeber der Obwohl im Vorfeld der Sein Ausfall lastete Olympischen Spiele 2016 in auf den Zuspieler, Spiele selbst die Brasi - schwer auf der Selecao: Trainersohn . lianer ihr Team nicht als Brasilien konnte Leandro Im Sideout (also K 1) ist die „Selecao” zwar immer noch Erster Goldanwärter sahen, waren Vissotto nicht ersetzen der Statistik, dies aber hauptsächlich dank der weitaus besten sie ganz nah dran. Nun Annahmeeffizienz aller Halbfinalisten. In der Angriffseffizienz wird es einen Umbruch ge - dagegen rangieren die Südamerikaner nur an dritter Stelle. An ben. dieser Diskrepanz ist unter anderem das Zuspiel beteiligt. Zu - , Sergio, Rodrigao dem wirkte Diagonalspieler überspielt und haben ihren Rücktritt ange - verletzte sich auch noch im Viertelfinale. Sein Kollege Wallace kündigt, weitere Spieler könnten sowie Lucas, Sidao und Rodrigao als Mittelblocker konnten ihre folgen. Doch die Brasilianer arbeiten Vorgänger , André Heller und bereits seit Jahren mit einer großen B- nicht vergessen machen. Nationalmannschaft, aus der einige Ein schwaches brasilianisches Element ist der Block. Hier ver - Spieler (wie diesmal Wallace) nachrücken liert das Team mit 2,2 Punkten je Satz über den Turnierverlauf können für das große Ziel: Gold beim 34 Punkte im Vergleich zu den in dieser Wertung am besten Heimspiel 2016. platzierten USA (3,4 Blocks je Satz) und 13 Zähler gegen die in Man darf bei der Analyse nicht verges - diesem Element bessere deutsche Mannschaft. sen, dass Brasilien drei Mal in Folge ein Den Ausschlag für das verlorene Endspiel gab sicherlich die olympisches Finale erreichte und in Endphase des dritten Satzes, als die Brasilianer den Olympia - London ganz nah am großen Triumph sieg bei einer 21:18-Führung und zwei Matchbällen bei 24:23 war. und 25:24 bereits vor Augen hatten und dann noch mit 27:29 Im Praxisteil auf den Seiten 26 und verloren. 27 finden Sie eine Übung, bei der es

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Der Faktencheck Die Auswertung der relevanten Zahlen zeigt, dass man durch Aufschlag – Risiko oder nicht? Statistik einiges zum Verlauf des olympischen Turniers der In der Aufschlagstatistik sind die USA top, knapp gefolgt von Männer erklären kann, aber längst nicht alles. Argentinien und Italien. Hier sieht man sehr schön die unter - schiedlichen Philosophien in diesem Element: Die „Gauchos” Breakpunkte als Siegindikator setzen auf Fehlervermeidung, sie machen (knapp vor den Deut - Der Olympiasieger von Peking 2008, USA, und sein Nachfolger schen) die wenigsten Servicefehler, dafür jedoch wenig direkte Russland führten die Statistik der gewonnenen Breakpoints Punkte. Die „Azzurri” dagegen riskieren viel. Sie schlagen bei überlegen an und zeigen damit, wie wichtig dieser Wert ist. weitem die meisten Asse auf Kosten vieler Fehler. Die Ameri- Um ein Spiel gewinnen zu können, benötigt man Breakpoints, kaner arbeiten hier mit einer Mischung: Sie haben die zweit - also Punktgewinne bei eigenem Aufschlag. Nämlich mindestens meisten Servicewinner und die wenigsten Fehler, was ein zwei mehr als der Gegner, um den Satz bei eigenem ersten traumhaftes Verhältnis von 2,03 Fehlern je Ass ergibt – aber Aufschlag zu gewinnen, sonst sogar nur einen. Mit vier Break - dennoch am Ende keinen Medaillenplatz. punkten mehr als der Gegner kann man theoretisch also ein Spiel 3:0 für sich entscheiden. Annahme als Zubringerleistung – mehr nicht Betrachtet man diese Zahlen genauer, so ergibt sich ein Unter - Die Annahmeeffizienz sieht Brasilien in Front, knapp vor den schied von 39,7 Prozent (USA) zu 39,3 Prozent (Russland). Die Argentiniern und – man lese und staune – Australien. Knapp Differenz zum Dritten (Bulgarien 36,3 Prozent) und Vierten dahinter rangiert unsere Mannschaft, der sehr wenige Annah - (Brasilien 36,0 Prozent) fällt schon wesentlich deutlicher aus mefehler unterliefen. Die Russen machten zwar noch weniger und addiert sich auf rund 22 Punkte. Deutschland folgt mit 31,3 Fehler, waren allerdings in der Präzision ihrer Annahme so Prozent – was hochgerechnet 57 Punkten hinter den Besten ist schlecht, dass sie in diesem Element nur auf Rang zehn geführt – auf Rang zehn. Der Bundestrainer weiß also, wo es noch Luft werden. Trotzdem reichte es, um am Ende als Olympiasieger nach oben gibt. gefeiert zu werden.

