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UniReport UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 | Jahrgang 47 | Goethe-Universität am Main 2.14 Ludwig Erhards Doktorvater: Die Uni würdigt den Nationalökonomen Franz Oppenheimer

Seite 17 www.unireport.info Foto: Dettmar Editorial Der Promovend, Liebe Leserinnen und Leser, der frühere Bundeswirtschaftsminis­ ter und Bundeskanzler Ludwig Er­ hard – der ‚mit der Zigarre‘ – sprach in das unbekannte Wesen? einer Rede anlässlich des 100. Ge­ Architektur und Alltag 2 burtstages seines Doktorvaters einmal Befragung von über 6.000 Doktoranden an der Goethe-Universität: Die Humangeographen Jürgen Hasse und von seinem „verehrten, bewunderten Oliver Müller darüber, wie Studierende und geliebten Lehrer“ und „väterli­ Mehrheit ist mit den Promotionsbedingungen zufrieden. Ein Viertel den Campus Westend erleben. chem Freund“. Die Rede galt Franz Oppenheimer, dessen Geburtstag sich ist mittlerweile Mitglied der Goethe Graduate Academy. nun im Jubiläumsjahr zum 150. Mal jährt. Ein derart fruchtbarer Aus­ tausch zwischen Betreuer und Pro­ Wer sind die eigentlich? Was genau tun sie? wichtiger Fragenkomplex auch die Bedeutung der movend, der sogar seinen Nachhall in Und wie viele sind es überhaupt? Fragen über Graduiertenakademie. der sozialen Marktwirtschaft der 50 er Fragen, die nie jemand gestellt hat, weil man Jahre gefunden hat, dürfte recht außer­ manche Dinge für so selbstverständlich hält, dass Promotion – individuell oder strukturiert Urbanität und Kindheit 5 gewöhnlich sein. Im heutigen Wissen­ Unterm Strich ergab sich ein positives Bild für Univer­ man vergisst, sich darum zu kümmern. Aber genau Die Kindheitsforscherin Sabine Andresen schaftsbetrieb setzt die hohe Zahl an sität und Graduiertenakademie. Die Hälfte der Promo­ wie der gesamte Wissenschaftsbetrieb hat sich hat mit ihrem Team Kids durch das Promovierenden – an der Goethe-Uni vierenden an der Goethe-Universität ist mit der Be­ eine seiner wichtigsten Komponenten so stark Frankfurter Bahnhofsviertel begleitet. derzeit über 6.000 – einer persön­ verändert, dass es schon nicht mehr reichte, die treuung insgesamt zufrieden, nur eine Minderheit von zwölf Prozent sieht das völlig anders. Unterschiede lichen Betreuung Grenzen. Zuneh­ Fragen nur zu stellen. Es war Zeit für die Antwor- mend entscheiden sich viele junge nach Geschlecht oder nach Fächerkulturen lassen sich ten, um endlich Aufklärung zu erlangen über die Akademiker für eine strukturierte dabei insgesamt nicht feststellen. Bei der Art der Pro­ „große Unbekannte“ der deutschen Wissenschaft: Promotion an einer Einrichtung wie motion – individuell oder strukturiert – zeigte sich aber GRADE. Nicht zuletzt auch wegen die Promotion. eine klare Tendenz, die sich mit den Beobachtungen der vielen Schnittstellen zur Wirt­ lso beauftragte die Goethe-Universität das der Verantwortlichen an der Graduiertenakademie Hurra-Patriotismus und schaft und damit der Perspektive, jen­ Institut für Forschungsinformation und deckt. Die Teilnehmenden an strukturierten Program­ Zivilisationsbruch 7 seits einer universitären Laufbahn AQualitätssicherung (iFQ), die entscheiden­ men haben mit 5 Prozentpunkten einen vergleichs­ Karriere zu machen. den Parameter zur Promotion in Frankfurt zu erfas­ weise höheren Anspruch als Einzelpromovierende, die Das Jubiläumsprogramm erinnert an den sen. Im April und Mai 2013 wurden 6.600 Promo­ allerdings die Betreuungsintensität auch um 5 Punkte 1. Weltkrieg, der kurz vor der Gründung Viel Spaß bei der Lektüre! vierende und 1.600 Hochschullehrerinnen und besser bewerten. „Man muss immer die Balance fin­ der Goethe-Universität ausbrach. Dirk Frank -lehrer befragt. Die Fragen gruppierten sich im den zwischen einer angemessenen Betreuung und der Wesent­lichen um vier Felder: Zum einen ging es zu­ eigenen Verantwortung der Promovierenden für ihr nächst um die grundlegenden Merkmale der Promo­ Fortkommen“, sagt PD Dr. Heike Zimmermann-Timm, vierenden, also Alter, Geschlecht oder Herkunft, Geschäftsführerin von GRADE. zum anderen um deren Einschätzung und diejenige ihrer Betreuerinnen und Betreuer zu den Promoti­ Was sich Promovierende wünschen onsbedingungen an ihrer Universität und natürlich Unterstützung bei inhaltlichen und methodischen Fra­ Spaß und Aufklärung 14 um den Anspruch und die (gefühlte) Wirklichkeit gen der Dissertation steht auf der Wunschliste der Pro­ bei der Qualität der Betreuung. Da inzwischen ein movierenden ganz oben. Immerhin zwei Drittel der Science Slammerin und Buchautorin: Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D Viertel der Frankfurter Doktoranden in der Goethe ­Promovierenden haben hier den dringendsten Bedarf – Medizinstudentin Giulia Enders über Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt Graduate Academy (GRADE) promoviert, betraf ein Fortsetzung auf Seite 3 den „Darm mit Charme“ 2 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Aktuell Zur atmosphärischen Qualität von Architektur von Jürgen Hasse und Oliver Müller Von Bockenheim ins Westend Universitätsarchitektur lädt zu Eigenschaften ­offen, einladend und schafft sicht-, greif-, begeh- und Dass diese Ziele sich mit der Zeit Widerspruch ein freundlich gehörten bei der Be­ vor allem leiblich erlebbare Gestal­ enn Architekten Häu­ und dem Wandel der gesellschafts­ Weil Universitätsbauten von he­ schreibung der Situation durch ten; sie bietet damit einen „Au­ ser bauen, dann folgen politischen Anforderungen an eine terogenen Gruppen genutzt wer­ Rechts- und Wirtschaftswissen­ ßenhalt“ (Gehlen), an dem inter­ Wsie dabei nicht nur sta­ „Universität“ verändern, versteht den, die sich in der Selbstzu­ schaftlerInnen zu den meist­ essen- und identitäts­spezifisch tischen, sondern zugleich ästheti­ sich ebenso von selbst, wie die da­ schreibung von Identität mitunter genannten Attributen. Dagegen einverleibte (hier vor allem hoch­ schen Regeln. Zunächst hat jedes raus resultierende ästhetische Dif­ konträr unterscheiden, kann das wurden bei den Sozial- und Erzie­ schul- und bildungspolitische) Be­ Bauwerk eine Funktion, die der ferenz zwischen den Gestaltungs­ atmosphärische Milieu eines Cam­ hungswissenschaflerInnen die Be­ deutungen wiedererkannt wer­ Logik von Nutzungs-Programmen prinzipien, die dem Bau von pus nicht auf einhellige Zustim­ griffe formal, steril und herrschaft- den. folgt. So soll sich der Hörsaal einer Hörsälen um 1900 und am Beginn mung stoßen. Der Bruch geht aber lich am häufigsten gewählt. Die Wenn der Campusplatz pau­ Universität im reibungslosen Lehr­ des 21. Jahrhunderts zugrunde ge­ nicht durch das formalästhetisch Ergebnisse der Befragung weisen schal als „Ort der Kommunikation betrieb erweisen. Aber die äußere legt worden sind. Ferdinand Kra­ gleichsam „reine“ Bild der Archi­ darauf hin, dass die Eindrücke der und des Austauschs“ angesprochen architektonische Haut eines Hör­ mer wollte 1953 im Umbau des tektur. Er bildet sich als eine Situation des Campusplatzes aus wird, so ist dies aus phänomenolo­ saales soll in ihrer ästhetischen Er­ Jügelhauses, dem Gründungsbau Grenze im atmosphärischen Raum­ dem Kontext sich gegeneinander gischer Sicht nichtssagend. Ein scheinung nicht zuletzt die Ideen der Universität, das Bild einer de­ erleben, in dem sich die hoch­ abhebender Bedeutungshöfe er­ Raum wird im gesellschaftlichen­ anschaulich und spürbar machen, mokratisch sich öffnenden Univer­ schul- und ­bildungspolitische Si­ lebt werden. Diese spiegeln ­Kontext immer mit Bedeutungen die für die Institution der Universi­ sität zum Ausdruck bringen. Er be­ tuierung von Personen und die unterschiedlichen gesellschaft­ verknüpft. Diese suggerieren sich tät charakteristisch sind. Auch dies nutzte schnörkelfreie geometrische Gruppen widerspiegelt. Je nach lichen Werte künftiger Berufsfel­ zum einen durch das situative Er­ ist eine Funktion, die ein solcher Grundformen und große transpa­ dem eigenen Standort werden sie der wider, die in den jeweiligen scheinen von Dingen und zum an­ Bau erfüllen sollte. Die praktische rente Glasflächen, um sichtbar und sich mit den Gesten des Gebauten ­fachspezifischen Studiensituati­ deren durch diskursiv zirkulierende­ Funktion bewährt sich im gelin­ spürbar zu machen, was Offenheit mehr oder weniger identifizieren. onen schon gegenwärtig sind. Hier (Be-)Deutungen. So „arbeitet“ die genden Gebrauch, die der Reprä­ bedeutet. In der Gegenwart gibt es So wird Universitätsarchitektur in zeigt sich besonders deutlich, wie neue Uni­versitäts-Architektur als sentation im kulturellen Erfolg der solch singuläre Wertorientierungen ihrer abstrakten wie leiblich ge­ Sinneseindrücke und Symbole Kommunikationsmedium im Be­ Suggestion von Bedeutung. Archi­ eher selten. Die Neubauten auf spürten Bedeutung ein Gegen­ ­ineinandergreifen: Erlebt der/die reich der räumlich ausgedehnten tektenwettbewerbe dienen unter dem Campus Westend müssen in stand des Widerstreits und der Er­ eine die Glätte der Architektur als Atmosphären (Hermann Schmitz). anderem dem Zweck, einen visio­ ihrer atmosphärischen Inszenie­ regung sein und bleiben. abweisend, bedeutet sie dem/der Diese imponieren durch ihren „ge­ nären Gestalter zum Beispiel für rung etwas Unmögliches leisten: Dies illustrieren auch die Ergeb­ anderen ggf. Eleganz. Diese unter­ sellschaftlichen Charakter“ (Gernot einen Universitätsbau zu finden, zum einen sollen sie die offene nisse einer Pilotstudie zum atmo­ schiedlichen Erlebniswirklichkei­ Böhme), der das Repräsentations­ der in der Lage ist, im Namen der „Universität für alle“ zur Anschau­ sphärischen Erleben der Universi­ ten – auf der einen Seite Öffnung bedürfnis einer selbstbewussten Institution (ihrer demokratischen ung bringen, zugleich aber auch tätsbauten auf dem Campus gegenüber dem universitären Mi­ Universität spürbar machen soll. Entscheidungsorgane) das universi­ deutlich machen, dass die wettbe­ Westend, die die Verfasser im Som­ lieu, auf der anderen Seite Abkehr Aufgrund seiner offiziellen Insze­ tätspolitische Repräsentations-Pro­ werbsfähige Universität in neolibe­ mer 2013 durchgeführt haben. In von den Gesten der Architektur – nierung, seiner Aufladung mit re­ gramm einer zeitgemäßen Universi­ ralen Zeiten unverzichtbar auch öffentlichen Debatten ist viel von verdeutlichen, dass die Wahrneh­ präsentativen Programmen durch tät atmosphärisch wirkungsvoll in ein Ort der Elitenbildung ist. Zuschreibungen durch Architekten mung räumlicher Situationen nie die Entscheidungsgremien der Uni­ Szene zu setzten. Kein Bauwerk vermittelt die und Repräsentanten der Universi­ einheitlich, sondern stets auf der versität ist der neue Campus ein seinem Programm zugrundeliegen­ tät die Rede. Hier soll das Raumer­ Hintergrundfolie vor allem gesell­ Raum des Widerstreits – ein Milieu den Bedeutungen durch Argu­ leben studentischer Benutzer der schaftlich hergestellter Selbstver­ pluraler Situationen der Kommuni­ mente. Es drückt diese vielmehr im neuen Gebäude zum Thema wer­ ständnisse erfolgt. Die Architektur kation. immersiven Medium der Atmo­ den. Insgesamt wurden sphären aus. Diese sind keine Ei­ 111 Studierende der genschaften von Dingen und Kör­ Rechts-, Wirtschafts-, So­ pern; sie entfalten sich über die zial- und Erziehungswis­ Überblick sinnlichen Suggestionen von Bau­ senschaften gebeten, formen wie Baustoffen und konsti­ auf einem 90 Attribute

tuieren sich in Gefühlen, die im umfassenden Polari­ Raum ausgedehnt sind und im tätsprofil die für sie tref­ Aktuell 2 leiblichen Erleben von Enge und fenden Eindrücke (z. B. Weite gespürt werden. Kein Bau­ leicht/schwer) anzu­ Forschung 8 werk kann daher in seiner Wir­­­­­- kreuzen; dabei wurden k­ung verstanden werden, wenn es die Begriffspaare aus Jubiläum 12 als „Text“ in einem semiotischen ihrer polaren Anord­ Sinne nur analysiert wird. Archi­ nung gelöst, um aus International 14 tektonische Gesten der Repräsenta­ phänomenologischer tion übertragen sich auf dem Wege Sicht zulässige Kombi­ „leiblicher Kommunikation“ (Her­ nationen zu ermögli­ Kultur 15 mann Schmitz) und wirken ohne chen (z.B. die synästhe­ den Umweg der kognitiven Deco­ tische Wahrnehmung Campus 16 dierung auf die Gefühle, die unter eines Materials als „rau“ anderem von „Vitalqualitäten“ und die gleichzeitige Impressum 17 (Dürckheim) der Dinge im „herum­ symbolische Zuschrei- wirklichen“ Raum ausgehen. Der bung als „glatt“). politische Sprengstoff der gefühls­ Bücher 18 mäßigen Einverleibung von Bedeu­ „Abweisend“ oder tungen liegt insbesondere darin, „elegant“? Bibliothek 19 dass Macht und Wirkungsweise Im Anschluss wurden des atmosphärisch „Umwölken­ die Profile nach Ge- Freunde 20 den“ (Hubert Tellenbach) im Kon­ bäude­zugehörigkeit text der Vergesellschaftung weit­ differenziert und einer gehend unbewusst bleiben. So deskriptiven Auswer­ Studium 21 entfalten auch Universitätsbauten tung unterzogen. Es Bedeutung und Erlebnisqualität zeigt sich in unerwar­ Menschen 22 stets in einem Spannungsverhält­ tet krassen Kontrasten, nis zwischen symbolischen Gesten dass die leibliche derer, die sie inszenieren (Bauherr Wahr­­nehmung wie die Termine 23 und Architekt) und derer, die sie symbolische Bedeu­ sinnlich wie symbolisch in einem tungszuschreibung des leiblich berührenden Sinne erleben architektonischen Ar­ Prof. Jürgen Hasse lehrt seit (in erster Linie Studierende, Leh­ rangements auf dem 1993 an der Goethe-Universität Der nächste UniReport (3/2014) rende und alle MitarbeiterInnen Hintergrund hetero­ Geographie und ihre Didaktik. erscheint am 30.05.2014, Redaktions- Foto: Dettmar schluss ist der 7.05.2014. der Universität). gener Fachbereichs­- kul­turen erfolgt. Die Aktuell UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 3

Fortsetzung von Seite 1 eingelöst sieht dies aber deutlich weniger als die Hälfte. Die Betreuer nehmen das erwar­ tungsgemäß anders wahr. Allein die Frequenz der Treffen mit Promovierenden wird deutlich höher eingeschätzt als von den Promovieren­ den selbst – die indessen auch schon an die Zeit nach der Promotion denken. Daher wün­ schen sie sich eine intensive Netzwerkbildung mit Akteuren aus der Wirtschaft und mehr Angebote für Fort- und Weiterbildung. „Die Vorbereitung der Promovierenden auf eine Karriere außerhalb der Uni ist ein vordringli­ ches Ziel, das wir in GRADE von Beginn an verfolgen, denn die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schaffen die Win-win-Situationen und Synergieeffekte, Wege zwischen der die schließlich allen zugute ­kommen“, sagt Heike Zimmermann-Timm. Tatsächlich ken­ nen 93 % der befragten GRADE-­Mitglieder die Workshops des GRADE-Trainingspro­ Schweiz und Europa gramms. Sie werden jetzt schon stark genutzt und außerordentlich positiv bewertet. Die große Unbekannte der deutschen Wissenschaft ist so unbekannt nun nicht werden dorniger mehr – Frankfurt hat hier eine Vorreiterrolle übernommen. Jetzt gehe es darum, die Foto: ullsteinbild ullstein – Prisma / Frommenwiler Peter Hausaufgaben zu machen. Heike Zimmer­ mann-Timm: „Einer der nächsten Schritte wird nun ein Registrierungssystem für alle Nach dem Volksentscheid zur Be­grenzung der Einwanderung: Die Schweiz wird im Studienjahr Doktoranden sein, damit wir weiter hohe 2014/15 nicht an ERASMUS + teilnehmen. Gesucht wird nun nach Lösungen, wie der Austausch Qualitätsstandards halten und an den richti­ dennoch weitergehen kann. gen Stellen noch verbessern können.“ UR

Die europaweit sehr kritisch bewertete Kleiner, aber feiner Austausch versität hat neben St. Gallen ERASMUS-­ Stimmen zur Befragung Volksabstimmung in der Schweiz, in der Auch wenn die Initiative gegen Massenein­ Verträge mit weiteren Universitäten in der sich eine Mehrheit der Bürger für eine wanderung keine dauerhafte Verstimmung Schweiz: mit Basel, Bern, Fribourg, Genf, Prof. Dr. Enrico Schleiff, Begrenzung der Einwanderung ausgespro- zwischen Schweizern und Deutschen ausgelöst Lausanne und Zürich. Vizepräsident für Forschung und Nachwuchs chen hat, bleibt auch für die Austauschpro- hat und beide Länder füreinander ungebro­ »Mit der von Präsidium, Senat und Graduier- gramme mit der EU nicht ohne Folgen: chen attraktiv bleiben werden, so sind die Fol­ Mühsame Fortsetzung der Zusammenarbeit tenakademie in Auftrag gegebenen Umfrage Denn die Zustimmung der Schweiz zur gen für die Austauschprogramme auf universi­ Uta Brucker, die im International Office der haben wir das Thema Promotion von zwei Freizügigkeit der Kroaten ist nun mehr als tärer Ebene nicht unerheblich. Wer für eine Goethe-Universität ERASMUS-Koordinatorin Seiten beleuchtet – nämlich aus der Perspektive fraglich. Die EU hatte aber gerade die begrenzte Zeit in einem anderen Land studie­ ist, berichtet, dass ihre Schweizer Kollegen sehr der Betreuer und der Promovierenden. Zustimmung zur Personenfreizügigkeit mit ren möchte, wird immer auch Ausschau halten besorgt scheinen über die neue Situation. „Sie Die erhobenen Fakten werden nun intern der Teilnahme an ERASMUS + verknüpft. nach speziellen Mobilitätsprogrammen.­ Ein schätzen die Zusammenarbeit mit uns sehr genutzt, um die Promotionsbetreuung weiter zu Daher kann die Schweiz künftig Programm der EU, wie beispielsweise ERAS­ und ermutigen uns explizit, unsere Studieren­ verbessern und die hohen Qualitätsstandards Studierende über das ERASMUS Programm MUS, ermöglicht Studienaufenthalte,­­ Aus­ den und auch Dozierenden an die Partnerunis der Goethe-Universität weiterhin umsetzen zu weder entsenden noch empfangen. landspraktika oder Lehraufenthalte, ohne dass zu schicken“, betont Brucker. Auch die Go­ können.« Ebenfalls betroffen ist die die Studierenden mit einem­ Höchstmaß an ethe-Universität sei an einer Fortführung des Forschungs­zusammenarbeit im Projekt Selbstorganisation konfrontiert werden. Programms sehr interessiert. Misslich sei, so Prof. Dr. Dr. Volker Mosbrugger, „Horizon 2020“. Sicherlich ist der Studierendenaustausch Brucker, dass sich die ERASMUS-Koordinato­ Direktor der GRADE der Goethe-Universität mit Schweizer Uni­ ren an den Hochschulen gerade in der heißen »Heute gibt es 25.000 Promotionen pro Jahr Getrübte Beziehungen? versitäten in Zahlen ausgedrückt recht über­ Phase der Antragsstellung befänden; vielerorts in Deutschland – doppelt so viele wie in den „Ich sehe nicht, dass sich durch die Volks­ schaubar: Im Studienjahr 2013/14 gingen müssten auch schon die ausgewählten Studie­ 80er Jahren. Deshalb müssen auch Karriere- abstimmung eine Missstimmung zwischen von insgesamt ca. 450 ERASMUS-Studieren­ renden für 2014/15 nominiert werden. perspektiven außerhalb der Wissenschaft Schweizern und Deutschen breitgemacht den der Goethe-Universität 10 Studierende Auch die Partnerunis der Goethe-Universi­ Gegenstand der Doktorandenausbildung sein.« hätte“, sagt die Schweizerin Dr. Charlotte an eine Schweizer Universität. Auch die Zahl tät ziehen in Betracht, zumindest für 2014/15 Trümpler, die in Frankfurt lebt und an der der so genannten „Incomer“, also der Studie­ sowohl Incomer als auch Outgoer zu fördern. Dr. Katja Heubach, Goethe-Universität arbeitet. Sie betont, dass renden aus der Schweiz an der Goethe-Uni, Bei der Höhe der Förderung würde man sich GRADE-Alumna und wissenschaftliche gerade in grenznahen und bei Deutschen ist recht überschaubar und beläuft sich im an der des ERASMUS-Programms orientieren. ­Mitarbeiterin des Helmholtz-Zentrums für sehr beliebten Städten wie Zürich die Initia­ laufenden Studienjahr auf 6 Personen. Die Universitäten müssen die Kosten wohl sel­ Umweltforschungszentrums in Leipzig tive gegen Masseneinwanderung keine Zu den beliebtesten Zielen der „Outgoer“ ber stemmen. Damit hätte man eine Situation, »Bereits mein erstes GRADE-Seminar hat Mehrheit gefunden habe. Die Archäologin, der Goethe-Universität zählen nach wie vor wie sie schon bis zum Hochschuljahr 2010/11 mir die Augen geöffnet: Man kann alles die im Augenblick die Vorbereitungen zur „ERASMUS-Großmächte“ wie Frankreich, bestand: Die Kosten wurden in der Regel von lernen – auch das wissenschaftliche Schrei- Jubiläums-Ausstellung „Ich sehe wunder­ Spanien oder Großbritannien. Dabei den Schweizer Partnerunis übernommen, bis ben. Durch die strukturierte Unterstützung bare Dinge – 100 Jahre Sammlungen der schwärmen Studierende, die ein Auslands­ dann die Schweiz zu einem vollwertigen der Graduiertenakademie schloss ich meine Goethe-Universität“ leitet, kam selber vor semester in der Schweiz verbracht haben, ERASMUS-Teilnehmerland avancierte. Fortan Dissertation bereits nach drei Jahren 30 Jahren mit einem DAAD-Stipendium von den guten Studienbedingungen vor mussten die Schweizer Unis nur ihre Outgoer erfolgreich ab. Heute in meinem Beruf nach München. „Deutschland bleibt, allein Ort: Christopher, Student der Wirtschafts­ fördern. Dieser Fortschritt in den Beziehungen profitiere ich noch immer von Fähigkeiten schon wegen seiner Größe und des vielfälti­ wissenschaften an der Goethe-Universität, ist durch die neuesten Entwicklungen leider und Netzwerken aus meiner Zeit als Dokto- gen Arbeitsmarktes, auch weiterhin beson­ hat ein ERASMUS-Jahr an der Universität wieder rückgängig gemacht worden. randin bei GRADE.« ders für die deutschsprachigen Schweizer St. Gallen verbracht: „Der Ruf der Uni ist Auch wenn die Mobilitäten zumindest im ein sehr interessantes Land, um hier zu stu­ exzellent – ganz zu Recht, wie ich vor Ort laufenden Studienjahr 2013/14 noch nicht dieren und zu arbeiten“, sagt sie. Die feststellen konnte.“ Er hebt vor allem das von den Veränderungen in der Schweiz be­ Link zur Umfrage Schweiz sei ein vergleichsweise kleines Programm zum Kennenlernen hervor, das troffen sind: Der europäische Integrationspro­  www2.uni-frankfurt.de/49740480/iFQ_­ Land, deren Bewohner keineswegs mehr­ viele Schweizer Bräuche und Traditionen zess hat im Bereich Bildung und Wissenschaft Befragung_Druckversion1402.pdf heitlich fremdenfeindlich seien. Denn man umfasst habe; Ressentiments gegenüber einen leichten Dämpfer erhalten. df dürfe nicht vergessen, dass die Schweiz im Austauschstudenten habe er überhaupt Kontakt GRADE Durchschnitt jedes Jahr fast 80.000 Ein­ nicht feststellen können. Nach seiner Rück­ PD Dr. Heike Zimmermann-Timm, Geschäfts- wanderer aufnehme: „Ein Viertel der kehr hörte er von seinen Schweizer Kom­ Mehr Infos unter führerin der GRADE, Tel: (069) 798-49401, Schweizer Bevölkerung hat einen auslän- militonen, dass diese eine Petition gegen  www2.uni-frankfurt.de/38298572/erasmus_ Mail: [email protected] dischen Pass – in Deutschland sind das ge­ den Wegfall des ERASMUS-Programms auf studyabroad rade einmal 9 Prozent!“ den Weg gebracht hätten. Die Goethe-Uni­ 4 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Aktuell kurz notiert

Dalai Lama in Frankfurt Rahmen eines Wettbewerbs verlost. Die gute Nachricht für all jene, die leer ausgegangen sind: Das Jubiläumsteam bemüht sich, für weitere Jubiläums­ räder einen Sponsor zu finden! UR

