Fachbereich Verkehr

SCHIFFFAHRTder ver.di-Report 03| 2014 INTERVIEW Boombranche mit Webfehlern Fast zwei Jahre war er in Sachen Flusskreuzfahrt für ITF und ETF an Rhein, Donau und anderen Flüssen Den Verlust von mit einem Camper unterwegs und ging möglichst oft an Bord: Schwarze und weiße Schafe fand Arbeitsplätzen Werner Kiepe vor. Bei Gesprächen mit Crew-Mitgliedern ging es vor allem um Bezahlung, Überstunden und soziale Absicherung. für deutsche Seite 2 AKTUELLES Seeleute STOPPEN! Austauschkündigung für alle

1. Erhöhung des Lohnsteuereinbehalts kert bleiben. Die auf EU-Bürger ab­ von 40 Prozent auf 100 Prozent, wie gestellten Besetzungsvorschriften das von der entsprechenden EU-Richt- sind zu ersetzen durch den Anspruch, linie (State Aid Guidelines) für den Ab- „Seeleute mit Wohn- und Lebensmit- schluss bzw. den Erhalt unbefristeter telpunkt in Deutschland“ zu beschäfti- Arbeitsverträge auf Schiffen deutscher gen. FOTO: NSB Flagge zugelassen ist. 6. Einwirken auf die Stiftung „Schiff- 2. Umsetzung der möglichen 100prozen- fahrtsstandort Deutschland“: zur Bei der Niederelbe Schiffahrtsge­ tigen Beitragsfreistellung für alle ­Erhöhung der Ablösebeträge für das sellschaft in Buxtehude (NSB) ste­ Lohnnebenkosten, so wie es die EU in Ausflaggen auf mindestens das hen die Zeichen auf Sturm: Alle den „State Aid Guidelines“ für zuläs- ­Doppelte der bisherigen Beträge. Vor- 470 deutschen und EU-Seeleute, sig erklärt. Voraussetzung dafür müs- rangige Beschäftigung und Förderung die die Bereederungsgesellschaft sen unbefristete Arbeitsplätze sein. von Absolventen der Seefahrtausbil- noch beschäftigt, sind den tonan­ 3. Bindung der Tonnagesteuer an die dungsstätten. deutsche Flagge, mindestens aber an 7. Die zeitlich befristete Befreiung für Er- gebenden Fondsauflegern zu teuer, die Beschäftigung von inländischen löspools der Reeder von der Versiche- Sie sollen gegen preiswertere Schifffahrtspolitische Forderungen der Gewerkschaft Seeleuten und die Anwendung der rungssteuer muss dauerhaft fortge- „ausgetauscht“ werden. Der See­ deutschen Schiffsbesetzungsverord- führt werden. Die sonst ab 2016 fällig betriebsrat versucht, das auch fünf ver.di zielen auf wirksame Sofortmaßnahmen nung. werdenden Millionenbeträge sind im nach Zwölf noch zu verhindern. 4. Die für Ende 2016 vorgesehene Über- Interesse der Standort- und Beschäfti- Seite 3 zur Stärkung der Beschäftigung deutscher Seeleute prüfung der Wirksamkeit des 2012 gungssicherung zu vermeiden. ­geänderten Flaggenrechtsgesetzes ist 8. Umweltanforderungen und energie- BALTIC WEEK Es kommt nicht alle Tage vor, dass „Die Folgen dieser Ausflaggung bekom­ vorzuziehen auf das erste Quartal sparende Techniken fordern Umbauten sich ein Gewerkschaftsvorsitzender men vor allem die deutschen Seeleute zu 2015, spätestens aber zum 30. Juni und Investitionen. Hierfür sollten zins- Austausch und Solidarität und das für das Ressort zuständige spüren, die ihre Arbeitsplätze verlieren, 2015. Ab sofort darf es keine Verlän- lose KfW-Darlehen gewährt werden. Die „Baltic Week of Action 2014“, ver.di-Bundesvorstandsmitglied an aber auch die Absolventen der Seefahrt­ gerungen für eine Ausflaggung unter Sofern entsprechende Darlehen die diesjährige Aktionswoche ge­ Bareboat-Charter nach Ablauf von den Bundesverkehrsminister, den ausbildungsstätten der Küstenländer, die ­genutzt werden, dürfen diese nur gen Billigflaggen und für gute zwei Jahren mehr geben. ­gewährt werden, wenn eine Mindest- Maritimen Koordinator der Bundes- nach Abschluss ihres Studiums keine An­ ­Arbeitsbedingungen der Seeleute 5. Beibehaltung der Ausbildung zum bindungsdauer an die deutsche Flagge regierung, an die Ministerpräsiden- stellung als nautische oder technische in der Ostsee, war ein Erfolg. In Schiffsmechaniker. Die Position bzw. die Beschäftigung von inländi- deutschen Ostseehäfen kontrol­ ten der Bundesländer mit Küstenan- Wach­offiziere finden, um mit der internati­ des Schiffsmechanikers muss in der schen Seeleuten für zehn Jahre garan- bindung und die Bürgermeister der onal vorgeschriebenen Erfahrungsseefahrt­ Schiffsbesetzungsverordnung veran- tiert wird. lierten Seeleute, Hafenarbeiter und Hansestädte und Bremen zeit ihre Ausbildung abzuschließen. ITF-Inspektoren mehr als 50 Schif­ wenden. Doch jetzt ist es der Fall. Das aktuellste Beispiel ist die Reederei fe. Austauschpartner waren dies­ mal estnische Gewerkschafter. Ein Die Dramatik der Lage gebietet es. NSB in Buxtehude, die auf Druck von Emis­ Das Ausflaggen und damit verbunden der Die ver.di-Forderungen haben das Ziel, ITF-Trupp berichtet aus Tallin. Es geht um nicht mehr oder weni- sionshäusern auf einen Schlag zum Jahres­ Rückgang der Zahl deutscher Seeleute wirkt „die Attraktivität der deutschen Flagge Seite 6 ger als die Zukunft für deutsche ende 38 Schiffe ausflaggen wird, sofern sich direkt auf die unterschiedlichen Zweige zu stärken. Mit der Umsetzung dieser For­ Seeleute unter deutscher Flagge. keine Maßnahmen zur Kostenverbesserung der Sozialversicherung aus, so brechen in derungen würden Schiffe unter deutscher PANORAMA umgesetzt werden“ (siehe Seite 3). Den der Berufsgenossenschaft Verkehr große Flagge wieder konkurenzfähiger mit an­ MS Deutschland wieder flott? „Spätestens seit 2008 befindet sich die Briefschreibern geht es darum, das Augen­ Beitragssummen weg“ (siehe Seite 5). deren europäischen Schifffahrtsnationen Das ZDF-Traumschiff, die MS Seeschifffahrt unter deutscher Flagge in merk der politisch Verantwortlichen „auf „Wegen des rasant verlaufenden Verlus­ werden, in denen eine vergleichbare oder Deutschland, befand sich seit län­ einer dauerhaften Krisensituation“, heißt den Erhalt von Arbeitsplätzen für unsere tes von Arbeitsplätzen auf See und an Land eine weitergehende Förderung stattfin­ gerem finanziell in schwerer See. es in dem Brief an die Politiker. „Die Versu­ verbliebenen deutschen bzw. inländischen fordert ver.di umgehend folgende Maßnah­ det“. Nun mussten die Betreiber des Tra­ che, durch eine Änderung des Flaggen­ Kolleginnen und Kollegen zu legen. Bereits men von der Politik (siehe Kasten). Die Dramatik der Situation für die See­ ditionsschiffs Insolvenz anmelden. rechtsgesetzes und die Einrichtung der heute wird die Schifffahrt stark subventio­ Die genannten Forderungen seien „wirk­ leute und den seemännischen Nachwuchs Wir berichten von Versuchen, In­ Stiftung ‚Schifffahrtsstandort Deutschland‘ niert. Nach unserer Auffassung müssen die same Sofortmaßnahmen, die kurzfristig zum gebiete es, auf Maßnahmen für eine kurz­ vestoren zu finden und das letzte im Jahre 2012 diesen Trend zu stoppen bestehenden Subventionen in nachhaltige Erhalt der Beschäftigung deutscher Seeleute fristige Abhilfe im Interesse der Branche unter deutscher Flagge fahrende bzw. umzukehren, sind misslungen“, Beschäftigung zugunsten der deutschen und des maritimen Clusters umgesetzt wer­ hinzuarbeiten. ver.di macht dazu ein um­ Kreuzfahrtschiff wieder flott zu be­ schätzt ver.di ein. Seeleute umgesteuert werden. den müssen“, heißt es in dem Schreiben. fassendes Gesprächsangebot. kommen. Seite 8 Diskussion mit einem klaren Ziel 38 Schiffe stehen bei NSB zur Ausflaggung Seeschifffahrt aus. Bei dieser Förderung sorgen – das wollen wir. Wir wollen darü­ Allerdings muss das verbunden sein mit an. Was passiert da? – Die Besitzer der ging es nicht um Beschäftigung und nicht ber reden, wie unsere Kolleginnen und Kol­ einer Zusage der Reeder für verbindliche Schiffe aus München geben dem Bereederer um Seeleute, nicht um Arbeitsplätze und legen dauerhafte Arbeitsplätze auf Schiffen Beschäftigung deutscher oder inländischer NSB auf, dass die Kosten für die deutschen nicht um Ausbildung. Sondern um Geldan­ erhalten, wir wollen, dass die Ausbildung Seeleute. Und wir wollen keine Ausreden See­leute eingespart werden sollen. Die dra­ lagen und Renditen der Banken. unserer jungen Kollegen nicht ins Leere hören, wie wir es bei der zugesicherten matische Folge: Entlassungen, die unsere ver.di verlangt mit seinen schifffahrtspoli­ geht, sondern zu zukunftsfähiger Arbeit in ­Anzahl der Schiffe unter deutscher Flagge Kollegen im Seebetriebsrat von NSB zu Ver­ tischen Forderungen eine Um­kehr: Wir wol­ einem gesicherten Umfeld führt! erlebt haben. Wir wollen eine verbindliche handlungen über einen Sozialplan zwingen. len, dass künftig die Beschäftigung deut­ Die Politik betont, welche Bedeutung Zusage für Beschäftigung – nur dann ist Das Beispiel macht deutlich, wo die scher und inländischer Seeleute in den das maritime Cluster für unser Land hat. mit uns über weitere Subventionen zu re­ Schifffahrt aktuell steht: Nach dem Boom Mittelpunkt der Förderung gerückt wird Wenn es also auch um nachhaltige Ver­ den! durch die Förderung von Schifffahrtsfonds und natürlich der Erhalt der Ausbildung des sorgungssicherheit geht und um die deut­ Das ist der Maßstab, den wir als die der Banken in den Jahren bis 2008 wurden seemännischen Nachwuchses. sche Exportwirtschaft, so müssen weitere Seeleute-Gewerkschaft anlegen. enorme Geldmengen in die Schifffahrt ge­ Unser Vorschlag wird in der maritimen Schritte zur Unterstützung der Ausbildung lenkt. Sie machen einen großen Teil der Fachöffentlichkeit für Stirnrunzeln und Zu­ und Beschäftigung deutscher oder inländi­ Christine Behle CHRISTINE BEHLE, MITGLIED DES VER.DI- deutschen Wachstumsgeschichte in der stimmung, vor allem aber für Diskussionen scher Seeleute gegangen werden. Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes BUNDESVORSTANDES | FOTO: DIE HOFFOTOGRAFEN FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 2 MEINUNG EDITORIAL Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Maritimes Know- Einen großen, wenig beachteten Erfolg legen aus fernen Ländern möglich macht, konnte ver.di am 5. September in Bremer­ besser leben zu können. how erhalten! haven im Rahmen der Baltic Week verbu­ Für mich war die Baltic Week die Fort­ chen – unser ITF-Koordinator Ruud Touwen setzung des ­positiven Erlebnisses auf dem konnte Lohnforderungen in Höhe von rund ITF-Kongress in Sofia. Schon dort habe ich zeichnet. Ohne die vielen Hundert ver.di- Fondsgesellschaften, uns geht es um das 850.000 US-Dollar für die Crewmitglieder gedacht, dass der Zusammenhalt und das Mitglieder im Hafen hätte dies nicht funk­ Leben an der Küste, in den Hafenstädten eines Kreuzfahrtschiffes sichern. Ringen um gemeinsame­ Lösungen immer tionieren können. und um das Maritime Know-how in Deutsch­ Ein großartiges Ergebnis beharrlicher praktisch orientiert war. Mir hat gut gefal­ Innerhalb der Bundesfachgruppe lag der land, das nicht verloren gehen darf. Arbeit, das für die Lebensbedingungen der len, dass die Diskussionen dort immer die Schwerpunkt in der Entwicklung umfassen­ Ich habe viele Antrittsbesuche gemacht, Seefahrer und ihrer Familien eine wichtige Menschen vor Augen gehabt haben. der schifffahrtspolitischer Forderungen, um sie sind noch lange nicht beendet. Aber KLAUS SCHROETER | FOTO: PRIVAT Absicherung ist! Unser internationaler Zu­ Und an der Ostsee habe ich es dann gegenüber der Politik sprechfähig zu blei­ auch hier gab es Anregungen und Hinwei­ sammenhalt in der ITF hat dieses tolle Er­ wieder praktisch erlebt: In Bremerhaven ben. Derzeit bereiten wir uns auf die Nati­ se, die für unsere Arbeit in der einen oder im besten Sinne: Gemeinsam Unterhaken gebnis ermöglicht, die Zusammenarbeit wurde ein Schiff der Reederei Rickmers onale Maritime Konferenz vor, die im anderen Weise nützlich sind. Ihr seht also: und Zusammenstehen, um die Zukunft zu der Hafenarbeiter und der Seeleute war festgelegt – das Unternehmen wollte kei­ Herbst 2015 stattfinden wird. Meine ersten 100 Tage sind fast um, gestalten. erfolgreich. nen Tarifvertrag für die „John Rickmers“ Die Situation für unsere Kolleginnen und sie waren ereignisreich und spannend. Ich Ich glaube, wir können kaum ermessen, unterschreiben. Die Verfahren des Arbeit­ Kollegen ist in verschiedenen Artikeln in habe viel über die Seefahrt und ihre Bedin­ In diesem Sinne wünsche ich frohe welche Bedeutung die Einkommenssiche­ gebers gegen ver.di liefen ins Leere, der der „Schifffahrt“ beschrieben. Unsere For­ gungen gelernt; allen, die ein offenes Ohr Weihnachten und alles Gute für Euch und rung für die Seeleute fern der Heimat hat. Reeder hat in der Folge Tarifverträge und derungen an die Politik haben das Ziel, Aus­ für meine vielen Fragen hatten und mir Eure Familien. Und es ist gut, dass unser internationales damit geregelte Zahlungsbedingungen für bildung und Beschäftigung zu sichern. Uns ­geholfen haben, möchte ich nochmals Zusammenstehen in der ITF es unseren Kol­ die Seeleute auf weiteren Schiffen unter­ geht es nicht um höhere Renditen der ganz herzlich danken. Das war Solidarität Klaus Schroeter

