Vesperae Solennes De Confessore Messe in Es-Dur
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4. Abonnementkonzert Pfingstmontag, 12. Mai 2008, 20:00 Uhr Konzerthaus Berlin (Großer Saal) Wolfgang Amadeus Mozart Vesperae solennes de confessore Franz Schubert Messe in Es-Dur Sopran Silvia Weiss Alt Susanne Schaeffer Tenor 1 Michael Heim Tenor 2 Christoph Schröter Bass Sebastian Bluth BERLINER KONZERT CHOR BERLINER KONZERT ORCHESTER DIRIGENT: JAN OLBERG Kartenservice: Berliner-Service / Gerd Swatek (Fon 030-564 971 67) www.berliner-service.de Einführung In den letzten Jahren hat die Musik- erfolglos - unternommen, um die wissenschaft Anstrengungen unter- Möglichkeit zu erkunden, an einem nommen, unser Bild von Wolfgang Fürstenhof mit glänzenderem Musik- Amadeus Mozart (1756-1791) und leben als in Salzburg eine Anstellung seinem Schaffen einer Wandlung zu zu erlangen. Denn Mozart fühlte sich unterziehen. Man besann sich dar- in Salzburg nicht wohl. Die Salzbur- auf, dass es nicht genügt, in ihm nur ger konnte er generell nicht leiden. den Meister der Oper, der Sinfonik Bei Hofe fühlte er sich niederträchtig und der Kammermusik zu sehen. behandelt, wurde er doch der sozia- Denn Mozart hat zugleich auch ein len Stellung nach (seit 1779 aller- riesiges Werk im Bereich der Kir- dings nach langer Abwesenheit als chenmusik hinterlassen: 15 Messen, Konzertmeister und Hoforganist mit 7 Litaneien und Vespern, über drei- beträchtlichem Gehalt wieder ein- ßig geistliche Gesangswerke (Kyrie, gestellt) im Gesinde geführt und un- Regina coeli, Tantum ergo, Offerto- terstand dem Haushofmeister. rium, Hymne, Motette, Kantate, Mag- Große Probleme bereitete ihm das nificat, Te Deum, liturgische Kam- Wirken des Erzbischofs Graf Collo- mermusik). Weiteres ist als Frag- redo, der seit 1772 regierte. Der ment erhalten. Darauf stärker die musste die Misswirtschaft beseitigen, Aufmerksamkeit zu richten, erscheint die sein Vorgänger hinterlassen tatsächlich sinnvoll. Und nun erinnert hatte. Reformen und Sparsamkeit man sich, dass schon der erste Bio- waren angesagt. Feiertage und etli- graf, Franz Xaver Niemetschek be- che kirchliche Feste entfielen seit- richtete, Kirchenmusik sei das Lieb- dem. Opern fanden nicht statt. Au- lingsfach Mozarts gewesen. ßerdem war der aufklärerisch ge- Mozart, geboren im Fürstbistum prägte Mann darauf bedacht, in der Salzburg, ist mit einer reichen kir- Kirche dem Wort größeren Spiel- chenmusikalischen Tradition aufge- raum zu verschaffen. Die Musik wachsen. Sein Vater Leopold Mo- musste sich dem fügen. Selbst gro- zart, am Ort selbst Hofkomponist und ße, festliche Messen durften nicht Vizekapellmeister in Diensten des länger als 45 Minuten dauern, instru- Erzbischofs, hat dies seinem Sohn mentale Zwischenspiele waren un- vermittelt. Zu den frühen Kompositio- tersagt, stilistisch hatte sich der Hof- nen gehören daher schon kirchen- komponist im traditionell strengen musikalische Werke. Wolfgang Kirchenstil zu bewegen. Anleihen im Amadeus wurde 1769 als Kon- Opernfach, wie es sie seinerzeit zertmeister ebenfalls in die Kapelle überall gab, waren zu unterlassen. aufgenommen. Mozarts künstlerischer Fantasie (und Viele Reisen in die Musikländer Eu- zunehmend auch