Stadt Stadt Stadtbauamt Tiefbauamt Ottostraße 5 Lammstraße 7 76275 Ettlingen 76133 Karlsruhe

HWS

Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes an der Alb für die Städte Ettlingen und Karlsruhe

Allgemein verständliche Zusammenfassung (AVZ)

Verfasser:

Endfassung – Freiburg / Mainz, den 20.06.2012 - 2 -

INHALTSVERZEICHNIS

1 ANLASS UND ZIELSETZUNG ...... 3

2 NULLVARIANTE – PLANERFORDERNIS ...... 5 2.1 Hochwassergefahren ...... 5 2.2 Hochwasserrisiko ...... 7

3 LÖSUNGSVARIANTEN ...... 9

4 AUSGESCHIEDENE VARIANTEN UND BAUSTEINE ...... 12

5 VERGLEICH DER LÖSUNGSVARIANTEN ...... 13 5.1 Umweltverträglichkeit ...... 13 5.2 NATURA 2000 ...... 17 5.3 Technik ...... 19

6 BESTIMMUNG DER VORZUGSLÖSUNG ...... 20

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1 Anlass und Zielsetzung

Bis heute führen Hochwasserereignisse entlang der Alb zu Überschwemmungen im räumlichen Zuständigkeitsbereich der Städte Ettlingen und Karlsruhe.

Bereits in den 70-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es deshalb planerische Überlegungen zu einem Hochwasserrückhaltebecken oberhalb von Ettlingen am Standort Neurod (siehe Tabelle 1). Das Albhochwasserereignis im Mai 1978 mit einer Durchflussmenge von 84 m³/s in Ettlingen führte zu verheerenden Überschwemmungen einschließlich der Bundesautobahn A5. Dieses Hochwasserereignis war Auslöser für den beschleunigten Hochwasserschutz der Städte Ettlingen und Karlsruhe.

Die in Abbildung 1 dargestellte Hochwasserschutzkonzeption zum Schutz vor 100- jährlichen Hochwasserereignissen wurde im Jahre 1983 planfestgestellt. Bestandteile der Hochwasserschutzkonzeption sind drei Rückhalteräume auf Karlsruher und Ettlinger Gemarkung sowie Durchleitungsmaßnahmen in Ettlingen. Planerische Grundlage der Hochwasserschutzkonzeption war dabei ein Abfluss durch Ettlingen bei 100-jährlichen Hochwasserereignissen von 71 m³/s.

Abbildung 1: Hochwasserschutzkonzeption 1983 mit den planfestgestellten Zwischenspeicherräumen Weiherwald, Salmenwiesen und Oberwald

Im Oktober 1998 und im März 2002 folgten weitere schadbringende Albhochwasser- ereignisse mit Abflussmengen von nunmehr 96 bzw. 97 m³/s in Ettlingen. Zwischenzeitlich wurde folgerichtig im Jahre 1999 eine Neufestlegung des 100-jährlichen Hochwasserabflusses an der Alb in der „Hochwasserabfluss-Wahrscheinlichkeit“ in - 4 -

Baden-Württemberg mit einer Abflussmenge von 92 m³/s in Ettlingen vorgenommen, der im Jahr 2008 auf 97 m³/s erhöht wurde (siehe Tabelle 1).

Unter Zugrundelegung des im Jahre 2005 eingeführten Klimaänderungsfaktor des Landes Baden-Württemberg ist heute im 100-jährlichen Hochwasserfall an der Alb von einem Abfluss von 111 m³/s in Ettlingen auszugehen.

Beim Vergleich der veränderten Hochwasserabflüsse von 1983 und 2008 ist nicht nur die erhebliche Steigerung der Abflussspitze von 71 m³/s auf 111 m³/s, sondern auch die Zunahme der Abflussvolumina von ca. 5 Mio. m³ auf ca. 7 Mio. m³ maßgeblich zu berücksichtigen.

Tabelle 1: Städte Ettlingen und Karlsruhe – Chronologie zum Thema Hochwasserschutz an der Alb

70er Überlegungen zum Hochwasserschutz Alb mit einem Hochwasserrückhaltebecken im Albtal am Standort Neurod 1978 Albhochwasserereignis Mai 1978: Q = 84 m³/s mit Überschwemmungen einschließlich Autobahn A5; Auslöser für beschleunigten Hochwasserschutz der Städte Ettlingen und Karlsruhe und Autobahnamt mit Maßnahmen auf Karlsruher und Ettlinger Gemarkung 1983 Planfestgestellter Hochwasserschutz, Abfluss durch Ettlingen: HQ100, 1983: Q = 71 m³/s mit einem Abflussvolumen von ca. 5 Mio. m³ 1998 Albhochwasserereignis Oktober 1998: Q = 96 m³/s 1999 Neufestlegung 100-jährlicher Hochwasserabfluss Alb in der „Hochwasserabfluss- Wahrscheinlichkeit“ in Baden-Württemberg: HQ100, 1999 = 92 m³/s 2002 Albhochwasserereignis März 2002: Q = 97 m³/s 2005 Einführung eines Klimaänderungsfaktors mit einem Zuschlag von 15 % für ein HQ100 an der Alb (LUBW) 2008 Fortführungen der Hochwasserwahrscheinlichkeiten in Baden-Württemberg für 100-jährlichen Hochwasserabfluss Alb: HQ100, 2008 = 97 m³/s, mit Klimaänderungsfaktor: HQ100, 2008 = 111 m³/s mit einem Abflussvolumen von ca. 7 Mio. m³

Die Städte Ettlingen und Karlsruhe planen nun im Sinne einer Hochwassergefahrenabwehr die Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes an der Alb. Hierfür wurden zwischen den Jahren 2004 und 2006 wasserwirtschaftliche Untersuchungen durchgeführt, die die Grundlage einer Machbarkeitsstudie bilden. Auf Basis dieser Untersuchungen fand im Jahr 2008 ein Scoping-Termin statt, in dem der weitere Planungs- und Untersuchungsrahmen festgelegt wurde.

