Managementplan für das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet

DE-2224-391 „Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzen- de Flächen“

Teilgebiet Kummerfelder Gehege Flächen der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten

Stand: Juni 2011

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Der Managementplan wurde in enger Zusammenarbeit mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF), der unteren Naturschutzbehörde, der unteren Wasserbehörde des Kreises , dem Kreisnaturschutzbeauftragten, dem NABU und den Bürgermeistern der Gemeinden Kummerfeld und Borstel-Hohenraden durch die Projektgruppe Natura 2000 im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) im Auftrag des Minis- terium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) erarbeitet und wird bei Be- darf fortgeschrieben.

Aufgestellt durch das MLUR (i. S. § 27 Abs. 1 Satz 3 LNatSchG): 27.06.2011

Titelbild: Auftaktveranstaltung im Kummerfelder Gehege (Foto: Ulrik Steffen Nov.2010) 3

Inhaltsverzeichnis

0. Vorbemerkung ...... 4 1. Grundlagen ...... 4 1.1. Rechtliche und fachliche Grundlagen...... 4 1.2. Verbindlichkeit...... 5 2. Gebietscharakteristik ...... 5 2.1. Gebietsbeschreibung ...... 5 2.2. Einflüsse und Nutzungen ...... 10 2.3. Eigentumsverhältnisse ...... 11 2.4. Regionales Umfeld...... 11 2.5. Schutzstatus und bestehende Planungen...... 11 3. Erhaltungsgegenstand ...... 12 3.1. FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie...... 12 3.2. Weitere Arten und Biotope ...... 13 4. Erhaltungsziele ...... 16 4.1. Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele ...... 16 4.2. Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen 17 5. Analyse und Bewertung ...... 17 5.1. Aktuelle Situationsanalyse und Gesamtbewertung ...... 17 6. Maßnahmenkatalog ...... 20 6.1. Bisher durchgeführte Maßnahmen ...... 20 6.2. Notwendige Erhaltungsmaßnahmen ...... 21 6.3. Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen...... 22 6.4. Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ...... 23 6.5. Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien ...... 23 6.6. Verantwortlichkeiten...... 23 6.7. Kosten und Finanzierung ...... 23 6.8. Öffentlichkeitsbeteiligung ...... 23 7. Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen ...... 23 8. Anhang ...... 24 4

0. Vorbemerkung

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind über die Auswahl und Meldung von Natura 2000-Gebieten hinaus gem. Art. 6 der FFH-Richtlinie und Art. 2 und 3 Vogelschutz-Richtlinie verpflichtet, die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen fest- zulegen, um in den besonderen Schutzgebieten des Netzes Natura 2000 eine Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und Habitate der Arten zu ver- meiden. Dieser Verpflichtung kommt das Land Schleswig-Holstein im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten mit diesem Managementplan nach. Der Plan erfüllt auch den Zweck, Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Natura 2000-Gebieten zu schaffen. Er ist daher nicht statisch, sondern kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes bzw. der jewei- ligen Schutzobjekte fortgeschrieben werden.

1. Grundlagen

1.1. Rechtliche und fachliche Grundlagen Das Gebiet „Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzende Flächen“ (Code-Nr: DE-2224-391)“ wurde der Europäischen Kommission im Jahr 2004 zur Benennung als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung vorgeschlagen. Das Anerkennungsverfahren gem. Art. 4 und 21 FFH-Richtlinie wurde mit Beschluss der Kommission vom 13. November 2007 abgeschlossen. Das Gebiet ist in der Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung für die atlantische Region im Amtsblatt der Europäischen Union bekannt gemacht worden (ABl. L 12 vom 15.01.2008, S. 1). Das Gebiet unterliegt dem gesetz- lichen Verschlechterungsverbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG. Die nationalen gesetzlichen Grundlagen ergeben sich aus § 32 Abs. 5 BNatSchG (Fassung vom 29.07.2009) in Verbindung mit § 27 Abs. 1 LNatSchG (Fassung vom 24.02.2010).

Folgende fachliche Grundlagen liegen der Erstellung des Managementplanes zu Grunde:  Standarddatenbogen in der Fassung aus 2009  Gebietsabgrenzung im Maßstäben 1:5.000 gem. Karten 1 und 2  Gebietsspezifische Erhaltungsziele(Amtsbl. Sch.-H. 2006, S. 547) gem. Anlage 1  Biotop- und Lebensraumtypenkartierung (Ökoplan 2006) gem. Anlage Karten 2a und b  Lebensraumtypensteckbriefe  Waldbiotopkartierung der Landesforstverwaltung von 2000  Handlungsgrundsätze für den Arten- und Lebensraumschutz in Natura 2000-Waldgebieten der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR (SHLF) vom 19.12. 2008 gem. Anlage 2

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1.2. Verbindlichkeit Dieser Plan ist nach intensiver, möglichst einvernehmlicher Abstimmung mit den Flächeneigentümern/innen und/oder den örtlichen Akteuren aufgestellt worden. Neben erforderlichen Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaß- nahmen werden hierbei ggf. auch weitergehende Maßnahmen zu einer wün- schenswerten Entwicklung des Gebietes dargestellt.

Die Ausführungen des Managementplanes dienen u. a. dazu, die Grenzen der Gebietsnutzung (Ge- und Verbote), die durch das Verschlechterungsver- bot (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG) in Verbin- dung mit den gebietsspezifischen Erhaltungszielen rechtverbindlich definiert sind, praxisorientiert und allgemein verständlich zu konkretisieren.

In diesem Sinne ist der Managementplan in erster Linie eine verbindliche Handlungsleitlinie für Behörden, der für die einzelnen Grundeigentümer/- innen keine rechtliche Verpflichtung zur Umsetzung der dargestellten Maß- nahmen entfaltet. Da der Plan in enger Kooperation und weitgehendem Ein- vernehmen mit den Beteiligten vor Ort erstellt wurde, kann der Plan oder können einzelne Maßnahmen durch schriftliche Zustimmung der betroffenen Eigentümer und Eigentümerinnen oder einer vertraglichen Vereinbarung mit diesen als verbindlich erklärt werden. Darüber hinaus bieten sich Freiwillige Vereinbarungen an, um die im Plan ggf. für einen größeren Suchraum dar- gestellten Maßnahmen flächenscharf mit den Beteiligten zu konkretisieren.

Die Darstellung von Maßnahmen im Managementplan ersetzt nicht ggf. rechtlich erforderliche Genehmigungen, z.B. nach Naturschutz-, Wasserrecht oder Landeswaldgesetz.

Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen verschiedene Instrumente wie Vertragsnaturschutz, Flächenkauf, langfristige Pacht und die Durchführung von konkreten Biotopmaßnahmen zur Anwendung kommen. Sollte in Ausnahmefällen kein Einvernehmen bei notwendigen Erhaltungs- oder Wiederherstellungsmaßnahmen erzielt werden können, ist das Land Schleswig-Holstein verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu deren Umsetzung zu ergreifen. Hierbei können die Eigentümer oder sonstige Nutzungsberech- tigte von Grundstücken verpflichtet werden, die Maßnahmendurchführung durch die Naturschutzbehörde zu dulden (§ 65 BNatSchG i. V. mit § 48 LNatSchG).

2. Gebietscharakteristik 2.1. Gebietsbeschreibung

2.1.1 Abgrenzung und Lage Das FFH-Gebiet „Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzende Flächen“ liegt im Kreis Pinneberg etwa 10 Km nordwestlich von Hamburg. Es umfasst die Teilgebiete Himmelmoor, Bilsbekniederung und das hier be- arbeitete Teilgebiet des Kummerfelder Geheges. Von dem insgesamt ca. 766 ha großen Gesamtgebiet werden mit diesem Teilmanagementplan ca. 190 ha überplant (siehe Karte 1). Korrekt gesehen besteht das Teilgebiet „Kummerfelder Gehege“ ebenfalls aus zwei Teilbereichen: dem westlichen 6 „Ostholz“ auf dem Gebiet der Gemeinde Kummerfeld und dem östlichen „Borsteler Wohld“ in der Gemeinde Borstel-Hohenraden (siehe Karte 1). Wird im Folgenden nicht explizit zwischen diesen beiden Gehege-Teilen un- terschieden, ist mit „Kummerfelder Gehege“ stets das gesamte Teilgebiet gemeint. Das FFH-Gebiet gehört zum Naturraum „Hamburger Ring“, das der Schles- wig-Holsteinischen Geest zugeordnet wird.

