für Astronomie Nr. 29 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. / VdS

Schwerpunktthema Mond

ISSN 1615 - 0880 www.vds-astro.de II/ 2009 [email protected] • www.astro-shop.com Tel.: 040/5114348 • Fax: 040/5114594 Eiffestr. 426 • 20537 Hamburg

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Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

das „Jahr der Astronomie“ ist in vollem Zwei andere Serviceleistungen der VdS Gange. Anlass sind zwei Ereignisse, die zum Jahr der Astronomie erfreuen sich vor 400 Jahren ihren Lauf nahmen: Galileo bereits großer Beliebtheit. Unter der Rubrik Galilei richtete zum ersten Mal ein Teleskop „VdS-Mediathek“ können sich Referenten auf Himmelskörper wie den Mond oder von der VdS-Homepage (www.vds-astro. Jupiter, und Johannes Kepler hat in seiner de) professionell gestaltete Grafiken her- Schrift „Astronomia Nova“ die ersten bei- unterladen und diese kostenlos für ihre den Gesetze der Planetenbewegung veröf- Vorträge verwenden. fentlicht. Der letzten Ausgabe des VdS-Journals lag Doch im Jahr 2009 jährt sich ein weiteres die Broschüre „Jahresprogramm zum Jahr wichtiges Ereignis, das im Schatten von der Astronomie“ bei. Die VdS hatte 20.000 Kepler und Galilei leicht übersehen wird: Exemplare für Vereine und Sternwarten Am 20. Juli 2009, um 22 Uhr, 17 Minuten drucken lassen. Mittlerweile wurden über und 58 Sekunden (Sommerzeit) wird es 15.000 Exemplare verschickt – wer noch Unser Titelbild: 40 Jahre her sein, dass der erste Mensch Bedarf hat, möge sich bitte schnell an die Am Morgen des 12. September 2006 den Mond betrat. Für viele Sternfreunde VdS-Geschäftsstelle wenden. Ein großer war das Seeing zwar nicht optimal, waren die Mond-Missionen der Start in das Dank geht in diesem Zusammenhang an aber es hat für ein Zweifach-Mosaik Hobby Astronomie. den Spektrum-Verlag, der den Versand der der schönen Mondgegend um die Dass der Mond auch 40 Jahre nach der Broschüren übernommen hat. Krater Aristoteles und Eudoxus ersten Ortsbesichtigung durch Menschen Bevor Sie der Ereignisstrudel des Astro- gereicht. Eudoxus hat nach Rükls nichts von seiner Faszination verloren hat, nomie-Jahres vollständig erfasst, merken Mondatlas einen Durchmesser von zeigt unser Schwerpunktthema „Mond“ Sie sich doch noch folgende Termine vor: 67 km, Aristoteles 87 km. Das räum- in dieser Ausgabe des VdS-Journals. Von Am 16. Mai findet der 25. ATT in Essen liche Auflösungsvermögen in diesem farbenprächtigen Lichtspielen des Mondes statt – ein weiteres kleines Jubiläum in Bild beträgt demnach etwa 900 m! mit der Erdatmosphäre über die span- diesem Jahr. Am 26. September schließt Bernd Flach-Wilken nahm mit sei- nende Suche nach den „Kordylewskischen sich die große süddeutsche Astro-Messe nem 300-mm-Schiefspiegler bei 6 m Wolken“ bis hin zu einem Krimi für in Villingen-Schwenningen an. Und last, Brennweite (Öffnungsverhältnis 1:20) Mond-Fans ist für jeden Geschmack etwas but not least, lädt die VdS vom 2. bis 4. je 250 Bilder mit einer FireWire- dabei. Oktober zur 29. VdS-Tagung und Mit- Kamera DMK41AF02 auf. Belichtet Wenn Sie dieses Heft in Händen halten, wird gliederversammlung nach Jena ein. Lesen wurde je Frame 1/60 s durch einen in wenigen Tagen mit den „100 Stunden Sie dazu den Beitrag auf Seite 4 und RG610-Filter (seeingberuhigend). Astronomie“ und dem 7. Astronomietag 120ff. Je 30 % der Bilder wurden mittels am 4. April einer der Höhepunkte des Allzeit klaren Himmel und weiterhin ein der Software GIOTTO sortiert und Jahres der Astronomie stattfinden. Der wunderbares Jahr der Astronomie wünschen addiert. Das Mosaik wurde in MaxIm Mond steht in diesen Tagen kurz nach DL erstellt. Die Redaktion gratuliert dem Ersten Viertel sehr hoch am Himmel Ihre Bernd Flach-Wilken zum gelungenen – ideale Voraussetzungen, um ihn als Einfang dieser dramatisch erscheinen- Paradeobjekt den Besuchern im Teleskop den Beleuchtungssituation unseres zu zeigen. Otto Guthier Sven Melchert Trabanten. Damit Sie auch zu anderen Zeiten wissen, welche Mondphase gerade herrscht oder PS: Ende Februar erreichte Komet Lulin was am Sternenhimmel zu sehen ist, bietet seine größte Helligkeit. Wie hell mag er Ihnen das VdS-Journal ab dieser Ausgabe geworden sein? Welche Entwicklung hat eine monatliche Übersicht des aktuellen sein Schweif genommen? Versorgen Sie Himmelsgeschehens (ab Seite 132). Gerne uns mit Ihren Eindrücken und Bildern – für hören oder lesen wir von Ihnen Ihre das VdS-Journal oder online unter www. Meinung zu diesem neuen Service. vds-astro.de!

VdS-Journal Nr. 29 2 I NHALT

EDITORIAL 1

NACH REDAKTIONSSCHLUSS – 29. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung 4 – Der Volkssternwarte Urania Jena e. V. an der Schwelle zu seinem zweiten Jahrhundert 4 – Neues Redaktionsteam für das „VdS-Journal für Astronomie“ gebildet 6 Volkssternwarte Urania Jena e.V. – Das Jahr der Astronomie 6 Seite 4 SCHWERPUNKTTHEMA Mond – Der Mond – schon immer begeistert er die Menschen 8 – Optische Erscheinungen in der Atmosphäre durch den Mond verursacht 10 – Gibt es Halbschatten auf dem Mond – und kann man sie sehen? 16 – Das Miyamori-Tal 18 – TLPs – Phänomene auf dem Mond 21 – Helligkeitsverlauf der partiellen Mondfinsternis vom 16./17.8.2008 22 – Der Krimi für den Mond-Fan 25 Der Mond – Die Suche nach den Kordylewskischen Wolken 25 Seite 8 ff – Die Gruppe „Berliner Mondbeobachter“ 29 – Der Mond in Öl 30 – Das Lebenswerk von Philipp Fauth und seine große Mondkarte 32 – Mondfotos mit einem Maksutow 38 – Neue Mondausblicke 41 – Der Mond über Österreich 43 – 10 After – der Stein rollt weiter 46 – Mond-Impressionen 52 FACHGRUPPENBEITRÄGE Amateurteleskope/Selbstbau – Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Amateurteleskope/ Selbstbau für 2008 56 Mondkrater Alphonsus – Steckenpferd Astronomie: einfach (und) schön 56 Seite 46 – Auf dem BTM 2008 – Selbstbauteleskope und technische Innovationen 59

Astrofotografie – Astrofotografie mit ISO 6400 am Beispiel der DSLR Sony α700 63 – Ein Blick in den Skorpion 66 – Mosaik vom Trifid- und Lagunennebel 73 – 10 Tipps für den WebCam-Anfänger – Teil 2: Tipps 6 bis 10 74

Atmosphärische Erscheinungen Dobson-Teleskop – Beobachtung und Simulation des Glasperlenbogens in Seite 59 divergentem Licht 77

Dark-Sky – Schutz des Nachthimmels im Internationalen Jahr der Astronomie 81

Deep-Sky – Perspektiven für die Fachgruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung 82

Geschichte der Astronomie – Neues aus der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ 87 – Die 5. Tagung der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ in Kassel 87 – Cuno Hoffmeister und die Förderung der wissenschaft- lichen Beiträge von Amateuren 90 Zentralteil des Skorpion – Die Universitätssternwarte Bützow – Geschichte, Seite 66 Baulichkeit, Instrumente und Personal 93

VdS-Journal Nr. 29 I NHALT 3

Jugendarbeit – VEGA-aktuell 96 – Auf der Reise zu einer totalen Sonnenfinsternis ins russische Novosibirsk/Sibirien mit der Eisenbahn 97 – AG Kosmochemie: Die Schokoladenseite der Mikrowelle 99

Kleinplaneten – Einladung zur 12. Kleinplanetentagung vom 5.-7.6.2009 in Frankfurt 100 – Zwei auf drei Streiche – Eine kurze Geschichte von Kleinplanetenentdeckungen 101 – Ein weiterer Blick auf (216) Kleopatra 104 – Kosmische Begegnungen 105 Sonnenfinsternis 2008 – Der Kleinplanet (16960) 1998QS52 und drei Galaxien 106 Seite 97 – 2008 TC3: Erd-Impaktor erfolgreich beobachtet 108

Meteore – Erdimpaktor 2008 TC3 – Feuerkugel mit Ansage über dem Nord-Sudan 112

Sonne – Sonnenfleckengruppen zeichnen und Entwicklungen verfolgen 113

Veränderliche – Neues aus der Fachgruppe Veränderliche 115

VDS-NACHRICHTEN – Spenden an die VdS 115 Kleinplanet 2008 TC3 – Jubiläen 116 Seite 108 – Wir begrüßen neue Mitglieder 118 – Ehre, wem Ehre gebührt 119 – 29. VdS-Tagung vom 2.-4.10.2009 in Jena 120 – Aufruf: Messen auch Sie die Himmelshintergrund- helligkeit des Nachthimmels 125 – Mitgliederentwicklung 126 – In Memoriam – verstorbene Mitglieder 2008 127 – Leserbriefe 127

VDS VOR ORT/ TAGUNGSBERICHTE – Die 27. BoHeTa am 15.11.08 128 Jena – Ort der 29. VdS-Tagung VDS VOR ORT/ Seite 120 PORTRAIT – Verleihung der VdS-Medaille 2008 an Sonja Itting-Enke 129

VDS-NOSTALGIE – Das war`n noch Zeiten 131

HIMMELSVORSCHAU – Der Himmel im April 2009 132 – Der Himmel im Mai 2009 133 – Der Himmel im Juni 2009 134 27. BoHeTa Seite 128 VORSCHAU – Vorschau auf astronomische Veranstaltungen 135 SCHWAN LEIER Wega ZWILLINGE GROSSER BÄR Castor Albireo HERKULES LUCHS Pollux

NÖRDL. JAGDHUNDE HINWEISE KRONE KLEINER LÖWE KREBS BOOTES Gemma HAAR DER KLEINER BERENIKE HUND – Impressum 24 Arktur LÖWE Procyon SCHLANGE Regulus (KOPF) Saturn – Inserentenverzeichnis 65 JUNGFRAU SCHLANGEN- TRÄGER SEXTANT – Autorenverzeichnis 136 Alphard Spica BECHER SKORPION WAAGE RABE SÜDOST

WASSERSCHLANGE Sternkarte exakt gültig für 15. April 1 Uhr MESZ SÜDWEST

SÜD

Der Sternhimmel im April Seite 132

VdS-Journal Nr. 29 4 NACH REDAK TIONSSCHLUSS

29. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung in Jena vom 2. – 4. Oktober 2009

Die ungeraden Jahre sind „VdS-Jahre“, das heißt im Jahr 2009 D-64629 Heppenheim) oder per E-Mail: [email protected] findet wieder die nächste VdS-Tagung und 29. ordentliche Für Samstag ist außerdem ein weiterer Fachvortrag, ein Mitgliederversammlung statt. optischer Leckerbissen, von Gernot Meiser vorgesehen.

Die VdS ruft somit alle Mitglieder und Interessierte zur 29. Für Sonntag steht die Besichtigung und Demonstration des Tagung, die vom 2. bis 4. Oktober 2009 in Jena stattfindet, auf. großen Carl-Zeiss-Planetariums in Jena (mit einer speziellen Nach 1993 (Schneeberg) und 2003 (Archenhold Sternwarte, Laser-Show) ebenso auf dem Programm, wie die Besichtigung Berlin) sind wir seit der „Wende“ zum dritten Mal zu Gast in des größten Teleskops auf deutschen Boden: Der „Big-Schmidt“ den neuen Bundesländern. Die Urania-Sternwarte Jena, die im an der Landessternwarte Thüringen in Tautenburg. Jahr 2009 auf ihre 100jährige Geschichte zurück blickt, lädt alle Amateur-Astronomen herzlich in die „optische“ Stadt Jena Für Freitag und Samstag Abend lädt der Vorstand zu einem ein. gemütlichen Beisammensein ein, das in einer historischen Wir sind sicher, dass die „Carl-Zeiss-Stadt“ Jena ideale Umgebung zum Fachsimpeln und Gedankenaustausch anregen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tagung bietet. Nicht soll. weniger als fünf Sternwarten sind in Jena und Umgebung zu Derzeit sind wir damit beschäftigt, das gesamte Programm besichtigen. Als Tagungsstätte stehen die Räumlichkeiten der zu erstellen. In unserer nächsten Ausgabe Ende Juni/ Anfang Universität und des optischen Museums Jena zur Verfügung, Juli erhalten Sie ausführliche Informationen zum Ablauf der in Stadtmitte gelegen und nur wenige Hundert Meter vom Veranstaltung. Bahnhof entfernt. Die VdS-Tagung soll am Freitag Abend mit einem öffent- Schon heute möchten wir Sie herzlich zu dieser besonde- lichen Vortrag starten. Für Samstag ist eine Reihe von ren Tagung einladen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und Amateur-Vorträgen vorgesehen, ebenso wie die 29. ordentliche sind absolut sicher, dass Sie mit der 29. VdS-Tagung etwas Mitgliederversammlung. Besonderes geboten bekommen. Wenn Sie einen Vortrag halten möchten, wenden Sie sich bitte möglichst umgehend an den Vorsitzenden, Otto Guthier, per Vereinigung der Sternfreunde e.V. Post an die Adresse der VdS-Geschäftsstelle (Postfach 1169, Der Vorstand

Der Volkssternwarte Urania Jena e.V. an der Schwelle zu seinem zweiten Jahrhundert – Gastgeber für die VdS-Jahrestagung 2009

von Alfred Karnapp und Peter Rucks

Im März 1909 der Staatsform erlebt und überstan- von engagierten Zeiss-Mitarbeitern den, einige Male die organisatorische gegründet, blickt der „Volkssternwarte Gesellschaftsform gewechselt, es gab Urania Jena e.V.“ im Internationalen Jahr gute und weniger gute Zeiten, und tausen- der Astronomie auf ein ganzes Jahrhundert de Menschen haben unsere Sternwarten Vereinsgeschichte zurück. In Deutschland besucht. ist unsere Volkssternwarte (Abb. 1) nach der 1896 gegründeten Archenhold- Heute Sternwarte in Berlin-Treptow die zweitäl- ist die Situation eine ganz andere als teste, s. [1] und [2]. vor hundert Jahren, trotzdem steht die praktische astronomische Beobachtung Diese vergangenen 100 Jahre für Vereinsmitglieder und die Öffentlich- sind in astronomischen Dimensionen keitsarbeit gemäß der Satzung weiter im Abb. 1: gesehen ein winziger Zeitraum, für uns Vordergrund. Begünstigend war immer Die Forst-Sternwarte des Menschen jedoch sind sie ein historischer die unmittelbare Beziehung zum Zeiss- Volkssternwarte Urania Jena e.V. im Zeitabschnitt. Unser Verein hat in die- Werk als bedeutendem Hersteller u. a. von Jenaer Forst um 1933 ser Zeit vier grundlegende Änderungen Geräten für die professionelle Astronomie

VdS-Journal Nr. 29 NACH REDAK TIONSSCHLUSS 5

und die Amateurastronomen sowie die enge Nachbarschaft zum Astrophysikalischen Institut und der Sternwarte der Friedrich- Schiller-Universität. Zu unserem Glück wurde der Verein seit seinem Bestehen bis 1990 durch die Carl- Zeiss-Stiftung und ab 1990 durch die Ernst-Abbe-Stiftung gefördert sowie durch viele „Zeissianer“ unterstützt, die selbst Mitglied unseres Vereins waren. Detaillierte Veröffentlichungen zur Vereinsgeschichte finden Sie in den Literaturangaben [1] bis [9] ([4] und [9] können über den Verein bezogen werden).

Frühere Tagungen Bereits vor dem 2. Weltkrieg fanden in Jena zwei Tagungen der Sternfreunde Deutschlands statt. Im Rückblick nicht ohne Bedeutung für die Geschichte der VdS ist eine Tagung vom 30. Juli bis 2. August 1959 in Jena (Abb. 2). Es war die letzte vor dem Mauerbau und der dadurch Abb. 2: vollzogenen räumlichen Abschottung Die VdS-Tagung 1959 in Jena. Dr. W. Stein, Vorsitzender der VdS, am Rednerpult. beider Teile Deutschlands. Damit wurde Im Präsidium (v. l.:) Dr. H. Schrade, Zeiss-Werkleiter; N. N.; A. Jensch, Leiter der dieses gesamtdeutsche Zusammentreffen Urania-Sternwarte und Chefkonstrukteur der Astro-Abteilung Zeiss; N. N.; Prof. von etwa 250 Amateurastronomen für lange W. Lamprecht, Universitäts-Sternwarte Zeit das letzte seiner Art. Anlass für diese Tagung war das 50jährige Bestehen der Urania-Volkssternwarte [2]. Es ist beein- Werkes und die Exkursion zur Baustelle druckend, welche namhaften Astronomen der 20-m-Kuppel des Observatoriums und Spezialisten des astronomischen Tautenburg zwei Höhepunkte der Tagung. Gerätebaus damals auf der Liste der Referenten standen. Neben den Vorträgen waren die Besichtigung des 2-m-Spiegel- Anm. d. Red.: Lesen Sie bitte weiter in den teleskops (nunmehr nach Alfred Jensch VdS-Nachrichten in dieser Ausgabe auf benannt) in der Montagehalle des Zeiss- Seite 120.

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VdS-Journal Nr. 29 6 NACH REDAK TIONSSCHLUSS

Neues Redaktionsteam für das „VdS-Journal für Astronomie“ gebildet

Otto Guthier, VdS-Vorstand

Otto Guthier Dietmar Bannuscher Sven Melchert Werner E. Celnik Stephan Fichtner

Das VdS-Journal für Astronomie ist sern, ist es sinnvoll und notwendig, in der und auch Autorenwünsche berücksichtigen unsere Mitteilungsschrift, die in diesem „Endredaktion“ professioneller zu arbeiten. wird. Jahr im 13. Jahrgang erscheint. Über die Außerdem soll die Arbeit in Zukunft auf Nach wie vor obliegt dem ehrenamt- Entwicklung und Entstehung ist mehr- mehreren Schultern verteilt werden. lich tätigen VdS-Vorstand die Gesamt- fach in unserem Journal berichtet worden, Nun ist mit der Rückkehr von Herrn verantwortung. Die Mitteilungszeitschrift zuletzt in [1]. Dr. Werner E. Celnik in die praktische ist gegenüber den Mitgliedern und den Seit Ausgabe Nummer 4 kümmert sich Redaktionsarbeit ein erheblicher Fortschritt VdS-Fachgruppen verantwortlich und ver- ein sogenanntes „Endredaktionsteam“ um geglückt. Zur weiteren Unterstützung folgt keine profitablen Ziele. die Inhalte jeder Ausgabe. Diese „End- konnten wir Herrn Stephan Fichtner, Die Redaktion wird auch in Zukunft redaktion“ ordnet und wählt die von den sicherlich einigen Lesern als Redakteur bemüht sein, den vielen interessanten und FG-Redakteuren, den Mitgliedern und von „Astronomie Heute“ bekannt, gewin- lesenswerten Beiträgen der Fachgruppen, Sternfreunden eingereichten Beiträge aus nen, am Journal mitzuarbeiten und profes- Sternfreunden und Autoren weiterhin ein und legt die Reihenfolge und den Inhalt sionelle Ideen und Gedanken zu verwirk- geeignetes Forum zu bieten. der Ausgabe fest. lichen. Das Journal ist seit erscheinen der ersten Herr Celnik wird sich in Zukunft um Literaturhinweis: Ausgabe im September 1997 von einer die FG-Beiträge und VdS-Themen küm- [1] W.E. Celnik, 2003: „Ein Blick hinter die Ausgabe pro Jahr auf nunmehr vier Hefte mern, während Herr Fichtner die ande- Kulissen – wie entsteht das VdS-Journal?“, pro Jahr gewachsen. Die Gesamtzahl der ren Rubriken betreut und gestalterische VdS-Journal für Astronomie 12, 19 Seiten liegt zwischen 420 und über 500 Akzente setzt. Beide Herren werden nach Liebe Mitglieder, Seiten pro Jahr, die von dem ehrenamt- wie vor von dem Redaktionsteam der Herren liebe Leserinnen und Leser, lich arbeitenden Team redaktionell betreut Sven Melchert, Dietmar Bannuscher und wir bitten um Ihre Unterstützung, damit werden. Diese Arbeit überfordert zuweilen dem Vorsitzenden unterstützt. Für die das Werk auch in Zukunft gelingen kann. die Redaktion und die Arbeit im Vorstand, Gesamtgestaltung zeichnet weiterhin Senden Sie uns Ihre Beiträge, Fotos und Defizite und Fehler sind dadurch aufgetre- Frau Dipl. Designerin Bettina Gessinger Berichte an die Fachgruppen-Redakteure ten und leider nicht vermeidbar. verantwortlich, die in Zukunft in enger oder an die Geschäftsstelle – wir danken Um die Qualität der Ausgaben zu verbes- Absprache mit den Redakteuren arbeiten Ihnen. Das Jahr der Astronomie – 100 Stunden Astronomie – 7. Astronomietag von Sven Melchert

Das Jahr der Astronomie (IYA) läuft rund Offizielle Eröffnungsfeiern und immer schneller. Wenn es so weiter Auf Neudeutsch spricht man vom „Kick- geht, wird es demnächst den Schleuder- Off“, die gute alte „Auftaktveranstaltung“ gang ansteuern. Was tut sich im Jahr tut es als Beschreibung aber auch. Sicher der Astronomie? Eine sehr detaillierte und aktuelle Quelle ist Daniel Fischers Abb. 1: Am 15. Januar in Paris: Das „Jahr der Astronomie“ wird eröffnet. Blog [1]. Aus dieser Quelle und anderen Im Bild Catherine Cesarsky, Präsidentin ein frisches Update zu den vielfältigen der Internationalen Astronomischen Union. Aktivitäten, Stand 10. Februar 2009: (Quelle: www.astronomy2009.org)

VdS-Journal Nr. 29 NACH REDAK TIONSSCHLUSS 7

100 Stunden Astronomie und der 7. Astronomietag Vom 2. bis 5. April findet die weltweite Aktion „100 Stunden Astronomie“ statt – sozusagen vier Tage „ around the clock“. Wird das Wetter mitspielen? Ganz sicher am 4. April, einem Samstag. Denn dann veranstaltet die VdS den 7. Astronomietag [5]. Mehrere Hundert Sternfreunde und Sternwarten haben bereits ihre Teilnahme bestätigt, über 15.000 Flyer und viele Hundert Plakate wurden verschickt. Wir wünschen viel Erfolg und sind gespannt auf Ihre Berichte!

Abb. 2: Berlin am 20. Januar, Museum für Kommunikation, die Stimmung stimmt: Blick ins Publikum zur IYA-Eröffnungsfeier für Deutschland. Am Gang vorne rechts: Dr. Gabriele Schönherr, die zusammen mit Dr. Michael Geffert (am Gang vorne links) diesen wunderbaren Abend organisiert hat. (Foto: Dr. Rainer Arlt, AIP) ist, dass das IYA an vielen Stellen der Schreiben über Sterne Welt einen gehörigen Tritt bekommen hat. Die vierteljährlich erscheinende Zeit schrift Am 15. und 16. Januar fand in Paris die „Sternzeit“ veranstaltet einen Autoren - internationale Eröffnungsfeier zum IYA wettbewerb. Die Redaktion der Stern zeit statt. Von der VdS war Eberhard Bredner lädt alle Leser anlässlich des Internatio- vor Ort, ein ausführlicher Artikel wird im nalen Jahres der Astronomie zu einem Abb. 3: nächsten VdS-Journal folgen. Schreibwettbewerb einer Science-Fiction- Viele sind nicht sitzen geblieben: Zum Ende Wenige Tage später, am 20. Januar, folgte Geschichte ein. Wer die Feder zücken und der deutschen Auftaktveranstaltung wurden alle IYA-Aktiven auf die Bühne gebeten. die Eröffnungsveranstaltung für Deutsch- teilnehmen möchte, dem sei [4] empfoh- (Foto: Dr. Rainer Arlt, AIP) land. Im prächtigen Museum für Kommuni- len. Aber vergessen Sie darüber bitte nicht, kation kamen einige Hundert Besucher uns Ihre Beiträge für das VdS-Journal (darunter mindestens vier VdS-Mitglieder) zukommen zu lassen! zusammen, um gemeinsam dem IYA-Start in Deutschland beizuwohnen. Auch zu Europa im All Weblinks dieser Veranstaltung folgt ein ausführlicher Noch wird an den einzelnen Modulen [1] http://astrojahr.blogspot.com Bericht im kommenden VdS-Journal. gearbeitet, aber Anfang 2010 soll es so [2] http://www.universe-cluster.de/schools/ Wer sich die deutsche Eröffnungsfeier weit sein. Dann startet der zweite euro- vortrags-pool online anschauen möchte, dem sei www. päische Weltraumtransporter ATV (Auto- [3] http://youdecide.hubblesite.org sternstunde-online.de empfohlen. mated Transfer Vehicle). Das erste ATV [4] http://www.sternzeit-online.de trug den Namen „Jules Verne“ – sein [5] http://www.astronomietag.de Pool für Vortragende Nachfolger wird zum Anlass des IYA der Planen Sie eine Veranstaltung und suchen Name „Johannes Kepler“ zuteil. Sie noch einen prominenten Referenten? Unter [2] hat die LMU München ein Online- Amateure im Astrofieber Angebot mit mehreren Dutzend Vorträgen In Bonn fand bereits die erste Veranstaltung zusammengestellt. Wer sich selbst als zur „sidewalk-Astronomie“ statt (deutsch: Referent anbieten möchte, kann sich dort in „Bürgersteig-Astronomie“). Der Ansatz ist die Datenbank aufnehmen lassen. so simpel wie genial: Wenn die Menschen nicht zu den Teleskopen kommen wol- Das Weltraumteleskop für jedermann len, dann kommen die Teleskope zu den Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, Menschen. In Bonn ließ das Wetter zwar sein „eigenes“ Weltraumteleskop zu benut- nur gelegentliche Blicke auf den Mond zu, zen? Das Hubble-Teleskop (HST) macht trotzdem schauten über 100 Passanten vor- es möglich: Bis zu den „100 Stunden bei und informierten sich über (das Jahr der) Astronomie“ Anfang April kann unter [3] Astronomie. Noch einmal Bonn: Ein Mitglied Abb. 4: Hoffentlich kein Kandidat für die abgestimmt werden, welches kosmische des Köln-Bonner-Astrotreffs hat seinen roten Abwrackprämie: Ein Sternfreund des Köln- Schmuckstück das HST aufs Korn nehmen Flitzer zur fahrenden Werbebühne für das Bonner-Astrotreffs macht mit seinem Auto soll. IYA umgestaltet (Abb. 4). beste Werbung für das IYA.

VdS-Journal Nr. 29 8 MOND

Der Mond – schon immer begeistert er die Menschen von Dietmar Bannuscher

Besonders stimmungsvolle Anblicke ergeben sich, wenn die schmale Mondsichel mit dem Erdlicht zusammen mit einem oder mehreren hellen Planeten in der Dämmerung zu beobachten sind.

Unser Schwerpunktthema „Mond“ würde das ganze die in Städten wohnten, teilweise von der Erde aus VdS-Journal füllen, wollten wir alle Facetten dieses sichtbar. Die Geschichte der Mondforschung liest sich Himmelskörpers beleuchten. So können wir nur eine wie ein Kriminalroman, die Irrtümer und Vorstellungen kleine, aber hochinteressante Auswahl an Artikeln und von einst und die Erkenntnisse von Heute bilden ein Bildern zum Erdtrabanten veröffentlichen. Wir sehen spannendes und weites Feld. Finsternisse, Wechselwirkungen mit der Erde und geheimnisvolle Erscheinungen. Ich denke, jeder Amateurastronom hat seine Augen (und sein Fernrohr) schon einmal und immer wieder Der Mond begeisterte schon immer die Menschen. begeistert zum Mond gerichtet. Wir sehen schon in Zeitmessungen, Landwirtschaft und Gartenbau/ kleinen Geräten vielfältige Geländeformen. Außerdem Kräuterkunde richteten sich nach ihm. Er wurde als bildet der Mond wieder und wieder neue schöne Gott verehrt und man sagte ihm geheimnisvolle (und Konstellationen mit anderen Himmelkörpern und der starke) Kräfte nach. Vor 200 bis 250 Jahren war die Landschaft auf der Erde. Er verfinstert die Sonne, wird Hochzeit der berühmten Mondkartenzeichner, sie hat- selber verdunkelt und bedeckt jedes Jahr mehrmals helle ten ihre Blüte im 19. Jahrhundert. Nur langsam löste Sterne und Planeten. die Fotografie das Zeichnen ab, um heute mit den modernsten Raumfahrtsonden viel detailreichere Bilder Der Mond beschäftigt die Menschen noch heute, auch unseres Trabanten zu liefern; sie sind vielfach sogar im jenseits des astronomisch-wissenschaftlichen Bereiches. Internet abrufbar. So tauchen wir ein in die Welt des Mondes – es ist wie das Eintauchen in einen Ozean: Der Mond birgt noch Vor 40 Jahren betraten erstmals Menschen den Mond viele Schätze und Geheimnisse. und fanden dort wie erwartet Staub, Steine, Krater, Berge und andere Oberflächenmerkmale. Früher glaubten Wissenschaftler, dass es Mondbewohner gäbe,

VdS-Journal Nr. 29 MOND 9

Abb. 1 – Hintergrundbild: Das doppelseitige Bild zeigt Mond, Mars (rechts oben) und Venus (rechts unten) am 15.2.1983 um 18:30 MEZ. Heinz Kerner belichtete drei Sekunden lang auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 400 (Format 66) mit einem Objektiv von 360 mm Brennweite.

Abb. 2: Mond und Venus am 20.2.1988 um 18:27 MEZ. Heinz Kerner belichtete zwei Sekunden lang auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 400 (Format 66) mit einem Objektiv von 360 mm Brennweite.

VdS-Journal Nr. 29 10 Mond

Optische Erscheinungen in der Atmosphäre durch den Mond verursacht von Reinhard Nitze und Claudia Hinz

Abb. 1 und Abb. 2: Multipler Mondkranz (Lichtbeugung an Wassertröpfchen), aufgenommen am 14.02.08 um 22:20 Uhr auf dem Wendel­ stein in Bayern. Kamera: Canon EOS 400D, Blende, 4,5, Belichtung: 20 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Claudia Hinz)

Die meisten optischen Lichterscheinungen in der Natur basieren auf Streuung (z.B. Wolken- und Dämmerungsstrahlen), Refraktion (z.B. Regenbögen), Reflexion (z.B. Halos) oder Beugung/Interferenz (z.B. Koronen und irisierende Wolken). Fast jeder hat schon einmal einen Regenbogen oder andere farbige Erscheinungen im Sonnenlicht beobachtet. Dass viele davon auch im Mondlicht entstehen können, ist dagegen weniger bekannt, denn oftmals sind diese Erscheinungen so schwach, dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Hinzu kommt, dass die Stäbchen unserer Augen, welche bei Dunkelheit über- wiegend als Photorezeptoren dienen, alle dieselbe spektrale Absorption aufweisen und deshalb kaum eine Farbwahrnehmung möglich machen. Häufig können deshalb Monderscheinungen erst auf Fotografien sichtbar gemacht werden. Einige Beispiele werden hier vorgestellt und sollen zur eige- nen Beobachtung anregen.

Abb. 3: Mondpollenkorona (Lichtbeugung an Kiefernpollen), aufgenom- men am 11.05.08 um 22:50 MEZ in Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen. Kamera: Minolta Dimage Z1, Blende: 4, Belichtung: 13 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Reinhard Nitze)

VdS-Journal Nr. 29 Mond 11

Abb. 4 und Abb. 5: Irisierende Wolke (Lichtbeugung), aufgenommen am 05.12.06 um 20:39 MEZ in Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen. Durch starken Wind erscheinen die tieferen Wolken als Strichspuren. Kamera: Minolta Dimage Z1, Blende: 3,5, Belichtung: 8 s, Empfindlichkeit: ISO 50. (Aufnahme: Reinhard Nitze)

VdS-Journal Nr. 29 12 Mond

Abb. 6: Irisierende Wolken, in Kranz über- gehend (Lichtbeugung) mit oberer Lichtsäule (Reflektionshalo). Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 200 mm, Blende: 5,6, Belichtung: 6 s, Empfindlichkeit: ISO 800. (Aufnahme: Harald Wochner)

Abb. 7: 22°-Ring (Refraktionshalo, Lichtbrechung an Eiskristallen). Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 18 mm, Blende: 3,5, Belichtung: 15 s, Empfindlichkeit: ISO 200. (Aufnahme: Harald Wochner)

VdS-Journal Nr. 29 Mond 13

Abb. 8 (oben): Nebenmonde (Refraktionshalo, Lichtbrechung an Eiskristallen). Kamera: Canon EOS 350D, Brennweite: 22mm, Blende: 3,5, Belichtung: 20 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: Wolfgang Hinz)

Abb. 9 (links): Linker Nebenmond, Detail aus Abbildung 8. Beide Aufnahmen vom 09.10.06.

Abb. 10: Mondhalo, bestehend aus Zirkumzenitalbogen, ange- deuteten Supralateralbogen, 22°-Ring und angedeuteten Nebenmonden (Refraktionshalos, Lichtbrechung an Eiskristallen). Kamera: Canon EOS 350D, Brennweite: 8 mm, Blende: 1,8, Belichtung: 96 s, Empfindlichkeit: ISO 200. (Aufnahme: Wolfgang Hinz)

VdS-Journal Nr. 29 14 Mond

Abb. 11 (oben): Abb. 12 (unten): Mondregenbogen, aufgenommen an einem nächtlichen Mondregenbogen, die Venus überspannend (Lichtbrechung an Regenschauer am 19.07.08 um 01.47 Uhr (Lichtbrechung an Wassertröpfchen). Fotografiert am 04.05. 04. Kamera: Nikon Wassertröpfchen). Kamera: Fujifilm S6500fd, Brennweite: D100, Brennweite: 16 mm, Blende: 3,5, Belichtung: 28 mm, Blende: 2,8, Belichtung: 13 s, Empfindlichkeit: 25 s, Empfindlichkeit: ISO 200 (Aufnahme: Rob Ratkowski, ISO 200. (Aufnahme: Martin Mc Kenna, Maghera/Irland) Insel Maui/Hawaii)

VdS-Journal Nr. 29 Mond 15

Abb. 13: Mondnebelbogen (Lichtbrechung an sehr klei- nen Wassertröpfchen), aufge- nommen am 1.10.01 um 02.00 Uhr morgens bei Eggenfelden. Kamera und Film: analog. (Aufnahme: Mark Vornhusen, Schweiz)

Abb. 14: Abb. 15: Verformung der Mondscheibe durch unterschiedlich „Segmentablösung“ am unteren Mondrand mit ange- warme Luftschichten. Zusätzlich angedeutet ist am oberen deutetem „Roter-Strahl-Phänomen“, ausgelöst durch Mondrand das „Grüner-Strahl-Phänomen“ zu erkennen eine Inversion (atmosphärische Refraktion/Spiegelung). (atmosphärische Refraktion). Kamera: Canon EOS 300D, Kamera: Canon EOS 300D, Brennweite: 1000mm, Brennweite: 1000 mm, Belichtung: 1/40 s, Empfindlichkeit: Belichtung: 1/50 s, Empfindlichkeit: ISO 400. (Aufnahme: ISO 400. (Aufnahme: Harald Wochner) Harald Wochner)

VdS-Journal Nr. 29 16 MOND

Gibt es Halbschatten auf dem Mond – und kann man sie sehen? von Wilfried Tost

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Im Prinzip ja, aber nur unter besonderen Bedingungen. Da die Sonne als Lichtquelle auf dem Mond eine Ausdehnung von ½ Grad am Himmel aus- macht, gibt es für jeden Berg oder höher liegenden Kraterrand eine Stelle, an der die Sonne noch vollständig oberhalb des Berges zu sehen ist und die daher noch voll im Licht liegt. Gehen wir näher an den Berg heran, so erreichen wir schließ- lich eine Stelle, an der die Sonne voll- ständig hinter dem Berg verschwunden Abb. 1: Skizze zur Geometrie der Halbschatten auf dem Mond.

Abb. 2: Das Ringgebirge Albategnius mit einem Durchmesser von 114 bis 136 km (je nach Quelle). Der Zentralberg ist 3000 m hoch, die Schattenlänge Abb. 3: beträgt ca. 30 km, der Halbschatten Ausschnitt aus dem Aristarchus-Plateau. Aufnahme von Apollo 15/NASA. nimmt davon ca. 9 km ein. Norden ist oben. Aufnahme von Martin Dentel/ WFS, 75-cm-Spiegelteleskop der WFS, Brennweite 6 m, Watec-Kamera, 25.09.2005, 03:00 UT.

Abb. 4: Ein sehr gut erkennbares Beispiel fin- det sich im LPOD vom 3. März 2008. Das Bild von Stefan Lammel zeigt süd- lich des Kraters Hyginus H einen stei- len Berg von 1180 m Höhe, der einen sehr schmalen Schatten von ca. 30 km Länge wirft, mit ebenfalls ca. 5 km Halbschatten. (http://the-moon.wiki- spaces.com, dort unter „LPOD index“ den 3. März 2008 suchen.)

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ist und befinden uns im (Kern)-Schatten. Zwischen diesen beiden Stellen nimmt Berghöhe Sonnenhöhe Gesamtlänge Anteil des Anteil des die Lichteinstrahlung kontinuierlich von (konstant) (Grad) des Schattens Kernschattens Halbschattens 100 % auf 0 % ab. Der Boden ist in diesem 1000 m 3,0 19 km 16 km 3 km Bereich nur zu seinem bestimmten Betrag 1000 m 2,5 23 km 19 km 4 km beleuchtet, was letztendlich die Definition 1000 m 2,0 29 km 23 km 6 km für einen Halbschatten ist. 1000 m 1,5 38 km 29 km 9 km Prinzipiell sollten wir Halbschatten auf dem 1000 m 1,0 57 km 38 km 19 km Mond von der Erde aus sehen können, aber wir müssen vorsichtig sein mit dem, was Tabelle: wir glauben zu sehen. Halbschatten können Unterhalb von ½ Grad Sonnenhöhe reicht der Schatten immer bis hinter den nur in einem sehr schmalen Streifen bis Terminator. Bei einem Berg von 1000 m Höhe wird der Halbschatten erst ab einer maximal 100 km vom Terminator entfernt Sonnenhöhe von 1,5 Grad länger als 10 km; dies erfordert ein sehr gutes Teleskop beobachten werden. Nur wenn die Sonne und eine gute Aufnahmetechnik. lokal auf dem Mond niedriger als etwa zwei Grad über dem Horizont steht, ist der Schatten lang genug, um einen genü- gend langen Halbschatten zu enthalten, Schatten mit Artefakten versehen sind, der von der Erde aus sichtbar wäre. In der die keine eindeutige Aussage mehr zulas- nachfolgenden Tabelle ist zu sehen, dass sen: Ist der Bergschatten wirklich weniger bei zwei Grad Sonnenhöhe der Schatten dunkel an der Spitze oder hat hier nur der eines 1000 m hohen Berges 29 km lang benutzte Filteralgorithmus zugeschlagen? ist, wovon der Halbschattenbereich gera- Es gibt aber einige Beispiele, die echte de einmal 6 km beträgt. Solche klei- Halbschatten zeigen könnten. nen Distanzen erfordern bereits ein sehr gutes Instrument. Bei der beliebten Art der digitalen Nachbearbeitung wird für gewöhnlich derart stark an den Parametern gedreht, dass Ränder von Kratern und von Das Miyamori-Tal von Wilfried Tost

Der inoffizielle Name „Miyamori-Tal“ bezeichnet ein wenig bekanntes Objekt auf dem Mond, das sich nur für kurze Zeit etwa einen Tag vor Vollmond am westlichen Mondrand beobachten lässt. Es befindet sich unmittelbar nördlich von Grimaldi und verläuft dort zwischen den Kratern Riccioli und Lohrmann. Riccioli im Nordwesten hat mit 146 km etwa denselben Durchmesser wie Grimaldi, liegt aber zum Zeitpunkt der besten Sichtbarkeit des Tales fast ganz auf der dunklen Seite des Terminators. Der kleinere Krater Lohrmann (31 km) liegt genau östlich von Riccioli in Richtung Mondmitte. Das Miyamori-Tal ist der dunkle schmale Streifen, der diese beiden Krater verbin- det und wird nur durch die Schatten der umliegenden Erhebungen sichtbar. Auf den meisten alten Mondkarten ist es nicht erfasst, aber interessanterweise ausgerech- net auf der Mondkarte von Lohrmann (1838), wo die südliche Begrenzung durch Abb. 1: zwei einander fast berührende Erhebungen Zeichnung des Miyamori-Tals aus dem BAA-Journal 1965/5; Mondphase angedeutet ist. Einige wenige Zufallsbilder unbekannt.

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Abb. 2: Zeichnung aus dem Mondprotokoll 119 vom 05.01.1966; Mondalter 12,9 Tage.

aus fotografischen Mondatlanten wurden im Alter zwischen 12,8 und 13,6 Tagen aufgenommen. Da sich das Tal dicht am westlichen Mondrand befindet, spielt die Libration eine wesentliche Rolle und beeinflusst die Zeiten seiner Sichtbarkeit.

Das Miyamori-Tal soll nach einem japa- nischen Amateurastronomen benannt sein, der es um 1960 herum beobachtet hat, allerdings lässt sich nichts über ihn finden. Die älteste Zeichnung und Erwähnung steht im BAA-Journal Nr. 5 von 1965 auf S. 314ff. Noch im selben Jahr wird es von der Gruppe Berliner Mondbeobachter auf- gegriffen (Protokoll 106 vom November 1965). Eine erste Zeichnung wird am 05.01.1966 von W. Beyer angefertigt und im Protokoll 119 vom Februar 1967 abge- druckt. Der Name Miyamori-Tal ist also

Abb. 3 (unten): Zeichnung aus dem Mondprotokoll 121 vom 25.03.1967; Mondalter 12,9 Tage.

Abb. 4: Zeichnung aus dem Mondprotokoll 132 vom 11.04.1968; Mondalter 12,8 Tage.

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schon über 40 Jahre alt, aber er ist nie offi- ziell von der IAU vergeben worden. Eine erste Erwähnung findet das Tal in einem Bericht des Beobachters Hermann J. Klein, der in seinem „Führer am Sternenhimmel“ von 1914 auf S. 390 schreibt: „Wenn die Morgenlichtgrenze über Cardanus und den Ostwall des Schickard zieht, sieht man nördlich von Grimaldi gegen das Ringgebirge Lohrmann hin eine breite Schlucht senkrecht zur Lichtgrenze in die Mondnacht hineinziehen. Kommt dann der Westwall des Riccioli aus der Nacht, so erkennt man, dass das mächtige rillen- artige Tal den Wall dieses Ringgebirges durchbrochen hat und sich in das Innere desselben noch verfolgen lässt.“

Abb. 5: Foto von Loewy & Puisseux, Plate LXII, vom 13.11.1902; Mondalter 12,7 Tage.

Abb. 6: Foto von Kuiper und Yerkes, C796, vom 04.02.1966; Mondalter 13,1 Tage Abb. 7: Foto aus dem Hatfield-Atlas, Plate 11e, vom 25.12.1966; Mondalter 12,9 Tage.

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TLPs – Phänomene auf dem Mond von Wilfried Tost

Die Untersuchung von TLPs ist meist nicht können. Es sind kurzzeitige Lichtblitze deren Beleuchtungsbedingungen erklären das primäre Ziel für einen Mondbeobachter, von weniger als einer Sekunde Dauer, die lassen, die sich deshalb wiederholen müs- aber immer wieder eine Gelegenheit, sich man erstmals 1999 während der Leoniden sen, wenn sich Sonne, Erde und Mond wie- einmal mit älteren Beobachtungen zu nachgewiesen hat. Der hierbei auftretende der in derselben Anordnung befinden. Die befassen. helle Lichtpunkt, der auf den Aufschlag Abweichung darf dabei einige Bogengrad eines Meteoroiden auf der Mondoberfläche betragen, wodurch es pro Jahr mehrere TLP (oder auch LTP) ist die Abkürzung zurückgeht, kann auf der nicht beleuchte- Möglichkeiten einer Wiederholung geben für „Transient Lunar Phenomena“, im ten Mondseite im Video nachgewiesen könnte, die jedoch nur an bestimmten Deutschen gibt es dafür nur den etwas werden, auch wenn das Ereignis auf nur Beobachtungsorten auf der Erde auftreten sperrigen Begriff „Vorübergehendes wenigen Video-Frames abgebildet ist. Mit können. Für derartige Vorhersagen gibt es Phänomen auf dem Mond“. Damit wird charakterisiert, dass für eine kurze Zeit- spanne, die von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden reichen kann, ein spezielles Objekt oder eine Region auf dem Mond anders erscheint als üblich. In einer Datenbank sind Tausende Berichte aus den letzten 400 Jahren zusammen- getragen, in denen von hellen Leuchter- scheinungen, Verdunkelungen oder Farb- ver än derungen (z.B. rötlichem Leuchten) die Rede ist. Während viele dieser Berichte auf das Instrumentarium oder Ermüdungserscheinungen der Beobachter zurückzuführen sein dürften, gibt es genü- gend Beispiele, denen man genauer nach- gehen sollte. Abb. 1: Der „Alphonsus-TLP“. Ein aufgeklärtes Phänomen im Krater Alphonsus, das Drei Ansätze ursprünglich als „...eine diffuse Wolke über dem Zentralberg...“ beschrieben wurde. Es ist prinzipiell schwierig, ein zufällig Quelle: M. Cicognani und K. C. Pau auftretendes Ereignis gezielt zu beobach- ten, zumal, wenn es sehr selten eintritt. Die einzige verlässliche Möglichkeit besteht mehreren unabhängig voneinander entwi- eine Webseite, die für mehrere vorgegebene in einer permanenten Videoaufnahme ckelten Programmen können diese Blitze Orte diese Daten enthält (siehe Linkliste). der gesamten Mondoberfläche, was bei automatisch in einer Videoaufzeichnung Sie wird betrieben von Dr. Tony Cook zunehmender Detailauflösung und den erkannt werden. Bis Ende 2008 wurden (Universität Aberystwyth, Wales), der seit irdischen Witterungsbedingungen kaum mit dieser Methode bereits weit über Jahren eine ausgewiesene Koryphäe auf machbar ist. Dennoch hat sich die Suche Hundert Einschlagblitze auf Stunden von diesem Gebiet ist. So ist es ihm zusammen nach TLPs im letzten Jahrzehnt auf drei Videomaterial gefunden. Die Software ist mit Beobachtern der Geological Lunar mögliche Szenarien eingestellt: Die Suche im Internet verfügbar und kann von interes- Research Group aus Italien gelungen, nach kurzzeitigen Ereignissen von weniger sierten Mondbeobachtern genutzt werden. einen alten TLP-Bericht als wiederkeh- als einer Sekunde Dauer (Impakt-Flashes Ein wichtiges Forschungsziel in diesem rendes Beleuchtungsphänomen zu iden- bzw. Blitze) sowie die Prüfung, ob es sich Zusammenhang ist die Bestimmung der tifizieren. Ein Bericht aus dem Jahr 1958 bei TLPs um reproduzierbare Ereignisse heutigen Rate und Größenverteilung von über den Krater Alphonsus bei lokalem aufgrund von nahezu identischen kleinen Körpern im Sonnensystem. Zudem Sonnenaufgang beschreibt „eine diffuse Beleuchtungs- und Librationssituationen soll daraus die Gefährdung von größe- Wolke über dem Zentralberg, wie eine handelt. Die zufällige Beobachtung eines ren Mondhabitaten über lange Zeiträume Rauchfahne, sehr groß, verglichen mit dem TLPs gehört zu den seltenen Ereignissen, abgeleitet werden. Zentralberg“. Am 26.01.2001 gelang dem weshalb man für diesen Fall vorher geeig- italienischen Astronomen M. Cicognani nete Vorkehrungen treffen muss, um Wiederholung von unter fast identischen Bedingungen eine unverzüglich weitere Kontrollbeobachter Beleuchtungsbedingungen Aufnahme, die exakt dieser Erscheinung zu alarmieren. Ein anderer Ansatz von TLP-Beobacht- entspricht. Das Sonnenlicht wird vom ungen versucht, bereits vorhandene Zentralkegel und dem westlichen Krater- Impakt-Flashes Berichte zu verifizieren und als natürliches rand reflektiert und streut für ca. eine halbe Dieser Spezialfall handelt von einmaligen Phänomen nachzuweisen. Die Idee besteht Stunde auf den Kraterboden, was den Ereignissen, die sich nicht wiederholen darin, dass sich TLPs aufgrund von beson- Anschein erweckt, dort sei eine „Wolke“

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zu sehen. Am Ende der halben Stunde liegt Beobachter benachrichtigen, die mit unab- Internetlinks der Kraterboden jedoch vollständig im hängiger Ausrüstung an einem anderen Ort – Dr. Tony Cook, Beobachtungsdaten Licht und der Wolkeneffekt verschwindet. die Beobachtung bestätigen können. Wenn für TLPs aufgrund der man erst in diesem Moment nachdenkt, Beleuchtungsgeometrie: Diese Beobachtungen sind spannend, wen man zu dieser Zeit aus dem Bett http://users.aber.ac.uk/atc/tlp/ltp.htm weil ihr Ausgang ungewiss ist und im klingeln kann, dann ist die halbe Stunde, – Erfahrungsbericht zur Kampagne Erfolgsfall eine echte wissenschaftliche die durchschnittlich als Zeitdauer für TLPs „Torricelli B“ vom Februar 2002. Neuigkeit bedeutet. Auch die Meldung, berichtet wird, längst vorbei. Deshalb Erster Versuch, ein TLP wegen eines dass ein Ereignis zu einem bestimmten haben die britischen Amateurastronomen Beleuchtungseffekts nachzuweisen: Zeitpunkt nicht eingetreten ist, ist von ein Telefon-Alarmnetzwerk aufgebaut, um Mondprotokoll 437 der Gruppe Berliner Interesse. sich gegenseitig zu informieren, sollten Mondbeobachter sie zufällig Zeuge eines aktuellen TLPs http://www.wfs.be.schule.de/pages/ TLP-Alarmnetzwerk werden. Für den deutschen Raum ist kein Mondbeobachter Für den Fall, das ein ungewöhnliches solches Benachrichtigungssystem vorhan- http://www.wfs.be.schule.de/pages/ Ereignis auf dem Mond wahrgenommen den. Ich selbst habe mich an das bri- torricelli/Ergebnisse02.html wird, das länger als wenige Sekunden tische System angeschlossen, allerdings dauert, ist unbedingt eine Bilderserie oder sei erwähnt, dass es in den letzten drei ein Video angeraten. Unabhängig davon, Jahren nur einen Alarm gab. ob dieses verfügbar ist, sollte man weitere Helligkeitsverlauf der partiellen Mondfinsternis vom 16. / 17.8.2008 von K. Michael Müller und Elmar Schmidt

Die um 21:10 UT ca. 81-prozentige par- tielle Mondfinsternis vom 16.8.2008 war die letzte in Mitteleuropa sichtbare tiefe Mondfinsternis vor dem Jahr 2011. An unserem Standort in Halle (Westfalen) herrschten akzeptable Wetterbedingungen, um eine Lichtkurve zu bestimmen. Bei wolkenlosem Himmel war die Durchsicht, vermutlich bedingt durch atmosphärisches Aerosol, zwar nur befriedigend, sie blieb jedoch über die erste Nachthälfte kon- stant, so dass die Finsternis von 21:45 bis 01:55 MESZ fast ganz gemessen werden konnte.

