1. Abonnementkonzert der Saison 2009 / 2010 Konzerthaus Berlin Samstag, 21. November 2009, 20:00 Uhr (Großer Saal)

Robert Schumann Das Paradies und die Peri

Solisten: Silvia Weiss, Sopran Manuela Bress, Alt und Mezzosopran Michael Zabanoff, Tenor Jörg Gottschick, Bass

KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN BERLINER KONZERT CHOR

DIRIGENT: JAN OLBERG

Kartenservice: Berliner-Service / Gerd Swatek (Tel. 030-564 971 67) www.berliner-service.de

Robert Schumann – Das Paradies und die Peri

Im Jahr 1810 erhält der Zwickauer Im gleichen Jahr erscheinen als op.1 Verlagsbuchhändler und Schriftsteller die Abegg-Variationen für Klavier. August Schumann zum fünften Male Schumann schreibt der Mutter: Nachwuchs - der Sohn Robert wird „Wüßtest Du nur, was das für Freuden geboren. An Robert erkennt man früh sind, die ersten Schriftstellerfreuden; schon eine künstlerische Doppelbega- kaum wird der Brautstand ihnen etwas bung. Er ist ein genialer Klavierspieler, nachgeben. Da hängt denn jetzt auch auch in öffentlichen Konzerten, er kom- mein ganzer Herzenshimmel voll poniert und tummelt sich zugleich in der Hoffnungen und Ahndungen. - So stolz Literatur, die ihm in der väterlichen wie der Doge von Venedig mit dem Buchhandlung schier unbegrenzt zur Meere, vermähle ich mich nun zum Verfügung steht. Eine notwendige Ent- erstenmal mit der großen Welt, die in scheidung für die Poesie oder für die ihrem ganzen Umfang die Welt und die Musik wächst nur langsam und un- Heimat des Künstlers ist.“ merklich heran. Doch schrieb er schon Und wieder nimmt er Unterricht bei mit 17 Jahren: „Es ist sonderbar, daß ich Wieck. Schumann hat das Zeug dafür, da, wo meine Gefühle am stärksten ein großer Pianist zu werden. Eine sprechen, aufhören muß, Dichter zu falsche Übungsmethodik führt aber sein.“ schnell zu einer Lähmung des 3. und Trotz Talentförderung verlangen ihm die 4. Fingers der rechten Hand, so dass Eltern jedoch ein Jurastudium ab. Wider- sich die erträumte Zukunft am Klavier willig beugt sich der junge Mann und verflüchtigt. Er konzentriert sich also beginnt in Leipzig, dann in Heidelberg, auf’s Komponieren und nimmt dafür diese – ihm verhasste – Beschäftigung. Unterricht. In den Folgejahren entsteht Doch in Wahrheit sitzt er zumeist am eine Klavierkomposition nach der Klavier. Bereits in Leipzig nimmt er bei anderen. dem berühmten Klavierlehrer Friedrich Um der zeitgenössischen Musik und Wieck Unterricht. 1830 schreibt er ihm: damit auch seinem eigenen Wirken als „Aber wüßten Sie, wie es in mir drängt Komponist einen objektiveren Wider- und treibt und wie ich in meinen Sym- hall in der Öffentlichkeit zu verschaf- phonien schon bis zu op. 100 gekom- fen, gründet Schumann in Leipzig die men sein könnte, hätte ich sie aufge- Neue Zeitschrift für Musik , die er bis schrieben…ich bin manchmal so voll 1844 herausgibt, als Redakteur selbst von lauter Musik und so recht überfüllt beschreibt und ihr Programm formt. von nichts als Tönen, daß es mir eben Sie „ soll nicht bloß die Gegenwart ab- nicht möglich ist, etwas niederzu- spiegeln; der Sinkenden [Gegenwart – schreiben.“ G.B.] muß die Kritik vorauseilen und Kurz darauf bricht Schumann das Jura- sie gleichsam aus der Zukunft zurück- studium ab. An die Mutter gerichtet heißt bekämpfen.“ Und über die politischen es: „Mein ganzes Leben war ein zwan- wie auch die musikalischen Parteien zigjähriger Kampf zwischen Poesie und seiner Zeit heißt es, man könne sie Prosa, oder nenn es Musik und Jus … “ einteilen in „ Liberale, Mittelmänner und

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Reaktionäre“ , oder mit anderen Worten ein wenig gelingt es ihm dabei, „eine in „Romantiker, Moderne und Klassiker “. neue poetische Zeit vorzubereiten, Auf der Rechten sitzen „ die Alten, die beschleunigen zu helfen“ , wenigstens Kontrapunktler, die Antichromatiker“ und als Vision. Selbst aus den entspre- auf der Linken „die Jünglinge, die chenden märchenhaften Handlungen phrygischen Mützen [dieses der Peri (1843) werden die „Markenzeichen“ ihrer politischen Zeitgenossen auch ihre politischen Gesinnung trugen die Jakobiner Schlüsse gezogen haben, denn all das während der französischen Revolution entsprach ihren Lebenserfahrungen. von 1789] , die Formenverächter, die Eine weitere Wende in Schumanns Genialitätsfrechen, unter denen die Leben bringt die Liebe zu Wiecks Beethovener als Klasse hervorstechen.“ Tochter Clara, die ihrerseits eine bra- Sein trotziges Programm des Aufruhrs, vouröse Pianistin ist. Gegen den hart- des Vorwärtsdrängens und Stürmens ist näckigen Widerstand ihres Vaters künstlerisch und musikalisch klar. Über erstreiten die beiden 1840 ihre Hoch- seine Zeit schreibt er, dass „..deren zeit. Das Hochgefühl dieses Jahres Bestimmung zu sein scheint, ein Zeit- lenkte den Komponisten auf ein wei- alter loszuketten, das noch mit tausend teres Schaffensgebiet: das Kunstlied. Ringen am alten Jahrhundert hängt. Mit Von seinen insgesamt 248 Liedern der einen Hand arbeitet sie noch, die entstanden allein in diesem einen Jahr Kette loszumachen, mit der andern deu- 130, darunter die großen Zyklen nach tet sie schon auf eine Zukunft hin, wo sie Eichendorff, Chamisso und Heine! Das gebieten will einem neuen Reich…“ . Jahr 1841 sieht ihn mit sinfonischen Dass also diese Welt verändert und ver- Arbeiten beschäftigt (u.a. die B-Dur- bessert werden müsse, ist ihm insoweit und die d-Moll-Sinfonie), und im fol- ebenso klar. genden Jahr sind es eine Reihe von Einen politischen Weg weiß Schumann Kammermusiken. Dazu kommen publi- jedoch nicht, obgleich schon 1827 in zistische Arbeiten, die Redaktions- seinem Tagebuch stand: „Die politische leitung der Zeitschrift, Konzertreisen Freiheit ist vielleicht die eigentliche mit seiner Frau und kurzzeitig eine Amme der Poesie … In einem Lande, Anstellung als Kompositionslehrer am wo Leibeigenschaft, Knechtschaft etc. 1843 von seinem Freund Felix Men- ist, kann die eigentliche Poesie nie delssohn Bartholdy in Leipzig gegrün- gedeihen.“ deten Konservatorium. Er ist ein Später, in seinem Werk Das Paradies vielbeschäftigter Mann. und die Peri , schildert er die Welt als Schumann führt ein Projektenbuch. Im wunderschöne Heimstatt des Menschen, Jahre 1840 notiert er darin u.a. die Ab- die ein Paradies für alle sein könnte, sicht, eine Oper Das Paradies und die wäre sie nicht in ihr Gegenteil verkehrt Peri zu schreiben. Der Plan geht zu- worden durch Krieg und Blut, Pest, rück auf Märchen, zusammengehalten Verbrechen. Für die Freiheit zu käm- in der Rahmenhandlung Lalla Rookh pfen, fordert er beharrlich. Im Finale des Iren Thomas Moore (1779-1852). lässt er den Siegesjubel ausufern. Wenn Der, bis heute geschätzt als umfang- auch Erlösung und Sieg in der Wirklich- reicher Sammler irischer Melodien, keit seiner Zeit nicht denkbar sind, so legte seine Dichtung 1817 vor. Lalla sollen sie sich wenigstens in der Musik, Rookh (deutsch: Prinzessin Tulpen- in der Poesie, durchsetzen dürfen. Und wange) bedient sich, nicht sehr streng,

