Tunnelbau Bundesstraße B 2: München – Garmisch-Partenkirchen Neubau der Ortsumfahrung Oberau

ARBEITSGEMEINSCHAFT 1

1 Typische Rückstausituation vor Oberau an einem schönen Herbstwochenende

2 Der Fußgängerverkehr wird vom Verkehr auf der B 2 bestimmt

3 Wohnen direkt neben der B 2

2 3

4 Höhengleiche, wenig leistungsfähige Anbindung der B 23 im südlichen Ortsbereich an die B 2

5 Die breite B 2 und der Lkw-Verkehr prägen das Leben im Ort

4 5

2

Die Situation

Die Bundesstraße B 2 ist mit 845 km die B 2 längste und eine der ältesten Bundesstraßen in Deutschland. Sie verläuft von Berlin über Leipzig, Nürnberg, Augsburg und München bis AUERBERGTUNNEL nach . Südlich von Eschenlohe (geplant) bildet sie außerdem die Fortsetzung der dort endenden Bundesautobahn A 95 von München nach Garmisch-Partenkirchen. Im Ortsbereich von Oberau bindet die von Schongau kommende Bundesstraße B 23 höhengleich an die Bundes- straße B 2 an. Dort beträgt die durchschnitt­liche AS OBERAU-NORD Verkehrsstärke rund 26.000 Kraftfahrzeuge pro Tag. Die Spitzenbelastungen an den Wochenen- den liegen noch deutlich darüber. Dies führt TUNNEL OBERAU vor allem an den Skifahrerwochenenden und zu B 2 den Ferienreisezeiten zu häufigen und langen Stauungen. OBERAU

Mit dem 4-streifigen Neubau der Ortsumfahrung

Oberau wird, zusammen mit der bereits realisier- B 23 ten Umfahrung und dem geplanten 4-streifigen Ausbau zwischen Eschenlohe und Oberau, eine leistungsfähige Straßenverbindung GIESSENBACHTAL vom derzeitigen Autobahnende der A 95 nach Garmisch-Partenkirchen geschaffen, die Verkehrs­ AS OBERAU-SÜD sicherheit erhöht und die Ortsdurchfahrt von Oberau stark entlastet.

AS FARCHANT-NORD

RONETSBACH B 2

TUNNEL FARCHANT

FARCHANT Die Ortschaft Oberau im malerischen Loisachtal

BURGRAIN

AS GAP-NORD

WANKTUNNEL (geplant) B 23 B 2 KRAMERTUNNEL (geplant) GARMISCH-PARTENKIRCHEN 3 AS GAP/BURGRAIN Grund stellt eine Umfahrung von Oberau im Die Ortsumfahrung Osten durch die Loisachauen keine Alternative zur gewählten Tunnellösung dar. Die 4,2 km lange Umfahrung von Oberau beginnt im Norden mit einer Anschlussstelle, Zur rechtlichen Absicherung der Trasse und der an der künftig die B 23 nach ihrer Verlegung Baudurchführung wurde ein Planfeststellungs- aus dem Ort angebunden werden soll. Unmit­ verfahren durchgeführt und mit Planfeststellungs- telbar an die Anschlussstelle Oberau-Nord beschluss der Regierung von Oberbayern vom schließt sodann der knapp 3 km lange zwei­ 11.02.2010 abgeschlossen. röhrige Tunnel Oberau an, der den Ort im Westen um- und unterfährt. Bauablauf Bereits Ende 2011 begannen die Vorarbeiten Die Trasse gelangt südlich von Oberau wieder zur Sanierung der ehemaligen Mülldeponie im an die Oberfläche und schließt an das bereits Bereich der neuen Anschlussstelle Oberau- ausgebaute Teilstück der B 2 bei Farchant an. Nord. Die Rohbauarbeiten für den Tunnelbau Hier befindet sich die neue Anschlussstelle laufen seit September 2015 und werden Mitte Oberau-Süd, ein Halbanschluss mit Zufahrts­ 2020 abgeschlossen. Anschließend sind die möglichkeit in Richtung Garmisch-Partenkirchen Arbeiten für die betriebstechnische Ausstattung und Ausfahrmöglichkeit in Richtung Oberau. des Tunnels auszuführen. Parallel zum Tunnel- bau erfolgen ab 2018 die Erstellung der für den Der Planungsbereich ist aus naturschutzfachli- Tunnelbetrieb erforderlichen Betriebsgebäude cher Sicht ein sehr hochwertiges Gebiet. Mehrere Nord und Süd sowie der Strecken- und Brücken- FFH- und Vogelschutzgebiete sowie die Wasser- bau für die beiden neuen Anschlussstellen und schutzgebiete für die Trinkwasserversorgung der die Anbindung an die bestehende B 2. Die Gesamt- Landeshauptstadt München mussten bei der fertigstellung der Ortsumfahrung Oberau ist Trassenwahl berücksichtigt werden. Aus diesem für Ende 2021 vorgesehen.