Schätzung der Minimumshelligkeit Nur wenn man den Mond um bekann- te Faktoren abschwächt und gleichzeitig Abb. 1: verkleinert, ist ein Vergleich mit Sternen Leuchtdichteverlauf der Mondfinsternis vom 16.8.2008 (näheres s. Text) und Planeten möglich. Hierfür wer- den Konvexkugelspiegel (etwa silberne Christbaumkugeln) [1] und umgedrehte bot sich der nominell -2,6 mag helle Fernglasschätzung resultiert somit eine Ferngläser eingesetzt [2]. Für das von uns Jupiter an. Gegen 21:32 UT, also ca. 20 Mondhelligkeit von (-2,6 + 0,1 - 5,0) mag verwendete 1025 Leica Trinovid ergibt sich min nach der tiefsten Phase, erschienen = -7,5 mag (um 21:32 UT). gemäß dem flächenhaft um den Faktor 102 der im umgekehrten Fernglas verkleinerte Sowohl der Mond als auch Jupiter waren = 100 in die Austrittspupille verkleinerten Mond und Jupiter genau gleich hell. Ihre der Messung mit einem Fotometer Mond eine Abschwächung um genau fünf Höhen zu diesem Zeitpunkt betrugen 14,1° zugänglich. Da es sich dabei um Absolut-

astronomische Größenklassen (= mv= und 19,4°, wozu nach Literaturformeln [3] messungen handelte, war allerdings noch mag); die Absorption im Glas kann hierbei zum Vergleichszeitpunkt Extinktionen von eine heuristische Korrektur der über die im Vergleich zu anderen Fehlereinflüssen 0,33 mag und 0,22 mag gehörten; d.h., der Rayleigh-Atmosphäre hinausgehenden vernachlässigt werden. niedriger stehende Jupiter war um mind. Zusatzextinktion des Aerosols erforderlich. Als Vergleichsobjekt am Finsternisabend 0,11 mag stärker abgeschwächt. Aus der Die hiernach erhaltene Mondhelligkeit

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von -7,6 mag (ebenfalls um 21:32 UT) stimmt mit der Fernglasschätzung sehr gut überein. Entlang des ebenfalls vom Fotometer abgeleiteten Helligkeitsverlaufs kann schließlich die Rückverfolgung der Helligkeit zur Finsternismitte hin vorge- nommen werden, wobei sich der Wert -7,06 mag ergab; wir gehen dabei von einem Fehler von ± 0,3 mag aus. Der gemessene Wert ist auf jeden Fall heller als der in einer umfangreichen Prognose vieler Mondfinsternisse von A. Mallama für den 16.8.2008 vorhergesagte Wert von -6,0 mag [4]. Planetariumsprogrammen wie EasySky [5] ist zu entnehmen, dass die Helligkeit -7 mag im Phasenverlauf des Mondes ebenfalls bei einem linearen Beleuchtungsanteil von ca. 7-8 % erreicht wird. Ausgehend von Abb. 2: einer hypothetisch nur vom Kernschatten Helligkeitsverlauf über Finsternismagnitude (Definition im Text) geschmälerten Vollmondscheibe (Helligkeit nicht -12,7 mag, sondern eher -12,9 mag wegen des Oppositionseffekts, etwa 1,015 AE von ihm entfernt war, was daher berichtet. Die mittlere Leucht dichte s. u.) müssten die flächenmäßig außer- eine Umrechnung der Leuchtdichten auf des maximal verfinsterten Mondes lag halb liegenden 5,2 % des Mondes bei der den Abstand 1,0 AE um +3 % nach sich bei 20 bis 25 cd/m2. Der Leuchtdichte- aktuellen Finsternis (Berechnung mit [6]) zieht, womit solche Messungen für ver- umfang zum Vollmond betrug also ca. indessen erheblich heller sein, nämlich schiedene Mondfinsternisse untereinander 200. Zu einigen Zeitpunkten um die schätzungsweise -9,7 mag. Tatsächlich vergleichbar werden. Finsternismitte wurde der Mond längs sind sie jedoch durch den inneren Teil des Die Abildung 1 zeigt diesen standardisier- des Schattenhelligkeitsgradienten abge- Halbschattens der Erde noch stark abge- ten Leuchtdichteverlauf der Mondfinsternis tastet, um die maximale und minimale dunkelt, weil über diesen Mondgebieten die vom 16.8.2008. Die Striche mit Fehler- Leuchtdichte des Mondes in der 1/3°- Sonnenscheibe großteils verdeckt ist. (Für balken sind die auf eine Luftmasse 1,0 (d. Blende zu bestimmen. Diese lag nahe totale Mondfinsternisse kann nicht so ein- h. den Zenit in Meereshöhe) einer i. w. nur seinem hellen Rand bei 50 cd/m2, im fach argumentiert werden, weil das hierbei durch Rayleigh-Streuung abschwächenden äußeren Kernschattenbereich dagegen sichtbare Restlicht im Kernschatten emp- Atmosphäre korrigierten Daten. Die nur noch bei 5 bis 8 cd/m2, wozu beim findlich von den optischen Eigenschaften Vollmondwerte direkt nach der Finsternis ganzen Mond eine Helligkeit von -5,9 mag der Erdatmosphäre abhängt [7].) am 17.8.2008 liegen trotzdem nur bei 3.300 gehören würde. Diese entspricht auch der cd/m2. Das ist im Vergleich zu Messungen Extrapolation der im nächsten Abschnitt Einsatz eines Leuchtdichtemessgeräts bei besserer Durchsicht um 30 % zu gegebenen Größenklassenangaben auf eine Zur objektiven Helligkeitsmessung stand niedrig und auf das eingangs erwähnte gerade total werdende Finsternis. uns ein industrielles Leuchtdichtemessgerät Aerosol zurückzuführen. Ohne dessen Minolta LS-110 zur Verfügung, mit dem unabhängige Bestimmung ist eine uni- Normierter Helligkeitsverlauf und alle 5-10 Minuten Datenpunkte gewon- verselle Korrektur nicht möglich. Deshalb Oppositionseffekt nen wurden. Das Messfeld dieses Geräts haben wir uns für einen heuristischen Um der Leuchtdichte des Mondes des- unterfüllt mit 1/3° den Mond, so dass es Faktor dahingehend entschieden, dass an sen scheinbare astronomische Helligkeit jeweils auf dessen Zentrum ausgerich- alle korrigierten Leuchtdichten noch eine zuzuordnen, haben wir den Weg über die tet wurde. Das somit über gut 40 % der Potenz der Luftmasse z, und zwar der dazu eigentlich lichttechnisch vorgese- lunaren Topographie gemittelte Signal ist Faktor z0,3 anmultipliziert wird, womit man henen Integrationen abgekürzt, indem wir nach früheren Untersuchungen geeignet, zu den Punkten in Abb. 1 gelangt. Erst uns auf das (damit natürlich konsistente) eine adäquate Helligkeitsbestimmung aus- hierdurch wird der Leuchtdichteverlauf Ergebnis einer früheren Untersuchung zuführen [8]. Die Leuchtdichte wird in der Mondfinsternis in etwa symmetrisch. [8] stützen, wonach der Fast-Vollmond Candela pro Quadratmeter (cd/m2) gemes- Ein nicht von Absorption beeinträchtigter in Standardentfernung (384.400 km) sen und ist für einen Flächenstrahler vom Vollmond leuchte übrigens mit bis zu bei der Leuchtdichte 3.670 cd/m2 die Abstand des Detektors unabhängig, da 4.300 cd/m2 mehr als zehnmal so hell wie astronomische Textbuchhelligkeit sich dessen Lichtstrom im gleichen Maß die meisten Bildschirme und Beamer und -12,73 mag aufweist [10]. Die bereits auf immer größere Flächen verteilt wie der liegt damit auch nicht mehr weit weg von auf den Sonnenabstand 1 AE standar- Raumwinkel kleiner wird. Allerdings hängt der Direktblendungsleuchtdichte bei ca. disierten Leuchtdichtewerte müssen also die Leuchtdichte von Nichtselbstleuchtern 10.000 cd/m2 [9]. für Helligkeitsangaben, mit denen ver- noch umgekehrt quadratisch vom Abstand Die Leuchtdichtewerte im Finsternis- schiedene Mondfinsternisse vergleich- der Beleuchtung ab. Beim Mond ist das minimum sind im Linearmaßstab von bar sein sollen, noch ein weiteres Mal die Sonne, welche zum Finsterniszeitpunkt Abb. 1 nicht gut ablesbar und werden quadratisch korrigiert werden, nämlich

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auf den Standardabstand des Mondes. Zeitpunkt waren am 16.8.08 aber noch 40 % an, so dass es selbst zwischen geometrisch Konkret belief sich diese Korrektur für des Mondes vom Halbschatten bedeckt. ähnlichen Finsternissen zu deutlichen den 16.8.2008 jedoch nur auf -0,05 mag, Dieses scheinbar paradoxe Resultat wurde Unterschieden kommen kann [13]. weil der Mond mit ca. 389.000 km nur bereits früher bei Mondfinsternissen beo- unwesentlich weiter entfernt war als der bachtet [11] und ist eine Folge des sog. Danksagung Standardwert. Oppositionseffekts. Nach Messungen der Wir danken Nina Hernitschek (http://www. Die Abbildung 2 zeigt den so erhaltenen, Mondsonde Clementine [12] nimmt das techfreaq.de) für technische Hilfe bei den normierten Helligkeitsverlauf für die par- Reflexionsvermögen des Mondes ausge- Publikationsgrafiken. tielle Mondfinsternis am 16.8.2008 auf hend von 11 % beim Phasenwinkel 5° bis Basis der heuristisch vom Aerosoleinfluss auf 16 % unter senkrechtem Lichtein- und befreiten Leuchtdichten. Abb. 2 zeigt i. w. -ausfall (d. h. Phasenwinkel 0°) zu. Der Literaturhinweise also die zweite Hälfte der Finsternis ab ca. Effekt ist aber von der Erde aus nicht [1] G.D. Roth (Hrsg.), 1989: Handbuch für 21:05 UT. Für die Auftragung wurde nicht nachweisbar, da dann ja eine zentrale Sternfreunde, Springer Verlag die Zeitskala verwendet, sondern die sog. Mondfinsternis vorliegt, er ist aber auch bei [2] http://www.xs4all.nl/~carlkop/maane- Kernschattenmagnitude U der Finsternis. Phasenwinkeln von 2° noch so steil, dass clips2008/leclips2008.html (Sep. 2008) Der Vorteil dabei ist, dass damit verschie- die Wirkung einer Halbschattenfinsternis [3] M. Vollmer, S.D. Gedzelman, 2006: Eur. dene Mondfinsternisse geometrieunabhän- noch eine Weile überkompensiert wird. J. Phys. 27, 299 gig direkt vergleichbar sind. Man erhält Weiterhin zeigt Abb. 2, dass der Mond [4] http://www.amsmeteors.org/mallama/ U, indem man die Winkeleindringtiefe des bis zum Beginn der partiellen Phase im lunarecl/mags.html (Sep. 2008) dem Kernschattenzentrum nächst kommen- Halbschatten um etwa 0,85 mag dunkler [5] http://www.easysky.de/ (Sep. 2008) den Mondrandes durch den scheinbaren wird, also um den Faktor 2,2. Dieser [6] http://formularium.org/de/6.html Circle- Winkeldurchmesser des Mondes teilt. Eine und der weitere Helligkeitsverlauf wer- Circle-Intersection (Sep. 2008) partielle Mondfinsternis beginnt folglich den (auf logarithmischer Skala) mit guter [7] M. Vollmer, S.D. Gedzelman, 2008: Appl. bei der Magnitude 0,0; ab dem Wert 1,0 Korrelation durch eine kubische Funktion Optics, 47, 52 liegt eine totale Mondfinsternis vor (was als Trendlinie angepasst. Da sich darin [8] N. Hernitschek, E. Schmidt, M. Vollmer, am 16.8.2008 nicht der Fall war). Die i. w. die geometrische Natur einer parti- 2008: Appl. Optics, 47, 62 Halbschattenverfinsterung am 16.8.2008 ellen Sonnenfinsternis in den zur Helligkeit [9] http://www.rollo-laden.de/sonnenschutz- fand bei negativen Werten bis -1,05 statt, maximal beitragenden Mondgebieten a-z/leuchtdichte-l.html (Sep. 2008) für noch größere negative U-Werte war der ausdrückt, dürfte dieser Verlauf bis zur [10] C.W. Allen, 1976: Astrophysical Mond unverfinstert. Magnitude von 0,8 evtl. Universalität Quantities, Athlone Press Es fällt auf, dass der Vollmond ausgehend beanspruchen. Für tiefere partielle und [11] R.W. Schmude, jr., 2004: Ga. J. Sci. 62, von einer Helligkeit von -12,85 mag unmit- totale Finsternisse kommt es dagegen 188 telbar außerhalb des Halbschattens sein mehr und mehr auf die Beiträge des von [12] B.J. Buratti, J.K. Hillier, and M. Wang, Helligkeitsmaximum mit -12,90 mag erst der Erdatmosphäre in den Kernschatten 1996: Icarus 124, 490 innerhalb desselben annimmt. Zu diesem hinein gebrochenen und gestreuten Lichts [13] R.A. Keen, 1983: Science 22, 1011

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Der Krimi für den Mond-Fan Rezension von Wilfried Tost

Eine unbedingte Empfehlung! Privatsphäre mehr. Wie konnte es dann Die Mondstation Artemis, zeitlich gesetzt trotzdem geschehen, dass ein Astronaut in unser Jahrzehnt und ausgestattet mit der allein die Station verlässt, sein Anzug auf- heute möglichen Technik, ist der Schauplatz gerissen wird und niemand merkt es recht- einer Morduntersuchung. Das Besondere zeitig? Alle Informationen werden nachei- ist die Verknüpfung von vielen korrekten nander von einer neugierigen Journalistin und gut recherchierten Wissensschnipseln aufgespürt. Ihr größtes Problem ist, dass über den Mond und die Raumfahrt mit sie nicht weiß, wie sie eigentlich auf dem typischen Handlungsstrang in einem den Mond gekommen ist. Die begrenzte Kriminalroman. Einerseits: Wie kommt Gedächtnislücke ist verzeihlich, um die man auf den Mond und wie lebt man dort? Hauptfigur gegen ihren Willen auf den Andererseits: Wer hat ein Motiv für den Mond zu bekommen, aber gleichzeitig mysteriösen Todesfall und wer profitiert wird uns dabei vermittelt, dass schon ein davon? Geht es um Geld, Eifersucht oder normaler, sportlicher Mensch fit genug für Eitelkeit? Sind es private Motive oder eine Reise zum Mond ist. nationale Interessen? Raumfahrtkenner Ich hatte beim Lesen mehrfach das para- kommen hier voll auf ihre Kosten, und die noide Gefühl, die Autorin müsse bei mei- „Nachtkrater“ von Christine Lehmann; Krimi-Experten erfahren nebenbei, wie nen diversen Mondvorträgen anwesend ariadne krimi, 12,90 Euro schwierig es ist, sich einen Raumanzug gewesen sein. In der Danksagung am anzuziehen. Geht das ohne fremde Hilfe? Ende des Buches zeigt sich dann, dass Wichtig für die Handlung sind ethisch- Christine Lehmann sich bei den deutschen moralische Fragen, z.B. ob es legitim Kennern der Materie (vor allem an der Besonders gefreut hat mich natürlich, dass ist, permanent die vitalen Daten von Universität Stuttgart) sachkundig gemacht sogar explizit aus einem Protokoll der Astronauten aufzuzeichnen. Einerseits not- hat, wozu ihr ein besonderes Lob gebührt, Gruppe Berliner Mondbeobachter zitiert wendig, um lebensgefährliche Situationen denn wissenschaftliche Korrektheit gehört wird. So ein Buch kann gar nicht schlecht zu erkennen, andererseits gibt es keine sonst nicht zu den Tugenden eines Krimis. sein.

Die Suche nach den Kordylewskischen Wolken Ein Beobachtungsprojekt für den engagierten Amateurastronomen von Wilfried Tost

Trotz moderner Technik gibt es immer noch Objekte, die sich der Beobachtung seit langer Zeit entziehen. Obwohl bereits vor über 50 Jahren erstmals fotografiert, gibt es trotz weiterer Sichtungen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft immer noch Zweifel an der Existenz der soge- nannten „Kordylewskischen“ Wolken, alias Librationswolken, alias LLC (Lunar Libration Clouds), alias „Zweiter Mond der Erde“. Der (wiederholte) Nachweis der Wolken ist nicht ganz einfach, aber prinzipiell mit einfachen Mitteln möglich, die jedem Amateurastronomen zugäng- lich sind. Als wichtige Voraussetzung sind in diesem Artikel die günstigsten Beobachtungszeiten angegeben. Das Ziel besteht darin, die Existenz der Librationswolken zu bestätigen oder zu Abb. 1: widerlegen. Skizze zur relativen Position der Lagrange-Punkte

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Was sind die Kordylewskischen Wolken? Die Wolken befinden sich in den soge- nannten Lagrange-Punkten (L4 und L5), die sich 60 Grad vor und hinter dem Mond auf dessen Umlaufbahn um die Erde befinden. Auf der Jupiter-Bahn befinden sich an diesen Stellen mehrere Tausend Asteroiden, die als Trojaner bezeichnet werden. Kleine Objekte, die sich in den L4/ L5-Punkten befinden, können diese Region ohne äußere Störungen nicht mehr verlas- sen. Unser Wissen über die physikalischen Eigenschaften und die Orbitparameter der Librationswolken sind sehr gering, wenn man bedenkt, dass sie bereits vor über 50 Jahren entdeckt wurden. Der polnische Astronom Kazimier Kordylewski beobach- tete die Wolken erstmals im Oktober 1956. Im März und April 1961 gelangen ihm Abb. 2: fotografische Aufnahmen, die er in „Acta Die Position der Wolken. Aus: Simpson, J. W. (1967), Dust-Cloud Moons of the Astronomica“ veröffentlichte. Seither haben Earth, Physics Today, Feb.1967, p. 39ff mehrere Beobachter mit unterschiedlichem Instrumentarium die Wolken nachgewie- sen, jedoch ist die Existenz der sehr licht- schwachen Objekte immer noch umstrit- ten. Andererseits wird geplant, den L4/ L5-Punkt mit Raumsonden zu durchqueren und an diesen Stellen sogar Raumschiffe (zum Mars) zu bauen. Bevor man solche Wagnisse unternimmt, sollte man jedoch die Eigenschaften dieser Punkte gründlich untersuchen.

Beobachtung: Schwierig, aber nicht hoffnungslos Kordylewski hat bereits 1961 bei 10 Minuten Belichtungszeit mit und ohne Nachführung eine Aufnahme gewinnen können. An diesen Werten sollte man sich Abb. 3: orientieren. Bei der Beobachtung sollte Jahresüberblick zur Sichtbarkeit der Kordylewskischen Wolken 2009 man an Folgendes denken: Die Wolken haben einen Durchmesser von etwa 6 Grad, Sichtbarkeitsperioden schwanken je allen möglichen Phasenwinkeln aufnehmen, das ist der 12-fache Monddurchmesser! nach Tag zwischen wenigen Minuten bis um über diese Messwerte Rückschlüsse Zu allem Unglück bewegen sie sich in zu mehreren Stunden. Eine Tabelle der auf die Größe und Zusammensetzung der einem sogenannten Halo-Orbit um den L4/ Sichtbarkeiten für 2009 ist hier angegeben, Teilchen schließen zu können. Als primäre L5-Punkt, wodurch sie weitere 2-6 Grad aktuelle Werte für spätere Jahre finden Adresse sind die Daten daher zunächst für von der exakten Position abweichen kön- sich auf der Webseite der Gruppe Berliner den Standort des Instituts gerechnet. Auf nen. Die Verbesserung der Orbitparameter Mondbeobachter. Wunsch können die Daten auch für andere ist daher ein wichtiges Forschungsziel für Orte erstellt werden. die Librationswolken. Für die Aufnahmen Warum sind die Beobachtungszeiten für ist ein Weitwinkelobjektiv angeraten. Die Stuttgart angegeben? Wolken haben etwa die halbe Helligkeit Die am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) Internetlinks des Gegenscheins, die Farbe soll etwas der Universität Stuttgart geplante „Lunar – Beobachtungsdaten zu den rötlicher sein. Mission BW1“ mit einem würfelförmigen Kordylewskischen Wolken, Gruppe Die Wolken sind jedoch nur zu ausge- Kleinsatelliten von 1 m Kantenlänge Berliner Mondbeobachter, Datenseite: wählten Zeiten zu beobachten. Selbst will als erste Raumsonde gezielt die http://www.wfs.be.schule.de/pages/ wenn sie gerade am nächtlichen Himmel Kordylewskischen Wolken beobachten. Mondbeobachter/Daten/ stehen, werden sie überstrahlt, sofern Nach dem Start (2012+) sollen die Kameras – Lunar Mission BW1, Institut für sich Sonne und Mond nicht weit genug der Sonde auf ihrem 12-24 Monate dau- Raumfahrtsysteme, Universität Stuttgart: unterhalb des Horizontes befinden. Die ernden Flug zum Mond die Wolken unter http://www.irs.uni-stuttgart.de/

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AME2009

Datum L5-UTC L5-UTC L5-deg L5-deg L4-UTC L4-UTC L4-deg L4-deg Anfang Ende RA Dec Anfang Ende RA Dec 26. September 2009 01.03.2009 22:49 3:45 102,17 25,40 Mit Beteiligung der VDS e.V. 02.03.2009 03.03.2009 0:09 4:17 118,03 22,12 04.03.2009 1:24 4:15 132,66 17,53 05.03.2009 2:30 4:13 146,67 11,85 06.03.2009 3:23 4:11 160,23 5,44 07.03.2009 4:02 4:09 173,62 -1,32 4. Internationale 12.03.2009 19:09 19:31 136,57 16,04 13.03.2009 19:11 20:47 149,06 10,76 14.03.2009 19:13 22:01 160,77 5,16 Astronomie-Messe 15.03.2009 19:14 23:13 171,98 -0,49 16.03.2009 19:16 0:19 182,94 -5,99 17.03.2009 19:33 1:16 193,92 -11,18 18.03.2009 20:41 2:04 205,63 -16,08 Kommen Sie zur AME2009 19.03.2009 21:50 2:42 217,83 -20,30 20.03.2009 22:58 3:11 230,68 -23,64 21.03.2009 22.03.2009 0:03 3:35 244,79 -25,95 23.03.2009 1:02 3:33 258,96 -26,86 19:28 20:11 25,41 15,95 • Rahmenprogramm 24.03.2009 1:52 3:31 272,90 -26,36 19:30 21:24 37,95 20,28 Freuen Sie sich wieder auf ein attraktives 25.03.2009 2:33 3:28 287,46 -24,38 19:32 22:38 51,45 23,74 26.03.2009 3:04 3:26 301,75 -20,98 19:34 23:49 65,87 26,00 Rahmenprogramm mit Stefan Seip, 27.03.2009 19:36 0:51 80,96 26,80 Siegfried Haberer, Prof. Dr. Hans-Ulrich 28.03.2009 20:34 1:42 96,94 25,90 29.03.2009 21:55 2:22 112,64 23,25 Keller, Dr. Geffert und Gernot Meiser. 30.03.2009 23:14 2:52 128,29 18,88 31.03.2009 01.04.2009 0:23 3:11 142,57 13,49 02.04.2009 1:19 3:09 156,19 7,32 03.04.2009 2:02 3:06 169,44 0,76 • Feiern Sie mit uns 04.04.2009 2:34 3:04 182,08 -5,56 05.04.2009 2:59 3:01 194,94 -11,58 100 Jahre Kosmos-Himmelsjahr 11.04.2009 20:05 20:53 168,33 1,29 12.04.2009 20:07 22:02 179,46 -4,29 13.04.2009 20:09 23:04 190,55 -9,61 14.04.2009 20:11 23:56 201,79 -14,49 15.04.2009 20:14 0:38 213,38 -18,77 16.04.2009 20:41 1:10 225,46 -22,28 • Meetingpoints und 17.04.2009 21:47 1:36 238,66 -24,95 18.04.2009 22:49 1:58 252,44 -26,42 „Treffpunkt Buch“ 19.04.2009 23:42 2:16 266,66 -26,53 20.04.2009 21.04.2009 0:26 2:19 281,07 -25,20 22.04.2009 1:01 2:16 295,40 -22,43 20:30 21:28 60,95 25,24 23.04.2009 1:29 2:14 308,90 -18,50 20:32 22:35 75,93 26,52 24.04.2009 1:52 2:11 322,09 -13,52 20:34 23:32 91,44 26,19 • Wann? 25.04.2009 20:37 0:17 106,96 24,17 26. September 2009, 10 bis 17.00 Uhr 26.04.2009 20:56 0:52 122,04 20,58 27.04.2009 22:11 1:19 137,59 15,26 28.04.2009 23:13 1:41 151,76 9,19 29.04.2009 30.04.2009 0:01 1:54 165,36 2,63 01.05.2009 0:36 1:51 178,14 -3,75 • Wo? 02.05.2009 1:03 1:49 191,48 -10,10 03.05.2009 1:25 1:46 204,56 -15,60 78054 VS-Schwenningen, Messegelände. 11.05.2009 21:19 21:47 198,59 -13,23 Mit 6000 kostenlosen Parkplätzen direkt 12.05.2009 21:22 22:33 210,13 -17,66 vor den Messehallen. 13.05.2009 21:24 23:09 222,10 -21,36 14.05.2009 21:27 23:37 234,57 -24,17 15.05.2009 21:30 0:00 247,54 -25,92 16.05.2009 21:33 0:19 260,89 -26,50 17.05.2009 22:19 0:36 275,00 -25,75 18.05.2009 22:57 0:52 288,55 -23,71 • Jetzt anfordern 19.05.2009 23:27 0:57 302,48 -20,28 Unsere Infobroschüre zur 20.05.2009 23:52 0:54 315,61 -15,84 21.05.2009 AME2009 schicken wir 22.05.2009 0:13 0:51 329,08 -10,22 21:51 22:07 101,21 24,93 Ihnen auf Wunsch gerne 23.05.2009 0:32 0:49 341,93 -4,14 21:55 22:47 116,61 21,84 24.05.2009 21:58 23:18 131,50 17,29 kostenlos zu. 25.05.2009 22:01 23:43 146,33 11,38 26.05.2009 22:04 0:04 159,98 5,03 27.05.2009 22:35 0:23 173,25 -1,54 28.05.2009 23:06 0:31 186,94 -8,18 29.05.2009 23:29 0:28 200,21 -14,00 Ansprechpartner: Siegfried Bergthal • Walburga Küchler 30.05.2009 23:49 0:25 213,79 -18,96 31.05.2009 Tel.: 0741 270 62 10 • Email: [email protected]

www.astro-messe.de 28 MOND

Datum L5-UTC L5-UTC L5-deg L5-deg L4-UTC L4-UTC L4-deg L4-deg Datum L5-UTC L5-UTC L5-deg L5-deg L4-UTC L4-UTC L4-deg L4-deg Anfang Ende RA Dec Anfang Ende RA Dec Anfang Ende RA Dec Anfang Ende RA Dec 01.06.2009 0:07 0:22 228,35 -22,93 12.10.2009 18:24 23:31 65,84 25,39 25.06.2009 13.10.2009 19:13 0:53 82,31 26,02 26.06.2009 23:24 23:29 209,60 -17,67 14.10.2009 20:23 2:14 98,69 24,78 27.06.2009 23:15 23:38 223,87 -21,95 15.10.2009 21:40 3:33 114,48 21,84 28.06.2009 23:10 23:43 238,41 -24,87 16.10.2009 23:01 4:02 129,92 17,32 29.06.2009 23:06 23:48 253,03 -26,30 17.10.2009 18:15 18:26 257,67 -25,97 30.06.2009 23:08 23:52 267,43 -26,25 18.10.2009 0:20 4:03 143,78 12,01 18:13 19:30 272,79 -25,37 01.07.2009 23:31 23:56 281,32 -24,84 19.10.2009 1:36 4:05 156,81 6,17 18:11 20:41 287,26 -23,32 02.07.2009 23:59 0:00 294,51 -22,24 20.10.2009 2:50 4:06 169,25 0,17 18:09 21:55 300,83 -20,09 21.10.2009 4:02 4:08 181,83 -5,91 18:08 23:07 313,46 -15,99 16.07.2009 22:12 22:39 343,41 -3,12 22.10.2009 18:38 0:17 325,26 -11,30 17.07.2009 22:09 23:15 355,90 3,09 23.10.2009 19:36 1:24 336,90 -6,05 18.07.2009 22:06 0:03 8,94 9,33 24.10.2009 20:40 2:30 348,14 -0,65 19.07.2009 22:03 0:57 22,81 15,22 25.10.2009 21:46 3:35 359,27 4,74 20.07.2009 22:25 1:00 37,72 20,32 26.10.2009 22:53 4:16 10,56 9,93 21.07.2009 23:04 1:03 54,34 24,23 27.10.2009 22.07.2009 23:55 1:06 71,02 26,21 28.10.2009 0:00 4:18 22,77 14,95 23.07.2009 29.10.2009 1:07 4:19 35,22 19,20 24.07.2009 1:01 1:09 89,14 26,16 21:49 21:57 217,26 -20,18 30.10.2009 2:16 4:20 48,53 22,62 25.07.2009 21:46 22:31 232,17 -23,83 31.10.2009 3:26 4:22 62,75 24,94 26.07.2009 21:43 23:15 247,24 -25,93 27.07.2009 21:40 0:10 262,14 -26,45 06.11.2009 17:43 18:41 31,91 18,16 28.07.2009 21:37 1:14 276,51 -25,48 07.11.2009 17:42 19:59 46,51 22,17 29.07.2009 22:01 1:26 290,67 -23,11 08.11.2009 17:41 21:20 61,76 24,80 30.07.2009 22:35 1:29 303,40 -19,79 09.11.2009 17:40 22:42 77,38 25,84 31.07.2009 23:16 1:32 315,82 -15,51 10.11.2009 18:13 0:01 93,58 25,15 01.08.2009 11.11.2009 19:27 1:19 109,24 22,76 02.08.2009 0:06 1:34 327,57 -10,62 12.11.2009 20:45 2:35 124,05 18,96 03.08.2009 1:05 1:37 338,86 -5,35 13.11.2009 22:02 3:52 138,49 13,90 14.11.2009 23:18 4:42 151,56 8,35 13.08.2009 20:52 21:12 351,01 0,64 15.11.2009 17:33 18:24 281,71 -24,07 14.08.2009 20:49 21:54 3,39 6,70 16.11.2009 0:32 4:43 164,05 2,48 17:32 19:36 295,51 -21,27 15.08.2009 20:46 22:49 16,43 12,59 17.11.2009 1:44 4:45 176,21 -3,39 17:32 20:49 308,46 -17,48 16.08.2009 20:43 0:00 30,40 17,95 18.11.2009 2:54 4:46 188,26 -9,00 17:31 22:00 320,60 -12,98 17.08.2009 20:55 1:22 45,46 22,33 19.11.2009 4:04 4:47 200,92 -14,30 17:30 23:09 332,07 -8,04 18.08.2009 21:39 2:17 62,23 25,36 20.11.2009 18:26 0:16 343,52 -2,66 19.08.2009 22:37 2:19 79,63 26,42 21.11.2009 19:32 1:21 354,72 2,75 20.08.2009 23:50 2:22 96,92 25,39 22.11.2009 20:39 2:26 5,93 8,02 21.08.2009 23.11.2009 21:45 3:32 17,41 12,96 22.08.2009 1:10 2:24 113,99 22,32 20:27 21:06 240,58 -25,12 24.11.2009 22:51 4:39 29,41 17,41 23.08.2009 20:24 21:57 256,00 -26,34 25.11.2009 23:58 4:56 42,13 21,15 24.08.2009 20:21 22:59 271,02 -25,95 26.11.2009 25.08.2009 20:19 0:08 285,28 -24,12 27.11.2009 1:06 4:57 56,27 24,03 26.08.2009 20:34 1:20 298,60 -21,12 28.11.2009 2:16 4:58 70,73 25,56 27.08.2009 21:13 2:31 311,50 -17,07 29.11.2009 3:30 4:59 85,86 25,62 28.08.2009 22:01 2:39 323,56 -12,35 30.11.2009 4:47 5:00 101,29 24,06 29.08.2009 22:57 2:41 334,58 -7,41 30.08.2009 23:59 2:43 345,72 -2,01 04.12.2009 17:23 17:42 41,89 21,10 31.08.2009 05.12.2009 17:23 19:05 57,47 24,21 01.09.2009 1:06 2:45 357,22 3,67 06.12.2009 17:22 20:29 73,45 25,68 02.09.2009 2:13 2:47 8,48 9,01 07.12.2009 17:22 21:50 89,35 25,40 08.12.2009 17:22 23:09 104,68 23,49 10.09.2009 19:37 19:53 359,80 4,90 09.12.2009 18:35 0:26 119,72 20,05 11.09.2009 19:35 20:42 12,35 10,73 10.12.2009 19:52 1:41 133,74 15,50 12.09.2009 19:32 21:45 25,62 16,12 11.12.2009 21:07 2:56 147,37 10,00 13.09.2009 19:30 23:01 39,82 20,73 12.12.2009 22:20 4:10 159,80 4,31 14.09.2009 19:31 0:24 55,02 24,14 13.12.2009 23:31 5:13 171,84 -1,48 17:23 17:23 291,66 -22,06 15.09.2009 20:21 1:49 71,72 26,04 14.12.2009 17:23 18:35 304,65 -18,56 16.09.2009 21:26 3:13 88,75 25,98 15.12.2009 0:41 5:14 183,75 -7,12 17:23 19:46 316,89 -14,28 17.09.2009 22:42 3:16 105,44 23,97 16.12.2009 1:50 5:15 195,76 -12,38 17:24 20:56 328,48 -9,47 18.09.2009 17.12.2009 3:00 5:15 208,56 -17,19 17:24 22:03 339,59 -4,36 19.09.2009 0:04 3:18 121,83 20,11 19:15 19:43 248,90 -25,80 18.12.2009 4:08 5:16 221,27 -20,98 17:24 23:09 350,42 0,85 20.09.2009 1:25 3:20 136,43 15,17 19:13 20:41 264,35 -26,13 19.12.2009 5:14 5:16 234,40 -23,75 18:26 0:14 1,62 6,19 21.09.2009 2:44 3:21 149,94 9,50 19:10 21:49 279,25 -24,88 20.12.2009 19:33 1:20 12,98 11,26 22.09.2009 19:08 23:02 293,25 -22,30 21.12.2009 20:39 2:26 24,72 15,88 23.09.2009 19:09 0:14 306,27 -18,70 22.12.2009 21:44 3:32 37,02 19,86 24.09.2009 19:54 1:25 318,37 -14,36 23.12.2009 22:50 4:38 50,04 22,99 25.09.2009 20:48 2:33 330,21 -9,34 24.12.2009 23:58 5:19 63,83 25,04 26.09.2009 21:48 3:31 341,53 -4,02 25.12.2009 27.09.2009 22:53 3:33 352,63 1,41 26.12.2009 1:08 5:20 78,89 25,78 28.09.2009 27.12.2009 2:21 5:20 93,85 24,99 29.09.2009 0:00 3:35 4,23 7,00 28.12.2009 3:38 5:20 108,96 22,63 30.09.2009 1:08 3:36 15,72 12,13 29.12.2009 4:54 5:21 123,94 18,75 01.10.2009 2:16 3:38 27,81 16,82 02.10.2009 3:24 3:39 40,67 20,83 08.10.2009 18:32 18:40 8,99 9,18 09.10.2009 18:30 19:39 22,04 14,66 10.10.2009 18:28 20:50 35,83 19,42 11.10.2009 18:26 22:09 50,46 23,11

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Die Gruppe „Berliner Mondbeobachter“ von Wilfried Tost

Die Gruppe „Berliner Mondbeobachter“ wurde am 31. März 1956 gegründet, also bereits vor dem ersten Satellitenstart und mehr als ein Jahrzehnt vor der ersten Mondlandung. Das Ziel der Gruppe besteht nach wie vor darin, die Beschäftigung mit Themen um den Mond zu bündeln und voran zu bringen. Bis heute finden monat- liche Treffen statt, in denen die an der Mondbeobachtung und Mondforschung interessierten Amateure einander Beob- achtungen und Informationen austau- schen und diese auch an die interessierte Öffentlichkeit weitergeben. Dies geschieht durch Berichte, Vorträge, Diskussionen und Beobachtungen zu gegebenem Anlass. Abb. 1: Die Gruppe ist aufgrund ihrer langen Die Teilnehmer der Jubiläumssitzung 500 vom 08.10.2007 Tradition und Akzeptanz auch ein Ort, an dem Amateure und Profis zusammen Fragen und Kommentare der Teilnehmer erstellt und verteilt. Im Oktober 2007 arbeiten können. in der Diskussion geklärt werden. Die wurde zur Sitzung Nr. 500 eine CD-ROM Themen reichen von der Mondentstehung herausgegeben, die alle Protokolle seit der In den letzten 20 Jahren war die Gruppe über Kraterformen, Rillen, Mare oder Gründung der Gruppe als durchsuchbare „Berliner Mondbeobachter“ eine der weni- Strahlenkrater bis hin zu Raumsonden und PDF-Dateien enthält. Dies sind inzwi- gen Bollwerke weltweit, die sich beständig Mondstationen. Historische Themen oder schen mehr als 500 Protokolle mit mehr mit dem Mond und seiner Erforschung die Nomenklatur des Mondes sind eben- als 2500 Seiten, deshalb ist ein von Hand beschäftigte. Heute ist der Mond endlich falls Bestandteil der Sitzungen. Immer erstellter Index als Excel-Datei enthalten, wieder in den Brennpunkt der wissenschaft- wieder wird auch das Grundlagenwissen der bei der Suche nach Stichworten hilft. lichen Forschung gerückt, und auch in der wie Größe, Phase und Libration behan- Die PDF-Dateien können zudem ebenfalls Amateurastronomie hat das Interesse an delt und eine Vorschau auf günstige nach Textstellen durchsucht werden. unserem Erdtrabanten deutlich zugenom- Beobachtungsmöglichkeiten gegeben. Dies men. An den Treffen der Gruppe „Berliner können Mondfinsternisse sein, aber auch Termine und Protokolle Mondbeobachter“ nehmen regelmäßig 20 seltene Librationsobjekte, Bedeckungen Die Teilnahme an der Gruppe ist frei Personen teil; entsprechend breit sind die von Planeten und Sternen oder der und ausdrücklich erwünscht, auch und Interessengebiete und die Beiträge gefä- Durchzug von geostationären Satelliten besonders für Gäste. Die Protokolle der chert. Es gibt jeden Monat etwas Neues zu vor dem Mond. Sitzungen können von jedem Interessierten erfahren und zu lernen. Zu jeder Sitzung der Gruppe „Berliner als PDF-Datei von den Webseiten der Mondbeobachter“ wird ein Protokoll Gruppe Berliner Mondbeobachter gela- Der typische Ablauf einer Sitzung den werden. Auf Wunsch erfolgt eine Die Sitzungen enthalten meist eine Mitteilung per E-Mail. Auf der Webseite Videosequenz von vier bis fünf Minuten der Gruppe werden die Termine und Dauer, in der die aktuelle Mondphase Themen der jeweils nächsten Sitzungen gezeigt wird. Durch die Kommentierung angekündigt. Der generelle Treffpunkt ist werden die Teilnehmer im Laufe der Jahre an jedem zweiten Montag im Monat um immer mehr mit dem Aussehen und den 20:00 Uhr. Formationen auf dem Mond vertraut. Kurzberichte vermitteln in komprimierter Form Informationen zu neuen Forschungen Kontaktdaten der Gruppe „Berliner oder technologischen Entwicklungen. Mondbeobachter“ Beliebt und wichtig sind Präsentationen Treffen: Jeder zweite Montag im von eigenen Mondaufnahmen der Monat, 20:00 Uhr Teilnehmer, in denen sowohl die Technik Treffpunkt:Seminarraum im Planetarium und die Aufnahmesituation diskutiert, am Insulaner, als auch eine Beschreibung des jewei- Wilhelm-Foerster-Sternwarte ligen Beobachtungsobjekts erarbeitet Abb. 2: Berlin e.V. wird. Ein Schwerpunktthema wird in Die CD mit allen Protokollen seit 1956 Homepage: www.wfs.be.schule.de/pages/ Form eines Vortrages präsentiert, wobei im PDF-Format Mondbeobachter

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Abb. 1: Der Mond in Öl Ölbild des Mondes mit seitlichem Lichteinfall von Karl-Heinz van Heek

Bei einem Besuch unseres Arbeitskreises der Sternwarte Aachen im April 2007 wurde ein schöner Beitrag über Zeichnungen des Mondes vor Erfindung der Fotografie gebracht. Während des Vortrages kam mir (ich male schon seit Jahren in Öl) der Gedanke: Das könntest Du auch mal machen. Von nun an ließ es mir keine Ruhe mehr, den Mond mit all seinen Details in Öl auf die Leinwand zu bringen. Es wurde Leinwand und Keilrahmen besorgt, aufgespannt, grundiert und dann ging es los. Bewaffnet mit Atlanten, Karten, Fotos und, wenn es das Wetter zuließ, auch am Teleskop zum Vergleich stehend, ging es Stück für Stück voran. Die höchsten Formationen wurden mit einer speziellen

Abb. 2: Detail aus dem Mondbild in Öl MOND 31

Masse plastisch aufgelegt, interessant hier- bei war für mich, mich intensiv mit jedem einzelnen Krater auseinander zu setzten. Die höchste Formation auf der Vorderseite, welche ich je malte, betrug 5160 m am Krater Gemma Frisius. So habe ich dann die erhabensten Krater nach Gefühl, ent- sprechend der Angaben in Atlanten und Karten, modelliert. Diese Arbeit kommt besonders schön bei seitlich einfallendem Licht zur Geltung (Abb. 1). Die Bilder 2 und 3 zeigen Ausschnitte aus dem gesam- ten Bild. Nun ist mein Ölbild des Mondes nach fast einem Jahr fertig (Abb. 4); es wird noch mit Firnis überzogen und dann mit einem schönen silbern Schattenrahmen versehen. Abb. 3: Ausschnitt aus dem Mondbild in Öl

Abb. 4: Gesamtbild des Mondes in Öl gemalt

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Abb. 5: Abb. 6: Der Autor bei der Arbeit am Mondbild in Öl Eine weitere Arbeit des Malers: der Pferdekopf-Nebel

Das Lebenswerk von Philipp Fauth und seine große Mondkarte von Otto Guthier

Bei den Vorbereitungen zu unserem Philipp Fauth (1867 - 1941) Schwerpunktthema dieser Ausgabe tauchte Als Sohn einer Töpferfamilie erblickte die Frage auf, ob nicht auch ein Beitrag zur Philipp Fauth am 19. März 1867 in Bad visuellen Mondbeobachtung Sinn machen Dürkheim das Licht der Welt. Vom Vater würde. Einer der berühmtesten deutschen erbte er offenbar das zeichnerische Talent, Mondbeobachter war Philipp Fauth, der von der Mutter die Begeisterung für die eine große Mondkarte mit einem Maßstab Musik, der er zeitlebens als begeisterter von 1:1.000.000 und einem Durchmesser Violinspieler treu blieb. von 3,5 Meter zeichnete. Sein erstes astronomisches Erlebnis soll Diese Mondkarte wurde im Oktober 1964 Philipp Fauth im Jahr 1874 mit der ein- von der Olbers-Gesellschaft in Bremen in drucksvollen Erscheinung des Kometen einer Auflage von 500 Exemplaren erst- Coggio erhalten haben. mals veröffentlicht – 23 Jahre nach dem Im Alter von 15 Jahren betrat er das Tod von Philipp Fauth. Lehrerseminar in Kaiserslautern und Bei unserem Gespräch in der Redaktion führte dort im Jahr 1885 die ersten Mond- erinnerte ich mich daran, dass ich als und Sonnenbeobachtungen durch. Im Jahr junger Sternfreund Anfang der 70er Jahre 1887 erwarb er sein erstes Fernrohr mit des letzten Jahrhunderts zwei Sonderhefte einem Durchmesser von 72 mm, mit dem „Mondkarten von Philipp Fauth“ erstanden Abb. 1: er seine ersten intensiven Beobachtungen hatte, die sich heute noch in meinem Besitz Philipp Fauth im Jahr 1930 durchführte und sich autodidaktisch weiter befinden. Nach einer kurzen „Schatzsuche“ bildete. Anregungen und Hinweise suchte wurde ich fündig … seine ungewöhnliche wie beispiellose er in astronomischen Büchern, die seine Nach einem intensiven Literaturstudium Beobachtungstätigkeit in einem Beitrag leidenschaftliche Liebe zur Astronomie entstand der vorliegende Beitrag, der würdigen. Die nachfolgenden biogra- vertieften. Kontakte zu den damaligen auch dazu dienen soll, an den begna- phischen Angaben stammen von sei- Sternwarten in Speyer, Mannheim oder deten visuellen Beobachter, Zeichner nem Sohn, Hermann Fauth, die aus dem Heidelberg hatte er damals noch nicht. und Schriftsteller Philipp Fauth zu erin- Sonderheft „Mondkarten“ der Olbers- Mit 23 Jahren gründete er als jun- nern. Außerdem möchten wir damit Gesellschaft entnommen wurden [1]. ger Volksschullehrer im Süden von

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Kaiserslautern auf dem Lämmchesberg Abb. 2: seine erste Sternwarte, die mit einem Fauths erste 162-mm-Refraktor, damals einem großen Sternwarte Instrument, bestückt war. auf dem Zwei Jahre später, im Jahre 1892, versetzte Lämmchesberg ihn das Schulamt in ein kleines westpfälzi- im Süden von sches Dorf in Oberarnbach bei Landstuhl. Kaiserslautern Seine Sternwarte und astronomischen 1889-1895 Beobachtungen am Mond und den Planeten wollte er nicht aufgeben, und so legte er jeden klaren Abend zunächst fünf Kilometer zu Fuß zum Bahnhof, dann eine 16 Kilometer lange Bahnfahrt nach Kaiserslautern und anschließend einen Fußweg zur Sternwarte auf den Lämmchesberg zurück. Oft ging er erst morgens nach durchbeobachteter Nacht zurück zum Schuldienst. In dieser Zeit entstanden die ersten Publikationen (1893 und 1895), die ihm die Anerkennung und den Respekt von verschiedenen Fachastronomen ein- brachte. Kontakte zu dem Heidelberger Astronomen Max Wolf und später zu Prof. Dr. Wilhelm Foerster von der Berliner Sternwarte beflügelten seine Arbeiten am Fernrohr. Im Jahre 1894 publizierte er seinen ersten Mondatlas mit „25 topogra- phischen Spezialkarten des Mondes.“ Bis 1899 entdeckte Fauth 2.522 neue Krater und Rillen auf dem Mond, und bis 1903 waren auf der Mondkarte 5.594 neue Objekte verzeichnet. Sein Ruf als Mondspezialist trug ihm das Angebot von Wilhelm Foerster ein, eine Stelle als Observator an der neuen Sternwarte in Mexiko-City anzunehmen. Doch Fauth lehnte ab. In diese Zeit fallen auch die Publikationen „Beobachtungen Abb. 3: Abb. 4: der Planeten Jupiter und Mars aus den Die zweite Sternwarte auf dem Die dritte Sternwarte auf dem Beobachtungen 1896-97“, in der er fast Kirchberg bei Landstuhl 1895-1911 Kirchberg bei Landstuhl mit dem 3.000 Jupiterzeichnungen zusammen- berühmten Schupmann-Medial 1911- trug. Im Jahre 1906 erschien das erste 1930 „Mondbuch“ und zwei Jahre später die „Einfache Himmelskunde“. Im Kriegsjahr 1916 erschien als vierte Publikation „25 Jahre Planetenforschung“. Der Zufall wollte es, dass eine reiche Dame aus dem Rheinland, Frau Ellen Waldthausen, die sein Mondbuch gelesen hatte, ihm durch eine großzügige Spende eine neue Sternwarte mit einem noch größeren Teleskop ermöglichte. So entstand 1911 einige hundert Meter südlich der alten

Abb. 5: Die vierte Sternwarte im Süden von München, in Grünwald. Daneben die Hütte mit dem Sonnenfernrohr 1930-1941

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Abb. 6 (links): Abb. 7 (oben): Verkleinertes Detail aus dem Blatt 9 der großen Krater Copernicus. Zeichnung von Philipp Fauth aus dem Mondkarte – Fracastor, Beaumont und Theophilus. Jahr 1932 im Original-Maßstab 1:200.000. Untn im Bild Doppelkrater Fauth.

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Sternwarte auf dem Kirchberg eine wei- im Alter von 73 Jahren im kleinen Ort Literaturhinweise: tere, die ein von Prof. Schupmann aus Grünwald bei München für immer seine [1] Nachrichten der Olbers-Gesellschaft 60, 11 Aachen neu konstruiertes Fernrohr – das Augen. [2] Nachrichten der Olbers-Gesellschaft 63, 11 „Schupmann-Medial“ – mit 385 mm In den Wirren des Krieges verschwanden [3] Zitat: Hermann Fauth, Nachrichten der Öffnung und einer Brennweite von 3.850 auch die 22 Blätter zur großen Mondkarte. Olbers-Gesellschaft 60, 18 mm (Öffnungsverhältnis 1:10) aufnahm. Erst glückliche Umstände führten dazu, [4] Zitat: Walter Stein, Nachrichten der Olbers- Fauth bezeichnete dieses Fernrohr als dass sie sein Sohn Hermann Fauth in Gesellschaft 60, 9 das beste, das er jemals zur Beobachtung den fünfziger Jahren wieder in die Hände benutzen konnte. Eine ausführliche bekam. Er hatte 1935 die Arbeiten seines Abhandlung zu diesem Instrument findet Vaters mitverfolgt und entschloss sich nun, LICHT sich in [2], einem Beitrag von Anton die Reinzeichnungen der letzten 17 Karten Kutter aus Biberach/Riss. selbst an Hand der Originale auszuführen. Fauth war in der Fachwelt angekommen Diese Arbeiten erledigte er von Juni 1957 Licht in der Nacht und mit einem leistungsstarken, groß- bis Mai 1959 - 75 Jahre nach Philipp Licht für die Liebenden en Instrument ausgestattet, das seine Fauths ersten Mondbeobachtungen. Beobachtungstätigkeit enorm anspornte Aus Anlass der 40-Jahr-Feier der Bremer romantisches Licht und inspirierte. Im Jahr 1923 wurden seine Olbers-Gesellschaft legte diese den erleuchtet intensiven Beobachtungen des Mondes „Großen Mondatlas von Philipp Fauth“ und erleuchtend und der Planeten jäh unterbrochen: Von in einer einmaligen Auflage von 500 den Franzosen nach dem ersten Weltkrieg Exemplaren auf. Walter Stein, damaliger Bedeckung verfolgend ausgewiesen, musste er eine Stelle als Vorsitzender der Olbers-Gesellschaft und Verfinsterung erleidend Lehrer in München annehmen. Dort konn- von 1957 bis 1967 Vorsitzender der VdS, Elliptisch umlaufend te er den Zeiss-Refraktor des deutschen schrieb: „Philipp Fauths Werk ist eine Pure Dynamik Museums nutzen, um seine Beobachtungen so einmalige Leistung eines einzelnen fortzuführen. Beobachters, dass es nicht verloren gehen Himmelskörper darf, sondern der Nachwelt als Dokument Trabant Erst 1930 holte er seinen „Schupmann- und Anreiz zu intensivem eigenen Streben Rußigdunkel Medial“ in den Süden von München erhalten bleiben muss. Es stellt, wie ein Klein und doch groß und errichtete in Grünwald seine vierte Gutachter schrieb, das letzte Dokument Kalt und doch heiß Sternwarte. Dort entstand auch das 600 dessen dar, was mit einem guten Auge, Seiten umfassende Werk „Unser Mond“ einem vorzüglichen Fernrohr und größter Der Sonne Freund mit den Mondatlanten von 1895 und 1932 beobachterischer Erfahrung auf dem Mond Der Erde Sohn (ein Mondatlas mit 16 Sonderseiten), dazu finden ist.“ [4] Vater von Gezeiten die als „Gipfelleistungen“ moderner Pendelnder Phasengestalten Selenographie galten. Wenige Monate vor Erscheinen der Vertrauter von Liebhabern In Grünwald entstand auch die Idee für eine Karten, im Juli 1964, gelangen der Der Nacht große Mondkarte im Maßstab 1:1.000.000, ersten Mondsonde Ranger VII die ersten die als Ergebnis von tausenden von Aufnahmen der Mondoberfläche mit einer Meerüberspannt Beobachtungsstunden, Zeichnungen und damals nicht gekannten Auflösung. Ein Gebirgsdurchzogen Skizzen am Fernrohr zu einer detaillierten neues Zeitalter der Mondforschung hatte Berggetupfert Karte zusammen fließen sollten. begonnen. Fünf Jahre später betrat mit Rillenverspannt Im Jahre 1926 fertigte Fauth inner- Neil Armstrong der erste Mensch den Kraterzerfurcht halb weniger Wochen auf 22 Blättern Mond … als Bleistiftentwurf die Zeichnungen Mit Philipp Fauths Beobachtungen Heimgesucht an, aber erst 1935 befasste er sich mit und Zeichnungen endete eine fast 450 Von Anderen den endgültigen Reinzeichnungen auf Jahre dauernde Geschichte der visuellen Streunern Transparentpapier. Die Blätter Nummer 1, Mondkartierung. An diese denkwürdige, Maschinenbestückten Menschen 2, 3, 5 und 6 zeichnete er selbst, setzte aber einmalige Leistung eines Beobachters seine Arbeiten nicht mehr fort. Offenbar – eines Amateur-Astronomen – wol- In die Ferne gerückt wurden seine Leistungen in der Fachwelt len wir mit diesem Beitrag zu unserem Sehnsuchtsvolle in teilweise beschämender Weise unwür- Schwerpunktthema „Mond“ exakt 50 Reserve dig dargestellt [3], oder die aufkommende Jahre nach Vollendung der 3,5 Meter groß- Mondfotografie (1932 erschien der erste en Mondkarte im Maßstab 1:1.000.000 Schöner Mondatlas im Maßstab 1:1.000.000) lie- erinnern. Wir zollen dem letzten großen Störenfried ßen ihn davon ab. „Das Drängen auf meine Mondbeobachter Philipp Fauth Respekt große Mondkarte ist geradezu lächerlich… und Anerkennung für seine wahrlich ein- MOND Vielleicht überlasse ich das einmal meinen malige Leistung. Kindern.“ wird Fauth zitiert [3]. Jedenfalls Nachzutragen bleibt, dass sein geliebtes befasste er sich nicht mehr selbst mit den Instrument, das geniale „Schupmann- W.E. Celnik, im Januar 2009 Reinzeichnungen zur großen Mondkarte. Medial“ auch nach dem Kriege verschol- Am 4. Januar 1941 schloss Philipp Fauth len blieb.

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38 M OND

Abb. 2: Ausschnitt aus Abb. 1.

Abb. 1: Herschelbucht, Plato, Alpental. 17.02.08, 20:14:28 MEZ, Sigma D14, 0,5 s, 100 ISO.

Mondfotos mit einem Maksutow von Wolfgang Lille

Aus dem Nachlass eines verstorbenen Sternfreundes aus Hamburg habe ich u.a. ein 180/1800-mm-Spiegelfernrohr Meniscas Zeiss/Jena erworben. Aus alten Unterlagen war nachzulesen, dass der Hauptspiegel aus Zerodur oder Astro Sital besteht. Über die optische Qualität, war leider nichts Genaueres nachzulesen. Aber das überprüfe ich lieber selbst, z.B. am Stern. Intra- und extrafokal waren unter- schiedlich kontrastreiche Ringe zu sehen, und damit ist wohl leider keine maximale Optik vorhanden! Im Vergleich zu Optiken mit bekannten Messdaten kann man wohl trotzdem mit ¼ Lambda rechnen. Die ersten Deep-Sky-Fotos sahen doch recht gut aus. Da ein Leitrohr nicht stabil genug am Meniscas montiert werden konnte, habe ich einen Easyguider anmontiert. Aber ohne Shapleylinse, da „mit“ der Fokus nicht erreicht werden konnte. Bei Mondaufnahmen musste natürlich noch nachvergrößert werden. Da eig- net sich z. B. eine Tele Vue 2“ Power Mate 1:4 Barlowlinse oder meine altbe- währte Okularprojektion. Ich verwendete eine Pentax-Projektionslinse f = 24 mm, die eine sechsfache Nachvergrößerung erzeugt. Außerdem dann das Sigma D14 Digitalgehäuse.

Abb. 3: Copernikus, Eratosthenes, Apenninen. 16.02.08, 23:39:35 MEZ, Sigma D14, 1 s, 100 ISO.

VdS-Journal Nr. 29 Fotos: © Stefan Seip Stefan Fotos: © Spannende Entdeckungstouren Schauspiele am Himmel beobachten und die schönsten Motive festhalten – die KOSMOS-Ratgeber zeigen, wie‘s geht.

