Rede der CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Gemeinderat, Iris Ripsam, beim CDU-Neujahrsempfang am 21. Januar 2009 im Stuttgarter Rathaus (es gilt das gesprochene Wort)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste, zum Neujahrsempfang von CDU-Gemeinderatsfraktion und CDU- Kreisverband begrüße ich Sie sehr herzlich. Es ist uns eine Freude, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Ich hoffe, Sie sind alle gut ins neue Jahr gestartet.

Ich wünsche Ihnen, selbst wenn wir uns ja, zumindest gefühlsmäßig, bereits mitten im Jahr 2009 befinden, ein gutes, ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr. Erfolgreich soll 2009 selbstverständlich auch im politischen Sinne werden. Wir als CDU haben viel vor in diesem Jahr – wir wollen bei der Kommunalwahl im Juni 2009 wieder stärkste Kraft werden und unsere Stärke im Stuttgarter Gemeinderat weiter ausbauen. Ein erfolgreiches Abschneiden wünschen wir uns ebenso für die in diesem Jahr anstehende Bundestagswahl. Für diese politischen Ziele arbeiten wir.

Schauen wir auf das alte Jahr zurück, sticht unter den besonderen Ereignissen die internationale Finanzkrise heraus. Sie wird uns auch in diesem Jahr verfolgen. Von einem Finanztsunami spricht man sogar. Und in der Tat, die Welle der Finanzmisere ist von den USA auf die heimische Wirtschaft übergeschwappt. Hiesige Banken sind davon 2 betroffen genauso wie die heimische Autoindustrie, die in der Region Stuttgart mit allen in dieser Branche tätigen Unternehmen eine große Rolle spielt, nicht zuletzt als bedeutender Arbeitgeber. Die Politik, die Kommunalpolitik eingeschlossen, ist gefordert, hier ihren Teil zur Milderung der Wirtschaftsmisere beizutragen. Doch auch hier heißt es wie so oft, den Teufel nicht an die Wand malen. Stuttgart ist eine wirtschaftsstarke Region – hier wird solide und verantwortungsvoll gewirtschaftet, was hilft, so manche gefährliche Klippe erfolgreich umschiffen zu können.

Ich möchte auch noch Mal einen Blick auf uns selbst, die CDU in Stuttgart, werfen. Unsere Mannschaft in der Fraktion ist neu aufgestellt, nachdem es einige Turbulenzen in personeller Hinsicht gab. Besonders schwer getroffen hat uns der Tod unseres langjährigen Mitglieds Stefan Barg. Dies hier ist der richtige Ort, dieses traurige Ereignis nochmals anzusprechen – es gehört zum Rückblick. Dennoch wird von uns – und so ist das Leben – verlangt, den Blick nach vorn zu richten. Wir haben eine schlagkräftige Mannschaft, die es wissen will, meine verehrten Damen und Herren. Schaut man etwa auf die vergangenen Haushaltsberatungen, ist festzustellen, dass sich die CDU in allen ihren Punkten durchgesetzt hat. Mit großem Nachdruck haben wir wieder erfolgreich das Thema Bildung und Betreuung verfolgt. Unsere Anstrengungen, ein auf Qualität und Fortschritt setzendes Bildungskonzept auf den Weg zu bringen und konsequent weiterzuentwickeln, hat, so glaube ich sagen zu können, weithin Beachtung gefunden.

In den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Kultur, Soziales, Sport haben wir ebenfalls Maßnahmen beschlossen, die die Lebensqualität der

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Menschen vor Ort in den Stadtteilen erhöht. Darum geht es uns! Wir besetzen stadtgesellschaftlich relevante Themen und erarbeiten auf der Basis christdemokratischer Werte Lösungsvorschläge und verfolgen diese dann im demokratischen Diskurs weiter. Wir haben unser Profil, das wir weiter schärfen wollen. Die Alternative dazu wäre, einen Kurs der Beliebigkeit zu fahren, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Doch das ist unsere Sache nicht! Seriöse Politik beginnt im übrigen damit, dass man als verantwortungsvolle Fraktion nicht einfach Wünschenswertes fordert, nur weil es populär ist. Fordern kann jeder, bezahlt werden muss es aber am Ende doch. So wollen wir weiterhin unserem Anspruch als Partei der finanzpolitischen Vernunft gerecht werden, meine verehrten Damen und Herren! Darin unterscheiden wir uns von anderen – die Bürgerinnen und Bürger honorieren ehrliche Politik. Das haben wir stets erfahren dürfen.