2.1.2 Boden und Geologie Das Kummerfelder Gehege liegt hauptsächlich im Bereich saalezeitlicher Grundmoränenablagerungen, die überwiegend aus Geschiebelehm aufge- baut sind welcher von einer geringmächtigen sandigen Decke (Geschiebe- decksand) überlagert wird. In den alten Abflussrinnen der eiszeitlichen Schmelzwässer, wie in der angrenzenden Bilsbekniederung, sind in der Nacheiszeit Niedermoore aufgewachsen. Bei den Böden des Kummerfelder Geheges handelt es sich überwiegend um Pseudogleye (Stauwasserböden), die überwiegend eine mittlere bis gute Nährstoffversorgung aufweisen. Zwei kleinere Bereiche (Abt. 1089 A4 und 1094 F1, F2) weisen Niedermoorböden auf. Diese beiden Bereiche sind als Naturwald ausgewiesen. Vereinzelt treten sandige, nährstoffärmere Berei- che mit stärker podsolierten Böden hinzu. Das nur schwach reliefierte Gelände reicht von 5 m üNN am westlichen Ge- bietsrand bis zu 14 m üNN im Zentrum des Kummerfelder Geheges. Das Gelände fällt auch im Norden zur Bilsbekniederung hin ab. Hier kom- men daher stärker Feuchte geprägte Lebensräume vor.

2.1.3 Historie Das Kummerfelder Gehege ist ein historisch alter Wald mit –nach Definition- mindestens 200 Jahren Standort- bzw. Habitatkontinuität. Auf der Varen- dorfschen Karte aus dem 18ten Jahrhundert (1789-1796) ist die Abgrenzung des Waldes nahezu identisch mit der aktuellen.

2.1.4 Vegetation und Flora Die Vegetation des Kummerfelder Geheges besteht überwiegend aus Bu- chenwäldern. Großflächig sind die für basenarme Substrate typischen bo- densauren Buchenwald-Ausprägungen des Hainsimsen-Buchenwaldes (Lu- zulo-Fagetum) vorhanden. Charakteristische Arten sind Schattenblümchen, Wald-Geißblatt, Sauerklee und Drahtschmiele, in Teilbereichen auch Adler- farn und Pfeifengras. Auf kleinflächig eingestreuten, lehmigen, etwas basenreicheren Standorten stockt der Waldmeister-Buchenwald in den Ausprägungen Flattergras- Buchenwald (Milio-Fagetum) und Perlgras-Buchenwald (Melico-Fagetum). Die Krautschicht der Bestände weist u.a. Goldnessel, Waldmeister und Wald-Bingelkraut sowie das Namen gebende Perlgras auf. Weitere charakteristische Arten des Kummerfelder Geheges sind Wald-Ziest und Hexenkraut (C.lutetiana), das entlang einzelner Wege ausgedehnte Be- stände bildet. Zwei kleinere Parzellen tragen Eichen-Hainbuchenwälder (Abt. 1093 C1) in der feuchten Ausprägung mit Eschen-Beimischung. Im Nordosten wachsen auf stärker Grundwasser beeinflussten, der Bilsbek-Niederung zugewandten Flächen Sumpfwälder, die von Eschen dominiert und als gesetzlich ge- schützte Biotope anzusprechen sind (1094 A1,B1 und 2, C1). Die Kraut- 7 schicht wird hier durch Wald-Bingelkraut, Brennessel, Wald-Schachtelhalm sowie den mesophytischen Arten Flattergras, Goldnessel, Waldmeister und Große Sternmiere gebildet. Vermutlich hatten diese Waldformationen vor dem Ausbau des Bilsbek noch Anschluss an das hydrologische Regime der angrenzenden Niederung. Ähnlich sind die feuchten Buchen-Eschen-Wälder der Abt. 1092 D1 und 1093 C1. Die Abt. 1092 D 3 zeigt unter einem Eschen- Pappel-Bestand eine herausragende Krautvegetation aus sehr viel Bin- gelkraut, einem sehr dichten Bestand Einbeere, Lungenkraut, Wald-Segge, Sanikel, Sumpf-Pippau, Teufelskralle und einigen Exemplaren des Großen Zweiblatts (Listera ovata).Diese Arten zeigen feucht-frische Standorte an bzw. sind Indikatoren für alte Waldstandorte. Ca. 11% des Kummerfelder Geheges tragen Nadelholzforsten , überwiegend Fichte, von denen einige bereits mit Buche unterbaut sind. Weiterhin finden sich Buchen-Nadelholz-Mischwälder mit ca. 8% im Kummerfelder Gehege.

Viele Waldbestände des Kummerfelder Geheges sind über 100 Jahre alt. Besonders herausragend sind die alten Buchen- (und Eichen)bestände der Abt. 1085 A5 und 1091 C1 mit ca. 200 Jahren. Auch die Hainbuchen der Abt. 1086 A1 haben mit 125 Jahren ein vergleichsweise hohes Alter erreicht. Der Schwerpunkt der alten Bestände liegt im Ostholz. Im Borsteler Wohld sind viele Bestände jünger als 100 Jahre, zeigen jedoch häufig noch ältere verbliebene Einzelbäume der vorherigen Bestockung. Von den in der letzten Forsteinrichtung (2000) erwähnten 200- jährigen Buchen in Abt. 1090 B1 (Borsteler Wohld) sind jedoch keine Exemplare mehr vorhanden. Laut SHLF hat jedoch keine Nutzung dieser Altbuchen stattgefunden. Charakteristisch für das Kummerfelder Gehege sind die vielen Altbäume, die mit Höhlen, Rindenschäden, abgebrochenen Ästen, Pestgeschwüren etc. häufig Habitatbaumqualität aufweisen und einer seltenen, gefährdeten Fau- na Lebensraum bieten. Sie entsprechen in der Regel der Definition für Habi- tatbäume der Handlungsgrundsätze 1. Im Kummerfelder Gehege wurden 4 Bereiche als Naturwälder aus der Nut- zung entlassen (siehe Karte 3). Der Naturwald Abt. 1085 A5 zeigt sich als ein abseits der Wege liegender Buchenwald mit vielen Altbäumen, stehendem und liegendem Totholz. Sehr auffällig ist der hohe Bestand an Ilex. Er ist von den westlich angrenzenden Grünlandflächen durch einen Knick getrennt. Der Naturwald der Abt. 1089 A4 entspricht der Abgrenzung des Übergangs- und Schwingrasenmoores (siehe unten). Der Naturwald in Abt. 1091 C1 aus alten Eichen und Buchen mit vie- len Habitatbäumen umgibt ein kleines Stillgewässer. Der vierte Naturwald- Bereich ist ein jüngerer Bestand (ca. 50 Jahre) in der Abt. 1091 F1 und F2 aus Erle, Bergahorn und Pappel. Innerhalb einer flachen Geländemulde im Westen des Gebietes befindet sich ein ca. 1 ha großes Kesselmoor (Abt 1089 A4). Dieser Bereich war ehemals mit Sitkafichte aufgeforstet, die durch den vor ca. 20 Jahren erfolgten Anstau des Haupt-Entwässerungsgrabens mittlerweile großflächig abgestorben ist. Dominiert wird der Bestand von Pfeifengras, auf Grund des erhöhten Was- serstandes wachsen hier jedoch auch das Scheidige Wollgras und Torfmoo- se (u.a. Sphagnum fallax).

1 Die im Kartenwerk der letzten Forsteinrichtung (2000) dargestellten Habitatbäume geben nur einen geringen Teil der tatsächlich vorhandenen Habitatbäume wieder.

8 Kleinere Torfmoospolster finden sich auch am Randes des Teiches inner- halb des Naturwaldes der Abt. 1091 a, der vor über 20 Jahren angelegt wur- de. Ein weiterer Teich wurde vor einigen Jahren im Norden des Borsteler Wohlds (Abt. 1091 c) ausgehoben. Die bis dahin extensiv genutzte Grün- landfläche ist heute üppig mit Röhrichten, Großseggen (Carex acuta) und einer vielfältigen blütenreichen Grünlandbrache mit u.a Kuckucks-Lichtnelke, Sumpf-Kratzdistel, Kohl-Distel, Sumpf-Schachtelhalm, Wasserminze, Sumpf- Hornklee, Sumpf-Labkraut und Weidenröschen-Arten bewachsen. Ein be- sonderer Fund konnte hier mit dem Schild-Ehrenpreis (Veronica scutellata) gemacht werden. Entlang dieser Fläche zieht sich eine alte Kopfweidenrei- he, die durch die Neuanlage einer zweiten Reihe ergänzt wurde.

