Gemeinde Viöl 1. Änderung des Flächennutzungsplans

“Windpark Obere Arlau”

Umweltbericht

Auftraggeber: Gemeinde Viöl Kreis

Bearbeitung: eff-plan Brunk & Ohmsen Große Straße 30 24855 Jübek Tel.: 0 46 25 / 245 46 80 Fax: 0 46 25 / 245 46 81

Stand: Oktober 2012 Entwurfs- und Auslegungsbeschluss Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung...... 1 1.1 Kurzbeschreibung des Vorhabens...... 1 1.2 Planungen und Festsetzungen...... 1 1.3 Bodenbedarf und Flächenbilanz...... 1 1.4 Ziele des Umweltschutzes in Fachplanungen...... 2 2 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen...... 3 2.1 Derzeitiger Umweltzustand...... 3 2.1.1 Mensch und Immissionen...... 3 2.1.2 Landschaftsbild...... 5 2.1.3 Pflanzen und Tiere...... 8 2.1.4 Boden und Wasser...... 10 2.1.5 Klima und Luft...... 10 2.1.6 Schutzgebiete...... 11 2.1.7 Kultur- und Sachgüter...... 12 2.2 Umweltmerkmale die voraussichtlich erheblich beeinträchtigt werden. . . . . 13 2.3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes und Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung...... 14 2.3.1 Mensch und Immissionen...... 14 2.3.3 Pflanzen und Tiere...... 16 2.3.4 Artenschutzrechtliche Bewertung...... 20 2.3.5 Boden und Wasser...... 20 2.3.6 Klima und Luft...... 21 2.3.7 Schutzgebiete...... 21 2.3.8 Kultur- und Sachgüter...... 21 2.3.9 Wechselwirkungen...... 21 2.4 Ausgleichsmaßnahmen...... 21 2.5 Planungsalternativen und Nullvariante...... 22 3 Zusätzliche Angaben...... 22 3.1 Methodik der Umweltprüfung, Probleme, Kenntnislücken...... 22 3.2 Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswirkungen. . . . . 22 3.3 Zusammenfassung des Umweltberichts...... 23 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht

1 Einleitung 1.1 Kurzbeschreibung des Vorhabens Die Gemeinden Haselund und Viöl möchten die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) in einem gemeindeübergreifenden Windeignungs- gebiet nördlich und südlich der Haselunder Au schaffen. Es soll ein Bürgerwindpark mit Sitz in der Gemeinde Viöl entstehen. Es wird ein gemeinsames Parklayout erarbeitet, abgestimmt auf die Planung des nördlich direkt angrenzenden Windpark -Süderweiterung. Gutachten wurden gemeinsam für den gesamten Planungsraum in Auftrag gegeben. Der Umweltbericht betrachtet den gesamten Landschaftsraum und wird daher für beide Flächennutzungsplanänderungen gemeinsam erstellt. Die für den gemeindeübergreifenden Bürgerwindpark vorgesehene Fläche ist in der Teilfortschreibung des Regionalplans für den Planungsraum V (2. Entwurf) als Eignungsgebiet für Windenergienutzung dargestellt. Gemäß derzeitigem Planungsstand sind insgesamt bis zu 12 WEA mit einer Gesamthöhe von maximal 150 m geplant. Davon liegen 3 Anlagenstandorte auf Haselunder und 9 Anlagenstadorte auf Viöler Gemeindegebiet. Zusammen mit den nördlich anschließenden Windparks in Norstedt und Löwenstedt entsteht dann ein zusammenhängender Windpark mit voraussichtlich insgesamt 25-30 WEA. Das Vorhaben wurde hinsichtlich seiner Verträglichkeit mit Naturschutz und Landschaftspflege geprüft. Laut Auskunft des mit den Untersuchungen beauftragten Fachgutachters ist auf der Grundlage der bisher gewonnenen Erkenntnisse nur ein geringes Gefährdungsrisiko für flugfähige Lebewesen gegeben. Die Verwirklichung artenschutzrechtlicher Verbote gemäß § 44 BNatSchG wird nicht erwartet. Es ergeben sich keine unausgleichbaren, erheblichen Beeinträchtigungen.

1.2 Planungen und Festsetzungen Die Flächennutzungsplanänderungen weisen beide Plangebiete als Fläche für die Errichtung von Windenergieanlagen als Zusatznutzung aus. Die Grundnutzung “Flächen für die Landwirtschaft” bleibt vollständig als vorherrschende Nutzung erhalten. Als weitere Grundnut- zung “Flächen für die Wasserwirtschaft” sind die Haselunder Au und Eckstocker Au, wenige Verbandsgewässer auf Haselunder Gebiet und drei Kleingewässer auf Viöler Gebiet dargestellt. Der Verlauf hoheitlich betriebener Richtfunktrassen (Deutsche Flugsicherung - DFS und Polizeifunk) sind nachrichtlich einschließlich eines Trassenschutzstreifens dargestellt.

1.3 Bodenbedarf und Flächenbilanz Die Gesamtgröße beider Plangebiete liegt bei etwa 160 ha. Es ergibt sich folgende Aufteilung:

Nutzungsart Flächengröße (ha) Haselund Viöl Fläche für die Landwirtschaft (Grundnutzung) 26,4 131,2 Fläche für die Wasserwirtschaft (Grundnutzung) 1,4 1,2 Gesamtgröße (= Fläche für die Errichtung von Windener- 27,8 132,4 gieanlagen als Zusatznutzung)

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Flächengröße beider Plangebiete 160,2

Zwar wurden ca. 160 ha für die Zusatznutzung zur Errichtung von Windenergieanlagen ausgewiesen, aber tatsächlich wird im Rahmen der Errichtung der WEA eine deutlich geringere Fläche für bauliche Tätigkeiten in Anspruch genommen. Für die Fundamente von voraussichtlich 12 WEA wird eine Fläche von je ca. 200 m² und somit 12 x 200 m² = 2.400 m² vollversiegelt. Zudem wird je Anlage eine Kranstellfläche von ca. 1.260 m² (12 x 1.260 m² = 15.120 m²) wasserdurchlässig befestigt werden. Die Gesamtlänge der teilversiegelten Erschließung wird bei 12 WEA auf 1.800 m geschätzt, ihre Breite beträgt 4,50 m (8.000 m²). Insgesamt liegt der teilversiegelte Flächenanteil damit bei rund 2,3 ha, die Vollversiegelung liegt bei ca. 0,24 ha. Den Anforderungen nach einem sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden gemäß § 1a Abs. 2 BauGB (Bodenschutzklausel) wird damit Rechnung getragen.

1.4 Ziele des Umweltschutzes in Fachplanungen Der Regionalplan für den Planungsraum V enthält keine Darstellungen bezüglich Umweltschutz für beide Plangebiete. Die Flächennutzungspläne Haselund und Viöl stellen die überplanten Flächen als Flächen für die Landwirtschaft dar. Diese Flächen sind in Haselund durchzogen von wenigen Gräben. Die Eckstocker Au begrenzt die Flächen in Haselund und Viöl westlich, und die Haselunder Au entlang der Gemeindegrenze südlich bzw. nördlich. Auf Viöler Gebiet wird eine Kleingewässer- gruppe als gesetzlich geschütztes Biotop dargestellt. Beide Flächennutzungspläne enthalten bezüglich Umweltschutz keine weitere Darstellungen in den Plangebieten. Der Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum V weist Bereiche nördlich der Hase- lund Au (nur im Gemeinde- gebiet Haselund) und weiter an der Eckstock Au (im Ge- meindegebiet Viöl) als Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems LRahmPl V, Karte 1 LRahmPl V, Karte 2 aus (Karte 1). Ergänzende Bereiche entlang der Haselunder Au und der Eckstocker Au sind als ‘Strukturrei- cher Kulturlandschaftsausschnitt’ dargestellt (Karte 2). Der Landschaftsplan der Gemeinde Viöl (1997) stellt den Geltungsbereich als überwiegend intensiv genutztes Grünland dar, mit einigen Knicks, besonders zur Niederung der Eckstock Au hin. Hervorgehoben ist ein als Biotop geschützter Bereich, eine Kleingewässergruppe, die in der Planzeichnung benannt ist und auch in der landesweiten Biotopkartierung (Biotop-Nr. 1420-009) gekennzeichnet ist: “Eine seggen- und simsenreiche Grünlandsenke mit Gewässerbiotop bestehend aus mehreren kleinen Standgewässern, mit einem benachbarten kleinen Gehölzbestand.”

