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Tiroler Heimatblätter 2/09 Zeitschrift für Heimatpflege in Nord- und Osttirol 84. Jahrgang

150 Jahre Tiroler Kolonisten in 150 Jahre Tiroler Kolonisten in Peru. Moderner Wandel in Pozuzo am Andenostabhang Von Ernst Steinicke und Martina Neuburger

„Einzige österreichisch- und 50 Rheinländer. Als Gründungstag deutschen Sprachinsel im östlichen An- deutsche Kolonie der Welt“ der Kolonie Pozuzo, der so genannte Día denraum.4 Die folgenden Ausführungen del Colono, gilt der 25. Juli 1859. Zwar beschränken sich daher darauf, den Bei- Mit dem Gedanken, den ostandinen kamen im Jahr 1868 auf Betreiben der trag der Tiroler Siedler an der Erschließung Raum sowie die Waldgebiete am oberen Kolonisten weitere 180–200 Tiroler an die der peruanischen Andenostabdachung Amazonas zu erschließen, ermöglichte es Andenostabdachung, wieder aus dem sowie den modernen sozialen und wirt- Peru Mitte des 19. Jahrhunderts auch Oberinntal, aber dann geriet die Einwan- schaftlichen Wandel, der den Erhalt der nichtspanischen Immigranten, sich in derung ins Stocken; denn die geplanten Tiroler Siedlungen ernstlich bedroht, auf- diesem südamerikanischen Staat anzu- Verkehrsverbindungen wurden nicht ge- zuzeigen. siedeln. Östlich der Sierra, im Oriente, baut, und so hatte man in Peru auch die Bei Pozuzo handelt es sich nicht – wie entstanden dabei zahlreiche staatlich ge- großen Ansiedlungspläne aufgegeben. fälschlicherweise in Film und Schrifttum förderte Pionierzonen.1 Eine davon war Die neue Kolonie wurde sich selbst über- oft behauptet – um ein Dorf. Die ersten das ca. 180 km lange Längstal entlang lassen, mitten im Urwald und fünf Tages- weißen Siedler beanspruchten ein ganzes des Río Huancabamba, der nach dem reisen von der nächsten größeren Sied- Tal und drangen nach einigen Jahrzehn- Zusammenfluss mit dem Río Santa Cruz lung entfernt. ten auch in die umgebenden Höhenberei- den Namen wechselt und fortan als Río Über Details zu der abenteuerlichen An- che vor. Die „einzige österreichisch-deut- Pozuzo2 bezeichnet wird. Dieses Gebiet reise ist bereits mehrfach und eingehend sche Kolonie der Welt“ (span. única colo- bildete schon vor der spanischen Erobe- an anderer Stelle berichtet worden, auch nia austro-alemana en el mundo), wie sich rung den Begegnungsraum zwischen den über die historischen Etappen dieser Pozuzo in der Tourismuswerbung seit Hochland- und den Tiefland-Indígenas3. Nach einigen fehlgeschlagenen Projekten Abb. 1: Das Untersuchungsgebiet schloss Damian Freiherr von Schütz- Holzhausen, der vorher für Siedlungsun- ternehmungen in den USA gearbeitet hatte, mit der peruanischen Regierung ei- nen Vertrag ab, der eine Ansiedlung von 10.000 katholischen Deutschen am obe- ren Pozuzo vorsah. Peru verpflichtete sich zudem, noch vor der Ankunft der Ko- lonisten eine Straße von über nach Pozuzo zu bauen. Auch sollte die Kolonie mit Saatgut und Vieh versorgt werden. Schütz-Holzhausen suchte sich seine Leute in Tirol und im Rheinland – Gebiete, in denen damals tiefe Not herrschte. Die meisten Auswanderer kamen aus den Ti- roler Realteilungsgebieten im Oberinntal, eine größere Anzahl aus armen Winzerge- meinden des Moseltals. Dazu gesellten sich noch einige wenige Bayern. Insge- samt schifften sich im Jahr 1857 rund 300 Auswanderungswillige auf dem Segler Norton in Antwerpen ein. Erst nach zwei- jähriger Wartezeit und unter großen Ent- behrungen kamen die Auswanderer 1858/59 – zahlenmäßig stark dezimiert – in das für sie bestimmte Tal: 120 Tiroler