INTERVIEW Boombranche mit Webfehlern Schwarze Schafe, weiße Schafe: ITF-Inspektor für Flusskreuzfahrten erzählt

Zwei Jahre lang folgte er den Flüssen: päischen Anlegestellen präsent sein. Vorab ben wir noch nicht sehr viel erreicht, aber es Werner Kiepe war vom 1. November wurden die ­Unternehmen und die Beschäf­ war klar, dass es dafür ­einen langen Atem 2012 bis zum 31.Oktober 2014 als tigten über mein Kommen informiert. braucht. Die ersten Schritte sind getan,­ ITF-Inspektor zuständig für die Le­ Auf den Flüssen gibt es schwarze und ­beispielsweise werden derzeit mit ­Arosa bens- und Arbeitsbedingungen der weiße Schafe, sie sind allerdings oft nicht ­Gespräche über Verein­barungen geführt. Beschäftigten auf europäischen Fluss­ ohne Weiteres zu erkennen – manch ein Der dritte Punkt ist die politische Lob­ kreuzfahrtschiffen. Zurück in Düssel­ schwarzes Schaf tummelt sich im Halbdun­ byarbeit. Sie richtet sich meist an die dorf berichtet er von den Zielen, Er­ kel und muss erst gefunden werden. Aus ­Zentralkommission Rhein in Straßburg, die gebnissen und Zukunftsaussichten der meiner Erfahrung wusste ich aber meist, sich mit allen möglichen, die Binnenschiff­ Rivercruise Campaign. ob mein Besuch willkommen war und wo fahrt betreffenden Fragen befasst. Dort man mich lieber nicht an Bord gesehen sitzen Vertreterinnen und Vertreter von Ar­ Die Rivercruise Campaign war eine Ge­ hätte. So durfte ich beispielsweise die WERNER KIEPE | FOTO: PRIVAT beitgebern und Arbeitnehmern sowie Dele­ meinschaftsaktion von ETF und ITF? Schiffe von Ama Waterways, Scylla und Sea gierte aus den zuständigen Ministerien Werner Kiepe | Ja, die Projektkoordina­ Chefs nur nach vorheriger Anmeldung Wie viele Beratungen hast Du durch­ lassen sich nur sehr bescheidene Renten-, der Nationalstaaten. In diesem Gremium toren, die solche Projekte genehmigen und in Begleitung eines Vertreters der Ge­ geführt? Arbeitslosen- und Krankenversicherungs­ können Probleme diskutiert und Verträge müssen, arbeiten bei der ITF. Und da es um schäftsführung betreten. Das wirkt faktisch Werner Kiepe | Mit wie vielen Menschen ansprüche erwerben. Auch die Frage, wel­ geschlossen werden, die dann später in die Flusskreuzfahrten in Europa ging, war wie ein Zugangsverbot, weil dann kein insgesamt ich gesprochen habe, kann ich ches Sozialrecht für die Crew-Mitglieder EU-Richtlinien einfließen. So läuft dort bei­ die ETF mit im Boot. ­Besatzungsmitglied offen mit mir spricht. nicht sagen, aber die sogenannten Calls for jeweils gilt, ist wichtig – ob jemand nach spielsweise derzeit ein EU-Gesetzgebungs­ Help, die telefonisch oder per E-Mail ein­ deutschem, niederländischem oder zyp­ verfahren zur Arbeitszeit. Alles in allem Gab es einen konkreten Anlass für In solchen Fällen hast Du Dich dann gehen, werden festgehalten. Im letzten Jahr rischem Recht abgesichert ist, macht große kann man sagen, dass sich durchaus etwas das Projekt? mit dem Camper in Sichtweite pos­ waren es 23 Calls, aufgrund derer ich tätig Unterschiede aus. bewegen lässt. Auch hier gilt: Steter Trop­ Werner Kiepe | Flusskreuzfahrten haben tiert und darauf gewartet, dass die geworden bin. Mal ging es dabei um das Das größte Problem waren in letzter fen höhlt den Stein. in den letzten Jahren ­einen enormen Boom Crew-Mitglieder zu Dir kommen? individuelle Problem einer Person, mal um Zeit die Überstunden. Besonders im HoRe­ erlebt – mittlerweile fahren auf den euro­ Werner Kiepe | Ja, mit dem Camper, der die kollektiven Schwierigkeiten ­einer ganzen Ca-Bereich sind überlange Arbeitszeiten Wird das Projekt weitergeführt? päischen Flüssen ca. 330 Kreuzfahrtschiffe. seit März 2014 im Einsatz war, wurde ­vieles Mannschaft. Hohe Wellen hat beispiels­ üblich. Oft steht im Arbeitsvertrag ein Acht- Werner Kiepe | Ja, es sieht danach aus. Das war der Grund, weshalb sich ETF und leichter. Wir hatten uns zuvor gefragt, wie weise der Fall des Schiffes „Serenade 2“ bis-zehn-Stunden-Tag – schließlich soll ja Im Moment wird bei der ETF über das ITF gesagt haben, dass sie die Entwicklung wir unsere Präsenz deutlicher machen kön­ geschlagen. Dort hat die holländische Crew­ alles schön mit dem EU-Recht konform ge­ „Wie“ diskutiert. Aber die einhellige der Branche ­begleiten müssen. Entspre­ nen. Der Camper sollte möglichst von den ing Agentur die komplette Besatzung nicht hen. Darüber hinaus werden jedoch viele ­Meinung lautet: Jetzt aufzuhören, wo es chend wurde das Projekt für die Fluss­ Schiffen aus gut zu sehen sein. Auf dem ­bezahlt. Nachdem ich einen großen Teil der ­Überstunden geleistet, ein 16-Stunden-Tag ­anfängt zu laufen, ist nicht sinnvoll. Jetzt kreuzfahrtschiffe aufgelegt – zunächst für Wohnmobil prangten deutlich die Embleme Crew organisiert hatte, konnten wir den ist im HoReCa-Bereich nicht selten. Viele müssen erst einmal Projektmittel bei der zwei Jahre. von ETF und ITF, der ­Leitspruch „Better Jobs Druck auf den Eigner so verstärken, das ­arbeiten quasi eine zweite Schicht! Und ITF beantragt und ein Nachfolger für mich for all“ und die Webadresse „www.etf- letztlich die ausstehenden Heuern von über die wird oft nicht bezahlt. Das geht soweit, gefunden werden. Wie kamst Du selbst zur Rivercruise rivercruise.eu“. Das sollte zeigen: „Wir sind 43.000 Euro bezahlt wurden. dass teilweise die von den Arbeitnehmern DIE FRAGEN STELLTE: UTE C. BAUER Campaign? hier, wir sind für euch da.“ korrekt ausgefüllten Arbeitsstundenzettel Werner Kiepe | Wenn so etwas im Busch Mit welchen Problemen der Crew von den Restaurantleitern bzw. den Hotel­ IMPRESSUM ist, guckt man sich um, wer dafür Interesse Hatten die Crew-Mitglieder Angst, warst Du hauptsächlich konfrontiert? managern geändert werden. haben könnte und wer die nötige Erfah­ mit Dir Kontakt aufzunehmen? Werner Kiepe | Das war zum einen Im nautischen Bereich sieht es etwas Der ver.di-Report rung mitbringt. Und weil ich seit über Werner Kiepe | Leider war das oft der die in der Flusskreuzfahrtbranche generell besser aus, aufgrund des europäischen Schifffahrt 15 Jahren für die Binnenschifffahrt zustän­ Fall. Im Hotel-Restaurant-Catering-Bereich nicht gerade üppige Bezahlung. Das Thema Binnenschifffahrtsrechts kommt es in der Nr. 3, Dezember 2014 dig bin und auch die Flusskreuzfahrts­ (HoReCa) hatte ich vorwiegend mit osteu­ Entlohnung ist jedoch recht ambivalent: Regel nicht zu Arbeitszeitüberschreitun­ Herausgeber: branche kannte – wir hatten da in der Ver­ ropäischen oder asiatischen Crew-Mit­ Wenn eine chinesische Küchenhilfe im gen, dort wird durchaus auch öfter von der Vereinte Dienstleistungs- gangenheit schon die eine oder andere gliedern zu tun. Wenn ich denen Infomate­ ­Monat 350 Euro verdient, ist das unter Wasserschutzpolizei kontrolliert. gewerkschaft (ver.di) Aktion gestartet – fiel der Blick auf mich. rial überreicht und versucht hatte, in der Umständen für sie „sehr viel“, wenn sie Bundesvorstand: Crew-Messe mit ihnen zu sprechen, haben damit nach China zurückkehrt. Für ein Was lässt sich tun, um die Arbeits­ V.i.S.d.P.: Frank Bsirske, Christine Behle Auf welchen Flüssen tummeln sich sie mir höflich zugehört. Diskutiert haben westeuropäisches Crew-Mitglied ist das bedingungen zu verbessern? Koordination: Klaus Schroeter die Kreuzfahrtschiffe? sie jedoch kaum mit mir – Offenheit ist hingegen fast nichts. Im Schnitt erhalten Werner Kiepe | Eines unser Ziele war ja, Redaktionelle Bearbeitung: Werner Kiepe | Die wichtigsten Flüsse rar, wenn entweder der Kapitän oder der das Kabinenpersonal und die Kellner mo­ dass die Beschäftigten überhaupt merken: Ute Christina Bauer, Helma Nehrlich sind eindeutig der Rhein und die Donau. Hotelmanager stets in der Nähe sind. natlich 600 bis 800 Euro. Damit kann man Jemand interessiert sich für ihr Schicksal. (transit berlin.pro media) Das höchste Passagieraufkommen ver­ vielleicht im ländlichen Rumänien über Viele der aus Osteuropa stammenden Ar­ www.pressebuero-transit.de zeichnet die Strecke von Amsterdam bis Wie war die sprachliche Verständi­ die Runden kommen, aber schon in Buka­ beitnehmer kennen freie Gewerkschaften Redaktionsanschrift: zum Schwarzen Meer, sie ist verbunden gung? rest funktioniert das nicht mehr. gar nicht. Aber auch für viele Westeuropäer­ ver.di-Bundesverwaltung Werner Kiepe | Auf dem Rhein ist nach ist es ein Novum, dass sich jemand um ihre Fachbereich Verkehr durch den Rhein-Main-Donau-Kanal. Teil­ Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin weise wird auch die Elbe bereist, allerdings europäischem Binnenschifffahrtsrecht die Die Bezahlung ist also das Haupt­ Belange kümmert. Es ging uns also erst Layout, Satzerstellung: ist dort vielfach der Wasserstand zu nied­ Flusssprache Deutsch, Holländisch oder problem? mal darum, in der Branche bekannt zu VH-7 Medienküche GmbH rig. Außerdem befahren die Schiffe in Französisch. Im HoReCa-Bereich wird meist Werner Kiepe | Nicht unbedingt. Die ­werden und den klassischen gewerkschaft­ Kreuznacher Straße 62, 70372 Stuttgart, Deutschland auch die Mosel und den Deutsch oder Englisch gesprochen. Auf ­Leute kommen ja zum großen Teil aus ost­ lichen Ansatz einer „Hilfe zur Selbsthilfe“ www.vh7-m.de ­Neckar, in Frankreich ist vor allem auf der Englisch kann man sich insgesamt gut ver­ europäischen Ländern, wo es für sie auf in den Köpfen zu verankern. Titelfoto Seite 1: Rhone viel los. ständigen. dem Arbeitsmarkt gar keine Alternative Zum anderen geht es natürlich auch istockphoto.com gibt. Immerhin kommen zur Grundbe­ um Lobbyarbeit bei den Arbeitgebern. Auch Druck: Sind die Crews eigentlich vorwie­ zahlung ja in der Regel noch Trinkgelder die sollen merken, dass es eine Organisa­tion apm AG Darmstadt, Wie liefen Deine Schiffsbesuche ab? Kleyerstraße 3, 65295 Darmstadt Werner Kiepe | Aufgrund von Schiffs­ gend männlich? hinzu – je nachdem, was für Passagiere gibt, die nah an den Beschäftigten ist und www.alpha-print-medien.de meldelisten, die man zum Teil auch im In­ Werner Kiepe | Nein, das kann man so an Bord sind, können das nochmals 200 sich zuständig fühlt. Die Arbeitgeber sollen Der ver.di-Fachbereich Verkehr ternet findet, wusste ich, wann und wo nicht sagen. Zwar sind die Männer in der bis 400 Euro zusätzlich sein. wissen, dass wir sie im Auge haben. Erklärte ist auch im Internet zu finden: welches Schiff festmacht. Nach einem ge­ Mehrheit, aber vor allem im HoReCa-­ Schwierig ist jedoch vor allem die sozia­ Absicht war es, mit den Unternehmen­ Ver­ www.verdi.de/verkehr nauen Plan konnte ich also an den euro­ Bereich arbeiten auch recht viele Frauen. le Absicherung: Mit den geringen Löhnen einbarungen zu treffen. Diesbezüglich­ ha­ FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 AKTUELLES 3 FOTOS (4): REEDEREI NSB (4): FOTOS ACADEMY IN DER NSB - SIMULATOR SCHIFFSFÜHRUNGS Abgemustert Bei der Niederelbe Schiffahrtsgesellschaft (NSB) sollen die deutsche Flagge eingeholt und alle deutschen ­Seeleute ersetzt werden

