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Carola Ebert Entspannte Moderne Der westdeutsche Bungalow 1952–1969 als Adaption eines internationalen Leitbilds und Symbol einer nivellierten Mittelschichtsgesellschaft Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) vorgelegt im Fachbereich Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung der Universität Kassel Prof. Dipl.-Ing. Philipp Oswalt (1. Gutachter) Prof. Dr. Karin Wilhelm MA (2. Gutachterin) Datum der mündlichen Prüfung: 5. Juli 2016 Carola Ebert Entspannte Moderne. Der westdeutsche Bungalow als Adaption eines internationalen Leitbildes und Symbol einer nivellierten Mittelschichtsgesellschaft INHALT TEIL 1 EINFÜHRUNG 6 1 Einleitung 6 1.1 Ansatz, Fragestellung und Methodik 10 1.2 Aufbau und Inhalt der Arbeit 15 2 Internationale Referenzen. Der historische Bungalow und die amerikanische Wohnhausmoderne bis Anfang der sechziger Jahre 17 2.1 Der historische Bungalow: Indien, England und Amerika 19 2.2 Transatlantische Begriffsverschiebung: Moderne ‚Bungalow’-Bauten in den USA 29 2.3 Mittelschicht zwischen Stadt und Land: Konnotationen amerikanischer Wohnhäuser 38 2.4 Resümee: Internationale Referenzen 46 3 Deutscher Kontext. Zur Geschichte des modernen Einfamilienhauses und der Nachkriegsbundesrepublik 48 3.1 Laboratorium der Moderne: Das moderne Einfamilienhaus in Deutschland 1918–1945 49 3.2 Stunde Null und die Ideologie der Mittelschichtsgesellschaft: Westdeutschland nach 1945 65 3.3 Resümee: Deutscher Kontext 76 DER WESTDEUTSCHE BUNGALOW 1952–1969 80 4 Bautyp und Begriff. Zur Geschichte des westdeutschen Bungalows 80 4.1 Vom Kolonialbau zur Flachdachmoderne: Zur Geschichte des Bungalowbegriffs im Deutschen 81 4.2 Exemplarische Nachkriegsbungalows: Die Medialisierung des Bautyps in der Bundesrepublik Deutschland und der westdeutsche Bungalowboom 97 4.3 Resümee: Bautyp und Begriff 107 5 Ikonografie und Denotation. Das pavillonisierte Bild des Bungalows und die materielle Wirklichkeit seiner Architektur 111 FS1 Fallstudien I–III | Die konstruierte Ikonografie westdeutscher Bungalows 113 I Pavillon unter holzverschaltem Dach: Haus Hufheide, Hennef (H. Plum, 1952) 113 II Konstruierte Ikonografie: Haus Ruf/Haus Erhard, Gmund am Tegernsee (S. Ruf, 1955) 116 III Stahlhaus mit Swimmingpool und Aircondition: Haus Gold, Köln (J. u. M. Schürmann, 1958) 120 5.1 Jenseits des medialen Ideals: Die materielle Wirklichkeit westdeutscher Bungalows 123 FS2 Fallstudien IV–VI | Typologie des Wohnens im Grünen 136 IV Zur Straße verschlossen, zum Garten weit geöffnet: Haus Gessler, Stuttgart (K. Gessler, 1953) 136 V Überall blickt das Grün in das Haus: Haus Balser, Frankfurt am Main (G. Balser, 1956) 140 VI Eine Loge mit Blick in die Natur: Haus Beier, Braunschweig (H. Beier, 1959) 143 5.2 Typologische Varianz und materielle Kontinuität: Der Bungalow als naturbezogenes Wohnhaus 146 5.3 Resümee: Ikonografie und Denotation 161 2 6 Historische Konnotationen. Der Bungalow als Objekt der Architekturmoderne und seine soziale Geografie 166 FS3 Fallstudien VII–IX | Der Bungalow als Objekt der Architekturmoderne 167 VII „Trompetenstoß der Moderne“?: Haus Riedel, Haan (P. Schneider-Esleben, 1953) 167 VIII „Vitales Behagen“: Haus Rang, Königstein im Taunus (R. Neutra, 1964) 172 IX „Wohnen für Deutschland“: Der Kanzlerbungalow, Bonn (S. Ruf, 1964) 176 6.1 (Dis-)Kontinuität der Moderne: Der Bungalow in der architekturhistorischen Rezeption 187 FS4 Fallstudien X–XII | Suggestion einer „nivellierten Mittelschichtsgesellschaft“ 208 X Das Haus für jedermann: Quelle-Bungalow (E. Berge, 1962) 208 XI Weite in der Dichte: Wohnhausgruppe, Kaarst (F. Eller, E. Moser, R. Walter, 1962) 212 XII Moderne Großbürgerlichkeit: Haus Heimsoeth, Leverkusen (W. Brune, 1963) 215 6.2 Privates Wirtschaftswunder und Ideologie der Mittelschichtsgesellschaft: Zur sozialen Geografie des westdeutschen Bungalows 218 6.3 Resümee: Historische Konnotationen 241 7 Zusammenfassung 246 AUSBLICK UND VERZEICHNISSE 258 8 Ausblick 258 8.1 Zu den Implikationen für die Referenzbauten in den USA 258 8.2 Vom Zustand der untersuchten Beispiele 261 8.3 Zur Relevanz für das Bungalow-Revival im 21. Jahrhundert 264 9 Anhang 266 9.1 Dank 266 9.2 Liste der geführten Interviews 267 9.3 Literaturverzeichnis 268 9.4 Quellenverzeichnis der Abbildungen 280 TEIL 2 10 Katalog 283 64 westdeutsche Bungalows 1952–1969 3 Zusammenfassung Die Dissertation ist eine grundlegende Untersuchung des modernen westdeutschen Bungalows, eines prägenden Einfamilienhaustypus’ der Nachkriegszeit, der bis dato in der Literatur nur anhand von Einzelbeispielen diskutiert wurde. Einleitend wird der Forschungsstand zur globalen Bungalowhistorie referiert, vor allem der Ursprung in Indien und der Genese des westlichen Bungalows in Groß-britannien und den