MÜHLBERG

GIESSENBACHTAL

OBERAU

B 23 ENDE BAUSTRECKE SÜDPORTAL Anschluss an bestehende B 2 Anschluss an B 2 bestehende B 2 OBERAU-SÜD

4 Tunnelbauwerk integriert sind. Die Beschleunigungs- und Ver­ Kernstück der Ortsumfahrung ist das neu zögerungsstreifen der Anschlussstelle Oberau- zu errichtende knapp 3 km lange zweiröhrige Nord reichen rund 200 m in den Tunnel hinein Tunnelbauwerk. und erfordern dort die Aufweitung des Tunnel- querschnittes im Bereich der offenen Bauweise Beide Röhren weisen zwei Fahrstreifen mit um 3,5 m. beidseitigen Notgehwegen auf. Die Fahrbahn- breite zwischen den Borden beträgt 7,5 m. Im Regelbereich der geschlossenen Bauweise Zur sicheren Ableitung evtl. austretender werden die Tunnelröhren als zweischalige unten brennbarer Flüssigkeiten sind am tiefen Fahr- offene Gewölbekonstruktionen mit bewehrten bahnrand Schlitzrinnen angeordnet. Während Außenschalen aus Spritzbeton und einer über- die nördlichen 140 m des Tunnels als Rechteck- wiegend unbewehrten Innenschale in Ortbeton querschnitt in offener Bauweise erstellt ausgeführt. In geologisch ungünstigeren Abschnit- werden, weist der daran angrenzende 2,8 km ten erfolgt die Ausführung der Innenschale als lange süd­liche Tunnelbereich einen Gewölbe- bewehrtes und unten geschlossenes Profil und querschnitt auf, der weitgehend in bergmänni- soweit erforderlich mit Rundumabdichtung gegen scher Bauweise errichtet wird. Der Achsabstand drückendes Bergwasser. Die Herstellung der 30 der beiden Röhren beträgt ca. 30–40 m. Diese bis 70 cm dicken Innenschale erfolgt mittels eines sind im Abstand von maximal 300 m mit insgesamt Schalwagens. Die Regelblocklängen betragen 5 begehbaren und 5 befahrbaren Rettungsquer- jeweils 10 m. schlägen verbunden. Gegenüber den befahr­­­baren Querschlägen sind an den Tunnelaußen­seiten 40 m Die offene Bauweise liegt zum Teil ebenfalls lange Pannenbuchten angeordnet. im Grundwasser und wird konventionell in wasser­ undurchlässiger Betonbauweise hergestellt. Im Abstand von maximal 150 m befinden sich Notrufstationen, die in die Tunnelaußenwände