Vier Seebetriebsräte (rechte Spalte) haben einen Brief an Bundesverkehrs­ minister Dobrindt geschrieben. Im ei­ genen Namen, in dem ihrer Kollegin­ nen und Kollegen und deren Familien. „Die Uhr zeigt schon nach zwölf und wir hängen über dem Abgrund“, heißt es darin. Sie hoffen auf positive Nach­ richten zu Weihnachten. Doch der Mi­ nister schweigt. Dabei waren die Buxtehuder bislang ein Fels in der Brandung, ein Rückgrat des ma­ Im Sommer gab es noch Fünkchen der ritimen Standorts und der deutschen Flag­ Hoffnung. Reederei und die Seeleute­ ge. 60 Container-, zwei Off-Shore-Schiffe gewerkschaft ver.di hatten sogar gemein­ und sechs Produktentanker gehören zur sam an die Bundesregierung appelliert, für NSB-Flotte. 38 davon fahren noch unter den Erhalt der deutschen Flagge auch poli­ deutscher Flagge. Von den 2700 Mitarbei­ tische Spielräume auszunutzen. Doch es tern auf See kommen noch 470 aus geschah nichts. Ein von ver.di vorgeschla­ Deutschland und der EU; 200 Beschäftigte PRIVAT REINHOLD STECHER | FOTO: gener unabhängiger Wirtschaftsprüfer leg­ gibt es an Land. Und 48 Azubis. Mit der te im August seinen Bericht vor. Er forschte, NSBacademy verfügt die Gesellschaft zu­ was getan werden könne, der Niederelbe dem über eine eigene Weiterbildungsein­ Schiffahrtsgesellschaft Buxtehude (NSB), richtung. eine der größten deutschen Bereederungs­ gesellschaften, wirtschaftlichen Auftrieb zu verschaffen. Doch er konnte am Ende nur Austauschkündigungen für alle bestätigen, was das Unternehmen selbst an Daten für seine „wirtschaftliche Not­ „Alle 470 deutschen und EU-Seeleute lage“ offenbarte: An sich gesund, aber sollen nun so schnell wie möglich weg“, bei den aktuellen Charterraten nicht kon­ bringt Andreas Näser das Dilemma PRIVAT FRITZ SCHARF | FOTO: kurrenzfähig, so die Diagnose. auf den Punkt. „Austauschkündigungen“ stünden an, denn die Arbeitsplätze auf den Schiffen fallen ja nicht weg, sie sollen nur Gehaltsverzicht und von preiswerteren Seeleuten eingenom­ Rendite­ erwartung­ men werden. Eine reine Kosten-Nutzen- Rechnung. Welches Tempo angeschlagen Die Zuspitzung sei nicht über Nacht wird, wissen die Betriebsräte noch nicht. ­gekommen, sondern als „schleichender Sie wollen den Prozess natürlich hinaus­ Prozess“, erklären die Seebetriebsräte. Sie zögern, versuchen immer noch, auch in der haben sich beraten – mit Beschäftigten, Politik Verbündete zu finden. Denn sie mit ver.di, mit dem Arbeitgeber. Gemein­ ­sehen sich auch als „Versuchsballon“ für PRIVAT ANDREAS NÄSER | FOTO: sames Ziel: „Möglichkeiten zur Weiterbe­ andere Reedereien, wo es noch deutsche schäftigung von deutschen und europäi­ Seeleute gibt. Sie alle müssten bei den schen Seeleuten zu prüfen und einen Lohnnebenkosten entlastet, die nach EU- Rahmen zu schaffen, mit dem die Wett­ Recht genehmigten Beihilfen vollständig bewerbsfähigkeit des Unternehmens dau­ ausgenutzt werden. „Der Zug war eigent­ erhaft gesichert werden kann.“ lich schon abgefahren, als 1997 die Tonna­ Dabei war die Arbeitnehmerseite schon gesteuer nicht an die deutsche Flagge, in Vorleistung gegangen. Mit einem Be­ sondern ans Register gekoppelt wurde“, schäftigungssicherungstarifvertrag wurde wirft Näser der Politik vor. Und Untätigkeit seit 2012 auf Gehalt verzichtet. „Wir woll­ seit Jahren. ten Arbeitsplätze halten und das Unterneh­ Ob man den Bedarf erst nach Nieder­ PRIVAT SIEGFFRIED LÜDKTE | FOTO: men retten“, begründet Seebetriebsrats­ sitzende. Die deutsche Flagge mit ihrer Nun sieht besonders der Fondsaufleger holen von Schwarz-Rot-Gold „auf dem vorsitzender Andreas Näser. Es hat letztlich ­Besetzungsvorschrift von fünf deutschen CONTI aus München, der NSB-Mehrheits­ letzten deutsch geflaggten Seeschiff ermit­ Landesregierungen mit Küstenzugang an­ nichts genützt. Zum 31. Oktober hat NSB oder europäischen Seeleuten ist im Ver­ eigner, seine Renditeziele davonschwim­ teln“ wolle, fragen die NBS-Betriebsräte geschrieben… die Vereinbarung gekündigt. Es gelten wie­ gleich um 1250 US-Dollar pro Tag teurer. men: Seht zu, dass ihr die Kosten senkt!, den Bundesverkehrsminister sarkastisch. Ansonsten aber bleibt ihnen nichts, als der der HTV See und der alte Tarifvertrag. Eine Bereederungsgesellschaft wie die verlieren die Finanziers die Geduld. Der Noch immer gäbe es Spielräume: Der bis­ über Sozialplan und Interessenausgleich Froh ist darüber niemand. Die Lage spitzt Buxtehuder rechnet vor allem mit den Per­ Verkauf von Schiffen oder zumindest das her gewährte Lohnsteuerein­behalt von 40 zu verhandeln. Jetzt in der Einigungsstelle. sich eher noch zu. Klar, es gibt seit Länge­ sonalkosten. Da rächt sich, dass Deutsch­ Ausflaggen scheint so die einzige Alterna­ Prozent zum Kostenausgleich für Schiffe Die Verhandlungen gestalten sich sehr rem ein Tonnage-Überangebot, Charter­ land die EU-Leitlinien, die die vollständige tive. unter deutscher Flagge könnte beträchtlich schwierig. Es geht um die soziale Abfede­ raten sind dadurch nicht auskömmlich, Befreiung der Seeleute und Reeder von „Mit tiefer Sorge“ sieht Nina Lepper, aufgestockt werden und den Reedereien rung von Betroffenen, um Kosten und Zeit­ keine Änderung in Sicht. Fakt ist auch, dass den Steuern und Sozialabgaben gestattet, die ver.di-Sekretärin Schifffahrt in Bremen, zusätzlich zugute kommen. Für Entlastung räume. Noch mehr als ein gutes Ergebnis immer größere Containerriesen die kleine­ nicht zu 100 Prozent umgesetzt hat. Ande­ dass die Einschiffsgesellschaften nun den bei den Lohnnebenkosten sollte umverteilt wünschen sich die Betriebsräte allerdings, ren Schiffe unwirtschaftlich machen und re EU-Länder nutzen diese Möglichkeit der „kompletten Ausstieg aus der deutschen werden, auch mithilfe der „Stiftung Schiff­ dass die Politik ihre Untätigkeit beendet, vom Markt verdrängen. Hinzu kommt: Förderung ihrer Reeder und der Beschäftig­ Flagge nicht nur planen, sondern dass die fahrtsstandort Deutschland“. Die NSB-­ damit „deutsche Seeleute auf deutschen „Man erklärte uns ständig, wir sind zu ten schon seit Jahren in vollem Umfang, Entscheidung bei NSB einen Dominoeffekt Interessenvertreter nutzen alle Gesprächs­ Schiffen generell wieder eine Zukunft und ­teuer“, stöhnt der NSB-Seebetriebsratsvor­ das bringt ihnen erhebliche Kostenvorteile. bringt“. möglichkeiten, haben auch sämtliche berufliche Chancen bekommen“. NEH FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 4 INTERNATIONALES Local IBF Vorerst Negotia- tions for erfolgreich Reach Successful beendet Conclusion The negotiations for imple- menting the results of cen- Lokale IBF-Verhandlungen tral IBF negotiations be- tween ver.di and the für Deutschland abgeschlossen International Maritime Em- ployers’ Council (IMEC), for Die Verhandlungen zur Umsetzung Nach zähen Verhandlungen bei der ITF ships belonging to German des zentralen IBF-Verhandlungser­ in London stand das Ergebnis schließlich owners (banks and shipping gebnisses zwischen ver.di und IMEC fest. Die AB (able