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KOSMOS_VdSJournal_29.indd 1 13.01.2009 10:08:41 Uhr

Früher machte ich meine besten Mond- Wenn man jahrzehntelang u.a. Mondfotos Die guten Ergebnisse veranlassen mich aufnahmen mit einem 150/3000-mm- gemacht hat, achtet man zur Kontrolle jetzt, das Meniscas auch für Sonnenfotos Schiefspiegler. Mit einer dreifachen der Bildgüte auf bestimmte Details, zum auszurüsten. Ein 180-mm-Glasfilter für Barlowlinse von Lichtenknecker erreichte Beispiel: die Weißlichtsonne und ein 200-mm-Rot- ich neun Meter Äquivalentbrennweite. Ein filter IR/AR von meinem 200/3000-mm- zusätzlicher Zweifach-Konverter ergab 1. Sieht man auf den Fotos die kleinen Refraktor für die H-alpha Sonne sind aber Reflexe, und die ca. viermal längere Krater in Plato, oder wie aufgelöst ist die schon montierbar. Und an der hinteren Belichtungszeit brachte auch keine besse- kleine Gebirgskette „Straight Range“? Ringschwalbe kommt dann mein Lille- ren Ergebnisse. Also war ich gespannt, ob Heute mit der Webcam-Technik geht es 30/30-H-alpha-System (einschließlich das auch mit dem Meniscas zu erreichen aber noch weiter … Stichwort: Rille im einer 1:3 Telezentrik). ist. Alpental! (Abb. 2 und 3) 2. Copernikus, zum Beispiel direkt Es bleibt abzuwarten, was mein Meniscas Die ersten besseren Mondaufnahmen mit am Terminator. Wie sieht die an der Sonne bringt … dem Meniscas erreichten dann doch knapp „Perlschnurkette“ Stadius craterlets die früheren analogen Schiefspiegler- zwischen Copernikus und Eratosthenes Ergebnisse. Im Februar 2008 war wieder aus? Mein Blick fällt dann aber auch auf einmal der Mond zu sehen. Halbmond mit den „versunkenen“ Krater Stadius. Wie hoher Deklination! Fotografiert habe ich viele Kleinkrater sind zu sehen? (Abb. am 15.02.08, 16.02.08 und am 17.02.08. 4 und 5) Wenn man am PC-Monitor mit entspre- 3. Die Dreifachkratergruppe Ptolemaeus chender Nachvergrößerung die Fotos mit- – Alphonsus – Arzachel und die lange einander vergleicht, waren die Fotos vom Wand. Wie viel Feinstrukturen sind in 15.02.08 schon recht gut, aber die Fotos den drei Kratern zu sehen? Und ist die vom 16. und 17. 02.08 haben mich doch feine Rille am Krater „Birt“ sichtbar? positiv überrascht. Da sieht man wieder (Abb. 6 und 7) einmal, dass ein gutes Seeing wichtiger 4. Clavius am Terminator, aber schon voll ist, als die „Jagd“ nach einer extrem hohen beleuchtet. Wie viel Feinstrukturen sind Spiegelgenauigkeit, obwohl diese natür- am südlichen Kraterboden zu sehen? Abb. 4: Stadius, Stadius craterlets. lich nicht hinderlich wäre. (Abb. 8) Ausschnitt aus Abb. 3.

VdS-Journal Nr. 29 40 MOND

Abb. 6: Lange Wand, Krater Birt mit Rille. Ausschnitt aus Abb. 5.

Abb. 7: Clavius, Tycho. 16.02.08, 23:40:22 MEZ, Sigma D14, 0,6 s, 100 ISO.

Abb. 5: Ptolemaeus - Alphonsus - Arzachel, Deslandres. 16.02.08, 23:41:10 MEZ, Sigma D14, 0,6 s, 100 ISO.

Abb. 8: Clavius Ausschnitt aus Abb. 7.

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Neue Mondausblicke von Manfred Wolf

Lange hat´s gedauert, bis das Wetter und die Himmelsqualität wieder etwas mehr Detail herauslocken ließen von unserem guten alten Mond! Im Oktober und November 2008 war es dann soweit, zwar nicht ganz so hervorragend wie im Frühjahr, aber dennoch lohnend. Die Mosaike entstanden alle an meinem C11, das auf der Terrasse meines Wohn- hauses in Köngetried aufgestellt ist. Die Primärbrennweite des Teleskops verlän- gere ich mittels eines Flatfield-Korrektors von Baader auf etwa zehn Meter. Als Aufnahmekamera dient eine ToUCam 840k von Philips. Bis vor kurzem benutzte ich einen vorgeschraubten Gelbfilter zur Verbesserung der Bildqualität, aber seit November setze ich einen IR-Passfilter ein. Mit diesem Filter bin ich eigentlich hochzufrieden, auch wenn er schon erheb- lich mehr Licht als der Gelbfilter schluckt. Aber er reduziert die Luftunruhe doch deutlich. Am 19.10.2008 entstand Abb. 1. Aufnahme- zeit war von 3:30 bis 4:23 Uhr MESZ. Das Mosaik besteht aus elf Einzelansichten und zeigt die Umgebung der Landestelle von Apollo 11 im Mare Tranquillitatis. Zu sehen sind (von ganz oben) die Krater Arago, Manners, Ritter und Sabine bis Hypatia im Bergland ganz unten. Im Mare Tranquillitatis erkennt man noch einige Falten des Lamont-Berglandes. Am süd- lichen „Gestade“ des Mare Tranquillitatis sind zwei Rillen zu sehen, die längere ist die Hypatia-Rille. Für diese Aufnahme wurde noch der Gelbfilter benutzt. Die Einzelbilder wurden aussortiert und gestackt mit RegiStax3, zusammengesetzt mit I-Merge und bearbeitet mit Photoshop 6. Sehr erfolgreich war die Nacht vom 15. auf den 16.11.2008. Zunächst nahm ich zwischen 23:25 und 23:58 Uhr MEZ das sechsteilige Mosaik des Gebietes Atlas – Herkules auf (Abb. 2). Das Ringgebirge Atlas hat im Inneren ein Netz von Bruchrillen, Rima Atlas I – V. Alle tech- nischen Details sind wie oben, nur dass hier der bereits erwähnte IR-Passfilter zum Einsatz kam. Anschließend entstand von 0:10 bis 0:57 Uhr MEZ, ebenfalls mit vorgeschraubtem IR-Passfilter, das Mosaik um Taruntius (Abb. 3). Es setzt sich ebenfalls aus sechs Teilansichten Abb. 1: zusammen. Taruntius selbst ist innen von Landeplatz von Apollo 11 und Umgebung

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Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Region Atlas – Herkules Ringgebirge Taruntius Kraterruine Fracastorius

Abb. 5: Abb. 6: Goclenius und Gutenberg Umgebung des Landegebietes von Apollo 17

konzentrischen Bergringen erfüllt. Der großen Ringgebirge werden nördlich Bucht im Mare Serenitatis, knapp bild- Bildausschnitt erstreckt sich hoch nach von Rima Goclenius I und II begleitet. einwärts liegt der flache Krater Littrow. Norden bis da Vinci (dem zerklüfteten Rima Goclenius II setzt sich über den Bei den Littrow-Bergen befindet sich die Krater) und Cauchy D (oben links). Die Rand von Goclenius in sein Inneres fort. Landegegend von Apollo 17, links unten Cauchy-Rille kommt noch nicht heraus, da Diesmal setzte ich zur Aufnahme wieder befinden sich höhere Berge mit Mons ist eine noch bessere Auflösung nötig. den vorgeschraubten Gelbfilter ein (Abb. Argaeus. Danach war leider Schluss, weil Abb. 4 entstand kurz nach Abb. 3 mit 5). Dieser war zwar nicht so effektiv Hochnebel aufzog. Von Vorteil war, dass derselben Instrumentierung, und zwar zwi- wie der IR-Filter, der Einsatz dieses hel- der Mond in dieser abnehmenden Phase schen 01:12 und 01:40 Uhr MEZ. Das leren Filters war aber nötig, da das Mare sehr hoch stand, was das Seeing ebenso Mosaik besteht aus fünf Einzelansichten Foecunditatis schon recht dunkel war für verbesserte wie der IR-Passfilter. und zeigt die 120 km weite Wallebene zehn Meter Brennweite. Der Terminator Fracastorius, deren Ring vor langen Zeiten rückte nämlich schon nahe heran. Hinweis zu guten Mondkarten: vom Magma des Mare Nectaris teilwei- Das letzte Mosaik dieser Nacht aus zehn http://www.lpi.usra.edu/resources/ se überflutet wurde. Der Boden ist von zusammengesetzten Einzelansichten ent- mapcatalog/ zahlreichen kleinen Kratern bedeckt, eine stand von 2:37 bis 3:45 Uhr MEZ (Abb. Rille ist ebenfalls vorhanden. In der Zeit 6). Oben in der Mitte liegt der Krater von 1:55 bis 2:30 Uhr MEZ folgte noch Römer mit einem auffälligen Zentralberg, das vierfache Mosaik von Goclenius unten in der Mitte Maraldi mit flachem und Gutenberg. Die beiden etwa 70 km Innenbereich. Links erkennt man eine

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Der Mond über Österreich von Peter Riepe

Chip hat 640 x 480 quadratische Pixel von 7,4 μm Kantenlänge. Die Kamera wurde ohne Binning eingesetzt, und die Aufnahme zeigt das beherrschende Ringgebirge Bullialdus mit einem ausge- prägten Zentralberg. Es misst 60 km im Durchmesser und ist von einem radialen Kranz von Fließstrukturen umgeben. Links schon sehr dicht an der Licht-Schatten- Grenze das Ringgebirge Hippalus mit dem Hippalus-Rillensystem. Links unten Campanus und Mercator. In derselben Nacht nahm Robert Schulz mit der gerade beschriebenen Ausrüstung auch den südlichen Rand des Mare Nubium auf. Hier sticht das eingefallene

Abb. 2: Pitatus am Südrand des Mare Nubium

Abb. 1: Umgebung des Ringgebirges Bullialdus

Seitens der Fachgruppe Astrofotografie bestehen seit längerem gute Beziehungen zu unseren Freunden an der österrei- chischen Gahberg-Sternwarte (VdS- Journal Nr. 27, III/2008, S. 49). Der dort beheimatete Astronomische Arbeitskreis Salzkammergut gibt eine regelmäßig aktu- alisierte CD heraus, die viele, teilweise hervorragende Ergebnisse aus eigenen Amateur-Reihen enthält. Ich erhielt die freundliche Genehmigung, aus dieser CD passendes Bildmaterial für VdS-Zwecke heraussuchen, einen Artikel zusammen- stellen und im Journal veröffentlichen zu dürfen.

Aufnahmen von Robert Schulz Robert Schulz gelang am 9. Januar 2006 von Wien aus dieses Mosaik aus dem Mare Nubium (Abb. 1). Teleskop war ein 12,5-Zöller mit 4000 mm Brennweite. Als Kamera diente eine Lumenera LU075M mit IR742-Sperrfilter (Astronomik). Ihr

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Abb. 3: Ptolemäus (oben), Alphonsus (Mitte) und Arzachel (unten)

Ringgebirge Pitatus ins Auge (Abb. 2). Im flachen Innenraum gibt es konzentrische Rillen parallel zum Kraterwall. Man hat den Eindruck, als sei das aus dem Mare Nubium ins Kraterinnere hineingelaufe- ne Magma beim Erkalten geschrumpft und habe dabei diese Rillen erzeugt. Links oberhalb schmiegt sich der Krater Hesiodus an den Wall von Pitatus. An seiner Seite sitzt Hesiodus A, der eine Doppelstruktur besitzt.

Aufnahmen von Michael Karrer Michael Karrer ist einer der aktivsten österreichischen Mondfotografen. Seine Privatsternwarte steht in Rinnegg auf 700 m Höhe. Alle nachfolgend beschriebenen Aufnahmen stammen von ihm. Das „Trio“ Ptolemäus, Alphonsus und Arzachel zeichnete er mit einer Philips ToUCam und einem 7-zölligen Meade-ED- Refraktor bei f = 5600 mm auf (Abb. 3). Ptolemäus misst 150 km im Durchmesser.

Abb. 4 (oben): Mondapenninen und Archimedes

Abb. 5 (Mitte): Ringgebirge Taruntius

Abb. 6 (unten): Theophilus (oben Mitte), darunter Cyrillus und Catharina

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Abb. 7: Rupes Recta und Rima Birt

Abb. 9: Wallebene Clavius

zwischen Mare Tranquillitatis und Mare Nubium ein Faltenzug, der die Bewegung Foecunditatis. Der Boden weist innen der Mondkruste bezeugt. Ganz rechts ragt Bergringe auf, die konzentrisch zum Wall das Ringgebirge Thebit ins Gesichtsfeld, verlaufen. Oben links kommen hier die sein Wall wird von Thebit A durchdrungen, Abb. 8: beiden Cauchy-Rillen am Krater Cauchy an ihm wiederum schließt sich noch Thebit Wallebene Schickard heraus, man vergleiche mit Abb. 3 im L an. Am 07.04.2006 war ein 17“-Newton Bericht von Manfred Wolf. Zum Einsatz f/5,2 mit einer Philips ToUCam bei 6000 Sein Boden ist mit zahllosen Kleinkratern kam eine Philips modified ToUCam am mm Brennweite im Einsatz, kombiniert bedeckt. Der größte von ihnen ist Ptolemäus 7“-Refraktor (f = 5000 mm). Mit nahezu mit einem IR-Passfilter (807 nm). A mit 9 km Durchmesser, rechts oberhalb den gleichen technischen Daten (jedoch f = Schickard liegt auf der lunaren Südhalbkugel der Kratermitte. Direkt nördlich an ihm 4800 mm) entstand das schon „klassische“ und ist mit 180 km Durchmesser eine riesige schließt der extrem flache, etwas größere Motiv der Mondoberfläche, die Gruppe Wallebene ohne Zentralberg (Abb. 8). Das Ptolemäus B an. Alphonsus und Arzachel der drei Ringgebirge Theophilus, Cyrillus Bild entstand am 20.12.2007. Aufnahme- sind von inneren Rillen durchzogen, sie und Catharina (Abb. 6.). Theophilus weist teleskop war wieder der 17“-Newton bei besitzen – im Gegensatz zu Ptolemäus einen markanten Zentralberg auf. Von 6100 mm effektiver Brennweite, als Kamera – klare Zentralberge. Der Kraterwall den Abmessungen her ist es schon eher diente eine Lumenera SKYnyx 2-1m ohne von Arzachel ist terrassiert, im süd- ein Zentralgebirge, denn die Ausdehnung Binning. Ihr CCD-Chip verfügt über 1392 lichen Bereich erkennt man Spuren eines liegt immerhin knapp unter 30 km. Der x 1040 Pixel von 9 μm Kantenlänge. Hangabrutsches. Zwischen Alphonsus Wall von Theophilus ist hoch und setzt Zur Bildverbesserung verwendete Michael und Arzachel (links) liegt Alpetragius mit sich nach außen hin noch wulstartig fort. Karrer einen IR-Passfilter (742 nm). In die- einem kräftigen Zentralberg. Die kleinsten Cyrillus und Catharina hingegen wirken sem Bild liegt die Auflösung bei 500 m. im Bild nachweisbaren Details messen abgeflachter und älter. Alle drei kommen Bleiben wir auf der Südhalbkugel. Die dort etwa 800 m. auf einen Durchmesser um 90 km. Am alles beherrschende Wallebene ist zwei- Von St. Radegund aus visierte Michael mittleren Bildrand rechts ist am Nordrand fellos Clavius mit 240 km Durchmesser Karrer am 14.09.2006 die Mondapenninen des Mare Nectaris der überflutete Krater (Abb. 9). Im rechten, östlichen Wallbereich an (Abb. 4). Dieses Gebirge mit Höhen von Daguerre sichtbar. sitzen zwei etwa gleichgroße Ringgebirge: bis zu 5500 m trennt das Mare Imbrium Am östlichen Rand des Mare Nubium Rutherford im Süden wirkt „frisch“ ent- vom Mare Serenitatis. Oben rechts begin- kann man bei gutem Seeing Rupes Recta, standen, Clavius B im Norden dagegen nt der Mondkaukasus. Für dieses Bild die „Lange Wand“ entdecken (Abb. 7). scheint älter und erodierter. Die Sohle kam der 7-zöllige Refraktor mit 4000 Die Sonne scheint im Bild von rechts nach von Clavius ist von zahlreichen Klein- mm Brennweite zum Einsatz sowie eine links, die Lange Wand verrät sich also und Kleinstkratern übersät, auch kleine CCD-Kamera Starlight SXV-H9 ohne durch ihren Schattenwurf nach links als Kraterketten treten auf. Links unten im Bild Binning. Archimedes ist das 75 km große eine Bruchstufe im Gelände. Links ist die liegt Blancanus. Für diese Aufnahme vom Ringgebirge (oben Mitte) mit dem völ- Rima Birt zu sehen, benannt nach dem 20 20.12.2007 wurde ebenfalls der 17-Zöller lig glatten Innenbereich. Autolycus und km messenden Krater Birt zwischen Rima bei 6100 mm Brennweite verwendet. Die Aristillus schließen sich an. Birt und Langer Wand. Diese Rille ist etwa Lumenera SKYnyx 2-1m wurde ohne Abb. 5 zeigt das Ringgebirge Taruntius 2 km breit. Unten links zeigt sich im Mare Binning, aber mit IR-Passfilter (685 nm)

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eingesetzt. Das letzte Bild zeigt am Nordrand des Mare Humorum eine tektonisch höchst interessante Formation, das 110 km große Ringgebirge Gassendi. Sein südlichster Teil wurde offenbar durch Magma des Mare Humorum geflutet. Der restliche Boden wird von Rillen und Grabenbrüchen durch- setzt, die das gegliederte Zentralmassiv umgeben. Niemand wird bezweifeln, dass sich hier Schrumpfungsprozesse beim Erkalten der Kruste abgespielt haben. Schaut man sich den linken, westlichen Randbereich des Mare Humorum genauer an, so scheint dieser Bereich nicht vom flüssigen Magma während der Mare- Entstehung überflutet worden zu sein. Hier ist vermutlich noch die ursprüng- liche Bodenbeschaffenheit einer ehema- ligen Wallebene zu sehen. Dieses schö- ne Foto wurde in derselben Nacht wie Abb. 10: Abb. 9 aufgenommen, mit exakt derselben Das Ringgebirge Gassendi Instrumentierung. 10 Years After ... der Stein rollt weiter von Bernd Flach-Wilken

In der ersten Ausgabe des VdS-Journals Schuss mit der CCD-Kamera als die beste bleibt in der Diskussion vieler Anwender. aus dem Jahre 1997 hatte ich einen Artikel Möglichkeit das immerwährende, bild- Ich selbst finde die Anwendung von mit dem Titel „Der lunare Sisyphos“ verschlechternde Seeing zu überlisten, so „Giotto“ wesentlich einfacher, was aller- veröffentlicht, in welchem ich auf erschien bald eine alte, aber auch wie- dings nicht auf Kosten des Ergebnisses meine damals 25-jährige Tätigkeit als derum neue Technik auf der Szene: die geht. „Registax“ verlangt eine differen- Amateurmondfotograf zurückblickte und Videotechnik. ziertere Parametereinstellung, was für den die technische Entwicklung während die- In kurzer Reihenfolge (bis zu 30 Bilder pro geübten Anwender vorteilhaft sein kann. ser Zeit beleuchtete.Wie der klassische Sekunde) werden mit einer Videokamera, Multipointregistrierung kann für groß- Sisyphos aus der griechischen Sage strebt in der Regel in Form einer preiswerten flächige Mondportraits vorteilhaft sein, der Mondfotograf immer die höchstauf- Webcam (z.B. Philips ToUCam), ist aber in seiner Wirksamkeit umstrit- gelöste Aufnahme, den Jahrhundertschuss Hunderte von Bildern aufgenommen und ten. Hier helfen nur eigene Versuche. Ich an, wissend dass dieses Unterfangen ein mit Hilfe geeigneter Software bearbei- selbst bevorzuge die maximale Schärfe unmögliches ist, da die Aufnahmetechnik tet. Diese filtert die schärfsten Bilder je auf einen Bildpunkt, andere finden eine und auch die Instrumentenentwicklung nach Parametervorgabe heraus und addiert etwas geringe Endschärfe über ein größe- immerwährend fortschreitet und somit diese dann zu einem recht rauscharmen res Bildfeld ästhetischer. heute erreichtes morgen schon wieder Masterframe, welches meistens ordent- Hatte die Philips ToUCam noch den für „Schnee vom letzten Jahr“ sein wird. Ein liche Schärfungsalgorithmen verträgt, Mondbilder entscheidenden Nachteil heute noch respektables Kraterportrait ohne gleich unansehnlich zu werden. des allzu kleinen Sensors (640 x 480 wird morgen nur noch ein anerkennendes Ich selbst verwende aus Loyalitätsgründen Pixel), so hat sich diese Situation mit dem Lächeln hervorrufen und übermorgen gar nahezu ausschließlich das Programm Aufkommen der Imaging-Source-Kameras zu Unverständnis führen, wieso denn dies „Giotto“, welches Georg Dittié kosten- entscheidend geändert. (www.theimaging- ein so tolles Bild gewesen sein soll. los zu Verfügung stellt (www.videoastro- source.com/de/products/cameras). Seit dieser Veröffentlichung sind inzwi- nomy.org). Ein ganz großes Dankeschön Ich selbst benutze für den Mond eine mono- schen wieder elf Jahre ins Land gezogen, an Georg an dieser Stelle, der Hunderte chrome Firewire-Kamera mit 1280x960 und die schon im letzten Satz des dama- von Stunden Programmierarbeit in dieses Pixeln (DMK 41AF02), welche zwar ligen Artikeln geäußerte Vermutung, dass Projekt gesteckt hat – und das alles für nicht die höchstmöglichste QE besitzt, der Stein weiter rollen wird, ist eingetreten. Freeware! Ebenfalls geeignet ist die aber für den Zweck der Mondfotografie Er rollte nicht nur weiter, nein er überrollte Software „Registax“ von Cor Berrevoets, durchaus geeignet ist. Je nach Brennweite, fast die gesamte Szene in einer damals welche auch als Freeware im Internet ver- Aufnahmefilter und Verstärkungsgrad der nicht für möglich gehaltenen Intensität. fügbar ist (www.astronomie.be/registax). Kamera ergeben sich Belichtungszeiten Galt 1997 noch der kurz belichtete Welches Programm geeigneter ist, ist und pro File von1/10-1/2 s.

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Abb. 1: Stadius im Vergleich

Abb. 2: Kopernikus im Vergleich

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Abb. 4: Plato im Vergleich

Rot gefilterte Aufnahmen haben insgesamt graph, welcher trotz 45%er Obstruktion Stadius) im Vergleich herausgestellt: Die zwei Vorteile: Erstens ist das Seeing im bei gutem Seeing erstklassige Detailbilder Schiefspiegleraufnahmen mit TP2415 aus langwelligen Bereich oft nur halb so groß liefert. Alle hier gezeigten Hypergraph- den 1980er Jahren zeigen den Stand der wie im kurzwelligen blauen Licht, und Bilder entstanden aber auf der Farm Tivoli/ Technik zur damaligen Zeit. Besonders zweitens haben die handelsüblichen CCD- Namibia am dortigen Schwesterinstrument die Kopernikus-/Stadius-Aufnahme vom Detektoren im Rot- bis Infrarotbereich ihr von Bernd Schröter. Der Mond fast im August 1984 fand große Beachtung (hier Empfindlichkeitsmaximum. Zenit zu Zeiten, als kein Deep-Sky mehr der Anschaulichkeit wegen aber „zer- möglich war, habe ich es als angenehmen pflückt“). Beste Erfahrungen habe ich mit RG610- Zeitvertreib empfunden, so en passant eini- und RG645-Gläsern von Schott hin bis zu ge Mondportraits aufzunehmen. Nächte But the times, they are changing: Geradezu Infrarotpassfiltern wie dem Astronomik mit exquisitem Seeing sind dort unten aber frappierend besser dazu im direkten IR742 gemacht. Letzterer verlangt schon ebenso selten wie hier in Deutschland. Vergleich gelungen sind die 2007er gut die doppelte Belichtungszeit wie ein Man braucht Geduld, Geduld und noch- Hyper graphaufnahmen mit meiner DMK RG610-Filter, kann aber möglicherweise mals Geduld. 41AF02. Diese Bilder entstanden bei rund trotzdem die besseren Ergebnisse liefern. 9 m Effektivbrennweite mit RG610-Filter. Die Luftruhe nimmt hin zum Langwelligen Dass für Optimalergebnisse die bekann- Jeweils 250 Rohbilder wurden via „Giotto“ immer deutlicher zu. te Kette Instrument, Beobachter, Beding- bei 50% Sortierrate bearbeitet und mit ungen in Höchstform agieren muss, habe gängigen Bildbearbeitungsprogrammen Als Instrument benutze ich weiter mei- ich bereits 1997 erwähnt, und dies gilt gefinisht. nen bekannten 300-mm-Schiefspiegler, natürlich immer noch. allerdings ergänzt und immer häufiger Inzwischen hat sich mein Haup tinteressens- für Mond- und Planetenaufnahmen „miss- Ich habe hier beispielhaft vier bekannte gebiet von der Mondfotografie zur Deep- braucht“ meinen 400-mm-Keller-Hyper- Mondgebiete (Alpen, Plato, Kopernikus, Sky-Fotografie wegbewegt. Der Sisyphos

Abb. 3: Die Alpen im Vergleich

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ist sozusagen müde geworden und in den Blick von vorneherein im Vorteil zu sein, sind, zeigen diese beiden Aufnahmen. Langzeitbereich abgedriftet. Er rollt den was sich aber bei näherem Hinschauen als Während der Krater Theophilus mit Stein zwar immer noch, aber immer sel- nicht stichhaltig herausstellt. meinem 300-mm-Schiefspiegler aufge- tener. Auch in Namibia herrscht z.T. besonders nommen wurde, entstand das Alphonsus- übles Seeing, und gute Luftruhe ist hier wie Bild mit meinem 400-mm-Hypergraph, Ob es in zehn Jahren eine weitere Fort- in Mitteleuropa nur sehr selten anzutreffen. ebenfalls im Westerwald. Die technischen setzung dieser kleinen Artikelreihe geben Das gilt zumindest aus Beobachtungen auf Daten entsprechen denen der DMK- wird, sei dahingestellt. Aperturmäßig ist der Farm Tivoli über jetzt insgesamt sieben 41AF02-Bilder der Bildvergleiche 1-4. für uns Amateure noch einiges mach- Jahre hinweg. Andererseits ist ein stark Zum Vergleich des Alphonsus-Portraits bar (siehe das 1-m-Teleskop in Melle), silouhettierender 400-mm-Hypergraph in möge auch eine Lunar-Orbiter-Aufnahme was bei bestem Seeing natürlich eine der Detailwiedergabe einem unsilouhettie- dienen (Abb. 7; Quelle: http://www.lpi. noch höhere Auflösung ermöglichen renden 300-mm-Schiespiegler zumindest usra.edu/resources/lunar_orbiter/images/ sollte. Von der QE her betrachtet, sind visuell deutlich unterlegen. Hier entschei- img/iv_108_h2.jpg). Webcams noch nicht am Ende angelangt, det natürlich die Kontrastwiedergabe des sodass auch hier noch Verbesserungen Kuttersystems die Partie für sich. Durch in Form kürzerer Integrationszeiten mög- Bildbearbeitung lässt sich dies aber erfah- lich werden könnten. Hinzu kommt, dass rungsgemäß gut kompensieren. Die von neuere CCD- oder CMOS-Detektoren Giotto ausgegeben 16-bit-Dateien lassen immer rauschärmer werden, was prinzi- eine Nachbearbeitung dahingehend pro- piell der Belichtungszeit zu Gute kom- blemlos zu. men kann. Das Haupthindernis exzepti- Erläuterungen zu den Abbildungen 5 -7 oneller Auflösungen allerdings, nämlich Dass auch hier im wetterbenachteiligten das irdische Seeing, wird sicherlich für Mitteleuropa gute Mondportraits möglich uns Amateure noch auf lange Zeit unüber- windbar bleiben. Aktive Optiken könnten helfen, aber bis uns solche zu vertretbaren Preisen zur Verfügung stehen werden, hat es den armen Sisyphos sicherlich dahin- gerafft ...

Erläuterungen zu den Abbildungen 1- 4 Diese bekannten Mondgebiete (Stadius, Kopernikus, Alpen und Plato) in jeweils guten Aufnahmen aus den Jahren 1984 und 2007 zeigen deutlich den Fortschritt in der Fotografie des Mondes. Die jeweils linken Fotoabzüge entstanden aus TP2415-Filmnegativen, belichtet mit meinem 300-mm-Schiefspiegeler bei rund 15m Effektivbrennweite und mit Belichtungszeiten von 3-5 Sekunden. Bei allen Aufnahmen herrschte sehr gutes Seeing, ein Filter wurde nicht verwendet, um die Belichtungszeiten nicht noch mehr zu verlängern.

Die rechten Bilder hingegen entstan- den alle am mit 45% Obstruktion geseg- neten 400-mm-Hypergraphen in Namibia, ebenfalls bei sehr gutem Seeing. Durch einen RG610-Filter bei rund 9 m Effektivbrennweite wurden je 250 Bilder mit einer DMK 41AF02 gewonnen, welche in Giotto sortiert und addiert wurden. Die Einzelintegrationen betrugen rund 1/10 s. Zwar scheint die Kombination Namibia mit 400-mm-Hypergraph auf den ersten

Abb. 5: Alphonsus 50 mond

Abb. 6: Theophilus

VdS-Journal Nr. 29 mond 51

Abb. 7: Eine Lunar-Orbiter-Aufnahme zum Vergleich des Alphonsus-Portraits (Abb. 5)

VdS-Journal Nr. 29 52 MOND

Mond-Impressionen von Werner E. Celnik

So tolle Bilder unseres Nachbarn im Weltraum haben wir auf den vorhergehenden Seiten dieser Ausgabe gesehen. An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, ergänzend auf verschiedene nette, schöne und anschauliche Situationen hinzuweisen, bei denen sich ein näherer Blick auf den Mond lohnt. Gleich ob mit einem kleinem oder großem Teleskop oder mit dem bloßen Auge. Schauen Sie mal hin.

Abb. 1 (Hintergrund): Schmale Mondsichel in der Abenddämmerung des 9.8.1983 um 20:30 UT, Aufnahme mit einem Kleinbild-Objektiv 1:2,8 / 85mm auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100, Beobachtungsort: Sierra Nevada/Spanien, Bildautoren: Ulrich Bartelt, Werner E. Celnik, Helwig Fülling, Peter Riepe, Dieter Sporenberg, Hans Gerhard Weber.

Abb. 2 (Oben): Schmale Mondsichel am 8.4.1997 um 19:06 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik an einem Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220mm / 1880mm, 1 s belich- tet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 400, Beobachtungsort: Gornergrat/Zermatt/ Schweiz.

Abb. 3 (Mitte): Schmale Mondsichel mit hellem aschgrauem Mondlicht, Aufnahmen mit einer Flat- Field-Camera 1:4 / 760mm, Beobachtungsort: Sierra Nevada/Spanien, Bildautoren: Werner E. Celnik, Helwig Fülling, Stefan Binnewies. Links: durch atmosphä- rische Refraktion deformierte Mondsichel dicht über dem östlichen Horizont, am 24.7.1987 um 03:40 UT, Belichtung 20 s auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100. Rechts: am 23.7.1987 um 03:30 UT, Belichtung 10 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400.

Abb. 4 (Unten): Strichspuraufnahme der untergehenden schmalen Mondsichel in der Abenddämmerung des 4.2.1984 um 01:04 UT, Aufnahme mit einem Kleinbild- Objektiv 1:4 / 300mm mit 2-fach Telekonverter, 20 min belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100, Beobachtungsort: La Silla / Chile, Bildautor: Werner E. Celnik.

VdS-Journal Nr. 29 MOND 53

Abb. 5: Der zunehmende Mond in irisierenden Wolken mit Venus und Mars vor dem Hintergrund des Sternbildes Stier am 26.3.2004 um 20:37 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik mit einem Objektiv 1:2,8 / 80mm, 30 s ohne Nachführung belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x6), Beobachtungsort: Rheinberg.

Abb. 6: Sehr lang belichtete Strichspuraufnahme des untergehenden, 15 Tage alten Mondes am 24.3.1986, Aufnahmebeginn 6:50 UT, Belichtungsdauer 235 min auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100, Werner E. Celnik verwendete ein Kleinbild-Normalobjektiv mit 50 mm Brennweite bei Arbeitsblende 22, Beobachtungsort: La Silla / Chile. Sehr schön zu sehen ist die zum Horizont hin zunehmende atmosphärische Extinktion.

Abb. 8: Abb. 7: Der total verfinsterte Vollmond vor dem Sternenhintergrund Der in der Morgendämmerung untergehende Vollmond über der am 3.3.2007 um 23:27 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik Serir-Wüste in der Zentralsahara / Libyen am 26.10.2007 um 5:27 UT, mit einem Objektiv 1:4 / 350mm mit 2-fach Telekonverter, Aufnahme von Werner E. Celnik mit einem Objektiv 1:4 / 350mm mit 60 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 200 (6x6), 2-fach Telekonverter, 1/10 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO Beobachtungsort: Rheinberg. Der schwächste noch abgebildete 100 (6x6). Stern hat eine Helligkeit von 10,1 mag.

VdS-Journal Nr. 29 54 M OND

Abb. 9 (Oben): Links im Bild der Vollmond zu Beginn der Mondfinsternis am 8.11.2003 um 22:40 UT, Aufnahme von Werner E. Celnik an einem Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220mm / 1880mm mit 2-fach Telekonverter, 1/250 s belichtet auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 400 (6x6), Beobachtungsort: Rheinberg. Rechts der echte Neumond, aufge- nommen von Werner E. Celnik und Otto Guthier während der totalen Sonnenfinsternis am 29.3.2006 um 10:15 UT in der libyschen Wüste, verwendet wurde ein Objektiv 1:4 / 350mm mit 2-fach Telekonverter, belichtet wurde 8 s auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 100 (6x6).

Abb. 10 (Links): Das gebirgige Mondrandprofil während der ringförmigen Sonnenfinsternis am 3.10.2005, innen das Originalbild, außen das daraus gewonnene mehrfach überhöhte fotografische Randprofil, als Linie darü- ber gelegt das vorherberechnete Mondrandprofil der NASA. Aufnahme von Werner E. Celnik an einem Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain- Teleskop 220mm / 1880mm bei 5000 mm effektiver Brennweite, 1/250 s belichtet durch eine Sonnenfilterfolie Dichte 3,8 auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 200 (6x6), Beobachtungsort bei Javea / Spanien.

Abb. 11: Abb. 12: Das Perlschnurphänomen während der totalen Sonnenfinsternis am 26.2.1998 am 2. Kontakt zeigt an Die Mondberge kann man auch direkt am welchen Stellen die Berge am Mondhorizont die Photosphäre der Sonne abdecken, Aufnahme von Werner Mondrand beobachten, was man sich z.B. bei strei- E. Celnik mit einer „Russentonne“ 102mm / 1100mm, ohne Filter 1/1000 s belichtet auf Farbdiafilm fenden Sternbedeckungen zunutze macht, wobei Kodachrome 25, Beobachtungsort bei Maracaibo / Venezuela. der Stern zeitweilig hinter den Bergen verschwin- det und wieder auftaucht. Hier eine Aufnahme der Südpolregion des Mondes am 19.1.1981 mit einem Cassegrain-Teleskop 610mm / 9200mm bei einer effektiven Brennweite von 36000 mm, Werner E. Celnik belichtete ¼ s auf Farbdiafilm Ektachrome VdS-Journal Nr. 29 ISO 400. Beobachtungsort war La Silla / Chile. MOND 55

Abb. 13 (Oben links): Mond und Planeten zusammen macht sich immer gut: Am 22.2.1084 um 8:08 UT bedeckte der Mond den Planten Saturn, der hier hinter dem Mondhorizont unterzugehen scheint, aufgenommen mit einem Cassegrain-Teleskop 610mm / 9200mm bei einer effektiven Brennweite von 36000 mm, Werner E. Celnik belichtete 2 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400. Beobachtungsort war La Silla / Chile.

Abb. 14 (Oben rechts): Mond und Planeten zusammen macht sich immer gut: Am 22.2.1984 um 8:08 UT bedeckte der Mond den Planeten Saturn, der hier hinter dem Mondhorizont unterzugehen scheint, aufgenommen mit einem Cassegrain-Teleskop 610mm / 9200mm bei einer effektiven Brennweite von 36000 mm, Werner E. Celnik belichtete 2 s auf Farbdiafilm Ektachrome ISO 400. Beobachtungsort war La Silla / Chile.

Abb. 15 (Links): Nicht nur bei totalen, auch bei ringförmigen Sonnenfinsternissen lassen sich die Berge am Mond-Horizont erkennen, hier eine Zusammenstellung dicht aufeinander folgender Aufnahmen des 3. Kontaktes der ringförmigen Finsternis am 3.10.2005. Werner E. Celnik verwendete ein Bresser Mizar Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220mm / 1880mm bei 5000 mm effektiver Brennweite, belichtete jeweils 1/250 s durch eine Sonnenfilterfolie Dichte 3,8 auf Farbdiafilm Fujichrome ISO 200 (6x6), Beobachtungsort bei Javea / Spanien.

Abb. 16: Abb. 17: Der Unterschied in der Libration des Mondes in Ost-West- Der Unterschied in der Libration des Mondes in Nord-Süd-Richtung ist auf diesen bei- Richtung ist auf diesen beiden Aufnahmen des abnehmenden den Aufnahmen der Südhälfte des abnehmenden Mondes anhand des Kraters Clavius Mondes anhand des Kraters Grimaldi gut erkennbar. Ältere gut erkennbar. Ältere Aufnahmen von Werner E. Celnik auf Farbdiafilmen an verschie- Aufnahmen von Werner E. Celnik mit Refraktoren von 100 mm den großen Instrumenten. Zur Information: Die Skala auf dem linken Bild hat einen und 125 mm Öffnung auf Farbdiafilmen. Strichabstand von 22,4 Bogensekunden.

VdS-Journal Nr. 29 56 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU

Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau für 2008 von Herbert Zellhuber

Die Fachgruppe Amateurteleskope/Selbst- bau hat derzeit 40 eingetragene Mitglieder, diese sind auf der Fachgruppen-Webseite in der Mitgliederliste geführt. Am 21.6.2008 nahm ich am Fachgruppen- leiter- und Redaktionstreffen in Kirchheim teil. Dort gab es wieder etliche Neuigkeiten zu erfahren. Ich nahm auch wieder eini- ge Kartons mit VdS-Journalen mit. Das Lagern von älteren VdS-Journalen ist pro- blemlos möglich, derzeit (Dez. 2008) habe ich ca. 75 Hefte bei mir. Beim BTM (26.-28. September 2008) machte ich einen kleinen VdS-Stand, um die FG Amateurteleskope/Selbstbau zu prä- sentieren und VdS-Journale zum Verkauf anzubieten. Es wäre schön, wenn dadurch auch gelegentlich neue Vereinsmitglieder gewonnen werden könnten. Das FG-Poster Abb. 1: heftete ich mit Magnete an die Motorhaube Der kleine VdS-Stand damals beim CHAT 2006 meines Kastenwagens. Es fand Beachtung und auch die neuen Fachgruppen-Flyer ge Wochen, lehnte dann aber ab. Der sehen. Die Fachgruppenseite wird zum wurden gerne angenommen. Bei dieser Arbeitsaufwand wäre enorm und so recht „Astronomischen Jahr 2009“ also gerüstet Aktion wurden 52 VdS-Journale verkauft, traue ich mir das Schreiben eines Buches sein. das Geld wurde an das Vereinskonto über- (noch) nicht zu. Anfragen per Post oder Telefon nehmen wiesen. Zur Zeit wird die Fachgruppen-Webseite weiter ab. Es geht aber auch der Trend Von einem Verlag kam eine Anfrage, erweitert, bis Ende des Jahres wird das dahin, dass Anfragen per E-Mail abneh- ob ich Interesse zum Schreiben eines abgeschlossen sein. Mittlerweile sind men. Warum das so ist, kann ich allerdings Buches hätte; das Thema wäre der Fern- über 500 Bilder über den Selbstbau von auch nicht zweifelsfrei beantworten. rohrselbstbau. Ich überlegte mir das eini- amateurastronomischen Instrumenten zu Steckenpferd Astronomie: einfach (und) schön von Friedhelm Worringer

Wahrscheinlich zu Beginn der sechziger mm Öffnung und 700 mm Brennweite. Jahre des vergangenen Jahrhunderts Das Himmelsjahr ab 1967 und ein Buch betrachtete ich zum ersten Mal den von Werner Büdeler („Den Sternen auf Sternenhimmel durch das 8x40-Binokular der Spur“) vertieften mein Interesse sehr. meines Vaters (damals noch Feldstecher Ende der sechziger Jahre traf dann der genannt). Ich kann mich noch gut an die Bausatz des heute legendären Kosmos- Begeisterung erinnern, die der Anblick der Schiefspieglers (110mm / 2.720mm) ein. vielen Sterne in mir hervorrief. Damals Viele unvergessliche Beobachtungen, wurde der Grundstein für ein lebenslanges besonders an Mond und Planeten, haben Hobby gelegt. sich mir eingeprägt. Beide Teleskope 1964 folgte der für Leute meines Alters besitze ich immer noch. unvermeidliche Quelle-Refraktor mit 60 In den Jahren bis heute habe ich noch andere Geräte besessen und Erfahrungen gesammelt (visuell und fotografisch). Abb. 1: Meine Lieblingsoptiken heute sind ein Selbstbau-Nachführung nach der Idee 2077 Myauchi und der kleine Pentax- von Alexander Niklitschek, Ausführung Refraktor mit 75 mm Öffnung. Beide von Friedhelm Worringer, im Bild die weisen eine enorme Leistungsfähigkeit auf Nachführung einer Pentax K2. und sind besonders transportabel.

VdS-Journal Nr. 29 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU 57

Astronomie als Hobby Abb. 2: Was bedeutet das? Für die Ausgestaltung Polsternaufnahme am 27.9.2008, Kamera: Zenza Bronica ETRSI mit Objektiv 1:2,8 eines Hobbys gibt es keine allgemeingül- / 75 mm, Arbeitsblende 5,6. Friedhelm Worringer belichtete 30 min auf Farbdiafilm tigen Richtlinien. Astronomie muss aber Kodak Ektachrome 200. Beobachtungsort war Daun in der Vulkaneifel. auf jeden Fall Spaß machen. So haben sich für mich einige Kernsätze für mein Fernrohr zu stehen und den reibungs- Mit der eingebauten Dosenlibelle ist die Steckenpferd entwickelt: losen Verlauf der computergesteuerten Konstruktion horizontal auszurichten. Mit • Vermeide jede Spezialisierung! Nachführung zu überwachen. dem Sucherfernrohr wird der Himmelspol DeepSky nur am Wochenende und nur • Teleskope müssen transportabel sein! möglichst genau angepeilt. Zwei Stangen bei Neumond führt erfahrungsgemäß zu Pentax oder Myauchi passen in jedes sind so an den Scheiben angebracht, dass maximal drei bis fünf Beobachtungen Handgepäck. Beide lassen z. B. sie durch eine M6-Schraube in einem im Jahr. Schnell verliert man bei den im griechischen Bergland, auf den genau zu ermittelnden Abstand von der Wetterbedingungen in Mitteleuropa die Kanarischen Inseln oder in Namibia das zentralen Achse voneinander gespreizt Lust an dieser Freizeitbeschäftigung. C 8 daheim einfach vergessen. werden können. Der genaue Abstand und Jedes eintretende astronomische die Drehgeschwindigkeit können wie folgt Ereignis sollte aber beobachtet werden. Die Sternwarte für jedermann einfach berechnet werden: • Arbeite mit kleinen aber hochwertigen Vor einiger Zeit fiel mir wieder das Buch Da eine M 6 Schraube eine Steigung von 1 Geräten! von Büdeler in die Hände. Darin wird mm pro Umdrehung hat, ist es günstig, wenn Sie sind schneller einsatzbereit und ein Titel erwähnt, der viele praktische jede Umdrehung der Schraube genau einer unter Stadthimmelbedingungen sinn- Hinweise enthält. Es ist das Werk von Minute der scheinbaren Sternbewegung voller. Wenn dann ein Pentax-Refraktor Alexander Niklitschek „Die Sternwarte für entspricht. Da eine komplette Drehung in auch noch fotografisch im Mittelformat Jedermann“. Es erschien 1937, ist vergriffen, 23 Stunden und 56 Minuten erfolgt, wäre einsetzbar ist, eröffnen sich vielseitige aber über die Fernausleihe schnell erhält- dann der Kreisumfang 1.436 Minuten bzw. Möglichkeiten. lich. Es beinhaltet u. a. die Bauanleitung für 1.436 mm. Der Radius dieses Kreises • Halte den technischen Aufwand in eine manuelle Nachführung für astrofoto- wird dann zu 228,564 mm ermittelt. Die Grenzen! grafische Zwecke. Nach eifrigem Studium M6-Schraube dreht dann also in rund 228,5 Wenn einmal ein Buch über den Grund war das Gerät mit Teilen aus der Restekiste mm Abstand von der zentralen Achse ihre für meine grauen Haare geschrieben bald gebaut. Runden. Wir haben also gewissermaßen wird, dann steht der Ausfall mei- Die Konstruktion ist aus den Abbildungen das Universum im Kleinformat bzw. auf ner GP-DX-Montierung in Namibia ersichtlich. Eine Holzscheibe ist fest auf das Stativ geholt. an erster Stelle. Astronomie kann einem parallaktischen Block befestigt. Auf Erste Ergebnisse zeigen, dass mit einem nicht darin bestehen, bei idealen ihr ist eine weitere Scheibe drehbar in einer 75 mm-Objektiv im Filmformat 6,0 cm Wettervoraussetzungen neben dem gemeinsamen zentralen Bohrung gelagert. x 4,5 cm Sterne nach zwölf Minuten

VdS-Journal Nr. 29 Abb. 3: Abb. 4: Strichspuraufnahme des Sternbildes Schwan am Nachgeführte Aufnahme des Sternbildes Schwan am 27.9.2008, 27.9.2008, Kamera: Zenza Bronica ETRSI mit Objektiv Nachführung von Hand mit dem im Text beschriebenen 1:2,8 / 75 mm. Friedhelm Worringer belichtete 20 min auf Selbstbaugerät. Kamera: Zenza Bronica ETRSI mit Objektiv Farbdiafilm Kodak Ektachrome 200. Beobachtungsort 1:2,8 / 75 mm, Arbeitsblende 2,8. Friedhelm Worringer war Daun in der Vulkaneifel. belichtete 12 min auf Farbdiafilm Kodak Ektachrome 200. Beobachtungsort war Daun in der Vulkaneifel.

Belichtungszeit nur wenig oval verformt Über Rückmeldungen würde ich mich sehr Vorschau sind. Bei den ersten Versuchen wurde aber freuen: friedhelm.worringer@googlemail. nur grob auf den Himmelspol ausgerichtet com und die Zeit ohne Uhr gezählt sowie nur alle 15 Sekunden eine Vierteldrehung weiterge- 3. Ravensburger dreht. Letzteres empfiehlt A. Niklitschek. Literaturhinweise Bei genauer Aufstellung scheinen bei [1] Torsten Frank: Astrofotografie mit Teleskoptreffen 50 mm Brennweite im Kleinbildformat einfachen Mitteln, www.tfrank.de, Belichtungszeiten bis 20 Minuten realis- Traumflieger.de, Himmelueberbecheln.de – RATT – tisch. Bei den neuen Filmgenerationen [2] A. Niklitschek: Die Sternwarte für jeder- 18. –20. September 2009 einiger Hersteller (auch hier geht ja die mann bei 88263 Horgenzell Entwicklung weiter) und unter optimalem [3] W. Büdeler: Den Sternen auf der Spur (Nähe 88214 Ravensburg) Himmel einfach traumhafte Aussichten. Geplant ist eine Reiseversion, die zerlegt Information: in den Reisekoffer passt. Carsten Przygoda Die Nachführung ist natürlich auch auf Finkenweg 25 der Südhalbkugel der Erde verwendbar. 88339 Bad Waldsee [email protected] Ein Stativ ist nicht unbedingt erforderlich, www.ratt-rv.de denn die Konstruktion kann auf jeder sta- bilen Unterlage eingesetzt werden.

VdS-Journal Nr. 29 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU 59

Auf dem BTM 2008 – Selbstbauteleskope und technische Innovationen von Herbert Zellhuber

Abb. 1: Abb. 2 (rechts): Newton-Klappsucher Newton-Klappsucher, andere Ansicht

Das BTM 2008 fand relativ spät statt – tisch, was die Nachführgenauigkeit betref- durchaus noch Verwendung finden. vom 25. bis 28. September. Da zu dieser fen könnte. Der Erbauer versicherte jedoch, Gleich daneben stand ein gefälliges Zeit eine Ostströmung vorherrschte, war es dass diese für die visuelle Beobachtung Newton-Teleskop (Abb. 5). Der achteckige für die Jahreszeit etwas zu kühl. Trotzdem – auch bei hoher Vergrößerung – völlig Tubus ist aus Aluminiumblech gebogen war der Platz gut gefüllt, denn vor allem ausreichend ist. Der Antrieb stammt übri- und kann zum Transport zusammenge- samstags war sonniges Wetter angesagt. gens aus einer nicht mehr gebrauchten schoben werden. Beide Tubushälften sind Auch bei diesem Teleskoptreffen gab es Rührschüssel. Was andere Leute auf den durch vier Alurohre stabilisiert. Durch das wieder viel Neues aus der Selbstbauszene zu Müll werfen, kann für Fernrohrbauer Lösen von acht Schrauben können diese sehen. Interessant fand ich einen 4 Zoll f/5 Newton-Klappsucher. Bei Gebrauch werden Hauptspiegel und Fangspiegeleinheit samt Okular einfach aufgeklappt. Ein Schnäpper hält das Ganze dann in der richtigen Position (Abb. 1 und 2). Nachdem das gewünschte Objekt gefunden ist, werden die Einheiten einfach wieder zugeklappt und sind so vor Tau geschützt. Gleich daneben war ein Fernglas 20x80 aufgebaut (Abb. 3). Der Erbauer dieser azimutalen Montierung hat offensicht- lich schon die unangenehme Erfahrung gemacht, dass das Fernglas einfach nach hinten kippte. Um dies zu verhindern, wurde im höhenverstellbaren Rohr ein Gummizug an einem Gewebeband ein- gebaut. Dann sah ich ein parallaktisch montiertes Newton-Teleskop, das ganz unkonventi- onell mit einer Fahrradkette angetrieben Abb. 3: Abb. 4: wurde (Abb. 4). So mancher war beim Fernglasmontierung mit Gummizug parallaktische Gabelmontierung mit Anblick dieser Konstruktion etwas skep- Fahrradkettenantrieb

VdS-Journal Nr. 29 60 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU

Abb. 5: Abb. 6: Der achteckige Tubus aus Aluminiumblech … … kann zum Transport zusammengeschoben werden.

Abb. 7: Abb. 8: parallaktische Plattform Reiseteleskop mit „Stangen“ aus einem Zollstock

VdS-Journal Nr. 29 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU 61

Abb. 9: Abb. 10: 8-Zoll-Leichtbau mit nur 3.640 Gramm Leichtbau - Detailansicht

ineinander verschoben werden und pas- dings muss man die Umrechnungsformel seiner Bauweise erreichte er ein Gewicht sen so quer in den Kofferraum (Abb. 6). für die genaue Kurve kennen und auch von sage und schreibe nur 3.640 Gramm Außerdem stand das Instrument auf einer richtig verwenden können. – samt Okular und Peiler! Als Stangen ver- parallaktischen Plattform (Abb. 7). An die- Immer öfter kann man den leichten wendete er sechs dünne Kohlefaserrohre, ser fiel mir auf, dass das Blech der vorde- Reiseteleskopen begegnen, die ein geringes die gegenseitig verspannt werden. Das ist ren Führung senkrecht und nicht wie üblich Packmaß aufweisen und deren „Stangen“ steif genug, dass man sogar die Ösen am schräg in Richtung Äquator steht. Also aus Zollstöcken bestehen (Abb. 8). Einen oberen Tubus im Prinzip nur einhängen muss die Führung eine andere Form haben. sehr innovativen Weg für einen extrem bräuchte. Der Erbauer führte uns das über- Nach Auskunft des Erbauers wurden schon leicht gebauten Achtzöller (Abb. 9 und zeugend vor, ohne die drei Rändelmuttern etliche andere Plattformen so gebaut, aller- 10) ging ein oberpfälzer Sternfreund. Mit zu verwenden. Für das Fernrohr wurde

Abb. 12: Für die Aussparungen am oberen Tubus eines 20-Zöllers diente offensichtlich ein Bügeleisen. Abb. 11: Parallelogramm-Montierung

VdS-Journal Nr. 29 62 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU

Abb. 13: Abb. 14: ein Beobachtungsstuhl in ein Beobachtungsstuhl in Leichtbauweise – transportfertig Leichtbauweise – betriebsfertig

hauptsächlich Pappelsperrholz verwen- 1,25’’-Okulare wunderbar, wie ich mich meine Aufmerksamkeit (Abb. 13 und 14). det. Der obere Tubusring wurde von überzeugen konnte. Erwähnenswert wäre Mit ein paar Handgriffen ist dieser zerlegt Hand gebogen und der Drehfokussierer noch eine Parallelogramm-Montierung, bzw. aufgebaut. Zu guter Letzt möch- ist ebenfalls absoluter Leichtbau. Die die einen Refraktor trägt (Abb. 11). te ich noch einen 20-Zöller vorstellen, Basis ist nur eine Kunststoffbuchse mit Der Erbauer ist übrigens von Beruf dessen Okularauszug schräg nach unten einer Polyamidschraube. Innen läuft die Geigenbauer. An einem handwerklich sau- zeigt (ein sog. Lowrider). Damit ist es dünne Alubuchse, in welcher mit einem ber gearbeiteten 20-Zöller fiel auf, dass sogar für Leute mit 1,70 m möglich, auch Radiusdrehmeißel eine Steigung von 4 mm für die Form der Aussparungen am obe- ohne Schemel durchs Okular zu blicken, eingebracht wurde. Die Polyamidschraube ren Tubus offensichtlich ein Bügeleisen wenn der Tubus gen Zenit gerichtet ist wird leicht geklemmt und dient als als Vorbild herhielt (Abb. 12). Auch ein (Abb. 15). Von Interesse war ebenfalls der Führung - es funktioniert für die leichten sehr leichter Beobachtungsstuhl erweckte Filterschieber (Abb. 16).

