Lyonel Feininger Otto Gleichmann Paul Klee Franz Marc Otto Mueller
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LYONEL FEININGER OTTO GLEICHMANN PAUL KLEE FRANZ MARC OTTO MUELLER WERKE AUS DER SAMMLUNG ILSE UND HERMANN BODE 18. Juni 2021 FRANZ MARC LYONEL FEININGER OTTO GLEICHMANN OTTO MUELLER PAUL KLEE Auktionen Evening Sale / Klassische Moderne 18. Juni 2021 LIEBE FREUNDE DER KUNST! Die Geschichte des Zahnarztes und Kunstsammlers Hermann Bode ist zugleich eine Ge- schichte der Moderne. Früh interessiert er sich für die bildenden Künste, widmet sich intensiv der Musik, studiert Philosophien. Bode ist Mitglied der „Kestner-Gesellschaft“ und der „Gesell- schaft für Freunde der jungen Kunst“, ist ein förderndes Mitglied der Künstlervereinigung „die abstrakten hannover“. Hermann Bode ist weltläufig, ist auf der Höhe seiner Zeit und ge- staltete diese mit einem offenen Haus für Gäste jeder Couleur. Sein Gästebuch gibt beredte Auskunft neben dem allzu Privaten zu Personen des kulturellen Lebens: es wird musiziert, diskutiert, Vorträgen gelauscht. In diesem engagierten Umfeld wächst die einzigartige Sammlung zeitgenössischer Kunst Hermann Bodes. Und heute haben wir die Freude, Werke von Lyonel Feininger, Otto Gleichmann, Paul Klee, Franz Marc und Otto Mueller mit dieser bedeutenden Provenienz vorzustellen. Nahezu 100 Jahre werden sie nicht nur von Hermann Bode, sondern auch von seinen Erben geschätzt und gepflegt, sind kaum in der Öffentlichkeit zu sehen, in Werkverzeichnissen bisweilen nur schwarz/weiß abgebildet oder ihr Verbleib als nicht bekannt notiert. Somit sind die vier Arbeiten auf Papier und das Gemälde auch für uns eine große Überraschung. Wir freuen uns, wenn Sie diese großartige Entdeckung mit uns feiern. Ihr Robert Ketterer Hermann Bode, 1950 3 HERMANN BODE. EIN SAMMLER DER MODERNE. Mario von Lüttichau Dr. Hermann Bode (1882–1973) wird bei Hannover geboren, wo er Mit Alexander Dorner, 1925 bis 1931 Präsident der Kestner Gesell- Verfemung der Moderne zerstört wird. Die Begeisterung für die Ab- später auch als Zahnarzt praktiziert. Bereits in seiner Jugend be- schaft, engagiert sich Bode als dessen Stellvertreter im Vorstand. Im strakten teilt Bode und so finden nicht nur El Lissitzkys „Proun 30 T“ geistert er sich für die Kunst und Kultur. Mit der etwas jüngeren, Laufe seines Lebens erwirbt Bode über 100 Werke der Moderne und von 1920 (Abb. 1) und das großformatig Klebebild „Die Kugel“ Eingang ebenfalls in Hannover geborenen Tänzerin Mary Wigman (eigentl. der abstrakten Kunst, ist mit den meisten Künstlern, deren Werke in seine Sammlung, sondern auch Kandinskys „Diagonale“ von 1923 Marie Wiegmann) verbindet Bode seit Schülerzeiten eine tiefe er sammelt, bekannt und besucht sie in ihren Ateliers wie El Lissitzky (Abb. 2) und drei weitere Papierarbeiten des Bauhauslehrers. Freun d schaft und er begleitet sie bei den Anfängen ihrer Tanzkarriere und Kurt Schwitters in Hannover, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Schwitters ist mit sechs Arbeiten vertreten, davon drei aus der Col- als Wegbereiterin des modernen Ausdruckstanzes. Er besucht sie in Paul Klee und László Moholy-Nagy in Weimar. Er empfängt Emil lage-Serie „MERZ“, etwa „Dame in Rot“ oder „Halberstadt“, beide 1921 