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persischer Erzählungen und Mythen. Die ständlicherweise wieder hinein. Doch Erzählung geleitet uns an die Quelle das ist für sie verschlossen und das alter Vorstellungen zum Thema Pa- Tor von einem Engel bewacht. Sie soll radies. Diese entstammen der Kultur sich erdenwärts auf die Suche des altpersischen Großreiches (ca. 550- begeben. Bringt sie „des Himmels 330 v.Chr.). Im Avestischen, einer der liebste Gabe“ bei, soll ihr Erlösung beiden Sprachen des Reiches, taucht zuteil werden. Ihre Wege sind weit. Die der Begriff wohl zum ersten Male auf: Stationen heißen Indien, Ägypten und pairi.daêza. Er bezeichnet einen einge- Syrien – gelobtes Land (es sind die hegten, oft auch ummauerten, Park der äußersten Ränder des altpersischen persischen Repräsentationsarchitektur, Reiches, dessen Zentrum der heutige in dem vielfältige konzeptionelle Bezie- Iran war). Die Peri erbringt zunächst hungen zwischen Architektur, Bäumen, den letzten Blutstropfen eines für die Blumen, Wiesen, Wasser, Licht, Schat- Freiheit gestorbenen jungen Helden, ten und Luft gestaltet sind. Da gibt es danach den letzten Hauch einer Ge- eine Lebensqualität, die einem historisch liebten, die gemeinsam mit dem an früheren, scheinbar idealen Lebensraum Pest sterbenden Geliebten in den Tod der Menschen nachgeformt sind. Es ist geht. Doch erst ihr drittes Angebot, die das Grundmuster des persischen erste Träne eines reuigen Sünders, Gartens (als markantestes Beispiel öffnet ihr das Himmelstor. Ihr Streben heute mag vielleicht das indische Taj nach Erlösung führte zum Erfolg. Mahal gelten), das spätere Kulturen Gemeinsam mit dem Chor der Seligen übernommen haben. Aus dem pairi. im Paradies bricht Jubel los. daêza wurde das griechische Para- Schon als Kind kannte Schumann deisos, das römische Paradis und das Moores Erzählung, denn 1822 war christliche Paradies, gleichbedeutend eine deutsche Nachdichtung im Verlag mit dem Begriff des Garten Eden (den seines Vaters erschienen. Zur Verto- es auch schon in den alten orientali- nung zieht er verschiedene Über- schen Kulturen gab). In modifizierter setzungen zu Rate, darunter auch die Form übernahmen sowohl Islam als seines Jugendfreundes Emil Flechsig. auch Buddhismus und Hinduismus diese Bei der Einrichtung des Librettos Vorstellung. 1841/42 ändern sich die Pläne des Die Perser besaßen in ihren Mythen Komponisten. Er überarbeitet die auch die Peri, lichtähnliche Wesen, die Vorlagen, ändert, strafft, schafft sich in märchenhaften Landen (Dschinnistan) Personen und dichtet Passagen selbst durch die Lüfte fliegen und sich vom hinzu. Das Ganze soll nun nicht mehr Duft der Blumen nähren. Sie sind von so Oper sein, sondern anders. In einem überirdischer Schönheit, dass diese Brief 1843 aus der Zeit, da er die Kom- kaum beschrieben werden kann. Lieb- position innerhalb von nur vier Mona- lich, leicht und luftig kommen sie daher. ten verfasst, schreibt er: „Im Augen- Unsere europäischen Elfen und Feen blick bin ich an einer großen Arbeit, sind ihnen wohl nachgeformt. der größten, die ich bis jetzt unternom- Moore denkt beides zusammen: Peri men – es ist keine Oper – ich glaube gehören ins persische Paradies. Eine beinahe ein neues Genre für den Con- davon beging ein von Moore nicht näher certsaal.“ Und an anderer Stelle: „Der benanntes Vergehen, wird deshalb aus Stoff ist ‚das Paradies und die Peri’, dem Paradies gewiesen und will ver- von Th. Moore – ein Oratorium, aber

