Eröffnung der Vernehmlassung zum neuen Gesetz über elektronische Medien

Bern, 21.06.2018 - Künftig wird die Förderung der Service-public-Leistungen im Bereich der elektronischen Medien auf Online-Angebote ausgeweitet werden und nicht mehr nur auf Radio und Fernsehen beschränkt sein. Im Online-Bereich werden finanzielle Mittel jedoch nur für Service-public-Leistungen gewährt, die im Wesentlichen auf Audio- und Videoinhalte setzen und nicht reine Textangebote sind. Am 20. Juni 2018 hat der Bundesrat grünes Licht gegeben für die Eröffnung der Vernehmlassung zum Entwurf des neuen Bundesgesetzes über elektronische Medien (BGeM). Darin vorgesehen ist auch die Schaffung einer unabhängigen Regulierungsbehörde, um eine grössere Staatsferne zu gewährleisten. Das neue Gesetz zielt ausserdem darauf ab, das Regelwerk für Medien ohne Service-public-Auftrag weiter zu lockern. Das BGeM soll das heutige Radio- und Fernsehgesetz ersetzen. Die interessierten Kreise können bis am 15. Oktober 2018 zur Vorlage Stellung nehmen.

Durch die Digitalisierung spielen Online-Medien eine immer wichtigere Rolle in der Medienlandschaft. Im Entwurf des neuen BGeM wird dieser Entwicklung Rechnung getragen, indem die Grundlagen geschaffen werden für die Finanzierung von Service- public-Angeboten, die von elektronischen Medien online bereitgestellt werden (z.B. On- Demand-Angebote im Internet).

Das neue BGeM sieht vor, elektronische Medien für ihre Service-public-Leistungen zu unterstützen, die sie vor allem in Form von Audio und Video und unabhängig vom Medium erbringen (Radio, Fernsehen oder online). Der Bundesrat ist überzeugt, dass der in die Vernehmlassung gegebene Rechtsrahmen ein umfassendes, unabhängiges und qualitativ hochstehendes Service-public-Angebot fördert, das für das Funktionieren des demokratischen Systems der Schweiz notwendig ist. Es dürfte zudem die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Anbieterinnen erleichtern.

Direkte und indirekte Medienförderung

Auf nationaler Ebene wird die SRG weiterhin umfassende Medienangebote in den Bereichen Information, Kultur, Bildung sowie Unterhaltung und Sport in allen Sprachregionen anbieten müssen. Eine öffentliche Unterstützung wird auch Medienanbieterinnen gewährt, die Service-public-Leistungen erbringen, entweder auf lokaler oder regionaler Ebene oder für bestimmte Zielgruppen oder unter Einbezug des Publikums unter journalistisch professioneller Anleitung. Die Unterstützung hängt von den erbrachten, in einer Vereinbarung festgelegten Leistungen ab. Die Beurteilung der Unterstützungsgesuche erfolgt nach Kriterien wie publizistische Leistung, Zielgruppe und Mehrwert im Vergleich zu anderen Angeboten in der gleichen Region. Die Vereinbarungen werden zwischen der neuen unabhängigen Regulierungsbehörde und den Medienanbieterinnen getroffen. Ebenfalls durch die Abgabe unterstützt wird die Produktion, Ausstrahlung und Aufbereitung von Medienangeboten für Menschen mit Sinnesbehinderungen.

Darüber hinaus ist geplant, die bereits im aktuellen Gesetz vorgesehene indirekte Förderung der Aus- und Weiterbildung auszuweiten. Dafür stehen höchstens zwei Prozent des Ertrags der Abgabe zur Verfügung. Diese indirekte Förderung kann auch journalistischen Selbstregulierungsorganisationen im Bereich des Journalismus, Nachrichtenagenturen oder für innovative IT-Lösungen gewährt werden.

Die SRG

Mit dem Entwurf des BGeM werden die Regeln für die SRG geändert: Vorgesehen ist insbesondere, dass der Bundesrat neue Höchstbeträge, z. B. einen Maximalbetrag für die kommerziellen Einnahmen, oder den für bestimmte Bereiche mindestens zu verwendenden Anteil des Unterstützungsbetrags festlegen kann. Dadurch kann er beispielsweise verlangen, dass die Hälfte der Abgabe für die Information verwendet werden muss. Ausserdem bleibt für die SRG die Werbung in Radioprogrammen verboten und die Möglichkeit der Online- Werbung ausgeschlossen. Weiter wird im Gesetzesentwurf der Grundsatz verankert, dass die SRG mit anderen Medienunternehmen zusammenarbeiten darf und diesen ihre eigenen Inhalte zu fairen und nichtdiskriminierenden Bedingungen zur Verfügung stellen muss. Der Bundesrat wird zudem ermächtigt, die Mittel zu bestimmen, welche die SRG für Koproduktionen in den Bereichen Unterhaltung und Sport mit anderen schweizerischen Medienanbieterinnen einsetzen muss.

Neue Kommission für elektronische Medien

Das BGeM überträgt der neuen Kommission für elektronische Medien die Aufgaben, die derzeit vom Bundesrat, dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation und dem BAKOM wahrgenommen werden. Diese Kommission ist von der Bundesverwaltung unabhängig und wird aus vom Bundesrat gewählten Sachverständigen bestehen. Sie wird zuständig sein für die Konzessionserteilung an die SRG, den Abschluss von Leistungsvereinbarungen mit anderen Medienanbieterinnen, welche Service-public- Leistungen erbringen, und für die Wahrnehmung von Aufsichtsaufgaben.

Deregulierung

Radiostationen ohne Leistungsauftrag fallen nicht unter das neue Gesetz. Für Fernsehveranstalterinnen ohne Leistungsauftrag gelten aufgrund internationaler Verpflichtungen weiterhin Mindestvorschriften wie z. B. Werbe- oder Jugendschutzbestimmungen. Die Meldepflicht von Programmen wird abgeschafft. Auch mehrere Fördermassnahmen fallen weg, insbesondere die Förderung neuer Technologien oder die Unterstützung der Nutzungsforschung.

Zeitplan Das Vorhaben, das bisherige RTVG durch ein neues Gesetz über elektronische Medien zu ersetzen, wurde bereits im Juni 2016 im Bericht des Bundesrates zum Service public im Medienbereich definiert. Nach der Vernehmlassung, die bis zum 15. Oktober dauert, wird der Bundesrat unter Berücksichtigung der Stellungnahmen eine Botschaft an das Parlament verfassen.

Adresse für Rückfragen

Bundesamt für Kommunikation BAKOM Medienstelle, +41 58 460 55 50 , [email protected]

Herausgeber

Der Bundesrat https://www.admin.ch/gov/de/start.html

Generalsekretariat UVEK https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/home.html

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/home.html

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK

Juni 2018

Vernehmlassung: Entwurf eines neuen Bundesgesetzes über elektronische Medien

Erläuternder Bericht

Inhalt

Vernehmlassung: Entwurf eines neuen Bundesgesetzes über elektronische Medien...... 1 1 Ausgangslage ...... 4 1.1 Die heutige Regelung ...... 4 1.2 Die Entwicklung der schweizerischen Medienlandschaft seit 2007 ...... 5 1.2.1 Entwicklungen bei Radio, TV, Presse und Online ...... 5 1.2.2 Technologische Entwicklung ...... 6 1.2.3 Mediennutzung ...... 7 1.2.3.1 Radio ...... 7 1.2.3.2 Fernsehen ...... 8 1.2.3.3 Printmedien...... 9 1.2.3.4 Internet ...... 9 1.2.4 Wirtschaftliche Entwicklung ...... 10 1.2.4.1 Werbemarkt ...... 10 1.2.4.2 Wirtschaftliche Entwicklung im Bereich der Radios ...... 11 1.2.4.3 Wirtschaftliche Entwicklung im Bereich des Fernsehens ...... 11 1.2.4.4 Entwicklung im Bereich anderer Medien ...... 11 1.3 Ergebnis: Neues Gesetz ist notwendig ...... 11 1.4 Erledigung parlamentarischer Vorstösse ...... 12 2 Ziele und Schwerpunkte des Entwurfs ...... 12 2.1 Ziel des Gesetzes über elektronische Medien ...... 12 2.2 Geltungsbereich ...... 13 2.3 SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung ...... 14 2.3.1 SRG ...... 14 2.3.2 Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung ...... 14 2.4 Übertragung ...... 14 2.5 Indirekte Medienförderung ...... 15 2.6 Abgabe für elektronische Medien ...... 15 2.7 Inhaltliche Mindestanforderungen ...... 15 2.8 Allgemeine Massnahmen zur Sicherung der Vielfalt ...... 15

1 / 85 2.9 Werbung und Sponsoring ...... 16 2.10 Zuständigkeitsordnung ...... 16 2.11 Aufsicht und Rechtsschutz ...... 17 2.12 Die wichtigsten Änderungen gegenüber dem geltenden Recht ...... 17 2.13 Übergangsbestimmungen ...... 19 3 Erläuterungen zu den einzelnen Gesetzesbestimmungen ...... 19 3.1 1. Titel: Allgemeine Bestimmungen ...... 19 3.2 2. Titel: Grundsätze ...... 22 3.3 3. Titel: Werbung und Sponsoring ...... 28 3.4 4. Titel: SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung ...... 32 3.4.1 1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen ...... 32 3.4.2 2. Kapitel: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft ...... 33 3.4.2.1 1. Abschnitt: Leistungsauftrag ...... 33 3.4.2.2 2. Abschnitt: Zusammenarbeit ...... 37 3.4.2.3 3. Abschnitt: Zugang zu den Medienbeiträgen ...... 38 3.4.2.4 4. Abschnitt: Information der Bevölkerung in Krisensituationen ...... 39 3.4.2.5 5. Abschnitt: Tätigkeiten ausserhalb des Leistungsauftrags ...... 39 3.4.2.6 6. Abschnitt: Organisation ...... 40 3.4.2.7 7. Abschnitt: Finanzierung ...... 41 3.4.2.8 8. Abschnitt: Berichterstattung und Aufsicht ...... 42 3.4.3 3. Kapitel: Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung ...... 43 3.4.3.1 1. Abschnitt: Gegenstand der Leistungsvereinbarungen ...... 43 3.4.3.2 2. Abschnitt: Abschluss von Leistungsvereinbarungen ...... 45 3.4.3.3 3. Abschnitt: Finanzierung ...... 47 3.4.3.4 4. Abschnitt: Berichterstattung und Leistungsüberprüfung ...... 48 3.5 5. Titel: Übertragung von Medienangeboten ...... 49 3.6 6. Titel: Indirekte Medienförderung ...... 53 3.7 7. Titel: Medienforschung und Statistik ...... 54 3.8 8. Titel: Abgabe für elektronische Medien...... 55 3.8.1 1. Kapitel: Allgemeines ...... 55 3.8.2 2. Kapitel: Haushaltabgabe ...... 56 3.8.3 3. Abschnitt: Unternehmensabgabe ...... 58 3.9 9. Titel: Kommission für elektronische Medien ...... 59 3.10 10. Titel: Aufsicht und Rechtsschutz ...... 62 3.10.1 1. Kapitel: Allgemeine Aufsicht ...... 62 3.10.2 2. Kapitel: Aufsicht über den Inhalt von Medienbeiträgen und Recht auf Aufnahme in das Medienangebot ...... 64 3.10.2.1 1. Abschnitt: Beanstandungsverfahren bei der Ombudsstelle ...... 64 3.10.2.2 2. Abschnitt: Beschwerdeverfahren bei der unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medien ...... 65 3.10.2.3 3. Abschnitt: Unabhängige Beschwerdeinstanz für elektronische Medien ...... 66 3.10.2.4 4. Abschnitt Ombudstellen ...... 66 3.10.3 3. Kapitel: Rechtsschutz ...... 67 3.11 11. Titel: Verwaltungsgebühren ...... 67 3.12 12. Titel: Schlussbestimmungen ...... 68 3.12.1 1. Kapitel: Vollzug sowie Aufhebung und Änderung anderer Erlasse ...... 68 3.12.2 2. Kapitel: Übergangsbestimmungen ...... 68 3.13 Änderung anderer Erlasse ...... 69 4 Auswirkungen ...... 70 2 / 85 4.1 Finanzielle und personelle Auswirkungen...... 70 4.1.1 Auswirkungen auf Bund, Kantone und Gemeinden ...... 70 4.1.2 Neue Kommission für elektronische Medien (KOMEM) ...... 70 4.1.3 Auslandangebot ...... 71 4.2 Volkswirtschaftliche Auswirkungen ...... 72 4.2.1 Auswirkungen auf Unternehmen und Haushalte ...... 72 4.2.2 Auswirkungen auf den Wettbewerb, die internationale Öffnung und die Standortattraktivität ...... 73 4.2.3 Volkswirtschaftliche Gesamtwirkung ...... 73 4.3 Gesellschaftliche Auswirkungen ...... 74 5 Legislaturplanung ...... 74 6 Verhältnis zum internationalen Recht ...... 74 6.1 Vereinbarkeit mit internationalen Verpflichtungen der Schweiz ...... 74 6.2 Rechtsvergleich mit dem europäischen Recht ...... 76 6.2.1 «Kreatives Europa» ...... 76 6.2.2 Abweichungen von der AVMD-RL ...... 77 7 Rechtliche Grundlagen ...... 78 7.1 Bundesverfassung ...... 78 7.2 Rechtsetzungsdelegationen ...... 80 Abkürzungen ...... 82

3 / 85 1 Ausgangslage 1.1 Die heutige Regelung

Das aktuelle Bundesgesetz über Radio und Fernsehen vom 24. März 2006 (RTVG; SR 784.40) regelt die Veranstaltung von traditionellen Radio- und Fernsehprogrammen. Die publizistischen Leistungs- aufträge sind auf eine klassische Mediennutzung ausgerichtet. Die Verbreitung erfolgt über Rundfunk- netze mit beschränkten Frequenzkapazitäten.

Die SRG hat einen umfassenden nationalen bzw. sprachregionalen Leistungsauftrag. Sie veranstaltet Radio- und Fernsehprogramme in allen Sprachregionen und auf Rätoromanisch. Der Erfüllung des Leistungsauftrages dient auch das übrige publizistische Angebot (insbesondere Online-Angebot, Tele- text), das ebenfalls unter die Bestimmungen des RTVG fällt. Die SRG versorgt die Bevölkerung inhalt- lich umfassend mit gleichwertigen Programmen in allen drei Amtssprachen, fördert den Zusammenhalt der Gesellschaft, fördert die Schweizer Kultur und bietet ein Auslandangebot an (insbesondere mit ). Den Hauptteil ihres Angebotes bereitet die SRG für Menschen mit Sinnesbehinderungen auf. Die Anzahl der Programme, die Inhalte des übrigen publizistischen Angebots, die Art der Verbrei- tung und die Zusammenarbeit mit den Kulturschaffenden werden in der Konzession durch den Bun- desrat konkretisiert.

Tätigkeiten der SRG ausserhalb der Konzession dürfen den Entfaltungsspielraum anderer Medienun- ternehmen nicht erheblich beeinträchtigen. Das UVEK kann Auflagen machen oder die Tätigkeit unter- sagen.

Auf lokal-regionaler Ebene hat der Bundesrat flächendeckende Versorgungsgebiete definiert (13 Ver- sorgungsgebiete TV, 32 Versorgungsgebiete Radio). Darauf basierend werden Radio- und Fernseh- konzessionen mit einem Leistungsauftrag und teilweise mit einem Abgabenanteil erteilt. Veranstalter mit einer solchen Veranstalterkonzession haben ein Zugangsrecht auf die Verbreitungsinfrastruktur jener Fernmeldedienstanbieterinnen, welche Radio- und Fernsehprogramme verbreiten (drahtlos-ter- restrisch und über Leitungen). Für diese Veranstalter stehen heute fünf, ab 2019 sechs Prozent des Abgabenertrags (81 Mio. Franken jährlich) zur Verfügung.

Radio- und Fernsehveranstalter ohne Leistungsauftrag unterliegen einer Meldepflicht.

Alle Radio- und Fernsehveranstalter haben die Programmvorschriften (Achtung der Menschenwürde, öffentliche Sittlichkeit etc.) und die Jugendschutzbestimmungen (Wahl der Sendezeit oder sonstige Massnahmen zum Schutz von Minderjährigen) einzuhalten, und für sämtliche redaktionellen Sendun- gen mit Informationsgehalt gilt das Sachgerechtigkeitsgebot. Für konzessionierte Programme gilt für die Gesamtheit ihrer redaktionellen Sendungen das Vielfaltsgebot.

Die nationalen und sprachregionalen Fernsehveranstalter - Veranstalter ohne Konzession - haben zu- dem weitere Auflagen: Im Rahmen des praktisch Durchführbaren und mit angemessenen Mitteln sind europäische Werke und unabhängige Produktionen zu berücksichtigen, zudem bestehen Pflichten zur Förderung des Schweizer Films (mindestens 4 Prozent der Bruttoeinnahmen) sowie zur Aufbereitung für Menschen mit Sinnesbehinderungen (mindestens eine Sendung pro Woche).

Für sämtliche Radio- und Fernsehveranstalter gelten das Werbetrenngebot, verschiedene Werbever- bote (politische und religiöse Werbung, Werbung für Tabakprodukte und gebrannte Wasser, ver- schreibungspflichtige Arzneimittel), das Schleichwerbeverbot, die Werbezeitbeschränkung (12 Minu- ten pro Stunde), Beschränkungen zur Unterbrecherwerbung und ein Transparenzgebot im Sponso- ring. Der Bundesrat hat von der Delegation Gebrauch gemacht und in der Verordnung die meldepflich- tigen Radios und die meldepflichtigen nicht grenzüberschreitenden Fernsehstationen von den Rege- lungen zur Werbezeit und zur Unterbrecherwerbung ausgenommen. Die Werbe- und Sponsoringbe- stimmungen sind weitgehend mit den europäischen Regelwerken harmonisiert.

4 / 85 Für die SRG gilt von Gesetzes wegen ein Werbeverbot in den Radioprogrammen. Gemäss Bundes- ratsverordnung unterliegt die SRG zudem einem Werbeverbot im Online-Angebot und strengeren Re- geln zur Unterbrecherwerbung und zur Werbedauer.

Das RTVG sieht neben der Unterstützung von Leistungsaufträgen weitere Fördermassnahmen vor, insbesondere die Unterstützung der Aus- und Weiterbildung von Medienschaffenden, der Radio-Ver- breitung (Technologieförderung, Verbreitung in Bergregionen), der Untertitelung von Nachrichtensen- dungen der Regionalfernsehen, der Nutzungsforschung sowie von Archivierungsprojekten.

Finanziert werden die Service-public-Leistungen sowie die meisten anderen Fördermassnahmen mit der Radio- und Fernsehempfangsgebühr, die bei Haushalten und Betrieben mit einem betriebsberei- ten Empfangsgerät erhoben wird (SRG, Leistungsaufträge anderer Veranstalter, Untertitelung von Nachrichtensendungen der regionalen Fernsehveranstalter, Archivierungsprojekte, Stiftung für Nut- zungsforschung, neue Verbreitungstechnologien). Die Empfangsgebühr wird ab 1. Januar 2019 durch die geräteunabhängige Radio- und Fernsehabgabe abgelöst.

Bei den konzessionierten Veranstaltern wird eine Konzessionsabgabe erhoben, die für die Medienfor- schung und die Unterstützung neuer Verbreitungstechnologien (DAB+-Verbreitung) verwendet wird. Zudem stehen allgemeine Bundesmittel zur Verfügung, mit denen die Verbreitung von Radioprogram- men in Bergregionen und die Aus- und Weiterbildung (Subvention an Institutionen) mitfinanziert wer- den.

Das RTVG sieht vielfaltssichernde Instrumente vor. Das Kurzberichterstattungsrecht bei öffentlichen Ereignissen mit Exklusivabreden und der freie Zugang zu Ereignissen von erheblicher gesellschaftli- cher Bedeutung sichern den freien Empfang in diesen Bereichen ab. Wenn die Wettbewerbskommis- sion (WEKO) eine marktbeherrschende Stellung in einem der medienrelevanten Märkte feststellt und ein Programmveranstalter oder ein anderes im Radio- und Fernsehmarkt tätiges Unternehmen diese Stellung missbraucht, kann das UVEK zudem vom Radio- oder Fernsehveranstalter vielfaltssichernde Massnahmen verlangen (z.B. Zusammenarbeit mit anderen Marktteilnehmern, Redaktionsstatut).

Mit einem Beitrag an die Entwicklung und Beschaffung von Erhebungsmethoden und -systemen wird die Erhebung wissenschaftlicher Daten zur Radio- und Fernsehnutzung unterstützt. Damit soll sicher- gestellt werden, dass den schweizerischen Radio- oder Fernsehveranstaltern und der Forschung hin- reichende Nutzungsdaten zur Verfügung stehen.

Der Bundesrat erteilt der SRG die Konzession, die lokal-regionalen Konzessionen werden vom UVEK erteilt. Das BAKOM ist allgemeine Aufsichtsbehörde, das UVEK ist punktuell mit Aufsichtsaufgaben betraut (SRG-Finanzaufsicht, Aufsicht über nicht konzessionierte Tätigkeiten der SRG). Für Pro- grammbeschwerden ist die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) zustän- dig; ihr vorgelagert sind Ombudsstellen ohne Entscheidungsbefugnis.

Die Funkkonzessionen für die Verbreitung von Radio- und Fernsehveranstaltern richten sich nach dem Fernmelderecht (Fernmeldegesetz vom 30. April 1997, FMG, SR 784.10).

1.2 Die Entwicklung der schweizerischen Medienlandschaft seit 2007

1.2.1 Entwicklungen bei Radio, TV, Presse und Online Die jüngere Entwicklung der Medienlandschaft ist massgeblich geprägt durch die Digitalisierung. Diese hat alle Mediengattungen (Radio, Fernsehen, Presse, Online) beeinflusst, und sie hatte und hat unter anderem Folgen für die Wettbewerbsverhältnisse. Sie hat einerseits zu einer Zunahme von Sparten- und Zielgruppenangeboten geführt. Diese «Special-Interest»-Angebote konnten und können sich in Nischen etablieren. Anderseits sind journalistisch aufbereitete universelle Informationsange- bote («General-Interest»-Angebote) unter Druck geraten. Entsprechend entwickelten und entwickeln

5 / 85 sich die verschiedenen Medienbereiche zunehmend hin zu einer «Long-Tail»-Struktur. Diese ist cha- rakterisiert durch wenige reichweitenstarke universelle Angebote und viele reichweitenschwache Ni- schen-Angebote.

Dementsprechend hat die Zahl der von privaten Anbietern produzierten und verbreiteten Radioange- bote seit 2007 stark zugenommen. Unterdessen gibt es 150 private Radioprogramme, davon sind 46 konzessioniert. Diese Entwicklung wurde durch die Aufhebung der Konzessionspflicht (ersetzt durch eine generelle Meldepflicht) durch das RTVG 2006 und die zunehmende Etablierung der Verbrei- tungstechnologie DAB+ sowie der Radioverbreitung via Internet ermöglicht. Zugenommen haben in erster Linie Musikspartenprogramme, die zum Teil von bereits bestehenden Anbietern lanciert wur- den. Stabil ist seit der Neukonzessionierung im Jahr 2008 hingegen die Zahl der privaten Radios mit einem Leistungsauftrag im Bereich der regionalen Information geblieben, deren Konzessionen bis Ende 2019 gültig sind. Auch die SRG sendet unverändert 17 Programme.

Noch stärker war seit 2007 die Zunahme der schweizerischen Fernsehangebote. Heute sind neben der SRG, die unverändert 7 TV-Programme anbietet, 13 private Regionalfernsehveranstalter konzes- sioniert. Hinzu kommen 166 gemeldete TV-Programme. Dabei handelt es sich vor allem um neue Sparten- und Zielgruppenprogramme, die sich auf Unterhaltung konzentrieren. (Zur Nutzung und wirt- schaftlichen Entwicklung des Fernsehens vgl. Ziffer 1.2.3.2 und 1.2.4.3)

Im Bereich der Tageszeitungen hat die Anbieterkonzentration im neuen Jahrtausend weiter zugenom- men. Zugenommen hat indes nicht nur die Marktkonzentration, sondern auch die Mehrfachverwertung von Inhalten, zu einem wesentlichen Teil über sogenannte Mantelzeitungen. Damit wurde die Bericht- erstattung zu internationalen, nationalen und wirtschaftlichen Themen in der Tendenz homogenisiert.

Im Bereich der Online-Informationsmedien beginnt sich in der Schweiz eine Struktur abzuzeichnen, die dem oben skizzierten Long-Tail entspricht: Einigen wenigen reichweitenstarken Angeboten – meist von traditionellen Medienhäusern – stehen viele Nischenangebote gegenüber.

1.2.2 Technologische Entwicklung Die vielfältigen technischen Entwicklungen sind Folge der fortschreitenden Digitalisierung im Medien- bereich. Medienproduktion, Mediendistribution und Mediennutzung erfolgen zunehmend konvergent, d.h. losgelöst von spezifischen Produktions- und Empfangsgeräten. Mit computergestützten Geräten (z.B. Desktop, Smartphone oder Tablet) können Medieninhalte produziert, über verschiedene (digi- tale) Netze verbreitet, empfangen und genutzt werden. Die Mediennutzung erfolgt dabei zunehmend ortsunabhängig (mobil) und zeitunabhängig (zeitversetzt). Lineare Medienangebote verlieren damit tendenziell an Relevanz. Die Mediennutzung orientiert sich zunehmend nicht mehr am Zeitpunkt der Ausstrahlung einer Sendung. Konvergenz zeigt sich auch bei der Inhaltsproduktion. Fernsehveranstal- ter bereiten ihre Angebote für das Internet auf und «ummanteln» sie mit Textinformationen, Zeitungs- verleger integrieren Audios und Videos in ihre Online-Portale etc. Zudem sind neben die traditionellen Medienhäuser neue Konkurrenten in den Medienmarkt eingetreten. Einerseits haben z.B. die klassi- schen Infrastrukturbetreiber (z.B. Swisscom oder UPC) oder Gerätehersteller eigene Medienangebote aufgebaut oder solche aufgekauft und weiterentwickelt. Anderseits haben Unternehmen aus dem Kon- sumgüterbereich (z.B. RedBull) erfolgreich eigene (Unterhaltungs-)Medienangebote lanciert.

Radio wird heute noch vorwiegend auf drahtlos-terrestrischem Weg empfangen. Rund 25 Prozent der Haushalte hören Radioprogramme über Kabel- und IPTV-Netze sowie über das Internet. Derzeit ist die Umstellung der drahtlos-terrestrischen Verbreitung von analog auf digital im Gang. 2009 wurde die digitale Radioverbreitung (DAB+) lanciert. Das Ende der UKW-Verbreitung ist spätestens per Ende 2024 geplant. Daher dürfte UKW in wenigen Jahren bedeutungslos werden. Bei der digitalen Direkt- verbreitung besteht Regulierungsbedarf, namentlich hinsichtlich eines gesicherten Zugangs zu den nach wie vor knappen Plattform-Kapazitäten (DAB+).

Seit dem Jahr 2007 erfolgte die schrittweise Einführung des digitalen Fernsehens. Unterdessen wird TV gänzlich digital verbreitet. In den Bereich der Leitungsverbreitung fallen traditionelle Kabelnetze

6 / 85 (DVB-C). Daneben werden seit 2006 die Signale auch im DVB-IP-Standard verbreitet. Diesen Stan- dard nutzen vor allem Betreiberinnen von Telefonnetzen wie Swisscom oder Sunrise. Neben der Ver- breitung über diese sogenannten «Managed Networks» mit einer kontrollierten Qualität gewinnt die Verbreitung über das Internet (OTT oder Web-TV) stark an Bedeutung. Im Unterschied zu den «Mana- ged Networks» erfolgt hier die Übertragung ohne die Zusicherung einer bestimmten Empfangsqualität.

Die grosse Mehrheit der Schweizer Haushalte nutzen ihre Fernsehinhalte noch über Kabel- und IP- TV-Netze. Die terrestrische Nutzung via DVB-T ist mit einem Anteil von zwei bis drei Prozent gering. Dies gilt auch für den Satellitenempfang, der von rund 10 Prozent der Haushalte genutzt wird. Hin- sichtlich der ausschliesslichen Nutzung von Rundfunkangeboten über das Internet liegen für die Schweiz keine Zahlen vor. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Nutzung dank der zunehmend vergleichbaren Qualität von OTT-Diensten und der tendenziell günstigeren Kostenstruktur an Bedeu- tung gewinnen wird. Dies dürfte die Position von internationalen Anbietern von Unterhaltungsangebo- ten (z.B. Netflix) stärken.

In einer zunehmend vernetzten Welt wird auch der Wettbewerb zunehmend internationaler. Die Ver- vielfachung der Übertragungskapazitäten, die Verringerung der Produktions- und Distributionskosten und der vereinfachte Zugang zu internationalen (Online-)Angeboten haben zu einer Vervielfachung des verfügbaren Angebots geführt. Vor diesem Hintergrund eines unüberschaubaren Angebots wird die Auffindbarkeit von gewünschten Inhalten zur Herausforderung. Intermediäre, deren Leistung etwa in der Bündelung oder der besonders geordneten Bereitstellung von digitalen Inhalten besteht (z.B. Suchmaschinen, Social Media oder Plattformen für nutzergenerierte Inhalte), haben deshalb an Be- deutung gewonnen. Sie bestimmen durch die Gestaltung der Selektionskriterien (Algorithmen) über die Auffindbarkeit von Inhalten und damit deren Nutzungswahrscheinlichkeit und im Fall von Google und Facebook zudem die Bedingungen der Werbeakquisition im Onlinebereich auch für die Schweiz wesentlich mit.

1.2.3 Mediennutzung 1.2.3.1 Radio Seit 2002 sind die Reichweiten und Marktanteile der Radiogruppen in allen Sprachregionen mehr oder weniger stabil geblieben: Die konzessionierten Programme der SRG und der Privaten dominieren den Markt mit einem Anteil von rund 92 Prozent: Mit Abstand am meisten Zuspruch finden dabei die SRG- Radioprogramme. Ihr Marktanteil beträgt rund 65 Prozent. Die konzessionierten Privatradios weisen schweizweit insgesamt einen Marktanteil von gut 27 Prozent aus. Von geringerer Bedeutung sind die ausländischen Radios sowie die nicht konzessionierten schweizerischen Programme (Marktanteil von rund 6 bzw. gut 2 Prozent).

Die Radionutzung unterscheidet sich nach dem Alter: Zum einen sind die Reichweiten bei den jungen Radiohörerinnen und -hörern deutlich geringer als jene bei den Altersgruppen ab 45. Die grössten Reichweiten in den Altersgruppen 15- bis 34-Jährig haben die konzessionierten Schweizer Privatra- dios vor den SRG-Programmen. Beim Publikum ab 45 sind die Reichweiten der SRG-Radios am höchsten.

7 / 85 Abbildung 1 Radio-Nutzung: Reichweiten nach Veranstalter- und Altersgruppe in Tausend

3500.0 3000.0 Radios Ausland 2500.0 2000.0 Nicht konzessionierte Radios CH 1500.0 Konzessionierte 1000.0 Privatradios CH SRG 500.0 Reicheweiten in Reicheweiten Tausend 0.0 15-24 25-34 35-44 45-59 60+ Altersgruppen

Quelle: Mediapulse 2018, Auswertung des 1. Semesters 2017 im Auftrag des BAKOM

Eine deutliche Veränderung zeigt sich im Langzeitvergleich bei der Dauer der Radionutzung, die sich insgesamt klar verringert hat: Bei den SRF-Radios reduzierte sich die Nutzungsdauer von rund 70 Mi- nuten täglich im Jahr 2002 auf 60 Minuten im Jahr 2016 (minus 14%). Bei den RTS-Radios reduzierte sich die Nutzungsdauer um 19 Prozent, bei den RSI-Radios um 15 Prozent. Die Nutzungsdauer der Schweizer Privatradios ist generell deutlich geringer als jene der SRG-Radios. Allerdings stieg die Nutzungsdauer der Privatradios in der Deutschschweiz und der Svizzera italiana: In der Deutsch- schweiz von rund 29 Minuten auf 31 Minuten beziehungsweise von 6 auf 17 Minuten.

Während Radio 2002 noch primär via UKW-Radio gehört wurde, hat sich in Folge der Digitalisierung unterdessen auch das Radiohören via DAB+ oder Internet etabliert. Mit einem Anteil von 61 Prozent wurde 2017 Radio bereits mehrheitlich digital genutzt, davon entfielen 34 Prozent auf die Nutzung via DAB+-Radio und 27 Prozent via Internet (Stand Herbst 2017).

1.2.3.2 Fernsehen Die SRG-TV erreichen schweizweit täglich 3,47 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Ange- bote der nicht konzessionierten kommerziellen Fernsehveranstalter finden insgesamt bei gut 1 Million Personen Zuspruch, die 13 konzessionierten Regional-TV erreichen zusammen rund 700‘000 Perso- nen. Im Unterschied zum Radio nutzt das hiesige Publikum nicht vorwiegend schweizerische Pro- gramme, sondern es dominieren ausländische Programme mit einem Marktanteil von über 60 Prozent. Der Marktanteil der SRG-Fernsehprogramme beträgt schweizweit 30 Prozent. Im Vergleich dazu ist die Bedeutung der Schweizer Privatfernsehsender auf regionaler oder sprachregionaler Ebene von geringerer Bedeutung (knapp 10%).

Die Fernsehnutzung unterscheidet sich in zweifacher Weise nach dem Alter: Zum einen schauen jün- gere Personen grundsätzlich weniger fern und zum anderen weit weniger Schweizer Programme als die Älteren (vgl. Abbildung 2). Bei den über 60-Jährigen ist die TV-Nutzung um ein Vielfaches höher als bei den jüngeren Altersgruppen. Zudem nutzen Menschen ab 45 Jahren deutlich häufiger SRG- Fernsehprogramme als die Jüngeren.

8 / 85 Abbildung 2 TV-Nutzung: Reichweiten nach Veranstalter- und Altersgruppen in Tausend 2017

300.0

250.0

200.0 TV Ausland 150.0 nicht konzessionierte Privat-TV 100.0 konzessionierte Regional-TV 50.0 Reichweiten Reichweiten in Tausend SRG TV 0.0 3-14 15-25 25-34 35-44 45-59 60+ Altersgruppen

Quelle: Mediapulse 2018, Auswertung des 1. Semesters 2017 im Auftrag des BAKOM

Die Marktanteile und Reichweiten sind auch im Fernsehbereich über die Zeit hinweg relativ stabil ge- blieben. Verändert hat sich die Nutzungsdauer. 2002 lag sie in der Deutschschweiz noch bei 141 Mi- nuten täglich, bis 2016 erfolgte ein Rückgang auf 124 Minuten. Die gleiche Tendenz ist auch in der Suisse romande feststellbar: Die TV-Nutzungsdauer reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 167 auf 144 Minuten. Im Gegensatz dazu sank die TV-Nutzung in der Svizzera italiana nur geringfügig (von 177 auf 171 Minuten täglich). Dies entspricht einer Veränderung von lediglich gut 3 Prozent, während der Rückgang in den anderen Sprachregionen mit 13 bzw. 14 Prozent viel grösser ist.

Traditionellerweise wird Fernsehen linear geschaut. Aufgrund neuer technologischer Möglichkeiten hat sich die TV-Nutzung verändert: Fernsehen wird einerseits auf unterschiedlichen Geräten geschaut (z.B. mobil), anderseits hat sich auch die zeitversetzte Fernsehnutzung etabliert. Seit 2013 wird in der Schweiz die zeitversetzte Fernsehnutzung gemessen. Der Anteil der Live-TV-Nutzung ist seither um 10 Prozentpunkte gesunken (von rund 94 auf 84 Prozent). Bei der Altersgruppe der 15-29-Jährigen ist ein Viertel der Fernsehnutzung zeitversetzt.

Die Fernsehnutzung beschränkt sich zudem nicht mehr auf die Angebote traditioneller Fernsehanbie- ter. Vielmehr stehen diese seit längerem in direkter Konkurrenz zu schweizerischen und internationa- len Bezahl-Angeboten (die z.T. auch über Internet angeboten werden) wie etwa Swisscom TV oder UPC TV (im Abonnement oder Pay-Per-View), die beide lineare wie auch On-Demand-Angebote be- reitstellen, oder auch Streaming-Plattformen wie Netflix, die Filme und Serien (im Abonnement) anbie- ten.

1.2.3.3 Printmedien Die Printmedien befinden sich seit den 2000-er Jahren in einem tiefgreifenden Wandel. Vor allem in der Deutschschweiz und in der Suisse romande hat sich die Medienkonzentration akzentuiert. Die Ta- geszeitungen werden in finanzieller Hinsicht durch Gratis-Tageszeitungen konkurrenziert, und im Zuge des digitalen Wandels vor allem durch das Internet. Folglich sind bei den Tageszeitungen die Werbe- und Abonnementseinnahmen rückläufig. In der Deutschschweiz ist die Auflage der Tages- presse (ohne Gratistitel) zwischen 2007 und 2017 um über 30 Prozent gesunken, in der Suisse ro- mande um 31 Prozent. In der Svizzera italiana zeigt sich ebenfalls ein Abwärtstrend, aber er ist weni- ger drastisch als in den anderen Sprachregionen (16 Prozent). Von einer Fortsetzung dieser Entwick- lungen ist auszugehen.

1.2.3.4 Internet Von allen Medientypen erfolgte seit 2002 die markanteste Zunahme bei der Internetnutzung. Die Inter- netnutzung gehört heute zum Alltag. Aber sie unterscheidet sich nach dem Alter. Ein digitaler Graben besteht zwischen Jung und Alt, aber die Internetnutzung ist in jüngster Vergangenheit bei Letzteren 9 / 85 ebenfalls stark angestiegen. Während heute fast 100 Prozent der Jungen das Internet regelmässigen nutzen, liegt der Anteil bei den über 75-Jährigen bei 45 Prozent. Neben der stationären Internetnut- zung hat sich seit dem Aufkommen von Smartphones und Tablets die mobile Internetnutzung stark entwickelt.

Im Internet wird eine breite Palette an Anwendungen genutzt: Das Abrufen von Informationsangebo- ten ist dabei nur eine Funktion der Onlinemedien. Diese werden vor allem auch für die Interaktion und Kommunikation (Social Media, E-Mail etc.), zur Unterhaltung, für E-Commerce oder für Transaktionen genutzt. Am meisten Zeit wird in der Schweiz mit Angeboten global tätiger Unternehmen wie Google, Facebook, Youtube, Instagram oder WhatsApp verbracht. Die Nutzungsdauer ist hierfür vier Mal län- ger als für die fünf am häufigsten genutzten Internetseiten der Schweizer Medien zusammen. Dies zeigt, in welchem Konkurrenzumfeld sich schweizerische publizistische Medien hinsichtlich der zeitli- chen Aufmerksamkeit des Publikums befinden.

Innerhalb der journalistischen Online-Angebote werden in allen Sprachregionen Angebote traditionel- ler Medienhäuser am häufigsten abgerufen. In der deutschsprachigen Schweiz findet das Angebot von 20min.ch in allen Altersgruppen mit Abstand den grössten Zuspruch, vor jenen von Blick, SRF, der NZZ und dem Tages-Anzeiger. Auch in der Suisse romande ist 20min online das am häufigsten genutzte Angebot vor jenem von RTS, Le Matin, 24heures und der Tribune de Genève. In der italie- nischsprachigen Schweiz sind die Online-Angebote von Ticinonline (Ticino online und 20min) mit Ab- stand die meistgenutzten, vor RSI, Ticinonews und dem Corriere del Ticino.

1.2.4 Wirtschaftliche Entwicklung 1.2.4.1 Werbemarkt Die schweizerischen Medienangebote finanzieren sich vorwiegend aus drei Quellen: Aus Werbeerträ- gen, Abonnementserlösen (v.a. Presse) und Gebühren (SRG, 34 private Radio- und Fernsehanbie- ter). Der klassische Schweizer Werbemarkt schrumpft seit Jahren und weist zudem eine negative Ba- sistendenz auf.

Abbildung 3 Entwicklung der Werbeumsätze nach Medien-Bereichen in Mio. CHF

3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Presse Fernsehen Radio Werbeerlös online Total Linear (Total)

Werbeumsätze in Mio. CHF nach den Bereichen Presse (Tages-, regionale Wochen- und Sonntagspresse), Fernsehen (inkl. ausländische Werbefenster) und Radio (inkl. Sponsoring): Nettowerbeumsätze. Werbeerlös online (Online Display, inkl. nicht journalistische Angebote): 2005 – 2013 Bruttowerbeumsätze, seit 2014 Nettowerbeumsätze. Quelle: Stiftung Werbestatistik Schweiz. Konstant rückläufig waren zwischen 2006 und 2015 die Verkaufserlöse der Presse, und die Zahlungs- bereitschaft für Online-Informationen ist nach wie vor tief. Leicht gestiegen sind demgegenüber die Gebühren. Im Jahr 2005 erhielt die SRG 1,1 Milliarden Franken, die privaten Radio- und Fernsehver- anstalter 14 Millionen Franken. Ab 2019 erhält die SRG 1,2 Milliarden Franken, die privaten Radio- und Fernsehveranstalter 81 Millionen Franken.

10 / 85 1.2.4.2 Wirtschaftliche Entwicklung im Bereich der Radios Die Hauptertragsquelle von privaten Radioveranstaltern sind in aller Regel Werbeerträge. Die Netto- werbeumsätze (inkl. Sponsoring) der schweizerischen Radioanbieter sind seit der Jahrtausendwende relativ stabil. Sie bewegten sich zwischen 2000 und 2017 zwischen rund 125 und rund 150 Millionen Franken. Die Radioanbieter in den wirtschaftlich starken Gebieten der deutsch- und französischspra- chigen Schweiz (z.B. Grossregion Zürich und Arc lémanique) können sich in der Regel am Markt fi- nanzieren, während die Radios in den Berg- und Randgebieten ohne Gebührenerträge wirtschaftliche Schwierigkeiten hätten und nicht überleben könnten. Dasselbe gilt für die komplementären Radios ohne Werbeerträge.

1.2.4.3 Wirtschaftliche Entwicklung im Bereich des Fernsehens Für alle konzessionierten Fernsehveranstalter sind Gebührengelder von existenzieller Bedeutung. In den letzten Jahren sind neue ausländische Anbieter wie Netflix (v.a. Serien) oder DAZN (Sport) in den Markt eingetreten, die im klassischen Pay-TV-Segment (Abonnement) anzusiedeln sind. Daneben ha- ben sich zudem vermehrt Pay-Per-View-Angebote etabliert, die die Nutzung einzelner Filme oder Sportveranstaltungen gegen Entgelt ermöglichen. Die Wachstumsraten im Schweizer Fernsehmarkt lagen in den letzten Jahren stets deutlich über jenen des Mediengesamtmarktes, und der Fernseh- markt wuchs auch in absoluten Zahlen. Allerdings entwickelten sich die Wachstumsraten der unter- schiedlichen Veranstaltertypen unterschiedlich.

Während die Werbeeinnahmen der öffentlich-rechtlichen Sender (SRG und ausländische) zwischen 2007 und 2016 leicht rückläufig waren, wuchsen die Werbeeinnahmen der privaten Schweizer Veran- stalter jährlich im Durchschnitt um rund 5 Prozent, jene der ausländischen Werbefenster um rund 7.6 Prozent. Von der positiven Entwicklung des Gesamtmarktes profitierten also in den letzten Jahren die privaten Veranstalter und insbesondere die Anbieter ausländischer Werbefenster (2016 flossen so knapp 330 Mio. CHF an Werbegeldern ins Ausland).

1.2.4.4 Entwicklung im Bereich anderer Medien Die Zeitungen sind von massiven strukturellen Problemen betroffen. Beide klassischen Erlösquellen – Werbeeinnahmen wie Abonnementserlöse – sind seit Längerem rückläufig, und die Wahrscheinlich- keit scheint hoch, dass sich der negative Trend mindestens bei den Werbeeinahmen fortsetzen wird. Die Zunahme der klassischen Online-Erlöse ist momentan nicht in der Lage, die Ausfälle im Printbe- reich zu kompensieren, und die Zahlungsbereitschaft für Onlineinformationen ist nach wie vor gering.

1.3 Ergebnis: Neues Gesetz ist notwendig

Mit der Beschränkung des medialen Service-public auf lineare Programme kann dem stark veränder- ten Mediennutzungsverhalten nicht mehr genügend Rechnung getragen werden. Das verfassungs- rechtliche Ziel, den Bewohnerinnen und Bewohnern der Schweiz ein inhaltlich breites, vielfältiges und umfassendes schweizerisches elektronisches Medienangebot in den Bereichen Information, Bildung, Kultur, Unterhaltung und Sport sowie den im Ausland lebenden Schweizerinnen und Schweizer Infor- mationsleistungen zur Verfügung stellen zu können, kann in einem digitalisierten Umfeld von Radio und Fernsehen allein nicht mehr erreicht werden (s.o. Ziffer 1.2). Die durch die Konvergenz aufgelös- ten technischen Schranken, die Erweiterung der Angebots- und Anbieterstruktur sowie das veränderte Nutzerverhalten erfordern einen neuen, technologie- und anbieterneutralen Regulierungsansatz, der auch nicht lineare Medienangebote berücksichtigt. Dadurch sollen langfristig das verfassungsrechtli- che Ziel und die Legitimation des medialen Service public gesichert werden. Was die Technologie an- belangt, soll sich die Regulierung auf die Privilegierung und Auffindbarkeit von Service-public-Angebo- ten sowie auf Verbreitungsnetze über begrenzt verfügbare Funkfrequenzen beschränken. Deshalb braucht es ein neues vektorunabhängiges Gesetz, das der stark zunehmenden Onlinenutzung Rech- nung trägt.

11 / 85 Mit einer Teilrevision des RTVG kann diese Änderung nicht umgesetzt werden. Obwohl sich das neue Gesetz teilweise an den bisherigen Bestimmungen des RTVG orientiert, sind die Änderungen ein- schneidend, insbesondere sind zu nennen: Der neue Geltungsbereich durch den Einbezug von nicht linearen Medienangeboten als mögliche Service-public-Angebote, die neuen Terminologien, die Neu- konzeption des Service public der Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung, die Schaf- fung einer neuen zuständigen Behörde, die neue Zuständigkeitsordnung, die Aufhebung der Konzes- sionsabgabe und verschiedener Subventionen (Verbreitung in Berggebieten, Unterstützung neuer Verbreitungstechnologien), die Neuausrichtung der Verbreitungsverpflichtung, der Verzicht auf die Re- gelung der Stiftung für Nutzungsforschung.

1.4 Erledigung parlamentarischer Vorstösse

Das Parlament hat bereits einige Vorstösse zu einer künftigen Medienregulierung eingereicht:

Die Motion 16.4027 «SRG und unabhängige audiovisuelle Industrie. Den unabhängigen Markt stär- ken, die Zusammenarbeit intensivieren, Wettbewerbsverzerrungen vermeiden» von Herrn Nationalrat Fluri wird in Artikel 28 Absatz 2 umgesetzt.

Die Motion 17.3627 «Shared-Content-Modell» verlangt, dass im RTVG und in der SRG-Konzession ein Shared-Content-Modell ausgestaltet werden soll, so dass private Schweizer Medienanbieterinnen ausgestrahlte Beiträge der SRG niederschwellig verwenden dürfen. Shared content wird in Artikel 28 umgesetzt. (Stand: Annahme im NR, Annahme im SR modifizierter Text)

Mit der Schaffung der unabhängigen Kommission für elektronische Medien wird dem Postulat 16.3630 «Unabhängige Aufsichtsbehörde für Radio und Fernsehen» der KVF-N Rechnung getragen.

Das Postulat 15.3618 «Bericht zum Service-public-Auftrag der SRG. Analyse nach Subsidiaritätsprin- zip» ist in die Vorlage eingeflossen (insbesondere bei der Unterscheidbarkeit der SRG-Angebote und bei den strengen Vorgaben hinsichtlich der Zusammenarbeit der SRG mit anderen Medienanbieterin- nen).

2 Ziele und Schwerpunkte des Entwurfs 2.1 Ziel des Gesetzes über elektronische Medien

Oberstes Ziel des Gesetzes über elektronische Medien sind Medieninhalte, die den Anforderungen des Qualitätsjournalismus genügen: Den Bewohnerinnen und Bewohnern des Landes soll auch in ei- nem digitalisierten Umfeld ein inhaltlich breites, vielfältiges und umfassendes schweizerisches Medi- enangebot in den Bereichen Information, Bildung, Kultur, Unterhaltung und Sport zur Verfügung ste- hen.

Dienst an der Gesellschaft: Die ganze Bevölkerung soll sich darauf verlassen können, dass ihr qualita- tiv hochstehende Medienangebote zur Verfügung stehen, die inhaltlich vielfältig (Themen, Meinungen) sowie sachgerecht sind.

Pluralismus: Die Vielfalt an schweizerischen Medienanbieterinnen und Medienangeboten soll gestärkt werden, indem auf nationaler und regionaler Ebene demokratie- und gesellschaftspolitisch relevante Inhalte gefördert werden. Zudem werden qualitative Fördermassnahmen vorgesehen, von denen letzt- lich der ganze Mediensektor profitiert.

Reichweite: Qualitative und vielfältige Medien erreichen erst dann ihre staats- und gesellschaftspoliti- schen Ziele, wenn sie ein möglichst breites Publikum finden. Von den Anbieterinnen wird daher gefor- dert, dass sie sich bei der Wahl der Verbreitungsart an den Bedürfnissen des Zielpublikums orientie- ren.

12 / 85 Rücksichtnahme: Damit die schweizerischen Medien insgesamt in einem zunehmend internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben, sind auch die Interessen der nicht geförderten Medienunterneh- men zu berücksichtigen.

Unabhängigkeit: Mit der Schaffung einer unabhängigen Behörde für die Erteilung und Beaufsichtigung von Leistungsaufträgen wird der Staatsferne und Programmautonomie der Medien noch besser Rech- nung getragen.

2.2 Geltungsbereich

Das Bundesgesetz über elektronische Medien gilt für die SRG, für Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung sowie für lineare Fernsehprogramme ohne Leistungsauftrag, wobei die Rege- lungsdichte unterschiedlich ist.

Schwerpunkt dieses Gesetzes ist die Regelung von Medienangeboten mit einem Leistungsauftrag. Darunter fallen die Medienangebote der SRG sowie anderer Medienanbieterinnen, welche publizisti- sche Leistungen basierend auf einer Leistungsvereinbarung erbringen und im Gegenzug mit der Ab- gabe für elektronische Medien unterstützt werden. Während für die SRG aufgrund des umfassenden publizistischen Auftrags das gesamte Angebot unter das Gesetz fällt, trifft dies für die anderen Medi- enanbieterinnen nur für jenen Teil ihres Angebots zu, der in der Leistungsvereinbarung verankert ist und auch via Abgabe für elektronische Medien subventioniert wird.

Für sämtliche linearen Fernsehprogramme ohne Leistungsauftrag gelten lediglich Mindestanforderun- gen, die den Vorgaben des Europarates für lineare grenzüberschreitende Fernsehprogramme ent- sprechen (EÜGF, s.u. Ziff. 6). Das Gesetz sieht zum heutigen Zeitpunkt auch keine vollständige An- passung an die Vorgaben der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste vor (AVMD-RL, s.u. Ziff. 6). Insbesondere sind nicht alle nach der EU-Richtlinie erfassten Video-on-Demand-Angebote im Geltungsbereich des Gesetzes erfasst, sondern nur diejenigen, die mit einem Leistungsauftrag betraut sind. Das Gesetz ist dennoch so ausgestaltet, dass nur punktuelle Anpassungen notwendig sind, sollte die Schweiz eine allfällige Zusammenarbeit, z.B. im Rahmen einer Teilnahme am Programm «Kreatives Europa», mit der EU vereinbaren. Für eine Angleichung an EU-Recht ist der Inhalt eines allfälligen Abkommens noch nicht hinreichend bekannt. Im Übrigen sind die Vorgaben für Fernseh- dienste im EÜGF wie auch in der AVMD-RL weitestgehend identisch. Im Bereich des medialen Ju- gendschutzes plant die Schweiz zudem unter der Federführung des Bundesamtes für Sozialversiche- rungen (BSV) den Erlass eines neuen Gesetzes zum Jugendschutz in Filmen und Videospielen, wel- ches sich an den Jugendschutzbestimmungen der AVMD-RL orientiert.

Sämtliche anderen Medienangebote – d.h. Radios und Online-Medienangebote ohne Leistungsauftrag – unterliegen nicht diesem Gesetz. Im Unterschied zum RTVG werden also Radios ohne Leistungs- auftrag nicht mehr reguliert. Für sie gelten die bereits bestehenden rechtlichen Regeln, insbesondere die Bestimmungen über den unlauteren Wettbewerb, der Persönlichkeitsschutz (Art. 27–30a des Zivil- gesetzbuches vom 10. Dezember 1907, ZGB, SR 210) und der Ehrenschutz (Art. 173–178 des Straf- gesetzbuches vom 21. Dezember 1937, StGB, SR 311). Abgesehen davon bestehen etablierte medi- enethische Grundsätze in Form des Journalistenkodex' des Presserates (Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten), die sich an alle Schweizer Medienunternehmen richten. Auch im Bereich der kommerziellen Kommunikation hat sich mit der Schweizerischen Lauterkeitskom- mission ein Selbstkontrollorgan etabliert.

Die Deregulierung wirkt sich am meisten bei der politischen und religiösen Werbung aus, welche künf- tig bei Radios ohne Leistungsvereinbarung erlaubt wäre. Damit wird ihnen das Gleiche erlaubt wie heute dem Print- und dem gesamten Online-Bereich, ausgenommen das Online-Angebot der SRG.

13 / 85 2.3 SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung

2.3.1 SRG Die SRG erhält auch mit dem künftigen Gesetz einen umfassenden Leistungsauftrag auf nationaler und sprachregionaler Ebene, der in einer Konzession konkretisiert wird. Um diesem Leistungsauftrag gerecht zu werden, muss die SRG das Publikum in seiner Gesamtheit auf den jeweiligen Medien-Ka- nälen erreichen und gleichzeitig auch die Individualinteressen berücksichtigen. Als nationale Service- public-Medienanbieterin stellt die SRG ein und vielfältiges Medienangebot bereit, das die Bereiche In- formation, Kultur, Bildung umfassend abdeckt und auch Unterhaltung und Sport berücksichtigt. Ihre publizistischen Leistungen erbringt sie überwiegend mit audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen. Die Inhalte der SRG müssen hohen Qualitätsanforderungen genügen und auf die verschiedenen Sprachregionen ausgerichtet sein. Damit soll der demokratiefunktionalen Bedeutung des publizisti- schen Angebots der SRG Rechnung getragen werden. Die Erteilung der Konzession, die Aufsicht über die Erfüllung des Leistungsauftrags sowie die Finanzaufsicht erfolgen durch eine neu zu schaf- fende unabhängige Kommission für elektronische Medien KOMEM (s.u. Ziff. 2.10).

Die SRG arbeitet insbesondere im Bereich des Films und der Musik mit Kulturschaffenden zusammen und kooperiert mit anderen Medienunternehmen auf der Basis von Koproduktionen in den Bereichen Sport und Unterhaltung sowie auf der Basis eines «Shared Content»-Modells.

Die Organisationsautonomie der SRG wird weiterhin respektiert, wobei sie sich bei der Mittelzuteilung an der Erfüllung ihres Programmauftrages für alle Sprachregionen zu orientieren hat und auch den Einbezug der Bevölkerung gewährleisten muss (Dialog mit der Öffentlichkeit). Die Unternehmensfüh- rung der SRG richtet sich nach aktienrechtlichen Kriterien.

Finanziert wird die SRG zur Hauptsache aus der Abgabe für elektronische Medien, wobei auch denk- bar ist, dass die SRG künftig mit weniger Mitteln als heute auskommen muss. Der Leistungsauftrag jedenfalls nimmt den Mittelbedarf nicht vorweg. So oder anders ist die SRG zum wirtschaftlichen Um- gang mit ihren Mitteln verpflichtet, der Zugang zu kommerziellen Finanzierungsquellen bleibt ihr in vor- gegebenen Schranken geöffnet. Neben dem bisherigen Radiowerbeverbot sieht das Gesetz auch ein Onlinewerbeverbot vor.

2.3.2 Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung Andere Medienanbieterinnen als die SRG haben auch die Möglichkeit, mittels Leistungsvereinbarung Service-public-Leistungen zu erbringen und dafür einen Anteil aus der Abgabe für elektronische Me- dien zu erhalten. Regionale Informationsleistungen, Medienangebote für bestimmte Bevölkerungs- gruppen oder partizipative Medienangebote können nach diesem Gesetz Gegenstand von Leistungs- vereinbarungen sein. Auch die Medienanbieterinnen erbringen ihre publizistischen Leistungen im We- sentlichen mit audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen. Die Erteilung dieser Leistungsvereinbarun- gen erfolgt im Rahmen eines Kriterienwettbewerbs durch die Kommission. Diese berücksichtigt dabei formale wie auch angebotsspezifische Voraussetzungen. Die Medienanbieterinnen mit einer Leis- tungsvereinbarung sind gegenüber der Kommission und der Öffentlichkeit zur Berichterstattung ver- pflichtet und unterliegen der Aufsicht durch die Kommission.

2.4 Übertragung

Die fernmeldetechnische Übertragung von Medienangeboten erfolgt in drei Etappen: Zuführung, Auf- bereitung und Verbreitung. Lineare Medienangebote, die Gegenstand einer Konzession oder Leis- tungsvereinbarung sind, müssen unverändert, vollständig und – mit Ausnahme der drahtlos-terrestri- schen Verbreitung – unentgeltlich verbreitet werden. Verpflichtet sind Fernmeldedienstanbieterinnen, die Medienangebote bündeln (insb. Betreiberinnen von klassischen Rundfunknetzen und sogenannte Over-the-top-Anbieterinnen). Für die Zuführung, d.h. für die Strecke bis zum Übergabepunkt zwischen Medienanbieterin und Fernmeldedienstanbieterin (Schnittstelle), ist die Medienanbieterin verantwort- lich.

14 / 85 2.5 Indirekte Medienförderung

Neben der Förderung von publizistischen Leistungen sollen auch Massnahmen finanziell unterstützt werden, die die Qualität und die Auffindbarkeit der Medien fördern und dadurch die elektronischen Medien insgesamt stärken. Dies betrifft – wie heute – Institutionen für die Aus- und Weiterbildung von Medienschaffenden sowie neu Selbstregulierungsorganisationen der elektronischen Medien sowie Nachrichtenagenturen. Da der Medienwandel auch zu einer Vervielfachung des Medienangebots ge- führt hat, gestaltet sich die Auffindbarkeit der Medienangebote neben den grossen Internet-Intermedi- ären als schwierig. Deshalb sollen auch innovative IT-Lösungen unterstützt werden können, z.B. die Entwicklung einer offenen technischen Plattform.

2.6 Abgabe für elektronische Medien

Die publizistischen Leistungsaufträge und die indirekten Medienförderungsmassnahmen werden über die Abgabe für elektronische Medien finanziert. Bei dieser Abgabe handelt es sich um die bisherige Radio- und Fernsehabgabe, die vom Parlament anlässlich der Teilrevision des RTVG am 26. Septem- ber 2014 beschlossen wurde und auf den 1. Januar 2019 eingeführt wird.

2.7 Inhaltliche Mindestanforderungen

Das Gesetz sieht einen Satz an grundlegenden inhaltlichen Vorgaben vor, die für alle vom Geltungs- bereich des neuen Gesetzes erfassten Medienanbieterinnen gemeinsam gelten.

Neu wird eine Impressumspflicht eingeführt, welche ein Mindestmass an Transparenz über die Identi- tät und die Kontaktangaben der Medienanbieterinnen gewährleistet.

Medienanbieterinnen im Sinne des neuen Gesetzes müssen die Grundrechte beachten. Ihre Medien- angebote sollen Mindestanforderungen erfüllen, insbesondere die Achtung der Menschenwürde, das Verbot der Hassrede sowie das Verbot der Diskriminierung und Gewaltverherrlichung. Medienanbiete- rinnen, die Medienbeiträge mit Informationsgehalt zur Verfügung stellen, sind zur sachgerechten Dar- stellung verpflichtet, dies im Sinne der freien Meinungsbildung des Publikums. Um auch ein pluralisti- sches Grundangebot der Service-public-Leistungen sicherzustellen, müssen Medienanbieterinnen mit einem Leistungsauftrag in der Gesamtheit ihrer Medienbeiträge das Vielfaltsgebot beachten.

Das neue Gesetz strebt ausserdem die Stärkung des Jugendschutzes im Rahmen von Medienbeiträ- gen und Werbung an. Medienanbieterinnen müssen geeignete Massnahmen ergreifen, damit Minder- jährige durch Medienbeiträge und Werbung nicht in ihrer körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen oder sozialen Entwicklung gefährdet werden.

Schliesslich sind alle Medienanbieterinnen verpflichtet, einen angemessenen Teil ihrer Medienange- bote für Menschen mit einer Sinnesbehinderung aufzubereiten, wobei an die SRG und die Medienan- bieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung höhere Anforderungen gestellt werden.

2.8 Allgemeine Massnahmen zur Sicherung der Vielfalt

Fernmeldedienstanbieterinnen wie auch Anbieterinnen anderer internetbasierter Dienste erwerben vermehrt Exklusivrechte zur Direktübertragung von ausgewählten Ereignissen, insbesondere im Sportbereich. Damit nicht für alle solchen Ereignisse eine Bezahlschranke gilt, verpflichtet das neue Gesetz die Medienanbieterinnen dazu, die Berichterstattung über Ereignisse von erheblicher gesell- schaftlicher Bedeutung einem wesentlichen Teil der Allgemeinheit frei zugänglich zu machen. Ist die Berichterstattung über ein öffentliches Ereignis in der Schweiz durch Exklusivabreden eingeschränkt, so steht jeder interessierten Medienanbieterin ein Kurzberichterstattungsrecht über das jeweilige Er- eignis zu.

Beibehalten werden ebenso die Förderung und angemessene Berücksichtigung der Ausstrahlung schweizerischer und anderer europäischer Werke von unabhängigen Herstellern. Ausserdem bleiben 15 / 85 nationale und sprachregionale Fernsehveranstalter, die Filme in ihrem Programm zeigen, zur Förde- rung des Schweizer Films verpflichtet. Hierzu müssen die betroffenen Fernsehveranstalter jährlich vier Prozent ihrer Bruttoeinnahmen in die Förderung von (veranstalter-)unabhängigen Schweizer Filmpro- duktionen investieren. Für die SRG gelten umfassendere Förderungspflichten.

2.9 Werbung und Sponsoring

Die Werbe- und Sponsoringbestimmungen richten sich an Medienangebote mit Leistungsauftrag so- wie – aufgrund europäischer Regeln (EÜGF) – an die Fernsehveranstalter ohne Leistungsauftrag. Weiterhin zentral ist wie bisher die Trennung zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten. Weiter bestehen Werbeverbote für Tabakprodukte, gebrannte Wasser und verschreibungspflichtige Arznei- mittel. Auch das Verbot politischer und religiöser Werbung wird aus dem RTVG übernommen. Aber dieses Verbot gilt künftig nicht mehr für lineare Radioprogramme ohne Leistungsauftrag. Verboten sind auch Schleichwerbung und unterschwellige Werbung sowie Werbung, die religiöse oder politi- sche Überzeugungen herabmindert oder zu einem Verhalten anregt, das die Gesundheit, die Umwelt oder die persönliche Sicherheit gefährdet. Vorschriften zur Einfügung, Dauer und Umfang der Wer- bung sollen einen zusätzlichen Schutz der Medienkonsumentinnen und -konsumenten gewährleisten.

Hinsichtlich des Sponsorings müssen die Medienanbieterinnen dafür sorgen, dass keine Beeinflus- sung durch den Sponsor erfolgt. Der Transparenz wegen müssen Sponsoren zudem am Anfang oder am Ende jedes Medienbeitrages genannt werden. Ausgeschlossen ist das Sponsoring durch Unter- nehmen, deren Produkte den oben erwähnten Werbeverboten unterliegen. Unzulässig ist das Spon- sern von Medienbeiträgen mit Nachrichten oder mit politischem Inhalt.

Sowohl bei der Werbung wie auch beim Sponsoring muss dem besonderen Schutzbedürfnis von Kin- dern und Jugendlichen Rechnung getragen werden. Das neue Gesetz sieht hierfür entsprechende Massnahmen wie das Verbot von Unterbrecherwerbung bei Medienbeiträgen für Kinder vor.

Besondere Werbe- und Sponsoringbestimmungen gelten nach wie vor für die SRG. Es gilt ein Radio- und Onlinewerbeverbot; weitere Einschränkungen nimmt der Bundesrat in der Verordnung vor.

2.10 Zuständigkeitsordnung

Die Vergabe von Leistungsaufträgen und die Aufsicht über Radio und Fernsehen fallen heute in die Kompetenz der Exekutive (Bundesrat, UVEK, BAKOM). Die enge Anbindung der Medienregulierung an staatliche Behörden ist aufgrund der verfassungsmässig vorgesehen Unabhängigkeit der Medien problematisch. Mit diesem Gesetz ändert sich die Zuständigkeitsordnung insofern, als dass mit der Kommission für elektronische Medien (KOMEM) eine unabhängige Regulierungs- und Aufsichtsbe- hörde im Medienbereich geschaffen wird. Die aus fünf bis sieben unabhängigen Sachverständigen so- wie einem Sekretariat bestehende KOMEM wird insbesondere für die Erteilung der Konzession an die SRG, für den Abschluss von Leistungsvereinbarungen mit anderen Medien, für die Aufsicht über die Erfüllung der SRG-Konzession und die Aufsicht über die Einhaltung der Leistungsvereinbarungen, für die Finanzaufsicht sowie für die indirekte Medienförderung zuständig sein. Auf die Schaffung einer un- abhängigen Einheitsbehörde für die Regulierung der Telekommunikation und der elektronischen Me- dien wird hingegen verzichtet.

Die medialen Rechtsanwendungs- und Aufsichtsaufgaben werden also vom BAKOM auf die neu zu schaffende KOMEM übertragen. Die politische Gestaltung der elektronischen Medienlandschaft ob- liegt hingegen wie bisher den politischen Organen, das heisst dem Parlament als rechtssetzende Be- hörde und dem Bundesrat. Dieser ist zuständig für die Werbebeschränkungen der SRG, er legt die Höhe der Abgabe und die Beträge für die direkte und indirekte Medienförderung fest, und er kann ei- nen Anteil bestimmen, den die SRG für den Bereich Information und für Kooperationen mit anderen Medienanbieterinnen in den Bereichen Unterhaltung und Sport zu verwenden hat. Das Gesetz sieht ausserdem weitere hoheitliche Aufgaben für den Bundesrat vor, so etwa die Wahl der KOMEM-Mit- glieder.

16 / 85 Die Aufsicht über den Programminhalt bleibt der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medien (UBI) vorbehalten. Sie soll als eigenständige Instanz weiterbestehen und auf Beschwerde hin redaktionelle Medienangebote, die unter das neue Gesetz fallen, beurteilen. Festgehalten wird eben- falls an den Ombudsstellen für die Regionen der vier Landessprachen.

2.11 Aufsicht und Rechtsschutz

Künftig beaufsichtigt die KOMEM die Einhaltung der Leistungsaufträge der jeweiligen Medienanbiete- rinnen. Davon abzugrenzen ist die allgemeine Aufsicht, welche die Einhaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen in Gesetz, Verordnung und internationalen Übereinkommen beinhaltet. Soweit sich diese Rechtsaufsicht auf die Medienanbieterinnen bezieht, wird sie ebenfalls von der KOMEM ausgeübt.