Ab 2009 wurden auf dieser Grundlage eine Vielzahl von Untersuchungen und Planungen erstellt. Diese sind Gegenstand nachfolgender Berichte:

• Technischer Bericht mit Anlagen – Bearbeitung: UNGER ingenieure, Ingenieurgesellschaft mbH, Freiburg • Umweltverträglichkeitsstudie mit Anlagen – Bearbeitung: JESTAEDT+Partner, Büro für Raum- und Umweltplanung, Mainz • NATURA 2000 Verträglichkeitsuntersuchungen – Bearbeitung: JESTAEDT+Partner, Büro für Raum- und Umweltplanung, Mainz

Im Ergebnis dieser Planungsphase steht eine Vorzugslösung, die aus wasserwirtschaftlicher, umweltfachlicher und wirtschaftlicher Sicht geeignet ist den 100- jährlichen Hochwasserschutz an der Alb wieder herzustellen.

Die Herleitung der Vorzugslösung und Darstellung der wesentlichen Ergebnisse sind Gegenstand der vorliegenden allgemein verständlichen Zusammenfassung (AVZ). - 5 -

2 Nullvariante – Planerfordernis

Gegenstand der Nullvariante ist die Darstellung der Auswirkungen für die Städte Ettlingen und Karlsruhe im 100-jährlichen Hochwasserfall inklusive Klimaänderungsfaktor (111 m³/s) ohne die Umsetzung von weiteren Hochwasserschutzmaßnahmen.

Bei Verzicht der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes an der Alb sind die in Kapitel 2.1 und 2.2 aufgeführten Hochwassergefahren und Hochwasserrisiken zu prognostizieren.

2.1 Hochwassergefahren

Stadt Ettlingen

Wird der derzeitige Ausbauzustand des Hochwasserschutzes in der Stadt Ettlingen beibehalten, kommt es bei einem 100-jährlichen Hochwasser zu weiträumigen Ausuferungen und Gefährdungen im Stadtgebiet Ettlingen. In der neuen Bemessungsganglinie des 100-jährlichen Hochwasserabflusses (HQ100) ist der Klimaänderungsfaktor enthalten. Der Abfluss bei einem 100-jährlichen Hochwasser beträgt damit 111 m³/s.

Die Ausuferungen im Stadtgebiet weisen eine Fläche von ca. 47 ha auf und erreichen neben Gewerbe- und Mischgebieten auch die Kernstadt von Ettlingen mit historischer Altstadt. Neben albparallelen Straßen wie die Rheinstraße und Bulacher Straße ist auch die Albtalbahn von Überflutung betroffen (siehe Abbildung 2). Der Bahndamm mit der Fuß- und Radwegunterführung und dem Erlengraben wirken bündelnd auf die Fortleitung des Hochwassers. Westlich der Bahn werden Teile der Weststadt, Kleingartenanlagen und das Gelände des Regenüberlaufbeckens Erlenwiesen überflutet.

Infolge der Überflutungen sind weite Teile des Stadtgebiets von erhöhten Grundwasserständen und Druckwasser betroffen.

Das Kanalnetz im Stadtgebiet wird bereichsweise hydraulisch überlastet, an tiefliegenden Stellen – auch weiter entfernt von Überflutungsflächen – sind Wasseraustritte aus der Kanalisation zu erwarten.

Am deutlichsten fällt die hydraulische Überlastung des Östlichen Systems aus, da dorthin die „restlichen“ Abflüsse mit einem Scheitelwert bis ca. 64 m³/s abgeschlagen werden. Als Folge davon geht auf dem Weg zum Oberwald die Bundesstraße B3 auf einer Länge von ca. 700 m unter Wasser, wie auch große landwirtschaftliche Flächen südlich der B3 in den Gewannen Offenhard und Unter dem Hohrain sowie die Bebauung „Am krummen Graben“. Die alte Deponie, die bebauten Grundstücke (Seehof) südlich des Kleingartenvereins Seehof Ettlingen sowie der Kleingartenverein werden größtenteils überflutet. Weitere von Überflutung beeinflusste Bebauungen liegen vor der Querung des Seegrabens mit der Autobahn. Die Ausuferungen entlang des Seegrabens über die gesetzliche Überschwemmungsgebietslinie hinaus weisen eine Fläche von ca. 34 ha auf. - 6 -

Abbildung 2: Nullvariante HQ100 mit Klimaänderungsfaktor für Ettlingen Mitte, zwischen Friedrichbrücke und Wasenstraße

Stadt Karlsruhe

Wird der derzeitige Ausbauzustand beibehalten, kommt es bei der neuen Bemessungs- ganglinie mit einem 100-jährlichen Abfluss mit Klimaänderungsfaktor (111 m³/s) zu weiträumigen Ausuferungen im Bereich des Seegrabens und Oberwalds sowie Gefährdungen im Stadtteil Karlsruhe-Rüppurr.

Unterhalb von Ettlingen ergibt sich eine teilweise erhebliche hydraulische Überlastung des Westlichen, Mittleren und Östlichen Systems. So werden die Salmenwiesen mit ca. 0,64 Mio. m³ gegenüber einem zur Verfügung stehenden Volumen von 0,51 Mio. m³ deutlich hydraulisch überlastet.

Am deutlichsten fällt die hydraulische Überlastung des Östlichen Systems aus, da dorthin die „restlichen“ Abflüsse mit einem Scheitelwert bis ca. 64 m³/s abgeschlagen werden. Auf dem Weg zum Oberwald geht entlang des See- und Hägenichgrabens die Autobahn A5 mit der Anschlussstelle Ettlingen auf einer Länge von ca. 1.200 m unter Wasser.

In Karlsruhe-Rüppurr sind die Bebauungen entlang des Hägenichgrabens (Battstraße, Märchenring) auf einer Länge von ca. 800 m von schadbringenden Grundwasseranstiegen und Druckwasser berührt.

Die derzeit zur Hochwasserentlastung dienende Fläche nördlich des bestehenden Zwischenspeichers Oberwald muss ca. 0,65 Mio. m³ aufnehmen. Dabei werden die Polizeischießanlage, der Oberwaldsee mit Grillhütte und Spielplatz, das Einlaufbauwerk Abschlag Oberwaldgraben und der Mischwassersammler Wettersbach geflutet. - 7 -

Im Nordosten wird die Anschlussstelle Durlach auf einer Länge von ca. 400 m, im Westen werden große Teile des Tierparks Oberwald und das Wasserwerk Durlacher Wald bereichsweise unter Wasser gesetzt. Die Ausuferungen über die gesetzliche Überschwemmungsgebietslinie hinaus weisen eine Fläche von ca. 59 ha auf. Weiterhin sind Flächen durch ansteigendes Grundwasser und Druckwasser wie die Südtangente, nicht überflutete Flächen des Tierparks Oberwald und des Wasserwerks Durlacher Wald sowie die tiefer liegenden Sportplatzanlagen zwischen Ettlinger Allee (L 561) und Erlenweg betroffen (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3: Nullvariante HQ100 mit Klimaänderungsfaktor für Karlsruhe nördlich Erlachsee