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nicht für den Betsaal – sondern für heitshelden in einem Finale von heitere Menschen …“ Am liebsten wäre wahrer Händelscher Oratorienwucht. ihm dann der schlichte Begriff Mit der Präsentation der Gabe beginnt „Dichtung“. der zweite Teil. Erneute Suche wird Schumann komponiert in einem wilden nötig. Im Sterben einer großen Liebe Schaffensrausch. Clara sieht das so: findet sich die zweite Gabe. Dieses „Mich dünkt es das Herrlichste, was er je Finale hat seinen entsprechend stillen geschrieben. Er arbeitet aber auch mit Schluss. Wie der Beginn des dritten Leib und Seele daran, mit einer Glut, Teiles zeigt, genügt auch die zweite dass mir zuweilen bangt, es möchte ihm Gabe nicht den Ansprüchen. Die dritte schaden; und doch beglückt es mich erst verschafft Erlösung und Einlass. auch wieder.“ Über die Fertigstellung Die darob in Jubel ausbrechende des Werkes erfährt der Freund Verhulst Schlusskantate mag mit ihrer sieg- von Schumann: „Ich habe mein ‚Para- haften Wucht an das „Fidelio“-Finale dies und die Peri’ am vorigen Freitag erinnern, da ist Schumann wieder fertig gebracht, meine größte Arbeit, und „Beethovener“. ich hoffe, auch meine beste … Die Ge- Straff organisiert ist auch die Binnen- schichte der Peri … steht in Thomas gliederung der drei Teile. Die schema- Moores Lalla Rookh und ist wie für Mu- tische Abfolge von Rezitativ und Arie sik geschrieben. Die Idee des ganzen ist der überlieferten Gattungen von Oper so dichterisch, so rein, dass es mich und Oratorium ist aufgehoben. ganz begeisterte. Das Ganze wird gera- Schumann formt größere, durchkom- de einen Abend ausfüllen, und ich denke ponierte Szenen, in denen sich die und hoffe zu Gott, es im nächsten Win- Liedform mit der Großform verzahnt. ter in einem eigenen Concerte aufzufüh- Sie sind von verwandten musikali- ren, vielleicht auch selbst zu dirigieren.“ schen Motiven geprägt. Nie verliert So kam es auch. Die Uraufführung am sich der Komponist im Augenblick. 5. Dezember 1843 in Leipzig geriet so Alles erscheint so knapp als nötig. Auf erfolgreich, dass sechs Tage darauf eine engstem Raum ergeben sich daher Wiederholung gegeben wurde. Zu Leb- große Kontraste. Alles ist im Fluss. zeiten des Komponisten konnten ins- Nirgends muss die Aufmerksamkeit gesamt über 50 Aufführungen registriert erlahmen. werden, in deutschen Ländern, in Böh- Generationen von „Fachleuten“ haben men, Südafrika, Irland, in den Nieder- diese klassische Strenge der Formung landen, den USA und in der Schweiz. übersehen. Sie haben kritisiert, dass In der Tat ist diese Praxiswirkung riesig. die Dichtung nicht in gängige Schub- Und sie lässt sich nur zum geringen Teil laden der Gattungszugehörigkeit damit erklären, dass es damals eine passt. Immer wieder wurde auch von Orientschwärmerei gegeben habe. Die kitschiger Handlung, minderer dichte- eigentliche Überzeugungskraft kommt rischer Qualität, von nachlassender der Schumann’schen Musik selbst zu. kompositorischer Erfindungskraft Nahezu genial einfach und straff ist der Schumanns gerade im dritten Teil Handlungsverlauf gegliedert. Nach einer geredet, von überbordender Lied- kurzen Einleitung, die das Umherirren seligkeit. Was soll das alles? Darf nicht beschreibt, erfahren wir vom Verstoß der Genuss eines Märchens ganz aus dem Paradies. Auf der Suche selbstverständlich einem „heiteren erleben wir das Scheitern eines Frei- Menschen“ zukommen? Wie kann

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man übersehen und überhören, dass Mensch (die Peri) zu sich selbst finden diese Musik engagiert ihre Sympathie kann. Dies als Genuss erlebbar zu und ihr Mitgefühl gegenüber den machen, gelingt Schumann glänzend. Suchenden, Irrenden, den Scheiternden, Und vielleicht darf abschließend hier den Ausgestoßenen, Heimatlosen, den noch der Freund Felix Mendelssohn Wanderern durch die Welt bekundet? Bartholdy zu Wort kommen, der 1844 Akzeptiert hat man doch stets, dass an den Londoner Verleger E. Buxton Daland, der fliegende Holländer, Erlö- schrieb: „Ich muß Ihnen sagen, dass sung durch seine Senta findet, Lohen- ich dieses Werk von Dr. Schumann grin durch Elsa, dass sich die Nixe Un- (Paradies und Peri) mit dem größten dine von Friedrich de la Motte-Fouqué Vergnügen gelesen und gehört habe, und Lortzing nach menschlicher Liebe dass es mir einen Genuß bereitet hat, sehnt, ebenso Dvo řáks Rusalka und An- der es mir leicht machte, den einstim- dersens kleine Meerjungfrau, ohne migen Beifall vorauszusagen, den es Rückfragen nahm man die drei Prüfun- … geerntet hat, und dass ich es für ein gen von Tamino und Pamina in Mozarts hochbedeutendes, edles Werk voller Zauberflöte hin. Schumann bleibt in sei- hervorragender Schönheiten halte. In ner Welt, in der man nicht selig werden Tiefe des Ausdrucks und poetischem kann. Er sucht nicht die himmlische Er- Gefühl steht es sehr hoch, die Chöre lösung. Trotzig will er den Konflikt durch- sind ebenso effektvoll und gut ge- kämpfen bis zum Sieg. Seine Musik er- schrieben als die Solopartien melo- hebt sich über all den Erdenjammer. Für disch und einnehmend sind…“. den kurzen Zeitraum des Erklingens ent- steht eine zweite Wirklichkeit, in der Dr. Gerd Belkius Selbstbehauptung möglich wird, der

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Ausführende

Silvia Weiss - Sopran … geboren in Wiesbaden, studierte an der Hochschule der Künste Berlin und besuchte die Liedklasse von . Mit ihrem Operndebut an der Berliner Kam- meroper in Henzes Elegie für junge Liebende begann eine internationale, breitgefächerte Konzertkarriere. Silvia Weiss sang u.a. unter (Berliner Philharmoniker), (Dresdner Philhar- monie), (BSO), Ivor Bolton (Salzburg) und Jun Märkl (Münchner Rundfunkorchester); sie arbeitet mit Barock- und zeitgenössischen Ensembles, sowie mit namhaften Konzertchören zusammen. Opernengage- ments führten sie - außer an die – in die Opern und Konzerthäuser ganz Europas. Zu ihren herausragenden Partien zählen die Konstanze aus Mozarts Die Entführung aus dem Serail , Gilda / Rigoletto und Violetta / La Traviata von Verdi, sowie Partien aus Xerxes von Händel und Weisse Rose von Udo Zimmermann. Sie ist Gast bei renommierten Festivals in Salzburg, Venedig, Dresden, Graz und Berlin, den Potsdamer und Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Schwetzinger Festspielen, und im November 2009 wie im Vorjahr bei den Kasseler Musiktagen mit einem Liederabend.