Für die Durchsetzung von Verbreitungsverpflichtungen und Streitigkeiten über die Zuführung und Auf- bereitung von Medieninhalten ist das BAKOM zuständig. Zudem bleibt das BAKOM für die Aufsicht über die Erhebungsstelle der Haushaltabgabe zuständig.

Beim Rechtsschutz gegen Medienbeiträge wird am bisherigen Verfahren festgehalten. Das heisst, dass Beanstandungen gegen Medienbeiträge zunächst vor einer Ombudsstelle vorgetragen werden müssen, bevor der Weg zur UBI beschritten werden kann. Eine Ausnahme hiervon besteht für die Be- schwerden des UVEK und neu auch der KOMEM: Sie können ihre (Behörden-)Beschwerden direkt bei der UBI einreichen. Abweichend vom Regelfall, wonach der Rechtsweg zunächst zum Bundesver- waltungsgericht führt, können Entscheide der UBI direkt an das Bundesgericht weitergezogen werden. Gegen die SRG-Konzession jedoch ist der Rechtsmittelweg ausgeschlossen

Verfügungen der Erhebungsstelle können beim BAKOM gerügt werden. Der anschliessende Rechts- mittelweg führt zum Bundesverwaltungsgericht und anschliessend gegebenenfalls zum Bundesge- richt.

2.12 Die wichtigsten Änderungen gegenüber dem geltenden Recht

Das RTVG erfasst sämtliche Radios und Fernsehen, d.h. meldepflichtige Radios und Fernsehen, kon- zessionierte Radios mit Leistungsauftrag ohne Abgabenanteil und konzessionierte Radios und Fern- sehen mit Leistungsauftrag und Abgabenanteil. Der Geltungsbereich dieses Gesetzes umfasst lineare und nicht lineare Medienangebote, die Gegenstand einer Konzession oder Leistungsvereinbarung sind, sowie lineares Fernsehen.

Die linearen Fernsehanbieterinnen ohne Leistungsauftrag werden durch das neue Gesetz entlastet: Ihre Melde- und Berichterstattungspflicht entfällt. Die Radios ohne Leistungsauftrag sind ausserhalb des Geltungsbereichs und unterstehen künftig weder den spezifischen inhaltlichen Mindestanforde- rungen und Werbebestimmungen noch der Melde- und Berichterstattungspflicht.

Gemäss RTVG werden Leistungsaufträge ausschliesslich an Radio- und Fernsehveranstalter erteilt. Künftig können Leistungsvereinbarungen auch mit Anbieterinnen von Online-Medien abgeschlossen werden.

In den Werbebestimmungen wird auf das Verbot von unlauterer Werbung verzichtet. Dieses Verbot ist bereits vom Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom 19. Dezember 1986 (UWG, SR 241) vollumfänglich abgedeckt.

Die Regelungen zur Übertragung werden vereinfacht. Sie beschränken sich auf ein paar Grundsätze (Zuführung durch die Medienanbieterin; unveränderte und vollständige Verbreitung von linearen Medi- enangeboten, die Gegenstand einer Konzession oder Leistungsvereinbarung sind; Aufbereitung in der Weise, dass die zugeführten Medienangebote unverändert und vollständig beim Publikum ankom- men).

17 / 85 Die heutigen Kurzveranstaltungskonzessionen (Nutzung von UKW-Frequenzen für eine kurze Dauer) und die Aufschaltverfügungen (zusätzliche Verbreitungspflichten über Leitungen) entfallen.

Das System der finanziellen Unterstützung der Medienanbieterinnen soll vereinfacht werden. Anders als heute wird künftig sowohl die direkte als auch die indirekte Medienförderung ausschliesslich über die Abgabe für elektronische Medien finanziert. Zudem soll ein Adressat nur noch eine einzige Unter- stützungsleistung erhalten. Das heutige System ist aus verschiedenen Gründen zu kompliziert: Ers- tens stehen drei Finanzierungsquellen zur Verfügung (Radio- und Fernsehabgabe, Konzessionsab- gabe, allgemeine Bundesmittel), zweitens stehen für gewisse Zwecke mehrere Quellen zur Verfügung (Konzessionsabgabe, Empfangsgebühr, Überschuss gemäss Art. 109a RTVG), drittens werden die Veranstalter teilweise unter mehreren Titeln unterstützt (publizistischer Leistungsauftrag, Untertite- lung, DAB+-Verbreitungskosten, Verbreitungskosten in Berggebieten, Aus- und Weiterbildung, Archi- vierungsprojekte).

Die gesetzliche Regelung der Nutzungsforschung wie auch ihre Finanzierung aus öffentlichen Mitteln hat historische Gründe. Sie soll im neuen Gesetz nicht mehr geregelt werden (bisher Art. 78 ff. RTVG). Soweit die Medien und die Werbewirtschaft Nutzungsdaten der Medienangebote benötigen, sollen diese künftig durch die Branche selbst erhoben werden. Dies ist heute sowohl im Print- wie im Onlinebereich der Fall.1 Zudem wird in nahezu jedem anderen Land in Europa die Nutzungsforschung betreffend Radio und Fernsehen durch die Branche selbst organisiert und finanziert. Soweit die Be- hörden künftig Nutzungsdaten benötigen – für Aufsicht, Rechtsetzung oder die Erfüllung von Parla- mentsaufträgen –, können sie sich diese durch entsprechende Aufträge beschaffen.

Im RTVG sind derzeit noch spezifische «Massnahmen gegen die Gefährdung der Meinungs- und An- gebotsvielfalt» (Art. 74 f. RTVG) vorgesehen. Das UVEK kann, wenn ein Programmveranstalter seine beherrschende Stellung im relevanten Markt missbraucht, bzw. wenn ein Programmveranstalter oder eine andere im Radio- und Fernsehmarkt tätige Unternehmung ihre beherrschende Stellung in einem oder mehreren medienrelevanten Märkten missbraucht, Massnahmen ergreifen. Ob eine marktbeherr- schende Stellung vorliegt, wird von der WEKO beurteilt. Die Massnahmen des UVEK beschränken sich auf die Radio- und Fernsehveranstalter (Geltungsbereich RTVG), weshalb sich das Instrument als nicht griffig und effektiv herausgestellt hat. Die WEKO prüft bei Zusammenschlüssen auch im Me- diensektor, ob eine marktbeherrschende Stellung vorliegt und kann einen Zusammenschluss verhin- dern. Die publizistische Vielfalt soll künftig in diesem Gesetz nicht mehr durch Aufsichtsinstrumente gegen die Medienkonzentration garantiert werden. Vielmehr soll beim Abschluss von Leistungsverein- barungen die Angebots- und Anbietervielfalt berücksichtigt werden. Um beurteilen zu können, welche Anbieterinnen und Angebote die Meinungs- und Angebotsvielfalt am meisten bereichern, kann zum Beispiel der Medienmonitor Schweiz, der derzeit vom BAKOM aufgebaut wird, zur Verfügung stehen.2

Die heutige Bestimmung zu den kantonalen Antennenverboten (Art. 67 RTVG) stammt noch aus dem RTVG 1991 und wurde modifiziert ins RTVG 2007 übertragen. Diese Bestimmung regelt den wichtigs- ten Fall, in dem die Empfangsfreiheit beeinträchtigt werden könnte. Hier treffen der Anspruch auf Rundfunkempfangsantennen und der kantonale Orts- und Landschaftsschutz aufeinander. Die Kan- tone können Aussenantennen aus Gründen des Orts- und Landschaftsschutzes verbieten, sofern der Empfang der in der Region üblichen Programme unter zumutbaren Bedingungen gewährleistet bleibt. Der Empfang weiterer Programme setzt eine Interessenabwägung voraus. Diese Norm hat heute

1 Bislang wird die Nutzung der Presse, von Radio, Fernsehen und Online mit unterschiedlichen Methoden von unterschiedlichen Insti- tutionen gemessen. Die WEMF erhebt die Daten für die Printmedien, Netmetrix für den Online-Bereich und die Stiftung Mediapulse für Radio und Fernsehen. Diese Messmethoden, die Nutzungsdaten für die Werbeakquisition erheben, eignen sich nicht, um die heutige Mediennutzung vollständig abzubilden. Daher arbeitet die Medienbranche – WEMF und Mediapulse in Zusammenarbeit mit Agenturen und Werbeauftraggebern – daran, dies zu verbessern. 2 Gegenstand ist die Untersuchung des Einflusses verschiedener Medientypen und Medienunternehmen auf die politische, wirtschaft- liche, gesellschaftliche und kulturelle Meinungsbildung in der Schweiz, mit Hilfe von modulartig aufgebauten und miteinander ver- knüpften quantitativen Studien. Dabei wird vorab das wirtschaftliche Gewicht der verschiedenen Medienunternehmen in den einzel- nen Medienmärkten in der Gesamtschweiz bestimmt, in den Sprachregionen der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz sowie nach Möglichkeit in den lokal-regionalen Kommunikationsräumen (Radio, Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften, Online-Medien und Social Media). Grundlegend dafür ist der Aufbau einer Datenbank, in der die Besitz- und Beteiligungsverhält- nisse im Medienbereich erfasst werden. (Publikation des Medienmonitors Schweiz voraussichtlich 2. Hälfte 2018)

18 / 85 kaum mehr praktische Relevanz, angesichts des dichten Ausbaus mit DVB-C und Breitband-Internet. Grundsätzlich ist bei einem Verbot wegen Orts- und Landschaftsschutz, Natur- und Heimatschutz im- mer das Verhältnismässigkeitsprinzip zu berücksichtigen. In einem begründeten Einzelfall könnte auf- grund einer Güterwägung auch ohne diese Norm die Empfangsfreiheit vorgehen. Die Norm kann da- her ersatzlos gestrichen werden. Der Bau von Sendern durch die FDA wird nicht durch diese Norm geregelt.

2.13 Übergangsbestimmungen

Die Übergangsbestimmungen regeln die Phase zwischen dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bis zum Zeitpunkt, in welchem die neu zu schaffende unabhängige Kommission für elektronische Medien die neue SRG-Konzession erteilt und die neuen Leistungsvereinbarungen abgeschlossen hat. Diese Phase soll längstens zwei Jahre dauern. Während diesen zwei Jahren gilt bereits das neue Gesetz, so z.B. für die bisher gemeldeten Veranstalter. Noch nicht oder nicht gänzlich unter das neue Gesetz fallen die SRG und die lokal-regionalen Veranstalter mit einem Abgabenanteil mit altrechtlichen Kon- zessionen. Diese bleiben nach bisherigem Recht für längstens zwei Jahre nach Inkrafttreten gültig. Bis zur Ablösung der altrechtlichen Konzessionen ist das RTVG anwendbar, und zwar hinsichtlich der materiellen Regeln, des Verfahrens und der Zuständigkeiten. Die Abgabe für elektronische Medien wird ab dem Inkrafttreten erhoben, die Verwendung richtet sich teils nach bisherigem Recht (Leis- tungsaufträge gemäss den noch laufenden Konzessionen, Untertitelung Regionalfernsehen) und teils bereits nach neuem Recht (indirekte Medienförderung, Kosten für die Erhebung der Abgabe). Spätes- tens zwei Jahre nach Inkrafttreten erfolgt die Verwendung ausschliesslich nach neuem Recht.

3 Erläuterungen zu den einzelnen Gesetzesbestimmungen 3.1 1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck

Dieses Gesetz soll zur Vielfalt an schweizerischen Medienangeboten beitragen, deren Qualität fördern und dadurch einen Beitrag an die demokratische, soziale und kulturelle Entwicklung der Schweiz leis- ten (s.o. Ziel des Gesetzes Ziff. 2.1).

In seinem «Bericht zur Überprüfung der Definition und der Leistungen des Service public der SRG un- ter Berücksichtigung der privaten elektronischen Medien» hat der Bundesrat 2016 aufgezeigt, dass die Bereitstellung eines unabhängigen, vielfältigen, umfassenden und qualitativ hochwertigen Angebots im Bereich elektronischer Medien in der viersprachigen Schweiz kostspielig ist und sich nicht am Markt finanzieren lässt. Das Gesetz sieht daher die Finanzierung jener Medienanbieterinnen gemäss Artikel 21 ff. und Artikel 46 ff. vor, die im Rahmen eines Leistungsauftrags zur Erfüllung des verfas- sungsrechtlichen Auftrags beitragen und dafür Anspruch auf einen Anteil aus der Abgabe für elektroni- sche Medien haben.

Als elektronische Medien im Sinne dieses Gesetzes gelten sämtliche Medienangebote, die fernmelde- technisch übertragen werden und an die Allgemeinheit gerichtet sind.

An die Allgemeinheit richtet sich ein verschlüsseltes Medienangebot, sofern jede und jeder die Infor- mationen bzw. Geräte zur Entschlüsselung anfordern bzw. erwerben kann. Nicht an die Allgemeinheit gerichtet ist ein Medienangebot, das sich explizit nur an einen geschlossenen Adressatenkreis richtet und nur von diesem Kreis empfangen werden kann. Kontinuierliche Angebote sind von sporadischen Angeboten zu unterscheiden. Ein Angebot, das sich unregelmässig an die Öffentlichkeit richtet, wird keine gewichtige Publikumsbindung und Wirkung entfalten können, so dass kein ausreichender Grund für eine spezifische Regulierung besteht. Dabei ist nicht entscheidend, ob ein einzelner Beitrag publi- zistisch relevant ist.

Damit fällt die Individualkommunikation zwischen den Nutzerinnen und Nutzern von Social Media nicht unter diesen Begriff.

19 / 85 Die fernmeldetechnische Übertragung entspricht dem Begriff von Artikel 3 Buchstabe c FMG («elektri- sches, magnetisches, optisches oder anderes elektromagnetisches Senden oder Empfangen von In- formationen über Leitungen oder Funk»).

Art. 2 Geltungsbereich

Der Geltungsbereich umfasst in erster Linie elektronisch verbreitete Medienangebote mit einem publi- zistischen Leistungsauftrag. Dabei kann es sich um lineare oder nicht lineare Angebote handeln. Da- mit unterscheidet sich der Geltungsbereich in einem wesentlichen Punkt von demjenigen des RTVG, welches - mit Ausnahme des übrigen publizistischen Angebotes der SRG - auf lineare Radio- und Fernsehprogramme beschränkt war. Als lineare Medienangebote gelten insbesondere die traditionel- len Radio- und Fernsehprogramme, die über klassische Rundfunknetze übertragen werden, sowie Live-Streams über Internet. Unter die nicht linearen Medienangebote fallen insbesondere Audio- und Videobeiträge auf Abruf, aber auch in elektronischer Form bereitgehaltene Textangebote, die Gegen- stand einer Konzession oder Leistungsvereinbarung sind. Allerdings erbringen sowohl die SRG als auch die Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung ihre publizistischen Leistungen über- wiegend mit audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen (Art. 21 Abs. 2 und 46 Abs. 1 Bst. b).

Neben den Medienangeboten mit einem Leistungsauftrag erfasst das Gesetz lineare Fernsehpro- gramme ohne Leistungsauftrag. Für die linearen Fernsehprogramme ohne Leistungsauftrag gelten die Unabhängigkeit und Autonomie (Art. 5), die Impressumspflicht (Art. 6), die inhaltlichen Mindestanfor- derungen (Art. 7 Abs. 2, z.B. Verbot von «hate speech»), das Sachgerechtigkeitsgebot (Art. 7 Abs. 3), die Jugendschutzbestimmungen (Art. 8), die Pflicht zur Aufbereitung für Menschen mit Sinnesbehin- derungen (Art. 9), die Regeln zur Kurzberichterstattung und zum freien Zugang zu Ereignissen von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung (Art. 10 f.), die Förderungspflichten (Art. 12) sowie die Werbe- und Sponsoringbestimmungen (Art. 13 bis 19, wobei der Bundesrat für die Fernsehpro- gramme ohne Leistungsauftrag in Bezug auf die Einfügung und Dauer der Werbung liberalere Rege- lungen erlassen kann). Zudem unterliegen sie den aufsichtsrechtlichen Bestimmungen (Aufzeich- nungs- und Aufbewahrungspflicht sowie Auskunftspflicht, Art. 98 f.).

Der schweizerische Gesetzgeber kann nur Medienangebote regulieren, die seiner Rechtshoheit unter- liegen. Die elektronischen Medien bewegen sich in einem stark grenzüberschreitend geprägten Be- reich, daher sind Regeln über den territorialen Anwendungsbereich wichtig. Dies wird auch aus den europäischen Regelwerken ersichtlich, die detaillierte Vorschriften zur Frage der Rechtshoheit bei grenzüberschreitenden Signalen vorsehen und bestimmen, wann ein Vertragsstaat als Sendestaat für die Einhaltung der massgeblichen Bestimmungen zuständig ist (vgl. Art. 5 EÜGF und Art. 2 AVMD- RL). Die Kriterien für die Bestimmung der Rechtshoheit sind insbesondere: Niederlassung der Medi- enanbieterin, wobei dies der Sitz oder der Ort sein kann, an welchem die Entscheidungen über die Gestaltung des Medienangebotes getroffen werden.

Diese Regelung soll nicht nur im Verhältnis zu Mitgliedstaaten des EÜGF gelten, sondern als allge- meine Zuständigkeitsabgrenzung Geltung haben. Zudem wird sie nicht nur für lineares Fernsehen, sondern für sämtliche – auch nicht grenzüberschreitende - Medienangebote gemäss dem Geltungsbe- reich des Gesetzes angewandt.

Absatz 2: Es gilt die Rechtshoheitsregelung in Artikel 5 EÜGF. Diese Regelung wird als für die Schweiz geltender Staatsvertrag nach wie vor auf Fernsehdienste anwendbar sein.

Nicht unter das Gesetz fallen gemäss Absatz 3 Fernsehprogramme ohne Leistungsauftrag von gerin- ger publizistischer Tragweite. Der Bundesrat wird die Kriterien bestimmen, wann von einer geringen publizistischen Tragweite auszugehen ist, wobei es inhaltliche und technische Aspekte gibt (z.B. re- daktionell nicht bearbeitete Wetterbilder, technische Qualität).

Nicht Gegenstand des Gesetzes sind die gedruckte Presse, die Online-Medienangebote ohne Leis- tungsauftrag sowie die Radios ohne Leistungsauftrag.

20 / 85 Art. 3 Verhältnis zum Fernmelderecht

Soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, richtet sich die fernmeldetechnische Übertragung von Programmen nach dem Fernmeldegesetz vom 30. April 1997 (FMG; SR 784.10). Abweichungen vom FMG sind insbesondere im Titel «Übertragung» vorgesehen (Art. 62 ff.).

Art. 4 Begriffe

Die Begriffe werden an den neuen Geltungsbereich angepasst. Während das RTVG von den Begriffen «Programm» und «Sendung» ausging, werden in diesem Gesetz die Begriffe «Medienangebot» und «Medienbeitrag» verwendet. Die Begriffe sind vektorneutral und auf den linearen und nicht linearen Bereich anwendbar. a. Medienbeitrag Ein Medienbeitrag ist ein formal und inhaltlich in sich geschlossener Teil eines Medienangebotes. Im Gegensatz zum Begriff der Sendung nach RTVG fallen nur redaktionelle Teile des Medienangebotes darunter. Die heutige Sendung im Sinne einer Werbesendung wird neu als Werbung bezeichnet. b. Medienangebot Das Medienangebot besteht aus einer kontinuierlich angebotenen Folge von Medienbeiträgen und Werbung (lineares Angebot, Radio- oder Fernsehprogramm) oder aus einem Katalog solcher Inhalte (nicht lineares Angebot, on-demand-Angebote). Es wird von einer Medienanbieterin nach redaktionel- len Kriterien zusammengestellt, richtet sich an die Allgemeinheit und wird elektronisch (fernmeldetech- nisch) übertragen.

Das Gesetz soll Medienangebote erfassen, in denen eine juristische oder natürliche Person die effek- tive Kontrolle über die publizistische Gestaltung und definitive Zusammenstellung des linearen Sende- plans oder des nicht linear angebotenen Katalogs ausübt. Das Vorliegen dieser Bearbeitung nach «re- daktionellen Kriterien» ist zentral für die Abgrenzung der Medienanbieterin z.B. von den Plattform- diensten, Internet-Zugangsanbietern oder «Hosting»-Anbietern, welche nur Inhalte von Dritten durch- leiten, aber keine hinreichend publizistische Verantwortung begründen können. Eine redaktionelle Be- arbeitung wird in diesem Sinne auch nicht bereits dadurch erlangt, dass eine Anbieterin über ein Lö- schungsrecht für Drittinhalte verfügt. Sie verlangt eine «positive Auswahl» der Inhalte und deren Zu- sammenstellung zu einem Gesamtangebot, sei dies ein Programmplan oder ein Katalog mit Kriterien, Gruppierungen oder Ansichtsoptionen von Medienbeiträgen. c. lineares Medienangebot Das lineare Medienangebot ist zeitlich angesetzt. Dabei kann es sich um ein audiovisuelles Angebot (Fernsehprogramm) oder um ein Audio-Angebot (Radioprogramm) handeln. Nicht relevant ist die Art der Verbreitung (drahtlos-terrestrisch oder leitungsgebunden über klassische Rundfunknetze, über In- ternet, z.B. OTT oder über das Mobilfunknetz, z.B. auf einer App). d. nicht lineares Medienangebot Das nicht lineare Medienangebot wird für einen individuellen Abruf durch die Nutzenden bereitgestellt, unter Verwendung von Bewegtbild und Ton (audiovisuelle Inhalte), von Ton (Audio-Inhalte) oder von Text (Online-Medienbeiträge). Kennzeichnend ist zudem, dass die Nutzenden den Zeitpunkt des Ab- rufs selbst bestimmen können. Nicht relevant ist die Art der Verbreitung (leitungsgebunden über klas- sische Rundfunknetze, z.B. Hbb-TV, über Internet, z.B. auf einer Plattform oder über das Mobilfunk- netz, z.B. auf einer App).

21 / 85 e. Fernsehprogramm Da in diesem Gesetz weiterhin lineare Fernsehprogramme ohne Leistungsauftrag geregelt werden, wird der Programmbegriff weiterhin definiert. Dabei handelt es sich um ein lineares audiovisuelles Me- dienangebot, welches aus einer Folge von Medienbeiträgen (Sendungen) und/oder Werbung besteht. Dabei kann es sich auch um ein Verkaufsprogramm handeln. f. Radioprogramm

Radioprogramme, d.h. eine Folge von Sendungen mit oder ohne Werbung (Audio) können bei der SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung eine Rolle spielen. Andere Radiopro- gramme werden nicht mehr von diesem Gesetz erfasst. g. Medienanbieterin Als Medienanbieterin im Sinne dieses Gesetzes gelten natürliche und juristische Personen, welche die Auswahl, den Inhalt und die Gestaltung eines Medienangebotes bestimmen (siehe auch oben Bst. b). h. Werbung Der Begriff der Werbung entspricht dem bisherigen Begriff im RTVG. Als Werbung gilt jede Äusserung in einem Medienangebot, welche die Förderung des Abschlusses von Rechtsgeschäften über Waren oder Dienstleistungen, die Unterstützung einer Sache oder Idee oder die Erzielung einer anderen vom Werbetreibenden oder von der Medienanbieterin selbst gewünschten Wirkung zum Zweck hat und ge- gen Bezahlung oder eine andere Gegenleistung oder als Eigenwerbung verbreitet wird. Dabei kann es sich um Werbespots, eine Verkaufssendung oder um einen Verkaufskanal handeln. i. Sponsoring Der Begriff wird von Artikel 2 Buchstabe o RTVG übernommen. Dabei handelt es sich nicht um Wer- bung, sondern um eine eigenständige Finanzierungsform von Medienbeiträgen. Das Sponsoring be- zieht sich auf einen einzelnen Medienbeitrag, der Sponsorhinweis gehört zum redaktionellen Teil. Die Finanzierung erfolgt direkt (mit Geldleistungen) oder indirekt (der Sponsor stellt Waren oder Dienst- leistungen für die Produktion zur Verfügung, z.B. Wettbewerbspreise, Location). j. Verkaufsangebot Dieser Begriff wird von Artikel 2 Buchstabe l RTVG übernommen. Dabei handelt es sich um eine Son- derform der Werbung: Das Publikum kann während der Ausstrahlung der Werbung unmittelbar das vorgestellte Angebot annehmen. Das Angebot ist hinreichend präzisiert für einen Vertragsabschluss (Offerte), und dem Publikum wird eine Kontaktmöglichkeit angezeigt, mittels welcher unmittelbar die Offerte angenommen werden kann (z.B. Telefonnummer oder Bestellmöglichkeit online unter Be- kanntgabe der Website). k. Verbreitung Die Übertragung besteht aus der Zuführung, der Aufbereitung, der Verbreitung und aus dem Empfang eines Medienangebots. Als Verbreitung gilt der an die Allgemeinheit gerichtete Abschnitt der fernmel- detechnischen Übertragung. Nicht zur Verbreitung gehört die Zuführung eines Signals zu einer Sen- deanlage, zu einem Satelliten oder einem Internet Access Provider.

3.2 2. Titel: Grundsätze

Art. 5 Staatsunabhängigkeit und Autonomie

Die Garantie der Staatsunabhängigkeit und Autonomie geht auf Artikel 93 Absatz 3 BV zurück und entspricht der bisherigen Regelung (Art. 3a und 6 RTVG), welche bisher für die Radio- und Fernseh- veranstalter gilt. Von besonderer Bedeutung ist sie für Medienanbieterinnen mit einer Konzession oder

22 / 85 einer Leistungsvereinbarung. Damit ein robustes demokratierelevantes schweizerisches Mediensys- tem aufrecht erhalten und gestärkt werden kann, in dem Medienanbieterinnen ihre Aufgabe zur Her- stellung von Öffentlichkeit und als «vierte Gewalt» optimal und glaubwürdig wahrnehmen können, ist die Unabhängigkeit von staatlichen Interessen unabdingbar. Diese Grundsätze gelten für die unter den Geltungsbereich dieses Gesetzes fallenden Medienanbiete- rinnen. Die von diesem Gesetz nicht erfassten Radioveranstalter ohne Leistungsauftrag können sich nach wie vor auf die verfassungsrechtlich garantierte Unabhängigkeit und Autonomie von Radio und Fernsehen in Artikel 93 Absatz 3 BV berufen.

Absatz 1 hält den Grundsatz der strukturellen Unabhängigkeit fest. Er verbietet es dem Staat, zu be- treiben oder sich in massgeblicher Weise finanziell oder organisatorisch an Medienanbieterinnen im Sinne dieses Gesetzes zu beteiligen.

Die nachfolgenden Absätze betreffen die Garantie der Autonomie und somit den inhaltlichen Aspekt der Unabhängigkeit.

Absatz 2 formuliert den Grundsatz der Weisungsungebundenheit. Behörden dürfen keine Weisungen erteilen, ausser eine gesetzliche Grundlage ermächtige sie dazu (so auch schon Art. 6 Abs. 1 RTVG).

Absatz 3 reflektiert, dass Freiheit und Verantwortlichkeit im Bereich der Gestaltung des Medienange- botes zusammengehören. Die Verantwortlichkeit gilt nicht nur für den redaktionellen Teil, sondern auch für die Werbung (so auch schon Art. 6 Abs. 2 RTVG).

Art. 6 Impressumspflicht

Den von diesem Gesetz erfassten Medienangeboten wird ein relevanter Einfluss auf die Meinungs- und Willensbildung des Publikums zugemessen. Damit einerseits das Publikum die Medienanbieterin einfach kontaktieren und andererseits der Regulierer bei Rechtsverletzungen effektiv und effizient vor- gehen kann, ist ein Mindestmass an Transparenz über die Identität und die Kontaktangaben der Medi- enanbieterin, einschliesslich der elektronischen Post, notwendig.

Damit die Kooperation mit ausländischen Regulierungs- und Aufsichtsbehörden erleichtert wird, sollen die betroffenen Medienanbieter auch die zuständigen Schweizer Aufsichtsbehörden KOMEM und UBI im Impressum nennen.

Art. 7 Mindestanforderungen bezüglich Medienangeboten

Die spezifisch in Absatz 1 vorgesehenen Mindestanforderungen sind Ausdruck des internationalrecht- lich anerkannten Grundsatzes, wonach die Grundrechte auf Ausübung der Meinungs- und Medienfrei- heit nicht absolut gelten, sondern auch mit Pflichten und Verantwortung verbunden sind. Die Mei- nungs- und Medienfreiheit darf deshalb spezifischen, gesetzlich vorgesehenen und in einer demokrati- schen Gesellschaft notwendigen Einschränkungen im öffentlichen Interesse unterworfen werden. So- wohl Artikel 10 Absatz 2 der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK; SR 0.101) als auch Artikel 19 Absatz 3 und Artikel 20 des Internationalen Pakts vom 16. Dezember 1966 über bürgerliche und politische Rechte (UNO Pakt II; SR 0.103.2) sta- tuieren dieses Prinzip. Es ergibt sich im Übrigen auch aus Artikel 10 und Artikel 17 i.V.m. Artikel 36 BV.

Die Mindestanforderungen verpflichten die von diesem Gesetz erfassten Medienanbieterinnen zur Be- achtung der Grundrechte. Es liegt in diesem Fall ausnahmsweise eine Grundrechtsbindung im Ver- hältnis zwischen Privaten vor, wie sie in Artikel 35 Absatz 3 BV vorgesehen ist (vgl. Botschaft zur To- talrevision des RTVG vom 18. Dezember 2002, BBl 2003 S. 1668). Es handelt sich um justiziable An- forderungen, welche nicht nur für (redaktionelle) Medienbeiträge gelten, sondern auch für die Wer- bung.

23 / 85 Die Bestimmungen in Absatz 2 zum Schutze der Menschenwürde und des Diskriminierungsverbots richten sich namentlich gegen eine Instrumentalisierung oder Kommerzialisierung von Menschen als unfreiwillige Objekte voyeuristischer Blossstellung. Ferner sind alle vom Geltungsbereich des Geset- zes erfassten Medienangebote, die unsittlich sind, Gewalt unangemessen herausstellen oder zum Hass gegen spezifische Gruppen aufstacheln, verboten.

Insbesondere das Verbot der Hassrede ist Teil eines weiten internationalen Konsenses, der von der Schweiz mitgetragen wird, so z.B. in Artikel 20 Absatz 2 UNO Pakt II oder in der Empfehlung des Mi- nisterialrats des Europarates Nr. R (97) 20 über Hassreden, verabschiedet am 30. Oktober 1997. Zu beachten ist, dass das Verbot, zum Hass aufzustacheln, nicht nur Fälle betreffen muss, die im eng verstandenen Sinne von Artikel 4 Absatz 1 RTVG noch als rassistisch motivierte Hassreden zu qualifi- zieren sind. Es ist auch vor dem Hintergrund der vorgebrachten internationalrechtlichen Grundlagen nicht ersichtlich, warum andere Kategorien, wie z.B. Hassreden aufgrund der Religionszugehörigkeit, Nationalität oder der sexuellen Orientierung von Personengruppen anders zu behandeln sind. Es wird Sache der UBI sein, in diesem Bereich in der Praxis die Kategorien auszudifferenzieren. Im Lichte der reichhaltigen Praxis des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) ist eine Verletzung des Verbots der Aufstachelung zum Hass stets mit äusserster Sorgfalt mit dem Grundrecht auf freie Meinungsäusserung abzuwiegen. Die Hürden für das Feststellen einer Verletzung sind hoch gesteckt.

Absatz 3 betrifft das Gebot der sachgerechten Darstellung, das für Medienanbieterinnen gilt, die Medi- enbeiträge mit Informationsgehalt zur Verfügung stellen, d.h. es umfasst lineare und nicht lineare Me- dienbeiträge. Die überwiegende Anzahl der Fälle bei der UBI betreffen das Sachgerechtigkeitsgebot und der Spruchkörper hat dazu über die Jahre eine reichhaltige Rechtsprechung entwickelt. Demnach soll dem Publikum aufgrund eines Beitrags und der darin vermittelten Fakten und Ansichten ein mög- lichst zuverlässiges Bild über eine Sachlage oder ein Thema vermittelt werden, so dass dieses sich darüber eine eigene Meinung bilden kann. Hinsichtlich der nicht linearen Medienangebote hat die UBI zum ersten Mal einen solchen beurteilt (auf Abruf bereit gehaltenes Video von SRF), dies im Rahmen ihrer Zuständigkeit zur Beurteilung des übrigen publizistischen Angebots der SRG seit Juli 2016. Die UBI hat dazu erläutert, dass im Gegensatz zu (linearen) Radio- und Fernsehsendungen (abrufbare) Beiträge des übrigen publizistischen Angebots keinen Programmcharakter aufweisen, da das Publi- kum diese individuell nutzt. Diesbezüglich sei das Sachgerechtigkeitsgebot zu relativieren, da sich die Nutzerinnen und Nutzer eines solchen Angebots in Ruhe dazu Gedanken machen, allenfalls das Vi- deo noch einmal ansehen oder andere Quellen konsultieren könnten. Zu beachten seien auch Beson- derheiten in der Aufbereitung von abrufbaren Videos, die zum Teil anders sei als in vergleichbaren Nachrichtensendungen (UBI-Entscheid b.747 vom 12. Mai 2017).

Der Anwendungsbereich des Sachgerechtigkeitsgebots betrifft spezifisch Medienbeiträge mit Informa- tionsgehalt. Im Bereich rein unterhaltender Inhalte ist die Meinungsbildung des Publikums nicht in ei- nem Masse betroffen, welches des Schutzes durch das Sachgerechtigkeitsgebot bedarf.

Absatz 4 formuliert in Analogie zu Artikel 4 Absatz 3 RTVG inhaltliche Verpflichtungen für die von die- sem Gesetz erfassten Medienbeiträge zum Zweck des Staatsschutzes und der verfassungsmässigen Ordnung. Die RTVG-Bestimmung wurde selten in der UBI-Praxis geprüft, z.B. anlässlich eines Infor- mationsbeitrags über eine Pressekonferenz von Vermummten zum WEF in Davos (UBI-Entscheid b. 486 vom 14. Mai 2004). In diesem Bereich sind bereits im Strafgesetzbuch unter dem zwölften Titel (Art. 258 ff. StGB) und dem dreizehnten Titel (Art. 265 ff. StGB) mehrere Bestimmungen anwendbar. Die spezifischen medienregulatorischen Sanktionen dieses Gesetzes ergänzen diesbezüglich die strafrechtlichen Bestimmungen. Ein besonderes Gefährdungspotenzial bezüglich der inneren und äusseren Sicherheit hat sich in der letzten Zeit vor allem über die zunehmende Verbreitung von Terro- rismuspropaganda manifestiert. Folglich soll auch die nationale Medienregulierung geeignete Mass- nahmen gegen solche Gefahren vorsehen.

Art. 8 Jugendschutz

Die von diesem Gesetz erfassten Anbieterinnen elektronischer Medien sind zum Jugendschutz ver- pflichtet, wie es auch in anderen europäischen Ländern gilt. Der Anwendungsbereich des Gesetzes 24 / 85 erfasst neu nicht lineare Medienangebote und entsprechend sind auch diese zur Einhaltung des Ju- gendschutzes verpflichtet.

Die Vorschrift wird durch die momentan laufenden Arbeiten zu einem neuen Bundesgesetz über den Jugendschutz bei Filmen und Videospielen (JSFVG) tangiert. Das Gesetzgebungsprojekt des Bundes- amts für Sozialversicherungen (BSV) bezweckt die Verbesserung des Schutzes von Kindern und Ju- gendlichen vor beeinträchtigenden Inhalten beim Konsum von Filmen und Videospielen. Eine einheitli- che Praxis für die Schweiz soll geschaffen werden, indem ein Film oder ein Videospiel in allen Kanto- nen und für alle Veröffentlichungsformen (auf Trägermedien, bei öffentlichen Vorführungen, auf Abruf- diensten) dieselbe Alterseinstufung aufweist und die Altersklassifizierung vereinheitlicht wird. Für sämtliche Marktakteure sollen dieselben Regeln gelten.

Aufgrund des im Vergleich zum RTVG geänderten Geltungsbereichs dieses Gesetzes gelten für Radi- oprogramme, die keinen Leistungsauftrag erfüllen, keine spezifischen medienrechtlichen Jugend- schutzvorschriften mehr. Hier soll, wie für alle anderen nicht vom Gesetz erfassten Medien, das Straf- recht für das notwendige Schutzniveau sorgen, so z.B. beim Verbot von Gewaltdarstellungen gemäss Artikel 135 StGB oder dem Pornographieverbot gemäss Artikel 197 StGB.

Absatz 1 formuliert den Grundsatz des medialen Jugendschutzes und ist weitestgehend mit dem für Fernsehprogramme geltenden Artikel 5 RTVG identisch.

Zusätzlich werden in Absatz 2 typische Massnahmen aufgezählt, welche die Medienanbieterinnen zur Gewährleistung des Jugendschutzes zu ergreifen haben. Neben den vor allem für Fernsehprogramme in Frage kommenden Instrumenten der zeitlichen Ansetzung sowie der optischen und akustischen Kennzeichnung, sind auch neuere Methoden wie die Bereitstellung von Altersüberprüfungs-, Filter-, Verschlüsselungs-, Melde- und Bewertungssysteme sowie Systeme zur elterlichen Kontrolle vorgese- hen.

Im Hinblick auf das Ziel des Jugendmedienschutzgesetzes, eine einheitliche Altersklassifizierung in der Schweiz zu gewährleisten, auferlegt Absatz 3 den unter den Geltungsbereich dieses Gesetzes fal- lenden Medienanbieterinnen die Pflicht, bei der Beurteilung von Inhalten von staatlicher Seite in der Schweiz anerkannte Altersklassifizierungssysteme zu verwenden. Damit wird auch der Kritik im Be- richt «Jugend und Medien» des Bundesrates vom 13. Mai 2015 Rechnung getragen, wonach Vor- schriften über generelle Alterskennzeichnungen im RTVG nicht vorhanden seien. Allenfalls kann der Bundesrat auf Verordnungsebene die zu verwendenden Klassifizierungssysteme konkretisieren.

Art. 9 Aufbereitung für Menschen mit einer Sinnesbehinderung

In Absatz 1 werden die bereits für nationale und sprachregionale Fernsehveranstalter bestehenden Verpflichtungen aus Artikel 7 Absatz 3 RTVG weitergeführt, damit im Hinblick auf die erwähnten inter- nationalrechtlichen Grundlagen ein Rückschritt bei den medialen Diensten für Sinnesbehinderte ver- mieden wird und die Kontinuität gesichert ist. Zugleich wird den Bedürfnissen der Behindertenverbän- den Nachachtung verschafft, auch unterhaltende Inhalte ohne Service-public-Charakter nutzen zu können.

In welchem Umfang und mit welchen geeigneten Mitteln die betroffenen Medienanbieterinnen Dienste für Menschen mit einer Sinnesbehinderung zur Verfügung stellen, wird gemäss Absatz 2 auf dem Ver- ordnungsweg und in der Konzession bzw. den Leistungsvereinbarungen zu konkretisieren sein. Dabei ist zu beachten, dass im audiovisuellen Bereich die traditionellen Massnahmen Untertitelung, Gebär- dung oder Audiodeskription eingesetzt werden. Darüber hinaus sind andere technische Massnahmen vorstellbar (z. B. die erleichterte technische Menüführung, die barrierefreie Gestaltung einer Webseite etc.). Dies ist aber letztlich eine Frage des betreffenden Medienformats, des Stands der Technik und der Finanzierbarkeit, die im Einzelfall zu berücksichtigen ist.

Für die SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung gelten besondere Bestimmun- gen (Absatz 3, vgl. Art. 20 Abs. 2 und 23 Abs. 3). 25 / 85 Art. 10 Kurzberichterstattungsrecht bei öffentlichen Ereignissen

Das Kurzberichterstattungsrecht aus Artikel 72 RTVG wird ausgebaut und gilt nicht nur für Anbieterin- nen von Fernsehprogrammen, sondern für sämtliche Medienanbieterinnen gemäss diesem Gesetz. Ihr Zweck ist es, einen Interessenausgleich zwischen den Rechteinhabern (zumeist Sportverbände und -veranstalter), den Medienanbieterinnen und dem Publikum herzustellen. Die Bestimmung schützt den freien Zugang des Publikums zu Informationen über öffentliche Ereignisse. Sie erlaubt ihm die Wahrung seiner Informationsbedürfnisse und bedeutet keinen unverhältnismässigen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit des Ereignisorganisators und seiner Vertragspartner. Das Kurzberichterstattungs- recht hat sich in der Schweiz bewährt.

Zu den öffentlichen Ereignissen gemäss Absatz 1 gehören alle Ereignisse in der Schweiz, die nach dem Willen des Ereignisorganisators potenziell jedem und jeder zugänglich sein sollen, dazu gehören auch unvorhergesehene Vorkommnisse. Kein Kurzberichterstattungsrecht ist zu gewähren, wenn der Rechteinhaber jegliche audiovisuelle Berichterstattung ausschliesst. Schranken können sich auch aus dem Urheberrecht ergeben.

Absatz 2 verpflichtet den Ereignisorganisator und die das Exklusivrecht ausübende Medienanbieterin, dafür zu sorgen, dass jede interessierte Medienanbieterin ihr Recht auf Kurzberichterstattung wahr- nehmen kann. Sie unterliegen einer gesetzlichen, auf das öffentliche Recht gestützten Kontrahie- rungspflicht. Die Rechteinhaber müssen die physische Anwesenheit der anderen Medienanbieterin- nen («Physical Access», Buchstabe a) dulden und ihnen das Signal zur Anfertigung eines Kurzbe- richts überlassen («Signal Access», Buchstabe b). Beim Signal Access hat die vom Kurzberichterstat- tungsrecht profitierende Medienanbieterin die Herkunft der Bewegtbilder zu kennzeichnen. Sie hat nur die zusätzlichen Unkosten für die Überlassung des Signals abzugelten, nicht hingegen eine Entschä- digung für die Exklusivrechte.

Die KOMEM ist nach Absatz 3 dafür zuständig, die Inhaber von Exklusivrechten zu verpflichten, das Kurzberichterstattungsrecht einzuräumen. Das Kurzberichterstattungsrecht dient einem Interessen- sausgleich und insbesondere der Sicherung des Zugangs der Bevölkerung zu bestimmten Medienin- halten. Durch ihre Unabhängigkeit von staatlichen und wirtschaftlichen Einflüssen kann die KOMEM den Interessen des Publikums am besten nachkommen.

Art. 11 Freier Zugang zu Ereignissen von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung

Die Pflicht für Medienanbieterinnen, Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung einem grossen Publikum ohne Bezahlschranken zugänglich zu machen, basiert auf europäischem Recht. Sie wurde vor rund 20 Jahren angesichts der aufkommenden Pay-TV-Angebote für die Exklusivberichter- stattung über Live-Sport-Ereignisse entwickelt.

Diese Pflicht heute wieder an Aktualität. Sowohl Fernmeldedienstanbieterinnen wie auch andere inter- netbasierte Dienste erwerben vermehrt Exklusivrechte zur Direktübertragung von populären Sporter- eignissen. Damit nicht für alle Sportübertragungen eine Bezahlschranke gilt, ist im Sinne eines Ser- vice public ein freies Minimalangebot weiterhin sicherzustellen.

Die gesetzliche Bestimmung von Artikel 73 RTVG wird aus diesen Gründen in diesem Gesetz weiter- geführt. Sie gilt aber nicht nur für Fernsehveranstalter, sondern für alle Medienanbieterinnen gemäss diesem Gesetz. Eine Ausweitung auf nicht lineare Dienste ist allerdings vom europäischen Recht nicht gefordert, da die Direktübertragung von Sportereignissen eine traditionelle Domäne von linearen Me- dienangeboten ist.

Ein Ereignis von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung liegt in der Regel dann vor, wenn es über das spezifisch interessierte Fachpublikum hinaus das Interesse einer breiten Öffentlichkeit zu wecken vermag. Dies betrifft in der Schweiz ausschliesslich bedeutende Sportereignisse.

26 / 85 Ein wesentlicher Anteil der Allgemeinheit gemäss Absatz 1 ist erreicht, wenn das entsprechende Er- eignis in jeder Sprachregion von der Mehrheit der Anzahl der Haushalte mit drahtgebundenem An- schluss empfangen werden kann (gemäss Art. 71 Abs. 1 RTVV 80 Prozent). Nicht nur die potenzielle technische Erreichbarkeit beim Publikum muss gegeben sein, es muss mit der gegebenen Empfangsi- nfrastruktur auch Zugang zum Ereignis haben.

Im Sinne von Absatz 2 führt das Department eine Liste bedeutender internationaler und nationaler Er- eignisse, die heute ausschliesslich bedeutende Sportereignisse enthält (vgl. Anhang 2 der Verordnung des UVEK über Radio und Fernsehen vom 5. Oktober 2007, SR 780.401.11).

Bei Absatz 3 handelt es sich um eine Reziprozitätsklausel, die ebenfalls im Lichte der Vorgaben des EÜGF zu sehen ist. Die schweizerischen Medienanbieterinnen sind gehalten, auch die Listen der an- deren Konventionsstaaten des EÜGF berücksichtigen und den freien Empfang zur Berichterstattung über diese Ereignisse nicht behindern.

Art. 12 Förderungspflichten

Die Regelung von Artikel 7 Absatz 1 RTVG gilt weiter. Sie verfolgt ein kulturpolitisches Ziel, nämlich die Stärkung einer leistungsfähigen Film- und Fernsehindustrie Europa, um auf diesem bedeutsamen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Im RTVG waren die Pflichten (Mindestanteile europäischer Werke und unabhängiger Produktionen, Filmförderung) auf Veranstalter mit einem nationalen oder sprachre- gionalen Fernsehprogramm beschränkt. Für die SRG galten gemäss Konzession spezifische Vorga- ben.

Absatz 1 gilt für Anbieterinnen von nationalen und sprachregionalen Fernsehprogrammen, wobei für die SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung besondere Bestimmungen gelten (Absatz 4). Er ist auf lokale Fernsehveranstalter, die nicht an ein nationales Netz angeschlossen sind, nicht anwendbar (vgl. Art. 18 AVMD-RL). Die Anforderung in Buchstabe a, einen «wesentlichen Anteil der massgebenden Sendezeit» schweizerischen und anderen europäischen Werken vorzubehalten, lässt durch die Anwendung des Verhältnismässigkeitsprinzips einen gewissen Spielraum bei der Pflicht zur Erfüllung der Quotenregelung. Sie kann aber nicht so ausgelegt werden, dass die erfassten Fernsehveranstalter den Umfang der zu erbringenden Leistungen nach eigenem Gutdünken bestim- men können. Sie haben die entsprechenden Mindestvorgaben zu erfüllen, sofern es ihnen möglich ist, und darüber Rechenschaft abzulegen. Sie haben gegebenenfalls darzulegen, inwiefern ihnen die Er- füllung der Vorgaben unzumutbar ist. Die Gründe, wieso ein Veranstalter die Quote nicht so umsetzen kann, sind vor allem redaktionellen, wirtschaftlichen oder zuschauerbezogenen Ursprungs. So ist denkbar, dass thematisch beschränkte Angebote mit spezifischen Spartenangeboten von der Pflicht ausgenommen werden können. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass bei der «massgebenden Sen- dezeit» gemäss Artikel 16 Absatz 1 und 17 AVMD-RL und Artikel 10 Absatz 1 EÜGF die Ausstrahlung von Nachrichten, Berichte über Sportereignisse, Spielshows, Werbung und Bildschirmtext nicht be- rücksichtigt wird. Der Bundesrat hat diese Regelung in Artikel 5 Absatz 2 RTVV übernommen. Folglich sind z.B. reine Nachrichten- oder Sportkanäle von der Erfüllung der Pflicht ausgenommen.

Die Stärkung unabhängiger Produzenten nach Buchstabe b leistet auch einen Beitrag zur Vielfalt im Bereich der Programmherstellung. Die Einzelheiten dazu wird der Bundesrat in der Verordnung festle- gen. So ist zu erwarten, dass er analog zur Vorschrift in Artikel 17 AVMD-RL und Artikel 5 Absatz 1 Buchstabe b RTVV wieder vorsehen wird, dass ein massgeblicher Anteil neueren Werken vorzubehal- ten ist, d.h. Werken, deren Produktion nicht länger als 5 Jahre zurückliegt.

Auch bei Absatz 2 stehen kulturpolitische Anliegen im Fokus. Anbieterinnen nationaler und sprachre- gionaler Fernsehprogramme, die in ihrem Programm Spiel-, Dokumentar- oder Animationsfilme zei- gen, sind zur Förderung des Schweizer Films verpflichtet, wobei für die SRG und Medienanbieterin- nen mit einer Leistungsvereinbarung besondere Bestimmungen gelten (Absatz 4). Nicht nur der Film-, sondern auch der Fernsehsektor soll das nationale Filmschaffen und die Vielfalt des Filmangebots för- dern. Die Bestimmung entspricht in ihrem Wortlaut Artikel 7 Absatz 2 RTVG. Nach wie vor sind die be- troffenen Fernsehveranstalter gehalten, jährlich vier Prozent ihrer Bruttoeinnahmen in die Förderung 27 / 85 von (veranstalter-)unabhängigen Schweizer Filmproduktionen zu investieren. Ist der investierte Anteil geringer, so erhebt das BAKOM bei den verpflichteten Anbieterinnen eine Ersatzabgabe, die der Diffe- renz zwischen ihren Aufwendungen zugunsten des Films und dem Höchstsatz von vier Prozent ent- spricht. Die Filmförderungsabgabe wird zweckgebunden für die Filmförderung verwendet (Absatz 5). Über die Erfüllung ihrer Pflichten haben die betroffenen Veranstalter im Rahmen ihrer Auskunftspflicht (Art. 99) Rechenschaft abzulegen; unrichtige Angaben können mit einer Verwaltungssanktion geahn- det werden.

Den Förderungspflichten unterliegen nach Absatz 3 auch schweizerische Programmfenster in einem ausländischen Fernsehprogramm, sofern dieses Spiel-, Dokumentar- oder Animationsfilme enthält.

3.3 3. Titel: Werbung und Sponsoring

Art. 13 Erkennbarkeit der Werbung

Absatz 1: Beim Gebot der Trennung zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten handelt es sich um ein Grundprinzip der Transparenz zum Schutz des Publikums. Es wird aus dem geltenden Recht übernommen. Besondere Werbeformen (Splitscreenwerbung, virtuelle Werbung, Targeted Adverti- sing, Native Advertising etc.) sollen wie heute auf Verordnungsebene geregelt werden (Absatz 2).

Absatz 3 dient ebenfalls der Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten. Die Norm entspricht im Grundsatz dem geltenden Recht, allerdings wird die heutige Ausnahmeregelung für lokale und re- gionale Veranstalter mit beschränkten finanziellen Mitteln aufgegeben. Nach wie vor kann der Bun- desrat Ausnahmen vorsehen, z.B. indem er für Fernsehprogramme ohne Leistungsauftrag diese Re- gelung auf jene Mitarbeitenden beschränkt, die in Medienbeiträgen zu Nachrichten oder zum politi- schen Zeitgeschehen auftreten.

Art. 14 Werbeverbote

Die bereits im RTVG bestehenden Werbeverbote im Tabak-, Alkohol- und Heilmittelbereich werden im Grundsatz beibehalten.

Die Werbeverbote gemäss Absatz 1 Buchstaben a und b beinhalten spezifische Anforderungen an den Inhalt von Werbung (Werbung, die die religiöse oder politische Überzeugung herabmindert; Wer- bung, die zu einem Verhalten anregt, welches die Gesundheit, die Umwelt oder die persönliche Si- cherheit gefährdet) und entsprechen Artikel 10 Absatz 4 RTVG. Die Werbeverbote gelten für sämtli- che Medienangebote innerhalb des Geltungsbereichs.

Absatz 2 Buchstabe a: Das Verbot politischer Werbung soll primär verhindern, dass die demokrati- sche Willensbildung durch wirtschaftlich mächtige Akteure einseitig beeinflusst werden kann. Auch die Unabhängigkeit der Medienanbieterin vor politischem Einfluss soll gewahrt werden. Das Verbot wird aus dem RTVG übernommen und auf den gesamten Geltungsbereich des Gesetzes angewandt.

Da lineare Radioprogramme ohne Leistungsauftrag nicht diesem Gesetz unterstehen, gilt für sie die- ses Verbot künftig nicht mehr. Somit sind künftig die Radios ohne Service-public-Auftrag mit den heu- tigen Online-Angeboten (Internet, Social Media etc.) gleichgestellt.

Das Werbeverbot für religiöse Bekenntnisse und die sie vertretenden Institutionen und Personen (Ab- satz 2 Buchstabe b) dient dem Religionsfrieden. Es wird aus dem geltenden Recht übernommen und auf den ganzen Geltungsbereich des Gesetzes angewandt.

Für lineare Radioprogramme ohne Leistungsauftrag gilt dieses Verbot künftig nicht mehr. Damit wird eine Gleichbehandlung mit den Online-Medien ohne Leistungsauftrag hergestellt.

28 / 85 Absatz 2 Buchstabe c: Das Tabakwerbeverbot soll mit dem Tabakproduktegesetz harmonisiert wer- den. Gemäss Vorentwurf zum Tabakproduktegesetz (VE-TabPG3) ist Werbung für Tabakprodukte, für nikotinhaltige und nikotinfreie elektronische Zigaretten sowie für Gegenstände, die eine funktionale Einheit mit einem Tabakprodukt bilden, in Radio und Fernsehen verboten (Art. 17 Abs. 3 VE-TabPG). Zudem fallen auch pflanzliche Rauchprodukte – mit oder ohne Nikotin – unter das Verbot (vgl. Art. 3 Bst. a VE-TabPG). Ferner ist Werbung für die genannten Produkte im frei zugänglichen Internet ver- boten (Art. 17 Abs. 2 Bst. b Ziff. 1 und 2 VE-TabPG). Gegenüber der heutigen Regelung bedeutet dies eine Ausdehnung des Werbeverbotes.

Geprüft und verworfen wurde der Verzicht auf dieses Werbeverbot im vorliegenden Gesetz und die ausschliessliche Werberegelung im künftigen Tabakproduktegesetz. Diese Variante hätte gewichtige Nachteile mit sich gebracht: Gemäss VE-TabPG wären kantonale Behörden für die Aufsicht zustän- dig. Da es im vorliegenden Gesetz um teilweise grenzüberschreitende Sachverhalte geht, wäre nur schon die Feststellung der schweizerischen Zuständigkeit für eine andere als die Medienaufsichtsbe- hörde komplex.

Lineare Radioprogramme ohne Leistungsauftrag fallen künftig unter das Tabakproduktegesetz, d.h. sie unterliegen künftig der Werberegelung und der Aufsicht aufgrund des VE-TabPG.

Absatz 2 Buchstabe d: Das Werbeverbot für gebrannte Wasser wird aus dem geltenden Recht über- nommen und gilt für sämtliche Medienangebote gemäss Geltungsbereich. Gestützt auf Absatz 5 wird der Bundesrat zum Schutz der Gesundheit und der Jugend weitere Einschränkungen erlassen, z.B. Regeln zur Ausgestaltung der Alkoholwerbung (vgl. Art. 16 RTVV) oder ein Werbeverbot im Umfeld von Sendungen, die sich an Minderjährige richten.

Geprüft und verworfen wurden der Verzicht des Alkoholwerbeverbotes im vorliegenden Gesetz und die ausschliessliche Werberegelung im Alkoholgesetz. Diese Variante würde zwar Schnittstellen in Bezug auf Werbung für gebrannte Wasser beseitigen. Die Nachteile würden allerdings überwiegen: Da es im vorliegenden Gesetz um teilweise grenzüberschreitende Sachverhalte geht, wäre nur schon die Feststellung der schweizerischen Zuständigkeit für eine andere als die Medienaufsichtsbehörde komplex und müsste mit dieser Behörde koordiniert werden. Zudem sind auch Werbebeschränkungen zu alkoholischen Getränken vorgesehen, die nicht unter das Alkoholgesetz fallen, z.B. Regeln zur Ausgestaltung der Werbung hinsichtlich von alkoholischen Getränken, die nicht unter das Alkoholge- setz fallen. Damit wäre die Medienaufsichtsbehörde dennoch für gewisse Aspekte der Alkoholwer- bung zuständig.

Lineare Radioprogramme ohne Leistungsauftrag fallen künftig unter die Werberegelung und die Auf- sicht gemäss Alkoholgesetz, wonach Werbung für Spirituosen im Radio untersagt ist.

Absatz 3 Buchstaben a und b: Die Einschränkungen der Werbung sowie der Verkaufsangebote im medizinischen Bereich werden vom RTVG übernommen und leicht modifiziert. Die Werbeverbote wer- den auf Arzneimittel beschränkt; das RTVG in der deutschen Fassung verwendet den Begriff des Heil- mittels, was Arzneimittel und Medizinprodukte umfasst, die französische Fassung hingegen «médica- ment» (Arzneimittel). Damit gilt in sämtlichen Medienangeboten gemäss Geltungsbereich ein Werbe- verbot für Arzneimittel der Abgabekategorien C, D und E (vgl. Artikel 32 Abs. 2 Bst a des Heilmittelge- setzes vom 15. Dezember 2000 [HMG], SR 812.21 und Art. 14 der Arzneimittel-Werbeverordnung [AWV], SR 812.212.5) sowie ein Verbot von Verkaufsangeboten für Arzneimittel sämtlicher Abgabeka- tegorien.

3 Vernehmlassungsvorlage zum Bundesgesetz über Tabakprodukte und elektronische Zigaretten, Vorentwurf vom Dezember 2017, Vernehmlassung vom 8. Dezember 2017 bis 23. März 2018

29 / 85 Die in Absatz 4 geregelten Verbote der Schleichwerbung und der unterschwelligen Werbung werden vom geltenden Recht übernommen und gelten für sämtliche Medienangebote innerhalb des Geltungs- bereichs.

Nicht übernommen wird das im heutigen Artikel 10 Absatz 4 Buchstabe b RTVG verankerte Werbever- bot für irreführende oder unlautere Werbung, da dieses bereits durch das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom 19. Dezember 1986 (UWG, SR 241) vollumfänglich abgedeckt ist. Das Werbeverbot wird vom EÜGF (Art. 11 Abs. 1 und 2), nicht aber von der AVMD-RL vorausgesetzt.

Absatz 5 ermächtigt den Bundesrat, zum Schutz der Gesundheit und der Jugend weitere Werbeein- schränkungen zu erlassen. Zu denken ist hier z.B. an Regeln zur Ausgestaltung von Alkoholwerbung, die Verankerung eines Verbotes für Werbung für verschreibungspflichtige medizinische Behandlungen sowie ein Verbot für Verkaufsangebote für sämtliche medizinische Behandlungen in der Werbung (vgl. hierzu die europäischen Regelwerke, Art. 15 Ziff. 3 und 5 EÜGF, Art. 9 Abs. 1 Bst. f und Art. 21 AVMD-RL).

Art. 15 Einfügung, Dauer und Umfang der Werbung

Die Regelungen zur Einfügung, zur Dauer und zum Umfang der Werbung dienen primär dem Schutz der Medienkonsumentinnen und -konsumenten. Die bisherige Regelung in Artikel 11 RTVG («Einfü- gung und Dauer der Werbung») wird durch den Begriff «Umfang» erweitert, weil die bisherigen Be- griffe nicht das ganze Spektrum von nicht linearen Medienangeboten abbilden.

Absatz 1 bestätigt für lineare Medienangebote den Grundsatz, dass Werbung (einschliesslich Ver- kaufsangebote) zwischen redaktionellen Medienbeiträgen eingefügt und in Blöcken gesendet werden muss. Die Bestimmung entspricht dem geltenden Recht und bezieht sich auf (lineare) Fernsehpro- gramme. Die Einzelheiten zur Unterbrecherwerbung werden wie heute an den Bundesrat delegiert, wobei er zu beachten hat, dass die Unterbrecherwerbung den Gesamtzusammenhang und den Wert der Medienbeiträge sowie die Rechte der Rechteinhaber nicht beeinträchtigt (Absatz 3). Er wird sich an den Mindestvorgaben des EÜGF orientieren (Art. 13 Abs. 1 und 14 EÜGF, vgl. auch Art 20 Abs. 2 AVMD-RL). Der Bundesrat wird auch regeln, in welchen Fällen Werbespots einzeln gesendet werden dürfen (vgl. hierzu Art. 19 Abs. 2, 20 Abs. 1 AVMD-RL). Nach geltendem Recht dürfen derartige Spots zwischen Sendungen und bei der Übertragung von Sportveranstaltungen übertragen werden (Art. 18 Abs. 1 RTVV).

Die Werbezeitbeschränkung auf maximal 20 Prozent innerhalb einer Stunde nach Absatz 2 wird aus dem geltenden Recht übernommen. Auf Verordnungsstufe soll geregelt werden, in welchen Fällen von diesem Grundsatz abgewichen werden kann. Denkbar wäre, für nicht grenzüberschreitende lineare Medienangebote ohne Leistungsauftrag Ausnahmen zu erlassen. Die Regelung ist lediglich auf line- are Medienangebote anwendbar. Für nicht lineare Medienangebote mit Leistungsauftrag kommt Ab- satz 4 zur Anwendung.

Absatz 3: Wie bereits heute, berücksichtigt der Bundesrat bei der Festlegung der Abweichungen von Abs. 1 und 2 gewisse festgelegte Kriterien. Dabei wird die Betrachtungsweise auf sämtliche in den Geltungsbereich des Gesetzes fallenden Medienanbieterinnen erweitert.

Für nicht lineare Medienangebote mit Leistungsauftrag wird der Bundesrat beauftragt, Regelungen für die Einfügung, die Dauer und den Umfang von Werbung zu erlassen, die dem gleichen Schutzzweck dienen (Absatz 4). Er wird den Besonderheiten dieser Medienbeiträge (Text, Video on demand) Rech- nung tragen. Durch die Delegation an den Bundesrat wird die nötige Flexibilität geschaffen, um zeit- nah auf neue Werbemöglichkeiten reagieren zu können.

30 / 85 Art. 16 Sponsoring

Der Artikel trägt der Gefahr der Beeinflussung von redaktionellen Programminhalten Rechnung und setzt Rahmenbedingungen für eine unverfälschte Meinungsbildung des Publikums. Die Grundsätze gelten für sämtliche in den Geltungsbereich des Gesetzes fallenden Medienangebote.

Absatz 1 hält fest, dass eine ungebührliche Beeinflussung durch den Sponsor unzulässig ist. Die Be- stimmung gilt bereits im geltenden Recht.

Die Sponsornennung am Anfang oder am Schluss (Absatz 2) dient der Transparenz und damit der freien Meinungsbildung des Publikums. Mit der Kennzeichnungspflicht wird das Sponsoringverhältnis offengelegt. Die Regelung wird aus dem RTVG übernommen und auf den ganzen Geltungsbereich dieses Gesetzes angewandt.

Art. 17 Sponsoringverbote

Werbende Elemente, d.h. Aussagen werbenden Charakters, sind in Sponsornennungen untersagt (Absatz 1). Diese Regelung trägt dem Gebot der Trennung von Werbung und redaktionellem Teil von Medienbeiträgen Rechnung. Die Bestimmung wird aus dem geltenden Recht übernommen.

Nach den Absätzen 2 und 3 dürfen Unternehmen nicht als Sponsor auftreten, wenn sie zur Hauptsa- che Produkte herstellen oder anbieten, die nicht beworben werden dürfen. Natürliche oder juristische Personen, auf die dies zutrifft, sind somit in jedem Fall vom Sponsoring ausgeschlossen. Davon be- troffen sind somit beispielsweise Wahlkandidierende, politische Parteien, Kirchen sowie Zigaretten- und Spirituosenhersteller.

Das Sponsern von Medienbeiträgen zu Nachrichten oder mit politischem Inhalt ist verboten (Absatz 4). Die Regelung wird aus dem RTVG übernommen und auf den ganzen Anwendungsbereich des Ge- setzes angewandt.

Absatz 5 ermächtigt den Bundesrat im Interesse des Jugendschutzes auch für das Sponsoring be- stimmte Regeln zu erlassen. Wie bereits in der geltenden Verordnung geregelt, sollen flankierend zum Unterbrecherwerbeverbot Einblendungen des Sponsors im Verlauf des Medienbeitrags (sogenannte Inserts) unterbleiben. Zudem sollen in Medienbeiträgen für Kinder Produkteplatzierungen verboten bleiben, da bei dieser die Gefahr der unerwünschten Beeinflussung von Kindern besonders gross ist. Derartige Regelungen sind bis anhin in der RTVV verankert (vgl. Art. 20 Abs. 4 und 21 Abs. 2 RTVV).

Art. 18 Produkteplatzierung

Es hat sich bewährt, die Produkteplatzierung als Anwendungsfall des Sponsorings zu betrachten, weil die Sponsoringregelungen uneingeschränkt auf die Produkteplatzierung passen. Da mit der Produkte- platzierung ein Auftritt in einem redaktionellen Medienbeitrag verbunden ist, ist dem Werbetrennungs- gebot besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Bundesrat wird aufgrund der Delegationsnorm die erforderlichen ergänzenden Spezialregelungen erlassen. Dabei orientiert er sich einerseits an den Regelungen der RTVV (Art. 21), die sich bewährt haben, und andererseits an den europäischen Min- destvorschriften. In der Verordnung werden erhöhte Anforderungen an die Kennzeichnungspflicht ge- stellt, wobei dies bei Produkteplatzierungen mit einem geringfügigen Wert nicht gelten soll. In Ergän- zung zu den nicht sponserbaren Medienbeiträgen werden weitere Medienbeiträge definiert, in denen Produkteplatzierungen unzulässig sind (Medienbeiträge, die sich an Kinder richten, Dokumentarfilme, religiöse Medienbeiträge).

Art. 19 An Minderjährige gerichtete Werbung

Der Artikel trägt dem besonderen Schutzbedürfnis von Kindern und Jugendlichen Rechnung. Er ent- spricht dem heutigen Artikel 13 RTVG.

31 / 85 Absatz 1 formuliert Grundsätze für die Gestaltung von Werbung, die sich an Minderjährige richtet oder in denen Minderjährige auftreten. Der Bundesrat wird die Schutzmassnahmen in der Verordnung kon- kretisieren. Als Minderjährige gelten Personen unter 18 Jahren.

Absatz 2: Das vollständige Unterbrecherwerbeverbot für Medienbeiträge für Kinder trägt dem Um- stand Rechnung, dass es Kindern regelmässig schwer fällt, den Wechsel zwischen redaktionellen und kommerziellen Inhalten eines Medienangebotes nachzuvollziehen. Das Verbot hat sich bisher bewährt und wird auf den ganzen Geltungsbereich des Gesetzes angewandt. Als Kinder gelten Personen unter 12 Jahren.

Absatz 3: Das Werbeverbot für Verkaufsangebote, die sich speziell an Minderjährige richten, wird dem geltenden Recht entnommen und auf den gesamten Geltungsbereich des Gesetzes angewandt.

3.4 4. Titel: SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung

3.4.1 1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen Art. 20

Das Vielfaltsgebot in Absatz 1 gilt einzig für Medienangebote der SRG und von Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung, die in einer Gesamtbetrachtung die Vielfalt der Ereignisse und An- sichten darstellen müssen. Damit wird sichergestellt, dass ein pluralistisches Grundangebot an Ser- vice-public-Leistungen zur Verfügung steht. Im Umkehrschluss ist es sachgerecht, angesichts der Un- zahl an inzwischen verfügbaren Medienangeboten das Vielfaltsgebot nicht auf weitere Medienakteure auszudehnen.