seamen) beispielsweise companies) who are IMEC (International Maritime Employer werden in den nächsten Jahren insgesamt members, took place in Lon- Council) für Schiffe deutscher Schiffs­ monatlich 52 Dollar mehr Heuer bekom­ don on 30 September and eigentümer (Banken, Reeder), die men. Der ver.di-Verhandlungsführer Torben 1 October. entsprechend Mitglied bei IMEC sind, Seebold und Giles Heimann, sein Pendant fanden am 30. September und 1. Ok­ auf der Reederseite, beschrieben das Ver­ The framework for the de­ tober in London statt. handlungsergebnis als für beide Seiten mands of the trade union ver. FOTO: VH-7 „akzeptabel“. Seebold betonte in diesem di was set in advance by the Der Rahmen für die Forderungen der Zusammenhang insbesondere, dass das central IBF negotiation pro­ Gewerkschaft ver.di war durch den zentra­ Ergebnis auf der Seite der Seeleute von den chen konnte“, betont Seebold. Der Gewerk­ Auf die Frage, ob die Arbeit damit cess, which was completed in len IBF-Verhandlungsprozess, der Anfang Ländern getragen wird, die die Seeleute schafter, der nunmehr die Geschicke der erst einmal erledigt sei, antwortete Torben Indonesia in June. Juni in Indonesien beendet worden war, aus Ländern wie Philippinen, Ukraine, Bundesfachgruppe Häfen lenkt und die ­Seebold zurückhaltend, zugleich jedoch Just to remind you (infor­ bereits gesetzt. Russland oder Indien repräsentieren. ­maritime Arbeit für die ITF Deutschland selbst­bewusst: „Die Verhandlungen waren mation from the last issue): Zur Erinnerung (wir informierten in der Die Gewerkschaftsführer aus den ge­ ­koordiniert, dankte seinem Nachfolger nur der Startschuss für die Hafenarbeiter Alongside some substantive letzten Ausgabe): Neben einigen substan­ nannten Ländern waren allesamt Mitglieder Klaus Schroeter als Bundesfachgruppenlei­ und Seeleute in ihrer Entschlossenheit, den changes to non-wage agree­ ziellen manteltarifvertraglichen Verände­ der internationalen ver.di-Verhandlungs­ ter Schifffahrt für sein besonderes Engage­ Reedern auch in Zeiten von MLC die Stirn ments, a wage rise totalling rungen konnte für die Jahre 2015 bis 2017 kommission. „Das ist gelebte internationale ment bei den Verhandlungen in London. zu bieten. Sie werden weiterhin gemeinsam 6.5 % was agreed for the trotz anhaltender Schifffahrtskrise eine Solidarität und ein starkes Zeichen an die Für Schroeter bedeuteten die Tarif-Ausein­ weltweit für angemessene Arbeitsbedingun­ years 2015 to 2017 despite Heuererhöhung von insgesamt 6,5 Prozent Reederseite, die diesen Zusammenhalt andersetzungen quasi den gelungenen Ein­ gen, faire Löhne und sichere Arbeitsplätze the ongoing crisis in the ship­ erreicht werden. während der Verhandlungen sozusagen rie­ stand auf internationalem ITF-Parkett. an Land und auf See kämpfen.“ RED/TS ping industry. A result was reached after some tough negotiating at the ITF in London. An AB (able seaman), for example, will earn a ­total of 52 dollars more in wages during the coming Solidarität wird years. ver.di’s negotiator Tor­ ben Seebold, and his opposite number representing the ship­ owners, Giles Heimann, de­ scribed the negotiation result GROSSGESCHRIEBEN as “acceptable” for both sides. Torben Seebold stressed ITF-Kontrolle im Seehafen Wismar in particular, “that on the part of the seafarers the results are supported by the coun­ tries representing seafarers from countries such as the Philippines, Ukraine, Russia and India.” The trade union leaders from these countries were all members of ver.di’s international negotiation com­ FOTO: © HENRIK G. VOGEL/PIXELIO mission. He added, “That is international solidarity in practice and a strong signal to Es geschieht an einem Sonntagmor­ ausgelaufen, im April 2012! Die Besatzung the shipping companies, who gen im November im Seehafen Wis­ besteht aus 13 russischen und ukraini­ could sense this solidarity mar: Kurz vor 8.00 Uhr macht der schen Seeleuten. Bei zehn Besatzungsmit­ during the negotiations.” Tor­ Frachter „Don 1“ am Liegeplatz 10 gliedern steht die Heuer für zwei oder so­ ben Seebold, who now heads fest. Keiner der Beschäftigten im gar drei Monate aus, die Verträge von fünf the German Federal Working ­Wismarer Hafen ahnt zu diesem Zeit­ Seefahrern sind abgelaufen. Diese möch­ Group Ports and co-ordinates punkt, was an Bord los ist. ten ihr Geld bekommen und so schnell wie the maritime work for ITF Ger­ möglich nach Hause gebracht werden. many, thanked Klaus Schroet­ Am nächsten Tag, dem 10. November Neben anderen Aktionen, mit denen er, his successor as head of 2014, nutzt ein Seefahrer die Chance, sich man den Seefahrern helfen will, besteht the Federal Working Group für einen Landgang von Bord zu schlei­ eine wirksame Maßnahme des ITF-Inspek­ Shipping, for his commitment chen. Er meldet sich bei der Wasserschutz­ tors darin, die Hafenarbeiter und den Be­ during the negotiations in polizei und bittet dort um Hilfe, auch bei triebsrat einzubeziehen. Sofort und spontan London, which in a way kicked der ITF kann er anrufen. Der Seemann sprechen die Hafenarbeiter den Seeleuten off his ITF activities at inter­ schildert die Situation an Bord der „Don 1” ihr Mitgefühl aus und erklären sich soli­ national level. folgendermaßen: Seit drei Monaten habe darisch – die Holzladung für den Libanon When asked whether this der ukrainische 3. Offizier keine Heuer verzögert sich daher um ein paar Stunden. meant that his work was done ­erhalten, sein Arbeitsvertrag sei abgelau­ Als Folge der guten Zusammenarbeit for the time being, Torben fen. Dennoch weigere sich der Reeder, von Hafenbehörden, Hafenarbeitern, Was­ Seebold replied – with both den Offizier abzumustern und nach Hause serschutzpolizei und der Berufsgenossen­ modesty and self-confidence bringen zu lassen. schaft Verkehr (PSC) wird das Schiff an die – that “the negotiations mere­ Nur eine Stunde später geht der ITF-­ Kette gelegt. Die Auflage an den Reeder: ly fired the starter’s pistol for Inspektor Amadou Hamani an Bord. Nach Alle an Bord vorgefundenen Probleme the dockers and seafarers to ­einem Blick in die Schiffs- und Besatzungs­ müssen beseitigt werden, um dem Inter­ stand up to the shipping com­ unterlagen und mehreren Einzelgesprä­ nationalen Seearbeitsübereinkommen (MLC panies, even in the MLC era, chen mit den Seefahrern, kann er sich ein 2006) zu entsprechen. Nach sieben Tagen and to fight together around ­klareres Bild der katastrophalen Zustände ist es endlich soweit. Zähneknirschend the world for appropriate ­machen: Demnach fährt „Don 1” unter ­erfüllt der Reeder die ITF-Forderungen, die working conditions, fair wag­ maltesischer Flagge, Eignerin des Schiffes Seeleute bekommen, was ihnen zusteht. es and safe workplaces both ist eine russische Reederei. Der letzte ITF-­ Hoch lebe die internationale Solidarität! on land and at sea. RED Vertrag war schon zweieinhalb Jahre zuvor RED/AH FOTOS (3): ITF FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 SOZIALES 5