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Die Beeinträchtigung durch Nährstoffeintrag, Viehtritt und starke Verlandung führen allerdings bislang zu einer Entwertung. Das Biotop der “Frieswai” mit seinen Trockenwällen liegt südwestlich bereits außerhalb der Plangebiete. Von besonderer Bedeutung sind auch die renaturierten Abschnitte der Haselunder Au außerhalb des Plangebiets. Der Landschaftsplan bewertet das Plangebiet insgesamt als kulturhistorisch und landschaftlich wertvoll und begrüßt daher die Nichtausweisung als Windkrafteignungsfläche im damals gültigen Regionalplan. Als konfliktärmer empfohlen wurde nur eine sehr kleine Fläche für eine weitere WEA nahe bestehender WEA nordöstlich von Boxlund. Der Landschaftsplan der Gemeinde Hase- lund (1998) beinhaltet Aussagen zum Thema Windenergie zu zwei, im damaligen Regio- nalplan ausgewiese- nen Windeignungs- gebieten in deutlich anderer Lage (s. Karte Kap.5) Er stellt die Teilgeltungsbereiche als überwiegend inten- siv genutztes Grünland dar. Hervorgehoben sind drei als Biotop geschützte Bereiche (Sumpf, Sukzessions- fläche, Bruch mit Kleingewässer) die nördlich außerhalb der Plangebiete liegen. Ausschnitt Analysekarte Landschaftsplan Haselund, Plangebiete (rot) Anteilig im östlichen TG 2 von Haselund liegt ein Rotschenkelbrutgebiet. Die Ziele für die Vorhabengebiete beziehen sich auf eine mögliche Ausweisung zum Biotopverbund (Feuchtgrünland entwickeln, Extensivgrünlandnutzung, Grabenaufweitung und Schutz des Rotschenkelvorkommens).

2 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen 2.1 Derzeitiger Umweltzustand 2.1.1 Mensch und Immissionen Im Umfeld der Plangebiete liegen vier, dem Außenbereich zuzurechnende Wohngebäude in einer Entfernung von mindestens 400 m, die damit die Plangebiete begrenzen, sowie folgende Gemeinden, Ortsteile und übergeordnete Straßen im Uhrzeigersinn von Norden beginnend: Haselund-Brook (800 m und mehr nördlich), Haselund (800 m und mehr nordwestlich), die Bundesstraße 200 (500 m und mehr südwestlich), Viöl (800 m und mehr südwestlich), Höfe von

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Viöl-Eckstock an der Landstraße 28 (600 m und mehr südlich) und Norstedt (800 m und mehr östlich). Die Gemeinde Viöl war ursprünglich landwirtschaftlich geprägt. Während die eingemeindeten Ortsteile Kragelund, Boxlund, Hochviöl, Eckstock und Hoxtrup als kleinere Ortsteile oder Einzelhöfe weiterhin von der Landwirtschaft geprägt werden, hat sich Viöl nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem ländlichen Zentralort mit insgesamt 2.000 Einwohnern entwickelt. Die Gemeinde bietet dementsprechend ein umfangreiches Dienstleistungs- und Versorgungs- angebot mit weiterführender Schule (Grund- und Gemeinschaftsschule) und dem Amtssitz. Die Gemeinde Haselund ist landwirtschaftlich geprägt. Einige Gewerbebetriebe haben sich durch die verkehrsgünstige Lage an der Bundesstraße 200 angesiedelt und eine Grund- versorgung u.a. mit Grundschule wird angeboten. Mit den eingemeindeten Ortsteilen Brook und Kollund liegt die Einwohnerzahl bei 900. Die Gemeinde Norstedt ist landwirtschaftlich geprägt. Sie hat einige Gewerbebetriebe und einen Bürgerwindpark und Bürgersolarpark. Mit dem Ortsteil Spinkebüll liegt die Einwohnerzahl bei etwa 450 Einwohnern. Abgesehen vom Norstedter Kroog (Gasthof) als Mittelpunkt des Vereinslebens und einer Bäckerei sind für die Grundversorgung und Schulen die Nachbarorte aufzusuchen. Der Fremdenverkehr spielt in diesem Landschaftsraum generell eine untergeordnete Rolle. Vorbelastungen durch Schallimmissionen bestehen vor allem entlang der klassifizierten Straßen, die höchsten Lärmpegel durch Verkehrslärm werden entlang der Bundesstraße B 200 und der Landstraße L28 gegeben sein. Betroffen sind alle umgebenden Ortslagen bis auf Haselund-Brook.

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2.1.2 Landschaftsbild Betrachtungsraum: Laut Windkrafterlass umfasst der Raum, in dem das Landschaftsbild beeinträchtigt wird, etwa eine Fläche mit einem Radius vom 15-fachen der Anlagengesamthöhe. Bei einer Gesamthöhe von 150 m ergibt sich daher ein Betrachtungsraum mit einem Radius von 2,25 km um die WEA herum.

Naturraum: Die Plangebiete liegen im Naturraum der -Husumer Geest. Dieser Naturraum ist im Verlauf der vorletzten Eiszeit durch Materialablagerungen entstanden und wurden durch die Schmelzwasserströme der letzten Einszeit überformt. Relief: Die Geländehöhen liegen im Bereich der Geestkerne bei bis zu ca. 25 m im Bereich Haselund und Viöl und bei bis zu 16 m in Norstedt. Der Landschaftraum wird zwischen Haselund / Viöl und Norstedt durch die Niederung der Eckstock Au in Nord-Süd-Richtung

5 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht durchschnitten. Innerhalb der Niederung fallen die Höhen von etwa 10 m im Nor- den auf etwa 5 m im Süden ab. Der Eckstock Au fließt aus Richtung Osten kommend die Haselunder Au zu. Sie trennt die Geestkerne von Haselund und Viöl. In der Niederung der Haselunder Au fallen die Geländehöhe von etwa 13 m im Osten auf etwa 7 m im Bereich der Einmündung in die Eckstock Au. Strukturen und Nutzung: In den Niede- rungsbereichen sorgen zahlreiche Grä- ben für eine Entwässerung der landwirt- schaftlichen Nutzflächen. In den tiefer gelegenen Bereichen überwiegt eine Grünlandnutzung, auf den höher gelege- nen Geestflächen ist eher eine acker- bauliche Nutzung gegeben. Die Flächen auf der Geest sind durch Knicks geglie- Relief des Vorhabengebietes dert, wobei im Bereich östlich von Nor- stedt häufig ebenerdige Baumreihen überwiegend aus Erle und Eiche vorhanden sind. Ebenfalls auf der Geest finden sich Waldflächen und Feldgehölze, wobei größere Waldflächen im Betrachtungsraum fehlen. Besiedelte Bereiche liegen fast aus- schließlich auf der Geest. Neben den Ortslagen von Norstedt, Haselund und Viöl sind dies die Splittersiedlung Eckstock (an der Landesstraße von Viöl nach Nor- stedt) und der Ortsteil Brook (südwestlich von Haselund). Am Rand des Betrach- tungsraums befinden sich die Siedlungen Spinkebüll, Kragelund, Boxlund, Hochviöl und Hoxtrup. Einzelhausbebauung ist im Untersuchungsgebiet kaum vorhanden. Erschließung und Wahrnehmung: Das Untersuchungsgebiet ist randlich durch die Baumreihen östlich von Norstedt Bundesstraße 200 (Haselund - Viöl) und die Landesstraße 28 (Viöl - Norstedt) erschlossen. Weitere Gemeindestraßen verlaufen am Rand des Niederungsbereiches. Es besteht jedoch keine, die Gewässersysteme querenden Verbindung, die landwirtschaftlichen Nutzflächen entlang der Auen sind ausschließlich durch Sackgassen erschlossen. Daher ist im Bereich des W indeignungsgebietes Haselund - Viöl keine Nutzung für Naherholung und Tourismus gegeben.

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Blick entlang der Eckstock Au in Richtung Norden

Von den Ortslagen in die Niederung bestehen keine ausgeprägten Sichtverbindungen, da das Knicknetz und die kleineren Waldflächen bzw. Feldgehölze die Sichtbeziehungen unterbinden. Darüber hinaus ist der Niederungsbereich auf Grund der tief eingeschnittenen Gewäs- serverläufe und der fehlenden Ufergehölzvegetation, der fast vollständig fehlenden Nass- und Feuchtwiesen und der geringen Reliefunterschiede kaum erkennbar. Die einzige weitreichende Blickachse verläuft entlang der Eckstock Au in Nord-Süd-Richtung. Hierzu muss man jedoch gezielt anhalten. Vorbelastung: Von einem Standort etwa 20 m östlich der Brücke an der Landesstraße 28 geht der Blick bis zum Norstedter Windpark, der etwa 3,5 km nördlich der Brücke liegt. Der Windpark stellt von diesem Standpunkt aus eine moderate Vorbelastung dar. Von vielen anderen Erschließungswegen ist der Windpark auf Grund der zahlreichen Knicks selten zu sehen. Eine weitere, jedoch deutlich geringere Vorbelastung stellen die vier etwa 35 m hohen WEA bei Viöl- Boxlund im Süden dar. Darüber hinaus wurde das Landschaftsbild im Bereich Boxlund durch großflächige Kiesent- nahmen überformt.

