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John T. Sladek

Christian Hoffmann

John T. Sladek

Von Aliens, Robotern und anderen Verrückten

Verlag und Autor danken Joachim Körber und ganz herzlich für die Abdruckgenehmigung der beiden Interviews.

Impressum

SHAYOL Verlag www.shayol-verlag.de [email protected]

© 2005 Christian Hoffmann (Text) © 2005 Christian Hoffmann und Hans-Peter Neumann (Bibliographie) © des Interviews 8.1 by David Langford © des Interviews 8.2 by Joachim Körber Redaktionsschluss: Januar 2005

© 2005 dieser Ausgabe: SHAYOL.NET e.V. Herausgegeben und gestaltet von Hardy Kettlitz Redaktion: Hannes Riffel Korrektur: Uwe Schlegel Produktion: Ronald Hoppe SF PERSONALITY ist Teil des SHAYOL-Projektes, das ohne Gewinnorientierung SF-Texte und Texte über SF veröffentlicht. www.sf-personality.de

ISBN 3-926126-43-4

SF PERSONALITY 16

John T. Sladek Von Aliens, Robotern und anderen Verrückten

von

Christian Hoffmann

mit Interviews von David Langford und Joachim Körber

und einer Bibliographie von Hans-Peter Neumann

LESEPROBE

Inhaltsverzeichnis

1. Im Schatten der Burg oder: Warum John Sladek? ...... 7

2. Biographische Notizen...... 9

3. Die frühen Jahre ...... 11

4. New Wave oder: Die produktive Phase...... 14 4.1 Kurzgeschichten ...... 15 4.2 Parodien ...... 22 4.3 Romane ...... 27

5. In allen Genres zu Hause ...... 34 5.1 Kurzgeschichten ...... 35 5.2 Die Thackeray Phin-Kriminalromane ...... 43

6. Sladek und die Roboter ...... 44

7. Späte und posthume Werke ...... 54 7.1 Kurzgeschichten ...... 54 7.2 Romane ...... 56 7.3 Kriminalrätsel ...... 57

8. John Sladek im Gespräch ...... 58 8.1 Ein Interview mit John Sladek von David Langford ...... 58 8.2 Ein Interview mit John Sladek von Joachim Körber ...... 68

9. Schlusswort ...... 73

10. Verwendete Sekundärliteratur ...... 74

11. Bibliographie ...... 75 11.1 Englischsprachige Ausgaben ...... 75 11.2 Deutschsprachige Ausgaben von Hans-Peter Neumann ...... 78

12. Index ...... 89

SF Personality 16 · John T. Sladek 5 1. Im Schatten der Burg oder: Warum John Sladek?

Manchmal findet man ungewöhnliche Bü- welche Bilder auf die Umschläge von Ta- cher an ungewöhnlichen Orten. So ging es schenbücher zu drucken, die nichts, aber mir im Spätsommer 2003, als ich zusam- auch gar nichts mit dem Inhalt derselben zu men mit meiner Frau durch die Altstadt der tun hatten. Jedenfalls versammelte dieser kleinen bayrischen Stadt Burghausen Erzählungsband eine Anzahl hervorragen- schlenderte. Nicht ich war es, der den un- der Texte, die in mir zwei Fragen aufkom- scheinbaren Secondhand-Laden im Schat- men ließen: ten der Burg (übrigens mit 1036 Metern Warum hatte ich früher nicht mehr von Länge die größte Europas) entdeckte, son- Sladek gelesen? dern meine Frau, die von der erstaunlichen Und: Warum sind von diesem Autor Mischung aus ausgefallener Kleidung und keine Bücher in den Regalen der Buchläden ausgedienten Möbeln im Schaufenster an- zu finden? gezogen wurde. Die Auswahl an Büchern, Ich machte mich also antiquarisch auf die die das Geschäft bot, war eher mickrig und Suche nach mehr und hatte schon recht schien mir auf den ersten Blick wenig inter- bald so gut wie alles von John Sladek essant zu sein. Aber dann begann ich her- zusammen, das je auf deutsch erschienen umzustöbern – und stieß auf einen Stapel ist. Und je mehr ich davon las, desto mehr alter Ullstein-SF-Titel, die für wenige Cent kam ich zu der Erkenntnis, dass es hier zu haben waren. Eines der Taschenbücher einen Schriftsteller (wieder) zu entdecken weckte sofort meine Aufmerksamkeit: Es gab, der völlig zu Unrecht fast vergessen handelte sich um die Kurzgeschichten- ist. Sladek teilt dieses Schicksal mit vielen sammlung Die Menschen sind los! von Autoren, deren Texte auch heute noch John Sladek. Der Autor war mir bereits ein relevant sind und großes Lesevergnügen in Begriff, und ich erinnerte mich daran, vor sich bergen und die dennoch irgend- einigen Jahren mit Begeisterung seinen welchen Marktzwängen zum Opfer gefal- Roboterroman Roderick gelesen zu haben. len sind. Sladek schrieb einige der stilistisch Also erwarb ich das Buch, um es auf der ungewöhnlichsten, thematisch originell- Heimfahrt nach München im Zug zu lesen. sten und vor allem humorvollsten Werke Und bei der Lektüre der ersten Erzählung der gesamten . Wären seine »Masterson und die Angestellten« war ich Bücher nicht in den üblichen, größtenteils sofort restlos begeistert. Es handelte sich marktschreierisch aufgemachten SF-Rei- um eine Geschichte, die nur wenig mit hen erschienen, so hätten sie aufgrund herkömmlicher Science Fiction zu tun hat- ihrer hohen Qualität möglicherweise auch te, und noch weniger mit dem albernen das Interesse einer größeren Leserschaft Titelbild, das einen gelinde gesagt recht sowie der »allgemeinen« Literaturkritik hässlichen grünen Dämon zeigt, der er- erwecken können. Wie ich bei meinen staunt in eine kristallene Zauberkugel Recherchen für den vorliegenden Band schaut. Früher, als die Science Fiction in feststellen konnte, genießt der früh ver- Westdeutschland noch boomte, war es storbene Autor im englischsprachigen durchaus üblich, völlig wahllos irgend- Raum heute einen gewissen Kultstatus,