Manuela Bress – Mezzosopran … studierte von 1985-1993 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Schon während ihrer Studienzeit sammelte sie Bühnenerfahrung und gas- tierte seit 1993 am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, in der Luther-Stadt Wittenberg und an anderen Bühnen. Sie ist im Opernbereich wie auch als Konzertsängerin zu Hause. Mit großem Erfolg sang sie in der Berliner Philharmonie die Requien von Dvo řák und Verdi. Beim „Glasperlen“-Festival Estonia erhielt sie von einem begeisterten Publikum stehende Ovationen für ihre Urlicht-Interpretation aus Mahlers 2. Sinfonie. Vom Chamber Music Festival in Estland wurde sie zu einem Liederabend eingeladen. Mehrere Live-Übertragungen und CD-Aufzeichnungen bei Deutsch- landRadio, z.B. Fünf Gesänge nach Hölderlin op. 9 und die Uraufführung von Paul Dessaus Examen (DSO, Roger Epple) beim Ultraschall-Festival in Berlin. Weitere Stationen ihres Wirkens sind eine Operngala mit den Hamburger Sinfonikern, die Aufführung der Petite Messe solennelle von Rossini mit dem Berliner Konzert Chor in der Berliner Philharmonie, Golgatha von Frank Martin in München, Liverpool Oratorio von Paul McCartney in Berlin, ein Liederabend in Tallinn (Estland) und mehrere Konzerte mit dem Berliner Konzert Chor. Im Jahr 2008 gab sie ihr Debut bei den Bayreuther Festspielen.

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Michael Zabanoff, Tenor … stammt aus Berlin. Er wechselte vom Knabensopran in den Bass eines Berliner Kirchenchores und sang dann mehrere Jahre im Herrenquartett Die Evergreeners aus dem Repertoire der Comedian Harmonists . Mit begin- nender Gesangsausbildung wechselte er ins Tenorfach. Nach einer kaufmännischen Berufsausbildung absolvierte er 1993 bis 1999 das Gesangsstudium an der HfM Hanns Eisler in Berlin bei Frau Prof. Faltin. Seit 1999 studiert er bei F.W. Nahr. Als freischaffend tätiger Solist hat sich Michael Zabanoff sowohl auf der Bühne, als auch auf dem Konzertpodium Beachtung erworben. Gastverträge führten ihn an das Landestheater Mecklenburg, das Schloßparktheater und an das Schauspielhaus in Berlin, sowie an das Theater der Landeshauptstadt St. Pölten in Österreich. Neben der Bühnentätigkeit widmet sich Michael Zabanoff gleichermaßen dem Konzertgesang. So gab er bereits verschiedene Liederabende in Berlin und gilt als ein gefragter Partner einer wachsenden Zahl von Berliner Konzertchören, mit denen er immer wieder in den großen Konzertsälen der Stadt zu hören ist. Sein großes Konzert- Repertoire reicht von den Evangelistenpartien J.S. Bachs bis zum Schwan in C. Orffs Carmina Burana .

Jörg Gottschick - Bass … in Düsseldorf geboren, bekam seine Gesangs- ausbildung in Hamburg und Berlin, seit 1986 bei Ks. Loren Driscoll (Deutsche Oper Berlin). Seit 1987 war er freischaffender Sänger, vorwiegend im Konzert- und Oratorienfach aber auch in Konzerten und Liederabenden im In- und Ausland. Er gestaltete zahlreiche Urauffüh- rungen und Opernproduktionen mit freien Gruppen (Berliner Kammeroper, Neue Opernbühne Berlin) und hatte Gastverträge an verschiedenen Theatern (Staats- oper Unter den Linden, Komische Oper). Von 1989 bis 1998 war er als Dozent für Gesang und Sprecherziehung an der Kirchenmusikschule Berlin-Spandau tätig und seit Oktober 2002 ist er Lehrbeauftragter für Gesang an der Universität der Künste Berlin. Er arbeitete mit dem Berliner Philharmonischen Or- chester, dem DSO Berlin, dem Chamber Orchestra of Europe, dem Cleveland Orchestra und der Akademie für Alte Musik zusammen unter Dirigenten wie Gerd Albrecht, Christoph von Dohnanyi, Michael Tilson-Thomas, Lothar Zagrosek, Philippe Herreweghe, René Jacobs, Marcus Creed und wirkte an Rundfunk- und Schall- plattenaufnahmen mit. Er tritt bei internationalen Festspielen (Dresden, Salzburg, BBC Proms, Maggio Musicale Florenz) auf und ist mit Konzerten und Liederabenden in Japan sowie in Nord- und Südamerika unterwegs.

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Jan Olberg, Künstlerischer Leiter

... wurde 1963 in Berlin geboren. Talent und Neigung führten ihn schon früh zur Musik. Er nahm Unterricht in den Fächern Klavier und Horn, und seine Freude am Gesang weckte in ihm den Wunsch, in der erweiterten Oberschule in Wernigerode – mit dem angeschlossenen Rundfunk-Jugendchor – seine schulische und musi- kalische Ausbildung zu verbinden. Dort erhielt er bei Friedrich Krell eine erste Chorleiterausbildung. Ab 1983 studierte Jan Olberg an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar das Fach Chordirigieren bei Martin Klaus und schloss mit dem Diplom als Chordirigent ab. Ab 1991 studierte er an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin zusätzlich das Fach Orchesterdirigieren bei Prof. Hans-Dieter Baum und ergänzte seine Ausbildung durch Studien bei namhaften Dirigenten wie Robert Sund und Gabor Hollerung. Bei Frau Prof. Renate Faltin erhielt er eine Gesangs- ausbildung. Schon 1989 gründete er mit drei Berliner Sängern das Vokalquartett Opus Vier und war bis 1993 dessen Mitglied und künstlerischer Leiter. Den Rundfunk-Kinderchor Berlin begleitete er viele Jahre als Pianist, u.a. auf Konzertreisen nach Japan, Taiwan, USA und Russland. 1995 übernahm er die Leitung der Primaner, des Jugendchores am Berliner Georg-Friedrich-Händel- Gymnasium. Der Chor entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem Spitzenensemble, das bis heute bei internationalen Chorwettbewerben mehrfach erste Preise und Diplome erringt. Parallel zu dieser erfolgreichen Arbeit übernahm Jan Olberg 1998 die Leitung des Jugendchores beim Berliner Konzert-Chor und bewarb sich – durch seine bisherige Tätigkeit empfohlen – im Jahr 2001 erfolgreich um die vakant gewordene Stelle als Künstlerischer Leiter des Berliner Konzert- Chores. Seitdem fühlt sich der Berliner Konzert-Chor nicht nur den Traditionen der eigenen – mehr als fünfzigjährigen – Geschichte verbunden, sondern auch den neuen Wegen, die unter Jan Olbergs Leitung in der Repertoiregestaltung und bei der gesangstechnischen Ausbildung seiner Mitglieder beschritten werden.

