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Chronologie 2012

Dezember 2012

31.12.2012: Nach zweijähriger Mitgliedschaft scheidet die Bundesrepublik Deutschland heute als nicht-ständiges Mitglied aus dem UN- Sicherheitsrat aus.

Nach einem Bericht von „Haaretz”, der sich auf Angaben des Militärs stützt, haben 21 Soldaten im Jahr 2011 Selbstmord begangen – mehr als durch Krankheit, Verkehrsunfälle, in Ausübung ihrer militärischen Ausgaben oder anderweitig ums Leben kamen.

Das „Greenpeace Journal” übernimmt einen Bericht des Zentralen Palästinensischen Statistikbüros, wonach zu Beginn des Jahres 2016 im Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan jeweils 6,5 Millionen Juden und Araber leben werden. Bis 2020 werde sich die Zahl der Araber auf 7,2 und die Zahl der Juden auf 6,9 Millionen erhöhen.

Ende 2012 wohnen in nach offiziellen Angaben 7,98 Millionen Menschen, davon 75,4 Prozent Juden, 20 Prozent Araber und 4 Prozent „andere“.

In seiner wöchentlichen Kolumne in der „ Post“ zur Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts beschränkt sich der allseits geschätzte Autor Gershon Baskin vorrangig auf Appelle an die Autonomiebehörde, auf die israelische Öffentlichkeit zuzugehen und sie zu überzeugen, dass ihr Präsident Machmud Abbas der Partner Israels für den Frieden sei, alle Formen der öffentlichen Aufstachelung tatkräftig zu unterbinden, die israelischen Sicherheitsbedürfnisse ernst zu nehmen, die jüdischen heiligen Plätze zu respektieren und zu erklären, dass Juden auch im palästinensischen Staat leben www.reiner-bernstein.de 2 – Chronologie 2012 könnten. An den eigenen Regierungschef gerichtet, beginnt Baskins Beitrag mit dem erstaunlichen Satz: „Es gibt keine bessere Person, Israel zum Frieden zu führen, als Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.“ Das Bekenntnis zu zwei Staaten verzichtet auf jegliche Benennung der schweren Hindernisse auf dem Weg zu diesem Ziel 1.

30.12.2012: Der palästinensische Chefdiplomat Saeb Erakat schlägt in einem Papier vor, den Namen „Staat Palästina“ in alle palästinensischen Dokumente aufzunehmen, eine neue Verfassung ausarbeiten zu lassen und den Prozess der Verständigung mit „Hamas“ zu beschleunigen. Die israelische Ablehnung des palästinensischen Antrags in den Vereinten Nationen im November, die Weigerung, einbehaltene Steuern und Zölle weiterzuleiten 2, sowie die Drohung des US-Kongresses, die Finanzhilfen für die Autonomiebehörde zu stoppen, bezeichnet Erakat als „Krieg“. Die Aufwertung des palästinensischen Status in New York habe die Okkupation zwar nicht beendet, aber für die Wahrnehmung gesorgt, dass ein UN- Mitglied von einem anderen UN-Mitglied besetzt sei.

„Bild am Sonntag“ berichtet, das dem Bundessicherheitsrat eine saudi-arabische Anfrage auf Lieferung von 30 ABC- Spürpanzern vom Typ „Dingo“ vorliege. Sie werde wohlwollend geprüft, heißt es. Der Sprecher der Bundesregierung Steffen Seibert verweist für den Entscheidungsprozess auf die Geheimhaltungsrichtlinie 3. „Amnesty international“ kritisiert den geplanten Verkauf unter Verweis auf die desolate Menschenrechtslage in Saudi-Arabien.

Israels Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein erhebt gegen den 54-jährigen Avigdor („Evett“) Lieberman Anklage wegen Vertrauensbruch 4. Gegenüber der Presse teilt Lieberman seine www.reiner-bernstein.de 3 – Chronologie 2012

Absicht mit, auch im Falle einer Verurteilung nicht auf ein - Mandat in der gemeinsamen Liste „ Beiteinu (Unser Haus Likud)“ verzichten zu wollen.

29.12.2012: Beim Besuch des Generalsekretärs der Arabischen Liga Nabil El-Arabi und des ägyptischen Außenministers Mohamed Kamel Amr in Ramallah erklären beide, dass sie Palästina vor den UN- Sicherheitsrat bringen wollen, und sagen namens arabischer Staaten der Autonomiebehörde eine monatliche Hilfe in Höhe von 100 Millionen US-Dollar zu. Am selben Tag betont der jordanische Minister für Meidenangelegenheiten und Kommunikation Samich Maaytah, dass die Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts nicht zu Lasten Jordaniens ausgehen dürfe – womit er sich indirekt gegen Föderationspläne ausspricht. Nur Israel müsse die Last der Verantwortung für die Schaffung eines vollen souveränen Staates Palästina tragen 5. Der Minister gibt die Zahl der syrischen Flüchtlinge in seinem Land mit 275.000 Personen an.

Israels Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein spricht sich gegen die Disqualifizierung der arabisch-palästinensischen Abgeordneten Hanin Zuabi aus, an den Wahlen am 22. Januar 2013 erneut teilzunehmen. Die Beschwerden der Zentralen Wahlkommission unter Leitung von Elyakim Rubinstein gegen sie würden keine kritische Masse erreichen 6.

Inmitten der Spekulationen über den nächsten israelischen Botschafter in Washington nach dem Ausscheiden von erinnert Barak Ravid in „Haaretz“ daran, dass für den im Gespräch befindlichen Chefstrategen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Ron Dermer, „das Prinzip zweier Staaten für zwei Völker eine kindische Lösung eines komplizierten Problems“ sei. www.reiner-bernstein.de 4 – Chronologie 2012

50 politische Organisationen in Jordanien , darunter die Moslembrüder, kündigen für den 18. Januar 2013 eine Massenkundgebung in Amman an, um ihrem Boykott der Parlamentswahlen fünf Tage später öffentliches Gewicht zu verleihen. Die Ankündigung ist mit der Forderung nach grundlegenden politischen Reformen des Wahlrechts verbunden, die von der Regierung verschleppt würden. Nach Angaben der Walhkommission bewerben sich um die 150 Sitze 820 Männer und Frauen, außerdem stellen sich Kandidaten auf 60 Sammellisten zur Wahl 7. Am 30. Dezember führt König Abdullah II. in einem Papier mit dem Titel „Unser Weg zur Stärkung unseres Pfades in die Demokratie“ aus, dass Jordanien am Vorabend eines grundlegenden Wandels in seiner politischen Geschichte stehe. Dazu fordert er alle Teile der Bevölkerung dazu auf, sich politisch zu engagieren.

Bei Zusammenstößen zwischen Aufständischen und dem Militär in Syrien sollen nach Angaben der Opposition fast 400 Menschen ums Leben bekommen sein, allein in Homs 220.

Im Interview mit der „Welt“ verwahrt sich der Präsident des „Zentralrates der Juden in Deutschland“ Dieter Graumann in der Debatte um die Bescheidung jüdischer Jungen gegen einen „säkularen Fundamentalismus, der alles zu verurteilen sucht, was mit Glauben zu tun hat“. Zur Frage der Siedlugnspolitik Israels äußert sich Graumann dahingehen, dass „die eigentliche Wurzel des Konflikts“ die palästinensische Weigerung sei, „auch nur das bloße Existenzrecht Israels im Nahen Osten anzuerkennen“. Die vermeintlich „sehr heftige(n) israelkritische(n) Äußerungen“ in der SPD haben laut Graumann „damit zu tun, dass man in einem Wahljahr die Stimmung der Bevökerung besser treffen will“. Die SPD verkaufe sich „weit unter Wert“, wenn sie „gemeinsame Werte mit der palästinensischen Fatah“ betont, „die für Hass steht, für Gewalt www.reiner-bernstein.de 5 – Chronologie 2012 und übelste Korruption“ 8. Er, Graumann, wünsche sich ein wachsendes Bewusstsein, „dass uns mit Israel eine wirkliche Wertegemeinschaft verbindet, dass Israel mitten in einer Wüste von Despotien eine Oase der Demokratie ist, dass wir mit Israel die Werte von Rechtsstaat, freien Wahlen und freier Presse teilen“ 9.

28.12.2012: Im Interview mit „Haaretz“ gibt der Chef der neuen Rechtsaußen-Partei „haBait haYehudi (Das jüdische Haus)“ 10 , der bei den bevorstehenden Wahlen bis zu 15 Mandate zugesprochen werden, zu bedenken, dass Israel nicht länger das Ethos als Staat von Flüchtlingen und die Sicherheitsdoktrin aufrechterhalten könne. Deshalb sei es an der Zeit, von einem „Existenz-Zionismus“ zu einem „jüdischen Zionismus“ überzugehen und dem Staat eine „jüdische Farbe“ zu geben. Er wolle zwar, wenn er an der nächsten Regierung beteiligt werde, nicht sofort die palästinensischen Gebiete annektieren, doch sei die Welt zu sehr mit ökonomischen und anderen Problemen beschäftigt, so dass sie sich eines Tages wie zu Zeiten der Annexion der Golanhöhen 1981 damit abfinden werde. Wenn er sich im Ausland aufhalte und die dortige Presse lese, scheine es ihm, dass der Staat Palästina unvermeidlich sei. Doch wenn er nach Jerusalem über Ariel fahre – Bennett wohnt in Raanana –, verstehe er, dass dies nicht geschehen werde. Wenn die Zahl der Siedler die 1-Million- Grenze erreicht habe, würde die dadurch ausgelöste Dynamik noch mehr in die Westbank übersiedeln lassen und schließlich für die förmliche Annexion sorgen. Den dort lebenden Palästinensern würden die Bewegungsfreiheit und der ökonomische Wohlstand zugute kommen, sie würden ihre Vertretungen wählen, ihre Steuern erheben, und am Ende wäre Jordanien Palästina. Die vom früheren Präsidenten Aharon www.reiner-bernstein.de 6 – Chronologie 2012

Barak bewirkte „konstitutionelle Revolution“ 11 sei ein schrecklicher Fehler gewesen.

In einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ verheißt Joschka Fischer nichts Gutes für den Nahen Osten im kommenden Jahr 2013. In Syrien werde eine Vorentscheidung über das künftige Gewicht Irans und die Schlüsselstellung der „Hisbollah“ im Libanon fallen. In Syrien selbst werde voraussichtlich „eine Form der Muslimbruderschaft“ wie in anderen Teilen der arabischen Region die Macht übernehmen. Die Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser stehe vor dem Aus. Aus einem Territorialkonflikt sei eine „religiöse Frage“ geworden, wodurch sich der Konflikt „im Kern verändert“. Für Israel, fährt Fischer sybillinisch fort, bedeute die Zukunft eines binationalen Staates „ein hohes langfristiges Risiko, es sei denn, es täte sich erneut die in den Achtzigerjahren verlorene jordanische Option auf. Und dies kann durchaus geschehen.“ Israels „Siedlungspolitik bekäme dann ein anderes Fundament und eine andere politische Richtung. Ich glaube zwar nicht, dass dies je eine echte Option werden könnte, wohl aber der letzte Sargnagel für eine Zwei-Staaten-Lösung“. Fischer bleibt eine Antwort schuldig, welche Herausforderungen sich im kommenden Jahr für die internationale Nahost-Diplomatie stellen 12 .

27.12.2012: Im Interview mit „Haaretz“ kündigt der palästinensische Präsident Machmud Abbas die Auflösung der Autonomiebehörde an, sollte Israel nach den Wahlen am 22. Januar 2013 an der Siedlungspolitik festhalten. Er wolle israelische Ängste beruhigen und plane nicht, gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Verfahren anzustrengen, woraufhin sein Chefdiplomat Saeb Erakat eine endgültige Entscheidung für den Februar 2013 angekündigt habe. Zuvor hatte Abbas die Vorsitzende von „ (Stärke)“ Zahava Galon empfangen, die sich für die volle Anerkennung Palästinas aussprach 13 . Am 30. Dezember fordert der www.reiner-bernstein.de 7 – Chronologie 2012 stellvertretende Chef des Politischen Büros von „Hamas“ Moussa Abu Marzouk die Autononimebehörde auf, die verantwortung nicht an Israel, sondern an „Hamas“ zu übergeben.

26.12.2012: Nach der jüngsten Meinunumfrage des „Palestinian Center for Policy and Survey Research“ in Ramallah in Zusammenarbeit mit dem „Harry S. Truman Research Institute for the Advancement of Peace“ an der Hebräischen Universität in Jerusalem und der „Konrad- Adenauer-Stiftung“ sprechen sich 60 Prozent der Palästinenser in der Westbank und im Gazastreifen nach der bedingten Anerkennung Palästinas in den Vereinten Nationen und dem jüngsten Gaza-Krieg „Säule der Verteidigung“ – in den palästinensischen Medien als „8- Tage-Krieg“ bezeichnet – für die Methoden von „Hamas“ aus, die israelische Besatzung zu beenden, während 28 Prozent den Weg der Autonomiebehörde bevorzugen. 70 Prozent sind gegen und 29 Prozent für Kompromisse in Jerusalem.

25.12.2012: „Haaretz“ berichtet, dass im Zuge der Beratungen um die Programmplattform der neuen Partei „Likud Beiteinu (Unser Haus Likud)“ heftig darum gerungen wird, ob unter Bezug auf die Rede Benjamin Netanjahus im Juni 2009 an der Bar-Ilan University das Zwei-Staaten-Prinzip aufgenommen werden soll. Die Gegner des Prinzips argumentieren, dass seine Realisierung das Ende des Staates Israels als jüdischer und zionistischer Staat heraufbeschwören würde.

Nach Presseberichten will Ismail Haniyeh, Ministerpräsident im Gazastreifen, bei den Wahlen im kommenden Jahr auf die Spitzenkandidatur verzichten. Damit steht gegenwärtig nur der Bürochef von „Hamas“ Khaled Meshal für diesen Posten zur Verfügung. www.reiner-bernstein.de 8 – Chronologie 2012

24.12.2012: Der Planungs- und Bauausschuss des israelischen Innenministeriums genehmigt den sofortigen Bau von 930 Wohneinheiten in Gilo südlich von Jerusalem, weitere 300 sollen folgen. Die Bewilligung ist Teil der insgesamt 5.500 Wohneinheiten – davon 4.000 in „Givat haMatos (Flugzeughügel)“ und 1.000 in Ramat Shlomo –, die von Seiten des Innenministeriums und der Jerusalemer Stadtverwaltung in den vergangenen Tagen genehmigt worden sind 14 .

Das israelische Verteidigungsministerium erklärt das „College of Judea and Samaria“ zur ersten Volluniversität in der Westbank 15 .

Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ spricht sich der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen dafür aus, dass sich die Bundesregierung dafür öffentlich rechtfertigt, wenn sie Waffen verkauft. Wenn sie bestimmte Exporte dem Bundestag und der Öffentlichkeit „nicht plausibel machen kann, dann ist das ein gutes Argument dafür, dass sie unterbleiben sollten“ 16 .

23.12.2012: Auf der wöchentlichen Kabinettssitzung betont Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass sich seine Regierung auf den Sturz des syrischen Präsidenten Bashar Assad und seines Regimes vorbereite. Israel verfolge aufmerksam die „dramatischen Entwicklungen“ in Kooperation mit den USA und der internationalen Gemeinschaft.

Die Europäische Union stellt für Gehälter und Pensionen von 84.000 Angestellten der Palästinensischen Autonomiebehörde noch einmal rund 7,4 Millionen Euro zur Verfügung. Davon kommen aus Irland 1 Million, aus den Niederlanden 1,2 Milionen, aus Spanien 4 Millionen www.reiner-bernstein.de 9 – Chronologie 2012 und aus Schweden 1,2 Millionen Euro. Während des Jahres 2012 sind mehr als 145 Millionen Euro für Gehälter und Pensionen bereitgestellt worden.

In einem politischen und einem verteidigungspolitischen Dokument fordert Israels Arbeitspartei in ihrer Plattform für die Wahlen am 22. Januar 2013 die Wiederaufnahme des Friedensprozesses und bietet die Evakuierung der jüdischen Siedlungen außerhalb der drei großen Blöcke und eine Vereinbarung zu Jerusalem an, welche für das „Heilige Bassin“ aus Altstadt, Zionsberg, Ölberg und Garten Gethsemane eine Sonderregelung („special governance“) vorsieht. Außerdem spricht sich die Plattform gegen einseitige politische Schritte und gegen die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge aus. Im zweiten Dokument, das unter Leitung des früheren Verteidigungsministers Benjamin Ben-Eliezer ausgearbeitet worden ist, wird die Sorge geäußert, dass ohne einen diplomatischen Erfolg ein binationaler oder ein Apartheid-Staat drohe, der Israels „Legitimität in den Augen der ganzen Welt als Staat des jüdischen Volkes“ zerstöre.

Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“ soll Israel im kommenden Jahr an NATO-Aktivitäten beteiligt werden, auch um die Lieferung vn zwei „Patriot“-Batterien aus den USA, den Niederlanden und Deutschland an die türkische Grenze zu Syrien zu rechtfertigen 17 .

Nach Medienberichten ist, wie jetzt bekannt geworden ist, der rechtsgerichtete „NGO-Monitor“ unter Leitung des britischen Staatsbürgers Gerald Steinberg (Bar Ilan University) mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gegen die Europäische Union und gegen europäische politische Stiftungen, zu denen auch die Heinrich-Böll-Stiftung gehört, gescheitert. Vor etwa drei Jahren hatte die Gruppe die Europäische Union wegen mangelnder Transparenz ihrer Finanzierung von israelischen und www.reiner-bernstein.de 10 – Chronologie 2012 palästinensischen Einrichtungen in Höhe von 46 Millionen Euro Klage eingereicht. In einem Beitrag in der „Jerusalem Post“ am 21. Januar 2010 wurde Steinberg mit den Worten zitiert, dass aus Europa die Arbeit von rund 70 israelischen NGO’s – unter ihnen „B’tselem (Im Angesicht)“, „Hamoked Center for the Defense of the Individual“, „Yesh Din (Es gibt ein Recht)“, „Ir Amim (Stadt der Völker)“, „Bimkom (Stattdessen)“, „The Public Committee Against Torture in Israel“, „Adalah ()“, das „Israel Committee Against House Demolition“, „Gisha ()“, die „Association for Civil Rights in Israel“, „“, „Mossawa ()“, „Breaking the Silence“, „Machsom Watch“ und das „Center for Alternative Information“ mit dem Ziel finanziert worden sei, Israel zu dämonisieren, ihm die Legitimität zu entziehen sowie zum Boykott und zum Ende von Investitionen in Israel aufzurufen. Die Europäische Union habe in diesen Fällen ihre eigenen Transparenzverpflichtungen verletzt. Am 27. November 2012 entschied der Europäische Gerichtshof, dass die Klage teils unzulässig und teils rechtlich unbegründet sei. Steinberg müsse die Kosten des Verfahrens tragen müsse 18 .

In Syrien sollen nach Angaben der Opposition bei der Bombardierung der Hafenstadt 60 Menschen ums Leben gekommen sein.

22.12.2012: In Ägypten findet die zweite und entscheidende Runde des Referendums über den Verfassungsentwurf statt 19 . Die Agenturen melden am 23. Dezember, dass sich die Befürworter der Verfassung mit 63,8 Prozent durchgesezt haben. Die Opposition beklagt vielerorts Behinderungen und die unzulässige Beeinflussung von Wählern. Die Wahlbeteiligung habe nur 32,8 Prozent betragen. Die oppositonelle „Nationale Rettungsfront“kündigt die Anfechtung der Ergebnisse an. Am 23. Dezember gibt das Finanzministerium bekannt, dass das www.reiner-bernstein.de 11 – Chronologie 2012

ägyptische Haushaltsdefizit in den vergangenen fünf Monaten auf 13 Milliarden US-Dollar gestiegen sei; im selben Zeitraum des Vorjahres lag es bei 9,5 Milliarden US-Dollar. Am 26. Dezember erklärt Kommunikationsminister Hani Machmud seinen Rücktritt. Nachdem die Ratingagentur „Standard & Poor’s“ die Bonität Ägyptens von der Note B auf B- reduziert hat, untersagt die Regierung allen Ägyptern die Ein- und Ausfuhr von umgerechnet mehr als 7.500 Euro.

In Kairo ernennt Präsident Mohamed Mursi 90 Mitglieder des 270 Personen umfassenden Oberhauses („Shura Council“) – 1980 von Präsident Anwar Sadat als Beratungsgremium gegründet –, von denen 75 Nicht-Islamisten sein sollen. Wenn die neue Verfassung die erwartete Mehrheit findet, soll die Zahl im Oberhaus auf 150 reduziert werden. Am 29. Dezember übergibt Musi dem Oberhaus die ihm zustehenden legislativen Befugnisse und ungernimmt den Versuch, die Ängste in der Bevölkerung vor der weiteren Zuspitzung der Wirtschaftskrise herunterzuspielen. Gegenüber dem Juni 2012 seien die Fremdwährungsreserven um 1,5 auf 15,5 Milliarden US- Dollar gestiegen.