USA. Überblicksartig werden darüber hinaus die Historie des Einfamilienhauses und der politisierten Architekturmoderne in Deutschland vor 1945 sowie die soziologischen Rahmen-bedingungen des Bungalowbooms in Nachkriegsbundesrepublik dargelegt, u. a. die Ideologie der Mittelschichtsgesellschaft. Der Hauptteil präsentiert die Forschungsergebnisse einer Analyse von 64 exemplarischen westdeutschen Bungalows 1952-1969. Diese wurden auf Basis einer systematischen Literatur- recherche ausgewählt und klassifiziert, sie werden im Katalogteil in Form eines Werkverzeichnisses westdeutscher Bungalows vorgestellt. Im Hauptteil wird zunächst die spezifisch westdeutsche Begrifflichkeit des Nachkriegsterminus Bungalow herausgearbeitet – die Überlagerung des Bungalow-begriffs mit der zeitgenössischen Architekturmoderne – und der westdeutsche Bungalowboom wird in drei überlappende Phasen periodisiert: 1. die Latenzphase 1948-54, in der Veröffentlichungen inter-nationaler Leitbilder wie Richard Neutras kalifornischer Wohnhäuser die Genese der westdeutschen Bungalowarchitektur vorbereiten; 2. die zentrale, bildgebende Phase 1952-69, in der Bungalows in der Bundesrepublik realisiert und publiziert werden; 3. die Phase der Popularisierung 1963-1982, in der dieser Bautyp massenhaft Verbreitung findet. In der Folge werden die Ergebnisse zu den untersuchten Bungalowprojekten zunächst hinsichtlich ihrer Ikonografie, Materialität und Konstruktion sowie ihrer Typologie und ihres Naturbezugs erläutert. Es wird gezeigt, dass es sich bei der ikonografischen Darstellung des Bungalows als verglastem Pavillon um eine mediale Konstruktion handelt, die hier als die Pavillonisierung des Bungalows bezeichnet wird. Diese unterschlägt die Doppelgesichtigkeit des Bungalowtypus: neben der verglasten Gartenseite ist eine deutlich geschlossenere Straßenfassade ebenso charakteristisch für diesen Typus. Trotz der jeweils unterschiedlich ausgebildeten räumlichen Bezüge zum privaten Garten weisen alle drei identifizierten Bungalowtypen (Winkelbungalow, Rechteckbungalow, Wohnhofbungalow) diese Dualität auf. Abschließend werden die Erkenntnisse hinsichtlich der historischen Konnotationen präsentiert. In der Architekturgeschichte wurde der Bungalow durch Motive rezipiert, die ihm im Kontext der Moderne Relevanz verliehen, z. B. das Motiv des allseitig verglasten Pavillons oder des fließenden Raums. Die sozialhistorische Betrachtung der Beispiele verdeutlicht jedoch, dass es der moderne Wohnhaus-charakter war, insbesondere die Synthese von weiträumigeren Wohnbereichen und kleinteiligen Strukturen mit praktisch-funktionalen Individualräumen, die den skalierbaren Bungalowtypus zu einem idealen Wohnhaustypus für eine breite Bevölkerungsschicht machte. In seiner Modellhaftigkeit leicht zu identifizieren und hinsichtlich der Größe schwer einzuschätzen, wurde der flache Bungalow in der Nachkriegsbundesrepublik zum Symbol einer nivellierten Mittelschichtsgesellschaft. 4 Abstract This PhD dissertation analyses the West-German modernist bungalow, a formative type of post- war single-family home that has so far only been discussed academically by way of individual examples. The introduction begins with the state of research on the global history of bungalow culture (esp. its origin in colonial India and the genesis of the Western bungalow in the UK and the US). This is complemented by an overview of architectural modernism’s political connotations and the history of the single-family home in Germany before 1945, and the sociological circumstances of the bungalow boom in post-war West-Germany, e.g. die ideology of the middle-class society. The dissertation’s main part presents the research findings of an analysis of 64 exemplary West- German bungalows 1952-1969. Chosen and classified by way of a systematic literature review, these 64 bungalows are represented in the final section as a catalogue raisonné of the West- German bungalow. The main part starts with an elaboration of the specifically West-German concept of the post-war term Bungalow: the superimposition of the term bungalow with contemporary architectural modernism. Three phases of West-German bungalow boom are identified: 1. The period of latency 1948-54 when West-German publications of international models like Richard Neutra’s Californian houses prepare the genesis of West-German bungalow architecture. 2. The pivotal and defining period 1952-69 when modern bungalows were built and published in West-Germany. 3. The period of popularisation 1963-1982 when modern bungalow architecture was realised in large quantities. Subsequently, the research findings about the analysed bungalows are explicated, firstly with regard to their iconography, materiality and structural aspects as much as their typology and relationship to nature. It is