Bewertung: Zwar hat der Landschaftsraum durch den Übergang von Geest- zu Niederungs- bereichen ein hohes landschaftliches Entwicklungspotenzial, dies ist jedoch auf Grund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und der tief eingeschnittenen Gewässerläufe kaum erkennbar und mangels querender Wegeverbindungen nicht erlebbar. Hinzu kommen Vorbelastungen durch Windenergieanlagen (hauptsächlich im Norden) und die Kiesentnahmen im Süden. Nur in kleineren Bereichen, wie z. B. den renaturierten Abschnitten der Haselund-Au, kommt dem Raum für das Landschaftsbild eine hohe Bedeutung zu. Insgesamt aber kommt dem Betrachtungsraum eine mittlere Bedeutung zu.

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2.1.3 Pflanzen und Tiere Biotoptypen (Pflanzen) Im Plangebiet überwiegt eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Acker und Grünland. Die Kleingewässerdichte (3 im Plangebiet Viöl) ist gering, die Knickdichte mäßig und breitere Gräben als Verbandsgewässer gibt es wenige auf Haselunder Seite. Die Eckstock-Au (s. Foto Kapitel vorher) und Haselund Au sind im Plangebiet begradigte Gewässerabschnitte ohne besondere Ufervegetation. Bereiche nördlich der Haselund Au (nur im Gemeindegebiet Haselund) und weiter an der Eckstock Au (im Gemeindegebiet Viöl) sind aber als Gebiete mit besonderer Eignung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotop- verbundsystems ausgewiesen. Hervorgehoben ist in den Plangebieten ein als Biotop geschützter Bereich, eine Kleingewässer- gruppe in Grünlandsenke mit Gehölzbestand, die in der Planzeichnung benannt ist und auch in der landesweiten Biotopkartierung (Biotop-Nr. 1420-009) gekennzeichnet ist, und in Kap. “Umweltschutz in den Fachplanungen” beschrieben und bewertet wird. Abgesehen von den Kleingewässern, bzw. vom o.g. Gewässerbiotop sind keine Lebensräume für Pflanzenarten des Anhanges IV der FFH-Richtlinie vorhanden. Daher ist eine vorhabens- bedingte Betroffenheit auszuschließen.

Tiere Zur Beurteilung tierökologischer Belange kann auf die Untersuchungen des Büros BioConsult SH GmbH & Co.KG zurückgegriffen werden, das über den Zeitraum des Jahres 2010 Untersuchungen zur Erfassung möglicher Auswirkungen geplanter Windparkvorhaben auf die Fauna durchführte. Die artenschutzrechtliche Prüfung des Büros BioConsult SH GmbH & Co.KG (2011) basiert auf den Bestandserhebungen 2010, sowie auf literaturgestützte Potenzialabschätzungen. Die Standorte der geplanten WEA liegen außerhalb tierökologischer Vorrangflächen gemäß der LLUR-Empfehlungen. Das Vorhabensgebiet besitzt keine besondere Funktion für den Vogelzug (Zugkorridore mit besonders hoher Zugintensität), für Wiesenvögel und für wertgebende oder besonders bzw. streng geschützte Rastvogelarten. Die Untersuchung der Avifauna beschränkte sich somit auf die Erfassung von Neststandorten der als empfindlich gegenüber Windkraft eingestuften Groß- und Greifvogelarten (nach LANU 2008). Im Fokus der Betrachtungen stehen Weißstorch, Rohrweihe, Seeadler und Uhu.

Vögel (allgemein) Aufgrund der Lage und der Strukturierung des Gebietes sind folgende wertgebende, potenziell als empfindlich gegenüber Windenergie einzustufenden Brutvogelarten zu erwarten: Kiebitz, Rotschenkel (Nachweis), Braunkehlchen.

Groß- und Greifvogelarten Im Umfeld des geplanten Windparks (bis 3 km Radius) wurden in den umliegenden Waldflächen drei Nester des Mäusebussards und zwei Nester des Sperbers kartiert. Das im Jahr 2000 nachgewiesene Brutvorkommen des Rotmilan ist aktuell nicht mehr existent. Die aktuellen Standorte der mit Abstandsempfehlungen belegten Arten Seeadler, Uhu und

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Weißstorch brüten in folgenden Entfernungen zum Vorhabensgebiet: Seeadler 4,2 km (Empfehlung 3 km), Uhu 3,1 km (Empfehlung 1 km), Weißstorch 1,6 km (2010 nicht besetzt; Empfehlung 1 km). Damit werden die empfohlenen Abstände zu Windkraftplanungen gemäß den “Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenergieplanungen in Schleswig- Holstein” (LANU 2008) nicht unterschritten.

Sonstiger Brutvogelbestand Die Brutvogelgemeinschaft wird aufgrund der geringen Gehölzbestände im Gebiet von bodenbrütenden Offenlandarten dominiert. Die häufigste Offenlandart wird die Feldlerche sein, die im Vorhabengebiet aufgrund der überwiegend intensiven Grünland- und Agrarnutzung jedoch nur relativ geringe Siedlungsdichten und Reproduktionsraten erreichen wird. Insbesondere auf den einzelnen extensiv genutzten Grünlandflächen im Bereich der Auen ist mit einzelnen Vorkommen des Kiebitz und des Wiesenpiepers zu rechnen. Hier befindet sich auch ein Brutvorkommen des Rotschenkels. Im Bereich der Uferrandstreifen der Auen und der Entwässerungsgräben kommen mit Teichrohrsänger und Rohrammer allgemein häufige Arten der Röhrichte vor. Der Brutvogelbestand der Gehölze ist aufgrund des nur lückenhaft erhaltenden Knicknetzes relativ artenarm. Er wird von allgemein häufigen und weit verbreiteten Arten wie Buchfink, Amsel und Kohlmeise dominiert, Charakterarten der Knicks wie Goldammer und Dorngrasmücke treten nur in Einzelrevieren auf. Mit Ausnahme der Feldlerche treten gefährdete bzw. geschützte Arten stets in geringen Dichten bzw. Einzelbrutpaaren auf (Kiebitz, Rotschenkel, Wiesenpieper). Bei keiner Art sind Dichten von lokaler oder regionaler Bedeutung möglich. Dem Vorhabengebiet wird eine durchschnittliche Bedeutung für die Brutvogelfauna zugeordnet.

Rastvögel Durch die relativ große Entfernung zur Nordseeküste sind im Plangebiet in geringer Zahl die in Schleswig - Holstein häufigen Rastvogelarten Star, Kiebitz und Lachmöve zu erwarten. Dem Plangebiet ist als Rastvogelhabitat eine untergeordnete Bedeutung zuzuordnen.

Vogelzug und Flugbewegungen Da die Hauptzugroute von Meeresenten zwischen Schlei und der Husumer Bucht in deutlicher Distanz zum Vorhabensgebiet verläuft, und weitere Zugrouten bzw. Strukturen, die als Leitlinien für den Vogelzug dienen, nicht vorhanden sind, ist dem Plangebiet für den Vogelzug eine unterdurchschnittliche Bedeutung zuzuordnen.

Fledermäuse Grundlage der Bestandsbewertung waren Erfassungen der Fledermausfauna im Jahre 2010: Die Flugaktivität der Fledermäuse wurde nach den Methodenstandards des LLUR (LANU 2008) während der Migrationsperiode (Juli bis September) in 8 Nächten mittels Detektorerfassungen und parallel ausgebrachten Horchboxen aufgezeichnet. Die Auswertungen sind zum Zeitpunkt der Berichterstellung noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebnisse und Einschätzungen gehen von einem Artenspektrum von 4 bis 5 Arten aus. Aufgrund erster Ergebnisse und der bekannten Vorkommen in benachbarten Planungsgebieten

9 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht kommen die allgemein häufigen und stetigen Arten Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus und Rauhautfledermaus vor, darüber hinaus ist insbesondere in der Zugperiode mit einfliegenden Großen Abendsegler zu rechnen. Das gesamte Untersuchungsgebiet ist intensiv landwirtschaftlich genutzt und wird nur von wenigen Gehölzstrukturen durchzogen. Wichtige Jagdhabitate konzentrieren sich demnach an den vorhandenen Gehölzstrukturen sowie entlang der beiden Auen. Hier kann es unter günstigen Witterungsbedingungen zu erhöhten Flugaktivitäten kommen. Insgesamt weist das Gebiet eine für den Landschaftsraum typische Habitatausstattung und daher eine durchschnitt- liche Bedeutung für Fledermäuse auf.