Bislang sah das RTVG für bestimmte Fernsehveranstalter vor, Sendungen für Menschen mit Seh- o- der Hörbehinderung behindertengerecht aufzubereiten. Absatz 2 trägt auch in diesem Bereich der technologischen Entwicklung Rechnung, indem diese Anforderung künftig auf nicht lineare Medienan- gebote ausgedehnt wird.

Die Aufbereitung von elektronisch vermittelten Inhalten für Menschen mit einer Sinnesbehinderung ist eine zentrale Leistung des medialen Service public. Nicht nur die SRG ist weiterhin Trägerin von weit reichenden Verpflichtungen (Art. 23 Abs. 3). Alle linearen und nicht linearen, finanziell unterstützten Medienangebote sollen einen Beitrag zur kommunikativen Integration von Menschen mit einer Sinnes- behinderung leisten. Damit entspricht die Vorschrift auch der Stossrichtung des Bundesgesetzes vom 13. Dezember 2002 über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (BehiG; SR 151.3), welches in allgemeiner Weise die Verhinderung, Verringerung oder Beseitigung von Benachteiligungen für Menschen mit Behinderungen bezweckt (Art. 1 Abs. 1 BehiG). Unberührt von der neuen Verpflichtung, die für Service-public-Medieninhalte gilt, ist nach wie vor Artikel 14 Ab- satz 4 BehiG anwendbar. Demnach kann der Bund Massnahmen fördern, die den Zugang zu Fern- sehsendungen für Menschen mit einer Hör- oder Sehbehinderung ermöglichen.

Auch im Rahmen der Verpflichtung der Schweiz durch internationales Recht ist die neue Anforderung relevant. Sie stimmt überein mit den Zielen des UNO-Übereinkommens über die Rechte von Men- schen mit Behinderungen, welches für die Schweiz als Vertragsstaat seit dem 15. Mai 2014 in Kraft ist (UNO-BRK; SR 0.109). Die Vertragsstaaten sind gemäss Artikel 21 UNO-BRK verpflichtet, geeignete Massnahmen zu treffen, damit Menschen mit Behinderungen ihr Recht auf Meinungsäusserung und Meinungsfreiheit gleichberechtigt mit anderen durch die von ihnen gewählten Formen der Kommuni- kation ausüben können. Massenmedien, und damit auch Anbieter von Informationen über das Inter- net, sollen ihre Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen zugänglich gestalten. Gemäss Arti- kel 30 Absatz 1 Buchstaben a und b UNO-BRK sollen die Vertragsstaaten den Menschen mit Behin- derung eine gleichberechtigte Teilnahme am kulturellen Leben ermöglichen und somit alle geeigneten Massnahmen treffen, um sicherzustellen, dass sie einerseits Zugang zu kulturellem Material in zu- gänglichen Formaten haben und Zugang zu Fernsehprogrammen, Filmen, Theatervorstellungen und anderen kulturellen Aktivitäten in zugänglichen Formaten haben.

32 / 85 Absatz 3 gibt dem Bundesrat neu die Möglichkeit, auch für Medienanbieterinnen mit Leistungsverein- barung fixe Quoten für schweizerische und europäische Werke vorzusehen (vgl. Art. 12). Der Bundes- rat kann damit nötigenfalls dem Grundsatz Nachachtung verschaffen, dass solche Medienangebote zur Förderung der nationalen Branche beitragen. Andererseits hat er die Möglichkeit, das europaweit anerkannte kulturpolitische Ziel der Förderung europäischer Werke auf die nicht linearen Angebote auszuweiten.

Absatz 4: In besonderen Lagen sollen dringliche polizeiliche Bekanntmachungen, behördliche Alarm- meldungen und insbesondere entsprechende Verhaltensanweisungen unverzüglich an die gesamte betroffene Bevölkerung in der Schweiz gelangen. Diese Bestimmung verpflichtet alle Medienanbiete- rinnen mit Konzession oder Leistungsvereinbarung, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit beizutragen bzw. zur Sicherheit der Bevölkerung gewisse behördliche Inhalte bekannt zu machen. In der Verordnung ist zu konkretisieren, dass die Orientierung nur in jenem Gebiet zu er- folgen hat, in dem die Gefahr droht.

Medienanbieterinnen mit linearen Angeboten (Radio/TV) fügen die Bekanntmachungen in ihre Pro- gramme ein. Es muss allerdings sichergestellt werden, dass die im linearen Angebot eingefügten poli- zeilichen Bekanntmachungen bei der zeitversetzten Nutzung nicht mehr auftauchen. Medienanbiete- rinnen mit nicht linearen Angeboten können die Bekanntmachung zum Beispiel als Pop-up oder Flash- Meldung auf der Website bringen. Für den Inhalt ist die Behörde verantwortlich, die die Bekanntma- chung veranlasst hat (Absatz 5).

3.4.2 2. Kapitel: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft 3.4.2.1 1. Abschnitt: Leistungsauftrag Art. 21 Grundsätze

Angesichts der zentralen Rolle der SRG für den sprachregionalen/nationalen Service public wird am Anspruch der SRG auf eine Konzession festgehalten. Absatz 1 verdeutlicht, dass die SRG das Recht und die Pflicht hat, einen Leistungsauftrag zu erfüllen. Konzessionsbehörde ist neu die Kommission und nicht mehr der Bundesrat. Hat bis heute die Landesregierung aus medienpolitischer Sicht beur- teilt, welche Leistungen für die Bedürfnisse des Service public nötig sind, werden diese Anforderun- gen künftig von einer staatlich unabhängigen Fachbehörde ermittelt. In der Konzession werden Art und Umfang der Medienangebote der SRG konkretisiert. Der Begriff «Medienangebote» verweist da- rauf, dass die SRG auch Online-Angebote anbietet. Die Konzession wird für maximal zehn Jahre er- teilt.

Absatz 2 gibt vor, dass der Leistungsauftrag der SRG im Wesentlichen mit audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen erbracht werden muss.

Absatz 3 verweist auf die herausragende demokratiefunktionale Bedeutung des publizistischen Ange- bots der SRG für die Allgemeinheit und die hohen Ansprüche, die an dieses Angebot gestellt werden: Es soll dazu beitragen, dass sich das Publikum selbstbestimmt in einem immer komplexeren gesell- schaftlichen Umfeld bewegen und gut informiert am Leben innerhalb der staatlichen Institutionen teil- nehmen kann. Vor dem Hintergrund des Grundwertekanons demokratischer Gesellschaften kann die SRG in ihren Programmen Position beziehen und gesellschaftliche und politische Vorgänge kommen- tieren. Dabei lässt sich die SRG von den Grundwerten leiten, die schweizerische Institutionen kenn- zeichnen und die in der Bundesverfassung verankert sind und in internationalen Übereinkommen an- erkannt werden. Daraus ergibt sich, dass die SRG sich in ihren publizistischen Entscheidungen primär am «citizen value» orientiert; d.h. sie spricht das Publikum primär als am Gemeinwohl interessierte Bürgerinnen und Bürger an, mit dem Ziel, den am Gemeinwohl orientierten Dialog zwischen den im- mer stärker fragmentierten Gesellschaftsgruppen langfristig sicherzustellen. Dafür sind aber auch An- gebote für zerstreuungssuchende Konsumentinnen und Konsumenten nötig, die ihre individuellen In- teressen und Bedürfnisse befriedigen wollen.

Absatz 4 entspricht bisher geltendem Recht (Art. 24 Abs. 1 Bst. b RTVG). 33 / 85 Absatz 5: Die Erfüllung des Leistungsauftrags durch die SRG setzt voraus, dass die verschiedenen publizistischen Angebote ihre jeweilig anvisierten Bevölkerungsgruppen erreichen und bei ihnen eine gute Akzeptanz und Reputation finden. Insofern spielt die Reichweite eines Angebots als wesentlicher Teil der Akzeptanz innerhalb der anvisierten Bevölkerungsgruppe durchaus eine Rolle. Die Reichweite als quantitativer Faktor ist aber nicht ausreichend, um die angestrebte Wirkung eines Angebots zu er- mitteln: Mittels qualitativer Umfragen muss erhoben werden, welche Wertschätzung die anvisierte Be- völkerungsgruppe dem fraglichen Angebot entgegenbringt. Insofern ist die angemessene Vertretung und eine respektvolle Darstellung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in ihrer ganzen Komplexi- tät ein wesentliches Element für die geforderte Qualität der publizistischen Angebote der SRG. Die Reputation der Angebote misst sich auch an der Medienresonanz oder an erworbenen Medienprei- sen. Folglich fällt die SRG ihre publizistischen Selektionsentscheidungen primär unter Beachtung der Qualitätskriterien gemäss Artikel 24.

Absatz 6 verweist auf die Gewährleistung der Unabhängigkeit und der programmlichen Autonomie, welche bereits in Artikel 93 Absatz 3 BV verankert sind: um ihren Service-public-Auftrag zufriedenstel- lend erfüllen zu können, muss die SRG frei von staatlichem und privatem Einfluss, den publizistischen Qualitätsprinzipien verpflichtet, arbeiten können.

Absatz 7: Verschiedene Bevölkerungsgruppen nutzen unterschiedliche Medien-«Kanäle», und gerade die Jüngeren wechseln bei neuen Angeboten rasch von einer (Online-)Plattformen auf die andere (zum Beispiel von Facebook zu Instagram zu Snapchat). Die SRG muss rasch auf solche Entwicklun- gen reagieren, auf den entsprechenden Ausspielkanälen präsent sein und ihre Angebote entspre- chend den Anforderungen dieser Kanäle produzieren.

Absatz 8: Ein Gewinnstreben ist mit der Funktion der SRG als Erbringerin eines Dienstes für die Allge- meinheit unvereinbar. Das heisst aber nicht, dass die SRG keine Gewinne ausweisen darf bzw. soll. Das Ziel ist es, auf Mehrjahressicht ein ausgeglichenes Ergebnis anzustreben. Verluste sind folglich nach Möglichkeit mit Gewinnen in den Folgejahren zu kompensieren. Konkretisiert wird dieser Grund- satz in Artikel 39 Absätze 3-6, wo die Verwendung allfälliger Überschüsse geregelt ist.

Art. 22 Inhalt des Leistungsauftrags

Absatz 1: Die SRG soll nach Artikel 21 Absatz 4 zur Kohäsion beitragen. Dazu muss sie ein umfas- sendes und vielfältiges Angebot in den Bereichen Information, Kultur und Bildung anbieten, das unter- schiedliche thematische Bedürfnisse vereint. Weiter hat sie Angebote in den Bereichen Unterhaltung und Sport bereit zu stellen, die sich von den Angeboten kommerzieller Medienanbieterinnen unter- scheiden.

Absatz 2: Die SRG garantiert im Informationsbereich eine umfassende Berichterstattung. Damit trägt sie zum Gemeinwohl nach Artikel 21 Absatz 3 und namentlich zur freien Meinungsbildung des Publi- kums bei. Ob und wie ein konkretes Thema aufgegriffen wird, liegt in der Entscheidungshoheit der SRG (vgl. bisherigen Art. 6 Abs. 2 RTVG), sie orientiert sich dabei namentlich am Kriterium der Rele- vanz.

Absatz 3: Die SRG bietet auch Informationsleistungen für im Ausland lebende Schweizerinnen und Schweizer an. Dieses Angebot wird neu ebenfalls in der Konzession näher definiert. Heute ist dieses Angebot Teil der Leistungsvereinbarung betreffend das publizistische Angebot für das Ausland zwi- schen dem Bundesrat und der SRG, und es wird hälftig aus der Abgabe und aus allgemeinen Bundes- mitteln finanziert. Der Teil dieses heutigen sogenannten Auslandangebotes, der sich an die Ausland- schweizerinnen und Auslandschweizer richtet (Teile von Swissinfo), wird neu in der Konzession durch die Kommission konkretisiert. Damit können Synergien mit bereits bestehenden (Online-)Angeboten der Unternehmenseinheiten in den Sprachregionen optimal genutzt werden. Das Angebot wird vollum- fänglich über die Abgabe für elektronische Medien finanziert.

Absatz 4: Die SRG muss kulturelle Werke verbreiten und über Kunst berichten. Darüber hinaus muss sie selbst Kultur für ihre Angebote produzieren, das unabhängige Kulturschaffen mit ihren Aufträgen 34 / 85 unterstützen und das kulturelle Schaffen sichtbar machen. Dabei bleibt die Entscheidungshoheit der SRG bezüglich konkreter Projekte unberührt. Durch ihre kulturellen Angebote soll die SRG dazu bei- tragen, das Interesse beim Publikum zu wecken, Verständnis schaffen und zur Kultur anregen.

Absatz 5: Das Angebot der SRG trägt in seiner Gesamtheit zum Wissenserwerb des Publikums bei. Dazu gehört auch, dass die SRG in ihrem Angebot einen Beitrag zur Befähigung des Publikums leis- tet, Informationen und Vorgänge seiner Umwelt zu verstehen, kritisch einzuordnen und sich eine Mei- nung zu bilden.

Absatz 6: Die Unterhaltung ist ein wichtiger Bereich des nationalen Service public. Die SRG hat hier- bei eine Leitbildfunktion zu erfüllen. Das bedeutet unter anderem, dass das Unterhaltungsangebot der SRG die Diskussion gesellschaftlich relevanter Themen anregt, indem es eine Vielfalt an Werten, Nor- men und Weltbildern zeigt und nicht auf die Bedienung rein eskapistischer Bedürfnisse ausgerichtet ist. Das Angebot der SRG hat dabei ethischen Anforderungen zu genügen. Damit gemeint sind Grundsätze wie Fairness und Respekt. Zudem muss sich insbesondere das Unterhaltungsangebot in seiner Gesamtheit durch Unterscheidbarkeit und Unverwechselbarkeit auszeichnen. Dies bedeutet, dass das Angebot aus einer Vielzahl unterschiedlicher Genres, Formate und Inhalte besteht, die den vielfältigen Bedürfnissen des Publikums gerecht werden sollen.

Sport ist ein wichtiges Element der täglichen Information und Unterhaltung und hat eine hohe identi- tätsstiftende und integrative Bedeutung. Absatz 7 erwähnt den Sport deshalb neu als eigenständigen Bereich des publizistischen Angebots der SRG.

Von der SRG wird gemäss Absatz 8 ein hoher Anteil an Eigenproduktionen verlangt. Diese werden den Fremdproduktionen gegenübergestellt. Zu den Eigenproduktionen zählen auch Auftragsproduktio- nen, welche der Medienanbieter selbst in Auftrag gegeben hat, sowie Koproduktionen mit andern Me- dienanbietern oder Produktionsgesellschaften.

Art. 23 Inhalte für spezifische Bevölkerungsgruppen

Da sich vor allem das junge Publikum von den klassischen Medien ab- und den Internetangeboten zu- wendet, besteht eine grosse Herausforderung des Service public darin, mit seinem publizistischen An- gebot künftig die gesamte Bevölkerung anzusprechen und so die Integrations- und Identifikationsfunk- tion weiterhin zu wahren. Deshalb wird die SRG in Absatz 1 verpflichtet, den Jungen eine altersge- rechte und unabhängige Orientierung zu bieten. Sie trägt zu deren Beteiligung am politischen, wirt- schaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben bei.

Angesichts des stetig wachsenden Anteils von in der Schweiz lebenden Menschen mit Migrationshin- tergrund wird die SRG in Absatz 2 verpflichtet, diese Menschen in ihren Medienbeiträgen zu berück- sichtigen, integrative Inhalte zu vermitteln und damit das gegenseitige Verständnis zu fördern. Sie be- leuchtet dabei auch die Lebensrealitäten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und fördert deren Sichtbarkeit.

Bereits bislang musste die SRG die Bedürfnisse von Menschen mit Sinnesbehinderungen berücksich- tigen (Art. 24 Abs. 3 RTVG). Absatz 3 geht weiter und verlangt von der SRG, in ihren Medienangebo- ten einen gleichberechtigten Zugang zu ihren Angeboten anzustreben.

Art. 24 Qualitätsanforderungen

Relevanz, Professionalität, Unabhängigkeit, Vielfalt und Zugänglichkeit gemäss Absatz 1 sind als Qualitätsdimensionen zu verstehen, die je mehrere Qualitätskriterien umfassen. Die Qualitätskriterien basieren auf möglichst allgemein anerkannten wissenschaftlichen Definitionen. Die Zugänglichkeit be- zieht sich in erster Linie auf die Auffindbarkeit z.B. im Internet.

Absatz 2: Die SRG unterzieht ihr publizistisches Angebot internen und externen Qualitätsüberprüfun- gen und veröffentlicht die Ergebnisse letzterer. Diesen Analysen unterliegen die Arbeitsprozesse bei 35 / 85 der Erstellung publizistischer Inhalte, inklusive allenfalls verwendeter Algorithmen, soweit Letzteres für die SRG möglich ist. Dies trägt dazu bei, dass die Programme hohen Qualitätsanforderungen genü- gen.

Art. 25 Ausrichtung auf die Sprachregionen

Die SRG muss ihre Medienangebote gemäss Absatz 1 an ein sprachregionales Publikum richten. Die Konzentration auf die Sprachregionen garantiert zum einen, dass die Sprachregionen gleichberechtigt und qualitativ mit hochstehenden Medienbeiträgen versorgt werden; zum andern unterstreicht sie die Bedeutung der Integrationsaufgabe der SRG; sie soll auch verhindern, dass lokale Themen eine prio- ritäre Behandlung erfahren. Die Vorgabe entspricht der sprachregionalen Fragmentierung des schwei- zerischen Medienmarktes sowie der damit zusammenhängenden Logik des Service-public-Konzeptes des Gesetzes, welches von der SRG eine grossräumige Versorgung der Bevölkerung mit elektroni- schen Medien verlangt. Medienbeiträge, die sich an ein kleinräumiges Publikum richten, sind Grenzen gesetzt: Sie setzen die Genehmigung der Kommission voraus und beschränken sich inhaltlich auf die Bereiche Politik, Wirtschaft und Kultur (vgl. Absatz 6).

Absatz 2 entspricht weitgehend den heutigen Bestimmungen zum Programmauftrag der SRG (Art. 24 Abs. 1 und 2 RTVG), welche von einer Gleichwertigkeit der Medienangebote in der deutsch-, franzö- sisch- und italienischsprachigen Schweiz ausgehen. Das Rätoromanische ist angemessen zu berück- sichtigen.

Absatz 3: Die Mehrsprachigkeit und die Vielfalt der Kulturen ist ein konstitutives Element der schwei- zerischen Identität. Die Förderung des sprachregionalen Austauschs ist deshalb eine traditionelle und selbstverständliche Kernaufgabe der SRG. Die SRG leistet mit ihrem publizistischen Schaffen einen wertvollen Beitrag zur Verstärkung des Verständnisses zwischen den Sprachregionen.

Das Gesetz selbst verlangt in Absatz 4 ein Mindestangebot an linearen Programmen, um sicherzustel- len, dass auch Menschen mit einem traditionellen Nutzerverhalten berücksichtigt werden. Darum schreibt das Gesetz vor, dass in den drei Sprachregionen Deutschschweiz, Romandie und italienisch- sprachige Schweiz mindestens je ein (lineares) Radio- und Fernsehprogramm vorzusehen ist.

Absatz 5 entspricht der heutigen Bestimmung zum Programmauftrag der SRG (Art. 24 Abs. 5 RTVG) und grenzt in erster Linie den Gebrauch des Dialekts in der deutschsprachigen Schweiz ein.

Absatz 6 ermöglicht der SRG insbesondere, ihre Regionaljournale im Radio weiterhin anbieten zu können. Die quantitativen bzw. zeitlichen Vorgaben dieser regionalen Informationen werden in der Konzession festgelegt.

Art. 26 Erteilung und Anpassung der Konzession

Konzessionsbehörde ist neu die Kommission und nicht mehr der Bundesrat. Hat bis heute die Landes- regierung aus medienpolitischer Sicht beurteilt, welche Leistungen für die Bedürfnisse des Service public nötig sind, werden diese Anforderungen künftig von einer staatlich unabhängigen Fachbehörde ermittelt.

Gemäss Absatz 1 wird vor der Erteilung der Konzession oder einer Änderung mit erheblicher Trag- weite eine öffentliche Konsultation durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das nicht dem Vernehmlassungsrecht untersteht. Die Kommission hat dadurch die nötige Flexibilität in Bezug auf Adressatenkreis, Form und Fristen.

Absatz 2 regelt die Änderung der Konzession für den Fall, dass sich die tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse verändert haben und dies zur Wahrung wichtiger Interessen notwendig ist (so bereits Art. 25 Abs. 5 RTVG). Wenn die SRG dadurch einen wirtschaftlichen Schaden erleidet, ist dieser durch den Bund angemessen auszugleichen.

36 / 85 Art. 27 Werbung und Sponsoring in den Medienangeboten der SRG

Die Werbung und das Sponsoring in den Medienangeboten der SRG unterliegen zusätzlichen Vor- schriften. Dies soll der Qualität des Service public dienen. Zudem wird damit den kommerziellen Inte- ressen der anderen Medienunternehmen Rechnung getragen (asymmetrische Finanzierung).

Absatz. 1: Wie bisher sollen die SRG-Radios werbefrei sein. Neu wird das Online-Werbeverbot im Ge- setz verankert.

Absatz 2: Der Bundesrat wird ermächtigt, Werbung und Sponsoring für die SRG noch weiter einzu- schränken. Damit ist gewährleistet, dass zeitnah auf ein sich änderndes Werbeumfeld reagiert werden kann. Der Bundesrat soll bei der Werberegelung der SRG auf andere Medienunternehmen Rücksicht nehmen und die SRG soll sich angesichts der dynamischen Marktentwicklungen eine gewisse Stabili- tät bei der Erzielung der Werbeeinnahmen erhalten können.

Konkret soll der Bundesrat wie heute im linearen Fernsehen die Werbezeit (z.B. keine Werbung ab 20 Uhr) und die Unterbrecherwerbung strenger regeln. Splitscreen-Werbung und Verkaufssendungen sollen auch weiterhin unzulässig sein.

Betreffend Werbung und Sponsoring hat der Bundesrat somit verschiedene Steuerungselemente zur Verfügung, die von einer Umsatzplafonierung, einer zeitlichen Beschränkung bis hin zu Verboten rei- chen.

3.4.2.2 2. Abschnitt: Zusammenarbeit Art. 28 Zusammenarbeit im Kulturbereich

Absatz 1: Die Leistungserfüllung der SRG im Bereich der Kultur verlangt eine enge Zusammenarbeit der SRG mit den Kulturschaffenden insbesondere im Bereich des Films und der Musik. Angestrebt wird in erster Linie, dass sich die SRG und die Verbände des Films und der Musik selbst über den Umfang und die Modalitäten der Zusammenarbeit einigen, wie dies heute beim Film mit dem «Pacte de l’audiovisuel» und bei der Musik mit der «Charta Schweizer Musik» der Fall ist. Falls keine ange- messene Lösung zustande kommt, kann die Kommission der SRG entsprechende Vorgaben in der Konzession statuieren und Mindestanteile für die Berücksichtigung des schweizerischen Films und der schweizerischen Musik in den Angeboten der SRG festlegen.

Absatz 2 beinhaltet eine klare Vorgabe für die Zusammenarbeit mit der unabhängigen schweizeri- schen audiovisuellen Industrie. Eine entsprechende Vorgabe fehlte im RTVG. Neu erhält die Kommis- sion die Kompetenz, der SRG eine Quote für die Auftragsvergabe (Auftragsproduktionen und filmtech- nische Dienstleistungen) an unabhängige Anbieter in der Schweiz vorzuschreiben, wenn sich die Aus- lagerungen der SRG als ungenügend erweisen sollten. Die Konzession kann auch Vorgaben in Bezug auf die Produktionsstandorte festlegen. Eine gedeihliche, veranstalterunabhängige Branche für Auf- tragsproduktionen und filmtechnische Dienstleistungen ist auf die Zusammenarbeit mit der SRG und insbesondere auf ein bestimmtes Mass an Auftragsvergaben angewiesen. Sie entspricht vor allem auch einem kulturellen Bedürfnis der Schweiz, einen wettbewerbsfähigen Markt mit einer Vielzahl von Anbietern zu haben, der für die Produktion von hochwertigen audiovisuellen Werken in der Schweiz garantiert (16.4027 Motion Fluri «SRG und unabhängige audiovisuelle Industrie. Den unabhängigen Markt stärken, die Zusammenarbeit intensivieren, Wettbewerbsverzerrungen vermeiden» vom 15. De- zember 2016). Während in der RTVV 2007 (Art. 5 Abs. 1 Bst. b) oder in der SRG-Konzession 2008 (Art. 2 Abs. 6 Bst. c und d) noch die Rede von der veranstalterunabhängigen audiovisuellen Industrie bzw. von veranstalterunabhängigen Produzenten die Rede war, spricht der Gesetzestext noch von der unabhängigen Industrie. Das vorliegende Gesetz verzichtet auf den Begriff «Veranstalter». Verlangt ist, dass die Vergabe an Produzenten oder Betriebe erfolgt, deren Haupttätigkeit nicht in der Produk- tion von Medienangeboten im Sinne von Artikel 4 Buchstabe b liegt.

37 / 85 Art. 29 Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen im Rahmen des Leistungsauftrags

Die Bestimmung regelt die Zusammenarbeit der SRG mit andern Medienunternehmen im konzessio- nierten Bereich bzw. im Rahmen der Erfüllung des Leistungsauftrages. Im Gegensatz zur bisherigen Interpretation der konzessionierten Tätigkeiten werden neu nicht nur die reine Produktion und Verbrei- tung von Medienangeboten dazu gezählt, sondern auch alle Aktivitäten, die für die Erbringung bzw. Finanzierung der publizistischen Angebote der SRG notwendig sind. Das hat in erster Linie Konse- quenzen für die Beurteilung der Akquisition von Werbung und Sponsoring; sie ist eine Voraussetzung für die verlangte Mitfinanzierung des Service public aus kommerziellen Einnahmen.

Absatz 1 setzt die Rahmenbedingung für Kooperationen der SRG mit andern Medienunternehmen im Rahmen der konzessionierten Tätigkeiten. Solche Kooperationen können Synergien schaffen, die konzessionierte Leistungen erst ermöglichen oder wirtschaftlicher erbringen lassen. Als Beispiel sei hier die Zusammenarbeit der SRG mit den privaten Radiostationen zur Einführung der neuen digitalen Radioverbreitungstechnologie und zur Migration von UKW zu DAB+ erwähnt. Die Tätigkeiten dürfen aber die eigene Leistungserbringung durch die SRG nicht beeinträchtigen, die Meinungs- und Ange- botsvielfalt nicht einschränken und auch andere Medienunternehmen nicht auf ungerechtfertigte Weise benachteiligen. Die Zusammenarbeit eines Unternehmens der Grösse der SRG mit einem an- deren Medienunternehmen wirkt sich grundsätzlich immer auf andere Medienunternehmen aus und hat Benachteiligungspotenzial. Wenn die SRG also zum Beispiel mit einem einzelnen Medienunter- nehmen eine exklusive Kooperation eingeht, müssen sachliche Gründe vorliegen. Rechtliche Schran- ken einer solchen Zusammenarbeit können sich allenfalls auch aus dem Wettbewerbs- oder Lauter- keitsrecht ergeben.

Während die Zusammenarbeit in konkreten Einzelfällen dem publizistischen und unternehmerischen Ermessen der SRG überlassen ist und sich nach den Kriterien von Absatz 1 zu richten hat, verlangt Absatz 2 bei einer regelmässigen und kontinuierlichen Zusammenarbeit bei der Produktion von publi- zistischen Angeboten eine vertragliche Regelung, welche der Genehmigung durch die Kommission bedarf. Die Bestimmung regelt Kooperationsmodelle wie das heutige Fenstermodell auf den TV-Kanä- len von SRF zwei und SRF info, auf denen private Veranstalter (Presse TV AG und Alphavision AG) in eigener Verantwortung publizistische Inhalte gemeinsam mit der SRG anbieten.

Absatz 3 unterstellt gesellschaftsrechtliche Beteiligungen der SRG an anderen Medienunternehmen und an sonstigen Gesellschaften ebenso wie die Gründung eigener Gesellschaften einer Genehmi- gungspflicht. Solche Engagements der SRG können nicht nur publizistische Auswirkungen zur Folge haben, sondern ebenso auch finanzielle. Bei Beteiligungen stehen Engagements im Bereich der jour- nalistischen Basisdienste (Nachrichtenagenturen wie die SDA), der Audio- und Videoproduktion, der Informatik oder der Akquisition von Werbung und Sponsoring im Vordergrund. Eine eigene Gesell- schaft ist heute zum Beispiel die Tochtergesellschaft tpc der SRG im Bereich Technik und Produktion. Die Kommission kann solche Aktivitäten mit Auflagen genehmigen oder untersagen, wenn die Erfül- lung des Leistungsauftrags der SRG beeinträchtigt werden könnte (Buchstabe a), die Meinungs- und Angebotsvielfalt eingeschränkt werden könnte (Buchstabe b) oder wenn andere schweizerische Medi- enunternehmen auf ungerechtfertigte Weise benachteiligt werden könnten (Buchstabe c).

Erbringen eigene Gesellschaften der SRG sowohl konzessionierte als auch nicht konzessionierte Leistungen, so sind getrennte Rechnungen zu führen, um die bestimmungsgemässe Verwendung von Mitteln aus der Abgabe für elektronische Medien sicherstellen und Quersubventionierungen verhin- dern zu können (vgl. Art. 40 Abs. 2).

3.4.2.3 3. Abschnitt: Zugang zu den Medienbeiträgen Art. 30 Zurverfügungstellen von Inhalten

Die Bestimmung regelt die Übernahme von SRG-Beiträgen in Originallänge oder in eigens hergestell- ten Kurzversionen durch andere schweizerische Medienunternehmen auf der Basis des Modells «Shared Content». Adressaten sind alle schweizerischen Medienunternehmen, welche publizistisch

38 / 85 tätig sind. Als Gegenleistung für das Zurverfügungstellen der Beiträge muss die SRG die Möglichkeit haben, die Mehrkosten, die ihr daraus erwachsen, den Nutzern der Beiträge zu belasten. Angespro- chen sind hier zunächst Medienbeiträge im Informationsbereich, beispielsweise zu einem aktuellen politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Ereignis oder Thema, die von SRG-Medienschaffenden hergestellt wurden, die in voller Länge angeboten werden. Bei den Kurzversionen von Medienbeiträ- gen ist die Themenauswahl breiter, allerdings steht die Aktualität im Vordergrund: Diese Kurzversio- nen sollen tagesaktuell sein und zeitlich unmittelbar an das Ereignis, über das sie berichten, anknüp- fen. Die Medienunternehmen, die die Angebote der SRG nutzen, dürfen die übernommenen Medien- beiträge nicht abändern. Bei Streitigkeiten über den Zugang zu solchen Inhalten ist die KOMEM zu- ständig. Eine allfällige Verletzung von Urheberrechten der SRG beurteilt sich hingegen nach dem Ur- heberrechtsgesetz und nicht nach diesem Gesetz.

Art. 31 Dauerhafte Erhaltung und Zugang zum Archiv

Diese Bestimmung entspricht weitgehend bisherigem Recht (Art. 33 RTVV, Art. 10 Abs. 2 SRG-Kon- zession). Sie regelt die Pflicht der SRG, ihre Eigenproduktionen nach anerkannten Standards langfris- tig zu archivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, soweit es die Urheberrechte erlauben.

Diese Bestimmung umfasst nicht nur Beiträge aus dem Informationsbereich, sondern spricht auch an- dere von der SRG hergestellte oder von ihr in Auftrag gegebene Audio- oder audiovisuelle Medienbei- träge an, die sie auf unbestimmte Zeit verfügbar hält.

Während Absatz 2 die – in der Regel kostenfreie - Konsultation der SRG-Archive durch die Wissen- schaft und die Öffentlichkeit betrifft, hält Absatz 3 fest, dass die SRG für die Verwendung ihres Archiv- materials für kommerzielle Zwecke Marktpreise verlangen kann. Auch eine über die reine Konsultation hinausgehende, nicht kommerzielle Nutzung von Archivinhalten kann für die SRG Kosten generieren, die sie auf die Nutzer überwälzen kann: Zu denken ist etwa an den Aufwand bei Rechercheaufträgen oder die Herstellung von physischen Kopien.

3.4.2.4 4. Abschnitt: Information der Bevölkerung in Krisensituationen Art. 32

Die Bestimmung verpflichtet die SRG, sich organisatorisch und technisch vorzubereiten, um auch in Krisensituationen den Leistungsauftrag so weit als möglich erfüllen zu können. Diese Verpflichtung war bisher nur konzessionsrechtlich geregelt (vgl. die Delegationsnorm in Art. 8 Abs. 4 RTVG). Bedeu- tung und Umfang rechtfertigen hingegen eine formalgesetzliche Grundlage. Der konkrete Auftrag, die personellen Anforderungen, die Einsatzorte, die technischen und sicherheitstechnischen Bedingungen etc. werden in Leistungsvereinbarungen mit dem Bund (heute die Bundeskanzlei) geregelt. Die SRG wird für den spezifischen Aufwand zugunsten der Krisenkommunikation separat entschädigt.

3.4.2.5 5. Abschnitt: Tätigkeiten ausserhalb des Leistungsauftrags Art. 33 Genehmigungspflichtige Tätigkeiten

Absatz 1 dient dem Schutz anderer Medienunternehmen vor Tätigkeiten der SRG, die von ihrem Leis- tungsauftrag nicht erfasst sind und auch nicht unmittelbar der Erfüllung des Leistungsauftrages dienen (z.B. Herausgabe eines Printmagazins oder Tätigkeit als Nachrichtenagentur). Diese Tätigkeiten kann die SRG im Rahmen ihrer Wirtschaftsfreiheit ausüben. Es kann beispielsweise sinnvoll sein, dass die SRG aus betriebswirtschaftlichen Gründen auch ausserhalb ihres Service-public-Auftrags eine effizi- ente Auslastung der teuren Infrastruktur oder eine sinnvolle Zweitnutzung von aufwändig produzierten Inhalten anstrebt. Die unternehmerische Freiheit der SRG darf allerdings nicht absolut sein; sie ist an- gesichts der verfassungsrechtlich verlangten Rücksichtnahme auf die Stellung und die Aufgabe ande- rer Medienunternehmen zu begrenzen. Auch dürfen diese Tätigkeiten gemäss den Vorgaben über die Verwendung der finanziellen Mittel (Art. 39 Abs. 2) nicht mit Geldern aus der Abgabe für elektronische Medien oder den kommerziellen Einnahmen aus den konzessionierten Angeboten finanziert werden.

39 / 85 Die Bestimmung in Absatz 1 entspricht weitgehend dem bisherigen Artikel 29 Absatz 1 RTVG. Gegen- über der bisherigen Bestimmung ist jedoch eine Genehmigungspflicht statt der blossen Meldepflicht vorgesehen, wenn nicht konzessionierte Tätigkeiten der SRG andere schweizerische Medienunter- nehmen erheblich beeinträchtigen könnten. Die Genehmigungspflicht setzt eine Meldepflicht der SRG voraus und geht damit weiter als die Bestimmung in Artikel 29 RTVG.

Absatz 2: Eine Genehmigung der nicht konzessionierten Tätigkeiten kann mit Auflagen zur Geschäfts- tätigkeit, zur Finanzierung und Rechnungsführung sowie zur Organisation verbunden werden; die zu- ständige Kommission kann die Tätigkeit als ultima ratio auch verbieten.

Art. 34 Förderung der Präsenz der Schweiz im Ausland

Mit diesem Artikel wird das Auslandangebot, das heute aus zwei Komponenten besteht - einerseits das Angebot für die Auslandschweizerinnen und -schweizer, andererseits die Förderung der Anliegen der Schweiz im Ausland - entkoppelt. Während das Angebot für die Auslandschweizerinnen und - schweizer neu Bestandteil der Konzession und ausschliesslich über die Abgabe für elektronische Me- dien finanziert wird (Art. 22 Abs. 3), ist das Angebot zur Förderung der Präsenz der Schweiz im Aus- land nicht Gegenstand der Konzession, und es wird auch nicht über die Abgabe für elektronische Me- dien finanziert (z.B. TV5 Monde). Der Bund kann mit der SRG eine Leistungsvereinbarung schliessen, welche Inhalt und Umfang der publizistischen Leistungen festlegen. Die Abgeltung erfolgt über die all- gemeinen Bundesmittel. Auf dieses publizistische Angebot ist dieses Gesetz anwendbar (z.B. inhaltli- che Mindestanforderungen, Werbebestimmungen).

3.4.2.6 6. Abschnitt: Organisation Art. 35 Organisation der SRG

Wie schon im RTVG 1991 und RTVG 2006 respektiert die gesetzliche Regelung im Grundsatz die Or- ganisationsautonomie der SRG und beschränkt sich darauf, dort rechtliche Rahmenbedingungen zu setzen, wo dies im Interesse eines wirksamen Service public notwendig ist. Die SRG lehnt sich bei ih- rer Unternehmensorganisation heute stark an das Modell der Aktiengesellschaft an (Absatz 1 Buch- stabe f). Dies ist für ein Unternehmen dieser Grösse sinnvoll und wird auch weiterhin möglich sein, so- weit das Gesetz nicht abweichende Regelungen vorsieht. Die ausdrückliche Verpflichtung, die SRG habe sich so zu organisieren, dass sie wirtschaftlich geführt werden kann und die Abgabe für elektro- nische Medien ihrem Zweck entsprechend eingesetzt werden kann (Absatz 1 Buchstabe b), verweist auf die Finanzierungsgrundsätze in Artikel 39. Die SRG hat in Erfüllung ihres Programmauftrages für alle Sprachregionen gleichwertige Programme anzubieten und sie muss zugleich dafür sorgen, dass Verständnis und Austausch zwischen den Sprachregionen gefördert werden. Diesen Forderungen ist auch bei der Organisation und der Mittelzuweisung an die sprachregionalen Unternehmenseinheiten Rechnung zu tragen (Absatz 1 Buchstabe c). Aufrechterhalten wird die Forderung, dass das Publikum in der Organisation vertreten ist (Absatz 1 Buchstabe d). Gemeint ist, dass bei der Organisation die Bevölkerung einbezogen werden muss, an welche sich die SRG-Programme richten. Absatz 1 Buch- stabe f verdeutlicht, dass sich die SRG in Bezug auf die Unternehmensführung nach dem Aktienrecht auszurichten hat.

Absatz 2: Die Kompetenz, die Statuten zu genehmigen, obliegt neu der Kommission und nicht mehr dem Departement.

Art. 36 Organe

Die Bestimmung entspricht Artikel 32 RTVG. Gemäss Absatz 1 sind die Generalversammlung, der Verwaltungsrat, die Revisionsstelle und die Geschäftsleitung notwendige Organe, um den Anforderun- gen nach Artikel 35 Absatz 1 Buchstabe f zu genügen. Für die Organe gelten die aktienrechtlichen Bestimmungen sinngemäss, soweit dieses Gesetz nicht davon abweicht (Absatz 2).

40 / 85 Art. 37 Verwaltungsrat

Die Absätze 1 und 2 entsprechen geltendem Gesetzesrecht (Art. 33 Abs. 2 und 3 RTVG). Der Verwal- tungsrat darf den Redaktionen in laufenden Angelegenheiten zum publizistischen Angebot keine Wei- sungen erteilen (Absatz 1). Auf das bisherige Recht des Bundesrates, bis zu einem Viertel des Ver- waltungsrats zu bestimmen, wird verzichtet (Art. 33 Abs. 1 RTVG). Auch wenn die bisherigen Dele- gierten des Bundesrates weisungsungebunden waren, ist eine solche Delegation aus Gründen der Staatsunabhängigkeit nicht unproblematisch.

3.4.2.7 7. Abschnitt: Finanzierung Art. 38 Finanzierung

Der Grundsatz, wonach die SRG nicht gewinnorientiert ist und einen Dienst für die Allgemeinheit er- bringt (vgl. Art. 21), schlägt sich auch weiterhin in der Art der Finanzierung nieder. Diese Bestimmung hält zunächst fest, dass sich die SRG zur Hauptsache aus der Abgabe für elektronische Medien finan- ziert. Gleichzeitig wird der SRG im Grundsatz der Zugang zu kommerziellen Finanzierungsquellen ge- öffnet, soweit keine entsprechenden rechtlichen Schranken bestehen.

Absatz 2 räumt dem Bundesrat die Möglichkeit ein, für die SRG eine Obergrenze bei den kommerziel- len Einnahmen festzulegen. Dabei berücksichtigt er die Entwicklung des Finanzbedarfs der SRG, die Entwicklung der kommerziellen Einnahmen im Markt und die Werbebeschränkungen der SRG. Damit kann er bestmöglich die aktuellen Entwicklungen im Werbemarkt, die Bedürfnisse der SRG und die Rücksichtnahme auf andere Medienunternehmen würdigen. Mit der Möglichkeit, eine Obergrenze der kommerziellen Einnahmen zu setzen, erhält der Bundesrat ein weiteres Steuerungsinstrument. Die Art der Ausgestaltung soll jedoch Weiterentwicklungen und Innovationen im kommerziellen Bereich nicht verhindern. Zudem darf sie sich nicht auf die Marktpreisbildung auswirken. Sollten in der Zukunft neue kommerzielle Einnahmen zunehmen, würde dies mittelfristig zu Reduktionen bei der Abgabe führen. (Zu den Folgen bei einer Überschreitung dieses Maximalbetrages s.u. Art. 39 Abs. 6.)

Art. 39 Verwendung der finanziellen Mittel

Die SRG wird zu einem hohen Anteil aus dem Ertrag der Abgabe für elektronische Medien, d.h. aus öffentlichen Geldern, finanziert, damit sie ihren Programmauftrag erfüllen kann. Vor diesem Hinter- grund ist es naheliegend, die SRG auch weiterhin bei der Mittelverwendung auf bestimmte Grunds- ätze zu verpflichten.

Absatz 1 verlangt, dass die SRG und die von ihr beherrschten Unternehmen die finanziellen Mittel nach den anerkannten Grundsätzen der guten Praxis verwenden. Die SRG hat dabei die Grundsätze der wirtschaftlichen und bestimmungsgemässen Mittelverwendung zu befolgen und für die langfristige Substanzerhaltung des Unternehmens zu sorgen. Der Begriff der bestimmungsgemässen Mittelver- wendung verpflichtet die SRG insbesondere dazu, ihre Anteile aus der Abgabe für elektronische Me- dien sowie die kommerziellen Einnahmen aus den konzessionierten Angeboten ausschliesslich für die Erfüllung des gesetzlichen und konzessionsrechtlichen Auftrages zu verwenden. Damit soll eine Quersubventionierung von Tätigkeiten ausserhalb des Leistungsauftrages verhindert werden.

Die Formulierung «im Hinblick auf die Erfüllung ihres Auftrages» aus dem bisherigen Artikel 35 Absatz 1 RTVG wird gestrichen, da sie in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Interpretationen geführt hat und z.B. den Eigenkapitalverzehr gerechtfertigt hat. Der Begriff der Wirtschaftlichkeit orientiert sich an der Terminologie des Finanzkontrollgesetzes und umfasst die Kriterien der Sparsamkeit, des günsti- gen Kosten-Nutzen-Verhältnisses sowie der Wirksamkeit. Die Finanzierungsgrundsätze verpflichten auch die von der SRG beherrschten Unternehmen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass durch die Auslagerung von bestimmten Tätigkeiten auf Tochterunternehmen die für die Mittelverwen- dung massgebenden Grundsätze leer laufen.

41 / 85 Gemäss Absatz 3 kann der Bundesrat die SRG verpflichten, einen bestimmten Anteil aus der Abgabe für elektronische Medien für Informationen zu verwenden bzw. nach Absatz 4 für Koproduktionen im Bereich Sport und Unterhaltung. Damit soll die Zusammenarbeit mit privaten schweizerischen Medien- anbieterinnen gefördert werden.

Unter genau definierten Voraussetzungen kann die Kommission die SRG verpflichten, Reserven zu bilden (Absätze 5 bis 7). Die SRG strebt keinen Gewinn an (Art. 21 Abs. 8). Erzielt sie dennoch einen Gewinn, so hat sie gemäss Absatz 5 den Überschuss als Reserve künftiger Verluste zurückzubehal- ten.

Absatz 6: Überschreitet die SRG die vom Bundesrat festgelegte Obergrenze der kommerziellen Ein- nahmen (Art. 38 Abs. 2), so hat sie in diesem Umfang einen Reingewinn auszuweisen und Reserven zu bilden. Dieser Betrag wird bei einer Neufestlegung der Abgabetarife berücksichtigt und führt zu ei- ner Senkung des Abgabetarifs. Die Überweisungen an die SRG werden in diesem Umfang geringer ausfallen und die SRG wird die Reserve auflösen. Mit diesem Mechanismus soll verhindert werden, dass ein besseres kommerzielles Ergebnis der SRG zu einem Ausgabenwachstum führt, was mittel- fristig wiederum zu einem höheren Finanzbedarf führen könnte.

Absatz 7: Fällt eine geplante Tätigkeit weg, für deren Realisierung im Rahmen der Festlegung der Ab- gabehöhe ein erheblicher Finanzbedarf ausgewiesen und vom Bundesrat anerkannt wurde (vgl. Art. 78), kann die Kommission die SRG zur Reservebildung in entsprechender Höhe verpflichten. Ein sol- cher Verzicht der SRG ist nur bei Medienangeboten möglich, die in der Konzession als wünschbar, aber nicht zwingend vorgesehen sind (in der Regel als «kann»-Bestimmungen formuliert). Diese Be- stimmung ist im Interesse der Abgabepflichtigen und verhindert letztlich, dass der zugewiesene Abga- benanteil zweckentfremdet wird.

Absatz 8: Die sinngemässe Anwendung von Artikel 6a des Bundespersonalgesetzes vom 24. März 2000 (SR 172.220.1) für die Mitglieder der leitenden Organe, die Angehörigen des geschäftsleitenden Kaders sowie für weiteres Personal, das in vergleichbarer Weise entlöhnt wird, schliesst auch die Ka- derlohnverordnung vom 19. Dezember 2003 (SR 172.220.12) ein.

Art. 40 Rechnungslegung

Die Bestimmung entspricht bisherigem Recht (Art. 36 Abs. 1 und 2 RTVG), wonach die Rechnungsle- gung der SRG derjenigen von Aktiengesellschaften entsprechen muss.

3.4.2.8 8. Abschnitt: Berichterstattung und Aufsicht Art. 41 Dialog mit der Öffentlichkeit

In einer sich weiter fragmentierenden Medienlandschaft bedarf es verstärkter Anstrengungen, um die hohe Akzeptanz und Legitimation in der Bevölkerung erreichen und erhalten zu können. Vor diesem Hintergrund muss die Diskussion über die Anforderungen und Leistungen des Service public kontinu- ierlich und breit geführt werden. Die SRG wird deshalb verpflichtet, die Öffentlichkeit regelmässig über ihre Unternehmens- und Angebotsstrategie zu informieren und sich um die Etablierung eines institutio- nalisierten Dialogs darüber zu bemühen. Dieser Austausch mit der Öffentlichkeit soll eine kontinuierli- che Reflexion über die Leistungen des Service public und über den Mehrwert der SRG-Angebote für die Gesellschaft ermöglichen.

Art. 42 Berichterstattung gegenüber der KOMEM

Die allgemeine Pflicht zur Berichterstattung sichert den Zugang zu den notwendigen Informationen mit Bezug zur Erfüllung des Leistungsauftrags und die Verwendung der Abgabe für elektronische Medien. Zur Berichterstattung wird grundsätzlich die Konzessionärin (SRG) und nicht deren Verwaltungsrat

42 / 85 verpflichtet. Neu gehört die Unternehmensstrategie zur Berichterstattungspflicht, dies aus der Überle- gung heraus, dass die Strategie die Basis für die Finanzplanungen darstellt. Die Berichterstattungs- pflicht in Bezug auf die Unternehmensstrategie umfasst auch die Teilstrategien des Unternehmens.

Art. 43 Überprüfung der Erfüllung des Leistungsauftrags

Die Kommission prüft, ob die SRG die vereinbarte publizistische Leistung in thematischer, quantitati- ver und qualitativer Hinsicht erbringt (Absatz 1). Bei der Überprüfung stützt sich die Kommission in erster Linie auf der Berichterstattung der SRG, zudem auf eigene Abklärungen sowie bei Bedarf auf Studienergebnisse Dritter, die sie mandatiert (Absatz 2). Die konkreten Anforderungen an diese Be- richterstattung legt sie in der Konzession fest.

Art. 44 Finanzaufsicht

Neu ist die Kommission zuständig für die Finanzaufsicht. Dementsprechend hat die SRG ihr zu berich- ten. Ansonsten entspricht die Bestimmung geltendem Gesetzesrecht (Art. 36 Abs. 3 bis 7 RTVG). Da- nach sind unter bestimmten Voraussetzungen Nachprüfungen vor Ort zulässig (Absatz 2). Das Fi- nanzkontrollgesetz ist nicht anwendbar. Die KOMEM kann die Eidgenössische Finanzkontrolle oder andere Sachverständige mit der Finanzprüfung beauftragen (Absatz 3). Aus Gründen der Autonomie der SRG sind Zweckmässigkeitskontrollen nicht zulässig (Absatz 4).

Art. 45 Massnahmen bei Pflichtverletzungen

Das Gesetz stellt der Kommission Massnahmen zur Verfügung, die sie im Falle einer Nichterfüllung der Leistungspflicht ergreifen kann. Sie kann die Erfüllung der Konzession mit konkreten Massnahmen durchsetzen. Diese konzessionsrechtlichen Aufsichtsmassnahmen im Bereich des Leistungsauftrags und der Finanzaufsicht kommen zu den Massnahmen gemäss Artikel 100 hinzu, die das Gesetz an andere Rechtsverletzungen knüpft. Die UBI kann bei der Kommission eine Anpassung der SRG-Kon- zession oder – als ultima ratio – das Verbot von Publikationen verlangen. Die Kommission kann bei wiederholter und schwerer Verletzung finanzrechtlicher Vorgaben gemäss Absatz 2 Buchstabe b oder auf Antrag der UBI (vgl. heutiger Art. 97 Abs. 3 und 4 RTVG) die Konzession mit Auflagen ergänzen oder die Konzession teilweise suspendieren. Ist die SRG mit einer entsprechenden Verfügung nicht einverstanden, so steht ihr der Rechtsweg ans Bundesverwaltungsgericht offen.

Konzessionsrechtliche Massnahmen schliessen auch Beschränkungen bei der Finanzierung der SRG mit ein: Die Kommission kann nach Absatz 3 die Abgabe für elektronische Medien teilweise zurückfor- dern oder den Anspruch vorübergehend kürzen.

3.4.3 3. Kapitel: Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung 3.4.3.1 1. Abschnitt: Gegenstand der Leistungsvereinbarungen Art. 46 Grundsatz

Diese Bestimmung regelt die Grundsätze für jene Medienanbieterinnen, deren Angebote den darin verankerten Förderzweck erfüllen, die sich publizistisch auf den lokalen, regionalen oder sprachregio- nalen Raum beziehen und die dafür einen Anteil aus der Abgabe für elektronische Medien erhalten (Absatz 1 und 3). Solche Medienangebote haben eine demokratierelevante Funktion (Absatz 1 Buch- stabe a). Buchstabe b gibt vor, dass diese Medienanbieterinnen ihre mit Abgabeanteilen unterstützten Leistungen - wie die SRG (Art. 21 Abs. 2) – im Wesentlichen mit Audio- und audiovisuellen Medien- beiträgen erbringen.

Absatz 4 umschreibt den Kreis der für diese Leistungsvereinbarung in Frage kommenden Angebote. Es sind solche professioneller Medienanbieterinnen, die in Redaktionen auf der Basis professioneller journalistischer Arbeitsweisen Inhalte anbieten. Zum anderen handelt es sich um Angebote partizipati- ver Medienanbieterinnen, deren Zielsetzung wesentlich im Einbezug ihres Publikums in die Produktion der Medieninhalte besteht (Bürger/innen-Journalismus / Community-Medien). 43 / 85 Absatz 5 verlangt von den Medienanbieterinnen, die vereinbarte publizistische Leistung, die aus der Abgabe für elektronische Medien mitfinanziert wird, klar als solches erkennbar und vom übrigen Ange- bot abzugrenzen ist, das nicht gefördert wird und demnach auch nicht den Regeln des Gesetzes un- terstellt ist.

Diese Medienanbieterinnen unterliegen ausschliesslich in dem gemäss Leistungsvereinbarung geför- derten Teil ihres Angebots den Regelungen dieses Gesetzes. D.h. namentlich auch, dass solche Me- dienanbieterinnen die inhaltlichen Grundsätze sowie die Bestimmungen zu Werbung und Sponsoring ausserhalb der geförderten Leistung nicht erfüllen müssen.

Art. 47 Medienangebot mit regionalen Informationsleistungen

Der Artikel umschreibt die Erwartungen an Medienanbieterinnen, die aktuelle regionale Informations- leistungen erbringen, die mit einem Abgabenanteil mitfinanziert werden. Diesen Angeboten wird mit Blick auf die demokratische Meinungs- und Willensbildung eine wichtige Funktion zugeschrieben. Die Informationsleistungen müssen sich daher an den am Gemeinwohl interessierten Bürgerinnen und Bürgern orientieren. Sie sollen dazu beitragen, dass das Publikum gut informiert in der Lage ist, am gesellschaftlichen und staatspolitischen Leben teilzunehmen. Die Absätze 1 und 2 thematisieren das mit diesen Zielen korrespondierende journalistische Rollenverständnis bzw. die konkreten Anforderun- gen an die entsprechende journalistische Leistung. Neu wird dabei stärker als bisher eine Einord- nungsleistung über die reine Chronistenpflicht hinaus festgeschrieben.

Absatz 3: Der Absatz sieht keine flächendeckenden Versorgungsgebiete wie heute vor. Der Bundesrat definiert schweizweit grossflächige Gebiete (Kommunikationsräume), in denen Leistungsvereinbarun- gen abgeschlossen werden können. Der Kommission kommt die Kompetenz zu, innerhalb dieser Kommunikationsräume Regionen zu definieren, in denen sie entsprechende Leistungsvereinbarungen vorsehen will. Dabei orientiert sie sich vor dem Hintergrund des Ziels, Vielfalt zu fördern, an den in den Kommunikationsräumen bestehenden Angeboten. Zur Förderung der Medienvielfalt sieht sie da- her Leistungsvereinbarungen namentlich in jenen Regionen vor, in denen sich ein Angebot nicht am Markt finanzieren lässt, bzw. da, wo sie publizistische Lücken ortet. Solche Gebiete können kleinräu- miger sein als die Kommunikationsräume. Innerhalb eines Kommunikationsraums kann die Kommis- sion mehrere Leistungsvereinbarungen abschliessen.

Bei der Bestimmung der Gebiete (Kommunikationsräume) durch den Bundesrat steht ein politisch-kul- tureller Zusammenhang im Vordergrund. Demnach pflegt die Bevölkerung der entsprechenden Ge- biete einen besonders intensiven Kontakt miteinander und greift dabei auf gemeinsame Kommunikati- onsinfrastrukturen zurück. Ferner sind Kriterien wie die Sprache, die subjektive Regionszugehörigkeit oder die Pendlerströme zentral.

Art. 48 Medienangebote für bestimmte Bevölkerungsgruppen

Der Artikel sieht gegenüber dem RTVG neu Leistungsvereinbarungen für professionelle journalisti- sche Angebote vor, die sich nicht als Generalistenangebote an ein breites Publikum richten (vgl. aktu- elle regionale Informationsleistungen), sondern die aufgrund ihres thematischen Schwerpunkts und/o- der des adressierten Publikums eine Alternative bieten. Ein solches Angebot kann sich auf eine oder mehrere Regionen oder eine Sprachregion beziehen. Inhaltlich kann sich die Medienanbieterin im Sinne eines Spartenangebots auf ein Thema spezialisieren. Zu denken ist beispielsweise an ein Sportangebot für eine Region oder an ein überregionales Angebot, bei dem eine bestimmte Kultur- oder Kunstgattung im Zentrum steht.

Die Medienanbieterin kann ihr Angebot aber auch inhaltlich breit positionieren, die entsprechenden Inhalte aber auf eine bestimmte Ansprechgruppe ausrichten. Zu denken ist hier beispielsweise an ein Angebot, das ebenfalls Informationsleistungen (zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Sport) umfasst, aber das sich an eine spezifische Bevölkerungsgruppe richtet, z.B. an junge Menschen in ei- ner Sprachregion. Dies im Unterschied zu den Angeboten gemäss Artikel 47 (regionale Informations- leistungen), die sich im Sinne eines Generalistenangebots an ein breites Publikum richten. 44 / 85 Die entsprechende Medienanbieterin das geografische Gebiet selbst, auf das sich ihr publizistisches Angebot bezieht. Ein solcher kann z.B. eine Grossagglomeration, Region oder Sprachregion sein.

Art. 49 Partizipative Medienangebote für bestimmte Bevölkerungsgruppen

Der Artikel sieht – wie das RTVG – vor, Leistungsvereinbarungen mit Medienanbieterinnen abzu- schliessen, bei denen grösstenteils nicht professionelle Journalist/innen das Angebot gestalten, son- dern freiwillige Mitarbeitende aus dem Publikum. Ein solcher Einbezug des Publikums setzt eine kleine Medienorganisation voraus, die in der Lage ist, den Betrieb in einem kleinen Team möglichst professionell zu führen und die freiwilligen, in der Regel unentgeltlich arbeitenden freien Mitarbeiten- den zu koordinieren. Von der Leitung einer solchen Medienanbieterin wird erwartet, dass sie über pro- fessionelles journalistisches Wissen und Können verfügt und in der Lage ist, die freien Mitarbeitenden entsprechend zu begleiten bzw. anzuleiten (Absatz 2).

Um die Mitwirkung des Publikums sinnvoll umsetzen zu können, ist – gleich wie bei Artikel 48 - eine Fokussierung auf bestimmte Bevölkerungsgruppen vorgesehen (sogenannte «Community Media»). Inhaltlich kann ein partizipatives Angebot wie heute einen oder mehrere thematische Schwerpunkte umfassen (Absatz 3).

Absatz 4: Die entsprechende Medienanbieterin definiert das geografische Gebiet selbst, auf das sich ihr publizistisches Angebot bezieht. Ein solches Gebiet kann z.B. eine Grossagglomeration, Region oder Sprachregion sein.

3.4.3.2 2. Abschnitt: Abschluss von Leistungsvereinbarungen Art. 50 Allgemeine Voraussetzungen

Die allgemeinen Voraussetzungen für den Abschluss einer Leistungsvereinbarung entsprechen gröss- tenteils den allgemeinen Konzessionsvoraussetzungen gemäss bisherigem Recht (Art. 44 Abs. 1 RTVG). In Buchstabe c ist neu zusätzlich die Vorgabe verankert, wonach nicht nur die Beteiligungen, sondern auch die Einbettung offengelegt werden muss. Nach geltendem Recht hatte ein Veranstalter über seine Beteiligungen zu informieren, nicht aber über andere Gruppengesellschaften, die für die Leistungserbringung eine Rolle gespielt haben. Daher war es bislang potenziell möglich, Gewinne in- nerhalb von Gruppengesellschaften zu verlagern, was im eigentlichen Widerspruch zum Subventions- gesetz und dem RTVG stand.

Hinzu kommen Voraussetzungen, welche für publizistische Angebote von besonderem öffentlichem Interesse zentral sind. Mit Blick auf die Anforderungen an den Qualitätsjournalismus setzt Buchstabe d bei allen Medienanbieterinnen definierte redaktionelle Qualitätssicherungsstrukturen und -prozesse voraus. Bei den partizipativen Medienanbieterinnen wird dabei berücksichtigt, dass die Inhalte weitge- hend von freiwilligen Mitarbeitenden produziert werden. Entsprechend gelten hier tiefere Anforderun- gen. Gleichwohl müssen die Verantwortlichen der Medienorganisation in der Lage sein, die freien Mit- arbeitenden bei ihrem Schaffen so zu begleiten, dass journalistische Grundsätze respektiert werden können.

Die Vorgabe in Buchstabe e, die Arbeitsbedingungen der Branche einzuhalten, war bereits Teil des bisherigen Rechts.

Die Medienangebote sind überwiegend in der Schweiz zu produzieren (Buchstabe f), und die Medien- anbieterin muss Sitz oder Wohnsitz in der Schweiz haben (Buchstabe g). Die Sitz-/Wohnsitzpflicht in der Schweiz stellt die Verankerung der Medienanbieterinnen mit den sozialen, politischen und kulturel- len Gegebenheiten in der Schweiz sicher; zudem können Medienanbieterinnen, die der Rechtshoheit dieses Gesetzes unterliegen, auch in der Schweiz zur Verantwortung gezogen werden.

45 / 85 Laut Buchstabe h darf die Kommission aufgrund der verfassungsrechtlich gewährten Unabhängigkeit der Medien weder mit politischen Organisationen noch mit Religionsgemeinschaften Leistungsverein- barungen abschliessen.

Art. 51 Behandlung von Gesuchen

Die Kommission legt die Anforderungen und die konkreten Kriterien für die Erteilung von Leistungsver- einbarungen in einer Richtlinie fest und kommuniziert sie zu Handen der Öffentlichkeit. Sie benennt auch die konkreten Kriterien, die bei der Beurteilung der Bewerbungen entscheidend sind. Sie gibt fer- ner die einzelnen Verfahrensschritte sowie den Zeitplan von der Einreichung der Bewerbungen bis zum Abschluss der Leistungsvereinbarung bekannt. Bei Angeboten gemäss Artikel 47 kann sie inte- ressierte Kreise anhören. Angesprochen sind hierbei insbesondere die betroffenen Kantonsregierun- gen, andere Marktteilnehmer und Interessenorganisationen (Absatz 2).

Nach ihrem positiven Entscheid über eine Bewerbung führt die Kommission gemäss Absatz 3 Ver- handlungen mit der Medienanbieterin und regelt die Einzelheiten für die Erbringung des publizisti- schen Angebots (vgl. auch Art. 53). Die Abweisung eines Gesuches wird verfügt, sofern die Gesuch- stellerin dies verlangt (Absatz 4). Für das Verfahren gelten die Bestimmungen des Subventionsgeset- zes vom 5. Oktober 1990 (SR 616.1, insbesondere Art. 16 Abs. 5 und Art. 19).

Art. 52 Kriterien für den Abschluss von Leistungsvereinbarungen

Die Erteilung von Leistungsaufträgen erfolgt im Rahmen von Kriterien. Das Auswahlverfahren erfolgt anhand von gesetzlich vorgegebenen Kriterien, deren Gewichtung grundsätzlich im Ermessen der KOMEM steht – mit Ausnahme von Absatz 3, der keinen Ermessensspielraum belässt und bei Gleich- wertigkeit von Gesuchen einen Entscheid zugunsten jenes Gesuches vorgibt, das in der betreffenden Region am meisten zur Anbieter- sowie zur Meinungs- und Angebotsvielfalt beiträgt.

Das konkrete publizistische Angebot wird zunächst entlang folgender Fragen geprüft: Welche Themen oder Themenbereiche deckt ein Angebot ab? Wie umfangreich ist das Angebot (Beispiele: 3 Online- Beiträge pro Tag; Radio: 2 Stunden Information am Radio pro Tag)? Bei den Medienangeboten für be- stimmte Bevölkerungsgruppen und bei den partizipativen Angeboten: Auf welches geografische Ge- biet bezieht sich das Angebot? An welches konkrete Publikum richtet sich das Angebot? Auf welchen Vektoren wird das Angebot ausgespielt? Handelt es sich um ein innovatives Angebot? Anschliessend wird das Angebot mit den im fraglichen Gebiet bereits bestehenden Angeboten verglichen.

Um für eine Leistungsvereinbarung in Frage zu kommen, muss das Angebot einen Mehrwert bieten, d.h. es muss zur Angebotsvielfalt beitragen (Absatz 1 Buchstabe d). Die Kommission analysiert dem- nach das gesamte Medienangebot der fraglichen Region. Besteht im entsprechenden Medienmarkt bereits ein vergleichbares Angebot, so schliesst sie keine Leistungsvereinbarung ab (d.h. keine Leis- tungsvereinbarungen für Angebote im Sinne von mehr vom Gleichen). Die Regionen sowie Sprachre- gionen sind angemessen zu berücksichtigen (Absatz 2).

Art. 53 Inhalt und Dauer der Leistungsvereinbarungen

Der Artikel regelt die Bereiche, die in der Leistungsvereinbarung mindestens geregelt werden. In der Leistungsvereinbarung wird das in der Bewerbung vorgestellte publizistische Angebot konkretisiert. Der Umfang und die Periodizität werden ebenso geregelt wie qualitative Ansprüche an das Angebot (Absatz 1). Geregelt werden ferner weitere Anforderungen und Auflagen, insbesondere die Aufberei- tung des Angebots für Menschen mit einer Sinnesbehinderung, die Archivierung, die redaktionelle Qualitätssicherung, die Arbeitsbedingungen oder die Aus- und Weiterbildung wie auch die Berichter- stattung gegenüber der Kommission und der Öffentlichkeit (Absatz 1 Buchstabe d). Hinsichtlich der Verwendung des gesprochenen Beitrags aus der Abgabe für elektronische Medien regelt die Leis- tungsvereinbarung die Art der Mittelverwendung.

46 / 85 Absatz 2: Eine Leistungsvereinbarung wird für eine bestimmte Zeitdauer, für maximal fünf Jahre, ab- geschlossen. Nach Ablauf dieser Dauer kann die Medienanbieterin aufgrund ihrer bisherigen Leistung keinen Anspruch auf eine weitere Leistungsvereinbarung ableiten. Hat sie aber die vereinbarte publi- zistische Leistung erbracht, kann die Kommission die Leistungsvereinbarung einmalig um die gleiche Dauer verlängern. Nach Ablauf dieser Dauer kann sich die Medienanbieterin wieder im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens neu um eine Leistungsvereinbarung bewerben, sofern die Kommission eine solche vorsieht.

Art. 54 Übertragung der Leistungsvereinbarung und Meldung von Beteiligungen

Die Übertragung der Leistungsvereinbarung bedarf – wie heute die Übertragung einer Konzession ge- mäss RTVG – der Zustimmung der Kommission, d.h. sie muss dieser gemeldet werden. Die Kommis- sion hat darüber zu befinden, ob die neue Medienanbieterin in der Lage ist, die vereinbarte Leistung vollumfänglich zu erbringen, und sie prüft, ob diese die allgemeinen Voraussetzungen gemäss Artikel 50 sowie jene nach Artikel 52 erfüllt. Die gleiche Prüfung nimmt die Kommission vor, wenn sich die Beteiligungsstruktur einer Medienanbieterin wesentlich ändert (wirtschaftlicher Übergang) und wenn die Medienanbieterin namhafte Beteiligungen an anderen Medienunternehmen erwirbt.

3.4.3.3 3. Abschnitt: Finanzierung Art. 55 Höhe der Beiträge

Der Bundesrat legt den Betrag fest, der den publizistischen Angeboten gemäss Artikel 46 insgesamt zukommen soll (vgl. Art. 77). Die Verteilung der finanziellen Mittel auf die drei Angebotskategorien ge- mäss Artikel 47 bis 49 erfolgt durch die Kommission.