Italien: Gut gezockt Italien seinen Gegner aus den USA zurechtgelegt hatte. Wenn Die Teamliste der „Squadra das der Plan war, so ist er zumindest aufgegangen. Im Viertel- Azzurra” zeigte eine uner - finale zeigten die Italiener alles, was sie drauf haben. Mit wartete Variante, ließ Coach dem schon in der Vorrunde wirkungsvollsten Aufschlag und Mauro Berruto doch ein viel - einer klaren Steigerung im Angriff (vor allem im Gegenangriff) versprechendes Talent wie nahmen sie den Amerikanern in diesen beiden Elementen Kovar zu Hause und leistete 17 Punkte ab. sich als einziges Team einen zweiten Libero. So konnte Italien Außerdem hatten sie das Blockspiel des Gegners gut analysiert mit einem Annahme-Libero (Bari) und einem Verteidigungs- und ihren eigenen Angriff umgestaltet. Im ersten Satz machten Libero (Giovi) spielen. die USA noch acht Blockpunkte, dann noch zwei und im letzten Italiens Trainer Mauro Berruto Satz keinen einzigen mehr. Die „Azzurri” sind in allen Statistiken wird nachgesagt, ihm sei jedes eher Mittelmaß –mit Ausnahme des Aufschlags. Auch im Team Mittel recht, um zum Erfolg zu Italia wird der Umbruch kommen. Hinter der Stammformation kommen. Im letzten Vorrunden - von London stehen einige vielversprechende Talente und warten spiel leisteten sich die Italiener auf ihre Chance. eine überraschende 0:3-Nieder - Im Praxisteil auf den Seiten 26 und 27 finden Sie eine Übung, lage gegen Bulgarien und gingen die sich mit der Serviceeffizienz beschäftigt. so im Viertelfinale Brasilien und Russland aus dem Weg. Ob die FIVB aus dieser Sache Italiens Stammformation Konsequenzen zieht wie damals Travica Mastrangelo Savani bei der Frauen-WM, als in der Vor - 13 1 11 runde Manipulation vermutet wurde, wird sich zeigen. In London wurde zu - 16 Bari (L) (6 Papi) mindest viel darüber spekuliert, ob sich 17 Giovi (L)

Variabel einsetzbar und wichtig für 9 Zaytsev (15 Birarelli) 7 Lasko das italienische Team: Ivan Zaytsev (3 Parodi) (14 Fei)