Sonstige Tiergruppen Das Untersuchungsgebiet ist Lebensraum zahlreicher weiterer Tierarten (u.a. Säuger, Reptilien, Amphibien, Insekten). Von den Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie ist der Moorfrosch in strukturreicheren Grabenbereichen in kleinen Beständen zu erwarten. Aus arealgeographischen Gründen und aufgrund fehlender Lebensraumeignung ist das Vorkommen weiterer geschützter Arten aus den Anhängen der FFH-Richtlinien bei sonstigen Säugetieren, Reptilien, Fische / Muscheln, Libellen, Schmetterlinge und Käfer nicht zu erwarten.

2.1.4 Boden und Wasser Auf den Geestflächen, dem Hauptanteil der Plangebiete, dominieren Podsol-Braunerden. Der Grundwasserstand liegt hier i. d. R. zwischen 3-6 m unter der Geländeoberfläche. Die Böden im Bereich der Geestflächen werden als leichte Acker-Grünlandböden eingestuft. Die Flächen der Niederung der Haselunder Au werden von mehr oder weniger mächtigen Niedermoortorfen und dementsprechend Niedermoorböden mit erheblichen Anteil organischer Substanz eingenommen. In der gesamten Niederung der Eckstock-Au herrschen Anmoor-Gleye vor, die ebenfalls eine z. T. starke Vernässung anzeigen. Fließgewässer: Von übergeordneter Bedeutung sind die Haselund-Au die als Gemeindegrenze die Plangebiete trennt und die Eckstock-Au als westliche Begrenzung der Plangebiete und Gemeindegrenze zu Norstedt. Die Fließgewässer sind, von breiteren Niederungsräumen umgeben, diesen fließen auf Haselunder Seite einige Gräben zu. Die Fließgewässer befinden sich in einem ausgebauten und begradigten Zustand. Die Haselunder Au wurde aber oberhalb der Plangebiete naturnah ausgebaut. Kleingewässer: Es sind relativ wenige Kleingewässer in diesem Raum vorhanden, sie befinden nur sich auf Viöler Seite im Plangebiet. In der Planzeichnung ist eine Kleingewässergruppe sowie zwei weitere Kleingewässer mit insgesamt ca. 0,3 ha Fläche dargestellt.

2.1.5 Klima und Luft Das Gebiet liegt wie der gesamte Kreis Nordfriesland im Einflussbereich des atlantischen Klimakeils, der sich durch ein Klima mit einem ausgeglichenen Temperaturgang mit milden Wintern und kühlen Sommern auszeichnet. Es gibt eine geringe Zahl an Frost- und Schneetagen. Das Wetter ist durch Wolken- und Niederschlagsreichtum geprägt. Der Jahresniederschlag liegt im Mittel bei ca. 840 mm. Niederschlagsreichster Monat ist der August.

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Die Temperatur liegt im kältesten Monat Januar im Mittel bei -0,1°C. Die Vegetationsperiode setzt erst spät ein, wärmster Monat ist der Juli im Mittel bei 15,6° C. Vorherrschend sind Westliche und südwestliche Winde. Im Winter und Frühjahr sind auch häufig Ostwinde zu verzeichnen. Hierdurch bedingt ist eine beständige Frischluftzufuhr gegeben. Aufgrund der geringen Reliefunterschiede sind die klimatischen Verhältnisse im gesamten Gebiet homogen.

2.1.6 Schutzgebiete

Im Plangebiet selbst und direkt angrenzend gibt es keine Schutzgebiete. Die nächstgelegenen NATURA 2000-Gebiete sind folgende FFH-Gebiete, die wichtigsten übergreifenden Erhaltungsziele sind kurz beschrieben:

1320-304 Löwenstedter Sandberge 3,6 km nördlich: “Erhaltung einer naturnahen, überwiegend offenen Heide- und Moorlandschaft mit naturraumty- pischer Vielfalt und Komplexbildung der beteiligten Lebensgemeinschaften.”

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1421-301 Immenstedter Wald 3,0 km südöstlich: “Erhaltung eines der größten geschlossenen Bestände an bodensauren Buchen- und Eichenwäldern auf der Bredstedt-Husumer Geest . Erheblicher Alt- und Totholzanteil und einige naturnahe Waldinnenränder.”

1420-391 Quell-und Niedermoore der Arlauniederung 3,6 km südwestlich: “Erhaltung der hydrologischen Verhältnisse sowie der bestandserhaltenden Nutzung bzw. Pflege eines in dieser Form einzigartigen Komplexes seltener FFH-relevanter Lebens- raumtypen.”

1420-302 Moorweiher Staatsforst 2,5 km westlich: “ Erhaltung eines kleinen sauren Moorgewässers mit naturnaher torfmoosreicher Verlandungs- vegetation als repräsentatives Gewässer in einer ehemals großräumigen Heidelandschaft.”

1320-303 Schirlbusch 4,2 km nordwestlich: “Erhaltung eines Schwerpunktes des landesweiten Biotopverbundsystems in standorts- und naturraumtypischer Komplexbildung der beteiligten Vegetationsgemeinschaften eines Magerlebensraumes, bestehend aus trockenen Heiden, Wacholderheiden, Feuchtheiden und Magerrasen als überwiegende Offenlandschaft, sowie Kratts einschließlich der Übergangsberei- che mit Förderung der geeigneten biotoperhaltenden Nutzungsformen, sowie der Hochwaldflä- chen mit naturgemäßen Grund- und Bodenwasserständen, charakteristisch nährstoffarmer Situationen und unbeeinträchtigter Bodenstrukturen zur Sicherung der Habitatkontinuität und Dokumentation eines intakten repräsentativen Landschaftsausschnittes.”

2.1.7 Kultur- und Sachgüter Es sind keine schutzwürdigen Kulturgüter im Plangebiet bekannt. Archäologische Fundstellen sind im unmittelbaren Plangebiet ebenfalls nicht bekannt, es ist jedoch mit Funden insbesondere entlang der Eckstocker Au in 1-2 m Tiefe zu rechnen. In der Denkmalliste des Landes sind für die 3 umliegenden Gemeinden Haselund, Viöl und Norstedt, lediglich in Viöl die St. Christopheruskirche mit Ausstattung, der zu- gehörige Kirchhof, dazu einige Grabmale bis 1870 und Feldsteinwälle verzeichnet. Der Kirchturm befindet sich in mindestens 1.400 m Abstand zum Plangebiet und damit etwas weiter entfernt als zu den nächstgelegenen Bestands-WEA in Viöl-Boxlund oder Behrendorf (mit WEA bis 150 m Gesamthöhe). Eine Richtfunktrasse der DFS berührt das Viöler Plan- gebiet und das Haselunder Plangebiet TG 1. Sie ist mit Viöler Kirche von Nordost einem pauschalen Schutzstreifen von je seitlich 50 m nachrichtlich dargestellt. Eine Richtfunk- trasse der Polizei berührt lediglich das Viöler Plangebiet. Sie ist mit einem pauschalen Schutzstreifen von je seitlich 25 m nachrichtlich dargestellt. Der Schutzstreifen ist abhängig vom geplanten Anlagentyp und der Anlagenhöhe in der

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Genehmigungsplanung abzustimmen.

2.2 Umweltmerkmale die voraussichtlich erheblich beeinträchtigt werden Bei der Umsetzung der Planung sind Auswirkungen auf folgende Schutzgüter möglich:

Menschen ￿ durch Immissionen (Lärm und periodischer Schattenwurf)

Landschaftsbild WEA haben erhebliche Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Räume mit besonders hochwertigem Landschaftsbild oder mit besonderen Funktionen (z.B. Sichtachsen) sind hier besonders empfindlich. Veränderungen können sich ergeben auf ￿ das gewohnte Bild der lokal wahrgenommenen Landschaft ￿ die naturräumliche Eigenart der Landschaft (hier: visuelle Ungestörtheit und Ruhe) ￿ die Wohnqualität der umliegenden Wohnbebauung ￿ die Erholungseignung des Landschaftsraumes

Tiere und Pflanzen ￿ Veränderungen der gewachsenen Struktur der Lebensgemeinschaften und -stätten ￿ Störung von Zugrouten von Fledermäusen und Vögeln ￿ Störung von Nahrungs- und Brut-/Aufzuchtgebieten von Vögeln und Fledermäusen

Boden und Wassser ￿ Verringerung des sehr hohen Anteils unversiegelter Böden ￿ Störung die Bodenstruktur ￿ Grabenverrohrung

Kulturgüter (Denkmale, archäologische Fundstellen etc.) ￿ WEA können durch ihre optische Wirkung das Umfeld von Denkmalen beeinträchtigen ￿ durch die Bautätigkeit kann es auch zu Beschädigungen von archäologischen Fundstellen kommen ￿ Sichtbeziehungen zu Landmarken wie Kirchtürmen, sowie Siedlungsrändern und Orts- Silhouetten können beeinträchtigt werden.

