Dezember ERSTUNAVIGATOR19 2019

VEREINSZEITUNG DER EUROPÄISCHEN FLUSS-SEE-TRANSPORT UNION e.V.

ERSTU steht für Smart Shipping, Modernisierung und Nachhaltigkeit der Binnenschifffahrt, Fluss-See-Schifffahrt und Short Sea Shipping in Europa ERSTUNAVIGATOR

INHALT

EDITORIAL ...... Seite 1

Interview mit dem ERSTU-Präsidenten ...... Seite 2-4

Geschäftsbericht der ERSTU 2018-2019 ...... Seite 5-8

MARKTBEOBACHTUNG DER BINNENSCHIFFFAHRT IN EUROPA in 2019 Auszüge aus der Zusammenfassung des ZKR-Jahresberichtes 2019 und Einschätzungen der ERSTU-Vizepräsidenten für ihre Länder ...... Seite 9-13

EMMA EXTENSION IMPLEMENTS IWT SOLUTIONS IN THE BALTIC SEA REGION ...... Seite 14-15 Sweden stands on the threshold of implementing inland waterway transport – many interesting possibilities, but obstacles still exist ...... Seite 16-17 FINLAND DEVELOPS LAKE TO SEA CONNECTIONS TO EUROPE ...... Seite 18-19 RIS COMEX im Elbe-Weser Korridor – Referenzanwendung AIS AtoN ...... Seite 20-23

ESTABLISHMENT OF THE EUROPEAN INLAND WATERWAY TRANSPORT (IWT) PLATFORM: EBU AND ESO DECIDE TO INSTITUTIONALISE THEIR COOPERATION FOR THE BENEFIT OF THE SECTOR ...... Seite 24-25 Innovative Projekte der Binnenschifffahrt in Flandern ...... Seite 26-29

GREEN INLAND SHIPPING und GREEN SHORT SEA SHIPPING Green Inland Shipping Event 16 October 2019 showed the most Innovative Solutions in inland Navigation at the CO2 neutral Port of Brussels ...... Seite 30-32

Die BEHALA – Berliner Hafen-und Lagerhausgesellschaft mbH und Partner feiert die Kiellegung des weltweit ersten emissionsfreien Schubbootes mit dem Namen „ELEKTRA“ Umweltschutz und Nachhaltigkeit im europäischen Short Sea Trade ...... Seite 33-34 WORKSHOP ON CYBERSECURITY IN INLAND NAVIGATION ...... Seite 35 Russlands Kreuzfahrten ...... Seite 36-39 RIVER – SEA SHIPPING IN THE RUSSIAN FEDERATION ...... Seite 40

Workshop “Encouraging the realization of a modern fleet, enhancing navigation safety and fostering innovations” of fifty-fifth session of SC.3/WP.3 of UNECE ...... Seite 41-42 11. Nationale Maritime Konferenz ...... Seite 43 5. Seeschifffahrts-Sicherheits-Konferenz des BMVI in Berlin ...... Seite 44-45 THE BRITISH NARROWBOAT – A STORY OF CHANGE ...... Seite 46-48 200 Jahre Oder – ein Fluss mit wechselhafter Geschichte und Zukunft ...... Seite 49-52 Internationales Transport Forum 2019 in Leipzig ...... Seite 53-55

Workshop „NIEDRIGWASSER UND DIE FOLGEN FÜR DIE RHEIN-SCHIFFFAHRT“ ...... Seite 56-57 ERSTUNAVIGATOR 1

EDITORIAL

er „ERSTU NAVIGATOR 2019“ gibt Ihnen, un- fahrtsorganisationen European Barge Union (EBU), der seren Mitgliedern und Partnern der ERSTU, ei- Zentralkommission für Rheinschifffahrt (ZKR), der UN- Dnen Überblick über unsere im Jahre 2018/2019 ECE, dem International Transport Forum (ITF) und Ver- geleistete Arbeit und unsere künftigen Aktionen bei einen zur Förderung der Schifffahrt in Europa wie der Umsetzung der in der „Strategie 2017 plus der ER- ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center STU“ gestellten Ziele. (SPC), die Mitarbeit in solchen internationalen Projek- ten wie EMMA, die Entwicklung des europäischen Da sich die Rahmenbedingungen für die internationa- Marktes der Binnenschifffahrt und der Fluss-See-Schiff- le Schifffahrt und die Entwicklung der Binnenschiff- fahrt, die Schifffahrt mit den „Small Boats“ in UK, die fahrt, der Fluss-See-Schifffahrt und das Short Sea Ship- Schiffssicherheit und die Digitalisierung in der Schiff- ping in Europa in den letzten Jahren wesentlich fahrt im Fokus. verändert haben, hat die ERSTU auf ihrer 45. Präsidi- umstagung am 12.09.2019 in Duisburg die „Strategie Wir berichten über interessante Konferenzen der Bran- 2020 plus der ERSTU“ vorgestellt und diskutiert, um sie che und deren Ergebnisse. Wir hoffen damit Anregun- auf der XXIV. Mitgliederversammlung der ERSTU am gen, neue Ideen für die Praxis und die Diskussion im 01./02.04.2020 in Dresden beschließen zu können. Verein zu geben. Damit werden die Ziele für die nächsten Jahre be- stimmt, die es unter den neuen Rahmenbedingungen Wir danken allen Autoren für ihre interessanten Bei- konsequent umzusetzen gilt. träge und ihre Mitarbeit bei der Gestaltung des vor- liegenden „ERSTU NAVIGATOR“. Wir werden diese Im Interview mit unserem Präsidenten und im Ge- Beiträge der Autoren in Deutsch oder Englisch veröf- schäftsbericht 2018/2019 des Generalsekretars ziehen fentlichen, wie in anderen Zeitschriften auch, um dem wir für den Berichtszeitraum Bilanz und geben einen internationalen Charakter des „ERSTU NAVIGATOR“ Ausblick auf die künftigen Aufgaben des Vereins. Hier gerechter zu werden. verweisen wir ebenfalls auf Beiträge und Quellen auf der ERSTU-Website www.erstu.com und in den „ER- Wir danken ebenfalls unseren Mitgliedern und den STU Newslettern“in deutscher, englischer und russi- Unternehmen, die durch das Schalten von Annoncen scher Sprache, die alle ebenfalls von der Website her- zur Finanzierung der Zeitschrift beigetragen haben. untergeladen werden können. Der vorliegende „ERSTU NAVIGATOR“ soll Ihnen, lie- be Leser, zeigen, welche Aufgaben in dieser bewegten Im „ERSTU NAVIGATOR 2019“ stehen die Zusam- Zeit vor uns liegen, die wir gemeinsam mit Ihnen und menarbeit der ERSTU mit den internationalen Schiff- Ihrer Unterstützung meistern wollen.

Thomas Maaßen Dr. Wolfgang Hebenstreit Präsident Generalsekretär und Pressesprecher 2 ERSTUNAVIGATOR

Zum Geleit Interview mit dem ERSTU-Präsidenten

Die Rahmenbedingungen für die Binnen-, Fluss- Diese Strategien und gestellten Forderungen müssen See-Schifffahrt und ShortSea Shipping in Europa wir mit konkreten, abrechenbaren Aufgaben unterset- haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. zen, die unseren Mitgliedern zeigen, dass wir alle An- Wie haben Sie als Präsident darauf reagiert? strengungen unternehmen, die Rahmenbedingungen für die europäische Schifffahrt zu verbessern. Auf unserer 45. Präsidiumstagung der ERSTU haben wir die neu erarbeitete „Strategie 2020 plus der ERSTU“ Was ist Ihnen, Herr Präsident, dabei besonders vorgestellt und diskutiert. Wir haben wichtig? Schlussfolgerungen aus den veränderten Rahmenbedingungen für die Entwick- Eine besonders wichtige Aufgabe hierbei ist für mich lung der Binnen-, Fluss-See-Schifffahrt die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den internatio- und Short Sea Shipping für die nächsten nalen europäischen Schifffahrtsorganisationen und Jahre gezogen. -verbänden. Hier kommt es darauf an, die Kräfte zu bündeln und als ERSTU aktiv an den gestellten Aufga- In zahlreichen Erklärungen auf Minister- ben mitzuarbeiten. ebene, von Internationalen Organisatio- nen und Verbänden wurden Vorschläge Zusammenarbeit ERSTU-ZKR und Forderungen unterbreitet, die es um- Ich möchte hier auf einige Beispiele und die Aufgaben zusetzen gilt. in den nächsten Jahren in der Zusammenarbeit mit der ZKR eingehen. Ich denke dabei an solche Erklärungen und Positionspapiere wie: So fand zum Beispiel, am 11.09.2019 im „Haus Rhein“ Thomas Maaßen Ministerial declaration of the International Ministe- in Duisburg der ZKR-Workshop „River-Sea-Transport in Präsident der ERSTU rial Conference on Inland Water Transport - Inland Europe“ statt, der mit Unterstützung der ERSTU in Vor- Foto: ERSTU Navigation in a Global Setting, UNECE Conference, bereitung auf den Markt-Report der ZKR über die Fluss- Wroclaw, Poland, 18th of April 2018. See-Schifffahrt, organisiert worden ist. (www.unece.org/index.php?id=47874) Mannheimer Erklärung „150 Jahre Mannheimer Über die Ergebnisse des Workshops berichteten wir im Akte – Motor für eine dynamische Rhein- und „ERSTU Newsletter“ Nr. 09/2019 auf Seite7. An dem Binnenschifffahrt“, Kongress der Zentralkommis- Workshop nahmen ebenfalls die RSSC-Mitglieder, un- sion für die Rheinschifffahrt am 17. Oktober 2018 ser Generalsekretär und ich teil. (https://www.zkr-kongress2018.org/files/Mannhei- mer_ Erklaerung_de.pdf) Der Report soll im Januar 2020 in deutscher, franzö- Europa maritim global • smart • green Initiative für sischer, holländischer und englischer Sprache veröf- eine maritime Strategie der Europäischen Union fentlicht werden. Unsere ERSTU-Mitglieder aus der Rus- (https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/ sischen Föderation äußerten auf der 44. Präsidiumsta- Events/20190522-nationale-maritime-konferenz-eu- gung den Wunsch, dass der Report auch in Russisch ropapapier.pdf?__blob=publicationFile&v=6) übersetzt wird. Masterplan Binnenschifffahrt https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/ Ich danke dem ZKR-Report-Team für das Engagement WS/masterplan-binnenschifffahrt.pdf? bei der Vorbereitung dieses Reports. EMMA-„POLICY PAPER STRENGTHENING INLAND NAVIGATION AND RIVER-SEA-SHIPPING IN EUROPE Es freut mich sehr, dass sich die Zusammenarbeit der AND THE BALTIC SEA REGION”. ERSTU mit der ZKR in den letzten Jahren verstärkt und http://www.project-emma.eu/content/blog/hand- effektiv gestaltet hat. Die gemeinsame Erarbeitung von over-emma-policy-paper-during-final-conference ZKR, EU und ERSTU des Reports „Fluss-See-Transport in (Bitte bis download nach unten gehen.) Europa“ im Rahmen der Marktbeobachtungen der ZKR „Position-Paper of the River-Sea Shipping Commit- und EU ist ein konkretes Beispiel hierfür. tee of the European Barge Union concerning the development of the European River-Sea and Short Wichtig sind hier auch solche Fragen wie die Digitali- Sea Shipping Market”. sierung und in dem Zusammenhang die Bekämpfung ERSTUNAVIGATOR 3

der Cyberkriminalität in der Binnenschifffahrt. Hierzu wärtigen Status wird die EBU-Generalsekretärin, Frau fand am 05.09.2019 der ZKR-Workshop „Cyber-Secu- Theresia Hacksteiner, in ihrem Beitrag im „ERSTU NA- rity in Inland Navigation“ in Bonn statt. An diesem VIGATOR 2019“ berichten. Workshop nahm die ERSTU ebenfalls teil. Zusammenarbeit ERSTU-UNECE Ein wichtiges Thema wird übrigens auch im ZKR- Die Aktivitäten der ERSTU in der Working Group Inland Workshop „Niedrigwasser auf dem Rhein“ am Navigation der UNECE, die Frau Victoria Ivanova als Se- 26.11.2019 in Bonn behandelt, wo notwendige Maß- kretärin organisiert und gestaltet, haben sich in den nahmen für die Aufrechterhaltung der Binnenschiff- letzten Jahren ebenfalls verstärkt, was auch in den UN- fahrt diskutiert werden sollen. ECE Protokollen und Dokumenten zum Ausdruck kommt. Die Teilnahme von Frau Ivanova am ZKR- Dieses Thema und die Entwicklung der Wasserstände im Workshop zur Vorbereitung des ZKR-Reports und an europäischen Wasserstraßennetz bereitet der Binnen- unserer 45. Präsidiumstagung spricht auch dafür. schifffahrt und der Industrie große Sorge. Die ERSTU muss in ihrer Strategie diesem Problem große Aufmerk- Die Beratungen der UNECE geben uns als ERSTU einen samkeit widmen. Das Wassermanagement spielt auch wichtigen Input für unsere Vereinsarbeit zur Förderung in Deutschland in der Zukunft nicht nur für die Binnen- der europäischen Binnenschifffahrt, Fluss-See-Schiff- schifffahrt, sondern auch für die Landwirtschaft, die fahrt und Short Sea Shipping. Gleichzeitig können wir Wasserwirtschaft etc. eine immer größere Rolle. unsere Probleme hierbei vorbringen und gemeinsam in diesem Forum nach Lösungen suchen. Die ERSTU begrüßt deshalb die Initiative des BMVI zum „Aktionsplan Niedrigwasser Rhein“ mit seinen 8 Maß- Frau Ivanova stellte auf der 45. Präsidiumstagung die nahmen. Die ERSTU bewertet diesen Aktionsplan wie Ergebnisse des Workshops „Encouraging the realiza- andere Verbände und die Industrie sehr positiv. Die ER- tion of a modern fleet, enhancing navigation safety and STU fordert hier aber, dass diese Maßnahmen für den fostering innovations” der “55th session of SC.3/WP.3 Rhein auch auf die anderen deutschen Flüsse wie We- of UNECE” vor. ser, Elbe, Oder und ihre Nebenflüsse ausgedehnt wer- den. Details zu den einzelnen Punkten sind unter www.bmvi.de/aktionsplan-niedrigwasser-rhein zu fin- den.

Die Vertiefung der Zusammenarbeit mit der ZKR wer- den wir konsequent fortsetzen. So fand am 08.10.2019 bei der ZKR in Straßburg eine Beratende Konferenz mit den CAO statt, um die Schwerpunkte der Zusammenarbeit für die nächsten Jahre abzustim- men. Hier hat die ERSTU sich entsprechend einge- Frau Victoria Ivanova bracht. Unser Generalsekretär nahm daran teil und bei ihrem Vortrag. stellte die Strategie und die Ziele der ERSTU vor. Foto: ERSTU Diese Beratungen sind für die Vertiefung der Zu- Die verschiedenen Präsentationen dieses Workshops sammenarbeit der ZKR mit den anerkannten Organisa- und auch des Workshops über die Digitalisierung und tionen, und damit auch der ERSTU, und die Bündelung Automatisierung in der Binnenschifffahrt sind auf der der Kräfte sehr wichtig. UNECE-Website www.unece.org in der Rubrik „Our work transport Inland Water Transport“ zu fin- Zusammenarbeit der ERSTU mit der EBU den. Diese Wissensquelle sollten unsere Mitglieder stär- Wichtig für die Zusammenarbeit der ERSTU mit der EBU ker nutzen. ist die aktive Unterstützung der EBU-Aktivitäten als Dachverband, insbesondere in der Zusammenarbeit mit In unseren Medien „ERSTU Newsletter“ (deutsche, der Europäischen Kommission, der ZKR und der ESO englische, russische Ausgabe) und im „ERSTU NAVI- sowie die Teilnahme des Präsidenten der ERSTU, des GATOR“ berichten wir ebenfalls über die UNECE-Kon- Chairman und Sekretärs des River-Sea Shipping Com- ferenzen. mittee (RSSC) an den Beratungen des „Board of Ma- nagement“ und den Events der EBU. Wichtig dabei ist Zusammenarbeit ERSTU-BDB die Vermittlung dieses Inputs an die ERSTU-Mitglieder. Wichtig für mich ist ebenfalls die Zusammenarbeit mit Bei der Zusammenarbeit ERSTU/EBU möchte ich als Bei- unseren nationalen Verbänden. So wurde ich am 3. spiel auf die neu gegründete „European IWT-Platform“ April 2019 als neuer Vizepräsident in das Präsidium des hinweisen. Über die IWT-Plattform und deren gegen- BDB gewählt. 4 ERSTUNAVIGATOR

Ich denke, dass dies ein wichtiger Schritt für die Vertie- Der Masterplan Binnenschifffahrt umfasst fünf Schwer- fung der Zusammenarbeit zwischen beiden Verbänden punkte: ist. Aktiv hatte Herr Hans Gerd Heidenstecker als Vor- • Infrastruktur: Wir sorgen mit Investitionen in Milli- sitzender der Deutschen Sektion Binnenschifffahrt der ardenhöhe für ausreichend finanzielle, strukturelle ERSTU im BDB bisher mitgearbeitet. und personelle Kapazitäten im Bereich der Wasser- straßen. Der 1974 gegründete Bundesverband der Deutschen • Umweltfreundlichkeit und Flottenstruktur: Wir Binnenschifffahrt e.V. (BDB) vertritt wie die ERSTU die unterstützen die Branche bei der Umstellung auf ef- gemeinsamen gewerblichen Interessen der Unterneh- fizientere und emissionsärmere Schiffe. mer in der Güterschifffahrt gegenüber Politik, Verwal- • Digitalisierung: Wir schaffen die Binnenschifffahrt tung und sonstigen Institutionen. Mitglieder des BDB 4.0-Vernetzung der Häfen, Digitalisierung der sind deshalb Partikuliere, Reedereien und Genossen- Schleusen und Schiffe, Automatisierung der Um- schaften. BDB vertritt auch die Interessen der Fahrgast- schlagplätze. schifffahrt. Beide Verbände haben ihren Sitz in Duis- • Stärkung multimodaler Transportkette: Unser Ziel burg und beziehen Stellung zu verkehrspolitischen ist es, den Anteil der Verkehrsleistung der Binnen- Fragen und bringen sich aktiv in die Gestaltung der schifffahrt am Modal Split auf 12 Prozent zu erhöhen. wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein. • Mehr Fachkräfte: Wir unterstützen die Verbände bei der Nachwuchsgewinnung und bei der bundes- Beide Verbände arbeiten aktiv an der Umsetzung des weiten Offensive auf Jobmessen. Masterplanes Binnenschifffahrt mit. Die Arbeiten am Masterplan Binnenschifffahrt waren vor ca. einem Jahr gestartet. Mitgewirkt haben unter anderem Vertreter verschiedener Verbände, von Unter- nehmen aus dem Binnenschifffahrtsgewerbe, der Hä- fen, der Bauindustrie, der Verlader, der Werftindustrie, der Motorenhersteller sowie von Forschungseinrich- tungen. BDB war ein Initiator des Masterplanes.

Durch meine Mitarbeit als Vizepräsident des BDB und Präsident der European River-Sea-Transport Union e.V. (ERSTU), verfügt der BDB nun außerdem um eine wert- volle Mehrexpertise in der Fluss-See-Schifffahrt.

Im nachfolgenden Beitrag zum Geschäftsbericht 2018/2019 der ERSTU stellt unser Generalsekretär, Dr.

Vorstellung des „MASTERPLANES BINNENSCHIFFFAHRT“ Wolfgang Hebenstreit, die Ergebnisse der Verbandsar- durch Bundesminister Andreas Scheuer am 14.05.2019 im beit der ERSTU vor. Diese zeigen, dass wir die für diesen Bundeministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Zeitraum gesetzten Ziele erreicht und so die Basis ge- (BMVI) in Berlin. Foto: BMVI schaffen haben, unsere Strategie Schritt für Schritt trotz veränderter Rahmenbedingungen umzusetzen. Der Masterplan Binnenschifffahrt ist die Grundlage, um die Binnenschifffahrt in Deutschland zukunftsfähig und Ich wünsche dabei allen Mitgliedern und Partnern der attraktiver zu machen. Er wurde in einem beispielhaf- ERSTU Kraft, Optimismus und viel Erfolg. ten Prozess gemeinsam mit den Verbänden, der Wirt- schaft und weiteren Akteuren erarbeitet. Das Interview führte der ERSTU-Generalsekretär und Pressesprecher, Dr. Wolfgang Hebenstreit, am 05.11.2019 ERSTUNAVIGATOR 5

Geschäftsbericht 2018/19

Im Berichtszeitraum wurden die 42. Präsidiumstagung fahrt im Ostsee-Raum an die EU war ein Höhepunkt im und XXII. Mitgliederversammlung der ERSTU am EMMA-Projekt. Nun galt es zur Umsetzung dieser Vor- 20.02.2018 in Berlin, die 43. Präsidiumstagung am schläge und Forderungen eine Fortsetzung des Projek- 17.09.2018 in Wien, die 44. Präsidiumstagung und die tes zu erreichen, damit wir nicht auf halben Wege ste- XXIII. Mitgliederversammlung am 09.04. henbleiben. ERSTU unterstützte dies mit einem „Letter 2019 in Hamburg und die 45. Präsidium- of Support“. Der Fortsetzung des EMMA-Projektes stagung der ERSTU am 12.09.2019 in wurde zugestimmt. Duisburg durchgeführt. In Beiträgen im „ERSTU NAVIGATOR 2019“ wird über Über diese Tagungen berichteten wir aus- die Ergebnisse und neuen Aufgaben des EMMA-Projek- führlich in unseren „ERSTU Newslettern“ tes und damit verbundenen Vorhaben in Schweden und Nr. 02/2018, Nr. 09/2018, Nr. 04/2019 Finnland berichtet. Herr Breitenbach berichtete ebenfalls und Nr. 09/2019. All diese „ERSTU News- auf der 45. Präsidiumstagung der ERSTU hierüber. letter“ können auf unserer „ERSTU-Web- site“ www.erstu.com in der Rubrik Akti- Im Zeitraum 2018-2019 hatten wir eine Reihe wichti- vitäten « Newsletter und alle Protokolle ger Ereignisse in der europäischen Binnenschifffahrt, und Berichte dieser Tagungen in der Ru- Fluss-Seeschifffahrt und Short Sea Shipping. brik „ERSTU intern“ « Präsidiumstagun- gen/MV eingesehen werden. Diese Veranstaltungen, auf denen wir vertreten waren, Dr. Wolfgang gaben uns wichtige Informationen und Anregungen Hebenstreit In seinem Interview berichtete der Präsident der ERSTU, für unsere Verbandsarbeit und die Möglichkeit, die ER- Generalsekretär und Herr Thomas Maaßen, über die Verstärkung der Zu- STU-Positionen zu vertreten, unsere Kontakte zu Part- Pressesprecher der ERSTU sammenarbeit mit den internationalen Schifffahrtsor- nern zu pflegen, auszubauen und unser Netzwerk der Foto: ERSTU ganisationen- und europäischen und nationalen Ver- Zusammenarbeit zu erweitern. All diese Konferenzen bänden ZKR, EBU, UNECE und BDB. sind in unserem Mittelfristigen Arbeitsplan enthalten. Er wurde auf der 45. Präsidiumstagung der ERSTU an- Ergänzend hierzu stellen wir hier die Mitwirkung der genommen. Mit 73 Aufgaben haben wir uns bei den ERSTU im EMMA-Projekt vor. Auf die die Zusammen- humanen und finanziellen Ressourcen, die uns zur Ver- arbeit der ERSTU mit dem SPC, der ElbeAllianz und der fügung stehen, einen ambitionierten Arbeitsplan Elbe Oder Kammerunion (KEO) gehen wir in anderen 2019/2020 gestellt. Der Arbeitsplan ist stets zu aktua- Beiträgen des „ERSTU NAVIGATOR“ ein. lisieren und die Prioritäten sind gemeinsam festzulegen. Der aktuelle Mittelfristige Arbeitsplan 2019-2020 ist Mitwirkung der ERSTU im EMMA-Projekt unter www.erstu.com Rubrik „ERSTU intern“ Präsi- diumstagungen/MV Berichte einsehbar. Im „ERSTU NAVIGATOR 2018“ (siehe Seite 6) be- richteten wir bereits über die Mitarbeit der ERSTU im Da sich Veranstaltungen oft auf den gleichen Zeitraum EMMA-Projekt und darüber, dass die ERSTU an dem konzentrieren und es häufig zu Terminüberschneidun- EMMA-Politik Papier ”STRENGTHENING INLAND NA- gen kommt, ist es wichtig, dass mehrere ERSTU-Mit- VIGATION AND RIVER-SEA-SHIPPING IN EUROPE glieder die Interessenvertretung der ERSTU auf den AND THE BALTIC SEA REGION” aktiv mitgearbeitet verschiedenen Konferenzen und Veranstaltungen und das RSSC-Position-Paper mit eingebracht hatte. wahrnehmen und darüber berichten.

Am 06. November 2018 fand die EMMA/KEO-Konfe- Höhepunkte im Leben unseres Verbandes sind die renz ”VISIONS AND OPPORTUNITIES FOR THE Präsidiumstagungen und Mitgliederversammlun- TRANSPORT NETWORK: INLAND NAVIGATION gen. Sie dienen uns zum Informations- und Ge- AND RIVER-SEA SHIPPING IN THE BALTIC SEA RE- dankenaustausch. GION” in Brüssel statt, wo das EMMA-Policy Paper an die EU übergeben wurde. (siehe http://www.project-em- Gemeinsam mit unseren Mitgliedern konnten wir im ma.eu/content/blog/hand- over-emma-policy-paper-du- Berichtszeitraum die Mitgliederversammlungen in Ber- ring-final-conference) lin, Wien, Hamburg und Duisburg zu interessanten Ta- gungen gestalten. Wir danken unseren Mitgliedern Ha- Die Übergabe der erarbeiten Vorschläge und Forde- fen Wien, Hafen Hamburg Marketing e.V., Elbe Allianz rungen für die weitere Entwicklung und Förderung der e.V., duisport –Hafen Duisburg AG und Rhenus Ports europäischen Binnenschifffahrt und Fluss-See-Schiff- Logistics GmbH & Co. KG für die große Unterstützung 6 ERSTUNAVIGATOR

bei der Organisation unserer Tagungen. Das gleiche gilt weitere Planungen vorgestellt. Das HVCC zeigt wie gut für die Vizepräsidenten Österreich und Ungarn der ER- die Vernetzung zwischen unterschiedlichen Unterneh- STU und die ERSTU-Geschäftsstelle. men und Institutionen in Hamburg klappt. Von der Ver- netzung der Schnittstellen profitieren Reeder, Nautische Über die 43. Präsidiumstagung der ERSTU am 17.09. Zentrale, Terminals und die Binnenschifffahrt. Daten al- 2018 in Wien haben wir bereits im „ERSTU NAVIGA- ler Beteiligten, der Lotsen, des Nord-Ost-Kanals, des El- TOR 2018“ (siehe Seite 6-8) berichtet. beseitenkanals und aus Rotterdam führen dazu, dass die Schiffsabfertigung immer reibungsloser abläuft. 44. Präsidiumstagung und XXIII. Mitgliederversammlung der ERSTU

Umschlagsprozess des Großcontainer-Schiffes MS „Ever Gif- ted“ mit 20.388 TEU an Bord. Foto: ERSTU Die ERSTU-Präsidiumstagung und Mitgliedervollver- sammlung wurde durch den Vortrag „Port of Ham- burg-Development and Position in Europe“ von CEO, Port of Hamburg Marketing, Axel Matern, eröffnet. Im Vortrag ging er hauptsächlich auf die Position des Ha- fens Hamburg in Europa und seine Hinterlandsentwik- „Familien-Foto“ der Teilnehmer und Gäste der 44. Präsidiumstagung und der XXIII. Mit- klung ein, wobei der Hamburger Hafen mit einem An- gliedervollversammlung der ERSTU an Deck der „Rickmer Rickmers“. Foto: ERSTU teil des Eisenbahnverkehrs von 45,2 % im Modalsplit Gastgeber der 44. Präsidiumstagung und XXIII. Mit- im Container-Hinterlandverkehr der größte Eisenbahn- gliederversammlung der ERSTU am 09.04.2019 in hafen in Europa ist. Hamburg war unser Mitglied Hafen Hamburg Marke- ting e.V.. Alle Teilnehmer der ERSTU und unsere Gäste In der Präsentation „Inland Waterway Transport in the konnten in der ehrwürdigen Hanse Stadt die Schifffahrt Baltic Sea Region“ stellte Stefan Kunze, Hafen Ham- in ihrer Tradition und in der Moderne hautnah erleben. burg Marketing e.V., die Ergebnisse des EMMA-Projek- tes mit den für die Förderung der Binnenschifffahrt und So konnte der Kontrast zwischen der Führung an Bord, Fluss-See-Schifffahrt im Ostsee-Raum erarbeiteten For- die einen guten Einblick in das harte Leben der Seeleute derungen und Notwendigkeiten vor. in der Zeit der Segelschiffe gab, und zu den an den Ter- minals liegenden Containerschiffen während der Hafen- besichtigung von Bord der Barkasse „Buenos Aires“ aus unter der sachkundigen Begleitung von Herrn Stefan Kunze, Hafen Hamburg Marketing e.V. und Vorstands- vorsitzender des Elbe Allianz e.V., stärker nicht sein.