50 Tiroler Heimatblätter 2/09 Mitte der 1990er-Jahre positioniert, um- fasst das Dorf Tirol, heute Pozuzo-Centro (2007: 857 Ew.), das benachbarte Rhein- land, heute Prusia (2007: 323 Ew.) sowie weitere 45 Ortschaften und Höfegruppen (Caseríos). Alle diese bilden den Distrikt Pozuzo, der verwaltungsmäßig seit 1972 zur Provinz (Departamento Pasco) zählt, und für den die letzte Volks- zählung (2007) 7760 Einwohner aus- weist.5 Da die Rheinländer und die wenigen Bay- ern schon in der zweiten Generation in der Tiroler Bevölkerung aufgingen – nicht zuletzt auch durch den Einfluss der aus Tirol stammenden geistlichen Führer- schaft –, ist es nicht unberechtigt, etwa ab 1880 die Auswanderer samt ihren Nachkommen als eine Gruppe zu be- trachten. Wenn im Folgenden von den „Tiroler Kolonisten“ die Rede ist, so sei jedoch aufmerksam gemacht, dass hier- bei immer nur die Deutschtiroler gemeint sind. Italiener waren in der zweiten Hälfte Abb. 2: Landbesitz­ verhältnisse in Pozuzo des 19. Jahrhunderts zahlenmäßig die im Jahr 1897.10 wichtigsten Immigranten im östlichen Deutlich ist noch die Südamerika, zum Teil aber auch in Peru. ursprüngliche Anlage Zu einem nicht unerheblichen Teil kamen als Waldhufenflur diese aus dem Trentino, also aus Welschti- erkennbar. rol, und sind daher ebenso als Tiroler zu sehen.6 So finden sich die „italienischen“ geben und von Wald überwuchert wor- derungswelle vorgesehen war. Somit Kolonisten der Pionierzone von Chancha- den.8 Erst nach der Niederlassung der wurde bereits im Jahr 1868 der Grund- mayo (mit den Siedlungen La Merced und europäischen Kolonisten drängten auch stein zur ersten Tochtersiedlung von Po- San Ramón) in unmittelbarer Nachbar- die Quechuagruppen aus dem Hochland zuzo gelegt. schaft mit den Tochtersiedlungen von Po- wieder in die Waldtäler im Raum von Po- Ein beträchtliches Problem dieser Agrar- zuzo.7 Die Geschichte der Welschtiroler zuzo vor. Im Gegensatz zu den Yanesha kolonisation bildete die Umstellung auf Auswanderer nach Peru ist jedoch noch suchten diese schon sehr früh den Kon- die tropischen Bedingungen. Dies betraf nicht geschrieben worden. Auch vorlie- takt mit den Deutschsprachigen. weniger die Temperaturverhältnisse. Zwar gender Beitrag kann diese Lücke im Die Verteilung des Grundbesitzes ge- ist es in Pozuzo (Seehöhe am Talgrund Schrifttum nicht schließen. schah ähnlich wie bei einer mittelalterli- um 820 m) noch amazonisch-feuchtheiß, chen Waldhufensiedlung. Die Größe der doch mildern die regelmäßigen, z. T. kräf- einzelnen Landlose wurde mit Schritten tigen Berg- und Talwinde die Schwüle Deutschtiroler besiedeln abgemessen. Manche Siedler kamen da- merklich. Die rasche Erschöpfung der den ostandinen Raum bei sehr schlecht weg. Schon aus diesem Bodenfruchtbarkeit und die hohe Relief- Grunde ist es verständlich, wenn sich vie- energie machten jedoch eine Landwech- Zu Beginn des 18. Jahrhunderts haben le auf dem zugeteilten Boden nicht halten selwirtschaft mit flächenintensiven Ro- Franziskaner das Pozuzotal aufgesucht, konnten und wegzogen. Dies gilt insbe- dungen notwendig. Diese Wald-Feld- um die dort lebenden Yanesha zu be­ sondere für die Immigranten der zweiten Wirtschaft mit Stubben- und Brandro- kehren. In der Folgezeit scheinen in diese Welle (1868), von denen nur ein Teil im dung, Mischanbau, Fruchtwechsel und Täler indigene Gruppen aus dem Hoch- Gebiet von Pozuzo blieb. Die meisten langen Brachezeiten blieb im Wesentli- land (Sierra) eingedrungen zu sein; jeden- wanderten nach kurzer Zeit ab, einige chen bis in die 1980er-Jahre hinein erhal- falls lassen sich fast alle Ortsnamen aus hatten sich gleich nach der Ankunft bei ten. der Quechua-Sprache zurückführen. Im den Landsleuten weiter nach Osten in Die Fortzüge erlaubten aber den zurück- Jahr 1842 soll es am Pozuzofluss zehn das Andenvorland durchgeschlagen, wo bleibenden Pozuzinos, ihre Parzellenflä- bis zwölf Hütten mit Cocafeldern gege- – in rund 50 km Luftlinie von Pozuzo ent- che zu vergrößern: Die Kolonie zählte im ben haben. Noch vor Ankunft der weißen fernt – mit Puerto Mairo ohnehin ein mög- Jahre 1870 insgesamt 85 Besitzungen Siedler waren aber diese Kulturen aufge- liches Zielgebiet für diese zweite Einwan- und 1897 102, von denen mehr als die

Tiroler Heimatblätter 2/09 51 Abb. 3a: Traditionelles Pozuziner Gehöft – heute. Typisch ist der aus Holz er- Abb. 3b: Pozuziner Gehöft im Jahr 1932. Das Foto stammt vom ehemaligen richtete hochgestellte Hof (mit selbständigem Küchenanbau) (Foto Ernst Stei- Ordinarius für Geographie Hans Kinzl, der in Pozuzo biodemographische Stu- nicke im Dezember 2008). dien verfolgte.12

