Kultur 한국문화 Ausgabe 1/2011

Spezial: Deutsches Leben in Korea

Vom Leben in einem koreanischen Haus auf dem Lande

Deutsche Schule Seoul International (DSSI)

Von Goethe bis Weißbier: deutsche Spuren in Korea EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn einer eine Reise tut…, kann er in Südkorea viel erleben – die Millionenmetropole Seoul zwischen Hochhausfassaden und Königspalästen, zwischen Fastfood-Ketten und mobilen Garküchen, er mag staunen über Roboter-Staubsauger oder spre- chende Reiskocher. Den Reisen- den erwartet eine andere Kultur, eine andere Sprache, ein anderes Klima, aber – und das mag ihn vielleicht noch mehr erstaunen - auch ein wenig Heimat. Laut Angaben der Koreanischen Im- migrationsbehörde leben derzeit etwa 3.000 Deutsche in Korea – als Diplomaten, als Mitarbeiter deutscher Unternehmen in der

Fotos: Nils Clauss Fotos: ausländischen Geschäftsstelle, als Lehrer, Professoren, Wis- Titelbild: senschaftler, Korrespondenten, Künstler oder einfach als Privat- Ralf Zabel ist 36 Jahre alt und arbeitet seit mittlerweile fünfeinhalb Jahren als person. Architekt in Korea. Deutschland und Korea blicken auf eine lange gemeinsame Weitere Fotografien von Nils Clauss (siehe dazu „Extrawelt“ in dieser Ausga- Geschichte zurück. Bereits be): Ende 1883 haben seinerzeit das Deutsche Reich und das Kö- Jongmyung Lee studierte neun Jahre in Deutschland und betrachtet Düs- nigreich Korea diplomatische Beziehungen aufgenommen. So seldorf als seine zweite Heimat. In Seoul gründete der Fotograf ein Café mit hat sich in den vergangenen deutschem Ambiente, das er als einen „Raum zwischen Ost- und Westdeutsch- 127 Jahren ein freundschaftli- land“ bezeichnet. ches Verhältnis und damit auch ein wenig „Deutsches Leben in Tom Büschemann ist der Mitgründer von PLATOON, eines Kunstprojekts in Korea“ entwickelt. Unter diesem Deutschland und Korea (siehe dazu Interview mit dem anderen Gründer Schwerpunktthema möchten wir Christoph Frank in dieser Ausgabe). Sie in dieser Ausgabe darüber informieren, auf welche Weise Udo Lee (Bedalboy) ist in Bochum aufgewachsen und hat danach mehrere die deutsche Kultur im gesell- Jahre in Berlin gelebt, bevor er vor vier Jahren nach Seoul kam. Das Wort schaftlichen Leben Südkoreas „Bedalboy“ ist eine Zusammensetzung aus einem koreanischen und einem präsent ist. Wussten Sie, dass Goethe und Bach durchaus ihren englischen Wort und heißt so viel wie „Lieferjunge“. Bedalboy sucht in Seoul festen Platz haben im Wissensre- verschiedene öffentliche Orte mit seinem Motorrad auf und legt dort via pertoire vieler Koreaner? Boombox/ Gettho-Blaster Musik als DJ auf. Er ist auch als Produzent tätig, indem er eigenständig elektronische Musik mit den auf dem Foto dargestellten Wir wünschen Ihnen viel Ver- Geräten/ Musikinstrumenten macht. gnügen beim Lesen und ein FROHES NEUES JAHR 2011! … auf dass es viele positive Überraschungen bereithalten möge!

Nils Clauss, geboren 1976, lebt und arbeitet seit Ende 2005 Die Mitarbeiter des Koreani- als Fotograf und Filmemacher in Seoul. Urbaner Raum und schen Kulturzentrums Architektur sind seine wesentlichen Themenschwerpunkte. Bild und Foto: Sun Ok Park Kontakt und weitere Infos unter: Bildtitel: 어느새 저무는 한해 [Unbemerkt vergangenes Jahr] Tusche auf Hanji [traditionelles koreanisches Papier], 2010 Foto: privat Foto: www.nilsclauss.com 1 2 INHALT Bild und Foto: Sun Ok Park Bildtitel: 솔바람 [Die Pinie streifender Wind] Tusche auf Hanji [traditionelles koreanisches Papier], 2010 40 18 26 Fotos desJournalisten undGeographen Dr. (1870- 1904) Genthe Siegfried 33 52 42 regionen“, undKuratorin Anke Mellin mitderLandartkünstlerin Interview Süden desLandes“, mitAlexander Liebreich von Stoyke Interview Gesine 30 Korea, Interview mitChristoph Frank,Korea, Grafik-Designer Interview und (Mit-)Gründer 47 „Es gibt nicht mehrvieleUnterschiede Kultur inderKunst ausdenzwei „GLOBETROTTER, BildinmeinemAuge“„Dein -DieKorea-Reiseschilderungen undKorea- Deutsche Künstler in Korea. Nachgespürt auf einer Reise zurKunst aufeinerReise der Künstler Deutsche inKorea. Nachgespürt Zwischen den Welten, Cho, mitSung-Hyung des Regisseurin Interview 14 Von bis Goethe Weißbier: deutscheSpuren inKorea von Krüger Sönke alten Korea“ -Auszug ausdemBuchvon Prof. Hans-Alexander Kneider „Die Passion derKoreaner istriesengroß, fürMusik imNorden wieim PLATOON -einaußergewöhnliches Kunstprojekt und inDeutschland Ein „deutscher Werdegang“ inSüdkorea von Prof. Hans-Alexander Kneider Biennalen inSeoul, Gwangju, von BusanundGongju JensRönnau 24 Die Sammlung Paul DieSammlung imGrassi Museum Georg von Möllendorff 22 44 10 6

Mein geliebtes Mein Korea: derChampan[ Vom Leben ineinemkoreanischen HausaufdemLande „Was nächste Woche steht allesnochindenSternen“, passiert, 한국리포터- ABENTEURER, GOLDGRÄBER: AufABENTEURER, GOLDGRÄBER: deutschenSpuren im Films „Endstation derSehnsüchte“ von Stoyke Gesine für Völkerkunde zuLeipzig von DietmarGrundmann 5 Deutsches Leben Deutsches inKorea von Anne Schneppen Interview mit Sonja Glaeservon Stoyke mitSonja Gesine Interview Berichte(n) ausKorea von MalteE. Kollenberg EIN HISTORISCHER RÜCKBLICK 4 von Dr. von Ulrich Möllendorff MENSCHEN IMPRESSUM,LESERBRIEFE von Prof. Dr. Werner Sasse von Dr. Stefanie Grote KULTUR 참판] von Dr. Sylvia Bräsel von JensRönnau 1 ausPreußen EDITORIAL 2 INHALT HEUTE

- Koreanische Redewendungen Sprachführer Kleiner deutscher in Korea von PatriciaTV-Star Bunzel deutschenStandards von Hartwig Bodo von Schmidt Dr. Monika Schulleiterin Stefanie Grote Interview mit Martin Bongard von Dr. mitMartin Interview Stefanie GrotePatricia und Bunzel 83 82 79 VERANSTALTUNGEN 78 KOREA IMALLTAG 72 EXTRAWELT 68 64 63 KALEIDOSKOP 61 58 56 INSTITUTIONEN mitderDiplomatin Interview Verhältnis undberuht istsehrfreundschaftlich auftiefer Sympathie“, Kurse desKoreanischen Kulturzentrums Bundesweite Veranstaltungen 2011 Januar- März Veranstaltungen desKoreanischen Kulturzentrums Kochrezept- Rucola Kimchi Auf deranderen Seite-Fotoserie vonClauss Nils Heimat“, istdefinitivmeinezweite „Seoul Maletzki, mitMirja Interview Brot Deutsches inSeoul? „Ach so!“ ofMusic School DieGerman Weimar: nach Musikausbildung mitder International(DSSI),Interview Seoul Schule DieDeutsche inSeoul: Botschaft DieDeutsche DasRestaurant -eindeutsches „Bärlin“ inSeoul,Wirtshaus te Knobloch vonAnnette Knobloch Dr. Stefanie Grote „Das deutsch-koreanische Von Patricia Bunzel

3 MENSCHEN / HEUTE IMPRESSUM LESERBRIEFE

HERAUSGEBER Mit großer Freude lese und studiere ich regelrecht Koreanisches Kulturzentrum die Ausgaben von „Kultur Korea“. Die Ausgabe 4/ DEUTSCHES LEBEN IN KOREA Kulturabteilung der Botschaft der 2010 mit den Berichten über „Koreanisches Leben Von Anne Schneppen Republik Korea in Deutschland“ hat meine besondere Freude Leipziger Platz 3 geweckt. Ich glaube, mitreden und beurteilen zu können, wie alles begann und was daraus gewor- 10117 Berlin Der Deutsche, den es nach Korea zieht begannen und heute noch ein Kloster nalisten ist vielen oft nicht genehm, den ist. www.kulturkorea.de oder der, in den meisten Fällen, durch in Waegwan, in der Nähe von Daegu, doch unsere Neugier auf Korea wurde Meine koreanische Frau und ich dürfen nun auf die Firma umgezogen wird, erwartet unterhalten. Als im September 1998 uns gedankt, schon deshalb, weil wir fast 40 Jahre der gemeinsamen Ehe zurückblicken. dort durch und durch Fremdes. Und der damalige Bundespräsident Roman uns nicht auf die sonst übliche „Fern- Leiter: Gesandter-Botschaftsrat (…) Kennen gelernt haben wir uns beim Tischten- das findet er auch: Kimchi in hölli- Herzog nach Südkorea kam, besuchte sicht“ beschränkten, sondern vor Ort Byung Koo Kang nissport im Jahre 1967. Alle Koreaner spielen gut scher Schärfe, eine Hauptstadt, gegen er auf eigenen Wunsch die Benedikti- waren. Seoul wird zu oft aus Tokio, Pe- Tischtennis! Interessant war, wie schnell wir dann die Berlin wie ein Dorf erscheint. Eine ner in der Provinz. REDAKTION heirateten, und zwar aus folgendem Grund: Meine king oder den Zentralen ausländischer Sprache, die es europäischen Ohren Heute konzentriert sich das „Deutsche“ Medien bedient. Korrespondenten aus Gesine Stoyke Frau kam 1966 als Krankenschwester nach Deutsch- nicht einfach macht. Und ein Tempo, in Korea vor allem auf eine ungewöhn- land. Im Jahre 1971 musste die Aufenthalts- und Europa kann man an einer Hand ab- Dr. Stefanie Grote eine Rastlosigkeit, von der man, ob lich aktive und eng untereinander ver- Arbeitserlaubnis verlängert werden. Was wir aber zählen. Man wurde wahrgenommen. man will oder nicht, in wenigen Tagen netzte deutsche „Gemeinde“, deren Der Zugang zu Quellen und Akteuren GESTALTUNG nicht wussten, war, dass es damals ein Abkommen 2 zwischen Korea und Deutschland gab, welches den mitgerissen wird. Doch wer es braucht, Herz die deutsche Schule in Hannam- war kein Problem. Setbyol Oh Aufenthalt der Schwestern für nur fünf Jahre vor- wird es finden, das deutsche Leben in dong ist. Man kennt sich, man begeg- Insgesamt hatten wir den Vorteil, dass sah. Dann sollten sie nach Korea zurückkehren und Korea. Und wer es nicht braucht, dem net sich, man wahrt die Tradition – bis uns doppeltes Interesse begegnete: MITARBEIT durch neue Schwestern ersetzt werden. So wollte wird es dennoch des Öfteren begeg- hin zum jährlichen Spargelessen, La- Die deutsche Herkunft weckte immer Jongmin Lee man vermeiden, dass eventuell ein Arbeitskräfte- nen. Auch wenn es mitunter gar nicht ternen zu Sankt Martin und dem Auf- wieder Fragen nach dem gemeinsa- mangel an Krankenschwestern in Korea entstand. „echt“ ist. tritt des Heiligen Nikolaus. Wurst vom men Schicksal der Teilung und den KONTAKT Der damalige, sehr freundliche Beamte beim Dort- Deutsches in Korea – das hatte ich zu- deutschsprachigen Metzger, Brötchen Erfahrungen eines wiedervereinigten nächst nicht im Sinn, als ich vor vielen vom koreanischen Bäcker3, der sein Tel. (030) 269 52-0 munder Einwohnermeldeamt machte uns so den Landes. Aus dieser Verbindung ergab Jahren das erste Mal von Tokio nach Handwerk im Ruhrgebiet lernte, ein sich manch wichtiges Gespräch, inte- Fax: (030) 269 52-134 Sachverhalt klar. Er konnte, selbst wenn er gerne Seoul kam. Am Abend nahm mich „deutscher Club“, die deutsche Kir- ressierte mich und meine Leser doch E-Mail: [email protected] wollte, also die Aufenthaltsverlängerung nicht aus- stellen, meinte aber lächelnd: „Heiraten Sie doch, mein Gastgeber mit auf ein Bier in ei- chengemeinde. Eine Reihe deutscher vor allem das Verhältnis zwischen Süd- dann ist auch das Aufenthalts- und Arbeitsproblem nen „Hof“. Ich hielt das für eine geziel- oder deutsch geführter Restaurants, und Nordkorea. Die jüngeren Koreaner 4 Auflage: 3.000 Exemplare gelöst.“ Der Entschluss, zu heiraten, stand für uns te Geste und amüsierte mich darüber, darunter das „Bärlin“ , das man sich jedoch wollten weniger über Deutsch- schon längst fest, doch wollten wir eigentlich alles bis ich bei der anschließenden Fahrt ebenso in Berlin-Mitte vorstellen land wissen als über das Land, das wir DRUCK in Ruhe planen. ins Hotel noch gut ein Dutzend wei- könnte. Als Ausflugsziel auf dem Land gerade verlassen hatten: Japan. Und C.D.B. Concept Druckhaus Berlin Nun hieß es also Tempo…! Auszug aus dem Fami- terer neonleuchtender „Hof“-Schilder eignet sich das „deutsche Dorf“ in in diesen Fragen ging es weniger um 5 GmbH lienbuch und andere Papiere aus Korea anfordern. entdeckte. Deutsche Spuren durch- Namhae , das bei meinem Besuch dort Politik als um Trends, Mode, Musik Dann zur Übersetzung und Beglaubigung zur Bot- ziehen den Alltag, ohne dass es den einige deutsche Klischees bekräftigte: oder schlichten Alltag. Eine fast un- VERTRIEB schaft von Korea nach Bonn usw. Nun, es hat alles meisten Koreanern bewusst ist. „Lotte“ Gastfreundschaft, Gartenzwerge und beschwerte Neugier im Vergleich zu heißen Kaufhäuser, Schokolade, Apart- garstigen Nachbarzwist. Die deutsche Koreanisches Kulturzentrum in gut zwei Monaten so wunderbar geklappt. So den Geschichten, die ich damals meist war das damals. Man könnte noch so viel Schönes mentblocks. Zu danken ist dies einem Infrastruktur ist so intakt, dass wer will, über das schwierige politische Verhält- Kulturabteilung der Botschaft berichten. koreanischen Geschäftsmann und die Heimat nicht entbehren und mis- nis zwischen den Nachbarn schrieb. der Republik Korea Goethe-Verehrer. Man findet in Seoul sen muss. Unser größter Türöffner in Korea war Hans Jürgen Vietor mit Ehefrau In-Soon, „Konditoreien“ und eine Nachhilfe- Mein berufliches Entrée in die Poli- aber ein ganz privates Detail: Wir ka- Kultur Korea Dortmund schule „Eins“. Ich bin mir fast sicher, tik und Gesellschaft hatte ich men mit zwei Kindern im Vorschulal- erscheint vierteljährlich als Print- dass der erste Käse, den ich in Korea wahrscheinlich drei Faktoren zu ver- ter, neugierig, spontan und laut. Und Ausgabe und in digitaler Form (PDF- aß, „Rosenheim“ hieß. Seouler Hotels danken: Der grundsätzlich positiven bevor wir Erwachsenen uns langsam Datei). Bezug gratis über den Heraus- Sehr herzlich möchte ich mich bei Ihnen bedanken feiern Oktoberfest. Das „Heideröslein“ Einstellung gegenüber Deutschland, und höflich annäherten, hatten sich geber. für die Zusendung der Ausgabe 4 von „Kultur Ko- gehört zum Nostalgiker-Repertoire. der Dominanz der angelsächsischen die Kinder schon längst integriert. rea“; das Heft ist wunderschön und interessant! Ich Die deutschen „Importe“, die Korea Medien unter der Auslandspresse habe mich sehr gefreut, und ich bin begeistert von Anne Schneppen leb- Sämtliche, von Redaktionsseite erfolgten in der Vergangenheit tatsächlich be- und unserer Büroverlagerung von To- te von 2005 bis 2007 Übersetzungen sind durch eckige Klam- den Artikeln und Beiträgen. Ich konnte das Heft gar einflussten, sind hinlänglich bekannt: kio nach Seoul. Was die Kollegen in mit ihrer Familie in mern kenntlich gemacht. nicht mehr aus der Hand legen. Zum Beispiel der preußische Militär- den diversen koreanischen Journalis- Seoul und arbeitete musikkapellmeister Franz Eckert und tenklubs am brennendsten interes- von dort - wie schon Haftungshinweis: Die Redaktion über- Eleonore von Köckritz, Berlin der Jurist und Sinologe Paul Georg von sierte, war Privates: Ein Ehepaar, das zuvor aus Tokio - als nimmt keine Haftung für die Inhalte und 1 Fernost-Korrespon- Möllendorff , der zum ersten westli- konkurrierend für zwei verschiedene dentin der Frankfurter Angaben der veröffentlichten Autorenbei- chen Berater des koreanischen Königs- Verlage arbeitete, berufliche „Rivalen“ Allgemeinen Zeitung. träge. Die Geltendmachung von Ansprü- Korrektur: hofs ernannt wurde. Der Mediziner Ri- auf der Suche nach exklusiven „News“ In Korea beschäftigte chen jeglicher Art ist ausgeschlossen. sie sich vor allem mit

chard Wunsch, Leibarzt Kaiser Gojongs. – dies strapazierte die Vorstellungs- privat Foto: In Ausgabe 4/2010 haben wir im Editorial versehentlich politischen, aber auch Kontaktieren Sie uns bitte unter geschrieben, dass derzeit „6,7 Menschen mit ausländi- Nicht zu vergessen die Benediktiner- kraft und führte gar zu Einladungen gesellschaftlichen [email protected], falls Sie schem Pass in Deutschland“ leben. Selbstverständlich mönche aus St. Ottilien in Oberbayern, in Herzblatt-Talkshows. Doch letztlich Themen. Wann immer es die Zeit zuließ, unternahm unser Kulturmagazin nicht mehr sind es „6,7 Millionen Menschen“. Wir bitten diesen Fehler die im Jahr 1909 in Seoul ihre Tätigkeit zählte anderes: Die Neugier von Jour- sie Reisen durchs Land - oder in die nahen Berge von erhalten möchten. zu entschuldigen. 1, 2, 3, 4, 5 Seoul. 4 Siehe dazu Beitrag in dieser Ausgabe, Anm. d. Red. 5 MENSCHEN / HEUTE

Interview mit Sonja Glaeser, Managerin bei Samsung

Können Sie sich einmal selbst vorstellen? 안녕하십니까, 삼성전자 해외 홍보 담당, 쏘냐 과장 입니다. 반갑습니다 ^^ Hier in Korea würde ich mich mit diesem koreanischen Satz vorstellen, der so viel heißt wie: ”Guten Tag und willkommen, ich bin Sonja, Managerin bei Samsung „Was nächste Woche und verantwortlich für Samsung Electronics Overseas Public Relations.“ Als ge- bürtige Berlinerin mit koreanisch-deutschem Hintergrund lebe und arbeite ich passiert, steht alles noch seit 2003 im Land der Gegensätze, zwischen Hightech und [한복: korea- in den Sternen“ nische Nationaltracht, Anm. d. Red.], Moderne und Tradition – man könnte auch sagen, der Begriff „Fusion“ trifft das am genauesten.

Wie kam es dazu, dass Sie nach Korea gegangen sind? Nach einem Studium in Deutschland und Frankreich zog es mich nach Korea, Sonja Glaeser ist um der anderen Hälfte meiner Wurzeln zu folgen und mehr Verständnis für diese deutsch-koreanischer Her- Seite zu entwickeln. In Frankreich wurde ich meist als “Die Koreanerin” bezeichnet, kunft und lebt seit 2003 in wobei meine Antwort immer die gleiche war: ”Ich bin ‚Die Deutsche’!”. Nach mei- Korea. Seit 2004 arbeitet nem Studium zog es mich eher nach Lateinamerika – allerdings sagte mir mein sie in Suwon für das große Verstand: ”Du siehst schon so koreanisch aus und weißt doch nichts über deine koreanische Unternehmen Samsung. Sie ist Herausge- Kultur, also gib‘ dir ein Jahr Zeit und mach dich auf nach Korea.“ berin eines regelmäßigen Ursprünglich wollte ich nur ein Jahr in Korea verbringen, um der Sprache und Kul- Newsletters für in Korea tur etwas näher zu kommen. Aus dem ersten Jahr wurden dann acht Jahre. Nun bin lebende Expatriates.1 ich immer noch hier – ohne konkrete Pläne für eine Rückkehr nach Deutschland. Von 2003 bis 2004 habe ich in Busan, einer pulsierenden Hafenstadt im Süden von Korea, gelebt und dort für Bosch Rexroth gearbeitet. Seit März 2004 lebe und Grad ich meiner deutschen Herkunft treu bleiben soll oder möchte. Als ausländische Angestellte arbeite ich in Suwon, ca. 40 Minuten mit dem Bus von Seoul entfernt. Suwon mag einer koreanischen Firma denke ich mir, dass der Grund für meine Anstellung doch eigentlich auf den ersten Blick etwas monoton erscheinen, bietet aber trotz des Images einer meine deutsche Herkunft sowie mein Verständnis für die westliche Kultur sind. Trotz alledem habe reinen „Samsung-Stadt“ ein sehr hohes Angebot an historischen Sehenswürdigkei- ich gelernt, dass man sich gerade in Korea der Kultur anpassen muss, um Fuß zu fassen ten. Die Festung ist sogar Welterbe der UNESCO. und sich ein gutes soziales Netzwerk aufbauen zu können. Dieses ist das “A” und “O” eines zufriedenstellenden Auslandsaufenthaltes. Wie ist es, als Deutsche in Korea zu leben? Welche Dinge gefallen Ihnen Sehr geholfen hat mir auch meine traditionelle “차도” [Chado: Tee-Etikette]-Lehrerin, besonders gut, und was bereitet Ihnen manchmal Schwierigkeiten? die mit ihren Lektionen über die Tee-Zeremonie nicht nur meinen Wortschatz und mein Ich wurde immer sehr herzlich aufgenommen. Gerade wenn ich mein Herkunftsland Wissen über koreanische Geschichte bereicherte, sondern mir auch die Grundlagen der nenne, schlägt mir sehr viel Interesse entgegen. So kennen oft ältere Männer ein koreanischen Etikette “예절” [Yejeol] näherbrachte. Eine große Verbeugung an meine paar grammatische Regeln oder Wortphrasen wie ”Guten Tag” oder “Ich liebe Sie.” Lehrerin von der Teeschule 반야로 차도 [Banyaro Chado], Ms 고향순 선생님 [Lehrerin Durch mein Aussehen werde ich meist darauf angesprochen, ob ich in der zweiten Go Hyang-sun]. Generation (이세/ ise) koreanisch sei und dass doch in den 1960er Jahren koreani- sche Krankenschwestern nach Deutschland ausgewandert seien. Wie empfinden Sie die Arbeit in einem koreanischen Unternehmen? Besonders gut gefällt mir die Gastfreundschaft der Koreaner. Schon häufig hat mich Ich arbeite nicht für „ eine koreanische Firma“ sondern für „ DIE koreanische Firma“. deren unvorstellbar warmherziges Verhalten tief beeindruckt. Freundschaften sind Und mit einem Wort, empfinde ich die Arbeit als sehr herausfordernd. Das Unterneh- sehr intensiv, und persönliche Beziehungen verlaufen sehr umsichtig und fürsorg- men nimmt viel, aber gibt auch viel. Dank des Unternehmens konnte ich durch die lich. ganze Welt reisen, um unsere Produkte vorzustellen und einzuführen. Ich konnte Was mir jedoch immer noch etwas Schwierigkeiten bereitet, ist die Kühle der Kon- alle Weltregionen entdecken und viele internationale Kollegen als Freunde gewin- takte an meinem Arbeitsplatz. Ganz im Gegensatz zu der Herzlichkeit, die ich au- nen. Intern war ich verantwortlich für Marketing Communication, Online Marketing, ßerhalb der Firma erfahre, herrschen in der Geschäftswelt, wie ich sie erlebe, ein Corporate HR (HR –> Human Ressources = Personalwesen) und jetzt Public Relations. eisiger Wettbewerb und schwierige Bedingungen. In meiner Firma werde ich oft auf Nach dem Motto unseres Vorsitzenden und Firmenchefs Mr. Lee Kun-Hee, „Change das Thema deutsche Qualität „Made in Germany“ angesprochen, zumal wir intern is my Hobby“, gibt es bei Samsung sehr viele Restrukturierungen, Reorganisationen sehr hohen Wert auf das Feedback unserer deutschen Kollegen in dem European oder einfach Innovationen, so dass das Arbeitsleben immer spannend bleibt. Es gibt Research Center legen, das sich in Stuttgart befindet, und unsere Produkte auch allerlei Abwechslung, die den Aufenthalt in Koreas größtem Firmenkomplex zu einem vorwiegend in deutschen Prüf- und Zertifizierungsinstituten verifiziert werden. „Great Work Place = großartigen Arbeitsplatz“ machen. Ob flexible Arbeitszeiten, Ansonsten wird mir eher von Deutschland vorgeschwärmt, von Füssen und Neu- Fußball-, Basketball- und Baseballplätze, Fitness-Center, Banken, Bäckereien, Pizza- schwanstein oder vom Oktoberfest (nebenbei auch noch von den Autobahnen und und Hühnchen-Restaurants oder Reisebüros, Zahnärzte und traditionelle Doktoren: natürlich von deutschen Autos). Alles ist auf dem Samsung Suwon Komplex vorhanden. Möchte man von einem zum anderen Ende des Komplexes fahren, so kann man sich in einen der firmeneigenen War es schwierig für Sie, sich an die koreanische Mentalität zu gewöhnen? Shuttlebusse setzen oder ein firmeninternes Fahrrad benutzen. Ansonsten gibt es Ich lerne immer noch täglich Neues hinzu. Es ist schwer, die koreanische Mentalität zu ver- auch verschiedene Kurse, z.B. Fremdsprachen-, Musik-, Malerei-, Tanz-, Gesangs-, stehen, wenn man der Umgangssprache nicht mächtig ist. Auch gibt es gewisse Unterschie- Ski-, Wander- und Kosmetik-Kurse oder einen Kurs zum Waldorfpuppenerstellen. de zwischen „Verstehen“ und „Akzeptieren“. Ich stelle mir immer die Frage, bis zu welchem Natürlich muss hinzugefügt werden, dass in einem Gemeinschaftsbüro gearbeitet Foto: privat Foto: 6 7 wird. Die Tische sind relativ klein, und circa 150 Angestellte teilen sich einen Raum. Die Geräuschkulisse Wer sind Ihre Abonnenten? ist sehr hoch und in den Vorzug separater Büros kommen nur die Geschäftsführer. Die Verständigung Mittlerweile gehören zu meinen Abonnenten etwa 70 Prozent lokale und internationale erfolgt trotz aller Globalisierung auf Koreanisch, und es wird von jedem ausländischen Angestellten er- Samsung-Angestellte, die sowohl aus dem Personalwesen und aus dem Marketing, aber wartet, sich möglichst bald fließend in der lokalen Sprache ausdrücken zu können, um sich effektiv in die hauptsächlich aus der Forschung und Entwicklung kommen. Die weiteren 30 Prozent Projektarbeit einzugliedern. Nichtsdestotrotz wird den ausländischen Angestellten spezielles Kantinen- setzen sich zusammen aus Fremdsprachenlehrern, koreanischen Studenten, Mitarbei- essen serviert, um ihnen eine Art „soft-landing“ [„weiche Landung“] in die hiesige Kultur zu ermöglichen tern von KBS World Radio und Freunden und Bekannten aus der ganzen Welt. und den Kulturschock zu mildern. So gibt es eine Auswahl an indischen, russischen, chinesischen oder japanischen Speisen. Meine Familie und die Koreaner reagieren mit Bewunderung und auch mit ein we- Leben viele Deutsche in Suwon? Wie setzt sich Ihr Freundeskreis zusammen? nig Neid auf meinen Arbeitgeber. Deutsche gibt es in Suwon leider nicht sehr viele, doch mittlerweile haben wir schon eine Handvoll Deutscher oder deutschstämmiger Koreaner bei Samsung, verstreut über Städte wie Was an Ihnen ist Ihrer Ansicht nach typisch deutsch, was typisch ko- Seoul, Yongin, Suwon oder Dongtan. Da Samsung einen hohen Prozentsatz an Russen, Indern reanisch? oder Chinesen in seinem ausländischen Angestelltenpool hat, setzt sich auch mein Freundes- Nach so vielen Jahren im Ausland ist das schwer zu sagen. Ich lebe nun schon kreis vorwiegend so zusammen. Nichtsdestotrotz habe ich auch Freunde aus ganz Europa, La- seit zehn Jahren außerhalb Deutschlands (zwei Jahre in Frankreich und acht teinamerika, Südafrika oder Südostasien. Jahre in Korea), was es nicht einfach macht, dies genau zu beurteilen. Ich denke von mir selbst, dass ich eher “europäisch” bin und vielleicht nicht mehr Welche Dinge aus Deutschland vermissen Sie manchmal? unbedingt “deutsch”. Definitiv das Essen! Wenn auch nur noch manchmal. Und dann gibt es ja zum Glück Mein offenes, direktes Wesen kann als Unterschied zu dem zurückhaltenden das reichhaltige Angebot an internationalen Gerichten in Itaweon oder Hannam-dong Verhalten der Koreaner angesehen werden. Ich spreche meist meine Mei- [Stadtteilbezirke in Seoul, Anm. d. Red.]. Obwohl ich in Deutschland eher die französi- nung klar aus, wobei ich mittlerweile schon versuche, etwas diplomatischer sche oder italienische Kochkunst bevorzugt habe, vermisse ich hier in Korea doch ab vorzugehen. Auch kann ich immer noch kein Kimchi [김치: in Chilisauce ein- und zu die ganz einfachen deutschen Dinge: Brot, Käse, Linseneintopf, Pudding oder gelegtes Gemüse, meist Chinakohl, Anm. d. Red.] zum Frühstück zu mir neh- Federweißer. Wenn ich dann allerdings aus dem Heimaturlaub wieder zurückkomme, 2 men, und auf meinen Urlaub lege ich sehr großen Wert . Meine Bekannten muss gleich ein Kimchi Jigae [김치찌개: scharfer Eintopf mit Kimchi] auf den Tisch, das sagen mir, dass ihnen an mir aufgefallen sei, dass meine Gestik und Mimik mir dann allerdings extrem scharf vorkommt. sehr deutsch seien, und dass ich immer schon alles im Voraus plane (eine Was ich auch vermisse, sind Grünflächen und Bäume. Ich komme aus Berlin-Zehlendorf eher deutsche Eigenschaft?!?). und habe lange in der Nähe des Schlachtensees gewohnt. In Suwon bietet sich in meiner Typisch koreanisch sind mittlerweile meine Arbeitszeit und meine Ad-hoc- Nachbarschaft eher ein Urwald aus Hochhäusern und Einkaufsarkaden, so dass man im Flexibilität, mich auf sich plötzlich verändernde Situationen einzustellen. Sommer noch nicht einmal die typisch koreanischen Singzikaden namens “Maemi” [매 Gerade im Arbeitsumfeld muss man hier in Korea lernen, in kürzester Zeit auf 미] hört. Richtungsänderungen von höherer Instanz zu reagieren, auch wenn die für einen selbst oft nicht ganz so nachvollziehbar sind. Auch habe ich in Korea Könnten Sie sich vorstellen, für immer in Korea zu leben? gelernt, dass alles “relativ” ist. Als Beispiel: Früher, als ich noch in Europa Das ist eine gute Frage, die mir oft gestellt wird. Ich sage aus Gewohnheit „Nein, niemals!“ mit lebte, benötigte ich mindestens drei Wochen, um meine Familie in Korea zu einem breiten Grinsen, denn mittlerweile glaubt keiner meiner Studienfreunde mehr an meine besuchen, mittlerweile reicht auch eine Woche für einen Besuch von Familie Rückkehr nach Europa. Ich kam nie mit dem Gedanken in dieses Land, für immer in Korea zu und Freunden inklusive Sightseeing in Europa. Das Verhältnis zu Zeit und bleiben. Auch plane ich immer nur von Jahr zu Jahr. Doch mittlerweile sind aus einem Jahr oder Distanz hat sich verschoben. Die Welt kann jetzt in einer Woche besichtigt zwei auf einmal acht geworden, und es gibt immer noch so vieles Unentdecktes, Interessantes, werden, nach “Korean Timing” [Koreanischer Zeiteinteilung]. Unerklärliches, Herausforderndes, Erstaunliches etc. Einfach so viele Dinge, die es wert sind, zu bleiben und die meine Neugier wecken. Das Leben an sich ist in Korea so schnell. Schlag- Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Korea-Newsletter herauszubringen? wörter wie „ Slow food“ [Gegensatz zum Fast food, Anm. d. Red.] sind so gar nicht angebracht, Nach zwei Jahren kontinuierlicher “Arbeiten, Essen, Schlafen –Wiederholungsschleife“ und einem einzigen Besuch in wenn doch alles „ Balli Balli“ [빨리, 빨리: schnell, schnell!] gehen muss. Die Hauptstadt schläft Seoul in dieser Zeit wurde mir klar, dass ich meinen Lebensstil ändern musste, wenn ich noch länger in Korea bleiben nie – so scheint es – und Trends kommen und gehen in einem rasanten Tempo. Seoul hält Jung wollte. Ich war auf der Suche nach einem kreativen und kulturellen Ausgleich, verbunden mit “Socializing” [Kontakte und Alt in Atem mit Kultur, Nachtleben, Shopping, Staus, Kirche, Coffeeshops und literweise knüpfen], um meine recht langen Arbeitszeiten von Montag bis Freitag mit mehr Freizeit zu füllen. Zudem sah ich Kaffee. Kontinuierlicher Schlafmangel ist ein alltäglicher Zustand, egal, ob bei Studenten oder hier und da ein Poster oder eine Bekanntmachung außerhalb des Samsung-Komplexes, welche mir einen Hinweis Angestellten. Stress wird auf „Ex“ mit Soju [소주: traditioneller koreanischer Getreideschnaps] auf vergangene Veranstaltungen gaben. Mir wurde bald klar, dass Suwon keineswegs ein langweiliges Städtchen ist, gestillt, aber zum Glück gibt es ja dann auch noch die Jimjilbangs (찜찔방: koreanische Sau- und dass sich doch viele „schmackhafte“ kulturelle Veranstaltungen boten. Nur wusste keiner meiner ausländischen na) und Hanuiwons (한의원: Praxen für traditionelle koreanische Medizin). Ach, es wird doch Kollegen – aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse oder der verstreuten Information – über das reichhaltige An- nie langweilig! ...und ich für meinen Teil plane jetzt erst einmal mein Wochenende mit einem gebot Bescheid. Ich entschloss mich daraufhin, meinen Freunden E-Mails zu schicken, um sie über bevorstehende Er- Temple-Stay. Was nächste Woche passiert, steht alles noch in den Sternen, und ob ich für im- eignisse zu informieren und sie zu animieren, ihr Leben in Korea zu genießen und mit Freude zu füllen, statt fast rund mer in Korea bleibe? Fragen Sie mich doch bitte nächstes Jahr noch einmal. um die Uhr die Firma nur von innen zu sehen. Ich versende auch Einladungen zu internationalen Networking-Treffen und biete somit die Gelegenheit zu einem amüsanten und vielseitigen Socializing [s.o.] als perfekten Ausgleich zur Das Interview führte Gesine Stoyke Arbeitswelt. Meine Ankündigungen sind gefüllt mit Infos aller Art, die ich persönlich sehr interessant finde und von denen ich denke, dass sie meine Empfänger ebenfalls interessieren könnten. In meinem Newsletter „Hippidihopp“ informiere ich über traditionelle und moderne Kulturveranstaltungen in Seoul und Suwon, über Wohltätigkeitsver- anstaltungen, Partys, die Angebote verschiedener Kulturinstitute sowie über „Do-It-Yourself-Klassen“ in koreanischer 1 Papierkunst mit Hanji [한지: traditionelles koreanisches Papier] und in koreanischer Knotenkunst bis zu Tee-Zeremo- Ein Expatriate (Kurzform: Expat) ist jemand, der zeitweilig oder dauerhaft im Ausland lebt, ohne dort eingebür- nien, Konzert-Updates, Wandertouren oder einfach wissenswerten Neuigkeiten aus Korea. Ich bin mir sicher, dass gert zu sein. Es handelt sich vielfach um eine Fachkraft, die von einem international tätigen Unternehmen im Aus- land eingesetzt wird, Anm. d. Red. ich mittlerweile eine gute Infrastruktur für Nachrichten aus dem kulturellen Bereich aufgebaut habe und der Groß- 2 Koreanische Arbeitnehmer haben im Vergleich zu deutschen weniger Urlaub und haben oft auch mehr Hem- teil meiner Empfänger die Informationen sonst (aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse) übersehen würde. Mein mungen, ihren Urlaub einzufordern, Anm. d. Red. Newsletter gewann schnell an Popularität und die Mund-zu-Mund-Propaganda tat ihr Übriges. Mittlerweile versende ich ihn an etwa 360 Empfänger, und jeden Tag werden es mehr (sollten Sie Interesse haben, schicken Sie mir doch eine