Absatz 1: Die Kommission spricht den Angeboten nach Vorliegen der Gesuche einen Anteil aus der Abgabe für elektronische Medien zu. Dies in Abkehr zur heutigen Praxis, wonach das UVEK die Abga- benanteile für die definierten Versorgungsgebiete bei der Ausschreibung kommuniziert hatte. Bei der Bestimmung der Höhe der einzelnen Abgabenanteile berücksichtigt die Kommission in erster Linie den Aufwand für die Produktion der vereinbarten publizistischen Leistung (Anzahl professionelle Jour- nalist/innen etc.), sodann auch die wirtschaftliche Basis der Medienanbieterin (z.B. kommerziell finan- ziert vs. werbefrei, Unternehmens- bzw. Gruppenstruktur, übrige Finanzierungsmöglichkeiten). Ferner berücksichtigt sie Auflagen und Anforderungen gemäss Leistungsvereinbarung, beispielsweise die Ausgaben, die für die Aufbereitung des Angebots für Menschen mit Sinnesbehinderungen bestimmt sind.

Art. 56 Verwendung der finanziellen Mittel und Rechnungslegung

Absatz 1 verlangt, dass die Medienanbieterinnen die finanziellen Mittel aus der Abgabe für elektroni- sche Medien nach anerkannten Grundsätzen der guten Praxis einsetzen. Sie orientieren sich an den bisherigen Bestimmungen (Art. 41 und 42 RTVG). Die Medienanbieterinnen müssen die finanziellen Mittel wirtschaftlich und bestimmungsgemäss verwenden. Der Begriff der Wirtschaftlichkeit orientiert sich an der Terminologie des Finanzkontrollgesetzes und umfasst die Kriterien der Sparsamkeit, des günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses sowie der Wirksamkeit.

Die Absätze 2 und 3 präzisieren den Verwendungszweck der finanziellen Mittel. Sie schliessen z.B. eine Quersubventionierung anderer Angebote der Anbieterin ausserhalb der vereinbarten Leistung aus.

Absatz 4 verlangt, dass ein Überschuss aus der finanziell geförderten Tätigkeit nicht zur Erhöhung der Aufwände führen, sondern der Reservebildung für die Abfederung künftiger Verluste dienen soll.

47 / 85 3.4.3.4 4. Abschnitt: Berichterstattung und Leistungsüberprüfung Art. 57 Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit

Medienanbieterinnen, die mit öffentlichen Mitteln mitfinanziert werden, bedürfen einer hohen Akzep- tanz und Legitimation in der Bevölkerung. Deshalb werden sie dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit re- gelmässig über ihre Angebote und ihre Nutzung zu informieren. Dies ermöglicht eine öffentliche Refle- xion über die Leistungen und die Bedeutung des Service public. Die Einzelheiten werden in der Leis- tungsvereinbarung geregelt.

Art. 58 Berichterstattung gegenüber der KOMEM

Medienanbieterinnen, die eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen haben, müssen gegenüber der Kommission jährlich Rechenschaft über ihre publizistischen Leistungen abgeben (Absatz 1 Buchstabe a). Diese Vorgabe orientiert sich an Artikel 18 RTVG. Die Berichterstattung ist neu der Kommission einzureichen. Sie legt die Anforderungen an die Jahresberichterstattung fest.

Absatz 1 Buchstabe b entspricht dem heutigen Artikel 42 RTVG und verpflichtet die Medienanbieterin- nen zur Einreichung des Tätigkeitsberichts, der Jahresrechnung, des Voranschlags, der Finanzpla- nung und des Jahresberichts. In Buchstabe c sieht der Gesetzgeber vor, dass die Revisionsstelle dem Verwaltungsrat einen umfassenden Bericht mit Feststellungen über die Rechnungslegung, das interne Kontrollsystem sowie über die Durchführung und das Ergebnis der Revision erstattet (vgl. Art. 728b Abs. 1 des Obligationenrechts vom 30. März 1911, OR, SR 220). Damit erhält auch die Aufsichtsbe- hörde eine angemessene Information über die relevanten Sachverhalte. Die Jahresrechnung soll Auf- schluss darüber geben, für welche Aufwandpositionen die Mittel verwendet wurden, nicht jedoch dar- über, ob die Leistungserstellung wirtschaftlich verläuft. Der Nachweis darüber kann mit Kennzahlen und Vergleichen erbracht werden. Neu ist die Kommission für die Finanzaufsicht zuständig.

Die Kommission konkretisiert die Anforderungen an die Berichterstattung in der Leistungsvereinba- rung und legt auch fest, inwieweit diese Berichterstattung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer- den soll (Absatz 2). Da es sich bei den meisten Medienanbieterinnen um Aktiengesellschaften han- delt, werden sie ihre Jahresberichte und Jahresrechnungen ohnehin aufgrund der obligationenrechtli- chen Anforderungen (Art. 662 OR) zu erstellen haben.

Art. 59 Überprüfung der Erfüllung der Leistungsvereinbarung

Die Kommission prüft während der Dauer der Leistungsvereinbarung, ob die Medienanbieterin die ver- einbarte publizistische Leistung in thematischer, quantitativer und qualitativer Hinsicht erbringt. Sie be- zieht auch die Nutzung des Angebots bei den adressierten Bevölkerungsgruppen in ihre Prüfung ein. Dabei kann sie sich auf eigene Studien sowie bei Bedarf auf Studienergebnisse Dritter stützen, die sie mandatiert. Ihre Überprüfung basiert auf der Berichterstattung der Medienanbieterin. Kommt die Kom- mission aufgrund ihrer Analysen zum Schluss, dass die vereinbarte Leistung mangelhaft oder nicht erbracht wurde, trifft sie Massnahmen (vgl. Art. 61). Das Gleiche gilt, wenn sie feststellt, dass die Me- dienanbieterin eine oder mehrere Konzessionsvoraussetzungen nicht mehr erfüllt.

Art. 60 Finanzaufsicht

Gemäss Absatz 1 ist die Kommission für die Finanzaufsicht zuständig. Absatz 2 trägt dem Umstand Rechnung, dass die Organisationsformen der Medienanbieterin zunehmend komplexer werden; oft werden ganze Bereiche der Leistungserstellung ausgelagert. Damit sich die Kommission ein umfas- sendes Bild über die bestimmungemässe wirtschaftliche Verwendung der Mittel machen kann, muss sie die Möglichkeit haben, Nachprüfungen vor Ort vornehmen zu können. Das Finanzkontrollgesetz ist nicht anwendbar (Absatz 3) und damit die Zuständigkeit der Eidgenössischen Finanzkontrolle ausge- schlossen.

48 / 85 Art. 61 Massnahmen bei Pflichtverletzungen

Das Gesetz stellt der Kommission Massnahmen zur Verfügung, die sie ohne Einwilligung der Medien- anbieterin ergreifen kann, wenn eine Verletzung der Leistungsvereinbarung vorliegt oder die allgemei- nen Voraussetzungen nicht mehr vollumfänglich erfüllt sind. Sie kann die richtige Erfüllung der Verein- barung verlangen oder die Vereinbarung suspendieren und – als ultima ratio – von ihr zurücktreten.

Begeht die Medienanbieterin wiederholt Rechtsverletzungen, so kann sich das auch auf ihre Leis- tungsvereinbarung auswirken. Die Kommission ist diesfalls befugt, die Leistungsvereinbarung zu sus- pendieren oder davon zurückzutreten. Diese «vertraglichen» Massnahmen kommen zu den Massnah- men gemäss Artikel 100 hinzu, die das Gesetz an Rechtsverletzungen knüpft. Die UBI kann bei der Kommission den Rücktritt von der Leistungsvereinbarung beantragen, wenn diese wiederholt/schwer gegen die Bestimmungen gemäss Artikel 6 verstossen hat.

Zudem kann die Kommission die Abgabe für elektronische Medien zurückfordern oder den Anteil vo- rübergehend kürzen (Absatz 3).

3.5 5. Titel: Übertragung von Medienangeboten

Art. 62 Grundsatz

Der Grundsatzartikel hält in Absatz 1 fest, dass jede Medienanbieterin in der Wahl ihrer Verbreitung frei ist. Sie kann ihre Inhalte selbst verbreiten (z.B. über UKW oder auf seiner eigenen Website) oder durch eine Fernmeldedienstanbieterin (FDA) verbreiten lassen.

Absatz 2: Medienanbieterinnen, die ihre Medienangebote selbst verbreiten, sind keine FDA im Sinne des Fernmelderechts. In ausserordentlichen Lagen und Krisensituationen ist zum Zweck der Kommu- nikation eine deckungsgleiche Regelung für FDA gemäss Fernmelderecht und für solche Medienan- bieterinnen, die nicht als FDA im Sinne des FMG gelten, dennoch sinnvoll.

Absatz 3 regelt die Zuständigkeit bei Streitigkeiten dieses Titels. Da es sich um technische Aspekte handelt, ist die Beurteilung durch eine unabhängige Kommission nicht erforderlich. Das BAKOM ist somit zuständig, wenn es zum Beispiel um Verbreitungsverpflichtungen, um die Festlegung der Ent- schädigung für die Verbreitung oder um die Definition von Schnittstellen zwischen Medienanbieterin und FDA geht.

Art. 63 Frequenzen für den drahtlos-terrestrischen Rundfunk

Artikel 25 FMG sieht vor, dass der Bundesrat den nationalen Frequenzzuweisungsplan (NaFZ) geneh- migt. Medienpolitische Vorgaben sind der FMG-Bestimmung nicht zu entnehmen. Die Sicherstellung von Frequenzen für die Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen ist in Anlehnung an Artikel 93 BV deshalb in diesem Gesetz angezeigt.

Der NaFZ dient den mit Frequenzzuteilungskompetenzen ausgestatteten Organisationseinheiten der Bundesverwaltung als verbindliche Grundlage, damit diese ihre Aufgaben im Bereich der Frequenzzu- teilung wahrnehmen können. Die Frequenzzuweisung im NaFZ beinhaltet die Aufteilung des Fre- quenzspektrums an die verschiedenen Funkdienste-Kategorien in Anlehnung an das Radioreglement der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). Er ist somit auch international verbindlich.

Der Plan gibt eine Übersicht über die nationale Verwendung des Frequenzspektrums und unterschei- det zwischen zivilen, militärischen und gemischt nutzbaren Bändern sowie zwischen primären und se- kundären Zuweisungen. Spezifische Frequenzzuteilungen an verschiedene Benutzerkategorien, wie z.B. für den Rundfunk, sind direkt im Plan oder als Referenz zu den Anhängen eingetragen.

Rundfunk («Broadcasting Service») ist ein von der ITU festgelegter «Primärer Funkdienst» und ist not- wendig, um sich von «Mobile Service» abzugrenzen. 49 / 85 Absatz 3: Die zuständigen Behörden berücksichtigen bei der Freigabe von solchen Frequenzen (UVEK) und bei der Erteilung der Funkkonzessionen (ComCom oder BAKOM) den Bedarf für die Er- füllung der Verbreitungspflichten nach Artikel 64. Sie konsultieren zu diesem Zweck die KOMEM. Der Bedarf richtet sich nach den Leistungsvereinbarungen, die sich auf lineare Medienangebote beziehen können und eine Verbreitungspflicht auslösen.

Art. 64 Verbreitungspflicht

Um sicherzustellen, dass die geförderten Medienangebote den Weg zum Publikum finden, wird eine Verbreitungspflicht vorgesehen.

Absatz 1: Die allgemeine Verbreitungspflicht beschränkt sich auf lineare Medienangebote, die Gegen- stand einer Konzession oder Leistungsvereinbarung sind. Diese Medienangebote müssen unverän- dert, vollständig und - mit Ausnahme der drahtlos-terrestrischen Verbreitung - unentgeltlich verbreitet werden. Dabei kann es sich um die Verbreitung über Leitungen oder um die drahtlos-terrestrische Verbreitung handeln. Verpflichtet werden FDA, die lineare Medienangebote gebündelt zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich insbesondere um die FDA, die Radio oder Fernsehen über die klassi- schen Rundfunknetze («managed networks») oder über Internet «over the top» anbieten (OTT, «non managed networks »).

Die Verbreitungspflicht ist beschränkt auf vorhandene verbreitungspflichtige Medienangebote, die den Aufbereitungsformen und den damit gekoppelten Diensten der FDA mit geringem Aufwand in der Auf- bereitung entsprechen. Dies wird angenommen bei branchenüblichen Formatkonvertierungen, Schnittstellenanpassungen und Übersetzungen von Metadaten- und Steuersignalen, wie beispiels- weise bei der Konvertierung von HDTV mit digitalem Teletext zu SDTV mit analogem Teletext, oder beispielsweise der Einbindung von Abrufinhalten in ein eigenes Medienangebot.

Absatz 2: Die Verbreitungspflicht kann vom Bundesrat auf nicht lineare Medienangebote (Buchstabe a) und auf Dienste, die mit Medienangeboten gekoppelt sind und einen inhaltlichen Bezug aufweisen (Buchstabe b), ausgedehnt werden. Der Bundesrat soll die Gestaltungsmöglichkeit erhalten, der zu- nehmenden Bedeutung von nicht linearen Medienangeboten gerecht zu werden. Die gekoppelten Dienste beziehen sich auf alle Medienangebote gemäss Geltungsbereich dieses Gesetzes, also nicht nur für solche mit Leistungsauftrag. Dies ist insbesondere mit Blick auf Dienste für Menschen mit einer Sinnesbehinderung relevant. Der Bundesrat kann weiter auch Medienangebote ausländischer Medi- enanbieterinnen aufgrund ihres besonderen Beitrags zur Bildung, zur kulturellen Entfaltung oder zur freien Meinungsbildung als verbreitungspflichtig bestimmen (Buchstabe c). Zu denken ist dabei insbe- sondere an Medienangebote, die von der Schweiz mitgetragen und in einer schweizerischen Landes- sprache ausgestrahlt werden (, , TV5, ).

Absatz 3: Im Gegensatz zum Grundsatz der Unentgeltlichkeit hat die Funkkonzessionärin im Falle der drahtlos-terrestrischen Verbreitung trotz Verbreitungspflicht (garantierter Zugang) einen Anspruch auf ein kostendeckendes Entgelt.

Art. 65 Zuführung und Schnittstellen

Absatz 1: Die Zuführung der Medienangebote bis zum Übergabepunkt zwischen Medienanbieterin und Fernmeldedienstanbieterin erfolgt durch die Medienanbieterin. Dies betrifft auch die Kostentra- gung.

Absatz 2: Im Interesse eines offenen Marktes der Medieninhalte für alle Marktteilnehmer soll dem Bundesrat eine Weisungsbefugnis zur Gestaltung von Schnittstellen eingeräumt werden, damit in technischer Hinsicht einer Ausgrenzung von Akteuren begegnet werden kann und ein offener Markt für elektronische Geräte zur Medienverarbeitung und Nutzung erhalten bleibt.

50 / 85 Art. 66 Aufbereitung

Die fernmeldetechnische Übertragung von Medienangeboten lässt sich in drei Teilschritte aufteilen: Zuführung, Aufbereitung und Verbreitung. Der vorliegende Artikel regelt die Aufbereitung der Ange- bote durch die FDA. Sie umfasst im Wesentlichen das Betreiben von Diensten oder technischen Ver- fahren, die der FDA dazu dienen, die Angebote in einer für sie geeigneten Form der anschliessenden Verbreitung ihres Signalbündels an die Endkunden zu übergeben. Dazu zählt die Anpassung des Sig- nals an den technischen Netzstandard (z.B. Umwandlung von DVB zu IPTV), die Auswahl und Bünde- lung der einzelnen Angebote und/oder deren Verschlüsselung. Zu den Diensten zählen etwa die In- tegration der Inhalte in einen eigenen elektronischen Programmführer (EPG) sowie deren entspre- chende Einreihung und Priorisierung. Im Rahmen der Aufbereitung ergänzt die FDA das Signal auch mit Informationen, die der Steuerung der Empfangseinrichtung (z.B. TV-Gerät, Set-Top-Box, Smart Card oder App) dienen, so etwa Codes für die Entschlüsselung der Angebote, Jugendschutzvorgaben oder Aufnahmebeschränkungen. Dienste, die der Vermarktung von Inhalten dienen oder die den End- kunden individuelle Empfehlungen abgeben, sind ebenfalls Teil der Aufbereitung. Bei der traditionellen Signalverbreitung, z.B. durch eine Kabelnetzbetreiberin, endet ihre Signalhoheit bei der Steckdose der Endverbraucher. Ist jedoch für den Empfang und die Nutzung der Signale oder Angebote eine von der FDA bereitgestellte Einrichtung notwendig, umfasst die Aufbereitung auch diese Einrichtungen.

Absatz 1: Den Fernmeldedienstanbieterinnen sollen unterschiedliche technische Verfahren unabhän- gig von Vorgaben der Medienanbieterinnen grundsätzlich erlaubt sein. Das Medienangebot soll sich dadurch im Inhalt nicht verändern, die Funktionalität nur, insofern diese durch den Nutzer aktiv ge- wählt wird, z.B. durch die Änderung der zeitlichen Ansetzung oder Navigation innerhalb der redaktio- nell festgelegten Abfolge oder der Wahl eines bestimmten Medienangebots selbst.

Absatz 2 dient der Auffindbarkeit von Medienangeboten mit Konzession oder Leistungsvereinbarung im Sinne von Artikel 62 innerhalb von Fernmeldediensten mit entsprechender Angebotsform. Es reicht dabei aus, wenn auf das vorhandene Medienangebot in gleicher Weise wie auf das übrige Angebot hingewiesen wird. Dabei können die vom Nutzer aktiv gewählten Filterkriterien berücksichtigt werden. Betreibt die FDA die Aufbereitung nach dem Stand der Technik, kann die Medienanbieterin von der FDA keine proprietären Vorrichtungen fordern. Die Service-public-Inhalte sollten sich aber an etab- lierte internationale Standards halten. Dann liegt die Kostenlast bei der Übernahme/Schnittstelle beim Verbreiter.

Absatz 3: Damit die nach Absatz 2 berechtigten Medienanbieterinnen die Einhaltung der mit dieser Bestimmung eingeräumten Rechte überprüfen können, ist diesen ein entsprechendes Auskunftsrecht einzuräumen.

In Absatz 4 soll dem Bundesrat eine Gestaltungsmöglichkeit eingeräumt werden, um bestimmte ge- koppelte Dienste der gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Verbreitung von Medienan- geboten von Dritten kann damit an die Bedingung der Aufbereitung bestimmter gekoppelter Dienste geknüpft werden.

Art. 67 Einschränkungen

Wenn spezifische gesetzlich bzw. völkerrechtlich begründete Interventionsgründe vorliegen, kann die Aufsichtsbehörde (BAKOM) die Verbreitung eines Medienangebots einschränken. Dies kann der Fall sein, wenn das Medienangebot verbindliches internationales Fernmelderecht verletzt oder eine dau- ernde und schwerwiegende Verletzung völkerrechtlicher Vorschriften über inhaltliche Mindestanforde- rungen vorliegt. Das BAKOM kann auf Antrag der Kommission die Verbreitung auch einschränken o- der untersagen, wenn ein Sendeverbot besteht; ein solches Sendeverbot kann jedoch nur bei Vorlie- gen einer besonders schweren Rechtsverletzung beantragt werden. Diese Bestimmung entspricht Ar- tikel 52 Absatz 1 RTVG.

Buchstabe a sieht eine behördliche Interventionsmöglichkeit vor, wenn die Verbreitung des Medienan- gebots das für die Schweiz verbindliche internationale Fernmelderecht verletzt (z.B. das Internationale 51 / 85 Radioreglement, das vorgibt, auf welchen Frequenzen Rundfunkprogramme verbreitet werden dür- fen).

Buchstabe b schafft einen Bezug zu den verbindlichen völkerrechtlichen Vorschriften über Programm- gestaltung, Werbung oder Sponsoring. Nach Artikel 5 Absatz 1 EÜGF muss die Schweiz dafür sorgen, dass die Medienangebote in ihrer Rechtshoheit den massgebenden Bestimmungen von Artikel 7—18 EÜGF entsprechen (vgl. Botschaft RTVG, BBl 2003 1715). Möglich ist auch ein Vorgehen gegen wi- derrechtliche Angebote ausländischer Medienanbieterinnen.

Buchstabe c sieht weiter eine Einschränkung oder ein Verbot der Verbreitung vor, wenn die Kommis- sion das entsprechende Medienangebot gestützt auf Artikel 111 auf Antrag der UBI mit einem Sende- verbot belegt hat. Da es sich um einen sehr schweren Eingriff handelt, sind die Zuständigkeiten auf zwei Behörden aufgeteilt: Die Kommission spricht das Sendeverbot aus und das BAKOM die Ein- schränkung oder das Verbot der Verbreitung.

Damit die Schweiz ihrer Verantwortlichkeit als Sendestaat weiterhin nachkommen kann, muss eine Intervention auch bereits schon bei der Zuführung möglich sein. Auch wenn nun nicht mehr generell von der «Übertragung» (vgl. RTVG) sondern nun mehr von «Verbreitung» die Rede ist. Die betroffe- nen Anbieterinnen haben daher gemäss Stand der Technik sicherzustellen, dass die betroffenen Me- dienangebote sowohl nicht mehr verbreitet wie gegebenenfalls auch nicht mehr zugeführt werden.

Artikel 52 Absatz 2 RTVG wird nicht übernommen. Es gelten die allgemeinen Bestimmungen über die Bundesrechtspflege. Die Entscheidungen der Aufsichtsbehörden sind grundsätzlich gemäss Artikel 31 VGG mit einer Verwaltungsgerichtsbeschwerde an das Bundesverwaltungsgericht weiterziehbar. Die zweite Stufe der Überprüfung erfolgt gemäss Artikel 82 Absatz 1 Buchstabe a in Verbindung mit Arti- kel 86 Absatz 1 Buchstabe a BGG durch das Bundesgericht (Beschwerde in öffentlich-rechtlichen An- gelegenheiten). Auf das Beschwerdeverfahren und auf die Voraussetzungen sind die Bestimmungen von Artikel 82 ff. sowie Artikel 90 ff. BGG anwendbar.

Art. 68 Zeitversetztes Fernsehen

In der Schweiz wird das sogenannte zeitversetzte Fernsehen (auch Catch-up TV) zunehmend ge- nutzt. Da das Publikum auch in dieser besonderen Konstellation letztlich nichts anderes tut, als fern- zusehen, rechtfertigt sich eine analoge Anwendung der Regeln und Schutzmechanismen für das line- are Fernsehen auf diese besondere Form der nicht linearen Nutzung. Andernfalls könnten die für das Fernsehen geltenden Rechtsbestimmungen im zeitversetzten Fernsehen ohne weiteres umgangen werden. Das bedeutet konkret, dass etwa die Werbe- und Sponsoringbestimmungen, Jugendschutz- vorschriften und andere für das lineare Fernsehen geltende inhaltliche Grundsätze auch für das zeit- versetzte Fernsehen Geltung beanspruchen können.

Die Verantwortung für die Angebote des zeitversetzten Fernsehens tragen die FDA, nicht die Fern- sehveranstalter. Deshalb verpflichtet sie das Gesetz, die von ihnen aufgezeichneten Schweizer Fern- sehprogramme unverändert so anzubieten wie sie von ihnen linear verbreitet und aufgezeichnet wur- den. So ist die Einhaltung der Regeln für das lineare Fernsehen auf einfache Weise auch im zeitver- setzten Fernsehen sichergestellt und kann in jedem Fall gegenüber den Fernsehveranstaltern durch- gesetzt werden.

Da das zeitversetzte Fernsehen mit Bezug auf den Jugendschutz problematisch sein kann, weil die zeitliche Ansetzung als «Schutzkriterium» hier entfällt, ermächtigt das Gesetz den Bundesrat, spezifi- sche Bestimmungen zum Jugendschutz bei dieser fernsehähnlichen Nutzung zu erlassen. Auch in diesem Bereich sind die Arbeiten des Bundesamts für Sozialversicherungen am geplanten Bundesge- setz über den Jugendschutz bei Filmen und Videospielen in Rechnung zu stellen, insbesondere die Einführung einer einheitlichen Altersklassifizierung (s.o. Art. 8). Diese ist für die Beurteilung der zeitli- chen Ansetzung einer Sendung absolut notwendig.

52 / 85 Art. 69 Bekanntmachungspflichten der Fernmeldedienstanbieterinnen

In Ergänzung zu den Pflichten der Medienanbieterinnen mit einem Leistungsauftrag (Art. 20 Abs. 3) besteht die Möglichkeit, auch Fernmeldedienstanbieterinnen zu verpflichten, dringliche polizeiliche Be- kanntmachungen zu verbreiten, um eine grössere Anzahl Personen zu erreichen, auch solche, die keine Medien mit Leistungsauftrag nutzen.

Die Fernmeldedienstanbieterin trifft keinerlei juristische Verantwortung für den Inhalt der Mitteilungen, weder rundfunkrechtlich noch zivil- oder strafrechtlich. Verantwortlich ist diejenige Behörde, die die Mitteilung veranlasst.

Art. 70 Empfangsfreiheit

Die Empfangsfreiheit von Information ist ein elementarer Grundsatz. Er hat eine menschenrechtliche und demokratische Funktion. Auf internationaler Ebene wird dieser Grundsatz in Artikel 10 EMRK, in Artikel 19 UNO-Pakt II und in Artikel 11 der Grundrechtscharta der Europäischen Union festgehalten, in der Schweiz in Artikel 16 Absatz 3 BV.

Die Bestimmung entspricht Artikel 66 RTVG. Sie ist nicht nur gegen staatliche Einschränkungen ge- richtet, sondern sie kann - im Rahmen der Verwirklichung von Grundrechten unter Privaten gemäss Artikel 35 Absatz 3 BV - auch zwischen Privatpersonen bedeutsam werden (z.B. zwischen Vermieter und Mieter).

3.6 6. Titel: Indirekte Medienförderung

Art. 71 Aus- und Weiterbildung

Die Erfüllung der gesellschaftlichen und staatspolitischen Aufgabe der Medien setzt solides Fachwis- sen und journalistische Professionalität voraus. Das geltende RTVG sieht eine staatsferne Förderung der Aus- und Weiterbildung vor: Aus- und Weiterbildungsinstitutionen aller Sprachregionen werden aus allgemeinen Bundesmitteln insgesamt mit einem Betrag von jährlich einer Million Franken subven- tioniert. Aufgrund dieser finanziellen Mittel sind sie in der Lage, ihre Angebote im Bereich des Informa- tionsjournalismus kostengünstiger anzubieten. Die subventionierten Kurse fördern die Aus- und Wei- terbildungsbereitschaft der privaten elektronischen Medien und tragen damit zur Qualität im Journalis- mus bei.

Mit dem Medienwandel bleibt der Ausbildungsbedarf im Bereich des journalistischen Handwerks so- wie der journalistischen Berufsstandards unverändert hoch. Vor dem Hintergrund des Medienwandels sind die Anforderungen an den Journalismus und damit auch an Aus- und Weiterbildungsangebote gestiegen. Stichworte hierzu sind etwa Entwicklungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung, d.h. multimedialer Journalismus, neue Erzählformen zur Erreichbarkeit verschiedener Bevölkerungsgrup- pen, Datenjournalismus etc.

Eine Unterstützung erfolgt auf Gesuch hin. Adressatinnen der Unterstützung sind Aus- und Weiterbil- dungsinstitutionen, die Kursangebote für Medienschaffende elektronischer Medien anbieten (Absatz 2).

Art. 72 Selbstregulierungsorganisationen der elektronischen Medien

Das Gesetz schafft neu eine Grundlage zur finanziellen Unterstützung der Selbstregulierung elektroni- scher Medien. Exemplarisch sei der Schweizer Presserat erwähnt, der als Selbstregulierungsorgan der Medienbranche nicht nur Beschwerdeinstanz ist, sondern auch wesentlich zur Vermittlung der Standards journalistischer Berufsethik beiträgt (Rechte und Pflichten der Journalistinnen und Journa- listen). Aufgrund seiner Aktivitäten, zu denen auch öffentliche Diskussionen zu medienethischen The- men gehören, trägt er zur Sensibilisierung für die grosse Bedeutung der Qualität im Journalismus bei.

53 / 85 Art. 73 Nachrichtenagenturen

Eine finanzielle Unterstützung ist ferner für unabhängige schweizerische Agenturen möglich, die auf- grund ihrer kostengünstigen Dienstleistungen – z.B. Bereitstellen journalistisch professioneller Roh- stoffe in Text-, Audio- oder Videoform – zur journalistischen Qualität namentlich auch der kleinen Me- dien beitragen und die grundsätzlich allen interessierten Medienanbietern offen stehen. Förderbei- träge werden auf Gesuch hin ausgerichtet. Adressatinnen sind nicht gewinnorientierte Organisationen (Absatz 2). Die Zielsetzung der Unterstützung - Grundversorgung von elektronischen Medien - unter- scheidet sich von derjenigen des Sprachengesetzes vom 5. Oktober 2007 (SR 441.1), welches dem Bund die Möglichkeit gibt, Finanzhilfen an Nachrichtenagenturen von gesamtschweizerischer Bedeu- tung zu gewähren, die über die Sprachregionen des Landes berichten.

Art. 74 Innovative IT-Lösungen

Mit der Digitalisierung sind die Grenzen zwischen den Anbieterinnen von Medieninhalten, Infrastruk- turbetreibern und Nutzer/innen durchlässig geworden. Folgen der Digitalisierung sind eine Vervielfa- chung des Medienangebots und eine Fragmentierung der Nutzung. Die Sichtbarkeit bzw. Auffindbar- keit von einzelnen Inhalten bzw. Medienmarken wird damit erschwert. Mit Intermediären wie Google und Facebook sind mächtige internationale Konzerne im Mediengeschäft tätig, die durch die Verwen- dung von Algorithmen das Medienangebot wie die Mediennutzung wesentlich prägen. Aufgrund ihrer starken Stellung im Werbemarkt setzen sie klassische Medienanbieter unter Druck, in besonderem Masse die Presse.

Vor diesem Hintergrund sind indirekte Fördermassnahmen sinnvoll, die aus wirtschaftlichen Gründen eine technologische Unterstützung der Medienanbieterinnen vorsehen. Entsprechend sieht das neue Gesetz die Förderung von innovativen IT-Lösungen vor, sofern diese nicht bereits anderweitig öffent- lich finanziell unterstützt werden. Die finanziellen Mittel könnten beispielsweise für die Entwicklung o- der - zeitlich begrenzt - den Betrieb einer gemeinsamen technischen Plattform von Medienanbieterin- nen eingesetzt werden, um den Medienplatz Schweiz zu stärken und die Vielfalt der Angebote zu er- halten und deren Auffindbarkeit zu erleichtern.

Diese Fördermöglichkeit beschränkt sich auf IT-Lösungen, die grundsätzlich der Branche offen stehen und die der Aufbereitung, Publikation und Verbreitung von journalistisch professionell hergestellten, demokratie- und/oder gesellschaftspolitisch relevanten Inhalten und/oder der besseren Auffindbarkeit dieser Inhalte dienen.

Art. 75 Gemeinsame Bestimmungen

Der Bundesrat legt für alle Massnahmen der indirekten Medienförderung die anrechenbaren Kosten fest. Um eine verfassungsrechtlich unzulässige Förderung der Presse zu verhindern, wird der Bundes- rat darauf zu achten haben, dass dabei nur Leistungen zugunsten elektronischer Medien berücksich- tigt werden (Absatz 1). Er legt für jeden der Förderungszwecke den maximalen Anteil an den anre- chenbaren Kosten fest, welche höchstens 80 Prozent betragen (Absatz 2), sowie die Vergabekriterien (Absatz 3). Die Förderleistungen werden aus dem Ertrag der Abgabe für elektronische Medien entrich- tet (Absatz 4).

3.7 7. Titel: Medienforschung und Statistik

Art. 76

Der Medienbereich zeichnet sich durch grosse Dynamik und Komplexität aus, in der es besonders schwierig ist, Medienunternehmen erfolgreich durch den digitalen Umbruch zu führen. Unabhängige, vom Staat geförderte Medienforschung versetzen die Branche, die Öffentlichkeit, die KOMEM sowie das BAKOM bzw. UVEK in die Lage, auf die Herausforderungen im Medienbereich angemessen zu reagieren. Ohne die staatlich unterstützten Forschungsprojekte im Medienbereich wäre es sowohl für sie, die Branche, die Öffentlichkeit und die Politik sehr schwierig, sich ein verlässliches Bild von den 54 / 85 Leistungen und Entwicklungen im Medienbereich zu verschaffen. Die Medienforschung wird über all- gemeine Bundesmittel finanziert.

Ebenfalls der Übersicht über den Markt dienen soll eine Statistik über die elektronischen Medien, wel- che das BAKOM in Zusammenarbeit mi dem Bundesamt für Statistik erstellt wird (Absatz 2).

3.8 8. Titel: Abgabe für elektronische Medien

Die Abgabe für elektronische Medien entspricht der bisherigen Radio- und Fernsehabgabe, welche mit der Teilrevision des RTVG am 1. Januar 2019 eingeführt wird. Gestützt auf die Bundeskompetenz in Artikel 93 Absatz 1 BV sieht der Gesetzgeber neben Radio und Fernsehen weitere Leistungsverein- barungen im Bereich der elektronischen Medien vor, die mit der Abgabe für elektronische Medien un- terstützt werden.

Die Abgabe für Radio und Fernsehen gemäss Teilrevision des RTVG vom 26. September 2014 wird unter dem neuen Gesetz weitergeführt, die heutigen gesetzlichen Bestimmungen (Art. 68 bis 70d RTVG) werden grundsätzlich übernommen.

3.8.1 1. Kapitel: Allgemeines Art. 77 Grundsätze

Diese Bestimmung entspricht grundsätzlich dem bisherigen Artikel 68 RTVG. Die Zweckbestimmung der Abgabe wird im Einklang mit der Erweiterung des Geltungsbereichs dieses Gesetzes von Radio und Fernsehen auf alle elektronischen Medien erweitert. Damit können aus dem Ertrag der Abgabe künftig – neben jenen der SRG – auch Online-Angebote von weiteren Medienanbieterinnen mit Leis- tungsvereinbarung finanziert werden (siehe sogleich).

Die beiden Erhebungsstellen für die Haushalt- und Unternehmensabgabe überweisen den Ertrag an die Kommission (Absatz 2). Diese verwaltet die Konten. Der Ertrag und die Verwendung werden in der Staatsrechnung nicht ausgewiesen, mit Ausnahme der Entschädigungen von BAKOM und ESTV für die Erhebungs- und Aufsichtskosten. Nicht verwendeter Ertrag wird in der Bundesbilanz, aber nicht in der Staatsrechnung ausgewiesen (Absatz 4).

Art. 78 Höhe der Abgabe und Verteilung des Ertrags auf die Verwendungszwecke

Diese Bestimmung entspricht grundsätzlich dem bisherigen Artikel 68a RTVG.

Gemäss Absatz 1 legt der Bundesrat die Beiträge für die verschiedenen Verwendungszwecke und die Höhe der Abgabe fest. Er berücksichtigt die Empfehlung der Kommission. Absatz 1 zählt die Verwen- dungszwecke der Abgabe für elektronische Medien auf. Wie bisher handelt es sich dabei um die Leis- tungsaufträge der SRG (Buchstabe a) und der Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung (Buchstabe b), die indirekten Medienfördermassnahmen (Buchstabe c) und die Kosten für die Erhe- bung der Abgabe für elektronische Medien (Buchstabe d). Neu wird die Aus- und Weiterbildung mit der Abgabe für elektronische Medien finanziert (bisher allgemeine Bundesmittel).

Der bisherige Bedarf für die Nutzungsforschung fällt weg (Art. 68a Abs. 1 Bst. c RTVG, vgl. Ziff. 2.12). Die Unterstützung bei der Einführung neuer Verbreitungstechnologien, die Aufbereitung für Sinnesbe- hinderte und die Archivierung (Art. 68a Abs. 1 Bst. d, e und g RTVG) werden nicht mehr separat un- terstützt, sondern soweit notwendig bei der Festlegung der Förderbeiträge für Medienanbieterinnen mit einem Leistungsaufträgen berücksichtigt.

Die zur Verfügung stehenden Mittel für Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung betra- gen maximal 6 Prozent und diejenigen für die indirekte Medienförderung maximal 2 Prozent des Ge- samtertrags (Absatz 2).

55 / 85 Absatz 3: Der Bundesrat berücksichtigt bei der Festlegung der Abgabehöhe die Reserven der SRG nach den Artikel 39 Absätze 6 und 7. Zudem kann er anlässlich dieses Entscheides der SRG eine Obergrenze für die kommerziellen Einnahmen setzen (Art. 38 Abs. 2) und die SRG verpflichten, einen Anteil des ihr zugesprochenen Abgabenanteils für Koproduktionen im Bereich Unterhaltung und Sport mit anderen schweizerischen Medienanbieterinnen zu verwenden (Art. 39 Abs. 4).

Absatz 4: Wie bisher hat der Bundesrat die Empfehlung des Preisüberwachers zu berücksichtigen.

Der Bundesrat prüft die Abgabehöhe alle zwei Jahre (Absatz 5).

3.8.2 2. Kapitel: Haushaltabgabe Art. 79 Allgemeine Bestimmungen

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 69 RTVG. Sie regelt in Absatz 1 den zeitlichen Beginn und das Ende der Abgabepflicht für die Mitglieder eines Haushalts. Absatz 2 hält fest, dass die Zusammensetzung eines Haushalts für die Erhebung der Abgabe aus dem betreffenden Einwohnerre- gister übernommen wird. Absatz 3 gibt dem Bundesrat die Kompetenz zur Regelung von Periodizität, Fälligkeit und Verjährung.

Art. 80 Privathaushalte: Abgabepflicht

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 69a RTVG. Sie regelt die Abgabepflicht von Mit- gliedern von Privathaushalten sowie deren Haftung für die Abgabe. In Absatz 1 wird die einheitliche Abgabe für alle Privathaushalte festgelegt.

Absatz 2: Die Zusammensetzung eines Privathaushalts richtet sich nach den Vorgaben des Register- harmonisierungsgesetzes vom 23. Juni 2006 (RHG, SR 431.02), welche auch für alle kantonalen und kommunalen Einwohnerregister bindend sind.

Für die Abgabe eines Haushalts haftbar sind grundsätzlich alle volljährigen Personen, für die der be- treffende Haushalt der Hauptwohnsitz ist (Absatz 3 Buchstabe a). Am Nebenwohnsitz haftbar ist nur, wer keinen Hauptwohnsitz in der Schweiz besitzt (Absatz 3 Buchstabe b). Das bedeutet auch, dass für Ferienwohnungen oder andere Zweitwohnungen nur dann eine Abgabe entrichtet werden muss, wenn dort mindestens eine volljährige Person ihren Hauptwohnsitz hat.

Um angesichts der beträchtlichen durchschnittlichen Fluktuation innerhalb von Haushalten einen un- verhältnismässigen Erhebungsaufwand zu vermeiden, wird die Abgabepflicht konkret auf jene Perso- nen beschränkt, welche dem Haushalt zu Beginn einer Abgabeperiode angehören (Absatz 4).

In Absatz 5 wird festgehalten, dass ein Haushalt für die Erhebung der Abgabe als aufgelöst gilt, wenn ihn sämtliche seiner bisherigen volljährigen Mitglieder zum gleichen Zeitpunkt, d.h. innerhalb dessel- ben Monats, verlassen. Diese Präzisierung ist nötig, weil nach dem RHG derselbe Haushalt in einem solchen Fall weiterbestehen würde, wenn die betreffende Wohnung weiterhin von mindestens einer neuen Person bewohnt würde.

Art. 81 Privathaushalte: Befreiung von der Abgabepflicht

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 69b RTVG. Von der Abgabepflicht befreit sind Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen (Absatz 1 Buchstabe a) sowie diplomatisches Personal (Absatz 1 Buchstabe b). Die Befreiung von Personen, die Ergänzungsleistungen beziehen, wird auf schriftliches Gesuch hin und nach Vorlage der zuständigen Behörde über die Ausrichtung von Ergänzungsleistungen erteilt. Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen müssen nicht aus- drücklich von der Abgabe befreit werden, da sie nach RHG keinen eigenen Haushalt führen und damit nicht abgabepflichtig sind. Befreit von der Abgabe sind neben den ausländischen Personen, die für eine diplomatische Mission, einen konsularischen Posten, eine ständige Mission oder eine andere

56 / 85 Vertretung bei einer zwischenstaatlichen Organisation tätig sind auch jene Personen, die für internati- onale Organisationen arbeiten und den Diplomatenstatus besitzen.

Zusätzlich zum bisherigen Artikel 69b RTVG wird in Absatz 1 Buchstabe c die Befreiung von taubblin- den Personen von der Abgabe festgehalten; diese Bestimmung figurierte bisher in der Radio- und Fernsehverordnung (Art. 61 Abs. 4 RTVV).

Art. 82 Kollektivhaushalte

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 69c RTVG. Jeder Kollektivhaushalt leistet eine Abgabe in gleicher Höhe (Absatz 1). Die Höhe der Abgabe eines Kollektivhaushalts entspricht derzeit dem doppelten Tarif eines Privathaushaltes (Art. 57 RTVV). Kollektivhaushalte sind in der Register- harmonisierungsverordnung (RHV, SR 431.021) abschliessend aufgezählt: Alters- und Pflegeheime, Wohn- und Erziehungsheime, Internate, Studentenwohnheime, Behinderteninstitutionen, Spitäler, Ge- fängnisse, Asylheime, Klöster (Art. 2 Bst. abis RHV). Anders als beim Privathaushalt sind bei einem Kollektivhaushalt nicht dessen Mitglieder für die Abgabe haftbar, sondern allein die Trägerschaft des Kollektivhaushalts (Absatz 3).

Art. 83 Erhebung der Haushaltabgabe

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 69d RTVG. Gestützt darauf hat das UVEK im Auftrag des Bundesrats die Erhebung der Haushaltabgabe an eine Erhebungsstelle ausserhalb der Bundesverwaltung übertragen, welche ab dem 1. Januar 2019 die Abgabe bei den Privat- und Kollek- tivhaushalten erhebt. Die Erteilung des Mandats erfolgte in einer öffentlichen Ausschreibung nach den Regeln des öffentlichen Beschaffungsrechts des Bundes. Die Aufsicht über die Erhebungsstelle wird durch das BAKOM ausgeübt, das auch Beschwerden gegen Verfügungen der Erhebungsstelle behan- delt. Daneben unterliegt die Erhebungsstelle auch der Finanzaufsicht der Eidgenössischen Finanz- kontrolle.

Art. 84 Kompetenzen und Aufgaben der Erhebungsstelle

Diese Bestimmung entspricht grundsätzlich dem bisherigen Artikel 69e RTVG. Der bisherige Absatz 1 Buchstabe b, wonach die Erhebungsstelle Verfügungen gegenüber Gemeinden und Kantonen über die Entschädigung erlassen kann, kann allerdings gestrichen werden, weil es sich um eine einmalige Entschädigung anlässlich der Einführung der Abgabe handelte (siehe auch unten Art. 81). Soweit die Erhebungsstelle Verfügungen über die Abgabepflicht nach Absatz 1 erlässt, ist sie nach Absatz 2 Be- hörde im Sinne von Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe e des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 1968 über das Verwaltungsverfahren (VwVG, SR 172.021). Sie hat geschuldete Abgaben nötigenfalls im Rahmen von Betreibungsverfahren einzufordern, ihre Verfügungen berechtigen zur definitiven Rechts- öffnung nach Artikel 80 Absatz 2 Ziffer 2 des Bundesgesetzes vom 11. April 1889 über Schuldbetrei- bung und Konkurs (SchKG, SR 281.1). Die Erhebungsstelle muss sich nach Absatz 3 auf die Tätigkeit nach diesem Gesetz beschränken, andere wirtschaftliche Aktivitäten sind ihr nicht gestattet. Mit dieser Bestimmung ist sichergestellt, dass die Erhebungsstelle ihre vertragliche Abgeltung allein für die Erhe- bung der Abgabe einsetzt. Die Berichterstattungspflichten nach Absatz 4 tragen dem Umstand Rech- nung, dass die Erhebungsstelle im öffentlichen Auftrag tätig ist und durch öffentliche Mittel finanziert wird. Die Öffentlichkeit erwartet von ihr daher ein bestimmtes Mass an Transparenz.

Art. 85 Datenbearbeitung durch die Erhebungsstelle

Diese Bestimmung entspricht inhaltlich dem bisherigen Artikel 69f RTVG. Sie regelt die Bearbeitung von Daten durch die Erhebungsstelle, für welche grundsätzlich das Bundesgesetz vom 19. Juni 1992 über den Datenschutz (DSG, SR 235.1) anwendbar ist (Absatz 1), in Bezug auf den Schutz vor unbe- fugter Bearbeitung (Absatz 3), die Speicherung und Bekanntgabe von Daten (Absatz 5) und die Über- gabe von Daten an eine Nachfolgeorganisation (Absatz 6). Ausserdem bildet Absatz 2 die rechtliche Grundlage, damit die Erhebungsstelle besonders sensible Daten bearbeiten kann. Dies ist notwendig

57 / 85 im Zusammenhang mit der Befreiung von der Abgabepflicht von Bezügerinnen und Bezügern von Er- gänzungsleistungen.

Art. 86 Bezug der Daten zu Haushalten

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 69g RTVG. Allerdings kann der bisherige Absatz 4 gestrichen werden, da die Entschädigung für die spezifischen Investitionen von Kantonen und Ge- meinden als einmalige Entschädigung vorgesehen war und noch vor dem Systemwechsel am 1. Ja- nuar 2019 fällig wird.

Absatz 1 bildet die rechtliche Grundlage, damit die Erhebungsstelle die für die Erhebung der Haus- haltabgabe nötigen Daten aus den kantonalen und kommunalen Einwohnerregistern und dem Infor- mationssystem Ordipro des EDA beziehen kann. Die Erhebungsstelle erhält die Daten aus den Ein- wohnerregistern nach Absatz 2 direkt von jedem kantonalen oder kommunalen Einwohneramt über die zentrale Informatik- und Kommunikationsplattform des Bundes (Sedex) zugestellt. Die Kantone und Gemeinden werden durch Absatz 3 verpflichtet, der Erhebungsstelle die für die Erhebung der Haushaltabgabe nötigen Daten über Sedex zu liefern. Bei den vom Bundesrat nach Absatz 5 in der RTVV festgelegten zu liefernden Daten handelt sich ausnahmslos um Datenmerkmale, welche die Gemeinwesen nach dem RHG ohnehin erheben müssen. Für die Zwecke der Abgabe müssen also keine zusätzlichen Daten zu Personen oder Haushalten erhoben werden. Absatz 4 ist die notwendige gesetzliche Grundlage für die Bearbeitung der AHV-Versichertennummer, die zu den von den Einwoh- nerämtern gelieferten Daten gehört.

3.8.3 3. Abschnitt: Unternehmensabgabe Art. 87 Abgabepflicht der Unternehmen

Diese Bestimmung entspricht grundsätzlich dem bisherigen Artikel 70 RTVG. Sie legt fest, unter wel- chen Voraussetzungen ein Unternehmen der Abgabepflicht unterliegt und gibt dem Bundesrat die Kompetenz zur Festlegung der Abgabehöhe.

Ausländische Unternehmen ohne Sitz, Wohnsitz oder Betriebsstätte in der Schweiz gelten nicht als abgabepflichtige Unternehmen (Absatz 2). Damit wird eine unklare Regelung präzisiert, die in Hinblick auf die Einführung der Unternehmensabgabe auf 1. Januar 2019 bei den betroffenen Unternehmen zu Rechtsunsicherheit geführt hat. Dieses Ergebnis ist sachlich gerechtfertigt, weil im umgekehrten Fall Schweizer Unternehmen im Ausland keine entsprechende Abgabe bezahlen. Zudem kann damit ein hoher administrativer Aufwand vermieden werden, denn in der Praxis sind mit der Rechnungsstellung ins Ausland und der Vollstreckung im Ausland sehr grosse Schwierigkeiten verbunden.

Um Härtefälle zu vermeiden, soll der Bundesrat ausserdem die Möglichkeit erhalten, Ausnahmen von der Abgabepflicht vorzusehen. Diese Ausnahmen betreffen autonome Dienststellen von Gemeinwe- sen sowie Unternehmen, die die Voraussetzungen für einen Zusammenschluss nach Artikel 12 Ab- satz 2 bzw. Artikel 13 des Bundesgesetzes vom 12. Juni 2009 über die Mehrwertsteuer (MWSTG, SR 641.20) erfüllen (Absatz 4). Weiter soll der Bundesrat für Unternehmen in der tiefsten Abgabekatego- rie (jährlicher Umsatz zwischen CHF 500 000 und 999 999), die im Abgabejahr einen Verlust oder we- nig Gewinn erzielen, eine Rückerstattung der Unternehmensabgabe vorsehen können (Absatz 7).

Art. 88 Erhebung der Unternehmensabgabe

Diese Bestimmung regelt die Modalitäten der Abgabeerhebung durch die Eidgenössische Steuerver- waltung (ESTV). Sie entspricht grundsätzlich dem bisherigen Artikel 70a RTVG, mit einer Ergänzung: Absatz 5 sieht vor, dass die ESTV für die Einreichung von Rückerstattungsgesuchen ein elektroni- sches Formular vorgeben kann, um die Verfahren effizienter zu führen. Diese Vorschrift rechtfertigt sich, weil es sich bei den Adressaten um Unternehmen handelt, bei denen von der dazu erforderlichen Infrastruktur ausgegangen werden kann. Zudem handelt es sich um geringfügige Beträge, welche ein

58 / 85 Minimum an administrativen Aufwand auslösen sollten, sowohl bei der ESTV als auch bei den Abga- bepflichtigen.

Art. 89 Fälligkeit, Verjährung und Vollstreckung

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 70b RTVG. Die Verjährungsfrist von fünf Jahren (Absatz 1) ist auch bei langen Verfahren betreffend die MWST nicht zu knapp, da die Verjährung erst mit der Rechnungstellung zu laufen beginnt. Erhebt ein Schuldner oder eine Schuldnerin Rechtsvor- schlag gegen einen Zahlungsbefehl, ist nach Absatz 2 ausschliesslich die ESTV für die Rechtsöffnung zuständig, was die kantonalen Gerichte entlastet. Ist eine Schuldnerin oder ein Schuldner mit der in Rechnung gestellten Abgabe nicht einverstanden und wird diese bestritten, muss die ESTV die Ab- gabe mittels Verfügung festlegen, ausser es läge bereits eine rechtskräftige Verfügung vor (Absatz 3). Die ESTV kann Guthaben eines Unternehmens aus der MWST zur Verrechnung von dessen Abgabe- schulden einsetzen (Absätze 4 und 5), und sie kann die Sicherstellungsmassnahmen gemäss MWSTG auch zur Sicherung der Abgabe einsetzen (Absatz 6). Das Rechtsmittelverfahren richtet sich nicht nach den Spezialbestimmungen des MWSTG, die auf die Eigenheiten der Selbstveranlagung ausgerichtet sind, sondern nach VwVG (Absatz 7).

Art. 90 Berichterstattung durch die ESTV

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 70c RTVG. Indem die ESTV ihre Tätigkeit für die Unternehmensabgabe von ihren übrigen Tätigkeiten buchhalterisch trennt (Absatz 1), kann sie die spezifischen Kosten der Abgabeerhebung identifizieren, was eine Voraussetzung für die direkte Ent- schädigung aus der Abgabe ist. Wie die Erhebungsstelle in Bezug auf die Haushaltabgabe soll auch die ESTV die Öffentlichkeit regelmässig über ihre Tätigkeit bei der Erhebung der Unternehmensab- gabe informieren und die Jahresrechnung hierzu veröffentlichen (Absatz 2).

Art. 91 Datenbearbeitung und Geheimhaltung

Diese Bestimmung entspricht dem bisherigen Artikel 70d RTVG. Da die Bearbeitung der Daten zur Erhebung der Abgabe nicht ausschliesslich im Rahmen der MWST erfolgt, wird mit Absatz 1 die ge- setzliche Grundlage für die Datenbearbeitung durch die ESTV zur Abgabeerhebung geschaffen. Ab- satz 2 stellt sicher, dass das Steuergeheimnis und die gesetzlichen Ausnahmen nach Artikel 74 MWSTG sich auch auf die Erhebung und den Bezug der Abgabe erstrecken.

3.9 9. Titel: Kommission für elektronische Medien

Im Gegensatz zu den meisten demokratischen Ländern in Europa fällt die Vergabe von Leistungsauf- trägen und die Aufsicht über Radio und Fernsehen in der Schweiz heute in die Kompetenz der Exeku- tive (Bundesrat, Departement, Verwaltung). Eine Ausnahme bildet die Behandlung von Beschwerden über Programminhalte, für welche die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) zuständig ist. Die enge Anbindung der Medienregulierung an staatliche Behörden, welche auch die Geschäfte im Bereich der Medienpolitik vorbereiten, ist aufgrund der – auch verfassungsmässig vorgesehenen – Staatsferne der Medien auf einer systemischen Ebene nicht unproblematisch. Sie steht auch im Widerspruch zu entsprechenden Empfehlungen des Europarates, so z.B. die Empfeh- lung des Ministerrates (2000) 23 vom 23. Dezember 2000 und dessen Deklaration vom 26. März 2008. Von Seiten des Parlaments wurde daher die Prüfung der Schaffung einer unabhängigen Regu- lierungsbehörde gefordert (16.3630 Postulat der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates vom 29. August 2016 «Unabhängige Aufsichtsbehörde für Radio und Fernsehen»).

Die Behördenorganisation dieses Gesetzes sieht mit der Kommission für elektronische Medien (KOMEM) eine unabhängige Regulierungsbehörde vor. Diese soll künftig die Regulierung der elektro- nischen Medien, namentlich die Erteilung der Konzession, den Abschluss von Leistungsvereinbarun- gen und die Beaufsichtigung der unter dieses Gesetz fallenden Medienanbieterinnen übernehmen. Eine Ausnahme bildet der Bereich der heutigen «Programmaufsicht», welche nach wie vor von der UBI auf Beschwerde hin ausgeübt wird. 59 / 85 Die Gründe für einen unabhängigen Regulierer sind gerade im politisch sensiblen Bereich der Medien, bei dem das zentrale Grundrecht der Meinungsäusserungs- und Informationsfreiheit betroffen ist und wo bereits schon der Anschein einer staatlichen inhaltlichen Einmischung in Medieninhalte problema- tisch ist, gegeben. Die Garantie der Unabhängigkeit des Medienregulierers stärkt u.a. die Glaubwür- digkeit des Regulierers und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medienregulierung. Letztlich wirkt sich eine effektive unabhängige Medienregulierung positiv auf das Erreichen von Regulierungszielen wie Medienpluralismus, Medienfreiheit, kulturelle Vielfalt und Verbraucherschutz aus.

Auf die Schaffung einer unabhängigen Einheitsbehörde für die Regulierung der Telekommunikation und der elektronischen Medien wird hingegen verzichtet. Eine umfassende Kompetenz- und Ent- scheidbündelung bei einem solchen «Single Regulator» könnte zwar mit Blick auf die zunehmende Konvergenz in diesen Bereichen eine Berechtigung finden, ist aber im schweizerischen politischen System nicht mehrheitsfähig, wie die parlamentarischen Diskussionen im Vorfeld der Totalrevision des RTVG gezeigt hatten.

Hoheitliche Aufgaben im Bereich der Medienregulierung werden nach wie vor den Bundesbehörden wahrgenommen.

Art. 92 Zusammensetzung

Organisationsrechtlich ist die KOMEM eine sogenannte Behördenkommission, wie etwa die ComCom, die Wettbewerbskommission oder die Spielbankenkommission. Der Bundesrat ist Wahlorgan der KOMEM und bestimmt gleichzeitig das Präsidium. Die Wahl durch den Bundesrat entspricht der Re- gelung anderer Behördenkommissionen (z.B. ComCom, WEKO, UBI) und bedeutet keine unzulässige Beeinträchtigung der Unabhängigkeit der Kommission.

Die Kommission besteht aus unabhängigen Sachverständigen. Um möglichst breit abgestützte Ent- scheide zu ermöglichen, sollen die verschiedenen Sprachregionen angemessen vertreten sein (vgl. Art. 8cbis Abs. 1 RVOV). Auch auf die angemessene Vertretung der Geschlechter ist zu achten (vgl. Art. 8c RVOV). Die KOMEM soll ihre Entscheidungen frei von allfälligen Interessenbindungen fällen. Entsprechend benennt das Gesetz in Absatz 3 diverse Unvereinbarkeiten. Diese erfassen auch Or- gane und Mitarbeitende von Medienanbieterinnen, welche sich bei der KOMEM um Leistungsverein- barungen bewerben oder über solche verfügen.

Art. 93 Aufgaben

Die KOMEM ist in erster Linie Rechtsanwendungs- und Aufsichtsbehörde. Ihre Einzelfallentscheidun- gen stehen der gerichtlichen Überprüfung offen. Die politische Gestaltung der elektronischen Medien- landschaft obliegt hingegen wie bisher den politischen Organen, das heisst dem Parlament und den Behörden (Bundesrat, Departement, BAKOM). Diese bestimmen auch die Rahmenbedingungen und Leitlinien für die Service-public-Mandate.

Innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens verfügt die KOMEM über einen angemessenen Gestal- tungsspielraum. Sie erteilt der SRG auf der Basis der gesetzlichen Vorgaben eine Konzession und schliesst mit anderen Medienanbieterinnen Leistungsvereinbarungen ab. Diese Nähe zur konkreten Ausgestaltung der publizistischen Leistungsaufträge und ihre Unabhängigkeit von staatlichen Behör- den ermöglicht es der KOMEM im Vergleich zur heutigen Situation, eine bessere und effizientere Überprüfung der Einhaltung der Leistungsvereinbarungen zu garantieren. Sie kann die Vereinbarun- gen anpassen, ergänzen und – als ultima ratio – kündigen.

Neben der Überprüfung der publizistischen Leistungsaufträge und der damit verbundenen Aufsicht über die bestimmungsgemässe Verwendung der Abgabenanteile übt die KOMEM auch wesentliche Teile der allgemeinen Aufsicht über die Einhaltung von Gesetz, Verordnung und der einschlägigen in- ternationalen Vereinbarungen aus. Das Gesetz stellt ihr die notwendigen Massnahmen und Sanktio- nen zur Verfügung (Art. 100 f.).

60 / 85 Ansprechpartner der KOMEM sind die von diesem Gesetz erfassten Medienanbieterinnen und Adres- saten der indirekten Medienförderung im Sinne von Artikel 71 bis 74, mit welchen sie im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben ebenfalls Leistungsvereinbarungen abschliessen kann.

Hingegen obliegt die hoheitliche Tätigkeit der Aufsicht im technischen Bereich (vgl. Art. 62) und die Vertretung der Schweiz nach aussen nach wie vor den Bundesbehörden.

Für das Beschwerdeverfahren gegen Medieninhalte ist weiterhin die bisherige Unabhängige Be- schwerdeinstanz für elektronische Medien (UBI) zuständig (vgl. Art. 106 ff.).

Die Kommission reicht dem Bundesrat jährlich einen Tätigkeitsbericht ein (Absatz 2) und legt gegen- über der Öffentlichkeit Rechenschaft über den Ertrag und die Verwendung der Abgabe für elektroni- sche Medien ab (Absatz 3). Dabei stützt sie sich auch auf die Angaben der Erhebungsstellen der Haushalt- und Unternehmensabgabe.

Art. 94 Unabhängigkeit

Diese Bestimmung formuliert den Grundsatz der Unabhängigkeit der KOMEM, die, wie bei anderen unabhängigen Regulierungsstellen, traditionell Weisungsungebundenheit und unparteiische Entschei- dungsprozesse beinhaltet. Weder der Bundesrat noch andere Verwaltungsträger sind befugt, Einzel- akte der KOMEM durch die Erteilung von Weisungen zu beeinflussen, die Geschäfte an sich zu zie- hen oder nachträglich aufzuheben.

Art. 95 Organisation

Die KOMEM verfügt über eine grosse Organisationsautonomie. Sie verfügt über ein eigenes Sekreta- riat. Sie organisiert sich selbst und erlässt dazu ein entsprechendes Reglement, welches der Geneh- migung durch den Bundesrat bedarf.

Es ist aufgrund der Aufgaben der KOMEM davon auszugehen, dass zumindest das Präsidium im Hauptamt (80 bis 100%) ausgeübt wird. Entsprechend findet sich im Gesetz kein Vorbehalt wie bei der UBI, welche als reine Milizkommission ausgestaltet ist (Art. 113).

Art. 96 Sekretariat

Damit sie ihre Tätigkeiten effizient und unabhängig ausführen kann, benötigt die Kommission ein eige- nes Sekretariat. Zahlreiche Aufgaben, die bisher das BAKOM erledigt hat (insbesondere Vorbereitung von Konzessionen zu Handen von Bundesrat bzw. UVEK, Überprüfung von Leistungsaufträgen, Fi- nanzaufsicht) wird künftig das Sekretariat für die Kommission vorbereiten. Im Bereich der Leistungs- aufträge hatte das BAKOM aufgrund seiner Positionierung in der Bundesverwaltung bisher zahlreiche Grundlagenarbeiten an Dritte (oft im Bereich Medienforschung) delegiert. Inwiefern die KOMEM diese Tätigkeiten künftig selber ausüben will, ist ebenfalls Teil ihrer Organisationsautonomie.

Die KOMEM bestimmt die Direktion des Sekretariats selber, die Wahl ist vom Bundesrat zu genehmi- gen. Die Wahl der Sekretariatsmitarbeitenden fällt in die Kompetenz der Direktion. Die KOMEM kann Teile ihrer Geschäfte, insbesondere im Bereich der Verfahrensinstruktion, an das Sekretariat delegie- ren. Das Reglement regelt die Einzelheiten.

61 / 85 3.10 10. Titel: Aufsicht und Rechtsschutz

3.10.1 1. Kapitel: Allgemeine Aufsicht Art. 97 Grundsätze

Die allgemeine Aufsicht ist von der Überprüfung der Einhaltung der vertraglich vereinbarten Leistungs- aufträge bzw. der Konzession abzugrenzen, für die jeweils spezifische Regeln und Massnahmen gel- ten. Die allgemeine Aufsicht umfasst die Einhaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen in Ge- setz, Verordnung und internationalen Übereinkommen. Soweit sich diese Rechtsaufsicht auf die Medi- enanbieterinnen bezieht, wird sie von der KOMEM ausgeübt, für den Bereich der technischen Aufsicht und weitere vom Gesetz bestimmte hoheitliche Bereiche bleiben BAKOM/UVEK zuständig. Auch die Aufsicht über die Erhebungsstelle verbleibt beim BAKOM.

Art. 98 Aufzeichnung und Aufbewahrung von Medienbeiträgen

Diese Bestimmung entspricht bisherigem Recht (Art. 20 RTVG) und wird einzig an den Geltungsbe- reich des Gesetzes angepasst.

Ohne die Pflicht zur Aufzeichnung und Aufbewahrung von Medienbeiträgen können die zuständigen Aufsichtsbehörden ihre Aufgaben nicht richtig erfüllen. Sie ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Einhaltung von Vorschriften in Medienbeiträgen kontrolliert und im Rahmen von Verfahren beurteilt werden kann.

Für lineare Medienangebote gilt gemäss Absatz 1, dass das gesamte Angebot integral (redaktionelle Medienbeiträge und Werbung) aufzuzeichnen und während vier Monaten aufzubewahren ist.

Absatz 2 nimmt auf die besondere Situation bei nicht linearen Medienangeboten Rücksicht. Er lehnt sich an die heutige Verpflichtung der SRG zur Aufbewahrung und Aufzeichnung im übrigen publizisti- schen Angebot an. Diese Regelung gilt künftig für alle Medienanbieterinnen von nicht linearen Medi- enangeboten mit Leistungsauftrag. Es ist vor diesem Hintergrund weiterhin geboten, dem Bundesrat die nötige Flexibilität bei der Festlegung der Aufbewahrungsfrist einzuräumen, um dem raschen tech- nischen Wandel angemessen begegnen zu können. Für derartige Beiträge sind aufgrund des Daten- volumens kürzere Aufbewahrungsdauer angemessen (vgl. Botschaft zur Änderung des Bundesgeset- zes über Radio und Fernsehen vom 29. Mai 2013, BBl 2013 5016). Analog zu Artikel 28 Absatz 3 Buchstabe b RTVV könnte der Bundesrat z.B. für nicht linear angebotene Medienbeiträge eine Aufbe- wahrungsfrist von maximal 2 Monaten vorsehen.

Weiter kann nicht jede Aktualisierung eines nicht linearen Angebots der Aufzeichnungs- und Aufbe- wahrungspflicht unterliegen, denn dies würde den Rahmen des Zumutbaren sprengen. Es gilt, die ver- schiedenen Interessen – Nachvollziehbarkeit von Versionen, Aufwand für die Aufzeichnung und Auf- bewahrung – abzuwägen. Momentan gilt für nicht lineare Angebote im übrigen publizistischen Ange- bot der SRG eine Beschränkung auf Beiträge, die unverändert mindestens 24 Stunden publiziert wa- ren (Art. 28 Abs. 4 RTVV). Auch in diesem Bereich ist offen, ob die in der RTVV vorgezeichnete Rege- lung vom Bundesrat für alle nicht linearen Medienangebote mit Leistungsauftrag tel quel übernommen werden kann oder ob weitere Differenzierungen je nach Art des Medienangebots angezeigt sind.

Absatz 3 hält fest, dass sich die Aufbewahrungsfrist sowohl bei linearen wie auch bei nicht linearen Medienangeboten bis zum Abschluss der entsprechenden Verfahren verlängert.

Art. 99 Auskunftspflicht

Damit die zuständigen Aufsichtsbehörden ihre Aufgaben erfüllen können, müssen sie in die Lage ver- setzt werden, auf alle für die Beurteilung eines Aufsichtsfalles relevanten Informationen zugreifen zu können. Folglich unterliegen die diesem Gesetz unterstehenden Medienanbieterinnen analog zu Arti- kel 17 RTVG einer Auskunftspflicht.

62 / 85 Dieser Grundsatz, welcher in Absatz 1 formuliert ist, ist aber nicht als umfassende Auskunftspflicht zu verstehen. Sie beschränkt sich auf die Sachverhalte, welche einer Regulierungs- oder Aufsichtstätig- keit der zuständigen Behörden unterliegen. Die Auskunftspflicht wird nicht nur in formellen Verfahren relevant, sondern verpflichtet beispielsweise auch dazu, den Aufsichtsbehörden bei der Durchführung von Stichproben die nötigen Informationen und Dokumente zur Verfügung zu stellen.

Im Bereich der linearen Medienangebote sind zudem die schweizerischen Regulierungsbehörden auf- grund des Europäischen Rechts (Art. 6 Abs. 2 EÜGF) gehalten, auf Ersuchen unter anderem Informa- tionen über die Zusammensetzung des Kapitals sowie Art, Zweck und Modalität der Finanzierung des Programms eines schweizerischen Anbieters von Fernsehprogrammen zu übermitteln.

Mit dem Ziel einer möglichst effizienten und glaubwürdigen Aufsichtstätigkeit werden gemäss Absatz 2 die Auskunftspflicht auf Unternehmen oder Einzelpersonen erstreckt, die in einem besonderen wirt- schaftlichen Naheverhältnis zu den verpflichteten Medienanbieterinnen stehen. Nach Buchstabe a sind auch Unternehmen und Einzelpersonen, die mit den Medienanbieterinnen wirtschaftlich verfloch- ten sind, auskunftspflichtig. Im Sinne der Verhältnismässigkeit werden aber nur Personen mit namhaf- ten Beteiligungen in die Pflicht genommen, so scheiden z. B. Aktionäre mit Kleinstbeteiligungen aus. Es ist Sache des Bundesrates, die Grenzen für eine namhafte Beteiligung zu ziehen.

