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Emanuel Kaspar, BA MA

Football vs.

Eine vergleichende globale Analyse

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

eines Master of Arts

der Studienrichtung Global Studies

an der Karl-Franzens-Universität Graz

Betreuerin: O.Univ.-Prof. Dr.phil. Renate Pieper

Institut für Geschichte

Graz, Mai 2015

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbe- hörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Datum:

Unterschrift:

„Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die zusätzliche Verwendung der weiblichen Form verzichtet. Ich möchte deshalb besonders darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.“

Danksagung

Ich möchte an dieser Stelle allen Personen, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben, herzlich danken.

Besonders hervorheben möchte ich meine Betreuerin O.Univ.-Prof. Dr.phil. Renate Pieper, die sich für die Beantwortung meiner Fragen immer Zeit genommen hat und mir hilfreiche Tipps und konstruktive Kritik geben konnte. Ohne sie wäre die Arbeit so nicht möglich gewesen.

Außerdem darf auch die Unterstützung von meinen Eltern und meinen Freunden nicht uner- wähnt bleiben.

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 1

2 Begriffsdefinitionen, Ist-Zustand und Rahmenfaktoren ...... 11

2.1 European Football (/Fußball) ...... 11

2.2 (Football) ...... 17

2.3 Aktuelle Situation und Rahmenbedingungen ...... 24

2.3.1 Wirtschaft, Interesse, Verbreitung und Organisation ...... 24

2.3.2 Unterschiedliche Struktur der Ligen und Vereine: „American Exceptionalism“? .. 35

2.3.3 Gesellschaft und ihr Umgang mit Gewalt, Verletzungsrisiko ...... 41

2.3.4 Taktik, Regeln, Kosten und Verfügbarkeit der Sportausrüstung ...... 45

3 Historische Analyse ...... 54

3.1 Auswahl und Darstellung des Analyseschemas und Forschungsschwerpunkte ...... 54

3.2 Erste und zweite Phase: Germinal and Incipient – bis 1870 ...... 56

3.3 Dritte Phase: Take-Off – von den 1870er- bis Mitte der 1920er-Jahre ...... 58

3.3.1 „ Space“ Theorie und „American Exceptionalism“ ...... 59

3.3.2 Migration ...... 72

3.4 Vierte Phase: Struggle-for-Hegemony – Mitte 1920er- bis in die späten 1960er-Jahre. 89

3.5 Fünfte und sechste Phase: Uncertainty und Millennial – späte 1960er-Jahre bis jetzt ... 91

4 Fazit ...... 98

5 Quellen- und Literaturverzeichnis ...... 103

6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ...... 114

7 Abkürzungsverzeichnis ...... 115

1

1 Einleitung

Während verschiedenen Aspekten der Globalisierung in Politik, Umwelt, Gesellschaft und vor allem Wirtschaft im wissenschaftlichen Diskurs viel Platz eingeräumt wird, ist es ver- wunderlich, dass die Globalisierung mancher kultureller Phänomene noch unzureichend un- tersucht wurde.1 Insbesondere fehlen Untersuchungen über wenig verbreitete Sportarten. Be- sonders groß ist trotz Namensgleichheit hierbei die Lücke des Forschungsstands zwischen American Football (Football) und European Football (Association Football/Fußball). Diese Arbeit versucht, daher die Größe der Lücke „etwas“ zu vermindern. Eine vollständige Schlie- ßung ist im Rahmen einer Masterarbeit nicht möglich. Das Ziel der Arbeit ist es zudem her- auszufinden, welcher Zeitraum und welche Faktoren – vermutlich – als wesentlich für die immense Verbreitung von Fußball und die geringe von American Football angesehen werden können? Das kann rückbezüglich auch als Beitrag zur allgemeinen Globalisierungsdebatte verstanden werden. Es gilt herauszufinden, welche Phase der Globalisierung wesentlich für die aktuelle Sportsituation wie wir sie heute vorfinden war.

Die folgenden Beispiele von American Football und Fußball sollen zeigen, dass auch wenn American Football in Europa weltweit weniger Zuschauer in die Stadien lockt, der Weltfuß- ballverband mehr Nationen zählt als die UNO und es American Football alleine deswegen, weil die amerikanische Profi-Footballliga mehr Umsatz als jede andere Liga generiert, ver- dient hat, in der Forschung untersucht zu werden. 2014 fand in Österreich die Football- Europameisterschaft (EM) statt und zahlreiche Zuschauer kamen in die Stadien. Beim Finale waren es 27.000, die eine knappe Niederlage Österreichs gegen Deutschland bestaunen konn- ten.2 Zum Vergleich dazu kamen bei der Fußball-EM 2008 etwa 51.500 Zuschauer in dasselbe Stadion.3 Das zweite Beispiel betrifft die Anzahl und Verbreitung der nationalen Verbände. 64 Länder weltweit besitzen einen American Footballverband und sind Teil der IFAB, des International Football Association Board. Hauptsächlich kommen die Länder aus Europa und Nord- sowie Südamerika.4 Im Vergleich dazu sind im Weltverband der Fédération Internati- onale de Football Association (FIFA) 209 Mitgliedsnationen vertreten.5 Das dritte Beispiel ist eines aus der Wirtschaft. Die einzige bedeutende Profiliga im American Football, die NFL, ist

1 Vgl. Giulianotti, Sport and globalization, S. 108. 2 Vgl. Der Standard, Deutschland schlägt Österreich. 3 Vgl. ÖFB, Der Europameister 2008. 4 Vgl. IFAF, Federations. 5 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 101. 2 mit einem Schätzwert von 9.130 Millionen Dollar die wertvollste Sportliga der Welt.6 Zum Vergleich dazu: Die Premiere League war 2012 4.170 Millionen Dollar wert, die „Top 5“ der Fußball Ligen insgesamt 10.710 Millionen Dollar.7 Doch weshalb hat sich Fußball zu „dem“ weltweiten Teamsport entwickelt und American Football nicht?

Dafür verantwortlich sind vor allem die historische Entwicklung, insbesondere Migration, das Vorhandensein von ausreichend Raum im „Sport Space“. Hinzu kommen jedoch auch Rahmenfaktoren wie der Umgang einer Gesellschaft mit Gewalt, das hohe Verletzungsri- siko, die hohen Kosten, komplexe Taktik und Regeln bei American Football sowie Struk- turen der Liga und Organisation. Im Zuge der Arbeit wird argumentiert, dass für die Verbreitung von Fußball und American Football eine größere Anzahl an Komponenten und nicht eine einzelne ausschlaggebend ist. Die vorliegende Masterarbeit versucht, diese These mit Hilfe einer globalen vergleichenden Analyse zu verifizieren. Könnte die historische Entwicklung für die heutige globale Verbrei- tung verantwortlich sein? Diese Frage ist insofern interessant, als dass sich die Forschung noch unzureichend mit der Entwicklung dieser beiden Teamsportarten im direkten Vergleich einerseits und im Fall von American Football anhand von Globalisierungstheorien anderer- seits auseinandergesetzt hat. Bei der Globalisierung von Fußball handelt es sich um ein welt- weites Phänomen. Als Analyseraum wurde daher die gesamte Welt mit einem speziellen Fo- kus auf Europa und Nordamerika ausgesucht, weshalb der Untertitel der Masterarbeit „eine vergleichende globale Analyse“ gewählt wurde. Der Zeitraum, in dem die Forschung stattfin- den soll, ist weitaus schwieriger zu definieren, da es bei den Globalisierungstheorien unter- schiedliche Definitionsansätze gibt. Damit im Bezug stehen automatisch diverse Ausgangs- punkte, die man für die Arbeit wählen könnte. Manche Wissenschaftler sprechen von einer Globalisierung im Neolithikum, andere setzen den Beginn der Globalisierung mit dem 15. Jahrhundert oder viel später erst mit der Industrialisierung fest.8 In der vorliegenden Arbeit wird für die Analyse der beiden Sportarten Robertsons Sechs-Phasen-Modell der Globalisie- rung (ursprünglich fünf Phasen, 1992), speziell das abgewandelte Framework der Autoren Giulianotti und Robertson aus „Globalization & Football“ herangezogen. Aus diesem Grund wird als Betrachtungszeitraum die Zeit vom 15. Jahrhundert bis heute definiert. Als Beginn für den vertiefenden Forschungsschwerpunkt wird die Mitte des 19. Jahrhunderts festgelegt. Genau in diesem Jahrhundert begannen diese Sportarten nach heutigem Verständnis zu exis- tieren. Der Standpunkt, der in dieser Arbeit vertreten wird, ist jener, dass die Zeit von 1850–

6 Vgl. Statista, Combined total brand value of teams. 7 Vgl. Brand Finance, Football Brands 2012, S. 34. 8 Vgl. Robinson, Theories of Globalization, S. 128–129. 3

1870 für die Globalisierung kultureller Prozesse und Praktiken am Wichtigsten sein könnte. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es im Zusammenhang mit dieser Theorie manchmal als problematisch bzw. kritisch angesehen wird, dass Robertson die Globalisierung früher als einige andere Wissenschaftler ansetzt. 9 Trotzdem hält Giulianotti – genauso wie ich – Robertsons Globalisierungstheorie für die beste, um die weltweite Verbreitung von Fußball darzustellen: „Through some adaptation, Robertson’s six-phase model of globalization provi- des an appropriate framework for the historical analysis of football.” 10 In welchem Ausmaß American Football eine ähnliche Entwicklung aufweisen kann und entsprechend in das Framework passt wird sich zeigen. Wie eingangs erwähnt wird im Zuge dieser Arbeit ledig- lich angenommen, dass die aktuelle Situation nicht alleine mit der historischen Entwicklung zu erklären ist. Deshalb ist es notwendig, die aktuelle Situation vergleichend darzustellen. Damit soll erst einmal gezeigt werden, inwieweit Fußball verbreitet ist und American Football nicht. Anschließend werden die in der These erwähnten Rahmenfaktoren – welche in der For- schung unterbewertet sind – analysiert werden. Daraus ergibt sich die zweite große For- schungsfrage, welche Rolle Rahmenfaktoren bei der Verbreitung von American Football und Fußball spielen und wie sie diese beeinflusst haben könnten und können.

Bezüglich des Forschungsstands im Allgemeinen zeigt sich, dass der Untersuchung der Rah- menfaktoren Kosten, Verletzungsgefahren, Taktik und Regeln sowie Strukturen der Liga und Organisation bisher noch unzureichend Raum in der Forschung gewidmet wurde. Feststellbar war im Zuge der Recherche jedenfalls ein großer Gegensatz zwischen Fußball und Globalisie- rung sowie American Football und Globalisierung. Über Fußball gibt es viel und über Ameri- can Football kaum Literatur. Eine mögliche Ausnahme bildet der „American Exceptionalism“ in Bezug auf American Football. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Amerika bewusst einen eigenen Weg eingeschlagen hat. Doch so mancher Experte argumentiert wie Thibault, dass jeder Sport immer eine internationale Dimension hat.11 Eine weitere Erkenntnis ist, dass sich bisherige Untersuchungen zum Thema US-Sport und Globalisierung meistens auf andere Sportarten, wie , Eishockey und konzentriert haben, obwohl American Football für die US-Ligen sowohl zuseher- als auch wirtschaftsmäßig am wichtigsten zu sein scheint. In Hinblick auf die Verbreitung dominiert weltweit gesehen allerdings Fußball ge- genüber American Football, was sich auch in der Forschung, durch die Anzahl der Publikati- onen, widerspiegelt.

9 Vgl. Wohlinger, Globalisierung, S. 5. 10 Giulianotti, Globalization & Football, S. 30. 11 Vgl. Thibault, Globalization of Sport, S. 1–20. 4

Die Grundvoraussetzung, um Fachausdrücke und einen Vergleich durchführen zu können, ist, jedem Laien klar zu machen was die Untersuchungsgegenstände sind. Also was ist American Football und was Fußball überhaupt? Um diese beiden Sportarten zu definieren und zu be- schreiben, werden die Regelbücher der FIFA „Laws of the Game 2013/2014” und der IFAF „Football Rules and Interpretation 2014-2015” herangezogen. Aus meiner Sicht lassen sich durch diese Quellen die beiden Teamsportarten am detailgetreuesten und am neuesten Stand darstellen. In weiterer Folge ist es auch notwendig, die aktuelle Situation der beiden Team- sportarten zu betrachten. Zur Forschungsliteratur, die sich dafür eignet, gehört Giulianotti mit „Globalization & Football“, in dem Auskunft über die wirtschaftliche Situation von Fußball gegeben wird. Mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation und deren Faktoren im Fußball befassen sich die Berichte „Annual Review of Football Finance“ und „Football Money Lea- gue“ von Deloitte. „The Economic Structure of the NFL“ geht für American Football auf das Thema ein. Um die Lage der Organisationen International Federation of American Football (IFAF) und FIFA darzustellen, wird auf den Bericht „All About FIFA“ und auf die Webseiten der jeweiligen Organisation zurückgegriffen werden. Anhand welcher Indikatoren kann man das Interesse am Fußball und American Football feststellen? Alan Klein argumentiert in „Globalization Sport“, dass Fußball anhand der weit größeren TV-Zuschauerzahlen – erster Indikator – globalisierter und verbreiteter als American Football ist. Eine Betrachtung der Quellen der FIFA und Zahlen von namhaften Fernsehsendern stützen diese These. Im Bezug zum zweiten Indikator, den Stadionbesuchern benötigt man wieder die Datenbank Statista. Bezüglich der Sozialen Netzwerke – dritter Indikator – soll mittels des größten sozialen Netzwerks Facebook durch eine Analyse ersichtlich werden, wie es um die Beliebtheit der Organisationen und Vereine bestellt ist. Der nächste Punkt der Arbeit beschäftigt sich damit, ob die unterschiedliche Struktur der Ligen die unterschiedliche Verbreitung erklären könnte? Kann in diesem Bezug von einem „American Exceptionalism“ gesprochen werden? Dieses Unterkapitel stützt sich besonders auf den Artikel „The Americanization of European Foot- ”, welcher wieder Erkenntnisse für die Beantwortung der ersten Frage liefert und Roger Nolls „The Organization of Leagues”, welcher versucht die Unterschiede zwischen den Ligasystemen in Europa und den Vereinigte Staaten von Amerika (USA) zu beleuchten. Doch nicht nur die Organisationen, sondern auch die Gesellschaft an sich, könnten Einfluss auf die Verbreitung haben. Denn es zeigt sich in der Literatur, unterschiedliche Gesellschaften haben teilweise gegensätzliche Ansichten über Sport und Gewalt. Inwieweit könnten diese Ansich- ten die Festigung unterschiedlicher Sportarten begünstigt haben? Lombardo Michaels „On the Evolution of Sport“ bildet die Hauptquelle für diesen Teil. Könnten Verletzungen die Verbrei- 5 tung von Football verhindert und Fußball bevorzugt haben? Mit dieser Frage geht die Arbeit erstmals auf einen ganz neuen Betrachtungsansatz ein, der in der Literatur im Sinne der Frage sowohl bei Fußball als auch Football kaum beachtet wurde. Herangezogen werden für die Analyse Delaney Scotts und Frankovich Renatas Aufsatz „Head injuries and Concussion in Soccer” und Arpit Misras „Common Sports Injuries” bezogen auf die Gefahr von Verletzun- gen im Fußball und Football betrachtet werden. Football gilt zudem gemeinhin als kompli- ziert. Könnten daher Taktik und Regeln Rahmenfaktoren sein, die einen Nachteil von Ameri- can Football gegenüber Fußball in der Verbreitung spielen? William Kelly argumentiert in „Is Baseball a global sport?“ dafür. Die Analyse der Regelwerke der IFAF, NFL, FIFA und des DFB soll diese Argumentation entweder belegen oder widerlegen und aufzeigen, ob dies tat- sächlich ein Grund sein könnte. Zum einen sind Taktik und Regeln wichtig zum Spielen, zum anderen sind gewisse Ausrüstungsgegenstände unersetzlich. Damit verbunden können hohe Kosten sein, die eine Benachteiligung von finanziell schwächeren Personengruppen darstell- ten. Sind die Kosten der Ausrüstung somit ein relevanter Rahmenfaktor für die Verbreitung? Ein Vergleich der Preise bezüglich der Ausrüstungsgegenstände soll Aufschluss darüber ge- ben.

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der historischen Entwicklung als eine der wichtigsten Komponenten für die Verbreitung von Fußball im globalen Kontext. Für diese Darstellung gibt es zahlreiche Quellen. Das wohl beste Beispiel ist das bereits zu Beginn der Einleitung erwähnte Werk von Giulianottis und Robertson „Globalization & Football“, dessen Aufbau des ersten Kapitels herangezogen wird, um die Entwicklung von Fußball und American Foot- ball zu analysieren. Ergänzt wird es mit Giulianottis „A Sociology of the Global Game“, wel- ches sich mit den soziologischen, kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten von Fußball im globalen Kontext befasst. Für die Darstellung von American Football im Vergleich zu Fußball wird unter anderem das Werk Elliot Gorn „American Sports” herangezogen. „American Exceptionalism“ spielt auch eine Rolle als Untersuchungsgegenstand, besonders aber die „Sport Space“ Theorie, die davon ausgeht, dass sich bei Sportarten die in der „Take-Off- Phase“ entstehen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich diese etablieren können. Andrei Markovits und Steven Hellerman in „: Soccer and American Exceptionalism“ bildet hier gemeinsam mit „Unexceptional exceptionalism: the origins of American football in a transnational context” von Tony Collins die Basis. Im Bezug zum Faktor Migration wird vermutet, dass dieser eine große Bedeutung zugekommen sein könnte, weshalb der Migration in der globalen Analyse in Giulianottis Sechs-Phasen-Modell ein wichtiger Stellenwert bei- gemessen wird. Dafür bieten sich wieder die zwei Hauptquellen der Masterarbeit an. Der letz- 6 te Untersuchungsgegenstand beschäftigt sich mit Joseph Maguire und seiner Prognose, dass sich American Football in Großbritannien (GB) und weltweit im Zuge der Amerikanisierung in den 1990er- und 2000er-Jahren etablieren könnte. Lacy Wismer argumentiert, sie wäre nicht eingetroffen.12 Um das zu belegen, bilden wieder die Erkenntnisse des ersten Hauptkapi- tels die Basis.

Wie man erkennen kann, sind es die Globalisierung, vor allem im Sinne der Verbreitung so- wie Teamsport Begriffe, denen in dieser Arbeit eine große Bedeutung zukommt, deshalb macht es Sinn, sie an dieser Stelle zu bestimmen, noch bevor man sich an die Definition von European Football und American Football heranwagt und deren Ist-Zustand darlegt.

Für die Definition des Begriffs Globalisierung gibt es unterschiedliche Ansätze. Fest steht, dass es sich um einen relativ neuen handelt, dessen Popularität in den 1990er-Jahren stark zunahm.13 Beispielsweise stieg die Anzahl der Nennungen in der FAZ 1994 von etwas unter 200 bis ins Jahr 2001 auf über 1.100 an.14 Im Laufe des 21. Jahrhunderts dürfte die Verwen- dung noch viel stärker angestiegen sein. Doch was genau bezeichnet nun Globalisierung? Da gibt es quer durch die Fachbereiche eine Vielzahl an Definitionsversuchen. Der Soziologe Ulrich Beck spricht von Prozessen,

„in deren Folge die Nationalstaaten und ihre Souveränität durch transnationale Akteure, ihre Marktchancen, Orientierungen, Identitäten und Netzwerke unterlaufen und Querverbunden wer- den.“15 Es ist für ihn ebenfalls „die Intensivierung transnationaler Räume, Ereignisse, Probleme, Konflikte, Biographien.“16 Damit in Zusammenhang steht, dass diese Bewegungen weder geradlinig noch umfassend, sondern kontingent und dialektisch sind. Daher müsse Globalisierung sowohl im Grad der Dichte und des Ausmaßes erforscht werden.17 In den Geschichtswissenschaften stehen die Begriffe Globalisierung und Globalgeschichte häufig eng in Bezug zueinander. Wolf Schäfer hebt diese Identifikation der beiden besonders hervor. Er unterteilt die Geschichte in die präg- lobale Phase vor 1500, die protoglobale bis 1950 und die Phase ab 1950, die von der „techno- science“ geprägt ist, sprich von Informationstechnologien, die eine weltweite Kommunikation ermöglichten.18 Dietmar Rothermund widerspricht dieser Ansicht 2005 und meint des Weite- ren, man müsse aufpassen und zwischen Globalgeschichte und der Geschichte der Globalge-

12 Vgl. Wismer, British American Football, S. 31. 13 Vgl. Osterhammel, Geschichte der Globalisierung, S. 7. 14 Vgl. Greving, Globalisierung, S. 11. 15 Beck, Was ist Globalisierung?, S. 28–29. 16 Beck, Was ist Globalisierung?, S. 150. 17 Vgl. Beck, Was ist Globalisierung?, S. 150. 18 Vgl. Schäfer, The New Global History, S. 76; 81. 7 schichte unterscheiden.19 Des Weiteren geht es um die Konstruktion staatlicher Organisatio- nen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei dem technischen Fortschritt. Außerdem seien demo- graphische Faktoren zu beachten.20 Bezüglich der Periodisierung setzt Rothermund den Be- ginn nicht mit einem fixen Datum, sondern mit der europäischen Expansion bedingt durch die Schifffahrt an. 21 Ganz anders sahen das Anthropologen, Archäologen und Humangenetiker, als sie 1987 nachwiesen, dass es auch schon vor 100.000 Jahren Wanderungsbewegungen von Menschen gegeben hat und man dies bereits als Globalisierung bezeichnen müsse.22

Ulrich Teusch 17 Jahre später: „Globalisierung ist ein multidimensionaler, multikausaler weitge- hend eigendynamischer, dialektischer und im Hinblick auf seine Folgen ambivalenter Prozess, der über eine länger zurückreichende Genese verfügt, jedoch erst in jüngster Zeit eine ,neue Qualität´ angenommen hat“23 Teusch führt als Kern dieser Globalisierung die Relativierung von Grenzen in globalen Di- mensionen oder Kontexten an.24 Um zu verdeutlichen, wie schwierig und vielseitig die Defi- nitionen von Globalisierung sein können, muss man auch die besonders häufig genannte wirt- schaftliche erwähnen. Hierbei geht es darum, dass es sich bei der Globalisierung um die zu- nehmende internationale Verflechtung wirtschaftlicher Vorgänge handelt. Jedoch betonen die Autoren, dass sich die Definitionen in den jeweiligen Disziplinen stark unterscheiden.25

Schlussendlich soll noch auf den Globalisierungsbegriff von Robertson mitsamt seiner Perio- disierung eingegangen werden. Er definiert Globalisierung „in its most general sense as the process whereby the world becomes a place” und außerdem als ein „concept refers both the compression of the world and the intensification of consciousness of the world as a whole.“26 Diese Definition im Sinne der Verbreitung und Ausdehnung kommt in dieser Arbeit besonders zum Tragen. Ebenfalls sind für ihn „international system of societies“, „nationally constituted societies“, „individuals“ und „humankind“ wesentliche, wenn nicht sogar domi- nante, Bestandteile des Globalisierungsprozesses.27 Zwar sieht Robertson den Faktor nationa- ler Gesellschaften als wichtig, aber nicht als den einen, sondern vielmehr als einen von vielen Faktoren aus Politik und Wirtschaft an. 28 Die Periodisierung der Globalisierung nach Robertson ist für das zweite Kapitel essentiell. In diesem, von ihm kurz als „A Minimal Phase

19 Vgl. Rothermund, Globalgeschichte, S. 13. 20 Vgl. Rothermund, Globalgeschichte, S. 15–17. 21 Vgl. Rothermund, Globalgeschichte, S. 27. 22 Vgl. Schwentker, Globalisierung, S. 40. 23 Teusch, Was ist Globalisierung?, S. 86. 24 Vgl. Teusch, Was ist Globalisierung?, S. 84. 25 Vgl. Niederberger, Globalisierung, ein interdisziplinäres Handbuch, S. 4. 26 Robertson, Globalization, S. 135; 8. 27 Vgl. Robertson, Globalization, S. 175. 28 Vgl. Robertson, Globalization, S. 58. 8

Model of Globalization“ (Sechs-Phasen-Modell) bezeichnetem Modell, fasst er die für ihn wesentlichen Tendenzen, wie zum Beispiel die Weltordnung und die „compression of the world“, zusammen. 29 Seine Periodisierung gliedert sich in der Originalversion in fünf Pha- sen:30

Phase I: The Germinal Phase beginnt im frühen 15. Jahrhundert und geht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Besondere Kennzeichen dieser sind das Wachstum von Volksgemeinschaf- ten, der Untergang des mittelalterlichen „transnational system“ und die Expansion der katho- lischen Kirche.

Phase II: The Incipient Phase ist europazentriert, zieht sich von der Mitte des 18. Jahrhun- derts bis in die 1870er-Jahre und zeichnet sich durch einen

„sharp shift towards the idea of the homogeneous, unitary state; crystallization of conceptions of formalized international relations, of standardized citizenly individuals and a more concrete con- ception of humankind” aus.31 Außerdem stieg die Zahl der gesetzlichen Konventionen an und Institutionen wurden zuneh- mend inter- bzw. transnational.

Phase III: The Take-Off-Phase zieht sich von den 1870er- bis in die 1920er-Jahre. Sie zeich- net sich durch eine starke Konzentration einer manifesten Globalisierungstendenz aus. Ge- kennzeichnet durch die vier Faktoren „national societies“, „generic individuals“, einer einzi- gen „international society“ und einer neuen Konzeption der Menschheit. Die Gesellschaften beginnen, sich mit Problemen der Moderne und des Fortschritts auseinanderzusetzen. „In- creasingly global conceptions of the ‘correct outline’ of an ‘acceptable’ national society.”32 Zahlreiche neue Nationalitäten tauchen auf. Ein wesentliches Kennzeichen dieser Phase ist der Anstieg der Möglichkeiten und des Volumens, global zu kommunizieren. Migration wird immer wichtiger. In dem Zusammenhang ist diese Zeit der Startpunkt für globale Wettbewer- be wie die Olympischen Spiele.

Phase IV: The Struggle-for-Hegemony Phase bezeichnet den Zeitraum von den 1920er- bis in die 1960er-Jahre. Streitigkeiten und Kriege beendeten die „Take-Off-Phase“. Die Globalisie- rungsprozesse bleiben aber weiter aufrecht. Wesentliche Neuerungen sind der Völkerbund und später die UNO. Auf den Konflikt der Alliierten gegen die Achsenmächte folgt der Kalte Krieg. In dieser Zeit entsteht das Konstrukt der „Dritten Welt“.

29 Vgl. Robertson, Globalization, S. 57. 30 Vgl. Robertson, Globalization, S. 58–59. 31 Robertson, Globalization, S. 58. 32 Vgl. Robertson, Globalization, S. 59. 9

Phase V: The Uncertainty Phase dauert bis in die 1990er-Jahre. Das globale Bewusstsein er- reicht seinen Höhepunkt in den späten 1960er-Jahren. Die Mondlandung und das Ende des Kalten Krieges fallen genauso in diese Zeit wie das damit verbundene Problem, wie man mit Nuklearwaffen umgehen soll. Die Welt wandelt sich von einem bipolaren in ein fluides Sys- tem. Die Zahl der globalen Institutionen und Bewegungen nimmt noch stärker zu. Multikultu- ralität und Polyethnizität führen in manchen Gesellschaften zu Konflikten, Menschenrechte werden global. Die weltweite Kommunikation nimmt noch einmal zu und führt zu globalen Mediensystemen.

Die nächste notwendige Begriffsdefinition ist bezogen auf die Thematik ebenfalls essentiell. Teamsport ist definiert als „a sport in which teams play against each other”.33 Team ist de- finiert als „a group of players forming one side in a competitive game or sport.”34 Unter- schieden wird des Weiteren zwischen Leistungs-, Breiten- oder auch Massensport. Sowohl Fußball wie auch American Football können als Leistungssport, wie zahlreiche Vereine und Ligen weltweit belegen aber auch im Park oder in Hallen mit Freunden usw. gespielt werden. Beim Breitensport ist das Spielen an sich das primäre Ziel. Bei Leistungssport hingegen zählt das Ergebnis am meisten. Für die Masterarbeit sind jedoch sowohl Breiten- als auch Leis- tungssport der beiden Sportarten Fußball und American Football von Bedeutung. Vereinfacht wird manchmal von Breitensport gesprochen, obwohl auch Leistungssport mitgemeint sein kann.

Genauso wesentlich wie die Begriffsdefinitionen ist die Darstellung der methodischen Vorge- hensweise, auf der diese Masterarbeit beruht. Hierfür wird auf die „Comparative-historical research“ als „field of research characterized by the use of systematic comparison and the analyses of processes over time to explain large-scale outcomes“ zurückgegriffen.35 Als „lar- ge-scale outcome“ ist im Zuge dieser Arbeit die aktuelle Situation, sprich die weltweite Ver- breitung von American Football und Fußball gemeint. Der systematische Vergleich erfolgt durch die Analyse der Rahmenfaktoren Kosten, Verletzungsgefahren, Taktik und Regeln so- wie Strukturen der Liga und Organisation, aber auch mittels der historischen Entwicklung, die auch als Analyse von Prozessen im Laufe der Zeit verstanden werden kann.

Abschließend folgt an dieser Stelle noch ein kurzer Überblick über den Aufbau der Arbeit. Zu Beginn steht ein einleitendes Kapitel, getrennt European Football und American Football de-

33 English Dictionary, teamsport. 34 Oxford Dictionaries, team. 35 Mahoney, Comparative-Historical Methodology, S. 1. 10 finiert und erklärt werden. Außerdem soll in diesem die aktuelle Situation genau geschildert und den Fragen nachgegangen werden, welche Varianten dieser Sportarten es gibt, wo sie gespielt werden und was wertvollsten Ligen sind. Wie kam es zur aktuellen Situation? Des Weiteren werden die Rahmenfaktoren Umgang einer Gesellschaft mit Gewalt, das hohe Ver- letzungsrisiko, die hohen Kosten, komplexe Taktik und Regeln bei American Football sowie Strukturen der Liga und Organisation analysiert. Dann folgt im zweiten Kapitel eine detail- lierte Analyse von American Football und Fußball, wo die Entwicklung und Verbreitung die- ser beiden Sportarten parallel dargestellt wird. Dabei stützt sich das Kapitel wie bereits er- wähnt vor allem auf das Fünf-Phasen-Modell der Globalisierung von Robertson. 36 Das Framework von Robertson und Giulianotti scheint ideal geeignet zu sein und wird daher für die Arbeit übernommen und adaptiert. Das Modell wird mit weiteren Literaturstellen und Fak- ten ergänzt, um die Entwicklung von Fußball und American Football detailliert darstellen und die Faktoren Migration sowie „Sport Space“ analysieren zu können.

36 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 3. 11

2 Begriffsdefinitionen, Ist-Zustand und Rahmenfaktoren

Das folgende Kapitel soll durch die Definition der beiden Teamsportarten American Football und Fußball zuerst die Grundlagen vermitteln. Dadurch soll es für die vergleichende globale Analyse auch für Laien möglich sein, die aktuelle Situation und die historische Entwicklung von American Football und Fußball besser nachvollziehen zu können. Außerdem sind nicht jeder Person alle Sportarten geläufig, wodurch es manchmal auch wichtig sein kann, den Sport selbst zu verstehen, bevor man sich mit der Verbreitung auseinandersetzen kann. Im dritten Teil geht es vor allem darum, jene Rahmenbedingungen aufzuzeigen, die auf die Ver- breitung der beiden Sportarten gewirkt haben könnten. Näher eingegangen wird dabei auf Faktoren wie Taktik und Regeln, Kosten, Gesellschaft und Organisation der Ligen und Insti- tutionen. Des Weiteren soll in Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation der Frage nachgegangen werden, ob die unterschiedliche wirtschaftliche Struktur eine unterschiedliche Verbreitung erklären kann.

2.1 European Football (Association Football/Fußball)

Beim European Football, der als Association Football im britisch-englischsprachigen und Fußball im deutschsprachigen Raum bezeichnet wird, handelt es sich um eine Ballsportart, welche im Team gespielt wird. Weltweit üben über 265 Millionen Spieler den Sport aus. Da- zu kommen fünf Millionen Schiedsrichter und Funktionäre. Das entspricht insgesamt vier Prozent der Weltbevölkerung. Verteilt sind die Spieler auf etwa 300.000 Fußballvereine.37

Das Hauptziel jeder Variante ist es, mehr Tore als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Die Regeln der FIFA sind generell für alle Nationen und Spieler ab 16 Jahren sowie für Ver- eine gültig. Davon ausgenommen werden können Frauen, Menschen mit besonderen Bedürf- nissen, jüngere Spieler und Fußballer ab 35 Jahren.38 Im Gegensatz zu anderen Sportarten wird Fußball überall auf der Welt größtenteils und einheitlich nach FIFA-Regeln gespielt.39 Natürlich können diese Regeln unterschiedlich ausgelegt werden. In einigen Ländern, vor allem in GB, wird ein härteres (körperbetonteres) Spiel zugelassen als auf internationaler Ebene oder in Zentral- und Südeuropa.40 Anschließend werden die wichtigsten Komponenten von Fußball erklärt.

37 Vgl. FIFA, Big Count, o. S. 38 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 3. 39 Vgl. Eisenberg, Medienfussball, S. 586. 40 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 48. 12

Spielfeld und Spielgerät

Spiele dürfen sowohl auf natürlichem als auch auf künstlichem Rasen ausgetragen werden, welcher jedoch grün sein muss. Das Spielfeld hat rechteckig und mit Linien gekennzeichnet zu sein. Die kürzeren Linien werden als Toroutlinie, die längeren als Seitenoutlinie bezeich- net. Der Platz besteht aus zwei Hälften, wobei sich in der Mitte ein im Durchmesser 9,15 Me- ter großer Mittelkreis befindet. Die Größe des Spielfeldes darf variieren. Es gilt aber, Maße zwischen 90 und 120 Meter längsseitig und 45 und 90 Meter breitseitig einzuhalten. Alle Li- nien müssen gleich breit sein. Für internationale Spiele sind die Maße 100 bis 110 Meter in der Länge und 64 bis 75 Meter in der Breite einzuhalten. Innerhalb der Torstangen gibt es einen Fünfmeterraum (Torraum). Beim nächstgrößeren Rechteck handelt es sich um den Strafraum, welcher von der Torlinie aus 16,5 Meter misst. Innerhalb dieses Raumes befindet sich der sogenannte Elfmeterpunkt, der für Strafstöße verwendet wird. Das Tor muss sich exakt in der Mitte der Toroutlinie befinden und genau 7,32 Meter breit und 2,44 Meter hoch sein.41

Abbildung 1 Fußballfeld (Großfeld)

Gespielt wird Fußball mit einem kugelförmigen Ball aus Leder bzw. einem geeigneten syn- thetischen Material.42 Ein defekter Ball ist umgehend zu ersetzen und die Spielzeit wird dabei angehalten.