Meisterschaft) wa- ropas präsentierten dort zunächst ren damit durchaus Beschränkungen das musikalische Wunderkind Wolf- auferlegt, die er als Behinderung em- gang Amadeus Mozart, sie dienten pfand (dabei haben diese Beschrän- der Aufbesserung des Familienbud- kungen doch auch zur Prägnanz der gets und weiteten den Blick des Musik, die im Amt zu schreiben war, jungen Komponisten. Immer mehr beigetragen). Er steigerte sich in hef- wurden sie jedoch auch – letztlich tige Abneigung gegen das Amt und 3 hasste schließlich den Erzbischof, liche Kirche hatte diesen Brauch jüdi- diesen „Erzlimmel“ (Mozarts Aus- scher Tradition entnommen. Gebetet druck – GB), bis zur Raserei. 1781 wurden Psalmen. Bei Vertonungen provozierte Mozart den Bruch mit wurden nach alter Ordnung fünf seinem Dienstherrn und wurde ent- Psalmen gesungen. Darauf hatte ein lassen. Magnificat zu folgen. Dessen Be- Der Weggang von Salzburg schien zeichnung rührt her von der ersten immer anzudeuten, dass es sich Textzeile Magnificat anima mea Do- auch um einen Weggang von der minum (Meine Seele preist den Beschäftigung mit Kirchenmusik han- Herrn) eines psalmartigen Lobge- delte. Mozart musste in Wien Geld sangs, den Maria beim Besuch bei verdienen, was mit Instrumentalmu- ihrer Base Elisabeth anstimmte, we- sik gelingen konnte. Kirchenmusik nige Tage nachdem ihr verheißen hatte in dieser Zeit, da der aufkläreri- war, den Sohn Gottes zu gebären. sche, reformorientierte Kaiser Jo- Es handelt sich um einen Grundtext seph II. regierte (17801790), keinen der kirchlichen Marienverehrung. Ne- Glanz. Außerdem konnten sich in ben der Gattungsbezeichnung Ves- Wien Opernabsichten besser formen per ist hier der Zusatz solennes (fest- als in Salzburg. Doch ließ sich Mo- lich) zu beachten. Außerdem macht zart aus der erzbischöflichen Kapelle das de confessore (lateinisch: con- mit Kirchenmusiknoten versorgen, fessor – Bekenner) deutlich, dass um darin studieren zu können, und diese Vesper zu Ehren eines beson- er interessierte sich auch für das Re- deren Heiligen erklingen sollte. Sein pertoire der Wiener Hofmusikkapelle. Name ist jedoch nicht überliefert. Im Nachlass fanden sich dann eine Ein Jahr zuvor (1779) hatte Mozart Reihe von kompositorischen Ver- unter Verwendung derselben Texte suchen, vor allem Kyrie, aus den schon seine Vesperae solennes de letzten Lebensjahren. Er sah damals Dominica , KV 321 (zu Ehren der seine Zukunft in der Kirchenmusik. Himmelskönigin) geschrieben. Da Erfolgreich bewarb er sich 1791 um war er noch sehr den allgemeinen die Stelle des Adjunkten (das ist die Salzburger Regeln gefolgt. Nun, im Vizekapellmeisterstelle mit dem neuen Werk, geht er infolge seiner Recht zum Aufrücken) am Wiener geistigen Hochstimmung (der Auftrag Stephansdom. Das Amt anzutreten aus München für die Oper Idomeneo war ihm nicht mehr vergönnt. Bei der war ergangen) etwas weiter. Im Or- Komposition des Requiems ist er chester besetzt er zusätzlich ein Fa- noch im gleichen Jahr verstorben. gott mit solistischen Aufgaben sowie Die Vesperae solennes de confesso- drei Posaunen zur Bereicherung der re , KV 339, komponiert und uraufge- Orchesterfarben und zur Verstärkung führt 1780 im Salzburger Dom, also des Chores. Die Solisten singen