In Beirut fordert Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel die Nachbarländer auf, mehr für die Aufnahme syrischer Flüchtlinge zu tun, und stockt die deutsche Hilfe für sie um 14, 5 Millionen Euro auf. Nach UN-Angaben liegt die Gesamtzahl der syrischen Flüchtlinge mittlerweile bei 500.000 20 . Nach Angaben der Opposition sind an diesem Tag mindestens 130 Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.

Der palästinensische Präsident Machmud Abbas droht zum wiederholten Mal mit der Auflösung der Autonomiebehörde, sollte Israel die Siedlungspolitik fortsetzen. Das E-1-Projekt 21 sei eine „rote Linie“, die nicht überschritten werden dürfe. Die palästinensische Führung behalte sich alle Optionen vor. Gleichzeitig weist Abbas Berichte über eine Konföderation mit Jordanien als unbegründet www.reiner-bernstein.de 12 – Chronologie 2012 zurück. Ziel der Bemühungen sei ein Staat Palästina in den Grenzen von 1967.

21.12.2012: Wie nicht anders zu erwarten, zeigt sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im israelischen Fernsehen von der EU-Erklärung zur Siedlungspolitik am 19. Dezember in New York unbeeindruckt. Jerusalem sei seit 3000 Jahren Hauptstadt des jüdischen Volkes, und die Altstadt sei kein besetztes Gebiet, erklärt Netanjahu 22 .

„Haaretz“-Kolumnist Anshel Peffer berichtet von Begegnungen im jordanischen Amman und zitiert den Sprecher der Jugendorganisation der Moslembrüder auf die Frage, ob ihre Forderungen auf die Absetzung von König Abdullah II. hinauslaufen: „Wir wollen, dass der König bleibt. Aber wir wollen nicht, dass er regiert. Er kann König wie in England sein 23 .“ Pfeffer zitiert außerdem hohe Regierungsbeamte mit der Befürchtung, dass die „Islamische Front“ als politischer Arm der Moslembrüder aufgrund ihrer organisatorischen Kraft die Wahlen gewinnen würde, wenn die Stimmbezirke sofort gleichmäßig zugeschnitten würden 24 .

Nach den Freitagsgebeten kommt es im ägyptischen Alexandria zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

US-Präsident Barack Obama nominiert Senator John Kerry als Außenminister in der Nachfolge von Hillary Clinton. Die Bestätigung Kerrys durch den Senat gilt als sicher. Seinem Kommentar betitelt Chemi Shalev am 22. Dezember in „Haaretz“: „John Kerry: Freund Israels, Gegner seiner Politik 25 .“

20.12.2012: www.reiner-bernstein.de 13 – Chronologie 2012

Vor Teilnehmern einer Konferenz des rechtsgerichteten „Jerusalem Center for Public Affairs“ und der Konrad-Adenauer-Stiftung nennt der heute am „Washington Institute for Middle East Policy“ tätige Dennis Ross, der früher US-Präsident Bill Clinton beriet, dass die Prioritäten von Barack Obama in der zweiten Amtszeit auf Iran, Syrien und dem „Arabischen Erwachen“ liegen würden. Von der israelischen Regierung verlangt Ross, gegenüber den Palästinensern die Dynamik zu verändern 26 .

Im Interview mit „Haaretz“ beklagt der Auor Joshua [Yehoshua] Sobol, dass die israelische Politik es geschafft habe, die Stimmung in aller Welt gegen sich aufzubringen. Auch die Juden in aller Welt hätten ihre Sympathien mit Israel eingestellt. Manchmal glaube er, dass es im Judentum eine starke Neigung zum Selbstmord gebe wie zur Zeit der Zerstörung des Zweiten Tempels [im Jahr 70 n.d.Z.], als die Zeloten [mit ihrem Kampf gegen die römische Besatzung] die Katastrophe über das jüdische Volk gebracht hätten. „Die Welt ist zornig, dass sie dem Interesse von 300.000 oder 400.000 Menschen [den Siedlern] dienen soll, welche die ganze Welt verrückt machen.“ Er habe schon mehrfach darüber nachgedacht, Israel zu verlassen, aber könne es sich selbst nicht erlauben, dies zu tun. Ansonsten würde er die Verantwortung anderen überlassen, denen er nicht vertraue. Zu bleiben, sei er auch seinen Eltern schuldig, die den Pogromen in Osteuropa entkommen seien. Er, Sobol, könne an jedem Ort der Welt leben, doch kein Ort müsse ihn akzeptieren. Als er nach zehn Jahren in London gefragt worden sei, ob er einen britischen Pass haben wolle und er abgelehnt habe, sei er wie ein Verrückter angeschaut worden. Der Glaube an die eigene Stärke sei die israelische Pathologie, und „Hamas“ sei mit ihrem Vertrauen auf die Stärke und den Anspruch auf das ganze Land das Spiegelbild Israels. Der Virus des Ghettos habe unsere [die israelischen Seelen] ergriffen 27 . www.reiner-bernstein.de 14 – Chronologie 2012

Mit 135 gegen 12 Stimmen bei 36 Enthaltungen verurteilt die UN- Vollversammlung die „weitverbreiteten und systematischen Menschenrechtsverletzungen“ in Syrien . Alle willkürlich Festgenommenen müssten freigelassen werden. Mit 86 gegen 32 bei 65 Enthaltungen wird Iran aufgefordert, die Folterungen einzustellen sowie die Verhängung der Todesstrafe und die Hinrichtung von Minderjährigen zu beenden.

19.12.2012: Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Portugal bringen als Mitglieder des UN-Sicherheitsrats tragen eine Erklärung vor, in der sie die israelische Siedlungspolitik nachdrücklich ablehnen. in ihrem Namen kritisiert der britische UN-Botschafter Sir Mark Lyall Grant die „negative Botschaft“ der Siedlungspolitik, die das Vertrauen in die israelische Verhandlungsbereitschaft untergrabe. „Siedlungen sind gemäß dem internationalen Recht illegal und schaden allen internationalen Bemühungen, die Friedensverhandlungen wiederzubeleben und eine Zwei-Staaten-Lösung sicherzustellen“, erklärt Grant. Dem palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas dankt er, dass dieser die Erklärung von „Hamas“-Führer Khaled Meshal 28 öffentlich zurückgewiesen hat 29 . Im UN-Sicherhertsrat selbst erklären die Botschafter der 14 Delegationen die Baupläne als „eine Bedrohung der Friedensbemühungen“, während eine förmliche Beschlussfassung nach Vortrag Jeffrey Feltmans vom State Department ausbleibt 30 . Seine Sprecherin Victoria Nuland zeigt sich jedoch „tief enttäuscht, dass Israel weiter auf dieser Art provokativer Aktion besteht“, UN-Botschafterin Susan Rice schließt sich dieser Bewertung wortgleich an.

Der Planungsausschuss der Jerusalemer Stadtverwaltung erteilt seine Zustimmung für weitere 2.610 Wohneinheiten im südlichen www.reiner-bernstein.de 15 – Chronologie 2012

Stadtteil „Givat haMatos (Flugzeughügel)“; von den von den dann 4.000 Wohneinheiten 1.000 für palästinensische Familien bestimmt sein. Am 20. Dezember erfolgt die Zustimmung zu weiteren 1.000 Wohneinheiten am Südhang von Gilo. Zuvor hatte die Vorsitzende der Arbeitspartei am 17. Dezember in einem Interview verlangt, dass sich die Regierung mehr um die Kinder in den jüdischen Siedlungen kümmern solle, solange es keinen Friedensvertrag mit den Palästinensern gebe. Tsipi Livni, Vorsitzende der neuen Partei „Die Bewegung („haTnuah)“ betont, dass zu ihrer Zeit als Außenministerin eine heftige auswärtige Kritik an den Bebauungsplänen in Jerusalem ausgeblieben seien. In einer Rede in Akko zeigt sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am 18. Dezember von der internationalen Kritik unbeeindruckt. Der Präsident der Knesset Reuven Rivlin lehnt Verhandlungen über Jerusalem ab.

In einem Appell an UN-Generalsekretär Ban-ki Moon und die internationale Staatengemeinschaft bittet der palästinensische Präsident Machmud Abbas darum, den palästinensischen Flüchtlingen in Syrien die Einreise in die Westbank zu ermöglichen 31 . Nach UNRWA-Angaben sollen in Syrien 486.000 palästinensische Flüchtlinge in zwölf Lagern leben.

Der zentrale Wahlausschuss für den 22. Januar 2013 unter Leitung des früheren Generalstaatsanwaltes Elyakim Rubinstein schließt die arabische Abgeordnete Hanin Zuabi auf Betreiben rechtsnationalistischer Abgeordneter als Kandidatin ihrer Partei „Balad (Nationaldemokratische Versammlung)“ von der Teilnahme aus. Zur Begründung wird auf ihre Beteiligung an der internationalen Friedensflotte „Mavi Marmara (Blaues Marmara- Meer)“ am 31. Mai 2010 verwiesen, bei der zehn Personen durch israelisches Militär ums Leben kamen. „Balad“ selbst wird jedoch von den Wahlen nicht ausgeschlossen. Ihr Vorsitzender Jamal Zahalka kündigt jedoch an, nicht anzutreten. Jonathan www.reiner-bernstein.de 16 – Chronologie 2012

Lis schreibt in „Haaretz“, dass die Anträge gegen Zuabi jeder Beweise entbehrt hätten und Teil eines rassistisch eingefärbten Prozesses der Delegitimierung arabischer Abgeordnete seien 32 . Es wird erwartet, dass die endgültige Entscheidung beim Obersten Gerichtshof liegt. Die Partei der Sefardischen Thorawächter („“) und die Partei „“ kündigen an, keine Frau in die Kandidatenliste aufzunehmen, weil dies dem jüdischen Religionsgesetz widersprechen würde.

18.12.2012: Eine russische Nachrichtenagentur meldet die Stationierung von Kriegsschiffen im östlichen Mittelmeer, um eventuell russische Staatsbürger aus Syrien evakuieren zu können 33 .

