Bericht von Miriam JS Leis in Kooperation mit Klaus Mathwig

1. Verlängerung der Gesundheitsspanne...... 2 1.1. Lebensverlängerung bedeutet die Verlängerung der gesunden Lebensspanne ..... 2 1.2. Jay Olshansky: Securing of the Longevity Dividend ...... 2 1.3. : Strategien zur Heilung des Alterns ...... 2 1.4. Der unverständliche Widerstand gegen die Lebensverlängerung...... 3 2. Uploading, Neurosimulationen und Kryonik ...... 4 2.1 Zur Realisierbarkeit eines Uploads...... 4 2.2 Kann eine Persönlichkeit mit Hilfe seiner aufgezeichneten Erinnerungen rekonstruiert werden?...... 4 2.3 Die Entwicklung Virtueller Welten...... 5 2.4 Forschung, Forstschritte und Schwierigkeiten bei ALCOR ...... 6 2.5 Möglichkeiten der zukünftigen Medizin...... 6 3. Transhumanismus, Gesellschaft und Umwelt ...... 7 3.1 Transhumanismus und aktuelle Themen...... 7 3.2 Verbesserungsvorschläge für den Menschen ...... 8 4. Innovationen, Neue Technologien und Raumfahrt ...... 9 4.1 KI-Forschung – auf dem Weg zu menschenähnlicher Künstlicher Intelligenz...... 9 4.2 Wie erschaffe ich menschenfreundliche KI?...... 9 4.2 Neue Technologien eröffnen neue Wege ...... 10 4.3 über den anhaltenden technischen Fortschritt ...... 10 4.4 Zur Bedeutung der Innovationsförderung ...... 11 5. Fazit ...... 12

2007 war /USA Austragungsort der „TransVision“. Die dreitägige transhumanistische Futuristenkonferenz lief unter dem Titel „Transhumanity Saving Humanity: Inner Space to Outer Space“ und hatte viele prominente Redner zu bieten, u.a. Aubrey de Grey, Peter Diamandis, Ray Kurzweil, Marvin Minsky und William Shatner. Ebenfalls waren die Kernmitglieder der transhumanistischen Communities aus den USA, Europa und Lateinamerika vertreten.

Im Gegensatz zu der TransVision 2006 in Helsinki/Finnland war diese Konferenz weniger akademisch und dafür mehr business-orientiert und teilweise philosophisch ausgerichtet.

Generell kann die gesamte Veranstaltung in vier Hauptthemenbereiche eingeteilt werden:

1. Verlängerung der Gesundheits-/Lebensspanne 2. Neurotechnik, Uploading und Kryonik 3. Transhumanismus, Gesellschaft und Umwelt 4. Innovationen, Neue Technologien und Raumfahrt

Aus diesem Grunde wird dieser Bericht themenbezogen und nicht chronologisch gegliedert sein.

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1. Verlängerung der Gesundheitsspanne

1.1. Lebensverlängerung bedeutet die Verlängerung der gesunden Lebensspanne

Hier wurde eine wichtige Frage angesprochen: Warum werden nicht mehr Ressourcen in die Erforschung zur Reversibilität von Alterungsprozessen investiert? Länger zu leben – anstatt früher zu sterben – ist zunächst einmal ein wünschenswertes Ziel vieler Menschen. Dennoch wird die steigende Lebenserwartung heutzutage in sehr vielen demographischen Studien geradezu als Problem dargestellt: Ein Planet voller pflegebedürftiger, dementer Greise, die von den wenigen jungen Menschen (oder gar „Pflegerobotern“) versorgt werden müssen und selbst nicht mehr aktiv zum Wohle der Gesellschaft und Wirtschaft beitragen können. Fällt somit das Wort „Lebensverlängerung“, wird dies viel zu oft mit der problematischen Status- quo-Situation in Verbindung gebracht: noch mehr Pflegebedürftige. Diese Sicht ist jedoch falsch, wie es auch in der von James Hughes’ IEET-Institut organisierten Pre-Conference Veranstaltung „Securing the Longevity Dividend“ am Vortag ausführlich erläutert wurde: Es geht ja nicht darum, die reine Lebensspanne zu verlängern, sondern die gesunde Lebensspanne.

1.2. Jay Olshansky: Securing of the Longevity Dividend

Der Chicagoer Medizinprofessor Jay Olshansky 1 eröffnete die Pre-Conference Veranstaltung zur „Longevity Dividend 2“ mit einem Bericht, wie es gelingen kann, Forschung zur Lebensverlängerung populär zu machen. Mit Visionen von Unsterblichkeit lassen sich keine Forschungsgelder beantragen. Die alternde Baby-Boomer-Generation und der demographische Wandel stellen das Gesundheitssystem aber vor große Probleme. Olshansky und seine Mitstreiter argumentieren nun, dass sich diese Probleme lösen lassen, indem sich die medizinische Forschung nicht nur auf einzelne spezifische Krankheiten konzentriert, sondern auch das Altern allgemein angreift. Denn wenn Alterungsprozesse verlangsamt werden, verringern sich in gleichem Maß auch die Risken für die häufigsten Krankheiten Krebs, Herzkrankheiten und Diabetes (mit Folgekrankheiten). Die Menschen würden dadurch länger mit einer höheren Lebensqualität leben, nach kürzerer Krankheit sterben, und das Gesundheitssystem würde um hunderte Milliarden Dollar entlastet werden. Olshansky ist es durch Lobbyarbeit im Rahmen der „Alliance for Aging Research 3“ gelungen, dass ein entsprechendes Gesetz durch den US-Kongress verabschiedet wurde. Wenn dieses nun noch vom Präsidenten unterzeichnet wird, wird es sehr bald sehr viel Geld und Föderprogramme für die Altersforschung geben.