1 Tunnelportal im Bereich der neuen Anschlussstelle Oberau-Nord

2 Unterfahrung des Kirch-­ bichels, des Gießenbachtals und des Mühlberges im Tunnel

3 Tunnelportal im Bereich der neuen Anschlussstelle Oberau-Süd

1

OBERAU-NORD

NORDPORTAL

Anschluss an bestehende B 2 BEGINN BAUSTRECKE Anschluss an bestehende B 2

B 2 2 LOISACH

3

5 Vorbereiten der nächsten Sprengung: Besetzen der Bohrlöcher mit Sprengstoff und Verkabeln der einzelnen Sprengladungen

mittels Bagger- oder Sprengvortrieb. Die Der Tunnelvortrieb Abschlagslängen betragen je nach Gebirgs­ situation und Querschnittsteil zwischen 1 m und Die Vortriebsarbeiten im Tunnel werden in 12 m. Mit bis zu 4 Abschlägen pro Tag und Vor­- Spritzbetonbauweise durchgeführt. Um einen trieb ergibt sich im Regelbereich eine mittlere sicheren Tunnelvortrieb zu gewährleisten, Vortriebsgeschwindigkeit von rund 10 m pro Tag. erfolgt der Ausbruch der Röhren in Teilabschnit- ten. Der obere Teil wird Kalotte genannt. Dann Baggervortrieb bei Lockergestein folgen die unteren Bereiche, Strosse und Sohle. Der Vortrieb im Lockergestein stellt eine beson- Ein Arbeitszyklus umfasst drei vorgegebene dere Herausforderung dar, da das Gebirge dort Schritte. Erstens den Ausbruch mittels Bagger nur eine sehr geringe und nur vorübergehende oder Sprengung. Zweitens das Schuttern, das Eigenstandfestigkeit aufweist. Nach jedem Aus­­- Herausbefördern des Ausbruchsmaterials. Der bruch muss dort sofort gesichert werden. Die letzte und dritte Schritt ist das Sichern mittels Sicherungsmaßnahmen dienen zum einen dazu, Spritz­beton und weiterer stützender Maßnahmen die weitere Tragfähigkeit des angrenzenden wie Ausbaubögen oder Ankern und Spießen. Je Gebirges sicherzustellen, aber auch dem Arbeits- nach vorhandenem Gebirge erfolgt der Ausbruch schutz der Mineure. In einem ersten Arbeitsschritt

1 2

6 Vorbereiten der Felsfräse für die Nachprofilierung des Ausbruchprofiles nach dem Sprengen

erfolgt der Einbau der Überkopfsicherung, maximal 3 m Länge. Dazu werden an der Orts- des sog. Spießschirms. Dazu werden bei jedem brust zuerst bis zu 100 Sprenglöcher gebohrt. zweiten Abschlag im Abstand von 20 bis 30 cm Nach dem Besetzen der Löcher mit den Spreng­ bis zu 8 m lange Stahlrohre im oberen Gewölbe stoffzündern erfolgt deren Befüllung mit bis zu in Vortriebsrichtung eingebohrt. Dieser Schirm 300 kg Flüssigsprengstoff. Die Verkabelung wird verhindert das Herunterfallen von Gestein. Nach so angeordnet, dass die einzelnen Sprengstufen dem Ausbruch des Gebirges und dem Schuttern im Millisekundentakt gezündet werden können. erfolgt die Sicherung der Tunnelleibungen mit In einer ersten Stufe erfolgt die Sprengung für den stählernen Gitterträgern, den Ausbaubögen, die zentralen Einbruch in der Ortsbrustmitte. Anschlie­ dem Radius des Ausbruchprofils angepasst sind, ßend erfolgt die zeitlich versetzte Sprengung der mit Betonstahlmatten, Spritzbeton und Gebirgs­ einzelnen Sektoren der Randbereiche. Die Spren­ ankern. Die Abschlagslänge beträgt im Locker­ gung wird elektrisch gestartet, indem mittels gestein lediglich 1 m. Elektrokabel eine Hochspannung erzeugt wird, die über die Zünder den Sprengstoff zur Explosion Sprengvortrieb bei Festgestein bringt. Für die Sicherheit ist der Sprengmeister Im Festgestein erfolgt der Vortrieb mittels verantwortlich. Der Mindestabstand von Personen Sprengung in Abschlagslängen von 1,70 m bis zum Ort der Sprengung beträgt 250 m.

