I Integrierter B7 B Bewirtschaftungsplan

P Elbeästuar

Funktionsraum 7

Wedel Hamburg Geesthacht 233 Stade I B Elbeästuar P

umseitig

Schilfgürtel an der Oste Stör bei Wriggfähre bei Kronsnest an der Krückau Grünland an der Pinnau bei Neuendeich

Brunsbüttel Glückstadt 234 Cuxhaven Freiburg Elmshorn Funktionsraum 6

Krückau Funktions- B7 raum 4

P a g e Oste n s a n d Neuhaus e r

N (Oste) e Geversdorf b Funktions- e n raum 4 e l b e Pinnau Laak Elbe

Mühlenbarbeker Au

Itzehoe Wittenbergen

Wilster Stör Stör

Hodorf

Lägerdorf

Stör

Brokdorf

Krempe

Funktions- raum 4 Elbe

B7 1 Funktionsraum 7 im Überblick

Der Funktionsraum 7 setzt sich aus den tidebeein- del“) bis Pinneberg (15 Fluss-km, Schleswig- flussten Unterlaufabschnitten der Pinnau, der Krü- Holstein) ckau, der Stör und der Oste zusammen. Die einge- • Krückau flussaufwärts von Kronsnest bis Elms- deichten Mündungstrichter von Pinnau, Krückau horn (Klärwerk) (6 Fluss-km, Schleswig-Hol- und Stör werden gemeinsam mit dem Funktions- stein) raum 4 betrachtet. Der Funktionsraum 7 umfasst eine Gesamtfläche von ca. 872 ha, die sich auf fol- • Stör flussaufwärts von Wewelsflether Uhrendorf gende Flussabschnitte verteilt (zur Lage vgl. (Nordostgrenze des Vogelschutzgebiets „Unter- S. 233): elbe bis Wedel“) bis Wittenbergen (Zusammen- fluss mit der Bramau) (36 Fluss-km, Schleswig- • Pinnau flussaufwärts von Neuendeich (Ostgren- Holstein) ze des Vogelschutzgebiets „Unterelbe bis We-

Wedel Hamburg Geesthacht 235 Stade I B Elbeästuar P

• Oste flussaufwärts vom Ostesperrwerk bis Laak fluss. Im Abschnitt zwischen Elmshorn und östlich (11 Fluss-km, Niedersachsen). von Spiekerhörn ist der Deichzwischenraum sehr schmal und strukturarm. Flussabwärts von Spie- Der Funktionsraum umfasst Flächen der Landkreise kerhörn weitet sich der Deichzwischenraum etwas Pinneberg und (Schleswig-Holstein) so- auf. Der Fluss ist jedoch ebenso ausgebaut wie im wie Cuxhaven und Stade (Niedersachsen). östlichen Abschnitt. Der tidebeeinflusste Unterlauf der Krückau ist als Bundeswasserstraße eingestuft Der vier Flussabschnitte stehen unter Tideeinfluss. Bei Ebbe fallen schmale Wattsäume trocken. An ih- und liegt im Zuständigkeitsbereich des WSA Ham- burg. Unterhaltungsmaßnahmen wurden seit länge- ren Mündungen stehen Sturmflutsperrwerke, die im rer Zeit nicht mehr durchgeführt. Zeitraum 1968-1969 (Pinnau, Krückau, Oste) bis 1975 (Stör) fertig gestellt wurden. Außerhalb der Die Stör ist mit einer Gesamtlänge von ca. 87 km Schließzeiten der Sperrwerke ist die biologische der längste schleswig-holsteinische Zufluss der El- Durchgängigkeit zwischen Unterelbe und Neben- be. Ihr Oberlauf und einige der einmündenden Ge- flüssen gegeben. Die Ufer sind vor längerer Zeit wässer sind als FFH-Gebiete gemeldet („Rantzau- mit Steindeckwerken befestigt werden. Obwohl die Tal“ (DE 2023-303), „Mittlere Stör, Bramau und Stör und die Oste ihre Mäanderschleifen beibehal- Bünzau“ (DE 2024-391) und „Osterautal“ (DE ten haben, ist ihr Abfluss ebenso kanalisiert wie in 2026-303)). Der Fluss erreicht das Meeresspiegel- den begradigten Abschnitten von Pinnau und Krü- niveau bei 48 km vor der Mündung in ckau. Der Ausbau und die durchgehend enge Ein- die Elbe. Von dort bis zur Mündung prägen die Ge- deichung haben zu einer tiefgreifenden strukturel- zeiten das Abflussgeschehen. Zwischen Kellinghu- len Verarmung der Gewässer geführt. Die vier sen und Breitenberg (Stör-km 12) treten keine ti- Flüsse sind im Funktionsraum 7 gemäß WRRL als debedingten Fließrichtungsänderungen auf, son- erheblich verändert eingestuft. Ausschlaggebend dern lediglich Wasserstandsschwankungen auf- sind die ausbaubedingte morphologische Struktur- grund des stärkeren Abflussrückstaus bei Flut. Die armut sowie die Abtrennung vom natürlichen Über- untere Stör fließt von Wittenbergen bis flutungsraum und von den Nebenflüssen. durch eine weite, vermoorte Niederung, die heute überwiegend intensiv als Grünland genutzt wird. Die Pinnau entspringt bei Henstedt-Ulzburg und ist Die Flussdeiche verlaufen meistens in einem Ab- ca. 41 km lang. Ihr Oberlauf ist als FFH-Gebiet „Pinnau – Gronau (DE 2225-303) gemeldet. Der stand von wenigen Metern vom Ufer. An den Ein- mündungen der Nebenflüsse Hörner Au, Mühlen- Funktionsraum 7 beginnt in Pinneberg. Zwischen barker Au, Rantzau und Breitenburger Kanal stehen Pinneberg und Uetersen umfasst das FFH-Gebiet einen 10 m breiten Uferstreifen beidseitig des Flus- Siele. An der Durchbruchstelle zwischen der Itze- hoer Geest und der Münsterdorfer Geestinsel ses. Westlich von Uetersen verläuft die Pinnau zwi- schlägt die Stör weite Mäander. Ab Itzehoe fließt schen hohen Deichen. Der Deichzwischenraum ge- hört zum Gebiet und wird in erster Linie als Grün- der Fluss durch die Elbmarschen. Die ersten Ufer- deiche wurden im 12. und 13. Jahrhundert errich- land genutzt. Der tidebeeinflusste Unterlauf der tet. Obwohl die Stör ihre Mäanderschleifen behal- Pinnau ist als Bundeswasserstraße eingestuft und liegt im Zuständigkeitsbereich des WSA Hamburg. ten hat, wurde sie im Zeitraum 1875-1905 regu- liert. Die Entwässerung der angrenzenden Köge

Die Krückau entspringt im Kisdorfer Wohld und ist sowie die Mündungen der größeren Zuflüsse Bekau, insgesamt ca. 40 km lang. Ihr Oberlauf ist als FFH- Au und Kremper Au sind durch Schöpfwer- Gebiet „Obere Krückau“ (DE 2224-306) gemeldet. ke, Siele bzw. Schleusen geregelt. Flussabwärts Der Unterlauf durch die Elbmarschen beginnt auf von Itzehoe nimmt der Abstand zwischen den der Höhe von Elmshorn. Dabei verliert die Krückau Uferdeichen stellenweise etwas zu. Soweit sie vor- ihren Charakter als naturnaher Geestbach und wird handen sind, werden die Vorlandstreifen mit Scha- zu einem tidegeprägten, eingedeichten Marsch- fen und z. T. mit Rindern beweidet.

