#7–8 vm 2019 VerbandsMagazin Themen, Trends und Fakten der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft – VdW Rheinland Westfalen

18 EINE BRANCHE IN BEWEGUNG – 18. VDW-FORUM WOHNUNGSWIRTSCHAFT

32 PREMIERE IM LANDTAG – 18. PARLAMENTARISCHER ABEND DES VDW RHEINLAND WESTFALEN

4 SCHWERPUNKT – SCHÖNE NEUE WELT Wie die Digitalisierung die Wohnungswirtschaft erobert Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird die männliche Personenbezeichnung gewählt. Die Angaben beziehen sich jedoch auf beide Geschlechter. EDITORIAL 1

Eines kann Digitalisierung keinesfalls sein – nämlich uns gleichgültig

igitalisierung ist eines der Top- Aktuell befinden wir uns zurzeit jedoch noch Themen, die uns aktuell in Wirt- in einer Umbruchphase, in der ein Teil unse- D schaft, Gesellschaft, Politik und rer Kunden bereits technikaffin fast rund um Medien überall begegnen. Sie hat unser die Uhr online „unterwegs“ ist, ein anderer aller privates und berufliches Leben bereits Teil aber noch eher in der analogen Welt zu seit einiger Zeit verändert und wird dies Hause ist. Beide Kundengruppen haben also weiterhin – und zwar mit zunehmendem höchst unterschiedliche Wünsche und Erwar- Tempo – unausweichlich tun. Ein guter tungen an uns. Und ähnlich ist es – wenn wir Grund also, sich in diesem Heft mit dem ehrlich sind – auch bei den Mitarbeitern in Thema Digitalisierung in der Wohnungs- unseren Unternehmen. Sie müssen wir, um wirtschaft auseinanderzusetzen. erfolgreich zu sein, in die Entwicklung und Anwendung digitaler Prozesse von Beginn Dabei muss es einerseits um Fakten und de- an eng einbinden. Das gilt für alle Bereiche ren Bestandsaufnahme gehen, andererseits unserer Unternehmen und selbstverständlich aber auch darum, warum und in welchem auch für die Führungskräfte. Umfang wir zunehmend auf digitalisierte Prozesse bauen und wie die zukünftige Aber auch unsere Geschäftspartner müssen Entwicklung in unserer Branche aussehen wir einbeziehen. Ein großer Teil der Kontakte wird. mit ihnen wird künftig noch stärker als bisher „Nehmen wir die über digitale Wege wie beispielsweise Hand- Herausforderung an – Chance, Bedrohung, unausweichliche Ent- werkerportale erfolgen. wicklung oder Herausforderung – das alles aber vergessen wir sind Perspektiven, aus denen wir dieses Nutzen wir die Chancen, die uns die Digitali- die Menschen nicht“ Thema betrachten können und müssen. sierung bietet und nehmen wir die Herausfor- derung an – aber vergessen wir die Menschen Allerdings ist es auch nicht so, dass die nicht. Unternehmen der Wohnungswirtschaft gerade erst mit der Digitalisierung begon- nen haben: Viele Mitgliedsunternehmen haben eine Reihe von Geschäftsprozessen bereits ganz oder zumindest teilweise digi- talisiert. Aber immer komplexer werdende Ihr Anforderungen an die Unternehmen sowie auch ein zunehmender Mangel an Fach- Klaus Graniki kräften fordern immer mehr Effizienz und Dynamik in unseren Geschäftsprozessen Geschäftsführer DOGEWO Dortmunder und eine immer höhere Datenverfügbar- Gesellschaft für Wohnen mbH und keit als Grundlage für unternehmerische Vorsitzender des VdW-Arbeitskreises Entscheidungen. Wohnungswirtschaft 4.0

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4 18 32 Wie die Digitalisierung Eine Branche in Bewegung – Sommerliche Premiere im Landtag – die Wohnungswirtschaft erobert – 18. VdW-Forum 18. Parlamentarischer Abend des Schöne neue Welt Wohnungswirtschaft VdW Rheinland Westfalen

SCHWERPUNKT

4 Wie die Digitalisierung die 15 Wie sieht Bauen und Wohnen in 31 Nominierte stehen fest Wohnungswirtschaft erobert Zukunft aus? Digitale Innovation als Deutscher Bauherrenpreis 2020 Schöne neue Welt Revolution des Bauens und Wohnens

„Für eine nachhaltige digi- 6 „Fail fast – learn fast“ AKTUELLES NRW tale Transformation ist es Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum entscheidend, auch die Rahmen- Planen und Bauen Sommerliche Premiere im Landtag bedingungen im Unternehmen auf 32 18. Parlamentarischer Abend des den Prüfstand zu stellen“ Gebäudekonnektivität 4.0 17 VdW Rheinland Westfalen Interview mit Elke Nippold-Rothes, Das sprechende Gebäude stellvertretende EBZ-Akademie- 34 Auf dem Weg zur Ruhr Academy on leiterin Smart Metropolitan Transformation Ruhr-Konferenz – Themenforum Rechtliche Grenzen einer 8 „Heimat.Ruhr“: VdW Rheinland Kommunikation über das 18. VDW-FORUM Westfalen setzt sich für Forschungs- Mieterportal WOHNUNGSWIRTSCHAFT netzwerk ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Frank Weiler, Bielefeld Flächenpotenziale – Hemmnisse – Eine Branche in Bewegung 36 18 Zukunftschancen 18. VdW-Forum Wohnungswirtschaft 10 Sim-sala-BIM: Gebäude aus dem Ruhr-Konferenz – Themenforum digitalen Hut gezaubert 25 Impressionen vom 18. VdW-Forum „Heimat.Ruhr“ Wohnungswirtschaft „Ich hätte gerne ein Stück BIM“ – 37 Startschuss für die Landesinitiative Building Information Modeling 26 Genossenschaftsausschuss und „Endlich ein ZUHAUSE“ richtig beauftragen Vollversammlungen der Sparten Landesregierung und Wohnungs- Gastbeitrag von Dr. Robert wirtschaft gemeinsam gegen Wohnungslosigkeit Elixmann, Rechtsanwalt AKTUELLES 12 BIM – Evolution oder Revolution? 38 Austausch in Siedlungen der 1950er- Gastbeitrag von Dr.-Ing. Stanimira 28 „Wie geht bezahlbarer Wohnraum?“ und 1960er-Jahre Markova, GREENbimlabs GmbH 14. Bielefelder Kongress Erste Bereisung des Projektes und RWTH Aachen Stadtentwicklung „Wohnen auf Kohle“ 14 Der Besteller ist gefragt! 30 Klimaschutz bei Gebäuden: 40 „Mehr Wohnraum ist der einzige Gastbeitrag von Oliver Wienand, Wohnungswirtschaft legt Weg zur Stabilisierung der Mieten“ Bauingenieur im BIM-Team der agn 23 Sofortmaßnahmen vor Wohnungsbautag NRW 2019 Niederberghaus & Partner GmbH Die Kosten energetischer Sanierung mit langjähriger Erfahrung im steigen schneller als die Einkommen Vertrieb von CAD Software

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44 50 52 Sommerfachreise mit der rhein- Gemeinsame Sitzung des Fachaus- 100 Jahre WOGEDO – land-pfälzischen Finanz- und schusses Recht des VdW südwest und Seit 1919 bezahlbarer Wohnraum Bauministerin Doris Ahnen des Arbeitskreises Recht des VdW RW in Düsseldorf

AUS DEN UNTERNEHMEN

41 Das Münsterland braucht 48 Vorbereitungen zum 20-jährigen 51 Gelungene Jubiläumsfeier 10.000 Wohnungen – jährlich Jubiläum des Bauforums Ein Jahrhundert Spar- und Bauverein 1. Münsterländer Wohnungsgipfel der Gesellschafterversammlung Friemersheim eG Wohnraumoffensive Münsterland Bauforum Rheinland-Pfalz 52 100 Jahre WOGEDO Termine mit Arbeitsgemeinschaften Deutlich mehr neue Wohnungen Seit 1919 bezahlbarer Wohnraum zur Grundsteuerreform im Jahr 2018 in Düsseldorf Politik zur Grundsteuerreform Statistisches Landesamt sensibilisieren Rheinland-Pfalz 42 Filmen und kartografieren 49 Ressortübergreifender Ruf nach Stadtentwicklung mal anders mehr bezahlbarem Wohnraum TERMINE 2019 Veranstaltungen des Sozial- und Verbraucherzentrale bietet des Innenministeriums des Landes Te rmine 2019 Basis-Check an 53 Rheinland-Pfalz Mehrwert für Mieter 49. Treffpunkt Sozialarbeit Ankündigung 43 Sommerfest 2019 in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei VDW-ARBEITSKREISE der Europäischen Union in Brüssel Veranstaltungsrückblick 50 Gemeinsame Sitzung des Fachaus- schusses Recht des VdW südwest AKTUELLES RLP und des Arbeitskreises Recht des VdW RW Arbeitskreis Recht 44 Allerorten ein herzliches Will- kommen und großes Engagement Sommerfachreise mit der rhein- land-pfälzischen Finanz- und VERBAND UND GREMIEN Bauministerin Doris Ahnen 46 Aktionsplan – 50 Abschied von Kurt Bröhl Gut wohnen in Stadt und Land Bauverein Erftstadt eG 54 STEUERN Treffen der Bündnispartner am Den kühlen Temperaturen getrotzt 57 RECHT 20. Mai 2019 in Mainz 51 Erfolgreich im Viererpack 60 TECHNIK UND MULTIMEDIA 47 Entwicklungspotenziale ländlicher Räume in Rheinland-Pfalz 62 FÜR SIE GELESEN 2. Workshop des Bauforums 64 SEMINARE Rheinland-Pfalz

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 4 SCHWERPUNKT

Wie die Digitalisierung die Wohnungswirtschaft erobert

SCHÖNE NEUE WELT >> Die Digitalisierung ist sicherlich einer der Megatrends unserer Zeit. Die digitale Entwicklung schreitet immer weiter voran, erfasst unsere Lebensbereiche, verändert die Arbeitswelt und macht natürlich auch vor den Türen der Wohnungswirtschaft keinen Halt. Der Prozess der digi­ talen Transformation ist umfassend und hat Auswirkungen auf die gesamte Organisation. So wächst für Wohnungsunternehmen die Herausforderung, ihre Prozesse zu optimieren, sich mit neuen Dienst­ leistungen und Geschäftsmodellen zu beschäftigen, die Kommunikation mit dem Kunden neu zu gestalten und das Planen und Bauen durch Building Information Modeling zu revolutionieren.

Manchen Trends kann man sich verschlie­ ßen oder sie entpuppen sich als Eintagsflie­ ge. Digitalisierung hingegen ist eine tiefgrei­ fende und nachhaltige Entwicklung. Man kann sich ihr nicht verwehren. So verwun­ dert es nicht, dass zahlreiche Fachkongresse Quelle: EBZ Business School in Workshops die Chancen und Risiken beleuchten. Auch die Wohnungswirtschaft hat ein Bewusstsein für die Thematik ent­ wickelt, aber in vielen Unternehmen ist die Umsetzung noch nicht greifbar und ruft Unsicherheiten hervor.

Im Arbeitskreis Wohnungswirtschaft 4.0 lädt der VdW Rheinland Westfalen zum Erfahrungsaustausch ein und fördert den Austausch von Best­Practice­Lösungen. In den ersten Sitzungen zeigte sich, dass die Branche erst mal ein gemeinsames Verständnis von der Digitalisierung ent­ wickeln muss. Was bedeutet die digitale Entwicklung für die Wohnungs­ und Im­ mobilienwirtschaft?

Technische vs. institutionelle Perspektive Rein technisch betrachtet bezeichnet die Digitalisierung das Umwandeln von ana­ logen Daten in digitale Formate sowie die Die Darstellung gibt einen guten Überblick über das Fragenspektrum der wohnungswirt- Automatisierung von Aufgaben unter Einsatz schaftlichen Digitalisierungsdimensionen digitaler Technologien. Die institutionelle Sichtweise, die digitale Transformation, be­ Wie können Wohnungsunternehmen Arbeit zu unterstützen und effizienter zu trachtet den gesamten Veränderungsprozess mithilfe der Digitalisierung effizi- gestalten. Ob die digitale Wohnungsabnah­ einer Organisation. Sie meint die Auswir­ enter arbeiten? Ihre Geschäftsmodelle me, die digitale Mieterakte oder ein digitaler kungen auf einzelne Organisationselemente optimieren bzw. neue Wertschöpfung Rechnungsprozess: Neue Dienstleistungs­ einer Organisation wie die Prozesse, Ge­ generieren? angebote und Geschäftsmodelle können schäftsmodelle, Kompetenzen, Führung Wohnungsunternehmen und ­genossen­ Wettbewerbsvorteile generieren und/oder und vieles mehr. Im Arbeitskreis werden die schaften haben die Aufgabe, ihre Prozesse bestehende Wettbewerbsvorteile sichern. Im damit verbundenen Potenziale untersucht durch den Einsatz von digitalen Technolo­ Unternehmen müssen neue Kompetenzen und Versuche unternommen, Antworten gien und Software effizienter zu gestalten. aufgebaut werden und die Mitarbeiter im auf die mit der Digitalisierung verbundenen Unternehmen setzen dabei zunehmend auf Prozess der digitalen Transformation mitge­ Fragestellungen zu finden. digitale Tools, die dabei helfen, die tägliche nommen werden.

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen DIGITALISIERUNG IN DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT 5 Foto: wladimir1804 – stock.adobe.com

Wie verändern sich die Ansprüche wert steigern. Insbesondere Lösungen zur mein Unternehmen die passende Digitali­ und Bedürfnisse der Kunden durch die Optimierung des Energieverbrauchs und sierungsstrategie? Digitalisierung? zur Steigerung der Sicherheit erfreuen sich Die jüngere Generation der Mieter ist mehr immer größerer Beliebtheit. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe des Ver­ als die Hälfte des Tages online. Sie nutzt bandsMagazins bietet Anregungen, um eine zunehmend digitale Produkte und Services. Wie immer betrachtet die Wohnungswirt­ Antwort auf diese Fragen zu finden. LM Anliegen in der Mietersprechstunde zu klä­ schaft auch das smarte Gebäude nicht ren, reicht nicht mehr aus. Erreichbarkeit isoliert, sondern stets im Einklang mit der auch nach den Geschäftszeiten ist gefordert. ganzheitlichen Entwicklung von smarten Zunehmend führen Wohnungsunterneh­ Quartieren. LITERATURTIPP men daher Mieterportale ein. So lässt sich der Dialog mit den Mietern schnell, un­ Resümee kompliziert und geschäftszeitenunabhängig Die Wohnungswirtschaft bewegt sich in ei­ gestalten. Die Möglichkeit der Mieterselbst­ nem Dreieck zwischen dem Unternehmen beauftragung kann die Zufriedenheit der selbst, Kunde und Gebäude mit zahlreichen Kunden steigern und die Mitarbeiter im Wechselbeziehungen. Natürlich steht die Wohnungsunternehmen entlasten. Branche unter Druck, für diese Felder Lö­ sungen zu entwickeln. Es existiert das Risiko, Wie sieht das effiziente Gebäude in der dass branchenfremde Unternehmen den digitalen Zukunft aus? Markt betreten und die Möglichkeit verloren Auch die Gebäude selbst erleben einen digi­ geht, eine entscheidende Gestaltungsrolle zu talen Wandel. Über den gesamten Lebens­ übernehmen. Beispiele aus anderen Bran­ zyklus eines Gebäudes wird zunehmend chen gibt es genügend: Airbnb ist der größte Building Information Modeling (BIM) er­ Vermieter und hat kein eigenes Zimmer im probt und als Zukunft des Bauens tituliert. Portfolio oder Skype ist die größte Telefon­ Im Idealfall entsteht eine verlässliche Daten­ firma ohne eigenes Netz. So beherrschen basis für alle von der Planung über den Bau zunehmend B2C­Plattformen die neue Wirt­ und die Bewirtschaftung bis hin zum Abriss schaft. Der Ausbau von Kooperationen wird beteiligten Akteure. eine wichtigere Rolle einnehmen, um die eigene Wettbewerbsposition verbessern zu Aber auch die Kunden versichern sich können. Neue Partner wie PropTechs gera­ zunehmend vor dem Einzug, ob auf eine ten zunehmend stärker in das Netzwerk der Die vom InWiS in Kooperation mit der hochleistungsfähige Infrastruktur zurück­ Wohnungs­ und Immobilienwirtschaft. EBZ Business School im Jahr 2016 erstellte gegriffen werden kann. Ein Wohnen ohne Studie gibt auch heute noch einen guten Zugang zu Highspeed­Internet ist für Viele Also ist es höchste Zeit, sich zu fragen: Wo Themenüberblick. Download unter bereits heute undenkbar. Die Integration von steht mein Unternehmen im Prozess der https://bit.ly/2AnaJiL. Smart­Home­Lösungen kann den Wohn­ Digitalisierung und wie entwickele ich für

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 6 SCHWERPUNKT

INTERVIEW MIT ELKE NIPPOLD-ROTHES, STELLVERTRETENDE EBZ-AKADEMIELEITERIN „Für eine nachhaltige digitale Transformation ist es entscheidend, auch die Rahmenbedingungen im Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen“

VM: Wie können Wohnungsunternehmen Der Grundgedanke des Modells ist einfach: • Know-how: Wie stark wird die Beleg­ bestimmen, wo sie im Hinblick auf die Die Digitalisierung von Unternehmen kann schaft qualitativ und quantitativ durch Digitalisierung stehen? im weiteren Sinne über die folgenden Teilas­ Träger digitaler Kompetenzen geprägt? pekte beschrieben werden: • Stellenwert Unternehmensleitung: Elke Nippold-Rothes: Da wir in den letzten Welchen Stellenwert hat das Thema in zwei Jahren viele Anfragen von Unterneh­ • Strategie: Wie stark ist die Digitalisierung der Unternehmensleitung? men erhalten haben, die sich eine Art „Kom­ in der Unternehmensstrategie verankert? pass“ zum Thema Digitalisierung wünsch­ • Produkte und Services: In welchem Kombiniert man die unterschiedlichen Aus­ ten, haben wir im vergangenen Jahr mit Umfang wird das Leistungsportfolio des prägungen dieser Aspekte des unternehme­ wissenschaftlicher Unterstützung das EBZ Unternehmens von digitalen Leistungen rischen Gesamtsystems, dann lassen sich Reifegrad­ und Kompetenzmodell entwi­ geprägt? vier Reifegrade der Digitalisierung ausma­ ckelt. Es hilft Unternehmen der Wohnungs­ • Kundenbeziehungen: Wie digitalisiert chen. und Immobilienwirtschaft dabei, ihren Sta­ erfolgt das Kundenmanagement? tus quo im Prozess der Digitalisierung zu • Geschäftsprozesse: Mit welcher Intensi­ Einen kostenfreien „Selbstcheck“ zur Be­ bestimmen, sich strategisch zu positionieren tät werden die Geschäftsprozesse digital stimmung ihres individuellen Reifegrades und Ansatzpunkte für die Erreichung des abgebildet? finden Unternehmen auf unserem ebz­blog angestrebten Reifegrades zu finden. unter www.ebz­akademie­blog.de.

Das EBZ Reifegrad- und Kompetenzmodell für die Immobilienwirtschaft

Quelle: EBZ

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen DIGITALISIERUNG IN DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7 Foto: SFIO CRACHO – www.shutterstock.com

VM: Wie können Wohnungsunternehmen antwortungsbereich? Innovations­ und Ver­ effiziente und auf Excellenz ausgerichtete die digitale Transformation in ihrer Orga- änderungskompetenzen werden zukünftig Prozesse steuern zu können, sowie agile, auf nisation umsetzen? immer wichtiger, damit die Unternehmen Geschwindigkeit und Innovation ausgerich­ bei der dynamischen Entwicklung der Digi­ tete Ansätze zu beherrschen. Elke Nippold-Rothes: Für eine nachhaltige talisierung Schritt halten können. digitale Transformation ist es entscheidend, Digitalisierung und der digitale Wandel müs­ auch die Rahmenbedingungen im Unter­ Führungskräfte sollten dabei die Rahmen­ sen von der Geschäftsführung ausgehen, von nehmen auf den Prüfstand zu stellen und bedingungen für eine gelingende Trans­ den Führungskräften gestärkt und im Leit­ dem erwünschten digitalen Reifegrad ent­ formation schaffen und in der Lage sein, bild verankert und gelebt werden. sprechend anzupassen. Zu den Rahmenbe­ dingungen zählen die Organisationsstruktur, die Führungs­ und Lernkultur sowie die IM GESPRÄCH Mitarbeiterkompetenzen.

VM: Welche Kompetenzen fordert die Elke Nippold-Rothes war mehr als zwölf Jahre Digitalisierung der Mitarbeitenden? bei der Vonovia SE (früher: Deutsche Annington Wie ändern sich die Aufgaben für SE) für das Thema Personal- und Führungs- Führungskräfte? kräfteentwicklung verantwortlich. Ende 2016 ist sie bei der EBZ-Akademie als Beraterin

Elke Nippold-Rothes: Zunächst brauchen und Führungskräftetrainerin voll eingestiegen, Foto: Nippold-Rothes alle Mitarbeiter im Unternehmen, vom Aus­ nachdem sie davor schon zeitweise freiberuflich zubildenden bis zu den Führungskräften für das EBZ gearbeitet hat. Als stellvertretende und der Unternehmensleitung, ein grund­ Akademieleiterin verantwortet sie seit 2018 den sätzliches Verständnis von Digitalisierung Bereich Unternehmensberatung für die The- (digitales Mindset). Und dieses beinhaltet men Personal- und Organisationsentwicklung wesentlich mehr als die Bedienung einer sowie die Inhouse-Trainingsangebote der EBZ neuen Software oder den Umgang mit mo­ Akademie. Als Trainerin und Coach begleitet bilen Endgeräten. Darüber hinaus sollten sie schwerpunktmäßig Führungskräfte und Un- in jedem Unternehmen die Führungskräfte ternehmen in Veränderungen, so auch jetzt in und weitere Experten die folgenden Fragen der digitalen Transformation. Ihre Leidenschaft beantworten können: Wie funktionieren gehört dabei den Menschen im Unternehmen, digitale Geschäftsmodelle? Wie funktioniert die mit ihrem Wissen und ihren individuellen die Plattformökonomie? Welche Chancen Stärken eine erfolgreiche und nachhaltige Ver- und Risiken resultieren aus Entwicklungen änderung erst möglich machen. wie data analytics oder KI für meinen Ver­

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 8 SCHWERPUNKT

GASTBEITRAG VON PROF. DR. FRANK WEILER, BIELEFELD Rechtliche Grenzen einer Kommunikation über das Mieterportal

Die Digitalisierung verändert auch die im Wege einer Allgemeinen Geschäftsbe­ dadurch ein besonderes Zugangserfordernis Kommunikation zwischen Vermietern dingung (AGB) erfolgen können. Sofern der schaffen. und Mietern. Briefe und Telefonate wer- Mieter jedoch Verbraucher ist (was bei der den schon länger durch E-Mails oder SMS Wohnungsmiete die Regel ist), sind vorfor­ Benutzungsrecht des Vermieters ersetzt. Durch den Einsatz von Mieterpor- mulierte Vertragsbedingungen, die den Mie­ Wenn der Vermieter sich vertraglich vor­ talen kann die Kommunikation mit den ter zur aktiven Nutzung des Portals auch für behalten will, für von ihm abzugebende Er­ Mietern noch stärker strukturiert und an die Übermittlung von eigenen Mitteilungen klärungen und Mitteilungen ausschließlich die internen Abläufe und Schnittstellen und Erklärungen verpflichten, unwirksam. das Mieterportal zu nutzen, begründet dies angepasst werden. Allerdings sind den di- Nach § 309 Nr. 13 b) Bürgerliches Gesetz­ für den Mieter letztlich die Obliegenheit, im gitalen Möglichkeiten rechtliche Grenzen buch (BGB) darf für Anzeigen und Erklärun­ eigenen Interesse das für ihn eingerichtete gesetzt. gen keine strengere Form als die Textform Postfach regelmäßig zu überwachen. Dabei vorgeschrieben werden. kann der Vermieter nicht davon ausgehen, Benutzungszwang für den Mieter? dass ausnahmslos jeder Mieter von den tech­ Aus ökonomischer Perspektive dürfte es Genau dies tut eine Klausel jedoch, wenn sie nischen und persönlichen Fähigkeiten her in wünschenswert sein, den gesamten Aus­ die Benutzung des Mieterportals verlangt, der Lage ist, Erklärungen aus dem Postfach tausch von Erklärungen und Mitteilungen weil sie damit zugleich andere Möglich­ abzurufen. zwischen Vermieter und Mieter über das keiten, die Textform einzuhalten (z. B. per Portal und insbesondere ein dort eingerich­ E­Mail oder Brief), ausschließt. Zugleich Es empfiehlt sich daher einerseits, die Klau­ tetes elektronisches Postfach des Mieters würde gegen § 309 Nr. 13 c) BGB verstoßen, sel im Vertrag sprachlich und optisch so zu zu bündeln. Eine gesetzliche Verpflichtung denn mit der Festlegung auf das Mieter­ gestalten, dass dem Mieter unmissverständ­ des Mieters, das Portal zu benutzen, besteht portal würde der Vermieter seinen für den lich und unübersehbar klar wird, dass der nicht. Eine vertragliche Vereinbarung ist Zugang von Willenserklärungen maßgeb­ Vermieter vertragsrelevante Erklärungen zwar möglich, wird in der Praxis aber nur lichen Machtbereich einschränken und ausschließlich in das elektronische Postfach Foto: sdecoret – stock.adobe.com

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des Portals einstellen wird. Zum anderen Empfänger selbst eine unbeschränkte Zu­ Verfügung zu stellen, da der Zugang der sollte der Vermieter die Verpflichtung über­ gangsmöglichkeit hat, andere aber vom formgerechten Originalurkunde erforder­ nehmen, sich auf konventionellem Wege Zugriff ausschließen kann. Deshalb muss lich ist. Soweit die Schriftform aber durch (z. 9B. Brief, Telefon) vor der erstmaligen das Postfach des Mieters durch Login und die elektronische Form (§ 126a BGB) ersetzt Benutzung davon zu versichern, dass der Passwort abgesichert sein, um andere vom werden kann, kann das Portal grundsätz­ Mieter das Portal auch tatsächlich nutzen Zugriff oder einer Veränderung der Erklä­ lich genutzt werden. Allerdings wird für die kann. Eine vorformulierte Erklärung, mit der rung auszuschließen. Auch dann wird es Benutzung dieser Form überwiegend das der Mieter dies bestätigt, wäre hingegen nach aber typischerweise zur Speicherung der Einverständnis des Empfängers verlangt, das § 309 Nr. 12 b) BGB als beweislastverschie­ Erklärung auf einem Server kommen, der gesondert einzuholen ist. Außerdem muss bende Tatsachenbestätigung unwirksam. sich nicht im räumlichen Machtbereich des der Vermieter im Portal die technischen Soweit über das Portal auch empfangsbe­ Mieters befindet. Mittel bereitstellen, die für eine Verifizierung dürftige Willenserklärungen versandt wer­ des elektronisch signierten Dokuments not­ den sollen, ist es außerdem erforderlich, dass Indessen genügt es, dass Dritte einschließ­ wendig sind. der Mieter dem zustimmt (dazu sogleich). lich des Serverbetreibers unter normalen Umständen nicht auf das Postfach zugreifen Für Erklärungen in Textform (§ 127 BGB) ist Zugang von Willenserklärungen können. Das gilt auch für den Vermieter, der das Portal grundsätzlich geeignet, wenn es über das Mieterportal zwar die Möglichkeit haben muss, Erklärun­ zwei Voraussetzungen erfüllt: Der Mieter Willenserklärungen des Vermieters sind gen in das Postfach einzustellen, dem dann muss die Erklärung aufbewahren oder spei­ i. d. R. zugangsbedürftig. Die Einstellung aber der Zugriff entzogen werden sollte. chern können und es muss geeignet sein, die einer Erklärung in das auf dem Mieterportal Kann er hingegen die Erklärung später selbst Erklärung unverändert wiederzugeben. geführte elektronische Mieterpostfach führt noch löschen oder verändern, dann zeigt Hierzu muss die Möglichkeit einer nachträg­ nur dann zum Zugang der Erklärung, wenn dies, dass die Empfangsvorrichtung nicht lichen Veränderung der Erklärung durch den sie dadurch so in den Machtbereich des Mie­ zum Machtbereich des Mieters gehört, was Vermieter ausgeschlossen sein. Ein Schutz ters gelangt ist, dass er unter normalen Um­ jedoch für den Zugang erforderlich ist. Eine durch Login und Passwort dürfte jedoch ge­ ständen Kenntnis nehmen kann. Es kommt Löschungsmöglichkeit ohne Zustimmung nügen, sofern das Passwort verschlüsselt folglich darauf an, ob das elektronische Post­ des Mieters muss daher ausgeschlossen sein gespeichert wird. Vollständige Rechtssicher­ fach eine Empfangsvorrichtung im Macht­ und dem Mieter muss es möglich sein, einge­ heit besteht insoweit jedoch derzeit noch bereich des Mieters ist. Dazu ist eine Wid­ gangene Erklärungen selbst zu löschen oder nicht. mung als Vorrichtung zur Empfangnahme auf anderen Medien zu speichern. rechtserheblicher Erklärungen notwendig. Sie muss durch den Mieter erfolgen und liegt Die in das Postfach eingestellte Erklärung vor, wenn er mit der Nutzung des Postfachs geht nach allgemeinen Regeln in dem Zeit­ GASTAUTOR zu diesem Zweck einverstanden ist. punkt zu, in dem unter normalen Umstän­ den mit ihrer Kenntnisnahme zu rechnen Diese Zustimmungserklärung kann grund­ ist. Es kann aber – anders als bei E­Mail­ sätzlich auch durch AGB erfolgen. Zu be­ Postfächern – nicht erwartet werden, dass denken ist allerdings, dass der Mieter sich der Mieter sein Postfach auf dem Portal mit der Zustimmung im Ergebnis die schon regelmäßig oder gar täglich überprüft. Der genannte Obliegenheit einhandelt, das Post­ Problematik kann entgangen werden, indem fach regelmäßig prüfen zu müssen. Gerade der Mieter jeweils informiert wird, wenn eine bei einem Mietverhältnis, bei dem es nicht Mitteilung in sein Postfach eingestellt wurde. zu regelmäßigen Erklärungen des Vermieters Zwar erhält er mit Zugang dieser Nachricht kommt, ist eine permanente Überwachung noch keine Kenntnis vom Inhalt der Erklä­ aber unzumutbar. Um AGB­rechtlichen rung im Postfach, aber von ihm kann erwar­ Bedenken zu entgehen, sollte der Vermieter tet werden, dass er das Postfach spätestens sich daher im Zusammenhang mit der Zu­ am nächsten Werktag aufruft. Folglich geht stimmungserklärung des Mieters verpflich­ die Erklärung selbst dem Mieter dann einen ten, den Mieter jeweils zu informieren, wenn Werktag, nachdem er die Benachrichtigung er eine Erklärung in das Postfach eingestellt erhalten hat, zu. hat. Diese Information kann etwa per E­ Mail oder SMS erfolgen. Inhaltlich muss Einhaltung von Formerfordernissen Prof. Dr. Frank Weiler ist Inhaber des der Mieter aus ihr entnehmen können, um Das Mieterportal ist für Erklärungen, die ge­ Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Gewerbli- was für eine Erklärung es geht; allgemeine setzlich in Schriftform (§ 126 BGB) erfolgen chen Rechtsschutz und Wirtschaftsrecht an Formulierungen wie „Wir haben eine neue müssen (z. B. Kündigung, § 568 Abs. 1 BGB), der Fakultät für Rechtswissenschaft der Uni- Nachricht für Sie in das Postfach eingestellt“ ungeeignet, da diese Form nicht eingehalten versität Bielefeld. Seine Forschungsschwer- sind bedenklich. werden kann. punkte liegen im Vertrags-, Lauterkeits- und Markenrecht unter besonderer Berücksichti- Zum Machtbereich gehören nur solche Es genügt auch nicht etwa, das Originaldo­ gung der Digitalisierung.