Besondere, bisher nicht genannte, Funde der Wald-Flora im Kummerfelder Gehege sind Flatterulme, Rankender Lerchensporn, Berg-Ehrenpreis, Wie- sen-Schachtelhalm sowie die Stechpalme. Die Stechpalme kommt mit wechselnden Deckungsgraden nahezu überall im Kummerfelder Gehege vor, ist jedoch im Westteil besonders auffällig. Insbesondere im Naturwald (Abt.1085 A5) erreicht die Stechpalme einen hohen Deckungsgrad. Ältere Funde der Orchideenarten Großes Zweiblatt und Grünliche Waldhya- zinthe sind u.a. aus der Waldbiotopkartierung (2000) bekannt. Zu erwähnen sind auch zwei Funde des Rippenfarns. Auf einem Wege- damm bzw. an einer Grabenböschung findet die auf bodensaure Standorte und luftfeuchtes Kleinklima angewiesene Art -zumindest kleinflächig- geeignete Habitatbedingungen. (Artenzusammenstellung und Schutzstatus siehe Tabelle 3.2.)

2.1.3 Fauna Vogelwelt Über Vogelarten liegen Beobachtungen aus den letzten Jahren vor (DÜRN- BERG 2010, DILCHERT und RADDATZ 2003, LANIS-SH). Der hohe Anteil an Alt- und Totholz im Gebiet spiegelt sich im regelmäßigen Vorkommen von Hohlenbrütern. Charakteristisch für das Kummerfelder Gehege ist das Vorkommen aller fünf in Schleswig-Holstein heimischen Spechtarten (Schwarzspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Grünspecht und Buntspecht). Verlassene Schwarzspechthöhlen dienen der Hohltaube als Brutplatz. Im Kummerfelder Gehege wurden während der Waldbiotopkartierung (2000) fünf durch diese Art besetzte Höhlen beobachtet. Der Wespenbussard brütete im Norden des Kummerfeldes Geheges. Für den Baumfalken sind Bruten/Brutversuche bis 1994 im Borsteler Wohld nachgewiesen, für den Rotmilan Brutversuche seit 1985. Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind erfolgreiche Bruten für den Uhu belegt. In beiden Waldteilen brütet zudem regelmäßig der Waldkauz (BUCK 2010) in bereit gestellten Nistkästen. Auffällig ist die Konzentration der genannten Vogelarten auf den westlichen Teilbereich, das „Ostholz“. Hier findet sich z.B. auch der Zwergschnäpper als typische Waldart (siehe auch Karte 2b). Für die genannten Arten bieten nahe gelegene Wald- und Gehölz bestande- ne Moorflächen der näheren Umgebung weiteren geeigneten Lebensraum (Himmelmoor und Landeswaldflächen im Norden, Moorrest des Hohen Moors im Süden). Die angrenzenden Grünlandbereiche, vor allem die Bils- bekniederung, dienen den Greifvögeln als Nahrungshabitate. 9 In den Randbereichen, im Übergang zu den Offenflächen der Bilsbekniede- rung, wurden auch häufigere Arten wie Gartenrotschwanz, Gebirgstelze und Steinschmätzer nachgewiesen. Der Schwarzstorch hingegen brütete zuletzt 1986 im Gebiet und wurde seitdem nur gelegentlich als Nahrungsgast in der angrenzenden Bilsbekniederung gesichtet. Geeignete Bruthabitate sind im Kummerfelder Gehege jedoch noch vorhanden. (siehe auch Tab. 3.2).

Käfer-Fauna Sehr eindrucksvoll belegt die gut untersuchte Käfer-Fauna die besondere Bedeutung des Alt- und Totholzes im Kummerfelder Gehege. Von 106 nach- gewiesenen Käferarten sind 57 als xylobionte Arten obligatorisch an diese Strukturen gebunden. Ca. 1/3 der nachgewiesenen Arten sind in der Roten Liste des Landes aufgeführt (siehe Tabelle 3.2.).

Von herausragender naturschutzfachlicher Bedeutung war über Jahre hin- weg die Population des Eremiten, die im Ostholz in einem Brutbaum lebte. Dieser Baum wurde wiederholt in Brand gesteckt und brannte Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts letztlich vollständig aus. Sollten selbst nach dem Brand und dem Einsatz von Löschwasser noch Eremiten überlebt ha- ben, sind diese Individuen durch eindringendes Regenwasser in der nun nach mehreren Seiten offenen Mulmhöhle vernichtet worden. Der ehemalige Brutbaum musste zur Herstellung der Verkehrssicherheit gefällt werden und befindet sich als liegendes Totholz im Gebiet. Bei dem damaligen Löschein- satz wurden große Mengen an Eremiten-Larven aus dem Baum gespült, was als Zeichen einer großen Population gewertet werden kann (GÜRLICH 2006). In den Jahren 2004 bis 2010 konnte im Gebiet jedoch kein rezentes Vor- kommen des Eremiten nachgewiesen werden (GÜRLICH 2006, BIOLA 2010). Deshalb ist diese Art, obwohl Anh. II-Art der FFH-Richtlinie, nicht für dieses Gebiet an die EU gemeldet worden. Nach wie vor besitzt das Kum- merfelder Gehege eine größere Anzahl von Bäumen mit für den Eremiten geeigneten Mulmhöhlen, von denen im Zuge des Monitoring immer nur eine Teilmenge untersucht werden kann. Zudem sind viele Baumhöhlen un- scheinbar und schwer zu erfassen. Im Zuge der Suche nach dem Eremiten wurde eine artenreiche thermophile Käferfauna -vor allem in alten Eichen- entdeckt, von denen viele in Schles- wig-Holstein selten und gefährdet sind (GÜRLICH 2006). Insbesondere be- sitzt das Kummerfelder Gehege ein hohes Potenzial für seltene Höhlenbe- wohner. Laut GÜRLICH (2010) ist auch der Ostteil, der Borsteler Wohld, mit geeigneten Alt- und Habitatbäumen ausgestattet, die Untersuchung der Kä- ferfauna konzentrierte sich jedoch auf den Westteil. Besonders hervorzuheben sind die Funde des Grüne Edelscharrkäfer (Gno- rimus nobilis, RL SH 1), der als Wegbereiter des Eremiten gilt, da er kleine Höhlen soweit vergrößert, dass sie für den Eremiten geeignet sind, sowie des in Schleswig-Holstein als ausgestorben gegoltenen Kurzflüglers Aleo- chara villosa (siehe auch Tab. 3.2).

Schmetterlinge Erste Daten über das Vorkommen von Schmetterlingen liegen für das Kum- merfelder Gehege bereits aus dem Jahr 1923 vor. Spätere Untersuchungen aus den 60er bis 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zeigen viele Arten, 10 die auf windgeschützte offene Bereiche wie Waldränder, lichte (und feuchte) Waldstrukturen, blütenreiche Feuchtwiesen und Moorbereiche angewiesen sind. Mit dem Blauen Eichenzipfel-Falter, dem Ulmen-Zipfelfalter und dem Kaisermantel kommen auch Arten mit spezifischer Bindung an bestimmte Baumarten vor. Der Blaue Eichenzipfel-Falter bevorzugt sonnige Alteichen, der Ulmen-Zipfelfalter die Namen gebenden Ulmen, der Kaisermantel hinge- gen alte Buchenwälder (siehe auch Tab. 3.2).

2.2. Einflüsse und Nutzungen Forstwirtschaftliche Nutzung Die Waldbestände werden nach den Grundsätzen der naturnahen Waldbe- wirtschaftung der SHLF bewirtschaftet. Es gelten die „Handlungsgrundsätze für den Arten- und Lebensraumschutz in Natura 2000-Waldgebieten der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR (SHLF) vom 19.12. 2008 (An- lage 2). Nach der aktuellen Waldbaurichtlinie werden in Natura 2000- Gebieten keine Nadelgehölze mehr eingebracht. Dies gilt sowohl für Wald- LRT als auch bei der Umwandlung von Waldbeständen hin zu FFH- Wald- LRT. Eschentriebsterben Zahlreiche Eschen im Gebiet zeigen Anzeichen des Pilzbefalls und sind in sogenannte Schadensklassen (1 bis 4) eingestuft worden (blaue Beschrif- tung an den Bäumen). Laut Aussage des Revierleiters werden die Bäume der Schadensklassen 3 und 4 voraussichtlich gefällt. Jagdliche Nutzung Es handelt sich um einen Eigenjagdbezirk der SHLF. Im Gebiet sind mehrere feste Hochsitze aufgestellt. Entwässerung Großflächig und weitläufig entwässernd wirkt der stark eingetiefte und aus- gebaute Bilsbek, der von Nordosten nach Südwesten das Kummerfelder Ge- hege umfließt. Durch den Ausbau und höher liegende Wege entlang des nördlichen Wandrandes sind die Sumpfwälder des Kummerfelder Geheges vom natürlichen Überflutungsgeschehen der Aue abgeschnitten. Das gesamte Waldgebiet ist von zahlreichen Gräben zur Binnenentwässe- rung durchzogen, die das Gebiet Richtung Bilsbek entwässern. Die meisten dienen der Entwässerung der forstlichen Flächen und werden nicht mehr un- terhalten. Dennoch zeigen viele von ihnen noch eine deutliche entwässernde Wirkung. Dies gilt insbesondere für einzelne, sehr tief eingeschnittene forst- eigene Gräben. Im Borsteler Wohld durchziehen zwei Verbandsgewässer (Nr. 15, 15a) das Waldgebiet und fließen dem Bilsbek zu. Sie entwässern im Oberlauf (außerhalb des Waldes) landwirtschaftlich genutzte Flächen. Gra- ben Nr. 15 liegt unmittelbar an einem feuchten Waldbestand. Naherholung Das Gebiet wird in mittlerer Intensität zur Naherholung genutzt. Die Ausstat- tung mit Infrastruktureinrichtungen wie Bänken ist sehr gering.Über den Bils- bek führen 2 Brücken mit ausgewiesenen Wanderwegen, eine davon verbin- det das Ostholz mit dem Arboretum in , einem beliebten Ausflugs- ziel. Entlang des Waldrandes läuft in diesem Bereich ein relativ stark genutz- ter Trampelpfad. Mehrere ausgebaute Wirtschaftswege erschließen das Kummerfelder Gehege, die auch zur Naherholung genutzt werden. Im Borsteler Wohld existiert ein ausgewiesener Reitweg. Ein offizieller Parkplatz existiert im Ostholz, weitere Zugänge zum Waldbestand werden jedoch e- benfalls zum Parken genutzt. Das Gebiet wird ebenfalls von einem Fern- 11 wanderweg gequert (siehe Karte 2c). Diese Nutzungen ziehen eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht nach sich.

