Newsletter GALERIE SCHRADE • Schloß Mochental 24.11.2017

3. Dezember 2017 bis 11. März 2018 (1883-1970) Arbeiten auf Papier

Einladung zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung

Die Ausstellung wird am 1. Advent am Sonntag, 3. Dezember 2017, 11 Uhr eröffnet. Es spricht: Dr. Melanie Klier, München

Ausstellungsort: Galerie Schrade · Schloß Mochental 89584 Ehingen / Mochental Tel. 07375 - 418 , Fax - 467 Mobil 0170 - 77 209 10 www.galerie-schrade.de [email protected]

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 13 - 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 - 17 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie Schrade, in der Ausstellung „Erich Heckel – Arbeiten auf Papier“ zeigen wir Aquarelle, Holzschnitte, Lithografien und Zeichnungen aus den Jahren 1913 bis 1962 dieses großen „Klassikers der Moderne“. Ein gedämpftes Kolorit, die lyrischen Landschaften, die sanften Farben sind typisch für den Heckel nach der berühmten „Brücke“-Zeit, also ab 1913. Denn: Ein Ausflug an die Flensburger Förde im selben Jahr verändert Leben und malerisches Wirken nachhaltig. Im kleinen Ort Osterholz findet Heckel sein gesuchtes „Malen in und mit der Natur“. Dies heißt für seine turbulente Vita: Hier wird er sich und seiner Frau Siddi sogar nach dem 1. Welt Krieg ein Bauernhaus kaufen. Jene künstlerische Produktionsstätte an der Ostsee, die er (konkret ab 1919) mehr als drei Jahrzehnte alljährlich für einige Monate nutzt – zu seinem Wohnsitz in Berlin und trotz seiner alljährlichen Malreisen in zahlreiche deutsche und europäische Landschaften (1921-43). Einen Ort, an den er zur Zeit der Nationalsozialisten flüchtet – als 1937 mehr als 700 seiner Werke als „entartet“ tituliert werden, das Berliner Atelier durch Fliegerbomben zerstört wird und er endgültig an den Bodensee übersiedelt. Für seine Bildwelt im Sinne eines „Malens in und mit der Natur“ sei Prof. Paul Vogt zitiert, der erst kürzlich verstorbene, langjährige Direktor des Museum Folkwang in Essen (1964-1988) und großer Kenner des Heckelschen Oeuvres:

„Mehr als bei den anderen Expressionisten ist in Heckels Werk selbst zur expressionistischen Zeit stets eine letzte Distanz, ein bestimmtes Maß Abstand bewahrender Geistigkeit spürbar geblieben – eine direkte Voraussetzung für die schon früh erkennbaren Versuche, Emotion in gültige Form münden zu lassen“, so Paul Vogt. Und weiter: In den 20er und 30er Jahren entwickelt sich „das Streben nach geprägter Form, nach Ordnung im vielfältigen Gefüge zufälliger Natur, nach stärkerer Verselbständigung der kompositionellen Mittel, die die Doppelfunktion jedes Bildgegenstandes als Objekt wie als Bildornament unterstreichen“. Sichtbar bleibt bei allem lyrisch Delikaten und zarten Kolorit stets eine „strenge Gesetzmäßigkeit der Komposition“, die Heckel „jeder Darstellung im Sinne einer Stilisierung unterwirft.“ Dies bis hin und gerade auch im Spätwerk. In seinen Aquarellen erzielt der Maler regelrecht lichte Bildstimmungen und Bildstrukturen, indem er „das grafische Element der Vorzeichnung als tragendes Gerüst und bewegende Kraft des Bildes“ betont. Und nicht zuletzt, weil Erich Heckel diese Leitlinien mehrfach wiederholt – mittels säuberlich getrennter Farben sowie durch variable Pinselführung, welche die grafischen Strukturen aufnimmt und auch die unterschiedlich rhythmischen Texturen der Landschaft.

Seit 1975 zeigt die Galerie Schrade Erich Heckels Werke (neben vielen Ausstellungen seiner Kunst von hochkarätigen Museen, Institutionen und Galerien weltweit) in zahlreichen Einzel-, Gruppen- und Themenpräsentationen, sowohl in Karlsruhe als auch in Schloß Mochental.

Parallel zur Ausstellung „Erich Heckel – Arbeiten auf Papier“ ist im I. OG zu sehen: „Eleonore Frey-Hanken (1927-1975). Menschen- und Landschaftsbilder“

Über Ihren Besuch würde ich mich sehr freuen.