Sachgüter ￿ Die Funktionsfähigkeit von Richtfunkanlagen kann durch die Errichtung von W EA in deren Nähe oder innerhalb der Richtfunktrasse beeinträchtigt werden.

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Klima und Luft ￿ das Kleinklima und Luftturbulenzen Erhebliche Beeinträchtigung aller anderen Schutzgüter durch den geplanten Windpark sind entweder nicht gegeben oder können durch geeignete Maßnahmen ausgeschlossen bzw. ausgeglichen werden (s. a. folgendes Kapitel).

2.3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes und Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung 2.3.1 Mensch und Immissionen Immissionen Im Nahbereich wohnende Menschen können bei Überschreitung der Grenzwerte für Lärm- und Schattenwurf erheblich beeinträchtigt werden. Für von Windparks ausgehenden Schallimmissionen ist an den umliegenden Einzelhäusern während der Nachtzeit (22 Uhr - 06 Uhr) ein Schall-Grenzwerte von 45 db(A) einzuhalten. Falls die geplanten WEA diesen Wert unter Volllast nicht einhalten können, sind sie in der Nachtzeit in einem schallreduzierten Betriebsmodi zu betreiben oder auch ganz abzuschalten. Letzteres ist auf Grund der einzuhaltenden Mindestabstände nicht anzunehmen. Im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens ist eine Schatten- prognose vorzulegen. Diese Berechnungen gehen davon aus, dass die Sonne ganztägig und an allen Tagen des Jahres scheint. Sofern es zu einer Überschreitung der Grenzwerte für periodischen Schattenwurf (bei Annahme der Worst-Case-Bedingungen 30 h/a bzw 30 min/d) kommt ist zur W ahrung des Immissionsschutzes die Installation von Schattenwurfabschaltmodu- len erforderlich, die die W EA stillsetzen, sobald an einem Immissionsort real 8 h/a Schattenwurf gegeben ist. Die Gemeinden Haselund und Viöl erachten die Belastungen innerhalb des rechtlich vorgegebenen Rahmens als zumutbar und treffen keine Vorgaben für eine weitere Be- schränkung des Betriebs der WEA, um einen möglichst effizienten Betrieb der WEA zu ermöglichen.

Erdrückende Wirkung von WEA Auf Grund ihrer großen Höhe können Windkraftanlagen eine erdrückende Wirkung haben. Diese Wirkung ist abhängig von der Distanz zwischen Betrachter und WEA. Der Erlass “Grundsätze zur Planung von Windkraftanlagen” (2011) empfiehlt, zur Wahrung der nachbarschaftsschützenden Belange zu Einzelgebäuden im Außenbereich einen Abstand von 3,0 x Anlagenhöhe (gemessen zur Flügelspitze in horizontaler Stellung) einzuhalten. Mit der vorliegenden Planung werden Abstände zur Einzelhausbebauung von 400 m und zur Siedlung von 800 m eingehalten. Bei der angedachten Planung mit WEA bis 150 m Gesamthöhe müssen die Standorte jedoch in der Regel einen Mindestabstand von 450 m zu Einzelhäusern aufweisen. Dies ist innerhalb des Plangebietes möglich, muss aber im anschließenden Genehmigungsverfahren geprüft werden. Bei Einhaltung dieser Abstände kann davon ausgegangen werden, dass von den geplanten WEA keine erdrückende Wirkung ausgeht.

14 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht

Verkehrsgefährdung Durch die Entstehung von Reflexionen auf den sich drehenden Rotorblättern kann es zu Lichtblitzen kommen, die die Verkehrsteilnehmer blenden können. Dieses wird bei modernen WEA durch die Verwendung matter grauer Farben für die Rotorblätter weitestgehend vermieden. Ein Gefährdungspotenzial besteht auch durch Eisabwurf von den sich drehenden Rotorblättern bei bestimmter Witterung. Moderne Windenergieanlagen verfügen über verschiedene Überwachungseinrichtungen, die die Anlage im Falle eines Eisansatzes still setzt: Eine Vereisung der Rotorblätter führt zu einer Unwucht des Rotors, da sie nicht gleichmäßig erfolgt. Der Unwuchtsensor schaltet in diesem Fall die Anlage ab. Über einen Abgleich von Wind- geschwindigkeit und Einspeiseleistung der WEA werden Veränderungen der aerodynamischen Eigenschaften, wie sie durch Eisansatz verursacht werden, registriert. Unabhängig von dieser technischen Überwachungseinrichtung, sind die geplanten W EA-Standorte in Haselund und Viöl von stärker frequentierten öffentlichen Straßen so weit entfernt, dass planungsrelevante Gefährdungen durch Eisabwurf ausgeschlossen werden können.

2.3.2 Landschaftsbild Grundlegende Erfahrungen mit der Wirkung von Windparks auf das menschliche Empfinden Im Vordergrund der Wahrnehmung eines Windpark stehen für den normal geschulten Betrachter die Anzahl der WEA und deren Rotorumdrehung. Je schneller sich ein Rotor dreht, um so unruhiger wird dieses empfunden. Die Errichtung eines Anlagentyps statt vieler verschiedener wirkt sich positiv aus. Die Anlagenhöhe spielt in der Regel insbesondere in einer weitgehend ebenen Umgebung nur eine untergeordnete Rolle, da Bezugshöhen fehlen. Die Anlagen sind zwar über eine größere Entfernung sichtbar, nehmen dann aber nur noch einen geringen Teil des Blickfeldes ein. Von den meisten Personen wird daher die effizientere Nutzung von Windeignungsgebieten mit wenigen, großen Anlagen trotz der größeren Höhe als angenehmer empfunden, da durch eine Minimierung der möglichen Anzahl und der geringeren Umdrehungszahl der Rotoren das Landschaftsbild weniger beeinträchtigt wird. Dieser positive Aspekt sollte langfristig auch beim Repowering des benachbarten Bestandes berücksichtigt werden, auch um ein einheitlicheres Gesamtbild zu erreichen. WEA werden in den windreichen Landschaftsräumen Schleswig-Holsteins nicht nur an der Westküste immer mehr als normales und typisches Landschaftselement wahrgenommen, so dass sich manche Kommunen und Regionen mit der Abbildung von WEA auf ihren Werbebro- schüren besonders hervorheben möchten, um sich am Markt zu platzieren. Im besten Fall werden Windparks in der Gemeinde als ein die Kulturlandschaft bereicherndes regionaltypi- sches Element wahrgenommen.

Auswirkungen auf das Landschaftsbild Die Errichtung von 12 neuen WEA mit 150 m GH haben stellt eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dar. Die Karte Landschaftsbild-Analyse in Kap. 2.1.2 zeigt die zusammenhängenden Flächen aller Windparks mit dem Bestand an 7 WEA in Norstedt und die geplanten Standorte der 12 WEA im Windpark Obere Arlau. Voraussichtlich 25-30 WEA werden später den Betrachtungsraum in einem zusammenhängenden Windpark massiv prägen. Allerdings ist die Arrondierung von Beständen und Zusammenfassung mehrerer Windparks von der Landesplanung bei der Ausweisung der Windeignungsgebiete ausdrücklich angestrebt worden.

15 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht

Ein weiteres neues Element, das in der unmittelbaren Umgebung bisher nicht vorhanden ist, tritt durch die erforderliche Kennzeichnung als Luftfahrthindernis ab 100 m Gesamthöhe hinzu. Für die Nachtkennzeichnung ist die Verwendung des Feuers mit der Kennung “W, rot” üblich, tagsüber sind alternativ weiß blitzende Feuer oder farbig markierte Flügelspitzen zu verwenden. Für die Reduzierung der Lichtstärke bei guten Sichtweiten ist die Installation eines Sichtweiten- messgerätes im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens vorzusehen. Je nach Abstand wird eine WEA im Blickfeld des Betrachters vollständig, dominant oder subdominant wahrgenommen. Der Bereich, in dem die Anlagen mit 150 m GH dominant wahrgenommen werden, ist etwa auf einen Radius bis zu 1.100 m (gem. Windkrafterlass) um eine WEA begrenzt. Dies umfasst in etwa die Plangebiete und die Bereiche bis zu den Siedlungsrändern. Da die Plangebiete selbst kaum erschlossen sind, keinen Durchgangsverkehr aufweisen und kaum von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden, sind nur wenige Nutzer, wie die Bewohner der nächstgelegen 4 Einzelhöfe direkt betroffen. Dabei ist der Blick durch Knickstrukturen entlang der wenig genutzten Wege auf die geplanten WEA teilweise nicht möglich. Die Geestlandschaft ohne ausgeprägte Eigenart ist insgesamt relativ wenig verletzlich gegenüber den Einflüssen der WEA. Die strukturbildenden Elemente von Knick, Feldgehölze, Kleingewässern und Gräben bleiben auch bei der Errichtung der geplanten 12 WEA im Plangebiet bis auf wenige Verrohrungen und Knickdurchbrüche erhalten. Während von freien Abschnitten der B 200 und L 28 die neuen Plangebiete dominant wahrgenommen werden, ist der Windpark in seiner Gesamtheit von innerorts und den Siedlungsrändern nicht wahrnehmbar. Dies gilt insbesondere für den Blick von Norstedt mit hoher Knickdichte und z. T. mit hohen Baumreihen. Etwas freier liegen die Ortsränder von Viöl und Brook zum Plangebiet. Haselund ragt nur mit einem kleinen Siedlungskeil in diesem Bereich. Aufgrund der relativ großen Abstände der WEA untereinander un der damit verbundenen “Durchsehbarkeit” ergibt sich keine Riegelwirkung für umgebende Orte und anschließende Bereiche. Nach den Erfahrungen, die im Zuge der zahlreichen Verfahren zur Errichtung von WEA gemacht wurden, spielt es für die unmittelbar betroffenen Bürger eine nicht unwesentliche Rolle, ob diese die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung haben und damit einen wirtschaftlichen Nutzen am Windpark erhalten. Dies ist in allen drei umliegenden Gemeinden gegeben und die Akzeptanz für die Planung ist in der Bevölkerung überdurchschnittlich hoch. Unter Berücksichtigung der vorstehend genannten Gesichtspunkte halten die planenden Gemeinden die Auswirkungen auf das Landschaftsbild für vertretbar.