Empfangsvorrichtungen, bei denen der kument einzuscannen und im Portal zur Foto: Prof. Dr. Frank Weiler

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 10 SCHWERPUNKT

Sim-sala-BIM: Gebäude aus dem digitalen Hut gezaubert

ie Digitalisierung und moderne Kommunikationsprozesse Der Einstieg in die neue Planungsmethode ist zunächst eine Herausforderung bestimmen zunehmend den Arbeitsalltag in der Wohnungs- und manche schrecken davor zurück. Zum einen müssen die technischen D wirtschaft. Wohnungsunternehmen stellen sich den mit der Voraussetzungen vorhanden sein oder geschaffen werden, um mit unter- Digitalisierung verbundenen technischen, betriebswirtschaftli- schiedlichen am Bau Beteiligten an einem digitalen Modell arbeiten zu können. chen und rechtlichen Herausforderungen. Es gilt, die Chancen der Zum anderen müssen auch auf personeller Ebene die Voraussetzungen für die digitalen Prozesse zu nutzen, aber auch Hemmnisse zu überwinden. Nutzung von BIM geschaffen werden. Es bedarf Mitarbeiter, die Interesse und Nur so lassen sich Innovations- und Zukunftsfähigkeit sichern. die Kompetenz haben, sich in die neue Planungsmethode einzuarbeiten und Neue Technologien wie Building Information Modeling (BIM; diese anzuwenden. deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) könnten helfen, steigen- den Anforderungen an das Bauen und die Bewirtschaftung besser Ist das System jedoch einmal eingeführt, kann der Planungs- und Bewirtschaf- zu begegnen und Kosten einzusparen. tungsaufwand bei Neubauprojekten sowie Bestandsgebäuden reduziert werden. In der neuen Planungsmethode werden alle Informationen in einem BIM ist eine Planungsmethodik, mit der auf Grundlage digitaler Modelle Bau- intelligenten, digitalen Gebäudemodell erfasst, kombiniert und vernetzt, so- werke geplant, gebaut und betrieben werden können. Alle für die Gebäude dass alle Informationen in einem zentralen 3-D-Modell enthalten sind. Dieses relevanten Informationen und Daten können darin erfasst, verwaltet und in Modell lässt sich unter beliebigen Kriterien auswerten und passt vorgenom- einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht mene Änderungen in allen weiteren Planungsdokumenten einheitlich an. oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden. Die Erfassung aller Planungsfehler könnten so vermieden und Kosten für etwaig erforderliche relevanten Informationen in einem System erleichtert widerspruchsfreie Pla- Umplanungen reduziert werden. Auch könnte die Qualität der Planung und nungen sowohl im Neubau als auch beim Umbau oder der Modernisierung des die Effizienz gesteigert werden. ES Bestands. Ferner könnte die Bewirtschaftung im Bestand durch den Einsatz von BIM erleichtert werden.

GASTBEITRAG VON DR. ROBERT ELIXMANN, RECHTSANWALT „Ich hätte gerne ein Stück BIM“ – Building Information Modeling richtig beauftragen

Alle reden von der veränderten Zusam- Was muss vereinbart werden? die „BIM­Gesamtkoordination“ übernimmt. menarbeit im Planungsprozess durch Buil- Folgende Punkte sollten in BIM­Projekten Der BIM­Gesamtkoordinator kümmert sich ding Information Modeling (BIM). Es stellt typischerweise geregelt werden: um die Koordination der von den einzelnen sich die Frage, wie derartige Planungs- Planungsbeteiligten erstellten BIM­Modelle; prozesse in Verträgen vereinbart werden. BIM-Koordinatoren und BIM-Management er führt geometrische Kollisionsprüfungen Hierzu etablieren sich langsam Standards. Es ist zu regeln, welcher Planungsbeteiligte durch und stellt sicher, dass die BIM­Model­

Grafik: fotohansel – stock.adobe.com

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le einen konsistenten Gesamtdatenbestand bilden. Diese Rolle nimmt häufig der Archi­ BIM-Manager und -Koordinatoren tekt wahr. Die weiteren Planungsbeteiligten müssen jeweils einen „BIM­Koordinator“ Vertragsbeziehung Projektsteuerer benennen, der als Ansprechpartner für BIM­ Koordinationsbeziehung der Planung technische Fragen zur Verfügung steht. BIM-Koordination Auftraggeber

Auftraggeber beauftragen zusätzlich häufig BIM-Manager noch ein „BIM­Management“. Das BIM­Ma­ nagement unterstützt den Auftraggeber bei der Ausschreibung von BIM­Leistungen und überwacht die BIM­Leistungserbringung. Koordination OÜ Objektplaner BIM-Anwendungsfälle Des Weiteren wird üblicherweise näher ge­ BIM-(Gesamt-) regelt, welche konkreten Prozesse mithilfe Koordinator von BIM­Modellen verbindlich umgesetzt werden müssen. Diese Prozesse bezeichnet man als BIM­Anwendungsfälle. BIM­An­ Ausführende Fachplaner wendungsfälle können z. B. die Bestandser­ Firmen fassung, die Planerstellung, die Planungsva­ riantenuntersuchung oder die Koordination BIM-Koordinator BIM-Koordinator der Fachgewerke betreffen. Eine Vorstellung möglicher BIM­Anwendungsfälle mit Kos­ ten/Nutzen­Betrachtung findet sich unter: https://bim4infra.de/downloads/ Weiterer Regelungsbedarf Fazit: Wie dieser Beitrag zeigt, ist der Umfang der erforderlichen BIM­Regelungen über­ Modellierungstiefe – Level of Detail Darüber hinaus werden oftmals noch Fest­ schaubar. Diese lassen sich problemlos in Schließlich ist die Detaillierungstiefe der legungen getroffen zu bereits vorhandenen das bekannte Vertragsgefüge integrieren. BIM­Modelle (Level of Detail – LoD) näher Datengrundlagen, groben Vorgaben zum zu beschreiben. Die Detaillierungstiefe wird Zusammenarbeitsprozess sowie weiteren definiert über die geometrische Genauigkeit Modellierungsgrundlagen. des Modells (Level of Geometry – LoG) und GASTAUTOR den Umfang der Verknüpfung von semanti­ Wie werden die Vereinbarungen getroffen? schen Informationen mit einzelnen Bautei­ Die BIM­Vorgaben werden üblicherweise in len (Level of Information). Beispielhafte LoD einer Vertragsanlage „Auftraggeber­Infor­ hat die Bundesarchitektenkammer in „BIM mationsanforderungen“ (AIA) zusammen­ für Architekten“ vorgestellt. gefasst, die als Anlage zu einem marktübli­ chen Planervertrag mit HOAI­Leistungsbild genommen werden können.

Eine Besonderheit des BIM­Projektes ist es, dass die Planungsbeteiligten verpflichtet werden, nach Beauftragung ihre „Planung der BIM­Abwicklung“ in einem „BIM­Ab­ wicklungsplan“ (BAP) zu dokumentieren, der laufend fortzuschreiben ist. Vertraglich Dr. Robert Elixmann ist Rechtsanwalt ist zu regeln, wer den Prozess der Fortschrei­ der Kanzlei Kapellmann und Partner bung federführend übernimmt. Diese Leis­ Rechtsanwälte mbB, Düsseldorf. Er ist in tung kann das BIM­Management oder der wissenschaftlichen Beratungsaufträgen für BIM­Gesamtkoordinator übernehmen. Bundesministerien involviert (BMVI und BMI), Mitglied der Arbeitskreise BIM des In Kürze wird das Bundesministerium für Deutschen Verbands für Projektmanage- Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ment und der VDI-Richtlinie 2552 – Building Standardmuster für AIA und einen BAP mit Information Modeling, Blatt 10: AIA und ausführlichen Erläuterungen veröffentlichen, BAP, und hat bereits diverse Auftraggeber die dann heruntergeladen werden können in BIM-Projekten rechtlich begleitet.

unter: https://bim4infra.de/downloads/ Foto & Grafi: Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 12 SCHWERPUNKT

GASTBEITRAG VON DR.-ING. STANIMIRA MARKOVA, GREENBIMLABS GMBH UND RWTH AACHEN BIM – Evolution oder Revolution?

er Einsatz von BIM eröffnet die Gebäude sind hochkomplexe und langlebige • Mit dem Verlust der Informationen über Möglichkeit, dass komplexe Frage­ Produkte. Um sie vollständig dokumentieren die im Bauwerk eingesetzten Materialien D stellungen und Probleme, die den und hinsichtlich Kreislauffähigkeit und Kos­ mit der Gebäudefertigstellung verwan­ gesamten Gebäudelebenszyklus betreffen, ten simulieren und optimieren zu können, deln sich Gebäude in Black Boxes – wel­ bereits in der Planung identifiziert und gelöst sind umfangreiche, vollständige und immer che Materialien genau, wo, in welchem werden. Wir gewinnen Kontrolle über das aktuelle Informationen in jedem Schritt in Umfang und wie eingebaut wurden, ist Bauwerk und dessen Performanz über den der Planung notwendig. Die notwendigen nicht mehr bekannt. Sollten diese Mate­ gesamten Lebenszyklus, wir tragen Sorge, Informationen aus allen Gewerken und aus rialien – wie im Fall von Asbest – später dass auch den nächsten Generationen genü­ den unterschiedlichen „Gewerksprachen“ als gefährlich identifiziert werden, fallen gend Ressourcen zur Verfügung stehen und manuell zu sammeln, zu übersetzen und zu enorme Kosten für die schrittweise Über­ vermeiden die Entstehung von unnötigen, dokumentieren ist technisch und praktisch prüfung, Nachweis, Sanierung und Ent­ die ursprünglichen Investitionskosten oft nicht möglich. fernungen der Materialien an. Die Kosten übersteigenden Lebenszykluskosten. für eine vollständige Sanierung überstei­ Welche Vorteile hat die gen i. d. R. die notwendigen Kosten, um Building Information Modeling (BIM), auf Anwendung von BIM? das Gebäude komplett neu zu planen Deutsch „Gebäudedatenmodellierung“, Im Unterschied zu anderen Produkten wer­ und zu bauen. ist ein Planungs­ und Steuerungskonzept, den Bauwerke nicht für die Wiederverwer­ • Renovierungs­ und Umbaumaßnahmen, durch das der gesamte Lebenszyklus des Ge­ tung geplant, sodass keine lückenlose Do­ die die Kreislauffähigkeit nicht in der Pla­ bäudes mit virtuellen, digitalen Gebäudein­ kumentierung der eingesetzten Materialien nung berücksichtigen, beeinflussen spä­ formationen abgewickelt wird. BIM­Modelle und Komponenten über den Lebenszyklus ter signifikant die Instandhaltungs­ und bestehen aus intelligenten Objekten. Das vorliegt. Das trägt zu den ohnehin explodie­ Renovierungskosten. Wenn Materialien sind digitale, semantische Abbildungen von renden Lebenszykluskosten signifikant bei, und Produkte mit stark unterschiedlicher Materialien, Produkten und Elementen, oft wie z. B. in folgenden Situationen: Zusammensetzung, Eigenschaften und auch als digitale Zwillinge bezeichnet.

Erläuterung des zu lösenden Problems

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen DIGITALISIERUNG IN DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT 13

Australien Finnland Dänemark Schweden Niederlande Großbritannien

2001 2003 2006 2007 2010 2011 2012 2015 2016 2017

Vereinigte Staaten Norwegen Kanada Singapur Frankreich von Amerika Spanien

Einführung von BIM in den Ländern weltweit

Lebensdauer auf ungünstige Art und Oft wird zuerst ein kleineres Pilotprojekt in Richtung, mit welchen Maßnahmen und Weise miteinander verbunden werden, BIM abgewickelt und auf den Erfahrungen Prozessen sie arbeiten müssen und können, werden i. d. R. bei Instandhaltungen und darauf aufbauend der Komplettumstieg um den Umstieg auf BIM zu schaffen und Renovierungen zwangsläufig auch Mate­ geplant und durchgeführt. Deutschland ist gleichzeitig die bestehenden, nicht für BIM rialien entfernt und neu ersetzt, also die jedoch sowohl im europäischen wie auch ausgelegten rechtlichen und technischen Kosten für diese neu aktiviert, die noch im internationalen Vergleich noch ganz Anforderungen und Rahmen weiterhin zu funktionstüchtig sind und ihre funktio­ hinten in der Einführung und Nutzung von erfüllen. In jedem Fall ist es daher wichtig, nelle Ablebenszeit nicht erreicht haben. datenmodellbasierten Methoden und Pla­ einen erfahrenen Berater zu Rate zu ziehen, Dabei entsteht eine heterogene, nach­ nungsprozessen. So gilt z. B. die Pflicht für sodass die Prozesse und die Rollen möglichst träglich nicht sortierbare, nicht rezyk­ die BIM­konforme Bauwerkdokumentie­ schnell definiert, strukturiert und organisiert lierbare, in der Entsorgung kostspielige rung nach Fertigstellung in einem offenen werden, die technische Infrastruktur integral Materialmischung. Datenformat wie IFC für öffentliche und PPP dazu aufgestellt und aktiviert wird, das Pla­ Bauvorhaben in Dänemark bereits seit 2007. nungsteam geschult wird und die Aufstel­ Wenn ein vollständiges Datenmodell vor­ lung der Bibliotheken für die Planung begon­ liegt, können am Gebäude sehr früh Simula­ Bauherren und Planer haben aktuell in nen wird. tions­ und Optimierungsprozesse angewen­ Deutschland keine Sicherheit, in welcher det werden. Es ist möglich, Algorithmen zu implementieren, die Designer in der Planung unterstützen, potenzielle Probleme bereits in GASTAUTORIN der Planung zu identifizieren und zu vermei­ den, sodass sie im fertiggestellten Bauwerk gar nicht aktiviert werden. und Kreislauffähigkeit“ und „Urban Mining“. Und promovierte im Bereich digitale und Die Einführung von BIM im innovative Technologien für das Bauwesen Wohnungsunternehmen (Schwerpunkt Gebäudedatenmodelle – BIM). Es werden generell zwei Szenarien für die GREENbimlabs ist eine Ausgründung aus der Einführung von BIM beobachtet: entweder RWTH Aachen, die basierend auf Forschungs- die Entscheidung für einen vollständigen ergebnissen und -methoden Lösungen für die Umstieg auf BIM oder eine zweigleisige Industrie entwickelt. Die Software Aikana ist Planung, in der ein Teil des Unternehmens eine Lösung für BIM-basierte Bauvorhaben, die alten Planungsprozesse und Methoden die dafür sorgt, das Bauwerke in vollständig beibehält. Die Praxis zeigt, dass die zweite dokumentierte, sichere, planbare Sekundär- Variante sehr risikoreich ist und meistens lager von materiellen Ressourcen verwandelt dazu führt, dass sich für einen Ausstieg aus Stanimira Markova studierte Bauwesen und werden, mit dem Ziel, im Prozess die Lebens- BIM entschieden wird, da es fast unmöglich Wirtschaft in Wien. Sie forschte u. a. in den zykluskosten im dreistelligen Prozentbereich ist, zwei Planungsstrategien erfolgreich und klassischen Bereichen „Ressourceneffizienz zu reduzieren. effektiv zu erhalten. Foto & Grafiken: Dr.-Ing. Stanimira Markova, GREENbimlabs GmbH

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 14 SCHWERPUNKT

GASTBEITRAG VON OLIVER WIENAND, BAUINGENIEUR IM BIM-TEAM DER AGN NIEDERBERGHAUS & PARTNER GMBH MIT LANGJÄHRIGER ERFAHRUNG IM VERTRIEB VON CAD SOFTWARE Der Besteller ist gefragt!

„BIM ist in aller Munde“, so oder so ähnlich Gebäudemodelle, die für eine zukünftige verbindliche Anwendungsfälle für die Pro­ beginnen derzeit Artikel zum Thema „Buil- Umplanung genutzt werden sollen, unter­ jektabwicklung dienen. Diese Anforderungs­ ding Information Modeling“. Zur gängigen scheiden sich unter Umständen deutlich dokumente enthalten, neben der Beschrei­ Erläuterung, was sich hinter diesen drei von denen, die CAFM­Systeme (Computer­ bung der geforderten Liefergegenstände, Buchstaben verbirgt, fallen dann gebets- Aided Facility Management) für die Auswer­ auch die spezifischen Angaben zur Umset­ mühlenartig die Schlagworte „Methode“, tung und Visualisierung von Betriebsdaten zung der modellbasierten Zusammenarbeit „alle Planungsbeteiligten“, „Gebäudemo- benötigen. Hier kann es zielführend sein, die zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. dell“ und „den gesamten Lebenszyklus geometrische Detailierung einer Leistungs­ Der Einsatz einer projektbegleitenden Kol­ einbeziehen“. Zusammenfassen könnte phase 2 zu wählen und die notwendigen laborationsplattform sowie eine entspre­ man den Begriff allerdings auch unter der Informationen über die enthaltenen Räume chende Qualitätssicherungsstrategie sind in Überschrift „Planung, Ausführung und abzubilden. diesem Zusammenhang obligatorisch. Im Betrieb digitalisieren“. nächsten Schritt wird über einen Präquali­ Präzise Arbeitsbeschreibung fizierungsworkshop die fachliche Eignung Viele Fragen, individuelle Antworten Wesentlich für einen nachhaltigen Projekter­ des zukünftigen Generalplaners abgefragt Der Markt fordert BIM. Doch warum ei­ folg ist eine präzise Beschreibung von Lie­ und bewertet. gentlich? Neben den oft genannten Zielen fergegenständen, mit einem eindeutigen wie „Kostenoptimierung“ und „Terminsi­ Bezug zu einem Lieferzeitpunkt und einer Um den Projekterfolg nicht zu gefährden und cherheit“ schwingt – in vielen Fällen unter­ klaren Definition der Datenformate und die BIM­Ergebnisse messbar zu machen, ist schwellig – das Ziel der Nutzung von digita­ ­strukturen. Die Bedürfnisse können von der Besteller spätestens in der Leistungspha­ len Informationen im Gebäudebetrieb mit. Bauherr zu Bauherr und von Projekt zu Pro­ se 0 gefordert. Daher empfiehlt es sich, früh­ Wie selbstverständlich gehen Bauherren jekt sehr heterogen und höchst individuell zeitig eine eigene BIM­Strategie zu entwi­ und zukünftige Betreiber davon aus, dass ausfallen, in starker Abhängigkeit von den ckeln. Erst dann können Bauherr und sie digitale Gebäudemodelle inklusive der Anwendungsfällen im Facility Management. Betreiber sichergehen, dass ihre BIM­Ziele im Verlauf von Planung und Ausführung Daher liegt die Hauptaufgabe für die Bestel­ in zukünftigen Projekten auch in seinem erzeugten Informationen für ihre Prozesse ler zukünftiger BIM­Projekte vor allem darin, Interesse umgesetzt werden. im Facility Management werden nutzen die Anforderungen an eine BIM­basierte Ar­ können. Diese Vorstellung wirft bei den beitsweise möglichst präzise zu beschreiben. Projektbeteiligten jedoch eine Vielzahl an Ein Lastenheft (im BIM­Kontext Auftragge­ Fragen auf, die durch den Auftraggeber in­ ber­Informationsanforderungen – AIA) ist GASTAUTOR dividuell zu beantworten sind: Wie müssen unverzichtbar. die zu liefernden Daten konkret aussehen? Wie feinteilig müssen digitale Gebäudemo­ Im konkreten Fall eines Unternehmens aus delle geometrisch gebaut werden, um den der Lebensmittelbranche wurde beispiels­ Anforderungen des Gebäudebetriebs zu weise folgender Fahrplan für eine vorgela­ entsprechen? Welche Informationen müs­ gerte Leistungsphase 0 entwickelt: In ge­ sen im Verlauf von Planung und Ausführung meinsamen Workshops arbeitet agn in der mit den geometrischen Repräsentanzen Funktion eines Beraters mit dem Bauherrn verknüpft werden und vor allem von wem und Nutzer an der Ausformulierung ein­ und zu welchem Zeitpunkt? deutiger BIM­Ziele, welche anschließend als

Im BIM-Team der agn Niederberghaus & Partner GmbH beschäftigt sich Oliver Wienand mit dem strategischen BIM- Management und begleitet BIM-Projekte als zentraler Ansprechpartner zwischen Bauherr und Generalplaner. Darüber hinaus ist er an der internen Entwicklung von Prozessen und Anwendungsfällen beteiligt. Im Rahmen des BIM-Informationsmanagements berät er zudem Bauherren bei der Konzipierung von BIM-Strategien für künftige Projekte. Foto: WrightStudio – stock.adobe.com Foto: Uwe Sülflohn, Oberzissen

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen Foto: alphaspirit – stock.adobe.com

Wie sieht Bauen und Wohnen in Zukunft aus? Digitale Innovation als Revolution des Bauens und Wohnens

as Haus der Zukunft wird digital geplant, jedes Detail ist bis Fertigungsprozesse. In der Praxis werden die Möglichkeiten zur digitalen Fabri- zum Ende durchdacht, nichts wird dem Zufall überlassen. Auf kation bisher noch wenig genutzt, jedoch werden immer mehr Bauroboter ent- D der Baustelle bringt ein Roboter die Teile, die soeben dem wickelt und getestet. 3-D-Druckroboter drucken den Rohbau eines kompletten 3-D-Drucker entspringen. Innerhalb eines Tages ist der Rohbau fer- Hauses in nur 24 Stunden. Ziel ist stets die Erhöhung der Geschwindigkeit des tiggestellt. Potenzielle Mieter besichtigen ihre zukünftige Wohnung Bauens, das Senken der Kosten durch Optimierung und die effizientere Nutzung zu Hause mit ihrer VR-Brille. Auch im fertigen Haus macht die Digi- von Rohstoffen, auch durch Recycling. Voraussetzung für die Erreichung dieser talisierung keinen Halt, jede Wohnung denkt mit und auch die Kom- Ziele ist jedoch, dass während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes von munikation mit dem Vermieter, von der Abnahme über die Meldung der Planung über Errichtung, Betrieb und Instandhaltung bis hin zu Moderni- von Mängeln bis zum Auszug, geschieht digital. Späterer Umbau? sierung oder Rückbau alle Modifikationen aktualisiert und erfasste Abweichen Kein Problem, denn es ist bekannt, wo welche Materialen verbaut vom ursprünglich geplanten Verhalten dynamisch nachjustiert werden. Neben wurden und alles ist transparent. Die Umwelt profitiert hiervon, 3-D-Druck und 3-D-Modellen kommen hier auch immer öfter Drohnen für die da Rohstoffe geschont und alles recycelt wird. Was jetzt noch nach Datengewinnung zum Einsatz. Science Fiction klingen mag, ist in weiten Teilen bereits Realität. Die zunehmende Dynamik an den Wohnungsmärkten vor allem in den Digitale Planungsmethoden kommen immer mehr in der Baupraxis an. Dabei Schwarmstädten und die steigenden Mietpreise sind unbestritten und auch ist das digitale Modellieren, das Hinterlegen mit Bauteil- und Planungsinfor- das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz dringt immer mehr in den Fokus. mationen nur ein Teilaspekt im ganzheitlichen digitalen Prozess. Eine immer Auf welche Weise die Digitalisierung tatsächlich dazu beitragen kann, diese größere Rolle spielt auch die Übertragung der BIM-Planung in automatisierte Herausforderungen zu meistern, wird jedoch erst die Zeit zeigen. CM

MITTELSTAND 4.0-KOMPETENZZENTRUM PLANEN UND BAUEN „Fail fast – learn fast“

Das Building Information Modeling (BIM) Das vom Bundesministerium für Wirtschaft zeitig in der Praxis zu erproben und damit legt einen wichtigen Grundstein zur Digi- und Energie seit 2017 geförderte Mittelstand schnelle Lernprozesse auszulösen, ist in talisierung der Bauprozesse. Transiente 4.0­Kompetenzzentrum Planen und Bauen Deutschland bislang wenig verbreitet. Simulationsmodelle, wie sie am Fraun- will dafür sorgen, dass der Motor der Digita­ hofer-Institut für Bauphysik IBP entwi- lisierung im Mittelstand und dem Handwerk Das Mittelstand 4.0­Kompetenzzentrum ckelt werden, spielen hierbei eine zentrale startet. Hierbei treten zwei Hindernisse auf. Planen und Bauen hat sich entschieden, Rolle, um von der Produktentwicklung, Zum einen die Fragestellung, wie man dem mit den bereits aktiveren Anwendern der der Planung und der Umsetzung bis hin aktuell sehr unterschiedlichen Grad der Digi­ gesamten Wertschöpfungskette Bau konse­ zum Betrieb und Rückbau optimierte und talisierung in den Zielgruppen begegnet und quent weiter voranzuschreiten und andere schlanke Prozesse zu ermöglichen. Zentra- zum anderen, wo das nötige Übungsfeld ent­ über transferiertes Erfahrungswissen und le Ziele wie Kosten- und Energieeffizienz, stehen soll, um neue Prozesse und Lösungen Best­Practice­Lösungen zu unterstützen. Kreislaufwirtschaft und eine flexible An- zu erproben und mögliche Fehler zu beseiti­ Ziel ist es, möglichst viele auf Digitalisierung passung an sich immer schneller verän- gen. Moderne Systeme zur Lösungsfindung beruhende Wertschöpfungsprozesse aus­ dernde Nutzerbedürfnisse erfordern den sprechen von „Fail fast – learn fast!“. Diese zuarbeiten und über Demonstratoren und konsequenten Einsatz digitaler Werkzeuge Form einer kontrollierten Fehlerkultur, die Veranstaltungen praxisgerecht zugänglich und Methoden. dadurch gekennzeichnet ist, Lösungen früh­ zu machen. >>

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Eine große Hürde stellt dabei das fehlende Fraunhofer IAO zur digitalen Kommunikati­ Den besten Überblick über alle aktuellen Übungsfeld zur Generierung von Praxiswis­ on mit Augmented und Virtual Reality, AEC – Aktivitäten, Veranstaltungen sowie die sen dar. Hier sieht das Kompetenzzentrum 3 als IFC (Industry Foundation Classes)­ Leistungs- und Informationsangebote sein wichtigstes Handlungsfeld. Es sorgt Spezialist und die Universität Bochum mit findet man auf der Website des Mittel- nicht nur für die Ausarbeitung digitaler Lö­ den Themen digitale Genehmigung und stand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und sungen, sondern gleichzeitig auch für die Sicherheit. Bauen: www.kompetenzzentrum-planen- notwendigen Übungsfelder für alle Bereiche und-bauen.digital/ der Bauwirtschaft. Um diese Aufgabe in der Um die Kommunikation mit den Zielgrup­ notwendigen Qualität zu erbringen, widmen pen zu optimieren, sorgt der buildingSMART sich die fünf Teilzentren unterschiedlichen e. V. für die Öffentlichkeitsarbeit und die GASTAUTOREN Lebenszyklusphasen des Planens, Bauens planen­bauen 4.0 GmbH stellt als Multipli­ und Betreibens. Um die jeweilige Zielgrup­ kator Verbänden zentrale Schnittstellen zu pe optimal unterstützen zu können, teilen wichtigen Anwendergruppen zur Verfügung. sich die Verantwortlichkeiten im Zentrum Der einfachste Zugang zu einem der Teil­ wie folgt: zentren erfolgt entweder über die sog. BIM­ • Projektentwicklung im Teilzentrum West Sprechstunden oder über online­basierte an der Universität Mannheim Kurz­Checks. • Planung an der Jade Hochschule in Oldenburg Alle Teilzentren verfügen über die Möglich­ • Herstellung, Montage und Logistik am keit, relevante digitale Prozessketten und Fraunhofer IFF in Magdeburg Anwendungen für die jeweiligen Zielgrup­ • Lösungen für das Handwerk am eBZ in pen als Demonstratoren aufzubauen und Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Kaiserslautern darzustellen. Dies erzeugt zum einen das Klaus Peter Sedlbauer (l.) • Betrieb und Rückbau am Fraunhofer IBP dringend notwendige Übungsfeld für inte­ Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für in Holzkirchen ressierte Unternehmen und sorgt gleichzei­ Bauphysik und Ordinarius für Bauphysik an tig für Best­Practice­Lösungen, von denen der Technischen Universität München Ergänzt wird das Konsortium durch Spezi­ alle weiteren Anwender aus der gleichen alisten des Hauptverbandes der deutschen Zielgruppe profitieren können. Ziel ist es, Thomas Kirmayr (r.) Bauindustrie mit einem Maschinenpark kontinuierlich immer mehr wertschöpfen­ Leiter Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum sowie der Gruppe Innovation Ausbau, der de und praxistaugliche digitale Lösungen Planen und Bauen

Ingenieurkammer Sachsen­Anhalt, dem aufzubauen und zu implementieren. Fotos: Fraunhofer Institut

Sanierung eines Kellergeschosses an der Einführung eines umfassenden Planmanagementsystems Jade Hochschule in Oldenburg bei einem mittelständischen Bauunternehmen Da Arbeiten in und an Bestandsbauwerken den Großteil der Bau- Das geplante System ist vor allem auf das modulare Bauen speziali- tätigkeit in Deutschland ausmachen, ist die Frage, welche digitalen siert. Ein erstes Ziel des Digitalisierungsprojektes ist, sämtliche Pläne Möglichkeiten es hierfür gibt, von besonderer Relevanz etwa für die für die Bauwerke digital vorzuhalten und auf den Baustellen über mo- Immobilienwirtschaft. In dem Praxisprojekt wird beispielsweise kon- bile Endgeräte verfügbar zu machen. kret demonstriert, wie ein Bauwerk mittels Punktwolkenlaser und photogrammetrischer Werkzeuge „nachdigitalisiert“ werden kann. So Die Einführung eines digitalen Planmanagementsystems ist Teil einer entstand – und zwar ohne übermäßigen Aufwand – ein digitales Bau- unternehmensweiten Digitalisierungsstrategie, zu der auch die Imple- werksmodell des Kellers, an dem konkrete Planungsschritte vollzogen mentierung der BIM-Methode im Unternehmen gehört. So will das Un- werden konnten. Zusätzlich lässt sich in das digitale Modell eine Viel- ternehmen die Baustelle Schritt für Schritt „digitalisieren“ und dadurch zahl von Funktionen einbinden, wie etwa Wegbeschreibungen zu kon- deutliche Effizienzgewinne heben. kreten Baustellen im Kellergeschoss mitsamt detaillierten Beschreibun- gen zu den jeweiligen Schäden und den möglichen Sanierungsschritten. Ein weiterer Aspekt ist die Erhöhung von Transparenz in allen Pla- nungsprozessen und -schritten: Die Arbeit auf der Baustelle soll möglichst papierlos werden und gewisse Dokumentationsaufgaben im besten Fall automatisiert ablaufen können. Dies entlastet Mitarbeiter von unliebsamen, bürokratischen Pflichten und erhöht auch die Attrak- tivität als Arbeitgeber.