Spieler

Ein Match wird von zwei Mannschaften bestritten, welche jeweils aus elf Spielern besteht, einer davon muss als Tormann deklariert werden. Eine Mannschaft hat mindestens aus sieben Feldspielern zu bestehen. Pro Mannschaft dürfen bei jedem offiziell organisierten Spiel nur drei Spieler ausgewechselt werden. Auf der Ersatzbank können zwischen drei und 12 Ersatz- spieler Platz nehmen. Davon dürfen normalerweise drei eingewechselt werden. Selten ist es

41 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 69. 42 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 15. 13 möglich, in Test- oder Freundschaftsspielen auf Nationalteamebene sechs Wechsel zu voll- ziehen. Des Weiteren müssen alle Ersatzspieler dem Schiedsrichter vor dem Match bekannt gegeben werden. Andernfalls ist der Einsatz dieser Spieler nicht möglich.43 Es ist den Spielern außerdem verboten, Ausrüstungen zu verwenden, die als selbst- bzw. fremdgefährdend gel- ten.44

Ausrüstung

Um ein Fußballspiel bestreiten zu können, benötigt man einige Ausrüstungsgegenstände. Die Grundausstattung besteht aus einem Dress (Hose und Shirt), Stutzen, Schienbeinschonern aus Gummi, Plastik oder ähnlichem Material und Fußballschuhen. Das Tragen von Unterwäsche ist nur in den Farben des Dress erlaubt. Wenn ein Spieler sich nicht an diese Regeln hält, muss er das Spielfeld verlassen, ohne dass die Zeit angehalten wird und darf das Spielfeld erst wieder nach Korrektur der Regelverletzung betreten. Der Schiedsrichter muss dies jedoch genehmigen.45 Zu beachten ist vom Schiedsrichter auch, dass die Unterwäsche weder politi- sche, religiöse noch persönliche Statements zeigen darf. 46 Die bei dieser Regelverletzung vorgesehenen Strafen sind außergewöhnlich hoch. Beispielsweise musste der Däne Niklas Bendtner bei der Fußball-EM 2012 eine Geldbuße von 100.000 Euro für die Verletzung dieser Regel leisten.47

Spielleitung

Jedes FIFA-Match wird von mindestens einem Schiedsrichter und zwei Assistenten, auch Unparteiische oder Offizielle, geleitet, denen die Auslegung der Regeln obliegt. Zu den Auf- gaben des Hauptschiedsrichters zählen die Kontrolle des Spiels, gegebenenfalls in Absprache mit den Assistenten und, wenn anwesend, dem vierten Offiziellen, die Spielzeit zu überprü- fen, das Einhalten der erlaubten Ausrüstungsgegenstände sicherzustellen, das Match, wenn notwendig, anzuhalten und Spieler mit blutenden Verletzungen des Spielfeldes zu verweisen. Des Weiteren muss er Fouls (Regelverletzungen) ahnden und der benachteiligten Mannschaft einen Vorteil verschaffen, Disziplinarmaßnahmen ergreifen, unter Umständen die Teamver- antwortlichen maßregeln und sicherstellen, dass keine unautorisierten Personen das Spielfeld betreten. Anschließend hat er einen Spielbericht mit allen nennenswerten Ereignissen und Entscheidungen zu verfassen. Zusätzlich zum Hauptschiedsrichter gibt es Assistenten, welche

43 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 17–18. 44 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 21. 45 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 21–22. 46 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 23. 47 Vgl. Nufer, Bendtner. 14 die Aufgabe haben, anzuzeigen, wenn der Ball das Spielfeld in vollem Umfang verlässt und festzulegen, welches Team das Spiel danach mittels eines Einwurfes, wenn der Ball die Sei- tenoutlinie überquert hat, oder eines Eckballs, wenn der Ball die Toroutlinie überquert hat, fortsetzen darf, Spielerwechsel anzuzeigen, den Schiedsrichter über Fehlverhalten von Spie- lern zu informieren und auf Fouls hinzuweisen, auf die er bessere Einsicht hatte. 48 Schieds- richter stehen immer wieder im Fokus von Medien und Diskussionen. Am häufigsten kritisiert wird dabei die sogenannte „Tatsachenentscheidung“, welche besagt, dass die Entscheidungen des Schiedsrichters Endgültigkeit besitzen, auch wenn sie falsch waren. Die einzige Möglich- keit der Änderung einer Entscheidung ist unmittelbar nach der Spielsituation, in Absprache mit den Assistenten, dem vierten Offiziellen und ohne, dass das Spiel bereits fortgesetzt wur- de.49 Trotz großer Kritik an der „Tatsachenentscheidung“ sah die FIFA, bis auf die Einfüh- rung der Torlinientechnologie, noch keinen weiteren Handlungsbedarf. Als eines der kurio- sesten Beispiele dafür kann man hier das „Phantomtor“ im deutschen Bundesligaspiel 2014 von 1899-Hoffenheim gegen Leverkusen nennen, bei dem der Schuss an den Torpfosten vor- bei ging und von außerhalb des Spielfeldes innerhalb des Tornetzes landete. Der Schiedsrich- ter Felix Brych entschied fälschlicherweise auf Tor.50 Ein weiteres Beispiel für eine fragwür- dige „Tatsachenentscheidung“ ereignete sich im Spiel Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart 2010, als sich die beiden Spieler Neven Subotic und Jens Lehmann gegenseitig einen Ellenbogencheck verpassten. Der Schiedsrichter entschied auf Freistoß mit der Begründung einer Torhüterbehinderung. Daraufhin erfolgte nach Sichtung des Videomaterials ein Ermitt- lungsverfahren des DFB-Kontrollausschusses. Dieser musste jedoch das Verfahren einstellen, da der Schiedsrichter die Situation gesehen und somit abschließend bewertet hatte.51

Das Spiel

Ein Fußballspiel dauert zweimal 45 Minuten mit einer 15-minütigen Pause. Bei inoffiziellen Spielen kann die Spielzeit verlängert oder verkürzt werden. Es obliegt dem Schiedsrichter, dies zu erlauben. Offizielle Spiele müssen nach Wettkampfrichtlinien abgehalten werden, sodass eine Kürzung nicht möglich ist. Der Schiedsrichter kann die Zeit, welche auf Grund von Spielunterbrechungen erfolgte, nachspielen lassen. Das Spiel beginnt am Anfang jeder Halbzeit und nach jedem Tor mit einem Anstoß vom Mittelkreis. Das Team, welches im Auf- einandertreffen mehr Tore als die andere Mannschaft schießt, hat gewonnen. Bei Hin- und

48 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 28; 33. 49 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 24–25. 50 Vgl. Nahar, Phantom-Tor. 51 Vgl. Spiegel, Regeländerung. 15

Rückspielen zählen die auswärts geschossenen Tore mehr. Bei Gleichstand kommt es zu ei- nem Elfmeterschießen. Dafür treten Spieler einzeln und aus beiden Mannschaften abwech- selnd gegen den Tormann an. Jenes Team, welches mehr Elfmeter verwertet, gewinnt. In der Regel gibt es dafür fünf Versuche. Wenn ein Team uneinholbar ist, beispielsweise drei zu eins führt, gewinnt es, ohne dass weitere Elfmeter geschossen werden. Bei Gleichstand nach fünf Versuchen wird abwechselnd geschossen, bis ein Team trifft und das andere nicht.52 An dieser Stelle folgt nun eine kleine Auswahl an Regeln, die im Fußball häufig An- wendung finden und bei Laien Fragen aufwerfen können. Das Abseits ist eine Spielsituation, in der der angreifende Spieler beim Abspiel des Balls näher zum Tor steht als der Verteidiger und in das Spiel eingreift, wie in folgender Abbildung veranschaulicht ist.

Abbildung 2 Abseitsregel

Ein direkter Freistoß (Strafstoß) wird an der Stelle des Fouls gegeben, wenn ein Spieler einen Gegenspieler tritt, bei ihm einhakt oder es versucht, ihn anspringt, attackiert, schlägt, stößt oder zu Boden reißt. Aber auch das Halten, Anspucken und in die Hand nehmen des Balls führt zu einem Strafstoß. Ein Elfmeter erfolgt dann, wenn sich das Foul innerhalb des Straf- raumes ereignete. Ein indirekter Freistoß ist zu geben, wenn der Torhüter den Sechzehnmeter- raum mit dem Ball in der Hand verlässt, den Ball über zehn Sekunden in den Händen hält oder er den Ball in die Hand nimmt, wenn dieser von einem Spieler aus der eigenen Mann- schaft zugepasst wird. Je nach Schweregrad des Fouls kann der Schiedsrichter Disziplinar- maßnahmen ergreifen. Darunter fällt die Gelbe Karte, also die Verwarnung des Spielers. Zwei Gelbe Karten führen zum Ausschluss durch die Rote Karte. Die Rote Karte kann alleine bei besonders schlimmen Vergehen gezeigt werden.53

52 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 29–30; 34; 54. 53 Vgl. FIFA, Laws of the Game, S. 35–38. 16

Varianten

Zusätzlich zur bekanntesten bereits beschriebenen Version von Fußball gibt es noch zwei wei- tere von der FIFA anerkannte Varianten. Einerseits handelt es sich dabei um und ande- rerseits um Soccer. 2006 gab es laut dem Big Count der FIFA 1.100.000 Futsal und Spieler weltweit. Beach Soccer und Futsal haben wirtschaftlich keine so große Bedeutung, weshalb diesen Varianten vor allem in den Medien weniger Beachtung geschenkt wird. Besonders beliebt ist Beach Soccer in Europa und Asien. Die meisten Futsal Spieler befinden sich mit großem Abstand in Europa und Südamerika.54

Für Futsal gelten dieselben Grundregeln wie für die Großfeldvariante. Es wird jedoch fast ausschließlich in der Halle, vorzugsweise auf Holzböden, gespielt. Es handelt sich somit um die offizielle Variante des Hallenfußballs. Die Ausmaße des Spielfeldes sind an diese Ver- hältnisse angepasst, sodass die Länge mindestens zwischen 25 bzw. 42 Meter für nicht- internationale Spiele und 38 bzw. 42 Meter für internationale Spiele liegen muss. Die Tore sind viel kleiner als bei der Großfeldvariante, nämlich nur drei Mal zwei Meter groß. Gespielt wird mit jeweils vier Feldspielern und einem Tormann pro Team. Daher eignet sich diese Va- riante sehr gut für kleinere Teams und zum Spielen in der Freizeit. Gewechselt darf durchge- hend und beliebig oft, sofern sich immer nur fünf Spieler auf dem Feld befinden.55

Beach Soccer ist die dritte von der FIFA anerkannte Variante von Fußball. Gespielt wird ent- sprechend dem Namen auf Sand in Teams zu fünf Spielern. Der Platz hat die Maße 35 bis 37 Meter Länge und 26 bis 28 Meter Breite mit einer Schutzzone von ein bis zwei Metern um das Spielfeld. Die Tore sind von der Größe her zwischen denen im Futsal und denen im Groß- feld. Wie auch beim Futsal darf ständig gewechselt werden. Beim Beach Soccer ist es als ein- zige Variante verboten, mit Schuhen zu spielen. Ausgestattet sind die Spieler ausschließlich mit einem Trikot und einer kurzen Hose, wobei Bandagen an den Knöcheln und Knien zum Schutz erlaubt sind. Der Tormann darf im Gegensatz zu den Feldspielern eine lange Hose tragen, muss sich in seinem Dress aber von den Feldspielern unterscheiden.56

54 Vgl. FIFA, Big Count, o. S. 55 Vgl. FIFA, Futsal, S. 6–8; 16. 56 Vgl. FIFA, Beach Soccer, S. 6; 14; 18. 17

2.2 American Football (Football)

Bei American Football, im amerikanischen Sprachraum als Football, Tackle Football oder bezeichnet, handelt es sich – genauso wie beim Fußball – um eine Ball- sportart, welche im Team gespielt wird. American Football wird je nach angewandtem Re- gelwerk unterschiedlich gespielt. Außerhalb der NFL wird meistens nach US-College- oder international nach IFAF-Regeln vorgegangen. Diese werden von der International Federation of American Football herausgegeben, entsprechen in etwa jenen der FIFA und sind bei inter- nationalen offiziellen Spielen wie Welt- oder Europameisterschaften einzuhalten. Sie unter- scheiden sich nur geringfügig von den US-Collegeregeln der National Collegiate Athletic Association (NCAA). 57

„Football is an aggressive, rugged .”58 Daher ist es erforderlich, dass Sportlich- keit und Verhaltensregeln eingehalten werden. Im Football kommt den Trainern ein besonde- res Maß an Verantwortung zu. Sie müssen dafür sorgen, dass den Spielern die Regeln klar sind und sie diszipliniert spielen. Unterteilt werden diese in Administrativ- und Verhaltensre- geln.59

Spielfeld und Spielgerät

Das Spielfeld ist rechteckig und muss in genormten Dimensionen mit Zonen, Toren, Pylonen (kegelähnliches Hüttchen) und Linien ausgestattet sein. Ein IFAF-Yard beträgt 91.44 Zenti- meter, international gelten die amerikanischen Maßeinheiten. In besonderen Fällen ist es mög- lich, ein Yard auf bis zu 86.67 Zentimeter zu verkleinern, damit sich ein Spielfeld mit 120 Yards in der Länge und in der Breite ausgeht. Davon machen die Endzonen, in die der Ball von einem Spieler getragen werden soll, jeweils zehn Yards aus. Außerdem ist eine Schutzzo- ne um das Feld obligatorisch. Teamlogos dürfen sich auf dem Feld befinden, jedoch in der Endzone nicht näher als vier Yards neben den Feldlinien. Außerhalb des Feldes befinden sich zwischen den 25 Yard-Markierungen die Team-Area und die Coaching-Box. Die Tore müs- sen gelb sein und deren Spitze muss mindestens 30 Feet (Foot = Fuß = 12 Inches = 12 Zoll = 30.48cm60) über den Boden reichen sowie parallel zur hinteren Begrenzungslinie der Endzone angebracht werden. Die Maße eines Tores betragen 18 Fuß Länge und sechs Fuß Breite.61

57 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 2. 58 IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 9. 59 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 9; 12. 60 Vgl. Oxford Dictionaries, foot. 61 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 17. 18

Abbildung 3 American Football Spielfeld

Laut der IFAF benötigt man für ein American Football-Spiel einen neuen bzw. neuwertigen Ball. Dieser soll zwischen 20 ¾ und 21 ¾ Zoll (Inch = 1/12 eines Foot = 3,54cm62) Länge und 10.875 und 11.4375 Zoll Breite aufweisen. Die Farbe des Balls hat natürlich zu sein. (siehe Abbildung)

Spieler

American Football wird in zwei Teams zu jeweils elf Spielern gespielt. Weniger Spieler am Feld sind möglich. Allerdings müssen zum Zeitpunkt des „Snaps“, also des Beginns eines Spielzugs, mindestens fünf Spieler mit Nummern zwischen 50 und 79 am Feld stehen, die

62 Vgl. Oxford Dictionaries, inch. 19 sich an der „“ aufstellen.63 Diese tangiert den Punkt, auf dem der Ball vom Schiedsrichter positioniert wird und erstreckt sich über die Breite des Spielfeldes. Wenn mehr als elf Spieler am Feld sind, wird dies als „Illegal Formation“ bezeichnet und bestraft. Jedes Team kann bis zu vier Teamkapitäne aufstellen, welche die Möglichkeit haben, mit den Schiedsrichtern zu sprechen.64

Im Gegensatz zum Fußball gibt es eine größere Anzahl an spezialisierten Spielerpositionen mit unterschiedlichen Aufgaben und Pflichten. Einerseits steht eine angreifende Mannschaft „Offense“ einer verteidigenden „Defense“ gegenüber.

In der Offensive wirft der „“ („QB“) den Ball. Der „Center“ übergibt ihm den Ball und eröffnet dadurch den Spielzug. Die „Offensive Linemen“ (O-Line, mindestens fünf Spieler) schützen den „QB“, damit dieser die nötige Zeit für den Wurf hat oder versuchen, einen Korridor für den „Runningback“ freizublocken, dürfen aber nicht angespielt werden. Der „Tightend“ befindet sich zu Beginn des Spielzugs auf einer Seite der O-Line und blockt, darf aber auch angeworfen werden. Die „Receiver“ sind dazu da, um den Ball zu fangen.

In der Defense gibt es die sogenannten „Defensive Linemen“, welche versuchen, den „Run- ningback“ beim Laufen mit dem Ball zu stoppen oder Räume für die „“ zu öffnen. Die „Linebacker“ versuchen gegebenenfalls den Laufspielzug zu beenden oder den „QB“ am Passen zu hindern. „Cornerbacks“ versuchen zu verhindern, dass „Receiver“ angeworfen werden bzw. sie zu stoppen, wenn sie den Ball gefangen haben. „Safeties“ haben die Aufgabe als letzte Männer einen „Runningback“ oder einen „Receiver“ aufzuhalten, der durch die Ver- teidigung gekommen ist.

Ausrüstung

Im Gegensatz zu Fußballern sind American Footballspieler mit einer Vielzahl an ver- pflichtenden Ausrüstungsgegenständen ausgestattet. Der Helm muss mit einer „Facemask“ und einem Kinnriemen ausgestattet sein und immer dann am Feld getragen werden, wenn ein Spielzug stattfindet. Die Farbe des Helms muss sich an den Teamfarben orientieren. Eine Hüftpolsterung schützt und ist mit einer Zusatzpolsterung am Steißbein zu versehen. Das Jer- sey hat die Schulterpolsterung zu verdecken und muss vollständig in die Hose gesteckt wer- den. Die Nummern müssen klar leserlich und vorne sowie hinten mindestens 8-10 Zoll groß sein. Der Knieschutz hat eine Dicke von ½ Zoll nicht zu unterschreiten und muss von der Ho-

63 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 14. 64 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 14. 20 se bedeckt werden. Der Mundschutz muss sichtbar, nicht durchsichtig, sein und die obere Zahnreihe schützen. Die Hose und die Stutzen sind in denselben Farben bzw. im selben De- sign wie das Jersey zu tragen. Zur wichtigsten Schutzausrüstung gehören die Schulterpolster, welche den Oberkörper vor schweren Verletzungen schützen. Eine Oberschenkelpolsterung wird empfohlen.65 Eine Strafe, die relativ häufig in Zusammenhang mit der Ausrüstung auf- tritt, ist „Illegal Equipment”. Eine Begründung dafür kann sein, dass Spieler mit zusätzlicher Ausrüstung andere Spieler gefährden oder vom Spiel ablenken können. Darunter fallen bei- spielsweise Bänder, Schmuck oder lange Haare, aber auch Schutzausrüstungen, die nicht voll- ständig vom Dress bedeckt sind. Erlaubt ist aber, dass Spieler Handtücher mit sich führen. 66 In der NFL dürfen Schmuck und Ketten sowie lange Haare trotz erhöhter Verletzungsgefahr außerhalb des Helmes getragen werden.

Spielleitung

Im Normallfall besteht eine Schiedsrichter-Crew auf College-, NFL- und IFAF-Ebene aus je einem Hauptschiedsrichter („Headreferee“), „Umpire“, „Head Linesman“, „Line Judge”, „Back Judge”, „Field Judge” und „Side Judge“.67 Diese sind gemeinsam für die Leitung des Spiels verantwortlich. Eine Vielzahl an Fouls kann von ihnen beanstandet werden. Im Falle eines Vergehens wird von den Schiedsrichtern eine gelbe Flagge geworfen. An dieser Stelle folgt nun eine Auswahl an Fouls. Es gibt jene, die mit einem „Loss of “ bestraft werden. Beispielsweise ruft ein „Illegal Kicking Ball“ eine solche hervor. Bei anderen können die Schiedsrichter Fünf Yard-Strafen wie „Illegal Delay of Game“, das Auslaufen der „Game Clock“ (40 oder 25 Sekunden), „Illegal Shift“ oder auch einen „False Start“ („Offender“) bzw. ein „Offside“ („Defender“), bei dem sich ein Spieler vor dem über die „Line of Scrimmage“ bewegt, aussprechen. Zehn Yard-Strafen sind unter anderem das illegale Halten oder Blocken des Gegenspielers, Kicken des Balls oder auch illegales Blocken in den Rücken des Angreifers. 15 Yard-Strafen werden für „Offensive Pass Interference“, „Late Hit“ nach- dem der Spieler bereits zu Boden gefallen ist, „Personal Foul“ (also ein Foul außerhalb des Spielzugs) usw. vergeben. 68 Ein „Illegal Contact“ oder eine „Pass Interference“ liegen vor, wenn ein Spieler mit illegalen Mitteln verhindert, dass der Ball vom Spieler der anderen Mannschaft gefangen wird. 69 Harte Strafen sind sogenannte „Automatic First Down Fouls“. Diese können nur von der Defense erfolgen und beinhalten „Personal Foul“, „Late Hit“,

65 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 21. 66 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 23. 67 Vgl. NCAA, Rules and Interpretation. 68 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 108–125; 145–149. 69 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 93. 21

„Chop Blocking“, „Face Mask“ (das Ziehen an der Gesichtsmaske des Gegners), „Roughing the Passer“, also der Versuch den „QB“ besonders hart zu treffen. Die härteste Yard-Strafe ist die „Defensive Pass Interference“, bei der die angreifende Mannschaft an der Stelle, an der das Foul begangen wurde, vier neue Versuche erhält. Im Gegensatz zum Fußball gibt es keine Karten. Die Schiedsrichter können die Spieler allerdings ermahnen und auch disqualifizieren. Fouls, die zu einer sofortigen Disqualifikation führen, sind Kampfhandlungen und zweimalige „Unsportmanlike Conduct Fouls“. Interessanterweise gehört auch das Berühren sowie Belei- digen des Schiedsrichters dazu. Wie hart, und ob dies unabsichtlich oder absichtlich erfolgt, ist egal, außer es passiert während eines Spielzugs.70 Da unterscheiden sich die Regeln klar von jenen im Fußball, wo Schiedsrichter häufig bedrängt und beschimpft werden können, und dies meist maximal mit einer gelben Karte oder einer Verwarnung bestraft wird. Besonders erwähnenswert sind hier auch einige Regeln, die im Fußball eindeutige Fouls sind, aber im American Football keine Regelverletzung darstellen. So ist es erlaubt, den gegnerischen Spie- ler zu blocken. Man unterscheidet hier zwischen „Below Waist Block“ unterhalb der Rippen, „Chop Block“ von zwei Spielern in unterschiedlicher Höhe, „Block in the Back“ von hinten und unterhalb der Rippen.

Das Spiel

Ziel eines Footballspiels ist es, mehr Punkte als das gegnerische Team zu erzielen. Es steht normalerweise eine „Offense“ einer „Defense“ gegenüber. Ziel der Offensive ist es, in die Endzone der Defense zu gelangen. Das wird als „“ bezeichnet und bedeutet sechs Punkte. Für das Kicken durch ein Tor bekommt das Team drei Punkte („“).71 Nach einem „Touchdown“ hat das angreifende Team einen weiteren Versuch durch ein „- down during Try“ zwei (ein Versuch von der zwei Yard Linie) oder einem „Field Goal during Try“ („Kick“) einen Punkt zu erzielen. Daraufhin wechselt dann das Angriffsrecht zur ande- ren Mannschaft. Nun hat jede Offensive vier Versuche („Scrimmage Down“ = Spielzug = Versuch), um zehn Yards zu überbrücken, während die Defense versucht, dies zu verhindern. Bei einem „Scrimmage Down” handelt es sich um einen Spielzug zwischen der Offensive und der Defensive ab dem „Snap“. Den Spielern ist es erlaubt, sich vor dem Beginn des Spielzugs beliebig oft zu bewegen („Shift“), sofern dann alle Spieler eine ganze Sekunde ohne Bewe- gung verharren.72 Zwischen den Spielzügen dürfen außerdem beliebig viele Spieler getauscht

70 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 108–125; 145–149. 71 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 98. 72 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 35. 22 werden, sofern anschließend nicht mehr als elf Spieler am Feld stehen.73 Ab dem Zeitpunkt, ab dem ein Spielzug zu Ende ist, hat das angreifende Team 40 Sekunden Zeit, einen neuen Spielzug zu starten. Wenn es ein Foul, ein „Timeout“, eine Werbe- oder Verletzungsunterbre- chung, ein „First Down“, Punkte, einen Extrapunkteversuch oder eine administrative Unter- brechung im Spiel gab bzw. ein Viertel beginnt, hat das angreifende Team nur 25 Sekunden Zeit, den Ball ins Spiel zu bringen.74

Ein Spielzug beginnt, indem der „Center“ (mittlerer „O-Liner“) den Ball mit seinen Händen in einer Rückwärtsbewegung dem „Quarterback“ übergibt oder zupasst („Snapping the Ball“).75 Für die Offensive gibt es nun zwei Möglichkeiten, den Ball vorwärts zu bewegen. Erstens kann der „QB“ versuchen, den Ball zu einem „Receiver“ zu werfen („ Play“) oder aber den Ball einem Spieler zu geben, der damit läuft („Run“).76 Pro Spielzug ist nur ein Vorwärtspass erlaubt („Forward pass“). Wird der Ball von einem laufenden Spieler fallengelassen („“) und von einem Defensivspieler aufgenommen („Recovery“) oder in der Luft vor dem „Receiver“ abgefangen („“), wechselt das Angriffsrecht.77 Fällt der Pass zu Boden, handelt es sich um einen „“. Dies führt zu einem Verlust des „Downs“. 78 Wird ein „Runningback“ oder „Receiver“ hinter der „Line of Scrimmage“ gestoppt, beginnt das nächste „Down“ von dort und die Distanz für ein neues „First Down“ erweitert sich. Ein „Touchdown“ gelingt, wenn ein Spieler mit dem Ball in die Endzone gelangt. Bei einem „Field Goal“ handelt es sich um einen „Kick“, der zwischen die beiden Stangen des Tores geschossen wird. Ein „Safety“, und damit zwei Punkte sowie der Wechsel des Angriffsrechts, gelingt der verteidigenden Mannschaft, wenn sie den „Quarter- back“ oder den Ballträger in dessen eigenen Endzone zu Boden bringt.79 Im Gegensatz zu den IFAF- und Collegeregeln ist ein Spielzug in der NFL nicht zu Ende, wenn der Spieler den Boden berührt. Er muss von einem „Defender“ berührt werden („Down by Contact“).80 Das erhöht den Schwierigkeitsgrad.

Das Spiel, jede Halbzeit, beginnt mit einem „Kickoff“, bei dem sich die beiden Mannschaften mit ihren sogenannten „Specialteams“, bestehend größtenteils aus Ersatzspielern, gegenüber- stehen. Ein Spieler kickt den Ball von der „Fünf Yard-Linie“ in Richtung der gegnerischen

73 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 92. 74 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 47–48. 75 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 36. 76 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 40. 77 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 27–30. 78 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 27–30. 79 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 98–105. 80 Vgl. NFL, , S. 40. 23

Mannschaft. Einer der Spieler versucht, den Ball zu fangen und anschließend möglichst viele Yards zu erlaufen. Er schlägt dabei jene Richtung ein, aus der der „Kick“ gekommen ist. Au- ßerdem ist jede Halbzeit in zwei Viertel zu je 12 Minuten reine Spielzeit unterteilt.81 In der NFL beträgt die Spielzeit 60 Minuten.82

Varianten

Abgesehen von American Football gibt es drei weitere Varianten: , - und . Flag Football gilt als kontaktarme Variante von Tackle Football. Die Re- geln dieses Sports werden ebenfalls von der IFAF festgelegt und sind an die Tackle Regeln angelehnt, doch gibt es einige Unterschiede. So ist das Feld nur 50 Yard lang und 25 breit und mit einer jeweils 10 Yard langen und 25 Yard breiten Endzone ausgestattet. Der Ball ist regu- lär groß. Es gibt nur zwei anstelle von vier Spielkapitänen. Alle Spieler müssen Dressen im selben Design tragen und mit „Pop-Flags“ ausgestattet sein. Ziel des Spiels ist es, einen „Touchdown“ zu erzielen. Gekickt wird in diesem Spiel nicht. Es stehen fünf Offensivspie- lern fünf Defensivspieler gegenüber. Zusätzlich gibt es die Varianten 4 vs. 4, 6 vs. 6, 7 vs. 7, 8 vs. 8 und 9 vs. 9. Den Ballträger stoppt man beim Flagfootball durch Herausreißen der „Flags“ und nicht durch einen „Tackel“.83

Bei der League (AFL) handelt es sich um eine Indoorvariante von American Football. Es wird meistens auf Eishockey- bzw. Basketballplätzen gespielt. Daher besitzt das Feld eine Länge von nur 50 Yards und eine Breite von 85 Fuß. Gespielt wird in zwei Teams zu je acht Spielern und mit wenigen Ausnahmen mit denselben Regeln wie in der NFL. Die Punkte werden gleich wie in der NFL vergeben. Eine Ausnahme ist die Möglichkeit, bei ei- nem „Field Goal During Try“ zwei Punkte mittels eines Kicks zu erreichen und vier Punkte für ein Fieldgoal. Wie auch in der NCAA und laut der IFAF genügt ein Fuß innerhalb des Fel- des, wenn der Ball gefangen wurde, damit der Versuch zählt.84

Canadian Football ist eine Footballvariante, die in Kanada gespielt wird und sich dort relativ großer Beliebtheit erfreut. Es wird professionell in der Canadian Football League mit neun Teams gespielt. Das Spielfeld ist mit 110 Yard Länge, 10 Yard größer als ein NFL-Feld und zudem sind die Endzonen statt 10 Yards 20 Yards groß. Das Tor steht beim Canadian Foot-

81 Vgl. IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 43; 45. 82 Vgl. NFL, National Football League, S. 15. 83 Vgl. IFAF, Flag Football Rules. 84 Vgl. Arena Football, About. 24 ball am Anfang der Endzone und nicht hinter der Endzone. Ein Unterschied zum American Football ist auch, dass mit 12 Spielern gespielt wird.85

2.3 Aktuelle Situation und Rahmenbedingungen

Der Beginn dieses Teilkapitels besteht aus zwei Punkten. Einmal wird die aktuelle Situation des Interesses am Sport, für diese Arbeit durch die Betrachtung der Zuschauerzahlen, Stadi- onbesucher und Fans in sozialen Netzwerken definiert, dargestellt. Des Weiteren werden die Konstellation der Dachverbände, Umsatz und Wert der Ligen, Vereine sowie Dachverbände verglichen und dabei wird gezeigt, inwieweit Fußball verbreiteter bzw. globalisierter ist. Zweitens sollen die Strukturen der Ligen, deren System, Funktionen, Wettbewerb und Spie- lermärkte verglichen werden. In diesem Teilen geht es auch darum, Wissen zu vermitteln, welches im wissenschaftlichen Diskurs häufig zu kurz kommt und nicht beachtet wird. Au- ßerdem wird hinterfragt, ob man bei den Strukturen der amerikanischen Sportligen von einem „American Exceptionalism“ sprechen kann? Diese Teile der Darstellung dienen vor allem dazu, die häufig getätigte Behauptung vieler Experten „Fußball ist der am meisten globalisier- te Teamsport der Welt, Football nicht“ zu überprüfen.

Nach diesem Einstieg erfolgt aus der Darstellung heraus die Suche nach und Erläuterung von Rahmenfaktoren, die eine Auswirkung auf die Verbreitung haben können, welche sich wiede- rum auf die Bereiche Gesellschaft und Football, Taktik und Regeln sowie Kosten und Ver- fügbarkeit von Sportausrüstung bezieht.

2.3.1 Wirtschaft, Interesse, Verbreitung und Organisation

In folgendem Teilkapitel soll herausgefunden werden, ob Fußball wirklich der dominanteste Teamsport ist. Wenn ja, in welchen Bereichen (Verbreitung, Wirtschaft, Interesse am Sport und Organisation) zeigt sich diese Dominanz? Ein Indikator für die Verbreitung ist die Anzahl an Ländern, in denen der Sport ausgeübt wird und die sich für internationale Bewerbe qualifi- zieren wollen. Man könnte dies als organisatorischen Faktor werten. Daher werden als erstes die beiden Dachorganisationen IFAF und FIFA im Vergleich betrachtet. Die internationale non-profit American Football Organisation IFAF besitzt 64 Mitgliedsnationen, von denen nur drei Länder aus Afrika Teil der IFAF sind, während beinahe alle Länder in Europa und Ame- rika IFAF-Mitglieder sind.86 Die Organisation besteht aus einem Kongress, der Legislative, welcher alle IFAF-Nationen angehören, einem Exekutiven Komitee und einem Executive

85 Vgl. CFL, Rule Book 2013, S. 8; 13. 86 Vgl. IFAF, Federations. 25

Board. Außerdem gibt es die fünf kontinentalen Föderationen Africa, -AFAF, - EFAF, Oceania OFAF und Panamerica PAFAF.87 Als Hauptziel definiert die IFAF eine Er- höhung der Mitgliederzahl, der Teilnehmer an Bewerben sowie der Aufmerksamkeit des Olympischen Komitees zu erreichen.88 Der kontinentale Verband EFAF wurde vor der IFAF gegründet. 89 Der erste nationale Verband ist jener der USA mit dem Gründungsjahr 1874.90 Kanada sollte 1896 folgen und als drittes Land 1936.91 Ein weiterer Gradmesser für die Verbreitung sind Weltmeisterschaften und ihre Größe, da man diese auch häufig mit der wirt- schaftlichen Stellung in Verbindung bringt. Denn vermutlich würde man die Anzahl der Teil- nehmer erhöhen, wenn dadurch mehr Umsatz erreicht werden könnte. Voraussetzung dafür ist aber eine gewisse Qualität der Teams. Für die IFAF-Weltmeisterschaft (WM) 2011 in Öster- reich qualifizierten sich sechs Teams über Qualifikationsspiele zwischen den kontinentalen Verbänden, die USA als Titelverteidiger und Österreich als Gastgeber.92 Für die Fußball-WM 2006 in Deutschland versuchten sich 207 Mitglieder zu qualifizieren.93 Im Vergleich zu Foot- ball wird Fußball weltweit von der FIFA organisiert und hat 209 Mitglieder. Das sind bedeu- tend mehr Mitgliedsnationen als bei der IFAF und außerdem bereits 2008 mit 208 Mitgliedern mehr als die 193 Nationen, die in der UN vertreten sind.94 Sie wurde bereits 1904 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Zürich. Die FIFA besteht aus einem Kongress (Legislative), in dem jede FIFA-Nation eine Stimme besitzt, einen Exekutive Komitee (Exekutive), welches die Strategie, basierend auf Empfehlungen der 22 Spezialausschüsse bestimmt. Außerdem gibt es ein Generalsekretariat (Administrative) und ein Komitee, welches dem Exekutive Komitee assistiert.95 Der FIFA steht ein für vier Jahre gewählter Präsident vor. Im Moment ist das der Franzose Joseph Blatter.96 In der Administration arbeiten im Hauptquartier in Zürich 340 Ex- perten aus 40 Ländern und kommunizieren die Entscheidungen des FIFA Kongresses und des Komitees. Außerdem sind sie für die Anliegen der Mitglieder, Wirtschaftspartner und anderen Stakeholder zuständig.97 Im Gegensatz zur IFAF gibt es sechs kontinentale Verbände. Diese sind für Asien der AFC, für Afrika der CAF, für Nord- und Zentralamerika sowie die Karibik

87 Vgl. IFAF, Statutes, Artikel 6-10. 88 Vgl. EFAF, About IFAF. 89 Vgl. EFAF, About IFAF. 90 Vgl. Szymanski, The Economic Design, S. 11–38. 91 Vgl. IFAF, Federations. 92 Vgl. IFAF, . 93 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 188–189. 94 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 101. 95 Vgl. FIFA, About FIFA. 96 Vgl. FIFA, All About FIFA, S. 10. 97 Vgl. FIFA, All About FIFA, S. 14. 26 das CONCACAF, für Südamerika CONMEBOL, für Ozeanien der OFC und für Europa die UEFA.98

Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man die Profivereine betrachtet. Weltweit gibt es bei American Football nur 41 Mannschaften, die alle in der NFL (32) oder CFL (9) spielen, zu- züglich jener aus der AFL. Im Flag Football gibt es ausschließlich Turniere mit Preisgeldern, ohne dass es Profisportler gibt. Die NFL wurde aber trotzdem, oder gerade deswegen, in ei- nem halben Jahrhundert zur wirtschaftlich wichtigsten Sportliga der Welt.99 Den großen öko- nomischen Vorteil generiert sie aus der Ligasolidarität. Der ausländische Spieleranteil betrug 2011 gerade einmal 3,5 Prozent, woran auch ersichtlich ist, dass es keine anderen Länder gibt, die ein ähnliches Niveau aufweisen oder in denen Football ein entsprechender Stellenwert zukommt. Die meisten Ausländer stammten 2011 aus Deutschland, Kanada und Amerika- nisch-Samoa mit jeweils sieben Vertretern. Die hohe Anzahl an Deutschen kommt vermutlich dadurch zustande, dass die meisten dieser Spieler eigentlich auf US-Militärbasen in Deutsch- land geboren wurden und dadurch deutsche Staatsbürger sind.100 Im Vergleich dazu wurde Fußball bereits 2006 weltweit in 301.000 Clubs von 38 Millionen (2000 noch 31 Millionen) registrierten Spielern gespielt. Dieser Anstieg könnte einerseits bedeuten, dass Fußball noch immer stark wächst oder die Organisationen stärker bemüht sind, Spielerregistrierungen durchzuführen. Außerdem gibt es in mehr FIFA-Nationen Profiligen als in IFAF-Nationen, was nicht nur an der größeren Anzahl der FIFA-Nationen liegt. Am stärksten, im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, in Fußball involviert sind Personen aus der CONCACAF-Region mit 8.53 Prozent, gefolgt von Personen aus der UEFA-Region mit 7,59 Prozent.101 Ebenfalls be- merkenswert ist der Genderunterschied im Fußball, der sich besonders durch Unterschiede der Regionen auszeichnet. Denn 23 Prozent aller Spielerinnen kommen aus der CONCACAF- Region. Danach folgen Südamerika und Ozeanien, welche mit Europa gleich aufliegen.102

Folglich ergibt sich das Bild, dass die FIFA mehr Vereine zählt, eine größere Struktur mittels der Unterorganisationen wie UEFA usw. besitzt und die Anzahl der professionellen Fußball- vereinsmannschaften in einem großen Maß jene von American Football übersteigt. Gleichbe- deutend ist die Mehrzahl an Vereinen auch mit der Anzahl an Spielern, die den Sport ausüben. Daher muss man von einer Dominanz von Fußball ausgehen, die sich am besten am Beispiel

98 Vgl. FIFA, All About FIFA, S. 8. 99 Vgl. Vrooman ,The Economic Structure of the NFL, S. 7. 100 Vgl. Gaines, SPORTS. 101 Vgl. FIFA, Big Count, o. S. 102 Vgl. FIFA, Big Count, o. S. 27 der Anzahl an UN-Nationen (193) im Verhältnis zu den FIFA Mitgliedsnationen (208) zeigt.103 Doch ist diese Erhabenheit auch wirtschaftlich feststellbar?

Um das herauszufinden, ist es notwendig, die wirtschaftliche Situation der Teamsportarten Fußball und American Football zu analysieren. Wie festgestellt, gibt es nur eine geringe An- zahl an professionellen American Footballvereinen, die hauptsächlich in einer Liga, der NFL, vereint sind. Dieser stehen hunderte professionelle Fußballvereine gegenüber. Daher ist es für die wirtschaftliche Darstellung notwendig, einerseits den Umsatz der Organisationen, Ligen und Vereine und andererseits, wenn möglich, deren Wert darzustellen.

