Pressemappe Hanau in Feldgrauer Zeit
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PRESSEKONFERENZ HANAU IN FELDGRAUER ZEIT Zusammenbruch und Revolution 1918 Ein Kooperationsprojekt mit dem Hanauer Geschichtsverein 1844. e.V. Am Donnerstag, den 15. November 2018 um 13.00 Uhr in der Galerie im Dachgeschoss Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe Gesprächspartner 1. Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Brüder-Grimm-Stadt Hanau 2. Jens Gustav Arndt, Kurator der Ausstellung 3. Martin Hoppe, Leiter Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen 4. Dr. Katharina Bechler, Direktorin Städtische Museen Hanau www.philippsruhe.hanau.de - 2 - ERÖFFNUNG DER SONDERAUSSTELLUNG AM SAMSTAG, 17. NOVEMBER 2018 UM 15.00 UHR in der Friedenskirche, Philippsruher Allee, in der Nähe des Historischen Museums Hanau Schloss Philippsruhe Zur Eröffnung der Sonderausstellung: HANAU IN FELDGRAUER ZEIT Zusammenbruch und Revolution 1918 laden wir Sie sehr herzlich ein. Begrüßung Martin Hoppe Fachbereichsleiter Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau Grußwort Michael H. Sprenger Vorsitzender Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V. Grußwort Pascale Trimbach Generalkonsulin von Frankreich – Frankfurt am Main Einführung in die Ausstellung Jens Gustav Arndt Kurator Dank Claus Kaminsky Oberbürgermeister der Brüder-Grimm-Stadt Hanau Musikalische Umrahmung Lieder zum Ersten Weltkrieg von Landgraf Alexander Friedrich von Hessen (1863 – 1945) Wir bitten um Voranmeldung unter 06181 / 295 1799 oder [email protected] www.philippsruhe.hanau.de - 3 - HANAU IN FELDGRAUER ZEIT Zusammenbruch und Revolution 1918 Ein Kooperationsprojekt mit dem Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V. 17. November 2018 – 27. Januar 2019 Die Ausstellung ist die letzte Station einer dreiteiligen Reihe seit 2014. Sie thematisiert die Ereignisse im Jahr 1918, den U-Boot Krieg, das sinnlose Töten auf See sowie Umbruch, Leid und Besetzung in Hanau. Darüber hinaus zeichnet die Ausstellung die Geschehnisse der Revolution sowie den Umgang mit dem „Heldengedenken“ der Nachkriegsjahre auf. Ein Blick über die französische Grenze bezieht auch die Perspektive des früheren „Erzfeindes“ ein: Beide Länder, Frankreich und Deutschland, verloren eine Generation von meist jungen Männern auf den Schlachtfeldern und auf See. Die emotionale Ausstellung umrahmt ein umfangreiches Vortrags- und Führungsprogramm. Nachdem der Hanauer Geschichtsverein 2014 mit dem ersten Teil seiner Ausstellungs- Trilogie den Kriegsbeginn mit seinen Auswirkungen auf Hanau und 2016 mit den Schlachten an der Somme, in Verdun und am Skagerrak, den Höhepunkt des Weltkriegs behandelte, folgt im Herbst 2018 der dritte und letzte Teil. In Kooperation mit dem Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe wird auf das Kriegsgeschehen von 1918 eingegangen. Der U-Boot Krieg mit zwei Hanauer Kommandanten und ihren Booten steht für das sinnlose Töten auf See, wie auch die letzten Tage des Hanauer Reserve Infanterie-Regiments Nr. 88, das bereits fünf Wochen vor Kriegsende aufgelöst werden musste. Das Kriegsende vom 11. November 1918 bildete nicht nur eine zeitliche Zäsur, sondern steht auch für einen sehr schweren Neuanfang