Mail an [email protected]). privat Foto: 9 8 MENSCHEN / HEUTE

한국리포터 Berichte(n) aus Korea Von Malte E. Kollenberg

„Was willst du denn in Südkorea?“ fragte mein Kommilitone. „Warum nicht Korea?“ fragte ich zurück. „Korea klingt spannend, und po- litisch ist da noch richtig was los. Außerdem war ich mit meinen Samsung-Handys bisher immer sehr zu- frieden“, grinste ich. Am nächsten Tag schickte ich die Bewerbung für ein Austauschstudienjahr in Korea ab. Heute, drei Jahre später, bin ich Korrespondent in Seoul und berichte für deutschsprachige Medien aus einem der aufregendsten und interessantesten Länder Asiens. Bereits Ende 2007 habe ich mich zusammen mit einem Kommilitonen in Deutschland selbstständig gemacht. Im November vor drei Jahren haben wir in Bamberg das Journalistenbüro KOLLENBECKER gegründet. Wir spezialisierten uns auf Videos für Internetseiten von Tageszeitungen. Bewegtbild im Internet war gerade DAS Thema bei den Zeitungsverlagen, aber es gab kaum jemanden, der qualifiziert war, technisch und inhaltlich gute Beiträge zu liefern. Also begannen wir, diese Lücke zu füllen. Was immer die Zeitungen haben wollten, ob einen zusätzlichen Artikel und ein Foto für die gedruckte Ausgabe oder eine Bilderstre- cke als Ergänzung im Internet: Wir produzierten und lieferten. Zwischenzeitlich war ich an der Seouler Sookmyung Women’s University – einer Partneruniversität der Uni Bamberg – angenommen worden. Also flog ich im August 2008 nach Korea, um dort ein Jahr zu verbringen. Gerade, als in Nordbayern die Nachfrage nach unseren Videos so richtig anzog. Aber Korea war wichtiger. Ich wollte etwas völlig Neues sehen, etwas anderes erleben, eine neue Kultur kennenlernen.

Eine der häufigsten Fragen, die mir in zahlreichen Interviews mit studentischen Medien, koreani- schen Studenten an der Universität und unterwegs in Seoul gestellt wurde, und die fast jeden Kore- aner, so scheint es, quält: „Hast du einen Kulturschock erlitten, als du nach Korea gekommen bist?“ Zu ihrem Erstaunen sage ich immer: „Nein, habe ich nicht. Ich habe vorher gewusst, dass es anders sein würde als in Deutschland.“ Und mal ganz klar gesagt: Wer als Rheinländer in Franken studiert, hat gelernt, sich auf eine andere Kultur einzulassen. Wer weiß, dass es anders sein wird, dass das Essen nicht wie zu Hause schmecken wird, dass die Sprache eine andere ist, und dass natürlich auch die Kultur und damit Gewohnheiten und Bräuche andere sind, der erleidet keinen Schock. Außerdem war es genau diese Andersartigkeit, die mich nach Korea gelockt hat. Eine völlig andere Kultur in Fotos: Malte E. Kollenberg Malte E. Fotos: 10 11 einem völlig anderen Teil der Welt, etwas nahezu völlig Unbekanntes. Gerade deswegen bin ich nach Südkorea gegangen. Nachdem ich im Sommer 2008 ans andere Ende der Welt gezogen war, hatte mein Kollege in Bam- berg noch ein paar Monate weitergemacht, war dann nach Hamburg und schließlich nach Ber- lin gezogen, und als ich aus Korea wiederkam, hatten sich unsere ehemaligen Kunden neu ori- entiert und arbeiteten mit anderen Büros und Zulieferern zusammen. Ich hatte mich bereits die letzten Monate in Seoul – die Semesterferien hatten schon Mitte Juni begonnen, mein Rückflug nach Deutschland war aber erst für Ende August gebucht – mit dem Gedanken beschäftigt, nur kurz nach Deutschland zurückzukehren. Die Idee, als Korrespondent zurück nach Korea zu gehen, schwirrte schon die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Ich hatte in den Monaten zuvor festgestellt, dass die Berichterstattung über Korea oft nicht richtig oder nur sehr oberflächlich und vor allem nicht sehr weit verbreitet war. Zurück in Deutschland begann ich zu recherchieren. Wer berichtet aus und über Korea? Wo sitzen die Ostasienkorrespondenten? Das Ergebnis war ernüchternd und hoffnungsvoll zugleich. Außer dem Kollegen der Deutschen Presse-Agentur gab es keinen per- manenten deutschsprachigen Journalisten in Seoul. Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden bisher meist aus Tokio oder Peking mit Nachrichten aus Korea versorgt. Die Folge: Das Wissen über Korea ist entsprechend begrenzt. Dabei gibt es so viele Geschichten zu erzählen.

Anfang Juni 2010 bin ich wieder in Seoul gelandet und habe ein Korrespondentenbüro eröffnet. Ich bin nicht in eine bewachte Apartmentsiedlung gezogen, in der viele Koreaner so gerne woh- nen. Auch nicht in eines der zahlreichen Officetels (오피스텔, ein Apartmenttyp, der sich von Of- fice und Hotel ableitet), in denen viele Berufsanfänger und Studenten erst einmal unterkommen. Ich wollte auch nicht nach Itaewon ins internationale Viertel ziehen. Nach Korea wollte ich, dort- hin, wo Koreaner leben. Ganz normale Koreaner. Mitten in eine koreanische Nachbarschaft. Ich bin in eines der „traditionellen“ Viertel gezogen. In einer Nach einem erneuten kurzen Abstecher nach Deutschland bin ich nun seit Mitte Oktober 2010 Dachgeschosswohnung habe ich mein Homeoffice Korrespondent in Seoul. Als Koreareporter (한국 리포터, Hanguk Reporter) bin ich für das Jour- eingerichtet. In einem dreigeschossigen Haus aus ro- nalistenbüro KOLLENBECKER mit Fotoapparat, Videokamera, Laptop, Block und Bleistift bewaffnet ten Ziegelsteinen. Wenn die Sonne abends über Seoul auf der Halbinsel unterwegs und versuche, Korea den Europäern etwas näher zu bringen. Ein Land, untergeht, sehe ich das 63-Building (육삼 빌딩) auf das immer wichtiger wird, für die Welt, für Europa und vor allem für Deutschland. Der G20-Gipfel der Insel Yeouido (여의도) golden im Abendhimmel in Seoul und die für 2011 anstehende Umsetzung des Freihandelsabkommens zwischen Korea und der Europäischen Union sind nur zwei Beispiele für die steigende Bedeutung Koreas. Die andauern- de Teilung der Halbinsel ein weiteres. Damit direkt verbunden sind die Menschen, ihre Schicksale, ihre Geschichten, ihre Traditionen und ihre Lebensweise. All das lässt sich nicht in einer Agentur- meldung komprimieren und all das passiert auch nicht nur dann, wenn gerade ein Korrespondent aus Deutschland für einen Kurzbesuch in Korea ist. Es passiert 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Wenn mein Kommilitone – er war übrigens ein Jahr nach mir auch für zwei Semester in Seoul – mich heute nochmal fragen würde, „Was willst du denn in Korea?“, dann würde ich antworten: „Eigentlich möchte ich einfach nur über das Land berichten.“

Malte E. Kollenberg, aufgewachsen in Bonn und Gummersbach, hat in Bamberg und Seoul Politik- und Kommunikationswissenschaft studiert. 2007 hat er zusammen mit einem Partner das Journalistenbüro KOLLENBECKER gegründet. Jetzt lebt und arbeitet er als Korrespondent in Seoul. Fotos: Malte E. Kollenberg Malte E. Fotos: 12 13 MENSCHEN / HEUTE o wie viele andere Söhne tisierung des Landes. spricht man in Korea vom „Wunder auch sollte ich eigentlich den Außer den amerikanischen Soldaten am Han“. Das hohe Ansehen der Deut- väterlichen Betrieb überneh- gab es damals relativ wenige Auslän- schen ist in der Zwischenzeit keines- men und zu diesem Zweck der in Korea, und so, wie man auch falls gesunken, doch ist aus dem „Bru- PharmazieS oder Chemie studieren. in Europa kaum zwischen einem der im Kampf“ durch Deutschlands Pflichtbewusst kam ich zunächst dem Chinesen, Japaner und Koreaner un- Wiedervereinigung eher ein Vorbild Wunsch meiner Eltern nach und stu- terscheidet, wurden alle Ausländer geworden, das zur Beratung oft her- dierte zwei Jahre an der Ruhr-Uni- grundsätzlich zunächst für Amerika- angezogen wird und dem man nach- versität Bochum (RUB) Naturwissen- ner gehalten. Da ich an der SNU stu- eifern will, wohl wissend, dass eine schaften, nur um festzustellen, dass dierte und Studentenunruhen an der koreanische Wiedervereinigung auf mein Interesse doch eher in eine an- Tagesordnung waren, kam es täglich keinen Fall nach deutschem Muster dere Richtung ging. vor, dass man hinter uns Ausländern stattfinden darf. herrief „Ami go home!“. Anfänglich Es war im Sommer 1970, als ich wäh- pflegte ich zu erwidern, dass ich ein Nach Ablauf der drei Jahre an der rend der Schulferien auf der Nord- Deutscher sei, was zuerst Sprach- SNU wurde ich von einer deutschen seeinsel Norderney einen koreani- losigkeit erzeugte und dann einen Bekannten, die an einer koreani- schen Studenten kennenlernte, der in Schwall von Entschuldigungen nach schen Universität in Seoul tätig war, Köln Wirtschaftswissenschaften stu- sich zog. Deutschland war schließ- gefragt, ob ich nicht Lust hätte, als dierte und quasi mein Schicksal be- lich in den Augen der Studenten ein Aushilfe für ein Semester im Fach- stimmen sollte. Mit großem Interesse „Bruder im Kampf“, ein Land mit glei- bereich „Deutsche Sprache und Li- hörte ich zu, was er über seine Hei- chem Schicksal, so wie Korea eben teratur“ zu unterrichten. Da ich mir mat Südkorea berichtete und lernte ein geteiltes Land. Aus diesem Grund dachte, dass Lehrerfahrungen sicher- von ihm einige koreanische Sätze genossen Deutsche damals eine be- lich nicht schaden könnten und es und das Hangeul-Alphabet [한글]. Ich sonders hohe Achtung und wurden sich schließlich nur um ein Semester war 14 Jahre alt und begeistert vom eher als „Verbündete“ betrachtet. handelte, nahm ich das Angebot kurz Hans-Alexander Kneider: Pro- „Fernen Osten“, der für mich damals Obwohl die Schlachtrufe der Studen- entschlossen an. Aus diesem einen fessor und Co-Leiter der Ab- noch exotisch und unbekannt war. ten gegen alle Amerikaner gerichtet Semester sind in der Zwischenzeit al- teilung für deutsche Sprache waren und man es uns nicht ansehen lerdings fast 20 Jahre an der Hankuk und Literatur an der Hankuk Das Interesse an Asien im Allgemei- konnte, aus welchem Land wir Aus- University of Foreign Studies (HUFS) University of Foreign Studies; nen und aufgrund des Ferienerleb- länder stammten, muss ich sagen, geworden, in denen ich natürlich Autor eines Buches über nisses an Korea im Besonderen stei- dass ich in all der Zeit der gewalttä- auch die Leiter nach oben geklettert die deutsch-koreanischen gerte sich im Laufe der Jahre noch, so tigen Unruhen nicht ein einziges Mal bin. Derzeit unterrichte ich als Full Beziehungen, ehrenamtlicher dass ich meinen Neigungen schließ- das Gefühl hatte, persönlich bedroht Professor nicht nur an der Abteilung Bezirksbürgermeister von lich folgte, das Studium der Chemie zu sein. für Deutsche Sprache und Literatur, Seongbuk-dong und Ehren- aufgab und als neues Hauptfach Ko- sondern auch an der der Uni ange- bürger der Stadt Seoul. reanistik wählte mit den Nebenfä- Als die Olympischen Spiele 1988 in gliederten Graduate School for Inter- chern Volkswirtschaft und Wirtschaft Seoul begann, wurden die Stipen- pretation and Translation (GSIT). Ostasiens. Damit war mein Weg nach diaten der koreanischen Regierung Korea vorgezeichnet, und nach mei- in schicke Uniformen gesteckt und Zu Beginn des Wintersemesters nem Magister-Abschluss war es dann als Begleitung, Dolmetscher oder 2009/2010 wurde mir mitgeteilt, dass auch soweit. Mit einem Stipendium „Mädchen für alles“ den einzelnen mich die Verwaltung der Uni zum der koreanischen Regierung kam ich Sportler-Teams als freiwillige Helfer Co-Leiter der deutschen Abteilung im Februar 1988 nach Seoul, um drei zur Verfügung gestellt. Ich selbst war ernannt hätte, zu einem Posten also, Ein “deutscher Jahre an der Seoul National Univer- für das sogenannte „Deutsche Haus“ der bisher noch keinem Ausländer sity (SNU) einen Promotionskurs im im KOEX [auch COEX, Convention & übertragen worden war. Während Bereich ‚Koreanische Geschichte‘ zu Exhibition Center, Anm. d. Red.] ein- sich mein koreanischer Kollege um belegen. geteilt, in dem die Pressekonferenzen verwaltungstechnische Angelegen- stattfanden. Auf diese Weise bin ich heiten kümmert, spiele ich die Rolle Südkorea befand sich damals in ei- vielen berühmten Sportlern und an- als eine Art Verbindungsglied zwi- ner vielseitigen Umbruchstimmung. deren Persönlichkeiten begegnet. Es schen der koreanischen Verwaltung Werdegang” Gerade die Zeit vor den Olympischen war eine spannende Zeit. und meinen deutschen Kolleginnen Spielen 1988, als die ganze Welt ihre und Kollegen. Daneben obliegen mir Aufmerksamkeit auf Südkorea rich- Politische Massendemonstrationen noch Aufgaben wie Unterrichtsver- tete, war charakterisiert durch po- und die Olympischen Spiele sind teilung für jedes Semester, Organisa- litische Unruhen und fast tägliche längst vergangen. Südkorea hat in- tion deutscher oder österreichischer Demonstrationen mit Molotow-Cock- nerhalb einer nur kurzen Zeit einen Tagungen an unserer Uni, Korrespon- tails, Stahlrohren und Tränengas. Die enormen Wandel in politscher, wirt- denz zwischen der Deutschen Abtei- in Südkorea lung und deutschsprachigen Institu- Arbeitergewerkschaft hatte sich mit schaftlicher, sozialer und kultureller den Studenten solidarisch erklärt, Hinsicht erlebt. Nach dem Vorbild tionen im In- und Ausland, Auswahl und alle kämpften für eine Demokra- des deutschen „Wunders am Rhein“ neuer koreanischer sowie deutscher Foto: privat Foto: 14 15 Einen zweiten Beitrag zur Verbreitung deut- schaften der Ruhr-Universität Bochum, als scher Kultur leistete ich persönlich durch die ich während meines Koreanistikstudiums auf Organisation eines traditionellen deutschen alte Reiseberichte über Korea stieß. Die Dar- Weihnachtsmarktes, der 2010 ebenfalls das stellung der alten Zeit faszinierte mich sehr, erste Mal in Seoul im Bezirk Seongbuk-dong und vor allem erregten Deutsche, die zur vom 10. bis 12. Dezember stattfand. damaligen Zeit in dieses ferne Land gereist waren oder sogar dort lebten und arbeiteten, Südkorea ist ein Land voller Dynamik, in meine Neugier. Ich fing also an, systematisch dem sich fast täglich etwas Neues ereig- alles zu sammeln, was mit diesem Thema zu net und dessen Entwicklung man hautnah tun hatte und hörte auch nach meinem Ab- Ein an- reaner nur indirekt. So rege ich z.B. die Einrich- spüren kann. Für mich als Koreanist ist es schluss nicht auf, nach Materialien und alten deres tung einer neuen Buslinie oder den Bau einer daher fast schon bedauerlich, dass durch Quellen zu suchen. Diesmal jedoch in Korea. Ereig- internationalen Schule an, was dann von der Modernisierung, Internationalisierung und nis, das Stadt Seoul überprüft und entschieden wird. Zu Globalisierung die alte traditionelle Kultur Bereits nach einem Jahr war das Buch ver- eben- meinen Pflichten gehört es ebenfalls, etwa alle des Landes allmählich in Vergessenheit zu griffen, so dass der Verlag an mich herantrat falls in zwei Monate im Rathaus Bericht über meine geraten scheint, zumindest, was die moder- mit dem Vorschlag zu einer zweiten Auflage, Korea Tätigkeiten zu erstatten, und das immerhin vor ne Metropole Seoul und andere Großstädte die schließlich im September 2010 korrigiert bisher ein- annähernd 200 koreanischen Beamten - all das angeht. Dennoch sind Koreaner nach wie vor und erweitert erfolgte. Zurzeit wird das Buch malig war auch noch auf Koreanisch. recht traditionsbewusst, nur nicht mehr in ins Koreanische übersetzt, da auch in Korea und große dem Maße, wie sie es früher vor der Zeit des ein relativ großes Interesse an diesem histo- Aufmerksam- Für mich persönlich ist eine solche Stellung Handys und des Computers gewesen waren. rischen Thema besteht. keit auf sich zog, innerhalb der koreanischen Gesellschaft na- trug sich im Novem- türlich eine Ehre, aber auch eine Gelegenheit, Wenn ich gefragt würde, was ein Leben in Zum Abschluss dieses Berichts sei noch er- ber 2009 zu: Ich wurde an der sozialen und kulturellen Entwicklung - Korea so angenehm macht, würde wahr- wähnt, dass ich aufgrund meiner langjähri- zum ehrenamtlichen Bürger- wenn auch in kleinem Rahmen - direkt beteiligt scheinlich eine ausführliche Antwort den gen Tätigkeit in und für Seoul am 28. Okto- meister für einen renommierten Bezirk in Se- zu sein und mitentscheiden zu können, was Rahmen dieses Berichtes sprengen. Daher ber 2010 zum Ehrenbürger der koreanischen oul ernannt. Seongbuk-dong [성북동]1 ist ein nur wenigen Ausländern vergönnt ist. Eine be- sollen im Folgenden nur ein paar Stichwor- Metropole ernannt worden bin, was für mich Bezirk im Norden von Seoul mit ca. 20.000 Ein- sondere Herausforderung für mich ist es, dabei te einen Eindruck vermitteln: Freundlichkeit natürlich eine große Ehre darstellt und mich wohnern, in dem viele Botschafter, Konsuln und mitzuhelfen, Korea nicht nur nominell zu einer und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, ein mit einem gewissen Stolz erfüllt. vielfältiges kulturelles Angebot, eine enorme andere Angehörige des Auswärtigen Dienstes multikulturellen Gesellschaft zu machen, son- 1 Die Endung „- dong“ bedeutet: kleiner Bezirk innerhalb sowie Präsidenten und Manager international dern die vielfältigen, in Korea vertretenen Kul- Serviceleistung, eine hohe Sicherheit, aber eines Stadtteils, wohingegen die Endung „-gu“ Stadtteil tätiger Unternehmen, aber auch „normale Aus- turen auch zu leben und zu erleben. In den letz- auch das schöne Wetter und das Zusammen- bedeutet, Anm. d. Red. länder“ wie ich ihre Residenzen bzw. Wohnsitze ten Jahren ist in Korea deutlich zu spüren, dass gehörigkeitsgefühl der ausländischen Com- 2 Ein Expatriate (Kurzform: Expat) ist jemand, der zeitwei- gefunden haben. 34 Länder sind auf diese Wei- sich das Land aus seiner Homogenität löst und munity sind zu nennen. Die Sprache bildet andererseits für viele Expats2 nach wie vor lig oder dauerhaft im Ausland lebt, ohne dort eingebür- se dort vertreten. Im Rahmen einer Internatio- sich zunehmend einem internationalen Umfeld gert zu sein. Es handelt sich vielfach um eine Fachkraft, nalisierung und Globalisierung in Südkorea war öffnet. eine große Barriere. Vor 20 Jahren habe ich die von einem international tätigen Unternehmen im Aus- die Notwendigkeit einer eigenen Vertretung noch sehr ein deutsches Frühstück vermisst, land eingesetzt wird, Anm. d. Red. entstanden. So wurde ich kurzerhand aufgrund Einen recht großen Beitrag zu dieser Entwick- doch mittlerweile kann man in südkoreani- meines langjährigen Aufenthaltes und sicher- lung leisteten im Jahr 2010 die ansässigen schen Supermärkten der Superlative alles lich auch wegen meiner Sprachkenntnisse zum deutschen Institutionen. In gemeinsamer Ar- kaufen, was das Herz begehrt, wenn man nur Sprecher der immerhin 8.500 Ausländer im beit und Organisation sollte zum ersten Mal das nötige Kleingeld dazu besitzt. Distrikt Seongbuk-gu [성북구] bestimmt. Um der deutsche Karneval in Seoul eingeführt und meinem neuen Job auch die entsprechende gebührend gefeiert werden. Der Auftakt dazu Einen persönlichen Erfolg konnte ich im Ap- Gewichtung zu verleihen, erhielt ich gleich das fand am 11.11. in der Deutschen Schule Seoul ril 2009 verbuchen, als das Ergebnis meiner Amt und die Würde eines Bezirksbürgermeis- [siehe Beitrag über die Deutsche Schule Seoul nahezu 25-jährigen Forschung über die his- ters. Als solcher werde ich nicht nur von der International in dieser Ausgabe, Anm. d. Red.] torischen Beziehungen zwischen dem Deut- koreanischen Bevölkerung akzeptiert, sondern statt, verlagerte sich anschließend in die deut- schen Kaiserreich und dem Königreich Korea auch von der lokalen Behörde, mit der ich re- sche Industrie- und Handelskammer und wurde als Buch mit dem Titel „Globetrotter, Aben- gelmäßig zusammenarbeite. abends im Goethe-Institut durch eine entspre- teurer, Goldgräber. Auf deutschen Spuren im chende Veranstaltung, bei der das Prinzenpaar alten Korea“ [siehe Auszug aus dem Buch in Meine Hauptaufgabe besteht darin, in einem (deutsche Prinzessin, koreanischer Prinz) ge- dieser Ausgabe, Anm. d. Red.] erschien. Mein eigens dafür errichteten „Seongbuk Multicul- kürt wurde, fortgesetzt. Zu Altweiberfastnacht Interesse an diesem Thema hatte seinen Ur- tural Village Center“ (SMVC) mit vier Angestell- wird am 3. März 2011 mein „Multicultural Vil- sprung in der Bibliothek der Ostasienwissen- ten einen internationalen Kulturaustausch zu lage Center“ in Seongbuk-dong zum Rathaus organisieren. Auf diese Weise soll den auslän- erklärt und entsprechend erstürmt. Dabei wird dischen Mitbürgern in kostenlosen Semina- voraussichtlich dem Bürgermeister von Seong- ren die koreanische Kultur vermittelt werden. buk-gu und anderen koreanischen Beamten in Andererseits will ich aber auch dafür sorgen, alter deutscher Karnevalstradition die Krawat- dass die Koreaner die Kulturen der 34 vertre- te abgeschnitten. Den Ausklang bildet am Tag tenen Länder in meinem Bezirk kennenlernen darauf ein Karnevalsball im Millennium Hilton Hotel mit annähernd 500 Personen. können. Politik mache ich dabei als Nicht-Ko- privat Foto: 16 17 MENSCHEN / HISTORISCHER RÜCKBLICK

GLOBETROTTER, ABENTEURER, GOLDGRÄBER Lesen Sie nachfolgend einen Auszug über das Leben von Antoinette Sontag:

Mit der Unterzeichnung des deutsch-koreanischen Handels-, Freundschafts- und Schifffahrtsvertrages am 26. November 1883 in der Hauptstadt von Choson begannen offiziell die Be- ziehungen zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Korea. Ein histo- rischer Exkurs in vergangene Tage soll dem interessierten Leser noch einmal die Um- stände und Begebenheiten schildern, die zu diesem his- torischen Ereignis führten. Hans-Alexander Kneider Dabei werden nicht nur die GLOBETROTTER ersten Begegnungen zwi- schen Deutschen und Ko- ABENTEURER reanern wieder zum Leben GOLDGRÄBER erweckt. Vielmehr bildet eine Auf deutschen Spuren im al- Liste deutscher Staatsange- höriger, die bis zum Jahre ten Korea 1910 im König- bzw. späte- ren Kaiserreich gelebt, gear- Mit einem Abriss zur Ge- beitet oder das Land betre- schichte der Yi-Dynastie und ten haben, den Kern dieser der deutsch-koreanischen Arbeit und stellt gleichzeitig Beziehungen bis 1910 das Ergebnis einer nahezu 25-jährigen Forschung zu Eine Publikation der OAG diesem Thema dar. Mit die- Deutsche Gesellschaft für sem Buch möchte der Autor Natur- und Völkerkunde Ost- das Andenken dieser Deut- asiens (Tōkyō) im IUDICIUM schen in Korea bewahren Verlag und ihre Namen und Taten ISBN: 978-3-86205-138-0 für die Nachwelt erhalten. © IUDICIUM Verlag GmbH München, 2. Auflage 2010

18 19 Abb. 160: Antoinette Sontag (oben rechts) und Emma Kroebel (unten rechts) 1905.

Der Auszug endet hier.

