Abhandlungen Der Kniglich Bayerischen Akademie Der
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© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at Monographie der fossilen Fische aus den lithographischen Schiefern Bayern's. Bearbeitet von Dr. Andreas Wagner, Zweite Abtheilung. % Abh d. k. I). Ak d. Wiss. II. Cl. IX. Bd. 111. Abtb. 78 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at Monographie der fossilen Fische aus den lithogra- phischen Schiefern Bayerns, bearbeitet von Dr. A. Wagner, Zweite Abtheilung. Zweite Ordnung. Ganoidei. U. Familie. STYLODONTES. GRIFFELZAEHNER. Leibesforra flach, rhombisch oder doch bauchig oval, Rumpl von Reifen umgeben oder nicht ; Rücken- und Afterflosse sehr lang, bis zur Schwanzflosse reichend; der Unterkiefer einfach, ohne Vorkiefer; die Zähne mehrreihig, die des Aussenrandes alle gleichartig, grifi'elförmig, am obern Ende zugespitzt, seltener abgerundet ; die Flossen (wenigstens die Schwanzflosse) mit Schindeln besetzt ; Rückensaite weich und un- gegliedert. Aus der weitschichtigen Familie, wie sie Agassiz unter dem Namen 78* © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at 614 der Lepidoiden zusammenfasste , habe ich neben einigen andern Um- stellungen eine besondere Familie ausscheiden müssen, die ich als Griffel- zähner [SlylodonlesJ bezeichnete und deren Eigenthümlichkeiten in vor- stehender Charakteristik scharf hervorgehoben sind *. Obwohl den eigentlichen Lepidoiden nicht fremd stehend, haben sie doch noch eine nähere Verwandtschaft mit den Pycnodonten, so dass selbst zwei ihrer Gattungen von einigen neueren Palaeontologen unter letztere gerechnet wurden, womit ich jedoch nicht übereinstimmen kann. Im lithographi- schen Schiefer kommt nur die einzige Gattung Heterostrophus vor, die ich erst neuerdings aufgefunden habe. V. Heterostrophus Wagn. Auf ein Exemplar von Solenhofen, das einen sehr eigenthümlichen Habitus zeigt, habe ich eine neue Gattung Heterostrophus (i'zsQos, ver- schieden, OTQOipog, Gürtel) begründet, die den Repräsentanten des lias- sischen Dapedius und Aechmodus Egert. im lithographischen Schiefer darstellt. Wie bei diesen Gattungen ist der Leib breit rhombisch und hochgewölbt und läuft hinter der Rückenflosse schnell in einen dünnen Schwanzstiel aus. In gleicher Weise bilden die Schuppenreihen in ih- rem Verlaufe von oben nach unten einen Bogen , dessen Concavität nach vorn gerichtet ist, so dass also diese Reihen mit ihrem untern Ende, anfangs stärker, weiter hinterwärts schwächer, vorwärts gekehrt sind. Erst auf dem Schwanzstiele nehmen diese Schuppenreihen in ihrer 1) Sehr ausführhch habe ich die neue Familie der Stylodonten in den Münchn. gel. Anzeig. Bd. L (Jahrg. 1860) S. 81 charakterisirt, worauf ich verweise. Ich will hier nur bemerklich machen, dass ich ihr die Gattungen Platysomus, Plcuro- lepis (Tetragonolepis Egert.), Hofnoeolepsis , Tetragonolepis Aq. (Aechmodus Eg.), Dapedius und Heteroslrophus zugewiesen habe. Es reicht also diese Familie vom Kohlengebirge an bis in den lithographischen Schiefer, vielleicht selbst noch bis in die Wealdenbildung hinein. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at 615 untern Hälfte die gewöhnliche Wendung nach hinten an, wie es auch bei Dapedius und Aechmodus der Fall ist. Mit letzterem stimmt ferner die Form der Schuppen und, soweit sie vorliegen, ebenfalls die der Zähne überein. Gleichwohl dürfen wir vorliegendes Exemplar nicht bei Aechmodus unterbringen, weil dagegen die äussere Beschaffenheit der Schädelplatten spricht. Während diese nämlich bei jener Gattung mit den höchst charakteristischen Wulstfalten oder doch mit Granulationen von Schmelz besetzt sind, fehlen diese bei Heterostrophus ganz und gar, indem sämmtliche Schädelplatten nebst den Kiemendeckela glatt und ohne irgend einen Besatz sind. Ob in der Beschaffenheit der Rü- cken- und Afterflosse eine Uebereinstimmung oder Differenz beider Gat- tungen begründet ist, kann nicht gesagt werden, da beide Flossen nicht mehr vorhanden sind. Die beiden Lappen der Schwanzflosse sind weit auseinander gerissen, doch sieht man deutlich, dass der Aussenrand mit Schindeln besetzt ist. Unter den Fischen des lithographischen Schiefers gibt es ausser dem Heterostrophus nur noch die Reiffische (Pycnodonten), bei welchen die vordem Schuppenreihen einen Bogen mit vorwärts gerichteter Con- cavität bilden und deren Körperform einen ähnlichen Umriss hat. In- dess an eine Unterbringung des Heterostrophus bei dieser Familie darf doch nicht gedacht werden, weil ihm die Reife (Hautrippen) abgehen, das Gebiss verschiedenartig gebildet und die Schwanzflosse mit Schin- deln besetzt ist. Er stellt eine Uebergangsform dar, durch welche in- nerhalb des Gebietes des lithographischen Schiefers die Pycnodonten mit den Lepidoiden in Verbindung gebracht werden. 