Gemäss Absatz 3 besteht die einzige Schranke der Pflicht zur Auskunft oder zur Aktenherausgabe im Zeugnisverweigerungsrecht. Wie das Kartellgesetz (Art. 40) verweist auch dieses Gesetz auf die ent- sprechende Regelung des Verwaltungsverfahrensgesetzes Das Zeugnisverweigerungsrecht schützt insbesondere das Redaktionsgeheimnis. Ebenfalls von der Auskunfts- und Aktenherausgabepflicht befreit sind Träger von Berufs- oder Geschäftsgeheimnissen (Art. 16 Abs. 2 VwVG).

Art. 100 Massnahmen bei Rechtsverletzungen

Art. 101 Verwaltungssanktionen

Diese Bestimmungen stellen den Aufsichtsbehörden das nötige Instrumentarium zur Verfügung, um bei Rechtsverletzungen die erforderlichen Massnahmen ergreifen zu können. Die entsprechenden Re- gelungen im RTVG haben sich bewährt. Insbesondere stellte auch das Fehlen von (verwaltungs- )strafrechtlichen Normen kein Manko dar. Auf diese wird auch in diesem Gesetz verzichtet.

Mit den verwaltungsrechtlichen Massnahmen in Artikel 100 soll in erster Linie erreicht werden, dass der rechtmässige Zustand hergestellt wird und sich die beanstandeten Verletzungen künftig nicht wie- derholen. Verstösse gegen Finanzierungsbestimmungen (z.B. Werberegeln) dürfen sich nicht lohnen. Darum sieht Absatz 1 Buchstabe c eine Ablieferungspflicht von zu Unrecht erwirtschafteten Einnah- men an den Bund vor. Sonst könnten Akteure bevorteilt werden, welche aus kommerziellem Kalkül bestehende Regeln nicht einhalten und dies erst nach Intervention der Aufsichtsbehörden tun. Auch hier geht es letztlich darum, einen Zustand wieder herzustellen, wie er sich bei einer korrekten Einhal- tung der rechtlichen Rahmenbedingungen ergeben hätte.

Ist eine Wiederherstellung des rechtmässigen Zustandes nicht mehr möglich oder werden Entscheide der Aufsichtsbehörden konsequent missachtet, so können diese gemäss Artikel 101 auch Verwal- tungssanktionen verhängen. Dabei wird zwischen objektiv schweren (Absatz 1) und weniger gravie- renden Verstössen (Absatz 2) unterschieden. Der in Absatz 1 vorgesehene Sanktionsrahmen (eine Belastung bis zu zehn Prozent des durchschnittlichen Umsatzes der letzten drei Jahre) wird nach den bisherigen Erfahrungen mit der Praxis von Verwaltungssanktionen höchstens in Extremfällen ausge- schöpft werden. Wichtig ist aber eine flexible Höchstgrenze statt ein fixer Frankenbetrag. Eine solche verunmöglicht es auch wirtschaftlich potenten Unternehmen, Bestimmungen dieses Gesetzes zu missachten, wenn dies für sie finanziell verkraftbar oder gar lohnenswert erscheint.

Im Bereich der Aufsicht über den Inhalt von Medienbeiträgen und Recht auf Aufnahme in das Medien- angebot sind keine Verwaltungssanktionen vorgesehen. Der UBI stehen die Massnahmen von Artikel 111 Absätze 2 und 3 offen. 63 / 85 Art. 102 Information der Öffentlichkeit

Diese Bestimmung ist als Ergänzung zu Artikel 93 Absatz 2 und 3 zu verstehen. Die Tätigkeit der Auf- sichtsbehörden ist dem Grundsatz der Transparenz verpflichtet. In diesem Sinne können die Behör- den die Öffentlichkeit auch über ihre konkrete Aufsichtstätigkeit informieren. Eine Grenze findet die Transparenz bei den berechtigten Geschäftsgeheimnissen der Beaufsichtigten oder von weiteren In- volvierten.

Art. 103 Datenschutz

Die in diesem Gesetz mit Aufsichtsaufgaben betrauten Behörden sind wie andere Bundesorgane an die Regelungen des Bundesgesetzes über Datenschutz gebunden (Absatz 2). Absatz 1 enthält die spezialgesetzliche Ermächtigung für eine Datenbearbeitung, und setzt dieser zugleich Grenzen: Eine Datenbearbeitung ist nur im Rahmen der den Behörden vom Gesetz auferlegten Aufsichtsaufgaben möglich.

3.10.2 2. Kapitel: Aufsicht über den Inhalt von Medienbeiträgen und Recht auf Aufnahme in das Medienangebot Die Aufsicht über den Inhalt der Programme liegt seit 1983 bei der Unabhängigen Beschwerde für Ra- dio und Fernsehen (UBI). Auch der heutige Artikel 93 Absatz 5 BV sieht die Möglichkeit der Beschwer- demöglichkeit bei einer unabhängigen Beschwerdeinstanz vor. Ausschlaggebend für die verwaltungs- unabhängige Ausgestaltung war die Überzeugung, dass es sich bei der Programmaufsicht um einen sensiblen Bereich handle, der aus staats- und medienpolitischen Gründen nicht der Bundesverwal- tung überlassen werden soll.

Mit der Schaffung der KOMEM stellt sich die Frage, ob es eine eigenständige UBI noch braucht, da auch der Regulierer unabhängig vom Staat handeln kann. Allerdings handelt es sich bei der KOMEM um eine Vollzugs- und Aufsichtsbehörde. Demgegenüber wird die UBI als gerichtsähnlich eingestuft. Sie fällt ihre Entscheide in einem speziell geregelten Verfahren, welches vom VwVG, das für die Auf- sichtstätigkeit der KOMEM grundsätzlich anwendbar ist, abweicht.

Da sich das Programmbeschwerdeverfahren in der Praxis bewährt hat, die Milizbehörde UBI schlank organisiert ist, nur wenige Personalressourcen benötigt und die UBI sich verfahrensrechtlich und funk- tional von der KOMEM unterscheidet, soll sie als eigenständige Instanz weiterbestehen. Ihr Tätigkeits- bereich wird dem Geltungsbereich dieses Gesetzes angepasst.

3.10.2.1 1. Abschnitt: Beanstandungsverfahren bei der Ombudsstelle Art. 104 Beanstandung

Art. 105 Behandlung

Die bestehenden Normen des RTVG, welche sich in der Praxis bewährt haben, werden ins neue Ge- setz überführt und an dessen Geltungsbereich angepasst. Die Ombudsstelle hat eine Vermittlungs- funktion (Absatz 1) ohne Entscheidungs- und Weisungsbefugnis (Absatz 2). Spätestens nach 40 Ta- gen nach Einreichung der Beanstandung informiert die Ombudsstelle die Beteiligten schriftlich über das Ergebnis (Absatz 3). Das Verfahren ist mit Ausnahme von mutwilligen Beanstandungen kostenlos (Absatz 4).

64 / 85 3.10.2.2 2. Abschnitt: Beschwerdeverfahren bei der unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medien Art. 106 Beschwerdegegenstand und -grund

Die Beschwerdegründe entsprechen den Gründen, die nach Artikel 104 Absatz 1 zur Beanstandung berechtigen. Grundsätzlich entsprechen sie den heutigen Beschwerdegründen. Der sachliche Anwen- dungsbereich wird neu auf den Regelungsbereich dieses Gesetzes ausgedehnt bzw. beschränkt: Konkret sind Beschwerden gegen redaktionelle Medienbeiträge von Medienanbieterinnen möglich, welche über eine Konzession bzw. eine Leistungsvereinbarung verfügen, sowie unabhängig vom Be- stand solcher Leistungsaufträge gegen Sendungen des linearen Fernsehens. Diese Bestimmung geht einerseits weiter als das bisherige Recht, da künftig auch ausserhalb des übrigen publizistischen An- gebots der SRG Beschwerden gegen nicht lineare redaktionelle Medienangebote im Anwendungsbe- reich dieses Gesetzes möglich sind. Mit Bezug auf das Radio kommt es zu einer gewissen Einschrän- kung der Beschwerdemöglichkeit, da nur noch Sendungen aus Angeboten mit einem Leistungsauftrag erfasst sind. In der Realität dürfte sich diese Einschränkung kaum auswirken, da sich eine überwie- gende Mehrzahl der von der UBI bisher behandelten Programmbeschwerden auf das Fernsehen be- zogen. Die wenigen Beschwerden zu Radiosendungen bezogen sich auf Sendungen der SRG, gegen welche die Beschwerde auch unter neuem Recht offensteht

Art. 107 Beschwerderecht

Die Voraussetzungen zur Beschwerde haben sich bewährt und werden weitgehend aus dem RTVG übernommen. Dabei unterscheiden sich die Voraussetzungen für die Beschwerde gegen den Inhalt eines Medienbeitrags (Absatz 1) und Beschwerde wegen Verweigerung der Aufnahme in das Medien- angebot (Absatz 2):

Art. 108 Frist und Form der Beschwerde

Die Beschwerdefrist beträgt 30 Tage ab Erhalt des Berichts der Ombudsstelle (Absatz 1).

Absatz 2: Analog zur bisherigen Regelung im RTVG sollen auch die Regulierungsbehörden die Mög- lichkeit haben, Beschwerde gegen veröffentlichte redaktionelle Medieninhalte zu führen. Neu erhält neben dem UVEK auch die KOMEM diese Möglichkeit. Die Behördenbeschwerde kann direkt bei der UBI eingereicht werden, ohne, dass zuvor das Beanstandungsverfahren vor der Ombudsstelle durch- laufen werden muss.

Art. 109 Unzulässigkeit vorsorglicher Massnahmen

Im Gegensatz zu den anderen Aufsichtsbehörden, welche von Amtes wegen tätig werden können, be- handelt die UBI einzig Beschwerden. Diese müssen sich auf bereits veröffentlichte redaktionelle Medi- enbeiträge im Sinn dieses Gesetzes oder auf die Verweigerung des Zugangs beziehen.

Auch in weiteren Punkten weicht das Beschwerdeverfahren vor der UBI von den Regeln des VwVG ab. Vorsorgliche Massnahmen, z.B. die provisorische Entfernung eines von einer Beschwerde be- troffenen redaktionellen Beitrags aus einem Internetportal, sind im Beschwerdeverfahren vor der UBI nicht möglich. Schliesslich hält auch dieses Gesetz an der Möglichkeit einer Popularbeschwerde fest (vgl. Art. 107).

Art. 110 Eintreten und Schriftenwechsel

Die Verfahrensgrundsätze vor der UBI tragen wie das bisherige Recht (Art. 96 RTVG) dem Gedanken Rechnung, dass die Aufsicht über den Inhalt redaktioneller Medienbeiträge nicht primär dem Schutz individueller Rechte dient, sondern der Meinungsbildungsfreiheit des Publikums. Aus diesem Grund kann die UBI auch Beschwerden beurteilen, welche nicht alle formellen Voraussetzungen (z.B. bezüg-

65 / 85 lich Legitimation oder Begründung) erfüllen. Stets vorausgesetzt ist allerdings, dass innert der vorge- sehenen Frist eine Beschwerde gegen einen Medienbeitrag eingereicht worden ist. Die Bestimmung erlaubt der Behörde nicht, aus eigenem Antrieb gegen eine Verletzung der Vorschriften über den In- halt redaktioneller Medienbeiträge einzuschreiten.

Art. 111 Entscheid

Am Grundsatz der Öffentlichkeit der Beratungen der UBI, wie er bereits im RTVG verankert ist, wird festgehalten. Die Öffentlichkeit dient der Transparenz und erhöht die Akzeptanz und Resonanz der Entscheidungen der UBI.

Die Entscheide der UBI haben in der Regel Feststellungscharakter (Absatz 2). Handelt es sich um ei- nen Medienbeitrag einer Medienanbieterin mit einer Konzession oder einer Leistungsvereinbarung, kann die UBI bei der KOMEM Massnahmen beantragen, die sich auf die Konzession bzw. Leistungs- vereinbarung auswirken (Absatz 3, Sistierung, Auflagen, Kündigung). Nach der Kündigung der Leis- tungsvereinbarung handelt es sich um Medienangebote ohne Leistungsvereinbarung, so dass nur noch Fernsehprogramme in den Regelungsbereich dieses Gesetzes fallen. Gegenüber solchen Medi- enanbieterinnen wäre als ultima ratio ein Sendeverbot möglich (siehe sogleich).

Absatz 4: Bei wiederholten schweren Verstössen in Fernsehprogrammen ohne Leistungsauftrag kann die UBI bei der KOMEM einen Antrag auf ein Sendeverbot stellen. Es handelt sich um eine ultima ra- tio – ein Sendeverbot wurde während der Geltungsdauer des RTVG bisher nie ausgesprochen.

Art. 112 Kosten

Da die Beschwerdemöglichkeit primär im öffentlichen Interesse liegt, ist das Verfahren vor der UBI grundsätzlich kostenlos. Einzig bei mutwilligen Beschwerden kann die UBI den Beschwerdeführern Kosten auferlegen. Diese werden im Rahmen von Artikel 113 Absatz 1 Buchstabe e erhoben.

3.10.2.3 3. Abschnitt: Unabhängige Beschwerdeinstanz für elektronische Medien Art. 113 Zusammensetzung

Diese Bestimmung entspricht dem heutigen Artikel 82 RTVG. Es besteht kein Anlass, daran etwas zu ändern.

Art. 114 Unabhängigkeit

Diese Bestimmung lautet gleich wie diejenige zur Unabhängigkeit der Kommission (Art. 94) und ent- spricht dem heutigen Artikel 84 RTVG.

Art. 115 Organisation

Wie die KOMEM organisiert sich auch die UBI gemäss Absatz 1 selbst. Das Reglement ist wie heute durch den Bundesrat zu genehmigen (vgl. Art. 85 Abs. 2 RTVG). Die UBI hat weiterhin ein selbständi- ges Sekretariat. Absatz 2 entspricht dem bisherigen Artikel 85 Absatz 3 RTVG.

Art. 116 Tätigkeitsbericht

Die UBI reicht dem Bundesrat jährlich einen Tätigkeitsbericht ein.

3.10.2.4 4. Abschnitt Ombudstellen Art. 117

Nach wie vor soll für die Schweizer Bevölkerung eine niederschwellige Möglichkeit bestehen, gegen Inhalte in redaktionellen Medienbeiträgen, welche von diesem Gesetz geregelt werden, sowie gegen 66 / 85 die Verweigerung des Zugangs zu linearen oder nicht linearen Medienangeboten eine Beanstandung einzureichen. Dafür werden für die Sprachregionen Ombudsstellen geschaffen bzw. weiter geführt. Diese Ombudsstellen werden von der UBI eingesetzt. Sie behandeln künftig auch Beanstandungen, welche die SRG betreffen. Dies sorgt für eine konsequente Entkoppelung der Ombudsstellen von den Medienanbieterinnen und ermöglicht es der UBI, als Aufsichtsbehörde die Tätigkeiten aller nach die- sem Gesetz eingesetzten Ombudsstellen zu begleiten. Bisher hatte die SRG ihre Ombudsstellen sel- ber bestellt. Das Beanstandungsverfahren ist für die Beanstander im Regelfall kostenlos, die Kosten werden von den Medienanbieterinnen getragen.

3.10.3 3. Kapitel: Rechtsschutz Art. 118

Aus rechtsstaatlichen Überlegungen ist es auch im Bereich dieses Gesetzes unabdingbar, dass bei Rechtsstreitigkeiten ein unabhängiges Gericht das letzte Wort hat. Die Rechtsschutzregelung gewähr- leistet den Zugang zur gerichtlichen Beurteilung, den Artikel 29a BV (Rechtsweggarantie) verlangt. Generell steht für jede Rechtsstreitigkeit auf dem Gebiet des Rechts der elektronischen Medien und des Fernmelderechts die Möglichkeit des Weiterzugs an eine Behörde mit richterlicher Eigenschaft offen. Im Bereich dieses Gesetzes führt der Rechtsweg zunächst an das Bundesverwaltungsgericht (Bundesgesetz über das Bundesverwaltungsgericht vom 17. Juni 2005, VGG, SR 173.32) und von dort an das Bundesgericht, wo dies das Bundesgerichtsgesetz (Bundesgesetz über das Bundesge- richt vom 17. Juni 2005; BGG; SR 173.110) vorsieht. Einzig Entscheide der UBI können weiterhin di- rekt an das Bundesgericht weitergezogen werden (Abs. 3).

Gegen die SRG-Konzession jedoch ist der Rechtsmittelweg ausgeschlossen (Art. 32 Abs. 1 Bst. i VGG). Diese Ausnahme ist weiterhin sinnvoll, da der Inhalt der SRG-Konzession nicht einseitig, son- dern im gegenseitigen Diskurs ausgehandelt wird. Weder die SRG selbst noch Dritte sollen ein Rechtsmittel gegen die Erteilung und Änderung der SRG-Konzession ergreifen können.

Anfechtungsmöglichkeiten gemäss VGG und BGG haben die Verfügungsadressaten im Bereich der allgemeinen Aufsicht (Art. 97), der Aufsicht über die Einhaltung der Leistungsaufträge und die Ver- wendung der Mittel (Art. 45, 61) und der Aufsicht über den Inhalt von redaktionellen Medienbeiträgen (Art. 107).

Auch gegen Verfügungen der KOMEM ausserhalb des Aufsichtsbereichs, z.B. der Abweisung eines Gesuchs um Abschluss einer Leistungsvereinbarung (Art. 51 Abs. 4), kann Beschwerde beim Bundes- verwaltungsgericht erhoben werden. Bei Streitigkeiten aus Leistungsvereinbarungen steht das Klage- verfahren beim Bundesverwaltungsgericht offen (Art. 35 f. VGG). Auch hier legen die Bestimmungen des BGG fest, ob auch ein Weiterzug ans Bundesgericht möglich ist. Soweit es sich um Subventions- verfügungen handelt, schliesst Artikel 83 Buchstabe k BGG die Beschwerde an das Bundesgericht aus.

3.11 11. Titel: Verwaltungsgebühren

Art. 119

Weiterhin sollen im Zusammenhang mit der SRG-Konzession Verwaltungsgebühren erhoben werden, der einzigen in diesem Gesetz verbliebenen Veranstalterkonzession (Buchstabe a). Gemäss Buch- stabe b ist die behördliche Aufsichtstätigkeit nur kostenpflichtig, wenn sie in einen Entscheid mündet. Dies entspricht der heutigen Praxis des BAKOM (z.B. Finanzaufsicht, systematische Stichproben Wer- bung, Programmanalysen).

Neu werden die Verfahrenskosten im Falle einer mutwilligen Beschwerde nach Artikel 112 erwähnt.

67 / 85 Da – anders als bisher die Konzession – mit den Anbietern von anderen publizistischen Angeboten eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen wird, wird gemäss Absatz 2 hierfür keine Verwaltungsge- bühr erhoben. Den Empfängern einer Geldleistung (Abgabe für elektronische Medien) soll nicht via Verwaltungsgebühren ein Teil der Geldleistung wieder entzogen werden, weshalb für Subventionsver- fügungen keine Verwaltungsgebühr erhoben wird.

Absatz 4: Die Möglichkeit reduzierter Gebührenansätze im RTVG wird in diesem Gesetz beibehalten.

Der Bundesrat legt die Gebührenansätze fest und orientiert sich an der Kostendeckung (Absatz 4).

3.12 12. Titel: Schlussbestimmungen

3.12.1 1. Kapitel: Vollzug sowie Aufhebung und Änderung anderer Erlasse Art. 120 Vollzug

Der Bundesrat erlässt ausführende Bestimmungen auf Verordnungsebene, welche die gesetzlichen Regeln ergänzen. Ausgenommen sind Ausführungsbestimmungen zu Inhalt und Umfang der publizis- tischen Leistungen der SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung. Soweit es sich um administrative oder technische und nicht um medienpolitische Aspekte handelt, kann der Bun- desrat das UVEK mit dem Erlass solcher Vorschriften beauftragen.

Art. 121 Internationale Vereinbarungen

Diese Bestimmung entspricht dem heutigen Artikel 104 RTVG, wonach der Bundesrat den Abschluss von internationalen Verträgen administrativen oder technischen Inhalts dem UVEK oder BAKOM dele- gieren kann.

Art. 122 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

3.12.2 2. Kapitel: Übergangsbestimmungen Art. 123 Konzessionen nach bisherigem Recht

Die SRG-Konzession und die Konzessionen für Veranstalter mit Leistungsauftrag und Abgabenanteil werden mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes nicht aufgehoben, sondern gelten bis zum Ablauf weiter. Bis zur Erteilung der neuen Konzession aufgrund des neuen Gesetzes gelten diesbezüglich die Bestimmungen des bisherigen Rechts. Es wäre für die entsprechenden Veranstalter umständlich, sich für die verbleibende kurze Konzessionszeit einem neuen Gesetz zu unterstellen. Die neue Kon- zession nach neuem Recht, die von der Kommission erteilt wird, wird die bisherige Konzession ablö- sen.

Art. 124 Funkkonzessionen

Die UKW-Funkkonzessionen sind zeitlich mit den Veranstalterkonzessionen synchronisiert. Die Ver- längerung und Kündigung der Funkkonzessionen entspricht den Regelungen zur Veranstalterkonzes- sion.

Art. 125 Verwendung der Abgabe für elektronische Medien

Obschon es gemäss Artikel 78 Absatz 1 dieses Gesetzes der KOMEM zustehen würde, dem Bundes- rat hinsichtlich des Bedarfs für die direkte und indirekte Medienförderung eine Empfehlung abzuge- ben, soll in der zweijährigen Übergangsphase sowie in den zwei Jahren danach darauf verzichtet wer- den. Dies ist erforderlich, weil die Übergangsphase von zwei Jahren sehr knapp ist. In dieser Zeit muss sich die KOMEM bilden, organisieren, mit der SRG die neue SRG-Konzession verhandeln, die neuen Vorgaben für künftige Medienangebote mit einer Leistungsvereinbarung entwerfen und daran anschliessend die Leistungsvereinbarungen abschliessen. 68 / 85 Art. 126 Hängige Aufsichtsverfahren

Anders als in den Übergangsbestimmungen des RTVG 2006, wo die neue Behörde für hängige Auf- sichtsverfahren zuständig war, soll in der Übergangsphase vom RTVG zu diesem Gesetz die bishe- rige Aufsichtsbehörde zuständig bleiben. Diese Zweispurigkeit der Aufsichtsverfahren ist praktisch möglich, weil die bisherigen Behörden (UVEK, BAKOM) weiterbestehen. Eine Übergabe von hängigen Fällen an die Kommission wäre ineffizient. Konsequenterweise soll das bisherige Verfahrensrecht an- wendbar sein. Hängige Aufsichtsverfahren gegen meldepflichtige, lineare Radios beispielsweise, die nicht unter dieses Gesetz fallen und dieses folglich auch nicht verletzen können, werden einzig nach dem RTVG 2006 beurteilt. Verfahren gegen lineare Fernsehveranstalter jedoch, die in den Geltungs- bereich dieses Gesetzes fallen, richten sich je nach Zeitpunkt der Rechtshängigkeit nach RTVG 2006 oder nach diesem Gesetz. Damit soll dem Grundsatz Rechnung getragen werden, wonach die bisher zuständige Behörde (BAKOM) bisheriges Recht (RTVG) und die neu geschaffene Kommission (KOMEM) neues Recht anwendet. Dies bedingt beim BAKOM weiterhin eine personelle Besetzung für altrechtliche Aufsichtsverfahren, entlastet jedoch die KOMEM von der Beurteilung von sich vor Inkraft- treten dieses Gesetzes abspielenden Sachverhalten.

Allerdings soll ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Gesetzes die Aufsichtstätigkeit nach dem RTVG 2006 zurückhaltend und mit Augenmass ausgeübt werden, um altrechtliche Aufsichtsverfahren wenn möglich zu vermeiden.

3.13 Änderung anderer Erlasse

Artikel 9 des Behindertengleichstellungsgesetzes vom 13. Dezember 2002 (BehiG; SR 151.3): Ge- mäss dieser Bestimmung steht Behindertenorganisationen von gesamtschweizerischer Bedeutung ein Beschwerderecht «gegen Verfügungen der Bundesbehörden über die Erteilung von Konzessionen nach Artikel 10 des Bundesgesetzes vom 21. Juni 1991 über Radio und Fernsehen» zu. Diese Be- stimmung, die im Zuge der Totalrevision des RTVG (in Kraft gesetzt am 1. April 2007) nicht angepasst wurde, hatte nie eine praktische Bedeutung. Die SRG, die grösste Medienanbieterin des RTVG und auch des vorliegenden Gesetzes, hat weitreichende Leistungen für Menschen mit einer Sinnesbehin- derung zu erbringen. Die SRG wird gemäss Artikel 23 Absatz 3 dieses Gesetzes verpflichtet, für die Festlegung von Art und Umfang dieser Leistungen mit den betroffenen Verbänden zusammenzuarbei- ten. Eine Beschwerdemöglichkeit ist deshalb nicht vorzusehen. Deshalb kann diese Bestimmung auf- gehoben werden.

Artikel 83 Buchstabe p BGG: Da sich das vorliegende Gesetz im Bereich der Leistungsaufträge für pri- vate Medienanbieterinnen vom System der (Veranstalter-) Konzessionen verbschiedet, kann im Einlei- tungssatz von Buchstabe p derjenige Teil, der sich auf Konzessionen auf dem Gebiet «des Radios und des Fernsehens» bezieht, gestrichen werden. Eine Weiterzugsmöglichkeit bei der Erteilung von Leistungsaufträgen (Leistungsvereinbarungen) an Private ist aber auch unter dem neuen Gesetz nicht vorgesehen. Hier geht es um Subventionen, auf die kein Rechtsanspruch besteht. Für diese schliesst bereits Artikel 83 Buchstabe k BGG eine Beschwerde beim Bundesgericht aus.

Artikel 86 Absatz 1 Buchstabe c BGG: Am Grundsatz der direkten Anfechtbarkeit der Entscheide der UBI beim Bundesgericht hält dieses Gesetz fest (vgl. Art. 112 Abs. 3). Die Änderung ist rein redaktio- neller Natur.

Die übrigen Erlasse werden lediglich an die neuen Terminologien angepasst.

69 / 85 4 Auswirkungen 4.1 Finanzielle und personelle Auswirkungen

4.1.1 Auswirkungen auf Bund, Kantone und Gemeinden Für die Kantone ändert sich aus volkswirtschaftlicher Sicht nichts; sie werden weiterhin die Daten für die Erhebung der Haushaltabgabe liefern. Die kantonale mediale Versorgung mit demokratierelevan- ten publizistischen Inhalten hat einen unverändert hohen Stellenwert, und die Medienvielfalt in allen Sprachregionen ist weiterhin ein Ziel des Gesetzes. Aufgrund des veränderten Mediennutzungsverhal- tens sollen Leistungsvereinbarungen nebst Radio und Fernsehen künftig auch für Online-Angebote abgeschlossen werden. Dadurch wird die Erreichbarkeit der Bevölkerung verbessert, was im Interesse der demokratischen Meinungsbildung und somit im Interesse der Kantone sein dürfte.

Der Bund ist durch die neue Zuständigkeitsordnung betroffen. Die unabhängige Aufsichts- und Regu- lierungsbehörde ist künftig für die Erteilung der Leistungsaufträge und die Aufsicht darüber zuständig. Bisher waren diese Aufgaben bei Bundesrat, UVEK und Verwaltung angesiedelt.

4.1.2 Neue Kommission für elektronische Medien (KOMEM) Das neue Gesetz sieht die Schaffung einer Kommission für elektronische Medien (KOMEM) vor. Diese übernimmt einen Teil der Aufgaben, die bisher beim BAKOM waren, insbesondere die Erteilung von publizistischen Leistungsaufträgen und die Aufsicht darüber, die Finanzaufsicht, die allgemeine Aufsicht, die Erteilung von Subventionen für die indirekte Medienförderung und die entsprechende Aufsicht, die internationale Vertretung der Regulierungsbehörde im Medienbereich sowie die Medien- forschung. Um die Aufgaben erfüllen und rasch operationell zu sein, kann die KOMEM auf Kompeten- zen von BAKOM-Mitarbeitenden zurückgreifen, welche teilweise in die KOMEM transferiert werden. Parallel wird die Kommission, bestehend einem Präsidium und rund 5 Mitgliedern, zu besetzen sein.

Das BAKOM wird weiterhin die folgenden Aufgaben wahrnehmen: Die Vorbereitung der Rechtsset- zung, die Vorbereitung von parlamentarischen und politischen Geschäften im Medienbereich, Arbeiten im Zusammenhang mit der Medienforschung, die Aufsicht im Bereich der Verbreitung, die Erteilung von Funkkonzessionen, die Aufsicht über die Erhebungsstelle (Haushaltabgabe) und Beschwer- deinstanz von Verfügungen der Erhebungsstelle.

Einige der heutigen Aufgaben fallen mit Inkrafttreten des Gesetzes ganz weg, insbesondere: Der Auf- wand für die Aufsicht der Veranstalter mit Leistungsauftrag ohne Gebührenanteil, der administrative Aufwand im Zusammenhang mit der Meldepflicht von Radio und Fernsehen ohne Leistungsauftrag sowie der Aufwand für die Erteilung von Kurzveranstaltungskonzessionen. Denn diese Veranstalterka- tegorien wird es unter dem neuen Gesetz nicht mehr geben. Zudem entfällt auch der Aufwand für die Subventionierung und Aufsicht der Stiftung für Nutzungsforschung. Ferner wird künftig keine Konzes- sionsabgabe mehr erhoben, damit wird auch der bisherige Aufwand hierfür obsolet.

Es kann davon ausgegangen werden, dass der Personalaufwand neutral ausfallen wird.

Gemäss dieser Einschätzung und der Tatsache, dass die Personalkosten in der Kostenstruktur über- wiegen, sollte die Auswirkung in etwa budgetneutral sein. Die Gesamtkosten der Abteilung Medien des BAKOM, die sich auf rund 11.5 Millionen Franken belaufen, würden um rund 0.7 Millionen Fran- ken (ca. 5 Prozent) gesenkt, wären künftig aber wie folgt verteilt:

Kommission für elektronische Medien Kommissionsmitglieder (7 Personen, 2.5 FTE) CHF 1.0 Mio. Sekretariat und Betriebspersonal (15 Personen, 14.5 FTE) CHF 4.9 Mio. CHF 5.9 Mio. Bundesamt für Kommunikation BAKOM 14.5 FTE CHF 4.9 Mio. Total CHF 10.8 Mio. 70 / 85

Gegenwärtig können jedoch nicht alle Parameter genau abgeschätzt werden. Zu beachten ist nament- lich, dass die Mietkosten davon abhängen, welcher Standort gewählt wird und ob die Räumlichkeiten dem Bund gehören oder nicht. Sie könnten daher auch höher sein als die derzeitigen Kosten des BAKOM in diesem Bereich. Gleiches gilt für die IT-Infrastruktur, wenn sie beispielsweise nicht mehr vom BIT verwaltet wird.

Bei der UBI gibt es keine Änderungen.

4.1.3 Auslandangebot Heute wird das Auslandangebot je hälftig durch die SRG (Abgabe) und den Bund (Bundesmittel) fi- nanziert, jährlich je rund 19 Mio. Franken. Neu wird jener Teil des Auslandangebots, das sich an Aus- landschweizerinnen und -schweizer richtet, in den Informationsauftrag der SRG integriert und dem- nach aus der Abgabe für elektronische Medien finanziert. Jener Teil des heutigen Auslandangebots, der die Präsenz der Schweiz im Ausland zum Ziel hat, wird neu aus den allgemeinen Bundesmitteln finanziert. Ein entsprechender Auftrag wird vom Bund erteilt. Das Auslandangebot weist Synergiepo- tential mit anderen Angeboten der SRG und des Bundes, namentlich mit den Online-Angeboten der SRG und dem zehnsprachigen Informationsportal des EDA über die Schweiz auf. Der Bundesrat wird bis zur Erarbeitung der Botschaft mögliche Synergien vertieft prüfen und gegebenenfalls Einsparun- gen beim Auslandangebot aufzeigen.

Nachfolgend handelt es sich um Richtwerte, basierend auf den heutigen Ausgaben für das Ausland- angebot.

TV5 Monde bisher neu Form accord SRG-Bund Leistungsvereinbarung / accord (Qualität und Quantität festgelegt) Kosten jährlich CHF 12 Mio., wovon Bund: CHF 6 Mio. CHF 12 Mio. Bund (rund) Vorbehalt: Budgetentscheide Bundesmittel + CHF 6 Mio. TV5Monde und CH Parlament Abgabe - CHF 6 Mio.

3Sat bisher neu Form accord SRG-Bund Leistungsvereinbarung / accord (Qualität und Quantität festgelegt) («kann») Kosten jährlich CHF 8 Mio., wovon Bund: CHF 4 Mio. CHF 8 Mio. Bund (rund) Bundesmittel + CHF 4 Mio. Abgabe - CHF 4 Mio.

tvsvizzera.it bisher neu Form accord SRG-Bund Leistungsvereinbarung / accord (Qualität und Quantität festgelegt) («kann») Kosten jährlich CHF 1 Mio., wovon Bund: CHF 0.5 Mio. CHF 1 Mio. Bund (rund) Bundesmittel + CHF 0.5 Mio. Abgabe - CHF 0.5 Mio.

swissinfo bisher neu Ziel Online-Auftritt in 10 Sprachen; Vermitt- Angebot für Aus- Anliegen der lung des schweizerischen Standpunk- landschweizerin- Schweiz im Aus- tes zu internationalen Ereignissen und nen und -schwei- land; an der Entwicklungen; Widerspiegeln der Sicht zer Schweiz interes- des Auslandes auf die Schweiz siertes Publikum 71 / 85 Form accord SRG-Bund Konzession Leistungsverein- (Qualität und Quantität festgelegt) barung / accord («kann») Finanzierung 50% Bund Bundesmittel 100% SRG Ab- 100% Bund 50% SRG Abgabe gabe Kosten jährlich CHF 18 Mio., wovon Bund: CHF 9 Mio. rund CHF 7 Mio. CHF 11 Mio. (rund) (Hinweis: Die Kosten je Sprache sind Abgabe Bundesmittel nicht bekannt) - CHF 2 Mio. + CHF 2 Mio. Bei der Weiterführung des heutigen Auslandangebots würden somit die Bundesmittel mit bis zu 12.5 Mio. Franken mehr belastet und die Abgabe für elektronische Medien um diesen Betrag entlastet. Weiter führt die Vorlage zu Mindereinnahmen aus dem Wegfall der Konzessionsabgabe im Umfang von jährlich rund 2,5 Millionen. Dem stehen Minderausgaben aus entfallenden bzw. aus dem ordentli- chen Bundeshaushalt verschobenen Subventionen von total 3,4 Millionen pro Jahr entgegen (davon Technologieförderung: -1,3 Mio.; Ausbildung Programmschaffender: -1,0 Mio.; Verbreitung Pro- gramme in Bergregionen: -1,1 Mio.).

4.2 Volkswirtschaftliche Auswirkungen

4.2.1 Auswirkungen auf Unternehmen und Haushalte Die geräteunabhängige Radio- und Fernsehabgabe zur Finanzierung des medialen Service public, die 2019 eingeführt wird, wird ins neue Gesetz übernommen (Abgabe für elektronische Medien). Die Be- lastung von Haushalten und Unternehmen im Allgemeinen wird sich auch unter dem neuen Gesetz im Umfang von 2019 bewegen. Grundsätzlich ist eine Senkung vorgesehen.

Die Bevölkerung profitiert insoweit vom neuen Gesetz, als sie schweizweit Zugang zu Service-public- Angeboten in Radio, Fernsehen und Online hat. Für dieses umfassendere Angebot bezahlt sie aber keine höhere Abgabe.

Hauptsächlich betroffen vom Wechsel vom RTVG zum neuen Gesetz sind Unternehmen im Bereich der elektronischen Medien:

Die SRG als Grossunternehmen

Die SRG wird weiterhin einen Anspruch auf eine Konzession haben. Sie soll einen umfassenden Leis- tungsauftrag erfüllen und dafür den grössten Teil der Abgabe für elektronische Medien erhalten.

KMU im Bereich der Radio- und TV-Produktion mit einem Anteil aus der Radio- und Fernsehab- gabe

Im Medienbereich sind die 34 lokal-regionalen Radio- und Fernsehveranstalter mit einem Leistungs- auftrag und einem Anteil aus der Radio- und Fernsehabgabe am stärksten betroffen. Auch künftig sol- len private Medienanbieterinnen einen Anteil aus der Abgabe erhalten, sofern sie einen Leistungsauf- trag erfüllen. Ob indes künftig die gleichen Medienanbieterinnen sind wie heute, oder ob andere Un- ternehmen eine Leistungsvereinbarung werden abschliessen können, ist offen. Doch eine solche po- tenzielle Verschiebung bei den subventionierten Medienanbieterinnen mit Leistungsauftrag wäre auch unter dem geltenden RTVG wahrscheinlich. Denn nach Ablauf der Konzessionsdauer von in der Re- gel zehn Jahren wird gemäss RTVG wieder eine Ausschreibung durchgeführt und damit eine Marktöff- nung vollzogen. Eine Besitzstandswahrung sieht das RTVG nicht vor.

Radio- und Fernsehveranstalter ohne Konzession und Abgabenanteil: Mit der Aufhebung der Melde- und Berichterstattungspflicht von Radio- und Fernsehveranstaltern ohne Leistungsauftrag erfolgt eine administrative Entlastung seitens der Veranstalter und des BAKOM. Diese Entlastung betrifft nach dem aktuellen Stand rund 200 Radio- und Fernsehveranstalter. Heute haben ferner 21 Lokalradios eine Konzession mit Leistungsauftrag ohne Gebührenanteil. Diese Veranstalterkategorie entfällt unter

72 / 85 dem neuen Gesetz. Die entsprechenden Radios werden von den bisher auferlegten Pflichten (Bericht- erstattung, Massnahmen zur Qualitätssicherung) befreit. Als Folge davon werden die Fernmeldediens- tanbieterinnen von Zugangsrechten befreit.

Weitere betroffene Unternehmen

Die Fernmeldedienstanbieterinnen (Grossunternehmen und KMU) werden nicht zusätzlich mit Verbrei- tungspflichten belastet. Eine Verbreitungspflicht soll künftig wie heute ausschliesslich für lineare Ser- vice-public-Angebote in klassischen Rundfunknetzen gelten. Es ist nicht davon auszugehen, dass es zu einem Ausbau von verbreitungspflichtigen Radio- und Fernsehprogrammen mit Leistungsauftrag kommen wird. Die Verpflichtungen zur Aufbereitung und Verbreitung von Leistungen für Menschen mit Sinnesbehinderung übertragt sinngemäss die heutigen Bedingungen auf den technologischen und re- gulatorischen Rahmen des neuen Gesetzes und beinhalten keine zusätzlichen Verpflichtungen.

Andere Unternehmen im Medienbereich, insbesondere Presse: Indirekt betroffen sind regionale Pres- seangebote, weil diese im Bereich der Online-Aktivitäten unter Umständen im gleichen Markt tätig sind wie künftige unterstützte Online-Medienangebote. Diese werden aber durch die von der Verfas- sung geforderten Massnahmen zur Rücksichtnahme auf die Presse «geschützt».

Inkassostelle: Mit der Erhebung der Haushaltabgabe wird auch in Zukunft eine Stelle ausserhalb der Bundesverwaltung betraut. Weil sich die Aufgaben des Inkassomandats nicht ändern, wird sich die Entschädigung im heutigen Umfang bewegen.

4.2.2 Auswirkungen auf den Wettbewerb, die internationale Öffnung und die Standortattraktivität Die Ausrichtung des neuen Gesetzes bleibt gleich wie beim RTVG. Bereits heute entstehen durch die Gebührenfinanzierung Wettbewerbsverzerrungen, diese sind aber politisch gewollt, weil der Markt al- leine in der kleinräumigen und viersprachigen Schweiz kein ausreichendes Angebot an elektronischen Medien bereitstellen würde. Es gibt einen nationalen Service-public-Anbieter (SRG) wie heute, dane- ben gibt es Service-public-Mandate im regionalen Bereich. Die finanziellen Mittel hierfür werden nicht höher sein als heute, aber sie werden teilweise neu verteilt. Das neue Gesetz hat demzufolge keine nennenswerten Auswirkungen auf den Wettbewerb.

Der Regelungsbereich beschränkt sich wie heute auf den Service public für die Schweiz. Die internati- onalen Mindestvorschriften gemäss Übereinkommen des Europarates werden weiterhin eingehalten (unverändert).

Eine Harmonisierung mit EU-Recht (grenzüberschreitendes Fernsehen, Video on Demand) wird in ge- wissen Bereichen angestrebt (Jugendschutz, Werbevorschriften), eine vollständige Angleichung wäre mit wenig Aufwand möglich, wenn nötig. Die Harmonisierung mit der EU nimmt gegenüber heute zu.

Die Standortattraktivität der Schweiz für Unternehmen und Privatpersonen im Vergleich zu anderen Ländern wird durch das neue Gesetz gesamtwirtschaftlich betrachtet nicht massgeblich beeinflusst. Allenfalls könnte sie durch den Wegfall der Meldepflicht für Radio- und TV-Veranstalter leicht steigen.

4.2.3 Volkswirtschaftliche Gesamtwirkung Insgesamt ist also die volkswirtschaftliche Gesamtwirkung - im Vergleich zwischen aktuellem RTVG und neuem Gesetz - gering. Die volkswirtschaftliche Gesamtwirkung wird folglich gleichbleibend stabil sein, vgl. hierzu die Studie «Volkswirtschaftliche Effekte des gebührenfinanzierten medialen Service public» aus dem Jahr 20164: Der gebührenfinanzierte Service public erwirtschaftet direkt eine Brutto- wertschöpfung von fast 1 Milliarde Franken. Dies entspricht in etwa der Wertschöpfung der Textil- und

4 Vgl. BAK Basel Economics (2016): Volkswirtschaftliche Effekte des gebührenfinanzierten medialen Service public, Eine makroöko- nomische Wirkungsanalyse im Auftrag des BAKOM, publiziert unter https://www.bakom.admin.ch/dam/bakom/de/doku- mente/bakom/elektronische_medien/Medienforschung%20-%20Ausbildungsf%C3%B6rderung/Medienforschung/studie-service- 73 / 85 Bekleidungsindustrie. Von der wirtschaftlichen Tätigkeit des Service public profitieren auch Unterneh- men anderer Branchen, beispielsweise die Unternehmen der audiovisuellen Industrie. Insgesamt ent- stehen bei anderen Branchen 840 Millionen Franken zusätzliche Wertschöpfung. Direkt generiert der gebührenfinanzierte Service public 6800 Arbeitsplätze, indirekt nochmals 6700 in anderen Branchen. Aller Voraussicht nach bleibt dies auch unter dem neuen Gesetz so.

Weil, die volkswirtschaftlichen Auswirkungen vernachlässigbar bis sehr schwach sind, nur einzelne Unternehmen betroffen sind und sich deren Betroffenheit im Gegensatz zum heutigen Gesetz kaum ändert, der administrative Aufwand für die betroffenen Unternehmen mit dem Wegfall der Meldepflicht reduziert wird und Wettbewerbsintensität und Standortattraktivität durch die Gesetzesänderung nicht massgeblich negativ beeinfluss werden wurde auf eine Regulierungsfolgenabschätzung verzichtet.

4.3 Gesellschaftliche Auswirkungen

Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind positiv zu beurteilen. Es werden weiterhin Rahmenbedin- gungen geschaffen, um ein demokratie- und gesellschaftspolitisch relevantes, glaubwürdiges, vielfälti- ges Medienangebot in allen Sprachregionen zu gewährleisten. Der veränderten Mediennutzung wird Rechnung getragen: Mit der Ausweitung des Service public auf nicht lineare Angebote soll die Bevöl- kerung noch besser erreicht und damit die Demokratie gestärkt werden.

5 Legislaturplanung

Die Vorlage ist weder in der Botschaft vom 27. Januar 20165 zur Legislaturplanung 2015–2019 noch im Bundesbeschluss vom 14. Juni 20166 über die Legislaturplanung 2015–2019 angekündigt.

6 Verhältnis zum internationalen Recht 6.1 Vereinbarkeit mit internationalen Verpflichtungen der Schweiz

Das Europäische Übereinkommen über das grenzüberschreitende Fernsehen (EÜGF, SR 0.784.405), welches die Schweiz am 5. Mai 1989 unterzeichnet hat, setzt für die europäischen Signatarstaaten verbindliche Mindeststandards für das Fernsehen (linear) fest, etwa hinsichtlich des Jugendschutzes, der Achtung der Menschenwürde oder bezüglich Werbevorschriften. Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden die Vereinbarkeit des GeM mit dem EÜGF dargelegt.

Artikel 4 Buchstabe b dieses Gesetzes definiert, was ein schweizerisches Medienangebot ist. Denn reguliert werden kann nur, was in die Rechtshoheit des schweizerischen Gesetzgebers fällt. Welche Rechtshoheitsregeln dabei zu befolgen sind, bestimmt Artikel 5 EÜGF. Diese Regelung wird als für die Schweiz geltender Staatsvertrag nach wie vor auf Fernsehdienste anwendbar sein.

Artikel 6 dieses Gesetzes normiert die Impressumspflicht. Für Fernsehprogramme folgt sie indirekt aus dem Erfordernis von Artikel 6 Absatz 2 EÜGF, wonach die Schweiz gegenüber den EÜGF-Ver- tragsstaaten auf Anfrage u.a. Auskunft über Namen, Sitz und Rechtsstellung des Fernsehveranstal- ters übermitteln muss. Die Einführung einer Impressumspflicht sichert die Erfüllung dieser internatio- nalrechtlichen Verpflichtung.

Artikel 7 dieses Gesetzes regelt die Mindestanforderungen an Medienangebote. Demnach gelten die Grundrechte auf Ausübung der Meinungs- und Medienfreiheit nicht absolut, sondern sind auch gewis- sen Einschränkungen im Sinne des öffentlichen Interesses unterworfen. Aus internationaler Sicht setzt Artikel 7 Absatz 1 EÜGF für Schweizer Fernsehveranstalter Schranken. Mit Artikel 7 Absatz 1 dieses

public-bak-basel.pdf.download.pdf/Volkswirtschaftliche%20Effekte%20des%20geb%C3%BChrenfinanzierten%20medialen%20Ser- vice%20public_BAK%20BASEL.pdf 5 BBl 2016 1105 6 BBl 2016 5183

74 / 85 Gesetzes werden die Mindestanforderungen an Medienangebote auch auf nicht lineare Medienange- bote mit Leistungsauftrag ausgedehnt, da Service-public-Medien unbesehen von ihrer Verbreitungsart diesbezüglich eine Vorbildfunktion wahrnehmen. Nach Artikel 7 Absatz 3 dieses Gesetzes und Artikel 7 Absatz 3 EÜGF ergibt sich zudem, dass Fernsehveranstalter in ihren Nachrichtensendungen die Tatsachen und Ereignisse sachgerecht darstellen müssen. Es handelt sich somit um eine zentrale An- forderung an die Medienangebote, die dem Schutz der Meinungs- und Willensbildung dient.

Artikel 8 dieses Gesetzes setzt die Berücksichtigung des Jugendschutzes voraus. Diese Verpflichtung gilt für schweizerische Anbieter von Fernsehdiensten bereits aufgrund der europarechtlichen Vor- schrift im EÜGF (Art. 7 Abs. 1 Bst. a und Abs. 2 EÜGF). Die Formulierung nach Artikel 8 dieses Ge- setzes, dass Kinder und Jugendliche Medienangebote, welche ihre körperliche, geistig-seelische, sitt- liche oder soziale Entwicklung gefährden, üblicherweise nicht sehen oder hören sollen, gilt europa- weit. Sie findet sich entsprechend in leicht abgewandelter Form in Artikel 7 Absatz 2 EÜGF.

Artikel 10 dieses Gesetzes erwähnt das Kurzberichterstattungsrecht bei öffentlichen Ereignissen. Diese Regelung entspricht Artikel 9 EÜGF.

Artikel 11 dieses Gesetzes bestimmt den freien Zugang zu Ereignissen von erheblicher gesellschaftli- cher Bedeutung. Auch der Europarat (Art. 9a EÜGF) hat entsprechende Regeln eingeführt.

Artikel 12 setzt Förderungspflichten fest. Diese Vorschrift gleicht das schweizerische Recht teilweise an Vorgaben des EÜGF (Art. 10) über den Mindestanteil europäischer Werke und unabhängiger Pro- duktion für sprachregionale Fernsehveranstalter an.

Artikel 13 dieses Gesetzes enthält Bestimmungen zur Erkennbarkeit der Werbung. Die darin erwähnte Regelung der Trennung zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten ist kompatibel mit dem EÜGF (Art. 13 Ziff. 1 EÜGF). Ausserdem dürfen Mitarbeitende der Medienanbieterin, die regelmässig in Medienbeiträgen auftreten, nicht in ihrer Werbung mitwirken (Artikel 13 Absatz 3 dieses Gesetzes). Auch mit dieser Einschränkung ist die Mindestanforderung an das EÜGF erfüllt (Art. 13 Ziff. 4 EÜGF).

Artikel 14 normiert verschiedene Werbeverbote. Gemäss Artikel 14 Absatz 2 Buchstabe c dieses Ge- setzes ist Werbung unzulässig für Produkte nach Massgabe des Tabakproduktegesetzes vom xx. Die- ses hält u.a. auch das Verbot von Werbung für die erwähnten Produkte im frei zugänglichen Internet fest und geht so weiter als das EÜGF (Art. 15 Ziff. 1). Auch das Werbeverbot für gebrannte Wasser (Art. 14 Abs. 2 Bst. d dieses Gesetzes) geht über die Mindestbestimmungen des EÜGF hinaus, wel- ches unter gewissen Bedingungen Fernsehwerbung auch für Spirituosen erlaubt (Art. 15 Ziff. 2 EÜGF). Gar keine Bestimmungen sieht das EÜGF für politische Werbung (Art. 14 Abs. 2 Bst. a dieses Gesetzes) sowie hinsichtlich des Werbeverbots für religiöse Bekenntnisse und die sie vertretenden Institutionen und Personen (Art. 14 Abs. 2 Bst. b dieses Gesetzes) vor. Beim Werbeverbot für Arznei- mittel gemäss Artikel 14 Absatz 3 Buchstaben a und b dieses Gesetzes werden die Mindestvorschrif- ten des EÜGF erfüllt (Art. 15 Ziff. 3 und 5 EÜGF). Bisher war im RTVG ein Verbot für Verkaufsange- bote für medizinische Behandlungen vorgesehen. Damit wurde dem EÜGF nur zum Teil entsprochen: Dieses sieht auch Werbebeschränkungen für medizinische Behandlungen vor: Gemäss EÜGF gilt ein Werbeverbot für verschreibungspflichtige medizinische Behandlungen und ein Verbot von Verkaufsan- geboten für medizinische Behandlungen (Art. 15 Ziff. 3 und 5 EÜGF). Den Begriff der (verschrei- bungspflichtigen) medizinischen Behandlung gibt es im Schweizer Recht nicht. Der Bundesrat wird in der Verordnung diese Werbung, gestützt auf Artikel 14 Absatz 5 dieses Gesetzes, regeln, soweit dies aufgrund des EÜGF erforderlich ist. Die Vorschriften zur Schleichwerbung (Art. 14. Abs. 3 dieses Ge- setzes) entsprechen den europäischen Vorgaben (Art. 13 Ziff. 2 und 3 EÜGF). Die Werbeverbote nach Artikel 14 Absatz 4 Buchstaben a und b dieses Gesetzes beinhalten spezifische Anforderungen an den Inhalt von Werbung. Dies wird vom EÜGF jedoch nicht verlangt.

Artikel 15 dieses Gesetzes äussert sich zur Einfügung, zur Dauer und zum Umfang der Werbung. Die in Absatz 3 erwähnten Ausnahmen der Werbezeitbeschränkung stehen mit dem EÜGF im Einklang (Art. 3 EÜGF). Für nicht lineare Medienangebote mit Leistungsauftrag wird der Bundesrat nach Absatz

75 / 85 4 beauftragt, Regelungen für die Einfügung, die Dauer und den Umfang von Werbung zu erlassen. Nicht lineare Medienangebote fallen nicht in den Geltungsbereich des EÜGF.

Artikel 16 bis 18 dieses Gesetzes regeln das Sponsoring. Dass gemäss Artikel 16 Absatz 1 eine unge- bührliche Beeinflussung durch den Sponsor unzulässig ist, entspricht dem EÜGF (Art. 17 Abs. 2 EÜGF). Die Bestimmungen zur Sponsornennung werden dem EÜGF ebenfalls gerecht (Art. 17 Abs. 1 EÜGF). Nach Artikel 17 Absatz 2 dürfen Unternehmen nicht als Sponsor auftreten, wenn sie zur Hauptsache Produkte herstellen oder anbieten, die nicht beworben werden dürfen. Dies entspricht Art. 18 Abs. 1 EÜGF. Nach Artikel 17 Absatz 4 ist das Sponsoren von Medienbeiträgen zu Nachrichten oder mit politischem Inhalt verboten, was dem EÜGF entspricht (Art. 18 Abs. 3 EÜGF). Auch die Best- immungen zur Produkteplatzierung nach Artikel 18 sind kompatibel mit dem EÜGF.

Artikel 19 dieses Gesetzes wendet sich dem Schutz von Minderjährigen zu. Absatz 1 formuliert Grundsätze für die Gestaltung von Werbung, die sich an Minderjährige richtet oder in denen Minder- jährige auftreten. Dies ist grundsätzlich kompatibel mit den Vorgaben des EÜGF (Art. 11 Abs. 3 EÜGF). Das in Absatz 2 erwähnte vollständige Unterbrecherwerbeverbot für Medienbeiträge für Kin- der ist strenger als die Mindestvorschriften nach EÜGF (vgl. Art. 14 Abs. 5 EÜGF). Diese sehen ledig- lich vor, bei Fernsehsendungen für Kinder, Unterbrechungen einzuschränken, statt diese gänzlich zu verbieten. Mit den europäischen Mindestvorschriften (Art. 11 Abs. 4 EÜGF) deckungsgleich ist jedoch das in Absatz 3 festgehaltene Werbeverbot für Verkaufsangebote, die sich speziell an Minderjährige richten. Absatz 4 ermächtigt den Bundesrat im Interesse des Jugendschutzes auch für das Sponso- ring bestimmte Regeln zu erlassen. Diese Bestimmung ist EÜGF-kompatibel (Art. 11 Abs. 4 EÜGF).

Artikel 27 regelt die besonderen Bestimmungen für die SRG. Die Kompatibilität mit den europäischen Vorgaben, die den Erlass strengerer Bestimmungen erlauben, ist gegeben (Art. 28 EÜGF).

6.2 Rechtsvergleich mit dem europäischen Recht

6.2.1 «Kreatives Europa» «Kreatives Europa» ist das Rahmenprogramm der EU zur Förderung der audiovisuellen und kulturel- len Branche. Seit 2014 sind unter diesem Rahmenprogramm die zuvor eigenständig existierenden Un- terprogramme MEDIA (zur Förderung der Filmbranche) und «Kultur» (zur Förderung der Kultur- und Kreativbranche) zusammengefasst. Die Schweiz hat zwischen 2006 und 2007 sowie zwischen 2007 und 2013 an MEDIA teilgenommen. 2013 verabschiedete der Bundesrat ein Verhandlungsmandat für die Erneuerung der Teilnahme der Schweiz an MEDIA. Nach Annahme der Masseneinwanderungsini- tiative 2014 wurden die Gespräche über die Schweizer Beteiligung an MEDIA vorübergehend ausge- setzt, später aber wieder aufgenommen. Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäi- schen Kommission über eine Teilnahme der Schweiz am neuen MEDIA-Unterprogramm werden der- zeit im Rahmen der Verhandlungen über «Kreatives Europa/MEDIA» weitergeführt.

Will sich die Schweiz an diesem europäischen Filmförderprogramm anschliessen, wäre eine Anpas- sung an die EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste vom 10. März 2010 (AVMD-RL)7 notwen- dig. Die AVMD-RL geht weiter als das für die Schweiz bereits geltende EÜGF. Sie setzt für die EU- Staaten verbindliche Mindeststandards für das lineare Fernsehen und, in einem etwas reduzierten Umfang, für nicht lineare Video-on-Demand-Inhalte. Die Richtlinie ist in Revision. Sie soll nach dem Vorschlag der EU-Kommission künftig sog. «Videoplattformen», die nutzergenerierte Inhalte über Al- gorithmen und andere automatische Verfahren organisieren, ins Recht fassen und deren Betreiber zu Massnahmen bezüglich Jugendschutz und des Verbots von Hassreden verpflichten. Ferner sind u.a. Liberalisierungsschritte bei Werbezeitvorschriften, fixe Quoten für europäische Werke in Video-on-De-

7 Richtlinie 2010/13/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. März 2010 zur Koordinierung bestimmter Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Bereitstellung audiovisueller Mediendienste, ABl. L 95 vom 15.4.2010, S. 1.

76 / 85 mand-Angeboten und die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten zu unabhängigen Medienregulierungs- behörden geplant. Eine Angleichung an EU-Recht wird geprüft, sobald der Inhalt eines allfälligen Ab- kommens mit der EU hinreichend bekannt ist.

6.2.2 Abweichungen von der AVMD-RL Artikel 4 Buchstabe b 2 dieses Gesetzes definiert, was ein schweizerisches Medienangebot ist. Wel- che Rechtshoheitsregeln dabei zu befolgen sind, bestimmt Artikel 5 EÜGF. Diese Regelung wird als für die Schweiz geltender Staatsvertrag nach wie vor auf Fernsehdienste anwendbar sein. Trotzdem kann ein direkter Verweis im Gesetz auf das EÜGF mit Blick auf die in EU- und EWR-Staaten gel- tende Regelung in Artikel 2 AVMD-RL problematisch sein, denn die beiden Regelungen sind im Ver- gleich nicht vollständig deckungsgleich: Veranstalter aus Nicht-EU und Nicht-EÜGF-Staaten, die ihr Programm in einem EÜGF- oder EU-Staat verbreiten, werden unterschiedlich beurteilt. Gemäss Arti- kel 5 Absatz 4 EÜGF ist ein solcher Veranstalter der Rechtshoheit des EÜGF-Staates unterstellt, wenn er primär eine Frequenz oder Satellitenkapazität nutzt und sekundär, wenn er eine Aufwärtsver- bindung zu einem Satelliten nutzt. Nach Artikel 2 Absatz 4 AVMD-RL ist diese Rangfolge umgekehrt. Dies kann im Fall der Schweiz als «Nur-EÜGF-Mitglied» zu Kompetenzkonflikten führen, wenn bei Streitigkeiten ein EU-Mitgliedstaat involviert ist. In Zukunft soll mit der laufenden Revision der AVMD- RL die Rechtshoheitsregeln noch einmal verändert werden (Art. 2 AVMD-RL). Der Unterschied zum EÜGF wird sich demzufolge noch vergrössern. Da eine spätere Anpassung der Schweiz an die Rege- lung in der AVMD-RL aufgrund der Teilnahme am Programm «Kreatives Europa» (vorher MEDIA) nicht erschwert werden soll, müssen Kompetenzkonflikte mit anderen europäischen Staaten möglichst vermieden werden. Darum wird zur Klassifizierung eines «schweizerischen» Medienangebots ein ge- nereller Verweis auf die für die Schweiz geltende staatsvertragliche Regelung gemacht. Damit ist die nötige Flexibilität gegeben, und der Bundesrat kann zu einem späteren Zeitpunkt auf Verordnungs- ebene einen präziseren Verweis auf das dannzumal geltende Vertragswerk machen.

Artikel 8 dieses Gesetzes setzt die Berücksichtigung des Jugendschutzes voraus. Laufende Arbeiten zu einem neuen Bundesgesetz über den Jugendschutz bei Filmen und Videospielen (JSFVG) des BSV bezwecken eine einheitliche Praxis des Jugendschutzes. Insbesondere soll das Gesetz die An- gleichung zum Jugendmedienschutzniveau aus der EU-Richtlinie (AVMD-RL) vorsehen. Da dieses Gesetz ebenfalls elektronische Medienangebote in der Schweiz regelt, ist es sinnvoll, die Herstellung eines Mindestschutzniveaus bei elektronischen Medien in der Schweiz in beiden Gesetzesprojekten lückenlos zu gewährleisten. Eine Koordination mit den Arbeiten zum geplanten JSFVG ist deshalb er- forderlich.

Artikel 10 regelt das Kurzberichterstattungsrecht bei öffentlichen Ereignissen. Diese Vorschrift deckt sich mit der europäischen Vorgabe (Art. 15 AVMD-RL).

Artikel 12 setzt Förderungspflichten fest. Diese Vorschrift gleicht das schweizerische Recht an europä- ische Vorgaben der audiovisuellen EU-Richtlinie AVMD-RL (Art. 16 bis 18) an. Der schweizerische Gesetzgeber hat im Rahmen des RTVG diese Angleichung an die Vorgängerin der AVMD-RL (EU- Fernsehrichtlinie) bewusst angestrebt (vgl. Botschaft zur Totalrevision des RTVG vom 18. Dezember 2002, BBl 2003 1671). Die Regelung gilt nicht nur in den EU-Mitgliedstaaten, sondern auch in den EFTA-EWR-Staaten (Norwegen, Island und Fürstentum Liechtenstein). Artikel 12 Absatz 1 dieses Ge- setzes gibt dem Bundesrat bei der Förderung schweizerischer und anderen europäischen Werken neu die Möglichkeit, auch für Medienanbieterinnen ohne Leistungsauftrag fixe Quoten vorzusehen. In Arti- kel 13 AVMD-RL gilt eine Förderungspflicht für Anbieter von nicht linearen Video-on-Demand-Diens- ten, welche den EU/EWR-Staaten eine gewisse Wahlfreiheit bei der Förderungsart lässt. Im Rahmen der Revision der Richtlinie soll Artikel 13 AVMD-RL künftig eine EU/EWR-weit geltende fixe Quotenre- gelung für Video-on-Demand-Anbieter vorschreiben.

Gemäss AVMD-RL gilt ein Werbeverbot für verschreibungspflichtige medizinische Behandlungen für lineares TV und Video-on-demand-Dienste sowie ein Verbot von Verkaufsangeboten für medizinische Behandlungen im linearen TV (Art. 9 Abs. 1 Bst. f und Art. 21 AVMD-RL). Den Begriff der (verschrei- bungspflichtigen) medizinischen Behandlung gibt es im Schweizer Recht nicht. Der Bundesrat wird in

77 / 85 der Verordnung diese Werbung, gestützt auf Artikel 14 Absatz 5 dieses Gesetzes, regeln, soweit dies aufgrund der europäischen Mindestvorschriften erforderlich ist.

Für nicht lineare Medienangebote mit Leistungsauftrag wird der Bundesrat nach Artikel 15 Absatz 4 beauftragt, Regelungen für die Einfügung, die Dauer und den Umfang von Werbung zu erlassen. Die AVMD-RL sieht für nicht lineare Dienste keine zeitlichen Vorgaben für Werbung vor. Bedingung für die Einsetzung der Werbung ist deren klare Abgrenzung zu redaktionellen Beiträgen (Art. 9 Abs. 1 Bst. a AVMD-RL).

Nach Artikel 17 Absatz 2 dieses Gesetzes dürfen Unternehmen nicht als Sponsor auftreten, wenn sie zur Hauptsache Produkte herstellen oder anbieten, die nicht beworben werden dürfen. Dies entspricht Art. 10 Abs. 2 und 3 AVMD-RL. Die AVMD-RL fordert darüber hinaus, dass auf das Sponsoring die generellen Regeln der audiovisuellen kommerziellen Kommunikation angewandt werden (vgl. Art. 1 Abs. 1 Bst. h i.V.m Art. 9 und 10 AVMD-RL). Nach Artikel 17 Absatz 4 ist das Sponsern von Medien- beiträgen zu Nachrichten oder mit politischem Inhalt verboten, was den europäischen Vorgaben ent- spricht (Art. 10 Abs. 4 AVMD-RL). Sollte eine Harmonisierung mit der AVMD-RL angestrebt werden, müssten Ratgeber- und Verbraucher-Medienbeiträge von den zulässigen Produkteplatzierungen aus- genommen werden (Art. 11 AVMD-RL). Zudem müsste die bisherige Regelung der erleichterten De- klarationspflicht für Produkteplatzierungen mit geringfügigem Wert angepasst werden (vgl. Art. 21 Abs. 3 RTVV).

Artikel 19 dieses Gesetzes wendet sich dem Schutz von Minderjährigen zu. Um eine komplette Har- monisierung mit der EU-Richtlinie zu erreichen, müssten die Medienanbieterinnen bestärkt werden, Verhaltenskodizes für Werbung gewisser ungesunder Nahrungsmittel in Kindersendungen zu entwi- ckeln (Art. 9 Abs. 2 AVMD-RL). Diese Anforderung ist aber als politische Aufforderung an die EU-Mit- gliedsstaaten und EWR-Staaten zu verstehen. Sie ist «soft law» in dem Sinne, dass sie keine Grund- lage für eine Staatshaftung nach EU/EWR-Recht bilden kann. In der Schweiz wurde gestützt auf die Schweizer Ernährungsstrategie 2017-2024 vom 12. Juni 2017 das Bundesamt für Lebensmittelsicher- heit und Veterinärwesen beauftragt, bis Ende 2017 einen Aktionsplan mit konkreten Massnahmen und messbaren Zielen zu erarbeiten. Eines der Themen wird die an Kinder gerichtete Werbung für zu fett- haltige, zu süsse und zu salzige Lebensmittel sein.

7 Rechtliche Grundlagen 7.1 Bundesverfassung

Die für Radio und Fernsehen massgebliche Verfassungsbestimmung8 beinhaltet eine Zuständigkeits- vorschrift (Bundeskompetenz für die Gesetzgebung in Absatz 1) mit Rahmenbedingungen (Absätze 2, 4 und 5). Sie enthält in erster Linie einen Auftrag an den Gesetzgeber.

Im Zentrum steht dabei der Leistungsauftrag für Radio und Fernsehen (Absatz 2). Er umfasst die Be- reiche Bildung, kulturelle Entfaltung, freie Meinungsbildung und Unterhaltung. Radio und Fernsehen haben sachgerecht zu berichten und die Vielfalt der Ansichten angemessen zum Ausdruck zu bringen (Absatz 2). Diese Zielvorgaben verpflichten den Staat dazu, durch geeignete Regeln und Instrumente ein vielfältiges, auch die Minderheiten berücksichtigendes Angebot zu ermöglichen bzw. zu erhalten. Neben dem Vielfaltsgebot prägt auch der Kulturauftrag die audiovisuelle Medienordnung in umfassen- der Weise. Ein wichtiges Element der kulturellen Entfaltung ist die Bildung, welche das Parlament im Rahmen der Totalrevision der Bundesverfassung hervorgehoben und ausdrücklich in den Verfas- sungstext eingefügt hat. Aus dem Verfassungsauftrag wird auch die Pflicht der audiovisuellen Medien abgeleitet, alle Publikumssegmente anzusprechen und zu vernetzen (z.B. Menschen mit einer Behin- derung, Menschen mit Migrationshintergrund, Jung und Alt, Frauen und Männer). Wichtig für die Schweiz ist sodann auch jener Aspekt des Integrationsauftrags, der einem Auseinanderdriften der

8 Art. 93 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 (BV, SR 101), welcher den im bis Jahr 1984 in die alte Bundesverfassung eingefügten Art. 55 übernommen und um die Bildung ergänzt hat.

78 / 85 Sprachgemeinschaften in unserem Land entgegen wirken soll. Dies unterstreicht Absatz 2 Satz 2 durch den Auftrag, die Besonderheiten des Landes (und die Bedürfnisse der Kantone) zu berücksichti- gen.