20 21 22 eine Laufbahn imdeutschenKonsulatsdienst ins Auge ge- orientalische Sprachen undRechtswissenschaft studiertund für Fremdsprachenbegabt.Er hatteanderUniversitätHalle der preußischenKleinstadtZehdenick, warinseltenemMaß Paul Georg vonMöllendorff, geborenam17.Februar1847in einer Kometenbahn:kurz,aber leuchtend. Red.] undstandimScheitelpunkt seinerpolitischenKarriere, ter vonKönigGojong[Regierungszeit: 1864–1895, Anm. d. Außenminister des Königreiches Korea, der wichtigste Bera- einer diplomatischenMissioninsein Tagebuch. Erwar Vize- Georg vonMöllendorff, imFebruar1885in Tokio amEnde und freuemichdeshalbsehr“,schriebMokIn-Dok,oderPaul „In einerStundereiseichinmeingeliebtesKoreazurück MENSCHEN /HISTORISCHER RÜCKBLICK der Champan[참판]ausPreußen Mein geliebtesKorea: verließ 1874den chinesischenDienstund war einigeJahre weiteren Orten befriedigteihnaberaufdie Dauernicht.Er gesehene Sprachprüfungab. DieZolltätigkeithierundan schnell undgründlichChinesisch undlegtevorzeitigdievor Zentralchina), wohin er bald versetzt wurde, lernte er sehr In Shanghai und in Hankou (heute Teil der Stadt Wuhan, acht Wochendauerte. verschiedenen Schiffen zurückgelegt wurde und insgesamt Reisevorschusses nachShanghai–eineReise,diedamals auf schluss dieseGelegenheitundbegabsichnachErhalteines auch Deutsche,ergriff ermit22JahrenohneUniversitätsab- der im Aufbau befindliche chinesische Seezolldienst suche fasst. Als ihn jedoch ein Freund der Familie darauf hinwies, Von Dr. UlrichvonMöllendorff Champan koreanischer Amtstracht als Paul in Georg von Möllendorff

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Foto: Wikipedia

Fotos: privat den „eigentlichen HerrschervonKorea“zu bezeichnen.Er Einige Beobachter gingendamalssoweit, Möllendorff als zehnte späteristdies Wirklichkeit geworden. [ scher ZeichendieimLandeselbst erfundeneHangeul-Schrift der Vorschlag, Korea solle für seine Sprache statt chinesi- land unterrichtet.Inseinen Tagebuchnotizen findetsichauch einen vonMokIn-Dokselbst ausgewähltenLehrerausEng- als ersteSprachenichtetwaDeutsch,sondernEnglischdurch gleichgültig welche.“ Tatsächlich wurdeanderDongmunhak europäische SprachesollteinallenSchulengelehrtwerden, Notizen überdiewünschenswerteEntwicklungKoreas:„Eine Sprachenkenner und Weltbürger, istdabeieinSatz ausseinen wurde vonihmmitbegründet.Charakteristischfürihn,den erste FremdsprachenschuleinKorea,Dongmunhak[동문학 ], recht, ReligionsfreiheitundFremdsprachenunterricht.Die trialisierung, Währungssystem, Schulwesen,Medizin,Straf- Gebieten an,z.B. Wiederbelebung alterHandwerke,Indus- populär. ErregteEntwicklungenoderReformenaufvielen anischen Namen Mok In-Dok und war bei der Bevölkerung dere EuropäerdenasiatischenBräuchenan,führtekore- In seinerLebensweisepassteMöllendorff sich mehrals an- mit anderenwestlichenLändernschloss. delsvertrages sowieanden Verträgen, dieKoreainderFolge Umsetzung des kurz vorher mit den USA geschlossenen Han- des Königsundwirkteentscheidendmitanderpraktischen nahm ernochweitereÄmterwahr, warderwichtigsteBerater aufzubauenden koreanischenZolldienstesernannt.Bald Champan (BeamterimzweithöchstenRang)undLeiterdes dessen Vertrauen undwurdezum Vize-Außenminister, also einem SatzinLandessprachevorstellen.Ergewannschnell chen KoreanischstudiertundkonntesichdemKönigmit Gojong kennenlernte. Er hatte in den vorangegangenen Wo- Möllendorff wardererste westliche Ausländer, denKönig Li ausgegangen. aber sicherlich war der erste Anstoß von König umeinenBeratergebetenhatte, zwar erst,nachdemderkoreanische 1882 alsBeraternachSeoul–formell Er entsandteMöllendorff imDezember öffnen unddabeiJapanzuvorkommen. Beziehungen zuwestlichenLändern delkönigreich“ (hermitkingdom),für worden ist,wollteKorea,das„Einsie- „chinesische Bismarck“bezeichnet sallenverhältnis stand.Li,derals zu Chinaineinemtraditionellen Va- des -Reiches[1392-1910],das lich fürdieBeziehungen zum Korea beauftragt. Erwarauchverantwort- Wahrnehmungder Außenpolitikder ßerdem vomchinesischenKaisermit Li warGouverneurvon Tianjin undau- Hong­zhang. vinzgouverneurs und Vizekönigs Li sische DienstealsMitarbeiterdesPro- Er wechseltewiederzurückinchine- Position eines Konsuls nicht bekam. er die zunächstin Aussicht gestellte hier fanderkeineBefriedigung,zumal deutschen KonsulateninChina. Auch 한글] verwenden,diesichvielbesser eigne.ErstvieleJahr rektor inNingbo Paul alsSeezolldi- Georg von Möllendorff - ganz geklärtenUmständen. vergießen vorüber. Erselbstverstarbhier1901unternicht Möllendorffs Ansehen undmäßigendemEinfluss,ohneBlut- sogenannten Boxeraufstands1900gingenanNingbo,dank bieten Reformenbewirken.DieFremdenverfolgungendes Ningbo undkonnteauchhierwiederaufverschiedenenGe - sioner ofCustoms(Zolldirektor)inderruhigenHafenstadt Gesellschaft Royal Asiatic Society. 1897wurdeerCommis - der China-Abteilung der angesehenen wissenschaftlichen che undliterarische Arbeiten. 1896und1897warerPräsident in Shanghaitätig.HierfanderZeitfürsprachwissenschaftli- Ab 1889warMöllendorff wiederimchinesischenZolldienst rück. Ämter enthoben,undLiHongzhangriefihnnach Tianjin zu- zu seinemBerater. Möllendorff wurdeimHerbst 1885seiner ländischen Mächtehielt auch derKönignichtmehreindeutig Japan, China,EnglandundUSA.UnterdemDruckderaus- reanischen Kabinetts,sondernauchbeidenGroßmächten den, aufheftige Ablehnung nichtnurbeieinem Teil desko- setzter war. Dieses Vorhaben stieß,einmalbekanntgewor aber nichtdiedes Außenministers, derseindirekter Vorge- Verhandlungen; er hatte dafür die Zustimmung des Königs, Ab 1884führteerentsprechendegeheime le, benachbartedritteMachtbewirken. engere BindunganRusslandalsneutra- China undJapan,wollteerdurcheine des traditionellenZankapfelszwischen politische StabilisierungdesLandes, von China–zumachen.Dieseaußen- dig undunabhängig–auch Ziel gesetzt,Koreamöglichsteigenstän- Möllendorff hattesichdasehrgeizige zin inKorea. ten DurchbruchfürdiewestlicheMedi- und seineGenesungbedeuteteeineners- zu sein.Minwarbekanntundpopulär, tes, Dr. Allen, mitentscheidendgewesen mittelte Hilfeeinesamerikanischen Arz- bei scheintdiedurchMöllendorff ver Verwandten derKönigin,dasLeben.Da- letzten GeneralMin Young-Ik, einem mutigem persönlichenEinsatzdemver 갑신] imDezember1884retteteermit Während desblutigenGapsin-Putsches[ na- oderjapanfreundlichen Gruppen. Seiten derverschiedenen entweder chi- über SchwierigkeitenundIntrigenvon klagte allerdingsauchimmerwieder Seoul. bereitungen füreineReisenach Möllendorff begannbeiden Vor nes Großonkels Paul Georg von Beschäftigung mitdemLebensei - tung tätiggewesen.Seinenähere deutschen Großforschungseinrich- drei Jahrzehnteineinerstaatlichen geboren inBerlin,istalsPhysiker Dr. phil. Ulrich von Möllendorff, - - - - 23 MENSCHEN / HISTORISCHER RÜCKBLICK Im gleichen Anschreiben kündigt von Möl- Gegenstücke zu bekannten Gegenständen lendorff an, die Sammeltätigkeit für das zusammentrug, machte er sichtbar, dass die Museum fortsetzen zu wollen und bald Kultur der Koreaner in ihrer Ausgestaltung eine weitere Sendung an das Museum zu zwar anders, aber nicht schlechter oder pri- schicken. Tatsächlich erreichte eine zweite mitiver als die westliche Kultur war. Sammlung koreanischer Objekte das Leipzi- ger Völkerkundemuseum im Jahre 1884. Lei- Die Kriterien des Sammelns, die das Leipziger der gingen die schriftlichen Unterlagen zu Völkerkundemuseum im 19. Jahrhundert all- dieser Sendung verloren. Einziger Hinweis gemein anwandte, sollten dem Besucher ein ist ein Vermerk im Jahresbericht des Muse- möglichst komplexes Bild der verschiede- ums für das Jahr 1884, dass durch P. G. von nen Völker der Welt vermitteln. Dabei stand

Foto: privat Foto: Möllendorff „eine Sammlung von Industrie- nicht die Hervorhebung der Fremdartigkeit Dietmar Grundmann erzeugnissen der Koreaner“ als Geschenk der anderen im Vordergrund, sondern der studierte von 1984 – 89 an eingegangen sei. Bei ihrer späteren Inven- Versuch, dem Betrachter einen Vergleich mit der Universität Leipzig Eth- tarisierung waren die Objekte der zweiten bekannten Phänomenen und Gegenständen nologie mit der Fachaus- Sendung aber offenbar noch weitgehend seiner eigenen Kultur zu ermöglichen. richtung Südostasien. Seit zuordenbar. 1989 ist er am Leipziger Auch die Korea-Sammlung von Möllendorffs Völkerkundemuseum als Von Möllendorffs vornehmliches Interesse, konzentriert sich bei der Auswahl der Dinge Wissenschaftlicher Mitar- Die Sammlung Paul Georg beiter und Kustos für den das er mit der Übereignung der insgesamt auf das koreanische Alltagsleben, oder das, Bereich Südostasien tätig. 285 Objekte seiner Sammlung verband, war was von Möllendorff nach einem reichlich Seit 2009 betreut er zudem es zweifellos, das Wissen über das damals halbjährigen Aufenthalt im Lande hiervon von Möllendorff den Sammlungsbereich noch weitgehend unbekannte Land am öst- kannte. Was zu groß oder zu aufwendig für Ostasien. lichen Rande Asiens zu fördern und ein rea- den Transport im Original war, wurde als Mo- listisches Bild vom Leben und den Fähigkei- dell geschickt. im Grassi Museum für ten seiner Bewohner zu vermitteln. Dies wird deutlich, wenn man die Zusammensetzung Das religiöse Leben spielt in dieser Samm- Völkerkunde zu Leipzig seiner Sammlung einmal näher betrachtet. lung keine Rolle. Historische Gegenstände wurden unter der Sammelkategorie „Kurio- (Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen) Nur zur ersten der beiden Sendungen von sitäten“ abgelegt. Auch eine Auswahl oder Möllendorffs existiert heute noch eine Ob- Unterscheidung der Gegenstände nach be- jektliste. Sie ordnet die verschiedenen Ge- stimmten sozialen Gruppen fand nicht statt. genstände 15 verschiedenen Sachgruppen Dennoch ist diese Zusammenstellung von zu. In ihrer Summe sollten diese Sachgrup- Gegenständen für die 80er Jahre des 19. pen dem Museum eine möglichst breitge- Jahrhunderts, einer Zeit also, in der die Eth- fächerte Darstellung des koreanischen All- nologie noch im Entstehen war, als ausge- tagslebens während der 80er Jahre des 19. sprochen fortschrittlich anzusehen. Oben links: OAs 7718 Balkenwaage, oben rechts: OAs 7662 Por- Jahrhunderts ermöglichen. zellantopf für eingelegtes Gemüse, unten: OAs 7624 Picknick- Einen Großteil der Objekte dürfte von Möl- box mit Originalbeschriftung P.G.v. Möllendorffs. Die Objekte Die folgende Auflistung zeigt die Kategorien, lendorff von einheimischen Händlern oder gehören zur Sammlung P.G.v. Möllendorffs, die das Museum denen von Möllendorff seine Sammlungs- Handwerkern gekauft haben. Andere Gegen- 1883 als Geschenk erhielt. stücke zuordnete. Sie entsprachen wohl stände kannte er wohl aus seinem eigenen auch dem oben genannten „Sammelschema“ häuslichen Umfeld. Die zahlreichen Porzel- Von Dietmar Grundmann, Diplom-Ethnologe des Leipziger Völkerkundemuseums: Gegen- langegenstände spiegeln Form und Dekor stände der Speisenaufnahme, Gerätschaften der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wider. Sie zur Zubereitung der Speisen, Einrichtungs- dürften aber zu jener Zeit finanziell nur ei- Die älteste Sammlung, die das Leipziger Völkerkundemuse- das Museum ab. gegenstände des häuslichen Wohnberei- ner Minderheit der Bevölkerung zugänglich um aus dem Bereich der koreanischen Halbinsel besitzt, ist Die Bedeutung dieser Sammlung war Hermann Obst, dem ches, Körperpflege, Gebrauchsgegenstände gewesen sein. die Sammlung von Möllendorff. Sie dürfte wohl auch die damaligen 2. Vorsitzenden des Museums für Völkerkunde des Alltags, Spiele und Kinderspielzeuge, älteste, systematisch für ein Museum in Deutschland ange- in Leipzig, durchaus bewusst. Erwähnt er doch im Jahres- Gegenstände aus dem Bereich des Han- Im Herbst 1885 wurde Paul Georg von Möl- legte Korea-Sammlung sein. bericht des gleichen Jahres die Schenkung P. G. von Möl- dels, Waffen, Transportmittel, Genussmittel, lendorff aufgrund innenpolitischer Zwistig- lendorffs unter anderem mit der Bemerkung: „Es sind nur Schreibutensilien, Kuriositäten, Verschie- keiten über die Frage, wie man die korea- Als Dr. Paul Georg von Möllendorff im Dezember 1882, im koreanische Objecte, die bisher wegen der Abgeschlossen- denes, Schmuck und Handwerkszeuge. (Die nische Eigenstaatlichkeit bewahren könne, Auftrage des chinesischen Großkanzlers und Provinzgou- heit dieses Landes entweder gar nicht, oder nur sehr selten Bezeichnungen von Möllendorffs wurden z. seiner Ämter am Königshof enthoben und verneurs Le Hongzhang, seinen Dienst als Berater am Hofe nach Europa gelangt sind.“ Des Weiteren vermerkt er: „… T. dem heutigen Sprachgebrauch angepasst, kehrte nach China zurück. des koreanischen Königs Gojong antrat, stand er vermut- das [sic] sie (die Sammlung, d.V.) bestrebt ist, ein möglichst d.V.) lich bereits mit der Leitung des Museums in Kontakt. Wie umfassendes Bild von Land und Leuten zu geben.“ Auszug aus dem Beitrag des Grassi Museums für Völ- dieser Kontakt zustande kam und was von Möllendorff dazu Mit dieser Sammlungsstruktur und den zu- kerkunde zu Leipzig zum Katalog der Wanderaus- bewog, für das Leipziger Völkerkundemuseum zu sammeln, In einem erhalten gebliebenen Schreiben vermerkt von sammengetragenen Objekten greift von stellung „Entdeckung Korea - Schätze aus deutschen darüber existieren heute keine Unterlagen mehr. Am 15. Möllendorff, dass er sich mit der Auswahl der Gegenstände Museen“(2011 – 2012). Möllendorff gezielt kulturelle Elemente auf, August des Folgejahres sandte er via Schanghai eine ers- an einem ihm von Seiten des Museums übersandten „Sam- die dem deutschen Betrachter auch aus sei-

te, in fünf Kisten verpackte, ethnographische Sammlung an melschema“ orientierte. Schwerin © E. zu Leipzig/ Völkerkunde GRASSI Museum für Fotos: nem Alltagsleben bekannt waren. Indem er 24 25 MENSCHEN / HISTORISCHER RÜCKBLICK

„Wir trinken einen gespiegelten Wein, die Firma Meyer & Co. ein Goldbergwerk betrieb. Von dort wanderte er zu den buddhistischen Klöstern indem wir eine gespiegelte Schale in den faszinierenden Diamantenbergen. Nach einem an die Lippen führen.“ anstrengenden Marsch von fast 300 Kilometern durch nur von wenigen Ausländern wie Lord Curzon Dieser die Spiegelmotivik aufgreifende Ausspruch und Isabelle Bishop berührtes Gebiet, erreichte er des Autors Hugo von Hofmannsthal nach der Lektüre das Ostmeer - und kehrte dann nach Seoul zurück. ostasiatischer Gedichte inspirierte mich zu einem essayistischen Spiel mit diesem Grundgedanken am In Genthes Reiseschilderungen in Buchform wird Beispiel der 2005 im IUDICIUM Verlag in München auf 343 Seiten immer wieder deutlich, dass seine erschienenen kommentierten Neuherausgabe der Haltung zu Korea von produktiver Neugier, Toleranz „Korea-Reiseschilderungen“ von Siegfried Genthe und Einfühlungsvermögen geprägt war. In seinen aus dem Jahre 1905. 2005 konnten erstmals einige unaufdringlichen Beobachtungen des Alltagslebens der fast 100 Jahre verschollen geglaubten Fotos des bewies Genthe für seine Zeit überdurchschnittlich Journalisten Genthe vom alten Korea veröffentlicht viel interkulturelles Reflexionsvermögen, Toleranz werden. und Akzeptanz. Das belegt unter anderem seine Fo- toarbeit „Landschaft bei Wonsan: Frauen mit lan- Dabei wurde deutlich, dass die Wahrnehmungs- und destypischen Hüten („Bang-Gat“, 방갓)“. Darstellungsformen des „Fremden“ vielschichtig, ambivalent und nicht einfach als authentische Reprä- sentationen fremder Sitten und Gebräuche etc. „ins Auge zu fassen“ sind. Vielmehr sind die Bilder oder Texte als differenzierte Zeitzeugnisse und persönli- che Positionierungen der Autoren in einer bestimm- ten Epoche auszuloten, die wiederum nicht pauschal als Imagination exotischer Sehnsüchte oder kolonia- ler Bestrebungen abgetan werden können.

Siegfried Genthe, der in der Blüte seines Lebens 1904 in Marokko ermordet wurde, hat mit seinen Berichten über Korea maßgeblich zur fundierten Information bzw. zum Verständnis von Land und Leuten beigetragen. 1870 in Berlin als Sohn eines Gymnasiallehrers geboren, bereiste er schon während des Studiums 1892 Indien und publizierte darüber in deutschen Zeitungen. 1898 begann er seine Jour- nalistentätigkeit bei der „Kölnischen Zeitung“. Es spricht für seine außerordentlichen Fähigkeiten, dass „DEIN BILD er noch im gleichen Jahr als Auslandskorrespondent in die USA entsandt wurde. Bald darauf berichtete er aus Peking über die Invasion westlicher Mäch- IN MEINEM AUGE“ te in China. Während die Mehrzahl der westlichen Journalisten im Anschluss an diese Aufgabe China, Russland oder Japan bereisten, begab sich Genthe als erster deutscher Journalist im Sommer 1901 in das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa noch weitgehend unbekannte „Land der Morgenstille“. Fotos: Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Library of Congress, Washington Genehmigung der Library mit freundlicher of Congress, Veröffentlichung Fotos: Seine ausführlichen Reportagen in der „Kölnischen „Landschaft bei Wonsan: Frauen mit landestypischen Hüten ( „Bang-Gat“)“ Zeitung“ zwischen Oktober 1901 bis November 1902 stellen einen bedeutsamen Beitrag zur Informations- und Wissensvermittlung über Korea dar.

Siegfried Genthe, der sich ca. ein halbes Jahr in Die Korea-Reiseschilderungen und Korea-Fotos des Journalisten Korea aufhielt, bereiste nach einem Zwischenaufent- halt in Tschemulpo [dem heutigen Incheon bei Seoul, und Geographen Dr. Siegfried Genthe (1870 - 1904) Anm. d. Red.] mit einer Karawane größere Teile Zen- tralkoreas. Zuerst begab er sich nach Tangkogä1, wo Von Dr. Sylvia Bräsel 26 27 Seoul: „Seoul ist wirklich unvergleichlich zwölf, fünfzehn Stunden Dienst aus, ohne Spuren ... Die Farben des Seouler Straßenlebens von Ermüdung zu zeigen, sie waren auch in gefähr- sind so viel bunter als die von Peking, lichen Augenblicken so ruhig und zielbewusst, wie die Gestalten sind so viel unverfälsch- man es sich nur bei der Besatzung einer Rennjacht ter geblieben als die von Tokio ...Weder wünschen könnte.“ Peking noch Tokio, weder Bangkok noch Schanghai können sich wie Seoul rüh- Für den heutigen Leser führt die Lektüre von Sieg- men, Telegraph und Telephon, elektrische fried Genthes „Korea-Reiseschilderungen“ aus dem Straßenbahn und elektrische Beleuchtung Jahre 1905 in Bild und Text eindringlich „vor Au- zugleich zu haben“. gen“, dass Diskurse nur in Verbindung mit fundier- tem Wissen über das „Andere“ bzw. im Kontext mit Aus heutiger Sicht beeindrucken beson- der Anerkennung anderer Denkstrukturen - jenseits ders seine klugen, zukunftsorientierten von Überlegenheitsdenken und Missachtung des Einschätzungen und seine offene Kritik „Anderen“ - produktiv sein können. Dialogische an eurozentristischen Wertungen, die von Strukturen verlangen nach einer Kommunikation auf anderen Journalisten und Reisenden sei- „Augenhöhe“. ner Zeit abgegeben wurden. Einen solchen „Blickwechsel“ möchte der kleine Ein Höhepunkt von Genthes Aufenthalt Beitrag über den verdienstvollen Koreareisenden in Korea war der Besuch der damals Dr. Siegfried Genthe anregen - und somit im Sinne noch unerschlossenen Insel Jeju. Obwohl des Ausgangszitats von Hugo von Hofmannsthal un- „Koreanische Dschunke“ von Siegfried Genthe ihn der Gouverneur mit Aussagen wie, seren „Bildern im Kopf“ einen „Spiegel vorhalten“. Unwetter und die Pest würden die Insel Einband mit Foto: Typische Steinfiguren auf Vorurteilsfrei setzt sich Genthe auch am heimsuchen, abzuhalten suchte, hielt 1 Cheju-do: Tol –Harubang – von Siegfried Beispiel der im deutschen Bergwerk be- Genthe an seinem Vorhaben der Bestei- Jetzige Schreibung: Danggogae; Ort ca. 150 km nordöstlich Genthe schäftigten Koreaner mit der verbreiteten gung des Halla-san [höchster Berg Süd- von Seoul entfernt (Genthe schreibt von „3 Tagesmärschen“), westlichen Meinung über die Arbeitshal- koreas, Anm. d. Red.] fest. Trotz nicht der heute im nordkoreanischen Teil der Provinz Gangwon-do liegt. tung dieser Menschen auseinander: „In existierenden Kartenmaterials gelang es Tangkogä sind ausschließlich Koreaner dem geographisch geschulten Genthe mit als Arbeiter angestellt, und man ist mit Unterstützung des Gouverneurs, seinen ihnen sehr zufrieden. Die in den Büchern tollkühnen Plan zu verwirklichen. Unter (gemeint sind westliche Reiseberichte/ unsäglichen Strapazen erreichte er mit S.B.) verbreitete Lehre von der Faulheit seiner Mannschaft als erster Ausländer Dr. Sylvia Bräsel ist wissen- der Koreaner kann ich nicht bestätigen“. den Gipfel des Halla-san, den er mit 1950 schaftliche Mitarbeiterin im Metern vermaß. Mit dieser großartigen Von der Anerkennung der Leistung ande- Bereich Neuere Deutsche Litera- rer Völker zeugt zudem die Feststellung: Leistung hat sich Siegfried Genthe für turwissenschaft an der Univer- „Von allen ostasiatischen Völkern scheint immer in die Geschichte der geographi- sität Erfurt und hat zahlreiche der Koreaner allein die große Kunst ge- schen Entdeckungen eingeschrieben. Werke der koreanischen Lite- lernt zu haben, sich im Winter sein Heim ratur ins Deutsche übersetzt. behaglich zu erwärmen.“ Gerade aus heu- Vier Wochen weilte Genthe noch auf der Sie geht einer kontinuierlichen tiger Sicht erweist sich Genthes Aussage, Insel. Er nutzte die Zeit zum Studium Lehr- und Forschungstätigkeit dass die Koreaner weder „Fremdenhasser von Land und Leuten. Da der verein- auf dem Gebiet der Kulturbe- noch neuerungsfeindlich“ seien, als über- barte Dampfer ausblieb, entschloss er ziehungsforschung und der vergleichenden Literaturwis- aus bedenkenswert. sich zu einer abenteuerlichen Überfahrt privat Foto: senschaft mit dem Schwerpunkt zum Festland auf einer kleinen Dschun- Korea nach. Darüber hinaus Geprägt von persönlichen Erfahrungen ke. Eine Woche war er bei stürmischer setzt sie sich unter anderem für und Erlebnissen wurde Genthe nicht See auf dieser „Nussschale“ gemeinsam die Pflege der Austauschbezie- müde, immer wieder die Gastfreundschaft mit koreanischen Passagieren unter- hungen der Universität Erfurt zu der Menschen, ihr lebhaftes Temperament wegs. Hohe Anerkennung zollte er der Korea sowie für die Vorstellung und ihre Ausgelassenheit zu schildern. Mannschaft: „Die Besatzung setzte mich moderner südkoreanischer Au- Fasziniert erzählt Genthe auch von dem durch ihre Ausdauer und Kaltblütigkeit toren in Deutschland ein. Leben und Treiben in der Hauptstadt in Erstaunen. Nicht nur hielten die Leute 28 29 KULTUR „ Interview mit dem Künstlerischen Leiter des Münchener Kammer- Die Passion der Koreaner orchesters, Alexander Liebreich Ab 2011 werden Sie Künstlerischer Leiter des Tongyeong International Music Festival (TIMF), einem der größten und wichtigsten Musikfestivals im asiatischen Raum, sein. für Musik Was hat Sie dazu bewogen, diese Position zu übernehmen? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

ist Das Tongyeong International Music Festival (TIMF) ist eines der spannends- ten Festivals der Welt. Dafür gibt es mehrere Gründe: Korea macht eine rasante Entwicklung auf riesengroß, dem Sektor der klassischen Musik durch. Großartige Instrumentalisten und Sänger, aber genauso junge Komponisten/Komponistinnen, die sich mit scheinbar grenzenloser Energie auf neue Wege einlassen; das schafft ein rie- im Norden siges Potenzial und eine lebendige Basis für ein Festival. Zudem gibt es ein Publikumsinteresse – vor allem junges Publikum – welches ohne Vorurteil die Musik des 18. Jahrhunderts genauso hört wie die des 20. oder 21. Jahrhun- wie derts. Für mich persönlich sehe ich das als Idealbedingung für ein Musizieren im „Jetzt“. Neben meiner Grundmaxime, dass das erfolgreiche Gleichgewicht bei Gästen im Süden des Landes immer aus einer Zusammensetzung von „Stars plus Talents“ bestehen muss, um ein Festival zu entdecken, müssen klare inhaltliche und funktionale Be- züge gemacht werden. Im Fall von TIMF gibt es vier Säulen: 1. Isang Yun: Ein Festival in der Geburtsstadt des großen koreanischen Kom- “ ponisten muss sich mit seinem Werk, vielmehr aber noch mit seiner Ideen- welt und vor allem mit jungen Komponisten und ihren Kompositionen ausei- nandersetzen. Es muss zentrale Drehscheibe und Begegnungsstätte in Asien für Neue Musik sein. 2. East-West-Residencies [Residenz-Programme für Musiker aus Ost und West]: Auch hier ist Yuns Wirken zwischen Fernost und Europa gedanklicher Vorreiter. Große Komponisten und Solisten – je einer aus Ost und West – sind über einen längeren Zeitraum beim Festival anwesend und sind neben Kon- zerten auch kuratorisch oder über Workshops und Lectures eingebunden. 3. Venue [Ort]: Tongyeong ist als Standort in Korea einzigartig. Der Ort liegt an der Südküste mit vorgelagerten Inseln und ist eine kleinere, aber äußerst lebendige Stadt, die vom Fischfang lebt und Austern züchtet. Mich erinnert es an Neapel, zumal die Koreaner als Italiener Asiens gelten. Diesen Standort gilt es mit einzubeziehen, er war und ist Inspirationsquelle für viele Künstler. 4. Educational Programms [Bildungsprogramme]: Neben dem Konzertleben haben wir Künstler auch die Verpflichtung, auf unser Publikum zuzugehen, auf Alt und Jung. Das „TIMF Fringe Festival“ bindet die Menschen vor Ort ein. Wir haben Programme für Kinder, Gespräche mit Künstlern oder Akademien für Studenten.

Wie ist das Niveau koreanischer Orchester im Vergleich zu deutschen? Sind die Arbeits- bedingungen vergleichbar?