1 Einmessen der Tunnel­ achse vor dem nächsten Abschlag

2 Einbohren des Spießschirms als Voraussicherung

3 Herausbefördern (Schut­ tern) des Ausbruchmaterials aus dem Tunnel

4 Zwischenlagern des Aus­- bruchmaterials vor dessen endgültigem Abtranspor­ tes zur Verwertung

3 4

7 Zur Herstellung der Portalbereiche und der offenen Bauweise müssen große Baugruben und aufwendige Hangsicherungen erstellt werden. Das Gießenbachtal

Wasserhaltung Der Grundwasserspiegel befindet sich im Regelfall unter der Tunnelausbruchssohle und Die Geologie ist deshalb für die Vortriebsarbeiten unproble­ matisch. Bei Starkregenereignissen und Hoch- Zur Erkundung der Gebirgsverhältnisse wurden im Zuge der Tunnelplanung wasser in der Loisach kann der Grundwasser­ umfangreiche Gebirgsaufschlüsse erstellt. Die Randbedingungen bezüglich spiegel sprunghaft innerhalb von nur wenigen der Geologie und Hydrologie sind sehr unterschiedlich. Stunden um bis zu 5 m nach oben bis in das Ausbruchsprofil ansteigen. Zur Absicherung der Der südliche und nördliche Teil des Tunnels Baustelle vor unkontrollierten Wasserzutritten an liegen weitgehend im gering wasserdurchlässi­- der Ortsbrust und vor Überflutung der bereits gen Festgestein (Kalk- und Dolomitgestein), fertiggestellten Tunnelröhren sind deshalb den Raiblerschichten und dem Hauptdolomit. massive Wasserhaltungsarbeiten mittels von der Der Tunnel liegt bis zu 75 m unterhalb des Geländeoberfläche aus gebohrten bis zu 45 m natürlichen Bergwasserspiegels und ist dort tiefen Brunnen vorgesehen. Die installierte vom Gebirge maximal 120 m überdeckt. Wasserhaltungsanlage hat eine Leistungsfähigkeit von über 3 m3/s und wird über ein Hochwasser- Im mittleren Bereich unterfährt der Tunnel mit warnsystem gesteuert, das die groß- und klein- einer minimalen Überdeckung von nur 8 m stark räumige Wetterlage und die Pegelstände auf der wasserdurchlässige Lockergesteinsschichten Baustelle und die der Loisach berücksichtigt. (Schotter) des Quartärs im Gießenbachtal. Neben den sich daraus ergebenden erschwerten Vor­- Hebungsinjektionen triebsbedingungen kann der Grundwasserspiegel Bei den Vortriebsarbeiten findet eine Auflocke- dort bei Starkregenereignissen sprunghaft und rung der umliegenden Bodenschichten statt. Dies zum Teil über die Ausbruchssohle ansteigen. führt aufgrund der sehr geringen Überdeckung

Geologischer Längsschnitt Hebungsinjektionen zur Kompensation der Bodensetzungen mit den Festgesteinsbereichen Kirchbichel und Mühlberg, dazwischen der Lockergesteins­ INJEKTIONS- GEBÄUDE bereich des Gießenbachtals SCHACHT L3 Streifenfundament ø 6 m

Inklinometer Bohrloch 3 %

SKIZZE: INJEKTION MIT DOPPELPACKER MANSCHETTENROHR l = 50 m

Inklinometer Bohrloch 5 %

S KIRCHBICHEL 800 m Süd- bergm. Portal portal Bau-km 8+893 Bau-km GIESSENBACHTAL 8+915

700 m

600 m

km 9000 8+500 8+000 7+500

8 2

3

4

1 Injektionsschacht, Tiefe 10 m

2–4 Wasserhaltungsanlage, Leistung 3 m3/s

1

GELÄNDEOBERFLÄCHE LEGENDE

QUARTÄR RAIBLER SCHICHTEN [ TRIAS, KARN ] TEKTONIK Hang- und Verwitterungsschutt Kalkstein und Dolomitstein, gebankt Lithologischer Kontakt Überdeckung Störung vermutet nur ca. 8 m Alluviale Talfüllung [obere Schotter] Gips

Alluviale Talfüllung [untere Schotter] HAUPTDOLOMIT [TRIAS, NOR ] HYDROGEOLOGIE Dolomitstein, gepankt Max. Grundwasserstand 1998–2008 Seeton [Torf]

Moräne Aufschüttung BOHRPROFILE weitgestufte Kiese Ton [mit vereinzelten Torflinsen]

Sand Hauptdolomit

Schluff Raibler Schichten [Kalk]