Für den Vergleich wurden die jeweils zwei prominentesten Ligen, Vereine im American Football und Fußball und zusätzlich die fünf wichtigsten Fußball Ligen Europas, die „Big Five“ und auch noch die „Top 30“ Vereine ausgewählt. Als Vergleichszeitpunkt wurde das Jahr 2013 bzw. der Zeitraum 2012/2013 gewählt, da für dieses Jahr die aktuellsten Daten für die Analyse (Umsatz der Vereine, Ligen und Organisationen) verfügbar waren. Auf Grund der Aktualität der Daten wird hauptsächlich auf die Primärquellen Statista, eine Datenbank, die in dem Bereich vor allem Deloitte und Forbes als Quellen für dieses Thema listet, und auf Berichte der FIFA und Deloitte zurückgegriffen.104

Umsatz 2012/13

14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 in Mio USD

Abbildung 4 Umsatz der Vereine, Ligen und Organisationen

Der Umsatz der FIFA setzt sich aus drei Bereichen zusammen. Für das Jahr 2013 war das einmal der „event-related“ Umsatz mit insgesamt 1.200 Millionen Dollar (88%), wovon 630 Millionen Dollar für den Verkauf von Fernsehrechten, 610 Millionen für die Fußball-WM

103 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 101. 104 die Zahlen immer wieder der Lesbarkeit halber gerundet. 28

2014 und weitere 413 Millionen für den Verkauf von Marketingrechten (vor allem für die WM 2014) aufgewendet wurden. Zweitens konnten 83 Millionen Dollar (6%) durch „other operating income“, beispielsweise in Form von Markenlizenzen, eingenommen werden. Drit- tens erwirtschaftete die FIFA durch „financial income“ 83 Millionen Dollar (6%), die sie hauptsächlich durch Fremdwährungsgewinne erzielte. 105 Vom gesamten Umsatz blieben 2013 72 Millionen US-Dollar Gewinn übrig. Der Umsatz stieg insgesamt auf 1.400 Millionen Dol- lar an. Damit handelt es sich um den bis dahin höchsten jemals gemessenen Umsatz der FIFA. Jedoch stiegen auch die Ausgaben an, von denen 72 Prozent direkt wieder in Fußball inves- tiert wurden.106 Der Umsatz der finanzstärksten American Footballliga, der NFL, setzt sich aus den Ticketverkäufen, Einkünften aus nationalem TV und Radio sowie den internationalen TV-Rechten, aber auch aus NFL Eigentum, Subunternehmen und Filmen zusammen.107 Für 2013 ergibt sich daraus ein Umsatz von insgesamt 9.600 Millionen Dollar.108 Die Fußballiga mit dem größten Umsatz, die Premiere League, kam in der Saison 2012/2013 hingegen nur auf einen Umsatz von 2.500 Millionen Pfund. Sechs Clubs konnten dabei mehr als 126 Milli- onen Pfund umsetzen, vier davon spielten in der UEFA Champions League.109 Somit ist die NFL wirtschaftlich bedeutender als jede Fußballliga weltweit. Das könnte vor allem daran liegen, dass die Anzahl an Profivereinen beschränkt ist und sich daher mehr Umsatz erzielen lässt, als wenn die Konkurrenz größer ist. Daher sollte man auch die 30 Fußballvereine mit dem größten Wert zum Vergleich heranziehen und tatsächlich ergibt sich dadurch ein etwas anderes Bild. Die „Top 30“ Vereine konnten 2013 insgesamt 6.500 Millionen Euro erwirt- schaften, wovon die „Top 20“ Mannschaften 5.400 Millionen des Gesamtumsatzes ausmach- ten und die nächsten zehn Mannschaften 1.100 Millionen Euro. Besonders erwähnenswert ist dabei der brasilianische Verein Corinthians, der es als einziger nicht-europäischer Verein in die „Top 30“ geschafft hat.110 So kann man erkennen, dass die „Top 30“ Mannschaften dazu in einer Liga in der Lage wären, mindestens so viel wie die NFL zu erwirtschaften. Dass der Unterschied zwischen den Topmannschaften und den weiteren Ligen aber doch relativ groß ist, zeigt der Umstand, dass die fünf größten Ligen, die „Big Five“, 2012/2013 zusammen 9,8 Milliarden Euro umsetzten. Vergleicht man diesen Wert, in Dollar umgerechnet und gerundet 13 Milliarden US-Dollar, 111 ist dieser zwar höher als der Gesamtumsatz der NFL, jedoch zu-

105 Vgl. FIFA Financial Report 2013, S. 17. 106 Vgl. FIFA Financial Report 2013, S. 14. 107 Vgl. Vrooman, The Economic Structure of the NFL, S. 23. 108 Vgl. Statista, Total revenue of all National Football League teams. 109 Vgl. Deloitte, Football Finance 2014, S. 7. 110 Vgl. Deloitte, Football Money League 2014, S. 2–3. 111 Wechselkurs Euro-US-Dollar 1,3281(Jahresdurchschnittswert 2013) 29 sammengerechnet auch eine viel größere Anzahl an Vereinen dafür verantwortlich.112 Der gesamte europäische Fußballmarkt ist 2013 etwa 20 Milliarden groß gewesen.113 Allerdings sind die Ligen der „Big Five“ in Europa nur teilweise lukrativ. Nur die Premiere League und die deutsche Bundesliga waren dazu in der Lage, im Jahr 2013 Gewinn zu erzielen.114 Die Bundesliga generiert dabei als einzige der „Big Five“ ihren Umsatz nicht hauptsächlich über die TV-Rechte, sondern über Werbeeinnahmen.115 In erwirtschafteten die 92 Clubs der obersten vier Ligen in der Saison 2012/2013 3,2 Milliarden Pfund. In der höchsten Spiel- klasse liegen die Umsätze zwischen denen von Manchester United mit 363 Millionen und 58 Millionen Pfund von Wigan Athletic.116

Als letztes sollen nun auch noch der umsatzstärkste Fußball- und American Footballverein miteinander verglichen werden. Real Madrids Umsatz betrug 2012/2013 etwa 520 Millionen Euro. Davon wurden 41 Prozent aus Einnahmen vom Spieltagen, 36 Prozent aus TV- Einnahmen und 23 Prozent aus Werbung und Sponsoring erzielt.117 Der Umsatz des American Footballvereins der Dallas Cowboys stieg von 2012 auf 2013 auf 560 Millionen Dollar.118 Die Dallas Cowboys sind, wie in der NFL üblich, ein „Franchise Team“. Das bedeutet, der Besit- zer des Vereins erwirbt von der NFL (Franchisegeber) die Rechte zur Nutzung des Geschäfts- konzepts. Erwähnt werden sollte auch noch die NCAA, aus deren Finanzbericht leider nicht ersichtlich ist, wie viel Umsatz der Collegefootball alleine lukrieren kann. Es handelt sich dabei um die National Collegiate Athletic Association, die in ihrer öffentlichen Bilanz alle Sportarten gemeinsam erfasst. Aber die College Footballmannschaft The Longhorns aus Texas mit dem meisten Umsatz besaß 2013 einen Wert von circa 140 Millionen US-Dollar. Das entsprach 20 Prozent mehr als jedem anderen College Team.119

Das Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass Fußball weltweit betrachtet dominierend ist, aber nicht so dominierend wie man auf Grund der bereits beschriebenen Verbreitung vermuten würde. Denn durch die geringe Anzahl von Vereinen können die Mannschaften aus der NFL einen hohen Umsatz generieren, der aber vergleichbar mit jenem der 30 umsatzstärksten Ver- eine der Welt ist. Allerdings kann keine europäische Topliga nur annähernd mit der NFL mit- halten. Zusätzlich dazu ist trotz der weltweiten Verbreitung Europa im Bereich der Umsätze

112 Vgl. Deloitte, Football Finance 2014, S. 6. 113 Vgl. Deloitte, Football Finance 2014, S. 6. 114 Vgl. Deloitte, Football Finance 2014, S. 7. 115 Vgl. Deloitte, Football Finance 2014, S. 6. 116 Vgl. Deloitte, Football Finance 2014, S. 7. 117 Vgl. Deloitte, Football Money League 2014, S. 10. 118 Vgl. Statista, Dallas Cowboys revenue. 119 Vgl. Smith, 's Most Valuable Teams 2013. 30 stark dominierend. Die Corinthians sind der einzige Verein außerhalb Europas, der mit den europäischen Vertretern mithalten kann. Also kann man von einer auf Europa und den USA zentrierten Kapitalverteilung sprechen.

Weit schwieriger als den Umsatz zu messen und zu vergleichen, ist es, den Wert von Marken zu evaluieren, weshalb verschiedene Consultingfirmen diesbezüglich zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das Problem wäre nicht gegeben, wenn man die Daten von nur einer Quelle beziehen könnte, was jedoch bei diesem Vergleich nicht möglich ist. Anzumerken ist auch, dass die Datenlage nur bei der NFL, den „Big Five“ Fußballigen, Real Madrid und den Dallas Cowboys ausreichend ist. Das macht die Interpretation der Werte weniger aussagekräf- tig als beim Umsatz, kann aber dennoch informativ sein, insbesondere bei den Ligen und Events.

Die NFL ist die wertvollste Liga der Welt, deren Gesamtwert auf über 9.130 Millionen Dollar geschätzt wird. Das ist mehr als die Major League Baseball (MLB), National Basketball Association (NBA) und die National League (NHL) zusammen wert sind.120 Immerhin sind die MLB und die NBA die zweit- und drittwertvollsten Ligen der Welt.121 Für 2012 fin- den sich auch Daten zu dem Wert der Premier League sowie der weiteren Top Fußball Ligen. Die Premiere League war 2012 laut der Consultingfirma Brand Finance 4.170 Millionen Dol- lar wert. Die „Top 5“ Ligen insgesamt 10.710 Millionen Dollar.122 Die darauf folgenden wertvollsten Fußballigen sind die brasilianische und die russische. Die wertvollsten Sport Events laut Forbes unter der Definition „event value is calculated as the average revenue from sponsorships, tickets and licensed merchandise per event day of competition“ sind in absteigender Reihenfolge, der mit 464 Millionen Dollar, die Olympischen Som- merspiele mit 348 Millionen, FIFA mit 160 Millionen, NCAA Men’s Final Four (College Basketball) mit 137 Millionen und die UEFA Champions League mit 117 Millionen US-Dollar.123 Der Super Bowl kann vermutlich wieder aufgrund der Tatsache, dass er als Ein- zelevent betrachtet wird, punkten. Des Weiteren könnte er einen so großen Wert besitzen, weil der Großteil der TV-Zuseher beim Super Bowl aus den USA und zu einem kleinen Anteil aus Europa und Japan stammen und damit werbungstechnisch ein finanzkräftigeres Publikum darstellen, als beispielsweise die asiatische und südamerikanische Mittelschicht, die sich ver- mehrt die Champions League ansieht. Möglicherweise aus diesem Grund liegt die UEFA

120 Vgl. Statista, Combined total brand value of teams. 121 Vgl. Statista, Combined total brand value of teams. 122 Vgl. Brand Finance, Football Brands 2012, S. 34. 123 Vgl. Statista, Most valuable sports events brands. 31

Champions League finanziell abgeschlagen, auch wenn sie mittlerweile mehr Zuschauer als der Super Bowl für sich gewinnen kann. Ähnlich verhält es sich vermutlich auch bei der FIFA-WM. Hinzu kommt allerdings noch, dass sich die WM und die UEFA Champions Lea- gue über mehrere Wochen erstrecken und die beiden Finale mit Sicherheit auch eine sehr gro- ße Wertschöpfung der Gesamtsumme ausmachen, aber nicht einzeln angeführt werden. Es ist somit auch eine Frage der Definition. Bemerkenswert ist, dass bei American Football der Su- per Bowl ein unglaubliches wirtschaftliches Potential beinhaltet, während die IFAF-WM gar nicht ins Gewicht fällt. Anders sieht dies bei der FIFA-WM und der UEFA Champions Lea- gue aus.

Für den Wert von Teams wird in Fachkreisen wieder ein anderer Maßstab herangezogen. Im Fall von Forbes:

„Team brand values are derived from calculating the portion of team's enterprise value that is not attributable to the size of demographics of its market, or league-shared revenue.” 124 Daraus ergibt sich, dass Real Madrid seit 2013 der wertvollste Verein der Welt ist. Mit einem Gesamtwert von 3,3 Milliarden liegt er vor Manchester United mit 3,17 Milliarden und FC mit 2,6 Milliarden Dollar. An vierter Stelle folgen die New York Yankees mit ei- nem Wert von 2,3 Milliarden Dollar. Arsenal liegt an zehnter Stelle.125 Die Dallas Cowboys waren 2013 das wertvollste Team der NFL und das fünft wertvollste Team der Welt. Es han- delt sich dabei um eines der erfolgreichsten Teams weltweit, wenn es um finanzielle und sportliche Erfolge geht. Betrachtet man den Gesamtwert (Franchise Value), kommt man 2013 auf 2,3 Milliarden Dollar. In den Top 10 der wertvollsten Vereine befanden sich mit den New England Patriots, Washington Redskins und den New York Giants weitere drei NFL Teams. In den „Top 50“ befinden sich 20 Teams aus der NFL und nur sieben Fußball Teams.126 Es zeigt sich, dass es ein starkes Gefälle bei europäischen Spitzenvereinen und dem Rest gibt, und dass der Unterschied zwischen den Vereinen beim American Football auf Grund der we- nigen Vereine kleiner ist. Ergebnis dieser Betrachtung ist, dass die NFL nicht nur die umsatz- stärkste, sondern auch die wertvollste Liga weltweit ist. Betrachtet man die 32 NFL Vereine, kommt man auf einen Schnitt von 1,17 Milliarden US-Dollar. Wenn man die 20 wertvollsten Fußballvereine vergleicht, ergibt das einen Schnitt von 968 Millionen US-Dollar.127

124 Forbes, World's 50 Most Valuable Sports Teams. 125 Vgl. Forbes, World's 50 Most Valuable Sports Teams. 126 Vgl. Statista, Most valuable sports team brands. 127 Vgl. Forbes, World's 50 Most Valuable Sports Teams. 32

Beim Wert ist innerhalb der 50 wertvollsten Teams eine Dominanz von Vereinen aus der NFL zu erkennen. Das hat der Umstand zu verschulden, dass weniger Vereine durch ihre Markt- dominanz auch mehr Sponsoren und Investoren anziehen können, als es anders der Fall wäre. Betrachtet man die Einzelsportevents, sieht man auch hier die Dominanz von Football. Also kann man im Bereich der Werte des Sports bei den Spitzenteams Football über Fußball stel- len, aber weltweit wieder durch die größere Anzahl an Vereinen und Spitzenligen ein Über- wiegen von Fußball feststellen.

Unter dem Punkt Interesse am Football der vergleichenden Betrachtung soll untersucht wer- den, ob man anhand der Zuschauerzahlen und Social Media Netzwerke feststellen kann, dass Fußball populärer und globalisierter als American Football ist. Für die Untersuchung wird versucht, Zuschauer in Fernsehen und Internet bzw. Besucher im Stadion als Indikatoren für das weltweite Interesse an den jeweiligen Teamsportarten zu werten. Der Experte Alan Klein ist der Ansicht, dass Fußball weit globalisierter als American Football ist und dass man das an den Zuschauerzahlen erkennen kann. Er argumentiert, dass Fußball mit seinen 1,3 Milliarden Zuschauern beim WM-Finale 2006 weit mehr Zuschauer hatte, als der Super Bowl im Ameri- can Football im selben Jahr mit 95 Millionen Zuschauern.128 Unbedingt muss hier erneut an- gemerkt werden, dass der NFL Super Bowl jedes Jahr stattfindet, jedoch die Fußball-WM nur alle vier Jahre. Außerdem sind die Zuschauerzahlen für das WM-Finale von ihm zu hoch ge- schätzt. Denn laut den eigenen Angaben der FIFA sahen das Endspiel zwischen Italien und Frankreich in Deutschland „nur“ 720 Millionen Menschen. Insgesamt schauten aber dennoch beträchtliche kumulierte etwa 26 Milliarden Menschen Spiele der WM 2006 an.129 Für die WM 2014 in Brasilien schätzt die FIFA, dass etwa eine Milliarde Menschen, zumindest teil- weise, das WM-Finale sahen. Besonders erwähnenswert ist für die WM 2014, dass die pro Tag gerechnete Zuschauerzahl in den USA jene der Basketball NBA Finals 2014 und Baseball World Series 2013 überholt haben.130 Das könnte damit zu tun haben, dass die USA im Rah- men dieser Fußball-WM Außenseiterchancen auf den Aufstieg aus der Gruppenphase besaßen und diese Erwartungen erfüllten, sodass in den USA alleine fast 25 Millionen Menschen das Spiel gegen die USA vor dem Fernseher und etwa 490.000 im Internet verfolgten.131 Das Finale wurde in den USA sogar von 26,5 Millionen Personen im TV und von 750.000 im Internet angesehen.132 Beides stellte neue Zuschauerrekorde für Fußball in den USA dar. Im

128 Vgl. Klein Alan, Globalizing sport, S. 158. 129 Vgl. FIFA, Übertragungsrekorde. 130 Vgl. FIFA, World Cup in Numbers, S. 6. 131 Vgl. CBS, World Cup 2014. 132 Vgl. Bauder, Most Watched Soccer Game In U.S. History. 33

Gegenzug steigt auch die Zahl der NFL-Zuschauer in Europa immer mehr, jedoch nicht so schnell und stark an. Betrachtet man nun nur die Sport-Events, die jedes Jahr stattfinden, so bleiben zwei große Sportübertragungen übrig. Einerseits ist das der bereits erwähnte Super Bowl und andererseits das UEFA Champions League Finale. Lange Zeit lag der Super Bowl in den Zuschauerzahlen relativ klar vorne. Doch in den letzten Jahren nahm das Interesse an der Champions League immer mehr zu. Das Champions League Finalspiel 2009 sahen zum Beispiel 109 Millionen Menschen vollständig, während den Super Bowl nur 106 Millionen verfolgten. Das belegt eine ausführliche Studie unter 55 Fernsehstationen, die damit 90 Pro- zent des Weltmarktes abdeckte.133 Zuletzt nun noch ein Blick auf die Zahlen aus dem Colle- gefootball und damit zugleich dem zweitwichtigsten Footballmarkt nach der NFL: Hier ergibt sich für 2012 eine Gesamtzuschauerrate von über 74 Millionen.134 Davon machte das Cham- pionship Spiel der Universitäten von Alabama vs. Notre Dame vom 07.1.2013 mit knapp über 15 Millionen einen großen Teil der jährlichen TV-Zuseher aus.135

Im Gegensatz dazu liegt die Stadionbesucherzahl bei Collegefootball über den TV- Zuschauerraten. Unter anderem aus diesem Grund soll nun auch der Faktor Stadionbesucher als Indikator für das Interesse am Sport betrachtet werden. Insgesamt gab es im Collegefoot- ball 2013 3.701 Spiele in drei Leistungsklassen mit über 50,2 Millionen Zusehern, woraus sich ein Zuschauerschnitt von circa 13.600 ergibt. In der höchsten Spielklasse liegt dieser weit höher, nämlich bei 45.700 Zuschauern. Am beeindrucktesten sind dabei die Universitäten von Michigan, State und Alabama mit über 100.000 Zusehern pro Spiel.136 Die NFL erreicht unter den professionellen Sportligen mit einem Schnitt von 68.400 den mit Abstand besten Zuschauerschnitt. Dass Football in den USA sehr wesentlich ist, zeigt sich somit auch hier. Das liegt vermutlich mitunter daran, dass in einer durchschnittlichen NFL-Saison gerade ein- mal acht Heimspiele in einer recht kleinen Liga mit sehr hohem Niveau gespielt werden. Da- nach folgen die höchsten Spielklassen aus Deutschland 43.500 und England 36.600. An- schließend kommt wieder eine amerikanische Liga, nämlich die MLB mit 30.400 auf den vier- ten Rang. Die nächsten Zuschauerdurchschnitte betreffen alle Fußballligen. In Spaniens höchster Spielklasse liegt der Durchschnitt bei 26.800, in Italien bei 23.400, in der ersten nicht-europäischen Fußballiga in Mexiko bei 23.300 und in der französischen bei 21.000 so- wie der amerikanischen bei 18.600.137 Es zeigt sich ein Übergewicht an Fußballligen in den

133 Vgl. McLaughlin, Super Bowl. 134 Vgl. Statista, Statistics and facts on College Sports. 135 Vgl. Statista, College sports telecasts. 136 Vgl. NCAA, College Football Attendance, o. S. 137 Vgl. Statista, Major sports leagues worldwide. 34 vorderen Plätzen, wobei es auch zwei nicht-europäische Vertreter gibt. Auch für American Football ist das Interesse zumindest in Europa gegeben, wie das Beispiel Football-EM zeigt. In Österreich fand 2014 die Football-EM statt, nachdem dort vor zwei Jahren die WM stattge- funden hat, und wieder pilgerten zahlreiche Fans in die Stadien. Beim spannenden Finale sah die Rekordkulisse von 27.000 Zuschauern eine knappe Niederlage von Österreich gegen Deutschland in der Verlängerung.138

Als letzter Faktor sollen die Sozialen Netzwerke untersucht werden. Herangezogen wird Fa- cebook, das bekannteste und größte soziale Netzwerk, als Maßstab für das Interesse an Ame- rican Football und Fußball im Internet. In großen Teilen der Welt ist es für Menschen mög- lich, sich dieser zu bedienen. Daher sollte es am besten geeignet sein, das Interesse - vor allem der jüngsten Generation - zu messen. Der Vergleichszeitpunkt ist der 13.10.2014 und betrach- tet werden die NFL, Premiere League, FIFA, IFAF, Real Madrid und Dallas Cowboys. Auf Dachorganisationsebene gefällt den Facebook-Nutzern die FIFA knapp 2.427.000-Mal, die IFAF hingegen nur 44.500-Mal. Dieser immense Unterschied ist nicht weiter verwunderlich, da bereits festgestellt werden konnte, dass insbesondere im American Football die einzige Profiliga der Maßstab für Erfolg ist. Das zeigt sich auch auf Facebook, da hier über 11,5 Mil- lionen die NFL gefällt. Noch mehr Personen mögen allerdings die Premier League – knapp 34,6 Millionen – und auf Clubebene erkennt man, dass der wertvollste Fußballverein Real Madrid mit über 75 Millionen viel mehr Personen gefällt als der wertvollste American Foot- ballverein, Dallas Cowboys, mit etwas über 7,6 Millionen. Zum Vergleich gefiel Real Madrid in der Saison 2012/2013 erst 49,1 Millionen Personen.139

Inwieweit war die Darstellung der aktuellen Situation für die Fragestellungen der Masterarbeit relevant? In sozialen Netzwerken dominiert Fußball auf nationaler, wie auch auf Clubebene. Im gesamten auch bei den Zuschauerzahlen im Fernsehen als auch in den Stadion, wenn man die einzelnen Collegemannschaften und die NFL außer Acht lässt. Danach folgen zahlreiche Fußballligen. Wirtschaftlich kann man im Fall vom Clubfußball und den Ligaumsätzen bzw. dem Wert ein starkes Gefälle von Europa und dem Rest der Welt erkennen. Nur die brasilia- nischen, teilweise mexikanischen und amerikanischen Ligen haben mittlerweile ein relativ hohes Niveau erreicht. Abgesehen von diesen gibt es nur noch die japanische Liga in den „Top 15“. Im American Football ist der Unterschied noch größer, auch weil die NFL trotz ihrer geringen Mannschaftsanzahl wirtschaftlich stark aufgestellt ist. Auf nationaler Ebene

138 Vgl. Der Standard, Deutschland schlägt Österreich. 139 Vgl. Deloitte, Football Money League 2014, S. 9. 35 haben die USA ebenfalls einen großen Vorsprung in dieser Sportart, auch wenn hier Kanada und Japan lange dominiert haben, weil die USA erst später oder mit weniger guten Spielern bei den Turnieren teilnahmen. Doch auch im Fußball ist der Unterschied zwischen den Natio- nen die konkurrenzfähig sind groß. Die Ursache dafür liegt darin, dass die Ligen in afrikani- schen, asiatischen und südamerikanischen Nationen häufig sehr schwach sind, aber ihre Nati- onalteams bei Weltmeisterschaften immer wieder gut abschneiden, weil viele talentierte Spie- ler in den europäischen Ligen spielen.

Auf Grund der noch einmal zusammengefassten Faktenlage im ökonomischen Bereich und bezüglich des Interesses am Fußball scheint es möglich zu behaupten: Fußball ist der am meisten globalisierte Teamsport der Welt, Football nicht. Weshalb eine Erörterung der Rah- menfaktoren erste Aufschlüsse darüber liefern könnte, welche Ursachen es für die unter- schiedliche Verbreitung geben könnte. Die ausgewählten Rahmenfaktoren sind die unter- schiedliche Struktur der Ligen und Vereine, Kosten, Verletzungsgefahren, Taktik und Regeln sowie Strukturen der Liga und Organisation.

2.3.2 Unterschiedliche Struktur der Ligen und Vereine: „American Exceptionalism“?

Folgender Teil soll nun darlegen, inwieweit sich die Organisationsstrukturen von Fußball und American Football unterscheiden und zudem zeigen, dass Fußball weit liberaler und offener strukturiert ist als American Football. Die von mir ursprünglich angestellte Vermutung, Ame- rican Football sei wie auch die Wirtschaftsausrichtung der USA liberal und wenig reglemen- tiert, bestätigt sich nicht. Vielmehr herrscht in der Struktur der amerikanischen Sportarten und Vereine ein gegenteiliger „American Exceptionalism“ vor. Könnte dieser einen Nachteil für die Globalisierung bedeutet haben? Außerdem sollen damit zusammenhängend Vor- und Nachteile in den Raum gestellt und erläutert werden, welche zwei häufigen Modelle es bei der Organisation von Teamsport gibt. Dorothy Ross beschreibt drei vorherrschende Formen des „American Exceptionalism”.

„They are (1) supernaturalist explanations which emphasize the causal potency of God in selecting America as a "city on a hill" for the rest of the world to admire and emulate, (2) genetic interpreta- tions which emphasize racial traits, ethnicity, or gender, and (3) environmental explanations such as geography, climate, availability of natural resources, social structure, and type of political economy.”140

140 Tilman, Thorstein Veblen’s Views, S. 177. 36

Im Hinblick auf die Struktur der Ligen und Vereine muss man insbesondere dem dritten Punkt große Beachtung schenken. Denn es gibt zahlreiche Unterscheidungen, welche sich in der sozialen Struktur und der Wirtschaft manifestiert haben und mögliche Ursachen darstellen könnten. Daher müssen für die Analyse die Systeme von Fußball und Football verglichen werden.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Teamsport meistens organisiert wird. Erstens ist das in offe- nen Ligen, wie es bei Fußball weltweit fast immer der Fall ist oder wie bei den US-Sportarten (auch Fußball) geschlossen möglich.141 Das bedeutet, dass die Ligen im Fußball hierarchisch organisiert sind, und deshalb die am schlechtesten platzierten einer Liga gegen die besten aus einer darunterliegenden Liga oder Ligen in einer Relegation um den Auf- oder Abstieg spie- len. Speziell in der Premier League geht diese Hierarchie über viele Levels. In den USA gibt es die sogenannten „Major-Leagues“ als oberste Spielklasse mit einer genau festgelegten An- zahl an Mannschaften und extrem hohen Eintrittsbarrieren für neue Teams.142 Die „Minor- Leagues“ haben in dieser Form kaum eine Bedeutung. Im American Football könnte man maximal von der CFL als „Minor-League“ sprechen. Aus diesem Grund kommt das amerika- nische System ohne Relegation aus. Für das Funktionieren dieses Systems müssen die besten Spieler aus den Collegeligen in sogenannten „Drafts“ einmal im Jahr in die Profi-Ligen geholt werden. Die am schlechtesten platzierten Teams des Vorjahres dürfen zuerst wählen.143 Frag- lich ist, ob es überhaupt möglich wäre, dieses System ohne ausgeprägte Collegestruktur durchzuführen. Vermutlich wäre es das nicht, weshalb ein Bildungssystem mit vielen Univer- sitäten notwendig ist. In Ländern mit wenigen Universitäten und Schulen gibt es zu wenige Spieler, und daher ist die Übernahme des Systems folglich schwierig bis unmöglich. Das ame- rikanische System ist nur effizient, wenn sich das Konzept der Schulen über die Universitäten bis in die Profi-Ligen zieht. Allerdings funktioniert das europäische Ligasystem von Fußball, abgesehen von sehr wenigen Ländern, auf der ganzen Welt und würde wahrscheinlich auch mit American Football funktionieren. Weshalb es falsch ist, anzunehmen, dass die Struktur der Ligen wesentlichen Einfluss hatte oder hat. Wirtschaftlich sind Unterschiede erkennbar, die man nicht sofort vermuten würde. Denn die europäischen Ligen können die amerikani- schen Vereine in Bezug zur Generierung von Umsatz durch ihre offene Struktur übertreffen, wie bereits beim Umsatz gezeigt wurde. Der Vorteil für das amerikanische System ist hinge-

141 Vgl. Hoehn, The Americanization, S. 215. 142 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 537. 143 Vgl. Hoehn, The Americanization, S. 215. 37 gen, dass es durch eben diesen Umstand profitabler ist.144 Möglicherweise hat das auch damit zu tun, dass sich beim offenen System im Fußball die finanziell stärkeren Teams meistens die besseren Talente sichern und dadurch den Verein wertvoller machen. Jedoch führt das dazu, dass die besten und bekanntesten Spieler ihren Lohn in Europa erhalten, obwohl es überall auf der Welt Fußballligen gibt.145 Dadurch entsteht das Manko, dass es zu weniger Top Teams als möglich auf einem hohen Level kommt.146 Das ist hinsichtlich des weltweiten Potentials an- zumerken. Innerhalb des hierarchischen Systems herrscht auch noch ein aktiver Transfermarkt mit Auswirkungen auf die Vereine vor.147 Die Bezahlung von Ablösesummen ist ein im Fuß- ball übliches Phänomen, welches auf die Transferpolitik der Vereine zurückzuführen ist. Während im Fußballspieler für viele Millionen von anderen Teams verpflichtet werden, ist dies im American Football nicht üblich. Hier kündigt man Spieler, um mehr finanziellen Spielraum zu schaffen und neue Spieler verpflichten zu können. Im Fußball spielen die meis- ten Spieler in ihren besten Jahren in Europa und nur in Ausnahmefällen, oder wenn sie ihre Karriere beenden und noch einmal Geld verdienen wollen, außerhalb Europas. Deshalb gibt es auch hier ein Ungleichgewicht. Ein Tauschen von Akteuren ist sowohl im Fußball als auch im Football möglich, kommt aber selten vor.148 Ein besonders erwähnenswertes Kennzeichen des geschlossenen amerikanischen „Major-League-Systems“ in der NFL, NBA und NHL ist das wirtschaftlich illiberale „salary cap“, also eine Obergrenze für die Bezahlung der Spieler jedes Vereins. So haben Mannschaften nur einen gewissen Spielraum, wie viel sie ausgeben können. Davon ausgenommen sind jedoch Trainergehälter und ähnliche Ausgaben. 149 Dadurch ist es amerikanischen Teams besser möglich, profitabel zu sein, da sie mit diesem „salary cap“ und den begrenzten Vereinen und damit Spielmöglichkeiten eine Verhandlungs- macht besitzen. Typischerweise läuft ein NFL-Vertrag vier Jahre und im Fußball drei Jahre. Der Vertragsabschluss ist im amerikanischen System auch während der Saison möglich. Es gibt im Gegensatz zum Fußball keine Transferzeiten. Neu in die NFL gekommene Spieler („Rookies“) haben meistens die niedrigsten Gehälter. Ein typischer Lohn in der NFL setzt sich aus dem Basisgehalt, welches beispielsweise im Falle einer Kündigung nicht garantiert ist, dem „signing bonus“, der beim Unterschreiben des Vertrages fällig wird und von manchen Spielern abgelehnt werden muss, damit sie überhaupt einen Vertrag bekommen, und dem leis- tungsorientierten Bonus zusammen. Für diesen wird die persönliche sowie auch die Leistung

144 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 53. 145 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 550. 146 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 550. 147 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 533; 535. 148 Vgl. Simmons, Overpaid Athletes, S. 462–463. 149 Vgl. Simmons, Overpaid Athletes, S. 465. 38 des Teams berücksichtigt.150 Im europäischen Fußballsystem gibt es hingegen kein „salary cap“. Das Gehalt der Spieler orientiert sich hauptsächlich an der Höhe der Spielklasse und Finanzkraft des Vereins. Einen Art „signing bonus“ erhalten die Spieler meist eher nach dem Erfüllen des Vertrags. Der Rest des Vertrags besteht aus einem Basisgehalt und Bonuszahlun- gen auf Teamlevel und für das Gewinnen einzelner Spiele oder der Meisterschaft.151 Ver- gleicht man die NFL mit den anderen großen Ligen MLB, NBA und NHL, zeigt sich, dass 2005/2006 im Durchschnitt die niedrigsten Gehälter pro Spieler (1,25 Millionen US-Dollar) gezahlt wurden. Das könnte an dem 53-Mann-Kader liegen, ist aber verwunderlich, da die NFL den größten Umsatz der Ligen aufweist. Dennoch wurden die „salary caps“ angehoben und in der Folge stiegen auch die Gehälter rapide mit den Übertragungseinnahmen von 1999 auf 57, 2003 auf 75 und 2007 auf 102,5 Millionen US-Dollar an. Der Median der Gehälter liegt sowohl im Fußball als auch in der NFL unter dem Durchschnittsgehalt, weil es in den meisten Teams „Superstars“ gibt, die viel mehr als ihre Mitspieler verdienen.152

Neben der Organisation der Liga und der Vertragssituation unterscheiden sich die Systeme auch im Hinblick auf die Struktur der Meisterschaften. Im Fußball wird die Meisterschaft normalerweise so gespielt, dass die Mannschaften gegen alle anderen Vereine derselben Liga antreten und am Ende jene gewinnt, die über die Saison zusammengerechnet die meisten Punkte erzielt („Round-Robin-System“). Im American Football folgt nach der regulären Sai- son, die in Form einer Round-Robin ausgetragen wird, eine Playoff-Phase („Elimination- System“). Der Vorteil dadurch ist, dass sich durch Spiele im Playoff-Modus mehr wirtschaft- liche Nachfrage und Spannung erzielen lassen und dass mehr Mannschaften pro Liga in Divi- sionen spielen können, die dann im Playoff zusammengeführt werden. Der große Nachteil ist, dass beliebte Vereine frühzeitig ausscheiden können und dadurch finanzielle Einbußen für die Liga und Vereine entstehen können. Generell zeigt sich trotz dieser Gefahr, dass hauptsäch- lich schlechtere Teams die Round-Robin-Systeme bevorzugen, da sie dadurch die Möglich- keit haben, mehr Spiele zu spielen und somit mehr Umsatz zu erwirtschaften.153 Allerdings gibt es in den meisten Fußballligen auch noch Cups, die ausschließlich mit dem Eliminations- System ausgetragen werden. Für Fußball gilt, dass eine Round-Robin in der Meisterschaft mit Playoff-Phase mehr Umsatz erwirtschaften könnte.154 In der NFL spielen 32 Teams in zwei Konferenzen mit jeweils vier Divisionen zu vier Mannschaften gegeneinander. Die reguläre

150 Vgl. Simmons, Overpaid Athletes, S. 459–461. 151 Vgl. Simmons, Overpaid Athletes, S. 461–462. 152 Vgl. Simmons, Overpaid Athletes, S. 464. 153 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 533. 154 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 550. 39

Saison besteht aus 16 Spielen, denen eine Playoff-Phase. Die Saison gipfelt schließlich im prestigeträchtigen Super Bowl.155 Im US-Baseball gibt es zusätzlich vier professionelle Ligen, im Fußball zwei, bei Basketball einige ohne hierarchische Struktur und im Eishockey seit 2003 eine plus drei darunter.156 Auf einem niedrigeren Level findet man aber auch im Fußball häufig Ligen, die auf derselben Leistungsklasse sind. Auf Grund der zahlreichen College- mannschaften befinden sich für American Football in der höchsten Division 114 Teams in 11 Ligen.157 Auch im American Football gibt es Verbesserungspotential in Hinsicht auf das Aus- tragungssystem. Für das amerikanische Ligasystem gilt, dass eine Reduktion der regulären Spiele und dafür ein Cup wie im Fußball den Umsatz vergrößern würde. Ein zweiter ausbau- fähiger Punkt ist, das Promotion- und Relegationssystem zu adaptieren und dadurch die „Mi- nor-Leagues“ aufzuwerten.158 Ein weiterer Nachteil dieses Systems ist, dass ein neues Team generell nur ein anderes ersetzen kann und dadurch immer nur ein gewisser Markt erreicht werden kann. Während es im Fußball üblich ist, dass in großen Städten und Ballungszentren mehrere Topteams situiert sind, ist das amerikanische System darauf ausgelegt, möglichst nur ein Team pro Region und Einzugsgebiet zuzulassen.159 Wobei es Ballungsräume gibt, in de- nen mehrere Vereine ansässig sind und der Westküste auf Grund der Bevölkerungsdichte we- niger Bedeutung als der Ostküste zukommt. Das führt zu einem großen wirtschaftlichen Vor- teil des europäischen Systems, der sich daraus ergibt, dass auf Grund der Vielzahl an Verei- nen jede Agglomeration abgedeckt ist und zu einer maximalen Wertschöpfung führt.160

Eine große Gemeinsamkeit im Bereich der Leitung der Vereine ist, dass die meisten Fußball- ligen wie auch Footballligen und andere „Major-Sport-Ligen“ „joint ventures“-Ligen sind. Das bedeutet, die Teams selbst werden unabhängig von der Liga geleitet und sind im Besitz von Unternehmen oder Einzelpersonen. Zwar legt die Liga die Regeln fest, jedoch entschei- den die Vereine über die Finanzen selbst.161 Die Ligaüberorganisation handeln sowohl für Fußball wie auch die anderen US-Ligen die TV-Verträge für die gesamte Liga aus.162 Die Zuschauereinnahmen beim nicht-US-Fußball werden dagegen selten geteilt, etwas häufiger bei Cupspielen.163 US Teams haben bis heute keine Sponsorenlogos auf den Jerseys.164 Das