Ich möchte noch ein Thema ansprechen, das uns bewegt. Ein Thema das uns in den vergangenen Jahren beschäftigt hat und uns auch im neuen Jahr beschäftigen wird. Die Rede ist von Stuttgart 21 – Das neue Herz Europas. Einen großen Schritt ist man vor anderthalb Jahren mit der Vertragsunterzeichnung durch die Projektpartner gegangen. Die belegbaren Vorteile, die Stuttgart 21 für alle bringt, sind allerdings noch intensiver zu vermitteln, damit die Menschen dieses beneidenswerte städtebauliche und ökologische Projekt voller Stolz im Herzen tragen können. Die CDU ist dabei, die Werbung dafür zu forcieren. Und wie hat es doch die Stuttgarter Zeitung am 7. Januar so treffend geschrieben: „2009 muss das Jahr von Stuttgart 21 werden.“ Genauso wie es dort heißt, müssen auch die Gegner des Milliardenprojekts erkennen, dass Stuttgart 21 gerade in Zeiten der Rezession wirtschaftlichen Aufschwung bedeutet, was sowohl wichtig für die konkrete Arbeitsplatzsicherung als

3 4 auch unter psychologischen Gesichtspunkten von weitreichender Bedeutung ist.

Heute haben wir den kompetentesten Mann zu diesem Thema in unserer Mitte – nämlich derjenige, dessen Unternehmen das Jahrhundertprojekt umsetzt. Ich darf Sie, sehr verehrter Herr Dr. Mehdorn, aufs Herzlichste beim CDU-Neujahrsempfang in Stuttgart willkommen heißen. Sie sind das Gesicht der Bahn – wer an die denkt, bringt Sie in Person automatisch damit in Verbindung. Und genau das ist aber auch der Grund, weshalb Sie in Ihrer Festrede nicht nur auf Stuttgart 21 eingehen, sondern einen viel größeren Bogen schlagen. „Die aktuelle Lage und die strategische Ausrichtung der Deutsche Bahn AG“ ist der Titel Ihrer Rede – verehrte Gäste, Sie haben es der Einladung entnommen. S 21 ist für Sie, lieber Herr Mehdorn, sozusagen ein Teil des Ganzen. Aus unserer Sicht natürlich der wichtigste Teil.

Dr. Hartmut Mehdorn, der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bahn AG ist deutscher Top-Manager par excellence, mit einer beeindruckenden Vita. 1942 während eines Besuchs seiner in Berlin wohnenden Mutter beim in Warschau als Soldat dienenden Vater als jüngstes von vier Kindern zur Welt gekommen, 1944 ins bayrische Kipfenberg evakuiert, wuchs Hartmut Mehdorn ab 1947 in Karlsruhe, ab 1949 in Nürnberg und ab 1953 in Berlin auf. Hier studierte er Leichtbau – seine Diplomarbeit handelte über Turbinentechnik. Er arbeitete bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken Fokker in Bremen. In leitender Funktion war er später für die Produktion des ersten A 300 verantwortlich. Nach weiteren verantwortungsvollen Aufgaben, unter anderem im Zusammenhang mit der Einführung der „Transall“ bei der Bundeswehr, wurde er 1980 Vorstandsmitglied der Airbus Industrie in Toulouse.

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Weitere berufliche Stationen in herausragenden Positionen waren bei der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, bei der Deutsche Airbus GmbH in und bei der DASA (Deutsche Aerospace AG) in München. 1995 wechselte Hartmut Mehdorn als Vorstandsvorsitzender zur Heidelberger Druckmaschinen AG. Auch hier bewies er Managerqualitäten, die dem Unternehmen zugute kamen – er baute das Druckmaschinenunternehmen durch die Akquisition branchennaher Betriebe im Ausland zum international konkurrenzfähigen Anbieter umfassender Drucksysteme aus. Das Unternehmen erzielte mehr als die Verdoppelung seines Umsatzes und seiner Beschäftigungszahl in den neunziger Jahren. Ab 1998 war Hartmut Mehdorn auch im Vorstand der RWE AG bevor er Ende 1999 den Vorstandsvorsitz der Deutsche Bahn AG übernahm. Ein Unternehmen, das sich als Europas größtes Eisenbahnunternehmen und als weltweit zweitgrößtes Transportunternehmen beschreibt. Vor zwei Jahren wurde Hartmut Mehdorn zum europäischen Präsidenten des Internationalen Eisenbahnverbands, der UIC (Union internationale des chemins de fer gewählt) mit Sitz in Paris gewählt.