Das Niveau eines Orchesters hängt immer zugleich vom Niveau der Spieler, wie auch vom Niveau der Organisation und der Tradition eines Orchesters ab. Koreanische Musiker haben ein hohes Niveau und sind international schon in den besten Orchestern zuhause. Das „Ensemble TIMF“ – vergleichbar in der Struktur mit dem Ensemble Modern – ist schon jetzt weltweit Botschafter der modernen asiatischen Musik. Es gibt in Korea, wie in Deutschland, bessere und schlechtere Orchester. Trotzdem halte ich Deutschland mit seiner einzig- artigen Anzahl an Kulturorchestern für eine große Ausnahme; allein Städte

Foto: Vogel Marek Foto: wie München oder Berlin haben eine Vielzahl internationaler Spitzenorches- Münchener Kammerorchester Gruppenfoto 2009 31 KULTUR Deutsche Künstler in Korea Foto: Lukas Beck Foto:

Nachgespürt auf einer Reise zur Kunst der Biennalen in Seoul, Gwangju, Busan und Gongju

Alexander Liebreich ist Sie waren in der Vergangenheit mit verschie- Können Sie etwas über Ihre Gastprofessur in Alle zwei Jahre wird Korea-Rei- denen Orchestern zu Gastspielen in Nord- und Chefdirigent und Künstle- Nordkorea erzählen? Wie frei konnten Sie sich rischer Leiter des Münche- senden Kunst in geballter Form Südkorea. Wie war die Resonanz des nord- bzw. dort bewegen? Inwieweit wurde Ihre Arbeit Von Jens Rönnau ner Kammerorchesters. geboten. Neben der ältesten Jens Rönnau ist promivierter Kunsthistoriker, südkoreanischen Publikums auf Ihre Auffüh- Ab 2011 übernimmt er zensiert? Welche Erlebnisse in Nordkorea sind der Biennalen in Gwangju im Kulturjournalist und Kurator. Er besuchte 2010 zum rungen? Reagiert es anders als das deutsche? die Künstlerische Leitung Ihnen am nachhaltigsten in Erinnerung geblie- Süden des Landes haben sich wiederholten Male die Kunst-Biennalen in Korea zur Gab es ein großes Medieninteresse in Bezug auf des Tongyeong Internati- ben? seit der Jahrtausendwende Berichterstattung. In seiner Heimatstadt Kiel ist er Ihre Auftritte? onal Music Festival (TIMF) drei weitere Schauen dieser Art Begründer eines Bunker-Museums zur Friedensförde- in Südkorea, das zu den Die Gastprofessur in Pjöngjang ist Teil eines etabliert. Zahlreiche Deutsche rung und Völkerverständigung, das auch internatio- größten und wichtigsten Auffallend sind das junge Durchschnittsal- akademischen Kulturprogramms des DAAD oder in Deutschland lebende nale Projekte durchführt. Er ist Mitglied im Kulturse- Festivals im asiatischen ter des koreanischen Publikums und seine (Deutscher Akademischer Austauschdienst) nat der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Raum zählt. Künstler sind in diesen inter- große Begeisterungsfähigkeit. Die Reso- und Ergebnis einer Initiative des Goethe-In- nationalen Ausstellungen ver- Kiel. nanz scheint grundsätzlich etwas stärker stituts (GI), welches seine Basis in Seoul hat. treten – und stellen dort einen Gaby Rennert, Kiel Foto: zu schwingen: Nach den ersten Konzerten Das GI in Seoul organisiert mehrere Veran- Teil der westlichen Welt dar, an waren Orchester, Dirigent und Solist im staltungen in Pjöngjang; nicht nur musikali- welcher sich die koreanische ganzen Land bekannt. Ein Fernsehmitschnitt scher Art, sondern z.B. auch Filmfeste. Kunstwelt in den letzten Jahren Berlin im Jahr 2045: „Marx, ich hasse dich!“ schreit eine deutsche Frau in ist zudem oft der Fall. Der Unterschied zu Da meine Arbeit keine private Initiative ist, verstärkt orientiert. Die jüngs- Deutschland mag aber auch in der Veranstal- sondern im Vorfeld inhaltlich und pro- chinesischer Sprache einer Karl Marx-Büste vor einem China-Restaurant ten Biennalen waren von Sep- in Berlin entgegen. „Wegen dir ist in der Welt alles chinesisch geworden!“ tungsdichte liegen, die bei uns herrscht. grammatisch mit dem DAAD oder dem GI tember bis November 2010 zu besprochen wird, kann dies nur als Angebot Der in den USA, Stuttgart und Berlin lebende Österreicher Rainer Ganahl sehen. Der Autor konnte sie mit macht im Abspann deutlich, dass er Marx und China mag, und dass er mit Wie kann man sich ein solches Konzert in eines offiziellen Kulturdialogs mit der DPRK Unterstützung des Arts Council Nordkorea vorstellen, und wie waren die (Nordkorea) gelten. Man hat das von kore- diesem Video allgemeinen Fremdenhass und eine diffuse westliche Furcht Korea alle persönlich besuchen vor chinesischer Dominanz zum Ausdruck bringen möchte. Es ist eine Arbeitsbedingungen? Was für Menschen saßen anischer Seite sehr dankbar aufgenommen. und richtete dabei ein beson- im Publikum? Konkret bedeutete das für meine Arbeit, der Arbeiten der Media-Biennale in Seoul. Werke von 45 Künstlern aus 22 deres Augenmerk auch auf die Nationen sind dort an drei Orten zusammengetragen. Wer das Museum of frei über Hintergründe von Kompositionen deutschen Künstler. Mein erstes Konzert in Nordkorea war Bruck- zu sprechen, mit den Studenten den Grund Art als Hauptgebäude betritt, wird von einer freundlichen Koreanerin per- ners Achte Sinfonie mit dem Orchester der des Entstehens von Kompositionen in Bezug sönlich begrüßt: Jeden Tag mit einer wechselnden aktuellen Überschrift Jungen Deutschen Philharmonie. Wir muss- auf ihr Umfeld zu diskutieren. Es war kein aus einer Tageszeitung - ein Projekt des deutsch-britischen Künstlers Tino ten kurz vor der Aufführung den Konzertsaal Problem, politische, religiöse oder gesell- Sehgal, das den Besucher ebenso zusammenhanglos überfällt, wie die wechseln, weil die Veranstalter nicht ahnten, schaftliche Themen zu besprechen. Es ist die täglichen Nachrichten unserer Medien. dass die Sinfonie mit knapp 120 Musikern auf verpflichtende Aufgabe eines jeden jungen der Bühne gespielt wird; der angedachte Saal Dirigenten, Werke auf ihr Zustandekommen war bühnentechnisch viel zu klein. zu prüfen. Nachhaltig bleibt mir die Arbeit Drei Stunden später war das Konzert voll be- mit den jungen Studenten in Erinnerung, setzt; das, obwohl auch die Publikumskapa- ihre Neugier, ihre Freude und Offenheit. zität um mehr als tausend Plätze höher war. Nach Orchesterproben gemeinsam mit allen Das wäre in einem Freiverkauf nicht denkbar. Fußball zu spielen, zu grillen, zu singen. Die Reaktionen im Morangbong Theater in Die Passion der Koreaner für Musik ist riesen- Pjöngjang aber waren enthusiastisch. So- groß, im Norden wie im Süden des Landes. wohl Offizielle wie auch Studenten waren als Besucher anwesend. Das Interview führte Gesine Stoyke

Seoul – Media City Seoul 2010: Rainer Ganahl „I hate Karl Marx”, Video, 2010 Foto: Jens Rönnau Foto: 32 33 Gwangju: Hans-Peter Feldmann, „Frontpage“, 151 Tageszeitungen Seoul, Annette Kelm, Vorfabrizierte Kupfer-Häuser in Haifa/Israel, 1933-35, 2001 von Deutschen an ausreisewillige Juden verkauft, Fotoserie 2009

Den Terrorismus des 21. Jahrhunderts the- Verspielte und ernsthafte Themen wechseln sich ab in dieser Schau, historische und gesell- matisiert der Deutsche Hans-Peter Feld- schaftspolitische Aspekte werden in Video- und Fotobeiträgen oder Installationen verschiede- mann mit einer lückenlos scheinenden ner Medien behandelt. Eine unscheinbare Serie heruntergekommener Vorstadthäuser lässt auf- Sammlung der Titelseiten von Tageszeitun- merken: Die Deutsche Annette Kelm dokumentiert damit Häuser in Haifa, die Nazi-Deutschland gen aus aller Welt nach dem 11. September dort 1933 bis 1935 an ausreisewillige Juden verkaufte. Der Berliner Tobias Zielony zeigt Fotos 2001. Da mag die monumentale Installati- und Videos über jugendliche Subkulturen im Drogenmilieu und in Pornokinos – im sittsamen on des „Teddybär-Projektes“ der Deutschen Korea sicher verstörende Bildwelten aus dem Abendland. Ydessa Hendeles mit über 3.000 Privatfotos Gwangju, die durch das Massaker an demonstrierenden Studenten 1980 bis heute trauma- der kuscheligen Partner eher versöhnlich tisierte Stadt, greift die Fragen um politisches Unrecht in ihrer Biennale vielfältig auf. Dem wirken - ein Reflex auf das eigene Leben damaligen Massenmord an über 500 Menschen ist eine Dauerperformance gewidmet. Dazu vielleicht. Hintersinnig geschieht dies auch passen nicht nur die gezeigten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Revolutionär in der Installation des aus Kiel stammenden Che Guevara, den Zivilopfern der Roten Khmer in Kambodscha oder dem Massaker auf Pekings Carsten Höller, der die Besucher durch einen “Platz des himmlischen Frie- Dunkelraum laufen lässt, wo Infrarot-Kame- dens”. Auch der Holocaust an ras laufend Aufnahmen produzieren. den europäischen Juden wird hier in einer umfangreichen Installation des Deutschen Gustav Metzger thematisiert, der als Sohn orthodoxer Ju- den die Verfolgung in Eng- land überlebte. Szenen aus dem Warschauer Ghetto hat er zu Wand- und Bodenins- tallationen verarbeitet – mal hinter einem Haufen alter Ziegelsteine, mal von großen Stoffbahnen abgedeckt und nur durch dichtes Heranrü- cken der Besucher partiell zu sehen.

Gwangju: Gustav Metzger, Evaku- ierung des Warschauer Ghettos, 19. – 28. April 1943, Historische Gwangju: Yedessa Hendele, „Partners“ - The Teddy Bear Project, 2002 / 2010

Fotografie, Abbruchmaterial, Jens Rönnau Fotos: 1995/2009 34 Busan: Stephen Wilks, „metamorphosis“, 2010, Textil, Polyester

„Living in Evolution“ hat die große Hafenstadt Busan 2010 als Thema ihrer Biennale gewählt, wobei mit Evolution auch die Entwicklung von Städten, Wirtschaft und Kultur gemeint ist. In diesem Kontext wird etwa ein textiler Riesenwurm des in Deutschland lebenden Briten Stephen Wilks gezeigt oder surreale Bildwelten mit Evolutionsphantasien in den großfor- matigen Zeichnungen des Hamburgers Dennis Scholl.

Gwangju: Thomas Bayrle, „Mao“, gebildet aus Hunderten von Parlamentsabgeordneten, Öl, 1966

Werke von 134 lebenden oder verstorbenen Künstlern aus 30 Nationen sind in Gwangju vertreten, darunter insgesamt 17 Deutsche – fast ebenso viele wie Künstler aus Südkorea. Zu sehen sind historische und aktuelle Fotoarbeiten von Hans Bellmer, Karl Schenker, Herbert List und Tom Holert, Videos von Hito Steyerl und Peter Roehr, Malerei von Konrad Klapheck, Thomas Bayrle und Kerstin Brätsch, Modelle nie ausgeführter Großplastiken von Hermann Glöckner (1889 – 1987), dessen abstrakte Kunst in seiner Heimatstadt Dresden zunächst den Nazis, später dem DDR-Regime nicht passte. Schließlich gibt es raumgreifende Installatio- nen von Katharina Fritsch, Rupprecht Geiger und schließlich jene 128 Monitore umfassende Selbstdarstellung von Dieter Roth, der kurz vor seinem Tod 1998 das eigene Privatleben in allen Details dokumentierte.

Busan: Dennis Scholl, „Großer Diamantfries“,

Fotos: Jens Rönnau Fotos: 2 von 4 Zeichnungen, 2008 36 Ganz anders gestaltet sich die vierte Biennale am großen Seidenfluss in Gongju. Seit fast 30 Jahren wid- met sich dort die Naturkunstgruppe Yatoo dem sensiblen Umgang mit Natur und ihren Ressourcen. Ihre Arbeiten und die Ergebnisse eines internationalen Künsterworkshops im Rahmen ihrer aktuellen Geum- gang-Biennale zeigen sie am Fluss und auf dem daran gelegenen Berg Yeonmi. Seit den 90er Jahren haben auch deutsche Künstler hier ihre Spuren hinterlassen, insbesondere die Hamburger Landart-Künstlerin Anke Mellin [siehe nachfolgendes Interview, Anm. d. Red.], welche die Naturkunstbiennale in Gongju als Kuratorin durch ihre internationalen Kontakte maßgeblich mit aufgebaut hat. Sie definiert hier Orte des Verweilens, an denen sich die Umgebung betrachten und reflektieren lässt, indem sie etwa Pavillons mit Sitzmöglichkeiten baut. Einer findet sich hoch über dem Fluss, ein anderer an einem Berg in den Wäldern. Die Installationen bleiben dauerhaft erhalten, bis sich die Natur ihren Raum allmählich zurückerobert hat. Der Leipziger Künstler Hael Yxxs hat mit Stahlteilen die Maße eines Überseecontainers im Wald markiert – ein Hinweis auf Handel und das Vermessen der Natur gleichermaßen. In diesem Jahr hat der Deutsche Toni Schaller am Ufer des Flusses seinen „Peace-Tank“ installiert - ein wuchtiger Rundkörper aus zusam- mengeleimten Hölzern, der an die Wassertanks auf den Hausdächern hierzulande erinnert. Schaller ver- weist auf die historischen Parallelen Koreas und Deutschlands, zwei Nationen, die unter verschiedenen Voraussetzungen durch Kriege gelitten haben. Symbolisch befüllt er seinen Tank mit Frieden – als Vorrat für schlechte Zeiten.

Gongju, Geumgang-Naturkunstbiennale: Hael Yxxs, Containerform im Wald am Yeonmisan, 2008, Stahl, lackiert

Gongju, Geumgang-Naturkunstbiennale: Toni Schaller, Fotos: Jens Rönnau Fotos: „Peace-Tank“, Holz, 2010 38 39 KULTUR JR: Für Sie ist die Naturkunst eine wichtige Sprache. Hat sich in Ihrer Kunst „Es gibt nicht mehr seit dem Kontakt mit Korea etwas verändert? AM: Meine Arbeit bezieht sich auf die Natur; ich möchte den Blick auf sie lenken. Plätze, die einladen, sich niederzulassen, um Stimmung und viele Unterschiede Befindlichkeit zu verändern, sind das Vehikel, um sich auf nähere Be- trachtung und Reflexion über Landschaft, Besonderheiten der Natur, ge- schichtliche Ereignisse oder Mythen einzulassen. Dieses Konzept funkti- in der Kunst oniert überall. Aber in Korea und auch in anderen Ländern Asiens finden sich Pavillons, die an besonderen Orten stehen, von denen aus man die Landschaft betrachten kann. Oft sind es einfach gebaute, überdachte Plattformen, wo man sich nach der Arbeit mit anderen trifft, um sich zu aus den zwei erholen. Es ist also nichts Besonderes. Gerade weil diese einladenden Orte so normal sind, werden meine Arbeiten an anderen, ungewohnten Orten auch gerne „benutzt“. Dadurch verändert sich das Gefühl, und eine Kulturregionen“ Offenheit stellt sich ein - man wird sich der Umgebung bewusst, beob- achtet sie und nimmt sie als eine neue Ebene der Erfahrung wahr.

JR: Wie binden Sie diese Pavillons in fremde Kontexte ein?

AM: Der Titel der jeweiligen Arbeit spielt auch eine Rolle, weil er auf das Ortsspezifische hinweist und die Verknüpfung zum Hintergrund herstellt. Während meines ersten Besuchs in Korea sind mir diese Pavillons aufge- fallen und haben sich als Konzept, vielleicht auch im Unterbewusstsein, in mir festgesetzt. Ich fand viele Gelegenheiten, damit zu arbeiten und verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, und immer noch reizt es mich, damit weiterzumachen. Interview mit der Landartkünstlerin und Kuratorin Anke Mellin JR: Wie erleben Sie die koreanische Kunst im Gegensatz zur abendländischen Kunst? Von Jens Rönnau AM: Es gibt nicht mehr viele Unterschiede in der Kunst aus den zwei Kul- Foto: Anne Even Anne Foto: turregionen. Als ich das erste Mal nach Korea kam, war das ganz anders. Anke Mellin, Studium an JR: Sie sind an einer koreanischen Naturkunstbewegung beteiligt, die seit 2004 Bei vielen Arbeiten kam mir der Gedanke, dass das Kunst ist, die im west- den Hochschulen für bilden- lichen Europa vor 50, 60, 70 oder mehr Jahren entstanden sein könnte, de Künste in Hamburg und die „Geumgang Nature Art Biennale“ ausrichtet - als deutsche Künstlerin, aber also vom Impressionismus und Expressionismus beeinflusst war. Jetzt München. Ihr künstlerischer auch als Kuratorin für die internationalen Künstler. Wie sind Sie auf den „Korea- findet man oft Konzepte, die durch eine künstlerische Ausbildung im Schwerpunkt sind Arbeiten zu Geschmack“ gekommen? Natur, Umwelt und ökologi- Ausland entstanden sind, zum Beispiel in Deutschland, wo viele Koreaner schen Themen. Seit den 90er Kunst studieren. Wenn diese dann in ihr Land zurückgehen, bekommen AM: Der erste Kontakt wurde durch einen koreanischen Künstler herge- Jahren betreute sie mehrere sie meistens eine Lehrstelle an einer Universität und beeinflussen da- Ausstellungsprojekte in Süd- stellt, der in Hamburg studierte. Er war Mitglied und damaliger Präsident durch die folgende Generation. Man kann an den Arbeiten die Schulung korea. Als Kuratorin und Orga- der koreanischen Künstlergruppe Yatoo, für die er eine Ausstellung in der und den Einfluss der außerkoreanischen Welt erkennen. Sie sind minima- nisatorin arbeitete sie für die Hamburger Hochschule für bildende Künste organisierte, an der ich auch listischer, konzeptioneller und auch interessanter. Hingegen erkennt man bisherigen vier Geumgang- studiert habe. Ich besuchte die Ausstellung und lernte ihn kennen. Seit auch deutlich, wenn Künstler ihre Ausbildung in Korea genossen haben. Naturkunstbiennalen in Gong- den 1980ern gibt es in meiner eigenen Arbeit den Schwerpunkt und das Diese Arbeiten scheinen oft überfrachtet mit Ideen, die alle irgendwie ju. Sie lebt in Südkorea und in Interesse an Natur, an natürlichem Leben, wie sich Natur verändert, wie eingebaut werden, oder aber man erlebt auch, dass eine Idee wieder und Deutschland. wir sie benutzen und an den Folgen unseres Verhaltens. In den dort ge- wieder ausgewalzt wird. Metaphorisches und Symbolisches sind auch oft zeigten Arbeiten der Koreaner habe ich ähnliche Ansätze gefunden, und Merkmale von koreanischer Kunst. so hat alles angefangen. Mehrere Yatoo-Mitglieder begleiteten die Ausstellung. Ich habe sie alle JR: Und wie bewerten Sie heute die großen Biennalen in Korea? zu mir nach Hause eingeladen, wo wir die Gelegenheit nutzten, uns über unser gemeinsames Interesse an der Natur auszutauschen. Große themengebundene Ausstellungen sind von gleicher Qualität wie die Ausstellungen in Europa, Amerika und in anderen asiatischen Län- JR: Gab es damals schon Pläne, sich selbst nach Korea zu begeben? dern. Mein Eindruck ist, dass das Reisen und der internationale Austausch ein weltweites Netzwerk von Künstlern und künstlerischen Aktivitäten AM: Ja, wir haben damals auch den Plan entwickelt, als deutsche Künst- geschaffen haben. Das hat dazu geführt, dass Kunst und ihre Themen lergruppe nach Korea zu fliegen. 1991 konnten wir diese Reise verwirk- nicht mehr durch regionale Einflüsse geprägt sind. Einen erheblichen lichen und uns vier Wochen in Korea aufhalten. Damals waren die Be- Unterschied gibt es allerdings: Thematische Auseinandersetzungen mit dingungen wie Unterkunft und Verpflegung sehr einfach. Wir haben in der politischen Situation Nord- und Südkoreas bilden die Ausnahme. Mit Zelten geschlafen und jeden Tag dasselbe gegessen. Aber das gegensei- diesen gegenwärtigen Problemen beschäftigt sich eher die Kunst jünge- tige Interesse war groß, so dass wir diesen Austausch fortgesetzt haben. rer Koreaner. Diese wird nicht nur in Ausstellungen gezeigt, sondern tritt 1992 konnten die gesamte Yatoo-Gruppe und zusätzlich einige Japaner auch durch Interventionen im öffentlichen Raum mit der Bevölkerung in nach Deutschland, nach Schleswig-Holstein, eingeladen werden. Kontakt. 40 41 KULTUR Von Goethe bis Weißbier: deutsche Spuren in Korea

Von Sönke Krüger

Wer, wie ich, als Deutscher zum ersten Mal in Korea weilt, der staunt: über die jemals war. vielen Autobahnen und Schnellzüge, die allgegenwärtige Sauberkeit, die Pünkt- Das mit den Kopfschmerzen beim Gedanken an die Wiedervereinigung sagt kein Gerin- lichkeit und Ordnungsliebe der Menschen. Ganz schön deutsch, denkt man un- gerer als Lee Charm, seines Zeichens Präsident der Nationalen Tourismusorganisation willkürlich. Und wenn man dann im ganzen Land auch noch auf deutsche Spuren Koreas, der KTO. Und der muss es wissen, kennt er sich doch mit geteilten Heimatlän- stößt und auf deutsche Kultur, dann staunt man noch mehr. Deutschland hat in dern aus wie kein Zweiter: Geboren wurde Lee Charm nämlich 1954 in der Pfalz als Korea einen ausgesprochen guten Ruf. Man kennt hier Goethe und Beethoven, Bernhard Quandt, ist also gebürtiger Westdeutscher. 1978 ging er für einen Sechsmo- man hat die Wiedervereinigung en detail verfolgt, man schätzt deutsche Marken natsjob nach Korea, war sofort begeistert vom Land und blieb hängen, er lernte die und deutsche Bräuche. Sogar die deutsche Sprache ist erstaunlich weit verbreitet. Sprache, wurde der erste deutsche TV-Star im koreanischen Fernsehen, nahm 1986 die Umgekehrt sieht die Sache – leider – anders aus, Korea ist für den Durchschnitts- koreanische Staatsbürgerschaft an und lebt seit mittlerweile 33 Jahren im Land. Seit deutschen ein Fremdwort. Von Kimchi [김치] und Diktator Kim hat Otto Normal- August 2009 ist Lee alias Quandt nun schon Koreas oberster Touristiker – und der erste deutscher vielleicht schon mal gehört, ebenso von Hyundai, Samsung & Co. und gebürtige Ausländer, der ein derart hohes staatliches Amt innehat. Deutsche Spuren von der Teilung Koreas. Aber das war es auch schon: Bereits die Frage, welcher Teil finden sich also hinauf bis in Koreas Regierungsapparat. des Landes kommunistisch ist und welcher demokratisch, können viele Deutsche Die finden sich aber auch im Alltag. Zum Beispiel auf den Straßen: Der Koreaner fährt Foto: DIE WELT/Martin Lengemann WELT/Martin DIE Foto: nicht beantworten. Und von koreanischer Geschichte, koreanischer Politik oder gern Limousine, und wenn er es sich leisten kann, fährt er eine aus deutscher Produkti- Sönke Krüger ist Ressortleiter der koreanischen Sprache hat man in Deutschland fast flächendeckend keine Ah- on. Und da Korea inzwischen zu den führenden Industrienationen gehört, können sich Reise der „Welt“ und „Welt am nung. viele Koreaner solche Gefährte leisten; BMW, Audi und Mercedes sind entsprechend Sonntag“. Im September 2010 Die Deutschland-Begeisterung der Koreaner hat einige historische Ursachen. Man war er erstmals in Südkorea. weit verbreitet. Auch andere Produkte „made in Germany“ sind in Korea begehrt, etwa sieht sich den Deutschen beispielsweise wegen der gemeinsamen Erfahrung der Edelstahltöpfe und Küchenmesser aus Solingen. Diese wurden von koreanischen Gast- Teilung des Vaterlandes recht nah. Zudem war die junge Bundesrepublik in den arbeiterinnen, die in den 60er-Jahren vor allem als Krankenschwestern in Deutschland 60er-Jahren das erste Land, das Südkorea mit einer Staatsanleihe unterstützt und arbeiteten, bei deren Rückkehr nach Korea massenhaft mitgebracht und begründeten damit einen wichtigen Grundstein für das koreanische Wirtschaftswunder gelegt den bis heute anhaltenden guten Ruf deutscher Haushaltsgegenstände zwischen Seoul hat. Auch im Geistesleben gibt es traditionelle Verbindungen, deutschsprachige und Busan. Dichter sind in Korea seit langem schon sehr beliebt. Es gibt eine Koreanische Neben deutschen Kochtöpfen ist auch die deutsche Sprache in Korea erstaunlich weit Goethe-Gesellschaft, eine Hesse-Gesellschaft, eine Kafka-Gesellschaft. Wer in Se- verbreitet. 1979 lernten noch drei Viertel aller südkoreanischen Oberschüler Deutsch als oul ein gut sortiertes Buchgeschäft betritt, findet mühelos Goethes „Faust“ – in Fremdsprache. Deutsch war, nach Englisch, damals die zweitwichtigste fremde Sprache. mehreren Übersetzungen. Diese Zeiten sind zwar vorbei, Japanisch und Chinesisch haben an Gewicht deutlich Johann Wolfgang von Goethe ist übrigens der deutsche Name des größten Kauf- gewonnen, gleichwohl ist Deutsch als viertwichtigste Fremdsprache noch immer von hauses in Seoul zu verdanken: „Lotte“ heißt es, benannt nach der literarischen Bedeutung. Und Deutsch hat mit einigen Lehnwörtern sogar Einzug ins Koreanische Figur der Charlotte in „Die Leiden des jungen Werthers“, das auch in Korea sei- gehalten: „areubaiteu“ beispielsweise steht für eine kurzfristige Arbeit, „allereugi“ für ne Fans hat. Kaufhausbesitzer Shin Kyuk-Ho war nach der Lektüre des Meister- Allergie. Anfang der 80er-Jahre gab es an der Seoul National University eine Studie, die werks von der weiblichen Protagonistin jedenfalls so begeistert, dass er seinen den Einfluss der deutschen Sprache auf das Koreanische untersuchte, indem ein Jahr Einkaufstempel nach ihr benannte, und die benachbarte Fünfsterneherberge, die lang drei große koreanische Tageszeitungen ausgewertet wurden. Ergebnis: Es fanden ihm ebenfalls gehört, heißt „Hotel Lotte“. sich 79 rein deutsche Ausdrücke, von Bundesliga über Edelweiß bis Sturm und Drang. Auch deutsche Komponisten sind in Korea gefragt. Vor allem Werke von Bach und Einem deutschen Begriff begegnet man vor allem in Seoul auf allerlei Leuchtreklamen Beethoven stehen hoch im Kurs und entsprechend häufig in den Regalen von und Ladenbeschriftungen: dem „hof“. Das Wort geht zurück auf den „Gasthof“ und Musikgeschäften. Beethoven schaffte es 2008 sogar in ein koreanisches TV-Drama bedeutet soviel wie Kneipe oder Gaststätte. In einem „hof“ wird – natürlich – Bier aus- – als Namenspatron eines Hundes in dem beliebten, mit mehreren Preisen ausge- geschenkt, selten allerdings deutsches. Doch auch das gibt es in Seoul: im „Deutschen zeichneten 18-Teiler „Beethoven Virus“. Wirtshaus Bärlin“ [siehe Beitrag in dieser Ausgabe, Anm. d. Red.], das vor ein paar Jah- Mit der deutschen Teilung hat man sich in Korea intensiv befasst, man sah und ren im Erdgeschoss des Hotels „Somerset Palace“ eröffnet hat. Das Lokal ist ausgespro- sieht Koreaner und Deutsche als eine Art Schicksalsgemeinschaft. Anfangs, also chen beliebt bei Koreanern, die sich Erdinger Weißbier und Krombacher Pils, Nürnber- 1989 und 1990, waren viele Koreaner fast neidisch auf die Deutschen, als die die ger Bratwürstchen, Sauerkraut, Käsespätzle, Schweinshaxe, Rote Grütze und zwei Sorten Spaltung ihrer Heimat nach Jahrzehnten des Kalten Krieges überwinden konn- Kartoffelsalat, einen norddeutschen und einen schwäbischen, schmecken lassen. ten. Doch als sich die immensen Kosten der Wiedervereinigung und die massiven Ganz schön deutsch, denkt man auch hier, 8.130 Kilometer von Berlin entfernt. Und Schwierigkeiten beim Zusammenwachsen von Ost und West bis nach Seoul her- staunt. umsprachen, war es vorbei mit der Begeisterung. Heute haben viele Südkoreaner Kopfschmerzen, wenn sie an eine mögliche, von der Verfassung strikt vorgege- bene Wiedervereinigung mit Nordkorea denken, zumal der Nord-Süd-Gegensatz in Korea noch viel stärker ausfällt als es der Ost-West-Gegensatz in Deutschland jemals war. 42 43 KULTUR „Sie leben in – wo?“ Immer wieder sehe ich erstaunte und ich gereinigten Schlick aus dem Watt an der Westküste, fragende Gesichter, wenn ich erzähle, dass ich nicht wie die der je nach Auftragsdicke von Hellblau bis Blauschwarz Hälfte der Südkoreaner und auch die meisten Deutschen in variiert werden kann. Das koreanische Papier, „Hanji“, wird Korea in der Hauptstadtregion lebe. Und vor allem, warum ausschließlich aus organischen Materialien in verschiedenen ich mich in den letzten vier Jahren ganz in den Südwesten Qualitäten hergestellt, zum Teil noch in Handarbeit, und hat der Halbinsel zurückgezogen habe, in ein 3.500-Seelen-Dorf sehr unterschiedliche Grade von Saugfähigkeit – Ergebnis im Landkreis Damyang bei Gwangju in Jeolla-do. einer 2.000 Jahre alten Tradition, die noch immer gepflegt wird. Allerdings, einmal pro Woche fahre ich 300 km auf der Westküsten-Autobahn hin und zurück, um für zwei Tage Die traditionelle Toilette war ein Plumpsklo. Also habe ich in Seoul am akademischen Leben an einer koreanischen im Haus gegenüber dem Haupthaus eine moderne Toilet- Universität teilzunehmen, in den ausgezeichneten Biblio- te mit umweltfreundlicher Klärgrube gebaut und daneben theken zu forschen und Freunde oder Kollegen zu treffen. ein modernes Bad mit Fußbodenheizung. Kein Bad kann Warum dann aber immer wieder der Rückzug auf das Land? entspannender sein als eines, in dem man bei offenen Türen Ganz einfach: Ich genieße es, dort in einem „Hanok“ [한옥], einen Blick auf die Azaleenhecke hat! einem traditionellen koreanischen Haus, zu leben. In dem kleineren, mittleren Haus habe ich eine moderne Kü- Genauer gesagt: Ich lebe in drei Häusern im mittleren Hof che eingerichtet. Daneben ist mein Schlafraum, in dem ich eines 100 Jahre alten Adeligengehöftes. Der Hof ist quadra- abends eine traditionelle Matratze auf dem Fußboden aus tisch, 200 m² groß mit zwei alten Pinien und einem Quitten- Ölpapier ausrolle. Tagsüber kann der Raum als Wohnraum baum sowie einer langen, übermannsgroßen Azaleenhecke dienen. Ich muss nur die Matratze wieder einrollen, in den und einem Pfingstrosenbeet. Er ist von einer hohen Mauer angrenzenden Strauraum tragen, einen niedrigen Tisch von umgeben, die Häuser stehen in Hufeisenform parallel zu den der Wand nehmen und seine Beine ausklappen. Der ölge- Mauern gegenüber dem Eingangstor. Einige der Räume kann heizte, warme Fußboden spendet im kalten Winter mir und ich nicht benutzen, in ihnen werden Bücher und Möbel der Gästen eine wohlige Wärme. Vom Leben Vorfahren des jetzigen Besitzers gelagert. Aber zehn Monate im Jahr sitze ich ohnehin fast ausschließ- Im großen Haupthaus habe ich die Studierstube mit meinen lich auf den hölzernen Veranden, die alle Häuser umgeben; Büchern untergebracht. Die Südseite des Raumes besteht hier ist das eigentliche Wohnzimmer. Überdacht, aber mitten in einem ausschließlich aus acht Türen, deren Holzgitter mit festem in der Natur. koreanischen Papier bespannt sind, wie auch alle anderen Türen in den Häusern. Je zwei Türen können zusammenge- Traditionelle koreanische Häuser sind aus Holzbalken und klappt und unter das Vordach über dem hölzernen Umlauf Lehm auf Steinfundamenten gebaut. Gewiss, wenn ich von gehängt werden. Auf der Rückseite des Raumes sind zwei einem Haus in das andere gehe, muss ich drei Stufen vom koreanischen kleinere Türen. Vom Frühjahr bis zum späten Herbst klappe jeweiligen Fundament hinunter und am anderen Haus wieder ich tagsüber die Türen hoch, und wenn ich an meinem hinaufsteigen. Viele Besucher finden dies unbequem. Aber Schreibtisch sitze, habe ich einen freien Blick auf die Bäu- ist dies nicht eine gesündere sportliche Betätigung als am me im Hof und auf die Azaleen, in denen sich kleine Vögel Wochenende in einem Fitnessstudio zwischen eisernen Ge- Haus auf dem tummeln. Und dann die saubere Landluft! Diese Art, im räten zu schwitzen? Haus und doch in enger Verbindung mit der Natur draußen zu leben, ist charakteristisch für traditionelle Häuser. Die Ruhe auf dem Lande, die Nähe zur Natur, die saubere Luft und freundliche Nachbarn, die immer Zeit für einen Lande Das Wichtige aber ist der kleine Temperaturunterschied Schwatz haben, und nicht zuletzt das Wohnen in koreani- zwischen dem sonnenbeschienenen Innenhof und dem Schat- schen Häusern mit den elegant geschwungenen Ziegeldä- ten auf der Nordseite. Wenn ich die Türen vorne hochklappe chern – ich möchte mit niemandem in der quirligen Stadt und die hinteren Türen öffne, erzeugt diese kleine Differenz Seoul tauschen, so faszinierend sie auch in ihrer Internatio- einen nicht spürbaren, ständigen Luftaustausch, sodass ich nalität sein mag. Von Prof. Dr. Werner Sasse selbst in der größten Hitze im feuchten Sommer ohne Air- condition leben und arbeiten kann.