1.3. Aubrey de Grey: Strategien zur Heilung des Alterns

Aubrey de Grey ist der prominenteste Vertreter der Sichtweise, dass das Altern selbst als Krankheit betrachtet werden muss, für die es eine Heilung geben kann. Um hier ein Beispiel zu nennen: Die Progerie (Hutchinson-Gilford-Syndrom), eine seltene genetisch bedingte Disposition, die Kinder sehr schnell altern lässt, wird bspw. eindeutig als Krankheit definiert. Diese Kinder sterben bereits im Kindes- oder jungen Jugendalter an Krankheiten wie Schlaganfall und Herzinfarkt als Folge von Alterserscheinungen wie Arterienverkalkung. Für de Grey ist der Alterungsprozess selbst die Ursache für die Krankheiten, die den Menschen im Alter Probleme bereiten und zum Tod führen. Die Stoffwechselprozesse, welche den Menschen am Leben erhalten, rufen Schädigungen hervor, die oftmals zu Krankheitserscheinungen führen.

1 http://en.wikipedia.org/wiki/S._Jay_Olshansky 2 http://www.agingresearch.org/files/1098_file_Longevity_Dividend.pdf 3 http://www.agingresearch.org/ 2

Die „klassische“ Altersheilkunde (Geriatrie) befasst sich damit, die durch die allgemeine Schädigung bereits hervorgerufenen Krankheitserscheinungen so gut wie möglich zu minimieren. Die von de Grey vertretene biologische Gerontologie (nicht zu verwechseln mit der soziologischen Altersforschung) hat zum Ziel, die durch Stoffwechselprozesse entstehenden Schädigungen selbst zu minimieren oder gar umzukehren. Seine als SENS (Strategies for Engineered Negligible Senescence) bekannte Strategie beruht auf einer proaktiven „ingenieurswissenschaftlichen“ Herangehensweise. De Greys Forschung zielt darauf ab, die schädigenden Resultate der Stoffwechselprozesse, die letztendlich zum Altern führen, durch Beeinflussungen auf zellularer und molekularer Ebene zu bekämpfen.

Wenn es auch nur gelänge, die Alterungsprozesse bei Menschen schrittweise rückgängig zu machen, könnte bei wiederholter Anwendung des Prozesses die gesunde Lebensspanne bereits erheblich verlängert werden. Wirklich interessant wird es, wenn man die wissenschaftliche und medizinische Fortschrittsrate mit einberechnet.

Angenommen, sie würden sich zum Zeitpunkt t 0 im Alter von 50 Jahren einer „Reversibilitätsprozedur“ unterziehen, welche ihnen die biologische Konstitution eines 40- jährigen geben würde. In 10 Jahren, wenn sie wieder auf dem Stand eines 50-jährigen sind, ist der technische Fortschritt aber bereits weiter, sodass sie auf den eines 37-jährigen gebracht werden können (13 Jahre „Verjüngung“). Nach weiteren 10 Jahren, wenn sie biologisch 47 sind, könnten sie um 16 Jahre verjüngt werden und nach weiteren 10 Jahren von 41 auf 22. (Sie können es selbst mit unterschiedlichen „Verjüngungsraten“ durchrechnen). Wenn dies möglich sein wird, könnten Sie praktisch immer wieder auf ein biologisches Alter von 22 Jahren (oder sogar jünger) gebracht werden. Dies wird als „Logevity Escape Velocity“ (ungefähr: „Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit“) bezeichnet. (vgl. auch: http://www.detrans.de/bibliothek/allgemein/transvision2003.html )

1.4. Der unverständliche Widerstand gegen die Lebensverlängerung

Die weiteren Anmerkungen zum Thema Lebensverlängerung betrafen eher weniger technische als gesellschaftliche Aspekte. Obwohl de Greys Forschungen zusehends Interesse erregen, wird die „Langlebigkeitsforschung“ immer noch unzureichend finanziell und politisch unterstützt.

Überlegungen zur physischen Unsterblichkeit sind praktisch tabu. Es scheint so, als ob die meisten Menschen zwar den Tod fürchten, aber nicht gewillt sind, wissenschaftlich und technisch etwas gegen dieses Schicksal unternehmen zu wollen. Viele argumentieren gar damit, dass eine prinzipiell unendliche Lebensspanne „tödliche Langeweile hervorrufen würde“, oder dass „das Leben erst durch den Tod seinen Sinn erhält“ (Francis Fukuyama). Hier würde ich entgegnen: „Unsterblichkeit“ wäre ja lediglich eine Option und keine Pflicht…

Wieso stoßen diese Ideen überhaupt auf gesellschaftlichen Widerstand? Dies ist vor allem aus der Perspektive heraus unverständlich, da (vermeintliches) „Anti- Aging“ (welches meist nur auf kosmetische Faktoren und allgemeine Gesundheitstipps hinausläuft) inzwischen sehr populär geworden ist. Eine lange und gesunde Lebensspanne würde zudem den eingangs erwähnten geläufigen Befürchtungen zur Überalterung der Bevölkerung (inkl. des oft zitierten als negativ erachteten Bevölkerungsrückgangs und produktiven Arbeitskräfteverlust in westlichen Ländern) entgegen wirken. Ein langes Leben – ja! Eine gesundes Leben – erst recht! Ein langes und gesundes Leben – noch besser! Ein langes und gesundes Leben ohne definiertes Ende???... Fragen Sie mal einen gesunden Menschen, ob er morgen sterben möchte…

Hier schließt sich bereits der nächste Themenschwerpunkt an, der sich mit dem „Uploading“ und der Kryonik beschäftigt.

