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062 Denn derMann giltgemeinhinals Workaholic undstehteigentlichniestill. neigtalsozuUntertreibungen. ben habe.“ Ein paarDinge? im Moment andersist,dassicheinpaarInterviewsdazwischengescho- paar Dinge hier, einwenig auf einpaardort, Tour gehen.Das Einzige, was andere Intensität, aberderRhythmusmeinesLebensistnunmalso. Ein Zugegeben,meinem Leben.Das imMoment istnormal. hatdasalleseine Die Unruhe,Knistern. dietiefinihmdrinsteckt. gibt denMann imBackstage-Raum aufdemLedersofa.Und das manspürt Wer widerstehen?Eine Aura könntediesemCharisma vonAlpha-Tier um- schmitzten Lächelnkommteraufmichzu. „Step into myoffice, buddy!“ Haar, dasfastschonzumMarkenzeichen geworden ist,undeinemver- In einblauesHemd sitzendem, zurückgegeltem gekleidetundmitperfekt bei wirkt derMann Eureka ausdemkalifornischen garnichtsounbändig. einem Blitzlichtgewitter undwechselt seinelässigenPosen aufAnsage. Da- als Fantômas Bigband inEuropa unterwegs. Lombardo vonSlayer unddergesamtenMelvins-Truppe istMike derzeit Peeping Tom inseinenvollen Tourkalender. Mit seinenKumpels Dave Tour. Stattdessen schiebterdieInterview-Termine fürdasneueProjekt gibt dafürInterviews. DocheristnichtwiediemeistenMusiker aufPromo- “ himselfhatmalwiedereineneuePlatte aufgenommen und einen Sack Flöhe zuhüten.Der Tausendsassa Musik deralternativen „Mr. lefons hatesnichtleicht.Erbetreut Mike Patton unddasistinetwaso, wie Der Sound-Check istschondurch.“ Der Promoter amanderen Endedes Te- MIT „KANNST DU DASS SELBSTEINGEFLEISCHTENFANS DERÜBERBLICKFEHLT. EIN DAMMBRUCH.SEITDEMHAT ERSEINEKREATIVITÄT AUFSOVIELEVERSCHIEDENEPROJEKTEVERTEILT, ALS SICHFAITH NOMORE1998AUFLÖSTEN,WAR DASFÜRSÄNGERUNDFRONTMANNMIKEPATTON WIE MUSIK DEPT. m KEINE RASTER KEINE RAST, Stressiger Tag, Mike? „Ach, Quatsch, nicht andersalsjederandere Tag in Als ichinder „Kulturbrauerei“ in Berlin eintreffe, stecktMike mittenin blond 06/2006 PORTRAIT i dem Interview auch dem Interview ‘ne halbeStunde früheranfangen? KE PATTON weiten Pop-Welt kaumjemanddavonNotiz genommen. Warum eigentlich ne Metal-Experimente mitFantômas sinddabeinurdieSpitze desEisbergs. Gastauftritte beidenMelvins, beiderisländischenPop-Ikone Björk undsei- nen mitdembefreundeten Experimental-Jazz-Musiker , seine Frontmann kaumeinmusikalischesGenre ausgelassen.Seine Kooperatio- nicht uninteressant, haterdochnachseiner Tätigkeit alsFaith-No-More- wird. Auf jedenFall ichmehralsdie, lerne dieaufmichblicken.“ Beats konstruieren,komplizierten wieeinsolcherSong zusammengesetzt schaue siemiran.Ich dasProgrammieren, lerne ichlerne, wiesiediese ping Tom wasdieseBeat-Tüftler dasomachen.Ich zulernen, blickeaufsie, Musik umdeutet: „Ich warziemlichselbstsüchtig.Ich versuche, mitPee- Es gehtalsoum Voyeurismus, wasMike aufseineganzeigene Weise aufdie desFilmsund istderOriginaltitel „Augen derAngst“ausdemJahre 1960. Pattons Beat-Basteleien. „Peeping Tom“ bedeutetsovielwie „Spanner“ Attack, , , Dan theAutomator Koala oderauchKid an getüftelt hat.Ein AlbumderKollaborationen. Da vergreifen sichMassive Patton, denerinZusammenarbeit mitdenGrößenderElektro-Szene aus- mas-Melvins-Kollektiv auf Tour ist,nursozumSpaß. rausgebracht. Und nichtzuvergessen, dasserimMoment mitdemFantô- bum namens „Peeping Tom“ inKooperation mitdiversenMusikgrößen he- lingsprojekt Mr. Bungle undzwei Soloscheiben hatMike jetztnocheinAl- tal-Jazz-Ungetüm Fantômas, derRock-Band Tomahawk, demewigenLieb- Neben zahlreichen Gastauftritten beibefreundeten Musikern, seinemMe- Doch egalwelches Genre erbereichert hat,bislanghatindergroßen, Dabei wäre einBlick aufMikes SchaffenindenletztenJahren bestimmt Doch zurückzumneuestenmusikalischenSprössling ausdemHause TEXT: ASSCHMEINK LARS