Neben dieser Studierstube ist ein zweiter großer Raum, der mit einer holzbetriebenen Fußbodenheizung, der koreani- schen „Ondol“ [온돌], geheizt wird von der alten Küche mit Lehmfußboden im rückwärtigen Teil des Hauses aus. In diesem Raum habe ich das Atelier für meine Malerei untergebracht. Ein Raum ohne Möbel, ich male im Schnei- Prof. Dr. Werner Sasse, dersitz, vor mir auf einem schwarzen Tuch „Hanji“ [한지], emeritierter Professor der das koreanische Maulbeerbaumpapier, Pinselständer und ko- Koreanistik, Universität reanische Tusche. Und Farben, mit denen es eine besondere Hamburg, lebt in einem Bewandtnis hat. Ich male mit fein vermalenen koreanischen traditionellen koreani- schen Hanok im Südwes- Erden, deren Farben von Khaki über Sienna und Gelbbraun Fotos: privat Fotos: ten der koreanischen bis zu einem warmen Dunkelbraun reichen. Für Blau nehme Halbinsel. 45 KULTUR

PLATOON – ein außergewöhnliches Kunstprojekt in Deutschland und Korea Interview mit Christoph Frank, Grafik-Designer und (Mit-)Gründer

© PLATOON cultural development cultural © PLATOON PLATOON Kunsthalle (Seoul), Mainhall Auf Ihrer Website definiert sich PLATOON als „the smallest independently gentlich egal. Die Leute orientieren ihr Kaufverhalten eher an einem Markenwert, an ei- operating unit”[die kleinste, unabhängig operierende Einheit]. Verstehen Sie nem Image, das eine jeweilige Marke hat. Das wiederum versuchen die Werbestrategen zu sich als eine Art Mikrokosmos der Kunst- und Kulturszene? erzeugen, indem sie sich einklinken, sich fragen, was junge Leute machen, was ihre Ziel- Die kleinste, unabhängig operierende Einheit heißt einfach nur, dass wir aus gruppe macht, wie sie im Umfeld ihrer Zielgruppe auftreten und authentisch sein können. unserem Netzwerk, aus unserer Gruppe heraus, unabhängig arbeiten kön- nen und dabei möglichst klein bleiben. Es gibt unter anderem in Berlin ein sogenanntes „recruiting office“ [Rekrutierungsbüro] von PLATOON. Welche Auswahlkriterien sind entscheidend für die Aufnahme? Aber das gesamte Netzwerk ist mit weltweit über 5.500 Kreativen ja sehr Man muss Mitglied werden wollen. Es reicht, wenn der Wille da ist und man persönlich groß. Ist es also zu verstehen als ein Vielfaches aus kleinen Einheiten? vorstellig wird. Genau. Sie haben zwei Geschäftsstellen – eine in Berlin und eine in Seoul. Wie viele Leute arbeiten „PLATOON ist keine Agentur, keine Plattform – PLATOON ist eine Organisati- dort jeweils? on“, heißt es auf der Website weiter. Was genau ist damit gemeint? Wo ist die In Berlin arbeiten 12 und in Seoul 20 feste Mitarbeiter. definitorische Abgrenzung? Wir sind sowohl Agentur als auch Plattform, wir wollen uns aber so nicht Müssen Interessierte eine Präsentationsmappe mitbringen und auf diese Weise ihre künst- nennen, sondern wir begreifen uns als Organisation, die auch Agenturarbeit lerische Arbeit vorstellen? macht und die auch Plattform ist, aber im Vordergrund steht die Organisati- Nein, man muss nur unser Projekt interessant finden. Dadurch sind unsere Mitglieder in

© PLATOON cultural development cultural © PLATOON on, das Übergeordnete, die größere Idee. Wir wollen uns nicht darauf redu- über 55 Ländern vertreten. Hier in Berlin-Mitte und in Seoul laufen viele Interessierte und Die PLATOON-Gründer Christoph Frank zieren lassen, eine Werbeagentur oder Kreativen-Plattform zu sein. Touristen an unserer Geschäftsstelle vorbei, die solche Projekte gut finden. Das kann ein und Tom Büschemann Architekt aus Buenos Aires sein oder ein Banker aus Sydney – Leute, die ein Feeling für die- Können Sie in einem Satz sagen, worin „das Übergeordnete, die größere se Projekte haben und dann Mitglied werden. Es geht darum, interessierte Leute mit uns Idee“ besteht? zu vernetzen. Sie kommen übrigens nicht nur aus den klassischen Kreativberufen, sondern Cultural development [Kulturelle Entwicklung]. aus allen Sparten, man kann ja in allen Berufen kreativ sein.

Das ist eine vielseitig definierbare Begrifflichkeit… Sie stapeln Container aufeinander und schaffen darin Büro-, Ausstellungsräume und Ca- Wir wollen nach außen keine klaren Definitionen abgeben, die ein Schubla- fés. Ist dieses Schachtelprinzip Ausdruck einer flexiblen Ar- den-Denken befördern. Wir verstehen uns selbst als ein künstlerisches Pro- chitektur in einer globalen Welt? jekt oder besser: PLATOON ist Kunst, ein Kunstwerk in sich selbst, insofern Die Tatsache, dass wir jederzeit umziehen können, er- muss es auch gewisse Zweideutigkeiten oder Irritationen haben. Wir kom- möglicht es, vorübergehende Baulücken als Standorte zu men aus der Werbung und machen Kommunikationsberatung für alle mög- nutzen, weil die Eigentümer sehen, dass wir in der Lage lichen Bereiche - für Politik, für Life-Style, für Fashion, für die Autobranche sind, innerhalb von einer Woche wieder wegzuziehen. und für Zigaretten. Wir wollen Fragen stellen, irritieren, zum Denken anregen – das funktioniert auch ganz gut durch die Art, wie wir uns darstellen. Im Oliv ist die dominierende Farbe – Kleidung, Container Endeffekt besteht unser Netzwerk aus lauter Leuten, die die Welt verändern und der kleine Innenhof in Berlin sind olivfarben gestal- wollen, und darum geht es auch. Wir wollen Kultur verändern und weiterent- tet. Welche Bedeutung hat die Farbe? wickeln mit künstlerischen Mitteln und Strategien. Das ist einfach ein Colour Code [Farbcode].

Tom Büschemann und Sie sind die Gründer von PLATOON. Welche Absichten Die Mitarbeiter könnten also auch rote Hosen anziehen? haben Sie mit der Gründung im Jahr 2000 verfolgt? Die Farbe oliv steht für die Farbe der Armee. Wir sind eine Wir kommen aus der Werbung und haben vor 10 Jahren beschlossen, diese kämpfende Einheit. PLATOON ist ja ein Begriff aus dem Hyperrealität nicht weiter fördern zu wollen, die die Werbung versucht zu Militär. Die besagte kleinste gemeinsam operierende implementieren, Wünsche zu erzeugen, der Hausfrau das große Glück vorzu- Einheit eines Bataillons ist so komplett, dass sie alleine gaukeln, wenn sie ein bestimmtes Waschmittel kauft. Außerdem haben wir agieren kann. Die kann man allein im Urwald absetzen, © PLATOON cultural development cultural © PLATOON festgestellt, dass die Werbung die Kultur stärker beeinflusst als jede andere Kunsthalle Gwangju sie sind selbstständig. Unsere Kleidung sind unsere Uni- Kommunikationsform, sie beeinflusst die Kultur viel mehr als Religion und formen, aber es gibt keinen Zwang, sie anzuziehen. Kunst es tun und trägt deswegen auch eine Verantwortung. Vor etwa 15 Jah- ren fing es an, dass diese Verantwortlichkeit auch hinterfragt wurde und die Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Standorte aus? Menschen begonnen haben, gewisse Sachen abzulehnen. Die Werbung hat Wir suchen uns unsere Standorte in der Stadt nach strategischen Gesichtspunkten aus. In sich dann auch ein bisschen verändert, wurde ein wenig authentischer. In der Berlin wollten wir immer in Mitte sein, zwischen den Agenturen. Wenn wir unseren Stand- Zeit haben wir uns vorgenommen, diese Entwicklung zu forcieren, wir woll- ort in Kreuzberg aufgebaut hätten, wäre es als eines von vielen Freak-Projekten wahrge- ten Unternehmen diese Verantwortung verdeutlichen und Ihnen zugleich nommen worden. In Mitte hingegen fällt es als etwas Außergewöhnliches auf. In Seoul ist auch Lösungen anbieten, wie sie verantwortlich kommunizieren können. Da es ebenso - Cheongdam-dong ist die teuerste Gegend in ganz Korea oder in halb Asien. kam dann die Lösung über künstlerische Kommunikationsstrategien, und Wir sind absichtlich nicht nach Hongdae [Studentenviertel in Seoul, Anm. d. Red.] gegan- wir selber haben unsere eigene Marke, unsere eigene Welt geschaffen und gen, weil wir den Eindruck erweckt hätten, es handelt sich um ein Studentenprojekt. Wir gemerkt, dass wir dadurch zu einem Kunstobjekt geworden sind. wollen genau in die andere Gegend, dorthin, wo die Firmenchefs vorbeilaufen.

Wie gelingt es, ein Produkt zu bewerben, ohne diese Hyperrealität zu erzeu- Wann haben Sie begonnen, sich in Richtung Korea zu orientieren? gen? 2007 haben wir die Firma in Korea gegründet, 2008 begannen die Bauarbeiten, die 2009 Im Endeffekt machen Marken heute grundsätzlich nur noch Unterstützung abgeschlossen waren. von Trends. Die kaufen sich in die Trends ein, um da präsent zu sein. Ob auf der Zigarettenschachtel ein Segelboot oder ein Auto abgebildet wird, ist ei- 48 49 Wieso fiel Ihre Wahl auf Korea? Warum Seoul? Warum Gwangju? Wir wollten eine Hauptgeschäftsstelle in Asien aufbauen und haben uns umgese- hen – in Hong Kong, Shanghai, Beijing, Tokyo. In der Phase hatten wir in Berlin eine Veranstaltung mit einem großen Sportartikelhersteller, bei der auch die für Korea zuständige Marketingleiterin anwesend war. Sie hat uns Seoul empfohlen. Dann sind wir dorthin gereist und haben uns aus verschiedenen Gründen sofort wohl gefühlt. Die Koreaner sind für uns doch relativ nachvollziehbar, es heißt ja auch, die Koreaner seien die Italiener Asiens. Sie sind höflich, wie alle Asiaten, aber sie sind eben auch sehr direkt, haben einen tollen Humor und wahnsinnig gutes Essen. Strategisch liegt Korea sehr günstig zwischen Japan und China, wir merken, dass wir jetzt auf beiden Seiten Interesse wecken. Japaner und Chinesen kommen zu uns nach Seoul und suchen die Überleitung. Zudem ist Korea im Aufbau begriffen. Seoul ist eine der größten Städte der Welt. Alle mögen Korea, weil es ein aufstre- bendes und sauberes Land ist, die Koreaner sind dynamisch, haben tolle Marken, überall in Asien wird ‚K-Pop’ [Koreanischer Pop] gehört, werden Soap-Operas aus Korea geschaut.

Wie kam es zur Standortetablierung in Gwangju? Die KUNSTHALLE GWANGJU geht auf die Initiative des Ministeriums für Kultur, Sport und Tourismus Korea zurück. Der Verantwortliche für den Asia Culture Complex (ACC) ist durch das Flugmagazin von Korean Air auf unser Projekt aufmerksam ge- worden. In Gwangju entsteht gerade ein riesiger Kulturkomplex mitten in der Stadt. Die Bauarbeiten werden noch vier bis fünf Jahre dauern und die Initiatoren wollen die Übergangsphase nicht ungenutzt verstreichen lassen. Deshalb kam die Anfrage an uns, die Container dort aufzustellen und den Ort in der Zwischenzeit kulturell zu nutzen, obwohl das eigentlich nur eine Baustelle ist.

Wie waren die Reaktionen auf die Eröffnung der KUNSTHALLE GWANGJU am 31. August letzten Jahres? Die Eröffnung und die erste große Ausstellung waren ein voller Erfolg. Die Presse und die Bevölkerung sind weiterhin begeistert und gespannt, was aus diesem neu- en, zentralen Ort auf sie zukommt. Auch der Kulturminister war begeistert. Da wir zeitgleich mit der Kunstbiennale in Gwangju eröffnet haben, waren auch viele inter- nationale Gäste bei uns, die teilweise sehr überrascht von diesem neuen Ort waren. So etwas hatten sie nicht erwartet. Es gab inzwischen auch schon einige Events, bei denen die Besucher gemerkt haben, dass man in einer KUNSTHALLE auch tanzen kann!

In welcher Sprache verständigen sich die Mitarbeiter von PLATOON in Korea? Bei uns arbeiten viele Koreaner, die deutsche Wurzeln haben. In Gwangju haben wir auch einen Berater der Regierung, der als Deutscher perfekt koreanisch spricht und in Gwangju lebt. Er ist mit einer Koreanerin verheiratet, die wiederum sehr gut © PLATOON cultural development cultural © PLATOON Deutsch spricht. Sie ist jetzt die Leiterin der KUNSTHALLE GWANGJU. Wir verständi- PLATOON Kunsthalle (Seoul), FRONTSIDE gen uns aber auch auf Deutsch und Englisch.

Im Restaurant der PLATOON KUNSTHALLE Seoul gibt es deutsches Essen - Schnitzel, Currywurst, Kartoffelsalat… Wie beliebt ist das Angebot bei Koreanern? Die Koreaner finden das spannend und mögen es. Es macht für uns ja keinen Sinn, Wohin möchte PLATOON als nächstes expandieren? Koreanisch anzubieten. Wir sind in einer Straße, in der es die besten koreanischen Die Stadt Daegu hat auch bereits Interesse gezeigt und außerhalb von Korea sind wir Restaurants gibt. Es macht auch keinen Sinn, italienisches Essen anzubieten, wir mit Singapur im Gespräch. Perspektivisch wollen wir uns weltweit niederlassen. Vor sind ja keine Italiener, deshalb haben wir eine überschaubare deutsche Karte. Es fünf Jahren haben wir entschieden, zuerst nach Asien zu gehen, weil Asien ein aufstre- ist wirklich sehr lustig, weil dieses Restaurant Situationen kreiert, in denen Firmen- bender Teil der Welt ist. Als nächstes wollen wir nach Amerika, nach Mexico City. chefs mit ihrer Entourage auf Hip-Hop- und Graffiti-Künstler treffen und das hoch- moderne Flair des Gebäudes, aber auch das internationale Flair genießen, das wir Das Interview führte Dr. Stefanie Grote als ‚Macher’ dort hineinbringen.

Weitere Informationen finden Sie auf folgenden Internetseiten: PLATOON: www.platoon.org PLATOON KUNSTHALLE in Seoul: www.kunsthalle.com KUNSTHALLE GWANGJU: www.kunsthalle-gwangju.com 50 51 KULTUR

Interview mit Sung-Hyung Cho, Regisseurin des Films „Endstation der Sehnsüchte“

Im Jahr 2003 wurde auf der Insel Namhae das „Deut- Wie sind Sie auf die Existenz des Deutschen Dorfes in Nam- sche Dorf“ (독일마을, „Dogil Maeul“) für diejenigen hae aufmerksam geworden? Foto: Tim Wegner Tim Foto: Koreaner gegründet, die in den 1960er und 1970er Das kam von verschiedenen Seiten. Zum einen hatte ich eine Bekannte, deren Jahren als Krankenschwestern oder Bergarbeiter nach Mutter dort ein Grundstück gekauft hat, um ein Haus zu bauen. Darüber hinaus Deutschland gingen und nach jahrzehntelangem Le- kam eine Delegation aus Namhae nach Frankfurt. Und unter den Koreanern in ben in der Fremde ihren Lebensabend in der alten Deutschland ist das Projekt sehr bekannt -alle wissen davon. Weil auch ich Korea- Heimat verbringen wollen. Sung-Hyung Chos Doku- nerin bin, war es selbstverständlich, dass ich etwas davon mitbekomme. mentarfilm „Endstation der Sehnsüchte“ aus dem Jahr Wie entstand die Idee zum Film? 1 2009 spürt der Frage nach, was der Begriff „Heimat“ ei- Ich hatte ja zuvor den Film „Full Metal Village“ gemacht. Da habe ich gemerkt, gentlich bedeutet. Es werden drei ehemalige koreani- dass Deutschland meine neue Heimat geworden ist. Ich fühlte mich sehr ange- sche Krankenschwestern vorgestellt, die sich mit ihren kommen in der deutschen Gesellschaft. Gleichzeitig kam die Frage auf, was mit deutschen Ehemännern Armin, Ludwig und Willi im meiner alten Heimat ist, ob das noch meine Heimat ist. Zugleich hatte ich auch Deutschen Dorf, einer Siedlung mit originalgetreuen ein bisschen Angst, sie zu verlieren. Ich wollte wissen, was mein Heimatland Süd- deutschen Häusern, niedergelassen haben. korea überhaupt noch für mich bedeutet. In dem Zusammenhang habe ich darü- Doch das Leben dort gestaltet sich nicht ganz so, wie ber nachgedacht, ob das Deutsche Dorf irgendwann im Alter von 60 oder 70 Jah- es sich die Ehepaare vorgestellt haben: Die Frauen ren auch für mich eine Option sein könnte, wenn auch ich von Heimweh geplagt merken, dass das jetzige Korea nicht mehr das Land würde. Mit diesen vielen Fragen habe ich das Vorhaben begonnen. ist, das sie damals verlassen haben und dass auch Hat Ihnen das Projekt eine Antwort auf Ihre Frage gegeben? Deutschland ihnen inzwischen zu einer Heimat ge- Könnten Sie sich vorstellen, nach Korea zurückzukehren? worden ist; die deutschen Ehemänner sprechen kaum Erst einmal nicht [lacht]. Ich denke, dass es überhaupt sehr, sehr schwer sein Sung-Hyung Cho, geboren im südkoreanischen Busan, wird, vor allem für meinen deutschen Ehemann. Auch habe ich gelernt, dass Spra- lebt seit 1990 in Deutschland. Sie ist Cutterin und Koreanisch und tun sich schwer mit manchen koreani- Regisseurin in den Bereichen Dokumentarfilm und schen Gepflogenheiten. Darüber hinaus wird das Dorf che wirklich der Schlüssel zur Integration ist. Mein Mann kann kein Koreanisch, alternatives Musikvideo. Darüber hinaus leitet sie Semi- von koreanischen Touristenscharen überrollt, die es als und er hätte keine Chance, dort selbständig zu leben. So denke ich, dass es fast nare am Filmhaus Frankfurt sowie an den Hochschulen eine Art Freizeitpark ansehen und unbekümmert in die ausgeschlossen ist, mit ihm zusammen nach Korea zurückzukehren. Dennoch Darmstadt und Saarbrücken. Für ihre Filme erhielt sie Privatsphäre der Bewohner eindringen. Der Film von glaube ich, dass sie nicht so einfach abzulegen ist, diese alte Heimat, obwohl zahlreiche Auszeichnungen. Sung-Hyung Cho thematisiert die Zerrissenheit, zwi- Deutschland meine neue Heimat geworden ist. Ich bin in Korea sozialisiert wor- schen zwei Kulturen zu stehen und zeigt am Beispiel den und deswegen werde ich die alte Heimat immer in mir tragen, im Verhalten, der drei Ehepaare und ihrer Umgebung, was passiert, in den Denkweisen und so weiter. Ich sollte versuchen, beide zu erhalten und wenn die deutsche und die koreanische Kultur aufei- nicht Korea immer in meinem Kopf zu verklären und zu idealisieren oder zu sa- nandertreffen. Dies tut der Film manchmal auf nach- gen, dass dort alles besser gewesen sei. Das ist so typisch für Migranten, die im denkliche, manchmal auf komische Weise. Ausland leben: Drüben in der alten Heimat ist immer alles besser und hier me- ckern sie. Das soll mir nicht passieren. Ich möchte mir beide Heimatländer dyna- Von Gesine Stoyke misch bewahren. Das ist sehr anstrengend, aber man muss sich darum bemühen. Wenn das gelingt, kann es sich wirklich als große Bereicherung erweisen. Dafür braucht man eben Zeit und Eigeninitiative.

1 Syung-Hyung Cho ist Regisseurin des Dokumentarfilms „Full Metal Village“ (2006), der das Wacken-Open-Air-Festival in Wacken, einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, porträtiert. Das Festival ist regelmäßiger Treffpunkt der Heavy-Metal-Szene. Für ihren Film wurde Cho 2007 mit dem renommierten Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet, Anm. d. Red. 52 53 Wie viele Deutsche leben heute im Deutschen Dorf? interessant, wenn die deutschen Männer Koreanisch lernen. Sie sollen deutsch Immer noch nur drei. Und dann gibt es natürlich weitere deutsche Männer mit bleiben als Touristenattraktion. Deswegen gab es auch keine Bemühungen von koreanischen Ehefrauen, die dort jedes Jahr ihren Urlaub verbringen, für drei Seiten der Insel, die Männer einzugliedern. oder vier Monate. Sie empfinden das Aufeinanderprallen der Kulturen und den Der kleine Willy mit Knopflochhut ist der einzige, der ganz aktiv auf die Einheimi- Touristenansturm als nicht so dramatisch. Sie schauen eher als Fremde zu und schen unterhalb des Deutschen Dorfes zugeht, aber die anderen Herren machen machen sich dann ein bisschen darüber lustig. Aber sie sind mit den Problemen das nicht. Außerhalb der Insel haben sie jedoch viele koreanische Freunde. Sie dort nicht alltäglich konfrontiert. sind eben nur unzufrieden mit der Kommunalpolitik und dem Drumherum. Des- Haben Sie heute noch Kontakt zu den drei Ehepaaren, deren halb versuchen sie nicht, Kontakt zu den Inselbewohnern aufzunehmen. Alltag Sie in Ihrem Film dokumentiert haben? Sie sind mit einem Deutschen verheiratet. Natürlich gehören Ja, wir haben erst neulich wieder miteinander telefoniert. Sie einer anderen Generation an als die im Film gezeigten Wie zufrieden sind diese Ehepaare mit ihrer Entscheidung, Paare, aber haben Sie sich manchmal in ihnen wiederer- ihren Lebensabend im Dogil Maeul zu verbringen? kannt? Das ist sehr zweischneidig. Einerseits sind sie sehr froh, dort zu sein, in einer Natürlich habe ich mich und auch uns wiedererkannt. Diese drei Ehebeziehungen wahnsinnig schönen Gegend mit Blick auf das Meer. Sie haben auch ein Haus mit waren wie Facetten unserer eigenen Ehe. Bei wirklich jedem der drei Paare habe riesigem Garten, das sie sich in Deutschland niemals hätten leisten können. Auch ich uns wiedergefunden: Zum Beispiel dieses sprachlose Frühstück morgens, der koreanische Winter auf der Insel ist sehr mild. Da freuen sie sich wirklich auf bei dem man nur ein paar Sätze wechselt. Die Koreaner und die Deutschen sind jeden Tag, auf die Sonne, und das macht sie sehr glücklich. Gleichwohl gibt es beide ein bisschen besserwisserisch: Sie korrigieren sich immer gegenseitig wie trotzdem diese Unzufriedenheit mit den Zuständen im Dorf, dass immer noch zu Young-suk und Armin, die Bäckerin und der Metzger im Film. So sind wir auch, viele Touristen dorthin kommen. Und das Landratsamt will ja nicht nur das Dogil mein Mann und ich. Gleichzeitig gibt es zärtliche Momente, das ist halt bei uns Maeul, sondern auch viele weitere Touristenattraktionen in der Umgebung för- sehr, sehr ähnlich. Und wenn mich meine koreanischen Freunde besuchen, dann dern. Direkt oberhalb des Deutschen Dorfes haben sie noch ein anderes Dorf ge- ist mein Mann wie der Willy: Er versteht nichts, er sitzt irgendwo still in der Ecke gründet, eine Art Gartendorf, für dessen Besichtigung man Eintritt zahlen muss. und sagt nichts (lacht). Leider führt die Zufahrtsstraße zu diesem Dorf durch das Deutsche Dorf, und da Welche Besonderheiten kennzeichnet Ihre Ehe mit Ihrem müssen dann alle Touristen durch. Die Situation im Deutschen Dorf wird nicht deutschen Mann? besser; die Ehepaare erzählen mir, dass die Kommunalpolitiker wirklich das ganz Die besondere Herausforderung ist, einen anderen kulturellen Hintergrund zu große Potenzial des Dogil Maeul gesehen haben, Touristen anzulocken. haben, eine andere Sozialisation. Und da muss man sehr aufpassen. Wenn jemand Waren die drei Ehepaare sofort bereit, Ihnen die Türen zu seine eigene Sozialisation als Maßstab setzt, gibt es viele Missverständnisse und öffnen und einen Einblick in ihr Leben zu gewähren? Streitigkeiten. Man ist anders, und das muss man halt akzeptieren. Das sollte Zunächst nicht. Sie hatten schon schlechte Erfahrungen mit den Medien gemacht, nicht als negativ bewertet werden, sondern man ist in einem anderen Kulturkreis und sie waren anfänglich sehr reserviert und auch ziemlich kritisch. Ich habe die aufgewachsen und hat eine andere Art zu denken oder zu fühlen, und da braucht Ehepaare erst einmal kennengelernt und dann bin ich noch einmal hingeflogen es viel Einfühlungsvermögen. Sonst entstehen sehr schnell Vorurteile. Das war mit meinem deutschen Ehemann. Da ging es dann irgendwie viel besser, denn bei meinem Mann und mir nicht anders. Anfangs, beim Essen im Restaurant zum sie haben mich nicht mehr als Frau aus der Medien-Branche betrachtet, sondern Beispiel, habe ich immer von seinem Teller gegessen. Das fand ich immer sehr als eine Verbündete. Dann war die Akzeptanz groß. Da ich sie vor dem Dreh öfter nett: Ich esse meine Sachen und ich probiere auch von seinen. Natürlich durfte er besuchte, haben sie verstanden, dass es nicht um eine schnelle Reportage geht, auch von meinem Teller essen, aber das wusste er nicht, und dann war er genervt in der alles so verkürzt - nur lustig und komisch - dargestellt wird, sondern um von meinem Verhalten (lacht). Für ihn war die Grenze klar: „Mein Essen und dein etwas Tiefgründigeres. Essen, du hast das bestellt, und ich habe das bestellt.“ Aber für mich ist die Gren- Waren die Ehepaare zufrieden mit dem Ergebnis des Films? ze fließend, das ist so typisch für Koreaner. So wie die koreanischen Touristen im Ja, aber sie waren auch sehr überrascht über ihre eigene Leistung, wie witzig Deutschen Dorf, die einfach das Privatgelände betreten, weil für die Koreaner die sie sein können und wie natürlich und authentisch. Sie fühlten sich geehrt und Grenze nicht ganz klar ist. Das versteht mein Mann mittlerweile, und deswegen waren angetan, weil sie realistisch dargestellt wurden. Auch wenn sie im Film ist er toleranter geworden. nicht immer nur von der Sonnenseite gezeigt werden, fanden sie das Ergebnis Was ist der besondere Reiz einer binationalen Partnerschaft? ganz okay. Dass das Leben bereichert wird. Ich lebe ja in Deutschland, und ohne meinen Die drei deutschen Ehemänner sprechen nur bruchstückhaft deutschen Mann hätte ich die hiesige Gesellschaft niemals so gut kennengelernt. Koreanisch und ihre Bereitschaft, sich ihrer koreanischen Ich denke, ich wäre wirklich außen vor geblieben und hätte die Integration nie Umgebung anzupassen, ist eher begrenzt. Ist ihre Existenz richtig geschafft. Durch ihn habe ich so viele andere Dinge gesehen und auch im Dogil Maeul nicht sehr isoliert? Kann Korea für sie zu ei- andere Perspektiven, die mir vorher verschlossen, nicht zugänglich, waren. Dank ner Heimat werden? unserer Beziehung lerne ich wirklich sehr viel über dieses Land und über die- Der Punkt ist, dass die Männer versucht haben, Koreanisch zu lernen, aber eben se Gesellschaft. Durch meinen Mann entwickle ich mehr Toleranz. Wenn ich nur zu spät. Erst in Korea haben sie damit angefangen, aber wenn man über 70 ist die koreanische Mentalität und die koreanischen Sitten gekannt hätte, weiß ich – sogar fast 80 – kann man das, was man lernt, nicht mehr so gut behalten. Das nicht, ob ich auch so tolerant geworden wäre. Das ist der Reiz einer binationalen sagen sie auch selbst. Und darüber sind sie auch sehr unglücklich. Das ist die eine Partnerschaft. Seite. Andererseits ist Integration immer gegenseitig. Die Insel, das Landratsamt, sollte auch versuchen, das Dorf in die koreanische Gesellschaft zu integrieren, Das Interview führte Gesine Stoyke aber das war nicht ihr Plan gewesen. Ihr Plan war, das Deutsche Dorf dort wie ein Museumsdorf zu präsentieren und zu vermarkten. Deswegen wäre es für sie nicht 54 55 INSTITUTIONEN