Alle Projekte sind detailliert auf der Website des Mittelstand 4.0- Darstellung der Punkte in der Kompetenzzentrums Planen und Bauen beschrieben:

Wolke im vollen Farbspektrum www.kompetenzzentrum-planen-und-bauen.digital Foto: Jade Hochschule, Oldenburg Hochschule, Jade Foto:

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DAS SPRECHENDE GEBÄUDE Gebäudekonnektivität 4.0

ohnungsunternehmen sparen mit einer Digitalisierung ihres W Bestandes Ressourcen, können Arbeitsprozesse optimieren und zielgerich­ teter auf die Bedürfnisse der Bewohner ein­ Foto: Unitymedia gehen. Die Investitionskosten sind zusätzlich überschaubar und mit der Infrastruktur für digitale Heizkostenabrechnung und Rauch­ warnmelder zu vergleichen. Laut einer Un­ tersuchung von Gartner1) zum Internet of Things (IoT) befinden sich bis 2020 über 20,4 Milliarden vernetzte Geräte im Einsatz. Das Smart Home entdecken bis 2021 rd. 35 Pro­ zent der deutschen Verbraucher für sich, so die Unternehmensberatung mm1 in ihrem Bericht „Smart Home Trends und Potenziale 2018“2). Wohnungsgesellschaften können sich diese Entwicklung schon heute zunutze machen, um das innovative technische Po­ tenzial für ihre Immobilien auszuschöpfen. Anwendungsmöglichkeiten für sensorgestützte Gebäudetechnik (Gebäudekonnektivität 4.0) Wo Online­Gaming und Streaming sehr hohe Bandbreiten benötigen, ist eine stabile platzmanagement oder intelligente Schließ­ hinzugefügt und funken die ermittelten Daten Internetverbindung mit überschaubarer systeme – das Smart Building bietet viele sicher an die IoT­Plattform. Eine belastbare Bandbreitenleistung für intelligente IoT­ Möglichkeiten, um Wohnungsunternehmen Planung im Voraus sowie transparente Kos­ Anwendungen vollkommen ausreichend. wie auch Bewohnern das Leben zu verein­ tenabrechnung ist auf dieser Basis möglich. Digitale Verwaltungsprozesse oder Fern­ fachen. Lästige Terminvereinbarungen mit So gehören Datensilos der Vergangenheit an. analyse und ­wartung der im Wohngebäude externen Dienstleistern zur Ablesung der Das Wohnungsunternehmen bleibt Eigentü­ verbauten Technik lassen sich in vernetzten Heizungs­ oder Wasserzähler gehören der mer der Daten und kann diese zur weiteren Wohnobjekten unkompliziert realisieren. Vergangenheit an. Analyse oder Steuerung der Immobilie ver­ wenden. Innovation geht so Hand in Hand Smarte Wasserzähler, Rauchmelder oder „Das Konzept des Smart Buildings gewinnt mit Kosten­ und Ressourceneffizienz. Heizungsanlagen ermöglichen Datentrans­ für die Wohnungswirtschaft an Bedeutung“, fer­ und Verarbeitung in Echtzeit. Eine offene erklärt Sebastian Groß, der sich bei Unityme­ PRAXISBERICHT IoT­Plattform wie beispielsweise „Gebäude­ dia mit IoT­Lösungen beschäftigt. „Vor die­ konnektivität 4.0“ von Unitymedia kann eine sem Hintergrund ist es sinnvoll, die Planung Lösung für Wohnungsunternehmen sein, um neuer und die Modernisierung bestehender Susanne Werth, alle relevanten Daten von den verschiedenen Gebäude schon jetzt darauf auszurichten, um Unitymedia-Expertin Anbietern vor Ort zu sammeln und auszu­ die Vorteile digitaler Technologien für die Be­ aus dem Bereich Woh- werten. Betreiber erhalten den aktuellen wirtschaftung von Immobilien auch für Woh­ nungswirtschaft Überblick zum Gas­, Strom­ oder Wasser­ nungsunternehmen nutzbar zu machen.“ verbrauch und können somit ungewöhnliche Unitymedia steht für Werte und Nutzung frühzeitig erkennen und Die Herausforderung: Nicht selten erfordert digitale Wohnungs- darauf einwirken. Sie werden aber auch über jeder Anwendungsfall ein eigenes Gateway. wirtschaft. Als Breit- den Zustand der Haustechnik informiert. Das Unterschiedliche Hardware muss dafür im bandinternet-Anbieter Internet of Things macht es möglich. Gebäude gemäß geltender Sicherheitsbe­ investiert das Unternehmen natürlich in die stimmungen angebracht werden. Entwicklung smarter IoT-Anwendungen. Smart Building Denn auch für die Bewirtschaftung von In smarten Immobilien helfen intelligente „Gebäudekonnektivität 4.0“ liefert eine offene Immobilien ist die Vernetzung der Trend der Sensoren dabei, zahlreiche Daten rund um Plattform als Basisinfrastruktur, mit der alle Zukunft. das Gebäudemanagement digital zu erfas­ gängigen Funkprotokolle kompatibel sind. sen. Ob das Überwachen von Trinkwasser­ Ein Gateway muss einmalig im Haus instal­ Mehr Informationen unter aufbereitungsanlagen, die Aufzugwartung, liert und mit dem Internet verbunden wer­ www.unitymedia.de/wohnungswirtschaft

Kontrolle von Heizungsanlagen, das Park­ den. Sensoren werden dann nach Bedarf Foto: LUIS A. RUESING

1) Gartner Says 8.4 Billion Connected „Things“ Will Be in Use in 2017, Up 31 Percent From 2016, veröffentlicht: 7. Februar 2017 2) [Trendbericht] Smart Home Trends und Potenziale 2018, veröffentlicht: 10. November 2017 07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 18 18. VDW-FORUM WOHNUNGSWIRTSCHAFT

18. VDW-FORUM WOHNUNGSWIRTSCHAFT Eine Branche in Bewegung Fotos: Roland Baege

er Gesprächsbedarf war hoch – welcher Couleur. Die Diskussion um bezahl- struktive Zusammenarbeit zwischen Politik schon vor dem offiziellen Veran- baren Wohnraum hat längst die Studios der und Branche auszeichnet: Die Bereitschaft D staltungsbeginn prägte ein inten- einschlägigen Polit-Talkshows verlassen, der Menschen, sich bei der Wohnungssu- siver Austausch die Gespräche beim 18. ist in sozialen Netzwerken angekommen che mit allen Mitteln Gehör zu verschaffen, VdW-Forum Wohnungswirtschaft im Düs- und spricht inzwischen sogar die unmiss- steigt. seldorfer Van der Valk Hotel. In diesem verständliche Sprache der Gewalt gegen Jahr stand der zweitägige Fachkongress der Firmenfahrzeuge und Geschäftsstellen. kommunalen, öffentlichen, genossenschaft- lichen, kirchlichen und privaten Wohnungs- Wohnungen fehlen heute und Immobilienunternehmen neben den Wer auf Ursachenforschung geht, stößt aktuellen Branchentrends vor allem unter schnell auf Berlin, einen Wohnungsmarkt, dem Einfluss der aktuellen gesellschaftlichen dem vor allem die Gewichte der wohnungs- und politischen Ereignisse und Debatten, die politischen Vergangenheit schwer auf den derzeit rund um das Thema Wohnen stattfin- Schultern liegen. Doch nicht nur die Prob- den. Da ist etwas ins Rutschen geraten. leme haben hier ihren Ursprung, auch hilf- lose Lösungsansätze wie der Landesmieten- „Es entfaltet sich eine Dynamik, die wir deckel oder die Vergesellschaftungsdebatte so bislang nicht kannten“, konstatierte erblickten hier das Licht der Welt. Die Strahl- VdW-Verbandsdirektor Alexander Rych- kraft auf andere Bundesländer ist nicht zu ter in seiner Begrüßung und meinte damit unterschätzen, auch Wohnungssuchen- die allgemeine Stimmungslage, in der Mit- de in angespannten Wohnungsmärkten in gliedsunternehmen und -genossenschaften Nordrhein-Westfalen schlossen sich bereits derzeit agieren (müssen). Ein wesentliches zu Bündnissen und Initiativen zusammen Kennzeichen der Situation seien zunehmend und demonstrierten für Enteignungen und von Kompromisslosigkeit und Radikalität Mietenstopp. Auch wenn die wohnungspo- geprägte Wege in der Kommunikation ge- litische Ausgangssituation in NRW sich gänz- genüber institutionellen Vermietern – gleich lich anders präsentiert und sich durch kon-

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Blick nach Europa Im Anschluss betrat zum Thema „Europa nach der Wahl – gestärkte oder gelähm- te Union?“ ein nach eigener Aussage sehr aufgeregter Ralph Sina die Bühne. Für den Radiomoderator und Leiter des WDR/NDR- Studios Brüssel war es eine ungewohnte Situation, in rd. 250 Augenpaare zu schauen. Doch die war augenscheinlich schnell verflo- gen, denn Sina fesselte mit fundiertem und unterhaltsam dargebotenem Hintergrund- wissen über Brexit, EU-Kommissionsprä- sidentschaft, Flüchtlingsdebatte und euro- päische Außenpolitik. Und sein Blick auf die europäischen Wohnungsmärkte relativierte das Geschehen in Deutschland: So werden in Dublin beispielsweise 7.500 Euro für eine 60 Quadratmeter-Wohnung aufgerufen – selbst Mitarbeiter der Regierung können sich keine Wohnung mehr in der Stadt leisten – Irland zahlt mittlerweile eine Mietbeihilfe in Höhe von 2.500 Euro. Ralph Sina, Leiter des WDR/NDR-Studios in Brüssel, führte die Besucher hinter die Kulissen der EU Diese Eindrücke nahmen die Veranstal- tungsteilnehmer mit in den Praxisteil des he allerdings nicht von heute auf morgen, Genossenschaft vor. Bereits 2008 startete diesjährigen VdW-Forums, der aus insge- sondern sei abhängig vom Reifegrad des das Unternehmen mit der Einführung und samt fünf Workshops zu aktuellen woh- Unternehmens, der Geschwindigkeit und entwickelte das Portal kontinuierlich weiter. nungswirtschaftlichen Themen bestand: dem Zielbild, betonte die Expertin. Die Re- Die Mitglieder finden dort alle wichtigen ferentin lud die Workshop-Teilnehmer ein, Informationen und Ansprechpartner rund Workshop 1: Digitale Transformation einen Reifegrad-Check durchzuführen und um ihre Wohnung und die Genossenschaft Der Fokus im Workshop 1 lag auf der Ein- in der Organisation zu überprüfen, wie di- auf einen Blick. Neue Kontaktdaten wie führung eines Mieterportals und die Her- gital das eigene Unternehmen heute schon eine Änderung der Telefonnummer kann ausforderungen in der Umsetzung aus tech- ist und welche Schritte man mittelfristig in der Mieter selbst korrigieren. Das Portal nischer, funktionaler und rechtlicher Sicht. den nächsten drei bis fünf Jahren einleiten bietet darüber hinaus praktische Funktio- Einleitend gab die stellvertretende EBZ- möchte. Mehr zum Reifegrad- und Kompe- nen, beispielsweise können Schäden direkt Akademieleiterin Elke Nippold-Rothes einen tenzmodell im Interview mit Nippold-Rothes über das Portal gemeldet werden bzw. ein Gesamtüberblick, wie die Digitalisierung die auf S. 6 f dieser Ausgabe. Handwerker zur Reparatur des Schadens Art und Weise der Arbeit in den Wohnungs- beauftragt werden. Auch die Genossen- unternehmen verändern wird – im Hinblick Im anschließenden Praxisbeispiel stellte schaft bekommt per „Ticket“ Meldung über auf Organisationsform, Führungskultur und Michael Spieth, Prokurist, Bauverein Lan- den Vorgang, nach Abwicklung stellt der Kompetenzen der Mitarbeiter. Das gesche- genfeld eG, das Mieterserviceportal der Handwerker seine Rechnung digital an die Genossenschaft. Durch diesen Workflow ist der Prozess der Schadensmeldung optimiert und eine schnellere Bearbeitung möglich. Weiterhin kann der Nutzer seine aktuellen Verbrauchswerte (wie Energie, Wasser) in dem Portal ablesen. Die Nachfragen zur Betriebskostenabrechnung konnten deutlich reduziert werden, da der Kunde selbst seine Verbrauchsdaten ganzjährig transparent im Blick behalten kann. In Zukunft arbeitet die Genossenschaft daran, dass immer mehr Mieter die Portallösung nutzen. „Wer heute einen Mietervertrag unterschreibt, bekommt einen Tag später seine Zugangsdaten zum Mieterserviceportal“, berichtete Spieth. So steigt das Interesse zunehmend und immer mehr Mieter nutzen das Angebot.

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Natürlich gilt es bei der Einführung von neuen digitalen Werkzeugen auch die recht- lichen Rahmenbedingungen zu prüfen und rechtskonform umzusetzen. Kann ich meine Mieter verpflichten, ein Mieterportal zu nutzen und Dokumente wie die Betriebskos- tenabrechnung nur noch digital im Portal zur Verfügung stellen? Die rechtlichen Grenzen einer Kommunikation über das Mieterportal erklärte Prof. Dr. Frank Weiler, Universität Bielefeld (vgl. Interview auf S. 8 f).

Workshop 2: BIM in der Wohnungswirtschaft Großes Interesse, aber bislang geringer Um- setzungsstand: Wie eine Objektplanung mit BIM technisch ablaufen sollte und was dabei aus rechtlicher Sicht zu beachten ist, disku- tierten die Teilnehmer in Workshop 2.

Eingangs erläuterte Oliver Wienand, BIM- Management, agn Niederberghaus & Partner GmbH (Ibbenbüren), zunächst, was unter bei der Planung mit BIM in Leistungsphase setzung der AIA-Anforderungen. Auch erläu- „BIM“ zu verstehen ist. Die BIM-Methode 3 (Entwurfsplanung). Schon in dieser Phase terte er Strategien zum Einsatz von AIA und kann sowohl bei der Planung und Ausfüh- wird ein detailliertes Planungsergebnis erar- BAP als Instrumente zur Vertragsgestaltung rung als auch im Betrieb eingesetzt werden. beitet. Die detaillierte Planung bereits in die- und -abwicklung. Ergänzend stellte er BIM- Anschließend erklärte er, wie die Beauftra- ser Phase gibt frühzeitige Kostensicherheit. Streitfälle aus der Praxis von Kapellmann gung ablaufen könnte. Der Auftraggeber und Partner Rechtsanwälte mbB vor und erstellt ein Lastenheft (auch Auftraggeber- Anschließend ging Rechtsanwalt Dr. Robert sensibilisierte die Teilnehmer auf etwaig Informations-Anforderungen oder kurz: Elixmann, Kapellmann und Partner Rechts- kritische Punkte in der Projekt abwicklung. AIA), in dem er festsetzt, was wie geplant anwälte mbB (Düsseldorf), darauf ein, was werden soll. Der Auftragnehmer nimmt beim Vertragsabschluss für BIM-Leistungen Abschließend stellte Christoph Erven, Vor- dieses entgegen und antwortet mit dem zu beachten ist. Insbesondere ging er darauf stand Mettmanner Bauverein eG, ein Praxis- Pflichtenheft (BIM-Abwicklungsplan oder ein, was Inhalt des AIA und des BAP sein beispiel vor. Das Projekt Lindenpark ist das kurz: BAP), in dem er festhält, was er wie könnte. Das AIA ist regelmäßig Vertragsbe- erste Projekt des Mettmanner Bauvereins planen möchte. Auch erläuterte er die Rollen standteil, sodass jede Änderung des AIA auch eG, das dieser mittels BIM plant. Ziel des der am BIM-Projekt Beteiligten sowie eine eine Vertragsänderung ist. Der BAP ist nicht Mettmanner Bauvereins eG ist es, damit die Aufgabenmatrix als Beispiel. Anders als bei zwingend Vertragsbestandteil und dient Gesamtplanungen, aber auch die Kostenent- der konventionellen Planung, liegt der Fokus häufig als Koordinationsinstrument zur Um- wicklung im Überblick zu halten. Geplant ist

Die Besucher des 18. VdW-Forums Wohnungswirtschaft erwartete eine gelungene Mischung Zwischen den Programmpunkten gab es immer wieder die Gelegenheit zum Austausch aus wohnungswirtschaftlicher Theorie und Praxis

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diesem Zweck stellten zunächst zwei Vertre- ter von Wohnungsunternehmen ihre Gesell- schaftsstruktur und vor allem die Gründe für Tochtergesellschaften vor.

Sandra Altmann, Prokuristin und Leiterin des Geschäftsführungsbüros der GEBAG Duisburger Baugesellschaft mbH, Duisburg, befasste sich insbesondere mit der Frage der Separierung von Flächenentwicklungen von Grundstücken im eigenen Bestand und Flächenentwicklungen für Dritte und der hiermit erforderlichen Risikoabschirmung gegenüber dem Bestandsgeschäft der Woh- nungsgesellschaft. Vor dem Hintergrund des anstehenden Umfangs von Flächenent- wicklungen entstand hier die wirtschaftli- che Notwendigkeit einer Separierung des Risikos aus dem Entwicklungsgeschäft vom Bestandsgeschäft der Wohnungsvermietung. Hierbei stellte sich der Aspekt der Geneh- migung einer Tochtergesellschaft durch die die Errichtung von acht Punkthäusern mit Ergänzung eines Geschosses oder der Tief- Kommunalaufsicht als zeitraubend heraus. jeweils elf Wohnungen und einem Gebäu- garage), Kostensicherheit und erleichtertes Auch steuerlich bestand die Notwendigkeit, deriegel. Alle Häuser sollen über drei Voll- Facility Management über die gesamte Le- Flächenentwicklungen für die Stadt über geschosse und ein Staffelgeschoss verfügen. bensdauer des jeweiligen Projekts. Anschau- eine Tochtergesellschaft abzubilden, um Eingangs beschrieb Erven die Schwierigkei- lich zeigte er, wie die 3-D-Pläne mit wenigen durch die entstehende Beurteilung als Bau- ten bei der Suche eines Generalplaners. Ei- Klicks auf dem Mobil Phone oder dem Tablet leister nicht das Bestandsgeschäft mit der nige Generalplaner verfügen noch nicht über dargestellt und Kollisionsprüfungen vorge- Umkehrung der Steuerschuldnerschaft des die Möglichkeit, BIM-Planungen zu erstel- nommen werden können. § 13b Umsatzsteuergesetz (UStG) zu belasten. len. Auch bestand häufig kein Interesse, die- ses als Pilotprojekt erstmals gemeinsam zu Workshop 3: Wozu eine Dr. David Wilde, Vorstandsvorsitzender der versuchen. Erven zeigte die aus seiner Sicht Tochtergesellschaft? hwg eG, Hattingen, erläuterte die für eine bestehenden Vorteile von BIM für Bauherrn Man hört den Satz häufig: „Wir gründen zu Vermietungsgenossenschaft nicht ganz ty- auf: Transparenz/Planungssicherheit, alle diesem Zweck eine Tochtergesellschaft.“ Die pische Struktur mit einer Tochter- und einer Informationen in einer Datenbank, erleich- Anlässe hierfür sind extrem vielfältig. Der Enkelgesellschaft, in denen einerseits ein terte Kommunikation der Projektbeteiligten, Workshop hatte daher zum vorrangigen Ziel, Regiebetrieb für Garten- und Handwerker- erleichterte Anpassungsmöglichkeiten in der zunächst die Motivationen für die Gründung leistungen für den Bestand der Genossen- Planungsphase (beispielsweise Entfernung/ von Tochtergesellschaften zu beleuchten. Zu schaft und andererseits Maklerleistungen >>

Zwischen den Programmpunkten gab es immer wieder die Gelegenheit zum Austausch Die Workshops boten u.a. spannende Einblicke in neue Technologien für die Wohnungswirtschaft

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Rahmenbedingungen dar und skizzierte Workshop 4: Bau-Controlling andererseits beispielhaft zwei bilanziell und Ein effizientes Bau-Controlling ist aus Sicht steuerlich motivierte Gründe für Tochterge- von Wohnungsunternehmen elementar für sellschaften (gewerbesteuerliche erweiterte eine erfolgreiche Bauprojektabwicklung. Die Kürzung und Hebung stiller Reserven in der bedeutenden Größen Kosten, Termine und Handelsbilanz). Qualitäten lassen sich nur über geeignete Controlling-Werkzeuge projektbegleitend Erst nach der Prüfung der ökonomischen überprüfen und steuern. Durch ein syste- Sinnhaftigkeit und der Einbindung in die matisches Bauprojektcontrolling können Gesamtstrategie stehen dann die Suche nach Abweichungen vom vorgegebenen Bausoll der geeigneten (Rechts-) Form einer Toch- schnell erkannt und bei Bedarf Steuerungs- tergesellschaft, deren Finanzierung sowie die maßnahmen eingeleitet werden. Mit dem Gestaltung des Übertragungsvorgangs und baubegleitenden Controlling von Kosten, der späteren vertraglichen Beziehung zum Terminen und Qualitäten lassen sich früh- Mutterunternehmen auf der Tagesordnung. zeitig Tendenzen erkennen und Prognosen Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, für den weiteren Bauablauf aufstellen. Kommunales, Bau und Gleichstellung des Die jeweils laufend mit den Vorträgen er- Landes NRW, eröffnete das Podium mit folgte Diskussion zeigte, wie wichtig die In einer kurzen Einführung wurden relevante einem Grußwort strategischen und wirtschaftlichen Vor- Grundlagen zum Controlling der Bausteine überlegungen und auch der hierfür sehr Kosten, Termine und Qualitäten vorgestellt. angesiedelt wurden. Unter Steuerungsge- hilfreiche Erfahrungsaustausch zwischen Anschließend wurde weiterführend auf das sichtspunkten und Aspekten der Mieterbin- den Wohnungsunternehmen ist. Bauablauf-Controlling und das Baukosten- dung machte hier ein eigener Regiebetrieb Controlling eingegangen. Anhand von ver- Sinn. Insbesondere ein positiver Auftritt Wie im vorab veröffentlichten Programm einfachten Beispielen wurden die Anwen- gegenüber den eigenen Mitgliedern/Mie- angekündigt, stellte Jürgen Gnewuch, Abtei- dung und die Umsetzung in der Baupraxis tern mit firmeneigenen Mitarbeitern und lungsleiter Steuerberatung des VdW Rhein- beschrieben. gegenläufige Vorzüge eines Einkaufs von land Westfalen, schließlich den aktuellen Fremdleistungen sind hierbei abzuwägen. Stand zur Reform der Grundsteuer vor. Ne- Ziel des Workshops war es, praxisnahe Werk- ben dem bereits vorliegenden „Scholz-Mo- zeuge zum erfolgreichen Controlling vor- Abschließend stellte Prof. Dr. Michael Pan- dell“ wurde der Stand zu einer möglichen zustellen, die Vorgehensweise zu beschrei- nen, Steuerberater beim VdW Rheinland Grundgesetzänderung und daran anschlie- ben und an Beispielen zu erläutern. Dabei Westfalen, Düsseldorf, einerseits die all- ßender Öffnung für eigene Grundsteuermo- wurde auf praxisnahe und alltagstaugliche gemeinen rechtlichen und steuerlichen delle der Bundesländer erörtert. Instrumente abgestellt, um den Teilnehmern

Auf dem Podium mit NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (2. v. r.): Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender Spar- und Bauverein eG Dortmund, Verbandsratsvorsitzender im GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. (l.), Marion Sett, Mitglied der Geschäftsführung Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH und stellvertretende Präsidentin des VdW Rheinland Westfalen (2. v. l.) und Uwe Eichner, Vorstandsvorsitzender der Kölner GAG Immobilien AG und stellvertretender Präsident des VdW Rheinland Westfalen (Mitte). Petra Voßebürger (r.) von IKU_DIE DIALOGGESTALTER moderierte

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Hilfsmittel für die tägliche Arbeit an die Hand Wohnen in der Zukunft. Voller Neugier und tailgrad sogar einen Blick in den Kühlschrank zu geben. Die vorgestellten Projektbeispiele Vorfreude, teilweise aber auch mit Skepsis ermöglichte. zeigten dabei auch mögliche Fehlerquellen betraten die Besucher den abgedunkelten und Grenzen des Controllings in realen Bau- Raum. Für viele Teilnehmer war es das erste Nach dem Ausflug in die virtuelle Welt prä- projekten auf. In beiden Themenbereichen Mal, einen 3-D-Drucker im Einsatz zu sehen, sentierte Gerd Gindullis von TerraMeta weg- wurden die vorgestellten Werkzeuge anhand oder mittels Virtual-Reality-Brille in eine weisende Technologien bei der Erfassung von Leitfragen und unter Berücksichtigung künstliche Umgebung einzutauchen. Welche und Erstellung von dreidimensionalen Ge- persönlicher Erfahrungen mit den Teilneh- Bedeutung haben derartige Technologien für bäude- und Umgebungsscans mittels mo- mern diskutiert. die Wohnungswirtschaft? dernster 3-D-Lasermesstechnik.

Workshop 5: Neue Technologien Die VIVAWEST zeigte, dass der virtuelle Die Verarbeitung der so gewonnenen Daten für die Wohnungswirtschaft Rundgang durch eine Musterwohnung des ist ein zentrales Thema der Forschung von Ein neues Workshop-Format feierte in die- Mühlenquartiers in Düsseldorf-Benrath be- Prof. Dr. Sigrid Brell-Cokcan an der RWTH sem Jahr Premiere: Das „Innovationslabor“ reits jetzt möglich ist. Mit Virtual-Reality- Aachen. Das Bauwesen besitzt große Poten- veranschauliche den digitalen Wandel in Brille erkundeten die Besucher eine der neu ziale hinsichtlich roboterbasierter Automa- verschiedenen Bereichen und vermittelte entstehenden und komplett eingerichteten tisierung. Ziel ist, die Baustelle der Zukunft einen Vorgeschmack auf das Bauen und Wohnungen sowie die Umgebung, deren De- mittels Digitalisierung von der Vorproduk- tion über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zur teilautomatisierten Baustelle zu entwickeln. Wie im Rahmen der Planung Modelle und Simulationen veranschaulicht werden können, wurde mittels Holo-Brille, einer Mixed-Reality-Technologie, in der in die echte Umgebung digitale Elemente inte- griert werden, sowie einer holoBOX und 360 Grad Mapping gezeigt. Die Chance zum Aus- probieren, Testen und Fragenstellen wurde von den Besuchern rege angenommen. Auch Ralph Sina und Frank Eilers nutzten nach ih- ren Vorträgen diese Gelegenheit und tausch- ten sich mit den Besuchern aus.

Interaktives Talkformat „Landespolitik meets Wohnungswirtschaft“, unter diesem Titel stand der wohnungspo- litische Teil des diesjährigen VdW-Forums. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, Uwe Eichner, Vorstandsvorsit- zender der Kölner GAG Immobilien AG und stellvertretender Präsident des VdW Rhein- land Westfalen, Franz-Bernd Große-Wilde, Interaktiver Talk: Mit ihrem Smartphones konnten die Besucher live abstimmen Vorstandsvorsitzender Spar- und Bauverein >>

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eG Dortmund, Verbandsratsvorsitzender im GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V., und Ma- rion Sett, Sprecherin der Geschäftsführung Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesell- schaft mbH und stellvertretende Präsidentin des VdW Rheinland Westfalen, stellten sich den Fragen von Moderatorin Petra Voße- bürger (IKU_DIE DIALOGGESTALTER), die ihren thematischen Input in Echtzeit bekam: Die Veranstaltungsteilnehmer konnten ihre Meinung über eine App live in die Diskussion einbringen.

Aus der Perspektive eines kommunalen und eines kirchlichen Wohnungsunterneh- mens sowie einer Genossenschaft ging es im Austausch mit der Ministerin um Bauland und Baukosten, Handwerkerkapazitäten, Wohnraumförderung, Modernisierung und Neubau. Bei vielen Punkten herrscht Einig- keit, am Ende einigte sich die Runde auf ein: „Mehr geht immer.“ Ministerin Scharren- Volatil, unsicher, komplex und ambivalent – kurz VUKA. So beschrieb Arbeitsphilosoph und bach wünschte sich einen kompletten Mit- Stand-up-Comedian Frank Eilers unseren Blick auf die Welt telabfluss für die im öffentlich geförderten Wohnraum bereitstehenden 5,5 Milliarden weit sich die Digitalisierung mittlerweile wie die Menschen derzeit die Welt sehen, Euro, die Branchenvertreter plädierten für ganz selbstverständlich in unser Privat- und und erklärte ganz nebenbei, was steigende eine kontinuierliche Fortführung und Wei- Arbeitsleben erstreckt und dass erfolgreiche Smartphone-Verkaufszahlen mit dem Absatz terentwicklung des gesamten Instrumentari- Digitalisierungsstrategien und -projekte von Kaugummis zu tun haben. Was machen ums für mehr und bezahlbaren Wohnungs- im Unternehmen die Ebenen Technologie, Sie eigentlich an der Supermarktkasse? bau für alle Schichten der Bevölkerung. Struktur und Einstellung gleichermaßen berücksichtigen. Im Anschluss ging es in die zweite Runde Wir schauen VUKA auf die Welt der Workshops, bevor die Veranstaltung bei Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Außerdem brachte er dem Publikum die einem gemeinsamen Mittagessen ausklang. Frank Eilers, Arbeitsphilosoph und Stand- Abkürzung VUKA nahe, hinter dem Begriff KS up-Comedian. In seinem Vortrag „Der verbirgt sich ein Akronym aus den Begrif- Hurrikan ‚Digitalisierung‘: Er kommt und fen volatil, unsicher, komplex und ambiva- bleibt!“ verdeutlichte er anschaulich, wie lent, eine griffige Kurzform für das Gefühl,

AUSSTELLER UND SPONSOREN

Wir danken allen Unternehmen, die das 18. VdW-Forum Wohnungswirtschaft als Sponsoren und/oder als Aussteller während der Messe unterstützt und dort ihre innovativen Produkte präsentiert haben.

gruppe

Software & Dienstleistungen ProService für die Immobilienwirtschaft Versicherungsmakler GmbH Assekuranzmakler Betriebswirtschaft Finanzmanagement

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Impressionen vom 18. VdW-Forum Wohnungswirtschaft

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Genossenschaftsausschuss und Vollversammlungen der Sparten

Vor dem offiziellen Beginn des 18. VdW-Forums Wohnungswirtschaft tagte am 9. Juli 2019 der Genossenschaftsausschuss (GENO). Die Sparte der Wohnungsunternehmen der öffentlichen Hand und der Kommunen (ÖKU) sowie die Sparte der Immobilienunternehmen der Privatwirtschaft (IPW) des VdW Rheinland Westfalen hielten ihre Vollversammlungen ab. In allen drei Sitzungen informierte VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter ausführlich über die aktuellen immobilien- politischen und wohnungswirtschaftlichen Entwicklungen.