Ihr Ewald Schrade

Das Haus des Holzschuhmachers (An der Flensburger Förde), 1913, Zeichnung, 39 x 53 cm

Im Tessin, 1925, Aquarell, 55,5 x 70 cm

Knabe am Strand, 1933, Lithografie, 57 x 47 cm

Gärten in Südfrankreich (Bei Nimes), 1929, Aquarell, 56 x 70 cm

Zauberkünstler I (Entwurf zum Gemälde „Der Zauberer“), 1954, Aquarell, 60 x 54 cm

Zu Erich Heckel

Der expressionistische Maler Erich Heckel wird am 31. Juli 1883 in Döbeln (Sachsen) geboren.

Bereits während seiner Schulzeit lernt er den späteren Maler Karl Schmidt-Rottluff (1884 – 1976) kennen und freundet sich mit diesem an. Im Jahre 1904 beginnt Erich Heckel ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Dresden. Gemeinsam mit Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938), Fritz Bleyl (1880 – 1966) und Karl Schmidt-Rottluff (1884 – 1976) gründet Heckel im Jahre 1905 die Künstlergemeinschaft "Die Brücke". Heckel übernimmt die Geschäftsführung. Im selben Jahr bricht der Künstler sein Architekturstudium ab und arbeitet von nun an als Bauaufseher im Architekturbüro von Wilhelm Kreis. 1907 gibt er diese Arbeit auf, um sich von nun an nur noch der Grafik und Malerei zu widmen. In diesem und im folgenden Jahr verbringt Erich Heckel die Sommermonate gemeinsam mit Schmidt-Rottluff in Dangast (Nordsee) und 1909 und 1910 mit Kirchner und (1881 – 1955) an den Moritzburger Teichen bei Dresden. 1911 folgt der Umzug aller "Brücke"-Mitglieder nach Berlin. Hier übernimmt Heckel das Atelier von Otto Müller (1898 – 1979). Im Jahre 1912 lernt er die Künstler (1871 – 1956), Franz Marc (1880 – 1916) und August Macke (1887 – 1914) kennen. Außerdem nimmt er gemeinsam mit der "Brücke" an der Kölner Sonderbundaussstellung teil. Es folgt die Bekanntschaft mit Wilhelm Lehmbruck (1881 – 1919), (1849 – 1938) und anderen Künstlern.

Nach der Auflösung der "Brücke" findet 1913 Heckels erste Einzelausstellung bei Fritz Gurlitt in Berlin statt. Ebenfalls seit diesem Jahr verbringt der Künstler die Sommer- und Herbstmonate an der Flensburger Förde und beteiligt sich 1914 an der Kölner Werkbundausstellung. Den Ersten Weltkrieg erlebt er als Sanitäter für das Rote Kreuz in Flandern. Während dessen lernt er Max Beckmann (1884 – 1950) kennen und es entstehen Holzschnitte und Lithografien wie "Verwundeter Matrose" (1915) und das Werk "Madonna von Ostende" (1915). Zurück in Berlin beteiligt sich Erich Heckel an Ausstellungen der "Novembergruppe" und wird Gründungsmitglied im "Arbeitsrat für Kunst". Außerdem unternimmt er Reisen durch Europa. In den Jahren 1922 und 1924 entsteht im Erfurter Angermuseum der Wandbildzyklus "Lebensstufen". Dieses Werk ist die einzige erhaltene Wandmalerei Heckels.

Zur Zeit der Nationalsozialisten erhält der Künstler Ausstellungsverbot und seine Werke werden als "Entartet" tituliert. 729 seiner Gemälde werden aus deutschen Museen beschlagnahmt. Das Berliner Atelier wird 1944 bei einem Bombenanschlag zerstört. Heckel selbst flüchtet zunächst an die Flensburger Förde, wo zahlreiche Aquarelle entstehen. Dann siedelt er nach Hemmenhofen (Bodensee) über und erhält von 1949 bis 1955 eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Karlsruhe. In den Sommermonaten regelmäßige Arbeitsaufenthalte an der Nordsee, im Schwarzwald und vor allem von 1955 bis 1965 in den Schweizer Alpen (Oberengadin / Tessin). Im Jahre 1955 nimmt der Künstler an der "documenta I" in Kassel teil. Zudem erhält er 1956 das große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1957 den Kunstpreis der Stadt Berlin, 1961 den Kunstpreis des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und 1967 den "Orden pour la Mérite".

Erich Heckel stirbt am 27. Januar 1970 in Radolfzell (Bodensee).