4 Prozent FOTO: ISTOCKPHOTO.COM mehr gefordert Wohin mit Fähigkeiten, Heuer-Tarif­ verhandlungen Erfahrung und Macher-Energie? starten im Januar Die ver.di-Bundestarifkommission Seeschifffahrt hat im August ihre Schiffsmechaniker: 80 Bewerbungen und keine Aussicht auf eine Anstellung Forderungen für die Tarifrunde Als Jugendlicher träumte er von auch hier „ausgeflaggt“. Weil er angestellt Schließlich bewarb er sich neu und er­ „Es ist momentan im Netz einfach nichts zu 2014 beschlossen. Vorausgegan­ Abenteuern, davon, auf einem Schiff und im Lande bleiben wollte, besann sich hielt 2013 bei HochTief die Chance, mit finden“, weiß er. Auf einen Land-Job will gen war eine Mitgliederdebatte über die Meere zu fahren und weit unser Mann vor fünf Jahren als Ü-Vierziger einem neuen Jack-Up-Schiff einen Offshore-­ er nicht wechseln, auch nicht unter seinen in den Betrieben. Die Arbeitneh­ herumzukommen, hatte Reiselust wieder auf seine maritimen Wurzeln und Windpark in der Nordsee mitzubauen. Was Fähigkeiten bleiben. Schließlich hat er schon merseite will vor allem eine Ab­ und Fernweh. Was sollte da besser absolvierte ergänzend eine Umschulung sich anspruchsvoll und spannend anließ, auf Brücke, in der Maschine, bei Reparaturen kopplung der Seefahrer von der sein, als ein Arbeitsplatz auf See? Er zum Schiffsmechaniker – in relativ kurzer endete völlig überraschend: Der spanisch und im Wachdienst gearbeitet, beherrscht allgemeinen Lohnentwicklung ver­ arbeitete gezielt darauf hin, bekam Zeit und mit untadeligem Prüfungsergeb­ dominierte Baukonzern beschloss, sich auf sein Metier, ist einsatzbereit und voller Ener­ hindern. Deshalb einigte sich die einen der begehrten Ausbildungs­ nis. „Ich hatte ein sehr gutes Praktikum sein Kerngeschäft zu konzentrieren und gie. Doch wohin damit? Mann bekommt Tarifkommission auf eine Forde­ plätze an der Marineschule, wurde auf einer Frachtfähre nach Finnland, da Nebengeschäfte, wie die Windkraftsparte, bei deutschen Reedereien keine Chance. rung von vier Prozent mehr Ein­ Vollmatrose der DDR-Handelsflotte, konnte man wirklich qualifiziert arbeiten.“ aufzugeben. Auch wegen der Reformen der Er wird wohl jetzt auf eigene Kosten Kur­ kommen und eine Laufzeit von durfte sich als ­Belohnung nach sport­ Auch danach lief zunächst alles einiger­ deutschen Energiewende, die Investoren­ se belegen, um sich die nötigen Zertifikate zwölf Monaten. Angesichts der licher Meisterschaft im Seesport- maßen nach Plan. Ende 2011 bekam er verunsicherten. Ende Februar 2014 bekam für die Offshore-Branche zu sichern. Zutrau­ Krisensituation in der Seefahrt Mehrkampf sogar aussuchen, wohin ­einen Arbeitsvertrag bei Scandlines, befris­ unser Mann seine Kündigung. Und eine en würde er sich das, auch körperlich, keine wird erwartet, dass sich die Ver­ die Reise überwiegend­ gehen sollte. tet auf ein Jahr, sammelte weiter Erfahrung erstklassige Beurteilung. „Aber die nützt Frage. Aber Opido-zertifizierte BOSIET Off­ handlungen mit dem Verband der Asien-Amerika-Routen befuhr er auf Fähren, arbeitete in der Maschine, an gar nichts, damit kann man sich quasi den shore Trainings sind nicht „förderfähig“ vom Deutschen Reeder schwierig ge­ dann viele Jahre. Eine harte, aber Deck und als Bootsmann. Bis die dänisch- Hintern wischen“. Arbeitsamt. Sie werden in Deutschland nicht stalten werden und ein langer gute Zeit. Sie hatte ein abruptes Ende deutsche Gesellschaft die Fracht-Fährlinien Seit Monaten schreibt er Bewerbungen. mal angeboten. Doch: „In dem Bereich wird Atem gefragt ist. Der Tarifvertrag noch vor der Wende. wenige Monate später verkaufte. Die lukra­ 80 Reeder und Firmen hat er bereits ange­ langfristig gedacht und gutes Geld ver­ gilt für Unternehmen, die ihn di­ tiven Linien wurden von der schwedischen schrieben, sich auch für Lotsen- und Bugsier­ dient.“ Plattformen sind keine besseren rekt anwenden, aber auch für sol­ Es folgten berufliche Umorientierung, Stena Line übernommen. Die Besatzungen dienste beworben. „Bei vielen bekommt Baugerüste mehr, haben einen eigenen An­ che, die mit ITF-Tarifverträgen im Selbständigkeit und mehr als ein Jahrzehnt zumeist gleich mit. „So wurde ich plötzlich man gar keine Antwort, andere melden sich trieb, sind mit Hightech voll. Schiffe unter deutschen internationalen Schiffs­ als Angestellter im Air Cargo-Sektor des Stena-Mitarbeiter“, er fuhr weiter zwischen nach Wochen, laden ein, versprechen erst deutscher Flagge waren mal „Weltmarkt­ register (ITF-GIS) erfasst sind. Auch Luftverkehrs, mit viel Einsatz und Verant­ Saßnitz und Trelleborg. Einen neuen Ar­ und vertrösten dann doch.“ Man hört von führer“. Der Traum scheint ausgeträumt. dort ist geregelt, dass für deutsche wortung, auch das ein „geiler Job“. Mit beitsvertrag bekam er auch, ohne Über­ langen Wartelisten. Auch etliche Vorstel­ Heute bleiben einem gut ausgebildeten Seeleute der Heuer-Tarifvertrag an­ der Luftverkehrssteuer wurde es für die gangsrechte. Weihnachts- und Urlaubsgeld lungsgespräche – oft mit sehr gutem Gefühl Schiffsmechaniker „entweder eine Einstel­ zuwenden ist. deutschen Cargo-Airlines doppelt schwer, wurden Monate später zurückgebucht. – hat er hinter sich gebracht, aber immer lung weit unter Tarif oder ein Anheuern Die erste Verhandlungsrunde sich international zu behaupten. Bei zu­ Aber er blieb noch ein halbes Jahr lang noch keinen Job. Er recherchiert, verfolgt als Hilfsseemann unter rechtsfreien Ver­ startet am 26. Januar 2015. nehmend geringeren Frachtraten wurde im Woche-Woche-Rhythmus im Fährdienst. Stellenangebote im NDR, macht und tut. tragsbedingungen“. Schon bitter. NEH

