Warum Seh' Ich Nicht So Aus? – Fernsehen Im Kontext Von Essstörungen
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
„Jede, die nicht mindestens so aussieht, „In meinem Kopf war / ist fest ist hässlich und dick.“ verankert: Wenn ich dünn bin, (Cassandra, 18 Jahre und dann ist alles einfacher. Das ganze seit 4 Jahren an Leben. Ich bin nicht wegen Germany’s Magersucht erkrankt) Next Topmodel magersüchtig geworden, dennoch hat es eine Rolle gespielt. Und heute schaue ich es bewusst NICHT WARUM mehr an! Denn es würde die Magersucht wieder so richtig pushen.“ (Lia, 18 Jahre alt und seit 3 Jahren „So wie die an Magersucht erkrankt) möchte ich gerne aussehen. Dafür muss ich SEH’ NICHT nur noch abnehmen. Und ICH dann kann man oft nicht mehr aufhören und rutscht in die Magersucht.“ FERNSEHEN IM KONTEXT VON ESSSTÖRUNGEN ESSSTÖRUNGEN VON FERNSEHEN IM KONTEXT (Denise, 14 Jahre und seit 2 Jahren an Magersucht – SO ? erkrankt) AUS „Warum seh‘ ich nicht so aus?“, fragt sich so manche junge Frau, wenn sie die Frauen in TV-Serien, die Bewerberin- FERNSEHEN IM KONTEXT nen beim Bachelor oder Deutschland sucht den Superstar sieht – und vor allem wenn sie sich mit den Kandidatinnen von Germany’s Next Topmodel vergleicht. Für die meisten Zuschauerinnen ist es „nur“ frustrierend und beeinflusst ihr Selbstvertrauen, dass sie der vorgegebenen Norm nicht genügen. Für andere kann dieser Gedanke und der Wille VON ESSSTÖRUNGEN sich zu ändern in schwere, langwierige Krankheiten führen: Essstörungen, wie Magersucht und Bulimie. Es sind natürlich nicht ausschließlich Fernsehsendungen oder Medienbilder, die zu diesen schweren psychosoma- tischen Störungen führen. Die Ursachen sind immer komplexer und viele Variablen und Problemlagen sind für die Entstehung von Essstörungen verantwortlich. Dennoch spielen Fernsehsendungen oftmals eine wichtige Rolle. Wie sich diese Zusammenhänge im Einzelnen gestalten können, beschreiben Betroffene in diesem Buch. AUS? WARUM SEH’ ICH NICHT SO Vorgestellt werden zum einen die Ergebnisse der Studien Fernsehsendungen im Kontext von Essstörungen des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und des Bundesfachverbandes für Essstörungen e. V. (BFE). Ergänzt werden sie durch ein Kreativprojekt in den Wohngruppen von ANAD e. V. Ver- sorgungszentrum Essstörungen. Die Bewohnerinnen in den ANAD Wohngruppen beschreiben in selbst verfassten Texten und Bildern, wie sie die Krankheit und die Bedeutung von Medien erleben. Aus den Studienergebnissen und Erfahrungen der Betroffenen ergeben sich konkrete Forderungen an die Medien- industrie für ein kritischeres Fernsehen und einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema Essstörungen. ANAD VERSORGUNGSZENTRUM VERSORGUNGSZENTRUM ISBN 978-3-922289-99-9 ESSSTÖRUNGEN ESSSTÖRUNGEN UND Heraugegeben von: IZI und ANAD e.V. Schutzgebühr: E 10.- IZI ANAD® -live ANAD® -live ANAD neues Logo-Vatianten_live.indd 1 26.11.14 22:10 EINLEITUNG UND ANSATZ DER STUDIE WARUM SEH’ ICH NICHT SOAUS? FERNSEHEN IM KONTEXT VON ESSSTÖRUNGEN VERSORGUNGSZENTRUM VERSORGUNGSZENTRUM ESSSTÖRUNGEN HERAUSGEBERESSSTÖRUNGEN ANAD® -live ANAD® -live ANAD neues Logo-Vatianten_live.indd 1 26.11.14 22:10 EINLEITUNG UND ANSATZ DER STUDIE Mit Dank an alle Betroffenen für ihre Offenheit Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung der Herausgeber. Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. 1. Auflage © Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und ANAD e. V. Versorgungszentrum Essstörungen, München Gesamtgestaltung und technische Umsetzung: Sabine Dohme Hintergrund Cover und S. 135, 136, 137, 152, 153, 154, 155 mit fototechnischer Veränderung unter Verwendung von ©Fotolia_Donatas 1205 Printed in Germany ISBN 978-3-922289-99-9 www.IZI.de www.ANAD.de INHALT INHALT VORWORT Prof. Dr. Ulrich Voderholzer 6 »Germany’s Next Topmodel« 80 KAPITEL 3 »The-Next-Topmodel«-Format 82 Maya Götz, Caroline Mendel »GNTM« im Kontext von Essstörungen 96 EINLEITUNG Einleitung und Ansatz der Studie 8 Maya Götz, Der Wunsch, auch so auszusehen oder so zu sein 106 Andreas Schnebel Sich im Detail vergleichen 110 Widerspruch: extrem schlank trotz Knödel, Was sind Essstörungen? 22 KAPITEL 1 Fast Food und Döner 118 Nicola Hümpfner, Wie kommt es zu Essstörungen? 28 Sich durch Gewichtsreduzierung anpassen 124 Sabine Dohme Schutzfaktoren bei Essstörungen 31 Das Krankmachende in der Logik von »GNTM« 130 Interview mit Nicola Hümpfner: Forderungen an Heidi Klum 134 Einfluss des Schönheitsideals auf Jugendliche 34 Sind die Ergebnisse bei Menschen mit Interview mit Petra Erhart: Adipositas wirklich anders? 142 Einfluss medialer Vorbilder und Ernährungstrends 38 Verlauf und Folgen 40 Wie Fernsehsendungen Essstörungen befördern 146 KAPITEL 4 Leitlinien für Medienschaffende 158 Maya Götz, Wie Sendungen zum Teil der Essstörung werden 46 KAPITEL 2 Caroline Mendel Konsequenzen auf Seiten der Zuschauerinnen Maya Götz, »Extrem Schön! – Endlich ein neues Leben«, und Zuschauer 164 Caroline Mendel um sich überlegen zu fühlen 58 »Extrem Schwer« und »The Biggest Loser«, Tipps zum Abnehmen 62 Essstörungen – wie gefährdet sind Sie? 170 ANHANG Die Geschichte von Lilly Seefeld 66 Ich bin selbst betroffen – was kann ich tun? 171 Nicola Hümpfner, Sabine Dohme »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« Verdacht auf eine Essstörung bei anderen – Interview mit GZSZ-Autorin Anke Lutze 68 was können Sie tun? 172 Interview mit Martina Hartmann (Dick & Dünn, Berlin) 72 Behandlungsmöglichkeiten 173 Kochsendungen, wie »Das perfekteDinner«, ANAD e. V. Versorgungszentrum Essstörungen 176 um sich sattzusehen 76 Literatur 178 Bildnachweis 182 Autorinnen und Autor 183 Seite Seite 4 5 EINLEITUNG UND ANSATZ DER STUDIE EINLEITUNG UND ANSATZ DER STUDIE VORWORT VORWORT WARUM SEH‘ ICH NICHT SO AUS? Mit der von Dr. Maya Götz, Caroline Mendel und dem Bundes Fachverband Essstörungen e. V. durchgeführten Studie und der jetzigen Veröffentlichung Fernsehen im Kontext von Essstörungen der Ergebnisse im vorliegenden Buch haben die Autoren wertvolle Arbeit Herausgegeben von IZI und ANAD e V. geleistet und auch Mut bewiesen. Denn die Medien mit ihrer Abhängigkeit von Einschaltquoten und Werbeeinnahmen stellen eine große gesellschaft- Das vorliegende Buch basiert auf der Auseinandersetzung mit der Bedeu- liche Macht dar. Es war von vornherein zu erwarten, dass eine derartige