Gedenkstätten in Ein Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933-1945 Titelbild:

Hintergrund: Hamburg nach den Bombenangriffen des Sommers 1943: Fuhlentwiete, Stadthausbrücke, Wexstraße, Conventgarten, Kornträgergang (Foto: Landesmedienzentrum)

Gedenkstätten: Plastik am Internationalen Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Gegendenkmal zum sogenannten 76er-Denkmal, Heinrich-Heine-Denkmal, Mahnmal am „Platz der Deportierten“, Wandbild „Jüdische Kultur am Grindel“ (alle Fotos: KZ-Gedenkstätte Neuengamme) Gedenkstätten in Hamburg Ein Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933-1945

Herausgegeben im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

Redaktion: Detlef Garbe und Jens Michelsen Textgrundlage: Ursula Richenberger Fotos: Nina Ritter

Hamburg, März 2003 Zu diesem Buch

Wie in anderen Städten auch gibt es in Hamburg verschiedene Programme und unterschiedliche Wege der Annäherung, um Orte zu markieren, die an die Jahre 1933 bis 1945 erinnern. Die häu- figste Art der Kenntlichmachung sind Informationstafeln, von denen es in Hamburg eine große Anzahl gibt. Stellvertretend für die anderen sei hier auf das Tafelprogramm der Kulturbehörde „Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933-1945“ verwiesen. Eine weitere Form von Erinnerungszeichen stellen die in den Bürgersteig eingelassenen „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig dar, durch die in Stadtteilen Hamburgs mit Unterstützung von „Patinnen und Paten“ vor den früheren Wohnhäusern auf das Schicksal einzelner Deportierter und Ermordeter hingewiesen wird. Zur Gedenkstätte im eigentlichen Sinn wird ein Ort aber erst, wenn auf ein historisches Ereignis in künstlerischer Form mit einem Mahn- oder Denkmal hingewiesen wird oder wenn es durch eine Ausstellung erläutert wird. Diese Kriterien erfüllen alle in dieser Publikation aufgenommenen Gedenkorte. Ausführlicher dargestellt werden Denkmalsanlagen, die über eine Ausstellung ver- fügen. Dieser Wegweiser erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Ähnliches gilt auch für die Literaturangaben. Sie verstehen sich nur als erste Anregung zur weiteren Lektüre und einer eige- nen vertiefenden Beschäftigung mit einem Ort oder historischen Geschehen. Über die Zusammenhänge von Ästhetik und Gedenken gibt es nur vergleichsweise wenig Literatur. In jenen Fällen, für die keine Veröffentlichungen über die Gestaltung der hier vorgestellten Gedenkstätten bekannt sind, beschränken sich die Hinweise auf die geschichtswissenschaftliche Fachliteratur. In der Regel wird dann nur ein einschlägiges Standardwerk genannt., Erinnerung ist ein offener, niemals abgeschlossener Prozess. Unser Blick auf die Vergangenheit ist abhängig von unserer gegenwärtigen Situation; er verändert sich im Lauf der Zeit, ist erweiter- ungsbedürftig. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird der vorliegende Wegweiser gleichzeitig auch ins Internet gestellt. Er ist unter der folgenden Adresse abrufbar: www.gedenkstaetten.hamburg.de. Ihre Korrekturen, Ergänzungen und Kritik richten sie bitte an die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 39, 21035 Hamburg, Email: [email protected].

Detlef Garbe/Jens Michelsen: Gedenkstätten in Hamburg. Ein Wegweiser zu Stätten der Erin- nerung an die Jahre 1933-1945. Herausgegeben im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Unter Mitarbeit von Ursula Richenberger und Nina Ritter. Hamburg 2003.

Copyright 2003 KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg

Herstellung: Druckerei Zollenspieker Kollektiv GmbH, 21037 Hamburg, www.zollenspieker.de

ISBN: 3-929728-71-0 Inhalt

Geleitwort des Ersten Bürgermeisters 4 Geleitwort der Bürgerschaftspräsidentin 5 Bezirk Altona 6 „Black Form – Dedicated to the Missing Jews“/Deserteursdenkmal /Gedenk- stein für die Vertreibung von polnischen Juden/Gedenkstein für die Opfer des Außen- lagers /Gedenktafel und Wandbild für den ehem. jüdischen Friedhof / Gegendenkmal zum „31er-Denkmal“/Wandbild „Für die Frauen vom Dessauer Ufer“ Bezirk 14 Friedhof Bergedorf: Gedenkstein für Euthanasieopfer, Mahnmal für sowjetische Kriegsge- fangene/KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Internationales Mahnmal, Haus des Geden- kens, Gedenksteine für homosexuelle Opfer und andere Opfergruppen, Rundweg, Aus- stellungen Bezirk Eimsbüttel 22 Gedenkplatte für die jüdischen Lehrerinnen Martha Behrend und Gretchen Wohlwill/ Helmuth-Hübener-Ausstellung/Mahnmal am „Platz der Deportierten“/Mahnmal für die Kinder vom Bullenhuser Damm/Mahnmal „Tisch mit 12 Stühlen“/Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung/Skulptur am ehemaligen Tempel Oberstraße/ Stele mit Gedenktafel für die Neue Dammtor-Synagoge/Synagoge am Bornplatz: „Synagogenmonument“/Wandbild „Jüdische Kultur am Grindel“ Bezirk Hamburg-Mitte 34 Dr. Alberto Jonas-Haus, Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule/ Gedenkbuch für die jüdischen Opfer/Gedenkplatte für den „Feuersturm“/Gedenkstätte Bullenhuser Damm/Gedenkstein am AK St. Georg/Gedenktafel am Speichergebäude G am Dessauer Ufer/Gedenktafel für deportierte Sinti und Roma/Gegendenkmal zum soge- nannten 76er-Denkmal/Heinrich-Heine-Denkmal/Mahnmal „Hier + Jetzt – den Opfern na- tionalsozialistischer Justiz“/Mahnmal zur Erinnerung an das Außenlager Deutsche Werft/ Mahnmal Nikolaikirche/Relief von Ernst Barlach am Kriegerdenkmal 1914-18/Röhren- bunker und Bunkermuseum Hamm/St. Petri-Kirche: Skulptur „Dietrich Bonhoeffer“ Bezirk Hamburg-Nord 52 Friedhof Ohlsdorf Gräberfeld ausländischer Opfer, Mahnmal für die Opfer nationalsozia- listischer Verfolgung, Ehrenhain für die Hamburger Widerstandskämpfer, Mahnmal „Fahrt über den Styx“, Mahnmal für die ermordeten Hamburger Juden/Gedenkstätte Ernst Thälmann/Gedenkstätte KZ und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933-1945/Gedenkstein für die Euthanasie-Opfer in den Alsterdorfer Anstalten/Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers Langenhorn/Gegendenkmal „Schützengraben – Soldatengrab“/Mahnmal für die Bombenopfer/Mahnmal „Verhörzelle“/Röhrenbunker Tarpenbekstraße/Skulptur „Wasserspeier“/Zwangsarbeiterbaracke beim Flughafen Fuhlsbüttel Bezirk 70 Gedenktafel zur Erinnerung an die „Vernichtung durch Arbeit“ im Außenlager Neugra- ben/Gegendenkmal „Trauerndes Kind“ zum Kriegerdenkmal vor der St. Johannis Kirche/ Mahnmal für die ehemalige Harburger Synagoge/Harburger Mahnmal gegen Faschismus Bezirk 76 Alter Jüdischer Friedhof Wandsbek/Askari-Relief bei der Lettow-Vorbeck-Kaserne/Denk- mal für die Opfer des Außenlagers an der Bergstedter Kirche/Friedhof Öjendorf: Italienischer Kriegsgefangenenfriedhof/Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel/Ge- denkstein zur Erinnerung an das KZ Wittmoor/Mahnmal für die Weiße Rose Tafelprogramm der Kulturbehörde 85 Herausgeber: KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Landeszentrale für politische Bildung 86 Register: Opfergruppen und Themen/Künstlerinnen und Künstler 88 Nachweise und Dank 89 Geleitwort des Ersten Bürgermeisters

Das Jahr 2003 gibt in vielfältiger Hinsicht Anlass, sich zu erinnern. Die Freie und Hansestadt Hamburg, in der gleichermaßen Traditions- wie Geschichtsbewusstsein schon immer eine große Rolle spielten, stellt in diesem Jahr die Daten 1933 – 1943 – 1953 in den Mittelpunkt des Erinnerns und Gedenkens. Es sind historische Daten, die uns herausfor- dern, eine Beziehung zu unserer Geschichte zu finden. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Am Abend nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933, in der die Hitlerregierung – aller- dings in einem Klima allgemeiner Einschüchterung – die Mehrheit der Mandate im Deutschen Reichstag gewann, wehte über dem von den Nationalsozialisten besetzten Hamburger Rathaus die Hakenkreuzfahne. Damit begann auch in unserer Stadt die Verfolgung der politischen Gegner, die Entrechtung, Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger und anderer Minderheiten. Im Sommer 1943 fielen allein in Hamburg im Zuge der „Operation Gomorrha“ ca. 40.000 Menschen den alliierten Luftangriffen zum Opfer. Diese Ereignisse haben sich ins kollektive Gedächtnis der Hamburgerinnen und Hamburger eingebrannt. Doch wer mit der Erinnerung an diese Schrecken die Alliierten zu den alleinigen Verursachern machen will, der befindet sich nicht im Einklang mit dem Deutschen Bundestag, der im Mai 1997 feststellte: „Der 2. Weltkrieg war ein Angriffs- und Vernichtungskrieg, ein vom nationalsozialistischen Deutschland verschuldetes Verbrechen.“ Hamburg setzt in diesem Jahr die Erinnerungsdaten 1933 und 1943 miteinander in Bezug, auch mit der Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR im Juni 1953. Denn 1933 war das vorange- hende Entscheidungsjahr, das Jahr, an dem die Freiheit unterging. Das war die eigentliche Katastrophe, die die anderen nach sich zog, den Luftkrieg ebenso wie die deutsche Teilung. „Hamburg erinnert sich“ – unter diesem Motto findet in diesem Jahr eine Fülle von Veranstaltungen statt. In Vorträgen, Lesungen, Konzerten, Filmvorführungen, Seminaren und Workshops setzen sich die Bürgerinnen und Bürger mit der Geschichte ihrer Stadt im 20. Jahrhundert auseinander. Nicht als Selbstzweck, sondern um eine Position für Gegenwart und Zukunft zu entwickeln. In den Gedenkstätten, die es in unserer Stadt in erfreulich großer Zahl gibt, hat die Erinnerung ihren Ort. Sie fordern über den Tag und den aktuellen Anlass hinaus die Menschen auf, inne zu halten, zu gedenken und nachzudenken. Ich danke der Hamburgischen Bürgerschaft, dass sie gemeinsam mit dem Senat die Initiative zur Veröffentlichung dieses Gedenkstättenwegweisers ergriffen hat. Mit ihm bekommen die Hamburgerinnen und Hamburger einen Begleiter in die Hand gelegt, der ihnen eine zwar schmerzvolle, aber zugleich verantwortliche und verantwortungsvolle Erkundung dieser Stadt ermöglicht.

Ole von Beust

4 Geleitwort Geleitwort der Bürgerschaftspräsidentin

In diesem Wegweiser werden über sechzig Gedenkstätten vorgestellt, die in Hamburg an Ereignisse der Jahre 1933 bis 1945 erinnern. Das ist bedrückend und beeindruckend zugleich. Bedrückend, weil die Gedenkstätten an grausame Ereignisse erinnern. Beeindruckend, weil sie zeigen, dass es in Hamburg eine gut entwickelte Erinnerungskultur gibt. In vielen Fällen ging die Initiative zur Errichtung von Denkmalen und Gedenkstätten von Bürgerinnen und Bürgern, von Vereinen, Geschichtswerkstätten und Verbänden aus. Oft waren gerade sie es, die die Hamburger Öffentlichkeit auf vergessene Spuren aufmerksam gemacht haben, nachdem sie selbst – meist in mühsamer, detailge- nauer Kleinarbeit – vor Ort und in Archiven nach Spuren gesucht haben. Häufig haben wir die Dokumentation der Erinnerungsorte diesem privaten Engagement zu verdanken. Mit der Veröffentlichung des vorliegenden Gedenkstättenwegweisers weiß sich die Hamburgische Bürgerschaft im Einklang mit dem Senat und den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt. Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, nach zwei Weltkriegen und dem Holocaust kann Erinnerung nicht nostalgisch verklärend sein, sondern bedarf der kritischen und selbstkriti- schen Reflexion. In besonderem Maße gilt dies für die Gedenkstätten, die an die Opfer von Ausgrenzung, Gewalt und Terror im Nationalsozialismus erinnern. Lange Jahre ist verdrängt worden, dass sich innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen zwei berüchtigte Konzentrationslager befanden, zu deren Errichtung die Initiative von der damaligen Hansestadt ausging: Das KZ Fuhlsbüttel – zeitgenös- sisch „Kola-Fu“ genannt – steht für die Etablierung des nationalsozialistischen Terrors in Norddeutschland, das KZ Neuengamme für die Verbreitung dieses Terrors über weite Teile Europas. Unter den schätzungsweise 55.000 Opfern des KZ Neuengamme und seiner Außenlager befanden sich Menschen aus mehr als zwanzig Staaten. Heute erinnern an beiden Orten Gedenkstätten an die Verbrechen, die in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft dort verübt worden sind. Viele der in diesem Buch vorgestellten Gedenkorte stehen in einem Bezug zu diesen beiden Orten. So wurden Fuhlsbüttel-Häftlinge tagsüber in der Gestapozentrale an der Stadthausbrücke verhört und brutal misshandelt. Neuengamme-Häftlinge mussten in Außenkommandos im Hafen und in der Stadt Zwangsarbeit leisten, oft beim Bombenräumen und in der Trümmerbeseitigung. Andere Gedenkorte erinnern an das Schicksal jüdischer Menschen in dieser Stadt, an die Verfolgung wei- terer Opfergruppen, an den Widerstand und an die Folgen der Bombenangriffe, durch die große Teile der Stadt in Schutt und Asche versanken. Die Geschichten, die diese Gedenkorte erzählen, sind vielschichtig und vielfältig. Wie die eigene biografische Erinnerung verschiedene Facetten beinhaltet, so spiegeln sich auch in den Gedenkstätten mehrere Dimensionen des Erinnerns. Die Gestaltungsformen bieten ein Spektrum unterschiedlicher Stile und inhaltlicher Ansätze. Bei jenen Stätten, an denen ständige Ausstellungen die jeweilige Geschichte dokumentieren, wird der Gedenkort um eine historisch- politische Informationsvermittlung ergänzt. So wird die Gedenkstätte auch zum Lernort. Allen in diesem Buch vorgestellten Hamburger Gedenkstätten ist gemeinsam, dass sie sich nicht als stum- me Zeugen verstehen, in denen die Erinnerung zu Stein erstarrt, sondern dass sie die Betrachter auffordern, einen Standpunkt zur erzählten Geschichte einzunehmen.

Dr. Dorothee Stapelfeldt

Geleitwort 5 Bezirk Altona

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Ausschnitt Blankenese 2 „Black Form – Dedicated to the 1 Missing Jews“ Platz der Republik, vor dem Rathaus Altona (Altona)

Der 1987 von Sol LeWitt (geb. Literatur: 1928) ursprünglich für eine Aus- Gerhard Kaufmann für das Altonaer stellung in Münster konzipierte Museum (Hg.): Schatten – Jüdische schwarze Quader steht seit Novem- Kultur in Altona und Hamburg. ber 1989 vor dem Altonaer Rat- Hamburg 1998. haus. Im Auftrag des Bezirks Altona Christina Bechtler, Charlotte erinnert die Skulptur „Black Form“ Koerberg (Hg.): Sol LeWitt, des amerikanischen Künstlers, eines 100 Cubes. Stuttgart 1995. Vertreters der Minimal-Art, an die The Museum of Modern Art: Vertreibung und Ermordung der Sol LeWitt-Structures 1962-1993. Juden aus Altona während des Oxford 1993. Nationalsozialismus. Die Skulptur selbst trägt keine Inschrift. Da sich Kontakt: bald herausstellte, dass der Quader Stadtteilarchiv Ottensen e.V., erklärungsbedürftig ist, erläutern Zeißstraße 28, 22765 Hamburg, seit 1992 auf Initiative des Stadt- Tel. 30 36 66. teilarchivs Ottensen zwei Tafeln die Funktion des „Mahnmals für die zer- störte jüdische Gemeinde Altonas“.

Bezirk Altona 7 Deserteursdenkmal 2

Kirchengemeinde Blankenese, Mühlenberger Weg 64a (Blankenese)

Seit Mitte der 1980er Jahre entwi- Denkmal ist Ausdruck des Bestre- ckelten Hamburger Friedensgrup- bens der zweiten Nachkriegs-gene- pen Vorschläge für die Errichtung ration, niemals in Verbrechen wie eines Denkmals, das an die Deser- dem nationalsozialistischen An- teure des Zweiten Weltkriegs erin- griffs- und Vernichtungskrieg ver- nert. wickelt zu werden. Auf Privatinitiative der jungen Künstlerin Andrea Peschel wurde zu Literatur: Beginn der 1990er Jahre in Blanke- Wolfram Wette (Hg.): Deserteure nese eine Plastik errichtet, die einen der Wehrmacht. Feiglinge – Opfer – Soldaten zeigt, der auf seinen Knien Hoffnungsträger? Dokumentation einen Gewehrkolben zerbricht. An- eines Meinungswandels. lass war für sie der Ausbruch des Essen 1995. Golfkrieges 1991. Das Denkmal steht direkt neben einem Gedenk- Kontakt: stein für die Gefallenen des Krieges Ev.-luth. Kirchengemeinde 1870/71. Aufgrund wiederholter Blankenese, Schändungen sah sich die Künst- Mühlenberger Weg 64a, lerin gezwungen, die Plastik in Acryl 22587 Hamburg, Tel. 86 62 50-0. nochmals zu gießen und mit einer Siewert Brandt, Tel. 86 64 23 95. besseren Verankerung neu zu errich- ten. Regelmäßig frische Blumen vor dem Denkmal zeugen jedoch von einer Wertschätzung dieses Denk- mals. Das Blankeneser Anti-Kriegs-

8 Bezirk Altona Gedenkstein für die Vertreibung 3 von polnischen Juden Am Bahnhof Altona, vom Ausgang Museumstraße ca. 50 Meter entfernt Richtung Platz der Republik (Altona)

Auf Veranlassung der Bezirksver- Die meisten polnischen Juden Alto- sammlung erinnert seit 1987 ein nas mussten wochenlang unter Gedenkstein an die Vertreibung von unsäglichen Bedingungen im über 800 polnischen Juden aus deutsch-polnischen Grenzgebiet Altona. Sie wurden am 28.10.1938 von Zbaszyn ausharren. Nur weni- aus ihren Wohnungen herausgeholt gen gelang es, vor dem Einmarsch und mit der Bahn vom Altonaer der deutschen Truppen in Polen im Bahnhof nach Polen deportiert. September 1939 noch ein rettendes Nach dem „Anschluss Österreichs“ Asyl zu finden. Wohl die Mehrzahl an das Deutsche Reich im März der nach Polen Ausgewiesenen kam 1938 hatte das polnische Parla- später in den Vernichtungslagern ment beschlossen, allen polnischen um. Staatsangehörigen, die länger als fünf Jahre im Ausland gelebt hat- Literatur: ten, zum 30.10.1938 ihre Staatsan- Jerzy Tomaszewski: Auftakt zur gehörigkeit abzuerkennen. Dadurch Vernichtung. Die Vertreibung wurden 50.000 in Deutschland polnischer Juden aus Deutschland lebende Polen staatenlos. Das im Jahre 1938. Aus dem Polnischen Auswärtige Amt des Deutschen von Victoria Pollmann. Reiches nahm dies zum Anlass, die Osnabrück 2002. Polizei mit der Abschiebung aller Juden polnischer Herkunft aus dem Kontakt: gesamten Reich zu beauftragen. Bezirksamt Altona, Insgesamt wurden im Rahmen der Gartenbau- und Friedhofsabteilung, so genannten „Polenaktion“ am 28. Hochrad 75, und 29.10.1938 etwa 17.000 Juden 22605 Hamburg, polnischer Staatsangehörigkeit über Tel. 4 28 11 – 23 96. Nacht aus dem Deutschen Reich ausgewiesen.

