Die Steinberger-Story – Teil 2
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RARE & VINTAGE Die Steinberger-Story – Teil 2 Kopflos geht es im zweiten Teil unseres großen Features weiter. Und wiederum stehen neue Modelle und innovative Detaillösungen im Fokus. Der Einstieg in diese Schaffensphase Ned Steinbergers führt uns zunächst direkt zum Verkauf des Unternehmens an Gibson. Von Tom Schweitzer und Bernd Meißner Öfter stolpert man im Zusammenhang mit In- Somit blieben beim so genannten „Buy-Out“ strumenten von Steinberger über die Kenn- nicht nur die Arbeitskräfte und Prozesse in zeichnung „Pre Gibson“. Diese wird zumeist Newburgh bestehen. Berichten zufolge wurde mit vermeintlich besserer Qualität der Ferti- die Belegschaft sogar vergrößert und Investitio- gung vor der Übernahme von Steinberger nen in Maschinen getätigt, was alles in allem durch die Gibson Guitar Corp. im November einen klaren Gewinn darstellte. Aber: Auch 1987 in Verbindung gebracht. In den nachfol- wenn sich die Firma vergrößert hatte, blieb sie genden Zeilen soll etwas mehr Klarheit in die- weiterhin ein mittelständisches Unternehmen sen von Gerüchten und Halbwissen geprägten innerhalb des Großkonzerns. Etwa 40 Mitarbei- Steinberger GP-2T Sachverhalt gebracht werden. ter bauten rund 100 Gitarren bzw. Bässe pro (1986) Monat. Der im ersten Teil unserer Serie be- Entgegen seiner Intention, nur als Designer schriebene Charakter der Manufaktur blieb er- aufzutreten, schlüpfte Ned Steinberger man- halten. Somit sind die eingangs erwähnten gels anderer Interessenten für seine Konzepte Qualitätseinbußen aufgrund des Verkaufs an zu Beginn der 1980er selbst in die Hersteller- Gibson in der Newburgh-Fabrik nicht belegbar. rolle. In dieser sah er sich mit umfangreichen Führungs- und Verwaltungsaufgaben konfron- Sehr wohl gab es diese aber in der ersten Zeit tiert, die ihn von seiner eigentlichen Aufgabe nach dem Umzug nach Nashville: Primär man- und Ambition, Instrumente (weiter) zu entwi- gelte es an Personal, das mit Verbundstoffen ckeln, zunehmend entfernten. Als sich die umgehen konnte, und selbstverständlich ging Möglichkeit der Übernahme durch Gibson viel Expertenwissen verloren. Allerdings kam bot, ergriff er die Chance, einen potenten man mit der Produktion zunächst derart Partner an Bord zu holen und selbst wieder schleppend voran, dass verhältnismäßig we- mehr Platz für seine Bestimmung zu fin- nige Instrumente von diesen Mängeln in der den. Die Übernahme wurde im November Qualität betroffen waren. Das Personal lernte 1987 besiegelt, strukturell blieb aber alles aber schnell aus anfänglichen Fehlern, sodass beim Alten: Gibson übernahm die ge- Gitarren und Bässe der „Nashville-Ära“ bald samte Belegschaft der Produktions- ebenso die hohen Qualitätsansprüche erfüllen stätte in Newburgh, NY, und Ned konnten und den „Test of Time“ heute genauso Steinberger selbst blieb dem Unter- bestehen wie ihre Vorgänger aus Brooklyn nehmen über mehrere Jahre hinweg oder Newburgh. In den weiteren Modellvor- als Berater verbunden. Ein Wechsel stellungen wird sich zeigen, dass sich zunächst in der Belegschaft erfolgte erst Mitte auch Gibson ein wenig einbrachte (z. B. Ver- 1992, als Gibson die Firma nach wendung von