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Der Angriff spiegelt das Ergebnis – bis auf Ausnahmen Die Statistik-Wertungen Trotz ihrer relativ durchwachsenen Annahme sind die Russen im Sideoutquote mit Punkterfolg: Angriff top, knapp hinter den Polen, die in diesem Element 1. BRA 72,2 %, 2. POL 71,0 %, 3. RUS 68,8 %, 4. ARG 67,6 %, weniger Fehler machte. Die Angriffsfehler halten sich auch bei 9. GER 63,7 % , 12. GBR 54,5 % Deutschland im Rahmen, doch die Punkteausbeute aus dem Breakpoints mit Punkterfolg: Angriff ist insgesamt zu gering. Die „Squadra Azzurra” ist im 1. USA 39,7 %, 2. RUS 39,3 %, 3. BUL 36,3 %, 4. BRA 36,0 %, 10. GER 31,3 % , 12. TUN 25,2 % Angriff sogar noch hinter Team Deutschland zu finden. Diese Schwäche kostete die Italiener das Halbfinale gegen Brasilien. Direkte Annahme-Fehler: 1. RUS 5,0 %, 2. GER 5,6 % , 3. BRA und AUS 5,8 %, 10. USA 8,5 %, 12. GBR 9,0 % Spektakuläre Blockpunkte – nur ein Teil der Wahrheit Service-Effizienz: Den Block, der die meisten Punkte machte, stellt die amerika- 1. USA -6,7 %, 2. ARG -9,2 %, 3. ITA -10,1 %, 6. GER -10,9 % , nische Auswahl. Gefolgt von Australien. Die „Volleyroos” konn - 10.BUL -11,5 %, 12. GBR -17,7 % ten aus dieser Stärke jedoch wegen schlechter Leistungen in Annahme-Effizienz: Aufschlag und Angriff und wegen zu vieler Eigenfehler kein 1. BRA 50,4 %, 2. ARG 50,0 %, 3. AUS 44,6 %, Kapital schlagen. Auf Rang drei folgt Olympiasieger Russland 4. GER 44,4 % , 10. RUS 36,2 %, 12. GBR 34,9 % mit drei Blockpunkten pro Satz. Angriffs-Effizienz: 1. POL 37,7 %, 2. RUS 35,6 %, 3. BRA 34,9 %, 7. GER 27,6 % , Statistik ist interessant – das Spiel umfasst aber mehr 10. SRB 21,0 %, 12. GBR 15,5 % Auch die Statistik der Eigenfehler ist ambivalent. Man sieht Blocks je Satz: deutlich, dass wenige Eigenfehler gut sind (Brasilien), aber nicht 1. USA 3,4 %, 2. AUS 3,3 %, 3. RUS 3,0 %, 6. GER 2,7 % , unbedingt Erfolg verheißen (Tunesien). Andererseits spielten 7. ITA 2,3 %, 8. BRA und POL 2,2 %, 12. GBR 1,3 % zwei Halbfinalisten (Italien und Russland) mit hohem Risiko und Eigenfehler je Satz: produzierten daher relativ viele Eigenfehler, hatten aber den - 1. ARG 5,5 %, 2. USA 5,6 %, 3. TUN 5,6 %, 4. GER 5,9 % , noch Erfolg. 5. BRA 6,1 %, 10. RUS 6,7 %, 11. ITA 7,0 %, 12. GBR 8,1 %

Deutschland: Endstation Viertelfinale Den Vorwärtsgang hat auch das Team Deutschland ein - gelegt, das neue Varianten in sein Spiel einbringt. Bundes - trainer Vital Heynen versucht, seine Mannschaft flexibler spielen zu lassen. So wurde Jochen Schöps immer wieder auf der Außenposition eingesetzt. Eine Folge des Luxusproblems, über zwei überdurchschnittliche Diagonalspieler zu verfügen Auf ihn war gegen Serbien Verlass: Georg Grozer Die Aufschlagstatistik zeigt, dass unsere Mannschaft mit dem Service wenig Druck entwickelt. Das dürfte der Grund sein, von 21 bis 25, belegt Deutschland den letzten Platz. Das Team warum Deutschland trotz guter Blockwerte (Max Günthör wurde zeigte sich in London trotz der guten Platzierung nicht von als bester Blockspieler ausgezeichnet) bei der Effizienz der seiner besten Seite. Es wirkte mental nicht frisch, der Verschleiß Breakpoints ( K 2) nur an zehnter Stelle liegt. Es scheint, dass eines langen Sommers mit vielen Höhepunkten trug sicherlich Heynen – wie auch sein Vorgänger Raul Lozano – einen eher dazu bei, dass Deutschland nicht in Bestform war. risikoarmen Spielstil pflegt. Bei der Übung, die Sie im Praxisteil auf den Seiten 26 und 27 Im Sideout konnte die Mannschaft auf eine solide Annahme finden, wird die Effizienz im Annahmebereich geschult. (Rang vier) bauen, im Angriff war die Fehlerrate gering (Rang vier), auch bei den Eigenfehlern liegt Deutschland auf Platz vier. Deutschlands Stammformation Was fehlte, waren offensive Stärken, in der Statistik der direkten Punkte rangiert man nur auf Position zehn. Allerdings stieß das 4 Tischer 8 Böhme 1 Popp Team im Vergleich mit den Besten deutlich an seine Grenzen. Ein Blick auf die Einzelstatistiken zeigt, dass Deutschland im Mittel - (11 Kampa) 2 Steuerwald (L) feld liegt, jedoch keine herausragenden Positionen hat. Die Effek - tivität in K 1 und K 2 ergeben die Platzierungen neun und zehn. 6 Kaliberda 15 Günthör 9 Grozer Es fällt auf, dass die Mannschaft in den Endphasen der Sätze (11 Schöps) deutliche Schwächen aufweist. Nimmt man die Punktstände