Brunsbüttel Glückstadt 236 Cuxhaven Freiburg Der gesamte Lauf der Stör im Funktionsraum 7 ist hannoversche Landesaufnahme). Die Grünlandnut- als Bundeswasserstraße eingestuft. Ein nennens- zung reicht vielerorts bis dicht ans Ufer, sodass der werter Schiffsverkehr findet erst unterhalb von It- Röhrichtgürtel auf einen schmalen Streifen einge- B7 zehoe statt. engt wird. Vom z. T. breiteren Vorland zwischen den Deichen (z. B. NSG „Schnook, Außendeichsflä- Während in den drei schleswig-holsteinischen Ne- chen bei Geversdorf“) gehören lediglich kleinere benflüssen limnische Verhältnisse vorherrschen, ist Flächen bei Geversdorf zum Funktionsraum. Die der Unterlauf der Oste brackig (meso- bis oligoha- meisten Grünlandflächen werden intensiv genutzt. lin). Im knapp 11 km langen Abschnitt von Laak bis Die Wasserflächen der Oste befinden sich als Lan- zum Ostesperrwerk ist der mäandrierende Fluss deswasserstraße in Landeseigentum, alle übrigen 100 bis 200 m breit. Flussdeiche entlang der Oste Flächen sind Privateigentum. waren bereits im 18. Jahrhundert vorhanden (Kur-

▲ Abb. B7.1: Landschaften im Funktionsraum 7 Oben: Stör-Schleife bei , Krückau bei Kronsnest Unten: Oste bei Dingwörden, 2. Deichlinie entlang der Tideflüsse

Wedel Hamburg Geesthacht 237 Stade I B Elbeästuar P

▼ Tab. B7.1 Ausgewählte abiotische Kenngrößen des Funktionsraums 7

Pinnau Krückau Stör Oste

Länge im Funktionsraum ca. 15 Fluss-km ca. 6 Fluss-km ca. 36 Fluss-km ca. 11 Fluss-km Gesamtfläche 640 ha 232 ha Watt- und Wasseranteil 52% 76% Strombreite 10 bis 40 m 25 bis 70 m 30 bis 200 m 100 bis 200 m Tidehub 1 2,1 m bei Uetersen, 2 m in Elmshorn, 1,5 m bei Kellinghu- 2,3 m bei Oberndorf 3,0 m am Sperrwerk 2,95 m am Sperr- sen, (ca. 4 km oberhalb werk 1,8 m bei Itzehoe), des Funktionsraums) 2,75 m am Sperr- 2,7 m am Sperrwerk werk Chloridgehalt 2 limnisch limnisch limnisch oligo- bis mesohalin WRRL Wasserkörper Typ 22 „Marschen- Typ 22 „Marschen- Typ 22 „Marschen- Typ 22 „Marschen- gewässer“ gewässer“ gewässer“ gewässer“ HMWB pi_09 HMWB kr_09 HMWB mst_16_a HMWB

1: www.bsh.de/aktdat/wvd/elbepegel 2: www.fgg-elbe.de

B7 2 Natura 2000

Die spezifischen Natura 2000-Ziele für den Funkti- • Auswertung der Stärken und Schwächen des onsraum 7 wurden über mehrere, z. T. länderspezi- Funktionsraums aus der Sicht der Natura 2000- fische Auswertungsschritte ermittelt, die im Einzel- relevanten Arten und Lebensräume nen den jeweiligen Länderbeiträgen zu entnehmen • Analyse der Wechselbeziehungen mit den ande- sind. Ihre gemeinsamen Ergebnisse werden hier ren Funktionsräumen der Unterelbe nach folgendem Schema vorgestellt: • Entwicklung eines Natura 2000-Leitbilds für den • Inventarisierung der im Funktionsraum vor- Funktionsraum kommenden Arten und Lebensraumtypen der FFH-Gebiete, Bewertung ihrer Erhaltungszu- • Definition von funktionsraumspezifischen Natu- stände ra 2000-Erhaltungszielen

B7 2.1 Bestand Natura 2000

▼ Tab. B7.2 Schutzgebiete im Funktionsraum 7

Gebietskategorie Gebietsbezeichnung

FFH-Gebiete (SCI) DE 2018-331 Unterelbe (NI) DE 2323-392 Schleswig-holsteinisches Elbästuar und angrenzende Flächen (SH)

Naturschutzgebiete Teilflächen des NSG „Schnook, Außendeichsflächen bei Geversdorf“ (NI) in der Natura 2000-Kulisse

Landschaftsschutzgebiete in Pinneberger Elbmarschen (Krückau, Pinnau) (SH) der Natura 2000-Kulisse geplantes LSG „Flussbereiche Stör“ (Wewelsflether Uhrendorf bis Itzehoe) (SH)

Brunsbüttel Glückstadt 238 Cuxhaven Freiburg B7 2.1.1 FFH-Gebiete

Die Fachbehörden aus Niedersachsen und Schles- Im Folgenden wird ein Überblick über die Natu- B7 wig-Holstein haben die jeweils vorkommenden Le- ra 2000-Schutzgüter gegeben, die für den gesam- bensraumtypen des Anhangs I und Arten des An- ten Funktionsraum 7 relevant sind. Weiterführende hangs II der FFH-RL als Schutzgegenstände der Informationen zur Datengrundlage, zu den Bewer- FFH-Gebiete bestimmt und ihre Erhaltungszustände tungsmethoden (Kriterien, Vorschriften) sowie de- bewertet. Die hier benannten Bewertungsergebnis- taillierte Beschreibungen des Funktionsraums fin- se berücksichtigen die länderspezifischen Beson- den sich insbesondere in den Fachbeiträgen „Natu- derheiten und basieren auf den jeweiligen Angaben ra 2000“ der länderspezifischen Beiträge (vgl. Teil der beiden Bundesländer. C: Materialband).