Abb. 15: Abb. 16: ein 20 Zoll „Lowrider“ schräger Okularauszug mit Filterschieber am 20’’-Lowrider

VdS-Journal Nr. 29 ASTROF OTOG RAFIE 63

Astrofotografie mit ISO 6400 am Beispiel der DSLR Sony α700 von Michael Hauss

Das HST und die vielen Großteleskope Lichtverschmutzung kaum zu finden. azimutal aufgestellten Montierungen dieser Welt liefern atemberaubende Fotos, Häufig ist die nächste Straßenlaterne sowieso). die nicht nur in jeder Ausgabe der einschlä- nicht weit vom Beobachtungsstandort • Eine perfekte Lichtquantenausbeute ist gigen Astronomiezeitschriften zu bestau- entfernt! für viele digitale Spiegelreflexkameras nen sind, und deren Anblick das Herz • Eine perfekte Nachführung für lange meist nicht möglich, da ihre ISO- eines Amateurastronomen höher schlagen Belichtungszeiten bleibt meist ein Empfindlichkeit begrenzt ist. lässt! Auch die Hochglanzprospekte der Traum, da die Mechanik der preis- Folglich muss der Amateurastronom Teleskophersteller vermitteln den Ein- werteren Teleskope beim Einsatz langer Kompromisse eingehen. Aber vielleicht druck, es sei einfach, perfekte Astrofotos Brennweiten an ihre Grenzen kommt. gerade deshalb stellt sich die Astronomie von schwachen Galaxien und Nebeln auch • Eine perfekte punkförmige Abbildung als stets sehr spannendes und äußerst mit kleineren Teleskopen selbst aufzuneh- von Sternen lässt sich meist nicht abwechslungsreiches Betätigungsfeld dar, men. Die Realität, wie sie sich einem Ama- realisieren, da neben kleinen Unge- welches vom Beobachter in hohem Maße teurastronomen darstellt, sieht dagegen nauigkeiten beim Scharfstellen auch Kreativität und Beharrlichkeit verlangt. häufig etwas anders aus. Die für perfekte die Luftunruhe dafür sorgt, dass Eine Vielzahl astronomischer Geräte Aufnahmen zwingend erforderlichen opti- Sterne meist als mehr oder weniger in Verbindung mit unzähligen Kamera- malen Aufnahmebedingungen sind meist kleine Scheibchen abgebildet werden. modellen führt letztlich dazu, dass jeder nicht oder nur zum Teil gegeben: Zudem sind die Auswirkungen der einzelne Amateurastronom im Rahmen Bildfeldrotation bei unzureichender seiner Möglichkeiten und mit den ihm zur • Ein perfekter dunkler Himmel Ausrichtung der parallaktischen Verfügung stehenden Mitteln ein Optimum ist wegen der allgegenwärtigen Montierung nicht zu unterschätzen (bei herausarbeiten muss und kann. In der

Abb. 1: Bildrauschen der Originalbilder der Sony α700 in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit

Abb. 2: Bildrauschen der 4-fach überlagerten Bilder in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit

Abb. 3: Bildrauschen der 8-fach überlagerten Bilder in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit

VdS-Journal Nr. 29 64 ASTROF OTOG RAFIE

dass die für gute Astrofotos noch sinnvolle Belichtungszeit nach oben begrenzt ist. Will man dazu noch erreichen, dass ein Großteil der eigenen Aufnahmen brauch- bar ist, dann sind die Belichtungszeiten schnell auf 30 bis 60 Sekunden einge- schränkt. Der einzig gegenläufige Effekt, näm- lich die Maximierung des Einsammelns der einfallenden Lichtquanten der meist extrem lichtschwachen astronomischen Objekte, ist durch den Einsatz von hohen Lichtempfindlichkeiten, d. h. von hohen ISO-Werten bei der verwendeten DSLR gegeben. Auch diese grundsätz- lich sehr gute Nachricht muss mit einem Kompromiss bezahlt werden, denn sehr hohe ISO-Empfindlichkeiten erhöhen auch das Bildrauschen erheblich. Nach dem Kauf der DSLR Sony α700 stellte sich die Frage, ob der Einsatz Abb. 4: der extremen ISO-Empfindlichkeiten NGC 2158 als Überlagerung von von ISO 3200 oder ISO 6400 überhaupt 8 Einzelaufnahmen mit ISO 1600 sinnvoll ist, oder ob das damit verbun- dene Ziel des Lichtsammelns zu sehr mit hohem Bildrauschen bestraft wird. Ein erster Erfolg konnte durch ein Update der Firmware auf die Version 2 erreicht wer- den, denn damit wurde das Bildrauschen merklich reduziert. Um die o. g. Grundsatzfrage zu beant- worten, fertigte ich Serienaufnahmen bei unterschiedlichen ISO-Werten an, bei denen die Aufnahmebedingungen anson- sten identisch waren. Dazu setzte ich das 8 Zoll Schmidt-Cassegrain-Teleskop Meade LX90 in Verbindung mit einem Fokalreduktor ein, so dass ich mit der DSLR Sony α700 eine effektive Brennweite von 1.260 mm erreichte. Als Objekt suchte ich den hübschen offenen Sternhaufen NGC 2158 nahe M 35 aus, der sehr viele Sterne besitzt, die für ein 8 Zoll SCT in einem guten Helligkeitsbereich liegen. Die Originalbilder weisen naturgemäß ein deutliches Rauschen auf, das erwartungs- gemäß bei ISO 6400 mit Abstand am Abb. 5: höchsten ausfällt. Ein kleiner Ausschnitt NGC 2158 als Überlagerung von 8 Einzelaufnahmen mit ISO 6400 der jeweiligen Originalbilder mit den Abmaßen von etwa 4,5’ 3,0’ veranschauli- Folge sind die fotografischen Ergebnisse für Astronomie“ werden Ideen und cht dies (Abb. 1). eines jeden einzelnen Amateurs indivi- Erfahrungen gerade auch von Amateuren Um bessere und kontrastreichere Resultate duell, und nicht selten führt dies so weit, veröffentlicht, so dass diese Erfahrungen zu erhalten, werden bei der Astrofotografie dass am einzelnen Foto erkennbar ist, wer gezielt weitergegeben werden können. meist mehrere gleichartige Fotos über- es gemacht hat. Vom Grundsatz her dürfte es den meisten lagert. Ein besonders angenehmer Besonders hilfreich ist es dabei, von den Amateuren ähnlich gehen. Will man nicht Nebeneffekt des Überlagerns von Fotos Erfahrungen anderer Amateurastronomen für jede Beobachtung in die Berge fahren, (z. B. mit Fitswork) ist es, dass dabei zu profitieren und daraus für die eigene dann wird man an den ortsgebundenen auch das Bildrauschen wesentlich redu- Arbeit neue Ideen zu entwickeln und wei- Beobachtungsbedingungen nicht viel ziert werden kann. Bei den von mir ange- tere Optimierungsmöglichkeiten abzulei- ändern können. Die Einschränkungen in fertigten Testreihen für ISO 800, ISO ten. Dank Zeitschriften wie des „Journals der Nachführgenauigkeit haben zur Folge, 1600, ISO 3200 und ISO 6400 rechne-

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te ich zunächst die Hintergrundhelligkeit von geschätzten 15,6 mag bei ISO 6400 INSERENTENVERZEICHNIS des Himmels heraus, indem ich jedes und 15,2 mag bei ISO 1600 ablichten. Einzelbild durch ein selbst erstelltes, Die beiden Fotos zeigen dabei einen Amateur- und Präzisionsoptik-Mechanik, 17 Rehlingen sternloses Hellbild dividierte, was im Himmelsauschnitt von etwa 20’x13’. übrigen keinen Einfluss auf die Größe der Nach der Auswertung der Serienaufnahmen AME Astro-Messe, Rottweil 27 Körnung, aber sehr wohl auf den Kontrast setze ich die DSLR Sony α700 meist APM Telescopes, Saarbrücken 37 hatte. Jeweils 4 bzw. 8 derart bearbei- bei ISO 3200 ein und addiere jeweils 4 astronomie.de, Neunkirchen 75 teter Fotos einer Testreihe wurden dann Aufnahmen. Bei besonders lichtschwachen jeweils paarweise addiert und letztlich zu Objekten, wie z. B. dem kürzlich ent- Astrocom, Gräfelfing 65 einem Foto mittels Rauschunterdrückung deckten Kometen Chen-Gao, stelle ich die Astro-Shop, Hamburg U2 und leichten Gaußschen Glättens bear- Empfindlichkeit auf ISO 6400 ein, wobei Astroshop.de nimax GmbH 108 beitet. Die Ergebnisse überraschten, denn das Bildrauschen nur wenig stärker wird. selbst bei ISO 6400 war das resultierende Der als Testobjekt verwendete offene ATT 5 Foto bei ansonsten größtem Kontrast und Sternhaufen NGC 2158 ist als Trumpler- Baader Planetarium, Mammendorf U4 größter Grenzgröße der Sterne durchaus Typ II 3 r klassifiziert und mit einer DST 71 noch ansehnlich! Das galt sowohl bei Gesamthelligkeit von 8,6 mag und einem der Überlagerung von lediglich 4 Fotos Durchmesser von ca. 5’ ein reizvolles Gerd Neumann jr., Hamburg 81 (Abb. 2), als vor allem auch bei der Objekt. Die Entfernung wird mit 3,6 kpc Gérant Unigue, Fritz Koring 105 Überlagerung von 8 Fotos (Abb. 3), wie ± 0,4 kpc angegeben [1]. Der etwa 2 Intercon Spacetec GmbH, Augsburg U3 die kleinen Ausschnitte von etwa 4,5’ 3,0’ Milliarden Jahre alte Sternhaufen enthält dokumentieren. etwa 85 Sterne, die heller als 15 mag sind. Kosmos Verlag, Stuttgart 39 Die so erhaltenen Resultate können sich Meade Instruments Europe, Rhede 83 sehen lassen, wie die hier abgebildeten Optische Geräte Wolfgang Lille, 89 Gesamtfotos mit ISO 1600 (Abb. 4) bzw. Heinbockel ISO 6400 (Abb. 5) zeigen. NGC 2158 lässt Literaturhinweis: Spektrum der Wissenschaft 91 sich trotz aller Randbedingungen, die mein [1] Carraro et al., 2002: “The intermediate- Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg 110 Beobachtungsort und meine Ausrüstung age open cluster NGC 2158”; Mon. Not. Weltraumversand Stefan Bohle 107 mit sich bringen, mit einer Grenzhelligkeit Roy. Astron. Soc. 332, 705 Anzeige

VdS-Journal Nr. 29 66 Astrofotografie

Abb. 1: Milchstraße von Carina bis Lyra; Bildautor Bernd Koch. Daten siehe Text.

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Abb. 2: Milchstraße zwischen Schild und Norma; Bildautor Bernd Koch. Daten siehe Text.

Ein Blick in den Skorpion von Peter Riepe

Eines der abwechslungsreichsten Stern- Milchstraße vom 5. Juni 2008, sie stammt Scorpii liegen die beiden bekannten HII- bilder ist der Skorpion. Er liegt west- ebenfalls von der Farm Tivoli. Diesmal Regionen NGC 6357 und 6334, die aber oft lich der hellen Milchstraßenwolken des wurde mit der modifizierten Canon EOS genug vorgestellt werden und deshalb hier galaktischen Zentrums, knapp jenseits der 20D bei der doppelten Brennweite gearbei- fehlen dürfen. Claus Mühle war im Juli auffälligen E-förmigen Dunkelwolke im tet, mit einem Zenitar f = 16mm, das auf 2007 auf der Gästefarm Hakos in Namibia. Schlangenträger, deren südlichster Teil f/8 abgeblendet war. Die Belichtungszeit Dort setzte er eine Spiegelreflexkamera auch als „Pipe Nebula“ bekannt ist. In betrug wieder 10 Minuten bei ISO Olympus OM-1 mit 50 mm Objektiv dieser interessanten Milchstraßenregion 800/30°. Jetzt kommen die zahlreichen ein, die mit Farbdiafilm Ektachrome 200 beheimatet birgt der Skorpion eine Fülle roten Gasnebel als kleine Fleckchen zur bestückt war. Bei Blende 4 wurde 45 schöner und farbiger Deep-Sky-Objekte. Geltung, ebenso die schon erwähnten min belichtet, wobei zum Teil auch ein Eindrucksvoll wird dies in den beiden Dunkelwolken. Wem ist schon einmal der Diffusor zum Tragen kam. Aufnahmen von Bernd Koch deutlich, die riesige dunkle Staubbogen aufgefallen, der Prächtig ist der Anblick, den uns Björn auf Farm Tivoli in Namibia entstanden. sich vom südlichen Adler ausgehend über Gludau und Kurt Fischer liefern. Ihre Die Abbildung 1 zeigt eine Superweit- den Schlangenträger und den Skorpion bis Aufnahme der Zentralregion (Abb. 4) winkelaufnahme, entstanden am 1. Juni hin zur Norma zieht, wo er wieder in das dürfte schwerlich zu überbieten sein! 2008. Mit einer modifizierten Canon Milchstraßenband einmündet? Sie wurde im Juni 2007 in Namibia mit EOS 20D wurde zehn Minuten bei ISO Wie sich der gesamte Skorpion mit all seinen einem Canon L-Objektiv 1:2,8 / 200 mm 800/30° belichtet. Verwendet wurde ein hellen Sternen in die Sommermilchstraße 20 x 6 Minuten belichtet. Das Objektiv „Billigobjektiv“, ein Fisheye Peleng mit einfügt, wird an der Abbildung 3 deut- war dabei auf Blende 3,2 abgeblendet. f = 8 mm, stark abgeblendet auf f/8. Und lich. Oben, etwas südwestlich des hellen Kamera war die mit Baader-Filter verse- trotzdem ist die Abbildung in den Ecken Jupiters, liegt mit dem kleinen hene Canon 350d bei ISO 800/30°. Die nicht optimal, was aber in diesem großen Oval aus fünf Sternchen, die den Körper Nordsüdrichtung verläuft in etwa diago- Bildfeld nicht so deutlich wird. Schön, des Skorpions bilden. Nordwestlich davon nal von unten links nach oben rechts. dass der Bildautor den Horizont mit eini- sind die hellen Scherensterne zu sehen. Die differenzierten Farben im Bild sind gen Palmen mit im Bild gelassen hat. So Südlich von Antares beginnt mit Tau erstaunlich und in wohl kaum einer ande- ist der visuelle Eindruck dieser Szenerie Scorpii eine Kette hellerer Sterne, die wei- ren Himmelsgegend so vielseitig und aus- gut nachvollziehbar. ter südlich beim Stern Zeta Scorpii nach geprägt. Die interstellare Materie um den Die Abbildung 2 zeigt eine Übersichts- Osten abknickt und in den Skorpionstachel 0,9 mag hellen, kühlen Überriesen Antares aufnahme der zentralen Region unserer übergeht. Etwas nördlich von Lambda wird durch dessen orangefarbenes Licht

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Abb. 3 (links): HII-Region Sh2-9, die sich direkt westlich Das gesamte Sternbild davon erstreckt. Skorpion; Bildautor Die Abbildung 5 zeigt ein ähnliches Bild Claus Mühle. Daten des zentralen Bereichs im Skorpion. Das siehe Text. Aufnahmefeld ist jedoch etwas anders gelagert (Osten links), so dass man mehr von den langen Dunkelwolken erblickt, die zum Ophiuchus laufen. Südlich von Antares bemerkt man noch die schwach rötlich leuchtende Außenzone der groß- en runden HII-Region um den 2,8 mag hellen B0-Stern . Er liegt aber hier gerade nicht mehr im Bild. Abb. 4 (unten): Dieter Willasch, über dessen Sternwarte in Zentralteil des Südafrika wir schon in den Ausgaben Nr. Skorpions; 24 und 25 berichteten, hat das Bild am 9. Bildautoren Björn März 2008 aufgenommen. Er setzte eine Gludau und Kurt QHY8/ALccd 6c ein, dazu ein Objektiv Fischer. Daten siehe Asahi Takumar 1:3,5 / 135 mm bei Blende Text.

erleuchtet und verläuft wolkig gestuft nach Norden. Es gibt also auch orangefarbene Reflexionsnebel! Auffällig ist, dass die im Norden anschließenden markanten Dunkelwolken in ihren Außenbereichen immer noch von Antares erhellt werden. Sie ziehen sich wie dichte Rauchfahnen in das Sternbild Schlangenträger hinein. Was ist noch in diesem Bild zu sehen? Etwa 2,5° nördlich von Antares finden wir inmitten der orangefarbenen Nebelzone den blauen Reflexionsnebel IC 4605, der den 4,8 mag hellen B2-Stern 22 Scorpii umgibt – ein sehr schöner Farbkontrast. Langbrennweitige Aufnahmen zeigen eine schalenförmige Struktur. Sehr blau kommt auch der großflächige Reflexionsnebel IC 4604 heraus (rechts oben im Bild). Er wird durch den 4,6 mag hellen B2-Doppelstern Rho Ophiuchi angestrahlt. Der südliche Rand dieser Nebelzone trägt mit IC 4603 eine eigene Bezeichnung, was durch die weißlichere Farbe auch gerechtfertigt sein mag.

Wir bleiben in der Abbildung 4. Etwa 2,5° westlich von Antares liegt der Kugelsternhaufen M 4. Von dort aus 2° nach Nordwesten fällt der 2,9 mag helle B1-Stern ins Auge. Er ver- ursacht die rote H-Alpha-Emission der

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4,5. Belichtet wurde 12 x 10 Minuten unter Benutzung eines IDAS LPS-Filters, zur Aufnahmesteuerung diente MaxIm DL. Die Nachführung erfolgte über ein Meade LX 200 f/5 als Leitrohr auf einer Montierung Astrophysics 900 GTO mit Meade Deep Sky Imager Pro II und wie- derum MaxIm DL als Nachführ-Software. Für die abschließende Bildbearbeitung wurden ImagesPlus und Photoshop ver- wendet. Man muss aber nicht unbedingt auf die irdische Südhalbkugel, um den Skorpion fotografisch zu „erhaschen“. Beim Anblick der Abbildung 6 wird man es kaum für mög- lich halten: Das Bild von Christoph Otawa entstand auf dem 896 m hohen Taubenberg ca. 30 km südlich von München. Als Kamera diente eine Canon 400d in Verbindung mit einem Canon-Objektiv EF 200/2.8L, belich- Abb. 5: tet wurde 5 x 5 Minuten bei ISO 800/30° Zentralteil des Skorpions; Bildautor Dieter Willasch. Daten siehe Text. und 7 x 5 Minuten bei ISO 1600/33° (letztere mit CLS-Klemmfilter). Alles lief auf einer Montierung EQ6 ohne Nachführkontrolle. Man sieht: Auch von Deutschland aus kann der Skorpion im Frühjahr bei gün- stiger Wetterlagen sehr schön fotografiert werden. Die wesentlichen Details sind in Übereinstimmung mit den Abbildungen 4 und 5. Dass in unseren Breiten die Nebel der Skorpionregion nicht so „knall- bunt“ kommen, liegt an der Horizontnähe. Gerade hier, wo die Luftschichten sehr dicht sind, wird das blaue Licht sehr stark absorbiert. M 4 ist mit 7.200 Lj Entfernung einer der am nächsten gelegenen Kugelsternhaufen. Bei 26 Bogenminuten scheinbarem Durchmesser käme M 4 damit lediglich auf knapp über 50 Lj wahren Durchmesser. Das ist in der Tat wenig, wird aber durch die geringe Absoluthelligkeit von -7,2 Mag bestätigt. M 4 wird durch die interstel- lare Materie im Skorpion ziemlich stark gerötet, so dass sein Farbindex trotz der Nähe auf B-V = 1,03 mag kommt. Dies entspricht der Durchschnittsfarbe gelb. Die Auflösung in Einzelsterne gelingt wegen der Nähe recht gut. Werner E. Celnik und Jürgen Kozok nahmen M 4 mit einem Keller-Hypergraphen von 400 mm Öffnung und 3.200 mm Brennweite auf (Abb. 7). Dies geschah am 29. Juli 2008 von Farm Tivoli aus. Es kam ein 66-Farbdiafilm Fujichrome 400 zum Einsatz, der zwei Stunden belichtet wurde, gepusht auf ISO

Abb. 6: Zentralteil des Skorpions; Bildautor Christoph Otawa. Daten siehe Text.

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Abb. 7: Kugelsternhaufen M 4 im Skorpion; Bildautoren Werner E. Celnik und Jürgen Kozok. Daten siehe Text.

1600/33° bei der Entwicklung. Nach dem hin zeigt der blaue Nebel um 14 Scorpii My und Zeta Scorpii liegt eine helle HII- Einscannen erfolgte die Bildbearbeitung eine relativ scharf begrenzte Kante. Wo Region, IC 4628 (Abb. 9). Die Fülle lockerer mit Photoshop. die Streuung des blauen Lichtes nicht Sterne in der unteren rechten Bildecke Schwenken wir vom Zentralgebiet nach mehr ausreicht, in den Außenbereichen des repräsentiert den offenen Sternhaufen H12. Nordwesten zu den Scheren des Skorpions Nebels, ist IC 4592 klar bräunlich. Selbst Rechts oben ist NGC 6242 zu sehen, auch (Abb. 8). Der 4 mag helle B2-Stern 14 bis hierher wirft Antares sein Licht! ein offener Sternhaufen. Stephan Küppers Scorpii sitzt inmitten des 2,5° langen Josch Hambsch nahm diesen selten foto- fotografierte das Gebiet am 2. Juli 2008, Reflexionsnebels IC 4592. Warum ist grafierten zweifarbigen Reflexionsnebel wieder einmal war die Farm Tivoli der dieser Nebel eigentlich nicht rot? Ganz am 18. August 2004 von der Farm Hakos in Aufnahmeort. Als Aufnahmeoptik diente einfach: Während ein B1-Stern wie der Namibia auf. Mit einem 106 mm Refraktor ein Refraktor Pentax 75SDHF mit f = 500 oben genannte Sigma Scorpii gerade noch f/5 (Takahashi FSQ) und einer SBIG STL- mm, d. h. Blende 6,7. Mit einer Canon den Wasserstoff ionisieren kann, hat ein 11000M ABG wurde das LRGB-Bild ohne EOS 300D Astro wurde 8 x 480 s bei B2-Stern schon nicht mehr genügend Binning je 3 x 10 Minuten belichtet. Dabei ISO 800/30° belichtet. Die Nachführung UV-Energie, um eine solche Ionisation zu kam der LRGB-Filtersatz von Astronomik geschah manuell mit Hilfe eines C11 auf bewirken. Die umgebende Materie (Gas zur Verwendung. Vixen Atlux mit Boxdörfer MTS-3 SDI. und Staub) wird also nur angeleuchtet und Von den Scheren in den Schwanz des Das Bild ist ein 80%-Ausschnitt aus dem reflektiert das Sternenlicht. Nach Süden Skorpions. Etwa zwischen den Sternen Original.

VdS-Journal Nr. 29 A S TROF OTOG RAFIE 71

Abb. 8: IC 4592 im Skorpion; Bildautor Josch Hambsch. Daten siehe Text.

Abb. 9: IC 4628 im Skorpion; Bildautor Stephan Küppers. Daten siehe Text.

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VdS-Journal Nr. 29 72 Astrofotografie

Abb. 1: Mosaikaufnahme der galaktischen Nebel Lagunennebel (M 8) und Trifidnebel (M 20). Aufnahme von Peter Knappert, Wie es zu diesem Ergebnis kam: siehe Text.

VdS-Journal Nr. 29 ASTROF OTOG RAFIE 73

Mosaik vom Trifid- und Lagunennebel von Peter Knappert

Ich wohne am östlichen Rand des diese Aufnahme nicht mehr Details zeigte objekte zu stark abgedeckt hätten. Schwarzwaldes bei Villingen-Schwennin- als meine. Mit meinen „Schwarzwälder“ 6. Der letzte Schritt bestand in der gen. Mein Wohnort liegt auf dem 48. Rohbildern machte ich mich nun an Erstellung des vorliegenden Aus- Breitengrad. Schon immer faszinierten die Arbeit ein Mosaik zu erstellen. Die schnittes und fertig war das Mosaik. mich die südlichen Himmelobjekte im Schritte hierzu möchte ich im Einzelnen Sternbild Sagittarius. Ich bewunderte die kurz erläutern. Die Aufnahmedaten Aufnahmen der Astrokollegen, die diese Ausgangspunkt waren zwei aus jeweils M 20 wurde am 4. Juli 2008 aufgenommen Himmelobjekte von weit südlicheren 14 Einzelbildern gemittelte Summenbilder und 14 x 6 Minuten bei ISO 800 belichtet; Gefilden, wie etwa Namibia, mit nach (DeepSkyStacker) und ein Anschlussbild 14 automatische Darks. M 8 wurde am 10. Hause brachten. Da ich 20 Jahre lang gemittelt aus 6 Einzelbildern (DeepSky Juli 2008 aufgenommen, Belichtungszeit die konventionelle Astrofotografie mit Stacker) 14 x 6 Minuten bei ISO 800, 14 automa- einem C8 betrieben habe, stellte ich schon tische Darks sowie drei Kurzbelichtungen frühere Versuche an, beispielsweise M 8 Schritt für Schritt zum Ergebnis von je einer Minute bei ISO 1600 ohne zu fotografieren. Diese Aufnahmen waren 1. Das Summenbild des Lagunennebels Darks (Testaufnahmen). Am 11. Juli 2008 aber mehr als schlecht. Vor zwei Jahren zeigte eine leichte Überbelichtung folgten noch 6 Anschlussaufnahmen nörd- schaffte ich mir dann einen apochroma- des Zentrums von M 8. Hier hatte ich lich von M 8, ebenfalls sechs Minuten bei tischen Refraktor und eine DSLR von noch zum Glück drei kurz belichtete ISO 800 belichtet und mit automatischen Canon an. Damit gelangen mir auf Anhieb Aufnahmen, die ich normalerweise Darks. gute Aufnahmen. Parallel dazu stellte ich immer mache, um den Fokus und immer wieder meine Astrobilder in der die Bildlage zu kontrollieren. Jetzt Die Ausrüstung Fotocommunity zur Diskussion und erhielt erzeugte ich aus den drei kurzbelichte- TMB-APO 105/650 mm mit TMB- oft konstruktive Anmerkungen. Das Bild ten Bildern und dem Summenbild von Flattener und Vixen 60-mm-Guidescope. eines Astrokollegen von M 8 brachte mich M 8 mittels Photoshop CS2 ein DRI- Kamera: Canon 30d (H-Alpha Modi- dann auf die Idee, mit meiner Ausrüstung Bild (DynamicRangeIncrease). Das fizierung/Baader), selbst entwickelte auch einmal den Trifidnebel digital zu fertige Summenbild hatte dann sehr Timersoft ware. Montierung: GP-D2 mit fotografieren. Wie der Zufall es wollte, feine Strukturen im Zentrum von M8. selbst entwickelter Motor- und Steuerungs- herrschte um den 3./4. Juli 2008 erstklas- Allerdings sollte man immer bedenken, software. Nachführung mit WebCam und siges Astrowetter im Schwarzwald. Nicht dass durch die DRI-Anwendung auch Guidemaster 2.25 beta. weit von meinem Wohnort entfernt befin- Farben von hellen Punkten, sprich det sich eine Schwarzwaldhochebene, die Sternfarben, was die Farbdarstellung Die Voraussetzungen von 900 m bis auf 700 m in Südrichtung angeht gedeckt werden können. Um mit einem Teleskop von Mitteleuropa abfällt. Links und rechts sind Täler bzw. 2. Jetzt verglich ich die Summen bilder aus solche südlichen Objekte aufnehmen Berge, so dass keinerlei Streulicht zu auf eventuelle Himmelshintergrund- zu können, ist folgendes zu bedenken: erwarten war. unterschiede. Um sie mit Photoshop im „Merging-Verfahren“ zusammenfügen 1. Durch die sehr tiefe Deklination benö- Aufnahmen und Bildbearbeitung zu können, mussten die Helligkeiten tigt man einen Beobachtungsstandort, Hier oben baute ich meine voll trans- der Summenbilder zueinander kalibriert der folgende Kriterien aufweisen sollte: portable Ausrüstung auf und belichtete sein. Hierbei hob ich die Helligkeit des Die Beobachtungsrichtung sollte nach am 4. Juli 14 Aufnahmen des Trifidnebels. M 20 Bildes um etwa 5 % an. Süden hin vollkommen frei sein. Noch Tags darauf „stackte“ ich die Einzelbilder 3. Jetzt wurden die Summenbilder mit wichtiger ist aber, dass der Ort auf zusammen und stellte fest, dass dieses CS2 im Merging-Verfahren zusam- über 800 m Höhe liegen sollte, und Summenbild schon eine sehr gute Qualität mengefügt. Dabei entstand dann ein die Luft eine gute Transparenz ohne hatte. Jetzt war ich nicht mehr zu bremsen. Bild, das die 1,6-fache Größe des Dunst aufweisen muss. Der Punkt Da sich diese Schönwetterperiode dann bis Ursprungsbildes hatte. Wenn man Streulicht ist ebenso wichtig: Es sollten zu 12. Juli hielt, konnte ich am 10./11. Juli bedenkt, dass die Canon 30d 3.500 keine künstlichen Lichtquellen in noch den Lagunennebel fotografieren. Es x 2.300 Bildpunkte hat, ergibt sich Aufnahmerichtung vorhanden sein. entstanden wieder 14 Bilder, die ich aber ein Mosaik mit etwa 5.600 x 3.680 Hier ist der Hochschwarzwald eine auf dem Chip schon so platzierte, dass ich Bildpunkten. Dieses Bild ist dann 2,5- der wenigen Gegenden Deutschlands, später ein Mosaik von beiden Objekten mal so groß wie das Orginal, was den in denen noch richtig gute Dark-Sky- erstellen konnte. Danach nahm ich noch PC speichertechnisch sehr stark bela- Bedingungen vorherrschen. sechs Bilder der „Restumgebung“ auf, als sten kann. 2. Instrumentarium: Generell sollte so genannte Anschlussbilder. Wieder hatte 4. Der nächste Schritt war die Herstellung man versuchen, solche Objekte das Summenbild eine sehr gute Qualität. der Farbbalance und das Einstellen der mit kleineren Teleskopen (sprich Kurz danach sah ich dann eine Aufnahme Sättigung. Refraktoren) zu fotografieren. Die von M 8, die in Namibia mit dem 45 5. Zum Schluss musste ich die Sternradien Luftturbulenzen haben es nämlich auf cm Spiegelteleskop der IAS fotografiert mit Fitswork noch etwas verkleinern, große Spiegelteleskope abgesehen. worden war und ich stellte fest, dass da die unzähligen Sterne die Nebel- Außerdem sorgt die atmosphärische

VdS-Journal Nr. 29 74 ASTROF OTOG RAFIE

Refraktion selbst innerhalb ein- und ausnutzen zu können. fotografiert, kann man sich an die derselben Aufnahme für unterschied- 5. Noch eine Anmerkung zu Filterauf- Erstellung eines solchen Mosaiks liche Sternpositionen. Dann hat das nahmen solcher Objekte: Die Belicht- heranwagen. Stackingprogramm alle Hände voll zu ungszeiten sollten pro Bild sieben tun. Ebenso sollten die Brennweiten Minuten nicht überschreiten, wegen der Fazit unterhalb von 1.000 mm liegen. atmosphärischen Effekte, die in diesem Es ist prinzipiell möglich Objekte aus 3. Um den idealen Aufnahmeort zu fin- nur etwa 20° breiten Horizontstreifen dem Bereich Sagittarius und den, ist es unerlässlich eine kleinere über Süden auftreten. Beim Einsatz von Mitteleuropa aus zu fotografieren. vollkommen transportable Ausrüstung eines LPR-Filters verlängern sich Klar ist aber auch, dass hier nicht jede zu besitzen und mit dieser dann an diese Belichtungszeiten meist um den Aufnahmeserie etwas wird und dass einem geeigneten Ort zu fotografieren. Faktor 2, das sind dann bei 1:6,2 mit nicht jeder die Möglichkeit hat, dies vom Eine feste Sternwarte ist immer auch einer DSLR immerhin zwölf Minuten Schwarzwald oder den Alpen aus zu ein Kompromiss und ein Abwägen Belichtungszeit. Sinnvoll wäre das nur machen. Aber ein Versuch ist es allemal zwischen Bequemlichkeit oder wirklich mit sehr großen Öffnungsverhältnissen, wert, und ich denke, ein Astroausflug auf gutem Nachthimmel. also 1:2,8 oder ähnlichem. einen Berg oder Anhöhe in der näheren 4. Ganz wichtig ist, dass man solch ein 6. Ende Mai bis Mitte August ist vom Umgebung ist um vieles billiger als zwei Objekt innerhalb von einer Stunde vor Zeitraum her die beste Jahreszeit für Wochen Namibia-Aufenthalt. bis eine Stunde nach der Kulmination gute Ergebnisse. fotografiert, um die beste Durchsicht 7. Hat man bereits mehrere Objekte 10 Tipps für den WebCam-Anfänger – Teil 2: Tipps 6 bis 10 von Bernd Gährken

Im letzten Heft wurden Tipps zur Hard- groß genug und es werden fast 2/3 des externe Feinfokussierer angeboten, die und Software gegeben, die „richtige“ Speicherplatzes gespart. Zudem wird spä- das Arbeiten wesentlich erleichtern. Wer Brennweite angesprochen und erste Tipps ter die Bildverarbeitung schneller. Leider über handwerkliches Geschick verfügt, zur Sonnenfotografie vorgestellt. Am Ende wird das kleinere Format bei der neue- kann versuchen, sich einen externen gab es noch Tipps zur Reinigung der ren Philips-Software zur SPC900 nicht Drehfokussierer aus einem ausgedienten WebCam. Jetzt folgt die Fortsetzung mit mehr unterstützt. Es kann sich lohnen, mit Fotoobjektiv zu basteln. Dazu werden die fünf weiteren Tipps. Aber lesen Sie selbst. der alten Software zur ToUCam 840 zu Linsen entfernt und an beiden Seiten pas- experimentieren oder gleich auf Freeware- sende Stutzen mit 2 Zoll Außen- und 1,25 Programme wie WcRmac, Giotto oder Zoll Innendurchmesser montiert. Tipp 6 - Das Bildformat Virtual-Dub umzusteigen. Die große Stärke der WebCam liegt darin, dass innerhalb von wenigen Minuten Tipp 8 – Der Weißabgleich und das Tausende von Rohbildern aufgenom- Tipp 7 - Das Finden des Zielobjekts „Entrauschen“ men werden können. Per Software kön- Der Chip der Philips-WebCams ist mit 3,6 Das Farbsignal der WebCam ist stark nen Sie die wenigen Bilder aus dem mm 2,7 mm sehr klein. Bei 1:30 ist es von äußeren Einflüssen abhängig. datenstrom herauspicken, bei denen das schwierig, die winzigen Planetenscheibchen Schon leichter Dunst erschwert selbst Seeing perfekt ist. Durch Addition dieser und den winzigen Chip zur Deckung zu bei gleichen Einstellungen reproduzier- Bilder lässt sich das Signal-zu-Rausch- bringen. Dies ist besonders bei einfachen bare Ergebnisse. Meist ist die Farbe der Verhältnis soweit optimieren, dass auf dem Teleskopen mit wackeliger Montierung Planeten zu violett oder zu gelb und sieht Summenbild eine Bildverarbeitung mit ein Problem. Allein schon der Wechsel irgendwie unrealistisch aus. Die bei- intensiver Schärfung aufgesetzt werden zwischen Zentrierokular und Kamera den Schieberegler auf der Registerkarte kann. Leider gibt es keine Garantie, dass führt zu so großen Erschütterungen, ‚Kameraregler’ im Menüpunkt ‚Optionen innerhalb der Aufnahmezeit das Seeing dass der Planet verschwunden ist. Bei → Videoeigenschaften’ bieten nur mitspielt. Zudem ist die Scharfstellung oft ausreichend Fokusweg am Schmidt- wenig Hilfe. Die Lösung ist ein externer ein Problem. Es ist auf jeden Fall empfeh- Cassegrain oder Refraktor kann der Weißabgleich. Die Aufnahme erfolgt wei- lenswert, mehrere Bildserien mit unter- Einsatz eines Okularrevolvers oder terhin, indem bei den Videoeigenschaften schiedlicher Scharfstellung hintereinander eines Flip Mirrors sehr hilfreich sein. ‚Auto’ oder ‚FL’ angekreuzt wird. Die aufzunehmen. Dabei kann der Platz auf Falls ausreichend Licht zur Verfügung endgültige Justierung wird dann mit der Festplatte im Laufe der Nacht sehr eng steht, wären auch Experimente mit einem dem Programm Photoshop vorgenom- werden. Einen Ausweg bietet ein kleineres Binokularansatz interessant. Oft ist bei men. Dazu ist es wichtig, dass das fertige Bildformat. Statt 640 x 480 Pixel kann Geräten mit Hauptspiegelfokussierung das Summenbild nach der Schärfung und der man auch 355 x 288 Pixel einstellen. Das Spiegelshifting ein ständiges Ärgernis. RGB-Korrektur im 16-Bit-Tiff-Format Gesichtsfeld ist für Planeten immer noch Mittlerweile werden dazu nachrüstbare gespeichert wird. Nur mit der Dateiendung

VdS-Journal Nr. 29 ASTROF OTOG RAFIE 75

Abb. 1: Menü-Führung in Photoshop beim externen Weißabgleich

‚tif’ ist ein weitgehend verlustfreier Export einzelnen Farbkanäle selektieren (Abb.1). Bild wird im Menüpunkt ‚Bild → Modus’ nach Photoshop möglich. Nach dem Laden Die dreieckigen Schieberegler werden so in 8 Bit umgewandelt und kann in einem des Bildes in Photoshop geht man dort versetzt, dass sie sich von links und rechts beliebigen Format gespeichert werden. in den Menüpunkt ‚Bild → Einstellen → der Histogrammkurve nähern ohne sie zu Oft wirkt die Planetenoberfläche nach der Tonwertkorrektur’. Unter dem Pull-Down- berühren. Dies wird für Rot, Grün und Schärfung in Registax oder Giotto etwas Menue ‚Kanal’ lassen sich die Kurven der Blau einzeln durchgeführt. Das fertige verrauscht. Diese Artefakte können mit

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VdS-Journal Nr. 29 76 ASTROF OTOG RAFIE

der Shareware ‚Neat-Image’ beseitigt wer- hochwertigeren DMK-FirewireWebCams. Link zu Registax: den. Die Software ist einfach zu bedienen. In der Praxis ist die umgebaute Philips- [6] http://www.ccdastro.de/index. Nach dem Laden des Bildes wird unter WebCam der DMK trotzdem unterlegen, php?page=registax der Registerkarte ‚Device-Noise-Profile’ da wegen des USB-Anschlusses nur fünf der Planet mit einem Kasten markiert Bilder je Sekunde verlustfrei übertragen Link zu Virtual-Dub: und der Button ‚Rough Noise Analyser’ werden können. Mit der DMK sind 6-fach [7] http://virtualdub.sourceforge.net/ angeklickt. Unter der Registerkarte ‚Noise höhere Bildraten möglich. Bei bereits Filter Settings’ wird erneut der Planet vorhandener Philips-WebCam kann der Links zur WebCam-Optimierung und WcRmac: eingekastelt und mit den Schiebereglern Umbau trotzdem interessant sein. Die [8] http://astrofotografie.ilo.de/aufnahmetech- das Bild passend eingestellt. Unter der DMK ist wesentlich teurer; zudem kann niken/toucam.optimieren.php Registerkarte ‚Output Image’ wird dann bereits bekannte Software weiter ver- [9] http://astrosurf.com/astrobond/ebrawe. mit dem Button ‚Apply’ das Bild ausge- wendet werden und die Umstellung auf htm geben. Die Sharewareversion von Neat- Firewire entfällt. Der Einbau des emp- [10] http://www.burri-web.org/bm98/soft/wcr- Image ist zeitlich unbegrenzt verwend- findlicheren Schwarzweißchips erlaubt mac/ bar, erlaubt jedoch nur eine Speicherung erste Experimente mit einem Rot- oder im JPG-Format. Diese Beschränkung IR-Pass-Filter. Im roten und infraroten Sonstiges: lässt sich umgehen, indem man mit der Spektralbereich ist die Luft deutlich ruhiger [11] Ersatzchips für die Philips-WebCam: Tastenkombination ‚Alt und Druck’ einen und besonders Jupiter und Mars zeigen här- http://www.framos.de/www.dir/de/login_ Screenshot anfertigt und die Aufnahme in tere Kontraste. Mit dem Schwarzweißchip de.html ein anderes Programm exportiert. Nach werden im Roten alle Pixel angesprochen, [12] Photoshop 6 gibt es bei Ebay für etwa 30 den ersten Erfolgen mit Neat-Image lohnt während beim Farbchip nur ein Viertel der Euro: http://www.ebay.de/ es sich unbedingt unter dem Menuepunkt Pixel ein Signal erhält. Daher wäre der [13] Neat-Image: http://www.neatimage.com/ ‚Tools’ den ‚Advanced Mode’ einzustel- Umbau auch für Sonnenfotografen mit [14] Homepage des Autors: http://www.astro- len, der weitere Regelungsmöglichkeiten H-Alpha-Filter ein Gewinn. de.de/WebCamtipps.htm eröffnet.

Tipp 10 – Nicht entmutigen lassen! Tipp 9 – die WebCam-Optimierung Auf den ersten Blick sieht alles kompli- Die besten Ergebnisse lassen sich bei zierter aus als es ist. Die Erfahrung zeigt, Einladung hoher Brennweite, kurzer Belichtungszeit dass selbst Neulinge schon nach wenigen zum 4. Sächsischen und geringem Rauschen erzielen. Leider Wochen Resultate zustande bringen, von Sommernachtsteleskoptreffen besitzt die WebCam nur eine begrenzte denen sie zuvor nicht zu träumen gewagt Empfindlichkeit, so dass sich die hätten. Wer über ein gut justiertes Teleskop Brennweite nicht beliebig erhöhen und mit guter Optik verfügt, hat schon 90 % 26. – 28. Juni 2009 zugleich die Belichtungszeit beliebig des Weges geschafft. Für den Rest gilt oft Ort: Lindenhof Peritz verkürzen lässt. Über den Gain-Regler der Satz „Probieren geht über Studieren“. Hauptstraße 18 l 01609 Peritz lässt sich die Helligkeit der Rohbilder So lohnt es sich immer wieder an den ver- Wir laden hierzu herzlich ein! zwar etwas nachregeln, doch wird dies schiedenen Softwareparametern herumzu- mit stärkeren Artefakten erkauft. Dieses spielen und neue Lösungen zu suchen. Wir wollen an diesem Wochenende auf Rauschen ist oft das kleinere Übel, da Auch das Seeing spielt im WebCam- dem Gelände zelten, es besteht auch die es sich durch die Addition der Rohbilder Zeitalter immer noch eine Rolle. Bei einem Möglichkeit – sehr preisgünstig – im kompensieren lässt. Einen Ausweg aus Horizontabstand von weniger als 40 Grad Lindenhof zu übernachten. Es soll beo- dem Teufelsdreieck bieten verschiedene sinkt die Chance auf ruhige Luft. Saturn bachtet, gefachsimpelt und im allgemeinen ein gemütliches Wochenende werden. Ansätze die WebCam zu optimieren. Dies und Mars sind darum während der kom- ist softwaremäßig oder hardwaremäßig menden Jahre die leichteren Zielobjekte, Es kommt auch noch ein hochkarätiger möglich. Das freie Programm WcRmac während bei Jupiteraufnahmen mehr Überraschungsreferent zu uns. ermöglicht es, die Kamera in einen Geduld benötigt wird. Für alle menschlichen Erfordernisse ist ‚Optimized Color-Mode’ zu versetzen, bestens gesorgt. der die internen Parameter für astrono- Weiterführende Hinweise: Veranstalter sind Sternfreunde Riesa, mische Zwecke justiert und eine intelli- Literatur: Sternwarte Riesa und der Lindenhof gentere Komprimierung ermöglicht. Die [1] Steffen Brückner: Praxisbuch der Peritz. Kamera kann danach wie gewohnt weiter Astronomie mit dem PC, Data-Becker- verwendet werden. Die hardwaremäßige Verlag, ISBN 3815825555 Infos und Anmeldung: Stefan Schwager Optimierung erfolgt durch Auswechseln [2] Stefan Seip: Astrofotografie digital, Telefon: 0173 / 807 68 41 des CCD-Chips. Der normal eingebaute Kosmos-Verlag, ISBN 3440104265 [email protected] Farbchip hat den Nachteil, dass er durch www.Sternfreunde-Riesa.de die auf den Pixeln liegenden Farbfilter Links zu GIOTTO: nur 1/3 der Empfindlichkeit besitzt und [3] http://www.videoastronomy.org/ Zimmerreservierung: Ulrich Priebe zudem in der Auflösung beschränkt wird. [4] http://silvia-kowollik.de/astro/WebCam/ Telefon: 03 52 / 655 61 80 Der alternativ verwendbare ICX098BL giotto.htm ist identisch mit dem Chip der wesentlich [5] http://www.quickastro.de/

VdS-Journal Nr. 29 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 77

Beobachtung und Simulation des Glasperlenbogens in divergentem Licht von Alexander Haußmann

Im Mai 2008 konnte ich durch Zufall Winkel (Extremalablenkungswinkel bzw. Glaskugeln Hauptbogenlicht empfangen vom Fahrrad aus eine verdächtige Regenbogenwinkel) für Haupt- und Neben- kann. Leuchterscheinung auf der Asphalt- bogenstrahlengang in Abhängigkeit vom Bei gleichmäßig im Raum verteilten Kugeln oberfläche ausmachen, wobei mir rela- Brechungsindex der Kugeln lassen sich mit und einer (mehr oder weniger) idealen tiv schnell klar wurde, dass es sich um dem Formelwerk aus [2] berechnen, das Punktlichtquelle führen perspektivische einen durch das Sonnenlicht verur- Ergebnis zeigt daraus zeigt die Abbildung 1. Häufungseffekte lediglich zu der vom par- sachten „Glasperlenbogen“ handelt. Für Wasser erhält man dabei die bekannten allelen Licht her bekannten Beobachtung Dieser stellt das auf Glaskugeln basie- Werte von 42° und 51° (n = 1,334) sowie – ein Ring um den Gegenpunkt, hier rende Gegenstück zum gewöhnlichen für Glas 21,5° und 89,5° (n = 1,515). nur etwas diffuser. Die wirklich interes- Hauptregenbogen dar, hat allerdings Im Falle einer Punktquellenbeleuchtung santen Phänomene ergeben sich, wenn wegen des höheren Brechungsindex (hier einfach „divergentes Licht“ genannt) entweder der Aufenthaltsort der Kugeln von Glas nur etwa den halben Radius legt jeder dieser Winkel den möglichen oder die Beleuchtung auf eine Ebene bezüglich des Sonnengegenpunktes [1]. Aufenthaltsort für die Kugeln, deren beschränkt werden, worauf auch schon Die Glasperlen erhöhen als Bestand teil Streulicht den Beobachter erreichen früher hingewiesen wurde [3, 4]. Den der Fahrbahnmarkierung deren Nacht- soll, auf der Hülle eines so genannten ersten Fall möchte ich „Taubogen-“, den sichtbarkeit (aufgrund des Heiligen schein- Minnaert-Körpers fest. Beobachter und zweiten „Leuchtturmgeometrie“ nennen, effektes), der farbige Bogen jedoch ist Lichtquelle befinden sich je an einer der da sowohl von mit Tau bedeckten Wiesen nur an frisch markierten Stellen neben der „Spitzen“ dieses Körpers, der darüber als auch von Leuchttürmen im Nebel prak- Farbe sichtbar. Nur dort ist der Kontrast hinaus bezüglich ihrer Verbindungsachse tische Beobachtungen vorliegen, die auf zum Untergrund groß genug, und die nach Rotationssymmetrie aufweist. Die sich aus den genannten Voraussetzungen basieren. dem „Abstreuen“ neben der Farbe zu lie- den obigen Winkeln ergebenden Formen In beiden Fällen wird nur die Schnittkurve gen gekommenen Glasperlen sind noch zeigt (für jeweils gleichen Abstand der Ebene mit dem Minnaert-Körper sicht- nicht durch den Straßenverkehr fort getra- Lichtquelle-Beobachter) die Abbildung 2. bar, bei der Leuchtturmgeometrie bein- gen worden. Beim späteren Nachdenken Man erkennt die deutlich verschiedenen haltet diese Ebene zwangsläufig auch die über die Erscheinung drängten sich mir Größen sowie die annähernde Kugelform Lichtquelle. Dadurch wird die Vielfalt zwei Fragen auf: Gibt es auch einen des Minnaert-Körpers für die Ablenkung der möglichen Bogenformen etwas einge- Nebenglasperlenbogen, und wie sähe das nahe 90°. Der Hauptbogen in Glas besitzt schränkt. Bogenensemble im Licht einer Punktquelle den größten dieser Rotationskörper, was Zur Erzeugung eines Glasperlenbogens (z. B. Straßenlaterne) aus? besagt, dass man auch aus relativ weit „unter Laborbedingungen“ in der Tau- von Beobachter und Lichtquelle entfernten bogengeometrie werden die Kugeln z. B. Leider kam ich erst wieder am Ort der ersten Beobachtung vorbei, als es schon keine sichtbaren Effekte mehr gab. Innerlich hatte ich das Projekt bereits abgeschrieben, als mir erneut der Zufall zur Hilfe kam: Ich erfuhr nebenbei in einer Kaffeepause, dass zur Oberflächenbehandlung von Metallen neben Sandstrahlen auch das Glasperlenstrahlen zum Einsatz kommt. Daraufhin bat ich den erstaunten Fein- mechaniker, mir doch eine „Handvoll“ Glasperlen „für optische Versuche“ zu organisieren – und bereits die ersten Tests mit einer Taschenlampe in einem abgedun- kelten Raum lieferten ein beeindruckendes Ergebnis! Das bedeutet, dass auch solche industriellen Schleifperlen eine hinreichend glatte Oberfläche und Transparenz aufwei- sen. Eine Messung unter dem Mikroskop ergab für die mir vorliegende Sorte einen mittleren Radius von ca. 50 µm bei einer Standardabweichung von ca. 15 µm. Abb. 1: An dieser Stelle lohnt nun ein Blick auf die Descartes-Winkel für Haupt- und Nebenbogenstrahlengang in Abhängigkeit vom zugrunde liegende Theorie. Die Descartes- Brechungsindex der Kugeln

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Abb. 2: Minnaert-Körper für die Descartes-Winkel 42° und 51° (Haupt- und Nebenbogen in Wasser) sowie 21,5° und 89,5° (Haupt- und Nebenbogen in Glas) bei jeweils gleichem Abstand Beobachter-Lichtquelle

mit einem Salzstreuer möglichst gleich- kommt. Aus der Beobachterperspektive zum ersten Interferenzbogen. mäßig auf einem dunklen Untergrund erscheint die Kreisform natürlich ver- Die Gegenüberstellung der Fotoserie mit verstreut, ich habe dafür ein schwarz zerrt. Im Sonnenlicht erscheint der den Simulationen zeigt die Abbildung eloxiertes Aluminiumblech verwendet. Nebenbogen wie ein gerades Band, da 3. In der rechten Spalte ist die (fiktive) Eine Fahrradbirne ohne Reflektor habe der „Regenbogenkegel“ hier annähernd Draufsicht auf die Schnittkurve in der ich als brauchbare Näherung für eine zu einer Ebene entartet. Aufgrund der Glasperlenebene dargestellt. Hier fällt ideale Punktquelle verwendet, wobei die Undeutlichkeit des Phänomens habe ich besonders die stark variierende Breite Halterung gleichzeitig als Blendschutz für den Nebenbogen allerdings nicht weiter des Farbbandes auf. In bisherigen den Beobachter dient. Am einfachsten las- untersucht. Konstruktionen und Berechnungen wurde sen sich die Bereiche des Bogens hinter Nachdem ich eine Fotoserie des Hauptglas- dieser Effekt oft nicht berücksichtigt, da der Lichtquelle beobachten (von Christian perlenbogens mit meinem Laboraufbau von einem festen Ablenkwinkel und damit Fenn als „Reverser Bogen“ bezeichnet), da aufgenommen hatte, wollte ich auch eine scharf definiertem Minnaert-Körper ausge- dort der Minnaert-Körper des Hauptbogens Simulation dazu durchführen. Da ich von gangen wurde. Im Rahmen der Wellenoptik zusammenläuft und man so auch auf vorherigen Rechnungen [5] noch den und unter Berücksichtigung der Dispersion einer relativ kleinen bestreuten Fläche Quelltext für Echtfarbendarstellungen ist der Minnaert-Körper des Hauptbogens große Segmente des Bogens sehen kann. im Rahmen der Airy-Theorie vorlie- jedoch bezüglich seines Volumens nach Außerdem lassen sich Blech und Lampe gen hatte, brauchte dieser lediglich innen leidlich scharf, nach außen unscharf fest auf einem Tisch positionieren. In der mit dem mathematischen Apparat der abgegrenzt und daran anschließend im „Standardgeometrie“ (Kugeln hinter dem Schneedeckenhalosimulationen von Rhythmus der Interferenzbögen perio- Kopf des Beobachters) stört der Schatten 1997/98 [6] kombiniert werden. Ein disch wiederkehrend gefärbt. Dabei blei- des Kopfes ziemlich stark, so dass nur wesentlicher Unterschied zur damaligen ben die Spitzen allerdings fest, so dass kleine Ausschnitte des Bogens sichtbar Herangehensweise besteht darin, dass nicht sich die Breite der Unschärfe und der gemacht werden können. mehr einzelne Punkte der Schnittkurve Interferenzstruktur zu Beobachter und Praktisch hat sich gezeigt, dass die direkt berechnet werden. Anstelle dessen Lichtquelle hin auf Null zusammenzieht. Beobachtung des Nebenglasperlenbogens werden an den Punkten eines quadratischen Außerdem wird das Farbband an denje- deutlich schwieriger ist. Dafür ist die Gitters auf der Glasperlenebene (um eine nigen Stellen stark aufgeweitet, an denen Vorwärts streuung verantwortlich, also das gleichmäßige Flächendichte der Kugeln der Minnaert-Körper annähernd tangen- Licht, welches ohne interne Reflexion (und nachzubilden) die Ablenkwinkel berechnet tial geschnitten wird. Besonders auffäl- damit ohne Häufungseffekt) die Kugel wie- und diesen der entsprechende Teil des lig wird dies, wenn man beginnend bei der verlässt. In ähnlicher Weise wird auch Airy-Spektrums zugeordnet. Die geome- der Beobachtungsposition direkt über die Sichtbarkeit des tertiären Regenbogens trischen Parameter (hB = Augenhöhe über der Lichtquelle (e = 0, siehe erstes und um die Sonne unterdrückt, nur ist dort der Glasperlenebene, hL = Lampenhöhe zweites Bild) mit zwei getrennten, kon- die Hintergrundaufhellung derartig stark, über der Glasperlenebene, e = Entfernung zentrischen Bögen zu immer „schrägeren“ dass unter normalen Verhältnissen keine von Beobachter- und Lampenfußpunkt Positionen übergeht. Dabei wird der Punkt Beobachtungsmöglichkeit der an sich auf der Glasperlenebene) wurden nach- der „Verschmelzung“ des inneren mit schon schwachen Erscheinung mehr träglich geschätzt, da ich diese bei der besteht. Der Nebenglasperlenbogen ist Durchführung der Aufnahmen nicht ver- immerhin nachweisbar, obwohl Vorwissen messen hatte. Es ist ohnehin schwierig, Abb. 3 (rechte Seite): über den Ort der Erscheinung nötig ist. bei einem Objektiv die genaue Position Fotos (Scans von Kleinbildnegativen), Im divergenten Licht sieht man ihn in der des „Augenpunktes“ (auf Zentimeter oder perspektivische Simulationen „Schneedeckenhalogeometrie“, also zwi- gar Millimeter genau) zu ermitteln. Analog und simulierte Draufsichten des schen Beobachter und Lichtquelle. Die zum gewöhnlichen Regenbogen kommt Hauptglasperlenbogens für verschie- Schnittkurve ist dabei interessanterweise es auch hier durch die relativ kleinen dene Positionen von Beobachter und immer beinahe kreisförmig, da der betreffen- Glasperlen zu einem breiten Farbband mit Lichtquelle (weiß gekennzeichnet) de Minnaert-Körper einer Kugel sehr nahe wenig reinem Rot und großem Abstand bezüglich der Glasperlenebene

VdS-Journal Nr. 29 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 79

hB = 13,2 cm; hL = 5,0 cm; e = 0,0 cm; f = 29 mm (gnomonische Projektion); Draufsichtbreite 50 cm

hB = 8,7 cm; hL = 4,0 cm; e = 0,0 cm; f = 16 mm (Lambert-Projektion); Draufsichtbreite 40 cm

hB = 10,5 cm; hL = 3,5 cm; e = 4,2 cm; f = 29 mm (gnomonische Projektion); Draufsichtbreite 60 cm

hB = 13,5 cm; hL = 3,5 cm; e = 19,5 cm; f = 50 mm (gnomonische Projektion); Draufsichtbreite 160 cm VdS-Journal Nr. 29 80 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

fast ebenso stark wie der Hauptbogen in Zeichenebene wird durch diese drei Punkte Wasser. Mit einem Polfilter ist es mög- definiert. Die Schnitte der Zeichenebene lich, gewisse Segmente des Bogens aus- durch die individuellen Minnaert-Körper zublenden. Dies ist besonders im symme- für jedes Auge sind schwarz gestrichelt trischen Fall (e = 0) recht eindrucksvoll, (B1) sowie durchgezogen (B2) dargestellt. da zwei gegenüberliegende Bereiche des Die Schnittpunkte mit der Glasperlenebene kreisförmigen Bogens verschwinden und (horizontale Line) sind die Schnittpunkte diese Ausblendungszonen durch Drehen der (fast) kreisförmigen Bögen für jedes des Polfilters um den Kreis herum wan- Auge mit der Zeichenebene. Die grauen dern. Dies ist im Vergleich zum norma- Linien stellen die Lichtwege von diesen len Regenbogen eigentlich nichts Neues, Punkten zum jeweiligen Auge dar. Wie wirkt hier aber dennoch ungewohnt, da ersichtlich, schneiden sich die zu ver- der Winkelradius des Bogens viel gerin- schiedenen Augen gehörenden Lichtwege ger ist und die gesamte Erscheinung auf einem Niveau zwischen Augen- und ohne Blickrichtungsänderung überschaut Lampenhöhe (durch Pfeile gekennzeich- werden kann. Durch Konstruktion oder net) und dort wird entsprechend der im Experiment kann man sich davon Gewöhnung des Gehirns an „greifbare“ überzeugen, dass beim inneren Bogen Objekte der farbige Ring vermutet. Bei in der Reversgeometrie beliebig kleine flacheren Beobachtungsgeometrien und Winkelradien möglich sind (hL= 0), man damit komplizierteren Bogenformen ist also im Gegensatz zum Fall hB = 0 nicht gelingt es für gewöhnlich aber nicht mehr, auf den Extremalablenkungswinkel von beide Sinneseindrücke „unter einen Hut“ zu 21,5° limitiert. bekommen, und man sieht Doppelbilder. Abb. 4: Abschließend möchte ich noch eine Zusammenfassend kann festgestellt wer- Konstruktion zur Erklärung des ste- Besonderheit diskutieren, die bisher jeden den, dass es sich beim Glasperlenbogen reoskopischen Eindrucks eines schwe- Beobachter des Experiments fasziniert um eine einfach zu realisierende und benden Rings hat, allerdings lediglich eine optische dennoch eindrucksvolle Variante der Täuschung darstellt: Befindet sich der Lichtbrechungsphänomene in divergentem dem äußeren Bogen durchlaufen (man Beobachter mehr oder weniger senkrecht Licht handelt, die sich damit auch für könnte auch von einem „Aufbrechen über der Lichtquelle, scheint der Ring des Demonstrationsexperimente anbietet. Ein des Rings“ sprechen), bei welchem im inneren Reversen Bogens frei im Raum Nachteil ist, dass wegen der verschie- Verschmelzungsbereich weite Farbflächen zu schweben. Diesen Effekt können die denen Brechungsindizes von Wasser und zu beobachten sind, die in einem eigenar- Fotos naturgemäß nicht wiedergeben. Glas keine völlige Übereinstimmung mit tigen Kontrast zum scharf abgegrenzten, Eine Erklärung für den symmetrischen natürlichen Phänomenen in Wassertropfen dünnen Farbband der unteren Schleife Spezialfall liefert die in der Abbildung 4 gegeben ist. Verglichen mit dem stehen (siehe drittes Bild). wiedergegebene Konstruktion: Die zwei Laserstrahl/Drehspiegelexperiment von Im Einklang mit den Berechungen ist der Augen des Beobachters mögen sich bei B1 Christian Fenn hat man hier allerdings die Glasperlenbogen stark azimutal polarisiert, und B2 befinden, die Lichtquelle bei L, die Möglichkeit, durch die Benutzung „wei-

Abb. 5

Foto (© Richard Löwenherz, aus [6]) und perspektivische Simulation einer Schneedeckenhalo-Erscheinung (hB = 0,6 m; hL = 2,7 m; e = 17,6 m; f ≈ 55 mm), dargestellt sind der 22°-Ring und ein Teil des 46°-Rings (im Foto nicht sichtbar)

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ßer“ Lichtquellen farbige Bögen zu erzeu- für den Intensitätsverlauf des 22°- und 46°- Literaturhinweise: gen und verfügt über mehr geometrische Halos in Abhängigkeit vom Ablenkwinkel, [1] http://www.atoptics.co.uk/rainbows/ Freiheiten, da die Lichtquelle nicht in der können sogar Echtfarb-Simulationen von beadbow.htm (2008) Ebene der lichtbrechenden Kugeln liegen Schneedeckenhalos erstellt werden (siehe [2] J. A. Adams, 2002: Phys. Rep. 356, 229 muss. Eine Simulation der Erscheinung Abb. 5). Diese weisen im Gegensatz zur [3] J. O. Mattson et al., 1971: Lund Studies ist im Rahmen der unter gewöhnlichen üblichen Strahlverfolgungssimulation in Geography No. 11 Beobachtungsbedingungen hinreichenden einen kontinuierlichen Intensitätsverlauf [4] C. Fenn, 2006: Meteoros 9, 58 Airy-Theorie sowohl für Wasser- als auch auf (was jedoch dem „körnigen“ Beob- [5] A. Haußmann, 2008: Meteoros 11, 113 für Glaskugeln möglich, wobei sich im achtungseindruck nicht unbedingt ent- [6] http://www.meteoros.de/halschn/schnee1. Einklang mit den Beobachtungen unter- spricht) und können Beugungseffekte htm (2008) und http://www.meteoros.de/ schiedliche Breiten des Farbbandes erge- (zunehmende Unschärfe der Innenränder halschn/schnee2.htm (2008) ben. Ersetzt man im Quelltext den Airy- mit abnehmender Kristallgröße) berück- Regenbogen durch einen sinnvollen Ansatz sichtigen. Schutz des Nachthimmels zum Internationalen Jahr der Astronomie von Andreas Hänel Der Schutz des nächtlichen Himmels ist eines der Hauptprojekte zum Interna- tionalen Jahr der Astronomie 2009. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass durch die Zunahme der Weltbevölkerung und die Verstädterung die Aufhellung des Himmels weiter voran- schreitet und Schutzmaßnahmen immer notwendiger werden. Am Europäischen Symposium zum Schutz des nächtlichen Himmels im August in Wien nahm auch die internationale Koordinatorin Connie Walker von den amerikanischen Nationalsternwarten (NOAO) teil und berichtete über die inter- national geplanten Aktivitäten, wobei auch gemeinsame Projekte besprochen wurden. Um möglichst viele Personen erreichen zu können, wird die Fachgruppe Abb. 1: Dark Sky versuchen, den Mitgliedern Connie Walker von den amerikanischen optischen Nationalobservatorien (NOAO), der Vereinigung der Sternfreunde, aber die internationale Koordinatorin der Dark Skies Awareness-Gruppe, demonstriert auch den Volkssternwarten und anderen beim Wiener Dark Sky-Symposium den Gebrauch des Sky Quality Meters.