Die durch Artikel 93 Absatz 2 BV vom Rundfunksystem geforderten verfassungsrechtlichen Leistun- gen darf der Staat nicht selber erfüllen, denn die Behörden dürfen nicht selber Programme veranstal- ten. Sie müssen aussenstehende, staatsferne Veranstalter mit dieser öffentlichen Aufgabe betrauen. Die Verfassung legt nicht fest, wie stark der Staat den Markt zu regulieren hat und welche Veranstalter den Leistungsauftrag erfüllen sollen. Auch die SRG ist im Verfassungstext nicht ausdrücklich erwähnt. Die massgebenden Vorschriften sind vielmehr auf der Regelungsstufe des Gesetzes (RTVG) zu for- mulieren.

Der Bund hat nicht nur die massgebenden Anforderungen an die Veranstalter zu formulieren und de- ren Erfüllung zu kontrollieren. Er muss auch die Finanzierung des verfassungsrechtlichen Leistungs- auftrags sichern.9

Mit den Garantien der Programmautonomie und der Staatsunabhängigkeit hat die Verfassungsnorm auch grundrechtliche Bezüge (Absatz 3). Zum Schutz des Publikums und der Veranstalter ist für die Behandlung von Programmbeschwerden eine unabhängige Beschwerdeinstanz vorgesehen (Absatz 5).

Artikel 93 Absatz 4 BV verlangt zudem, dass auf die Stellung und die Aufgabe anderer Medien, vor allem der Presse, Rücksicht zu nehmen ist. Durch diese Vorschrift sollten ursprünglich v.a. die Print- medien und der Film vor den negativen Folgen des technischen Wandels abgeschirmt werden. Die Regelung soll u.a. einer übertriebenen Expansion aus öffentlichen Mitteln finanzierter Programmver- anstalter entgegen wirken. Allerdings fliessen aus Absatz 4 keine scharf umrissenen Vorgaben an die Behörden. Das verfassungsrechtliche Gebot der Rücksichtnahme bedeutet nicht, dass bisherige Strukturen zu erhalten oder bestehende Mediengattungen gegen Konkurrenz abzuschirmen wären.10

Obwohl Artikel 93 BV als Radio- und Fernsehartikel bezeichnet wird, erwähnt er auch andere Medien- formen. Mit der Kategorie der «anderen Formen der öffentlichen fernmeldetechnischen Verbreitung von Darbietungen und Informationen» schuf der Verfassungsgeber einen Auffangtatbestand, um die Bestimmung für neue technologische Entwicklungen offen zu halten. Dadurch kann der Bund allfällige Regulierungslücken gesetzlich schliessen, ohne dass eine vorherige Ergänzung der Bundesverfas- sung nötig wäre.

Diese zukunftsgerichtete Regelung in Artikel 93 BV führt dazu, dass auch die gesamte öffentliche Kommunikation im Online-Bereich unter die eidgenössische Gesetzgebungskompetenz fällt. Der Ver- fassungstext liefert aber keine unmittelbare Antwort auf die Frage, in welche Richtung eine allfällige Regelung z.B. von Internetinhalten gehen könnte oder müsste. In Betracht kommen etwa gesetzliche Vorkehrungen gegen das – verglichen mit der Presse erhöhte – Gefährdungspotenzial von Online- Kommunikation für das Recht auf Achtung des Privatlebens. Nach herrschender Auffassung in der Rechtswissenschaft11 kann der Bundesgesetzgeber im Online-Bereich aber auch an Leistungsauf- träge gekoppelte Förderungsmassnahmen vorsehen.

Der verfassungsrechtliche Spielraum für eine finanzielle Unterstützung der gedruckten Presse mit Bundesmitteln ist dagegen eng. Während eine indirekte Presseförderung durch die Verbilligung der

9 Botschaft zur Änderung des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen (RTVG) vom 29. Mai 2013, BBl 2013 4975, hier 5040. 10 Vgl. Saxer Urs, Die Online-Aktivitäten der SRG und ihre rechtlichen Grenzen, sic! – Zeitschrift für Immaterialgüter-, Informations- und Wettbewerbsrecht 2011, S. 695 f.; Widmer-Schlumpf Eveline, Voraussetzungen der Konzession bei Radio und Fernsehen, Zü- rich 1990, S. 18. 11 Vgl. Zeller Franz/Dumermuth Martin, Kommentar zu Art. 93 BV Rz. 12 ff. in: Waldmann Bernhard, Belser Eva Maria, Epiney Astrid (Hrsg.), Basler Kommentar zur Schweizerischen Bundesverfassung (BV), Basel 2015. Anderer Meinung: Saxer Urs/Brunner Florian, AJP 2018, S. 26, die die Möglichkeit von Leistungsaufträgen ausschliesslich im Bereich von Radio und Fernsehen bejahen.

79 / 85 Zustellpreise der Post gestützt auf Artikel 92 BV möglich ist, besteht für eine direkte finanzielle Unter- stützung der Presseunternehmen keine Verfassungsgrundlage. Diese müsste daher zuerst geschaf- fen werden.12

Andere Formen indirekter Förderung der Presse wären nur zulässig, wenn der Gesetzgeber sich da- bei auf eine Grundlage in der Bundesverfassung stützen könnte (analog zu Art. 92 BV für die Ver- günstigung der Posttarife). Im Bereich der Bestimmungen über die direkte Förderung von Medienan- bieterinnen (Art. 20-61) und die indirekte Medienförderung (Art. 71-74) ist eine solche Verfassungs- grundlage nicht vorhanden. Somit darf das Gesetz nicht zu einer indirekten Förderung der Presse füh- ren. Aufgrund der Konvergenz der Mediengattungen muss der Gesetzgeber besondere Sicherungen vorsehen, um sicherzustellen, dass die Subventionsmittel wirklich nur elektronischen Medienangebo- ten zugutekommen und nicht auch Presseerzeugnissen. Da gleichzeitig die Konvergenz nicht behin- dert werden soll, sind relativ detaillierte Bestimmungen über die buchhalterische Trennung des Print- Bereichs vom Bereich der elektronischen Medien erforderlich (Art. 56 und 75).

7.2 Rechtsetzungsdelegationen

Abgesehen von der generellen Kompetenz zum Erlass von Ausführungsbestimmungen (Art. 114) sieht der vorliegende Entwurf spezifische Rechtssetzungsdelegationen in verschiedenen Bereichen vor. Demnach regelt der Bundesrat Folgendes:

 Konkretisierung der Aufbereitung für Menschen mit Sinnesbehinderung (Art. 9);  Verpflichtung von Medienanbieterinnen mit einem Leistungsauftrag, schweizerische oder andere europäische Werke zu berücksichtigen (Art. 12);  Verpflichtung von nationalen und sprachregionalen Fernsehveranstaltern ohne Leistungsauftrag zur Filmförderung sowie zur Berücksichtigung schweizerischer oder anderer europäischer Werke (Art. 12);  Regelung bestimmter Werbeformen vor dem Hintergrund der Erkennbarkeit (Art. 13 Abs. 2);  Ausnahmen vom Verbot, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medienanbieterin, die regel- mässig in Medienbeiträgen auftreten, in ihrer Werbung mitwirken (Art. 13 Abs. 3);  Weitere Werbeeinschränkungen zum Schutz der Gesundheit und der Jugend (Art. 14 Abs. 5);  Abweichungen von den Regelungen zur Einfügung und Dauer der Werbung (Art. 15 Abs. 1 und 2);  Regelung der Einzelheiten über die Einfügung, die Dauer und den Umfang der Werbung in nicht linearen Medienangeboten mit einem Leistungsauftrag (Art. 15 Abs. 4);  Von den Sponsoringbestimmungen abweichende Regelung der Produkteplatzierung (Art. 18);  Vorschriften zur Gestaltung der Werbung und des Sponsorings zum Schutz von Minderjährigen (Art. 19 Abs. 1 und 4);  Werbe- und Sponsoringeinschränkungen der SRG (Art. 27);  Definition von Kommunikationsräumen, in denen Leistungsvereinbarungen zu regionalen Infor- mationsleistungen abgeschlossen werden können (Art. 47 Abs. 3);  Festlegung der Kosten, welche bei der Festlegung des Abgabenanteils für regionale Informati- onsleistungen, Angebote für Bevölkerungsgruppen und partizipative Medienangebote berück- sichtigt werden (Art. 55 Abs. 2);

12 In der Vergangenheit sind alle Bestrebungen, eine Verfassungsgrundlage für eine direkte Presse- bzw. Medienförderung zu schaf- fen, gescheitert. In vier Anläufen haben Parlamentarierinnen und Parlamentarier in den letzten vierzig Jahren versucht, dem Anlie- gen zum Durchbruch zu verhelfen. Das Geschäft war aber zu keinem Zeitpunkt mehrheitsfähig und wurde stets unter Hinweis auf die Presse- bzw. Medienfreiheit und die drohende Gefahr der staatlichen Einflussnahme abgelehnt.

80 / 85  Ausdehnung der Verbreitungspflicht (Art. 64 Abs. 2);  Regelung der Einzelheiten zum Entgelt für die drahtlos-terrestrische Rundfunkverbreitung (Art. 64 Abs. 3);  Vorschriften zu offenen Schnittstellen (Art. 65 Abs. 2);  Ausdehnung der Bestimmungen über die Aufbereitung auf gekoppelte Dienste und deren Funkti- onalität (Art. 66 Abs. 4);  Möglichkeit der Ausweitung Bekanntmachungspflichten auf Fernmeldedienstanbieterinnen, die Medienangebote verbreiten (Art. 69);  Festlegung der Höhe der Abgabe und von Tarifstufen für die Unternehmensabgabe (Art. 78, Art. 87 Abs. 6);  Festlegung der Periodizität, Fälligkeit und Verjährung der Abgabe (Art. 79 Abs. 3);  Befreiung von der Haushaltabgabe von weiteren Personen, die Vorrechte, Immunitäten und Er- leichterungen geniessen (Art. 81 Abs. 1 Bst. b);  Übertragung der Erhebung der Haushaltabgabe an eine Erhebungsstelle ausserhalb der Bundes- verwaltung (Art. 83 Abs. 1);  Festlegung der Daten, welche die Erhebungsstelle beziehen kann (Art. 86 Abs. 5);  Regelung der Möglichkeit von Gemeinwesen und Unternehmen, sich für die Abgabepflicht zu ei- ner Gruppen zusammenzuschliessen (Art. 87 Abs. 4);  Festlegung des Mindestumsatzes für die Abgabepflicht von Unternehmen (Art. 87 Abs. 5);  Erleichterungen für Unternehmen in der tiefsten Tarifkategorie (Art. 87 Abs. 7);  Einzelheiten zu Dauer und Umfang der Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflicht bezüglich nicht linearer Medienangebote (Art. 98 Abs. 2);  Festlegung der Gebührensätze der Verwaltungsgebühren (Art. 119 Abs. 4).

81 / 85 Abkürzungen Abs. Absatz

Art. Artikel

AVMD-RL Richtlinie 2010/13/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. März 2010 zur Koordinierung bestimmter Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mit- gliedstaaten über die Bereitstellung audiovisueller Mediendienste (Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste)

AWV Verordnung über die Arzneimittelwerbung vom 17. Oktober 2001 (Arzneimittel- Werbeverordnung, SR 812.212.5)

BAKOM Bundesamt für Kommunikation

BBl Bundesblatt

BehiG Bundesgesetz über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Be- hinderungen vom 13. Dezember 2002 (Behindertengleichstellungsgesetz, SR 151.3)

BGG Bundesgesetz über das Bundesgericht vom 17. Juni 2005 (Bundesgerichtsgesetz, SR 173.110)

Bst. Buchstabe

BSV Bundesamt für Sozialversicherungen

BV Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 (SR 101) bzw. beziehungsweise

CHF Schweizer Franken

ComCom Kommunikationskommission d.h. das heisst

DAB Digital Audio Broadcasting

DSG Bundesgesetz vom 19. Juni 1992 über den Datenschutz (SR 235.1)

DVB Digital Video Broadcasting

DVB-C Digital Video Broadcasting-Cable

DVB-T Digital Video Broadcasting-Terrestrial

EFTA Europäische Freihandelsassoziation

EGMR Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte

EMRK Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4. Novem- ber 1950 (SR 0.101)

ESTV Eidgenössische Steuerverwaltung etc. et cetera

82 / 85 EU Europäische Union

EÜGF Europäisches Übereinkommen über das grenzüberschreitende Fernsehen vom 5. Mai 1989 (SR 0.784.405)

EWR Europäischer Wirtschaftsraum f. folgende ff. fortfolgende

FDA Fernmeldedienstanbieterin

FMG Fernmeldegesetz vom 30. April 1997 (SR 784.10)

GeM Gesetz über elektronische Medien

Hbb-TV Hybrid broadcast broadband TV

HDTV High Definition Television

HMG Bundesgesetz über Arzneimittel und Medizinprodukte vom 15. Dezember 2000 (Heilmittelgesetz, SR 812.21)

IPTV Internet Protocol Television

ITU Internationale Fernmeldeunion

JSFVG Bundesgesetz über den Jugendschutz bei Filmen und Videospielen

KMU Kleinere und mittlere Unternehmen

KOMEM Kommission für elektronische Medien

KVF-N Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats

KVF-S Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerats

Mio. Million(en)

MWSTG Bundesgesetz über die Mehrwertsteuer vom 12. Juni 2009 (Mehrwertsteuergesetz, SR 641.20)

NaFZ Frequenzzuweisungsplan

NR Nationalrat

Nr. Nummer

NZZ Neue Zürcher Zeitung

OR Obligationenrecht

OTT Over-the-top Content

RHV Registerharmonisierungsverordnung vom 21. November 2007 (SR 431.021)

RSI Radiotelevisione Svizzera

83 / 85 RTS Radio Télévision Suisse

RTVG Bundesgesetz über Radio und Fernsehen vom 24. März 2006 (SR 784.40)

RTVV Radio- und Fernsehverordnung vom 9. März 2007 (SR 784.401)

RVOV Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung vom 25. November 1998 (SR 172.010.1)

S. Seite

SchKG Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SR 281.1)

SDTV Standard Definition Television s.o. siehe oben sog. sogenannt

SR Ständerat

SR Systematische Rechtssammlung

SRG Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft

StGB Schweizerisches Strafgesetzbuch vom 21. Dezember 1937 (SR 311.0)

SuG Bundesgesetz über Finanzhilfen und Abgeltungen vom 5. Oktober 1990 (SR 616.1) u.a. unter anderem

UBI Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen bzw. für elektronische Medien

UKW Ultrakurzwelle

UNO United Nations Organization

UNO-BRK Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen vom 13. De- zember 2006 (SR 0.109)

UPC United Pan-Europe Communications

URG Bundesgesetz über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte vom 9. Oktober 1992 (SR 231.1)

UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation

UWG Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom 19. Dezember 1986 (SR 241)

VE-TabPG Vorentwurf zum Tabakproduktegesetz

VGG Bundesgesetz über das Bundesverwaltungsgericht vom 17. Juni 2005 (SR 173.32) vgl. vergleiche

VlG Bundesgesetz über das Vernehmlassungsverfahren vom 18. März 2005 (Ver- nehmlassungsgesetz, SR 172.061) 84 / 85 VlV Veordnung über das Vernehmlassungsverfahren vom 17. August 2005 (Vernehm- lassungsverordnung, SR 172.061.1)

VwVG Bundesgesetz über das Verwaltungsverfahren vom 20. Dezember 1968 (Verwal- tungsverfahrensgesetz, SR 172.021)

WEF World Economic Forum

WEKO Wettbewerbskommission z.B. zum Beispiel

ZGB Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907 (SR 210)

85 / 85 [QR Code] [Signature]

Vorentwurf

Bundesgesetz über elektronische Medien (BGeM) vom …

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, gestützt auf die Artikel 71, 92 Absatz 1 und 93 Absatz 1 der Bundesverfassung1 (BV), nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom xx2, beschliesst:

1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck 1 Dieses Gesetz soll zur Vielfalt an schweizerischen Medien beitragen, die Qualität von elektronischen Medien fördern und dadurch einen Beitrag an die demokratische, soziale und kulturelle Entwicklung der Schweiz leisten. 2 Als elektronische Medien gelten Medienangebote, die fernmeldetechnisch übertragen werden und für die Allgemeinheit bestimmt sind.

Art. 2 Geltungsbereich 1 Unter dieses Gesetz fallen die Medienangebote der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), die Medienangebote, die Gegenstand einer Leistungsvereinbarung sind, sowie schweizerische Fernsehprogramme. 2 Als schweizerische Fernsehprogramme gemäss Absatz 1 gelten Fernsehprogramme, die nach dem geltenden internationalen Recht der schweizerischen Rechtshoheit unterliegen. 3 Der Bundesrat nimmt Fernsehprogramme von diesem Gesetz aus, wenn sie von geringer publizistischer Tragweite sind.

Art. 3 Verhältnis zum Fernmeldegesetz Soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, richtet sich die fernmeldetechnische Übertragung von Programmen nach dem Fern- meldegesetz vom 30. April 19973 (FMG).

Art. 4 Begriffe In diesem Gesetz bedeuten: a. Medienbeitrag: formal und inhaltlich in sich geschlossener, redaktioneller Teil eines Medienangebots; b. Medienangebot: von einer Medienanbieterin nach redaktionellen Kriterien zusammengestellte Medienbeiträge und/oder Werbung; c. lineares Medienangebot: Medienangebot, dessen Verbreitung zeitlich festgelegt ist; d. nicht lineares Medienangebot: Medienangebot, dessen Verbreitung zeitlich nicht festgelegt ist; e. Fernsehprogramm: lineares audiovisuelles Medienangebot; f. Radioprogramm: lineares Audio-Medienangebot; g. Medienanbieterin: Organisation, welche die Auswahl, den Inhalt und die Gestaltung des Medienangebots bestimmt; h. Werbung: Äusserung in einem Medienangebot, welche die Förderung des Abschlusses von Rechtsgeschäften über Waren o- der Dienstleistungen, die Unterstützung einer Sache oder Idee oder die Erzielung einer anderen vom Werbetreibenden oder von der Medienanbieterin selbst gewünschten Wirkung zum Zweck hat und gegen Bezahlung oder eine andere Gegenleistung oder als Eigenwerbung verbreitet wird; i. Sponsoring: Beteiligung einer natürlichen oder juristischen Person an der direkten oder indirekten Finanzierung eines Medi- enbeitrags mit dem Ziel, den eigenen Namen, die eigene Marke oder das eigene Erscheinungsbild zu fördern; j. Verkaufsangebot: Werbung, die das Publikum zum unmittelbaren Abschluss eines Rechtsgeschäfts über die vorgestellten Waren oder Dienstleistungen auffordert;

SR ...... 1 SR 101 2 BBl 20xx xxxx 3 SR 784.10

2018–...... 1 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

k. Verbreitung: der Teil der fernmeldetechnischen Übertragung nach Artikel 3 Buchstabe c FMG4, der für die Allgemeinheit bestimmt ist. 2. Titel: Grundsätze Art. 5 Staatsunabhängigkeit und Autonomie 1 Die Unabhängigkeit der elektronischen Medien vom Staat ist gewährleistet. 2 Soweit das Bundesrecht nichts anderes bestimmt, sind die Medienanbieterinnen an keine Weisungen von eidgenössischen, kantona- len oder kommunalen Behörden gebunden. 3 Die Medienanbieterinnen sind in der Gestaltung ihrer Medienbeiträge und der Werbung frei, insbesondere in der Wahl der Themen, der inhaltlichen Bearbeitung und der Darstellung. Sie tragen dafür die Verantwortung.

Art. 6 Impressumspflicht 1 Die Medienanbieterinnen müssen ihre Kontaktangaben leicht, unmittelbar und ständig zugänglich machen. 2 Sie geben dazu insbesondere Folgendes an: a. Adresse, einschliesslich weiterer Angaben zur schnellen, unmittelbaren und wirksamen Kontaktaufnahme; b. Bezeichnung der zuständigen Aufsichtsbehörden.

Art. 7 Mindestanforderungen bezüglich Medienangeboten 1 Die Medienanbieterinnen sind verpflichtet, bei der Gestaltung ihrer Angebote, einschliesslich der Werbung, die Grundrechte zu beachten. Dabei müssen sie insbesondere die Achtung der Menschenwürde gewährleisten. 2 Medienbeiträge, die diskriminieren, zum Hass gegen bestimmte Gruppierungen oder Angehörige einer Gruppierung aufrufen, die öffentliche Sittlichkeit gefährden oder Gewalt verherrlichen oder verharmlosen, sind verboten. 3 Die Medienanbieterinnen müssen in ihren Medienbeiträgen mit Informationsgehalt Tatsachen und Ereignisse sachgerecht darstel- len, sodass sich das Publikum eine eigene Meinung bilden kann. Ansichten und Kommentare müssen als solche erkennbar sein. 4 Medienbeiträge und Werbung dürfen die innere oder äussere Sicherheit des Bundes oder der Kantone, die verfassungsmässige Ordnung oder die Wahrnehmung völkerrechtlicher Pflichten der Schweiz nicht gefährden.

Art. 8 Jugendschutz 1 Medienbeiträge und Werbung dürfen Minderjährige in ihrer körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen oder sozialen Entwick- lung nicht gefährden. 2 Die Medienanbieterinnen müssen geeignete Massnahmen treffen, damit Medienbeiträge und Werbung, welche die Entwicklung von Minderjährigen gefährden könnten, üblicherweise von diesen nicht gehört oder gesehen werden, beispielsweise durch: a. die zeitliche Ansetzung oder Bereithaltung; b. optische oder akustische Kennzeichnung; c. Altersüberprüfungs-, Filter- oder Verschlüsselungssysteme; d. Bereitstellung von Kontrollsystemen für Erziehungsberechtigte; e. Bereitstellung von Melde- und Bewertungssystemen. 3 Sie wenden dabei in der Schweiz anerkannte Altersklassifizierungssysteme an.

Art. 9 Aufbereitung für Menschen mit einer Sinnesbehinderung 1 Anbieterinnen von Fernsehprogrammen ohne Konzession oder Leistungsvereinbarung, die ein nationales oder sprachregionales Programm anbieten, müssen einen angemessenen Anteil der Medienbeiträge in einer für Menschen mit einer Sinnesbehinderung geeigneten Weise aufbereiten. 2 Der Bundesrat regelt den Umfang der Verpflichtung nach Absatz 1. Dabei berücksichtigt er insbesondere die Eignung des Medien- angebots für eine solche Aufbereitung und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Medienanbieterin. 3 Für die SRG und die Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung gelten besondere Bestimmungen (Art. 20 Abs. 2 und Art. 23 Abs. 3).

Art. 10 Kurzberichterstattungsrecht bei öffentlichen Ereignissen 1 Ist die Berichterstattung über ein öffentliches Ereignis in der Schweiz durch Exklusivabreden eingeschränkt, so hat jede Medienan- bieterin das Recht auf aktuelle mediengerechte Kurzberichterstattung über dieses Ereignis. 2 Organisatoren von öffentlichen Ereignissen und Medienanbieterinnen, die über Erstverwertungs- oder Exklusivrechte verfügen, sind zu Folgendem verpflichtet: a. Sie gewähren jeder interessierten Medienanbieterin Zugang zum Ereignis, soweit es die technischen und räumlichen Gege- benheiten erlauben.

4 SR 784.10

2 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

b. Sie stellen das Übertragungssignal für die gewünschten Teile des Ereignisses zu angemessenen Bedingungen zur Verfügung. 3 Die Kommission für elektronische Medien (KOMEM) kann Organisatoren von öffentlichen Ereignissen und Medienanbieterinnen mit Erst- oder Exklusivrechten unter Hinweis auf Artikel 100 verpflichten, geeignete Massnahmen zur Sicherstellung des Kurzbe- richterstattungsrechts zu ergreifen.

Art. 11 Freier Zugang zu Ereignissen von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung 1 Die Medienanbieterinnen sind verpflichtet, einem wesentlichen Teil der Allgemeinheit freien Zugang zur Berichterstattung über Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung zu gewähren. 2 Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) führt eine Liste internationaler und nationaler Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung und aktualisiert sie regelmässig. 3 Für die Medienanbieterinnen sind die von den Vertragsstaaten des Europäischen Übereinkommens vom 5. Mai 19895 über das grenzüberschreitende Fernsehen geführten Listen hinsichtlich des freien Zugangs im betreffenden Staat verbindlich.

Art. 12 Förderungspflichten 1 Der Bundesrat kann Anbieterinnen von Fernsehprogrammen ohne Leistungsauftrag, die ein nationales oder sprachregionales Pro- gramm anbieten, dazu verpflichten: a. einen wesentlichen Anteil der massgebenden Sendezeit schweizerischen und anderen europäischen Werken vorzubehalten; b. einen angemessenen Anteil der Sendezeit oder der Programmkosten für schweizerische oder andere andere europäische Wer- ke von unabhängigen Herstellern vorzubehalten. 2 Anbieterinnen nach Absatz 1, deren Programme Spiel-, Dokumentar- oder Animationsfilme enthalten, müssen mindestens vier Prozent ihrer Bruttoeinnahmen für den Ankauf, die Produktion oder die Koproduktion von Schweizer Filmen aufwenden, andernfalls erhebt das BAKOM eine Förderungsabgabe von höchstens vier Prozent ihrer Bruttoeinnahmen. 3 Die Pflicht nach Absatz 2 gilt auch für Veranstalterinnen eines nationalen oder sprachregionalen Programmfensters in einem aus- ländischen Fernsehprogramm, das Spiel-, Dokumentar- oder Animationsfilme enthält. 4 Für die SRG und die Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung gelten besondere Bestimmungen (Art. 20 Abs. 3 und Art. 28). 5 Die Verwendung der Filmförderungsabgabe richtet sich nach Artikel 15 Absatz 2 und 3 des Filmgesetzes vom 14. Dezember 20016. 3. Titel: Werbung und Sponsoring Art. 13 Erkennbarkeit der Werbung 1 Werbung muss von Medienbeiträgen deutlich getrennt und als solche eindeutig erkennbar sein. 2 Der Bundesrat kann Formen der Werbung, welche die Trennung oder die Erkennbarkeit gefährden, verbieten oder besonderen Bestimmungen unterwerfen. 3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Medienanbieterin, die regelmässig in Medienbeiträgen auftreten, dürfen in der Werbung in Medienangeboten der Anbieterin nicht mitwirken. Der Bundesrat kann für Medienanbieterinnen mit beschränkter wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit Ausnahmen vorsehen.

Art. 14 Werbeverbote 1 Unzulässig ist Werbung, die: a. religiöse oder politische Überzeugungen herabmindert; b. zu einem Verhalten anregt, das die Gesundheit, die Umwelt oder die persönliche Sicherheit gefährdet. 2 Unzulässig ist Werbung für: a. politische Parteien, Personen, die politische Ämter innehaben oder dafür kandidieren, sowie Themen, die Gegenstand von Volksabstimmungen sind; b. religiöse Bekenntnisse sowie Institutionen und Personen, die eine Religion vertreten; c. Tabakprodukte und elektronische Zigaretten nach Artikel 3 Buchstaben a und f des Tabakproduktegesetzes vom xx7 sowie Gegenstände, die mit einem Tabakprodukt eine funktionale Einheit bilden; d. alkoholische Getränke nach dem Alkoholgesetz vom 21. Juni 19328. 3 Unzulässig sind: a. Werbung für Arzneimittel nach Massgabe des Heilmittelgesetzes vom 15. Dezember 20009; b. Verkaufsangebote für Arzneimittel. 4 Unzulässig sind Schleichwerbung und unterschwellige Werbung.

5 SR 0.784.405 6 SR 443.1 7 (in Entstehung) 8 SR 680 9 SR 812.21

3 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

5 Der Bundesrat kann zum Schutz der Gesundheit und der Jugend Werbung für weitere Produkte einschränken oder Vorschriften zur Gestaltung der Werbung erlassen.

Art. 15 Einfügung, Dauer und Umfang der Werbung 1 In linearen Medienangeboten muss Werbung zwischen den Medienbeiträgen eingefügt und in Blöcken gesendet werden. 2 Werbung darf in der Regel pro Stunde nicht mehr als 20 Prozent der Sendezeit beanspruchen. 3 Der Bundesrat kann Abweichungen von den Absätzen 1 und 2 zulassen. Er berücksichtigt dabei insbesondere die folgenden Krite- rien: a. die Leistungsaufträge der Medienanbieterinnen; b. die wirtschaftliche Lage der elektronischen Medien; c. die ausländische Konkurrenz; d. die internationalen Werberegelungen; e. die Anliegen des Publikums; f. Gesamtzusammenhang und der Wert des betreffenden Medienbeitrags. 4 Der Bundesrat regelt die Einfügung, die Dauer und den Umfang der Werbung in den nicht linearen Medienangeboten, die Gegen- stand einer Konzession oder Leistungsvereinbarung sind. Er trägt dabei den Anliegen nach den Absätzen 1–3 Rechnung.

Art. 16 Sponsoring 1 Der Inhalt und, bei linearen Medienangeboten, der Zeitpunkt der Verbreitung von gesponserten Medienbeiträgen liegen in der alleinigen Verantwortung der Medienanbieterin. Diese sorgt dafür, dass die Sponsorin oder der Sponsor den Medienbeitrag nicht in einer Weise beeinflusst, welche die redaktionelle Unabhängigkeit beeinträchtigt. 2 Die Sponsorin oder der Sponsor muss am Anfang oder am Schluss des betreffenden Medienbeitrags genannt werden.

Art. 17 Sponsoringverbote 1 Gesponserte Medienbeiträge dürfen weder zum Abschluss von Rechtsgeschäften über Waren oder Dienstleistungen der Sponsorin oder des Sponsors oder von Dritten anregen noch Aussagen werbenden Charakters über Waren und Dienstleistungen enthalten. 2 Unternehmen, die zur Hauptsache Produkte herstellen oder verkaufen oder Dienstleistungen anbieten, für die Werbung nach Arti- kel 14 verboten ist, dürfen keine Medienbeiträge sponsern. 3 Im Heilmittelbereich tätige Unternehmen dürfen Medienbeiträge sponsern, sofern darin keine unter Werbeverbot stehenden Produkte genannt oder gezeigt werden und auch nicht auf eine andere Weise eine Werbewirkung für diese Produkte entsteht. 4 Medienbeiträge zum politischen Geschehen sowie Medienbeiträge, die mit der Ausübung politischer Rechte in Bund, Kantonen und Gemeinden zusammenhängen, dürfen nicht gesponsert werden. 5 Zum Schutz der Anliegen von Minderjährigen schliesst der Bundesrat bestimmte Formen des Sponsorings von Medienbeiträgen, die sich an Kinder richten, aus.

Art. 18 Produkteplatzierung Die Produkteplatzierung unterliegt den Bestimmungen über das Sponsoring. Der Bundesrat kann davon abweichende Regelungen für die Produkteplatzierung aufstellen.

Art. 19 An Minderjährige gerichtete Werbung 1 Werbung, die sich an Minderjährige richtet oder in der Minderjährige erscheinen, darf weder deren mangelnde Lebenserfahrung ausnützen noch sie in ihrer körperlichen oder seelischen Entwicklung beeinträchtigen. 2 Medienbeiträge für Kinder dürfen nicht durch Werbung unterbrochen werden. 3 Verkaufsangebote dürfen sich nicht an Minderjährige richten.

4. Titel: SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung 1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 20 1 Die SRG und Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung müssen die Vielfalt der Ereignisse und Ansichten in der Ge- samtheit ihrer Medienbeiträge angemessen zum Ausdruck bringen. 2 Sie sind verpflichtet, einen angemessenen Anteil ihres Medienangebots in einer für Menschen mit einer Sinnesbehinderung geeig- neten Weise aufzubereiten. Die Einzelheiten werden in der Konzession beziehungsweise in den Leistungsvereinbarungen geregelt. 3 Der Bundesrat kann Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung verpflichten, einen wesentlichen Anteil ihres audiovisu- ellen Medienangebots schweizerischen oder anderen europäischen Werken vorzubehalten. 4 Sie müssen auf Anordnung der zuständigen Behörde:

4 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

a. dringliche polizeiliche Bekanntmachungen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit oder für die Sicherheit von Personen unumgänglich sind, sowie behördliche Alarmmeldungen und Verhaltensanweisungen unverzüg- lich veröffentlichen; b. die Bevölkerung über Erlasse des Bundes informieren, die nach Artikel 7 Absatz 3 des Publikationsgesetzes vom 18. Juni 200410 (PublG) dringlich oder nach Artikel 7 Absatz 4 PublG ausserordentlich veröffentlicht werden. 5 Für den Inhalt der Bekanntmachung oder Information ist die anordnende Behörde verantwortlich.

2. Kapitel: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft 1. Abschnitt: Leistungsauftrag

Art. 21 Grundsätze 1 Die KOMEM erteilt der SRG eine Konzession. Diese legt den Leistungsauftrag der SRG fest, insbesondere Art und Umfang der Medienangebote. Die Konzession wird für maximal zehn Jahre erteilt. 2 Das publizistische Angebot der SRG besteht im Wesentlichen aus Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen. 3 Die SRG orientiert sich am Gemeinwohl und bietet dem Publikum eine verlässliche Orientierung in Staat und Gesellschaft. 4 Sie fördert mit der Gesamtheit ihres publizistischen Angebots das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und gesellschaftlichen Gruppierungen in der Schweiz. Sie berücksichtigt die Eigenheiten des Landes und die Bedürfnisse der Kantone. 5 Sie trägt mit ihrem publizistischen Angebot den unterschiedlichen Anliegen und Interessen des Publikums Rechnung und strebt eine hohe Akzeptanz und Reputation an. 6 Sie gestaltet ihr publizistisches Angebot autonom und handelt unabhängig vom Staat sowie von einzelnen gesellschaftlichen, wirt- schaftlichen und politischen Gruppierungen. 7 Die Verbreitung und die Form des publizistischen Angebots der SRG sind darauf ausgerichtet, die Zielgruppen auf effiziente und innovative Art zu erreichen. 8 Die SRG strebt keinen Gewinn an.

Art. 22 Inhalt des Leistungsauftrags 1 Die SRG bietet inhaltlich umfassende Angebote in den Bereichen Information, Kultur und Bildung sowie Angebote in den Berei- chen Unterhaltung und Sport an, die sich von anderen kommerziellen Angeboten unterscheiden. 2 Sie trägt zur freien Meinungsbildung des Publikums bei. Sie informiert insbesondere über politische, wirtschaftliche, gesellschaftli- che, kulturelle und soziale Zusammenhänge und legt den Schwerpunkt auf die Darstellung und Erklärung des Geschehens auf inter- nationaler, nationaler und sprachregionaler Ebene. 3 Sie bietet Informationen für die im Ausland lebenden Schweizerinnen und Schweizer an. 4 Sie trägt zur kulturellen Entfaltung und zur Stärkung der kulturellen Werte des Landes bei. Sie fördert die schweizerische Kultur, insbesondere die Musik, das Filmschaffen und die Literatur und arbeitet mit den Kulturschaffenden zusammen. Sie bietet veranstal- terunabhängige schweizerische und andere europäische Produktionen an. 5 Sie trägt zu Bildung und Wissen des Publikums bei und berücksichtigt dabei auch institutionelle Bildungszwecke. 6 Die Medienbeiträge der SRG mit vorwiegend unterhaltendem Charakter unterscheiden sich in ihrer Gesamtheit vom entsprechen- den Angebot kommerzieller Medienanbieterinnen. 7 Die Medienbeiträge der SRG, die vorwiegend den Sport betreffen, berücksichtigen in erster Linie die Berichterstattung über Sport- ereignisse mit Schweizer Beteiligung, über bedeutende internationale Sportveranstaltungen in der Schweiz und über Sportereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung. Rand- und Breitensportarten werden angemessen berücksichtigt. 8 Das publizistische Angebot der SRG weist einen hohen Anteil an Eigenproduktionen auf.

Art. 23 Inhalte für bestimmte Bevölkerungsgruppen 1 Die SRG bietet Medienbeiträge an, die auf den Alltag und die Interessen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgerichtet sind. 2 Sie berücksichtigt in ihrem publizistischen Angebot Menschen mit Migrationshintergrund, um die gesellschaftliche Integration und das Verständnis beim übrigen Publikum zu fördern. 3 Sie berücksichtigt die Bedürfnisse von Menschen mit einer Sinnesbehinderung und strebt den gleichberechtigten Zugang zu ihrem publizistischen Angebot an. Für die Festlegung von Umfang und Art der einzelnen Dienstleistungen arbeitet die SRG mit den be- troffenen Verbänden zusammen. Die Einzelheiten werden in der Konzession geregelt.

Art. 24 Qualitätsanforderungen 1 Das publizistische Angebot der SRG hat hohen qualitativen und ethischen Anforderungen zu genügen. Es zeichnet sich durch Relevanz, Professionalität, Unabhängigkeit, Vielfalt und Zugänglichkeit aus.

10 SR 170.512

5 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

2 Die SRG verfügt über ein Qualitätssicherungssystem. Sie legt Qualitätsstandards fest und lässt diese regelmässig durch externe Sachverständige überprüfen. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Resultate der internen und externen Prüfungen. Die Einzelhei- ten werden in der Konzession geregelt.

Art. 25 Ausrichtung auf die Sprachregionen 1 Die Medienangebote der SRG sind auf das Publikum der gesamten jeweiligen Sprachregion ausgerichtet. 2 Die SRG erbringt auf Deutsch, Französisch und Italienisch ein gleichwertiges publizistisches Angebot und berücksichtigt das Rätoromanische auf angemessene Weise. 3 Die Medienangebote berücksichtigen regelmässig die jeweils anderen Sprachregionen, insbesondere im täglichen Informationsan- gebot und in Angeboten, die von grossen Teilen des Publikums beachtet werden. 4 Die SRG bietet in der deutschen, französischen und italienischen Sprachregion je mindestens ein Radio- und ein Fernsehprogramm an. 5 In wichtigen, über die jeweiligen Sprach- und Landesgrenzen hinaus interessierenden Informationsbeiträgen wird in der Regel die jeweilige Landessprache in ihrer Standardform verwendet. 6 Die SRG kann ein Angebot mit den wichtigsten aktuellen regionalen Informationen zu Politik, Wirtschaft und Kultur an ein regio- nales Publikum richten. Die Konzession legt fest, welchen inhaltlichen und zeitlichen Umfang dieses Angebot haben darf.

Art. 26 Erteilung und Anpassung der Konzession 1 Die KOMEM führt vor der Konzessionserteilung sowie vor Konzessionsänderungen mit erheblicher Tragweite eine öffentliche Konsultation durch. 2 Sie kann einzelne Bestimmungen der Konzession vor Ablauf ihrer Dauer ändern, wenn sich die tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse geändert haben und die Änderung zur Wahrung wichtiger Interessen notwendig ist. Erleidet die SRG dadurch einen wirtschaftlichen Schaden, so leistet der Bund ihr dafür eine angemessene Entschädigung.

Art. 27 Werbung und Sponsoring in den Medienangeboten der SRG 1 In den Radioprogrammen und in den nicht linearen Medienangeboten der SRG ist Werbung verboten. Der Bundesrat kann Aus- nahmen für die Eigenwerbung vorsehen sowie für zum Abruf bereitgehaltene Medienbeiträge, die bereits linear angeboten wurden. 2 Der Bundesrat kann die Werbung und das Sponsoring in den Medienangeboten der SRG einschränken oder verbieten. Dabei be- rücksichtigt er insbesondere die Entwicklung des Werbemarkts und die Interessen der anderen Medienunternehmen. 2. Abschnitt: Zusammenarbeit Art. 28 Zusammenarbeit im Kulturbereich 1 Die SRG arbeitet mit dem schweizerischen Film- und Musikschaffen zusammen und berücksichtigt die schweizerische Literatur. Die KOMEM regelt die Einzelheiten in der Konzession; sie kann Mindestanteile vorschreiben. 2 Die SRG arbeitet bei der Produktion von audiovisuellen Inhalten mit der unabhängigen schweizerischen audiovisuellen Industrie zusammen. Die KOMEM regelt die Einzelheiten der Zusammenarbeit in der Konzession; sie kann die SRG verpflichten, einen Mindestanteil der Produktion bei unabhängigen schweizerischen Unternehmen einzukaufen.

Art. 29 Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen im Rahmen des Leistungsauftrags 1 Die SRG kann zur Erfüllung des Leistungsauftrags mit anderen Medienunternehmen zusammenarbeiten, sofern die folgenden Voraussetzungen weiterhin erfüllt sind: a. Die Meinungs- und Angebotsvielfalt in der Schweiz wird gewahrt. b. Andere Medienunternehmen werden nicht auf ungerechtfertigte Weise benachteiligt. 2 Sie kann publizistische Angebote in Zusammenarbeit mit anderen Medienunternehmen erstellen. Eine auf Dauer angelegte Zusam- menarbeit muss vertraglich geregelt werden. Der Vertrag ist der KOMEM zur Genehmigung zu unterbreiten. 3 Beteiligungen der SRG an anderen Medienunternehmen oder anderen Gesellschaften sowie die Gründung von Gesellschaften bedürfen der Genehmigung durch die KOMEM. Diese kann Auflagen machen oder die Beteiligung untersagen, wenn dadurch: a. die Erfüllung des Leistungsauftrags der SRG beeinträchtigt werden könnte; b. die Meinungs- und Angebotsvielfalt in der Schweiz eingeschränkt werden könnte; oder c. andere schweizerische Medienunternehmen auf ungerechtfertigte Weise benachteiligt werden könnten. 3. Abschnitt: Zugang zu den Medienbeiträgen Art. 30 Zurverfügungstellen von Inhalten 1 Die SRG stellt anderen schweizerischen Medienunternehmen, aktuelle eigenproduzierte Informationsbeiträge sowie Kurzversionen von tagesaktuellen Medienbeiträgen so zur Verfügung, dass diese die Beiträge unverändert in ihrem Medienangebot aufnehmen können.

6 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

2 Diese Beiträge sind zu angemessenen, transparenten und gleichwertigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. 3 Auf Gesuch einer Partei legt die KOMEM die Bedingungen fest.

Art. 31 Dauerhafte Erhaltung und Zugang zum Archiv 1 Die SRG sorgt für eine dauerhafte Erhaltung ihrer Medienbeiträge. 2 Sie macht ihr Archiv der Öffentlichkeit unter Respektierung der Rechte Dritter in geeigneter Form zum Eigengebrauch und zur wissenschaftlichen Nutzung zugänglich. 3 Sie kann für die kommerzielle Nutzung ihrer archivierten Medienbeiträge Marktpreise verlangen. Für die nicht kommerzielle Nut- zung kann sie die durch die Anfrage verursachten Kosten in Rechnung stellen. 4. Abschnitt: Information der Bevölkerung in Krisensituationen Art. 32 Die SRG trifft die notwendigen organisatorischen und technischen Massnahmen, damit die Information der Bevölkerung auch in einer Krisensituation sichergestellt ist. Die Einzelheiten, insbesondere der Umfang des Angebots, die Zusammenarbeit mit den zu- ständigen Behörden sowie die Entschädigung, werden in Leistungsvereinbarungen mit dem Bund geregelt. 5. Abschnitt: Tätigkeiten ausserhalb des Leistungsauftrags Art. 33 Genehmigungspflichtige Tätigkeiten 1 In der Konzession nicht festgelegte Tätigkeiten der SRG und von ihr beherrschter Unternehmen, welche die Stellung und die Auf- gabe anderer schweizerischer Medienunternehmen erheblich beeinträchtigen könnten, bedürfen der Genehmigung durch die KOMEM. 2 Die KOMEM kann bei einer möglichen erheblichen Beeinträchtigung nach Absatz 1 der SRG Auflagen zur Geschäftstätigkeit, zur Finanzierung, zur Rechnungsführung und zur Organisation machen; sie kann die betreffende Tätigkeit auch untersagen.

Art. 34 Förderung der Präsenz der Schweiz im Ausland 1 Der Bundesrat kann mit der SRG eine Vereinbarung über ein publizistisches Angebot abschliessen, das die Präsenz der Schweiz und das Verständnis für deren Anliegen im Ausland fördert. 2 Der Umfang des Angebots wird in einer Vereinbarung festgelegt und vom Bund abgegolten. 3 Das Angebot unterliegt den Bestimmungen dieses Gesetzes. 6. Abschnitt: Organisation Art. 35 Organisation der SRG 1 Die SRG organisiert sich so, dass: a. ihre Unabhängigkeit vom Staat und von einzelnen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Gruppierungen ge- währleistet ist; b. sie wirtschaftlich geführt und die Abgabe für elektronische Medien ihrem Zweck entsprechend verwendet wird; c. die Anliegen der Sprachregionen berücksichtigt werden und eine nationale Leitung und Koordination sichergestellt ist; d. das Publikum in der Organisation vertreten ist; e. die redaktionelle Tätigkeit von den wirtschaftlichen Aktivitäten getrennt ist; f. sie nach aktienrechtlichen Prinzipien geleitet, überwacht und kontrolliert werden kann. 2 Ihre Statuten bedürfen der Genehmigung durch die KOMEM.

Art. 36 Organe 1 Notwendige Organe der SRG sind die Generalversammlung, der Verwaltungsrat, die Revisionsstelle und die Geschäftsleitung. 2 Soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, gelten für die statutarische Regelung der Rechte, Pflichten und Verantwortlichkeiten der Organe der SRG die Bestimmungen des Aktienrechts sinngemäss.

Art. 37 Verwaltungsrat 1 Der Verwaltungsrat der SRG erteilt keine Einzelweisungen zu laufenden publizistischen Angeboten. 2 Die Mitglieder des Verwaltungsrats dürfen neben ihrer Tätigkeit als Verwaltungsrat in keinem Angestelltenverhältnis zur SRG oder zu den von ihr beherrschten Unternehmen stehen. Sie sind nicht weisungsgebunden. 7 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

7. Abschnitt: Finanzierung

Art. 38 Finanzierung 1 Die SRG finanziert sich zur Hauptsache aus dem Ertrag der Abgabe für elektronische Medien (8. Titel). Weitere Einnahmequellen stehen ihr offen, soweit dieses Gesetz, die darauf gestützten Verordnungsbestimmungen und die Konzession keine Einschränkungen vorsehen richten sich nach diesem Gesetz, der Verordnung und der Konzession. 2 Der Bundesrat kann bei der Festlegung der Höhe der Abgabe (Art. 78) einen Maximalbetrag für die kommerziellen Einnahmen festlegen.

Art. 39 Verwendung der finanziellen Mittel 1 Die SRG und die von ihr beherrschten Unternehmen führen ihren Finanzhaushalt nach den anerkannten Grundsätzen der guten Praxis. Sie verhalten sich wirtschaftlich, verwenden ihre Mittel bestimmungsgemäss und sorgen für die langfristige Substanzerhal- tung des Unternehmens. 2 Die SRG verwendet ihren Abgabenanteil ausschliesslich zur Deckung des Aufwands, der sich aus der Erfüllung des Leistungsauf- trags ergibt. 3 Der Bundesrat kann einen Anteil der Abgabe festlegen, den die SRG für die Information nach Artikel 22 Absatz 2 verwenden muss. 4 Der Bundesrat kann einen Anteil der Abgabe festlegen, den die SRG für Koproduktionen in den Bereichen Unterhaltung und Sport mit anderen schweizerischen Medienanbieterinnen verwenden muss. 5 Erzielt die SRG in einem Geschäftsjahr einen Überschuss, so muss dieser als Reserve zur Deckung künftiger Verluste zurückbehal- ten werden. 6 Erzielt die SRG mehr kommerzielle Einnahmen als vom Bundesrat nach Artikel 38 Absatz 2 festgelegt, so bildet sie mit diesen Mehreinnahmen Reserven. 7 Entfällt eine Aktivität, die bei der Festlegung der Höhe der Abgabe erheblich war, so kann die KOMEM die SRG verpflichten, in der Höhe des entsprechenden Betrags Reserven zu bilden. 8 Die SRG und die von ihr beherrschten Unternehmen wenden für die Mitglieder der leitenden Organe, für die Angehörigen des geschäftsleitenden Kaders sowie für weiteres Personal, das in vergleichbarer Weise entlöhnt wird, Artikel 6a Absätze 1–5 des Bun- despersonalgesetzes vom 24. März 200011 und die darauf gestützten Verordnungsbestimmungen sinngemäss an.

Art. 40 Rechnungslegung 1 Die SRG und die von ihr beherrschten Unternehmen führen ihre Bücher nach den Vorschriften, die für Aktiengesellschaften gelten, und nach den von den Schweizer Börsen anerkannten Standards der Rechnungslegung. 2 Sie führen getrennte Rechnungen für diejenigen Tätigkeiten, die der Erfüllung des Leistungsauftrags dienen, und für ihre übrigen Tätigkeiten. 8. Abschnitt: Berichterstattung und Aufsicht Art. 41 Dialog mit der Öffentlichkeit 1 Die SRG führt über ihre Angebots- und Unternehmensentwicklung einen regelmässigen Dialog mit der Öffentlichkeit. 2 Sie lässt die Erfüllung der Angebotsziele regelmässig von externen Fachstellen überprüfen und publiziert die Ergebnisse. 3 Die Konzession regelt die Einzelheiten.

Art. 42 Berichterstattung gegenüber der KOMEM 1 Die SRG legt der KOMEM jährlich Folgendes vor: a. einen Bericht über die Erfüllung des Leistungsauftrags; b. die Unternehmensstrategie; c. die Konzernrechnung; d. die Jahresrechnung, den Voranschlag, die Finanzplanung und den Jahresbericht der SRG und der von ihr beherrschten Unter- nehmen; e. den umfassenden Bericht der Revisionsstelle an den Verwaltungsrat. 2 Die Konzession regelt die zeitlichen und inhaltlichen Aspekte der Berichterstattung.

Art. 43 Überprüfung der Erfüllung des Leistungsauftrags 1 Die KOMEM überprüft regelmässig die Erfüllung des Leistungsauftrags durch die SRG. 2 Sie stützt sich dabei auf die Berichterstattung der SRG und auf konkrete Forschungsergebnisse. 3 Sie kann von der SRG im Rahmen der Überprüfung der Erfüllung des Leistungsauftrags Auskünfte oder die Herausgabe von Akten verlangen.

11 SR 172.220.1

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Art. 44 Finanzaufsicht 1 Die KOMEM prüft den Finanzhaushalt der SRG aufgrund der Berichterstattung der SRG. Sie kann ergänzende Auskünfte verlan- gen. Insbesondere kann sie von der SRG und den von ihr beherrschten Unternehmen Angaben darüber verlangen, wie die Organe ihre Verantwortung wahrgenommen haben. 2 Sie kann bei der SRG und den von ihr beherrschten Unternehmen vor Ort Nachprüfungen vornehmen, wenn: a. die Berichterstattung ungenügend ist und die SRG trotz Aufforderung der KOMEM innerhalb der gewährten Frist keine aus- reichenden Angaben liefert; oder b. begründeter Verdacht besteht, dass die SRG oder ein von ihr beherrschtes Unternehmen die Pflichten nach Artikel 39 nicht erfüllt hat. 3 Sie kann unter den Voraussetzungen von Absatz 2 die Eidgenössische Finanzkontrolle oder andere Sachverständige mit der Finanz- prüfung beauftragen. Das Finanzkontrollgesetz vom 28. Juni 196712 ist nicht anwendbar. 4 Reine Zweckmässigkeitskontrollen sind nicht zulässig.

Art. 45 Massnahmen bei Pflichtverletzungen 1 Stellt die KOMEM im Rahmen der Überprüfung der Erfüllung des Leistungsauftrags oder der Finanzaufsicht Mängel fest, so kann sie die SRG dazu verpflichten, Massnahmen zu ergreifen. 2 Sie kann die Konzession mit Auflagen ergänzen oder teilweise suspendieren, wenn: a. die SRG den Leistungsauftrag wiederholt nicht erfüllt hat; b. die SRG ihre Pflichten zu Finanzhaushalt und Rechnungslegung (Art. 39 und 40) wiederholt oder schwer verletzt hat; c. die Aufsichtsbehörde nach Artikel 111 einen entsprechenden Antrag gestellt hat; d. die SRG die Bestimmungen dieses Gesetzes, der Ausführungsbestimmungen oder der massgebenden internationalen Verein- barungen wiederholt oder schwer verletzt hat. 3 Sie kann auch Beiträge aus der Abgabe für elektronische Medien zurückfordern oder den Anspruch auf den Abgabenanteil vorüber- gehend kürzen.

3. Kapitel: Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung 1. Abschnitt: Gegenstand der Leistungsvereinbarungen

Art. 46 Grundsatz 1 Die KOMEM fördert Medienangebote, die sich publizistisch auf den lokalen, regionalen oder sprachregionalen Raum beziehen, und die: a. einen besonderen Beitrag zur demokratischen Meinungs- und Willensbildung, zur kulturellen Teilhabe und zur gesellschaftli- chen Integration leisten; b. im Wesentlichen mit Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen erbracht werden. 2 Sie schliesst mit den Anbieterinnen dieser Medienangebote auf Gesuch Leistungsvereinbarungen ab. 3 Die Anbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung erhalten einen Anteil des Ertrags der Abgabe für elektronische Medien (3. Abschnitt). 4 Gegenstand von Leistungsvereinbarungen können sein: a. Medienangebote mit regionalen Informationsleistungen (Art. 47); b. Medienangebote für bestimmte Bevölkerungsgruppen (Art. 48); c. partizipative Medienangebote (Art. 49). 5 Das geförderte Medienangebot muss als solches erkennbar sein.

Art. 47 Medienangebot mit regionalen Informationsleistungen 1 Die regionalen Informationsleistungen orientieren sich am Gemeinwohl und vermitteln relevante Informationen zu Politik, Wirt- schaft, Kultur, Gesellschaft und Sport. Sie enthalten Berichte über das aktuelle regionale Geschehen, beleuchten Hintergründe, neh- men Analysen vor, zeigen politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und soziale Zusammenhänge auf und ordnen das Geschehen ein. 2 Sie tragen zur freien Meinungsbildung des Publikums bei, indem sie in ihrer Gesamtheit eine journalistisch professionelle, umfas- sende, vielfältige und sachgerechte Berichterstattung gewährleisten. 3 Der Bundesrat definiert Gebiete, für die eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen werden kann. Die KOMEM kann innerhalb dieser Gebiete Schwerpunkte setzen und mit Medienanbieterinnen entsprechende Leistungsvereinbarungen für Informationsleistun- gen nach Absatz 1 abschliessen.

12 SR 614.0

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Art. 48 Medienangebote für bestimmte Bevölkerungsgruppen 1 Die Medienangebote für bestimmte Bevölkerungsgruppen müssen auf die spezifischen Bedürfnisse gesellschaftlicher oder kulturel- ler Gruppen ausgerichtet sein. 2 Sie müssen journalistisch professionell produziert werden. 3 Sie können sich auf einen oder mehrere der Bereiche Information, Kultur, Bildung und Sport beziehen. 4 Die Medienanbieterin definiert das geografische Gebiet, auf das sich ihr Angebot bezieht.

Art. 49 Partizipative Medienangebote für bestimmte Bevölkerungsgruppen 1 Partizipative Medienangebote müssen sich an eine bestimmte gesellschaftliche oder kulturelle Gruppe richten. 2 Bei der Produktion des Angebots muss das Publikum aktiv einbezogen werden. Die Produktion ist journalistisch professionell zu begleiten. 3 Partizipative Medienangebote können sich auf einen oder mehrere der Bereiche Information, Kultur, Bildung und Sport beziehen. Dabei können sie einen Schwerpunkt bei der Mehrsprachigkeit oder der Ausbildung von jungen Medienschaffenden setzen. 4 Die Medienanbieterin definiert das geografische Gebiet, auf das sich ihr Medienangebot bezieht. 2. Abschnitt: Abschluss von Leistungsvereinbarungen Art. 50 Allgemeine Voraussetzungen Eine Leistungsvereinbarung kann abgeschlossen werden, wenn die Gesuchstellerin oder der Gesuchsteller: a. die Anforderungen an ein zu förderndes Medienangebot erfüllt; b. darlegt, die erforderlichen Investitionen und den Betrieb für die Erfüllung der Leistungsvereinbarung während der ganzen Dauer finanzieren zu können; c. offenlegt: 1. wer über die wesentlichen Teile des Kapitals verfügt, 2. wer in welchem Umfang finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, 3. in welche Organisationsstruktur sie oder er eingebunden ist, und 4. wie diese Beziehungen für die Erfüllung der Leistungsvereinbarung genutzt werden; d. ein redaktionelles Qualitätssicherungssystem etabliert hat oder ein solches aufbauen wird; e. darlegt, dass sie oder er die branchenüblichen Arbeitsbedingungen einhält; f. das Medienangebot überwiegend in der Schweiz produziert; g. Sitz oder Wohnsitz in der Schweiz hat; h. von religiösen Gemeinschaften und politischen Organisationen unabhängig ist.

Art. 51 Behandlung von Gesuchen 1 Die KOMEM legt in einer Richtlinie die Anforderungen an die Gesuche, die Bewertungskriterien, die Verfahrensschritte und die Fristen fest; sie veröffentlicht die Richtlinie. 2 Sie unterbreitet Gesuche nach Artikel 47 vor ihrem Entscheid den interessierten Kreisen zur Stellungnahme. 3 Sie trifft eine Auswahl und führt Verhandlungen. 4 Weist die KOMEM ein Gesuch ab, so kann die Gesuchstellerin oder der Gesuchsteller verlangen, dass die KOMEM eine Verfü- gung erlässt.

Art. 52 Kriterien für den Abschluss von Leistungsvereinbarungen 1 Die KOMEM bewertet das Angebot aufgrund folgender Kriterien: a. Inhalt, Umfang und Qualität des publizistischen Angebots; b. anvisierte Bevölkerungsgruppen; c. Art der Verbreitung unter Berücksichtigung der entsprechenden Kosten und des damit zu erreichenden Publikums; d. publizistischer Mehrwert gegenüber bestehenden Medienangeboten in der betreffenden Region. 2 Sie achtet beim Abschluss der Leistungsvereinbarungen auf eine angemessene Berücksichtigung der Regionen, einschliesslich der Sprachregionen. 3 Bei gleichwertigen Medienangeboten bevorzugt die KOMEM das Angebot, das in der betreffenden Region am meisten zur Anbie- ter- sowie zur Meinungs- und Angebotsvielfalt beiträgt.

Art. 53 Inhalt und Dauer der Leistungsvereinbarungen 1 Die Leistungsvereinbarung legt fest: a. das Medienangebot in quantitativer und qualitativer Hinsicht; b. das geografische Gebiet, auf das sich das Medienangebot bezieht;

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c. die Höhe und die Verwendung des Beitrags aus der Abgabe für elektronische Medien; d. weitere Anforderungen und Auflagen an das Medienangebot. 2 Sie wird für maximal fünf Jahre abgeschlossen. Die einmalige Verlängerung einer Leistungsvereinbarung ist möglich.

Art. 54 Übertragung der Leistungsvereinbarung und Meldung von Beteiligungen 1 Die Übertragung einer Leistungsvereinbarung auf Dritte ist nur mit Zustimmung der KOMEM möglich. Diese stimmt zu, wenn die allgemeinen Voraussetzungen nach Artikel 50 weiterhin erfüllt sind und die Leistungserbringung gesichert ist. 2 Als Übertragung der Leistungsvereinbarung gilt auch ihr wirtschaftlicher Übergang. 3 Gehen Medienanbieterinnen mit Leistungsvereinbarungen nach dem Abschluss der Leistungsvereinbarung namhafte Beteiligungen an anderen Medienunternehmen ein, so müssen sie dies der KOMEM melden. Die KOMEM kann bei Bedarf Massnahmen nach Artikel 61 ergreifen. 4 Ein wirtschaftlicher Übergang oder eine namhafte Beteiligung liegen vor, wenn mehr als ein Drittel des Aktien-, Stamm oder Ge- nossenschaftskapitals oder gegebenenfalls des Partizipationsscheinkapitals oder der Stimmrechte übergehen. 3. Abschnitt: Finanzierung Art. 55 Höhe der Beiträge 1 Die KOMEM berücksichtigt bei der Festlegung der Höhe der Beiträge die Kosten für die Produktion des publizistischen Angebots, ihre übrigen Finanzierungsmöglichkeiten sowie das Geschäftsmodell der Medienanbieterin. 2 Der Bundesrat legt fest, welche Kosten bei der Festlegung des Abgabenanteils der Angebote nach den Artikeln 47–49 berücksich- tigt werden, sowie den prozentualen Anteil, den der Beitrag an den anrechenbaren Kosten höchstens ausmachen darf. Er regelt die Anrechenbarkeit von Kosten und die dafür zu liefernden Nachweise so, dass nur Leistungen zugunsten elektronischer Medien be- rücksichtigt werden.

Art. 56 Verwendung der finanziellen Mittel und Rechnungslegung 1 Die Medienanbieterin und die von ihr beherrschten Unternehmen führen ihren Finanzhaushalt nach den anerkannten Grundsätzen der guten Praxis. Sie verhalten sich wirtschaftlich und verwenden ihre Mittel bestimmungsgemäss. 2 Sie verwenden den ihr zugewiesenen Abgabenanteil ausschliesslich zur Deckung des Aufwands, der sich aus der Erfüllung des Leistungsauftrags ergibt. 3 Sie führen getrennte Rechnungen für diejenigen Tätigkeiten, die zur Erfüllung des Leistungsauftrags dienen, und für ihre übrigen Tätigkeiten. 4 Erzielen sie mit den Tätigkeiten, die der Erfüllung des Leistungsauftrags dienen, in einem Geschäftsjahr einen Überschuss, so muss dieser als Reserve zur Deckung künftiger Verluste zurückbehalten werden. 4. Abschnitt: Berichterstattung und Aufsicht Art. 57 Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit 1 Die Medienanbieterinnen legen zuhanden der Öffentlichkeit jährlich Rechenschaft über ihren Beitrag für die Demokratie und die Gesellschaft ab. Sie zeigen auf, in welcher Weise sie zur Medienvielfalt in der Region beitragen, auf die sich ihre publizistischen Leistungen beziehen. 2 Die KOMEM legt die Anforderungen an die Rechenschaft fest.

Art. 58 Berichterstattung gegenüber der KOMEM 1 Die Medienanbieterinnen legen der KOMEM jährlich Folgendes vor: a. den Tätigkeitsbericht; b. die Jahresrechnung, den Voranschlag, die Finanzplanung und den Jahresbericht des eigenen Unternehmen und der von ihnen beherrschten Unternehmens; c. den umfassenden Bericht der Revisionsstelle an den Verwaltungsrat; d. einen Bericht über die Wirtschaftlichkeit der Verwendung der Mittel. 2 Die KOMEM legt die zeitlichen und inhaltlichen Aspekte der Berichterstattung sowie die Angaben, die sie veröffentlichen wird, fest.

Art. 59 Überprüfung der Erfüllung der Leistungsvereinbarung 1 Die KOMEM überprüft regelmässig, ob die Medienanbieterinnen die vereinbarten Leistungen und Angebote erbringen und sich an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Sie kann bei Bedarf Dritte beiziehen. 2 Sie kann die Medienanbieterinnen im Rahmen der Überprüfung zu Auskünften und zur Herausgabe von Akten verpflichten.

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Art. 60 Finanzaufsicht 1 Die KOMEM prüft den Finanzhaushalt aufgrund der Berichterstattung der Medienanbieterinnen. Sie kann ergänzende Auskünfte verlangen. 2 Sie kann bei den Medienanbieterinnen und den von ihr beherrschten Unternehmen vor Ort Nachprüfungen vornehmen. 3 Das Finanzkontrollgesetz vom 28. Juni 196713 ist nicht anwendbar.

Art. 61 Massnahmen bei Pflichtverletzungen 1 Stellt die KOMEM im Rahmen der Überprüfung der Erfüllung der Leistungsvereinbarung oder der Finanzaufsicht Mängel fest oder sind nicht mehr alle Kriterien nach den Artikeln 50 und 52 erfüllt, so kann sie: a. von der betreffenden Medienanbieterin verlangen, geeignete Massnahmen zu treffen; b. die betreffende Leistungsvereinbarung suspendieren oder von ihr zurücktreten. 2 Bei wiederholten oder schweren Rechtsverletzungen oder auf Antrag der unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medi- en (UBI) kann die KOMEM die Leistungsvereinbarung suspendieren oder von ihr zurücktreten. 3 Sie kann auch Beiträge aus der Abgabe für elektronische Medien zurückfordern oder den Anspruch auf den Abgabenanteil vorüber- gehend kürzen. 5. Titel: Übertragung von Medienangeboten Art. 62 Grundsatz 1 Die Medienanbieterinnen können ihre Medienangebote gestützt auf das Fernmelderecht selbst verbreiten oder eine Fernmeldediens- tanbieterin damit beauftragen. 2 Artikel 47 FMG14 über die Kommunikation in ausserordentlichen Lagen ist auf Medienanbieterinnen anwendbar, die ihre Medien- angebote selbst verbreiten. 3 Für die Aufsicht über die Übertragung von Medienangeboten ist das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) zuständig.

Art. 63 Frequenzen für den drahtlos-terrestrischen Rundfunk 1 Der Bundesrat stellt sicher, dass ausreichend Frequenzen zur Verfügung stehen, um die Radio- und Fernsehprogramme zu verbrei- ten, die der Erfüllung des verfassungsrechtlichen Leistungsauftrags (Art. 93 Abs. 2 BV) dienen. 2 Er bestimmt Frequenzen oder Frequenzblöcke, die nach dem nationalen Frequenzzuweisungsplan nach Artikel 25 FMG15 für die Verbreitung von linearen Medienangeboten über Rundfunkfrequenzen eingesetzt werden. 3 Die zuständigen Behörden berücksichtigen bei der Freigabe von solchen Frequenzen und bei der Erteilung der Funkkonzessionen den Bedarf für die Erfüllung der Verbreitungspflichten nach Artikel 64. Sie konsultieren zu diesem Zweck die KOMEM.

Art. 64 Verbreitungspflicht 1 Fernmeldedienstanbieterinnen, die lineare Medienangebote bündeln, müssen die linearen Medienangebote, die Gegenstand der Konzession der SRG oder einer Leistungsvereinbarung sind, unverändert und vollständig verbreiten; sie dürfen dafür von der Medi- enanbieterin kein Entgelt verlangen. 2 Der Bundesrat kann die Verbreitungspflicht ausdehnen auf: a. nicht lineare Medienangebote mit Leistungsauftrag; b. Dienste, die mit einem Medienangebot technisch gekoppelt sind und einen inhaltlichen Bezug zu diesem aufweisen; c. ausländische Medienangebote, die einen besonderen Beitrag zur Bildung, zur kulturellen Entfaltung oder zur freien Mei- nungsbildung leisten. 3 Für die drahtlos-terrestrische Verbreitung von linearen Medienangeboten, die Gegenstand der Konzession der SRG oder einer Leistungsvereinbarung sind, darf die Funkkonzessionärin von den Medienanbieterinnen ein kostendeckendes Entgelt verlangen. Der Bundesrat regelt die anrechenbaren Kosten.

Art. 65 Zuführung und Schnittstellen 1 Die Medienanbieterin ist für die Zuführung ihres Medienangebots bis zum Übergabepunkt zur Fernmeldedienstanbieterin zustän- dig. Sie trägt die entsprechenden Kosten. 2 Der Bundesrat kann offene Schnittstellen vorschreiben und weitere Anforderungen an deren technische Ausgestaltung erlassen sowie deren Ort bestimmen. Er berücksichtigt dabei in angemessener Weise die bereits im Markt vorhandenen Vorrichtungen oder Dienste und räumt angemessene Übergangsfristen ein.