▼ Tab. B7.3 Erhaltungszustände der Lebensraumtypen des Anhangs I FFH-RL

EU- Lebensraumtypen der Anhangs I der FFH-RL Erhaltungszustände Code NI 1 SH 2

1130 Ästuarien C 3 B C

1140 Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt C 4

6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe C C

*Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, 91E0 B − Salicion albae)

1 IBP Elbeästuar Beitrag Niedersachsen, Teil II, Funktionsraum 7, Stand September 2011 2 Ersterfassung der Lebensraumtypen (2003). Im Sommer 2010 hat eine Wiederholungsaufnahme stattgefunden, deren Ergebnisse noch nicht in ausgewerteter Form vorliegen. 3 IBP Elbeästuar, Teil II, Funktionsraum 7, Stand September 2011. In Niedersachsen ist der Lebensraumtyp Ästuarien anhand vieler Einzel- komponenten aktuell bewertet worden. Der hier dargestellte Erhaltungszustand stellt eine summarische Betrachtung dieser Einzelbewertun- gen dar. 4 Die Bewertung erfolgt gemeinsam mit dem Lebensraumtyp Ästuarien.

Erhaltungszustand (vgl. S. 17) A günstig / sehr gut B günstig / gut C ungünstig / mittel bis schlecht

Der Lebensraumtyp „Ästuarien“ (1130) umfasst die me) fallen bei Niedrigwasser trocken. Dauerhaft Wasserzonen, Watten, Tideröhrichte und die an- wird lediglich die strukturarme, schlickige Rinne grenzenden Biotope des Überflutungsraums. Er er- durchflossen, die tidebedingt höhere Fließge- streckt sich bis zum Fuß der Uferdeiche. Die oberen schwindigkeiten aufweist. Abschnitte der Stör und der Pinnau weisen einen Die Ufer der vier Flüsse sind meistens mit Steinpa- submersen Bewuchs aus u. a. Einfachem Igelkol- ckungen befestigt und künstlich versteilt. Tideröh- ben (Sparganium emersum), Kamm-Laichkraut richte sind deshalb selten ausgebildet. Der Anteil (Potamogeton pectinatus) und Schwimmendem der naturnahen Biotope im verbleibenden Überflu- Laichkraut (Potamogeton natans) auf. In den fluss- tungsraum ist insgesamt gering. Im Abschnitt von abwärts gelegenen Ästuarstrecken kommt wegen Wittenbergen bis Uhrendorf sind an der Stör größe- der tidebedingten Umkehr der Fließrichtungen und re Röhrichte ausgebildet. Flussaufwärts von Itze- des damit einhergehenden Schlickfalls keine sub- hoe wird der Deichzwischenraum nicht genutzt (Er- merse Vegetation vor. In Krückau und Oste ist kei- haltungszustand B). In den übrigen Flussabschnit- ne submerse Vegetation ausgebildet. Die wenigen ten des Funktionsraums 7 wird der Erhaltungszu- geeigneten Fischhabitate (Unterstände, kleine Auf- stand des Lebensraumtyps „Ästuarien“ als ungüns- weitungen bzw. Buchten, einmündende Nebenar- tig (C) bewertet.

Wedel Hamburg Geesthacht 239 Stade I B Elbeästuar P

Naturnahe Auenwälder (Lebensraumtyp *91E0) Die übrigen Auenwaldfragmente kommen schwer- wurden an Pinnau, Krückau und Stör nicht festge- punktmäßig flussaufwärts von Geversdorf vor und stellt. Dort sind abschnittsweise lediglich schmale befinden sich in einem ungünstigen Erhaltungszu- Gehölzsäume vorhanden, die als stark degradierte stand (C). Ausprägung des Lebensraumtyps eingestuft wer- Feuchte Hochstaudenfluren (6430) sind als schma- den könnten. Im mesohalinen Abschnitt der Oste le Säume im Verbund mit Röhrichten ausgebildet. unterbindet der Salzgehalt des Wassers die Ent- Sie wachsen in den Uferdeckwerken und weisen wicklung von Auenwäldern. An der Mündung des nur eine geringe Anzahl lebensraumtypischer Arten Laaker Fleths in die Oste ist ein kleiner gut erhalte- auf. Diese fragmentarischen Ausprägungen wurden ner Auenwald ausgebildet (Erhaltungszustand B). an den vier Flüssen dem Erhaltungszustand C (un- günstig) zugeordnet.

▲ Abb. B7.2: FFH-Lebensraumtypen im Funktionsraum 7 Flusswatten und Tideröhrichte (Lebensraumtyp Ästuarien 1130), feuchte Hochstaudenfluren (Lebensraumtyp 6430)

Die tidebeeinflussten Abschnitte der vier Elbneben- herangezogen und der Zustand der Lachswander- flüsse erfüllen als Wanderkorridore für Fische und strecken als günstig (B) eingestuft. Die Erreichbar- Neunaugen, die sich in flussaufwärts gelegenen keit der Laichgebiete im Oberlauf der Oste und in Laichgebieten reproduzieren, eine wichtige Verbin- ihren Zuflüssen wird außerhalb des Planungsrau- dungsfunktion. Außerhalb der Schließzeiten der mes durch Querbauwerke eingeschränkt (Erhal- Sturmflutsperrwerke sind die Flussstrecken des tungszustand C). Funktionsraums für aquatische Arten uneinge- schränkt passierbar. Wanderhindernisse bestehen Der Rapfen kommt mit reproduzierenden Bestän- zum Teil noch in den Fließstrecken, die sich weiter den in den limnischen Nebenflüssen Pinnau, Krü- flussaufwärts außerhalb des Planungsraums an- ckau und Stör vor. Als Folge des Mangels an geeig- schließen. neten Habitaten wurden jedoch untypisch geringe Besiedlungsdichten festgestellt. Die Art kommt im Für die beiden Neunaugenarten Meerneunauge und brackigen Unterlauf der Oste nicht vor. Flussneunauge stellen die tidebeeinflussten Stre- cken der Elbnebenflüsse Wanderstrecken dar. Da in Die Finte wurde in den letzten Jahren bei Untersu- Schleswig-Holstein die Laichgebiete der Oberläufe chungen der Fischfauna in Pinnau, Krückau und für Neunaugen erreichbar sind, wurde von einem Stör nicht nachgewiesen. Auch in der Vergangen- günstigen Zustand der Wanderstrecke ausgegan- heit kam die Finte in der Stör flussaufwärts der gen. Für den Lachs wurde die speziell zur Bewer- Mündung nur ausnahmsweise vor. Die Elbneben- tung von Wanderstrecken entwickelte BfN-Matrix flüsse gehören nicht zu ihrem Lebensraum.