Hartmut Mehdorn wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er ist Träger der französischen Médaille d´Honneur Aeronautique, er ist Ökomanager des Jahres 2000 und Ex-Raucher des Jahres 2002.

Hartmut Mehdorn, meine Damen und Herren, zeichnet sein Lebenslauf als herausragende Persönlichkeit aus genauso wie seine Charakterzüge. Lassen Sie mich versuchen, sein Bild noch ein bisschen genauer zu zeichnen. „Sie können ein Unternehmen nicht in Wattebäuschen an den Händen sanieren“, so sagen Sie in Ihrem Buch „Diplomat wollte ich nie werden“, was von einer direkten, vielleicht auch schnörkellosen Art Ihres

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Wesens zeugt. Von Kritikern gern als hemdsärmelig in seinem Führungsstil bezeichnet, ist Hartmut Mehdorn ohne Zweifel ein Mann mit Ecken und Kanten. An Ecken und Kanten kann man sich bekanntlich stoßen und gelegentlich eine Beule davontragen. Doch das gute an Kanten ist, so finde ich, man kann sie greifen und sich daran orientieren. In einem Artikel im Tagesspiegel vom 4.11.2007 werden Sie denn auch mit den Worten zitiert: „Zu den Leuten, die unterm Teppich durchlaufen können, ohne eine Beule zu erzeugen, gehöre ich nicht“. Sie sind ein Mann mit charakterlichem Profil, wo man weiß, wofür er steht – keiner von der aalglatten Sorte, die dazu taugt, möglichst widerstandslos mit dem Strom zu schwimmen. Diese Art der klaren Worte und Positionen erzeugt Glaubwürdigkeit – man spürt, dass er von dem was er vertritt in seiner Richtigkeit überzeugt ist. Und um es in Friedrich von Schillers Worte zu fassen: Recht hat jeder eigene Charakter, der übereinstimmt mit sich selbst. Deshalb, so darf ich sagen, gefällt diese geradlinige Art, gerade auch uns als CDU. Ich glaube Sie merken, lieber Herr Mehdorn, wir finden, dass Sie durchaus zu uns passen – und deshalb lassen wir Sie, ohne heute Abend noch den CDU-Mitgliedschaftsantrag – selbst auf die Gefahr hin, dass Sie bereits oder besser gesagt, noch Mitglied einer anderen Partei sind (ich weiß es schlichtweg nicht) – zu unterschreiben, nicht wieder nach Hause gehen.

Nein, Spaß beiseite. Wir freuen uns sehr, dass wir Sie als Festredner für den CDU-Neujahrsempfang 2009 gewinnen konnten. Stuttgart 21 liegt uns am Herzen, Sie wissen das, Sie stehen für dieses Jahrhundertprojekt, das übrigens, wie die Stuttgarter Delegation im Oktober letzten Jahres beim Besuch in der polnischen Partnerstadt Lodz erfahren durfte, nachahmenswert ist. Dort bestehen ebenfalls Pläne, den Kopfbahnhof in den Untergrund zu legen und für ein neues Quartier

6 7 mitten in der Stadt Platz zu schaffen – inwieweit beide Projekte tatsächlich vergleichbar sind, vermag ich von meiner Warte aus allerdings nicht zu sagen.

Zu sagen vermag ich jedoch, dass ich mit der Deutschen Bahn ganz hervorragend reise. Auch wenn ich Bahnfahrten in deutschen Zügen mit Bahnreisen im Ausland vergleiche, denke ich, braucht unsere Bahn den Vergleich nicht zu scheuen. In diesem Punkt sind wir Deutsche, bei sicherlich dem ein oder anderen berechtigten Kritikpunkt, etwas zu kritisch gegenüber unserer Bahn eingestellt. Doch das ist vielleicht bereits Teil Ihrer Ausführungen zur aktuellen Lage der Bahn, genauso wie der geplante und in den Medien viel diskutierte Börsengang der Deutsche Bahn AG. Ich will nicht spekulieren; wir sind gespannt auf Ihre Ausführungen.