Hälfte eine Fläche unter 20 ha umfasste. worben hatte und mit einer Pozuzina ver- des Amazonas herzustellen. Im Jahr 1889 Freiwerdendes Land ließ die Bauern ihre heiratet war, die Idee vor, die Kolonie Po- folgten elf Kolonistenfamilien aus Pozuzo Besitze weiter aufstocken: Führende Fa- zuzo rund 80 km talaufwärts im weiten dieser Idee, und 1890 zogen weitere neun milien konnten so ihre Parzellenfläche bis Becken von Oxapampa zu verlegen.13 Familien hierher. Böttgers verkehrsgeo- in die 1930er-Jahre auf rund 60, einige Mit der Umsiedlung in das gesündere, graphisches bzw. -politisches Vorhaben sogar auf über 100 ha vergrößern.9 verkehrsgeographisch und landwirt- scheiterte jedoch. Das ausgezeichnete, schaftlich auf einer Seehöhe von über malariafreie Klima hat dem Gebiet als 1800 m günstiger gelegene Oxapampa Wirtschafts- und Erholungsraum erst Vertikaler Siedlungsausbau und wollte er einen neuen Schritt zur Umset- später Vorteile gebracht, nachdem eine Gründung von Tochtersiedlungen zung des alten peruanischen verkehrspo- Straßenverbindung in die Sierra zum litischen Vorhabens setzen, nämlich eine Hauptort Cerro de Pasco geschaffen Im Zusammenhang mit den Güterzusam- brauchbare Verbindung zwischen der wurde.14 Mit 14.190 Einwohnern (2007) menlegungen vollzog sich ab 1910 eine Sie­rra und einem schiffbaren Nebenfluss ist Oxapampa heute der zentrale Distrikt nachhaltige Änderung im Siedlungsbild der Kolonie. Ursprünglich waren die Häu- ser entlang des Hauptflusses im Tal ge- Abb. 4: Blick auf das Tal des Huancabamba flussaufwärts in Richtung Süden. Im Vordergrund erkennt man baut worden. Die Höfe rückten nun auf den Distrikthauptort Pozuzo-Centro (ehemals „Tirol“), hinten, wo die Geländeformen sanfter werden, liegt die Terrassen hinauf, die den Huanca- Prusia (ehemals „Rheinland“). Die zahlreichen Einzelhöfe und Weiler (Casaríos) auf den Terrassen und in den Seitentälern sowie die Rodungsinseln vermitteln Ähnlichkeiten mit der Kulturlandschaft in Tirol (Foto bamba-Bach riedelartig begleiteten, oder Ernst Steinicke im Dezember 2008). sie sind in die kleinen Nebentälchen vor- gedrungen. Mit der Streusiedlungsbil- dung hat sich das Bild der Kulturland- schaft wesentlich an jenes des mittleren Ostalpenraums angeglichen: Hier wie da wird die Landschaft durch Rodungsinseln mit rustikalen Einzelgehöften beherrscht, wo der Dreiklang zwischen Feld, Wald und Weide unverkennbar ist. Durch An- passung an das tropische Klima finden sich in den Hausformen hingegen weni- ger Parallelen mit Tirol. Es entstand je- doch mit den hochgestellten Holzbauten ein eigener Baustil, der in Peru einzigartig ist.11 Um 1880 stellte Heinrich Böttger, ein Sohn deutscher Eltern aus Lima, der 1875 Landbesitz am oberen Huancabamba er-

52 Tiroler Heimatblätter 2/09 Abb. 5: Im Becken von Oxapampa waren Tiroler aus Pozuzo im Jahr 1889 die Abb. 6: Das Gehöft von Andreas Egg im Gebiet von Villa Rica im Jahr 1932. Im ersten weißen Siedler. Heute hat Oxapampa (1814 m) mit über 14.000 Einwoh- Hintergrund ist die Rodungstätigkeit der Tiroler Kolonisten zu erkennen (Foto: nern eine hohe zentralörtliche Bedeutung im peruanischen Oriente (Foto Ernst „Kinzl-Archiv“). Steinicke im Dezember 2008). an der peruanischen Andenostabda- kann man in Villa Rica erst sprechen, als forschte, berichtet von 600 Kolonisten im chung und als Hauptsitz der gleichnami- sich im Jahr 1928 dreizehn Kolonistenfa- Jahr 1940, darunter waren 226 deutsch- gen Provinz dem Distrikt Pozuzo verwal- milien aus Pozuzo dort niederließen und stämmig; 182 sprachen noch deutsch. In tungsmäßig übergeordnet. Die Zahl der Krause darauf 2000 ha Land für weitere der Gegenwart erinnern an die Kolonisten Deutschsprachigen dürfte in Oxapampa „Umsiedler“ aus Pozuzo bereitstellen aus Pozuzo, deren deutschsprachige kaum mehr ein Dutzend überschreiten. konnte. Hans Kinzl, Innsbrucker Ordinari- Nachkommen im Jahr 1961 von der peru- Für das Jahr 1961 weist die peruanische us für Geographie, der in den 1930er- anischen Sprachenstatistik mit 56 Perso- Statistik dort immerhin noch 90 Alemanes Jahren in den peruanischen Anden nen beziffert wurden, jedoch nur mehr aus. Als reine Ackerbaukolonie hat Oxapampa Abb. 7: Schematische Darstellung des Siedlungsausbaus in der Region von Pozuzo. nicht gehalten, was sich seine ersten deutschen Siedler von ihm versprochen 1860er 1930er heute haben. Reis und Coca, zwei Hauptpro- Codo de Pozuzo dukte in den tieferen Tälern, gedeihen hier nicht mehr so gut, und auch der Kaf-