Während der Hafenrundfahrt konnten sie mehr über die Herausforderungen für die Abfertigung zwischen See- und Hinterlandtransport erfahren, da die volle Bandbreite der Schiffsgrößen, vom Großcontainerschiff „Ever Gifted“ mit 20.388 TEU bis zum Binnenschiff „Hanse“ mit 96 TEU an den Kais zu sehen waren.

Im „HVCC Hamburg Vessel Coordination Center GmbH“ wurden uns Teilnehmern anschaulich die bis- her erreichten Fortschritte im Hafen Hamburg durch die Digitalisierung demonstriert, die Möglichkeiten zur bes- seren Einbindung der Binnenschiffe in die Abferti- CEO, Port of Hamburg Marketing, Axel Matern, und Stefan gungsprozesse der Containerterminals aufgezeigt und Kunze bei ihren Vorträgen. Fotos: ERSTU ERSTUNAVIGATOR 7

port in Europe“ und des Präsidiums der ERSTU mit MS „Karel Jerres“ am Abend des 11.09.2019 zur Besichti- gung von Duisburg und seines Hafens vom Schiff aus. Hier wurden interessante Gespräche geführt, neue Kon- takte geknüpft und sich ein Überblick über den Duisbur- ger Hafen vom Schiff aus verschafft.

Am Donnerstag, den 12.09.2019, wurde die 45. Präsi- diumstagung der ERSTU mit den Referaten eröffnet.

Paul Goris, Paul Goris, Präsident der European Barge Union (EBU) Das erste Key Referat von Victoria Ivanova stellte die Er- Präsident der EBU und der „European IWT Platform“, informierte die Teil- gebnisse des Workshops „Encouraging the realiza- und Präsident nehmer in seinem Vortrag „INLAND NAVIGATION FOR tion of a modern fleet, enhancing navigation sa- der „European THE 21th CENTURE“ über die zu lösenden Aufgaben fety and fostering innovations” der“ 55th session IWT-Platform“ und die Projekte zur Förderung der Binnenschifffahrt in of SC.3/WP.3 of UNECE” und Gedanken zur weiteren bei seinem Vortrag. Europa, insbesondere in enger Zusammenarbeit mit der Zusammenarbeit UNECE – ERSTU in der Zukunft vor. Fotos: ERSTU EU und den anderen internationale Schifffahrtsorgani- sationen und -verbänden. Ein Ergebnis hierbei ist die Schaffung der „European IWT Platform“, die am 21.01.2019 ihre Arbeit aufgenommen hat. Paul Goris stellt die Ziele, die Organisation und Arbeitsweise die- ser Plattform vor und rief auf, diese Möglichkeit zur För- derung der Binnenschifffahrt effektiv zu nutzen.Die o.g. Präsentationen sind auf der ERSTU-Website www.erstu.com in der Rubrik „ERSTU intern Präsidi- umstagungen/MV Präsentationen“ einsehbar.

In den Berichten des Präsidenten der ERSTU, Thomas Maaßen, des Generalsekretärs und Pressesprechers, Dr. Wolfgang Hebenstreit, wurde die Arbeit des Verbandes im Berichtszeitraum eingeschätzt und die weiteren Auf- gaben bei der Umsetzung der „ERSTU Strategie 2017 plus“ festgelegt. Stefan Breitenbach bei seiner Präsentation. Foto: ERSTU

Das Protokoll, einschließlich die Berichte und die anderen In seinem Vortrag „Die Aufgaben des Projektes EMMA Anlagen des Protokolls, finden Sie ebenfalls auf der ER- (Teil 2) bei der Umsetzung der Vorschläge des EMMA- STU-Website www.erstu.com in der Rubrik „ERSTU in- Policy Paper“ gab Herr Stefan Breitenbach, Hamburg tern « Präsidiumstagungen/MV « Protokolle“. Hafen Marketing e.V., Leiter des EMMA-Projektes, eine Einschätzung der Ergebnisse des EMMA-Projektes 45. Präsidiumstagung der ERSTU (Teil 1) und stellte die Aufgaben für das EMMA-Projekt (Teil 2) vor. Die 45. Präsidiumstagung der ERSTU fand am 12.09. An Bord von MS „Karel Jerres“ durch 2019 in Duisburg statt. Tagungsort war der Konferenz- Die Präsentationen sind auf der ERSTU-Website den Duisburger Hafen raum von Rhenus Ports Logistics GmbH & Co. KG. www.erstu.com in der Rubrik ERSTU intern Präsidi- mit interessanten umstagungen/ Mitgliederversammlungen Präsenta- Gesprächen. Die Tagung begann mit einer gemeinsamen Fahrt mit tionen einzusehen. Fotos: ERSTU den Teilnehmern des ZKR-Workshops „River-Sea Trans- In seiner Berichterstattung richtete der ERSTU-Prä- sident, Thomas Maaßen, die Schwerpunkte insbe- sondere auf: Die Vertiefung der Zusammenarbeit mit der ZKR. Die Zusammenarbeit der ERSTU mit der ZKR hat sich in den letzten Jahren verstärkt und effektiv gestaltet. Diese Entwicklung wird konsequent fortgesetzt. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die gemeinsame Er- arbeitung von ZKR, EU und ERSTU des Reports „Fluss-See-Transport in Europa“ im Rahmen der 8 ERSTUNAVIGATOR

Marktbeobachtungen der ZKR und EU. Besonders Konferenzen durch die ERSTU in der Verbandsarbeit wichtig für die Qualität des Reports war die Vorbe- und in den ERSTU-Medien. reitung und Durchführung eines Workshops zur Ent- Die Stärkung des Verbandes durch die Gewinnung wicklung des Fluss-See-Transports in Europa, der am neuer Mitglieder und Aktivierung aller ERSTU-Mit- 11.09.2019 in Duisburg im „Haus Rhein“ stattfand. glieder. Die Beratende Konferenz der ZKR zur Abstimmung des ZKR-Arbeitsprogrammes mit den von der ZKR In seinem Bericht ging der Generalsekretär, Dr. anerkannten Organisationen am 08.10.2019 in Wolfgang Hebenstreit, auf folgende Fragen ein: Straßburg. Die ERSTU wird hier entsprechende Vor- Die Protokolle der 44. Präsidiumstagung und der schläge einbringen. XXIII. Mitgliederversammlung der ERSTU wurden Die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit mit der zeitnah erarbeitet und versandt. Es gab keine Ein- UNECE. Viele Informationen, Präsentationen von wände zu den Dokumenten. Workshops über die Digitalisierung und Automati- Die für den Zeitraum zwischen der 44. und 45. Präsi- sierung in der Binnenschifffahrt, Nachhaltigkeit der diumstagung gestellten Aufgaben des Aktionsplanes Entwicklung, Modernisierung der Binnenschifffahrt für das Jahr 2019 der ERSTU wurden termingerecht u.a. sind auf der UNECE-Website www.unece.org in erfüllt. der Rubrik „Our work transport Inland Water Vorstellung der Aufgaben des Mittelfristigen Ar- Transport“ zu finden. Diese Wissensquelle sollten un- beitsplanes der ERSTU für die Jahre 2019/2020. sere Mitglieder stärker nutzen. In unseren Medien Aktive Teilnahme an den Beratungen des „Board of „ERSTU Newsletter“ (deutsche, englische, russische Directors“ der EBU, der Sessionen der UNECE und Ausgabe) und im „ERSTU NAVIGATOR“ berichten der ZKR, Vertiefung der Zusammenarbeit mit SPC. wir ebenfalls über die UNECE-Konferenzen. Schwerpunkte des „Masterplanes Binnenschifffahrt“ Auswertung der Informationen und Ergebnisse der in Deutschland.

ERSTU-Präsident Thomas Maaßen bei seiner Berichterstattung. Foto: ERSTU

Wahl/Bestätigungen von Präsidiumsmitgliedern Ausgaben über Mitgliederversammlungen, Konferen- zen, Parlamentarische Abende, Aktivitäten unserer Mit- Herr Plenkmann, Chairman des River-Sea Shipping glieder und Partnerverbände berichtet und auf Veran- Committee der EBU, wurde einstimmig in das Präsidium staltungen im Jahre 2020 hingewiesen. der ERSTU gewählt. Im vorliegenden „ERSTU NAVIGATOR 2019“ werden In den „ERSTU Newslettern“ des Jahres 2018 und 2019 wir noch über zahlreiche Konferenzen und Aktivitäten haben wir in den deutschen, englischen und russischen berichten. ERSTUNAVIGATOR 9

MARKTBEOBACHTUNG DER BINNENSCHIFFFAHRT IN EUROPA in 2019

Auszüge aus der Zusammenfassung des weniger beeinflusst wurden, erklärt sich der Anstieg der Frachtraten ZKR-Jahresberichtes 2019 und Einschätzungen durch Marktreaktionen: Belgische und niederländische Operateure, der ERSTU-Vizepräsidenten für ihre Länder insbesondere mit kleinen Schiffen, verlagerten ihr Einsatzgebiet im Herbst 2018 an den Rhein, um vom hohen Frachtratenniveau zu Das Jahr 2018 war für die europäische Binnenschifffahrt sicherlich profitieren. Dieser Kapazitätsabzug im FARAG-Gebiet hatte einen von der langen Niedrigwasserperiode geprägt, die in der zweiten allgemeinen Aufwärtsdruck auf die Frachtraten auch dort zur Folge. Jahreshälfte stattfand und als ein wesentlicher Einflussfaktor für Ein Blick auf historische Daten über Niedrigwasserstände in der mehrere wirtschaftliche Parameter anzusehen ist. In regionaler Sicht Vergangenheit (1820-2018) zeigt, dass Jahre mit einer hohen Häu- war der Einfluss der extremen Trockenzeit auf die Transporttätigkeit figkeit von Niedrigwassertagen auch zu Beginn des 20. Jahrhun- besonders stark auf dem Rhein, auf seinen Nebenflüssen, auf der derts, in den 1940er und in den 1970er Jahren recht häufig waren. oberen und mittleren Donau sowie auf der oberen und mittleren Diese historischen Muster zeigen, dass auch ohne Klimawandel Elbe präsent. starke Schwankungen der Navigationsbedingungen aufgetreten Die Transportaktivitäten auf vielen Kanälen in den Niederlanden, sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft auftreten Belgien, Frankreich und in Norddeutschland waren deutlich weni- werden. Sie weisen auch auf die Notwendigkeit hin, die heute vor- ger betroffen. Auch die Schifffahrt auf der unteren Donau in Ru- handenen Logistikkonzepte (hinsichtlich der Größe und des De- mänien und Bulgarien zeigte sich aufgrund ihres Fluss-See-Cha- signs der Schiffe), bis zu einem gewissen Grad zu überdenken. rakters im Mündungsgebiet der Donau robust. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Fracht- Der Containerverkehr, der sich nach wie vor fast ausschließlich schiffsflotte der Rheinstaaten von einer wachsenden durchschnittli- auf die Rheinstaaten konzentriert, konnte in 2018 sein Transport- che Ladekapazität und einem Rückgang der Zahl der kleinen Schif- volumen halten und teils auch erhöhen, da sich große Teile seiner fe gekennzeichnet ist, eine Entwicklung, die sich auch 2018 Einsatzgebiete auf Kanälen oder Wasserstraßen mit einer erheb- fortsetzte, insbesondere für die französische Flotte. Die Neubaura- lichen Widerstandsfähigkeit gegen Niedrigwasserstände (in Bel- ten im Jahr 2018 waren eher niedrig, aber die auf den Markt ge- gien, Frankreich, den Niederlanden und Norddeutschland) befin- brachten Schiffe waren aus allen Größenklassen, und umfassten den. In Frankreich expandierte er im Bassin Nord-Pas-de-Calais, auch einige kleinere Schiffe mit einer Tonnage von weniger als 1 000 während er im Seine-Becken und im Rhône-Saône-Becken sein Ni- Tonnen. veau konstant hielt. Der Unternehmenssektor in der Binnenschifffahrt zeigt für West- Der Rhein hingegen verzeichnete nach einem Wachstum in den europa ein sehr fragmentiertes Bild: 87,5% aller IWW1-Güterver- fünf Vorjahren einen Rückgang des Containerverkehrs um 10% kehrsunternehmen in Europa befinden sich in Rheinstaaten, und al- (gemessen in TEU). Die Schifffahrt auf dem Mittel- und Oberrhein lein die Niederlande machen bereits 58% aller europäischen (diese beiden Rheinabschnitte machen 49% der Container-Beför- Güterverkehrsunternehmen aus. Allerdings sind 41% aller nieder- derungsleistung auf dem Rhein aus) war im Spätherbst 2018 stark ländischen Trockenfrachtunternehmen und 51% aller niederländi- eingeschränkt. Im Oktober und November, als Containerschiffe schen Flüssigfrachtunternehmen Ein-Mann-Unternehmen. Die Grö- nicht mehr flussaufwärts nach Straßburg oder Basel fahren konn- ßenstruktur in französischen Güterschifffahrtsunternehmen ist jener ten, musste die Containerschifffahrt sogar für einige Wochen ganz der Niederlande sehr ähnlich. Die Beschäftigungsentwicklung im Be- stillstehen. reich Güterverkehr war in den letzten Jahren in den meisten euro- Die Unterbrechung der Logistikketten, nicht nur für den Con- päischen Ländern durch einen rückläufigen Trend gekennzeichnet, tainertransport, sondern auch für Chemikalien, Mineralölproduk- der auf verfügbaren Daten für den Zeitraum zwischen 2012 und te, Eisenerze und weitere Industrie-Rohstoffe, bedeutete einen wirt- 2016 basiert. Ausnahmen waren hierbei Deutschland, die Schweiz, schaftlichen Schaden von erheblichem Ausmaß. Statistische Polen, Italien und Lettland, wo die Zahl der Mitarbeiter 2016 höher Berechnungen deuten auf einen Verlust von fast 5 Milliarden Euro war als in 2012. Den stärksten absoluten Rückgang verzeichneten für die deutsche Industrieproduktion in der zweiten Jahreshälfte die Niederlande, wo die Zahl der Beschäftigten 2016 um 522 ge- 2018 durch den Rückgang des Rheinverkehrs hin. ringer war als 2012 (in Frankreich: -279, in Deutschland: +281). Eine weitere Folge waren die stark gestiegenen Transportpreise, Das Ausblickskapitel des Berichts befasst sich mit dem Güterseg- insbesondere auf dem Rhein. Im Oktober und November 2018 wa- ment Sand, Steine, Kies und Baustoffe. Dieses Segment repräsen- ren die Frachtraten für Flüssiggüter mehr als viermal so hoch wie tiert 37% aller Gütertransporte in der Binnenschifffahrt in Frank- sonst (für den ARA-Rhein-Handel). reich, 25% in Belgien, 20% in den Niederlanden, 14% in Für Transporte im FARAG-Raum (Vlissingen, Antwerpen, Rotter- Deutschland und 21% in Rumänien. Die Bautätigkeit in Europa be- dam, Amsterdam, Gent) zeigt eine statistische Analyse auf der findet sich seit 2014 auf einem expansiven Kurs, was auf positive Grundlage von Frachtraten für Flüssiggüter, dass die Preise auch in Signale von Seiten der Demografie, öffentlichen Infrastrukturinve- dieser Region in der zweiten Jahreshälfte gestiegen sind. Auch wenn stitionen und der wirtschaftlichen Erholung nach der Immobilien- die Wasserstands-Verhältnisse in diesem Teil Westeuropas deutlich krise 2009 zurückzuführen ist. Die Beförderung verwandter Güter 10 ERSTUNAVIGATOR

auf den Binnenwasserstraßen (vor allem Kies, Sande, Baustoffe) Der ungarische internationale Wasserstraßenverkehr ist gegen- folgte zu einem gewissen Grad dieser Expansion, was sich in an über 2017 von 8,2 Mio. to auf 6,7 Mio. to gefallen. Die zurückge- Hand einer Korrelation zwischen der monatlichen und vierteljähr- bliebenen Waren konnten die anderen Verkehrsträger nur teilweise lichen Bautätigkeit einerseits, und den Wasserstraßentransporten übernehmen, deshalb gab es – wie auf dem Rhein auch – indu- obiger Materialien andererseits ablesen lässt. Die Aussichten für die strielle Versorgungsprobleme in den Donaustaaten. nächsten drei Jahre deuten jedoch auf ein langsameres Expansions- 2019 hatte mit guten Wasserständen begonnen, dementspre- tempo im Bausektor hin. Die Transportnachfrage dürfte diesem Ab- chend konnte der Ausfall teilweise nachgeholt werden. Der Schiffs- kühlungsprozess folgen, aber dennoch auch in Zukunft weiter- verkehr war demzufolge im I. Quartal um 30 % höher als in der wachsen. Denn der Bausektor ist ein wichtiger Sektor mit positiven gleichen Periode im Jahr 2018. Leider ist die Donauschifffahrt durch Wachstumsaussichten für die Zukunft, wie sich an Hand von lang- das Niedrigwasser so unsicher und unzuverlässig geworden, dass fristigen Prognosen zeigt. Die Binnenschifffahrt sollte alle Anstren- viele Wareneigentümer ihre jährlichen Transportmengen komplett gungen unternehmen, um an diesem Wachstum zu partizipieren. auf die Bahn umgestellt hatten. Im Mai 2019 ist in Budapest die leider weltweit bekannt gewor- Die vollständige Version des ZKR-Reports kann als PDF Datei auf Französisch, Deutsch, dene Schiffskatastrophe passiert. Das Kabinenschiff „Viking Sigyn” Niederländisch oder Englisch heruntergeladen werden oder direkt online eingesehen werden unter: www.inland-navigationmarket.org. hat das Stadtrundfahrtschiff „Hableány” niedergefahren. Nach der Quelle: ZKR-Pressemitteilung, Straßburg, den 19.09.2019 Kollision hat die „Viking” die „Hableány” (heißt Meerfrau) in 7 Se- kunden unter sich gedreht und versenkt. An Bord waren 33 Touri- Information zur Lage der Binnenschifffahrt sten aus Korea und 2 Besatzungsmitglieder. 7 Passagiere wurden in der Republik Österreich gerettet, 25 Passagiere und die 2 Besatzungsmitglieder sind ge- vom Vizepräsidenten der ERSTU für die storben, 1 Tote ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Ursache Republik Österreich, Peter Jedlicka der Havarie war die Unachtsamkeit und Unverantwortlichkeit des Kapitäns Fahrgastschiffes „Viking“. Im laufenden Jahr 2019 zeigte die Donau eine gute Wasserfüh- Nach dem Unglück ist die Nachfrage für die Personenschifffahrt rung. Kein Vergleich mit den dramatisch niedrigen Wasserständen um etwa 40% zurückgegangen und dies dauert immer noch an. in 2018. Die Wintermonate 2019 waren durch überdurchschnitt- Die Donausektion hat in 2019 die ERSTU auf zahlreichen Do- liche Niederschläge in der Alpenregion gekennzeichnet und auch nauprojekten und Programmen vertreten, z.B. im „GRENDEL”- die Niederschläge in den Sommermonaten waren auf einem durch- Projekt, das am 26. März 2019 in der Donaukommission eröffnet schnittlichen Langzeit Niveau. worden ist. Das Grundziel des Projektes ist die Verbesserung der Die bisher transportierten Gütermengen in 2019 sind um über ökologischen und wirtschaftlichen Leistung der Donauflotte. 30 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Durch die Unterstützung der Modernisierung, der Verringerung Der in 2006 ins Leben gerufene Nationale Aktionsplan Donau- der Luftverschmutzung, des Energieverbrauchs, durch die Digita- schifffahrt für eine aktive Schifffahrtspolitik in Österreich zeigt eben- lisierung, die Entwicklung des Verkehrs- und des Logistikmanage- falls Wirkung. Durch den Ausbau der Strecke östlich von Wien bis ment. zur Staatsgrenze zur Slowakei, konnte die Abladetiefe der Güter- Weitere vertretene Großprojekte waren u.a. das auf der 43. Prä- schiffe um bis zu 3 dm verbessert werden. Dadurch hatte die Gü- sidiumstagung der ERSTU in Wien schon vorgetragene Projekt terschifffahrt im laufenden Jahr mit Abladetiefen von 2,40 m auf DANTE. Das Ziel ist die Bestimmung und Abschaffung der admini- der gesamten österreichischen Donau keine Probleme. Der Natio- strativen Hindernisse auf der Donau und auf den Nebenflüssen. nale Aktionsplan Donauschifffahrt gibt die Entwicklungsrichtung Hauptelemente sind die Beschleunigung der Grenz- und Zollrevi- bis zum Jahr 2022 vor. Durch die bevorstehende vorgezogene Na- sionen, Hafenadministration durch Empfehlungen für die Regie- tionalratswahl mit nachfolgender Regierungsbildung, werde ich als rungen der Donaustaaten. Am Projekt hatten 28 Projektpartner aus Vizepräsident der ERSTU, gemeinsam mit anderen binnenschiff- 10 Donauländer teilgenommen. Es dauerte 30 Monaten. Die fahrtsaffinen Persönlichkeiten darauf einwirken, dass in der zu- Schlusskonferenz fand am 29.Mai in Budapest statt. künftigen Regierungsvereinbarung, das Kapitel Binnenschifffahrt, Die CLNI (Straßburger Übereinkommen über die Beschränkung die ihrer Bedeutung nach zustehende Berücksichtigung, findet. der Haftung in der Binnenschifffahrt) 2012 wurde in den Teilnehm- erländern fast Europaweit seit 01.07.2019 in Kraft gesetzt. Ungarn Information zur Lage der Schifffahrt hat das Abkommen ratifiziert und es ist nach 4 monatiger Über- in der Republik Ungarn gangsphase ab 01.11.2019 gültig. Gegenüber den anderen Teil- vom Vizepräsidenten der ERSTU für die nehmerländern wird aber eine Haftpflichtversicherung gem. CLNI Republik Ungarn und Vorsitzenden Limits in Ungarn obligatorisch sein und zwar für alle Schiffe, die auf der ERSTU Sektion Donau (EDS), Attila Bencsik das Territorium Ungarns befahren. Demzufolge werden alle Schiffe unter ungarischer oder fremder Flagge ab 01. November 2019 ver- Die bekannte Niederwassersituation im 2018 hatte einen starken pflichtet, die entsprechenden Versicherungspolicen oder die Bestä- Rückgang der Transportmengen verursacht, nämlich ab August war tigung der Versicherungsdeckung zwecks Kontrolle an Bord zu ha- die wirtschaftliche Schiffahrt unmöglich. Monatelang konnten die ben. Ohne Haftpflichtversicherung werden die Schiffe aufgehalten. Schiffe mit nur einem max. Tiefgang von 13-14 dm fahren. Der Ver- Die ERSTU DONAU SEKTION (EDS) hat die ERSTU in der Donau- kehr war auf einigen Strecken und für Zeitperioden offiziell ge- region erfolgreich vertreten, die Donausektion hat ihre Hauptauf- sperrt. gaben erfüllt. ERSTUNAVIGATOR 11