FOTO: IPECAC Sprung, derMann Immer aufdem blond 06/2006 063 MUSIK DEPT. PORTRAIT TOMAHAWKJOHN ZORN

FANTÔMAS MR. BUNGLE DIV.

FAITH NOFANTÔMAS: MORE Ebenfalls 1999 gegründet und doch eine ganz andere Welt. DAS PATTON-UNIVERSUM Mit Buzz Osbourne von den Melvins und von mixt Patton hier so brachial Lärm, Fusion-Jazz und Metal, dass einem angst und STILLSTAND IST DER Tod – seit der Trennung von Faith No More bange werden kann. Mittlerweile hat es die Band je nach Zählung auf vier hat Mike Patton ein Label gegründet und sich in diversen Projek- oder fünf Alben gebracht. ten als quicklebendig erwiesen. Hier ein kleiner Ausschnitt aus MR. BUNGLE: Diese Band gab es eigentlich schon vor Faith No More, 1985 Mike Patton schaut in seinem Schaffen. gegründet ist sie quasi die musikalische Heimatbasis von Mike Patton. Seit alle Richtungen 2000 kein Lebenszeichen. Zukunft: unklar. Mr. Bungle covern frech Britney Spears FAITH NO MORE: 1989 startete Patton bei Faith No More am Mikrofon und rocken quer über alle musikalischen Grenzen: Egal ob Techno, Tango, Jazz oder und mit seinem Debüt „The Real Thing“ kam auch der große Durchbruch. Metal, hier wird alles verquirlt. Bis zur Auflösung 1998 folgten die Alben „Angel Dust“, „King For A JOHN ZORN: Mit dem extravaganten Jazzer verbindet Patton eine Seelenver- Day“ und „ Of The Year“ sowie ein Live-Album und eine Best- wandschaft in Bezug auf musikalische Kreativität. Ständig auf der Suche nach of-CD. Ihre Hits wie „“ oder „Ashes To Ashes“ sind bis neuen Möglichkeiten der Verausgabung sind beide immer wieder in Kooperatio- heute absolute Tanzflächenfüller. nen aufgetreten, so zum Beispiel als Weird Little Boy. Zorn veröffentlichte auch TOMAHAWK: 1999 zusammen mit von Jesus Lizard zwei Soloalben von Patton auf seinem Label . gegründet und um Mitglieder von Helmet und den Melvins er- DIVERSES: Neben all diesen Projekten ist Mr. Patton immer wieder auch Produ- weitert, rocken Tomahawk versiert und vertrackt durch mittlerweile zent (Kaada), Gast (Björk, Dillinger Escape Plan, Melvins, ), Kollabora- zwei Alben. Das Programm ist klar: intelligent und dynamisch da teur (Lovage mit , Painkillers mit John Zorn) oder einfach nur anknüpfen, wo bei Faith No More Schluss war. Einflussnehmer wie beim HipHop-Clash General Patton vs.The Executioners.