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Robert Schumann Das Paradies und die Peri

ERSTER TEIL Der Engel Dir, Kind des Stamms, schön, doch voll 1 Alt-Solo Sünden, Vor Edens Tor im Morgenprangen kann eine frohe Hoffnung ich noch künden. stand eine Peri schmerzbefangen: Im Schicksalsbuche stehn die Worte: Und wie sie lauscht dem Lebensquelle, „Es sei der Schuld die Peri bar, dess’ Flut harmonisch drinnen hallte, die bringt zu dieser ew'gen Pforte und wie vom Licht ihr Fittich helle, des Himmels liebste Gabe dar." das durch halboff‘ne Pforten wallte: Geh, suche sie und werde rein: Weint sie, verbannt aus diesen Au'n, Gern lass ich die Entsühnte ein! ihr sündiges Geschlecht zu schaun. 4 Peri 2 Peri Wo find' ich sie? Wo blüht, wo liegt Wie glücklich sie wandeln, die sel'gen die Gabe, die dem Himmel g'nügt? Geister, Ich kenne die Urnen, mit Schätzen gefüllt, im Dufte von Blumen, die nimmer verblühn! tief unter Tschelminars Säulen verhüllt; Sind mein auch die Gärten auf Landen und ich sah der Weihrauchinseln Grün Meer, viel Klaftern tief im Meere blühn; und pflück' ich selbst Blumen auf Sternen ich weiß auch, wo die Genien umher: König Jamschids Pokal verhehlen. Ein Blümlein des Himmels ist schöner denn Er ist von Gold und von Juwelen alle! und Lebenstropfen sind sein Getränk; Glänzt Kaschemirs See auch sonnig und rein Doch, will auch der Himmel solch mit seiner Plataneninseln Schein, Geschenk? und rinnen dort Ströme auf goldenem Sand; Strahlt je der Demant einer Krone doch ach! Nur den Seligen ist's bekannt: wie die Stufen an Allahs Wunderthrone? Ein Tropfen des Himmels ist schöner denn Und, o ihr Lebenstropfen, was seid alle! ihr für die Tiefen der Ewigkeit! Geh, schwing' dich im Fluge von Stern zu 5 Tenor-Solo Stern, von Welt zu leuchtender Welt, so fern So sann sie nach und schwang die Flügel als der Himmel wölbt seine Sonnenhalle, jetzt über Indiens Blumenhügel. nimm alle die Wonnen von allen den Quartett Sphären O süßes Land! O Götterpracht! und lass durch unendliche Zeiten sie Es flüstern die Palmen sacht, währen: es flimmert die Sternennacht. Ein Stündlein des Himmels ist schöner denn Dort schäumt auf Bernsteingrund das Meer alle! über Korallenriffe her, 3 Tenor-Solo dort brütet heiß der Sonne Brand Der hehre Engel, der die Pforte im Schoß der Berge Diamant. des Lichts bewacht, vernimmt die Worte, Es rieseln, reichen Bräuten gleich, und wie er lauscht und näher schleicht die Bächlein hold an Golde reich. dem sanften Lied, entsinkt ihm eine Träne. Dort duften Sandelhaine süß. Er sprach: O Paradies!

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6 Chor 9 Tenor-Solo Doch seine Ströme sind jetzt rot Die Peri sah das Mal der Wunde, von Menschenblut, und nun, vertobt des Kampfes Wut, es wütet fürchterlich der Tod. kam sie im Strahl des Morgenrots Er schreitet durch die blumigen Wiesen, und nahm das letzte Tröpflein Blut, verheerend mit den ehernen Füßen. das aus dem Heldenherzen drang, O Land der Sonne, wessen Schritt eh' sich der freie Geist entschwang. geht über deinen Boden, Peri und Chor wirft deine Pfeiler um, zertritt die Göttersäulen und Pagoden? Sei dies mein Geschenk! Er ist's, er ist's von Gazna, Willkommen dorten an Edens Pforten! er naht in seinem Zorn, Denn heilig ist das Blut, er naht in seinem grimmen Zorn! für die Freiheit verspritzt vom Heldenmut, und würde nicht trüben die klarste Flut, Chor der Eroberer die durch die Haine der Sel'gen fließt! Gazna lebe, der mächtige Fürst! O, gibt es ein Opfer der Erdenwelt, Es lebe hoch! Es lebe Gazna, der mächtige ein Geschenk, das teuer der Himmel hält, Fürst! 's ist das Blut, das der Freiheit sterbender Chor der Inder Sohn ihr bringt als letzte Libation! Es sterbe der Tyrann! Sei dies dein Geschenk! Willkommen dorten! 7 Tenor-Solo Und einsam steht ein Jüngling noch, ZWEITER TEIL es fließt sein Blut aus manchen Wunden, 10 Tenor-Solo er beugt den Nacken nicht ins Joch, Die Peri tritt mit schüchterner Gebärde ein Leu, umstellt von Waidmannshunden. vor Edens Tor, Schon hat sein Schwert im Feindesschwarm im Herzen Himmelshoffnungsglück: mit blut'gen Lettern es geschrieben, Ob sich die Pforte öffnen werde, dass ungebeugt ihm Herz und Arm, sie fragt‘s mit stummem Liebesblick. ein Pfeil nur ist ihm übrig blieben. Engel und Engelchor Chor der Eroberer Gern grüßen wir, die so gegangen den Heldentod fürs Vaterland. Gazna lebe, es lebe der mächtige Fürst! Doch sieh, noch weicht der eh'rne Riegel Gazna nicht: Komm, kühner Held, und huld'ge mir, Viel heil'ger muss die Gabe sein, willst du umsonst dein Blut verspritzen? die dich zum Tor des Lichts lässt ein. Dein eitles Kämpfen kann nichts nützen, 11 Tenor-Solo komm, dein Leben schenk ich dir! Ihr erstes Himmelshoffen schwand. Der Jüngling Jetzt sank sie fern im heißen Land Du schlugst des Landes Bürger, auf Afrikas Gebirge nieder du meiner Brüder Würger – und badete ihr matt Gefieder dir diesen letzten Pfeil! im Quell des Nils, dessen Entstehn Gazna kein Erdgeborner noch gesehn. Das sollst du büßen! Chor der Genien des Nils 8 Chor Hervor aus den Wässern geschwind, und sehet das holde, liebliche Kind! Weh, weh, er fehlte das Ziel, Eine Peri ist's, welch' hold Gesicht, es lebt der Tyrann, der Edle fiel! doch stört sie nicht!