2.2 Hochwasserrisiko

Bei Verzicht der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes an der Alb sind die in Tabelle 2 dargestellten Auswirkungen auf die Schutzgüter gemäß § 73 Wasserhaushaltsgesetz zu prognostizieren: - 8 -

Tabelle 2: Nullvariante HQ100 mit Klimaänderungsfaktor: Auswirkungen auf die Schutzgüter

Schutzgüter Stadt Ettlingen Stadt Karlsruhe gemäß § 73 WHG Menschliche - Insgesamt ca. 1.900 betroffene - Insgesamt ca. 150 betroffene Gesundheit Personen (Bebauung und Personen (öffentlicher Straßenraum) öffentlicher Straßenraum) - Gefährdung Trinkwasserversorgung Wasserwerk Durlacher Wald Sachwerte Innerhalb Stadtgebiet: Bereich Oberwald: - ca. 460 Bebauungen, - Polizeischießstand, darunter 4 Tiefgaragen, das - Einlaufbauwerk Abschlag Sparkassengebäude und die Oberwaldgraben, Stadtverwaltung am Marktplatz - Oberwaldsee mit Grillhütte - Schäden an Infrastruktur und Spielplatz, und Kanalsystem durch erhöhten GW-Stand und - Mischwassersammler Druckwasser Wettersbach, Entlang Seegraben: - Tierpark Oberwald, - Teilbereich B3 auf ca. 700 m - Wasserwerk Durlacher Wald Länge, - Schäden an Infrastruktur - 14 Einzelbebauungen und (Autobahn auf ca. 1.000 m Länge, Südtangente auf ca. 400 m Länge, - Kleingartenverein Seehof Wege) - gesamt ca. 34 ha - gesamt ca. 59 ha Überschwemmungsfläche Überschwemmungsfläche über über das gesetzliche Über- das gesetzliche Über- schwemmungsgebiet hinaus schwemmungsgebiet hinaus Karlsruhe-Rüppurr: - Battstraße, Märchenring, Sportanlagen westlich Erlenweg durch erhöhten GW-Stand und Druck- wasser Schadenserwartung: Schadenserwartung: ca. 22,2 Mio. Euro (brutto) ca. 0,4 Mio. Euro (brutto) Kulturdenkmäler Innerhalb Stadtgebiet: Bereich Oberwald: ca. 75 historische Gebäude Wasserwerk Durlacher Wald (Wasser- z.B. Kirche St. Martin und Brunnenmuseum) (Teilmenge der 460 betroffenen Bebauungen im Stadtgebiet) Wirtschaftliche keine Betriebe lokalisiert keine Betriebe lokalisiert Tätigkeiten (IVU-Richtlinie)

Ergebnis:

Zur Vermeidung erheblicher Umweltauswirkungen auf die Städte Ettlingen und Karlsruhe bei einem 100-jährlichen Hochwasserabfluss ist die Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes an der Alb erforderlich.

Zielsetzung des Vorhabens ist es, im Sinne der EU-Hochwasserrisikomanagement- Richtlinie, nachteiligen Hochwasserfolgen für die Schutzgüter gemäß § 73 Wasserhaushaltsgesetz entgegenzuwirken. - 9 -

3 Lösungsvarianten

Zur Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes an der Alb für die Städte Ettlingen und Karlsruhe wurden die in der Abbildung 4 dargestellten Bausteine, unter Zugrundelegung der o.g. Planunterlagen, interdisziplinär entwickelt.

Abbildung 4: Übersichtslageplan der Bausteine

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Die in Abbildung 4 dargestellten Bausteine werden unter wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu Lösungsvarianten zusammengestellt:

Tabelle 3: Lösungsvarianten

Lösungsvarianten 1 2 3 4 Bausteine

Becken Neurod N-V1 (0,83 Mio. m³) x

Becken Neurod N-V2.1 (1,4 Mio. m³) x

Becken Spinnerei S-V1 (1,35 Mio. m³) x

Becken Spinnerei S-V2 (0,76 Mio. m³) x

Durchleitung Ettlingen 76 m³/s x x

Westliches System – Zwischenspeicher Weiherwald (planfestgestellter Zwischenspeicher) x x x x mit Erlen- und Petergraben

Mittleres System – Zwischenspeicher Salmenwiesen x x x x (planfestgestellter Zwischenspeicher)

Östliches System – Zwischenspeicher Oberwald (planfestgestellter Zwischenspeicher) x x x x mit der Überleitungsstrecke See- und Hägenichgraben

Östliches System – Zwischenspeicher Oberwald Erweiterungsraum x x OE-V1 (0,83 Mio m³) (planfestgestellter undefinierter Hochwasserentlastungsbereich)

Die Lösungsvarianten 1 und 2 unterscheiden sich grundsätzlich von den Lösungsvarianten 3 und 4. Die Lösungsvarianten 1 und 2 beinhalten vergleichsweise kleinere Beckenlösungen im Albtal oberhalb von Ettlingen, so dass nachfolgend Ausbaumaßnahmen in Ettlingen notwendig sind und weiteres Rückhaltevolumen unterhalb Ettlingen im Oberwald Erweiterungsraum zur Verfügung gestellt werden muss. Bei den Lösungsvarianten 3 und 4 mit vergleichsweise größeren Beckenlösungen im Albtal entfallen hingegen die Maßnahmen in Ettlingen und sind lediglich punktuell Maßnahmen auf Karlsruher Gemarkung erforderlich. Das jeweilige rückzuhaltende Volumen ist dabei maßgeblich für die Dimensionierung des Beckens.

