Im Spiegel Der Zukunft: Wissenskultur Und - Ethik in Star Trek: Voyager
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Im Spiegel der Zukunft: Wissenskultur und - ethik in Star Trek: Voyager Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. vorgelegt von Katja Bay aus Freiburg i. Br. WS 2011/2012 Erstgutachterin: Prof. Dr. Barbara Korte Zweitgutachter: Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck Vorsitzende des Promotionsausschusses der Gemeinsamen Kommission der Philologischen, Philosophischen und Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät: Prof. Dr. Hans-Helmuth Gander Titel der eingereichten Dissertation: „Im Spiegel der Zukunft: Die amerikanische Wissenskultur und ihre Verbreitung im populären Fernsehen am Beispiel von Star Trek: Voyager“ Datum der Fachprüfung im Promotionsfach: 04.07.2012 Inhaltsverzeichnis Danksagung iii Einleitung 1 I. Theoretische und methodische Grundlagen 11 1. Wissen und seine Konstitution 11 1.1 Wissenskategorien nach Hans-Dieter Kübler 14 1.2 Reiner Kellers Wissenssoziologische Diskursanalyse 17 2. Wissen(schafts)popularisierung und populäres Wissen 21 2.1 Kategorisieurng und Zirkulation von populärem Wissen 25 3. Medien und Strategien der populären Wissensvermittlung 27 3.1 Charakteristika einer TV-Serie 28 3.2 berblich über die für die Analyse verwendeten populären Zeitschriften 32 3.3 Popularisierungsstrategien in fiktionalen Texten 36 3.4 ‚Echte‘ Wissenschaftler in den Massenmedien 38 3.5 Charakteristika der Wissenschaftsdarstellung im Science Fiction-Genre 40 4. Leitgedanken für die Analyse 45 II. „To Boldly Go“ – Wissen als Faszinosum und Gefahr 47 1. Eine kurze Einführung in Star Trek: Voyager 48 1.1 Das Stammpersonal des Raumschiff Voyager 49 1.2 „Is There Anything You Don’t Know?“ - ‚Allwissende‘ in Voyager 51 2. Ein Überblick über Wissenthemen und -diskurse in Star Trek: Voyager 53 3. „Boundaries That Shouldn’t Be Crossed“ – Von der Gefahr des 60 unbändigen Strebens nach neuem Wissen III. Wissenschaftsethos und Grauzonen ethischen Handelns 65 1. Wissenschaftsethisches Verhalten in der öffentlichen Wahrnehmung 68 1.1 Grundgedanken der Wissenschaftsethik 71 1.2 Fiktionale Wissenschaftler-Stereotype – ein kurzer Überblick 73 1.3 Ethische Aspekte der Gentechnologie im Spezialdiskurs der Ethik und dem 80 öffentlichen Mediendiskurs 1.4 Künstliche Intelligenzen im Spezialdiskurs der Ethik und dem öffentlichen 89 Mediendiskurs 2. „We’ll Wrestle with the Morality of the Situation Later“ – Ethisches 100 Handeln in Star Trek: Voyager 2.1 Grauzonen ethischen Handelns in Voyager 100 2.2 „Modern Heirs of Frankenstein“? – Wissenschaftlerfiguren in Voyager 104 2.3 Die Darstellung von Klonen und „Designer Babies“ in Voyager 123 2.4 Korrelationen zwischen der Konstitution von Identität und ethischem 128 Verhalten bei künstlichen Intelligenzen in Voyager 3. Fazit 143 IV. Geschichtsrepräsentationen als Entertainment und ethische Lektion 145 1. Die Geschichts-/Erinnerungskonjunktur seit den 1990er Jahren 149 1.1 Die identitätsstiftende Bedeutung von Geschichte 149 1.2 Ausgewählte Ansätze der Gedächtnistheorie 152 1.3 Zeitzeugen und ihre mahnende Funktion 154 1.4 Mediale Zirkulation von Vergangenheitswissen in Massenmedien 156 2. Spezifische Geschichts- und Erinnerungskontexte der Voyager-Serie 159 2.1 Geschichte erinnern – erleben – entdecken: Modi der Geschichtskultur 163 2.2 Ausgewählte Erinnerungskontroversen in den USA der 1990er Jahre 169 3. „Nazis – The Borg of their Day“: Historische Repräsentationen in Star 177 Trek: Voyager 3.1 Das Spiel mit Fakt und Fiktion in Voyager 179 3.2 Geschichte als Szenerie in Voyager 192 3.3 „Not Just a Matter of History“ – Der Wert des (historischen) Erinnerns in 198 Voyager 4. Fazit 208 Schlussbemerkungen 211 Zitierte Werke 214 Anhang 232 Danksagung Diese Studie ist eine von der Philologische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität im Wintersemester 2011/2012 angenommene Inaugural-Dissertation, die im Umfang gekürzt und leicht überarbeitet wurde. Ich möchte Frau Prof. Dr. Barbara Korte für ihre Betreuung und Unterstützung sowie wertvollen Anregungen danken. Ein Dank geht ebenfalls an die Teilnehmer des Doktoranden-Kolloquiums und Kollegen für einen regen Gedankenaustausch. Meinen Eltern und Freunden möchte ich für die vielfältige Unterstützung während der Promotionszeit danken. Ein besonderer Dank geht an die Personen, die zur Fertigstellung des Manuskripts beigetragen haben: Kathrin Göb, Christiane Hadamitzky, Doris Lechner, Thorsten Leiendecker, Dr. Stefanie Lethbridge, Dr. Christina Spittel und Georg Zipp. iii Einleitung Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien. (Luhmann 1996, 9) Der Begriff Wissen wird gemeinhin mit Bildung und Schule assoziiert, da Wissen in der Regel in Institutionen wie Schulen, Universitäten