Bezirk Altona 9 Gedenkstein und Bronzetafel für die Opfer des Außenlagers Eidelstedt 4 Emmaus-Kirchengemeinde Hamburg-, Kleiberweg 115 (Lurup)

Im Februar 1978 gründete sich in wohnheime, sogenannte Platten- der Emmaus-Kirchengemeinde Ham- häuser, errichten. burg-Lurup ein „Arbeitskreis gegen Am Gelände des ehemaligen Lagers Neofaschismus“, der sich zum Ziel am Friedrichshulder Weg befindet setzte, „über die Ziele, Verbrechen sich ebenfalls ein Gedenkstein, der

und Verblendung der nationalsozia- 1985 auf Initiative der Geschwister- listischen Bewegung aufzuklären“. Scholl-Schule zusammen mit einer Dazu wurde 1979 ein Gedenkstein Gedenktafel aus dem Programm der für die Opfer des Nationalsozialis- Kulturbehörde (siehe Anhang) auf- mus aufgestellt, der später um eine gestellt wurde. Bronzetafel zur Erinnerung an das Außenlager Eidelstedt des KZ Neu- Literatur: engamme ergänzt wurde. Hans Ellger: Ein Barackenlager am Das Außenlager Eidelstedt wurde im Friedrichshulder Weg – ein Oktober 1944 in einem schon beste- Frauenaußenlager des henden Barackenlager am Fried- Konzentrationslagers richshulder Weg eingerichtet. In ihm Neuengamme, in: Anke Schulz: waren 500 Frauen inhaftiert – über- Fischkistendorf Lurup. Hamburg wiegend ungarische und tschechi- 2002, S. 104-115. sche Jüdinnen –, die zu Aufräu- mungs- und Bauarbeiten sowie in Kontakt: der Munitionsproduktion eingesetzt Emmaus-Kirchengemeinde, wurden. Sie mussten auch in unmit- Kleiberweg 115, 22457 Hamburg, telbarer Nähe des Lagers Behelfs- Tel. 84 05 09 70. 10 Bezirk Altona Gedenktafel und Wandbild für den ehe- 5 maligen jüdischen Friedhof Ottensen Untergeschoss Mercado-Einkaufscenter, Ottenser Hauptstraße Wandbild in der Kleinen Rainstraße 21 (Ottensen)

Die 1996 angebrachte Gedenktafel wiederherstellbar war. 1988 kam es informiert über die Geschichte des nach dem Abriss eines in den jüdischen Friedhofs Ottensen und 1950er Jahren errichteten Kaufhau- nennt Namen von insgesamt 4.500 ses zu heftigen Auseinandersetzun- dort bestatteten Toten. Freigelasse- gen um den Bau des neugeplanten ne Tafeln lassen Raum für Namen, Einkaufszentrums „Mercado“. Neben die durch zukünftige Forschung er- anderen protestierte die jüdische mittelt werden könnten. Organisation Atra Kadisha. Nach Das Wandbild von Hildegund Schu- einem Schiedsspruch des Jerusa- ster am Haus in der Kleinen Rain- lemer Oberrabbiners Itzchak Kolitz straße 21 wurde im September 1997 begann der Bau unter der Maßgabe, angefertigt. Es zeigt Motive des jüdi- dass keine Tiefbauarbeiten durch- schen Friedhofs vor der Zerstörung geführt und noch vorhandene Grab- 1939 sowie Proteste gegen den Bau stellen nicht beschädigt würden. Die des so genannten „Konsumtempels“ Gedenktafel wurde vom Eigentümer in den späten 1980er Jahren. des Einkaufszentrums „Mercado“ Der 1663 errichtete, traditionsreiche finanziert. Friedhof wurde während des NS- Regimes 1934 geschlossen. Als die Literatur: Nazis 1939 das Gelände des Fried- Ina Lorenz, Jörg Berkemann: hofs beschlagnahmten, konnten Streitfall jüdischer Friedhof noch 175 Grabstellen umgebettet Ottensen. Wie lange dauert werden. Die übrigen Gräber wurden Ewigkeit. Hamburg 1995. beim Bau von zwei Luftschutz- bunkern verwüstet und vernichtet. Kontakt: Nach dem Ende des Zweiten Welt- Mercado Einkaufszentrum Altona, krieges verkaufte die durch den Center-Management, Ottenser Holocaust ruinierte Jüdische Ge- Hauptstraße 10, 22765 Hamburg, meinde das an sie zurückgegebene Tel. 39 86 84-0. Friedhofsgelände an den Kaufhaus- konzern Hertie, da der Friedhof nicht

Bezirk Altona 11 Gegendenkmal zum „31er-Denkmal“ 6

St. Johannis-Kirche, Max-Brauer-Allee (Altona)

Im Oktober 1925 wurde neben der Menschen, die im Kontrast zu den St. Johannis-Kirche das so genannte Kriegerskulpturen stehen. So bleibt 31er Kriegerdenkmal eingeweiht. das Kriegerdenkmal zwar weiterhin Die von dem Bildhauer August sichtbar, wird aber in einen neuen Henneberger geschaffene Stele ist Zusammenhang gestellt: Das dem Infanterieregiment Nr. 31 ge- menschliche Leiden im Krieg wird widmet, das 1914 von Altona aus in deutlich. den Ersten Weltkrieg zog. Um die dreiseitige Stele herum stehen drei Literatur: Skulpturen, die nackte, muskulöse Volker Plagemann: Krieger heroisieren. „Vaterstadt, Vaterland, schütz 1994 beschloss die Kirchengemein- Dich Gott mit starker Hand“. de St. Johannis, das Denkmal in Zu- Denkmäler in Hamburg. sammenarbeit mit der Hochschule Hamburg 1986, S. 135-137. für Bildende Künste umzugestalten. Nach einem Wettbewerb wurde der Kontakt: Entwurf von Rainer Tiedje ausge- Ev.-Luth. Kirchengemeinde wählt und zum Mai 1996 ausge- St. Johannis Altona, führt. Das Gegendenkmal zeigt drei Bei der Johanniskirche 16, Glastafeln mit Darstellungen von 22767 Hamburg, geschundenen, ausgemergelten Tel. 43 43 34.

12 Bezirk Altona Wandbild „Für die Frauen vom 7 Dessauer Ufer“ Neumühlen 16-20 (Altona)

Zwischen dem 6. Juli und Mitte men mit ihrer Mutter und ihrer jün- September 1944 befand sich im geren Schwester ins Ghetto Lodz und Speicher G am Dessauer Ufer ein später in das Konzentrationslager Frauenaußenlager des KZ Neuen- Auschwitz deportiert worden war. Im gamme. 1.000 Frauen, meist Jüdin- Sommer 1944 kehrte sie als KZ- nen tschechischer Nationalität, wa- Häftling zur Zwangsarbeit in ihre ren Anfang Juli 1944 im KZ Au- Heimatstadt Hamburg zurück. schwitz nach Alter und körperlicher Gemeinsam mit 500 anderen Frau- Verfassung selektiert worden für den en, zumeist polnischen Jüdinnen, Arbeitseinsatz in Hamburg. Zwei kam sie vom Dessauer Ufer ins Monate später trafen am Dessauer Außenlager Sasel des KZ Neuengam- Ufer noch weitere 500 Jüdinnen ein, me und von dort gegen Kriegsende die zuvor im Lodzer Ghetto inhaftiert ins Konzentrationslager Bergen- und in Auschwitz-Birkenau ebenfalls Belsen. Nach der Befreiung emigrier- für den Arbeitseinsatz im Hambur- te Lucille Eichengreen, deren Mutter ger Hafen selektiert worden waren. und Schwester ebenso wie ihr Vater Unter diesen zumeist polnischen (im KZ Dachau) dem nationalsoziali- Jüdinnen befanden sich auch einige stischen Judenmord zum Opfer fie- Frauen, die 1941/42 aus Hamburg len, in die USA. und anderen deutschen Städten ins Das Wandbild ist Teil der Hamburger polnische Lodz deportiert worden FrauenFreiluftGalerie, die seit 1994 waren. Die im Getreidespeicher am mit Künstlerinnen aus Hamburg und Dessauer Ufer untergebrachten Übersee versucht, Frauenleben und 1.500 Frauen mussten bei Mineral- weibliche Arbeit aus verschiedenen ölraffinerien und anderen Hafen- Perspektiven zu betrachten und mit betrieben Aufräumarbeiten leisten. unterschiedlichen künstlerischen An diese Ausbeutung und un- Mitteln darzustellen. menschliche Unterbringung erinnert ein 1995 realisiertes Wandbild von Literatur: Cecilia Herrero und Hildegund Lucille Eichengreen: Von Asche zum Schuster. Im Mittelpunkt der Motive Leben. Erinnerungen. Unter steht Lucille Eichengreen, eine 1925 Mitarbeit von Harriet Chamberlain. in Hamburg geborene Jüdin, die im Mit einem Vorwort von Ralph Oktober 1941 als 16-Jährige zusam- Giordano. Übersetzt und mit einem Nachwort von Ursula Wamser. Über- arbeitete Fassung, Bremen 2001.

Kontakt: Museum der Arbeit, FrauenFreiluftGalerie des Arbeitskreises Frauen, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg, Tel. 428 32-23 64. Bezirk Altona 13 Bezirk Bergedorf

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13 14 Friedhof Bergedorf: 8 Gedenkstein für Euthanasieopfer Grab von Ursula Westphal, Abt. 14, bei der Kapelle 1, Friedhof Bergedorf, August-Bebel-Straße (Bergedorf)

Auf der Grabstelle von Ursula West- der Mutter in der Familiengrabstelle phal (25.6.1906 – 5.5.1944), einem in Bergedorf bestattet werden. Erst Opfer der NS-Euthanasie, erinnert im Jahre 2001 wurde das Schicksal ein Gedenkstein an die Verfolgung von Ursula Westphal öffentlich psychisch Erkrankter und körperlich gemacht – in Erinnerung an die weit Behinderter in den Jahren 1933- über 100.000 Euthanasie-Opfer in 1945. Auf Initiative der Nichte Deutschland. Ursula Westphals, Roswitha Klau- Westphal, und mit finanzieller Un- Literatur: terstützung der Evangelischen Stif- Michael Wunder, Ingrid Genkel und tung und der Geschwi- Harald Jenner: ster-Scholl-Stiftung konnte der Stein Auf dieser schiefen Ebene gibt es am 8.5.2001 aufgestellt werden. kein Halten mehr. Der Leidensweg der Hamburger Die Alsterdorfer Anstalten im Kunstgewerbestudentin Ursula West- Nationalsozialismus. Hg.: Vorstand phal begann, als sie am 31.12.1932 der Alsterdorfer Anstalten. aufgrund einer psychischen Erkran- 2. Auflage, Hamburg 1988. kung in die Alsterdorfer Anstalten eingeliefert wurde. Am 14.8.1943 Kontakt: wurde sie in ein Wiener Kranken- Bezirksamt Bergedorf, haus gebracht und starb dort an Garten- und Friedhofsabteilung, Unterernährung, Unterkühlung und August-Bebel-Straße 200, Medikamenten-Versuchen. Ihre Ur- 21035 Hamburg, ne konnte durch die Bemühungen Tel. 428 91-22 78.

Bezirk Bergedorf 15 Friedhof Bergedorf: Mahnmal für sowjetische Kriegsgefangene 9 Friedhof Bergedorf, August-Bebel-Straße (Bergedorf)

Auf dem Friedhof Bergedorf befin- Normalerweise wurden die Neuen- den sich zwei Kriegsgräberstätten. gammer Toten in Ohlsdorf und ab Im älteren Teil des Friedhofs erin- 1941/42 im lagereigenen Krema- nert ein Gräberfeld an deutsche und torium eingeäschert, doch diese ausländische Opfer. Das Gräberfeld Opfer wurden aufgrund ihres Sta- für die sowjetischen Kriegsgefan- tus als Kriegsgefangene beigesetzt. genen liegt im neueren Teil des Nach dem Krieg wurde die Fried- Friedhofs. Dort befinden sich ein hofsanlage würdig gestaltet. Für

Mahnmal mit einem orthodoxen jeden Toten gibt es einen Kissen- Kreuz, ein auf Initiative des Volks- stein, auf dem Name, Vorname, bundes Deutsche Kriegsgräberfür- Geburts- und Sterbedatum eingra- sorge, Landesverband Hamburg, im viert sind. Jahr 2002 von dem St. Petersburger Bildhauer Grigorij Yastrebenetzkiy Literatur: (geb. 1923) geschaffenes Denkmal Reinhard Otto: Wehrmacht, und zwei Informationstafeln. Diese Gestapo und sowjetische schildern in deutscher und in russi- Kriegsgefangene im deutschem scher Sprache das Schicksal der Reichsgebiet 1941/1942. 651 hier begrabenen sowjetischen Hg.: Institut für Zeitgeschichte. Kriegsgefangenen, die in der Zeit München 1998. von Oktober 1941 bis Mai 1942 im KZ Neuengamme an Hunger, infolge Kontakt: einer Flecktyphusepidemie und Bezirksamt Bergedorf, durch gezielte Mordaktionen der Garten- und Friedhofsabteilung, SS (so genanntes „Abspritzen“ durch August-Bebel-Straße 200, Injektionen ins Herz) umgekommen 21035 Hamburg, sind. Tel. 428 91-22 78. 16 Bezirk Bergedorf KZ-Gedenkstätte Neuengamme: 10 Internationales Mahnmal Jean-Dolidier-Weg 39 (Neuengamme)

Ende 1938 errichtete die SS in einer Lagergärtnerei, in der die SS die stillgelegten Ziegelei in Hamburg- Asche der im Krematorium verbrann- Neuengamme ein Außenlager des ten Leichen als Dünger verstreuen KZ Sachsenhausen, das im Frühjahr ließ. An ihre Stelle trat 1965 eine 1940 zum eigenständigen Haupt- größere, in einen friedhofsartigen lager erklärt wurde. Im Verlauf des Park eingebettete Gedenkanlage, die Krieges wurden Zehntausende aus aus einer hohen Stele, einer Texttafel allen besetzten Ländern Europas und einer L-förmigen Mauer besteht, nach Neuengamme deportiert. Die vor der auf Steinplatten die Namen SS nutzte unter der Prämisse „Ver- der Nationen eingraviert sind, aus nichtung durch Arbeit“ die Arbeits- denen die Häftlinge stammten. Für kraft der Häftlinge für die Kriegs- das am 7.11.1965 eingeweihte wirtschaft rücksichtslos aus. Die Mahnmal wurde von der „Amicale Häftlinge wurden außer bei der Internationale de Neuengamme“ Klinkerproduktion in Neuengamme eine von der französischen Bildhaue- auch bei Bauarbeiten, bei der Trüm- rin Françoise Salmon (geb. 1920) merbeseitigung, in der Rüstungsin- geschaffene Plastik gestiftet, die dustrie und auf Werften eingesetzt. einen sterbenden Häftling darstellt. Untergebracht wurden sie dabei auch in über 80 Außenlagern, die in Literatur: den letzten Kriegsjahren in ganz Hermann Kaienburg: Das Norddeutschland eingerichtet wur- Konzentrationslager Neuengamme den. Insgesamt waren im KZ Neuen- 1938-1945. Hg.: KZ-Gedenkstätte gamme annähernd 90.000 Männer Neuengamme. Bonn 1997. und mehr als 13.000 Frauen als Ute Wrocklage: Neuengamme, in: Häftlinge registriert; 55.000 von Detlef Hoffmann (Hg.): Das ihnen starben in Neuengamme, in Gedächtnis der Dinge. den Außenlagern oder bei Kriegs- KZ-Relikte und KZ-Denkmäler ende im Zuge der Lagerräumung. 1945-1995. Frankfurt am Nach 1945 nutzten die britische Main/New York 1997, S. 174-205. Militärbehörden das ehemalige KZ zunächst als Internierungslager für Kontakt: ehemalige Nationalsozialisten, ehe KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 1948 die Stadt Hamburg dort ein Jean-Dolidier-Weg 39a, Gefängnis eröffnete. Ende der sechzi- 21039 Hamburg, Tel. 428 96-03. ger Jahre errichtete die Justizbehör- de auf dem Gelände der KZ-Tongru- ben eine weitere, von hohen Beton- mauern umschlossene Haftanstalt. Eine erste Gedenksäule wurde 1953 auf Initiative französischer Überle- bender aufgestellt – in dem abseits gelegenen Gelände der ehemaligen Bezirk Bergedorf 17 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Haus des Gedenkens 11 Jean-Dolidier-Weg 39

Zum 50. Jahrestag der Befreiung im Angaben zu den Opfern liegt zur Mai 1995 wurde das 1981 als Aus- Einsicht bereit. In der zentralen stellungsgebäude errichtete Doku- Halle des Gedenkhauses stehen sich mentenhaus zu einem „Haus des zwei Modellbauten des KZ-Geländes Gedenkens“ umgestaltet. In Zusam- gegenüber: das eine zeigt den Zu- menarbeit mit dem Hamburger stand von 1948 bei der Übergabe Architekten Gerhard Scharf schuf des als Internierungslager genutz- der Düsseldorfer Künstler Thomas ten KZ‘s an die Hamburger Gefäng- Schütte (geb. 1954) ein Gebäude, in nisbehörde. Das andere ist ein mo- dem roher Beton und mit roter Farbe dernes Architekturmodell, das den lasierte Wände die Erinnerung an Zustand im Jahr 1995 abbildet. So blutgetränkte KZ-Gebäude aufleben wird die in den Nachkriegsjahrzehn- lassen. Auf langen, von den Wänden ten vorgenommene Überformung herunter hängenden Stoffbahnen des einstigen KZ-Geländes sichtbar. sind 20.000 Namen nach dem Ster- bedatum aneinandergereiht; gegen Literatur: Kriegsende werden die Namensko- Achim Könneke (Hg.): Haus des lonnen von Tag zu Tag länger und Gedenkens in der KZ-Gedenkstätte schier unüberschaubar. Zahlreiche Neuengamme nach einem Konzept leere Rollen erinnern an jene Opfer, von Thomas Schütte. deren Namen unbekannt sind. In Hamburg 1996. einem Nebenraum werden in sieben Pultvitrinen Original-Totenbücher Kontakt: ausgestellt, die im Krankenrevier KZ-Gedenkstätte Neuengamme, des KZ geführt wurden. Ein mehr- Jean-Dolidier-Weg 39a, bändiges Gedenkbuch mit weiteren 21039 Hamburg, Tel. 428 96-03.

18 Bezirk Bergedorf Gedenksteine für homosexuelle Opfer 12 und andere Opfergruppen KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Jean-Dolidier-Weg, nördlich des Internationalen Mahnmals

In Nachbarschaft zum Internationa- der auf dem Gelände einer KZ- len Mahnmal befinden sich im so- Gedenkstätte an die Verfolgung der genannten Gedenkhain weitere Homosexuellen erinnerte. 1996 Denkmale und Gedenksteine, die an wurde die Anlage neu gestaltet und Opfer des KZ Neuengamme erin- um eine Informationstafel ergänzt. nern. Dabei handelt es sich zum Während des NS-Regimes, das den einen um von Familienangehörigen seit dem Kaiserreich bestehenden errichtete symbolische Grabsteine §175 StGB im Jahr 1935 erheblich für einzelne Opfer, zum anderen um verschärfte, wurden ca. 50.000 Gedenkanlagen, die bestimmten Männer aufgrund ihrer Homosexua- Opfergruppen gewidmet sind. Ein lität verurteilt; ca. 10.000 wurden in 1988 errichtetes Mahnmal erinnert Konzentrationslager verschleppt, an 540 Opfer aus der niederländi- wo sie in der Regel mit einem rosa schen Gemeinde Putten, die im Winkel gekennzeichnet wurden. Im Anschluss an eine im Oktober 1944 KZ Neuengamme befanden sich von der Wehrmacht durchgeführten einige hundert Häftlinge, die wegen Vergeltungsmaßnahme nach Neu- ihrer Homosexualität verfolgt wur- engamme deportiert worden waren, den. Viele Homosexuelle überleb- die 1998 errichtete Plastik „Die ten die Zeit im KZ nicht, da die SS sie Verzweiflung“ von May Claerhout häufig in schlechte Arbeitskomman- (geb. 1939) an 53 Opfer aus den dos einwies und besonders schikan- belgischen Dörfern Meensel-Kieze- ierte. Die homosexuellen KZ-Häftlin- gem (ebenfalls eine Vergeltungs- ge, die überlebten, blieben auch im maßnahme) und ein 1999 von Jan Nachkriegsdeutschland diskriminiert. de Weryha-Wysoczanski (geb. 1950) geschaffenes Mahnmal an die meh- Literatur: rere Tausend nach Neuengamme Jens Michelsen: Homosexuelle im Deportierten des Warschauer Auf- Konzentrationslager Neuengamme standes 1944. – Eine Annäherung, in: Beiträge zur Im Mai 1985 wurde auf Initiative des Geschichte der nationalsozialisti- Vereins „Unabhängige Homosexuel- schen Verfolgung in le Alternative“, unterstützt vom Ham- Norddeutschland, Bd. 5, Hamburg burgischen Senat, ein Gedenkstein 1999, S. 42-47. zur Erinnerung an die homosexuellen Der Gedenkstein in Neuengamme. Opfer des Nationalsozialismus einge- Eine Dokumentation der weiht. Es war der erste Gedenkstein, Unabhängigen Homosexuellen Alternative. Hg.: UHA e.V. Hamburg o. J. [1985].

Kontakt: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 39a, 21039 Hamburg, Tel. 428 96-03. Bezirk Bergedorf 19 KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Rundweg 13 Jean-Dolidier-Weg 75/ ehemalige Walther-Werke

Erst 1981 wurde das Mahnmal eines provisorischen Containerge- durch ein Dokumentenhaus mit bäudes für Archiv und Besucher- einer ständigen Ausstellung zur betreuung und die Rekonstruktion Geschichte des KZ Neuengamme der Gleistrasse mit der Aufstellung ergänzt, damals eingerichtet als eines historischen Güterwaggons Außenstelle des Museums für Ham- am ehemaligen Lagerbahnhof. Internationale Jugend-Workcamps legten in den vergangenen Jahren auf dem Weg der „Spurensuche“ ver- borgene Überreste frei und leisteten wichtige Beiträge für die Gestaltung des Außengeländes. Der Hamburger Landesjugendring veranstaltet re- gelmäßig vom ZOB aus Fahrten zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Rundgang über das Gelände.