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2. Uploading, Neurosimulationen und Kryonik

2.1 Zur Realisierbarkeit eines Uploads

Wie Andrew Rosenson, Leiter der Radiologie bei „Heart Scan of Chicago“ in seinem Vortrag über bildgebende Verfahren in der Medizin gezeigt hat, werden immer weitere Forschritte vor allem bei MRI, PET und CT-Scans erzielt. Die Kombination unterschiedlicher Scanning Methoden wie MRI mit CT-Verfahren ermöglichen Darstellungen auf unterschiedlichen Informationsebenen, d.h. hohe bildliche Auflösungen plus Informationen über zeitliche Verläufe und dynamische Prozesse. Die Auflösungen der bildgebenden Verfahren verschieben sich zusehends von der zellulären Ebene hin zum molekularen Bereich.

Dies sind relevante Entwicklungen, die insbesondere für die Gehirnforschung von Bedeutung sind. Der Vortrag von befasste sich mit den Fragen, was notwendig wäre, um ein menschliches Gehirn auf einem Computer zu emulieren, d.h. ein sog. „Uploading 4“ zu realisieren, und ob es möglich ist eine Roadmap dafür zu erstellen. Die Ausgangsprämisse, die übrigens von der Mehrheit der Transhumanisten vertreten wird, geht davon aus, dass sämtliche relevante Informationen, welche die Persönlichkeit eines Menschen ausmachen, in der strukturellen Komposition der Neuronen im Gehirn begründet liegen. Gelänge es, die Struktur und Position der einzelnen Neuronen und Synapsen einer Person hinreichend genau auszulesen und in ein mathematisches Modell zu übersetzen, könnte man diese zumindest theoretisch auf einer Computerplattform nachbilden. Sandberg zufolge würde aber auch noch zusätzlich ein „Körpersimulator“ und ein „Umweltsimulator“ benötigt werden, um die Emulation realistisch zu gestalten.

Ist eine Gehirnemulation denn prinzipiell überhaupt möglich, wenn das Gehirn als das „komplexeste Objekt im Universum“ verstanden wird? Wie kann es möglich sein, dass ein Gehirn die Funktionsweise des Gehirns versteht? Vielleicht ist es aber gar nicht notwendig, die Funktion des Gehirns im Detail zu verstehen, um es nachzubilden. Prinzipiell könnte ich bspw. ein Flugzeug auseinander nehmen, die Reihenfolge meiner Demontage akribisch genau dokumentieren und die Teile später (in umgekehrter Reihenfolge) wieder zusammensetzen. Wenn mein Protokoll hinreichend gut war, kann ich ein Flugzeug nachbauen, ohne seine Funktionsweise im Detail verstehen zu müssen (Anm. MJSL). Nach einem ähnlichen Prinzip könnte auch eine Gehirnemulation funktionieren. Es stellt sich dennoch die Frage, wie genau die Scans der Neuronen sein müssen, da man aufgrund quantenmechanischer Effekte irgendwo an Grenzen der Messbarkeit stößt (Roger Penrose behauptet bspw. – allerdings ohne Beleg – dass Quantenprozesse das Bewusstsein generieren). Forschungsergebnisse des Blue Brain Projekts haben gezeigt, dass die Funktionsweise des Gehirns auf zellulärer Ebene simuliert werden kann. Durch spezifisch angeordnete simulierte Synapsen konnte die Grundfunktion der neokortikalen Kolumne auf einem Computer nachgebildet werden ( http://bluebrain.epfl.ch/ ).

2.2 Kann eine Persönlichkeit mit Hilfe seiner aufgezeichneten Erinnerungen rekonstruiert werden?

Der Vortrag von beschäftigte sich ebenfalls mit der Frage, wie das Persönlichkeits- und Erinnerungsmuster einer Person über den Tod hinaus erhalten werden kann. Im Gegensatz zu Sandbergs Methode beruht ihr Vorschlag auf einer eher kulturwissenschaftlichen Sichtweise. Erinnerungen werden hier als zentraler Kern der Persönlichkeit gesehen. Wenn diese Erinnerungen so detailliert wie möglich festgehalten werden könnten (bspw. in Form von Videos, Fotos, Tagebüchern und Persönlichkeitstests), wäre es evtl. möglich, aus diesen Erinnerungsdaten ein digitales Äquivalent einer Person zu kreieren.

4 http://www.detrans.de/bibliothek/faq.html#c462 4

Die zentrale Frage, die im Anschluss viele Diskussionen ausgelöst hat, betraf den Aspekt, inwieweit die künstliche Entität nach dem Erinnerungstransfer wirklich identisch mit dem originalen Erinnerungsträger ist, und ob nicht die entscheidenden Prozesse, welche letztendlich die spezifische Wahrnehmungsart eines Individuums – und damit einen bedeutenden Teil seiner Persönlichkeit – ausmachen, in der neuronalen Struktur begründet liegen. Es wäre ja schon schwer für fremde Menschen, auf der Basis von Erinnerungsdaten (Filme, Aufzeichnungen, Fotos, Fragebögen) den genauen Charakter der betreffenden Person bspw. für eine Biographie zu rekonstruieren, da jeder Mensch die Informationen anders wahrnimmt.