Umweltbuch des Monats Foto: Dettmar Fans und Follower nehmen Im Rahmen seines Frankfurt-Besuchs im Mai wird der Dalai Lama an einer Diskussionsrunde zum Thema „Ethik ­Abschied jenseits von Religion? Die Herausforde- rung christlicher und buddhistischer Rückblick: Die Sprengung des AfE-Turms in den sozialen Netzwerken Werte durch eine säkulare Gesell- schaft“ teilnehmen. Diskutieren wird er am 15. Mai u.a. mit Prof. Rainer Forst, Erst hat es laut gerumst, dann wurde und Liebes­beziehungen ausprobiert. bin, habe ich mich an mein Studium politischer Philosoph an der Goethe-­ Das „Lesebuch Fukushima“, Ergebnis heftig „gezwitschert". Die Sprengung SPIEGEL ONLINE Top (@SPIEGEL_­ erinnert und das war eine gute Zeit! Universität und Sprecher des eines gemeinsamen Forschungs- und des AfE-Turms hat auch in der Social Top): Ein Knall, ein Rumms, Uni-Hoch- Exzellenzclusters Normative Ordnun- Lehrprojekts der Japanologien an den Media-Welt ein kleines Beben haus in Frankfurt gesprengt. Karina Klös: Er war schrecklich! gen. Die Veranstaltung richtet sich nur Universitäten von Frankfurt am Main ausgelöst. Noch nie in der Facebook-­ Aber die Erinnerungen und an geladene Gäste, für Interessierte und Leipzig, wurde von der Deutschen Geschichte der Goethe-Universität Digitale Liebeserklärungen ­Geschichten, die sich in ihm wird ein Livestream im Internet Umweltstiftung zum Umweltbuch des gab es so viele Reaktionen auf eine Wesentlich emotionaler war die di­ ­a­bspielten, waren und sind eine eingerichtet. UR Monats Dezember 2013 gewählt. Meldung: 156 Mal wurde unser Post gitale Anteilnahme bei den ehemali­ schöne Erinnerung. Das Buch sei „eine gelungene und zur Turmsprengung geteilt, 1.475 Mal gen „Angehörigen“ des Turms. Stu­ Infos unter empfehlenswerte Zusammenstellung geliked. Grund genug, einmal dierende, Alumni und andere Christina Riedle: Nach so  www.dalailama-frankfurt.info zur schlimmsten Umweltkatastrophe genauer zu schauen, was Fans und Turm-Verbündete nutzen die sozia­ vielen Jahren nach meinem Harald Lesch auf dem Riedberg der letzten Jahre“, heißt es in der Follower so getwittert und gepostet len Netzwerke, um mit Posts und Studium muss ich das hier lesen! Begründung. Der Band ist inzwischen in haben. Tweets ihre tiefe Trauer zum Aus­ Aber hässlich war er schon. Na die engere Auswahl für das „Umwelt- druck zu bringen. Oder um mit lei­ hoffentlich haben es alle rechtzeitig buch des Jahres“ gelangt. Lisette Superlative vor Ort und im Netz denschaftlichen Bekundungen ihre raus geschafft dank der intelligenten Gebhardt und Steffi Richter (Hg.): Obwohl das Spektakel live übertra­ uneingeschränkte und niemals en­ Aufzüge. Lesebuch „Fukushima“ – Übersetzun- gen wurde, pilgerten zehntausende dende Verbundenheit mit dem Turm gen, Kommentare, Essays. Berlin: 2013. Schaulustige an den Ort des Gesche­ zu demonstrieren. Katinka Caruso: Endlich ist das UR hens nach Bockenheim. Nie zuvor Sche... Gebäude weg!!!!!!!!!! Ja wohl... Foto: Dettmar wurde in Europa ein höheres Ge­ Emil Tischbein: Ich werde dich immer SO was ekelhaftes habe ich in meinem Aktuelle Ausschreibung für bäude gesprengt. Knapp zehn Se­ lieben, bester AfE-Turm Leben nie betreten müssen...... „Schlagzeilen vom Rande der eLearning-Förderfonds 2014 kunden hat es gedauert, dann wa­ Und wenn ich daran denke, dass ich Wirklichkeit“ – so lautete der Titel ren von dem 116 Meter hohen Pola Sarah Na: Es ist wie Liebeskummer 3 Jahre lang fast jeden Tag dort sitzen seines Vortrags im Rahmen der Mit der jährlichen eLearning-Förderung Uni-Hochhaus nur noch 55.000 musste…. Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft werden Mittel bereitgestellt, um neue, Tonnen Schutt und Asche übrig. Re­ Urte Finger-Trescher: und ich wollte und Gesellschaft“: Prof. Dr. Harald innovative eLearning-Konzepte zu korde stellte der Turm auch in der doch ein kind von ihm, vom turm Tweets im Namen des Turms Lesch, Professor für Theoretische entwickeln und zu erproben Die digitalen Welt auf. Allein mit dem Die Turm-Nostalgiker dürfen sich Astrophysik am Institut für Astronomie eLearning-Förderung umfasst den Schlagwort „#AfE-Turm“ stand er Etienne Gardé (@EtienneToGo): freuen. Nicht nur in ihren Herzen und Astrophysik an der Universitäts- eLearning-Förderfonds für Lehrende fast zehn Stunden in den Top 10 der RIP AfE-Turm! lebt der AfE-Turm weiter. Auf Twit­ sternwarte der LMU München, sorgte (eLF) sowie auch Mittel für studenti- Trendthemen, die am Tag der Spren­ ter wurde ein paar Tage vor der Anfang Februar für einen restlos sche eLearning-Projekte (SeLF). gung deutschlandweit auf Twitter Pati Li (@sonnenkinder): Goodbye my Sprengung der anonyme Account überfüllten Hörsaal im Otto-Stern-­ Abgabetermin für beide Ausschreibun- diskutiert wurden. Auch die großen love. I´ll miss you. Maybe. #AfETurm „AfE-Turm (@AfETurm)“ eingerich­ Zentrum. Unterhaltsam, gelehrig und gen (Gesamtvolumen 120.000 Euro): Medien twitterten große Worte. #Frankfurt tet. Für ein paar Tage gab es im Na­ auch selbstironisch begeisterte der vor 30.4.2014. Alle Einreichungen men des Turms Abschieds-Tweets. allem mit seinen Fernsehsendungen werden in einem qualitätssichernden Aus dem ganz eigenen Blickwinkel bekannt gewordene Wissenschaftler Auswahlprozess begutachtet. des AfE-Turms. seine Zuhörer. Organisiert wurde die Interessierte können sich im Vorfeld Reihe „Vom Urknall ins Labor“ von der von studiumdigitale beraten lassen. AfE-Turm (@AfETurm): Liebe Nach- Goethe-Universität, vom „Helmholtz Gerade Studierenden sollten sich z.B. barn, sorry, dass es am Sonntagvor- International Center for FAIR“ (HIC for bei der Finanzkalkulation ihres Antrags mittag etwas lauter wird. Ihr seid aber FAIR) und dem FIAS. UR Unterstützung einholen. herzlich eingeladen. Ralph Müller, studiumdigitale GU100-Räder heiß begehrt AfE-Turm (@AfETurm): Heute Nacht  www.studiumdigitale.uni-frank- wieder schlecht vom Bankenviertel ge- furt.de „Analoge“ träumt. Diese verdammten Betonklöt- Auszeichnung für OPERA-Projekt Botschaft(en) aus ze trifft es auch noch irgendwann. dem AfE-Turm. Foto: Dettmar Die im Rahmen des Editionsprojekts AfE-Turm (@AfETurm): 950 Kilo OPERA – Spektrum des europäischen Sprengstoff – ein bisschen stolz bin ich Musiktheaters in Einzeleditionen von ja schon. Foto: Dettmar Prof. Dr. Thomas Betzwieser herausge- ZEIT ONLINE WISSEN (@zeit- AStA TU Berlin (@astatu): Kritische gebene Partitur Prima la musica et poi online_wis): Frankfurter Schule, Theorie plattmachen? Der arme AfE-Turm (@AfETurm): Schlechte Sicht Zum Jubiläumsjahr wurden 100 le parole (Giambattista Casti, Antonio 80-Cent-Kaffee, drinnen rauchen: @AfETurm in Frankfurt steht vor heute. Hätte so gerne noch einmal den moderne Hollandräder exklusiv im Salieri) ist mit dem Musikeditionspreis der #AfETurm war ein Reservat alter der Sprengung … #beileidstweet Taunus gesehen. Design der Universität produziert. Best Edition des Deutschen Musikver- Unikultur. (dal) Zusätzlich macht eine praktische leger-Verbandes ausgezeichnet Andere wiederum erinnerten in Tweets aus dem Jenseits? Nein, Messenger Bag der AOK Hessen, worden. Diese historisch-kritische Süddeutsche Zeitung (@SZ): kurzen, aber deshalb nicht weni­ das letzte Lebenszeichen gab der einem der Sponsoren der Aktion, die Hybrid-Edition, die „sämtliche Am Sonntag wird das Hochhaus der ger gefühlsgeladenen Zeilen an Turm am Tag der Sprengung am Räder zu perfekten Fortbewegungs­ verfügbaren relevanten Quellen in @goetheuni gesprengt. Es ist Turm die schönen, aber auch weniger 2. Februar 2014 von sich. mitteln für die Großstadt. In Windes- übersichtlicher und variantenreicher der Zumutung und Hort der Freiheit schönen Momente, die sie im Oliver Dziemba eile waren die 100 Räder, die zum Form zugänglich“ mache, sei „eine zugleich. Turm verleben durften. Jubiläumspreis von 100,– Euro editionstechnisch bedeutende und Studierenden angeboten wurden, innovative Ausgabe, die die Jury taz (@tazgezwitscher): Hans Bohl: ... ein Teil meiner verkauft. 10 der Räder wurden im einhellig für preiswürdig“ halte. UR Im AfE-Turm wurden Politikformen, ­Geschichte hat sich in Staub aufgelöst, Drogen, Piratensender, Zeitschriften immer wenn ich an ihm vorbeigefahren Aktuell UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 5

er Fall Pussy Riot ist bereits in Literatur- und Kulturwissenschaft Ddie gegenwärtige Geschichte Pussy Riot und Leiterin des religionswissen­ »Bewegliche Territorien« Russlands und Europas eingegan­ schaftlichen Clubs an der Lomo­ gen. Das Punk-Gebet von Pussy Riot nossow-Universität (1981-2011), „Mutter Gottes, Jungfrau, verjage und die Religion Gastdozentin an der University of – Ukrainische Autoren in Frankfurt Putin“ fand in der Moskauer Erlö­ Glasgow und Durhem University ser-Kathedrale am 21. Februar 2012 Russische Wissenschaft­ (2012). Als Gastreferentin im Se­ iteratur und Diskussionen zur brisanten politischen Lage in der statt. Die Aktivistinnen von Pussy minar „Hl. Frauen in der christ­ L­Ukraine: Anfang Februar, die Lage auf dem Majdan-Platz verschärfte Riot betraten dabei die Solea der Ka­ lerin spricht auf dem lichen und Hindu-Religion – ein sich gerade, fanden die „Beweglichen Territorien“ in Frankfurt statt. thedrale und vollführten vor dem Campus Westend aus ­religionstypologischer Vergleich“ Hanne Kulessa und 30 Studierende der Buch- und Medienpraxis im Kurs Altar das Punk-Gebet gegen die Alli­ religionswissenschaftlicher (Prof. Edmund Weber) wird sie die Kulturmanagement hatten die beiden Veranstaltungen konzipiert. Zuerst anz von Kirche und Staat. In ihrem religiöse Dimension der Pussy-­ gab es im Literaturhaus eine lange Lesenacht mit Juri Andruchowytsch, Lied kritisierten Pussy Riot die enge Sicht über die Anti-Putin-­ Riot-Aktivistinnen betrachten. Es Tanja Maljartschuk, Jurko Prochasko und Serhij Zhadan, vier der wich­ Zusammenarbeit des Klerus mit Aktivistinnen. werden wechselseitige Beziehun­ tigsten Autoren ukrainischer Gegenwartsliteratur, bei der die Autoren aus dem Staat. August 2012 wurden die gen zwischen der institutionalisier­ ihren Werken lasen, um Interesse an ihrem Land und vor allem seiner Bandmitglieder wegen „Rowdytums ten Religion, der Staatspolitik, der Literatur zu wecken. Es folgte eine Podiumsdiskussion mit den vier Auto­ aus religiösem Hass“ schuldig Geschlechterproblematik, der Volks­ ren sowie der Politikwissenschaftlerin Inna Melnykovska im Renate-von- ­gesprochen und zu zwei Jahren religiosität und des interreligiösen Metzler-­Saal der Goethe-Universität. Die Teilnehmer diskutierten über die Straflager verurteilt. Der soziale Po­ Dialogs an diesem konkreten Bei­ aktuellen politischen Verhältnisse der Ukraine. Beide Veranstaltungen larisierungsprozess der abnehmen­ spiel reflektiert. stießen angesichts der dramatischen Entwicklungen in Kiew auf sehr gro­ den Ablehnung und zunehmenden Der Vortrag richtet sich an die ßes ­Interesse. Tamara Marszalkowski Anerkennung von Pussy Riot durch Studierenden der Religionswissen­ Teile des Klerus und der russischen schaft, Religionsphilosophie, Theo­ Bevölkerung bekam mit der Inhaf­ logie, Soziologie, Politikwissen­ tierung von Pussy Riot seine eigen­ schaft sowie alle Interessierten. ständige Dynamik. Vladislav Serikov Dr. Elena Volkova beschäftigt sich seit 2012 wissenschaftlich und kulturpolitisch mit dem Pussy-Riot-­ Fall. Sie veröffentlichte mehrere Elena Volkova: From Punk to Holy Wie geht es weiter Artikel und hielt Vorträge zum Women: The Religious Dimension in der Ukraine? Thema. Seit der Inhaftierung der of the Pussy Riot Case. Im Renate-von- Metzler-Saal wurde Frauen von Pussy Riot engagiert sie Elena Volkova in einer Balaclava (Sturm- 24. April, Campus Westend, leidenschaftlich sich auch persönlich für ihre Be­ haube) mit Pussy-Riot-Ikone. Dort steht: Casino, Raum 1.802, 18 Uhr. diskutiert. freiung. Volkova war Dozentin für „Freilassung von Pussy Riot!“. Foto: privat Foto: Dettmar

Demnächst auf ein Bier im Lokal »Henscheid« Fragen an den Humoristen und Satiriker Eckhard Henscheid zu seinem Roman »Die Vollidioten«

Lieber Herr Henscheid, die Stadt der geplant noch erwartbar – die Humor und Satire sind eigentlich Robert Gernhardt, F. W. Bernstein, Die momentan und gut zehn Jahre Frankfurt liest jetzt Ihren Roman kam über Umwege erst später. streng genommen konträre Be­ Gerhard Polt und Heino Jaeger – nach meinem Wörterbuch trium­ „Die Vollidioten“ – was für eine griffe. Ich bin aber sozusagen für Letzterer kein Jahrhundert-, son­ phierenden Großvolkstorheiten und (fiktionale) Welt wartet auf den In welchen Frankfurter Lokalitäten beides verantwortlich. „Die Voll­ dern ein Jahrtausendgenie; leider Sprachverbrechen sind sehr kurz: geneigten Leser, was wird er über würden sich der Erzähler und sein idioten“ sind zweifellos ein hu­ nach knapp fünfzehn Jahren Tod­ „spannend“ (am Tag eine Milliarde seine Stadt erfahren, was er noch Bekanntenkreis aus „Die Vollidio- moristischer Roman, jedenfalls sein noch immer oder schon wie­ Mal allein in den Medien) und nicht wusste? ten“ wohl heute tummeln? nach meinem Begriff. TITANIC der halb vergessen. Und umso „Okay“ (eine Trillion Mal auf der Frankfurt wird im Buch nicht ein Gibt es überhaupt noch vergleich- ist schon laut Untertitel eine sati­ dringlicher zu empfehlen. Es gibt Straße). Fast bin ich gespannt, wie einziges Mal nominell genannt – bare Treffpunkte wie das „Mentz“, rische Zeitung. Für die angeblich immerhin aktuell fast zehn CDs zu es nach diesen Katastrophen noch allenfalls vag´ und indirekt über trinken Intellektuelle und Lebens- stilprägenden Folgen beider bin hören und sogar zu kaufen. weitergehen kann: womöglich mit die „Frankfurter Eintracht“. künstler heute weniger bzw. an ich nur bedingt verantwort­ einem weiteren Anstieg des Wenn die Stadt trotzdem unleug­ anderen Orten? lich. Sie haben mit dem Wörterbuch „Wahnsinn“ bzw. „wahnsinnig“. bar aus dem Text hervorschim­ Ich hoffe und erwarte, dass sich „Dummdeutsch“ die „schleichende Unser Bundestrainer Löw z. B. sagt mert, soll es mir recht und lieb meine „Kreise“ ab 13. April in dem Haben Sie persönlich einen Verhunzung“ von Sprache in Politik es pro Satz mindestens einmal und sein. Was der Frankfurter heute zweifellos nach mir benannten Lieblings­humoristen? und Medien kritisiert. Was sind auf immer besinnungsloser. Und wird bzw. 1973 über seine Stadt erfah­ neuen Lokal „Henscheid“ in der Meine noch lebenden oder diesem Feld neueste „Dummheiten“, wohl während der Weltmeister­ ren kann bzw. konnte? Indirekt Mainkurstraße 27 tummeln. Ab knapp verstorbenen Lieblings­ die der Sprachkritiker nicht schaft nochmals zulegen. dies, dass es mit „Punkfurt“, „Ge­ sofort und dann ewig. Ich bin komiker oder eben „Humoristen“: durchgehen lassen kann? Die Fragen stellte Dirk Frank. stankfurt“ usw. damals mehr ein wohl der erste deutsche Autor, Gerücht war. Im Roman erscheint nach dem schon zeitlebens ein Lo­ „unsere große Stadt“ mehr als kal benannt wurde – und deshalb eine harmlose, gemütvolle, fast auch dem Wirt unmittelbar ver­ »Bei Mentz« gemütliche. antwortlich. Getrunken und Kar­ ten gespielt soll dort werden – hin – Eine Ausstellung im »Fenster zur Stadt« Hätten Sie damals mit einer und wieder auch öffentlich gele­ Restaurant Margarete/Haus des Buches, bis zum 13. April. derartigen Breitenwirkung Ihrer sen. Wird mehr oder weniger als Braubachstraße 18-22, 60311 Frankfurt am Main Prosa gerechnet? Kann Literatur, die früher getrunken? Ich fürchte, et­ Veranstalter: Goethe-Universität Frankfurt am Main – Neuere derart salonfähig geworden ist, sich was weniger. 1973 und schon vor­ Philologien, Universitätsarchiv, 100 Jahre Goethe-Universität. noch den Charme des Sub- oder her wurde ja vor allem auch ge­ Eintritt frei. Gegenkulturellen bewahren (sofern trunken, um sich für die knapp sie den jemals für sich in Anspruch bevorstehende Revolution fit zu Weitere Termine im Rahmen von »Frankfurt liest ein Buch«: genommen hat)? halten – bzw. zu machen. Hauslesung der Goethe-Universität. 10. April 2014, 19.30 Uhr. Um Sub- und Gegenkultur – da­ Goethe-Universität, Campus Westend, mals und in der Folge schnell infla­ Wie betrachten Sie als Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften Q1, 1. OG, tionierte Modevokabeln – war mir Mitbegründer der TITANIC den Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main. damals eigentlich nie zu tun. Eher Stand der Humorproduktion, war Veranstalter: Goethe-Universität, Neuere Philologien, Bibliothekszent- ums Gegenteil: das einmal im Ro­ die Satirezeitschrift in irgendeiner rum Geisteswissenschaften, 100 Jahre Goethe-Universität.­ Eintritt frei. man halbironisch behauptete „Zeit­ Form stilprägend, hat sie heute noch Foto: Wolfgang Becker lose“ von Kultur und Literatur. Die die Bedeutung, die sie in den 80 er „Breitenwirkung“: war erstens we­ und 90 er Jahren hatte? 6 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Aktuell

Anzeige Bildungswirklichkeit erklären Über 1.000 Teilnehmer auf Tagung zur Empirischen Bildungsforschung­

nklusion, wie sie die UN-Behindertenkon­ gerecht zu werden“, sagt Marcus Hasselhorn, der vention von 2006 auf den ersten Blick impli­ zugleich einer der Vizepräsidenten der GEBF ist. Iziert, nennt Marcus Hasselhorn ein „reali­ „So konzentrieren sich beispielsweise Psycholo­ tätsfernes Idealbild“. Er ist der geschäftsführende gen auf individuelle Lernprozesse, betrachten Direktor des „Deutschen Instituts für Internatio­ aber nicht unbedingt die gesellschaftlichen und nale Pädagogische Forschung“ (DIPF). Bei der ökonomischen Rahmenbedingungen, unter de­ zweiten Tagung der „Gesellschaft für Empirische nen gelernt wird. Dafür ist wiederum die Exper­ Bildungsforschung“ (GEBF), die Anfang März tise von Soziologen und Wirtschaftswissen­ vom DIPF und der Goethe-Universität auf dem schaftlern unabdingbar.“ Campus Westend ausgerichtet wurde, leitete Hasselhorn die Diskussion in dem öffentlichen Lesefähigkeit: Interaktion wichtiger als Instruktion Symposium über „Effekte inklusiven Unter­ Wie produktiv es sein kann, wenn die Experti­ richts“. Er erläutert: „Ein inklusives Schulsystem sen unterschiedlicher Disziplinen zusammen­ bedeutet nicht etwa, dass es keine Sonderschu­ kommen, zeigte ein weiteres öffentliches Sym­ len mehr gibt. Entscheidend ist, dass Sie für jede posium. Unter dem Titel „Soziale Disparitäten in Behinderung und jede Art von sonderpädagogi­ der frühkindlichen Bildung und Erziehung in schem Förderbedarf einzeln prüfen, ob und wie England und Deutschland“ erörterten Wissen­ die Kinder auf eine Regelschule gehen können. schaftlerinnen aus Pädagogik, Psychologie, Bil­ Und da zeigt das Symposium, dass die Forschung dungsökonomie und Soziologie, ob und wie sich zu den Auswirkungen inklusiven Unterrichts unterschiedliche Startbedingungen auf den Er­ noch ganz am Anfang steht. Wir wissen noch folg frühkindlicher Bildung auswirken: Haben viel zu wenig darüber, wie sich inklusiver Unter­ Kinder mit unterschiedlichem sozialem Hinter­ richt auf behinderte Kinder, ihre nichtbehinder­ ten Mitschüler und die Lehrkräfte auswirkt.“ Mit etwa 130 Poster-Präsentationen, 160 Ein­ zel-Vorträgen sowie mehreren hundert Vorträ­ gen bei einem der 70 Symposien stellte die Ta­ gung die größte fachübergreifende Tagung der empirischen Bildungsforschung im deutschspra­ chigen Raum dar. Gemäß ihrem Motto „Die Per­ spektiven verbinden“ sollte sie ein Forum für den Austausch zwischen den Disziplinen sein: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Psychologie, Pädagogik, Bildungsökonomie, So­ ziologie sowie verschiedenen Fachdidaktiken erörterten den aktuellen Stand der empirischen Bildungsforschung.

Empirisch und interdisziplinär Prof. Manfred Prenzel, Bildungsforscher (TUM) und Seit den 1990er Jahren konzentriert sich dieser Präsident der GEBF. Foto: DIPF vergleichsweise junge Forschungszweig darauf, die Bildungswirklichkeit von Kindern und Er­ grund auch unterschiedliche Zugangsmöglich­ wachsenen in verschiedenen gesellschaftlichen keiten zu Bildungsangeboten, insbesondere zu Gruppen und Schichten zu beschreiben und zu solchen von hoher Qualität? Nehmen die Fami­ erklären. Auf diese Weise können Bildungspoli­ lien aus manchen sozialen Gruppen Bildungsan­ tiker ihre Entscheidungen auf wissenschaftliche gebote besser oder schlechter an als andere? Studien stützen, anstatt sich nur von eigenen Profitieren Kinder aus sozial schwachen Fami­ Werten und persönlichen Überzeugungen leiten lien mehr oder weniger vom Kindergarten­ zu lassen. Anfang 2012 wurde schließlich die besuch? GEBF gegründet, um die empirische Bildungs­ Die Antworten auf diese Fragen sind nicht forschung zu fördern und entsprechende wissen­ schwarz oder weiß, sondern durch viele Grauab­ schaftliche Ergebnisse zu verbreiten. stufungen gegeben. Das erläuterte die Organisa­ torin und Leiterin des Symposiums, Susanne Kuger vom DIPF, am Beispiel der Lesefähigkeit: „Früher herrschte in den Erziehungswissen­ schaften die Auffassung vor, dass Kinder in je­ dem Fall davon profitieren, wenn sie möglichst früh Anregungen für ihre sprachliche Entwick­ lung erhalten. Welcher Art die Anregung ist, sollte dabei erst einmal eine untergeordnete Rolle spielen.“ Instruktion, also beispielsweise das Zeigen von Buchstaben oder Leseübungen, sollte sich genauso wie Interaktion auswirken, das heißt wie etwa Sprachspiele, das Aufsagen von Kinderreimen, Vorlesen und Gespräche. „Der empirischen Bildungsforschung verdanken wir jedoch die Erkenntnis, dass die Zusammen­ hänge komplizierter sind: Interaktive Anregung Foto: DIPF ist wesentlich wichtiger als Sprachinstruktion“, sagt Kuger. „Wenn dreijährige Kinder zu Hause „Gerade in der empirischen Bildungsfor­ und in der Kindertagesstätte viele sprachliche schung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit Interaktionen erleben, wirkt sich das positiv auf wichtig. Bildung ist nämlich ein äußerst komple­ ihre Lesefähigkeiten am Ende der zweiten xes Feld, an dem viele Disziplinen beteiligt sind. Grundschulklasse aus. Zuviel Instruktion hängt An allen großen Themen der Bildungsforschung jedoch eher damit zusammen, dass die Kinder haben verschiedene Fächer ihren eigenen An­ nach dem zweiten Schuljahr nicht etwa besser, teil, der angemessen berücksichtigt werden sondern möglicherweise schlechter lesen.“ muss. Sonst laufen Sie Gefahr, der Realität nicht Stefanie Hense Aktuell UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 7 Lust auf Vorsprung