Umgebende landwirtschaftliche Nutzung Die Umgebung ist überwiegend durch Grünlandnutzung geprägt. Vor allem in der Bilsbekniederung sind viele Flächen in öffentlichem Eigentum. Hier liegen z.B. Ausgleichsflächen der Stadt Pinneberg. Andere Flächen wurden aus Mit- teln des Naturschutzes erworben. Diese Flächen befinden sich in Sukzession oder werden extensiv genutzt. In weiten Bereichen grenzen jedoch auch in- tensiv genutzte Grünland- und Ackerlagen sowie Baumschulflächen an den Waldbestand. Obwohl der- auf weiten Strecken das Kummerfelder Gehege umgebende -Knick ein Schutz vor Nährstoffeinträgen bietet, muss dennoch mit solchen gerechnet werden. Insbesondere die Verbandsgewässer Nr. 15 und 15 a im Borsteler Wohld entwässern große Flächen landwirtschaftlicher Flächen im Oberlauf und tragen dadurch Nährstoffe ein.

2.3. Eigentumsverhältnisse Das hier bearbeitete Teilgebiet gehört vollständig den Schleswig- Holsteinischen Landesforsten (SHLF) und wird durch die Försterei Kummer- feld betreut.

2.4. Regionales Umfeld Die nähere Umgebung des Kummerfelder Geheges ist landwirtschaftlich und durch kleinere Ortschaften geprägt. Nördlich schließen sich als weitere Be- standteile des FFH-Gebietes die Bilsbekniederung und das Himmelmoor als beruhigte Landschaftsteile mit hohem Biotopflächenanteil an.

2.5. Schutzstatus und bestehende Planungen Das Gebiet unterliegt als FFH-Gebiet dem Verschlechterungsverbo t nach § 33 Abs. 1 BNatSchG. Dem gesetzlichen Biotopschutz unterliegen die naturnahen Kleingewässer, das Kesselmoor, die Eschen-Sumpfwälder sowie die Knicks. Wasserschongebiet Im Osten ragt ein großes Wasserschongebiet des Wasserwerks Pinneberg- Renzel in den Borsteler Wohld hinein (Karte 2c). Landschaftsschutzgebiet Das gesamte Gebiet gehört zum Landschaftsschutzgebiet „ Landschaftsstel- len im Kreise Pinneberg“ mit Verordnung vom 31.10.1969. Der Kreis Pinne- berg arbeitet zur Zeit an einer neuen LSG-VO. Eine Neuausweisung des Gebietes als LSG ist beabsichtigt (Naturschutzkonzept Kreis Pinneberg 2010). Naturdenkmale Vor Ort bekannt und namentlich auf Karten erwähnt ist das Naturdenkmal „Kocheiche“. Ein weiteres Naturdenkmal (ebenfalls eine Stieleiche) befindet sich östlich des Waldparkplatzes in der Abt. 1086. Der Kreis Pinnberg beab- sichtigt mit einer Rotbuche am nördlichen Waldrand des Borsteler Wohlds ein weiteres Naturdenkmal auszuweisen (Karte 2c). Archäologische Denkmale Schwerpunktmäßig im Borsteler Wohld finden sich mehrere archäologische Denkmale im Gebiet (siehe Karte 2c). Es handelt sich um Strukturen mittel- alterlicher Ackerflächen, Heerwege, Eisenverhüttungsplätzen und Sied- lungsstellen (ZUMHOLZ 1997, 1998). 12 Biotopverbundsystem Das landesweite Biotopverbundsystem weist dem Kummerfelder Gehege die Bedeutung einer Nebenverbundachse zu. Es dient als wichtiges Verbund- element in Zusammenhang mit der Bilsbekniederung und dem Himmelmoor (siehe Karte 2c).

3. Erhaltungsgegenstand

Die Angaben zur Ziffer 3.1. entstammen dem jeweiligen Standarddatenbögen (SDB) und sind auf das Teilgebiet „Kummerfelder Gehege“ reduziert. In Abhän- gigkeit von der Entwicklung des Gebietes können sich diese Angaben ändern. Die SDB werden regelmäßig an den aktuellen Zustand angepasst und der Euro- päischen Kommission zur Information übermittelt.

3.1. FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie

Code Name Fläche Erhaltungs- ha % zustand 1) 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 90 11,75 B 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo- 2 0,26 C Fagetum) 1) A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig

Die FFH-Kartierung aus dem Jahr 2006 (ÖKOPLAN) hat diese beiden Le- bensraumtypen(LRT) bestätigt, jedoch abweichend zur Meldung an die EU ca. 74 ha für den LRT 9110 und 42,7 ha für den LRT 9130 festgestellt. Jeder der beiden LRT hat Bestände im günstigen (B) und ungünstigen (C) Erhaltungszustand. Für den LRT 9110 wurden ca. 60,5 ha dem Erhaltungs- zustand B, ca. 13, 6 ha dem Erhaltungszustand C zugeordnet. Der LRT 9130 weist ca. 38,4 ha in B und ca. 4,3 ha in C auf. Der ungünstige Erhaltungszu- stand beruht auf einem hohen Nadelholzanteil der entsprechenden Flächen. Zusätzlich wurden 2006 die LRT 7140 (Übergangs- und Schwingrasenmoor) mit ca. 1 ha und dem Erhaltungszustand C sowie der LRT 9160 (Eichen- oder Eichen-Hainbuchenwald)mit ca. 2,1 ha und dem Erhaltungszustand B kartiert. Die zusätzlichen FFH-Lebensraumtypen 9160 und 7140 sollten bei der Ü- berarbeitung des Standarddatenbogens aufgenommen werden. Die nächste Kartierung des Gebietes findet 2011 statt, Ergebnisse werden frühestens 2012 vorliegen.

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3.2. Weitere Arten und Biotope Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Amphibien: Grasfrosch ( RL-SH Vorwarnstu- Im Teich Abt 1091 a.; Nachweis 2003 (LANIS-SH 2) Rana temporaria) fe Wasserfrosch Daten mangelhaft Im Teich Abt 1091 a.; Nachweis 2003 (LANIS-SH 2) (Rana esculenta) Vögel: Eisvogel Anh. I EGV Randbereich zur Bilsnekniederung; nutzt freilie- (Alcedo atthis); RL-SH * gende Wurzelteller als Bruhabitat.