Literatur: Detlef Garbe: Die Arbeit der burgische Geschichte. Vor dem Hin- KZ-Gedenkstätte Neuengamme tergrund eines beträchtlichen Besu- 1981 bis 2001. Rückblicke – cherinteresses erfolgte seit dieser Ausblicke. Eine Dokumentation der Zeit eine schrittweise Ausgestal- Aktivitäten 20 Jahre nach der tung: 1982 legten Jugendliche aus Eröffnung des Dokumentenhauses zwölf europäischen Ländern einen in Hamburg-Neuengamme. 2., um Rundweg an, der das einstige KZ- einen Nachtrag erweiterte Auflage, Gelände für Besucher und Besu- Hamburg 2002. cherinnen erschloss und ihnen da- Herbert Hötte: Das Gelände des durch die Betrachtung der zahlrei- ehemaligen Konzentrationslagers chen erhaltenen, aber für Vollzugs- Neuengamme. Hg. Museumsdienst. zwecke genutzten Gebäude (ehema- Hamburg 1997. lige Häftlingsunterkünfte, Wach- Spurensicherung. Internationale turm, SS-Garagen, Kommandanten- Jugendcamps Neuengamme haus usw.) ermöglichte. Zwei Jahre (1984-87). Katalog zur Ausstellung. später wurden die baulichen Über- Hg.: Museumspädagogischer Dienst reste des KZ Neuengamme unter Hamburg, Redaktion: Herbert Denkmalschutz gestellt. In den Hötte. Hamburg 1988. Jahren 1987 bis 1991 wurde das KZ- Klinkerwerk durch umfassende Res- Kontakt: taurierungsarbeiten vor dem weite- Landesjugendring Hamburg, ren Verfall bewahrt und als Bau- Alfred-Wegener-Weg 3, denkmal gesichert. Weitere Statio- 20459 Hamburg, nen waren 1994 die Errichtung Tel. 317 96-114. 20 Bezirk Bergedorf KZ-Gedenkstätte Neuengamme: 14 Ausstellungen Jean-Dolidier-Weg 75/ ehemalige Walther-Werke

Im Mai 1995 wurde in einer Halle wurde. Nach einer erneuten Infrage- der Walther-Werke, einem KZ-Rüs- stellung der Gefängnisverlagerung tungsbetrieb, eine neue Daueraus- im Herbst 2001 befindet sich die stellung eröffnet, die mit einem Gedenkstätte nunmehr im Prozess traditionellen Ausstellungsdesign einer umfassenden Neugestaltung. bricht, neue Wege der Vermittlung Inzwischen wurden das ehemalige beschreitet und durch AV-Medien, Kommandantenhaus und Teile der Alben und Schubladenelementen SS-Garagen restauriert sowie der eine aktive Form der Informations- Appellplatz teilweise rekonstruiert. aneignung ermöglicht. Im Zentrum Nach Ende des Gefängnisbetriebes der Ausstellung stehen die Berichte beginnen im Juli 2003 auf dem der Überlebenden, die in Videothe- Kerngelände des ehemaligen Häft- ken und in einem Hörraum zugäng- lingslagers die Abrisse der Nach- lich gemacht werden. kriegsbauten und die Bauarbeiten 1998 wurde eine weitere Daueraus- zur Herrichtung der noch aus der KZ- stellung eröffnet, die im Klinkerwerk Zeit erhaltenen Gebäude zu einem die Arbeitsbedingungen der Häftlin- Ausstellungs-, Begegnungs- und ge in der Ziegelproduktion doku- Studienzentrum. Seine Eröffnung ist mentiert. zum 60. Jahrestag der Befreiung im Elf Jahre vergingen seit dem Senats- Mai 2005 vorgesehen. beschluss vom Juli 1989, der die Verlegung der Justizvollzugsanstalt Literatur: vom Gelände des ehema- Über lebens kämpfe. Häftlinge ligen KZ-Häftlingslagers an einen unter der SS-Herrschaft. anderen Standort vorsah, ehe im Das KZ Hamburg-Neuengamme August 2000 in Billwerder mit ei- 1938-1945. Begleitbroschüre zur nem Gefängnisneubau begonnen ständigen Ausstellung. Hg.: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Redaktion: Detlef Garbe. Hamburg 1996.

Kontakt: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 39a, 21039 Hamburg, Tel. 428 96-03.

Öffnungszeiten der Ausstellungen: Oktober bis März: dienstags - sonntags 10 bis 17 Uhr; April bis September: dienstags - freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr. Bezirk Bergedorf 21 Bezirk Eimsbüttel

19 18

16 21

20 15

23 22 24 17 Gedenkplatte für die jüd. Lehrerinnen 15 Martha Behrend und Gretchen Wohlwill Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, Bundesstraße 78 (Eimsbüttel)

An das Schicksal von zwei jüdischen Nach dem Ende der NS-Herrschaft Lehrerinnen erinnert das Emilie- kehrte Gretchen Wohlwill nach Wüstenfeld-Gymnasium mit einer Hamburg zurück und war weiterhin Gedenkplatte. Martha Behrend künstlerisch tätig; die Freilegung (1881-1941) und Gretchen Wohlwill ihrer beiden Wandgemälde erlebte (1878-1962) wurden beide auf- sie jedoch nicht mehr. grund ihrer jüdischen Abstammung 1933 aus dem Schuldienst entlas- Literatur: sen. Während Martha Behrend im Maike Bruhns (Hg.): Gretchen November 1941 in das Ghetto Wohlwill – eine jüdische Malerin Minsk deportiert wurde und dort der Hamburgischen Sezession. umkam, gelang es Gretchen Wohl- Hamburg 1989. will, 1940 über Italien nach Portu- gal zu emigrieren. Kontakt: Gretchen Wohlwill war nicht nur Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, Lehrerin, sondern eine anerkannte Bundesstraße 78, 20144 Hamburg, Malerin. 1931 schuf sie im Auftrag Tel. 428 88 05-0. des Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher im Treppenhaus der Schule zwei Wandbilder. 1938 wurden diese Bilder mit Motiven aus der „Hitlerjugend“ und dem „Bund Deutscher Mädel“ übermalt. 1993 wurden die Wandbilder freigelegt und erinnern seitdem an die Verfol- gung von Gretchen Wohlwill als Künstlerin.

Bezirk Eimsbüttel 23 Helmuth Hübener-Ausstellung 16

Verwaltungsschule, Schwenckestraße 100 (Eimsbüttel)

Ab Sommer 1941 versuchte der Die Hamburger Verwaltungsschule 16jährige Hamburger Verwaltungs- hat 1967 nach dem Einzug in das lehrling Helmuth Hübener zusam- Gebäude Schwenckestraße 100 ihre men mit seinen Freunden Rudolf Aula nach Helmuth Hübener be- Wobbe und Karl-Heinz Schnibbe nannt, weil dieser als Verwaltungs- lehrling ihr Schüler war. Anlässlich des 50. Jahrestages seiner Hinrich- tung hat die Schule die Kopie einer 65 Exponate umfassenden Ausstel- lung erhalten, die vom Stadtteilar- chiv Hamm erarbeitet wurde. Die im Flur des Erdgeschosses untergebrach- te Ausstellung ist während der Schul- zeiten für jedermann zugänglich. Ebenfalls wurde zur Erinnerung an Helmuth Hübener ein „Haus der Jugend“ in der Straße Schilleroper 15 (Hamburg-Mitte) nach ihm be- durch die Verbreitung ausländischer nannt und eine Tafel im Eingangs- Rundfunknachrichten die Öffent- bereich der Sozialbehörde in der lichkeit über den wahren Charakter Hamburger Straße 47 angebracht. des nationalsozialistischen Un- Bereits 1966 war in Lohbrügge eine rechtsregimes aufzuklären. In den Straße nach ihm benannt worden. von Hübener verfassten Flugblät- tern wurde die deutsche Kriegs- Literatur: führung als „Mord wehrloser Frauen Ulrich Sander: Jugendwiderstand im und Kinder, Krüppel und Greise“ Krieg. Die Helmuth-Hübener-Grup- gebrandmarkt. Die drei Jugend- pe 1941/1942. Bonn 2002. lichen waren Mitglieder der Mormo- Karl-Heinz Schnibbe: Jugendliche nen, einer kleinen christlichen Glau- gegen Hitler. Die Helmuth- bensgemeinschaft. Im Februar 1942 Hübener-Gruppe in Hamburg wurden sie verhaftet. Die Gestapo 1941/1942. Berg am See 1991. suchte vergeblich nach „Hintermän- nern“, weil sie sich nicht vorstellen Kontakt: konnte, dass eine derart aktive und Detlef Kumschlies, organisierte Widerstandstätigkeit Direktor der Verwaltungsschule, allein das Werk von Jugendlichen Schwenckestraße 100, war. Der Volksgerichtshof verurteilte 20255 Hamburg, Tel. 428 01-0. Hübener am 11.8.1942 zum Tode und seine Mitstreiter zu Gefängnis- Öffnungszeiten der Ausstellung: strafen. Erst 17-jährig wurde er zwei montags bis donnerstags von Monate später, am 27. Oktober, in 8:00 Uhr bis 18:00 und freitags Berlin-Plötzensee enthauptet. von 8.00 bis 16:00 Uhr 24 Bezirk Eimsbüttel 17 Mahnmal am „Platz der Deportierten“

Grünfläche zwischen Edmund-Siemers-Allee und Moorweidenstraße ()

In Hamburg begann die Depor- oder auch der hebräische Buchstabe tation von Menschen jüdischen „tav“ („T“) für „Leiden“ und „Tod“ Glaubens in die Gettos und Vernich- können assoziiert werden. Da sich tungslager am 25.10.1941. Zentra- durch die Skulptur jedoch nicht ein- le Sammelstelle war das ehemalige deutig ein Bezug zu den Depor- Logenhaus an der Moorweiden- tationen herstellt, erklärt eine Tafel straße. Von dort wurden die Depor- der Kulturbehörde diesen Zusam- tierten zur Moorweide gebracht, menhang. Nach anhaltender Kritik einem einsehbaren Platz mitten in an der mangelhaften Vermittlung Hamburg. Auch wenn später weite- beschloss die Bezirksversammlung re Plätze als Sammelstellen der De- Eimsbüttel Anfang 1988, den Ort portation genutzt wurden, so steht als „Platz der jüdischen Deportier- dieser Ort für die systematische ten“ mit drei weiteren Texttafeln zu Ermordung der Hamburger Juden. kennzeichnen. Aus diesem Grund erhielt der Künstler Ulrich Rückriem (geb. Literatur: 1938) 1982 von der Kulturbehörde Forschungsstelle für Zeitgeschichte den Auftrag zur Herstellung eines in Hamburg und Institut für die Gedenksteins. Das Mahnmal, am Geschichte der deutschen Juden 21.1.1983 eingeweiht, besteht aus (Hg.): Die Deportation der einem Granitblock, der aus sieben Hamburger Juden. Hamburg 2002. einzelnen Steinen zusammenge- setzt ist. Bei genauer Betrachtung Kontakt: lassen sich in der Skulptur die einzel- Denkmalschutzamt, nen Steine und eine T-Form erken- Imstedt 18-20, 22083 Hamburg, nen. Die Klagemauer in Jerusalem Tel. 428 63-0.

Bezirk Eimsbüttel 25 Mahnmal für die Kinder vom Bullenhuser Damm 18 Roman-Zeller-Platz ()

1991 beschloss der Ortsausschuss Zeller. Auf dem nach ihm benannten Hamburg-, die Straßen im Platz wurde zur Erinnerung ein Neubaugebiet Schnelsen-Burgwe- Mahnmal aufgestellt. del nach den ermordeten Kindern Das Mahnmal besteht aus einem vom Bullenhuser Damm zu benen- Bronzerelief des russischen Künst- nen. Bei den Kindern handelte es lers Leonid Mogulevski, das Porträts sich um je zehn jüdische Mädchen der zwanzig ermordeten Kinder dar- stellt. Es konnte am 13.7.2001 ein- geweiht werden, nachdem die Fi- nanzierung durch vom Förderverein „Mahnmal Burgwedel“ eingeworbe- ne Spenden sowie durch Sachlei- stungen von Handwerkern aus dem Stadtteil gesichert war.

Literatur: Günther Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm. Göttingen 1995.

Kontakt: Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V., Feldbrunnenstraße 25, 20148 Hamburg, Tel. 44 24 80.

und Jungen im Alter von fünf bis zwölf Jahren, die im November 1944 von Auschwitz in das KZ Neu- engamme gebracht wurden, um an ihnen medizinische Versuche vorzu- nehmen. SS-Männer erhängten die Kinder in der Nacht des 20.4.1945, um die verübten Verbrechen vor den herannahenden Alliierten zu verber- gen. Zu den Opfern zählte auch der zehnjährige polnische Junge Roman 26 Bezirk Eimsbüttel 19 Mahnmal „Tisch mit 12 Stühlen“

Nordalbinger Weg/Ecke Ernst-Mittelbach-Ring, Kurt-Schill-Weg (Niendorf)

Der Düsseldorfer Künstler Thomas stätte erläutert und der Besucher Schütte entwarf das 1987 einge- aufgefordert, sich dazuzusetzen und weihte Mahnmal zum Gedenken an der Widerstandskämpfer/-innen zu den gegen den Nationalsozialismus gedenken. geleisteten Widerstand. Es wurde aus Ziegelsteinen gefertigt und hat Literatur: die Form eines von 12 Stühlen um- Gymnasium Ohmoor (Hg.): stellten ovalen Tisches. Elf Rücken- Gedenken heißt: Nicht schweigen. lehnen der Stühle sind mit Namen 11 neue Straßen in Niendorf zu von Hamburger Widerstandskämp- Ehren von Frauen und Männern ferinnen und Widerstandskämpfer des Widerstands. Hamburg 1984. versehen: Georg Appel, Clara und Walter Bacher, Rudolf Klug, Curt Kontakt: Ledien, Reinhold Meyer, Hanne Denkmalschutzamt, Mertens, Ernst Mittelbach, Joseph Imstedt 18-20, Norden, Margaretha Rothe, Kurt 22083 Hamburg, Schill und Paul Thürey. Nach ihnen Tel. 428 63-0. waren 1984 Straßen in der Umge- bung des Mahnmals benannt wor- den. Mit einer Inschrift auf dem zwölften Stuhl wird die Gedenk-

Bezirk Eimsbüttel 27 Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 20 Grünanlage am Isebekkanal, Kaiser-Friedrich-Ufer/Ecke Heymannstraße ()

Am 15.5.1933 verbrannten Ham- zum Engagement gegen Faschismus burger Studenten, die der SA ange- und Krieg. hörten, im Rahmen einer demon- strativen, reichsweiten Aktion auch Literatur: am Kaiser-Friedrich-Ufer Bücher von Angela Graf, Hans-Dieter Kübler so genannten „undeutschen“ Auto- (Hg.): Verbrannte Bücher – rinnen und Autoren. Da die Insze- Verbrannte Ideen – Verbrannte. nierung kaum Publikum hatte, wur- Hamburg 1993. den für eine erneute Bücherverbren- nung am 20.5.1933 am Lübeckertor Kontakt: Tausende Mitglieder von NS-Organi- Bezirksamt Eimsbüttel, sationen zur Anwesenheit verpflich- Gartenbauabteilung, tet. Oberstraße 14 b, Zur Erinnerung an die Bücherver- 20139 Hamburg, brennung wurde 1985 von der Stadt Tel. 428 01-34 55. Hamburg ein Mahnmal aufgestellt. In einen erhöhten Halbkreis aus Stein sind vier rote Marmorblöcke eingelassen. Auf den Blöcken befin- den sich ein Zitat des Dichters Heinrich Heine, die Titel verbrann- ter Bücher, eine Auswahl von Namen Hamburger Autoren und Autorinnen, deren Bücher verbrannt wurden, sowie die Aufforderung

28 Bezirk Eimsbüttel Skulptur am ehemaligen Tempel 21 Oberstraße Oberstraße 120 ()

Als letzter Bau eines jüdischen Wert verkaufen. Das Gebäude wur- Gotteshauses in Hamburg vor der de anschließend als Getreidelager, Machtergreifung der Nationalsozia- als Kino und von der Zeitung „Ham- listen wurde am 30.8.1931 der in burger Fremdenblatt“ als Redak- der Ästhetik des Neuen Bauens tionsgebäude genutzt. Nach dem gestaltete Tempel Oberstraße ein- Krieg kaufte es der Norddeutsche geweiht. Als Tempel bezeichnete Rundfunk, der es als Funkhaus nutzt. das liberale Judentum ihre Gottes- An die Nutzung des Gebäudes als häuser; der Tempel Oberstraße bot jüdisches Gotteshaus erinnert ne- 1200 Gläubigen Raum. Nachdem ben einem siebenarmigen Menora- die Inneneinrichtung beim Novem- Leuchter und einer hebräischen berpogrom vom 9.11.1938 zerstört Inschrift an der wiederhergestellten wurde, musste die Tempelgemeinde Fassade ein am 9.11.1983 einge- Gebäude und Grundstück weit unter weihtes Denkmal von Doris Waschk- Balz (geb. 1942), das auf steiner- nem Fundament in den Treppen- stufen vor dem Gebäude steht. In einem Rahmen, der den Blick auf den ehemaligen Tempel freigibt, hängt ein zerrissener Toravorhang, der zusammen mit einer zerbroche- nen Torarolle das zerstörte jüdische Leben symbolisiert.

Literatur: Saskia Rohde: Synagogen im Hamburger Raum 1680 – 1943, in: Arno Herzig (Hg.): Die Juden in Hamburg 1590 bis 1990, Hamburg 1991, S. 143-169.

Kontakt: Denkmalschutzamt, Imstedt 18-20, 22083 Hamburg, Tel. 428 63-0.

Bezirk Eimsbüttel 29 Stele mit Gedenktafel für die Neue Dammtor-Synagoge 22 Grünanlage nördlich vom Allendeplatz, östliche Seite (Rotherbaum)

In Abstimmung zwischen dem Denk- vom Frühjahr 1939 bis 1943 die malschutzamt und der Jüdischen einzige größere Synagoge in Ham- Gemeinde wurde am 9.11.1995 eine burg, in der die in Hamburg verblie- Stele mit Gedenktafel am Standort benen Juden noch ihrem Gottes- der ehemaligen Neue Dammtor- dienst nachgehen konnten. Nach Synagoge angebracht. Die mit einer 1943 erfolgten Beschlagnah- orientalischen Stilelementen verse- mung des Gebäudes diente die ehe- hene Synagoge war 1895 einge- malige Neue Dammtor-Synagoge weiht worden. Bei den Übergriffen als Lager für die Gestapo, bis am und Zerstörungen der Pogromnacht 27.7.1943 Bombenangriffe das vom 9.11.1938 wurde sie zwar Haus völlig zerstörten. beschädigt, aber nicht in ihrer bau- Ursprünglich sollte die Stele die lichen Substanz zerstört. Sie konnte Fassade der Synagoge nachbilden. wieder repariert werden und war Jedoch scheiterte dieses Vorhaben, und man begnügte sich mit einer Wiedergabe der Geschichte der Synagoge in Textform.

Literatur: Saskia Rohde: Synagogen im Hamburger Raum 1680 – 1943, in: Arno Herzig (Hg.): Die Juden in Hamburg 1590 bis 1990, Hamburg 1991, S. 143-169.

Kontakt: Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Rothenbaumchaussee 7, 20148 Hamburg, Tel. 428 38-26 17.

30 Bezirk Eimsbüttel Synagoge am Bornplatz: 23 „Synagogenmonument“ Grindelhof 25, Joseph-Carlebach-Platz (Rotherbaum)

Die 1906 eingeweihte Synagoge wurde vom Juni 1939 bis zum 10. am Bornplatz war die erste offen zur Januar 1940 abgetragen. Während Straße gelegene Synagoge in Ham- des Krieges wurde neben dem burg. Dadurch und mit ihrer Größe – Gelände ein Hochbunker errichtet, sie bot 1.200 Gläubigen Platz und der heute noch existiert. Nach 1945 besaß eine 40 m hohe Kuppel – übernahm die Universität das Ge- wurde sie zum Symbol für das Selbst- lände und nutzte den umgebauten bewusstsein und die rechtliche Bunker als Bürogebäude sowie das Gleichstellung der Hamburger Ju- übrige Gelände als Parkplatz. den. Zum 50. Jahrestag der Pogrom- Während des Pogroms gegen jüdi- nacht vom November 1938, am sche Einrichtungen in der Nacht 9.11.1988, wurde das von Margrit vom 9. auf den 10.11.1938 und Kahl (geb. 1942) gestaltete „Syna- erneut zwei Tage später wurde sie gogenmonument“ eingeweiht. Das geschändet und beschädigt, ging Bodenmosaik zeichnet den Grund- aber nicht wie Synagogen in ande- riss und das Deckengewölbe der ren deutschen Städten in Flammen Synagoge im Originalmaßstab ebe- auf. Im Frühjahr 1939 wurde die nerdig nach. Ebenfalls am 9.11.1988 jüdische Gemeinde gezwungen, das wurde der Platz in Erinnerung an Grundstück weit unter Wert an die den letzten Oberrabbiner Hamburgs Stadt Hamburg verkaufen; die zu Zeiten der nationalsozialistischen Kosten für den Abriss des Gebäudes Verfolgung in „Joseph-Carlebach- musste sie selbst tragen. Die präch- Platz“ umbenannt. An der dem Sy- tige Hamburger Hauptsynagoge nagogenmonument zugewandten Seite des ehemaligen Bunkers befin- det sich eine Gedenktafel. Ihre Inschrift schließt mit dem Wunsch: „Möge die Zukunft die Nachfahren vor Unrecht bewahren.“

Literatur: Saskia Rohde: Synagogen im Hamburger Raum 1680 – 1943, in: Arno Herzig (Hg.): Die Juden in Hamburg 1590 bis 1990, Hamburg 1991, S. 143-169.