Lösungsvarianten 1 und 2

Die Lösungsvarianten 1 und 2 unterscheiden sich lediglich hinsichtlich der Bausteine oberhalb von Ettlingen durch die Lage und Größe der Beckenlösungen im Talraum: • Lösungsvariante 1: Becken Neurod (N-V1) mit 0,83 Mio. m³ • Lösungsvariante 2: Becken Spinnerei (S-V2) mit 0,76 Mio. m³

Die übrigen Maßnahmen sind bei beiden Lösungsvarianten identisch:

Baustein Durchleitung Ettlingen: • Wiederherstellung des Freibords von 0,50 m bei einem Abfluss am Pegel Ettlingen von bis 76 m³/s (1983 planfestgestellt: 71 m³/s). - 11 -

Bausteine unterhalb von Ettlingen • Ausnutzung des Zwischenspeichers Weiherwald im Rahmen des 1983 planfestgestellten Stauziels von 115,45 m NN mit einem Volumen von 0,78 Mio. m³. Bau eines steuerbaren Auslaufbauwerks, Erlengrabenausbau auf bis 25 m³/s und höhere Beanspruchung der Ableitung Petergraben mit bis ca. 22 m³/s. • Nutzung des planfestgestellten Zwischenspeichers Salmenwiesen mit einem Volumen von 0,51 Mio. m³: Keine Maßnahmen erforderlich. • Nutzung des planfestgestellten Zwischenspeichers Oberwald mit einem Volumen von 1,06 Mio. m³ und Überleitungsstrecke Seegraben bzw. Hägenichgraben: Keine Maßnahmen erforderlich. • Bau des Zwischenspeichers Oberwald Erweiterungsraum nördlich im Anschluss an den bestehenden Zwischenspeicher Oberwald unter Einbeziehung des Erlach- und Oberwaldsees mit einem Volumen von bis 0,68 Mio. m³. Das Gelände nördlich des bestehenden Zwischenspeichers Oberwald wurde 1983 als gesetzliches Überschwemmungsgebiet planfestgestellt (ohne den Bereich des Oberwaldsees und der Schießanlage).

Lösungsvarianten 3 und 4

Die Lösungsvarianten 3 und 4 unterscheiden sich lediglich hinsichtlich der Bausteine oberhalb von Ettlingen durch die Lage und Größe der Beckenlösungen im Talraum: • Lösungsvariante 3: Becken Neurod (N-V2.1) mit 1,4 Mio. m³ • Lösungsvariante 4: Becken Spinnerei (S-V1) mit 1,35 Mio. m³

Die übrigen Maßnahmen sind bei beiden Lösungsvarianten identisch:

Baustein Durchleitung Ettlingen: • Keine Maßnahmen erforderlich Bausteine unterhalb von Ettlingen: • Nutzung des Zwischenspeichers Weiherwald im Rahmen des 1983 planfestgestellten Stauziels von 115,45 m NN mit einem Volumen von 0,78 Mio. m³. Dafür Bau eines steuerbaren Auslaufbauwerks, Erlengrabenausbau auf bis 25 m³/s und höhere Beanspruchung der Ableitung Petergraben mit bis ca. 22 m³/s. • Nutzung des planfestgestellten Zwischenspeichers Salmenwiesen mit einem Volumen von 0,51 Mio. m³: Keine Maßnahmen erforderlich. • Nutzung des planfestgestellten Zwischenspeichers Oberwald mit einem Volumen von 1,06 Mio. m³ und Überleitungsstrecke Seegraben bzw. Hägenichgraben: Keine Maßnahmen erforderlich. • Keine Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum erforderlich. - 12 -

4 Ausgeschiedene Varianten und Bausteine

Neben den Lösungsvarianten wurden weitere Varianten und Bausteine untersucht, die jedoch aus wasserwirtschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen ausgeschieden wurden.

Ausbauvariante

Die Ausbauvariante sieht keine Rückhaltung oberhalb von Ettlingen vor. Dadurch sind weitreichende Ausbaumaßnahmen entlang der Alb im Stadtgebiet von Ettlingen umzusetzen und ist, zusätzlich zu den planfestgestellten Zwischenspeicherräumen auf Karlsruher Gemarkung, weiterer Rückhalteraum unterhalb von Ettlingen im nördlichen Oberwald zur Verfügung zu stellen. Desweiteren sind unterhalb von Ettlingen in größerer Anzahl Anpassungsmaßnahmen erforderlich.

Die Ausbaumaßnahmen in der Stadt Ettlingen umfassen eine Gesamtlänge von ca. 5 km und beinhalten Mauerneubauten, Deich-, Mauer- und Wegeerhöhungen. Dabei sind baubedingt Eingriffe in die Alb auf einer Gewässerlänge von insgesamt ca. 1 km erforderlich. Maßgeblich wirken sich auch die Anhebungen von insgesamt 18 Brückenbauwerken aus, die zu umfangreichen Anpassungsmaßnahmen angrenzender Bereiche führen.

Bei Realisierung der Ausbauvariante ist im Stadtgebiet von Ettlingen über Jahre hinweg mit erheblichen Beeinträchtigungen für den Fuß-, Rad- und KfZ-Verkehr sowie der örtlichen Wohnbevölkerung betreffend Immissionsbelastungen durch Lärm, Schall, Erschütterungen und Staub zu rechnen. Insbesondere die Brückenanhebungen an Luisen-, Friedrich-, Schiller- und Wasenbrücke führen zu langfristigen Behinderungen des fließenden Verkehrs.

Die Umsetzung der Maßnahmen im nördlichen Oberwald bezieht sich auf die Errichtung eines Dammbauwerkes von ca. 1,5 km Länge mit einer Dammaufstandsfläche von ca. 2,6 ha. Das erforderliche Rückhaltevolumen beträgt ca. 0,93 Mio. m³. Neben Flächen nördlich des bestehenden Zwischenspeichers Oberwald werden auch Bereiche westlich des Scheidgrabens beansprucht. Anlage- und betriebsbedingt ergeben sich für den Zwischenspeicher vor allem Auswirkungen für die Schutzgüter Tiere und Pflanzen sowie Menschen, resultierend aus der Lage im FFH-Gebiet „Oberwald und Alb in Karlsruhe“ und der Bedeutung als Naherholungsgebiet.

Die Ausbauvariante weist Baukosten von ca. 41 Mio. Euro brutto auf. Darüber hinaus fallen laufende Betriebskosten pro Jahr an. Gegenüber den Lösungsvarianten liegen die Baukosten um rund das 2,5-fache und die Betriebskosten um rund das 3,4-fache höher. Mit der Ausbauvariante sind somit unverhältnismäßig höhere Aufwendungen verbunden. Hinsichtlich des Nutzen-Kosten-Faktors mit deutlich kleiner 1 ist die Ausbauvariante als ökonomisch ineffizient zu werten.

Insgesamt scheidet die Ausbauvariante aus wirtschaftlichen Gründen aus.

