Rainhard Fendrich Mehr Zu Sagen Denn Je
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4 36 Jahre Karriere als Sänger und Liedschreiber: Interview Auf seinem 17. Album hat Rainhard Fendrich mehr zu sagen denn je. Ein Sonntagsgespräch über Flucht und Heimat, Angst und Hass „Heimat ist etwas Wunderschönes“ So!: Herr Fendrich, Ihr neues Album ist sehr So!: Ihr Titel „I Am From Austria“, die kritisch, sehr politisch, sehr deutlich. Früher heimliche Hymne Österreichs, wurde von waren Sie zurückhaltender. der FPÖ und von Pegida in Wien für deren Rainhard Fendrich: Wissen Sie, der Singer/ Zwecke eingesetzt. Wie fühlt sich das an? Songwriter ist jemand, der sich mit sei- Fendrich: Das fühlt sich überhaupt nicht gut ner Umgebung auseinandersetzt. Und das an. Schon zu Zeiten unserer Band „Austria 3“ Thema Flucht ist etwas, das einem nicht haben Wolfgang Ambros, Georg Danzer und aus dem Kopf geht. Ich musste einfach ein ich versucht, das zu unterbinden. Man kann Statement dazu abgeben. Denn man darf sich immer nur distanzieren und betonen, bei all den schlimmen Dingen, die da auch dass man damit nichts zu tun haben will. passieren – Übergriffe, Kriminalisierung, Radikalisierung –, nicht vergessen, dass die So!: „In mir drin bleib i immer a Wiener“, Mehrheit dieser Menschen wirklich um ihr heißt eines der neuen Lieder. Hat der Begriff nacktes Leben gelaufen ist. Die haben nichts Heimat inzwischen einen leicht üblen Bei- mehr. Und sie beanspruchen ihr Recht auf geschmack? Asyl. Das ist nicht verhandelbar. Fendrich: Ach, Heimat ist ja etwas, das im Moment sehr zweckentfremdet wird. Meine So!: Ist es wichtig, in unruhigen Zeiten Hal- Heimat ist Wien. Der Wiener ist in Öster- tung zu zeigen? reich nicht so richtig beliebt, weil wir alle Fendrich: Das ist in allen Bereichen wichtig, wahnsinnig „goschert“ sind, wie es bei uns nicht nur in der Musik. Vor allem die Politik heißt. Wir wissen alles besser, wir sind Nörg- sollte Haltung zeigen. Die Planlosigkeit die- ler, nichts passt uns. Ich habe dieser Stadt ses sogenannten einheitlichen Europas ist aber sehr viel zu verdanken. Ich bin dort einer der Hauptgründe, warum die Situation aufgewachsen, habe dort studiert, saß dort so eskalieren konnte. mit der Gitarre auf der Straße, habe dort in irgendwelchen Clubs oder Café-Beisln So!: Das Titellied Ihres Albums, „Schwar- meine ersten Auftritte gehabt. Und ich habe zoderweiß“, richtet sich gegen Rassismus, in Wien meine ersten Erfolge gefeiert, auch Vorurteile und Hetze. Haben Sie dazu schon am Theater. Wo ich auch hingehe, dieses Rückmeldungen bekommen? Heimatgefühl trage ich mit mir immer mit. Fendrich: Wenn man Facebook betreibt, Es ist für mich absolut transportabel. Und kriegt man natürlich auch Negativ-Nach- überhaupt nicht an einen Ort gebunden. richten bis hin zu Beschimpfungen. Die tangieren mich nicht. Wenn die Argu- So!: Ihr Heimatgefühl ist etwas anderes, als mentation aufhört, dann fängt man an zu das, was die Leute von Pegida mit Heimat schimpfen. Ich glaube, dass die Mehrheit meinen? der Menschen sehr wohl meiner Ansicht ist. Fendrich: Heimat ist etwas Wunderschönes. Dass diese Mehrheit nicht so laut ist wie der