2.3.3 Pflanzen und Tiere Flächeninanspruchnahme für WEA Zur Erschließung der Anlagen ist mit der geplanten Standortkonfiguration voraussichtlich auf Viöler Gebiet mit Knickdurchbrüchen zu rechnen. Durch die Anlage der Fundamente, die Kranstellflächen und die Zufahrtswege entsteht ein Lebensraumverlust für Pflanzen. Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und der relativ geringen Flächeninanspruchnahme für WEA (bezogen auf die Gesamtgröße des Plangebietes) ist dieser Verlust relativ gering. Für die potenziell betroff enen Vogelarten des Offenlandes wie Kiebitz, Rotschenkel, Feldlerche, Wiesenpieper und Schafstelze sind die Auswirkungen aufgrund der punktuellen und relativ

16 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht geringen Flächenbeanspruchungen und der Betroffenheit von Einzelbruten gering. Diese Arten wählen ohnehin ihre Neststandorte in Abhängigkeit von der jeweiligen Landwirt- schaft jährlich neu aus und sind in der intensiv genutzten Agrarlandschaft ohnehin vielfach gezwungen, sich durch kleinräumige Verschiebungen den Veränderungen ihres Lebensraumes anzupassen. Da es sich im Betrachtungsraum zudem um vergleichsweise relativ uniforme und großflächig vorhandene Lebensräume handelt, sind durch Flächeninanspruchnahme nur geringfügige Auswirkungen zu erwarten.

Beeinträchtigungen während Bau und Wartung der WEA • Brutvögel Durch die Bauarbeiten kann es zu Vergrämungen aus dem direkten Bauumfeld kommen, wenn die Arbeiten in der Brutperiode stattfinden. Die Beeinträchtigung tritt allerdings nur kurzzeitig auf und weist eine Reichweite von maximal wenigen 100 m auf, so dass die Betroffenheit auf wenige, überwiegend häufige Arten und eine geringe Gesamtzahl von Brutpaaren beschränkt ist. In Einzelfällen kann es zu Brutaufgaben oder Umsiedlungen kommen. Die Beeinträchtigung von Brutvögeln durch Bau und Wartung werden bei Einhaltung unten genannter Bauzeitenregeln als insgesamt gering eingeschätzt. Es sind ausreichende Ausweichhabitate in der nahen Umgebung vorhanden, populationswirk- same Effekte sind nicht zu erwarten.

• Rastvögel Ebenso können Rastvögel durch Bauarbeiten vergrämt werden. Auch diese beschränken sich auf einen relativ kleinen Radius um die punktuelle Störquelle. Ein Ausweichen auf angrenzende Felder, die gleichwertige Rast- und Nahrungsbedingungen bieten, ist für Rastvögel problemlos möglich. Es ist nur ein geringes Beeinträchtigungsniveau für die zu erwartende geringe Zahl an Rasttrupps mit Bestandszahlen unter dem Schwellenwert (untergeordnete Bedeutung als Rastvogelhabitat) gegeben.

• Zugvögel / Fledermäuse Durch die Bauarbeiten sind für durchfliegende Zugvögel und nachtaktive Fledermäuse keine Beeinträchtigungen durch Scheucheffekte u.ä. zu erwarten.

• Amphibien (Moorfrosch) Im Zuge der Bautätigkeiten kann es bei der Errichtung der Anlagenfundamente und der Zuwegungen zu direkten Tötungen von Individuen kommen, insbesondere während der Wanderungszeiten im Frühjahr. Ein Gefährdungspotenzial beschränkt sich weitgehend auf die genannten Bereiche.

Minimierungsmaßnahmen beim Bau Vögel: Um die im Plangebiet am Boden brütenden Arten Kiebitz, Rotschenkel, Feldlerche, Schafstelze und Wiesenpieper nicht zu stören, dürfen die Baumaßnahmen nicht während der Brutzeit (Anfang März bis Anf ang August) durchgeführt werden. Sollten sich brütende Individuen der betreffenden Arten angesiedelt haben, sind die Bauarbeiten bis Abschluss der Brut zu verschieben.

17 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht

Die Baufeldräumung und ggf. notwendige Rodung von Gehölzen ist vor Beginn der Vegetations- periode und außerhalb der Brutzeit von wertgebenden Arten durchzuführen (Zeitraum Oktober bis März eines Jahres). Vorzeitige Baufeldräumung und der anschließende kontinuierliche Baubetrieb (Anwesenheit von Menschen, Baufahrzeugen etc.) stellen hinreichend sicher, dass während der Bauzeit keine Ansiedlungen in den Bauflächen stattfinden. Sollte dies nicht gewährleistet sein, sind Ansiedlungen von Brutvögeln auf andere Art zu vermeiden (z.B. durch gezielte Vergrämungsmaßnahmen, Entwertung von potenziellen Brutplätzen vor Brutbeginn etc.). Moorfrosch: Zur Vermeidung des Tötungstatbestandes nach § 44 (1) Nr. 1 BNatSchG sind die Bauarbeiten außerhalb der für die Wanderungen relevanten Monate März bis Mai durch- zuführen; anderenfalls muss durch eine biologische Baubegleitung und ggf. durch temporäre Amphibienzäume sicher gestellt werden, dass im Baustellenbereich während der Arbeiten keine Wanderungen des Moorfroschs vonstatten gehen.

Betrieb der WEA Betriebsbedingt kann es zu Scheuchwirkungen und Kollisionen sowie zu Barrierewirkungen kommen.

• Brutvögel Die Mehrzahl bisher vorliegender Untersuchungen kommt zu dem Ergebnis, dass Brutvögel weitestgehend unempfindlich gegenüber von W EA ausgehenden Scheuchwirkungen sind. Auch sind bislang keine Unterschiede für WEA mit 50 - 70 m Gesamthöhe und für 100 - 130 m Gesamthöhe festgestellt worden. Dies gilt insbesondere für Singvögel. Offenlandarten wie Kiebitz und Feldlerche können potenziell als empfindlicher eingestuft werden. Einzelne Untersuchungen stellten einen Meidungsradius von 100 m fest, andere dagegen belegen Bruten unmittelbar unter den WEA. Da bei der Abstand der geplanten WEA voraussichtlich aufgrund ihrer Gesamthöhe ca. 350 m zueinander betragen muss, ist auch bei einem Meidungsradius von 100 m ausreichend Ausweichquartier innerhalb des Plangebietes möglich. Darüber hinaus liegen aufgrund von aktuellen Langzeitstudien für den Kiebitz Hinweise auf Gewöhnungseffekte vor, so dass die bisher angenommenen Scheuchwirkungen von WEA auf Brutvogelarten des Offenlandes mittlerweile als gering eingestuft werden können. Daher werden insgesamt die Auswirkungen durch mögliche Verdrängungseffekte, bzw. Habitatverluste als gering eingeschätzt. Die zu erwartenden Auswirkungen von WEA-Planungen auf Brutvögel sind folgendermaßen zusammen zu fassen: Aufgrund der geringen Empfindlichkeit der im Plangebiet festgestellten Gehölzbrüter gegenüber Kollisionsrisiko und Scheuchwirkung und aufgrund der Tatsache, dass für die Anlagenstandorte und die erforderlichen Zuwegungen keine Gehölzbestände in Anspruch genommen werden, können relevante Beeinträchtigungen von Gehölzbrütern im Vorhinein ausgeschlossen werden. Auch die im Gebiet erfassten bzw. potenziell vorkommenden Offenlandarten wie Kiebitz, Rotschenkel, Braunkehlchen, Feldlerche, Schafstelze und Wiesenpieper zeigen in ent- sprechenden Studien gegenüber Windenergieanlagen eine insgesamt geringe Empfindlichkeit. Es ist somit nicht davon auszugehen, dass es zu relevanten anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen durch Scheuchwirkung und Kollision kommen wird.