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Von der Weltspitze lernen von Berti Golf Die vorgestellten Praxisideen von Matthias Münz sind natürlich Das Ziel liegt darin, dass ein Trainer, wenn er in einem der ange - nicht so gedacht, dass die Olympiateilnehmer aufgefordert wür - sprochenen Bereiche arbeiten will, auch ein paar Anregungen den, sich ans Training zu machen. Vielmehr wurde bei jedem bzw. Erinnerungen mitnimmt, wie er das Thema in seine Trai - Team ein (positiv oder auch negativ) auffälliger Aspekt heraus - ningsarbeit aufnehmen kann. genommen. Hierzu stellt der Autor ein paar Übungsideen vor.

Russland Den Gegenangriff üben Bevor in einer komplexen Spielsituation der erfolgreiche Break - point im Mittelpunkt steht, ist es sinnvoll, in vorbereitenden Trainingsformen einzelne Elemente zu schulen: Block: Zuerst wird nur mit den dazugehörigen Blockschritten ohne Ball trainiert, dann gegen Angriffe, die der Trainer von einem Kasten in den Block schlägt, später gegen reale Angriffe. Feldabwehr: Je nach zu erwartender Spielsituation können bestimmte Abwehrtechniken geübt werden. Sind zum Beispiel hohe Pässe des Gegners zu erwarten, ist damit zu rechnen, dass das eigene Team einen guten Block stellt. Also sollten Abwehr - techniken für touchierte Bälle trainiert werden. Zuspiel nach der Abwehr: Wird der Ball verteidigt (s. Abb. links), Simulation von touchierten Bällen für die Abwehr ist noch nichts gewonnen. Das Zuspiel steht nun im Mittelpunkt und trägt wesentlich zu den Erfolgschancen des Angreifers bei.

Brasilien Technikergänzungstraining Block Eine Schnur oder ein Gummi wird 20 bis 40 Zentimeter über der Netzkante zwischen den Antennen gespannt. ᭤ Die Spieler springen mit einer spezifischen Beintechnik (Kreuzschritt, Seitstellschritt, etc.) und schieben die Hände zwischen Netz und Schnur auf die andere Seite (vier Serien à sechs Sprünge). ᭤ Ein Außen- und ein Mittelblocker bilden einen Doppelblock. Sie starten mit einer vorgegebenen Beintechnik. Beim Block springen sie gemeinsam und schieben die Hände synchron zwischen Netz und Schnur auf die andere Seite (je fünf Blocks auf den Positionen II und IV). ᭤ Der Ball wird von einem Spieler, der auf einem Kasten steht, Im Block zählen die Brasilianer nicht zu den besten Teams in den Block angegriffen. Die Blockspieler sollen lernen, weit auf die andere Seite überzugreifen.

Deutschland Aufschlagspieler gegen Annahmespieler Drei Annahmespieler sowie ein Fänger stehen auf jeder Seite des Netzes im Feld. Die anderen Spieler sind beim Aufschlag gleichmäßig verteilt. Am besten werden die Spieler so verteilt, dass beide Teams etwa gleich große Chancen haben, zu gewin - A A Z nen. Eine andere Option wäre, auf der einen Seite den Annahmerie -

A A gel der Stammsechs stehen zu haben, um diese einzuspielen. Dafür müssen dann die Aufschlagspieler so aufgeteilt werden, Z dass die besten Aufschläger gegen diesen Riegel aufschlagen. A A Jeder Spieler macht drei Aufschläge in Folge, wodurch sich nor - malerweise die Qualität der Aufschläge erhöht.