Kontakt: Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Rothenbaumchaussee 7, 20148 Hamburg, Tel. 428 38-2617. Bezirk Eimsbüttel 31 Wandbild „Jüdische Kultur am Grindel“ 24 Von-Melle-Park 9 (Rotherbaum)

Das Wandbild am Gebäude der dern, sowie ein Gedicht der deutsch- Hochschule für Wirtschaft und schwedischen Dichterin Nelly Sachs Politik (HWP) ist am 9.11.1995 ein- (1891–1970), das mahnt, die Erin- geweiht worden. Es wurde von der nerung wach zu halten. argentinischen Künstlerin Cecilia Herrero (geb. 1960) zusammen mit Literatur: einer Gruppe von Studierenden Ursula Wamser, Wilfried Weinke gestaltet. Das Bild zeigt das facet- (Hg.): Ehemals in Hamburg zu tenreiche jüdische Leben am Grindel Hause: Jüdisches Leben am Grindel. mit seiner Vielzahl von Geschäften, Hamburg 1991. kulturellen Einrichtungen, Schulen und zwei Synagogen vor Beginn der Kontakt: Verfolgung durch die Nationalso- Hochschule für Wirtschaft zialisten. Im Wandbild symbolisieren und Politik, Risse zwischen den einzelnen Bild- Von-Melle-Park 9, elementen die Zerstörung des jüdi- 20146 Hamburg, schen Lebens und seiner Stätten Tel. 428 38-0. während des NS-Regimes. In das Wandbild sind drei Plakate aus der Zeit der Weimarer Republik inte- griert, die „Nie wieder Krieg“ und ein Zusammenstehen aller politischen Gegner des Nationalsozialismus for-

32 Bezirk Eimsbüttel Bezirk Nord 33 Bezirk Hamburg Mitte

25 32 29 34

37 38 26 33 39 36 27

28 35 31

30 Dr. Alberto Jonas-Haus, Gedenk- und 25 Bildungsstätte Israel. Töchterschule Karolinenstraße 35 (Neustadt)

Das Gebäude Karolinenstraße 35 schen Schulen nahmen die Schüle- trägt seit 1998 den Namen des letz- rinnenzahlen trotz der Auswan- ten Schulleiters der Israelitischen derungen nach der Machtergreifung Töchterschule Dr. Alberto Jonas der Nationalsozialisten zunächst zu. (1889-1942). Er übernahm die Dr. Jonas und sein Kollegium ver- Leitung der Schule 1924 von Mary suchten, den Schülerinnen einen Marcus (1844-1930), die seit 1868 Schutzraum vor der alltäglichen Dis- schon dem Vorläufer der Schule vor- kriminierung zu bieten und ihr stand. Nachdem die Schule am Selbstwertgefühl zu stärken. 20.4.1884 als Israelitische Töchter- Am 1.4.1939 wurde die Schule in schule in dem neuen Gebäude feier- das Gebäude der Talmud Tora Schu- lich eröffnet wurde, wuchsen die le am Grindelhof verlegt und mit der Schülerinnenzahlen schnell an. dortigen Jungenschule zusammen- 1900 wurde eine Turnhalle eröffnet, gelegt. Zu dieser Zeit besuchten 1910 eine Lehrküche und Fachräu- noch 600 Kinder die Schule. Auf me für den Chemie- und Physikun- Intervention des Hamburger Gau- terricht eingerichtet. Dr. Alberto leiters Karl Kaufmann wechselten Jonas reformierte die Schule nach sie nach wenigen Monaten wieder den Erfordernissen der modernen in die Karolinenstraße. Dr. Jonas ver- Mädchenbildung. Einer vierjährigen suchte, trotz der zahlreichen Flieger- Grundschule folgten nun ein vierjäh- alarme einen geregelten Schulbe- riger Volksschul- und ein sechsjähri- trieb aufrecht zu erhalten. Nachdem ger Realschulzug. Aufgrund der im Oktober 1941 die Deportationen zwangsweisen Vertreibung jüdi- begannen, besuchten im Dezember scher Schülerinnen von nicht-jüdi- 1941 nur noch 76 Kinder die Schule. Am 15.5.1942 wurde die Schule – ebenfalls auf Anweisung Kaufmanns – aus dem Gebäude verwie- sen. Nachdem am 30.6. 1942 alle jüdischen Schu- len im Deutschen Reich schließen mussten und der Unterricht für jüdische Kinder verboten wurde, wurden die meisten der letzten 76 Kinder und ihre Lehrer deportiert. Dr. Jonas kam 1942 im Ghet- to Theresienstadt um. In den letzten Kriegsjahren nutzte die Gestapo das Gebäude. Bezirk Mitte 35 Nach dem Ende des Krieges zog dort Literatur: eine Sprachheilschule ein. 1981 Ursula Randt: Carolinenstraße 10. wurde das Gebäude unter Denkmal- Geschichte der Mädchenschule der schutz gestellt und die historische Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Inschrift „Israelitische Töchterschu- Hamburg. Hamburg 1984. le“ rekonstruiert. Nachdem 1984 Ursula Wamser, Wilfried Weinke eine Gedenktafel an der Fassade (Hg.): Ehemals in Hamburg zu angebracht wurde, erfolgte Ende Hause: Jüdisches Leben am Grindel. der 1980er Jahre der Ausbau zu Hamburg 1991. einer Gedenk- und Bildungsstätte in Trägerschaft der Hamburger Volks- Kontakt: hochschule. Seitdem finden dort Dr. Alberto Jonas-Haus, regelmäßig Veranstaltungen, Semi- Gedenk- und Bildungsstätte nare und Kurse vor allem zu jüdi- Israelitische Töchterschule schen Themen statt. Die Gedenk- Karolinenstraße 35, und Bildungsstätte Israelitische 20357 Hamburg, Töchterschule bietet auch Stadt- Tel. 428 43 - 21 75. rundgänge zu jüdischen Stätten und Theaterprojekte an. Öffnungszeiten der Ausstellung: Eine Dauerausstellung informiert donnerstags 14 bis 18 Uhr, über die Geschichte der jüdischen Führungen auch nach Vereinbarung. Schulen und anderer Gemeindeein- richtungen in Hamburg. Der histori- sche Naturkunderaum wurde wieder hergerichtet. 36 Bezirk Mitte Gedenkbuch für die jüdischen Opfer 26 des Nationalsozialismus Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall 24 (Neustadt)

Die Dauerausstellung „Juden in und Namen von 6.012 ermordeten Hamburg“ im 2. Obergeschoss des Hamburger Jüdinnen und Juden, die Museums für Hamburgische Ge- bis 1964 durch Nachforschungen in schichte berichtet über die Ge- verschiedenen Archiven ermittelt schichte der Juden in Altona, Ham- wurden. Eine Druckfassung des burg und Wandsbek von ihren Buches sowie eine um viele Namen Anfängen bis zum Ende des natio- erweiterte, 1995 vom Hamburger nalsozialistischen Regimes. Neben Staatsarchiv herausgegebene neue der Informationsvermittlung über Ausgabe des Gedenkbuches ist in die jüdischer Religion werden auch der Bibliothek des Museums (diens- die zahlreichen Beiträge von Juden tags und mittwochs, 10 bis 17 Uhr) zur Hamburger Stadtgeschichte prä- einsehbar. sentiert. Auch die Entrechtung, Ent- eignung, Deportation und Ver- Literatur: nichtung der 20.000 Hamburger Staatsarchiv der Freien und Jüdinnen und Juden durch die Na- Hansestadt Hamburg (Hg.): tionalsozialisten wird thematisiert. Hamburger jüdische Opfer des Im ersten Raum der Ausstellung Nationalsozialismus. Gedenkbuch. befindet sich in einer Vitrine das Bearbeitet von Jürgen Sielemann. „Gedenkbuch für die jüdischen Hamburg 1995. Opfer des Nationalsozialismus“. Es wurde 1964/65 im Auftrag des Kontakt: Hamburgischen Senats von Studen- Museum für Hamburgische ten der Hochschule für Bildende Geschichte, Holstenwall 24, Künste gestaltet. Es nennt die Daten 20355 Hamburg, Tel. 428 41-23 80.

Öffnungszeiten der Ausstellung: dienstags bis samstags 10 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr.

Bezirk Mitte 37 Gedenkplatte für den „Feuersturm“ 27

Heinrich-Grone-Stieg, Mittelkanal-Südseite (Hamm)

Hamburg gehört zu den im Zweiten Million, die der Verletzten und Weltkrieg stark zerstörten Städten. Schwerverletzten über 120.000. Am folgenreichsten waren die alli- Besonders schwer betroffen war ierten Bomberangriffe vom 24. Juli Hamburgs Osten. In , bis 3. August 1943. Mit dem Ziel , Horn und Hamm einer allgemeinen Demoralisierung machte der Feuersturm alles zunich- der deutschen Bevölkerung bombar- te. Diese Stadtteile wurden zum dierte die britische Royal Air Force Sperrgebiet erklärt. Zur Bergung der mehrere Nächte hintereinander die Leichen, der Beseitigung der Trüm- Wohnviertel Hamburgs, tagsüber mer und der Entschärfung von griff die US Air Force U-Boot-Werf- „Blindgängern“ wurden Häftlinge ten und Rüstungsbetriebe an. In der des KZ Neuengamme eingesetzt, die „Operation Gomorrha“ versanken zunächst am Brackdamm (2. SS-Bau- große Teile der Stadt in Asche. Mehr brigade mit 900 Häftlingen ab als 35.000 Menschen starben in den Anfang August 1943), später auch Flammen, unter ihnen auch Tausen- in den Außenlagern Spaldingstraße de ausländische Zwangsarbeiter (2000 Häftlinge) und Bullenhuser und Zwangsarbeiterinnen und über Damm (bis zu 1000 Häftlinge) un- 5.000 Kinder. Die Zahl der aus der tergebracht waren. Stadt Flüchtenden lag bei einer Literatur: Ursula Büttner: „Gomorrha“: Hamburg im Bombenkrieg. Die Wirkung der Luftangriffe auf Bevölkerung und Wirtschaft. Hg.: Landeszentrale für politische Bildung. Hamburg 1993.

Kontakt: Denkmalschutzamt, Imstedt 18-20, 22083 Hamburg, Tel. 040 / 42863-0.

38 Bezirk Mitte Gedenkstätte Bullenhuser Damm und 28 Rosengarten für die Kinder Bullenhuser Damm 92 (Rothenburgsort)

Als eines von wenigen Gebäuden in tischer Kriegsgefangener in das ehe- Rothenburgsort blieb das Schulge- malige Schulgebäude gebracht. SS- bäude am Bullenhuser Damm bei Männer erhängten in der folgenden den Bombenangriffen des Sommers Nacht die Kinder und ihre Betreuer, 1943 weitgehend unzerstört, wäh- um Beweise für die an den Kindern rend der Stadteil in Schutt und zuvor in Neuengamme vorgenom- Asche versank. Daraufhin trat die menen medizinischen Versuche zu Stadt das Gebäude an die SS ab, die beseitigen. Auch 24 sowjetische dort ein Außenlager des KZ Neuen- Kriegsgefangene wurden getötet. gamme errichtete. Bis zu 1.000 1958 nahm die Schule ihren Betrieb Häftlinge, die bei der Trümmerbesei- wieder auf, ohne in irgendeiner tigung und Bombenräumung arbei- Form der Taten von 1945 zu geden- teten, waren hier interniert. Am ken. Erst mit der Gründung der „Ver- 11.4.1945 wurden die KZ-Gefange- einigung Kinder vom Bullenhuser nen nach Neuengamme zurückver- Damm“ 1979 begann eine öffentli- legt. Im Zuge der Räumung des KZ che Auseinandersetzung mit dem Neuengamme wurden am Abend Kindermord. 1980 wurde die Schule des 20. April zwanzig jüdische in Janusz-Korczak-Schule umbenannt Kinder, vier Häftlingsärzte und und eine erste Ausstellung in den –pfleger sowie eine Gruppe sowje- Kellerräumen der Schule eröffnet.

Bezirk Mitte 39 Die Ausgestaltung der Gedenkstät- denkstätte. Außerhalb des Rosen- te, die lange Zeit von der Vereini- gartens ließ das sowjetische Kultus- gung privat betrieben wurde, erfolg- ministerium zum 50. Jahrestag der te in mehreren Schritten. Seit 1987 Befreiung 1995 eine Bronzeplastik ist hier das raumfüllende Wandbild des Künstlers Anatoli Mosjitschulk „21. April 1945, 5 Uhr morgens“ von aufstellen, die an die ermordeten Jürgen Waller (geb. 1939) zu sehen, sowjetischen Kriegsgefangenen er- das den Keller der Schule am Mor- innert. gen nach der Ermordung der Kinder darstellt. 1994 wurde eine neue Literatur: Dauerausstellung eröffnet. Nach Günther Schwarberg: Der SS-Arzt der Überführung in die städtische und die Kinder vom Bullenhuser Trägerschaft (1999) wurde die Damm. Göttingen 1995. Gedenkstätte erweitert und umfas- Die Kinder vom Bullenhuser Damm. send neugestaltet. Dabei wurde Hg.: Museum für Hamburgische auch die Ausstellung um weitere Geschichte, Redaktion: Detlef Garbe Medien ergänzt. und Günther Schwarberg. Zusätzlich zur Ausstellung erinnert Hamburg-Porträt Nr. 27, Hamburg seit 1985 ein von der Hamburger 1995. Künstlerin Lili Fischer (geb. 1947) konzipierter Rosengarten an die Kontakt: Opfer. Jeder Besucher kann eine KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Rose pflanzen, um der Opfer von Jean-Dolidier-Weg 39a, 1945 zu gedenken. Am Zaun des 21039 Hamburg, Gartens haben Angehörige der Tel. 428 96-03. Opfer persönliche kleine Gedenkta- feln mit Porträtfotos und Texten Öffnungszeiten der Ausstellung: angebracht. Außerdem erläutern in donnerstags 14 bis 20 Uhr; den acht Sprachen der Opfer verfas- sonntags 10 bis 17 Uhr ste Tafeln die Geschichte dieser Ge- und nach Vereinbarung.

40 Bezirk Mitte Gedenkstein am 29 Allgemeinen Krankenhaus St. Georg Allgemeines Krankenhaus St. Georg (St. Georg)

Im Allgemeinen Krankenhaus St. da es im Krankenhaus keine Schutz- Georg wurden am 30.7.1943 acht räume gab. Um diese Flucht zu ver- russische Patienten von der Gestapo gelten, wurden am Mittag des fol- ermordet. Sie gehörten zu einer genden Tages acht von den zwan- Gruppe von sowjetischen Zwangsar- zig im Krankenhaus verbliebenen beitern, die im Krankenhaus behan- Zwangsarbeitern vor den Augen der delt wurden. Mitpatienten erschossen. Die deutschen Patientinnen und In Erinnerung an die Opfer wurde Patienten des Krankenhauses waren auf Initiative der Geschichtswerk- wegen der anhaltenden Bombenan- statt St. Georg und des Allgemeinen griffe der Royal Air Force zwei Tage Krankenhauses St. Georg am 1.9. zuvor im Zuge einer allgemeinen 1989 ein Gedenkstein eingeweiht. Räumung der Hamburger Kranken- häuser in die Umgebung der Stadt Literatur: evakuiert worden. Als in der Nacht Asendorf, Manfred: Als Hamburg in vom 29. auf den 30. Juli britische Schutt und Asche fiel und wie der Flugzeuge Bomben auf St. Georg NS-Staat die Krise bewältigte, in: abwarfen, flohen 72 der Zwangsar- Angelika Ebbinghaus, Heidrun beiter aus Angst vor Verschüttung, Kaupen-Haas, Karl Heinz Roth (Hg.): Heilen und Vernichten im Mustergau Hamburg. Bevölkerungs- und Gesundheits- politik im Dritten Reich, Hamburg 1984, S. 188-197.

Kontakt: Geschichtswerkstatt St. Georg e.V., Hansaplatz 9, 20099 Hamburg, Tel. 280 37 31.

Bezirk Mitte 41 Gedenktafel am Speichergebäude G am Dessauer Ufer 30 Dessauer Ufer (Hamburg-)

Im Hamburger Freihafen schräg ge- Tafel aus dem Programm der Kultur- genüber des Übersee-Zentrums der behörde (siehe Anhang) ange- HHLA befindet sich das Lagerhaus bracht, die auf die Geschichte des G, ein 1903 erbautes Speicherge- Außenlagers Dessauer Ufer hin- bäude. 1944 waren hier zunächst weist. vom Juli bis September 1.500 weib- liche und direkt anschließend bis zum 25. Oktober 2.000 männliche Häftlinge des KZ Neuengamme untergebracht. Durch einen Bom- benangriff am 25.10.1944 wurde das Lager erheblich zerstört; schät- zungsweise 150 Häftlinge verloren dabei ihr Leben. Daraufhin wurde das Außenlager in die Flügel A und B des Fuhlsbütteler Zuchthauses ver- legt. Im Februar 1945 belegte die SS das Speichergebäude erneut. Sie ließ 800 männliche KZ-Gefangene aus dem Außenlager Fuhlsbüttel an das Dessauer Ufer zurückverlegen. Alle am Dessauer Ufer unterge- Literatur: brachten Häftlinge mussten im Rah- KZ-Arbeiterinnen: Speicher G am men des „Geilenberg-Programmes“ Dessauer Ufer, in: Leinen los! Eine Bau- und Aufräumarbeiten bei den Expedition … zur neuen und alten Wasserwerken, bei Mineralölfirmen Geschichte der Frauenarbeit im und und weiteren Hafenbetrieben sowie für den Hamburger Hafen. Von Rita bei der Reichsbahn verrichten. Bake, Jutta Dalladas-Djemai, Das Gebäude wurde Ende 1998 von Martina Gedai und Birgit Kiupel. der Kulturbehörde unter Denkmal- Hg.: Landeszentrale für politische schutz gestellt, da es die „historische Bildung, Hamburg. Hamburg 1989, Form der Lagerhaltung außerhalb S. 90-94. der Speicherstadt mit ihrer für die damalige Zeit typischen Backstein- Kontakt: Architektur“ dokumentiere. Zum Fa. Europec, anderen lassen sich in dem auch im Veddeler Damm 14c, Innern weitgehend unveränderten 20457 Hamburg, Gebäude noch Spuren der Häftlinge Tel. 78 08 94 05. in Form von Inschriften und Kratzern in der Wand finden, was es zu einem „wichtigen Zeugen“ des „Dritten Reiches“ im Hafengelände mache. An seiner Außenwand wurde eine 42 Bezirk Mitte Gedenktafel für deportierte Sinti und 31 Roma Baakenbrücke, Nähe Speicher 21 (Speicherstadt)

An der Baakenbrücke erinnert seit Sinti und Roma fielen Zehntausende dem 16.5.2001 eine Gedenktafel der nationalsozialistischen Zigeu- der Kulturbehörde an die Deporta- nerverfolgung zum Opfer. tion von 910 Sinti aus Norddeutsch- Die Anbringung der Gedenktafel an land. Sie wurden am 16.5.1940 und der Baakenbrücke hatte die Schüle- an den darauf folgenden Tagen fest- rin Viviane Wünsche angeregt, die genommen und mehrere Tage in für ihre Dokumentation „Als die einem Lagerschuppen an der Baa- Musik verstummte ... und das Leben kenbrücke festgehalten. Von dort zerbrach“ über das Schicksal einer wurden sie ins Lager Belzec an der Harburger Sinti-Familie im „Dritten polnisch-russischen Grenze depor- Reich“ den Bertini-Preis 2000 verlie- tiert. hen bekommen hatte. Die Sinti und Roma gehörten zu den am stärksten von nationalsozialisti- Literatur: scher Verfolgung betroffenen Grup- Viviane Wünsche, Uwe Lohalm, pen. Das Regime wandte gegen sie Michael Zimmermann: Die national- zum einen Instrumente der „Rassen- sozialistische Verfolgung hygiene“ wie Eheverbot, Zwangs- Hamburger Roma und Sinti. Vier sterilisation und Zwangsabtreibung Beiträge. Hg.: Landeszentrale für an. Andere Mittel wie die Depor- politische Bildung. Hamburg 2002. tation nach Osten, die Konzentra- tion in Ghettos und der Massenmord Kontakt: in Auschwitz-Birkenau und anderen Kulturbehörde der Freien und Vernichtungsstätten entsprachen Hansestadt Hamburg, dem Genozid an den Juden. Allein Hohe Bleichen 22, 20354 Hamburg, von den in Deutschland lebenden Tel. 428 24-0.

Bezirk Mitte 43 Gegendenkmal zum sogenannten 76er-Denkmal 32 Grünanlage zwischen Stephansplatz und Bahnhof Dammtor (Neustadt)

Die Inschrift „Deutschland muss kamen aufgrund fehlender finan- leben, und wenn wir sterben müs- zieller Mittel nicht mehr zur Aus- sen“ am sogenannten 76er-Krieger- führung. denkmal des Bildhauers Richard Kuöhl von 1936 bot in den zurük- Literatur: kliegenden Jahren und Jahrzehnten Hans Walden: Das Schweigen der immer wieder Anlass für heftige Denkmäler. Wie sich Hamburg des Kontroversen. Das Denkmal ehrt das Kriegs entsinnt, in: Peter Reichel Infanterie-Regiment Nr. 76, das am (Hg.): Das Gedächtnis der Stadt. deutsch-französischen Krieg von Hamburg im Umgang mit seiner 1870/71 und am Ersten Weltkrieg nationalsozialistischen Vergangen- teilgenommen hat. heit. Hamburg 1997, S. 29-46. Als Gegendenkmal entwarf der Ein Kriegsdenkmal in Hamburg. österreichische Künstler Alfred Autorengruppe: Bärbel Hedinger, Hrdlicka (geb. 1928) im Auftrag der Roland Jaeger, Brigitte Meißner, Kulturbehörde eine vierteilige An- Jutta Schütt, Lutz Tittel, Hans lage, die ein zerbrochenes Haken- Walden. Hamburg 1979. kreuz darstellen sollte. Die ersten beiden Teile mit den Titeln „Ham- Kontakt: burger Feuersturm“ (am 8.5.1985 Kulturbehörde der Freien eingeweiht) und „Fluchtgruppe – und Hansestadt Hamburg, Cap Arcona“ (am 29.9.1986 einge- Hohe Bleichen 22, weiht) erinnern an die Opfer der 20354 Hamburg, Bombenangriffe auf Hamburg im Tel. 428 24-0. Juli 1943 und an die KZ-Häftlinge aus Neuengamme, die im Zuge der Lagerräu- mung von der SS auf als schwimmende Kon- zentrationslager die- nende Schiffe (darun- ter die „Cap Arcona“) verbracht wurden und bei der irrtümlichen Versenkung durch bri- tische Jagdbomber am 3.5.1945 den Tod fan- den. Die beiden noch fehlenden Teile des Gegendenkmals zu den Themen „Solda- tentod“ und „Frauen- bild im Faschismus“ 44 Bezirk Mitte 33 Heinrich-Heine-Denkmal

Rathausmarkt (Neustadt)

Erst am 11.5.1982 kam es zur Ent- hüllung eines neuen Heine-Denk- mals. Die Initiative ging von der 1977 gegründeten Heine-Gesell- schaft und von dem jüdischen Schriftsteller Arie Goral aus. Einen Spendenaufruf des Kultursenators Wolfgang Tarnowski, der den Rathausmarkt als Standort durch- setzte, unterstützten 3.000 Ham- burgerinnen und Hamburger, so dass die von Waldemar Otto (geb. 1929) geschaffene Bronzeskulptur aus privaten und öffentlichen Mit- teln finanziert wurde. Die Figur des nachdenklichen Dichters steht auf einem Granitsockel mit vier Bronze- reliefs. Erläuternde Texte erinnern an die Bücherverbrennung und an die Zerstörung des Heine-Denkmals Die Geschichte vom Umgang der durch die Nationalsozialisten. Stadt Hamburg mit dem Andenken an Heinrich Heine ist eine lange und Literatur: wenig ruhmreiche. Heine (1797- Volker Plagemann: „Vaterstadt, 1856) war aufgrund seiner jüdischen Vaterland, schütz Dich Gott mit Herkunft und seiner als literarische starker Hand“. Denkmäler in „Nestbeschmutzung“ angesehenen Hamburg. Hamburg 1986, S. 169. Werke, so z.B. „Deutschland, ein Win- termärchen“, ein immer wieder von Kontakt: Nationalisten angefeindeter Dichter. Denkmalschutzamt, Im NS-Regime als „jüdisch entartet“ Imstedt 18-20, diffamiert, verbrannten die Natio- 22083 Hamburg, nalsozialisten seine Bücher und lie- Tel. 428 63-0. ßen die an ihn erinnernden Denk- mäler entfernen; ein Denkmal von Hugo Lederer (1871–1940) aus dem Stadtpark wurde eingeschmol- zen. Ein weiteres, das ursprünglich in der Spitalerstraße stand, konnte von der Tochter des Heine Verlegers Campe nach Toulon/Frankreich in Sicherheit gebracht werden. Hier steht es heute noch. Bezirk Mitte 45 Mahnmal „Hier + Jetzt – den Opfern nationalsozialistischer Justiz“ 34 Sievekingplatz, Grünanlage vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht (Neustadt)