Brunsbüttel Glückstadt 240 Cuxhaven Freiburg ▼ Tab. B7.4 Erhaltungszustände der Arten des Anhangs II FFH-RL

EU- Erhaltungszustände B7 Code Arten des Anhangs II der FFH-RL NI 1 SH 2

1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus) (W) C B 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) (W) C B 1106 Lachs (Salmo salar) (W) C B 1113 *Schnäpel (Coregonus maraena) (W) D4 − 1365 Rapfen (Aspius aspius) − C

* prioritäre Art (W): Das Ästuar wird von der Art als Wanderstrecke genutzt. 1 IBP Elbeästuar, Teil II, Funktionsraum 7, Stand September 2011 2 BIOTA 2008 4 Die Vorkommen des Schnäpels werden nach Abstimmung der Länder HH, SH, NI als „nicht signifikant“ (D) eingestuft; s. „Mitteilung der Re- gierung der Bundesrepublik Deutschland an die Kommission der Europäischen Gemeinschaften vom 10.7.09, GZ: N I 2-70162/9.4“ mit Be- zug auf die Ergebnisse der marinen atlantischen Konferenz in Galway 24.-25.3.2009.

Erhaltungszustand (vgl. S. 17) A günstig / sehr gut B günstig / gut C ungünstig / mittel bis schlecht

B7 2.1.2 Stärken und Schwächen des Funktionsraums

Die Ästuarstrecken der Elbnebenflüsse sind vor al- Arten und wirken sich auch auf den Erhaltungszu- lem als Wanderkorridore für Lachs, Neunaugen und stand des Rapfens negativ aus. Schnäpel von Bedeutung. Positiv ist das Fehlen von Wanderhindernissen im Funktionsraum selbst und Die vielerorts sehr intensive Grünlandnutzung un- in den anschließenden Ästuarabschnitten. Die bio- terbindet die Entwicklung von naturnahen Uferröh- logische Durchgängigkeit wird lediglich während richten und von potenziell vorkommenden FFH- den Schließzeiten der Sturmflutsperrwerke unter- Lebensraumtypen wie feuchte Hochstaudenfluren brochen. (6430), Flachland-Mähwiesen (6510) und Weich- holzauenwälder (*91E0). Im Brackwasserabschnitt Problematisch ist hingegen die sehr geringe Habi- der Oste kappt der Betrieb des Sturmflutsperr- tatvielfalt im aquatischem Bereich. Strömungsge- werks die Überflutungen. Die damit einhergehende schwindigkeiten und Substrate sind mehr oder we- Aussüßung der Böden verhindert die Entwicklung niger einheitlich. Naturnahe Verstecke und Ruhe- von Salzwiesen (1330). räume an Totholz oder Baumwurzeln fehlen fast vollständig. Bei Ebbe fällt der Großteil der Stein- Aus der Analyse und Bewertung der Vorkommen deckwerke trocken, in die sich die Neunaugen tags- der Natura 2000-relevanten Arten und Lebens- über und bei zu starker Strömung in Ermangelung raumtypen in Verbindung mit den Ausprägungen natürlicher Habitate zurückziehen können. Die Zu- der Standortfaktoren gehen insgesamt folgende nahme des Tidehubs und die dadurch verstärkte Stärken und Schwächen des Funktionsraums her- Sedimentation der wenigen Seitenräume verschär- vor (Tab. B7.5). fen die Habitatarmut aus der Sicht der wandernden

▼ Tab. B7.5 (Teil 1) Stärken und Schwächen des Funktionsraums 7 im Überblick

Besondere Stärken

• Ganzjährig ausreichende Sauerstoffversorgung • Keine Wanderhindernisse für Fisch- und Neunaugenarten zwischen Nordsee und Obergrenze des Funktionsraums

Wedel Hamburg Geesthacht 241 Stade I B Elbeästuar P

▼ Tab. B7.5 (Teil 1) Stärken und Schwächen des Funktionsraums 7 im Überblick

Besondere Schwächen

• Sehr geringe Habitatvielfalt im aquatischem Bereich: kanalisierter Abfluss mit mehr oder weniger einheitlichen Strö- mungsgeschwindigkeiten und Substraten • Anthropogen verstärkter Tidehub, der zur Aufschlickung und zum Trockenfallen von Fischhabitaten bei Niedrigwasser führt • Überwiegend naturferne Ufer (Deckwerke, steiles Profil, intensive Beweidung) • Nach Ausbau und Eindeichung kaum noch Auenflächen • Sturmflutsperrwerk führt zur Aussüßung der Landlebensräume an der Oste und zu verringerten Überflutungen der Auen- flächen • Überwiegend intensive Grünlandnutzung • Weitgehendes Fehlen der potenziell vorkommenden Tideauenwälder • Geringes Entwicklungspotenzial im schmalen Deichzwischenraum

▲ Abb. B7.3: Beispiele für Schwächen des Funktionsraums links: Schleuse Kasenort an der Mündung der Wilsterau in die Stör. Die vier Hauptflüsse sind im Funktions- raum 7 zwar biologisch durchgängig, zu ihren Nebenflüssen bestehen jedoch meistens keine offenen Verbin- dungen. rechts: Der Deichzwischenraum ist oft sehr schmal und besitzt kaum Potenzial für eine ökologische Aufwertung (Pinnau bei Neuendeich).

▲ Abb. B7.4: Schwächen des Funktionsraums: Uferdeckwerke an der Stör und an der Oste

Brunsbüttel Glückstadt 242 Cuxhaven Freiburg B7

▲ Abb. B7.5: Beispiele für Bereiche mit besonderer Bedeutung bzw. mit Entwicklungspotenzial Links: Die Sturmflutsperrwerke der Flussmündungen verursachen nur vergleichsweise kurze Unterbrechungen der biologischen Durchgängigkeit. Rechts: Wenn die Uferdeckwerke nicht mehr unterhalten werden, können sich an manchen Standorten natur- nähere Ufer (hier an der Krückau) regenerieren.

B7 2.2 Wechselbeziehungen mit anderen Funktionsräumen

Die Fließstrecken von Stör, Krückau und Pinnau und Neunaugenarten als Natura 2000-Gebiet ge- setzen sich im Funktionsraum 4 fort. Die Oste meldet worden. Innerhalb des Netzes Natura 2000 mündet in die Unterelbe am Übergang zwischen stellen sie Verbindungen zu weiteren FFH-Gebieten den Funktionsräumen 5 und 6. Die Flussstrecken des Oberlaufs her, in denen sich die Laich- und des Funktionsraums 7 sind in erster Linie aufgrund Aufwuchsgebiete der aufsteigenden Fische und ihrer Verbindungsfunktion für wandernde Fisch- Rundmäuler befinden.