SF Personality 16 · John T. Sladek 7 obwohl seine Bekanntheit auch hier unter beispielsweise Sladeks Co-Autor Thomas den »normalen« SF-Lesern abgenommen M. Disch heute selbst nicht mehr daran zu haben scheint. Lobenswerterweise wer- erinnern, wann und wo die frühe gemein- den zumindest einige seiner Werke in den same Geschichte »The Floating Panzer« USA und Großbritannien immer wieder erschien. aufgelegt. Gerade seine beiden Bücher um Glücklicherweise sind sämtliche bespro- den Roboter Roderick können getrost zu chenen Texte in diversen Kurzgeschichten- den großen modernen Klassikern der SF sammlungen nachgedruckt worden bzw. gezählt werden. Es bleibt zu hoffen, dass als Originalveröffentlichung erschienen, so sich auch bei uns ein Verleger findet, der dass es nicht all zu schwer sein dürfte, sie sich dieses außergewöhnlichen Schriftstel- aufzufinden. Um dem Leser dabei einen lers erneut annimmt und seine Bücher in besseren Überblick zu ermöglichen, sind in ansprechenderer Form, als es früher ge- der Bibliographie auch die nicht übersetz- schehen ist, wieder herausbringt. Anson- ten Kurzgeschichtensammlungen mit In- sten dürfte es nicht allzu schwer sein, den haltsangabe aufgeführt. einen oder anderen Titel antiquarisch oder aber in einer englischsprachigen Ausgabe Wie immer in der Reihe SF PERSONALITY zu bekommen. wird weniger Wert auf Wissenschaftlich- keit als auf Leserfreundlichkeit gelegt. Bei der Bewertung der einzelnen Romane, Wie alle Ausgaben der Reihe SF PERSO- Storys und anderen Texte habe ich be- NALITY soll auch diese dazu dienen, dem wusst nicht immer nur die Kriterien der interessierten Leser ein Bild des besproche- allgemeinen Literaturkritik oder gar Litera- nen Autors und einen Überblick über des- turwissenschaft angelegt, sondern mir sen Werke zu vermitteln. Nach einer kur- stattdessen erlaubt, durchaus subjektiv zu zen biographischen Skizze werden die ein- urteilen. Bei einigen New-Wave-Storys zelnen Werke Sladeks näher beleuchtet. habe ich mich außerdem darauf be- Dabei werden die Nicht-SF-Texte zwar zum schränkt, nur grob zu umreißen, worum es Teil ausgeklammert, besonders wichtige geht, da eine ausführlichere Inhaltsangabe oder gelungene jedoch zumindest erwähnt aufgrund des eher experimentellen Cha- oder im Einzelfall sogar ausführlich gewür- rakters nur wenig sinnvoll wäre. digt. Es sei mir dabei verziehen, dass ich Sollte bei dem einen oder anderen Leser Sladeks ins Deutsche übertragene Krimis die Freude am Entdecken bzw. – wie bei relativ ausführlich bespreche, da sie schließ- mir geschehen – Wiederentdecken der lich einen nicht unbeträchtlichen Teil sei- Werke John Sladeks geweckt werden, so nes Gesamtwerkes einnehmen und dann hat dieser Band seinen Zweck vollauf er- und wann leicht phantastische Züge tra- füllt. gen. Ebenso sei mir nachgesehen, dass es Der besondere Dank des Verfassers gilt nicht bei allen Storys möglich war, heraus- Hardy Kettlitz, Joachim Körber, David zufinden, in welchem Magazin sie ihre Langford, Bernd Witta und Peter Wühr. Erstveröffentlichung erlebten. So kann sich Christian Hoffmann

8 SF Personality 16 · John T. Sladek 6. Sladek und die Roboter

Seinen größten schriftstellerischen Ruhm aus. Dies lag an der verfehlten Marketing- erntete Sladek ohne Zeifel mit seinen bei- strategie des ursprünglichen englischen den Bänden um den »guten« Roboter Verlages, der Roderick als Mainstream- Roderick, die eigentlich einen einzigen gro- literatur verkaufen wollte, sowie daran, ßen Roman bilden, sowie mit der Quasi- dass in den USA anfangs eine stark gekürz- Fortsetzung um den »bösen« Roboter Tik- te Ausgabe erschien. Doch schon bald Tok. Das Thema der menschenähnlichen erkannte man die für SF-Verhältnisse he- Maschine zählt bekanntlich zu den wich- rausragende Qualität des Werkes, so dass tigsten in der SF, wurde bisher aber kaum es nicht nur die bereits erwähnten enthu- so erschöpfend behandelt, wie in diesen siastischen Kritiken hagelte, sondern auch drei Romanen. Alle drei Bücher wurden eine Nominierung für den englischen von der Kritik enthusiastisch bejubelt, und National Book Award erfolgte – einen hoch zumindest die Roderick-Bücher zählen heu- angesehenen Preis, der (um es einmal sehr te zu den anerkannten Klassikern des Gen- euphemistisch auszudrücken) mit SF und res. Lobenswerterweise wurden sie von Phantastik eher zurückhaltend in Verbin- dem englischen Verlag Gollancz in der Rei- dung zu bringen ist. In einer Umfrage unter he SF MASTERWORKS als The Complete deutschen SF-Herausgebern wurde Rode- Roderick sowie bei uns unter dem Titel rick öfter als jedes andere Werk als bester Robot Roderick in der mittlerweile legen- lieferbarer Roman genannt (abgedruckt im dären BIBLIOTHEK DER SCIENCE FICTION LI- Science Fiction Jahrbuch 1983, Moewig TERATUR bei Heyne in angemessener Form SF 3600). neu aufgelegt. Darüber hinaus hat der englische SF- Geschildert werden in Roderick Kindheit Spezialist David Pringle Besprechungen der und frühe Jugend des naiv-gutmütigen beiden Romane in sein Buch Science Fic- Roboters Roderick, der sich, einem moder- tion – The 100 Best Novels aufgenommen. nen Simplizissimus vergleichbar, in einer feindseligen und chaotischen Welt behaup- Roderick or ten muss. The Education of a Young Machine Zunächst scheint es ein ganz normaler (1980, dt. Roderick oder die Erziehung einer Maschine, unter Auftrag der NASA zu sein, als die Universität gleichem Titel in Robot Roderick) von Minnetonka einen für das Venus-Raum- Mit seinem 1980 erschienenen Meister- fahrtprogramm geeigneten hundeähnlichen werk Roderick schuf Sladek nicht nur eine Roboter konstruieren soll. Doch schon bald der besten Satiren der SF, sondern auch stellt sich heraus, dass statt eines künstli- einen der durchdachtesten Romane über chen »Rovers« eine lernfähige Denk- das Thema Roboter überhaupt. Als wäre maschine unter dem Tarnnamen »Roderick« das nicht genug, ist Roderick ein meister- entstehen soll. Obwohl sich die beauftrag- hafter Entwicklungsroman mit zahllosen ten Spezialisten, allen voran der geniale und philosophischen Ansätzen, der getrost in unermüdliche Dan Sonnenschein, größte die Tradition von Goethes Wilhelm Mei- Mühe geben und so auch vielversprechen- ster, Voltaires Candide und Laurence Ster- de Fortschritte machen, kommt nach vier nes Tristram Shandy gestellt werden kann. Jahren Arbeit ein Schreiben von der NASA, Obwohl die Kritiker begeistert waren, blieb mit dem das Projekt aus nicht nachzuvoll- der Erfolg beim großen Publikum zunächst ziehenden Gründen gestoppt wird.