das. Deswegen habe ich mein eigenes Label ge- „MEINE MUSIK PASST EINFACH gründet, eine Umgebung, in der mein Kram Sinn macht. Um ein Forum zu haben, so eine Art Dach über dem Kopf.“ IN KEIN RASTER. EGAL WAS ICH Das von ihm gegründete Label Ipecac Records ist somit zu einer institutionalisierten Mike-Pat- AUCH TUE, ES WIRD EINE KLEINE, ton-Freakshow geworden, denn der Ausnahme- musiker gibt sich nicht mit ein oder zwei Bands FREAKIGE MISSGEBURT.“ zufrieden, so viel ist schon mal klar: „Es ist über- haupt nichts Besonderes, wenn ein Typ sechs Bands hat. Das ist keine Sensation. Das bedeutet nicht? Ist Mike Patton zu anspruchsvoll für die Ohren der Welt? „Vielleicht lediglich, dass ich nicht gerade viel anderes mache. Das ist alles“, sagt er ein wenig. Bei Peeping Tom hatte ich das Gefühl, ich sollte offener sein als und grinst. sonst. Deswegen auch die Interviews. Alle um mich herum waren ganz auf- Klar, der Tag hat halt nur 24 Stunden und irgendwomit muss man seine geregt. Und ich möchte ja auch, dass die Platte von so vielen Menschen wie Zeit ja verbringen. Und doch scheint der Alltag für Mike irgendwie anders möglich gehört wird. Das will ich zwar immer, aber mit Fantômas ist das auszusehen, irgendwie seltsam: „Nein, das ist nicht seltsam. Ich bin einfach problematisch. Es gibt nur eine Hand voll Menschen, die diese Musik ge- nur ein ziemlich eindimensionaler Mensch. Ich mache Musik. Ich fahre nießen können, und Gott möge sie behüten, denn der Scheiß ist echt nicht in den Urlaub. Ich mache vieles nicht, was normale Menschen so tun. schwierig. Aber mit, Peeping Tom‘ ist das anders. Das ist ein Spaßalbum, Ich denke nicht mal drüber nach. Musik aufzunehmen ist für mich so nor- das locker daherrollt und niemandem wehtut“, sagt Mike und lacht dabei mal, wie meine Zähne zu putzen oder scheißen zu gehen. Wenn man muss, ironisch, „Okay, es ist immer noch keine Popmusik. Obwohl – für mich dann muss man. So einfach ist das.“ Eine blumige Metapher, die aber ein schon.“ Na ja, Popmusik auf hohem Niveau halt, denn in das Muster der Bedürfnis für ihn ausdrückt. Das ganze Aufhebens, das um seine Arbeits- Charts lässt sich Peeping Tom nicht einordnen. Auch wenn Chart-Darling ethik gemacht wird, amüsiert ihn nur. Er kennt es halt nicht anders. „Ruhe“ an einem Song mitgewirkt hat, bleiben die Songs eigenwillige ist ein Fremdwort für ihn und an den letzten Urlaub kann er sich gar nicht und sperrige Musik wie eigentlich alles, was Mr. Patton so anfasst. Wieso mehr erinnern. Und dann klingelt das Telefon, Mike entschuldigt sich mit muss seine Musik eigentlich so schwer zugänglich sein? „Keine Ahnung, es den Worten: „Ich muss weiter, habe noch eine Verabredung“, und ist schon ist halt so. Ich bin vor Jahren dahintergekommen, dass meine Musik in kein weg. Sein Promoter schaut irritiert hinterher und beruhigt sich selbst laut: Raster passt. Egal was ich auch tue, es wird eine kleine, freakige Missge- „Ich hoffe, er weiß, dass er um zehn Uhr auf der Bühne stehen soll!“

burt. Egal wie es sich für mich anhört, die wenigsten Menschen verstehen „Peeping Tom“ erscheint am 26. Mai bei Southern Records/Soulfood FOTO: IPECAC

064 blond 06/2006