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VdS-Journal Nr. 29 82 D ARK -SK Y + DEEP-SKY

astronomischen oder naturkundlichen vor allem Schüler angeregt werden sollen, Vereinigungen verschiedene Informa- mit verschiedenen Messkampagnen den tionsmaterialien an die Hand zu geben. Zustand der Erde zu erforschen. In der Zeit vom 16. bis 28. März soll im Sternbild Infoflyer Orion die Grenzhelligkeit bestimmt wer- Der Infoflyer der Fachgruppe ist gestal- den und zusammen mit Beobachtungsort terisch überarbeitet und in einer ersten und -zeit im Internet (http://www.globe. Auflage gedruckt worden. Er kann bei gov/GaN/) gemeldet werden, wobei aber der Geschäftsstelle der VdS angefordert auch Familien angesprochen sind. Die werden. Es bleibt zu hoffen, dass noch Internetseite ist bislang nur in Englisch, es Finanzmittel für eine weitere höhere Abb. 2: soll aber versucht werden, eine deutsche Auflage zum Jahr der Astronomie zur Das Logo des Projektes zum Anleitung zur Verfügung zu stellen, wobei Verfügung stehen werden. Schutz des nächtlichen Himmels im die Fachgruppe Kontakt mit dem deut- Internationalen Jahr der Astronomie schen GLOBE-Projekt aufgenommen hat. Powerpoint-Präsentation Im Rahmen der Kampagne können auch 2006 hat die französische Astronomie- Messungen mit dem Sky Quality Meter organisation AFA als Schwerpunktthema auf mehreren Postern angesprochen wer- vorgenommen werden. Zeitlich unbefristet für ihre jährliche Veranstaltung Nuits den. Solange die Finanzmittel für den können und sollten solche Beobachtungen des Étoiles (Sternennächte) den Schutz Druck fehlen, werden die Poster im aber auch an die Fachgruppe gemeldet des nächtlichen Himmels benannt und DIN A1 Format als PDF-Dateien über werden! dafür neben einem Plakat auch eine selbst das Internet bereitgestellt, auf Wunsch Für die Wissenschaftswoche 2001 wurde ablaufende Powerpoint-Präsentation auch auf CD. Sie können dann in einem in Österreich dazu aufgerufen, die Anzahl zur Verfügung gestellt. Auf mehrfache Copyshop ausgedruckt werden, die Preise der Sterne im Sternbild Kleiner Bär zu Nachfrage wird auch die Fachgruppe für solche Ausdrucke variieren je nach bestimmen. Diese Aktion wird zeitlich nach diesem Vorbild 2009 eine eigene Papierqualität und sollten nicht höher als unbegrenzt fortgeführt und auch im Präsentation zur Verfügung stellen, die 30 Euro/Plakat sein. Jahr der Astronomie können weiterhin dann bei Veranstaltungen gezeigt werden Beobachtungen unter www.sternhell.at kann. Sie kann über das Internet herunter Messung der Himmelsqualität gemeldet werden. geladen werden, oder wird auf Wunsch Mehrere Beobachtungsaktionen sollen zur Über den Fortgang der Projekte und wann auch auf CD versandt. Beobachtung des Sternhimmels anregen und die Materialien zur Verfügung stehen auf das Problem der Lichtverschmutzung werden, wird auf der Internetseite der Poster „Rettet den Sternhimmel“ hinweisen. Fachgruppe www.lichtverschmutzung.de Basierend auf einem Poster, das die Das amerikanische Projekt „Globe at berichtet. Fachgruppe vor einigen Jahren erstellt Night“ ist in das internationale Umwelt- Unterstützung ist herzlich willkommen: hatte, soll das Thema Lichtverschmutzung programm GLOBE eingebunden, in dem Dr. Andreas Hänel, [email protected]

Perspektiven für die Fachgruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung von Johannes Schilling

Im Herbst 2008 entschloss ich mich Versuch einer Bestandsaufnahme von Einsteigern. Mitunter werden auch meine Mitarbeit in der Fachgruppe als Wie steht es gegenwärtig um die visuelle gezielt Probleme verfolgt und diskutiert. Redakteur anzubieten. Begleitet wurde Deep Sky Beobachtung, vor allem im Schon das bloße Mitlesen ist für sehr viele dieser Entschluss durch eine Diskussion deutschsprachigen Raum? Wie stellt sie Sternfreunde interessant und anregend, das mit anderen Fachgruppenmitgliedern. Als sich nach außen hin dar? Wie hat sie sich belegen deutlich die „Gelesen“-Zahlen, Neuling in der Szene der nach außen hin in der Arbeit einer Fachgruppe Visuelle die sich häufig zwischen 1.000 und 2.000 aktiven Amateurastronomen versuchte ich Deep Sky Beobachtung niedergeschlagen? bewegen. mich in den Strukturen der Fachgruppe Ich denke, an erster Stelle müssen hier die Eine zweite Art der Präsenz visueller Deep und der Vereinigung der Sternfreunde zu Aktivitäten der Sternfreunde im Internet Sky Beobachtung im Internet sind die orientieren. Diese Orientierung ist für mich genannt werden. In den Foren hat sich in den oft mit den Forenbeiträgen verknüpften auch gegenwärtig (Dezember 2008) noch letzten Jahren eine neue Form von visueller Homepages vieler engagierter visu- nicht abgeschlossen. Wie vermutlich die Deep Sky Fachgruppe gebildet, die auf ihre eller Beobachter und Zeichner, die ihre Mehrzahl der Mitglieder der Vereinigung Art und Weise sehr aktiv ist. Hier geschieht Ergebnisse und Projekte präsentieren. der Sternfreunde war ich bislang ein eher nicht nur ein reger Austausch von aktuellen Diese Internetseiten finden regen Zuspruch, passives Mitglied, das meist einsam beo- Beobachtungsberichten und Zeichnungen, die Zahl ihrer Leser schwillt innerhalb bachtete und zeichnete und mit Interesse sondern es wird auch ein Forum geboten weniger Jahre leicht auf über 10.000 an. das Journal las. für Fragen von Fortgeschrittenen und auch Kein Wunder: Sie geben Anregungen,

VdS-Journal Nr. 29 MEADE und das M-Logo sind eingetragene Warenzeichen der Meade Instruments Corporation. ® USA und ausgewählte Länder. © 2008 Meade Instruments Corp. Alle Rechte vorbehalten. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Hergestellt unter den US-Patenten Nr. 6.304.376 und 6.392.799; weitere Patente in den USA und anderen Ländern angemeldet. • Rohrschellen mit Prismenschienemit Rohrschellen • VerlängerungshülseBeobachtung • visuelle für Okularauszug 10:1 • Sucher 8x50 • Lieferumfang: Brennweite800mm. mm, 203 Durchmesser PN-203 Der Vorteilediese Aufpreis.bietet ohne serienmäßig bezahlen. teuer sich Anbieter lassen andere Fangspiegel großem und Fokuslage erreichbarer gut aus Kombination Die Objekte. hervorragend zur Fotografie großer, lichtschwacher Fangspiegel mit 70mm kleiner Achse eignet er sich vergrößerten einem und Okularauszug präzisem Astrofotografie die für f/4, von Öffnungsverhältnis einem Mit optimiert. extra ist PN-203 Der PN-203 Reflektor Optik mit TubusOptik Kaufen SiesichjetzteinesderhierbeworbenenGerätebeiIhrem Händler. BeiVorlage derKaufquittungerhalten Standard fürTeleskope mitlangerBrennweite. bleibenüberdiesesgroßeSterne FeldhinwegnadelspitzePunkte mithohemKontrast.Derneue möglich.Die Farbfehler um40%vermindert,eswurde auchein scharfesEigengesichtsfeldvon60° ermöglichen. GegenübereinemtraditionellenPlösslsindnichtnur dieRandunschärfenund Plössl-Typs dar. DieOkulare bestehenausfünfodersechsLinsen,dieeinesehrguteAbbildung Die Plössl-Okulare derSerie5000stelleneine deutlicheVerbesserung desursprünglichen Gesichtsfeld) High-End Plössl-Okulare derSerie5000(60° Okularkoffer mit4Okularen Sie vonMEADEInstrumentsEurope einenOkularkoffer mit4Okularen für149,-

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* 84 DEEP-SKY

praxisorientierte Bücher aus den letzten Jahren zum Thema Deep Sky bieten Hilfe und Horizonterweiterung.

Was oder wer ist die Fachgruppe Visuelle Deep Sky Beobachtung? Diese Frage ist für mich bis jetzt nicht leicht zu beantworten. Jens Bohle, der bisherige Fachgruppenleiter, sprach im VdS-Journal Nr. 27 zuletzt von einem bloßen „Fachduo“ [2], was nicht mehr zur Vorstellung einer existierenden Fachgruppe passt. Was ist also diese Fachgruppe? Gab es sie nur frü- her und hat sie nun aufgehört zu existieren? Aus der Internetseite der Fachgruppe geht hervor, dass jeder sich zu dieser Gruppe zählen kann, der in irgendeiner Form „mitmacht“, d. h. tätig nach außen tritt, eine Mitgliedschaft bei der VdS ist keine Voraussetzung [3]. Für dieses Mitmachen gibt es viele Möglichkeiten: Beiträge für das Journal, aktive Teilnahme auf Treffen durch Vorträge und Diskussionen, Internetbeiträge. Es gibt also keine festen oder registrierten Mitglieder [3], wie man zunächst beim Begriff „Fachgruppe“ zu denken versucht ist. Zu einer Fachgruppe gehört eigentlich die Kommunikation von Gruppenmitgliedern untereinander, etwa um Aufgaben und Perspektiven der Fachgruppenarbeit zu besprechen. Aber auch eine solche Kommunikation als Fachgruppe scheint nach dem Bericht von Jens Bohle auf dem Deep-Sky-Treffen 2008 nicht mehr stattgefunden zu haben [2]. Haben sich dort also nur Deep Sky Individualisten getroffen? Gibt es diese Fachgruppe überhaupt noch, oder hat sie sich auseinander gelaufen in viele Abb. 1: Einzelaktivitäten? Sollte man einfach die Ein Beispiel für nicht sehr bekannte, kaum beobachtete und fotografierte NGC- Zahl der Sternfreunde, die aktiv und regel- Galaxien, die der visuellen Beobachtung schon mit mittleren Öffnungen einen mäßig in den astronomischen Internetforen Reichtum interessanter und unterschiedlicher Strukturen eröffnen können: Die teilnehmen und sich dort austauschen, als 70 bis 75 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxiengruppe NGC 5775 (lang, edge- die neue Fachgruppe bezeichnen? Oder on) und NGC 5774 (rund, schwach) und IC 1070 (klein) im Sternbild Jungfrau. liegt die Schwierigkeit eine existieren- Zeichnung mit einem 10 Zoll Newton bei 133-facher und 188-facher Vergrößerung. de Fachgruppe wahrzunehmen nur daran, Man beachte den Spiralarm von NGC 5774, der sich auf die hellere Edge-On- dass es einfach keine Aufgaben und keinen Galaxie zu zu winden und mit ihr zu verschmelzen erscheint. Erst nach der für Bedarf für eine solche Fachgruppe mehr mich überraschenden Beobachtung entdeckte ich dieses Detail auch auf lang belich- gibt bzw. diese Aufgaben in den letzten teten Fotos. Jahren von den Foren und Homepages komplett übernommen wurden? Braucht Informationen und Vergleichsmöglichkeiten eine Minderheit der an visueller Deep Sky es also innerhalb der VdS gar keine solche für alle an visueller Beobachtung interes- Beobachtung interessierten Sternfreunde. Fachgruppe mehr? sierten Amateure. Die Fachgruppe hat schließlich in den letz- In diesen Fragen liegt für mich der Anstoß Der Austausch und die persönliche ten Jahren mit dem Praxishandbuch „Deep zu einer Neubesinnung. Beim Wort Begegnung auf den jährlich stattfin- Sky“ [1] und mit ihren Webauftritten bei der „Fachgruppe“ denken vielleicht viele denden Deep-Sky-Treffen, aber auch auf VdS und bei Astronomie.de und den vielen Mitglieder der VdS an fortgeschrittene anderen Tagungen, sind für die teilneh- dort vorhandenen großartigen Projekten, Spezialisten, zu deren (elitären?) Zirkel menden Sternfreunde gewiss eine große den Texten und Listen eine solide Basis sie sich vielleicht noch lange nicht zäh- Bereicherung. Zahlenmäßig betreffen diese zur Orientierung für alle Einsteiger und len dürfen. Und das ist dann ein Grund, Veranstaltungen aber vermutlich doch nur Fortgeschrittene geschaffen. Auch weitere sich zurückzuhalten und zu warten, was

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einem dann die „Fachleute“ so alles obwohl in den Beobachtungsberichten Objekten zu wecken und zu fördern. Auch präsentieren werden. Ich denke aber, und Zeichnungen oft eine enorme Mühe Aktivitäten von Sternfreunden außerhalb dass es unbedingt nötig ist, den Begriff steckt. Spätere gezielte Rückgriffe, v. a. der Zeitschrift könnten gezielt dieser „Fachgruppe“ zunächst mal bloß im Sinne auf eine Homepage, geschehen vielleicht Aufgabe dienen. Das übergreifende Motto einer Interessengruppe zu definieren. Zur bedächtiger, aber immer noch sehr schnell, für die Arbeit einer Fachgruppe müsste Fachgruppe gehört also die Zahl aller denn die Schnelligkeit am Bildschirm hat also lauten: Zur Freude am Beobachten mit Sternfreunde, die an visueller Deep Sky sich wohl die Mehrheit aller langjährigen eigenen Augen anregen! Beobachtung dauerhaft interessiert sind. PC- und Internetnutzer von selber ange- Diese Gruppe wäre dann unterteilt in wöhnt. Hinzu kommt, dass die Beiträge Perspektiven für eine weitere Arbeit die große Zahl der (im Moment) nicht im Internet bekanntlich von unterschied- der Fachgruppe, insbesondere im VdS- aktiv ans Tageslicht tretenden Amateure lichster Qualität sind. Journal und in die kleinere Zahl derer, die nach Eine Zeitschrift dagegen, die nicht allzu oft Die folgenden Punkte könnte ich mir als außen sichtbar aktiv werden. Denkt man erscheint, lädt auch heute noch mehr zum Perspektiven für eine weitere Präsenz der so über den Begriff „Fachgruppe“ nach, Verweilen und mehrmaligen Zurückkehren Fachgruppe im VdS-Journal und für eine sieht man, wie riesig sie eigentlich sein ein als ein Internetbeitrag. Sie ist dauer- künftige Arbeit der Fachgruppe denken: müsste: Nach einer Auswertung der VdS- hafter und überschaubarer als das Internet. Die Beiträge im Journal müssten auf eine Mitgliederbefragung im VdS-Journal Man kann sich mit ihr entspannt hinle- breite Basis gestellt werden: Sie sollten Nr. 10, Winter 2003, sind die bevor- gen, die Zeichnungen etwa sind meist in nicht bloß für Extremsportler und weit zugten Objekte von über der Hälfte der besserer Qualität wiedergegeben als im Fortgeschrittene oder Spezialisten, sondern Umfrageteilnehmer die Objekte des Deep Internet, das bedruckte Papier hat eine auch für die dauernd neuen Einsteiger und Sky, und für etwa 25% der Befragten höhere Realitätssättigung als das virtuelle Gelegenheitsbeobachter geschrieben sein. sind gar die Lieblingsobjekte Galaxien [4]. Bild. Für die Vereinigung der Sternfreunde Es sollte jedem Leser klar werden können: Wenn man von über 4.000 Mitgliedern der und ihre Interessengruppe Visuelle Deep Zur Fachgruppe gehört eigentlich jeder VdS ausgeht und die damals gegebenen Sky Beobachtung wird ein gemeinschaft- Sternfreund, der dauerhaft an visueller Antworten auch heute noch repräsentativ liches Bewusstsein m. E. auch heute noch Deep Sky Beobachtung interessiert ist, egal sind, dann wäre die Fachgruppe im Sinne eher durch eine solch bunte und schö- ob er Anfänger, Gelegenheitsbeobachter einer Interessengruppe auch nach pessi- ne Zeitschrift gestiftet und gefördert als oder ein Profi ist. So könnte manchem mistischer Einschätzung weit mehr als durch das Internet. Ich denke, den meisten Sternfreund auch die Scheu genommen tausend Sternfreunde stark. Mitgliedern der VdS geht es so wie mir: Sie werden, selber einen Beitrag im Journal Die Frage ist nun, wie diese schätzungs- freuen sich über die Ankunft des Journals oder auf einer Tagung zu liefern. Die weise große „Fachgruppe“ von der VdS und blättern und lesen aufmerksam darin, Freude an der Schönheit und Vielfalt der erreicht wird und wie einzelne Sternfreunde selbst über solche Dinge, die nicht zu ihren Formen und Gestalten im Kosmos sollte zur aktiven Mitarbeit animiert werden kön- hauptsächlichen Interessengebieten gehö- nicht verschwinden hinter sportlichem nen. ren. Auch frühere Jahrgänge sich wieder oder wissenschaftlichem Ehrgeiz. vorzunehmen hat sicher für viele einen Entgegen der weit verbreiteten Ten- Welche Aufgaben bleiben der Reiz. denz, Objektlisten schnell abzuhaken Vereinigung der Sternfreunde und Es gibt einen weiteren Grund für eine Präsenz oder vor allem Extremobjekte mit grö- einer Fachgruppe? der visuellen Deep Sky Beobachtung in ßeren Öffnungen abzuschießen müsste Nachdem in den letzten Jahren für jeden einem Journal für Astronomie: In einer gezeigt werden, dass sich die Reize und Interessierten durch die Fachgruppe eine Zeit, in der sich jedes Deep Sky Objekt Möglichkeiten der visuellen Deep Sky solide Basis geschaffen wurde, insbeson- mühelos und scheinbar perfekt sofort per Beobachtung erst dann erschließen, wenn dere durch das Praxishandbuch und den Mausklick auf den Bildschirm zaubern man längere Zeit bei einem Objekt ver- Internetauftritt der Fachgruppe, nachdem lässt, in welcher Bildschirm und Foto sich weilt. Dieses Verweilen erreichen wir in den letzten Jahren überdies im Internet mit übergroßer Autorität an die Stelle der vor allem durch genaues Beschreiben sich eine Art neuer Fachgruppe formiert eigenen Begegnung mit der Realität setzen, und Zeichnen. Warum soll es eine große hat, stellt sich die Frage, was da der sehe ich in der Ermutigung und Stärkung Galaxie wie M 101 oder M 83 nicht VdS und einer an die VdS gebundenen des visuellen Beobachtens eine ganz drin- verdienen, ihr mehrere Stunden, even- Fachgruppe noch für eine eigentümliche gende Aufgabe. Die Aufmerksamkeit auf tuell über mehrere Abende hinweg, zu Aufgabe bleibt? Technik und die Gewöhnung an virtuelle widmen, um ihren Reichtum zu erfassen? Nun, ich denke da zuallererst an das Bilder, die ohnehin schon im Leben vieler Warum von Objekt zu Objekt huschen um VdS-Journal. Wir sollten seine besonde- Zeitgenossen einen riesigen Raum ein- sie wie Trophäen zu sammeln? Sich Zeit ren Möglichkeiten und Stärken deutlich nehmen, droht die lebendige, authentische lassen, Muße haben, sich sammeln, sich wahrnehmen und schätzen: Sowohl die Begegnung mit anderen Menschen, mit der freuen über die Fülle einer kosmischen Beiträge in den Internetforen als auch Natur und den Phänomenen im Kosmos Gestalt, sie in einer Zeichnung (oder die Beschreibungen und Zeichnungen in stark zu verkümmern und zuletzt verges- Beschreibung) schrittweise und geduldig Homepages entgehen wohl meist nicht sen zu machen und auszulöschen. nachzubilden, das sind die Einstellungen dem Internetschicksal, nur einmal ange- Somit ergibt sich in meinen Augen und Aktivitäten, in welchen sich die Deep klickt und kurz gelesen, schnell betrach- für die Arbeit im VdS-Journal als ein Sky Objekte in ihrer visuellen Eigenart tet und vielleicht beantwortet zu wer- Hauptanliegen, das Bewusstsein von der erst erschließen können. Man denke dabei den, dann aber bald wieder unterzuge- Eigenart und dem Wert des visuellen an einen Museumsbesuch: Die Erfahrung hen in der Flut der Beiträge. Und das, Beobachtens und Erlebens von Deep Sky zeigt, dass man unvergleichlich mehr von

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einem solchen Besuch hat, wenn man pro eigene Beobachtung abgedruckt zu sehen Ein Jahr später baute ich mir ein zehn Besuch nur ganz wenige Bilder (oder gar und sie mit andern direkt vergleichen Zoll Dobson. Seit dieser Zeit beobachte nur eines) genau anschaut, statt eine Flut zu können, das, denke ich, könnte für ich fast nur mit dem Zeichenstift in der von hundert Bildern zu mustern. viele Sternfreunde sowohl ein Ansporn Hand. Vor zwei Jahren folgte mein zweiter Die Unterschiede und vor allem auch zum eigenen gezielten Beobachten wie Teleskopbau, ein 16 Zoll Dobson. Ich beo- die Vorzüge im Vergleich zur Fotografie auch zum Veröffentlichen im Journal bachte im eigenen ländlichen Garten auf müssten deutlich gemacht werden, ohne sein. Dieses Beobachtungsprojekt, des- der Höhe der Schwäbischen Alb. Im letz- dabei die Vorteile und den Wert von Fotos sen Objektwahl jahreszeitlich ausgerichtet ten Jahr hielt ich auf der Regionaltagung zu schmälern. Dem statischen, technisch sein wird, könnte ergänzt werden durch Südwest in Backnang einen Vortrag über vermittelten Abbild eines Objekts steht Hinweise auf weitere interessante Objekte das Zeichnen am Teleskop. das eigene, direkte Sehen und Begegnen der entsprechenden Jahreszeit. Mit pas- Beruflich arbeite ich als Lehrer an einem in einem lebendigen Werde- und senden Aufsuchkarten würde das Journal Gymnasium und unterrichte u. a. auch Erfahrungsprozess gegenüber. Darin wer- dann auch für Einsteiger direkt praktisch Astronomie als Arbeitsgemeinschaft. den die Natur eines Deep Sky Objektes nutzbar werden. Sowohl der Beruf als auch die Familie set- und dessen gestalthafte Aspekte ungleich Weitere Projekte und Möglichkeiten ste- zen zusätzlichen Aktivitäten zurzeit enge intensiver und deutlicher erfahren als über hen noch in der Phase der Diskussion. Grenzen. das meist schnelle Mustern eines Fotos, Über Anregungen und Beiträge zur Frage, das sowieso nur schwer oder gar nicht mit wie es mit der Arbeit und dem Profil visuellen Eindrücken vergleichbar ist. einer Fachgruppe „Visuelle Deep Sky Ich fände es konsequent und für das Beobachtung“ weitergehen soll, würde ich Literaturhinweise eigene Profil der Fachgruppe auch not- mich sehr freuen. [1] Praxishandbuch Deep Sky, Beobachtung wendig, auf den Seiten im Journal zur von Sternen, Nebeln und Galaxien, visuellen Beobachtung wirklich auf Zum Schluss möchte ich mich noch Kosmos, Stuttgart (2004) jedes Foto zu verzichten und sich – im kurz vorstellen: [2] VdS-Journal für Astronomie 27 (2008), 6 Bewusstsein der Eigenart beider Bereiche- Als Schüler schon nahm ich teil an der [3] http://www.fachgruppe-deepsky.de/ auf Beschreibungen und Zeichnungen zu Astronomie-AG des Gymnasiums in ueberuns.htm (Dez. 2008) beschränken. Ausnahmen wären in meinen Ravensburg, das auf seinem altehrwürdigen [4] VdS-Journal für Astronomie 10 (2003), Augen Artikel, in welchen Foto und visu- Gebäude eine Sternwarten-Kuppel hoch 126 elle Beobachtung bzw. Zeichnung aus- über der Stadt besitzt. Vor gut zehn Jahren drücklich miteinander verglichen werden, erfüllte ich mir den Traum von einem um die Eigenarten beider – und letztlich eigenen Teleskop, ein 114 mm Newton. ihre Unvergleichbarkeit – in wichtigen Punkten zu zeigen. Gemäß dem Motto „Zum Beobachten mit Liebe Mitglieder, eigenen Augen anregen!“ ist geplant, im „Für eine Neubestimmung und den Neueinstieg als FG-Redakteur und vorübergehend Journal ein Beobachtungsprojekt zu starten. FG-Referent war es mir wichtig, wesentliche Punkte ausführlicher anzusprechen“, so schreibt Im Unterschied zu bisherigen ähnlichen Dr. Johannes Schilling in einer begleitenden E-Mail zu dem Ihnen vorliegenden Beitrag über Projekten in Zeitschriften sollen hier nur die Perspektiven für die Fachgruppe „Visuelle-Deep-Sky Beobachtung“ an den Vorsitzenden. Beschreibungen und Zeichnungen gebracht Weiterhin bittet er um eine Mitteilung im Namen des Vorstandes. Dieser Bitte komme ich werden. Das Projekt soll in zwei Bereiche gerne nach, denn diese analytische Bestandsaufnahme und Reflexion über die Aufgaben und eingeteilt werden, einen für Anfänger und Perspektiven der Fachgruppenarbeit ist absolut richtig und wichtig, weil sie auf einige VdS- einen für Fortgeschrittene. Die Objekte Fachgruppen übertragbar ist und die Situation treffend schildert. Dabei kommt Herr Schilling sollen über den Messier-Katalog hinaus sehr detailliert auf die Situation vieler Amateur-Astronomen und die Funktion unseres VdS- vor allem Objekte aus dem NGC Katalog Journals zu sprechen. Schließlich gibt Herr Schilling in seinem lesenswerten Beitrag wichtige umfassen. Hier verbergen sich viele relativ Anregungen und Perspektiven für die Arbeit im Bereich der Fachgruppe „Visuelle Deep-Sky- unbekannte Schätze, unbekannt sowohl im Beobachtung“. Doch lesen Sie selbst! Foto wie in Zeichnungen. Man denke z. B. Vorab sei kurzer Rückblick gestattet: Im VdS-Journal Nr. 27 teilte Jens Bohle, bisheriger an relativ große und helle NGC-Galaxien FG-Referent mit, dass er sein Amt niederlegen wird. Von einer Auflösung war sogar die im Sternbild Großer Bär oder im Sternbild Rede. Jungfrau. Ziel eines solchen Projektes wäre Der Vorstand startete einen Aufruf, in dem er Mitstreiter/innen suchte, die diese weder das vollständige Abhaken einer Liste Fachgruppenarbeit weiterführen oder neu beleben würden. Im Sommer meldete sich VdS- noch ein Wettrennen unter Sternfreunden, Mitglied Daniel Spitzer und wenige Wochen später Dr. Johannes Schilling, der sich als sondern ein rein visuelles Erschließen der FG-Redakteur und zuständiger Redakteur für die Journal-Rubrik „Visuelle Deep-Sky“ Vielfalt und Fülle eines Objektes durch empfahl. Beide Herren möchte ich herzlich für ihre Zusage danken und wir freuen uns auf die Vielfalt von Beobachtern mit ihren eine gute und interessante Zusammenarbeit, zum Wohl der großen Fan-Gemeinde von Deep- verschiedenen Bedingungen. Hinsichtlich Sky-Beobachtern. Helfen auch Sie mit und unterstützen Sie die beiden Herren mit Ihren der Beschreibungen und Zeichnungen Ergebnissen wie Zeichnungen, Beiträgen und interessanten Informationen. würde sich die Redaktion jeder inhalt- Doch lesen Sie selbst, welche Gedanken sich Herr Dr. Schilling zur Fachgruppe, dem VdS- lichen „Zensur“ enthalten, im Vertrauen Journal und zu unserem Hobby gemacht hat! auf die subjektive Ehrlichkeit und Otto Guthier Ernsthaftigkeit der Sternfreunde. Die Vorsitzender

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Neues aus der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ von Wolfgang Steinicke

Am 1. und 2. November 2008 fand die 5. Tagung der Fachgruppe „Geschichte“ in Kassel statt (Abb. 1). Es war wieder eine gelungene Veranstaltung. Lesen Sie dazu meinen Bericht und besuchen Sie auch unsere Webseite http://geschichte. fg-vds.de. Die Fachgruppe wächst lang- sam weiter, momentan haben wir knapp 70 Mitglieder. Über unsere Mailingliste werden Themen der Astronomiegeschichte diskutiert. In diesem Heft finden Sie zwei weitere Artikel. Wilfried Schröder berichtet über ein interessantes Thema im Grenzbereich von Fach- und Hobby-Astronomie: „Cuno Hoffmeister und die Förderung der wissen- schaftlichen Beiträge von Amateuren“. Der zweite Beitrag stammt aus der Feder von Jürgen Hamel. Er hat sich eingehend mit der Geschichte der Universitätssternwarte Bützow befasst. Viel Spaß beim Lesen – Abb. 1: und versorgen Sie mich weiter mit interes- Die Kasseler Orangerie, Standort des berühmten Astronomisch-Physikalischen santen Beiträgen! Kabinetts (Bild: W. Steinicke). Die 5. Tagung der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ in Kassel von Wolfgang Steinicke

Am 1. und 2. November 2008 fand unsere 5. Fachtagung statt – bereits ein kleines Jubiläum. Grund zur Freude gab es auch inhaltlich. Die Veranstaltung wurde von Vielen als die bislang beste angesehen. Das Niveau der Vorträge war erstaun- lich – und trotzdem nicht abgehoben. Es gab viel Zeit für Diskussionen und die wurde von den 35 Teilnehmern ausgiebig genutzt (Abb. 1). Passend war auch das Ambiente im Hessischen Landesmuseum, hier wurde uns ein wunderschöner, „histo- rischer“ Hörsaal geboten (Abb. 2). Wie immer war die Atmosphäre ungezwungen, ja fast familiär. Neben den Vorträgen gab es ein interessantes Rahmenprogramm mit dem Höhepunkt am Sonntagmorgen: eine Führung im berühmten Astronomisch- Physikalischen Kabinett in der Kasseler Orangerie. Traditionell begann die Tagung bereits am Freitagabend mit einem gemütlichen Abb. 1: Beisammensein in einer Kasseler Trattoria. Gruppenaufnahme vor dem Landesmuseum (alle Bilder: W. Steinicke)

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wie gewohnt, exakt eingehalten (ein Dank auch an die Referenten). Ein wichtiges Detail, denn nur so kann ausreichend Diskussionszeit gewährleistet werden. Den Anfang machte Arnold Oberschelp, der über „Kopernikus, Kepler und die rela- tiven Abstände im Sonnensystem“ berich- tete. Dabei wurde deutlich, dass keines- wegs Johannes Kepler der erste war, der das Sonnensystem vermessen hat (mit dem „dritten Keplerschen Gesetz“ von 1618), sondern bereits Nikolaus Kopernikus. Bereits um 1510 im Comementariolus, also lange vor dem Erscheinen seines bekannten Hauptwerks (1543), konnte er die Frage beantworten, wie weit Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn von der Sonne im Vergleich zur Erde entfernt sind. Seine Werte sind erstaunlich genau (ca. 1%). Kopernikus’ Werk beeindruckte und Abb. 2: beeinflusste insbesondere Kepler. Der schöne Hörsaal kurz vor dem Ansturm; derweil prüft Museumsleiter Karsten „Ein ‚Pfauenschwantz‘ am Himmel?“ lau- Gaulke die Technik. tete das Thema des Vortrags von Bernd Pfeiffer. Angeregt durch eine unbe- Bei sehr gutem Essen und Wein trafen mit Grußworten von Wolfgang Steinicke achtet gebliebene Sichtung des großen sich fast 20 „Historiker“. Bis Mitternacht und Karsten Gaulke, dem Leiter des Kometen von 1577 durch Ingelheimer wurde über Fachliches und Persönliches Astronomisch-Physikalischen Kabinetts. Bürger ging er der Frage nach, welchen – man kennt sich mittlerweile – disku- Das anschließende Vortragsprogramm mit Einfluss die ersten präzisen Messungen tiert. Der Rest traf am Samstagmorgen insgesamt acht Referenten war in drei der Position von Kometen um 1600 auf ein. Pünktlich um 9:45 begann die Tagung Blöcke eingeteilt. Der Zeitplan wurde, unser Verständnis der Natur von Kometen

Abb. 3: Blick ins Astronomisch-Physikalische Kabinett

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und den bis dahin alles beherrschenden Schlangenträger gegen die Sterndeuter zu Lehren des Aristoteles hatten. etablieren. Darüber wurde intensiv disku- Den nachfolgenden Hauptvortrag hielt der tiert – bis in die anschließende Kaffeepause Gastgeber, Karsten Gaulke. Es ging natür- hinein. lich um die Geschichte des Tagungsortes Entsprechend gestärkt ging es wei- und seines bedeutendsten Astronomen: ter mit Walter Oberschelp, der über „Der Ptolemäus von Kassel: Landgraf „Mittelalterliche Darstellungen des Wilhelm IV. und die Astronomie“. Er Himmels“ berichtete, insbesondere aus gilt neben Tycho Brahe als wichtigster Zeit Karls des Großen. Er zeigte, dass es Vertreter der messenden Astronomie des zwar eine ganze Reihe mittelalterlicher 16. Jahrhunderts. Neben einer ausführ- Himmelsdarstellungen (Planispherien, lichen Darstellung des alten Kasseler Astrolabien, Planetendiagramme) gibt, Observatoriums auf dem Balkon sei- über die auch ausgezeichnete kunsthisto- nes Schlosses (1560-97), ging es auch rische Untersuchungen vorliegen, dass darum, welche politischen Vorteile die aber die Analyse der jeweils dargestell- Beschäftigung mit der Astronomie für ten astronomischen Details nach wie vor Wilhelm IV. und seine Landgrafschaft lücken- oder gar fehlerhaft ist. Der Vortrag hatte. Die einstündige Darbietung war schilderte einige Deutungsansätze und sicherlich der Höhepunkt des Tages. skizzierte Aufgaben, die heute – unter Das anschließende Mittagessen wurde in Einbeziehung alternativer zeitgenössischer der Stadt eingenommen. Das Lokal war Textquellen – mit astronomischer Software schnell erreicht und so blieb Zeit für viele in Angriff genommen werden können. Gespräche. Am Ende des Programms stand – passend Abb. 4: Das Nachmittagsprogramm eröffnete Olaf zum kommenden Jubiläum des Fernrohrs – Eines der Prunkstücke: die Kretzer mit einem Erfahrungsbericht über die provokante Frage „400 Jahre Teleskop Wilhelmsuhr von 1560-61 „Astronomie in alten Chroniken“. Er zeigte - warum erst dann?“. Daniel Fischer hat eindrucksvoll, dass es noch astronomische untersucht, warum es von der Erfindung Herbst eine Ausstellung zu Argelander Schätze zu heben gibt, an Stellen die man funktionsfähiger Brillen Ende des 13. Jh. eröffnet. Abends traf man sich stilvoll im kaum vermutet: in alten Chroniken von bis zum Fernrohr (Lipperhey 1608) über Restaurant der Kasseler Orangerie. Orten, Regionen oder Herrscherhäusern. dreihundert Jahre gedauert hatte, wo man Das schöne historische Gebäude in Kometen, Finsternisse, Haloerscheinungen doch „nur“ zwei Linsen hintereinander der Fulda-Aue war auch Ziel am und vieles mehr wurden nachgewiesen. stellen musste. Er hatte sich dazu auch auf Sonntagmorgen, denn hier befindet sich Die Möglichkeiten aber auch Grenzen die- die Spuren von Lipperhey & Co. ins nie- das berühmte Astronomisch-Physikalische ser astronomischen Archivarbeit wurden derländische Middelburg begeben. Kabinett (Abb. 3). Dessen Leiter Karsten aufgezeigt - zur Nachahmung empfohlen! Im abschließenden Tagungsrückblick wur- Gaulke, dem wir die perfekte Vor-Ort- Es folgte die „Geschichte der den nochmals das hervorragende Niveau Organisation der Tagung verdanken, führte Bergsternwarten“ von Stefan Binnewies. der Beiträge, die perfekte Organisation und etwa 25 Teilnehmer durch die beein- Schon Newton hatte vorgeschlagen, von das harmonische Miteinander gelobt. Eine druckende Ausstellung. Es gab Uhren, hohen Bergen aus zu beobachten. Der große Herausforderung für die Zukunft! Himmelsgloben und viele astronomische Referent zeigte, wie die Idee nach ersten Wichtigste Frage war natürlich: Wo soll Instrumente und Teleskope zu bestaunen Versuchen auf Teneriffa (Teide 1856) es 2009 hingehen? Favorisiert wird derzeit (Abb. 4). Ein würdiger Ausklang einer und Sizilien (Ätna 1881) schließlich im Bonn, denn dort wird im kommenden gelungenen Tagung! späten 19. Jahrhundert realisiert wurde. Anzeige Als erste echte Bergsternwarte muss das Lick Observatory (1881) auf dem kalifor- nischen Mt. Hamilton angesehen werden. Mittlerweile zieht es die Astronomen in Höhen über 5.000 m – das Beobachten wird so zum Hochleistungssport! Joachim Ekrutt stellte anschließend die interessante Frage „Woher kommt das 13. Tierkreissternbild?“. Bekanntlich gibt es zwölf Tierkreiszeichen (Astrologie) aber 13 Tierkreissternbilder (Astronomie), denn zwischen Skorpion und Schütze steht noch der Schlangenträger (Ophiuchus), in dem die Sonne auf der Ekliptik sogar länger ver- weilt als im Skorpion. Der Referent zeigte frühe Darstellungen in Himmelsatlanten. Spannend war die Frage, ob es eine „Verschwörung“ der Astronomen gab, den

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Cuno Hoffmeister und die Förderung der wissenschaftlichen Beiträge von Amateuren von Wilfried Schröder

licht, der Amateuren Anleitung und Rat Kurzbiographie zur eigenen wissenschaftlichen Arbeit sein Cuno Hoffmeister (1892-1968) hat bereits konnte. als junger Mensch astronomische Beob- Hoffmeister war sehr daran gelegen, ernst- achtungen angestellt. Besonders interes- hafte Amateure zur Mitarbeit zu gewin- sierten ihn die Meteore, die Kometen und nen, auch als die Sternwarte zum Bereich die Veränderlichen Sterne, Gebiete, in der DAW gehörte. Immer wieder waren denen damals die Mitarbeit der Amateure Amateure dort zu Gast, um zu beobach- auch wissenschaftlich sehr erwünscht war. ten oder ihre Kenntnisse theoretisch zu Ab 1913 veröffentlichte er bereits zahl- vertiefen. Hoffmeister wurde für sein reiche Arbeiten, die ihn rasch bekannt wer- Lebenswerk mehrfach ausgezeichnet. Er den ließen. Da er auch gute Beziehungen starb 1968. zu Berufsastronomen entwickelte, war seine allgemeine Anerkennung kein Die Forschungsgebiete der Amateure Problem. Hoffmeister betrieb eine eigene In den früheren Jahren war die visuelle „Dachsternwarte“, die er später verlegte, Beobachtung von Himmelsobjekten das um eine eigene, größere Sternwarte zu bevorzugte Anliegen der Amateure. Die begründen. Auf Grund der Lebensumstände Fotografie hatte erst Einzug gehalten, so war Hoffmeister zeitweilig im elterlichen dass manche Themen auch mit einfachen Betrieb tätig, bevor er sich ganz der Hilfsmitteln bearbeitet werden konnte. Astronomie widmete. Vorher hatte er als Dies den Amateuren zu verdeutlichen, war Hilfsassistent an der Bamberger Sternwarte Hoffmeisters Anliegen bereits in der VAP. gearbeitet und konnte dort weitere prak- Dafür boten sich folgende Objekte an: tische Erfahrungen bei der Beobachtung • Meteore der Veränderlichen Sterne erwerben. • Veränderliche Sterne Abb. 1: Nachdem er nachträglich die Reifeprüfung • Leuchtende Nachtwolken und Cuno Hoffmeister (1892 - 1968) abgelegt hatte, studierte er in Jena. Dort das verstärkte Nachthimmelslicht war er von 1920-1921 Assistent. • Polarlichter Wohl keine andere Disziplin wie die Der Aufbau der Sonneberger Sternwarte Den Meteoren von Anfang verbunden, lud Astronomie war und ist in gewissem zu einem leistungsfähigen Institut war Hoffmeister immer wieder ein, sowohl Umfange geeignet, dem Amateur eine einzig und allein Hoffmeisters Werk. 1931 Feuerkugeln, sporadische Meteore als auch wissenschaftliche Mitarbeit zu ermögli- wurde die Sternwarte als Zweigstelle der Meteorströme zu beobachten. Ziel war es chen. In früheren Jahrhunderten waren es Babelsberger Sternwarte geführt, womit dabei, genauere Auskünfte zum Verhalten vor allem Amateure, die die Astronomie für Hoffmeister eine gewisse mate- dieser kosmischen Himmelskörper voran gebracht haben. Mit der Etablierung rielle Sicherheit eintrat. 1936 wurde er zu erlangen. Auch galt es, vorhandene des Berufsbildes „Astronom“ sowie den zum Observator, 1941 zum Professor Kataloge auf ihre Richtigkeit hin zu über- wissenschaftlichen Arbeiten wurden die ernannt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde prüfen. Beiträge der Amateure indes zurückge- die Sternwarte der Deutschen Akademie Lohnend war stets das Feld der Verän- drängt. Arbeitsgebiete, die früher von der Wissenschaften zu Berlin zugeordnet, derlichen Sterne. Hier bot sich dem Amateuren beherrscht wurden, wie die wobei Hoffmeister Direktor blieb. Amateur eine besondere Gelegenheit Mond- und Planetenbeobachtung, die Auch seine Beziehung zur Amateur- der Mitarbeit, da die Fachastronomen Sonnenfleckenzählung, Kometen u. a. astronomie war zeit seines lebens unmöglich die Vielzahl der Objekte sind inzwischen derart in ihrer Thematik eine besondere. Hoffmeister hatte nie untersuchen konnten. So wundert es und Ausrichtung verändert, dass Amateure ein Hehl daraus gemacht, dass er als nicht, dass Veränderliche Sterne stets keinen nennenswerten wissenschaftlichen Amateur begann. Er hat stets und von ein Hauptarbeitsgebiet der Sonneberger Beitrag mehr liefern können. Für die Anfang alle ernsthaften Sternfreunde Sternwarte waren. Weitere Themen waren Geschichte ist es jedoch interessant, ein- in deren Bemühungen unterstützt, dies die Leuchtenden Nachtwolken, eine mal zu sehen, wie die Amateurastronomie sowohl in der „Vereinigung der Freunde besondere atmosphärische Erscheinung, von Fachgelehrten gefördert wurde. der Astronomie und kosmischen Physik die nur im Sommer auf der Nordhalbkugel Das hatte im letzten Jahrhundert beson- (VAP)“ als auch später. In den Zeitschriften auftritt, das Nachthimmelsleuchten ders der Sonneberger Astronom und „Himmelswelt“ und „Die Sterne“ finden sowie die Polarlichter (vgl. Hoffmeister, Akademiemitglied Cuno Hoffmeister sich zahlreiche Beobachtungen von ihm 1957). Alle drei Themen spielten auch (Abb. 1) demonstriert. Dazu sollen einige und im „Handbuch für Sternfreunde“ hat im Internationalen Geophysikalischen Jahr Überlegungen vorgelegt werden. er einen umfassenden Artikel veröffent- 1957 eine wichtige Rolle. Hoffmeister ver-

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suchte, Amateure dafür zu begeistern und verhindern. Ihm ging es um die ernsthafte Hoffmeister tat dasselbe wie Waldmeier, zu gewinnen, da damit ein durchaus wissen- Mitarbeit der Amateure an jenen Fragen, auch er schrieb in vielen Briefen Hinweise schaftlicher Beitrag geliefert werden konn- wo es eine realistische Möglichkeit der zur Beobachtung der Veränderlichen te. Soberichtete z. B. W. Löbering regel- wissenschaftlichen Betätigung gab. Das Sterne, der Kometen usw. Vor allem aber mäßig über seine Jupiterbeobachtungen waren die genannten Gebiete, denn z. öffnete er die renommierte Zeitschrift „Die (Löbering, 1957). Übrigens wurde er B. das von den Amateuren bevorzugte Sterne“ für Amateure. Dort konnten sie für diese Beobachtungstätigkeit von der Gebiet der Sonnenbeobachtung trat aus dem Bereich Volkssternwarten, aber Deutschen Akademie der Wissenschaften schon damals zurück und wurde später auch von den Beobachtungen ausführ- mit der Leibniz-Medaille ausgezeich- bei der kompletten solaren Überwachung lich berichten. Mancher Amateur hat diese net. W. Sandner, in den fünfziger und für den Amateur unerreichbar. Seinerzeit Chance erkannt und wahrgenommen, so sechziger Jahren ein recht erfolgreicher hatte sich der Zürcher Astronom Max dass „Die Sterne“ jahrelang eine Quelle Beobachter, hat vielfach über seine ver- Waldmeier große Verdienste erworben, um von Beobachtungen waren, die die Vielfalt schiedenen Planetenbeobachtungen, so u. die Daten auch von Amateuren zu sam- der Amateur-Arbeit widerspiegelten. a. Jupiter und Saturn, berichtet (z. B. meln und in die wissenschaftlichen Reihen Während bei den Sonnenbeobachtungen Sandner, 1957). einzubauen. Auch die frühere „Deutsche noch eine Zeitlang eine Chance der Die Beobachtungen hochatmosphärischer Arbeitsgemeinschaft für die Sonne, Mitarbeit bestand, war dies für viele Erscheinungen wurden einerseits von DARGESO“ hatte gute Dienste geleistet. andere astronomische Arbeitsgebiete Hoffmeister in seinen Reihen, andererseits Aber dieses Forschungsbiet verlagerte nicht mehr gegeben. Der Fortschritt in in der Zeitschrift „Die Sterne“ veröffent- seine Möglichkeiten, so dass der Amateur der Forschung machte die Mitarbeit der licht. Jedoch scheint es so zu sein, dass nur bedingt noch mitarbeiten konnte. Amateure überflüssig, obwohl sich viele nur wenige Amateure eine nachhaltige Ein Beispiel der guten Förderung an Planetenbeobachtungen u. a. klam- Mitarbeit in diesem Arbeitsgebiet leisten der Amateurarbeit bietet ein Brief des merten. Wirklich wichtige Aufgaben konnte. früheren Direktors der Zürcher Sternwarte, wie die Beobachtung der Verän- Prof. Max Waldmeier, an Herrn Gerhard derlichen Sterne, die hochatmosphä- Popularisierung und Mitarbeit der Stemmler, einem auch in Fachkreisen sehr rischen Leuchterscheinungen (s. Hoff- Amateure anerkannten Amateur. Er mag stellver- meister,1957) blieben unbesetzt, denn 1948 konnte die Zeitschrift „Die Sterne“ tretend, ähnlich hatte sich auch stets für nur wenige waren offenbar bereit, diese nach dem Krieg erstmals nach fünf Hoffmeister geäußert, hier wiedergegeben harte Beobachtungsarbeit zu überneh- Jahren wieder erscheinen, damals schon werden: men. Hoffmeister hat sich nun besonders im 23. Jahr. Im Jahrgang 1948 hat sich „Sie waren so freundlich, uns am 12. bemüht, Amateure für diese Aufgaben zu Hoffmeister sowohl zur Aufgabenstellung Juni eine erste Liste von Sonnenflecken- motivieren und ihnen - über den Reiz der der Zeitschrift als auch zum Thema beobachtungen zukommen zu lassen. ich bloßen Beobachtung hinaus - einen Eintritt „Popularisierung“ geäußert. Dieses Thema heiße Sie unter den neuen Sonnenflecken- in die wissenschaftliche Arbeit zu geben. gehörte in großem Maße zu den Bereichen beobachtern herzlich willkommen und Mancher Amateur ging diesen Weg bei der Amateurastronomie, da z. B. in den werde mich freuen, wenn aus Ihrer den Veränderlichen Sternen, aber es waren Volkssternwarten eine entsprechende Mitarbeit eine langjährige erfreuliche sehr wenige. Auch die Durchführung des Arbeit und Vermittlung des wissenschaft- Zusam men arbeit entstehen würde. Internationalen Geophysikalischen Jahres lichen Gedankengutes betrieben wurde. Bezüglich der Beobachtungen möchte ich mit den Beobachtungen der Leucht- Allerdings machte Hoffmeister auch die Ihnen den Vorschlag machen, eine stärkere erscheinungen motivierte zumindest in Grenzen für den Amateur klar, wenn er Vergrößerung zu verwenden, etwa 60-fach, Deutschland nicht sehr viele Beobachter. schreibt: was ja bei Ihrem 62-mm Fernrohr ohne Das ist umso bedauerlicher, als gerade „Euch ihr zahlreichen Amateure gebe ich weiteres möglich ist. Bei nur 24-facher hier ein Bedarf an Daten bestand, zumin- den Rat: Habt Verständnis für die Aufgaben Vergrösserung müssten Ihnen zwangsläu- dest von visuellen, den die professionellen und die Stellung des Fachmannes, und denkt fig die kleineren Flecken entgehen, so Beobachter schon wegen Inanspruchnahme nicht etwa, daß ihre perfekte Astronomen dass Sie die Sonne in den kommenden durch andere Aufgaben nicht liefern konn- seid, wenn ihr einige Bücher gelesen Jahren sehr oft fleckenfrei sehen würden. ten. Die im IGJ gesammelten Daten wur- habt und ein Spezialgebiet beherrscht!“ Ueberdies ist eine Reduktion der auswärti- den nur teilweise veröffentlicht, sie befin- (Hoffmeister, 1948, S. 6-7) gen Beobachtungen auf die Zürcher Skala den sich in den Weltdaten-Zentren u. a. in Das ist eben der Bogen zwischen Fach- nur möglich, wenn sich die instrumentel- Edinburgh und Moskau. Hoffmeister hat wissenschaft und Beteiligung der Ama- len Verhältnisse einigermassen entspre- seine langjährigen Beobachtungen noch- teure, den Hoffmeister hier anspricht, Zu chen. Wir verwenden für die Bestimmung mals 1959 veröffentlicht (Hoffmeister, oft überschätzen Amateure ihre eigenen der Relativzahlen ein Fernrohr von 8 cm 1959). Auch das wichtige Gebiet der Möglichkeiten und greifen Fragen auf, Öffnung, bei 64-facher Vergrösserung. visuellen Polarlicht-Beobachtungen die sie im Prinzip gar nicht lösen können, Wichtig ist, dass die Methode, nachdem konnte nur bedingt abgedeckt werden. gleichwohl aber glauben, sie seien gera- einmal die zweckmässigste Vergrösserung Gerade hier bestand im IGJ ein großer de dazu berufen. Die vielen tragischen gefunden worden ist, nicht mehr geändert Bedarf an Beobachtern, jedoch war die Versuche, die Einsteinsche Theorie und wird. Homogenität ist das Haupterfordernis Motivation bei vielen Amateuren nicht anderes neu zu gewichten, sind ein treff- bei der Sonnenfleckenstatistik. Mit besten gegeben. Hoffmeister hatte dies ja schon liches Beispiel für diese vergebliche Grüssen, gez. M. Waldmeier“ Dieser Brief in seinem Aufsatz aus dem Jahre 1948 Mühe. Hier wollte Hoffmeister die richtige mag stellvertretend für die Beratung von zum Ausdruck gebracht, dass es keinen Richtung vorgeben, um Enttäuschungen zu Amateuren durch Wissenschaftler stehen. Sinn macht, unzulängliche Beobachtungen