Genossenschaftsausschuss: nachhaltigen Gesichtspunkten maßgeblich Marketinginitiative der Wohnungsgenos- Gemeinsam Stärke zeigen einschränkten. Die Ertüchtigung des Woh- senschaften in Deutschland. Diese hat eine Bei der Sitzung des Genossenschaftsaus- nungsbestandes mit Blick auf klimagerechte eigene Kampagne erarbeitet, die kurzfristig schusses stand insbesondere ein Thema im oder generationengerechte Maßnahmen, so für die Mitgliedsgenossenschaften einzuset- Fokus der Diskussionen: Das Engagement die Initiative, sei hier stark gefährdet. Wenn- zen ist, und damit erstmalig eine bundesweit gleich mehrerer kleiner Wohnungsgenos- gleich solche stark in den Markt eingreifen- einheitliche Kampagne seit Bestehen der senschaften in Berlin, die sich angesichts den Instrumente in Nordrhein-Westfalen Initiative auf den Weg gebracht. Ebenso der aktuellen wohnungspolitischen Diskus- oder Rheinland-Pfalz nicht zur Diskussion strebt die Initiative künftig eine noch engere sionen rund um die Themen Enteignung stehen, sind sich die Mitglieder des Genos- Zusammenarbeit mit dem Verein „Wohnen und Mietendeckel zusammengeschlossen senschaftsausschusses einig, dass man das in Genossenschaften“ an. Forschungspro- haben, um ihre Positionen gemeinsam zu Engagement der VdW-Mitgliedsunterneh- jekte, hier gewonnene Erkenntnisse und die vertreten. men und -genossenschaften künftig noch Verbreitung der Botschaften nach außen, stärker und gemeinschaftlich nach außen können so einen wesentlichen Beitrag leis- Dabei geht es den Wohnungsgenossen- tragen müsse. ten, den genossenschaftlichen Gedanken schaften insbesondere darum aufzuzeigen, weiter nach außen zu tragen. dass sie in Berlin maßgeblich mit dafür ver- Gute Beispiele und Engagement antwortlich sind, bezahlbaren Wohnraum vor Ort sind gefragt Sparte ÖKU: Vollversammlung der Sparte zur Verfügung zu stellen. Ebenso wichtig Gute Beispiele seien hier ebenso gefragt diskutiert aktuelle Herausforderungen ist es der Initiative zu verdeutlichen, dass wie das Engagement der Genossenschaften Traditionell fand sich die Vollversammlung die aktuell auf den Weg gebrachten Instru- in den jeweiligen Regionen und lokalen der Sparte der öffentlichen und kommu- mente die Handlungsfähigkeit der Woh- Märkten. Ein wichtiges Instrument, um dies nalen Unternehmen (ÖKU) im Vorfeld des nungsgenossenschaften vor allem unter öffentlichkeitswirksam darzustellen, ist die Forums Wohnungswirtschaft in Düsseldorf

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zusammen. Vor allem der Austausch zu neben den positiven Erfolgen vor allem Hinsichtlich der Erstellung von Mietspie- aktuellen wohnungspolitischen Herausfor- auch ihre konkreten Herausforderungen geln müsse hingegen nach derzeitigem derungen und die Abstimmung von gemein- an politische Entscheidungsträger und die Stand damit gerechnet werden, dass der samen Positionen standen im Mittelpunkt Zivilgesellschaft transportieren. Der Aus- Betrachtungszeitraum von vier auf sechs des Treffens. tausch mit Lokal- und Landespolitikern im Jahre erhöht wird. Denn dies entspreche der Rahmen von Projektvorstellungen wurde als Beschlusslage des Wohngipfels 2018. Eine Nach der Begrüßung durch Uwe Eichner, besonders zielführend angesehen, um die Verlängerung des Betrachtungszeitraums Vizepräsident des Verbandes und Vorsitzen- Konsequenzen politischer Entscheidungen habe einen dämpfenden Effekt auf die orts- der der Sparte ÖKU, stellten sich zunächst auf das Engagement der Unternehmen und übliche Vergleichsmiete. die neuen Mitglieder der Sparte vor. mittelbar auch auf den Mieter aufzuzeigen. Zur Enteignungsdebatte in Berlin teilt Anschließend stellte Wolfgang Mues, Ge- Vollversammlung der Sparte „IPW“ Herlitz mit, dass nach amtlicher Kosten- schäftsführer der Wohnungsgesellschaft Im Zentrum der Sitzung stand ein Blick auf schätzung eine Entschädigung i. H. v. 28,8 Leverkusen GmbH, sein Unternehmen und die bundes- und landespolitischen Vorgän- bis 36 Milliarden Euro fällig werde. Dies aktuelle Bauprojekte vor. Die Gesellschaft ge in der Bundeshauptstadt. Der Justiziar entspreche dem 15-fachen des Berliner In- bewirtschaftet knapp 7.000 Wohneinheiten des GdW, Rechtsanwalt Carsten Herlitz, war vestitionshaushaltes von 2019. Neben den und hatte zuletzt erste Projekte in modularer aus Berlin angereist, um die neuesten Ent- erheblichen verfassungsrechtlichen Beden- Bauweise realisiert. Zudem hat die kommu- wicklungen im Mietrecht sowie der Debatte ken sei dies ein wesentlicher Einwand, der nale Tochtergesellschaft mittlerweile zehn um eine Enteignung und den Mietendeckel einer Enteignung eindeutig entgegenstehe. Kindergärten gebaut. Mit der WGL Service zu erläutern. Mit einer am Allgemeinwohl orientierten GmbH tritt das Unternehmen jetzt auch als Politik sei diese nicht zu vereinbaren. Selbstabrechner für die Verbrauchserfas- Ein landesrechtlicher Mietendeckel, so Her- sung z. B. von Heiz- und Wasserkosten auf. litz, ist nicht mit der Kompetenzverteilung Weitere Berichte (zur aktuellen Wohnungs- des Grundgesetzes (GG) zu vereinbaren. und Immobilienpolitik sowie zu rechtlichen Über die Diskussion aktueller wohnungs- Nach mehreren Gutachten des wissenschaft- Erschwernissen bei sozialen Mietverhältnis- politischer Themen, unterlegt durch den lichen Dienstes des Bundestages liege die sen) erstatten VdW-Verbandsdirektor Ale- Bericht des Verbandsdirektors Alexander abschließende Gesetzgebungskompetenz xander Rychter sowie Rechtsanwalt Sebas- Rychter, wurden anschließend auch die be- für das Mietpreisrecht gemäß Art. 74 Abs.1 tian Tackenberg, Referent für Rechtsange- sonderen Herausforderungen kommunaler Nr. 1 GG beim Bund. Die Zuständigkeit der legenheiten des VdW Rheinland Westfalen. Unternehmen ausgiebig diskutiert. Ergebnis Länder für das Wohnungswesen beschränke der Diskussion: Kommunale Unternehmen sich allein auf öffentlich-rechtliche Maßnah- müssen sich weiterhin und intensiver in die men der Wohnraumbeschaffung und -nut- öffentliche Diskussion wohnungspolitischer zung. Nicht umfasst sei die im Bürgerlichen Themen einbringen, sichtbarer werden und Gesetzbuch (BGB) geregelte Höhe der Miete.

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14. BIELEFELDER KONGRESS STADTENTWICKLUNG „Wie geht bezahlbarer Wohnraum?“

er diesjährige Bielefelder Kongress Stadtentwicklung packte mit dem D Themenkomplex Baukosten ein sehr heißes Eisen an, dies zeigte nicht zu- letzt das große Interesse der Teilnehmer. In einem abwechslungsreichen Programm kamen viele beteiligte Akteure am 23. Mai 2019 zu Wort und konnten gemeinsame Wege zur Senkung oder zumindest Verhin- derung weiter steigender Baukosten finden. In sechs Workshops konnten die Teilnehmer sich dann zu einzelnen Bestandteilen der Baukosten-Problematik ausführlich aus- tauschen und wichtige Erkenntnisse ausar- beiten.

Um eine der wichtigsten aktuellen Rah- menbedingungen von Stadtentwicklung zu diskutieren, luden die BGW Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobili- endienstleistungen mbH (BGW mbH) ge- meinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wohnungswirtschaft Ostwestfalen-Lippe, der Stadt Bielefeld und dem VdW Rhein- land Westfalen zum 14. Bielefelder Kon- gress Stadtentwicklung ein. Begrüßt wurden die über 250 Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik, öffentlicher Hand, Verbänden und Fachöffentlichkeit dazu in der Bielefelder Stadthalle von Pit Clausen, dem Oberbür- germeister der Stadt Bielefeld. In seiner Probleme mit bezahlbarem Wohnraum: zu schrumpfen.“ Dadurch werden erst seit Rede brachte er für seine Stadt bereits einen Erst vor rd. vier Jahren wuchs in der Stadt Kurzem wieder alle Akteure an einen Tisch wichtigen Anstoß für die Diskussion um die die Erkenntnis, dass „wir wachsen anstatt gebracht und das Problem wird gemeinsam angegangen.

„Mischen is possible!“ Diese späte Erkenntnis nahm auch die fol- gende Hauptrednerin Barbara Ettinger- Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchi- tektenkammer, mit auf. Auch sie stellte einen hohen Nachholbedarf aufgrund früherer Versäumnisse und daraus resultierenden Mangel an Bauplätzen in den Städten fest, die allerdings nicht als Grund für Bauen ohne Qualitäten gelten dürfen. Um nachhaltige bauliche Qualitäten zu erreichen, arbeitete sie die Strategien der doppelten Innenent- wicklung und der dezentralen Konzentrati- on aus und betonte den Wert von Baukultur und dem Leitbild der Europäischen Stadt. Dass dabei auch eine zeitgemäße Anpas- sung der Baunutzungsverordnung wichtig Im wohnungswirtschaftlichen Talk wurden wichtige Themen für die Wohnungswirtschaft auf ist, um wieder mehr funktionale Mischung kommunaler, regionaler und Bundesebene besprochen in Stadtquartieren zu ermöglichen, fasste

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durchaus kontrovers diskutiert und damit auch die vielseitige Problematik aufgezeigt wurde, lobten die Workshop-Leiter in der Zusammenfassung ebenso wie die konstruk- tive Zusammenarbeit zu den Fachthemen.

Zurück im Plenum stellte Faller, Geschäfts- führer von Quaestio – Forschung & Bera- tung, eine wissenschaftliche Ausarbeitung der „Wohnungspolitik zwischen Erwartungsflut und Akzeptanzmängeln“ vor. Dabei stellte er einen hohen Druck des Marktes sowie ge- Fabian Viehrig (GdW) leitete den Workshop zum seriellen Bauen stiegene Ansprüche der Mieter heraus – diese Kombination sei allerdings auch in anderen sie prägnant zusammen: „Mischen is pos- Wie dies zumindest teilweise in Nordrhein- Wirtschaftsbereichen zu beobachten. Kritisch sible!“. Westfalen bereits positiv gelingt, brachte stellte er eine zu kleinteilige Planung bei bau- VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter lichen Maßnahmen fest, die einen qualitäts- Als Hauptredner nahm auch Hilmar von in die Diskussion ein. Als Belege brachte er vollen Städtebau schlicht nicht zulasse, und Lojewski, Beigeordneter im Dezernat Stadt- die hohe Aktivitäten des Landes und die ste- forderte eine Anpassung des Arbeitsalltags. entwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr tige Bereitstellung finanzieller Mittel für die Beim Widerstand gegen Bauprojekte konnte des Deutschen Städtetags, die funktionalen Wohnraumförderung des Landes NRW vor. er aus der Forschungspraxis vier Typen von Fragen von Anforderungen an das Bauen in Dies bewege auch die Stadtgesellschaften, Gegnern entwickeln, die sich aus ganz unter- den Blick. Dabei stellte er bei fast allen be- was etwa dazu führt, dass deutschlandweit schiedlichen Interessen und Gründen heraus teiligten Akteuren ein Mitteilungsbedürfnis jedes vierte Bündnis für bezahlbares Woh- gegen Bauvorhaben engagieren und denen verbunden mit einem Umsetzungsdefizit nen im Westen gegründet wurde. Trotzdem man unterschiedlich begegnen muss. Dazu fest, die die aktuelle, besonders hohe An- gibt es weitere Handlungsbedarfe: Viele forderte er „robuste Beteiligung“ der Bürger, spannung auf vielen Wohnungsmärkten Baukosten sind auf einzelne Regeln zurück- bei der die Verwaltungen das Heft des Han- verursachten. Launisch skizzierte er die an- zuführen, die jede für sich richtig und nach- delns nicht aus der Hand geben: „Man muss wohnenden NIMBYs (Not In My BackYard) vollziehbar ist. In der Gesamtbetrachtung wieder stolz aufs Bauen sein!“ und BANANAs (Build Absolutely Nothing müssten aber mehr Entscheidungen auch Anywhere Near Anything), die den ohnehin gegen einzelne Regeln getroffen werden, um Große Zusammenhänge bestehenden Zielkonflikt zwischen nach- das Schaffen von Wohnraum durch geringe- in den Blick nehmen haltigem und bezahlbarem Bauen weiter re – oder zumindest weniger steigende – Bau- Zur Auflockerung brachte der Bielefelder verschärfen. Außerdem sind die Boden- und kosten jetzt und in Zukunft zu erleichtern. Ingolf Lück seine Erfahrungen mit Wohnen die Wohnfrage nicht voneinander getrennt und Stadtentwicklungen humoristisch ein zu sehen, weshalb etwa ein Vorkaufsrecht für Dass es bei konkreten Bauprojekten vor Ort und zog den Hut vor den vielen Ansätzen, die Kommunen zu verankern sei. Dabei forderte aber auch Akzeptanzprobleme geben kann, auf dem Kongress formuliert wurden. In der er alle Akteure zu einer mutigeren Haltung die die Baukosten teilweise massiv steigern abschließenden Diskussion wurden die auf: „Bauen braucht Bauwillige!“ und Projekte lange verzögern oder verhin- wichtigsten Impulse des Kongresses noch- dern, brachte Sabine Kubitza, Geschäftsfüh- mal in konkrete Handlungsaufforderungen Inwieweit diese Forderungen auf der Bun- rerin der BGW mbH, in die Diskussion ein. übersetzt und Fragen aus dem Publikum des-, Landes- und Kommunalebene schon Alle wollten mehr Wohnraum und günstige- beantwortet. AM umsetzbar sind, wurde angeregt im anschlie- re Mieten, aber vor der eigenen Haustür wer- ßenden wohnungswirtschaftlichen Talk dis- den Bauvorhaben häufig erstmal abgelehnt. kutiert. Die Bundesebene vertrat GdW-Ge- Dabei sind die Aufstockungspotenziale in schäftsführer Dr. Christian Lieberknecht, der Bielefeld und besonders in den Beständen die Folgen der Debatte um Enteignungen in der BGW mbH vielversprechend. Diese zu Berlin skizzierte und dem Begehren eine for- nutzen ist eine der großen Aufgaben für die male Niederlage voraussagte, die aber viele Stadt. Dazu wurde ein lokales „Bündnis für weitere Regulierungen des Mietwohnungs- bezahlbares Wohnen“ auf den Weg gebracht. Fotos: Susanne Freitag marktes anstoßen werde. Auch er forderte, die Stadt-Land-Beziehungen zu stärken, um Vertiefende Workshop-Phase einen Ausgleich zwischen diesen sehr unter- Insgesamt sechs Workshops beleuchteten schiedlichen Wohnungsmärkten zum Wohle die Frage nach Baukosten aus verschie- aller zu schaffen. Dabei darf besonders die denen Perspektiven und boten praktische Politik nicht bauunwillig sein, sondern muss Impulse für gelingende Stadtentwicklung. zumindest die versprochenen Sozialwoh- Dabei versprachen die Workshop-Titel ju- Der Bielefelder Comedian Ingolf Lück nungen schaffen, anstatt sich in Miet- und ristische, planerische oder bautechnische erheiterte das Publikum mit den lustigen Ordnungsrecht zu verrennen. Erfahrungswerte. Dass in den Workshops Seiten des Wohnens

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DIE KOSTEN ENERGETISCHER SANIERUNG STEIGEN SCHNELLER ALS DIE EINKOMMEN Klimaschutz bei Gebäuden: Wohnungswirtschaft legt 23 Sofortmaßnahmen vor

ie Wohnungswirtschaft steckt in Immer häufiger können die Klimaschutz- einem schwierigen Dilemma: Sie ziele sozialpolitisch nur erreicht werden, D hat beim Klimaschutz enorm viel wenn neben begrenzten Investitionen in erreicht und sowohl den Endenergiever- das Gebäude die Art und Weise der Erzeu- brauch ihrer Gebäude seit 1990 um ein Drit- gung der verbrauchten Energie entweder tel als auch den Treibhausgasausstoß um auf klimaneutrale, dezentrale Anwendungen fast zwei Drittel gesenkt. Um dem Ziel eines umgestellt werden – oder aber erneuerbare klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 Energieträger genutzt werden. Nur dieser näher zu kommen, muss sie aber noch viel Mix ist für den Endkunden in den Bestands- mehr investieren – und gleichzeitig sollen die gebäuden leistbar. Foto: DOC RABE Media – stock.adobe.com Mieten bezahlbar bleiben. Diese Rechnung geht aber in immer mehr Fällen zu Lasten Daher müssen für die dezentrale Ener- Die Einführung einer Investitionszulage für der Mieter oder Vermieter nicht mehr auf. gieerzeugung im Quartier dringend alle Maßnahmen zur energetischen Moderni- Ein klimapolitisches Umdenken ist unaus- Bremsen gelöst werden. Wohnungsun- sierung von Gebäuden wäre einfach und weichlich, sonst wird die Energiewende im ternehmen, die Strom aus erneuerbaren würde geringe Hürden für Unternehmen und Gebäudebereich zum sozialen Problemfall. Energien wie Photovoltaik oder aus Kraft- Personen aufweisen, die energiesparende Wärme-Kopplung (KWK) lokal erzeugen und treibhausgasmindernde Maßnahmen Was geschehen muss: Hindernisse für die wollen, werden gravierend steuerlich be- umsetzen wollen. Nutzung erneuerbarer Energien im Wohn- nachteiligt. Sobald sie den erzeugten Strom quartier müssen aus dem Weg geräumt und ins allgemeine Netz einspeisen oder den Zudem sollte ein KfW-Förderprogramm Investitionen in den Klimaschutz massiv Mietern zur Verfügung stellen, wird die eingeführt werden, das auf CO2-Vermeidung unterstützt werden. Es gilt, jetzt die Wei- eigentlich gewerbesteuerbefreite Vermie- und Endenergieeinsprung ausgerichtet ist. chen für eine sozial verträgliche Gestaltung tungstätigkeit gewerbesteuerpflichtig. Das So würde das Ziel konsequent verfolgt, das der Energiewende beim Wohnen richtig Gewerbesteuergesetz muss hier dringend Klimaschutzsystem im Gebäudebereich auf zu stellen. Hierfür hat die Wohnungswirt- angepasst werden, um Mieterstrom endlich die Vermeidung von Treibhausgasen umzu- schaft Deutschland 23 Sofort-Maßnahmen zu ermöglichen. stellen. LM/GdW vorgelegt. Alle 23 Sofortmaßnahmen der – Wohnungswirtschaft für Klimaschutz im Gebäudebereich finden Sie hier: https://bit.ly/2WALww5

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DEUTSCHER BAUHERRENPREIS 2020 Nominierte stehen fest

er Deutsche Bauherrenpreis zeich- Wohnbauten wie noch nie eingereicht. Aus net herausragende Wohnungsbau- diesen hat die Jury in ihrer Sitzung am 13. D projekte aus, die sowohl von hoher Juli 2019 im Deutschen Architekturzen- Qualität sind als auch zu tragbaren Kosten trum in Berlin insgesamt 33 Projekte in elf umgesetzt wurden. Für die aktuelle Aus- Themengruppen für den Bauherrenpreis lobung hat eine elfköpfige Fachjury unter 2020 nominiert. dem Vorsitz von Jochen König, Architekt wirtschaft GdW, dem Bund Deutscher Archi- BDA, aus dem großen Spektrum der quali- Aus dem Verbandsgebiet des VdW Rhein- tekten BDA und dem Deutschen Städtetag tätsvollen Einreichungen die besten Projekte land Westfalen ist die GAG Immobilien AG ausgelobt und wird vom Bundesministeri- ausgewählt. mit dem Kölner Projekt „Wohnquartier um des Innern, für Bau und Heimat unter- Holsteinstraße“ vertreten. stützt. GdW/KS Wie wichtig Wohnungsneubau ist und wie konstruktiv diese Aufgabe von den verschie- Der Deutsche Bauherrenpreis ist als wich- Die Preisträger aus der Liste der Nomi- denen Bauherrengruppen umgesetzt wird, tigster Preis im Bereich des Wohnungsbaus – nierungen werden am 19. Februar 2020 zeigt die hohe Zahl der Bewerbungen: Mit in Deutschland bekannt. Er wurde von der bei der Preisverleihung im Rahmen 230 Projekten wurden so viele hochwerti- Arbeitsgruppe KOOPERATION bestehend der Baufachmesse bautec in Berlin ge, innovative und thematisch vielfältige aus dem Spitzenverband der Wohnungs- bekanntgegeben.

NOMINIERTE PROJEKTE FÜR DEN DEUTSCHEN BAUHERRENPREIS 2020

Kleine Wohnanlagen mit regionaler Neue Wohngebiete II Studentisches Wohnen Charakteristik • Wohnquartier Holsteinstraße, Köln • Studentendorf Schlachtensee, Berlin • Seniorenwohnen Schechen – Geförderter • Wohnbebauung „Auf der Ludwigshöhe / • SÜDEROOG und NORDEROOG an der Amru- sozialer Wohnungsbau in Holzbauweise mit Sligostraße“, Kempten mer Straße – Experimenteller Wohnungsbau 16 Wohneinheiten und Gemeinschaftshaus, • Gefördertes Wohnen am Volkspark im Geist für Studenten, Berlin Schechen der 1920er-Jahre, Hamburg • Studentenapartments Tiegelstrasse, Essen • Quartier „Altes Garmisch – neu gelebt“, Garmisch-Partenkirchen Aktivierung von kirchlichen Beständen Weiterbau von Quartieren • Konrad-A-Hof, Büdelsdorf • Integratives Wohnprojekt Klarissenkloster • Mehrgenerationswohnen II Köln-Kalk, Köln „Eigene Scholle“, Halle Stadtreparatur / Neue Stadtbausteine • Nikolaus von Zinzendorf Haus, Köln • Wohnanlage Drei Höfe, 2. Bauabschnitt, • Wohn- und Geschäftshaus Jüdenstraße, • Marien-Quartier, Gescher München Weißenfels • Wohnquartier Panorama³, Chemnitz • Kegelhof, München Modernisierung und Umbau • Das besondere Haus im Wedding – • Umbau und Sanierung Personalwohnhaus, Hybridgebäude und Nutzungsmischung ProMaxx und die Eigentümer*innen in der Konstanz • Wohnen statt Parken – Reihenhäuser auf Ado 21, Berlin • Wohnhochhaus SonnenTurm im Finkenpark, dem Parkdeck Goethestraße, Konstanz Fürth • pa1925 – Neubau von vier Wohngebäuden Urbane Quartiersentwicklung • Denkmalgerechte Sanierung und Umgestaltung und einem Verbrauchermarkt, Berlin • METROPOLENHAUS am Jüdischen Museum, der Wohnanlage „Deutsches Heim“, Frankfurt Berlin (Oder) • Domquartier Erfurt, Erfurt • Wohnpark Mariendorf, Berlin • Integratives Bauprojekt am ehemaligen Alle Informationen zu den Nominierten Blumengroßmarkt (IBeB), Berlin Bauen in städtebaulich schwierigen Lagen – finden Sie zusammengefasst auch hier: • Wohnen am Eimsbütteler Marktplatz für die https://bit.ly/2pOn3yW Neue Wohngebiete I Generation 60+, Hamburg • Neues Wohnen Sündersbühl, Nürnberg • Wohnungsbau Hochäckerstraße mit Kinderta- Alle Informationen rund um den Deut- • Neubau von 164 Wohnungen, Erlangen gesstätte, integrativer Wohngemeinschaft und – schen Bauherrenpreis finden Sie hier: • Wohnpark „Grüne Mitte“ Sömmerda, Tiefgaragen, München https://bit.ly/2Yn3SRW Sömmerda • Baugemeinschaft Z8 Holzhaus, Leipzig- Lindenau

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18. PARLAMENTARISCHER ABEND DES VDW RHEINLAND WESTFALEN Sommerliche Premiere im Landtag

ür den Parlamentarischen Abend 2019 ist der VdW Rheinland Westfalen F auch räumlich näher an die Politik herangerückt. Rd. 200 Gäste aus Landespo- litik, Verwaltung, Wohnungsunternehmen und -genossenschaften, der Wirtschaft sowie befreundeten Verbänden und Institutionen nutzten die Gelegenheit zum politischen Austausch in den Räumlichkeiten des Land- tags-Restaurants mit Blick auf das Parla- mentsufer und den Rhein.

Als Hausherrin begrüßte zunächst Carina Gödecke, Erste Vizepräsidentin des Landtags von Nordrhein-Westfalen, die anwesenden Gäste und verwies direkt auf den noch lau- fenden Plenarbetrieb. „Wundern Sie sich nicht, wenn die Abgeordneten kommen und gehen, der Plenartag läuft noch“, so Gödecke.

Während im Plenarsaal noch live Politik ge- macht wurde und diverse Gesetze in die Fach- ausschüsse zur Beratung überwiesen wurden, Auch Verbandspräsident Ulrich Bimberg be- Zum Schluss begrüßte Verbandsdirektor lag der Schwerpunkt im Landtagsrestaurant grüßte im Namen der verbandsangehörigen Alexander Rychter die anwesenden Parla- auf den aktuellen wohnungspolitischen The- Unternehmen die politischen Initiativen, mentarier und Gäste und unterstrich noch- men. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach insbesondere der Wohnraumförderung und mal, wie wichtig das Thema des bezahl- stellte die Situation im Land vor und berich- der Landesbauordnung, ausdrücklich, fand baren Wohnens für die Gesellschaft ist. tete von den aktuellen Initiativen der Lan- aber auch für die aktuelle wohnungspoliti- Unbezahlbare Mieten, so Rychter, dürften desregierung zur Wohnraumförderung und sche Debatte klare Worte. Die erhitzte woh- nicht zu neuen, unsichtbaren Stadtmauern Baulandentwicklung. Dabei warb sie über die nungspolitische Diskussion um Enteignun- werden. Bei den vielen bau- und wohnungs- Fraktionsgrenzen hinweg vor allem um mehr gen und Eingriffe in den Wohnungsmarkt politischen Herausforderungen müsse die Sachlichkeit in der politischen Debatte. Dis- in Berlin ließe sich auf Nordrhein-Westfalen Wohnungspolitik im Lande von einem Mit- kussionen um Mietpreisbremsen, Mietpreis- kaum übertragen und bringe auch nichts einander geprägt sein und nicht von einem deckel oder gar Enteignungen bauen weder weiter. Im Gegenteil, sie verhindere, dass Gegeneinander. Wohnungen noch tragen sie zur besseren man sich mit den drängenden Fragen vor Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft Ort auseinandersetzt und gefährde die gute Berlin, so Rychter, geht andere Wege und ist und Politik bei. Zusammenarbeit im Land. kein Vorbild. Die Wohnraumförderung und die Baulandentwicklung wurden über Jahre vernachlässigt. Nun setzt man auf radikalere Lösungen: Auf der Liste der vergesellschaf- tungsfähigen Unternehmen ständen auch sol- che Unternehmen, deren sozialverantwortli- che Bewirtschaftungspolitik von niemandem infrage gestellt werden könnte. Ähnlich wie seine Vorredner warb er für eine Fortführung der guten Kooperation zwischen ehemals gemeinnütziger Wohnungswirtschaft und der Politik im Land und den Kommunen.

Im Anschluss gab es noch die Gelegenheit, beim Blick auf den sommerlichen Rhein mit zahlreichen Landespolitikern und Regie- Die Redner des Abends: VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter, NRW-Ministerin Ina Schar- rungsvertretern ins Gespräch zu kommen. renbach, Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke und VdW-Präsident Ulrich Bimberg (v. l.) ON

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RUHR-KONFERENZ – THEMENFORUM „HEIMAT.RUHR“: VDW RHEINLAND WESTFALEN SETZT SICH FÜR FORSCHUNGSNETZWERK EIN Auf dem Weg zur Ruhr Academy on Smart Metropolitan Transformation

ie Metropole Ruhr ist eine der dichtesten Wissenschaftsstandorte D Europas, das Herz der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Nordrhein- Westfalen und Kompetenzzentrum innova- tiver Flächen- und Infrastrukturentwicklung. Um diese Potenziale für die Region zu heben, planen Akteure aus Wohnungs- und Immo- bilienwirtschaft, Flächen- und Infrastruk- turentwicklung, Verbänden und Kommu- nen, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen die Gründung eines trans- und interdisziplinären For- schungsnetzwerkes in der Metropole Ruhr: die Ruhr Academy on Smart Metropolitan Transformation, die durch die Bündelung von Know-how und Ressourcen internatio- nale Strahlkraft für die Region entfalten soll.

Die Gründung eines solchen Netzwerkes sowie die Etablierung als mögliches Leit- Ministerin Ina Scharrenbach (MHKBG NRW), Alexander Rychter (VdW Rheinland Westfalen, projekt der Ruhr-Konferenz standen am 25. l.) und Thomas Eiskirch (Oberbürgermeister Stadt Bochum, r.) wollen die Vernetzung von Mai 2019 im Rahmen des Themenforums Wissenschaft und Praxis in der Metropole Ruhr stärken „Heimat.Ruhr“ im Fokus der Konferenz des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau des Nordrhein-Westfalen. Die Ministerin solchen Forschungsnetzwerkes eröffnet sich und Gleichstellung des Landes Nordrhein- betonte die Relevanz zur Gründung eines die Chance, diese beiden Stärken und die Westfalen (MHKBG NRW). Knapp 100 Teil- solchen Netzwerkes, das seinen inhaltlichen damit verbundenen Player zusammenzu- nehmer aus Wissenschaft und Praxis haben Fokus vor allem auf die Frage richten solle, bringen. an der Ruhr-Konferenz in der EBZ Business wie wir in Zukunft zusammen leben wollen School am Samstagvormittag teilgenommen und werden. Diese Frage, so Scharrenbach, Prof. Dr. Hohn führte weiter aus, dass vor und damit deutlich gemacht, wie wichtig gelte es künftig in der Metropole Ruhr zu allem ein Netzwerk auf Augenhöhe zwischen die Bündelung von Wissen, Know-how und beantworten. Das Themenfeld Wohnen, so den beteiligten Akteuren, den Unternehmen, Ressource für die künftige Entwicklung des die Ministerin weiter, biete dabei die Mög- Kommunen, beteiligten Verbänden und Ruhrgebiets ist. lichkeit, verschiedene wissenschaftliche der Wissenschaft, anzustreben sei. Das Ziel Themen und praxisorientierte Handlungs- mit der Etablierung einer Ruhr Academy Eröffnet wurde die Veranstaltung von Ina felder gemeinsam zu diskutieren und zu on Smart Metropolitan Transformation sei Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kom- bearbeiten. Die vom VdW Rheinland West- die Entwicklung eines international aner- munales, Bau und Gleichstellung des Lan- falen ausgehende Initiative und im engen kannten Wissens-Hubs für internationale Diskurs mit den Wissenschaftlern aus der Metropolenforschung. Die Räume, in denen Region weitergetragene Idee zur Gründung die Erkenntnisse der Academy nicht nur einer Ruhr Academy lobte die Ministerin generiert, sondern auch Anwendung finden daher außerordentlich. sollen, bezeichnete Rychter als „Innovations- räume“. In diesen Innovationsräumen sollen Im anschließenden Gespräch zwischen Prof. technische und soziale Innovationen, auch Dr. Uta Hohn, Prorektorin für Planung und im engen Austausch mit der Bevölkerung – Struktur der Ruhr-Universität Bochum und entwickelt, erprobt, implementiert und falls VdW Verbandsdirektor Alexander Rychter möglich auch für andere Räume nutzbar ge- wurde deutlich, dass das Ruhrgebiet sowohl macht werden. Prof. Dr. Hohn merkte jedoch Ministerin Ina Scharrenbach (MHKBG für die Wohnungswirtschaft als auch für die an, dass nicht jeder Raum im Ruhrgebiet NRW): „Wer im Ruhrgebiet wohnt, wohnt Forschung ein bedeutender Standort sei. Mit das Potenzial habe, als Innovationsraum in der Zukunft.“ der Ruhr-Konferenz und dem Aufbau eines anerkannt zu werden. Vielmehr seien Qua-

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Prof. Dr. Uta Hohn (Ruhr-Universität Bochum) und Alexander Rychter (VdW Rheinland Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender Vonovia SE, Westfalen) berichten über die Stärken der Metropole Ruhr für die Wissenschaft und Woh- betont die Relevanz für Innovationen im Bereich nungswirtschaft im Gespräch mit Dr. Svenja Haferkamp (VdW Rheinland Westfalen) der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft litätskriterien festzulegen, die einen Raum tierte und gleichzeitig bezahlbare Lösungen und sichtbar zu machen sei die Aufgabe, die als einen solchen qualifizieren. Als Innova- für einen zukunftsfähigen Wohnungsbau zu nun anstünde. Dabei gelte es vor allem den tionsräume seien Standorte auszuwählen, entwickeln. Dies unterstützte auch Bernd Blick auf die Innovationsfähigkeit der Region die aufgrund ihrer Größe und strategischen Wortmeyer, der stellvertretend für einen zu legen. So habe die Region bereits in der Bedeutung nationale und internationale Auf- weiteren potenziellen Innovationsraum in Vergangenheit bewiesen, dass sie in der Lage merksamkeit auf sich zu ziehen vermögen. Duisburg anwesend war. ist, in umfassenden Transformations- und Strukturentwicklungsprozessen erfolgreich Als Beispiel für einen solchen Innovations- Jörg Filter, Vorstand BOGESTRA AG, führte zu bestehen. So endete die Ministerin mit raum mit internationaler Strahlkraft wurde weiter aus, dass die Frage zukunftsfähiger den Worten: „Wer im Ruhrgebiet wohnt, im Rahmen der Ruhr-Konferenz das Beispiel Mobilitätskonzepte gerade für die Entwick- wohnt in der Zukunft.“ SH/RM Bochum Ost/Südost präsentiert. Im Dialog lung neuer Stadtquartiere entscheidend sei. mit Dr. Svenja Haferkamp, VdW Rheinland Auch er unterstützte das Engagement im Im Themenforum „Heimat.Ruhr“ des Westfalen, stellten verschiedene Akteure den Rahmen der Ruhr-Konferenz, ebenso wie – MHKBG NRW ist am 22. August 2019 (Süd)Osten Bochums als einen potenziellen Frank Thiel, Geschäftsführer der Stadtwerke (15.00 Uhr bis 17.00 Uhr) eine weitere Innovationsraum vor. Der Oberbürgermeis- Bochum. Thiel berichtete über die Chancen Ruhr-Konferenz geplant, die vor dem ter der Stadt, Thomas Eiskirch, betonte in neuer Energieversorgungskonzepte und Sommerfest der Wohnungswirtschaft dem Zusammenhang dabei die Wichtigkeit über die Relevanz zur Erarbeitung neuer an der EBZ Business School stattfinden eines fach- und akteursübergreifenden Den- Konzepte, was durch die Ruhr Academy on wird. An diesem Tag werden die Netz- kens, das auch bei der Entwicklung der ehe- Smart Metropolitan Transformation weiter werkpartner aus Wissenschaft und Praxis maligen Opel-Fläche in Bochum relevant sei. vorangetrieben würde. einen Letter of Intent unterschreiben, um Nur dadurch, so Eiskirch, könne es gelingen, ihre gemeinsame Idee zur Gründung einer gemeinsam innovative Wege der Flächen- Anschließend moderierte Prof. Dr.-Ing. Ste- „Ruhr Academy on Metropolitan Trans- entwicklung zu ergreifen und zukunftsfähige fan Siedentop, wissenschaftlicher Direktor formation“ weiter voranzutragen. neue Stadtquartiere zu entwickeln. des Instituts für Landes- und Stadtentwick- lungsforschung (ILS), eine Gesprächsrunde Diesem interdisziplinären Ansatz folgend mit Akteuren aus Hochschulen, Universi- haben anschließend Akteure aus den Berei- täten und Forschungsinstituten. Die Wis- chen Wohnen, Energie, Verkehr und For- senschaftler präsentierten die Vielfalt an schung ihren Blick auf die Entwicklung des Forschungsfragen und -themen, die in einer Bochumer Süd-Ostens geworfen, darun- Ruhr Academy bearbeitet werden könnten. ter auch Mitgliedsunternehmen des VdW Rheinland Westfalen. „Wer im Ruhrgebiet wohnt, wohnt in der Zukunft“ Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender Vonovia Den Abschluss der Veranstaltung machte SE, und Norbert Riffel, Vorstandsvorsitzen- Ministerin Ina Scharrenbach mit einem Re- der und Geschäftsführer der VBW BAUEN sümee der Veranstaltung. Dabei betonte die UND WOHNEN GMBH betonten beide, dass Ministerin, dass das Ruhrgebiet, wie diese die enge Verzahnung von Forschung und Veranstaltung gezeigt habe, bereits über gro- Praxis elementar sei, um umsetzungsorien- ße Stärken verfüge – diese weiter zu heben

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RUHR-KONFERENZ – THEMENFORUM „HEIMAT.RUHR“ Flächenpotenziale – Hemmnisse – Zukunftschancen

Am 29. Mai 2019 lud das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleich- stellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG) im Rahmen der Ruhr-Konfe- renzen zum Austausch über das Thema „Flächenpotenziale – Hemmnisse – Zu- kunftschancen“ nach Bochum ein.