▲ Abb. B7.6 Bedeutung des Funktionsraums 7 im Verbund wichtiger Schwerpunkte Natura 2000-relevanter Funktionen

Wedel Hamburg Geesthacht 243 Stade I B Elbeästuar P

Im Rahmen des Leitprojektes „Blaues Metropol- Holstein wieder vernetzt werden. Die Ästua- netz“ der Metropolregion Hamburg sollen die Kern- rabschnitte von Pinnau, Stör und Oste sind Teile populationen des Fischotters Mecklenburg-Vor- dieses Netzwerkes, das aus Natura 2000-Gebieten pommerns, Ost-Niedersachsens und Dänemarks und verbindenden Landschaftsstrukturen besteht. sowie die Vorkommen im östlichen Schleswig-

B7 2.3 Natura 2000-Leitbilder

Auenlebensräume sind im Funktionsraum 7 nur In den Abschnitten durch die Elbmarschen orien- kleinflächig enthalten. In diesen Grenzen ist das tiert sich das Leitbild an den landschaftstypischen ökologische Aufwertungspotenzial gering. Das Na- Strukturen. Im Deichzwischenraum kommen Tide- tura 2000-Leitbild wird für die gemeldeten Wan- röhrichte und feuchte Grünländer vor. Abschnitts- derkorridore formuliert. Eine nennenswerte Verbes- weise sind Gehölzsäume an den Ufern ausgebildet. serung des aktuellen Zustands des Lebensraum- In den Niederungsabschnitten durch die Geest typs Ästuarien (1130) in den Elbnebenflüssen (Stör flussaufwärts von Itzehoe und Pinnau fluss- Schleswig-Holsteins setzt eine Einbeziehung von aufwärts von Uetersen) verlaufen die Flüsse durch angrenzenden Gebieten voraus (vgl. Abb. B7.3, eine extensiv genutzte Grünland- und Moorland- rechts). schaft. In Zusammenarbeit mit anderen Program- men (z. B. Umsetzung der WRRL) und Institutionen Die tidebeeinflussten Abschnitte von Pinnau, Krü- (z. B. Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein) ckau, Stör und Oste sind für auf- und absteigende werden Teilbereiche der Auen unter Berücksichti- Fische und Neunaugen zu jeder Jahreszeit passier- gung der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und bar. Strukturreiche Ufer bieten Versteckmöglichkei- regionalen Anforderungen wieder mit den Flüssen ten entlang der Aufstiegsstrecken. Die Steindeck- verbunden. Dort bilden das Natura 2000-Gebiet werke werden in ausgewählten Abschnitten sukzes- und sein Umland wieder eine ökologische Einheit. siv beseitigt bzw. sind mit naturnaher Vegetation überwachsen. Baumwurzeln tragen zur Stabilität und Strukturvielfalt der Ufer bei.

▲ Abb. B7.7 Elemente des Leitbilds für die Nebenflüsse: Uferröhrichte, Auenwaldsäume, naturnahe Ufer mit Röhrichten und Watten

B7 2.4 Natura 2000-Managementziele

Die folgenden Managementziele für die Natura situation. Sie setzen die Leitbildvorstellungen in 2000-Gebiete und –Schutzgüter basieren auf der konkrete raum- und schutzgutbezogene Zielformu- Aufnahme und Bewertung der aktuellen Bestands- lierungen um.

Brunsbüttel Glückstadt 244 Cuxhaven Freiburg Diese allgemeinen Managementziele stecken den Röhrichten sowie prioritären Weichholzauen- Rahmen des integrierten Ziel- und Maßnahmen- wäldern (*91E0)

konzeptes für den Funktionsraum ab. Die detaillier- • Erhaltung der biologischen Durchgängigkeit der B7 ten, verbindlichen Erhaltungsziele für die einzelnen Wanderstrecke für Fische und Neunaugen; Wie- Natura 2000-Gebiete sind den länderspezifischen derherstellung der Durchgängigkeit bis in die Beiträgen zu entnehmen. flussaufwärts gelegenen Laichgebiete (außer- halb des Planungsraums) Für den Funktionsraum 7 gelten folgende Manage-

mentziele: • Verbesserung des Habitatangebots für den Rapfen (SH) und die charakteristische Fischfau- • Erhaltung und Entwicklung von naturnahen na des Lebensraumtyps Ästuarien (1130) Ufer- und Auenlebensräumen, z. B. feuchten Hochstaudenfluren (LRT 6430) im Komplex mit

B7 3 Nutzungen und Nutzungsziele

Im Funktionsraum 7 sind Pinnau, Krückau und Stör Flüssen. Bei den intensiv genutzten landwirtschaft- als Bundeswasserstraßen, die Oste als Landeswas- lichen Flächen handelt es sich in erster Linie um serstraße eingestuft. Auf der Pinnau und der Stör Grünländer. Streuobstwiesen und Gartenflächen findet ein nennenswerter Gütertransport erst un- liegen an der Krückau. Flussaufwärts von Itzehoe terhalb von Uetersen bzw. von Itzehoe statt. Un- und Uetersen stehen die Flussdeiche in Abständen terhaltungsmaßnahmen werden in den übrigen von nur wenigen Metern vom Ufer. Da eine Nut- Flussstrecken seit längerem nicht mehr durchge- zung dieser schmalen Räume nicht möglich ist, führt. Die vier Flüsse werden in erster Linie für herrschen dort schmale Röhrichtsäume mit Einzel- Wassersportaktivitäten und als Angelgewässer ge- bäumen vor. nutzt. An der Oste-Mündung und auf der Stör ver- Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick kehren im Sommer Fahrgastschiffe. Entlang der über Natura 2000-relevante Interessen und Nut- Flüsse reihen sich zahlreiche Sportboothäfen unter- zungen, die auf Funktionsraumsebene wichtig sind. schiedlicher Größe aneinander. Informationen zu Nutzungen von lokaler Tragweite Intensive Nutzungen bzw. naturferne Nutzungs- finden sich in den jeweiligen Beiträgen aus Schles- formen prägen den Deichzwischenraum an den vier wig-Holstein und Niedersachsen.

▼ Tab. B7.6 (Teil 1) Aktuelle Natura 2000-relevante Interessen und Nutzungen im Funktionsraum 7

Natura 2000-relevante Kurzcharakterisierung Nutzungen / Interessen

Raumordnung • NI: Gesamter Funktionsraum: Vorranggebiet für Natura 2000 RROP: Vorsorgegebiete für Erholung zwischen Geversdorf und Neuhaus, Darstellung des Hafens Neuhaus • SH: Raum mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt und für die Erholung. Natura 2000-Gebiete

Wedel Hamburg Geesthacht 245 Stade I B Elbeästuar P

▼ Tab. B7.6 (Teil 2) Aktuelle Natura 2000-relevante Interessen und Nutzungen im Funktionsraum 7

Natura 2000-relevante Kurzcharakterisierung Nutzungen / Interessen

Wasserwirtschaft / • Ökoregion 14 (zentrales Flachland); Flussgebietseinheit Elbe; Wasserrahmenrichtlinie Pinnau, Krückau, Stör und Oste im Funktionsraum als „HMBW“ (heavily modified water body) eingestuft • Be/Entwässerung des Hinterlandes: Vorflut für die Entwässerung der angrenzenden Marschen und Moore