Uhu Anh. I EGV Erfolgreiche Brut/ Brutverdacht 1999, 2003 2 ,Brut (Bubo bubo) RL-SH * 2010 ohne Bruterfolg (Altvogel kam an der A 23 um 4) Mittelspecht Anh.I EGV 2002/2003 mehrere Bruten im Südteil des Kum- (Dendrocopos medius) RL-SH * merfelder Geheges 3, 2010 4 Besondere Verant- wortung Deutsch- lands Schwarzspecht Anh.I EGV Brutverdacht 2003 3 ,2002 (LANIS-SH) 2, 5 (Dryocopus martius) RL-SH * Buntspecht (Dendrocopos major), RL-SH * 5 Kleinspecht (Dendrocopos minor) Kleinspecht im nördlichen Borsteler Wohld 4 Grünspecht (Picus viridis) RL-SH V 5 Zwergschnäpper Anh.I EGV Vor 2003 im Süden des Kummerfelder Geheges 3 (Ficedula parva) RL-SH 3 ,unregelmäßig im Kummerfelder Gehege auf Altbu- chen 4 Hohltaube RL-SH * Fünf Bruten in 2003 im Kummerfelder Gehege in (Columba oenas) Schwarzspechthöhlen 3 Baumfalke RL-SH * 1988 Brut im Borsteler Wohld mit unbekanntem (Falco subbuteo) Ausgang ,in den letzten Jahren wurden Bruten in , die Offenlandschaft verlagert 2 3

Wespenbussard Anh I EGV Bruten 1992 und 1998,1992 ein Jungvogel, 1998 (Pernis apivorus) RLSH * kein Bruterfolg ,Brut 2010, wechselt zwischen Waldgebieten in der nähren Umgebung 3,4

Mäusebussard (Buteo buteo) RLSH * 5 bis max. 7 Brutpaare zwischen 1990 bis 2010 4

Sperber( Accipiter nissus) RLSH * Bruthinweise im nördlichen Kummerfelder Gehege in jungen Fichtenbeständen 2008-2009 4

14 Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Schwarzstorch RL -SH 1 Letzter Nachweis 1986, Habitatausstattung noch (Ciconia nigra) vorhanden; Gründe des Verschwindens unklar, nur noch Nahrungssuche in der Bilsbekniederung Waldkauz (Strix aluco) RL-SH* Mehrere Brutpaare jährlich 4,6 Kolkrabe (Corvus corax) RL-SH* Unregelmäßig, nutzt auch Feldgehölz in der Um- gebung 3 Habicht (Accipiter gentilis) RL-SH* Seit 1985 Jahren regelmäßiger Brutvogel 3,4 im Kummerfelder Gehege Insekten, Käfer (Gesamtarten- liste siehe Gürlich 2006) Charakterarten der Alt- /Höhlenbäume: Eremit Anh. II FFH-RL; Letzter Nachweis Ende der 80ger Jahre des letzten (Osmoderma eremita) RL-SH Jahrhunderts. Potenzielle Brutbäume noch vorhan- den. Grüner Edelscharrkäfer RL-SH 1 „Wegbereiter“ des Eremiten; 2 Nachweise im (Gnorimus nobilis) Kummerfelder Gehege; einer in einer gefällten Eiche. Hornissenkäfer RL SH 3 Räuberischer Untermieter in Hornissennestern, (Velleius dilatatus) ernährt sich u.a. von Fliegenlarven Philonthus subuliformis, Quedius RL SH 2 Quedius T.: eines von 7 Vorkommen in ganz SH brevicornis, Quedius truncicola Charakterarten der Eichen: Werftkäfer (Lymexylon navale) RL SH 2 Einziger Nachweis westlich von HH Thamiaraea cinnamomea, Th. RL SH 2 an Saftfluss von Eichen gebunden hospita Weitere xylobionte Käferarten: Stenichnus godarti, Phloeostiba RL SH 3 Habitate: Holz, Mulm, Nester in Baumhöhlen, Pilze, plana, Quedius maurus,Placusa Rinde, Baumsaft atrata, Ampedus triangulum, Stenagostus rhombeus, Epuraea guttata, Dorcatoma chrysomelina, Eledona agricola, Hylesinus cre- natus Philonthus subuliformis, Uleiota RL SH 2 Habitate: Holz, Mulm, Nester in Baumhöhlen, Pilze, planata, Enicmus testaceus, Rinde, Baumsaft Dorcatoma flavicornis, Euglenes oculatus, Bolitophagus reticula- tus, Lymexylon navale, Pediacus depressus RL SH 1 Habitat: Rinde Sonstige Besonderheiten: Aleochara villosa RL SH 0 Galt in SH als ausgestorben; aktuelle Nachweise hier und in Gudow 15 Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Schmetterlinge Alle Angaben LANIS-SH 2 Arten blütenreicher Biotope wie Feucht- wiesen Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices), RL-SH 3 Braunkolbiger Braun-Dickkopffalter (Thy- RL-SH 3 melicus sylvestris Landkärtchen (Araschnia levana), RL-SH* Arten lichter Wälder, Saumstrukturen, sonnige Waldwege bis Offenland, feuchte Moorheiden Schornsteinfeger (Aphantopus hyperan- RL-SH* tus), Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus), RL-SH* Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), RL-SH* Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla), RL-SH 1 Lilagoldfalter (Lycaena hippothoe), RL-SH 1 C-Falter (Polygonia c-album), Kleiner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus mal- RL-SH 2 vae), Kaisermantel (Argynnis paphia), RL-SH* bevorzugt alte Buchenwälder Blauer Eichen-Zipfelfalter( Neozephyrus RL-SH* sonnige, windgeschützte Eichen, bevorzugt quercus), Alteichen Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni), RL-SH 2 Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) RL-SH 2 Besonnte Ulmen, ursprünglich vermutlich im Hartholzauwald verbreitet Großes Eichenkarmin (Catocala sponsa) RL-SH 3 An Alt-Eichen gebundener Nachfalter Trauermantel (Nymphalis antiopa) Keine Angabe Ursprüngliche Biotope: Waldränder, Wald- wege,Lichtungen Arten feuchter Wiesen und Wälder Aurora-Falter (Anthocharis cardamines), RL-SH* Mädesüß-Perlmutt-Falter (Brenthis ino), RL-SH 3 Spiegelfleck-Dickkopf (Heteropterus mor- RL-SH* u.a. auf feuchte Waldlichtungen pheus), Arten mit weitem Biotopspektrum: Goldene Acht (Colias hyale), Tagpfauen- RL-SH* bzw. auge (Inachis ino), Großes Ochsenauge keine Bewertung (Maniola jurtina), Rostfarbener Dickkopffal- ter (Ochlodes faunus), Gr. und Kleiner Kohlweißling (Pieris brassicae, P. rapae), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) Waldbrettspiel (Pararge aegeria), RL-SH* verschiedene Wälder vom Nadelforst bis Buchenwald

16 Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung

Flora: Flatterulme (Ulmus laevis) RL-SH 3 LANIS-SH 2 Berg-Ehrenpreis (Veronica montana) RL-SH* LANIS-SH 2 Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera RL-SH 3 Biotopkartierung 2002 clorantha) Großes Zweiblatt (Listera ovata), Echtes RL-SH* Lungenkraut (Pulmonaria obscura), Wie- 2010 sen-Schachtelhalm (Equisetum pratense), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Einbeere (Paris quadrifolia), Breitblättrige Stendel- wurz (Epipactis helleborine); Wald-Primel (Primula elatior) Kleines Wintergrün (Pyrola minor), RL-SH 3 Schild-Ehrenpreis (Veronica scutellata) Rippenfarn (Blechnum spicant) RL-SH 3 Erhöhter Wegedamm südlich des LRT 7140, Grabenböschung Knopfhornblattwespe, mit großer 2010 Wahrscheinlichkeit C. fulvicornis (fla- vicornis) Flutendes Teich-Lebermoos (Riccia flui- RL-SH V ZUMHOLZ 1998, 2010 tans) RL-SH: Rote Liste Schleswig-Holstein V=Vorwarnliste, 3=gefährdet,2= stark gefährdet,1=vom Aussterben be- droht,*=ungefährdet; Fußnoten siehe S.13 2: LANIS-SH: Landschaftsinformationssystem Schleswig-Holstein 3: DILCHERT und RADDATZ (2003) 4: RADDATZ mündlich 2010 5: DÜRNBERG mündlich 2010 6: BUCK mündlich 2010

4. Erhaltungsziele

4.1. Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele Die im Amtsblatt für Schleswig-Holstein veröffentlichten Erhaltungs- und Wie- derherstellungsziele für das Gebiet DE-2224-391 „Himmelmoor, Kummerfel- der Gehege und angrenzende Flächen“ sind Bestandteil dieses Planes. Aus den Erhaltungszielen für das Gesamtgebiet gelten für das Teilgebiet: „Kummerfelder Gehege“ die in der Anlage 1 differenzierten Teilziele für fol- gende Lebensraumtypen sowie die übergreifende Ziele.

Code Bezeichnung Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)

17

Als übergreifendes Ziel für das Gesamtgebiet ist festgelegt: „Erhalt des Spektrums an hochmoortypischen Lebensräumen des Himmel- moores und der buchengeprägten, kleinflächig verzahnten Waldformationen mit bodensauren Ausprägungen des Kummerfelder Geheges, die durch den großräumigen, offenen und extensiv genutzten Niedermoorkomplex der Bils- bek-Niederung verbunden sind, insbesondere auch als Lebensraum einer ar- tenreichen Vogelfauna." Bei einer Neufassung der Erhaltungsziele sollten diese -nach der Überarbei- tung des Standarddatenbogens- um die Ziele für die LRT 7140 und 9160 er- gänzt werden.