Im Dezember 2018 wurde die Ruhr-Konfe- renz ins Leben gerufen. In 20 Themenforen soll sie als Prozess das Bewusstsein für die Chancen und Potenziale des Ruhrgebietes Alexander Rychter, Ina Scharrenbach und Hildegard Müller (v. l.) empfingen rd. 150 Teilneh- innerhalb und außerhalb der Region stärken. mer zum Austausch Dazu soll die schon bestehende Zusam- menarbeit zwischen den Institutionen und Sicht wurde mit zwei interessanten Impuls- Geschäftsführerin des BFW Nordrhein-West- Bürgern genutzt und weitere Netzwerke vorträgen in die Ruhr-Konferenz hineingetra- falen, am Thementisch zu „Partizipation“ organisiert werden, um die Entwicklung hin gen: Zunächst stellte Jutta Kruft-Lohrengel, Erfahrungen zu Bürgerbeteiligungen aus- zu einer zukunftsfähigen Metropolregion zu Präsidentin der IHK Essen, die Rahmenbe- getauscht. Am Thementisch „Wohnumfeld ermöglichen. Diese Netzwerke nutzte auch dingungen des Landesentwicklungsplans der Zukunft“ wurden neue energetische und das MHKBG zum zentralen Thema Flächen des Landes NRW vor und begrüßte aktuell Smart-Home-Lösungen unter der Leitung in einer seiner vier Veranstaltungen im Rah- vorgenommene Änderungen, u. a. die Mög- von Hildegard Müller diskutiert. men seines Themenforums „Heimat.Ruhr“. lichkeit, regionale Konzepte zur weiteren Entwicklung zu entwerfen. Wie ein solches Die kontroversen Themen „Weiterbau und Eröffnet wurde die Veranstaltung in der Bo- Konzept für das Ruhrgebiet aussehen kann, Aufstockung“ wurden moderiert von Mario chumer Jahrhunderthalle von Ina Scharren- stellte Martin Tönnes, Beigeordneter beim Stamerra, Geschäftsführer Region West der bach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Regionalverband Ruhr (RVR) für den Bereich Vonovia SE, konstruktiv diskutiert und dabei Bau und Gleichstellung des Landes Nord- der Planung, in seinem Impulsvortrag vor: viele Potenziale besonders im dicht besie- rhein-Westfalen, gemeinsam mit Hildegard Die Metropole Ruhr hat mit der bundesweit delten Ruhrgebiet festgestellt. Anhand der Müller, Vorstand Netz & Infrastruktur innogy absolut höchsten Einwohner-Dichte und bereits umgesetzten Projekte wurde deut- SE, die als Industriepartner die Themenforen dem geringsten Anteil an Vegetationsfläche lich, dass Aufstockungen gewinnbringend begleitete. In ihren Auftaktstatements be- (58 Prozent) in NRW bei jeder Neuinan- sind, aber gegen viele Widerstände bestehen tonten beide die besondere Bedeutung von spruchnahme von Flächen eine starke Kon- müssen. Ebenso wurden am Thementisch Brachflächen in einem so dicht besiedelten kurrenzsituation. Daher werden im neuen „Aufwertung, Umnutzung und Revitalisie- Gebiet und die vielfältigen Nutzungsmög- Regionalplan Ruhr des RVR Bedarfe und rung – Konversions- und Brachflächenpoten- lichkeiten, die schon in spannenden Pro- Reserven an Wohn- und Gewerbeflächen ziale nutzen“ von Moderator Thomas Bruns, jekten zu finden sind, aber noch viel stärker ermittelt und so Flächenreserven für die Pla- Geschäftsführer der Herner Gesellschaft für ausgebaut werden müssen. nung transparent ausgewiesen. Dabei macht Wohnungsbau mbH (HGW), gelungene Re- der Plan die Notwendigkeit interkommunaler vitalisierungsprojekte aus Herne eingebracht, Das Ruhrgebiet sollte dabei über Stadtgren- Zusammenarbeit nochmals deutlich. die als Vorbilder für weitere Projekte auf zen hinweg als Ganzes betrachten werden, Brachflächen im Ruhrgebiet dienen können. um die Flächennutzung zu optimieren. Diese „Die Flächen im Ruhgebiet sind, wie sie sind!“ Alle Thementische zeigten bei der abschlie- Um diese Flächensituation gezielt zu be- ßenden Ergebnispräsentation im Plenum sprechen, teilten die Teilnehmer sich in zwei nochmals auf, wie vielfältig die Probleme, Foren zu Gewerbe- bzw. Wohnflächen auf. aber auch die Potenziale im Umgang mit Im von VdW-Verbandsdirektor Alexander Flächen für diese stark besiedelte Region Rychter moderierten Forum zu Wohnflä- sind. Diese Ruhr-Konferenz machte einmal chen konnten die spezifischen Probleme mehr deutlich, wie engagiert die Wohnungs- der Flächen im Ruhrgebiet besprochen und wirtschaft an der Weiterentwicklung der Lösungsansätze zu spezifischen Themen aus- Metropolregion arbeitet und wie wichtig der gearbeitet werden. Dazu wurde an Themen- Austausch und die Kooperation aller Akteure Fotos: VdW tischen eifrig diskutiert und Standpunkte von dazu ist und bleiben wird. AM Am Thementisch von Thomas Bruns (HGW) Vertretern von Wohnungswirtschaft, Ministe- wurden die Potenziale von Konversion- und rium und Gesellschaft eingebracht. So wurde Brachflächen besprochen unter Leitung von Elisabeth Gendziorra,

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LANDESREGIERUNG UND WOHNUNGSWIRTSCHAFT GEMEINSAM GEGEN WOHNUNGSLOSIGKEIT Startschuss für die Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE“

n einer eigenen und geschützten Woh- nen. Die Unternehmen stellen zusätzliche gute Chancen, das Mietverhältnis und damit nung zu wohnen, gehört zu den elementa- Wohnungen zur Verfügung und das Land das vertraute Zuhause zu erhalten“, so die I ren Grundbedürfnissen jedes Menschen. flankiert dies durch ein Netzwerk von ‚Küm- einhellige Erfahrung der Vertreter aus der Deshalb sind besondere Anstrengungen not- merern‘, die helfen, wenn es mal Probleme wohnungswirtschaftlichen Praxis. wendig, um Wohnungsverluste zu verhindern gibt. Das macht es den Unternehmen leich- und Wohnungslosigkeit zu vermeiden. Das ter, auch an Haushalte mit Zahlungsschwie- Eine noch engere Kooperation mit den kom- Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Sozi- rigkeiten oder an wohnungslose Familien munalen und freiverbandlichen Akteuren ales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS zu vermieten. Für diese Projekte stellen wir auf lokaler Ebene soll künftig dabei helfen. NRW), Vorstand und Präsidium des VdW zunächst bis 2020 jährlich drei Millionen Für die gegenseitige Information wollen die Rheinland Westfalen sowie die drei großen Euro zur Verfügung.“ Kooperationspartner daher praktikable und bestandshaltenden Unternehmen LEG Im- datenschutzkonforme Lösungen erarbeiten, mobilien AG, Vivawest Wohnen GmbH und Im Wesentlichen verfolgt die Initiative damit Maßnahmen möglichst frühzeitig Vonovia SE wollen zur Erreichung dieser Ziele die folgenden Ziele: greifen. Von Mietschulden betroffene Mieter künftig an einem Strang ziehen. Am 25. Juni sollen Heilungsmöglichkeiten und die Chan- 2019 unterschrieben die Partner gemeinsam Prävention von Wohnungsverlusten ce erhalten, Rückstände aus eigener Kraft mit Sozialminister Karl-Josef Laumann eine Das beste Mittel gegen Wohnungslosigkeit über Ratenzahlungen zu tilgen, die auch bei Kooperationsvereinbarung und hoben damit ist, sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Ein geringen Einkommen leistbar sind. die Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE“ wichtiger Schwerpunkt der Vereinbarung aus der Taufe. ist daher die Prävention. Oft geht einem Mehr Wohnraum für wohnungslose drohenden Wohnungsverlust eine lange und Menschen „Mit Sorge beobachte ich die seit einigen ganz persönliche Geschichte voraus. Private Vor allem in Ballungsräumen und Groß- Jahren steigenden Zahlen wohnungsloser Schicksalsschläge, gesundheitliche Krisen, städten übersteigt die Wohnungsnachfrage Menschen“, erklärte Sozialminister Lau- Arbeitsplatzverlust oder psychische Erkran- das Angebot. Um Wohnungslosigkeit zu mann seine Motivation für das Engagement. kungen bringen das eigene Lebenssystem bekämpfen, müssen in den lokalen und „Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft nicht nur finanziell ins Wanken. „Wenn regionalen Wohnungsmärkten Wege gefun- wollen wir den wohnungslosen Menschen es uns in dieser kritischen Phase gelingt, den werden, wohnungslose Menschen mit in unserem Land neue Perspektiven eröff- Kontakt zu den Mietern herzustellen, gibt es besonderer Dringlichkeit zu versorgen.

Die Kooperationspartner möchten geeig- nete Wohnungen zur Verfügung stellen. Altschulden dürfen dabei nicht zum Aus- schluss verschuldeter Menschen von der Wohnungsversorgung führen. Dort wo im Einzelfall individuelle Unterstützungspa- kete erforderlich sind, sollen sie möglichst gemeinsam mit den lokalen Kooperations- partnern geschnürt werden.

„Jeder wohnungslose Mensch ist einer zu viel! Wir sind stolz darauf, mit der Landesini- tiative ‚Endlich ein ZUHAUSE‘ eine weitere Facette sozialer Verantwortung zu zeigen, die wir als im VdW Rheinland zusammen- geschlossene, ehemals gemeinnützige Woh-

Foto: MAGS NRW nungswirtschaft jeden Tag ganz selbstver- ständlich leben“, so das Präsidium des VdW VdW-Präsident Ulrich Bimberg, Vorstand der Spar- und Bauverein Solingen eG, Arnd Fittkau, Rheinland Westfalen zum Ende des Unter- Vorstand der Vonovia SE, Uwe Eichner, Vorstand der Kölner GAG Immobilien AG, Marion zeichnungstermins. Sett, Mitglied der Geschäftsführung der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH Köln, Sozialminister Karl-Josef Laumann, Lars von Lackum, Vorstandsvorsitzender der Die Vertragspartner werden sich regelmäßig LEG Immobilien AG, VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter und Dr. , über die Fortschritte unterrichten und aus- Geschäftsführer der Vivawest Wohnen GmbH (v. l.) tauschen. KS

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ERSTE BEREISUNG DES PROJEKTES „WOHNEN AUF KOHLE“ Austausch in Siedlungen der 1950er- und 1960er-Jahre

Das Projekt „Wohnen auf Kohle“ nahm am 6. Juni 2019 vier Quartiere mit Bestän- sich für das Projekt. Sowohl in den Quartie- mit seiner ersten Bereisung Fahrt auf: den aus den 1950er- und 1960er-Jahren. ren als auch im Reisebus wurde sich zu den Um die Handlungsbedarfe der industrie- Problemfeldern dieser Quartiere wie ÖPNV- verbundenen Quartiere im Ruhrgebiet Bei dieser ganztägigen Bereisung durch Anbindung, Gestaltung öffentlicher Räume herauszuarbeiten, besichtigten Vertreter das nördliche Ruhrgebiet konnten sich die oder energetische Modernisierungen aus- von Wohnungsunternehmen, Kommunen, beteiligten Akteure meist zum ersten Mal getauscht. Moderiert durch Torsten Bölting, InWIS, NRW.BANK sowie des Referats für persönlich kennen lernen, auch Vertreter Geschäftsführer des InWIS, wurden folgende Wohnungsbestandsförderung des MHKBG nicht-bereister Kommunen interessierten vier Quartiere bereist:

Bottrop: Ostring/Beckstraße Stephan Patz, Geschäftsführer der Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop mbH (GBB), und Vertreterinnen der Stadt Bottrop zeigten hier Schlichtwohnungen mit großem Grünbereich im Innenbereich aus dem Jahr 1952, die zu den ers- ten Objekten der GBB zählen. Allerdingst ist die Bausubstanz derart veraltet, dass der komplette Rückbau der Gebäude und Ersatzbau geplant sind. Dadurch würde die Wohnfläche verdoppelt und der gesamte Stadt- teil aufgewertet, der durch die Nähe zum Tetra- eder auch Industrie-Touristen ansprechen soll. Über Fragen nach Stellplätzen und der Sicherung des Baumbestandes diskutierten die städtischen Akteure mit Rita Tölle (MHKBG) kontrovers und gaben so den Anstoß zum Dialog zur Zukunftssi- cherung dieses Quartiers. Stadt Bottrop und GBB haben zur Moderniesierung der Siedlung zusammengefunden

Gelsenkirchen: Eppmannsweg inklusive der Balkone mit einem stimmigen Farb- nach der Modernisierung konstant halten zu Durch die Siedlung Eppmannsweg im Gelsen- konzept aufzuwerten. Vor Neuvermietungen soll können. Zum Bekenntnis zu diesem Standort kirchener Norden führten Melanie Anhalt und auch die Innenausstattung modernisiert werden, führte auch das Engagement der Bürger vor Ort; Melanie Müller von der LEG gemeinsam mit Do- wobei vor allem der Zuschnitt und die Barrierear- so sorgte die Initiative „aGEnda21 Hassel“ für ris Kranich, die von der Stadt Gelsenkirchen die mut der Wohnungen zeitgemäß erneuert werden die bauliche Ertüchtigung der Lukaskirche und Entwicklung des Stadtteils Hassel begleitet. Hier sollen. An dieser Station besprachen die Berei- belebte den Stadtteil mit einem gut angenomme- ist die LEG seit 2016 Eigentümerin von 1.800 sungsteilnehmer die Möglichkeiten des seriellen nen Veranstaltungsort. Wohneinheiten und plant, die Bestände durch ei- Modernisierens, die hier zum Einsatz kommen ne Modernisierung der kompletten Außenansicht könnten, um den Mietpreis in der Siedlung auch

Doris Kranich von der Stadt Gelsenkirchen erläutert die Besonderheiten des Quartiers

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Bochum: Opelsiedlung am Neggenborn einige Handlungsbedarfe bei Balkonen und Fens- Auf großes Interesse bei der Gruppe stieß ein Nach einer Mittagspause wurde die „Opelsied- tern sowie im energetischen Bereich erkannt. Ak- modernes unterirdisches Abfallsystem, das das lung am Neggenborn“ besichtigt, die in den tuell führt die VBW eine Teilmodernisierung der Quartier ebenso freundlich erscheinen ließ wie 1950ern für die Beschäftigten des inzwischen Gebäude mit den charakteristischen Schieferver- das erneuerte Farbkonzept. Zur weiteren Siche- stillgelegten Opelwerks gebaut wurde. Hier kleidungen durch; primär werden dabei Balkone rung der Zukunftsfähigkeit wollen die beteiligten wurden durch die Eigentümerin VBW Bauen und und Eingangsbereiche erneuert, ohne dass die Akteure nun in den vertieften Austausch treten. Wohnen GmbH (VBW) und die Stadt Bochum Mieten angepasst werden müssten.

Das „angstraumfreie“ Abfallsystem der VBW erzeugt großes Interesse

Dortmund: In der Liethe 2014 in einem Modernisierungsprozess sind, der Modernisierungen konnten ebenso wie eine Zum Abschluss der Bereisung war die Gruppe der 2020 abschlossen sein soll. Dabei werden bezugsfertig modernisierte Wohnung begutach- beim Spar- und Bauverein Dortmund eG in der die Verbesserung des Wohnkomforts und ener- tet werden. Von diesem „Best-Ongoing“-Beispiel

Siedlung „In der Liethe“ zu Gast, die stark durch getische Modernisierungen zur CO2-Einsparung konnte viel über die Kommunikation mit den Be- die angrenzende Zeche Gneisenau geprägt war. in den Fokus genommen; so waren bereits er- wohnern, den Abruf von Wohnfördermitteln und Die Bereisungsgruppe konnte 220 Wohneinhei- neuerte Häuser gut an den neuen Solarthermie- die Neugestaltung öffentlicher Räume gelernt ten aus dem Baujahr 1960 besichtigen, die seit Anlagen zu erkennen. Die verschiedenen Stadien werden. Fotos: InWIS

Alle Teilnehmer besuchten zum Abschluss das Quartier „In der Liethe“ in Dortmund-Hostedde

Auftakt zur weiteren Vernetzung Nach einer interessanten Bereisung konn- bringen und durch wissenschaftliche Aufar- ten durch die wissenschaftliche Begleitung beitung eine nachvollziehbare Grundlage ANSPRECHPARTNER des InWIS Themen und Handlungsbedarfe für nachhaltig orientierte Investitionen in ausgearbeitet werden, die die industrie- den Siedlungsbestand zu unterstützen. Die verbundenen Quartiere des Ruhrgebietes Projektpartner VdW Rheinland Westfalen Ihr Kontakt im VdW Rheinland Westfalen: gemeinsam haben und die für deren Zu- und NRW.BANK bieten eine zweite Berei- kunftsfähigkeit angegangen werden müssen. sung am 5. September 2019 sowie einen Friedrich-Alexander Meyer Das Projekt „Wohnen auf Kohle“ hat das Ziel, gemeinsamen Workshop am 9. September E-Mail: [email protected] die dazu nötigen Akteure aus Unternehmen, 2019 an. Die Teilnahme hieran ist offen und Tel.: 0211 1699841 Kommunen und Ministerium zusammenzu- kostenfrei. AM

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WOHNUNGSBAUTAG NRW 2019 „Mehr Wohnraum ist der einzige Weg zur Stabilisierung der Mieten“

Seit 2013 findet der Wohnungsbautag NRW eine Förderung, die mietpreisgebundene der Aktion „Impulse für den Wohnungsbau Bestandssanierung ermöglicht, sind nur Nordrhein-Westfalen“ statt. In den An- zwei Instrumente in einem ganzen Werk- fangsjahren ging es dem breiten Bündnis zeugkasten, der Wohnungsunternehmen aus Verbänden, Kammern und Institutio- und -genossenschaften zur Verfügung steht, nen primär darum, das Thema „Wohnen“ um bezahlbares Wohnen auch in Anbetracht auf der politischen Agenda zu platzieren. steigender Baukosten zu realisieren. Da ist es heute längst angekommen. Am 12. Juni 2019 diskutierten Vertreter der „Mehr Wohnraum ist der einzige Weg zur Bundes- und Landespolitik, mit welchen In- Stabilisierung der Mieten“, so die Perspek- strumenten und Konzepten auf die Heraus- tive von Ina Scharrenbach, Ministerin für forderungen am nordrhein-westfälischen Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel- Wohnungsmarkt reagiert werden kann. lung des Landes NRW. Mit der Verfügbarkeit von Grundstücken, der Dauer und den An- Dass diese nicht überall gleich sind, führte forderungen von Planungsverfahren, bau- Dietrich Suhlrie, Mitglied des Vorstands der ordnungsrechtlichen Vorgaben, einer aus- gastgebenden NRW.BANK den Teilnehmern kömmlichen Wohnraumförderung und der zu Beginn seiner Begrüßung noch einmal vor Auslastung von Wirtschaft und Handwerk Augen. Während die Ballungsräume versu- skizzierte Scharrenbach fünf Herausforde- chen, ihre Wachstumsschmerzen zu lindern, rungen und stellte im gleichen Atemzug die geht es für die ländlichen Regionen um Auf- darauf ausgerichteten Lösungsansätze der wertung und Attraktivierung als vollwertige Landesregierung vor. Wohn- und Lebensalternativen. Dass diese Lösungsansätze im Parteienspek- Alexander Rychter, Sprecher der Aktion trum mit unterschiedlichen Prioritäten und „Impulse für den Wohnungsbau“, ging in Auslegungen verbunden sind, zeigt der von seiner Einführung ausführlich auf die aktu- WDR-Journalist Tobias Häusler moderierte Lojewski, Leiter des Dezernats Stadtentwick- elle Situation am Berliner Wohnungsmarkt bau- und wohnungspolitische Dialog zwischen lung, Bauen, Wohnen und Verkehr (Städtetag ein, wo sich derzeit die wohnungspolitischen den vier MdBs Karsten Möring (CDU), Michael Nordrhein-Westfalen und Deutscher Städte- Diskussionen auf Enteignungsdebatten und Groß (SPD), Hagen Reinhold (FDP) und Dani- tag) rundete die Veranstaltung thematisch Mietendeckel fokussieren. Wie es besser ela Wagner (Bündnis 90/Die Grünen). ab – mit dem Appell, bundesweit ein echtes geht, zeigt aus seiner Sicht Nordrhein-West- Klima für den Wohnungsneubau zu schaffen falen: Eine breit angelegte und finanziell Der Impulsvortrag „Willste bauen, kostet’s – und eine Lösung für die zentrale Boden- und stark aufgestellte Wohnraumförderung und Wege zum Bauen als Normalität“ von Hilmar Baulandfrage zu erarbeiten. KS Fotos: AKNW

Ernst Uhing (Präsident der Architektenkammer), NRW-Ministerin Rd. 120 Zuschauer verfolgten eine interessante Veranstaltung, bei der Ina Scharrenbach, Dietrich Suhlrie (Vorstandsmitglied NRW. es u.a. darum ging, wie Landes- und Bundesebene auf die Herausfor- BANK), VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter (v. l.) derungen auf den Wohnungsmärkten reagieren

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1. MÜNSTERLÄNDER WOHNUNGSGIPFEL DER WOHNRAUMOFFENSIVE MÜNSTERLAND Das Münsterland braucht 10.000 Wohnungen – jährlich

ie Wohnungsmärkte im Münster- land unterliegen ganz unterschied- D lichen Einflüssen und es entstehen dadurch ganz unterschiedliche Bedarfe in der Region. Das Bündnis Wohnraumoffen- sive Münsterland, ein Zusammenschluss

von WohnBau Unternehmensgruppe, Spar- Foto: Maximilian Ishorst kassen der Region, der Stadt Münster und der Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie weiteren Akteuren, hat dazu jetzt im Rahmen des 1. Münsteraner Wohnungsgipfels am 13. Mai in Münster ein Gutachten vorgestellt. Uwe Schramm (2. v. l.) mit den Mitgliedern der Wohnraumoffensive Münsterland

Der Wohnungsmarktreport des Pestel-In- anhalten wird, die Bautätigkeit in den ver- Vor dem Hintergrund des überwiegend ho- stituts hat für alle Wohnungsmarktsegmente gangenen Jahren der Nachfrage jedoch nicht hen Preisniveaus in und um Münster, spielt Angebote und Nachfrage in den einzelnen gerecht geworden ist. Vor allem altenge- das Thema des bezahlbaren Wohnraums Kreisen und der Stadt Münster analysiert rechte und barrierefreie Wohnungen fehlen eine wichtige Rolle. Insbesondere kleine und bewertet. „Beim Thema ‚Wohnungs- in der Region. Dabei ist die wirtschaftliche Wohnungen werden stark nachgefragt. Kein markt‘ konzentriert sich die Diskussion meist und demografische Entwicklung gut. „Das Wunder, denn seit Mitte der 1990er-Jahre einseitig auf die Metropolen. Doch auch im Einzige was schrumpft, ist das Bauland“, so sank die durchschnittliche Haushaltsgröße Münsterland ist der Wohnungsmarkt inzwi- Schramm. Durch die geringe Baulandaus- von 2,7 auf 2,2 Personen. schen sehr eng“, so Schramm, Sprecher der weisung in den Städten und Gemeinden Initiative und Vorsitzender der Wohnbau steigen die Baulandkosten mancherorts im Um den Fachkräftebedarf in der Region auch Westmünsterland Gruppe. Die Studie zeigt, zweistelligen Bereich. Allein in Münster ist mit einer entsprechenden Wohnraumversor- wie wichtig es ist, auch für regionale Woh- der Bodenpreis von 2011 bis 2017 von 290 gung zu befriedigen, sprach sich das Bündnis nungsmärkte belastbare Zahlen zu haben. auf 450 Euro pro Quadratmeter gestiegen. für mehr Wohnungsbau in allen Segmenten Im Ergebnis hat sie gezeigt, dass die dynami- Entsprechend dynamisch entwickeln sich und einer Willkommenskultur für alle Inves- sche Einwohnerentwicklung auch zukünftig die Mieten. toren bei Städten und Gemeinden aus. ON

POLITIK ZUR GRUNDSTEUERREFORM SENSIBILISIEREN Termine mit Arbeitsgemeinschaften zur Grundsteuerreform

Seit Anfang des Jahres führt der Verband Nach einer aktuellen Sachstandslage der Viele Arbeitsgemeinschaften haben be- mit den Regionalen Arbeitsgemeinschaf- Grundsteuerreform werden die wesent- reits Gesprächstermine mit Wahlkreisab- ten Termine mit Bundestags- und Land- lichen Merkmale der derzeit diskutierten geordneten ihrer Region vereinbart, um tagsabgeordneten der CDU sowie der Modelle skizziert und kritisch beleuchtet. die zuvor beschriebenen negativen Aus- SPD zum Thema Grundsteuerreform Die Grundsteuer muss bis spätestens zum wirkungen für die Wohnungswirtschaft durch. 31. Dezember 2019 neu geregelt werden. deutlich zu machen und entsprechend Hinsichtlich des vorgeschlagenen wert- entgegenzuwirken. Bisherige Termine Die Verhandlungen zur Grundsteuerre- abhängigen Modells (WAM) wurde ein fanden mit den ARGEN in Essen mit CDU/ form sind für die Wohnungswirtschaft Kompromissvorschlag vorgelegt, der wei- CSU MdB Matthias Hauser, sowie mit zurzeit ein heißes Thema. Gemeinsam tere Pauschalierungen und vermeintliche SPD-MdB , Düsseldorf mit mit den Regionalen Arbeitsgemein- Vereinfachungen vorsieht. Diese würden CDU/CSU MdB und schaften versucht der Verband mit zahl- jedoch insbesondere die Wohnungsunter- CDU MdL Peter Preuß, Köln mit CDU MdB reichen Gesprächsterminen mit Bun- nehmen und -genossenschaften nachteilig Karsten Möring, Paderborn CDU/CSU destags- und Landtagsabgeordneten betreffen, welche in hochpreisigen Woh- MdB , Herne CDU/ das Schlimmste abzuwenden. Hierzu nungsteilmärkten bezahlbaren Wohnraum CSU MdB und Oberhausen versammelt sich die jeweilige Arbeits- anbieten würden, ohne dies im Hinblick mit SPD MdB Dirk Vöpel und Kämmerer gemeinschaft und empfängt die Wahl- auf eine reduzierte Grundsteuerbelastung der Stadt Oberhausen Apostolos Tsalastras kreispolitik zu einer Gesprächsrunde. belegen zu können. statt. CG

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 42 AKTUELLES NRW

STADTENTWICKLUNG MAL ANDERS Filmen und kartografieren

ie Stadt Dortmund, das Reinoldus- und Schiller-Gymnasium und die Spar- und Bauverein eG luden am

D Foto: VdW 24. Juni 2019 zur Präsentations- und Jury- sitzung ins Rathaus ein. Die Veränderung eines Stadtteils oder eines Wohnquartiers war das Thema einer Projektarbeit von 35 Oberstufenschülern der Schule. Kein abs- traktes „Atlantis“ sollte verbessert und nicht das Leben von Menschen „am anderen Ende der Welt“ einer Analyse unterzogen wer- den, sondern drei Gruppen von Oberstufen- schülern erarbeiteten im Leistungskurs im Die Methodik der „SWOT“-Analyse (Strengths, Eine sachkundige Jury aus Vertretern des Rahmen der Lerninhalte „Stadtentwicklung Weaknesses, Opportunities, Threats) lernten Wohnungsamtes, der Schule, des Schulver- und Raumplanung“ über Monate Ideen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen waltungsamtes, des VdW Rheinland Westfa- „Attraktives Wohnen in Dortmund-Dorstfeld im Projekt kennen und wandten sie auch len und der Spar- und Bauverein eG schätzte für jedermann!“. gleich praktisch an, indem sie einen Rah- die Arbeiten der jungen Stadtplaner und menplan für die Entwicklung eines Dort- Visionsentwickler ein und zeichnete die Dorstfeld als ehemaliger Montanstandort munder Wohnquartiers erarbeiteten. Gruppe mit dem spannendsten, innovativs- ist ein vielschichtiger Stadtteil, der immer ten und vielleicht auch unkonventionellsten wieder auch mit schwierigen Nachrichten Die echten Anforderungen der Dortmunder Entwicklungsansatz mit einem Preis aus. von sich reden macht. Rd. 15.000 Menschen in Dorstfeld wie bezahlbarer und generati- mit überwiegend unterdurchschnittlicher onengerechter Wohnraum, wohnortnahe Mit der Ergebnispräsentation im Rathaus Einkommenssituation leben am Standort, Nahversorgungsmöglichkeiten sowie soziale erhielten die insgesamt drei Gruppen eine der auf eine 1.200-jährige Geschichte zu- Infrastrukturen mussten in der Arbeitsphase würdige Ergebnisplattform. SPARBAU/KS rückblicken kann. herausgefunden und berücksichtigt werden.