Danke Ihnen nochmals, verehrter Herr Mehdorn, für Ihr Kommen.

Herzlich begrüßen darf ich jetzt Herrn Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, ebenso Frau Dr. Schuster. Dass Sie, lieber Herr Schuster, wieder das Grußwort halten, freut uns. Genauso freue ich mich auf die weitere gute Zusammenarbeit Ihrerseits mit der CDU-Fraktion.

Ich begrüße unseren Ersten Bürgermeister, meinen Vorgänger und neuen Kreisvorsitzenden Michael Föll. Es ist ja guter Brauch, dass CDU- Kreisverband und CDU-Gemeinderatsfraktion gemeinsam Gastgeber des Neujahrsempfangs sind.

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Ich begrüße die Damen und Herren Europa- und Bundestags- abgeordnete, stellvertretend Professor Siegbert Alber, der ehemalige stellvertretende Präsident des Europäischen Parlaments sowie ehemalige Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs – sowie die aktiven und ehemaligen Mitglieder des Landtags von Baden- Württemberg – Andrea Krueger, Dr. Reinhard Löffler und Werner Wölfle, den Vorsitzenden der Fraktion der Grünen im Gemeinderat. Ich begrüße die Mitglieder der Regionalversammlung Stuttgart, stellvertretend den Vorsitzenden des Verbands Region Stuttgart, Regionalrat – und seit kurzem auch Landtagsabgeordneter – Thomas Bopp. Stellvertretend für die Landesregierung begrüße ich ebenso herzlich das Mitglied des Landtags Baden-Württemberg Staatssekretär Rudolf Köberle und Staatsrätin Professor Dr. Claudia Hübner.

Gleichermaßen freue ich mich, meine Kolleginnen und Kollegen der anderen Ratsfraktionen begrüßen zu dürfen. Wir pflegen glücklicherweise ein überaus gutes und auch konstruktives Miteinander bei uns im Stuttgarter Gemeinderat. Herzlich willkommen heiße ich für die SPD-Fraktion, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Monika Wüst, die Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90 / die Grünen, Muhterem Aras, für die Fraktion der Freien Wähler Christoph Gulde und für die FDP-Fraktion Rose von Stein.

Ein herzliches Willkommen allen aktiven und ehemaligen Beigeordneten der Stadt sowie den Amtsleitern, Geschäftsführern der Beteiligungsunternehmen und Eigenbetriebe sowie den Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern.

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Es ist uns eine Freude und Ehre, die Vertreterinnen und Vertreter des konsularischen Korps heute Abend unter uns zu haben. Stellvertretend begrüße ich Herr Generalkonsul der Republik Bosnien Herzegowina, Hariz Halilovic.

Ein herzliches Willkommen dem Regierungsvizepräsidenten Josef Kreuzberger.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und Religions- gemeinschaften begrüße ich sehr herzlich – für die evangelische Kirche Herrn Stadtdekan Ehrlich, für die katholische Kirche die frühere Ordinariatsrätin Wieland und für die israelitische Glaubensgemeinschaft Rabbiner Dr. Joel Berger sowie deren Vorstandsmitglied Martin Widerker.

Ich begrüße die Vertreterinnen und Vertreter der sozialen, kulturellen und SportEinrichtungen. Gerade den ehrenamtlich Engagierten möchte ich an dieser Stelle Dank aussprechen. Sie ermöglichen vieles in unserer Stadtgesellschaft, worauf wir schwerlich verzichten könnten.

Herzlich begrüßen darf ich auch die Vertreter der Presse. Sie machen uns das Leben sicherlich nicht immer leicht, aber dafür sind sie schließlich auch nicht da. Ich denke aber doch, dass wir einen guten Umgang miteinander pflegen.

Liebe Gäste, seien Sie uns alle herzlich willkommen. Wir freuen uns über Ihr Kommen und auf anregende Gespräche mit Ihnen. Ihnen allen einen schönen Abend.

Ich gebe nun das Wort an Oberbürgermeister Dr. Schuster.

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