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feestrauch braucht in der Höhe eine we- 1

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8 R Rí gerade von Oxapampa aus die Anstöße Rí

9 zur Gründung einer neuen Kolonie ausge- 5 z Tirol z Tirol Pozuzo-Centro z 18 u u r r u Rheinland r gangen sind. Diese neue Gründung ist C Prusia Rheinland C C

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n 9 n hat, das leistete hier der deutsch-chileni- n a a 28 a u u u 15 H H H o ío ío sche Urwaldpionier Leopold Krause. Rí R R Das Antaz-Tal war in den 1920er-Jahren

a a a b b Oxapampa b Oxapampa nicht unbesiedelt gewesen. Punktförmig m m m a a a

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C C C sungen der Yanesha, die jedoch vor den o o Villa o Villa í í í ankommenden Kolonisten zurückwichen. R R Rica R Rica SIEDLUNGSAUSBAU Siedlungsgebiet 9 Einsprüche gegenüber dem Landerwerb 8 Siedlungsneugründungen erste der Indígenas mit Jahr der Siedlungs- Siedlungskerne 8 kamen von europäischen Kolonisations- (vorwiegend Amuesha) 1 gründung 16 gesellschaften , sodass die ersten wei- WALDBESTAND UND RODUNGEN ßen Siedler zunächst einen schweren weitgehend Rodungen von Rodungen von geschlossener Pozuzo ausgehend Indígenas ausgehend Stand hatten. Von einer echten Kolonie Bergregenwald Entwurf: Neuburger & Steinicke 2009 Zeichnung: Singer

Tiroler Heimatblätter 2/09 53 wenige Artefakte. Heute ist die deutsche Pozuzo sind Siedlungen, in denen die lung auf eine intensive Viehwirtschaft, Sprache im Distrikt Villa Rica, der im Jahr ersten weißen Kolonisten Tirolerisch ge- aber auch Intensivierungen im Kaffeean- 2007 16.619 Einwohner zählte, unterge- sprochen haben. Doch diese Sprache bau sowie die mit dem plötzlichen Anstei- gangen. stirbt: In den genannten Tochtersiedlun- gen des Cocapreises verbundene Aus- Im Jahr 1967 begann die Kolonisation gen ist sie praktisch verschwunden und weitung der Cocaproduktion20 verbreiter- von Codo de Pozuzo,17 das ähnlich weit im Distrikt Pozuzo verwenden nur noch ten die wirtschaftliche Basis, mit der ver- von Pozuzo entfernt liegt wie Oxapampa knapp 80 Personen im täglichen Umgang stärkte Zuzüge aus der nahen und weiten – jedoch flussabwärts in nördliche Rich- Deutsch bzw. den Tiroler Dialekt. Umgebung einsetzten. Die deutschstäm- tung. Auf ihrer Suche nach besserem migen Grundbesitzer erwarben sich da- Weideland stießen einige Pozuzinos in durch erstmals einen gewissen Wohl- der Gegend, wo der Pozuzofluss ein Knie Das Bevölkerungswachstum stand. Den rasanten Anstieg der Einwoh- („codo“) nach Süden in Richtung Puerto und die Assimilierung an das nerzahlen konnte auch die Gründung der Mairo macht, auf ideale Bedingungen. Tochtersiedlung Codo de Pozuzo nicht Dies sprach sich nicht nur in der Kolonie Spanische bremsen. Pozuzo herum, wo noch vor 1970 über 30 Hans Kinzl meinte 1940, dass sich der Eine Auswertung der kommunalen Mel- Familien hinzogen und sich ausschließ- Gebrauch des Tiroler Dialekts in Pozuzo destatistik zeigt, dass die natürliche Be- lich der Viehzucht widmeten, sondern in keine weiteren acht Jahrzehnte mehr hal- völkerungsbewegung zwar immer noch weiten Teilen Perus. Die Fertigstellung ten könne. Zu sehr wirke sich die Zuwan- mit einem