oder aber auch Bibliotheken weiter- gegeben und gepflegt wird. Jedoch ist Wissen, wie das Eingangszitat von Niklas Luhmann bereits verdeutlicht, mehr als nur ‚Schulbildung‘: es umgibt den Menschen ganzheitlich und vermittelt dem Individuum wie die Welt und unsere Gesellschaft ‚funktioniert‘. Das meiste Wissen ist dabei routinisiert und wird deshalb größtenteils unbewusst ausgeführt, wie zum Beispiel gehen, essen, Fahrrad fahren etc. Die Tradierung von Bildungswissen findet mittlerweile nicht mehr ausschließlich in den angestammten Institutionen statt: Vor allem Massenmedien fördern Bildung durch Kommunikation von Wissensbeständen. So kann bspw. auch eine fiktionale TV-Serie dazu beitragen, Wissen zu verbreiten. Die diversen Serien der Star Trek-Reihe eignen sich für eine Analyse der Wissenskulturen, da Wissenserwerb und Umgang mit Wissen innerhalb der jeweiligen Entstehungszeiten prominent im Konzept verankert sind. Die Missionen der ‚Sternenflotte‘ waren seit Beginn auf die Erforschung des Weltalls und den Erwerb von Wissen ausgerichtet. Dies zeigt sich bereits in der Eingangssequenz bei Star Trek: The Original Series, welche die Konzepte Wissensdurst und Entdeckerdrang prägnant hervorhebt: Space. The final frontier. These are the voyages of the Starship Enterprise. Its five year mission: to explore strange new worlds, to seek out new life and new civilizations, to boldly go, where no man has gone before. (meine Hervorhebung)1 Ronald Moore, Mitglied des Produzententeams und Autor einiger Star Trek-Episoden, sieht in diesem Episoden-Prolog eine „quest for knowledge“ eingeschrieben (in Greenwald 1998, 135). Am Beispiel der Star Trek-Serie Voyager (1995-2001) geht die vorliegende Studie dem Phänomen Wissenskultur und seiner Verbreitung im populären 1 Dieser Text wird zu Beginn jeder Episode der Original Series vor Einsetzen des Vorspanns von einer Erzählerstimme gesprochen. 1 Fernsehen nach und untersucht, wie und warum hier spezielle Wissensthemen zu einer bestimmten Zeit verhandelt werden. Unter ‚Wissenskultur‘ wird dabei im Folgenden der Umgang mit Wissen in einer Gesellschaft verstanden: Welches Wissen wird wie kommuniziert und verhandelt, welches archiviert, welches vernachlässigt? Die zunehmende Technologisierung der Lebenswelt sowie das ‚neue‘ Medium Internet eröffnen dabei vielfältige Möglichkeiten der Wissensspeicherung und -verbreitung. Durch diese technische Modernisierung kam es im 20. Jahrhundert zu einem explosionsartigen Anstieg der unmittelbar verfügbaren Menge an Wissen, was mit großer Intensität auch im öffentlichen Diskurs thematisiert wird. So ist es in der gegenwärtigen Gesellschaft von hoher Bedeutung, mit technischen und auch naturwissenschaftlichen Themen zumindest oberflächlich vertraut zu sein, da sie das Leben eines jeden Einzelnen tangieren – wer an der Gesellschaft teilhaben will, kann sich ‚Nicht-Wissen‘ kaum leisten. Wissen ist zum kulturellen, wissenschaftlichen und zunehmend auch politischen Kapital geworden.2 Allerdings ist manches Wissen für ein allgemeines Publikum schwerer zu vermitteln als anderes. Nicht alle Wissensbestände, z.B. komplizierte Theoreme aus Naturwissenschaft und Technik, sind problemlos zu popularisieren. Eine starke Vereinfachung von Wissenskonzepten kann leicht zu Ungenauigkeiten in der Darstellung führen und somit die Vermittlung negativ beeinflussen oder das Wissen sogar verfälschen. Andererseits besteht in der Öffentlichkeit ein hohes Interesse an wissenschaftlichen Inhalten. Die Aufgabe der Wissenschaftspopularisierung ist es hierbei, Erkenntnisse der Wissenschaften durch die Verhandlung in öffentlichen Medien und durch die Anwendung von Popularisierungsstrategien aufzubereiten und einer breiten Rezipientenschaft zugänglich zu machen. Die Verbreitung von wissenschaft- lichem Wissen in der Öffentlichkeit findet nicht nur in den explizit für die Wissen- schaftspopularisierung vorgesehenen Medienformen statt, sondern auch als Teil unter- haltender Formate, wie etwa Science Fiction-Serien im Fernsehen. Wissen, das auf diese Weise zirkuliert, kann als ‚populäres Wissen‘ definiert werden: Es wird außerhalb des Fachdiskurses in den Massenmedien verbreitet und zu diesem Zweck ‚übersetzt‘, um es für ein breites Publikum zugänglich zu machen.3 2 Zum Begriff des Kapitals vgl. Bourdieu (1992). 3 Vgl. hierzu bspw. Lewenstein, der einen Übersetzungsprozess für die Darstellung von „popular science“ konstituiert (1992, 45). Diese Aussage kann auf jegliche in den Massenmedien zirkulierenden Wissensbestände ausgeweitet werden vgl. Kap. I.2. 2 In Bezug auf Star Trek: Voyager lässt sich feststellen, dass hier eine ausgesprochene Vielfalt von Wissensthemen aufgegriffen wird, manche Themen aber in auffallender Häufung auftreten. Dabei sind diese nicht nur genretypisch für Science Fiction,