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Peri 15 Sopran-Solo Ach Eden, ach Eden, wie sehnt sich nach dir Verlassener Jüngling, nur das Eine mein Herz, o wann öffnet die Pforte sich mir! bleibt, was ihm Trost noch gibt, Chor der Genien des Nils dass sie, die er seit Jahren treu geliebt, geschützt ist vor dem Hauch der Gruft, Hört, wie sie singt, hört, wie sie klagt! in ihres Vaters Fürstenhallen; Hört! Stille! Still! denn dorten kühlig fallen Fontänen, 12 Tenor-Solo süß durchraucht balsam'scher Duft die Fort streift von hier das Kind der Lüfte Hallen, über Ägyptens Königsgrüfte, und rein ist dorten noch die Luft, von Palmenhainen her umrauscht; rein wie die Stirn, von ihr umhaucht. jetzt sieht sie in Rosettas Tal Tenor-Solo dem Nesterbau'n der Tauben zu, Doch sieh, wer naht dort leise schleichend jetzt lauscht sie Schwänen, weiß wie dem melancholischen Gebüsch, Schnee, der Göttin der Gesundheit gleichend, die stolz durchziehen Möris See. mit Rosenwangen frühlingsfrisch! Welch Bild! Kein sterblich Aug' hat je Sie ist's! Vom Strahl des Mondes schaut ein Land gesehn von höh'rer Pracht! er still verklärt sich nah'n die treue Braut. Doch eine Stille, fürchterlich, Sie hält im Arm den Freund, sie presst liegt über diesen Himmelsfluren, die rote Wang' an seine bleiche, mit gift'gem Hauche ihre Spuren sie netzt ihr wallend Haar im Teiche, verfolgend, zieht durchs Land die Pest. dass es die Stirn ihm kühlend nässt. Peri Jüngling Für euren ersten Fall Du hier? Entflieh'! wie hart, ihr Armen, büßt ihr doch, Ein Hauch von mir bringt dir den Tod! habt einige Blüten aus Eden zwar noch, die Schlang' überschleichet sie all'. 16 Jungfrau 13 Tenor-Solo und Quartett O lass mich von der Luft durchdringen, der sel'gen Luft, gehaucht von dir, Die Peri weint, von ihrer Träne scheint und was sie trag' auf ihren Schwingen, rings klar die Luft, der Himmel lacht. Tod oder Leben, süß ist's mir. Denn in der Trän' ist Zaubermacht, Trink meine Tränen, auch mein Blut, die solch ein Geist für Menschen weint. mein Herzblut selbst empfingest du, 14 Alt-Solo wärs Balsam nur für deine Glut, Im Waldesgrün am stillen See, gäbs dir nur auf Minuten Ruh. da seufzt ein Jüngling im schweren Weh: Wend', o, dein hold Gesicht nicht ab, Gepackt von der tötenden Seuche, stahl bin ich nicht deine Braut, bin dein? er her sich, zu enden seine Qual. Ist nicht im Leben, wie im Grab Er, dem im Leben, wo er stand, der Platz an deiner Seite mein? sich jedes Herz einst zugewandt, Denkst du, dass sie, die nur von dir stirbt jetzt, als hätt' er keinen Freund, in dunkler Welt empfängt ihr Licht, hier ungeseh'n und unbeweint. die trübe Nacht erträgt, die ihr hereinsinkt, wenn dein Auge bricht? Jüngling Ich leben ohne dich, allein, Ach, einen Tropfen nur aus der See, du meines Lebens Leben, nein! zu kühlen das fiebrisch brennende Weh, Tenor-Solo ach, einen Tropfen nur aus der Flut, zu kühlen die fiebrische Glut! Sie wankt, sie sinkt, und wie ein Licht im giftigen Hauche des Schachts verlischt, so plötzlich bricht ihr holdes Auge. Ein Krampf, sein Weh ist dann vergangen

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vollendet ist sein Leben. Küsse zu bieten, Küsse zu rauben. Auf drückt sie ihm noch einen langen Schon naht die Sonne, ewige Wonne und letzten Kuss und stirbt im Geben. harret, die freudig dienen dem Herrn! 17 Peri und Chor