150 Oberstufenschüler mit derung brauchen“, beschreibt die nie. 15 Lehramtsstudierende konn­ ganisation oder Finanzierung und wie vor groß“, stellt sie fest. „Die Migrationshintergrund­ kamen in Projektkoordinatorin und ehema­ ten im Verlauf der zwei Jahre ihre Wohnen besprochen wurden. Das Verstetigung eines Projekts wie den letzten zwei Jahren nachmittags lige Förderlehrerin Magdalena Ka­ pädagogischen Fähigkeiten an 60 Feedback der Teilnehmer war sehr Vorsprung in Frankfurt wäre er­ zu kostenlosen Deutschkursen auf leta den Ansatz. „Je nach Bedarf „echten Schülern“ pro Halbjahr er­ gut. „Nach wie vor wächst der An­ strebenswert – sei es durch Schu­ den Campus Bockenheim. haben wir dann Kleingruppen aus proben. teil der Kinder mit Migrationshin­ len, Uni, städtische Förderung oder Dort halfen ihnen Lehramts­ vier bis sechs Schülern gebildet für „Es ist ein anderes Arbeiten als tergrund. Die Statistik zeigt, dass Landesmittel.“ Dass daraus noch studierende, ihre Sprachkompetenz Themen wie Grammatik und Recht­ in der Schule“, sagt Sabrina sie seltener Abitur machen als einmal so eine fruchtbare Verbin­ zu verbessern und Hemmschwellen schreibung, Interpretation von Tex­ Ben-Djemmaa, die schon als ihre deutschen Altersgenossen, dung zwischen Schülern und Lehr­ für ein Studium abzubauen. ten, Aufsatzschreiben oder Präsen­ ­Vertretungslehrerin arbeitet. „Wir und wenn sie studieren, häufiger amtsstudierenden erwächst, wäre tationen.“ Eine Kurseinheit dauerte können hier viel individueller auf abbrechen“, sagt Schulz. „Der Be­ beiden Seiten zu wünschen. „Meine Studierenden wurden hier jeweils 90 Minuten. Manche Schü­ die Bedürfnisse des Einzelnen ein­ darf nach Förderung ist also nach Julia Wittenhagen zu Lehrern und konnten damit di­ ler nahmen den Weg zur Uni frei­ gehen und haben wegen des ge­ rekt vor Ort, in der Uni, Praxiser­ willig sogar mehrmals die Woche ringen Altersunterschieds und der fahrung sammeln“, berichtet Derk auf sich, so wichtig war ihnen ihr kleinen Gruppen auch ein eher Frerichs vom Lehrstuhl ‚Deutsch Fortkommen in der Sprache. „Das freundschaftliches Verhältnis zu­ als Zweitsprache‘ etwas wehmütig. Sprachniveau der Teilnehmer war einander.“ Vorsprung hat sie auch Die Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. sehr unterschiedlich. Manche Schü­ beruflich weitergebracht: „Ich Petra Schulz leitete gemeinsam mit ler sind in Deutschland geboren, habe sehr viel über Unterrichts­ ihm das Projekt „Vorsprung“, das sprechen aber zu Hause wenig vorbereitung und das richtige im März endete. Finanziert hatten Deutsch. Andere leben erst ein bis Lehrmaterial gelernt“, lautet ihr es über zwei Jahre lang die Stiftung sechs Jahre hier“, sagt Kaleta. „Des­ Resümee. Förderlehrerin Nora Polytechnische Gesellschaft und halb haben wir großen Wert darauf Ries, die Deutsch für das Lehramt die Peter-Fuld-Stiftung; die Räume gelegt, als Erstes den Lernstand zu an Gymnasien studiert, zieht eine Frankfurter Forscherin stellt die Goethe-Universität zur erheben und auf der Basis individu­ andere Bilanz: „Ich habe fest­ Simone Fulda mit dem Verfügung. Auch die Schüler von ell zu fördern.“ gestellt, dass es mir mehr Spaß sechs teilnehmenden Frankfurter Nicht ohne Erfolg: „Ich habe macht, Unterrichtsideen für die ­Deutschen Krebspreis 2014 Schulen wie Goethe-Gymnasium jetzt neun Punkte in Deutsch“, sagt Sprachförderung zu entwickeln, ausgezeichnet oder Max-Beckmann-Schule wer­ Cristina. Vor drei Jahren kam sie als selbst zu unterrichten. Das Für ihre herausragenden wissenschaft- den das Ende des ungewöhnlichen ohne Deutschkenntnisse aus Mol­ hätte ich ohne meinen Job hier lichen Leistungen wurde Prof. Fulda mit Angebots bedauern: In aller Regel dawien und buchte sich – sehr nie erfahren.“ dem von der Deutschen Krebsgesell- setzen Bildungsprojekte für Kinder ­zielstrebig – gleich in drei „Vor­ Wege zum Uni-Campus ebnen schaft und der Deutschen Krebsstiftung mit Migrationshintergrund in jün­ sprung“-Kursen an der Uni ein. gestifteten Deutschen Krebspreis geren Jahren ein oder wenn sie „Meine Freunde erklärten mich für Dass die Schüler für ihre Vor­ geehrt. Sie hat sich mit ihrer Apotose-­ den Sprung an die Uni bereits verrückt. Aber ich möchte nach sprung-Kurse Uni-Gelände betre­ Forschung einen Namen gemacht. Foto: Dettmar ­geschafft haben. Hier wurde ein­ meinem Abi Fremdsprachenkor­ ten mussten, war Teil des zweiten Hierbei wird das programmierte Zell­ mal ein anderer Schwerpunkt ge­ respondentin werden und dafür Projektziels, ihnen die Scheu vor sterben, das für die Aufrechterhaltung der Selbstregulation in Gewebe- setzt. brauche ich Deutsch.“ China ist ihr einer Hochschule zu nehmen, sie prozessen notwendig ist, untersucht. Die Frankfurter Wissenschaftlerin nächstes Ziel. Einen Mangel an stu­ für ein Studium zu interessieren erforscht, warum dieses „Selbstmordprogramm“ in Krebszellen nicht mehr Individuelle Förderung dentischen Förderlehrern für die und zu motivieren. Hierzu fanden funktioniert. Ziel der Untersuchungen ist es, den Abtötungsprozess der „Motivierte Schüler der Klassen 11 bunte Truppe aus Jugendlichen mit Workshops statt, in denen die Zellen durch eine medikamentöse Behandlung wieder in Gang zu setzen, bis 13 konnten sich bei uns wün­ türkischer, arabischer oder indi­ Goethe-­Universität mit ihren um auf diese Weise den Krebs zu bekämpfen. UR schen, in welchem sprachlichen Be­ scher Herkunft – um nur die Top 3 ­Be­ratungseinrichtungen vorgestellt reich sie vor dem Abitur noch För­ zu nennen – gab es bei Vorsprung wurde und Themen wie Studienor­

»Darm mit Charme« Fragen an Giulia Enders, Medizin-Studentin der Goethe-Universität und Expertin für ein »unterschätztes« Organ

Ihr Auftritt beim Science Slam und schließlich dann die Frage von Wie sind Sie überhaupt zum Peinlich nicht, nö. Dazu weiß ich schreiben ja zehn Monate lang Berlin (2012) ist mit über 130.000 meinem Mitbewohner: „Giulia, du Science Slam gekommen? mittlerweile einfach zu viel und fremdgeschämt. Ich glaube, das End­ Klicks ein Renner auf Youtube. studierst doch Medizin – wie geht Beim Medizinstudium muss man schätze die Arbeit dieses Organs produkt wäre dann lange nicht so Nun hat sie ein Buch zum Thema immer nur ankreuzen. Da hat es auch zu sehr. Wenn jemand pupst, schön geworden, wie es jetzt ist. veröffentlicht, das bereits auf der mir irgendwann gefehlt, auch mal weiß ich, dass da Mikroben gut ge­ Buchmesse Leipzig für Aufsehen einen Satz aufs Papier zu bringen. füttert wurden, und wenn jemand Wird Ihr künftiges Fachgebiet gesorgt hat. Giulia Enders forscht In den Weihnachtsferien hat mir auf Toilette geht, denke ich: Was Gastroenterologie oder Proktologie? für ihre Doktorarbeit am Institut für dann eine Freundin einen Link zu raus muss, muss raus. Scham ist so Oder zieht es Sie auf die Bühne oder Mikrobiologie an der Goethe-­ einem Slam geschickt und meinte: ein Gefühl, das ganz leicht ver­ in den Buchmarkt? Universität. „Mach´ das doch auch mal!“ Das schwindet durch eine neue Sicht­ Mein Ziel ist die Gastroenterologie Thema war natürlich klar. Zum weise oder Perspektive. Ekel ist da – mit einem Augenmerk auf der Frau Enders, sind Sie wirklich, wie Berliner Slam bin ich dann vor al­ viel tiefer verankert. Ich könnte nie Darmflora. Immer mal wieder so man dem YouTube-Video entnehmen lem auch gefahren, um meine ohne Handschuhe Kot anfassen. ein Projekt, bei dem ich mit medizi­ kann, seit dem 1. Semester des Schwester zu besuchen, die da­ Aber das ist auch gut so – Ekel soll nischem Wissen zeigen kann, wie Medizinstudiums dem Thema mals dort gearbeitet hat. Man uns vor potentiell Gefährlichem ja toll wir Menschen gebaut sind, das „Darm“ verfallen? Wodurch wurden kriegt bei so einer Veranstaltung nur schützen und hat damit auch würde mir sicher auch Spaß ma­ Sie „angefixt“? nämlich die Fahrtkosten bezahlt. oft Recht. chen. Steht aber nicht an erster Das kam nach und nach – und fing Dass dort so viele Blogger im Pub­ Stelle. sogar schon vor dem ersten Semes­ likum saßen, die das Video publik Haben Sie schon andere Themen Die Fragen stellte Dirk Frank. ter an. Ich hatte eine starke Haut­ gemacht haben, konnte ich nicht für einen Auftritt oder ein Buch­ krankheit und beim Lesen über den wissen. Das war Zufall. projekt im Blick, die einen ähnlichen Körper war ich völlig überrascht, kacken?“ Als ich fand, dass sogar das ‚Peinlichkeitsfaktor‘ haben? Science Slam Berlin 2012: was der Darm so alles für uns tut. so ausgeklügelt ist, war ich dann Ist Ihnen das Thema „Darm“ Nein. Außerdem finde ich ja auch  www.youtube.com/watch?v=­ Beim Studium kamen dann immer völlig begeistert vom Darm. Dann eigentlich selber noch manchmal nicht, dass der Darm peinlich ist. MFsTSS7aZ5o) mehr abgefahrene Fakten dazu – gabs auch kein Zurück mehr. peinlich? Sonst hätte ich mich beim Buch­ 8 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Forschung

milien würden allerdings eher auf Privat­ es immer was zu entdecken gibt.“ Im Unter­ schulen geschickt. schied zur Quirligkeit des Straßenlebens empfinden die Kinder den Schulhof eher als Lieblingsorte und No-Go-Areas langweilig. „Der grundlegende kindheitsthe­ Dass der Kiez immer auch für Überraschun­ oretische Gedanke“, so Sabine Andresen, gen gut ist, musste das ULe-Team am eigenen lautet: „Was ist für die Kinder interessant, Leib erfahren: Als man einmal am frühen welchen Sinn geben sie bestimmten groß­ Morgen am Straßenrand auf eine Gruppe städtischen Phänomenen, die von Erwachse­ von Kindern warten musste, wurde man nen vielleicht ganz anders wahrgenommen gleich von einer Polizeistreife überprüft. werden?“ Wenn man sich von der kulturpes­ simistischen Perspektive etwas löse und den Gegensatz von guter Kindheit auf dem Lande Yusuf: »Da gibt es ganz viele schöne und schlechter in der Stadt ad acta lege, dann ­Läden. Das ist a Haufen Stadt.« entdecke man auch in einem sicherlich un­ gewöhnlichen Stadtteil wie dem Bahnhofs­ viertel verbindliche und stabile Lebensräume „Es gibt hier sicherlich bestimmte Ecken, die Aufwachsen nicht ungefährlich sind. Das wissen die ­Kinder auch und meiden in aller Regel diese Ismael: »Der da oben gerade die Haare Zonen“, betont Elena Bütow. Erfahrungen schneidet, das ist mein Onkel.“ mit Junkies oder Obdachlosen würden kei­ im Bahnhofsviertel neswegs zur Routine im Alltag gehören. Foto: Wikicommons/Eva K. „Die Kinder sprechen dann sehr viel darü­ für Kinder. Wichtig seien aus kindlicher Per­ ber, wenn sie mal eine unangenehme Situa­ spektive soziale Bezugspersonen – und das Das IDeA-Projekt »Urbane Lernräume« (ULe) untersucht, an tion mit einer verwahrlosten oder aggres­ seien nicht nur Verwandte, Freunde und siven Person beobachtet haben.“ Das Nachbarn, sondern auch der Ladenbesitzer welchen Orten und mit welchen Strategien Grundschul-Kids ihr Rotlichtviertel werde dagegen von den Kin­ oder Zeitungsverkäufer, denen die Kinder Leben im Kiez zwischen Mainzer Landstraße und Main meistern. dern nicht thematisiert. Es gebe eine auf dem Weg zur Schule oder auf dem Nach­ ­Demarkationslinie im östlichen Teil der hauseweg begegnen. df ­Kaiserstraße, die von ihnen auch nicht überschritten werde. Kindheit im Kiez, in der Nachbarschaft von Alleinstellungsmerkmal. Ausgangspunkt für Interessant, so die Forscherinnen, seien „Urbane Lernräume“ (ULe) wird vom Drogen und Prostitution? Wer Frankfurt und die qualitative Untersuchung, in deren Fokus die Lieblingsorte der Kinder: Neben den Inter­ disziplinären­ Forschungszentrum IDeA sein berühmt-berüchtigtes Bahnhofsviertel eine überschaubare Zahl an Kindern steht, Grünflächen am Mainufer seien dies vor al­ (Individual Development and Adaptive kennt, wird zuerst einmal stutzen. Denn dieser waren die Grundschule, ein kirchlich betrie­ lem die Geschäfte auf der Münchener Straße. ­Education of Children at Risk) gefördert. mit 0,5 Quadratkilometern recht klein geratene benes Kinderhaus sowie ein städtischer Hort. „Einen 1-Euro-Laden finden die Kinder be­ IDeA wurde 2008 im Rahmen der LOEWE-­ Stadtteil im Schatten des ICE-Bahnhofs Kinder, die in diesen Einrichtungen verkeh­ sonders spannend – aber nicht etwa, weil sie Initiative des Landes Hessen eingerichtet. scheint nicht gerade kinderfreundlich zu sein: ren, wurden über einen Zeitraum von drei dort günstig konsumieren können. Sondern  www.idea-frankfurt.eu Neben zahlreichen Schnellrestaurants, Jahren begleitet. Die zentrale Frage lautete: weil das Sortiment sehr häufig wechselt und Kneipen, Bars und Supermärkten sind es vor Wo halten sich die Kinder nach der Schule allem Drogenkonsum und Prostitution, die den auf, was machen sie auf der Straße, wie eig­ Kiez prägen. Städtische Grünflächen oder net sich jedes Kind ganz individuell seinen Parks fehlen weitgehend. Stadtteil an? In Form einer teilnehmenden Beobachtung hat das Projektteam die Kinder Urbane Dörflichkeit durch ihren Alltag begleitet. Auch wenn die Anzeige Doch der als sozialer Brennpunkt wahrge­ Kinder wussten, dass sie von den ULe-For­ nommene Stadtteil wird nicht nur von Krea­ schern beobachtet werden, haben sie sich tiven und Urbanitätstouristen zunehmend ganz natürlich verhalten. „Man ist als For­ als interessant und lebenswert empfunden. scher natürlich immer fest in das Geschehen Er bietet auch Kindern außerhalb von Schule involviert, ganz anders als in einer Laborsitu­ ation. Die Kinder sind mit dieser Situation aber sehr spielerisch umgegangen und haben nach einer Eingewöhnungszeit nahezu ver­ gessen, dass wir sie beobachten“, erläutert Projektmitarbeiterin Elena Bütow. Inter­ views wurden auch mit den Eltern geführt, die ihre eigene Sicht auf die Lebensbedin­ gungen in dem besonderen Viertel themati­ sieren konnten. „Über den Zeitraum von drei Jahren konnten wir auch die Veränderungen in diesem ungeheuer dynamischen Stadtteil „Teilnehmende Beobachter“ – das Projektteam beobachten“, erläutert Elena Bütow. von ULe: Leiterin Prof. Sabine Andresen (Mitte) mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Elena Bütow (r.) und Nora Iranee (2. v. l.) sowie den studentischen Mitarbeitern Simon Burkhardt Annika: »Ach so, und eine Straße, da (l.) und Lisa Fischer (2. v. r.). Foto: Dettmar. geht es zu dieser blauen Brücke am Main. Da sind ganz viele so Betrunkene. Ja, vor und elterlicher Wohnung Orte, an denen sie denen habe ich Angst.« sich sicher aufhalten können und am groß­ städtischen Leben, das in seiner sozialen und kommunikativen Struktur oftmals Dörflich­ Dass das Viertel bereits in den Sog einer keit atmet, erlebnis- und erfahrungsreich Gentrifizierung geraten ist und zuneh­ partizipieren können – so jedenfalls die vor­ mend gutverdienende Yuppies sich breit­ läufigen Ergebnisse des Projekts ULe. Leite­ machen, können Sabine Andresen und ihr rin Prof. Sabine Andresen, die seit 2011 in Team nicht bestätigen: „Es ist aber ein Frankfurt forscht und lehrt, hat zusammen ­sozial und ökonomisch sehr gemischtes mit ihrer Mitarbeiterin Elena Bütow dieses Viertel, die Kinder stammen keineswegs Forschungsprojekt konzipiert: „Wir haben in nur aus Armutsfamilien. Auch der Frankfurt ganz bewusst ein urbanes Viertel Migranten­anteil ist nicht überdurch­ gesucht, das scheinbar gar nicht für das Auf­ schnittlich“, erklärt Sabine Andresen. Aller­ wachsen von Kindern geschaffen ist“, erläu­ dings machten sich die befragten Eltern tert Sabine Andresen. Während Gutleut- schon Sorgen darüber, dass die Mieten und Gallusviertel stark von Armut geprägt stark ansteigen könnten. Ein anderes sozi­ seien, habe das Bahnhofsviertel eine andere ales Milieu treffe man beispielsweise am Struktur: Soziale Diversität sei ein wichtiges Westhafen. Kinder aus dort ansässigen Fa­ Forschung UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 9 Jules Vernes Vision bestätigt: Es gibt Wasser im Erdinneren Internationales Wissenschaftlerteam findet erste direkte Beweise für riesige Wassermengen in über 520 km Tiefe

ine riesige Wasserfläche, der Anfang tausch mit den umliegenden Gesteins­ eines Sees oder Meeres, breitete sich schichten. Evor unseren Blicken bis über die Grenzen des Gesichtskreises aus“, beschreibt Wertloser Diamant mit kostbarem Einschluss­ Jules Verne das unterirdische Meer, das der Obwohl dies geradezu utopisch erscheint, Mineraloge Prof. Otto Lindenbrock in dem entdeckte man vor einigen Jahrzehnten, dass Roman „Die Reise zum Mittelpunkt der es tatsächlich zu einem solchen Probentrans­ Erde“ entdeckt. Ob es tatsächlich Wasser in port aus der Erde kommt. Eine spezielle, den Tiefen der Erde gibt, darüber waren sich hochexplosive Vulkanart, Kimberlite ge­ Geowissenschaftler in den letzten Jahrzehn­ nannt, kann diamanthaltiges Material aus ten uneinig. Doch jetzt brachte die Messung hunderten von Kilometern in nur wenigen an einem winzigen Einschluss in einem Dia­ Stunden an die Erdoberfläche befördern. Die manten Klarheit: Jules Verne hatte Recht: letzten Kilometer überwinden die Magmen Der Wassergehalt sei selbst für die optimis­ sogar mit Schallgeschwindigkeit. Bei ihrem tischsten Forscher überwältigend­ groß gewe­ Wachstum in großen Tiefen schließen die sen, berichten Frank Brenker von der Dia­manten manchmal umliegendes Proben­ Goethe-­Universität und seine kanadischen material ein. Kollegen in der Fachzeitschrift Nature. Damit diese einzigartigen Funde den Wis­ „Es ist leichter, Untersuchungen an den senschaftlern nicht entgehen, haben sie Ver­ entferntesten Punkten unseres Sonnen­ träge mit Firmen, die Diamanten aus Kim­ Originalillustration aus Jules Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. systems durchzuführen als direkt unter berliten fördern. Für die Schmuckherstellung unseren Füßen. Mit Tiefbohrungen stoßen sind die Diamanten aus dem gleichen Grund wir technisch bereits in etwas mehr als 10 wertlos, wie sie für die Geowissenschaftler die Probe gegeben, um erste Anhaltspunkte ­großen Mengen, bestätigte sich schließlich Kilometern an unsere Grenzen“, erläutert kostbar sind – wegen der Einschlüsse. Wie zur Art des eingeschlossenen Minerals durch bei Messungen des Infrarotspektrums Prof. Frank Brenker vom Institut für Geo­ wertvoll der mit etwa zehn Dollar bezifferte ein Ramanspektrum zu erhalten. durch Pearsons Arbeitsgruppe in Edmon­ wissenschaften. Da eine direkte Bepro­ Diamant im aktuellen Fall war, deutete sich ton. Die Forscher fanden bis zu einem Ge­ bung unmöglich ist, sind die Wissenschaft­ zuerst bei Messungen an der Universität Fingerabdruck eines verborgenen Minerals wichtsprozent Wasser. „Das ist erstaunlich ler darauf angewiesen, dass die Natur Wien an. Dorthin hatte Frank Brenkers ka­ „Ein Ramanspektrum ist so etwas wie ein viel, denn im sonst zugänglichen Oberen selbst Material an die Oberfläche fördert, nadischer Kollege Graham Pearson von der Fingerabdruck. Man kann es nur zuordnen, Erdmantel ist der Wasseranteil im Gestein und dies möglichst schnell und ohne Aus­ University of Alberta in Edmonton, Kanada, wenn man es mit den Spektren bereits be­ kaum höher als einige 100 ppm“, erklärt kannter Minerale vergleicht“, erklärt Bren­ Brenker. ker. Aber woher kennt man das Spektrum Rätselhaft saugfähig unter Druck Anzeige eines Minerals, das an der Erdoberfläche nicht vorkommt? Aus Laborversuchen weiß Man würde erwarten, dass ein unter Druck man, dass das häufigste Mineral des Oberen verdichtetes Mineral noch weniger Zwi­ Erdmantels, der grünliche Olivin, sich bei schenräume zur Speicherung von Wasser hohen Druck- und Temperaturverhältnissen, ausweist. „In einer relativ dünnen Schicht wie sie im Erdinneren herrschen, hauptsäch­ zwischen etwa 410 und 670 Kilometern lich in die Minerale Ringwoodit und Wads­ Tiefe, die den Oberen vom Unteren Erdman­ leyit umwandelt. Und die Ramanspektren, tel trennt, ist es umgekehrt, denn hier ändert die in Wien im Rahmen einer Masterarbeit sich die Struktur der Minerale: Je höher der aufgenommen wurden, deuteten auf Ring­ Druck, desto mehr Wasser passt hinein. Das woodit hin. Es bildet sich bei einer Tiefe von liegt daran, dass die OH-Gruppen des ­Wassers mindestens 520 Kilometern. „Es ist das häu­ leichter zu komprimieren sind als das Mine­ figste Mineral in dieser Tiefe und wird als ei­ ral“, sagt der Geowissenschaftler. Würde die ner der beiden wichtigsten Wasserspeicher gesamte Zone, aus der die Probe stammt, ei­ gehandelt“, erläutert Brenker. nen ähnlichen Wassergehalt aufweisen, wäre Pearson übergab Brenker den Diaman­ dort schätzungsweise die Wassermenge der ten mit dem vielversprechenden Ein­ heutigen Ozeane verborgen. Damit ist erneut schluss, als er in Frankfurt zu Besuch war, eine Vision Jules Vernes Realität geworden. und bat ihn um weitere Messungen. Die Auch wenn es sich dabei nicht um einen Arbeitsgruppe von Frank Brenker hat in­ schiffbaren Ozean handelt. zwischen jahrzehntelange Erfahrung in der Heute wird der unterirdische Wasservor­ Messung von Einschlüssen in Diamanten rat möglicherweise von Ozeanwasser ge­ und weckte mit zahlreichen spektakulären speist, das entlang der Tiefseegräben ins Funden Aufmerksamkeit in der Fachwelt. ­Erdinnere gezogen wird. In der Frühzeit un­ Sein Team konnte nicht nur bestätigen, seres Planeten, als er noch eine Art Feuerku­ dass es sich um Ringwoodit handelte, son­ gel war, könnte das riesige Reservoir im Erd­ dern auch die chemische Zusammenset­ inneren bereits das Wasser der heutigen zung angeben. An der Synchrotronstrah­ Ozeane enthalten haben – ergänzt durch lungsquelle DESY in Hamburg bestimmten Wasser, das von Asteroiden aus dem All auf sie den Eisengehalt des Einschlusses, ohne die Erdoberfläche gebracht wurde. ihn aus dem diamantenen Gehäuse zu lö­ Anne Hardy sen. „Das war uns zu heikel, denn wir wussten nicht, wie stabil der Einschluss­ sein würde“, so Brenker. Es ist die erste an der Erdoberfläche gefundene Probe des Mi­ Publikation nerals und eigentlich hatten die Wissen­ D.G. Pearson, F.E. Brenker et. al.: schaftler schon gar nicht mehr daran ge­ A hydrous mantle transition zone indicated glaubt, einmal ein solches Mineral in den by ringwoodite included within diamond, Händen zu halten. in Nature. Dass der seltene Fund tatsächlich auch  http://dx.doi.org/10.1038/nature13080 Wasser enthielt und das in unerwartet 10 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Forschung kurz notiert