Die Deutsche Botschaft in Seoul: Sie leiten das Pres- deutsch. Diese Verbundenheit mit Deutschland von so sereferat der Deut- hochrangigen Persönlichkeiten tragen zum freundschaftli- „Das deutsch-koreanische Verhältnis ist sehr schen Botschaft. chen Verhältnis zwischen Deutschland und Korea bei. Können Sie mit 1 freundschaftlich und beruht auf tiefer Sympathie“ wenigen Worten Gibt es in Seoul eine Gemeinschaft deutscher Expats? skizzieren, welche Vor zehn Jahren waren Ausländer in Korea noch eine Selten- Interview mit Annette Knobloch, Diplomatin Aufgaben zu Ihrem heit. Außer den knapp 30.000 amerikanischen Soldaten mit Zuständigkeitsbe- ihren Familien lebten hier kaum Expats. Das hat sich sehr verändert. Sie sind im Sommer 2010 als Diplomatin in die Deutsche Botschaft nach Seoul reich gehören? In Korea leben rund 3.000 Deutsche, die meisten davon in entsandt worden. Wie war Ihr erster Eindruck von Korea? Deutschland ge- Seoul. Da die Anzahl deutscher Firmen, die in Korea tätig Die Eltern meines Mannes sind beide Koreaner, er ist aber in Deutschland gebo- nießt in Korea einen sind, in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist ent- ren und aufgewachsen. Dies ist daher nicht mein erster Aufenthalt in Korea. Wir guten Ruf. Doch: sprechend auch die Gemeinschaft deutscher Expats größer waren die letzten zehn Jahre insgesamt drei Mal in Seoul, das letzte Mal aller- Denken Koreaner an geworden. Davon hat auch die 1976 gegründete deutsche dings vor mehr als sechs Jahren. Korea ist ein außerordentlich dynamisches Land, Deutschland, fallen Schule mit Kindergarten und gymnasialer Oberstufe2 pro- Seoul eine pulsierende Stadt. Die Baugeschwindigkeit in Korea ist enorm: Alte ihnen in erster Linie fitiert, die inzwischen von mehr als 200 Schülern besucht Gebäude werden abgerissen, noch höhere in kurzer Zeit hochgezogen. Über die Bach, Goethe und wird. Darüber hinaus gibt es in Seoul den sogenannten Veränderungen im Stadtbild seit meinem letzten Aufenthalt war ich überrascht, Neuschwanstein ein. Deutschen Club Seoul und deutsche Kirchengemeinden, vor allem aber über die Fahrradwege in Seoul, die in den vergangenen Jahren Im Pressebereich ist es daher unsere vornehmliche Aufga- bei denen man auf Deutsche trifft. Und wer nicht ohne entstanden sind. Von unserem Wohnviertel (Seorae Maeul in Seocho-gu) kann be, in Korea ein Bild von einem modernen, dynamischen deutsches Essen leben kann, für den gibt es eine deutsche Foto: privat Foto: und kreativen Deutschland zu vermitteln. Über unsere Pu- man bequem mit dem Fahrrad an den Han-gang [한강, Fluss in Seoul] fahren, an 3 blikationen (wie das „Botschaftsmagazin“) oder Veranstal- Bäckerei und eine deutsche Metzgerei. Oder noch einfa- Annette Knobloch (38 Jahre) arbeitet dem ein Naherholungsgebiet mit 60 km langen Fahrradwegen entstanden ist. 4 seit 2003 im Auswärtigen Amt. Nach tungen (wie die Teilnahme am Hi Seoul-Festival) versuchen cher: einige deutsche Restaurants . einer Auslandsverwendung an der Wie haben Sie sich auf Ihre Entsendung nach Korea vorbereitet? wir vor allem ein junges Publikum anzusprechen, um sein Sie sind von Berlin nach Seoul und damit in eine der größ- Botschaft Kinshasa (DR Kongo) und Da ich bereits Ende Januar 2010 erfahren habe, dass ich im Sommer nach Korea Interesse an Deutschland zu wecken. Darüber hinaus gehö- einem Posten in der Zentrale in Berlin ten Metropolregionen der Welt entsandt worden. Wie wirkt versetzt werde, konnte ich schon Anfang Februar mit einem Einzelsprachkurs ren zu unseren Aufgaben natürlich auch die klassische Pres- arbeitet sie seit August 2010 an der diese Stadt auf Sie? beginnen. Zweimal in der Woche habe ich mit einer Koreanisch-Lehrerin Zei- searbeit, wie die Kontaktpflege zur koreanischen Presse, Botschaft Seoul. Sie ist verheiratet und Berlin ist gegen die koreanische Hauptstadt nicht nur be- tungsartikel gelesen und über aktuelle politische oder gesellschaftliche Themen die Organisation und Durchführung von Pressekonferenzen hat zwei Kinder. Auf dem Foto ist sie schaulich und ruhig, sondern geradezu provinziell. Negati- diskutiert. oder die Betreuung der deutschen Pressevertreter in Korea. zu sehen mit ihrem Sohn Tizian Min- ver Aspekt der Entwicklung Koreas ist das Anwachsen Seouls Young im „Tol-bok“.1 Auf das koreanische Essen musste ich mich nicht vorbereiten: An das scharfe zu einer Megapole von mehr als zehn Millionen Einwohnern. Essen bin ich von zu Hause gewöhnt. Wir essen sehr häufig und ausgesprochen Deutschland und Korea verbindet eine lange Geschichte. Hier leben sehr viele Menschen auf engstem Raum zusam- gerne koreanisch. Beide Länder haben bereits im Jahr 1883, also vor 127 Jah- ren, diplomatische Beziehungen aufgenommen. Wie wür- men. Obwohl das öffentliche Transportwesen sehr gut aus- gebaut und extrem günstig ist (eine Fahrt kostet weit unter Was schätzen Sie besonders an Korea und an seinen Menschen? den Sie das deutsch-koreanische Verhältnis beschreiben? 1 Euro), fahren die Koreaner am liebsten mit dem Auto. Die In Korea gibt es - trotz Tendenzen der Verwestlichung und Individualisierung - Das deutsch-koreanische Verhältnis ist aufgrund der viel- Straßen sind demzufolge permanent verstopft. Gerade am weiterhin ein starkes Gefühl der Gemeinschaft. Projekte von nationaler oder gar fältigen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftli- Wochenende ist die Fortbewegung im Auto eine Tortur. Wir internationaler Bedeutung werden allseits unterstützt und zusammen verwirk- chen Verflechtungen sehr freundschaftlich und beruht auf weichen daher, wann immer es das Wetter zulässt, auf das licht. Für den G20-Gipfel wurden zum Beispiel 20.000 Freiwillige rekrutiert, die gegenseitiger tiefer Sympathie – vor allem aufgrund his- Fahrrad aus. Das ist auf jeden Fall schneller. bei diesem Ereignis mithalfen. Ein Grund für Koreas sagenhaften Aufstieg von torischer Gemeinsamkeiten. Deutschland ist für Korea ein einem der ärmsten Länder nach dem Korea-Krieg in den 1950er Jahren zu einem großes Vorbild in Sachen Vereinigung der koreanischen Hat sich mit Ihrem Lebensumfeld auch Ihr Freizeitverhalten Land, das heute zum Kreis der G20 gehört, ist mit Sicherheit dieses außerge- Halbinsel. Vor wenigen Wochen wurde in Deutschland der verändert? Was tun Sie in Ihrer Freizeit derzeit am liebsten? wöhnliche Engagement für eine gemeinsame Sache. 20. Jahrestag der deutschen Einheit gefeiert. Korea hat die- ses Jubiläum zum Anlass genommen, sich intensiv mit der Dienstantritt, Einzug, Eingewöhnung meiner beiden Kin- der in Korea – und vor allem der G20-Gipfel verbunden mit Mit welchen Schwierigkeiten sehen Sie sich im Hinblick auf die dortigen Lebens- Vereinigung der koreanischen Halbinsel in Form von unzäh- einem bilateralen Besuch der Bundeskanzlerin in Seoul – realitäten konfrontiert? ligen Symposien und Diskussionsforen auseinanderzuset- haben mir in den letzten Wochen seit meiner Ankunft im Die koreanische Sprache ist eine der größten Herausforderungen für Ausländer, zen. Aufgrund der leidvollen gemeinsamen Erfahrung der August wenig Raum und Zeit für Freizeit gelassen. Einer die nach Korea kommen, um hier zu leben – trotz einigermaßen guter Korea- Teilung, die unsere beiden Länder besonders miteinander Lieblingsfreizeitbeschäftigung der Koreaner am Wochen- nischkenntnisse auch für mich. Viele Ausländer haben darüber hinaus Schwie- verbindet, waren deutsche Experten hierbei gefragte Ge- ende konnten wir daher noch nicht nachgehen: Wandern rigkeiten mit den scharfen und für europäische Zungen zum Teil ungewöhn- sprächspartner. in den Bergen. Eine Verabredung mit koreanischen Freun- lichen Speisen. Ohne Koreanisch und Interesse für die koreanische Küche hat den zum Bergwandern steht – und den Berg haben wir auch man es schwer, hier Kontakte zu knüpfen und freundschaftliche Beziehungen Die Deutschen und die deutsche Kultur genießen in Korea schon ausgesucht. aufzubauen. Wer allerdings von beidem etwas mitbringt, wird von Koreanern einen guten Ruf. Inwiefern ist deutsches Leben jenseits Ih- res Arbeitsalltages in der Botschaft in Korea präsent? 1In Korea ist der 1. Geburtstag („Tol“) außerordentlich freundlich empfangen und aufgenommen. Das Interview führte Dr. Stefanie Grote einer der wichtigsten Geburtstage. Englisch steht uneinholbar auf Platz 1 auf der Beliebt- heitsskala der Fremdsprachen. Trotzdem bin ich darüber 1 In früheren Zeiten wurde mit der Was vermissen Sie am meisten? Ein Expatriate (Kurzform: Expat) ist jemand, der zeitweilig oder Geburtstagsfeier die Freude zum Ich bin ein großer Fan der koreanischen, gemüsereichen und gesunden Küche. erstaunt, wie viele Koreaner deutsch sprechen oder in dauerhaft im Ausland lebt, ohne dort eingebürgert zu sein. Es han- Ausdruck gebracht, dass das Kind das Aber guter Käse und leckere deutsche Backwaren stehen normalerweise recht Deutschland studiert haben. Der kürzlich neu ernannte Pre- delt sich vielfach um eine Fachkraft, die von einem international erste Lebensjahr überlebt hat. Heute tätigen Unternehmen im Ausland eingesetzt wird, Anm. d. Red. weit oben auf unserem deutschen Einkaufszettel. Dafür können wir jetzt Un- mierminister Kim Hwang-sik hat in Marburg Jura studiert; wird dieser Geburtstag mit einem 2,3,4: 참외 der Präsident der Korea-Universität Lee Ki-Su und die Prä- Siehe dazu Beitrag in dieser Ausgabe, Anm. d. Red. großen Fest im Kreise der Familie mengen koreanischer Birnen, Honigmelonen ( , „Cham-oe“) oder koreani- 떡 sidentin der Ewha-Universität Kim Sun-uk waren ebenfalls schen Süßreiskuchen ( , „Ddeog“) essen, die es in Deutschland eher selten oder Deutsche Botschaft Republik Seoul, Korea Foto: gefeiert, bei dem das Kind den so zum Studium in Deutschland und sprechen hervorragend genannten „Tol-bok“ trägt. in minderer Qualität zu kaufen gibt. 56 57 INSTITUTIONEN botes für unsere Schüler. Seit dem Schuljahr 2008/09 sind koreanischsprachiges Bildungsangebot von besonderem die Schülerzahlen – nicht zuletzt wegen der nun bestehen- Interesse ist. Wir haben dies in unserem Nachmittagspro- den Möglichkeit, an unserer Schule die Hochschulreife zu gramm berücksichtigt – hier können interessierte Schüler erlangen – von 109 auf 149 gestiegen. Wir denken, dass Koreanischunterricht durch Muttersprachler erhalten. dieser positive Trend auch weiter anhalten wird. Ein vollständiges Unterrichtsangebot auf Koreanisch bzw. ein Teilangebot unseres Unterrichts auf Koreanisch bieten Ihre Schülerschaft setzt sich vorwiegend aus koreanischen wir nicht an. Hier muss man zunächst berücksichtigen, und deutschen Kindern und Jugendlichen zusammen. Die dass wir vom deutschen Staat unterstützt werden und Eltern beteiligen sich aktiv an der Gestaltung des Schulle- sich unser Lehrauftrag primär auf das Lehren in deutscher bens. Wie funktioniert das kulturübergreifende Miteinan- Sprache bezieht. Wir sind eine deutsche Schule und keine der aus Ihrer Sicht? Begegnungsschule, in der ein paralleles Schulsystem auf Im Vergleich zu anderen internationalen Schulen in Seoul Deutsch und Koreanisch aufgebaut ist. Uns ist bewusst, zeichnen wir uns durch eine relativ kleine Schülerzahl aus dass ein exzellentes Fremdsprachenangebot ein zentrales und können daher eine besonders enge Bindung zwischen Anliegen vieler Eltern ist und wir kommen dem durch ein Schülern, Eltern, Lehrern und Schulleitung bieten. breites Sprachangebot nach. Englisch, Französisch, Spa- Alle Eltern sind Mitglieder in unserem Schulverein und so- nisch, Koreanisch und Latein werden zusätzlich zu Deutsch Die DEUTSCHE SCHULE SEOUL INTERNATIONAL (DSSI) mit in wichtige Entscheidungen eingebunden, die sowohl angeboten. den Schulalltag als auch die Schulentwicklung betreffen. wurde 1976 gegründet und ist eine von der Bundesrepublik Deutschland anerkannte Die Elternvertretung kommuniziert regelmäßig mit der Welche Motive sind für die Eltern Ihrer Meinung nach aus- deutschsprachige Auslandsschule. Sie ist eine Privatschule in der Trägerschaft des Schul- Schulleitung, und wir achten darauf, dass die Mitglieder schlaggebend, ihre Kinder in der DSSI einzuschulen? vereins „Verein Deutsche Schule Seoul“. der Elternvertretung sowohl deutsche bzw. europäische Ich denke, dass „unsere“ Eltern zunächst Wert darauf legen, Sie ermöglicht den Besuch des Kindergartens (2-6 Jahre), der Grundschule (1.-4. Klasse) als auch koreanische Interessen vertreten. Schüler und ihren Kindern eine auf deutschen und europäischen Bil- sowie der achtstufigen Sekundarstufe - und führt somit zur Deutschen Internationalen auch Eltern bestätigen immer wieder die besondere dungstraditionen beruhende Ausbildung zu ermöglichen. Abiturprüfung (DIAP). Von Jahrgangsstufe 6 an können auch Real- und Hauptschüler Atmosphäre an der DSSI. Wir verstehen uns nicht nur als Hier ist natürlich auch ein Interesse am Erlernen der deut- Bildungsinstitution, sondern darüber hinaus als Zentrum schen Sprache von großer Bedeutung. Für Eltern, welche beschult werden, die differenziert unterrichtet und beurteilt werden und die den Haupt- für kulturellen Austausch. Wir suchen aktiv den kulturellen nur kurzfristig in Korea bleiben, ist natürlich von großer schulabschluss bzw. den Mittleren Schulabschluss erhalten können. Dialog mit unserem koreanischen Gastland, was natürlich Bedeutung, dass ein problemloser Wechsel in eine Schule auch die Einbindung koreanischer Eltern umfasst. in Deutschland, auch Österreich oder der Schweiz, mög- lich ist. Für Eltern, die langfristig in Korea bleiben, ist das Aus welchen Nationalitäten setzt sich die Lehrerschaft Deutsche Internationale Abitur ein wichtiges Angebot, da vornehmlich zusammen? es den Kindern ermöglicht, sich weltweit an Universitäten Interview mit Monika Schmidt, Schulleiterin Überwiegend kommen unsere Lehrkräfte aus Deutschland. zu bewerben. Würden Sie im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte Daneben arbeiten aber auch Kollegen aus den USA, aus Neben diesen „Hard Facts“ zeichnen wir uns durch ein sagen, dass die Ziele erreicht wurden? Welche Beweggründe gab es für die Einrichtung der Deut- Korea und zurzeit auch eine Kollegin aus der Schweiz an exzellentes Unterrichtsklima aus und überzeugen durch Rückblickend vom Jahre 2010 auf unsere fast 35-jährige schen Schule Seoul International im Jahr 1976? unserer Schule. unsere pädagogischen Methoden und Konzepte. Ein oft Vergangenheit kann ich sagen, dass wir wichtige Ziele der Die Gründung unserer Schule geht einher mit den erwähnter ausschlaggebender Punkt für eine Anmeldung Vergangenheit erreicht haben, uns aber auch immer neue deutsch-koreanischen Wirtschaftsbeziehungen. Im Jahre Welche Rolle spielt die interkulturelle Kompetenz bei der an unserer Schule ist darüber hinaus unser Förderangebot. setzen müssen und wollen. 1976 äußerten erstmals in Korea beruflich lebende deut- Auswahl der Lehrer? Wir haben neben dem regulären Unterricht ein Unterstüt- Unser exzellentes Bildungsangebot und unsere modernen sche Familien den Wunsch, ihren Kindern eine deutsch- Im Rahmen meiner Bewerbungsgespräche, die ich in je- zungssystem entwickelt, das den Schülern in Klein- oder und vielseitigen Unterrichtsmethoden wurden erst kürzlich europäisch geprägte Bildung ermöglichen zu wollen. Da dem Jahr mit vielen Interessenten für eine Lehrerstelle an auch in Einzelgruppen z.B. im Fach Deutsch gezielte Förde- vom Bundesverwaltungsamt überprüft, und wir wurden es bis zu diesem Zeitpunkt keine entsprechenden Schulen der Deutschen Schule Seoul International führe, bezieht rung anbietet. mit dem Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“ in Seoul gab, gründeten engagierte Eltern die Deutsche sich eine zentrale Frage auf Erfah- ausgezeichnet. Schule Seoul. Zunächst wurde ohne Schulgebäude in einer rungen mit dem Leben und Arbeiten Natürlich sehe ich noch viel Raum für Verbesserungen und Privatwohnung unterrichtet und mit stetig wachsenden in anderen Ländern. Wir erwarten Weiterentwicklungen an unserer Schule. So sehe ich die Schülerzahlen ergab sich die Notwendigkeit, eine „richti- von Personen, die an unserer Schule Auszeichnung „Exzellente deutsche Auslandsschule“ von ge“ Schule aufzubauen. Dies erfolgte mit Unterstützung tätig sind, die Bereitschaft, sich mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen als Bestäti- der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverwaltungsamt), fremden Kulturen und Nationalitäten gung für unsere Anstrengungen und Bemühungen, aber der Deutschen Botschaft in Seoul, des Goethe-Instituts auseinanderzusetzen, sich darauf wir ruhen uns nun nicht aus – wir streben stetig nach und der in Seoul vertretenen deutschen Unternehmen und einzulassen. Institutionen. Verbesserung, um unsere Schüler auf die nächsten Schrit- te nach der Schule vorzubereiten. Wir ermutigen sie, sich Die Unterrichtssprachen sind zu am lebenslangen Lernen interessierten und toleranten Welche Ziele wurden mit der Gründung der Schule ver- Deutsch und Englisch. Sie beschäfti- Menschen zu entwickeln. folgt? gen jedoch auch koreanische Mutter- Die Ziele unserer Schule haben wir in einem Leitbild fest- sprachler. Gab es jemals Überlegun- Wie viele Kinder und Jugendliche besuchen die DSSI der- gehalten. Es lautet: gen, einen Teil des Unterrichts auch zeit? Streben Sie eine Erhöhung der Schülerzahl an? „Unsere Schüler erhalten eine hervorragende mehrspra- auf Koreanisch anzubieten? Derzeit besuchen 149 Schüler unsere Schule und 39 Kinder chige, internationale Ausbildung und erwerben zukunfts- Derzeit besitzen ca. 16% unserer unseren Kindergarten. Ja, unser Ziel ist eine Erhöhung der orientierte Kompetenzen vor dem Hintergrund deutscher Schüler eine koreanische Staatsbür- Schülerzahlen. So haben wir zum Beispiel im Jahre 2008 und europäischer Kultur- und Bildungstradition und der gerschaft und 13% eine doppelte das Deutsche Internationale Abitur eingeführt, um neben globalen Entwicklungen.“ Staatsbürgerschaft, welche haupt- Grundschule und Sekundarstufe I auch eine Oberstufe Diesem Leitbild fühlen wir uns verpflichtet, und es defi- sächlich deutsch-koreanisch ist. Uns anbieten zu können. Eine wachsende Schülerzahl ist auch niert die Ziele unserer Schule. ist bewusst, dass für diese Gruppe ein Voraussetzung für die stetige Verbesserung des Lehrange- Deutsche Schule Seoul International Fotos: 58 INSTITUTIONEN In unserem Nachmittagsprogramm gibt den. Die deutschen, aber auch die schwei- es zudem vielfältige Angebote vor allem zerischen und österreichischen Instituti- aus den Bereichen Musik, Sport oder auch onen und Unternehmen in Seoul lassen Fremdsprachen. Dieses Angebot wird von uns immer wieder wissen, wie sehr sie die den Eltern sehr geschätzt. Arbeit der DSSI schätzen. Aber vor allem aus den Familien, die ihre Kinder zu uns Welche Chancen und Herausforderungen schicken oder schicken wollen, erhalten ergeben sich für die Deutsche Schule kon- wir sehr viel Zuspruch. kret aus dem kulturellen Kontext Korea? Die koreanische Kultur zeichnet sich durch Ab 2011 können die Schüler der DSSI erst- eine extrem hohe Wertschätzung von Bil- mals die Deutsche Internationale Abitur- dung aus. Koreanische Eltern legen großen prüfung (DIAP) ablegen. Warum ist das erst Wert auf exzellente Bildung ihrer Kinder jetzt möglich? Monika Schmidt, seit und erwarten von Bildungsinstitutionen Stabile Schülerzahlen über mehrere Jahre 2008 Leiterin der Top-Leistungen. Dies geht oft einher mit und erfolgreiche Abschlüsse der Sekundar- Deutschen Schule Seoul dem Besuch von teuren Nachhilfeschulen. stufe I waren Voraussetzung für den Antrag International Dieses Bildungsverständnis bietet für uns auf die DIAP. Durch umfangreiche Unter- sowohl Chancen als auch Herausforderun- stützung aus Deutschland, vor allem die gen. Entsendung von Lehrkräften, können wir Die German Eine zentrale Herausforderung besteht unseren Schülern jetzt dieses besondere darin, koreanischen Eltern deutlich zu Abitur anbieten. – Darüber freuen wir uns! School of machen, dass wir keine traditionelle kore- anische Schule sind. Wir haben ein europä- Welche Entwicklung strebt die DSSI in isches Bildungsverständnis und möchten Zukunft an? Music unsere Schüler bei ihrer Entwicklung zu Erstens denke ich, dass eine Erhöhung eigenverantwortlich handelnden Persön- der Schülerzahlen ein zentrales Anliegen lichkeiten unterstützen. Daher stehen wir bleibt. Insbesondere wollen wir stabile Weimar auch nicht im „Wettbewerb“ mit koreani- Klassenstärken in den Jahrgängen 10-12 Cello-Studentin Jeong mit Professor Martin Grund

schen Schulen und sollten auch nicht mit erreichen. privat Foto: ihnen verglichen werden. Unsere pädago- Zweitens müssen wir uns um eine Ver- gischen Ansätze und unsere Lehrmethoden besserung unserer räumlichen Situation Musikausbildung nach deutschen Standards Von Bodo Hartwig sind einfach unterschiedlich. bemühen. Zum einen sind kurzfristige Eine Chance sehe ich darin, dass wir kore- Veränderungen bzw. Erweiterungen an anischen Eltern zeigen können, dass euro- unserem jetzigen Standort notwendig, zum Schon kurz nach der Eröffnung im März 2005 wird sie als „Exportschlager“ im päische Bildungstradition verbunden mit anderen denken wir auch darüber nach, ob Bereich der Hochschulbildung gefeiert. Die „German School of Music Weimar“ deutschen Lehrplänen eine hervorragende langfristig ein ganz neuer Standort eine Grundlage für den Erfolg ihrer Kinder in realistische Option ist. ist eine Ausgründung der staatlichen Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar einer globalen Welt legen. auf koreanischem Boden. Und damit auch die erste deutsche Bildungseinrich- Wann haben Sie die Leitung der Schule tung für Musik-Eliten in Asien. Im Windschatten der Förderung durch das deut- Was unterscheidet Ihre Schule im Wesentli- übernommen, und welches waren Ihre sche Bundesministerium für Bildung und Forschung ist man auf politischer und chen von anderen internationalen Schulen persönlichen Motive? institutioneller Seite mit Superlativen schnell bei der Hand. Das Engagement in im Ausland? Die Leitung der Deutschen Schule Seoul Fernost, so wird ihr damaliger Kanzler, Stefan Groeger, zitiert, habe die Weima- In erster Linie sind die Unterrichtsprache International habe ich vor etwas mehr als rer Mutterhochschule „in Deutschland und im internationalen Hochschulran- Deutsch und unsere im Vergleich mit ande- zwei Jahren, am 1. August 2008, übernom- king innerhalb kürzester Zeit kometenhaft nach oben katapultiert“. ren internationalen Schulen geringe Größe men. Vorher war ich seit 2002 Schulleiterin Diese „Off-Shore-Gründung“, wie der DAAD solche Ausbildungsprojekte nennt, zu nennen. Hinzu kommt dann aber wohl in Deutschland. In den 1990er Jahren habe unsere besondere Verwurzelung in der ich als Lehrerin vier Jahre im Ausland ver- entstand überraschend unkonventionell aus einer privaten Begegnung heraus: deutschsprachigen Community. Auch den- bracht. Sowohl mein Interesse am Leben Zwischen dem ehemaligen Rektor der Weimarer Musikhochschule und einem ke ich, dass das Niveau unseres Unterrichts und Arbeiten in einem anderen Land mit koreanischen Musikwissenschaftler von der Kangnam-Universität in Yongin und der dort zu beobachtenden Schüler- einer zu Deutschland unterschiedlichen entwickelte sich, der Anekdote nach, bei einem gemeinsamen Bier die Idee leistungen hervorgehoben werden müssen. Kultur als auch die Tatsache, dass ich gerne einer Hochschulkooperation. Ihr zugrunde lag die Tatsache, dass von jährlich Schulleiterin bin mit allen damit verbunde- tausenden südkoreanischen Bewerbern auf ein Musikstudium in Deutschland Die DSSI besteht nun schon seit 34 Jahren. nen Verantwortlichkeiten, lassen sich mit nur wenige hundert einen Studienplatz bekommen. Diesen Bedarf bereits vor Wir hoch ist die Akzeptanz oder auch die meiner Tätigkeit hier in Seoul gut verbin- Ort zu decken, war ein naheliegender Gedanke. Der privatwirtschaftlichen, Skepsis Ihrer Institution gegenüber? den. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit christlichen Kangnam-Universität versprach er ein neues, attraktives Ausbil- Von einer Skepsis ist nichts zu spüren. Es allen Beteiligten diese Schule weiterzuent- besteht vielmehr ein großes Interesse zum wickeln. dungsangebot und damit zusätzliche Einnahmen. Die Weimarer Hochschule Beispiel von koreanischer Seite, unsere erhoffte sich neben dem Zuwachs an Prestige vor allem gut ausgebildete An- Schule und unsere Art von Unterricht Das Interview führte Dr. Stefanie Grote wärter für ein Masterstudium im eigenen Haus. So entschloss man sich kurzer- kennenzulernen. Häufig hospitieren kore- hand zu diesem „kulturellen Brückenschlag“. Und trotz möglicherweise schwie- anische Studenten mit dem Studienfach riger Symbiose aus koreanischer Geschwindigkeit und deutscher Gründlichkeit Germanistik in unseren Unterrichtsstun- Deutsche Schule Seoul International Fotos: benötigte man für dessen Verwirklichung gerade mal ein Jahr. 60 61 KALEIDOSKOP Yongin, wohin diese Brücke führt, ist eine 40 km südlich von Seoul gelegene Großstadt mit mehr als 800.000 Einwohnern. Das Gelände der Kangnam-Universität schmiegt sich dort idyllisch in die bewaldete Hügellandschaft. Durch einen stählernen Rundbogen führt eine Straße steil hinauf zu dem Campus mit zentralem Sportplatz und kleinem Park. Gut 9.000 Studenten verschiedenster Fachrichtungen gehen hier täglich ein und aus. Etwa 50 von ihnen besuchen die Weimarer Musikfakultät. Diese befindet sich in einem repräsentativen Mehrzweckbau, der, neben Büros, auch einen großen Kirchenraum und ein Museum beherbergt, welches dem Gründer der Universität, Pfarrer Yi Hobin (1898- 1989), gewidmet ist. Auf zwei Etagen unterrichten derzeit sechs Instrumentallehrer aus Deutschland die Fächer Violine, Viola, Cello, Flöte und Klavier. Dank zweisprachiger Beschilderung finden sich auch Deutsche schnell zurecht. Vom Aufzug kommend, fällt im Flur der Blick zunächst auf eine Pinnwand mit Konzertankündigungen und Ausschrei- bungen von Musikwettbewerben. Ein Gemisch aus Etüden und Werken deutscher und europäischer Komponisten strömt hinter schallgedämmten Türen mit schmalen Fenstern hervor, schwillt immer stark an, wenn sich eine von ihnen öffnet. Das Musikstudium hier kostet umgerechnet fast 5.000 Euro pro Semester. Aber die angehenden koreanischen Deutsches Brot in Seoul? Berufsmusiker halten diese Summe für gut investiert. Klavierstudentin Yun zum Beispiel schwärmt von den akustisch nach deutscher Norm hergerichteten Unterrichtsräumen, Es ist in Korea nicht einfach, deutsches Brot zu kaufen. Doch Herr Heo Song-hoe hat durch seinen Mut und sei- welche zudem komplett mit Steinwayflügeln ausgestattet sind: „So etwas sucht man an nen Ehrgeiz dafür gesorgt, dass dies möglich ist. anderen Universitäten vergeblich“, sagt sie. Cellostudentin Jeong gefallen besonders die Als er nach Deutschland kam, wollte er ursprünglich sein Architekturstudium fortsetzen, doch schnell entdeck- deutschen Unterrichtsmethoden. Ihr Celloprofessor, Martin Grund, versteht darunter im te er seine Vorliebe für deutsches Brot und die Kunst des Backens. Zunächst hatte er nur vor, ein Praktikum in Wesentlichen viel Hauptfachunterricht als Basis für den späteren Berufsalltag, aber auch einer Bäckerei zu absolvieren, doch gestaltete sich die Suche schwieriger als gedacht - bis zu dem Tag, an dem mehr Individualität beim Musizieren. Besonders liege ihm die Erziehung der Studenten zu er seinen zukünftigen Bäckermeister Otto Vogel traf und dieser ihn in die Geheimnisse des Backens einweihte. selbständigem Arbeiten am Herzen: „Das gibt es in der koreanischen Ausbildung so nicht. Hier läuft sehr viel auf der Basis, der Schüler macht, was der Lehrer ihm gesagt hat.“ Mit viel Optimismus und seinem erworbenen Wissen im Gepäck kehrte er zurück in seine Heimatstadt Seoul, wo Viel Zeit zum selbständigen Üben bleibt den Studenten gleichwohl nicht, denn der er all sein Vertrauen in die Zukunft zusammennahm und eine kleine Bäckerei namens „Heo“ eröffnete. Dies sollte Stundenplan ist lang. Neben Fächern wie Gehörbildung und Musikgeschichte zählt der sein erster Probelauf werden, ehe er sich an sein eigentliches Projekt wagte - die Gründung einer bis ins Detail Deutschunterricht mit acht Wochenstunden zu den zeitaufwendigsten Verpflichtungen. originalgetreuen deutschen Backstube. Die Bäckerei fand großen Anklang, woraufhin er sich entschloss, seinem Geprüft wird das „Zertifikat Deutsch“ des Goethe-Instituts. Germanisten an anderen, Traum Gestalt zu geben und eine zweite Bäckerei - unter dem Namen “Ach so” - mitten im Herzen der Stadt, hochangesehenen Unis machen das am Ende ihres Studiums, erklärt ein Deutschlehrer: in Hannamdong, zu eröffnen. Das Konzept ist ein voller Erfolg. Viele Kunden aus den umliegenden deutschen „Aber hier müssen das die Studenten zur Zwischenprüfung vorlegen. Die Anforderungen Einrichtungen, wie der deutschen Botschaft, einer deutschen Schule und einer Kirche, haben ihn unterstützt sind schon sehr hoch.“ und gehören mittlerweile zu seiner Stammkundschaft. Die Bäckerei zeichnet sich nicht nur durch ihre exquisite Auswahl an Broten und Brötchen aus, sondern auch durch Herrn Heos Liebe zum Detail. Wo man auch hinblickt, Hoch ist allerdings auch die Motivation, denn Bach, Beethoven oder Brahms genießen im lassen sich kleine Mitbringsel aus Deutschland entdecken: Literatur, Zeitschriften und sogar Glühweintassen Land der Morgenstille ein enormes Ansehen. Und auch das Herkunftsland dieser Kompo- vom Weihnachtsmarkt zieren das Geschäft, wie andere ihre Wanderstöcke mit Abzeichen aufrüsten. Doch am nisten übt trotz Konkurrenz in Europa oder Amerika noch immer eine hohe Anziehungs- kraft aus. Wenn sie Bach spiele, so Cellostudentin Jeong, denke sie an die herrlichen auffälligsten sind wohl die Bezeichnungen seiner Backwaren, die ihren deutschen Namen behalten durften und Kathedralen und Kirchen im Ausland. „Ich versuche dann, diese Ausstrahlung und Ruhe nur durch eine Kurzbeschreibung koreanisiert wurden. in mein Spiel zu bekommen“. Und mit einem verschmitzten Lächeln fügt sie hinzu: „Dabei Nachdem er einige TV-Auftritte und Interviews auf seinem Erfolgskonto verbuchen konnte, wurde sein Geschäft kann mich mein deutscher Professor am besten unterstützen.“ Wie sie, so wollen die meis- auch unter den koreanischen Mitbürgern bekannter. Allein der Gedanke, dass Vollkornbrot im Vergleich zu dem ten ihrer Kommilitonen nach dem deutsch-koreanischen Doppelabschluss in Deutschland eher süß und fettig schmeckenden koreanischen Brot sehr gesund ist, verhalf ihm zu seinem stadtweiten Erfolg. weiterstudieren. Gegenüber Musikstudenten anderer koreanischer Universitäten sparen Und jedes Mal, wenn vor allem ein deutscher Kunde seine kleine Bäckerei betritt, sich ein Brot bestellt und ge- sie hiermit wertvolle Studienzeit ein. nussvoll hineinbeißt, stellt dieser mit Erstaunen und einem positiv gestimmten Gesichtsausdruck fest: “Hm... Ach so?!- Es gibt ja gar keinen Unterschied!” Im Ranking der koreanischen Hochschulen liegt die Kangnam-Universität in Yongin zwar Herr Heo Sang-hoe wird auch weiterhin mit Leidenschaft Brot nicht an der Spitze, macht jedoch mit dem hervorragenden Ausbildungsangebot der Ger- backen, doch gleichzeitig hat er bereits neue Ideen und Visi- man School of Music Weimar und insbesondere ihren hochmotivierten Professoren aus onen entwickelt und überlegt, sein Konzept in naher Zukunft Deutschland längst von sich reden. Einige ihrer Studenten sind mittlerweile Preisträger bei hochrangigen nationalen Musikwettbewerben geworden. Im aktuellen Jahrgang 2010 auszuweiten und die deutsche Küche im Allgemeinen in Korea sind nunmehr alle Studienplätze belegt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte der vorzustellen. Schweif des Weimarer Kometen auch bald am koreanischen Musikhimmel zu sehen sein. Von Patricia Bunzel (Praktikantin)