4.2. Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen Gesetzlicher Biotopschutz : Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sons- tigen erheblichen Beeinträchtigung führen, sind verboten. Wasserschongebiet Wasserschongebiete unterliegen keinem direkten rechtlichen Schutz, son- dern kennzeichnen i.d.R. Bereiche, für die ein Wasserschutzgebiet mit ent- sprechenden Regelungen geplant ist. Da der hier genutzte Grundwasserlei- ter sehr tief und dadurch gut geschützt liegt, ist zur Zeit keine Ausweisung als Wasserschutzgebiet vorgesehen. Das Wasserschongebiet weist jedoch dar- auf hin, dass bei Planungen insbesondere mögliche Beeinträchtigungen des Grundwasserleiters berücksichtigt werden müssen (Karte der Wasserschutz- und Schongebiete). Biotopverbundsystem Als Entwicklungsziel für die Nebenverbundachse werden die Erhaltung und Entwicklung naturnaher Laubwaldbestände mit hohem Laubgehölzanteil, in Teilbereichen unbeeinflusste Waldentwicklung sowie die Wiederherstellung eines weitgehend natürlichen Wasserregimes genannt.

5. Analyse und Bewertung

5.1. Aktuelle Situationsanalyse und Gesamtbewertung

Das Kummerfelder Gehege mit seinen vielen über 100 Jahre alten Gehölzbe- ständen besteht überwiegend aus standorttypischen Buchenwaldgesellschaften. Dabei überwiegen die bodensauren Ausprägungen.

Im, mit ca. 6% selbst im landesweiten Vergleich waldarmen, Kreis Pinneberg ha- ben naturnahe Laubwaldbestände insbesondere auf historischen Waldstandorten mit langer Standortkontinuität besondere naturschutzfachliche Bedeutung. Insbe- sondere die hohe Anzahl an Alt- und Habitatbäumen (vor allem mit Höhlen) bietet die Lebensbedingungen für eine seltene Käferfauna, typischen Waldvogelarten, und charakteristischen Schmetterlingen. Mit dem Vorkommen von Fledermäusen ist zu rechnen, da die notwendigen Habitatstrukturen vorhanden sind. Eine Erhe- bung der vorkommenden Arten wird durch den NABU für 2011 angeboten. Einige der Insektenarten sind explizit an alte Eichen gebunden. Auch für den - früher im Gebiet nachgewiesenen- Eremiten liegen aus SH keine Nachweise aus Buchen vor. Alteichen sind zwar vielen Beständen als Einzelbäume oder Baumgruppen 18 beigemischt, werden jedoch durch die konkurrenzstarken Buchen zum Teil mas- siv bedrängt. Eichenjungwuch s2, um auch auf Dauer die erforderlichen Habitat- qualitäten zu bieten, ist im Gebiet nicht vorhanden. Setzt sich dieser Trend fort, wird es langfristig zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Gebietes kommen, da die an Eichen gebundenen Arten der Wald-Lebensraumtypen deutlich weniger geeignete Habitate finden. Die als Eichen-Hainbuchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9160) kartierten Waldbe- reiche sind sekundäre Bestände. Nach den Vereinbarungen der Handlungs- grundsätze muss der natürlichen Entwicklung zu Buchenbeständen nicht entge- gen gearbeitet werden. Die Kleingewässer, feuchten Senken und Wasser gefüllte Kleinstgräben bieten wertvolle zusätzliche Lebensraumqualitäten, auch für Amphibien. Insbesondere benötigen viele der nachgewiesenen Schmetterlingsarten blütenreiche Bestände wie sie um das Kleingewässer in der Abt. 1094 c und entlang breiterer Waldwege vorkommen.

Besonders hohe Anteile von Habitatbäumen bieten die Naturwaldbereiche in den Abteilungen 1085 A5 und 1091 C1. Zusammen mit den Naturwaldbereichen in den Abteilungen 1094 F1 und F2 sowie 1089 A4 nehmen sie ca. 9 ha bzw. 5% des Waldgebietes ein. Die von forstlicher Nutzung freigestellten Anteile liegen damit im landesweiten Durchschnitt für die SHLF-Flächen.

Die Gehölzbestände, die als FFH-Lebensraumtypen anzusprechen sind, wurden zum Teil mit einem ungünstigen Erhaltungszustand „C“ belegt. Grund sind die Beimischungen von Nadelgehölzen (ÖKOPLAN 2006). Da die waldbaulichen Grundsätze der SHLF grundsätzlich eine Rücknahme des Nadelholzes sowie ei- nen Verzicht auf Nadelgehölze in allen Natura 2000-Gebieten vorsehen, ist in diesem Punkt im Laufe der Zeit von einer Verbesserung des Erhaltungszustandes auszugehen.

Ebenfalls wurde das Kesselmoor in der Abt. 1089 A4, das der Definition des FFH- Lebensraumtyps 7140 (Übergangs- und Schwingrasenmoor) entspricht, mit „C“ bewertet. Die Gründe sind laut ÖKOPLAN (2006) vorhergehende Entwässerung und eine geringe Artenzahl. Da der Hauptentwässerungsgraben bereits seit vie- len Jahren verschlossen ist und keine weiteren Wasser abführenden Gräben ge- funden werden konnten, sind hier z.Zt. keine weiteren Maßnahmen nötig bzw. möglich. Die Entwicklung sollte jedoch beobachtet werden.

Naherholung stellt -nach bisherigem Kenntnisstand- keine erhebliche Beeinträch- tigung dar. Die auf Grund der Nutzung als Naherholungsgebiet vergleichsweise intensive Durchführung der Verkehrssicherungspflicht hat jedoch zur Fällung etli- cher Habitatbäume geführt, auch entlang von Trampelpfaden. Diese verbleiben zwar (gemäß Vereinbarung LLUR-SHLF) als liegendes Totholz im Gebiet, erfüllen jedoch nicht mehr die Ansprüche der xylobionten Käferarten, die Mulmhöhlen in lebenden Bäumen benötigen (wie z.B. der Eremit). Bisher hat der Revierleiter die Verkehrssicherung an manchen Alteichen, die unmittelbar an Wegen stehen, durch Zurücknahme einzelner Äste mit dem Hubwagen durchgeführt. Dies ist sehr zu begrüßen, da so wertvolle Habitatbäume länger erhalten bleiben. Eine Verlegung des Wander- und Reitweges entlang des Naturwaldes in Abt. 1091 C 1 wäre wünschenswert, ist jedoch nur möglich unter Inkaufnahme neuer Probleme

2 die jüngsten Eichen im Gebiet sind ca. 15 Jahre alt (Abt. 1091 B 1 und Abt. 1085 A 3). 19 wie gemeinsamer Nutzung der Wege durch Reiter und Fußgänger bzw. durch An- lage einer neuen Streckenführung. Da in absehbarer Zeit voraussichtlich keine Fällung alter Bäume aus Gründen der Verkehrssicherung im Naturwald nötig sein wird, ist eine Verlegung des Weges derzeit nicht akut. Auch eine Sperrung des Trampelpfads im Ostholz hat z.Zt. keine Chance zur Umsetzung.

Der Wasserhaushalt des Gebietes ist stark beeinträchtigt. Der begradigte, ausge- baute Bilsbek und seine Seitengewässer entwässern großräumig das Gesamtge- biet. Kleinflächig entwässern eine Vielzahl kleiner und größer Gräben den Wald- bereich in Richtung Bilsbek-Niederung. Das Ergebnis dieser Eingriffe zeigt sich deutlich beim Vergleich aktueller mit historischer Karten. Auf letzteren sind große Bereiche noch als Sümpfe und Feuchtlebensräume dargestellt. Das Himmelmoor im Norden des Kummerfelder Geheges zeigt eine sehr viel größere Ausdehnung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Feuchtwälder am Nordrand des Kummerfel- der Geheges die Reste ehemaliger Auwaldvorkommen der Bilsbekniederung sind.

Die forsteigenen Gräben innerhalb der Bestände werden nicht mehr unterhalten, sodass die meisten von ihnen keinen Wasserabfluss aus dem Waldbestand hin- aus verursachen und zu einer ersten Verbesserung der Situation geführt haben. Einige größere forsteigene Gräben haben jedoch nach wie vor eine entwässernde Wirkung. Selbst die Einstellung der Unterhaltung würde hier nur über einen sehr langen Zeitraum zu einem verstärkten Wasserrückhalt führen. Eine schonende Anhebung des Wasserstands wäre wünschenswert, findet aber keine Zustim- mung der SHLF, da Bewirtschaftungsprobleme befürchtet werden. Vereinbart wurden kleinere Anstaumaßnahmen in besonders schutzwürdigen Waldbestän- den.