17.12.2012: Syriens Vizepräsident Faruk Al-Shara‘a, zwischen 1984 und 2005 Außenminister seines Landes, betont gegenüber UN- Generalsekretär Ban-ki Moon in einem Gespräch, aus dem die libanesische Zeitung „Al-Akhbar (Die Nachrichten)“ zitiert, dass der blutige Kampf im Lande von keiner Seite militärisch zu gewinnen sei, und fordert zu einer politischen Lösung im Rahmen einer Regierung der nationalen Einheit auf. Eine internationale Beteiligung an der Lösung des Konflikts lehnt Al- Shara’a ab. Einen Tag zuvor, am 16. Dezember, hatte Iran einen 6-Punkte-Plan vorgelegt, in dem vor allem das sofortige Ende der Gewalt unter UN-Beobachtung und der Waffenlieferungen, die Aufhebung der internationalen Sanktionen, die Freilassung aller politischen Gefangenen sowie eine Übergangsregierung zur Vorbereitung von freien Wahlen verlangt wurden.

Die israelische Regierung erteilt die Genehmigung zum Bau von weiteren 1.500 Wohneinheiten im Stadtteil Ramat Shlomo. www.reiner-bernstein.de 17 – Chronologie 2012

Aus einer Meinungsumfrage des „Palestinian Center for Policy and Survey Research (PSR)“ in Ramallah zwischen dem 13. und 15. Dezember geht hervor, dass der Ministerpräsident des Gazastreifens Ismail Haniyeh im Falle von Wahlen mit einer Zustimmungsrate von 48 Prozent gegenüber Machmud Abbas mit 45 Prozent siegen würde. 44 Prozent halten das Ende der israelischen Besatzung für das wichtigste Ziel, 33 Prozent sprechen sich für die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge aus, und 14 Prozent wünschen sich einen Religionsstaat auf der Grundlage der „Sharia“. Für 74 Prozent in der Westbank und für 53 Prozent im Gazastreifen besteht Korrruptionsverdacht in öffentlichen Einrichtungen. 43 Prozent der Bewohner des Gazastreifens und 35 Prozent der Bewohner der Westbank beurteilen ihre Lebenssituation positiv. 45 Prozent in der Westbank und 40 Prozent im Gazastreifen glauben, dass es eine, wenn auch beschränkte Pressefreiheit gäbe.

Aufgrund des wachsenden Drucks von Richtern und Staatsanwälten erklärt Ägyptens Generalstaatsanwalt Talaat Ibrahim Mohamed Abdullah seinen Amtsverzicht 34 . Am 20. Dezember zieht Abdullah sein Gesuch zurück, bevor es von Präsident Mohamed Mursi unterzeichnet wurde.

16.12.2012: Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern des Assad-Regimes bombardieren syrische Kampfflugzeuge das offene palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk im Süden von Damaskus. Im Flüchtlingslager, in dem rund 100.000 Menschen leben – andere Berichte sprechen von 150.000 Menschen –, sollen mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen sein, die in einer Moschee Zuflucht suchten. Der palästinensische Präsident Machmud Abbas appelliert an UN-Generalsekretär Ban-ki Moon, dafür Sorge zu tragen, dass www.reiner-bernstein.de 18 – Chronologie 2012 die Flüchtlinge in die Westbank einreisen können – deren Übergänge von Israel kontrolliert werden. In Syrien leben insgesamt knapp 500.000 Palästinenser.

15.12.2012: Bei der ersten Runde des Referendums in Ägypten über den Verfassungsentwurf sollen sich nach inoffiziellen Auswertungen rund 56 Prozent für den Entwurf entschieden haben. In Kairo und in Alexandria seien die Gegner des Entwurfs mit 68 und 72 Prozent erfolgreich gewesen. Von den 26 Millionen Wahlberechtigten habe sich nur etwa ein Drittel an der Wahl beteiligt. Es wird erwartet, dass bei der zweiten Runde am 22. Dezember in den ländlichen Regionen die Befürworter des Entwurfs eine deutliche Mehrheit erreichen. Schon jetzt hat die oppositionelle „Nationale Rettungsfront“ 35 wegen Unregelmäßigkeiten die Wiederholung der Wahl verlangt. Im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ am 17. Dezember warnt Entwicklungsminister Dirk Niebel vor der Gefahr, „dass das diktatorische System des gestürzten Präsidenten Mubarak wieder auflebt, nur mit anderen Personen“. Ein instabiles Ägypten bedeute „ein enormes Sicherheitsrisiko über die Region hinaus“. Die Bundesregierung habe die Regierungskontakte bis auf weiteres eingeschränkt und den geplanten teilweisen Schuldenerlass in Höhe von 240 Millionen Euro verschoben.

Gemäß dem „State of the Nation Report” für das (jüdische) Jahr 2011/2012, herausgegeben im November vom „Taub Center for Social Policy Studies“ in Jerusalem, aus dem „Haaretz“ zitiert, sind für die Auswanderung aus Israel überwiegend wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Die Mehrheit gebe keine Sicherheitsbedenken an, sondern umgekehrt: Wenn die Bedrohungen steigen, werde die Auswanderung als Verrat abgelehnt. Auch ideologische Gründe, etwa Proteste gegen die Besatzung, eine antidemokratische www.reiner-bernstein.de 19 – Chronologie 2012

Gesetzgebung oder die Einberufung als Reservisten, stehen nicht im Vordergrund 36 .

Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad ruft dazu auf, den Kauf israellscher Produkte als Antwort auf den Stopp der Überweisung von einbehaltenen Steuern und Zöllen zu boykottieren 37 . Kommentatoren befürchten, dass dieser Aufruf gegenteilige Wirkungen hat, weil zwar 70 Prozent im Wert von 4,222 US-Dollar aller palästinensischen Importe aus Israel stammen, sie jedoch nur 0,9 Prozent aller israelischen Exporte ausmachen. Die „Bank of Israel“ habe errechnet, dass 38 Prozent der Verkäufe an die Palästinenser über israelische Firmen abgewickelt werden, die ausländische Produkte in die Westbank weitertransportieren. Am 28. Dezember berichtet die palästinensche Nachrichtenagentur WAFA, dass das palästinensische Handelsdefizit 2011 auf den Wert von 4,626 Millionen US-Dollar gestiegen sei. Ohne die Löhne palästinensischer Wanderarbeiter in Israel in Höhe von 1,1527 Millionen US-Dollar läge das Haushaltsdefizit noch höher 38 .

Die Vorsitzende der Partei „Meretz (Stärke)“ Zahava Galon warnt auf einer Pressekonferenz Tsipi Livni von der Partei „Die Bewegung (haTnuah)“ und Shelly Yachimovich von der Arbeitspartei, sich nach den Wahlen am 22. Januar 2013 der Regierungskoalition Benjamin Netanjahus anzuschließen.

14.12.2012: Der Bundestag beschließt gegen die Stimme der LINKEN die Entsendung von zwei „Patriot“-Batterien an die türkische Grenze zu Syrien 39 .

Nach einer Meinungsumfrage, aus der die „Jerusalem Post“ zitiert, sind 40 Prozent mit der Arbeit von Ministerpräsident Benjamin www.reiner-bernstein.de 20 – Chronologie 2012

Netanjahu zufrieden. Die gemeinsame Liste mit unter dem Namen „Likud Beiteinu (Unser Haus Likud)“ würde bei den Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 nur 35 Mandate erringen; beide Parteien getrennt verfügen momentan über 42 Sitze in der Knesset. Die verlorengegangenen Mandate würden der Umfrage zufolge zur rechtsaußen stehenden Partei „Bait Yehudi (Jüdisches Haus)“ wandern, die ihre Mandate von 3 auf 16 erhöhen würde. Die neue Partei „haTnuah (Die Bewegung)“ von Tsipi Livni würde 7, die Arbeitspartei von Shelly Yachimovich 17, die Partei „ (Es gibt eine Zukunft)“ von 12, die Partei der „Sefardischen Thorawächter (Shas)“ 10, die Partei „United Thora Judaism“ und „Meretz (Stärke)“ je 6, die arabischen Parteien „Chadash (Demokratische Front für Friedenund Gleichheit)“ und „“ je vier sowie „Balad (Nationaldemokratische Versammlung)“ mit Hanin Zuabi 3 Mandate. Die Umfrage erfolgte vor der Entscheidung von Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein, gegen Lieberman die Anklage in der Hauptsache fallen zu lassen 40 .

13.12.2012: Die an der Universität Heidelberg lehrende Professorin Susanne Enderwitz habe das Angebot des israelischen „Council for Higher Education“ aus persönlicher und politischer Solidarität mit ihrer Kollegin Rivka Feldhay abgelehnt, den Evaluationsausschuss für arabische Sprache und Literatur zu leiten, berichtet „Haaretz“ 41 .

Israels Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein verzichtet „schweren Herzens“ und „illusionslos“ auf die Anklageerhebung in der Hauptsache gegen Außenminister Avigdor Lieberman, weil sich die Vorwürfe zuletzt auf eine Zeugin aus Zypern gestützt hätten, die ihre Beschuldigungen jetzt zurückgezogen habe 42 . Am 14. Dezember kündigt Lieberman seinen Rücktritt als Außenminister und stellvertretender Ministerpräsident mit der Begründung an, im Januar 2013 seine Verteidigung in nachgeordneten Verfahren wegen www.reiner-bernstein.de 21 – Chronologie 2012

Betrugs und Vertrauensbruchs ein geringeres Strafmaß zu erreichen. Seine vorläufige Vertretung soll dem Vernehmen nach der von ihm gerügte Danny Ayalon 43 übernehmen. Lieberman will weiterhin für die Wahlen am 22. Januar als Nummer 2 nach Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im gemeinsamen Wahlbündnis „Likud Beiteinu (Unser Haus Likud)“ zur Verfügung stehen. Am 16. Dezember überreicht Lieberman Staatspräsident sein Rücktrittsschreiben. Der Rücktritt wird am 18. Dezember gültig.

Das Oberste Gericht Israels unter Leitung seines Präsidenten Asher Grunis gibt der Regierung eine Frist von 90 Tagen, um die Planungen für den Bau eines „Sicherheitszauns“ am Rande des palästinensischen Dorfes Battir an der „Grünen Linie“ zwischen Jerusalem und Bethlehem zu überprüfen und alternative Vorschläge zu unterbreiten. Den Antrag dazu hatten Bewohner des 5.000 Einwohner zählenden Ortes und die Organisation „Friends of the Earth Middle East“ mit ihrem Leiter Gideon Bromberg eingebracht. Battir, so heißt es in der Begründung, sei eines der ältesten Beispiele für eine Landwirtschaft, die über 325 Hektar mit einem natürlichen Bewässerungssystem aus sieben Quellen seit der römischen Zeit hochwertige Feldfrüchte und Obst produziert. 1949 hatte die israelische Regierung Battir die Erlaubnis gegeben, ihre Böden auf der israelischen Seite des Geländes zu bearbeiten. Im Tal liegt die Eisenbahntrasse für die Strecke zwischen Jerusalem und 44 . Am 23. Februar 2013 strahlte ARTE einen Beitrag über Battir von dem deutsch-israelischen Filmemacher Uri Schneider aus: http://videos.arte.tv/de/videos/arte-reportage--7340734.htm Der Film beginnt ab der 41. Minute.