13 SR 614.0 14 SR 784.10 15 SR 784.10

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Art. 66 Aufbereitung 1 Verwenden die Medienanbieterin und die Fernmeldedienstanbieterin für die Aufbereitung des Medienangebots unterschiedliche technische Verfahren, so sorgt die Fernmeldedienstanbieterin im Rahmen des Zumutbaren dafür, dass das Medienangebot, das sie nach Artikel 64 verbreiten muss, mindestens in der dem übrigen Medienangebot entsprechenden Qualität verbreitet wird. 2 Die Fernmeldedienstanbieterin sorgt dafür, dass auf Medienangebote, die sie nach Artikel 64 verbreiten muss, im Rahmen ihrer eigenen technischen Möglichkeiten gleichwertig zum übrigen Medienangebot hingewiesen wird. 3 Die Betreiberinnen und Anbieterinnen von Aufbereitungsdiensten oder -vorrichtungen haben den Medienanbieterinnen alle Aus- künfte zu erteilen und ihnen gegenüber alle Unterlagen offenzulegen, die erforderlich sind, um die Rechte nach Absatz 2 geltend zu machen. 4 Der Bundesrat kann die Bestimmungen über die Aufbereitung auf gekoppelte Dienste und deren Funktionalität ausdehnen.

Art. 67 Einschränkungen Das BAKOM kann die Zuführung und Verbreitung eines Medienangebots ganz oder teilweise einschränken, wenn dieses: a. das für die Schweiz verbindliche internationale Fernmelderecht verletzt; b. die für die Schweiz verbindlichen völkerrechtlichen Vorschriften über inhaltliche Mindestanforderungen, Werbung oder Sponsoring dauernd und schwerwiegend verletzt; oder c. mit einem Sendeverbot nach Artikel 93 Absatz 1 Buchstabe g belegt ist.

Art. 68 Zeitversetztes Fernsehen 1 Als zeitversetztes Fernsehen gilt das von einer Fernmeldedienstanbieterin verbreitete und aufgezeichnete Fernsehprogramm einer Medienanbieterin, welches die Fernmeldedienstanbieterin unter Wahrung der urheberrechtlichen Bestimmungen für ihre Endkundin- nen und Endkunden während einer beschränkten Zeitspanne integral zum Abruf bereithält. 2 Fernmeldedienstanbieterinnen, die zeitversetztes Fernsehen anbieten, dürfen keine Änderungen an den von ihnen aufgezeichneten und verbreiteten linearen schweizerischen Fernsehprogrammen vornehmen. 3 Der Bundesrat kann zur Gewährleistung des Jugendschutzes Bestimmungen zur Zugänglichmachung von schweizerischen Fernseh- programmen im Rahmen des zeitversetzten Fernsehens erlassen. Er berücksichtigt dabei in der Schweiz anerkannte Altersklassifizie- rungssysteme.

Art. 69 Bekanntmachungspflichten der Fernmeldedienstanbieterinnen 1 Der Bundesrat kann Fernmeldedienstanbieterinnen, die Medienangebote verbreiten, dazu verpflichten, dringliche polizeiliche Bekanntmachungen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit oder für die Sicherheit von Personen erforderlich sind, sowie behördliche Alarmmeldungen und Verhaltensanweisungen unverzüglich zu verbreiten. 2 Für den Inhalt ist die Behörde verantwortlich, welche die Verbreitung veranlasst.

Art. 70 Empfangsfreiheit Jede Person ist frei, die an die Allgemeinheit gerichteten, in- und ausländischen Medienangebote zu empfangen. 6. Titel: Indirekte Medienförderung Art. 71 Aus- und Weiterbildung 1 Die KOMEM kann die Aus- und Weiterbildung im Bereich des professionellen Journalismus finanziell unterstützen. 2 Förderbeiträge werden auf Gesuch hin an Aus- und Weiterbildungsinstitutionen ausgerichtet, deren Kursangebot sich an Medien- schaffende elektronischer Medien richtet.

Art. 72 Selbstregulierungsorganisationen der elektronischen Medien 1 Die KOMEM kann die Selbstregulierung der elektronischen Medien finanziell unterstützen. 2 Förderbeiträge werden auf Gesuch hin an nicht gewinnorientierte Organisationen ausgerichtet, welche die Qualität der Angebote im schweizerischen Journalismus fördern.

Art. 73 Nachrichtenagenturen 1 Die KOMEM kann Nachrichtenagenturen finanziell unterstützen. 2 Förderbeiträge werden auf Gesuch hin an nicht gewinnorientierte Organisationen ausgerichtet, deren Tätigkeit in der Grundversor- gung elektronischer Medien mit Informationen besteht.

Art. 74 Innovative IT-Lösungen 1 Die KOMEM kann die Entwicklung und zeitlich begrenzt den Betrieb innovativer digitaler Infrastrukturen unterstützen. 2 Förderbeiträge werden auf Gesuch hin ausgerichtet, sofern die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

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a. Die Infrastruktur ermöglicht oder optimiert die Beschaffung, die Herstellung oder die Verbreitung von journalistischen Inhal- ten oder sie erleichtert die Auffindbarkeit der Inhalte. b. Die Infrastruktur steht allen Medienanbieterinnen offen. c. Die Infrastruktur trägt zur publizistischen Vielfalt bei.

Art. 75 Gemeinsame Bestimmungen 1 Der Bundesrat regelt die Anrechenbarkeit von Kosten und die dafür zu liefernden Nachweise so, dass nur Leistungen zugunsten elektronischer Medien berücksichtigt werden. 2 Er legt den maximalen Anteil an den anrechenbaren Kosten fest; dieser beträgt höchstens 80 Prozent. 3 Er regelt die Vergabekriterien. 4 Die Förderleistungen werden aus dem Ertrag der Abgabe für elektronische Medien entrichtet. 7. Titel: Medienforschung und Statistik Art. 76 1 Die KOMEM und das BAKOM können Aufträge erteilen und auf Gesuch hin Beiträge für wissenschaftliche Forschungsprojekte gewähren, deren Ergebnisse Hinweise insbesondere auf publizistische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Entwicklun- gen der elektronischen Medien liefern und die Auskunft über die publizistischen Leistungen sowie die Nutzung der elektronischen Medien geben. Sie stellen die Forschungsergebnisse so weit als möglich der Öffentlichkeit zur Verfügung. 2 Das BAKOM erstellt eine Statistik in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Statistik. Diese enthält die Angaben, welche die zuständigen Behörden für die Rechtsanwendung und die Übersicht über den Markt benötigen.

8. Titel: Abgabe für elektronische Medien 1. Kapitel: Allgemeines

Art. 77 Grundsätze 1 Der Bund erhebt eine Abgabe, um die Erfüllung des Leistungsauftrags der elektronischen Medien (Art. 93 Abs. 2 BV16) zu finan- zieren. 2 Die Abgabe wird pro Haushalt und pro Unternehmen erhoben. 3 Die Erhebungsstellen der Haushalt- und Unternehmensabgabe überweisen den Nettoertrag an die KOMEM. 4 Der Ertrag und die Verwendung der Abgabe werden in der eidgenössischen Staatsrechnung, mit Ausnahme der dem Bund zu leis- tenden Entschädigungen, nicht ausgewiesen. Nicht verwendete Abgabenanteile werden in der Bundesbilanz ausgewiesen.

Art. 78 Höhe der Abgabe und Verteilung des Ertrags auf die Verwendungszwecke 1 Der Bundesrat legt unter Berücksichtigung der Empfehlung der KOMEM die Beträge für die Verwendungszwecke und die Höhe der Abgabe für elektronische Medien fest. Die Verwendungszwecke sind: a. die Finanzierung des Leistungsauftrags der SRG (Art. 38 Abs. 1); b. die Unterstützung von Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung (Art. 44 Abs. 3); c. die Unterstützung der Aus- und Weiterbildung (Art. 71), von Selbstregulierungsorganisationen der elektronischen Medien (Art. 72), Nachrichtenagenturen (Art. 73) und innovativer IT-Lösungen (Art. 74); d die Aufgaben der Erhebungsstelle, der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) sowie des BAKOM im Zusammenhang mit der Erhebung der Abgabe und der Durchsetzung der Abgabepflicht (Art. 83-86 und 87-91). 2 Der Anteil für den Zweck nach Absatz 1 Buchstabe b beträgt maximal 6 Prozent des Gesamtertrags und nach Absatz 1 Buchstabe c maximal 2 Prozent. 3 Beim Entscheid nach Absatz 1 rechnet der Bundesrat einen allfälligen Ertragsüberschuss aus den Vorjahren sowie die Reserven nach Artikel 39 Absätze 4 und 5 an. 4 Er berücksichtigt bei der Festlegung der Verteilung und der Höhe der Abgabe die Empfehlung des Preisüberwachers. Abweichun- gen von den Empfehlungen sind öffentlich zu begründen. 5 Er überprüft die Höhe der Abgabe alle zwei Jahre. 2. Kapitel: Haushaltabgabe Art. 79 Allgemeine Bestimmungen 1 Die Pflicht der Mitglieder eines Haushalts, die Abgabe zu entrichten, beginnt am ersten Tag des Monats, welcher der Gründung des Haushalts folgt, und endet am letzten Tag des Monats, in welchem der Haushalt aufgelöst wird.

16 SR 101

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2 Massgebend für die Erhebung der Abgabe ist die Haushaltszugehörigkeit, wie sie im kantonalen oder kommunalen Einwohnerregis- ter registriert ist. 3 Der Bundesrat regelt die Periodizität und die Fälligkeit der Abgabe sowie die Verjährung der Abgabepflicht.

Art. 80 Privathaushalte: Abgabepflicht 1 Für jeden Privathaushalt ist eine Abgabe in gleicher Höhe zu entrichten. 2 Die Definition des Privathaushalts richtet sich nach der Gesetzgebung über die Registerharmonisierung. 3 Für die Abgabe eines Privathaushalts haften diejenigen volljährigen Personen solidarisch: a. für die der Haushalt ihr Hauptwohnsitz ist, analog zur Definition der Niederlassungsgemeinde nach Artikel 3 Buchstabe b des Registerharmonisierungsgesetzes vom 23. Juni 200617 (RHG); oder b. die keinen Hauptwohnsitz in der Schweiz haben und für die der Haushalt ihr Nebenwohnsitz ist, analog zur Definition der Aufenthaltsgemeinde nach Artikel 3 Buchstabe c RHG. 4 Die Haftung einer Person erstreckt sich auf die Forderungen aus den Abgabeperioden, bei deren Beginn die Person zum entspre- chenden Haushalt gehört. 5 Verlassen innerhalb des Monats alle volljährigen Personen den Haushalt, dem sie zu Beginn des Monats angehört haben, so gilt der Haushalt am letzten Tag dieses Monats als aufgelöst.

Art. 81 Privathaushalte: Befreiung von der Abgabepflicht 1 Von der Abgabe befreit sind: a. auf ihr Gesuch hin Personen, die jährliche Leistungen nach Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe a des Bundesgesetzes vom 6. Oktober 200618 über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung erhalten; die Befreiung erfolgt rückwirkend auf den Beginn des Bezugs dieser Ergänzungsleistungen, längstens aber für fünf Jahre vor Eingang des Gesuchs bei der Erhebungsstelle; b. Personen, die Vorrechte, Immunitäten und Erleichterungen nach Artikel 2 Absatz 2 des Gaststaatgesetzes vom 22. Juni 200719 (GSG) und den Diplomatenstatus geniessen, wenn sie die schweizerische Staatsbürgerschaft nicht besitzen; der Bun- desrat regelt die Befreiung weiterer Personen, die Vorrechte, Immunitäten und Erleichterungen geniessen und die Mitglieder des Personals der institutionellen Begünstigten nach Artikel 2 Absatz 1 Buchstaben d, e und f GSG sind, wenn sie die schweizerische Staatsbürgerschaft nicht besitzen; c. taubblinde Personen, sofern ihrem Privathaushalt keine abgabepflichtigen Personen angehören. 2 Erfüllt ein Mitglied eines Privathaushalts die Voraussetzungen für die Befreiung nach Absatz 1, so entfällt die Abgabepflicht für alle Mitglieder des betreffenden Haushalts.

Art. 82 Kollektivhaushalte 1 Für jeden Kollektivhaushalt ist eine Abgabe in gleicher Höhe zu entrichten. 2 Die Definition des Kollektivhaushalts richtet sich nach der Gesetzgebung über die Registerharmonisierung. 3 Die Abgabe wird von der privat- oder öffentlich-rechtlichen Trägerschaft des Kollektivhaushalts geschuldet.

Art. 83 Erhebung der Haushaltabgabe 1 Der Bundesrat kann die Erhebung der Abgabe pro Haushalt und die damit verbundenen Aufgaben einer Erhebungsstelle ausserhalb der Bundesverwaltung übertragen. Die Gesetzgebung über das öffentliche Beschaffungsrecht ist anwendbar. 2 Das BAKOM übt die Aufsicht über die Erhebungsstelle aus.

Art. 84 Kompetenzen und Aufgaben der Erhebungsstelle 1 Die Erhebungsstelle kann gegenüber den abgabepflichtigen Personen Verfügungen über die Abgabepflicht erlassen. 2 Sie wird dabei als Behörde im Sinne von Artikel 1 Absatz 2 Buchstabe e des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 196820 über das Verwaltungsverfahren (VwVG) tätig. Sie kann nach Artikel 79 des Bundesgesetzes vom 11. April 188921 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) in Betreibungsverfahren den Rechtsvorschlag beseitigen und gilt als Verwaltungsbehörde im Sinne von Artikel 80 Absatz 2 Ziffer 2 SchKG. 3 Sie darf keine anderen als die ihr nach diesem Gesetz übertragenen wirtschaftlichen Tätigkeiten verfolgen. 4 Sie veröffentlicht jährlich einen Bericht über ihre Tätigkeit sowie ihre Jahresrechnung.

Art. 85 Datenbearbeitung durch die Erhebungsstelle 1 Die Datenbearbeitung und die Aufsicht darüber richten sich nach den für Bundesorgane geltenden Bestimmungen des Bundesgeset- zes vom 19. Juni 199222 über den Datenschutz.

17 SR 431.02 18 SR 831.30 19 SR 192.12 20 SR 172.021 21 SR 281.1 22 SR 235.1

15 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

2 Die Erhebungsstelle kann zur Abklärung der Befreiung nach Artikel 81 Absatz 1 Buchstabe a von der Abgabe Daten bearbeiten, die Rückschlüsse auf die Gesundheit sowie auf Massnahmen der sozialen Hilfe einer Person zulassen. 3 Sie trifft zum Schutz der Daten vor unbefugter Bearbeitung organisatorische und technische Massnahmen. Sie darf Daten, von denen sie aufgrund ihrer Tätigkeit nach diesem Gesetz Kenntnis hat, nur für die Erhebung und das Inkasso der Abgabe bearbeiten; sie darf diese Daten nur zu diesen Zwecken an Dritte weitergeben. 4 Daten, die Rückschlüsse auf die Gesundheit sowie auf Massnahmen der sozialen Hilfe einer Person zulassen, dürfen Dritten nicht bekanntgegeben werden. Sie dürfen bei Dritten inhaltlich verschlüsselt gespeichert werden. Die Verschlüsselung darf nur durch die Erhebungsstelle aufgehoben werden. 5 Personen, die Wartungs-, Unterhalts- oder Programmieraufgaben wahrnehmen, dürfen Daten nach Absatz 3 in den Informationssys- temen bearbeiten, wenn dies zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist und die Datensicherheit gewährleistet ist. Die Daten dürfen dabei inhaltlich nicht verändert werden. 6 Werden die Aufgaben nach Artikel 83 einer anderen Erhebungsstelle übertragen, so muss die aktuelle Erhebungsstelle der Nachfol- gerin die für die Erhebung der Abgabe und das Inkasso notwendigen Daten rechtzeitig und unentgeltlich in elektronischer Form übergeben. Nach erfolgter Übergabe muss sie die nicht mehr benötigten Daten vernichten.

Art. 86 Bezug der Daten zu Haushalten 1 Die Erhebungsstelle bezieht die zur Erhebung der Abgabe notwendigen Daten zu den Haushalten und den zugehörigen Personen aus folgenden Registern: a. den Einwohnerregistern (Art. 2 Abs. 2 Bst. a RHG23); b. dem Informationssystem Ordipro des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (Art. 2 Abs. 1 Bst. c RHG). 2 Sie bezieht die Daten über die Informatik- und Kommunikationsplattform des Bundes nach Artikel 10 Absatz 3 RHG. 3 Die Kantone und Gemeinden stellen der Erhebungsstelle die Daten aus ihren Einwohnerregistern in der erforderlichen Aufbereitung und Periodizität auf der Informations- und Kommunikationsplattform des Bundes in verschlüsselter Form zur Verfügung. 4 Die Erhebungsstelle kann die Versichertennummer nach Artikel 50c des Bundesgesetzes vom 20. Dezember 194624 über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVG) systematisch verwenden: a. zur Erfüllung ihrer Aufgaben im Zusammenhang mit der Erhebung der Abgabe; b. bei Rückfragen an Gemeinden und Kantone zu gelieferten Daten. 5 Der Bundesrat bestimmt, welche Daten die Erhebungsstelle nach Absatz 1 beziehen kann. Er regelt die Einzelheiten betreffend den Umfang und die Aufbereitung der Daten sowie die Periodizität der Datenlieferungen. 3. Kapitel: Unternehmensabgabe Art. 87 Abgabepflicht der Unternehmen 1 Abgabepflichtig ist ein Unternehmen, wenn es in der im vorangegangenen Kalenderjahr abgeschlossenen Steuerperiode nach Arti- kel 34 des Mehrwertsteuergesetzes vom 12. Juni 200925 (MWSTG) den vom Bundesrat festgelegten Mindestumsatz erreicht hat. 2 Als Unternehmen gilt, wer Sitz, Wohnsitz oder Betriebsstätte in der Schweiz hat und bei der ESTV im Register der mehrwertsteu- erpflichtigen Personen eingetragen ist. 3 Als Umsatz gilt der von einem Unternehmen erzielte, gemäss MWSTG zu deklarierende Gesamtumsatz ohne Mehrwertsteuer, unabhängig von seiner mehrwertsteuerlichen Qualifikation. Bei Anwendung der Gruppenbesteuerung ist der Gesamtumsatz der Mehrwertsteuergruppe massgebend. 4 Der Bundesrat kann vorsehen, dass Dienststellen von Gemeinwesen und Unternehmen sich für die Unternehmensabgabe zusam- menschliessen können, sofern sie die Voraussetzungen nach Artikel 12 Absatz 2 beziehungsweise 13 MWSTG erfüllen. 5 Der Bundesrat legt den Mindestumsatz so fest, dass kleine Unternehmen von der Abgabe befreit sind. 6 Die Höhe der Abgabe richtet sich nach dem Umsatz. Der Bundesrat legt mehrere Umsatzstufen mit je einem Tarif pro Stufe fest (Tarifkategorien). 7 Der Bundesrat kann für Unternehmen in der tiefsten Tarifkategorie, die im Abgabejahr einen Verlust oder einen geringen Gewinn erzielen, die Rückerstattung der geleisteten Abgabe vorsehen.

Art. 88 Erhebung der Unternehmensabgabe 1 Die ESTV erhebt die Abgabe. 2 Sie stuft jedes abgabepflichtige Unternehmen jährlich in eine Tarifkategorie ein und stellt die Abgabe in Rechnung. 3 Liegen für ein Unternehmen keine oder offensichtlich ungenügende Abrechnungen der Mehrwertsteuer vor, so stuft die ESTV es nach Ermessen ein. 4 Ist die Einstufung in eine Tarifkategorie für die im vorangegangenen Kalenderjahr abgeschlossene Steuerperiode vorläufig nicht möglich, so erhebt die ESTV die Abgabe erst, wenn die Tarifkategorie bestimmt ist.

23 SR 431.02 24 SR 831.10 25 SR 641.20

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5 Gesuche um Rückerstattungen nach Artikel 87 Absatz 7 sind auf dem von der ESTV vorgegebenen elektronischen Formular einzu- reichen.

Art. 89 Fälligkeit, Verjährung und Vollstreckung 1 Die Abgabe wird jeweils 60 Tage, nachdem die Rechnung gestellt wurde, fällig. Bei verspäteter Zahlung ist ohne Mahnung ein Verzugszins von fünf Prozent pro Jahr geschuldet. 2 Erhebt die abgabepflichtige Person Rechtsvorschlag, so erlässt die ESTV eine Verfügung über die Höhe der geschuldeten Abgabe und beseitigt gleichzeitig den Rechtsvorschlag nach Artikel 79 SchKG26. 3 Bestreitet die abgabepflichtige Person die Forderung, so unterbleibt die endgültige Kollokation, bis eine rechtskräftige Verfügung vorliegt. 4 Die ESTV kann die geschuldete Abgabe mit Vergütungen der Mehrwertsteuer verrechnen. 5 Die Abgabe verjährt innerhalb von fünf Jahren nach der Fälligkeit. 6 Für die Sicherstellung der Abgabe gelten die Artikel 93–95 MWSTG27. Für die Mithaftung und die Nachfolge gelten die Artikel 15 und 16 MWSTG. 7 Das Verfahren richtet sich nach dem VwVG28.

Art. 90 Berichterstattung durch die ESTV 1 Die ESTV hat ihre Tätigkeit für die Erhebung der Abgabe in der Buchhaltung von ihren übrigen Tätigkeiten zu trennen. 2 Sie veröffentlicht jährlich die Jahresrechnung und einen Bericht über ihre Tätigkeit im Zusammenhang mit der Erhebung der Abga- be.

Art. 91 Datenbearbeitung und Geheimhaltung 1 Die ESTV kann die zur Erfüllung der Aufgaben nach diesem Gesetz erforderlichen Daten bearbeiten. Es gelten die Bestimmungen des MWSTG29 zur Datenbearbeitung. 2 Die Geheimhaltungspflicht und die entsprechenden Ausnahmen nach Artikel 74 MWSTG gelten auch im Rahmen der Erhebung und des Bezugs der Abgabe. 9. Titel: Kommission für elektronische Medien Art. 92 Zusammensetzung 1 Die Kommission für elektronische Medien (KOMEM) besteht aus fünf bis sieben unabhängigen Sachverständigen. 2 Der Bundesrat wählt die Mitglieder und bestimmt das Präsidium. 3 Der KOMEM nicht angehören dürfen: a. Mitglieder der Bundesversammlung; b. Personal der zentralen und dezentralen Bundesverwaltung; c. Mitglieder von Organen und Angestellten der SRG sowie von Unternehmen, die diese beherrscht; d. Mitglieder von Organen und Angestellten einer schweizerischen Medienanbieterin, die eine Leistungsvereinbarung mit der KOMEM abgeschlossen hat, sich um eine solche bewirbt oder in den letzten zwei Kalenderjahren beworben hat, sowie von Unternehmen, welche die Medienanbieterin beherrscht. 4 Entscheidet sich ein Mitglied der KOMEM dafür, eine Funktion nach Absatz 3 anzutreten, so scheidet es spätestens vier Monate, nachdem die Unvereinbarkeit festgestellt wurde, aus der KOMEM aus.

Art. 93 Aufgaben 1 Die KOMEM erfüllt die Aufgaben nach diesem Gesetz, die nicht ausdrücklich einer anderen Behörde übertragen sind. Zu ihren Aufgaben gehören insbesondere: a. die Erteilung der Konzession an die SRG (Art. 21); b. der Abschluss von Leistungsvereinbarungen mit anderen Medienanbieterinnen (Art. 46); c. die Aufsicht über die Erfüllung der Leistungsaufträge (Art. 43 und 59); d. die allgemeine Aufsicht (Art. 97); e. die Finanzaufsicht (Art. 44 und 60); f. die Erteilung von Subventionen für die indirekte Medienförderung (Art. 71–74); g. das Aussprechen von Sendeverboten (Art. 111 Abs. 4). 2 Die KOMEM erstattet dem Bundesrat jährlich einen Bericht über ihre Tätigkeit.

26 SR 281.1 27 SR 641.20 28 SR 172.021 29 SR 641.20

17 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

3 Sie veröffentlicht jährlich einen konsolidierten Finanzbericht über den Ertrag und die Verwendung der Abgabe für elektronische Medien. Der Bundesrat regelt die Einzelheiten.

Art. 94 Unabhängigkeit Die KOMEM ist unabhängig und an keine Weisungen gebunden.

Art. 95 Organisation 1 Die KOMEM organisiert sich selbst. 2 Sie verfügt über ein eigenes Sekretariat. 3 Sie erlässt ein Reglement über ihre Organisation und ihre Geschäftsführung. Sie kann den Erlass vorsorglicher Massnahmen und Entscheide von untergeordneter Tragweite an einen Ausschuss oder an das Sekretariat delegieren. 4 Die KOMEM ist administrativ dem UVEK zugeordnet.

Art. 96 Sekretariat 1 Die KOMEM regelt die Aufgaben des Sekretariats in ihrem Reglement. 2 Die Direktion wird von der KOMEM gewählt; die Wahl bedarf der Genehmigung durch den Bundesrat. 3 Die Geschäftsleitung ist für das Sekretariat verantwortlich. Sie bestimmt das Personal. 4 Das Sekretariat bereitet die Geschäfte der KOMEM vor. Insbesondere holt es Auskünfte ein, organisiert Ausschreibungen, leitet Verhandlungen, führt Untersuchungen durch und erlässt die notwendigen verfahrensleitenden Verfügungen. Es stellt der KOMEM Antrag und vollzieht ihre Entscheide. Es verkehrt mit Beteiligten, Dritten und Behörden direkt. 5 Das Arbeitsverhältnis der Sekretariatsmitglieder richtet sich nach der Personalgesetzgebung des Bundes.

10. Titel: Aufsicht und Rechtsschutz 1. Kapitel: Allgemeine Aufsicht

Art. 97 Grundsätze 1 Soweit dieses Gesetz nichts anderes vorsieht, wacht die KOMEM darüber, dass dieses Gesetz und die Ausführungsbestimmungen sowie die einschlägigen internationalen Übereinkommen eingehalten werden. 2 Aufsichtsmassnahmen, die sich auf die Produktion und die Vorbereitung der Medienangebote beziehen, sowie reine Zweckmässig- keitskontrollen sind nicht zulässig. 3 Soweit dieses Gesetz nichts anderes vorsieht, sind die Bestimmungen des VwVG30 anwendbar.

Art. 98 Aufzeichnung und Aufbewahrung von Medienangeboten 1 Anbieter schweizerischer Medienangebote müssen alle Medienangebote aufzeichnen und die Aufzeichnungen sowie die betreffen- den Materialien und Unterlagen während mindestens vier Monaten aufbewahren. 2 Der Bundesrat regelt die Dauer und den Umfang der Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflicht für nicht lineare Medienangebote unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten und der Zumutbarkeit. 3 Wird innerhalb der Aufbewahrungsfrist bei der Ombudsstelle eine Beanstandung eingereicht oder bei der UBI Beschwerde erhoben oder wird von Amtes wegen ein Aufsichtsverfahren eröffnet, so müssen die betreffenden Aufzeichnungen, Materialien und Unterla- gen bis zum Abschluss des Verfahrens aufbewahrt werden.

Art. 99 Auskunftspflicht 1 Die Medienanbieterinnen sind verpflichtet, der zuständigen Behörde unentgeltlich Auskünfte zu erteilen und dieser die Akten herauszugeben, die sie im Rahmen ihrer Regulierungs- und Aufsichtstätigkeit benötigt. 2 Der Auskunftspflicht unterliegen auch juristische und natürliche Personen: a. an denen die Medienanbieterin namhaft beteiligt ist oder die an der Medienanbieterin namhaft beteiligt sind und die im Markt der elektronischen Medien oder in verwandten Märkten tätig sind; b. die für die Medienanbieterin Werbung oder Sponsoring akquirieren; c. die für die Medienanbieterin den Hauptteil des Medienangebots produzieren; d. die ein öffentliches Ereignis nach Artikel 10 organisieren; e. die zur Verbreitung von Medienangeboten verpflichtet sind oder Medienangebote aufbereiten. 3 Das Recht zur Verweigerung der Auskunft oder der Aktenherausgabe richtet sich nach Artikel 16 VwVG31.

30 SR 172.021 31 SR 172.021

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Art. 100 Massnahmen bei Rechtsverletzungen Stellen die Aufsichtsbehörden im Rahmen ihrer allgemeinen Aufsicht eine Rechtsverletzung fest, so können sie von der für die Verletzung verantwortlichen natürlichen oder juristischen Person verlangen: a. den Mangel zu beheben und Massnahmen zu treffen, damit die Verletzung sich nicht wiederholt; b. sie über die getroffenen Vorkehrungen zu informieren; c. dem Bund die Einnahmen abzuliefern, die durch die Verletzung erzielt wurden.

Art. 101 Verwaltungssanktionen 1 Die Aufsichtsbehörden können mit einem Betrag bis zu zehn Prozent des in den letzten drei Geschäftsjahren durchschnittlich in der Schweiz erzielten Jahresumsatzes belasten, wer: a. gegen eine rechtkräftige Verfügung der Aufsichtsbehörde oder einen rechtskräftigen Entscheid der Rechtsmittelbehörde verstösst; b. Vorschriften über Werbung und Sponsoring verletzt, die in diesem Gesetz (Art. 7, 8, 13–19 und 27), den Ausführungsbe- stimmungen oder den einschlägigen internationalen Übereinkommen enthalten sind; c. die Vorschriften über die Verbreitungspflicht (Art. 64) verletzt; d. das Kurzberichterstattungsrecht bei öffentlichen Ereignissen (Art. 10) nicht gewährt; e. den freien Zugang zu Ereignissen von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung (Art. 11) nicht gewährt. 2 Mit einem Betrag bis zu 10 000 Franken kann belastet werden, wer einer der folgenden Pflichten nicht, verspätet oder unvollständig nachkommt oder dabei eine falsche Angabe macht: a. Bekanntmachungspflichten (Art. 20 Abs. 4 und 69); b. Auskunftspflicht (Art. 99); c. Pflicht zur Berichterstattung (Art. 42 und 58); d. Pflicht zur Aufzeichnung und Aufbewahrung von Medienangeboten (Art. 98).

Art. 102 Information der Öffentlichkeit 1 Die Aufsichtsbehörden informieren die Öffentlichkeit über ihre Tätigkeit. Sie können ihre Entscheide veröffentlichen und im Ab- rufverfahren zugänglich machen. 2 Sie dürfen keine Geschäftsgeheimnisse preisgeben.

Art. 103 Datenschutz 1 Die Aufsichtsbehörden können besonders schützenswerte Daten bearbeiten, wenn dies zur Erfüllung der Aufgaben nach diesem Gesetz notwendig ist. 2 Die Datenbearbeitung der Aufsichtsbehörden und die Aufsicht darüber richten sich nach den für Bundesorgane geltenden Bestim- mungen des Bundesgesetzes vom 19. Juni 199232 über den Datenschutz.

2. Kapitel: Aufsicht über den Inhalt von Medienbeiträgen und Recht auf Aufnahme in das Medienangebot 1. Abschnitt: Beanstandungsverfahren bei der Ombudsstelle

Art. 104 Beanstandung 1 Jede Person kann bei der zuständigen Ombudsstelle (Art. 117) Folgendes beanstanden: a. den Inhalt eines veröffentlichten Medienbeitrags wegen Verletzung der Artikel 7, 8 und 20 Absatz 1; b. die Weigerung einer Medienanbieterin, bestimmte Darbietungen oder Informationen in ihr Medienangebot aufzunehmen, so- fern ein verfassungs- oder menschenrechtlicher Anspruch darauf besteht (Recht auf Aufnahme in das Medienangebot). 2 Die Beanstandung muss innerhalb von zwanzig Tagen nach der Veröffentlichung des betreffenden Medienbeitrags oder nach der Verweigerung der Aufnahme in das Medienangebot eingereicht werden. 3 Bezieht sich die Beanstandung auf mehrere Medienbeiträge, so beginnt die Frist mit der Veröffentlichung des letzten Beitrags. Beiträge, die länger als drei Monate vor dem letzten veröffentlicht wurden, können nicht beanstandet werden. 4 Die Beanstandung ist schriftlich einzureichen, kurz zu begründen und, sofern sie nicht lineare Medienbeiträge betrifft, zu dokumen- tieren.

Art. 105 Behandlung 1 Die Ombudsstelle prüft die Beanstandung und vermittelt zwischen den Beteiligten. Dabei kann sie insbesondere: a. die Angelegenheit mit der betreffenden Medienanbieterin besprechen oder ihr in leichten Fällen zur direkten Erledigung überweisen; b. eine direkte Begegnung zwischen den Beteiligten organisieren;

32 SR 235.1

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c. Empfehlungen an die Medienanbieterin abgeben. 2 Die Ombudsstelle hat keine Entscheidungs- oder Weisungsbefugnis. 3 Sie orientiert die Beteiligten über die Zuständigkeiten, das massgebende Recht und den Rechtsweg. 4 Spätestens 40 Tage, nachdem die Beanstandung eingereicht wurde, schliesst die Ombudsstelle das Verfahren ab und informiert die Beteiligten schriftlich über das Ergebnis. 5 Mit dem Einverständnis der Beteiligten kann die Angelegenheit mündlich beigelegt werden. 6 Nach dem Abschluss des Verfahrens stellt die Ombudsstelle der Medienanbieterin Rechnung. Auf Antrag der Ombudsstelle oder der Medienanbieterin kann die UBI im Falle einer mutwilligen Beanstandung die Verfahrenskosten der Person auferlegen, welche die Beanstandung eingereicht hat. 2. Abschnitt: Beschwerdeverfahren bei der unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medien Art. 106 Beschwerdegegenstand und -grund Bei der unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medien (UBI) kann gegen den Inhalt von Medienbeiträgen und gegen die Verweigerung der Aufnahme in das Medienangebot aus denselben Gründen Beschwerde geführt werden, die nach Artikel 104 Ab- satz 1 zur Beanstandung berechtigen.

Art. 107 Beschwerderecht 1 Beschwerde gegen den Inhalt eines Medienbeitrags können führen: a. jede Person, die eine enge Beziehung zum Inhalt nachweist und die am Beanstandungsverfahren vor der Ombudsstelle betei- ligt war; b. natürliche Personen, die keine enge Beziehung zum Inhalt nachweisen, sofern: 1. sie mindestens 20 an der Zahl sind, 2. sie mindestens 18 Jahre alt sind, 3. sie über das Schweizer Bürgerrecht oder eine Niederlassungs- oder Aufenthaltsbewilligung verfügen, 4. mindestens eine von ihnen am Beanstandungsverfahren vor der Ombudsstelle beteiligt war; c. das UVEK; d. die KOMEM. 2 Beschwerde wegen Verweigerung der Aufnahme in das Medienangebot kann führen, wer erfolglos den Zugang verlangt hat und am Beanstandungsverfahren vor der Ombudsstelle beteiligt war.

Art. 108 Frist und Form der Beschwerde 1 Die Beschwerde ist innerhalb von dreissig Tagen nach Erhalt des Berichts der Ombudsstelle über das Ergebnis des Beanstandungs- verfahrens bei der UBI schriftlich einzureichen. Der Bericht der Ombudsstelle ist beizulegen. 2 Für Beschwerden des UVEK und der KOMEM läuft die Frist ab der Veröffentlichung des betreffenden Medienbeitrags. 3 In der Beschwerde muss kurz begründet werden, worin die geltend gemachte Rechtsverletzung besteht.

Art. 109 Unzulässigkeit vorsorglicher Massnahmen Im Verfahren vor der UBI sind keine vorsorglichen Massnahmen zulässig.

Art. 110 Eintreten und Schriftenwechsel 1 Besteht ein öffentliches Interesse an einem Entscheid, so tritt die UBI auch auf fristgemäss erhobene Beschwerden ein, die nicht alle formellen Voraussetzungen erfüllen. In diesem Fall haben die Beschwerdeführer keine Parteirechte. 2 Die UBI lädt die Medienanbieterin zur Stellungnahme ein, es sei denn, die Beschwerde ist offensichtlich unzulässig oder unbegrün- det. 3 Sie kann die Behandlung einer Beschwerde ablehnen oder sistieren, sofern zivil- oder strafrechtliche Rechtsbehelfe offenstehen oder unbenützt geblieben sind oder in der gleichen Angelegenheit ein Verwaltungsverfahren durchgeführt wird.

Art. 111 Entscheid 1 Die Beratungen der UBI sind öffentlich, es sei denn, schützenswerte Privatinteressen stehen dem entgegen. 2 Die UBI stellt fest, ob das Recht im Rahmen der zulässigen Beschwerdegründe verletzt wurde. 3 Sie kann der KOMEM beantragen, dass diese die Konzession oder die Leistungsvereinbarung mit Auflagen ergänzt oder die Leis- tungsvereinbarung kündigt (Art. 45 Abs. 2 und 61). 4 Bei wiederholten schweren Verstössen gegen die Pflichten nach den Artikeln 7 und 8 in Fernsehprogrammen ohne Leistungsauftrag kann sie bei der KOMEM ein Sendeverbot beantragen (Art. 93).

Art. 112 Kosten 1 Das Verfahren vor der UBI ist kostenlos.

20 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

2 Für mutwillige Beschwerden können der Beschwerde führenden Person Verfahrenskosten auferlegt werden. 3. Abschnitt: Unabhängige Beschwerdeinstanz für elektronische Medien Art. 113 Zusammensetzung 1 Die UBI besteht aus neun nebenamtlichen Mitgliedern. 2 Der Bundesrat wählt die Mitglieder der Beschwerdeinstanz und bestimmt das Präsidium. 3 Der Beschwerdeinstanz nicht angehören dürfen: a. Mitglieder der Bundesversammlung; b. Personal der zentralen und dezentralen Bundesverwaltung; c. Mitglieder von Organen sowie Angestellte schweizerischer Medienunternehmen. 4 Entscheidet sich ein Mitglied der UBI dafür, eine Funktion nach Absatz 3 anzutreten, so scheidet es spätestens vier Monate, nach- dem die Unvereinbarkeit festgestellt wurde aus der UBI aus.

Art. 114 Unabhängigkeit Die UBI ist unabhängig und an keine Weisungen gebunden.

Art. 115 Organisation 1 Die UBI organisiert sich selbst. 2 Sie erlässt ein Reglement über ihre Organisation und Geschäftsführung. Dieses bedarf der Genehmigung durch den Bundesrat. 3 Die UBI verfügt über ein eigenes Sekretariat. Sie regelt dessen Aufgaben im Reglement nach Absatz 2. 4 Das Dienstverhältnis des Sekretariatspersonals richtet sich nach der Personalgesetzgebung des Bundes.

Art. 116 Tätigkeitsbericht Die UBI erstattet dem Bundesrat jährlich Bericht über ihre Tätigkeit. 4. Abschnitt: Ombudsstellen Art. 117 1 Die UBI bestimmt für den deutschen, den französischen, den italienischen und den rätoromanischen Sprachraum je eine unabhängi- ge Ombudsstelle. 2 Die Ombudsstellen stehen unter der Aufsicht der UBI. 3. Kapitel: Rechtsschutz Art. 118 1 Der Rechtsschutz richtet sich nach den allgemeinen Bestimmungen über die Bundesrechtspflege. 2 Verfügungen der Erhebungsstelle können mit Beschwerde beim BAKOM angefochten werden. 3 Gegen Entscheide der UBI kann direkt Beschwerde beim Bundesgericht geführt werden. 11. Titel: Verwaltungsgebühren Art. 119 1 Die zuständigen Behörden erheben Verwaltungsgebühren, insbesondere für: a. die Erteilung, Änderung und Aufhebung der Konzession; b. Aufsichtsentscheide; c. den Erlass von Verfügungen, mit Ausnahme von Absatz 2; d. die Behandlung von Anfragen; e. die Behandlung von mutwilligen Beschwerden nach Artikel 112 Absatz 2. 2 Keine Verwaltungsgebühr wird erhoben: a. bei Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung nach Artikel 46, soweit es um den Aufwand für den Abschluss, die Änderung oder die Aufhebung der Leistungsvereinbarung geht und es sich dabei nicht um eine aufsichtsrechtliche Massnah- me handelt; b. für Verfügungen, die einzig eine Subvention zum Inhalt haben.

21 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

3 Die zuständige Behörde kann die Gebühr dennoch erheben, wenn die Anbieterin bzw. die Verfügungsempfängerin oder der Verfü- gungsempfänger durch ihr oder sein Verhalten ausserordentlichen Aufwand verursacht. 4 Der Bundesrat legt die Gebührensätze fest. Er strebt die vollständige Deckung der Kosten durch den Gebührenertrag an. Bei Medi- enanbieterinnen mit werbefreiem Angebot oder geringen Einnahmen sieht er reduzierte Gebühren vor. 5 Die zuständige Behörde kann von dem oder der Gebührenpflichtigen eine angemessene Sicherheit verlangen.

12. Titel: Schlussbestimmungen 1. Kapitel: Vollzug sowie Aufhebung und Änderung anderer Erlasse

Art. 120 Vollzug 1 Der Bundesrat erlässt die Ausführungsbestimmungen. Ausgenommen sind Ausführungsbestimmungen zu Inhalt, Umfang und Erfüllung von publizistischen Leistungen der SRG und der Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung. 2 Er kann den Erlass der administrativen und technischen Vorschriften dem UVEK übertragen.

Art. 121 Internationale Verträge Der Bundesrat kann die Kompetenz, internationale Verträge administrativen oder technischen Inhalts selbstständig abzuschliessen, dem UVEK oder dem BAKOM übertragen.

Art. 122 Aufhebung und Änderung anderer Erlasse Die Aufhebung und Änderung anderer Erlasse wird im Anhang geregelt. 2. Kapitel: Übergangsbestimmungen Art. 123 Konzessionen nach bisherigem Recht 1 Die Konzession der SRG sowie andere Konzessionen mit Leistungsauftrag und Abgabenanteil, die nach Artikel 38 des Bundesge- setzes vom 24. März 200633 über Radio und Fernsehen (RTVG) erteilt wurden, gelten bis zu ihrem Ablauf. 2 Der Bundesrat kann die Konzession der SRG um längstens zwei Jahre ab Inkrafttreten dieses Gesetzes verlängern, das UVEK die übrigen Konzessionen. 3 Veranstalter mit Leistungsauftrag und Abgabenanteil können auf ihre Konzession jederzeit verzichten. 4 Solange eine Konzession weiter gilt, untersteht sie dem RTVG.

Art. 124 Funkkonzessionen Eine Funkkonzession zur analogen drahtlos-terrestrischen Verbreitung, die an Veranstalter nach Artikel 123 erteilt wurde, gilt gleich lang wie die entsprechende Veranstalterkonzession.

Art. 125 Verwendung der Abgabe für elektronische Medien 1 Solange die Konzessionen nach Artikel 123 weiterhin gelten, werden die darin vorgesehenen Leistungsaufträge und die Untertite- lung nach bisherigem Recht (Art. 68a Abs. 1 Bst. a, b und e RTVG) aus dem Ertrag der Abgabe für elektronische Medien finanziert. 2 Die KOMEM gibt dem Bundesrat für die ersten zwei Jahren ab dem Inkrafttreten dieses Gesetzes keine Empfehlung betreffend den für die Abgabehöhe massgebenden Bedarf ab (Art. 78 Abs. 1). 3 Sind bei der ersten Festlegung der Höhe der Abgabe für elektronische Medien noch Mittel aus der Radio- und Fernsehabgabe vorhanden, so werden diese in das neue System überführt und angerechnet.

Art. 126 Hängige Aufsichtsverfahren Die nach bisherigem Recht zuständigen Behörden beurteilen nach bisherigem Recht einschliesslich des bisherigen Verfahrensrechts Aufsichtsverfahren, die: a. im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Gesetzes hängig sind; oder b. während der Weitergeltung der bisherigen Konzessionen nach Artikel 123 einzuleiten sind.

33 AS 2007 737, 2010 371, 2015 3977, 2016 689 2131

22 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

3. Kapitel: Referendum und Inkrafttreten

Art. 127 1 Dieses Gesetz untersteht dem fakultativen Referendum. 2 Der Bundesrat bestimmt das Inkrafttreten.

23 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

Anhang (Art. 116)

I Das Bundesgesetz vom 24. März 200634 über Radio und Fernsehen wird aufgehoben.

II Die nachstehenden Bundesgesetze werden wie folgt geändert:

1. Behindertengleichstellungsgesetz vom 13. Dezember 200235

Art. 9 Abs. 3 Bst. d Ziff. 3 Aufgehoben

2. Bundesgerichtsgesetz vom 17. Juni 200536

Art. 83 Bst. p Einleitungssatz Die Beschwerde ist unzulässig gegen: p. Entscheide des Bundesverwaltungsgerichts auf dem Gebiet des Fernmeldeverkehrs sowie der Post betreffend:

Art. 86 Abs. 1 Bst. c 1 Die Beschwerde ist zulässig gegen Entscheide: c. der unabhängigen Beschwerdeinstanz für elektronische Medien;

3. Bundesgesetz über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte vom 9. Oktober 199237

Art. 22a Abs. 1 Einleitungssatz 1 Die folgenden Rechte an Archivwerken von Sendeunternehmen können unter Vorbehalt von Absatz 3 nur über zugelassene Ver- wertungsgesellschaften geltend gemacht werden:

Art. 24b Abs. 1 1 Gegenüber den Sendeunternehmen kann das Vervielfältigungsrecht an nicht-theatralischen Werken der Musik bei der Verwendung von im Handel erhältlichen Ton- und Tonbildträgern zum Zweck der Sendung nur über eine zugelassene Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden.

4. Filmgesetz vom 14. Dezember 200138

Art. 15 Abs. 2 2 Einnahmen aus der Abgabe zur Förderung der Angebotsvielfalt, Beiträge von Anbieterinnen von Fernsehprogrammen sowie allfäl- lige Leistungen und Zuwendungen Dritter werden in der Finanzrechnung vereinnahmt und zweckgebunden für die Filmförderung verwendet.

Art. 19 Abs. 3 3 Ausgenommen ist die Verwertung durch Fernsehveranstalter in Programmen nach Artikel 3 Buchstabe e des Bundesgesetzes vom xx39 über elektronische Medien.

5. Mehrwertsteuergesetz vom 12. Juni 200940

Art. 25 Abs. 2 Bst. b 2 Der reduzierte Steuersatz von 2,5 Prozent findet Anwendung: b. auf den Dienstleistungen, die Medienanbieterinnen mit Konzession oder mit Leistungsvereinbarung gestützt auf den Leis- tungsauftrag nach dem Bundesgesetz vom xx41 über elektronische Medien erbringen;

34 AS 2007 737, 2010 371, 2015 3977, 2016 689 2131 35 SR 151.3 36 SR 173.110 37 SR 231.1 38 SR 443.1 39 SR … 40 SR 641.20 41 SR …

24 Gesetz über elektronische Medien AS 2018

Art. 75 Abs. 2 2 Die Verwaltungsbehörden des Bundes und die autonomen eidgenössischen Anstalten und Betriebe sowie alle sonstigen nicht in Absatz 1 genannten Behörden der Kantone, Bezirke, Kreise und Gemeinden sind gegenüber der ESTV auskunftspflichtig, sofern die verlangten Auskünfte für die Durchführung dieses Gesetzes, für die Einforderung der Steuer gemäss diesem Gesetz sowie für die Erhebung der Unternehmensabgabe nach dem Bundesgesetz vom xx42 über elektronische Medien von Bedeutung sein können; die Auskunftserteilung hat kostenlos zu erfolgen. Auf Wunsch sind der ESTV Unterlagen kostenlos zuzustellen.

Art. 88 Abs. 2 Bst. d 2 Vorbehalten bleibt: d. die Verrechnung dieses Überschusses mit geschuldeten Abgaben nach Artikel 84 Absatz 4 des Bundesgesetzes vom xx43 über elektronische Medien.

6. Alkoholgesetz vom 21. Juni 193244 [in Revision]

Art. 42b Abs. 3 Bst. a 3 Verboten ist die Werbung für gebrannte Wasser: a. in elektronischen Medien nach Massgabe des Bundesgesetzes vom xx45 über elektronische Medien sowie im Radio;

7. Fernmeldegesetz vom 30. April 199746

Art. 2 Dieses Gesetz regelt die fernmeldetechnische Übertragung von Informationen, einschliesslich der Übertragung von Medienangebo- ten, soweit das Gesetz vom xx47 über elektronische Medien (BGeM) nichts anderes bestimmt.

8. Lebensmittelgesetz vom 20. Juni 201448

Art. 14 Abs. 3 Bst. a 3 Vorbehalten bleiben Abgabe- und Werbebeschränkungen nach den folgenden Gesetzen: a. Bundesgesetz vom xx49 über elektronische Medien;

42 SR … 43 SR ... 44 SR 680 45 SR … 46 SR 784.10 47 SR … 48 SR 817.0 49 SR …

25 Schweizerische Eidgenossenschaft Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements Confédération suisse für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

Bern, 21. Juni 2018

Adressaten : die politischen Parteien die Dachverbände der Gemeinden, Städte und Berggebiete die Dachverbände der Wirtschaft die interessierten Kreise

Neues Bundesgesetz über elektronische Medien; Eröffnung des Vemehmlassungsverfahrens

Sehr geehrte Damen und Herren

Der Bundesrat hat am 20. Juni 2018 das UVEK beauftragt, bei den Kantonen, den politischen Parteien, den gesamtschweizerischen Dachverbänden der Gemeinden, Städte und Berggebiete, den gesamtschweizerischen Dachverbänden der Wirtschaft und den interessierten Kreisen zum Entwurf eines neuen Bundesgesetzes über elektronische Medien ein Vemehmlassungsverfahren durchzuführen.

Die Vernehmlassungsfrist dauert bis am 15. Oktober 2018.

Mit dem neuen Gesetz soll das bestehende Bundesgesetz über Radio und Fernse ­ hen (RTVG) abgelöst werden. Diese Neuordnung drängt sich auf, da die fortschrei­ tende Digitalisierung zu einer Veränderung der Medienangebote und -nutzung ge­ führt hat und sich das auf lineare Femseh- und Radioprogramme beschränkte RTVG vor diesem Hintergrund als veraltet erweist. Das neue Gesetz soll die Möglichkeit er ­ öffnen, dass künftig neben Radio und Fernsehen auch Online-Medien zum medialen Service public beitragen und gefördert werden können. An einem umfassenden Ser- vice-public-Auftrag für die SRG wird festgehalten, daneben sollen wie bis anhin an­ dere private Medienanbieterinnen für demokratierelevante Medienangebote unter­ stützt werden. Für die Erteilung der Leistungsaufträge und die Aufsicht darüber soll eine neue staatsunabhängige Kommission geschaffen werden. All dies soll letztlich einer vielfältigen, umfassenden und qualitativ hochstehenden Schweizer Medienland ­ schaft dienen.

Die folgenden Vernehmlassungsunterlagen können bezogen werden über die Inter­ netadresse http://www.admin.ch/ch/d/qg/pc/pendent-html: • Vorlage • Bericht • Fragebogen • Adressatenliste.

Bundeshaus Nord, 3003 Bern www.uvek.admin.ch Wir sind bestrebt, die Dokumente im Sinne des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG; SR 151.3) barrierefrei zu publizieren. Wir ersuchen Sie daher, Ihre Stellung­ nahme und den Fragebogen wenn möglich elektronisch (bitte nebst einer PDF-Ver- sion auch eine Word-Version) innert der Vemehmlassungsfristan folgende Email- Adresse zu senden:

[email protected]

Für Rückfragen und allfällige Informationen stehen Ihnen Susanne Marxer ([email protected] / Tel. 058 460 59 48) und Bettina Nyffeler ([email protected] / Tel. 058 460 58 68) zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Doris Leuthard Bundesrätin Liste der Vernehmlassungsadressaten Liste des destinataires consultés Elenco dei destinatari della consultazione

1. Kantone / Cantons / Cantoni ...... 2 2. In der Bundesversammlung vertretene politische Parteien / partis politiques représentés à l'Assemblée fédérale / partiti rappresentati nell' Assemblea federale ...... 4 3. Gesamtschweizerische Dachverbände der Gemeinden, Städte und Berggebiete / associations faîtières des communes, des villes et des régions de montagne qui œuvrent au niveau national / associazioni mantello nazionali dei Comuni delle città e delle regionidi montagna ...... 5 4. Gesamtschweizerische Dachverbände der Wirtschaft / associations faîtières de l'économie qui œuvrent au niveau national/ associazioni mantello nazionali dell'economia ...... 5 5. Medien, Medienschaffende, Medienkonsumenten / Médias, professionnels des médias, consommateurs de médias / Media, esperti dei media, consumatori del mercato dei media .. 6 6. Ausbildungsinstitutionen / Institutions de formation / Istituzioni di formazione ...... 8 7. Kultur / Culture / Cultura ...... 8 8. Werbung / Publicité / Pubblicità ...... 9 9. Behinderten-Organisationen / Organisations de handicapés / Organizzazioni dei disabili... 10 10. Konsumentenorganisationen / Associations de consommateurs / Organizzazioni dei consumatori ...... 10 11. Telekommunikation / Télécommunications / Telecomunicazioni ...... 11 12. Weitere / Autres / Altri ...... 11

1 1. Kantone / Cantons / Cantoni

Staatskanzlei des Kantons Zürich Neumühlequai 10 Postfach 8090 Zürich

Staatskanzlei des Kantons Bern Postgasse 68 3000 Bern 8

Staatskanzlei des Kantons Luzern Bahnhofstrasse 15 6002 Luzern

Standeskanzlei des Kantons Uri Rathausplatz 1 6460 Altdorf

Staatskanzlei des Kantons Schwyz Regierungsgebäude Bahnhofstrasse 9 Postfach 1260 6431 Schwyz

Staatskanzlei des Kantons Obwalden Rathaus 6061 Sarnen

Staatskanzlei des Kantons Nidwalden Dorfplatz 2 Postfach 1246 6371 Stans

Staatskanzlei des Kantons Glarus Rathaus 8750 Glarus

Staatskanzlei des Kantons Zug Seestrasse 2 Regierungsgebäude am Postplatz 6300 Zug

Chancellerie d'Etat du Canton de Fribourg Rue des Chanoines 17 1701 Fribourg

Staatskanzlei des Kantons Solothurn Rathaus Barfüssergasse 24 4509 Solothurn

Staatskanzlei des Kantons Basel-Stadt Marktplatz 9 4001 Basel

Landeskanzlei des Kantons Basel-Landschaft Regierungsgebäude Rathausstrasse 2 4410 Liestal

Staatskanzlei des Kantons Schaffhausen Beckenstube 7 8200 Schaffhausen

2 Kantonskanzlei des Kantons Appenzell Ausserrhoden Regierungsgebäude 9102 Herisau

Ratskanzlei des Kantons Appenzell Innerrhoden Marktgasse 2 9050 Appenzell

Staatskanzlei des Kantons St. Gallen Regierungsgebäude 9001 St. Gallen

Standeskanzlei des Kantons Graubünden Reichsgasse 35 7001 Chur

Staatskanzlei des Kantons Aargau Regierungsgebäude 5001 Aarau

Staatskanzlei des Kantons Thurgau Regierungsgebäude Zürcherstrasse 188 8510 Frauenfeld

Cancelleria dello Stato del Cantone Ticino Palazzo delle Orsoline 6501 Bellinzona

Chancellerie d’Etat du Canton de Vaud Place du Château 4 1014 Lausanne

Chancellerie d’Etat du Canton du Valais Planta 3 1950 Sion

Chancellerie d’Etat du Canton de Neuchâtel Le Château Rue de la Collégiale 12 2000 Neuchâtel

Chancellerie d’Etat du Canton de Genève Rue de l'Hôtel-de-Ville 2 Case postale 3964 1211 Genève 3

Chancellerie d’Etat du Canton du Jura 2, rue de l’Hôpital 2800 Delémont

Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) Sekretariat Conférence des gouvernements cantonaux (CdC) Haus der Kantone Conferenza dei Governi cantonali (CdC) Speichergasse 6 Postfach 3001 Bern

3 2. In der Bundesversammlung vertretene politische Parteien / partis politiques représentés à l'Assemblée fédérale / partiti rappresentati nell' Assemblea federale

Bürgerlich-Demokratische Partei BDP Postfach 119 Parti bourgeois-démocratique PBD 3000 Bern 6 Partito borghese democratico PBD

Christlichdemokratische Volkspartei CVP Generalsekretariat Parti démocrate-chrétien PDC Hirschengraben 9 Partito popolare democratico PPD Postfach 3001 Bern

Christlich-soziale Partei Obwalden csp-ow Frau Linda Hofmann St. Antonistrasse 9 6060 Sarnen

Christlichsoziale Volkspartei Oberwallis CSPO Geschäftsstelle Postfach 132 3930 Visp

Evangelische Volkspartei der Schweiz EVP Nägeligasse 9 Parti évangélique suisse PEV Postfach Partito evangelico svizzero PEV 3001 Bern

FDP. Die Liberalen Generalsekretariat PLR. Les Libéraux-Radicaux Neuengasse 20 PLR.I Liberali Radicali Postfach 3001 Bern

Grüne Partei der Schweiz GPS Waisenhausplatz 21 Parti écologiste suisse PES 3011 Bern Partito ecologista svizzero PES

Grünliberale Partei glp Laupenstrasse 2 Parti vert’libéral pvl 3008 Bern

Lega dei Ticinesi (Lega) Via Monte Boglia 3 Case postale 4562 6904 Lugano

Mouvement Citoyens Genevois (MCG) Rue Camille-Martin 1203 Genève

Partei der Arbeit PDA Rotwandstrasse 65 Parti suisse du travail PST 8004 Zürich

4 Schweizerische Volkspartei SVP Generalsekretariat Union Démocratique du Centre UDC Postfach 8252 Unione Democratica di Centro UDC 3001 Bern

Sozialdemokratische Partei der Schweiz SPS Zentralsekretariat Parti socialiste suisse PSS Spitalgasse 34 Partito socialista svizzero PSS Postfach 3001 Bern

3. Gesamtschweizerische Dachverbände der Gemeinden, Städte und Berggebiete / associations faîtières des communes, des villes et des régions de montagne qui œuvrent au niveau national / associazioni mantello nazionali dei Comuni delle città e delle regioni di montagna

Schweizerischer Gemeindeverband Laupenstrasse 35 3008 Bern

Schweizerischer Städteverband Monbijoustrasse 8 Postfach 3001 Bern

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete Seilerstrasse 4 Postfach 3001 Bern

4. Gesamtschweizerische Dachverbände der Wirtschaft / associations faîtières de l'économie qui œuvrent au niveau national/ associazioni mantello nazionali dell'economia

economiesuisse Hegibachstrasse 47 Verband der Schweizer Unternehmen Postfach Fédération des entreprises suisses 8032 Zürich Federazione delle imprese svizzere Swiss business federation

Schweizerischer Gewerbeverband (SGV) Schwarztorstrasse 26 Union suisse des arts et métiers (USAM) Postfach Unione svizzera delle arti e mestieri (USAM) 3001 Bern

Schweizerischer Arbeitgeberverband Hegibachstrasse 47 Union patronale suisse Postfach Unione svizzera degli imprenditori 8032 Zürich

5 Schweiz. Bauernverband (SBV) Laurstrasse 10 Union suisse des paysans (USP) 5201 Brugg Unione svizzera dei contadini (USC)

Schweizerische Bankiervereinigung (SBV) Postfach 4182 Association suisse des banquiers (ASB) 4002 Basel Associazione svizzera dei banchieri (ASB) Swiss Bankers Association

Schweiz. Gewerkschaftsbund (SGB) Monbijoustrasse 61 Union syndicale suisse (USS) Postfach Unione sindacale svizzera (USS) 3000 Bern 23

Kaufmännischer Verband Schweiz Hans-Huber-Strasse 4 Société suisse des employés de commerce Postfach 1853 Società svizzera degli impiegati di commercio 8027 Zürich

Travail.Suisse Hopfenweg 21 Postfach 5775 3001 Bern

5. Medien, Medienschaffende, Medienkonsumenten / Médias, professionnels des médias, consommateurs de médias / Media, esperti dei media, consumatori del mercato dei media

Aktion Medienfreiheit Postfach 470 8702 Zollikon

ARBUS Vereinigung für kritische Mediennutzung Haldenstrasse 176 8055 Zürich

Gebührenradios Schweiz c/o Martin Mürner, Radio BeO Aareckstrasse 6, Postfach 3800 Interlaken Impressum Die Schweizer Journalistinnen Hans-Fries 2 Les journalistes suisses Postfach I giornalisti svizzeri 1701 Freiburg

Interessengemeinschaft Elektronische Medien (IGEM) c/o Siri Fischer Wildbachstr. 3 8008 Zürich

Investigativ.ch c/o Sina Bühler Pressebüro St. Gallen, Postfach 9001 St. Gallen

6 Junge Journalisten Sihlquai 125 8005 Zürich

media Forti Schweiz/Suisse/Svizzera/Svizra Berninastrasse 94 8057 Zürich

Presse romande Av. de Floriment 1 1006 Lausanne

Radios Régionales Romandes (RRR) rue des Voignous 9 2800 Delémont

Reporter-Forum-Schweiz c/o Dario Willi Dachslernstrasse 188 8048 Zürich

Schweizerische Depeschenagentur sda Länggassstrasse 7 Agence Télégraphique Suisse ats 3001 Bern Agenzia Telegrafica Svizzera ats

Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) Birmensdorferstrasse 65 Syndicat suisse des mass media (SSM) 8004 Zürich Sindacato svizzero dei massmedia (SSM)

SRG SSR Giacomettistrasse 1 3000 Bern 31

Syndicom Gewerkschaft Medien und Kommunikation Monbijoustrasse 33 Syndicat des médias et de la communication Postfach Sindicato dei media e della communiczione 3001 Bern

Telesuisse Bundesgasse 8 3003 Bern

Unabhängiger Verband der Schweizer Journalisten (ch- Case postale 17 media) 1422 Grandson Association indépendante des journalistes suisses Associazione indipendente dei giornalisti svizzeri

Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios (UNIKOM) Hörnlistrasse 6 8330 Pfäffikon ZH

Verband Medien mit Zukunft z.H. Anne-Laure Daboczi Route de Pancudrey 3 1844 Villeneuve

7 Verband Schweizer Medien (VSM) Konradstrasse 14 Postfach 1202 8021 Zürich

Verband Schweizer Privatradios (VSP) Speichergasse 37 3011 Bern

Verein medien für alle 9 Ch. Le Deven médias pour tous 1091 Granvaux media per tutti

Verein Qualität im Journalismus Verein Qualität im Journalismus 6000 Luzern

Mediapulse AG Weltpoststrasse 5 3015 Bern

6. Ausbildungsinstitutionen / Institutions de formation / Istituzioni di formazione

CFJM – Centre de Formation des Journalistes et aux Avenue de Florimont 1 Médias CH-1 006 Lausanne

Corsi di Giornalismo Gianni Gaggini, Presidente Casella postale 5287 CH-6901 Lugano

MAZ – Die Schweizer Journalistenschule Murbacherstrasse 3 6003 Luzern

Radioschule klipp&klang Schöneggstrasse 5 8004 Zürich

7. Kultur / Culture / Cultura

cinésuisse Cinésuisse Geschäftsstelle Dachverband der Schweizerischen Film- und Salome Horber Audiovisionsbranche / Association faitière de la branche Geschäftsführerin suisse du cinéma et de l’audiovisuel Neuengasse 23 Postfach 3001 Bern

Fonoteca Nazionale Svizzera Via Soldino 9 6900 Lugano

8 Schweizerische Stiftung für audiovisuelle Bildungsangebote Dr. Hanna Muralt Müller (SSAB) Untere Gasse 19 Postfach 165 3800 Unterseen

Schweizer Koalition für die kulturelle Vielfalt Sophienstrasse 16 8032 Zürich

Swissfilm Association Hermetschloostrasse 77 8048 Zürich

Swiss Film Producers’ Association (SFP) und GARP Zinggstrasse 16 Swiss Film Producers‘ Association 3007 Bern Schweizerischer Verband der FilmproduzentInnen Association Suisse des producteurs de films Associazione svizzera dei produttori di film

Verein Musikschaffende Schweiz Geroldstrasse 33 8005 Zürich

8. Werbung / Publicité / Pubblicità

Allianz Schweizer Werbeagenturen ASW Breitestrasse 1 Postfach 466 8304 Wallisellen

BSW Swiss leading agencies Weinbergstrasse 148 8006 Zürich

Fédération romande de publicité et de communication Avenue de Florimont 1 1006 Lausanne

ks Kommunikation Schweiz Kappelergasse 14 cs Communication Suisse Postfach 3021 cs Comunicazione Svizzera 8022 Zürich

Schweizer Werbe-Auftraggeberverband Löwenstrasse 55 8021 Zürich

Verband Schweizerischer Werbegesellschaften VSW Mürtschenstrasse 39 Association des Sociétés Susises de Publicité ASSP 8010 Zürich Associazione delle Società Svizzere di Pubblicità ASSP

9 9. Behinderten-Organisationen / Organisations de handicapés / Organizzazioni dei disabili

forom écoute av. Général-Guisan 117 1009 Pully

Inclusion Handicap Mühlemattstrasse 14a Dachverband der Behindertenorganisationen Schweiz / 3007 Bern Association faîtière des organisations suisses de personnes hadicapées

pro audito Schweiz Feldeggstrasse 69 Postfach 1332 8032 Zürich

Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband Generalsekretariat Fédération suisse des aveugles et malvoyants (SBV/FSA) Könizstrasse 23 Postfach 3008 Bern

Schweizerischer Dachverband für Gehörlosen- und Feldeggstrasse 69 Hörgeschädigten-Organisationen (sonos) Postfach 1332 8032 Zürich

Schweizerischer Gehörlosenbund (SGB-FSS) Räffelstrasse 24 8045 Zürich

Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen (SZB) Geschäftsstelle Union centrale suisse pour le bien des aveugles (UCBA) Schützengasse 4 Unione centrale svizzera per il bene die ciechi (UCBC) 9001 St. Gallen

10. Konsumentenorganisationen / Associations de consommateurs / Organizzazioni dei consumatori

Associazione consumatrici della Svizzera italiana Strada di Pregassona 33 6963 Pregassona

Fédération romande des consommateurs Rue de Genève 17 CP 6151 1002 Lausanne

Konsumentenforum kf Belpstrasse 11 3007 Bern

Stiftung für Konsumentenschutz Monbijoustrasse 61 Postfach 3001 Bern

10

11. Telekommunikation / Télécommunications / Telecomunicazioni

asut Schweizerischer Verband der Telekommunikation Klösterlistutz 8 Association Suisse des Télécommunications 3013 Bern

SUISSEDIGITAL - Verband für Kommunikationsnetze Bollwerk 15 3011 Bern

Swissstream c/o epartners Rechtsanwälte Hardturmstrasse 11 8005 Zürich

12. Weitere / Autres / Altri

Eidgenössische Medienkommission EMEK Zukunftstrasse 44 Commission fédérale des médias COFEM 2501 Biel/Bienne Commissione federale dei media COFEM

Eidgenössische Kommunikationskommission ComCom Christoffelgasse 5 Commission fédérale de la communication ComCom 3003 Bern Commissione federale delle comunicazioni ComCom

Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen Christoffelgasse 5 UBI / Autorité indépendante d’examen des plaintes en 3003 Bern matière de radio-télévision AIEP / Autorità indipendente di ricorso in materia radiotelevisiva AIRR

Wettbewerbskommission WEKO / Commission de la Hallwylstrasse 4 concurrence COMCO / Commissione della concorrenza 3003 Bern COMCO

Schweizer Forum für Kommunikationsrecht SF-FS Rämistrasse 74/56 8001 Zürich

Schweizerische Gesellschaft für Kommunikations- und c/o Institut für Angewandte Medienwissenschaft SGKM Medienforschung Société suisse des sciences de la communication et des Theaterstrasse 15c médias SSCM CH-8401 Winterthur Società svizzere di scienze della comunicazione e dei media SSCM

Schweizer Presserat Münzgraben 6 3011 Bern

11 Öffentlichkeitsgesetz.ch Geschäftsstelle Öffentlichkeitsgesetz.ch Dammweg 9 3001 Bern

12 Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK

August 2019

Vorentwurf des Bundesgesetzes über elektronische Medien

Bericht über die Ergebnisse des Vernehmlassungsverfahrens

(21. Juni 2018–15. Oktober 2018)

Inhaltsverzeichnis

Vorentwurf des Bundesgesetzes über elektronische Medien ...... 1 1 Ausgangslage und Gegenstand der Vernehmlassung ...... 3 1.1 Grund für das Bundesgesetz über elektronische Medien (BGeM) ...... 3 1.2 Durchführung der Vernehmlassung ...... 3 2 Auswertung der Stellungnahmen und Fragebogen ...... 4 2.1 Allgemeines ...... 4 2.2 Allgemeine Einschätzung ...... 4 2.3 Zusammenfassung der am meisten aufgegriffenen Punkte ...... 4 3 Stellungnahmen zu ausgewählten Gesetzesbestimmungen...... 6 3.1 Allgemeine Bestimmungen (Art. 1–4 VE-BGeM) ...... 6 3.2 Grundsätze (Art. 5–12 VE-BGeM) ...... 6 3.3 Werbung und Sponsoring (Art. 13–19 VE-BGeM) ...... 7 3.4 SRG (Art. 20–45 VE-BGeM) ...... 7 3.5 Medienanbieterinnen mit Leistungsvereinbarung (Art. 46–61 VE-BGeM) ...... 8 3.6 Übertragung von Angeboten (Art. 62–70 VE-BGeM) ...... 9 3.7 Indirekte Medienförderung (Art. 71–76 VE-BGeM) ...... 9 3.8 Abgabe für elektronische Medien (Art. 77–91 VE-BGeM) ...... 11 3.9 KOMEM (Art. 92–96 VE-BGeM)...... 11 3.10 Aufsicht und Rechtsschutz (Art. 97–118 VE-BGeM) ...... 12 3.11 Auswertung der wichtigsten Fragen des Fragebogens ...... 12 3.11.1 Allgemeines ...... 12 3.11.2 Leistungsvereinbarungen auf Medienangebote beschränken, die im Wesentlichen mit Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen erbracht werden (Fragebogen Frage 1) ...... 12 3.11.3 Schaffung der unabhängigen Kommission für elektronische Medien KOMEM (Frage 2)12 3.11.4 Erteilung der SRG-Konzession (Frage 3) ...... 12 3.11.5 Online-Werbeverbot auf Gesetzesstufe (Frage 4) ...... 13 3.11.6 Indirekte Medienförderung (Frage 6) ...... 13 4 Verzeichnis der Eingaben ...... 14

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1 Ausgangslage und Gegenstand der Vernehmlassung 1.1 Grund für das Bundesgesetz über elektronische Medien (BGeM) Mit dem künftigen Bundesgesetz über elektronische Medien (BGeM) soll das bestehende Bundesge­ setz über Radio und Fernsehen (RTVG) abgelöst werden. Eine Neuordnung drängt sich auf, da die fortschreitende Konvergenz und Digitalisierung zu einer Veränderung der Medienangebote und -nut­ zung geführt hat. Das auf lineare Fernseh- und Radioprogramme beschränkte RTVG wird dieser Ent­ wicklung je länger je weniger gerecht. Das BGeM soll die Möglichkeit eröffnen, dass künftig neben Ra­ dio und Fernsehen auch Online-Medien zum medialen Service public beitragen und finanziert werden können, sofern diese einen Audio- oder audiovisuellen Schwerpunkt aufweisen. An einem umfassen­ den Service-public-Auftrag für die SRG wird festgehalten, daneben sollen wie bis anhin andere private Medienanbieterinnen für demokratierelevante Medienangebote unterstützt werden. Für die Erteilung der Leistungsaufträge bzw. Leistungsvereinbarungen und die Aufsicht darüber soll eine neue staats­ unabhängige Kommission geschaffen werden. All dies soll letztlich einer vielfältigen, umfassenden und qualitativ hochstehenden Schweizer Medienlandschaft dienen.