bemerkenswerten positiven der Fahrstraße von Oxapampa nach Po- derung von Indígenas sowie die Vielzahl Saldo abschließt. Die entscheidende Rol- zuzo Anfang 1976 brachte sowohl dieser der sprachlich gemischten Ehen ungüns- le für die Einwohnerzuwächse spielt je- neue Impulse als auch, wie ihr Bevölke- tig auf den Erhalt der deutschen Sprach- doch seit Mitte der 1970er-Jahre der rungswachstum zeigt, der Tochtersied- insel aus. Es scheint, als ob er mit dieser Wanderungsüberschuss. Mit Fertigstel- lung Codo.18 Mit dem Ausbau des Weg- Aussage recht behalten wird. lung der Straßenverbindung nach Oxa- stücks Pozuzo – Codo 2007/08 ist die Abbildung 8 soll den Einwohnergang des pampa wurde im Jahr 1976 die verkehrs- Bedeutung von Codo in der Masttierzucht Distrikts Pozuzo veranschaulichen. Im geographische Isolation beendet. Damit noch weiter angestiegen. Nirgendwo in Diagramm ist auch der Anteil der Deutsch- erweiterten sich die Absatzmöglichkeiten Peru weiden so viele Rinder wie in dieser sprachigen festgehalten. Die Kolonie war, für landwirtschaftliche Produkte, vor al- jüngsten Tochtersiedlung von Pozuzo. Al- wie erwähnt, bereits in ihren Anfängen ein lem in Richtung Lima, entscheidend. In lerdings hat auch hier die deutsche Spra- Zuwanderungsgebiet der indigenen Be- der Folge erlebte der gesamte Agrarsek- che so gut wie keine Bedeutung mehr, völkerung. Obwohl deren Zahl in den fol- tor einen nachhaltigen Wandel. Urwald- wenngleich 40–50 tirolstämmige Familien genden Jahrzehnten stark schwankte, gebiete wurden gerodet, Ackerland auf- dort leben – allerdings oftmals kilometer- nahm sie insgesamt zu und überflügelte gelassen und bestehende Kaffeepflan- weit voneinander entfernt. Diese heute nach Gründung der Tochtersiedlung Villa zungen verkleinert; an ihre Stelle traten rund 6200 Einwohner zählende Siedlung Rica um 1928 jene der Deutschstämmi- nun überall Viehweiden. Die Fleischtier- ist durch den Bootsverkehr am Pozuzo­ gen. zucht und -transporte nach Lima erzeug- fluss eng mit Puerto Mairo (ca. 400 Ew.), Bis Mitte der 1960er-Jahre blieb die Be- ten einen nachhaltigen Impuls, der Pozu- der ersten Tochtersiedlung, verbunden, völkerungszahl unter 2000. Die Umstel- zo zu einem wirtschaftlichen Aktivraum die sich in den letzten Jahrzehnten ge- nauso zu einem Zentrum der Masttier- zucht entwickelt hat. Abb. 8: Bevölkerungswachstum und Rückgang der Deutschsprachigkeit im Distrikt Pozuzo 1859–200719 Die Pionierleistung und Innovationskraft der Tiroler und Rheinländer Kolonisten 9000 samt ihren Nachkommen ist bemerkens- 8000 wert. Haben sie zunächst ein Tal samt 7000 seinen Anhöhen und Seitentälern agra- 6000 risch in Wert gesetzt, so gelang es mit der 5000 Gründung von Tochtersiedlungen die ge- 4000 samte mittelperuanische Andenostabda- chung flächenhaft und dauerhaft land- 3000 wirtschaftlich zu prägen. Mit ihren Anbau- 2000 innovationen und Impulsen zur Ausbrei- 1000 tung und Intensivierung der Rinderzucht 0 wurde ein Gebiet größer als Nordtirol zu 1860 1870 1892 1939 1959 1972 1981 1992 2007 einem attraktiven Wirtschaftsraum, der Siedler und Arbeitssuchende aus allen Zahl der Zahl der Deutschsprachigen Teilen Perus anzog. Pozuzo, Puerto Mai- Indígenas und Criollos ro, Oxapampa, Villa Rica und Codo de