Besonders gravierend ist die entwässernde Wirkung der beiden Verbandsgewäs- ser Nr. 15 und 15a im Borsteler Wohld, die entlang eines Sumpfwaldes im Nor- den führen. Der stark eingetiefte Graben wird gemäß Gewässerpflegeplan einmal pro Jahr per Hand geräumt. Eine vorsichtige und über einen langen Zeitraum ge- streckte Sohlanhebung- falls nach Prüfung der Auswirkungen auf oberhalb lie- gende landwirtschaftliche Nutzflächen möglich- wäre hier wünschenswert.

Negative Einflüsse durch Faktoren außerhalb des Waldbestandes sind nach der- zeitigem Kenntnisstand vergleichsweise gering. Vor direkten Nährstoffeinträgen schützen Knicks, die das Kummerfelder Gehege in weiten Strecken umgeben sowie die extensive landwirtschaftliche Nutzung vieler Flächen im öffentlichen Ei- gentum (vor allem in der Bilsbekniederung).

Um seiner Bedeutung als Teilgebiet eines großen FFH-Gebietes gerecht zu wer- den, ist im Teil-Managementplan für die angrenzende Bilsbek-Niederung die E- tablierung lockerer Waldränder entlang der Nord- und Westgrenze des Waldes - zumindest auf öffentlichen Flächen- zu prüfen. 20

6. Maßnahmenkatalog

Die Ausführungen zu den Ziffern 6.2. bis 6.7. wurden durch die Maßnahmenblätter in der Anlage 3 konkretisiert.

Auf den Eigentumsflächen der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR (SHLF) im Geltungsbereich dieses Managementplans gelten die „Handlungsgrundsätze für den Arten- und Lebensraumschutz in Natura 2000-Waldgebieten“ (s. Anlage 6). Sie gewährleisten hier im Wesentlichen die Einhaltung des „Verschlechterungsverbotes“ der FFH-Richtlinie. Im folgenden Maßnahmenkatalog werden aus diesen Handlungsgrundsätzen nur die Maßnahmen aufgeführt, die gebietsspezifisch weiter konkretisiert werden müssen oder für das Gebiet eine besondere Bedeutung haben (Kap. 6.2). Weiterhin werden die Maßnahmen aufgeführt, die in den Handlungsgrundsätzen nicht behandelt werden, weil sie • spezielle Arten und Lebensräume betreffen, die in den Handlungsgrundsätzen nicht betrachtet werden, oder • als weitergehende Entwicklungsmaßnahmen oder sonstige Maßnahmen über das Verschlechterungsverbot hinausgehen (Kap:6.3. und 6.4).

Wichtige Vereinbarungen der Handlungsgrundsätze zur Nutzung der Waldbestände gelten nur für über 80 bzw. 100-jährige Bestände. Die Altersbestimmung wird derzeit im Rahmen der Forsteinrichtung aktualisiert. Die SHLF stellt Anfang 2012, nach Ab- schluss der Forsteinrichtung, die Daten dem LLUR zur Veröffentlichung als Nachtrag zum Managementplan zur Verfügung.

6.1. Bisher durchgeführte Maßnahmen (keine Darstellung in den Karten)

• Schonende Durchführung der Verkehrssicherung durch Arbeiten mit dem Hubwagen an alten Eichen an Wegen/Pfaden. • Teichanlage vor ca. 20 Jahren in Abt. 1091 a und vor einigen Jahren in Abt. 1094 c. • Kopfweidenanlage und -pflege in Abt. 1094 c. • Erhalt vieler Altbäume. • Einstellung der Unterhaltung der forsteigenen Gräben innerhalb der Bestände. • Einstau des Kesselmoores in Abt. (LRT 7140). • Beginnender Umbau durch Unterpflanzung der Nadelholzbestände mit Buche in Teilbereichen. • Mahd der ehemaligen Grünlandfläche ab August in unregelmäßigen Abstän- den (Abt. 1094 c). • Einbau eines Erd-Staus in einen entwässernden Graben des Feuchtwaldes in Abt. 1094 A1 im Rahmen des Girls`Day 2011.

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6.2. Notwendige Erhaltungsmaßnahmen

6.2.1. Dauerhafter Erhalt von Eichenvorkommen im Gebiet 6.2.1.1 Erhaltung der Habitatansprüche für die seltene, gefährdete und cha- rakteristische Käfer-Fauna (u.a. Eremit) durch kurzfristige Umsetzung der Maßnahmenvorschläge von GÜRLICH (2006), insbesondere Erhalt alter ste- hender Eichen mit Habitatbaumqualität durch Markierung der Eichen, Ent- nahme konkurrierender Buchen im Zuge forstlichen Nutzungen (z.B. Durch- forstung, Verkauf als Brennholz) (Maßnahmenblatt 6.2.1). 6.2.1.2. Auswahl und Pflanzung von Eichen als „Zukunfts-Bäume“ für an Ei- chen gebundene Arten insbesondere der Käfer-Fauna. Die räumliche Lage kann forstlichen Ansprüchen angepasst werden, z.B. Nutzung von Windwurf- flächen, Blößen, Umbau der Nadelholzbestände gem. Handlungsgrundsätze bis hin zum Ankauf neuer Flächen mit Aufforstung (Maßnahmenblatt 6.2.1).

6.2.2. Regeneration des Wasserhaushalts Prüfung weiterer Staumöglichkeiten ohne Einschränkung der forstlichen Nut- zung nach Auswertung der Höhenscans ab 2012 (kein Maßnahmenblatt not- wendig).

6.2.3. Erhaltung der bestehenden Naturwaldbereiche in den Abt. 1085 A5, 1094 F1 und F2, 1091 C1(kein Maßnahmenblatt notwendig).

6.2.4. Entwicklung des LRT 7140 beobachten (kein Maßnahmenblatt notwen- dig)

6.2.5. Umsetzung der Handlungsgrundsätze insbesondere • Weitere Rücknahme und Umbau der Nadelholzbestände, Umbau zu Bodensauren Buchenwäldern • Einhaltung der Hiebsruhe vom 15.3. bis 31.8. in über 80jährigen Laub- baumbeständen zum Schutz der vorkommenden Arten der Vogel- schutz-Richtlinie Rotmilan, Uhu, Wespenbussard, Schwarz- Grün- und Mittelspecht sowie Baumfalke (siehe Karte 2b), ggf. in Zukunft auch wieder Schwarzstorch sowie Fledermausarten. • Erhalt eines hohen Anteils von Alt- und Totholz. • Falls notwendig, Boden schonende Entnahme der vom Eschentrieb- sterben betroffenen Eschen, um in den Feuchtbereichen Bodenschä- den zu vermeiden und eine zu starke Lichtstellung zu vermeiden; bis- her ist im Gebiet kaum „Verbrombeerung“ festzustellen. Dasselbe gilt für Bereiche mit wertvoller Krautvegetation bei Entnahme von Pappeln insbesondere Abt. 1092 D 3. 22 • Falls nur mit starker Bodenbeeinträchtigung möglich, auf Umbau von Nadelholzbereichen innerhalb der Feuchtwälder verzichten, z.B. in Abt. 1094 C2. • (keine Maßnahmenblätter, keine Kartendarstellung für 6.2.5. notwen- dig).

6.3. Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen

6.3.1. Erhaltung der Habitatansprüche für die seltene, gefährdete und charak- teristische Käfer-Fauna (u.a. Eremit) durch kurz- bis mittelfristige Umsetzung der Maßnahmenvorschläge von GÜRLICH (2006), insbesondere Schaffung von aufgelichteten Bereiche als „Wärmeinseln“ mit Alteichen zur Begünstigung potenzieller Brutbäume. Unter „Wärmeinsel“ wird die Entnahme beschatten- der, ausdunkelnder Bäume, i.d. Regel Buchen, verstanden, sodass die Altei- chen (häufig Habitatbäume) mehrere Stunden am Tag voll besonnt werden können. Es handelt sich nicht um eine vollständige Freistellung großer Berei- che. Langfristig: Verbund zwischen diesen Wärmeinseln durch innere Waldränder. Dies soll durch Offenhaltung bestehender Strukturen (Grabenränder, Banket- te) entlang vorhandener Waldwege geschehen, die bereits jetzt regelmäßig of- fen gehalten werden (Maßnahmenblatt 6.2.1 als „weitergehende Maßnah- men“).