ein Jahr vor dem Wechsel nach weitgehend im Ensemble und dabei Wien, sind für den liturgischen Ge- im Wechsel mit dem Chor, so dass brauch geschrieben. Es handelt sich auch dadurch der Spielraum unter- bei der Vesper (lateinisch: vesper – schiedlicher Klangfarben erhöht wird. Abend) um das Abendgebet der ka- Lediglich der Solo-Sopran erhält im tholischen Kirche. Die frühe christ- 5. Teil Laudate Dominum (gemein- 4 sam mit dem Fagott) besondere Auf- Zeit zum Komponieren, andererseits gaben. Gemäß dem als gültig akzep- aber auch die extrem starken finan- tierten Kirchenstil verwendet Mozart ziellen Risiken einer solchen bürger- vielfach kontrapunktische Setzwei- lichen Existenz, zudem Schubert sen, besonders jedoch im 4. Satz, nicht gerade durch Geschäftstüch- der sich als eine große Fuge entfal- tigkeit glänzte. Seine überragende tet. Doch herrscht über weite Strek- kompositorische Begabung wurde ken trotz alter Techniken ein sehr er- nicht erkannt. Schuberts zeitgenös- frischendes, inniges Melos, unter- sische Öffentlichkeit registrierte ihn stützt von originellen harmonischen als unter ärmlichen Verhältnissen Wendungen. In der Ensemblebildung lebenden, linkischen jungen Mann, klingen dann schon opernhafte Far- der mit einem Schwarm intellektuel- ben an. Und da, wo die Vokalstim- ler Freunde aller Berufe durch die men mit scheinbar gebändigtem Lande, die bürgerlichen Salons und Ausdruck singen, obliegen dem Or- – kräftig zulangend – durch die chester im kleinsten Motivbereich zu- Weinlokale zog. Aufführungen seiner sätzliche virtuose Aufgaben. So sind Werke erlebte Schubert vor allem bei die Salzburger Regeln zwar irgend- internen Abenden seiner Freundes- wie beachtet, andererseits aber auch kreise. Nur die Freunde wussten sein kühn überschritten. Hier kündigte künstlerisches Genie zu schätzen. sich für Mozart eine neue Stiletappe Ein einziges Mal, im März 1828, ver- an. Der Erzbischof, ein auch auf mu- anstaltete er auf eigene Verantwor- sikalischem Gebiet gebildeter Mann, tung und Rechnung ein öffentliches wird es gehört haben. Konzert mit eigenen Werken – und Franz Peter Schubert (17971828), errang einen sensationellen (auch fi- geboren und gestorben in Wien, hat nanziellen) Erfolg. Das machte ihm sein gesamtes (kurzes) Leben in Mut und beflügelte ihn zu einem Wien verbracht, unterbrochen nur wahren Schaffensrausch. Doch von einigen Reisen und Aufenthalten schon im November ging sein Leben im Rahmen der Donaumonarchie. urplötzlich zu Ende, und im Sommer Seine musikalische Begabung wurde bereits war der Konzertgewinn zwi- frühzeitig durch den Vater und Ver- schen den Fingern zerronnen. treter seiner Lichtenthaler Pfarrkirche Briefe und Notizen Schuberts bele- gefördert, nach der Delegierung im gen, dass er mit wachem Verstand Jahr 1808 als Knabensänger an die am Leben seiner Zeit Anteil nahm. Wiener Hofkapelle und das Stadt- Ein Linzer Freund, der Landratsbe- konvikt auch durch den Hoforgani- amte Anton Ottenwalt beschrieb das sten Wenzel Ruzicka und den Hofka- eindrucksvoll so: Wir saßen bis nicht pellmeister Antonio Salieri. Ab 1813 weit von Mitternacht beisammen und schlossen sich einige Jahre Schul- nie hab ich ihn so gesehen noch ge- tätigkeit als Hilfslehrer an. Freunde