Frühe naturwissenschaftliche erforscht werden. Abstracts von etwa Bildung 1.000 Zeichen bis zum 4. Mai 2014 per E-Mail an [email protected] Erstmals in Deutschland werden in mit dem Betreff: „UNIversal: zwei auf drei Jahre angelegten Beitragseinreichung“. Vorlage unter: interdisziplinären Studien die http://use.uni-frankfurt.de/universal/ Wirkungen früher naturwissenschaft­ beitrags­einreichung. UR licher Bildung auf Ebene der Kinder erforscht. Die Stiftung „Haus der Ausschreibung: Nachwuchspreis kleinen Forscher“ fördert das Forschungsvorhaben mit dem BMBF, Der Paul Ehrlich- und Ludwig der Baden-Württemberg Stiftung und Darmstaedter-Nachwuchspreis wird der Siemens Stiftung. Die Studien einmal jährlich an promovierte werden von interdisziplinär aufgestell- Nachwuchswissenschaftler für ten Forschergruppen aus Psychologie, herausragende Leistungen auf dem Didaktik der Naturwissenschaften, Gebiet der biomedizinischen Pädagogik und Bildungsforschung in Forschung verliehen. Vorschläge Goethe, Deine Forscher fachlicher Kooperation durchgeführt. werden ausschließlich in elektroni- Prof. Illonca Hardy von der Goethe-Uni- scher Form (CD oder per E-Mail) bis versität gehört zu den Forscherinnen zum 25. April 2014 erbeten (u.a. mit Melanie Köhlmoos, Theologin des Projekts EASI Science (Early Steps detaillierter Begründung, Schriftenver- Foto: Lecher Into Science). UR zeichnis, wichtigsten Publikationen und Curriculum Vitae). Bitte an den er die persönliche Website von Melanie wenn er selbst nicht mit der Existenz Gottes rechne: Mentoring für Doktorandinnen Vorsitzenden der Auswahlkommission: Köhlmoos besucht, die seit dreieinhalb „Brecht hat zum Beispiel die Bibel sehr geschätzt, und weibliche Postdocs Prof. Dr. Robert Tampé, Institut für WJahren als Professorin für evangelische und die Bücher Hiob und Prediger Salomo, mit de­ Biochemie, Goethe-Universität, Theologie an der Goethe-Universität forscht und nen ich mich sehr viel beschäftigt habe, faszinierten Bis 31. Mai 2014 bewerben und in das Max-von-Laue-Str. 9, 60438 Frankfurt. lehrt, der liest dort beinahe als Erstes ein Zitat aus die Philosophen spätestens von Voltaire an, weil sie Programm 2014 einsteigen! Engagierte paul-ehrlich-nachwuchspreis@ den biblischen Sprüchen Salomos: „Gottesfurcht ist es wagten, Gott in Frage zu stellen.“ Wissenschaftlerinnen werden durch uni-frankfurt.de. Die Auswahl der der Anfang der Weisheit.“ Sofort stellt Köhlmoos Das Alte Testament gibt dem Zweifel an Gott SciMento in der besonders entschei- Preisträger erfolgt durch den klar: „Das soll nicht abschreckend wirken. Zur Weis­ Raum. Seine zeitlose Aktualität erhält es für Melanie denden Phase der Promotion und Stiftungsrat auf Vorschlag einer heit zählte im Alten Testament auch das, was wir Köhlmoos aber genauso durch den hohen Stellen­ Postdoc-Zeit in ihrer Karriereentwick- Auswahlkommission. UR heute als Wissenschaft bezeichnen, und wenn der wert, der dem Begriff „Gerechtigkeit“ zukommt: lung gefördert: durch andere Verfasser hier von Gottesfurcht spricht, dann geht er „Gerechtigkeit, das ist gewissermaßen der General­ Informationen dazu erteilt: Doktorandinnen und Postdocs schlicht davon aus, dass es noch etwas Größeres gibt nenner, auf den Sie das Alte Testament bringen kön­ Christel Fäßler, Tel. (069) 798-17250, (Peermentoring) und gleichzeitig durch [email protected] als den Menschen selbst. Wenn man nun Wissen­ nen“, erläutert sie. „Gerechtigkeit ist im Alten Testa­ erfahrene Professorinnen und schaftler, Wissenschaftlerin wird, ist das so ähnlich, ment keine abstrakte Norm oder Tugend, und sie ist Professoren. SciMento-­hessenweit Neues Ehrenmitglied des wie wenn man sich der Kunst zuwendet. Man ver­ auch nichts, wofür nur eine einzelne Bevölkerungs­ bietet eine hervorragende Plattform für Physikalischen Vereins pflichtet sich einer Sache, die einen ge- oder viel­ gruppe zuständig wäre. Gerechtigkeit bedeutet im intensives Networking. Das zweijährige mehr berufen hat. Und nicht nur am Anfang des Alten Testament, dass Jeder das bekommt, was er Mentoring richtet sich an Doktorandin- Der Physikalische Verein hat die wissenschaftlichen Weges sollte stets die Einsicht braucht – ohne darum zu bitten.“ Am deutlichsten nen und Postdocs der fünf hessischen Ehrenmitgliedschaft an Johanna stehen, dass das eigene Wissen begrenzt ist, so wie werde das bei dem sozialkritischen Propheten Amos: Universitäten und den kooperierenden Stachel, Professorin für Experimental-­ das einige hundert Jahre nach Salomo auch Sokrates „Im Klartext sagt Amos, wenn eine Gesellschaft die Forschungseinrich­tungen. UR Physik an der Universität Heidelberg festgestellt hat.“ Schwächsten ausbeutet, dann wird diese Gesell­ und amtierende Präsidentin der Ihr eigener wissenschaftlicher Weg begann vor schaft vor die Wand fahren, und es werden auch  www.scimento.de Deutschen Physikalischen Gesell- fast dreißig Jahren an der Universität Hamburg: „Seit diejenigen mit in die Katastrophe gerissen, die gar Diagnosen für seltene Erkrankungen schaft, verliehen. Die Verleihung ich im ersten Semester anfing, Hebräisch zu lernen, nichts dafür können.“ erfolgte im Rahmen der Feierlichkeiten hat mich das Alte Testament gefesselt. Ich bin dann Das Projekt „Patienten ohne Diagnose zum einhundertjährigen Bestehen der sozusagen dabei, oder besser gesagt: daran hängen Lehre als Herzensangelegenheit – sehen, was andere nicht sehen“ des Goethe-Universität. Johanna Stachel geblieben.“ Köhlmoos wurde in Hamburg mit einer Die Aussagen des Alten Testaments in Klartext zu Frankfurter Referenzzentrums für forscht auf dem Gebiet exotischer Arbeit über das Buch Hiob promoviert und habili­ übertragen, entweder aus dem hebräischen Original Seltene Erkrankungen (FRZSE) erhält Materiezustände, wie sie kurz nach tierte sich in Göttingen mit einer Schrift über die oder aus einer der verschiedenen Übersetzungen: Fördermittel in Höhe von fast einer dem Urknall geherrscht haben. Der ­biblische Stadt Bet-El. Ihr wissenschaftlicher Weg Das will Melanie Köhlmoos auch ihren Studieren­ Viertelmillion Euro. Die Robert-Bosch-­ 1824 gegründete Physikalische Verein führte sie dann unter anderem zu Lehraufträgen den beibringen. Ein Schwerpunkt ihrer Lehrtätigkeit Stiftung fördert die anspruchsvolle gehört zu den Stiftern der Goethe-­ und Vertretungen in Bielefeld und in München, und liegt daher auf der Methodik der Bibelauslegung, Diagnosefindung für Menschen mit Universität. Bruno Deiss inzwischen ist sie sich sicher: „Für Traditions-Uni­ sowohl historisch als auch literarisch. „Den Text der seltenen chronischen Erkrankungen. versitäten in kleinen Studentenstädten bin ich nicht Bibel interpretieren wir Vers für Vers“, sagt Köhl­ Der Förderzeitraum endet am Jubiläums-Alumni-Ball 2014 gemacht. An jüngeren Unis und in Großstädten moos, „manchmal sogar Wort für Wort.“ Ein Semi­ 31. Dezember 2016. UR fühle ich mich einfach wohler, daran bin ich seit nar, in dem sich die Studierenden ein Semester lang Die Vorbereitungen für den Jubilä- meiner eigenen Studienzeit gewöhnt.“ mit nur einem Kapitel eines Buches aus dem Alten Call for Papers: ums-Alumni-Ball 2014 am 19. Juli Testament beschäftigten, sei da nichts Besonderes. Studienkongress UNIversal, 15. Juli 2014 sind in vollem Gange. Die Altes Testament: Auch Literaturliebhaber kommen „Als Studienanfänger erwarten die jungen Leute Goethe-Universität möchte in ihrem auf ihre Kosten ­sicher etwas anderes, stellen sich unter ‚Bibelaus­ Mit dem Studienkongress UNIversal im Jubiläumsjahr erneut ihren Alumni Köhlmoos ist ihrer Berufung gefolgt. Als Theologin legung‘ etwas Ähnliches vor wie in der Kirche oder Rahmen des Projekts USE (=Universität eine einzigartige Gelegenheit bieten, betreibt sie die Wissenschaft vom Alten Testament, im Religionsunterricht. Das methodische, wissen­ Studieren/Studieren Erforschen) wird sowohl ihre Kommilitonen als auch unter Berücksichtigung der christlich-jüdischen Bin­ schaftliche Vorgehen, das ich ihnen beibringe, ist Lehrenden die Möglichkeit geboten, ihre Dozenten und Professoren zu nenperspektive – aktuell arbeitet sie an Kommenta­ aller­dings um ein Vielfaches anstrengender.“ ihre Konzepte und Ergebnisse treffen, neue Kontakte zu knüpfen und ren zu den Büchern Hiob und Prediger Salomo. Sie Und ihre Studierenden scheuen diese Anstren­ akademischer Lehre der Öffentlichkeit sich einfach bei schwungvoller Musik hebt hervor: „Vieles im Alten Testament ist großar­ gung nicht – als hätte es dafür eines Beweises be­ bekannt zu machen. Studierende und gutem Essen zu entspannen. Die tige antike Literatur, vergleichbar mit den Werken durft, belegte Köhlmoos im vergangenen Jahr den erhalten eine Plattform, ihre Universität bieten ihren Gästen nicht von Homer oder Cicero. Nehmen Sie das Buch Ruth, dritten Platz beim „1822-Universitätspreis für exzel­ (Forschungs-)­Ergebnisse zu präsen­ nur eine besondere Küche, gute die Geschichte Davids oder die Erzählungen von lente Lehre“: Die Studierenden hatten sie für den tieren. Als gemeinsamer Gegenstand Weine und großartige Tombola-Preise, ­Jakob und von Joseph. Etliche Texte des Alten Testa­ Preis nominiert und mit ihrer Präsentation die dient anlässlich des Jubiläums die sondern auch die Möglichkeit, Musik ments berichten über persönliche Erlebnisse von Preis-Kommission überzeugt. Ihre Website zeigt, wie Goethe-Universität selbst. Sie soll mit unter freiem Himmel zu genießen. Menschen mit ihrem Gott. Sie sind in ganz unter­ sehr sich Melanie Köhlmoos darüber freut, und wie ihren Studierenden und Beschäftigten, Bei der Bestellung der Ball-Karten bis schiedlichen historischen und sozialen Zusammen­ sehr ihr die Lehre eine Herzensangelegenheit ist. Gebäuden und Grünflächen, Institutio- zum 15. Mai 2014 gibt es einen hängen entstanden, und sie sprechen auch diejeni­ Noch über dem Zitat aus den Sprüchen Salomos nen und sonstigen Gegebenheiten Frühbucherrabatt. UR gen an, die ansonsten mit Religion wenig anfangen werden die Website-Besucher mit Sätzen des Dankes mit den jeweiligen Methoden und können.“ Ob ein Atheist oder Agnostiker Zugang zur begrüßt, und dieser Dank schließt mit den Worten: Frage­stellungen des Faches in Weitere Informationen unter Bibel finde, hänge immer davon ab, wie weit er be­ „Wir haben den Preis gemeinsam gewonnen!“ curricularen Lehrveranstaltungen  www.alumniball.uni-frankfurt.de reit sei, sich auf ein religiöses Buch einzulassen, auch Stefanie Hense Forschung UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 11

ch freue mich auf die tollen Die Federführung des wirt­ vor allem in Form von öffent- Kollegen, die gemeinsamen schaftshistorischen Themas im Jahr lichen Vorträgen und Diskussionen IGespräche und neue Impulse 2015 hat Prof. Werner Plumpe von am Forschungskolleg. Christopher für meine weitere Arbeit“, sagt der Goethe-Universität. Prof. Luise Clark beispielsweise wird am Christopher Clark, Professor für Schorn-Schütte und Prof. Christoph 23. Mai an einer Podiumsdiskus­ Neuere Europäische Geschichte in Cornelißen, beide ebenfalls Goethe-­ sion am Forschungskolleg teilneh­ Cambridge und Autor des aktuel­ Universität, werden jeweils Gast­ men, am 27. Mai hält er einen len Bestsellers „Die Schlafwandler. wissenschaftler zu ihren For­ ­Vortrag im Schloss Homburg, im Wie Europa in den Ersten Welt­ schungsthemen einladen, die in den Rahmen einer gemeinsamen Reihe krieg zog“. Clark gehört im Mai zu kommenden Jahren von der Refor­ des Historischen Kollegs mit der den ersten Fellows des Histori­ mation bis zur Revolution 1918 rei­ Verwaltung der Staatlichen Schlös­ schen Kollegs, einer neuen Pro­ chen. Wissenschaftlicher Koordina­ ser und Gärten Hessens. Auf Einla­ grammlinie des Forschungskollegs tor des Historischen Kollegs ist Prof. dung des Exzellenzclusters „Die Humanwissenschaften der Goethe-­ Andreas Fahrmeir vom Historischen Herausbildung normativer Ord­ Universität in Bad Homburg. Ko­ Seminar der Universität, der auch nungen“ wird Clark auch zweimal operationspartner ist das Histori­ das erste Jahr inhaltlich betreut. Er in Frankfurt zu sehen sein: am sche Seminar der Universität. sieht in dem neuen Projekt „eine 19. Mai beim „Frankfurter Stadt­ Clark ist gleichzeitig Gastwissen­ großartige Chance, die Kultur des gespräch“ des Clusters im Histori­ schaftler des Exzellenzclusters „Die internationalen Austausches über schen Museum am Römerberg und Herausbildung normativer Ord­ historische Kernfragen zu pflegen, am 29. Mai auf dem Campus nungen“. Das Thema zum Auftakt indem es Freiräume für Diskussio­ ­Westend mit einem Vortrag im des zunächst auf fünf Jahre ange­ nen in ganz unterschiedlichen For­ Rahmen des Jubiläumsprogramms legten Historischen Kollegs nimmt maten bietet“. „100 Jahre Goethe-­Universität“. „Die Welt um 1914“ in den Blick. Pro Jahr sollen bis zu zehn „Als Wissenschaftler gehört es Finanziell unterstützt wird das ­Fellows auf Einladung des zu meinen Pflichten, meine ­For erste Jahr von der Stadt Bad Hom­ ­Forschungskollegs die neue Pro­ schungsergebnisse auch im direk­ burg. Zum Kreis der Förderer ge­ Foto: Dettmar grammlinie mit Leben füllen. Im ten Kontakt mit der Öffentlichkeit hören die Frankfurter Mäzenin aktuellen Auftaktjahr werden ab vorzustellen, und das macht mir Dagmar Westberg als Hauptspon­ Mai zunächst drei renommierte nach wie vor auch eine Menge sorin sowie der Bad Homburger Gastwissenschaftler erwartet. Neben Spaß“, sagt Christopher Clark, der Unternehmer Stefan Quandt. Prof. Christopher Clark sind dies der in diesen Monaten eine vielge­ Zu Gast bei an der Université de Montréal leh­ fragte Person ist – bei ­Lesungen, Engagement von Mäzenen rende deutsche Historiker Prof. Till Podiumsdiskussionen und in Talk­ und Stadt van Rahden, zu dessen Schwer­ shows. Manchmal sei es schon ein „Wir wissen die großzügige Unter­ punkten die deutsche und euro­ wenig viel, so räumt er ein. Aber stützung sehr zu schätzen, ohne die guten Freunden päische Geschichte des 19. und auf Frankfurt und Bad Homburg solch ein Vorhaben kaum zu reali­ 20. Jahrhunderts gehört, und Prof. freut er sich in besonderer Weise: sieren wäre“, betont Prof. Matthias Christopher Clark gehört Gustavo Corni, der an der Univer­ „Es ist ein bisschen wie bei guten Lutz-Bachmann, Direktor des zu den ersten Fellows des sität Trient Zeitgeschichte lehrt. Sie Freunden“, so Clark. Im Frühjahr ­Forschungskollegs Humanwissen­ bleiben für einen Zeitraum von zwei vor fünf Jahren nahm das For­ schaften und Vize-Präsident der neuen Historischen Kollegs im Wochen bis zu drei Monaten. schungskolleg Humanwissenschaf­ Goethe-Universität. Die Stadt Bad Forschungskolleg Humanwissenschaften ten seine wissenschaftliche Arbeit Homburg fördert die Startphase Dialog mit der Gesellschaft auf. Der allererste Fellow, der da­ mit 50.000 Euro. Das Jahr 1914 der Goethe-Universität Das Historische Kolleg soll ein Ort mals nach Bad Homburg kam – auf habe für die Stadt, die zuvor zu den des persönlichen kommunikativen Einladung des Frankfurter Exzel­ Haupt-Treffpunkten des europäi­ Austausches und der Entwicklung lenzclusters – kehrt jetzt zurück. Es schen Adels zählte, gravierende Verfügung. Die Mäzenin erhofft besonders auf sein Interesse am neuer Fragestellungen zu Themen war Christopher Clark. Bernd Frye und bis heute kaum erforschte Fol­ sich nach eigenen Worten von den Forschungsthema des nächsten der Geschichtswissenschaft sein. gen gehabt – so Oberbürgermeister historischen Forschungen auch Jahres. In einer vergleichenden Geplant sind auch Gastvorlesungen Michael Korwisi. Dagmar West­ Orientierungspunkte für das Ver­ wissenschaftlichen Untersuchung an der Goethe-Universität und berg, die sich bereits auf vielfältige ständnis und die Gestaltung der geht es 2015 um „Varianten des Kolloquien für den wissenschaftli­  www.forschungskolleg-human- Weise für die Universität engagiert, Gegenwart. Stefan Quandt, der Kapitalismus – Der atlantische chen Nachwuchs. Hinzu kommt wissenschaften.de stellt insgesamt 350.000 Euro zur 100.000 Euro beisteuert, verweist Raum und Asien“. der Dialog mit der Gesellschaft,

Internationaler Walter Benjamin-Kongress ber den Begriff der Ge­ geisteswissenschaftliche Forschung der Jetztzeit. Die Konstruktion von der Geschichtswissenschaft. Diesem örtert wurden zentrale Begriffe wie schichte/Geschichte schrei­ und insbesondere für die Goethe-­ Erfahrungsgegenwärtigkeit konsti­ setze Benjamin eine andere Ge­ Dialektisches Bild, Allegorie und Üben“ – so lautete der Titel Universität hervor. Benjamin habe tuiere sich in Auseinandersetzung­ schichtserkenntnis entgegen, in der Eingedenken sowie Benjamins Ge­ des Internationalen Walter Benja­ als wichtiger Inspirator die Kriti­ bestimmte Fragmente des Vergange­ schichtstheorie im zeitgenössischen min-Kongresses, der Dezember sche Theorie Horkheimers und nen zur Gegenwart des Erkennen­ Kontext. Behandelt wurden Benja­ 2013 an den Universitäten in Frank­ Adornos beflügelt. Seine letzte Ar­ den in eine einzigartige Konstella­ mins Epochenkonstruktionen und furt und Mannheim stattfand. Die beit „Über den Begriff der Ge­ tion treten. Die Vorstellung der seine literarischen Essays als Ge­ Veranstaltung wurde von Prof. schichte“ stelle einen Schlüsseltext Geschichte als einem bloßen Konti­ schichtsauslegungen. Burkhardt Lindner (Goethe-Uni­ des 20. Jahrhunderts dar, der maß­ nuum werde aufgesprengt. Damit Ebenso trat Benjamins Auf­ versität), Dr. des. Nadine Werner gebliche philosophische, theologi­ beanspruche Benjamin – ob zu merksamkeit für scheinbar Margi­ (Benjamin Archiv Berlin) und Prof. sche und politische Problemstel­ Recht, ließ Lindner offen –, die des­ nales in den Blick in Vorträgen zur Justus Fetscher (Universität Mann­ lungen zusammenführe und truktiven Kräfte der Marx´schen Kulturgeschichte des Spielzeugs, zu heim) in Verbindung mit der Inter­ apokalyptischen Bedrohungen ins Theorie freizulegen: teils in der Ge­ Figuren der Zeit in der „Berliner national Walter Benjamin Society Auge geblickt habe, die heute nicht stalt ihrer Kombination mit dem Kindheit“, zur Weimarer Medien­ organisiert. Finanzielle Förderung geringer geworden seien. Messianismus des Eingedenkens, moderne sowie über das Fortwir­ erhielt der Internationale Kongress In seinem Eröffnungsvortrag teils durch eine historische Theorie ken in der Gegenwartsliteratur. in Form von Mitteln der DFG, der über Benjamins Optik und die Zeit kollektiver Phantasmagorien der Durchgängig thematisiert wurde Freunde der Goethe-Universität so­ der Geschichtserkenntnis umriss großstädtischen Moderne, die erst die Aktualität von Benjamins Fort­ wie aus Forschungsmitteln der Uni­ Prof. Lindner aus seiner Sicht die Walter Benjamin (1928) im Nachhinein ihre Lesbarkeit schritts- und Historismuskritik als versität Mannheim. Thematik des Kongresses. Er setzte ­gewönne. Geschichtserkenntnis sei Basis einer in der Jetztzeit fundier­ Prof. Lutz-Bachmann, Vizeprä­ den Akzent auf Benjamins anthro­ mit der radikalen Geschichtskritik wesentlich eine Figur der Zeiterfah­ ten Gegenwartserfassung, die den sident der Goethe-Universität, hob pologischen Materialismus als Bin­ bei Nietzsche und Valéry und führe rung, des Einstands zweier Zeiten. Zugang zu noch unbegriffenen Ge­ in seinem Grußwort die große Be­ dung auch des philosophischen zu einer Destruktion des Historis­ Das Spektrum der Vorträge des schichtsmaterialien eröffne. deutung des Kongresses für die Denkens an den Leib- und Bildraum mus als impliziter Philosophie ­ Kongresses war weit gespannt. Er­ Cornelia Aburahma 12 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014

Verfolgung und Massengewalt wäh­ ihrem Vortrag mit der Dichter­ Ersten Weltkrieg zog“ von der Kri­ rend und im Gefolge des Krieges“; freundschaft zwischen Albert Ver­ tik hochgelobt. In seinem Vortrag »Schlafwandelnd« „Jüdische religiöse und kulturelle wey und Stefan Georg beschäftigen. „Das Wilhelminische Deutschland Antworten auf die Krisenerfahrung“; Ulrich Thimm wird schließlich über und die Universität Frankfurt: Der „Verarbeitung des Krieges bei jüdi­ seine Recherchen im Brüsseler Ar­ Kontext des Kriegsjahrs“, den er schen Literaten und Künstlern Euro­ chiv zu dem belgischen Kriegsgefan­ am 29. Mai auf Einladung des Ex­ in die Katastrophe pas“; „Die Wirkung der Erfahrung genenlager in Gießen berichten. zellenzclusters „Die Herausbildung des Ersten Weltkriegs auf jüdischen Unterstützt wird die Veranstaltungs­ normativer Ordnungen“ hält, ver­ Der 1. Weltkrieg als Thema des Nationalismus und Zionismus“; „Die reihe von der Organisation Neder­ bindet er das Gründungsjahr der Nachwirkung des Ersten Weltkriegs landse Taalunie. Frankfurter Universität, und damit Jubiläums­ programms­ im kulturellen Gedächtnis der jüdi­ auch ihre Geschichte, mit nationa­ schen Minderheit vor der Shoah“. Kindheit und Jugend im 1. Weltkrieg len und welthistorischen Bezügen. Die Bürgervorlesung „Der Erste Lange Zeit ging die Forschung in­ Das Jahr 1914 markiert im kollektiven Gedächtnis den Einstieg in die Der 1. Weltkrieg in Flandern Weltkrieg – Kindheit, Jugend, lite­ tensiv der Frage nach, inwieweit „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts: Mit seinen 10 Millionen Todesopfern, „In Flanders Fields” – so lautet der rarische Erinnerungskultur“ des In­ das politische und intellektuelle mit den gewaltigen Materialschlachten und dem Einsatz neuer Waffen und Titel einer Veranstaltungsreihe, die stituts für Jugendbuchforschung Klima des Kaiserreichs eine beson­ Kampfstoffe sollte der 1. Weltkrieg alles bis dato Gekannte in den Schatten das Lektorat Niederländisch zum geht der Frage nach, wie Kinder dere Verantwortung für die Eskala­ stellen. Bei Gründung der Goethe-Universität am 18. Oktober ist der Welt- Thema organisiert. „Der 1. Weltkrieg und Jugendliche, Jungen und Mäd­ tion des militärischen Konflikts krieg bereits ausgebrochen, der Kaiser muss seinen Besuch absagen: „Die lebt im kollektiven Gedächtnis in chen den 1. Weltkrieg erlebt haben trug oder ihn sogar erstrebte. notwendig gewordene Verteidigung des Vaterlandes gegen ruchlose Angriffe Flandern weiter als ‚der Große und welche kriegsbedingten Trau­ Christopher Clark diskutiert den unserer Feinde hat Mir dringendere Pflichten auferlegt“, telegrafiert Wilhelm Krieg‘. Er hat tiefe Spuren in der matisierungen sie erleiden mussten. aktuellen Stand der Debatte zum II. aus Charleville-Mézières. Landschaft, im Gedächtnis und in Welche Bilder-, Kinder- und Jugend­ Wechselspiel zwischen Mentalitä­ der Literatur hinterlassen“, erläutert bücher wurden während des Kriegs ten und kurzlebigen Ereignisfolgen Die ersten Jahre dieser jungen Hochschule und auch die Nachkriegszeit hat die Organisatorin Laurette Artois und in den Jahren danach publi­ vor dem Hintergrund seiner eige­ der Krieg in nicht unerheblichem Maße geprägt. Mit verschiedenen vom Lektorat Niederländisch. Ver­ ziert? Auf welche Weise wurden die nen Forschungsergebnisse. Ausstellungen und Vorlesungsreihen soll im Jubiläumsjahr auch des schiedene Autoren haben neue Ro­ Frontsoldaten mit welcher Literatur Kriegsbeginns gedacht werden. mane zum Thema veröffentlicht. Ei­ versorgt? Die Vorlesungsreihe will Wissenschaft und Propaganda nige davon werden auf Einladung zeigen, in welchem Maße die (Kin­ im 1. Weltkrieg Das europäische Judentum und Gesellschaften. Auch für die jüdi­ des Lektorats in Frankfurt lesen: der- und Jugend-)Literatur ein Ereig­ Ausgangspunkt der Ausstellung der 1. Weltkrieg sche Minderheit in den unter­ Annelies Beck stellt ihr Buch „Over nis lebendig vor Augen führen kann, „Gefangene Bilder. Wissenschaft Der Ausbruch des 1. Weltkriegs im schiedlichen Regionen Europas be­ het kanaal“ (Über den Kanal) vor: Es dessen hundertjährige Wiederkehr und Propaganda im Ersten Welt­ August 1914 stellt insgesamt in der deuteten die Erfahrung des Krieges ist die Geschichte von Becks Urgroß­ 2014 begangen wird und das als die krieg“ im Historischen Museum Menschheitsgeschichte eine Zäsur und die ­politischen Umwälzungen mutter, die 1914 als junges Mädchen Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bilden 15 großformatige Nahauf­ dar und zeitigte tiefgreifende, lang­ der Nachkriegszeit,­ einschließlich mit ihren Eltern nach England (Glas­ bezeichnet worden ist. nahmen, die zehn Kriegsgefangene fristige Folgen für die europäischen des Aufbrandens antisemitischer gow) flüchtet. Stefan Brijs´ Roman Die Ausstellung „Bilder-, Kinder- zeigen, die aus Nord- und Westaf­ Anfeindungen und viel­ „Post für Frau Bromley“ handelt von und Jugendbücher über den Ersten rika stammen und in einem Gefan­ fach brutaler Gewalt, zwei jungen Männern in England, Weltkrieg“ des Instituts für Jugend­ genenlager fotografiert worden einen tiefen Einschnitt die sich 1914 entscheiden müssen, buchforschung dokumentiert aus­ sind. Aber wie passen diese Foto­ mit Blick auf ihr – religi­ ob sie in den Krieg gegen den Feind gewählte Kriegsbilderbücher sowie grafien zu unserem Bild vom Ers­ öses, kulturelles und ziehen. Stefan Hertmans wird in Kinder- und Jugendbücher über ten Weltkrieg? Die Ausstellung politisches – Selbstver­ Frankfurt seinen Roman „Krieg und den 1. Weltkrieg, soweit sie zwi­ hinterfragt genau diese Vorstellun­ ständnis als Bürger Terpentin“ vorstellen, der auf dem schen 1914 und 1918, teils auch gen und erzählt die bisher wenig ­Europas. Die Ringvor­ Kriegstagebuch seines Großvaters nach 1918 erschienen sind. Ergänzt beachteten Geschichten und Zu­ lesung des Fachbereichs basiert. Auch wissenschaftliche Aus­ wird sie um ausgewählte englische, sammenhänge dieser Fotos. Die 06 – Evangelische Theo­ einandersetzungen mit dem Thema französische und deutsche Jugend­ Ausstellung des Historischen Mu­ logie im Sommer­ werden präsentiert: Prof. Geert romane über den Ersten Weltkrieg, seums Frankfurt findet in Koopera­ semester 2014 spürt der Buelens´ (Univ. Utrecht) Buch „Eu­ die in den letzten zwei bis drei Jahr­ tion mit dem Frobenius-Institut Wirkung des Krieges ropa Europa! Über die Dichter des zehnten publiziert worden sind. Die der Goethe-Universität und dem auf die jüdische „Gene­ Großen Krieges” ist eine transnatio­ Ausstellung findet in Fluren des Institut français d´historie en Alle­ ration 1914“ und ihren nale Analyse der Dichtkunst auf dem IG-Farbengebäudes statt. magne statt. 11. September 2014 Entwürfen jüdischen europäischen Kontinent zu der Zeit. bis 15. Februar 2015, Historisches Selbstverständnisses in Prof. Sophie de Schaepdrijver (Univ. Das Wilhelminische Deutschland Museum Frankfurt. UR der Nachkriegszeit nach. Pennsylvania) veröffentlichte bereits und die Goethe-Universität Aspekte der Ringvorle­ 1997 ihr Standardwerk „Der Große Wilhelm II. (mit Stock) bei einer Ordens- sung sind u.a. „Das Ju­ Krieg“. In Frankfurt wird sie in die­ Prof. Christopher Clark, Historiker verleihung in Flandern (wahrsch. 1917). dentum und der ‚Geist sem Zusammenhang einen Vortrag von der University of Cambridge, Nähere Infos zu Terminen und Orten: Foto: ullstein bild von 1914‘“; „Erfahrung über Rechtfertigungsnarrative hal­ wurde für sein jüngstes Buch „Die  www.gu100.de von Antisemitismus, ten. Hedwig Van Heck wird sich in Schlafwandler. Wie Europa in den