Gips Raibler Schichten [Dolomit] MÜHLBERG N bergm. Portal Nordportal 800 m Bau-km 6+063 Bau-km 5+933

700 m

600 m

7+000 6+500 6+000 km

9 zwangsweise zu Setzungen an der Geländeober- fläche. Zur Kompensation von Schiefstellungen bzw. Schäden der sich oberhalb der Tunnelröhren befindenden Gebäude sind Hebungsinjektionen vorgesehen. Dazu werden seitlich der Gebäude bis zu 10 m tiefe Schächte erstellt und von dort aus horizontal und fächerförmig bis zu 50 m lange Injektionslanzen unter die betroffenen Gießenbach Gebäude eingebohrt. Über die Injektionslanzen wird gezielt in mehreren Schritten Zement­ TUNNELRÖHRE suspension in den Boden eingepresst. Der Boden wird dabei verdrängt und eine Bodenhebung setzt ein. Es sind Hebungen im Vorfeld der 1 Erstel­lung des Tunnels, aber auch parallel zu den TUNNELRÖHRE Vortriebsarbeiten geplant.

Umfangreiches Messprogramm Zur Überwachung der Auswirkungen des Tunnelvortriebes und zur Steuerung der Hebungsinjektionen erfolgt eine aufwendige messtechnische Überwachung. Neben der konventionellen laufenden Vermessung von Messquerschnitten an der Geländeoberfläche erfolgt die automatisierte Überwachung der betroffenen Gebäude über ein hochpräzises Schlauchwaagensystem. Auch die Verformun­- gen des Baugrundes zwischen Tunnel und den Gebäude­fundamenten werden mittels horizontal eingebauter Inklinometermessrohre laufend überwacht. 2 Abdichtung 1/3 Abdichtung des Gießenbachs und des Werkkanals Aufgrund des stark wasserdurchlässigen Bau- grundes versickert ein Teil des Wassers aus dem 2 Temporäre Wasserhaltung zum Einbau der Abdichtung Gießenbach und dem Werkkanal im Untergrund. Um zu verhindern, dass bei der vorhandenen geringen Überdeckung beim Vortrieb Wasser aus den Bächen die Standsicherheit der Ortsbrust gefährden kann, müssen deren Gerinne proviso- risch abgedichtet werden. Dazu wurden in den Gerinnen geotextile Matten eingebaut, die mit Beton gefüllt wurden. Nach Fertigstellung der Vortriebsarbeiten erfolgt die Renaturierung dieser Gewässer.

VORTRIEBSKONZEPT + +

3

10 Animation Nordportal mit Lüftungstrennwand

Die Tunnelausstattung

Der neue 3 km lange Tunnel verläuft bis zu 120 m wenig passiert, wenn einmal etwas passiert, unter der Erde. Unfälle in Tunneln sind selten, bauen wir den Tunnel Oberau nach den neuesten aber nicht ganz auszuschließen. Damit möglichst Sicherheitsstandards.

An erster Stelle steht natürlich, Unfälle zu vermeiden:

• 2 Tunnelröhren Eine Tunnelröhre pro Richtung verhindert schwere Unfälle mit dem Gegenverkehr (Frontalzusammenstöße!). • Geschwindigkeitsbegrenzung Bei niedriger Geschwindigkeit sinkt das Unfallrisiko. • Blockabfertigung Bei hohem Verkehrsaufkommen wird der Verkehr so gesteuert, dass das Stauende nicht im Tunnel liegt und dort Auffahrunfälle vermieden werden. • Beleuchtung Der Tunnel wird beleuchtet, damit die Verkehrsteilnehmer sicherer fahren und Gefahren früher erkennen können. • Pannenbuchten alle 600 m Defekte Fahrzeuge können in Pannenbuchten sicher abgestellt werden. • Höhenkontrolle

Analoge Situation Nordportal Tunnel Farchant

11 Notrufstation mit Feuerlöscher

Sollte es trotzdem zu einem Unfall kommen, Sicherheit bringen oder durch andere Verkehrs­ geht es darum, dass sich insbesondere im Brand­ teilnehmer oder Rettungskräfte gerettet werden fall alle Menschen möglichst schnell selbst in können.