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Daher kann das Zuspiel von hohen Pässen durch alle Spieler – vor nen werden (zwei für das Break und ein weiterer Punkt für den allem Liberos und Mittelblockspieler – extra trainiert werden. folgenden Ballwechsel). Aber auch Punkteteilungen sind möglich. Angriff hoher Bälle: Nach einer gelungenen Verteidigung kann Gespielt wird bis 25 Punkte mit normaler Rotationsordnung. der Gegenangriff nicht immer mit Tempopässen abgeschlossen werden. Das Lösen aus der Blocksituation heraus verbunden mit Varianten dem Angriff von hohen Pässen kann daher gut vor einem kom - ᭤ Der Trainer wirft so lange Bälle ein, bis die aufschlagende plexen Training zum Breakverhalten eingesetzt werden. Mannschaft einen Breakpoint gemacht hat. Das kann zu Komplexe Spielform: Sechs gegen Sechs mit Zusatzbällen einer sehr hohen Intensität führen. Zwei Teams spielen gegeneinander. Erzielt ein Team einen Punkt ᭤ Es werden kurze Sätze bis maximal 15 Punkte ohne jegliche im K 1, so zählt dies einen Punkt. Gewonnene Breakpoints dage - Rotation gespielt, so dass jede Läuferposition isoliert und gen zählen zwei Punkte. somit nacheinander trainiert wird. Dabei kann man schwache In jedem Fall wirft der Trainer einen weiteren Ball dort ein, wo der Positionen länger trainieren. Fehler passiert ist, so dass die aufschlagende Mannschaft den K2 ᭤ Das Aufschlagrecht wechselt nicht nach jedem Punktgewinn, wiederholen kann. Die Mannschaft, die diesen Spielzug gewinnt, sondern jede Mannschaft macht drei Aufschläge in Folge, erhält einen Punkt. Es können also maximal drei Punkte gewon - bevor das Aufschlagrecht wechselt.

Italien Kleinfeldspielformen mit verbesserten Aufschlag-Chancen Je nach Spielerzahl und Hallenmöglichkeiten wird ein Spielfeld der Länge nach senkrecht in zwei Spielfelder geteilt. Gespielt „2 mal“ wird in kleinen Teams (zwei gegen zwei oder drei gegen drei). Der Aufschläger hat wie beim Tennis jeweils zwei Aufschlag - versuche. Verschlägt er den ersten, wird kein Punkt vergeben. Zusätzlich gilt: Macht er mit einem der beiden Aufschläge ein Ass, erhält seine Mannschaft zwei Punkte. Variante: ᭤ Macht der Spieler zwei Asse in Folge, bekommt er für das zweite Ass drei Punkte usw. ᭤ Dieselbe Regelung kann auch bei einer komplexen Spielform sechs gegen sechs eingesetzt werden. ᭤ Jeder Aufschläger hat fünf Versuche in Folge und darf zwei Fehler pro Serie machen, die nicht gewertet werden

1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Zählweise: A B CDVE arFianA teBn: CDE F ᭤ Bei einer perfekten Annahme gibt es A‘ B‘ C‘ D‘ ᭤E‘ FE‘s As‘teBh‘ eCn‘ jDe‘wEe‘ ilFs‘ nur zwei Annahmespieler im Feld. drei Punkte für die annehmende Mannschaft Dadurch müssen die Spieler mehr Raum abdecken ᭤ Bei einer guten Annahme gibt es ᭤ Um den Aufschlagdruck zu erhöhen, zwei Punkte für die annehmende Mannschaft werden die Aufschläge von Kästen gemacht ᭤ Ein Aufschlagfehler ergibt einen ᭤ Um die Spieler an härtere Aufschläge zu gewöhnen, Punkt für die annehmende Mannschaft kann mit einer Ballmaschine gearbeitet werden ᭤ Bei einer schlechten Annahme ᭤ Bei Frauenmannschaften kann man gut aufschlagende gibt es einen Punkt für die Aufschläger Männer ins Training einladen (für Driveaufschläge) ᭤ Bei einem Ass bzw. einem direkten Annahmefehler kommt ᭤ Bei Männerteams kann man gut aufschlagende Frauen ins es ganz hart: Die annehmende Mannschaft verliert alle Training einladen, die von einer erhöhten Position aus auf - Punkte, die Aufschläger bekommen zwei Punkte dazu. schlagen (für Floataufschläge) Das erhöht den Druck auf die Annahmespieler extrem.

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