Nur: Man muss auch über den Tellerrand rechte Rand, ist typisch. Die Rechten sind einer Pegida-Demonstration hinausschau- gerne laut. Und deswegen fallen sie jetzt en können und beobachten, was passiert. auch besonders auf. Dieses übertriebene Heimatgefühl, dieses Rainhard Fendrich – „Schwarzoderweiß“ live (ausgewählte Termine) • 9. Februar Hof, Freiheitshalle • 14. Februar Regensburg, Donau-Arena • 15. Februar Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung Fotos: Sandra Ludewig • 28. Juli Ebern, Schloss Eyrichshof Verlangen nach Abschottung von allem, melt haben, eigentlich sehr einsame Men- ist gefährlich. Man darf die vielen, vielen, schen sind. die wirklich Hilfe suchen, nicht im Stich las- 5 sen. Sonst bricht der gesamte Humanismus So!: Eine große Tournee steht bevor. Das Promis zusammen. Die gesamte Zeit der Aufklärung wird anstrengend, oder? zerläuft wie ein Zuckerguss und wir sind wie- Fendrich: Es ist schon anstrengend. Aber es ist der im Mittelalter. auch schön. So etwas gehört eben zu unse- rem Beruf dazu. Die Bühne ist ein Medium, So!: Sie thematisieren Sehnsucht nach Frie- das sich in den vergangenen 4000 Jahren Statt wilde Partys in Klubs zu veranstal- den im gleichnamigen Lied. Können Sie nicht verändert hat. Da steht einer oben. ten, feiert Sängerin und Zweifach- noch gut schlafen, wenn Sie sich all die Und unten stehen die Leute und hören zu. Mama Pink jetzt lieber mit ihren Kin- schlimmen Dinge, die täglich passieren, vor So war es schon in den griechischen Amphi- dern. Nachdem Ende vergangenen Augen führen? theatern oder zu Shakespeares Zeiten. Klar Jahres Söhnchen Jameson zur Welt Fendrich: Die Frage ist doch vielmehr: Wie kann man einen neuen Song downloaden. kam, organisierte die 37-Jährige können die Leute in Aleppo schlafen? Schla- Aber das Erlebnis eines Konzertes kann man nun für die fünfjährige Willow ein fen die überhaupt noch? An diese Menschen nicht downloaden. Und das macht den gro- kleines Fest, weil sie eine so tolle sollten wir denken. Der Frieden ist für mich ßen Reiz aus. große Schwester abgibt. die größte Sehnsucht der Menschheit. Ohne ihn kann keine Liebe gedeihen So!: Haben Sie noch Furcht, dass es den Leu- . ten nicht gefallen könnte? So!: In „Wer schützt Amerika“ singen Sie Fendrich: Man ist aufgeregt. Denn es ist Auch wenn Schauspieler deutliche Worte. Verstehen Sie dieses Land natürlich etwas Besonderes, ein Stück von Mel Gibson mit seinen 61 Jah- nicht mehr? sich, von seinem Gedankengut, von seinem ren noch gut in Schuss ist Fendrich: Ich glaube, dieses Land versteht Herzblut oder wie immer man das nennen und bald sein neuntes Kind sich selbst nicht mehr. Es kann doch nicht mag, in die Welt hinauszuschicken. Natür- zur Welt kommt, zeigt er sich sein, dass so ein wunderbares, offenes Volk lich hofft man, dass es beim Publikum bei einem Thema doch ganz in einem Land, in dem man – auch heute willkommen ist. Diese Nervosität hat man und gar nicht jung geblieben: noch – den amerikanischen Traum träu- immer. Die hat man auch vor jedem Kon- „Ich tweete nicht, ich furze men kann, plötzlich einem Scharlatan wie zert. Das muss auch so sein. lieber“, sagte er kürzlich. Soziale