MEHRWERT FÜR MIETER Verbraucherzentrale bietet Basis-Check an

Laut Stromspiegel 2019 geben Privat- zum richtigen Heizen und Lüften beraten

haushalte in Deutschland jährlich rd. lassen wollen. In NRW haben die unabhängi- Foto: Martin Schwarz neun Milliarden Euro für Strom aus, gen Energieberater in den letzten fünf Jahren den sie eigentlich nicht brauchen. Denn so mehr als 6.000 Haushalten individuelle Sparpotenzial gibt es so gut wie überall – Empfehlungen ausgesprochen. Kooperation mit der Arnsberger Woh- und es auszuschöpfen ist häufig gar nicht nungsbaugenossenschaft eG (AWG): AWG- so schwer. Klare Tipps hierfür sowie Kooperationen mit der Vorstandsmitglieder Werner Schlinkert zum sparsamen, aber für Gesundheit Wohnungswirtschaft (M.) und Herbert Herrig (r.) empfahlen und Bausubstanz ausreichenden Heizen Wichtiger Partner der Bundesförderung für ihren Mitgliedern den Basis-Check, um gibt der Basis-Check der Verbraucher- Energieberatung der Verbraucherzentrale Energie und Kosten zu sparen. Carsten zentrale. ist die Wohnungswirtschaft. Vergangene Peters (l.), Energieberater der Verbrau- und aktuelle Kooperationen bei der aktiven cherzentrale, gab bei der Auftaktveranstal- Diese kostenlose Energieberatung der Bewerbung des Angebots zeigen, dass das tung zusätzlich Tipps zum Energiesparen Verbraucherzentrale bietet allen Haus- Thema bei Mietern ankommt und nachge- halten, die den Gründen für einen hohen fragt wird. „Wir freuen uns auf gemeinsame Sieverding, Leiter des Bereichs Energie der Strom- und Heizkostenverbrauch noch Aktionen mit weiteren Wohnungsunterneh- Verbraucherzentrale NRW. Verbraucherzentrale nicht auf die Schliche gekommen sind, men, die ihren Mieterinnen und Mietern mit- Abhilfe direkt vor Ort: Der Basis-Check hilfe unserer unabhängigen Empfehlungen Weitere Informationen zu Koopera- ist ideal für Mieter, die ihren Strom- oder Kosten ersparnis und optimale Wohnungs- – tions- und Vernetzungsmöglichkeiten Heizenergieverbrauch prüfen oder sich nutzung ermöglichen wollen“, betont Udo unter https://bit.ly/2ZJMdke

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen AKTUELLES NRW 43

VERANSTALTUNGSRÜCKBLICK Sommerfest 2019 in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union in Brüssel

Der Ministerpräsident des Landes Nord- rhein-Westfalen (NRW) Armin Laschet lud zum diesjährigen Sommerfest am 18. Juni 2019 in die Landesvertretung NRW in Brüssel ein. Zahlreiche politische Ver- treter der Europäischen Union sowie aus den Kabinetten und Ausschüssen in NRW waren vor Ort. Am selben Tag beriet auch das NRW-Kabinett in der europäischen Hauptstadt.

Im Rahmen des Sommerfestes der Landes- vertretung NRW in Brüssel wird jedes Jahr ein Schwerpunkt aus NRW präsentiert. In diesem Jahr stand erstmals der Film- und Medienstandort NRW im Fokus. Das Land hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem der bedeutendsten Film- und Me- dienstandorte in Europa entwickelt. Das Sommerfest bot die Gelegenheit, die Arbeit der Film- und Medienstiftung NRW ken- nenzulernen. Ministerpräsident Armin Laschet (r.) eröffnete das Sommerfest und appellierte an den Die Landesregierung kam im Vorfeld des Zusammenhalt für ein starkes Europa Sommerfestes in der Vertretung zu einer Auswärtigen Kabinettsitzung zusammen. und Energiepolitik, Digitalisierung, innere Ministerpräsident Laschet: „Nordrhein- Im Zentrum der Beratungen stand die Ver- und äußere Sicherheit und nachhaltige Ent- Westfalen ist mit seinen Grenzregionen und abschiedung des europapolitischen Grund- wicklung verstärkt in den Blick zu nehmen unserer international tätigen Wirtschaft ein satzbeschlusses „Für ein starkes Nordrhein- und sagt zu, sich an deren Gestaltung aktiv hervorragendes Beispiel für das gelebte Eu- Westfalen in einem starken Europa“ als zu beteiligen. ropa. Unsere Entwicklung ist nicht denkbar Appell an das neu gewählte Europäische ohne die europäische Integration, ohne freie Parlament, an die Europäische Kommission In der Begrüßungsrede von Ministerprä- Märkte, mit offenen Binnengrenzen, ohne und die Mitgliedstaaten der Europäischen sident Armin Laschet zum Startschuss des Handelsschranken und Zölle.“ Laschet wei- Union: Darin fordert die Landesregierung die Sommerfestes betonte er, dass sich die Lan- ter: „Nordrhein-Westfalen sieht es daher als Europäische Union auf, in den kommenden desregierung in Brüssel für ein starkes NRW einen natürlichen Auftrag an, die Zukunft Jahren insbesondere Themen wie Klima- in einem starken Europa einsetzen wird. Europas zum Wohle seiner Bürgerinnen und Bürger mitzugestalten. Wir werden uns in den kommenden Jahren in Brüssel mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass die Euro- päische Union bestrebt bleibt, eine weltweite Führungsrolle in Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Entwicklung einzunehmen. Wir wollen bei der Vereinbarkeit von Da- tenschutz und Persönlichkeitsrechten mit technischer Innovationsfreude Vorreiter und Vorbild sein. Nordrhein-Westfalen, mit seiner vielfältigen und exzellenten Hoch- schul- und Forschungslandschaft, ist hierfür prädestiniert.“ Fotos: LM

Verbandsdirektor Alexander Rychter im Austausch mit Christof Rasche (Vorsitzender Im Nachgang fand ein reger Austausch zwi- Gespräch mit NRW-Finanzminister Lutz der FDP-Landtagsfraktion NRW) zu den aktu- schen Politik und Wirtschaft statt. LM Lienenkämper ellen Entwicklungen der Grundsteuerreform

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 44 AKTUELLES RLP

SOMMERFACHREISE MIT DER RHEINLAND-PFÄLZISCHEN FINANZ- UND BAUMINISTERIN DORIS AHNEN Allerorten ein herzliches Willkommen und großes Engagement

uf der vierten Sommerfachreise zum Konversionsprojekt Nutzviehhofgelände Greimersburg – Thema „Demografie und Wohnen“ im Stadtumbaugebiet Rauentaler Moselbo- Genossenschaftliches Wohnen A mit Bauministerin Doris Ahnen gab gen an. Als Projektträger wird die Koblen- Greimersburg, gelegen in der Osteifel, zählt es bei allen Projektstationen offene Türen zer Wohnbau GmbH auf dem Gelände 100 ungefähr 680 Einwohner. Hier haben sich und ein herzliches Willkommen. An zwei Wohneinheiten, davon 36 geförderte Woh- ein engagierter Landrat und Bürgermeister Tagen, am 4. und 5. Juli 2019, machte sich nungen, errichten, womit die von der Stadt mit ebenso engagierten Bürgern auf den die Ministerin ein Bild von unterschiedli- angesetzten 20 Prozent sozialer Wohnungs- Weg gemacht, eine Bürgergenossenschaft zu chen Wohnungsbauaktivitäten quer durch bau überschritten werden. gründen, um den Bau einer Senioren-Wohn- Rheinland-Pfalz. Pflege-Gemeinschaft für Ortsansässige zu Neuwied – Zusammen im Quartier leben stemmen. Im Mittelpunkt des Gespräches Bei strahlendem Wetter besuchte die Rei- Im Quartier Zeppelinhof erläuterte Ge- vor Ort standen vor allem die Gestaltungs- segruppe aus Vertretern der VdW-Woh- schäftsführer Carsten Boberg von der GSG möglichkeiten einer Finanzierung. nungswirtschaft, der Architektenkammer Neuwied das Konzept der städtisch gepräg- Rheinland-Pfalz und des Finanz- und ten „Höfekultur“. Die sieben Häuser grup- Gillenfeld – Barrierefreie Bauministeriums insgesamt sieben Stati- pieren sich um drei zentral angelegte grüne Wohnanlage Florinshof onen. Die Route führte von Koblenz nach Höfe, die als Treffpunkt und Kommunika- Gillenfeld ist eine Ortsgemeinde mit rd. Neuwied, Greimersburg und Gillenfeld bis tionsort dienen. Das fertige Quartier wird 1.450 Einwohnern im Landkreis Vulkaneifel. Trier. Trier, Neustadt an der Weinstraße und insgesamt 105 Wohnungen haben und einen Die Genossenschaft am Pulvermaar – eine Speyer waren die drei Projektstationen am wichtigen Baustein in der strategischen Wei- sorgende Gemeinschaft eG, steht kurz vor zweiten Tag. terentwicklung des Wohnraumangebotes dem Ziel. Das schon weit gediehene Bau- der Stadt Neuwied darstellen. Bedeutender projekt umfasst zwei Gebäude mit insge- Wohnungsbauoffensive Stadt Koblenz Partner im gesamten Projekt ist der Verein samt zwölf Wohnungen, einer Wohngruppe In Koblenz standen die Initiativen der Stadt „Gemeinschaftliches Wohnen e. V.“, der als für drei Personen und einem Büro für den zur Mobilisierung von Flächen für den Kooperationspartner der GSG ein ganzes Caritasverband Westeifel. Weiterhin ist ein Wohnungsbau im Mittelpunkt. Als ein In- Haus mit 14 Wohnungen und einer Begeg- Gemeinschaftsraum für Veranstaltungen nenentwicklungspotenzial steht das zivile nungswohnung nutzt. der Caritas und private Feiern integriert. Das Fotos: Kristina Schäfer, Mainz

Koblenz: Oberbürgermeister David Langner bei der Begrüßung Neuwied: den Einladungsflyer im Gepäck

Greimersburg: herzliche Begrüßung am Dorfladen Gillenfeld: Ministerin Ahnen dankt der Kindermalgruppe

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen AKTUELLES RLP 45 Foto: VdW RW

Abendliche Ankunft der Reisegruppe in Trier mit Oberbürgermeister Architekt Max Dudler (3. v. r.) zeichnet für den Umbau des Klosters Wolfram Leibe Bethanien verantwortlich

Neustadt: Geschäftsführer Dietmar Kurz übergibt symbolisch Speyer: Geschäftsführer Oliver Hanneder erklärt die Punkthäuser – Förderanträge an Bauministerin Doris Ahnen für kommenden Verbandsdirektor Axel Tausendpfund, Oberbürgermeisterin Stefanie Neubau Seiler, Ministerin Doris Ahnen, Vizepräsidentin AK RLP Edda Kurz (v. l.)

Bauprojekt liegt mitten im Ortskern von Gil- dankte ausdrücklich dem VdW Rheinland eine heutige bewohnerorientierte Nutzung. lenfeld. Die notwendige Grundversorgung Westfalen für seine fachkundige Beratung Grünflächen für junge und alte Quartiersbe- ist gesichert. bei der Gründung. wohner, ein verbindender Begegnungsraum für das gesamte Wohnquartier waren das Ziel Überrascht wurde die Reisegruppe von ei- Trier – Kloster Bethanien der Neugestaltung. Zusätzlich geförderter ner Kindergruppe, die unter Anleitung ein- Mit dem Architekten Max Dudler und einem Wohnraum wird durch Nachverdichtung drucksvolle Motivbilder gemalt hat und lokalen Architektenbüro plant die gbt – Woh- im kommenden Jahr entstehen. Auch hier anlässlich des Besuchs der Ministerin den nungsbau und Treuhand AG den Umbau und überraschten Kinder aus dem Quartier die Gemeinschaftsraum damit schmückte. die Erweiterung des Kloster- und Ökonomie- Ministerin mit einem gemeinsamen Spiel gebäudes. Ein erster Neubau-Abschnitt wird draußen. Trier – Dinnerspeech mit Oberbürger- zwei Pflegegruppen für betreutes Wohnen, meister Wolfram Leibe eine Tagespflege sowie die Ordensgemein- Speyer – „Gemeinschaftlich wohnen – Am Abend empfing die Reisegruppe Wolf- schaft künftig beherbergen. Im bestehenden selbstbestimmt leben“ ram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Klostergebäude werden in einem zweiten Ihren Abschluss fand die Bereisung in Speyer Trier, zu einem gemeinsamen Essen. Leibe Abschnitt durch Umbau und Ergänzung bei einem Projekt des städtischen Woh- informierte über die aktuellen wohnungs- im Ergebnis 40 neue, öffentlich geförderte nungsunternehmens GEWO Wohnen GmbH politischen Aktivitäten der Stadt, die stark Wohnungen entstehen. Der städtebauliche Speyer. Durch den Bau von drei Punkt- wächst, auch durch ihre Lage zu Luxem- Entwurf zeigt eine sensible Einfügung in die häusern wurde altersgerechter Wohnraum burg. Die Versorgung mit bezahlbarem Landschaft. durch Nachverdichtung in einem gemisch- Wohnraum hat höchste Priorität in der ten Quartier geschaffen. Älteren Bewoh- Stadt. Diese herausfordernde Aufgabe geht Neustadt an der Weinstraße – nern wurde so die Möglichkeit gegeben, im Trier u. a. mit der Gründung einer kom- Grüner Wohnen in Branchweiler Quartier in kleinere, neue Wohnungen um- munalen Wohnungsgesellschaft an. Auch Bei dem zweiten Besuch der Wohnsiedlung zuziehen. In unmittelbarer Nachbarschaft hat Trier eine Kooperationsvereinbarung Branchweiler ging es um die Neugestaltung bietet das Begegnungs- und Beratungszen- mit dem Land unterzeichnet, mit der die des Wohnumfeldes. Die ehemaligen Mie- trum „Quartiersmensa plus St. Hedwig“ u. a. Stadt sich verpflichtet, in den kommenden tergärten des in den 60er-Jahren errichteten Dienstleistungen des ambulanten Pflege- Jahren verstärkt sozial geförderten Woh- Wohnquartiers waren mittlerweile vernach- dienstes an, ohne Zahlung einer Betreuungs- nungsbau auf den Weg zu bringen. Leibe lässigt und bedurften einer Umgestaltung für pauschale. RS

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 46 AKTUELLES RLP

TREFFEN DER BÜNDNISPARTNER AM 20. MAI 2019 IN MAINZ Aktionsplan – Gut wohnen in Stadt und Land

Unter Leitung von Doris Ahnen, Staatsmi- mission, verbilligte Abgabe von öffentlichen nisterin für Finanzen und Bauen in Rhein- Liegenschaften, stellte Dr. Ulrich Link von land-Pfalz, kamen die über 20 Partner der Investitions- und Strukturbank des Lan- des Bündnisses für bezahlbares Wohnen des Reinland-Pfalz die Jahresergebnisse der und Bauen am 20. Mai 2019 im Zentrum Wohnraumförderung 2018 vor, die sich ge- Baukultur zu einer Plenumssitzung zu- genüber dem Vorjahr stark verbessert haben. sammen. Das Bündnis verabschiedete zudem sei- Gleich eingangs betonte Ahnen, dass das nen neuen „Aktionsplan – Gut wohnen in grierte Konzepte gefragt. Die Aktivierung Thema Wohnen an Dringlichkeit eher noch Stadt und Land“. Die Partner sind sich einig, von bezahlbarem Bauland bleibt dabei ein zugenommen habe. Sie dankt allen Partnern dass die Wohnungsmärkte in Rheinland- vordringliches Thema. des Bündnisses für ihr jeweiliges Engage- Pfalz immer kleinräumiger differenziert be- ment in Rheinland-Pfalz. Von Seiten der trachtet werden müssen. Auch jenseits des Mit dem neuen an Kommunen gerichtetes Landesregierung sei weiterhin Kontinuität Wohnungsdrucks auf die Schwarmstädte in Förderangebot einer Zuschussförderung für und Verlässlichkeit bei der Wohnungspoli- Rheinland-Pfalz sind Wohnungsbauaktivi- investitionsvorbereitende Maßnahmen hat tik zu erwarten. Vor dem Hintergrund der täten im Umland der Ballungskerne wie in das Ministerium der Finanzen bereits vier Grundgesetzänderung und der gesicherten weiteren nachgefragten Orten im Land not- Städte in Rheinland-Pfalz erreichen können. Mitfinanzierung durch den Bund kann auch wendig. Aus einigen Gemeinden wie Kreisen Die Städte Trier, Landau, Mainz und Speyer das Land einen verstetigten Korridor mit werden zunehmend Überlegungen bekannt, haben für die Inanspruchnahme der Förde- jährlich 300 Millionen Fördervolumen an- kommunale oder kreisangehörige Woh- rung jeweils eine Kooperationsvereinbarung bieten. Auch die Städtebauförderung wird nungsgesellschaften gründen zu wollen, um zur Stärkung des geförderten Wohnungsbaus auf Bundes- und Landesebene auf hohem den erkennbaren Bedarf auch an preiswerten unterschrieben, mit der sie sich verpflichten, Niveau fortgesetzt. Diese muss künftig noch Mietwohnungen abdecken zu können. eine 25-prozentige Sozialwohnungsquote besser mit der Wohnungsbauförderung ver- umzusetzen. Ahnen appellierte an weitere netzt werden, so die Ministerin. Dazu passt der aktuelle Aktionsplan, der Kommunen, eine solche Kooperation ein- mehr Verbindlichkeit von der kommuna- zugehen. Nach einem kurzen Austausch über weitere len Seite sowie eine Zusammenarbeit und wohnungspolitische Aktivitäten auf Bundes- Kooperation über Gebietsgrenzen hinweg Jenseits des notwendigen Zubaus von Woh- ebene mit Auswirkungen auf die Länderebe- erzielen möchte. Mit Blick auf den ganz- nungen ist aus Sicht der Ministerin die Un- ne wie Grundsteuer, Arbeit der Baulandkom- heitlichen Ansatz des Wohnens sind inte- terstützung der Neugründung von Genos- senschaften, der Bildung gemeinschaftlicher Wohngruppen und von Baugemeinschaften ein weiterer wichtiger qualitativer Beitrag zur Wohnraumversorgung. Der Aufbau ei- nes Wohnungsmarkt-Monitorings, die In- nenentwicklung und schließlich auch die Nachwuchssicherung bei Planern und in Foto: Roswitha Sinz der Bauwirtschaft sind weitere dringende Aufgaben.

Um den „Aktionsplan – Gut wohnen in Stadt und Land“ auch operativ näher zu begleiten, wird eine weitere, neue Bündnis-Arbeits- gruppe „Stadt-Umland“ eingesetzt.

Im Anschluss an die Bündnisplenumssit- zung führte Ministerin Ahnen mit Vertre- tern der kommunalen Spitzenverbände und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz eine Pressekonferenz durch, in der die neu erstellte Arbeitshilfe „Mehr Konzept – Ori- entierungshilfe zur Vergabe öffentlicher Ministerin Doris Ahnen (2. v. l.) leitete die Plenumssitzung des Bündnisses für bezahlbares Grundstücke nach Konzeptqualität“ der Wohnen Öffentlichkeit vorgestellt wurde. RS

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen AKTUELLES RLP 47

2. WORKSHOP DES BAUFORUMS RHEINLAND-PFALZ Entwicklungspotenziale ländlicher Räume in Rheinland-Pfalz Fotos: Roswitha Sinz

chon vor zwei Jahren hatte das Bau- ministeriums Rheinland-Pfalz übergeordne- forum eine Arbeitsgruppe eingerich- te Berichte zum „Demografischen Wandel S tet, die sich mit den Entwicklungs- in Rheinland-Pfalz, Aktuelle Ergebnisse der potenzialen ländlicher Räume befasst. Ein Bevölkerungsvorausberechnung (Basisjahr Workshop mit Experten aus verschiedenen 2017)“ bzw. zum Stand „Integrierte Entwick- Fachministerien des Landes sowie die letzt- lungsprozesse im ländlichen Raum, Trends jährige zentrale Tagesveranstaltung Baufo- und Strategien“. Die Beobachtung der regio- rum Rheinland-Pfalz widmeten sich diesem nal und auch kleinräumig sehr unterschied- Umfeld, betrieben werden kann, demons- Thema. lichen Entwicklung der Wohnungsmärkte trierten das Amt für Wirtschaftsförderung & belegte das Statistische Landesamt erstmals Liegenschaften aus Pirmasens und die Wirt- Am 3. Juni 2019 wurde der zweite Workshop auch mit räumlich heruntergebrochenen schaftsförderungsgesellschaft Westerwald- durchgeführt, wozu wiederum Experten Ergebnissen der Bevölkerungsentwicklung. kreis mbH. Der Zusammenhang zwischen geladen waren. Vor dem Hintergrund, dass Schrumpfen und wachsen – beides findet Arbeitsplatz und Wohnstandortwahl müsste das vom Innenministerium Rheinland-Pfalz statt und manchmal nah beieinander. Der allerdings dort noch vertieft werden. beauftragte Gutachten zu „Haltefaktoren“ Vertreter des Innenministeriums sendete von Städten und Gemeinden in Rheinland- die „Botschaften“ aus, dass Landgemeinden Umfassend kam dann der Vortrag der Kreis- Pfalz voraussichtlich erst im Herbst 2019 urban zu entwickeln seien, und dem Stadt- verwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm öffentlich bekannt gemacht wird, arbeitet umland ein Gesicht, auch durch Urbanität rüber. Als bisher erfolgreiche Strategie für das Bauforum zwischenzeitlich am Thema und Mietwohnen, zu geben sei. die kommunale Zukunft wurde das Vor- vor allem mit Berichten aus der Praxis weiter. gehen der „drei Ebenen Hand in Hand im Es folgten dann drei Berichte aus der Praxis. Eifelkreis“ dargestellt. Gemeint sind die drei Zunächst gaben Vertreter des Statistischen Wie erfolgreich Wirtschaftsförderung, auch Ebenen Gesamtkreis, Verbandsgemeinden Landesamts Rheinland-Pfalz und des Innen- im ländlichen Raum oder einem schwierigen und Ortsgemeinden. Sie alle führen auf ih- rer Ebene Arbeiten aus, wie das „Integrierte Kreisentwicklungskonzept – Vision Eifelkreis 2030“, Modellvorhaben Versorgung und Mobilität und Zukunfts-Check Dorf, die sich untereinander verzahnen, auch personell wie mit intensiver begleitender Bürgerbe- teiligung.

Das Bauforum Rheinland-Pfalz wird sich nun damit befassen, wie es die bisher gewon- nenen Informationen aus beiden Workshops und der Jahrestagung aufbereitet und einem breiten interessierten Publikum zur Verfü- Expertenworkshop unter Leitung von Dr. Ulrich Link (ISB) (3. v. l.) gung stellt. RS

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 48 AKTUELLES RLP

GESELLSCHAFTERVERSAMMLUNG BAUFORUM RHEINLAND-PFALZ Vorbereitungen zum 20-jährigen Jubiläum des Bauforums

Im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz, be bei kommunalen Grundstücksverga- im sog. Brückenturm am Rhein, kamen die ben vorgestellt, die die Architektenkammer Gesellschafter am 6. Juni 2019 zusammen, Rheinland-Pfalz (AK RP) gemeinsam mit den um ihre zweite Gesellschafterversamm- kommunalen Spitzenverbänden des Landes lung im Jahr 2019 durchzuführen. Neben Rheinland-Pfalz erarbeitet hat. Die Erstel- regelmäßig auf der Agenda stehenden lung der Broschüre erfüllt einen Arbeitsauf- Tagesordnungspunkten kamen dieses Mal trag aus dem Bündnis für bezahlbares Bauen die letzten Vorbereitungen für das 20-jäh- und Wohnen Rheinland-Pfalz. Sie kann auf rige Jubiläum des Bauforums hinzu. der Homepage des Bündnisses unter https:// fm.rlp.de/de/themen/bauen-und-wohnen/ So traten die einzelnen Gesellschafter ein- buendnis-fuer-bezahlbares-wohnen-und- gangs vor Mikrofon und Kamera, um ein bauen/ heruntergeladen werden. Ein weite- persönliches Statement zur Zukunft des rer Bericht über den im Auftrag des Baufo- Bauens abzugeben. Diese werden in einen rums kurz zuvor durchgeführten Workshop Film integriert werden, der aus Anlass der zum Thema der Entwicklungspotenziale Jubiläumsfeier beauftragt worden ist und bei ländlicher Räume in Rheinland-Pfalz folgte dieser erstmals gezeigt wird. (vgl. S. 47).

Etwas später als geplant konnte dann die Ar- Intensiv befasste sich das Bauforum mit beitssitzung unter Leitung des Vorsitzenden einem Antrag zur Mitfinanzierung eines Dr. Ulrich Link beginnen. Eingangs wurde Forschungsauftrages am Small House 4 des die Orientierungshilfe zur Konzeptverga- Fachbereichs Architektur der Technischen Die Gesellschafter des Bauforums sehen Universität Kaiserslautern. Das Bauforum nun mit Spannung der Jubiläumsfeier ent- hat in den letzten Jahren die Small Houses gegen, die am 16. August 2019 in Mainz

1 – 3 immer wieder unterstützt und gefördert. durchgeführt wird. Prominente Gäste aus Beim Small House 4 geht es vor allem um ein den Bundes- und Landesministerien werden energetisches Monitoring. erwartet. RS

STATISTISCHES LANDESAMT RHEINLAND-PFALZ Deutlich mehr neue Wohnungen im Jahr 2018

m Jahr 2018 wurden in Rheinland- kreis Mainz-Bingen mit 73 Wohnungen auf, Wärmepumpenheizungen gewinnen Pfalz 25 Prozent mehr Neubauwoh- den zweithöchsten Wert – gleichzeitig den weiter an Bedeutung I nungen fertiggestellt als im Jahr zuvor. höchsten unter den kreisfreien Städten – die Im Jahr 2018 hat sich die Dominanz der Wie das Statistische Landesamt mitteilt, Landeshauptstadt Mainz mit 64 Wohnungen neuen Wohngebäude mit Wärmepumpen- entstanden fast 13.320 Wohnungen in je 10.000 Einwohner. heizung weiter verstärkt. Über 51 Prozent 6.387 neuen Wohngebäuden. der fertiggestellten Neubauten hatten eine Die niedrigsten Werte verzeichneten die Wärmepumpe als primäre Heizquelle Gut die Hälfte der Wohnungen entfiel kreisfreien Städte Frankenthal mit 4,2 und (2008: 23 Prozent), nur noch gut 35 Pro- auf Mehrfamilienhäuser, zu denen auch Pirmasens mit 9,0 Wohnungen je 10.000 Ein- zent Gas. Im Jahr 2008 lag der Gasanteil Wohnheime zählen (6.876 bzw. 52 Pro- wohner. Der drittniedrigste Wert – zugleich noch bei knapp 60 Prozent. Ölheizungen zent). In Einfamilienhäusern entstanden der niedrigste unter den Landkreisen – er- sind bei Neubauten mittlerweile nahezu 5.060 Wohnungen (38 Prozent), in Zweifa- rechnete sich für den Landkreis Altenkirchen bedeutungslos. Im Jahr 2018 wurde nur in milienhäusern wurden 1.384 Wohnungen mit 9,2 Wohnungen je 10.000 Einwohner. weniger als ein Prozent aller Neubauten fertiggestellt. eine Ölheizung installiert. RS Die Geowebdienste des Statistischen Lan- Regionale Unterschiede desamtes (https://bit.ly/30XqBSd) liefern Landesweit wurden durchschnittlich 33 detaillierte Ergebnisse in Karten und Tabel- Wohnungen je 10.000 Einwohner fertigge- len für die Kreis- und die Verbandsgemein- stellt. Den höchsten Wert wies der Land- deebene.

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen AKTUELLES RLP 49

VERANSTALTUNGEN DES SOZIAL- UND DES INNENMINISTERIUMS DES LANDES RHEINLAND-PFALZ Ressortübergreifender Ruf nach mehr bezahlbarem Wohnraum

ährend das Finanz- und Baumi- nisterium des Landes Rheinland- W Pfalz die Programmatik der jähr- lichen Wohnraumförderung steuert und die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau bereitstellt, erkennen auch die weiteren Landesressorts die große Bedeutung der

Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum. Foto: Innenministerium RLP

Das Innenministerium Rheinland-Pfalz steu- ert und fördert u.a. das Programm „Starke Kommunen – Starkes Land“. In diesem Rah- men finden regelmäßig sog. Projektfamilien- treffen der Modellkommunen statt. Hierzu kommen zwei Tage lang Verbandsbürger- meister und Bürgermeister, zuständige Mit- arbeiter aus den kommunalen Verwaltungen und solche aus dem Innenministerium zu- Projektfamilientreffen der Modellkommunen „Starke Kommunen – Starkes Land“ sammen, um sich über anstehende Heraus- forderungen von Kommunen im eher länd- Kommunen. Auch in Rheinland-Pfalz wird anzubieten seien, häufig ein Manko in von lichen Raum und mögliche Lösungswege spürbar, dass sich Kommunen im Umland Ein- und Zweifamilienhäusern geprägten auszutauschen. größerer Städte und im ländlichen Raum Kommunen. mit Nähe zu Mittelzentren Gedanken über Am 13. und 14. Juni 2019 stand das Thema die Neugründung kommunaler Wohnungs- Das Sozialministerium führte am 24. Juni Wohnen im Fokus des Projektfamilientref- unternehmen machen. Auch die Neugrün- 2019 in Mainz seine Abschlussveranstal- fens in Andernach. Herbert Sommer aus dem dung von Genossenschaften ist ein Weg, tung zum umfassenden Beteiligungsprozess Finanz- und Bauministerium des Landes insbesondere wenn es um sicheres Wohnen „Armut begegnen – gemeinsam handeln“ Rheinland-Pfalz stellte die Wohnraumför- für ältere Menschen geht und diese mit spe- durch. Auch hier verwies Sozialministerin derung 2019 des Landes Rheinland-Pfalz ziellen infrastrukturellen Dienstleistungen Sabine Bätzing-Lichtenthäler auf die Be- vor. Roswitha Sinz von der Arbeitsgemein- versorgt sein wollen. Im Zusammenhang deutung der sozialen Wohnraumförderung schaft rheinland-pfälzischer Wohnungs- mit Aktivitäten der Wirtschaftsförderung im Land, die bei der Wohnraumversorgung unternehmen referierte über kommunale wird zunehmend berichtet, dass bezahlbare von Armut gefährdeten Menschen helfen Wohnungsunternehmen als Partner der Mietwohnungen auch für junge Menschen könne. RS Foto: RS

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 50 VdW-ARBEITSKREISE / VERBAND UND GREMIEN

ARBEITSKREIS RECHT Gemeinsame Sitzung des Fachausschusses Recht des VdW südwest und des Arbeitskreises Recht des VdW RW

uch in diesem Jahr hatten die Mit- glieder des Fachausschusses Recht A des VdW südwest und des Arbeits- kreises Recht des VdW RW wieder Gelegen- heit, sich über aktuelle Themen im jewei- ligen Verbandsgebiet auszutauschen und rechtliche Fragestellungen über Verbands- grenzen hinweg zu diskutieren. Am 27. Juni 2019 begrüßte Wolf-Bodo Friers, Vorstand der Baugenossenschaft Langen eG, die Mit- glieder zur gemeinsamen Sitzung in Langen. Foto: Sebastian Duda – stock.adobe.com

Eingangs begrüßte Dr. Axel Tausendpfund, bremse und Zweckentfremdung in Hes- unter acht Prozent liege. Die neu eingefügte Verbandsdirektor VdW südwest, die Mit- sen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Begrenzung der Umlage von Modernisie- glieder und berichtete über aktuelle woh- Ergänzend berichteten die Referenten für rungskosten von drei Euro pro Quadratmeter nungspolitische Themen auf Bundesebene Rechtsangelegenheiten des VdW Rheinland bzw., soweit die Miete unterhalb von sieben sowie in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Westfalen, Sebastian Tackenberg, Cindy Euro pro Quadratmeter liegt, auf zwei Euro Saarland. Er berichtete über die in Berlin ge- Merz und Eva Stelzner, über aktuelle The- innerhalb von sechs Jahren, beeinträch- führte Enteignungsdebatte, die Überlegun- men aus Nordrhein-Westfalen, insbesondere tigt die Mitglieder jedoch erheblich. Damit gen zum Mietendeckel sowie die novellierten die novellierte Landesbauordnung sowie die stößt gerade die Modernisierung günstiger Regelungen zur Grundsteuer. Anschließend mietrechtlichen Regelungen. Wohnungen an Grenzen und wird mangels informierte er über die Zusammensetzung Wirtschaftlichkeit teilweise zunächst nicht der neuen Landesregierung in Hessen und Im Anschluss tauschten sich die Mitglieder oder nur teilweise vorgenommen. ES die geplanten Maßnahmen zur Bauland- zu ihren Erfahrungen mit dem Mietrechtsan- ausweisung und Novellierung der Landes- passungsgesetz aus. Die Begrenzung der Im nächsten Jahr findet die gemeinsame bauordnung Hessen. Ferner erläuterte er Modernisierungsumlage von elf Prozent auf – Sitzung im Verbandsgebiet des VdW den aktuellen Stand zu den mietrechtlichen acht Prozent schränkt die Mitglieder über- Rheinland Westfalen statt. Regelungen der Kappungsgrenze, Mietpreis- wiegend nicht ein, da die Umlage meist weit

BAUVEREIN ERFTSTADT EG Abschied von Kurt Bröhl

Am 11. Mai 2019 verstarb Kurt Bröhl. Er schaftsgeschichte wurde ihm im Jahr 2010 war über 43 Jahre in der Bauverein Erft- die Ehrennadel des Bauverein Erftstadt eG stadt eG tätig. Von Juli 1967 bis 1970 war verliehen. er zunächst ehrenamtliches Aufsichts- ratsmitglied, danach wechselte er in den Bröhl war ein Mann mit hoher sozialer Kom- Vorstand, dessen geschäftsführendes petenz. Sein Engagement für Erftstadt bleibt Mitglied er 25 Jahre lang war. ebenso wie seine stets hilfsbereite Art in dankbarer Erinnerung. Seine Menschlichkeit Nach seiner Pensionierung wurde Bröhl wird stets ein gutes Beispiel sein. von der Mitgliederversammlung erneut in den Aufsichtsrat gewählt und war bis zum Aufsichtsrat, Vorstand und Belegschaft des Foto: Bauverein Erftstadt 31. Dezember 2009 dessen Vorsitzender. Bauverein Erftstadt eG trauern um eine herausragende Persönlichkeit, die über Jahr- In Anerkennung seiner Verdienste er- zehnte ihr Wissen und Können in den Dienst hielt Bröhl zahlreiche Auszeichnungen des Bauvereins Erftstadt eG gestellt hat. der Wohnungswirtschaft und als bislang Bauverein Erftstadt/KS Einzigem in der bisherigen Genossen-

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen VERBAND UND GREMIEN / AUS DEN UNTERNEHMEN 51

ERFOLGREICH IM VIERERPACK Den kühlen Temperaturen getrotzt

Am 28. April 2019 nahm bereits zum neunten Mal ein Staffelteam des VdW Rheinland Westfalen beim Firmenlauf des METRO Marathon Düsseldorf teil. Hierbei teilen sich vier Läufer die Gesamtstrecke über insgesamt rd. 42 Kilometer. Die einzelnen Teilstrecken betrugen 8,6 Kilometer bis 13,1 Kilometer. Foto: VdW RW

Mit den erzielten Leistungen konnten die VdW Runners zufrieden sein, denn dieses Jahr gab es viele verletzungsbedingte Ausfälle, eine zweite Staffel kam nicht mehr zustande. Die VdW Runners belegten Platz 1.748 von 2.321 Staffeln.