Information zur Lage der Schifffahrt Zusammengefasst gibt es eine Verbesserung gegenüber dem in den Niederlanden Vorjahr, aber von einer stabilen Wiederbelebung ist man noch vom Vizepräsidenten der ERSTU für die weit entfernt. Viel wird von den Entwicklungen im Welthandel ab- Niederlande, Arnold van Thull hängig sein. Durch die Unsicherheiten mit Bezug auf den Brexit, 30 % der Binnenschiffahrt 2019 Short Sea Tonnage geht nach Engeland, sind die Voraussichten für die kommenden Jahre sehr unsicher. Dazu kommt noch, daß die Die gute Beschäftigung der Binnenschiffahrt im Jahre 2018 hat sich Konkurrenzposition der Niederländischen Seeschiffahrt unter Druck in 2019 fortgesetzt. Bis Mitte des Jahres konnten 2,5 % mehr Ton- steht, indem unsere Behörden entschieden haben, das Mindestge- nen transportiert werden im Vergleich zu 2018. halt für ausländische Besatzungsmitglieder zu erhöhen. Ausserdem Die Binnenschiffahrt wurde bis jetzt dann auch nicht mit Hoch- droht ab 2020 eine Erhöhung der Brenstoffkosten indem die IMO und Niedrigwasser konfrontiert. Auch wurde wieder richtig investiert neue Schwefelforderungen festgelegt hat. in Neubauschiffe. Die noch nicht abgebauten Kaskos wurden alle in Fahrt gebracht und es wurden sogar wieder neue Schiffe bestellt. Ridderkerk, im September 2019 Der erste Ponton mit 19 Kasko’s aus China ist in August im Rot- terdamer Hafen eingetroffen. Etwa 60% hiervon sind Doppelhül- Information zur Situation in der Binnenschifffahrt lentankschiffe als Ersatz für die per Ende 2018 aus der Fahrt ge- der Russischen Föderation nommenen Einzelhüllenschiffe. Von Anna Isaeva, Stellvertretende Generaldirektorin Die Niederländische Binnenschiffahrtsflotte spielt nach wie vor der Moskauer Binnenreederei eine wichige Rolle in Europa. Von den etwa 18.000 Fahrzeugen in Westeuopa fahren über 10.000 unter Niederländischer Flagge, Tendenziell entwickelten sich die landgestützten Verkehrsarten dies bedeutet etwa 55% der gesamte Europäischen Flotte. Die (Rohrleitungen, Straßenverkehr, Eisenbahnverkehr) in Russland dy- 8.500 Frachtschiffe haben eine Tragfähigkeit von über 9 Mio. Ton- namischer als die Binnenschifffahrt, deren Anteil im Multimodal- nen. Innerhalb von Holland transportiert die Binnenschifffahrt et- splitt konsequent sank. wa 35% des Ladungsaufkommens. In den anderen Europäischen Als Folge einer verminderten Konkurrenzfähigkeit der Binnen- Ländern sind dies nur etwa 6%. Insgesamt wurden in den letzten schifffahrt gelten hier mangelnde Infrastruktur der Binnenwasser- 12 Monaten über Niederländische Wasserstrassen etwa 360 Mio. straßen, rapide Verteuerung der Treibstoffe von Schiffsantrieben so- To transportiert, hiervon 75% mit Niederländischen Schiffen, 11% wie die Tarifpolitik des Eisenbahnverkehrs. mit Belgischen, 9% mit Deutschen, 3% mit Schiffen unter Flag- Gütertransporte auf Binnenwasserstraßen betrugen 2018 ca. ge von Luxembourg und 2% sonstige. 115 Mio. T (etwa 3 % niedriger als 2017). Der Gesamtgüterumsatz Bis Mitte dieses Jahres wurden in Rotterdam 240 Mio. To um- erreichte 66,0 Mrd. Tkm (um 1,8 % niedriger). Der Hauptanteil der geschlagen. Dies bedeutet 3,4% Wachstum gegenüber 2018. Vor Transporte auf Binnenwasserstraßen (ca. 70%) entfällt auf die Re- allem sind Container, Sand/Kies und Chemie gewachsen, der Um- gionen von Wolga-Ostsee, Moskau, Wolga und Asow-Don des eu- schlag von Kohle war stark rückgängig. Wie die Lage sich in den ropäischen Teils der RF. Etwa 20% der Transporte wurden dabei in kommenden Monaten entwickeln wird, ist schwer zu sagen. Viel den Regionen von Ob, Ob-Irtysch, Jenissej, Lena und Amur (Sibirien wird abhängig sein von den Entwickelungen im Welthandel (u.a. und Fernost) realisiert. Folge des Brexit) und von den Wetterverhältnissen und hiermit ver- Dabei kam es zur Verringerung des Verkehrsvolumens bei Bau- bunden den Wasserständen am Rhein. stoffen aus eigener Produktion und Exportflüssiggütern. Eine Stei- Im Gegensatz zu den grossen Neubauschffen sieht die Zunkunft gerung gegenüber 2017 trat jedoch bei Transporten von Getreide, für die kleineren Schiffe nicht besonders gut aus. Durch Umwelt- Kohle und Metallen ein. maßnahmen, Besatzungsprobleme und notwendige Investitionen für saubere Motoren sind diese Schiffe kaum noch wirtschaftlich zu Güterumschlag betreiben und werden darum oft abgewrackt. 2018 sank das Umschlagsvolumen der russischen Binnenhäfen bei Short Sea Shipping 2019 Flüssiggütern um 5 % und bei Trockenfrachten um 8 %. Die Ab- fertigungsmenge von Baustoffen in den Binnenhäfen reduzierte Insgesamt gibt es in den Niederlanden 350 Reeder, die etwa 1000 sich dabei um ca. 10 %. Schiffe unter Niederländischer Flagge bereedern. Die Short Sea und Fluss-See-Schiffahrt hat nach wie vor grosse Fahrgasttransporte 2018 Schwierigkeiten, um zu überleben. Durch weniger Ladungsauf- kommen und grosse Überkapazitäten stehen die Frachten stark un- Im Jahre 2018 wurden insgesamt ca. 12,3 Mio. Fahrgäste auf ter Druck und es ist ein wirtschaftlicher Einsatz kaum zu realisieren. Binnenwasserstraßen transportiert (fast auf dem Niveau von Diese Situation dauert bereits seit 2009 mit dem absoluten Tief- 2017), d.h. etwa 570 Mio. Fahrgast-km. Es kam zu einer gewis- punkt in 2016 an. sen Senkung von Passagierzahlen auf reinen Verkehrsstrecken. Ab 2018 ist der Markt mit bis 30% höhere Frachten wieder an- Dagegen bleiben die Passagierzahlen bei Kreuzfahrt- und Aus- gezogen. Im Jahre 2018 wurde wieder in Schiffe investiert und es flugstouren recht stabil. Hier erscheint als Hindernis für die Fahr- wurden auch mehrere Neubauten abgeliefert. gastschifffahrt eine rasante Entwicklung des Straßenverkehrs. 12 ERSTUNAVIGATOR

Infrastruktur der Binnenwasserstraßen knapp 5 % ausgehen. Dies ist nicht zuletzt auf den erheblichen Mengenrückgang bei Kohletransporten zurückzuführen. Die Gesamtlänge der russischen BWS betrug 2018 etwa 101.600 km. Der im Mai durch das BMVI vorgestellte „Masterplan Binnen- Die Regierung der RF bestätigte 2018 einen Masterplan zur Moder- schifffahrt“ sowie der am 4. Juli unterschriebene „8-Punkte-Plan nisierung und Erweiterung der Wasserstraßeninfrastruktur bis 2024. zur Sicherstellung der Schiffbarkeit des Rheins bei Niedrigwasser“ Danach ist vorgesehen: haben die deutsche Binnenschifffahrt weiter ins Rampenlicht der Kapazitätssteigerung von BWS durch eine höhere Finanzierung öffentlichen Diskussionen gerückt. Nun liegt es an den verschiede- von Instandhaltungsprojekten für Binnenwasserstraßen und nen Stakeholdern Konzepte weiter zu entwickeln und deren Um- schiffbare Schleusenanlagen setzung voranzutreiben. Bau von Bagajew-Schleuseanlage am Don Wie wichtig eine schnelle Umsetzung der geplanten Maßnah- Bau einer Niederdruck-Schleusenanlage bei Nishni Nowgorod men ist, zeigte nicht zuletzt die Sperrungen der Schleuse Gees- (Wolga) thacht. Nach einer Beschädigung am Stauwehr und der nachfol- Realisierung eines komplexen Projektes zur Rekonstruktion von genden Schleusensperrung für 6 Tage Anfang August 2019 musste Infrastrukturobjekten am Moskau-Kanal und einer Reihe wei- nur wenige Tage später aufgrund von Personalengpässen die Tä- terer Maßnahmen. tigkeit nochmals an 2 Tagen ausgesetzt werden. Da sowohl Infrastruktur-, Digitalisierungs- wie auch Personal- Bericht zur Lage der Binnenschifffahrt maßnahmen innerhalb des Masterplans behandelt werden sollen, in Deutschland bleibt die Hoffnung auf Besserung. Von Wolfgang Nowak, Vizepräsident der ERSTU für Deutschland und Vorsitzender Information der Sektion Deutsche Binnenschifffahrt (SDB) zur Lage der Binnenschifffahrt in der Schweiz In den ersten 8 Monaten des Jahres konnte man allgemein von von Markus Maier, Vizepräsident der ERSTU ausreichenden bis guten Wasserständen auf dem Rhein und sei- für die Schweiz nen Nebenflüssen sprechen. In Anbetracht der aktuell immer noch guten Wasserführung des Bodensees mit knapp 4,00m und Mit gut 1,5 Mio. t ist der Güterumschlag in den Schweizerischen dem bevorstehenden Herbst und Winter gibt es Grund zur Hoff- Rheinhäfen im 1. Quartal 2019 um fast 15,5% höher als in der ent- nung auch in den letzten 4 Monaten in 2019 nicht mehr in eine sprechenden Vorjahreszeit. Dies, obwohl auch das erste Quartal des extreme und langanhaltende Niedrigwasserphase zu geraten. Vergleichsjahr 2018 sehr stark gewesen war (der Einbruch aufgrund Dies hat nicht zuletzt die Marktlage in 2019 deutlich entspannt anhaltend tiefer Wasserstände kam erst im 2. Halbjahr) und vom und, obwohl noch keine Zahlen veröffentlich wurden, auch zu ei- „Rastatt-Mitnahme-Effekt“ profitiert hatte. Massiv zugelegt haben nem Anstieg der Transportvolumina geführt. im Vergleich mit dem 1. Quartal 2018 im Import die Mineralölpro- Trotz dieser positiv klingenden Entwicklung muss man gemäß dukte sowie Nahrungs- und Futtermittel, im Export die Bereiche Stei- gleitender Mittelfristprognose der Bundesanstalt für Güterverkehr ne, Erden Baustoffe sowie Erze und Metallabfälle. Nicht ans Ver- (BAG) von einem Rückgang der Menge von 2017 zu 2019 von gleichsquartal heran kam der Containerbereich, der in den ersten ERSTUNAVIGATOR 13

Monaten 2018 noch speziell vom erwähnten „Rastatt“-Effekt pro- Dass vor allem der Januar 2019 trotzdem über dem Vergleich- fitiert hatte. 1.535.982 t wurden im ersten Quartal 2018 umge- smonat 2018 lag, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass während schlagen, 1.330.787 t waren es in der Vergleichszeit des Vorjahres. der langen Niederwasser-Periode in der zweiten Hälfte des Vorjah- Dies entspricht einem Zuwachs um 15,5%. res einige Container liegen blieben und nach Normalisierung der Berg- und Talverkehr entwickelten sich sehr unterschiedlich: Der Wasserstände abgeführt wurden. Import- oder Bergverkehr – der mengenmäßig wichtigere der bei- Während der Importverkehr (volle ankommende Container) mit den Sektoren – nahm mit 1,25 Mio. t gegenüber dem ersten Quar- 12.432 TEU einigermaßen im Lot war (-14,0%), schwächelte tal des Vorjahres um gut 200.000 t oder 19,5% zu. Der Export- der Exportverkehr (angehende volle Container) mit 10.528 TEU oder Talverkehr blieb bei gut 283.000 t auf dem Vorjahres-Niveau (-21,2%) deutlich. (+0,3%). Erklärt werden kann dies in erster Linie mit der für den Zu- Bei den Leercontainern sind die Schwankungen ungleich gerin- wachs hauptverantwortlichen Mineralölprodukte, die fast aus- ger: Im ankommenden Verkehr wurden 4.300 TEU abgewickelt schließlich im Importbereich anfallen. (-3,7%), im abgehenden Verkehr von 4‘208 (-4,0%). Der Transport Entsprechend konnten die vor allem im Bereich Mineralölver- von leeren Behältern zwischen Binnen- und Seehäfen dient dem kehre aktiven Anlagen zulegen. Der Auhafen Muttenz steigerte Ausgleich in den Depots. den Umschlag um 28,5% auf knapp 570.000 t, der Hafen Birsfel- den um knapp 20% auf fast 415‘000 t, während Kleinhüningen Mindestens Ergebnis auf Vorjahres-Niveau erwartet mit 417.000 t praktisch auf dem Vorjahreswert verharrte. Für den weiteren Verlauf 2019 kann man prognostizieren, dass bei Containerverkehr ohne „Rastatt“- Effekt guter Wasserführung mindestens ein Ergebnis auf Vorjahres-Niveau zu erwarten sein dürfte. Im 2018 versprach das Resultat des ersten 31.468 TEU wurden im Berichtszeitraum in den Schweizerischen Semesters ein Allzeithoch, was aber durch das anhaltende Nieder- Rheinhäfen wasserseitig umgeschlagen. Gegenüber dem 1. Quar- wasser im zweiten Halbjahr zunichte gemacht wurde. tal 2018 (36.665 TEU) bedeutet dies eine Verminderung um Angesichts der langen Heizperiode 2018/19 darf davon ausge- 14,2%. Vergleicht man die einzelnen Monate, so lag der Januar gangen werden, dass das Umschlagsvolumen im 2. Quartal des lau- (10.708 TEU) noch um 11% über dem Vergleichsmonat des Vor- fenden Jahres auf ansprechendem Niveau sein wird. Die Prognose jahres und der Februar (10‘289 TEU) mit +1,2% auf Vorjahresni- für das gesamte 2019 hängt natürlich stark von den Wasserstän- veau. Der März dagegen fiel mit 9.0345 TEU um 11,4% hinter den den ab. Vorjahrsmonat zurück. Zurückgegangen ist die Abfuhr von Mineralölprodukten, näm- Das gegenüber dem ersten Quartal 2018 ein Rückstand resultier- lich um 12% auf knapp 31‘000 t. Dabei handelt es sich in über- te, ist leicht zu erklären. Als Folge des mehrwöchigen Bahnunter- wiegendem Masse um Schweröl, welches in der inländischen Raf- bruchs im deutschen Rastatt im zweiten Semester 2017 wechselten finerie anfällt. Hier fand eine Verlagerung auf die Schiene mit viele Kunden von der Bahn auf den Wasserweg – und einige blieben Direktexporten ins Ausland und nicht via Basel statt. auch im 2018 vorerst bei diesem Transportträger oder hatten länge- re Verträge mit einem Rhein-Carrier abgeschlossen. Dieser „Mitnah- Quelle: Dokumente der 45. Präsidiumstagung der ERSTU meeffekt“ fiel im ersten Quartal des Berichtsjahres natürlich weg. vom 12.09.2019

1) Innerhalb Deutschlands Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Prognosen 14 ERSTUNAVIGATOR

EMMA EXTENSION IMPLEMENTS IWT SOLUTIONS IN THE BALTIC SEA REGION

The Interreg Baltic Sea Region Pro- ring the Vistula. In Sweden, the container barge pilot gramme’s Project EMMA (2016-2019) from Gothenburg to the port of Vänersborg along the succeeded to bring inland navigation Göta River proved the market the feasibility of new in the Baltic Sea Region (BSR) to the IWT services, and the concept of transporting con- fore. In addition to the eye-catching struction and building material from Stockholm to Bål- pilot activities, it brought inland navi- sta was further elaborated. gation to a wider national and Euro- pean agenda, strengthened the voice Also digitalisation played a role in the EMMA activities. of inland waterway transport (IWT) The Institute of Shipping Economics and Logistics (ISL) sector and formed a neutral discus- in Bremen developed a web-information tool called sion platform where stakeholders ELIAS. The web application provides static and basic had a chance to discuss challenges status information on inland waterways in Germa- and opportunities related to inland ny. The system is making use of existing digital infor- navigation. mation from official servers hosted by waterway ad- ministrations, partly real time updated. Wherever pos- Autor: Stefan Breitenbach 21 project partners and 48 associated partners, Euro- sible, RIS standards have been applied. The informa- Head of the pean River-Sea-Transport Union among them, joined tion system is accessible by following the link EMMA-Project their forces in Interreg Baltic Sea Region Programme’s https://elias.isl.org/index.xhtml and should support to Photo: HHM project EMMA. Their aim was to enhance freight mo- highlight inland navigation possibilities. An integration bility and logistics in the Baltic Sea Region by streng- on the homepage of Port of Hamburg is planned. thening inland waterway and river-sea transport and promoting new international shipping services. The In the political arena, the project raised awareness of the comprehensive combination of partners from the na- potentials of IWT and highlighted regulatory challenges tional, regional and local administrations, industry, lob- that hinder achieving this potential in different countries, by organisations and research institutions proved to be this way striving for a better standing of IWT in policy successful in their endeavours: the potential, challenges and society. During the final EMMA conference in Brus- and the development of inland waterways were tho- sels, the policy paper „STRENGTHENING INLAND NAVI- roughly discussed under the auspices of EMMA. The GATION AND RIVER-SEA-SHIPPING IN EUROPE AND EMMA project was also approved as a flagship of the THE BALTIC SEA REGION”, prepared together by project EU Strategy for the Baltic Sea Region in the Policy Area EMMA and the European IWT associations, was handed Transport, which proved its macro-regional impact. over to representatives of the DG MOVE of the Europe- an Commission, the European Parliament’s Committee The EMMA pilot activities demonstrated potential IWT on Transport and Tourism (TRAN), the European Union services in the Baltic Sea Region. In Poland, the con- Strategy for the Baltic Sea Region (EUSBSR) and the Uni- tainer cruise along the Vistula River from the sea ports ted Nations Economic Commission for Europe (UNECE). Picture Credit: Gdańsk and Gdynia all the way to Warsaw presented The policy paper emphasized a need for a clear strate- Rafał Modrzewski the transport potential of the river and regions borde- gy to lift IWT potentials in the Baltic Sea Region and brought forward means to strengthen inland navigation and river-sea shipping in Europe and especially in the Bal- tic Sea Region.

The recently launched EMMA Extension project (2019-2021) will carry on the good work, aiming at further market deployment of IWT. The EM- MA Extension will capitalize on the results and partnership of its predecessor and implement practical IWT solutions in different BSR countries.

The international team of EMMA Extension consists of seven project partners, led by the project’s Lead Part- ner, Port of Hamburg Marketing. In addition, Institute ERSTUNAVIGATOR 15

of Shipping Economics and Logistics comes from Ger- In Finland, smart fairway technology is implemented in many, Regional Council of North Karelia from Finland, the Puhos fairway in North Karelia, where old buoys will Avatar Logistics AB from Sweden, Lithuanian Inland be replaced by smart digitalized buoys. The digitalized Waterways Authority from Lithuania, and Inland Na- buoys are equipped with GPS position equipment and vigation Office in Szczecin and Kujawsko-Pomorskie SIM card, enabling transmitting of the position data to Voivodeship from Poland. The 12 associated partners the transport management system onshore. Thus, the involve national transport ministries and transport ad- position and condition of buoys can be remotely con- ministrations from partner countries: Federal Ministry trolled in real time. To increase safety, the users of the of Transport and Digital Infrastructure from Germany, waterway can also make use of the fairway light con- Finnish Transport Infrastructure Agency, Ministry of trol services according to the weather conditions. Con- Transport and Communication of the Republic of Li- sequently, the smart fairway will reduce maintenance thuania, Swedish Maritime Administration, and Swe- costs and the need for physical fairway inspections and dish Transport Administration. Along with ERSTU, Eu- increase the safety of navigation. ropean associations EBU, EFIP, ESO and INE have joined the partnership. Finally, City of Stockholm represents In Poland, a safe clearance system will be implemen- the regional authorities and Meritaito Ltd. industry as ted under bridges located on River Oder in Szczecin. associated partners. The installed measurement and telemetric sensors enable a very accurate measurement of the clearance, The EMMA Extension aims at enhancing inland navi- which will be displayed to skippers in real time. The gation in the Baltic Sea Region by supporting digitali- knowledge of the conditions of passage under a sation in inland waterway transport and implementing bridge will improve the navigation safety and logistics, new logistic concepts in the Baltic Sea Region. The since the loading of a vessel can be better adjusted to commercial pilots will showcase the feasibility of new current IWT conditions. IWT services in supply chains and promote IWT to car- go owners and forwarders in emerging IWT markets. River Oder connects the Polish and German IWT sy- The pilot sailings will take place on the River Neman in stems. Therefore, enriching the RIS system on the Po- Lithuania, on the Vistula River in Poland and on the La- lish side of the River Oder will influence the operations ke Mälaren in Sweden, promoting the benefits of en- between Polish and German IWT systems and in the vironmentally friendly IWT such as high capacity, reli- long run also support the correlation of the Polish and able transportation and lack of congestion. The German systems. In the EMMA Extension, digitalized cost-effectiveness of IWT was already proved in Lithu- data services and functionalities, such as real time da- ania, where the first evaluations indicated that IWT ta regarding bridge clearance, are linked to ELIAS, transport is over two times cheaper compared to pu- map-based web application which was developed du- re road transport, even under difficult navigational ring the EMMA project. conditions such as low draught. Finally, study visits to Finland and Poland to experien- During the EMMA Extension a technical barge dra- ce and learn about functionalities of smart fairway wing will be issued based on the analyses accomplis- technology and safe clearance technology will show hed during the project EMMA, enabling any shipyard the benefits of the newly developed systems, which to retrofit or build new barges that meet the require- could also be transferred to other interested areas. ments of Scandinavian IWT conditions and regula- tions. It will serve as technical blueprint for shipping li- Capitalizing on the results and networks ne interested in starting an IWT service in Scandinavia. of EMMA

Smart fairway technology reduces costs The EMMA project paved the way for future develop- and increases safety ments related to inland navigation, whereas the EMMA Extension focuses on further market deployment of Based on the recommendation given in the EMMA IWT by implementing practical IWT solutions. Under the policy paper, EMMA Extension supports further har- lead partner Port of Hamburg Marketing, the interna- monization of River Information and Vessel Traffic Ser- tional team of EMMA Extension is now determined to vices (RIS/VTS) in the Baltic Sea Region. Finland and turn challenges into opportunities and strengthen the Poland will implement harmonized RIS and smart fair- role of inland navigation in the Baltic Sea Region by for- way services during the EMMA Extension to catch up ce of an active co-operation, taking advantage of the with other regions. To succeed in this task, the water- established and strengthened networks. way authorities improving and harmonizing RIS/VTS services according to the European standards are invol- Find more information, outputs and reports on the ved in the EMMA Extension partnership. EMMA webpage: http://www.project-emma.eu 16 ERSTUNAVIGATOR

Sweden stands on the threshold of implementing inland waterway transport – many interesting possibilities, but obstacles still exist

Sweden is an old seafaring nation the Göta Canal and inner coastal waterways, but the with a long tradition going back to extension has not yet been ratified by the Govern- the Viking Age. The Vikings sailed all ment. over Europe, to the US and even we- stern Asia as conquerors of the sea Sweden is also a nation with two big truck-manufac- but also as merchants. They even turers – Volvo and Scania. In the middle of 1900 the managed inland navigation as they number of vehicles started to grow and modern rolled their ships on logs between trucks were regarded as the future. Efficient, very fle- different waterways. xible and easy to use. The land infrastructure develo- ped and the inner waterways were forgotten. From Despite the history and despite having about 1970 vessels in inland shipping for goods star- perfect inland waterways, Sweden has ted to more or less totally fade out. not yet established inland waterway transport as a mode of transport. The in- Until around ten years ago no one ever discussed in- frastructure – lakes, rivers, canals and in- land waterway transport as an alternative for goods Autor: Johan Lantz ner coastal areas - are regarded as very good. They ha- transportation. The waterways were only used for ar- CEO of Avatar ve accurate depth and no tide or currents. There is also chipelago-boats, small car-ferries and pleasure-boats. Logistics AB a nearly 200 year old and 190 km long canal (Göta Instead new housing areas were built on the quays in Photo: Avatar Logistics Canal) binding the waterway in the western part of the cities. The sea, lake, or rivers were just regarded as Sweden together with the east coast. Due to the lock- a valuable view. dimensions many people regard the canal as outdated and only for pleasure boats and some passenger ves- In 2008 the process of having the EU Inland Waterway sels, but interest has been shown for local or regional Directive included into the Swedish law started and in logistics. December 2014 most parts of the EU Directive was adopted and the legislation came to force. As of today, Sweden has two classified inland water- way areas; 1. Port of Gothenburg, the river Göta Älv Today 2019, there is still no inland waterway transport Dry cargo transport and the lake Vänern and 2. Södertälje Canal, lake Mä- in Sweden. Sweden lacks a number of national deci- by barge. laren and parts of the Stockholm area. The Swedish sions and regulations that have to be in place before Photo: Avatar Logistics Transport Agency has classified more waterways, like the industry will be able to fully evaluate if barge-lo- gistics is a long-term alternative for its transportation systems. This includes fairway dues and pilotage. Especially the pilot costs are extensive. Another issue to be handled is the ice assistance during winter-time. For road and rail the snow-clearance is paid by the sta- te and the same principle should be valid for the in- land navigation need of ice assistance. Another major obstacle is that inland waterway transport is not ap- pointed as a mode of transport – like in the EU with fifth modes of transport and three inland transport modes. This affects, among other things, how Swe- dish authorities relate to and work with the imple- mentation of inland navigation.

Steadily growing interest from the market

Although necessary decisions and regulations are lak- king from the Government, the interest from the market is constantly increasing. The same goes for ERSTUNAVIGATOR 17

the politicians and the public. Both show great inte- rest in for example using the Stockholm waterways to create a more efficient city logistics and a more su- stainable transportation system. Stockholm is built on 20 islands and with inland waterway transport the waterways become a valuable resource.

The knowledge about barge-logistics and inland na- vigation is still very low in Sweden, but Avatar Logi- stics AB, the only specialized barge-logistics compa- ny in Sweden – and member of the EMMA Extension project – is constantly working to spread the messa- ge, via conferences, customer meetings, fact-sheets to the lake Mälaren and the western parts of the Stok- m/v “Jehander” etc. Being an early mover, Avatar Logistics has had to kholm area. Avatar Logistics and the four ports in the Photo: Avatar Logistics use a lot of resources on the general establishment of region are ready to meet the challenges and are di- inland navigation in the society besides developing in- scussing barge-logistic concepts. tegrated barge-logistic concepts for the market. The examples above are major projects, but more pos- Three major inland navigation possibilities sibilities are being discussed. The three projects would and projects be excellent demonstration projects and show-cases for the further development and establishment of in- Liquid cargo transportation. On the west coast of Swe- land navigation in Sweden. Administrations, politici- den, the petroleum-company Preem wants to – and is ans, the industry, cargo-owners, the transport-sector ready to – transport petrol and diesel on barge-vessels etc could see, learn and fully understand about inland from their coastal refinery in Lysekil, down to Gothen- waterway transport – its possibilities for the society, burg and up via the Göta Älv river to the town Karlstad the transportation system, the environment, the cli- in the northern part of lake Vänern. The company sees mate and the liveability for citizens in urban areas. extensive opportunities for a sustainable transport-flow and great environmental and climate advantages. Ava- In order to establish inland navigation in Sweden - an tar Logistics is the partner, responsible for the logistical inland navigation that corresponds to other EU-mem- solution and the barge-vessel concept. ber states’ - the administrative hurdles have to be eli- minated. Inland navigation is a strong tool to achieve Dry bulk transportation. In the city of Stockholm the a modal shift from land to sea and set climate goals. underground network is being extended with a new m/v “Jehander” line. During the construction-time an old shaft-ope- 2019-10-22/Anna Hammargren Photo: Avatar Logistics ning, behind the National Museum of Art will be used. It is estimated that, during several years, up to 90 truk- ks will be trafficking the roads in this very central area of Stockholm. There is an alternative – from an exi- sting quay close to the tunnel site the 90 trucks with stone and gravel can be replaced by one bulk-barge every second day. Hopefully the Region Stockholm, in the coming month, will decide upon a waterway transport solution.

Container transportation. In May 2020 the Port of Stockholm will inaugurate its new major port Norvik outside the coastal town of Nynäshamn. The traffic between Nynäshamn and Stockholm are dense and the infrastructure with road and rail not fully adequa- te. A lot of interest is shown for a barge-container- shuttle between Norvik and the Södertälje Canal up 18 ERSTUNAVIGATOR

FINLAND DEVELOPS LAKE TO SEA CONNECTIONS TO EUROPE

newed lower locks in the Canal and the recent launch of the world’s first motorised detachable ice-breaking bow improve conditions for year-round navigation in Finland. Still, even at its best, only half of the poten- tial (estimated at around 5 million tons of freight p.a.) of the Saimaa Canal has been taken advantage of. Around ten freight ports located in the region can ea- sily deal with an average of 3,3 ships per day that operate in the area.