2.3 Die Entwicklung Virtueller Welten

Mit dem Thema Simulationen beschäftigten sich die Vorträge von Philip Rosedale, dem Erfinder von „Second Life“, Mike La Torra und den Unternehmern Mike deMaio und Ed Lantz.

Es besteht eine gewisse Beziehung zwischen Transhumanisten und „Second Life“, da diese virtuelle Welt praktisch einen ersten Einblick geben kann, wie eine Daseinsform als computeremuliertes Selbst aussehen könnte. Zudem gehören die Transhumanisten zu den ersten, die „Second Life“ für Projekte, Meetings und Konferenzen genutzt haben. Demnächst sind weitere Verbesserungen in „Second Life“ zu erwarten, welche vor allem die praktische Nutzung für Konferenzen und Kommunikation verbessern sollen.

uvvy Island: Transhumanisten-Treffpunkt in Second Life Bild: MJSL-2050

WTA-Direktor und Zen-Meister Mike LaTorra beschäftigte sich hingegen mit legalen und philosophischen Fragen des Uploadings, bspw. ob eine Kopie meines Uploads identisch mit mir und den anderen Kopien wäre. Eine plausible Antwort wäre die Annahme, dass die Kopien zwar meines Ursprungs sind aber dennoch jeweils neue Erfahrungen machen. Aber bedeutet eine Identität meiner neuronalen Muster wirklich eine Identität meiner selbst? „Second Life“ sah er ebenfalls als eine rudimentäre Form dessen, wie eine spätere Simulation aussehen könnte, wobei insbesondere haptische Erfahrungen für eine wirklich überzeugende Simulation notwendig sind.

Mike DeMaio 5 berichtete von neuen Methoden zur gezielten Informationsgewinnung mit Hilfe von sog. „3D-Barcodes“, die vom Nutzer bspw. mit dem Handy ausgelesen werden können und nur die kontextbezogenen relevanten Daten darstellen. Mit dem Fortschreiten der Informationsgesellschaft liegt die zukünftige Aufgabe nicht mehr in der bloßen Bereitstellung von Informationen, sondern in ihrer intelligenten Selektion.

Ed Lantz 6 hat die neuen technischen Möglichkeiten von rundum 3-D-Großprojektionen vorgestellt, die dem Zuschauer virtuelle Umgebungen so real wie möglich übermitteln.

5 http://lifeboat.com/ex/bios.mike.demaio 6 http://lifeboat.com/ex/bios.ed.lantz 5

2.4 Forschung, Forstschritte und Schwierigkeiten bei ALCOR

Tanya Jones vom Alcor Institut, dem größten Kryonik-Dienstleister der Welt, berichtete von neuen Methoden und Forschungen auf dem Gebiet der Kryokonservierung und Vitrifizierung. Da die Kryonik noch nicht Einzug in den wissenschaftlichen Mainstream erhalten hat, wird ein Großteil der Forschung zu Kryoprotektiva (sie verhindern die schädliche Eiskristallbildung) und Kryokonservierungsprotokollen (Kühlungsrate, Einführen der Protektiva etc.) ebenso wie der Bau der Ausstattung in Eigenarbeit am Institut selbst geleistet. Inzwischen konnten weitere Fortschritte bei der Wirksamkeit und reduzierten Toxizität der Kryoprotektiva erzielt werden. Ebenso laufen weitere Forschungen zur Ermittlung der optimalen Kühltemperatur und Kühlungsrate bei der Vitrifizierung.

Ein großes Hindernis – neben der unzureichenden finanziellen und wissenschaftlichen Unterstützung – sind juristische Aspekte. Bürokratie und Unverständnis beim Krankenhaus- und Pflegepersonal verhindern oftmals die schnelle kryonische Versorgung. Der Zeitfaktor ist aber von großer Bedeutung, da Verzögerungen eine längere Zeit des Todesprozesses und damit eine Zunahme der Schäden bedeuten. In der allgemeinen Betrachtungsweise hat die Sichtweise, dass ein „Toter“ mit dem Verstreichen der Zeit immer „toter“ wird, noch nicht Einzug erhalten.

Alcor Dewar zur Aufbewahrung von Kryonik-Patienten in flüssigem Stickstoff.

Photo courtesy of Alcor Foundation

2.5 Möglichkeiten der zukünftigen Medizin

Während sich Tanya Jones Vortrag mit den Methoden der optimalen und am schädigungsfreisten Vitrifizierung beschäftigt hat, befasste sich Nanotech-Pionier Ralph Merkle 7 mit Spekulationen über zukünftige Medizintechnologien. Sei Hauptinteresse lag in Möglichkeiten zum „Uploadingprozess“ sowie der Reanimation von Personen in kryonischer Aufbewahrung.

Hierzu erläuterte er visionäre Ideen aus der Nanotechnologie, wie bspw. Assembler nach dem Design von Eric Drexler und „Nanomaschinen“, die beschädigte Zellen reparieren können. Es wurden noch weitere Ideen der Nanomedizin von Robert Freitas vorgestellt, wie bspw. sog. „Respirozyten“, künstliche rote Blutkörperchen, die 236mal so viel Sauerstoff transportieren können wie ihre natürlichen Vorbilder. Insgesamt blieb der Vortrag recht spekulativ. Bezüge zu aktuellen Forschungen blieben leider aus.