• Belüftung • Notrufkabinen alle 150 m Strahlventilatoren an der Tunneldecke sorgen In den Notrufkabinen können Unfälle und im Normalfall für bessere Luft. Im Brandfall Gefahren gemeldet werden. blasen sie die gefährlichen Rauchgase aus • Brandmeldeanlage dem Tunnel. Brände werden automatisch an die Feuerwehr • Notausgänge alle 300 m gemeldet. Die barrierefreien Fluchtwege mit grüner • Feuerlöscher alle 150 m Kennzeichnung ermöglichen die Flucht aus Für kleinere Brände gibt es Handfeuerlöscher. dem Tunnel. Beim Tunnel Oberau führen die • Löschwasserleitung und Hydranten Fluchtwege über Querstollen in die andere Im Tunnel und an den Portalen stehen Hydran- Tunnelröhre. Der Verkehr in Gegenrichtung ten zur Verfügung. wird dann vor dem Tunnel angehalten. • Entwässerung durch Schlitzrinnen

VORTRIEBSPHASEN REGELQUERSCHNITT mi t SOHLGEWÖLBE Kalotte T-K 6.4a Strosse T-St 4.5 Sohle T-S 3.3 Lockergestein im Gießenbachtal

KALOTTE

BRUSTKEIL

120°

0.25

STROSSE FOK ±0.0 SOHLE

0.30

Baudrainage

SB-Anker Spieße vorauseilend I = 6.0 m Pumpenleitung DN80 I = 6.0–8.0 m Löschwasserleitung DN150 Bergwasser- SB-Anker SB-Ortsbrustanker Sohlgewölbe, Beton C30/37, bewehrt drainage, I = 4.0 m Kalottensohlgewölbe I = 8.0 m, e = 2. 0 m Innenschale, Beton C30/37, bewehrt Beton C25/30 12

Durch die umlaufende grüne Beleuchtung sind die Fluchttüren deutlich erkennbar.

Durch die Entwässerung mit Schlitzrinnen Beton mit Kunststofffasern (PP-Faserbeton) werden gefährliche Flüssigkeiten rasch aus dem Der Beton im Tunnel ist mit kleinen Kunststoff­ Tunnel transportiert und eine Ausbreitung fasern versetzt. Dadurch wird der Beton wider- brennender Flüssigkeiten im Tunnel verhindert. standsfähiger gegen eine Brandbelastung. Die Verkehrsteilnehmer haben mehr Zeit, sich in Notgehwege Sicherheit zu bringen. Verletzte können über eine Auf beiden Seiten der Fahrbahn sind Notgeh- längere Zeit gerettet werden dank: wege mit selbstleuchtenden Markierungselemen- ten angeordnet. • Videoüberwachung Notbeleuchtung und Fluchtwegkennzeichnung • Funkanlage Ein Teil der Tunnelbeleuchtung ist an eine Verkehrsteilnehmer können Kontakt mit der Tunnelleitzentrale aufnehmen. unterbrechungsfreie Stromversorgung ange- • Lautsprecheranlage schlossen. Rettungskräfte können über Lautsprecher Anweisungen und Hilfe für In jeder Tunnelröhre sind einseitig am Notgeh- Ver­kehrsteilnehmer im Tunnel geben. weg auf der Seite der Notausgänge Leuchten angeordnet, die der Fluchtwegkennzeichnung Die Rettungskräfte üben regelmäßig im Tunnel Oberau für den Ernstfall. und der Orientierungsbeleuchtung dienen. Damit dann jeder Handgriff sitzt. Sicher ist sicher!

REGELQUERSCHNITT mi t OFFENER SOHLE REGELQUERSCHNITT mit OFFENER BAUWEISE Festgestein im Mühlberg und Kirchbichel am Nordportal

Schutzbeton, bewehrt, Betonstahlmatte

Innenstreckenbeleuchtung

26 cm Betondecke 10 cm Asphalt-Tragschicht Füllbeton > 34 cm Frostschutzschicht Bergwassersammelleitung Fahrbahnwassersammelleitung Stahlbetonrohr Fugenband mit Stahllaschen Löschwasserleitung Füllbeton C16 / 20 Raum für Kabelschutzrohre Tragschichtdrainage Notgehweg Banderder, rostfreier Stahl Beton, bewehrt Ulmendrainage Tunnelanstrich, RAL 9010 reinweiß Abdichtung: Kunststoffbahn und Geotextil Außenschale, Spritzbeton Schlitzrinne Arbeitsfuge mit Fugenblech Sauberkeitsschicht Beton 13 Die Zahlen, Daten und Fakten