Viele Jahre hat es gedauert, bis erstellte Mahnmal von Gloria Fried- 1997 in Hamburg ein Mahnmal für mann (geb. 1950), einer internatio- die Opfer der NS-Justiz errichtet wer- nal bekannten Künstlerin und Teil- den konnte. Das im „Dritten Reich“ nehmerin an der Documenta 8, wur- von Richtern und Staatsanwälten de am 1.10.1997 eingeweiht. Es be- ausgeübte Unrecht richtete sich steht aus einem grauen Beton- gegen Widerstandsgruppen, gegen Quader mit der Inschrift „1933“ und Kommunisten, Sozialdemokraten einem farbigen Reliefs des heutigen und weitere Oppositionelle unter- Hamburg. Ergänzt wird der Quader schiedlicher politischer Herkunft, durch 90 Eisenstelen, auf denen ver- gegen Homosexuelle, Zeugen Jeho- schiedenste Pflanzen in Töpfen vas, so genannte „Rassenschänder“ wachsen: Rosen neben Brennnes- und viele andere. Während der seln, Kartoffeln neben Lavendel, Kriegsjahre zählten insbesondere Heilkräuter neben giftigen Pflan- ausländische Zwangsarbeiterinnen zen. Die unterschiedlichen Pflanzen- und Zwangsarbeiter zu den Opfern. gattungen sollen verschiedene Kul- Allein in Hamburg verhängten die turen, Religionen, soziale Milieus Strafgerichte, insbesondere das beim und Nationen symbolisieren. Landgericht gebildete Hanseatische Sondergericht, über 200 Todesur- Literatur: teile, die in der Regel im Untersu- Achim Könneke (Hg.): Gloria chungsgefängnis am Holstenglacis Friedmann. Hier + Jetzt – den durch das Fallbeil vollstreckt wurden. Opfern nationalsozialistischer Justiz Zahlreiche weitere Abgeurteilte fan- in Hamburg. Hamburg 1998. den den Tod, weil sie aus dem Straf- „Für Führer, Volk und Vaterland …“ vollzug an die SS zur „Vernichtung Hamburger Justiz im Nationalsozia- durch Arbeit“ in den Konzentra- lismus. Hg.: Justizbehörde Hamburg, tionslagern ausgeliefert wurden. Redaktion: Klaus Bästlein, Helge Im Jahr 1985 eröffnete der Richter- Grabitz und Wolfgang Scheffler. verein im Raum 707 des Ziviljustiz- Hamburg 1992. gebäudes am Sievekingplatz 1 eine Dokumentation über die „Hambur- Kontakt: gische Justiz in der NS-Zeit“. Am Justizbehörde, Pressestelle, benachbarten Untersuchungsge- Drehbahn 36, 20310 Hamburg, fängnis erinnern seit 1988 drei Tel. 428 43-31 43. Tafeln an die dort 1943 hingerichte- ten Widerstandskämpferinnen Fran- çoise Bloch-Serazin und Suzanne Masson sowie die vier Lübecker Geistlichen Hermann Lange, Eduard Müller, Johannes Prassek (alle kath.) und Karl Friedrich Stellbrink (ev.). Das im Auftrag der Justizbehörde 46 Bezirk Mitte Mahnmal zur Erinnerung an das 35 Außenlager Deutsche Werft Rüschpark, Rüschweg/Ecke Rüschwinkel ()

Am 16.12.1996 wurde in Finken- auf das Gelände im Dezember 1944 werder auf Initiative des Ortsamts- kamen 90 Häftlinge ums Leben. leiters auf dem ehemaligen Gelände Kurz vor Kriegsende wurde das La- der Deutschen Werft ein von dem in ger „evakuiert“ und die überleben- Finkenwerder lebenden Künstler den Häftlinge auf die Schiffe Axel Groehl (geb. 1953) entworfe- „Thielbek“ und „Cap Arcona“ in der nes Denkmal eingeweiht. Es zeigt Lübecker Bucht gebracht, die am eine durchbrochene Betonmauer, in 3.5.1945 von der Royal Air Force irr- deren Mitte sich eine Bronzeplastik tümlich bombardiert und versenkt befindet, die aus Sicht des Künstlers wurden. ein „Zeichen der geballten Hoffnung gegen Verzagen, Verdüsterung und Literatur: Zwang“ setzen soll. Eingerahmt wird Ludwig Eiber: Außenlager des KZ das Ensemble von zehn Ebereschen. Neuengamme auf den Hamburger Mit ihm wurde die Gestaltung des Werften, in: 1999. Zeitschrift für Rüschparks vervollständigt. Sozialgeschichte des 20. und In dem zum KZ Neuengamme ge- 21. Jahrhunderts, 10 (1995), hörenden Außenlager Deutsche Heft 2, S. 57-73. Werft/Finkenwerder auf der Rüsch- halbinsel waren vermutlich mehr als Kontakt: 600 Männer inhaftiert, die zumeist Finkenwerder Arbeitskreis, aus der Sowjetunion, aus Polen, Außenlager Deutsche Werft Belgien, Frankreich und Dänemark des Konzentrationslagers stammten. Sie mussten für die Neuengamme, Deutsche Werft im Schiffbau als Norderkirchweg 42, 21129 Hamburg, Schweißer, Schlosser und Elektriker Tel. (Ingeborg Luth) 7 42 63 28; arbeiten. Bei einem Bombenangriff (Helmke Kaufner) 742 79 92.

Bezirk Mitte 47 Mahnmal Nikolaikirche und Dokumentationszentrum 36 Fläche zwischen Ost-West-Straße, Hopfenmarkt, Neue Burg (Neustadt)

Hamburgs höchster Kirchturm mit von Neu-St.-Nikolai am Klosterstern 147,3 Metern ist der der Nikolai- aufgestellt. 1977 erfolgte die Eröf- kirche. Der rußgeschwärzte Turm fnung als Gedächtnisstätte und die lenkt den Blick auf eine mehrmals Anbringung einer Gedenktafel für zerstörte Kirche, die heute als Ruine die Hamburger Bombenopfer. Ein ein Mahnmal gegen den Krieg ist. weiterer Ausbau wurde möglich Im 12. Jahrhundert erbaut, wurde durch die Gründung des Förder- die Nikolaikirche bereits beim gro- kreises „Rettet die Nikolaikirche“ ßen Hamburger Brand 1842 zer- e.V. im Jahr 1987. Verstärkt wurden stört und im neogotischen Stil wie- Energie und Geld in den Erhalt der der aufgebaut. Bei den Bombenan- baulichen Substanz gesteckt. Außer- griffen im Juli 1943 wurde die dem wurde ein Dokumentations- Kirche erneut schwer getroffen – zentrum in der Krypta eröffnet, das nur der Turm, der Chorraum und Informationen über die Geschichte Teile des Kirchenschiffs blieben der Nikolaikirche und zum Feuer- erhalten. Nach Kriegsende wurde sturm bietet. Der enorme finanzielle nicht ernsthaft an eine Restaurie- Kraftakt setzt sich fort: Millionen- rung gedacht. Sowohl die Abnahme summen fließen allein in die Siche- der Bevölkerungszahlen in der Kir- rung der baulichen Substanz, ohne chengemeinde als auch die städte- den Ausbau zu einer internationa- baulichen Planungen für die Ost- len Friedens- und Begegnungsstätte West-Straße ließen einen Wieder- überhaupt andenken zu können. aufbau der weitgehend zerstörten Kirche nicht sinnvoll erscheinen. Literatur: Mitte der 1950er Jahre wurde eine Festschrift 800 Jahre Hauptkirche neue Kirche St. Nikolai in Harveste- St. Nikolai 1195–1995. hude am Klosterstern gebaut. Hamburg 1995. Die alte Nikolai-Kirche wurde 1960 unter Denkmalschutz gestellt, wobei Kontakt: sich die Stadt Hamburg und die Kir- Förderkreis „Rettet die Nikolai- chengemeinde St. Nikolai die Zustän- kirche“ e.V., Ost-West-Straße 60, digkeiten teilen: Die Stadt betreut 20457 Hamburg, Tel. 37 11 25. das ehemalige Kirchenschiffgelände, die Kirchengemeinde den Turm. Öffnungszeiten des Der Ausbau der Ruine der Nikolai- Dokumentationszentrums: kirche zum Mahnmal vollzog sich montags bis sonntags 11 bis 16 Uhr. in mehreren Etappen. So wurde 1973/74 das von Oskar Kokoschka (1886–1980) gefertigte Mosaik „Ecce Homines“ in schwarzweißer Ausführung in der Turmhalle von Alt-St.-Nikolai und die farbige Fas- sung des gleichen Mosaiks im Chor 48 Bezirk Mitte Relief von Ernst Barlach am 37 Kriegerdenkmal 1914/18 Rathausmarkt (Neustadt)

Im August 1931 wurde auf dem Ruwoldt, selbst als entarteter Künst- Rathausmarkt eine Stele in Erinne- ler diffamiert, versuchte sich den rung an die Opfer des Ersten Welt- Vereinnahmungsversuchen der Na- kriegs eingeweiht. Die dem Rathaus tionalsozialisten zu entziehen, konn- zugewandte Seite ehrte die gefalle- te dem Druck jedoch nicht standhal- nen Soldaten des Ersten Weltkriegs. ten. So entwarf er einen adlerarti- Die Rückseite wurde von Ernst Bar- gen aus der Asche aufsteigenden lach (1870–1938) mit dem Relief Phönix, der auf der im Zweiten „Die aufrechte Schmerzensmutter Weltkrieg unzerstörten Stele zehn mit ihren kleinen Waisen“ entworfen Jahre lang zu sehen war. Im Auftrag und war dem Gedenken der zivilen des Senats vernichtete der Stein- Kriegsopfer gewidmet. metz Friedrich Bursch den Adler und Das Denkmal und insbesondere das stellte 1949 das Barlach-Relief wie- Barlach-Relief, das bereits in der der her. Planungsphase von völkischer und nationalsozialistischer Seite scharf Literatur: angegriffen worden war, wurde Volker Plagemann: „Vaterstadt, unter dem NS-Regime verunglimpft. Vaterland, schütz Dich Gott mit Forderungen wurden laut, das Relief starker Hand“. Denkmäler in durch „Symbole des Krieges“ zu Hamburg. Hamburg 1986, ersetzen. Schließlich beauftragte S. 138-140, 151f.,155. der Gauleiter von Hamburg, Karl Kaufmann, 1939 den Bildhauer Kontakt: Hans Martin Ruwoldt (1891–1969) Denkmalschutzamt, Imstedt 18-20, mit einer Neugestaltung des Reliefs. 22083 Hamburg, Tel. 428 63-0.

Bezirk Mitte 49 Röhrenbunker und Bunkermuseum Hamm 38 Wichernsweg 16 (Hamm)

Bis 1943 wurden in Hamburg vor In dem mit nachgebautem Mobiliar allem in Wohngebieten ohne ausrei- in seinen Ursprungszustand versetz- chende Keller- und Schutzräume ten Bunker wurde am 1.10.1997 fast 500 Bunker gebaut, darunter eine ständige Ausstellung eröffnet. ab 1939 auch 363 so genannte Sie informiert über die Geschichte Röhrenbunker, die 62.839 Men- des Luftschutzes, stellt verschiedene schen Schutz boten. Röhrenbunker Luftschutzbauten vor, dokumentiert bestehen aus schlauchartigen Be- die Zerstörung von Hamm und Ham- tonröhren, die im Erdreich versenkt merbrook im Juli 1943 sowie die sind. Über ein oberirdisches Ein- Luftangriffe auf London. Zusätzlich stiegshäuschen gelangten die werden zahlreiche persönliche Ge- Schutzsuchenden in den Bunker, der genstände von Betroffenen präsen- allerdings nicht für einen längeren tiert. Die Ausstellung wird vom Aufenthalt gedacht war. Denn es Stadtteilarchiv Hamm betreut. gab nur Trockentoiletten, schlechte Heiz- und Beleuchtungsmöglichkei- Literatur: ten und für die Lüftung nur eine „Es war ein unterirdischer Bunker“. handbetriebene Maschine. Auch die Schriften des Stadtteilarchivs Schutzfunktion war ungenügend. Hamm, Band 7. Hamburg 1996. Die Röhrenbunker boten zwar Schutz vor Bombensplittern und Kontakt: Trümmerfall, jedoch nicht vor direk- Stadtteilarchiv Hamm, ten Bombentreffern. Carl-Petersen-Straße 76, Der unterirdische Röhrenbunker im 20535 Hamburg, Tel. 251 39 27. Wichernsweg 16, in dessen vier Röhren mit einer Breite von jeweils Öffnungszeiten der Ausstellung: 2 Metern und einer Länge von 17 donnerstags 10 bis 12 Uhr Metern 200 Menschen Platz fanden, und 15 bis 18 Uhr. wurde in den Jahren 1940/1941 gebaut. Er ist neben dem Röhren- bunker in der Tarpenbekstraße der einzige, der öffentlich zugänglich ist.

50 Bezirk Mitte St. Petri-Kirche: 39 Skulptur „Dietrich Bonhoeffer“ Mönckebergstraße, Speersort (Neustadt)

Das Denkmal für den am 9.4.1944 stapo geschlossen wurde. Bonhoef- hingerichteten Theologen Dietrich fer schloss sich Oppositionskreisen Bonhoeffer (geb. 4.2.1906) wurde in der Wehrmacht an und wurde 1979 eingeweiht und steht an der Verbindungsmann des Widerstan- Außenfassade der St. Petri-Kirche, des zu den Westmächten. Er wurde der ältesten der fünf Hauptkirchen im April 1943 verhaftet, dann im Hamburgs. Der Verleger Axel Sprin- Wehrmachtsgefängnis Berlin-Tegel ger finanzierte die Skulptur von Fritz um im KZ Buchenwald inhaftiert. Fleer (geb. 1921). Sie zeigt Dietrich Kurz vor Kriegsende, am 9.4.1945, Bonhoeffer in Häftlingskleidung wurde er zusammen mit anderen und mit gefesselten Händen. Widerstandskämpfern im KZ Flos- Dietrich Bonhoeffer war einer der senbürg hingerichtet. führenden Denker der „Bekennen- den Kirche“, die den starken Literatur: deutsch-christlichen Einfluss in den Christian Gremmels, evangelischen Landeskirchen zu- Heinrich W. Grosse: rückzudrängen versuchte und sich Dietrich Bonhoeffer – der beabsichtigten Gleichschaltung Der Weg in den Widerstand. zur Reichskirche widersetzte. Der Gütersloh 1996. international und ökumenisch orien- tierte Theologe übernahm 1935 die Kontakt: Leitung des Predigerseminars der Hauptkirche St. Petri zu Hamburg, Bekennenden Kirche in Finkenwalde Speersort 10, 20095 Hamburg, (bei Stettin), das 1938 von der Ge- Tel. 32 57 40-0.

Bezirk Mitte 51 Bezirk Hamburg Nord

48

Ausschnitt Mundsburg

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40 41 43 46

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44 49 47

52 53 45 51 Friedhof Ohlsdorf: Gräberfeld 40 ausländischer Opfer Zwischen Eichenallee, Sorbusallee und Bramfelder Chaussee

Der am 1.7.1877 eröffnete Ohlsdor- Friedhofs 715 namentlich bekannte fer Friedhof ist der größte Friedhof Häftlinge der im Hamburger Stadt- der Welt. Mehrere Gräberfelder und gebiet gelegenen Außenlager ihr Ehrenmale erinnern an die Opfer Grab gefunden. des Nationalsozialismus. So gibt es Im Zuge einer Neugestaltung dieser Ehrenplätze für Widerstandskämp- Fläche initiierte die Friedhofsver- ferinnen und -kämpfer, Bomben- waltung 1977 die Errichtung eines opfer, sowjetische Kriegsgefangene, Gedenksteins in Form eines Pyrami- niederländische, britische und polni- denstumpfes, auf dem einige der sche Opfer und für viele andere. Heimatländer der Opfer genannt Im äußeren Randbereich des Fried- werden. Eine Reliefmauer, gestaltet hofs sind ca. 3.500 Opfer aus 28 ver- von Herbert Glink, ergänzt die schiedenen Ländern begraben, die Anlage. als KZ-Häftlinge und Zwangsarbei- terinnen und -arbeiter unter dem Literatur: NS-Regime in Hamburg zu Tode Helmut Schoenfeld: Der Friedhof kamen oder ermordet wurden. Die Ohlsdorf. Gräber, Geschichte, hier Bestatteten sind in verschiede- Gedenkstätten. Hamburg 2000. nen Konzentrations-, Kriegsgefan- Herbert Diercks: Friedhof Ohlsdorf. genen- und Arbeitslagern ums Le- Auf den Spuren von Naziherrschaft ben gekommen, im Untersuchungs- und Widerstand. gefängnis hingerichtet oder ande- Hamburg 1992, S. 90-98. ren Mordaktionen zum Opfer gefal- len. Gegen Kriegsende wurden Kontakt: längst nicht mehr alle Toten des KZ Hamburger Friedhöfe -AöR-, Neuengamme eingeäschert. Allein Fuhlsbüttler Straße 756, von Anfang Januar bis zum 4.5. 22337 Hamburg, 1945 haben in diesem Bereich des Tel. 593 88-0.

Bezirk Nord 53 Friedhof Ohlsdorf: Mahnmal für die Opfer nationalsozial. Verfolgung 41 Talstraße, gegenüber dem Krematorium

Bereits ein Jahr nach Kriegsende die überlebenden Häftlinge, die und Befreiung von der NS-Herr- Erinnerung an das Unrecht wach zu schaft beschloss der Senat die Er- halten. Repräsentanten jeder im richtung eines Mahnmals für die Lager vertretenen Nation nahmen Opfer des NS-Terrors. Dem von der deshalb je eine Urne mit Ascheres- britischen Militärregierung ernann- ten verstorbener Häftlinge mit auf ten Senat gehörte zu dieser Zeit den Weg in ihre Heimatländer. Auch auch mit den Zuständigkeiten für Hamburger Widerstandskämpfer Wiedergutmachung und Flücht- nahmen eine solche Urne mit. lingshilfe Franz Heitgres an, der Eine vor dem Denkmal liegende damalige Vorsitzende der Vereini- Marmorplatte nennt die Namen von gung der Verfolgten des Nazire- 25 Konzentrationslagern und Ver- gimes. Als das Denkmal drei Jahre folgungsstätten. Die beidseitig am später fertiggestellt war, überlager- Denkmal angebrachte Inschrift ruft ten die Teilung Deutschlands und dazu auf, zu verhindern, dass solches der sich ausbreitende Kalte Krieg die Unrecht wieder geschehe. Einweihungsfeiern. Deshalb fanden im Mai 1949 gleich zwei Veran- Literatur: staltungen statt: Die des Senats am Herbert Diercks: Friedhof Ohlsdorf. 3. Mai mit Bürgermeister Max Brau- Auf den Spuren von Naziherrschaft er als Hauptredner und ein von der und Widerstand. VVN ausgerichtetes „Internationa- Hamburg 1992, S. 21-26. les Befreiungstreffen“ am 8. Mai, unter anderem mit Martin Plat Kontakt: (FDP) und Philipp Auerbach (Baye- Hamburger Friedhöfe -AöR-, rische Staatsregierung) als Redner. Fuhlsbüttler Straße 756, Das von dem Architekten Heinz 22337 Hamburg, Tel. 593 88-0. Jürgen Ruscheweyh entworfene Mahnmal befindet sich direkt ge- genüber dem Krematorium, in dem in den Jahren der nationalsozialisti- schen Herrschaft mehrere Tausende Opfer des Regimes eingeäschert wurden. Die Stele besteht aus 105 Urnen mit Erde und Ascheresten aus verschiedenen Konzentrationsla- gern und Hinrichtungsstätten, die in einem hohen Rahmen in 15 Reihen übereinander angeordnet sind. Die „Urne des unbekannten Konzentra- tionärs“ war Anlass zur Errichtung des Denkmals: Nach der Befreiung des KZ‘s Buchenwald schworen sich 54 Bezirk Nord Friedhof Ohlsdorf: Ehrenhain für die 42 Hamburger Widerstandskämpfer Bergstraße, rechts vom Haupteingang des Ohlsdorfer Friedhofs

Am 8.9.1946 wurden 27 Urnen und Widerstandskämpfer im Ehren- hingerichteter Hamburger Wider- hain ihre letzte Ruhestätte. standskämpfer in einem Gräberfeld Ein weiterer Ehrenfriedhof für Wi- zusammen bestattet. Diese Urnen derstandskämpferinnen und -kämp- wurden 1962 an den heutigen Ort fer und NS-Verfolgte befindet sich des Ehrenhains verlegt, der auf im östlichen Teil des Friedhofs, in Initiative eines Kuratoriums von der Nähe der Sorbusallee. Er wurde Angehörigen und Freunden der 1961 auf Veranlassung der Ge- Opfer am 7.5.1968 eröffnet wurde. schwister-Scholl-Stiftung eingerich-

Die Grabstellen wurden mit Kissen- tet. Ein Obelisk erinnert an die Opfer steinen geschmückt, die die Namen, des Nationalsozialismus. Geburts- und Sterbedaten der Opfer zeigen. Eine 1953 von dem Ham- Literatur: burger Bildhauer Richard Steffen Herbert Diercks: Friedhof Ohlsdorf. (1903–1964) geschaffene Bronze- Auf den Spuren von Naziherrschaft plastik und die auf eine eingrenzen- und Widerstand. de Steinwand geschriebenen Worte Hamburg 1992, S. 34-40. des 1943 hingerichteten tschechi- schen Widerstandskämpfers Julius Kontakt: Fucik „Menschen wir hatten Euch Hamburger Friedhöfe -AöR-, lieb – Seid wachsam“ ergänzen die Fuhlsbüttler Straße 756, Anlage. Bis heute fanden 55 Ham- 22337 Hamburg, burger Widerstandskämpferinnen Tel. 593 88-0. Bezirk Nord 55 Mahnmal „Fahrt über den Styx“ für die Opfer des „Feuersturms“ 43 Friedhof Ohlsdorf: zwischen Eichen- und Kirschenallee

Für ca. 37.000 Opfer der alliierten einen Mann und einen Greis ans jen- Luftangriffe auf Hamburg im Som- seitige Ufer in die Unterwelt bringt mer 1943 entstand auf dem Ohls- – ein Bild aus der griechischen dorfer Friedhof eine weitläufige Mythologie. Die erstarrt wirkende Gräberstätte. Häftlinge aus dem KZ Szene soll die Gleichgültigkeit des Neuengamme mussten die oftmals organisierten Massentodes symboli- bis zur Unkenntlichkeit verstümmel- sieren, der seine Opfer in jedem Ab- ten Toten in den zerstörten Stadt- schnitt des Lebens gefunden hat. teilen aus den Trümmern bergen Das Denkmal verursacht seitdem und auf dem Ohlsdorfer Friedhof Diskussionen, da es das Kriegsge- beim Ausheben des großen Massen- schehen als schicksalhaft darstellt grabes helfen, das kreuzförmig mit und keinen Bezug zum NS-Regime breiten Armen von über 100 Meter herstellt. Länge angelegt wurde. Das Mahnmal wird ergänzt durch Am 16.8.1952 wurde am Ort des 18 Eichenbalken, auf denen die Massengrabes ein Mahnmal für die Namen der Stadtteile stehen, aus Hamburger Bombenopfer einge- denen die Toten zu dieser Ruhe- weiht. Im Mittelpunkt der Kreuz- stätte gebracht wurden, und eine arme steht ein quadratischer Sand- Erläuterungstafel, die die Zahl der steinbau, der die Skulptur „Fahrt Opfer mit 36.918 angibt. Am Rande über den Styx“ von Gerhard Marcks der Anlage stehen von Angehörigen (1889–1981) umschließt. Sie zeigt zumeist in den ersten Nachkriegs- den Totenfährmann Charon, der ein jahren gesetzte Grabsteine, die an Brautpaar, eine Mutter mit Kind, einzelne Opfer erinnern.