Küstenschutz / • NI: Schutzdeiche, Ostesperrwerk Hochwasserschutz • SH: 2. Deichlinie (Deichfuß als Grenze des Natura 2000-Gebiets) Wasserstraßen und Häfen • Binnenschifffahrt auf Oste, Stör und Pinnau Landwirtschaft • Grünlandnutzung: Beweidung mit Schafen und Rindern Fischerei • Nebenerwerbs- und Sportfischerei Fischerei mit der Handangel im gesamten Funktionsraum

Jagd • NI: 2 Jagdbezirke • SH: Die Flüsse werden mit den angrenzenden Jagdrevieren bejagt. Gewerbe, Industrie, • Industrie und Gewerbe Uetersen, Elmshorn und Itzehoe, Umschlag landwirtschaftlicher Infrastruktur Produkte in Beidenfleth • Pkw-Seilfähre Beidenfleth (Stör) Tourismus, Freizeit • Leitprojekt „Maritime Landschaft Unterelbe“ der Metropolregion HH, verschiedene Tou- und Sport rismuskonzepte • Wassersport, Sportschifffahrt: Kajak-, Kanuwandern, Windsurfen, Segeln, Sportmotor- boote • zahlreiche Sportboothäfen • Fahrgastschifffahrt • Wandern und Radfahren

▲ Abb. B7.8: Nutzungen im Funktionsraum 7 Grünland an der Stör, Verladeanlagen für landwirtschaftliche Grundstoffe und Produkte in Beidenfleth an der Stör

Brunsbüttel Glückstadt 246 Cuxhaven Freiburg B7

▲ Abb. B7.9: Nutzungen im Funktionsraum 7 Binnenschifffahrt auf der Pinnau, Sportboothafen an der Stör

Die Mitglieder der Planungsgruppen haben in ihren zeit- und Erholungsnutzungen. Die benannten Ziele Fachbeiträgen ihre Ziele und Nutzungsabsichten für beinhalten in der Regel die Fortführung der aktuel- den Funktionsraum 7 definiert, die im Folgenden in len Nutzungen, teilweise auch darüber hinausge- Kurzform wiedergegeben werden (für weiterfüh- hende Absichten. Für viele Nutzungen wurden in rende Informationen vgl. Teil C: Materialband). den Fachbeiträgen keine gesonderten Ziele für den Schwerpunkte liegen im Bereich der Landwirt- Funktionsraum benannt. schaft, des Wassersports und verschiedener Frei-

▼ Tab. B7.7 Nutzungsziele im Funktionsraum 7

Nutzungen Kurzcharakterisierung der Ziele für den Funktionsraum 7

Raumordnung • Koordination der verschiedenen Nutzungsbelange aus landes-, regional und bauleitplane- rischer Sicht im Sinne einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Raumentwicklung Wasserwirtschaft / • Erreichung des guten ökologischen Potenzials der biologischen Qualitätskomponenten so- Wasserrahmenrichtlinie wie der Ziele für die hydromorphologischen und physikalisch-chemischen Qualitätskompo- nenten für die Oberflächenwasserkörper insb. Erreichung der biologischen Durchgängigkeit der Flusssysteme • Sicherung der Be-/Entwässerung des Hinterlandes Küstenschutz / • Langfristige und ökonomisch tragfähige Sicherung von Menschen, Sach- und Kulturgütern Hochwasserschutz vor Sturmflutereignissen. Gewährleistung der Deichsicherheit (Schutzdeiche/2. Deichlinie) Wasserstraßen und Häfen • Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe für 14,5 m tiefgehende Containerschiffe: geplante Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen an der Stör • Verzicht auf Unterhaltung von Flussstrecken von Pinnau, Krückau und Stör, für die aus Sicht der Schifffahrt keine wirtschaftliche Notwendigkeit besteht • Wirtschaftliche und bedarfsgerechte Unterhaltung der Oste als Binnenschifffahrtsstraße Landwirtschaft • SH: Keine Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen für Ausgleichsmaßnahmen Fischerei • Erhaltung und Entwicklung der wirtschaftlich nutzbaren Fischbestände und Fortführung der fischereilichen Nutzung

Jagd • Erhaltung und Entwicklung des Bestandes jagdbarer Arten und Nutzung der Wildbestände durch Fortführung der Bejagung entsprechend der landeskulturellen Gegebenheiten

Gewerbe, Industrie, • keine Angaben Infrastruktur

Wedel Hamburg Geesthacht 247 Stade I B Elbeästuar P

Nutzungen Kurzcharakterisierung der Ziele für den Funktionsraum 7

Tourismus, Freizeit • Erhaltung und Entwicklung der touristisch nutzbaren Potenziale des Natur- und Kultur- und Sport raums als Basis für landschafts-, natur- und insb. wassergebundene Erholungsformen und –aktivitäten, insbesondere Förderung der Naturtourismusformen und der Naturerlebnis- möglichkeiten • Ökologische Optimierung der Sportausübung im Sinne einer Orientierung am Prinzip der Nachhaltigkeit der Naturnutzung • Keine weitere Einschränkung des Reviers oder sonstige Verschlechterungen für den Was- sersport, insbesondere Freihaltung der verschlickenden Häfen, Verbesserung des Ange- bots an Liegeplätzen für Segel- und Sportboote • Sicherung und Entwicklung der touristisch nutzbaren Potenziale des Natur- und Kultur- raums

B7 4 Integriertes Ziel- und Maßnahmenkonzept

Das „integrierte Zielkonzept“ stellt das Ergebnis der Darauf aufbauend wird ein Maßnahmenprogramm Zusammenführung aller für den Raum geäußerten aufgestellt, das die Wechselwirkungen von Natura Nutzungsabsichten dar, nachdem diese im Hinblick 2000-Managementzielen und Nutzungszielen be- auf Synergien und Konflikte mit den Natura 2000- rücksichtigt („integriertes Maßnahmenkonzept“).

Zielen ausgewertet wurden (vgl. Kap. A4.3).