The modal shift to waterway transport requires con- tributions from different actors as well as changes in current practices and circumstances, such as measu- res to prolong the navigation season. Services that enable smaller shipments by combining shippers’ bulk Autorin: Laura Normio Autor: Jukka Hasu Communication Manager of EMMA Extension from Regional Council of North Karelia and break bulk cargo as well as container services Photo: EMMA Photo: EMMA would also enhance the knowledge of waterway transport. Further, the authoritative fees must be kept Finland’s most important canal, Saimaa Canal, at a level that most likely contributes to (or at least connects Finnish Lakeland with the Gulf of Fin- does not hinder) a modal shift towards a more sustai- land and affords excellent opportunities when it nable mode of transport. The Programme of Prime comes to transportation via European-wide in- Minister Antti Rinne’s Government 2019 states that a land waterway and maritime network. Unfortu- development programme for inland waterway trans- nately, this potential has not been fully exploi- port will be drafted taking into account the best cho- ted. For the moment, the utilisation rate of the ices for businesses, industries and water protection. Canal stands at 25 per cent. Inland navigation will be promoted in accordance with EU objectives, for example by lengthening the The freight potential in the Saimaa’s sphere of in- locks in the Saimaa Canal by taking advantage of pos- fluence in the eastern Finland is approximately 25 mil- sible EU funding. lion tons a year and industrial investments can add millions of tons to this. The inland waterway network Thus, the areas close to Lake Saimaa have a compe- Aurinko Penttilä is in excellent condition and has been developed li- titive advantage owing to a sustainable and more cli- Photo: drone by stening carefully to the user needs: straightened fair- mate friendly mode of transport, and the region Jarno Artika ways, higher bridges over the deep-water channel, re- wants to take better advantage of this in future. One proof of this is naviSaimaa – an initiative jointly fun- ded by the European Union and the regions, cities and industry in the area. NaviSaimaa aims at impro- ving operational preconditions for sustainable IWT by enhancing knowledge and developing co-operation related to inland waterway transport in Saimaa. The co-operation between Russian authorities and port actors is enhanced to secure and foster operational preconditions for IWT especially in the Saimaa Canal. The objectives of naviSaimaa strongly support the re- gional low-carbon strategies and further improve the operational preconditions of enterprises for reaching the low-carbon objectives. NaviSaimaa contributes to the development of new cruise products and con- cepts based on Saimaa Canal, deep-water channel and the unique lake nature of Saimaa region that be- nefit both port cities and tourism in the area. ERSTUNAVIGATOR 19

Another European project aimed at developing inland waterway transport is the EMMA Extension (2019- 2021), the extension stage project that followed the successful Interreg Baltic Sea Region Programme’s pro- ject EMMA (2016-2019). The EMMA Extension takes advantage of and brings into practice the results of the EMMA project by way of different pilot activities. In the Finnish EMMA Extension pilot, the Finnish expertise in capitalizing on wireless networks and measurements is harnessed to benefit the European IWT and mariti- me transport operating in inland waterways: the smart fairway will be built in Saimaa during the EMMA Ex- tension project. The smart fairway will make the most of remote control when monitoring the condition and location data of buoys and adjusting the lights depen- The EMMA Extension partners are eager to discuss Soskua ding on weather conditions and users. The practical pi- measures and services that could attract short-sea Photo: Arto lot will gather user experiences related to the smart shippers to increasingly take advantage of the fair- Hämäläinen fairway also to compare the establishment and main- ways and freight ports also in the Saimaa area, at the tenance costs of smart fairway with the traditional same time enhancing inland navigation and increa- fairway marks. sing its share in the Baltic Sea Region in general. 20 ERSTUNAVIGATOR

RIS COMEX im Elbe-Weser Korridor - Referenzanwendung AIS AtoN -

Unter der Bezeichnung „AIS AtoN“ werden spezielle Im Unterschied zu regulären SZ, die dauerhafte Zu- AIS Meldungen für reale Schifffahrtszeichen (SZ) und stände anzeigen, bzw. für dauerhafte Regelungen ste- für sogenannte virtuelle Schifffahrtszeichen zu- hen, sind AIS AtoN auf Binnenschifffahrtsstraßen zur Autor: Stefan Bober sammengefasst, die per Funk über das Automatic Kennzeichnung temporäre Zustände vorgesehen. Der Wasserstraßen- und Identification System (AIS) ausgesendet werden. Die Begriff „AtoN“, steht international für das Schiff- Schifffahrtsverwaltung, Meldungen werden im Inland-ECDIS-System an Bord fahrtszeichenwesen. Deutschland, Generaldirek- der Binnenschiffe dargestellt, und zur Navigations- tion Wasserstraßen und unterstützung verwendet (Abbildung 1). Schifffahrt, Dezernat S33 Leiter der Vessel Tracking Im Rahmen des EU-Projektes RIS COMEX (Binnen- and Tracing Group (VTT) schifffahrtsinformationsdienste, Umsetzung des Kor- Foto: WSV ridormanagements) sollen u.a. auf der Elbe verschie- dene Anwendungen zum Thema „AIS Schifffahrtszei- chen (AIS AtoN)“ getestet werden.

Das übergeordnete Vorhaben, der nahtlosen Inte- gration von Informationssystemen aller Verkehrsträ- ger innerhalb des TEN-T Netzwerkes, soll voran gebracht werden. Innerhalb eines Wasserstraßenkor- ridors werden RIS-Dienste bereitgestellt, die länder- übergreifend harmonisiert sind. Die Dienste müssen dauerhaft und verlässlich verfügbar sein, sowie die Bedürfnisse der verschiedenen Nutzergruppen be- Autor: Nils Braunroth Bundesministerium für rücksichtigen. Verkehr und digitale Infrastruktur, Deutschland, Für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Referat WS12 Bundes bedeutet dies, dass eigene Vorhaben in das Vorsitzender von CESNI/TI Projekt mit einfließen können und gefördert werden. Abbildung 1: Darstellung von temporären Verkehrsbeschrän- kungen (hier: beschränkte Brückendurchfahrthöhe). Foto: BMVI Die erarbeiteten Lösungen können anschließend auch Hintergrundbild: Periskal in anderen Korridoren angewendet werden. Es müssen zwei Gruppen von AtoN unterschieden Durch die an den Korridoren Rhein, Donau, Mosel und werden, „Real AIS AtoN“ und „Virtual AIS AtoN“. Elbe abgestimmten Dienste, werden für die Schifffahrt sowohl Erleichterungen bei der Reiseplanung und Rei- „Real AIS AtoN“ sind auf der Wasserstraße vorhan- sedurchführung erreicht, als auch die Sicherheit des dene Schifffahrtszeichen, in der Regel mit AIS Trans- Schiffsverkehrs erhöht. pondern ausgestattete Tonnen, die regelmäßig den Typ und die Position des Schifffahrtszeichens melden (Ab- Schwerpunkt bei der „Referenzanwendung AIS AtoN bildung 2). Diese Schifffahrtszeichen sind auf der Was- an der Elbe“ ist das Thema „Sicherheit auf Binnen- serstraße als reale Objekte (Tonnen) vorhanden und schifffahrtsstraßen“. werden aus diesem Grund auch in die Inland ECDIS Autor: Wieland Haupt Karten eingearbeitet. Wasserstraßen- und Schiff- fahrtsverwaltung, Das Ziel ist: Deutschland, Leiter der Fachstelle für Geoinforma- • Eine solide Entscheidungsgrundlage für die künfti- tionen Süd, Leiter der ge Nutzung von AIS AtoN zu schaffen, d.h. zu klä- Inland ECDIS ren, inwieweit verschiedene AIS AtoN Anwendun- Expert Group (IEEG) gen geeignet sind die Sicherheit der Navigation auf Foto: WSV Binnenschifffahrtsstraßen zu verbessern.

• Die Standardisierung der AIS AtoN im Binnenbe- reich vorzubereiten (RIS Standards). Abbildung 2: Real AtoN. Foto/Graphik: Bober ERSTUNAVIGATOR 21

Bei „Virtual AIS AtoN“, handelt es sich um Schiff- Durch die AIS Landinfrastruktur ist es möglich von fahrtszeichen, die in der Natur nicht vorhanden sind. Land aus AIS Meldungen auszusenden. Auf eine Kennzeichnung vor Ort wird verzichtet (Ab- Beschaffung der Hardware zum Bau von „Real AIS bildung 3). Es handelt sich um virtuelle Punkt-, sowie AtoN“ (Tonnen) um Linien- und Flächenobjekte, die in der SZ-DB er- Fahrwassertonnen an speziellen Punkten der Was- zeugt und anschließend per AIS regelmäßig ausgesen- serstraße, z.B. Abzweigtonnen oder Fahrwasserspal- det werden. Die Linien- und Flächenobjekte sind für tungstonnen, werden mit einem AIS AtoN Gerät zur vorübergehende, kleinräumige Einschränkungen und Aussendung von AIS AtoN Meldungen ausgerüstet. Gefahrengebiete vorgesehen, z.B. für Untiefen nach Die AIS AtoN Meldungen beinhaltet einen „OFF-Posi- Hochwasserereignissen oder zur schnellen Kennzeich- tion Indikator“. In der Inland ECDIS Karte wird damit nung von Unfallstellen/Baustellen auf/an der Wasser- angezeigt, ob sich die Fahrwassertonne noch an ihrer straße. Mit Hilfe der AIS-Übertragungstechnik können Sollposition befindet (innerhalb einer vordefinierten sie im Inland-ECDIS-System an Bord der Binnenschiffe Fläche), oder ob sie vertrieben ist. Im zweiten Fall kann angezeigt werden. dieser gestörte Zustand schnell erkannt und kurzfristig beseitigt werden.

Empfohlene Fahrspuren (Markierung des Fahr- rinnenübergangs, Elbe-Km 516 - 520)

Im Bereich der Unterelbe bei Lauenburg gibt es ständi- ge Sohlveränderungen und der Schifffahrt wird mit Hil- fe der Fahrwasserseite-Wechselzeichen eine empfoh- lene Fahrspur angezeigt (Abbildung 4). Abbildung 3: Virtual AIS AtoN. Foto/Graphik: Bober

Seit Dezember 2016 besteht eine Ausrüstungs- und Nutzungspflicht von AIS-Transpondern und Inland EC- DIS auf deutschen Binnenschifffahrtsstraßen, die es er- möglicht:

• Die Schifffahrt durch Nutzung von AIS und ECDIS kurzfristig über temporäre Einschränkungen oder Ereignisse an der Wasserstraße (Sperrungen, Hava- In diesem Bereich, in dem es auch bei geringen Ab- Abbildung 4: Instabile rien, sonstige Einschränkungen) zu informieren und flussänderungen starke Sohlbewegungen gibt, ist kei- Flusssohle an der gleichzeitig ne Fahrrinne in den Inland ECDIS Karten ausgewiesen. Unterelbe. Eine empfohlene Fahrspur ist durch Betonnung und Graphik: Haupt • Navigationshilfen (Virtuelle Schifffahrtszeichen, zusätzliche Baken am Ufer, die die Fahrrinnenüber- Fahrspuren, Fahrsignale) zu Verfügung zu stellen, gänge kennzeichnen, markiert. um die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu verbessern. Es ist geplant aus den Peilergebnissen des WSA Lau- enburg „empfohlene Fahrspuren“ zu konstruieren und Ausgewählte Einzelmaßnahmen diese der Schifffahrt mit Hilfe von „virtuellen AIS AtoN „Referenzanwendung AIS AtoN an der Elbe“ Linienmeldungen“ zusätzlich bereitzustellen (Abbil- dung 4). Erweiterung des AIS-Dienstes Binnen Wasserstandabhängige Warnmeldung Es besteht im AIS-Dienst eine zentrale Bereitstellungs- bei niedrigen Brücken komponente für AIS-Daten. Der zentrale AIS-Server (Bereitstellungskomponente), ist mit der AIS-Landin- Auf den Wasserstraßen kommt es immer wieder zu frastruktur verbunden und sammelt die AIS-Daten der Brückenanfahrungen infolge der sich ändernden, vom Binnenschiffe für interne Zwecke der WSV. Die Bereit- Wasserstand abhängigen Brückendurchfahrtshöhe. stellungskomponente wird in RIS COMEX so erweitert, Bei besonders niedrigen Brückenbauwerken wird in dass auch AIS AtoN Objektarten und anwendungsbe- der Referenzanwendung der Brückenbereich, in Ab- zogene AIS Meldungen (ASMs = Application Specific hängigkeit zum kritischen Pegelstand, durch ein vir- Messages) unterstützt werden. In der Tschechischen tuelles Flächenobjekt gekennzeichnet. Das Flächenob- Republik, unserem Projektpartner, wird in gleicher Art jekt wird per AIS regelmäßig ausgesendet, wenn ein und Weise verfahren. bestimmter Pegelwert überschritten wird. Die Aussen- 22 ERSTUNAVIGATOR

dung unterbleibt, wenn der Bezugspegel der Brücke unter den kritischen Wert sinkt.

Mit Hilfe dieser Übertragungstechnik wird die Meldung „HOEHE!: “ im Inland-EC- DIS-Gerät an Bord der Binnenschiffe angezeigt werden (Abbildung 5). Die Warnmeldungen werden für die Brücken an der Elbe erprobt, für die bereits im ELWIS- Portal Zuordnungstabellen veröffentlicht werden, die den Zusammenhang zwischen der „aktuelle Brücken- durchfahrtshöhe“ und dem „zugehörigen Pegelwert“ tabellarisch zeigen.

Abbildung 6: Schalten von Lichtsignalanlagen in der Revier- zentrale, Aussendung über AIS und Darstellung im ECDIS- System. Foto/Graphik: Haupt

Fragestellungen im Rahmen von RIS COMEX

Abbildung 5: ASM für Lichtsignalanlagen Im Rahmen der Referenzanwendung „AIS AtoN im El- Wasserstandsabhän- gige Warnmeldung be-Weser-Korridor“ sollen folgende Fragen geklärt an Brücken, bei ver- Im Bereich des „Magdeburger Domfelsens (Wahr- werden: ringerter Durchfahrts- schaustrecke)“, km 325,10 bis km 327,10, können höhe“, ausgelöst sich Binnenschiffe durch die Fehltiefe am Domfelsen • Können AtoNs die Sicherheit der Navigation ver- durch einen automa- nicht begegnen. Der einschiffige Betrieb in diesem bessern? tisierten Prozess. Wasserstraßenabschnitt wird durch eine Lichtsignal- Graphik: WSV/Haupt anlage geregelt. o Was bedeutet dies für die Gestaltung der Dienste und Systeme? Im Rahmen der AIS AtoN Referenzanwendung soll auch erprobt werden, den aktuellen Schaltzustand o Wie können alle Nutzergruppen erreicht werden? von Lichtsignalanlagen per AIS-ASM zu übertragen und im IECDIS-Gerät an Bord darzustellen (Abbil- o Wo liegt der Vorteil für die Nutzer? Sind Aufwand dung 6). und Kosten akzeptabel? o Gibt es auch Vorteile seitens der Wasserstraßenver- Der „Wahrschauer“, in der Revierzentrale (RVZ) Mag- waltungen, die diese Dienste bereitstellen? deburg wird die Meldung manuell (Schaltzustände: „rot“, „grün“ und „außer Betrieb“) auslösen. Zu die- • Können die Anforderungen hinsichtlich Verfügbar- sem Zweck wird in der RVZ Magdeburg ein spezielles keit und Zuverlässigkeit der Dienste von den Verwal- AIS-ECDIS System zur Verfügung gestellt. tungen im wirtschaftlichen Sinne erfüllt werden? ERSTUNAVIGATOR 23

• Wie passt das Inland AtoN Konzept in das beste- • Erweiterung der Inland ECDIS Systeme an Bord (um hende Vorschriften- und Regelwerk? die neuen AIS-Meldungen empfangen und darstel- len zu können) o Inwieweit sind andere Standards betroffen, z.B. der Radar-Standard? An der Referenzanwendung selbst (Testbetrieb) neh- men teil: o… • Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter an der El- Zuerst muss die beschriebene Funktionalität bereitge- be, mit ihren untergeordneten Dienststellen (Re- stellt werden. Die technisch-organisatorischen Maß- vierzentrale, Außenbezirken) und ausgewählte nahmen umfassen: Schiffe der Verwaltung

• Erweiterung der vorhandenen AIS Landinfrastruk- • In Teilbereichen der Hafen Hamburg tur (um im Testgebiet die benötigte Abdeckung zu erreichen) • Die Tschechische Wasserstraßen- und Schifffahrts- verwaltung • Erweiterung des zentralen AIS Dienstes Binnen (um die neuen AIS-Meldungen senden und empfangen • Die gewerbliche Güter- und Personenschifffahrt mit zu können) ausgewählten Schiffen, die speziell für die Refe- renzanwendung ausgerüstet werden • Erweiterung von weiteren verwaltungsinternen Sy- stemen (z.B. der Schifffahrtszeichen-Datenbank um Der Testbetrieb soll in einem einjährigen Zeitraum statt- Real AIS AtoN und Virtual AIS AtoN erzeugen und finden. Verschiedene Testszenarien sollen von den Teil- verwalten zu können) nehmern bewertet werden, um am Ende fundierte Antworten auf die o.g. Fragen zu erhalten. • Beschaffung und Bereitstellung von Real AIS AtoN im Testgebiet

Abkürzungsverzeichnis: Virtual AIS AtoN Virtuelles SZ, wird mit Hilfe einer AIS Meldung des zentralen AIS Dienstes AIS Automatic Identification System, Internatio- Binnen installiert nal standardisiertes Funksystem zum ASM Anwendungsbezogene AIS Meldung, Austausch von Navigationsdaten und z.B. Schaltzustand eines Signals anderen Schiffsdaten ECDIS Elektronisches Kartendarstellungs- AToN Aids To Navigation (Schifffahrtszeichen (SZ)) und Informationssystem AIS AToN message Schifffahrtszeichen bezogene IENC Elektronische Binnenschifffahrts- Meldung, über AIS versendet navigationskarte Real AIS AtoN Reales SZ, ausgestattet mit einem TEN-T Transeuropäische Netze – Transport AIS Transponder, sendet selbst RVT Revierzentrale (Verkehrsüberwachung, AIS Meldungen Havariemanagement) 24 ERSTUNAVIGATOR

Establishment of the European Inland Waterway Transport (ITW) Platform: EBU and ESO decide to Institutionana- lise their Cooperation for the Benefit of the Sector

The European inland navigation organi- new dimension of expertise to the benefit of not only sations, EBU and ESO, which represent their own members but also to the entire inland navi- barge owners and operators at Union le- gation community including the institutional bodies vel, decided to strengthen the represen- which deal with inland navigation. Some concrete tation of the inland navigation sector at examples are expert contributions at a.o. the CESNI Union level by closer coordination and working groups in different areas, EC expert groups, cooperation. This led to the establish- UNECE Working Parties and CDNI. In order to accom- ment of the European IWT Platform in plish these expert contributions, the organisations ha- 2018 and its launch in 2019. ve established joint working committees bringing the expertise together in the various areas and contribu- The objective of the IWT platform is to ting to the various decision making bodies in a joint carry out in joint cooperation a number and coherent way. of tasks to the benefit of the entire sec- tor and to increase the modal share of In line with the goals of the founding organisations the carriage of cargo and passengers by in- platform will focus on a number of main areas to con- Autorin: Theresia Hacksteiner Secretary General of EBU land navigation vessels in the overall vo- tribute to the sector’s needs, mainly Photo: EBU lume of European transportation. • encouraging innovation in vessels and their adapta- tion to technical progress as regards the environment, These tasks are accomplished in close cooperation including all sustainability goals at Union level with all decision-making bodies and authorities that • increasing the attractiveness of the sector by offe- decide the general conditions under which inland ship- ring increased career perspectives to the youth and ping carries out her activities. encouraging young trainees and other maritime workers from outside the sector by training and These overall objectives are closely linked to the various education European and international policies in the relevant • encouraging ways of leveraging the use of the re- fields. serve funds in conjunction with available financial and funding instruments, including Horizon Europe New dimension of expertise and CEF and with financing instruments from the Photo launch event IWT European Investment Bank. Platform. While the two organisations EBU and ESO will remain • Improving infrastructure in order to guarantee well Photo: EBU; BDB independent, the joint platform is intended to add a maintained waterways benefitting European indu- stry and economy

Inland Waterway Transport is the key to mitigate the environmental impact of transport and to contribute to European and international policy goals

Inland Waterway Transport is the key to mitigate the environmental impact of transport and to contribute to European and international policy goals. COP 21, the European Union’s environmental and sustainabili- ty goals , the Commission’s recent communication “A clean Planet for all”, climate change, and the human and social agenda are a number of developments which strongly effect the transport sector. Inland Wa- terway Transport is known for its positive sustainabili- ty record in various areas and is keen to keep this re- cord. ERSTUNAVIGATOR 25

launch event IWT Platform. (v.l.n.r.) Christiaan Van Lancker (Vicepresident IWT-Stif- tung), Leigh Wootton (Advisory Board Member), Theresia Hacksteiner (Executive Director), Paul Goris (President of EBU and IWT-Stiftung), Nik Delmeire (Coordinator), Gerard Kester (Executive Director), Alain Devos (Management Board Member), Dr. Philippe Grulois (Ma- nagement Board Member) Photo: EBU; BDB Achievements and goals the results of which have been published in the first annual report. The European Commission and the involved EU Mem- ber States welcomed this bundling of expertise and Recently it was closely involved in the organisation of cooperation of the inland navigation sector in the new the Green Inland Shipping Event in Brussels that pres- IWT platform. ented new technical solutions in the field of inland na- Since its establishment the IWT platform is closely in- vigation to EU decision makers. volved in expert groups at European level. Its main fo- cus is to provide sector expertise to European working It aims to increase the awareness of the importance and groups in the area of potential of inland waterway transport in the coming - Innovation & Greening including Digitalisation years. For this purpose the platform will build on the exi- - Environment and Safety sting expertise and widen its scope to the benefit of the - Social and education including labour market sector. The final aim is to increase its modal share and - Nautical technical aspects by doing so to contribute to the European transport - Infrastructure and mobility goals. 20191104 26 ERSTUNAVIGATOR

Innovative Projekte der Binnenschifffahrt in Flandern

Einleitung passt nicht jede Art von Fracht auf ein Schiff. Dies be- Die Entwicklungen intelligenter Schiffe und anderer in- deutet, dass die kleineren Wasserstraßen, die tief ins telligenter Lösungen in der Binnenschifffahrt werden in Hinterland vordringen, weniger genutzt werden: Sie sind den kommenden Jahren an Bedeutung ge- nicht mehr wirtschaftlich rentable. Ein weiteres Problem, winnen. Die Technologie hat einen Punkt er- mit dem die Binnenschifffahrt manchmal zu kämpfen reicht, an dem Schiffe mehr Aufgaben als hat, ist die Unzuverlässigkeit der voraussichtlichen An- zuvor ausführen können. Die Digitalisierung kunftszeit (ETA). Die Wartezeiten können sich verlän- wächst und hat einen Einfluss auf die Art gern, es kann zu wenig Wasser geben usw. Unterneh- und Weise von Kommunikation und Aus- men empfinden den Straßentransport häufig als tausch von Daten: schnelle, akkurate und zuverlässiger und entscheiden sich daher nicht fürs Was- zuverlässige Informationen sind wichtiger als ser. Außerdem wird es immer schwieriger, genügend Be- je zuvor. satzung für ein Schiff zu finden. Der Sektor wird älter und die jüngere Generation findet den Sektor nicht so Innovationen wie Digitalisierung und die attraktiv, um eine Zukunft dort aufzubauen. intelligente Schifffahrt werden zu einer grundlegenden Veränderung der Aufga- Blue Line Logistics möchte die oben genannten Proble- ben der verschiedenen Akteure führen, me angehen. Das Blue Line Logistics-Konzept zeigt eine Autorin: beispielsweise der Skipper und der Wasserstraßenbe- Alternative für die Verkehrsstaus in Gebieten, die von Ann-Sofie Pauwelyn hörden. Es gibt einen wachsenden internationalen Kon- Binnenwasserstraßen bedient werden können. Der De Vlaamse Waterweg nv, sens, dass Digitalisierung und intelligente Schifffahrt: Großteil der Güter wird palettiert transportiert. Der Stra- Belgien – die Sicherheit erhöhen; ßentransport wurde organisiert, um dieses Transport- Foto: Ann-Sofie Pauwelyn – eine Lösung für den Personalmangel sein können, in- mittel zu behandeln. Bisher wurde der Binnenschiffsver- dem neue Technologien auch neue Profile brauchen; kehr aber nicht an diesen Verkehrsträger angepasst. – neue Business Cases unterstützen werden. Für die Binnenschifffahrt ist das zum Beispiel die Wiederbe- Blue Line Logistics bricht mit der konventionellen Binnen- lebung der kleineren Binnenwasserstraßen und des schifffahrt und hat ein System entwickelt, das speziell auf städtischen Verkehrs; – Steigerung der Effizienz: Im Falle intelligenter Schiff- fahrt, kann eine Person zum Beispiel mehrere Schif- fe über eine Fernsteuerungszentrale überwachen; – den Sektor grüner machen werden. Viele neue Initi- ativen konzentrieren sich auf Fernbedienung in Kom- bination mit alternativen Kraftstoffen.

Eines ist sicher, es wird eine Menge Entwicklungen auf uns zukommen, die sich bestimmt auf den Sektor aus- wirken wird, sowohl positiv als auch negativ.

Ein Pionier zu sein ist nicht immer einfach: Es gibt kei- ne Best Practices und man wird mit großen Herausfor- derungen konfrontiert, deren Ergebnis oft negativ aus- fällt. Doch, will der Sektor wettbewerbsfähig bleiben und weiter wachsen, dann sind diese Pioniere wichtig und notwendig! Dieser Artikel beschreibt die Erfolge und Ambitionen zweier Flämischen Innovationspionie- re: Blue Line Logistics und Seafar.