Literatur: Volker Plagemann: „Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand“. Denkmäler in Hamburg. Hamburg 1986, S. 163f.

Kontakt: Hamburger Friedhöfe -AöR-, Fuhlsbüttler Straße 756, 22337 Hamburg, Tel. 593 88-0. 56 Bezirk Nord Friedhof Ohlsdorf: Mahnmal für die 44 ermordeten Hamburger Juden Jüdischer Friedhof Ohlsdorf, Ilandkoppel

Der Jüdische Friedhof Ohlsdorf wur- mit einer deutschen und einer he- de 1883 angelegt und nahm Grab- bräischen Inschrift an die zahlrei- steine der 1934 bzw. 1937 ge- chen jüdischen Opfer des National- schlossenen Friedhöfe in Ottensen sozialismus. Davor befindet sich seit und am Grindel auf. Er befindet sich 1957 eine Urne mit Asche von südlich des städtischen Friedhofs Toten aus dem Konzentrationslager Ohlsdorf und ist von diesem durch Auschwitz. die Straße Ilandkoppel getrennt. 1943 wurde der Friedhof geschlos- Literatur: sen und im Auftrag der National- Michael Studemund-Halévy: sozialisten mit Behelfsunterkünften Der Neue Portugiesenfriedhof in für ausgebombte Familien bebaut. Hamburg-Ohlsdorf. Die Sefarden in Die Behelfswohnheime fielen aller- Hamburg. Zur Geschichte einer dings kurze Zeit später selbst den Minderheit. Bd. 3, Hamburg 2003. Bomben zum Opfer. Nach 1945 konnte der Jüdische Friedhof Ohls- Kontakt: dorf als einziger in Hamburg wieder Hamburger Friedhöfe -AöR-, seiner Bestimmung zugeführt wer- Fuhlsbüttler Straße 756, den: der Bestattung jüdischer Toter. 22337 Hamburg, Seit 1951 erinnert ein Gedenkstein Tel. 593 88-0.

Bezirk Nord 57 Gedenkstätte Ernst Thälmann 45

Ernst-Thälmann-Platz/Tarpenbekstraße 66 (Eppendorf)

Ernst Thälmann (1886–1944) war eines Kuratoriums befindliche Ge- von 1925 bis 1933 Vorsitzender der denkstätte wurde am 18. August KPD und Mitglied des deutschen des gleichen Jahres eröffnet. Im Reichstags. Er lebte mit seiner Fami- April 1985 wurde der Platz vor dem lie von 1929 bis zu seiner Verhaf- Haus in „Ernst-Thälmann-Platz“ um- tung am 3.3.1933 in der Tarpen- benannt. bekstraße 66 in Hamburg. Nach sei- In einer ständigen Ausstellung wer- ner Verhaftung als politischer Geg- den Dokumente zur Geschichte der ner des NS-Regimes war er fast elf- Arbeiterbewegung und des Arbei- einhalb Jahre inhaftiert, bevor er im terwiderstands gezeigt. Im Mittel- August 1944 im KZ Buchenwald punkt steht das Wirken Ernst Thäl- hingerichtet wurde. manns als KPD-Vorsitzender, seine verschiedenen Haftstationen in Ber- lin, Hannover und Bautzen und sein Tod in Buchenwald. Gedenktafeln erinnern an weitere, zumeist kom- munistische Politiker, die von den Nationalsozialisten ermordet wur- den.

Literatur: Ernst Thälmann und Kampfgefährten. Eine Hamburger Ausstellung in Bild und Text. Dokumentation, zusammengestellt von Markus Gunkel, Ursel Hochmuth, Hans Rondi und Ewald Stiefvater. Hg.: Kuratorium „Gedenkstätte Ernst Thälmann“ e.V. Hamburg 2000. Peter Monteath (Hg.): Ernst Thälmann. Mensch und Mythos. Amsterdam 2000.

Kontakt: Gedenkstätte Ernst Thälmann- Hamburg, Tarpenbekstraße 66, 20251 Hamburg, Tel. 47 41 84. 1969 engagierten sich ehemalige Weggefährten Thälmanns dafür, in Öffnungszeiten der Ausstellung: dem Haus an der Tarpenbekstraße montags - freitags 10 bis 17 Uhr; eine Gedenkstätte einzurichten. Die samstags 10 bis 13 Uhr und nach bis heute in privater Trägerschaft Vereinbarung. 58 Bezirk Nord Gedenkstätte KZ und Strafanstalten 46 Fuhlsbüttel 1933-1945 Suhrenkamp 98 (Fuhlsbüttel)

Im Torgebäude des 1896 gebauten und während der Kriegsjahre in zu- Gefängnisses wurde im November nehmender Zahl ausländische Wi- 1987 eine Gedenkstätte einge- derstandskämpferinnen und -kämp- weiht. Sie erinnert an die Verfol- fer und Zwangsarbeiterinnen und gung von Gegnerinnen und Geg- -arbeiter. nern des NS-Regimes sowohl im KZ Auch die Strafanstalten Fuhlsbüttel, Fuhlsbüttel als auch in den Strafan- die der Justiz unterstanden, waren stalten Fuhlsbüttel. Teil des nationalsozialistischen Ver- Das am 4.9.1933 offiziell eröffnete folgungsapparates. Viele Strafgefan- und im zeitgenössischen Sprachge- gene waren wegen politischer Geg- brauch „Kola-Fu“ genannte Konzen- nerschaft verurteilt worden; Sonder- trationslager Fuhlsbüttel wurde in- gerichte wiesen schon bei Unmutsäu- nerhalb kürzester Zeit zu einer der ßerungen Menschen wegen „Heim- berüchtigtsten Terrorstätten im na- tücke“ in Strafhaft ein. Ab 1942 wur- tionalsozialistischen Deutschland. den zahlreiche Zuchthausgefangene Viele Tausende wurden im KZ Fuhls- in Konzentrationslager zur „Vernich- büttel, das 1936 in „Polizeigefäng- tung durch Arbeit“ überstellt. nis“ umbenannt wurde, inhaftiert Zeitweilig, von Oktober 1944 bis und von hier aus in andere Konzen- Februar 1945, war in einem Gebäu- trationslager überstellt. Unter ihnen deteil des Zuchthauses auch ein waren in großer Zahl Frauen und Außenlager des KZ Neuengamme Männer aus dem Hamburger Wider- untergebracht. Insgesamt kamen in stand, Angehörige der KPD, der SPD, Fuhlsbüttel annähernd 500 Frauen der Gewerkschaften und anderer und Männer ums Leben. Sie starben Oppositionsgruppen, aber auch Zeu- an den Folgen der Mißhandlungen, gen Jehovas, Juden, Swing-Jugend- wurden ermordet oder in den Tod liche, Homosexuelle, Prostituierte getrieben.

Bezirk Nord 59 Im Mittelpunkt der ständigen Aus- Literatur: stellung von 1987 steht die Verfol- Herbert Diercks: Fuhlsbüttel – das gung der verschiedenen Opfergrup- Konzentrationslager in der pen, die anhand zahlreicher Biogra- Verantwortung der Hamburger phien dargestellt wird. Eine nachge- Justiz, in: Wolfgang Benz, Barbara staltete Einzelzelle und einzelne Distel (Hg.): Terror ohne System. Originalgegenstände veranschau- Die ersten Konzentrationslager im lichen die Haftbedingungen. Im Ein- Nationalsozialismus 1933-1935. gangsbereich nennt eine Gedenk- Berlin 2001, S. 261- 308. tafel die Namen der getöteten Häft- Gedenkbuch „Kola-Fu“. Für die linge. Für den 4.9.2003, dem 70. Opfer aus dem Konzentrationslager, Jahrestag der Errichtung des KZ Gestapogefängnis und KZ- Fuhlsbüttel, ist die Eröffnung einer Außenlager Fuhlsbüttel. Hg.: neuen Dauerausstellung beabsich- KZ-Gedenkstätte Neuengamme, tigt. Bearbeiter: Herbert Diercks. Hamburg 1987.

Kontakt: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 39a, 21039 Hamburg, Tel. 428 96-03.

Öffnungszeiten der Ausstellung: sonntags 10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung

60 Bezirk Nord Gedenkstein für die Euthanasie-Opfer 47 in den Alsterdorfer Anstalten Eingang Ev. Stiftung Alsterdorf, Alsterdorfer Straße/ Ecke Sengelmannstraße (Alsterdorf)

An dem beschönigend „Euthanasie“ und von denen nur 79 die „Euthana- genannten Mord an Behinderten sie“-Aktionen überlebten. Die Na- und Kranken waren im „Dritten men der Opfer werden in einem Reich“ auch die unter kirchlicher Gedenkbuch genannt, das im Ein- Trägerschaft stehenden Alsterdorfer gangsbereich der Alsterdorfer St. Anstalten beteiligt. Die NS-Rassen- Nicolaus-Kirche ausliegt. Nach hygiene fand in der Ärzteschaft und einem Opfer – Dorothea Kasten, die Leitung überzeugte Fürsprecher. nach ihrer Deportation am 2.5. Auf der Grundlage des im Juli 1933 1944 in der Wiener Euthanasie- erlassenen „Gesetzes zur Verhü- anstalt „Am Steinhof“ ermordet tung erbkranken Nachwuchses“ wurde – benannte die Stiftung Als- vom 14. Juli 1933 nahmen Alster- terdorfer Anstalten 1993 ihre dorfer Ärzte zahlreiche Zwangssteri- Zufahrtsstraße. lisationen von Behinderten vor. Auch später stellten sich die Anstal- Literatur: ten nicht schützend vor ihre Patien- Michael Wunder, Ingrid Genkel und ten, im Gegenteil: 1938 schoben sie Harald Jenner: Auf dieser schiefen 22 jüdische Bewohner in andere Ebene gibt es kein Halten mehr. Einrichtungen ab, wo diese später Die Alsterdorfer Anstalten im getötet wurden. An der nach Nationalsozialismus. Hg.: Vorstand Kriegsbeginn von Hitler angeordne- der Alsterdorfer Anstalten. ten „Aktion Gnadentod“ beteiligten 2. Auflage, Hamburg 1988. sie sich ebenfalls aktiv. Vom Ober- arzt Dr. Kreyenberg ausgewählt, Kontakt: wurden 1941 zunächst 71 Bewoh- Evangelische Stiftung Alsterdorf, ner und nach den schweren Bom- Dorothea-Kasten-Straße 3, benangriffen auf Hamburg im Au- 22292 Hamburg, gust 1943 weitere 469 Patienten in Tel. 50 77 45 71. Tötungsanstalten deportiert. Hinzu kamen Verlegungen ins Kranken- haus Rothenburgsort, wo Kinder Opfer medizinischer Experimente wurden. Erst in den 1980er Jahren begann in den Alsterdorfer Anstalten eine kri- tische Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte. Im April 1984 wurde ein Gedenkstein eingeweiht, der an die 629 körperbehinderten, psychisch kranken, teilweise auch nur verstör- ten und verhaltensauffälligen Kin- der und Erwachsenen erinnert, die aus Alsterdorf deportiert wurden Bezirk Nord 61 Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers Langenhorn 48 Essener Straße, Höhe Hausnummer 54 (Langenhorn)

Seit dem 1.9.1988 erinnert ein hausbau herangezogen. In einem Gedenkstein an das Leiden der Häft- Zweigbetrieb der Messap (Deutsche linge im Außenlager Langenhorn Messapparate GmbH) in der Schan- des Konzentrationslagers Neuen- zenstraße verrichteten weitere Häft- gamme, das sich auf diesem, an der linge des Außenlagers Arbeiten in heutigen Essener Straße gelegenen der Rüstungsproduktion. Diese Frau- Areal befunden hat. Ebenfalls seit en wurden täglich mit der S-Bahn zu 1988 steht neben dem Stein eine ihrem Arbeitseinsatz gebracht. Gedenktafel des Tafelprogramms Die Recherchen zur Geschichte des der Hamburger Kulturbehörde (sie- Außenlagers, die zur Errichtung die- he Anhang), die auf das Bestehen ses Gedenkortes führten, wurden des Außenlagers hinweist. von der KZ-Gedenkstätte Neuen- Seit dem 12. September 1944 wa- gamme angeregt und durch eine ren in diesem früheren „Ostarbeiter- Privatinitiative durchgeführt. An der lager“ 740 weibliche KZ-Häftlinge Errichtung der Anlage waren insge- untergebracht, die zumeist aus dem samt acht Initiativen und Organi- KZ Stutthof nach Hamburg depor- sationen sowie die Hamburger tiert worden waren. Unter ihnen Kulturbehörde beteiligt. Heute wird befand sich eine größere Gruppe sie privat betreut. jüdischer Frauen und Mädchen aus Litauen und Estland. Die Häftlinge Literatur: mussten für die Hanseatischen Ket- Karl-Heinz Zietlow: Unrecht nicht tenwerke arbeiten. Andere Kom- vergessen 1933-1945. mandos wurden aber auch zu Aus- Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge schachtungsarbeiten beim Platten- in Hamburg-Langenhorn. Hamburg o. J. [1995].

Kontakt: Karl-Heinz Zietlow, Solferinostraße 8, 22417 Hamburg, Tel. 537 20 06.

62 Bezirk Nord Gegendenkmal „Schützengraben – 49 Soldatengrab“ Am Licenciatenberg (Groß Borstel)

1922 wurde auf dem Licenciaten- abgesperrt. Ein Periskop erlaubt den berg, einem Grabhügel aus der Blick aus dem Graben auf das Bronzezeit, ein Kriegerdenkmal des Kriegerdenkmal auf dem Hügel und Bildhauers Richard Kuöhl (1880- zeigt den Adler im eingeschränkten 1961) eingeweiht. Es besteht aus Sehfeld des Fernrohrs. Gerd Stange einem Ziegelsteinsockel, auf dem selbst sieht seine Installation nicht ein Adler auf einer halben Kanonen- als Gegendenkmal, sondern als eine kugel thront, und wertet den Solda- neue Möglichkeit, über das Krieger- tentod als „Heldentod für das Vater- denkmal nachzudenken. land“ und als Liebesbeweis für die Heimat. Zu Beginn der 1980er Jahre Literatur: geriet das Denkmal verstärkt in die Museum für Hamburgische öffentliche Kritik. Geschichte (Hg.): Gerd Stange. Als ein „Nachdenkmal“ hat der Weitergraben. Graben als Hamburger Künstler Gerd Stange künstlerische Strategie. (geb. 1954) das Kriegerdenkmal in Hamburg 1996. einen neuen Zusammenhang ge- stellt. 1997 legte er einen begehba- Kontakt: rer Schützengraben am Licenciaten- Kulturbehörde der Freien berg an. Der Graben befindet sich und Hansestadt Hamburg, am Fuße des Hügels in zwei Meter Hohe Bleichen 22, Tiefe, ist mit einem Gitterrost abge- 20354 Hamburg, deckt und mit Stacheldrahtrollen Tel. 428 24-0.

Bezirk Nord 63 Mahnmal für die Bombenopfer 50

Fußgängerinsel Hamburger Straße/Oberaltenallee (Barmbek)

Während der „Operation Gomorrha“ historische Ereignis, die andere lau- kamen in der Nacht zum 30.7.1943 tet: „Diese Toten mahnen – Nie wie- bei einem Bombenangriff in einem der Faschismus – Nie wieder Krieg“. Luftschutzbunker unter dem Kauf- haus Karstadt in der Hamburger Literatur: Straße 370 Menschen ums Leben. Klasse 8b der Gesamtschule Ein Mahnmal für diese Opfer wurde (Hg.): „denn sie auf Bestreben der Friedensinitiative hatten nichts daraus gelernt.“ Barmbek- und des Be- Das Antikriegsdenkmal Hamburger zirksamts Nord am 30.7.1985 einge- Straße. Anlass zur Spurensuche. weiht. Eine von starkem Verkehr Hamburg 1993. umfahrene Fußgängerinsel ist Stand- ort des Mahnmals. Die Künstlerin Kontakt: Hildegard Huza (geb. 1952) zeigt mit Denkmalschutzamt, ihrer Skulptur einen gebeugten Imstedt 18-20, Menschen, der in einer zerstörten 22083 Hamburg, Mauerecke aus Klinkersteinen kau- Tel. 428 63-0. ert. Der Sockel trägt zwei vom Orts- ausschuss Barmbek-Uhlenhorst ver- fasste Inschriften. Die eine be- schreibt mit wenigen Worten das 64 Bezirk Nord 51 Mahnmal „Verhörzelle“

Geschwister-Scholl-Straße/Ecke Erikastraße (Eppendorf)

Aus Fundstücken vom Elbstrand und der mit Stahl verkleidet und mit aus dem Keller des Oberlandesge- einer Panzerplatte von oben abge- richts entwickelte der Künstler Gerd deckt wurde, baute er die Fund- Stange (geb. 1954) die Idee für ein stücke auf und beleuchtete die Zelle. Denkmal – ohne Auftrag. Er arran- Dieses am 1.10.1990 eingeweihte gierte einen Wehrmachtshelm, ein Denkmal erschließt sich nur denjeni- Stück Treibholz und einen alten Ge- gen, die sich bücken und in der Erde richtsstuhl zu einer Installation, die nach der Zelle forschen. an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung insbesondere durch den Literatur: Justiz-Apparat erinnern soll. Die so Thomas Sello, Gunnar F. Gerlach: entstandene „Verhörzelle“ konnte Gerd Stange. Verhörzelle und erst nach längeren Diskussionen andere antifaschistische Mahnmale aufgestellt werden. Der Standort in in Hamburg. Hamburg 1994. der Geschwister-Scholl-Straße wur- de in Abstimmung mit der Kulturbe- Kontakt: hörde, der Weiße-Rose-Stiftung und Kulturbehörde der Freien weiteren Beteiligten gefunden. und Hansestadt Hamburg, Gerd Stange platzierte seine Instal- Hohe Bleichen 22, lation „Verhörzelle“ in der Erde: In 20354 Hamburg, einem ausgeschachteten Graben, Tel. 428 24-0.

Bezirk Nord 65 Röhrenbunker Tarpenbekstraße 52

Tarpenbekstraße 68, Ernst-Thälmann-Platz (Eppendorf)

Der Zwei-Röhrenbunker in der Tar- Wasserlauf, der – durch die Hand penbekstraße wurde 1940 von ita- des Besuchers zum Fließen gebracht lienischen Zwangsarbeitern errich- – den Fluss der Erinnerungen sym- tet. Er besteht aus zwei ca. 15 Meter bolisieren soll. langen unterirdischen Betonröhren, Heute ist das Stadtteilarchiv Ep- die 100 Menschen Schutz vor Split- pendorf Träger des Bunkers. Der ter- und Brandbomben sowie Gasan- Verein hat umfangreiche Bauarbei- griffen bieten sollten. Nach dem ten durchgeführt, bietet nach Ab- Krieg war der Bunker bis in die sprache Führungen an und will 1990er Jahre geschlossen. Erst auf im Bunker mit Veranstaltungen Initiative der Künstler Michael Batz die Bereiche Kunst, Geschichtsfor- (geb. 1951) und Gerd Stange (geb. schung und Literatur zusammenfüh- 1954) hin wurde er als Mahnmal für ren. die Opfer des Nationalsozialismus umgebaut. Mit dem Projekt „Sub- Literatur: bühne“ im Mai 1995 wurde zum Museum für Hamburgische einen der Bunker zur „Bühne“ umge- Geschichte (Hg.): Gerd Stange. wandelt. Gleichzeitig erinnerten ver- Weitergraben. Graben als schiedene Veranstaltungen an den künstlerische Strategie. 1947 an Kriegs- und Haftfolgen ver- Hamburg 1996. storbenen Schriftsteller Wolfgang Borchert, dessen ehemaliges Wohn- Kontakt: haus in Sichtweite des Bunkers liegt. Stadtteilarchiv Eppendorf e.V., Mit der „Rhythmischen Babyloni- Martinistraße 40, schen Wasserskulptur“ konstruier- 20251 Hamburg, ten die beiden Künstler 1996 einen Tel. 480 47 87.