Verspätete Aberkennung eines Titels Fragen an Benjamin Ortmeyer zur Vorlesung »Dr. Mengele und die Goethe-Universität«

Prof. Benjamin Ortmeyer, Leiter der Öffentlichkeit scheint das anders lich düstere Kapitel der Universi­ Forschungsstelle NS-­Pädagogik an zu sein. tät zu erinnern. der Goethe-Universität, hat am Der Nachteil von Forschung ist 27. Januar, dem weltweiten Gedenk- manchmal, dass die Öffentlichkeit Mengele hat in den 30 er Jahren tag der Opfer des Holocaust, einen davon zu wenig mitbekommt. parallel in München promoviert viel beachteten Vortrag zum Thema Denn im Prinzip musste zu Men­ ... in Philosophie … „Jenseits des Hippokratischen Eids: gele nicht wirklich etwas Neues Dr. Mengele und die Goethe-Univer­ erforscht werden. Aber es wuss­ ... und in Frankfurt in Medizin, zum sität“ gehalten. Der Vortrag war der ten viele nichts davon. Die Auf­ Thema „Sippenuntersuchung bei Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Die gabe einer Bürgeruni besteht ja Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“ Mit Goethe-Universität­ in der NS-Zeit“ im nicht nur darin, Neues zu erfor­ welcher Begründung wurde ihm der Rahmen des Jubiläumsprogramms. schen, sondern auch die Relevanz Titel in Frankfurt aberkannt? Prof. Ortmeyer bei seinem Vortrag. Foto: David Schommer der Ergebnisse zu vermitteln. Es Ethisch-moralisch und/oder Herr Prof. Ortmeyer, vonseiten bot sich nun an, am 27. Januar, fachlicher Art? tigkeit als Lagerarzt in Auschwitz, Jahre von den Auschwitz-Überle­ der Forschung ist die Biographie dem Internationalen Gedenktag Die Antwort ist ganz einfach: Es wo er Experimente an Menschen benden aus. Hermann Langbein, Mengeles offensichtlich hinläng- zur Befreiung des KZ Auschwitz, wurde ihm aus ethisch-moralischen durchführte, sein Titel entzogen. der übrigens zusammen mit Fritz lich bekannt und erforscht, in der mit einem Vortrag an dieses wirk­ Gesichtspunkten, wegen seiner Tä­ Der Impuls ging Anfang der 60 er Fortsetung auf Seite 13 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 13

Fortsetung von Seite 12 – Verspätete Aberkennung eines Titels

Bauer in Frankfurt die Auschwitz-Pro­ Rahmen der Entnazifizierung wurde er, zesse vorangetrieben hat, und seine als „Mitläufer“ eingestuft, zu einer Mitstreiter wandten sich damals an die Strafe von gerade mal 600 Reichsmark Universität. Eine absurde Situation ent­ verurteilt. 1949 gehörte er zu den Mit­ stand: Der damalige Rektor machte gründern der Mainzer Akademie der 1961 zur Einleitung­ des Verfahrens der Wissenschaften, 1951 erhielt er eine Titelenthebung den Aushang, dass sich Professur in Münster. 1952 wurde er Joseph Mengele um 11 Uhr beim Rek­ auch noch Vorsitzender der Deutschen torat melden soll. Was hätte er getan, Gesellschaft für Anthropologie. Eugen wenn sich der international gesuchte Kogon hat das mal auf die Formel ge­ Kriegsverbrecher Mengele wirklich bei bracht: „Seit uns die demokratische ihm gemeldet hätte? Hoffentlich die Sonne bescheint, werden wir immer Polizei gerufen! Erst 1964 war dann die brauner.“ Damit wollte er zum Aus­ Titelaberkennung rechtswirksam. Der druck bringen, dass nach 1949 gewis­ Fall zeigt ­einerseits, dass sich die Uni sermaßen eine Renazifizierung einsetzt. damals richtig verhalten hat. Er zeigt Professoren und Lehrer, die erst wegen aber andererseits auch, dass es der ihrer Mitgliedschaft in SS oder SA ihrer Auschwitz-­Überlebenden bedurfte, um Ämter enthoben worden waren, wur­ Foto: WikiCommons/Manfred Werner / Tsui das zu erreichen. den dann wieder eingestellt und mach­ ten teilweise große Karrieren. Da liegt Hat jemand Mengeles Arbeit einmal eigentlich noch einiges vor uns, näm­ hinsichtlich ihrer fachlichen Qualität lich zu prüfen, wer in dieses verbreche­ »Klaus Maria Brandauer untersucht? rische NS-System involviert gewesen Von ihrer wissenschaftlichen Qualität ist. Alle Fachbereiche der Goethe-Uni­ ist die Arbeit ein Witz: Anhand weni­ versität sollten es als ihre Aufgabe an­ ger Fallbeispiele wird etwas konstru­ sehen, ihre Geschichte zwischen 1945 liest Goethe« iert. Der Frankfurter Mediziner Prof. und 1964 diesbezüglich einmal kritisch Udo Benzenhöfer hat das in mehreren zu befragen. Ein Highlight des Jubiläums­programms: Der österreichische Publikationen nachgewiesen. Die nächste Vorlesung im Rahmen Ihrer ­Schauspieler gastiert im Juni auf dem Campus Westend Unbegreiflich ist aus heutiger Sicht, dass Reihe „Die Goethe-Universität in der Mengele noch in den 50er Jahren ganz NS-Zeit“ im Mai wird sich mit Ernst in international gefragter Mime, der auf bedeutenden Theaterbühnen, aber auch mit wichtigen legal nach Deutschland einreisen durfte. Krieck, der 1933 Rektor der Universität Filmregisseuren gearbeitet hat und selber als Professor am Max-Reinhardt-Seminar Schauspiel Auch die 50er Jahre sind ein fürch­ wurde, beschäftigen. Elehrt, wird am 12. Juni auf dem Campus Westend aus ­Goethes „Faust“ lesen. Spätestens seit seiner terliches Jahrzehnt, wenn man sich Das war eine ganz wichtige Person in Hauptrolle in dem preisgekrönten Film „Mephisto“ gilt der Faust-Stoff als seine Paraderolle. Der Uni­ anschaut, wie der Schrecken und die der Geschichte der Goethe-Universität Report verlost 5x2 Karten für die Lesung mit Klaus Maria Brandauer. Wer an der Verlosung mitmachen Taten der Nazizeit verdrängt wurden. und der NS-Pädagogik: ein antisemiti­ möchte, muss nur folgende Frage beantworten: Für welchen Film erhielt Brandauer eine Oscar-Nominie­ In den Verwaltungen, in der Justiz, scher Hetzer, der noch 1932 seines rung als bester Nebendarsteller? Kleiner Tipp: In der internationalen Produktion spielte er u. a. an der bei der Polizei und vielen anderen Amtes enthoben worden war wegen Seite von Meryl Streep und Robert Redford. Wenn Sie die Lösung wissen, bitte eine Mail an jubilaeum@­ Behörden saßen noch frühere seiner rassistischen Propaganda – uni-frankfurt.de senden. Einsendeschluss ist der ­30. April, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück NS-Beamte. Der Botschafter Argenti­ schon ein Jahr später durfte er das wünscht Ihnen Ihre UniReport-Redaktion! niens, der Mengele den Reisepass Amt des Rektors bekleiden. Krieck In der nächsten Ausgabe des UniReports (erscheint Ende Mai) wird ein Exklusivinterview mit dem ausstellte, hatte im Außenministe­ war reichsweit einer der beiden füh­ Schauspieler in seine Frankfurter Lesung einführen. UR rium unter Ribbentrop gearbeitet renden NS-Erziehungswissenschaftler. und war dort für die Zusammenar­ Sein Buch über nationalpolitische Er­ beit mit den kroatischen Ustascha-Fa­ ziehung wurde in der NS-Zeit von schisten zuständig. Er wusste sicher­ ­allen Lehrerinnen und Lehrern in lich, wer Mengele ist. Menschen, die ­Schulungslagern des Nationalsozialis­ die NS-Zeit überlebt hatten, mussten tischen Lehrerbundes (NSLB) gelesen, »Kommt, in den 50 ern damit rechnen, jeder­ wie auch übrigens „Mein Kampf“. zeit ihren Peinigern begegnen zu Krieck hat die Bücherverbrennung an können. der Goethe-Universität 1933 geleitet, sich für die Entfernung des jüdischen Geister« Erstaunlich, dass Mengele überhaupt Lehrkörpers und Studierender und all gegen die Titelenthebung geklagt hat! jener, die dem NS-Staat entgegenstan­ Daniel Kehlmann übernimmt die Hätte er nicht über das Verfahren den, persönlich eingesetzt. Wir wer­ dingfest gemacht werden können? den im Rahmen der Vorlesung aber nächste Frankfurter Poetikdozentur Mengele wurde seit 1946 international auch auf Kriecks Nachfolger als Rek­ gesucht. Und trotzdem: Mengeles Ad­ tor, auf Walter Platzhoff eingehen, der m Sommersemester wird ein Autor die Frank­ resse und Telefonnummer in Argenti­ unserer Einschätzung nach nicht nur furter Poetikdozentur innehaben, der mit sei­ nien lagen den Behörden vor. Mengele ein Nationalkonservativer war, son­ Inem Bestseller „Die Vermessung der Welt“ heiratete neu, dies wurde sogar in einer dern ebenfalls als „förderndes Mitglied (2005) einen der größten deutschen Bucherfolge Zeitung vor Ort veröffentlicht. Erst der SS“ eindeutige Nazi-Propaganda der Nachkriegszeit publiziert hat. Unter dem Titel 1959 wurde ein deutscher Haftbefehl betrieben hat. „Kommt, Geister“ wird Daniel Kehlmann ab dem ausgestellt. Es ist beschämend, dass Die Fragen stellte Dirk Frank 3. Juni vor einem akademischen Publikum und ei­ man viele Naziverbrecher­ so lange hat ner literarisch interessierten Öffentlichkeit Einblick frei laufen lassen. Das Verfahren gegen in sein künstlerisches Schaffen geben und über Foto: Heji Shin Mengele ist deswegen auch so bedeut­ Grundlagen und Bedingungen zeitgenössischen li­ sam, weil andere Wissenschaftler ihren Zum Weiterlesen terarischen Schreibens sprechen. Sein Debüt gab Doktortitel nicht verloren haben, wie ­ Benjamin Ortmeyer: Jenseits des Hippo- Kehlmann 1997 mit dem Roman „Beerholms Vor­ Frankfurter Poetikvorlesungen z. B. Mengeles Vorgesetzter Prof. Otmar kratischen Eids. Josef Mengele und die stellung“. Mit „Ich und Kaminski“ (2003) gelang Daniel Kehlmann: „Kommt, Geister“ Freiherr von Verschuer, dem Leiter Goethe-Universität. Mit einem Vorwort ihm sowohl in Deutschland als auch international des Instituts für Rassenhygiene und des AStA der Goethe-Universität. Frank- der große Durchbruch. Diesen Erfolg konnte Kehl­ 3.6., 10.6., 17.6., 24.6., 1.7. , Campus Westend, Audimax ­Erbbiologie, der auch mit den medi­ furt am Main: Protagoras Academicus mann mit „Die Vermessung der Welt“ noch über­ der Goethe-Universität (Hörsaalzentrum HZ1&2). zinischen Experimenten Mengeles in 2014 (erscheint im April). treffen. Sein jüngster Roman „F“ erschien 2013 Beginn jeweils 18 Uhr c.t., Eintritt frei. ­Auschwitz eng verbunden war. und wurde in die Longlist des Deutschen Buchprei­ Vortrag am 12.05.2014 ses 2013 aufgenommen. Für sein Werk, das in viele Abschlusslesung Verschuer konnte aber nach dem Krieg B. Ortmeyer: „Erziehung als Zucht: Sprachen übersetzt und zum Teil auch verfilmt 2. Juli 2014, 19.30 Uhr, Literaturhaus Frankfurt. seine Titel behalten und als Wissen- Prof. Ernst Krieck – Rektor der Goethe-­ wurde, erhielt er zahlreiche Preise, u. a. den För­ Begleitausstellung: „Fenster zur Stadt“, schaftler weiterarbeiten. Universität“ derpreis des Österreichischen Bundeskanzleramts Braubachstraße 18-22. Nicht nur das: Man kann sogar sagen, Campus Westend, Casino 1.801 (2003), den Kleist-Preis (2006), den Thomas- dass Leute wie Verschuer nach dem (ggf. Terminänderung) Mann-Preis (2008) und den Nestroy-Theaterpreis  www.poetikvorlesung.uni-frankfurt.de Krieg erfolgreicher denn je waren. Im (Autorenpreis, 2012). Esther Delp 14 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 International Forschen zwischen Frühsport und Kaffeekultur Der tunesische Wirtschaftswissenschaftler Dr. Skander Esseghaier ist für zwei Monate zu Gast an der Goethe-Universität

s gibt zwei Dinge, über die western University in den USA ver­ danach Arbeiten in Tunesien, Dok­ sein Heimatland Tunesien zurück. Regelmäßig kehrt er nach Tunis zu­ sich Dr. Skander Esseghaier bringt er nun zwei Monate an der tor in den Staaten und jetzt Lehre „Die tunesischen Universitäten sind rück und gibt Kurse und Workshops. Ein Frankfurt besonders freut: Goethe-Universität. Danach geht er in der Türkei. Skander Esseghaier stärker auf Lehre als auf Forschung Die Doktoranden, die er betreut, Joggen im Park und guten Kaffee. für einige Wochen­ zurück nach ist ein Kosmopolit. Er spricht vier ausgerichtet, deshalb sind die Stellen kommen aus Tunesien. Sie sind ihm Ein Glück, dass seine Unterkunft, Istanbul, um seine Doktoranden zu Sprachen fließend, lernt Türkisch im Ausland interessanter für mich“, aus Tunis an die Koç University nach das Gästehaus der Universität in betreuen. Zu guter Letzt steht ein und seit Februar auch Deutsch. Er sagt er. „Trotzdem möchte ich mei­ Istanbul gefolgt. „Für sie bin ich die der Frauenlobstraße, in unmittel­ dreimonatiger Aufenthalt an der liebt es, in verschiedenen Sprachen nem Land etwas zurückgeben, Brücke in die internationale Wissen­ barer Nähe zum Grüneburgpark ESADE Business School in Barcelona und Kulturen abzutauchen – und schließlich konnte ich nur durch ein schaft ... vielleicht eines Tages auch liegt. Für den Kaffeegenuss sorgen an. „Ich bin froh, dass ich endlich doch führt es ihn immer wieder in Stipendium im Ausland studieren.“ nach Frankfurt.“ Melanie Gärtner dann die Cafés in der Leipziger dazu komme, an meinen eigenen Straße oder auf dem Campus – be­ Themen zu arbeiten, und viel Zeit sonders wenn er diese Freude nach in meine Forschung investieren der Mittagspause mit seinem Gast­ kann“, sagt er. „Dieses Jahr ist eine geber teilt. Seit Anfang Februar ist großartige Gelegenheit für mich, der tunesische Wissenschaftler zu meine internationalen Kontakte zu Gast bei Prof. Dr. Martin Natter, pflegen und die Zusammenarbeit Professor für Handel in der Abtei­ mit ihnen zu vertiefen. Mit Martin lung für Marketing am Fachbereich Natter klappt das hervorragend.“ Wirtschaftswissenschaften an der Die beiden Wissenschaftler hat­ Goethe-Universität. Zwei Monate ten sich im Dezember 2011 bei ei­ verbringen die beiden damit, ge­ ner Tagung kennengelernt. Skan­ meinsam über die unterschiedli­ der Esseghaier hatte an der Koç chen Preisgestaltungen bei Elektri­ University eine Konferenz über zitätsanbietern zu arbeiten. Vertriebskanäle organsiert und Eigentlich lehrt Skander Esseg­ Martin Natter als Marketingexper­ haier quantitative Marktanalyse ten eingeladen. Im Gegenzug holte und Marketing Management an der ihn Natter im Folgejahr für einen Koç University in Istanbul. In seiner Vortrag im Forschungsseminar an Forschung ist der Wirtschaftswis­ die Goethe-Universität. senschaftler unter anderem spezia­ „Ich fand die Bedingungen in lisiert auf die Analyse von Preisge­ Frankfurt großartig“, sagt Esseg­ staltungen. Seit September letzten haier. „Die Universität ist wirklich Jahres hat sich Esseg­haier für ein eine der wenigen, die sich mit gro­ Jahr von seiner Lehrtätigkeit be­ ßen internationalen Hochschulen freien lassen. Mit Freizeit hat sein vergleichen kann – und ich habe Sabbatjahr allerdings nichts zu tun. schon viele Universitäten gese­ Nach vier Monaten an der Kellogg hen.“ Bachelor in Paris, Praktikum School of Management an der North­ in New York, Master in , Foto: Melanie Gärtner auslandsförderung

Kontakt für alle unten ERASMUS Placements Kontakt und Bewerbung: Interna­  www2.uni-frankfurt.de/38432193/ Ausland wesentlich höher als für eine ausgeschriebenen Programme tional Office, Auslandspraktika promos1 Inlandsförderung. – sofern nicht anders vermerkt: Das EU-Programm ERASMUS Place- Bewerbungsschluss: fortlaufend Kontakt: das je nach Region ments fördert Auslandspraktika (3-6 zwei Monate vor Praktikumsbeginn. zuständige Amt für Ausbildungs­ International Office Monate) in den Erasmus-Teilnahmelän- Weitere Informationen, Programm- DAAD – Jahresstipendien förderung Campus Westend dern sowohl in privatwirtschaftlich voraussetzungen und Antrags­ Antragsfrist: in der Regel sechs PEG-Gebäude, 2. Stock organisierten Unternehmen als auch in formulare: Der DAAD bietet Jahresstipendien für Monate vor Antritt des geplanten E-Mail: anderen Einrichtungen wie Forschungs-  www2.uni-frankfurt.de/38444362/ Studierende aller Fächer für das Studium Auslandsaufenthaltes [email protected], und Bildungszentren, Verbänden, NGOs dfjw1 an einer Hochschule eigener Wahl. Die Informationen und Antragsformulare: [email protected] oder Schulen. Bewerber müssen sich um Formalitäten  www.bafoeg.bmbf.de  www.uni-frankfurt.de/io Kontakt und Bewerbung: bzgl. der Bewerbungs- und Zulassungs- International Office, Auslands­ PROMOS – Förderung von kurzfristi- modalitäten der ausländischen Bildungskredit Australien: Hessen-Queens- praktika gen studienrelevanten Auslandsauf- Hochschule selbständig kümmern. Neben bzw. unabhängig von BAföG und land-Austauschprogramm 2015 Bewerbungsschluss: enthalten Kontakt: International Office unabhängig vom Einkommen der Eltern fortlaufend ein Monat vor Bewerbungsstelle: DAAD kann für einen Auslandsaufenthalt – Im Rahmen des Hessen-Queensland-­ Praktikumsbeginn (bis Juli 2014). Für eine Förderung folgender Auslands- Bewerbungsfristen sind länderab- Studium oder Praktikum – ein zinsgüns- Programms können sich Studierende Weitere Informationen, aufenthalte (weltweit) kann man sich hängig, siehe: tiger Bildungskredit von 300 Euro pro aller Fachrichtungen (Jura und Medizin: Programmvoraussetzungen und bewerben: Studien- und Forschungs­  www.daad.de Monat beantragt werden. Innerhalb nur Studium von Randbereichen) ab Antragsformulare: aufenthalte (1 bis 6 Monate), Praktika eines Ausbildungsabschnittes können Informationen und Antragsformulare: Februar 2015 für einen einsemestrigen  www2.uni-frankfurt.de/38444641/ (6 Wochen bis 6 Monate), Sprachkurse mindestens drei, maximal 24 Monats­  www.daad.de Studienaufenthalt bei Studiengebühren­ leonardo1 (3 bis 8 Wochen) und Studienreisen raten bewilligt werden. Der Kredit ist erlass an einer der Partnerhochschulen (7 bis 12 Tage). Die BewerberInnen vier Jahre nach der ersten Auszahlung in Queensland bewerben. müssen sich um Formalitäten bzgl. der Gesetzliche Fördermaßnahmen für in monatlichen Raten von 120 Euro an Kontakt und Bewerbung: DFJW Frankreich Bewerbungs- und Zulassungsmodalitä- Studien- und Praxisaufenthalte im die Kreditanstalt für Wiederaufbau International Office ten der ausländischen Gastinstitution Ausland: zurückzuzahlen. Der Bildungskredit kann Bewerbungsschluss: Das Deutsch-Französische Jugendwerk selbständig kümmern. Förderbeginn ist jederzeit schriftlich oder per Internet Di, 20. Mai 2014. (DFJW) fördert fachbezogene Praktika in Juli 2014. Auslands-BAföG beantragt werden. Informationen und Antragsformulare: Frankreich sowohl in französischen Kontakt/Bewerbungsstelle: Aufgrund der hohen zusätzlichen Kosten Kontakt: Bundesverwaltungsamt  www2.uni-frankfurt.de/38433898/ Betrieben/Einrichtungen als auch International Office stehen die Chancen auf eine Ausbil- Antragsfrist: jederzeit australien1 Schulpraktika für Lehramtsstudierende. Bewerbungsfrist: Do, 15. Mai 2014. dungsförderung nach BAföG für einen Informationen und Antragsformulare: Informationen und Antragsformulare: Studien-/Praktikumsaufenthalt im  www.bildungskredit.de Kultur UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 15 Endlich aus dem Schatten heraus­treten Die Ausstellung »Einzeln und Gemeinsam – 100 Jahre starke Frauen an der Goethe-Universität«

eschichte ist Männersache. Persönlichkeiten, die wir porträ­ Geschichte wird von Män­ tieren, sind natürlich nicht mehr Einzeln und Gemeinsam Gnern, die über Männer am Leben. Alle anderen porträ­ – 100 Jahre starke Frauen an der schreiben, geschrieben. Das heißt tierten Frauen haben wir inter­ Goethe-Universität natürlich nicht, dass der Lauf der viewt“, erzählt Specht-Ronique. Welt nur von Männern gestaltet Zwar existierte zunächst die Idee 9. bis 21. Mai 2014 wurde und wird. Frauen schaffen für das Buch, aber um der Idee der Ausstellung es aber äußerst selten auf die eine Bürger-Universität gerecht zu im Foyer des IG-Hochauses, oder andere Seite eines Geschichts­ werden und eine größere Öffent­ Ausstellungseröffnung buchs. Entsprechend schwierig ist lichkeit zu erreichen, entschloss am 8. Mai 2014, 18 Uhr. es, die Frauen auszumachen, die in man sich für eine begleitende Aus­ der Geschichte Außerordentliches stellung. Diese wird zunächst im 23. Mai bis 21. Juni 2014 vollbracht haben. Es bedarf einer Foyer des IG-Hochhauses zu se­ Ausstellung Lupe, mit der man noch einmal ge­ hen sein, danach dann in der in der Stadtbücherei Frankfurt, nauer über die Geschichte fahren Stadtbücherei in der Hasengasse. Zentralbibliothek, muss, um Ereignisse, Orte oder Das Projekt ist eine Kooperations­ Hasengasse 4, Personen hervorzuheben, die von Silvia Bovenschen. Foto: WikiCommons, Heinrich-Böll-Stiftung arbeit zwischen dem Gleichstel­ Ausstellungseröffnung den Herren Geschichtsschreibern lungsbüro, dem Cornelia Goethe am 22. Mai 2014, 19.30 Uhr. links liegen gelassen wurden. sozialismus änderte sich diese libe­ Mensa-Angestellte, die CDU-Politi­ Centrum und dem Fachbereich Eine solche Lupe hat sich eine rale Atmosphäre schlagartig. Frauen kerin Elisabeth Schwarzhaupt oder 03/Gesellschaftswissenschaften. Das Buch erscheint im Mai. Gruppe von Wissenschaftlern an der wurde die wissenschaftliche Karri­ Hilde Schmidt, langjährige Verwal­ Marthe Lisson Goethe-Uni zur Hand genommen, ere erschwert und schließlich ganz tungsangestellte. Auch Nina Rubin­ Anzeige um noch einmal die Geschichte der verweigert. Bis in die 70er Jahre stein hat ihren Platz in der Publika­ Frankfurter Universität detailliert zu gelang es nur wenigen Frauen, sich tion verdient. 1933 reichte sie ihre betrachten. Wer waren die Frauen, als Professorin oder in einer Lei­ Doktorarbeit im Fachbereich So­ Schaumainkai 83 – 60596 Frankfurt am Main die das Universitätsleben in den letz­ tungsposition zu etablieren. ziologie ein, nach der Machtüber­ Tel: 069-63304128 – E-Mail: [email protected] ten 100 Jahren mitgeprägt haben? Die Publikation und die Be­ nahme der Nationalsozialisten www.museum-giersch.de Viele prominente männliche Gön­ gleitausstellung „Einzeln und Ge­ musste sie fliehen und kam erst mit ner, Gelehrte und Mäzene sind be­ meinsam – 100 Jahre starke Frauen 81 Jahre zurück nach Frankfurt, FREIER EINTRITT kannt, aber nur wenige Frauen. an der Goethe-Universität“ be­ um ihre Arbeit zu verteidigen. Zwei in die Ausstellung schäftigen sich im Jubiläumsjahr weitere Beispiele sind Angelika Neue Universität mit liberaler nun ­mit den bisher kaum sicht­ Marx von der Philosophischen Pro­ DIE ANDERE MODERNE Atmosphäre baren Frauen. „Ein ganz entschei­ motionskommission und Marion Kunst und Künstler in den Ländern am Rhein 1900 bis 1922 Dabei war die Frankfurter Uni von dender Punkt dabei war, dies Klomfaß, Mitbegründerin der Nip­ Anfang eine für Frauen offene Bil­ ­statusübergreifend zu tun. Wir pon Connection, dem mittlerweile

dungsstätte. Unter den 618 Studie­ ­porträtieren Wissenschaftlerinnen, größten europäischen japanischen  renden des ersten Jahrgangs 1914 Mensamitarbeiterinnen, Studen­ Film Festival. waren 100 Frauen. Ein Grund dafür tinnen, Stifterinnen, Verwaltungs­ Doch wie findet man diese war die liberale Atmosphäre der mitarbeiterinnen und viele mehr,“ Frauen? „Die Hälfte der Arbeit war Stiftungsuniversität. Für die Bürger­ erzählt Verena Specht-Ronique, anfangs vor allem Archiv-Recher­ familien und Stifter sei das Frauen­ Projektkoordinatorin. Neben den che und die Befragung von frühe­ studium selbstverständlich gewe­ zwei bekannten Frauen Ruth Mou­ ren Mitarbeiterinnen und Ange­ sen, schreibt Dr. Michael Maaser, fang und Tilly Edinger werden die hörigen der Universität. Zudem Leiter des Universitätsarchivs, 2004 Literaturwissenschaftlerin und Au­ brachte eine Umfrage innerhalb in einem Artikel in Forschung torin Silvia Bovenschen porträtiert, der verschiedenen Fachbereiche Frankfurt. In der Zeit des National­ Paula Reinhard, eine langjährige zahlreiche Vorschläge. Viele der

Alfred Nathaniel Oppenheim (1873–1953). Sommerlicher Garten mit Pavillon, 1910. Zubin Mehta mit Fledermaus im Gepäck Sammlung GIERSCH, Frankfurt a. M.