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anzustellen. Die Sonneberger Sternwarte chte Amateuren, sofern sie es ernsthaft über Jahrzehnte hinweg der wissenschaft- als Anlaufstelle für viele Beobachter gab wollten, eine angemessene Chance der lichen Mitarbeit von Amateur-Astronomen jedenfalls den ernsthaften Jüngern der Mitarbeit. Mitarbeiter von Hoffmeister, eine Richtung gegeben und gleichzeitig der Wissenschaft eine realistische Chance zur wie z. B. der Diplom-Optiker Rudolf Popularisierung der Astronomie gedient. Mitarbeit. Hoffmeister selbst ließ es sich Brandt und Dr. Paul Ahnert taten ein Das ist ein unvergängliches Verdienst von nicht nehmen, immer wieder amateuras- Übriges. Interessant ist, dass Paul Ahnert Cuno Hoffmeister. tronomische Bildungsstätten aufzusuchen, früher Amateur war, der später dann an die Vorträge zu halten, Briefwechsel zu füh- Sonneberger Sternwarte kam. Für seine Danksagung ren, um diesen und jenen Interessierten zu jahrelangen Beobachtungen, die ihn als Für Hinweise bin ich Herrn G. Stemmler motivieren. Wie bemerkt, einige Jahr lang international anerkannten Fachmann für sehr zu Dank verpflichtet, ebenso dem war die Zeitschrift „Die Sterne“ ein gutes Veränderliche Sterne auszeichneten, erhielt Archiv der BBAdW. Spiegelbild dieser Bemühungen. er den Ehrendoktor-Grad der Universität Jena. Auch ein anderer Amateur hatte den Literaturhinweise Ausblick Weg zur Sonneberger Sternwarte gefun- [1] Bestand Akademieleitung, Personalia Nr. In den englischsprachigen Ländern sowie den und wurde zum aktiven Mitarbeiter 184, Cuno Hoffmeister, Archiv BBAdW in der früheren UdSSR gab es verschie- Hoffmeisters: Artur Teichgraeber. Er hat [2] Briefwechsel G. Stemmler mit M. dene Vereinigungen, die eng auch mit u. a. ein Büchlein „ABC der Sterne, Ein Waldmeier (privat) der Fachwissenschaft zusammenarbei- kleines astronomisches Wörterbuch“ (1940) [3] C. Hoffmeister, 1948: „Zur Frage der teten. Es wurden auch erheblich umfang- herausgegeben, das vielen Sternfreunden Popularisierung der Astronomie“, Die reichere Beobachtungs-Leistungen als in eine große Hilfe war. Außerdem beriet er Sterne 24, 4 Deutschland erbracht, so auf dem Gebiet viele Beobachter und veröffentlichte selbst [4] C. Hoffmeister, 1957: „Die der Veränderlichen Sterne, der hochatmo- zahllose Beiträge u. a. in der Zeitschrift Beobachtungen hochatmosphä- sphärischen Leuchterscheinungen usw. Die „Himmelswelt“. Dies erinnert auch an rischer Erscheinungen während des Zusammenarbeit war gut und intensiv und ein einen anderen Sternfreund: Max Beyer, der Internationalen Geophysikalischen aufgeschlossener Stamm an Beobachtern an der Hamburger Sternwarte Veränderliche Jahres“, Die Sterne 33, 51 stand den Fachwissenschaftlern zur Sterne und Kometen beobachtete. Er [5] C. Hoffmeister, 1959: „Beobachtungen Seite. Dadurch konnten z. B. im IGJ wurde für seine Beobachtungen mit einem des verstärkten Nachthimmelleuchtens wertvolle Beobachtungen an Leuchtenden Ehrendoktor-Grad ausgezeichnet von der in den Jahren 1946 bis 1957“, Veröff. Nachtwolken und Polarlichtern gewonnen Hamburger Universität. Sternwarte Sonneberg Band 4, Heft 4, werden Es sei nur an die bedeutenden Man erkennt, dass gute Amateur-Arbeit Berlin: Akademie-Verlag Leistungen auf dem Gebiet der leuchten- auch von fachwissenschaftlicher Seite [6] W. Löbering, 1957: den Nachtwolken in der früheren UdSSR durchaus höchste Anerkennung fand. „Jupiterbeobachtungen 1956“, Die Sterne erinnert. Aber auch die Halobeobachtungen Der „Kalender für Sternfreunde“, jahre- 33, 49 sollen erwähnt werden (vgl. Stemmler, lang von Paul Ahnert herausgegeben, bot [7] W. Sandner, 1957: „Der Rückgang der 1985). Das waren Meilensteine der den Amateuren überdies eine Vielfalt an S-Polarkappe auf Mars 1956“, Die Sterne Amateur-Arbeit, die den Rang wertvoller Informationen Auch dies konnte zur wei- 33, 28 wissenschaftlicher Mitarbeit hatten. teren wissenschaftlichen Mitarbeit anre- [8] G. Stemmler, 1986: „32 Jahre Diese Verknüpfung von Popularisierung gen. Die Zeitschrift „Die Sterne“ tat ein Halobeobachtungen in Oelsnitz und aktueller Wissenschaft, die Hoffmeister Übriges. (Erzgebirge) aus häufigkeitsstatistischer in Sonneberg durchführte, ermögli- So gesehen hatte die Sonneberger Sternwarte Sicht“, Z. für Meteorologie 36, 26 Die Universitätssternwarte Bützow – Geschichte, Baulichkeit, Instrumente und Personal von Jürgen Hamel

Schon mit einer „Universität Bützow“ die Errichtung einer eigenen Universität, dem Compas“, „Ein hölzernes Lineal mit werden wohl nur wenige Leser etwas die am 4. Oktober 1760 feierlich eröffnet Dioptern“, „Ein Tubus von 20 Schuh nebst anfangen müssen – und nun gleich eine wurde. dem Gestell“, „Ein Tubus von 10 Schuh Universitätssternwarte? Zu diesem Thema nebst dem Gestell“, „Ein holländischer müssen wir zunächst nach Rostock. Die Die Instrumente der Sternwarte Tubus terrestris von 2 Fuß“, „Ein eisernes dortige, 1419 gegründete Universität, In den Privilegien der Fridericiana wurde Gestell zum Tubo bey Beobachtung wurde in gemeinsamer Verantwortung sofort die Einrichtung eines „astrono- der Sonnenfinsternisse im verfinsterten des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin mischen Observatoriums“ bestimmt. Zimmer“, „Eine Stern-Uhr in Meßing“. und dem Rat der Freien und Hansestadt Durch herzogliche Anordnung sollten aus Rostock betrieben. Um 1758 betrieb dem Bestand der Rostocker Universität Von besonderem Interesse sind: Herzog Friedrich II. von Mecklenburg, einige „mathematische“ Instrumente über- • „Ein Instrument de passage“: ausgelöst durch einen Streit um die geben werden. Unter den insgesamt 50 „Ein Instrument de passage zur Ausrichtung der theologischen Fakultät Positionen waren: „Ein Astrolabium mit Astronomischen Beobachtung von der

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Abb. 1: Abb. 2: Das Passageinstrument von Lemonnier (Lemonnier, Pierre Das Passageinstrument im Staatlichen Mathematisch- Charles: Histoire céleste, ou recueil de toutes les observations Physikalischen Salon Dresden astronomiques. Paris 1741, S. LXXV–LXXXIV, 2 Tafeln)

Einrichtung, wie es Herr le Monnier eine gute Vorstellung machen. Es wurde ist von Messing mit einer Länge von ca. 105 in seiner Histoire coeleste beschreibt. erstmals von Lemonnier selbst (Abb. 1) cm mit einem 2-linsigen achromatischen Das Fernrohr an dem Instrument ist beschrieben und noch 1764 gibt Lalande Objektiv mit der freien Öffnung von 3,7 cm mit einem de la Hirische Micrometer eine erneute Beschreibung des Instruments und der Brennweite von ca. 82,5 cm. Das versehen. Auf der Specula, die der in seiner bedeutenden „Astronomie“. Der Okular war mit einem Fadenmikrometer Professor Karsten auf seinem Hause Hersteller des Bützower Instruments wird ausgestattet. Die horizontale Achse ist hat bauen lassen, ist dies Instrument an in den Quellen leider nicht bezeichnet. nach außen hin verjüngt mit der Länge der Mittagsseite gehörig befestigt. Die Ein mit dem Bützower wenigstens all- von 63 cm, am Tubus befindet sich ein Specula selbst ist im Achteck gebauet, gemein baugleiches Instrument wurde Höhenhalbkreis (Durchmesser 38,2 cm) jede Seitenwand ist von der gegenüber- auf der Sternwarte des Mathematisch- mit Gradteilung 0° – 90° (Überteilung bis stehenden 12 Fus weit entfernt, und die Physikalischen Salons in Dresden um 95°) und Noniusablesung (Angabe 1/10°), Höhe beträgt 14 Fus. Die achteckige 1750 für die Bestimmung der wahren zur Justierung hat es eine Hängelibelle, Gestalt des Zimmers giebt den Vortheil, Ortszeit für die sächsische Metropole die vertikale Achse ist aus Stahl mit einem daß man durch Hülfe des Instruments, durch Messungen von Sonnen- und Spitzenlager und einer Einrichtung zur ob es gleich an der Südseite befestiget Sternkulminationen verwendet und blieb in Feinkorrektur der Azimuteinstellung. Um ist, dennoch auch Gegenstände an der den dortigen Sammlungen erhalten (Abb. auch im Zenit Beobachtungen zu ermög- Ost= und West=Seite am Himmel beo- 2) Aus der unten folgenden Beschreibung lichen, wurden die Träger für die Achsen bachten kan.“ der Bützower Sonnenuhr wissen wir, dass schräg angesetzt. Die Signatur befindet • „Ein Fernrohr von 4 Schuh mit einem auch Karsten Arbeiten wie die für Dresden sich am okularseitigen Ende des Tubus mit doppelten Objectiv=Glase nach der geschilderten ausführte. „J. Bird London“. neuesten Dollondschen Verbesserung, Das Dresdener Instrument aus der Werkstatt Hinsichtlich des genannten Mikrometers vom Herrn Dollond in London selbst wurde von John Bird (1709–1776) in von de La Hire (Philippe de La Hire, verfertiget.“ London um 1750 hergestellt, dürfte im 1640 – 1718) darf man mit einiger Vom „Instrument de passage“, 1737 von wesentlichen dem Bützower Instrument Sicherheit annehmen, dass es sich um ein Pierre Charles Lemonnier (Le Monnier, entsprechen und hat folgenden Aufbau und Fadenmikrometer derart handelt, wie es La 1715–1799) entworfen, können wir uns Dimensionen: Das Beobachtungsfernrohr Hire 1702 beschrieb.

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Wie aus der Abbildung zu ersehen ist, wurde zu den anderen Richtungen, vielleicht das Instrument mit der Lagerkonstruktion an jeder Achteck-Seite weitere Fenster. an einem massiven Mauerwerk befe- Anzunehmen ist ferner, dass in südlicher stigt, in Nord-Süd-Richtung justiert, so Richtung das Dach aufklappbar war, um dass es nur im Meridian in der Höhe bis zum Zenit einen freien Himmel zu verstellbar war. In der Kombination haben. des Durchgangsinstruments mit einem Eine kurze Erwähnung der Sternwarte Mikrometer war in Bützow ein für die gibt es im Rahmen des Reiseberichtes Ausführung von Präzisionsmessungen des Engländers Thomas Nugent, der für geeignetes Instrument vorhanden. den 15. September 1766 über ein Essen Für einfache Himmelsbeobachtungen war im Kreise der Bützower Professoren das genannte Dollondsche Fernrohr, natür- schrieb: „Hier fanden wir eine ziem- lich achromatisch, geeignet. Es hatte eine lich zahlreiche Gesellschaft vor, unter Brennweite von 4 Fuß, etwa 1,22 Meter, andern auch Herrn Karsten, Professor der Objektivdurchmesser könnte demnach der Mathematik. Er ist von mittelmäßiger etwa 3 bis 3,5, vielleicht 4 cm betragen und Statur, mager und von etwas finsterm wird einen Messingtubus gehabt haben. Ansehen, welches vermutlich von seiner Von einer Uhr des Observatoriums wis- schwächlichen Leibes=Konstitution her- sen wir aus der kurzen Erwähnung einer rührt. ... Nachmittags gingen wir nach „Pendul=Uhr auf dem Observatorium“ im Professor Karstens Wohnung und besa- Zusammenhang mit Karstens Beschreibung hen sein Observatorium. Mir schien die der Bützower Sonnenuhr, sowie aus Anlage desselben sehr gut, und überdies dem 1778 ausgefertigten Inventar der war es auch mit Telescopen und ande- Sternwarte (s. u.). ren mathematischen Instrumenten sehr gut Abb. 3: Weitere Informationen über die Instrumente versehen. ... Man hält diesen Mann für Karstens Wohnhaus in Bützow und die Sternwarte der Bützower einen der grössten Mathematiker in ganz (Pfaffenstr. 3), Aufnahme D. Menter Universität bekommen wir aus Anlass des Deutschland.“ (Bützow) Wechsels von Karsten nach Halle/Saale im An wissenschaftlichen Arbeiten auf der Jahre 1778, als ein Inventar aufgenommen Sternwarte ist nur wenig bekannt. Karsten wurde. Darin werden genannt: spricht selbst von seiner Beobachtung Neubrandenburg, besuchte die Domschule „1.) Ein astronomisches Transit=Instrument, der Sonnenfinsternis vom 1. April 1764, in Güstrow, wo er bereits verschiedentlich welches auf dem Observatorio befestiget deren Kontaktbeobachtungen er mit den Neigungen zur Astronomie zeigte und ist, und außer dem ein hölzernes Stativ Sonnentafeln der Wiener Ephemeriden studierte 1750 – 1754 in Rostock und zum Fernrohre; auch ein grün angestri- von Maximilian Hell (1720 – 1794) und Jena Theologie und Philosophie, beschäf- chenes Schrank, das zugleich als Tisch den von Hell veröffentlichten Daten der tigte sich daneben viel mit Mathematik. dienet. 2.) eine Pendul=Uhr, die Secunden Sonnenfinsternis verglich, um damit die 1758 wurde er in Rostock Professor zeigt, ebenfalls auf dem Observatorio befe- Längendifferenz zwischen Bützow und für Logik. Karsten gehörte 1760 an der stiget. 3.) ein achromatisches Fernrohr von Wien zu erhalten. Diese Arbeit steht im Philosophischen Fakultät als Professor Dollond in London. 4.) ein Paar Globi, der Zusammenhang mit der Herstellung der für Mathematik zum ersten Bützower Globus coelestis und Terrestris, in einem sehr genau gearbeiteten und mit vielfäl- Professorenkollegium, 1764 und 1768/69 hölzernen Kasten.“ tigen Indikationen versehenen Sonnenuhr im Amt des Rektors. Er war ganz sicher an der Bützower Stiftskirche, die Karsten eine Zierde der Bützower Universität, mit Das Beobachtungslokal wissenschaftlich begleitete. Zu diesen zahlreichen bedeutenden Gelehrten im Die Bützower Sternwarte spielte auch Arbeiten schreibt er unter Erwähnung Briefwechsel, Mitglied mehrerer gelehr- im Rahmen der Vorlesungen eine Rolle. des Durchgangsinstrumentes und einer ter Gesellschaften. Er veröffentlichte Wie oben schon angedeutet, wurde sie als Pendeluhr auf der Sternwarte: „Bevor aber eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, achteckiger Dachausbau des Privathauses die Uhr noch völlig befestiget ward, prüf- unter denen natürlich sein viel beachte- von Karsten in der Pfaffenstraße 3 te ich ihren Gang aufs genaueste eini- tes, 8-bändiges Lehrbuch der Mathematik errichtet (Abb. 3). Die Breite betrug ge Tage nach einander vermittelst unsers von 1767 bis 1777 an erster Stelle zu nach den gegebenen Maßen etwa 3,50 Akademischen Transit=Instruments durch nennen ist, das eigentlich als Lehrbegriff Meter, die Höhe etwa 4,20 Meter. Es correspondirende Sonnen=Höhen, welches der Physik heißen müsste, mit Statik, handelt sich im strengen Sinne um einen mit vieler Bequemlichkeit geschehen Mechanik, Hydraulik, Pneumatik, Optik Sternwartenbau, um eine ausschließlich konte, da meine Wohnung nahe bey der und Fotometrie. Im Jahre 1778 folgte er zum Zweck der Himmelsbeobachtung Kirche liegt, und ich also leicht den Gang einem Ruf an die Universität Halle/Saale. errichtete Baulichkeit. Genauere Angaben der Sonnen=Uhr mit meiner Pendul=Uhr Dort starb Karsten 1787. sind nicht überliefert und nach einem auf dem Observatorio vergleichen konte.“ In Bützow kam Karsten in jedem Semester neueren Baugutachten wird ausdrücklich seiner Zugehörigkeit zur dortigen betont, dass keine Einrichtungen für ein Der akademische Astronom Wenzeslaus Universität seinen Vorlesungspflichten Observatorium gefunden werden konn- Johann Gustav Karsten nach. Er las über Astronomie und ten. Der Turmbau wird wenigstens zum Genannt wurde bereits Wenzeslaus Johann Geographie, Mathematik, Anfangsgründe Süden ein großes Fenster gehabt haben, Gustav Karsten (Abb. 4). Er stammte aus der angewandten Mathematik und

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Gnomonik sowie Optik. Für das Semester Franz hatte die Verlegung nach Rostock 1762/63 kündigte er Vorlesungen zur und das Aufgehen in die dortige Universität Astronomie an, einschl. praktischer vertraglich geregelt. An Einrichtungen Übungen in der Kunst der Beobachtung der Bützower Universität werden speziell „in Specula domestica“. Astronomische genannt „Bibliothek, Naturalien-Kabinett Vorlesungen kündigte Karsten in wei- und sonstige Verleihungen“. Unter letz- teren Semestern an, meistens jedoch in teren könnte auch die Sammlung mathe- Verbindung mit der Geographie oder als matisch-physikalischer Instrumente und angewandte Mathematik, zur Erläuterung mit dieser die astronomischen Instrumente von Himmels- und Erdgloben, für die gemeint sein. Von den Instrumenten gibt er mit Sicherheit die auf der Sternwarte es keinerlei weitere Nachrichten, sie sind vorhandenen Globen nutzte. Daneben las verloren gegangen. Karsten auch über Optik, Trigonometrie, Feldmesskunst, „Kriegs-Baukunst“, Epilog Anfangsgründe der Artillerie u. a. Damit endet die Geschichte der Nach Karstens Berufung an die Universität Universitätssternwarte Bützow. Gab es an Halle/Saale wurden dessen Vorlesungen ihr auch keine nachweisbaren und nach- von den Professoren Peter Johann Hecker wirkenden Forschungen, zeigt sie doch und Dietrich Ludwig Gustav Karsten, den das Interesse an der Astronomie, die feste Bruder von Wenzeslaus Johann Gustav, Verankerung der Astronomie in den akade- der auch die Astronomie, vor allem mischen Studiengang des 18. Jahrhunderts Astronomie und Optik, auch Astrognosie, und ist für die Astronomiegeschichte, übernommen. Abb. 4: wie für die Lokalgeschichte Bützows Die Bützower Universität hatte sich nicht Porträt W. J. G. Karsten, Kupferstich von Bedeutung. Weit ab der internati- zu großer Blüte entfaltet, obwohl hier von Daniel Beyl (1760 – 1823) onalen Forschungszentren bildeten auch „durchaus Ansätze eines neuen wissen- solche Einrichtungen den gesellschaft- schaftlichen Geistes zu erkennen“ waren. einsehen, dass sich der weitere Betrieb der lichen Unterbau für den Betrieb der groß- Als ihr Stifter 1785 verstarb, war ihre Universität nicht aufrecht erhalten ließ und en Forschungssternwarten, von denen es Schließung nur noch eine Frage der Zeit. verfügte ihre Schließung, die am 27. April damals in deutschen Landen aber auch Der Thronfolger, Friedrich Franz I., musste 1789 öffentlich verkündet wurde. Friedrich nicht viele gab. VEGA-aktuell von Susanne M. Hoffmann, Tabellen zusammengestellt von Caroline Reinert

Die VEGA hatte in diesem Sommer meh- die VdS-Jugendarbeit, rere wunderbare Projekte, die nur dadurch die wir für unser realisiert wurden, dass sich zahlreiche Sommerlager verwen- Darüber hinaus danken junge Menschen engagierten. All den im deten. wir der “interplanar” Hörbuchproduktion Folgenden Genannten möchten wir an Herzlicher Dank auch an Uwe Reimann, für kleine Geschenkartikel an unse- dieser Stelle herzlich danken: der sogar in privat schwerster Zeit unserer re engagiertesten Teilnehmenden, dem Jugendarbeit half! Spektrum-Verlag für Zeitschriften und Das ASL 2008: Diese Menschen haben es lebendig gemacht! Die Hauptorganisation oblag Tobias Vorname Name Stadt AG Opialla, Berlin, und Antonia Ratajski, Sonja Burgemeister Berlin Kosmologie Berlin. Die Leitung der Arbeitsgruppen Raphaël Errani Neuenkirchen Computersimulationen in der Astronomie (AG) wurde dankenswerterweise von den Lena Kaderhandt Jena Kosmologie in Tabelle 1 genannten Personen übernom- Steffen Kaiser Bad Nauheim Astrofotografie men. Unseren Gastreferenten gilt ebenso Klaus Kröncke Wien Erde / Raumfahrt herzlicher Dank! Sie sind in Tabelle 2 Andreas Langbein Ulm Einführung in die Astronomie / Deep Sky aufgeführt. Tobias Opialla Berlin Kosmochemie / Raumfahrt Antonia Ratajski Berlin Kulturgeschichte der Astronomie Sponsoren Caroline Reinert Jena Exoplaneten und -biologie Neben der VdS, mit deren Vorstand die Tobias Schmidt Bonn Sternphysik Zusammenarbeit prima funktioniert, dan- ken wir besonders Fr. Evelyn Petkow Tab. 1: (München) für eine kleine Geldspende an Organisatoren der Arbeitsgruppen

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Name Stadt / Uni / Institut Vortragsthema / Workshop (WS) Sunwatch astromedia für die Versorgung mit Bastelbögen! H.-M. Fischer EADS Die Ariane-Raketen P. Gerke TU Braunschweig Vorstellung des Parabelfliegers Weiteres D. Hansen FSU Jena Gravitationswellen Die erfolgreiche Russlandreise wird ein S. M. Hoffmann Berlin SoFi-Reise der VEGA nach Sibirien Folgeprojekt nach sich ziehen, das wir D.-E. Liebscher AIP Potsdam Die Mercator-Karte des Universums gerade dabei sind in Berlin zu entwickeln: Argumente gegen Astrologie Die Initiatorin der Sonnenfinsternisreise, WS “Vom Regenschirm zur Nina Mut (Hamburg), ist ein wert- Relativitätstheorie” volles und engagiertes Mitglied unseres K.-H. Lotze FSU Jena Dunkle Materie und dunkle Energie Organisationsteams geworden. WS Gravitationswellen Wir danken außerdem Fa. Baader K. Menten MPI f. Radioastron. Bonn Einführung in die Radioastronomie Planetarium für die Spende von Sonnen- I. von Borstel TU Braunschweig WS Spektroskopie filterfolie zur Realisierung dieses Prestige- Tab. 2: Projektes! Unsere Gastredner Auf der Reise zu einer totalen Sonnen- finsternis ins russische Novosibirsk/Sibirien mit der Eisenbahn von Ute Runkel

Vom 24.7. bis 4.8.2008 war ich mit VEGA e.V. im Rahmen eines deutsch-russischen Jugendaustauschs in Novosibirsk, um eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten. Die Fahrt ging von Berlin zunächst mit dem Moskau-Express nach Moskau und von dort mit der Transsibirischen Eisenbahn weiter nach Novosibirsk. Die Zugfahrt im Moskau-Express führte in zwei Tagen über Polen und Weißrussland nach Moskau. Moskau – die größte Stadt Europas mit ca. 10,5 Millionen offizi- ell eingetragenen Einwohnern. Ganz klar, Kreml und Roten Platz schauten wir uns natürlich an; zum Lenin-Mausoleum hatten wir aber leider aus volksfesttechnischen Gründen keinen Zutritt. Im Anschluss folgte noch eine riesige Pressekonferenz am Bahnhof, weil dieses Sonnenfinsternisprojekt erstmalig und ein- zigartig war. Wir gaben Interviews für die deutsche und russische Presse. Abb. 1: Gegen 16 Uhr begaben wir uns dann Impression von der sibirischen SoFi zum Gleis 4, wo wir nun Auge in Auge der Transsibirischen Eisenbahn (Transsib) gegenüber standen. querten unbemerkt die Eurasische Grenze eng, aber gemütlich. Wir besprachen Um Novosibirsk zu erreichen, reisten wir mit der Eisenbahn. den Aufbau der Sonne, fassten noch mal drei weitere Tage durchs Land, vorbei an In den drei Tagen guckten wir immer zusammen, was eine Sonnenfinsternis vielen Erlen-Birken bzw. Fichten-Kiefern- wieder aus dem Zugfenster, aber innerhalb überhaupt ist und welche Phänomene Wäldern, versetzt mit Weidenröschen, des Astronomie-Vereins VEGA waren wir zu erwarten sind und befassten uns mit Riesenbärenklau und Reinfarn, Sumpf- und nebenbei auch fleißig und hielten einander vergangenen Sonnenfinsternissen in der Graslandschaften mit süßen Holzhäuschen in unserem Vierer-Abteil mit allen fünfzehn Wissenschaftsgeschichte. Zwischendurch geschmückt, hinein in die russische Taiga. VEGA-Teilnehmern ein Sonnenfinsternis- gaben wir wieder Fernseh-, Radio- und Wir fuhren durch Perm im Ural und über- Vorbereitungsseminar ab. Es war recht Zeitungsreportern Interviews, die über

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auch am Vorabend Korona, wurde sichtbar; ihre Form ist öffnete der Himmel jedes Mal anders, denn sie wird vom seine Schleusen. aktuellen Magnetfeld der Sonne bestimmt. Na toll!!! Was jetzt? Nahezu unterbewusst machte ich ein Foto. – Unser Optimismus Sterne sowie Merkur, Venus Mars und hat geholfen, das Jupiter waren mit bloßem Auge zu sehen. Warten sich gelohnt: Sogar eine unerwartete Protuberanz zeigte an unserem Tag der sich. Ich drehte mich einmal um die eigene Tage hatten wir schö- Achse, fühlte mich aufgrund des seltsamen nes Wetter: Über Lichtes etwas beduselt, oder wie in einem Nacht verschwan- Traum, und wendete mich dann wieder der den alle Wolken und Sonnenfinsternis zu. Sie war immer noch ließen einen strah- da, die Zeit schien still zu stehen. Dann lend blauen Himmel zeigte sich die Diamantring-Phase, die ich zurück. zu Beginn gar nicht wahrgenommen hatte Wir boten vorher noch und nach 2,2 Minuten war die ganze Welt einen Sonnenfilter- wieder in normales Tageslicht gehüllt. Bei Bastel-Workshop an, einem weiteren Blick ins Teleskop zeigte Abb. 2: für den die VEGA sich jedoch Gegensätzliches: Bestimmt Ute und Anne haben die Sonne im Blick. Baader-Folie gespon- 80% der Sonne waren immer noch durch sert bekommen hatte. den Mond verdeckt. Ich begab mich die von uns erwarteten Phänomene einer Dann machte sich eine lange Schlange schleunigst in den Wald, um auf den Boden totalen Sonnenfinsternis Bescheid wissen von SoFi-Pilgern mit Teleskopen und projizierte partielle Sonnenfinsternisse zu wollten. Ferngläsern ausgerüstet auf den Weg zum sichten, die durch den Lochkamera-Effekt Am dritten Tage hatten wir bei strömendem Beobachtungsstandort. der Blätter bzw. Äste entstehen. Auf einem Regen einen dreißigminütigen Stopp in der Ein Blick durchs Teleskop zeigte es deut- umgelegten Zecken-Warnschild waren Nachbarstadt Omsk, auch zwischendurch lich: Schon bald wurde die Sonne „ange- diese Sonnen-Sicheln besonders gut zu waren wir schon des Öfteren durch Regen- knabbert“. Es dauerte aber eine ganze erkennen. Vor der Totalität hatte ich dafür und Nebelfelder gefahren. Langsam mach- Weile bis auch unsere Sinne angesprochen keine Zeit gehabt, weil ich ein Teleskop ten wir uns Sorgen, ob wir unsere 5.000 km wurden und sich der Himmel plötzlich betreut hatte und entweder kleine Kinder zur SoFi gerade umsonst zurücklegten. recht schnell verdunkelte. Überwältigt ans Okular heran hob oder das Teleskop Am dritten Tag, gegen Nachmittag, erreich- hörte man aus allen Richtungen viele der Sonne nachführte. ten wir endlich Novosibirsk und dort wür- Aaaahhhs und Oooohhhs und kurz danach Das war ein einzigartiges Erlebnis und ich devoll mit Empfangsmusik, Reden und eine andächtige Stille. wünsche jedem dass er das auch einmal anderen Zeremonien Willkommen gehei- Unglaublich, konnte ich meinen Augen erleben darf. ßen. trauen? Inzwischen schaute ich mit bloßem Auch der Gedanke des Völkeraustausches Untergebracht wurden wir in einem 60er Auge und sah einen riesigen schwarzen wurde umgesetzt – wir haben mit rus- Jahre Camp aus der Sowjetunion und Mond am Himmel, der die Sonne kom- sischen Menschen zusammen einer bekamen im Laufe unseres Aufenthalts plett abgedeckt hatte. Ihr Lichtkranz, die Sonnenfinsternis beigewohnt. Jetzt haben in Novosibirsk nahezu alles Wichtige gezeigt, was man in Novosibirsk gesehen haben sollte: u. a. das einzigartige Sonnen- museum, den größten Zoo Russlands, das wissenschaftliches Zentrum Sibiriens „Akademgorodok“, das aerokosmische Lyzeum, in dem junge Astronomen aus- gebildet werden, Musikdarbietungen von russischen Wettbewerbspreisträgern und natürlich allgemeine Eindrücke zur Entstehung von Novosibirsk (Novosibirsk ist erst 115 Jahre alt). Nun näherte sich der 1. August, das Datum, an dem die totale Sonnenfinsternis stattfinden sollte. Wieder einmal, bei einem Fernseh-Interview, erzählten uns die Reporter, dass Regen für die Zeit der Sonnenfinsternis vorausgesagt sei und sie stellten die Frage, was wir denn jetzt denken würden. Noch zwei Tage vorher war durch ein Gewitter sogar die Stromversorgung im Abb. 3: Camp zeitweise unterbrochen worden und Die VEGA-Teilnehmer mit den russischen Freunden vorm Theater

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wir viele nette russische Freunde, mit ne Aufführung vorbereiten sollten. Da Alles in allem war die Sonnenfinsternisreise denen wir Kontakt halten werden. wir in Deutschland in unserem jungen ein gelungenes erfolgreiches und span- Ganz ehrlich, ein wenig von der Kultur Erwachsenenalter das nicht in der glei- nendes Projekt, das allen Beteiligten mit überfordert fühlten sich die einen oder chen Häufigkeit wie unsere russischen wohltuenden Gefühlen in unvergesslicher anderen deutschen Teilnehmer aller- Freunde machen, sind letztendlich aus Erinnerung bleiben wird. dings schon, weil wir während unseres der Improvisationsnot heraus teilwei- Camp-Aufenthaltes täglich Gruppenspiele se sehr witzige Theater-, Gesangs-, oder und allabendlich als Gruppe eine klei- Tanzdarbietungen entstanden.

AG Kosmochemie: Die Schokoladenseite der Mikrowelle von Olga Matsarskaja

Was braucht man heutzutage, um sichtbar werden. Jede Bindung weist ein Die AG beschäftigte sich verständ- die Frequenz eines handelsüblichen charakteristisches IR-Absorptionsspektrum licherweise jedoch nur theoretisch Mikrowellenofens zu ermitteln? Im auf, sodass anhand der Spektroskopie die mit der IR-Spektroskopie. Der prak- Jahrhundert der Nanotechnik und der zuneh- im Molekül vorhandenen funktionellen tische Teil kam später mit dem Thema mend moderneren Laborausstattungen ist Gruppen eindeutig identifiziert werden „Mikrowellenstrahlung“ hinzu. Hier hat- es ein leichtes sich zurückzulehnen, die können. ten die Teilnehmer eine gute Möglichkeit, Komplexität einiger wissenschaftlicher Prozesse als Ausrede zu benutzen und das ganze den hochkarätigen Wissenschaftlern zu überlassen. Die Teilnehmer der Kosmochemie-AG des Astronomischen Sommerlagers 2008 jedoch gaben sich nicht mit Ausreden zufrieden, sondern unternahmen auf eige- ne Faust und unter fachkundiger Anleitung von Tobias Opialla einen Ausflug in die unsichtbare Wellenwelt. Zunächst einmal musste geklärt wer- den, welche Rolle Wellen bei wissen- Abb. 1: schaftlichen Messungen spielen. Hierfür Die Zeichnung illustriert den genauen Ablauf des Versuchs wurde das Beispiel der Spektroskopie verwendet, welche in verschiedensten Naturwissenschaften zu unterschied- lichen Zwecken eingesetzt wird, zum Beispiel zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung von Substanzen. Somit können beispielsweise im Weltraum vor- kommende Stoffe durch Spektroskopie auf ihre Bestandteile untersucht und unter- schiedliche Moleküle nachgewiesen wer- den. Zu diesem Zweck wird insbesondere die Infrarot(IR)-Spektroskopie eingesetzt. Diese Methode stützt sich auf das infra- rote Licht des mittleren Bereiches, das eine Wellenlänge von ca. 2,5 bis 25 µm aufweist. Wird ein Stoff generell mit elek- tromagnetischen Wellen bestrahlt, dann absorbiert er bestimmte Frequenzen der Strahlung. Infrarotstrahlung bewirkt eine Schwingungsanregung der Bindungen in den Molekülen des bestrahlten Stoffes, Abb. 2: welche in Form von Ausschlägen in einem IR-Spektrum des im Weltraum äußerst selten anzutreffenden und wertvollen Stoffs Diagramm (dem so genannten Spektrum) Dihydrogenmonoxid (www.ansyco.de/CMS/frontend/index.php?idcatsid)

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ihr erworbenes Wissen über Wellen wird, die Rotationsschwingungen der Die Schmelzpunkte sind 6 cm voneinander und ihre Eigenschaften auf das allseits Wassermoleküle größer werden und somit entfernt - dies ist die halbe Wellenlänge, beliebte Küchengerät anzuwenden. Wärme entsteht. Nun sollte mithilfe eines wie aus der Zeichnung ersichtlich wird. Zunächst wurde die Funktionsweise der auf den ersten Blick etwas seltsam anmu- Eine Wellenlänge (λ, Lambda) beträgt so genannten „Mikrowelle“ (eigentlich tenden Experiments die Frequenz der ein- somit 12 cm (12 · 10 -2 m). Eingesetzt in des „Mikrowellenherds“) erarbeitet, die zigen verfügbaren Mikrowelle auf dem die Formel zur Berechnung der Frequenz übrigens (wie viele geniale Entdeckungen Gelände des Schullandheims Bauersberg (ν = c / λ; c = Lichtgeschwindigkeit ergibt der Wissenschaft) durch puren Zufall ent- in Bischofsheim ermittelt werden. sich: c 3 · 108 m/s hüllt wurde. Dies geschah während der Wichtig ist, dass die Tafel Schokolade sich ν= – = = 2,5 GHz λ 12 · 10-2 m Herstellung von Radargeräten zur Zeit des in der Mikrowelle nicht drehen darf; der 2. Weltkrieges. Seitdem gibt es verschie- Mechanismus, der normalerweise dafür Die berechnete Zahl stimmt übri- dene Legenden über die Art und Weise sorgt, dass das Essen gleichmäßig erwärmt gens ziemlich genau mit der Angabe der Entdeckung der Mikrowellenwirkung wird, muss also (reversibel! sonst könnte auf der Mikrowelle überein, sodass die – die breite Palette der Berichte reicht es Schwierigkeiten mit dem Besitzer Teilnehmer sich stolz auf die Schulter von geschmolzenen Schokoladenriegeln geben) herausmontiert werden. Nun pas- klopfen und, um zur Chemie zurückzu- in der Tasche der Entdecker bis hin zu siert Folgendes mit der Tafel: kehren, ihre Mitochondrien mit der wis- Maiskörnern, welche sich unter dem Einfluss Die Mikrowellen treffen in regelmäßigen senschaftlich verwendeten Schokolade der bis dahin unentdeckten Strahlung in Abständen auf die Schokolade und brin- versorgen durften. Auch das Gehirn, das eine beliebte amerikanische Süßigkeit ver- gen sie an den Punkten, an denen sie sich nun so lange mit Chemie, Physik wandelten. Die KOCH-AG befasste sich sie durchdringen, zum Schmelzen. Die und physikalischer Chemie befasst hatte, insbesondere mit den Wellen, aus denen Schmelzpunkte werden schon nach weni- brauchte einen Glukosenachschub, um sich die wärmenden Effekte des Gerätes resul- gen Sekunden sichtbar, sodass schnell anschließend mit Fragen zu beschäftigen tieren. So machten sich die Teilnehmer der mit der Auswertung des Versuchs und wie zum Beispiel: „... und unter welchem AG zunächst damit vertraut, dass Wasser der Berechnung der Mikrowellenfrequenz Winkel wäre die Mikrowelle geflogen, in der Mikrowelle durch bestimmte elek- begonnen werden kann. Diese sieht fol- wenn wir die Schokolade mit Silberfolie in tromagnetische Schwingungen angeregt gendermaßen aus: die Mikrowelle gelegt hätten?“

Einladung zur 12. Kleinplanetentagung vom 5. – 7. Juni 2009 in Frankfurt von Erwin Schwab und Rainer Kling

Die VdS-Fachgruppe Kleine Planeten 1897 mit der und der Physikalische Verein Frankfurt Originallinse von laden vom 5. bis 7. Juni 2009 zur 12. Max Pauly in Kleinplanetentagung in die Räume des der Kuppel des Physikalischen Vereins in der Robert- Vereinsgebäudes Mayer-Straße 2-4 nach Frankfurt/Main und ein Blick auf ein. Die Tagung findet im gleichen ehr- die mechanische würdigen Gebäude statt, in dem sich von Rechenmaschine 1913 bis 1939 das vom Physikalischen geplant, mit deren Verein gegründete Planeteninstitut befun- Hilfe zu Zeiten des den hatte - eine der historischen Wurzeln Planeteninstituts der Bahnberechnung von Kleinplaneten. rund 600 Bahnen Zum Auftakt am Freitagabend um 20:00 von Kleinplaneten Uhr ist bereits die Möglichkeit gegeben berechnet wur- den öffentlichen Vortrag von Prof. Frank den. Brenker von der Universität Frankfurt über Am Sonntagnach- die Ergebnisse der Stardust Mission zu besu- mittag wird die chen. Anschließend trifft man sich in der Möglichkeit Gaststätte. Ein genaues Tagungsprogramm gegeben sein, die mit dem Ablauf der Vorträge und Außensternwarte Workshops, die traditionell im Laufe des im Taunus mit Samstags und Sonntagvormittags stattfin- dem Observatory den, wird kurz vor der Tagung erstellt. Code B01 zu Abb. 1: Als weitere Punkte sind die Besichtigung besichtigen, auf Historisches Gebäude des Physikalischen Vereins in Frankfurt/ des 21-cm-Refraktors aus dem Jahr der im Jahre 2006 Main. Bildautor: Klaus Krefft

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die erste Entdeckung eines Kleinplaneten man ziemlich schnell mit öffentlichen in der über 180-jährigen Geschichte Weitere aktuelle Informationen finden Verkehrsmitteln zum Vereinsgebäude: des Physikalischen Vereins gelang. Auf Sie auf der folgenden Internet-Seite: Mit der U-Bahn-Linie U7 oder U6 von dem gleichen Gelände befindet sich die http://home.arcor.de/erwinschwab/ der Haltestelle „Industriehof“ bis zur historische Erdbebenwarte des meteo- Kleinplaneten-Tagung2009.htm. „Bockenheimer Warte“ bei einer Fahrtzeit rologischen Instituts mit angegliederter Bitte melden Sie sich online mit dem von ca. 3 Minuten und danach weiter Ausstellung, zu der wir ebenso Zugang dort platzierten Anmeldeformular zur zu Fuß für ca. 3 Minuten zur Robert- haben werden. Wer am Sonntagnachmittag- 12. Kleinplanetentagung an. Mayer-Straße 2-4. Für diejenigen, die im Programm teilnehmen möchte und mit Vorträge sind jederzeit herzlich will- eigenen Fahrzeug anreisen möchten, sei öffentlichen Verkehrsmitteln am gleichen kommen. darauf hingewiesen, dass für Frankfurt Tag seine Rückreise antreten muss, sollte eine Feinstaubplakette benötigt wird. deshalb seine Abfahrtszeit von Frankfurt/ Main Hauptbahnhof nicht vor 17:00 Uhr Hotel unter dem Stichwort „Physikalischer legen. Mitfahrgelegenheiten in privaten Verein“. Da Frankfurt eine Messestadt Die Adresse des Hotels IBIS Fahrzeugen zwischen Frankfurt und ist und das Gebäude des Physikalischen Frankfurt City West lautet: Taunus werden vor Ort organisiert. Vereins sich unweit von der Messe befin- IBIS Frankfurt City West Für die Übernachtung wurden mit det, ist es äußerst ratsam, sich sehr frühzei- Breitenbachstraße 7 dem Hotel IBIS Frankfurt City West tig um eine Unterbringung zu bemühen! 60478 Frankfurt Abrufkontingente vereinbart. Zu beach- Das Einzelzimmer gibt es für 69 Euro, Tel.: 069 / 247070 ten ist jedoch, dass diese Zimmer nur bis das Doppelzimmer für 79 Euro pro Nacht Fax: 069 / 24707132 zum 5. April 2009 zum Abruf bereit ste- inklusive Frühstück. Das Parken auf http://www.ibishotel.com/ibis/fichehotel/ hen! Die endgültige Buchung erfolgt durch dem Hotelparkplatz kostet 6 Euro pro de/ibi/1589/fiche_hotel.shtml den Tagungsteilnehmer selbst, direkt beim Nacht extra. Von diesem Hotel gelangt Zwei auf drei Streiche – Eine kurze Geschichte von Kleinplanetenentdeckungen von Sven Melchert

Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeug- samen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zur lei- sten.“ Mit diesen Worten beginnen die Abenteuer in den Asterix-Comics. Und uns geht es ähnlich – alle Welt scheint Kleinplaneten zu entdecken, nur wir nicht. Unbeugsam fotografieren wir in klaren Nächten Kleinplaneten, messen deren Positionen und wehren uns seit fünf Jahren standhaft dagegen, selbst auch mal einen neuen Kleinplaneten zu entdecken. Dabei sind wir – das sind Mark Emme- rich und Sven Melchert von der Klein- planetenstation „A17“ – technisch eigent- lich gar nicht so schlecht ausgestattet. Ein C14 auf stabiler GoTo - Montierung, CCD- Abb. 1: Kamera ST8, eigene kleine Sternwarte, in Entdeckungsaufnahme von 2008 QX19 vom 30. August 2008. Aus 40 Aufnahmen Ostrichtung einigermaßen dunkler Himmel zu je 30 s Belichtungszeit konnten zum Glück drei Positionen des 19,2 mag hellen – was will man mehr? Objekts gemessen werden. Teleskop: Celestron 14 mit Reducer Optec 0,5x und CCD „Kleinplaneten beobachten“ hört sich auf SBIG ST8. den ersten Blick ziemlich langweilig an. Was soll man bei Ceres, Pallas & Co. schon Pluto fotografiert! Lichtpunkte wie Sterne, Jahr 2003 kam Beobachtungskollege Mark entdecken können? Bis vor fünf Jahren die dort am Himmel stehen, wo sie hinge- Emmerich auf die Idee, Kleinplaneten habe ich in zwanzig Jahren vielleicht ein- hören. Weiter nichts zu erkennen. Schnell aufzunehmen und deren Positionen an mal (oder waren es sogar zweimal?) einen umgeschwenkt zur nächsten Galaxie. das „Minor Planet Center“ zu schicken. Kleinplaneten angeschaut. Sogar einmal Was auch immer uns geritten hat: Im Große Skepsis meinerseits, Widerwille

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geschlichen. Jedes Mal große Aufregung: Kann das ein neuer Kleinplanet sein, oder hat ihn schon vorher jemand beobachtet? Hier hilft der so genannte „MPChecker“ [2] des MPC: Er nennt alle bekannten Objekte dieser Himmelsregion. Mehrmals durch- fuhr uns der Blitz, Hoffnung keimte auf, endlich auch einen neuen Kleinplaneten entdeckt zu haben. Warum sollte uns das nicht gelingen, schließlich finden Kollegen mit ähnlich großem Teleskop fast rei- henweise neue Kleinplaneten. Aber jedes Mal die Ernüchterung: Irgendeine andere Station, zumeist ein professioneller Survey, hatte den Burschen kurz vorher entdeckt. Doch dann kam die Nacht vom 29. auf 30. August 2008. Wir nahmen in dieser Nacht das Objekt „2008 QA1“ auf. Ein Abb. 2: relativ neuer Kleinplanet, dem zur genauen Entdeckungsaufnahme von 2008 RZ77 vom 8. September 2008. Dieser Kleinplanet Bahnbestimmung weitere Positionen fehl- befand sich zufällig im Gesichtsfeld als wir unsere erste Neuentdeckung 2008 QX19 ten. Noch in der Nacht zeigte sich auf beobachtet haben. Diesmal wurden 180 Aufnahmen à 30 s gemacht. Teleskop: den ersten beiden Aufnahmen in diesem Celestron 14 mit Reducer Optec 0,5x und CCD SBIG ST8. Feld ein scheinbar neues Objekt, links oben am Bildfeldrand. Am Tag darauf baute sich auf. Was sollte das wer- deckter Kleinplaneten zu liefern. Ernüchterung: die dritte Aufnahme zeigte den, statt hübscher Nebel, Sternhaufen Neu entdeckte Kleinplaneten. Damit kom- dort kein Objekt mehr. Dafür aber (wie gut, und Galaxien zu fotografieren jetzt die men wir zum Kern der Geschichte. Es gibt dass Wochenende war und man ausschlafen Positionen unscheinbarer Punkte zu pro- unter den 400.000 bekannten Objekten konnte) an anderer Stelle ein neues Objekt. tokollieren und deren Positionen in den „beliebig viele“ Kleinplaneten, die man Und diesmal auf allen drei Aufnahmen! großen Datenschlund der Kleinplaneten beobachten müsste, um ihre Bahnen Kurze Überprüfung im MPChecker [2]: beobachtenden Weltgemeinschaft zu wer- genauer zu bestimmen. Wir haben uns Es gibt bisher kein bekanntes Objekt nahe fen? Können wir das überhaupt? Werden den gerade entdeckten, erdnahen Objekten dieser Position. Die kommende Nacht Kleinplanetenpositionen nicht ausreichend verschrieben, die das MPC unter [1] auf- war wieder klar, also wurde das neue von den professionellen „Surveys“ gemel- listet. Wer nach einem arbeitsreichen Objekt aufs Korn genommen und zur det? Aber ich wollte kein Spielverderber Berufsalltag nachts den „schnellen Kick“ Sicherheit 180 Aufnahmen à 30 Sekunden sein. Wir haben’s ausprobiert … sucht und ganz vorne bei Neuentdeckungen gemacht. Damit kann man drei „Pakete“ … Und dann hat uns beide der möglicherweise für die Erde gefährlicher zu je 60 Aufnahmen und damit 30 Minuten Kleinplaneten-Virus gepackt! Objekte dabei sein möchte, für den sind Belichtungszeit machen. Bingo: An der Um überhaupt im Club der astrometrie- diese NEOCP-Objekte genau die richtigen. Soll-Position findet sich wieder ein renden Kleinplanetenbeobachter mit- Was bietet das Kleinplanetenprogramm Objekt, so dass jetzt sechs Positionen spielen zu dürfen, muss man sich zuerst heute Nacht? Aha, Objekt „7Y1275“ mit vorhanden sind. So weit uns bekannt ist, um einen „Observatory-Code“ bemü- 19,2 mag und 4,7 Bogensekunden pro muss man einen neuen Kleinplaneten in hen. Voraussetzung dafür sind ein fester Minute, wahrscheinlich in einem Feld von mindestens zwei Nächten beobachten. Beobachtungsort sowie einige hinreichend 10’ x 10’ zu finden. Sofort draufhalten, Aber wird das auch genügen, um uns die genaue Positionsmessungen bekannter aufnehmen, ausmessen, wegschicken. Am Entdeckung zuzusprechen? Zur Sicherheit Kleinplaneten. Mit „hinreichend genau“ nächsten Tag: Wenn es gut geht, wird man wurde eine dritte Nacht (schon wieder klar, sind Positionen mit einer Messgenauigkeit in der Meldung zur Neuentdeckung (nein, kaum zu glauben!) genutzt und das neue von unter einer Bogensekunde gemeint. nicht von einem selbst) als Datenlieferant Objekt wiederholt vermessen. Dann ban- Unter einer Bogensekunde! Wie soll das zitiert: Objekt „7Y1275“ ist jetzt offiziell ges Warten und am nächsten Morgen die funktionieren, wenn das Seeing durch- 2008 XY95 und wurde von den Stationen Erlösung: Unser Objekt war tatsächlich ein schnittlich 2-3 Bogensekunden beträgt? B99, 696, A17 und vier weiteren beo- neuer Kleinplanet! Die karge Zeile in der Es funktioniert aber, und trotz eines bachtet. Hurra, wir waren dabei! Kleiner E-Mail des MPC: „EM8KI K08Q19X“. Zeitangabenfehlers von einer Stunde (ganz Nachteil: Auf dieses Objekt und damit in Das bedeutet: Unsere Beobachtungen mit großer Ratschlag: den Rechner immer diese Himmelsregion haben in jener Nacht der Bezeichnung „EM8KI“ wurden mit auf UT laufen lassen) wurde uns der ein halbes Dutzend anderer Beobachter der offiziellen Bezeichnung „K08Q19X“ Observatory-Code „A17“ zugeteilt. Wir geschaut, und so wird es höchst unwahr- versehen. Ausgeschrieben lautet die konnten mit unserer damaligen Ausrüstung scheinlich, dass man auch mal selbst eine Bezeichnung „2008 QX19“. (Vixen VC200L und CCD ST2000) tat- echte „eigene“ Neuentdeckung macht. … Wir hatten unseren ersten eigenen sächlich Positionen von Kleinplaneten Trotzdem: In fünf Jahren mit über 1.500 Kleinplaneten entdeckt! genau genug messen, um einen sinnvollen Positionsmessungen hatte sich hin und wie- Bei 2008 QX19 handelt es sich um ein Beitrag zur Bahnbestimmung neu ent- der ein scheinbar unbekanntes Objekt ein- Mitglied der Hauptgürtel-Kleinplaneten.