Pallet Shutte Barge Eigenschaften der PSB Catamaran – Länge: 50 m, Breite: 6,5 m Schiffe werden immer größer. Das ist wirtschaftlich gün- Tiefgang: 2,20 m max., Raumgehalt: 450 Tonne, Pallet, big stiger. Das bedeutet aber auch, dass Sie ständig mehr bags, Container an Deck und nicht im Laderaum. Ladung benötigen, damit sie fahren können. Außerdem Foto: Ann-Sofie Pauwelyn ERSTUNAVIGATOR 27

palettierte oder in Big Bags transportierte Güter zugeschnitten ist. Es Konzepts zur Demonstration der H2H-Positionierung zwischen zwei kann auch für andere Transporte angepasst werden, dies ist jedoch Schiffen oder zwischen Land und Schiff. Das Konzept wird die si- nicht das primäre Ziel. So bietet BLL eine wettbewerbsfähige logisti- chere Navigation von Schiffen und Objekten unterstützen, die sich sche Plattform für Benutzer oder palettierten Warentransport in Ge- in unmittelbarer Nähe befinden. H2H hilft bei der richtigen Naviga- bieten, die von Binnenwasserstraßen bedient werden. Die wichtigsten tionsentscheidung. Regionen sind im Moment Benelux und Nordfrankreich, aber auch an- dere Bereiche werden in Betracht gezogen. Der H2H-Ansatz ermöglicht es den Akteuren, Näherungszonen so- wohl für das eigene Schiff als auch für benachbarte Objekte einzu- Da ein PSB kleiner als ein konventionelles Schiff ist, ist ein kleinerer richten. Die Genauigkeit der Rumpfposition wird durch eine Nähe- Motor ausreichend und es gibt weniger Emissionen. Zukünftig will rungszone dargestellt. Die Rumpfposition wird auf der Grundlage BLL auch auf umweltfreundlichere Energieformen umsteigen und von GNSS einschließlich Galileo, EGNOS und anderen Positionsbe- beispielsweise mit Batterien arbeiten. Die Tatsache, dass es sich um stimmungsmethoden wie Laser und Radar gemessen. ein relativ kleines Schiff handelt, bedeutet auch, dass die Betriebs- kosten niedriger sind als bei einem konventionellen Schiff. Da sie Das H2H-System kombiniert GNSS mit zusätzlichen Sensoren und 3D- häufig kurze, feste Strecken fahren, kann das Personal immer Modellen, um digitale Zwillinge zu erstellen, die Schiffe und andere schnell nach Hause und die Besatzungen sind nicht verpflichtet, wo- interessante Objekte darstellen. Der digitale Zwilling wird verwendet, chenlang auf dem Schiff zu bleiben. Dies macht die Arbeit an Bord um wichtige Navigationsinformationen in Echtzeit bereitzustellen. Die eines Schiffes für die jüngere Generation attraktiver. Daher gibt es Visualisierung des digitalen Zwillings kann in der 3D-Ansicht oder 2D- an Bord keinen Wohnraum und das Schiff benötigt nur 1 Besat- Ansicht erfolgen. Andere Beispiele für Informationen, die aus dem zungsmitglied, um fahren zu dürfen. Ein weiterer Vorteil der kurzen, Modell abgeleitet werden können, sind die nächstgelegene Entfer- festen Strecken ist, dass ETA wesentlich zuverlässiger wird. So wird nung und die relative Geschwindigkeit zwischen Schiffen und Ob- die Wettbewerbsfähigkeit wieder besser. Ein anderer Grund für bes- jekten. Diese Informationen können sowohl in konventionellen sere Wettbewerbsfähigkeit ist, dass die PSB einen Kran an Bord hat, Schiffssteuersysteme, wo der Mensch immer noch in the loop ist, als der den Umschlag billiger macht. Zum anderen sorgt der Kran auch auch in autonome Systeme eingegeben werden. dafür, dass das Beladen und Entladen für die Besatzung sicherer ist. H2H zielt darauf ab, ein offenes Konzept mit standardisiertem Daten- Blue Line Logistics hat die Ambition, den Betrieb der PSB noch effi- austausch zu sein. Durch den standardisierten Datenaustausch können zienter zu gestalten und setzt auf autonome Navigation. Ihr Ziel ist Schiffe und Infrastrukturen mit H2H-Geräten verschiedener Hersteller es, verschiedene PSBs auf den kleineren Binnenwasserstraßen fern- zusammenarbeiten. Das Projekt wird einen Rahmen vorschlagen, der steuern zu lassen. Sie tun dies nicht alleine, sondern arbeiten dazu so weit wie möglich auf bestehenden Standards basiert ist, aber wird mit verschiedenen internationalen Partnern zusammen. Zwei Bei- bei Bedarf auch neue oder geänderte Standards vorschlagen. spiele sind die Projekte Hull2Hull und AUTOSHIP. Das 3-Jahres-Projekt startete im November 2017 und wird in drei De- Hull2Hull monstrationen mit einem H2H-Pilotprojekt enden. Die Demonstratio- nen werden im Jahr 2020 stattfinden. Die Demonstrationen werden mit verschiedenen Schiffen von verschiedenen Projektmitgliedern durchgeführt. Für ein der drei Demonstrationen ist BLL beteiligte Par- tei: ein PSB wird mit H2H Technologie und mit Hilfe von Mampaey Sy- steme automatisches Festmachen testen. Wo das genau getestet wird, kann man auf der Karte am Ende des Artikels sehen.

AUTOSHIP

Dieses Projekt wurde von der Agentur für das Europäische GNSS im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 775998 des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizont 2020“ der Europäischen Union finanziert.

Das H2H-Projekt wird von Kongsberg Seatex, einer Tochtergesell- schaft von Kongsberg Maritime, die Lösungen für maritime Sen- Dieses Projekt wurde aus Mitteln des Forschungs- sorik und Konnektivität entwickelt, koordiniert. Zu den Projekt- und Innovationsprogramms „Horizon 2020“ der Eu- partnern zählen SINTEF Ocean und SINTEF Digital für eine breite ropäischen Union im Rahmen der Finanzhilfever- forschungsbasierte Expertise. KU Leuven, eine führende europäi- einbarung Nr. 815012 finanziert. sche Universität und Experte für Binnenschifffahrt, und Mampaey Offshore Industries, ein niederländisches Unternehmen, das sich AUTOSHIP wird 2 ferngesteuerte und autonome Schiffe und die da- auf Schlepp-, Liegeplatz- und Festmachersysteme spezialisiert hat. zugehörige Infrastruktur für Landsteuerung und -betrieb bauen und Das Ziel des Hull-to-Hull (H2H) -Projekts ist die Entwicklung eines betreiben und dabei TRL7 erreichen und überschreiten. Die Tests fin- 28 ERSTUNAVIGATOR

den während zweier Pilotdemonstrationen statt, die sich mit einem und Entwickler. Am Ende des Projekts wird der IMO und der ZKR ein Fall des Short Sea Shipping und einem Fall des Binnenschiffsverkehrs Vorschlag für eine verbesserte Regulierung vorgelegt, der von den befassen. Demonstranten und ihren Tests entsprechend motiviert wird.

Das Project wird von CIAOTECH – PNO Group koordiniert. Zu den Pro- Soziale Auswirkungen werden analysiert. Einige davon hatten mit jektpartnern, die sich mit der Demonstration auf der Binnenwasser- der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf das Wasser zu tun, straßen beschäftigen, zählen Kongsberg Maritime, Kongsberg Digital, was eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 90% zur Fol- Kongsberg Norcontrol, SINTEF OCEAN AS, University of Strathclyde, ge hat. Dies wird sich aber auf Arbeitsplätze auswirken; da mehr und Blue Line Logistics, Bureau Veritas und De Vlaamse Waterweg nv. mehr höher qualifizierte Stellen gebraucht werden. AUTOSHIP wird die sozialen Kosten dieses Szenarios bewerten. AUTOSHIP wird sowohl Technologien für Fernsteuerung und auto- nomes Fahren an Bord als auch ihre Kontrollzentren an Land validie- Am Ende der Analysen und Forschung werden zwei Demonstratio- ren. Dazu basiert man sich auf der Anforderungen und des Mehr- nen organisiert, voraussichtlich im Jahre 2022. Eine Demonstration werts für die gesamte Wertschöpfungskette von Hafeninfrastrukturen ist ein PSB, die ohne Besatzung auf den Binnenwasserstraßen in Flan- bis hin zu Logistikunternehmen. Das Infrastrukturpaket wird Docking- dern, auf dem Seekanal Antwerpen-Brüssel und dem Fluss Rupel; und Mooring-Automatisierungstechnologien sowie Kommunika- fährt. Wo das genau getestet wird, kann man auf der Karte am En- tionstechnologien umfassen, die ein hohes Maß an Cybersicherheit de des Artikels sehen. ermöglichen. Der beste Steuermann ist an Land Die Schiffsbetreiber/Reeder werden sehen, dass das AUTOSHIP Kon- zept sowohl eine Verbesserung der Größenordnung ihrer Investitio- Ein anderer innovativer Weg, um die Probleme in dem Sektor anzu- nen mit sich mitbringt als auch eine Steigerung der Wettbewerbsfä- gehen, ist die Lösung von Seafar. higkeit. Die Flotte kann mit Hilfe von AUTOSHIP Technologien erneuert werden um wettbewerbsfähiger zu werden und den Stra- ßenverkehr zu ersetzen.

Die Hebelwirkung hierfür besteht zunächst darin, die Betriebskosten um bis zu 40% zu senken. Dies geschieht durch eine Reduzierung der Besatzung (am Anfang verringern und dann auf Null senken, wenn das Gesetz einen Rahmen dafür entwickelt hat), Betrieb und Wartung (die dank künstlicher Intelligenz und vorausschauender Wartung ge- senkt werden können) und durch Verbesserung der Gesamteffizienz an Bord (weniger Kraftstoff und Logistikverfahren).

Regulierungs-, Gesellschafts-, Wirtschafts-, (Cyber-) Sicherheits- und Sicherheitsanalysen werden sorgfältig abgeschlossen und führen zu einer Roadmap, Methoden und Standards für zukünftige Anwender Foto: Seafar ERSTUNAVIGATOR 29

Seafar ist ein flämisches Unternehmen aus Antwerpen, das Techno- Das Schiff kann über AIS verfolgt werden und behält automatisch ei- logien zur Fernsteuerung von Schiffen entwickelt. Über das Shore ne Geschwindigkeit von 6 km/h bei. Die Technologie, die das Schiff Control Center werden mehrere unbemannte Schiffe von einem steuert, wurde von Seafar entwickelt und integriert. Im Seafar Sho- Landbetreiber überwacht und gesteuert. Damit bietet Seafar eine re Control Center geben Kameras dem Schiffer/Bediener eine 360°- Antwort auf den Besatzungsmangel in der Binnenschifffahrt und die Ansicht. Die sogenannte LIDAR-Technologie scannt die Umgebung Verbesserung der operativen Effizienz. Sie haben selbst keine Schif- rund um das Schiff, sodass der Schiffer/Bediener alles rund um sein fe, sondern liefern den Kapitän für die Schiffe. Der Kapitän arbeitet Schiff genauer als je zuvor abschätzen kann. Lautsprecher und jedoch an Land in seiner Fernsteuerungszentrale. Die Entwicklungen Mikrofone hängen an strategischen Stellen, sodass der Schif- im Bereich des unbemannten Fahrens werden in enger Zusammen- fer/Bediener Geräusche und Nachrichten von Binnenschifffahrtsfüh- arbeit mit De Vlaamse Waterweg nv und dem Hafen von Antwerpen rern hören und darauf reagieren kann. durchgeführt. Die Gewährleistung der Sicherheit auf dieser Strecke hat über alles Im Oktober 2019 hat Seafar mit De Vlaamse Waterweg nv eine Ver- Priorität. Es wurden daher ausreichende Maßnahmen getroffen, um einbarung getroffen, um ihre Software in einer realen Umgebung zu sicherzustellen, dass die Tests sicher durchgeführt werden, und um testen. Dazu haben sie gemeinsam mit De Vlaamse Waterweg nv ein auch die Wiedererkennbarkeit des unbemannten Schiffes für den Sicherheitsverfahren durchlaufen. Ab November 2019 transportiert Wasserstraßennutzer zu gewährleisten. Für die Schifffahrt ändert ein ferngesteuerter Lastkahn Sand auf der Fluss IJzer und dem Plas- sich nichts. Schiffer, die einem unbemannten Schiff begegnen, nä- sendale-Nieuwpoort-Kanal. Dies ist ein Schiff der Baggerfirma De- hern sich wie sie das mit jedem konventionellen Schiffen, das ihren cloedt, die die neue Technologie testet. Weg kreuzt; tun. Das heißt: Abstand halten, Kurs halten und uner- wartete Manöver vermeiden. Im Zweifelsfall ist der Skipper in der Der erste selbstfahrende Lastkahn ist Teil der ersten vier von insge- Fernbedienungszentrale über das Schiffsfunkgerät oder die Mikro- samt 16 Schiffen der Firma Decloedt. Ein Watertruck+ Schiff ohne fone am Schiff erreichbar. Steuerhaus, erkennbar an seiner grauen Farbe und dem Namen "Willebroek". Die Lastkähne werden täglich Sand von Ostende nach Flandern unterstützt Innovation Diksmuide, eine verkehrsarme Strecke und damit ein idealer Testfall, transportieren. Die neue flämische Regierung setzt sich stark für Innovationen ein. Innovationen in der Automatisierung der Binnenschifffahrt bringen Watertruck+ ist eine neue, innovative Gütertransportart mit dem den Sektor voran. Mit der Erprobung des unbemannten Fahrens bie- Ziel, kleine Binnenwasserwege durch Einführung eines neuen Kon- tet Flandern eine vielversprechende Zukunftsperspektive an, um die zepts für Binnenwasserwegetransport wiederzubeleben. Das Nutzung der kleinen Wasserstraßen in Flandern zu erhöhen. Die Gesamtziel ist der Ausbau der gegenseitigen Verbindung und der neue Technologie zeigt die Binnenschifffahrt als umweltfreundliche, Betrieb zwischen dem TEN-T Kernnetz und kleineren Binnenwas- sichere und wettbewerbsfähige Alternative zum Straßenverkehr. serwegen. Watertruck+ funktioniert durch Transporteinheiten (Last- Smart Shipping wird auch die Binnenschifffahrt attraktiver machen. kähne und Schubboote), die in Konvois navigieren und schnell und Wenn alles reibungslos funktioniert, kann unbemanntes Fahren auch flexibel zusammen- und ausgekuppelt werden können. Beladen den Beruf der Binnenschifffahrt für die jüngere Generation attrakti- und Entladen sind von der Navigation selbst abgekoppelt, somit ver- ver machen. bessert sich die Betriebsquote auf kleineren Wasserwegen .(Quelle: www.watertruckplus.eu/de) Seit dem 24. Juni 2019 wurde das Gesetz in Flandern so angepasst, dass Tests mit Schiffen ohne Besatzung an Bord möglich sind. Die Bevor die Lastkähne ohne Besatzung fahren, wird in den ersten Wo- Vlaamse Waterweg nv ist die erste Wasserstraßenbehörde in Euro- chen ein Schiffer an Bord sein. Zuerst um damit vertraut zu werden pa, die ein Framework geschaffen hat, das Smart Shipping ermög- wie das Schiff in verschiedenen Umständen bewegt wird, sich an- licht. Das Testgebiet für automatisierte und autonome Schiffe um- fühlt und später um die Kontrolle zu übernehmen, nachdem das fasst das gesamte Netz des Vlaamse Waterweg nvs. Die Ergebnisse Schiff gelegentlich ferngesteuert wurde. Nach jedem Schritt be- der oben beschriebenen Tests werden von De Vlaamse Waterweg spricht die Besatzung alles mit den Projektmanagern und den Ver- nv für die weitere Erforschung von anderen Sicherheitsstandarden antwortlichen für die Binnenschifffahrt. verwendet.

Erst wenn umfangreiche Tests durchgeführt wurden, kann der Schif- Der nächste Schritt ist die Schaffung eines stabilen Rechtsrahmens, fer das Schiff vollständig aus der Ferne steuern. Dafür tauscht er sein der Innovationen für die kommerzielle Nutzung ermöglicht. Dies ist Steuerhaus gegen eine Fernsteuerungszentrale. Dies bedeutet, dass jedoch eine internationale Angelegenheit, da flämische Vorschriften ein Schiffer/Bediener im Kontrollzentrum die Lastkähne manuell auf internationalen Vorschriften basieren. De Vlaamse Waterweg nv steuert, wobei sowohl vorhandene Navigationshilfen als auch neue möchte sein Wissen an internationale Organisationen weitergeben, Technologien zur Verfügung stehen, um eine sichere Navigation zu um diese bei der Erforschung der Auswirkungen der Smart Shipping gewährleisten. auf internationale Gesetze und Vorschriften zu unterstützen. 30 ERSTUNAVIGATOR

GREEN INLAND SHIPPING EVENT 16. October 2019 showed the most Innovative solutions in Inland Navigation at the CO2 neutral Port of Brussels

GREEN INLAND SHIPPING on the five vessels and could witness the innovative so- Minister for Climate TransitIon, Environment, lutions in the sector. They took note of the significant Energy and participative Democracy of the Brus- modal shift potential of inland navigation and the sec- sels-Capital GOVernment, ALAIN MARON, em- tor’s ongoing work to reach the sustainability goals of phasised the Important enyironmental Benefits the European Union. OF Inland Shipping to reach global and european Emission Goals. Against the background of the recently released Agen- da for Europe „A Union that strives for more: My Five very innovative vessels called at the port of Brus- Agenda“ of the new Commission President Ursula von sels to show technological solutions to cut CO2 and air der Leyen, which lays down a European strategic long- emissions to a minimum to European decision makers term vision, inland waterway transport offers quality and stakeholders. They include zero-emission techno- solutions to keep path with the ambitious decarboni- logies such as battery-electric, gas-electric, ultra clean sation challenges. biofuel power drivetrains and hydrogen. Annual congestion costs reach 1% EU GDP and the Inland shipping, smart and sustainable GHG emission share of transport continues to rise in- stead of decreasing. With over 40,000 km of naviga- Inland waterway transport is known for its sustainable ble waterways and 250 inland ports, inland waterway record. Moving forward to further improve its perfor- transport carries some 560 million tonnes of goods per mance, it aims to reach an emission reduction of more year and is of increasing importance in the field of cru- than 50% by 2030 and to sail zero-emission by 2050 ising and passenger transport. Already today, major in- offering climate neutral and zero-pollution mobility. dustries in Europe are depending on a seamless supply of their goods via waterways. It keeps business and tra- Inland ports, as enablers of green logistics, are suppor- de up and running, enables the completion of the ting this transition by rolling out alternative fuels infra- internal market, and enhances tourism. Contrary to the structure and market measures. As hubs, inland ports congested roads, European waterways still dispose of envision connecting climate-friendly inland shipping free capacity, offering a significant modal shift poten- with other sustainable transport modes and logistical tial. Therefore, fostering clean and reliable transport so- solutions. lutions by waterway transport and inland ports can enable more economic growth in Europe’s waterborne By doing so, the sector strives to substantially increase regions and increase prosperity and quality of life. its share. Sustainable and innovative inland shipping will play a predominant role in smart and sustainable Innovative Vessels transport. Sendoliner

Apart from these goals for the long distance, inland shipping and ports play an increasing role in urban mo- bility. An initiative of an electric ship for urban delivery of parcels was presented in combination with cargo bi- kes, completing the last mile. Other innovative solutions demonstrated were unmanned shipping remotely con- trolled from shore and a pilot with fuel cell/hydrogen technology for zero-emission container shipping.

The potential of inland shipping and ports to help realise the EU agenda

High-ranking representatives of the European Com- Battery/diesel – electric powertrain, containervessel, size: mission, Council and Parliament were guided around 110m*11.45m. ERSTUNAVIGATOR 31

This is the first commercial freight vessel in IWT able be achieved by usage of drop-in biofuels/HVO or syn- to navigate ‘zero-emission’ on the charged battery thetic fuels. on board. It can sail up to 3h on electricity, aiming to avoid any emissions in populated areas such as cities Motorvessel Emeli and their ports. The design of the vessel is optimised for a dedicated route, which increases the efficiency (more cargo capacity, less energy consumption).

Ecotanker III

Fuel cell hydrogen and diesel-electric propulsion, crew training vessel, size 55m*7.2m.

The original cargo vessel from 1961 is used by the Ma- ritime Academy Harlingen to educate/ train new staff for IWT. It is retrofitted with a diesel-electric power- train. The big innovation is the Fuel Cell and Hydro- gen storage system (12 KG, 200 bar) which was re- Gasel-ectric powertrain, tankervessel, size: 110m*11.4m. cently installed on board of the vessel. The system can produce 30kW of electric power for a duration of 10 This state-of-the-art tanker has a clean LNG propel- hours. led mono-fuel engines with electric motors and bowthrusters. It has a typical configuration as the Hydroville steering house is in the front. The reduction of NOx emissions is 90% while emissions of particulate mat- ter (PM) emissions is negligible. When running on Bio-LNG in future, this vessel can be carbon neutral as well.

Motorvessel Wantij

Hydrogen dual fuel combustion, passenger vessel, size 14m*4.2m.

One of the first inland vessels to use hydrogen as fuel by means of a combustion engine, mixing it with diesel.

The reduction of CO2 and NOX emissions amounts 70% at a sailing speed of 11 knots. The vessel is a sai- ling laboratory to test new hydrogen technologies and is a demonstration vessel to raise awareness and in- Clean Euro VI combustion engine, dry cargo vessel, form. It serves as a shuttle service for CMB staff to size: 86m*9m. avoid traffic jams.

The first commercial freight vessel for which Euro VI Source: Press release truck engines were marinized. It is a relatively low “Green Inland Shipping Event” cost retrofit solution for a large share of the existing of EBU on 16 October 2019 fleet to achieve >95% reduction of air pollutant emissions. It also saves fuel consumption and there- fore CO2 emissions. Carbon neutral performance can 32 ERSTUNAVIGATOR

Die BEHALA – Berliner Hafen-und Lagerhausge- serer Werft. Daran erkennt man schon, dass die ELEK- sellschaft mbH und Partner feiert die Kiellegung TRA etwas Besonderes für uns ist.“ „Für uns als zu- des weltweit ersten emissionsfreien Schubboo- künftigen Eigner der ELEKTRA war von Anfang an tes mit dem Namen „ELEKTRA“ klar, dass dieses innovative Schubboot dieselben An- forderungen im Betrieb erfüllen muss wie ein kon- In einer für Binnenschiffe nicht immer vollzogenen Ze- ventionelles Schiff und dass in der Perspektive die Be- remonie wurde am 04.11.2019 auf der Schiffswerft triebskosten in vergleichbarer Größenordnung liegen Hermann Barthel GmbH in Derben (Sachsen-Anhalt) müssen wie bei einem konventionellen Schiff,“ erläu- das erste Bauteil der „ELEKTRA“ feierlich kielgelegt. terte Dipl.-Ing Klaus-Günter Lichtfuß in seiner Rede zur Kiellegung. Das heißt, dass der zu befördernde „In ihrer Vorbildfunktion als weltweit erstes emis- Schiffsraum, die Betriebszeiten, die Geschwindigkei- sionsfreies Schubboot hat die ELEKTRA diese kleine ten und die Reichweiten in der Schubschifffahrt auf Feierlichkeit auf jeden Fall verdient,“ mit diesen Wor- dem europäischen Kanalnetz nicht zu wesentlichen ten eröffnete Prof. Dr.-Ing. Gerd Holbach – Leiter des Einschränkungen führen dürfen. Projektes ELEKTRA und des Fachgebietes Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme an der TU Berlin, die Kiel- Weiterhin müssen die Kosten für Wasserstoff und La- legungszeremonie. Die Energiebereitstellung auf dem destrom in einer Größenordnung liegen, die ver- Kanalschubboot wird erstmalig alleine mittels gasför- gleichbar zum Brennstoff für konventionelle Antriebe migem Wasserstoff, NT-PEM Brennstoffzellen und Ak- unter Berücksichtigung des Gesamtwirkungsgrades kumulatoren erfolgen. Der Grundstein für den Bau des Schiffes ist. Wenn dies bei der Errichtung der In- der „ELEKTRA“ ist mit heutigem Datum gelegt, die frastruktur der Landstationen für elektrisch betriebe- Fertigstellung durch die Werft soll im 4. Quartal 2020 ne Binnenschiffe gelingt, hat diese emissionsfreie An- erfolgen. triebstechnik eine realistische Perspektive in der Binnenschifffahrt sowohl für den Gütertransport als Anschließend wird eine ausführliche Erprobung des auch für die Personenbeförderung. Deshalb freuen Energiesystems und des Schiffes im Raum Berlin und wir uns sehr, dass über den Westhafen hinaus auch auf der Relation Berlin – Hamburg stattfinden. Die die Hafenstandorte Lüneburg und Haldensleben ent- ELEKTRA soll vorrangig im Gütertransport auf der Re- sprechende Investitionen in die Infrastruktur tätigen lation Berlin – Hamburg und im innerstädtischen Ver- und damit erste Stützpunkte für voll elektrische kehr in Berlin eingesetzt werden. Unter der Projektlei- Binnenschiffe schaffen. tung des Fachgebietes Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme (Prof. Dr.-Ing. Gerd Holbach) der TU Berlin Bei einem Gesamtprojektvolumen von ca. 13 Mio. € sind die Unternehmen BEHALA (Hafen-und Logistik- wird das Projekt durch das Bundesministerium für Ver- dienstleister), Schiffswerft Hermann Barthel, BALLARD kehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit ca. 8 Mio. € Power Systems (Brennstoffzellen), ANLEG (Wasser- gefördert und vom Projektträger Jülich (PTJ) und der stofftanksystem), Schiffselektronik Rostock, EST-Float- Nationalen Organisation für Wasserstoff- und Brenn- tech (Akkumulatoren) und Imperial logistics (Reederei) stoffzellentechnologie (NOW) betreut und koordiniert. an der Entwicklung und am Bau der ELEKTRA als Part- ner beteiligt. Die ELEKTRA wird eine Vorbildfunktion als erstes emissionsfreies Schiff einnehmen. Für die Binnenschifffahrt kann das Energiesystem der Elektra als Blaupause dienen.

„Wir von der Schiffswerft Barthel freuen uns sehr, dass heute die Kiellegung dieses innovativen Schiffes ELEKTRA auf unserer Werft stattfindet,“ erklärte Frau Dr. Corinna Barthel von der Schiffswerft Barthel. „Ein emissionsfreies Schubschiff, das ganz reguläre Trans- portarbeiten wie in der Berufsschifffahrt üblich durch- führt, ist ein großer Schritt nach vorn für umwelt- freundliche Transporte in Deutschland. Obwohl das Foto: TU Berlin Elektra Schubboot, Elektra Antrieb Schiff die Baunummer 210 erhält und tragen wird, ist Quelle: Pressemitteilung der BEHALA „Kiellegung „ELEKTRA““ vom dies heute erst die fünfte offizielle Kiellegung auf un- 05.11.2019. ERSTUNAVIGATOR 33

Umweltschutz und Nachhaltigkeit im europäischen Short Sea Trade

Vor gut einem Jahr wurde die „Fridays for Future“ Initiative gegründet. Prinzipiell ist diese Bewegung zu befürworten. Die ge- samte Gesellschaft wird so für das Thema des weltweiten Klimawandels sensibilisiert und an die Eigenverantwortung erinnert. Als Akteure im Short Sea Shipping Markt- umfeld beschäftige wir uns seit langer Zeit und zwar täglich damit, wie man Ökolo- gie und Ökonomie sinnvoll vernetzt, um den Anspruch der Gesellschaft nach ei- nem zunächst sauberen und später emis- sionsfreien Transport auch wirtschaftlich HERAKLES Luftaufnahme umzusetzen. Foto: ARKON Shipping GmbH & Co KG Autor: Torsten Westphal Megatrends wie der Klimawandel und die Digitalisie- SECA Bereich und damit mit Marine Dieselöl, aber der Geschäftsführender rung sind dabei eine große Chance für den Short Sea größte Anteil fährt im Wechsel mit Schweröl und Ma- Gesellschafter der ARKON Trade, eine notwendige Wettbewerbsfähigkeit im Mo- rine Dieselöl im sogenannten SWAP Betrieb durch die Shipping GmbH & Co KG dal Split wieder herzustellen bzw. das eigene Ge- willkürlich gezogene SECA Grenze. Foto: ARKON Shipping schäftsmodell danach auszurichten. GmbH & Co KG Die gültigen SECA müssen europäisch einheitlich er- Der Landtransport wächst jedes Jahr nahezu zweistel- weitert werden. Die Benutzungsrichtlinien und die ent- lig, während die Flotten der Short Sea Teilnehmer im- sprechende Verantwortung für eine erfolgreiche Um- mer älter werden und schrumpfen. setzung liegen bei der Politik. Sie sorgt damit für fairen Wettbewerb auf See und schafft einen weiteren Schritt Aufgrund fehlender und verlässlicher Mittelstandsfi- in Richtung Umweltschutz, denn damit würde Schwer- nanzierungen wird die notwendige Flottenerneuerung öl weniger lukrativ werden. in einem nur sehr begrenzten Maße stattfinden und nicht zu einer notwendigen schnellen ökologischen Analog dem Verbot von bleihaltigen Benzin in den Wende führen. Klimaschutz muss aber zeitnah ge- 80er Jahren ist ein Verbot von Schweröl generell zu schehen, daher ist der Fokus insbesondere auch auf überprüfen. Es ist und bleibt ein Abfallprodukt und Bestandstonnage zu legen. man muss sich schon die Frage stellen, warum es über- MV TEJO Melem haupt noch erlaubt ist in einer Zeit wachsenden Um- Foto: ARKON Shipping Die europäische Bestandsflotte im Short Sea Segment weltbewusstseins. GmbH & Co KG besteht aus ca. 3.300 Schiffen. Einige davon fahren im Denn nicht die Hauptmaschinen, die nach dem Die- selprinzip arbeiten, sind das Problem, sondern der Brennstoff. Sauberer Brennstoff und saubere Verbren- nung sind gefordert. Nachhaltiger Umweltschutz muss daher bereits in den Raffinerien beginnen.