Geburtstags-Konzert in der Alten Oper begeistert Publikum Erstmals würdigt eine Ausstellung die Zeitschrift „Die Rheinlande“ und den „Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“. Beide Initiativen richte- Was nicht nach außen dringt: Kompositionen von Strauss ten sich zwischen 1900 und 1922 gegen die Monopolstellung der Kunstzentren „No, it’s too early!“ – „Listen: taaata (die Ouvertüre zur Fledermaus), Berlin und München und engagierten sich für eine Förderung und Positionierung ta tam. That’s your rhythm.“ – Tschaikowsky, Ravel, Rossini und der Kunst im Westen Deutschlands – in den Ländern entlang des Rheins, wo „Cantabile!“ Zubin Mehta gibt Rimsky-Korsakov zum Besten ge­ sich „Die andere Moderne“ etablierte. Das MUSEUM GIERSCH zeigt in einer ­seinem Orchester Anweisungen – ben. Die Solisten, unter ihnen der großen Sonderausstellung vom 23. März bis 13. Juli 2014 über 130 Gemälde, Probenalltag. Ganz alltäglich ist die erst 22-jährige Violinist Dumitru Graphiken und Plastiken weitgehend unbekannter, aber auch namhafter Gesamtsituation indes überhaupt Pocitari oder Hila Zamir an der Kla­ Künstler, darunter Ferdinand Hodler, Wilhelm Lehmbruck und Christian Rohlfs. nicht. Weder, dass der Maestro im rinette, spielen mit einer Professio­ Das MUSEUM GIERSCH lädt alle Interessierten dazu ein, die Ausstellung Casino probt, noch, dass die jungen nalität, als hätten sie im Leben bis­ kostenfrei zu besuchen. Einfach den Coupon ausschneiden und an der Musiker des Sinfonieorchesters der her nichts anderes gemacht. „Für Museumskasse vorweisen! Viel Spaß in der Ausstellung! Buchmann-Mehta-School of Music mich ist es erst das zweite oder dritte ewaltige Orchesterklänge drin­ der Universität Tel Aviv im Alltag Konzert als Solistin. Daher ist dieser gen aus dem Casinofestsaal von einer solchen Größe angeleitet Abend auch für mich etwas Beson­

G  nach draußen. Immer wieder blei­ werden. Dies geschieht nur einmal deres“, erzählt Zamir. Angemerkt Öffnungszeiten ben Passanten auf ihrem Weg ste­ im Jahr, dieses Jahr in Form eines hat man ihr das nicht. Das Konzert Di-Do 12-19 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr, Mo geschlossen hen, um sich zu vergewissern, ob Geschenks für die Goethe-Uni zu – ein Fest für die Sinne, das der Uni­ ihre Ohren sie nicht trügen. Sicher ihrem 100-jährigen Bestehen. versität zum Jubiläum geschenkt Gutschein für wird unter den Stehengebliebenen 2300 Einladungen wurden ver­ wurde. Mehtas enger Freund Josef kostenfreien Eintritt auch ein Musikenthusiast sein. Un­ schickt, an Mitarbeiter, Förderer Buchmann hatte sämtliche Reise- schuldig, unwissend, vier Meter ne­ und Studierende. Am Abend des 18. und Unterbringungskosten über­ Gültig bis zum 13. Juli 2014 ben ihm Zubin Mehta bei der Probe. Februar ist der große Saal der Alten nommen. Der langanhaltende Ap­

Aaaah ... hätte man das gewusst! Oper dann voll, als das plaus – auch ein Dank an den Eine Kooperation des MUSEUM GIERSCH mit der Goethe-Universität Das Leben kann so unfair sein. ­Jugendorchester und vier Solisten Spender. Marthe Lisson 16 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Campus Laborrundgang mit schöner Aussicht Dreizehn Pharmaziestudentinnen aus dem Libanon schauten sich bei ihrem Besuch an der Goethe-Universität auf dem Campus Riedberg und in der Rechtsmedizin um

rritiert betrachtet Rawan die men, um sich an der Goethe-Uni­ Schließlich gehören die Studentin­ bare Zeit“, sagt er. 2009 verbrachte in Frankfurt vor allem die Gelegen­ Münzen in ihrer Hand. Reicht versität umzusehen. „Es ist sehr nen zu den besten ­ihres Semesters er im Zuge seiner Doktorarbeit an heit, mit der HPLC, der Hochleis­ Idas für das Mittagessen? Die praktisch, dass die Institute hier so und sind Teil des Junior­ Research der Deutschen Universität in Kairo tungsflüssigkeitschromatographie, Dame an der Kasse nickt ihr auf­ nah beieinanderliegen“, sagt Hanna Teams an der BAU. „Wir haben In­ auch drei Monate in der Pharma­ zu arbeiten und das NMR-Zentrum munternd zu und hält ihr schon nach dem ersten Spaziergang über terviews geführt und nur die bes­ zeutischen Chemie. Er arbeitete zu nutzen. „Diese Technologie stand das Wechselgeld entgegen. Von den den Campus Riedberg. „Die Labore ten unseres Teams für die Reise damals in der Arbeitsgruppe von mir zwar auch in Beirut oder Kairo Unsicherheiten mit den unge­ sind auch interessant, wenn sie nach Deutschland ausgesucht“, Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. zu Verfügung“, sagt er. „Allerdings wohnten Münzen einmal abgese­ waren das längst nicht so moderne hen, klappt das Bezahlen an der Geräte, wie in Frankfurt.“ Mensakasse ganz gut – und das, Auch nach seinem Aufenthalt obwohl Rawan und ihre 12 Kom­ in Frankfurt hielt er den Kontakt militoninnen aus dem Libanon erst zu den Frankfurter Wissenschaft­ am Tag zuvor in Deutschland ange­ lern, vor allem zu Dr. Mario Wur­ kommen sind. An Hanna ist der glics vom Institut für Pharmazeuti­ Temperaturabfall zwischen Beirut sche Chemie und Dr. Alexander und Frankfurt allerdings nicht Paulke vom Institut für Rechtsme­ spurlos vorüber gegangen. „Ganz dizin, mit denen er während seines schön kalt hier“, krächzt die Aufenthaltes zusammenarbeitete. 21-Jährige, die nach nur einem Tag Für beide Wissenschaftler war es in Frankfurt schon die Heiserkeit eine Selbstverständlichkeit, die erwischt hat. „Beeindruckend finde Gäste zu empfangen und an den ich aber vor allem, dass Frankfurt Links: In der Asservatenkammer der Rechtsmedizin; rechts: Dr. Mario Wurglics und Dr. Karim Raafat (r.) zeigen den Studierenden Instituten herumzuführen. nicht so zugebaut ist wie Beirut. die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie. Foto: Lecher, Gärtner „Ich möchte meine Studieren­ Man hat einen wunderschönen den früh für die Bedeutung der In­ Blick von hier oben.“ auch kleiner sind als an unserer sagt Karim Raafat. Er lehrt am Ins­ „Ich hatte so viel von den Frankfur­ ternationalität in der Forschung Die Aussicht auf dem Campus Uni.“ Marwa zeigt mehr Begeiste­ titut für Pharmazie an der BAU ter Wissenschaftlern gelesen“, sagte sensibilisieren und bestehende Riedberg ist aber nicht der eigentli­ rung für die neue Umgebung: „Ich und betreut das studentische For­ er. „Außerdem steht dem Institut Kontakte pflegen“, sagt Raafat. che Grund, der die Gruppe nach finde es hier großartig“, sagt sie. schungsteam. Die Reise nach modernste Technologie zur Verfü­ „Ich werde daran arbeiten, Exkur­ Frankfurt führt. Die dreizehn Phar­ „Alles ist so anders. Ich würde gern Deutschland zu unternehmen, war gung.“ Raafat arbeitet vor allem mit sionen wie diese regelmäßig anzu­ maziestudentinnen der Beirut Arab hier studieren. Wenn da nur die seine Idee. Er selbst war vor eini­ Lebewesen und Pflanzenstoffen aus bieten und weiterhin Kooperatio­ University (BAU) sind gemeinsam Sprache nicht wäre.“ Deutsch zu gen Jahren zu Gast an der Uni und dem Meer, extrahiert deren Natur­ nen mit den Kollegen in Frankfurt mit ihrem Dozenten Dr. Karim lernen wäre für die Studentinnen hat seinen Aufenthalt in bester Er­ stoffe und testet sie auf ihre Wirk­ zu pflegen.“ Raafat nach Deutschland gekom­ aber sicher auch kein Problem. innerung. „Es war eine wunder­ samkeit. Für ihn bot der Aufenthalt Melanie Gärtner

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Impressum Herausgeber Der Präsident der Goethe-Universität Erster Soziologe Frankfurt am Main V. i. S. d. P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok) an der Goethe- ­ Redaktion Dr. Dirk Frank (df) [email protected] Tamara Marszalkowski (Assistenz) Universität [email protected] Abteilung Die Universität ehrt im Jubiläumsjahr Marketing und Kommunikation Grüneburgplatz 1 Franz Oppenheimer gleich dreifach: 60323 Frankfurt am Main mit Büste, Biographie und Ausstellung. Tel: (069) 798-12472 /-23819 Fax: (069) 798-763 12531 [email protected] www.uni-frankfurt.de Oppenheimer-Büste im Foyer des RuW-Gebäudes Am 30. März 2014 wäre Franz Oppenheimer 150 Jahre Freie Mitarbeiter dieser Ausgabe alt geworden. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaf­ Julia Wittenhagen, Dr. Stefanie Hense, Melanie Gärtner, Marthe Lisson, Bernd Frye, ten hat im Gedenken an einen der berühmtesten und Monika Hillemacher bedeutendsten Vertreter der Wirtschafts- und Sozialwis­ senschaften an der Goethe-Universität seine Büste im Anzeigenverwaltung Foyer des Gebäudes der Rechts-und Wirtschafts­ CAMPUSERVICE wissenschaften aufge­ Axel Kröcker stellt. Franz Oppenhei­ Rossertstr. 2 »Solange ich lebe, werde ich Franz Oppenheimer 60323 Frankfurt am Main mer hatte 1919 den Ruf nicht vergessen! Ich werde glücklich sein, wenn die Tel: (069) 715857-124 auf eine Professur für ­Soziale Marktwirtschaft – so vollkommen oder so Fax: (069) 715857-20 Soziologie und theore­ [email protected] tische Nationalökono­ ­unvollkommen sie auch sein mag – weiter zeugen mie angenommen und wird auch für das Werk, für den geistigen Ansatz der Gestaltung lehrte in Frankfurt bis Gedanken und die Lehre von Franz Oppenheimer.« Nina Ludwig M. A. 1929. Aus dem Jahr Goethe-Universität Frankfurt am Main seiner­ Emeritierung Korrektorat stammt auch die Büste, Hartmann Nagel Art & Consulting (Ludwig Erhard: Franz Oppenheimer, dem Lehrer und Freund. Rede zu die Fritz Kormis schuf. August-Siebert-Str. 12 Oppenheimers 100. Geburtstag, gehalten in der Freien Universität Berlin, Oppenheimers bekann­ 60323 Frankfurt am Main Franz Oppenheimer. Foto: Institut tester Schüler ist sicher­ 1964). Foto: WikiCommons / Deutsches Bundearchiv (Doris Adrian) für Stadtgeschichte, Frankfurt lich Ludwig Erhard, der Druck viele Gedanken seines Frankfurter Societäts-Druckerei Doktorvaters in das Konzept eines ebenso liberalen wie Druckzentrum Mörfelden Kurhessenstraße 4–6 sozialen Staates einfließen ließ. Erhard sorgte auch da­ 64546 Mörfelden-Walldorf für, dass Oppenheimer auf einer Bundespost-Briefmarke verewigt wurde. Anzeige Vertrieb HRZ Druckzentrum der Universität »Franz Oppenheimer – Ökonom und Soziologe Senckenberganlage 31 der ersten Stunde« 60325 Frankfurt am Main Tel: (069) 798-23111 In diesem Band, der in der Biographienreihe „Gründer, Gönner und Gelehrte“ erschienen ist, zeichnen die Au­ Der UniReport ist unentgeltlich. Für die Mitglie- toren – der Nationalökonom Prof. Volker Caspari (TU der der VFF ist der Versandpreis im Mitglieds- beitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Darmstadt) und der Soziologe Prof. Klaus Lichtblau Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des (Goethe-Universität) – die Stationen seines Lebens Herausgebers und der Redaktion wieder. Der nach. Was die wenigsten wissen: Oppenheimer war ur­ UniReport erscheint in der Regel sechs Mal pro sprünglich Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohren­ Jahr. Die Auflage von 15.000 Exemplaren wird an krankheiten, bevor er sich der Nationalökonomie zu­ die Mitglieder der Universität Frankfurt verteilt. wendete. Der Sohn eines jüdischen Predigers studierte Für unverlangt eingesandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Die Redaktion zunächst in seiner Heimatstadt Berlin Medizin und behält sich Kürzungen und Angleichungen an re- wandte sich – konfrontiert mit den sozialen Folgen der daktionelle Standards vor. Urheber, die nicht er- Industrialisierung – der Nationalökonomie und der So­ reicht werden konnten, werden wegen nachträg- ziologie zu. Sein leidenschaftliches Engagement für die licher Rechteabgeltung um Nachricht gebeten. Idee der Siedlungsgenossenschaft – auch im Rahmen der Zionistischen Bewegung – prägte Oppenheimer zeitlebens. Nach der Machtergreifung der Nationalsozi­ alisten diskriminiert und schikaniert, entschied er sich erst spät zur Flucht in die USA; 1943 starb er verarmt in Los Angeles.

»Liberaler Sozialist, Zionist, Utopist« Mit diesen Begriffen ist die Fotoausstellung im Foyer des PEG-Gebäudes (14. April – 31. Mai) überschrieben, die den ungewöhnlichen Lebensweg Oppenheimers in 40 Fotografien nachzeichnet. Gezeigt werden Aspekte seines wissenschaftlichen und familiären Umfeldes, aber ebenso der zeitgeschichtliche Kontext, in dem Op­ penheimer sich bewegte. Kuratiert wurde die Ausstel­ lung von Klaus Lichtblau und Claudia Willms vom Ins­ titut für Soziologie. Die Vernissage der Fotoausstellung findet am Montag, den 14. April, um 16 Uhr im Foyer des Gebäudes PEG statt. Es werden sprechen: Prof. ­Heather Hofmeister (Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Soziologie der Goethe-Universität), Prof. Julius H. Schoeps (Moses Mendelssohn Zentrum, ­Europäisch-Jüdische Studien, Universität Potsdam) so­ wie Prof. Klaus Lichtblau und Claudia Willms. UR 18 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Bücher

Barbara Geist Burkhardt Lindner (Hrsg.) Lisette Gebhardt, Yuki Masami (Hg.) Hans-Joachim Lotz Jürgen Runge Sprachdiagnostische Kompetenz Walter Benjamin: Das Kunstwerk Literature and Art after „Fukushima“. Paris New Studies on Former and Recent von Sprachförderkräften im Zeitalter seiner technischen Four Approaches Eine literarische Entdeckungsreise Landscape Changes in Africa Reproduzierbarkeit­ Deutsch als Zweitsprache, Reihe zur japanischen Literatur Wissenschaftliche Buchgesellschaft / Palaeoecology of Africa 32 Mehrsprachigkeit und Migration (Werke und Nachlaß Bd. 16) und Kultur ­Lambert Schneider 2013, Darmstadt CRC Press 2013, London Suhrkamp Verlag Berlin 2013, Berlin 236 Seiten, Hardcover, 24,90 Euro 238 Seiten, gebunden, 112 Euro De Gruyter 2013, Berlin, Boston 722 Seiten, Halbleinen, 39,95 Euro EB-Verlag 2014, Berlin 308 Seiten, gebunden, 99,95 Euro 120 Seiten, kartoniert, 17,80 Euro

arbara Geist untersucht im vorliegen- alter Benjamins Abhandlung über das nwiefern „Fukushima“ als Zäsur für die er Antwort auf die Frage sucht, wo- ie Reihe „Palaeoecology of Africa” Bden Band, wie Sprachförderkräfte den W„Kunstwerk im Zeitalter seiner tech- Ijapanische Literatur- und Kunstszene Wrin der Sinn von Literatur bestehen Dwidmet sich neben jüngerer erdge- Sprachstand von Vorschulkindern mit nischen Reproduzierbarkeit“ gehört zum gelten kann, greifen die Aufsätze des vor- könne, der begleite Hans-Joachim Lotz auf schichtlicher (neogenen und quartären) Deutsch als Zweitsprache erfassen. Auf- Kanon der ästhetisch-politischen und philo- liegenden Bands auf und hinterfragen, wie 8 Spaziergängen durch den „große[n] Bib- Perspektive auch Fragen des menschlichen grund verdeckter Sprachschwierigkeiten sophisch-medientheoretischen Texte des die einschneidenden Ereignisse bisher liothekssaal, der von der Seine durch- Einflusses auf afrikanische Ökosysteme ist die Sprachdiagnostik bei Kindern mit 20. Jahrhunderts. Mit dem Begriff der tech- rezipiert wurden und welche Positionen strömt wird“, wie Walter Benjamin Paris sowie der Problematik des Global Change Deutsch als Zweitsprache besonders kom- nischen Reproduzierbarkeit kennzeichnete japanische Autoren, Theaterregisseure und einst genannt hat. Der Leser erlebt, wie in Afrika. Die südafrikanische Traditions- plex. Insbesondere diese Kinder brauchen Benjamin eine fundamentale historische Performancekünstler in ihren Arbeiten seine Wahrnehmung von Pariser Orten reihe wird am Institut für Physische Geo- aufgrund der kürzeren Kontaktdauer zum Umwälzung. Sie bestehe darin, dass mit nach „3/11“ einnehmen. Während sich erweitert wird: Notre-Dame, der Louvre, graphie und am Zentrum für interdiszipli- Deutschen eine frühzeitige und an ihren der technisch-apparativen Wiedergabe der einige Schriftsteller die Aufgabe stellen, die Place de la Concorde, der Triumphbo- näre Afrikaforschung (ZIAF) der Goethe-­ sprachlichen Fähigkeiten ausgerichtete visuellen und akustischen Realität traditio- heilende Narrationen für ein nationales gen, die Oper, die Bastille, der Eiffelturm, Universität herausgegeben. Förderung. nelle Kunstwerke reproduzierbar und das Trauma zu schreiben, ist die Dreifachkatas- die Sorbonne, ganz Paris verwandelt sich Als inter­nationale Buchreihe spielt sie Da sowohl seitens der Bildungspolitik auf Reproduzierbarkeit angelegte Kunst- trophe für andere der Anlass, nun eine in ein Perpetuum mobile aus suggestiven eine tragende Rolle im Hinblick auf das als auch seitens der angewandten Sprach- werk zum Standard würden. Ablösung des „Systems Japan“ zu fordern sprachlichen, geschichtlichen und gesell- Wissen über Afrikas Klima-, Landschafts- wissenschaft eine adaptive Sprachförde- Im Rahmen der textkritischen Ausgabe und die Werteorientierung des Landes schaftlichen Bildern, geschaffen von fran- und Umweltgeschichte. Der vorliegende rung gefordert wird, ist es nötig, den „Walter Benjamin: Werke und Nachlaß“ nach 1945 grundsätzlich anzuzweifeln. zösischen Dichtern. Band enthält neun aktuelle Originalbei- Sprachstand vor Beginn der Förderung ist der Kunstwerkaufsatz nun erstmals in In den vier Analysen werden literarische Unter ihnen nehmen Hugo, Balzac, träge und umfassende Review-Artikel zu zu erfassen. einer umfassende Edition erschienen. und künstlerische Argumentationen um ­Flaubert, Zola und Maupassant, die großen theoretischen wie auch zu anwendungs­ Der Band liefert einen theoretischen Die aus dem Nachlass publizierten Auf- Proteste und Rückeroberungen des öffent- französischen Erzähler des 19. Jahrhun- bezogenen Fragestellungen internationaler und empirischen Beitrag zur frühkindlichen zeichnungen zeigen, wie Benjamin auch lichen Raumes, um ein neues demokrati- derts, breiten Raum ein. Dazu treten im Autoren. In den Beiträgen werden unter- Sprachdidaktik durch die Untersuchung der nach 1936 weiter an einer erhofften deut- sches Engagement, um Alternativen zur 20. ­Jahrhundert Louis Aragon und vor allem schiedliche Methoden zur Erforschung sprachdiagnostischen Kompetenz von schen Publikationsmöglichkeit gearbeitet Konsumgesellschaft, um seelische Verlet- Marcel Proust mit seiner Suche nach der umweltbezogener Dynamiken vom Pliozän Sprachförderkräften von Vorschulkindern hat und dabei die bis heute kontrovers zungen und die heilende Funktion des Kol- verlorenen Zeit, die sich ja hauptsächlich bis heute verbunden und Problemstellun- mit Deutsch als Zweitsprache. Geist er- diskutierte Theorie der Aura wie auch die lektivs sowie um Bedrohung durch Radio­ in Paris abspielt, im 18. Jahrhundert gen zur Klimaveränderung, zu Vegetations­ forscht in einer Längsschnittstudie die Hoffnung auf eine emanzipatorische Rolle aktivität, um Nahrungsmittelsicherheit und Voltaire sowie Mercier mit seinem monu- dynamiken und zum wachsenden Einfluss Urteilsgenauigkeit der Förderkräfte. der Massen modifizierte. Der Kommentar die Zukunft Japans erörtert. Unter ande- mentalen Bild von Paris oder, im 16. Jahr- der Menschen auf Ökosysteme untersucht. Diese multimethodischen Studien sind des Herausgebers erschließt die Quellen rem werden Texte von Yoshimoto Banana, hundert, der überbordende Rabelais. Die von Runge als Jahrbuchreihe edi- ein Beitrag zu Zweitsprachdidaktik und bislang unidentifizierter Zitate. Sein Nach- Taguchi Randy und beispielsweise künstle- Wer hinter den modernen Glitzerfassa- tierte Veröffentlichung bietet gleicherma- Spracherwerbsforschung. Die Reihe stellt wort skizziert die politische und philosophi- rische Aktionen von Takayama Akira und den der „Ville Lumière“ etwas vom Wesen ßen Studierenden, Post-Docs und Profes- aktuelle Ergebnisse zu Bildungschancen im sche Aktualität des Textes. UR der Gruppe Chim Pom besprochen. UR der Seine-Stadt erfahren möchte, dem sei soren einen umfassenden Fundus an um- Kontext von Migration und Mehrsprachig- das Paris-Buch von Lotz empfohlen. Es ist weltgeschichtlichen Originalaufsätzen und keit vor. UR Burkhardt Lindner ist em. Professor für Lisette Gebhardt ist Professorin für das Ergebnis lebenslanger Lektüre und Überblicksartikeln aus über 45 Jahren Geschichte und Ästhetik der Medien sowie ­Literatur- und Kulturwissenschaften der Forschung. Karsten Garscha Afrikaforschung. UR Barbara Geist ist wissenschaftliche Mit- Neuere deutsche Literatur der Goethe-­ Japanologie der Goethe-Universität. arbeiterin am Institut für Psycholinguistik Universität. Er leitet die Walter Benjamin- Dr. Hans-Joachim Lotze war Akademi- Jürgen Runge ist Professor für Physische und Didaktik der deutschen Sprache. Als Yuki Masami ist Professorin an der scher Oberrat am Institut für Romanische Geographie und Geoökologie und Direktor Arbeits­stelle am Institut für Theater-, Film- ­Kanazawa University, an der sie Post-Doktorandin koordiniert sie seit 2011 und Medienwissenschaft. Sprachen und Literaturen der Goethe-Uni- des Zentrums für interdisziplinäre Afrikafor­ ­ das Projekt „cammino – Mehrsprachigkeit „Umwelt­literatur“ und Englisch als versität Frankfurt am Main. schung (ZIAF) an der Goethe-Universität. am Übergang zwischen Kita und Grund- Fremdsprache unterrichtet. schule“.