Ortsumfahrung Oberau Gesamtlänge 4,2 km, davon Tunnelbauwerk ca. 3 km Querschnitt 2-bahnig, je 2 Fahrstreifen pro Fahrtrichtung Fahrbahnbreite (Tunnel) 2 x 7,5 m (RQ26t) in 2 getrennten Röhren Fahrbahnbreiten (Freie Strecke) 2 x 8,5 m mit 3,0 m Mittelstreifen (SQ23)

Baukosten Gesamtkosten Euro 228 Mio. Tunnelbau, Betriebsgebäude Euro 163 Mio. Tunnelausstattung Euro 20 Mio. Freie Strecke Euro 39 Mio. Grunderwerb Euro 6 Mio.

Bautermine Gesamtbauzeit November 2011 bis Dezember 2021 Beginn Altlastensanierung November 2011 Tunnelbau September 2015 bis Mitte 2020 Tunnelausstattung Mitte 2020 bis Dezember 2021

Tunnelrohbau Ausbruch 600.000 m3 Sicherungsmittel (Anker und Spieße) 400 km Spritzbetonsicherung 300.000 m2 Betoninnenschale 75.000 m3 Fahrbahn 42.000 m2

Betriebstechnik Notausgänge 10 St. Notrufkabinen 42 St. Strahlventilatoren 24 St. Betriebsgebäude 2 St.

Unbewehrte Innenschale Der Tunnel Oberau gehört zu den ersten Tunnelbauwerken in Deutschland mit einer unbewehrten Innenschale in geologisch günstigen Bereichen.

Durch den Einsatz einer unbewehrten Innenschale wird eine Einsparung von ca. 3.000 t Betonstahl erreicht. Dies entspricht z. B. dem Stahlbedarf von 200.000 m² Deckenfläche im Hochbau oder 600 Einfamilienhäusern.

Quellenverzeichnis

Impressum Herausgeber Autobahndirektion Südbayern Fotos Autobahndirektion Südbayern Seidlstraße 7–11 Thomas L. Fischer 80335 München Ugo Furlani Telefon: +49 89 54552-30 Sophia Lohse E-Mail: [email protected] Internet: www.abdsb.bayern.de Grafiken Autobahndirektion Südbayern Redaktion Autobahndirektion Südbayern Videograbs picomotion.de Gestaltung Schuhmayr & Furlani Design GbR Stand Juli 2017

14 Baustelleneinrichtungsfläche am Südportal Die Beteiligten Bauherr Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Auftragsverwaltung Baubehörde Freistaat Bayern Autobahndirektion Südbayern Oberste Baubehörde im Seidlstraße 7–11 Bayerischen Staatsministerium 80335 München des Innern, für Bau und Verkehr

Entwurfsverfasser Entwurfsverfasser für Bauausführung Prüfingenieur Bauüberwachung für Tunnel und Strecke Tunnelausstattung Tunnelbau Prof. Dr. Manfred Keuser Arbeitsgemeinschaft ILF Consulting Engineers IDS Beratende Arbeitsgemeinschaft Geisenhausener Straße 11 a • PSP Consulting GmbH Ingenieure GmbH Tunnel Oberau 81379 München Engineers GmbH Feldkreuzstraße 3 Münchner Straße 50 • Marti Tunnelbau AG • ILF Consulting A-6063 Rum/ A-6130 Schwaz/Tirol • Marti GmbH Deutschland Engineers Austria Zettachring 10 A, 70567 Stuttgart GmbH • WTM Engineers GmbH Heinrich-Heine-Straße 1 80686 München Tragwerksplaner Tunnelbau Ingenieurgemeinschaft Tunnel Oberau • müller+hereth Ingenieurbüro für Tunnel- und Felsbau GmbH • edr GmbH Laufener Straße 16, 83395 Freilassing 15