Bestandstonnage könnte zudem mit Abgasnachbe- handlungen, wie CAT Systeme/AdBlue wirtschaftlich machbar, umgerüstet werden und in großer Anzahl und zwar sofort. Nur so werden wir unseren Teil zur notwendigen CO2 Einsparung beisteuern können.

Maßnahmen müssen technisch und wirtschaftlich machbar sein und wir müssen bei den Lösungen mehr differenzieren. Es gibt nicht „die Standardlösung“, egal ob Bestandsschiff oder Neubau, ob Fähre oder Li- nienschiff. 34 ERSTUNAVIGATOR

durch Rahmenbedingungen durchaus Verbote er- zwingen.

In der Luftfahrt denkt man doch auch nicht daran, die Triebstrahltechnik zu ersetzen, sondern Kerosin durch neue Sorten. Dieser Fokus muss auch in der Schifffahrt erfolgen und darum sind GtL-Verfahren und grüne Brennstofftechnologie zu fördern.

Allerdings, bei einem Preisunterschied von ca. 100 % pro Tonne Brennstoff muss jeder verstehen und ak- zeptieren, dass Klimamaßnahmen Gesellschaftskosten darstellen (analog EEG Umlage) und Transporte opti- miert oder im Zweifel vermieden werden sollten, aber die Gesellschaft muss auch bereit sein, z.B. für das T- Shirt aus dem Seecontainer an der Ladentheke einen Zuschlag zu zahlen. KASTOR K+S Daher ist ein Fokus zum Beispiel auf LNG nicht hilfreich. Foto: ARKON Shipping Diesel per se ist zwar sauberer, aber auf Dauer muss Der eigenen Berufssparte wäre zu empfehlen, aktuel- GmbH & Co KG das Ziel sein, Bio-Diesel oder synthetische Brennstoffe les Bashing von Dieselmaschinen, negative Verallgem- herzustellen. einerungen mit Aufklärung gegenüber unserer Gesell- schaft, Politik und Medien pro aktiv zu begegnen und Gleichzeitig muss die Politik Förder-, Herstellungs- und eigene Maßnahmen im Geschäftsmodell zu konkreti- Nutzungsrichtlinien anpassen, sinnvoll fördern und sieren. ERSTUNAVIGATOR 35

WORKSHOP ON CYBERSECURITY IN INLAND NAVIGATION

Bonn, 5 September 2019 – On 5 September ned in terms of cybersecurity in order to benefit from the advanta- 2019, the first international workshop on cy- ges of digitisation. bersecurity in inland navigation was held in He also invited the participants to submit their many suggestions the Rhineland city of Bonn, under the auspi- on the topic of cybersecurity in inland navigation to the CCNR. In his ces of the Central Commission for the Navi- welcome speech, Mr Geert Van Cappellen, Secretary General of PI- gation of the Rhine (CCNR) and in partners- ANC, expressed his strong belief that inland navigation will be able to hip with the German Federal Ministry of manage the IT risks if it cooperates at the international level. Transport and Digital Infrastructure (BMVI) For the first time, major players in the field of cybersecurity were and the World Association for Waterborne brought together – including the European Commission (DG CON- Transport Infrastructure (PIANC). The 11 high NECT), the European Union Agency for Cybersecurity (ENISA) and re- Mr. Achim Wehrmann Photo: ERSTU level presentations and two inspiring round presentatives from the maritime and rail sector – as well as experts tables clearly demonstrated to over 100 par- on inland navigation from public administrations, classification so- ticipants, from both public and private institutions and organisations, cieties and private enterprises in 11 European countries. the need for all players in the waterway sector to address the com- The importance of cybersecurity in inland navigation was sub- plexity of challenges on the topic of cybersecurity in order to succeed stantiated during the workshop, backed up by general presentations in the digital transition of inland navigation. The workshop also ma- on different aspects of cybersecurity, sessions devoted to the public de it possible for the CCNR to collect a great deal of information, ad- and private sector and the positive exchanges during round table di- vice and concrete proposals for its future work on cybersecurity in in- scussions. The speakers and participants held an in-depth discussion land navigation. on possible measures that could be taken. Over and above a strong need for awareness, training and information among the different players and users of the waterways on topics such as cybersecurity and cyber-attacks, the question of cooperation was specifically high- lighted. It is in fact essential to put in place common and standardi- sed solutions that are the fruit of exchanges between the different stakeholders at the international level, the public and private sector level, and at the level of manufacturers and operators. In this regard, inland navigation would be able to rely particularly on the experien- ce and good practice of the maritime and rail sector. The achieve- ments of ENISA, in supporting the implementation of the “NIS Di- rective” (European Directive concerning measures for a high The moderator inform the participants of the workshop about the panel common level of security of network and information systems), will discussion. Photo: CCNR also be valuable in the development of a concept for cybersecurity in inland navigation. With the adoption of the Mannheim declaration on 17 October Many of the participants expressed the wish that the CCNR, to- 2018, the ministers of the CCNR Member States call to promote the gether with its partners, take a leading and central role in the domain development of digitisation, automation and other modern techno- of cybersecurity in inland navigation, for example, as a coordination logies in order to contribute to competitivity-security and sustaina- platform that would bring together both the major players in inland ble development in inland navigation. In this respect, the workshop navigation and experts in cybersecurity. devoted to cybersecurity in inland navigation aimed specifically at Questions relating to cybersecurity should be the subject of an in- reinforcing the level of information on cybersecurity for the different depth analysis in the framework of the new working group of the players in inland navigation, while also fo- European Committee for drawing up Standards in the field of Inland stering exchanges and cooperation between Navigation (CESNI) dedicated to information technology (CESNI/TI). the different players in the sector. It was in- In addition, ENISA has shown itself to be favourable in supporting fu- deed fundamental to start some coordina- ture work linked to cybersecurity in inland navigation. ted thinking and to find a consensus on how At the end of the meeting, Mr. Nils Braunroth, President of CES- to minimise the risks that affect the reliabili- NI/TI and of the workshop, ty of the digital environment of inland navi- thanked all the speakers and participants for their commitment, gation. as well as for all the information, conclusions and recommendations Mr. Achim Wehrmann, President of the that had been gathered. The CCNR will take this into account and, CCNR and Head of the Federal German Mi- as a first step, will make the workshop presentations and reference Mr. Geert Van nistry of Transport and Digital Infrastructu- documents on the topic of cybersecurity available via the following Cappellen re’s Shipping section, welcomed the partici- link: Photo: ERSTU pants to the BMVI. In his address, he stressed http://cybersecurityworkshop-inlandnavigation.eveniumsite.com. that inland navigation must be well positio- Source: CCNR PRESS RELEASE | Strasbourg, 23 September 2019 36 ERSTUNAVIGATOR

Russlands Kreuzfahrten

Russland verfügt über 101.000 km Binnenwasserstra- fläche von Fahrgastkabinen führt jedoch zur Senkung ßen, über einzigartige Natur und über ein riesiges kul- der Aufnahmekapazität der Kreuzfahrtschiffe und da- turgeschichtliches Erbe in den Küstenre- mit ihres Transportvolumens, d.h. zur Verringerung von gionen sowie über gigantische Potenziale Fahrgastzahlen. Gegenwärtig werden in einer Naviga- zur Entwicklung der Kreuzschifffahrt. Es tionsperiode durchschnittlich etwa 300.000 bis 350.000 ist bemerkenswert, dass eine Vielzahl rus- russische und ausländische Touristen auf Binnenwas- sischer Besuchsobjekte für den Massen- serstraßen transportiert. tourismus nur vom Wasser zugänglich ist, wie z.B. Solowezki-Inseln, Valaam, Insel In den letzten Jahren vollzog sich eine intensive Entwik- Kischi u.a. klung der russischen Hafeninfrastruktur zur Abfertigung von Binnen-Kreuzfahrtschiffen. So wurde es möglich, Auf Binnenwasserstraßen Russlands wur- die Häfen Swijaschsk und Bolgar (Republik Tatarstan), den gegenwärtig über 50 Kreuzfahrtrou- Kineschma (Gebiet Iwanowo), Festung Schlüsselburg, ten erschlossen. Über 90% davon entfal- Svirstroj und Dubrowka (Gebiet Leningrad) und Staraja len auf das Einheitliche Tiefwassersystem Ladoga (Gebiet Nowgorod) anzulaufen. Damit wurde des europäischen Teils Russlands, das die Kreuzfahrtgeographie erweitert und die Kreuz- über Flüsse und Schifffahrtskanäle, die fahrtprogramme konnten mit neuen Besuchsobjekten Autorin: Ostsee, Weißes Meer und Kaspisches Meer mit der ergänzt werden. Darüber hinaus wurde mit einer kom- Anna A. Isaeva Asow-Schwarzmeer-Region verbindet. Zu den Haupt- plexen Rekonstruktion des Moskauer Nord-Binnenha- Stellvertretende reisezielen gehören hier Moskau, Sankt-Petersburg, Ni- fens begonnen. Generaldirektorin der Moskauer Binnenreederei schni Nowgorod, Kazan, Samara. Bei den russischen AG (MBR AG) und ausländischen Touristen ist die Reiseroute von Mo- Besonders bedeutend für die russische Kreuzfahrtbran- Foto: MBR skau und Wolgagebiet nach Sankt Petersburg und zu- che wurde das Jahr 2019: rück besonders beliebt. Im asiatischen Teil Russlands ver- • In diesem Jahr erfolgte ein Stapellauf von 3 neuen laufen die Reiserouten auf den Flüssen Ob, Jenissei, Kreuzfahrtschiffen – „Pjotr Weliki“, „Mustaj Karim“ Lena und Amur. und „Solotoje Kolzo“ • Die Regierung der Russischen Föderation bestätigte Bei den Kreuzfahrten auf russischen Flüssen werden eine Strategie zur Tourismusentwicklung in Russland gegenwärtig ca. 100 Zwei-, Drei- und Vierdecksbinnen- für den Zeitraum bis 2035, wonach eine gesonder- schiffe eingesetzt, die auf den Werften der DDR sowie te Strategie zur Entwicklung der Kreuzschifffahrt in Links: Taufe von „Pjotr Weliki“ durch von Österreich, Ungarn und Tschechoslowakei noch zu der RF erarbeitet werden soll. Anna A. Isaeva, Sowjetzeiten gebaut wurden. Stellvertretende Nun einige Details zur Erneuerung der russischen Kreuz- Generaldirektorin Das Durchschnittsalter dieser Kreuzfahrtschiffe beträgt fahrtflotte im Jahre 2019. der MBR AG etwa 40 Jahre. Alle Schiffe sind jedoch in einem guten Rechts: Pjotr Weliki“ technischen Zustand. Viele davon wurden komplett mo- Am 24. Mai 2019 wurde vom Schiffsbauunternehmen vor dem Stapellauf dernisiert, wodurch eine hohe Fahrsicherheit und Kom- „Lotos“ (Gebiet Astrachan) das neue dieselelektrische Fotos: MBR fort erreicht werden konnten. Eine Erhöhung der Raum- Fluss-See-Kreuzfahrtschiff „Pjotr Weliki“ (genannt ERSTUNAVIGATOR 37

nach dem russischen Zar Peter dem Großen) zu Wasser • 24 h Grillbar, Swimmingpool und 2 Whirlpools auf gelassen (Projekt PV300VD der Fa. „Maritimes Inge- dem offenen Zeltdeck (Heckteil) nieurbüro AG“). Dieses einzigartige Schiff, dessen Kiel- • Relaxbereich mit Sonnenliegen sowie Joggingstrecke legung im August 2016 stattfand, wurde für die Mo- auf dem Steuerhausdach (Sonnendeck) skauer Binnenreederei AG gebaut. Seine technischen • Relaxbereiche befinden sich ebenfalls auf dem Daten: Länge – 141 m, Breite – 16,8 m, Tiefgang – 3 Hauptdeck, Oberdeck, Bootsdeck und Zeltdeck im m, Bordhöhe – 5,5 m; dieselelektrische Hauptantriebs- Bugatrium mit Fahrstuhl anlage, bestehend aus 4 Haupt-Dieselgeneratoren • Relaxbereiche und ein Souvenirshop auf dem Haupt- (Wechselstrom 690 V, 50 Hz) mit einer Leistung von je deck im Bugatrium und in der Heckeingangshalle 1.200 KW, für den Propellerantrieb und sonstige Ver- braucher. Die Fluss-See-Tauglichkeit dieses Schiffes ermöglicht innerhalb einer Kreuzfahrt, sowohl auf Binnenwasser- Als Antriebsaggregate werden Dieselmotoren Yanmar straßen als auch auf Meeren ohne Umsteigen zu reisen. 6EY22ALW mit einer Maximalleistung von je 1.300 KW So kann man, zum Beispiel, innerhalb von 12 Tagen/11 verwendet. Der elektrische Propellerantrieb besteht aus Nächten mit diesem Schiff von Baku (Aserbaidschan) 3 lenkbaren Festflügelpropellern mit voller Drehung mit nach Moskau (Russland) reisen. Darüber hinaus, können einer Leistung an der Antriebswelle von je 1.100 KW, Sie in einer Kreuzfahrt 3 Meere passieren (Schwarzmeer, ausgestattet mit Frequenzwandlern; Klassifizierung des Asowsches Meer und Kaspisches Meer), die durch den Schiffes laut Binnenschifffahrtsregister der RF: M-SP 3,5 Wolga-Don-Kanal verbunden sind. Insgesamt dauert (led30)A (d.h. bis Eisstärke von 30 cm). diese Reise 14 Tage/13 Nächte mit dem Besuch folgen- der Städte: Sotschi, Noworossiysk, Taganrog, Rostow Das Schiff ist für 310 Fahrgäste ausgelegt, denen fol- am Don, Wolgodonsk, Wolgograd, Astrachan, Ma- gende 153 Kabinentypen angeboten werden können: chatschkala (Russland) und endet in Baku (Aserbaid- "Pjotr Weliki" • 2 Luxuskabinen mit Balkon (Raumfläche 49 m²/ 56 schan). Bei einer Kreuzfahrttour auf dem Kaspischen Personen auf dem m² einschl. Balkon) für 2 Pers. Meer (11 Tage/10 Nächte) besuchen die Fahrgäste Ba- Foto von links: • 5 Luxuskabinen mit Balkon (Raumfläche 29 m²/ 38 ku (Aserbaidschan), Bandar-Anzali (Iran), Nouschahr Jegorow G. W. m² einschl. Balkon) für 2 Pers. (Iran), Türkmenbasi (Turkmenistan), Aqtau (Kasachstan), Generaldirektor der Fa. • 3 Luxuskabinen mit Balkon (Raumfläche 20-24 m²/ Astrachan (Russland) und Machatschkala/Derbent Maritimes Ingenieurbüro 25-30 m² einschl. Balkon) für 2 + 1 Pers. (Russland). Darüber hinaus wird dieses Schiff auf der St.Petersburg GmbH • 1 Luxuskabine mit Balkon (Raumfläche 24 m²/ 30 m² Kreuzfahrtroute Moskau – Uglitsch – Jaroslawl – Gorit- Babitsch A. A. einschl. Balkon) für 2 Pers. sy – Kischi – Mandrogi – Sankt-Petersburg und zurück Generaldirektor von • 1 Luxuskabine für Fahrgäste mit Behinderung eingesetzt. Maschpromleasing AG (Raumfläche 25 m²/ 32 m² einschl. Balkon) für 2 + 1 Isaeva A. A. Stellv. Generaldirektorin Pers. Nach uns vorliegenden Informationen interessieren sich der MBR AG • 131 Kabinen mit Balkon (Raumfläche 16-18 m²/19- für diese Kreuzfahrtrouten bereits diverse Reiseveran- Schakalo I. W. 21 m² einschl. Balkon) für 2 Pers. stalter aus USA, Australien, Europa und China. Kürzlich Direktor im Department • 9 Kabinen mit Fenster (Raumfläche ca. 16 m²) für 2 wurde ein Memorandum über die Zusammenarbeit Ziviler Schiffsbau OSK AG Pers. zwischen der Moskauer Binnenreederei AG und der Ka- Kasimow B. W. • 1 Kabine mit Fenster für Fahrgäste mit Behinderung spischen Seereederei Aserbaidschans AG zur Entwik- Generaldirektor der (Raumfläche ca. 22 m²) ausgelegt für 2 Pers. klung der internationalen Kreuzschifffahrt auf dem Ka- MBR AG. spischen Meer unterzeichnet. Foto: MBR Alle Fahrgastkabinen haben eine folgende Ausstat- tung: individuell einstellbare Klimaanlage, WC mit Du- sche, Fernseher und SAT-TV, WLAN, Telefon für interne und externe Verbindungen, Kleiderschrank, Safe, Kühl- schrank, Haartrockner, Steckdosen 110/220 V, Bade- mäntel und Hausschuhe, Badartikel.

Den Fahrgästen stehen folgende Erholungsbereiche zur Verfügung: • 2 Restaurants – 1 Restaurant im mittleren Teil des Hauptdecks für 203 Pers. mit einer Bar für 107 Pers. und 1 Restaurant auf dem Bootsdeck (Heckteil) für 42 Pers. mit einer Bar und offener Küche • 24 h Bar auf dem Zeltdeck (Heckteil) • Theater- und Musiksalon für 250 Pers. mit Bühne, Bar und Cafeteria auf dem Oberdeck (Bugteil) 38 ERSTUNAVIGATOR

Steckdose 220 V, Kühlschrank, Haartrockner. Den Fahr- gästen stehen weiterhin zur Verfügung: russische, baschkirische und mediterrane Küche vom Chefkoch, Weinstube, Bars mit Panoramaaussicht, Fitnessbereich, SPA, zusätzliches Restaurant a-la-carte mit Premium- Barangebot, Life-Musik, Kulturveranstaltungen und ex- klusive Museumsbesuche, WLAN, Fahrstühle.

Das Schiff „Mustaj Karim“ ist für russische und auslän- dische Touristen ausgelegt und wird auf beliebten Kreuzfahrtrouten der russischen Binnenwasserstraßen eingesetzt; wie z.B.: • Moskau- St. Petersburg und zurück mit Anlauf der Häfen Uglitsch, Ples, Jaroslawl, Insel Kischi. Dauer der Reiseroute beträgt 8 bis 12 Tage (in einer Rich- „Mustaj Karim“ Am 11. September 2019 erfolgte auf der Werft „Kras- tung). nach dem Stapellauf. noye Sormowo“ in Nischni Nowgorod ein Stapellauf • Moskau – Astrachan sowie Moskau – Rostow am Foto: MBR des neuen Kreuzfahrtschiffes „Mustaj Karim“ (ge- Don und zurück mit Anlauf der Häfen im Wolgage- nannt nach dem baschkirischen Dichter, Schriftsteller biet (Reisedauer ca. 12 Tage). und Dramaturg Mustafa Karimow, dessen 100-jähriges Geburtstagsjubiläum in diesem Jahr gefeiert wurde) Die erste Kreuzfahrt mit Touristen findet im Mai 2020 nach dem Projekt PV300 und im Auftrag der Wodo- mit der Route Moskau – Uglitsch – Moskau statt. Darü- chod GmbH. Die Kiellegung dieses Schiffes fand im ber hinaus sind weitere Kreuzfahrten mit der Route Mo- Frühjahr 2017 statt. skau – St. Petersburg – Moskau geplant.

Die Inneneinrichtung des Schiffes stammt vom Interna- Am 1. November 2019 wurde vom Schiffsbauunter- tionalen Yachting-Architekturbüro Guido de Groot. nehmen „Lotos“ ein neues Kreuzfahrtschiff „Soloto- je Kolzo“ (Projekt PKS180) zu Wasser gelassen. Das Technische Daten des Schiffes: Länge – 141,5 m, Breite Schiff wurde nach der beliebten Tourismusroute „Solo- – 16,84 m, Tiefgang – 3 m, Maximalgeschwindigkeit – toje Kolzo“ (zu deutsch – Goldener Ring), die über die 22,5 km/h, Fahrgastkapazität – 329 Pers., Besatzung – alten russischen Städte des europäischen Teils Russlands 144 Pers., Schiffsklasse – ChM-PR 3,0 (led30) A. mit einer Konzentration einzigartiger Sehenswürdig- keiten der russischen Geschichte, Kultur und des Hand- Es werden folgende Kabinenkategorien für Fahrgäste werks verläuft. Die Kiellegung des Schiffes erfolgte im angeboten: Januar 2018 (Auftraggeber Fa. GAMA). • 9 Luxuskabinen (1 Kabine mit Balkon) • 144 Delux-Kabinen Technische Daten: Länge – 81,6 m, Breite – 13,8 m, • 2 Semilux-Kabinen Tiefgang – 1,2 m, Höhe – 8,6 m, Dieselgeneratoren - • 6 Standardkabinen für 2 Pers. (keine Etagenbetten) 3 x 315 KW, Geschwindigkeit - 18 km/h; Flügelrad- „Solotoje Kolzo“ oder Zykloidalantrieb mit elektromechanischem Flügel- auf der Werft. Zur Ausstattung aller Kabinen gehören: Kleiderschrank, radpropeller; Fahrgastkapazität – 180 Pers., Besatzung Foto: MBR Fernseher, Radio, Klimaanlage, Dusche, WC, Fenster, und Servicepersonal – 61 Pers.

Ausstattung aller Kabinen: Balkon, Klimaanlage, gro- ßes WC, gesonderte Dusche, gute und bequeme Mö- beleinrichtung. Im Bugteil des Schiffes befindet sich ein großes Restaurant, SPA-Bereich mit Friseur- und Mas- sagesalon. Auf dem Deck 2 ist eine Bar (ca. 225 m²) und im Heckteil eine 24 h Bar zu finden.

Dieses Schiff wird auf der Kreuzfahrtroute „Goldener Ring“ eingesetzt: Moskau (Nord-Binnenhafen) – Trans- fer zum Süd-Binnenhafen über das Stadtzentrum – Rja- san – Murom – Kasimow – Nischni Nowgorod – Ko- stroma – Jaroslawl – Uglitsch - Moskau. Damit verläuft diese Route über den Moskwa-Kanal und Flüsse Mosk- wa, Oka und Wolga. ERSTUNAVIGATOR 39

arbeitgeber erarbeiteten ihre Mitglieder Vorschläge für Ungewöhnlich niedriger Tiefgang des Schiffes (nur 1,2 die Konzeption zur Entwicklung von Kreuzfahrttou- m) ermöglicht eine wesentliche Erweiterung der Fluss- rismus in Russland bis 2024. Nach Meinung der Schiff- kreuzfahrtrouten auf russischen Binnenwasserstraßen fahrtsexperten kann die Entwicklung der Kreuzschiff- um über 50.000 km nicht nur im europäischen Teil des fahrt in Russland durch folgende Faktoren gefördert Landes, sondern auch in Sibirien und im Fernost. werden: • Verbesserung der Infrastruktur von Binnenwasser- Das erste Schiff mit Flügelrad-Propellerantrieb „Sura“ straßen und Seehäfen, Errichtung und Rekonstruk- wurde im Jahre 2010 in Betrieb genommen. Danach tion von Passagierterminals und Anlegestellen; bekam die Flügelrad-Propellerflotte noch neue Aus- • Vereinfachung von Visaformalitäten für ausländische flugsschiffe „Koljo-ssow“ und „Dobrochod“. Ein wei- Staatsbürger als Fahrgäste der Kreuzfahrtschiffe, Er- teres Schiff des Projektes PKS180 befindet sich noch auf öffnung mehrseitiger Grenzkontrollpunkte für Fahr- dem Stapel der Schiffbauwerft „Lotos“. gäste an der russischen Staatsgrenze; • Einrichtung neuer Kreuzfahrtrouten, u.a. Eröffnung Nach der von der Regierung der RF verabschiedeten Fluss-See-Kreuzfahrtrouten und Routen nach Arktis Strategie zum Wachstum von Tourismus in Russland bis und auf kleineren Flüssen; 2035 ist eine weitere Entwicklung der Kreuzschifffahrt • Produktförderung von Kreuzfahrttourismus auf rus- vorgesehen. Zu besonders zukunftsträchtigen Projek- sischen und internationalen Tourismusmärkten; ten zählen hier vor allem kombinierte Fluss- und See- • Verbesserung des Systems der Aus- und Weiterbil- kreuzfahrten in der Asow-Schwarzmeer-, Kaspischen dung des Personals für Kreuzschifffahrt. und Ostseeregion, wachsender Anteil von Forschungs- reisen, vor allem in der Arktisregion, sowie weitere Be- Russische Schifffahrtsunternehmen und Reiseveran- liebtheit internationaler Seekreuzfahrten in den Fer- stalter sind bestrebt, mit ihren europäischen Kollegen nostregionen. bei der Lösung von Aufgaben der Kreuzschifffahrt, beim Austausch von Erfahrungen und neuen Techno- Unter der Federführung der Schifffahrtskammer Russ- logien sowie zur Förderung von Tourismus eng zu- lands als landesweiter Branchenverein der Schifffahrts- sammenzuarbeiten. 40 ERSTUNAVIGATOR