Donald Trump aufsitzt. Das ist so absurd. Medien hält der „Was Frauen wollen“- So!: Ihre Tour beginnt im Februar in Hof. Star nämlich für ziemlichen Unsinn. So!: Sie sehen also pessimistisch in die Proben Sie vorher dort? Zukunft? Fendrich: Ja, zwei Tage. Wir proben zuerst Fendrich: Nein, überhaupt nicht! Pessimis- bei mir in Wien. In Hof geht es eigentlich Moderatorin Sonja Zietlow hat jetzt mus ist das letzte Gefühl, das wir jetzt brau- nur noch um die Technik. Wir freuen uns öffentlich zugegeben, sich regelmäßig chen können. schon. Wir haben in Hof schon einige schö- Botox spritzen zu lassen, um auch mit ne Konzerte gespielt. 48 Jahren noch möglichst faltenfrei So!: Haben Sie genug von der Anonymität zu sein. Böse Kommentare nimmt sie des Internets, von Pseudo-Freundschaften So!: Halten Sie die Bands „Wanda“ und ganz locker und kontert ein wenig auf Facebook, vom Schlussmachen per „Bilderbuch“ für würdige Austropop-Nach- sarkastisch: „Ich würde ja jetzt eine SMS – wie es im Lied „Wenn du was willst“ folger? Augenbraue hochziehen, wenn ich heißt? Fendrich: Sie sind Österreicher. Und sie könnte.“ Fendrich: Ich bin sehr viel auf Reisen. Und ich machen Populärmusik. Insofern stimmt entdecke mehr und mehr, dass Menschen, das Wort Austropop. Aber Austropop steht die zu viert oder zu fünft um einen Tisch eigentlich für etwas, das mit „Austria 3“ sein herum sitzen, sich nicht mehr unterhalten. Ende gefunden hat. Ich begrüße es natür- Jeder schaut in sein Handy. Das persönliche lich, dass es nach vielen, vielen Jahren der Gespräch, bei dem man jemandem gegen- Stille wieder österreichische Musik gibt von übersitzt und ihm in die Augen schaut, geht Leuten, die in ihrer Muttersprache singen, irgendwie verloren. Ich fürchte, dass viele, die frech sind, die interessante Arrange- viele Menschen, die in diesen Netzwerken ments haben. eine hohe Anzahl von Freunden angesam- Interview: Andrea Herdegen Sängerin Lindsay Lohan soll sich gera- de in „einer Phase der Erneuerung“ Kurz & knapp befinden. So hat sie kurzerhand alle Bilder von ihrem Internet-Account Am 27. Februar 1955 wird Rainhard gelöscht. Nur ein Schriftzug „Alai- Fendrich im Wiener Bezirk Alsen- kum salam“ (deutsch: Friede sei mit grund geboren. Zum 15. Geburtstag euch) ist übrig. Einige vermuten, bekommt er seine erste Gitarre dass die 30-Jährige nun aus Publicity- geschenkt, bringt sich selbst die Grif- Gründen zum Islam konvertiert. fe bei. 1980 erhält er seinen ersten Plattenvertrag. Der Durchbruch ge- lingt ihm 1981 mit dem Sommerhint „Strada del Sole“. Fendrich steigt zu Muss das sein? Das fragen sich jetzt zahlrei- einem der erfolgreichsten Vertreter che Fans von Schauspielerin Liz Hurley. des Austropop auf, hat viele Top-Ten- Die 51-Jährige hat dieser Tage nämlich Hits und prägt das Genre entschei- ein Foto veröffentlicht, das sie im dend. „Schwarzoderweiß“ ist sein tief dekolletierten Negligé in ihrem 17. Studioalbum. Auch im Film, im Bett zeigt. „Gute Nacht aus Mai- Fernsehen und auf der Theaterbühne land“, wünscht sie ihren Fans, von ist Fendrich immer wieder präsent. denen manche nur abfällige Worte für ihren freizügigen Gruß finden. jbr Fotos: dpa.