Leider wollte auch das Wetter nicht so recht mitspielen und so gin- gen die Läufer bei recht kühlen Temperaturen auf die Strecke. Aber alle Staffelwechsel klappten hervorragend und es gab auch bereits wieder erste Zusagen für das nächste Jahr. Besonderer Dank gilt Gastläuferin Anette Petereit, die auch die Medaillen für die anderen Das Foto zeigt die Staffel der VdW Runners mit Werner Geismann, mitbrachte. JR/KS Dorothea Möller, Borivoj Petereit-Savic und Anette Petereit (v. l.)

EIN JAHRHUNDERT SPAR- UND BAUVEREIN FRIEMERSHEIM EG Gelungene Jubiläumsfeier

uf den Tag genau 100 Jahre nach der cher und manchen Schenkelklopfer sorgte die sog. „Altsiedlung“, die heute in großen Gründung feierten am 18. Mai 2019 Kabarettist Rene Steinberg. Teilen auch noch besteht. A in Duisburg Mitglieder und Gäste das Jubiläum der Spar- und Bauverein Frie- Gleich zu Beginn erinnerte Marco Sied- Mittlerweile ist aus der kleinen Siedlung mit mersheim eG. Neben offiziellen Reden – Vor- ler, stellvertretender Vorsitzender des Auf- damals 160 Wohnungen ein stattliches Un- stand, Aufsichtsrat und VdW-Verbandsdi- sichtsrats, an die Anfänge. Der Start vor 100 ternehmen mit über 1.300 Wohnungen, rektor Alexander Rychter gratulierten ebenso Jahren lief bescheiden ab, als sich einige 92.000 Quadratmetern Wohnfläche und rd. wie der Duisburger Oberbürgermeister Sö- Wohnungssuchende in der Friemersheimer 2.600 Genossenschaftsmitgliedern gewor- ren Link – gab es ein festliches Bühnenpro- Dorfgaststätte „Schuhmachers“ trafen, um den. Sehen lassen kann sich auch die Bilanz- gramm in der vollen Rheinhausen-Halle. den Spar- und Bauverein aus der Taufe zu summe, sie liegt momentan bei über 55 Mil- Nostalgische Momente lieferte das Damen- heben. Keimzelle der Genossenschaft und lionen Euro, die Umsatzerlöse bei fast acht Salonorchester „Die Rheinsirenen“, für La- lange Jahre auch ihr Zentrum war dann auch Millionen Euro. Bauverein Friemersheim/KS

Fotos: Oliver Blobel Fotografie Freuten sich über 100 Jahre Spar- und Bau- verein Friemersheim eG: Vorstand Michael Zu den Gratulanten gehörte u.a. der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link Loogen und Dirk Oesterwind (v. l.)

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 52 AUS DEN UNTERNEHMEN

SEIT 1919 BEZAHLBARER WOHNRAUM IN DÜSSELDORF 100 Jahre WOGEDO

1919 war es so weit: Die WOGEDO wur- Verbänden und Architekturbüros durch das nehmende Menge an Auflagen und die de als Arbeiter-Bauverein Freiheit in Event führte. derzeitigen Baulandpreise. das Genossenschaftsregister aufgenom- men und steht seitdem für bezahlbares Einen Höhepunkt des festlichen Programms Trotz dieser Herausforderungen schaut und qualitätsvolles Wohnen in der Lan- stellte die Diskussionsrunde dar, bei der ne- die WOGEDO weiterhin positiv in die deshauptstadt. Mit rd. 200 Gästen hat ben Mathias Haas (Trendbeobachter), Ruth Zukunft. Auch in der Vergangenheit habe die WOGEDO am 16. Mai 2019 dieses Orzessek-Kruppa (Leitung Planungsamt sich die WOGEDO aufgrund unterschied- 100-jährige Bestehen in den Rheinter- Stadt Düsseldorf) und Ingeborg Esser (Ge- lichster Trends gewandelt, um weiterhin rassen in Düsseldorf zelebriert. Auch schäftsführung Bundesverband deutscher attraktiven und zukunftsfähigen, aber Verbandsdirektor Alexander Rychter Wohnungs- und Immobilienunternehmen), auch bezahlbaren Wohnraum zur Verfü- war vor Ort und gratulierte der Genos- VdW-Verbandsdirektor Alexander Rych- gung zu stellen, so Vondran. Mowinski senschaft im Namen des gesamten Ver- ter sowie die WOGEDO-Vorstände And- bemerkte zudem, dass sich heute vor allen bandes zu ihrem Jubiläum. reas Vondran und Dirk Mowinski über die Dingen den Trends der Ökologie und Di- derzeitige Situation auf dem Düsseldorfer gitalisierung zu stellen sei. Mit Spannung wurde die Jubilarsfeier Wohnungsmarkt debattierten. Als Heraus- erwartet, denn die WOGEDO hatte im Vor- forderung für genossenschaftliches, woh- Mit dem Ende der Veranstaltung begibt hinein ihr Programm für die Feier geheim nungswirtschaftliches Handeln, bei dem sich die WOGEDO auf den Weg, weitere gehalten. Moderiert wurde die Veranstal- die Förderung der Mitglieder der Genossen- 100 Jahre qualitätsvolles Wohnen in Düs- tung von WDR-Moderatorin Steffi Neu, schaft im Mittelpunkt steht, identifizierten seldorf zu ermöglichen, für welchen der welche die Gäste aus der Stadtverwaltung die Diskutanten vor allem die hohe Zahl VdW Rheinland Westfalen an dieser Stelle Düsseldorfs, der Wohnungswirtschaft, an renditeorientierten Investoren, die zu- erneut alles Gute wünscht. WOGEDO/RM Foto: WOGEDO

Gut gelaunt diskutierte das umfangreich besetzte Podium u.a. über die Herausforderungen am Düsseldorfer Wohnungsmarkt

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen TERMINE 53

Foto: Olivier Le Moal – stock.adobe.com Termine 2019

Termine Verband

EBZ-Sommerakademie 2019 Sonntag bis Mittwoch, 18. bis 21. August 2019 Bochum Sommerfest der Wohnungswirtschaft Donnerstag, 22. August 2019 Bochum VdW-Arbeitskreis „Generationengerechtes Wohnen“ Dienstag, 10. September 2019 Köln Stuzubi Samstag, 14. September 2019 Köln VdW-Arbeitskreis „Betriebswirtschaft“ Montag, 16. September 2019 Düsseldorf VdW-Präsidium Mittwoch, 18. September 2019 Düsseldorf VdW-Verbandsrat Mittwoch, 18. September 2019 Düsseldorf VdW-Verbandstag Dienstag und Mittwoch, 24. und 25. September 2019 Wuppertal

ANKÜNDIGUNG

49. Treffpunkt Sozialarbeit

er bereits 49. Treffpunkt Sozialar- Wie immer sind alle Sozialarbeiter aus Woh- beit wird am 30. September 2019 nungsunternehmen herzlich eingeladen, am in Bochum stattfinden. Durch die Seminar teilzunehmen und sich besonders 49. Treffpunkt Sozialarbeit D „Grundlagen des Sozialleistungsrechts und mit Kollegen aus der Branche über ihre Pra- Grundlagen des Sozialleistungsrechts Praxiserfahrungen im Umgang mit betrof- xiserfahrungen auszutauschen. AM und Praxiserfahrungen im Umgang mit betroffenen Mietern fenen Mietern“ wird Tobias Kuschkewitz, Rechtsanwalt sowie Fachanwalt für Sozi- Ihr Ansprechpartner im VdW Rheinland alrecht und Fachanwalt für Strafrecht, lei- – Westfalen: ten und viele Diskussionen anstoßen. Der Friedrich-Alexander Meyer Rechtsanwalt aus Herne berät seit langer Tel.: 0211-16998-41 Zeit zu Leistungen aus dem Sozialgesetz- E-Mail: [email protected] buch – SGB II (Hartz IV) und SGB XII (Sozi- Bochum, 30. September 2019 alhilfe) – und kennt die Handlungsoptionen EBZ - Springorumallee 20a, 44795 Bochum bei betroffenen Mietverhältnissen.

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 54 STEUERN

REFORM DER GRUNDSTEUER Aktueller Verfahrensstand und Länderöffnungsklausel

Die Grundsteuer muss nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bis Ende 2019 neu geregelt werden. Das Gericht trifft kei- ne Aussagen zur möglichen Bemessungs- grundlage der Grundsteuer.

Kabinettsbeschluss vom 21. Juni 2019 (Scholz-Modell) • Bewertung unbebauter Grundstücke

• Grundstücksfläche x Bodenrichtwert Foto: made_by_nana – stock.adobe.com = Grundsteuerwert Die Gutachterausschüsse sollen die Bodenrichtwerte den Finanzbehörden übermitteln (Bodenrichtwertzonen). • Bewertung bebauter Grundstücke Vereinfachtes Ertragswertverfahren (für Mietwohngrundstücke) Kapitalisierter Reinertrag (Barwert) + abgezinster Bodenwert = Grundsteuerwert Achtung: Mindestwert i. H. v. 75 Prozent • gemeinnützige Wohnungsgesellschaften • planbares und stabiles Grundsteuerauf- des Grundsteuerwertes des unbebauten i. S. d. § 52 Abgabenordnung (AO) kommen (unabhängig von Entwicklung Grundstücks Kritik: Diskriminiert alle anderen Vermie- der Immobilienpreise) ter mit ebenfalls günstigen Mieten • geringe Streitanfälligkeit Der jährliche Roh-/Reinertrag ergibt sich aus • Position der Wohnungswirtschaft dem Bewertungsgesetz, differenziert nach Ein Ertragswertverfahren ist für den Miet- Länderöffnungsklausel und aktueller Bundesland, Gebäudeart, Wohnflächen, wohnungsbereich zwar grundsätzlich Verfahrensstand Baujahr (Grundlage Mikrozensus). geeignet, aber aufwendig, streitanfällig … Das Bundeskabinett hat am 21. Juni 2019 Erhebliche Benachteiligung des Segments die Gesetzentwürfe zur Grundsteuerreform Zur Berücksichtigung von Mietniveauunter- des bezahlbaren Wohnens verabschiedet: schieden zwischen den Gemeinden eines • Ansatz durchschnittlicher Nettokalt- Landes sind die Nettokaltmieten durch Ab- mieten benachteiligt die Wohnungs- • Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des und Zuschläge anzupassen. bestände, die niedrigere Mieten als die Grundgesetzes (GG) (Artikel 72, 105 und Durchschnittsmieten ausweisen 125b) Vervielfältiger und Abzinsungsfaktor erge- • Ansatz eines Mindestwertes i. H. v. 75 • Entwurf eines Gesetzes zur Reform des ben sich aus der Restnutzungsdauer des Prozent des Bodenwertes benachteiligt Grundsteuer- und Bewertungsrechts Gebäudes und dem gesetzlich normierten in Gebieten mit hohen Bodenrichtwer- (Grundsteuer-Reformgesetz) und differenziert nach Grundstücksarten ten wiederum die Wohnungsbestände • Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des festgelegten Liegenschaftszinssatz. mit ansonsten niedrigen Mieten Grundsteuergesetzes zur Mobilisierung Forderung: Ansatz der tatsächlichen nied- von baureifen Grundstücken für die • Die Berechnung nach dem Reformmo- rigen Nettokaltmieten, generelles Außer- Bebauung dell für eine Münchener Liegenschaft achtlassen der Bodenrichtwerte zeigt etwa das Achtfache der bisherigen Wegen der bisher umstrittenen Frage der Grundsteuer. Die Wohnungswirtschaft präferiert Gesetzgebungskompetenz des Bundes wird • Grundsteuervergünstigung durch Ansatz weiterhin das Flächenverfahren. nun beabsichtigt, den Artikel 105 Abs. 2 GG einer ermäßigten Grundsteuermesszahl Vorteile: zu ändern und dort die Gesetzgebungskom- • 25 Prozent Ermäßigung für öffentlich • Äquivalenzprinzip – Steuerzahlung rich- petenz des Bundes für die Grundsteuerre- geförderte Wohnungen tet sich am empfangenen Nutzen aus form verfassungsrechtlich abzusichern. • Wohnungsgesellschaften mehrheitlich öffentlichen Leistungen in öffentlicher Hand und Gewinnab- • einfache und transparente Berechnung Durch eine Ergänzung des Artikels 72 Abs. 3 führungsvertrag • geringer Bürokratieaufwand GG sollen die Länder die Möglichkeit erhal- • steuerbefreite Vermietungsgenossen- • kaum Anpassungsbedarf ten, vom Bundesgesetz abweichende Rege- schaft lungen für die Grundsteuer zu treffen. Damit

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen STEUERN 55

hätten die Länder die Möglichkeit, anstelle Geschäftsgrundstücke und gemischt genutz- Abschaffung der Umlagefähigkeit des wertabhängigen Bundesverfahrens auch te Grundstücke sollen nunmehr in einem der Grundsteuer? wertunabhängige Flächenverfahren für die Sachwertverfahren bewertet werden. Grundsteuer auf Landesebene zu installie- Im Zuge der Reformüberlegungen zur Neu- ren. Diese sollen ab dem 1. Januar 2025 zur Weiterhin ist der Ansatz einer ermäßigten regelung der Bemessungsgrundlage für die Anwendung kommen. Grundsteuermesszahl für den sozialen Woh- Grundsteuer wird auch über die Abschaffung nungsbau vorgesehen, aber auch für eine der Umlagefähigkeit der Grundsteuer als Was das Bewertungsverfahren des Bundes ausgewählte Gruppe von Wohnungsunter- Betriebskosten diskutiert. anbelangt, wird für unbebaute Grundstücke nehmen lediglich aufgrund der Anteilseig- weiterhin auf die Grundstücksfläche und nerschaft oder ihres steuerlichen Status, was Aber: Die Grundsteuer ist ein Äquivalent den Bodenrichtwert abgestellt. Für bebaute abzulehnen ist. für die Leistungen der Kommune, die nicht Grundstücke sieht der Gesetzentwurf nach bereits durch Gebühren und Beiträge abge- wie vor ein wertabhängiges Verfahren in Mit einer weiteren Änderung des Grund- deckt sind. Es ist also nur folgerichtig, dass Form eines vereinfachten Ertragswertverfah- steuergesetzes sollen Gemeinden, die über die Nutzer dieser Leistungen, also die Be- rens auf der Basis durchschnittlicher Netto- Gebiete mit besonderem Wohnraumbe- wohner, diese Kostenposition tragen. kaltmieten und unter Berücksichtigung von darf verfügen, die Möglichkeit erhalten, für Bodenrichtwerten bzw. Bodenrichtwertzo- baureife Grundstücke einen gesonderten Außerdem würde die Abschaffung der Um- nen als Regelverfahren für Mietwohngrund- und gegenüber den übrigen Grundstücken lagefähigkeit der Grundsteuer zu einer „Ver- stücke vor. Der Nachweis einer tatsächlich höheren Hebesatz festzusetzen. mögensteuer“ – ausschließlich – für den niedrigeren Miete als die Durchschnitts- Mietwohnungsbereich führen. Dies wäre miete ist weiterhin nicht vorgesehen. Der Eine umfassende Länderöffnungsklausel nicht verfassungsgemäß. ursprünglich vorgesehene Mietzuschlag in kann sehr hilfreich sein, indem sich ver- Großstädten ist zwar entfallen, allerdings schiedene Länder bei einer Abweichung Wer die Umlagefähigkeit der Grundsteuer soll es bei dem vorgesehenen Mindestwert- vom Bundesmodell auf ein einheitliches abschaffen will, bremst nicht die Mieten, ansatz in Höhe von 75 Prozent des Boden- Flächenverfahren einigen (Vorteile s. S. 54). sondern Investitionen in den Wohnungs- werts verbleiben, wodurch insbesondere bau. JG die Wohnungsbestände in den Gebieten mit Ob es zu einer Grundgesetzänderung kommt, hohen Bodenrichtwerten belastet werden, ist von einer 2/3-Mehrheit im und die ansonsten niedrige Mieten aufweisen. Bundesrat abhängig.

KÖRPERSCHAFTSTEUER/GEWERBESTEUER Anpassungsfrist bei Ergebnisabführungsverträgen

urch das Gesetz zur Änderung und Vereinfachung der Unter- D nehmensbesteuerung und des steuerlichen Reisekostenrechts vom 20. Februar 2013 wurde geregelt, dass in den Fällen der steuerlichen Organschaft i. S. d. § 17 Körperschaftsteuergesetzes (KStG) Foto: Thomas Röske – stock.adobe.stock die Verlustübernahme durch einen dyna- mischen Verweis auf § 302 Aktiengesetz In Altfällen war ein fehlender Verweis bzw. 16. Dezember 2005 umfasst waren, stehen (AktG) im Ergebnisabführungsvertrag zu eine fehlende Wiedergabe des § 302 Abs. der Anerkennung der Organschaft nicht vereinbaren ist. 4 AktG im Ergebnisabführungsvertrag bis- entgegen, wenn diese bis zum Ablauf des her nicht zu beanstanden (Schreiben des 31. Dezember 2019 an die Regelungen des Mit Urteil vom 10. Mai 2017 hat der Bun- Bundesfinanzministeriums (BMF) vom 16. § 17 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 KStG (dynamischer desfinanzhof (BFH) entschieden, dass Dezember 2005). Verweis) angepasst werden. Ergebnisabführungsverträge von Organ- schaften i. S. d. § 17 KStG nur dann die Nunmehr gilt mit BMF-Schreiben Gerne prüfen wir Ihre Ergebnisabfüh- Voraussetzungen des § 17 Abs. 2 Nr. 2 KStG vom 3. April 2019 folgendes: rungsverträge, ob bis zum Ablauf des 31. a. F. erfüllen, wenn der Ergebnisabfüh- Gewinnabführungsverträge, die keinen Ver- Dezember 2019 Handlungsbedarf besteht, rungsvertrag bei wörtlicher Wiedergabe weis auf die entsprechende Anwendung von d. h. ein dynamischer Verweis auf § 302 des § 302 AktG auch die Regelung des § 302 Abs. 4 AktG enthalten, aber von der Abs. 4 AktG aufzunehmen ist. JG § 302 Abs. 4 AktG enthält. Billigkeitsregelung des BMF-Schreibens vom

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 56 STEUERN

KÖRPERSCHAFTSTEUER/GEWERBESTEUER/UMSATZSTEUER Gewinnspiele bei Wohnungsunternehmen

Für den Begriff „Gewinnspiele“ existiert Ausgaben für Preise i. d. R. nicht um gem. keine Legaldefinition. Die Abgrenzung § 4 Abs. 5 Einkommensteuergesetz (EStG) zum Glücksspiel ist wichtig, da dieses ange- beschränkt abziehbare Geschenke handelt, meldet und behördlich genehmigt werden sondern um Werbeaufwendungen. muss. Wird ein Gewinnspiel im Rahmen einer Gewinnspiele sind – anders als das mit ent- Betriebsveranstaltung für Arbeitnehmer geltlichem Einsatz gespielte Glücksspiel – durchgeführt, so werden Ausgaben für Sach- Foto: scerpica – stock.adobe.com nicht genehmigungspflichtig, sofern sie nicht preise in die Berechnung der Gesamtkosten öffentlich stattfinden. Sie bieten sich also einbezogen und der 110 Euro Freibetrag § 4 Nr. 9b Umsatzsteuergesetz (UStG), wenn an, um beispielsweise Betriebsveranstal- gem. § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1a EStG kommt die Umsätze dem Rennwettlotteriegesetz tungen oder Mieterfeste zu bereichern oder zur Anwendung. Geldpreise sind hingegen (RennwLottG) unterliegen. Ausnahmen vom für das Wohnungsunternehmen zu werben immer lohnsteuerpflichtig. RennwLottG gelten, falls nur Sachpreise (Aufmerksamkeitswerbung für das Unter- ausgegeben werden und der Gesamtpreis nehmen, Imagewerbung). Nicht öffentliche Die Spielgewinne führen auch beim Emp- aller Lose 650 Euro nicht übersteigt – dann Lotterien/Tombolas, bei denen die Mitspiel- fänger nicht zu steuerpflichtigen Einnah- unterliegen die Umsätze nicht dem Renn- möglichkeiten auf einen festen Teilnehmer- men, sofern keine konkrete Gegenleistung wLottG und sind stattdessen grundsätzlich kreis (z. B. geladene Gäste) begrenzt sind, vereinbart wurde. Nehmen Arbeitnehmer umsatzsteuerpflichtig. Bemessungsgrundla- sind nicht genehmigungspflichtig (Beispiel: an einem Gewinnspiel teil, darf zudem kein ge für die Umsatzsteuer ist das Entgelt für die Losverkauf bei Betriebsveranstaltungen). Zusammenhang zum Arbeitsverhältnis be- Losverkäufe, welches i. d. R. mit dem Regel- Tombolas sind auch nicht genehmigungs- stehen. Vorsicht ist also geboten bei Tickets steuersatz von 19 Prozent zu belegen ist. pflichtig, wenn die Lose verschenkt werden. für VIP-Logen des Arbeitgebers, Incentive- Werden die Lose verschenkt, entsteht auch Reisen o. Ä. keine Umsatzsteuer. Wenn der Einkauf der Ertragsteuerliche Aspekte Sachpreise dem Gewinnspiel zugeordnet Dem werbenden Charakter von Gewinnspie- Umsatzsteuerliche Aspekte werden kann, besteht die Möglichkeit zum len (z. B. Preise anlässlich eines Preisaus- Der Verkauf von Losen bei einem Gewinn- Vorsteuerabzug. Werden Lose nicht verkauft, schreibens in einer Mitgliederzeitung) wird spiel stellt eine umsatzsteuerbare Lieferung sondern verschenkt, ist der Vorsteuerabzug dadurch Rechnung getragen, dass es sich bei dar. Jedoch greift die Steuerbefreiung des ausgeschlossen. CO

KÖRPERSCHAFTSTEUER/GEWERBESTEUER Sonderabschreibung für den Mietwohnungsneubau und Vermietungs- genossenschaft und Mieterstrom – Zustimmung des Bundesrates

er Bundesrat hat in seiner Sitzung Einzelheiten verweisen wir auf unser Ver- zzgl. zugekauftem Strom (in Zeiten, in de- am 28. Juni 2019 dem vom Deut- bandsMagazin 12/01 2018/2019. nen kein Strom aus der Mieterstromanlage D schen Bundestag bereits am 29. geliefert werden kann) und Einnahmen November 2018 verabschiedeten Gesetz Das Gesetz enthält auch eine Änderung (Er- aus Einspeisung des Überschussstroms zur Einführung einer Sonderabschreibung weiterung) der Vorschrift des § 5 Abs. 1 Nr. aus Mieterstromanlagen in das Netz dann zur steuerlichen Förderung des Mietwoh- 10 Körperschaftsteuergesetz (KStG) – Steu- nicht mehr als 20 Prozent der Gesamtein- nungsneubaus zugestimmt. Das Gesetz erbefreiung von Vermietungsgenossenschaf- nahmen ausmachen. Die Änderung des tritt am Tag nach der Verkündung im ten – im Zusammenhang mit dem Betrieb § 5 Abs. 1 Nr. 10 KStG greift erstmals für Bundesgesetzblatt in Kraft. von Mieterstromanlagen. Danach wird die den Veranlagungszeitraum 2019. JG Steuerbefreiung der Vermietungsgenossen- Die bis Ende des Jahres 2021 befristete schaft nicht gefährdet, wenn es aufgrund Gerne informieren und beraten wir Sie Sonderabschreibung beträgt fünf Prozent des Angebots von Mieterstrom aus Photo- – weitergehend: WP/StB Jürgen Gnewuch p. a. der Bemessungsgrundlage zusätz- voltaik-Anlagen und den daraus erzielten (0211 16998-27, j.gnewuch@vdw-rw. lich zur regulären linearen AfA nach § 7 Einnahmen zu einem Überschreiten der de), StB Jörg Hellmann (0211 16998-43, Abs. 4 Einkommensteuergesetz (EStG). sog. Zehn-Prozent-Einnahmengrenze (nicht [email protected]). Die Sonderabschreibung unterfällt der begünstigte Tätigkeiten) kommt. Allerdings De-minimis-Beihilfen-Verordnung. Zu dürfen diese Einnahmen aus Mieterstrom

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen STEUERN / RECHT 57

GRUNDERWERBSTEUER Referentenentwurf zu Share Deals

as Bundesministerium für Fi- Für Wohnungskapitalgesellschaften ist ins- Grundsätzlich sollen die vorgesehenen nanzen (BMF) hat am 8. März besondere die Absenkung der Anteilsverei- Änderungen des GrEStG erstmals auf Er- D 2019 den Referentenentwurf ei- nigungsgrenze auf 90 Prozent bedeutsam. werbsvorgänge anzuwenden sein, die nach nes Gesetzes zur weiteren steuerlichen Durch Weitergeltungsanordnung des bis- dem 31. Dezember 2019 verwirklicht wer- Förderung der Elektromobilität und zur herigen Rechts durch § 23 Abs. 20 und 21 den (§ 23 Abs. 17 GrEStG-E). Die nachfol- Änderung weiterer steuerlicher Vorschrif- GrEStG-E sind – zeitlich unbefristet – nach genden neuen Absätze 18 bis 24 enthalten ten veröffentlicht. Dieser Referenten- dem 31. Dezember 2019 Aufstockungen einer aber weitere komplexe Anwendungsrege- entwurf enthält auch die seit Längerem Beteiligung von unter 95 Prozent auf mindes- lungen. angekündigten Änderungen des Grund- tens 95 Prozent steuerschädlich, wenn am 31. erwerbsteuergesetzes (GrEStG), die dazu Dezember 2019 unmittelbar oder mittelbar Der GdW Bundesverband deutscher Woh- dienen sollen, missbräuchliche Gestal- mindestens 90 Prozent, aber weniger als 95 nungs- und Immobilienunternehmen e.V. tungen im Rahmen von Share Deals zu Prozent Beteiligungsquote bestand. hat zum Referentenentwurf am 5. Juni verhindern. 2019 Stellung genommen und die vorge- Außerdem soll mit § 1 Abs. 2b GrEStG-E ein sehene unverhältnismäßige Verschärfung Dafür sollen die bisherigen Beteiligungs- – bereits mehrfach kritisierter – neuer Ergän- der derzeit bestehenden Regelungen kriti- grenzen von 95 Prozent auf 90 Prozent zungstatbestand aufgenommen werden. Der siert. Insbesondere wären auch Bestands- abgesenkt und die im Grunderwerbsteu- neue § 1 Abs. 2b GrEStG-E soll unmittelba- halter von Immobilien betroffen. Die vor- ergesetz derzeit vorhandenen Fristen von re oder mittelbare Anteilseignerwechsel an gesehenen Gesetzänderungen sollten nur fünf auf zehn Jahre verlängert werden (mit grundbesitzenden Kapitalgesellschaften i. H.v. den als missbräuchlich identifizierten Ausnahme der Fünfjahresfrist des § 6 a mindestens 90 Prozent innerhalb eines Zeit- Gestaltungen einen Riegel vorschieben. GrEStG – Steuerbefreiung für Umstruk- raums von zehn Jahren erfassen. Steuerschuld- turierungen im Konzern – und der darin ner bei diesem neuen Ergänzungstatbestand Über den weiteren Ablauf dieses Gesetzge- enthaltenen 95 Prozent-Grenze). ist die Kapitalgesellschaft selbst. bungsverfahrens werden wir berichten. JG