7 http://en.wikipedia.org/wiki/Ralph_Merkle 6

3. Transhumanismus, Gesellschaft und Umwelt

3.1 Transhumanismus und aktuelle Themen

Auch Umweltthemen wurden auf der diesjährigen TransVision behandelt. Ed Begley, Jr., ein lokal bekannter Schauspieler berichte in einem lebhaften Vortrag, wie er privat Energie spart, ohne dabei auf einen komfortablen Lebensstandard verzichten zu müssen. Auch lobte er die „Bright Green“ Bewegung, welche die Lösung für Umweltprobleme vor allem im Einsatz besserer und neuer Technologien sieht.

Der Vortrag von Michael Ekstract, Herausgeber des grünen Verdant Magazines 8 , ging zunächst in eine ähnliche Richtung, indem aufgezeigt wurde, dass der technikaffine Transhumanismus und die modernen Grünen keine Widersprüche bedeuten müssen. Gegen Ende ließ er jedoch einige New Age-Ansichten durchblicken.

Max More gab einige Ratschläge zur guten Zukunftsforschung. Zukunftsforschung basiert auf heutigem Faktenwissen und ist keine Spekulation, sondern eine Analyse mit Plausibilitäts- und Wahrscheinlichkeitsbewertung. Auch die Zukunft verfährt nach dem Ursache-Folge-Prinzip. Dennoch kann man nicht von der Zukunft sprechen, sondern immer nur von möglichen Zukünften, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit von vielen Faktoren abhängig sein kann, die wiederum nicht gleich wahrscheinlich sind und sich oftmals gegenseitig beeinflussen können. Deshalb werden in der Zukunftsforschung oftmals verschiedene Szenarien entwickelt, die jeweils in abstrahierter Form unterschiedliche Ereignisketten darstellen. Dies dient vor allem dem Erkennen der komplexen Ursache-Folge- Verkettungen und der Analyse etwaiger Einflussfaktoren. Ebenfalls sollten Expertenmeinungen nicht blind übernommen werden, sondern es sollte zunächst die Expertise der Experten überprüft werden. Die Meinungen von Fachleuten sollten von weiteren Fachleuten überprüft werden, wie es bspw. in der Delphi-Methode gehandhabt wird. Mores Vortrag konnte auch als Kritik an einigen anderen Rednern verstanden werden, die den wissenschaftlichen Hintergrund von zukünftigen transhumanistischen Technologien vielleicht nicht ernst genug nehmen und sich in zu wilden Spekulationen verlieren.

Ron Bailey 9, Redakteur beim Reason Magazin , hat zwei Szenarien entwickelt, wie ein Leben in einer Welt ohne Knappheit und mit praktisch unbegrenzter Lebenszeit aussehen könnte. Er erachtet es als wahrscheinlich, dass eine posthumane Ära nicht mehr von der Knappheit von Gütern geprägt sein wird und deshalb auch nicht mehr nach dem Muster unserer heutigen Wirtschaft funktionieren kann. Dies beruht jedoch auf der Annahme, dass entweder molekulare Nanotechnologie realisiert werden kann, eine weitgehende Automatisierung und fast 100%ges Recycling möglich sind, oder die Posthumanen ihre Existenz als Uploads verbringen werden. Denkbar wäre aber auch eine Situation, in der weiterhin physische Ressourcen benötigt werden, um den weiteren technischen Fortschritt aufrecht zu erhalten, was im Extremfall zu einer „Borg-ähnlichen“ Zivilisation führen kann.

Jose Cordeiro, Venezuelas Cheftranshumanist und Mitarbeiter des UN-Millennium Projekts stellte sein für dieses Projekt erarbeitetes Szenario für 2020 zum Thema Energietechnik vor. Dieses stellte eine sehr optimistische Zukunft vor und beinhaltete auch eindeutig transhumanistische Elemente.

Jerome Glenn, Mitherausgeber des Millennium-Projekt-Berichts berichtete über die Hintergründe dieser Initiative, die die der derzeit größten Menschheitsprobleme erkennen und lösen will, was er auch als Aufgabe für Transhumanisten sieht 10 .

8 http://www.verdantmag.com/ 9 http://www.reason.com/staff/show/133.html 10 http://www.detrans.de/diskussion.html?view=single_thread&cat_uid=4&conf_uid=2&thread_uid=29 7

Mit weitaus spekulativeren Problemen befasst sich die „Lifeboat Foundation“, über dessen Aktivitäten Philippe van Nedervelde berichtet hat. Die „Lifeboat Foundation“ erarbeitet technologische Pläne, um die Menschheit vor mehr oder minder wahrscheinlichen Meteoriteneinschlägen, Killerviren, Massenvernichtungswaffen und allen erdenklichen (Natur)katastrophen zu schützen. (http://lifeboat.com/ex/main )

Dies sind immerhin überlegenswerte Aspekte, wenn man sich einmal die Frage stellt weshalb wir bis jetzt noch keine Indizien für die Existenz außerirdischer Zivilisationen gefunden haben, wie George Dvorsky 11 in seinem Vortrag zum Fermi Paradoxon angemerkt hat. Hierfür kann es aber unterschiedliche Erklärungen geben, die von der einfachen Nicht- Existenz extraterrestrischer Intelligenzen über diverse Katastrophen bis hin zur Möglichkeit reichen, dass etwaige Zivilisationen einfach keine detektierbaren Spuren hinterlassen...