Bodo Hartwig lebt in Berlin und arbeitet als freier Tonmeister und Autor für ARD-Rundfunkan- stalten und die Deutsche Welle. Er studierte an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf Klavier und Toningenieur und hatte dort erste Kontakte zu Koreanern. 2007 war Bodo Hartwig Dozent am Lehrstuhl für Experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität in Weimar. Im selben Jahr bereiste er Korea, wo er für das Kulturradio des Mitteldeutschen Rundfunks über die German School of Music Weimar in Yongin recherchierte und Tonaufnahmen machte. Seit 2009 führen ihn Foto: privat Foto: neben journalistischer Arbeit auch Aufträge im Bereich der Klangkunst nach Korea. Herr Heo Song-hoe, Besitzer der Bäckerei „Ach so!“

62 63 64 KALEIDOSKOP betrachten? und Heimatzu leben arbeiten? Würden als Ihrein Seoul zweite mittlerweile Sie Seoul Hatten Sieursprünglich geplant,direkt desStudiumsfürlängere nachBeendigung Zeit Was war fürSiederImpuls, Koreanistik anderUniversität Hamburg zustudieren? viele Menschen in der Gegend kenne. inderGegend viele Menschen eines und war auchMitglied Taekwondo-Vereins, hat, dassichheute noch was dazu geführt University ofForeigngend umdieHankuk habeichmeine ersten Jahre Studies. verbracht Dort Jahren hier. Auch von innerhalb habeichmeine Seoul fürmichentdeckt:„Heimat“ EsistdieGe lebeichschonseitinsgesamt sechs Heimat. Inzwischen istdefinitiv meinezweite Ja, Seoul setzerstudiengang zuwechseln. Übersetzerin in Frage. Da habe ich mich entschlossen, von Hamburg in den nach Über Bonn mir klar, dassichdirekt als fürmichnurderBeruf mitderSprache arbeiten will, undda kam auf eigene Faust und weiter verlängert Koreanisch meine Zeit gelernt habe. dort Danach war sogutgefallen,dassichmeines Studiums schonnachKorea gegangenbin,hat esmirdort gleich füreinSemesteraneinekoreanische Unigeschicktwurden. Nachdemichalso zuBeginn schen Austauschdienst (DAAD), sodassalle Studenten Koreanisch nacheinemIntensivkurs - derKoreanistik derUniHamburg Akademi eine Kooperation unddemDeutschen zwischen sich erst einmal auf die neue Umgebung.dem Studium, konzentriert sondern Damals bestand Nun ja, imersten Semester an der Unidenkt man eigentlich janochnicht groß an dieZeit nach gefallen. mich nochfüreinNebenfachanderUnientscheiden musste, istmeine Wahl aufdieKoreanistik inSprachen zuKorea, binund keinenBezug aberdaichgenerell vernarrt gab esfürmichzwar Abgesehen davon, dassichbeieinemAustauschjahr indenUSA Taekwondo gelernthatte, würde. studieren“. Er sagte, wenn er noch einmal anfangen könnte, wäre es genau das, was er tun doch einesbefreundetendem guten Ratschlag JapanologenimGepäck, „lieber Koreanisch zu scheidenließ. war nachDeutschland, ichwiederaufdemRückweg Somit meiner Ankunft mit Also habe ichmireineAu-Pair-Familie Monate gesucht,nach diesich jedoch leiderrundzwei dingt einJahrnachJapangehen,weil icheingroßer Fan von und Mangas Videospielen war. Eigentlich hatte ich nievorgehabt, Koreanisch zustudieren. NachdemAbitur wollte ichunbe nisch. - wohlgemerkt auf erzählen Korea- über ihre Erfahrungen men ausländischeFrauen zu Wort, dieinKorea lebenund denKulturen auf. zwischen mittlerin der In Talkshow kom- 수다)]- „Die Plauderei -als derSchönen“ Ver (미녀들의 koreanischen Fernsehen in der Sendung [미수다„Misuda“ imden Projekten Maletzki Mirja einemJahrtritt mit. Seit zudem ehrenamtlich beiverschiedenen tourismusfördern- dem Koreanischen übersetztundarbeitet insDeutsche Manhwas [만화,koreanische Comics] undfünfFilme aus inSeoul. Siehat undDolmetscherin bereitsrin über200 lebtschonseitsechsJahren alsÜbersetze Maletzki Mirja inKoreadeutscher TV-Star Maletzki, mitMirja Interview Heimat“ meinezweite istdefinitiv „Seoul - - - - -

Fotos: privat Könnte mansagen,dassSieinKorea einStarsind? Wie war esanfangs fürSie, zustehen? aufeinmalinderÖffentlichkeit auftreten? „Misuda“ Wie kam esdazu, dassSieseiteinemJahrinderkoreanischen Sendung bereits einigekoreanische angenommen? Eigenschaften Was schätzen an Sie der besonders koreanischen SieMentalität? Haben Literaturagentin fürkoreanische Literatur istÜbersetzerin, Autorin und Maletzki Mirja im Internet steht:im Internet von„Ich habe heute Mirja in der U-Bahn gesehen.„Misuda“ es schonmanchmalvor, dass, wenn ichinderU-Bahn Turnschuhe trage, später darüber nachdenken,was ichanzieheoderwas ichöffentlich sage. kommt So der U-BahnoderdemBusfahren könnte. Ichmussallerdings immerzweimal täglichvorkommt,mehrmals istesnicht soschlimm,dassichnicht mehrmit und möchten einAutogramm von miroderFotos mitmirmachen. Obwohl das Ob ich ein Star bin? Es sprechen auf der mich Straßeschon viele Menschen an wählen würde, vielleicht sauerwerden könnte. mitNamen. AußerdemMädchen wusste ichnicht, ob die Person, die ich aus- einesder kaum gesehenundkannte denn ichhatte nureinMal dieSendung als wäre ereinem Manhwa entsprungen?“ Damitwar ichvöllig überfordert, übersetzt? Wer sieht hierunter dennamehesten soaus, denKandidatinnen mich vorstellen sollte, undderModerator dannsagte: „Oh, duhastManhwas besser.war esetwas DasSchlimmstewar jedochderAnfang derShow, alsich war dasallessopeinlich,michselberimFernsehen zusehen.Mit „Misuda“ –runddrei Monate,Kabelsender bevor icherstmalsin auftrat. Mir„Misuda“ mitderÖffentlichkeit waraufeinem eineReisesendung ersteMeine Erfahrung eingeladen. sie habenmichdannindieSendung mir mehr, undso habeichmitdenRedakteuren persönlichgesprochen, und „Hausmittelchen“, dieunsere Großmütter DieserBereich lag schonkannten. wieder einenFragebogen, diesmalmitFragen rundumNaturheilmittel und persönlich besuchen,umdieStudenten Im kennenzulernen. Vorfeld gabes ein paar Wochen hießesdannnocheinmal, dieRedakteure würden dieUni erste war,Meine Reaktion aufsolcheFragen zuwollen. nicht Nach antworten kennen Sie?“, „Welche Anmachsprüche habenkoreanische drauf?“, Männer etc. Dawarengebogen verteilt. dannFragen aufgelistet wie „Welche Trinkspiele Talkshow überdiekoreanische Kultur teilzunehmen, undhabeneinenFra - Redakteure Studenten der Sendung suchen, die Interesse haben, an einer anderUnihierinKoreakurs besucht. DieLehrer dassdie habenunserzählt, Ich habevor gutvierJahren nocheinmalzurAuffrischung einenKoreanisch- schnell funktionieren. will Weile haben“, aberinKorea kann „Gut Ding“auchohneProbleme ganz abzuliefern. Arbeit hochwertige heißtesjaimmer Deutschland In „Gut Ding Übersetzerin habeichvon denKoreanern gelernt, inkürzesterZeit qualitativ Insbesondereaufgrundschnell wiemöglichzuerledigen. meiner Tätigkeit als nachmittags gleichvorbei. Persönlich liegtmirdieseMentalität sehr, allesso defekt,etwas manmorgens denHandwerker ruft an,undderkommt dann lefon werden undInternet von innerhalb einem Tag istimHaus installiert; möchte,habe undeineMassage vorher mussichnur30Minuten anrufen; Te braucht Man keinen tioniert. Termin wenn beimArzt; ichRückenschmerzen funk dasshierallessoschnellundunkompliziert Ich binvor allembegeistert, 65 - - 66 hier wiedereinzuleben? fürDeutsch-Koreanisch und Übersetzerin zumachen.Hatten Sie Schwierigkeiten,Abschluss als Dolmetscherin sich zurückgekehrt, umanderUniversität Ihren Bonn nachDeutschland Sie sindvor einigenJahren zwischenzeitlich genüber ihren ausländischenMitbürgern abzubauen? Inwieweit trägt eventuelle nachdazubei, Ihrer Vorurteile Ansicht dieSendung derkoreanischen ge Gesellschaft Wie fänden SiedieVorstellung, zuhaben? ineinerkoreanischen einenGastauftritt Serie chen einen Termin für Sie. Nein,Ausnahmen könnenwir auchkeinemachen.“ Ichdenke, dass muss ichbereits von Korea ausanrufen, sonst heißtesnur: „Wir habenfrühestens indrei Wo Wartezeiten, diemanimmerüberall hat. Will gehen, zumArzt inDeutschland ichzumBeispiel ge genug, umSchwierigkeiten beimEinlebenzuhaben. Was sinddie michammeisten nervt, gutdreimalStück inDeutschland, lebe. imJahrzuBesuch abermeistens nicht Ichbinzwar lan- hatte, längeralsvierJahre etwas binichwiedernachKorea am gegangen,wo ichinzwischen Schwierigkeitendiesbezüglich ernsthafte zuhaben.NachdemichfünfJahre studiert inBonn Ich glaube, ichbinvor nicht meinemStudium inBonn lange genuginKorea gewesen, um hat.Hautfarbe vorgelassennicht erstzumJobinterview wurde, alsessichherausstellte, dasssieeine „dunkle“ opien, diesichaneinerkoreanischen UniumeineProfessorenstelle beworben hatte undgar wird, dass sie nurzum Heiraten nach Korea die Geschichte kommen.Oder von aus Äthi Meaza - Vietnam ganzdeutlichgesagthat, dassallenvietnamesischenFrauen automatisch unterstellt westlichen gegeben,alsHuongaus abzubauen. hatMedienecho Ländern eseinstarkes So Ich denke, hat maßgeblichdazubeigetragen, „Misuda“ Vorurteile gegenüberanderen, nicht- Drehbuch füreineSerie, einenFilm oderein Theaterstück schreiben. steigen, selbstwenn icheinAngebot hätte. Allerdings würde einmal ein ichunheimlichgern in SchauspielunterrichtundÄhnliches investieren, nicht, quereinzu- traue ichmichwirklich involviert bin. ber darin Wenn ich sehe, wie vielZeit einige meiner „bekannteren“ Freunde gestehen, dassicheinenHeidenrespekt vor derFilm- undFernsehbranche habe, seitichsel- Obwohl davon ichalsKind geträumt habe, zuwerden, Schauspielerin mussichganzehrlich ich imFitnessstudio verschwitzt aufdemLaufbandstehe, unangenehm. sindetwas gesprochen werden möchte, gibt esauchimmerwieder. Bitten umgemeinsameFotos, wenn es landetimschlimmsten Fall sogarinderZeitung. Situationen, indenenmanliebernicht an- schon vorkommen, dassesinirgendwelchen Internetforen auseinandergenommen wird, oder Damuss manganzvorsichtig imInternet. sein,was manschreibt,Netzwerke] denneskann fast immer Turnschuhe sindauchdie kompliziert undJeans).Etwas [sozialen Networks“ „Social Die wollte bestimmt zum Wandern in die Berge, weil sie Turnschuhe anhatte“ (dabei trage ich Korea alsumgekehrt. zubringen, nachDeutschland Tourismus“ tätig. bemüheichmicheher, Insofern Tourism Organization im Bereich „Medizinischer undseiteinpaarMonaten fürdieKoreaschafterin für die Seoul Tourism Association als Sonderbot und bin ehrenamtlich Jahren seit gut zweieinhalb koreanische Literaturlizenzen nachDeutschland alsÜbersetzerinner Arbeit verkaufe ichauchnoch esdannmeistens auf. aberdahört nern, Nebenmei- die - WM 2002unddieOlympischenSpiele1988erin vielleicht nochanDann könnensichdieMenschen lautet eigentlich immer „Nord- oderSüdkorea“? nichts überKorea wissen. Dieerste Frage anmich fest,Deutschland sogutwiegar dassdieMenschen präsent ist. Ichstelle in immer wiederbeiBesuchen über Deutschland,sehr dadasLandindenMedien aber dieKoreaner wissennatürlichauchschonviel über dasLeben können, erzählen in Deutschland Koreas. Natürlichhabeichdurch viel dieSendung Eigentlich seheichmicheheralsBotschafterin denKulturen? zwischen als eine oder VermittlerinDeutschlands Botschafterin SiesichalseineArt Sehen - - -

Foto: privat Wie sehenIhre Pläne aus? fürdieZukunft Land aufzubauen,hatesSienachKorea verschlagen. Was machtfürSieKorea sobesonders? Obwohl SiedieMöglichkeiten undvor allemdieVoraussetzungen auchineinemanderen sicheineZukunft erfüllen, Wie werden inKorea SiealsDeutsche wahrgenommen? sich inKorea zuintegrieren? Wie groß imVergleich istIhrer Meinung derDeutschen nachdiegenerelle Bereitschaft zuanderen Nationalitäten, Freundeskreis sichIhrpersönlicher Wie setzt zusammen? Bücher von mir kurz vorBücher von der mirkurz Veröffentlichung inKorea. laufen Sonst kaufen. beimirgerade nocheinigeandere Projekte - so stehen zwei zumBeispiel und natürlichamliebsten auchdieLizenz zuver fürdiesesBuchgleichmitnachDeutschland das Buch zu übersetzen, das später mit dem Literaturnobelpreis für Korea ausgezeichnet wird, Generell werde Mein fortführen. ichnatürlichmeine Übersetzungsarbeit Traum istes, einmal Veranstaltungen miteinbezogen. Koreanisch konnte,damals kaum aufgenommen wurde ichsofort undinalleAktivitäten und is.“ Ichglaube, dieBasisdafürhat vor zehn Jahren mein Taekwondo-Verein gelegt. Obwohl ich macht undgenießemeinLeben hiereinfach. Wie sagtmansoschön: „Home iswhere theheart eingenommen. Ich habehiervieletolle ge Leute kennengelernt, viele spannende Erfahrungen Pläne Korea gehabt, diejemalsinRichtung gingen. dannhat Doch michdasLandquasifürsich ganz zufällignachKorea gekommen.IchhatteEigentlich ursprünglichkeine binichjawirklich sonst sopünktlich!“ zu einer Verabredung komme, heißt es oft: „Wie denn sinddochdas sein, die Deutschen kann Und dannnatürlichnochdieobligatorische Pünktlichkeit. zuspät ichnureineMinute Sobald passiert. schon öfter finden. Dasistmirwirklich machen,weil undichwürde Deutsches siedenken, dasseietwas esgutmir denHitler-Gruß Was ichallerdings alssehrunangenehmempfinde, ist, dassmanchmaljüngere Koreaner vor Krankenschwestern undBergleute aufgenommen haben. mitgroßerMenschen, Kunst undKultur, dieinden1960erund1970erJahren vielekoreanische nahmslos positivaufgenommen. habeninKoreafleißigarbeitender DieDeutschen dasImage Ichwurde inKorea Aber dannistgenaudasGegenteil aus- und Japanwar passiert: zwiespältig. und Japan im Deutschland Zweiten und das Weltkrieg kollaboriert, Verhältnis Korea zwischen nen hatten wiederfürSchlagzeilen gesorgt, die NeonazisinDeutschland zumanderen hatten rea gereist bin, habe ich mir große Sorgen als gemacht über das Image „Deutsche“. Zum ei- Viel positiver, alsichjemalsvermutet hatte. Bevor ichimJahr2000zumerstennachKo Mal und diekoreanische angenommenhat. Tourismusbehörde, der schon vor vielen Jahren seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgegeben Freundeskreis. Dasbeste istvielleicht Beispiel Lee der Charm, Vorsitzende derkoreanischen Koreanisch lernen.“ dieichhierkenne, UndalleDeutschen, habeneinengroßen koreanischen undsichsagen sich zurücklehnen „Ach, ichkommemitEnglischüberall durch, warum sollte ich inKorea, sehrhoch.IchkennekeineDeutschen istdieBereitschaft dieNach meinerErfahrung anderen Freundin studiert. habeichinBonn Freunde; miteinemhabeichzusammenwährend der WM 2002gedolmetscht, undmitder ländern“, dieichbei deutsche kennengelernthabe. nochzwei „Misuda“ IchhabehierinSeoul schen undchinesischenFreunden von früherausdemSprachkurs undeinpaarwenigen „Aus - FreundeskreisMein besteht eigentlich hauptsächlichausKoreanern, einpaarengenjapani- zurückkehre. es schwer fürmichwerden wird, wenn ichirgendwann einmalwiederganznachDeutschland Das Interview führte Patricia Bunzel führte (Praktikantin) Interview Das

- - - 67 68 KALEIDOSKOP – eindeutschesWirtshaus inSeoul Das Restaurant schnitt derdeutschenKüche undreicht von def- des Das Menü bietet„Bärlin“ einenguten Quer Terrasse 25Außenplätze. überetwa aufeiner das Lokal nen 144 Innenplätzen verfügt sichten wiedemBrandenburger Tor. Nebensei- Schwarz-Weiß-Fotografien von Stadtan- Berliner entspannten Ambiente. An den Wänden hängen hauses. speistmanineinemmodernen, Hier eines deutschen Charme den rustikalen - Wirts PalaceSomerset Das gehört. hat„Bärlin“ nicht eines Apartmentkomplexes, derzumHotel Palast und demJogye-Tempel, im Erdgeschoss demGyeongbok-Das Restaurant liegtzwischen stammt ausDeutschland. unddessenFamilie.anerin, Auch derKüchenchef Bongard, verheiratetvon Martin miteinerKore Korea. Geleitet wird das2005gegründete Lokal Restaurant mitauthentisch deutscher Küche in von und giltder Innenstadt Seoul als das einzige wie viele zunächst Gäste denken) befindet sich in lesen, derNamebeinhaltet keinenSchreibfehler, Das Restaurant Siehabenrichtigge (ja, „Bärlin“ „Bärlin“ - - - ist imRestaurant gutaufgehoben.„Bärlin“ Wer sucht, Stück in Seoul Deutschland ein kleines schen Braukunst inKorea vermitteln. deutschen Biere, dieeinenEindruckvon derdeut Empfohlen werden darüberhinausdieoriginal- del mit Vanillesauce (12.900 Won/ca. 8,30Euro). tät desHausesistauchderdeutscheApfelstru- EineSpeziali- Brot- serviert. undBrötchensorten fel, Spinat, Paprika, Brezeln sowie verschiedene Speisen werden unter Äp anderem Esskastanien, toffelgerichte zudeneinzelnen an.Als Beilagen bietettürlich dasRestaurant auchdiverse Kar und gebratenem Hering Fisch.mariniertem Na- hin zu Fischgerichten Lachs, wiegeräuchertem gekochter Würste (19.000 Won/ca. 12,30Euro) bis und einerAuswahl gebratener, und geräucherter 69.000 Won/ca. 44,50Euro), Eisbein,Schnitzel tigen Fleischgerichten wieSchweinshaxe (ca. Von Stoyke Gesine - - -

Foto: privat sönlichkeiten desöffentlichen Dienstes unddesöffent mitKundenkoreanischen sowie Mitarbeitern, mitPer dergrund. Durch meine Tätigkeit hatte ichtäglichmit des Unternehmens im gang und die Entwicklung Vor Auch bei dieser Frage stehen mein beruflicher Werde ausdeutschen Auswanderern?anern oder können? Besteht IhrFreundeskreis eher ausKore SieschnellKontaktHaben zuKoreanern aufbauen tegriert. indenkoreanischenpraktisch zwangsweise Alltag in- teilnahm, wurde ohne eigenes DazutunEntwicklung rasant entwickelnden Wirtschaftsmacht. Wer andieser erstamAnfang einersichdannaberund wirtschaftlich rausforderung dar. DasLandwar eineMilitärdiktatur stellte eineHe daherfürjedenausländischenBesucher war und Korea nocheinrecht Entwicklungsland armes Zum Zeitpunkt imSeptember1979 meinerAnkunft tegration? wöhnung indenkoreanischen Alltag, anIhre In- Welche Sie an IhreErinnerungen haben Einge Wie wirkte Ihre neueHeimatanfänglich aufSie? gesamt 28Jahre in diesemLandverbracht zuhaben. nen Entschluss, nachKorea zugehenundbisheute ins- fürmei- verantwortlich meine beruflicheEntwicklung imLandvertreten. Damitist inerster LinieStandorten und ist mit 11heute über400 Mitarbeiter beschäftigt nalen Logistikanbieter inKorea aus. DasUnternehmen Korea 2010zueinemderführenden bisMai internatio undbaute dasUnternehmen DBSchenkerMitarbeitern zubauen. Ichbegannmiteinemkleinen Team von vier trag eineFirma nachKorea zurück, zugründen undauf- Aufenthaltrigen ich1986mitdemAuf- inJapankehrte meinem heutigenArbeitgeber, undnacheinemdreijäh - Deutschland. 1982wechselte zu ichinDeutschland rateten 1981vor nach unserer gemeinsamenRückkehr rea. lernte ichmeineEhefrau Hier kennen,undwirhei- leiten. Ich willigte ein und verbrachte Jahre in Ko zwei ein Angebot, dasEinkaufsbüro derFirma zu inSeoul ichvon1979 erhielt einemdeutschen Textilimporteur schluss gefasst, nachKorea zugehen? Wann und auswelchem Sieden Ent- Grundhaben Interview mit Martin Bongard, Besitzer desRestaurants mitMartin Interview „Bärlin” Gast indiesemunglaublichGast dynamischen Landdynamischen Ich binsehrstolz, sein zudürfen ------“ „ unternehmen von arbeitet. Jahrzuerfolgreicher bewusst. Umsomehr freuen wir uns, dass das Familien- chenden derfinanziellenRisikenWeltwirtschaftskrise, lem vor demHintergrund dersichgerade erstabschwä- reifen lassen.Allerdings waren undsind wir uns, vor al- schiedene Gründehabenletztendlich diesenEntschluss zudenken, selbst ein Restaurant zu eröffnen. Viele ver darübernach- alsernsthaft Gastronomie philosophiert Wir habenlangeZeit andieser mehrüberdenMangel gründen undzuführen, istübervieleJahre gereift. Entschluss,Der inKorea ein deutschesRestaurant zu bei denkoreanischen aufgroße Gästen Anerkennung. gerade Erklärung hin aufInteresse undnacherfolgter die Mutter derNation darstellt. Namestößt Der weiter derKoreanerund derBärinMythologie andererseits deutschen Hauptstadtmitdem Wappen desBären dient gelungen, als der Name einerseits als Bezeichnung der zustellen. Dies ist uns mit dem Namen insofern„Bärlin“ eine Verbindung undKorea Deutschland her zwischen derFamilie.nerhalb Zielwar es, beimRestaurantnamen von unddasResultat wochenlangerBeratung in- burt‘ Die Namensgebung war in der Tat eine ‚schwierige Ge Bedenken, zuwagen? diesenSchritt esanfänglicheNamensgebung zugrunde? Gab staurant „Bärlin“ gegründet.Welche Ideeliegtder gemeinsammitIhrerSie haben Frau 2005dasRe und Korea aufzuteilen. gesetzt, unserenDeutschland Lebensabend zwischen rückzukehren, umdann,anhaltende voraus Mobilität - Entschluss, drei inetwa Jahren zu- nachDeutschland seres Lebensinteresses. Esistdaherauchunserfester nachwievorich sehenDeutschland un- alsMittelpunkt nie alsAuswanderer betrachtet undmeineFrau und trotz Abwesenheit derlangjährigen von Deutschland rea nurbefristet imLandwaren. Ich selbsthabemich als Firmenleitersie oft deutscher Unternehmen in Ko wurden, da geknüpft zu pflegen,diemitDeutschen war undistesnicht immerleicht, dieFreundschaften Kreisvonrelativ deutschenAuswanderern kleinen gibt, unserem Freundeskreis. Da es aberin Korea nur einen ren anderer undMenschen auchDeutsche Nationen zu den, aufdieichheute sehrstolz bin.Natürlichgehö sind zahlreiche Freund- entstan- undBekanntschaften lichen Lebens engenKontakt. Aus diesenKontakten ------69 70 lich ausallerHerren Länderbegrüßen. Wie bereits zuvor befindet, sprichwört könnenwirGäste Apartment-Hotels Da sichunserRestaurant aufderEmpfangsebene eines Wer sindIhre Gäste, undwieistderen Resonanz? sicht aufdasjeweils unterschiedliche Konsumverhalten. tizität, aber wirbedienenunsere mitgroßer Gäste Rück undorientierennomiekultur unsamLeitsatz derAuthen- uns inerster Linieals Vermittler derdeutschenGastro viceanforderungen. anderen Mit Worten, wirverstehen und Getränkeangebotssowie derunterschiedlichen Ser bezüglich der Einrichtung des Restaurants, des Speisen- bestand inderdaraus resultierenden Gratwanderung des der Gäste „Bärlin“. Dieeigentliche Herausforderung so vielschichtig wiedieunterschiedlichen Nationalitäten istkeineswegs einGeheimnis. DasKonzept Erfolg Der ist fohlen wird. undimmerwiedergelobtweiterempso gutläuft wir allebesondersstolz, dassdasRestaurant inzwischen der Leitung einesgastronomischen hatte, Betriebes sind Da keinesderFamilienmitgliederin Erfahrung wirkliche Ihr Erfolgsgeheimnis? net-Foren empfohlen.MachtSiedasstolz? Was ist Ihr Restaurant wird immerwieder indiversen Inter ------auch großes Lob. gerecht oft zuwerdenBedürfnissen underhalten hierfür die größte Mühe, ebendiesensehrunterschiedlichen SpeisenundGetränke. servierten Wir gebenunsdeshalb machen jedochkeinenKompromiss beiderQualität der Sie odereineBestellung zuwarten. auf eineBedienung sind esanscheinendgewöhnt, auchmaleinenMoment sindhiervergleichsweise Gäste Deutsche genügsamund möglichst jeder Zeit an ihrem Tisch zur Verfügung steht. zu dassdasgesamte Servicepersonal erwarten, sondern undKellner, fürdieKellnerinnen teilten Servicebereich ferenzen. Koreanische akzeptieren Gäste keinenzuge auf demBier, und wirfragen nachihren dieseGäste Prä- Gerichte. Angelsachsen mögenmeistkeinenSchaum Speisen mitbesonderem Hinweis aufSchweinefleisch- erhalten mündlicheinegenaueZusammensetzung der Arabische einigeBeispiele: Gästeunterschiedlich. Hierzu istdasKonsumverhaltenerwähnt, sehr invielenLändern entgegen, weil unsgerade diekoreanischen die Gäste mit großer Offenheit.Dieses Verhalten kommt unssehr begegnen Deshalb sieneuenDingengierige Menschen. Koreaner sindgrundsätzlich sehrneugierige undwissbe sche Küche? Ihre koreanischenWie diedeut- beurteilen Gäste Familie Bongard (v.l.): Hee, Moon David Martin, - -