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• Nahrungsgäste Andere in der Umgebung festgestellte Groß- und Greifvogelarten sind aufgrund der deutlichen Entfernung, bzw. attraktiverer anderer Nahrungshabitatgebiete von Habitatsverlusten und Beeinträchtigungen nicht relevant betroffen. Der potenziellen Nahrungsgäste Mäusebussard, Turmfalke und Schleiereule nutzen für die Jagd überwiegend den Höhenbereich unterhalb der Rotoren der geplanten WEA.

• Rastvögel Bei Rastvögeln ist nach dem vorliegenden Kenntnisstand von einer größeren Empfindlichkeit gegenüber Scheuchwirkungen auszugehen. Diese hängt jedoch stark von den lokalen Gegebenheiten, der Attraktivität des Rastplatzes und der Truppgröße ab. Bisher wird angenommen, dass die Scheuchwirkung größerer Anlagen für Rastvögel (im Unterschied zu Brutvögeln) mit zunehmender Höhe der Anlagen zunimmt. Dieser Effekt ist jedoch nicht abschließend untersucht. Aktuelle Untersuchungen auf Fehmarn ließen höhenabhängige Scheuchwirkungen nicht erkennen. Teilweise wurden die größeren Anlagen mit geringerer Rotordrehzahl sogar weniger gemieden als kleinere. Maßgeblich ist, dass das Plangebiet nur eine geringe Bedeutung in seiner Funktion als Rastvogelhabitat hat, so dass die Beeinträchtigung von Rastvögel durch Scheuchwirkungen gering ist und ein Kollisionsrisiko sehr gering und nicht populationsrelevant ist.

• Zugvögel Die Scheuchwirkung der WEA ist für Zugvögel irrelevant. Das Kollisionsrisiko ist aus folgenden Gründen sehr gering und nicht populationsrelevant: Das Plangebiet liegt außerhalb von Zugkorridoren mit erhöhter Zugintensität. Zudem ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dem Großteil das Gebiet überfliegenden Vögeln um kleinere Singvogelarten handelt, die gegenüber Kollisionen mit Windenergieanlagen eine geringe Empfindlichkeit zeigen.

• Beeinträchtigung von Fledermäusen Da die im Plangebiet beheimateten, häufiger vorkommenden zwei Arten, die Breitflügelfleder- maus und Zwergfledermaus überwiegend strukturgebunden in Flughöhen von 3 -10 m jagen, kommt es erst bei Planung von WEA mit geringerem Rotorabstand als der doppelten Flughöhe zu relevanten Beeinträchtigungen. Die Rotoren der geplanten WEA drehen sich im Höhen- bereich von 50 bis 150 m. Dieser Höhenbereich liegt im Regelfall deutlich oberhalb des Jagdraumes von Fledermäusen, deren Flughöhen sich vor allem nach der Höhe der genutzten Gehölz- oder Saumstruktuen richten. Zu den häufigsten Schlagopfern und den als kollisions- gefährdet eingestuften Arten gehören in Schleswig-Holstein die drei Arten Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus. Erhöhte Schlagopferzahlen sind allgemein während des Herbstzuges festzustellen, was auf die erhöhte Zugaktiviträt und eine höhere Zahl unerfahrener Jungtiere zurückgeführt wird. Aufgrund der Lage und Landschaftsstruktur des Plangebietes ist von erhöhter Flugaktivität während der Zugperiode der Fledermäuse nicht auszugehen. Daher ist auch hier kein relevantes Konfliktpotenzial durch ein erhöhtes Kollisionsrisiko zu erwarten.

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Fazit Durch mögliche visuelle Störungen (Scheuchwirkung) entsteht keine bedeutsame Störung der Brutvögel. Vogelschlag durch direkte Kollisionen, wie auch durch Luftturbulenzen, in deren Folge die Tiere verunglücken könnten, ist für die Brutvögel im Plangebiet nicht relevant. Bezüglich der Groß- und Greifvögel, der Rastvögel und Zugvögel sind die Auswirkungen gering. Bei den Fledermausarten ist durch die Windparkplanungen der Erhaltungszustand der lokalen Populationen und der migrierenden Populationen nicht betroffen, insbesondere nicht, wenn die Standortplanung der WEA die vom LLUR (LANU 2008) vorgegebenen Abstände zu Gehölz- und Heckenstrukturen eingehalten werden, um Lebensraumverluste und -entwertungen zu vermeiden. Auswirkungen auf die Artenvielfalt sind nicht erkennbar, da insgesamt geringe Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere erwartet werden und bei den Pflanzen fast ausschließlich weit verbreitere Arten betroffen sind.

2.3.4 Artenschutzrechtliche Bewertung Gemäß § 44 BNatSchG ergeben sich Fang- und Schädigungsverbote sowie Störungsverbote für unter dem besonderen Artenschutz stehende Arten. Zu diesen zählen die im Plangebiet die oben aufgezählten prüfrelevanten Groß- und Greifvogelarten, Bodenbrüter, eine Amphibienart (Moorfrosch) sowie alle Fledermausarten. Die artenschutzrechtliche Prüfung zum beantragten W indpark-Vorhaben Haselund -Viöl kommt zu folgenden Ergebnissen: Bei Fledermäusen wird es zu keinen betriebsbedingten Tötungen von ziehenden Tieren oder von Fledermäusen der Lokalpopulationen kommen bzw. wird die Kollisionsrate in einer Größenordnung liegen, die einer Grundgefährdung entspricht und daher nicht über das allgemeine Lebensrisiko hinausgehen wird. Für die prüfrelevanten Brutvogel- und Amphibienarten werden unter Berücksichtigung von Bauzeitenregelungen und ggf. Baufeldinspektionen (biologische Baubegleitung) keine Zugriffsverbote des § 44 (1) Nr. 1-3 BNatSchG berührt werden. Eine Ausnahme nach § 45 (7) BNatSchG ist demnach für keine der näher geprüften Arten bzw. Artengruppen erforderlich.

2.3.5 Boden und Wasser Beim Bau der Fundamente und Wege wird Boden versiegelt, hierdurch kann auch die Grundwasserneubildungsrate verringert werden. Die Flächenbefestigungen werden in wassergebundener Bauweise ausgeführt. Hierdurch ist das Maß der Versiegelung auf das unbedingt erforderliche Maß reduziert. Die Fundamente werden mit Oberboden angedeckt und begrünt. Im Bereich der Fundamente anfallendes Niederschlagswasser kann seitlich versickern. Im Baustellenbereich kann es zu Bodenverdichtungen kommen. Lagerflächen auf umliegenden Flächen sollten daher auf das unbedingt erforderliche Maß reduziert werden. Eventuell überschüssiger Bodenaushub sollte ortsnah verwendet werden, um unnötig lange Trans- portwege zu vermeiden. Zur Erschließung der Anlagen müssen mit der geplanten Standortkonfiguration voraussichtlich keine Gräben gequert werden. Im Fall der Verrohrung bisher offener Wasserflächen kommt es zu einem Verlust der (sofern überhaupt vorhanden) typischen Grabenvegetation. Die Erschließung sollte nach Möglichkeit so geführt werden, dass bestehende Verrohrungen genutzt

20 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht werden und in Längsrichtung der Felder erfolgen. Hierdurch wird die Anzahl der erforderlichen Grabenquerungen reduziert. Beim Betrieb der WEA werden wassergefährdende Stoffe (Öle und Fette) eingesetzt. Ausgereifte technische Sicherheitskonzepte der modernen WEA und der sachgerechte Umgang mit wassergefährdenden Stoffen schützen vor Leckagen oder Gefährdungen der Umwelt.

2.3.6 Klima und Luft Die Nutzung regenerativer Energien kann positive Auswirkungen auf die Schutzgüter Klima und

Luft haben, wenn dafür CO2-emittierende Kraftwerke abgeschaltet werden. Ist dies nicht der Fall, verhält sie sich zumindest klimaneutral.

2.3.7 Schutzgebiete Aufgrund ausreichender Abstände zwischen den nächstgelegen FFH-Gebieten und dem geplanten Windpark sind keine Beeinträchtigung der für diese Gebiete definierten Erhaltungs- ziele zu erwarten, die zur Unzulässigkeit des Vorhabens nach § 34 BNatSchG führen würde. Eine Verträglichkeitsprüfung ist nicht erforderlich.