In einem Pressegespräch in Ankara zeigt sich der palästinensische Präsident Machmud Abbas erstaunt über die Rede von Khaled www.reiner-bernstein.de 22 – Chronologie 2012

Meshal am 08. Dezember, denn dieser habe eine Erklärung von „Fatah“ und „Hamas“ zur 2-Staaten-Lösung gebilligt 45 .

12.12.2012: Auf der Diplomatie-Konferenz der „Jerusalem Post“ in Herzliyah verwahrt sich die Vorsitzende der neuen Partei „Die Bewegung (haTnuah)“ Tsipi Livni gegen internationale Kritik an der Siedlungspolitik. In Anwesenheit zahlreicher Botschafter unterstreicht Livni, dass das Festhalten an den Siedlungsblocks eine Voraussetzung für den Friede mit der Palästinensischen Autonomiebehörde sei 46 . Im Interview mit dem „Spiegel“ führt Staatspräsident Shimon Peres aus, dass die Grundlage künftiger Verhandlungen nach den Wahlen zwei Staaten und die drei Siedlungsblöcke in einer Größenordnung zwischen zwei und sechs Prozent sei, wofür Israel ein gleich großes Stück Land an die Palästinenser abgeben werde.

Nachdem der Arbeitspartei unter Leitung von Shelly Yachimovich bei den Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 nur mehr 17 Sitze vorausgesagt werden, kritisieren hohe Parteimitglieder, dass die Vorsitzende die Arbeitspartei in die politische Mitte manövriert und beispielsweise den Planungen für den Ausbau des E-1-Korridors zwischen Jerusalem und Maale Adumim zugestimmt habe47 .

In der Nacht werden in Jerusalem am Kloster zum Heiligen Kreuz und am armenischen Friedhof antichristliche Grafitti gesprüht. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drückt seinen „Abscheu“ aus.

Ägyptens Präsident Mohamed Mursi lässt mitteilen, dass das Referendum über den Verfassungsentwurf nunmehr in zwei Schritten am 15. und 22. Dezember stattfinden soll. Hintergrund ist die Weigerung zahlreicher Richter, für die Ordnungsmäßigkeit der Abstimmung zu sorgen. www.reiner-bernstein.de 23 – Chronologie 2012

11.12.2012: Israels Medien berichten vom bevorstehenden Verkauf US- amerikanischer Munition an Israel im Wert von 647 Millionen US- Dollar, um die dortigen Vorräte aufzufüllen, die im Krieg „Säule der Verteidigung“ im Gazastreifen verbraucht wurden.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman kündigt an, dass die Autonomiebehörde von den im November einbehaltenen Steuern und Zöllen in Höhe von 460 Millionen Neuen Shekel 48 in den kommenden vier Monaten „keinen roten Heller“ erhalten werde.

Beim Empfang des britischen Premierministers David Cameron in Amman betont König Abdullah II., dass die Europäer bei der Wiederaufnahme der Verhandlungen für den israelisch- palästinensischen Frieden eine Schlüsselrolle spielen sollten.

10.12.2012: Auf ihrer Sitzung in Brüssel verabschieden die EU- Außenminister einen 10-Punkte-Katalog zur Wiederaufnahme der israelisch-palästinensischen Verhandlungen 49 . In einer Erwiderung betont das Außenministerium in Jerusalem, dass nicht die Siedlungen, sondern die palästinensische Weigerung zu Verhandlungen für die Fortdauer des Konflikts verantwortlich seien. Eine israelische Nachrichtenagentur meldet, dass es nur Deutschland und der Tschechischen Republik zu verdanken gewesen sei, dass in Ziffer 9 eine Verurteilung der Rede von „Hamas“-Führer Khaled Meshal am Vortag aufgenommen worden sei.

Nach einer Umfrage an der Universität will fast die Hälfte der israelischen Staatsbürger arabischer Volkszugehörigkeit bei den www.reiner-bernstein.de 24 – Chronologie 2012

Knesset-Wahlen am 22. Januar 2013 nicht zur Urne gehen; 2009 gaben noch 54 Prozent ihre Stimme ab. 82 Prozent der Befragten zeigten wenig oder kein Vertrauen in die Regierung, und 67 Prozent vertrauten auch den arabischen Parteien nicht. Für 47 Prozent standen Arbeitslosigkeit, Wohnen, Gesundheit und Bildung im Vordergrund, gefolgt von 26 Prozent, die sich über die Ungleichbehandlung in dem Staat, der sich als jüdisch definiert, und über die Gefahren für die Demokratie beschwerten. 19 Prozent betrachteten die Gewalt in der arabischen Gesellschaft mit größter Sorge, während für nur acht Prozent der israelisch-palästinensische Konflikt im Vordergrund stand 50 .

09.12.2012: In der Nacht zum 09. Dezember widerruft Ägyptens Präsident Mohamed Mursi seine Sondervollmachten, will aber am Datum des Referendums über den Verfassungsentwurf, dem 15. Dezember, festhalten. Um seinen Präsidentenpalast werden Schutzwälle gezogen. Am 10. Dezember erteilt Mursi dem Militär im Zuge von Notstandsverordnungen das Recht, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, weil die Opposition unter Führung der „Nationalen Rettungsfront“ mit Mohamed El-Baradei, Amr Moussa und Hamdeen Sabahi 51 an der Spitze für den 11. Dezember zu Massenprotesten aufgerufen hat. Demonstranten stürmen die Schutzwälle des Präsidentenpalastes, ohne dass das Militär eingreift. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 15. Dezember erwidert Sabahi auf die Bemerkung, dass Mursi „für seine Diplomatie im Gaza-Krieg viel Anerkennung erfahren“ habe: „Ja, weil er das Gleiche getan hat wie vor ihm Mubarak: sich den Interessen Israels und Amerikas zu unterwerfen. Nur mit dem Unterschied, dass Ägypten nun zum ersten Mal als Polizist eingesprungen ist, der die Sicherheit Israels verteidigt, indem es die Hamas daran hindert, Raketen abzuschießen. Von daher wundert es mich nicht, dass die Vereinigten Staaten Mursi dankbar sind.“ Was würde er, Sabahi, anders machen, wenn er Ägyptens Präsident wäre? „Ich würde sicherlich Ägypten nicht in einen Krieg mit Israel verwickeln. Aber auf Grundlage des Friedensvertrages würde ich ein Verhältnis der Würde anstreben. Auch gegenüber der amerikanischen Regierung übrigens: Das alte Verhältnis als Satellit der Vereinigten Staaten gehört überholt, das neue muss auf www.reiner-bernstein.de 25 – Chronologie 2012

Gleichberechtigung beruhen 52 .“ Sahahi hatte sich 2011 bei den Wahlen vergeblich um die Staatspräsidentschaft bemüht.

Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ äußert Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Hoffnung auf eine politische Übergangslösung in Syrien. Die „Nationale Koalition der syrischen revolutionären und Oppositionskräfte“ (ehemals die „Freunde Syriens“), die bislang von Frankreich, Großbritannien, der Türkei und dem Golf-Kooperationsrat anerkannt wird, stehe „vor der großen Herausforderung, die Opposition zum Assad-Regime zu einen und glaubwürdig nach innen in Syrien und nach außen gegenüber der internationalen Gemeinschaft zu vertreten“. Im Zuge weiterer Sanktionen weist Westerwelle am 10. Dezember vier syrische Diplomaten aus Berlin aus. Gleichzeitig erhöht die Europäische Union die Mittel für humanitäre Einsätze. Im Interview mit den „CBS News“ deutet US-Präsident Barack Obama am 11. Dezember die Anerkennung der syrischen Opposition an, deren Vertreter von über 130 Regierungen und Organisationen gegenwärtig in marokkanischen Marrakesch tagen. Sie sei die „legitime Vertreterin des syrischen Volkes“, erklärt Obama. Bundesaußenminister Guido Westerwelle stockt die deutsche Hilfe um weitere 22 auf 90 Millionen Euro auf.

08.12.2012: Nach der Einreise des „Hamas“-Führers Khaled Meshal53 aus dem Exil in Qatar über den ägyptischen Grenzübergang bei Rafach am Vortag feiern Hunderttausende im Gazastreifen das 25-jährige Bestehen der Organisation. Bei der zentralen Veranstaltung in Gaza-Stadt beansprucht Meshal für das palästinensische Volk ganz Palästina „vom Jordan bis zum Mittelmeer, vom Süden bis zum Norden“. „Hamas“ werde nie die Legitimität der israelischen Besatzung – gemeint ist offenkundig die Gründung Israels 1948 – anerkennen. Gleichzeitig wolle er sich um eine Versöhnung mit Präsident www.reiner-bernstein.de 26 – Chronologie 2012

Machmud Abbas‘ „Fatah“ in der Westbank bemühen. Meshal hatte im Oktober die Waffenruhe mit Israel ausgehandelt 54 . In seiner Wochenkolumne für die „Jerusalem Post“ am 10. Dezember wirft Gershon Baskin vom „Israel Palestine Center for Research and Information (IPCRI)“ in Jerusalem der eigenen Regierung vor, dass sie durch die Tötung von Achmad Al-Jabari am 13. November 55 die Pragmatiker unter den „Hamas“-Führern geschwächt habe, so dass die Ausführungen Meshals die Oberhand gewonnen hätten. Meshal selbst schlägt er vor, sich künftig in Ägypten um die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen zu kümmern, während er der Autonomiebehörde in Ramallah empfiehlt, die Gehaltszahlungen für 70.000 Angestellte im Gazastreifen einzustellen. Israel solle nicht mit „Hamas“, sondern mit Abbas und dem palästinensischen Staat Frieden schließen – eine Aufforderung an beide Seiten, ohne Rücksichten auf den Gazastreifen gemeinsam politische Wege zu gehen. Wenn der Vertrag zwischen Jerusalem und Ramallah unterschriftsreif vorliege, könne der Gazastreifen darüber entscheiden, sich ihm anzuschließen 56 .