Weitere Varianten und Bausteine

In der aktuellen Planung und in einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2008 wurden weitere Varianten und Bausteine untersucht, die aus wasserwirtschaftlichen bzw. technischen Gründen für die Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes ausgeschieden wurden: • Ableitung • Ableitung • Hochwassertunnel Wattkopf • Hochwasserrückhaltebecken dezentrale Lösungen im Albtal (mehrere kleine Becken) • Hochwasserrückhaltebecken Neurod mit verstärkter Durchleitung Ettlingen – „Misch-Variante“ • Hochwasserrückhaltebecken Spinnerei im Nebenschluss • Erlengrabenflutmulde • Hochwasserrückhaltebecken Fischweier - 13 -

5 Vergleich der Lösungsvarianten

Die in Kapitel 3 dargestellten Lösungsvarianten werden hinsichtlich folgender Aspekte einem Vergleich zugeführt:

• Umweltverträglichkeit (siehe Kapitel 5.1), • NATURA 2000 (siehe Kapitel 5.2) • Technik (siehe Kapitel 5.3).

Der Vergleich erfolgt für jeden Aspekt unter Zugrundelegung von verschiedenen Kriterien. Die Ergebnisse werden in verbal-argumentativer Form in Kapitel 6 mit Ableitung der Vorzugslösung zusammengefasst.

5.1 Umweltverträglichkeit

Die Lösungsvarianten werden einem umweltfachlichen Variantenvergleich unterzogen. Untersuchungsgegenstände sind die in § 2 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung genannten Schutzgüter Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaft und Kultur- und sonstige Sachgüter. Im Rahmen des Variantenvergleichs finden die aus der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes resultierenden positiven Umweltauswirkungen Berücksichtigung.

Nachfolgende Tabelle stellt die schutzgutbezogenen Rangfolgen des umweltfachlichen Variantenvergleichs zusammenfassend dar.

Tabelle 4: Schutzgutbezogene Rangfolgen für die Lösungsvarianten

Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante 1 2 3 4 Schutzgüter (Neurod N-V1, 0,83 (Spinnerei S-V2, 0,76 (Neurod N-V2.1, 1,4 (Spinnerei S-V1, 1,35 mit Oberwald mit Oberwald ohne Oberwald ohne Oberwald Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Schutzgut 2 2 1 1 Menschen Schutzgut Tiere 3 4 1 2 und Pflanzen

Schutzgut Boden 2 4 1 3

Schutzgut Wasser 2 3 1 2

Schutzgut Klima / 1 1 1 2 Luft Schutzgut 3 3 1 2 Landschaft Schutzgut Kultur- und sonstige 2 3 1 2 Sachgüter Lösungsvariante mit vergleichsweise geringsten Beeinträchtigungen für das Schutzgut Lösungsvariante mit vergleichsweise größten Beeinträchtigungen für das Schutzgut

Nachfolgend werden die Ergebnisse des schutzgutbezogenen Variantenvergleichs dargestellt. - 14 -

• Menschen: Für das Schutzgut Menschen sind mit allen Lösungsvarianten vergleichsweise geringe Umweltauswirkungen verbunden. So werden Wegebeziehungen wiederhergestellt und können Beeinträchtigungen für die menschliche Gesundheit durch entsprechende Maßnahmen vermieden werden. Die Lösungsvarianten 1 und 2 unterscheiden sich jedoch von den Lösungsvarianten 3 und 4. Diese sind mit der Nutzung des Erholungsraumes im Oberwald Erweiterungsraum vergleichsweise schlechter zu bewerten, da dieser im Betriebsfall nicht zur Verfügung steht.

Grundsätzlich ist mit der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes für die Städte Ettlingen und Karlsruhe der Schutz der menschlichen Gesundheit verbunden.

• Tiere und Pflanzen: Im schutzgutübergreifenden Kontext sind vorhabenbedingt die Auswirkungen für das Schutzgut Tiere und Pflanzen entscheidungserheblich. Die Umweltauswirkungen für das Schutzgut Tiere und Pflanzen werden maßgeblich durch die Inanspruchnahme von Biotop- und Nutzungsstrukturen bestimmt. Mit den Lösungsvarianten werden anlagen- und betriebsbedingt Biotopstrukturen in folgendem Umfang beansprucht: - Lösungsvariante 1: ca. 10,42 ha - Lösungsvariante 2: ca. 14,64 ha - Lösungsvariante 3: ca. 3,32 ha - Lösungsvariante 4: ca. 8,87 ha Grundsätzlich weisen die Lösungsvarianten 1 und 2 vergleichsweise größere Umweltauswirkungen als die Lösungsvarianten 3 und 4 auf, da die Lösungsvarianten 1 und 2 sowohl in Flächen im Albtal oberhalb von Ettlingen als auch unterhalb von Ettlingen im Oberwald Erweiterungsraum eingreifen. Im Vergleich der Lösungsvarianten 3 und 4 weist Lösungsvariante 3 die vergleichsweise geringeren Eingriffe in Lebensräume von Pflanzen und Tiere auf. Ursächlich hängt dies mit der Flächeninanspruchnahme des Dammbauwerkes zusammen. Am Standort Neurod wird aufgrund der topografischen Verhältnisse ein deutlich kleineres Dammbauwerk benötigt als am Standort Spinnerei. Lösungsvariante 3 belegt somit folgerichtig Rang 1. Die mit Rang 2 bewertete Lösungsvariante 4 knüpft mit ihrem Dammbauwerk unmittelbar an bestehende Siedlungsflächen und Verkehrswege (z.B. L 564 und Albtalbahn) an und trägt damit dem Prinzip der Bündelung von Infrastrukturen Rechnung.

• Boden: Insgesamt sind die Umweltauswirkungen aller Lösungsvarianten auf das Schutzgut Boden vergleichsweise gering. Maßgebliches Kriterium beim Vergleich der Lösungsvarianten ist die Neuversiegelung. Unterschiede zwischen den Lösungsvarianten sind dabei auf die Flächeninanspruchnahme der Dammbauwerke zurückzuführen, die topografisch bedingt am Standort Neurod deutlich kleiner ist als am Standort Spinnerei. Dadurch sind die Lösungsvarianten 1 und 3 vergleichsweise besser zu bewerten als die Lösungsvarianten 2 und 4. Während Lösungsvariante 3 (ca. 0,66 ha Neuversiegelung) mit geplantem Becken Neurod, ohne weitere Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum, Rang 1 belegt, sind mit Lösungsvariante 2 (ca. 1,26 ha Neuversiegelung) mit geplantem Becken Spinnerei und Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum die vergleichsweise größten Umweltauswirkungen verbunden. - 15 -