54 Tiroler Heimatblätter 2/09 machte. Der zahlenmäßige Bevölke- rungsanstieg von 4056 im Jahr 1972 auf 6500 Einwohner im Jahr 1981 drückt die- se Entwicklung deutlich aus. Ende der 1980er-Jahre gab es erstmals einen Einbruch in der Bevölkerungsent- wicklung, der mit der Ausbreitung des Terrorismus in Form des Sendero Lumi- noso an der Andenostabdachung zusam- menhängt.21 Zahlreiche Pozuzinos, in erster Linie etwas wohlhabendere Deutschstämmige, verließen die Kolonie, um sich in größeren Städten, vor allem in Lima, in Sicherheit zu bringen. Der hohe Bevölkerungszuwachs zwi- schen 1997 (5998 Ew.) und 2007 (7760) ist überraschend. Er kann weder allein mit der Rückkehr aus den Städten nach Abklingen der Terrorgefahr noch mit dem Geburtenüberschuss erklärt werden. Der zusätzliche Bevölkerungsschub hängt Abb. 9: Die Intensivierung der Viehwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend Probleme mit nämlich mit der Entwicklung einer Bran- sich gebracht. Schon Mitte der 1980er-Jahre wird von Erosionserscheinungen berichtet, die in der Expan- che zusammen, die vor 1990 nur ansatz- sion der Weiden in steile Hanglagen einerseits und im fehlenden Weidemanagement andererseits begrün- weise bestand – dem Tourismus. Die sol- det liegen. Insbesondere die durch Viehtritt entstandenen Schäden an der sonst geschlossenen Grasnarbe cherart erweiterte Wirtschaftsbasis zog bieten bei den hohen Niederschlägen der Regenzeit ideale Angriffsmöglichkeiten für die Bodenabspülung viele Peruaner an, welche sich am Aus- (Foto Ernst Steinicke im Dezember 2008). bau der touristischen Infrastruktur betei- ligten, aber auch jene, vor allem Indíge- nas aus der Umgebung, die hier in der Eine besondere regionale doch unrichtig zu behaupten, dass sie Folge Arbeit suchten. Der Tourismus Identität sich deshalb als Tiroler bekennen wür- brachte insgesamt eine Verbesserung der den. Trotzdem stehen sie in der Mehrheit ökonomischen Rahmenbedingungen. Mit der Zunahme der sprachlich gemisch- dem Erhalt der alten Gebräuche – nicht Mit dem Hereinströmen von Criollos und ten Ehen und der Durchsetzung der nur aus ökonomisch-touristischen Grün- Campesinos22 haben sich die ethno-lin- Staatssprache in der Öffentlichkeit wur- den allein – positiv gegenüber. Es geht guistischen Verhältnisse verschoben. Die den aus Tirolern und Rheinländern spa- um die Selbstidentifikation, ein Pozuzino Zahl der Deutschstämmigen ist noch nischsprachige Peruaner. Ihre regionale und damit „mehr als nur ein Peruaner“ zu hoch. Ihr Ausmaß lässt sich nach den ge- Identität ist allerdings nicht unerheblich sein. Dieses „Mehr“ drückt sich etwa in genwärtig im Distrikt vorkommenden Ti- durch das Bewusstsein, von „Austro-­ Rückbesinnungen auf alte Traditionen roler bzw. rheinländischen Familiennamen Alemania“ abzustammen, gefärbt. Die aus. Das seit dem Ende der 1970er-Jahre abschätzen.23 Eine Durchsicht der im Ge- Nachkommen der Kolonisten bilden seit mit Hilfe von Pozuziner und Nordtiroler meindeamt aufliegenden Verzeichnisse jeher die obere soziale Schicht in Pozuzo Akteuren bzw. Pozuzovereinen24 z. T. (Wähler-, Ehe-, Geburten- und Sterbere- und sind dort stets an den wirtschaftli- wiederbelebte, vielfach aber aus Tirol im- gister), aber auch des lokalen Telefon- chen sowie politischen Entscheidungs- portierte Brauchtum (Tänze, Tracht und buchs, ergab einen Anteil von einem Drit- prozessen hauptbeteiligt gewesen. So ist Liedgut) ist ein Beispiel dafür. Selbst jun- tel der Wohnbevölkerung. Dieser Wert es zu verstehen, dass in sozio-linguis­ ge Criollos, die nicht von den deutsch- kann jedoch nur die Abstammung aus- tischer Hinsicht noch immer das Tiroleri- sprachigen Kolonisten abstammen, ma- drücken, keinesfalls aber Sprachkenntnis sche, welches heute nur mehr ein Bruch- chen dabei mit.25 Dies könnte im weites- und ethnische Identität. Die Zahl der teil der Bevölkerung täglich verwendet, ten Sinne auch als ein Ausdruck der Deutschsprachigen ist seit dem ökonomi- an oberster Stelle steht, gefolgt vom „symbolischen Ethnizität“26 verstanden schen Wandel, welcher Mitte der 1960er- ­Castellano (Spanischen), während die werden, wobei die alten Gebräuche eine Jahre eingesetzt hat, hingegen stark Verwendung von Quechua als rückstän- Art Hülle darstellen, deren Inhalt (z. B. der rückläufig. Nach der aus Experteninter- dig gilt. Tiroler Dialekt) mittlerweile zum allergröß- views ableitbaren eigenen Schätzung be- Insgesamt lässt sich feststellen, dass in ten Teil schon verloren gegangen ist. läuft sich der Anteil der Deutschsprachi- großen Teilen der Pozuziner Bevölkerung Dass sich diese besondere regionale gen heute auf etwa 1 % der Bevölkerung. das Bewusstsein, sich vom übrigen Peru Identität trotz der massiven Zuwanderung Er gehört fast ausschließlich der Alters- durch die kulturellen Besonderheiten zu erhalten hat, ist nur durch die Initiativen klasse über 55 Jahre an. unterscheiden, verwurzelt ist. Es wäre je- der lokalen und Tiroler Kulturvereine, von