06.12.12: Der Schriftsteller A.B. Yehoshua schließt sich der Partei „Meretz (Stärke)“ an. Für die Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 haben sich der Partei außerdem die Autoren und Intellektuellen Joshua Sobol, Yehoshua Kenaz, Ronit Matalon, Alona Kimchi, Izhar Ashdot, Ruth Dayan, Alex Levac, Esti Zakheim, Victor Shem-Tov, Yechiam Weitz, Idith Zertal, Menachem Brinker, Sylvie Fogiel-Bijaoui, Nissim Calderon und Naomi Chazan als Kandidaten zur Verfügung gestellt.

Der jordanische König Abdullah II. trifft zu einem Besuch in Ramallah ein und wird dort von Präsident Machmud Abbas als Staatsgast empfangen. www.reiner-bernstein.de 27 – Chronologie 2012

In Kairo droht die Polizei, Panzer im Machtkampf zwischen Anhängern und Gegnern Mohamed Mursis gegen die Demonstranten auf demTahrir-Platz auffahren zu lassen. Die Zahl der Toten wird mit 7 angegeben. Vier seiner Berater treten zurück. Am Abend spricht sich Mursi für einen Dialog mit „allen politischen Gruppen, der revolutionären Jugend, Rechtsexperten und oppositionellen Persönlichkeiten“ am 08. Dezember aus, wobei er anbietet, dass Artikel 6 seiner Dekrete 57 , die er mit „Bedrohungen der Nation“ begründet, nicht über dem Gesetz stehen soll. Gleichzeitig beharrt er auf dem 15. Dezember als Tag des Volksreferendums über den Verfassungsentwurf. Die oppositionelle „Nationale Rettungsfront“ 58 unter Führung von Amr Moussa und Mohamed El-Baradei lehnt am 07. Dezember das Dialogangebot als unzureichend ab. Nach den Freitagsgebeten versammeln sich erneut Tausende Mursi-Gegner auf mehreren Plätzen der Hauptstadt und ziehen vor den Präsidentenpalast. Das Militär ruft am 08. Dezember beide Seiten zur Kompromissbereitschaft auf. Ansonsten droht die Generalität mit ihrem Eingreifen, unklar bleibt zu wessen Gunsten. Am Abend versucht Mursi einzulenken.

In einem Bericht der „Frankfurter allgemeinen Zeitung“ über die Wirtschaftslage im Iran heißt es: „In der iranischen Unterschicht gärt es. Sie leidet sehr unter der sich immer weiter verschärfenden Wirtschaftsmisere und den internationalen Sanktionen im Zuge des Atomstreits 59 .“

Das Bundeskabinett in Berlin beschließt die Entsendung von „Patriot“-Batterien in die Türkei, um ihrer Bündnispflicht im Rahmen der NATO nachzukommen. Ihr Einsatz mit bis zu 400 Deutschen ist bis Ende Januar 2014 befristet. Es wird mit Kosten von 25 Millionen Euro gerechnet 60 . www.reiner-bernstein.de 28 – Chronologie 2012

05.12.2012: Am Nachmittag trifft Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit seiner siebenköpfigen Ministerdelegation zu den vierten israelisch-deutschen Regierungskonsultationen in Berlin ein. Außenminister Avigdor Lieberman gehört nicht dazu und lässt sich wegen gesundheitlicher Probleme Terminverpflichtungen entschuldigen. Für Bundesaußenminister Guido Westerwelle hängt der „Frieden am seidenen Faden“. Im Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ äußert sich Netanjahu enttäuscht über das deutsche Votum in der UN-Vollversammlung. Die Haltung habe den Frieden zurückgeworfen, behauptet der Regierungschef 61 . Die Leiterin des „Minerva Center for Human Rights“ an der Universität Tel Aviv Rivka Feldhay, die am 06. Dezember zum Treffen mit deutschen Wissenschaftlern eingeladen war, erhält von der deutschen Botschaft in Tel Aviv die telefonische Mitteilung, dass für die israelische Delegation ihre Mitwirkung unerwünscht sei. Auf Nachfrage sei sie informiert worden, dass Netanjahus nationaler Sicherheitsberater Yaacov Amidror 62 erklärt habe, dass sie kritische Dinge über die Politik der Regierung in der Westbank gesagt und sich gegen die geplante Schließung der Fakultät für Politische Wissenschaften („Department of Politics and Government“) an der Universität Beersheva ausgesprochen habe. Außerdem soll Feldhay 2008 eine Petition unterschrieben haben, die israelische Soldaten aufforderte, in den palästinensischen Gebieten keinen Dienst zu tun. Für die Vorsitzende der Partei „Meretz (Stärke)“ Zahava Galon ist die Ausladung wie ein übler Wind der Regierung aus McCarthys Zeiten. Im Interview mit der Berliner „taz“ am 07. Dezember berichtet Feldhay, dass sie von der Bundeskanzlerin einen persönlichen Gruß erhalten habe 63 . Zum Besuch der israelischen Delegation schreibt Daniel Barenboim in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Der israelisch-palästinensische Konflikt stellt www.reiner-bernstein.de 29 – Chronologie 2012 keine politische Feindseligkeit zwischen zwei Staaten dar, den man mit diplomatischen oder militärischen Mitteln lösen könnte: Politische Uneinigkeit zwischen zwei nationen kann Probleme wie Grenzen, Kontrolle über Waser, Erdöl oder Ähnliches betreffen. Dieses ist vor allem ein menschlicher Konflikt zwischen zwei Völkern, die zutiefst davon überzeugt sind, dass sie beide das Recht haben, auf demselben kleinen Gebiet zu leben, und zwar jeweils ausschließlich.“ Barenboim fährt fort: „Ich glaube schließlich, dass die Juden ein historisch-religiöses Recht haben, in der Region zu leben, aber nicht nur sie. Nach den Grausamkeiten der Europäer am jüdischen Volk im zwanzigsten Jahrhundert wäre es nun erforderlich, ihm mit seinen Problemen für die Zukunft zu helfen und nicht nicht nur die Verantwortung für die Vergangenheit anzuerkennen 64 .“ In Jerusalem tritt der kommunale und Distrikt-Planungs- und Bauausschuss zusammen, um über die rund zwölf Quadratkilometer große E-1-Strecke und die Erweiterung der Siedlung Givat Shlomo im Norden um 1.500 Wohneinheiten zu beraten. In den kommenden Tagen will der Ausschuss zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten, um Pläne für die Siedlung „Givat haMatos (Flugzeug-Hügel)“ im Süden der Stadt zu erörtern. Der palästinensische Chefdiplomat Saeb Erakat erklärt im israelischen Fernsehen, dass die Zwei- Staaten-Lösung vorbei sei, wenn in und um Jerusalem weiter gebaut werde. Der israelische Botschafter bei der Europäischen Union wird in Brüssel einbestellt 65 . Zum Abschluss der bilateralen Konsultationen führt Merkel in der gemeinsamen Pressekonferenz am 06. Dezember aus, dass sie und Netanjahu in der Siedlungspolitik „darin übereinstimmen, nicht übereinzustimmen“. Am 11. Dezember berichten israelische Medien, dass der Rektor der Hebräischen Universität in Jerusalem Menachem Ben-Sasson („Likud“), der gleichzeitig Vorsitzender des Rates der Präsidenten aller israelischen Universitäten ist, in einem förmlichen Brief Netanjahu die Frage gestellt habe, ob es wahr sei, dass Feldhay aufgrund ihrer www.reiner-bernstein.de 30 – Chronologie 2012 politischen Auffassungen von der Tagung in Berlin ausgeschlossen worden sei. Ben-Sasson befürchte, dass die Ausladung Feldhays der akademischen Freiheit in Israel Schaden zufüge. Einige Tage zuvor, heißt es weiter, habe der Präsident der Universität Tel Aviv Joseph Klafter an Bildungsminister Gideon Saar gegen den Ausschluss Feldhays protestiert. Es mache traurig, dass es nunmehr der Staat Israel sei, der israelische Wissenschaftler im Ausland boykottiere – eine Anspielung auf internationale BDS-Kampagnen.

Die aus 28 Abgeordneten bestehende Partei „ (Vorwärts)“ unter Leitung von zerfällt. Sieben von ihnen, nämlich Meir Sheetrit, Yoel Hasson, Rachel Adatto, Shlomo Molla, Orit Zuaretz, Majali Wahabi und Robert Tiviajew schließen sich der neuen Partei Tsipi Livnis „Die Bewegung“ an, die übrigen teilen mit, dass sie zumindest vorübergehend aus dem politischen Leben ausscheiden wollen. Die Kandidatenliste von „Kadima“ wird angeführt von Mofaz, gefolgt von Israel Hasson, Yohanan Plesner, Zeev Bielski, Ronit Tirosh, Shai Hermesh, Yuval Zellner, Doron Avital, Etti Livni und Akram Hasson. Der Partei werden weiterhin geringe Chancen eingeräumt, die 2-Prozent-Sperre zu überwinden. Am 06. Dezember schließt sich der frühere „Histadrut“-Vorsitzende und Verteidigungsminister Amir Peretz der Partei von Livni an.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman verwehrt seinem Stellvertreter im Amt Danny Ayalon einen Listenplatz in der gemeinsamen Partei „Israel Beiteinu (Unser Haus Israel) für die bevorstehenden Knesset-Wahlen. Lieberman wirft ihm vor, sich durch Erklärungen und Weitergabe von internen Informationen zu sehr in die Öffentlichkeit zu spielen.

In einem Gastbeitrag für DIE ZEIT schlagen der frühere finnische Präsident Marrti Ahtissari sowie die ehemalige irische Ministerpräsidentin und UN-Menschenrechtskommissarin Mary www.reiner-bernstein.de 31 – Chronologie 2012

Robinson vor, Produkte aus den jüdischen Siedlungen der Westbank bei Einfuhr in die Europäische Union zu kennzeichnen. Ansonsten würde sie die 66 „Milliardenhilfen (untergraben), die die EU bisher in die palästinensische Staatenbildung investiert hat“. Der „prägendste Eindruck“ ihres kürzlichen Besuchs in Israel und in der Westbank sei „die Ernüchterung, sogar Erschöpfung, sowohl bei den Israelis als auch bei den Palästinensern (gewesen), die merken, dass eine Zweistaatenlösung in immer weitere Ferne rückt“.