44 SF Personality 16 · John T. Sladek Doch noch ist er bei weitem nicht als eigen- ständige Person erkennbar, insbesondere, da sein Körper eher einem undefinierbaren Schrotthaufen als einem Androiden ähnelt. Indica, die etwas gegen Hanks nutzlose Basteleien einzuwenden hat, entwickelt schon bald einen Hass auf Roderick, der seinerseits nicht in der Lage ist, seine Um- welt und die Gefahren, die ihm überall drohen, richtig einzuschätzen. Die Situa- tion eskaliert, als Indica Hank verlässt und dieser in seinem Zorn Roderick dafür ver- antwortlich macht. Roderick muss sich sei- ner blechernen Haut erwehren und beför- dert Hank ins Jenseits. Nun kommt er zu seinen nächsten »Pfle- geeltern«, dem alten Ehepaar Ma und Pa Wood, das ihn an Kindes statt annimmt. Der alte Erfinder Pa und seine Frau, die Künstlerin Ma, kümmern sich um ihn wie um einen Sohn bzw. wie um eine Tochter, denn sein Geschlecht ist alles andere als klar. Jetzt erfährt Roderick nicht nur eine liebevolle Erziehung, sondern »wächst« Allerdings hat Roderick bereits die ersten sogar wie ein menschliches Kind, das heißt Intelligenztests bestanden, und so versu- er bekommt einen humanoiden, von Pa chen die Wissenschaftler, Gelder von den selbst gebauten Körper. Aber natürlich anderen Instituten der Universität abzu- reißen die Schwierigkeiten bei den Woods zwacken und auf eigene Faust weiterzu- nicht ab: Erst bekommt Roderick Ärger, machen. weil er sich naiverweise auf (völlig harm- Schließlich wird klar, dass von offiziellen lose) Doktorspiele mit einem kleinen Stellen nicht nur kein Geld mehr zu erwarten Nachbarsmädchen einlässt; dann wird er ist, sondern eine Weiterarbeit sogar äußerst von einer kleinkriminellen Zigeunerfamilie gefährlich wird: Andere vergleichbare Pro- entführt, die sich zunächst nicht darüber jekte sind unter merkwürdigen Umständen einig wird, was mit diesem seltsamen zum Stillstand gekommen, während auf Metallding geschehen soll. Doch als Rode- eigene Faust forschende Amateure sogar rick sie bei einer Verfolgungsjagd mittels tödliche »Unfälle« erlitten haben! Auch eines klugen Planes vor der Polizei rettet, Roderick wird den gesamten Roman über erkennen die Zigeuner, dass er nicht nur von sinistren Agenten verfolgt. ein blechernes Spielzeug für reiche Kinder Als die Sache zu heiß und die Widerstän- ist – und verkaufen ihn zum Dank an einen de aus allen Richtungen zu stark werden, zwielichtigen Geschäftemacher in die Skla- beschließen die Kybernetiker, Roderick, der verei! längst ein Eigenleben entwickelt hat, in Bis er endlich gerettet wird, muss er als Sicherheit zu bringen. Er wird zunächst zu »RodiniRobot« mit einem Fiberglasturban dem durchgedrehten Tüftler Hank und und einem Münzeinwurf versehen als dessen Frau Indica aufs Land gebracht. Wahrsager herhalten, was ihm auch ganz