155 Vgl. Simmons, Overpaid Athletes, S. 459. 156 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 533; 535. 157 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 535. 158 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 550. 159 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 544. 160 Vgl. Dietl, The Organization of Professional Sports Leagues, o. S. 161 Vgl. Noll, The Organization of Sports Leagues, S. 540. 162 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 54. 163 Vgl. Hoehn, The Americanization, S. 215. 164 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 54. 40 macht das Sponsoring eines Teams im europäischen System auch für den globalen Markt weit interessanter und bringt wieder einen Vorteil für Fußball. Unterschiede gibt es beim Marke- ting. In den USA sind die Ligen aber für das Marketing der US-Sportarten Football, Soccer, Basketball, Eishockey und Baseball verantwortlich. Im Fußball muss sich jedes Team selbst vermarkten. Durch das geschlossene System in den USA gibt es nur begrenzte Möglichkeit für den Konsumenten, Einfluss auf den Wettbewerb unter den Vereinen zu nehmen. Das ist im europäischen System anders. Wirtschaftlich verteilt die NFL die Gelder ziemlich ausgegli- chen.165 Außerdem erhält das Heimteam 60 Prozent der Ticketeinnahmen und die restlichen 40 Prozent werden unter den 31 anderen Teams aufgeteilt. Durch das zentralisierte Model gibt es einige nennenswerte Vorteile. Alle Spiele werden national ausgestrahlt. Die NFL nutzt das sogenannte NFL-Network, um Produkte zu vertreiben. Die NFL stellt sicher, dass ausschließ- lich Qualitätsprodukte lizensiert und verkauft werden dürfen, und das Logo der NFL enthalten ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass die NFL das Risiko unter den 32 Teams aufteilen kann. Bei- spielsweise kann der Bau neuer Stadien über das „NFL’s stadium construction program“ mit- finanziert werden.166 Des Weiteren ist es durch das zentrale Model möglich, ökonomisches Gleichgewicht und Wettbewerb unter den Teams zu verbessern.167 Das europäische System ist allerdings im Hinblick auf Promotion und Relegation über das amerikanische geschlossene Ligasystem zu stellen.168

Schlussendlich soll noch ein Punkt betrachtet werden, der aufzeigt, weshalb ein „American Exceptionalism“ zwar in der Struktur vorhanden ist, aber nicht in der Intention der Besitzer. Generell konnte man lange davon sprechen, dass bei den amerikanischen Ligen Profitmaxi- mierung das Ziel ist, während beim Fußball das Gewinnen im Vordergrund stand.169 Jedoch versuchen mittlerweile immer mehr Fußballvereine, ebenfalls hohe Profite zu erzielen. Leith fand in einer Studie diesbezüglich heraus, dass sowohl in den spanischen als auch englischen Ligen immer wieder Vereine versuchen, möglichst große Gewinne zu generieren, allerdings zeigte sich auch, dass es noch Vereine gibt, die versuchen, „utility maximation“ in den Vor- dergrund zu stellen.170 Somit kann man zumindest die Tendenz einer Amerikanisierung in wirtschaftlicher Hinsicht von der „utility maximation“, also größtmöglichen sportlichen Er- folg in Richtung „profit maximation“, wirtschaftlicher Erfolg über Status, im europäischen

165 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 54. 166 Vgl. NFL, This Is The NFL, S. 11. 167 Vgl. Fischer, NFL’s Current Business Model, S. 9–10. 168 Vgl. Noll The Organization of Sports Leagues, S. 530. 169 Vgl. Dietl, The Organization of Professional Sports Leagues, o. S. 170 Vgl. Garcia-del-Barrio, Goal!, S. 64. 41

Fußball ausmachen.171 Das zeigt sich auch durch Übernahmen namhafter Vereinen. So sind mittlerweile Manchester United, Paris Saint-Germain, Manchester City, Arsenal, Liverpool und Internazionale (Inter Mailand) nicht mehr im Besitz von Europäern, sondern von Investo- ren aus den USA, dem mittleren Osten und Asien.172

Trotz der Differenzen in der Struktur der Ligen und Vereine, insbesondere dadurch, dass die amerikanischen Ligen weniger liberal sind, damit strenger reglementiert, hat jedes System seine Vor- und Nachteile. Beispielsweise entsteht durch die zentral gesteuerte Liga mit vielen Befugnissen entsteht der Vorteil, dass durch wenige Vereine eine große Wertschöpfung er- zielt werden kann. Der Nachteil dieses Systems ist aber, dass nicht alle Agglomerationen ab- gedeckt werden können, weil die Zahl der Vereine reglementiert ist und auch festgelegt wird in welchen Städten sich die Vereine niederlassen dürfen. Das ist der Vorteil des europäischen Systems, der somit zu einer maximalen Wertschöpfung führen kann. „Profit maximation“ galt lange Zeit als Kennzeichen des amerikanischen Systems, ist aber mittlerweile auch bei fast allen Fußballvereinen verbreitet und kann nun nicht mehr als Erklärung herhalten. Auch nicht zu unterscheiden ist, dass sich die Ligaorganisatoren weder bei Fußball noch American Foot- ball in die Finanzen der Vereine einmischen. In der Struktur der Meisterschaften unterschei- den sich die beiden wiederum. In der NFL wird nach der regulären Saison eine Playoff Phase gespielt, die durch die Brisanz einen wirtschaftlichen Vorteil suggeriert. Allerdings wird in so gut wie jeder Fußballliga ein Cup gespielt, weshalb auch dieser Grund nichtig ist. Auf den ersten Blick scheint man im amerikanischen „Draftsystem“ eine Ursache gefunden zu haben, welche eine Verbreitung stark erschwert haben könnte. Also tatsächlich ein Aspekt des „Ame- rican Exceptionalism“ mit Auswirkung auf die Globalisierung. Denn dieses System ist nur erfolgreich, wenn es ausreichend Universitäten und Schulen gibt die eine große Anzahl an potentiellen Nachwuchsspielern „erzeugt“. Doch auf den zweiten Blick muss auch dieser Um- stand relativiert werden, denn weshalb sollte American Football nicht auch mit dem von Fuß- ball geprägten System ohne „Draft“ funktionieren? Daher muss man nach anderen Ursachen suchen, welche man eindeutig einen Einfluss zuschreiben kann.

2.3.3 Gesellschaft und ihr Umgang mit Gewalt, Verletzungsrisiko

Als zweiter Analysegegenstand soll der Umgang von Gesellschaften mit Gewalt und gewalt- reichen Sportarten und in weiterer Folge auch mit den damit in Zusammenhang stehenden

171 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 53. 172 Vgl. Deloitte, Football Money League 2014, S. 9. 42

Verletzungen untersucht werden. Lassen sich hier bereits Anhaltspunkte finden, die für die Verbreitung und Globalisierung von Sportarten einen Ausschlag geben konnten?

„Sport is the best way to fame for any man alive.”173

Tatsächlich erlangen olympische Sieger und die Gewinner der FIFA Fußball-WM durch ihren meist hart erkämpften Triumph globale Bekanntheit.174 Es scheint so, als ob Wettkampfsitua- tionen allgemein von Gesellschaften akzeptiert werden und nur einige - besonders brutale - Sportarten wie American Football in manchen Regionen nicht mit den dort vorherrschenden Regeln und Werten konform sind. Inwieweit könnten Gesellschaften und ihre Sichtweise über Sport, auch in Hinblick auf Gewalt, die Verbreitung gewisser Sportarten begünstigt haben? Auf der einen Seite zeigt sich, dass evolutionär bedingt in körperlichen, kriegs- oder jagdähn- lichen Sportarten generell ein höherer Status und höheres Einkommen erreicht werden kann als beispielsweise im Tischtennis.175 Einige Wissenschaftler sind deshalb der Meinung, dass American Football besonders gute Voraussetzungen hätte, um global erfolgreich zu sein.176 Giulianotti schließt sich dieser Argumentation an, wenn er für körperbetonte Teamsportarten einen Vorteil ausmacht und bezeichnet auch Fußball als solchen. Des Weiteren belegen Rug- by, Australian und Canadian Football, dass brutale Sportarten auch in Ländern außerhalb der USA, wie in Australien, Südafrika, GB und Kanada, einen sehr hohen Stellenwert haben kön- nen.177 Auf der anderen Seite sind nicht alle Gesellschaften gleich aufgebaut. So werden, um noch einmal das Beispiel Tischtennis aufzugreifen, Tischtennischampions in Asien als Stars verehrt, verdienen viel Geld und lange galt diese Sportart als inoffizieller Nationalsport Chi- nas.178 Daher könnte man genau die Brutalität von American Football als Grund ausmachen, weshalb es sich genauso wenig wie Rugby, in hinduistischen Gesellschaften aber auch in an- deren Kulturkreisen Asiens, bei denen Gewalt generell eher oder ganz abgelehnt wird, nicht durchsetzen konnte.179 Inwieweit Gewalt in Gesellschaften toleriert wird, hängt also auch vom Grad der Gewaltausübung ab. Deshalb muss man an dieser Stelle soziologisch zwischen „bru- tal body contact“ und „borderline violance“ unterscheiden. Gewaltausübung in American Football, Eishockey und Rugby gehört zu ersteren, Fußball zu zweiterem. Wie schon in den Regeln bei American Football erklärt wurde, zählen „Tackles“, „Blocks“, „Bodychecks“ und andere physische Kontakte nicht als „Foul“, sondern sind für das Spiel notwendig und werden

173 Lombardo, On the Evolution of Sport, S. 11. 174 Vgl. Lombardo, On the Evolution of Sport, S. 12. 175 Vgl. Lombardo, On the Evolution of Sport, S. 10. 176 Vgl. Lombardo, On the Evolution of Sport, S. 10. 177 Vgl. Giulianotti, Football, S. 5–7. 178 Vgl. Lin, China team, S. 245–251. 179 Vgl. Giulianotti, Football, S. 5–7. 43 von manchen Gesellschaften ausschließlich während eines Spiels toleriert und dadurch Ver- letzungen in Kauf genommen. Im Fußball ist Körperkontakt möglich, aber nicht zwingend notwendig. Daher kommt der Einsatz von Ellenbogen und Knien („borderline violance“) in Zweikämpfen immer wieder vor, was genau genommen den Regeln widerspricht, auch wenn dies nicht bestraft wird.180 Es ist aber grundsätzlich ein viel geringeres Maß an Gewalt er- laubt. Fouls werden zudem stärker sanktioniert als im American Football und der Sinn des Spiels ist es nicht, den Gegner zu Boden zu bringen. Aus diesem Grund liegt die Vermutung nahe, dass Fußball auf Grund der geringeren Gewalttoleranz im Spiel besser mit den Wertvor- stellungen vieler Gesellschaften verbunden werden kann. Folgendes abschließendes Zitat aus der Novelle „The Prince of Tides“ soll bildlich veranschaulichen, weshalb Gewalt, wie sie im Football vorkommt, eine Auswirkung auf die Verbreitung haben könnte.

„Now a real hitter is a head-hunter who puts his head in the chest of his opponents and ain’t happy if his op- ponent is still breathing after the play.“181 Nun könnte man argumentieren, dass es sich dabei um eine Novelle handelt. Doch für den Soziologen Jay Coakley sind derartige Sprüche in „heavy-contact sports“ üblich.182

Die Folge dieser eben beschriebenen Spielweise sind Verletzungen, welche sowohl im Trai- ning als auch bei Wettkämpfen ständig passieren. Jene Brutalität wird im Zusammenhang mit American Football vielfach erwähnt und in den USA glorifiziert, weshalb die Spieler der NFL und der Colleges als Gladiatoren der heutigen Zeit gelten. Das Verletzungspotential führte allerdings selbst in den USA schon des Öfteren zu Kritik. In anderen Ländern, in denen Foot- ball übertragen wird und so hart aussehende Sportarten selten sind, wird die Gewaltbereit- schaft klarerweise noch mehr kritisiert. Das zeigt auch eine Untersuchung der NFL, welche kürzlich einen starken Anstieg der Verletzungsrate verzeichnete.183 Insbesondere Kopfverlet- zungen wirken oft Jahre nach der Ausübung des Sports nach und führen bei Sportlern zu gro- ße Schmerzen und Problemen im Alltag.184

Könnte also die Verletzungsproblematik die Verbreitung von Football verhindert und Fußball bevorzugt haben? Nein, wahrscheinlich nicht, denn auch Fußball ist ein gefährlicher Sport. Besonders betroffen sind dabei Frauen und Torleute, möglicherweise auch junge Spieler.185 Das zeigen von Spielereltern eingereichte Klagen gegen die FIFA in den USA, welche sich

180 Vgl. Coakley, Sport in society, S. 198–199. 181 Conroy, Prince of Tides, S. 384. 182 Vgl. Coakley, Sport in society, S. 199. 183 Vgl. Cahill, American Football and the evolution. S. 108. 184 Vgl. Busfield, NFL's gladiators. 185 Vgl. Al-Kashmiri, Head and neck injuries, S. 189–195. 44 auf die Gefährlichkeit von Kopfbällen beim Fußball beziehen. Der Grund sei jener, dass vor allem bei jungen Spielern die Nackenmuskulatur noch nicht ausreichend ausgeprägt sei.186 Eine Folge der Diskussion ist der Vorstoß des Vorsitzenden der Medizinischen Kommission der FIFA Michel D’Hooghe für eine verpflichtende Untersuchung durch einen Teamarzt bei Verdacht auf Gehirnerschütterungen. In England wurden die Richtlinien dahingehend bereits ab dieser Saison verschärft.187 Auch die UEFA reagierte und stimmte für eine neue Regel, die besagt, dass der Schiedsrichter eine Partie für drei Minuten unterbrechen kann, wenn er bei einem Spieler eine Gehirnerschütterung vermutet. Der Spieler darf das Feld erst wieder betre- ten, wenn der Teamarzt zustimmt.188 Das kann man als Antwort auf Studien sehen, die zeigen, dass Fußballer im Durchschnitt pro Jahr in etwa gleich viele Gehirnerschütterungen wie Ame- rican Football- und Eishockey-Spieler aufweisen.189 Bemerkenswert ist auch die Erkenntnis, dass das Risiko für derartige Verletzungen nicht nur im Leistungssport, sondern auch im Brei- tensport besteht.190 Aus diesem Grund fordern Scott Delaney und Renata Frankovich von der Canadian Academy of Sport Medicine, vor allem in jungen Jahren die Anzahl an Kopfbällen zu reduzieren und den Fairplay Gedanken mittels Trainer, Eltern und Schiedsrichter mehr zu forcieren. Außerdem werden Trainer und Schiedsrichter dazu aufgerufen, Symptome einer Gehirnerschütterung besser zu erkennen und gegebenenfalls die Spieler vom Platz zu stel- len.191 Außerdem sei es sinnvoll, das Tragen eines Mundschutzes im Fußball einzuführen, so wie es im Football und Eishockey schon lange üblich ist.192 Bowy, Knitter und Rosenstein forderten bereits 2002, sich die Unfallstatistiken anderer Sportarten wie Eishockey oder Ski- laufen anzusehen, bevor man sich zur Aussage verleiten lässt, dass American Football ein gefährlicher Sport sei.193 Daher soll nun die Verletzungsgefahr verschiedener Sportarten in Relation zueinander dargestellt werden, um die Frage der Verletzungen als Grund für die Verbreitung endgültig verneinen zu können. Aus dem Bericht von Arpit Misra „Common Sports Injuries: Incidence and Average Charges“ geht hervor, dass die Verletzungsrate bei US-amerikanischen 25-40-Jährigen bei 25,2 und beim Fußball bei 23,8 von 100.000 Spielern liegt. Radfahren und Basketball bergen mit 126,5 und 61,2 von 100.000 ausübenden Personen ein viel größeres Risiko. Ebenfalls höher ist das Risiko, nach einem Fahrradunfall ins Kran-

186 Vgl. Spiegel, Verletzungsgefahr beim Fußball. 187 Vgl. Spiegel, Fußball. 188 Vgl. UEFA, Champions League final. 189 Vgl. Delaney, Head injuries and Concussion in Soccer, S. 2. 190 Vgl. Delaney, Head injuries and Concussion in Soccer, S. 2. 191 Vgl. Delaney, Head injuries and Concussion in Soccer, S. 23. 192 Vgl. Delaney, Head injuries and Concussion in Soccer, S. 5. 193 Vgl. Bowy, American Football, S. 10. 45 kenhaus zu müssen.194 Betrachtet man nun die Verletzungshäufigkeiten nach Körperregion, erkennt man, dass Kopfverletzungen überhaupt nur bei Fahrradunfällen mit 14 Prozent aller Verletzungen eine nennenswerte Komponente darstellen. Bei Football sind es vor allem Knie- (14%), Finger- (14%) und Schulterverletzungen (13%), bei Fußball Knie- (14%), Knöchel- (15%) und Gesichtsverletzungen (13%).195 Aber auch eine einjährige US-Studie mit 37 Pro- banden wies mittels MR (Magnetresonanz) nach, dass es einen nichtlinearen Zusammenhang (Kurve) zwischen dem Verlust weißer Masse und Kopfbällen gibt. Diese Ergebnisse sprechen für die Gefährlichkeit von Fußball.196

Somit ist bewiesen, dass nicht nur beim American Football sondern auch beim Fußball ein relativ großes Verletzungsrisiko besteht und die Verletzungsproblematik damit nicht als Fak- tor in Frage kommt. Allerdings kann auch das Vorurteil und die Angst, dass American Foot- ball gefährlicher als Fußball ist eine ablehnende Haltung und Abneigung dagegen auslösen. Dass in manchen Gesellschaften Gewalt weniger dominierend ist und sogar abgelehnt werden kann, ist ebenfalls ersichtlich und kann als Grund gesehen werden, weshalb Football durch seine Brutalität weniger oft akzeptiert und gefördert wird als Fußball.

2.3.4 Taktik, Regeln, Kosten und Verfügbarkeit der Sportausrüstung

Wenn es nicht die Verletzungsgefahr ist, könnten stattdessen Taktik und Regeln Rahmenfak- toren sein, die einen Nachteil von American Football gegenüber Fußball bedeuten? Geht es nach Kelly, so sind „its minimal rules, basic equipment, and fundamental skills necessary to play and watch knowledgably” Gründe, weshalb sich Fußball besser und einfacher als Ameri- can Football auf der ganzen Welt verbreiten konnte.197 Es scheint so, als ob American Foot- ball hingegen ein Sport mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Regeln und taktischen Mög- lichkeiten ist. Tatsächlich wird dieser Komponente aber kaum Platz in der Literatur einge- räumt. Einer der wenigen diesbezüglichen Ansätze findet sich bei Bowy, Knitter und Rosen- stein in „American Football … vom Kick-off zum Touchdown“. Sie argumentieren, dass man die grundlegenden Spielmechaniken recht schnell verstehen kann, allerdings sei das Spiel bei tiefergehender Betrachtung so komplex, dass es eigene Bücher für einzelne Regeln und Takti- ken gibt. Vielleicht ist die allgemein fehlende Literaturlage ein Zeichen, dass American Foot- ball taktisch doch nicht so komplex ist und es bedarf gar nicht so vieler Spielertypen und Ak- teure, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Sollte sich jedoch herausstellen, dass dies

194 Vgl. Misra, Common Sports Injuries, S. 2. 195 Vgl. Misra, Common Sports Injuries, S. 4. 196 Vgl. Branch, Soccer Heading, S. 850–857. 197 Kelly, Is baseball a global sport?, S. 191–192. 46 nicht der Fall ist und Fußball tatsächlich einfacher zu verstehen und zu praktizieren ist, kann man Taktik und Regeln als Rahmenfaktoren dafür anführen, weshalb American Football ei- nen Nachteil bei der Verbreitung hat. Um das in regeltechnischer Hinsicht jedoch herauszu- finden, werden in folgender Analyse mögliche Faktoren tabellarisch veranschaulicht, wesent- liche Aspekte herausgehoben und anschließend in Bezug auf die Fragestellung diskutiert. Für diese Betrachtung werden jeweils das internationale Regelwerk sowie eine zusätzliche Liga als Beispiel herangezogen.

Tabelle 1 Regeln IFAF, NFL, FIFA und DFB

International Bsp. Liga International Bsp. Liga

Regelwerk: IFAF 2014/15 NFL 2013 FIFA 2013/14 DFB 2013/14

Seiten (A4) 173 120 148 122

Regeln (Anzahl) 12 18 17 17

Übersichtlichkeit Gut Befriedigend Sehr gut Sehr gut

Abbildungen und Gra- Ja Ja Ja Ja fiken

Schiedsrichter 8 7 3-6 3-6

Unterschiedliche Spie- 10 Defense 10 Defense 10 10 lerpositionen 9 Offense 9 Offense 5 Special Team 5 Special Team Kader – – 11 + 3-12 Ersatzspie- 11 + 3-12 Ersatz- ler spieler Hilfsmittel Schiedsrich- keine Video Review Assistenten, bzw. Weitere Assisten- goal-line technology ten ter (GLT) Ausrüstungsgegenstände 9 9 5 5

Nun sollen die Punkte hervorgehoben werden, die eine Auswirkung auf die Verbreitung ha- ben könnten und die Möglichkeit Fußball oder American Football auszuüben. Die Regelwer- ke bestehen aus 120 und 173 Seiten. Alle davon enthalten Grafiken und Abbildungen und sind befriedigend bis sehr übersichtlich. Der US-Fernsehsender ESPN führt in einer Untersuchung der NFL an, dass insbesondere durch die Vereinfachung der Regeln Verbesserungspotential vorhanden sei. Denn es sei feststellbar, dass die Regeln komplexer geworden seien, und sich das negativ auf die Umsetzbarkeit im Amateurbereich auswirken könne. Besonders viele Än- derungen und Unterschiede sind aber erst in den letzten Jahren wirklich aufgetreten. Beson- ders kritisiert wurden 2013 die Regeln 5, Sektion 4, Artikel 3; 8, Sektion 3, Artikel 1, Punkt 4; 47

5, Sektion 2, Artikel 10 (d); Regel 10, Sektion 2, Artikel 4; Regel 9, Sektion 2, Artikel 2.198 Herausgehoben werden soll Regel 5, Sektion 2, Artikel 10(d) „If the expires before the defense has completed its substitution, it is delay of game by the offense.”199 Diese Regel ist erwähnenswert, weil sie besagt, dass die Offensive eine Strafe bekommt, wenn die Defen- sive für einen Spielerwechsel zu lange benötigt und die Spieluhr ausläuft. Ein weiterer aus- zumachender Unterschied mit Einfluss auf die Einfachheit des Sports ist die Anzahl an Schiedsrichtern und die Verwendung von Hilfsmitteln. Während im Fußball die Zahl der Schiedsrichter zwischen drei und sechs schwankt und in der FIFA die Möglichkeit des Einsat- zes der „Goal-Line Technology“ (GLT) besteht, kann man im DFB lediglich auf den Einsatz von maximal sechs Assistenten zurückgreifen. Beim American Football ist die Anzahl der Schiedsrichter in den Regelwerken mit sieben in der NFL und acht bei der IFAF festgelegt. Dieser Unterschied hängt damit zusammen, dass die Verwendung eines Video Reviews in der NFL verpflichtend und im Collegefootball optional ist und so den Schiedsrichtern als zusätz- liches Hilfsmittel zur Verfügung steht und die Schiedsrichter im American Football im Ge- gensatz zum Fußball Profis sind. Natürlich sind mit dem Video-Review und den Profischieds- richtern höhere Kosten verbunden, und das Spielfeld muss überhaupt erst damit ausgestattet werden. Allerdings zeigt sich am Beispiel der IFAF, dass eine Übertragung von Spielen auch gelingen kann, wenn es beides nicht gibt. Eine große Schwierigkeit für die Teams stellt auch die Kadergröße – 53 Spieler, 46 dürfen pro NFL- und IFAF-Spiel aktiviert werden200 – und damit in Zusammenhang die notwendigen spezifischen Spielerpositionen beim Football dar. Da es je nach Position auf Grund körperlicher Voraussetzungen und regeltechnisch beispiels- weise der verpflichtenden Nummern der „Linemen“ notwendig ist, einen relativ großen Kader zu besitzen. Insgesamt gibt es im American Football zehn Positionen in der Defensive, neun in der Offensive und fünf bei den sogenannten „Special Teams“. In letzteren kommen haupt- sächlich die Ersatzspieler zum Einsatz. Im Fußball gibt es hingegen nur zehn Spielerpositio- nen. Körperlich gesehen sind die Innenverteidiger in der Regel größer als die Außenverteidi- ger. Ansonsten findet man im modernen Fußball keine positionsspezifischen Körpermaße. Das zeigt sich am Beispiel des Stürmers Lionel Messi im Vergleich zu Zlatan Ibrahimovic. Feststellbar ist somit, dass Football anscheinend mit einem größeren Aufwand (Hilfsmittel) und Kader sowie mit einer höheren Anzahl an Spielerpositionen und Schiedsrichtern verbun- den ist und die Regeln teilweise undurchsichtig sind. Es scheint damit bestätigt, dass die Re-

198 Vgl. Seifert, NFL Nation Says. 199 NFL, National Football League, S. 30. 200 Vgl. Lillibridge, 53-Man Roster. 48 geln von Football und Fußball eine Auswirkung auf die aktuelle Verbreitung haben können. Doch wie sieht es mit der Taktik und modernen Technologien aus?

„Fußball ist technologisch gesehen eine der einfachsten und unaufwendigsten Sportarten.“ 201

Taktik, Analyse und Technologien spielen im Gegensatz dazu im American Football eine wesentliche Rolle, um ein Spiel gewinnen zu können. Dafür ist es notwendig, den Gegner zu studieren und so einen Vorteil zu erlangen. Beispielsweise spielt Team F zu einer Wahr- scheinlichkeit von 75 Prozent beim ersten Down einen Pass über die rechte Spielhälfte, wenn zehn Yards zu überbrücken sind. Sind hingegen nur fünf Yards für eine neue Angriffsserie notwendig, versucht man zu 80 Prozent einen Laufspielzug über Links. Dieses Beispiel soll nur sehr vereinfacht darstellen, dass Wahrscheinlichkeiten im American Football einen gro- ßen Einfluss auf das Spiel und das Coaching haben. Der Grund liegt darin, dass die Spielzüge sowohl von der Offensive als auch der Defensive, wie bereits dargestellt, konzipiert sind. Die taktische Analyse ist in die 60er-Jahre datiert und beginnt mit der Verwendung technischer Hilfsmittel wie Computer. Zu diesem Zeitpunkt war sie hauptsächlich im professionellen Football wichtig. Mittlerweile ist es aber in so gut wie allen Ligen, ob Profi-, College- oder Amateurligen, notwendig geworden. Das impliziert natürlich einen großen Aufwand. Ohne Videoanalysen und statistischen Auswertungen kann man ab einem gewissen Niveau kein Spiel mehr gewinnen, da mit Taktik teilweise auch körperliche Defizite wettgemacht und Schwächen ausgenutzt werden können.202 Natürlich impliziert diese Komplexität auch, dass Spieler dazu in der Lage sein müssen, pro Position mehrere hundert Spielzug- und Verteidi- gungsvarianten einzustudieren, die sich aber permanent ändern. 203 Während eines Spiels kommen dann zusätzlich zahlreiche Technologien, wie Kopfhörer, Telefone und Beobachter, die die Spielregie aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen, zum Einsatz.204 Mittler- weile werden auch Tablets eingesetzt, um sofort analysieren zu können, worauf zu achten ist und um auf bestimmte Situationen reagieren zu können. Ein großer Unterschied zwischen Fußball und American Football sind auch die Entscheidungen eines Trainers, die großen Ein- fluss haben können. So gibt es im American Football eine Vielzahl an taktischen Entschei- dungen zu treffen. Nach einem „Touchdown“ ist die Wahrscheinlichkeit, einen Extrapunkt zu verwerten, gegen 100 Prozent; ein „Touchdown during Try“ zu verwandeln, lag 1997 statt- dessen bei 43 Prozent. Daher ist es notwendig, Entscheidungen einerseits statistisch, anderer-

201 Real, Super Bowl versus Fußballweltmeisterschaft, S. 137–138. 202 Vgl. Stern, American Football, S. 2–3. 203 Vgl. Gannon, American Football, S. 254. 204 Vgl. Real, Super Bowl versus Fußballweltmeisterschaft, S. 138. 49 seits situationsbedingt abzuwägen, da sie ein Spiel nachhaltig beeinflussen können.205 Ein weiterer spielentscheidender Beschluss ist es, den Ball beim vierten Versuch zu „Punten“ oder auszuspielen, sprich, ab welcher Feldposition dem „Kicker“ zugetraut wird, dass dieser ein „Fieldgoal“ erzielen kann. Wann ist die Distanz für ein solches ausreichend oder wann möch- te man versuchen, eine neue Angriffsserie zu erreichen und in Kauf nehmen dem Gegner eine gute Feldposition zu ermöglichen? 206 Eine vergleichbare Entscheidung hat ein Fußballtrainer nur in Ausnahmefällen zu treffen, zum Beispiel wenn es darum geht, einen Elfmeterschützen zu bestimmen. Die Spieler selbst haben im American Football die Möglichkeit, einen sicheren „Touchdown“ mittels einer „Passinterference“ zu verhindern. Unter Umständen kann das po- sitiv für das Team sein. Derartige individuelle Einschätzungen und Durchführungen, die von einem Trainer vorgegeben bzw. bewilligt werden können, gibt es auch im Fußball. Selbst die akademische Forschung widmete sich diesem Thema. Wright und Hirotsu von der Lancaster University versuchten zu berechnen, wann es am sinnvollsten ist, ein taktisches Foul zu bege- hen und sie kamen zu dem Schluss, dass es vor allem auf den Zeitpunkt ankommt, zu wel- chem das Foul erfolgt. So zeigte sich die Problematik, dass ein und dasselbe taktische Foul, welches eine rote Karte zur Folge hat, aber dafür ein Tor verhindert, in der 89. Minute kaum Auswirkungen auf den Spielverlauf hat, während ein ausgeschlossener Spieler in der ersten Minute sehr negative Auswirkungen haben kann.207 Außerdem fällt auf, dass es im Fußball mittels sehr guter Einzelaktionen möglich ist, ein Spiel zu entscheiden, während dies im Ame- rican Football nicht so ist. Taktisch unterscheiden sich Fußball und American Football vor allem darin, dass es im Fußball den Spielern individuell möglich ist, bestimmte Aktionen zu setzen. Also kann ein Spieler mit Spontanität und eigener Interpretation Spielsituationen er- kennen und versuchen, seine Ideen umzusetzen. Da beim Fußball sowohl offensive als auch defensive Spieler einer Mannschaft auf dem Feld stehen, ist es notwendig, dass er die Aufga- ben jedes Spielers kennt, um gegebenenfalls reagieren zu können. Das ist wichtig, und in gu- ten Teams reagieren die Mitspieler dann auf die Intention und antizipieren. Bei American Football ist so etwas gar nicht üblich.208 Die Offensive ist von der Defensive stark getrennt, wie dies bereits im zweiten Teilkapitel dargelegt wurde. Die Spielzüge sind fix von den Trai- nern festgelegt; Unter anderem auch was Spieler bei einem „Run“- oder Passversuch zu tun haben. So hat ein „Receiver“ bei einem Laufversuch die Aufgabe, entweder mit seiner Route Spieler wegzulotsen, damit diese nicht den „Runningback“ stoppen können, oder den Weg für

205 Vgl. Sackrowitz, Refining the Point(s), S. 29. 206 Vgl. Stern, American Football, S. 9. 207 Vgl. Wright, The Professional Foul, S. 217–218. 208 Vgl. Real, Super Bowl versus Fußballweltmeisterschaft, S. 136–137. 50 den „Runningback“ freizublocken. Umgekehrt blockt ein „Runningback“ bei einem Passver- such meistens, um dem „Quarterback“ mehr Zeit für den Pass einzuräumen. Interpretations- spielraum wird den Spielern nur sehr selten eingeräumt. Für das taktische Beratschlagen wird mehr Zeit als für das Spielen selbst aufgewendet.209

Die Analyse der Taktik zeigte, dass die Umsetzung taktischer Anweisungen im Fußball schwieriger ist, weil keine vorgegebenen Spielzüge gespielt werden. Außerdem gibt es weni- ger Spielsituationen, in die Trainer direkt eingreifen können. Sie haben zwar Einfluss auf die taktische Aufstellung, können aber nur bedingt auf Spieler während einer Situation einwirken. So wird bei WM-Endrunden mit verschiedenen Aufstellungen 4-4-2, 3-5-2, 3-3-1-3 und 4-3-3 gespielt. Das Umstellen während des Spiels ist schwieriger umsetzbar.210 Beim Football ist es durch die Abfolge von Spielzügen und Timeouts möglich, das Spiel zu prägen und entspre- chend auf neue Gegebenheiten zu reagieren. Wechsel nach jedem Spielzug ermöglichen ein- fach taktische Umstellungen. Dazu kommt noch eine Unmenge an verschiedenen Spielzügen, die den Sport auf jedem Level sehr komplex für jeden Einzelspieler machen. Dass jedoch auch im Fußball Taktik immer wichtiger ist, kann man bei der Betrachtung von Freistoßsitua- tionen beobachten, die den Trainern Möglichkeiten eröffnen, Einfluss zu nehmen. Allerdings gibt es hier noch viel Potential. Daher kann man zum Schluss kommen, dass Football Fußball an taktischen Möglichkeiten überlegen ist und die Wichtigkeit der Taktik an sich im Ameri- can Football dominant ist. Jeder Spielzug muss wohl überlegt sein und jede Fehlentscheidung kann das Spiel entscheiden. Ein Trainer alleine reicht wegen der Komplexität, der Vielzahl an Entscheidungen und den zahlreichen Positionen auch in unteren Ligen nicht aus, um Spiele bestreiten zu können. Daher kann Taktik als Grund gelten, weshalb es schwieriger ist, Ameri- can Football zu spielen bzw. zu coachen.

Kosten und Verfügbarkeit der Sportausrüstung

Betrachtet man die Regelbücher der beiden Teamsportarten, so fällt auf, dass American Foot- ballspieler eine viel größere Anzahl an Ausrüstungsgegenständen benötigen. So sind das fünf Gegenstände im Fußball und neun im American Football. Für Amateursportler ist es im Fuß- ball zudem möglich, nur mit Fußballschuhen im Park zu spielen. Beim American Football in der Hauptvariante ist das nicht möglich, da es bei diesem Kontaktsport sonst zu starken Ver- letzungen kommen würde. Doch wie sieht es konkret mit den Kosten für die Ausrüstung und mit der Verfügbarkeit aus? Weniger Verfügbarkeit und hohe Kosten würden das Spiel

209 Vgl. Real, Super Bowl versus Fußballweltmeisterschaft, S. 136–137. 210 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 48. 51 zwangsläufig nur für eine bestimmte Schicht und für die breite Masse nur in wirtschaftlich führenden Ländern ermöglichen. Könnte dieser Umstand dafür mitverantwortlich sein, dass Football nicht so verbreitet ist? Ja, denn Fußball ist ein vergleichsweise günstiger Teamsport. Des Weiteren kann man die Ausrüstungsgegenstände einfach erwerben. Diese Umstände tref- fen so nicht auf American Football zu. Die dafür notwendige Ausrüstung ist teuer und auch die Verfügbarkeit nicht überall gegeben. Folgende Analyse soll veranschaulichen, in welchem Rahmen sich die Kosten für die Ausübung der jeweiligen Sportarten bewegen.

Für die Ausübung von Fußball muss man in Europa bei einer Basisausstattung, laut FIFA- Reglement, mit 30,39 Euro rechnen. Dieser Preis setzt sich aus 7,48 Euro für den günstigsten Schienbeinschützer (Adidas F50 Lite) und 22,91 Euro für einen Puma Universal FG (Herren) Fußballschuh zusammen.211 Die Dressen werden nicht mitberechnet, da diese meistens ge- meinschaftlich im Verein gezahlt werden oder hobbymäßig in ähnlich farblichen Shirts ge- spielt werden kann. Für die Berechnung wurde das Vergleichsportal geizhals.at herangezogen, das sowohl österreichische als auch europäische Händler listet. Für die USA gilt ähnliches, da die günstigsten Preise bei amazon.com zu finden waren, und dieser Konzern überall in Nord- amerika zustellt. Eine American Footballausrüstung, Ausstattung nach IFAF-Reglement, kos- tet sowohl in Österreich als auch im Rest Europas vergleichsweise viel. Bei einem Komplett- set muss man bei Österreichs günstigstem Anbieter teamzone.eu mit 389,90 Euro rechnen, welches aber nur direkt im Geschäft in Wien erworben werden kann.212 Das Paket setzt sich aus dem Footballhelm Schutt DNA Pro+, Mundschutz, der Facemask DNA, dem Shoulderpad Schutt Varsity Flex, Trainings-Jersey, Trainings-Footballhose, Gürtel, Oberschenkelschützer, Knieschützer und Hüftschutz-Set zusammen. 213 Dieses wurde ausgewählt, weil sich zeigte, dass das Gesamtpaket günstiger ist, als die Komponenten einzeln. Für die Schuhe kommen genau wie beim Fußball noch 22,91 Euro (für einen Puma Universal FG) dazu.214 Damit man ausschließen kann, dass dieser Preis nur so hoch ist, weil Österreich kein „American Football- land“ ist, hier zum Vergleich eine Preisaufstellung für die USA. Natürlich wurden nur die günstigsten Produkte berücksichtigt, als Kaufportal wurde footballamerika.com gewählt. Der Preis ist mit 304.61 US-Dollar etwas günstiger, enthält aber auch noch kein Trainingsshirt, keine Hose und keinen Mundschutz. Das Set besteht aus Rawlings Adult General Purpose Football Shoulder Pad, Rawlings Adult Zoombang 4-Piece Protective Shirt, Rawlings Adult NRG Impulse Football Helmet, Rawlings Adult Zoombang 5 Piece Protective Girdle und

211 Vgl. Amazon, adidas Herren Schienbeinschoner. 212 Vgl. Teamzone, Adult Equipment Package. 213 Vgl. Teamzone, Adult Equipment Package. 214 Vgl. Amazon, Puma Universal. 52

Adidas Men's Turf Hog LX Mid Rubber Cleats. Für ein vollständigeres Bild über die Situation soll noch untersucht werden, wie es sich mit den Kosten für die Ausrüstung im American Football in Ländern, die ebenfalls Teil der IFAF sind, wie Ägypten und Peru, oder nicht sind, wie China und Ecuador, verhält. Der Grund dafür liegt darin, dass es nur so möglich ist, eine Aussage darüber zu treffen, ob man überhaupt Ausrüstungsgegenstände erwerben und somit den Sport ausüben kann. Bei diesem Analyseteil ist man auch mit der Problematik konfron- tiert, dass man schwer an Listen nationaler Verkäufer gelangt. Allerdings ist die Bestellung von Ausrüstungsgegenständen über internationale Portale wie Amazon und Ebay möglich. Preislich liegen die Grundpreise hier sowohl bei Fußball- als auch American Football- Produkten auf dem gleichen Niveau wie in Österreich. Daher muss man als Käufer in Europa, Südamerika, Asien und Nordafrika mit unterschiedlichen, teilweise extrem hohen, Versand- kosten rechnen und zudem senden manche Verkäufer ihre Waren nicht in alle Länder.