66 Bezirk Nord 53 Skulptur „Wasserspeier“

Stadtpark, am Planschbecken (Barmbek)

Richard Haizmann (1895-1963) zielle Entschädigung für die Zerstö- war als Maler, Bildhauer und Kera- rung seiner Brunnenskulptur. Doch miker tätig. 1930 wurde seine erst 31 Jahre nach dem Tod des Skulptur „Wasserspeier“ am Kinder- Künstlers wurde eine Replik des spielplatz in der Humboldtstraße in „Wasserspeiers“ angefertigt und Barmbek aufgestellt. Nach 1933 1994 am Rand des Kinderplansch- wurde Haizmann als „entarteter beckens im Stadtpark aufgestellt. Künstler“ verfemt, die Nationalso- Eine im Fußweg eingelassene Text- zialisten demontierten seine Skulp- tafel erläutert die Entstehungs- und tur 1937. Sie wurde als Exponat in Wirkungsgeschichte der Skulptur. die Ausstellung „Entartete Kunst“ aufgenommen und danach einge- Weitere Informationen: schmolzen. Der Künstler selbst ver- Richard-Haizmann-Museum, ließ 1934 Hamburg, ging nach Rathausplatz, 25899 Niebüll, Niebüll und zog sich dort – in un- Tel: 046 61 / 10 10. mittelbarer Nachbarschaft zu Emil Nolde – in die sogenannte „innere Kontakt: Emigration“ zurück. Stadtpark Verein Hamburg e.V., Nach Ende des NS-Regimes erhielt Postfach 20 17 44, Haizmann 1951 als „Wiedergutma- 20243 Hamburg, chung“ zwar eine – geringe – finan- Tel. 428 04-24 23. Bezirk Nord 67 Zwangsarbeiterbaracke beim Flughafen Fuhlsbüttel 54 Wilhelm-Raabe-Weg 23 (Fuhlsbüttel)

In unmittelbarer Nähe des Flugha- genutzt. Die örtliche Geschichts- fens Fuhlsbüttel ist eine Unter- werkstatt „Willi-Bredel-Gesellschaft“ kunftsbaracke sowie die „Latrine“ setzte sich mit Erfolg für den Erhalt eines Zwangsarbeiterlagers erhal- der ursprünglich zum Abriss vorge- ten geblieben. sehenen Baracke ein. Mit öffent- Die Kriegswirtschaft des „Dritten licher Unterstützung restaurierte sie Reiches“ stützte sich im hohen Maße das Gebäude und sicherte weitere auf den Einsatz von ausländischen Spuren im Außengelände. Erste Ergeb- Arbeitskräften. Bei deren Rekrutie- nisse ihrer Forschungen präsentiert rung wurde das anfängliche Prinzip die Geschichtswerkstatt in der Baracke der Freiwilligkeit schon bald durch mit einer kleinen Ausstellung. Zwangsverschleppungen abgelöst. Im Spätsommer 1944 waren bei Literatur: Bauvorhaben, in der Landwirtschaft Friederike Littmann: Ausländische und in der Rüstungsindustrie insge- Zwangsarbeiter in der Hamburger samt über sechs Millionen Zwangs- Kriegswirtschaft 1940-1945, in: arbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Frank Bajohr,Joachim Szodrzynski zwei Millionen Kriegsgefangene (Hg.): Hamburg in der NS-Zeit. und 400.000 KZ-Häftlinge einge- Ergebnisse neuerer Forschungen. setzt. Der Rassismus der National- Hamburg 1995, S. 175-202. sozialisten schlug sich in einer abge- Hans-Kai Möller: Ausgebeutet und stuften Behandlung nieder. Im vergessen: Ausländische Unterschied zu west- und nordeuro- Zwangsarbeiter in Fuhlsbüttel und päischen Arbeitskräften wurden die Ohlsdorf, in: Fuhlsbüttel unterm aus der Sowjetunion verschleppten Hakenkreuz. Hg.: Willi-Bredel- Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter Gesellschaft Geschichtswerkstatt e. V. grundsätzlich in bewachten Lagern Hamburg 1996, S. 83-107. untergebracht. Die 1942 für die Firma Kowahl & Kontakt: Bruns errichtete Baracke diente zur Willi-Bredel-Gesellschaft Unterbringung von 144 Zwangsar- Geschichtswerkstatt e.V., beitern aus verschiedenen Ländern. Im Grünen Grunde 1b, Diese Firma für Garten- und Land- 22337 Hamburg, Tel. 59 11 07. schaftsgestaltung war vom Amt für kriegswichtigen Einsatz mit Arbei- Öffnungszeiten der Ausstellung: ten zur Tarnung des Flughafens und Jeder erste Sonntag in den Monaten anderer militärischer Objekte vor April bis November 14 bis 16 Uhr Luftangriffen beauftragt. Im letzten und nach Vereinbarung. Kriegsjahr setzte die Firma auch Häftlinge des KZ-Frauenaußenla- gers Sasel ein. Die im Innern umgebaute Baracke wurde bis 1997 für Wohnzwecke 68 Bezirk Nord Bezirk Nord 69 Bezirk Harburg

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58 57 56 Gedenktafel zur Erinnerung an die 55 „Vernichtung durch Arbeit“ Am Ortsamt Neugraben, Neugrabener Markt 5 (Neugraben)

Seit dem 15.4.1992 erinnert eine mutwillig zerstört worden war und bronzene Gedenktafel vor dem Orts- die an ihm angebrachte Gedenkta- amt Neugraben an das Außenlager fel mehrmals ersetzt werden musste, Neugraben des Konzentrationsla- ließ man ihn dort in seinem beschä- gers Neuengamme. digten Zustand stehen. Die Bezirks- Das Außenlager wurde am 13.9. versammlung Harburg entschied 1944 errichtet. Die meisten der aus sich stattdessen für die Errichtung dem Lager Dessauer Ufer dorthin der Bronzetafel an dem belebteren verbrachten 500 Jüdinnen stamm- Ort im Zentrum von Neugraben. ten aus der Tschechoslowakei und Das ehemalige Lagerareal am Fal- waren über Theresienstadt ins Ver- kenbergsweg wurde 1990 in ein nichtungslager Auschwitz-Birkenau Naturschutzgebiet einbezogen und deportiert worden. Dort hatte die SS markiert heute den Beginn eines sie während der so genannten Wanderweges. Selektionen zum Arbeitseinsatz aus- gewählt. Sie mussten für die Firma Literatur: Malo Fertigbauteile herstellen und Karl-Heinz Schultz: wurden zum Bau von Behelfswohn- Das KZ-Außenlager Neugraben, in: heimen in der Falkenbergsiedlung Jürgen Ellermeyer, Klaus Richter, eingesetzt. Andere Häftlinge mus- Dirk Stegmann (Hg.): Harburg. sten Aufräumungsarbeiten in Har- Von der Burg zur Industriestadt, burg leisten und Panzergräben in Beiträge zur Geschichte Harburgs ausheben. Im Februar 1288-1938, Hamburg 1988, 1945 verlegte die SS die Frauen ins S. 493-503. Außenlager Hamburg-Tiefstack. Ein erster Gedenkstein wurde 1985 Kontakt: auf dem Gelände des ehemaligen Karl-Heinz Schultz, Außenlagers am Falkenbergsweg/ Wulmstorfer Ring 1a, Neugrabener Heideweg errichtet. 21149 Hamburg, Nachdem dieser Findling wiederholt Tel. 701 81 70.

Bezirk Harburg 71 Gegendenkmal „Trauerndes Kind“ vor der St. Johannis Kirche 56 Maretstraße/Ecke Bremer Straße (Harburg)

Ein halbes Jahr vor der nationalsozi- Sozialdemokraten sahen in ihm alistischen Machtergreifung wurde Kriegsverherrlichung. Die Zeitschrift in Harburg ein „Ehrenmal für im „Kunst im Dritten Reich“ würdigte Weltkrieg gefallenen Söhne der das Werk 1937 als „Heroische Plas- Stadt Harburg“ eingeweiht. Die von tik“. Hermann Hosaeus (1875–1958) Dieses Denkmal war seit den 1980er geschaffene Skulptur „Der Soldat“ Jahren erneut Anlass für kontrover- zeigt einen am Kopf verletzten Sol- se Diskussionen. Das Friedenspoliti- daten, der trotz seiner Verwundung sche Zentrum Harburg und die Be- heroisch mit geschultertem Gewehr zirksversammlung Harburg beauf- in den Kampf zieht. Schon damals tragten daraufhin den Künstler war das von 18 Kriegervereinen seit Hendrik-André Schulz mit dem Mitte der 1920er Jahre geforderte Entwurf eines Gegendenkmals. Die Denkmal höchst umstritten. Die Skulptur „Trauerndes Kind“, die am 1.9.1988 eingeweiht wurde, zeigt ein gebücktes, weinendes Kind, das von Stahlhelmen eingekreist ist.

Literatur: Friedenspolitisches Informationszentrum Harburg (Hg.): „Der Soldat“. Eine Dokumentation über die Geschichte des Harburger Kriegerdenkmals. Hamburg o.J. Volker Plagemann: „Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand“. Denkmäler in Hamburg. Hamburg 1986, S. 137f.

Kontakt: Denkmalschutzamt, Imstedt 18-20, 22083 Hamburg, Tel. 428 63-0.

72 Bezirk Harburg Mahnmal für die ehemalige Harburger 57 Synagoge Eißendorfer Straße/Ecke Knoopstraße (Harburg)

Die jüdische Gemeinde in Harburg- Literatur: Wilhelmsburg konnte mit der Ein- Helms-Museum Harburg (Hg.): richtung eines Friedhofs 1690 und Schalom, Harburg! der Eröffnung einer Synagoge 1862 Nicht nur ein Besuch, ihr religiöses Leben entfalten. Mit Hamburg 1992. Beginn des NS-Regimes änderten sich die Lebensverhältnisse der Har- Kontakt: burger Jüdinnen und Juden schlag- Institut für die Geschichte der artig. Aufgrund der Repressalien der deutschen Juden, Nazis emigrierten viele, so dass ab Rothenbaumchaussee 7, 1936 aufgrund der geringen Zahl 20148 Hamburg, von Gemeindemitgliedern keine Got- Tel. 428 38-26 17. tesdienste mehr in der Synagoge ge- feiert wurden. Die Synagoge wurde bei dem Pogrom vom 9.11.1938 zunächst „vergessen“, aber bereits eine Nacht später zerstörten SA- Angehörige die Inneneinrichtung und die Eingangstüren. Das Gebäu- de wurde 1941 abgerissen, das Gelände an eine Autowerkstatt ver- kauft. Nach dem Krieg entstanden auf dem Gelände Wohnhäuser. In Erinnerung an die Synagoge be- findet sich seit 1988 an der Außen- fassade eines der neuen Wohn- blöcke das rekonstruierte Portal der Synagoge. Auf zwei Gedenktafeln wird die Geschichte der Synagoge erläutert.

Bezirk Harburg 73 Harburger Mahnmal gegen Faschismus 58 Harburger Rathausplatz/Ecke Harburger Ring, Hölertwiete (Harburg)

Zum 50. Jahrestag der nationalso- Entstehung des Denkmals und den zialistischen Machtergreifung be- Anlass seiner Errichtung. Die „Leer- schloss die Bezirksversammlung stelle“ des versenkten Denkmals Harburg im Januar 1983 einstim- wird in der Inschrift mit den Worten mig die Errichtung eines „Mahnmals erläutert: „Denn nichts kann auf gegen den Faschismus“ auf dem Dauer an unserer Stelle sich gegen Harburger Rathausplatz. Nach Ab- das Unrecht erheben.“ schluss eines Wettbewerbs und intensiven Diskussionen fiel die Ent- Literatur: scheidung zugunsten eines Entwurfs Achim Könneke (Hg.): Jochen Gerz von Esther Shalev-Gerz (geb. 1948) & Esther Shalev-Gerz. und Jochen Gerz (geb. 1940), die Das Harburger Mahnmal gegen eine besondere Form der Auseinan- Faschismus. Ostfildern-Ruit 1994. dersetzung mit der Zeit des Natio- nalsozialismus beabsichtigten. Sie Kontakt: bauten 1986 eine bleiummantelte Kulturbehörde der Freien Säule von zwölf Metern Höhe auf, und Hansestadt Hamburg, die als Schreibgrund für Unter- Hohe Bleichen 22, schriften und Kommentare zur NS- 20354 Hamburg, Zeit genutzt werden sollte. In acht Tel. 428 24-0. Schritten wurde die Stele vom 10.10.1986 bis zum 10.11.1993 in das Erdreich abgesenkt, um Platz für neue Kommentare zu schaffen und so ein deutliches Symbol für das Eingraben der Erinnerung zu gestal- ten. Am Ende waren es ca. 60.000 Beschriftungen unterschiedlichster Art – Unterschriften, nachdenkliche Worte, antifaschistische Zitate eben- so wie Sprüche und ausländerfeind- liche Parolen –, die mit der Säule versenkt wurden. Die Absenkungen der Säule in die Erde wurde von Diskussionsrunden und Vorträgen zur Geschichte des Nationalsozialismus begleitet. Heute ist von dem Mahnmal nur noch die oben abschließende Bleiplatte im Gehweg zu sehen. Außerdem er- möglicht ein Fenster in der Fußgän- gerunterführung den Blick auf einen Teil der Stele. Tafeln erklären die 74 Bezirk Harburg Einweihungsfeier am 10. Oktober 1986 Einweihungsfeier am 10.

Bezirk Harburg 75 Bezirk Wandsbek

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Ausschnitt Kattunbleiche

59 62 Alter Jüdischer Friedhof Wandsbek 59 mit Gedenkstein Simon Bamberger Königsreihe/Ecke Litzowstraße und Kattunbleiche (Wandsbek)

Der Jüdische Friedhof an der Königs- und Bürgern Wandsbeks angesehen reihe bestand von 1675 bis 1884, war, hatte er bereits ab 1930 unter als die Schleswig-Holsteinische Re- antisemitischen Parolen und Res- gierung ihn aufgrund der vollen triktionen zu leiden. Am 10.10.1938 Belegung schloss. Bis dahin hatten führte er den letzten Gottesdienst in ca. 1.200 Beerdigungen stattgefun- der Wandsbeker Synagoge durch. den. Damit zählte er zu den klein- Anfang 1939 gelangen ihm und sei- sten jüdischen Friedhöfen im Ham- ner Frau die Flucht nach Palästina. burger Raum. Während des NS- Regimes wurde er mehrmals ge- Literatur: schändet, 1942 musste er zwangs- Naftali Bar-Giora Bamberger: Die verkauft werden. Durch Bomben- jüdischen Friedhöfe in Wandsbek. schäden und Diebstähle von Heiz- Memor-Buch. Hamburg 1997. und Baumaterialien wurde der Friedhof weiter zerstört. Kontakt: Seit 1960 steht der Friedhof unter Institut für die Geschichte der Denkmalschutz. Heute sind noch deutschen Juden, etwa 850 Grabsteine erhalten. Ein Rothenbaumchaussee 7, Gedenkstein erinnert an den letzten 20148 Hamburg, Rabbiner Wandsbeks, Dr. Simon Tel. 428 38-26 17. Bamberger (1872–1961), der 1902 das Amt in Wandsbek übernahm. Obwohl Bamberger bei den Vertre- tern der christlichen Religion, den Honoratioren und den Bürgerinnen

Bezirk Wandsbek 77 Die Askari-Reliefs bei der Lettow-Vorbeck-Kaserne 60 Wilsonstraße 49, ehemalige Lettow-Vorbeck-Kaserne ()

Die Askari-Reliefs wurden 1938 im ehren. Inzwischen stehen die Reliefs Auftrag der Nationalsozialisten von wieder in Jenfeld. Der Pavillon soll, Walter von Ruckteschell (1882- sobald die finanziellen Mittel be- 1941) gestaltet. Sie ehren die über schafft sind, in unmittelbarer Nähe 10.000 afrikanischen Soldaten, die aufgestellt werden. Erklärende Ta- Askari, die den Deutschen in den feln werden zur Zeit in Abstimmung Kolonien im Ersten Weltkrieg loyal zwischen dem heutigen Träger, dem zur Seite standen, mit ihnen kämpf- Kulturkreis Jenfeld e.V., der Kultur- ten und zu Tode kamen. Auf dem behörde und dem Museum für Völ- einen Relief sind fünf Soldaten, auf kerkunde erstellt. Nach der Vorstel- dem anderen vier Lastenträger lung seiner Initiatoren soll nunmehr schwarzer Hautfarbe dargestellt, die eine Gedenkstätte auf dem ehemali- einem weißen Soldaten im Gleich- gen Kasernengelände entstehen, schritt folgen. Die Aufstellung der die an die „sinnlosen zivilen und mi- Reliefs in der 1934 bis 1936 im Zuge litärischen Opfer der Kolonialzeit in der militärischen Aufrüstung erbau- Deutsch-Ostafrika und den anderen ten und nach Paul von Lettow- deutschen Kolonien“erinnert. Vorbeck, dem Kommandeur der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika, Literatur: benannten Kaserne erfolgte zu einer Joachim Zeller: Kolonialdenkmäler Zeit, als das Deutsche Reich sich und Geschichtsbewußtsein. erneut anschickte, Kolonialgebiete – Eine Untersuchung der kolonial- diesmal in Osteuropa – zu erobern. deutschen Erinnerungskultur. Mit der Schließung der Lettow-Vor- Frankfurt am Main 2000. beck-Kaserne 1999 durch die Bun- deswehr stand auch die Zukunft der Kontakt: Askari-Reliefs zur Debatte. Die abge- Kulturkreis Jenfeld e.V., Jenfeld bauten Reliefs boten seitdem Anlass Museum, Barsbütteler Straße 17, für kontroverse Diskussionen. 22043 Hamburg, Tel. 653 54 07. Die Bezirksversammlung Wandsbek beschloss im Jahr 2002, die Reliefs im Rahmen eines geplanten „Tanza- nia-Parks“ wieder aufzustellen. Zu- sammen mit dem Pavillon von Tan- zania, der auf der EXPO 2000 in Hannover stand, sollte so an die Verbindung zwischen Deutschland und Afrika erinnert werden. Aber sowohl in der Presse als auch in einem offenen Brief der Universität Hamburg wurden Bedenken laut, der geplante Park würde die koloni- alen Schutztruppen unangemessen 78 Bezirk Wandsbek Denkmal für die Opfer des Außen- 61 lagers Sasel an der Bergstedter Kirche Auf dem Gelände der Bergstedter Kirche, Wohldorfer Damm 8 ()

Am 18.11.1990 wurde die von dem Die Errichtung eines Denkmals für Mecklenburger Bildhauer Axel Pe- die 35 Opfer des Außenlagers Sasel ters (geb. 1944) gestaltete Anlage auf dem Bergstedter Friedhofsge- eingeweiht. Sie besteht aus zwei lände wurde schon 1985 vom Orts- Stelen aus Elbsandstein, die zu bei- ausschuss Walddörfer einstimmig den Seiten eines Weges unmittelbar beschlossen. Sie konnte aber erst hinter der Kirche plaziert wurden. 15 Jahre später durch das Engage- Die eine Stele trägt die Namen bzw. ment des ansässigen Kirchenvor- die Häftlingsnummern von 34 Frau- stands und durch Spenden einzelner en und eines 33 Tage alten Säug- Bürger in dieser Form auf dem Kir- lings, die im Außenlager Sasel des chenareal realisiert werden. Konzentrationslagers Neuengamme umgekommen und bis zu ihrer Literatur: Umbettung zum Ohlsdorfer Friedhof Geschichte eines Außenlagers: im März 1957 auf dem Bergstedter KZ Sasel. Ein Projekt zur Geschichte Friedhof begraben waren. Die zwei- des Nationalsozialismus. Hg.: te Stele liegt zerbrochen auf der Behörde für Schule und Berufs- anderen Seite des Weges und trägt bildung. Hamburg 1982, S. 64ff. die von Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner Ansprache Kontakt: zum 8. Mai 1985 zitierte jüdische Kirchengemeinde Bergstedt, Weisheit: „Vergessen verlängert das Bergstedter Kirchenstraße 7, Exil, sich erinnern ist das Geheimnis 22395 Hamburg, der Erlösung.“ Telefon: 604 91 56.

Bezirk Wandsbek 79 Friedhof Öjendorf: Italienischer Kriegsgefangenenfriedhof 62 Manshardtstraße 200 (Öjendorf)

Auf dem Parkfriedhof in Öjendorf des ihnen nach der Genfer Konven- befindet sich eine zentrale Gräber- tion zustehenden Kriegsgefange- stätte für Tote mit italienischer nenstatus zu Zwangsarbeitern er- Staatsangehörigkeit. Aus dem ge- klärt wurden. Fortan standen sie mit samten nordwestdeutschen Raum den „Ostarbeitern“ auf der untersten und dem Ruhrgebiet wurden in der Stufe, sie wurden als „Verräter“ ange- Nachkriegszeit 5.849 italienische sehen und besonders schlecht behan- Tote zu dieser Ehrenanlage umge- delt. Ihre Zahl war beträchtlich Nach bettet: Tote der Arbeitslager, auch Hamburg gelangten ca. 15.000 der Opfer des KZ Neuengamme und sei- insgesamt über 500.000 italieni- ner Außenlager sowie Zivilpersonen. schen Militärinternierten. Viele von Ein 10 Meter hohes Kreuz wurde in ihnen wurden zu den Schwerar- Erinnerung an die Toten 1959 auf- beiten im Behelfsheimbau herange- gestellt. zogen. Aufgrund der harten Arbeits- Nach dem Sturz Mussolinis und dem bedingungen und der schlechten Ausscheiden Italiens aus dem Bünd- Versorgung war die Todesrate hoch. nis mit Hitler-Deutschland im Juli 1943 entwaffneten Wehrmacht und Literatur: Waffen-SS zahlreiche italienische Gerhard Schreiber: Die italienischen Divisionen. Der Gefangennahme Militärinternierten im deutschen konnten nur diejenigen italieni- Machtbereich 1943 bis 1945. schen Soldaten entgehen, die sich Verraten – verachtet – vergessen. bereit erklärten, auf deutscher Seite München 1990. weiterzukämpfen. Die meisten ver- weigerten dies und wurden darauf- Kontakt: hin nach Deutschland transportiert, Hamburger Friedhöfe -AöR-, wo sie als so genannte „italienische Fuhlsbüttler Straße 756, Militärinternierte“ unter Umgehung 22337 Hamburg, Tel. 593 88-0. 80 Bezirk Wandsbek Gedenkstätte 63 Plattenhaus Poppenbüttel Kritenbarg 8 (Poppenbüttel)

In der Nähe des Poppenbütteler einige Sinti-Frauen – untergebracht, Bahnhofs wurden in der zweiten die in Auschwitz-Birkenau zur Kriegshälfte in großer Zahl Platten- Zwangsarbeit selektiert und über häuser als Behelfswohnheime für das Außenlager Dessauer Ufer nach ausgebombte Hamburger Familien Sasel gekommen waren. Die Frauen errichtet. Die Bauarbeiten hatten wurden als Arbeitskräfte an die Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge Firmen Möller und Wayss & Freytag des Frauenaußenlagers Sasel zu ver- vermietet, die sie beim Bau der Plat- richten. Hungernd und entkräftet tenhäuser einsetzten. Sie wurden mussten sie das Gelände planieren, auch zu Aufräumungsarbeiten in Gleise verlegen und die Baumateria- der Innenstadt herangezogen, wo- lien – zumeist im Klinkerwerk des KZ bei sie unter Aufsicht von SS-Auf- Neuengamme gegossene Betonfer- seherinnen mit der S-Bahn zu den tigteile – zum Bauplatz transportie- Arbeitsplätzen am Heiligengeist- ren und dort verarbeiten. feld, an der und am Das Außenlager Sasel des KZ Neu- Bahnhof Rübenkamp gebracht wur- engamme bestand von September den. Am 7. April 1945 ließ die SS 1944 bis April 1945. Nahe der das Außenlager räumen; die Frauen Mellingburger Schleuse waren in kamen ins KZ Bergen-Belsen, wo einem ehemaligen Kriegsgefange- viele von ihnen aufgrund der dort nenlager 500 Häftlinge – nahezu herrschenden unbeschreiblichen Zu- ausschließlich Jüdinnen, aber auch stände starben.