B7 4.1 Synergien und Konflikte zwischen Natura 2000- und Nutzungszie- len, Handlungsbedarf

Aufgrund des ungünstigen Zustands des Lebens- Synergien mit anderen Programmen und Akteuren raumtyps „Ästuarien“ (1130) im Funktionsraum 7 ist deshalb von großer Bedeutung. sind Verbesserungen sowohl im aquatischen als Sowohl aus der Sicht von Natura 2000 als auch zur auch im terrestrischen Bereich von besonderer Re- wirtschaftlichen Nutzung von Wasserstraßen und levanz. Die Ästuarabschnitte der Nebenflüsse erfül- Häfen ist eine Dämpfung der Tidehubzunahme im len zwar weitestgehend ihre Funktionen als Wan- Inneren des Ästuars vordringlich. In den tidebeein- derkorridore für aquatische Arten, als Ästuarle- flussten Nebenflüssen fällt ein zunehmender Anteil bensräume weisen sie jedoch starke Defizite auf, der Fischhabitate bei Ebbe trocken bzw. verschwin- die in erster Linie auf die Begradigung und die Ein- det infolge der beschleunigten Sedimentation der deichung der Flussläufe sowie auf den Verbau ihrer wenigen verbliebenen Seitenräume. In ihrem Ufer zurückzuführen sind. Strombau- und Sedimentmanagementkonzept für In den als Natura 2000-Gebieten gemeldeten die Tideelbe schlagen WSV und HPA verschiedene Deichzwischenräumen bestehen einige Aufwer- Maßnahmen vor, die zur Begrenzung des Tidehubs tungsmöglichkeiten. Substanzielle Verbesserungen im Elbeästuar prinzipiell geeignet sind (vgl. Teil C, lassen sich hingegen insbesondere in Schleswig- Materialband: Fachbeitrag Wasserstraßen und Hä- Holstein durch eine naturnähere Nutzung und Ges- fen 2010). Synergien für den Sedimenthaushalt der taltung der an die Natura 2000-Gebiete angren- Nebenflüsse können sich daraus ergeben. zenden Landschaften erzielen. Die Nutzung von

Brunsbüttel Glückstadt 248 Cuxhaven Freiburg Die Ästuarstrecken von Pinnau, Krückau, Stör und • Prüfung der Möglichkeiten, vorhandene Deichli- Oste sind für aufsteigende Fische und Neunaugen nien zurückzuverlegen, um Hochwasserabfluss- in den Natura 2000-Gebieten des Elbeästuars pas- spitzen regional zu kappen und um zusätzliche B7 sierbar. Die in den Oberläufen geplante Beseitigung Retentionsräume zu schaffen,

von Wanderungshindernissen wird die Populationen • Flächenvorsorge in der Regional- und Bauleit- der Wanderfischarten und Neunaugen des Elbe- planung, um potenzielle Überschwemmungsflä- ästuars stärken. chen und Retentionsräume zu erhalten.

In Schleswig-Holstein gehören die Landflächen des Maßnahmen zur Hochwasserprävention und zur Funktionsraums 7 sowie weite Teile seines Umlands Förderung des natürlichen Wasserrückhalts können zu den Gebieten, die im 2007 erschienenen Gene- dazu beitragen, Deicherhöhungen und Flächen- ralplan zum Binnenhochwasserschutz und Hoch- inanspruchnahmen in dem im Funktionsraum 7 wasserrückhalt als Gebiete mit hohem Hochwasser- knapp bemessenen Natura 2000-Gebiet zu reduzie- risiko ausgewiesen sind. Der Generalplan be- ren bzw. zu vermeiden.

schreibt Leitlinien für Hochwasserschutzstrategien. Fazit Der darin vorgestellte Ansatz enthält mehrere Die Analyse der Synergien und Konflikte zeigt, dass Handlungsziele, deren Umsetzung sich aus Natu- im vielfältig genutzten Funktionsraum 7 ein beson- ra 2000-Sicht positiv auswirken kann. Besonders derer Abstimmungsbedarf mit verschiedenen Inte- hervorzuheben sind folgende Aspekte: ressengruppen besteht. Vor dem Hintergrund des • Wiederherstellung und Erweiterung natürlicher bestehenden Handlungsbedarfs werden die Gren- Feuchtgebiete und Rückhalteflächen im Gewäs- zen der klassischen Instrumente des Naturschutzes sereinzugsgebiet, (z. B. biotopgestalterische Maßnahmen) deutlich. • Wiedergewinnung ehemaliger Überschwem- Ohne Natura 2000-konforme Ausrichtung der Nut- mungsflächen, um diese als natürliche Rückhal- zungen lassen sich die formulierten Management- tegebiete einzubeziehen, ziele (vgl. B7 2.4) nicht erreichen.

▼ Tab. B7.8 (Teil 1) Wichtige Aufgaben der Zusammenarbeit mit den im Funktionsraum 7 vertretenen Nutzungen und Interessen- gruppen

Natura 2000-relevante Schwerpunkte der Zusammenarbeit Nutzungen / Interessen

Raumordnung • Flächenvorsorge in der Regional- und Bauleitplanung zur Wahrung des Potenzials als Überflutungs- und Retentionsraum (Generalplan Binnenhochwasserschutz und Hoch- wasserrückhalt Schleswig-Holstein 2007)

Wasserwirtschaft / • Umsetzung der Maßnahmen aus dem Maßnahmenkatalog, insbesondere Maßnahmen zur Wasserrahmenrichtlinie Reduzierung hydromorphologischer Belastungen, zur Wiederherstellung naturnaher Ge- wässerstrukturen und zur Erhaltung/Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Gewäs- serstrecken im Oberlauf (oberhalb des Planungsraums)

Küstenschutz / • Für die weitere Entwicklung der tidebeeinflussten Elbnebenflüsse mit ihren Überflu- Hochwasserschutz tungsräumen kommt bei einer Neuplanung von Küstenschutzanlagen einer frühzeitigen Abstimmung mit Wasserwirtschaft, Küsten- bzw. Hochwasserschutz und Naturschutz ei- ne sehr hohe Bedeutung zu.

Wasserstraßen und Häfen • Optimierung von Unterhaltung und Betrieb der Wasserstraßen im Hinblick auf Natura 2000

Wedel Hamburg Geesthacht 249 Stade I B Elbeästuar P

▼ Tab. B7.8 (Teil 2) Wichtige Aufgaben der Zusammenarbeit mit den im Funktionsraum 7 vertretenen Nutzungen und Interessen- gruppen

Natura 2000-relevante Schwerpunkte der Zusammenarbeit Nutzungen / Interessen

Wasserstraßen und Häfen • Optimierung der Uferunterhaltung: Prüfung der Erforderlichkeit von Deck- und Leitwer- ken, Reduzierung bzw. Beseitigung nicht erforderlicher Deck- und Leitwerke, Minimie- rung der Uferunterhaltung insb. in bedeutsamen Strecken für den Arten- und Biotop- /Lebensraumschutz

Landwirtschaft • Fortführung der Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Betrieben insbesondere bei der Pflege des Grünlands

Fischerei • Minimierung der von der Fischerei ausgelösten Störungen durch Abstimmung zwischen Fischereiausübenden und Naturschutz

Jagd • Fortführung der Zusammenarbeit zur Sicherung einer Natura 2000-verträglichen Aus- übung der Jagd

Tourismus, Freizeit • Nutzung und ggf. weiterer Ausbau der Naturerlebnisangebote von Seiten der Natur- und Sport schutzverwaltung und –verbände

• Einhaltung der Selbstverpflichtung der Wassersportverbände, die Naturlandschaft der Elbe und ihrer Nebengewässer rücksichtsvoll und im Einklang mit der Natur zu nutzen; keine Inanspruchnahme empfindlicher Bereiche für Ankerplätze; klare Zuweisung von Anlandeplätzen

B7 4.2 Maßnahmen

Die folgenden Maßnahmenvorschläge dienen der ergänzen bzw. setzen im Funktionsraum 7 die Maß- Umsetzung der Natura 2000-Managementziele und nahmen um, die als Ergebnis der gesamträumli- sind als Antwort auf den festgestellten, funktions- chen Betrachtung im Teil A des IBP vorgestellt raumspezifischen Handlungsbedarf konzipiert. Sie werden (vgl. Kap. A5).