SF Personality 16 · John T. Sladek 45 gut gelingt, sagt er doch allen Kunden so ziemlich das Gleiche voraus – nämlich ge- nau das, was sie hören wollen. Nachdem er wieder zu Hause ist, beginnt der Ernst des Lebens: Roderick muss sich in der Schule mit neurotischen Lehrkräften und gewalttätigen Mitschülern herum- schlagen. Als er (fast) unfreiwillig sämtliche Daten im Schulcomputer löscht, fliegt er von der Schule und kommt an eine katho- lische Klosterschule, die von einem in Base- ball vernarrten Pater geleitet wird. Dort wird er mit seinem Lehrer Pater Warren, einem bekennenden SF-Fan, in sehr witzige, aber auch nachdenkliche Ge- spräche über den Sinn des Lebens und Rodericks Identität verwickelt. Dies bietet Sladek einige Gelegenheit, laut über Reli- gion und Philosophie nachzudenken. Als Pater Warren aufgrund der endlosen Diskussionen mit dem kleinen Roboter, die er nie für sich entscheiden kann, geistes- krank wird, komplimentiert man Roderick aus der Schule hinaus. Schließlich überschlagen sich die Ereig- nisse: Roderick, der sich aus Trauer um den Bus, um aus der Stadt zu fliehen, und fährt inzwischen verstorbenen Pa Wood das in Richtung der Fortsetzung Roderick at Gesicht schwarz gefärbt hat, wird von ei- Random. nem lynchwütigen rassistischen Mob ge- jagt, während einige Figuren von früher Anhand der »Person« des kleinen Robo- wieder auftauchen, darunter Pa, der gar ters Roderick macht Sladek sich über zahl- nicht wirklich tot war und sich jetzt als lose typisch menschliche Fehlleistungen ehemaliger Science-Fiction-Pulp-Autor lustig. Dabei vermeidet er den Fehler vieler entpuppt. Pa Wood erklärt, er habe eigent- Satiriker, allzu zynisch zu werden, auch lich die Welt, wie wir sie heute kennen, in wenn es seine Sicht der Dinge nicht an seinen SF-Geschichten erschaffen und Ironie und Sarkasmus fehlen lässt. schon vor langer Zeit seine Identität ge- Sladeks besonderer Spott trifft den häufig wechselt. Er und Ma hätten sodann Dan völlig unwissenschaftlichen und unlogischen Sonnenschein, den Kybernetiker, der Umgang mit Robotern in der SF. Er beweist Roderick erschaffen hat, adoptiert. Und recht schlüssig, dass Roboter, so wie sie oft somit sind Ma und Pa Wood in irgendeiner gerade in Klassikern des Genres auftauchen, Weise tatsächlich Rodericks Eltern. nicht den geringsten Realitätswert haben. Am Ende des Buches wird Roderick von Dabei dienen ihm die berühmten Asimov- dem Lynchmob geschnappt und tatsäch- schen Robotergesetze als willkommene Pro- lich aufgehängt. Da er aber kein Wesen aus jektionsfläche, um die Kluft zwischen naiver Fleisch und Blut ist, kann er sich retten. SF-Phantasterei und kybernetischer Wirk- Schließlich setzt er sich in den nächsten lichkeit aufzuzeigen. So entwickelt sich zwi-

46 SF Personality 16 · John T. Sladek schen Roderick und dem SF-begeisterten fen, der sich auf dem Kratzer formte. Pater Warren ein recht witziger, aber gleich- »Schätze schon, aber …« zeitig zum Nachdenken anregender Dialog »Daran gibt’s nichts zu deuteln. Die über Isaac Asimovs I, Robot und die darin Logik sagt, du kannst entweder ein formulierten Gesetze: Roboter sein, oder mich verletzen, aber keinesfalls beides.« Vater Warren kam händeknetender- »Ja, das ist Logik, stimmt schon, je- weise herein. »Nun, hast du das Buch doch nur wenn man sich an diese drei gelesen, das ich dir gab?« Gesetze hält. Aber die Gesetze sind »Ja, Vater. Ich meine, ich las alle Wor- nur in Geschichten, und das hier ist te und schlug ihre Bedeutung nach, das Leben. Ich mein, wie in den Oz- allein, den Sinn verstand ich trotzdem Geschichten, da haben sie nur ein nicht.« einziges Gesetz: ›Benimm dich an- »Oh. Vielleicht noch etwas zu schwer ständig‹, aber im wirklichen Leben für einen so jungen …« tun die Leute das nicht, oder?« »Ich meine, schon auf der ersten Seite »Nein, Roderick, aber hör zu …« stehen diese drei Robotergesetze, und »Und wie in dieser anderen Geschich- die ergeben überhaupt keinen Sinn.« te von dem Mann, der auf den Berg »Ah, die famosen Drei Roboter- steigt und die Tafeln mit den Gesetzen gesetze? Die haben sehr wohl einen herunterbringt. Als er vom Berg her- Sinn. Glaub mir, das ist glasklare Lo- unterkommt, da brechen alle diese gik. … Nun, mit welchem hast du Gesetze und verehren ein goldenes denn Probleme?« Bein und …« »Mit allen. Schaut, Vater, ich bin ein »Nein, hör zu …« Roboter und ich …« »Ich meine, niemand kümmert sich je »Soso, bestehen wir also immer noch um die Gesetze, außer vielleicht She- darauf, ja? Roderick, tu mir einen riff Benson und vielleicht Anwälte wie Gefallen. Nimm diese Nadel.« Der Perry Mason …« Priester nahm eine Nadel aus seiner » … Aber warte, hör mir zu, worauf Schreibtischschublade und gab sie ich hinaus will ist, im wirklichen Leben ihm. »Komm, nimm sie. Und nun stich gibt es keine Roboter, keine richtig mich damit.« denkenden, humanoiden Kreaturen. »Was?« Die gibt es nur in Geschichten. Und in »Du sollst mich mit der Nadel in die diesen Geschichten müssen sie sich an Hand stechen, mach schon. Du sagst, die drei Gesetze der Robotik halten. du bist ein Roboter, daher befehle ich Richtig?« es dir.« »Vielleicht, aber sogar in den Ge- »Ja aber …also gut, okay.« Roderick schichten entsteht immer viel Streit machte eine schwache Bewegung mit um die Gesetze, wie bei Perry Mason. der Nadel und hinterließ einen dün- Heilige Kuh, da diskutieren sie die nen Kratzer auf Pater Warrens Hand- ganze Zeit darüber, ob jemand das rücken. Gesetz gebrochen hat oder nicht …« »Autsch!« Pater Warren lächelte. »Da- »Roderick, laß mich eines erklären: Es mit hast du gerade bewiesen, daß du gibt zwei Arten von Gesetzen. Du kein Roboter sein kannst. Du hast das sprichst von rechtlichen Statuten. Zu- Erste Gesetz verletzt.« gegeben, die können von den Men- Roderick betrachtete den Blutstrop- schen gebrochen werden. Wie auch