Udo Benzenhöfer Die Universitätsmedizin in Frankfurt am Main von 1914 bis 2014

Kontur-Verlag 2014, Münster 287 Seiten, Hardcover, 40 Euro

ie Universität Frankfurt wurde im Oktober 1914 als nung kam es durch den Ersten Weltkrieg zu Einschrän- der Jahre 1950 bis 1980 geschildert. Wichtigste Moder- D(staatlich genehmigte) Stiftungsuniversität eröffnet. kungen. In der Weimarer Epoche ist festzuhalten, dass nisierungsmaßnahme in dieser Zeit war die Errichtung Zu den Gründungsfakultäten zählte die Medizinische die junge Stiftungsuniversität, und damit auch die Uni- des Zentralbaus mit Bettenhochhaus. Durch ihn war es Fakultät, die aus dem Städtischen Krankenhaus in Sachsen­­ versitätsmedizin, massiv unter der Geldentwertung litt möglich, die Universitätsmedizin in Sachsenhausen zu hausen hervorging. Die Frankfurter Universitätsmedizin und nur durch das Eingreifen des Preußischen Staats halten. Umzugspläne Richtung Ginnheimer Höhe oder blickt im Erscheinungsjahr des Buches auf eine 100-jäh- 1923/24 gerettet werden konnte. In der NS-Zeit wurde Niederursel wurden hinfällig. Im letzten Kapitel wird die rige Geschichte zurück. Jubiläumsschriften sind oft Jubel­ der moralische und fachliche Tiefpunkt erreicht. Ausführ- Entwicklung von 1980 bis zur Gegenwart in Form einer schriften. Davon kann hier nicht die Rede sein. Zwar lich wird auf die Entrechtung jüdischer Dozenten und auf ausführlichen Chronik dargestellt. werden die Leistungen von exzellenten Wissenschaftlern die Schandtaten und Verbrechen Frankfurter Universitäts- Udo Benzenhöfer ist Professor für Geschichte und wie Paul Ehrlich, , Gustav Embden und mediziner eingegangen. Detailliert werden anschließend Ethik der Medizin an der Universität Frankfurt und beschäf- Kurt Goldstein gewürdigt, doch es werden auch die Kri- die Zerstörungen im Bombenkrieg, die Instandsetzungen tigt sich seit einigen Jahren intensiv mit der Geschichte sen und Fehlentwicklungen thematisiert. Nach der Eröff- in der direkten Nachkriegszeit und die Modernisierungen der Fakultät bzw. des Fachbereichs Medizin. UR Bibliothek UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 19

Campus Bockenheim Bibliothek 24/7? den regelmäßigen Nutzern. Er hat Lernmarathon gefällig? Laurence, ein 20-jähriger Psycholo­ sich über die Testphase sehr gefreut Universitätsbibliothek giestudent, stand „bisher noch nie und sie sogleich genutzt. „Wir haben Johann Christian Senckenberg Pilotprojekt in der Bibliothek Sozialwissenschaften vor verschlossener Tür“. Er fände eine sehr kleine Bibliothek, wo es Zentralbibliothek eine Bibliothek, die durchgängig nicht einmal ansatzweise für alle ge­ Tel: (069) 798-39205 /-39208 [email protected] und Psychologie geöffnet hätte, jedoch gut. Beson­ nug Platz gibt.“ Nicht nur, weil Ilja www.ub.uni-frankfurt.de ders im Hinblick auf seine Kommi­ um die Ecke wohnt, käme er zur ie ganze Nacht in der Biblio­ tern, meint Dr. Angela Hausinger, litonen. Manche fänden nur sonn­ BSP. „Das Gesamtkonzept stimmt. FB 09 thek sitzen und durchler­ die stellvertretende Direktorin der tags Zeit, in die Bibliothek zu Ich bin sehr zufrieden mit der Biblio­ Kunstbibliothek nen? Oder zu jeder Tages- Universitätsbibliothek. Man müsse gehen, da sie neben dem Studium thek und würde sie auch gern sonn­ Tel: (069) 798-24979 D www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/ und Nachtzeit Bücher wälzen allerdings den Spagat zwischen auch noch jobben müssen. Lau­ tags nutzen.“ Meistens bleibt er, „bis kmbhome.html können? Für manche eine Wunsch­ den Bedürfnissen der Studierenden rence wünscht sich darüber hinaus der Laden schließt“. In Iljas Augen vorstellung. In Darmstadt wurde die­ und der Finanzierbarkeit schaffen. auch mehr Gruppenräume. „Die wäre das 24/7-Modell perfekt, da der Fachbibliothek zur Sozialen Gerontologie ser Wunsch nun manchen Studen­ Dabei sind die Wünsche und Inte­ sind immer belegt. Da muss man Lernplan flexibel einteilbar würde. an der U3L Juridicum, Raum 612 ten erfüllt. Die Universitäts- und ressen der Bibliotheksnutzer recht wirklich Glück haben“, meint er. Im Schlepptau hatte der Medizinstu­ Tel: (069) 798-28862 Landesbibliothek wurde zum Test breit gestreut. Die 26-jährige Auch Frank (23), der seinen Mas­ dent sogar eine Abiturientin, die [email protected] ein Jahr lang rund um die Uhr zu­ Svenja, die gerade ihren Master in ter in Soziologie macht, hat den Vor­ zum Lernen die Bibliothek nutzt. www.u3l.uni-frankfurt.de gänglich gemacht. Besonders wäh­ Soziologie macht, fände es wichtig, teil, dass er seine Arbeitszeiten flexi­ Auch Studierende anderer Universi­ rend der Prüfungsphasen kann das wenn die Bibliothek auch sonntags bel einteilen kann. Doch morgens sei täten kommen aufgrund infrastruktu­ Campus Westend sinnvoll sein. Doch das hängt eng geöffnet hätte. „Bis 18 Uhr ist aller­ er manchmal schon vor 8 Uhr da. reller Vorteile und einer angenehmen FB 01/02 mit der Finanzierbarkeit zusammen. dings nicht besonders lang. Bis „Aber das ist auch nicht wirklich Lernatmosphäre gerne in die BSP. Bibliothek Recht und Wirtschaft (BRuW) Die Bibliothek Sozialwissenschaften 21 Uhr wäre es gut!“, sagt sie. Die schlimm.“ Schade findet er nur, dass Tel: (069) 798-34965 /-34968 und Psychologie (BSP) öffnete nun Soziologiestudentin versucht mög­ die Zeitscheiben nicht benutzt wer­ Pilotprojekt erfolgreich www.ub.uni-frankfurt.de/bruw/home.html für sechs Wochen auch sonntags ihre lichst früh da zu sein und ist über den. In den Prüfungsphasen würde „Die Fachschaft Soziologie war von FB 03 bis 05, 11 Türen, um zu testen, ob die Studie­ den ganzen Tag verteilt produktiv. man merken, dass nicht nur die So­ der Idee, die BSP auch sonntags zu­ Bibliothek Sozialwissenschaften und renden ein erweitertes Angebot in Ausreichend lange Öffnungszeiten zialwissenschaftler die Bibliothek gänglich zu machen, sehr ange­ Psychologie (BSP) Anspruch nehmen würden. der Bibliothek haben ihr bei ihrem nutzen. „Aber dagegen lässt sich ei­ tan“, so Angela Hausinger. Auch Tel: (069) 798-35122 letzten Studiengang in Hamburg gentlich auch nichts sagen. Eine Bib­ die Nutzerzahlen bestätigen den [email protected] Spagat zwischen Wünschen und gefehlt. „Durchgehend muss es liothek ist ja für alle da. Auch wenn Wunsch der Studierenden, die Bib­ www.ub.uni-frankfurt.de/bsp Umsetzbarkeit nicht sein. Aber ausweiten bis 24 es nervig ist, dass man in der Klau­ liothek am Wochenende aufzusu­ FB 06 bis 08, 10 Natürlich wolle man die Öffnungs­ Uhr wäre schon gut. Zumindest in surphase keinen freien Platz findet.“ chen. Durchschnittlich waren an Bibliothekszentrum zeiten so weit wie möglich erwei­ der Klausurenphase.“ Manche Plätze seien blockiert, ob­ den Sonntagen mittags zwischen Geisteswissenschaften (BzG) wohl dort niemand arbeite. „Das ist 200 und 250 Nutzer anwesend. Bei Infotheke 00 ein bisschen frustrierend.“ der am höchsten frequentierten Infotheke Querbau 6 Nutzung waren 363 der 470 Ar­ Tel: (069) 798-32653 BSP erfreut sich großer beitsplätze besetzt. In den Zahlen www.ub.uni-frankfurt.de/bzg Beliebtheit – auch in anderen bestätigen sich auch die Erfah­ Fachbereichen rungswerte der Studierenden. Eine Campus Riedberg Eine dieser ‚fachbereichsfremden‘ spontane Befragung zeigte, dass FB 11, 13 bis 15 Nutzerinnen ist die 20-jährige Medi­ 85% der Nutzer Angehörige der Bibliothek Naturwissenschaften zinstudentin Isabel. Sie kommt, Goethe-Universität waren, wobei Tel: (069) 798-49105 wenn Prüfungen anstehen, hierher allerdings nur ca. ein Viertel aus www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/home.html zum Lernen. „Die Bibliothek der den der BSP zuzuordnenden Fach­ Campus Niederrad Mediziner ist nicht die Schönste.“ Sie bereichen kamen. Ob die Biblio­ ist eigentlich eine „Nachteule“, nutzt thek sonntags weiterhin ihre Türen FB 16 die BSP aber relativ oft, weil sie die von 10 bis 18 Uhr öffnen kann, Medizinische Hauptbibliothek (MedHB) gute Atmosphäre schätzt. Auch der hängt von der Finanzierung ab. Tel: (069) 6301-5058 Medizinstudent Ilja (25) gehört zu Tamara Marszalkowski www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/medhb.html

Datenbank im Fokus Die Universitätsbibliothek organisiert für Studierende und WissenschaftlerI/-innen den campusweiten Zugriff auf zahlreiche Lesen und Nachschlagen Besserer Service Informationsangebote im Internet – via virtuelle Vitrine! Seit Anfang März hat sich in den Lesesälen der  http://info.ub.uni-frankfurt.de Zentralbibliothek eine kleine Änderung etabliert Die wichtigsten Angebote stellen wir in Die Universitätsbibliothek bietet einen neuen Einstieg loser Folge in dieser Rubrik vor: zu aktuellen Themen an ie Benutzer können die bereit­ oder im „OPAC“ unter „Entleihun­ Internationale Bibliographie der liegenden Lesesaalbestellun­ gen“ zu finden. Während im Portal ­Rezensionen geistes- und sozialwissen- D schaftlicher Literatur (IBR) b sofort finden Sie auf der auf interessante und nützliche Sei­ gen neuerdings in ihrem Benutzer­ gleich erkennbar ist, an welcher AStartseite der Universitätsbib­ ten aus dem World Wide Web auf­ konto einsehen. Vorher war es für Lesesaaltheke­ das gesuchte Buch Rezensionen sind ein Qualitätsfilter in der liothek die „Virtuelle Literaturvi­ merksam machen. den Benutzer quasi unsichtbar, an ausliegt, sieht man dies im OPAC erst jährlichen Publikationsflut, sie erleichtern den trine“ mit Linksammlungen zu ak­ Start war am 15. Februar 2014 welchem Lesesaal ein von ihm be­ nach einem Klick auf „wo?“. schnellen Überblick über die aktuelle For- tuellen Themen aus Wissenschaft anlässlich des 450. Geburtstags des stelltes Buch liegt und ob es dort Frau Dr. Angela Hausinger, Leite­ schung und sie sind mitbestimmend für den und Gesellschaft. italienischen Mathematikers, As­ bereits angelangt ist. rin der Benutzungsabteilung, freut Stellenwert eines Werkes. Die Datenbank IBR Mit den hier angebotenen Links tronomen und Philosophen Galileo Nun gilt: Nach erfolgtem Login sich über die Änderung: „Die neue verzeichnet über 1,3 Millionen Buchrezensio- bieten wir Ihnen nicht nur einen Galilei. Wir hoffen, Ihnen zukünftig auf der Seite der UB (www.ub. Art der Verbuchung stellt sowohl für nen der Geistes- und Sozialwissenschaften in Einstieg in das Thema anhand der noch viele Anregungen zum Lesen uni-frankfurt.de, Link mit Schlüssel­ die Benutzer der Zentralbibliothek 6.280 vorwiegend europäischen wissen- Bestände und des elektronischen und Nachschlagen bieten zu kön­ symbol oben rechts) sind die Bände als auch für die Mitarbeiter eine schaftlichen Zeitschriften. Angebots der Universitätsbiblio­ nen. Besuchen Sie uns auf: im Frankfurter Suchportal unter klare Serviceverbesserung dar.“ thek, sondern möchten Sie auch  www.ub.uni-frankfurt.de „Bestellungen und Vormerkungen“ Daniela Gimbel www.ub.uni-frankfurt.de 20 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Freunde

»Als Dekan repräsentiere ich nicht nur meinen Fachbereich, ­sondern bin in den Gremien der Universität vertreten. Dadurch habe ich einen guten Überblick über die Dinge, in denen die Goethe-Universität Spitze ist, und auch über die, wo wir noch besser werden können. Um die Spitze zu halten und sich gleichzeitig zu verbessern, braucht die Goethe ihre Freunde!«

Prof. Rolf van Dick, Dekan des Fachbereichs Psychologie und Sportwissenschaften Foto: Moritz Sirowatka

Vorstand Prof. Dr. Wilhelm Bender (Vorsitzender), Dr. Sönke Bästlein, Udo Corts, Alexander Herausragende Leistungen Demuth, Dr. Thomas Gauly, Holger Gottschalk, Prof. Dr. Heinz Hänel, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig, Julia Heraeus-Rinnert, Michael Keller, in der ­Antikörperforschung Dr. Friederike Lohse, Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Renate von Metzler, Prof. Dr. Werner Müller-Esterl, Prof. Dr. Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2014 geht an Forscher aus Freiburg Rudolf Steinberg, Claus Wisser

Geschäftsführer Der diesjährige Preis wurde an Ehrlichs Nachwuchspreis Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-­ Alexander Trog 160 stem Geburtstag von Professor Dr. Harald zur Postfach 11 19 32 Hausen in der Frankfurter Paulskirche überreicht. Nachwuchspreis 2014 geht an eine junge Medi­ 60054 Frankfurt am Main Er gehört zu den international renommiertesten zinerin, die sich intensiv mit einer Gruppe von [email protected] Auszeichnungen, die in der Bundesrepublik auf Rezeptoren für die Mustererkennung bei der Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700 dem Gebiet der Medizin vergeben werden. Den angeborenen Immunabwehr beschäftigt hat: gleichnamigen Nachwuchspreis erhielt eine Dr. Andrea Ablasser vom Institut für Klinische Konto Forscherin aus Bonn. Chemie und Klinische Pharmakologie der Uni­ versität Bonn. Ablasser untersucht DNA-Senso­ Deutsche Bank AG Filiale Frankfurt ren, die fremde Nukleinsäuren außerhalb des BLZ 50070010, Konto-Nr. 700080500 Den mit 100.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- Zellkerns aufspüren – eine Taktik, die vor allem Freunde der Universität und Ludwig Darmstaedter-Preis erhält in die­ bei der Wahrnehmung von viralen Infektionen, Die Preisträger 2014 mit Paul Ehrlich. sem Jahr Michael Reth, Professor für Moleku­ aber auch bei gewissen bakteriellen Infektionen lare Immunologie am Institut für Biologie III zum Tragen kommt. Sie erhält den Preis, da Freunde der Universität der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Ar­ „ihre Forschung zeigt, wie das Immunsystem beitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Viren und Bakterien erkennt“. Die Vereinigung von Freunden und Förde- Immunbiologie und Epigenetik sowie Sprecher Andrea Ablasser (30) studierte Humanmedi­ rern der Goethe-Universität mit ihren rund des Exzellenzclusters BIOSS, Zentrum für Bio­ zin an der Ludwig-Maximilians-Universität in 1.600 Mitgliedern hat im vergangenen logische Signalstudien in Freiburg. Reth wird München, wo sie 2010 auch promovierte. 2006 Jahr mit knapp 440.000 Euro rund 240 For- schungsprojekte aus allen Fachbereichen für seine herausragenden Forschungsleistun­ und 2008 verbrachte sie einige Monate an der der Universität unterstützt, die ohne diesen gen auf dem Gebiet der Antikörperforschung University of in Worcester. Zu­ Beitrag nicht oder nur begrenzt hätten ausgezeichnet. „Michael Reth hat gezeigt, wie rück in München erhielt Ablasser ihre klinische realisiert werden können. Einige dieser die B-Zellen des Immunsystems aktiviert und Ausbildung und absolvierte Teile ihres Prakti­ Projekte stellen wir Ihnen hier vor. zur Produktion von Antikörpern veranlasst schen Jahres an der Universität Oxford und der werden“, begründete der Stiftungsrat der Paul Harvard Medical School. Bereits während ihres Ehrlich-Stiftung seine Entscheidung. Studiums, das sie als eine der zehn Besten ihres Festlicher Rahmen in der Paulskirche. Freunde Aktuell Michael Reth (63) hat in Köln Biologie stu­ Jahrgangs in Deutschland abgeschlossen hat, be­ diert und am Institut für Genetik der Universi­ schäftigte Ablasser sich mit der immunologi­ Per E-Mail informieren wir unsere Mitglie- tät Köln promoviert. Nach einem Forschungs­ schen Forschung. Seit 2008 forscht sie am Insti­ der schnell und aktuell über interessante aufenthalt an der Columbia Universität in New tut für Klinische Chemie und Klinische Veranstaltungen an der Universität. Inter- York kehrte er 1985 nach Köln zurück und ha­ Pharmakologie der Universität Bonn, zuletzt als esse? Teilen Sie uns doch bitte einfach Ihre E-Mail-Adresse mit: bilitierte sich dort. 1989 wechselte er an das Nachwuchsgruppenleiterin. In Kürze wird sie Lucia Lentes Max-Planck-Institut für Immunbiologie nach eine Assistenzprofessur an der Technischen [email protected] Freiburg. Seit 1995 ist Reth Professor für Hochschule in Lausanne antreten. „Fragen zu Tel: (069) 798-12756 ­Molekulare Immunologie an der Albert-Lud­ stellen, Antworten darauf zu suchen, dem Phä­ wigs-Universität Freiburg, forscht aber auch nomen auf den Grund zu gehen, ist die aufre­ weiterhin am dortigen Max-Planck-Institut. gendste Tätigkeit, die ich mir vorstellen kann Förderanträge an die Freunde Reth sagte in seiner Dankesrede: „Diese Aus­ und die ich gerne auch in Zukunft fortführen zeichnung freut mich ganz besonders, da so­ möchte“, sagte Ablasser in ihrer Dankesrede. UR Susanne Honnef wohl die Forschungsthemen als auch die Me­ Gastredner Boris Rhein (r.) im Gespräch mit Prof. [email protected] thodik von Paul Ehrlich in vielfältiger Weise mit Rudolf Steinberg und Stadtkämmerer Uwe Becker. Tel: (069) 798-12433 meiner eigenen Arbeit verknüpft sind: den mo­ Der Paul Ehrlich- und lekularen Grundlagen der Immunreaktion, die Ludwig Darmstaedter-Preis Bitte vormerken chemische Natur des Antigens und seines Re­ zeptors und die Entstehung der Antikörper pro­ Mit dem Preis werden Wissenschaftlerinnen und 30.06.2014, 16 Uhr duzierenden B-Zellen.“ Wissenschaftler geehrt, die sich auf dem von Paul Akademische Feier „Ein Kreis schließt sich“, kommentierte Pro­ Ehrlich vertretenen Forschungsgebiet besondere Verdienste erworben haben, insbesondere in der Renate-von-Metzler-Saal fessor zur Hausen die Wahl des deutschen Im­ Immunologie, der Krebsforschung, der Hämato- munologen in den Fußstapfen von Paul Ehrlich. logie, der Mikrobiologie und der Chemotherapie. Wie relevant sein Forschungsgebiet ist, zeige die Finanziert wird der seit 1952 verliehene Preis von Tatsache, dass Krebserkrankungen heute die dem Bundesgesundheitsministerium, dem Stif- zweithäufigste Todesursache sind. Zur Hausen tungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband für dankte insbesondere der Pharmazeutischen In­ die Deutsche Wissenschaft­ e.V., dem Verband dustrie für die Preisgelder und den Freunden der Forschender Arznei­mittelhersteller e.V. und durch Goethe-Universität für die Organisation der Ver­ zweckgebundene­ Spenden von Unternehmen. Gespräche mit den Preisträgern beim abschließenden anstaltung. Selbst Träger des Paul Ehrlich-Preises Die Preisträger werden vom Stiftungsrat der Paul Umtrunk (im Vordergrund: Prof. Harald zur Hausen, (1994) und des Nobelpreises (2008) hatte er An­ Ehrlich-Stiftung, die von den Freunden der Goethe-­ Hilmar Kopper und Prof. Michael Reth). Universität getragen wird, ausgewählt. www.freunde.uni-frankfurt.de fang 2014 den Vorsitz des Stiftungsrats von Pro­ fessor Bender übernommen. (alle Fotos: Dettmar) Studium UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 21

Über Grenzen hinweg an der europäischen Basis arbeiten­

Winterschule des deutsch-französischen Forschungsprojekts

as 2012 etablierte Netzwerk „Europa gaben übernimmt er heute in welchem Land Professor Matthias Lutz-Bachmann setzen als Herausforderung – Saisir l’Eu­ auf welcher Basis? Der Komplex Urbane Ge­ sich mit grundlegenden Fragen der philoso­ Drope“ verbindet sieben deutsche und walt fragte nach Räumen, Formen und Auslö­ phischen und historischen Hintergründe des französische Forschungsinstitute. Es verfolgt sern: Ist sie sozial, wirtschaftlich oder religiös Begriffs Nachhaltigkeit auseinander, for­ das Ziel, Europa über fachliche und geogra­ motiviert? Wo existiert sie, wie ist sie spürbar? schen aber auch zu konkreten Fragen. Den Das Netzwerk fische Grenzen hinweg neu zu denken. Die So bildet das Erkennen dessen, „was dahinter aktuellen Bezug liefert zum Beispiel die Dis­ »Europa als Geistes- und Sozialwissenschaftler innerhalb steckt“, den methodischen Auftakt zu den an­ kussion um den Verlauf von Stromtrassen in Herausforderung« dieses binationalen Forschungsverbunds stehenden Forschungsvorhaben. Deutschland und Trassen für Hochgeschwin­ wollen aktuelle Probleme sowie Denk- und In den Teilprojekten arbeiten Doktoran­ digkeitszüge in Frankreich. Im Kern geht es • Goethe-Universität, Institut für Verhaltensmuster vor ihrem historischen den und PostDocs aus beiden Ländern in um den Umgang mit Ressourcen wie Stra­ Philosophie, Frankfurt am Main, Kontext analysieren und verstehen lernen. ­insgesamt drei Teams zusammen. Die Histo­ ßen, Wasser und Land, die Rolle der Politik Gruppenleitung Nachhaltigkeit Im Fokus stehen die drei Themenfelder riker, Soziologen, Geografen, Philosophen, in diesem Kontext und die Folgen für die Nachhaltigkeit, Sozialstaat und Urbane Ge­ Wirtschafts- und Politikwissenschaftler set­ Gesellschaft. Die Nachwuchswissenschaftler • Institut français d’histoire en walt. Die im Teilprojekt Nachhaltigkeit feder­ zen sich nicht nur theoretisch mit dem zu­ leuchten dabei auch die historische Tiefe von Allemagne, Frankfurt am Main, führende Goethe-­Universität war Gastgebe­ sammenwachsenden Europa auseinander, Nachhaltigkeit aus, die als Begriff zwar rela­ zusammen mit der Goethe-­ rin der ersten Winterschule des Netzwerkes. sondern erfahren das Projekt „auch als Praxis tiv neu, aber in Gestalt knapper Ressourcen Universität, einer mobilen, interkulturellen Herausforde­ und von Umweltproblemen ein uraltes Phä­ Gruppenleitung Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit – Développement durable rung“. Der Wechsel zwischen Deutschland nomen ist. Sowohl aus der Rückschau als Die Premiere an der Goethe-Universität macht und Frankreich, zwischen den unterschied­ auch der Jetztzeit wollen die Wissenschaftler • Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Pierre Monnet stolz: „Es ist das erste Ge­ lich geprägten Hochschul- und Forschungs­ Lösungen für die Zukunft ableiten. Gesamtleitung und Koordination samttreffen unseres Forschungsverbundes.­ Wir landschaften, gehört zum Alltag des in seiner Ein ähnliches Ziel verfolgt das Teilprojekt auf ­deutscher Seite wollen Methoden, Begriffe, Sprache und histo­ Form bahnbrechenden Netzwerks: Zum ers­ Urbane Gewalt, das am Beispiel der Proteste riografische Hintergründe kennenlernen, um ten Mal arbeiten so viele verschiedene Insti­ gegen Stuttgart 21 und auf dem Istanbuler • Centre Marc Bloch, Berlin, eine gemeinsame Plattform zu finden.“ Wie tutionen beider Länder in einem geistes­ Tahir-Platz Bürgerbeteiligung und Demo­ Gruppenleitung Urbane Gewalt verschieden Begriffe in Deutschland und wissenschaftlichen Verbund zusammen. Er kratie erforscht, während das Teilprojekt Frankreich interpretiert werden, verdeutlicht will Vorbild sein für künftige grenzüber­ Sozialstaat unter anderem versucht, Regu­ • Centre interdisciplinaire d’études der Direktor des Institut français d’histoire en schreitende Wissenschaftskooperationen. lierungen von Oben und die Reaktion der et de recherches sur l’Allemagne, Allemagne am ­Beispiel des eigenen Teilpro­ Die deutsche und die französische Regierung Bürger auszuleuchten. Deutschland und Paris, jekts: Nachhaltigkeit – Développement durable haben das Pilotprojekt 2013 gewürdigt, und Frankreich stehen exemplarisch: hier die Gesamtleitung und Koordination auf Französisch – verbinden Franzosen termi­ die beiden Forschungsministerien nahmen förderale Bundesrepublik, dort der zentra­ auf französischer Seite sowie nologisch eher mit Wirtschaftswachstum, es als eines von nur zwei Projekten der Geis­ listisch organisierte Staat. Am Ende wollen Gruppenleitung Sozialstaat­ Deutsche hingegen mit dem Dreiklang von teswissenschaften in die Agenda „Europa die Wissenschaftler Unterschiede erklären, Ökologie, Ökonomie und Sozialem. 2020 – Strategie für Wachstum“ auf. Das Zu­ Probleme überwinden helfen und Antwor­ • Deutsches Historisches Institut, Im Zentrum der viertägigen Winterschule sammenwirken wird von den Forschungs­ ten finden für ein gemeinsames soziales Eu­ Paris stand der interdisziplinäre Austausch. In Ar­ ministerien auf fünf Jahre gefördert. ropa. „In jedem Land gibt es andere Zu­ beitsgruppen diskutierten die 60 Teilnehmer kunftsmodelle und ein anderes Verständnis • Maison des Sciences de nicht nur über ihr Verständnis von Nachhal­ Politikum Strom- und Zugtrassen von Wachstum. Wir suchen die möglichen l’Homme, Paris tigkeit, sondern auch über die Ausprägung Die Gastgeber der Winterschule um den His­ Schnittstellen“, sagt Monnet. des europäischen Sozialstaates: Welche Auf­ toriker Pierre Monnet und Philosophie-­ Monika Hillemacher