B7 4.2.1 Maßnahmenvorschläge für den Funktionsraum 7

Auf der Maßnahmenebene sind die jeweiligen Pla- Für Niedersachsen werden räumlich konkretisierte nungszuständigkeiten in den beiden Bundesländern Maßnahmen und für bestimmte Maßnahmentypen zu berücksichtigen. Suchräume (Funktionsraum oder Teile davon) be- nannt, die sich zur Umsetzung der Maßnahmenvor- Die beiden folgenden Listen enthalten die Maß- schläge eignen. nahmenvorschläge für Niedersachsen und Schles- wig-Holstein. Jeder Maßnahmenvorschlag ist mit Für Schleswig-Holstein werden räumlich konkreti- einem Maßnahmenblatt hinterlegt. Um die Ver- sierte Einzelmaßnahmen (FR 7-Maßnahmen) vor- knüpfung zwischen Listen und Detailinformationen geschlagen. Die Maßnahmen von allgemeinem aus den Beiträgen der jeweiligen IBP-Planungs- Charakter (A-Maßnahmen) gelten für alle Funkti- gruppen zu erleichtern, wurden hier die Tabellen- onsräume und werden deshalb hier nicht gesondert strukturen und Maßnahmennummern aus den Bei- aufgeführt. trägen unverändert übernommen.

Brunsbüttel Glückstadt 250 Cuxhaven Freiburg ▼ Tab. B7.9 Maßnahmenvorschläge für den Funktionsraum 7 in Niedersachsen B7 Handlungsfeld 3: Konkrete Lebensraum- und Artenschutzmaßnahmen

3.4 Maßnahmen zur Erhöhung des Flächenanteils an ästuartypischen Biotopen bzw. Einzellebensraumtypen in Teil- räumen des FFH-Gebietes Unterelbe mit aktuell geringem Flächenanteil (Supralitoral)

3.6 Maßnahmen zur Förderung der Auwaldentwicklung

3.8 Maßnahmen zur Förderung von naturnahen Ufern mit Tideröhrichten und feuchten Uferstaudenfluren

3.21 Maßnahmen zur Erhaltung/Entwicklung extensiver Grünlandnutzung inkl. Ackerrückführung in Grünland

3.25 Erhaltung von störungsfreien Schutzzonen um Brutplätze des Seeadlers

▼ Tab. B7.10 Maßnahmenvorschläge für den Funktionsraum 7 in Schleswig-Holstein

Nummer Titel

FR 7.1 HH/SH Beseitigung von Deckwerken und Schutt

FR 7.2 HH/SH Entwicklung von Auenwaldsäumen an den Elbnebenflüssen

FR 7.3 HH/SH Aufweitung der Mündungen der größeren Gräben

FR 7.4 HH/SH Hinweise zur Pflege der 2. Deichlinie

FR 7.5 HH/SH Entwicklung von Flachland-Mähwiesen entlang der Stör

FR 7.6 HH/SH Polder Neuenkirchen, und Hodorf an der Stör

FR 7.7 HH/SH Aufwertung der Krückau zwischen Elmshorn und Spiekerhörn

FR 7.8 HH/SH Kulturlandschaft zwischen Spiekerhörn und Kronsnest

FR 7.9 HH/SH Pinnau zwischen Klevendeich und Kleientnahmestelle (FR 4)

Weiterführende Informationen sind den Länderbei- • Niedersächsischer Teil des Funktionsraums: trägen zu entnehmen (Teil I bzw. A sowie Texte  Anhang des IBP-Beitrags NI  Anhang: zum Funktionsraum 7). Fachbeiträge  Fachbeitrag 01: Natura 2000 FB01 Teil B mit Zielkarte C5. Maßnahmenblätter mit detaillierten Beschreibungen  Die Zielkarte C5 vermittelt einen Überblick über finden sich im Teil C (Materialband) unter: alle für den Funktionsraum relevanten Maß- • Hamburgischer Teil des Funktionsraums:  An- nahmen, den Gesamtumfang unter Berücksich- hang des IBP-Beitrags HH/SH  „IBP Maßnah- tigung der gesamträumlichen Maßnahmen (hier men HH SH“. Kartenübersichten finden sich un- insbesondere der Maßnahmen im aquatischen ter  Fachbeitrag Natura 2000  Maßnahmen- Bereich der Elbe) und über die räumlichen programm  Funktionsraum 7 (Maßnahmen- Schwerpunkte für die Maßnahmenumsetzung. blätter und Karten)

Wedel Hamburg Geesthacht 251 Stade I B Elbeästuar P

B7 4.2.2 Fachübergreifende Zusammenarbeit bei der Maßnahmenumsetzung

Eine besondere Bedeutung hat die Kooperation mit Schaffung von naturnahen Biotopen im Verbund den für den Hochwasserschutz zuständigen Stellen. mit den Natura 2000-Flussabschnitten. Eine auf Hochwasserprävention und Förderung des Im Vorfeld der Umsetzung von konkreten Maß- natürlichen Wasserrückhalts ausgerichtete Hoch- nahmen werden in vielen Fällen zunächst Grundla- wasserschutzstrategie ist dazu geeignet, den Flä- gen und Konzepte erarbeitet werden müssen, die chenbedarf für Deicherhöhungen in den knapp be- die federführenden Verwaltungen eng mit den zu- messenen Natura 2000-Gebieten zu reduzieren. ständigen Naturschutzverwaltungen der Länder ab- Durch eine entsprechende Gestaltung und Nutzung stimmen. von Hochwasserpoldern bestehen Potenziale zur

B7 4.2.3 Hinweise zu Untersuchungen und zur Umweltbeobachtung

Ein Überblick über Untersuchungen und Untersu- bänden bei der Erfassung und Dokumentation von chungsbedarfe für den gesamten Planungsraum Fischen und Rundmäulern des Anhangs II der FFH- wird im Teil A des IBP (vgl. Kap. A7) gegeben. Richtlinie hinaus werden für den Funktionsraum 7

Über der Fortsetzung und Intensivierung der Zu- keine speziellen Hinweise zu Untersuchungen und sammenarbeit von Instituten, Behörden und Ver- zur Umweltbeobachtung gegeben.

Brunsbüttel Glückstadt 252 Cuxhaven Freiburg