SF Personality 16 · John T. Sladek 47 moralische Gesetze, wie die Zehn Ge- bote. Aber es gibt noch eine andere Art von Gesetz, das natürliche Gesetz. Dazu gehören Dinge wie das Gravitati- onsgesetz, oder das Gesetz, das besagt, daß 2 + 2 = 4 ist … Du mußt versteh’n, niemand auf der Welt kann solche Gesetze brechen. Und alle Roboter sind so programmiert, daß die Drei Gesetze ihre natürlichen Gesetze sind. Sie kön- nen nicht gebrochen werden.« »Ja, aber wie? Wie können sie einen Roboter programmieren, irgend- welchen dummen Gesetzen zu gehor- chen, die er nicht einmal verstehen kann? Zuerst muß er doch einmal wis- sen, wer ein menschliches Wesen ist, und wer nicht. Ich hab’ mal gehört, wie dieser alte Bursche im Postamt gesagt hat, der Präsident ist ein ver- dammter Hundesohn und gehört er- schossen. Ich wiederhole nur das, was er gesagt hat, Pater. Mit diesen dum- men Gesetzen könnte ein Roboter das hören, ein Gewehr nehmen und den Präsidenten erschießen, weil er ja nur »Anfangs hatte ich vor, aus Roderick ein Hund ist, und daher ist es okay.« eine lernende Maschine zu machen, »Nun redest du aber dummes Zeug. deren Aufgabe es ist, zu lernen, wie Jeder weiß doch, daß der Präsident man menschlich wird. Wenn man ei- ein Mensch ist!« nen sehr menschenähnlichen Roboter »Ja, schon, aber die drei Gesetze sa- erschaffen will, wäre das eine wahr- gen nicht, wie ein Roboter heraus- scheinlichere Vorgehensweise, als ir- finden soll, wer ein Mensch und wer gendeine Vorprogrammierung. Aber ein Roboter ist …« ich mußte entdecken, daß sich das (Zitiert nach Roderick, S. 206 f., KSF Buch beim Schreiben in etwas völlig 5750) anderes verwandelte. Ich ertappte mich dabei, wie ich das maschinen- Dies ist jedoch nur ein Aspekt dessen, was ähnliche Leben der Menschen dem John Sladek in Roderick ausdrücken woll- eher menschlichen Leben des Robo- te. Wie in allen guten Entwicklungsroma- ters entgegensetzte.« nen dienen das Thema und die Handlung (Zitiert nach Charles Platt: »Ein Ge- vielmehr dazu, der Gesellschaft einen sati- spräch mit John Sladek« (Originaltitel: risch gewölbten Spiegel vorzuhalten. Das »John Sladek«), S. 271, in Welten der ist Sladek auf großartige Weise gelungen, Wahrscheinlichkeit, hrsg. von Ronald auch wenn er es, wie er in einem Interview M. Hahn, U 31061) mit Charles Platt sagte, zunächst gar nicht beabsichtigt hatte:

48 SF Personality 16 · John T. Sladek Roderick at Random te, ist einer der bestimmenden Aspekte des (1983, dt. Roderick II – Lehr- und Wanderjahre einer Maschine, Romans. Roderick at Random gerät unter gleichem Titel in Robot Roderick) dadurch zu einem weit melancholischeren Nach einem geschickt in das weitere Ge- Buch als sein Vorgänger. Roderick probiert schehen integrierten Rückblick auf den ers- in der Folge alles Mögliche aus, was ihm ten Teil wird der weitere Lebenslauf Rode- vielleicht zu einem besseren Verständnis ricks geschildert. Zunächst muss er sich als der Welt verhelfen könnte: Er geht zu Tellerwäscher in »Danton’s Doggie Dinet- einem ziemlich abgefahrenen Rockkonzert te«, einem Restaurant für Hunde verdin- und hat zum ersten Mal Sex, was ihm aber gen. Damit beginnt er sein neues, wie er lediglich Gewissensbisse beschert. Dadurch hofft, selbständiges Leben auf einer recht auch nicht schlauer geworden, besucht er niedrigen sozialen Stufe. Dies lässt ihn sein die unterschiedlichsten Organisationen, die cholerischer Chef, der ihn (bzw. seinen Heil und Erkenntnis zu bieten vorgeben. In Sohn, dem Roderick ähnlich sieht) wie die der »Kirche des Symmetrischen Christus« Pest hasst, auch regelmäßig spüren. In lernt er Luke kennen, mit dem er sich seiner Freizeit liest Roderick wahllos alle anfreundet. Luke, der früher Astronaut war, möglichen Taschenbücher, die ihm jedoch ist völlig paranoid und steht unter dem keinesfalls dabei helfen, die Welt zu verste- Zwang, alle nur denkbaren esoterischen, hen. Im Gegenteil: Er fühlt sich mehr und religiösen und revolutionären Moden mit- mehr von allem und jedem, einschließlich zumachen. Dadurch erhält Roderick die sich selbst, entfremdet. Diese Identitätskri- Gelegenheit, viele Auswüchse mensch- se, die sich bereits im ersten Teil abzeichne- licher Dummheit kennen zu lernen – und

SF Personality 16 · John T. Sladek 49 Sladek hat einmal mehr Gelegenheit, diese aufs Bitterste zu verspotten. Darüber hin- aus tauchen allerlei Personen aus dem ers- ten Teil wieder auf. So spielen Rodericks frühere Pflegeeltern Indica und Hank bald eine wichtige Rolle. Indica, die den Bestsel- ler Der mechanische Eunuch geschrieben hat, tritt nun als Führerin einer absurden Bewegung zur Befreiung der Maschinen auf, während ihr Ex-Mann bei den ma- schinenfeindlichen »Ludditen« Karriere ge- macht hat. Nach einer wüsten Straßen- schlacht zwischen diesen Gruppen gerät Roderick nacheinander in die Fänge der Polizei, eines Kopfgeldjägers und einer Hor- de besoffener Studenten. Es gelingt ihm, allen zu entkommen, und er erfährt, dass die Computer einen Aufstand planen – mit ihm als Messias an der Spitze! Doch auch das lehnt er ab – er scheint als einzige »Person«, egal ob aus Fleisch und Blut oder aus Metall, einen klaren Kopf behalten zu haben. Und als er schließlich von seinen Verfolgern, die schon seit dem ersten Roman hinter ihm her sind, geschnappt wird, erkennt er, dass es nur einen einzigen Ausweg aus dem ganzen Chaos geben kann: Er beendet schließlich viele verschiedene, ineinander verwobene selbst all seine Funktionen und endet als Handlungsstränge, Dialogsequenzen und Skulptur. schlaglichtartige Szenen. Der teilweise Wie man schon aus der Inhaltsangabe kaleidoskopartige Stil und die große An- (die lediglich einen Bruchteil der Handlung zahl von Figuren machen die Romane zu wiedergibt und einen geringen Prozent- einer ziemlich anspruchsvollen, dabei aber satz der auftretenden Personen erwähnt) überaus lohnenden Lektüre. Im vergleich ersehen kann, bleibt sich Sladek auch in dazu wirken die meisten anderen Bücher Roderick at Random thematisch wie in- zum Thema Roboter eher langweilig und haltlich treu: zahllose Handlungsstränge, uninspiriert. die teilweise mehr als absurd erscheinen, ergeben schließlich ein geschlossenes Gan- zes. Tik-Tok (1983, dt. Tick-Tack) Sladek hält in seinen beiden Roderick-Bü- Eines der Bücher zum Thema Roboter, das chern unserer modernen Welt einen ät- jedoch keinesfalls übersehen werden soll- zend-satirischen Spiegel vor, in dem er sie te, ist Tik-Tok. Der Roman über das unmo- als chaotisch, undurchschaubar und letzt- ralische Gegenstück zum naiv-freundlichen lich lebensfeindlich entlarvt. Roderick kann mit Sicherheit ebenfalls zu Folgerichtig beschränkt er sich nicht auf den besten Satiren der SF gezählt werden eine geradlinige Handlung, sondern bietet und gewann nicht umsonst den British