• Wasser: Maßgebliches Vergleichskriterium für das Schutzgut Wasser ist die Beanspruchung der Alb in Verbindung mit ihrer Gewässerstrukturgüte. Darüber hinaus werden der Verlust von Retentionsraum und positive Umweltauswirkungen bewertet. Mit Errichtung eines ökologischen Durchlassbauwerkes bleibt die Gewässerdurch- gängigkeit der Alb grundsätzlich bei allen Lösungsvarianten erhalten. Es zeigt sich, dass Lösungsvariante 3 hinsichtlich der Beanspruchung der Alb und aufgrund des vergleichsweise geringsten Retentionsraumverlustes, ohne Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum, die vergleichsweise beste Variante ist. Vergleichsweise schlechteste Variante ist Lösungsvariante 2. Anlagebedingt ist dort ein naturnaher Gewässerabschnitt der Alb mit Strukturgüte II betroffen und resultieren die vergleichsweise größten Retentionsraumverluste aus den Dammbauwerken des Beckens Spinnerei und des Zwischenspeichers Oberwald Erweiterungsraum. Zwischen den Lösungsvarianten 3 und 4 sind unter Zugrundelegung der positiven Umweltauswirkungen keine entscheidungserheblichen Unterschiede abzuleiten.

• Klima / Luft: Grundsätzlich sind mit keiner der Lösungsvarianten erhebliche Umweltauswirkungen für das Schutzgut Klima/Luft verbunden. Alle Lösungsvarianten sind als verträglich zu bezeichnen. Der maßgebliche Kaltluftabfluss bleibt unter Berücksichtigung der gemäß VDI genannten Richtwerte insgesamt erhalten. Klimaökologisch sind jedoch Unterschiede hinsichtlich des Kaltluftvolumenstroms abzuleiten. Grundsätzlich sind die Lösungsvarianten 1, 2 und 3 klimaökologisch besser zu beurteilen als die Lösungsvariante 4.

• Landschaft: Grundsätzlich ist eine verträgliche Einbindung der Bauwerke mit landschafts- und stadtbildgestalterischen Maßnahmen bei allen Lösungsvarianten möglich. Maßgebliches Vergleichskriterium stellt der anlagebedingte Verlust von landschaftsbildbelebenden Strukturen dar. Zusammenfassend weisen die Lösungsvarianten 1 und 2 – mit Beanspruchung von Wald- und Gehölzflächen im Oberwald Erweiterungsraum – die größten Umweltauswirkungen auf. Vergleichsweise geringste Eingriffe in landschaftsbildbelebende Strukturen sind mit Lösungsvariante 3 verbunden, während Lösungsvariante 4 Rang 2 belegt.

• Kultur- und sonstige Sachgüter: Auswirkungen auf Kultur- und sonstige Sachgüter können durch entsprechende planerische und technische Vorkehrungen vermieden werden. Zwischen den Lösungsvarianten ergeben sich Unterschiede hinsichtlich der Beanspruchung von Bodendenkmälern und der betriebsbedingten Gefährdung von baulichen Anlagen. Vergleichsweise beste Variante ist Lösungsvariante 3. Dort sind weder Bodendenkmäler noch bauliche Anlagen betroffen. Vergleichsweise schlechteste Variante – mit Beanspruchung eines Bodendenkmals und Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum – ist Lösungsvariante 2. Rang 2 belegen jeweils die Lösungsvarianten 1 und 4. Während bei Lösungsvariante 4 ein Bodendenkmal betroffen ist, ist Lösungsvariante 1, aufgrund der Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum, nachteilig zu bewerten.

Grundsätzlich trägt die Umsetzung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes für die Städte Ettlingen und Karlsruhe zum Schutz von Kulturdenkmälern und Sachgütern bei. - 16 -

Die Gesamtrangfolge des schutzgutübergreifenden Vergleichs ist Gegenstand von Tabelle 5. Im schutzgutübergreifenden Kontext sind die Schutzgüter Tiere und Pflanzen sowie Wasser entscheidungserheblich.

Tabelle 5: Gesamtrangfolge des schutzgutübergreifenden Vergleichs

Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante 1 2 3 4 Schutzgüter (Neurod N-V1, 0,83 (Spinnerei S-V2, 0,76 (Neurod N-V2.1 1,4 (Spinnerei S-V1, 1,35 mit Oberwald mit Oberwald ohne Oberwald ohne Oberwald Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum)

Gesamtrangfolge 3 4 1 2

Lösungsvariante mit vergleichsweise geringsten Beeinträchtigungen für das Schutzgut Lösungsvariante mit vergleichsweise größten Beeinträchtigungen für das Schutzgut

Grundsätzlich weisen die Lösungsvarianten 3 und 4 geringere Umweltauswirkungen als die Lösungsvarianten 1 und 2 auf. Die Lösungsvarianten 3 und 4 enthalten als wesentlichen Planungsbestandteil eine große Beckenlösung im Albtal oberhalb von Ettlingen. Die Durchführung von Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum ist dadurch nicht erforderlich. Dementsprechend treten dort keine nachteiligen Umweltauswirkungen auf. Mit der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes bleibt dieser Raum künftig frei von Überflutungen.

Lösungsvariante 3 weist für alle Schutzgüter die vergleichsweise geringsten Umweltauswirkungen auf und ist somit im Vergleich die beste Variante. Am Standort Neurod ist aufgrund der topografischen Verhältnisse ein deutlich kleineres Dammbauwerk ausreichend. Ohne Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum resultieren somit die vergleichsweise geringsten Eingriffe in Natur und Landschaft.

Vergleichsweise schlechteste Variante ist schutzgutübergreifend Lösungsvariante 2. Neben Maßnahmen am Standort Spinnerei sind Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum erforderlich. Daraus resultieren die vergleichsweise größten Eingriffe in Natur und Landschaft.

Im direkten Vergleich der Lösungsvarianten 1 und 4 ist das Schutzgut Tiere und Pflanzen entscheidungserheblich. Dort weist die Lösungsvariante 4, ohne Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum, die vergleichsweise geringeren Umweltauswirkungen auf und belegt somit Rang 2. Die Lösungsvariante 4 knüpft mit ihrem Dammbauwerk am Standort Spinnerei unmittelbar an bestehende Siedlungsflächen und Verkehrswege (z.B. L 564 und Albtalbahn) an und trägt damit dem Prinzip der Bündelung von Infrastrukturen Rechnung.