RIVER – SEA SHIPPING IN THE RUSSIAN FEDERATION

The Russian Federation (RF) has one of the largest inland waterways mentally friendly fleet, renovation of existing fleet to meet the re- system in the world. Currently operated network of inland water- quirements of emission reduction and other ever increasing lo- ways of Russia is 101.700 km. It has 130 river ports with access ro- cal and international requirements and legislations. ads, equipped with 704 sho- – Competition with railways and road transport, aggravated by low re-based and 235 floating water situation and delays for waiting locks passage. cranes. Along the rivers there are 723 navigable hydrotech- We guess our colleagues in Europe face similar challenges, reason nical engineering construc- why we need to cooperate and exchange our experience to overco- tions. The inland water trans- me them. port of RF (IWT) consists of Aside from technical and infrastructural problems there in a need more than 30.000 river vessels to ensure and arrange for: and around 700 river-sea ves- – Elimination of administrative barriers, duplicative and redundant sels (classes II-SP and III-SP) of requirements of the legislation; different type. – Improvement of staff training system, the establishment of me- IWT of RF is one of the chanisms of personnel’s motivation and retention; most important branches of – Implementation of Electronic Chart Display and Information Sy- national economy, bearing in stem for Inland Navigation (Inland ECDIS); Autor: Captain Evgeny Sipirin mind the size of Russia and – Setting up reliable online information system of navigation con- Adviser of the President of the existence of some areas rea- ditions on the rivers. Russian Chamber of Shipping chable only by waterways. The total volume of cargoes On top of that we need to be ready to address forthcoming chal- transported by IWT of RF in 2018 is more than 115 million tons, in- lenges. As you know beginning 2021 additionally to limitation of sul- cluding around 25 million tons carried by river-sea vessels. Accor- fur emission there is a new requirement for nitrogen oxides emission ding to the «Code of IWT of Russia» river-sea vessel – is a vessel limitation to tier 3 for Baltic and North seas area. which according to her technical characteristics is suitable and duly To cope with above mentioned problems the Strategy for deve- authorized to use for purposes of navigation by sea and inland wa- lopment of IWT of RF up to 2030 was adopted by the Government terways. River-sea vessels have some restrictions on navigation are- of RF 29/02/2016, which among other things provides for: as, seasons, weather conditions, remoteness from the place of a – Elimination of bottlenecks on IWW of RF including construction shelter. of low-had dams on Volga and Don rivers; Moreover the river-sea ships operating in the North and Baltic se- – Development of cruise shipping providing for transport econo- as, Mediterranean sea and another sea areas must fully comply with mical balance; all IMO Conventions an other international maritime rules and re- – The program of building of new modern ships of different types gulations. including river – sea vessels (13.500 newbuilding of ships, inclu- River-sea vessels mainly operate from estuarial and river ports to ding 490 river-sea ships). sea ports and have much higher economical efficiency and cost sa- vings in transportation of goods from place of origin to final de- This program will in the next years help to develop the river-sea ship- stination than other modes of transport. They are used in interna- ping in the Russian Federation and to build a new environmentally tional trade between foreign ports, especially in winter season, when friendly fleet. navigation in the rivers is stopped due to ice conditions. They are wi- dely used for transporting different goods to north areas of Russia including Arctic region and in transportation of goods from estuari- al and river ports for transshipment on bigger ocean vessels at sea roads. River-sea vessels of RF operate in the areas of Baltic, North se- as, Azov- Black seas, Mediterranean sea, Caspian sea and Far Eastern region of Russia and make calls at sea ports of the countries located in these regions. Main export commodities transported by river- sea vessels are oil and oil products, grain, coal, timber, metals, fertilizers. Coming to the problems, facing river-sea shipping of RF, one should note, that they are continuing to be the same: – Low water level situation on the inland water ways. – The river infrastructure needs upgrading and improving in order to accommodate the growing volumes of different commodities transported via IWT system. – Fleet aging (average age -32 years). We need a new environ- ERSTUNAVIGATOR 41

Workshop “Encouraging the realization of a modern fleet, enhancing navigation safety and fostering innovations” of fifty--fifth session of SC.3/WP.3 of UNECE Following the decision of the Working Party at its fifty- ned the distribution of the fairway maintenance bet- fourth session (ECE/TRANS/SC.3/WP.3/108, para. 97), ween Finland and the Russian Federation. Recent and the workshop “Encouraging the realization of a mo- ongoing major infrastructure development projects dern fleet, enhancing navigation safety and fostering were: (a) upgrading of the locks, (b) introducing the innovations” was held on 19th of June 2019. It focu- icebreaker services, (c) new bridges and (d) re-routing sed on the ongoing projects aimed at the development of the fairway. He highlighted the structure of the of inland waterways, ports and coastal routes, Euro- freight traffic on the Saimaa as a part of industrial sup- pean regulations for greening of the inland fleet, in- ply chains, the success factors, challenges and planned novative technologies for reducing emissions from on measures for its improvement. board engines, promotion of automated shipping and policy areas where a common approach was needed The development of the Finish waterways was fore- to foster innovations. seen in the draft Government Programme for 2019– 2023, the development plan for inland water transport Key speakers of panel 1 “Innovative projects and pro- in Finland. as well as in international projects, such as grammes for inland waterways and coastal routes” INFUTURE (with the Russian Federation) and the ex- were Mr. F. Harder (RheinPorts GmbH) and Mr. S. tension of the EMMA project. Wiech (HPC Hamburg Port Consulting GmbH), Mr. J. Hasu (Regional Council of North Karelia (Finland)), Mr. The current situation, prospects and challenges for the J. Lantz (Avatar Logistics AB (Sweden)) and Ms. A.-S. development of inland navigation in Sweden were Pauwelyn (De Vlaamse Waterweg NV (Belgium)). highlighted by Mr. Lantz. He presented an overview of Swedish inland waterways that covered the Lake Vä- Mr. F. Harder and Mr. S. Wiech highlighted the Rhein- nern, the Göta Älv river and the Lake Mälaren, the ma- Ports Information System (RPIS), the electronic barge jor shipowners and the structure of the fleet operating traffic system for container handling, developed in or- on Swedish inland waterways. The speaker continued der to improve the traffic situation on the Upper Rhi- with the activities of Avatar Logistics AB in the sphere ne in terms of congestion, environmental pollution of inland water transport and logistics and highlighted and facilitate the cross-border procedures between the ongoing projects: (a) modernization of the fleet en- the European Union and Switzerland. RPIS was in ope- gaged in transportation of aggregates from Mälaren to ration in inland ports and terminals in Germany, Fran- Stockholm, (b) a business project on liquid fuels logistics ce and Switzerland since 2015. The system allowed the interaction between the port authorities, terminal and barge operators and customs authorities to en- sure planning and smooth functioning of port opera- tions; it was demonstrated online. The speakers furt- her addressed the role of inland ports in the digitalization of inland waterways, referred to other projects relevant to RPIS and stressed the need to coo- perate and exchange the best practices. Currently, a new project, RPIS 4.0, was under way to expand the system to other commodities and integration with ot- her transport modes. The speakers concluded with the key takeaways of the project, the lessons learned and factors to ensure success.

Mr. Hasu started with a video about the Saimaa wa- terway. He described the main parameters of the wa- terway which is 770 km long with a draught of 4.35 m and open for navigation 300 days a year, and explai- Mr. J. Lantz during his presentation. Photo: ERSTU 42 ERSTUNAVIGATOR

between Gothenburg, Lysekil and Karlstad and (c) con- (a) Pallet Shuttle Barges project by Blue Line Logistics struction of a new container port Stockholm Norvik, – new vessels of a catamaran type with a length of which entailed the need for extending the classification 50 m, intended for transportation of cargoes on of inland waterway zones in coastlines in Göteborg– the deck in pallets, big bags and containers; their Brofjorden and Port of Norvik–Lake Mälaren areas. Ot- advantages such as a safe short loading and unlo- her challenges for inland navigation, along with higher ading process, smaller size, a reduced crew and lo- costs, were the need for promoting inland navigation, wer operational costs make the vessels competiti- developing the regulatory basis and a establishing a ve to road transport; coordinated development plan for the sector. (b) project Hull-to-Hull (H2H), started in 2017, aimed at safe navigation of vessels and objects which are The Russian Federation informed in close proximity of each other. The hull-to-hull po- the session about ongoing projects sitioning between two vessels or between the sho- of river-sea passenger vessels that re and the vessel test area is based on Galileo, EG- were currently under construction NOS and other positioning methods. In Belgium, on the shipyards in Astrakhan and tests were planned by Blue Line Logistics on a re- Nizhny Novgorod (Russian Federa- mote-controlled vessel, and by the University of tion) with the planned commissio- Leuven; ning dates in the third quarter of (c) Watertruck+, a modular concept of smaller pushed 2019 and in 2020. barge convoys which allowed to increase the ran- ge, capacity and operational flexibility and was ap- They represented a new type of ri- plicable also on a network of small waterways; this ver-sea passenger cruise vessels was demonstrated on a video, and with a capacity of about 300 pas- (d) unmanned shipping technologies developed by SE- sengers, designed according to AFAR to remotely operate automated inland bar- state-of-the art requirements in ges; the tests will be started in September 2019. terms of passengers’ safety and comfort, modern equipment in- More information about it see article “Innovations Pro- cluding AIS stations, prevention jekte der Binnenschifffahrt in Flandern”. of pollution and other aspects, and were intended for operation The Working Party took note of the activities on fleet on cruise lines Moscow–Astra- modernization by CCNR and CESNI: (a) a guidance on khan, Moscow–Saint-Petersburg understanding and interpreting the applicable require- with passages on the Ladoga and ments to engines in light of Regulation (EU) 2016/1628 Onega lakes and Moscow–Ro- for NRMM and the European Standard laying down stov-on-Don, including the Volga- Technical Requirements for Inland Navigation vessels Don navigable canal. (ES-TRIN) mentioned earlier by EUROMOT; (b) relevant items in the work programme of CESNI on the requi- SC.3/WP.3 was further informed rements for fuel cells, lithium-ion batteries, collection about the ongoing infrastructure of data on pilot projects, particularly on alternative development projects according fuels and automation; (c) a study on financing the to the Development Strategy of energy transition for a zero emissions European inland Inland Water Transport of the Rus- navigation sector that was recently launched by CCNR, sian Federation till 2030. the objective was ending emissions of greenhouse ga- ses and other pollutants by 2050 set out in the Mann- ERSTU informed the session about heim Declaration. Findings from the study will be in- (a) the CCNR workshop on river- corporated into the multi-annual financial framework sea transport to be held on 11 of the European Union. With temperament September 2019 in Duisburg, Germany (Informal do- it is possible to fight cument SC.3/WP.3 No. 21 (2019)) and (b) the prepara- ERSTU thanks the team of the Sustainable Transport for innovation in tion of a market observation for river-sea navigation in Division of United Nations Economic Commission for Inland Navigation. Europe by CCNR in cooperation with the European Europe, especially the Economic Affairs Officer and Se- Photo: ERSTU Commission and ERSTU. cretary of SC.3/WP.3 Ms. Victoria Ivanova, for the or- ganization of this interesting workshop and the 55th Ms. Pauwelyn presented projects for inland waterways session. in Flanders (Belgium) aimed at introducing innovations, improving the competitiveness of the sector and in- Source: Documents of the 55th Session creasing modal shift from road to waterways: SC.3/WP.3 of UNECE ERSTUNAVIGATOR 43

Unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Der Koordinator für Maritime Wirtschaft Norbert Brackmann (r.), sein fran- fand die diesjährige Nationale Maritime Konferenz zösischer Amtskollege Denis Robin (l.), Bundeskanzlerin Angela Merkel und erstmals in Friedrichshafen am Bodensee statt. der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Winfried Kretsch- mann. © BMWi/BILDKRAFTWERK

Unter dem Motto Deutschland maritim global • smart • green di- kurrenz aus Asien umgehen. Ich bin davon überzeugt, dass uns das nur skutierten die Bundeskanzlerin mit Bundeswirtschaftsminister Peter Alt- gelingen kann, wenn wir europäisch denken und mit einer gemeinsa- maier, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sowie dem Maritimen men Sprache sprechen. Ich freue mich deshalb, dass mein französischer Koordinator der Bundesregierung Norbert Brackmann, die zentralen Amtskollege, Denis Robin, an der Konferenz teilnehmen wird. Mit dem globalen, europäischen und nationalen Herausforderungen für Schiff- gemeinsamen Papier von BMWI und BMVI für eine Initiative für eine fahrt, Schiffbau, Häfen, Meerestechnik und Offshore Wind. maritime Strategie der Europäischen Union adressieren wir unsere For- Gemeinsam mit den Gastgebern des Landes Baden-Württemberg, derungen für die Branche zudem direkt an die neue EU-Kommission.“ des Bodenseekreises und der Stadt Friedrichshafen freute sich die Automatisierung, autonome Schiffe, Digitalisierung, der Umgang Bundesregierung, die maritime Branche und Gäste aus aller Welt erst- mit großen Datenmengen ebenso wie Cyber Security stehen im Fokus mals fern der Küste zu Deutschlands bedeutendster maritimen Veran- des Schwerpunktes „smart“. Unter dem Schlagwort „green“ stehen staltung zu begrüßen. nicht nur neue Kraftstoffe und neue Antriebstechnologien zur Errei- chung der Klimaziele auf der Tagesordnung. Auch die Vertreterinnen Unter dem Motto „Deutschland maritim: global – smart – green“ und Vertreter der Offshore-Windbranche nutzten die beiden Tage, um startet am 22.05.2019 die Nationale Maritime Konferenz in Frie- über Ausbaupfade, den Beitrag zur Energiewende und die Nutzung drichshafen. Der Koordinator der Bundesregierung für die Ma- von Offshore-Wind im Zusammenhang mit der Entwicklung von neu- ritime Wirtschaft, Norbert Brackmann, MdB, lud unter der Schirm- en wasserstoffbasierten Kraftstoffen zu diskutieren. herrschaft der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel die Vertreterinnen Erstmals fand die Maritime Konferenz mit Friedrichshafen in einem und Vertreter der maritimen Branche zum Dialog ein. Bundeswirt- Binnenland statt, denn maritime Wirtschaft findet nicht nur an den Kü- schaftsminister Altmaier sprach am 23. Mai auf der Konferenz. sten Deutschlands statt. Über 40 % der Wertschöpfung wird in Süd- deutschland erwirtschaftet, davon allein 21 % in Baden-Württemberg. Der Maritime Koordinator Norbert Brackmann: Und 60 % der Container, die im Hamburger Hafen umgeschlagen wer- „Die maritime Branche ist eine wichtige Säule der deutschen Volks- den, stammen aus Bayern. wirtschaft. Sie erwirtschaftet rund 50 Milliarden Euro jährlichen Um- In fünf Fachforen ging es um die Herausforderungen in den Berei- satz und schafft 400.000 direkt oder indirekt von der Branche abhän- chen Schifffahrt, Meerestechnik, Schiffbauzulieferindustrie, Häfen und gende Arbeitsplätze. Sie ist aber auch das Rückgrat der Weltwirtschaft. Offshore-Wind. Hierzu hatten die Branchenvertreter im Vorfeld für al- Über 90 Prozent des internationalen Warenverkehrs wird über den See- le fünf Teilbereiche Positionspapiere erarbeitet, die im Rahmen der Kon- weg transportiert. Eine gut laufende Maritime Wirtschaft ermöglicht ferenz diskutiert wurden. erst den für Deutschland so wichtigen Export. Die Positionspapiere und das Papier zur Maritimen Wirtschaft in Eu- Ziel der Konferenz war es, heute die Akzente für morgen zu setzen. ropa finden Sie hier. 2017 haben wir die Maritime Agenda 2025 verabschiedet. Jetzt müs- sen wir uns daran machen, die Maritime Agenda 2030 auf den Weg Quelle: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2019/20190522- zu bringen! Damit nehmen wir den Faden der Nationalen Industrie- maritime-wirtschaft-fit-fuer-die-zukunft-machen.html strategie von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf und spin- Weitere Informationen: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Videos/2019/20190524-nationale-maritime- nen ihn für die maritime Branche weiter. konferenz-2019.html Mit dem Motto „Deutschland maritim: global – smart – green“ grei- „ERSTU Newsletter“ Nr. 05/2019, Seiten 14-17 fen wir die zentralen Herausforderungen der Branche auf: Die mariti- „ERSTU Newsletter“ Nr. 02/2019 (Russisch), Seiten 4-5 me Branche steht in einem harten globalen Wettbewerb. Wir müssen Die Newsletter können auf der ERSTU-Website www.erstu.com in der Rubrik Akti- gemeinsam Strategien erarbeiten, wie wir insbesondere mit der Kon- vitäten → Newsletter eingesehen werden. 44 ERSTUNAVIGATOR

5. Seeschifffahrts-Sicherheits-Konferenz des BMVI in Berlin

Am 4. und 5. November bildung in der Seeschifffahrt 2019 fand im Bundesmi- Herr Erik Hirsch (Hapag-Lloyd AG) nisterium für Verkehr und digitale Infrastruk- Medizinisches Handbuch See tur die bereits traditio- Herr Dr. med. Philipp Langenbuch (Seeärztlicher nelle 5. Seeschifffahrts- Dienst, Dienststelle Schiffssicherheit Hamburg) Sicherheits-Konferenz Frau Annelie Ewen (Seeärztlicher Dienst) des BMVI in Berlin statt. Seafarers' Welfare Das Programm der Kon- Herr Christoph Ernst ferenz sah dieses Jahr (Deutsche Seemannsmission e.V.) folgende interessanten Vorträge vor: Unfallbericht des Unfalls der„Purple Beach“ Herr Harald Erdbeer (Bundesstelle für Begrüßung durch Seeunfalluntersuchungen) Herrn Parlamentari- schen Staatssekretär Einstufung von Gefahrgut im Seeverkehr Enak Ferlemann Frau Dr. Heike Michael-Schulz (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin) Staatssekretär Internationale Schifffahrtsrouten in der Herr Ferlemann westlichen Ostsee Wir hoffen, dass diese interessanten Vorträge nach der bei seiner Herr Prof. Thomas Jung (Hochschule Bremen) Freigabe durch die Autoren bei diesen für die Seeschiff- Eröffnungsrede. fahrt und deren Sicherheit wichtigen Themen wie in den Fotos: ERSTU Verkehrsregeln in Windparks vergangenen Jahren wieder zur Einsicht auf der Website Frau Dagmar Karsten (GDWS) der Konferenz zur Verfügung stehen: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Termine/seeschiff VTS-Simulationen zur Optimierung von Sicher- ahrts-sicherheits-konferenz-2019.html heit und Leichtigkeit des Seeverkehrs Referatsleiter Herr Prof. Dr. Michael Baldauf (Hochschule Wismar) Dies ist für die Publizierung der Themen und die Infor- WS 23 mation in der Branche von großer Bedeutung. Herr Reche bei der Moderation Bausteine für die hochautomatisierte der Konferenz. Schifffahrt Der Flyer „Sichere Schiffe – Sichere Meere“ des Bundes- Fotos: ERSTU Frau Dr. Agnes Schubert (Hochschule Wismar) ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur infor- miert zur Sicherheit auf See wie folgt: Möglichkeiten und Grenzen der • Die Seeschifffahrt ist gemessen an ihrer Transportlei- autonomen stung, der umweltfreundlichste Verkehrsträger, trotz Schifffahrt anderer Auffassungen hierzu. Diesen Vorteil zu erhal- Frau Dr. Evelin Engler ten und auszubauen, die Sicherheit des Schiffsver- (DLR Bremerhaven) kehrs zu garantieren und gleichzeitig seine Umwelt- und Klimaverträglichkeit zu verbessern, sind zentrale Nutzung von Ziele der Bundesregierung. Simulationssystemen Herr Hans-Christoph • Die bei der IMO (International Maritime Organization) Burmeister entwickelten Normen und Übereinkommen, zum Bei- (Fraunhofer CML spiel SOLAS, MARPOL und STCW, sind auch für Hamburg) Deutschland die Grundlage der Rechtsvorschriften und deshalb in vielfältiger Hinsicht von hoher Bedeu- Einfluss der Digitali- tung: als eine führende Exportnation, als Standort ei- sierung/ Automati- ner der weltweit größten Schifffahrtsflotten (ca. sierung auf die Aus- 3.700 Schiffe), als wichtiger Hafenstandort sowie als ERSTUNAVIGATOR 45

bedeutender Standort für den Schiffbau und der die bauliche Beschaffenheit und Ausrüstung der Herr Prof. Dr. Schiffbauzulieferindustrie. Schiffe, die Ladung, Michael Baldauf (Hochschule Wismar) • Der deutsche Flaggenstaat nimmt seine Verantwor- das Sicherheitsmanagement für den Schiffsbetrieb. bei seinem Vortrag tung für die Sicherheit und die Arbeits- und Lebens- VTS-Simulationen bedingungen ernst und sorgt mit eigenen Behörden All diese Themen werden auf den Seeschifffahrt-Sicher- zur Optimierung von Sicherheit und für die Einhaltung der Anforderungen. heits-Konferenzen durch neuste Erkenntnisse und prak- Leichtigkeit tische Erfahrungen untersetzt. des Seeverkehrs. Wichtige Links zu den Behörden und internationalen Or- Fotos: ERSTU ganisationen zu Fragen der Sicherheit für die Seeschiff- Auch die 5. Seeschifffahrts-Sicherheits-Konferenz durch fahrt sind: das Team von Herrn Reche (Referatsleiter WS 23) wieder ausgezeichnet vorbereitet. Die ERSTU dankt dem Team hierfür und wünscht bei der Vorbereitung der 6. See- BMVI www.bmvi.de schifffahrts-Sicherheits-Konferenz des BMVI im Jahre BSH www.bsh.de 2020 viel Erfolg. WSV www.wsv.de Deutsche Flagge www.deutsche-flagge.de Die zahlreichen Vorträge regten die Teilnehmer der Kon- IMO www.imo.org ferenz zu einer regen Diskussion an. Besonders lebhaft EMSA www.emsa.europa.eu wurde über Bausteine für die hochautomatisierte Schiff- fahrt sowie über die Möglichkeiten und Grenzen der autonomen Schifffahrt diskutiert. Alle Teilnehmer waren Zentrale Themen für ein hohes Niveau bei der Schiffssi- der Auffassung, dass der Schifffahrt durch die Automa- cherheit umfassen: tisierung und Digitalisierung rasante Entwicklungen be- vorstehen, dass aber stets die Sicherheit auf See und im die Nautik von der Schiffsführung bis hin zu elektro- Hafen oberste Priorität hat. nischen Geräten und dem Funk, Quelle: die Besatzung von der Ausbildung bis hin zu der me- https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Termine/seeschiff dizinischen Versorgung, ahrts-sicherheits-konferenz-2019.html; Flyer „Sichere Schiffe – Sichere Meere“ des BMVI. 46 ERSTUNAVIGATOR

THE BRITISH NARROWBOAT – A STORY OF CHANGE

What is now called a narrowboat was introduced in 1750s, came ef- In 1759 in Lancashire the Duke of Bridgewater started work on fectively to epitomize the popular and even political image of British a canal to link his mines at Worsley with the growing industrial mar- canal boat freight movement ket for coal in nearby Manchester and the linking of this canal with and in modified character is small boats having access into the mine tunnels. The mine boats we- still with us. The magazine re 14/17 m in length and 1.4 to 1.8 m beam able to load about 12 Narrow Boat (Waterways tonnes of coal, reducing by 50% the market coast of coal and un- World, Burton-on-Trent) provi- doubtedly encouraged by the Duke´s example initiated a period of des a continuing, invaluable “canal mania” which increased the waterways to 3718 km in 1790. commentary, verbal and picto- There can be no doubting the impact of the new waterways on rial, on changing character linking the sources of raw materials and fuel, in stimulating industries and use of narrowboats and such as mining, mineral processing and manufactures, pottery, tex- the way they evolved in re- tiles and agricultural and in creating a national economy based on an sponse to local waterway con- Industrial Revolution (Boughey, J. & Hadfield, C., 2008). ditions. Only part of the total waterway network the narrow canals we- re critical in stimulating industries and access to markets for areas British waterways such as general manufacturing Midlands (Birmingham), ceramics (Stoke), textiles (Lancashire) and textiles (Yorkshire). (see the map) Autor: Dr. David Hilling MBE FRGS Honorary Fellow Royal Holloway, As a small country (242495 University of London, Vice President of km²) and as a highly indented The evolution of the narrowboat ERSTU for United Kingdom island Britain´s longest rivers are the Severn 354 km, Tha- Much of the new economic activity in industry and agriculture was mes 346 km and Trent 297 km and it is not perhaps surprising that by small scale local initiatives with the need to find capital and re- few places are more than 80 km from the sea. Short in length con- duce the investment to a minimum. It has been claimed that the in- trasted with many mainland European rivers and without large win- fluence of the Bridgewater Canal was less on engineering than on ter snow and ice areas in their catchments the British waterways public relations (Baldwin, M., & Burton, A., 1984). could never be considered large. In origin the narrowboat was closely related to the “starvatio- A report of the Inland Waterways Association (1980) noted that ners” (prominent ribs, thin, no deck) used in Bridgewater´s coal mi- the designated “commercial” waterways included 21 km in exten- ne until the tunnels were abandoned in 20th century. The narrow- ded dock systems, 595 km of tidal navigations and 373 km of estu- boat and associated locks of the canal mania period were slightly arial waters much which would not be classed as inland waterway larger than that of the starvationers of the mine and while canals to for statistical purposes. take larger boats might in retrospective seem more desirable they In 1760 Britain had 2387 km of waterways (Hadfield C., 1986) could not be afforded at the time. and this was mainly rivers on some which, possibly since Roman ti- The narrowboats were made of wood, mainly oak and elm, but mes, there had been some channel improvement. in the 19th century strengthend “composites” had metal hulls but with wooden bottoms. The holds were sometimes given a smooth lining to assist in handling bulk cargoes such as sand, clay, sugar, co- al etc.. Used as a single word “narrowboat” is now used only for boats of length less than 21.95 m and beam of 2.08 m (approximately 70 x 7 feet) able to navigate the narrow canals and with 20-25 tons of cargo. Any boat of less than 17.37 m length and 2.08 m beam is ab- le to navigate the whole canal network. A narrowboat opera- tor/owner will be most hurt if called a barge! He does not consider his narrowboat to be a bargee! There were obvious advantages in using larger boats where de- mand justified and where narrow canals linked with wider water- ways especially rivers (e.g. Midlands to Thames ) and some later ca- nals were given double-width locks which enabled narrowboats to be worked in pairs, one with motor and the other towed - this was the ‘butty’ (mate, comrade, friend). The parade of working narrowboats at Braunston Marina´s annual rally attracts large and enthusiastic crowds interested in the history and current use of these boats. ERSTUNAVIGATOR 47

Raymond Last wooden-built butty (1958). Used mainly taking coal from the Midlands to a jam factory in London – the “jam ole run”. Note large heavy rudder of typical of unpowered butty.

Towards the end of the 19th century the decoration of the narrow- boats and their equipment became very popular. In recent years ro- ad haulage vehicles have taken to doing this!

Many more people living on boats or by the water can conveniently use mobile shops. Here at Braunston, a long established canal trans- port transfer depot, narrowboats are being loaded with bagged co- al and building materials for delivery along the waterways.

The narrowboats of residential and leisure boaters now make wa- terway events most colourful occasions.

From its home in Cheshire this boat serves wide range of canal side events.

President Steam narrowboat of riveted wrought iron hull, given a motor in 1920s but later returned to steam power. Became derelict but in 1983 was acquired and fully restored to full working order by the Dudley Black Country Living Museum from where it is taken to waterway events around the country.

The working narrowboats might have been towed by humans and animals and later powered by steam and internal combustion engines of different fuels and modern boaters have been using oars or shafts (poles) – usually when they have run aground! Some are ex- perimenting with solar and new fuels. There is always an interest in engines, rope work of all kinds and the history that is tied up in their boat´s decoration. Boat owning has been taken up by two other groups. Retirees and parents whose children have “flown the nest” sometimes wish to down-size their accommodation and spend time travelling. Youn- ger people wanting to get on the housing ladder but unable to af- 48 ERSTUNAVIGATOR

ford to do so buy a boat, often a narrowboat, as a home of their own centred on the canal with 1000 residential units, moorings for resi- but without the expenses of a house. This creates a new problem of dents and touring boaters, social services, traffic free roads, impro- mooring congestion in some of our larger cities, London, Birming- ved tow path walks into Birmingham centre and green space. ham and Manchester, but many more places as well. If boatmen of the past experienced congestion at locks so too the boaters of today – the Canal & River Trust now uses volunteers to help boaters at a number of locks!

And freight?

The rivers and larger canals still account for about 3.5/4.0 million ton- nes of traffic every year but much of the regular commercial carrying on the narrow canals was lost to road haulage and now amounts to a very small amount on an occasional basis.