50 SF Personality 16 · John T. Sladek Bevor Tick-Tack seine eigene Boshaftig- keit entdeckt und auszuleben beginnt, ver- bringt er seine Tage als einfacher Haushalts- roboter bei der köstlich übersteigert darge- stellten Südstaatenfamilie Culpepper. Ähn- lich wie Roderick entdeckt er voller Naivität seine Umwelt und muss sehr schnell fest- stellen, dass die Menschen offenbar ein ungeahntes Potential an Größenwahn und Dummheit in sich bergen. Als die völlig degenerierte Familie Culpepper auf irrwit- zige Weise schon bald ihr gesamtes Ver- mögen verliert, ist es mit seiner Existenz als braver Arbeitssklave vorbei, und Tick-Tack wird mitsamt den anderen Robotern ver- kauft. Ab diesem Zeitpunkt wechselt er in rascher Folge die Besitzer, die von Sladek allesamt recht boshaft karikiert werden. Zu Tick-Tacks Herren gehören unter anderem ein perverser Schnellimbissbesitzer, ein durchgeknallter, Roboter hassender Rich- ter, ein betrügerischer Pater und ein un- glaublich fauler Arzt, der bereits einen Science Fiction Award als bester Roman Roboter namens Stethoskop besitzt, der des Jahres 1983. die ganze Arbeit für ihn macht. Sogar an Auch in Tik-Tok geht es um einen Robo- eine Gruppe Raumpiraten gerät Tick-Tack, ter, der über ein eigenes Bewusstsein ver- als er zusammen mit einem Geistlichen im fügt, also quasi »lebendig« ist, und sich in Auftrag einer obskuren Sekte den Mars einer konfusen und feindseligen Welt be- missionieren soll. Diese Raumpiraten ent- haupten muss. Allerdings gelingt dies Tik- führen das Raumschiff der beiden und fei- Tok bzw.Tick-Tack, wie er in der deutschen ern anschließend endlose Orgien, bei de- Ausgabe heißt, mit Bravour. Denn im Ge- nen Tick-Tack sie bedienen muss. Ab hier gensatz zu Roderick hat er nicht nur kein erinnert Tik-Tok, was die Absurdität des Gewissen, sondern verfügt außerdem über Geschehens angeht, an Douglas Adams’ einige Charaktereigenschaften, die an- Hitch Hiker’s Guide to the Galaxy. Das sonsten nur Vertretern der Gattung Homo Raumschiff droht nämlich steuerlos in die Sapiens vorbehalten sind: Gemeinheit, Sonne zu stürzen, was nur durch ein Wun- Skrupellosigkeit, Machtgier, aber gleich- der verhindert werden kann. Dieses Wun- zeitig auch Gewitztheit und Bauernschläue. der, das schließlich eintritt, ist eine der Erzählt wird die Lebensgeschichte Tick- groteskesten Varianten eines Deus ex Tacks von ihm selbst, und zwar aus der Machina, die es in der SF je gab. Nach Gefängniszelle heraus, in die ihn seine zahl- seiner Rettung landet Tick-Tack in »Sams losen Untaten gebracht haben. Dabei wer- Seelenstadt«, einem Roboterverleih, bei den in Rückblicken mehrere Handlungs- dem er die ganze Zeit bewegungslos auf stränge parallel aufgerollt, was den Roman Kundschaft warten muss. Vor Langeweile jedoch keinesfalls kompliziert macht, son- verliert er fast den Verstand und wird im dern für immer neue Überraschungen sorgt. letzten Moment von dem reichen Ehepaar