Ergebnis:

Grundsätzlich stellen die beiden Lösungsvarianten 3 und 4 mit vergleichsweise größeren Beckenlösungen im Albtal, ohne erforderliche Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum, umweltfachlich die vergleichsweise günstigeren Varianten dar.

Im schutzgutübergreifenden Vergleich weist Lösungsvariante 3 die vergleichsweise geringsten Umweltauswirkungen auf und belegt somit Rang 1. Die Lösungsvariante 4 nimmt Rang 2 ein.

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5.2 NATURA 2000

Die Lösungsvarianten wurden hinsichtlich ihrer Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen geprüft. Prüfgegenstand sind die geschützten Lebensraumtypen und Arten des jeweiligen NATURA 2000-Gebietes.

Für drei NATURA 2000-Gebiete wurden Vorprüfungen durchgeführt, da die jeweiligen Planungsbausteine außerhalb der NATURA 2000-Gebietskulisse liegen. Im Ergebnis zeigen die Vorprüfungen auf, dass erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele der geschützten Lebensraumtypen und Arten ausgeschlossen werden können. Bei den geprüften Gebieten handelt es sich um:

• FFH-Gebiet „Hardtwald zwischen Karlsruhe und Muggensturm“ • FFH-Gebiet „Wiesen und Wälder bei Ettlingen“ • SPA-Gebiet „Kälberklamm und Hasenklamm“

Für zwei NATURA 2000-Gebiete, für die direkte Betroffenheiten durch Planungsbausteine vorliegen, wurden Verträglichkeitsuntersuchungen durchgeführt:

• FFH-Gebiet „Oberwald und Alb in Karlsruhe“ • FFH-Gebiet „Albtal mit Seitentälern“

FFH-Gebiet „Oberwald und Alb in Karlsruhe“

Die Verträglichkeitsuntersuchung zeigt im Ergebnis auf, dass alle Lösungsvarianten als verträglich mit den Erhaltungszielen des Gebietes zu bewerten sind. Somit ist hinsichtlich des Prüfkriteriums kein entscheidungserheblicher Unterschied abzuleiten.

Qualitativ liegen jedoch Unterschiede zwischen den Lösungsvarianten vor.

Die Lösungsvarianten 1 und 2 greifen mit enthaltenem Baustein Zwischenspeicher Oberwald Erweiterungsraum in das FFH-Gebiet ein, führen aber unter Zugrundelegung der Erheblichkeitsschwellen der Fachkonvention des Bundesamtes für Naturschutz zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele.

Bei den Lösungsvarianten 3 und 4 sind keine Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum erforderlich, insofern erfolgen keine Eingriffe in das FFH-Gebiet. Mit der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes bleibt dieser Raum künftig überflutungsfrei. Daraus resultiert ein günstigeres Entwicklungspotential für geschützte Lebensraumtypen und Arten des FFH-Gebietes.

FFH-Gebiet „Albtal mit Seitentälern“

Die Verträglichkeitsuntersuchung zeigt im Ergebnis auf, dass alle Lösungsvarianten zu erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes führen. Die Lösungsvarianten unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der erheblichen Beeinträchtigung von prioritär geschützten Bestandteilen und in der Anzahl der erheblich beeinträchtigten Lebensraumtypen und Arten des FFH-Gebietes (siehe Tabelle 6). - 18 -

Tabelle 6: Vergleichende Darstellung der erheblich beeinträchtigten Lebensraumtypen und Arten der Lösungsvarianten

Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante 1 2 3 4 (Neurod N-V1, 0,83 (Spinnerei S-V2 0,76 (Neurod N-V2.1, 1,4 (Spinnerei S-V1, 1,35 mit Oberwald mit Oberwald ohne Oberwald ohne Oberwald Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) 3260 3260 3260 3260 Fließgewässer mit Fließgewässer mit Fließgewässer mit Fließgewässer mit flutender flutender flutender flutender Wasservegetation Wasservegetation Wasservegetation Wasservegetation 9110 6510 9110 1060 Hainsimsen- Magere Flachland- Hainsimsen- Großer Feuerfalter Buchenwald Mähwiesen Buchenwald

91E0 91E0 91E0 Auenwälder mit Auenwälder mit Auenwälder mit Erle, Esche und Erle, Esche und Erle, Esche und Weide Weide Weide 1059 1059 Heller 1060 Heller

Wiesenknopf- Großer Feuerfalter Wiesenknopf- Ameisenbläuling Ameisenbläuling 1061 1061 Dunkler Dunkler Wiesenknopf- Wiesenknopf- Ameisenbläuling Ameisenbläuling Summe erheblich beeinträchtigter 5 4 5 2 Lebensraumtypen / Arten fett = prioritär geschützter Lebensraumtyp

In der Gesamtschau führen – bis auf die Lösungsvariante 4 – alle Lösungsvarianten zu erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele eines prioritär geschützten Lebensraumtyps. Bei Lösungsvariante 4 sind darüber hinaus in der Summe in vergleichsweise geringerer Anzahl erhebliche Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen abzuleiten (siehe Tabelle 6).

Ergebnis:

Bezüglich des Aspektes NATURA 2000 ist das FFH-Gebiet „Albtal mit Seitentälern“ entscheidungserheblich, da alle Lösungsvarianten Unverträglichkeiten mit den Erhaltungszielen aufweisen.

Hinsichtlich der Vergleichskriterien ist Lösungsvariante 4 die vergleichsweise beste Variante, da kein prioritär geschützter Lebensraumtyp erheblich betroffen ist und in der Summe in vergleichsweise geringerer Anzahl erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele von Lebensraumtypen und Arten vorliegen.

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5.3 Technik

Es erfolgt eine vergleichende Betrachtung der Bau- und Betriebskosten für die aus wasserwirtschaftlicher, geotechnischer bzw. allgemein technischer Sicht erforderlichen Maßnahmen. Weiteres Prüfkriterium stellt mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse die Wirtschaftlichkeit (ökonomische Effizienz) der Lösungsvarianten dar. Bei einem Nutzen- Kosten-Faktor von >1 liegt ökonomische Effizienz vor.

Um die Lösungsvarianten untereinander vergleichbar zu machen, wird aus den Baukosten, Reinvestitionskosten, Betriebskosten und den Kosten für Maßnahmen für Naturschutz und Landschaftspflege (Ausgleichsmaßnahmen) der Kostenbarwert auf Grundlage einer Grobkostenermittlung gebildet (siehe Tabelle 7). Der Kostenbarwert ermittelt sich aus der Summe der o.g. Kostenteile, einschließlich der Verzinsung auf die Dauer der kalkulatorischen Laufzeit der Anlagen.