In einem Gastbeitrag für die in Wien erscheinende Tageszeitung „Der Standard“ befasst sich Joschka Fischer mit nahöstlichen Gewichtsverlagerungen zugunsten der Moslembrüder und schreibt: „Für eine mögliche Zwei-Staaten-Lösung wird diese Entwicklung allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit das Aus bedeuten, da nicht nur die israelische Rechte an einer solchen Lösung nicht interessiert ist, sondern dies auch für die Hamas und die Muslimbrüder gilt. Die neue Macht der Religiösen im Nahen Osten hat kein Interesse an territorialen Kompromissen oder an einem Ende des Konflikts auf der Grundlage zweier Staaten, denn ein palästinensischer Staat heißt für sie Palästina unter Einschluss ganz Israels. Und das ist keineswegs nur eine taktische Position oder Ausdruck mangelnder Erfahrung mit den machtpolitischen Realitäten, ganz im Gegenteil. Aus einer Territorial- ist eine religiöse Frage geworden und damit hat sich der Konflikt im Kern verändert 67 .“

Im Berliner Auswärtigen Amt beginnt die erste Konferenz der 2010 gegründeten deutsch-israelischen Schulbuchkommission unter dem Titel „Differenz übersetzen“. In den Referaten wird festgestellt, dass in deutschen Schulbüchern der Nahostkonflikt im Vordergrund steht, während in israelischen Schulbüchern neben der Geschichte des Holocaust auch über das neue Deutschland berichtet wird 68 . www.reiner-bernstein.de 32 – Chronologie 2012

In Tunesien droht ein Generalstreik, nachdem Anhänger der regierenden Partei „En-Nachda (Renaissance)“ den Sitz des Gewerkschaftsbundes UNCT in der Hauptstadt angegriffen haben.

In der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt Rudolph Chimelli zur saudischen Anfrage an Berlin, Radpanzer vom Typ „Boxer“ kaufen zu wollen 69 : „… Saudi-Arabiens neue Mittelschichten, Akademiker, Techniker, Manager, Intellektuelle, wollen mitreden und nicht ewig einer parasitären Prinzengarde folgen. Nicht nur die Schiiten im Osten des Königreichs, wo das Erdöl liegt, sind unruhig. Im ganzen Land reichen die Öl-Milliarden nicht mehr, um der Jugend bei steigender Arbeitslosigkeit Perspektiven zu schaffen 70 .“

04.12.2012: Die palästinensische Führung beschließt, sich „im Namen des Staates Palästina“ an den UN-Sicherheitsrat zu wenden, um mit Hilfe einer verpflichtenden Erklärung die „destruktiven expansionistischen Entscheidungen und alle Formen der Siedlungsaktivitäten“ Israels zu unterbinden.

Aus Protest gegen den Verfassungsentwurf Präsident Mohamed Mursis stellen 12 ägyptische Tageszeitungen ihre Printausgaben am heutigen Tag und fünf TV-Stationen morgen ihre Arbeit ein, weil sie die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit befürchten. Zu den Zeitungen gehören „Al- Ahram (Die Pyramiden)“ und „Masry Al-Youm (Der Ägypter heute)“. Für heute sind Großdemonstrationen der Gegner Mursis angekündigt. Beobachter fürchten schwere Zusammenstöße mit seinen Sympathisanten. Aus Sicherheitsgründen verlässt der Präsident seinen Amtssitz durch einen Hinterausgang, bevor er am 05. Dezember zurückkehrt. An diesem Tag kommt es erneut zu Demonstrationen von Gegnern und Anhängern Mursis in Kairo www.reiner-bernstein.de 33 – Chronologie 2012 mit Molotow-Cocktail, Steinen und Schlagstöcken. Fünf Menschen kommen ums Leben, darunter ein Journalist.

König Abdullah II. nennt den 23. Januar 2013 als Termin für die Parlamentswahlen in Jordanien 71 .

Im Vorfeld der erwarteten Entscheidung über die Lieferung von „Patriot“-Flugabwehrraketen an die Türkei betont NATO- Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, dass diese nicht dafür ausgerüstet seien, syrische Kampfflugzeuge abzufangen. Am Nachmittag fällt die Entscheidung der Außenminister zugunsten der Entsendung, die in Deutschland noch der Zustimmung des Bundestages bedarf 72 . Nur die USA, die Niederlande und Deutschland verfügen über diesse Batterien. Rasmussen und US- Präsident Barack Obama warnen Syrien nachdrücklich vor dem Einsatz von chemischen Kampfmitteln.

03.12.2012: Der Sprecher des Weißen Hauses Jay Carney verlangt von der israelischen Regierung, ihre neuerlichen Siedlungspläne und den Bau des Korridors E-1 zwischen Jerusalem und Maale Adumim zu überprüfen. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert befürchtet, dass „Israel (…) damit das Vertrauen in seine Verhandlungsbereitschaft (untergräbt)“. Der „geographische Raum für einen künftigen Palästinenserstaat“ schwinde, fügt er hinzu. Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“, der sich auf Angaben von „Peace Now“ stützt, sind im Jahr 2011 insgesamt 3.046 Ausschreibungen für Wohneinheiten in den palästinensischen Gebieten vergeben worden – so viel wie nie in den vergangenen zehn Jahren. Hinzu kommen die 3.000 Einheiten, die am 30. November ausgeschrieben wurden 73 . Im Vorfeld des Besuchs von Benjamin Netanjahu in Berlin am 05./06. Dezember im Rahmen der 4. bilateralen Regierungskonsultationen kommentiert Peter Münch in der „Süddeutschen Zeitung“ am 04. Dezember: „Die Regierung von www.reiner-bernstein.de 34 – Chronologie 2012

Benjamin Netanjahu fühlt sich sankrosankt, weil die USA bislang noch jede Provokation gedeckt habenund Staaten wie Deutschland sich aus falsch verstandener Beistandspflicht wegducken, wenn es darum geht, Position zu beziehen. Doch die Regierungen in Washington und Berlin müssen nun erkennen, dass weder Decken noch Wegducken dazu führt, dass sie irgendeinen positiven Einfluss auf die israelische Regierung gewinnen können. Netanjahu macht schlicht, was er will und was ihm nutzt bei seiner rechten Klientel. Oft genug ist das nicht nur gegen den Willen der Weltgemeinschaft, sondern auch gegen Israels ureigene Interessen. Denn zum Ausgleich mit den Palästinensern gibt es keine Alternative, wenn der jüdische Staat in Frieden leben will 74 .“ Der britische Außenminister William Hague betont am 04. Dezember vor dem Unterhaus, dass er mit anderen europäischen Amtskollegen im Gespräch über Angebote und Bremsen („incentives and disincentives“) an die israelische Adresse sei. Der niederländische Botschafter habe, berichten Medien, dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman ausgerichtet, dass seine Regierung, die sich am 29. November der Stimme enthielt, künftig die israelische Politik in den Vereinten Nationen nicht mehr unterstützen werde, sollte Israel am Bau des E-1-Korridors festhalten. Ähnlich habe sich der deutsche Geschäftsträger in Tel Aviv geäußert.

02.12.2012: „Haaretz“ berichtet von schwerem diplomatischem Druck der Europäischen Union auf die Regierung in Jerusalem wegen des angekündigten Siedlungsausbaus. Dazu haben fünf europäische Missionschefs (Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Deutschland und die EU namens der Außenbeauftragten Catherine Ashton) am 30. November Protestbriefe im Jerusalemer Auswärtigen Amt und im Amt des Ministerpräsidenten überreicht. Das Blatt zitiert den niederländischen Botschafter Caspar Veldkamp mit der www.reiner-bernstein.de 35 – Chronologie 2012

Drohung, der sich der stellvertretende deutsche Botschafter in Tel Aviv angeschlossen habe, dass, sollte die israelische Entscheidung nicht zurückgenommen werden, die Regierung in Den Haag sich künftig außerstande sehe, Israel in den Vereinten Nationen und in internationalen Organisationen zu unterstützen; Den Haag und Berlin hatten sich am 29. November der Stimme enthalten. Der deutsche Diplomat habe angekündigt, dass sich Benjamin Netanjahu bei seinem bevorstehenden Besuch am 05./06. Dezember in Berlin bei den 4. bilateralen Regierungskonsultationen auf scharfen Widerstand seitens der Bundeskanzlerin einstellen müsse. Das Büro des Ministerpräsidenten habe sich indes unbeeindruckt gezeigt; weitere Schritte gegen die Palästinensische Autonomieregierung würden folgen. EU-Botschafter Andrew Standley habe darauf aufmerksam gemacht, dass die Baupläne den Ausführungen des israelischen UN-Botschafters Ron Prosor vor der Abstimmung in New York widersprechen würden 75 . Am 03. Dezember wird gemeldet, dass die Regierungen in London und Paris die Rückberufung ihrer Botschafter aus Tel Aviv prüfen. Stattdessen werden zunächst die israelischen Botschafter in die Außenämter in London (Daniel Taub), Paris (Yossi Gal) und Stockholm (Isaac Bachman) sowie in Kopenhagen und Madrid einbestellt. Am 04. Dezember folgt Australien mit der Einberufung von Botschafter Yuval Rotem ; Canberra hatte sich am 29. November in der UN- Vollversammlung der Stimme enthalten. In Berlin wird gegenwärtig an die Einbestellung von Yaacov Hadas- Handelsman nicht gerdacht. Nach der Stimmenthaltung Deutschlands wirft der Kommentator der „Jerusalem Post“ Bundeskanzlerin Angela Merkel mangelnde Konsequenz in der Politik gegenüber Israel vor. Während sie die Lieferung von U- Booten und weiterer Waffensysteme genehmige, um Israels Rüstungsvorsprung zu gewährleisten, fahre Merkel ansonsten www.reiner-bernstein.de 36 – Chronologie 2012 einen Zickzack-Kurs und habe wiederholt die Siedlungspolitik kritisiert 76 .

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnet die UN-Entscheidung vom 29. November als einen „Angriff auf den Zionismus und auf den Staat Israel“. Finanzminister verfügt die Auszahlungssperre der den Palästinensern gemäß dem Pariser Protokoll vom April 1994 zustehenden Einnahmen aus Zöllen und Steuern in Höhe von umgerechnet 460 Millionen Neuen Shekel ( ≈ 92 Millionen Euro). Die Autonomieregierung gerät damit in Gefahr, ihren Angestellten im Dezember kein Gehalt zahlen zu können. Steinitz begründet die Maßnahme mit dem UN-Votum und mit ausstehenden Zahlungen der Palästinenser an die „Israel’s Electric Corporation“.