Dennoch wurde betont, dass der Menschheit in den nächsten Jahrzehnten entscheidende Zeiten bevorstehen, da Technologien entwickelt werden, welche entweder die Chance bieten, die meisten unserer heutigen Probleme zu lösen oder die Menschheit und die Erde zu vernichten. Massenvernichtungswaffen haben wir dennoch bereits seit geraumer Zeit…

Somit sollte der Transhumanismus nicht nur auf die Verbesserung physischer und mentaler Kapazitäten abzielen, sondern auch eine Weiterentwicklung von Einsicht und Erkenntnis mit sich bringen, wie der Philosoph Patrick Hopkins in seinem Vortrag zu Recht anmerkte. Ein Transhumaner sollte mehr sein als eine Person mit übernatürlichen Fähigkeiten; echte Transzendenz bedeutet mehr als die Fähigkeiten von Comic-Helden. Somit ist es durchaus begrüßenswert, wenn einige destruktive Tendenzen der condicio humana eliminiert würden. Somit könnten bspw. Krieg, Habgier und Zerstörung ausgeschaltet werden.

3.2 Verbesserungsvorschläge für den Menschen

Der Philosoph Mark Walker stelle die Frage, ob es zulässig sei, seinen Gemütszustand künstlich so zu beeinflussen, dass eine permanente glückliche Grundstimmung eintritt. Er wies darauf hin, dass manche Menschen vermutlich genetisch bedingt zu einer solchen natürlichen Fröhlichkeit – „Bio Happiness“ – tendieren. Würde aber ein solcher permanenter Fröhlichkeitszustand nicht dazu führen, dass die Betroffenen in eine ständige Apathie verfallen, wie es das „Huxley Dilemma“ anspricht: würde Sie lieber glücklich oder erfolgreich sein? Mike Walker betonte, dass diese Frage falsch gestellt sei, da eine glückliche Grundeinstellung die besten Voraussetzungen für Erfolg schaffen.

James Hughes Vortrag begann mit einem historischen Überblick über transhumanistisches Gedankengut, welches bis in die Aufklärung reicht. Viele Personen zuvor haben sich bereits Gedanken über die Möglichkeit gemacht, die biologischen Beschränkungen des Körpers zu überwinden. Heutzutage ist dieser Wunsch bereits in greifbare Nähe gerückt und es gibt viele Wege, wie dies realisiert werden kann: mit kybernetischen Implantaten, Medikamenten oder Gentechnik. Mit Hilfe moderner Medizintechnik ist es bereits gelungen Behinderten ein erheblich besseres Leben zu ermöglichen.

Um der Allgemeinheit Zugang zu Technologien zu verschaffen, bedarf es zum einen einer besseren Unterstützung der relevanten Grundlagenforschung sowie auch einem politischen und sozialen System, welches allen die Chance bietet, diese Technologien anwenden zu können.

Mit den Möglichkeiten solcher Human Enhancement Technologien befasste sich der eher künstlerisch gestaltete Vortrag von Natasha Vita More. Sie stellte vier Typen eines Posthumanen vor:

11 http://ieet.org/index.php/IEET/bio/dvorsky/ 8

• Die „Neuroemulation“ eines Uploads • Den gentechnisch veränderten Menschen • Den Cyborg • Ein unveränderter „Jetztmensch“, der lediglich bessere Technologie verwendet

4. Innovationen, Neue Technologien und Raumfahrt

4.1 KI-Forschung – auf dem Weg zu menschenähnlicher Künstlicher Intelligenz

KI-Pionier Marvin Minsky stellte sein neues Buch „The Emotion Machine“ 12 vor. Sein erklärtes Ziel ist es, die Funktionsweise des menschlichen Denkens zu abstrahieren und in der KI einzusetzen. Minskys These besagt, dass sich beim menschlichen Denkprozess verschiedene spezialisierte Module auf spezifische Aufgaben konzentrieren und diese dann zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt werden. Dies ist dieselbe Grundthese wie sie auch in seinem früheren Werk „Society of Mind“ erörtert wird. Zudem betont er, dass Emotionen ebenfalls eine spezifische Art zu Denken darstellen.

Ben Goertzels 13 Vortrag beschäftige sich ebenfalls mit der Frage, wie menschenähnliche KI erschaffen werden kann. Der Großteil der KI-Forscher ist lediglich an „Top-down“ oder „Narrow AI“ interessiert, d.h. Teilprogrammen zur Lösung spezifischer Probleme. Ein regulärer Schachcomputer kann kein Go spielen und das Programm, das robotisierte Autos steuert, muss erst umgeschrieben werden, um einen Helikopter zu fliegen. Ein Mensch kann aber relativ problemlos unterschiedliche und neue Dinge meistern, da er eine generalisierte Art von Intelligenz besitzt und lernfähig ist. Goertzel ist der Ansicht, dass eine „Artificial General Intelligence“ (AGI), die eine menschenähnliche Flexibilität und Lernfähigkeit aufweisen soll, selbst wie ein Baby aufwachsen und lernen muss.

Die Linguistin Sky Marsen betrachtete die KI aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive und wies darauf hin, dass viele Formen der menschlichen Kommunikation nur schwer in eine formal-logische Sprache übersetzt werden können. Auch gute Übersetzungsprogramme haben bspw. Probleme bei Homonymen („Teekesselchen“), da sie den Gesamtkontext nicht verstehen können. Auch emotionale Noten wie bspw. Ironie sind Aspekte, mit denen sich derzeitige KI schwer tut. Gerade die Eigenart der Unschärfen in der menschlichen Kommunikation führt aber auch zu vielen Problemen wie Missverständnissen.