Tabelle 7: Kosten und Nutzen-Kosten-Faktor der Lösungsvarianten

Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante Lösungsvariante 1 2 3 4 (Neurod N-V1, 0,83 (Spinnerei S-V2 0,76 (Neurod N-V2.1, 1,4 (Spinnerei S-V1, 1,35 mit Oberwald mit Oberwald ohne Oberwald ohne Oberwald Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum) Erweiterungsraum)

Kostenbarwert 22,3 25,7 22,1 23,7 (Summe in Mio. Euro brutto) (101 %) (116 %) (100 %) (107 %) darin enthaltene Investitionskosten: - Baukosten 14,8 17,2 16,5 16,8 - Kosten für 3,1 3,5 1,3 2,6 Ausgleichs- maßnahmen Summe 17,9 20,7 17,8 19,4 Nutzen-Kosten- 1,6 1,4 1,6 1,5 Faktor

Besonders kostenwirksame Merkmale bei der Untersuchung der einzelnen Kostenstellen sind u.a.:

• Anzahl der Becken (ein großes / zwei kleine Becken) • Anzahl der Bausteine • Tangierende Maßnahmen (z.B. Maßnahmen entlang AVG in Neurod, lange Dämme und Grundwassersituation bei Spinnerei) • Anzahl der Betriebspunkte in der Unterhaltung • Lage der Baustelle, Zugänglichkeit

Das Ergebnis der vorliegenden Grobkostenermittlung zeigt keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Lösungsvarianten. Die Differenzen bewegen sich innerhalb der Genauigkeit, die bei der derzeitigen Bearbeitungstiefe erzielt werden kann. Deshalb lässt sich daraus keine entscheidende Rangfolge in der Beurteilung der Lösungsvarianten ableiten.

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Ergebnis:

Aus wasserwirtschaftlicher, technischer und betrieblicher Sicht sind alle vier Lösungsvarianten zielführend und weisen entsprechend der Kosten-Nutzen-Analyse ökonomische Effizienz auf.

Aus den Kostenbarwerten und den aufgeführten Merkmalen ergeben sich keine entscheidungserheblichen Unterschiede zwischen den Lösungsvarianten.

Alle 4 Lösungsvarianten sind zur Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasser- schutzes für die Städte Ettlingen und Karlsruhe geeignet.

6 Bestimmung der Vorzugslösung

Die Bestimmung der Vorzugslösung erfolgt unter Zugrundelegung der Ergebnisse aus Kapitel 5 für die Aspekte

• Umweltverträglichkeit (siehe Kapitel 5.1) • NATURA 2000 (siehe Kapitel 5.2) • Technik (siehe Kapitel 5.3).

Hinsichtlich des Aspektes Technik ergeben sich keine entscheidungserheblichen Unterschiede zwischen den Lösungsvarianten. Aus wasserwirtschaftlicher, technischer und betrieblicher Sicht sind alle vier Lösungsvarianten zielführend und weisen entsprechend der Kosten-Nutzen-Analyse ökonomische Effizienz auf. Somit sind alle 4 Lösungsvarianten zur Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes für die Städte Ettlingen und Karlsruhe geeignet.

Hinsichtlich umweltfachlicher Belange ist der Aspekt NATURA 2000 entscheidungserheblich.

Unter Zugrundelegung der Vergleichskriterien ist Lösungsvariante 4 die Vorzugslösung, da

• kein prioritär geschützter Lebensraumtyp erheblich betroffen ist • in der Summe in vergleichsweise geringerer Anzahl erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele von Lebensraumtypen und Arten vorliegen • keine Maßnahmen im Oberwald Erweiterungsraum im Östlichen System und damit keine Eingriffe in Natur und Landschaft sowie das europäische Schutzgebiet erfolgt • mit der Wiederherstellung des 100-jährlichen Hochwasserschutzes bleibt der Oberwald Erweiterungsraum künftig bis zu einem HQ 100 inklusive Klimaänderungsfaktor überflutungsfrei; daraus resultiert ein günstigeres Entwicklungspotential für geschützte Lebensraumtypen und Arten des europäischen Schutzgebietes • sie im Hinblick auf ihre Lage im Talraum dem Prinzip der Bündelung von Infrastrukturen Rechnung trägt: so schließt das Dammbauwerk an bestehende Siedlungsränder an und verläuft entlang öffentlicher Verkehrswege wie der L 564 und AVG-Trasse (Albtalbahn) - 21 -

Gesamtergebnis:

Unter Zugrundelegung der Aspekte Umweltverträglichkeit, NATURA 2000 und Technik ist die Lösungsvariante 4 die Vorzugslösung.

Diese ist sowohl aus wasserwirtschaftlicher, umweltfachlicher und wirtschaftlicher Sicht geeignet, den 100-jährlichen Hochwasserschutz an der Alb wieder herzustellen.

Die Vorzugslösung weist folgende wasserwirtschaftlichen Merkmale auf:

• Hochwasserrückhaltebecken oberhalb Ettlingen am Standort Spinnerei mit einem Volumen von ca. 1,35 Mio. m³ und einem Regelabfluss von 48 m³/s • Keine Maßnahmen in Ettlingen erforderlich • Erlengrabenausbau auf ca. 25 m³/s mit einem Freibord von 0,30 m. Änderung der Schützsteuerung (Schützenfahrplan) des Etowehrs • Ausnutzung des Zwischenspeichers Weiherwald im Rahmen des 1983 planfestgestellten Stauziels von 115,45 m NN mit einem Volumen von 0,78 Mio. m³; Bau eines steuerbaren Auslaufbauwerks • Höhere Beanspruchung der Ableitung Petergraben mit bis ca. 22 m³/s mit einem Freibord von 0,30 m • Keine Maßnahmen am Zwischenspeicher Salmenwiesen erforderlich. Änderung der Schützsteuerung (Schützenfahrplan) am Autobahnwehr • Keine Maßnahmen in der Überleitungsstrecke Seegraben bzw. Hägenichgraben erforderlich • Keine Maßnahmen am bestehenden Zwischenspeicher Oberwald erforderlich

Abbildung 5: Systemplan Vorzugslösung

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Abschließend ist die Vorzugslösung in einer Übersicht dargestellt:

Abbildung 6: Vorzugslösung – Übersichtslageplan