Aktuelles von Berufsgenossenschaft Verkehr, Knappschaft-Bahn-See und Seemannskasse

gen, den Beitrag von derzeit 3,9 auf sechs Prozent sion hat man sich dann verständigt, den Beitrag tung liegt derzeit noch über den in der Satzung Beitragsanpassung anzuheben. Das war schon ein „starker Brocken“ für 2015 nur auf 4,9 Prozent anzuheben. Damit vor­gegebenen Höchstgrenzen, jedoch wird sich und würde natürlich dazu führen, dass die Unter- will man der gesamtwirtschaftlichen Situation die Gesamtsituation der Seeschifffahrt mit Be- Schifffahrtspolitik hat Auswirkungen auf nehmen noch mehr belastet würden. Genau das Rechnung tragen. Gleichzeitig wurde auch sehr stimmtheit auch in diesen Posten niederschlagen. See-Sozialversicherung aber können die Reedereiunternehmen in dieser klar gesagt, dass das nur eine Lösung auf Zeit sei. Der Beirat für Angelegenheiten der Seemannskas- Zeit nicht gebrauchen. Denn so dreht sich der Teu- Denn die Beiträge müssen grundsätzlich so bemes- se hat das bereits zum Thema der letzten Sitzun- Die derzeitige Entwicklung in der Seeschifffahrt felskreis weiter, und es wird noch mehr Personal sen sein, dass die bestehenden Leistungsverpflich- gen gemacht und sich mit der Verwaltung darüber hat auch Einfluss auf Bereiche der Sozialversiche- abgebaut. Mit jedem Schiff, das die deutsche Flag- tungen erfüllt werden und abgesichert bleiben. beraten. Ziel ist es, mit Augenmerk die weitere rung, die direkt davon abhängig sind. Das wurde ge verlässt, mit jedem Seemann, der seinen Job In der Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversiche- Entwicklung zu beobachten, um gegebenenfalls in der Sitzung des Finanzausschusses See in der verliert, werden in der Folge die Entgeltsummen rung wird sich das nicht so aufzeigen. Spannend steuernd einzugreifen. Der Beirat ist sich bewusst, BG Verkehr ganz deutlich. Bedingt durch sinkende absinken und neuerlich steht die Beitragshöhe zur wird dennoch, wie sich diesbezüglich der Haushalt welchen hohen Stellenwert die Seemannskasse bei Entgeltsummen hatte die Verwaltung vorgeschla- Disposition. Nach langer, umfangreicher Diskus­ der Seemannskasse entwickelt. Die Finanzausstat- den Seeleuten hat. PETER GEITMANN FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 6 BALTIC WEEK Bessere Arbeitsbedingungen – sichere Bezahlung 28. Baltic Week of Action vom 1. bis 5. September 2014 zeigte Wirkung gegen Billigflaggen

FOTOS (3): ITF

Die „Baltic Week of Action 2014“, die Wismar und Rostock aktiv und kontrollier­ men geworden ist. „Der Trend zum ‚Mallor­ hemmt weiter verbreiten. Längst seien diesjährige Aktionswoche gegen Bil­ ten dort festgemachte Schiffe unter Billig­ ca-Urlaub auf See’ wird mit Niedriglöhnen phillipinische Seeleute, die momentan ligflaggen und für gute Arbeitsbedin­ flaggen. Es geht dabei traditionell um die für die Seeleute bezahlt“, erläutert Klaus weltweit jeden dritten Arbeitsplatz auf den gungen der Seeleute in der Ostsee, Arbeitsbedingungen an Bord und die Ein­ Schroeter, Leiter der ITF-Billigflaggenkam­ Schiffen besetzen, nicht mehr die preiswer­ war ein Erfolg. Die gemeinsamen ge­ haltung von Verträgen sowie Heuerzahlun­ pagne. Er betonte die Einzigartigkeit der testen. Es werden Seeleute aus Ländern werkschaftlichen Trupps aus Seeleu­ gen. ver.di hat mehr als 2100 ITF-Tarifver­ Kampagne, bei der Hafenarbeiter und See­ angeworben, wo die Mindestlöhne noch ten, Hafenarbeitern und ITF-Inspek­ träge mit deutschen Reedern geschlossen. leute solidarisch füreinander einstehen. weit darunter liegen, etwa aus Myanmar. toren kontrollierten in deutschen Die Verträge regeln neben den Arbeitsbe­ Neben Kreuzfahrtschiffen nahmen die Kon­ „China entwickelt sich allein durch die Ostseehäfen mehr als 50 Schiffe. Al­ dingungen auch die Bezahlung. Wo sich trolleure auch Handelsschiffe in den Blick. schiere Masse der Arbeitsuchenden zum lein auf einem Kreuzfahrtschiff konn­ an die Regeln gehalten wird, verdient ein Von den 3400 Schiffen deutscher Eigentü­ wichtigsten Markt der Branche“, weiß te die Zahlung von über 850.000 Euro Mechaniker rund 1600 Euro im Monat – mer fahren heute nur noch 170 unter hei­ Klaus Schroeter. Die chinesische Gewerk­ ausstehender Heuern erreicht werden. beträchtlich mehr als der weltweite Min­ mischer Flagge – ein klarer Verstoß gegen schaft vertritt 1,2 Millionen Seeleute der Nach Boykott des Containerschiffes destlohn von 700 Dollar (530 Euro), mit zurückliegende Zusagen aus dem Mariti­ Volksrepublik. „Wir müssen kooperieren“, „John Rickmers“ durch die Hafen­ dem sich Seeleute auf vielen Schiffen ohne men Bündnis. Die schlimmsten Bedingun­ sagen die ver.di-Aktiven. Denn ohne die arbeiter in Bremerhaven wurden für ITF-Tarifvertrag begnügen müssen. Aber gen finden die Kontrolleure freilich auf asiatischen Gewerkschaften können Min­ dieses und für zwei weitere Schiffe auch viel weniger als die Beträge, mit de­ ­Billigflaggenschiffen vor. Die schwarzen deststandards international nicht durch­ des Unternehmens Tarifverträge ab­ nen deutsche und EU-Crewmitglieder auf Schafe unter den Bemannungsagenturen Maritime Koordinator von ver.di: „Feuchte gesetzt werden. Für Torben Seebold geht geschlossen. Schiffen unter deutscher Flagge vergütet speisen Seeleute mit weniger als 300 Euro oder schimmlige Unterkünfte, Kabinen, die es dabei nicht zuletzt um das Überleben werden. Der Preiskampf ist etwa auch auf im Monat ab. „Was man da an Bord zu mit Kebab-Grills beheizt werden…“ der wenigen verbliebenen deutschen See­ Insgesamt waren ITF-Trupps in den Kreuzfahrschiffen unerbittlich geworden, ­sehen bekommt, ist oft nicht menschen­ Ohne die regelmäßigen Kontrollen der leute. Auch ihnen helfen letztlich die Kont­ ­Häfen Bremen, Bremerhaven, , Lübeck, seit solcher Tourismus zum Massenphäno­ würdig“, beschreibt Torben Seebold, der ITF würde sich das Dumpingsystem unge­ rollen bei der Baltic Week. NEH

The “Baltic Week of Action 2014”, govern not only the working condi- Austausch und Solidarität the 28th action week by the Interna- tions but also remuneration. Where tional Transport Workers’ Federation the rules are applied, a mechanic (ITF) to demonstrate against flags of earns around 1,600 euro a month – Karin Friedrich, ITF-Inspektorin in Hamburg und Jörg Wien, convenience and for good working far more than the world-wide mini- conditions for seafarers, was success- mum wage of 700 dollars (530 euro), Hafenarbeiter vom CTA Hamburg, berichten aus Tallinn ful. Joint groups from trade unions but much less than on ships sailing Bei der Baltic Week of Action kämpfen Gemeinsam mit Hafenarbeitern und als Industrie- und Hafengebiet genutzt. consisting of seafarers, dockers and under the German flag. In addition to die maritimen Gewerkschaften der Seeleuten vor Ort besuchten wir die wich­ In der Baltic Week of Action haben unse­ ITF inspectors checked more than 50 cruise ships, the inspectors also exa- ITF (International Transport Workers tigsten Häfen in Estland, die sich in und re gemeinsamen Trupps neun Schiffe kon­ ships in German Baltic ports at the mined merchant ships. Out of the Federation) für bessere Arbeits- und nahe der ­estnischen Hauptstadt befinden. trolliert und ein ITF-Agreement erneuert. beginning of September. On a single 3,400 ships with German owners, Lebensbedingungen von Seeleuten. Am Old City Harbour legen hauptsächlich Drei der Schiffe fuhren unter Billigflaggen, , they secured payment of only 170 still operate under the Ger- Traditionell findet auch ein Austausch Fähren und Passagierschiffe an. Der Muuga die anderen unter nationalen Flaggen. Wir more than 850,000 euro in outstan- man flag – which is a clear violation mit Gewerkschaften aus den Ostsee- Harbour ist der größte Umschlagshafen hatten keine Probleme mit dem Zugangs­ ding wages for the crew. After the of existing agreements from the Ma- Anrainerländern statt. Dieses Jahr war und befindet sich ca. 17 Kilometer östlich recht, auch wurden uns auf den Schiffen boycott of the container ship “John ritime Alliance. Yet the inspectors unser Partnerland Estland. Gewerk­ von Tallinn, hier werden etwa 90 Prozent alle notwendigen­ Dokumente zur Verfü­ Rickmers” by the dockers in Bremer- found the worst conditions on ships schaftlich organisierte Aktionsteams der Ladungen umgeschlagen, unter ande­ gung gestellt. Die kontrollierten Schiffe haven, collective bargaining agree- registered under flags of conveni- prüfen gemeinsam die Arbeits- und rem Getreide, Gas, ÖL, Holz, Stückgut und wiesen keine gravierenden Mängel auf. ments were concluded for this ship ence. Without regular inspections by Lebensbedingen der Seeleute an Bord. Container. Paldiski Süd Harbour, der zweit­ Auf dreien stießen wir auf nicht korrekt and two others belonging to the the ITF, the dumping system would Darüber hinaus gewannen wir einen company. ITF activists carried out continue to spread unabated. The Einblick in die gewerkschaftliche­ Ar­ checks in the ports of Bremen, Bre- Baltic Week of Action traditionally in- beit des Landes und lernen Arbeits­ merhaven, Kiel, Lübeck, Wismar and cludes an exchange with other seafa- bedingungen vor Ort kennen. Zu uns Rostock. Traditionally such inspec- rers’ trade unions from the countries nach Hamburg kamen zwei estnische tions assess the working conditions bordering the Baltic Sea. This year Gewerkschafter, darunter Jaanus Kuiv, on board and compliance with agree- was the partner country. ITF der dortige ITF-Inspektor. ments. ver.di has over 2.100 ITF coll- inspector Karin Friedrich and Ham- ective bargaining agreements with burg docker Jörg Wien report from Mit Ahmet Olcabey, Hafenarbeiter vom German shipping companies. They Tallinn. GHB Bremerhaven, und Norbert Stelljes, ­Betriebsrat vom Lotsbetriebsverein Bre­ merhaven, bildeten wir vier diesmal das Hafen­arbeiter kennen. Zwar gibt es in Tallin zahlung beträchtlich gegenüber dem, was Team aus Deutschland, das nach Tallinn spezialisierte Hafenarbeiter, zum Beispiel ein Hafen­arbeiter in Deutschland verdient. entsandt wurde. Unsere Partner waren die Kranfahrer. Es wird von ihnen aber auch Der Lohn liegt in Tallin bei etwa 1000 Euro Kollegen der Gewerkschaft EMSA (Estiona jede andere Tätigkeit ausgeführt, die gera­ netto. Seemen’s Independent Union). Die Organi­ de anfällt. Sie sind auf Stand-by und wer­ Fazit: Wir wurden bei den estnischen sation wurde erst 1994 gegründet, nach­ den angefordert,­ wenn sie benötigt wer­ Gewerkschaftskollegen herzlich aufge­ dem im September die Fähre Estonia auf den. Im Fährhafen Tallinn Old City arbeiten nommen, hatten interessante Begegnun­ dem Weg von Tallinn nach Stockholm ge­ FOTO: ITF die Hafenarbeiter­ in 48-Stunden-Bereit­ gen und haben viel Neues gesehen. Das sunken war und dabei 852 Menschen star­ schaftschichten und zwar immer im Wech­ hat uns ­übrigens Jaanus aus Tallinn auch ben. Seither kämpft die EMSA für bessere größte Umschlaghafen von Tallinn, befin­ ausgefüllte Arbeitsverträge. Die wurden sel: zwei Tage arbeiten – zwei Tage frei. In umgekehrt bestätigt, als wir ihn nach Arbeits- und Lebensbedingungen der See­ det sich ca. 45 Kilometer westlich. Hier nach unserer Intervention durch die Reeder den Bereitschaftsschichten stehen Ruhe- ­unserer Rückkehr noch kurz zu seinen leute in Estland. 1995 war die Gewerk­ fahren die Fähren nach Finnland ab, und es korrigiert. und Sozialräume zur Verfügung. Alle anfal­ ­Eindrücken aus Hamburg befragten. Die schaft mit 350 Mitgliedern gestartet, heute werden vorrangig­ Fahrzeuge umgeschla­ Neben Debatten über die politische lenden ­Arbeiten – Festmachen, Einweisen, ITF ist eine internatio­nale Gewerkschaft, hat sie 2.300, davon sind 2.000 Mitglieder gen (Kfz, Lkw und Baumaschinen). Der Pal­ ­Situation – in Estland ist man über die Laschen usw. – an den Fähren gehören lebt von Austausch und Solidarität. Beides Seefahrer, 130 Hafenarbeiter und 170 aus jassaare Harbour, sechs Kilometer vom Ukraine-Krise besonders beunruhigt – lern­ zum Aufgabengebiet­ der Hafenarbeiter. muss auch praktiziert werden! dem Hotelbereich/Fährenpersonal. Zentrum der Stadt entfernt, wird schließlich ten wir auch die Arbeitsbedingungen der ­Allerdings unterscheidet sich auch die Be­ KARIN FRIEDRICH/JÖRG WIEN FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 JUGEND 7