Somit steht fest, dass der Unterschied zwischen einer Fußballausstattung und einer für Ameri- can Football so eklatant ist, dass Kosten eindeutig als Grund identifiziert werden können, weshalb American Football in manchen Regionen aktuell zu teuer ist, um es nach IFAF- Regeln zu spielen. Weil der Preisunterschied der Ausrüstung alleine schon so hoch ist, sei an dieser Stelle nur noch erwähnt, dass für die American Footballteams auch noch die Kosten für Tore, Pylonen usw. und beim Fußball die Tore und Eckfahnen hinzukommen. Von der Größe des Feldes ist es nach internationalen IFAF-Regeln auch möglich, auf einem Fußballfeld zu spielen. Daher ergeben sich hierbei häufig keine Kosten, die beispielsweise beim Umbau oder Neubau eines Platzes zu beachten wären, sprich der Kostenunterschied basiert hauptsächlich auf den Preisen der Ausrüstungsgegenständen. Die größere Anzahl an Ausrüstungsgegenstän- de erschwert es jedoch auch, dass Footballspieler mit der notwendigen Ausrüstung ausgestat- tet werden können. Zwar brachte das Internet eine Erleichterung im Hinblick auf die Verfüg- barkeit, denn in so gut wie jedem Land hat man mittels Internetzugang zu Spielutensilien, jedoch ist die Verfügbarkeit in gewissen Ländern wieder mit höheren Kosten verbunden.

Das erste Kapitel konnte somit zahlreiche Rahmenfaktoren nachweisen, die eine Auswirkung auf die heutige Verbreitung haben könnten, wie die Verfügbarkeit von Sportausrüstung und die viel höheren Kosten im Vergleich zu Fußball. Als weitere Faktoren können das Vorurteil, Fußball sei viel weniger gefährlich als Fußball und die damit größere Akzeptanz dieser Sport- art in manchen Gesellschaften, das höhere Gewaltniveau von American Football sowie die größere Komplexität gelten. Damit stark verbunden ist ein größerer Aufwand, auch auf nied- rigerem Level, um die Regeln und die Taktik zu verstehen. Es sind bei American Football mehr Trainer, Schiedsrichter und unterschiedliche Spielertypen unvermeidlich. Beim Fußball 53 sind die Anforderungen an die Spieler geringer. Als kein Faktor stellte sich der „American Exceptionalism“ im Bezug zur Ligastruktur und Organisation heraus. Notwendig wurde die Untersuchung dieser Faktoren, weil die aktuelle Dominanz Fußball gegenüber von American Football nicht ausschließlich historisch zu erklären ist. Große Unterschiede konnten in sozia- len Netzwerken (Facebook) festgestellt werden, bei denen Fußball auf nationaler wie auch auf Clubebene führend war. Die Stadionbesucherzahlen lagen bei American Football höher, aller- dings gibt es dort weniger Spiele und nur eine Profiliga. In wirtschaftlicher Hinsicht dominiert jedoch die NFL gegenüber allen anderen Sportligen. Sie alleine generiert 2012 einen Umsatz über neun Milliarden Dollar.215 Die englische Premier League kann gerade etwas über vier Milliarden Dollar umsetzen.216 Dieser Umstand spiegelt sich auch im Wert wider, wenn auch die wertvollsten drei Vereine Fußballvereine sind, aber in den „Top 50“ finden sich 20 NFL Teams. Das Gefälle zwischen der amerikanischen Profiliga und allen anderen Ligen im Ame- rican Football ist immens, aber auch im Fußball besteht zwischen Europa und dem Rest der Welt ein Ungleichgewicht. Nur die japanischen, mexikanischen und amerikanischen Ligen spielen in den „Top 15“ eine Rolle. Außerdem muss auch noch die Partizipation erwähnt wer- den. Hier dominiert Fußball am augenscheinlichsten. Für die Fußball-WM 2006 in Deutsch- land versuchten sich 207 FIFA-Mitglieder qualifizieren.217 Bereits 2008 gab es mit 208 mehr Mitglieder als UN-Nationen.218 Zum Vergleich gibt es gerade einmal 64 IFAF-Nationen. Der Großteil davon stammt aus Europa und Nordamerika.219

215 Vgl. Statista, Combined total brand value of teams. 216 Vgl. Brand Finance, Football Brands 2012, S. 34. 217 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 188–189. 218 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 101. 219 Vgl. IFAF, Federations. 54

3 Historische Analyse

3.1 Auswahl und Darstellung des Analyseschemas und Forschungsschwerpunkte

In folgendem Kapitel geht es darum, ausgewählte Aspekte der Globalisierung, die mit der Verbreitung von American Football und Fußball in Zusammenhang stehen zu analysieren und zu betrachten, als Framework dient das „A Minimal Phase Model of Globalization“ (Sechs- Phasen-Modell) von Robertson aus dem Jahr 1992, welches, wie in der Einleitung bereits er- wähnt, ursprünglich aus fünf Phasen bestand.220 Seine Arbeit basiert auf dem Globalisie- rungsbegriff von Robertson mit dem zusammen er auch „Globalization & Football“ heraus- gab. Für Robertson bzw. Giulianotti ist die Globalisierung im allgemeinen Sinn ein Prozess, in dem die Welt ein einziger Ort wird. Das betrifft sowohl die „compression of the world” als auch die Intensivierung des Bewusstseins, dass die Welt als eine Welt zu verstehen sei.221 Dieser Definition, im Sinne der Verbreitung und Ausdehnung, kommt daher in diesem Kapi- tel besondere Bedeutung zu.

Das Framework von Robertson und Giulianotti scheint somit ideal geeignet zu sein und wird, wie angekündigt, für die Arbeit übernommen und entsprechend adaptiert. Diese Anpassung erfolgt mittels zahlreicher Literaturstellen und Fakten, um die Entwicklung von Fußball und American Football im Hinblick auf die Forschungsschwerpunkte darstellen zu können. Bevor es zur Analyse kommt, soll noch die sechste Phase Giulianottis und Robertsons erläutert wer- den, da diese in der Einleitung noch nicht vorgestellt wurde. Robertson setzt den Beginn der sechsten Phase, die „Millennial-Phase“, mit dem 11. September 2001 an. Unsicherheit und Pessimismus seien Kennzeichen dieser Phase. Transnationaler Einfluss religiöser und kultu- reller Einflüsse ist gegeben. Eine erhöhte Angst vor dem Klimawandel, Sorge um die eigene Sicherheit, die Nationale Identität und das globale Umfeld prägen die Zeit ab 2001.222 Nicht unwesentlich für die Untersuchung ist auch die Klärung, weshalb ausgerechnet dieses Analy- seschema ausgewählt wurde. Giulianottis Sechs-Phasen-Modell ist gegenüber anderen im Vorteil, weil es durch wenige Adaptierungen so wie kein anderes Framework geeignet ist, um die historische Entwicklung von Fußball, teilweise auch von Rugby, vor allem aber diese in Kombination mit American Football detailliert parallel analysieren zu können. Speziell für die drei wesentlichen Forschungsschwerpunkte des zweiten Kapitels (siehe unten) bietet es die perfekte Struktur, um den – von mir als besonders gravierend empfundenen – verschiedenen

220 Vgl. Robertson, Globalization. 221 Vgl. Robertson, Globalization, S. 135; 8. 222 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 27–29. 55

Aspekten nachgehen zu können. So wird dem Leser das Vergleichen verschiedener Faktoren, welche die Entwicklung und Verbreitung beeinflusst haben könnten, erleichtert. Diesbezüg- lich muss an dieser Stelle unbedingt darauf hingewiesen werden, dass nur ausgewählte Fakto- ren und Phänomene betrachtet werden können, aber nicht alle, weil das den Rahmen einer Masterarbeit sprengen würde. Weniger detailliert werden jene Phasen von Giulianottis Modell dargestellt, welche für die Untersuchung mit folgenden Schwerpunkten als weniger wichtig gelten. Im diesem Kapitel sind das im Besonderem die erste und zweite, aber auch die vierte Phase. Zusätzlich zur historischen Darstellung ermöglicht das Framework, den von mir aus- gewählten Forschungspunkten explizit nachzugehen und einzuarbeiten.

An dieser Stelle sollen nun die drei großen Forschungsschwerpunkte kurz vorgestellt werden. Dieser Arbeit zu Grunde liegt die Vermutung, dass besonders die dritte Phase den Grundstein zur Globalisierung legte, in dem die sogenannte „Take-Off-Phase“ die Entwicklung der bei- den Teamsportarten nachhaltig prägte und adäquate Erklärungen auf historischer Basis für die Verbreitung liefern konnte. Die erste betrifft die „Sport Space“ Theorie, die häufig als Erklä- rung für die erfolgreiche und nicht gelungene Ausbreitung von Sportarten auftaucht. Darauf, und auf die Untersuchungsgegenstände Fußball und American Football bezogen, soll den Fragen nachgegangen werden, ab welchem Zeitpunkt in der „Take-Off-Phase“ sich American Football überhaupt etablierte bzw. welche Sportarten den „Sport Space“ der USA ausfüllten. Außerdem stellt sich die Frage, wann sich Fußball in Europa und weltweit etablieren und da- mit den „Sport Space“ okkupieren konnte? Sollte sich der Verdacht erhärten, dass sich Ame- rican Football zu spät entwickelt hat und somit kein Platz im „Sport Space“ vieler Länder mehr zur Verfügung stand, würde das nämlich eine niedrige Verbreitungswahrscheinlichkeit für American Football und eine höhere für Fußball bedeuten. Der zweite Forschungsschwer- punkt betrifft die Migration, welche eindeutig als einer der wesentlichsten Faktoren der Glo- balisierung gilt, vor allem im Sinne der Verbreitung kultureller Praktiken und Innovationen in der „Take-Off-Phase“.223 Die Analyse soll der Versuch sein, zu zeigen, über welche Wege sich und wer Fußball etabliert hat. Dafür wird untersucht, wie sich die Teamsportarten Fuß- ball und American Football verbreiteten bzw. ob Emigranten auch Einfluss auf die Expansion hatten. Beim dritten Forschungsschwerpunkt wird eine Phase übersprungen und in den 80er- Jahren angesetzt. Die Kommunikation nimmt zu und die Kommerzialisierung nach amerika- nischem Vorbild setzt ein. In der Verbindung mit Medien wird dem Sport in dieser Phase zu- geschrieben, geographische Grenzen wie auch kulturelle, ethnische und sprachliche Barrieren

223 Vgl. Robertson, Globalization, S. 59. 56

überwinden zu können. 224 Deshalb stellte Maguires die Prognose auf, dass sich American Football im Zuge der Amerikanisierung noch in den 1990er-Jahren etablieren würde.225 Diese soll in diesem Teil analysiert und verifiziert bzw. falsifiziert werden.

3.2 Erste und zweite Phase: Germinal and Incipient – bis 1870

Die Wurzeln des Fußballs und damit indirekt auch die von Rugby liegen in verschiedenen Formen von Volkssportvarianten vor. Ähnliche Sportarten gab es schon in der Antike und unter den Römern, die „“ und „Episcyros“ genannt wurden. Aber „richtigen“ Fuß- ball, laut Definition eine Sportart, bei der ein Ball mit dem Fuß getreten wird, wurde in der chinesischen Provinz Shan Xi schon im Neolithikum praktiziert. Dabei wurden Steinbälle so bearbeitet, dass man mit ihnen spielen konnte. Mit ähnlichen Regeln wie heute wurde in der Han Dynastie zwischen 206 v.d.Z. und 200 n.d.Z. gespielt. Andere verwandte Ballsportarten, „Pasuckquakkohowog“ genannt, lassen sich auch bei der indigenen Bevölkerung von Nord- amerika nachweisen. In Chile wurde das fußballähnliche Spiel als „Pilimatun“ bezeichnet.226

In Europa finden sich die frühesten Aufzeichnungen über fußballähnliche Sportarten erstmals im Jahr 1174 (London). Die ersten Schriften, in denen explizit von einem Ballspiel die Rede ist, gehen auf etwa 1200 zurück. Unter Edward II erfolgte die erste Erwähnung von Football um 1314.227 Zu diesem Zeitpunkt verbot er das Spiel erstmals auf Grund der Brutalität. 1625 wurden die Regeln abermals erneuert. Das Ziel war, dass weniger Zeit an diesem unedlen Sport verschwendet werden sollte. In Schottland wurde ab dem 16. Jahrhundert beim Fest „Sabbat“ getrunken, gegessen und so etwas Ähnliches wie Fußball gespielt. Allerdings war dieser Sport eher mit Wrestling verwandt, mit dem zusätzlichen Ziel, den Ball in einem Tor unterzubringen. In ihrer Brutalität differenzierten sich die unterschiedlichen Formen des „Folk Football“ weltweit nicht wirklich. Knochenbrüche, Verrenkungen und Prellungen standen bei allen an der Tagesordnung.228 In Frankreich etablierte sich sehr früh eine ähnliche Sportart, die aber noch viel brutaler als der heutige Fußball war.229 In Florenz wurde ein solches Spiel, unter dem auch heute noch verwendeten Wort „Calcio“, zwischen dem 16. und dem 19. Jahr- hundert vornehmlich von Aristokraten und Bürgern gespielt. Es wurde als das nobelste Spiel

224 Vgl. Wismer, British American Football, S. 44. 225 Vgl. Wismer, British American Football, S. 31. 226 Vgl. Giulianotti, Football, S. 1–2. 227 Vgl. Magoun, Football in Medieval England, S. 34; 36. 228 Vgl. Giulianotti, Football, S. 2–3. 229 Vgl. Giulianotti, Football, S. 1–2. 57 von allen bezeichnet.230 Man kann also feststellen, dass der Sport ursprünglich unabhängig von den verschiedenen Formen global vorkam. Die Religion spielte in den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert eine große Rolle. Es wurde hauptsächlich an kirchlichen Feiertagen zur Be- lustigung der gesamten Gemeinde gespielt.231

Ab dem frühen 19. Jahrhundert kann man von der zweiten Phase der Globalisierung sprechen. Für die Entwicklung von Fußball, wie er heute bekannt ist, spielten zwei Ereignisse eine we- sentliche Rolle. Diese bildeten sozusagen die Grundlage für alle weiteren Entwicklungen, insbesondere für die Verbreitung.

Einerseits die Schule Oxbridge: Bis 1828 verkamen Fußball und Rugby, wie bereits erwähnt, zu brutalen Sportarten, bei denen Anarchie und Gewalt vorherrschten. Aber nicht nur wäh- rend des Spiels kam es zu Tätlichkeiten, sondern das ganze Umfeld und die Schule waren betroffen, als Thomas Arnold Direktor wurde. Er sah den Sport als wesentlich für die Charak- terbildung an. Er wollte christliches Gedankengut mit dem Sport verbinden und schrieb die ersten Regeln in Form eines Kodex nieder. Als erster Fußballclub übernahm der Sheffield FC diese Regeln 1854. Neun Jahre später schloss sich Cambridge an.232

Andererseits war der Zusammenschluss von 14 Colleges bedeutend: Diese einigten sich 1848 auf einige gemeinsame Regelungen und prägten am 28. Oktober 1863 die Gründung der Football Association (FA).233 Das Spiel, damals besser unter dem Namen „Dribbeling Game“ bekannt, verbreitete sich schnell und etwa 20 Jahre nach der Festlegung der Regeln wurde der bis heute bestehende FA Cup 1872 erstmals mit diesen Regeln ausgetragen. Letztere könnten unter Umständen auch ein weiterer Grundstein für den Erfolg von Fußball gelegt haben. Der nun weniger brutale Sport war ab diesem Zeitpunkt auch für Schulen und Kinder besser ge- eignet bzw. konnten durch die Festlegung von Regeln Vergehen einheitlich geahndet werden und der Sport erst regional, dann national und schließlich auch global Verbreitung finden.234 Für Christiane Eisenberg ist die Gründung der FA eindeutig Voraussetzung dafür, weshalb Fußball und nicht Rugby weltweit verbreitet wurde. Als Gründe führt sie den Verzicht der FA auf soziale Teilnahmekriterien sowie die uneingeschränkte Autorität über die Regeln, die eine einheitliche Expansion erlaubten, an.235

230 Vgl. Mommsen, Football in Renaissance Florence, S. 14–19. 231 Vgl. Giulianotti, Football, S. 2–3. 232 Vgl. Giulianotti, Football, S. 3–4. 233 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 42. 234 Vgl. Giulianotti, Football, S. 3–4. 235 Vgl. Eisenberg, Einführung, S. 9. 58

Eine relevante Erkenntnis aus der Analyse der ersten und zweiten Phase ist, dass sich sehr ähnliche Spiele auf unterschiedlichen Kontinenten entwickelten und sich das europäische Spiel wahrscheinlich durch die „kulturelle Dominanz“ Europas im 19. Jahrhundert verbreiten konnte.

3.3 Dritte Phase: Take-Off – von den 1870er- bis Mitte der 1920er-Jahre

Entwicklung und Institutionalisierung der modernen Sportarten erfolgte in der Zeit von 1870 bis in die 1920er-Jahre. Die Zeit zwischen 1870 und 1930 ist für die Verbreitung insofern sehr interessant als dass ab diesem Zeitpunkt wesentliche Globalisierungsmechanismen auf den Ebenen „international system of societies“, „nationally constituted societies“ und „individu- als“ in Kraft traten.236 Tatsächlich wurden in dieser „Take-Off-Phase“ des Fußballs „the popu- lar cultures of Europe and , and in ‘Europeanized’ parts of Africa, Asia and North America” kulturell und vor allem sportlich stark geprägt.237 Daher gilt die Zeit von 1870 bis 1930 unter Vertretern der „Sport Space“ Theorie als jene Zeitspanne, in der sich ent- schied, welche Sportarten sich mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit durchsetzen werden. Mehr dazu im folgenden Unterkapitel. Zuerst folgt nun ein kurzer Abriss über die Entwick- lung und Verbreitung von Fußball in der „Take-Off-Phase“.

Robertson definierte in Verbindung mit der „Take-Off-Phase“ den Startpunkt für globale Wettbewerbe und Turniere.238 Die internationale Dimension („international system of socie- ties“), die in der „Take-Off-Phase“ stattfindet, ist hier klar ersichtlich, wenn man die Grün- dung der britischen Ligen 1884 und die Entwicklung der Institutionen in Form des Internatio- nal Football Association Board (IFAB) 1882 und der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) betrachtet.239 Möglich wurde die Gründung der englischen Liga aber erst durch zahlreiche Gründungen von Vereinen in den 1870er-Jahren. Aston Villa FC und die Bolton Wanderers bestehen sogar heute noch, wurden aber schon 1874 gegründet.240 Die ers- ten internationalen Veranstaltungen waren die Rugby- und Fußballspiele zwischen Schottland und England in Edinburgh 1871 und in Glasgow 1872. Die Bekanntheit der Sportart Fußball begann sich in ungeahntem Ausmaß zu entwickeln.241 Auf alle Fälle kam Frankreich am An- fang in der Institutionalisierung des Sports, wie man an der FIFA sehen kann, eine wesentli-

236 Vgl. Robertson, Globalization, S. 175. 237 Giulianotti, Globalization & Football, S. 7. 238 Vgl. Robertson, Globalization, S. 59. 239 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 12–13. 240 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 43. 241 Vgl. Barry, Not playing around, S. 115. 59 che Bedeutung zu. Die aktive Rolle Englands in der Verbreitung kann als wesentlich einge- stuft werden, aber die starke Führungsposition der FIFA, vor allem in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, darf nicht vergessen werden. 1906 schloss sich England der IFAB an. Gene- rell kann man ab diesem Zeitpunkt die Tendenz feststellen, dass sich die IFAB als primärer Regelentscheidungsträger und die FIFA als Ausrichter etablierte. Die erste WM fand 1930 in Uruguay statt. Es folgten in Abständen von vier Jahren, wie bei den Olympischen Spielen, Italien (Königreich Italien) und Frankreich als Austragungsorte. Mit der Ausnahme von Afri- ka fanden in den Anfängen auf jedem Kontinent Meisterschaften statt. Interessanterweise nahm England bis 1950 nicht daran teil.242 Bei Olympia war GB allerdings von Anfang an vertreten. Fußball wurde der erste Teamsport, der in den Olympischen Spielen zur Geltung kam.243 In Paris war es 1900 noch ein Demonstrationssport und GB besiegte Frankreich 4:0, acht Jahre später war der Sport tatsächlich olympisch und GB besiegte Dänemark im Fina- le.244

3.3.1 „Sport Space“ Theorie und „American Exceptionalism“

„American Exceptionalism“, in diesem Kapitel im Sinne der Verbreitung, taucht während der Literatursichtung speziell in der Zeit der „Take-Off-Phase“ immer wieder als Erklärung für den international gesehenen großen Erfolg von Fußball und den weniger großen von Ameri- can Football auf. Beispielsweise argumentieren Andrei Markovits und Steven Hellerman in „Offside: Soccer and American Exceptionalism“, dass in der frühen Entstehungszeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als die Sportkulturen entstanden, Nationalismus und Nativismus dafür gesorgt haben, dass sich Baseball und Football in den USA festsetzen konnten, aber Fußball nicht. Wie Lacey Wismer in seiner Dissertation darlegt, handelt es sich bei den meis- ten dieser Theorien um „Path-Dependency“ Modelle, welche davon ausgehen, dass die ersten Sportarten die sich etablieren konnten, heute noch bestehen. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit dem dritten Punkt von Ross „environmental explanations such as geography, climate, availability of natural resources, social structure, and type of political economy.”245 Eines der bekanntesten jener Modelle und Gegenstand dieser Maserarbeit ist dabei die „Sport Space“ Theorie, die besagt, dass

242 Vgl. Cronin, The globalisation of sport, S. 26; 29. 243 Vgl. Greenberg, Olympic Fact Book, S. 168–169. 244 Vgl. Meisl, Soccer Revolution, S. 87–88. 245 Vgl. Wismer, British American Football, S. 37–38. 60

„jede Sportart, die zuerst in den Sportraum eines Landes eintrat, und zwar in der Schlüs- selperiode zwischen 1870 und 1930, den entscheidenden Jahrzehnten für die Ausbreitung der Industrialisierung und die Entwicklung moderner Massengesellschaften, bezieht dar- aus bis zum heutigen Tag einen entscheidenden Vorteil.“246 Besonders wesentlich sei laut Markovits und Hellerman die im Zitat erwähnte historische Entwicklung.247 Der Zeitpunkt der Entwicklung von Sportarten und deren Verbreitung bietet den Hauptuntersuchungsgegenstand, sprich wenn sich eine Sportart in der „richtigen“ Zeit, also der „Take-Off-Phase“, in der Gesellschaft entwickelt, wird sie sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im „Sport Space“ festsetzen und halten können, als wenn sie sich erst später entwickeln konnte. Die Idee, die hinter der „Sport Space“ Theorie steckt, findet sich auch im strategischen Management in der Wirtschaft und bei Unternehmen. Auf ihr basiert die Entscheidungsgrundlage, eine neue Idee umzusetzen oder ein Unternehmen zu gründen.248 Die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas etablieren kann, ist ungemein höher, wenn noch kei- ne Konkurrenz vorhanden ist. Da jeder Markt begrenzt ist, kann er nur eine bestimmte Anzahl an Konkurrenten aufnehmen und Rivalitäten vertragen.249 Im Fall von Fußball ist der Markt die Gesellschaft und ihr „Sport Space“ mit den Begrenzungen einerseits durch Jahreszeiten bestimmt und andererseits dadurch, dass nur Breitensportarten konkurrieren.250 Der Leitge- danke der „Sport Space“ Theorie ist nämlich, dass sich nur eine dominante Sportart pro Jah- reszeit und ähnlicher Situierung festsetzen kann. Unter Situierung versteht man beispielsweise Indoor- und Outdoorsport. In diesem Punkt zeigt sich, dass es in allen Ländern eine unter- schiedliche Anzahl an Sportarten gibt, die man heute als etabliert bezeichnet.251 Jedoch setzt sich im Normalfall nur eine Breiten- und Leistungssportart im Bereich Indoor oder Outdoor pro Jahreszeit durch. Dazu wird der Nationalsport von Anhängern der Theorie immer wieder als Begrenzung bzw. Definition, eingeführt. Allerdings bleibt da meiner Meinung nach die große Schwierigkeit bestehen, ab wann man etwas als Nationalsport bezeichnen kann. Des- halb lege ich mich lieber auf die Begriffe Breiten- und Leistungssport fest.

Bezogen auf die Untersuchungsgegenstände Fußball und American Football sowie „Sport Space“ soll in folgendem Unterkapitel den Fragen nachgegangen werden, ab welchem Zeit- punkt in der „Take-Off-Phase“ sich American Football überhaupt zu dem Sport etablierte und welche Sportarten sonst noch den „Sport Space“ der USA ausfüllten. Weiters wann sich Fuß-

246 Hellerman, „Olympianisierung“, S. 9. 247 Vgl. Wismer, British American Football, S. 38. 248 Vgl. Kreikebaum, Strategisches Management, S. 241. 249 Vgl. Eschenbach, Fallstudien, S. 56–57. 250 Vgl. Hellerman, Offside, S. 52–53. 251 Vgl. Wismer, British American Football, S. 38. 61 ball in Europa und weltweit etablieren konnte und damit den „Sport Space“ dort ausfüllte. Das sind auch jene zwei Bereiche, die in der wissenschaftlichen Forschung diskutiert werden. Die Untersuchung dient dazu aufzuzeigen, ob der „Sport Space“ in vielen Ländern bereits okku- piert gewesen sein könnte, als American Football den Massen zugänglich wurde. Daher spre- chen Vertreter der „Sport Space“ Theorie von einem falschen Zeitpunkt, also außerhalb der „Take-Off-Phase“, in der sich Sportarten entwickeln können.

Die Vermutung ist, dass sich American Football zu spät entwickelt hat, während in vielen Ländern Fußball bereits zwischen Frühling und Herbst gespielt wurde und somit kein Platz im „Sport Space“ mehr zur Verfügung stand. Das soll mittels der historischen Darstellung der Verbreitung von Fußball und der Entwicklung des „Sport Space“ in den USA belegt werden. Noch nicht Gegenstand dieser Untersuchung sind die Ursachen, über welchen Weg sich Sportarten und im speziellen Fußball verbreitete. Mögliche Ursachen werden im Unterkapitel Migration untersucht.

In der „Take-Off-Phase“ in England kamen die ersten erfolgreichen Fußballclubs aus Nord- und Mittelengland. Träger waren vor allem die Arbeiter und die Mittelklasse, die sowohl als Spieler als auch als Fans aktiv waren. Somit ist der Faktor Breitensport bereits gegeben gewe- sen, insbesondere auch dadurch, dass vermehrt die Oberschicht diesen Sport in den Eliteschu- len mitausübte.252 Doch nicht nur in diesen Schulen, sondern auch in den öffentlich zugängli- chen Gymnasien zeigte sich bereits ab den 1880er-Jahren reges Interesse für den Fußball. Für die Elementarschulen hatten Lehrer, die den Sport in der Universität kennengelernt hatten, einen großen Einfluss.253 Abgesehen von England verbreitete sich der Sport auch in Schott- land sehr gut und dank einer besseren finanziellen Ausstattung der Vereine dominierten diese die ganze Fußballwelt. Trotzdem entwickelte sich die erste Fußballliga in England. Zu ver- danken ist es der Mitwirkung und Unterstützung William McGregors, dem Direktor von Aston Villa, der in Zusammenarbeit mit anderen nord-englischen Vereinen die Football League ge- gründet hatte. Die schottische Liga folgte zwei Jahre später. Allerdings handelte es sich zu einem überwiegenden Teil weiterhin um Amateurvereine mit wenigen Profifußballern. Es handelte sich zudem nicht um ein kontinuierliches Wachstum der Vereine und Spieler, was die Schottische Liga zeigte. Innerhalb der ersten zehn Jahre nach deren Gründung mussten sechs der 14 Gründer-Clubs bis 1890 wieder aus dem Spielbetrieb ausscheiden. Trotzdem

252 Vgl. Giulianotti. Globalization & Football, S. 4. 253 Vgl. Mason, Großbritannien, S. 29. 62 nahm die Zahl der Spieler insgesamt kontinuierlich zu. Innerhalb von nur weniger Jahre er- freute sich Fußball, vor allem als städtisches Phänomen, immer größerer Beliebtheit.254

In der Zeitspanne von 1870 bis 1920 kann man eindeutig eine Tendenz der Ausbreitung fest- stellen. Besonders hervorzuheben ist hier die Globalisierung auf der Ebene nationaler Gesell- schaften („nationally constituted societies“), sodass Fußball bis in die 1920er-Jahre der domi- nante Sport wurde, wenn auch noch nicht überall auf der Welt gleichermaßen.255 Am erfolg- reichsten kann sich Fußball in den Anfängen in Kontinentaleuropa und GB ausbreiten. Die Festigung von Fußball in den nationalen Gesellschaften zeigt sich zudem durch das Interesse am Sport, anhand der Zuschauerzahlen im Stadion. In England nahm das Interesse am Fußball ab 1889 immer stärker zu, bis 1914 durchschnittlich an die 23.000 Personen die Stadien be- suchten.256 Genauer gesagt stiegen die durchschnittlichen Zuschauerzahlen von 4.600 im Jahr 1888 auf 7.900 1895 und schließlich auf 13.200 1905 an.257 Die Größenordnungen in anderen europäischen Ländern waren aber allgemein kleiner.258 Man kann hier dennoch von einer be- ginnenden Globalisierung von Westen bis in östliche Gebiete Russlands sprechen. Der erste Club in Kontinentaleuropa wurde in der Schweiz gegründet. Danach folgten die Skandinavier, die Deutschen und die Russen. Von Spanien aus breitete sich das Spiel vom Baskenland über den Norden von Italien bis in den Süden von Sizilien und Sardinien aus. Erst dann folgte Frankreich. Im Osten war Wien die Hochburg, von der sich der Sport weiter ausbreitete.259 Positiv entwickelte sich Fußball auch in Afrika. Dort setzte er sich in den westafrikanischen Kolonien sehr schnell als allgemeiner Volkssport durch. Durch den Erfolg in den afrikani- schen Kolonien ermutigt, wurden verschiedene Mannschaften aus Afrika und der Karibik nach Europa eingeladen.260 In Lateinamerika breitete sich Fußball über Brasilien, ausgehend von Sao Paulo und in Argentinien ausgehend von Buenos Aires aus. So erreichte Fußball bald große Teile der südamerikanischen Ostküste. Interessanterweise änderten die Spanier die eng- lischsprachigen Namen und Regeln bis 1934 nicht. In Uruguay war der Albion FC 1861 der erste Fußballclub. Bis 1889 erfolgten dann auch an der Westküste, beispielsweise in Chile, Gründungen von Vereinen.261 Die „Sport Space“ Anhänger argumentieren in diesen Fällen,

254 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 4–5. 255 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 10. 256 Vgl. Tranter, Sport, Economy and Society in Britain, S. 17. 257 Vgl. Giulianotti, Football, S. 5. 258 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 10. 259 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 260 Vgl. Giulianotti, Football, S. 6–7. 261 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8–9. 63 dass Fußball durch die frühe Entwicklung und fehlende Konkurrenz den Platz als Outdoor und Sommersport okkupieren konnte.

Besonders große Bedeutung bei der Verwurzelung von Sport im „Sport Space“ kam in der Zeit zwischen 1870 und 1920 den Derbys zu. Rivalität durch Gruppenbildung mittels eines Mannschaftsgefüges mit einer anderen Mannschaft ist im Teamsport einer der wesentlichsten Eckpunkte. Im Rahmen von Meisterschaften und Turnieren ergeben sich wiederum Spiele mit großer Rivalität und Brisanz. Diese Spektakel lockten und locken viele Zuschauer in die Sta- dien und bieten Stoff für hitzige Diskussionen. Beispiele aus GB sind in London, Arsenal und Tottenham gegen Millwall oder West Ham. Aber auch außerhalb von Europa entstanden eben- so früh derartige Rivalitäten, wie zum Beispiel im Falle von Montevideo und der dortigen Konkurrenz um die Vormachtstellung zwischen den Rampla Juniors und den Cerro zeigt. Für Argentinien lässt sich so eine Rivalität zwischen Independiente und Racing Club nachweisen. Als eines der bekanntesten und heiß umkämpftesten Derbys gilt das Spiel der AS Roma gegen Lazio Rom. In Südafrika gab es längere Zeit ein Spiel mit ähnlich hoher Brisanz. Dort waren durch die Apartheit die Spiele zwischen den Flamengo aus den Favelas und den aristokrati- schen Fluminese prestigeträchtige Ereignisse.262 Allerdings handelt es sich dabei nicht nur um ein Phänomen zwischen Vereinen, denn auf nationaler Ebene gibt es bis heute ebenso polari- sierende Rivalitäten. Deutschland gegen England, Deutschland gegen Frankreich, die Türkei gegen Griechenland, Bulgarien gegen Rumänien oder außereuropäisch zwischen Uruguay, Argentinien und Brasilien. Geschürt und verbreitet wurden diese Rivalitäten auf der Ebene der „nationally constituted societies“ durch Zeitungen und Magazine, die zu jener Zeit insbe- sondere in Europa und Südamerika gegründet wurden. Fußball war vor allem bei La Gazzetta dello Sport in Italien ab 1896, El Gráfico in Argentinien ab 1906 und ElMundo Deportivo ab 1906 in Spanien omnipräsent.263

Doch nicht überall kann man von der „international relation“ der Globalisierung nach Robertson sprechen. Insbesondere nicht im Hinblick auf den „Sport Space“. Es gab nämlich einerseits Regionen, in denen der „Sport Space“ bereits ausgefüllt war und sich daher kein Platz mehr für Fußball, Baseball oder Football bot.264 Andererseits bestand aber auch die Möglichkeit, dass ein Sport anfangs erfolgreich und beliebt war, wie das Beispiel Fußball in Kalkutta und anderen indischen Kolonien zeigte, aber dann durch Konkurrenten verdrängt

262 Vgl. Giulianotti, Football, S. 9–11. 263 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 10. 264 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 31. 64 wurde. 265 Die „Sport Space“ Theorie geht auch davon aus, dass eine solche Entwicklung durch bestimmte Umstände möglich ist. Später wurden beispielsweise Fußball und mehr noch Rugby auf Grund der Härte als nicht vereinbar mit dem Hinduismus in Indien angesehen. Deswegen setzte sich in den ehemaligen hinduistischen Kolonien stattdessen als Sommersport durch.266 In Kanada konnte ein Fußballverein 1888 sogar noch gegen den re- nommierten schottischen Club Glasgow Rangers ein 1:1 Unentschieden erreichen, dennoch sollte Fußball in Kanada von den US-Sportarten verdrängt werden, weil er sich nicht ausrei- chend im „Sport Space“ festsetzen konnte.267 Vor allem Eishockey und Canadian Football etablierten sich hier stattdessen als Breitenportarten.268 In Australien war Fußball zwar außer- ordentlich beliebt, wandelte sich schließlich aber durch die Einführung der „Aussie Rules“ in Australian Football. Mason vermutet 1986, dass das ein Beispiel des begrenzten „Sport Space“ ist, denn 20 Jahre später hätte seiner Meinung nach Fußball den Platz eingenom- men.269

Könnte der „Sport Space“ in den USA, wie der geringe Erfolg von Fußballs zeigt, bereits aus- gefüllt gewesen sein? Markovits und Hellerman sowie Sugden und Tomlinson argumentieren 2001 bzw. 1996, dass sich Fußball in den USA nicht entwickeln konnte, weil die amerikani- sche Bourgeoise mit Baseball bereits ein Spiel für die Massen hatte und die junge Elite Rug- by, die alte Cricket bevorzugte. Als Grund für die Bevorzugung von Rugby gegenüber Fuß- ball geben sie an, dass die geringere Kommerzialisierung und Professionalisierung ausschlag- gebend war.270 Dabei lassen die Autoren Markovits und Hellerman sowie Sugden und Tomlin- son allerdings außer Acht, dass Baseball die Sportart war, welche weltweit am frühesten pro- fessionalisiert war. Eine genaue Betrachtung des US-„Sport Space“ soll Aufschluss darüber geben.