Bezirk Wandsbek 81 Auf dem Gelände der ehemaligen Gedenktafel an das KZ-Außenlagers Plattenhaussiedlung, wo heute das Sasel. Die Initiative dazu ging Alstereinkaufszentrum und Wohn- von Schülerinnen und Schülern des anlagen stehen, ist ein Plattenhaus Gymnasiums Oberalster aus, die erhalten geblieben, das seit 1985 1980/81 im Rahmen eines Projek- als Museum und Gedenkstätte tes erstmals die Geschichte des La- dient. Im Museumsteil ist eine Be- gers erforschten und die Ergebnisse helfsheimwohnung des Jahres 1944 in einer Broschüre publizierten. mit Originalmobiliar eingerichtet, die die beengte Wohnsituation von Literatur: jenen „Ausgebombten“ zeigt, die Gedenkstätte Plattenhaus als Bedienstete in kriegswichtigen Poppenbüttel. Geschichte des Versorgungseinrichtungen von der KZ-Außenlagers Hamburg-Sasel. Stadtverwaltung bevorzugt mit Hg.: Museum für Hamburgische Wohnraum versorgt worden waren. Geschichte, Redaktion: Thomas Die linke Gebäudehälfte beherbergt Krause. Hamburg-Porträt Nr. 25, eine Ausstellung zur Geschichte des Hamburg 1990. Außenlagers Sasel und zu den har- Geschichte eines Außenlagers: ten Arbeitsbedingungen, denen die KZ Sasel. Ein Projekt zur Geschichte KZ-Frauen im Plattenhausbau aus- des Nationalsozialismus. gesetzt waren. Seit dem 1.9.1989 Hg.: Behörde für Schule und erinnert auf dem Vorplatz der Ge- Berufsbildung. denkstätte eine als Friedensbaum Hamburg 1982. geschaffene Holzskulptur von Franz Vollert an das Schicksal der Häft- Kontakt: linge und die Schrecken des Zweiten KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Weltkrieges. Die Gedenkstätte wird Jean-Dolidier-Weg 39a, von der Arbeitsgemeinschaft Ge- 21039 Hamburg, denkstätte Plattenhaus Poppenbüt- Tel. 428 96-03. tel ehrenamtlich betreut. Seit 1982 erinnert auch am Ort des Öffnungszeiten der Ausstellung: ehemaligen Lagergeländes (Feldblu- sonntags 15 bis 17 Uhr menweg/Ecke Petunienweg) eine und nach Vereinbarung. 82 Bezirk Wandsbek Gedenkstein zur Erinnerung an das 64 Konzentrationslager Wittmoor Bilenbarg/Ecke Lemsahler Landstraße (Lemsahl-Mellingstedt)

Das erste Konzentrationslager in Beginn eines Leidensweges, der erst Hamburg lag an der nördlichen 1945 endete oder den Tod brachte. Stadtgrenze im Wittmoor in der Zur Erinnerung an das KZ Wittmoor Nähe der damaligen Gemeinde und zur Mahnung ließ der Ortsaus- Glashütte (seit 1970 Norderstedt). schuss Hamburg-Walddörfer im Dorthin kamen bereits am 31.3. Herbst 1986 einen Gedenkstein aufstellen. Ein zweiter Gedenkstein, auf dem mit einem Zitat des Bundes- präsidenten Richard von Weizsäcker aus seiner Ansprache zum 8.5.1985 an alle Opfer des Nationalsozia- lismus erinnert wird, befindet sich seit 1987 im Gebiet der Stadt Norderstedt.

Literatur: Willy Klawe: „Im übrigen herrscht Zucht und Ordnung ...“. Zur Geschichte des Konzentrationslagers Wittmoor, Hamburg 1987.

Kontakt: 1933 die ersten Häftlinge, die in Denkmalschutzamt, dem mit Stacheldraht umzäunten Imstedt 18-20, Gebäude einer Torfverwertungs- 22083 Hamburg, fabrik untergebracht wurden. Die Tel. 428 63-0. bis zu 140 politischen „Schutzhaft- gefangenen“ wurden zum Torfste- chen und Trockenlegen von Moor- flächen eingesetzt. Das Konzentra- tionslager wurde schon am 18.10. 1933 wieder geräumt, da die Haft- plätze begrenzt waren und ein Ausbau unwirtschaftlich erschien. Die Häftlinge wurden ins KZ Fuhls- büttel überstellt. Wenngleich im KZ Wittmoor nicht jener Terror herrschte, der die natio- nalsozialistischen Konzentrations- lager insbesondere in den späteren Jahren bestimmte, stand das Lager für nicht wenige Betroffene am Bezirk Wandsbek 83 Mahnmal für die Weiße Rose 65

Weiße-Rose-Platz ()

Seit Ende 1942 bestanden Verbin- und ausländische Radiosender dungen zwischen Hamburger Re- hörte. Der Mittelpunkt der anderen gimegegnerinnen und -gegnern und Gruppe war die Familie Leipelt in der an der Münchener Universität Wilhelmsburg. Bindeglied zwischen gebildeten Widerstandsgruppe um den beiden Gruppen war die Buch- Christoph Probst, Alexander Schmo- handlung von Reinhold Meyer am rell und die Geschwister Hans und Jungfernstieg. Kontakt zur Münch- Sophie Scholl, die unter dem Namen ner Gruppe stellte Traute Lafrenz „Die Weiße Rose“ seit Sommer 1942 her, die die Münchner Flugblätter mit Flugblättern die nationalsoziali- der „Weißen Rose” an die Hambur- stischen Verbrechen anprangerte ger Mitglieder weitergab. Ab Herbst und zu passivem Widerstand gegen 1943 wurden 30 Mitglieder des die Fortführung des Krieges aufrief. Hamburger Zweiges der „Weißen In Hamburg bildeten sich zwei Rose“ verhaftet. Acht von ihnen Gruppen von Sympathisantinnen überlebten nicht: Sie wurden hinge- und Sympathisanten: Die eine Grup- richtet oder kamen in der Haft ums pe aus ehemaligen Lichtwark-Schü- Leben. lern und –Schülerinnen verbrachte heimlich gemeinsame Leseabende, Literatur: an denen sie verfemte Literatur las Candidates of Humanity. Dokumentation zur Hamburger Weiße Rose anläßlich des 50. Geburtstages von Hans Leipelt. Bearbeitet von Ursel Hochmuth. Hamburg 1971. Hans-Harald Müller, Joachim Schöberl: Karl Ludwig Schneider und die Hamburger Weiße Rose. Ein Beitrag zum Widerstand von Studenten im „Dritten Reich“, in: Eckart Krause, Ludwig Huber, Holger Fischer (Hg.): Hochschulalltag im Dritten Reich. Die Hamburger Universität 1933-1945. Bd. 1, Hamburg 1991, S. 423-437.

Kontakt: Bezirksamt Wandsbek, Garten- und Friedhofsabteilung, Am Alten Posthaus 2, 22041 Hamburg, Tel. 428 81-24 10. 84 Bezirk Wandsbek „Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933-1945“ Tafelprogramm der Kulturbehörde (Stand: Februar 2003)

1. KZ-Außenlager Draegerwerke Ahrensburger Straße 162 2. Archiv der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe Alstertor 2 3. Strafanstalten Fuhlsbüttel/„Kola-Fu“ Am Hasenberge 26 4. Das „Altonaer Bekenntnis“ von 1933 Bei der Osterkirche 5. Janusz-Korczak-Schule Bullenhuser Damm 92 6. KZ-Außenlager Dessauer Ufer Dessauer Straße, Lagerhaus G 7. KZ-Außenlager Langenhorn/Rüstungsbetriebe Essener Straße 54 8. Arbeitserziehungslager Langer Morgen Eversween, Getreidesp. 9. KZ-Außenlager Neugraben Falkenbergsweg 73 10. KZ-Außenlager Sasel Feldblumenweg/Aalkr. 11. KZ-Außenlager Eidelstedt Friedrichshulder Weg 12. Hauptfriedhof Ohlsdorf Fuhlsbüttler Straße 576 13. Druckerei der SAP Heysestraße 5 14. Ehemaliger Truppenübungsplatz Höltigbaum Höltigbaum 15. Untersuchungsgefängnis/Hinrichtungsstätte Holstenglacis 16. Ehem. Polizeigefängnis Hütten Hütten 42 17. KZ Neuengamme Jean-Dolidier-Weg 75 18. Treff des Hamburger Zweiges der „Weißen Rose“ Jungfernstieg 50 19. Das „Altonaer Bekenntnis“ von 1933 Kirchenstraße 40/Königstraße 20. Plattensiedlung Poppenbüttel Kritenbarg 8 21. Ehem. Landgericht Altona Max-Brauer-Allee 91 22. Dove /Klinkerwerk Neuengammer Hausdeich 23. Curiohaus/Prozesse gegen NS-Verbrecher Rothenbaumchaussee 11 24. Ehem. KZ-Außenlager Deutsche Werft Rüschweg 25. Das „Altonaer Bekenntnis“ von 1933 Schmarjestraße 8 26. Konzentrationslager Fuhlsbüttel Suhrenkamp 98 27. Ehem. Kaserne der Waffen-SS Tangstedter Landstraße 400 28. Wohnhaus der Familie Leipelt Vogteistraße 23 29. Ehem. Kinderkrankenhaus Rothenburgsort Marckmannstraße129-135 30. NS-Sammellager für Sinti und Roma Baakenbrücke

85 KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist eine Einrichtung der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Gemeinsam mit ihren drei Außenstellen – den Gedenkstätten Bullenhuser Damm, Fuhlsbüttel und Poppenbüttel – erinnert sie durch Ausstellungen, Bewahrung der Bau- zeugnisse, historische Dokumente und Häftlingserinnerungen, Veranstaltungen und Veröffent- lichungen an die Opfer der nationalsozialistischen Konzentrationslager in Hamburg 1933 bis 1945. Zu den Aufgaben der Gedenkstätte gehören: • Erforschung und Vermittlung der Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgungsstätten • Erarbeitung und Präsentation von Dauer- und Sonderausstellungen • Veröffentlichung von Forschungsergebnissen und Häftlingserinnerungen • Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, Museen, anderen Gedenkstätten und Geschichtsinitiativen • Unterstützung der über 20 musealen Gedenkstätten an den Orten der Außenlager • Betreuung von KZ-Überlebenden und deren Angehörigen • Zusammenarbeit mit den in- und ausländischen Opferverbänden • Recherchen für Haftnachweise im Zusammenhang mit Renten- und Entschädigungsfragen • Pädagogische Begleitung von jährlich bis zu 1.000 Schüler- und Erwachsenengruppen • Veranstaltung von Vorträgen, Zeitzeugengesprächen, Tagungen u.a.

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme hat sich seit 1981 zu einem zentralen Dokumen- tationszentrum von überregionaler Bedeutung mit eigenem pädagogischen und wissenschaft- lichen Profil entwickelt. Sie stellt sich heute als ein zeitgeschichtliches Museum am authentischen Ort dar, als eine Stätte nicht nur der individuellen Trauer und des kollektiven Gedenkens, sondern zugleich auch der Aufklärung, des Lernens und Forschens. Im Zuge der Verlagerung der Justizvollzugsanstalt XII vom Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers wird die Gedenkstätte bis zum Mai 2005 umfassend neu gestaltet. Sie wird zu einem „Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum“ erweitert. Ihr zukünftiges Programm- profil „setzt die Vermittlung der Geschichte des KZ Neuengamme in Bezug zu aktuellen Fragestellungen, die für die Auseinandersetzung mit der Shoah, mit Menschenrechtsverletzungen in Vergangenheit und Zukunft, für die Entwicklung demokratischen Denkens und Handelns, für die Herausbildung einer gemeinsamen europäischen Identität und für das Miteinander verschie- dener Kulturen wegweisend sind“ (FHH, Drucksache 16/6403).

Öffnungszeiten: Ausstellungen: dienstags bis sonntags: 10.00 bis 17.00 Uhr (April bis September an den Wochenenden bis 18 Uhr) Archiv: montags bis freitags: 8.30 bis 16.00 Uhr (nach Voranmeldung)

Kontakt: Jean-Dolidier-Weg, 21039 Hamburg Telefon: 428 96-03 (Leitung: -510, Archiv: -512, Museumsdienst: -517, Verwaltung: -538) Telefax: 428 96-525 Email: [email protected] Internet: www.KZ-Gedenkstaette-Neuengamme.de

86 Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg Die Landeszentrale für politische Bildung ist eine Einrichtung der Behörde für Bildung und Sport. Sie arbeitet auf überparteilicher Grundlage. Ein pluralistisch zusammengesetzter Beirat sichert die Überparteilichkeit der Arbeit. Zu den Aufgaben der Landeszentrale gehören: • Die Herausgabe eigener Schriften • Der Ankauf von themengebundenen Publikationen • Die Koordination und Förderung der politischen Bildungsarbeit • Beratung in Fragen politischer Bildung • Zusammenarbeit mit Organisationen und Vereinen • Teilnahme an der Genehmigung des Bildungsurlaubs • Finanzielle Förderung von Veranstaltungen politischer Bildung • Veranstaltung von Modellseminaren • Veranstaltung von Rathausseminaren für Zielgruppen • Öffentliche Veranstaltungen

Die Informationen und Veröffentlichungen richten sich an Hamburger Bürgerinnen und Bürger. Sie sind unentgeltlich – Schriften können während der Öffnungszeiten abgeholt werden. Für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gibt es gegen eine Jahres-Verwaltungsgebühr ein zusätz- liches Publikationsangebot. Die Landeszentrale Hamburg arbeitet mit den Landeszentralen der anderen Bundesländer und der Bundeszentrale für politische Bildung zusammen. Unter der gemeinsamen Internet-Adresse www.politische-bildung.de werden bundesweit die jeweiligen und gemeinsamen Angebote erfasst.

Die Geschäftsstelle der Landeszentrale befindet sich in der Straße Große Bleichen 23, 20354 Hamburg, III. Stock.

Öffnungszeiten: montags bis mittwochs: 11.00 bis 13.00 Uhr/15.00 bis 16.00 Uhr donnerstags und freitags: 11.00 bis 13.00 Uhr/14.30 bis 15.30 Uhr

Erreichbarkeit: Telefon: 4 28 31-21 43/20 49/21 42 Telefax: 4 28 31-20 50 Email: [email protected] Internet: www.politische-bildung.de www.hamburg.de/StadtPol/

87 Register

Opfergruppen: Im Text erwähnte KünstlerInnen: Bombenopfer 38, 42, 44, 48, 50, 56, 61, 64, Ernst Barlach 49 66, 82 Michael Batz 66 Deserteure 8, 85 May Claerhout 19 Euthanasie-Opfer 15, 61 Gunter Demnig 2 Homosexuelle 19, 46, 59 Lili Fischer 40 Italienische Militärinternierte 66, 80 Fritz Fleer 51 Judenverfolgung und Antisemitismus 7, 9, Gloria Friedmann 46 10, 11, 13, 23, 25, 29, 30, 31, 32, 35, 36, 37, Jochen Gerz 74 39, 57, 71, 73, 82 Herbert Glink 53 Kinder vom Bullenhuser Damm 26, 39, 40, 85 Axel Groehl 46 Sinti und Roma 43, 82, 85 Richard Haizmann 67 Sowjetische Kriegsgefangene 16, 39, 40, 53 August Henneberger 12 Zwangsarbeiter/-innen 41, 46, 53, 62, 68, 85 Cecilia Herrero 13, 32 Hermann Hosaeus 72 Widerstand: Alfred Hrdlicka 44 Ausländischer Widerstand 12, 46, 53, 59 Hildegard Huza 64 Christlicher Widerstand 24, 46, 51, 85 Margrit Kahl 31 Gewerkschafter/-innen 27, 54, 59, Oskar Kokoschka 48 Helmuth Hübener-Gruppe 24 Richard Kuöhl 44, 63 Kommunistischer Widerstand 27, 46, 55, Hugo Lederer 45 58, 83, 85 Sol LeWitt 7 Sozialdemokrat. Widerstand 27, 46, 55, 85 Gerhard Marcks 56 Zeugen Jehovas 46, 59 Leonid Mogulevski 26 Weiße Rose 27, 65, 84, 85 Waldemar Otto 45 Widerstand (allgem.) 17, 27, 54, 55, 58, 74 Andrea Peschel 8 Haftstätten und andere Orte der Verfolgung: Axel Peters 79 AK St. Georg 41 Walter von Ruckteschell 78 Alsterdorfer Anstalten 15, 61 Ulrich Rückriem 25 Justizforum 46, 59, 65 Hans Martin Ruwoldt 49 KZ Fuhlsbüttel 59, 60, 83, 85 Heinz Jürgen Ruscheweyh 54 KZ Neuengamme 16, 17, 18, 19, 20, 21, 26, Françoise Salmon 17 39, 80, 82, 85 Gerhard Scharf 18 - Außenlager (Frauen) 10, 13, 42, 53, 62, 68, Thomas Schütte 18, 27 71, 79, 81, 82, 85 Hendrik-André Schulz 72 - Außenlager (Männer) 39, 42, 47, 53, 56, Hildegund Schuster 11, 13 59, 85 Esther Shalev-Gerz 74 - Cap Arcona 44, 47 Gerd Stange 63, 65, 66 KZ Wittmoor 83 Richard Steffen 55 Strafanstalten Fuhlsbüttel 42, 59, 85 Rainer Tiedje 12 UG Holstenglacis 46, 85 Franz Vollert 82 Jürgen Waller 40 Friedhöfe: 11, 15, 16, 53, 54, 55, 56, 57, 77, Doris Waschk-Balz 29 79, 80, 85 Jan de Weryha-Wysoczanski 19 Gretchen Wohlwill 23 Gegendenkmale: 8, 12, 44, 63, 72, 78 Grigorij Yastrebenetzkiy 16 Ersatz für in der NS-Zeit zerstörte Denkmale: 45, 49, 67

Ausstellungen: 21, 24, 36, 37, 40, 46, 48, 50, 58, 60, 68, 82

88 Fotonachweise/Kartengrundlage/Dank

Fotonachweise: Titelbild unter Verwendung eines historischen Fotos des Landesmedienzentrums Seite 31: Thomas Nagel Seite 75: FREDERIKA/Bildarchiv Hamburger Abendblatt Seite 78: Jürgen Hartmann/Pressearchiv des Hamburger Wochenblattes Alle anderen Fotos: KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Kartengrundlage: Stadtkarte von Hamburg. Hg.: FHH, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung, 2003. Vervielfältigt mit Genehmigung LGV 411-03-022-0.

Dank: Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel Siewert Brandt Bezirksamt Altona, Gartenbau- und Friedhofsabteilung Bezirksamt Bergedorf, Garten- und Friedhofsabteilung Bezirksamt Eimsbüttel, Gartenbauabteilung Bezirksamt Wandsbek, Garten- und Friedhofsabteilung Denkmalschutzamt: Andreas von Rauch, Ilse Rüttgerodt-Riechmann Herbert Diercks Dr. Alberto Jonas-Haus, Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium Ev.-Luth. Kirchengemeinde Blankenese Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Altona Evangelische Stiftung Alsterdorf Finkenwerder Arbeitskreis, Außenlager Deutsche Werft Firma Europec Förderkreis „Rettet die Nikolaikirche“ e.V. Gedenkstätte Ernst Thälmann-Hamburg Hamburger Friedhöfe -AöR- Hauptkirche St. Petri zu Hamburg Hochschule für Wirtschaft und Politik Institut für die Geschichte der deutschen Juden Kirchengemeinde Bergstedt Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg Kulturkreis Jenfeld e.V. Mercado Einkaufszentrum Altona Museum der Arbeit, FrauenFreiluftGalerie Museum für Hamburgische Geschichte Thomas Nagel Ortsamt : Gudrun Moritz, Uwe Spaar Karl-Heinz Schultz Stadtpark Verein Hamburg e.V. Stadtteilarchiv Eppendorf e.V. Stadtteilarchiv Hamm Joachim Sucker Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V. Lutz Wendler Gunnar Wolf Karl-Heinz Zietlow Hamburg erinnert sich: An vielen Orten, in vielfältiger Form gedenkt die Stadt der Opfer des Nationalsozialismus. Erstmals stellt ein Wegweiser über sechzig Stätten des Gedenkens und Erinnerns an die Schreckensjahre 1933 bis 1945 vor. Mit Fotos, Stadtplänen, Kurzbeschrei- bungen, Kontaktadressen und Litera- turhinweisen lädt dieses Handbuch zum Erkunden einer vielschichtigen Erinnerungslandschaft und zur eigenen Spurensuche ein.

ISBN 3-929728-71-0