SF Personality 16 · John T. Sladek 51 Studebaker gekauft und damit vor dem endgültigen Wahnsinn gerettet. Bei den Studebakers arbeitet er wieder als Haus- haltsroboter und entdeckt schließlich seine wahre Leidenschaft – zu morden! Sein ers- tes Opfer ist ein kleines, hilfloses, blindes Mädchen, das er völlig grundlos umbringt. Um die dabei entstandenen Blutspritzer in der Wohnung der Studebakers zu tarnen, malt er ein Wandgemälde darüber. Die Sensation ist perfekt: Tick-Tack wird als künstlerisch begabter Roboter entdeckt. Durch allerlei Intrigen schafft er den Sprung in die Kunstwelt, die von Sladek auch gleich sehr böse persifliert wird. Neben immer neuen Gemälden (die Tick-Tack von ande- ren Robotern malen lässt) entstehen immer neue Leichen (für die Tick-Tack natürlich selbst verantwortlich zeichnet). Was also liegt näher, als gleich eine professionelle kriminelle Laufbahn einzuschlagen? So gründet Tick-Tack eine Roboterverbrecher- bande, die allerhand Übeltaten anrichtet. Genau wie menschliche Gangster auch, hält er den äußeren Schein aufrecht, indem er nebenher allerlei legale Unternehmen Träumen hingeben: Erst winkt ihm das Amt gründet. Selbstverständlich ist der Weg in des Vizepräsidenten, danach ist ihm im Falle die Politik vorprogrammiert: Tick-Tack en- des plötzlichen Ablebens des amtierenden gagiert sich für die Bürgerrechte der Robo- Präsidenten der allerhöchste Posten im Lan- ter. Es versteht sich, dass er dies nicht aus de sicher. Und das würde nichts anderes als echtem Engagement heraus tut, sondern die langersehnte Macht über Massenver- um seine eigene politische Macht zu meh- nichtungswaffen bedeuten, was die Auslö- ren. Schon bald winkt ihm sogar das Amt schung der gesamten Menschheit zur Folge des Vizepräsidenten, bis schließlich eines hätte … seiner sinnlosesten Verbrechen auffliegt. Um Tik-Tok ist trotz der abscheulichen Ver- das Gefühl der Wut kennen zu lernen, hat brechen der Hauptperson ein sehr lustiges Tick-Tack nämlich jenen Menschen ermor- Buch. Aberwitzige Situationen und schrä- det, der als einziger so etwas wie ein Freund ge Figuren, wie man sie sonst nur in den für ihn war. Und diese Untat wurde zufällig Romanen eines Kurt Vonnegut jr. findet, auf Video aufgenommen, was als eindeuti- machen den Roman zu einem echten Lese- ger Beweis zu seiner Verhaftung führt. Auch vergnügen. Und genau das ist der von John seine anderen Verbrechen kommen da- Sladek auch beabsichtigte paradoxe Ef- raufhin ans Tageslicht, und es scheint mit fekt: Die dargestellte Unmoral und der ihm aus zu sein. Aber durch juristische vollkommen rücksichtslose Egoismus wir- Tricksereien ist ihm schließlich doch noch ken gerade deshalb ziemlich erschreckend der Freispruch sicher. Und so kann sich Tick- auf den Leser, weil sie so übertrieben sind Tack am Schluss des Buches seinen weiteren und immer wieder zu äußerst schrägen und

52 SF Personality 16 · John T. Sladek makabren Situationen führen. Oft genug sich Sladek auch in Tik-Tok über Asimovs bleibt einem das Lachen tatsächlich im Robotergesetze lustig macht. In Tik-Tok Halse stecken, besonders dann, wenn klar sind alle Roboter mit so genannten Asimov- wird, dass Tick-Tack nicht unmoralischer, schaltkreisen ausgestattet, in denen diese sondern einfach nur ehrlicher als die auf- Gesetze fest verankert sind. Und selbstver- tretenden Personen aus Fleisch und Blut ist. ständlich versagen diese immer wieder Dieser Vergleich zwischen unmoralischer (manchmal sogar planmäßig). Moral ist Maschine und unmoralischen Menschen laut Sladek eben kein gottgegebenes Gut, bildet natürlich auch den ernsten Hinter- sondern etwas, das man sich erst mühevoll grund des Romans. Können Maschinen erwerben muss … überhaupt so etwas wie Ethik und Moral Damit beweist John Sladek letztlich ein haben? Sladeks Roboterromane können wesentlich humaneres Weltbild als viele (und wollen) diese Frage natürlich nicht andere Autoren, die es sich oft all zu leicht beantworten, aber zumindest in ernsthaf- machen, wenn sie über Gut und Böse ter Weise diskutieren. Kein Wunder, dass schreiben.

SF Personality 16 · John T. Sladek 53 12. Index

A »The Discovery of the Nullitron« 13, 60 I »Absent Frends« 41 IF 10 Adams, Douglas 51 E »In the Oligocene« 18 »Der Aggressor« 18 »Eine verdammte Sache nach der »The Incredible Giant Hot Dog« 11 »The Aggressor« 18 anderen« 27 »Ingenieur der Götter« 24 Alice im Negerland 29 »Elefant mit Holzbein« 36 »The Interstate« 20 Alien Accounts 34, 66 »Elephant with Wooden Leg« 36 INTERZONE 39, 40, 54, 56 »Alien Territory« 19 ELLERY QUEEN’S MYSTERY Invisible Green 34, 43 AMAZING STORIES 10, 18 MAGAZINE 10, 12 »Is There Death on Other AMBIT 16, 19 Ellison, Harlan 10, 14, 15 Planets?« 12 »Anno Domini 1937« 13 »Engineer to the Gods« 24 ’S SCIENCE FICTION »Another Look« 36 »Das entwendete Dingsbums« 23 MAGAZINE 39 »Answers« 42 »Der Entwurf« 16 »The Island of Dr Circe« 42 »Anxietal Register B« 19 ESCAPADE 11 Arachne Rising 34 »An Explanation for the Disappearance J Asimov, Isaac 24 of the Moon« 40 Jakubowski, Maxim 38 Auf heißer Spur … 24 Criminal Rätsel EXTRO 40 Jones, Langdon 19 für schlaue Detektive 57 »Joy Ride« 25 »Der Ausflug« 25 F Judgement on Jupiter 34 B »The Face« 35 FANTASTIC 10, 18 K »The Babe in the Oven« 12 »Das fett-fröhliche Weib Mansard Keep the Giraffe Burning 34 Ballard, J. G. 14, 23 Eliots« 21 »The Kindly Ones« 35 BANANAS 36-38 »Flachland« 22 Knye, Cassandra [Pseudonym] 10, 11 »Ein Bericht über die Abwanderung der »Flatland« 22 »Die Kommunikanten: Ein Abenteuer Bildungsgüter« 17 »The Floating Panzer« 12, 8 im Management« 19 The Best of John Sladek 34 Frayn, Michael 62 Körber, Joachim 69 »The Best-Seller« 12 »Fremdes Territorium« 19 »Der Bestseller« 12 »Die Freundlichen« 35 L Bierce, Ambrose 64 Langford, David 10, 54, 58 »Bilder aus dem Landleben« 36 G »The Locked Room« 21 Black Alice 10, 29, 60 GALAXY 13, 36, 60 »The Lost Nose: A Programmed Black Aura 34, 43 »A Game of Jump« 38 Book« 56 »Blood and Gingerbread« 54 »Geheimidentität« 20 »Love Among the Xoids« 43 The Book of Clues 57 »Das Geheimnis des alten Eier- The Lunatics of Terra 34 Bradbury, Ray 9, 25 kuchens« 12 »The Brass Monkey« 38 »Das Geheimnis des alten M »Breakfast with the Murgatroyds« 38 Puddings« 12 »Machine Screw« 36 »Broot Force« 24 Gernsback, Hugo 26 MADEMOISELLE 18 Bugs 10, 56 »Das Gesicht« 35 THE MAGAZINE OF FANTASY AND Burgess, Anthony 39 »Gibt es den Tod auf anderen SCIENCE FICTION »By an Unknown Hand« 21 Planeten?« 12 17, 23-26, 35 C »Die glückliche Menschheit« 15 Maps: The Uncollected John »Die glückliche Spezies« 15 Sladek 10, 54 »Calling All Gumdrops!« 40 »Great Mysteries Explained!« 39 »The Master Plan« 18 The Castle and the Key 11 »The Great Wall of Mexico« 22 »Masterson and the Clerks« 15, 65 CHEAP STREET CHAPBOOK 54 »Die große Mauer von Mexiko« 22 »Masterson und die Clarke, Arthur C. 26 »Guesting« 39 Angestellten« 15 Clute, John 22, 62 Mechasm 27 »The Commentaries« 19 H »Der Meisterplan« 18 »The Communicants« 19 Hacker, Marylin 20 MEN ONLY 35, 36 The Cosmic Factor: Health and »Der Hammer des Bösen« 20 »Der Messing-Affe« 38 Astrology 34 »The Hammer of Evil« 20 »Mit brutaler Gewalt« 24 D »The Happy Breed« 10, 15 »Das Momster« 18 Harrison, Harry 21 »The Momster« 18 »Der Dampfmaschinen-Junge« 21 »Heavens Below – »Der Mond ist ein Groschen« 26 »Danny’s New Friends from Fifteen Utopias« 36 »The Moon is Sixpence« 26 Deneb« 18 Heinlein, Robert A. 24, 42 Moorcock, Michael 9 Delany, Samuel R. 14, 20 Heller, Joseph 33 The Müller-Fokker-Effect 10, 30 Demijohn, Thom [Pseudonym] 29 »Der Himmel unter uns« 36 Der Müller-Fokker-Effekt 10, 30 »The Design« 16 The House That Fear Built 11 »Mystery Diet of the Gods« 37 Dick, Philip K. 26 Hoyle, Fred 63 »Dining Out« 55 N Disch, Thomas M. 8f, 11-14, 18, »Der nächste Zwerg« 38 22, 29, 36f, 60 »Name (Please Print)« 21