tung von Fernsehsendungen auf das Erleben von Mädchen und jungen Studie und die damit verbundenen Veröffentlichungen provozieren und Frauen, die an Essstörungen leiden, und berichtet über die Ergebnisse nicht nur positive Reaktionen hervorrufen werden. systematischer Befragungen. Doch unsere Aufgabe als PsychotherapeutInnen und als Menschen, die Magersucht ist eine Erkrankung der modernen westlichen Industrie- sich um Betroffene mit Essstörungen kümmern, ist es, den Mädchen und gesellschaften, auch wenn die ersten medizinischen Fallberichte aus dem jungen Frauen zu vermitteln, dass es wichtigere Ziele im Leben gibt, als 19. Jahrhundert stammen. Im Verlauf der zweiten Hälfte des vergange- einen perfekten, dünnen Körper zu haben. Und wir sollten ihnen dabei nen Jahrhunderts hat dieses Krankheitsbild in seiner Häufigkeit deutlich helfen, ein positives und stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen, das sie zugenommen. Das Streben nach dem Dünnsein kann tödlich enden. befähigt, sich von unrealistischen, potenziell krankmachenden Ideal- Denn nach wie vor ist die Magersucht unter allen psychischen Erkrankun- bildern zu distanzieren. gen diejenige mit der höchsten Sterblichkeit. Die Folgen für das Leben der Betroffenen und auch die Verzweiflung, die sie häufig für ihre nächs- Das Buch bietet eine sehr gute Mischung aus Studienergebnissen und ten Angehörigen bedeutet, können ein hohes Ausmaß annehmen. Erfahrungen von Betroffenen und ist sehr informativ und anschaulich geschrieben sowie mit vielen Beispielen versehen. Man spürt, dass hier Dass zum Anstieg der Magersucht in unserer Gesellschaft auch das in MedienwissenschaftlerInnen und in der Versorgung von Menschen mit dieser Gesellschaft propagierte Idealbild einer perfekten, überaus schlan- Essstörungen tätige Personen sehr gut zusammengearbeitet haben. ken Frau beigetragen hat, ist unumstritten und auch für jeden plausibel, der mit magersüchtigen Frauen therapeutisch arbeitet. Denn zum Kern Ich wünsche dem vorliegenden Buch eine große Verbreitung und Wahr- der Erkrankung zählt ein alles durchdringendes Gefühl der eigenen Unzu- nehmung in der Gesellschaft. länglichkeit, wie es Hilde Bruch treffend beschrieb. Daraus resultiert der Perfektionismus, das ständige Vergleichen mit Idealbildern und das Stre- Noch mehr wäre zu wünschen, dass auch in unserem Land ein Um- ben nach der Erfüllung dieser gesellschaftlichen Normen. denken der Welt der Medien und der Modebranche erfolgt und künftig nicht mehr ein Schlankheitsideal propagiert wird, welches im medizini- Obwohl der negative Einfluss eines übertriebenen Schlankheitsideals auf schen Sinne ein krankes Idealbild ist. Mädchen und junge Frauen mit der Veranlagung zur Entwicklung einer Essstörung hinlänglich bekannt ist, scheint sich in Deutschland bezüglich der Vermittlung des Schlankheitsideals in den Medien noch nichts geän- Prien, 21. März 2016 dert zu haben. Dagegen hat nach Israel und Spanien nun auch Frankreich ein Gesetz verabschiedet, das den Auftritt untergewichtiger Models in Prof. Dr. Ulrich Voderholzer der Modebranche verbietet. Seite Seite 6 7 EINLEITUNG EINLEITUNG UND ANSATZ DER STUDIE EINLEITUNG UND ANSATZ DER