4.2 Wie erschaffe ich menschenfreundliche KI?

Eliezer Yudkowsky beschäftigt sich mit KI und Kognitionswissenschaften. Sein Ziel ist es zu verhindern, dass sich eine für den Menschen schädliche KI entwickelt. Hierzu hat er zunächst ein Modell von sog. „Mind Spaces“ entwickelt, d.h. einen Möglichkeitsraum für potentielle Intelligenzen. „Posthumane“ bspw. werden alle kognitiven Zustände („Mind Design“) eines Jetztmenschen erfassen können, aber viele kognitive Zustände eines Posthumanen oder einer „starken KI“/AGI sind einem heutigen Menschen unverständlich. Somit muss erst einmal ein potentielles „Mind Design“ einer KI im Möglichkeitsraum ausfindig gemacht und auf bestimmte Attribute/Traits hin überprüft werden. Bestimmte Verhaltensweisen erhöhen bspw. prinzipiell die Wahrscheinlichkeit für schädliche Handlungen, unabhängig davon, ob das komplette Mind Design verstanden wird. Andere Grundeigenschaften wirken hingegen schädlichen Entwicklungen von Beginn an entgegen.

12 http://www.amazon.de/Emotion-Machine-Commonsense-Artificial- Intelligence/dp/0743276639/ref=sr_1_2/302-7646941-1076857?ie=UTF8&s=books-intl- de&qid=1187903431&sr=8-2 13 http://www.goertzel.org/ 9

Dann müssen die positiven Designs definiert werden und unsere KI-Entwicklung darauf abzielen, auf diese Zustände hinzuwirken. Somit soll verhindert werden, dass die uns unverständlichen Aspekte ihrer „Mind Designs“ schädigende Auswirkungen haben werden. Dieses Vorhaben scheint recht komplex und mit vielen zudem mit Unsicherheitsfaktoren behaftet zu sein, was es zu einem relevanten, aber heraufordernden Unterfangen macht. (www.singinst.org/upload/singularitysummit.ppt technische Erklärung: http://www.singinst.org/upload/CFAI.html )

4.2 Neue Technologien eröffnen neue Wege

Tihamer Toth-Fejel 14 erörterte die zunehmende Relevanz der Nanotechnologie für die Materialwissenschaften und Wirtschaft und führte einige Beispiele an. Nanomaterialien zeichnen sich dadurch aus, dass hier vor allem Oberflächeneigenschaften und quantenmechanische von großer Bedeutung sind und somit dem Material neue Eigenschaften verleihen können. Sog. “Quantum Dots” (Halbleiternanostrukturen zur Kontrolle von Elektronen) können bspw. die Effizienz von Solarzellen erhöhen. Mit Hilfe von Nanobeschichtungen kann die Biokompatibilität und Oberflächenglätte von Prothesen erhöht werden. Andere Anwendungen sind molekulare Sensoren auf Lab-on-a-Chip Systemen, die bspw. kleinste Stoffmengen identifizieren können und somit such für die Sicherheitstechnik von großer Wichtigkeit sein können.

Giorgio Gaviraghi 15 berichtete von dem EVA-Project, der Idee, Asteroiden als Materialquelle und Transportmittel für interlunare und interplanetare Flüge zu verwenden.

James Gardner beschäftige sich mit der Frage, weshalb die universellen Konstanten derartige Werte besitzen, dass die Entstehung intelligenten Lebens möglich wurde. Wären die Naturkostanten lediglich extrem geringfügig anders, wäre menschliches (und vermutlich anderes intelligentes) Leben nicht möglich (da bspw. das Universum sofort nach der Entstehung wieder kollabiert wäre, keine Sterne entstehen könnten etc.). Diese Fragestellung wird im Zusammenhang der inzwischen zahlreichen Interpretationen des von 1973 von Brandon Carter formulierten „Anthropischen Prinzips“ diskutiert, welches sich mit der Frage beschäftigt, warum das Universum lebensfreundlich ist. Gardner vertritt die kontroverse These, dass die kosmischen Konstanten eine ähnliche Funktion wie die DNA besitzen und impliziert hiermit, dass das Universum selbst eine Art Organismus sein könnte, das sich selbst weiter entwickelt. ( http://www.wie.org/j33/gardner.asp )

4.3 Ray Kurzweil über den anhaltenden technischen Fortschritt

Ein Höhepunkt der TransVision 2007 war sicherlich der Auftritt von Ray Kurzweil, der mit einem Video des Gastgebers Charlie Kam begrüße wurde (hier eine modifizierte You-Tube- Version: http://www.youtube.com/watch?v=qnreVTKtpMs ). Kurzweil leitete seinen Vortrag mit einem Überblick zur Technikgeschichte ein, in dem er auf die zunehmende Beschleunigung des technologischen Fortschritts hinwies. Ebenfalls führte der vielfach ausgezeichnete Computerwissenschaftler und Erfinder sein Sprachausgabe-Lesegerät für Blinde vor.

