Gay Games - Pay Games - Games?

Autor(en): Raeber, Natalie

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Die : Lesbenzeitschrift

Band (Jahr): - (1998)

Heft 9

PDF erstellt am: 25.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-631125

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http://www.e-periodica.ch Games - Pay Games - Lesb/an Games?

Während der ersten >4ugusfwo- Stimmung bei spannenden Sportveran- weil sich zwei Frauen, integriert in einem staltungen, interessanten Ausstellungen Tanz, küssten? Wo waren denn die gros- che fanden unter dem Motto und unterhaltsamen Partys. Lesben wür- sen Namen oder Acts, die Lesbenherzen den genauso geschätzt und sichtbar sein höher schlagen lassen? Wir waren sechs «Fr/enc/s/j/p through cu/ture and wie Schwule, wenigstens eine Woche Lesben, die sich so nicht zugehörig füh- lang könnten sich Frauen gleichberech- len konnten. Wir verliessen die Opening sports« d/'e fünften tigt fühlen, anders als in der gewohnten Ceremony und hatten viel zu diskutieren Hetiwelt. Die Ankündigungen für die über Lesbenikonen und die Unterschie- statt - zum ersten Ma/ in Europa. Gay Games 98 unterstützten diese Phan- de zwischen Lesben- und Schwulen- tasie eines friedlichen und fröhlichen weiten. Über solche und ähnliche The- >An d/eser grössten Sporfveran- Events. Dem war aber nicht ganz so. men wurde in der Woche vor den Spie- len an einer Konferenz besprochen. In- sfa/tung der l/l/e/f wurde /'n 26 Am Eröffnungstag standen die Ca- formationen dazu sind auf der website «a/ Parade und die Opening Ceremony http://www.pscw.uva.nl/gl zu haben. Sportarten um Go/dmeda/V/en ge- auf dem Programm. Die Cana/ Parade, der Amsterdamer Christopher Street Die Schwulendominanz war die /cämpft. 74 000 Frauen und Man- Day, wird auf geschmückten Booten ge- ganze Woche über spürbar, auch am letz- feiert, was die Trennung zwischen Zu- ten Tag, als das Erinnerungsvideo der ner nahmen a/ct/V an d/esen Sp/'e- schauerinnen und Mitmachenden klar Games vorgestellt wurde. In diesem Zu- festlegt. Zwei Stunden lang fuhren Boo- sammenschnitt der sportlichen und kul- /en fe/7. te vorbei mit vielen Matrosen und an- turellen Ereignisse kommt kaum eine deren Männern in möglichst engen Ho- Lesbe ins Bild: Es sind eben Gay Ga- sen oder im Fummel. mes, und so ist das Resultat, wenn Les- Die offizielle Eröffnungsparty der ben in Gay wieder einmal (nur) mitge- Gay Games fand in der riesigen ArenA meint sind. Es kann in diesem Bericht nicht darum statt. Aus 62 Ländern liefen die Teilneh- gehen, über die einzelnen Sportanlässe menden ein - Tausende aus den USA, und das vielfältige kulturelle Angebot zu Kanada und Deutschland, Hunderte aus schreiben. Jede Anwesende musste ihre Holland, Australien, der Schweiz und eigenen Schwerpunkte setzen alles zu - einzelne aus Kasachstan, Iran, Indien, sehen unmöglich. Hier soll of- war vom Weissrussland, Tschechien, Sri Lanka, fiziellen Teil der Games und Ge- vom Chile und Simbabwe. So mein Eindruck, samteindruck die Rede sein, teilneh- der keinen Anspruch auf Vollständig- mende Sportlerinnen sahen die Spiele keit erhebt. Für die Partystimmung tra- bestimmt in einem anderen Licht. ten einige Berühmtheiten auf, wie die ABBA revival Band Björn Again, die Vierzehntausend Teilnehmende plus Weather Girls mit ihrem Hit «It's Rai- deren Partnerinnen, Freundinnen, El- ning Man», die Chanson-Eurovision- tern und Kinder in . Eine Gewinnerin aus Israel, Dana Interna- Stadt, die wir uns liberal vorstellen und tional, und der Modeschöpfer Jean Paul die sich liberal durchflutet ei- gibt, von Gaultier. Neben diesen Schwulenikonen ner Menge Menschen, die wissen, was es gab es viele Tänzer und weitere Musik heisst, als Minderheit zu leben, die viel- von Männern. Wieso sollten sich Les- leicht überhaupt zum ersten Mal oaf ben an dieser Zeremonie wohl, gebor- durch die Strassen spazieren können. gen und angesprochen fühlen? Weil die Die Vorfreude, einmal nicht die Minder- Co-Präsidentin der Federation o/ Gay heit zu sein, liess die Vorstellung auf- Games, Roz Quarto, die Spiele eröffne- kommen, dass sich ein fröhlicher und te, weil Martina Navratilova ihre Grüs- toleranter Haufen zusammenfinden wür- se per Video überbrachte, weil Mathil- de eine ganze Woche lang friedliche 24 - de Santing das Schlusslied sang oder Im Verlaufe der Woche entstanden billige alternative Veranstaltungen unter dem Motto Gay Games are Pay Games. Denn nur einige Sportveranstaltungen waren gratis, für die meisten musste spä- testens beim Final bezahlt werden, und auch die vielen Souvenirs waren nicht ganz billig. Die täglich stattfindenden Partys kosteten jeweils mindestens 30 Franken. Viele Leute konnten nur dank einem Fonds überhaupt an den Spielen teilnehmen, ob diese sich eine Party lei- sten konnten, ist fraglich.

Ein Lichtblick war die täglich er- scheinende Zeitung «The Daily Friend- ship». Darin waren interessante Artikel zu Sport und Kultur sowie Hintergrund- informationen zu lesen, die aufzeigten, wie verschieden die Welten sind, in de- nen wir als Lesben und Schwule leben. Im Hinblick auf die Eurogames 2000 in Zürich gibt es aus den Games in Am- sterdam viel zu lernen. Es bleibt zu hof- fen, dass tatkräftige Lesben bei den Eu- rogames mitmachen, damit auch Les- ben sich angesprochen und integriert fühlen. Atoa/z'e Paefter

Weitere Informationen zu den Gay Games und den EuroGames sind unter folgenden Adressen erhältlich: The Federation of Gay Games, 584 Castro Street, Suite 343, , CA 94114, USA. Tel: 001/415 695 0222, Fax: 001/415 695 9222, http://www.gay- games.org. EuroGames 2000, P. O. Box, 8023 Zürich, www..ch.