Weimar und Dresden, auch tanzt sie immer wieder in Hannover, Nolde bei sich zu Hause, tauscht sich mit dem Bauhaus-Architekten entstanden. Von László Moholy-Nagy kann sich Bode das Gemälde etwa mit Harald Kreutzberg. Während des Ersten Weltkriegs wird Walter Gropius persönlich aus. Von ihm inspiriert, baut er 1939 in „E-BILD“ aus dem Jahr 1921 sichern (Abb. 3). Lissitzkys „Proun 30 T“ Bode als Soldat eingezogen. Bereits in dieser Zeit beginnt er Kunst Stein hude bei Hannover direkt am ‚Meer‘ ein transparentes Haus mit und Moholy-Nagys „E-BILD“ hingen schon in Lissitzkys „Kabinett der zu kaufen, zum Beispiel von George Grosz und Otto Dix. großen Glasflächen, das an erste Entwürfe von Gropius er innert, Abstrakten“ im Provinzialmuseum in Hannover, heute im Besitz des aber auch Konstruktionen Frank Lloyd Wrights aus Glas und Eisen Sprengel Museums, Hannover. Die Gründung der Kestner Gesellschaft 1916 in Hannover, die heute berücksichtigt. Als Architekt gewinnt Bode den mit ihm befreunde- zu den erfolgreichsten deutschen Kunstvereinen zählt, wird für ten Künstler und Designer Hans Nitzschke, der schon für das Privat- Natürlich nimmt die Aufbruchsstimmung in Hannover auf den Hermann Bodes feinsinniges Gespür für Kunst und Kultur und die büro von Günther Wagner Möbel entwirft und für Fritz Beindorff Sammler Einfluss, so auch das Engagement des Galeristen und Ausrichtung seiner Sammlung von zentraler Bedeutung. Bode wen- jun. Umbauten im Pelikan-Werk plant. Hermann Bode behält die Sammlers Herbert von Garvens-Garvensburg. Ihm ist es zu verdanken, det sich der Moderne zu. Ein Großteil seiner Sammlung generiert bisher bewohnte Villa in der Waldseerstraße in Hannover, wählt aber dass Anfang der 1920er Jahre in Hannover Künstler wie Edvard Munch, sich aus Bildern, die er in Ausstellungen der Kestner Gesellschaft ab 1943 das neue Haus in Steinhude zum Wohnsitz der Familie und James Ensor und Marc Chagall in seiner Galerie gezeigt wer den, aber Wohnhaus Bode, Stühle von Hans Nitzschke; an der Wand das Klebebild erwirbt. Er fühlt sich angezogen vom experimentellen Stil der jungen entsprechend der modernen Bau weise erfährt die Sammlung neuen auch die jüngsten Kräfte wie Fernand Léger, Robert Delaunay, El „Die Kugel“ von El Lissitzky (Foto aus: Alexander Dorner, S. 35) Künstler, er glaubt an den großen Aufbruch einer neuen Zeit. Im Ausdruck und Stellenwert. Lissitzky, László Moholy-Nagy, Kurt Schwitters (Abb. 4), Otto Dix, Gründungskreis der Kestner Gesellschaft entwickelt sich Bode zu George Grosz und Paul Klee. Neben seinem Engagement in der Kestner einem renommierten Kunstkenner und Sammler. Für die Erweiterung seiner Sammlung ist Bodes tiefgehende Verbin- Gesellschaft ist Hermann Bode auch förderndes Mitglied und Samm- dung zu Alexander Dorner anregend. Dorner, ab 1919 Kustos, dann ler der Künstlervereinigung „die abstrakten hannover“, gegründet Hermann Bode ist zweimal verheiratet. 1906 heiratet er Julia Peipers, von 1925 bis 1937 Direktor der Gemäldegalerie des Provinzialmuseums im März 1927 von Carl Buchheister, Rudolf Jahns, Hans Nitzschke, sie haben vier Töchter: Maria (*1907), Erkhild (*1908), Forgard (*1910) (heute Landesmuseum Hannover), ordnet dessen Kunstsammlungen Kurt Schwitters, Friedrich Vordemberge-Gildewart. und Friedegard (*1917); die Ehe wird 1923 geschieden. Noch im selben neu und ergänzt sie vorwiegend mit abstrakter Kunst. 