Mahagoni bei der GR, teilweise Nashville übersiedelte. Flametops bei GM). Alles in allem war Stein- 156 grand gtrs berger in Nashville nicht sonderlich viel Erfolg und Weiß an. Berühmtester GP-Spieler war Instrumente der P-Serie gebaut. Eigentlich beschieden. Es scheint mehreren Faktoren ge- zweifelsohne Leslie West. Ihren vermutlich hatte sich die P-Serie gut verkauft, doch schuldet zu sein, dass Steinberger im August größten Auftritt hatten GP-Gitarren in der musste sie nach kurzer Zeit wieder eingestellt 1998 die Produktion von USA-Modellen ein- Schlussszene der SciFi-Komödie „Bill & Ted’s werden, da Steinberger den Grundpreis von stellte: die Hinwendung zu traditionelleren verrückte Reise in die Zukunft“. Allerdings 1.000 US-Dollar nicht mehr halten konnte, Formen und der beginnende Vintage-Kult. wurde dieser Film 1991 gedreht, als diese Serie ohne Abstriche in der Qualität zu machen. Der Auch scheint der Stand von Steinberger als langsam wieder zurückgefahren wurde. In- geringe Preis dieses Instruments in Zusam- kleines Unternehmen im großen Konzern sidern zufolge wurden etwas mehr als 1.000 menhang mit der hochwertigen Hardware hat nicht immer gut genug gewesen zu sein, so wurde das Unternehmen Mitte der neunziger Anzeige Jahre nach Kalifornien zu Tobias übersiedelt, nur um neun Monate später wieder nach www.reussenzehn.de Nashville zurückzukehren. Dieser vielleicht Reußenzehn Tube Power unbedeutende Schritt stellte die Keimzelle für Hotline +49 (0) 173 - 783 73 13 die Gründung von MusicYo im Jahr 2000 dar, einer Internetfirma zum Vertrieb von Stein- berger-Instrumenten (und anderen Marken von Gibson), die wir im dritten und letzten Teil näher beleuchten werden. P-Serie 1985, ein Jahr nachdem er mit der GL den Gi- tarrenmarkt aufgerüttelt hatte, wartete Stein- berger wiederum mit wesentlichen Neuheiten auf: Mit der P-Serie sollten im mittleren Preis- segment nun auch verstärkt Hobbymusiker angesprochen werden. Um eine optisch bessere Unterscheidung zu GL zu gewährleisten, wurde der kleine Korpus – hier nun aus Ahorn gefertigt – zu einer V-Form umgestaltet. Die Bodys wurden von externen Zulieferern herge- stellt, besaßen alle dasselbe Routing, welches mit Hilfe von entsprechend geschnittenen Pickguards mehrere Pickup-Konfigurationen (HH, HSS, SSS) ermöglichte. Der Hals, der wiederum aus dem Steinberger Blend- Mate- rial besteht, wurde hier mit fünf Bolzen fixiert. Auch die restliche Ausstattung betreffend mussten im Vergleich zum GL-Modell nur marginale Abstriche gemacht werden: Regulär kam die GP-Gitarre mit dem hochwertigen S- Trem (TransTrem optional erhältlich), das vom Grunddesign her dem TransTrem sehr ähnlich ist, aber über keine Transponierfunktion ver- fügt. Lediglich bei den Tonabnehmern wurde anstelle der aktiven EMG-Pickups eine eigens für diese Gitarre entworfene passive Variante des Herstellers verwendet. Aber auch die güns- tigere GP war gegen Aufpreis mit aktiven ARCHTOP TUBE EMG-Pickups sowie der aktiven Elektronik von HAZLabs erhältlich. Ein wahres Novum war DEIN SOUNDGEWINN FÜR JAZZ, COUNTRY & BLUES die Farbgestaltung: Hielt man es zuvor mit Henry Ford („The customer can have any color, • klassisch glockenreinerlockenreiner Röhrenklang as long as it