1.2 Durchführung der Vernehmlassung Das Vernehmlassungsverfahren wurde am 21. Juni 2018 eröffnet und dauerte bis am 15. Oktober 2018.

Es wurden insgesamt 253 Vernehmlassungen eingereicht (vgl. Liste der Vernehmlassungsteilneh­ menden unter Ziffer 4). Das BAKOM hat die Stellungnahmen im Originalwortlaut für die Öffentlichkeit im Internet zugänglich gemacht (www.bakom.admin.ch > Das BAKOM > Organisation > Rechtliche Grundlagen > Vernehmlassungen > Vernehmlassung zum neuen Bundesgesetz über elektronische Medien).

Sämtliche 26 Kantone, 7 der in der Bundesversammlung vertretenen politischen Parteien (BDP, CVP, FDP, die GRÜNEN, GLP, SVP und SP) sowie die meisten der gesamtschweizerischen Dachverbände der Gemeinden, Städte und Berggebiete (2) bzw. der Wirtschaft (5) und weitere interessierte Kreise haben sich zum VE-BGeM geäussert. In der Gruppe der weiteren Kreise haben hauptsächlich Vertre­ terinnen und Vertreter der Medien, Medienschaffende, Verbände von Sinnesbehinderten, Telekommu­ nikation, Kultur und Werbung sowie ausserparlamentarische Kommissionen an der Vernehmlassung teilgenommen.

Adressaten Eingegangen

Kantonsregierungen 27 26 (inklusive Konferenz der Kantonsregierungen)

Politische Parteien der Bundesversammlung 13 7

Dachverbände Gemeinden, Städte, Berggebiete 3 2

Dachverbände Wirtschaft 8 5

Weitere interessierte Kreise 63 213

Total 114 253

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2 Auswertung der Stellungnahmen und Fragebogen 2.1 Allgemeines Angesichts der beträchtlichen Anzahl der Stellungnahmen können nicht sämtliche Vorschläge und Be­ gründungen einzeln wiedergegeben werden. Im Sinne der Übersichtlichkeit werden insbesondere die hauptsächlichen Diskussionspunkte und Anpassungsvorschläge zu den einzelnen Bestimmungen des Vorentwurfs (VE-BGeM) aufgegriffen und bei den einzelnen Themengebieten die Haltung der Kan­ tone, Parteien, der Dachverbände sowie der besonders betroffenen Interessengruppen wiedergege­ ben. Für Einzelheiten sei auf die Stellungnahmen verwiesen, die alle öffentlich zugänglich sind.1

2.2 Allgemeine Einschätzung Einige der Stellungnehmenden haben nebst teilweise detaillierten Analysen zu den einzelnen Artikeln auch ihre grundsätzliche Haltung zum VE-BGeM kundgetan. So wird der VE-BGeM u.a. von einigen Kantonen (AI, AR, BE, BL, BS, FR, GR, NE, NW, SG, SO, TI, UR, VS, ZG, ZH), von der GLP, von in­ vestigativ und von den verschiedensten Kulturgruppierungen2 im Grundsatz begrüsst. Die Kantone SG und VD, die GRÜNEN, EMEK, fög, impressum, media FORTI, SGB-FSS, SGB/USS und syndicom be­ grüssen den VE-BGeM grundsätzlich auch, wünschen sich jedoch eine weitergehende Regulierung, insbesondere auch im Online-Bereich. SP, BDP und GLP sind der Ansicht, dass der VE-BGeM den anstehenden Herausforderungen nicht zu genügen vermag und sprechen sich für ein Mediengesetz aus, das alle Mediengattungen abdeckt. Die Kantone AG und VD, EMEK, Arbus, FER und SBV spre­ chen sich ebenfalls für ein umfassendes Mediengesetz aus und der Kanton GE für ein Mediengesetz, das alle elektronischen Medien erfasst. Andere wie die SVP, die Kantone LU und SZ, GEPSI, Corriere del Ticino, die Aktion Medienfreiheit, Swisscom, VSP und RRR halten ein neues Gesetz für nicht not­ wendig und betrachten indessen eine RTVG-Teilrevision für ausreichend. Auch für die CVP wäre eine Teilrevision von RTVG und Postgesetz denkbar. Der Kanton GL kritisiert die Benachteiligung der Printmedien. Der Kanton JU spricht sich für eine Regulierung auch der Online-Medien aus, der Kanton TG für eine vertiefte Debatte über das Mediensystem Schweiz. Für zahlreiche Fernmeldedienstanbie­ terinnen3 ist insbesondere die Regelung zur Übertragung von Medienangeboten zu präzisieren und zu verbessern. Alliance f bemängelt, dass im Entwurf eine ausgewogene Darstellung der Geschlechter fehle. Der Kanton SH, BDP, FDP, SVP, Jungfreisinnige Schweiz sowie der VSM, Stampa Svizzera, Telesuisse, Medias Suisses, SGV, economiesuisse, IGEM, Aktion Medienfreiheit, Verien «Ja zur No Billag» sowie zahlreiche Verlage4 lehnen den VE-BGeM grundsätzlich oder weitgehend ab.

Bereits die allgemeinen Einschätzungen zum VE-BGeM gehen weit auseinander. Die meisten Teilneh­ menden anerkennen allerdings einen grundsätzlichen Handlungsbedarf bei der Medienregulierung, dies vor allem aufgrund der eingangs erwähnten Digitalisierung und Konvergenz im Medienbereich.

2.3 Zusammenfassung der am meisten aufgegriffenen Punkte Die grundlegenden Unterschiede des VE-BGeM gegenüber dem RTVG werden von den Stellungneh­ menden am häufigsten aufgegriffen. So bietet zunächst der neu formulierte Geltungsbereich nach Artikel 2 VE-BGeM Anlass für eine Kontroverse. Einige zweifeln, dass Artikel 93 BV eine ausrei­ chende Verfassungsgrundlage für die Unterstützung von Online-Medien bietet. Die grosse Mehrheit spricht sich hingegen für eine Berücksichtigung der Online-Medien im VE-BGeM aus. Teilweise wird

1 https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/home/das-bakom/organisation/rechtliche-grundlagen/vernehmlassungen/vernehmlassung- zum-neuen-bundesgesetz-ueber-elektronische-medien.html. 2 Zu den Kulturgruppierungen, die inhaltlich abgestimmte Stellungnahmen abgegeben haben, gehören die folgenden Organisationen: AROPA, hiddenframe, Plan B Film, Lomotion, Triluna Film, Mira Film, C-Films, Zürcher Filmstiftung, Peacock Film, Langfilm, IG Un­ abhängige Schweizer Filmproduzenten, GARP, GoldenEggProduction, Cinésuisse, TILT Production, Vinca Film, Suissimage, Bern für den Film, SSV, ProCinema, Schweizerischer Video-Verband, SFP, SSFV, fds, Swiss Films. 3 Zu den Fernmeldedienstanbieterinnen, die inhaltlich abgestimmte Stellungnahmen abgegeben haben, gehören folgende Organisati­ onen: Suissedigital, Valaiscom, Energie Belp, Renet, Zollikonline, , EWB, EBL Telecom, Kabelfernseh-Genossenschaft Stren­ gelbach, Quickline, SEIC-TELEDIS, Energie Seeland, net+ Entremont, KFN, Commune de Bussigny, interGGA, Technische Be­ triebe Wil, yetnet, Kabelfernsehen Bödeli, netplusFR, Swissstream, LFO, GAW, Glattwerk, Adelcom, Sierre Energie, TBS Strom, Tele Alpin, SAK, Video2000. 4 Zu den Verlagen, die inhaltlich abgestimmte Stellungnahmen abgegeben haben, gehören die folgenden Organisationen: somedia, Meier + Cie, Neue Fricktaler Zeitung, Freiburger Nachrichten, Appenzeller Druckerei, Berner Oberland Medien, Müller Medien, Freiämter Regionalzeitungen, Gassmann, Druckerei Steckborn, Gammeter Media.

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gar ein ganzheitlicher Geltungsbereich vorgeschlagen, der neben Radio, Fernsehen und Online auch die Presse umfasst. Mehrheitlich abgelehnt wird die Deregulierung der Radios ohne Leistungsverein­ barung, die künftig nicht mehr vom Geltungsbereich erfasst werden sollen. – s.u. Ziff. 3.1

Auch die Neuordnung der Förderung privater Medienanbieterinnen jenseits der SRG nach Arti­ kel 46 ff. VE-BGeM führt zu konträren Auffassungen unter den Stellungnehmenden. Besonders der Verzicht auf vordefinierte flächendeckende Versorgungsgebiete für Radio und Fernsehen wird insbe­ sondere von der Mehrheit der Kantone, von SP und CVP, von den Radio- und Fernsehverbänden, dem VSM und den konzessionierten Radio- und Fernsehveranstaltern selbst kritisiert. Bemängelt wird in dieser Hinsicht auch die Dauer der vorgesehenen Leistungsvereinbarungen, die gemäss Vorent­ wurf von zehn auf fünf Jahre reduziert werden soll. Die Verlage sowie deren Verbände sprechen sich gegen eine Unterstützung von kostenlosen Online-Angeboten aus. – s.u. Ziff. 3.5

Kontrovers sind die Meinungen zur vorgeschlagenen Regelung, dass nur jene Medienangebote geför­ dert werden können, die im Wesentlichen mit Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen erbracht werden. Während die Haltung bei den Kantonen und Parteien mit Befürwortern (9 Kantone und 2 Par­ teien) und Gegnern (11 Kantone und 2 Parteien) ausgeglichen ist, sind bei den übrigen Teilnehmen­ den die ablehnenden Stimmen weit überwiegend. So befürworten zum Beispiel RRR, VSP, Ringier und SRG diese Beschränkung, während u.a. EMEK, VSM, UNIKOM, Medien mit Zukunft, media FORTI, JJS, impressum sowie die Werbe- und Kulturbranche gegen eine Ausklammerung reiner Textbeiträge sind. – s.u. Ziff. 3.1

Mit der Kritik der Neuordnung der direkten Medienförderung geht auch die Skepsis gegenüber der Verteilung der vorhandenen Abgabe einher (Art. 78 VE-BGeM). Dass für die Medienanbieterinnen jenseits der SRG weiterhin 6 % der Abgabe zur Verfügung stehen, obwohl sich aufgrund der Online- Medien der Kreis der potenziell Förderberechtigten vergrössert, verursacht vor allem bei den beste­ henden Konzessionärinnen und den Radio- und Fernsehverbänden grosse Skepsis. Sie fordern des­ halb den grundsätzlichen Erhalt des Status quo gemäss heutigem RTVG. In diesem Anliegen werden sie von zahlreichen Kantonen sowie von SP und CVP unterstützt. – s.u. Ziff. 3.8

Fast einhellig befürwortet wird hingegen die indirekte Förderung elektronischer Medien nach Arti­ kel 71 ff. VE-BGeM. Besonders die Unterstützung der Aus- und Weiterbildung im Journalismus sowie die Förderung von Selbstregulierungsorganisationen und Nachrichtenagenturen wird von einer gros­ sen Mehrheit begrüsst. Etwas kritischer wird die Finanzierung von innovativen IT-Lösungen betrach­ tet. Argumentiert wird diesbezüglich mehrmals, dass das Hervorbringen innovativer IT-Lösungen die Aufgabe der Branche und nicht jene des Staates sei. Häufig wird gefordert, dass die indirekte Medien­ förderung nicht bloss den elektronischen Medien zu Gute kommen soll, sondern allen Medien inklu­ sive gedruckte Presse. – s.u. Ziff. 3.7

Die neu zu schaffende unabhängige Kommission für elektronische Medien (KOMEM) nach Arti­ kel 92 ff. VE-BGeM löst ein grosses Echo aus. Von den Kantonen, Parteien, Medienverbänden und Medien wird sie mehrheitlich abgelehnt, von den übrigen Teilnehmenden mehrheitlich befürwortet. Ei­ nige halten die KOMEM für unnötig, andere zweifeln an deren tatsächlicher Unabhängigkeit, da unklar sei, wie die Kommission zusammengesetzt sein wird, und auch die Machtfülle der KOMEM wird kriti­ siert. Gleichwohl wird die Idee einer staatsfernen Medienaufsichtsbehörde von einem grossen Teil der Stellungnehmenden – auch von solchen, die die KOMEM in der vorgeschlagenen Form ablehnen – grundsätzlich getragen. Eine deutliche Mehrheit spricht sich dafür aus, dass die Kompetenz zur Ertei­ lung der SRG-Konzession beim Bundesrat verbleibt. – s.u. Ziff. 3.9

Zahlreiche Teilnehmende würden es begrüssen, wenn eine Angleichung an die Richtlinie der Europäi­ schen Union stattfinden würde, um eine Teilnahme am Filmförderungsprogramm der EU zu ermögli­ chen (Kantone BE, FR, JU, VD und ZG, CSGO/WRK, media FORTI, Kulturgruppierungen).

Obwohl die Presse nicht Gegenstand des Vernehmlassungsentwurfs ist, wurde häufig ein Ausbau der indirekten Presseförderung (Zustellermässigung) gefordert. - s.u. Ziff. 3.7

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3 Stellungnahmen zu ausgewählten Gesetzesbestimmungen 3.1 Allgemeine Bestimmungen (Art. 1–4 VE-BGeM) Der Zweck des VE-BGeM nach Art. 1 wird mehrheitlich begrüsst. Die Behindertenorganisationen Agile, Procap und SGB-FSS schlagen allerdings vor, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Zwecknorm zu berücksichtigen.

Der in Artikel 2 festgehaltene Geltungsbereich des VE-BGeM löste zahlreiche kritische Reaktionen aus. Insbesondere die im Vergleich zum RTVG vorgenommene Deregulierung der Radios ohne Leistungsvereinbarung wurde thematisiert. Die Kantone BE, GE, JU und ZH, CSG/WRK sowie u.a. die GRÜNEN, EMEK, UBI, SGKM, fög, verschiedene Kulturgruppierungen und SSM warnen vor allem davor, dass die Radios ausserhalb des Geltungsbereichs weder die inhaltlichen noch die kommerziel­ len Vorschriften des VE-BGeM zu beachten hätten. Hingegen begrüssen der Kanton SO, KS/CS oder Ringier einen derartigen Deregulierungsvorschlag. Für economiesuisse, asut, swisscom und upc geht die Deregulierung zu wenig weit: nicht nur Radioprogramme ohne Leistungsauftrag, sondern auch schweizerische Fernsehprogramme ohne Leistungsvereinbarung sollten vom Geltungsbereich des Gesetzes ausgenommen werden.

Die vorgesehene Ausweitung des Geltungsbereichs nach Artikel 2 VE-BGeM auf Online-Medien löste ebenfalls gemischte Reaktionen aus. Während u.a. SVP, 3plus, CH Media, economiesuisse, VSM, Stampa Svizzera, GEPSI, Corriere del Ticino, SGV, die Aktion Medienfreiheit, der Verein «Ja zu No Billag» und die WEKO eine genügende Verfassungsgrundlage in Art. 93 BV verneinen oder zumin­ dest in Frage stellen, setzen sich CVP, GLP, die GRÜNEN, SP und EMEK für einen Geltungsbereich ein, der sämtliche Mediengattungen berücksichtigt. Die BDP, GLP, die GRÜNEN, die SP, die EMEK, WEKO, CH Media und news-21 schlagen vor, zuerst den Verfassungsartikel zu ändern.

Im Rahmen von Artikel 4 VE-BGeM (Begriffe) wird vor allem moniert, dass der Begriff der «elektroni­ schen Medien» nicht definiert wird. Mehrere Kantone (AG, BE, BL, FR, GE, JU, SG, SZ, VD, VS und ZH), die GRÜNEN, UNIKOM, media FORTI, zentralplus, der SGB/USS, SIG, fög, Investigativ, öffent­ lichkeitsgesetz.ch, JJS und Presserat schlagen vor, die «elektronischen Medien» so zu definieren, dass auch Text-Beiträge darin Platz finden. Die verschiedenen Kulturgruppierungen fordern überdies, den in Artikel 4 Buchstabe g VE-BGeM definierten Begriff der «Medienanbieterin» zu ergänzen, indem explizit auf die Produktion kultureller Beiträge als zentrale Aufgabe der Medienanbieterinnen hingewie­ sen wird.

3.2 Grundsätze (Art. 5–12 VE-BGeM) Die Bestimmungen zum Jugendschutz in Artikel 8 VE-BGeM stossen bei asut, upc, sunrise und den anderen Fernmeldedienstanbieterinnen auf Ablehnung. Da die Einhaltung der Jugendschutzvorschrif­ ten nicht in deren Händen liege, seien die entsprechenden Vorschriften wirkungslos und deshalb zu streichen. Zudem verweisen sie auf die von ihnen unterstützte Brancheninitiative Jugendmedien­ schutz.

Behindertenorganisationen wie Agile, Procap und SBV äussern sich überwiegend zu Artikel 9 VE- BGeM. Sie erachten den Begriff der «Sinnesbehinderten» als zu eng und wünschen eine Auswei­ tung auf «Menschen mit Behinderungen». Ausserdem weisen sie auf das Bedürfnis hin, dass auch die Werbung behindertengerecht aufbereitet werden soll.

Häufig wird auf die Ungleichbehandlung bei den Förderungspflichten nach Artikel 12 VE-BGeM hin­ gewiesen. Dass die Förderungspflicht des Schweizer Films (Art. 12 Abs. 2 VE-BGeM) nur für schwei­ zerische und nicht auch für ausländische Medienanbieterinnen gilt, werten der Kanton NE sowie GLP, die GRÜNEN, SP, Cinéforom, impressum, syndicom ,Telesuisse, 3Plus, CH Media, upc und zahlrei­ che andere Fernmeldedienstanbieterinnen als diskriminierend. Gefordert wird deshalb eine Gleichstel­ lung inländischer und ausländischer Anbieterinnen. Von zahlreichen Teilnehmenden wird vorgeschla­ gen, künftig auch die ausländischen Werbefenster, die Video-on-demand-Anbieter und Streaming­ dienste, beziehungsweise Fernmeldedienstanbieterinnen, die Medienangebote verbreiten sowie

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Social-Media-Plattformen zu verpflichten, eine Filmförderabgabe zu entrichten (Kantone BE, BL, FR, JU, NE, SG, UR, VD, VS, CVP, die GRÜNEN, GLP, CGSO/WRK, CIIP, Telesuisse, RRR, media FORTI, Suisa, Travail.Suisse, Kulturgruppierungen, Pro7Puls8, KS/CS, SRG, fög, SGKM, Peter H. Matter). SMR, SMV und Sonart kritisieren weiter, dass sich die Förderpflichten nach Art. 12 Abs. 1 VE- BGeM auf die Förderung schweizerischer und anderer europäischer Werke durch Fernsehanbieterin­ nen ohne Leistungsauftrag beziehen, nicht aber auf die Förderung von Musik durch Radios ohne Leis­ tungsauftrag.

3.3 Werbung und Sponsoring (Art. 13–19 VE-BGeM) 3plus und CH Media äussern sich in grundsätzlicher Weise skeptisch zu den Werberestriktionen in den elektronischen Medien. Sie weisen darauf hin, dass die viel häufiger genutzten Social Media kei­ nen Werbeverboten unterstehen würden. Die NGO-Allianz EBK, die Gesundheitsförderung Schweiz, die SKS, FER und Public Health Schweiz fordern die Aufnahme eines Verhaltenskodex zur Wer­ bungsbegrenzung: Werbung für zucker-, fett- und salzreiche Lebensmittel soll zum Schutz der Ge­ sundheit von Minderjährigen eingeschränkt werden können. Die SVP, economiesuisse, der SGV, zahlreiche Vertreter der Tabak-, Alkohol- und Getränkebranche, Handel Schweiz, Promarca, SWA- ASA und die Aktion Medienfreiheit sprechen sich gegen zusätzliche Werbeverbote aus. Sie verlangen deshalb die ersatzlose Streichung des Artikel 14 Absatz 5 VE-BGeM, mit welchem die Kompetenz zum Erlass weiterer Werbeverbote (etwa bzgl. Tabak oder Alkohol) an den Bundesrat delegiert wird.

Zahlreiche Teilnehmende (u.a. CH Media, 3plus, IGEM, Pro7Puls8, Goldbach, IRF) kritisieren die Un­ gleichbehandlung von TV-Veranstaltern und Plattformen bzw. Video-on-Demand-Anbieterinnen.

DécadréE, alliance f und FemWiss setzen sich u.a. im Rahmen von Artikel 14 VE-BGeM für ein Verbot der Reproduktion geschlechterspezifischer Stereotypen ein. Weiter verlangen sie das Unterlassen se­ xistischer und diskriminierender Inhalte gegenüber Frauen und LGBTQI in der Werbung. Auch der A*dS wünscht, dass Werbung, die gegen das Diskriminierungsverbot von Artikel 8 Absatz 2 BV verstösst, vollumfänglich verboten wird.

3.4 SRG (Art. 20–45 VE-BGeM) Die SRG stellt in Bezug auf die sie betreffenden Artikel 20 ff. VE-BGeM die Frage, ob ihre verfas­ sungsrechtlich geschützte Programm- und Organisationsautonomie damit noch respektiert sei.

Den Kulturgruppierungen fehlt die Umschreibung des von der SRG zu erbringenden Service public in Artikel 20 VE-BGeM und sie fordern eine ausdrückliche Verpflichtung der SRG zur Kooperation mit Schweizer Kulturschaffenden.

Der Leistungsauftrag der SRG nach Art. 21 ff. VE-BGeM wird kontrovers bewertet. So geben der Kanton AG sowie FDP, 3plus oder der Schweizer Bauernverband zu bedenken, dass der Leistungs­ auftrag der SRG zu weit gefasst sei und eine deutlichere Unterscheidbarkeit zu den privaten Medien­ anbieterinnen erwünscht wäre. Der VSP fordert konkret eine Reduktion der SRG-Programme. Die Ein­ schränkung nach Artikel 21 Absatz 2 VE-BGeM, wonach das publizistische Angebot der SRG «im We­ sentlichen aus Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen» zu bestehen hat, stösst gleichermassen auf Kritik (z.B. die GRÜNEN, EMEK, media FORTI, Arbus, Travail.Suisse, Suisseculture, SSM, WOZ) wie auf Zustimmung (z.B. Kanton VD, SRG, CH Media, Ringier). Gegen «web-only»-Angebote der SRG sprechen sich neben dem Kanton VD, CH Media und Ringier auch die Verlage aus.

Teilweise kritisiert wird die Ausrichtung der SRG auf die Sprachregionen gemäss Artikel 25 Absätze 2 und 4 VE-BGeM, da die rätoromanische Sprache im Vergleich zu den anderen Landessprachen zu wenig stark berücksichtigt werde. Die Kantone FR, GR, TI, die SP, die SRG sowie zahlreiche Gruppie­ rungen insbesondere aus der rätoromanischen Sprachregion setzen sich deshalb dafür ein, dass die SRG wie heute im RTVG mindestens ein rätoromanisches Radioprogramm bereitstellen und verbrei­ ten muss. Gemäss CSGO/WRK und Hauptstadtregion Bern muss die SRG in Bern ein Studio haben.

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Der Vorschlag, das heute in der Verordnung geregelte Online-Werbeverbot für die SRG neu auf Ge­ setzesstufe zu verankern (Art. 27 Abs. 1 VE-BGeM), stösst mehrheitlich auf Ablehnung. So etwa bei der CVP, SP, ASW, economiesuisse, EMEK, Travail.Suisse, SGB/USS, syndicom und FER, div. Kul­ turgruppierungen, div. Media-Agenturen5, SGB/USS, beim Schweizerischen Städteverband und den Kantonen BL, BS, GL, OW, SH, SZ, TI, UR, Ringier, impressum, SSM und auch bei der SRG selber. Eine knappe Mehrheit der Kantone und Parteien sowie ein Grossteil der Medien befürworten demge­ genüber ein derartiges Werbeverbot auf der Ebene des Gesetzes. Werbetreibende wie Admeira oder Goldbach weisen darauf hin, dass Werbemöglichkeiten in reichweitenstarken Medienangeboten wich­ tig seien, da ansonsten (noch mehr) Werbegelder ins Ausland abfliessen würden. Einige, so u.a. die Kantone OW und UR, die CVP, SP, EMEK oder SSM, bevorzugen ein Online-Werbeverbot für die SRG auf Verordnungsebene, damit künftige Kompensationsmöglichkeiten für die SRG nicht verbaut werden. Der Kanton SZ will am Online-Werbeverbot auf Verordnungsebene festhalten, damit rascher auf Entwicklungen reagiert werden kann; entscheidend sei jedoch, dass das Online-Werbeverbot der SRG weiterhin gelte.

Umstritten ist auch die Vorschrift des «shared content» der SRG nach Artikel 30 VE-BGeM. Die Ver­ pflichtung, SRG-Inhalte anderen Medienanbieterinnen zur Verfügung zu stellen, könnte der Medien­ vielfalt abträglich sein, argumentieren EMEK, impressum, SGB/USS oder SSM. Der Kanton NW sowie GLP, Piratenpartei, media FORTI oder CH Media begrüssen demgegenüber die Idee des «shared content».

Die Änderung des Auslandangebots der SRG im Vergleich zum RTVG wird zumindest als problema­ tisch eingestuft. Die GRÜNEN und Travail.Suisse etwa bemängeln, dass das Medienangebot nach Artikel 34 Absatz 1 VE-BGeM (Präsenz der Schweiz und Förderung des Verständnisses der Anliegen der Schweiz im Ausland) als blosse Kann-Vorschrift ausgestaltet ist. Der Kanton TI sowie CVP, GLP, SP, media FORTI, OSE oder SSM beantragen, dass weiterhin die SRG diese publizistische Leistung gewährleisten muss. Auch GEPSI, Corriere del Ticino, suisseculture, ARF/FDS, Schweizer Koalition für die kulturelle Vielfalt, A*dS und die SRG wünschen, dass das Auslandangebot wie im bisherigen Artikel 24 Absatz 1 RTVG beibehalten wird.

Art. 38 Abs. 2 VE-BGeM sieht vor, dass der Bundesrat bei der Festlegung der Höhe der Abgaben ei­ nen Maximalbetrag für die kommerziellen Einnahmen der SRG festlegen kann. Diese Plafonierung wird von verschiedenen Seiten (EMEK, SSA, Ringier, Travail.Suisse, OSE, Fonction Cinéma) kritisiert, weil sich die SRG so nicht mehr entwickeln könne.

3.5 Medienanbieterinnen mit Leistungsvereinbarung (Art. 46–61 VE-BGeM) Ein Grossteil der Stellungnehmenden hat sich mit den Vorschriften nach Artikel 46 ff. VE-BGeM zu den Medienanbieterinnen mit einer Leistungsvereinbarung auseinandergesetzt. Kritisiert werden ins­ besondere drei Aspekte. Erstens die Einschränkung, dass nur Medienangebote gefördert werden kön­ nen, die im Wesentlichen mit Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen erbracht werden (Abs. 1 Bst. b). Die Kantone BE, BL, ZH sowie die GRÜNEN, CH Media, EMEK, fög, impressum, Presserat, SGB/USS, SSM, syndicom, Unikom oder VSM betrachten diese Art der Förderung als realitätsfremd, da insbesondere im Online-Bereich die Grenzen zwischen Text und Audio- sowie audiovisuellen Inhal­ ten fliessend seien. Begrüsst würde vielmehr eine Online-Förderung, die auch reine Textbeiträge um­ fasst. FDP und SVP sowie 3plus, Aktion Medienfreiheit oder Ringier erachten demgegenüber die För­ derung von Online-Medien grundsätzlich als problematisch.

Artikel 46 VE-BGeM wird auch für die fehlende Vorgabe einer flächendeckenden Abdeckung durch regionale Radio- und Fernsehprogramme in Berg- und Randregionen kritisiert. So setzen sich die Kantone AI, BS, SG, TG, TI, VD, VS sowie die CVP, SP, aber auch die AG Berggebiet, CH Media, RRR, SRG, Tele Basel oder VSP dafür ein, den Status quo der vordefinierten Versorgungsge­ biete vom RTVG ins VE-BGeM zu überführen. Damit einhergehend forderten eine Vielzahl der Ver­ nehmlassungsteilnehmenden, dass weiterhin an den zehnjährigen Konzessionen für die regionalen

5 Zu den erwähnten Media-Agenturen gehören die Folgenden: MediaCom, Wavemaker, JBW Media, Leading Swiss Agencies, mmb media agentur, Dentsu Aegis Network und Konnex.

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Medienanbieterinnen festgehalten wird. Die in Artikel 53 Absatz 2 VE-BGeM vorgesehene Dauer der Leistungsvereinbarungen von fünf Jahren führt aus Sicht der Kantone AG, AI, BL, BS, FR, JU, NE, SH, VS sowie GEPSI, RRR, SGB/USS, SSV, Telesuisse, Unikom oder VSP zu Planungsunsicherhei­ ten und sei deshalb zu kurz.

Drittens wird im Rahmen von Artikel 46 VE-BGeM die fehlende Berücksichtigung der Kultur moniert. So fehlt gemäss den Kulturgruppierungen die Kultur als generelles Förderkriterium innerhalb des Arti­ kel 46 VE-BGeM.

Memoriav wünscht eine Ergänzung von Artikel 53 bezüglich Inhalt der Leistungsvereinbarungen: Ebenfalls in den Leistungsvereinbarungen aufzuführen seien die Archivierungspflicht und die Langzei­ terhaltung von Medienangeboten.

3.6 Übertragung von Angeboten (Art. 62–70 VE-BGeM) Gegensätzlich sind die Haltungen zur Übertragung von Angeboten nach Artikel 62 ff. VE-BGeM, ins­ besondere zu Artikel 64 VE-BGeM. CH Media, SRG und Telesuisse schätzen die Regeln zu «must carry» als zu wenig griffig ein, Swissstream hingegen bedauert, dass nicht konsequent auf must carry-Regeln verzichtet worden und somit die Chance zur Deregulierung verpasst worden sei und lehnt – wie auch upc und sunrise – eine Ausdehnung der unentgeltlichen Verbreitungspflicht auf nicht lineare Angebote ab. Gewünscht wird in diesem Zusammenhang auch die Klärung, was genau die ge­ koppelten Dienste im Sinne von Artikel 64 Absatz 2 Buchstabe b VE-BGeM umfassen. Aus der Sicht der Fernmeldedienstanbieterinnen darf die Verbreitungspflicht für gekoppelte Dienste nur an der funktionalen Einheit anknüpfen; der «inhaltliche Bezug» sei für die Definition eines gekoppelten Diens­ tes untauglich und gefährlich. Ausserdem wird die Frage aufgeworfen, ob der Technologiestandard HbbTV von den gekoppelten Diensten erfasst wird. Die Fernmeldedienstanbieterinnen lehnen dies mit Verweis auf die beschränkten Kapazitäten ab, IRF und einige TV-Veranstalter fordern die Verbrei­ tungspflicht von interaktiven Steuerungssignalen.

Eine Vielzahl der Vernehmlassungsteilnehmenden äusseren sich überdies zum zeitversetzen Fern­ sehen nach Artikel 68 VE-BGeM. Die Wichtigkeit der Replay-Angebote wird zwar ausnahmslos aner­ kannt, trotzdem oder gerade deshalb wird mehr Schutz für die TV-Programmveranstalterinnen gefor­ dert. Insbesondere weisen IRF, Pro7Puls8 oder Telesuisse darauf hin, dass Weiterverbreiter mit Re­ play-Angeboten Einnahmen steigern könnten, während den TV-Programmveranstalterinnen die Ein­ nahmen aus der Werbung fehlten. Die EMEK, Goldbach, IRF oder Pro7Puls 8 fordern diesbezüglich die Einführung des Zustimmungserfordernisses der TV-Programmveranstalterinnen im Rahmen der Replay-Angebote, was dem internationalen Standard entspräche. Auf der anderen Seite fordern upc und sunrise sowie die anderen Fernmeldedienstanbieterinnen, dass mitverbreitete gekoppelte Dienste für den zeitversetzten Konsum in jedem Fall nur dann bereitgestellt werden müssten, falls ein Dienst mit dem linearen TV-Programm – wie nach geltendem Recht – eine funktionale Einheit bildet bzw. zur Nutzung des Programms notwendig ist. Ein Grossteil der Fernmeldedienstanbieterinnen weist schliesslich darauf hin, dass die Jugendschutzvorschriften beim zeitversetzten Fernsehen nach Artikel 68 Absatz 3 VE-BGeM ins Leere griffen, da die Fernmeldedienstanbieterinnen nicht kontrollieren könnten, wer das jeweilige Programm konsumiere.6

3.7 Indirekte Medienförderung (Art. 71–76 VE-BGeM) Eine grosse Mehrheit der Vernehmlassungsteilnehmenden begrüsst die indirekte Medienförderung im Allgemeinen und die vorgeschlagenen Massnahmen nach Artikel 71 ff. VE-BGeM im Speziellen. Die meisten davon (u.a. AG, SG, CVP, EMEK, Médias Suisse, Stampa Svizzera, VSM, Ringier, Suissecul­ ture, nouvelle presse) lehnen jedoch eine auf Audio und Video bzw. elektronische Medien be­ schränkte indirekte Medienförderung ab und bevorzugen indessen eine gattungsunabhängige För­ derung. Die Post schliesslich ist der Ansicht, dass digitale Medienförderung und insbesondere digitale Presseförderung nicht funktioniert ohne gleichzeitige Förderung der physischen Presse.

6 Vgl. Ausführungen zu Art. 8 VE-BGeM unter Ziff. 3.2.

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Besonders begrüsst wird die Förderung der Aus- und Weiterbildung im Sinne von Artikel 71 VE-BGeM. Einige wie hiddenframe, investigativ, öffentlichkeitsgesetz.ch, Presserat oder syndicom er­ achten aber den in Art. 71 Abs. 1 VE-BGeM verwendeten Begriff des «professionellen Journalismus» als zu ungenau bzw. zu eng, da aus ihrer Optik auch den Betreibern von Bürgerradios, Blogs und Social Media-Kanälen die Möglichkeit der (subventionierten) Aus- und Weiterbildung zustehen sollte.

Mehrheitlich befürwortet wird auch die Förderung von Nachrichtenagenturen nach Artikel 73 VE-BGeM. Die Formulierung, wonach ausschliesslich nicht gewinnorientierte Organisationen gefördert werden können, betrachten impressum und Keystone SDA allerdings als zu restriktiv. Sie schlagen demgegenüber eine getrennte Rechnungsführung und ein Gewinnabschöpfungsverbot für den geför­ derten Bereich vor. Der Kanton JU stimmt einer Förderung nur zu, wenn strenge Vorgaben erfüllt wer­ den, z.B. auch die Regionen versorgt werden oder ein Qualitätsangebot in französischer Sprache be­ steht. Die Frage, ob die SRG Agenturleistungen erbringen soll, wird praktisch einhellig abgelehnt.

Die Möglichkeit der Förderung innovativer IT-Lösungen gemäss Artikel 74 VE-BGeM wird zwar mehrheitlich begrüsst, stösst bei einigen aber auch auf Kritik. Der Kanton AI sowie CH Media, Stampa Svizzera oder die WEKO lehnen eine derartige Förderungsmöglichkeit ab, da sie keine Service-public- Aufgabe darstelle. Der Kanton AG oder die BDP halten sie für zumindest problematisch. Die GRÜ­ NEN, Arbus, EMEK, investigativ oder der Presserat befürworten demgegenüber die Subventionierung innovativer IT-Lösungen und fordern eine möglichst breite Anwendung bzw. Auslegung von Art. 74 VE-BGeM.

Nebst den im VE-BGeM vorgeschlagenen Möglichkeiten der indirekten Medienförderung fordern zahl­ reiche Stellungnehmende eine Erhöhung der indirekten Presseförderung im Bereich Vertrieb, um die digitale Transformation bewältigen zu können, insbesondere zahlreiche Kantone (AG, FR, GR, JU, LU, NE, OW, SH, UR, VS), CGSO/WRK, mehrere Parteien (BDP, SP, CVP, die GRÜNEN), EMEK, VSM, Stampa Svizzera, Médias Suisses, die Verlage, Keystone SDA, AG Berggebiet, SAB, SFJ, Schweizer Bauernverband, FER und syndicom.

Überdies wird von einer deutlichen Mehrheit (u.a. Kantone BS, SG, SO, TI, UR sowie CVP, FDP, SP, SVP, EMEK, SAB und AG Berggebiet, Städteverband, VSM, RRR, UNIKOM, VSP, fög, GEPSI, IFPI Schweiz, IGEM, IKMZ; KS/CS, media FORTI, Mediapulse, NET-Metrix, SGKM, SSM, Telesuisse, SRG und weitere Radio- und TV-Veranstalter, div. Verlage, Kulturgruppierungen, Werbebranche, Key­ stone SDA, SMD, SMR, SIG, Travail.Suisse, A*dS, Prof. K. Stanoevska und Prof. M. Schenk) kritisiert, dass die Nutzungsforschung nicht mehr im Gesetz verankert und so deren Finanzierung nicht mehr gewährleistet ist. Gefordert wird deshalb die Aufnahme der Unterstützung einer den aktuellen Bedürf­ nissen angepassten Nutzungsforschung im BGeM.

Ebenfalls unter dem Titel indirekte Medienförderung wird von Ringier, der SRG, dem VSM und der SMD gefordert, dass Artikel 73 zu ergänzen sei, so dass auch Mediendatenbanken – insb. die SMD – finanziell gefördert werden könnten. Solche Datenbanken seien für die gründliche Recherche von Me­ dienschaffenden unabdingbar und würden die Qualität von Medieninhalten sichern.

Vom Kanton ZG, EMEK, media FORTI, SRG, SSM und VSM und diversen Verlagen wird zudem auch auf die Vermittlung und Förderung von Medienkompetenz insbesondere bei Jugendlichen hingewie­ sen: Medienkompetenz hilft vertrauenswürdige Quellen von manipulativen Angeboten zu unterschei­ den.

Die WEKO schliesslich fragt, ob bei text- und bildbasierten elektronischen Medien überhaupt ein Marktversagen vorliegt, das einen regulatorischen Eingriff rechtfertigt und fordert dazu eine vertiefte empirische Untersuchung.

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3.8 Abgabe für elektronische Medien (Art. 77–91 VE-BGeM) Die Verteilung der Abgabe für elektronische Medien nach Artikel 78 VE-BGeM löste unter den Ver­ nehmlassungsteilnehmenden eine Kontroverse aus. Besonders der Anteil von 6 % für die Medienan­ bieterinnen mit Leistungsauftrag wird von verschiedenen Kantonen (BS, FR, GE, NE, SH, VS), CVP, Radio Central als zu gering empfunden, da neben Radio- und Fernsehanbieterinnen neu auch Online- Medien auf den Gebührentopf zugreifen könnten. Befürchtet wird letztlich eine Schlechterstellung der regionalen Medienanbieterinnen, die heute mit der Abgabe unterstützt werden (Kantone BE, OW). BDP und Keystone SDA schlagen denn auch eine Umverteilung der Abgabe für elektronische Medien zugunsten der privaten Anbieterinnen vor (80 % SRG, 15 % Private, 5 % indirekte Förderung). Syndi­ com fordert einen Abgabeanteil von 10 % für die privaten Anbieterinnen, CH Media 8–10 %, me­ dia FORTI 6–10 % und Telesuisse und verschiedene Radioveranstalter 6 % für die Finanzierung des Marktausgleichs für Radio und Fernsehen sowie zusätzliche 6–8 % für die Erbringung der Leistungs­ aufträge. Andere wie CSGO/WRK oder syndicom beantragen einen höheren Anteil als 2 % für die in­ direkte Medienförderung. Vereinzelt wird auch gefordert, die Verteilung der Abgabe mittels Voucher- System zu prüfen, so etwa von der FDP, CH Media oder Radio 1. Die Kulturgruppierungen fordern die Speisung eines Filmförderungsfonds aus der Abgabe.

Teilweise kritisch beurteilt wird die Erhebung der Unternehmensabgabe nach Artikel 87 ff. VE-BGeM. FDP, Handel Schweiz oder SGV schlagen entsprechend die Abschaffung der Unterneh­ mensabgabe vor. BDP, economiesuisse, EXPERTsuisse und Handel Schweiz fordern eine andere Berechnungsweise zur Erfassung der abgabepflichtigen Unternehmen, etwa nach Anzahl FTE (Full Time Equivalent).

3.9 KOMEM (Art. 92–96 VE-BGeM) Die neu zu schaffende Kommission für elektronische Medien (KOMEM) nach Artikel 92 ff. VE-BGeM wird von beinahe allen Vernehmlassungsteilnehmenden thematisiert. Eine Mehrheit unter­ stützt zwar die Idee einer staatsfernen Medienaufsicht, äussert sich aber skeptisch zur Konzipierung der KOMEM nach Artikel 92 ff. VE-BGeM. Nur wenige wie etwa die Kantone NW und ZH, die EMEK oder media FORTI begrüssen die KOMEM in der vorgeschlagenen Form. Einige, wie die Kantone BS, JU, OW, SH, SZ und TG, die CVP, CP, FER, SAB, AG Berggebiet, somedia, Telesuisse oder der VSP halten die Schaffung der KOMEM für unnötig und lehnen Artikel 92 ff. VE-BGeM deshalb ab.

Die Kritiker bemängeln insbesondere die Machtfülle der KOMEM, da sie nicht nur die Medienaufsicht ausübt, sondern auch für die Erteilung der SRG-Konzession und der Leistungsvereinbarungen zustän­ dig ist. Gerade hinsichtlich der Erteilung der SRG-Konzession besteht deshalb eine grosse Basis (u.a. Kantone AG, BE, BL, BS, GE, GL, JU, LU, NE, OW, SH, SZ, TG, TI, UR, VS, ZG sowie die CVP, GLP, die GRÜNEN, SP, FER, CSGO/WRK, Pgi, RRR, SRG, Verband Medien mit Zukunft), die sich für die heutige Kompetenzordnung einsetzt; demnach soll der Bundesrat für die Erteilung der SRG-Kon­ zession zuständig bleiben. Der Kanton ZG schlägt vor, die Kompetenzen der KOMEM einzig auf Auf­ sichtstätigkeiten zu beschränken, während für den Kanton AG die Möglichkeit einer KOMEM als bloss beratendes Gremium für das UVEK und den Bundesrat denkbar wäre.

Andere wie Arbus, die Behindertenorganisationen, CH Media, impressum oder die Kulturgruppierun­ gen werten die mögliche Zusammensetzung der KOMEM nach Artikel 92 VE-BGeM v.a. aus Unab­ hängigkeitsgründen als problematisch und verlangen diversifiziertere Kriterien zur Besetzung der Kommission. Der Kanton JU, acsi, CIIP, Forum Helveticum, Pgi oder SSA schlagen bei der Kommissi­ onszusammensetzung eine gleichwertige Berücksichtigung der Sprachregionen vor. Die Kulturgrup­ pierungen wiederum stören sich daran, dass Organe und Angestellte von Medienanbieterinnen mit Leistungsvereinbarung als mögliche Kommissionsmitglieder ausgeschlossen sind, nicht aber Organe und Angestellte der privaten Medien. impressum weist ausserdem auf die Unklarheit hinsichtlich des Rechtswegs bei den Tätigkeiten der KOMEM hin. Gefordert wird, dass alle Entscheide der KOMEM durch eine zweite, von der KOMEM unabhängige Instanz überprüft werden können.

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3.10 Aufsicht und Rechtsschutz (Art. 97–118 VE-BGeM) Auf die Aufsicht und den Rechtsschutz nach Artikel 97 ff. VE-BGeM wird nur vereinzelt eingegangen. Die SRG etwa bemängelt, dass die Ombudsstellen künftig von der SRG entkoppelt werden sollen. Die SRG möchte wie heute ihre eigenen Ombudsstellen behalten, da diese als unabhängig wahrge­ nommen werden und eine Brücke zwischen SRG und Publikum bildeten.

3.11 Auswertung der wichtigsten Fragen des Fragebogens 3.11.1 Allgemeines Knapp die Hälfte der Stellungnehmenden hat den im Rahmen der Vernehmlassung erstellten Frage­ bogen ausgefüllt. Diejenigen, die keinen Fragebogen ausgefüllt haben (u.a. auch vereinzelte Kantone und Parteien), haben in ihren Eingaben teilweise zu jenen Aspekten Stellung bezogen, die auch im Fragebogen thematisiert werden. Damit zumindest die Einschätzungen der Kantone und politischen Parteien zu den unten aufgeführten Fragen vollständig wiedergegeben werden können, wurden die Ergebnisse der Fragebogen mit den Beurteilungen aus den Stellungnahmen bei den Kantonen und Parteien ergänzt. Damit beansprucht die unten aufgeführte Übersicht zwar keinen Anspruch auf Voll­ ständigkeit, sie dient aber als Anhaltspunkt für die Beurteilung der ausgewählten Fragestellungen.

3.11.2 Leistungsvereinbarungen auf Medienangebote beschränken, die im Wesentlichen mit Audio- und audiovisuellen Medienbeiträgen erbracht werden (Fragebogen Frage 1) Teilnehmer/-in begrüsst Abgelehnt offen / andere Mei­ nung Kantone 9 13 Parteien 2 3 Medien 11 18 andere 14 46 Total 36 90 8

3.11.3 Schaffung der unabhängigen Kommission für elektronische Medien KOMEM (Frage 2) Teilnehmer/-in begrüsst Abgelehnt offen / andere Mei­ nung Kantone 10 12 Parteien 3 7 Medien 11 17 andere 32 25 Total 56 61 6

3.11.4 Erteilung der SRG-Konzession (Frage 3) Teilnehmer/-in durch KOMEM durch Bundesrat offen / andere Mei­ nung Kantone 4 17 Parteien 1 5 Medien 7 22

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andere 19 38 Total 31 82 8

3.11.5 Online-Werbeverbot auf Gesetzesstufe (Frage 4) Teilnehmer/-in begrüsst Abgelehnt offen / andere Mei­ nung Kantone 13 8 Parteien 4 2 Medien 23 4 andere 7 46 Total 47 60 9

3.11.6 Indirekte Medienförderung (Frage 6) Teilnehmer/-in begrüsst Abgelehnt offen / andere Mei­ nung Kantone 20 1 Parteien 7 0 Medien 30 0 andere 47 7 Total 104 8 6

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4 Verzeichnis der Eingaben Kantone / Cantons / Cantoni

AG Staatskanzlei des Kantons Aargau

AI Ratskanzlei des Kantons Appenzell Innerrhoden

AR Kantonskanzlei des Kantons Appenzell Ausserrhoden

BE Staatskanzlei des Kantons Bern

BL Landeskanzlei des Kantons Basel-Landschaft

BS Staatskanzlei des Kantons Basel-Stadt

FR Chancellerie d'Etat du Canton de Fribourg

GE Chancellerie d’Etat du Canton de Genève

GL Staatskanzlei des Kantons Glarus

GR Standeskanzlei des Kantons Graubünden

JU Chancellerie d’Etat du Canton du Jura

LU Staatskanzlei des Kantons Luzern

NE Chancellerie d’Etat du Canton de Neuchâtel

NW Staatskanzlei des Kantons Nidwalden

OW Staatskanzlei des Kantons Obwalden

SG Staatskanzlei des Kantons St. Gallen

SH Staatskanzlei des Kantons Schaffhausen

SO Staatskanzlei des Kantons Solothurn

SZ Staatskanzlei des Kantons Schwyz

TG Staatskanzlei des Kantons Thurgau

TI Cancelleria dello Stato del Cantone Ticino

UR Standeskanzlei des Kantons Uri

VD Chancellerie d’Etat du Canton de Vaud

VS Chancellerie d’Etat du Canton du Valais

ZG Staatskanzlei des Kantons Zug

ZH Staatskanzlei des Kantons Zürich

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In der Bundesversammlung vertretene politische Parteien / Partis politiques re­ présentés à l'Assemblée fédérale / Partiti rappresentati nell'Assemblea federale

BDP / PBD / PBD Bürgerlich-Demokratische Partei / Parti bourgeois-démocratique / Partito borghese-democratico

CVP / PDC / PPD Christlichdemokratische Volkspartei/ Parti démocrate-chrétien / Partito popolare democratico

FDP / PLR / PLR Die Liberalen / Les Libéraux-Radicaux / I Liberali Radicali

GLP / pvl / pvl Grünliberale Partei / Parti vert’libéral/ Partito verde liberale svizzero

Die GRÜNEN / Les VERTS / Grüne Partei der Schweiz / Parti écologiste suisse / Partito ecologi­ I Verdi sta svizzero

SP / PS / PS Sozialdemokratische Partei der Schweiz / Parti socialiste suisse / Partito socialista svizzero PS

SVP / UDC / UDC Schweizerische Volkspartei / Union Démocratique du Centre / Unione Democratica di Centro

Gesamtschweizerische Dachverbände der Gemeinden, Städte und Berggebiete / Associations faîtières des communes, des villes et des régions de montagne qui œuvrent au niveau national / Associazioni mantello nazionali dei Comuni, delle città e delle regioni di montagna

SAB Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete / Groupement suisse pour les régions de montagne / Gruppo svizzero per le regioni di montagna

Schweizerischer Städteverband / Union des villes suisses / Unione delle città svizzere

Gesamtschweizerische Dachverbände der Wirtschaft / Associations faîtières de l'économie qui œuvrent au niveau national / Associazioni mantello nazionali dell'economia economiesuisse Verband der Schweizer Unternehmen / Fédération des entreprises suisses Federazione delle imprese svizzere / Swiss business federation

SBV / USP / USC Schweizer Bauernverband / Union Suisse des Paysans / Unione Svizzera dei Contadini

SGV / USAM Schweizerischer Gewerbeverband / Union suisse des arts et métiers / Unione svizzera delle arti e mestieri

SGB / USS Schweiz. Gewerkschaftsbund / Union syndicale suisse / Unione sindacale svizzera

Travail.Suisse

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Weitere Kreise / Autres participants / Altri partecipanti

3 Plus Group AG acsi Associazione consumatrici e consumatori della Svizzera italiana

Adelcom AG

Admeira AG

*AdS Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz / Autrices et Auteurs de Suisse / Autrici ed Autori della Svizzera

AG Berggebiet c/o Solidaritätsfond Luzerner Bergbevölkerung agile.ch Die Organisationen von Menschen mit Behinderungen / Les organisations de personnes avec handicap / Le organizzazioni di persone con andicap

Aktion Medienfreiheit alliance F Bund Schweizerischer Frauenorganisationen / Alliance de sociétés féminines suisse / Alleanza delle società femminili svizzere

Appenzeller Druckerei AG

Arbus Schweiz Vereinigung für kritische Mediennutzung

ARF / FDS Association suisse des scénaristes et réalisateurs de films / Associazione svizzera regia e sceneggiatura film / Verband Filmregie und Drehbuch Schweiz /

AROPA Association romande de la production audiovisuelle arttv.ch Das Schweizer Kulturfernsehen im Netz

ASCV / VSW Association Suisse du Commerce des Vins / Vereinigung Schweizer Weinhandel

ASG Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Getränkebranche / Communauté de travail de la branche Suisse des Boissons asut Schweizerischer Verband der Telekommunikation / Association Suisse des Télécommunications / Associazione svizzera delle telecomunicazioni / Swiss Telecommunications Association

ASW Allianz Schweizer Werbe- und Kommunikations-Agenturen

AudioVision Schweiz

Berner Oberland Medien

Bern für den Film / Berne pour le cinéma

BNJ FM SA

C-Films AG

CFJM Centre de Formation au Journalisme et aux Médias

16/24

CGSO / WRK Conference des Gouvernements de Suisse occidentale / Conferenza dei Governi della Svizzera occidentale / Westschweizer Regierungskonferenz

CH Media Holding AG

CIIP Conférence intercantonale de l’instruction publique de la Suisse romande et du Tessin / Conferenza intercantonale dell'istruzione pubblica della Sviz­ zera romanda e del Ticino

Cinéforom Fondation Romande pour le Cinéma

Cinésuisse Dachverband der Schweizerischen Film- und Audiovisionsbranche / Association faîtière de la branche suisse du cinéma et de l’audiovisuel

CNN Money SA

Commune de Bussigny

Corriere del Ticino Società editrice del Corriere del Ticino SA

CP Centre patronal

CULTURA Dachverband der Schweizer Kulturinstitutionen / Association faîtière des organisations représentant les intérêts des institutions culturelles suisses / Associazione mantello delle associazioni di categoria che rappresentano le istituzioni culturali svizzere

DécadréE

Dentsu Aegis Network

Die Post Post CH AG

Dschoint Ventschr Filmproduktion AG

DSJ / FSPJ / FSPG Dachverband Schweizer Jugendparlamente / Fédération Suisse des Parle­ ments des Jeunes / Federazione svizzera dei parlamenti dei giovani

Druckerei Steckborn

EBL Telecom AG

EMEK / COFEM / COFEM Eidgenössische Medienkommission / Commission fédérale des médias / Commissione federale dei media

Energie Belp AG

Energie Seeland AG

EWB Elektrizitäts- und Wasserwerk der Stadt Buchs

EXPERTsuisse Schweizer Expertenverband für Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand / / Association suisse des experts en audit, fiscalité et fiduciaire / Associazione svizzera di esperti contabili, fiscali e fiduciari fds filmdistribution schweiz / filmdistribution suisse / filmdistribuzione svizzera

FemWiss Verein Feministische Wissenschaft Schweiz / Association Suisse Femmes Féminisme Recherche

FER Fédération des Entreprises Romandes

17/24

fög Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft, Universität Zürich

Fonction Cinéma

Forum Helveticum

FRC Fédération romande des consommateurs

Freiämter Regionalzeitungen AG

Freiburger Nachrichten AG

Gammeter Media Das Medienhaus der Engadiner

W. Gassmann AG

GARP Gruppe Autoren, Regisseure, Produzenten / Groupe Auteurs, Réalisateurs, Producterus

GAW GA Weissenstein GmbH

GEPSI Gruppo Emittenti Private della Svizzera italiana

Gesellschaft für bedrohte Völker

Gesundheitsförderung Schweiz / Promotion Santé Suisse / Promozione Salute Svizzera

Glattwerk AG

Goldbach Media AG

GoldenEggProduction Sàrl

Gruppa romontscha dil cussegl Grond dil cantun Grischun

Handel Schweiz / Commerce Suisse / Commercio Svizzera / Swiss Trade

Hauptstadtregion Schweiz / Région Capitale Suisse hiddenframe GmbH

IFPI Schweiz

IGEM Interessengemeinschaft elektronische Medien

IG unabhängiger Schweizer Brauereien

IG Unabhängige Schweizer Filmproduzenten / Groupe d’intérêt des producteurs indépendants de films suisses / Comunità degli interessi dei produttori indipendenti di film svizzeri

Impressum die Schweizer JournalistInnen / Les journalistes suisses / I giornalisti svizzeri

IKMZ Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich interGGA AG investigativ.ch

IRF Interessengemeinschaft Radio und Fernsehen / Communauté d'intérêts radio et télévision / Associazione di interessi radio e televisione

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JBW Media AG

Junge Journalisten Schweiz

Jungfreisinnige Schweiz / Jeunes liberaux-radicaux suisses / Giovani liberali radicali svizzeri

Kabelfernsehen Bödeli AG

Kanal K

Keystone SDA Nachrichtenagentur / Agence de presse / Agenzia di stampa KEYS­ TONE-SDA-ATS AG

KFGS Kabelfernseh-Genossenschaft Strengelbach

KFN Kabelfernsehen Nidwalden AG

KMU-Forum / Forum PME / Forum PMI

Konnex Agentur für Medien-Kommunikation AG

KS/CS Kommunikation Schweiz / Communication Suisse / Comunicazione Svizzera

Kunstbulletin und artlog.net

Langfilm Bernard Lang AG

Leading Swiss Agencies Verband der führenden Kommunikationsagenturen der Schweiz / Association des agences de communication leaders en Suisse

Le Courrier

LFO SA

Lia Rumantscha

Lomotion AG

MAZ Die Schweizer Journalistenschule

MediaCom AG media FORTI Verein «media FORTI» – Koalition für Journalismus der Zukunft

Mediapulse Stiftung für Medienforschung / Fondation pour la recherche sur les médias / Fondazione per la ricerca sui media

Médias Suisses Association des médias privés romands

Meier + Cie AG

Memoriav Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz / Association pour la sauvegarde de la mémoire audiovisuelle suisse / Associazione per la salvaguardia della memoria audiovisiva svizzera

Mira Film GmbH mmb media agentur ag

MüllerMedienAG

19/24

naxoo SA net+ Entremont

NET-Metrix AG netplusFR SA

Neue Fricktaler Zeitung AG news-21 Walther Consulting

NGO-Allianz EBK NGO-Allianz Ernährung, Bewegung, Körpergewicht

Nouvelle Presse Think Tank – Nouvelle Presse

Öffentlichkeitsgesetz.ch / Loitransparence.ch / Leggetrasparenza.ch

OSE / ASO Organisation des Suisses de l'étranger / Organizzazione degli Svizzeri all'estero/ Auslandschweizer-Organisation

Peacock Film AG

Peter H. Matter

Pgi Pro Grigioni Italiano

Piratenpartei Schweiz / Parti Pirate Suisse / Partito Pirata Svizzero

Plan B Film GmbH

Print + communication Verband print + communication

Pro7Puls8 ProSieben Puls 8 TV AG pro audito Schweiz

Procap Schweiz

ProCinema Schweizerischer Verband für Kino und Filmverleih / Association Suisse des exploitants et distributeurs des films / Associazione Svizzera per il cinema ed il noleggio

Prof. Dr. Katarina Stanoevska-Slabeva, Universität St. Gallen

Prof. Dr. Michael Schenk, Universität Fribourg

Prof. Silke Adam, Universität Bern

Promarca Schweizerischer Markenartikelverband / Union Suisse de l’article de marque

Pro Svizra Rumantscha

Public Health Schweiz

Quickline AG

Radio 1

Radio Berner Oberland AG

20/24

Radio Central AG

Radio Eviva

Radio Fiume Ticino SA

Association Radio Vostok

Reatch research and technology in switzerland

Regiun Engiadina Bassa/Val Müstair

Renet AG

Ringier AG

RRR Radios Régionales Romandes

SAK St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG

SBV / FSC Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband / Fédération suisse des aveugles et de malvoyants / Federazione svizzera dei ciechi e deboli di vista

Schweizer Brauerei-Verband / Association suisse des brasseries / Associazione svizzera delle birrerie

Schweizerischer Video-Verband / Association Suisse du vidéogramme

Schweizer Koalition für die kulturelle Vielfalt / Coalition suisse pour la diversité culturelle / Coa­ lizione svizzera per la diversità culturale

Schweizer Obstverband / Fruit-Union Suisse / Associazione Svizzera Frutta

Schweizer Presserat / Conseil suisse de la presse / Consiglio svizzero della stampa

SEIC-TELEDIS Groupe / Groupe SEIC-TELEDIS

SFJ / AJS / AGS Verband Schweizer Fachjournalisten / Association suisse des journa­ listes spéciales / Associazione svizzera dei giornalisti specializzati

SFP Swiss Film Producers’ Association / Schweizerischer Verband der FilmproduzentInnen / Association Suisse des producteurs de films / Associazione svizzera dei produttori di film

SGB-FSS Schweizerischer Gehörlosenbund / Fédération Suisse des Sourds / Federazione Svizzera dei sordi

SGKM / SSCM / SSCM Schweizerische Gesellschaft für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung / Société Suisse des sciences de la communication et des médias / Società Svizzera di scienze della comunicazione e dei media

SIG Schweizerische Interpretengenossenschaft / Coopérative suisse des artistes interprètes / Cooperativa svizzera degli artisti interpreti

Sierre Energie

SKS Stiftung für Konsumentenschutz / Fondation pour la protection des com­ sommateurs / Fondazione per la protezione dei consumatori

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SMD Schweizer Mediendatenbank

SMR / CSM Schweizer Musikrat / Conseil Suisse de la Musique / Consiglio Svizzero della Musica / Cussegl Svizzer da la Musica

SMV / USDAM Schweizerischer Musikerverband / Union Suisse des artistes musiciens / Unione Svizzera degli artisti musicisti

Somedia Somedia AG, Medien der Südostschweiz

SONART Musikschaffende Schweiz / Association suisse de musique / Associazione Svizzera di Musica

Spiritsuisse Verband der wichtigsten Produzenten und Verkäufer von Qualitäts- spirituosen in der Schweiz / Association des principaux producteurs et commerçants de spiritueux de qualité en Suisse

SRG Bern Freiburg Wallis Radio- und Fernsehgenossenschaft Bern Deutschfreiburg Oberwallis

SRG SSR Schweizerische Radio-und Fernsehgesellschaft / Société suisse de radiodiffusion et télévision / Società svizzera di radiotelevisione

SSA Société suisse des auteurs, société coopérative

SSFV syndicat suisse film et vidéo / Schweizer Syndikat Film und Video / sindacato svizzero film e video / swiss union film and video

SSM Schweizer Syndikat Medienschaffender / Syndicat Suisses des mass médias / Sindacato Svizzero dei mass media

SSV Schweizer Studiofilmverband

SUISA Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik / Coo­ pérative suisse des auteurs et éditeurs de musique / Cooperativa sviz­ zera degli autori ed editori di musica

SWA-ASA Schweizer Werbe-Auftraggeberverband /Utenti Svizzeri Pubblicità Association Suisse des Annonceurs / Association of Swiss Advertiser

SuisseCulture

SuisseDigital Verband für Kommunikationsnetze / Association des réseaux de communication

Suissimage Stiftung Kulturfonds / Fondation culturelle / Fondazione culturale / Fundaziun culturala

Sunrise Communications AG

Sunshine Radio

Swiss Cigarette

Swisscom AG

Swissfilm Association Association suisse des producteurs de films de télévision / Verband der Schweizer TV-, Auftrags- und Werbefilmproduzenten

Swiss Films

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SwissHoldings Verband der Industrie- und Dienstleistungsunternehmen in der Schweiz Fédération des groupes industriels et de services en Suisse / Federation of Swiss based multinational enterprises

Swisstream Schweizerische Verband der Streaming Anbieter

Syndicom Gewerkschaft Medien und Kommunikation / Sindacato dei media e della comunicazione / Syndicat des médias et de la communication

TBS Strom AG

Technische Betriebe Wil

Tele Alpin

TeleBasel

Telesuisse Verband der Schweizer Regionalfernsehen / Association des télévision régionales suisses / Associazione delle televisioni regionali svizzere

Theiler Druck AG

TILT Production GmbH

Triluna Film AG

UBI / AIEP / AIRR Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI / Autorité indépendante d’examen des plaintes en matière de radio- télévision AIEP / Autorità indipendente di ricorso in materia radiotelevi­ siva AIRR

ULR Uniun per la Litteratura Rumantscha

UNIKOM Union nicht- gewinnorientierter Lokalradios / Union des radios locales non commerciales / Unione delle radio locali non commerciali

UPC Schweiz

URB Uniun de las rumantschas e dals rumantschs en la bassa

Valaiscom

Verband Medien mit Zukunft / Association Médias d’Avenir / Associazione media con futuro

Verein « Ja zu No-Billag »

Video2000 SA

Vinca Film GmbH

Viscom Schweizerischer Verband für visuelle Kommunikation

VSM Verband Schweizer Medien / Association des Médias Suisses / Stampa Svizzera / Swiss Media

VSP / ARPS Verband Schweizer Privatradios / Association suisse des radios privées / Associazione delle radio private svizzere

23/24

Wavemaker AG

WEKO / COMCO Wettbewerbskommission / Commission de la concurrence / Commissione della concorrenza / Competition Commission

WOZ Die Wochenzeitung

Yetnet

Zentralplus

Zollikonline Genossenschaft für ein Radio- und Fernsehkabelnetz in Zollikon

Zürcher Filmstiftung

24/24