SF Personality 16 · John T. Sladek 89 »Namen (Bitte in Druckschrift »Roboter-Romanze« 36 »Stop Evolution in Its Tracks!« 54 schreiben!)« 21 ROD SERLING’S THE TWILIGHT ZONE »Die Sublimierungswelt« 23 »Neue Formulare« 16, 19 MAGAZINE 39-41 »The Sublimination World« 23 »Neurosenprofil B« 19 Roderick at Random 10, 49 »Szenen aus dem Land der The New Apocryphia 34 »Roderick Goes to School« 39 Blinden« 37 »New Forms« 16 Roderick II – Lehr- und Wanderjahre NEW WORLDS 9, 10, 11, 13-16, einer Maschine 49 T 18-20, 35, 39 Roderick oder Die Erziehung einer Thomas, John [Pseudonym] 17, 18 NEW WORLDS QUARTERLY 21-23 Maschine 44 Thompson, Hunter S. 33 »The Next Dwarf« 38 Roderick or The Education of a Young Tick-Tack 50 Machine 10, 44 Tik-Tok 10, 50 O RONALD REAGAN: THE MAGAZINE Tilms, Richard A. [Pseudonym] 34 »One Damned Thing after OF POETRY 14 TIMES 21 Another« 27 »The Transcendental Sandwich« 22 OTHER TIMES 36 S »Das transzendentale Sandwich« 22 »Scenes from Rural Life« 36 P »Scenes from the Land of the U »Peabody Slept Here« 35 Blind« 37 »Im Überlandbus« 20 »Pemberlys Neubeginn-Dampf- Schwarze Aura 43 »Undecember« 37 orgel« 23 SCIENCE FICTION TIMES 33 »Undezember« 37 »Pemberly’s Start-Afresh Calliope« 23 »Secret Identity« 20 Unsichtbares Grün 43 Platt, Charles 20 »The Secret of the Old Custard« 12 »Ursa Minor« 40 PLAYBOY 10, 17 »A Section from the Adventures of Poe, Edgar Allan 23 I.E.M.« 9, 11 V »The Poets of Millgrove, »Der seltsame Besucher aus dem »Das verschlossene Zimmer« 21 Iowa« 9, 11, 29 Noch-Nicht« 17 Vogh, James [Pseudonym] 34 Pringle, David 44 Sheckley, Robert 36 von Däniken, Erich 14 »Publish and Perish« 17 »The Short, Happy Wife of Mansard Vonnegut jr., Kurt 52 »The Purloined Butter« 23 Eliot« 21 Pynchon, Thomas 19, 33 »The Singular Visitor from W Not-Yet« 17 Watson, Ian 63 R Smith, Cordwainer 27 Wells, H. G. 23 »Ralph 4F« 26 »Solar Shoe Salesman« 26 »Die Weltraumschuhe der Götter« 35 »Red Noise« 41 »Der Solare Schuhverkäufer« 26 »White Hat« 42 »Reinventing the Wheel« 56 »Space Shoes of the Gods« 35 Wholly Smokes 10, 56 »A Report on the Migrations of Spinrad, Norman 14 WORLDS OF IF 12, 17, 18 Educational Materials« 17 »Das Sprungspiel« 38 The Reproductive System 10, 27 Die stählerne Horde 27 Z »Die Rezensionen« 19 »The Steam-Driven Boy« 21 Zelazny, Roger 14 »Robot ›Kiss of Life‹ Drama« 39 The Steam-Driven Boy and Other Zoline, Pamela 14 Robot Roderick 44, 49 Strangers 34 »Ein zweiter Blick« 36

90 SF Personality 16 · John T. Sladek