Schlaf' nun und ruhe in Träumen voll Duft, balsam'scher umweh' dich die Luft, 19 Tenor-Solo als dem magischen Brand des Phönix Dem Sang von ferne lauschend, schwingt entsteigt, die Peri höher sich empor; wenn er sein eigenes Grablied singt. der reinsten Liebe Seufzer bringt Schlaf' nun und ruh' in Träumen voll Lust, sie als Geschenk vor Edens Tor. du, die treueste, liebendste Brust! Hoch klopft ihr Herz, die Hoffnung spricht’s: Schlaf! Schlaf sanft. Bald soll sie Edens Palmen nah’n, Sie sprachs, und Himmelshauch durchfließt denn lächelnd nimmt der Geist des Lichts von ihren Lippen diese Stelle, am Tore diese Gabe an. sie schwingt den Strahlenkranz und gießt Und horch, von Himmelsbäumen ruft auf beider Antlitz solche Helle, kristall’ner Glöckchen Klang, sie lauscht dass wie ein Heil'genpaar sie lagen. dem Läuten in ambrosischer Luft, Indes die Peri wacht, und Licht die her von Allahs Throne rauscht; mild strahlt in ihre Todesnacht, sie sieht die Sternenschalen blinken, bis ihre Seelen auferwacht. rings um den See des Lichts gereiht, wo die verklärten Seelen trinken den ersten Trank der Herrlichkeit. Doch eitel war der Peri Hoffen, noch stand das ew’ge Tor nicht offen; PAUSE es spricht der Engel, Schmerz im Blick: Engel Noch nicht! DRITTER TEIL Treu war die Maid, und die Geschichte, geschrieben überm Haupt des Herrn, 18 Chor der Houris liest lange noch der Seraph gern. Schmücket die Stufen zu Allahs Thron, Doch, Peri, noch währt der Verschluss schmückt sie mit Blumen, Freundinnen alle, vor Edens Tor: dass auf des Himmels Unterste auch Viel heil’ger muss die Gabe sein, gnädig ein Blick des Ewigen falle. die dich zum Tor des Lichts lässt ein! Schlinget den Reigen, lasst uns verneigen 20 Peri freudig, demutsvoll vor dem Herrn! Verstoßen! Verschlossen Auch der Geliebten vergesset nicht, aufs neu das Goldportal! die auf der Erde zurückgeblieben! Gerichtet, vernichtet Unten ist's dunkel, oben das Licht, der Hoffnung letzter Strahl! Hass ist dort, hier ewiges Lieben. So soll ich 's nimmer, nimmer finden Solo und Chor das edle, köstliche Gut. Seht da, die Bahn zum ew'gen Licht Weh mir, ich fühl ihn schwinden kommt schon die Peri herangeflogen! den hohen Mut. Liebliche Peri, verzweifle nicht, Doch will ich nicht ruhn, will ohne Rast Treu' und Glaub' hat noch nie betrogen. von einem Pole zum andern schreiten, Suche das Gut, im Auge ruht, durchpilgern will ich alle Weiten, was das Teuerste ist dem Herrn! bis ich das Gut, bis ich's erfasst, Jetzo zurück in die Rosenlauben, das mir das höchste Glück verheißt, Freude zu geben, Freud' zu empfangen, das, Eden, mir dein Tor erschleußt. an des Geliebten Lippen zu hangen, Und wär's bewacht in Graun und Nacht,

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tief in der Erde tiefsten Gründen, hineingeschmolzen, dort gewahr ich's, auch ich will, ich muss das Kleinod finden! ein Blatt, auf welchem rein 21 Bass-Solo das Siegel prangt von Salomo: Vielleicht entziffern sie mirs, Jetzt sank des Abends goldner Schein wo auf Erden, in den Meeren, ruht auf Syriens Rosenland herein, die Zaubermacht, das edle Gut, wie Glorienschimmer hing die Sonn' das Eden öffnet sünd'gen Wesen, über dem heil'gen Libanon. vielleicht vermags mein Aug' zu lesen! Es ragt in Wintermajestät Hinab! sein Haupt, vom ewigen Schnee beglänzt, indes der Sommer schläft bekränzt Tenor-Solo am Fuß auf einem Blumenbeet. Sie schwebt herab im frohen Hoffen, Die aus der Höhe konnte schau'n noch lacht des Himmels Auge hold, herab auf all die Zauberau'n, die Lauben auch aus Abendgold wie schön erschien ihr nicht die Welt, stehn noch im Westen offen. das rege Leben, rings erhellt, Jetzt über Balbeks Tal sich schwingend, der Gärten Pracht, der Wellen Schimmern, erblickt im Spiele sie ein Kind, an ihren Ufern goldne Früchte, inmitten wilden Rosen singend, die schöner noch im Sonnenlichte, so rosig wild wie selbst sie sind. und dann das tausendstimm'ge Rufen, Beim Knaben, der des Spiels nun satt das alte Schäferrohr, das Summen in Blumen sich gelagert hat, der Bienen im gelobten Land, sieht sie vom heißen Rosse steigen die schwärmen über Blumenfelder, jetzt einen müden Mann und schnell und Jordan, dein beglückter Strand, an einem hochumgrasten Quell und deine nachtigallenreichen Wälder! zum Trunke sich herunterbeugen, 22 Tenor-Solo dann kehrt er schnell sein wild Gesicht aufs schöne Kind, das furchtlos saß, Und wie sie niederwärts sich schwingt, obgleich noch nie des Tages Licht eine Schar von Peris sie umringt: ein wild'res Antlitz sah als das, Chor der Peris entsetzlich wild, ein grauser Bund, Peri, ist's wahr, wie Wetterwolk aus Nacht und Glut, dass du in den Himmel willst? dort stehn die Laster all, es tut Genügt dir nicht das Sonnenlicht dort jedes Bubenstück sich kund. und Sterne, Mond und Erde? Meineid, erschlagner Gast, Peri, ist's wahr, betrogne Braut, mit blut'ger Schrift dass du in den Himmel willst? auf jenem Antlitz stands geschrieben. So nimm uns eilig mit! Sopran-Solo Peri! Peri! Peri! Doch horch, wie Vesperruf zum Beten, Bass-Solo da still die Sonn' hernieder schwebt, Mit ihrer Schwestern Worten von Syriens tausend Minareten wächst ihr Schmerz, jetzt durch die Lüfte bebt; schwer ist ihr Fittich, trüb ihr Herz; Vom Blumenbeet hebt sich der Knab', freudlos sieht sie die Sonn' sich neigen das seinem Haupt ein Lager gab, dort hinterm Tempel, einst ihr eigen, kniet nieder auf den blum'gen Grund, des Säulen hoch und einsam, weit worauf mit reinem Engelsmund die Schatten breiten durch die Au'n. er Gottes ew'gen Namen spricht; Er scheint, indem er Blick und Hand 23 Peri zum Abendhimmel aufgewandt, Hinab zu jenem Sonnentempel! ein Engelskind, das sich hernieder Ein Amulett, auf dessen Stein verirrt hat, ein Zeichen glänzt, vom Blitz und seine Heimat suchet wieder.

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Tenor-Solo doch weiß die Peri wohl: Der Schein, Und was fühlt er, der sünd'ge Mann, es muss des Engels Lächeln sein, der dort lehnt und sich nun entsann womit er mild die Träne grüßt, so manchen Jahrs voll Schuld und Blut, die bald den Himmel ihr erschließt. der auf des Lebens dunkler Flut 26 Peri umsonst späht nach dem Rettungspfade, Freud', ew'ge Freude, mein Werk ist getan, wo nichts den Ölzweig bringt der Gnade. die Pforte geöffnet zum Himmel hinan. Der Mann Wie selig, o Wonne, wie selig bin ich! 's war eine Zeit, du selig Kind, Süß Eden, wie finster sind gegen dich da jung und rein, wie du, mein Tun Schedukians Demanttürme, wie matt und Beten war doch nun! die duftenden Lauben von Amberabad! Lebt wohl, ihr Düfte der Erd', ihr verraucht 24 Quartett und Chor schnell, wie der Liebenden Seufzer O heil'ge Tränen inn'ger Reue, verhaucht. in eurer sanften Sühnungsflut Vom Tubabaum ist nun mein Schmaus, die einzige, die erste neue er duftet der Ewigkeit Odem aus. schuldlose Lust für Schuld'ge ruht. Lebt wohl, ihr Blüten in meinem Kranz, O heil'ge Tränen! ihr blühtet so schön und verwelket doch 25 Peri schon; O was sind Blumen im irdischen Glanz Es fällt ein Tropfen aufs Land doch gegen den Lotos vor Allahs Thron, Ägypten, von Juniushitze verbrannt, mit ew'gen Blütenästen umstrebt, vom Mond herab! wo in jeglichem Blatt eine Seele lebt! Von so heilender Kraft, dass zur Stunde O ew'ge Freude, mein Werk ist getan, der Dämon der Pest entschwebt, die Pforte geöffnet zum Himmel hinan. und Gesundheit, Himmel und Erde belebt. Wie selig, o Wonne, wie selig bin ich! Lässt so, o Sünder, nicht genesen dich dieser Reuetränen Fall? Chor der Seligen Wie glüh'nd die Wunden der Brust gewesen, Willkommen, willkommen unter den ein Himmelstropfen, er heilt sie all! Frommen! Tenor-Solo mit Chor Du hast gerungen und nicht geruht, nun ist es errungen, das köstliche Gut. Und sieh, demütig betend kniet Sei uns willkommen! Sei uns gegrüßt! der Mann dort an des Kindes Seite, Ja, gibt es ein Opfer der Erdenwelt, indes ein Sonnenstrahl auf beide, ein Geschenk, das teuer der Himmel hält, den Sünder und den Reinen, glüht. die Träne ist's, die du gebracht, Und Hymnen durch den Himmel schweben, die aus dem Aug' des Sünders floss, denn einer Seele ward vergeben. die dir den Himmel wieder erschloss. Gesunken war der goldne Ball, Du hast gerungen und nicht geruht, noch lagen sie auf ihren Knien, nun ist es errungen, das köstliche Gut. da fiel ein rein'rer, schön'rer Strahl, Aufgenommen in Edens Garten, als je aus Sonn' und Sternen schien, wo liebende Seelen deiner warten, auf jene Träne. dich ew'ge Wonne umfließt. Ein sterblich Auge nähm' ihn zwar Sei uns willkommen! Sei uns gegrüßt! als Meteor, als Nordlicht wahr,

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Den Förderern und Sponsoren des Berliner Konzert-Chores sei herzlich für ihre finanzielle und ideelle Unterstützung für dieses Konzert gedankt:

BERLINER KONZERT CHOR Freundeskreis

Regierender Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten

HECKER WERNER HIMMELREICH RECHTSANWÄLTE

Rothert Hausverwaltungen GmbH

WEG-Verwaltungen Koblenzer Str. 27 Vermittlung von Grundbesitz 10715 Berlin Altbaumodernisierung - Baubetreuung Geschäftsführer: Dipl. Fin. Wirt Hartmut Kuntzen Fon 030 / 322 60 36 [email protected] Fax 030 / 326 55 68

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Vorankündigungen

Di 08.12.09 19:00 Konzerthaus Camille Saint-Saëns Oratorio de Noël Felix Mendelssohn Bartholdy Vom Himmel hoch Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium - Kantate Nr. 1

So 20.12.09 15:00 Matthäus-Kirche Weihnachtsprogramm der Steglitz Berliner Konzert Nachwuchs-Chöre

Di 16.03.10 20:00 Philharmonie Johann Sebastian Bach Matthäuspassion

Sa 19.06.10 16:00 Gethsemanekirche Werke von Vivaldi bis Rutter Prenzlauer Berg

Änderungen vorbehalten! Weitere Konzerttermine folgen. *)

______*) Nutzen Sie doch unseren aktuellen und kostenlosen Informationsservice! Sie können regelmäßig per E-Mail über die Konzerte des Berliner Konzert-Chores informiert werden, wenn Sie unseren Newsletter abonnieren: Tragen Sie sich in der Konzertpause in die Newsletter- Abonnentenliste ein, die im Foyer ausliegt, oder schreiben Sie später eine kurze E-Mail an: [email protected].

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Sie

• stellen Ansprüche? • sind musikbegeistert? • wollen selbst aktiv musizieren? • könnten sich vorstellen, in einem Chor mitzusingen?

Dann wird es Sie interessieren, dass der Berliner Konzert-Chor jederzeit gern neue Chorsänger aufnimmt!

Wer mitsingen möchte, sollte uns unverbindlich in einer der nächsten Chorproben besuchen und prüfen, ob er oder sie dazu gehören möchte. Außer in den Schulferien finden die Proben mittwochs und freitags um 19:00 Uhr statt:

im Zentrum Berlins, in der Waldorfschule Gormann- / Ecke Weinmeisterstr. (U-Bahn-Linie 8)

Weitere Termine und Details zu unserer Probenarbeit finden Sie im Internet unter www.berlinerkonzertchor.de in der Rubrik „Wir über uns“.

Am besten lernen Sie uns während der Proben vor Ort kennen. Sie können aber auch gern vorab telefonisch Ihre Fragen stellen. Rufen Sie uns an unter 030-218 5001 (Anrufbeantworter) oder 0171-4097276 (Hartmut Grethen).

Auch unsere Nachwuchschöre sind stets an begabten Kindern und Jugendlichen interessiert. Hierzu finden Sie weitere Informationen auf unserer Website unter „JUGEND-CHOR“ oder „SPATZEN-CHOR“.

Programmheftredaktion: Hartmut Grethen

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