Movement of aggregates by narrowboat on the Grand Union to a Environment and Design Urbanism, Map: processing plant at West Drayton was stopped a few years ago as a Buildings rising sheer from the water may well replicate history result of problems at the Denham deposit, source of the traffic. Given but not necessarily favour the residential and visitor mooring that the now critical need to reduce carbon footprints there must be sco- they propose. Large urban concentrations of housing, commerce pe to increase narrowboat use and there are examples in both urban and leisure create large amounts of waste of many kinds suitable for and rural areas where local politicians and planner together with en- narrowboat transport and it is to be hoped that the planners have terprising boat owners have made this happen. There are other pla- not ignored this potential. ces where this example should be followed with Camden Market and They should take example from their “greening” policy when Park Royal industrial area in London providing obvious opportunities plants and shrubs loaded at Stenson, Derbyshire, were unloaded for waste, raw materials and products to be moved by boat. from the powered narrowboat Arundel at Icknield Port. Living on boats has greatly increased the population that can lo- gically be served by water for a variety of needs and there are many places where this happens. Coal, usually bagged, and liquid fuels make the bulk of this traffic but book shop, café, music lesson and physiotherapy/massage boats can be seen. Some purists argue that this is not really “freight” and should be classed as “mobile shop- ping” – call it what you will it is moved on water and be welcomed! Narrowboats can be more than just history. Braunston Marina, meeting place of the Grand Union and Oxford canals attracts about 100 narrowboats to its annual rally of Historic Working Boats, so- me still working in different ways, and public in thousands.

All change at canal ports

James Brindley, one of the best known of canal engineers, in 1769 completed a canal linking Birmingham and Wolverhampton and adop- Richard Horne Photo: ting contour alignment produced a number of loops one of which be- Phoenix Canal Carrier´s powered narrowboat Arundel makes its came Icknield Port just a few kilometers west of the Birmingham town way down the Trent & Mersey Canal from Stenson, Derbyshire to Ik- centre. The engineer Thomas Telford, not liking what he called Brind- knield Port waterside neighbourhood site in Birmingham. ley´s “crooked ditch”, by-passed it with new main line link 1827. The boat´s company happens to be Phoenix Canal Carriers – we Birmingham has been described as a “seed-bed of industrial hope that like the bird Phoenix, Icknield Port will arise from the as- growth” and from the 16th century a number of distinctive quarters hes with renewed vigour. of mainly small, often domestic scale, works had developed speciali- zing in such things as jewellery, cutlery, nails, swords and at Icknield All photographs David Hilling except where noted. Port horse transport and stabling products – we are back to narrow- boats. Sources: Baldwin M. & Burton M. Canals – a new look, Phillimore, 1984 After 1945 many of these industries declined or moved elsewhe- Boughey J. & Hadfield C. British Canals, Tempus 1986 re and areas spoilt by smoke and industries were neglected and be- Hadfield C. British Canals, David & Charles, 1986 Inland Waterways Association British Freight Waterways, 1980 came derelict until 2012 when Birmingham City Council, the Canal Rolt L T C NarrowBoat Ayre & Spottiswood 1944 and River Trust and Homes England combined to regenerate Icknield Smith L Canal Craft Batsford 1979 Port area as a waterside neighbourhood. Wolfe, Nick “Keeping it real” (his life working a traditional boat) The 1769 canal depot that became Icknield Port, Birmingham, in Waterways World, February 2018 2019 unveiled the first phase of a planned waterside neighbourhood ERSTUNAVIGATOR 49

200 Jahre Oder – ein Fluss mit wechselhafter Geschichte und Zukunft

Im Jahr 1819 wurde das Proto- koll von Oderberg verfasst. Dieses Protokoll beschreibt erstmalig Vorgaben zur syste- matischen Stromregulierung der Oder. Diese Stromregulierung sollte der Schiff- barkeit und dem Hochwasserschutz gleicherma- ßen dienen.

Heute gut 200 Jahre später stellen sich ähnliche Fragen und Herausforderungen:

Andreas Häfner GF Best Logistics Szczecin Foto: ERSTU

Oder und Wie gelingt es aus der Oder, einem Fluss der drei wich- Oderschifffahrt tigen Mitteleuropäischen Staaten (Tschechien, Polen, Fotos: Oderverein Deutschland) verbindet, wieder eine Entwicklungsach- se für Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft zu entwik- keln, unter Berücksichtigung des Natur- und Hochwas- serschutzes.

In diesem Beitrag werden Sie Informationen über eini- ge Veranstaltungen im Oder – Jahr 2019 finden.

Am 08.05.2019 fand das 23. Internationale Oder/ Havel-Colloquium des Vereins zur Förderung des Stromgebietes Oder/Havel e.V. in Slubice (Republik Polen) statt. Mit dem Thema „Die Oder-Schifffahrt – Historie und Moderne“ wurde der Bogen vom Be-

Dr. Marta Bakiewicz und Robert Radzimanowski Foto: ERSTU

ginn der Ertüchtigung der Oder für die Schifffahrt un- ter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes im Jahr 1819 bis zu den heutigen Möglichkeiten durch techni- sche Maßnahmen an den Fahrzeugen und der digita- len Unterstützung von Landseite geschlagen.

Der Bericht über das 23. Internationale Oder/Havel- Colloquium mit den interessanten Präsentationen und Bildern ist auf der Website des Odervereins: http://oderverein.de/ unter http://oderverein.de/23- oder-havel-colloquium-oderschifffahrt-historie-und- moderne/ einsehbar. Podiumsdiskussion Foto: ERSTU 50 ERSTUNAVIGATOR

Die deutsche Seite war von der Politik sehr dürftig vertreten. Wie hat es Boris Kluge, vom Bundesver- band Öffentlicher Binnenhäfen so schön gesagt, „Niemand von der deutschen Politik traut sich zu sa- gen, wir brauchen auch die Flüsse um Verkehre in Zukunft aufrecht zu erhalten“. Damit meint er ins- besondere die Verkehre, die nicht auf die Straße soll- ten und auch für die schon jetzt zu wenig Kapazitä- ten auf der Schiene zur Verfügung stehen. Hier landen wir wieder beim Thema Schüttgut oder Schrott für Recycling, was insbesondere am Stand- ort Eisenhüttenstadt mit seinem Stahlwerk eine gro- ße Rolle spielt.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Boots- fahrt auf der Spree-Oder Wasserstraße. Hier konnte man einen Einblick in die Geschichte Eisenhütten- stadts erleben, vor allem aber auch das Potential welches die Stadt mit seinem Hafen für zukünftige Investitionen bietet. Die Veranstaltung hat der Land- Zukunft der Güterschifffahrt in der kreis Oder-Spree organisiert. deutsch-polnischen Grenzregion Schön wäre, wenn auf deutscher Seite, hiermit ist Am 25. September 2019 versammelte sich zur Ver- die Politik insbesondere auch auf Bundesebene ge- anstaltung „Zukunft der Güterschifffahrt in der meint, das Potential der Wasserstraße auf der Oder deutsch-polnischen Grenzregion“ in Eisenhütten- als verbindendes Element in den Verkehren zwi- stadt, ein interessiertes Fachpublikum aus Polen und schen Ost und West besser oder überhaupt erken- Deutschland. Zudem war auch der Präsident der nen würden. Kammerunion Elbe/Oder, Jiří Aster, von der IHK Dě- čín anwesend. Wenn die derzeitigen Sanktionen gegenüber Russ- land einmal ein Ende finden, werden die Verkehrs- Insbesondere die polnische Seite war ausgezeichnet träger Straße und Schiene die Last vollends nicht vertreten, sowohl Unternehmen, Politik und Ver- mehr schultern können. waltung informierten über ihre Ansprüche und Wünsche zur weiteren Entwicklung der Oder. Das Bei der Veranstaltung wurde auch der Klimaschutz große Potential des Flusses wurde immer wieder be- groß geschrieben: Den Verkehrsträger im Bereich tont, in Zukunft vor allem für den Transport von Güterverkehr, mit der günstigsten CO2 Bilanz pro Containern, in denen aber auch das klassische Ge- Tonne kannten natürlich alle anwesenden Personen schäft mit Schüttgütern möglich ist. Für diese Zwek- bei dieser Veranstaltung. ke gibt es Container, die die Ansprüche der Kunden bereits jetzt optimal erfüllen. Und Polen strebt sinn- Quelle: Beitrag von Guido Noack, Verkehrsreferent volle Maßnahmen zur Schiffbarkeit an. Vor allem die des Fachbereiches Wirtschaftspolitik der IHK Ost- Sanierung der Buhnen, was keinen Ausbau, son- brandenburg und Geschäftsführer Wirtschaftsju- dern nur eine Erhaltungsmaßnahme darstellt, ist nioren Ostbrandenburg auch für den Hochwasserschutz ein elementarer Baustein. Es sollte aber auch nicht unerwähnt blei- Bemerkenswert ist, dass die Fachveranstaltung im ben, die Sanierung der Buhnen geschieht unter Rahmen des grenzüberschreitenden Begegnungs- höchsten Umweltstandards, umfangreicher als von projektes „Förderung der Binnenschifffahrt in der den gesetzlichen Richtlinien gefordert. deutsch-polnischen Grenzregion“ organisiert wur- de, das der Landkreis Oder-Spree derzeit gemeinsam Die Sanierung der Buhnen dient vor allem der Erhö- mit den polnischen Landkreisen Krosnienski, Slubicki hung der Fließgeschwindigkeit, was wiederum ei- und Sulecinski durchführt. nen positiven Effekt auf die Wassertiefe in der Fahr- rinne darstellt. Die Oder wird damit zu allen Hier einige Beispiele aus dem Programm mit seinen Jahreszeiten besser schiffbar. Im Winter ist der Ab- interessanten und fachlich fundierten Vorträgen und trieb der für die Oder sehr charakteristischen runden Diskussionen. Eisschollen besser gewährleistet. ERSTUNAVIGATOR 51

Weitere interessante Vorträge waren u.a.: Duklanowski, Marek: „Das deutsch-polnische Abkommen über die gemeinsame Verbesserung der Radzimanowski, Robert: „Das regionale Engage- Situation an den Wasserstraßen im deutsch-polni- ment und die verkehrspolitischen Zielsetzun- schen Grenzgebiet…“. Regionale Wasserwirt- gen.“ IHK Ostbrandenburg, Frankfurt/Oder schaftsverwaltung Szczecin.

Przemyslaw Zukowski, MGMZS mit dem Vortrag „Maßnahmen zur Stärkung der Binnenschifffahrt in Polen“. Fotos: ERSTU

KEO-Konferenz „Wandel entlang der Oder – eine Region erfindet sich neu?“

Am 30.10.2019 fand in Frankfurt (Oder) die KEO- Kon- ferenz „Wandel entlang der Oder – eine Region erfin- det sich neu?“ statt. Ziel der Konferenz war es, TEN-T aus der Sicht der Länder Deutschland, Polen und Tsche- chien zu betrachten, aber auch die (politische) Zu- sammenarbeit der vergangenen Jahre zu bewerten.

Besonders die verschiedenen politischen Herangehens- weisen an TEN-T sorgten für Diskussionen im Plenum. Boris Kluge, BÖB-Geschäftsführer (verstorben am 01.11.2019), mit seinem Vortrag „Potenziale von Häfen und Verladeinfra- So sehen die polnischen und tschechischen Infrastruk- strukturen“. Fotos: ERSTU turministerien TEN-T als Chance für eine Weiterentwik- klung ihrer Länder und deren Anbindung an Gesamt- Schütz, David und Lisicki, Lech: „Potenziale und europa und stellten bereits konkrete Maßnahmen, wie Handlungsbedarf aus Unternehmersicht.“ Binnen- z.B. die Schienenverbindung Dresden-Prag, die Verbin- reederei AG/OT Logistics S.A. dung A17 mit D8 (Berlin-Dresden-Prag), Ausbau/Moder- 52 ERSTUNAVIGATOR

KEO-Generalsekretär, Gundolf Schülke, bei seiner Begrüßungsansprache. Fotos: ERSTU nisierung der Bahnstrecke Berlin-Warschau aber auch Berlin-Stettin, vor. Aber auch die bei-den Flüsse Elbe und Oder stehen im Fokus der polnischen und tschechi- schen Ministerien. Das BMVI war bei TEN-T verhaltener, der Status Quo wird umgesetzt, weitere Maßnahmen

nen bereits sehr gut zusammen, auch auf europäischer Ebene, ist zwischen den Regionen entlang der Oder ein sehr gutes Arbeits- und Vertrauensverhältnis gegeben. Tomasz Cocon, Ministerium für maritime Wirtschaft und Dies zeigt, dass die Region bereits einen erfolgreichen Binnenschifffahrt der Republik Polen, bei seinem Vortrag. gemeinsamen Weg gehen, nur müssen die infrastruk- Fotos: ERSTU turellen Engpässe beseitigt werden, umso auch Aus- seien nicht geplant. Zu betonen sei dabei aber, dass al- strahlungseffekte im gesamten KEO-Raum und in ganz le Ministerien ebenfalls eine gute Zusammenarbeit zwi- Europa zu erzielen. Teilnehmer und Referenten waren schen den drei Ländern bestätigten. sich am Ende der Konferenz einig, dass die Oder-Region Für ein gutes Miteinander, auch jenseits von nationalen in den letzten Jahren viele Fortschritte machte und der Grenzen sei eine infrastrukturelle Verbindung wichtig, Wandel noch nicht abgeschlossen sei. so Dr. Frehse vom BMI. Im deutsch-polnischen-tsche- Quelle: Beitrag von Beatrice Richter, Koordinatorin chischen Grenzraum, seien Maßnahmen wie im Kammerunion Elbe/Oder, IHK Ostbrandenburg, Frank- Deutsch-Französischen Grenzraum notwendig, um furt/Oder auch die letzten Barrieren zu brechen. Die Oder- Part- nerschaft, arbeitet trotz infrastruktureller Engpässe auf Referenten und Teilnehmer wünschten der Oder opti- verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Ebe- male Wasserstände und eine erfolgreiche Zukunft! ERSTUNAVIGATOR 53

Internationales Transport Forum 2019 in Leipzig Foto: BMVI Familien-Foto der VIP-Teilnehmer des Internationalen Transport Forums (ITF).

Deutschland war bereits zum zwölften Mal Gastgeber des Welt- te Welt mit gemeinsamen Werten erhalten wir nur durch gute, be- verkehrsforums (International Transport Forum, ITF). Vom 22. bis 24. zahlbare, grenzüberschreitende Mobilität, die zugleich klima- Mai 2019 kamen mehr als 1.100 Vertreter aus über 60 Staaten nach freundlich ist.“ Leipzig, um sich auf internationaler Ebene über Mobilität und Ver- kehr auszutauschen. “Verkehr verbindet Men- schen, und das Weltver- Thema des diesjährigen Gipfels mit Andreas Scheuer, Bundesmini- kehrsforum verbindet alle, ster für Verkehr und digitale Infrastruktur, war „Transport Connec- die das ermöglichen”, sagte tivity for Regional Integration“, das Verbinden von Regionen durch ITF-Generalsekretär Mobilität. Dies ist der zweite Gipfel einer Trilogie: Von 2018 bis Young Tae Kim zum Auf- 2020 lautet das übergeordneten Thema „Sustainable Transport“, takt. nachhaltiger Verkehr. “Beim Leipziger Gipfel geht In seiner Eröffnungsrede es um den globalen Dialog führte Bundesverkehrsmi- für bessere Mobilität. Politi- nister Andreas Scheuer sche Entscheider müssen aus: heutzutage rasanten und tiefgreifenden Wandel in „30 Jahre nach dem Fall der geordnete Bahnen lenken. ITF-Generalsekretär, Young Tae Kim, bei Mauer wissen wir, dass ein Zuzuhören und aus den Er- seiner Rede. Foto: ERSTU Land nur zusammenwächst, fahrungen anderer eigene wenn die Menschen einan- Schlüsse zu ziehen, Erfolge und Fehler zu teilen, ist dafür enorm der kennenlernen, wenn es wertvoll. Bessere Konnektivität im Verkehr profitiert unmittelbar da- Austausch von Gütern, von, dass Ideen und Denkweisen miteinander in Verbindung kom- Ideen und Menschen gibt. men. Dafür sorgt das Weltverkehrsforum.” Oder wie es unser Kongress- motto auf den Punkt bringt: UN-Generalsekretär António Guterres betont in einer Botschaft Wenn Regionen durch Mo- an die in Leipzig versammelten Minister, dass die Mobilität eine Bundesverkehrsminister Scheuer bei bilität miteinander verbun- “zentrale Rolle” für das menschliche Zusammenleben spiele. seiner Rede . Foto: ERSTU den sind. Die Verkehrspro- jekte Deutsche Einheit “Der Verkehrssektor macht Arbeitsplätze, Schulen und Gesund- stehen sinnbildlich für diesen Austausch und das Zusammenwach- heitsdienste zugänglich. Er verbindet globale Produktionsketten sen des geteilten Deutschlands. Aus diesen Erfahrungen können wir und ermöglicht die Bereitstellung lebenswichtiger Güter und weltweit lernen: Ein gemeinsames Europa und eine global vernetz- Dienstleistungen”, schrieb Guterres. 54 ERSTUNAVIGATOR

Der UN-Generalsekretär ruft die Verantwortlichen auch • Das Reiseverhalten von Frauen und die urbane Wirt- dazu auf, “die Auswirkungen des Verkehrssektors auf schaft Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft an- • Wie Städte und urbane Regionen miteinander ver- zugehen” und unterstreicht, dass “die Vereinten Natio- wachsen nen bereit stehen, um mit Ihnen allen bei der Förderung • Verkehrsinnovationen: Automatisiertes Fahren, Big nachhaltiger Mobilität für alle zusammenzuarbeiten”. Data, Mobilität.

Neben den Delegationen der 59 Mitgliedsstaaten Weitere Informationen zum Weltverkehrsforum finden des International Transport Forum nahmen Minister Sie unter: 2019.itf-oecd.org oder hochrangige Vertreter aus Kolumbien, Äthiopien, Papua-Neuguinea, Saudiarabien, Südafrika, Thailand, Quelle: Tunesien und Turkmenistan als Gäste am Weltver- https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/K/weltve kehrsforum teil. rkehrsforum-2019.html Presseinformation des ITF und der OECD vom Kernthemen des ITF: 21.05.2019 • Verkehrsnetze – Transport, Energie sowie Informa- tions- und Kommunikationstechnologie Die Highlights in Pictures des ITF 2019 Summit sind on- • Grenzüberschreitender Verkehr line einzusehen unter: • Regionen und Mega-Regionen miteinander verbin- https://issuu.com/00716/docs/2019-summit-highlights. den Hier sind die besten Momente des ITF 2019 Summit • Regionaler Luftverkehr mit dem Thema “Transport Connectivity for Regional • Die Anbindung ländlicher und abgeschiedener Re- Integration” in Leipzig zu sehen. gionen

Informationen über die Sprecher und das Programm des ITF maritime logistics chain. What exist are indicators on logistics Summit 2020 “Transport Innovation for Sustainable Develop- in general and on parts of the maritime logistics chain. As a re- ment” können bei ITF Summit Updates here eingesehen werden sult, there is a lack of visibility on the performance of maritime logistics chain: performance information is fragmented and of- Das ITF 2020 Summit findet ten not publicly available. This lack of transparency makes it vom 27. bis 29. Mai 2020 in Leipzig statt. difficult to have evidence-based dialogue on bottlenecks. A win-win approach is possible if better performance informa- Stakeholder Event – Global Maritime Logistics Dialogue tion on the maritime logistics chain would be available. Maritime logistics is essential for trade: obstacles in the mariti- The Global Maritime Logistics Dialogue brings together sta- me logistics chain have immediate repercussions on trade. The keholders from the maritime logistics chain, including repre- maritime logistics chain consists of many different actors with sentatives from the shipping sector, shippers, ports, terminals different roles that are highly interdependent. This means that and freight forwarders. The format of this session is a round the performance of the individual actors is to an important ex- table discussion. tent determined by the behaviour of other actors. There are currently no comprehensive performance indicators for the Input for discussion by:

Source: https://2019.itf-oecd.org/programme?q=programme/Session

Lamia Kerdjoudj Belkaid Olaf Merk Tan Chong Meng Secretary General, FEPORT Economist, Ports and Shipping CEO PSA International International Transport Forum ERSTUNAVIGATOR 55

ITF-Splitter vom Plenum, Minister-Runden, Diskussionsrunden, Ideen- und Gedankenaustausch. Fotos: ERSTU 56 ERSTUNAVIGATOR

Workshop „NIEDRIGWASSER UND DIE FOLGEN FÜR DIE RHEIN-SCHIFFFAHRT“

Am 26.11.2019 fand in Bonn der Workshop serstraße, über die Fragen zur Wasserbewirtschaftung „NIEDRIGWASSER UND DIE FOLGEN FÜR DIE und zu digitalen Hilfsmitteln diskutiert. RHEINSCHIFFFAHRT“ statt, der von der Zentralkom- mission für die Rheinschifffahrt und dem Bundesmini- Die nachfolgenden Präsentationen geben hierzu aus- sterium für Verkehr und digitale Infrastruktur organi- führliche Informationen und Anregungen für die Di- siert wurde. skussionen in der Branche und diese sollten in den Unternehmensstrategien ihren Niederschlag finden. Der Workshop richtet sich an Vertreter von Wasser- Die nachfolgenden Präsentationen können auf der straßenverwaltungen, Häfen und Terminals, Verbän- ZKR-Website mit dem Link: de des Schifffahrtsgewerbes und der Verlader, Um- https://www.ccr-zkr.org/13020151-de.html#01 weltverbände, Ingenieurbüros sowie an die eingesehen werden: Flusskommissionen und anderen internationalen Or- ganisationen der Binnenschifffahrt. • Niedrigwasser und die Auswirkungen auf Schifffahrt, Infrastruktur und Logistik

Michael Heinz, Kommissar bei der ZKR

• Das Niedrigwasser 2018 im mitteleuropäischen Zusammenhang, relevante Prozesse und fach- spezifische hydrologische Arbeiten im Rhein- gebiet

Jörg Uwe Belz, Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), Mitglied der Int. Kommission für die Hydrolo- gie des Rheingebietes (KHR)

• Wirtschaftliche Folgen von Niedrigwasser für das Gewerbe und die Volkswirtschaft

Dr. Norbert Kriedel, Referent für Statistikfragen und Marktbeobachtung, ZKR

• Wirtschaftliche Folgen von Niedrigwasser für das Gewerbe und die Volkswirtschaft

Philip Tomaskowicz, Leiter Schifffahrt, Rhenus Part- nerShip

• Niedrigwasser und die Herausforderungen aus Sicht der Binnenschifffahrt

Marleen Buitendijk, Politikberaterin Gewässer und Infrastruktur, Europäische Schifferorganisation (ESO) Foto: wsv Der Workshop stellte Beiträge zur Bewältigung der Her- • Anpassung von Schiffskörpern, Antrieben und ausforderungen, die durch das Niedrigwasser an die Verbänden an Niedrigwasser Binnenschifffahrt gestellt wurden, vor. Sie analysierten Ir. Wytze de Boer, MBA, Senior Projektmanager die wirtschaftlichen Folgen von Niedrigwassern für die Schiffe, Transport and Shipping, MARIN Binnenschifffahrt und die gesamte Wirtschaft. Die Bei- träge informierten über die nautischen Verhältnisse des • Positive Erfahrungen mit modernen Schiffen Rheins, neue Erkenntnisse der Klimaforschung und über und Verbänden bei Niedrigwasser die Anpassungsstrategien zur Flotte, Logistik und Infra- struktur. Im Workshop wurde ebenfalls über die Anfor- Cok Vinke, Geschäftsführer, Contargo Waterway derungen der Schifffahrt an eine leistungsfähige Was- Logistics BV ERSTUNAVIGATOR

• Digitale Hilfsmittel zur Optimierung der Navi- trochemischen Industrie sowie der Containerverkehr gation bei Niedrigwasser wurden stark beeinträchtigt. Die Niedrigwasserperio- de 2018 ist jedoch nicht beispiellos. In den letzten 200 Michael Schreuder, Berater Binnenschifffahrt, Rijks- Jahren gab es am Rhein 15 Jahre, in denen es eine min- waterstaat destens vergleichbare Zahl von Tagen gab, die unter • Diskussionsrunde I - Anpassung von Schiff und dem Aspekt der heutigen Anforderungen an die Infra- Wasserstraße struktur eine Behinderung der Schifffahrt bedeuten würden, fünf davon sogar deutlich ausgeprägter. Aller- Impulsvortrag: Joachim Schürings, thyssenkrupp dings lagen diese 15 Jahre alle vor 1972. Für den Steel Europe AG Rhein, als Fluss mit einer dynamischen Wasserführung, sind derartige Niedrigwasserperioden also auch in der • Diskussionsrunde II - Anpassung von Logistik- Zukunft zu erwarten. In den letzten Jahrzehnten ha- konzepten an Niedrigwasser ben sich die Rheinflotte und die Anforderungen an den Impulsvortrag: Benoît Blank, BASF SE Verkehrsträger signifikant verändert. So hat sich so- wohl die Schiffsgröße als auch die Abladetiefe deutlich Das Niedrigwasser des Jahres 2018 hat alle Binnen- vergrößert. Folglich ist der Verkehrsträger verletzbarer schifffahrtsunternehmen stark beschäftigt. Zahlreiche gegenüber Niedrigwasserperioden geworden. Gleich- Güter- und Fahrgastkabinenschiffe konnten den Rhein zeitig stellt die Einbindung in die logistischen Ketten in Teilen nicht mehr bzw. nur noch mit erheblich redu- der Industrie und die damit verbunden hohen Anfor- zierter Ladung passieren. Dies führte zu einem Rük- derungen an die Zuverlässigkeit des Transports große kgang des Güterverkehrs mit Auswirkungen auf die Herausforderungen an die Binnenschifffahrt. gesamte deutsche Wirtschaft. Auf den anderen deut- schen und europäischen Wasserstraßen war die Situa- Diesem Thema werden wir als ERSTU in unserer wei- tion noch komplizierter, wobei die Lage auch differen- teren Arbeit große Aufmerksamkeit widmen. In unse- ziert zu betrachten war. rer „Strategie 2020 plus der ERSTU“ werden wir die Schlussfolgerungen aus diesem Workshop nicht nur Siehe hierzu auch den Beitrag „MARKTBEOBACH- für den Rhein, sondern ebenfalls für die anderen Flüs- TUNG DER BINNENSCHIFFFAHRT IN EUROPA in 2019“ se des europäischen Wasserstraßennetzes als Basis für im „ERSTU NAVIGATOR 2019“ auf den Seiten 9-13. weitere Maßnahmen nehmen.

Die Logistikketten, insbesondere für Rohstoffe (Eise- Quelle: nerz, Kohle) und Endprodukte der chemischen und pe- https://www.ccr-zkr.org/13020151-de.html#01

IMPRESSUM

NAVIGATOR HERAUSGEBER: Tel.: (0049) (0)30-39 802-662 REDAKTION: Vereinszeitung der European ERSTU-Präsidium Fax: (0049) (0)30-39 802-663 Dr. Wolfgang Hebenstreit River-Sea-Transport Union e.V. August-Hirsch-Straße 3 Internetseite: www.erstu.com (ERSTU) D-47119 Duisburg E-Mail: [email protected] LAYOUT UND HERSTELLUNG: LINIE 3, Berlin; [email protected] FOTOS TITEL: oben links: MS „Senda J“ Foto: ARKON Shipping, oben rechts: MS „Hanse“ Foto: ERSTU unten links: MS „Piotr Wieliki“ (Modellsimulation) Foto: MBR, unten rechts: MS „PEX“ Foto: ARKON Shipping