1. H. latus Wagn. Der Umstand, dass an diesem Exemplare der ganze Vorderlheil des Schädels auseinander gerissen ist, hat wenigstens den grossen Vortheil gebracht, dass man über die Beschaffenheit der in der Mundhöhle lie- genden Zähne, obwohl sie ebenfalls weit umher verstreut sind, genü- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at 616 gende Auskunft erhält, wodurch man sich überzeugen kann, dass ihnen der Typus von Aechmodus vollständig zu Grunde liegt, d. h. dass sie alle ausserordentlich klein sind, und dass von ihnen nicht bloss die Kiefer, sondern auch die Pflugschar und Gaumenbeine, und zwar eben- falls mehrreihig, besetzt sind. Man kann an ihnen zweierlei Formen unterscheiden: erstens feine einspitzige, von welchen die längste auf einem noch vorhandenen Kieferaste aufsitzen, und dann solche, welche etwas dickere und bauchig zugespitzte Köpfchen haben, von deren Spitze aus tiefe Furchen strahlenartig herablaufen und dadurch die Aussenfläche gerippt machen. Diese letztere Sorte von Zähnen stimmt ganz mit der Abbildung überein, welche Quenstedt CPetrefaktenk. tab. 17 fig. 2 b) von einem Vomerzahne seines Dapedius punctatus (übrigens kein Da- pedius, sondern ein echter Aechmodus) mittheilte. Die grössten unter diesen Zähnchen erreichen noch nicht eine Linie im Durchmesser, die meisten bleiben weit hinter dieser Grösse zurück. Mit der Grösse des Fisches steht die winzige Kleinheit der Zähne im auffallenden Missver- hältniss. Die Schuppen, in sehr zahlreichen Reihen stehend, zeigen nicht das glänzende Ansehen von Dapedius, was wohl davon herrührt, dass sie meist nur von der Innenseite sichtlich sind und bereits etwas ab- geschiefert erscheinen. Längs des ganzen Rückens sind sie klein und länger als hoch; im letzten Rumpfdrittel werden sie zwar grösser und höher, ohne dass jedoch die Höhe die Länge überschreitet und nach der Bauchseite hin werden sie in dieser Region abermals beträchtlich schmäler. In der übrigen Rumpfgend sind sie höher als lang, gleich- seitig und glatt; die grössten dieser Schuppen sind etwas über 3'" und 2% breit. Ausser der Schwanzflosse ist nur noch die Brustflosse vor- handen, welche sehr hoch oben ansitzt und etwas gebogen ist; erst hinter der Hälfte ihrer Länge fangen ihre Strahlen an, sich zu gliedern und zuletzt sich zu spalten. Die Wirbelsäule ist völlig gedeckt. Die ganze Länge dieses Exemplares vom Anfang der Schwanzflosse © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at 617 an bis zur Kieferspitze mag 13" betragen haben, von jenem Punkt bis zum Schullergürtel misst sie 9"; die Brustflosse ist gegen l" 9'" lang- Die grösste Breite des Rumpfes beträgt 5" 9'", die kleinste am Anfang der Schwanzflosse ohngefähr 1" A'". m. Familie. SPHAERODONTES. SCHEIBENZAEHNER. Gestalt länglich-oval; Rücken- und Afterflosse kurz; Zähne in mehreren Reihen; auf den Kiefern walzig mit stumpfer Zuspitzung oder einem abgerundeten Köpfchen, auf dem Gaumen flach halbkugelig; Flos- sen mit Schindeln besetzt; die nackte Rückensaite von zusammenstos- senden Halbwirbeln umgeben. Bei Agassiz bildete die Gattung Lepidotus den Mittelpunkt der nach ihr benannten Familie der Lepidoidei, welcher er eine grosse Reihe von Gattungen zugewiesen hatte. Als Merkmale dieser Familie hatte er her- vorgehoben, dass der Leib mit rautenförmigen Schmelzschuppen besetzt ist, und dass die Zähne entweder bürstenförmig in mehrere Reihen ge- stellt sind, oder dass sie nur eine einzige Reihe kleiner, stumpfer Zähne ausmachen. Indem ich durch den reichen Zuwachs der hiesigen Samm- lung mit dem Zahnsysteme unserer Fische genauer bekannt wurde, fand ich, dass unter den Lepidoiden sehr heterogene Typen zusammen ge- fasst waren, welche ich demnach, soweit sie in den Kreis der hier zu erörternden Fauna fallen, davon ausgeschieden habe. So habe ich denn von den Lepidoiden eine eigene Familie als Stylodonten abgesondert, andere Gattungen, wie z. B. Philodophorus und Propterus, habe ich zu den Sauroiden verwiesen und endlich die Gattung Lepidotus selbst als Typus einer besonderen Familie hervorgehoben, der ich nicht mehr den weitschichtigen und ungenauen Namen der Lepidoiden beliess, sondern sie nach ihrem auff'allendsten Merkmale als Familie der Sphärodonten bezeichnete. Ausser Lepidotus kann ich derselben nur noch die neue © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at 618 Gattung Plesiodus beifügen und sehr wahrscheinlich wird ihr auch Mün- ster's Scrobodus angehören. Zur oben angegebenen Charakteristik der Familie der Sphärodonten mögen auch folgende Bemerkungen