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1976 auf eine Professur für „Didaktik Neuberufene metrie weiter als auch die Software In Frankfurt möchte die passionierte Geburtstag der Englischen Sprache und Literatur“ zur Interpretation der komplizierten RNA-Biologin als Mitglied des Exzellenz- an der Goethe-Universität berufen. Eric Geertsma Daten. Als Juniorprofessorin möchte clusters Makromolekulare Komplexe 70. Geburtstag Diese Tätigkeit nahm sie bis zu ihrer sie nun am Exzellenzcluster Makro- ­untersuchen, wie die einzelnen Schritte Prof. Bertram Schefold Pensionierung im Jahre 2005 wahr. molekulare Komplexe (CEF) ihre LIL- im RNA-Stoffwechsel durch RNA-bin- BID-Methode zusammen mit einer dende Proteine miteinander verknüpft Die große Leistung von Gompf liegt in ih- bereits etablierten massenspektro- werden und welche Konsequenzen eine rem bildungspolitischen Engagement: Den metrischen Methode (ESI) verwen- Störung dieser Verknüpfungen hat. Mit- früh beginnenden Fremdsprachenunter- den, um weitere biomolekulare Sys- tels Zellbiologie, Strukturbiologie und richt hat sie durchgesetzt, indem sie alle teme zu untersuchen. Nina Morgners neuen Sequenzierungsmethoden möchte Bundesländer dazu brachte, ab 1994 Eng- innovative Arbeit wird außerdem sie verstehen, wie bestimmte Protein-­ lisch bzw. Französisch als verbindliche durch einen ERC Starting Grant der RNA-Komplexe, die im Zellkern gebildet Fremdsprache ab Klasse 3 einzuführen. Foto: Dettmar Europäischen Union gefördert. werden, aufgebaut sind, und wie sich die Die Jahrbücher des 1989 von ihr ge- Zusammensetzung während des Trans- gründeten Vereins „Kinder lernen euro- Eric Geertsma ist seit Januar 2014 Morgners Schwerpunkt sind die moleku- ports in das Zytoplasma und nach der päische Sprachen“ (KLES) legen Zeugnis Juniorprofessor für Membran/Lipid-­ laren Maschinen, die viele wichtige Auf- Proteinsynthese verändert. UR Am 28.12. 2013 beging Bertram Schefold von diesen Aktivitäten ab. Biochemie am Institut für Biochemie gaben in der Zelle erledigen. Sie nutzt ein seinen 70. Geburtstag. Zusammen mit In Anerkennung ihrer Verdienste bekam des Fachbereichs Biochemie, Che- schonendes experimentelles Verfahren, Ursula Roth dem Exzellenzcluster Normative­ Orders Gompf 1992 für ihren Beitrag zur Einigung mie und Pharmazie der Goethe-Uni- um komplexe Multi-Proteinstrukturen veranstaltete der FB Wirtschaftswissen- Europas den Preis „Frauen Europas“; 1999 schaften am 27.1. 2014 zu Ehren des Jubi- versität. Er stärkt die dort bereits aus einer Lösung in die Gasphase zu brin- wurde ihr das „Bundesverdienstkreuz am lars ein Symposium, das der Frage gewid- laufende Forschung zu Proteinen in gen, ohne dass sie dabei zerbrechen. Bande der Bundesrepublik Deutschland“ met war, wie das „Neue“ in die Welt Zellmembranen. Anschließend möchte sie die Moleküle verliehen. kommt und welche Bedeutung den Präfe- Im Mittelpunkt seiner Forschung stehen kontrolliert in ihre Bestandteile zerlegen Prof. Dr. Gert Solmecke, renzen der Menschen dabei zukommen Proteine, die sich in der Lipidmembran und diese in einem Massenspektrometer Prof. Dr. Jürgen Quetz könnte. Den Eröffnungsvortrag hielt Carl einer jeden Zelle befinden. Ein Teil dieser charakterisieren. Die Massenspektrono- Christian von Weizsäcker, der sein Kon- Proteine, die so genannten Transportpro- mie ist ein bewährtes analytisches Ver- zept der adaptiven Präferenzen vorstellte. teine, sind verantwortlich für den essen- fahren, mit dem Moleküle anhand ihrer Reiner Forst diskutierte einige zentrale Auszeichnungen tiellen Austausch von löslichen Substan- Masse identifiziert werden. Nina Morgner Thesen von Weizsäckers aus der Perspek- zen zwischen dem Inneren der Zelle und hat das schonende massenspektrometri- tive der Kritischen Theorie. Nach einer Professor David A. King mit ihrer Umgebung. Geertsma erforscht, auf sche Verfahren LILBID während ­ihrer Ursula Roth ist seit dem Winterse- Podiumsdiskussion, an der auch Rainer „Medaille Aléxandre Koyré“ geehrt welche Weise die Transportproteine den Doktorarbeit am Institut für Physikalische mester 2013/14 als Professorin für Klump, Vizepräsident der Goethe-Univer- Austauschprozess ermöglichen. Als Ers- Chemie der Goethe-Universität gemein- Praktische Theologie am Fachbe- sität, und der Verfasser dieser Zeilen teil- David A. King, Frankfurter Professor für tes gilt es die dreidimensionale Struktur sam mit ihrem Doktorvater Prof. Bernd reich Evangelische Theologie tätig. nahm, reflektierte Bertram Schefold die Geschichte der Naturwissenschaften, dieser Proteine zu untersuchen. Da die Brutschy and seinem Mitarbeiter Dr. Hans-­ Diskussion vor dem Hintergrund der anti- wurde von der Académie internationale Transportproteine ihre Form innerhalb Dieter Barth entwickelt. UR Nach dem Studium in München und ken Philosophie, indem er auf den Unter- d’Histoire des Sciences mit der „Me- der Membran ständig ändern, soll die Mainz lehrte und forschte sie in der Ab- schied zwischen stoischen und epikurei- daille Aléxandre Koyré“ im Jahr 2013 Faltung der Proteine in mehrere Formen Michaela Müller-McNicoll teilung für Praktische Theologie an der schen Präferenzen hinwies. für seine Lebensleistung ausgezeichnet. bestimmt werden, um die Transportpro- Evangelisch-Theologischen Fakultät der King war von 1985 bis zu seiner Emeritie- zesse nachvollziehbar zu machen. Ferner Ludwig-Maximilians-Universität Mün- Am Abend fand im Gästehaus der Uni- rung 2007 geschäftsführender Direktor wird Geertsma gemeinsam mit seinem chen. An der LMU München folgten im versität eine Feier mit zahlreichen Gäs- des Instituts für Geschichte der Natur- Team neben den Strukturanalysen die Jahr 2000 die Promotion und 2006 die ten statt. Der feierliche Rahmen wurde wissenschaften im Fachbereich Physik. genaue Funktion der Einzelteilchen der Habilitation. In ihrer Dissertation, für durch Klaviermusik von J.S. Bach und Er wurde für seine langjährige For- Transportproteine bestimmen. die Roth 2001 den Förderpreis der Ge- durch eine Laudatio für Bertram Schefold schungsarbeit und seine zahlreichen Pu- Geertsma betreibt Grundlagenfor- sellschaft von Freunden und Förderern abgerundet. In der Laudatio wurde neben blikationen ausgezeichnet. Die Schwer- schung; die Ergebnisse zu den Transport- der Universität München erhielt, unter- Schefolds wissenschaftlichem Wirken punkte seiner Forschung liegen in der mechanismen und deren Methoden suchte sie empirisch erhobene Bestat- sein besonderer Lehrstil gewürdigt, der Geschichte der islamischen Astronomie könnten in Zukunft einen essentiellen Foto: Dettmar tungsansprachen auf die jeweils ver- durch seine persönlichen Erfahrungen und der astronomischen Instrumente. Im Beitrag zu medizinisch relevanten The- wendeten Deutungen des Todes und mit der Lehrform der Supervisions an der Zentrum seiner Lehre stand die Ge- men leisten wie beispielsweise zur Ent- Michaela Müller-McNicoll wird ab zeichnete diese in den gesellschaftli- Universität Cambridge geprägt wurde. schichte der islamischen Astronomie wicklung von Arzneimitteln. März 2014 im Fachbereich Biowis- chen Diskurs über Sterben und Tod ein. Bertram Schefold hat nach seiner über 1400 Jahren, Lesungen in mittelal- Geertsma studierte Molekularbiologie senschaften an der Goethe-Universi- In der Habilitationsschrift „Die Theatra- Emeritierung vor zwei Jahren eine Seni- terlichen arabischen wissenschaftlichen und wurde 2005 mit einer Arbeit über die tät als Juniorprofessorin zur ‚RNA lität des Gottesdienstes“ gelang es ihr, orprofessur angetreten. Mitte Januar Texten, und mittelalterliche wissen- Funktionsanalyse von Membranprotei- Regulation in Höheren Eukaryoten‘ mit Hilfe des in den Kulturwissenschaf- dieses Jahres war er, wie in den vergan- schaftliche Instrumente islamischer und nen an der Rijksuniversiteit Groningen in forschen und lehren. ten geführten Diskurses über die Theat- genen 39 Jahren, mit einer Gruppe Stu- europäischer Herkunft. UR den Niederlanden promoviert. Anschlie- Das Hauptforschungsinteresse der Bio- ralität kultureller Phänomene, das äs- dierender im Blockseminar im Kleinwal- ßend analysierte er dort als Postdoc drei login gilt der RNA, dem Informations- thetische Profil und die kommunikative sertal. In dieser Seminarwoche wird Rechtshistoriker Wim Decock Jahre die Herstellung von Membranpro- überträger der Erbinformation in der Logik des christlichen Gottesdienstes ordentlich gearbeitet, aber auch Ski ge- bekommt Heinz-Maier-Leibnitz-Preis teinen in Bakterien. Um die Kenntnisse Zelle, und ihrer Regulation. Ihr Biologie- neu zu bestimmen. Im Rekurs auf die fahren oder gewandert. Aus verlässlicher für Nachwuchswissenschaftler zu erweitern, forschte er von 2008 bis studium absolvierte sie an der Hum- Kategorien ‚Inszenierung’, ‚Korporali- Quelle wurde berichtet, er habe auch 2014 an der Universität Zürich in der boldt-Universität in Berlin. An der La- tät’, Wahrnehmung’ und ‚Performativi- wieder eine Skitour unternommen – und Der 30-jährige Wim Decock forscht im Schweiz zur strukturellen Charakterisie- val-Universität in Quebec in Kanada tät’, die Roth zu Leitbegriffen der litur- zwar vorneweg mit Abfahrt durch den Spannungsverhältnis von Moral, Recht rung von Membranproteinen. Seine For- untersuchte sie 2003, wie Leishmania gietheoretischen Reflexion erhob, ließ jungfräulichen Pulverschnee inklusive. und Wirtschaft der Frühen Neuzeit. Er ist schung wurde durch internationale FEBS- Parasiten die Expression ihrer Gene re- sich nun präzise zeigen, in welcher Hin- Bertram Schefold nahm nach einem Gruppenleiter im Frankfurter LOEWE-­ und HFSP-Stipendien ermöglicht. gulieren. Nach dem Diplom setzte sie sicht dem christlichen Gottesdienst von abgeschlossenen Studium der Mathema- Schwerpunkt „Außergeschichtliche und Geertsma ist stolzer Vater einer Tochter. ihre Forschung in der gleichen Arbeits- Anbeginn an theatrale Strukturen eig- tik, dem darauf folgenden Studium der gerichtliche Konfliktlösung“ und am UR gruppe fort, unterstützt durch mehrere nen. Volkswirtschaftslehre an der Universität Max-Plack-Institut für europäische Stipendien. Während ihrer Doktorarbeit Seit 2008 war Ursula Roth in unter- Cambridge/Engl. und einem Forschungs- Rechts­­geschichte. Er erhält den mit Nina Morgner entdeckte sie, dass Leishmanien Tau- schiedlichen Praxisfeldern als Pfarrerin jahr an der Harvard-Universität im März 20.000 Euro dotierten Heinz-Maier-Leib- sende Kopien von mobilen DNA-Ele- tätig – in der Kirchengemeinde, im Schul- 1974 den Ruf an die Goethe-Universität nitz-Preis. In diesem Jahr wurden insge- menten in ihrem Erbgut besitzen, mit dienst, im Personalreferat des Landes­ an und blieb ihr nahezu 40 Jahre treu, samt zehn hervorragende junge Forsche- deren Hilfe die Krankheitserreger die kirchenamtes sowie als Hochschul­ trotz ehrenvoller Rufe nach Wien und St. rinnen und Forscher mit diesem seit 1977 Expression von RNAs regulieren, wel- pfarrerin. Sie hatte Vertretungs- und Gallen. jährlich von der Deutschen Forschungs- che Pathogenitätsfaktoren codieren. Für Gastprofessuren in Zürich, Tübingen und Möge er noch viele Jahre mit Schaf- gemeinschaft (DFG) vergebenen Preis ihre Forschung wurde sie mehrmals aus- Neuendettelsau inne und war zuletzt fenskraft am akademischen Leben seiner ausgezeichnet. gezeichnet und schloss ihre Promotion Heisenberg-Stipendiatin der DFG. Goethe-Universität teilhaben. Decock ist sehr vielseitig ausgerichtet: 2009 ab. Nach der Geburt ihres Sohnes Roths Forschungsinteresse gilt den Volker Caspari Nach dem Abitur studierte er die seltene kehrte sie 2010 als EMBO Fellow unterschiedlichen Phänomenen christ- Kombination von Klassischer Philologie Foto: Dettmar nach Deutschland zurück, wo sie am lich-religiöser Praxis, den kirchlich-insti- und Wirtschaftswissenschaften an der Max-Planck-Institut für Molekulare Zell- tutionalisierten Praxisformen ebenso wie Nachruf traditionsreichen Universität Löwen. Die Physikerin Nina Morgner ging biologie und Genetik in Dresden an den denen jenseits der Grenzen kirchlichen Nachdem er sich mit seinen ersten wis- nach dem Abschluss ihrer Doktorar- Mechanismen der RNA-Regulation in Handelns. Zur Entschlüsselung solcher Bereits im November 2013 verstarb senschaftlichen Schriften in die Grenz- beit 2008 als Postdoktorandin nach Säugerzellen forschte. Als Postdoctoral Praxisphänomene bedient sie sich theo- Prof. Dr. phil. Gundi Gompf, die sich zone zwischen Philosophie, Theologie, Cambridge und anschließend nach Fellow untersuchte Müller-McNicoll die logischer sowie vielfältiger sozial- und große Verdienste um den Fremdspra- Geschichte und Recht begeben hatte, Oxford. Dort entwickelte sie sowohl Rolle von SR-Proteinen während des kulturwissenschaftlicher Theoriepers- chenunterricht in der Grundschule er- entschloss er sich noch das Jurastudium die Hardware der Massenspektro- Transports von mRNA ins Zytoplasma. pektiven. UR worben hatte. Gundi Gompf wurde anzuschließen. UR 08. April bis 29. Mai 2014 Termine UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 23

5. Mai 2014 Das Frobenius-Institut lädt im jährlichen Wissenschaftlerinnen und mit dem 22. April bis 13. Mai 2014 Turnus renommierte Wissenschaftler langjährigen und letztlich erfolgreichen aus dem Ausland zu einsemestrigen Kampf um den ersten Lehrstuhl für Vortrag Aktivitäten der Evangelischen Gastvorlesungen ein. Die Vorlesungs- Frauenforschung an einer deutschen 100 Jahre »1864« in der dänischen reihe ist dem Andenken an Adolf Elle- Universität. Einem Blick zurück folgt der Studierendengemeinde ESG auf dem Goethe-Universität und deutschen Geschichte gard Jensen (1899–1965) gewidmet, der Blick nach vorn: Inwieweit sind Frauen Campus Westend: und Literatur 1946 zum Leiter des Frobenius-Instituts, und ist feministische Wissenschaftskri- 22. und 24. April 2014, 17 Uhr Termine zum Direktor des Völkerkundemuseums tik an den Universitäten angekommen? Prof. Dr. Stephan Michael Schröder Spanisch Kurse der nächsten und zum ersten Inhaber des Lehrstuhls Wie hat sich das Verständnis der Monate (Köln) und Ph.D. Anna Lena Sandberg für Kultur- und Völkerkunde an der Frauen- und Geschlechterforschung 23. und 28. April 2014, 17 Uhr (Københavns), 12 Uhr, Goethe-Universität ernannt wurde. Die als kritische Wissenschaft entwickelt? 9. April 2014 Campus Westend, Raum 1.802, Themen der Vorlesungen bewegen sich Welche Anstöße gilt es zu bewahren, Englisch-Kurse 36 Stifter für eine Idee 1. Stock, Casino, Grüneburgplatz 1 im Umkreis der von Jensen inaugurier- welche Neuorientierungen sind nötig? Vier Module von Starter A 1 bis Pre-­ Ausstellung im Foyer ten Forschungen zu Mythus und Kult. Intermediate B1 werden angeboten. Die deutsch-dänische Grenze wird Veranstalter: PA-Gebäude schon lange als die „glücklichste Grenze Der Vortrag wird in englischer Sprache Bei allen Modulen werden die Cornelia Goethe Centrum für 17. April 2014 Deutschlands“ (Gustav Heinemann) gehalten. Frauenstudien und die Erforschung Grundfertigkeiten­ gefördert. Eva Demskis Köfferchen wahrgenommen, aber so unproblema- der Geschlechterverhältnisse­ (CGC) Veranstalter: Frobenius-Institut Ausstellung in der Margarete, tisch und friedlich war diese Nachbar- 29. April 2014, 17.30 Uhr http://www.cgc.uni-frankfurt.de/ Braubachstr. 18 schaftsbeziehung nicht immer. Im 19. http://www.frobenius-institut.de/ Offene Meditation wissen100 Jahrhundert war die Grenzregion von index.php/de/das-institut/veranstal- Die effektivste Übung, um zu innerer 23. April 2014 nationalen Gegensätzen und heftigen tungen/jensen-gedaechtnisvorlesung Ruhe, Gelassenheit und Ausgeglichen- Vom Hörensagen der Seele Konflikten geprägt, die 1864 in einem 27. Mai 2014 heit zu gelangen. Vorlesungsreihe, Casino 1.801 Krieg von bis dahin kaum gekannter 14. Mai 2014 23. April 2014 Grausamkeit kulminierten. 5. Mai 2014, 19 Uhr Filmfestival Jochem Hendricks 150 Jahre nach der Schlacht von Düppel Forum Entwicklungspolitik Vortragsreihe Nippon Connection Ausstellung, erinnert eine kleine Vortragsreihe Cornelia Goethe Colloquien Montags laden ausländische Studie- Studiengalerie 1.357 am Institut für Skandinavistik an die Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, rende der Universität zur Diskussion von Geschichte der deutsch-dänischen Nach- Eine Frankfurter Schule der u.a. Veranstaltungsorte 24. April 2014 Themen ein, die für ihre Herkunftsländer barschaft und betrachtet die Reflexion Frauen- und Geschlechter­ 100 Jahre Literatur­ und uns relevant sind. der Ereignisse in der dänischen und in forschung? Beim Nippon Connection Festival wissenschaften in Frankfurt werden jedes Jahr rund 130 Kurz- und der deutschen Literatur. 7. Mai 2014, 21.30 Uhr Ringvorlesung, Westend 411 Ulla Wischermann/ Langfilme gezeigt, größtenteils als Die Vorträge werden in deutscher Heide Schlüpmann u.a., Deutschland-, Europa- oder interna- Nachtgedanken 30. April 2014 Sprache gehalten. 18 Uhr, Campus Westend, tionale Premiere. Viele japanische Ökumenische Abendandacht in der »Tanz in den Mai Raum 1.G191, 1. Stock, PEG-Gebäude, Filmemacher stellen ihre Filme beim – 100 Jahre forsch« Veranstalter: Wochenmitte. Der Abend klingt in Grüneburgplatz 1 Festival persönlich vor und nehmen an Party im Literaturhaus Institut für Skandinavistik gemütlicher ­Atmosphäre aus. Podiumsdiskussionen teil (2013 waren 14. Mai 2014 www.skandinavistik.uni-frankfurt.de Die Frankfurter ‚Kritische Theorie‘ hat über 50 Filmemacher und Künstler aus 12. Mai 2014, 18.30 Uhr Eine Frankfurter Schule der Frauen- und Geschlechterforschung Japan zu Gast). wichtige Impulse gegeben. Arbeiten Achtsamkeitskurs der Frauen- und 9. und 10. Mai 2014 zur doppelten und widersprüchlichen Weiterhin werden unter dem Namen Das 8-Wochen-Programm basiert auf Geschlechterforschung?­ Vergesellschaftung von Frauen, Analy- „Nippon Culture“ Vorträge, Vorführun- der von Dr. Jon Kabat-Zinn entwickelten Cornelia Goethe Colloquien, Tagung sen zur Vermittlung gesellschaftlicher gen und Workshops zu Themen der „Mindfulness Based Stress Reduction“ PEG 1.G191 japanischen Kultur angeboten. Symposium Diskrete Macht- und Herrschaftsbeziehungen mit (MBSR). der inneren Dynamik der Subjekte oder 6. Mai 2014 ­Mathematik 2014 Untersuchungen zum Verhältnis von Öf- Veranstalter: Nippon Connection e.V. 13. Mai 2014, 20 Uhr »Kunstkammer – Wunderkammer« Ausstellung, Dantestraße 9 Michael Drmota (TU Wien) u.a., fentlichkeit und Privatheit sind durch die www.nipponconnection.com Wie organisiere ich mein Studium?, Campus Westend, Raum 1.801, ‚Kritische Theorie’ inspiriert. Mit ihr teilt 8. Mai 1. Stock, Casino, Grüneburgplatz 1 die Frauen- und Geschlechterforschung Gemeinsam mit anderen suchen wir an 17. April bis 22. Mai 2014 diesem Abend nach Möglichkeiten, wie Einzeln und gemeinsam zentrale Zielsetzungen, etwa die, soziale – 100 Jahre starke Frauen an Phänomene als historische zu begreifen Leben und Arbeiten gelingen kann. Das Symposium Diskrete Mathematik der Goethe-Universität und interdisziplinär zu untersuchen oder ist die seit 1998 stattfindende, zwei­ Aktivitäten der KHG Katholischen Ausstellung, IG Farben-Haus die Bedeutung von Wissenschaft als jährliche Tagung der Fachgruppe ­Hochschulgemeinde auf dem Campus 29. April bis 27. Mai 2014 und Stadtbibliothek Diskrete Mathematik der Deutschen Orientierung für eine emanzipatorische Westend: Mathematiker-Vereinigung. Im Jahr Praxis zu verstehen. 9. Mai 17.–20. April 2014 2014 wird das Symposium erstmalig an Sommerkonzerte Johnny – Studentische Weitere Termine: 22. Mai, 4. Juni, der Goethe-Universität ausgerichtet. Ostern auf dem Campus mit Studierenden und Lehrenden Literaturzeitschrift­ 11. Juni, 25. Juni, 9. Juli der Frankfurter Musikhochschule, Gründonnerstag Mah(l) anders, Release/Lesung, Casino 1.811 Es werden aktuelle internationale For- gefördert vom AStA: Veranstalter: Cornelia Goethe Karfreitag Kreuzweg auf dem Campus schungsentwicklungen in der diskreten „Kirche am Campus“ Bockenheim, 10. Mai 2014 Centrum für Frauenstudien und die und Ostersonntag Aufsteh‘n für die Mathematik diskutiert und jüngeren Studierendenhaus, Jügelstr. 1 Charlie Brown: Erforschung der Geschlechterver- Auferstehung. Wissenschaftlern der vertiefte Zugang Psycho­therapie mit Kindern zur Forschung in diesem mathemati- hältnisse (CGC) in Kooperation mit 29. April dem Institut für Sozialforschung (IfS) 26. April 2014, 10 –16 Uhr und Jugendlichen schen Teilgebiet ermöglicht. Im Rahmen Kammermusik Tag der offenen Tür, Wissenschaftlich Arbeiten der Veranstaltung wird der zweijährlich www.cgc.uni-frankfurt.de G. Vergara (Violine), Varrentrappstraße 40 vergebene Richard-Rado-Preis für mit Word 2007/10 J. Beams (Viola) & M Montes (Violoncello) 15. Mai 2014 herausragende Dissertationen in der Die Basics beim wissenschaftlichen 22. und 23. Mai 2014 8. Mai Diskreten Mathematik verliehen. Arbeiten mit Word 2007/10 werden Goethes Hidschra. Reisen in hier an einem Tag vermittelt. Liederabend den Orient, Reisen in Texten Veranstalter: Institut für Mathematik Interdisziplinäre Konferenz Johannes Hill (Bariton) Ausstellung, Goethe-Haus (Prof. Dr. Thorsten Theobald, 29. April 2014, 19 Uhr & Kathrin Aldorf (Klavier) Dr. Martina Juhnke-Kubitzke) Ausschließende Einschließung? 25. Mai 2014 Kamingespräch: 100 Jahre Frauen und Wis- 15. Mai Mäzene, Gelehrte, Bürger. www.math.uni-frankfurt.de/dm2014 senschaft an der Goethe-Uni- Verantwortung und Wissenschaft Jüdisches Engagement und versität Frankfurt am Main Gitarre Solo Was es heißt, verantwortet Wissen- Gvantsa Betaneli jüdische Gelehrsamkeit in der Frankfurter 12. Mai 2014 Ulla Wischermann (Cornelia Goethe schaftlerIn zu sein und Wissenschaft 22. Mai Universitätsgeschichte­ Centrum) u.a., 19.30 Uhr, zu betreiben. Gastvorlesung Stadtbücherei Frankfurt am Main, Klaviertrio Symposium/Ausstellung, 8. Mai 2014, 18 Uhr Casino 1.801 »Fieldwork in philosophy: Zentralbibliothek, Hasengasse 4 M. Semjonova (Violine), Workshop: Mich entscheiden D. Manz (Violoncello) & Y.S. Ra (Klavier) refiguring social inquiry’s Entlang der Forschungsfrage nach dem 29. Mai 2014 Den eigenen Entscheidungstyp besser conceptual ground“ Verhältnis von Exklusion und Inklusion 27. Mai Vortrag von Prof. Clark befasst sich die Konferenz mit besonde- kennenlernen und Handlungsstrategien am Campus Westend Prof. Ann Laura Stoler (New York Kammermusik ren Weichenstellungen für Studentinnen in Entscheidungssituationen erweitern. Exzellenzcluster City), 18.15 Uhr, Campus Westend, Marie-Luise Detering (Oboe) und Wissenschaftlerinnen durch die »Normative Orders« Raum 1.811, 1. Stock, Casino Ge- & Miroslava Stareychinska (Harfe) Frankfurter Hochschulgründung, mit 22. Mai 2014, 18 Uhr bäude, Grüneburgplatz 1  www.gu100.de verschütteten Pionierleistungen ihrer Workshop: Lernstrategien für die Prüfung