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Das kann man gut erkennen, wenn man In jener Nacht war es Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit bereits nach 2 Uhr mor- dieses Objekts mit anderen Kleinplaneten in gens, das Klingeln des der Nähe vergleicht. (Indem man sich zum Weckers gegen 6 Uhr Beispiel mit der Software Guide [3] alle drang durch eine imagi- derzeit bekannten Kleinplaneten anzeigen näre Zeitschleife schon lässt und sich deren Bewegungsparameter ans Ohr, aber dadurch anschaut.) Keine große Sache, dieser ließ ich mir den Spaß Kleinplanet ist sicher kein Kandidat, um nicht verderben und der Erde irgendwann einmal gefährlich blinkte mit leicht zufal- zu werden. Er zieht seine Bahn fernab der lenden Augen die in der Erdbahn zwischen Mars und Jupiter. letzten Nacht gewon- Aber auch solche Kleinplaneten verlangen nenen Aufnahmen noch danach, ihre Bahnen genau zu bestimmen. einmal schnell durch. Und ein Objekt stand jetzt natürlich an Die geringe Chance, erster Stelle auf unserer Beobachtungsliste: genau in der Nähe eines 2008 QX19. Eine gute Woche nach der gerade neu entdeckten Bestätigungsmeldung ergab sich eine Objekts, das noch dazu weitere Nacht, in der wir „unseren“ wenige Tage vorher Kleinplaneten wiederholt aufs Korn von einem Survey mit nahmen, um seine Bahn zu verbessern. größerem Bildfeld beo- Zwischenzeitlich hatte ihn auch einer der bachtet wurde, noch Surveys aufgegabelt und den Bahnbogen einen neuen Klein- etwas verlängert. Es war Dienstag, der 9. planeten zu finden, för- September 2008, und Beobachtungsnächte dert nicht gerade die Abb. 3: während der Arbeitswoche machen erwar- Aufmerksamkeit. Oder Das Teleskop von „A17“ ruht vor dem Beginn der Nacht tungsgemäß wenig Spaß. Man ist abends etwa doch? noch in seiner „Parkposition“. Rechts oben ist ein selbst- nicht richtig fit, wird es während der Zumindest geschah das gebauter Rahmen mit Elektrolumineszenz - Folie zu Nacht auch nicht, und vom nächsten Tag scheinbar Unmögliche sehen, womit wir auch nachts Flatfield-Bilder machen wollen wir besser gar nicht erst spre- und es zeigte sich können. chen. Gemäß dem Motto „was sein muss, tatsächlich ein wei- muss sein“ wurde 2008 QX19 wieder mit teres, offenbar bisher nicht registriertes Trotz Survey hatten wir als erster zwei 180 Aufnahmen à 30 Sekunden belichtet Objekt. Ein schneller Abgleich mit dem Beobachtungsnächte mit Positionen und (eigentlich zu lange für 19,5 mag, aber MPChecker [2] – nein, an dieser Stelle ist sind somit der offizielle Entdecker! man geht dann doch lieber auf Nummer noch nichts bekannt. Sie ahnen es sicher Nach Jahren des Pechs fanden wir so in Sicher), damit drei Positionen bestimmt schon: Auf diese Nacht folgte eine weitere rund 10 Tagen unsere ersten beiden Klein- und ans MPC geschickt. mit einigermaßen klarem Himmel (der planeten. Zeitlich parallel entspann sich Der unterhaltsame Teil der Kleinplane- Mond rief bereits Stirnrunzeln hervor), wir auf der „Minor Planet Mailing List“ [6] tenbeobachtung beginnt (für mich), wenn jagten dem neuen Objekt hinterher, das eine Diskussion darüber, ob man heutzuta- das Objekt gefunden, vermessen, die sich auch prompt zeigte. Doch die nach- ge als Amateur noch Kleinplaneten entde- Arbeit also erledigt ist, und man noch folgende Nacht, in der wir zur Sicherheit cken kann. Reiner Stoss fasste die Fakten einmal ganz entspannt die Aufnahmen gerne eine weitere Position gemessen hät- prägnant zusammen und schloss mit der miteinander „blinkt“. Um zu blinken, ten, war bewölkt, und wir schickten mit Bemerkung: „Wenn jemand Kleinplaneten werden von z. B. 180 Aufnahmen drei etwas Bauchweh die Positionsangaben der entdecken möchte, dann scheint jetzt die Additionen zu je 60 Aufnahmen gemacht, vergangenen Nächte an das MPC. beste Zeit dafür zu sein“. Da hat er wohl abgespeichert und anschließend in der Der kommende Tag war gar nicht ange- sehr Recht gehabt, der Herr Stoss! Auswertungs-Software Astrometrica [4] nehm. Zwei kurze Nächte, im Büro zu viel gegeneinander geblinkt; man kann sich Arbeit – und vor allem keine Antwort vom (Alle Abbildungen von Sven Melchert) das wie ein wechselndes Werbebanner MPC. Auch am dritten Tag nicht. Tagsüber im Internet vorstellen, nur dass auf allen wurden (Hinweis an meinen Arbeitgeber: drei Bannern eigentlich das Gleiche zu selbstverständlich in der Mittagspause) sehen ist. An den Sternen ändert sich die im „Daily Orbit Update“ [5] des Hinweise im Internet nichts, Kleinplaneten verraten sich aber MPC aufgeführten neuen Objekte auf [1] http://www.cfa.harvard.edu/iau/NEO/ durch ihre kleine Positionsbewegung und ihre Positionsmessungen hin überprüft. ToConfirmRA.html hüpfen so von Aufnahme zu Aufnahme. Am ersten Tag: wir sind nicht dabei. [2] http://scully.cfa.harvard.edu/~cgi/ Dieses Verfahren mutet im Zeitalter von Am zweiten Tag: Hurra, wir sind dabei! CheckMP Software etwas archaisch und umständlich Aber, oje, kurz vorher hatte dieses Objekt [3] http://www.projectpluto.com an, ist dem (in der Software eingebauten) ein Survey beobachtet. Erst beim zweiten [4] http://www.astrometrica.at Erkennungsalgorithmus aber überlegen. Blick fiel auf, dass neben unserer ersten [5] http://www.cfa.harvard.edu/mpec/ Vorausgesetzt, der Betrachter bringt die Positionsmessung ein Stern (*) stand, der RecentMPECs.html nötige Konzentration auf … als Zeichen für die Entdeckung gilt. Ha!! [6] http://tech.groups.yahoo.com/group/mpml

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Ein weiterer Blick auf (216) Kleopatra von Jörg Schirmer

Bereits im VdS-Journal II/2006 habe ich delten Daten habe ich mittels Excel eine dass es sich um einen recht länglichen im Rahmen meines Artikels zur Fotometrie Phasenlichtkurve erzeugt. Asteroiden handelt. von Kleinplaneten über meine ersten Zunächst fällt auf, dass die Rotations- Ebenso geben die beiden Lichtkurven- Messungen an dem Kleinplaneten (216) lichtkurve zwei Maxima und zwei Minima abschnitte noch keine Informationen über Kleopatra berichtet. Zwischenzeitlich zeigt. Weiterhin kann man sehen, dass die die Lage der Rotationsachse im Raum hatte ich dieses interessante Objekt Maximumsphasen fast doppelt so lange sowie Details zur wirklichen Gestalt ein wenig aus den Augen verloren. dauern wie die Minimumsphasen. Der her. Aus zwei Lichtkurven, die zeitlich Doch in diesem Jahr fiel er mir bei der Kleinplanet zeigt also jeweils wesent- so dicht beieinander liegen, kann man Beobachtungsvorbereitung für einen lich länger helleres Licht als schwaches eben noch nicht auf die genaue Gestalt Veränderlichen wieder auf. Ich reservierte Licht. Was kann man daraus schließen? eines Asteroiden schließen. Dazu bedarf einen Platz im Beobachtungsprogramm. Aus den bisher erhaltenen Aufnahmen es längerer Beobachtungsreihen unter Am 27.9.2008 konnte ich (216) Kleopatra von Kleinplaneten durch Raumsonden ist verschiedenen Phasenwinkeln und über mehrere Stunden hinweg aufnehmen. deutlich geworden, dass die Farbgebung Beleuchtungssituationen, am besten über Dafür verwendete ich ein Celestron C9 der Oberfläche eines Kleinplaneten im all- mehrere Jahre hinweg. Während man in den ¼ mit einem „focal reducer“ (f = 1.233 gemeinen ziemlich gleichförmig ist. Sein achtziger Jahren mit Tonmodellen unter- mm) und die bewährte AlphaMaxi-CCD- Rückstrahlvermögen für eingestrahltes schiedlichster Gestalt und Oberflächen- Kamera von OES mit KAF401e-Chip im Sonnenlicht (Albedo) variiert demnach struktur arbeitete, von denen man dann Binning-Modus 2 (18 µm x 18 µm). Wegen über den gesamten Körper nur minimal Lichtkurven erzeugte und mit Lichtkurven der großen Helligkeitsamplitude lagen die und ist mit meinem Messaufbau kaum von Asteroiden verglich, kommt heutzuta- Belichtungszeiten im Bereich von 12 s bis nachweisbar. Somit ist die Ursache für ge Modellierungssoftware zum Einsatz. 20 s. Gleich in der nächsten Nacht, am die Helligkeitsschwankungen eher in der Zusammenfassend ergibt sich für (216) 28.9.2008, konnte ich den Kleinplaneten äußeren Gestalt des Asteroiden zu suchen. Kleopatra der nachfolgend beschriebene erneut während mehrerer Stunden aufneh- Ein kugelförmiger Körper kommt in die- Kenntnisstand. men, dieses Mal durch einen 4’’-Refraktor sem Fall nicht in Frage, weil die zuge- Dieser bemerkenswerte Kleinplanet macht bei ähnlichen Belichtungszeiten. hörige Lichtkurve aus dem eben ange- durch seine kurze Rotationsperiode von Die Fotometrie der beiden Aufnahmeserien führten Grund außerordentlich flach 5,385 h und eine beachtliche Hellig keits- führte ich mit dem kameraeigenen sein müsste. Bleibt demnach nur eine amplitude von maximal 1,18 mag auf Programm durch. Dieses arbeitet mit ellipsoidische Form übrig, die uns bei sich aufmerksam. Ebenso auffällig ist konzentrischen, quadratischen Blenden. einer kompletten Rotation zwei Mal ihre auch seine Gestalt, die an einen kräftigen Die Visualisierung der so gewonnenen große Breitseite und ebenso zwei Mal Rinderschinkenknochen erinnert. Die dafür Daten erfolgte mit Excel. Beide Teilkurven ihre schmale Stirnseite zeigt. Mit der pas- notwendigen Radarbeobachtungen wurden zeigten eine Amplitude von rund 0,85 senden Mathematik könnte man sicher von Dr. Steven Ostro und seinem Team mag. auch einen ersten Ansatz hinsichtlich der mit der 305-m-Antenne in Arecibo durch- Zur Vorbereitung der Erstellung der Größenverhältnisse der Achsen machen. geführt, als sich der Planetoid der Erde bis Phasenlichtkurve aus den Daten mehre- Dazu fehlt mir aber das Handwerkszeug. auf 171 Millionen Kilometer näherte [1]. rer Nächte musste zunächst die Licht- Ganz trivial konnte ich aber vermuten, Seine Gestalt erklärt man sich derart, dass laufzeit (LLZ) korrigiert werden, um die durch die Bahnbewegung der Erde und des Kleinplaneten veränderliche Signallaufzeit auszugleichen. Dieser Arbeitsschritt darf auf keinen Fall ausgelassen werden, wenn man Daten aus verschiedenen Nächten vergleichen will. Bezugspunkt ist dabei der Zeitpunkt, zu dem das Licht von der Oberfläche des Asteroiden abge- strahlt wird. Hierzu muss die Entfernung des Kleinplaneten von der Erde zum Beobachtungszeitpunkt bekannt sein. Mit Hilfe eines Planetariumsprogramms ist das schnell festgestellt. Aus diesem Wert und der Lichtgeschwindigkeit errechnet sich die Lichtlaufzeitkorrektur, die dann vom geozentrischen Julianischen Datum des Beobachtungszeitpunktes abgezogen wird. Zusätzlich wurden die Helligkeitswerte Abb. 1: vom 28.9.2008 um 0,03 mag angehoben, Phasenlichtkurve des Kleinplaneten (216) Kleopatra aus eigenen um die Daten besser miteinander kom- Beobachtungsdaten vom 27. und 28.9.2008. Der Phasenwinkel (PhW) ist der Winkel binieren zu können. Mit den so behan- zwischen der Sonne und dem Beobachter, gemessen am Objekt.

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Abb. 2: Modell des Kleinplaneten (216) Kleopatra in Rotation nach Radar-Daten von Dr. Steven Ostro und seinem Team mit der 305-m-Antenne in Arecibo.

(216) Kleopatra das Produkt einer äußerst heftigen Kollision zweier Asteroiden ist, die durch vorherige Zusammenstöße bereits große Trümmerhaufen waren. Unter dem Einfluss der Gravitation bildeten sie anschließend diesen 217 km langen und an der mächtigsten Stelle 94 km durchmes- senden Körper. Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Kleinplanet ursprüng- Anzeige lich aus zwei Körpern bestand, die sich umkreisten. Durch Kollisionen wurden sie mehr und mehr zerrüttet. Die dabei entstan- Werden Sie mein Partner eines denen Trümmer fielen auf sie zurück und füllten nach und nach den Zwischenraum 3*** Hotels & Sternwarte auf. In jedem Fall zeigen die Radarechos in Süd-Marokko ganz klar, dass (216) Kleopatra kein durch- gehend fester Körper sein kann. Aus Altersgründen suche ich einen Partner mit Kapitalbeteiligung und Leitungsanspruch für mein Hotel & Sternwarte. Informationshinweise: Sie sind Amateur-Astronom und sind bereit für 6 Monate im Jahr die Astro-Besucher zu betreu- [1] Asteroid 216 Kleopatra: http://echo.jpl. en und ein 18 Zimmer 3*** Hotel mit 10 Mitarbeitern zu leiten. nasa.gov/~ostro/kle/ Pensionierte Amateur Astronomen mit Erfahrung in Mitarbeiterfuehrung sind bevorzugt. Beherrschung der deutschen und englischen sowie Grundkenntnisse der franz. Sprache sind vorteilhaft. Meine Vision: Anteil Kapitalbeteiligung = Anteil Teilzeitleitung.

Kosmische Angebote per E-mail erbeten an: Gérant Unique Sahara Express Sarl Begegnungen Ich sichere Ihnen absolute Vertraulichkeit zu. Casablanca BB, den 15.02.2009 [email protected] von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep Sky Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kos- mischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war. Diesmal drang Coautor Klaus Hohmann [1] in die unendlichen Weiten des Weltalls vor, um eine für SF-Fans besondere kosmische Begegnung auf dem Chip zu bannen. Die Spindelgalaxie NGC 7600 ist mit der fast 1½-fachen Ausdehnung unserer Milchstraße ein recht großes Exemplar und trotzdem eine wenig beachtete Galaxie. So scheint abgesehen von ihrer Fluchtgeschwindigkeit von 3.436 km/s und ihrer Rotverschiebung von 0,011461 nichts weiteres bekannt zu sein. Nicht ganz so weit von uns entfernt ist der Abb. 1: am 16.8.1971 entdeckte Asteroid (2309) NGC 7600 und (2309) Mr. Spock, aufgenommen von Klaus Hohmann mit einem 10’’ Mr. Spock, ein 21 km großer Brocken Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei Blende 4,1.

VdS-Journal Nr. 29 106 KLE INP LANETEN

Datum Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Abstand 21.04.09 22:00 (5961) 1989 YH1 16,0 NGC 4780 Gx 13,2 4’ 27.04.09 22:00 (169) Zelia 13,2 NGC 4760 Gx 12,6 6’ 22.05.09 22:00 (103) Hera 11,7 NGC 5634 GC 9,5 0’ 26.05.09 23:00 (5293) Bentengahama 15,7 NGC 5846/50 Gx 11,1/11,6 9’ 18.06.09 24:00 (1771) Makover 14,9 M 8 N/OC 5 1’ 30.06.09 23:00 (2241) Alcathous 15,7 M 4 GC 5,6 2’ Tab. 1: Kleine Liste zukünftiger „Kosmischer Begegnungen“, zusammengestellt von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries. Abkürzungen: PN = Planetarischer Nebel, GC= Kugelsternhaufen, Gx = Galaxie, OC = Offener Sternhaufen, N = Diffuser Nebel

im Asteroidengürtel zwischen Mars und Damit soll Ihnen ihr Weg zum persön- Wir möchten sie im Namen der Fachgruppe Jupiter, der unsere Sonne einmal in 5,24 lichen Bild einer kosmischen Begegnung Kleine Planeten der VdS auffordern, ihre Jahren umkreist. Sein Abstand zu ihr vari- erleichtert werden. kosmische Begegnung einzusenden, um iert dabei von 2,7523 AE bis 3,2782 AE. Eine einfache und bequeme Möglichkeit zukünftige Ausgaben des VdS-Journals Zum Aufnahmezeitpunkt näherte sich Mr. sich täglich über aktuelle kosmische mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken Spock mit 2,947 AE dem Perihel sei- Begegnungen zu informieren finden sie Sie die maximal 200 KB großen Bilder ner Bahn und hatte von der Erde einen auf der Homepage von Co-Autor Klaus per Mail mit dem Betreff „Kosmische Abstand von 1,9414 AE. Mr. Spock ist ein Hohmann unter http://astrofotografie. Begegnung“ an [email protected]. Bitte ver- recht finsterer Geselle, denn seine Albedo hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische. gessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die beträgt nur ca. 0,1177, daher die geringe begegnungen.php fotografierten Objekte und die Daten des scheinbare Helligkeit von nur 15,25 mag. Dort kann sich der interessierte Astrofotograf Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. Mit einer scheinbaren Eigenbewegung von in dem von Klaus geschriebenen Tool bis Der Autor eines ausgewählten Bildes wird 32,8’’/h verfehlte er den Kern von NGC zu 20 kosmische Begegnungen anzeigen anschließend aufgefordert, eine unkompri- 7600 nur um 20’’ – faszinierend ... lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit mierte Version des Bildes für den Druck Kosmische Begegnungen finden täglich verschiedene Parameter wie Helligkeit des zur Verfügung zu stellen. statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit Auswahl interessanter Begegnungen des Kleinplaneten selber auszuwählen, um Informationshinweise: zwischen Kleinplaneten und Deep Sky eine passende Konjunktion für sich zu [1] http://astrofotografie.hohmann-edv.de/ Objekten, die von uns erstellt wurde. finden. grundlagen/ Der Kleinplanet (16960) 1998QS52 und drei Galaxien von Wolfgang Vollmann Der Kleinplanet (16960) ist einer von Auf meiner Aufnahme lassen sich Hinweise zu weiteren Informationen: derzeit 990 bekannten PHAs (potentiell mit Simbad [6], Aladin [7] und NED [1] NEO Seite vom JPL: http://neo.jpl.nasa. gefährliche Asteroiden) [1]. Sie kom- [8] drei Galaxien identifizieren. Es gov/neo/groups.html men der Erde nahe genug, um auf sie sind Milchstraßensysteme wie unseres [2] Physische Parameter des Kleinplaneten genauer aufzupassen! Der von mir beo- in vielen Millionen Lichtjahren (16960): http://earn.dlr.de/nea/016960. bachtete Brocken hat etwa vier Kilometer Entfernung. Der Kleinplanet gehört zu htm Durchmesser [2]. unserem Sonnensystem und war zum [3] MPEC K08U03: http://www.cfa.harvard. Der Kleinplanet bewegte sich während der Aufnahmezeitpunkt nur 42 Millionen edu/mpec/K08/K08U03.html Beobachtung mit sieben Bogensekunden Kilometer (zwei Lichtminuten) von der [4] NEODys Seite zu (16960) 1998 QS52: pro Zeitminute vor dem Hintergrund Erde entfernt. http://newton.dm.unipi.it/cgi-bin/neodys/ von Sternen im Sternbild Drache und Klaus Hohmann hat auf seiner Webseite neoibo?objects:1998QS52;main wird auf dem mehr als eine halbe Stunde eine praktische Liste der „kosmischen [5] Homepage des Autors: http://home.pages. dauernden Serienbild als eine schwache Begegnungen“ zwischen helleren at/vollmann/kpk.htm Strichspur abgebildet. Für dieses Bild Kleinplaneten und helleren Deep-Sky- [6] Simbad: http://simbad.u-strasbg.fr/sim- wurden 100 Einzelaufnahmen zu je 10 Objekten wie Galaxien und Sternhaufen bad/ Sekunden benutzt, um den Kleinplaneten [9]. Sie kann als Anregung für eigene [7] Aladin: http://aladin.u-strasbg.fr/aladin. sternförmig abzubilden und seinen Ort Beobachtungen und Aufnahmen dienen. gml mit Astrometrica vermessen zu können. Ein wenig lässt sich auf diese Art die [8] NED: http://nedwww.ipac.caltech.edu/ Ergebnisse im MPEC [3] K08U03 und Entfernungsskala im Weltall nacherleben. [9] Kosmische Begegnungen: auf der NEODys-Seite [4] unter dem http://astrofotografie.hohmann-edv.de/aufnah- Beobachtercode A97 Stammersdorf [5]. men/kosmische.begegnungen.php

VdS-Journal Nr. 29 KLE INP LANETEN 107

Abb. 1: Der Kleinplanet (16960) 1998 QS52 am 17. Oktober 2008 von 18:36-19:09 UT. Beobachtet mit einer SBIG-CCD-Kamera ST237A an einem 130-mm-Refraktor der Brennweite 484 mm. (Aufnahme von Wolfgang Vollmann)

Kennz. Galaxie Name Rektasz. (2000.0) Dekl. (2000.0)

a 2MASX J19185833+5951146 19h 18m 58,33s +59° 51’ 14,6’’ b 2MASX J19190091+5942156 19h 19m 00,90s +59° 42’ 15,9’’ c Anscheinend namenlose Galaxie, denn sie ist auf den POSS-Aufnahmen als Spiralgalaxie in Draufsicht erkennbar.

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VdS-Journal Nr. 29 108 KLE INP LANETEN

2008 TC3: Erd-Impaktor erfolgreich beobachtet von Matthias Busch

bekam damit eine offi- steuerte Astrometrie (Positionsmessungen) zielle Designation: im Minutentakt bei. Das Minor Planet 2008 TC3. Als Zeit für Center machte dabei einen sehr guten Job die Kollision wurde bei der zeitnahen Verteilung - es erschie- 7. Oktober 2008 4:46 nen sage und schreibe 25 MPEC’s. Meine MESZ errechnet, also einzige hart erkämpfte Messposition ist im noch in der gleichen MPEC 2008-T72 [5] enthalten. Nacht! Auch der Ort auf Ich glaube ich habe mich noch über keine der Erde wurde immer Positionsmessung eines Asteroiden so genauer bestimmt: gefreut wie über diese. Bei klarem Wetter im nördlichen Sudan, wäre es ein leichtes gewesen. Ich war einer mitten in der Wüste. von zwei Beobachtern in Deutschland, die Fraglich blieb natür- 2008 TC3 astrometrierten. Rolf Apitzsch lich, ob und wie es von der Sternwarte Wildberg [6] im große Einzelteile letzt- Schwarzwald erwischte ihn auch. lich bis auf den Boden Ich habe inzwischen einmal alle 566 in schaffen würden ohne den MPEC’s veröffentlichten Positions- zu verglühen. messungen von allen Sternwarten zusam- Ein Blick nach draußen mengesammelt und am Himmel dar- verhieß nichts Gutes stellen lassen, um einen Eindruck vom - fast geschlossene Parallaxeneffekt von 2008 TC3 in den Wolkendecke, ledig- letzten Stunden seines Kamikazefluges zu lich am Horizont zwei bekommen. Das Ergebnis ist umwerfend - Sternchen zu sehen. Es man sieht sehr schön, wie die Positionen Abb. 1: half nichts - bei einem sehr schnell auseinanderdriften, während er Der Kleinplanet 2008 TC3 wurde von Matthias Busch solchen Event muss näher kam. Meine einzige kleine Position mit einer Ap-7 CCD-Kamera und dem 45-cm-Newton der man es zumindest ver- ist die südlichste im halblinken Bereich, Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim am 7. Oktober suchen! So fuhr ich da ich einer der nördlichsten Beobachter 2008 um 00:52:18 UT aufgenommen. Die Belichtungszeit noch nach Mitternacht war. Peter Birtwhistle war in England auf betrug 5 Sekunden. auf die Starkenburg- seiner Sternwarte Great Shefford (J95) Sternwarte e.V. zugange - zu ihm gehört die komplette Es war am späten Montagabend, den 6. Heppenheim [4] und machte schnell untere Reihe. Die oberste gehört zum süd- Oktober 2008, als ich nach 23 Uhr noch ein- die Kuppel auf und beobachtungsbereit. lichsten Beobachter - Nazaret (J47)auf den mal meine E-Mails abrief. Ich dachte mir Immer hin war es das erste Mal überhaupt, Kanaren. Inzwischen habe ich die Bilder nichts weiter dabei und wollte anschließend dass ein Asteroidentreffer vorhergesagt nochmals angeschaut und den Asteroiden ins Bett gehen. Daraus wurde aber nichts! wurde und das Objekt vor dem Einschlag auch auf drei weiteren Aufnahmen finden Ich bemerkte, dass auf der Minor Planet entdeckt wurde! und vermessen können. Mailing List (MPML) [1] helle Aufregung Ich habe 2008 TC3 an unseren 45-cm- Gustavo Muler aus Nazaret (J47) hat einen herrschte. Um 15:54 Uhr MESZ hatte Bill Newton mit CCD drei Stunden verfolgt schönen Film [7] von 2008 TC3 auf sei- Gray hier gemeldet, dass ein Objekt, was und ständig Dauerfeuer gegeben. Auf nur ner Seite, auf dem man einen deutlichen unter der Bezeichnung „8TA9D69“ auf 8 Aufnahmen waren Sterne zu sehen - die Lichtwechsel erkennt. Inzwischen weiß der NEO Confirmation Page [2] des Minor wurden natürlich gleich abgespeichert. Auf man wohl, dass 2008 TC3 „taumelte“, also Planet Center (MPC) gelistet war, mit sehr einer einzigen Aufnahme war 2008 TC3 um mindestens zwei Achsen rotierte. großer Wahrscheinlichkeit (ca. 90%) auf mit einer Helligkeit von 15 mag deutlich Reiner Stoss und das Team des erfolg- die Erde treffen würde! Aufgrund seiner abgebildet. Das war um 2:52 MESZ - reichen Amateur-Surveys von La Sagra geringen Größe sollte der Mini-Asteroid weniger als 2 Stunden vor dem Impakt (J75) in Spanien haben den Asteroiden aber nur einen spektakulären Feuerball um 4:46 MESZ! Zu diesem Zeitpunkt aufgenommen, als er eine Stunde vor dem verursachen. hatte er bereits eine Geschwindigkeit von Impakt in den Erdschatten eintauchte [8] Schnell war klar, dass der ca. 2 bis 3 180’’/min, was extrem schnell ist - einen und danach natürlich nicht mehr beobacht- Meter große Brocken auf jeden Fall ein- schnelleren Asteroiden haben wir noch nie bar war. schlagen würde. Nachdem der Asteroid beobachtet. Immerhin von 4:30 bis 7 Uhr Pasquale Tricarico erstellte eine sehens- - während hier Tag war - von Australien habe ich dann noch geschlafen, um 3:30 werte Animation der letzten Stunden [9] aus weiter verfolgt wurde, erschien das die Sternwarte zugeschlossen ... vor dem Einschlag aus Sicht des Asteroiden [3] Entdeckungs-MPEC und der Asteroid Ganz Europa war am Beobachten und und der Wettersatellit Meteosat-9 erwi-

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Artikel-Nr.: 12461

Omegon LE-Okulare – leistungsfähige Die neuen ED-Apochromaten für hohe Ansprüche! Okulare für attraktive Himmelsausfl üge Mit den Omegon 127ED und 102ED Apochromaten wurden zwei Teleskope auf den Markt gebracht, die man bis vor kurzem nur zu einem wesentlich höheren Preis erhalten konnte. In ersten Tests zeigte sich schnell, wie Diese Okulare bieten eine außerordentliche Vereini- überlegen das dreilinsige System gegenüber den zweilinsigen ED-Teleskopen ist. gung von Eleganz und hoher optischer Leistung, die Fotografisch bestechen der Omegon 127ED und 102ED durch ihre kurzen Brennweiten und das - für Refraktoren - Ihre Beobachtungen künftig bereichern wird. schnelle Öffnungsverhälltnis von f/7,5 (127ED) bzw. f/7 (102ED), wobei die Schärfe und der Kontrast den Die LE-Okulare von Omegon wurden auf extrem meisten Spiegelsystemen weit überlegen ist. So wurden u.a. mit einer Canon EOS 400D Aufnahmen gewonnen, die hohe Schärfe- und Kontrastleistung abge- anschaulich zeigen, wie gut die Optik ist. stimmt, die man in dieser Okularklasse sonst vergeb- Auch visuell konnten beide Omegon ED’s überzeugen, so wurden z.B. Saturn und der Mond bei maximalen lich sucht. Damit bieten die Omegon LE-Okulare Vergrößerungen beobachtet. Es wurde dabei auf die Abbildung, Kontrast und evtl. Farbsäume geachtet. Die Optiken ein hervorragendes optisches Design, denn zeigten eine hervorragende Schärfe und einen Kontrast, wie es nur ein Refraktor bieten kann. Auch die Okulare gehen genau auf die Bedingungen ein, bei den relativ hohen Vergrößerungen konnten noch keine Farbsäume am Planetenrand sowie an den Planetenringen die von Beobachtern gefordert werden. oder an einem Mondkrater wahrgenommen werden. Selbst bei sehr lichtstarken Newton-Teleskopen bie- Mit dem Omegon 127ED und dem Omegon 102ED stehen nun Geräte zur Verfügung, die vielen Einsteigern als ten die LE-Okulare ein absolut verzeichnungs- auch bereits ambitionierten Hobby-Astronomen viel Freude bereiten werden. freies Bild bis zum äußeren Gesichtsfeld- rand. Lieferumfang: Diese 1,25“ Okulare sind in den Brennweiten 127mm 3-linsiger ED Tubus mit Optik oder 102mm 3mm, 5mm, 6mm, 9mm, 12.5mm, 14.5mm 3-linsiger ED Tubus mit Optik, 2‘‘ Crayfordauszug mit 1:10 Feingetriebe, und 18mm erhältlich. beleuchteter 8x50 Sucher, 2“ Zenitspiegel, Rohrschelle mit Handgriff, Montageschiene für die meisten gängigen Montierungen wie EQ, Das innere Design setzt sich aus sieben Linsenele- GP etc., voll einziehbare Taukappe und Alu-Transportkoffer! menten in vier Gruppen (bei 18mm fünf Elemente zu drei Gruppen) zusammen. Die Glas-/Luft-Flächen Aufnahmen: sind mit einer hochwirksamen Antirefl exwirkung aus M42 – Orion Nebel (18 Aufnahmen zwischen 15sec und 5min, mehreren Schichten bedampft. Gesamtbelichtungszeit ca. 70min) Ein großer Unterschied zu herkömmlichen Okula- Aufgenommen mit Omegon 127ED & Canon EOS 400D. ren ist der lange Augenabstand von 20mm, welcher ein sehr angenehmes Einblicksver- Omegon 127ED halten bietet. Sogar Brillenträger können bei vollem Gesichtsfeld beobachten. Das Eigenge- Artikel-Nr.: 12799 sichtsfeld beträgt 55°. Omegon 102ED In Tests zeigten sich im Vergleich zu ähnlichen Artikel-Nr.: 14652 Okularen auch eine höhere Tranparenz sowie brillante Bilder mit dunklem Himmelshintergrund ohne lästiges Streulicht. Das innere Blendensystem trägt entschieden zur Streulichtreduzierung bei. *Diese Bilder können Sie detailierter auf unserer Webseite unter http://www.astroshop.de/?p_id=12799 betrachten. Alle Brennweiten verfügen über Augenlinsen mit 21mm Durchmesser. Omegon LE-Okulare vergrö- ßern nicht künstlich das Gesichtsfeld am Rand, son- dern zeigen ein reelles Feld ohne eine große Ver- zeichnung des Randbereiches auszuführen.

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schte den Eintritt des Asteroiden 2008 TC3 in der Atmosphäre. Das Bild einer ägyptischen Webcam [10] am Roten Meer wurde durch den verglühenden Asteroiden hell erleuchtet.

Informationshinweise: [1] Minor Planet Mailing List: http:// de.groups.yahoo.com/group/mpml [2] NEO Confirmation Page: http://cfa-www. harvard.edu/iau/NEO/ToConfirm.html [3] Entdeckungs - MPEC: http://cfa-www. harvard.edu/mpec/K08/K08T50.html [4] Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim: http://www.starkenburg-sternwarte.de/ [5] MPEC 2008-T72: http://cfa-www.harvard. edu/mpec/K08/K08T72.html [6] Homepage der Sternwarte Wildberg: http://www.astro-wildberg.de/ [7] Film von 2008 TC3: http://www.astrosurf. Abb. 2: com/nazaret/asteroides.htm Der Kleinplanet 2008 TC3 wurde von Rolf Apitzsch mit einer StarlightXpress [8] Strichspur von 2008 TC3: http://www. SXVF-H16 CCD-Kamera und dem 35-cm-Newton seines Observatoriums Wildberg minorplanets.org/OLS/2008_TC3/ am 7. Oktober 2008 in seinen letzten Stunden während des Durchzugs dichter [9] Animation von 2008 TC3: http://orbit.psi. Wolken vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre aufgenommen. Es wurden 80 edu/?q=node/22 Einzelaufnahmen zu je 5 Sekunden zwischen 20:45:45 UT und 20:54:42 UT ange- [10] Webcam: http://home.pages.at/thie/ fertigt und anschließend aufsummiert. asteroid_2008_tc3/

Abb. 2: Parallaxeneffekt von 2008 TC3. Erstellt von Matthias Busch mit seinem Programm EasySky.

VdS-Journal Nr. 29 1_1_SW_Image_RD_02_09.indd 1 23.02.2009 15:55: Uhr 112 METEORE

Erdimpaktor 2008 TC3 – Feuerkugel mit Ansage über dem Nord-Sudan von André Knöfel

Abb. 1: Erdatmosphäre wurde der Mini-Asteroid Entdeckungsaufnahme des 2008 TC3 am Mt. Lemmon Observatory Asteroiden 2008 TC3 am 6. in Arizona bei Routinebeobachtungen zur Oktober 2008 um 06:40 UTC, Entdeckung von Erdnahen Asteroiden als © Mt. Lemmon Observatory 19 mag helles Pünktchen aufgefunden. Zu (Arizona/USA) diesem Zeitpunkt befand sich 2008 TC3 in ca. 1,3-facher Mondentfernung. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt noch nicht Jede Nacht versuchen verschie- klar, ob dieses mit zwei bis fünf Meter dene Observatorien weltweit doch recht kleine Objekt mit der inter- Asteroiden zu entdecken, die der nen kryptischen Bezeichnung „8TA9D69“ Erde sehr nahe kommen können die Erde treffen würde. Erst als weitere (NEO’s – near earth objects). Beobachtungen von amerikanischen und Schon einige ‚Mini’-Asteroiden australischen Observatorien dazukamen, wurden entdeckt, die bei ihrem war es sicher, dass dieses Objekt die Vorbeiflug ihre Bahn zwischen Erde treffen würde. Damit war dies das Erde und Mond zogen. Jetzt erste Objekt, das vor dem Eintritt in die wurde erstmalig ein kleiner Erdatmosphäre von Teleskopen beobachtet Brocken entdeckt, der direkt auf werden konnte. die Erde stürzen sollte. Rund 20 Hier schlug nun die Stunde der euro- Stunden vor dem Eintritt in die päischen Beobachter, die den Staffelstab

Abb. 2: Berechneter Ort des Aufschlages eventueller Überreste von 2008 TC3 im nördlichen Sudan, © GoogleMaps

VdS-Journal Nr. 29 METEORE + SONNE 113

übernommen hatten. Durch ihre Beob- achtungsergebnisse konnte sowohl der Zeitpunkt als auch der Ort des Eintritts von 2008 TC3 in die Erdatmosphäre konkretisiert werden. Dies sollte am 7. Oktober gegen 4:46 MESZ (02:46 UTC) über dem nördlichen Teil des Sudan bei 33,3° Ost und 20,3° Nord geschehen. Verständlich deshalb die Aufregung bei den Kleinplanetenbeobachtern weltweit. Es wurde versucht, möglichst Beobachter in der Absturzregion zu finden, die den Eintritt aufzeichnen würden. Es gibt aller- dings nur Berichte von sehr weit entfernten Beobachtern in einem Hotel in Ägypten, von einer KLM-Flugzeugbesatzung über dem Tschad und einer indirekten Beob- achtung am Roten Meer (Aufhellung eines Strandhauses einer Hotelanlage in El Gouna auf Webcam-Bildern). Ein Infrasound-Array in Kenia konn- te die Druckwelle der Explosion in der Atmosphäre aufzeichnen. Auch Satelliten beobachteten die Explosion des kos- mischen Geschosses in der Atmosphäre. Abb. 3: So konnte der europäische meteorolo- Aufnahme von Meteosat-8 im IR3.9-Kanal (Rapid-Scan-Service ) vom 7. Oktober gische Satellit METEOSAT 8 im rapid 2008 um 02:45:47 UTC über dem Nord-Sudan. Sie zeigt das Infrarot-Signal der scan modus (alle 5 min wird die Erde abge- Explosion des Mini-Asteroiden 2008 TC3, © 2008 EUMETSAT tastet) das Infrarot-Signal des Impaktors registrieren. Ein Überwachungssatellit des US-Verteidigungsministeriums beobachte- ob Material bis auf die Erdoberfläche nördlichen Sudan eine Suche von auslän- te diesen Boliden in einem Höhenbereich gelangt ist, wobei die Fachleute durchaus dischen Expeditionen nach den eventuell von 65 bis 37 km, bevor er dann um mit einigen Meteoriten rechnen. Allerdings gefallenen Meteoriten nahezu aussichts- 02:45:40 UTC detonierte. Noch ist unklar machen die politischen Verhältnisse im los. Sonnenfleckengruppen zeichnen und Entwicklungen verfolgen von Dietmar Bannuscher

Unsere Sonne ist der einzige Stern, des- sen Oberfläche auch in kleinen Tele- skopen Einzelheiten zeigt. Die wich- tigste Bedingung ist ein geeigneter Filter (Objektivfilter aus Glas oder Spezialfolie benutzen, Okularfilter sind zu gefährlich) und schon kann die Betrachtung der Sonne vorgenommen werden. Früh schon begann ich als „Visueller“ die beobachteten Gesamt-Sonnenbilder zu zeichnen. Mit der Zeit kamen so schon etliche Bilder zusammen, unwiederholbare

Abb. 1: Sonne am 20.8.2002 um 7:10 UT, Übersichtszeichnung mit der in den fol- genden Zeichnungen näher betrachteten Sonnenfleckengruppe Nr. AR 10069.

VdS-Journal Nr. 29 114 SONNE

Abb. 3: Die außergewöhnliche Wagenrad-Struktur der Sonnenfleckengruppe AR 10087 am 31.8.2002 um 11:50 UT.

Ansichten, da sich die Sonne täglich (stündlich) verändert (Abb. 1). Nach einer Zeit des reinen Zählens und Registrierens (Sonnenflecken, Fackelgebiete und Lichtbrücken) ging ich dazu über, einzel- ne Sonnenfleckengruppen zu verfolgen, deren Entwicklung möglichst täglich in Zeichnungen festzuhalten und deren Formenveränderungen zu bestaunen. Selbst kleine Fleckengruppen (oder Einzelflecken) sehen jeden Tag anders aus. Lichtbrücken kommen und gehen, Vorhöfe bilden sich, teilen sich und sind manchmal auch „ohne“ Sonnenfleck sichtbar. Die Zeichnungen haben sich mit der Zeit verändert (verbessert), sie sind trotz der Detailfülle schnell angefertigt (siehe Abb. 8). Wie zuvor auch, zeichne ich zuerst die Gesamt- Sonne, danach eine oder mehrere Gruppen mit Einzelheiten. Das am Teleskop erstellte Roh- Bild wird meist zügig in eine etwas schönere Rein-Zeichnung verwandelt. Dies dauert dann schon etwas länger, aber man kann die Roh- Bilder auch liegen lassen und sich irgendwann später wieder vornehmen, an Regentagen oder zu anderen Gelegenheiten. Die Abbildung 9 zeigt eine Besonderheit (eine von vielen), die ich im Laufe der Jahre zu sehen bekommen habe. Am Schreibtisch kann auch die Sonnen flecken- Abb. 2: gruppennummer über das Internet herausge- Strukturelle funden, die Klassifikation der Lichtbrücken Entwicklung der eingefügt und die Zeichnungen mit Bildern Sonnenfleckengruppe anderer Sternfreunde verglichen werden Nr. AR 10069 vom 12. oder man bestaunt einfach nur jeden Tag die bis 20. 8.2002. Veränderungen in den Sonnen fleckengruppen (siehe Abb. 2 bis 8). Mit kleinem Aufwand kann man eines der Wunder des Himmels erleben, festhalten und immer wieder anschauen. … Die Sonne beginnt sich nun wieder zu regen, ich spitze schon mal die Bleistifte!

VdS-Journal Nr. 29 VERÄNDE RLICHE/VdS-NACHRIC HTEN 115

Neues aus der Fachgruppe Veränderliche von Dietmar Bannuscher

Veranstaltungen ellen Mitteilungen der Profi-Veränder- Beobachter Im Jahr 2008 konnte die BAV mit drei grö- lichenbeobachter, veröffentlicht. Was ein wenig nachgelassen hat sind die ßeren Veranstaltungen aufwarten. Das jähr- Die „BAV-Einführung in die Beobachtung Beobachtungen von visuell arbeitenden lich stattfindende Hartha-Treffen im Mai, Veränderlicher Sterne“ konnte, wie bereits Beobachtern. Sie leisten bei den langperio- die schon seit Jahren bestehende Urlaubs- im VdS-Journal berichtet, 2008 neu heraus- disch veränderlichen Sternen eine nicht zu und Veränderlichenbeobachtungswoche gegeben werden und wird bald eine noch ersetzende Arbeit und sind auch gerne gese- August/September in Kirchheim und die verbesserte Neuauflage erfahren. hen bei den sogenannten Kurzperiodischen zweijährlich ausgerichtete BAV-Tagung (Bedeckungssterne und RR-Lyrae-Sterne). waren die Höhepunkte in der Verän der- Für die Wissenschaft Die Beobachtung visuell ist einfach und je lichenarbeit 2008. Für die Fachastronomen wurde der Zugriff nach Sternenart ohne Zeitaufwand durch- Ein ganz besonderes Ereignis war der auf die Daten und Veröffentlichungen der zuführen. Besuch von Arne Henden, Direktor der BAV wesentlich vereinfacht: AAVSO (America Association of Variable Die Onlineversion der „Lichtenknecker- IYA 2009 Observers), auf der BAV-Tagung. Database of the BAV“ wurde erweitert Für das Internationale Astronomische Dort wurde die gute Zusammenarbeit noch und die Datenausgabe verbessert. Diese Jahr 2009 wurde das Projekt „Epsilon einmal verbessert. ursprünglich nur in Papierversion vorhan- Aurigae“ ins Leben gerufen. Dieser Stern dene Datenbank zu Bedeckungssternen wird nur alle 27 Jahre bedeckt, und dabei Publikationen wurde seinerzeit von Dieter Lichtenknecker für längere Zeit. Ab Sommer 2009 sollte Der BAV Rundbrief, das Mitgliederorgan begründet und von der BAV in veränderter Epsilon Aur langsam schwächer werden, der BAV, umfasst 2008 mehr als 300 Form immer weitergeführt. durch seine Helligkeitsschwankungen von Seiten, der bisher höchste Stand in unserer Als „Sercives for Scientists“ wurde eine 3 auf 4.7 mag ist er für Amateure selbst Geschichte. englischsprachige Rubrik auf der BAV ohne Fernglas gut verfolgbar. Nähere Auch die Zahl der BAV Mitteilungen, Homepage bereitgestellt. Sie enthält neben Informationen stehen im Beitrag von dies sind wissenschaftlich verwertete der „Lichtenknecker-Database of the BAV“ Wolfgang Quester im VdS-Journal 28. Amateurergebnisse, erhöhte sich dank sämtliche BAV-Mitteilungen und auch die der engagierten Arbeit unserer Beobachter Rundbriefe ab 2006 als PDF-Versionen. So gibt es also auch besonders in 2009 in den Jahren 2006 – 2008. Die meisten schöne Dinge in der Veränderlichen-Welt davon wurden in den IBVS, den offizi- zu erleben, mitmachen und teilhaben! Spenden an die Vereinigung der Sternfreunde e.V. von Thomas Kessler Im Jahr 2008 erhielt unsere Vereinigung wieder zahlreiche Spenden von Mitgliedern. Der Vorstand bedankt sich bei allen Spendern ganz herzlich, auch bei den vielen ungenannten Mitgliedern, die bei der Überweisung der Jahresrechnung den Beitrag aufrundeten.

Mitglied-Nr. Name Nachname Mitglied-Nr. Name Nachname 759 Dr. Lohsen Eckmar 5254 Dr. Zilessen Volker 1459 Dorst Friedhelm 6146 Przewozny David 1480 Wiese Willi 6505 Dipl.-Ing. Schick Horst 1998 Glitscher Gunnar 6790 Walter Alexander 2335 Bürger Eric 6914 Banik Grundbert 2451 Dipl.-Phys. Quester Wolfgang 7028 Uhlig Joachim 2980 Dr. Hambsch Franz-Josef 7193 Zellhuber Herbert 3046 Kuhlmann Werner 7271 Siebensohn Monika 3211 Hosters Peter 7898 Dipl. W. Spindler Rolf 3419 Fritz Hans Michael 7994 Henze Werner 3448 Stück Günter 7998 Dipl.-Soz.Päd. Böttcher Peter 3546 Dipl.-Ing. Wildinann Wolfgang 8057 Seeger Gordon 3631 Renner Adam 8175 Reim Thomas 3921 Küppers Stephan 8465 Meyer Klaus 4253 Piepkors Horst 8638 Petkow Evelyn 4279 Wirz Jörg 8904 Van der Lip Jan 4829 Eppler Hans-Peter 9259 Seybold Eckart 5127 Quaas Eberhard 9545 Rubi Claus

VdS-Journal Nr. 29 116 VdS-NACHRIC HTEN

Jubiläen Der Vorstand der Vereinigung der Sternfreunde e. V. gratuliert folgenden Mitgliedern zu der jetzt 20jährigen, 30jährigen, 40jährigen und 50jährigen Mitgliedschaft in der VdS sehr herzlich und bedankt sich für Ihre Treue!

20jährige Mitgliedschaft

(4233) Wolfgang Greulich 97225 Zellingen (4350) Winfried Helsper 55127 Mainz-Marienborn (4236) Jürgen Liggesmeier 32676 Lügde Hummersen (4351) Peter Haverkamp 38704 Liebenburg (4239) Bernd Betzler 73447 Oberkochen (4353) Feroly Desenfants 4750 Elsenborn (4240) Jens Haun 44801 Bochum (4354) Giuseppe Canonaco 3600 Genk (4249) Jörg Niebel 71384 Weinstadt-Beutelsbach (4356) Rainer Baule 37077 Göttingen (4250) Dipl.-Ing. Gerd Gothan 85107 Baar-Ebenhausen (4360) Dr. Andreas Alzner 91334 Hemhofen (4252) Peter Opitz 84347 Pfarrkirchen (4363) Dorothee Mester 50859 Köln (4253) Horst Piekors 74821 Mosbach/Baden (4365) Wilfried Tost 13589 Berlin (4254) Karl Kohlert 86926 Greifenberg (4369) Josef Schrödl 93354 Siegenbur (4255) Manfred Mendl 85567 Grafing (4370) Dieter Appel 71540 Murrhardt (4256) Dr. Heinz Hilbrecht 79725 Laufenburg-Binzgen (4375) Dr. Hans-Hellmuth Cuno 93164 Laaber (4257) Heinrich Esser 50169 Kerpen-Brüggen (4378) Peter Richter 91083 Baiersdorf-Igelsdorf (4259) Nikita Edenhofer 52080 Aachen (4379) Helmut Starzynski 12167 Berlin (4266) Johann Hayen 26532 Großheide (4383) Christian Schuchter 78462 Konstanz (4270) Manfred Köppl 40699 Erkrath-Hochdahl (4386) Dipl.-Ing. Rolf Volz 76297 Stutensee (4273) Franz Steiger 54439 Saarburg (4390) Gunnar von Garssen 25421 Pinneberg (4274) Stephan Maxeiner 55546 Hackenheim (4392) Siegfried Neubert 83416 Saaldorf-Surheim (4275) Niels Jan Nelson 5241 XH Rosmalen (4395) Reinhard Ziese 28203 Bremen (4277) Johann Kohler 89561 Demmingen (4411) Dipl.-Ing. Manfred Wichmann 99086 Erfurt (4278) Ralph Staiger 52152 Simmerath (4413) Jörg R. Jannek 46236 Bottrop (4279) Jörg Wirz 58135 Hagen (4418) Christian Schillinger 73430 Aalen (4280) Volker Gerhardt 83714 Miesbach (4420) Otto Klein 95659 Arzberg (4281) Michael Gürtler 2203 Berlin (4433) Gernot Peppler Dr. 34131 Kassel (4282) Richard Schloderer 80687 München (4434) Dr. Hans-Werner Böttcher 66424 Homburg (4286) Karl-Heinz Stukemeier 33334 Gütersloh (4450) Knud Strandbaek 6091 Bjert (4287) Dipl.-Phys. Bernhard Hager 80807 München c/o Stella Nova Observatory (4289) Dipl.-Chem. Peter Finke 30559 Hannover (4451) Helmut Michels 71083 Herrenberg (4290) Benedikt Franze 24616 Brokstedt (4477) Josef Kotalla 50968 Köln (4294) Dipl.-Ing. Günter Hippler 92275 Hirschbach (4479) Benjamin Kraft 30179 Hannover (4295) Dr. med. Bernhard Schröck 65239 Hochheim (4487) Roland Kabuß 30161 Hannover (4298) Michael Schürle 73430 Aalen (4521) Karl-Friedrich Lendermann 57537 Selbach (4299) Bernhard Deufel 93326 Abensberg (4532) Claude Fink 7661 Medernach (4301) Dipl.-Ing. Günter Miller 82234 Wessling (4398) Rainer Metternich 53894 Mechernich-Harzheim (4302) Hubert Link (jun.) 89407 Dillingen/Donau (4399) Manfred Renner 90408 Nürnberg (4304) Dr. Dirk Haesloop 37075 Göttingen (4401) Thomas Roedern 80686 München (4306) Dietbert Sens 12277 Berlin (4402) Rudolf Stolte 86199 Augsburg (4307) Horst Schmitt 67259 Kleinniedesheim (4405) Helmut Schwab 82234 Weßling (4312) Dipl.-Ing. Heinz Gerd Determann 53332 Bornheim (4407) Klaus Kosbi 72827 Wannweil (4314) Michael Schäfer, 12103 Berlin (4408) Harald Vielhaber 41460 Neuss (4317) Paul Roggemans 800 Mechelen (4425) Lothar Körner 44801 Bochum (4322) Kai Neuhaus 52066 Aachen (4429) Dieter Vornholz 28203 Bremen (4324) Jochen Wagner 87757 Kirchheim (4431) Roland Rode 45772 Marl (4325) Otto Bonhage 20099 Hamburg (4437) Hans Kirch 52156 Monschau (4330) Horst Frömel 73061 Ebersbach (4440) Dr. Dr. R.E. Schönhardt 54568 Gerolstein (4332) Dr. Peter Sütterlin 38712 Brena Baja/La Palma (4441) Dr.Roger von Hentig 83646 Bad Tölz (4333) Enno Cornelßen 28219 Bremen (4442) Alfred Förner 96215 Lichtenfels (4337) Harald Reichl 97215 Uffenheim (4443) Dr. Rainer Klein 65817 Eppstein (4338) Werner Keerl 96271 Grub am Forst (4444) Heinrich Spahr 72336 Balingen (4339) Dr. Karl-Heinz Kilian 56626 Andernach (4452) Johannes Martens 31675 Bückeburg (4340) Hans-Dieter Bätzel 57258 Freudenberg (4454) Norbert Mrozek 58135 Hagen (4345) Martin Bauer 97464 Niederwerrn (4458) Jens Moser 0789 Monheim am Rhein (4347) Udo Buchner-Eysell 86833 Ettringen (4459) Thomas Stingl 76185 Karlsruhe

VdS-Journal Nr. 29 VdS-NACHRIC HTEN 117

(4463) Dipl.-Ing. Wolfgang Kretz 76337 Waldbronn (4586) Prof. Hermann Zeuner 73430 Aalen (4464) Siegfried Hägerich 34560 Fritzlar-Ungedanken (4628) Ilse-Dore Brodmann-Schmidt 45527 Hattingen (4465) Dr. Volker Witt 82178 Puchheim (4496) Ralph Bergmann 76275 Ettlingen (4466) AV Volkssternw. Papenburg eV 26871 Papenburg (4503) Karen Schulze-Koops 21521 Wohltorf (4467) Helmut Hüsam 77716 Haslach (4504) Michael Hoppe 42859 Remscheid (4468) Andreas Engelhardt 91541 Rothenburg/T. (4520) Uwe Eikmeier 32052 Herford (4469) Dipl.-Ing. Hans Jürgen Stein 87656 Ketterschwang/ (4526) Hans-Joachim Solmecke 59872 Meschede GM Germaringen (4507) Manfred Braun 38350 Helmstedt (4470) Rainer Bruckhoff 79110 Freiburg/Br. (4515) Michael Schneider 68542 Heddesheim (4481) Gerhard Schulz 21629 Neu-Wulmstorf (4516) Bernd Bleiziffer 42657 Solingen (4486) Rolf Preuschmann 12349 Berlin (4527) Ulrich Förste 38124 Braunschweig (4489) Dr. Herbert Haupt 78056 VS-Schwenningen (4528) Marina Nobiling 2103 Berlin (4500) Dr. Alexander Krimmel 86438 Kissing (4529) Ralf Pacholke 12351 Berlin (4523) Dr.Jasmin Mende-Schiffer 67483 Großfischlingen (4530) Jürgen Herm Stapelberg 59348 Lüdinghause (4534) Frank Schiewack 34225 Baunatal (4544) Dipl.-Ing. Peter Strzelczyk 65606 Villmar (4536) Georg Ulrich 44867 Bochum (4546) Andreas Hörstemeier 58675 Hemer (4538) Alexander Zeitz 47229 Duisburg (4599) Peter Diettrich 24955 Harrislee (4542) Volkssternwarte Paderborn e.V. 33041 Paderborn (4531) Anton Malina 50169 Kerpen (4543) Dr.Wolfgang Arns 40764 Langenfeld-Wiescheid (4644) Robert Handschuh 93049 Regensburg

30jährige Mitgliedschaft

(2906) Emil Pallos 55291 Saulheim (2942) Stefan Schwarzer 37083 Göttingen (2908) c/o Fachhochschule Kiel 24149 Kiel c/o Verein. Gandersheimer Sternfreunde Kieler Planetarium e.V., (2944) Hans-Dieter Gera 44894 Bochum (2910) Dr. Ernst-Dieter Schmitter 32139 Spenge (2948) Wolfgang Klaue 40589 Düsseldorf (2912) Dr. Rolf Weidelt 97877 Wertheim (2949) Klaus Esser 53783 Eitorf c/o Johann-Kern-Sternwarte e.V. (2962) Bibliothek HS Mannheim 68163 Mannheim (2913) Elmar Junker 83026 Rosenheim (2965) Andreas Philipp 78595 Hausen ob Verena (2914) Bernd Kappes 67316 Carlsberg/Pfalz (2966) Dr. Matthias Broschag 12305 Berlin (2919) Karl Genz 41836 Hückelhoven-Baal (2968) Dipl.-Ing. Rainer Steines 54317 Osburg (2920) Matthias Spies 63607 Wächtersbach (2983) Dr. Wolfgang Strickling 45721 Haltern (2924) Volkssternwarte Coburg (VHS) 96450 Coburg (2993) Volkssternwarte Hof 95032 Hof (2929) Margit Jakob 73230 Kirchheim (3000) Hans Ophey 47623 Kevelaer (2931) Walter Conrad 83395 Freilassing (3001) OStR. Francesco Presenti 79111 Freiburg im Brsg. (2933) Peter Matzik 51399 Burscheid (2980) Dr. Franz-Josef Hambsch 2400 Mol (2934) Dr. Axel Thomas 55268 Nieder-Olm (2981) Dr. Klaus Sokolowski-Tinten 46147 Oberhausen (2941) Heinz Fuhr 66119 Saarbrücken (2986) Peter Stättmayer 82211 Herrsching

40jährige Mitgliedschaft

(1590) Gerhard Eller 61130 Nidderau (1638) Dipl.-Chem. Erich Schmidt 84489 Burghausen (1608) Gunter Otto 48165 Münster (1664) StR. Benno Schlereth 97437 Haßfurt (1623) Max Strauß 13467 Berlin (1667) Reinhard Sitter 94013 Passau (1633) Peter Markworth 65529 Waldems (1669) Lothar Klaffke 74074 Heilbronn (1636) Bernfried Hanke 73230 Kirchheim/Teck (1673) Wolfgang Moschner 57368 Lennestadt Ludwig-Uhland-Gymnasium Kirchheim (1680) Meinulf Göckeler 93049 Regensburg