mit Umbruch, Revolution, Besetzung und Leid in Hanau. Über 1.500 Tote und rund 3.500 Verwundete aus dem heutigen Kernstadtgebiet, bei damals rund 32.000 Einwohnern, lassen erkennen, wie dramatisch die Auswirkungen waren. Die gegen Ende des Krieges ausgebrochene „Spanische Grippe“ mit über 20 Millionen Toten steht als direkte Kriegsfolge im Fokus. Wie viele Familien wurden zerstört, wie viele Firmen mussten schließen und wie viele Vorhaben und Gründungen konnten wegen des Krieges nicht entstanden? Wie hätte sich Hanau entwickelt? www.philippsruhe.hanau.de - 4 - Wer waren die Toten? Anhand überlieferter Fotografien wird ihrer erinnert. Auch die Geschehnisse der Revolution und der Umgang mit dem „Heldengedenken“ der Nachkriegsjahre finden Berücksichtigung. Militärgeschichtliche Exponate, Bildmaterial und detaillierte Lebensläufe geben Auskunft über das erste große Völkersterben der Neuzeit. Die Ausstellungsmacher bieten zudem Vorträge und Führungen an. www.philippsruhe.hanau.de - 5 - Ein Rundgang durch die Ausstellung Raum 1: Das Deutsche Lazarettwesen Das Sanitätswesen war kaum vorbereitet. Der Stellungskrieg stellte das Sanitätswesen ab Ende 1914 vor Aufgaben, auf die es nicht vorbereitet war. Nie zuvor in der Geschichte wurden Menschenleben so irrsinnig verheizt wie im Ersten Weltkrieg. Die Soldaten wurden in unfassbarer Brutalität getötet. Allein auf deutscher Seite starben mehr als 2 Millionen Soldaten, über 4,5 Millionen wurden teils schwer verletzt und zu Krüppeln geschossen. Zwar standen bei Kriegsbeginn dem deutschen Heer 24.000 Sanitätsmannschaften zur Verfügung, jedoch vermochten die pferdebespannten Rot-Kreuz-Kolonnen nicht, der Truppe rechtzeitig zu folgen. Den Ärzten der einzelnen Armeen standen in der Regel keine beweglichen Sanitätsformationen zur Verfügung, um an Schwerpunkten Reserven einsetzen zu können. Lazarette in Frontnähe sollten dafür sorgen, dass Soldaten so schnell wie möglich wieder an die Front geschickt werden konnten. Der Abtransport der Verwundeten und Kranken erfolgte über ein abgestuftes Behandlungssystem, d. h. sie durchliefen in der Regel nacheinander alle Haupttypen der Lazarette (Feld-, Kriegs-, Etappen- und Heimat-/Reservelazarette). Dieses Prinzip wirkte in der Praxis der erklärten Maxime entgegen, die Mehrzahl der Verwundeten und Kranken so schnell wie möglich der Truppe wieder dienstfähig zuzuführen und aus den Genesenen den Hauptteil des Ersatzes zu bilden. Ab 1916 wurden deshalb Lazarette für Leichtverwundete und -kranke auch in Frontnähe eingerichtet. Unter den sanitären Verlusten (Menschenverluste durch Verwundung Gefechtsschädigung oder Erkrankung, die zu mehr als eintägigem Dienstausfall führten) nahmen wiederum die Kranken die erste Stelle ein. Die für den Stellungskrieg typischen Erkältungs-, Nieren-, Magen- und Darmerkrankungen verursachten große Ausfälle. Depressionen mehrten sich unter dem Eindruck des langen Einsatzes in den Stellungen und des schweren Artilleriebeschusses. Medizinische Fortschritte Durch die medizinischen Fortschritte und günstigen Arbeitsmöglichkeiten der Lazarette (1915–1917 meist an denselben Orten in Frontnähe stationiert) blieb die Sterblichkeit der www.philippsruhe.hanau.de - 6 - Verwundeten und Kranken relativ gering. Dennoch starb jeder vierte verwundete Soldat. Auf der Grundlage der Antisepsis und Asepsis, dem Einsatz von Röntgengeräten, um Geschosse und Splitter im Körper zu lokalisieren, sowie der Narkose konnten bei der Wundbehandlung bessere Ergebnisse als in früheren Kriegen erzielt werden, obwohl der Einsatz neuer Waffen mit hoher Vernichtungskraft die Struktur der Verwundungen veränderte. Auf den Einsatz chemischer Kampfstoffe ab 1915 zeigte sich das Sanitätswesen allerdings nicht vorbereitet. Insgesamt überwog bei den Verwundungen die Zahl der durch Splitter hervorgerufenen Verletzungen (70% der offenen Schädigungen). Die Spanische Grippe – eine Kriegsfolge Als im Frühjahr 1918 erste schwere Erkältungsfälle in den Hanauer Reservelazaretten diagnostiziert wurden, ahnte man noch nichts über das Ausmaß, das diese „Grippe“ nehmen sollte. Wie viele Menschen ihr unter der Zivilbevölkerung in Hanau erlagen, muss noch genauer untersucht werden. Eine Vorstellung dessen, welchen Umfang der Verlauf dieser tödlichen Krankheit in Hanau nahm, zeigt nachfolgender Beitrag. Die Menschen in Europa waren im vierten Kriegsjahr durch Mangelernährung körperlich sehr ausgezehrt und geschwächt, als sie es zusätzlich mit einer grippeähnlichen Erkrankung zu tun bekamen, deren Ausmaß geradezu apokalyptische Züge annehmen sollte. Sie konnten dem Virus nichts entgegensetzen und erkrankten zu Tausenden – heute noch gesund und morgen tot. Die „Spanische Grippe“, seit Jahrzehnten aus unserem kollektiven Gedächtnis gelöscht, infizierte jeden dritten Erdbewohner: 500 Millionen Menschen. In drei Wellen zog sie zwischen März 1918 und Dezember 1920 um die Welt. Zwischen dem ersten gemeldeten Krankheitsfall am 4. März 1918 in einem US-Militärlager in Kansas und dem letzten, zwei Jahre später, tötete das Grippevirus aktuellen Schätzungen zufolge rund 50 Millionen Menschenleben – nicht wenige Forscher sprechen von bis zu 100 Millionen Toten, was in etwa 3,5 bis 4 Prozent der damaligen Weltbevölkerung entspricht. Dies stellt die Totenzahlen des Ersten (17 Millionen) und Zweiten Weltkriegs (60 Millionen) deutlich in den Schatten. Die USA verloren mehr Soldaten an die Grippe als auf den Schlachtfeldern. An der Westfront infizierten sich drei Viertel der französischen Truppen und rund 900.000 deutsche Soldaten. Mit den US-Truppentransportern gelangte die Grippe an die Front nach Frankreich. Der „Grippetod“ fand unter den Soldaten reiche Beute. Durch die Verlegung infizierter Militärangehöriger sowie den Transport von Kriegsgefangenen in weit hinter der Front errichtete Lager breitete sie sich rasch auf ganz Europa und kurze Zeit später weltweit aus. Während der ersten Ansteckungswelle im Frühjahr 1918 erkrankten zwar sehr viele Menschen, aber relativ wenige starben. Ein deutscher Soldat schrieb am 20. Juni 1918 in www.philippsruhe.hanau.de - 7 - sein Tagebuch: „Heute Morgen hat unsere Kompanie 40 Mann mit hohem Fieber, wieder müssen mehrere mit Tragbahren fortgetragen werden. Das geht so Tag für Tag.“ Die um sich greifende Krankheit hatte für die an der Westfront eingesetzten deutschen Truppen weitreichende Konsequenzen. Der Höhepunkt der ersten Welle fiel in die letzte Phase der Operation „Michael“, mit der die Oberste Heeresleitung