Die Zukunft sieht er in der zunehmenden Zusammenführung von Mensch und Maschine. Auf die oftmals gestellte Frage, wo denn die so oft prophezeite KI geblieben ist, entgegnete er, dass diese zusehends unsichtbar in eine Vielzahl von Gegenständen eingebettet ist (ambient intelligence und ubiquitous computing) und dass in absehbarer Zeit Computer als Einheit wie wir sie heutzutage kennen zusehends verschwinden und in alltägliche Gegenstände

14 http://www.islandone.org/MMSG/ttf/tihamer.htm 15 http://lifeboat.com/ex/bios.giorgio.gaviraghi 10 integriert werden. Auch wies er darauf hin, dass seine berühmten Exponentialkurven der technologischen Entwicklung nicht unbedingt als vertikale Gerade enden müssen, sondern durchaus S-förmig verlaufen können. Dies bedeutet jedoch keine Stagnation des Fortschritts, sondern lediglich eine Verschiebung der Fokustechnologien. Eine solche Verschiebung ist bspw. heutzutage im Bedeutungsgewinn der Biotechnologie zu sehen.

4.4 Zur Bedeutung der Innovationsförderung

Die Umsetzung von Innovationen ist von zentraler Bedeutung für den technischen Fortschritt. Viele Ideen kommen oftmals zu früh, sodass ihr Potential noch gar nicht erkannt wird und ihre Umsetzung verhindert wird. In anderen Fällen beeinträchtigen Bürokratie und eingefahrene Routinen das Aufkommen neuer Ideen.

Michael Weiner betonte, dass es wichtig ist, viel versprechende innovative Ideen von Beginn an zu identifizieren und entsprechend zu fördern und zu patentieren. Er selbst betreibt solche Förderprogramme. Sein Unternehmen Biophan widmet sich v.a. dem Ziel, biomedizinische Geräte (Implantate, Prothesen etc.) MRI-kompatibel zu machen. ( http://www.biophan.com/ ).

Ein weiterer prominenter Redner war Peter Diamandis, der Initiator des ANSARI X-Prizes. Da die US-Weltraumbehörde an Innovationskraft verloren hat, wird die Zukunft der Raumfahrt in privaten und kommerziellen Initiativen und Angeboten gesehen. Der X-Prize wird hier als wegweisend angesehen. Die Idee dahinter: Stelle eine herausfordernde Aufgabe, gib jedem Interessierten die Möglichkeit, das Problem zu lösen und belohne denjenigen, der die beste Lösung bietet mit einer hohen Geldsumme. Die X-Prize Foundation managt die Projektauswahl, Ausschreibung, Evaluation und Preisverleihung. Am berühmtesten ist dieses Konzept wohl mit dem ANSARI X-Prize für suborbitale Raumflüge geworden. Aufgabe war es, dasselbe Raumfahrzeug zweimal innerhalb von 14 Tagen in einen (niedrigen) Orbit zu schicken und sicher zur Erde zurückkehren zu lassen. Weitere Preise zielen auf Herausforderungen zur Reduktion der Zeit und Kosten für Gensequenzierungen und die Entwicklung effizienter und umweltfreundlicher Autos. Der Archon X-Prize vergibt 10 Millionen Dollar für denjenigen, der es schafft die Chromosomensätze von 100 Menschen in maximal 10 Tagen mit hinreichender Präzision zu entschlüsseln. Diese Art der Vorgehensweise und Anreizstruktur wird als die optimale Methode erachtet, um Innovationen und grundlegende wissenschaftliche, technische und gesellschaftliche Fortschritte zu beschleunigen. ( http://www.xprize.org/ )

Ansari X-Prize Verleihung

Bild: Kbh3rd (Wikipedia)

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Der prominenteste Gastredner der TransVision 2007 war sicherlich William Shatner („Captain Kirk“), der sich bereits seit einiger Zeit für transhumanistische Ideen interessiert. Er überzeugte mit einem motivierenden Vortrag über die Akzeptanz von technischer Unterstützung und Fortschritt, indem er einige Anekdoten aus seinem eigenen Leben erzählte. So meinte er bspw. auf einer Autofahrt auf das „vorlaute“ GPS verzichten zu können, da er sich nicht von einer Maschine sagen lassen wollte, wo es lang geht. Dennoch kam er rasch dahinter, dass er sich ohne GPS vermutlich nicht verfahren hätte und er sich letztendlich auf eher umständliche Weise von der Landkarte hatte sagen lassen, wo es lang geht. Die optimale Lösung sieht er in der Kooperation zwischen menschlichem Verstand und maschineller Unterstützung. Seinen Vortrag beendete William Shatner mit der durchaus transhumanistischen Bemerkung, dass es Neugierde, Fantasie und Innovationen sind, die uns in Bewegung halten.

5. Fazit

Insgesamt war die TransVision 2007 spektakulärer als die eher akademisch geprägte Konferenz im Vorjahr in Helsinki, was für eine US-amerikanische Veranstaltung auch nicht sehr verwunderlich ist.

Dennoch war es überwiegend eine Veranstaltung für die Community mit eher geringer Präsenz der allgemeinen Öffentlichkeit. Für Insider konnten zwar wenig neue Erkenntnisse gewonnen werden, wobei das Hauptziel auch in der Bereitstellung einer persönlichen „Real Life“ Plattform lag. Insbesondere die Diskussionen, die sich v.a. im Anschluss an die Konferenz ergaben, konnten als sehr positiv bewertet werden.

Für die Zukunft wäre es wünschenswert, noch mehr Neuigkeiten aus der aktuellen Forschung zu erfahren, den Bezug zu aktuellen Themen und Entwicklungen stärker auszuprägen und die philosophischen Themen bodenständiger zu formulieren.

Chicago Skyline Foto: Klaus Mathwig

Miriam J.S. Leis August, 2007

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