Zu jener Zeit als Fußball den europäischen „Sport Space“ für Sommersportarten besetzte, setzte sich in den USA Baseball gegen Cricket durch. Vor 1850 waren Cricket und Baseball gleich stark verbreitet, aber danach änderte sich das. Das war vor allem dadurch bedingt, dass Cricket durch seinen Elitestatus kein Breitensport war und damit den US-„Sport Space“ nicht einnahm. Die Okkupation zeigte sich mittels zahlreicher Clubs, welche in den späten 1850er-

265 Vgl. Nandy, Footaball, S. 242. 266 Vgl. Varney, Howzat!, S. 558–559. 267 Vgl. Giulianotti, Football, S. 7. 268 Vgl. Giulianotti, Football, S. 5–7. 269 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 31. 270 Vgl. Wismer, British American Football, S. 41–42. 65

Jahren gegründet wurden.271 Manche Spiele wurden bereits von ein paar tausend Zusehern angeschaut. Bis 1870 kann man aber noch genauso wenig wie im Fußball in Europa von einer flächendeckenden Professionalisierung sprechen.272 Allerdings, wie Waddington sehr treffend beschreibt, „Baseball ‚got in first‘”.273 Dass Baseball noch vor allen anderen amerikanischen Sportarten etabliert war, zeigt auch die olympische Geschichte. Vier Jahre nachdem Fußball olympisch geworden war (1912) und in Berlin 1936 sahen an die 125.000 Zuseher ein Base- ballspiel an.274 Von New England in den USA breitete sich Baseball in den 1860er-Jahren zwischen und nach dem Bürgerkrieg aus.275 In den letzten Jahren der 1860er und 1870er kon- stituierten sich ein paar mächtige Baseball Clubs, die sich bezahlte Spieler leisten konnten und Eintrittsgelder verlangten.276 Somit war Baseball ab diesem Zeitpunkt sogar früher pro- fessionalisiert als Cricket und Fußball.277 Elliot Gorn und Warret Goldstein argumentieren sogar, dass Baseball zu dieser Zeit mehr als nur ein Sport war. Es verstand sich insbesondere in den Anfängen mehr noch als Jugendbewegung. In keiner anderen amerikanischen Sportart war es zu dieser Zeit möglich Härte, und Aggression zu zeigen und auszuleben. Ein physikali- sches Spiel, gemeinsam gegen andere war entstanden. Es förderte die Gemeinschaft und gab jungen Männern eine Möglichkeit zur Entfaltung.278 Ein Euphorie setzte ein und die Cin- cinnati Red Stockings wurden 1869 das erste professionelle Baseballteam. In diesem Jahr ge- wannen sie 58 Spiele und nur eines endete unentschieden und damit waren sie die einzige Mannschaft die jemals eine Saison unbesiegt beendete.279 1876 kamen acht Mannschaften aus den unterschiedlichsten Teilen der USA, um die National League of Professional Base Ball Clubs zu gründen. Bei dieser Gründung waren die Regeln inkludiert, dass es nur ein Team pro Stadt geben sowie die Möglichkeit des Wechselns der Spieler zwischen den Vereinen be- grenzt werden sollte. 1882 war die erste Saison. Kurze Zeit darauf gründete sich 1884 eine Gegenliga, ohne Beschränkungen, die American Association of Base Ball Clubs. Nach Strei- tigkeiten zwischen den Spielern mit den Organisatoren entstand die Player League, die so gut ankam, dass sie den vorher gegründeten Clubs wirtschaftlich überlegen war.280

271 Vgl. Hellerman, Offside, S. 58. 272 Vgl. Gorn, American Sports, S. 78–79. 273 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 32. 274 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 190. 275 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 191. 276 Vgl. Gorn, American Sports, S. 81. 277 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 188. 278 Vgl. Gorn, American Sports, S. 125. 279 Vgl. Gorn, American Sports, S. 125. 280 Vgl. Gorn, American Sports, S. 125–127. 66

Ab 1860 kann man zusätzlich eine Verbreitung von Kuba aus in die Karibik nach Zentralame- rika und China (1863) feststellen. Weitere Regionen, in denen sich Baseball verbreiten konn- te, waren der asiatische Raum um Japan, Taiwan und Süd-Korea.281 Japan stellte eine Beson- derheit da, weil dort über 70 Jahre keine andere Sportart mit dieser Popularität mithalten konnte, sowohl auf Amateur- als auch auf Profi-Ebene.282 Tatsächlich spielte Fußball in die- sen Gegenden lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle, was man auf die Okkupationen des Sommersportbereichs durch Baseball zurückführen kann.

Die Etablierung von Baseball gegenüber allen anderen Sportarten kann man Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA mit der von Fußball in Europa gleichsetzen. Für die internationale Verbreitung und Globalisierung kann man das Ende der „Take-Off-Phase“ als Richtwert her- nehmen, der die Wahrscheinlichkeit der Sportarten lange Zeit im „Sport Space“ zu bleiben erhöht.

Im Hinblick auf die Frage, wann die Entwicklung von American Football ihren Lauf nahm, gibt es zwei im wissenschaftlichen Diskurs vertretene Ansichten. Einerseits, dass sich Ameri- can Football bereits Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts von Rugby abgrenzen konnte und andererseits, dass diese Entwicklung entweder 1880 oder 1906 erfolgte. Bei der ersten An- nahme hätte sich die Verbreitungswahrscheinlichkeit von American Football erhöht. Falls die zweite zutrifft, vermute ich, dass global gesehen der „Sport Space“ in vielen Ländern bereits ausgefüllt gewesen sein könnte und dementsprechend die Wahrscheinlichkeit zur Etablierung der Sportart weit niedriger gewesen sein müsste. Für die Untersuchung dieses wesentlichen Faktors folgt nun eine Analyse der historischen Regelentwicklung, da Regeln die Grundlage bieten, um einen Sport verbreiten zu können.283 Sie sind wesentlich, damit man einen Sport überall auf der Welt gleich spielen kann und müssen überhaupt erst einmal definiert sein, so- dass man eine Sportart als solche bezeichnen kann. Unbestritten ist lediglich, dass Schulen und Universitäten, speziell in der Entwicklung des Sports im Allgemeinen, aber vor allem bei American Football eine Sonderrolle in den USA innehatten.284

Die für die „Take-Off-Phase“ häufiger vertretene Ansicht im wissenschaftlichen Exkurs der USA ist, dass der Pionier Walter Camp den Sport im späten 19. Jahrhundert revolutionierte. Ihm wird zugeschrieben, dass er durch die Abgrenzung von Rugby die Sportart American Football kreierte. Dies wird als Paradebeispiel für „American Exceptionalism“ in sportlicher

281 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 188. 282 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 194. 283 Vgl. Eisenberg, Einführung, S. 9. 284 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 36. 67

Hinsicht bezeichnet. Diese Annahme geht auf das Standardwerk von David Riesman und Reaul Denney aus dem Jahr 1951 zurück und wurde in weiterer Folge in so gut wie allen his- torischen Arbeiten über American Football rezipiert.285 Ermöglicht wurde Camp diese Ent- wicklung überhaupt erst durch eine Untersuchung der New York Times im Juni 1857, in der sich der durchschnittliche New Yorker zwar als reicher, jedoch ungesünder als der durch- schnittliche Londoner herausstellte.286 Dieses Ergebnis führte zu einem Umdenken speziell der oberen amerikanischen Mittel- und Oberschicht. Eine Übernahme des britischen Schul- und Universitätsmodells nach dem Vorbild der „Ivy League“ zwischen Oxford und 287 Cambridge folgte.

Von dieser Entwicklung profitierte Walter Camp selbst, der eine Ausbildung an einer Eliteun- iversität erhielt, und nach seiner aktiven Laufbahn mittels des Yale Football eine mächtige bürokratische Struktur schuf. Er wurde nicht nur Taktiker und Sprachrohr dieser neuen Sport- art, sondern auch zum prominentesten Promotor jener Zeit. American Football konnte jedoch Baseball nicht als wichtigste Breitensportart ablösen, was sich auch durch die Anzahl der Spieler zeigt.288 Ende des 19. Jahrhunderts spielten mehrere Millionen Personen Baseball und tausende sahen bereits bei den Spielen zu. Football war zu dieser Zeit gänzlich nicht professi- onalisiert.

In den 1870er- und 1880er-Jahren wurde der Sport (damals American Rugby) ausschließlich von Studenten gespielt. Als Trainer fungierten sogenannte „Student Captains“, welche für die Organisation, das Training und die Finanzierung des Teams zuständig waren. Zudem war auf einigen Colleges in den 1860er-Jahren bis in die 1870er-Jahre Fußball sehr beliebt.289 In den 1870er-Jahren wandten sich aber unter anderem Yale, Columbia und Wesleyan vom Fussball ab und ersetzten es durch Rugby.290 1875 kam es in diesem Zusammenhang zu dem wahr- scheinlich denkwürdigsten Wettkampf zwischen Yale, das Fußball präferierte, und Harvard, welches Anhänger von Rugby war.291 Im Herbst 1876 formte sich die IFA (Intercollegiate Football Association) aus Studenten.292 Das Treffen fand in Massachusetts mit Vertretern aus Harvard, Yale, Princeton und Columbia statt.293 Walter Camp vertrat Yale ab 1877 bei der

285 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 214. 286 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 212. 287 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 213. 288 Vgl. Gorn, American Sports, S. 153. 289 Vgl. Gorn, American Sports, S. 131. 290 Vgl. Hellerman, Offside, S. 72; 74. 291 Vgl. Gorn, American Sports, S. 131. 292 Vgl. Smith, 1903 Harvard Stadium, S. 37. 293 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 43. 68 jährlichen Regel-Konvention der IFA.294 Seinem Bericht nach stießen besonders Regel acht und neun der Union auf Unverständnis bei den amerikanischen Spielern. Al- lerdings untersuchte Collins 2013 die Aufzeichnungen des Meetings des IFA’s Rules Commit- tee im November 1876 und fand dabei keinen Anhaltspunkt, dass diese Regeln diskutiert wurden. Stattdessen überprüfte die IFA alle 59 Rugby Football Union Regeln (RFU) auf ihre Sinnhaftigkeit. Einzig zwei Regeln, betreffend der Punktevergabe und der Schiedsrichter, wurden adaptiert und zwei neue kamen hinzu. Einerseits, dass die Zahl der Spieler auf 15 und zweitens, dass die Größe des Feldes festgelegt werden sollte. Außergewöhnlich ist auch der Umstand, dass die RFU diese Regeln 1879 bzw. 1892 selbst übernahm.295 1878 wurden die Regeln so angepasst, dass der balltragende Spieler den Ball hergeben musste, wenn er geta- ckelt wurde.296 1880 führte diese Änderung gemeinsam mit dem Vorschlag, der von der IFA angenommen wurde dazu, dass Spielzüge anschließend mittels eines „Snapbacks“ begonnen werden mussten.297 Markovits Ansicht nach reduzierte diese Regelung die Verwirrung die am Anfang jedes Spielzugs geherrscht hatte.298 Walter Camp wandelte laut Gorn mittels der Re- geländerung im Bereich des „Scrimmage“ (siehe Regeleinführung im ersten Kapitel) Rugby in American Football.299 Damit einher ging auch, dass der „Runningback“ nur hinter der „Line of Scrimmage“ den Ball bekommen durfte.300 Walter Camps Ambitionen zur Änderung der Scrimmageregel waren jedoch nicht einmalig in der Rugbywelt. In Australien reformierte man diesen Punkt bereits vor Camp. Für Kanada ist die Debatte über den „Scrum“ auf Mitte der 1870er-Jahre zurückzuführen. Am 16. Oktober 1875 wurde in Kanada jedoch nicht aus- reichend für eine Änderung gestimmt, sodass die Diskussion weiter ging. Insbesondere war die Verletzungsgefahr beim „Scrum“ auch hier ein Thema.301 Dieser Zeitpunkt ist signifikant, bevor Walter Camps Intention begann. Eine weitere Änderung musste in den USA nach dem berühmten „Block Game“ 1881 zwischen Yale und Princeton vorgenommen werden. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine „Downs“ gab, war es einer Mannschaft möglich den Ball inner- halb einer Spielhälfte durch das Ausnutzen der Regeln nicht mehr abgeben zu müssen. Die

294 Vgl. Gorn, American Sports, S. 155. 295 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 215. 296 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 218. 297 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 216. 298 Vgl. Hellerman, Offside, S. 75. 299 Vgl. Gorn, American Sports, S. 155. 300 Vgl. Denney, Football in America, S. 314. 301 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 216. 69

Folge war die Einführung der „Downs“ und die Distanz von fünf Yards zum Überbrücken mittels drei „Downs“.302

Walter Camp selbst hob 1886 die Unterschiede von American- und British Rugby hervor. Collins fasste die wesentlichen Gedanken 2013 noch einmal zusammen.

„For him, and for those who have followed his analysis of the evolution of American football, this represented the central difference between British and American conceptions of the game: ‘English players form solid masses of men in a scrummage and engage in a desperate kicking and pushing match until the ball pops out unexpectedly somewhere, leaving the struggling mass ignorant of its whereabouts, still kicking blindly where they think the ball may be’.” 303 1892 und 1893 erfreute sich das Zusehen bei American Football Spielen bereits großer Beliebtheit, wie sich beim Spiel Yale gegen Princeton mit 40.000 Zuschauern zeigte.304 Für 1892 ist ebenfalls dokumentiert, dass William Heffelfinger als erster Spieler für die Begeg- nung zwischen der Allegheny Athletic Association und dem Pittsburgh Athletic Club mit 500 US-Dollar bezahlt wurde. Trotzdem war eine allgemeine Professionalisierung noch lange nicht gegeben. Den ersten Clubbesitzer gab es 1900 mit William C. Temple.305

Eine fortführende Diskussion führte 1895 zu einer Spaltung zwischen der und der . Camp bevorzugte den „Touchdown“ über dem „Goal“.306 Ab diesem Zeit- punkt könnte man – muss man aber nicht – von einer eigenen Variante sprechen. Gleichzeitig wurde das Spiel immer brutaler und deshalb scharf kritisiert, aber Camp verteidigte es mittels „Football Facts and Figures“ 1894 und hob die physikalischen und mentalen Vorteile hervor. Durch das Verbot einiger gefährlicher Spielzüge konnten die schweren Verletzungen redu- ziert werden. Dennoch starben immer wieder Spieler, wodurch sich angeblich Theodor Roosevelt, Präsident der USA, 1905 dazu veranlasst sah, diesbezüglich eine Konferenz im Weißen Haus abzuhalten.307 Die Eliteuniversität Columbia verbannte American Football auf Grund der Brutalität als Collegesport und Harvard versuchte Ähnliches zu tun.308 Stattdessen einigten sich Yale, Harvard und Princeton darauf, Verletzungen durch strengeres Vorgehen gegen Fouls und übertriebener Härte zu verhindern. In den nächsten Jahren entwickelte Camp das Spiel weiter, reformierte das Punktesystem und war für die Promotion des Sports zustän- dig.309 Durch die Veränderung der Spielerzahl von 15 auf elf sollte ebenfalls die Brutalität im

302 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 223. 303 Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 215. 304 Vgl. Smith, 1903 Harvard Stadium, S. 38. 305 Vgl. NFL, NFL Record & Fact Book 2012, S. 353. 306 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 222. 307 Vgl. Gorn, American Sports, S. 157–158. 308 Vgl. Smith, 1905-06: Football Crisis, S. 5. 309 Vgl. Gorn, American Sports, S. 157–158. 70

Spiel verhindert werden. Dies hatte zur Folge, dass es zu Schwierigkeiten kam, wenn Mann- schaften aus den USA gegen kanadische spielen wollten. Diese Spiele waren aber einerseits für das Prestige wichtig und andererseits profitabel.310 Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Intercollegiate Athletic Association in die NCAA (National Collegiate Athletic Association) umbenannt. Des Weiteren spielte American Football erst ab dieser Zeit in Schulen eine we- sentliche Rolle.311

Ein großer Unterschied zwischen Baseball und American Football war, dass Football das erste Spiel wurde in dem Zeitmanagement eine wesentliche Rolle einnahm.312 Bei genauer Betrach- tung zeigt sich, dass sowohl im englischen Rugby als auch im Football die Zeit manchmal einfach angehalten wurde, damit die Schiedsrichter und die Teamkapitäne die Regeln disku- tieren konnten. So wurden die Spieler, die am besten argumentieren konnten, am ehesten Ka- pitän.313 Zusätzlich dazu wurden die American Footballspieler viel härter trainiert und abge- sehen von den „Runningbacks“, „“ und „Receivern“ kam dem Individuum eine viel kleinere Bedeutung als im Baseball zu. In dieser Sportart lag der Hauptfokus im Allge- meinen immer nur auf zwei Spielern zur gleichen Zeit. Zudem wurde Football immer wirt- schaftsorientierter, was auf den Zusammenhang mit den Universitäten zurückgeführt werden könnte. 314 Dadurch strömte, insbesondere in Yale, Kapital in die Organisation und das Team. Yale repräsentierte die Elite im Raum New York City, während Harvard für die Elite von Boston stand. Durch das Engagement von Camp blühte Yale auf und Harvard wurde lange auf Distanz gehalten. Als Konsequenz stellte Harvard 1908 Percy Haughton ein, um das Footballteam zu reorganisieren. Die Folge war eine Siegesserie auch gegen Yale mit nur einer Niederlage in acht Jahren.315 1912 passierte die Einführung eines vierten „Downs“ auf Anra- ten von Woodrow Wilson, der gemeinsam mit Roosevelt als die Präsidenten in die Geschichte des American Football eingingen, die sich aktiv für den Sport einsetzen ohne jedoch jemals den Teamsport im Kongress oder dergleichen thematisiert zu haben.316

Folgendes Unterkapitel legte dar, dass American Football frühestens 1880 oder 1895 eine eigene Sportart war. Neue Forschungen – denen ich mich anschließe – zeigen jedoch, dass die großen Innovationen im American Football nicht vor 1906 eingeführt wurden.317 Der „For-

310 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 219. 311 Vgl. Hellerman, Offside, S. 76. 312 Vgl. Gorn, American Sports, S. 160–170. 313 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 215. 314 Vgl. Gorn, American Sports, S. 160–170. 315 Vgl. Gorn, American Sports, S. 162. 316 Vgl. Watterson, Political Football, S. 562–563. 317 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 228. 71 ward Pass“ ist wesentlicher Bestandteil von American Football und wurde 1906 erstmals von George Parrat geworfen, nachdem er im selben Jahr erst legalisiert wurde.318 Diese Entwick- lung gilt auch als wichtig, weil sich erst dadurch American Football als amerikanischer Sport vermarkten ließ.319 Somit war American Football ein Sport, der sich zu spät in der „Take-Off- Phase“ entwickelte, um sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit etablieren zu können. Wie erwähnt war Fußball in Südamerika, Afrika und in Europa längst verbreitet, als sich American Football überhaupt erst selbst definieren musste. Als American Football 1920 professionali- siert wurde und sich vom klassischen Elitesport abwandte, war der „Sport Space“ in vielen Ländern bereits mit Fußball besetzt.320 Einer der Gründe, weshalb die Professionalisierung von American Football so lange herausgezögert wurde, war, dass die Promotoren unter ande- rem auch Walter Camp Anhänger des Amateurismus anstatt der Professionalisierung dieser Sportart waren.321 Abgesehen von England wäre kein anderes Land in Frage gekommen, das eine ausreichende Anzahl an Universitäten gehabt hätte, um ein Ligasystem wie in den USA und American Football durchzusetzen. Denn 1904 waren 250.000 Amerikaner in den USA in einer höheren Ausbildung. Im Vergleich dazu waren es in Frankreich und Deutschland zu- sammen ein Zwölftel davon. Vor dem „Civil War“ boten 250 Universitäten die Grundlage für das Wachstum dieser Sportart.322 In Europa waren die Universitäten nämlich hauptsächlich Forschungsinstitutionen oder Übungsplätze für Bürokraten und Kirchenführer.323 Damit trifft zusammenfassend falls das zweite zutrifft vermute ich, dass global betrachtet der „Sport Space“ der meisten Länder bereits ausgefüllt gewesen sein könnte und dementsprechend die Wahrscheinlichkeit zur Etablierung der Sportart weit niedriger war zu.

Die Wahrscheinlichkeit für American Football sich zu verbreiten, ist also geringer gewesen. Welche wesentliche Verbreitungsursache kann dafür ausgemacht werden, die im Fall von Fußball zur Verbreitung führte? Im folgenden Teil wird versucht werden darzustellen, über welche Wege und über wen sich Fußball verbreitet hat dann nachzufragen, ob auch hier der Zeitpunkt, an dem American Football sich verbreiten hätte können, nicht mehr gegeben war, weil Football zu spät eine eigenständige Sportart mit Verbreitungspotential wurde.

318 Vgl. NFL, NFL Record & Fact Book 2012, S. 353. 319 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 44. 320 Vgl. NFL, NFL Record & Fact Book 2012, S. 352–354. 321 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 226. 322 Vgl. Waddington, American Exceptionalism, S. 36. 323 Vgl. Wismer, British American Football, S. 40. 72

3.3.2 Migration

Migration gilt als einer der wesentlichsten Faktoren der Globalisierung, die insbesondere für die Verbreitung von Praktiken und Innovationen in der „Take-Off-Phase“ wesentlich wa- ren.324 Migration ist definiert als „movement of people to a new area or country in order to find work or better living conditions.“325 Diese internationale Mobilität von Arbeit und Kapi- tal ist ein Phänomen, welches stark mit der wirtschaftlichen Geschichte und oft der Industria- lisierung verbunden ist.326 Als erste große Welle der Migration im Zuge der Globalisierung wird die Zeit zwischen 1870 und 1913 bezeichnet.327 Matthew Taylor setzt die „Great Migra- tion“ zwischen 1860 und 1914 an. Abgesehen von den unterschiedlichen Zeitpunkten, wann diese Migrationsbewegungen begannen, gibt es auch Dispositionen über die Anzahl der Aus- wanderer. Taylor spricht von 52 Millionen Europäern, die in Richtung Westen auswander- ten.328 Nach ihm war dabei besonders Nordamerika beliebt.329 Die UN meint sogar, dass circa 60 Millionen aus Europa emigrierten.330 Weitere Experten, wie unter anderem Hatton, spre- chen von 40 Millionen zwischen 1850 und 1913.331 Aber auch Südamerika und Asien dürfen bei der Betrachtung nicht vernachlässigt werden. Begünstigt wurde die Migration in der „Take-Off-Phase“ dadurch, dass kaum legislative Einschränkungen stattfanden, weshalb diese Zeit zwischen 1860 und 1914 auch häufig als „Open Gate Phase“ bezeichnet wird.332 Die ein- zige nennenswerte Einschränkung im 19. Jahrhundert, allerdings außerhalb von Europa, be- trifft den „Chinese Exclusion Act“ von 1882, der verhindern sollte, dass zu viele Chinesen in die USA einwanderten. Zudem kam dort auch noch der 1917 erlassene „Immigration Act“, der einen Lese- und Schreibtest für Einwanderer vorsah. Ethnische Diskriminierung wurde jedoch auch in den 1910er- und 1920er-Jahren in Australien, Kanada und den USA ein Be- standteil der Einwanderungspolitik.333 Das spielt für die Analyse aber eine vernachlässigbare Rolle, weil sich Fußball von Europa aus verbreitete und diese Auswanderer nicht von diesen Einschränkungen betroffen waren. Der Anteil der Migranten in Relation zum Wachstum der Weltbevölkerung lag in den 1850er-Jahren bei 0,36, in den 1880er-Jahren bei 1,67 und in den 1900er-Jahren bei 1,58 Prozent, sprich die Migration stieg zu dieser Zeit schneller an, als der

324 Vgl. Robertson, Globalization, S. 59. 325 Oxford Dictionaries, migration. 326 Vgl. Solimano, International Migration, S. 7. 327 Vgl. Solimano, International Migration, S. 7. 328 Vgl. Taylor, Football, Migration and Globalization, S. 6. 329 Vgl. Taylor, Football, Migration and Globalization, S. 6. 330 Vgl. Solimano, International Migration, S. 14. 331 Vgl. Hatton, What Drove the Mass Migration, S. 533. 332 Vgl. Rystad, Immigration History, S. 1172. 333 Vgl. Solimano, International Migration, S. 18–19. 73

Zuwachs an Bevölkerung.334 Bemerkenswert ist der Umstand, dass zwei Drittel der Migranten in dieser Zeit männlich waren und ohne Familie auswanderten. Das kann zudem für die Ver- breitung von Sportarten sehr wesentlich sein.335

Waren es also hauptsächlich Migranten, die den Teamsport Fußball verbreiteten? Folgende Analyse versucht darzustellen, über welche Wege sich Fußball verbreitet hat und soll heraus- finden, ob Migration die vermehrte Verbreitung von Fußball, im Gegensatz zu American Football, erklären kann. Wie bereits festgestellt, situierte sich American Football in den USA erst sehr spät im 19. Jahrhundert.336 War das zu spät? An dieser Stelle sollte die allgemeine Datenlage der Binnenwanderung in Europa erwähnt werden. Während im 19. Jahrhundert die Auswanderer aus Europa in den meisten Ankunftshäfen erfasst wurden, ist die Zählung der Migranten bei der Binnenwanderung schlechter und unvollständiger, weshalb ein direkter Rückschluss von Migration auf die Entwicklung von Fußball innerhalb Europas sehr schwie- rig ist. Eine Ausnahme bildet Klaus Bade mit seinem Werk „Europa in Bewegung“. Trotz Detailreichtum lassen sich aber keine nennenswerten Erkenntnisse für die Fragestellung ge- winnen. Was damit zu tun hat, dass er in seinem gesamten Buch die Briten stark vernachläs- sigt.337 Geht es allerdings nach Appadurai und Perkin, sind britische und damit moderne Sportarten immer auf zwei Wegen verbreitetet worden. Deshalb hat diese Problematik nur bedingt Einfluss auf die Untersuchung, sofern man Gründung von Vereinen und Integration von Sport in das Bildungssystem als Faktor für die Verbreitung definiert. Der erste Weg, über den sich Sport globalisierte, waren koloniale, imperiale Außenposten, wie bei Rugby und Cri- cket. Bei Fußball waren zusätzlich Industrie- und Handelsrouten wesentlich.338 Darunter fällt das europäische Schiffs-, Hafen-, Verwaltungs- und Missionspersonal sowie Angestellte oder Aufseher ansässiger Firmen. Diesen Weg beschritten aber auch alle europäischen Auswande- rer, die sich in Siedlungskolonien niederließen.339 Auf den ersten Blick belegbar scheint es dadurch, da es zwischen den 1870er- und den 1880er-Jahren in vielen Häfen in der Nordsee, im Mittelmeer, am Schwarzen Meer, an der südamerikanischen Küste und bei asiatischen Außenhandelsposten, wie Hongkong, zur Bildung von Fußballvereinen und zu Spielen ge- kommen sein soll.340 Als Grund für die Etablierung dieses neuen Phänomens wird in der For- schungsliteratur Fußball als Medium für europäische Migranten gesehen, interkulturelle Sozi-

334 Vgl. McKeown, Global Migration, S. 167. 335 Vgl. Solimano, International Migration, S. 16. 336 Vgl. McKeown, Global Migration, S. 166. 337 Vgl. Bade, Europa in Bewegung. 338 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 339 Vgl. Bade, Europa in Bewegung, S. 170–171. 340 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 74 alisationen in den neuen Ansiedlungsorten zu betreiben. Deshalb kam es, insbesondere in den Migrationszentren, also vorwiegend Städten, zu Gründungen von Vereinen.341 Das Prinzip funktionierte folgendermaßen: Die Briten zeigten das Spiel vor, die lokale Bevölkerung wur- de inspiriert und gründete Vereine.342 Fruchtbaren Boden für die Verbreitung bot vor allem die starke Verstädterung und Industrialisierung, vorwiegend in Südamerika, wie Buenos Aires, Sao Paulo, und Montevideo und die Vielzahl an Migranten. In Buenos Aires nahm die Bevölkerung von 178.000 1869 auf 1.576.000 im Jahr 1914 zu.343 Der zweite Ansatz nach Appadurai betrifft die englischen Schulen und die Übertragung des britischen Bildungssystems, welchem er großen Einfluss zuschrieb. Folglich ergibt sich die Vermutung, dass Migrationsbewegungen dazu führten, dass sich ein Sport mit höherer Wahrscheinlichkeit im „Sport Space“ festigen kann. Nach McKeown konnte sich Fußball überall dort etablieren, wo sich größere Auswanderungsströme hinbewegten.344 Das soll nun anhand einiger Beispiele analysiert werden.

In Europa kamen die ersten großen Auswanderungsströme von Irland nach England, um dort, dank der Industrialisierung, zu arbeiten, später kamen vor allem Industriezonen in Frankreich, Nordeuropa und Deutschland hinzu.345 Somit waren die Briten im 19. Jahrhundert die Pionie- re der Auswanderung. Als ihre Hauptauswanderungsdestinationen gelten die USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Gebiete des heutigen Südafrika. 88 Prozent aller Emigranten gin- gen in eines der ersten vier Länder. Zwischen 1853 und 1913 verließen 13 Millionen britische Staatsbürger ihre Heimat. Zehn Millionen davon gingen aus GB nach 1870 fort. Drei Fünftel aller Auswanderer waren männlich.346 Weitere Länder, die bezogen auf die Bevölkerungszahl hohe Emigrationsraten aufwiesen, waren Irland, Italien, Norwegen und Schweden, in anderen, wie Frankreich, stiegen die Auswanderungsraten nur langsam.347 Nach 1890 kamen die Mig- rantenströme hauptsächlich aus Südeuropa, sprich Italien, Portugal und Spanien.348

Geht es nach Giulianotti, kann sich Fußball in den Anfängen in GB und dann in Kontinental- europa am erfolgreichsten ausbreiten. Man kann hier von einer beginnenden Globalisierung von Westen bis in östliche Gebiete Russlands sprechen.349 Der erste Club in Kontinentaleuro-

341 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 342 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 343 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 344 Vgl. McKeown, Global Migration, S. 166. 345 Vgl. McKeown, Global Migration, S. 161. 346 Vgl. Hatton, Emigration from the UK, S. 150–151. 347 Vgl. Hatton, What Drove the Mass Migration, S. 533. 348 Vgl. Hatton, What Drove the Mass Migration, S. 534. 349 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 75 pa wurde von englischen Schuljungen in der Schweiz gegründet. Englische Schulen und Schüler waren jedoch nicht nur in der Schweiz für die Ausbreitung verantwortlich.350 Bereits in den 1880er-Jahren bildete sich durch die Schweizer Fachschulen ein „kleines England“, das von vielen wirtschaftstreibenden Personen, wie Bankiers und Unternehmern, besucht wurde. Innerhalb der Schulen kam dann die Wertschätzung von Sport in der Erziehung zum Aus- druck, was sehr stark vom Wirtschaftsbürgertum ausging. Ab 1869 existierte in der Genfer Schule La Châtelaine Fußball als Sportprogramm. Dazu kamen dann weitere drei Schulen, die bis 1890 über Mannschaften mit eigenen Sportplätzen verfügten.351 Überhaupt verzeichne- te die Schweiz ab 1880 starke Zuwanderungsströme, sodass 1910 schon 15 Prozent der Be- völkerung Ausländer waren, wobei die meisten aus Frankreich, Belgien und Deutschland ka- men.352

Danach etablierte sich Fußball in Skandinavien, als Ergänzung zur nordischen Gymnastik. In Dänemark gibt es erste Zeugnisse über den Sport ab 1879.353 Mitte des 19. Jahrhunderts ver- breiteten Baumwollarbeiter Fußball in den Niederlanden, wo auch die erste nicht-britische Football Association 1889 geformt wurde.354 Aber auch in Belgien wurde Fußball schon ab 1863 gespielt. Mitverantwortlich gemacht werden wieder einmal britische Schüler und katho- lische Schulen. Ab 1895 ist dokumentiert, dass Fußball in allen Eliteschulen gespielt wur- de.355

So wie in der Schweiz waren in Deutschland englische Schulen maßgeblich daran beteiligt, dass sich Mannschaften, Vereine und Turniere ergaben.356 Insbesondere in den Hafenstädten Bremen und Hamburg war der britische Einfluss gegeben und der Deutsche Ruderverband stellte 1883 eine eigene Fußballmannschaft auf. Dies hatte damit zu tun, dass tausende See- leute für britische Unternehmen anheuerten.357 Außerdem hatten englische Kolonien in Han- delszentren wie Berlin, Frankfurt und Hamburg, aber auch in Residenzstädten wie Braun- schweig, Hannover, Dresden und in Bäderstädten wie Wiesbaden und Baden-Baden, die nach dem Wiener Kongress entstanden waren, großen Einfluss.358 Also erlernte die Elite den Sport in Schulen und beim Militär und beim restlichen Teil der Bevölkerung war Arbeitsmigration

350 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 53. 351 Vgl. Lanfranchi, Frankreich und Italien, S. 46. 352 Vgl. Bade, Europa in Bewegung, S. 88. 353 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 354 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 355 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 44–46. 356 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 357 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 48. 358 Vgl. Eisenberg, Deutschland, S. 95. 76 in diesen Gebieten ein wesentlicher Faktor.359 Der Grund für die erste Verbreitungswelle un- ter der deutschen Bevölkerung lässt sich damit erklären, dass manchmal auf Grund fehlender Spieleranzahl junge Deutsche integriert wurden.360 Aber in Deutschland war es kein kontinu- ierliches Wachstum, denn Verbände wehrten sich lange Zeit vehement dagegen, dass ein eng- lischer Sport Fuß fassen sollte. Allerdings ließ sich die Verbreitung des Teamsports nur bis in die 1890er-Jahre verhindern. Mitverantwortlich hierfür war das Lobbying des Zentralaus- schuss Volks- und Jugendspiele, der das Spiel auch unter den Arbeitern etablieren wollte. 1910 jedoch waren nur 24 Prozent Arbeiter unter den Fußballspielenden.361 Ebenfalls erwäh- nenswert ist die Zunahme der Spieler in Deutschland. 1913 waren es erst 161.000, 1920 aber bereits 468.000 Akteure. Dies stellt vor allem unter Berücksichtigung der im Weltkrieg Gefal- lenen eine immense Zunahme dar. Zu diesem Zeitpunkt zogen Schlagerspiele bereits an die 50.000 Menschen in den Bann.362

Vom Westen Spaniens aus verbreitete sich das Spiel durch die britische Marine und Bergwer- ker über das Baskenland und in Italien vom Norden bis in den Süden auf Sizilien und Sardini- en, in den 1890er-Jahren.363 In Italien waren es im Gegensatz zu Deutschland, Frankreich und anderen Nordländern weniger die Studenten und Schüler, die sich für den Sport und in weite- rer Folge die Massen begeistern konnten.364 Stattdessen waren britische Segler und Geschäfts- leute dafür verantwortlich, die vor allem in den Städten Genua, Mailand, Turin und Neapel tätig waren. Einige auch heute noch bekannte und beliebte Vereine Genua, Juventus Turin und Milan sowie Palermo wurden bis 1900 gegründet.365 Bedingt durch die Verstädterung und die Industrialisierung waren diese Städte ideal für Fußball geeignet.366 Somit war Fußball zu dem Zeitpunkt bereits beliebt als sich erstmals vermehrt Auswanderer von Italien Richtung Amerika bewegten. So konnten im Zeitraum von 1896 bis 1900 etwa 310.000 Auswanderer und zwischen 1901 und 1905 etwa 554.000 gezählt werden. Für den Zeitraum 1901 bis 1905 blieben etwa 245.000 in Europa und dem Mittelmeerraum und etwa 309.000 Personen über- querten den Atlantik.367

359 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 9. 360 Vgl. Eisenberg, Deutschland, S. 95. 361 Vgl. Eisenberg, Deutschland, S. 98. 362 Vgl. Eisenberg, Deutschland, S. 104. 363 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 364 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 44–46. 365 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 366 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 44–46. 367 Vgl. Foerster, Survey of Italian Emigration, S. 70. 77

Dann erst folgte Frankreich, wo gegen Ende des 19. Jahrhunderts die in Paris im Exil leben- den Schotten und Engländer lebten und für die Etablierung des Fußballs verantwortlich wa- ren. Dabei entwickelten sich speziell im Norden und Süden Fußballhochburgen.368 Ab 1872 war es in der Normandie durch F. F. Langstaff, der für die South West Railway arbeitete, möglich beim Havre Athletic Club zu spielen.369 Davon machten zuerst hauptsächlich briti- sche Angestellte Gebrauch. Im industrialisierten Norden Frankreichs übte vor allem das städ- tische Bürgertum den Sport aus, bevor er sich auch unter den anderen Schichten verbreitete.370 In Paris selbst waren es ebenfalls Briten, die sehr aktiv waren. Der Paris Football Club wurde 1879 gegründet, aber nach fünf Jahren auf Grund fehlender Konkurrenz aufgelöst. In den 1890er-Jahren kam es schließlich zu immer mehr Gründungen, doch dieses Problem konnte beseitigt werden. Wieder waren vor allem Personen, die eine Ausbildung in GB erhalten hat- ten beteiligt.371 Wie schnell sich zu dieser Zeit die Vereinslandschaft veränderte, zeigt im Jahr 1896 die Zunahme von 25 Clubs auf 40, nur zwei Jahre später.372 Die Vereine, die in den 1890er-Jahren entstanden, waren Pariser White Rovers und Standard Athletic Club. Häufig waren es auch Sportvereine, die nur eine Fußballsparte hatten.373 Das bestätigt auch Giuli- anotti, wenn er die anglophile Bourgeoisie in Paris, im Norden und Süden, die er durch ihr Engagement in den Häfen für die Verbreitung verantwortlich macht.374 Doch erst als sich Südfrankreich, Katalonien und Italien fußballerisch entwickelten, wurde Fußball zu dem Mas- sensport schlechthin.375 In beiden Fällen waren es also Migranten, die mitverantwortlich ge- macht werden müssen. Ohne diese hätte die Verbreitung unmöglich stattfinden können.