1926 beauf- Jahr ehelicht Bode Ilse Robert, geborene Beindorff, die Tochter von tragt Dorner El Lissitzky mit dem Entwurf und der Einrichtung eines 1936 besucht das Ehepaar Bode die Welt-Ausstellung in Paris, ein Fritz Beindorff sen. und dessen Frau Elisabeth „Elli“, Tochter des „Kabinetts der Abstrakten“, das 1937 im Zusammenhang mit der Jahr später die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München. Hermann Gründers der Pelikan-Werke Günther Wagner. Ilse Bode bringt die Bode ist verstört über die diffamierende Inszenierung; er entdeckt Kinder Ilse und Kurt mit in die Ehe; 1926 kommt der gemeinsame Werke vieler Künstler, die er persönlich kennt und sammelt. Mit dem Sohn Sindbert zur Welt. Aus Anlass der Hochzeit mit Hermann Bode Besuch der documenta 1955 in Kassel erlebt Bode wiederum die schenkt Fritz Beindorff sen. seiner Tochter Ilse die Walmdach-Villa Rehabilitierung der verfemten Künstler. Es ist das zentrale Thema in der Waldseerstraße in Hannover. der ersten umfassenden Kunst-Ausstellungen im westlichen Nach- kriegsdeutschland. Abstraktes Kabinett, Rekonstruktion Sprengel Museum, Hannover; Hermann Bode gibt seine Zahnarztpraxis auf und widmet sich dem auf der Rückwand links: El Lissitzky, Proun 30 T, 1920, ehemals Sammlung Schreiben und dem Musizieren. Er komponiert, beschäftigt sich mit Anfang der 1960er Jahre beginnt Bode seine Sammlung von über Hermann Bode Philosophie, Anthropologie und Astronomie, liest Leibniz, Kant, 100 Bildern und Skulpturen unter dem Titel „Kunstsammlung Bode“ Nietzsche, Heidegger und erlernt chinesische Schriftzeichen, um den zu dokumentieren; 38 Werke davon sind Leihgaben in der Ausstellung Buddhismus zu ergründen. Gartenansicht Wohnhaus „Die Pelikan-Kunstsammlung“ im Kunstverein Hannover 1963. 4KETTERER KUNST Zusätzliche Abbildungen, Videos und Vergleichsinformationen sowie tagesaktuelle Ergänzungen finden Sie unter www.kettererkunst.de 5 EHEMALS SAMMLUNG BODE DAS GÄSTEBUCH. SPIEGEL EINES INTENSIVEN KULTURLEBENS. Abb. 1: El Lissitzky, Proun 30T, 1920; Öl auf Leinwand, 50 x 62 cm, Abb. 2: Wassily Kandinsky, Diagonale, 1923; Öl auf Leinwand, Sprengel Museum Hanover 70,5 x 58 cm, Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover Das Gästebuch von Hermann Bode beginnt mit dem ersten Eintrag Erneut zu Gast ist Mila Cirul, sie bedankt sich mit einem Bilderrätsel am 26. Dezember 1912 und endet vier Jahrzehnte später am 4. August bei Ilse (Bode) und Vati (Hermann Bode). (Gästeb., S.17) Am 7. Mai 1951. Das Gästebuch entspricht der typischen Tradition, eine Mischung 1928 sind Ada und Emil Nolde erfreut über die Hängung ihrer „kleinen zu sein aus sehr dichten, persönlichen Eintragungen von Familien- Bilder“ im Haus Bode und geben dies zum Ausdruck. Am 19. September mitgliedern, etwa den Töchtern, die mit den Enkelkindern die Groß- 1928 unterbrechen El Lissitzky mit Sophie Lissitzky-Küppers, sie sind eltern besuchen, und illustren Gästen, zumeist Freunden aus dem seit 1927 verheiratet, ihre Reise von Paris nach Moskau in Hannover; Bereich Kunst, Musik und Tanz. „Segeln Musik gutes Essen Alles kann das Ehepaar Dorner