2.3.8 Kultur- und Sachgüter Die in der Denkmalliste SH eingetragenen Denkmale St. Christoferus-Kirche, Kirchhof, Grabmale und Feldsteinwälle in Viöl (Ortsmitte) werden vor allem lokal von der Ortslage wahrgenommen. Zwar hat der Kirchturm eine Wirkung in die Landschaft, ist aber durch die durch die gedrungene massive Bauweise ohne weite Fernwirkung. Eine Vorbelastung durch den näher liegenden Windpark Behrendorf ist gegeben. Die Standorte der geplanten WEA sind unter Berücksichtigung der Planung in Norstedt- Süderweiterung festzulegen. Bei einer Unterschreitung des Abstandes von 5 x Rotordurch- messer ist über ein Turbulenzgutachten nachzuweisen, dass es zu keinen, die Standsicherheit gefährdenden Turbulenzen (wie sie im Nachlauf von WEA entstehen) kommt. Diese Rücksichtnahme betrifft aufgrund der räumlichen Nähe ausschließlich die benachbarte Planung Norstedt-Süderweiterung. Auswirkungen auf hoheitlich betriebende Richtfunktrassen sind durch eine geeignete Aufstellungskonfiguration zu unbedingt vermeiden. Die abschließende Prüfung hat nach Festlegung der Standorte im nachfolgenden Genehmigungsverfahren zu erfolgen.

2.3.9 Wechselwirkungen Auf Grund der insgesamt geringen Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter sind keine negativen Auswirkungen des Vorhabens durch Wechselwirkungen erkennbar.

2.4 Ausgleichsmaßnahmen Der Umfang von Kompensationsmaßnahmen für die Errichtung von Windenergieanlagen ist in Schleswig-Holstein durch den Gemeinsamen Runderlass des Innenministeriums, des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft und des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr “Grundsätze zur Planung von W indkraftanlagen” (2011) verbindlich geregelt. Für Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes durch den Bau der WEA wird der Flächenbedarf pauschaliert. Er orientiert sich an den Abmessungen der WEA. Der genaue Ausgleichsumfang

21 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht wird nach Festlegung des WEA-Typs und der Anlagenabmessungen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ermittelt. Die überschlägige Berechnungen für insgesamt 12 WEA mit 150 m Gesamthöhe ergab einen Ausgleichsflächenbedarf von 18,8 ha. Darüber hinaus ist für den Bau der Erschließung sowie die durch eventuelle Grabenver- rohrungen und Knickdurchbrüche entstehenden Eingriffe ein gesonderter Ausgleich zur Verfügung zu stellen. Da Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes im näheren Wirkraum nicht vollständig ausgleichbar sind, ist eine Ausgleichszahlung zu leisten.

2.5 Planungsalternativen und Nullvariante Die Errichtung von Windenergieanlagen ist (mit wenigen Ausnahmen) nur innerhalb ausgewiesener Windeignungsgebiete zulässig. Im Rahmen der Teilfortschreibung des Regionalplans V (2. Entwurf) ist die Ausweisung weiterer Windeignungsgebiete im Gemeinde- gebiet Haselund und Viöl nicht erkennbar. Zielsetzung der Planung ist es, einen Beitrag zur Energiewende leisten. Dies ist nur innerhalb der jetzt überplanten Flächen möglich. Alternativ wäre eine Reduzierung des Flächen grundsätzlich denkbar, dies würde aber eine Verringerung der Effizienz des geplanten Gesamt-Windparks nach sich ziehen, ohne dass Auswirkungen auf Naturhaushalt und Landschaft wesentlich minimiert werden können. Daher wurde der gewählten Planvariante (Überplanung des Gesamtgebietes) der Vorzug gegeben. Würden die Gemeinden das Vorhaben nicht durchführen (Nullvariante), würden sie weder nachhaltig noch zukunftssichernd handeln. Gegenüber den auf allen Ebenen formulierten Zielen zum Klimaschutz könnte dies als unverantwortliches Handeln interpretiert werden. Die bestehenden Vorbelastungen durch vorhandene W indparks in Norstedt und Viöl-Boxlund wären weiterhin gegeben bzw. werden durch Erweiterungen in Norstedt nach Süden und Norden gesteigert.

3 Zusätzliche Angaben 3.1 Methodik der Umweltprüfung, Probleme, Kenntnislücken Auf Grundlage der bestehenden Nutzung einerseits und den Planungsinhalten andererseits wurde versucht, das geplante Vorhaben auf seine Auswirkungen auf die Umwelt hin zu bewerten. An Hand von mehreren Ortsbegehungen wurde der aktuelle Zustand der zu überplanenden Flächen erkundet. Zur Avifauna und zum Fledermausvorkommen erfolgten detaillierte faunistische Untersuchungen auf Grund derer eine artenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt wurde. Für die Bewertung der Auswirkungen auf das Landschaftsbild wurden die Blickbeziehungen zum geplanten Windpark erkundet und fotographisch festgehalten (2011 und 2012). Im Rahmen der Aufstellung der Bauleitpläne wurde eine Beteiligung der Behörden nach § 4 (1) BauGB (Scoping) durchgeführt. Neben übergeordneten und kommunalen Planungen wurden vorliegende Untersuchungen zu Rate gezogen. Schwierigkeiten oder Probleme traten dabei nicht auf. Für die F-Plan-Änderung relevante Kenntnislücken sind derzeit nicht erkennbar.

3.2 Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswirkungen Im Rahmen der Genehmigung sind Auflagen zum Betrieb der Anlagen zu machen, die sicherstellen, dass es zu keiner Überschreitung der vorgegebenen Grenzwerte für Schall und

22 Gemeinde Viöl: 1. F-Planänderung Umweltbericht periodischen Schattenwurf kommt. Betriebsmodi und Abschaltungen sind zu dokumentieren und der Immissionsschutzbehörde auf Verlangen vorzulegen. Die Verwendung wasserdurchlässiger Befestigungen für den Bau der Wege wird mit der Genehmigung verbindlich geregelt. Eine exakte Berechnung des Ausgleichsbedarfs ist im Rahmen des Genehmigungsantrages vorzulegen. Die Bereitstellung der Ausgleichsflächen ist im Grundbuch zu sichern, die Ausgleichszahlung ist als Auflage in der Genehmigung zu nennen.

3.3 Zusammenfassung des Umweltberichts Die Gemeinden Haselund und Viöl planen zusammen auf insgesamt ca. 160 ha Fläche einen gemeindeübergreifenden Windpark. Dafür sind F-Planänderungen erforderlich. Voraussichtlich werden bis zu 9 WEA auf Viöler Gebiet und bis zu 3 WEA auf Haselunder Gebiet mit einer Gesamthöhe von 150 m errichtet. Unter Berücksichtigung der bestehenden Nutzung und der Planungsinhalte wurde versucht, die Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt zu bewerten. Hierbei wurde durch ein Fachgutachten insbesondere die Fledermaus- und Avifauna untersucht sowie eine arten- schutzrechtliche Bewertung durchgeführt. Die faunistischen Untersuchungsbefunde wurden zur Vogelwelt (Groß- und Greifvögel) im April 2010 sowie zu den Fledermäusen zwischen Mitte Juli und Anfang Oktober 2010 erhoben und zeigen wenig Konfliktpotential mit der Planung. Nennenswerter Fledermauszug konnte nicht nachgewiesen werden bzw. ist im Bereich des Plangebietes nicht zu erwarten. Unter den Großvögeln brütet keine empfindliche Art unterhalb der Abstandsempfehlungen zu Wind- energieplanungen des LLUR (LANU 2008). Das Gebiet ist als Nahungshabitat für diese Arten nicht von erhöhter Bedeutung. Von den streng geschützten Arten treten vermutlich Mäusebus- sard, Turmfalke und Schleiereule mehr oder weniger regelmäßig im Gebiet als Nahrungsgäste auf, eine besondere Gefährdung bzw. Beeinträchtigung ist für diese Arten nicht erkennbar. Die artenschutzrechtliche Prüfung zu den geplanten beiden Windparks kommt zum Ergebnis, dass unter Berücksichtigung von Bauzeitenregelungen und ggf. Baufeldinspektionen (biologische Baubegleitung) keine Zugriffsverbote des § 44 (1) Nr. 1-3 BNatSchG berührt werden. Eine Ausnahme nach § 45 (7) BNatSchG ist demnach für keine der näher geprüften Arten bzw. Artengruppen erforderlich. Beeinträchtigungen benachbarter FFH-Gebiete sind aufgrund ausreichend Abstände nicht zu erwarten. Immissionsschutzrelevante Auflagen und Bestimmungen werden im Rahmen der Genehmigung zum Bau und Betrieb der WEA benannt und durch die Immissionsschutzbehörde überwacht. Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild halten die Gemeinden für vertretbar. Alternativen zur vorgelegten Planung sind nicht erkennbar.

Viöl, den ______- Der stellvertretende Bürgermeister -

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