Im Osten war Wien die Hochburg, wo sich von Österreich-Ungarn und Böhmen der Sport in den 1890er-Jahren ausbreitete.376 Hier war der Engländer Jimmy Hogan wesentlich an der Popularisierung beteiligt. Wien ist auch insofern interessant, weil es dort 1904 bereits Berufs- spieler gab. 1905 wurde eine an England angelehnte Regelung, die die Professionalisierung steuern sollte, eingeführt. Österreich war somit 1924 das erste kontinentaleuropäische Land, welches professionalisiert war. Interessant ist auch der Umstand, dass der Wiener Fußball dermaßen etabliert war, dass hunderte Österreicher in anderen Ländern spielten, also Legionä- re im heutigen Sinn waren. Andererseits spielten viele Spieler aus Monarchie-

368 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 369 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 50. 370 Vgl. Lanfranchi, Frankreich und Italien, S. 43. 371 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 50. 372 Vgl. Lanfranchi, Frankreich und Italien, S. 45. 373 Vgl. Lanfranchi, Frankreich und Italien, S. 42–43. 374 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 9. 375 Vgl. Lanfranchi, Frankreich und Italien, S. 45. 376 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 78

Nachfolgestaaten in Österreich.377 In Ungarn wird 1896 Charles Löwenrosen, der in England das Spiel kennengelernt hatte, die Verantwortung zugeschrieben, Freunde für den Sport be- geistert zu haben. Innerhalb von 14 Jahren sollte sich seine schlagkräftige Nationalmannschaft entwickeln, die die Italiener 1910, vor 15.000 Zusehern, 6:1 besiegen sollten.378

Das nächste Land, in dem englische Schulen, neben dem wirtschaftlichen Weg, dafür verant- wortlich waren, dass sich Mannschaften, Vereine und Turniere bildeten, war Russland.379 Harry Charnock, ein Unternehmer aus England, der in Moskau eine Fabrik leitete, hatte 1894 die Idee, die Belegschaft durch Fußball vom Alkoholkonsum abzuhalten. Die Fußballspiele, die die Russen bis dahin gespielt hatten, waren extrem roh und mit sehr vereinfachten Regeln versehen gewesen. Der erste Club wurde von deutschen und englischen Angestellten in St. Petersburg gegründet. 1895 kam es zu Begegnungen zwischen russischen und ausländischen Vereinen. Das erste Spiel mit Association Football Regeln wurde 1896 ausgetragen. Bis 1902 dominierten jedoch die von Ausländern gegründeten Mannschaften das Fußballgeschehen in Moskau und St. Petersburg. Mit dem Druck eines einheitlichen Regelwerks 1900 und der Gründung eines Vereins 1902 begann ein neues Kapitel. 1908 gewann zum ersten Mal eine „echte“ russische Mannschaft die nationale Meisterschaft. Bis 1920 wuchs Fußball zu dem dominantesten und beliebtesten Sport im Land heran und setzte sich gegen Radfahren, Ru- dern, Leichtathletik und Skifahren durch.380

In Südamerika des 19. Jahrhunderts dominierten die britischen Unternehmer den wirtschaftli- chen Markt, was sich auch dadurch zeigte, dass der britische Sterling als Zahlungsmittel galt. In Argentinien, Uruguay und Chile war der Einfluss so stark, dass man sie laut Hawkins in ökonomischer Hinsicht quasi zum britischen Imperium zählen hätte können.381 Einer der we- sentlichsten Gründe, warum Fußball der am meisten verbreitete Teamsport geworden ist, zeigt sich in Südamerika hervorragend dadurch, dass die Briten quasi zum richtigen Zeitpunkt mit- tels Militär und Wirtschaft Interessen Länder beeinflussten. Diese Annahme wird durch die Tatsache gestützt, dass die Gründer der Association Football kurze Zeit später, im Jahre 1863, in Europa und Südamerika die Schienennetze aufbauten. Starke Ähnlichkeiten gibt es auch beim Cricket, das sich erst in Australien und dann in Südafrika ausbreiten konnte.382 In Süd- amerika können die Handelsbeziehungen mit Europa als Grund ausgemacht werden, wobei

377 Vgl. John, Österreich, S. 68–69. 378 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 55. 379 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 380 Vgl. Riordan, Russland und Sowjetunion, S. 131–132. 381 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 56. 382 Vgl. Cronin, The globalisation of sport, S. 27–28. 79 insbesondere die Saisonarbeiter und ihr Interesse am Sport eine große Rolle spielten. Aus- gangspunkt für die Verbreitung in Südamerika war Brasilien, wo sich Fußball von Sao Paulo aus zum Breitenteamsport schlechthin entwickelte. Giulianotti hält zudem die kulturelle Dif- fusion als Erklärungsansatz wesentlich, weil Fußball erst von lokalen Eliten gespielt wurde und sich erst nach und nach unter der Bevölkerung ausbreiten konnte. Dieses Phänomen galt für Brasilien, Peru und Uruguay.383

Migrationsmäßig waren die größten Einwanderungsgruppen in Südamerika aus Italien, Spani- en, Frankreich und Portugal, aber auch Deutsche, Österreicher und Schweizer zog es auf den Kontinent.384 Bei den deutschen Einwanderern waren es in den 1848er-Jahren hauptsächlich die „Eliten“, die nach Südamerika zogen. Danach folgte die sogenannte Siedlungswanderung, gefolgt von der modernen Form der Arbeitswanderung. Dabei kann zwischen den einzelnen Ländern differenziert werden. In Brasilien war die Siedlungswanderung und in Argentinien die Arbeitswanderung dominierend. Dies bestätigt sich dadurch, dass vor allem bei den Aus- wanderern aus den 1848ern so gut wie alle Berufsgruppen vertreten waren.385 Als Gründe werden von Rosenberg die Möglichkeit einer geschlossenen Ansiedlung unter Beibehaltung der Sprache und Kultur gesehen. 386 Obwohl die dominanten Auswanderungsbewegungen stattfanden, bevor Fußball in Deutschland eine Rolle spielte, waren sie von Anfang an von der Gründung von Vereinen begeistert. Dass die Ausgewanderten aber möglicherweise dann bei den von anderen Nationen gegründeten Vereinen mitmachten, ist aber dennoch möglich. Auch die Spanier waren nicht die ersten die Vereine gründeten. Zwischen 1880 und dem Ers- ten Weltkrieg wanderten an die drei Millionen Spanier aus, davon die meisten nach Latein- amerika. In Argentinien und Uruguay waren sie in dieser Zeit die zweit- und in Brasilien die drittgrößte Gruppe.387 Die Spanier können auch als Ausnahme gelten, weil nur zwei Prozent zwischen 1900 und 1913 die USA erreichten.388 Von der Struktur her waren die spanischen Migranten jung und zumeist alleinstehend. Weshalb die Spanier noch nicht so viel mit Fuß- ball zu tun hatten, erklärt sich dadurch, dass der Großteil der Arbeiter im Zeitraum von 1882 und 1914 aus dem ruralen Spanien kamen.389 Fußball war in Spanien zu der Zeit maximal in Städten im Zuge der Industrialisierung vertreten. Im Vergleich zu den Italienern ist im Zeit-

383 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8–9. 384 Vgl. Albornoz, The Population of Latin America, S. 123. 385 Vgl. Rosenberg, Deutsche Minderheiten in Lateinamerika, S. 264. 386 Vgl. Rosenberg, Deutsche Minderheiten in Lateinamerika, S. 261–291. 387 Vgl. Sanchéz-Alonso, Emigration from the Regions of , S. 730. 388 Vgl. Sanchéz-Alonso, Emigration from the Regions of Spain, S. 731. 389 Vgl. Sanchéz-Alonso, Emigration from the Regions of Spain, S. 733–734. 80 raum zwischen den 1890ern und 1900er-Jahren festzustellen, dass die spanische Migration niedriger wurde, während sich die italienische fast verdoppelte.390

Trotz der größeren Gruppe an Auswanderern, beispielsweise aus Deutschland, Italien und Spanien, waren es die zahlenmäßig unterlegenen, aber wirtschaftlich dominanten Briten, die für die Gründungen der Vereine sorgten.391 Sie waren sehr aktiv, insbesondere durch die Eli- ten und der Lehre von Fußball in zahlreichen Schulen. Ein Blick auf verschiedene südameri- kanische Länder soll das zeigen.

Im Fall von Brasilien waren es die Handelsbeziehungen, die für die Verbreitung sorgten. Be- sonders britische Segler gaben den Sport der Bevölkerung weiter.392 Wieder waren es also britische Einflüsse, wie die von Charles W. Miller, Sohn eines Konsuls, der den Sport mit großer Hingabe verbreiten wollte, nachdem er ihn in England kennengelernt hatte.393 Es wa- ren aber auch andere ehemalige Schüler, die eine englische Ausbildung genossen hatten, wie Oscar Fox, die bei der Verbreitung mithalfen.394 Aus dieser britischen Gemeinschaft, von Sao Paolo ausgehend, konnten sich immer mehr Personen mit dem Sport anfreunden.395 Mitver- antwortlich für die Etablierung wurden, wie auch in Argentinien, die Zuwanderer aus Europa gemacht. Die großen europäischen und asiatischen Migrationswellen brachten nach 1888 über fünf Millionen Auswanderer nach Brasilien. Eine dreiviertel Million stammte dabei aus Spa- nien. Von 1904–1914 spielten sie eine größere Rolle als die Italiener, aber eine kleinere als die ehemals von Afrika gekommene schwarze Bevölkerung.396 Von 1887 bis 1903 kamen etwa 996.000 Italiener, 306.000 Portugiesen und 194.000 Spanier.397 Durch die Vielzahl an Migranten gab es in der ab 1901 gegründeten Sao Paulo Stadtliga zusätzlich zum British Sao Paolo Athletic Club noch internationale andere Vereine, die aus zahlreichen Einwanderern bestanden. Sogar ein deutscher war darunter, der auf die zahlreichen Deutschen zurückzufüh- ren war.398 Zu einem der besten und mächtigsten Fußballclubs stieg Fluminese auf. Er wurde als exklusiver, nur der europäischen Elite zugänglicher Verein gegründet. Als Gegenpart bil- deten sich die Sao Paulo Corinthians, die Spieler hauptsächlich aus der Sao Paulo Railway Company rekrutierten. Damit entstand ein Duell zwischen der Elite und der Unter- bzw. Mit-

390 Vgl. Sanchéz-Alonso, European Emigration, S. 311. 391 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 392 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 393 Vgl. Caldas, Brasilien, S. 172. 394 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 395 Vgl. Bocketti, Italian Immigrants, S. 278. 396 Vgl. Klein, Spanish Immigrants in , S. 505. 397 Vgl. Klein, Spanish Immigrants in Brazil, S. 507. 398 Vgl. Bocketti, Italian Immigrants, S. 279. 81 telschicht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Sport aber in allen Bevölke- rungsschichten und führte dazu, dass Brasilien 1919 die South American Championship ge- winnen konnte.399 Mit Ausnahme von Schwarzen, denn diese waren in der Anfangszeit auch nach Abschaffung der Sklaverei 1888 nicht in vielen Vereinen willkommen. Die Aufnahme eines schwarzen Spielers bei Fluminese führte zu einem Austritt anderer Spieler und zum Rückzug von Unterstützern. Auf der anderen Seite standen Fluminese die Flamengo gegen- über, ein Club mit einer von Schwarzen geprägten Identität.400

In der Region um den Rio de La Plata war die Migration von 45.000 Briten mitverantwortlich für die Verbreitung von Fußball. Vermutlich haben Gründungen von Clubs ehemaliger Schü- ler und Bahnarbeiter aus Buenos Aires diese Entwicklung und das Interesse für den Sport noch verstärkt. Die Namen der Vereine Newell’s Old Boys und Rosario Central zeugen von der Herkunft der Gründer. 401 In Montevideo war der 1842 gegründete Viktoria Cricket Club mitverantwortlich dafür, dass sich Fußball etablieren konnte. Von Anfang an spielten die Mit- glieder des Vereins zusätzlich Fußball. Abgesehen davon war für die Entwicklung in den 1870er-Jahren nicht die Elite, sondern Schiffsbesatzungen verantwortlich. Sehr interessant bezüglich der „Sport Space“ Theorie ist, dass viele Cricketclubs im Sommer Cricket und im Winter Fußball spielten.402 Der erste uruguayische Fußballverein Albion FC wurde 1861 ge- gründet und ist damit überhaupt einer der frühesten Vereine Englands. Zwei Jahrzehnte später etablierte sich Fußball im Schulsystem.403 Der erste Verein, der als reiner Fußballclub und nicht von Briten gegründet wurde, war der Club Nacional 1899. Zehn Monate später entstand die Uruguay Football Association. Uruguays Nationalmannschaft konnte sich durch die frühe Entwicklung sportlich sehr gut positionieren und 1916 die South American Championship gewinnen sowie sich bei der ersten FIFA-WM überraschend gegen Argentinien durchset- zen.404 Der Erste Cup wurde vom schottischen Millionär Sir Thomas Lipton initiiert, in dem sich Uruguay und Argentinien jährlich ab 1902 messen konnten.405 Wie sich die Einwande- rung förderlich auf die Vereinssituation und die Spannung für den Zuseher auswirken konnte, zeigte die Rivalität von zwei Teams in Uruguay. Zwischen den Einwanderern aus Italien

399 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 62. 400 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 62. 401 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 402 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 60. 403 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8. 404 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 60–61. 405 Vgl. Giulianotti, Football, S. 9. 82 durch die Penarol und den spanisch dominierten Newell’s Old Boys kam es zu besonders spannenden Duellen.406

In Chile geht die Etablierung von Fußball wieder einmal auf britisch gegründete Colleges, aber auch Warenhäuser zurück, die durch ihre Fußballteams für die Verbreitung zuständig waren. Britische Seefahrer waren 1889 für die ersten Vereine verantwortlich. Sechs Jahre später sollte es bereits den ersten Cup mit neun von Briten gegründeten Vereinen geben.407 Der erste Verein Valpraiso FC wurde von David N. Scott 1889 gegründet. Es folgten die eng- lischen Schulmannschaften Mackay und Sutherland sowie die Werksmannschaft La Casa Rogers. Die Gründung der Football Association of Chile geht auf das Jahr 1895 zurück. Im selben Jahr waren chilenische Studenten für die Entstehung des ersten chilenischen Vereins verantwortlich, durch den sich bis 1912 das Spiel unter der Bevölkerung verbreitete und auch dazu führte, dass in demselben Jahr die Associación de Fútbal de Chile, diesmal mit großem Anteil an Einheimischen, gegründet wurde.408

Argentinien gilt als eines der größten Einwanderungsländer zur Zeit der „Take-Off-Phase“ und es zog zwischen 1882 und 1914 tatsächlich 285.800 Spanier an. Vor allem die Jahre zwi- schen 1901 und 1914 waren mit 198.000 Personen herausragend. Von 1906 bis 1910 ent- sprach das 67,8 Prozent aller spanischen Auswanderer.409 In der letzten Zeitspanne war auch spanischer Fußball bereits verbreitet. In den 1870er- und 1880er-Jahren war Argentinien das Hauptauswanderungsland für Italiener.410 Die Engländer machten zwischen 1867 und 1931 nur 50.000 Personen aus. Trotz ihrer geringen Zahl brachten sie aber einerseits neue Techno- logien und das britische Bildungssystem nach Argentinien, in dem Sportarten wie Fußball und Rugby häufig eine große Rolle spielten.411 Andererseits gründeten abermals britische Segler Vereine außerhalb von Schulen. Die erste Erwähnung eines fußballähnlichen Sports findet sich bereits 1840 in der lokalen Zeitung Razón. Der erste am 20. Juni 1867 gegründete Fuß- ballclub nannte sich Buenos Aires Football Club. So richtig los ging es mit Fußball schließ- lich in den 1880er Jahren, wobei hier 1881 der Schotte Alexander Watson Hutton aus GB Ar- gentinien erreichte und dort für das St. Andrew’s College tätig wurde. 1884 war er für die Bu- enos Aires English Highschool verantwortlich, die eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung spielte. Besonders erwähnenswert ist hier die Tatsache, dass Hutton 1893 die Argentine Foot-

406 Vgl. Giulianotti, Football, S. 11. 407 Vgl. Giulianotti, Football, S. 8–9. 408 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 61. 409 Vgl. Klein, Spanish Immigrants in Brazil, S. 506. 410 Vgl. Klein, Immigrants, S. 308. 411 Vgl. Archetti, Argentinien, S. 150. 83 ball Association gründete. Damit war Argentinien Spanien einen Schritt voraus, da Real Mad- rid erst 1898 von Studenten gegründet wurde. Nahezu alle Fußballclubs entstanden in Argen- tinien in britischen Highschools, wie Gründungen in Rosario und Santiago zeigen.412 Doch nicht nur die Elite fand Gefallen an dem Sport. Durch britische Eisenbahnmitarbeiter konnte sich Fußball entlang der Schienennetze ausbreiten. Rosario Central und Excelsior sind Bei- spiele dafür, dass sich auch argentinische Mitarbeiter zunehmend mit dem Sport anfreunde- ten.413 Als Zeitpunkt, an dem sich Fußball endgültig als Breitensport festsetzen konnte, kann man 1905 ansetzen, also ein Jahr bevor American Football seine Einzigartigkeit bewies. Trotz der Etablierung unter der Bevölkerung gab es in Argentinien bis 1914 in den meisten Team- kadern mehr Briten als Argentinier bzw. Spanier oder Italiener.414 Bemerkenswert sind auch die Reisen zahlreicher Vereine aus England (Southampton, Nottingham Forest, Everton, Tot- tenham und Chelsea) nach Argentinien, um sich mit den Vereinen aus Buenos Aires und ge- legentlich aus Rosario zu messen.415 Diese interkontinentalen Duelle trugen zu einer wach- senden Begeisterung und in der Folge auch zu Vereinsgründungen prominenter Vereine wie River Plate, Racing, Independiente, Estudiantes de la Plata, Boca Juniors, Huracín und San Lorenzo zwischen 1900 und 1908 bei. Durch den Sieg von Racing 1913 konnte erstmals eine gemischte Mannschaft die Meisterschaft gewinnen. Dies wurde als Sieg für den gesamten argentinischen Fußball gefeiert, weil das Team zu einem großen Teil aus Mischbeziehungen und Städtern hervorgegangen war, was der neuen nationalen argentinischen Identität ent- sprach.416

Migration aus Europa nach Afrika spielte vom Ausmaß her in vielen Gebieten, vor allem süd- lich der Sahara, nur eine eher kleine Rolle. Festzustellen ist dennoch, dass sich Fußball in Afrika trotz dieses Umstandes positiv entwickelte. Sichtbar wird hier, dass besonders die Ko- lonialherrscher für die Verbreitung des Sports durch Soldaten und weiße Siedler zuständig waren.417 Erkennbar ist diese Tendenz daran, dass sich Fußball in den westafrikanischen Ko- lonien sehr schnell als allgemeiner Volkssport durchsetzen konnte. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung von weißen Siedlern. In Afrika zeichnet sich ab, dass maßgeblich die Ko- lonialmächte in der „Take-Off-Phase“ dafür verantwortlich waren, besonders die christlichen Schulen, beispielsweise in Kenia, Nigeria, Sierra Leone, Uganda oder Ägypten. Allerdings

412 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 58–59. 413 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 58–59. 414 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 60. 415 Vgl. Archetti, Argentinien, S. 150. 416 Vgl. Archetti, Argentinien, S. 151–152. 417 Vgl. Giulianotti, Football, S. 7. 84 kann man sagen, dass es vor allem in den Anfängen wieder die Eliteschüler waren, die mit dem Sport im Zuge ihrer Ausbildung in Kontakt kamen, wobei es keine Rolle spielte, ob es sich um einheimische oder britische Elitekinder handelte.418 In Belgisch Kongo und Zaire konnte sich Fußball in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg etablieren.419 Im Kongo erfreute sich das Spiel, dort „Mwana-foot“, Kinderfußball, genannt, bis in die 1920er-Jahre so großer Beliebtheit, dass es regelmäßig Turniere gab. Doch auch die Franzosen verbreiteten den Sport. In Kamerun zeigten sich die französischen Siedler dafür verantwortlich, dass sich die- ser Sport etablieren konnte. Dort wollten die französischen Siedler, laut Clignet und Stark, die Sportlerzahlen heben, insbesondere der Eliten.420 Im Senegal waren ebenfalls die Franzosen ein wichtiger Faktor, allerdings erst in den 1920er-Jahren.421 In Südafrika waren es aber wie- der die Briten und der Sport gegebenenfalls der afrikanischen Elite vorbehalten, bis durch das Militär auch hier eine Ausbreitung in der Mittel- und Unterschicht stattfand.422 Lange Zeit wurde die Beliebtheit von Fußball in Südafrika angezweifelt, Rugby und Cricket als dominie- rend angesehen. Neueste Untersuchungen zeigen jedoch, welch starken Einfluss GB im Zeit- raum von 1892 bis 1940 auf die Fußballbereitschaft und Organisation dieser Sportart in Süd- afrika ausübte.423 Schon in den 1880er- und frühen 1890er-Jahren sind zahlreiche Gründun- gen von Fußballvereinen dokumentiert. Besonders hervorzuheben sei auch die Gründung der South African Football Association, die allerdings anfangs nur Weißen vorbehalten war.424 Außerdem ist ebenfalls die Vermutung falsch, dass sich der südafrikanische Fußball auf das Land beschränkte und durch die South African Football Association nur unter der weißen Be- völkerung etablierte, weil im September 1899 eine rein schwarze Fußballmannschaft nach GB und Frankreich reiste und dort gegen unterschiedlichste Vereine spielte. Zwar erfolgte dies unter der Schirmherrschaft der (white) Orange Free State Football Association, aber die Mannschaft bestand nur aus schwarzen Spielern. Dieses Ereignis führte zu großem Medienin- teresse in Europa, aber nicht in Afrika. Trotzdem wurden afrikanische Kolonien ermutigt, den Sport voranzutreiben, indem immer wieder verschiedene Mannschaften aus Afrika und der Karibik nach Europa eingeladen wurden.425 War es in Südafrika noch eher koloniale Migrati- on der Elite, kann man für die nordafrikanischen Kolonien die Migrantenströme als wesent- lich für die Verbreitung ausmachen. Vor allem in Marokko, Algerien und Tunesien bezeich-

418 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 63–66. 419 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 67. 420 Vgl. Giulianotti, Football, S. 7. 421 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 68. 422 Vgl. Giulianotti, Football, S. 7. 423 Vgl. Bolsmann, White football in South Africa, S. 29. 424 Vgl. Bolsmann, White football in South Africa, S. 30. 425 Vgl. Giulianotti, Football, S. 6–7. 85 net Hawkin die Anzahl an Migranten aus Europa als Vorteil.426 Einzig Migrationsströme im Zeitraum 1815–1914 von GB nach Südafrika und von Frankreich nach Nordafrika, in die Länder Algerien circa 650.000, Marokko und Tunesien jeweils circa 200.000, sind von Be- deutung.427 In Tunesien ist den Franzosen und Italienern eine wesentliche Bedeutung zuzu- schreiben. Begünstigt wurde die Entwicklung durch die Aufgeschlossenheit der muslimischen Kultur gegenüber Sport unter Männern und dies war das Erfolgsrezept dieser Region.428 Fest- stellbar ist somit für die meisten Gebiete in Afrika eine Botton-Down Bewegung. Migration spielte insofern eine Rolle, da auch die Kolonialherrscher Migranten waren, obwohl die Mas- senmigration in den meisten afrikanischen Ländern nicht als Grund gelten kann, weshalb sich dort Fußball verbreitete, mit der Ausnahme der nordafrikanischen Kolonien speziell in Alge- rien, Tunesien und Marokko.

Wie im Unterkapitel „Sport Space“ angesprochen wurde, hätte es die Möglichkeit gegeben, dass sich Fußball in den USA etablieren hätte können. In einigen Colleges brachten also die Briten den Sport nach Nordamerika und in den 1860er- bis in die 1870er-Jahre war Fußball sehr beliebt.429 In dieser Zeit wandten sich aber unter anderem Yale, Columbia und Wesleyan von Fussball ab und ersetzten es ausschließlich durch Rugby.430 Der Umstand, dass sich Fuß- ball in den USA in der „Take-Off-Phase“ nicht etablierte steht im Gegensatz zu den Migrati- onsströmen, die das Land erreichten, war es doch mit Abstand jenes in das sich in der „Take- Off-Phase“ die meisten Migranten niederließen. Zwischen 1870 und 1920 erreichten insge- samt 26 Millionen Migranten aus Europa die USA.431 Als Zeitraum der großen Einwanderung ist hier die Zeit zwischen 1880 und dem ersten Weltkrieg hervorzuheben.432 Ende der 1880er und in den 1890er-Jahren stieg die Zahl der Auswanderer aus Italien in die USA, aber auch nach Argentinien massiv an.433 So wurden 1901 bis 1905 etwa 200.000 italienische Migranten gezählt. Zwischen 1901 und 1914 waren es insgesamt 716.600 Italiener.434 Hier zeigt sich wieder, dass Migration nicht automatisch dafür sorgt, dass sich ein Sport festsetzen kann. Die Erklärung für die USA, weshalb trotz Einwanderung keine Etablierung von Fußball stattfand, ist aber bereits mittels der „Sport Space“ Theorie geklärt worden. Wie sich in diesem Teil zeigte, war Baseball zu dem Zeitpunkt zu dominant und zusätzlich fällt bezüglich des Exports

426 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 68–69. 427 Vgl. Segal, Atlas of International Migration, S. 16. 428 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 68–69. 429 Vgl. Gorn, American Sports, S. 131. 430 Vgl. Hellerman, Offside, S. 72; 74. 431 Vgl. Solimano, International Migration, S. 14. 432 Vgl. Klein, Immigrants, S. 306. 433 Vgl. Klein, Immigrants, S. 307. 434 Vgl. Klein, Immigrants, S. 308. 86 von American Football zu dieser Zeit der geringe Entwicklungsstand auf. Hinzu kommt der wesentliche Umstand, dass die USA Anfang des 20. Jahrhunderts so gut wie keine Kolonien besaßen. Mit Sicherheit ist die fehlende Existenz von Kolonien für American Football ein fast nicht wieder aufzuholender Nachteil gewesen.435 Erschwerend war außerdem, dass die USA ein Einwanderungs- und kein Auswanderungsland war und daher über diesen Weg auch keine Verbreitung stattfinden konnte.436 Ebenso könnte man vielleicht von einem falschen Zeitpunkt sprechen, da die kulturelle Verbreitung die USA erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- derts bzw. vor allem in den 1890er-Jahren erreichte.437 In den 1920er-Jahren konzentrierte sich das Footballgeschehen, insbesondere die Professionalisierung, auf die Bundesstaaten Ohio, Indiana, Illinois, New York und Wisconsin, weshalb ausschließlich Vereine aus diesen Staaten die American Professional Football Association gründeten. 1922 wurde diese dann in die NFL umbenannt und die Meisterschaft mit 18 Mannschaften ausgespielt.438

Kanada war aufgrund seiner langsameren wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere der Industrialisierung und der noch nicht vorhandenen Erschließung des Westens lange Zeit kein primäres Einwanderungsland. Trotz massiver Anwerbungsversuche erreichten nur 1,5 Millio- nen Menschen das Land, wobei es viele als Übergangsland nutzten. Dennoch muss man an- merken, dass die Zahl zwar niedrig scheint, im Zeitraum 1870–1900 gab es aber mehr Emig- ranten aus Kanada als Immigranten. Der Bedarf an Siedlern war also gegeben, weshalb man zusammen mit Agenten gezielt nach Personen suchte, die den Westen bevölkern sollten. Dadurch konnte zwischen 1901 und 1931 eine Verdopplung der Bevölkerung auf 10,3 Millio- nen erreicht werden.439 Trotzdem war Kanada stark unter britischem Einfluss, was auch das Vorhandensein von Fußballvereinen erklärt. Diese konnten mitunter große Erfolge feiern. 1888 konnte ein Verein gegen den schottischen Club Glasgow Rangers ein 1:1 Unentschieden erreichen.440 Das ist bemerkenswert, weil die Glasgow Rangers einer der dominantesten briti- schen Vereine jener Zeit waren.

Im asiatischen Raum zeichnete sich bei der Verbreitung von Fußball, so wie überall, ein gro- ßer Einfluss von Europäern ab. In Japan waren es Personen mit europäischer Herkunft, die in der Zeit von 1868 bis 1912 den Sport der lokalen Elite vorstellten und so für die Integration in

435 Vgl. Nonn, Das 19. und 20. Jahrhundert, S. 11–17. 436 Vgl. Solimano, International Migration, S. 10. 437 Vgl. Nonn , Das 19. und das 20. Jahrhundert, S. 32–33. 438 Vgl. Bowy, American Football, S. 19–21. 439 Vgl. Hahn, Klassische Einwanderungsländer, S. 92. 440 Vgl. Giulianotti, Football, S. 7. 87

Schulen und Sportvereinen sorgten.441 In Indonesien etablierten sich westliche Sportarten be- reits sehr früh durch die Niederländische Ostindien-Kompanie. Bis 1930 gab es sogar zwei unterschiedliche nationale Dachverbände.442 Etwas weiter nördlich im ehemaligen Malaya (Myanmar, und Malysia) wurde Fußball der Nationalsport bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Es gab allerdings regionale Unterschiede in dessen Beliebtheit, aber in so gut wie jedem Bezirk gab es zumindest ein oder zwei Teams.443 Als Hauptverantwortlich für die Ent- wicklung kann die Einführung der englischen Schulausbildung zusammen mit protestanti- schen und katholischen Missionen in den 1890er-Jahren gesehen werden.444 Die besten ma- laysischen Spieler hatten dort eine Ausbildung genossen.445 Bis in die späten 1920er-Jahren sollte es zu einigen Begegnungen zwischen Vereinen aus China, Hongkong und Malaya kommen, wofür vor allem die talentierten und enthusiastischen Fußballer aus China verant- wortlich waren.446 Überhaupt war der Malaya Cup ein großer Anziehungspunkt asiatischer Fußballer und Rugbyspieler und sollte ab 1921 unter dem Namen Malaysia Cup bis 1994 existieren.447 In Singapur ist Fußball ab 1889 belegt und entwickelte sich zum Teil sehr ra- sant.448 Das zeigt sich durch die Gründung der Singapore Football League 1904, welche spo- radisch bereits ab 1901 existierte.449 Der Verbreitungsweg von Fußball in der chinesischen Region ging vom Einfluss Honkongs aus. Hier hatten Briten häufig organisierte Fußballspiele abgehalten und die Menschen begeistert. Am chinesischen Festland standen bald Shanghai, Nanjing und Peking ab 1887 unter dem Einfluss des Sports.450 Initiiert war die Entwicklung des modernen Sports in China somit ebenfalls durch Briten, die 1894, unter anderem durch die Einrichtung der The Straits Chinese National Football Association, Fuß fassten.451 Indien ist ein hervorragendes Beispiel, mit dem sich der britische Einfluss auf den „Sport Space“ veranschaulichen lässt. Dort wurde der erste Fußballclub Traders Club 1878 gegründet. Eine größere Menge an Vereinen Shobhabazar, Aryans, Town, National, Kumartuli und viele wei- tere wurden in den 1880er-Jahren aufgebaut. Dafür waren vor allem ehemalige englische Schüler, ICS Offiziere, britische Händler und Militärangehörige verantwortlich.452 Der Sport

441 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 8. 442 Vgl. Chehabi, Iran, S. 227. 443 Vgl. Abe, Healthy Bodies, S. 113. 444 Vgl. Abe, Healthy Bodies, S. 109–110. 445 Vgl. Majumdar, Cricket, S. 133. 446 Vgl. Aplin, Celestials in Touch, S. 68. 447 Vgl. Aplin, Celestials in Touch, S. 67. 448 Vgl. Aplin, Celestials in Touch, S. 62. 449 Vgl. Aplin, Celestials in Touch, S. 67. 450 Vgl. Hong, Sport in China, S. 160. 451 Vgl. Aplin, Celestials in Touch, S. 63. 452 Vgl. Nandy, Footaball, S. 242. 88 war sehr schnell beliebt. Vor allem als der indische Verein Mohanbagan von reichen aristo- kratischen Bengalis, die englische Ausbildungen erhalten hatten, den IFA Shield (Turnier) gewinnen konnten. Der Erfolg ist deshalb so hoch anzurechnen, weil sie sich gegen fünf briti- sche Teams durchsetzen konnten. Nationalisten in Kalkutta, aber auch andere indischen Regi- onen feierten die Sieger. Das geschah, noch bevor sich Indien zu der Cricketmacht etablier- te.453 Weiter im Westen waren es entweder Iraner, die in Europa gelebt hatten, oder wieder im Iran lebende Europäer, die für die Modernisierung des Sports und dessen Etablierung verant- wortlich waren. Im Süden des Irans ist die Einführung von Fußball durch britische Offiziere der South Persia Rifles dokumentiert. Durch die iranischen Truppen breitete sich der Team- sport schließlich in allen Schichten aus. Außerdem spielten wieder missionarische Schulen und die Ölindustrie eine tragende Rolle.454 Korea bildete in der asiatischen Region eine Aus- nahme, weil hier bis in die 1980er-Jahre nur Boxen und Golf professionalisiert war und dies tatsächlich gut organisierte Sportarten waren. Die Teamsportarten Baseball 1982 und Fußball 1983 eröffneten die Ära des professionellen Sports in Korea sehr spät.455

Es zeigte sich, dass Migration auch für die Verbreitung von Fußball als wesentlicher Faktor gelten kann. In Südamerika, in Afrika und Asien waren es Großteils britische Eliten, die durch Schulen und Colleges, während die restliche Bevölkerung dann meist über britischen Unter- nehmen im maritimen Handelswesen und Schienenbetrieben mit dem Sport in Berührung ka- men. Diese waren für die Etablierung des Sports für die breite Masse verantwortlich. In Euro- pa waren es ebenfalls Eliten bzw. Personen, die das Spiel in GB kennengelernt hatten (Stu- denten und Arbeitsmigranten) und es dann in die Heimatländer mitnahmen. Somit waren es häufig einzelne Migranten, die die Verbreitung ermöglichten. Insbesondere durch die wirt- schaftliche Dominanz von GB und den damit zusammenhängenden Gründungen von Verei- nen und Schulen, in denen Fußball ein verankerter Bestandteil war. GB übte quasi zum richti- gen Zeitpunkt mittels Militär und Wirtschaft Interessen auf der ganzen Welt aus und beein- flusste die Menschen in unterschiedlichen Ländern. Dadurch übernahmen die Einheimischen meist Fußball als Sportart, weshalb er zum Breitensport wurde. Frankreich hatte durch seine Kolonien zumindest auch in Afrika Einfluss auf die Verbreitung des Sports. Die Massenmig- ration kann als begünstigend für die Etablierung gesehen werden, war jedoch in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt. Die Analyse zeigte, dass in manchen europäischen Emigrationslän- dern (Deutschland, Italien und Spanien) zu dem Zeitpunkt, als sich Fußball bereits, zum Bei-

453 Vgl. Nandy, Footaball, S. 244. 454 Vgl. Chehabi, Iran, S. 227. 455 Vgl. Nam-Gil, Korean Sport, S. 189. 89 spiel in Südamerika und Asien, durch Migration verbreitet hatte, noch gar nicht so weit ent- wickelt war. Dies ist dadurch nachweisbar, dass in Südamerika durch die CONMEBOL der erste kontinentale Fußballverband überhaupt entstand.456 Möglicherweise hängt das mit zwei Faktoren zusammen. Einmal mit dem geringeren Einfluss der Briten und zweitens musste sich Fußball beispielsweise in Deutschland erst gegen die Turnbewegung durchsetzen. Also gab es in manchen Ländern Konkurrenz durch andere moderne Sportarten, während in Asien und Südamerika moderne Breitensportarten so gut wie nie vorhanden waren. Weitere Untersu- chungen könnten diesem Aspekt vermehrt auf den Grund gehen. Allerdings trugen die Emig- ranten aus Spanien und Italien, teilweise aus Frankreich und Deutschland, am Anfang des 20. Jahrhunderts zur Etablierung bei, auch wenn sie eben nicht für die Einführung verantwortlich waren. Die Vermutung, dass Migrationsbewegungen dazu führen, dass sich ein Sport mit hö- herer Wahrscheinlichkeit im „Sport Space“ festigen kann stimmt. Limitiert ist das Erklä- rungsprinzip Massenmigration als Etablierungsmöglichkeit von Sport aber in der Hinsicht, dass sich überall dort, wohin besonders viele Briten auswanderten, wie nach Australien, Ka- nada und in die USA, nicht Fußball, sondern andere Sportarten im „Sport Space“ etablieren konnten. Allerdings muss man auch hinzufügen, dass die britische Auswanderung in diese Länder auch früher als beispielsweise nach Südamerika einsetzte. Weshalb sich McKeown und seine Vermutung, dass die Größe der Auswanderungsströme der wichtigste Faktor sei, nicht bestätigen.457

Anhand der zusammengefassten Erkenntnisse ist nun endgültig bestätigt, dass American Football zu spät entwickelt war. Zu der Zeit, etwa um 1920, war in den meisten Ländern be- reits Fußball im „Sport Space“ verankert. Außerdem spielten im Fall der USA, im Gegensatz zu GB, weder koloniale Ansprüche noch die damit im Zusammenhang stehende Emigration eine Rolle, welche aber als tragende Rolle für Verbreitung und kulturelle Globalisierung fest- gelegt sind.