6.3.2. Weiterhin Mahd der ehemaligen Weidefläche in Abt.1091 c Die Grünlandfläche wird zur Zeit einmal pro Jahr ab August gemäht, wenn es die Wasserverhältnisse zulassen. Da die Fläche häufig sehr nass ist, ist eine Mahd in den letzten 3-4 Jahren nicht möglich gewesen. Dies führt zur Verbra- chung und Ausbreitung des Schilfbestandes und der Großseggen (Carex acu- ta). Um die zum Teil seltene und gefährdete Flora des verbliebenen Offenlan- des zu fördern, ist mit der UNB abgestimmt worden, diese Fläche ab Juli zu mähen, unter der Voraussetzung, dass eine Mahd ab August innerhalb der letzten 2 Jahre nicht möglich gewesen ist. Sollte absehbar sein, dass der Juli ebenfalls zu feucht ist, ist bereits eine Mahd ab 20. Juni möglich (Maßnah- menblatt 6.3.2).

6.3.3. Schonende Ausübung der Verkehrssicherungspflicht mit dem Hubwa- gen entlang größerer Wege im Gesamtgebiet , um möglichst viele Habitat- bäume durch Entnahme einzelner Äste zu erhalten (Maßnahmenblatt 6.3.3).

6.3.4. Einstellung/Reduzierung der Unterhaltung der Verbandsgewässer Nr. 15 und 15a. Zustimmung der SHLF auf probeweise Einstellung für 2-3 Jahre liegt vor. Derzeit keine Zustimmung durch Wasser- und Bodenverband. (kein Maßnahmenblatt, keine Darstellung in der Maßnahmenkarte). 23

6.4. Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen 6.4.1. Weiterhin Pflege der Kopfweiden in Abt. 1094 c. 6.4.2 Pflege der Knickstrukturen. 6.4.3. Langfristig : Förderung des Verbundes durch einen breiten Waldmantel mit eingestreuten Solitären (Planung und Umsetzung in Zusammenhang mit dem Teilgebiet „Bilsbekniederung) auf öffentlichen Flächen angrenzend an das Kummerfelder Gehege (keine SHLF-Flächen). 6.4.4. Aufstellung von BIS-Tafeln (Besucherinformationssystem) mit Themen wie FFH, Habitatbäume, Naturwald, besondere Arten-Vorkommen. Anzahl und Inhalte werden mit der SHLF abgestimmt. Umsetzung sobald wie möglich. (keine Maßnahmenblätter und keine Kartendarstellung notwendig)

6.5. Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien Umsetzung der Handlungsgrundsätze Maßnahmen kombiniert mit forstlicher Nutzung Zuwendungen für besondere Gemeinwohlleistungen

6.6. Verantwortlichkeiten Das Plangebiet umfasst ausschließlich Flächen der Schleswig- Holsteinischen Landesforsten. Die SHLF realisiert als Eigentümerin der Flä- chen die Maßnahmen in eigener Verantwortung. Daher besteht für die UNB z.Zt. keine Verpflichtung zur Umsetzung der Maßnahmen im Wald gem. §27 Abs. 2 LNatSchG.

6.7. Kosten und Finanzierung Siehe Maßnahmenblätter Die BIS-Tafeln werden über das MLUR finanziert

6.8. Öffentlichkeitsbeteiligung Am 15.11. 2010 fand eine Informationsveranstaltung zum Managementplan im Kummerfelder Gehege statt. Es nahmen Vertreter/innen der Gemeinde Kummerfeld, SHLF, NABU, UFB, UNB; UWB, Kreisnaturschutzbeauftragter des Kreises Pinnberg teil. Der Entwurf des Managementplans wurde mit den oben Genannten abge- stimmt.

7. Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen Die FFH-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten in Art. 11, den Zustand der Schutzobjekte und damit auch den Erfolg ergriffener Maßnahmen durch ein ge- eignetes Monitoring zu überwachen. Für die Umsetzung des Monitorings sind die Länder zuständig. Schleswig-Holstein kommt dieser Verpflichtung für die FFH- Gebiete durch ein Monitoring im 6-Jahres-Rhythmus nach. Die Ergebnisse des Erfassungsprogramms dienen u. a. als Grundlage für ein weiteres, angepasstes Gebietsmanagement.

24 Der Vogelbestand wird in unregelmäßigen Abständen durch den NABU aufge- nommen. Herr Buck erhebt den Bruterfolg des Waldkauzes. Eine Bestandauf- nahme der Fledermausbesiedlung wird durch den NABU für 2011 angeboten.

8. Anhang Anlage 1: Erhaltungsziele für das Teil-Gebiet Anlage 2: Handlungsgrundsätze für den Arten- und Lebensraumschutz in Natura 2000-Waldgebieten der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR (SHLF) von 19.12. 2008 Anlage 3: Maßnahmenblätter Anlage 4: Karte 1 : Übersicht Anlage 5: Karte 2 a: Biotoptypen Anlage 6: Karte 2 b: FFH-Lebensraumtypen, Besondere Artenvorkommen Anlage 7: Karte 2 c: Nutzungen, BVS, Naturdenkmale Anlage 8: Karte 3: Maßnahmen Anlage 9: Maßnahmenvorschläge Holzkäfer-Habitatbäume (GÜRLICH 2006) Anlage 10: Abteilungsübersicht

Literatur/Quellen: BEHRENDS, T.( 2001): Untersuchungen zum Eremiten-Vorkommen im Kummer- felder Gehege bei Pinneberg. Gutachten im Auftrag des Kieler Instituts für Land- schaftsökologie (KifL) zitiert in GÜRLICH (2006). BIOLA (2010): mündliche Auskunft von Herrn Pieper. BOTANISCHER VEREIN ZU HAMBURG (1990): Botanischer Wanderführer rund um Hamburg. DILCHERT; Roland (2003): Angaben zu Vogelbeobachtungen von Dilchert und Hans-Jürgen Raddatz, Schreiben von Herrn Dilchert mit Kartenanlagen an das MUNF. DÜRNBERG, Hans Helmut (2010): mündliche Angaben zum Vorkommen von Vogelarten. GÜRLICH (2006) : FFH-Monitoring. Untersuchung zum Bestand von Osmoderma eremita und Cerambyx cerdo in den gemeldeten FFH-Gebieten Schleswig- Holsteins. Endbericht 2006. GÜRLICH (2010): Mündliche Auskunft. KREIS PINNEBERG (2010): Naturschutz mit Perspektive 2020. Strategien und Perspektiven für den Naturschutz im Kreis Pinneberg. Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (1999): Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem Schleswig-Holstein. Planungsraum I.Teilbereich Kreis Pinneberg. RADDATZ, H.J. (2010): Mündliche Angaben zum Vorkommen von Vogelarten ZUMHOLZ, U.(1997): Landschaftsplan Kummerfeld. Auftraggeber: Gemeinde Kummerfeld. ZUMHOLZ, U.(1998): Landschaftsplan Borstel-Hohenraden. Auftraggeber: Ge- meinde Borstel-Hohenraden.

Forstliche Standortkartierung

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Anlage 1:

Erhaltungsziele für das als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung benannte Gebiet DE-2224-391 „Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzende Flächen“ Teilgebiet „Kummerfelder Gehege“

1. Erhaltungsgegenstand

Das Gebiet ist für die Erhaltung folgender Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH- Richtlinie von besonderer Bedeutung : (*: prioritärer Lebensraumtyp)

9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)

2. Erhaltungsziele

2.1 Übergreifende Ziele

Erhalt des Spektrums an hochmoortypischen Lebensräumen des Himmelmoores und der buchengeprägten, kleinflächig verzahnten Waldformationen mit bodensauren Ausprägungen des Kummerfelder Geheges, die durch den großräumigen, offenen und extensiv genutzten Niedermoorkomplex der Bilsbek-Niederung verbunden sind, insbesondere auch als Lebens- raum einer artenreichen Vogelfauna.

2.2 Ziele für Lebensraumtypen von besonderer Bedeutung :

Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der unter 1. genannten Lebensraumtypen. Hierzu sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Teilbereich Kummerfelder Gehege

9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) Erhaltung • naturnaher Buchenwälder in unterschiedlichen Altersphasen und Entwicklungsstufen und ihrer standortypischen Variationsbreite im Gebiet, • natürlicher standortheimischer Baum- und Strauchartenzusammensetzung, • eines hinreichenden, altersgemäßen Anteils von Alt- und Totholz, • der bekannten Höhlenbäume, • der Sonderstandorte und Randstrukturen z.B. Findlinge, Bachschluchten, feuchte bis nasse Senken, Steilhänge, sowie der für den Lebensraumtyp charakteristischen Habitat- strukturen und –funktionen, • weitgehend ungestörter Kontaktlebensräume wie z.B. Brüche, Kleingewässer, • der weitgehend natürlichen Bodenstruktur.