50jährige Mitgliedschaft

(577) Dr. med. Franz Kimberger 90768 Fürth (624) Peter Frank 84149 Velden/Vils (578) Dr. Otto Zimmermann 73230 Kirchheim/Teck (642) Heinrich Treutner 96472 Rödental (605) Fried.-Wilhelm Neuhaus 59494 Soest (664) Dietrich Zucht 14059 Berlin (610) Dr. Marlene Mädlow 13595 Berlin

Ehrenmitglieder

(14) Dipl.-Kfm. Günter Dietmar Roth Icking/Isartal (994) Dr. Karl Schaifers Heidelberg (16) Edgar Mädlow Berlin (8535) Hildegard Plötz Haar

VdS-Journal Nr. 29 118 VdS-NACHRIC HTEN

Wir begrüßen neue Mitglieder

(9278) Tobias Reutter 35039 Marburg/Lahn (9497) Matthew Heitkamp 51399 Burscheid (9426) Mario Trettin 15566 Schöneiche (9498) Armin Hubertus 55126 Mainz (9433) Wolfgang Fleischer 09619 Mulda (9499) Michael Kniepkamp 44319 Dortmund (9434) Michael Gritz 35282 Rauschemberg (9500) Detlef Koschny NL-2211 XH (9435) Joachim Kirschsieper 58135 Hagen Noordwijkerhout (9443) Hans Bredel (AVO) 77654 Offenburg (9501) Thomas Koschny 99310 Wachsenburg- Astronomischer Verein Ortenau gemeinde Holzhausen (9444) Dr. Uwe-Michael Gerlinger 75365 Calw-Heumaden (9502) Dr. Winfrid Meusel 33335 Gütersloh (9445) Gisela Selig 04207 Leipzig (9503) Matthias Prall 48161 Münster (9449) Peter Salomon 63607 Wächtersbach (9504) Stefan Wegling 42549 Velbert (9450) Tobias Jahn 01454 Wachau (9505) Dr. Wolfgang Wuthe 45772 Marl (9451) Roland Leser 98553 St. Kilian (9506) Sabine Zarske 47447 Moers (9452) Markus Liebl 92655 Grafenwöhr (9507) Roland Zintel 48488 Emsbüren (9453) Michael Rippstein CH-3063 Ittigen (9508) Norbert Hauck 58093 Hagen (9454) Franz Dengler 85084 Reichertshofen (9509) Heinz Schiffer 41462 Neuss (9455) Andreas Gruttmann 44369, Dortmund (9510) Carsten Strübig 97218 Gerbrunn (9456) Robin Hagenbarth 63543 Neuberg (9511) Berthold Bickel 36179 Bebra (9457) Dipl.-Ing .Franz Hoja A-9500 Villach (9512) Markus Kempf 71120 Grafenau (9458) Torsten Kramer 40237 Düsseldorf (9513) Hermann Pieper 61462 Königstein (9459) Stephen Langefeld 30982 Pattensen (9514) Marta Wozniak 53804 Much (9460) Werner Müller 59302 Oelde-Stromberg (9515) Ranga Yogeshwar 53773 Hennef (9461) Andreas Priebe 32312 Lübecke (9516) Werner Schlack 45661 Recklinghausen (9462) Ing. Peter Pichler A-6284 Ramsau/Zillertal (9517) Georg Stürzer 82234 Hochstadt-Wessling (9463) Dr. Rainer Anton 24161 Altenholz (9518) Tobias Müller 30974 Wennigsen (9464) Lars Klaus Aßhauer 81371 München (9519) Michael Geffert 54550 Daun (9465) Uwe Reichert 68723 Schwetzingen (9520) Philipp Lüning 33378 Rheda-Wiedenbrück (9466) Thomas Rockenschuh 51377 Leverkusen (9521) Dr. Georg Mittermeier 76131 Karlsruhe (9467) Michael-Josef Sommer 81737 München (9522) Hans-Hermann Müller 35683 Dillenburg (9468) Johann Thellmann 85221 Dachau (9523) Markus Schulz 65479 Raunheim (9469) Helmut Treuz 69509 Mörlenbach/ (9524) Dr. med. Federico Cardona 88697 Bermatingen Ober-Mumbach (9526) Stefan Kolb 91126 Schwabach (9470) Klaus von Salzen 28215 Bremen (9527) Helmut Koranda 68775 Ketsch (9471) Johannes Merz 75397 Simmozheim (9528) Frank Möller 22767 Hamburg (9472) Sternwarte Riesa e.V. 01619 Zeithain OT Röderau (9529) Siegfried Herleb 91154 Roth c/o Stefan Schwager Bobersen (9530) Gerhard Aigner 84378 Dietersburg (9473) Dr. Armin Götte 49124 Georgsmarienhütte (9531) Jürgen Groß 10965 Berlin (9474) Max Hubmann CH-3072 Ostermundigen (9532) Doris Klann 52223 Stolberg (9476) Olaf Jakubzik Reinartz 41066 Mönchengladbach (9533) Dr. Hans-Rudolf Baier 76359 Marxzel (9477) Dr. Jochem Berlemann 32657 Lemgo (9534) Dr. Eva-Katharina Förster 79117 Freiburg (9478) Reinhard Kindermann 32479 Hille (9535) Günter Glaubitt 22113 Oststeinbek (9479) Rolf Külzer 25355 Barmstedt (9536) Matthias Graner 39291 Möser (9480) Fernando Mujica 42103 Wuppertal (9537) Jürgen Gunter 71277 Rutesheim (9481) Thomas Nitsche 45711 Datteln (9538) Mark Hellweg 52159 Roetgen (9482) Thomas Hebbeker B-4721 Neu-Moresnet (9539) Stefan Kächele 79725 Laufenburg (9483) Manfred Huppertz 51709 Marienheide (9540) Helmut Kleiner 65936 Frankfurt (9484) Andreas Seitz 50354 Hürth (9541) Jürgen Linder 76448 Durmersheim (9486) Ute Gerhardt 44287 Dortmund (9542) Daniel Meier CH-5330 Bad Zurzac (9487) Gerrit Hammersen 49078 Osnabrück (9543) Ralf Mittelstaedt 78628 Rottweil (9488) Ulf Oeser 30989 Gehrden (9544) Reinhard Perle CH-9215 Buhwil (9489) Thorsten Böckel 82216 Germerswang (9545) Claus Rubi 77652 Offenburg (9490) Reinhold Hiller 82024 Taufkirchen (9546) Hans Schmid CH-5330 Bad Zurzach (9491) Günter Kerschhuber A-4632 Pichl/Wels (9547) Roland Scherbaum 86504 Merching (9492) Nadine Schäfer 37120 Bovenden (9548) Roland Schneider CH 3920 Zermatt (9493) AVL Astronom. 28832 Achim (9550) Horst-Günther Anders 75045 Walzbachtal Vereinigung Lilienthal e.V. (9551) Volker Wickert 45131 Essen (9494) Friedrich Düsberg 51643 Gummersbach (9552) Matthias Appel 29614 Soltau (9495) Thomas Eggenstein 89275 Elchingen (9553) Georg Brandes 81375 München (9496) Stefan Graichen 93466 Chamerau (9554) Jan Kruse 48268 Greven

VdS-Journal Nr. 29 VdS-NACHRIC HTEN 119

(9555) Michael Scheßl 87600 Kaufbeuren (9570) Steffen Thunert 37308 Heilbad Heiligenstadt (9556) Dr. Kresimir Delinic 91058 Erlangen (9571) Urs Flükiger CH 5330 Ersigen (9557) Christian Erlebach 99894 Leinatal (9572) Heiko Hillenbrand 97702 Münnerstadt (9558) Joachim Hochheim 06295 Lutherstadt/Eisleben (9573) Herbert Himmen 58256 Ennepetal (9559) Philip Jürgensen 29456 Hitzacker (9574) Dr. Walter Huchtmeier 53919 Weilerswist (9560) Dr. Christian Kramer 97222 Rimpar (9575) Jürgen Kuhn 67166 Otterstadt (9561) Volker Kuhlmann 41542 Dormagen (9576) Oliver Lindner 32584 Löhne (9562) Michael Rastetter 76137 Karlsruhe (9577) Udo Tschimmel 82157 Gräfelfing (9563) Robert Wagner 90530 Wendelstein (9578) Wolfhard Merten 41844 Wegberg (9564) Dieter Wolf 76337 Waldbronn (9580) Richard Parniewicz 40882 Ratingen (9565) Jens Sander 25436 Tornesch (9581) Tobias Schöller 72393 Burladingen-Killer (9566) Walter Karsten 83536 Gars (9582) Ralf Kreuels 47906 Kempen (9567) Stefan Krause 53111 Bonn (9584) Ulrich Borchert 12161 Berlin (9568) Dr. Oliver Marquardt 33106 Paderborn (9585) Herbert Dressler 67454 Hassloch (9569) Thomas Rolfes 49208 Hasbergen „Ehre, wem Ehre gebührt… von Otto Guthier, VdS-Vorstand

Entdeckern von Kleinplaneten gebührt das mer. He served as president of the German Recht, einen neuen Asteroiden, dessen Vereinigung der Sternfreunde. As an astro- Bahn durch mehrere Umläufe hinreichend nomy writer and lecturer he always keeps gesichert ist, Namen für die endgültige the interests of beginning amateur astro- Benennung des Himmelskörpers vorschla- nomers in mind. He is also an experienced gen zu dürfen. astrophotographer.“

Der weithin bekannte Astrofotograf Bernd Die VdS gratuliert ihrem ehemaligen Vor- Koch aus Solingen entdeckte von seiner sitzenden und heutigen Redakteur unseres Sternwarte aus am 30. Oktober 1997 einen VdS-Journals ganz herzlich zu dieser groß- Kleinplaneten mit einer Helligkeit von artigen Auszeichnung und großen Ehre. 18,3 mag. Aufnahmeinstrument war ein Celestron 14 mit einer Brennweite von 2,3 Werner E. Celnik auf dem Solinger Meter und CCD-Kamera. Astrostammtisch Dieser neue Asteroid mit der vorläufigen Bezeichnung (1997 URAS) umkreist die Sonne auf einer stark exzentrischen Bahn mit einer Periode von 3,78 Jahren. Im Perihel kommt er der Sonne auf 1,93 AE nahe.

Bis zum 1. Juni 2008 wurden 140 Posi- tionsbestimmungen durchgeführt, die die Bahn des Himmelkörpers exakt definierten. Sternfreund Bernd Koch konnte im Okto- ber 2008 einen Namensvorschlag für die- sen von ihm entdeckten Kleinplaneten an das Jet Propulsion Laboratory in USA einreichen. Soweit nichts Ungewöhnliches und ein ganz normaler Vorgang. Am 12. Dezember erfolgte mit dem Bulletin Ref. 20081212/MPCPages die Mitteilung, dass dieser Kleinplanet die endgültige Bezeichnung 85511 Celnik erhält. Das JPL führt aus: Entdeckungsfoto von 85511 Celnik von Bernd Koch am 30.10.1997. Instrument: „Werner E. Celnik (b. 1953) studied astro- Celestron 14, Brennweite 2,3 Meter, aufgenommen mit ST-8 CCD-Kamera. physics and is a longtime German astrono- Belichtungszeit 3x600 Sekunden. Aufnahmeort: Solingen-Aufderhöhe

VdS-Journal Nr. 29 120 VdS-NACHRIC HTEN

Der Volkssternwarte Urania Jena e.V. an der Schwelle zu seinem zweiten Jahrhundert – Gastgeber für die VdS-Jahrestagung 2009 in Jena

von Alfred Karnapp und Peter Rucks

Teilnehmerzahl und Wetterbedingungen Sonntagsprogramm unternehmen wir gemeinsam mit Dr. Am Sonntag, dem 4. Oktober wollen Schielicke ([10] und [11]) einen virtu- wir Ihnen einige der astronomischen ellen oder realen Spaziergang durch die Einrichtungen in und um Jena zeigen. Stadt. Bei gutem Wetter besteht abends Geplant ist zuerst eine Sondervorführung dann noch die Möglichkeit die Urania- im Zeiss-Planetarium (http://www.plane- Sternwarte (Abb. 3 und 4) in der Innenstadt tarium-jena.de/planetarium/index.php). und nach Absprache die Forst-Sternwarte Wenngleich wir in Jena das älteste exi- (Abb. 5 und 6) etwas außerhalb zu besu- stierende Zeiss-Planetarium (Abb. 11) der chen (www.urania-sternwarte.de). Wer sich Welt haben, so wurde es doch durch die besonders für die Geschichte des optischen Firma Zeiss immer wieder mit der neu- Glases und des optischen Gerätebaus in esten Gerätetechnik ausgestattet. Neben Jena interessiert, dem empfehlen wir schon Peking hat nur Jena die hochmoderne früher anzureisen. Am Freitagnachmittag ADLIP-Laser-Ganzkuppelprojektion in ist Gelegenheit, das Schott-Glas-Museum (Abb. 7, http://www.schott.com/museum/ deutsch/index.htm) und das Optische Museum (Abb. 8 und 9, http://www. optischesmuseum.de/) zu besichtigen.

Tagungsprogramm Das Astrophysikalische Institut der Jenaer Universität (AIU) sowie die Thüringer Landessternwarte Tautenburg sind heute Abb. 3: Zentren der Exo-Planetenforschung. Die Urania-Sternwarte in der Jenaer Deshalb haben wir für Samstag, den 3. Innenstadt Oktober als Gastreferenten Dr. Markus Mugrauer vom AIU eingeladen, der uns aus Fortsetzung von Seite 5: der Exo-Planetenforschung berichten wird. Jetzt, 50 Jahre nach der letzten VdS-Tagung Wir tagen in den Räumen der Friedrich- in Jena, laden wir die Amateurastronomen Schiller-Universität im Stadtzentrum Jenas. zur 29. VdS-Jahrestagung ein. In gewohnter Weise werden am Samstag Die Stadt Jena hat lange und sehr viel- Kurzvorträge von Amateurastronomen seitige Traditionen und Beziehungen zur stattfinden und außerdem soll ein öffent- Astronomie. Bereits seit 450 Jahren ist licher Vortrag von Gernot Meiser (http:// diese Wissenschaft ein Arbeitsgebiet an www.mobile-sternwarte.de/) ein beson- der Jenaer Universität, seit 1897 gibt es deres Highlight der Tagung werden. den astronomischen Gerätebau bei Zeiss, 1909 wurde unser Verein gegründet und Rahmenprogramm 1926 das Planetarium eingeweiht, 1960 In der Mittagspause besteht die nahm das Observatorium Tautenburg mit Möglichkeit die Urania-Sternwarte und dem größten Teleskop auf deutschem das Astrophysikalische Institut der Jenaer Boden seine Arbeit auf. Universität (Abb. 10) in der Innenstadt Schaut man sich mit offenen Augen in zu besuchen. Am späten Nachmittag ist der Stadt um, so sieht man immer wieder für Interessenten ein Besuch des Optischen astronomische Kuppeln oder Stätten der Museums und im historischen Hörsaal des optischen Industrie. Es reicht aus für eine Museums die VdS-Mitgliederversammlung geplant. Zum Tagesausklang soll ein astronomische Stadtführung VdS-Mitgliederabend mit gemütlichem Abb. 4: Und genau das bieten wir Ihnen am Beisammensein stattfinden. Unabhängig Der 150/2250 Zeiss-Coudé-Refraktor in Freitagabend, dem 2. Oktober zum von diesem Programm kann individuell das der Urania-Sternwarte Beginn der VdS-Jahrestagung. Je nach Zeiss-Planetarium Jena besucht werden.

VdS-Journal Nr. 29 VdS-NACHRIC HTEN 121

Abb. 5: Das Gebäude der Forst- Sternwarte heute

Kombination mit dem UNIVESARIUM- Projektor (http://www.zeiss.de/ C12567B00038651B?Open). Damit ist es möglich, bewegte Bilder mit hohem Kontrast und brillanten Farben an die gesamte Planetariumskuppel zu projizie- ren. Danach machen wir eine Exkursion zur Thüringer Landessternwarte Tautenburg ca. 18 km nordöstlich von Jena (http://www. tls-tautenburg.de/). Das Observatorium wurde 1960 gegründet und damals mit dem 2m-Universal-Spiegelteleskop (Abb. 12 und 13) von der Firma Carl Zeiss Jena ausgerüstet. Dieses Teleskop kann wahlweise mit Korrektionsplatte und frei- em Durchmesser 1,34 m als Schmidt- Vorläufiges Programm zur VdS-Tagung 2009 in Jena Kamera oder mit 2 m als größtes Teleskop Freitag, 2.10.2009 – Anreisetag P Nachmittags individueller Besuch des Optischen Museums und des Schott-Glas-Museums P 18:30 „450 Jahre Astronomie in Jena“, Vortrag von Dr. Schielicke (virtuelle Stadtführung) P ab 20:30 Besuch der Volkssternwarten möglich

Samstag, 3.10.2009 – Tagung in den Räumen der Universität P 09:45 Tagungseröffnung P 10:00 - 12:30 Kurzvorträge von Amateurastronomen und Fachvortrag von Dr. Mugrauer (AIU) zur Exoplanetenforschung P 12:30 - 14:00 Mittagspause und Gelegenheit zur Besichtigung der Urania- Sternwarte und des Astrophysikalischen Instituts der Universität P 14:00 - 17:00 Kurzvorträge von Amateurastronomen P 16:00 - 17:00 Öffentlicher Vortrag von G. Meiser P 17:00 - 18:00 Nicht öffentlicher Besuch im Optischen Museum (geplant) P 18:00 - 20:00 VdS-Mitgliederversammlung P ab 20:00 VdS-Mitgliederabend und gemütliches Beisammensein

Sonntag, 4.10.2009 – Exkursionstag P 09:30 - 10:30 Sondervorführung im Zeiss-Planetarium P 11:00 - 13:00 Besuch der Thüringer Landessternwarte Tautenburg P 13:00 individuelle Mittagspause P 14:00 - 15:00 Besuch beim AIU im Observatorium Großschwabhausen P 14:30 - 17:00 Besuch der VdS-Sternwarte Kirchheim

auf deutschem Boden im Nasmyth- bzw. über ganz Europa verteilt werden (http:// Coudé-Fokus genutzt werden. Seit es www.lofar.org/). Es wird bei sehr niedrigen damals in Betrieb ging, leistet es den Frequenzen im Bereich von 20 bis 240 Astronomen unermüdlich gute Dienste. MHz arbeiten. Durch Zusammenschalten Inzwischen ist die alte Antriebstechnik der Antennenfelder in verschiedenen erneuert worden und statt der großen Ländern soll eine Auflösung im Bereich Fotoplatten wird mit modernen elektro- von Bogensekunden erreicht werden. Wir nischen Detektoren gearbeitet. Zurzeit werden das Observatorium besichtigen und Abb. 6: Das 500 mm / 10.000 mm befindet sich auf dem Sternwartengelände Vorträge über die Arbeitsgebiete hören. Cassegrain-Teleskop auch heute noch ein LOFAR Antennenfeld im Aufbau. Nach einer individuellen Mittagspause mit klassischen Gewichtsantrieb in der LOFAR (LOw Frequency ARray) ist ein werden Sie an der Universitäts-Sternwarte Forst-Sternwarte Radioteleskop, bei dem Antennenfelder Jena erwartet (http://www.astro.uni-jena.

VdS-Journal Nr. 29 122 VdS-NACHRIC HTEN

de). Seit 1962 betreibt das AIU dieses Observatorium mit dem 90cm-Spiegelte- leskop (Abb. 14 und 15) in der Nähe des kleinen Ortes Grossschwabhausen ca. 10 km westlich von Jena. Auch hier sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Modernisierungsmaßnahmen erfolgt. So kann die Sternwarte ihren Aufgaben gerecht werden, einerseits Studenten und Doktoranden an moderne astronomische Beobachtungstechniken heranzuführen und gleichzeitig eine Basis für wissen- schaftliche Arbeiten am AIU zu bieten. Parallel oder auch im Anschluss besteht noch die Möglichkeit der VdS-Sternwarte Kirchheim (Abb. 16) ca. 60 km westlich von Jena einen Besuch abzustatten. Dort können Sie sich persönlich ein Bild von Abb. 7: Die Ausstellung im Schott-Glas-Museum der gut eingerichteten Feriensternwarte machen und über die Möglichkeiten für Gastaufenthalte informieren (http://stern- warte-kirchheim.de/).

Kurzurlaub gefällig? Wer noch mehr Zeit mitbringt und die VdS-Jahrestagung mit einem Kurzurlaub in Thüringen verbinden möchte, hat eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. So kann zum Beispiel die Sternwarte Sonneberg ein weiteres Highlight werden. Unabhängig von den astronomischen Sehenswürdigkeiten bietet Thüringen selbst eine ganze Menge. Jena liegt im landschaftlich sehr schönen Saaletal, es ist nicht weit bis nach Weimar und Erfurt oder in den Thüringer Wald, so kann das auch sehr interessant für mitrei- sende Partner werden.

Anmeldung Abb. 8: Historische Fernrohre im Optischen Museum Zur Vorbereitung und Planung bitten wir Sie um eine rechtzeitige Anmeldung. Wir laden Sie herzlich nach Jena ein und würden uns sehr über eine gut besuchte Tagung freuen. Volkssternwarte Urania Jena e.V.

Anm. d. Redaktion: Lesen Sie dazu bitte auch den ersten Teil des Beitrages in der Rubrik „Nach Redaktionsschluss“ in die- ser Ausgabe

Literaturhinweise [1] A. v. Fehr, 1934: „25 Jahre Volkssternwarte ‚Urania’ Jena“, Festschrift, Eigenverlag, gedruckt bei Bernhard Vopelius, Jena [2] H. Wolf, 1960: „50-Jahrfeier der Urania- Volkssternwarte Jena“, Die Sterne 36, 43 [3] H. Wolf, 1979: „70 Jahre Urania- Volkssternwarte Jena“, Die Sterne 55, Abb. 9: Die Ausstellung zur Planetariumstechnik im Optischen Museum 218

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Abb. 10: Das Astrophysikalische Institut der Jenaer Universität in der Innenstadt direkt neben der Urania-Sternwarte

[4] H. Wolf, 1984, in: „75 Jahre Urania- Volkssternwarte Jena“, S. 2-11, Jena 1984, Hrsg. Zentrales Kulturhaus Volkshaus des Kombinats VEB Carl Zeiss JENA, Astronomische Arbeitsgemeinschaft, Broschüre, 28 Seiten (kann vom Verein bezogen werden). [5] W. Weise, 1989: „80 Jahre Urania- Volkssternwarte Jena“, Die Sterne 65, 172 [6] J. Schneidereit, 1990: „Hobby und Leidenschaft“, Sterne und Weltraum 29, 181 [7] J. Dorschner, 1998, in: „Astronomie in Thüringen“, Jenzig-Verlag Gabriele Köhler, Jena, S. 57-59, 93, 96 [8] W. Weise u. J. Dorschner, 1999: „Die Volkssternwarte Urania Jena e.V. Aus dem bewegten Leben einer vitalen Neunzigjährigen“, Sterne und Weltraum 38, 954 [9] Vorstand des Vereins Volkssternwarte Urania Jena e.V. (Hrsg.), 2009: „Kosmische Lichtblicke - Sternstunden der Wissenschaft. 100 Jahre Volkssternwarte Urania Jena“, ctw- Abb. 11: gesellschaft für kommunikationsdesign Das Zeiss-Planetarium Jena mbH Jena (kann vom Verein bezogen werden) [10] R.E. Schielicke, 1988: „Astronomie in Sternwarten und Exoplaneten: Astronomie Jena“, Jena-Information in Jena“, Verlag Dr. Bussert & Stadler, [11] R.E. Schielicke, 2007: „Von Sonnenuhren, Jena

VdS-Journal Nr. 29 124 VdS-NACHRIC HTEN

Abb. 12: Das Kuppelgebäude der Thüringer Landessternwarte Tautenburg

Abb. 13 (links): Das 2-m-Universal-Teleskop der Thüringer Landessternwarte

Abb. 14 (unten): Die Universitäts-Sternwarte Jena des AIU in Großschwabhausen

Abb. 15: Das 90-cm-Teleskop der Universitäts- Sternwarte Jena

VdS-Journal Nr. 29 VdS-NACHRIC HTEN 125

Abb. 16: Die VdS-Sternwarte Kirchheim

Messen auch Sie die Himmelshintergrund- helligkeit des Nachthimmels.

Liebe Mitglieder, Karten der Lichtverschmutzung erstellen. Die Handhabung astronomische Beobachtungen werden in unseren Breiten dieser Geräte sind sehr einfach und leicht zu bedienen. Die zunehmend durch die Aufhellung des Nachthimmels, hervorge- gemessenen Werte sollten in eine Tabelle eingetragen werden rufen durch die Lichtverschmutzung urbaner Siedlungen, sehr und nachfolgende Angaben enthalten: stark negativ beeinflusst. Bislang konnten Sternfreunde das Maß dieser Aufhellungen – Datum – Zeit [MEZ] – Ort – Länge – Breite nicht exakt bestimmen. Mittels empirisch bestimmter Klassen – Messung SQM – Beobachter – Bemerkungen versuchte man bislang die Transparenz und „Güte“ des Himmels zu erfassen und zu dokumentieren. Inzwischen liegen die ersten Daten vor. Doch bis es zu einer Erstellung einer gesamten Karte kommt, sind noch viele Seit geraumer Zeit sind kleine, handliche Geräte „Sky-Quality- Messungen notwendig. Helfen auch Sie bitte mit und beteiligen Meter“ (SQL) auf dem Markt, die es erlauben, eine Hintergrund- Sie sich an diesem Programm der FG „Dark Sky-Iinitiative helligkeit relativ exakt zu bestimmen – ein Maß für die „Güte“ gegen Lichtverschmutzung“. des Nachhimmels. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: Wir haben im VdS-Journal Nr. 26 (II/2008) auf Seite 150 über diese Geräte berichtet. Dank einer weiteren Spende verfügt die Dr. Andreas Hänel Geschäftsstelle der VdS VdS nun über insgesamt vier dieser Sky-Quality-Meter (SQM), Am Sportplatz 7 Postfach 1169 die wir gerne an Mitglieder – für etwa vier Wochen – ausleihen. D-49124, Georgsmarienhütte D-64629 Heppenheim Allerdings besteht hierbei die Bedingung, dass die gemessenen [email protected] [email protected] Werte pro Standort an Herrn Dr. Andreas Hänel (FG-Leiter Fachgruppe „Dark-Sky-Initiative gegen Lichtverschmutzung“) weitergeleitet werden. Die Fachgruppe möchte so für ver- VdS-Vorstand schiedene Standorte in Deutschland Messungen auswerten und

VdS-Journal Nr. 29 126 VdS-NACHRIC HTEN

Die Mitgliederentwicklung der VdS seit 1998 von Otto Guthier, VdS-Vorstand

Zuletzt wurde über die Mitgliederent- wicklung in unserer Vereinigung im Herbst 2006 berichtet [1]. Im vorliegenden Artikel werden wir über die Entwicklung in den letzten zehn Jahren, seit 1998, berichten. Die abgebildete Tabelle veranschaulicht die Entwicklung der Mitgliederzahlen in diesem Zeitraum und verdeutlicht, dass die stürmische Aufwärtsbewegung und Zustrom von Neumitgliedern bis in das Jahr 2001 andauerte. In diesen Jahren gab es ein Nettowachstum von 100 bis 200 Neumitgliedern, entsprechend einem Wachstum von drei bis sechs Prozent pro Jahr. Im Jahr 1998 konnten wir das 3.000. und drei Jahre später das 4.000. Mitglied begrüßen. Seit dem Jahr 2001 ist es ruhiger geworden, nur im Jahr 2003 lag der Netto- Abb. 1: Zuwachs mit 108 bei knapp drei Prozent. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen der VdS von 1998 bis 2009, jeweils am Das rasante Wachstum Ende der 90er Jahre Jahresanfang. des vorigen Jahrhunderts könnte mit dem in der Öffentlichkeit angekommenen astrono- gen in den zurückgehenden Zahlen der Die Mitgliedsbeiträge können in den ver- mischen Themen der Kometen Hyakutake Neueintritte bei gleichzeitig steigender gangenen zehn Jahren für die Stagnation und Hale-Bopp sowie der in Deutschland Zahl an Ausschlüssen wegen ausblei- nicht verantwortlich gemacht werden. Im zu beobachtenden totalen Sonnenfinsternis bender Mitgliedsbeiträge oder durch feh- Jahr 1997 betrug der Beitrag 30 DM bei im Jahr 1999 in Verbindung stehen. Einen lende Angaben nach erfolgtem Umzug. Die der Herausgabe einer Ausgabe des „VdS- großen Schub brachte auch der erste eigentlichen Aufkündigungen sind in den Journals für Astronomie“ pro Jahr. Ab Astronomietag und die Marsopposition – letzten zehn Jahren relativ konstant geblie- dem 01.01.2000 erhöhte sich der Beitrag der rote Planet war Medienstar. ben und sind seit 2006 wieder rückläufig. auf 42 DM, die Mitglieder erhielten Festzustellen bleibt, dass seit dem Jahr 2004 Der dadurch bedingte Mitgliederschwund zwei Ausgaben des „VdS-Journals für eine Stagnation bei den Mitgliederzahlen liegt zwischen drei und vier Prozent pro Astronomie“ pro Jahr. Auf Beschluss der eingetreten ist. Die Gründe dafür lie- Jahr. Mitgliederversammlung im Oktober 2001

Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Mitgliederstand per 1. Januar des Jahres 3217 3414 3583 3757 3864 3865 3973 4000 3943 3962 3958 3953

Neueintritte im Jahr 312 317 354 305 189 274 227 181 209 200 137 Wiedereintritte im Jahr 33 33 19 8 17 12 9 9 5 7 0

Eintritte im Jahr (gesamt) 345 350 373 313 206 286 236 190 214 207 137 10,7% 10,3% 10,4% 8,3% 5,3% 7,4% 5,9% 4,8% 5,4% 5,2% 3,5%

Austritte im Jahr 148 181 199 206 205 178 209 247 195 211 141 -4,6% -5,3% -5,6% -5,5% -5,3% -4,6% -5,3% -6,2% -4,9% -5,3% -3,6% Davon -durch Tod 16 14 13 20 5 16 13 18 14 20 13 -unbekannt verzogen 9 28 35 12 34 35 22 26 19 14 7 -keine Beiträge gezahlt 31 47 40 24 29 0 28 58 1 37 0 -Austrittserklärungen 92 92 111 150 137 127 146 145 161 140 121

Nettozuwachs im Jahr 197 169 174 107 1 108 27 -57 19 -4 -4 6,1% 5,0% 4,9% 2,8% 0,0% 2,8% 0,7% -1,4% 0,5% -0,1% -0,1%

Tab. 1: VdS-Mitgliederbewegung 1998 bis 2009, Mitgliederstand jeweils am 1. Januar jedes Jahres

VdS-Journal Nr. 29 VdS-NACHRIC HTEN 127

wurde der Beitrag auf 25 € (entsprechend 48,60 DM), der ermäßigte Beitrag auf In memoriam: 18 € ab dem 01.01.2002 angehoben. Die Mitglieder beschlossen die dritte Ausgabe pro Jahr. Im Jahr 2005 wurden letztma- Verstorbene Mitglieder 2008 lig die Beiträge auf 30 € (und 20 € für (13) Prof. Dr. Peter v.d. Osten-Sacken 23568 Lübeck die Ermäßigten) angehoben, das bedeutet, (602) Alfons Rubins 67659 Kaiserslautern dass in den letzten fünf Jahren die Beiträge (2232) Walter Tornau 52428 Jülich gleich geblieben sind. (3864) Helmut Conrad 24589 Nortorf Als häufige Gründe für Austritte werden (4024) Dr. Detlef Schollmeyer 81249 München persönliche Umstände wie Beruf, Familie, (4476) Dr. Heinz Steinbach 53501 Grafschaft/Bölingen Arbeitslosigkeit und Aufgabe des Hobbys (4612) Adolf Voigt 14193 Berlin genannt. Sehr selten wird die VdS oder (5099) Dr. Norbert Breu 93426 Roding unser „Journal für Astronomie“ als Grund (5390) Günther Mieth 81373 München für den Austritt genannt (Hinweis: Die (5896) Michael Hensel 16548 Glienecke Befragungen werden anonym durchge- (6150) Brigitte Peglow 61476 Kronberg führt). (7229) Dipl.-Ing. Lothar Dominke 31036 Eime/Deinsen Die von Jost Jahn erstellte VdS-Mit- (8196) Eckart Fuchs 5430 Bremnes, Norwegen gliederstatistik belegt, dass 94 % der (8370) Willi Sandlus 45219 Essen-Kettwig Mitglieder männlich sind, der Anteil der (8996) Axel Hoffmann 42117 Wuppertal Frauen liegt leider nur bei 4 %, 2 % der (9374) Heinz Adner 09114 Chemnitz Mitglieder sind Vereine. Exakt 188 Mitglieder (4,6 %) leben im Ausland, ein Zahl, die in den letzten und die Infobroschüre, Plakate und die anbieten. Außerdem räumt die Redaktion Jahren zugenommen hat. Spitzenreiter 4. Ausgabe des VdS-Journals zu einer von SuW der VdS wieder die Möglichkeit unter den ausländischen Mitgliedern bil- größeren Attraktivität beitragen. Auch die ein, regelmäßig über unsere Aktivitäten zu den Österreich (57) und die Schweiz (53), Serviceleistungen der Fachgruppen und berichten. Eine ähnliche Kooperation ist mit gefolgt von den Niederlanden (15), Belgien der VdS-Geschäftsstelle sollen intensiviert der SAG (Schweizerische Astronomische (10), Frankreich (9) und Großbritannien und ausgebaut werden. Gesellschaft) und dem „Orion“ vorgese- (6), Italien (6) und Spanien (6). Das Journal Ganz wichtig ist die Präsenz vor Ort auf hen. wird auch an Mitglieder in Australien, Tagungen, Treffen und astronomischen Helfen auch Sie mit und werben Sie Hong-Kong, Malta, Marokko, Namibia, Veranstaltungen. Deshalb werden wir Mitglieder für unsere VdS. Neu mitglieder Norwegen, Portugal, Irland, Thailand und das Jahr der Astronomie IYA 2009 nut- erhalten ein großzügiges Überraschungs- Ungarn verschickt. Somit wird unser VdS- zen, um möglichst viele Menschen an die paket, Mitglieder, die andere Sternfreunde Journal rund um den Globus gelesen! Astronomie und auch an die VdS heran- werben, erhalten dieses Paket gratis zuge- Es ist müßig, über die seit 2004 bestehende zuführen. schickt. Also: machen Sie mit und sind Stagnation bei den Mitgliederzahlen zu spe- Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung auch Sie dabei – eine Mitgliedschaft in kulieren. Der Vorstand hat bereits im Jahr bildet die Kooperation mit „Sterne und Deutschlands größter Vereinigung von 2006 über diese Entwicklung beraten und Weltraum“ (SuW). Gemeinsam mit dem Sternfreunden sollte für viele Hobby- versucht, mit der dauerhaften Einrichtung Spektrum-Verlag werden wir in Zukunft Astronomen selbstverständlich sein. des Astronomietages und zusätzlichen mit dem Argument werben, dass VdS- Serviceleistungen das Angebot unserer Mitglieder die Zeitschrift „Sterne und Literaturhinweis: Vereinigung attraktiver zu gestalten. In Weltraum“ zu deutlich günstigeren [1] O. Guthier, 2006: „Die Mitgliederent- Zukunft sollen verstärkt Werbemittel wie Bezugspreisen abonnieren können. Der wicklung der VdS“, VdS-Journal für Infoschriften (FG-Flyer), VdS-Faltblatt VdS-Stand wird ab sofort auch SuW mit Astronomie Nr. 21, 139 Leserbrief Sehr geehrte Damen und Herren der VdS, Vielen Dank und weiterhin alles Gute! sicherlich auch Sie zu zählen, geht es ich möchte nach nunmehr (ich glaube) Freundliche Grüße aus der Schweiz, einfach nicht. So geht auch der Dank des neun Jahren Mitgliedschaft meinen Dank Ihr Christian Weis (Mitgl.Nr. 7327) Redaktionsteams an alle, die das VdS- an Sie und an das ganze VdS-Team aus- Journal für Astronomie durch ihre Beiträge sprechen. Sie machen eine tolle Arbeit Hallo, Herr Weis, mit gestalten. Sie sind ja meist nicht nur in und ich freue mich jedesmal aufs Neue, gerne geben wir auf diesem Wege Ihr der Zeitschrift aktiv, sondern auch auf den das VdS-Journal in Händen zu halten und Lob an das „ganze VdS-Team“ weiter. zahlreichen, ganz verschieden gearteten altbekannte Gesichter auf den Tagungen Ernst gemeinte Vereinsarbeit und insbe- Sternfreunde-Treffen zu finden. So füllen und Messen wiederzusehen. Nicht zuletzt sondere die Arbeit an unserem Journal Sie, liebe Mitglieder, unsere Vereinigung der VdS habe ich zu verdanken, dass ich für Astronomie erfordert stets den Einsatz mit Leben, ob als alter Hase oder als mich traue, auch ab und zu ein paar Zeilen vieler leistungswilliger, offen eingestellter Anfänger. Danke! zu veröffentlichen. Mitglieder. Ohne diese, und dazu sind Das Redaktionsteam

VdS-Journal Nr. 29 128 VdS VOR O RT > TAGUN GSBERIC HTE

Die 27. Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen am 15.11.2008 von Werner E. Celnik Peter Riepe rief und 170 kamen – Jugendliche und Schüler lernen besondere Jahr IYA 2009“ aufmerksam. nach Bochum in die Ruhr-Universität Ereignisse in der Ionosphäre mit einfachen Im traditionellen Fachvortrag sprach zur BoHeTa! Wie schon oft über- Mitteln messtechnisch wahrzunehmen und Prof. Dr. Philipp Richter von der Univer- nahm nach der Begrüßung durch die einzuordnen. sität Potsdam über „Die gasförmige Bochumer „Honoratioren“ von der VdS- Dr. Wolfgang Strickling aus Marl berich- Komponente des Universums“. Ein wert- Fachgruppe Astrofotografie (Peter Riepe), tete über seine Reise zu den „Eisbären im voller Überblick, zu dem das Bochumer Astronomischem Institut der Universität Kernschatten – Die Sonnenfinsternis im Publikum gescheite Fragen stellte. (Prof. Dettmar) und von der Sternwarte Polarmeer“. Packende Reiseaufnahmen! Dr. Stefan Binnewies aus Much stellte Bochum (Prof. Hüttemeister) Herr Dr. Die VdS-Medaille 2008 ging an Frau „Das Reiseland Chile“ in wunderschönen Eberhard H.R. Bredner aus Ahlen-Dolberg Sonja Itting-Enke, die wegen eines Reisebildern aus astronomischer Sicht vor. übernahm die meist schwierige Aufgabe, Überfalls auf ihr Haus in Namibia leider Nachahmenswert. Sehnsuchtsweckend. das Publikum „anzuheizen“. Eine Aufgabe nicht an der Tagung teilnehmen konnte. Rainer Sparenberg aus Haltern-Sythen heute so schwer gar nicht, denn das Dr. Bredner verlas die von H.-J. Bode machte die Zuschauer mit den Ergebnissen Bochumer Publikum ist bekanntermaßen verfasste Laudatio. S.a. den Bericht an seiner Arbeiten zur „Virtuellen Realität entweder kompetent oder wissbegierig anderer Stelle in diesem VdS-Journal. in der Astrofotografie“ sprachlos. Mit (oder beides) und fährt von Anfang an auf In der Mittagspause gab es Führungen in Digitalkamera, Panoramasoftware und die Referenten ab. Dr. Bredner referierte der Fakultät für Physik und Astronomie einer Software zur Animationserstellung über das spannende Thema „TNO‘s: Die der Ruhr-Universität. ist es praktisch möglich, sich sein eige- Herausforderung“. Warum nicht mal ein Bernd Gährken aus Rheda-Wiedenbrück nes 3D-Planetarium zu bauen, und Objekt des Sonnensystems jenseits von stellte seine beeindruckenden Beobach- jeden Punkt darin anzusteuern. Toll! Ein Neptun beobachten? tungen des flinken Planeten vor: „Merkur wohl überwältigender Höhepunkt dieser Ernst Pollmann aus Leverkusen berich- im Visier der Amateure“. Er verglich seine BoHeTa war der professionell gestaltete tete ausführlich über seine „H-Alpha- Aufnahmen der Albedostrukturen mit den HDTV-Videofilm von Volker Robering Beobachtungen am Bedeckungssternsystem neuesten Raumsonden-Bildern. aus Recklinghausen, Rainer Sparenberg VV Cephei“, wie gut sich diese in die Hans-Günter Diederich aus Darmstadt und Stefan Binnewies: „Chile via Pan- Beobachtungen der professionellen Astro- berichtete über seine (für Amateure) grenz- americana“, in dem vor allem astrono- nomen einfügen und diese ergänzen. Er nahen Beobachtungen an „GLSB-Gala- mische Aspekte den Schwerpunkt bildeten: stellte Ergebnisse von Modellrechnungen xien, klassische Ringgalaxien und ‚Durch- Zeitraffer-Sequenzen des Sternhimmels dieses Sternsystems vor. flüge‘ im All“. Wenn man nur gut hinsieht, und Besuche bei den großen, exotischen Alfred Knülle-Wenzel aus Bochum stell- kann man auf seinen Astro-Aufnahmen und weitab gelegenen Sternwarten Chiles. te das Schulprojekt „Sudden Ionospheric oft Unbekanntes oder Kaum-Bekanntes Den schönen Abschluss der Tagung Disturbance (SID)-Monitor“ seiner Schule entdecken. gab es wie stets beim Fachsimpeln am vor. Die Märkische Schule beteiligt sich Daniel Fischer aus Königswinter und Dr. „Gemütlichen Abend“, diesmal in der als eine der ersten in Deutschland an die- Susanne Hüttemeister aus Bochum mach- Pizzeria „Chianti“, nahe dem Unicenter sem US-amerikanischen Projekt, in dem ten auf „Das Internationale Astronomische in Bochum.

Abb. 1: Die Bochumer Herbsttagung findet seit vielen Jahren im Medizinischen Hörsaalzentrum der Ruhr-Universität Bochum statt. (Aufn. Ulrich Bartelt)

VdS-Journal Nr. 29 VdS VOR O RT > PORTRAIT 129

Abb. 2: Das BoHeTa-Team am 15.11.08 (v.l.n.r.): Peter Riepe, Rainer Sparenberg, Werner E. Celnik, Hans Gerhard Weber, Dieter Sporenberg, Harald Tomsik, Ulrich Bartelt, Ralf-Jürgen Dettmar. Uwe Reimann ist hier nicht mit auf dem Bild. (Aufn. U. Bartelt)

So war Bochum auch diesmal wieder eine „Alten Hasen“ oder den „Neuling“. Man Abb. 3: Reise wert, und dies sage ich nicht nur als schaue sich einmal um unter Eisig war die Atmosphäre im Hörsaal Bochumer „Urgestein“. Peter Riepe ver- www.boheta.de gar nicht. Dieses Bild schoss W. steht es eben immer wieder, interessante Strickling auf seiner SoFi-Expedition Beiträge zusammenzutragen, ob für die im eisigen Norden Europas. Besuch bei Frau Sonja Itting-Enke, Trägerin der VdS-Medaille 2008 von Otto Guthier, VdS-Vorstand

In der letzten Ausgabe unseres VdS- ihr astronomisches Lebenswerk und ihre Journal für Astronomie hatten wir darüber oft selbstlose Unterstützung von vielen berichtet, dass die VdS-Medaille 2008 an Hobby-Astronomen, die nach Namibia Frau Sonja Itting-Enke verliehen wurde. reisten und auf ihre Hilfe zurückgreifen Dies geschah auf Vorschlag von Herrn konnten. Hans-Joachim Bode, Hannover, der auch Während eines Namibia-Aufenthaltes die von Dr. Eberhard H.R. Bredner verle- im Frühjahr 2008 stand auch ein Besuch sene Laudatio auf Frau Itting-Enke bei der bei Frau Itting-Enke an, die nach einem Verleihung auf der Bochumer Herbsttagung kurzen Telefonat spontan bereit war, die verfasste. ganze Familie zu empfangen. Abb. 1: Die seit vielen Jahren in Windhoek/Namibia Die Trägerin der VdS-Medaille 2009 lebende Amateur-Astronomin Frau Sonja Ihre Sternwarte nebst Wohnhaus liegen ca. ist Frau Sonja Itting-Enke. Itting-Enke erhielt diese Auszeichnung für 20 Kilometer außerhalb von Windhoek, auf (Aufnahme Otto Guthier)

VdS-Journal Nr. 29 130 VdS VOR O RT > PORTRAIT

Abb. 2: Die „Farm“ von Sonja Itting-Enke liegt abseits von Windhoek in Namibia. (Aufnahme Otto Guthier)

einer leichten Anhöhe mit Blickkontakt zum das oft auch als ca. 120 Kilometer entfernten Gamsberg. Vortragsraum für Nach einer herzlichen Begrüßung stellte „Sternenführun- sie ihre Sternwarte vor, die sich als geräu- gen“ dient. Dort mige Dachsternwarte entpuppte. Auf einer hält die heute stabilen Sideres-Montierung ruht ein C14, 78jährige astro- an dem ein weiteres Instrument ange- nomische Kurse bracht ist. In den darunter befindlichen für Gästeführer in privaten Räumen nutzt Frau Itting-Enke Namibia ab, die ihr Wohnzimmer als astronomisches Büro, in Rahmen ihrer Ausbildung auch einen Kurs über die Abb. 3: Himmelskunde und Der Arbeitsplatz in der Sternwarte von Sonja Itting-Enke. zur Orientierung (Aufnahme Otto Guthier) am Sternenhimmel ablegen müssen. In über 300 Kursen hat dem Jahr 1986, die von Herrn Bernd sie in den letzten Jahrzehnten astrono- Flach-Wilken und mir stammte. Damals mische Volksbildung betrieben. waren wir zum ersten Mal unter dem Und da dieses Projekt weiter entwickelt Kreuz des Südens und Frau Itting-Enke werden soll, baute sie im Jahr 2008 einen war uns liebevoll behilflich Gästefarmen separaten Vortragsraum an, der 20 Personen ausfindig zu machen. Frau Itting-Enke reichlich Platz bieten dürfte. Auch an die verhalf damals 45 Amateur-Astronomen Aufstellung eines 450mm-Teleskopes, zu Unterkunftsmöglichkeiten auf Gäste- welches von der Rössing-Mine gestiftet farmen, die im Rahmen einer von Hans- wurde, denkt die stets quirlige und leben- Joachim Bode und dem Autor organisier- dige Frau Itting-Enke. ten „Halley-Watch-Kampagne“ im Land waren. Untergebracht waren wir auf ins- Unzählige Astroaufnahmen und Bilder gesamt sieben verschiedenen Farmen, die von vielen bekannten deutschen Amateur- damals – außer der Farm Hohenheim von Astronomen schmücken die Wände Ihrer Walter Straube – noch keinen „Astro- Wohnung – einem Stück Zeitgeschichte Luxus“ boten. gleich! Darunter entdeckte ich auch So wie uns hat Frau Itting-Enke vielen eine Aufnahme des Kometen Halley aus Sternfreunden geholfen und ihnen den Blick auf den südlichen Himmel oft erst Abb. 4: ermöglicht. Der VdS-Vorsitzende Otto Guthier Auch wir durften Ihre große Gastfreund- neben Sonja Itting-Enke in der schaft im März 2008 genießen und gra- Sternwarte der VdS-Medaillenträgerin. tulieren Frau Itting-Enke zu dieser Aus- (Aufnahme Dagmar Guthier) zeichnung.

VdS-Journal Nr. 29 VdS NOSTALGIE 131

VdS-Journal Nr. 29 132 DER STE RNE NHIMMEL IM APRIL

SCHWAN LEIER Wega ZWILLINGE GROSSER BÄR Castor Albireo HERKULES LUCHS Pollux

NÖRDL. JAGDHUNDE KRONE KLEINER LÖWE KREBS BOOTES Gemma HAAR DER KLEINER BERENIKE HUND Arktur LÖWE Procyon SCHLANGE Regulus (KOPF) Saturn

JUNGFRAU

SCHLANGEN- TRÄGER SEXTANT Alphard

Spica BECHER SKORPION WAAGE RABE SÜDOST

WASSERSCHLANGE Sternkarte exakt gültig für 15. April 1 Uhr MESZ SÜDWEST

SÜD Mondphasen im April

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond 2.4. 9.4. 17.4. 25.4.

Planeten im April Ereignisse im April 16. 10h Mond erdfern, Winkeldurch- messer 29’ 31’’ Merkur ist von ca. 12.4. bis 6.5. am 02. 04h Mond erdnah, Winkeldurch- 17. 03:15 Komet 22P/Kopff (10,7 mag) Abendhimmel zu sehen. Die größte messer 32’ 11’’ 1,3° S 61 Sgr (5,0 mag), SO-Himmel Elongation findet am 26.4. statt. 02. 15:34 Erstes Viertel 17. 14:36 Letztes Viertel 05. 22:34 Mond 2,9° SW α Leo 19. 04:00 Mond 5,6° W Jupiter (-2,1 Venus taucht langsam wieder am (Regulus, 1,4 mag), S-Himmel mag), SO-Horizont Morgenhimmel auf. Die Sichel ist schmal 07. 03:32 Mond 6,2° S Saturn (0,6 20. 04:00 Mond 6,4° O Jupiter (-2,1 und nimmt immer mehr zu. mag, Ringbreite ca. 2,5’’), W-Himmel mag), SO-Horizont 09. 15:56 Vollmond 22. 02:00 Meteorstrom-Maximum Mars bewegt sich vom Wassermann in 09. 20:59 Mond 3,2° S α Vir (Spica, Lyriden, 18 Meteore/Std., ab 21:30 die Fische und ist nachts nicht zu sehen. 1,1 mag), SO-Himmel 24. Mond-Libration maximal 8,4° 11. Mond-Libration maximal 8,0° im im Mond-SW Jupiter wird morgens besser sichtbar. Mond-NO 25. 03:00 Komet 22P/Kopff (10,6 mag) Am 19. zieht der Mond an ihm vorbei. 11. 03:30 Komet 22P/Kopff (10,9 mag) 1,0° S β Cap (3,1 mag), SO-Himmel 1,2° S 55 Sgr (5,1 mag), SO-Himmel 25. 04:23 Neumond Saturn ist die ganze Nacht zu sehen; 13. 22:58 (ca.) streifende Sternbedeckung 26. Merkur in größter östl. Elonga - sein Ring ist weiterhin sehr schmal. durch den Mond, Stern π Sco (2,9 mag), tion, 20,4°, Abendsichtbarkeit gegen Bedeckung nördlich der Grenzlinie 20:50, Sternbild Stier, WNW-Horizont Uranus ist im April nicht zu sehen. Bremervörde, Magdeburg, Leipzig, 26. 20:50 Mond 1,7° NO Merkur (0,3 Am 15. trifft er auf Mars. Chemnitz, Prag, Wien, südlich mag) und 0,5° W Plejaden, WNW- der Linie keine Bedeckung Horizont Neptun verbirgt sich ebenfalls am 14. 01:00 Mond 5,7° O α Sco (Antares, 28. 07h Mond erdnah, Taghimmel. 1,1 mag), SO-Himmel Winkeldurchmesser 32’ 39’’

VdS-Journal Nr. 29 133 Deneb DER STE RNE NHIMMEL IM MAI

DRACHE LUCHS SCHWAN LEIER Wega ZWILLINGE SCHWAN GROSSER BÄR Castor GROSSER BÄR Albireo HERKULES LUCHS Pollux Wega FÜCHSCHEN HERKULES JAGDHUNDE KLEINER LÖWE

NÖRDL. JAGDHUNDE LEIER Albireo KRONE KLEINER LÖWE DELFIN NÖRDL. KREBS BOOTES BOOTES KRONE PFEIL Gemma HAAR DER LÖWE Regulus HAAR DER KLEINER Gemma BERENIKE BERENIKE HUND Arktur Arktur LÖWE Atair Procyon SCHLANGE Regulus Saturn (KOPF) ADLER Saturn SCHLANGE (KOPF) JUNGFRAU JUNGFRAU SCHLANGE SCHLANGEN- (SCHWANZ) SCHLANGEN- TRÄGER TRÄGER SEXTANT Alphard SCHILD Spica Spica BECHER BECHER WAAGE SKORPION WAAGE RABE SÜDOST SÜDOST RABE SKORPION WASSERSCHLANGE Antares Sternkarte exakt Sternkarte exakt WASSERSCHLANGE gültig für 15. April gültig für 15. Mai 1 Uhr MESZ SÜDWEST 1 Uhr MESZ WOLF SÜDWEST

SÜD SÜD Mondphasen im April Mondphasen im Mai

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel 2.4. 9.4. 17.4. 25.4. 1.5. 9.5. 17.5. 24.5. 31.5.

Planeten im Mai Ereignisse im Mai 21. Mond-Libration maximal 9,3° im Mond-SW Merkur ist in den ersten Tagen des 01. 21:44 Erstes Viertel 21. 03:15 Mond 5,0° N Venus (-4,4 Monats am Abendhimmel sichtbar. 02. 02:30 Komet 22P/Kopff (10,4 mag) mag), tief am O-Horizont, Dämmerung 3,9’ O τ2 Cap (5,3 mag), SO-Himmel 24. 13:11 Neumond Venus wird zum auffälligen Morgenstern. 03. 01:30 Mond 4,0° SW α Leo 26. 05h Mond erdnah, Am 2.5. erreicht sie mit -4,5 mag ihre (Regulus, 1,4 mag), W-Himmel Winkeldurchmesser 33’ 02’’ größte Helligkeit. 04. 01:30 Mond 7,2° SW Saturn (0,7 27. 02:00 Jupiter (-2,4 mag) 23,4’ S mag, Ringbreite ca. 2,7’’), W-Himmel Neptun (7,8 mag), Mars zieht seine Bahn durch das Sternbild 05. Meteorstrom-Maximum Eta- SO-Horizont, Dämmerung Fische und ist nachts weiterhin unsichtbar. Aquariden, 60 Meteore/Std., beobach- 28. 01:00 Mond 7,0° S β Gem (Pollux, ten 2:00-2:30 1,2 mag), NW-Himmel Jupiter kann nach Mitternacht beobachtet 07. 02:30 Mond 4,3° SW α Vir (Spica, 30. 23:30 Mond 7,8° SO α Leo werden. Am 17. zieht der abnehmende 1,1 mag), SW-Himmel (Regulus, 1,4 mag), W-Himmel Mond an ihm vorbei. 08. Mond-Libration maximal 8,1° 31. 04:22 Erstes Viertel im Mond-NO Saturn wird zum Planet der ersten 09. 05:01 Vollmond Nachthälfte. Die Oppositionsperiode ist 10. 22:30 Mond 30’ SO α Sco (Antares, beendet, er geht immer früher unter. 1,1 mag), SO-Himmel 14. 04h Mond erdfern, Uranus ist auch im Mai nicht zu sehen. Winkeldurchmesser 29’ 38’’ 17. 02:30 Mond 2,4° NW Jupiter (-2,3 Neptun taucht langsam am Morgen- mag), SO-Himmel himmel auf; er steht nahe bei Jupiter. 17. 08:26 Letztes Viertel

VdS-Journal Nr. 29