3.4 Vierte Phase: Struggle-for-Hegemony – Mitte 1920er- bis in die späten 1960er-Jahre

Für die vierte Phase „Struggle-for-Hegemony” gab es einige nennenswerte Ereignisse und Veränderungen mit globalen Auswirkungen auf Fußball und auf American Football nur in- nerhalb der USA. Erstens führte die IFAB die Abseitsregel ein und erreichte, dass diese auch international bei allen Vereinen und Ligen angewendet wurde, zweitens setzte die FIFA mit

456 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 13. 457 Vgl. McKeown, Global Migration, S. 166. 90 der Durchführung der bereits erwähnten ersten WM einen Meilenstein und drittens ergaben sich in dieser Zeit einige Faktoren, die den Sport globaler bzw. bekannter machten. Die Indi- vidualisierung nahm innerhalb kurzer Zeit außerordentlich stark zu. Dies bedeutete, dass die besten Fußballer ab dieser Zeit in vielen Ländern Heldenstatus erreichten und damit als Wer- beträger interessant wurden. Beispiele für erste Testemonials und öffentliche Figuren waren der Österreicher Mathias Sindelar, „the Black Diamond“ Leónidas aus Brasilien sowie in England Jackie Milburn von Newcastle United.458 Im Gegensatz zum American Football war im Fußball in der internationalen Dimension („international system of societies“) die Weiter- entwicklung weltweit nicht mehr aufzuhalten. Die Zahl der FIFA Mitglieder stieg 1925 von 40 auf 80 und 1954 und 1970 auf 133 an. Zusätzlich zu der Zunahme der Mitglieder folgten in den 1950er- und 1960er-Jahren die Gründungen der kontinentalen Verbände UEFA (Europa), AFC (Asien) beide 1954, CAF (Afrika) 1957, CONCACAF (Nord- und Zentralamerika) 1961 und OFC (Ozeanien) 1965. Die Gründung der UEFA kann als Versuch bezeichnet werden, dem Einfluss der Südamerikaner in der FIFA entgegenzuwirken. Erste Erfolge konnte die UEFA mit der Einführung des renommierten Europa Cups 1955 feiern.459

Eine weitere Entwicklung durchlief Fußball in der Zwischenkriegszeit bezüglich der Professi- onalisierung. Mit der Einführung von immer mehr professionellen Turnieren in Europa und Südamerika bildete sich zunehmend eine fußballerische Elite heraus. In Europa war dies in Deutschland und England der Fall. Trotzdem blieb Fußball aber in vielen Ländern und nicht so großen Vereinen eine Teilzeitbeschäftigung. Betrachtet man die Mobilität der Spieler, her- vorgerufen durch die Professionalisierung in Europa, fällt auf, dass Südamerikaner hauptsäch- lich wegen der Höhe des Gehalts nach Europa wechselten. Zwischen 1929 und 1943 erreich- ten so 118 professionelle Fußballspieler von Argentinien, Uruguay und Brasilien Europa und erhielten teilweise vor allem in Italien die Staatsbürgerschaft. Zu dieser Zeit wanderten ver- hältnismäßig viele Sportler nach Italien und in die Schweiz aus.460 Nach 1945 sollte sich diese Migration ändern. Zwar blieb Italien für Südamerikaner weiterhin interessant, aber das we- sentlichste Auswanderungsland wurde Spanien. Für diese Entwicklung gilt das Verbot von Importspielern in England als sehr prägend.461 Auch American Football erlebte bis 1929 in den USA einen großen Professionalisierungsschub. Die Wirtschaftskrise führte jedoch dazu, dass 1932 nur mehr acht Mannschaften in der NFL spielten. Eine der wesentlichsten Ände-

458 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 15. 459 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 20. 460 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 15–16. 461 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 16. 91 rungen des Sports war die Einführung des „Draft-Systems“ durch Bert Bell 1935. Es sorgte für eine Ausgeglichenheit innerhalb der Liga.462

Ab den 1920ern kann man auch von einem immer stärkeren Interesse der Massenmedien, wie Radio und Zeitungen, für Fußball sprechen. Diese halfen folglich bei einer noch größeren Verbreitung des Sports mit. Radioübertragungen von Fußballereignissen in den 1920er-Jahren förderten laut Hobsbawn wie nichts vergleichbares das Zusammengehörigkeitsgefühl und trugen ihren Teil zur Nationenbildung bei. Die Faszination Spiele mittels Radio zu verfolgen, ging sogar so weit, dass die Zuschauerzahlen in den Stadien zurückgingen und die Regierun- gen mit dem Verbot von Radioübertragungen dagegen zu steuern versuchten.463 Ab der WM von 1954 konnte man Fußball auch zusätzlich im Fernsehen mitverfolgen. Anfangs war dies allerdings nur in Europa möglich. Jedoch verbreitete sich diese Möglichkeit der Teilnahme sehr schnell im Rest der Welt. Durch regelmäßige Wiederholungen von Spielen wie dem Hat- trick von Pelé im Finale 1958, drei Tore von einem Spieler ohne Gegentor in einer Halbzeit, wurden gewisse Szenen legendär, weltberühmt und sorgten für zusätzliche Bekanntheit.464 So wie bei Fußball war es ab 1939 auch bei American Football möglich Spiele im TV zu sehen. Doch Fernsehverträge und dergleichen wurden erst in den 1950er-Jahren abgeschlossen, wo- bei die Rams eine Vorreiterrolle einnahmen. Die Medienlandschaft war bis in die 1970er- Jahre allerdings in den USA viel mehr an Baseball interessiert. Erst durch das Fernsehen für die breite Masse begann American Football für alle interessant und Amerikas beliebtester Sport zu werden.465

Zusammenfassend etablierte sich Fußball in der vierten Phase weltweit durch Verbände, Dachorganisationen, im Bereich der Medien und im Sinne einer Professionalisierung. Diese gab es auch im American Football, aber auf Grund fehlender Verbreitung ausschließlich in den USA. Von der NFL sind bis in die späten 1960er-Jahre noch keine Intentionen in Rich- tung einer Globalisierung auszumachen.

3.5 Fünfte und sechste Phase: Uncertainty und Millennial – späte 1960er-Jahre bis jetzt

Die fünfte Phase beim Fußball ist vom steigenden Einfluss der asiatischen, südamerikani- schen und der afrikanischen Länder in der FIFA gekennzeichnet. Trotz des Anstiegs an neuen

462 Vgl. Bowy, American Football, S. 22. 463 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 17. 464 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 20. 465 Vgl. Bowy, American Football, S. 23–25. 92

Ländern blieb die FIFA bis heute sehr stark von europäischen Werten geprägt. Der Machtzu- wachs der Südamerikaner zeigte sich jedoch am besten dadurch, dass der Brasilianer João Havelange 1974 Präsident der Organisation wurde.466 Diese Entwicklung wurde aber erst durch die Vernetzung der Welt, insbesondere der Kommunikation, möglich. Daher werden in diesen Phasen der Globalisierung die Etablierung der Medien (Fernsehen und aktuell Internet) und die damit verbundenen Möglichkeiten als wesentlich erachtet.467 Insbesondere die Kom- bination mit Sport und dessen Übertragungen sind eines der besten Beispiele für den Globali- sierungsprozess. Der Grund dafür liegt darin, dass Sport mittels Medien geographische Gren- zen wie auch kulturelle, ethnische und sprachliche Barrieren überwinden kann.468 Deshalb wird in der folgenden Analyse der medialen Komponente ein großer Platz eingeräumt. Das hängt auch damit zusammen, weil Maguires Prognose, dass sich American Football in GB im Zuge der Amerikanisierung noch in den 1990er- und 2000er-Jahren etablieren würde, nicht zutraf.469 Seiner Argumentation nach hätte sich Football dadurch verbreiten sollen, dass sich in den 1980er- und 1990er-Jahren eine Kommerzialisierung nach amerikanischem Vorbild in GB bildete. 1991 fügte er dieser Kommerzialisierung die prägende Komponente der Medien hinzu.470

Global gesehen verdrängte das Fernsehen ab den späten 1960er-Jahren das Radio und mit der ersten Übertragung in Farbe bei der WM 1970 gelang Fußball endgültig der Durchbruch. Während der 1990er- und besonders in den frühen 2000er-Jahren konnten sich verschiedene Medienkonzerne weltweit positionieren. Ob deren Erfolg durch Übertragungen von Sporter- eignissen wie den Olympischen Spielen und Fußballwelt- und Europameisterschaften bedingt war, ist noch unzureichend erforscht, aber mit Sicherheit profitierten Konzerne durch die Sportereignisse und ihre hohen Quoten.471 Durch die Verbesserung der Fernsehtechnologien, Anzahl der TV Geräte, weltweite Übertragungen und Festigung von globalen Medienakteuren ergab sich, dass

„in soccer greater media ownership fostered expanding pan-European competitions, premier leagues and the concentration of wealth among high profile European clubs to the detriment of smaller clubs in Europe and leading clubs in Latin America, Africa and Asia.” 472

466 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 22. 467 Vgl. Robertson, Globalization, S. 59. 468 Vgl. Wismer, British American Football, S. 44. 469 Vgl. Wismer, British American Football, S. 31. 470 Vgl. Wismer, British American Football, S. 32. 471 Vgl. Nauright, Global Games, S. 1325. 472 Nauright, Global Games, S. 1326. 93

In Folge dessen konnte sich fast jeder auf der ganzen Welt Sport anschauen. Diese Möglich- keit förderte die Beliebtheit von Fußball immens. Die technische Entwicklung des Fernse- hens, aber auch die ungemeine Verbesserung der Luftfahrt und der damit verbundenen Er- leichterung, größere Strecken zu überbrücken, hebt Berry Smart als wesentliche Initialzün- dung für die Entstehung einer Vielzahl an neuen Turnieren und Veranstaltungen hervor.473 Bedingt durch diese wesentlichen Neuerungen steigerte sich auch das Interesse von Unter- nehmen mit Sportarten, Veranstaltungen und Sportlern zu werben. In der sechsten Phase etab- lierten sich zudem Medien wie Facebook, Myspace, Twitter und Youtube und verbreiteten Videos und Artikel in immer kürzerer Zeit über die ganze Welt. Auch immer mehr Liveticker ermöglichten eine Partizipation.474 Durch die Medien erlangten Spieler noch größerer Be- kanntheit sowohl im American Football als auch beim Fußball auf politischer und spieleri- scher Ebene. Seit den 1990er-Jahren resultiert daraus eine Zunahme von Verträgen und Agen- ten von Trainern, Spielern und Akteuren in der FIFA und der IFAB.475 Damit machten beide Sportarten einen Schritt in Richtung absoluter Kommerzialisierung, was sich auch im Fall von Fußball im stetigen Anstieg von Importspielern in Europa zeigte. Dazu kommt noch, dass viele berühmte Weltfußballer ab diesem Zeitpunkt begannen, ihre Karriere in Asien und im Nahen Osten zu beenden, wodurch sie noch einmal sehr gut verdienen konnten.476 Die Art und das Ausmaß der Kommerzialisierung, die mittlerweile auch im Fußball weit verbreitet ist, lief laut Berry Smart nach amerikanischem Vorbild ab.477

Gleichzeitig mit dieser amerikanischen Kommerzialisierung fand American Football zumin- dest innerhalb von Europa immer mehr Anhänger. Maguire erläuterte, dass bis in die 1980er- Jahre innerhalb des englischen „Sport Space“ American Football keine Bedeutung hatte. Al- lerdings wurde Football ab den 1980er-Jahre immer wichtiger, nachdem Channel 4 begann, American Football und Basketball zu übertragen. Durch diese Übertragung begannen sich aber seiner Meinung nach nicht nur die Menschen für American Football zu begeistern, son- dern es änderte sich auch die Struktur der Sportberichterstattung. Statt der objektiven Berich- te, wie etwa von BBC, kam von nun an dem Unterhaltungswert eine größere Bedeutung zu. Maguire führt dabei Untersuchungen von Goldlust an, die diese Argumentation stützen.478 Als weitere Akteure in der Verbreitung macht Maguire sowohl Anheuser-Busch als auch die NFL

473 Vgl. Smart, Not playing around, S. 117. 474 Vgl. Giulianotti,Globalization & Football, S. 28. 475 Vgl. Giulianotti,Globalization & Football, S. 25. 476 Vgl. Eliasson, The European football market, S. 396. 477 Vgl. Smart, Not playing around, S. 113–134. 478 Vgl. Maguire. Medien, S. 81. 94 aus.479 Er schreibt der NFL eine große Bedeutung zu, weil sich American Football auf Grund der modernen Möglichkeiten anders verbreiten konnte als Fußball. American Footballs Glo- balisierungsversuch war schlichtweg durch das Fernsehen bedingt.480

Wie kam es nun dazu, dass sich Maguire irrte. Einen Erklärungsgrund könnte die Fernsehzu- schauerzahl liefern. 1982 sahen 2,5 Millionen Personen auf dem britischen Privatsender Channel 4 American Football an. Es folgte 1987 bis 1988 ein Anstieg auf 6,1 Millionen Zu- seher beim Superbowl XXII.481 Insgesamt erreichte Channel 4 pro Spiel 3,7 Millionen Zuseher in diesem Jahr. Außerdem war der Sport tatsächlich der Sport unter den jungen, insbesondere männlichen, Briten zu dem Zeitpunkt und beliebter als Cricket oder Rugby.482 Der Anstieg an Zusehern und Vereinen war die Intention der NFL den europäischen Markt zu erschließen. Im Juli 1982 entstand die (EFL). Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits 600 Vereine in 13 europäischen Ländern, wobei die meisten in Italien und GB vorzufinden waren. Bowy erklärt dies mit dem öffentlichen Interesse, verursacht durch die Medien für die- sen bis dahin ziemlich unbekannten Sport. Eine weitere Folge davon war, dass Footballverei- ne leichter zu Sponsoren kamen und dadurch der Spielbetrieb ermöglicht wurde. Innerhalb weniger Jahre erreichten einige Vereine bis zu 6.000 Zuseher pro Spiel.483 Durch die EFL organisiert wurden schließlich die erste Europameisterschaft 1985 in Italien und der erste Eu- robowl, in dem sich die besten Clubmannschaften, ähnlich der Champions League im Fuß- ball, maßen. Sportlich gesehen können diese Ereignisse als Ausrufezeichen gesehen werden, aber finanziell waren sie nicht lukrativ. Dennoch nahm die Zahl der nationalen Verbände stark zu. Schweden Norwegen, Spanien, Portugal und Belgien nahmen kurz darauf nationale Meisterschaften auf. 484 Nun entwickelte die NFL die Strategie, den neuen Markt mittels der World League of American Football zu erschließen.485 Die Intention der NFL war klar: Es sollten Collegespieler, die nicht gedraftet wurden, die Möglichkeit bekommen, sich zu etab- lieren und zu reifen und gleichzeitig sollte eine Globalisierung des Sports vorangetrieben werden könnte. Allerdings stieß die Liga auf kein so großes Interesse, weder in Europa noch in den USA. Der Zuschauerschnitt von 25.000 sank trotz der Reduktion von 50 auf 30 Spiele von 1991 auf 1997 auf etwa 18.000. Beteiligt waren 1991 und 1992 zehn Mannschaften aus den USA sowie drei aus Europa. Dann wurde die Liga neustrukturiert und zwischen 1995 und

479 Vgl. Maguire. Medien, S. 87. 480 Vgl. Wismer, British American Football, S. 34. 481 Vgl. Maguire. Medien, S. 82. 482 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 115. 483 Vgl. Bowy, American Football, S. 41. 484 Vgl. Bowy, American Football, S. 41. 485 Vgl. Wismer, British American Football, S. 85. 95

1997 als rein europäische Liga durchgeführt.486 Einen zweiten Versuch startete die NFL 1998 mit der NFL Europe. Jedoch stieß dieser NFL-Ableger auf noch weniger Interesse als gedacht. Zudem erhöhten die Kommerzialisierung von Fußball und Neustrukturierung der Premiere League das Interesse der jungen Zuschauer wieder. Hier, so argumentiert Wismer, bezogen auf Richard, habe sich Ende der 1990er-Jahre und Anfang des 20. Jahrhunderts GB vom ame- rikanischen abgewandt und medial wieder vermehrt versucht, eine britische Popkultur zu schaffen.487 Dadurch wurde die NFL Europe 2007 eingestellt und fokussierte ihre Bemühun- gen dahingehend, dass jährlich mindestens ein NFL Spiel innerhalb von England ausgetragen werden sollte, um das Interesse für die NFL in Europa sicher zu stellen. Diese Spiele erfreuten sich sehr großer Begeisterung. Zahlreiche Fans des Sports reisten jährlich nach London, um sich ein solches Spiel anzusehen.488 Innerhalb der europäischen Fußballigen etablierte sich ein Amateursystem mit einigen Halbprofi- oder Profispielern. Auf Grund derartiger Fakten ver- mutete Maguire zu dem Zeitpunkt und der Datenlage richtigerweise, dass das Wachstum von American Football erkennbar sei, aber er sollte sich dennoch täuschen. Die weitere Entwick- lung konnte er daher nicht erahnen. Welchen Rahmenfaktoren, die im ersten Kapitel unter- sucht wurden hätte Maguire Beachtung schenken können, damit er sich nicht geirrt hätte?

Die im ersten Kapitel erlangten Erkenntnisse dienen nun als Argumente, um zu erklären, wes- halb Maguire und seine Prognose möglicherweise trotz der Amerikanisierung der Medien nicht von Erfolg gekrönt sein konnten. Die erste Erkenntnis, dass nicht nur beim American Football, sondern auch beim Fußball ein relativ großes Verletzungsrisiko besteht und die Ver- letzungsproblematik damit nicht als Faktor in Frage kommen würde, ist bewiesen. Allerdings können auch das Vorurteil also die Angst, dass American Football gefährlicher als Fußball ist, eine ablehnende Haltung und Abneigung dagegen auslösen. Dieses Vorurteil hängt auch mit der medialen Darstellung zusammen, das hätte Maguire bedenken können. Dass in manchen Gesellschaften Gewalt weniger dominierend ist und sogar abgelehnt werden kann, wurde ebenfalls ersichtlich und kann als Grund dafür gesehen werden, dass Football durch seine Brutalität weniger oft akzeptiert und gefördert wird als Fußball. Das trifft möglicherweise nur bedingt auf Europa zu, durchaus aber auf andere Gebiete weltweit. Die Analyse der Taktik zeigte, dass die Umsetzung taktischer Anweisungen im Fußball schwieriger ist, weil keine vorgegebenen Spielzüge gespielt werden. Außerdem gibt es weniger Spielsituationen, in die Trainer direkt eingreifen können. Sie haben zwar Einfluss auf die taktische Aufstellung, kön-

486 Vgl. WLAF, The History. 487 Vgl. Wismer, British American Football, S. 85–86. 488 Vgl. Wismer, British American Football, S. 87. 96 nen aber nur bedingt auf Spieler während einer Situation einwirken und auch das Umstellen während des Spiels ist schwieriger.489 Durch die Abfolge von Spielzügen und Timeouts ist es beim Football besser möglich, das Spiel stark zu prägen und entsprechend auf neue Gegeben- heiten zu reagieren. Spielerwechsel nach jedem Spielzug ermöglichen einfach taktische Um- stellungen. Daher ist Football Fußball an taktischen Möglichkeiten überlegen und die Wich- tigkeit der Taktik an sich im American Football dominant. Jeder Spielzug muss wohl überlegt sein und jede Fehlentscheidung kann das Spiel entscheiden. Ein Trainer alleine reicht wegen der Komplexität, der Vielzahl an Entscheidungen und den zahlreichen Positionen auch in un- teren Ligen nicht aus um Spiele bestreiten zu können. Deshalb kann Taktik als Grund gelten, weshalb es schwieriger ist, American Football zu spielen bzw. zu coachen. Im ersten Kapitel wurde zudem ein großer Unterschied zwischen einer Fußballausstattung und einer für Ameri- can Football festgestellt. Allerdings wurde diese mit Hilfe des Internets betrachtet, eine Ent- wicklung, die Maguire nicht vorhersehen konnte. Dadurch hat sich die Verfügbarkeit von Sporterzeugnissen maximal erleichtert. Zu der Zeit als Maguire seine Prognose aufstellte, war es bestimmt noch schwieriger außerhalb von Europa und Nordamerika an bestimmte Ausrüs- tungsgegenstände zu gelangen, insbesondere in Ländern mit schlechterer Infrastruktur. Au- ßerdem kann man davon ausgehen, dass die Kosten der Ausrüstung auch damals schon für manche Personengruppen unerschwinglich waren.

Das Framework von Giulianotti und Robertson bot tatsächlich eine sehr gute Grundlage zur Betrachtung in diesem Kapitel. Vor allem die Hauptforschungsgebiete im Kapitel Maguires Prognose, Migration und „Sport Space“ Theorie konnten ausreichend untersucht werden. Für die fünfte Phase ergab sich daher, dass sich Maguire mit seiner Prognose bezüglich American Football und seiner zukünftigen Verbreitung irrte. Seine Annahme basierte auf der Vermu- tung, dass die Amerikanisierung in kommerzieller und medialer Hinsicht die Verbreitung rechtfertigen würde. Jedoch vernachlässigte er – meiner Meinung nach – zu viele Rahmenfak- toren, die den Ausschlag gegeben haben könnten, weshalb es doch anders kam. Die histori- sche Analyse mittels des Frameworks zeigte zudem, dass die „Take-Off-Phase“ für die Ver- breitung moderner Sportarten essentiell war. American Football entwickelte sich zu spät. Sichtbar wird das dadurch, dass American Football frühestens in den 1880er- und späten 1890er-Jahren eine eigene Sportart war und große Innovationen im American Football über- haupt nicht vor 1906 eingeführt wurden.490 Fußball hingegen entwickelte sich auf ein ähnli- ches Level bereits einige Jahrzehnte früher. Das Ergebnis war, dass Fußball sowohl in Süd-

489 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 48. 490 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 228. 97 amerika als auch Afrika und in Europa längst den „Sport Space“ ausfüllte, als American Football 1920 professionalisiert und verbreitungsfähig wurde, indem es sich vom klassischen Elitesport abwandte. 491 Dadurch konnte die Vermutung, dass global gesehen der „Sport Space“ der meisten Länder bereits ausgefüllt gewesen sein könnte und dementsprechend die Wahrscheinlichkeit zur Etablierung der Sportart weit niedriger war bestätigt werden. Auch der zweite Forschungsschwerpunkt der Untersuchung der Migration, sprich wie und durch wen sich Football verbreitete, weist ebenfalls Bezug zur „Sport Space“ Theorie auf. Denn Migrationsbewegungen führen anscheinend dazu, dass sich ein Sport mit höherer Wahr- scheinlichkeit im „Sport Space“ festigen kann. Es erwies sich, dass Migration auch für die Verbreitung von Fußball als wesentlicher Faktor gelten kann. In Südamerika, in Afrika und Asien waren es eindeutig die britischen Eliten, welche den Sport in Schulen und Colleges erlernten; die einheimische Bevölkerung kam damit meist über britische Unternehmen im maritimen Handelswesen und in Schienenbetrieben in Berührung.

491 Vgl. NFL, NFL Record & Fact Book 2012, S. 352–354. 98

4 Fazit

Robertsons und Giulianottis Sechs-Phasen-Modell der Globalisierung erwies sich nicht nur für Football, sondern auch für American Football in Hinblick auf die in der Einleitung gestell- ten Fragen als sehr gute Wahl. Das Ende der fünften Phase in Giulianottis Framework stand im Zeichen der Medien und der Vernetzung als westlicher Modernisierungsprozess. In sport- licher Hinsicht zeigte sich, dass die privaten Medien ihre Berichterstattung änderten.492 In der Saison 1987–88 sahen pro Spiel circa 3,7 Millionen Zuseher die NFL. Außerdem stellte man fest, dass American Football unter den jungen, männlichen Briten beliebter als Cricket oder Rugby war.493 Vermutlich auf Grund dieser Faktenlage prognostizierte Maguire, dass sich Football in Folge der amerikanischen Kommerzialisierung und Medialisierung zumindest in GB, aber auch in anderen Teilen der Welt, festsetzen würde. Doch er sollte sich irren, was nicht alleine daran lag, dass etwa die Amerikanisierung in kommerzieller und medialer Hin- sicht nicht stattfand, sondern vermutlich viel mehr daran, dass Rahmenfaktoren vernachlässigt wurden. Anhand dessen zeigt sich zugleich auch, welche Rolle bestimmte Rahmenfaktoren bei der Verbreitung von American Football und Fußball spielen und wie sie diese beeinflusst haben könnten und können. Als erstes ist hier das Vorurteil, Football sei weit gefährlicher als Fußball, zu nennen. Denn die tatsächliche statistisch nachweisbare Verletzungsrate liegt im American Football bei US-amerikanischen 25-40-Jährigen, bei 25,2 und beim Fußball bei 23,8 von 100.000 Spielern. Insbesondere Radfahren aber auch Basketball, bergen außerdem ein viel größeres Risiko.494 Das in manchen Gesellschaften weniger tolerierte hohe Gewaltni- veau von American Football kann ebenfalls als Grund ausgemacht werden. Des Weiteren wirkt sich die größere Komplexität und damit in Zusammenhang ein größerer Aufwand nega- tiv aus. Selbst auf niedrigerem Spielniveau bedeutet das eine höhere Anforderung an Spieler und Trainer, um die Regeln, die Taktik und Spielzüge zu verstehen. Denn während im Fußball den 11 Spielern am Platz mehr individuelle Möglichkeiten zukommen und sie nicht so viele Regeln beachten müssen, gibt es bei American Football zahlreiche taktische Entscheidungen und Regeln, die es zu treffen und zu beachten gilt. Der Große Kader von etwa 52 Spielern und die notwendigen unterschiedlichen Spielertypen sind ein weiteres Hemmnis. Damit verbun- den sind auch die hohen Kosten von Ausrüstungsgegenständen bzw. der Zeitaufwand von mehreren Trainern, die durch die Anzahl an Spielern und verschiedenen Teameinheiten Of-

492 Vgl. Maguire. Medien, S. 82. 493 Vgl. Hawkins, Games and empire, S. 115. 494 Vgl. Misra, Common Sports Injuries, S. 2. 99 fensive, Defensive und „Special Teams“ hervorgerufen wird. Außerdem wird seit der Jahrtau- sendwende die Sorge um die eigene Sicherheit, der nationalen Identität und dem globalen Umfeld deutlich. Dadurch besinnen sich Länder vermehrt wieder auf national etablierte Sportarten und lassen nur zu, dass sich Randsportarten nicht aber Breitensportarten, im „Sport Space“ festsetzen können.

Ein weiteres Ergebnis der „Comparative-historical research“ mittels Giulianottis Modells ist, dass die „Take-Off-Phase“ für die Verbreitung moderner Sportarten essentiell war. Fußball begann sich nämlich genau zu jener Zeit zu globalisieren und American Football nicht. Fest- machen kann man das daran, dass American Football frühestens seit den 1880er-Jahren eine eigene Sportart war. Wenn man die großen Innovationen wie den Vorwärtspass einbezieht, überhaupt erst seit 1906.495 Wie in der Arbeit gezeigt wird, war Fußball sowohl in Südameri- ka als auch in Afrika und in Europa längst im „Sport Space“ etabliert, als American Football 1920 verbreitungsfähig wurde, indem es sich vom klassischen Elitesport abwandte. Dadurch bestätigt sich die in der Arbeit aufgekommene Vermutung, dass global gesehen der „Sport Space“ der meisten Länder bereits ausgefüllt gewesen sein könnte und dementsprechend die Wahrscheinlichkeit zur Etablierung der Sportart weit niedriger war.

Der dritte Forschungsschwerpunkt, welcher in das Framework eingebettet ist, wie und durch wen sich Football verbreitete, wies ebenfalls einen Bezug zur „Sport Space“ Theorie auf. Migrationsbewegungen führen in der Regel bei Globalisierungsprozessen dazu, dass sich eine Praktik in einer Gesellschaft etablieren kann, in diesem Fall also, dass sich ein Sport mit hö- herer Wahrscheinlichkeit im „Sport Space“ festsetzen kann. Es erwies sich, dass die Wande- rungsbewegung ausschließlich für die Verbreitung von Fußball als wesentlicher Faktor gelten kann, nicht jedoch für American Football. In Südamerika, in Afrika und Asien waren es groß- teils Schulen und Colleges britischer Eliten und dann die Bevölkerung, die meist über briti- sche Unternehmen im maritimen Handelswesen und Schienenbetrieben mit dem Sport in Be- rührung kamen. Allerdings waren es häufig einzelne Migranten und seltener Gruppen, die die Verbreitung zu Beginn ermöglichten. Beispielsweise war das in Argentinien, Russland, Chile und Österreich-Ungarn der Fall. Zudem spielten in den USA, dem Ursprungsland des Ameri- can Football, im Gegensatz zu GB weder koloniale Ansprüche noch Emigration eine Rolle, die aber vielfach als tragend für die kulturelle Globalisierung festgelegt sind.

Zwar nimmt Migration im Allgemeinen auch aktuell wieder eine zunehmend bedeutende Rol- le ein, allerdings nicht für die Beschreibung der heutigen globalen Verbreitung von Fußball

495 Vgl. Collins, Unexceptional exceptionalism, S. 228. 100 oder American Football. Hier erwiesen sich im ersten Kapitel andere Faktoren als wesentlich, um den Ist-Zustand zu beschreiben. Anhand der sozialen Netzwerke kann man die globale Dominanz von Fußball auf nationaler wie auch auf Clubebene erkennen. Auf nationaler Ebe- ne ist der Unterschied besonders eklatant, was auf die geringere Verbreitung und möglicher- weise den größeren Stellenwert der NFL gegenüber Nationalteamfootball zurückzuführen ist. Das zeigte sich auf Facebook (13.10.2014) dadurch, dass die FIFA knapp 2.427.000, die IFAF hingegen nur 44.500 Personen gefällt. Auf Grund dessen, dass es kaum essentielle American Football Ligen gibt, liegen die Besucherzahlen in den Stadien über denen von Fußball. Aller- dings gibt es sowohl in der NFL als auch am College, viel weniger Heimspiele, als in einer durchschnittlichen Fußballliga. Collegefootball ist dafür im Fernsehen kaum vertreten. Die NFL jedoch ist medientechnisch von allen US-Sportarten am dominantesten und lange über- stiegen die Zuseherzahlen des Super im TV jene des Champions League Finales. Mitt- lerweile erreichten sie beinahe eine Parität. Allerdings kommt weder die Champions League noch eine Sportliga weltweit nur annähernd an die wirtschaftliche Stärke der NFL heran. Die NFL generierte 2012 9.130 Millionen Dollar Umsatz.496 Die wirtschaftlich potenteste Fußball- liga kommt hingegen nur auf 4.170 Millionen Dollar.497 Ein relativ großer Unterschied ergab sich auch bei der Betrachtung des Wertes der Ligen und Vereine. Beispielsweise zeigte sich dass die „Top 50“ Reihung, 20 NFL und nur sieben Fußball Teams enthielt. Wobei hier an- zumerken ist, dass die drei wertvollsten Fußballvereine 2013 Real Madrid, Manchester Uni- ted und der FC Barcelona vor dem wertvollsten American Footballverein Dallas Cowboys lagen. Als weitere Erkenntnis kann man sowohl für American Football zwischen den USA und der Welt als auch für Fußball von Europa und dem Rest der Welt ein starkes Gefälle fest- stellen. Nur die brasilianische, partiell mexikanische und amerikanische Liga haben mittler- weile ein relativ hohes Umsatzniveau erreicht. Abgesehen von diesen gibt es nur noch die japanische Liga in den „Top 15“. Auf der anderen Seite ist der Unterschied bei American Football noch ungemein größer, weil die NFL trotz ihrer geringen Mannschaftsanzahl wirt- schaftlich stark aufgestellt ist. Auf Nationalteamebene spielen nur Japan, Kanada und die USA um den Titel mit. Dass Japan und Kanada überhaupt eine Chance haben, hat auch damit zu tun, dass die USA nur Collegespieler und da nicht die Besten zu Weltmeisterschaften sen- den. Doch auch im Fußball ist der Unterschied zwischen den nationalen Ligen im Allgemei- nen groß, aber es gibt dennoch eine viel größere Anzahl an Ländern, die konkurrenzfähig sind. Auf nationaler Ebene ist dieser Wettstreit noch bedeutend größer, weil viele talentierte

496 Vgl. Statista, Combined total brand value of teams. 497 Vgl. Brand Finance, Football Brands 2012, S. 34. 101

Spieler aus Afrika, Asien und Südamerika in den europäischen Ligen spielen. Außerdem nehmen viel mehr Nationen an den Qualifikationen für Weltmeisterschaften, aber auch Euro- pameisterschaften teil. So wollten sich für die Fußball-WM 2006 in Deutschland 207 Mitglie- der qualifizieren.498 Aktuell hat Fußball weltweit 209 Mitglieder, was bedeutend mehr Mit- gliedsnationen als bei der IFAF sind und außerdem bereits 2008 mit 208 mehr Mitglieder wa- ren als die 193 Nationen, welche in der UN vertreten sind.499 Zu wichtig, um es nicht zu er- wähnen, sind die vier Prozent der Weltbevölkerung, die mit Fußball aktiv, entweder als Spie- ler, Funktionär oder Unterstützer, verbunden sind.500

Durch diese Darstellung wurde noch einmal eindeutig klar, dass Fußball eine der am meisten globalisierten Breiten- und Leistungssportarten der Welt ist. Die wesentlichen Ursachen, aus denen Fußball diese Dominanz erzielte, sind den Bereichen Migration, „Sport Space“ Theorie und Rahmenfaktoren – Details, siehe oben – zuzuordnen. Sie beziehen sich insbesondere auf den Zeitraum zwischen 1850 und 1930 sowie 1980 und jetzt. Die Haupterkenntnis aus der historischen Analyse ist, dass American Football mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu spät entwickelt war, da etwa um 1920 in den meisten Ländern bereits Fußball im „Sport Space“ verankert war.

Die in der Einleitung aufgestellte These dieser Masterarbeit kann daher als Antwort auf die Frage, weshalb hat sich Fußball zu „dem“ weltweiten Teamsport entwickelt und American Football nicht, als nur teilweise gültig erachtet werden.

Dafür verantwortlich sind vor allem die historische Entwicklung, insbesondere Migration, das Vorhandensein von ausreichend Raum im „Sport Space“. Hinzu kommen jedoch auch Rahmenfaktoren wie der Umgang einer Gesellschaft mit Gewalt, das hohe Verletzungsri- siko, die hohen Kosten, komplexe Taktik und Regeln bei American Football sowie Struk- turen der Liga und Organisation. Strukturen der Liga und der Organisationen hatten vermutlich keine Auswirkung auf die Ver- breitung. Das hat damit zu tun, dass das „Draft System“ zwar einen „American Exceptiona- lism“ darstellt und sich bei erster Betrachtung als Ursache für die Nicht-Anwendbarkeit des Systems anbietet, allerdings, weshalb sollte American Football nicht auch mit dem von Fuß- ball geprägten System ohne „Draft“ funktionieren? Des Weiteren wirkt sich die allgemeine Fehleinschätzung der Verletzungsgefahr negativ auf die Akzeptanz von American Football in Gesellschaften aus. Dazu kommt auch noch, dass in manchen Kulturkreisen gewaltreiche

498 Vgl. Kelly, Is baseball a global sport?, S. 188–189. 499 Vgl. Giulianotti, Globalization & Football, S. 101. 500 Vgl. FIFA, Big Count, o. S. 102

Sportarten abgelehnt werden und Fußball durch sein geringeres Gewaltpotential besser geeig- net war, sich dort festzusetzen. Die neue hypothetische Antwort müsste somit auf die Frage, weshalb hat sich Fußball zu „dem“ weltweiten Teamsport entwickelt und American Football nicht, lauten:

Dafür verantwortlich sind vor allem die historische Entwicklung, insbesondere die Migra- tion, das Vorhandensein von ausreichend Raum im „Sport Space“. Hinzu kommen jedoch auch die Rahmenfaktoren wie der Umgang einer Gesellschaft mit Gewalt, die hohen Kos- ten, die Vorurteile gegenüber Verletzungsrisiken und komplexe Taktik und Regeln bei American Football. Der sich daraus ergebende Standpunkt, der nach der Durchführung des „Comparative- historical research“ mittels dieser Arbeit vertreten wird, ist jener, dass für die Globalisierung kultureller Prozesse und Praktiken die Zeit von 1870 bis 1920 am Wichtigsten sein könnte; zumindest lässt sich von Fußball darauf schließen. Womöglich konnte damit auch ein Beitrag zur Globalisierungsdebatte im Allgemeinen und mit dem Fokus auf kulturelle Prozesse geleis- tet werden. Allenfalls ist durch diese Arbeit die Lücke des Forschungsstandes zwischen Ame- rican Football (Football) und European Football (Association Football/Fußball) ein wenig kleiner geworden, aber es gibt noch zahlreiche Ansatzpunkte für tiefergehende Forschung und weitere Aspekte, denen im wissenschaftlichen Diskurs noch mehr Platz eingeräumt werden sollte.

103

5 Quellen- und Literaturverzeichnis

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6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Eigene Darstellung. Abbildung 2: FIFA, Laws of the Game, S. 110. Abbildung 3: IFAF, Football Rules and Interpretation, S. 160. Abbildung 4: FIFA, Financial Report 2013, S. 17; Deloitte, Football Finance 2014, S. 7; Statista, Total revenue of all National Football League teams; Deloitte, Football Money League 2014, S. 2–3; Deloitte, Football Finance 2014, S. 6. Tabelle 1: International = IFAF, Football Rules and Interpretation; Bsp. Liga = NFL, National Football League; International = FIFA, Laws of the Game; Bsp. Liga = DFB, Fußball-Regeln.

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7 Abkürzungsverzeichnis bzw. = beziehungsweise

EFL = European Football League

EM = Europameisterschaft

FA = Football Association

FIFA = Fédération Internationale de Football Association

GB = Großbritannien

IFAF = International Federation of American Football n.d.Z. = nach der Zeitrechnung (Christi Geburt)

NCAA = National Collegiate Athletic Association

QB = Quarterback

UN = United Nations

USA = Vereinigte Staaten von Amerika usw. = und so weiter v.d.Z. = vor der Zeitrechnung (Christi Geburt) vgl. = vergleiche vs. = versus

WM = Weltmeisterschaft