FOTO: CANSTOCKPHOTO.COM Jetzt Zukunft der Schifffahrt sichern Gefragt: Soziale Verantwortung der Reeder

Wenn junge Menschen nicht nur ih­ Gelöst ist das Problem damit offen­ Klar ist allerdings schon jetzt, dass ren Wunschausbildungsplatz erhal­ sichtlich dennoch nicht. Denn wie unter ­neben den Reedereien die Politik eine ten, sondern die Ausbildung auch anderem das NDR-TV-Magazin Panora­ wesentliche Rolle bei der Bewältigung noch mit Bestnoten absolvieren, ma 3 am 25. November 2014 berichtete, der Krise spielt. sollten gute Zukunftsaussichten zu sind aktuell 100 Nautische Wachoffiziere Die schifffahrtspolitischen Forderun­ vermuten sein. In der deutschen auf der Suche nach einer entsprechenden gen von ver.di sind daher umgehend Schifffahrt sieht die Realität leider Beschäftigung. Abgeschlossene Hoch­ ­umzusetzen. Mit der Realisierung der ganz anders aus. schulausbildung und trotzdem keine EU „State Aid Guidelines” auch in FAQs Chance auf einen angemessenen Job – Deutschland könnten große Hürden be­ Was ihr schon immer über das scheint das Motto der Reeder zu sein. seitigt werden. Für jeden einzelnen dieser Betroffenen Die deutsche Flagge muss gestärkt ver.di wissen wolltet! ver.di bedeutet das, dass ein Strich durch werden, damit weitere Ausflaggungen die persönliche Lebensplanung gemacht verhindert werden und auch zukünftig Können nur Auszubildende Mitglied Denn nur gemeinsam sind wir stark. appelliert wird. Nach Expertenmeinung wird dies qualifiziertes Personal zu finden ist. der ver.di Jugend werden? Gemeinsam lässt sich viel erreichen. spätestens ab 2022 zu einer großen Dazu gehört auch, die Ausbildung­ zum Nein! Wir sind die Interessenvertre- Gemeinsam gehört uns die ­Zukunft. Wir Liebe Reeder, wir von der ­Herausforderung für die deutsche Schiff­ ver.di Jugend rufen Sie auf: Schiffsmechaniker beizubehalten, wie sie tung für junge Erwachsene. Als Teil nutzen unsere Stärke, um unsere Inter- fahrt. Denn: Sollte die Ausbildung der bisher in Deutschland durchgeführt wird. der Vereinten Dienstleistungsgewerk- essen als junge Erwachsene wirkungs- Stellen Sie die ausgebildeten jungen Generation nicht in entsprechen­ Die Ausbildung der zukünftigen Fach­ schaft organisiert die ver.di Jugend voll durchzusetzen. Kompetent, konse- Nautischen Wachoffiziere ein dem Maße ermöglicht werden, steht kräfte ist ein wesentlicher Faktor für bundesweit Tausende von Auszubilden- quent und kreativ. und geben Sie ihnen die Mög- schon in wenigen Jahren kaum noch die ­Stärkung des Schifffahrtsstandorts den, jungen Beschäftigten, Erwerbs­ lichkeit, die geforderten See- ­qualifiziertes Fachpersonal zum Beispiel Deutschland. losen, Schüler/-innen und Studierenden. Was ist der Unterschied zwischen fahrtsjahre zu absolvieren! für die wichtigsten Lotsenreviere zur Wir sind die Fachleute für Ausbildung, der Fachbereichsjugend und der Kommen Sie ihrer sozialen Verfügung.­ aber auch für den Berufseinstieg. Des- ­ver.di Jugend vor Ort? Verantwortung nach! halb sind auch Mitglieder bis zur Voll- So unterschiedlich wie die Anforderun­ Stoppen Sie die Ausflaggung endung des 28. Lebensjahres Teil der gen und Interessen der jungen Beschäf­ der deutschen Schiffe! ver.di Jugend. tigten sind, so bunt ist auch das Angebot Zukunft Mit einem flächendeckenden Netz- der ver.di Jugend. Eure Jugendsekretärin Sichern Sie jetzt die ­ werk und dem Erfahrungsschatz der der deutschen Schifffahrt bzw. euer Jugendsekretär ist in eurem Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Bezirk zuständig für die ver.di Jugend und damit ist die ver.di Jugend übrigens eine der vor Ort und das in allen­ Branchen. Ge­ den maritimen Standort stärksten politischen Jugendorganisati- meinsam mit dem Bezirksjugendvorstand Deutschland! onen. (also den Aktiven im Bezirk) werden Schwerpunkte festgelegt, Themen disku­ Wird bei Jugendorganisationen nicht tiert und Aktionen geplant und durchge­ Zur Erinnerung: In der Laufbahn zum nur gefeiert? führt. Kapitän sind mehrere Jahre Erfahrungs­ Wir sind eine offene Community – Wir, die Fachbereichsjugend Verkehr, seefahrtszeit zwingend zu erbringen. Ein aktiv für Gerechtigkeit. Dafür verbinden vertreten bundesweit die junge Generati­ Nautischer Wachoffizier muss nach Ab­ wir People, Party und Politics: Wir on im Verkehrssektor. Fach- und bran­ solvierung seiner Ausbildung entweder ­machen uns fit mit Seminaren, Work- chenspezifische Themen und Projekte drei Jahre Seefahrtszeit als Wachoffizier shops und Konferenzen. Wir feiern coo- stehen dabei im Vordergrund. Mit unserer oder ein Jahr als Wachoffizier sowie ein le Partys und heiße Festivals. Und wir Bildungsarbeit sichern wir die Qualifizie­ weiteres Jahr als Nautischer Offizier nach­ kämpfen – mit kreativen Kampagnen, rung, die speziell in unseren Branchen für weisen können (s. Skizze). Hat er diese Demos, Aktionen. Und natürlich auch die Jugend wichtig ist und ermöglichen praktische Erfahrung nicht, so nützt ihm mit Streiks. dabei die Vernetzung der Teilnehmenden auch sein Patent wenig. aus verschiedenen Bereichen. Darüber Um die Reedereien bei der Ausbildung hinaus ist die Fachbereichsjugend auch zu unterstützen und vor der Ausflaggung als Teil der ITF aktiv. zu schützen, wurden seit 2003 insgesamt ver.di Die enge Zusammenarbeit von Ehren- 590 Millionen Euro an Subventionen und Hauptamtlichen auf allen Ebenen ist (Quelle: Politik-Magazin Panorama 3 im Jugend – ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. NDR Fernsehen vom 25.11. 2014) an deutsche Reedereien gezahlt. Dabei das ist Wie kann ich auch in der Fachbe­ sind die Steuervergünstigungen durch die reichsjugend aktiv werden? Tonnagesteuer noch nicht mitgerechnet. Zukunft in Interessierte wenden sich bitte an die Kollegin Vera Visser. Sie ist zuständig für Bewegung die Jugendarbeit im Bundesfachbereich und ist per E-Mail ([email protected]) Gemeinsam oder per Telefon (0 30/69 56 17 63) er­ reichbar. Sie stellt euch die aktuellen weiterbilden. ­Mitmachmöglichkeiten vor und überlegt Zusammen feiern. mit euch zusammen, wo und wie ihr am besten aktiv werden könnt. Vereint kämpfen. I like it Seit Kurzem ist die Facebookseite der Fachbereichsjugend (verdi jugend verkehr) online! Jetzt liken und immer voll informiert sein! FACHBEREICH VERKEHR 03 | 2014 8 PANORAMA Aus der Traum? MS Deutschland meldet Insolvenz an Das Kreuzfahrtschiff MS Deutschland, neue Zielvorgabe wurde die Ausflaggung durch das ZDF als „Traumschiff“ be­ des Schiffes nach Malta. Damit sollten Per­ kannt geworden, befindet sich finan­ sonalkosten minimiert und Gewinne ge­ ziell in schwerer See. Bereits Ende steigert werden. Eine daraufhin aufflam­ ­Oktober hatte die betreibende Beteili­ mende öffentliche Diskussion, eine aktive, gungsgesellschaft beim Amtsgericht von ver.di unterstützte Gegenwehr der Be­ in Eutin einen Insolvenzantrag ge­ satzung sowie der drohende Verlust von stellt. Alle weiteren geplanten Reisen Stammkunden bewegten Aurelius jedoch, – auch die anstehende Weltreise vom sich dem öffentlichen Druck zu beugen und 18. Dezember 2014 bis zum 1. Mai das Ausflaggen nicht zu vollziehen. Mit­ 2015 – wurden abgesagt. Der Grund entscheidend für den Verbleib des Schiffes hierfür: Die bereits terminierten und unter deutscher Flagge waren auch die ­nötigen Werftarbeiten können auf­ konsequenten Verhandlungen von ver.di grund von Zahlungsunfähigkeit der über einen Verbleib maßgeblicher Besat­ Beteiligungsgesellschaft nicht durch­ zungsteile im deutschen Sozialversiche­ geführt werden. rungssystem durch „Ausstrahlung“. Trotz dieser Rolle rückwärts verlor die Fest steht, dass das einstige Traumschiff MS Deutschland einen großen Teil ihrer der Deutschen in die Jahre gekommen ist Stammkunden – unter anderem wegen und Konkurrenz durch neue und größere personeller Fehlentscheidungen wie der Schiffe von „Aida“ oder „Mein Schiff“ er­ fristlosen Entlassung des langjährigen KARIKATUR: RAINER HOFMANN-BATTISTON halten hat. Im boomenden Kreuzfahrtge­ ­Kapitäns Andreas Jungblut. Um die Ge­ schäft war die MS Deutschland wegen der winnerwartungen des Investors zu erfüllen, Ein gutes Dutzend potenzieller Käufer liche Finanzierungszusage nach Vertrags­ Um das Schiff wieder flott zu machen, zusätzlichen Anbieter, wegen eines Motor­ wurden 2012 Anleihen für die MS Deutsch­ interessiert sich nun seit Oktober für den schluss doch noch platzt.“ Laut Schmid- sind verschiedene Maßnahmen im Ge­ brandschadens im Mai 2010 und wegen land auf den Markt gebracht, der letzte Erwerb der „MS Deutschland“, eine Ent­ Sperber gebe es weiterhin zahlreiche spräch: etwa eine Verringerung des Perso­ der daraufhin abgesagten Kreuzfahrten schnelle Gewinn wurde eingefahren. Wie scheidung sollte ursprünglich am 26. No­ Interessenten für Schiff und Reederei, mit nals um bis zu 25 Prozent sowie eine erstmals in finanzielle Schieflage geraten. für einen Finanzinvestor dieser Art üblich, vember fallen. Reinhold Schmid-Sperber, denen die Verhandlungen nun ohne den ­Qualitätsrückstufung des Schiffes von fünf Sie wurde daraufhin auf dem Markt zum verabschiedete sich Aurelius anschließend vorläufiger Insolvenzverwalter der Reede­ Zeitdruck der bevorstehenden Weltreise auf vier Sterne. Auch die Ausflaggung des Kauf angeboten. und verkaufte den größten Anteil seiner rei Peter Deilmann und der „MS Deutsch­ fortgeführt werden können. Dies geschieht Schiffes wird erneut offen diskutiert. Am Den Zuschlag erhielt eine börsennotier­ Beteiligung an die Gesellschaft Callista land Beteiligungs GmbH“, hatte in der mit dem erklärten Ziel, den Fahrtbetrieb Ende ist es wie immer: Fehler im Manage­ te Beteiligungsgesellschaft, eine „Heu­ ­Private Equity, die im Januar 2014 Mehr­ Zwischenzeit vergeblich nach einem Inves­ der Deutschland im Frühjahr 2015 wieder ment werden konsequent auf dem Rücken schrecke“, namens Aurelius. 2010 über­ heitsanteilseignerin an der MS Deutsch­ tor gesucht. „Leider haben wir keinen In­ aufzunehmen. der Belegschaft ausgetragen, die am Ende nahm dieser Investor von den Schwestern land wurde. Die zu zahlende Zinslast der vestor gefunden, der uns in der Kürze der Laut „manager magazin online” habe die Suppe auslöffeln soll. Dagegen setzt Gisa und Hedda Deilmann zu 95 Prozent unter Aurelius ausgegebenen­ Anleihen ist Zeit ausreichende Finanzierungsnachweise Schmid-Sperber zuletzt noch mit vier sich ver.di zur Wehr, denn ein weiterer die Mehrheit an der Reederei Deilmann mit einem Schiff, das auf maximal 500 Pas­ für ihre teilweise attraktiven Angebote lie­ ­potenziellen Investoren ernsthaft verhan­ ­Verkauf darf nicht zulasten der Beschäftig­ und an der Schifffahrtsgesellschaft MS sagiere ausgelegt ist, jedoch nicht mehr fern konnte, um die Durchführung der Rei­ delt. Alteigner Callista Private Equity, der ten gehen. Ebenso dürfen die gravierenden Deutschland. Bis 2012 fuhr das Fünf-­ zu erwirtschaften. Für weitere Finanzierun­ se und des nötigen Werftaufenthalts zu ursprünglich auch zu den Kaufinteressen­ Managementfehler nicht wiederholt wer­ Sterne-Schiff mit einem festen Kunden­ gen kommt erschwerend hinzu, dass das garantieren“, so Schmid-Sperber in einer ten gehört hatte, sei nicht mehr darunter. den. Die MS Deutschland muss unter deut­ stamm weiter unter deutscher Flagge. Schiff wegen der ­Anleihen nicht mehr als Mitteilung. „Wir dürfen bei diesem Verkauf Dem Finanzinvestor habe der Insolvenz­ scher Flagge verbleiben! ­Aurelius änderte 2012 seine Strategie, Sicherheit verwendet werden darf. aber nicht riskieren, dass eine unverbind­ verwalter eine Absage erteilt. CHRISTIAN MANKE

