Unireport Ausgabe 02-2014 | Goethe-Universität Frankfurt

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UniReport UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 | Jahrgang 47 | Goethe-Universität Frankfurt am Main 2.14 Ludwig Erhards Doktorvater: Die Uni würdigt den Nationalökonomen Franz Oppenheimer Seite 17 www.unireport.info Foto: Dettmar Editorial Der Promovend, Liebe Leserinnen und Leser, der frühere Bundeswirtschaftsminis­ ter und Bundeskanzler Ludwig Er­ hard – der ‚mit der Zigarre‘ – sprach in das unbekannte Wesen? einer Rede anlässlich des 100. Ge­ Architektur und Alltag 2 burtstages seines Doktorvaters einmal Befragung von über 6.000 Doktoranden an der Goethe-Universität: Die Humangeographen Jürgen Hasse und von seinem „verehrten, bewunderten Oliver Müller darüber, wie Studierende und geliebten Lehrer“ und „väterli­ Mehrheit ist mit den Promotionsbedingungen zufrieden. Ein Viertel den Campus Westend erleben. chem Freund“. Die Rede galt Franz Oppenheimer, dessen Geburtstag sich ist mittlerweile Mitglied der Goethe Graduate Academy. nun im Jubiläumsjahr zum 150. Mal jährt. Ein derart fruchtbarer Aus­ tausch zwischen Betreuer und Pro­ Wer sind die eigentlich? Was genau tun sie? wichtiger Fragenkomplex auch die Bedeutung der movend, der sogar seinen Nachhall in Und wie viele sind es überhaupt? Fragen über Graduiertenakademie. der sozialen Marktwirtschaft der 50 er Fragen, die nie jemand gestellt hat, weil man Jahre gefunden hat, dürfte recht außer­ manche Dinge für so selbstverständlich hält, dass Promotion – individuell oder strukturiert Urbanität und Kindheit 5 gewöhnlich sein. Im heutigen Wissen­ Unterm Strich ergab sich ein positives Bild für Univer­ man vergisst, sich darum zu kümmern. Aber genau Die Kindheitsforscherin Sabine Andresen schaftsbetrieb setzt die hohe Zahl an sität und Graduiertenakademie. Die Hälfte der Promo­ wie der gesamte Wissenschaftsbetrieb hat sich hat mit ihrem Team Kids durch das Promovierenden – an der Goethe­Uni vierenden an der Goethe­Universität ist mit der Be­ eine seiner wichtigsten Komponenten so stark Frankfurter Bahnhofsviertel begleitet. derzeit über 6.000 – einer persön­ verändert, dass es schon nicht mehr reichte, die treuung insgesamt zufrieden, nur eine Minderheit von zwölf Prozent sieht das völlig anders. Unterschiede lichen Betreuung Grenzen. Zuneh­ Fragen nur zu stellen. Es war Zeit für die Antwor- mend entscheiden sich viele junge nach Geschlecht oder nach Fächerkulturen lassen sich ten, um endlich Aufklärung zu erlangen über die Akademiker für eine strukturierte dabei insgesamt nicht feststellen. Bei der Art der Pro­ „große Unbekannte“ der deutschen Wissenschaft: Promotion an einer Einrichtung wie motion – individuell oder strukturiert – zeigte sich aber GRADE. Nicht zuletzt auch wegen die Promotion. eine klare Tendenz, die sich mit den Beobachtungen der vielen Schnittstellen zur Wirt­ lso beauftragte die Goethe­Universität das der Verantwortlichen an der Graduiertenakademie Hurra-Patriotismus und schaft und damit der Perspektive, jen­ Institut für Forschungsinformation und deckt. Die Teilnehmenden an strukturierten Program­ Zivilisationsbruch 7 seits einer universitären Laufbahn AQualitätssicherung (iFQ), die entscheiden­ men haben mit 5 Prozentpunkten einen vergleichs­ Karriere zu machen. den Parameter zur Promotion in Frankfurt zu erfas­ weise höheren Anspruch als Einzelpromovierende, die Das Jubiläumsprogramm erinnert an den sen. Im April und Mai 2013 wurden 6.600 Promo­ allerdings die Betreuungsintensität auch um 5 Punkte 1. Weltkrieg, der kurz vor der Gründung Viel Spaß bei der Lektüre! vierende und 1.600 Hochschullehrerinnen und besser bewerten. „Man muss immer die Balance fin­ der Goethe-Universität ausbrach. Dirk Frank ­lehrer befragt. Die Fragen gruppierten sich im den zwischen einer angemessenen Betreuung und der Wesent lichen um vier Felder: Zum einen ging es zu­ eigenen Verantwortung der Promovierenden für ihr nächst um die grundlegenden Merkmale der Promo­ Fortkommen“, sagt PD Dr. Heike Zimmermann­Timm, vierenden, also Alter, Geschlecht oder Herkunft, Geschäftsführerin von GRADE. zum anderen um deren Einschätzung und diejenige ihrer Betreuerinnen und Betreuer zu den Promoti­ Was sich Promovierende wünschen onsbedingungen an ihrer Universität und natürlich Unterstützung bei inhaltlichen und methodischen Fra­ Spaß und Aufklärung 14 um den Anspruch und die (gefühlte) Wirklichkeit gen der Dissertation steht auf der Wunschliste der Pro­ bei der Qualität der Betreuung. Da inzwischen ein movierenden ganz oben. Immerhin zwei Drittel der Science Slammerin und Buchautorin: Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D Viertel der Frankfurter Doktoranden in der Goethe Promovierenden haben hier den dringendsten Bedarf – Medizinstudentin Giulia Enders über Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt Graduate Academy (GRADE) promoviert, betraf ein Fortsetzung auf Seite 3 den „Darm mit Charme“ 2 UniReport | Nr. 2 | 7. April 2014 Aktuell Zur atmosphärischen Qualität von Architektur von Jürgen Hasse und Oliver Müller Von Bockenheim ins Westend Universitätsarchitektur lädt zu Eigenschaften offen, einladend und schafft sicht­, greif­, begeh­ und Dass diese Ziele sich mit der Zeit Widerspruch ein freundlich gehörten bei der Be­ vor allem leiblich erlebbare Gestal­ enn Architekten Häu­ und dem Wandel der gesellschafts­ Weil Universitätsbauten von he­ schreibung der Situation durch ten; sie bietet damit einen „Au­ ser bauen, dann folgen politischen Anforderungen an eine terogenen Gruppen genutzt wer­ Rechts­ und Wirtschaftswissen­ ßenhalt“ (Gehlen), an dem inter­ Wsie dabei nicht nur sta­ „Universität“ verändern, versteht den, die sich in der Selbstzu­ schaftlerInnen zu den meist­ essen- und identitäts spezifisch tischen, sondern zugleich ästheti­ sich ebenso von selbst, wie die da­ schreibung von Identität mitunter genannten Attributen. Dagegen einverleibte (hier vor allem hoch­ schen Regeln. Zunächst hat jedes raus resultierende ästhetische Dif­ konträr unterscheiden, kann das wurden bei den Sozial­ und Erzie­ schul­ und bildungspolitische) Be­ Bauwerk eine Funktion, die der ferenz zwischen den Gestaltungs­ atmosphärische Milieu eines Cam­ hungswissenschaflerInnen die Be­ deutungen wiedererkannt wer­ Logik von Nutzungs­Programmen prinzipien, die dem Bau von pus nicht auf einhellige Zustim­ griffe formal, steril und herrschaft- den. folgt. So soll sich der Hörsaal einer Hörsälen um 1900 und am Beginn mung stoßen. Der Bruch geht aber lich am häufigsten gewählt. Die Wenn der Campusplatz pau­ Universität im reibungslosen Lehr­ des 21. Jahrhunderts zugrunde ge­ nicht durch das formalästhetisch Ergebnisse der Befragung weisen schal als „Ort der Kommunikation betrieb erweisen. Aber die äußere legt worden sind. Ferdinand Kra­ gleichsam „reine“ Bild der Archi­ darauf hin, dass die Eindrücke der und des Austauschs“ angesprochen architektonische Haut eines Hör­ mer wollte 1953 im Umbau des tektur. Er bildet sich als eine Situation des Campusplatzes aus wird, so ist dies aus phänomenolo­ saales soll in ihrer ästhetischen Er­ Jügelhauses, dem Gründungsbau Grenze im atmosphärischen Raum­ dem Kontext sich gegeneinander gischer Sicht nichtssagend. Ein scheinung nicht zuletzt die Ideen der Universität, das Bild einer de­ erleben, in dem sich die hoch­ abhebender Bedeutungshöfe er­ Raum wird im gesellschaft lichen anschaulich und spürbar machen, mokratisch sich öffnenden Univer­ schul­ und bildungspolitische Si­ lebt werden. Diese spiegeln Kontext immer mit Bedeutungen die für die Institution der Universi­ sität zum Ausdruck bringen. Er be­ tuierung von Personen und die unterschiedlichen gesellschaft­ verknüpft. Diese suggerieren sich tät charakteristisch sind. Auch dies nutzte schnörkelfreie geometrische Gruppen widerspiegelt. Je nach lichen Werte künftiger Berufsfel­ zum einen durch das situative Er­ ist eine Funktion, die ein solcher Grundformen und große transpa­ dem eigenen Standort werden sie der wider, die in den jeweiligen scheinen von Dingen und zum an­ Bau erfüllen sollte. Die praktische rente Glasflächen, um sichtbar und sich mit den Gesten des Gebauten fachspezifischen Studiensituati­ deren durch diskursiv zirkulierende Funktion bewährt sich im gelin­ spürbar zu machen, was Offenheit mehr oder weniger identifizieren. onen schon gegenwärtig sind. Hier (Be­)Deutungen. So „arbeitet“ die genden Gebrauch, die der Reprä­ bedeutet. In der Gegenwart gibt es So wird Universitätsarchitektur in zeigt sich besonders deutlich, wie neue Uni versitäts­Architektur als sentation im kulturellen Erfolg der solch singuläre Wertorientierungen ihrer abstrakten wie leiblich ge­ Sinneseindrücke und Symbole Kommunikationsmedium im Be­ Suggestion von Bedeutung. Archi­ eher selten. Die Neubauten auf spürten Bedeutung ein Gegen­ ineinandergreifen: Erlebt der/die reich der räumlich ausgedehnten tektenwettbewerbe dienen unter dem Campus Westend müssen in stand des Widerstreits und der Er­ eine die Glätte der Architektur als Atmosphären (Hermann Schmitz). anderem dem Zweck, einen visio­ ihrer atmosphärischen Inszenie­ regung sein und bleiben. abweisend, bedeutet sie dem/der Diese imponieren durch ihren „ge­ nären Gestalter zum Beispiel für rung etwas Unmögliches leisten: Dies illustrieren auch die Ergeb­ anderen ggf. Eleganz. Diese unter­ sellschaftlichen Charakter“ (Gernot einen Universitätsbau zu finden, zum einen sollen sie die offene nisse einer Pilotstudie zum atmo­ schiedlichen Erlebniswirklichkei­ Böhme), der das Repräsentations­ der in der Lage ist, im Namen der „Universität für alle“ zur Anschau­ sphärischen Erleben der Universi­ ten – auf der einen Seite Öffnung

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