Tiroler Heimatblätter 2/09 55 Schule und Distriktführung erklärbar. Un- nagementstrategien, die Pozuzo zu ei- len Projekten werden daher keineswegs mittelbar davon profitiert der Tourismus. nem in Peru weithin bekannten und be- als aufgebürdet empfunden, sondern Die kulturellen Aktivitäten sind daher auch liebten Urlaubsort gemacht haben. Tiroler sind im Gegenteil in hohem Maße er- Anknüpfungspunkt für touristische Ma- Maßnahmen zur Förderung von kulturel- wünscht.

1 Vgl. Robert C. Eidt, Pioneer Settlement in Eastern 6 Vgl. Elmar Sabelberg, Landnahme und Eigentums- onales IX de población, IV de vivienda 1993, Resul­ Peru, in: Annals of the Association of American Geo- veränderungen im italienischen Kolonisationsgebiet tados Definitivos, Departemento de Pasco, Lima graphers 52 (1962) 255–278; Alfredo Maass, Ent- von Ibiraçu/Espirito Santo (Brasilien), in: Europäi- 1994; INEI, Censos (wie Anm. 5). Der ausgewiesene wicklung und Perspektiven der wirtschaftlichen Er- sche Ethnien im ländlichen Raum der Neuen Welt Anteil der Deutschsprachigen 1972–2007 ließ sich schließung des tropischen Waldlands von Peru unter (Passauer Schriften zur Geographie 7), hg. von Klaus aus den Experteninterviews ableiten bzw. stammt besonderer Berücksichtigung der verkehrsgeogra- Rother, Passau 1989, 75–86. aus Gemeindeaufzeichnungen. phischen Problematik (Tübinger Geographische Stu- 7 Alfredo Maass, Entwicklung und Perspektiven (wie 20 Vgl. Birgit Wencelides, Tiroler Bauern in Peru – Die dien 31), Tübingen 1969; Fernando Santos-Granero Anm. 1) 135–142. Gründung der Kolonie Pozuzo und ihre Entwicklung & Frederica Barclay, Selva Central: history, economy, 8 Vgl. Fray Bernardino Izaguirre, Historia de las misio- bis heute, Diplomarbeit an der Technischen Universi- and land use in Peruvian Amazonia, Washington nes franciscanas y narración de los progresos de la tät München, Fachbereich für Landwirtschaft und D.C. 1998. geografía en el oriente del Peru; relatos originales y Gartenbau Weihenstephan, München 1986, 95–98. 2 Aussprache: possùsso. producciones en lenguas indígenas de varios misio- 21 Der bereits in den 1970er-Jahren entstandene und neros 1619–1921, vol. III, Lima 1924, 43–45 und vol. vom Philosophieprofessor Abimael Guzmán geleitete 3 Im vorliegenden Beitrag wird auf die negativ konno- IX, Lima 1926, 107. „Sendero Luminoso“ (Leuchtender Pfad) betrachtete tierten Bezeichnungen „Indianer“ sowie „Indios“ ver- 9 Vgl. R. Abendroth, Colonie am Pozuzu (wie Anm. 4) sich seit etwa 1980 als Volksheer mit dem Anspruch, zichtet. 50 sowie „Kinzl-Archiv“ (vgl. Anm. 4). Avantgarde eines neuen, kommunistischen Perus zu 4 Erste Arbeiten entstanden noch im 19. Jahrhundert, 10 Quelle: Plano General de las Montañas del Pozuzo, sein (vgl. Andreas Thimm, Ethnisch-politische Proble- wobei grundlegend zu nennen ist: Robert Abend- Huancabamba y Oxapampa 1897, Landesarchiv Ti- me der Modernisierung in den peruanischen Anden, roth, Die Colonie am Pozuzu in ihren physischen, rol, Innsbruck; eigene Umzeichnung. in: Ethnische Konflikte in der Dritten Welt, Ursachen ökonomischen und politischen Verhältnissen, in: 11 Zu den Haus- und Hofformen in den Tiroler Kolonien und Konsequenzen, hg. von Andreas Thimm, Mainz Jahresberichte des Vereins für Erdkunde zu Dresden Südamerikas vgl. Karl Ilg, Heimat Südamerika – Bra- 2001, 189–208). Durch Festnahmen kopflos gewor- 6/7 (1870) 1–58. Die meisten Daten zur Entstehungs- silien und Peru. Leistung und Schicksal deutsch- den, zerfiel die Organisation nach 1992; sie ist jedoch geschichte und den ersten Jahrzehnten von Pozuzo sprachiger Siedler, Innsbruck, Wien 1982, 214–234; am Ostabhang der Anden bis heute noch nicht ver- vieler Abhandlungen sind jedoch aus folgendem eine genaue Beschreibung des traditionellen Pozu- schwunden, wo sie im Coca-Business weiterhin eine Werk entnommen: Damian von Schütz-Holzhausen, zo-Hauses vgl. „Kinzl-Archiv“ (wie Anm. 4); weitere tragende Rolle spielt (Thimm, Probleme der Moderni- Der Amazonas, Freiburg im Breisgau, 2. Auflage Bilder dazu aus dem „Kinzl-Archiv“ in Habicher und sierung, 202; Ergebnis von Experteninterviews). 1895. Neuere, ausführliche Darstellungen stammen Naupp, Pozuzo (wie Anm. 4). 