WDR-Betriebsrat gerichtlich bestätigt Kapitäne mit Landanbindung dürfen mitwählen

FÄHRE MS SCHLESWIG-HOLSTEIN AM ANLEGER WITTDÜN | FOTO: HTTP://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG

Nicht ganz alltäglich: Über den Aus­ Vor der Verhandlung hatte es bereits einen­ Ausflugs- und Fährschifffahrt“ beim Ver­ habe man auf Seite der Reederei schließ­ Die WDR habe schließlich von einer gang der Betriebsratswahl bei der Gütetermin gegeben. Dieser war ohne Er­ band der Reeder (VDR) dazu aufgefordert lich darin gefunden, dass das BetrVG kein ­Berufung abgesehen, so Krause. „Damit Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr- gebnis geblieben, wie Jürgen Reimer, Hu­ worden, die Kapitäne von der Wählerliste Wahlrecht für Kapitäne vorsehe, weil sie hat die Reederei gutgetan. Sie hätte beim Amrum GmbH (WDR) hat Anfang sumer Geschäftsführer des ver.di-Bezirkes zu nehmen. Was eigentlich gegen die Be­ leitende Angestellte seien. „Der Betriebsrat Landesarbeitsgericht in Kiel kaum jeman­ ­Oktober letztlich das Arbeitsgericht Westküste erläuterte. Mit einer Einigung teiligung der Kapitäne spreche, habe ihm der WDR hat sich dem nicht angeschlossen. den gefunden, der noch die alte Auffas­ Flensburg entschieden. Das Gericht habe man jedoch ohnehin nicht gerechnet, Axel Meynköhn, Geschäftsführer der WDR, Er hatte zuvor von ver.di-Westküste und sung vertritt.“ Dafür habe das Arbeits­ hat in seinem Urteil die im Unterneh­ da es dem Unternehmen darum gegangen nicht eindeutig erklären können, so Krause. von anderen Fachleuten für die Seeschiff­ gericht in Flensburg seine Entscheidung men durchgeführte Betriebsratswahl sei, eine Grundsatzentscheidung herbeizu­ Er habe nur gesagt, dass dies im Interesse fahrt die Auskunft erhalten, dass Kapitäne viel zu sauber begründet. Das sei dem Ree­ als rechtens bewertet und eine Klage führen. des Verbands Deutscher Reeder liege. im vorliegenden Fall keine leitenden An­ der im Prinzip klar gewesen. der WDR zurückgewiesen. Gegen die Dieter Krause, ver.di-Rechtssekretär i. R. „Tatsächlich möchten manche Reeder gestellten sind“, so Krause. Die Experten Übrigens haben nicht alle Reedereien Wahl geklagt hatte die WDR, weil und Sachverständiger für Seearbeitsrecht, die Kapitäne nicht so gern auf der Seite der hätten argumentiert, dass laut § 114, 4 ein Problem mit betriebsratsaffinen Kapi­ sich zehn dort beschäftigte Kapitäne war von den bei der WDR beschäftigten anderen Mitarbeiter sehen“, erklärt Krau­ BetrVG Schiffe, die innerhalb von 24 Stun­ tänen. Ausgerechnet bei der Partner-Ree­ daran beteiligt hatten. Die Geschäfts­ Kollegen gebeten worden, sie zu vertreten. se. Schließlich hätten Kapitäne im Unter­ den ihren Heimathafen wieder erreichen, derei der WDR, der „Norden Frisia“, die leitung sah dies als nicht konform In Absprache mit dem Arbeitsgericht Flens­ nehmen einen viel größeren Überblick als den Landbetrieben und nicht den Seebe­ zwischen Norddeich und Juist verkehrt, mit den Vorschriften des Betriebsver­ burg trat er daraufhin als Bevollmächtigter Decksleute, Maschinisten oder Kassierer. trieben zuzuordnen sind. Das Arbeitsge­ sieht man die Dinge ganz anders. „Dort fassungsgesetzes an, da die Kapitäne auf. Krause zum Hintergrund des Rechts­ „Da ist es manchen Reedern anscheinend richt in Flensburg folgte dieser Auffassung ist sogar ein Kapitän stellvertretender Be­ an Bord der WDR-Schiffe leitende streits: Nach eigener Auskunft sei die nicht angenehm, wenn ihre Kapitäne im und kippte damit ein älteres Urteil des triebsratsvorsitzender“, sagt Krause. Angestellte­ seien. WDR von einem Sprecher der „Kommission Betriebsrat mitmischen.“ Eine Begründung Landesarbeitsgerichts­ Kiel. UCB