Foto: privat langjährige Mitarbeit sehrbeliebtsind. Mitarbeit langjährige stehen und bei unseren auchdurch Gästen diezum Teil ver Deutschlands alsKulturbotschafter die sichallegern staurant -einschließlichmeinerFamilie -18 Mitarbeiter, reanischer dasRe Köchegeleitet. beschäftigt Insgesamt miteinemfleißigen deutschen ChefausBerlin Team ko sind.meist zweisprachig Die Küche wird von unserem koreanischer undKellnerunterstützt, Kellnerinnen die von einemdeutschenKellnerundnetten Team ligen Landessprache bedient werden. Die Familie wird nem Tisch sitzen und von meiner Familie in ihrer jewei- wird es, wenn verschiedene Nationen gemeinsamanei- terschiedlichen unter Gäste sichaufgeteilt. Interessant und Englisch),diedrei habendieBetreuung derun- und Daniel, fließenddrei Sprachen (Koreanisch, Deutsch der Gäste. Siespricht, wieunsere Zwillingssöhne David die Qualitätskontrolle inderKüche unddieBedienung mitArgusaugen Sieüberwacht desGeschäfts. und Seele gerecht zuwerden. Allen voran dieChefin,meineFrau Wunsch geprägt, densehrunterschiedlichen Nationen Auch dieZusammenstellung des Teams wurde von dem SieIhrTeamben zusammengestellt? anischen Hauptstadt.Nachwelchen ha- Kriterien Sie betreibeneindeutschesRestaurant inderkore tenbraten sowie Forellen- undLammgerichte, ein. sonale Fleisch- undFischgerichte, wiez.B. Sauer- undEn- Rhabarber, Grünkohlundweißen Spargel, aberauchsai- wieSaisongerichte umfasst. DasschließtGemüsesorten dasausschließlich deutscheden Mittagsmenüangebot, aneinem14-tägig wechselnunsere- Geschäftskunden und Kabeljaugerichte. Ferner sichbesonders erfreuen Wurstgerichte, Kohl-undRindsrouladensowie Petrusfisch wird. Dannfolgenviert dieverschiedenen Schnitzel- und vomdes Gastes deutschenKüchenchef zerlegt undser haxe, gebraten dienacheigenemRezept kross am Tisch Das mitAbstand beliebteste istdieSchweins Gericht - Welche Gerichte sindambeliebtesten? zu zeigen. von inderMitte Stück Deutschland Seoulten einkleines land-Aufenthalt undFreunden zuerinnern - undBekann sichanihreneine willkommendeGelegenheit, - Deutsch sind.bestens vertraut Für diese bietetGäste das „Bärlin“ habenunddahermitderdeutschenKücheland studiert es unter denKoreanern vieleAkademiker,- dieinDeutsch Begeisterung undLust aufmehraus. Darüber hinausgibt koreanische [김치], löst immer wieder Kimchi klassische liches Fermentierungsverfahren hergestellt wird wiedas ter Grundnahrungsmittel überbrückendes durch einähn- tenzeit alseinden gedient hat unddassSauerkraut Win- derFasNahrungsmittel angesehen-zurÜberbrückung - zukönnen.DieAuskunft,dassBier-historisch alsklären tergrund derdeutschenEss- und Trinkgewohnheiten er - geben,ihnendenvielfachkulturellenMöglichkeit Hin ------lassen, inKorea weiterhin zuwerben. für Deutschland pa bekommt. Ichfürmeinen Teil werde nichts unversucht inEuro alsdemgrößtenin Deutschland Handelspartner der Frage derInvestitionen inAsien größere Beachtung undbei Hinsicht dass Korea besonders inwirtschaftlicher müht sind. Ichwünsche mirindiesemZusammenhang, ihrererkennung Verdienste inder Weltöffentlichkeit be Koreaner, besonders umdiegebührende diederzeit An- beteiligt gewesen zusein. Viel bleibtnochzutunfürdie undunmittelbar andessenAufstiegzu dürfen undErfolg indiesemunglaublichdynamischenLandseinstolz, Gast zu einerführenden Ichbinsehr erlebt. Wirtschaftsnation Ich habeKorea inseinemAufstieg vom Entwicklungsland was wünschenSiesichfürdieZukunft? Inwiefern hatSiedasLeben inKorea geprägt, und beschwert. zu vielüberDeutschland Für wird meinen Geschmack sich auf sehr hohem Niveau zu wenig wird. gewürdigt oderzumindestnicht erkannt die große Attraktivität von Deutschlands den Deutschen dassIch verlasse immermitdemEindruck, Deutschland Ausstellungen beiFamilie nebstBesuchen undFreunden. zahlreicher Besuche Kulturveranstaltungen, und Museen hochwertigen Fernsehprogramms. Dazu zählen weiterhin sumieren einessowohl quantitativ alsauchqualitativ als unsere Wahlheimat sowie inDeutschland dasKon- Autobahnnetz, Spaziergänge umdieAlster inHamburg ausgedehnte Autofahrtenaufeinemhervorragenden geholt, was ichinKorea häufigvermisse. Dazugehören denerstenheiten. In Tagen desAufenthaltes wird nach- die gleichenEindrückebeziehungsweise Angewohn- sichmeist wiederholen inDeutschland jedemBesuch Bei sind? Wie SieDeutschland, erleben wenn SiezuBesuch Das Interview führte Dr. führte Stefanie Interview GroteDas inZusammenarbeit mit Patricia Bunzel (Praktikantin) - - 71 EXTRAWELT AUF DER ANDEREN SEITE photographer | | Nils Clauss

Jongmyung Lee, Seoul 2010 mk2, Seoul 2010

72 73 Tom Büschemann, Seoul 2010 Platoon, Seoul 2010

74 75 Udo Lee (Bedalboy). Seoul 2010 Bedalboy´s Soundstudio, Seoul 2010

76 77 VERANSTALTUNGEN DES KOREANISCHEN KULTURZENTRUMS - Vergangen KOREA IM ALLTAG Masken und Papierkunst Kochrezept im Koreanischen Kulturzentrum Rucola-Kimchi Zutaten: Kulturzentrums: „Die Kinder können ganz viel tun und machen 500g Rucola-Salat sich durch den Workshop mit der Kultur eines anderen Landes 1 ½ EL feines Salz zum Einlegen des Rucola und dessen alten Traditionen vertraut. Sie sind gut beschäftigt 30g rote Paprika und lernen hier nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis kennen.“ 1 EL rotes Chilipulver Erzieherin Frau Retzlaff faszinieren die koreanischen Materia- 3g klein gehackter Knoblauch, 2g klein gehackter Ingwer lien, die nicht chemisch sind, sondern aus der Natur kommen. ½ TL feines Salz „Kleister aus Reis und traditionelles koreanisches Papier ken- 1 EL Zucker nen wir hier in Deutschland nicht. Es ist etwas Besonderes für die Kinder, mit solchen Materialien zu arbeiten“, sagt sie. Im Zubereitung: Ausstellungsraum „Galerie Korea“ folgen die Schüler aufmerk- Den Rucola-Salat salzen und ruhen lassen. sam den Anweisungen von Frau Ok Nyeo Kim, Leiterin des Die rote Paprika in Salz einlegen. Die Flüssigkeit, die aus der Paprika austritt, für später als Lake aufheben. Workshops für Papierkunst des National Folk Museum of Korea, Die rote Paprika in ein Stück von 3cm Länge und anschließend in feine Streifen schneiden. die ihnen von einer koreanischen Studentin ins Deutsche über- Die in Streifen geschnittene rote Paprika, das rote Chilipulver, den klein gehackten Knoblauch und Ingwer in setzt werden, und bekleben kleine Boxen aus Pappe mit tradi- das Gefäß mit dem in Salz eingelegten Rucola-Salat geben. Alles gut mischen und mit Salz und Zucker abschme- tionellem koreanischen Papier. Anna plant, den fertigen Behäl- cken. ter ihrer Mutter oder ihrem Vater zum Geburtstag zu schenken, Die gesamte Mischung in einen Krug füllen und die Lake hinzugießen. Alles gut mischen und das Gefäß fest und Emilia, Esma und Laila wollen die dekorative Box für ihre Schreibutensilien verwenden. Julius, der eifrig Streifen kore- verschließen. anischen Papiers auf die sechseckige Dose aus Pappe klebt, Der Fermentierungsprozess dauert gewöhnlich drei Tage. Am ersten Tag den geschlossenen Krug bei Zimmer- sagt, dass ihm der Kurs sehr viel Spaß mache. temperatur stehen lassen und danach im Kühlschrank aufbewahren. Frau Jeong, eine koreanische Mutter und Bildende Künstlerin aus Berlin, die öfter Schulklassen ins Koreanische Kulturzen- trum begleitet, findet, dass die Workshops „sehr authentisch“ seien, da deren Leiter direkt aus Korea kommen und ihre eige- Kleiner Sprachführer nen, traditionellen Materialien mitbringen. Sie fügt hinzu: „Die Kinder wissen bislang nicht viel über Reispapier. Es ist ein frem- 역/ yeok: Bahnhof des, aber interessantes Material für sie. Auch die Farben und 지하철역/ jihacheolyeok: U-Bahnhof die Gesichtsausdrücke der Masken sind ganz anders als das, 버스정류장/ boseu jeongryujang: Bushaltestelle Am 28. und 29. Oktober 2009 fanden im Koreanischen Kultur- was man hier kennt. Sie sind typisch koreanisch und haben ei- 공항/ gonghang: Flughafen zentrum Berlin - in Kooperation mit dem National Folk Museum nen hohen Wiedererkennungswert. Wenn die Kinder irgendwo of Korea (Nationales Volkskundemuseum Korea) - Workshops solche Masken sehen, werden sie von nun an wissen, dass diese aus Korea stammen.“ 기차/ gicha: Zug für traditionelles koreanisches Kunsthandwerk statt. Eine Gruppe von Museumsmitarbeitern ist eigens von Seoul nach Ali findet es schön, dass die Kursleiterin extra von so weit her 지하철/ jihacheol: U-Bahn Deutschland gereist, um zu zeigen, wie man Gegenstände aus nach Berlin gekommen ist, auch wenn er nur mit Hilfe der Über- 버스/ beoseu: Bus dem traditionellen koreanischen Papier Hanji (한지) und Mas- setzerin versteht, was sie sagt. Er will irgendwann mal Korea- 택시 / taeksi: Taxi ken herstellt. nisch lernen, weil ihm das Spaß machen würde, wie er meint. 비행기/ bihaenggi: Flugzeug An diesem Tag nehmen auch die Kinder der Moabiter Grund- Er fertigt eine Maske für seinen Vater und eine für seine Mut- schule in Berlin, Montessori-Klasse 3c, an den Workshops teil. ter an. Neben ihm sitzen Younes und Arthur, die ebenfalls sehr … 부터 … 까지 얼마나 걸려요?/ …buteo…ggaji eolmana geollyeoyo? Wie lange dauert es von … nach …? Ein Teil der Schüler bemalt Masken, der andere fertigt einen konzentriert arbeiten und ihre Vorlagen aus Pappe mit leuch- 택시 좀 불러 주세요!/ Taeksi jom bulleo juseyo! Bitte rufen Sie (mir) ein Taxi. Stiftständer aus Papier an. tenden Farben und goldenen Farbtupfern verzieren. Auch sie … 어디에 있어요?/ … eodi-e isseoyo? Wo ist …? Zunächst erklärt Frau Jang, Leiterin des Masken-Workshops, sind zufrieden mit dem Tag im Koreanischen Kulturzentrum. die Bedeutung der verschiedenen Charaktere. Zum Beispiel Masken-Workshop-Leiterin Frau Jang ist von ihren jungen Koreanische Redewendungen gibt es eine schwarze Maske mit vielen weißen Punkten im Schülern äußerst angetan: „Sie arbeiten sehr frei und kreativ. Gesicht: Sie soll einen alten Mönch darstellen, der so fleißig Die koreanischen Kinder wissen, wie die koreanischen Masken aussehen und halten sich deshalb genau an die Vorgaben. Die 개발에 땀난다./ Gae-bal-e ttam nanda. studierte, dass er gar nicht bemerkte, wie sich Fliegen auf sein Gesicht setzten und ihren weißen Dreck hinterließen. Diese deutschen Kinder kennen die Masken jedoch nicht und lassen (Sogar) auf den Pfoten des Hundes entsteht Schweiß. Erklärung sorgt bei den Kindern für einiges Gelächter. Dann deshalb ihre Fantasie spielen. Ihre Arbeiten sind viel individu- Dieser Ausdruck wird verwendet, um eine sehr hektische Situation zu beschreiben, da es in Korea heißt, dass die hält Frau Jang die Maske einer jungen Frau hoch, auf deren eller.“ Frau Jang freut sich, dass sie durch den Workshop die Pfoten eines Hundes immer trocken seien. weißem Gesicht sich drei große rote Punkte, einer auf der Stirn Gelegenheit hat, die koreanische Kultur in Deutschland zu ver- und einer auf jeder Wange, befinden. „Sie wurden der Braut zur breiten. „Wenn die Schüler die Masken mit nach Hause nehmen 천천히 걸어도 황소걸음./ Cheoncheon-hi georeodo hwangso-goreum. Hochzeitszeremonie ins Gesicht geschminkt, um böse Geister und an die Wand hängen, können auch ihre Eltern und Freunde Auch wenn er langsam läuft, ist es doch der Gang eines Bullen. abzuwehren“, erklärt die Workshop-Leiterin. Nach diesen und sie sehen. Auf diese Weise lernen sie ebenfalls ein Stück korea- Das soll so viel bedeuten wie „langsam, aber sicher“. anderen interessanten Ausführungen legen die Kinder los und nischer Kultur kennen.“ greifen zu den bunten Farben, um ihre Pappformen zu bema- Frau Kim gefällt es, dass die Kinder durch ihren Kurs nicht nur gelernt haben, wie man einen Stiftständer aus traditionellem 지나가던 개가 웃겠다./ Jinagadeon gae-ga utgetta. len. Ida und Viola wollen ihre Masken zu Halloween tragen, Greta koreanischen Papier herstellt, sondern nun auch wissen, was Ein vorbeilaufender Hund wird darüber lachen. will damit „Menschen erschrecken“ und Lubaya möchte ihre „Guten Tag“ auf Koreanisch heißt, nämlich „Annyeong Haseyo!“ Eine Redewendung für „Das ist doch lächerlich!“. Maske in ihrem Zimmer an die Wand hängen. Klassenlehre- [안녕하세요]. Ihr Fazit: „Die Kinder haben heute einen riesigen rin Frau Lammich, die ihren Schülern bei der Arbeit über die Schritt gemacht hin zu einem besseren Verständnis der korea- nischen Kultur.“

Fotos: National Folk Museum of Korea Folk National Fotos: Schulter schaut, ist begeistert vom Angebot des Koreanischen 78 79 80 Foto: Franziska Meyer für moderneGefühle - BeBeing Traditionelle Klänge Masken undPapierkunst: kultureller Hintergrund Schränke, Truhen, Schachteln, und Körbe, Krüge Tabletts herzustellen. de hochwertiges, einheimischesPapier umschöneundpraktische verwendet, Gebrauchsgegenständewie Das koreanische Papierkunsthandwerk hat ebenfallseinelange Tradition: Bereits imtraditionellen Korea wur undFellschenkürbissen gefertigt. Charaktere undwurden ab(u.a. derOberschicht, Mitglieder ausPapier, wieAdelige undGelehrte) Holz,Fla- Auch waren sie Teil von Zeremonien, um eine reiche Ernte zu bildetenerbitten. Die Masken verschiedene Gleichzeitig waren imkoreanischen dieMasken Volksglauben undsollten böseGeister abwehren. verwurzelt che zuziehenundsichaufdiese Weise ein Ventil Lebensbedingungen zuverschaffen. fürdieeigenen,harten reiches Joseon(1392-1910)von ausdem Menschen Volk wurde, aufgeführt - insLächerli umdieHerrschenden Die koreanischen waren Masken Teil des Maskentanz-Theaters, das während des letzten koreanischen König- Foto: privat Popkultur. linemagazin Korea“„K-Colors (www.k-magazin.com) Of heraus. geht Darin esumkoreanische Kultur und anfängliche Hobby ist zueinerlebensfüllendenLeidenschaft geworden: Juni2010gibt Seit siedasOn- sich seit2007mit der Kultur und Popkultur und beschäftigt lebt in Berlin Esther Klung Südkoreas. Das lassen undihre einstimmen. aufdieMusik Gefühle koreanische Musikkultur, andererseits konnten siesichaucheinfachtreiben undmitreißen Zumschauer bei derAufführungeinen lernten über traditionelle sie etwas beideserfahren. So, von wiedieMusiker beidesinihrer verbinden,„BeBeing“ Musik konnten auchdieZu - [사상] Sa-Sang steht.„Erscheinung“ bedeutet undfürdasMitfühlen [도리] bedeutetlosophie. Do-Li „Grund“ und steht für das intellektuelle Begreifen, während gab,Mitnehmen heißt „Li undSa“. Diebeiden Worte entstammen derbuddhistischenPhi - Das erste buddhistischeProjekt derGruppe, welches esandemAbend auch auf CDzum „Nabi“ [나비]. sehen siebeim Tanzen auswieSchmetterlinge, heißtimKoreanischen undSchmetterling schreibt dieErscheinungder Tänzer, denninihren mitdenweiten langenRoben Ärmeln Tänze entlehnt, ist einem buddhistischen Ritual und sein Name – Nabimu [나비무] – be dhistischen Tänzen untermalt. Diesesindlangsam,fließend, beinahe meditativ. Einerder Visuell wurde von derGesang derGruppemitbud- denverbleibenden beidenMitgliedern aufgenommen.des mündlichenundimmateriellen derMenschheit Erbes Trommeln begleitet. 2003wurde dasPansori von der UNESCO indie Liste derMeisterwerke steht aufderBühneundwirdsprächspassagen. Meist odereineSängerin nureinSänger von mehrere der epische Gesang Stundensprünglich dauert und verbindet und Ge Gesangs- vonDie Gesänge sind angelehnt an „BeBeing“ die koreanische Pansori-Musik [판소리]. Ur ( Fiedelanderem diezweisaitige (해금,Haegum)unddieDoppelrohrblattoboe ausBambus 피리, Piri).

ten. Neben verschiedenen Trommeln waren diesunter tet von unterschiedlichen- traditionellen Instrumen Die Gruppe sangbiszufünfstimmig,„BeBeing“ beglei- Abend erleben. einenfacettenreichen DahleminBerlin in denMuseen dieZuschauer am2.November 2010Dadurch durften hinzu. und fügen ihren Auftritten Tanz und visuelle Elemente mit traditionellen Musik sie nun moderne Klängen der Gründung ihres Gemeinschaftprojektes verbinden Bereichen zusammengearbeitet. Mitmusikalischen hatten diese über mehrere Jahre inverschiedenen inKoreasieben Musikern gegründet. Bereits zuvor Die Projektgruppe [비빙] wurde„BeBeing“ 2007 von Von Klung Esther - - - - Leipziger Platz 3,10117Berlin Koreanisches Kulturzentrum Korea Galerie 10.00-15.00UhrSa Mo-Fr 09.00 -17.00Uhr, 2011 Ausstellung: 11.–25.Februar 18.00 Uhr Vernissage: 10.Februar 2011, Sun OkPark Gelehrten Muninhwa ( 문인화) : Malerei der Tusche auf Hanji[traditionelles koreanisches Papier], 2010 Bildtitel: Bild undFoto: SunOkPark VERANSTALTUNGEN DESKOREANISCHEN KULTURZENTRUMS - 가을 나들이[Herbstspaziergang] Leipziger Platz 3,10117Berlin Koreanisches Kulturzentrum Korea Galerie Mo-Fr 09.00-17.00Uhr, 10.00-15.00Uhr Sa Ausstellung: 07.–28.Januar2011 Vernissage: 06.Januar2011,18.00Uhr Charlotte Degenhardt Asiatische Tuschemalerei Tusche aufPapier, 2008 Bildtitel: Eisvogel Foto: DanielDegenhardt Bild: Charlotte Degenhardt Aktuell 81 BUNDESWEITE VERANSTALTUNGEN JANUAR - MÄRZ 2011 JANUAR 31. JAN. 6. JAN. 26. JAN. MÄRZ Berlin Berlin Berlin

Koreanischer Konzertchor Berlin Koreanisches Kulturzentrum KINO Koreanisches Kulturzentrum, Berlin 19. MÄRZ 30. MÄRZ 12. MÄRZ MUSIK und Solisten KUNST Asiatische Tuschmalerei Secret Sunshine (밀양, Miryang), Glambeck bei Joachimsthal Koreanisches Kulturzentrum, Berlin Stuttgart

Seongju Oh Dirigent Charlotte Degenhardt Republik Korea 2007 (Schorfheide) KINO Aeja (애자, Goodbye Mom), Familienprogramm: Robin Hood im

Hun Lee Klavier Vernissage: 06.01.11, 18.00 Uhr Filmdrama MUSIK Stars von morgen musizieren Republik Korea 2010 alten Korea!? Koreanische Kunst- und Volkslie- Ausstellung: 07.–28.01.11 Regie: Lee Chang-dong Es spielen Bundespreisträger 2010 Tragikkomödie Zeit: 14.00-16.00 Uhr der Mo-Fr 09.00 - 17.00 Uhr, OmeU der Violinklasse Prof. Marianne OmeU Ort: Linden-Museum Stuttgart, Zeit: 20.00 Uhr Sa 10.00 - 15.00 Uhr Länge: 142 Minuten Boettcher, Universität der Künste Länge: 110 Minuten SONSTIGES Hegelplatz 1, 70174 Stuttgart Ort: Philharmonie Berlin, Kam- Ort: Galerie Korea, Zeit: 19.00 Uhr Berlin (UdK), darunter voraussicht- Zeit: 19.00 Uhr Eintritt: EUR 4,00 (Erw.), EUR 3,00 mermusiksaal, Herbert-von-Kara- Koreanisches Kulturzentrum, Ort: Kinoraum des Koreanischen lich auch Hye Young Min aus Korea. Ort: Kinoraum des Koreanischen (Kinder) jan-Str. 1, Leipziger Platz 3, 10117 Berlin Kulturzentrums, Leipziger Platz 3, Zeit: 15.00 Uhr Kulturzentrums, Leipziger Platz 3, Kontakt: Tel. 0711/ 2022-3 10785 Berlin 10117 Berlin Ort: Dorfkirche Glambeck, 10117 Berlin www.lindenmuseum.de Eintritt frei, Spenden erbeten 14. JAN. Nach dem Tod ihres Mannes zieht sich Wolletzer Weg, 16247 Glambeck Aeja ist ein Film über eine schwierige Hong Gildong ist eine Romanfigur, deren Witwe Shin-ae mit ihrem kleinen Sohn Berlin bei Joachimsthal Mutter-Tochter-Beziehung. Mit 29 Jahren großes Herz die Welt verändern möchte, in die Provinz zurück, um ein neues ohne dabei ihren Glauben an eine besse- Korean Contemporary Art: Kontakt: mobil 0160/ 92 98 20 72 steht Aeja, die zur Verwirklichung ihrer Leben anzufangen. Doch der Neuan- re Welt der gegenseitigen Achtung auf- Private Kollektion eines deutschen fang erweist sich als Katastrophe: Als (Platzreservierung) Träume von Busan nach Seoul gezogen zugeben. Kann er in der strengen kon- Sammlers ihr Sohn Opfer eines Verbrechens wird, ist, vor einem persönlichen Scherben- fuzianischen Ordnung des alten Korea Zeit: 14.01. - 12.02.11 sucht sie Zuflucht in der örtlichen Kir- haufen: Ihre Beziehung ist zerbrochen, sein Vorhaben durchsetzen, die Reichen Ort: LEE galerie BERLIN, chengemeinde. Hauptdarstellerin Jeon ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, zu berauben und den Armen zu helfen? Brunnenstr. 172, 10119 Berlin Do-yeon wurde für ihre Rolle bei den konnte sie nicht verwirklichen und darü- Was können wir von ihm lernen? Filmfestspielen von Cannes 2007 als Kontakt: Tel. 030/ 4171 7973 ber hinaus ist sie auch noch verschuldet. beste Darstellerin ausgezeichnet. www.leegalerieberlin.com Als sie einen Anruf erhält, dass ihre Mut- ter an Krebs erkrankt sei, kehrt sie in ihre BIS 23. JAN. Heimatstadt zurück, um sich um sie zu Düsseldorf kümmern. Die alten Konflikte zwischen Ausstellung Paik Nam June Mutter und Tochter brechen wieder auf… Ort: Museum Kunst Palast, Ausstellungsflügel, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf Kontakt: Tel. 0211/ 899 6260 KURSE DES KOREANISCHEN KULTURZENTRUMS www.museum-kunst-palast.de Sprachkurse Koreanisch Montag, 17.30-20.00 Uhr Dozentin: Frau Paek-Un Chong FEBRUAR Zeit: 10.01.-14.03.11 Dienstag, 18.00-20.30 Uhr 10. FEB. 23. FEB. 한 Grundstufe 1A Sogang Korean New Series 1A, ab Zeit: 11.01.-15.03.11 Berlin 26. FEB. Berlin Absoluter Anfängerkurs Lektion 1 Sogang Korean New Series 2A, ab

Muninhwa (문인화): Malerei der Stuttgart KINO Koreanisches Kulturzentrum Dozentin: Frau Paek-Un Chong Lektion 7

KUNST Gelehrten Entdeckung Korea! Schätze aus A Shark (상어, Sangeo), 글 Donnerstag, 17.30-20.00 Uhr Grundstufe 1A (b) (Dieser Kurs kommt nur bei einer Sun Ok Park deutschen Museen Republik Korea 2008 Zeit: 13.01.-17.03.11 Fortführung des Kurses vom letz- Teilnehmerzahl von mindestens Vernissage: 10.02.11, 18.00 Uhr Eine Ausstellung in Kooperation mit Independent-Film Sogang Korean New Series 1A ten Semester fünf Personen zustande) Ausstellung: 11.–25.02.11 der Korea Foundation OmeU Dozentin: Frau Hyunjung Kim Mo-Fr 09.00 - 17.00 Uhr, Zeit: 26.02.-13.06.11 Länge: 107 Minuten Grundstufe 1A Dienstag, 17.30-20.00 Uhr Grundstufe 2B Sa 10.00 - 15.00 Uhr Ort: Linden-Museum Stuttgart, Zeit: 19.00 Uhr Fortführung des Kurses vom vor- Zeit: 11.01.-15.03.11 Fortführung des Kurses vom letz- Ort: Galerie Korea, Hegelplatz 1, 70174 Stuttgart Ort: Kinoraum des Koreanischen letzten Semester Sogang Korean New Series 1A, ab ten Semester Koreanisches Kulturzentrum, Kontakt: Tel. 0711/ 2022-3 Kulturzentrums, Leipziger Platz 3, Dozentin: Frau Paek-Un Chong Lektion 1 Dozentin: Frau Paek-Un Chong Leipziger Platz 3, 10117 Berlin www.lindenmuseum.de 10117 Berlin Mittwoch, 17.30-20.00 Uhr Freitag, 17.30-20.00 Uhr Erstmals werden die herausragendsten Fischer Yeong-cheol verlässt seine Insel Zeit: 12.01.-16.03.11 Grundstufe 1B Zeit: 14.01.-18.03.11 18. FEB. koreanischen Exponate deutscher Muse- und reist in die Stadt, um seinem Freund Sogang Korean New Series 1A, ab Fortführung des Kurses vom letz- Sogang Korean New Series 2B, ab ten Semester Lektion 4 Berlin en in einer gemeinsamen Schau präsen- Jun-gu den weißen Hai zu zeigen, den Lektion 4 Dozentin: Hyunjung Kim Jeong Hyun-Sook: Einzelausstellung tiert. Ausgesuchte Malereien und eine er gefangen hat. Er trifft Jun-gu, der ge- Donnerstag, 17.30-20.00 Uhr Gebühr für alle Sprachkurse: 40,00 Bilder mit Acrylic, Swarovski und hochkarätige Auswahl koreanischen rade in einer Spielhölle ist, aber nicht Grundstufe 1A (a) Zeit: 13.01.-17.03.11 Euro pro Quartal Perlmutt auf Leinwand Kunsthandwerks vermitteln einen Ein- an und wandert ziellos durch die Stadt. Anmerkung: Der Kurs „Grundstu- fe 1A“ wird aufgrund der hohen Sogang Korean New Series 1B, ab Zeit: 18.02.-19.03.11 druck von der Vielgestaltigkeit und Äs- In einem Park begegnet er Yu-su, der Teilnehmerzahl zweigeteilt in (a) Lektion 4 Weitere Informationen zu den Kur- Ort: LEE galerie BERLIN, thetik koreanischen Kunstschaffens und gerade aus dem Gefängnis entlassen und (b). sen erfragen Sie bitte per E-Mail bei Brunnenstr. 172, 10119 Berlin geben bis in die Gegenwart reichende wurde und kein Zuhause hat, sowie der Fortführung des Kurses vom letz- Grundstufe 2A Frau Kim bzw. bei Frau Chong: Kontakt: Tel. 030/ 4171 7973 Einblicke in die koreanische Kultur und verrückten Eun-suk, die der Verlust ihres ten Semester Fortführung des Kurses vom vor- [email protected] oder www.leegalerieberlin.com Geschichte. Babys aus der Bahn geworfen hat. Dozentin: Frau Hyunjung Kim letzten Semester [email protected] 82 83 Gayageum (zwölfsaitige Zither) Kurs für Danso (kleine Bambusflöte) und 가 für Fortgeschrittene 대 Daegeum (große Bambusflöte) Dozentin: Frau Kim Ein Einstieg in den Kurs ist jederzeit möglich. Montag, 16.30-18.00 Uhr Dozent: Herr Hong Yoo 야 Zeit: 10.01.-14.03.11 금 Zeit: 11.01.-15.03.11 Derzeit ist ein Neueinstieg in den Dienstag, 19.00-20.30 Uhr Kurs nicht möglich, da alle Plätze Kursgebühr: 30,00 Euro pro Quartal 금 belegt sind. Die Instrumente können im Koreanischen Kursgebühr: 30,00 Euro pro Quartal Kulturzentrum käuflich erworben werden. Danso: 5,00 Euro (aus Kunststoff) Daegeum: ca. 15,00 Euro

Koreanisches Yoga Dozentin: Frau Seohee Jang 요 Kontakt: Tel. 030/ 7680-4759, [email protected] 서 Kalligrafie-Kurs Ein Einstieg in die Yoga-Kurse ist jederzeit möglich. Dozent: Zen-Meister Byong 가 Balance-Yoga (Ausbalancierung des Körpers, für jeden geeig- Oh Sunnim net) Ein Einstieg in den Kurs ist Dienstag, 11.00-12.00 Uhr 예 jederzeit möglich. Unterrichtssprache: Koreanisch Mittwoch, 18.00-20.00 Uhr Kursgebühr: 30,00 Euro pro Figur-Yoga (figurformend, Stärkung der Muskulatur) Monat; bei Teilnehmern, die Mittwoch, 18.00-19.00 Uhr sich für eine dreimonatige Samstag, 11.00-12.00 Uhr Teilnahme am Kurs ent- Unterrichtssprache: Koreanisch-Deutsch scheiden, reduziert sich die Kursgebühr für drei Monate Power-Yoga auf 80,00 Euro. Mittwoch, 19.20-20.20 Uhr Samstag, 12.20-13.20 Uhr Unterrichtssprache: Koreanisch-Deutsch Koreanisches Kulturzentrum Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea Mitzubringen: Yoga-Matte, bequeme Kleidung www.kulturkorea.de Traditionelles koreanisches Papierkunst- 한 handwerk Kursgebühr: Zeit: 2 Stunden pro Woche Für 3 Monate Für 1 Monat 1 Mal pro Woche 50,00 Euro 20,00 Euro 지 Termine (jeweils freitags,14 Uhr): 2 Mal pro Woche 70,00 Euro 30,00 Euro 14., 21., 28. Januar 2011 3 Mal pro Woche 90,00 Euro 40,00 Euro 04., 11.,18., 25. Februar 2011 공 04. März 2011 (insges. 8 Mal) Teilnehmer, die den Kurs für drei Monate buchen, können einmalig Kosten: 180,00 Euro + 20,00 Euro fürs eine beliebige Zeit pausieren und erhalten ihren Vertrag kostenlos Material (8 Mal) um diese Zeit verlängert.

예 Anmeldung beim Koreanischen Kulturzentrum 보 Workshops für Bojagi (traditionelle Einschlagtücher) Dozentin: Frau Suk Rye Weckner Termin 1: 12.02.11, 10.00-13.00 Uhr Termin 2: 19.02.11, 10.00-13.00 Uhr 자 Weitere Informationen bei der Workshop-Leiterin: mobil 0171/ 534 7759 기

Veranstaltungsort aller Kurse: Koreanisches Kulturzentrum, Leipziger Platz 3, 10117 Berlin 84