22 Mit Campesinos sind die indigenen, quechuaspra- vom Ehepaar Bruno und Elisabeth Habicher: Bruno 12 Quelle: „Kinzl-Archiv“ (wie Anm. 4). chigen Gemeinschaften aus der Sierra gemeint, un- Habicher, Pozuzo: Schicksal – Hoffnung – Heimat; 13 Den Ausführungen liegt ein Gespräch von Kinzl mit ter Criollos versteht man heute die „übrige“ spa- Briefe – Berichte – Kommentare, Innsbruck 2003; Böttger im Jahr 1939 zugrunde, vgl. „Kinzl-Archiv“ nischsprachige peruanische Bevölkerung (ohne Elisabeth Habicher-Schwarz, Pozuzo. Tiroler, Rhein- (wie Anm. 4). Schwarze und Asiaten), die sich vor allem aus Mes- länder und Bayern im Urwald Perus. Wien, Inns- 14 Vgl. Oscar Añazgo & Adrián Rocha, Oxapampa (Pu- tizen zusammensetzt. bruck, 2. Auflage 2006 (spanische Übersetzung: blicación del Ministerio de Educación Pública), Lima 23 Das peruanische Namensrecht schreibt den Doppel- Pozuzo – Tiroleses, renanos y bávaros en la selva del 1966. Vgl. auch Augusto E. Tamayo, Informe sobre namen bestehend aus dem Vaternamen des Vaters Perú, Innsbruck 2008); Bruno Habicher und Thomas las colonias de Oxapampa y Pozuzo y los ríos Palca- und dem Vaternamen der Mutter vor. Anhand dieser Naupp, Pozuzo – ein Stück Tirol in Peru, 150 Jahre / zu y Pichis, Lima 1913. persistenten Regelung lassen sich die verwandt- 1859–2009, Innsbruck 2009. Obwohl in den zuletzt 15 Vgl. „Kinzl-Archiv“ (wie Anm. 4). schaftlichen Verbindungen und damit auch die Tiro- genannten Werken zahlreiche Dokumente und Chro- 16 Krauses Tätigkeit führte alsbald zu einem Streit mit ler bzw. rheinländische Herkunft zumindest in den niken vorgestellt werden, fehlt noch immer eine quel- anderen Konzessionären aus La Merced, die in die- patrilinearen Strukturen verfolgen. Ein gewisser Un- lengeleitete, kontextbezogene historische Analyse sem Raum Tochtersiedlungen von italienischen Ko- sicherheitsfaktor ist jedoch immer gegeben. Bei- und Interpretation zu Pozuzo. Umfassende Literatur- lonisationen errichten wollten. Ein Teil der italieni- spielsweise betont Kinzl (wie Anm. 4) die immer wie- übersicht zu Pozuzo bietet folgende zeitgleich mit schen Zuwanderer stammte aus dem Trentino. der aufgetretenen Adoptionen von indigenen Wai- vorliegender Darstellung erscheinende Studie: Ernst 17 Vgl. Wilfredo Laura Contreras, Pozuzo a través de su senkindern in Kolonistenfamilien. Steinicke und Martina Neuburger, Pozuzo – Erhalt historia, Pozuzo 2007. 24 Für den Erhalt von Sprache und Brauchtum hat sich und Verfall einer Tiroler Sprachinsel in den peruani- (http://www.espejodelperu.com.pe/ca/per-ale/Huel- Ende der 1970er-Jahre besonders Prof. Karl Ilg (Uni- schen Anden, in: Tiroler Heimat 73 (2009, im Druck). las/Pozuzo-Historia.pdf). Vgl. dazu auch Natalia So- versität Innsbruck) sowie von Pozuziner Seite Au- Darin werden auch die im Geographischen Institut brevilla, Ideología Inmigracionista y los experimen- gustín Egg Schuler eingesetzt. Inzwischen haben der Universität Innsbruck aufliegenden, bislang un- tos de inmigración dirigida en Latinoamérica del si- sich mehrere Kulturvereine gebildet, die sich mit Po- veröffentlichten Aufzeichnungen vom Innsbrucker glo XIX: el caso de los tiroleses y renanos en Pozuzo, zuzo befassen. Die Arge Pozuzo-Tirol gibt auch ein Ordinarius für Geographie Hans Kinzl (im Folgenden Lima 1996; Dionisio Ortiz, Visión Histórica y Desar- fallweise erscheinendes Mitteilungsblatt heraus (vgl. „Kinzl-Archiv“ genannt) verwertet, der in den 1930er- rollo de la Provincia de Oxapampa en el Departa- http://www.pozuzo.at). Jahren in den Anden forschte. mento de Pasco, Lima 1967. 25 Vgl. die Filme, die bei You Tube unter dem Stichwort 5 INEI – Instituto Nacional de Estadística e Informáti- 18 Dies stellte auch Ilg bei seinen Erkundungen im Jahr „Pozuzo“ erscheinen (http://www.youtube.com/ ca, Censos Nacionales 2007, Resultados Definitivos, 1977 fest; vgl. Ilg (wie Anm. 11) 179. results?search_type=&search_query=pozuzo&aq=f). Departemento de Pasco, 21 de Octubre de 2007, 19 Zahlen aus Kinzl (wie Anm. 4), ferner: Comite desar- 26 Herbert Gans, Symbolic ethnicity: The future of eth- Tomo I y Tomo II, Lima 2008. Bis auf Aggregatsebe- rollo comunal, Diagnóstico situacional de Pozuzo nic groups and cultures in America, in: On the ma- ne von Weilern/Höfegruppen (Caseríos) reichendes 1990, Pozuzo 1990; Oficina Nacional de Estadística, king of Americans. Essays in honor of David Ries- Zahlenmaterial in: Gobernación Pozuzo, Diagnóstico Censos nacionales, VII población, II viviendas 1972, man, hg. von Herbert Gans, Nathan Glazer, Joseph Situacional del Distrito de Pozuzo 2008, Pozuzo Departamento de Pasco, Lima 1974; Oficina Nacio- Gusfield & Christopher Jencks, University of Penn- 2008. Weitere statistische Fakten zu Pozuzo samt nal de Estadística, Censos Nacionales VIII de pobla- sylvania 1979, 193–220. “People can of course give Tochtergründungen in: INEI – Instituto Nacional de ción, III de vivienda 1981, Resultados Definitivos, up their identity, but if they continue to feel it, they Estadística e Informática, Almanaque de Pasco Departemento de Pasco, Lima 1984; INEI – Instituto must make it more explicit than it was in the past, 2003, Cerro de Pasco 2003. Nacional de Estadística e Informática, Censos Naci- and must even look for ways of expressing it” (203).

56 Tiroler Heimatblätter 2/09