KAUTIONSFREIGABE Fälligkeit des Kautionsrückgabeanspruchs des Mieters

Haben die Mietvertragsparteien im Miet- dass dem Vermieter keine Ansprüche mehr Ist zwischen den Mietvertragsparteien strit- vertrag eine Kaution vereinbart und endet zustehen, für die die Kaution haftet. tig, ob dem Vermieter Ansprüche gegen das Mietverhältnis, so stellt sich schnell den Mieter zustehen, so darf der Vermie- die Frage, wann der Mieter gegen den Bei preisfreiem Wohnraum kann die Siche- ter jedenfalls während des Bestandes des Vermieter einen Anspruch auf Rückzah- rungsleistung nach allgemeiner Meinung Mietverhältnisses nicht aufrechnen. Der lung der Kaution hat und mit welchen für beliebige Forderungen des Vermieters Vermieter darf während des Mietverhält- Ansprüchen der Vermieter etwaig auf- vereinbart werden. Bei preisgebundenem nisses nur bei unstrittigen und rechtskräftig rechnen kann. Wohnraum darf die Sicherheitsleistung hin- festgestellten Ansprüchen auf die Kaution gegen nur für „Ansprüche des Vermieters zurückgreifen (BGH, Urteil vom 7. Mai 2014 Der Anspruch des Mieters auf Rückgabe ei- gegen den Mieter aus Schäden an der Woh- – VIII ZR 234/13). Dies gilt nach überwiegen- ner Mietsicherheit wird erst fällig, wenn eine nung oder unterlassenen Schönheitsrepara- der Meinung auch für den Zeitraum nach angemessene Überlegungsfrist abgelaufen turen“ (§ 9 Abs. 5 S. 1 Wohnungsbindungsge- Beendigung des Mietverhältnisses. ist und dem Vermieter keine Forderungen setz (WoBindG)) vereinbart werden. Da die aus dem Mietverhältnis mehr zustehen, Mietkaution auch noch nicht fällige Ansprü- Zusammengefasst ist damit festzustellen, wegen derer er sich aus der Sicherheit be- che sichert, die sich aus dem Mietverhältnis dass die Kaution eine Deckungsfunktion hat friedigen darf. Welche Überlegungsfrist an- und seiner Abwicklung ergeben, erstreckt sie und keinen erleichterten Zugriff bei streiti- gemessen ist, hängt von den Umständen sich somit auch auf Nachforderungen aus gen Forderungen während des Mietverhält- des Einzelfalls ab. Teilweise wird die Ansicht einer nach Beendigung des Mietverhältnis- nisses gibt. Der Vermieter darf sich nur mit vertreten, dass der Kautionsrückzahlungs- ses noch vorzunehmenden Abrechnung der unstreitigen Forderungen oder rechtskräftig anspruch spätestens sechs Monate nach vom Mieter zu tragenden Betriebskosten. festgestellten Forderungen aus der Mietsi- Mietvertragsende fällig ist. Dieser Ansicht Der Vermieter darf daher einen angemes- cherheit befriedigen. Der Mieter hat erst hat der Bundesgerichtshof (BGH) ausdrück- senen Teil der Mietkaution bis zum Ab- dann einen Anspruch auf Rückzahlung der lich widersprochen (BGH, Urteil vom 20. Juli lauf der ihm zustehenden Abrechnungsfrist Kaution, wenn keine strittigen Forderungen 2016 – VIII ZR 263/14). Der Anspruch des einbehalten, wenn eine Nachforderung zu mehr zwischen Vermieter und Mieter beste- Mieters ist erst dann fällig, wenn feststeht, erwarten ist. hen. ES

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 58 RECHT

BGH, URTEIL VOM 24. APRIL 2019, AZ.: VIII ZR 82/18 Neues Urteil zur Berechnung der ortsüblichen Vergleichsmiete

rgibt sich aus dem eingeholten Sach- ne von 4,58 bis 7,08 Euro je Quadratmeter hingegen bei einem Vergleich der zur Beur- verständigengutachten auch nach der ermittelt. Amts- und Landgericht haben teilung stehenden Wohnung mit ähnlichen E Berücksichtigung der Qualitätsunter- die ortsübliche Vergleichsmiete auf die- Wohnungen zu einer großen Streubreite schiede der zum Vergleich herangezogenen ser Grundlage auf 5,80 Euro (gerundeter der gezahlten Mieten, könne nicht ohne Wohnungen noch eine breite Marktstreuung, arithmetischer Mittelwert der vom Sach- Weiteres der obere Wert der Bandbreite als darf die ortsübliche Einzelvergleichsmiete verständigen ermittelten Mietpreisspanne) ortsübliche Vergleichsmiete zugrunde gelegt nicht mit dem oberen Wert der Streubreite geschätzt und das Zustimmungsverlangen werden. gleichgesetzt werden. Vielmehr obliegt es der Vermieterin zurückgewiesen. dem sachverständig beratenden Tatrichter, Stets müssten zunächst qualitative Unter- die vom Vermieter zu beanspruchende Ver- Die Vermieterin war der Ansicht, sie könne schiede der Vergleichswohnungen zu der gleichsmiete innerhalb dieses Rahmens zu eine Mieterhöhung auf 6,52 Euro je Quadrat- zu beurteilenden Wohnung berücksichtigt ermitteln. meter schon deshalb verlangen, weil dieser werden, um die Vergleichbarkeit herzustel- Wert innerhalb der vom Sachverständigen len, etwa durch Zu- und Abschläge oder Der Sachverhalt ermittelten Spanne liege und ein Vermieter ein Punktesystem. Soweit sich danach auch Die Vermieterin einer 54 Quadratmeter gro- die Zustimmung zu einer Mieterhöhung bis nach der Berücksichtigung der Qualitäts- ßen Wohnung verlangte von der Mieterin zur oberen Grenze der ortsüblichen Ver- unterschiede noch eine breite Marktstreu- die Zustimmung zu einer Mieterhöhung. Die gleichsmiete beanspruchen könne. ung ergibt, dürfe die ortsübliche Einzelver- bisherige Miete lag bei 310,50 Euro. Unter gleichsmiete nicht mit dem oberen Wert der Benennung von drei Vergleichswohnungen Die Entscheidung des BGH Streubreite gleichgesetzt werden. verlangte die Vermieterin, der Erhöhung der Mit seinem Urteil vom 24. April 2019 ent- Miete auf 352,08 Euro (6,52 Euro/qm) zuzu- schied der Bundesgerichtshof (BGH), dass Es sei nicht sachgerecht, eine breite Markt- stimmen. Die Mieterin erklärte sich lediglich der Höchstwert nicht mit der Vergleichsmie- streuung, die nicht auf den gesetzlichen mit einer Mieterhöhung auf 324 Euro (6,00 te gleichzusetzen sei. Zwar handle es sich Wohnwertmerkmalen beruhe, einseitig dem Euro/qm) einverstanden. Mit ihrer Klage bei der ortsüblichen, durch einen Sachver- Vermieter zugute kommen zu lassen. Eine wollte die Vermieterin die Zustimmung zur ständigen ermittelten Vergleichsmiete nicht „Spitzenmiete“ repräsentiere nicht die orts- begehrten Miethöhe von 6,52 Euro je Qua- zwingend um einen punktgenauen Wert, übliche Vergleichsmiete. Zudem liefe dies dratmeter durchsetzen. sondern diese könne sich innerhalb einer der gesetzlichen Regelung des § 558 Abs. kleinen Bandbreite bewegen. In einem sol- 2 Satz 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) Der vom Amtsgericht beauftragte Sachver- chen Fall könne eine Mieterhöhung anhand zuwider, wonach für die Ermittlung der orts- ständige hat unter Heranziehung von 16 des oberen Wertes der Bandbreite gerecht- üblichen Vergleichsmiete eine angemessene Vergleichswohnungen eine Mietpreisspan- fertigt sein. Gelangt ein Sachverständiger Mischung aus innerhalb des maßgeblichen Vierjahreszeitraums vereinbarten Neuver- tragsmieten und geänderten Bestandsmie- ten zu Grunde zu legen ist. Vielmehr sei die Vergleichsmiete daher innerhalb des festge- stellten Rahmens zu ermitteln.

Dabei seien je nach Einzelfall verschiedene Ansätze denkbar. Wenn keine Besonderhei- ten bei der Verteilung der Vergleichsmieten feststellbar sind, könne es gerechtfertigt

Foto: fabstyle – stock.adobe.com sein, den arithmetischen Durchschnittswert anzusetzen. Komme es hingegen zu einer auffälligen Häufung der Vergleichsmieten um einen kleinen Wert herum, könne die dadurch repräsentierte kleine Bandbreite die ortsübliche Vergleichsmiete darstellen, sodass der Vermieter die Zustimmung zu einer Mieterhöhung bis zum höchsten Wert dieser kleinen Bandbreite verlangen kann.

Da die Revision Erfolg hatte, wurde das Be- rufungsurteil aufgehoben und die Sache an das Berufungsgericht zurückverwiesen. CM

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen RECHT 59 Foto: liveostockimages – stock.adobe.com

GENOSSENSCHAFTSRECHT Zuständigkeit für die Bestellung von Notvorständen

Es gibt zahlreiche Gründe, die zur Be- senschaft abzugeben sind (z. B. Abschluss Ist eine Genossenschaft sogar gänzlich oh- endigung der Organstellung von Vor- von Verträgen) oder ein Beschluss zu fassen ne Vorstand, hat das Gericht mindestens stands- oder Aufsichtsratsmitgliedern ist. Sofern in solchen Situationen eine Be- so viele Vorstandsmitglieder zu bestellen, einer Genossenschaft führen. Exempla- stellung durch das Bestellungsorgan nicht wie nach Gesetz und Satzung zur Ver- risch seien die Niederlegung des Amtes, abgewartet werden kann, kommt nur noch tretung der Genossenschaft erforderlich das Ausscheiden aus der Genossenschaft die Notbestellung eines Vorstandsmitglieds sind – also i.d.R. zwei Notvorstandsmit- sowie der Tod eines Organmitglieds ge- infrage. Gleiches gilt entsprechend für den glieder. Die Kosten der Notbestellung nannt. Es ist möglich, dass hierdurch Aufsichtsrat. trägt die Genossenschaft. Denkbar ist in eine gerichtliche Notbestellung erfor- solchen Fällen allerdings, Organmitglieder derlich wird. Da das Genossenschaftsgesetz keine Rege- in Regress zu nehmen, sofern diese ihr Amt lung zu Notbestellung von Organmitgliedern pflichtwidrig niedergelegt haben. Denn durch den Wegfall von Organmit- enthält, behilft sich die herrschende Meinung gliedern kann es passieren, dass ein Organ in der Literatur mit einer analogen Anwen- Unklar war bisher, ob für die Notbestel- nicht mehr handlungsfähig ist. I. d. R. ist dung der Regelung aus dem Vereinsrecht lung der Rechtspfleger oder der Richter dies spätestens bei einem nur noch ein- (§ 29 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB)) zuständig ist. Dies hängt davon ab, ob die köpfigen Vorstand der Fall. Denn lediglich oder dem Aktienrecht (§ 85 des Aktienge- vereinsrechtliche oder aktienrechtliche bei Genossenschaften mit nicht mehr setztes (AktG). In dringenden Fällen hat das Regelung maßgeblich ist. Das Oberlan- als 20 Mitgliedern kann gemäß § 24 Ab- Registergericht demnach für die Zeit bis zur desgericht Stuttgart vertritt in seinem Be- satz 3 Satz 3 des Genossenschaftsgesetzes Behebung des Mangels einen Notvorstand zu schluss vom 6. März 2019 (Aktenzeichen (GenG) die Satzung bestimmen, dass der bestellen. Das Registergericht wird allerdings 8 W 49/19) die Auffassung, dass die akti- Vorstand aus einer Person besteht. nur auf Antrag tätig. Antragsberechtigt sind enrechtliche Regelung anzuwenden und die Mitglieder des Vorstands und des Auf- demnach der Richter zuständig ist. Eine Besonders problematisch sind Situatio- sichtsrates sowie die Mitglieder und Gläubi- durch einen Rechtspfleger getroffene Not- nen, in denen der Vorstand die Genos- ger der Genossenschaft. Ebenfalls antragsbe- vorstandsbestellung erachtete das Gericht senschaft nicht mehr vertreten oder keine rechtigt sind etwaige von der Genossenschaft daher gemäß § 8 Absatz 4 des Rechtspfle- Beschlüsse mehr fassen kann. Hier kann verklagte Dritte, da diese im gerichtlichen gergesetzes (RPflG) als unwirksam. ST Eile geboten sein, wenn dringend Wil- Verfahren auf eine Handlungsfähigkeit der lenserklärungen im Namen der Genos- Genossenschaft angewiesen sein können.

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen 60 TECHNIK UND MULTIMEDIA

Referentenentwürfe des Gebäudeenergiegesetzes und des Bundes-Klimaschutzgesetzes

NEUE GESETZE FÜR DEN KLIMASCHUTZ >> Nach mehr als zweijähriger Vorbereitung haben das Bundesmi- nisterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) am 29. Mai 2019 den gemeinsamen Referentenentwurf für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in die Verbändeanhörung gegeben. Dieser sieht auch konkrete Auswirkungen auf die Woh- nungs- und Immobilienwirtschaft vor. Gleichzeitig setzt Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit ihrem Vorstoß zum Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) einen weiteren Akzent zum Klimaschutz. Doch worum geht es bei den Gesetzesentwürfen?

Gebäudeenergiegesetz Neu ist jedoch, dass ein Erfüllungsnachweis wertigen Nachweis über eine Begrenzung Vorab ist zu berücksichtigen, dass der ak- für neue und geänderte Gebäude eingeführt der Treibhausgasemissionen in die Ressort- tuelle Gesetzesentwurf noch nicht mit dem wird, der Bauherr soll die Einhaltung der An- abstimmung einzubringen. Bundesministerium für Umwelt, Natur- forderungen des Gebäudeenergiegesetzes schutz und nukleare Sicherheit (BMU) ab- bescheinigen. Aus Sicht der wohnungswirt- Derzeit werden innerhalb der Bundesre- gestimmt ist. Das BMU drängt nach wie vor schaftlichen Verbände ist zu befürchten, dass gierung Forderungen des BMU weiter ab- auf eine Verschärfung der energetischen es sich lediglich um einen zusätzlichen Verwal- gestimmt. Gegenstand der Abstimmung Anforderungen an Neubau und Bestand. tungsakt handeln wird, der in seiner Wirkung sind insbesondere folgende Punkte, die eine Der Entwurf unterscheidet sich an weni- letztlich ebenso wenig effektiv ist, wie der durch Forderung nach gen, aber interessanten Stellen von dem die EnEV geforderte Energieeinsparausweis. • einer Änderung des Grundsatzes der im November 2018 bekannt gewordenen Wirtschaftlichkeit internen Entwurf, zu dem der GdW mit Teils positiv zu bewerten ist, dass die schon • einer Verschärfung der energetischen Rundschreiben vom 23. November 2018 im November 2018 geplante Innovations- Anforderungen an Neubau und Bestand informiert hatte. Die ursprünglich geplante klausel für die gemeinsame Erfüllung der • einer Umstellung der Anforderungs- kurzfristige Umstellung der Primärener- Anforderungen an den Primärenergiebedarf größen von Primärenergiefaktoren auf giefaktoren von Fernwärme auf die sog. und Transmissionswärmeverlust bei Gebäu- Treibhausgasemissionen, alternativ eine Carnotmethode wurde zurückgenommen. den im räumlichen Zusammenhang erhalten Neubewertung der Primärenergiefaktoren Damit bleibt für Fernwärmenetze die Pla- geblieben ist. Negativ hingegen ist jedoch • einer Öffnungsklausel für weitergehende nungssicherheit erhalten. Bisher privilegiert die Streichung der Innovationsklausel für öffentlich-rechtliche Vorschriften die Energieeinsparverordnung (EnEV) die Einzelgebäude. • Aufnahme eines Betretungsrechts für mit Nutzung von Fernwärme mit einem sehr dem Vollzug beauftragte Personen geringen Primärenergiefaktor. Nun soll BMWi und BMI behalten sich ausdrücklich • einer Umstellung der (primär-)energe- ein Vorschlag für eine Umstellung ab 2030 vor, nach den nun folgenden Anhörungen tischen Bewertung von Kraft-Wärme- erarbeitet werden. von Ländern und Verbänden, eine Experi- Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) mentierklausel für einen alternativen gleich- beinhalten. Foto: sdecoret – stock.adobe.com

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ren Pflichten und damit auch kein unmit- ein Maßnahmeprogramm zur Errei- DAS WICHTIGSTE ZUM AKTUELLEN telbarer Erfüllungsaufwand für Bürger und chung der Klimaschutzziele in den GESETZESENTWURF DES GEG Wirtschaft. Der Entwurf geht mit der Planung einzelnen Sektoren beschließen. Die bis 2050 über verbindliche Anforderungen Maßnahmevorschläge sollen neben Am 29. Mai 2019 haben BMWi und BMI den der EU bis 2030 hinaus. Zielverfehlungen wissenschaftlichen Abschätzungen zu gemeinsamen Referentenentwurf für das lösen nach Gesetz direkte Rechtsfolgen aus. den voraussichtlichen Treibhausgas- Gebäudeenergiegesetz in die Verbändean- minderungen auch solche zu möglichen hörung gegeben. Stellungnahmefrist war der Die jeweils für einen Sektor überwiegend zu- ökonomischen, sozialen und weiteren 28. Juni 2019. ständigen Ministerien sollen Verfehlungen ökologischen Folgen enthalten. von Jahreszielen durch Ankauf von Emis- • Bei Überschreitung vorgegebener Jah- Der vorliegende Referentenentwurf führt sionszuweisungen anderer europäischer resemissionsmengen würden im Bun- im Lichte des Koalitionsvertrages und in Staaten aus ihrem Haushalt finanzieren. Der deshaushalt Mittel veranschlagt, anteilig Ansehung der Beschlüsse des Wohngipfels Ankauf soll zentral durch das BMU mit dem nach dem Grad der Nichteinhaltung in für bezahlbares Bauen und Wohnen das Ener- Bundesministerium der Finanzen (BMF) den Einzelplänen der jeweiligen Minis- gieeinsparungsgesetz, die Energieeinsparver- durchgeführt werden. Verfehlungen lösen terien. Ebenso müsste die Bundesregie- ordnung und das Erneuerbare-Energien-Wär- außerdem Sofortprogramme aus. rung innerhalb von sechs Monaten ein megesetz im neuen Gebäudeenergiegesetz Sofortprogramm beschließen, das die ohne wesentliche materielle Änderungen Der Gesetzesentwurf skizziert eine sehr fein- Einhaltung des betroffenen Sektors für zusammen. Die geltenden energetischen An- teilige Planung und Steuerung: die folgenden Jahren sicherstellt (ergän- forderungen der Energieeinsparverordnung zend oder verschärfend zum Maßnah- an Neubau (seit 1. Januar 2016) und an den Sektorscharfe Klimaziele für 2020, 2030, 2040 meprogramm). Bestand, einschließlich der Nutzungspflichten und 2050 → Maßnahmeprogramm 2019 bis • Das UBA soll jährlich Daten der Treibh- nach dem Erneuerbare-Energien-Wärme- 2030 → jährliche Emissionsbudgets nach ausgasemissionen in Sektoren veröffent- gesetz, werden beibehalten. Sektoren → jährliche Datenerfassung nach lichen und dafür erforderliche Daten von Sektoren → Sofortprogramme, die bei Nicht- Dritten erheben dürfen. Der Gesetzentwurf ist noch nicht mit dem erreichung eines Jahresziels eines Sektors • Es soll ein unabhängiges wissenschaft- BMU abgestimmt. das Maßnahmeprogramm ergänzen oder liches1) Sachverständigengremium für verschärfen. Klimafragen eingerichtet werden. Das Sachverständigengremium soll die Kli- Es ist vorgesehen, Pflichten für die Ermitt- maschutzmaßnahmen auf ihre Wirksam- Die zur Vorbereitung des Gesetzentwurfs lung von Daten und Mitteilung an das Um- keit prüfen und dem Bundestag jedes durchgeführten gutachterlichen Untersu- weltbundesamt (UBA) zu schaffen. Zuwider- Jahr ein Hauptgutachten vorlegen. chungen wurden ebenfalls versandt. Frist handlung soll mit Bußgeld bis 50.000 Euro • Unter mehreren Varianten sei solchen zur Stellungnahme für den Gesetzesentwurf belegt werden. der Vorzug zu geben, mit denen das Ziel war der 28. Juni 2019. Der GdW wird eine der Minderung von Treibhausgasemis- ausführliche Stellungnahme abgeben. Das Als Grundlage dafür liegt die Vermutung sionen über die gesamte Nutzungsdauer VM wird über die kommenden Entwicklun- nahe, dass dann auch Energieausweisdaten zu den geringsten Kosten erreicht wer- gen informieren. eingesammelt werden würden. den kann. Mehraufwendungen sollen nicht außer Verhältnis zu ihrem Beitrag Mit dem Klimaschutzgesetz zur Weitere Details zum Gesetzesentwurf: zur Treibhausgasminderung stehen. 95-prozentigen CO2-Reduktion bis 2050 • Geplante rechtliche Festschreibung der Bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen Bisher ist Folgendes vom Februar 2019 be- bekannten nationalen Klimaschutzziele, sollen die zu erwartenden finanziellen kannt: Der Entwurf des KSG richtet sich an welche erhöht, aber nicht abgesenkt wer- Folgen in späteren Jahren bei sinkenden die Bundesregierung und Träger öffentlicher den dürfen. Jahresemissionsmengen sowie erforder- Aufgaben. Dies ist erstmal positiv, da nach • Die Emissionsmengen werden den Sek- lichenfalls zu leistende Kompensationen Auffassung des GdW davon auszugehen toren entsprechend dem internationalen berücksichtigt werden. ist, dass Wohnungsunternehmen nicht un- Treibhausgasinventar zugeordnet, d. h. • Die Bundesverwaltung soll bis 2030 kli- mittelbar betroffen sein werden. Der Bund Strom und Fernwärme in Gebäuden wird maneutral organisiert sein. Dies soll greift in die Gesetzgebungs- und Organisati- in der Energiewirtschaft bilanziert (wie erreicht werden durch Einsparungen von onskompetenz der Länder und Gemeinden bereits beim Klimaschutzplan). Energie, effiziente Bereitstellung, nicht ein. Daraus dürfte zu schließen sein, • Die Emissionsmengen sollen jährlich Umwandlung, Nutzung und Speicherung dass das Gesetz nur für kommunale Unter- linear sinken, verantwortlich für die von Energie, effiziente Nutzung erneuer- nehmen, die öffentlicher Auftraggeber sind, Einhaltung soll das für einen Sektor über- barer Energien, Wahl möglichst klima- verbindend sein und nur mittelbar greifen wiegend zuständige Bundesministerium schonender Verkehrsmittel und würde: Wenn Land oder Kommune die Vor- sein. Dieses hat Maßnahmen vorzulegen Kompensation nicht vermiedener Treib- bildfunktion entsprechend übernehmen. und umzusetzen. hausgasemissionen. FRR/GdW • Die Bundesregierung soll erstmals im Entsprechend der Gesetzesbegründung ent- Jahr 2019 und danach jeweils nach stünden aus dem Gesetz keine unmittelba- Fortschreibung des Klimaschutzplans

1) Naturwissenschaftlich-technisch, ökonomisch, rechtlich und sozial.

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BITS AND BRICKS Digitalisierung von Geschäftsmodellen in der Immobilienbranche

„Alle bisher beschriebenen Trends und Auf 147 Seiten führen die Autoren zunächst Entwicklungen manifestieren sich in einer in die theoretische Grundlage der hinter der Welt der beschleunigenden Leistungsfä- Digitalisierung stehenden Entwicklungs- higkeit von technischen und digitalen Sys- prozesse ein, verdeutlichen die Tragweite temen und Prozessen“, stellen die Autoren von bereits eingetretenen Veränderungen Andreas Moring, Lukas Maiwald und Timo in anderen Branchen und leiten aus dieser Kewitz in ihrem Buch „Bits and Bricks: Theoriebasis weitere Entwicklungen für die Digitalisierung von Geschäftsmodellen in Immobilienwirtschaft ab. Dabei diskutieren der Immobilienbranche“ fest und fassen die Autoren u. a. Ansätze, wie die Logistik 4.0, damit die Kernbotschaft ihres Buches „Bits RFID oder das autonome Fahren. und Bricks. Digitalisierung von Geschäfts- modellen in der Immobilienbranche“ gut Des Weiteren zeigen die Autoren sowohl zusammen. Dabei beziehen die Autoren strategische als auch operative Handlungs- dieses rasante Wachstum durch Digita- empfehlungen für die Projektentwicklung im

lisierung auf die Immobilienbrache und Bau- und Immobiliensektor auf und liefern Foto: SpringerVS diskutieren verschiedene Auswirkungen. damit selber einen operativen Beitrag zur Danach schlägt sich die Digitalisierung erfolgreichen positiven Digitalisierung. Immobilienwirtschaft in der Gefahr steht, laut den Autoren nicht nur in den Ge- unterschätzt zu werden. RM schäftsmodellen von Bauunternehmen, Insgesamt legen die Autoren dem Leser Immobilienmaklern und Projektentwick- dar, mit welchen Konsequenzen auch die Andreas Moring, Lukas Maiwald, Timo lern nieder, sondern hat ebenso Einfluss Immobilienwirtschaft durch die Entwicklun- – Kewitz, „Bits and Bricks: Digitalisierung auf Wertschöpfungsketten, die Planung, gen der Digitalisierung zu rechnen hat und von Geschäftsmodellen in der Immobilien- Ausführung und Bewirtschaftung von Ge- mahnen auch die Geschwindigkeit dieses branche“, 1. Auflage, Gabler Verlag, bäuden sowie die Immobilienvermittlung. Prozesses an, die bei der in langfristig pla- 147 Seiten, ISBN 978-3-658-19386-7, nenden Branchen wie der Wohnungs- und 39,99 Euro

GÜNTER VORNHOLZ Digitalisierung der Immobilienwirtschaft

eltweite Trends haben in un- Rahmen spinnt, in welchen er die verschie- den und so Immobilienunternehmen in serer globalisierten Welt nicht denen Facetten der Immobilienwirtschaft der Arbeit an einer individuellen Strategie W nur einen Einfluss auf die analytisch einbettet. unterstützen. Menschen in ihrer alltäglichen Lebens- welt, sondern beeinflusst sie ebenfalls Auf Basis dieses Rahmens nimmt Vornholz Insgesamt bietet Vornholz mit seinem am Arbeitsplatz und die entsprechenden eine Analyse der Auswirkungen nicht nur auf Werk einen guten und auch notwendigen Unternehmen dahinter selber. Einen be- die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Einblick in den Einfluss der Digitalisierung sonderen und immer stärker werdenden als Ganzes vor, sondern ebenso auf deren auf die Wohnungs- und Immobilienwirt- Einfluss nimmt dabei die Digitalisierung Teilbranchen und beleuchtet dabei, welchen schaft und verharrt nicht auf einem rein ein. Prof. Dr. Günter Vornholz, Profes- Einfluss die Digitalisierung letztlich auf Ge- theoretischen Level, sondern entwickelt sor für Immobilienökonomie an der EBZ schäftsmodelle und Arbeitsprozesse nimmt. dieses auch für die praktische Anwendung Business School in Bochum, widmet sich weiter. RM in seiner neusten Publikation unter dem Bei dieser vielschichtigen Analyse stellt die- Titel „Digitalisierung der Immobilienwirt- ser das Thema Digitalisierung in der Im- Günter Vornholz, „Digitalisierung der schaft“ diesem Einfluss auf die Wohnungs- mobilienwirtschaft jedoch nicht einseitig – Immobilienwirtschaft“, 1. Auflage, und Immobilienwirtschaft. positiv dar, sondern ist sich den Chancen Verlag: De Gruyter Studium, 233 Seiten, und Risiken der Digitalisierung auch in sei- ISBN 978-3-11-057655-9, 29,95 Euro Dabei verfolgt der Autor zunächst eine ner Publikation bewusst und führt diese auf. Einordnung und Beleuchtung der Digi- talisierung als Megatrend, woraufhin er Weiterhin soll das Buch, so der Autor selbst, der Digitalisierung einen theoretischen eine Basis für praktische Anwendungen bil-

07 – 08/2019 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen

64 SEMINARE

www SEMINARE IM AUGUST UND SEPTEMBER 2019

14.08.2019 Frankfurt Wohnungsabnahme und -übergabe – Detlef Wendt 2 Rechtssicherheit auch bei bösen Überraschungen 15.08. – Bochum Grundlagenwissen für die WEG-Verwaltung von A – Z Massimo Füllbeck 2 16.08.2019 19.08.2019 Bochum Wohnungswirtschaftliches Controlling – Dirk Wenzel 2 Kennzahlensysteme aufstellen und erfolgreich nutzen 20.08.2019 Lübeck Mietschulden abbauen, Räumung verhindern Robert Montau 4 20.08.2019 Schwerin Besser schreiben – Konflikte abfedern Dr. Cathrin Christoph 4 21.08.2019 Hamburg Grundlagen des Baurechts für Neu-/Quereinsteiger Frank Zillmer 4 26.08.2019 Hamburg Einführung in das WEG-Recht Dr. Kai Mehdiger 4 26.08.2019 Hannover Zum 1. Mal im Büro: Sicher starten in den Beruf mit souveränem Auftritt, Kirsten Kadenbach 3 Etikette und Arbeitsorganisation 27.08.2019 Hamburg Digitale Mieterkommunikation Dr. Cathrin Christoph 4 27.08.2019 Schwerin Handwerkerknappheit – Das Tagesgeschäft erfolgreich absichern Dr. Norbert Raschper 4 28.08.2019 Hamburg Anti-Ärger-Training: Wie Sie mit Ärger, Wut und Stress souverän umgehen Dr. Holger Eisold 4 28.08.2019 Bochum Businessknigge für kaufmännische Auszubildende in der Immobilienwirtschaft Achim Dohmeier 2 29.08.2019 Bochum Telefontraining – Erfolgreiche Kommunikation am Telefon mit Mietern Robert Montau 2 03.09.2019 Bochum Verkehrssicherungspflichten für Hausmeister Gotthard Grieseler 2 03.09. – Bochum Fachassistenz für Immobilienmakler (EBZ) Jasmin Kampmann 2 04.09.2019 Sabine Napieralla 04.09.2019 Frankfurt Gewerberaummietvertrag – Verhandlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten Sebastian Raape 2 05.09.2019 Hamburg Workshop Betriebskosten Sabine Rautenberg 4 05.09.2019 Rostock Beschwerdefälle im Mietverhältnis Rainer Maaß 4 05.09.2019 Frankfurt Mietrecht für Hausmeister Detlef Wendt 2 09.09.2019 Hamburg Wirtschaftliche Aspekte bei der Wartung und Installation von Dieter Uhlig 4 haustechnischen Anlagen 09.09. – Hotel Stadt- Betriebskostenseminar für Fortgeschrittene – Marcus Voelkel 2 10.09.2019 palais Köln Mehraufwand und Mehrkosten vermeiden 09.09.2019 Bochum Zeit- und Selbstmanagement für Azubis Nicole van Lieshaut 2 09.09.2019 Hannover Zum 1. Mal im Büro: Sicher starten in den Beruf mit souveränem Auftritt, Kirsten Kadenbach 3 Etikette und Arbeitsorganisation 10.09. – Schwerin Klarheit geht vor Harmonie – Konfliktmanagement und Kommunikationstraining Dr. Holger Eisold 4 11.09.2019 10.09.2019 Hannover E-Mail-Korrespondenz – kurz, klar und kreativ … Dr. Steffen Walter 3 10.09.2019 Bochum Nachfolgeplanung im genossenschaftlichen Aufsichtsrat Jürgen Keßler 2 10.09.2019 Bochum Praxisgerechte Verkehrssicherungskontrollen Norbert Raschper 2 11.09.2019 Hamburg Der betreute Mieter Mario Viehweger 4 11.09.2019 Bochum Das Prinzip der Kostenmiete für preisgebundenen Wohnraum – Jürgen Jankowski 2 Für Fortgeschrittene Marina Hoffmeister 12.09.2019 Hamburg Aktuelles Mietrecht Rainer Maaß 4 12.09.2019 Bochum Juristische Instrumente bei „Problemmietern“ – Von der Abmahnung bis zur Räumung Detlef Wendt 2 12.09. – Frankfurt Grundlagenwissen für die WEG-Verwaltung von A – Z Massimo Füllbeck 2 13.09.2019

Für Fragen zu Veranstaltungen stehen zur Verfügung:

1 Jennifer Rüberg 2 Andrea Bohn 3 Karsten Dürkop 4 Andreas Daferner Telefon 0211 16998-21 Telefon 0234 9447-510 Telefon 0511 1265-126 Telefon 040 52011-218

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Druck: Krüger Druck und Verlag

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