is black“), reagierte man auf die • Studio Features & individuelle Speaker hohe Nachfrage der Kunden und bot die GP Jetzt antesten • Reverb zusätzlich zum üblichen Schwarz auch in Rot in der Frankfurter Röhrenmanufaktur! • Leichte Bedienung Rebenstrasse 2a • Handverdrahtet von Thomas Reußenzehn in Ffm - Oberrad • 5 kg Gewicht RARE & VINTAGE Steinberger GM-4TA (1991) Steinberger, um damit zu experimentieren. Erste Versuche, selbst einen Body zu kreieren, scheiterten allerdings kläglich. So wurde der tarrenmodell sein können, zeigt sich am GM- namhafte Gitarrenbauer Roger Giffin – er Modell, welches 1987 vorgestellt wurde. Als hatte schon Aufträge für Größen wie Eric in mehreren nachweislichen Fällen aber leider Mike Rutherford in den Vorbereitungen zur Clapton oder Andy Summers abgewickelt – dazu geführt, dass diese Gitarren nicht nur als Invisible Touch-Touch-Tour von Genesis konsultiert, der schon bald mit einem akzep- Instrument angeboten werden, sondern gerne stand, kam sein damals fünfjähriger Sohn mit tablen Vorschlag aufwarten konnte. Banks „ausgeweidet“ als Ersatzteillager für andere einer ¾ Gitarre zu ihm und meinte, dass seine schlug ein Binding vor, Rutherford noch ei- Steinberger Gitarren enden. Gitarre größer sei als das GL-Modell seines Va- nige Konturen, damit sich der Korpus ange- ters. Diese Aussage brachte wohl einen Stein M-Serie ins Rollen, und sein Gitarrentechniker Geoff Dass manchmal auch vermeintlich belanglose Banks organisierte daraufhin einige Teile von Ereignisse die Basis für ein erfolgreiches Gi- Von links nach rechts: Steinberger GM-5T (1988) Steinberger GM-4 (1988, mit FX-Bridge) Steinberger GM-2S (1988, modifizierte GM-5) Steinberger GM-3TA Doubleneck mit „fretted/fretless“ Hals (1991) Steinberger GM-7TA (2007) Steinberger GM-4 (1996, „Nashville“-Modell mit FX-Bridge) 158 grand gtrs nehmer an den Körper anschmiegt, und fertig Wie auch schon bei der P-Serie wurden die Modellbezeichnungen ist einfach gehalten und war der erste Prototyp. Um die Firma Stein- Bodys von externen Lieferanten hergestellt. Im lässt schnell die exakte Konfiguration der Gi- berger zu überzeugen, lud man einen Vertre- ersten Teil unserer Story haben wir darauf hin- tarre ableiten. Grundsätzlich hat die GM drei ter zu einem Genesis-Konzert ein, der sich gewiesen, dass die Molds den Engpass der Pro- Phasen der Entwicklung durchlaufen. Die rasch begeistert zeigte. Tags darauf traf man duktionskette darstellten, da es einerseits erste, gekennzeichnet durch das Binding und sich mit Ned Steinberger, der ebenso über- wenige gab und andererseits die Nachbearbei- die eckigere Oberkante, beschränkte sich auf zeugt von diesem Modell war, zumal mit dem tung vom Rohling bis zum fertigen Body/Hals die Newburgh-Ära. In dieser Zeit wurde die Gi- traditionellen Korpusdesign auch die konser- (es handelt sich ja um ein Teil) sehr arbeits- und tarre als GM-1, -2, -3, -4 (das wohl erfolg- vativere Fraktion unter den Gitarristen ange- zeitaufwendig war. So boten die P-/M-Serien die reichste Modell) und -5 angeboten. Ab ca. 1989 sprochen werden konnte. Möglichkeit, die Produktion erheblich zu be- wurden bereits in Newburgh erste Bodys mit schleunigen, da nur die Hälse im Haus gefertigt runderer