Nach der Entscheidung der UN-Vollversammlung am 29. November fürchtet die israelische Regierung, dass der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag unter Berufung auf die Vierte Genfer Konvention ein Verfahren gegen Israel wegen Verbrechen in den palästinensischen Gebieten – Anlage von Siedlungen, Enteignungen, Diskrinierung, Ablehnung des palästinensischen Selbstbestimmungsrechts, Tötungen als unproportionale Antwort auf Angriffe – prüfen könnte, weil Palästina im Rahmen der Aufwertungsformel „Non-member Observer State“ nunmehr den Titel „Staat“ führe. „Haaretz“ kommentiert, dass bis zu einer Anhörung zahlreiche Schritte unternommen werden müssten und dass es viele Gründe gebe zu vermuten, dass die politischen Umstände einer Anhörung schließlich im Wege stehen 77 .

In Ramallah und in anderen Teilen der Westbank wird Präsident Machmud Abbas nach seiner Rückkehr aus New York stürmisch begrüßt, weil Palästina nunmehr ein Staat sei. www.reiner-bernstein.de 37 – Chronologie 2012

Michail Bogdanow, Sonderbotschafter von Ministerpräsident Wladimir Putin für den Nahen Osten, fordert im arabischen Programm des russischen Fernsehens eine Sitzung des Nahost- Quartetts auf Ministerebene.

„Der Spiegel“ berichtet von einer offiziellen Anfrage Saudi- Arabiens, in Deutschland einige hundert Radpanzer vom Typ „Boxer“ zu kaufen. Der Bundessicherheitsrat habe sich bereits am 26. November damit befasst imd die Entscheidung ins Jahr 2013 vertagt. Dagegen sei laut „Spiegel“ der Export von Panzerfäusten und bunkerbrechender Munition nach Israel genehmigt worden 78 .

Bei den Parlamentswahlen in Kuwait erringen schiitische Kandidaten 17 der 50 zu vergebenden Mandate; die sunnitische Opposition boykottierte die Wahlen weitgehend. Die Wahlbeteiligung habe unter 40 Prozent gelegen, wird mitgeteilt. Von den rund 1,2 Millionen gebürtigen Kuwaitis gehören etwa 30 Prozent der schiitischen Glaubensrichtung an.

01.12.2012: Vor der Universität in Kairo demonstrieren Tausende für den Verfassungsentwurf. Präsident Mohamed Mursi nennt den 15. Dezember als Datum für das Referendum. Beobachter befürchten, dass dieser Termin aufgrund der Streiks der Verfassungsrichter, die das Referendum überwachen müssen, nicht zu halten ist. Am 02. Dezember vertagen die Richter unter dem Druck der Straße die Entscheidung über die Auflösung der Verfassunggebenden Versammlung auf unbestimmte Zeit. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ zitiert ebenfalls am 02. Dezember den Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz mit den Worten, dass die Europäische Union „unmissverständlich klarmachen“ müsse, dass es ohne plurale Demokratie in Ägypten weder wirtschaftliche www.reiner-bernstein.de 38 – Chronologie 2012 noch poliltische Zusammenarbeit geben kann. Der Staatsstreich ist nicht das, was wir gutheißen können.“

November 2012

30.11.2012: Als Antwort auf die Resolution der UN-Vollversammlung bestätigt die israelische Regierung den Bau von weiteren 3.000 neuen Wohneinheiten in Ost-Jerusalem („Nationalpark“ und eine Militärakademie auf dem Skopusberg sowie ein Gelände im palästinensischen Dorf Issawiyeh), in Ariel, Efrat und in Mevasseret Adumim, einer Satelittenanlage von Maale Adumim. Außerdem sollen die Ausbaupläne für den E-1-Korridor zwischen Jerusalem und Maale Adumim realisiert werden 79 . Sie würden die Westbank in einen Nord- und einen Südteil zerschneiden. Kurz zuvor hatte Bundesaußenminister Guido Westerwelle in Berlin für die schnelle Wiederaufnahme direkter Verhandlungen zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde plädiert. „Der Spiegel“ berichtet in seiner Ausgage vom 03. Dezember, dass der außenpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel Christoph Heusgen am 28. November in Berlin den nationalen Sicherheitsberater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Yaacov Amidror über die beabsichtigte deutsche Stimmenthaltung in New York unterrichtet habe, die von diesem als Affront empfunden worden sei 80 . Der britische Außenminister William Hague äußert sich „äußerst besorgt (extremely concerned)“ über die Baupläne, sie würden Israels internationales Ansehen unterminieren und Zweifel an der erklärten Verpflichtung zum Frieden mit den Palästinensern nähren. US-Außenministerin Hillary Clinton bezeichnet die israelischen Pläne als „unglücklich“ und kontraproduktiv“ für direkte Verhandlungen und die Zwei-Staaten-Lösung. www.reiner-bernstein.de 39 – Chronologie 2012

Im Gazastreifen werden bei Protesten an der Grenze zu Israel werden sechs Palästinenser angeschossen, von denen einer am 01. Dezember stirbt.

29.11.2012: Nach einer Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages am 28. November, in der Abgeordnete ihre Bedenken gegen eine deutsche Ablehnung des palästinensischen Antrags in der UN-Vollversammlung vorgetragen haben, und nach zahllosen Telefonaten des Bundesaußenministers mit seinen EU-Amtskollegen um eine gemeinsame Position gibt Guido Westerwelle am Morgen eine Stellungnahme mit folgendem Wortlaut ab: „Deutschland wird sich bei der heutigen Abstimmung in der Generalversammlung der Vereinten Nationen über den ‚Nicht-Mitglied-Beobachter-Status' der Palästinensischen Behörde der Stimme enthalten. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht. Deutschland teilt das Ziel eines palästinensischen Staates. Dafür haben wir uns in den letzten Jahren in vielfältiger Weise eingesetzt, in erster Linie mit unserer umfangreichen Hilfe für den Aufbau staatlicher Strukturen der Palästinensischen Behörde. Viele sichtbare Fortschritte sind so erreicht worden. Die entscheidenden Schritte zu echter Staatlichkeit lassen sich aber nur als das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern erreichen. Aus unserer Sicht sind Zweifel angebracht, ob der heute von den Palästinensern angestrebte Schritt zum jetzigen Zeitpunkt dem Friedensprozess dienlich sein kann. Wir befürchten, dass er eher zu Verhärtungen führt. Die Bundesregierung begrüßt ausdrücklich, dass der vorliegende Resolutionsentwurf in aller Deutlichkeit eine Zwei- Staaten-Lösung vertritt und damit das Existenzrecht Israels anerkennt. Deutschland wird alle Anstrengungen nach Kräften unterstützen, die den Weg zu einem wirklichen Verhandlungsprozess weisen. Dazu braucht es politischen Willen auf beiden Seiten und tatkräftige Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft.“ In der Erklärung Westerwelles fällt auf, dass er die Wortwahl im Resolutionsentwurf „Palestine Non-member Observer State“ mit www.reiner-bernstein.de 40 – Chronologie 2012

„Nicht-Mitglied-Beobachter-Status der Palästinensischen Behörde“ übersetzt. In Jerusalem erklärt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass die bevorstehende Entscheidung grundsätzlich nichts ändere („… will not change anything on the ground“). Ein palästinensischer Staat werde nicht entstehen ohne das Ende des Konflikts und ohne Sicherheitsarrangements, die Israels Bürger schützen. Israels UN-Botschafter Ron Prosor bezeichnet das bevorstehende positive Ergebnis der Abstimmung als „Belohnung für den Terror“ 81 . In einem israelischen Kommentar heißt es zu seinem Auftritt, dass Prosor manches in der Ansprache von Abbas richtiggestellt habe und von Netanjahu dafür belobigt worden sei, dass er aber selbstgerecht, anklagend und völlig ohne den Ansatz argumentiert habe, in sich zu gehen, so als ob es keine Besatzung, keine Siedlungen und keine israelischen Fehler im Verhandlungsstillstand gebe 82 . „Haaretz“ berichtet ferner unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle im Berliner Außenministerium, dass Deutschland lange Zeit versucht habe, Israel in der palästinensischen Frage zu helfen, dass Israel aber nicht die notwendigen Schritte unternommen habe, den Friedensprozess voranzubringen. „Die Israelis haben nie unserer Bitte entsprochen, eine Geste in der Siedlungspolitik zu machen.“ Der Informant würdige ausdrücklich, heißt es weiter, dass der Entwurf eindeutig die Zwei-Staaten-Lösung und das Existenzrecht Israels anerkenne. „Haaretz“ erwartet, dass die deutsche Stimmenthaltung die beträchtlichen Spannungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Netanjahu weiter verschärfen werde und dass es [andererseits] großen Ärger im Bundeskanzleramt darüber gebe, dass über Nacht [im Auswärtigen Amt] die Entscheidung gefallen sei, nicht gegen die Resolution zu stimmen 83 . Die nächsten bilateralen Regierungskonsultationen sollen kommende Woche in Berlin stattfinden. Der frühere Ministerpräsident wird andernorts mit der Bemerkung zitiert, es gäbe für Israel keinen www.reiner-bernstein.de 41 – Chronologie 2012

Grund, den palästinensischen Antrag abzulehnen, weil er mit dem Grundkonzept der Zwei-Staaten-Lösung kongruent sei und Israel die moderaten Kräfte unter den Palästinensern stärken müsse. Eine aktuelle Umfrage gibt Auskunft, dass 51 Prozent der Israelis nicht an einen dauerhaften Frieden glauben, während 40 Prozent ihn für unausweichlich halten 84 . Am Abend des 29. November findet in Tel Aviv auf dem Rothschild- Boulevard an der Stelle, wo 1948 der Staat Israel proklamiert wurde, eine Kundgebung zugunsten des palästinensischen Antrags statt. Es spricht der frühere Generaldirektor des Außenministeriums Alon Liel zum Thema „Abu Mazens [Machmud Abbas‘] Initiative – ein historisches Ereignis, das die Spielregeln ändern wird“. Bei der Abstimmung in der UN- Vollversammlung findet der palästinensische Antrag eine Mehrheit von 138 Stimmen (unter den Europäern Österreich, Belgien, Dänemark, Zypern, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Portugal, Spanien und Schweden) bei 41 Enthaltungen (unter den Europäern Bulgarien, Estland, Deutschland, Ungarn, Lettland, Litauen, die Niederlande, Rumänien, Slowakien, Slowenien und Großbritannien) und neun Gegenstimmen (unter den Europäern die Tschechiche Republik) 85 . Tausende Palästinenser verfolgen in Ramallah und in anderen Teilen der Westbank gebannt die Abstimmung. Auf dem Arafat-Platz im Zentrum Ramallahs treten auch Vertreter von „Hamas“ und des „Islamischen Djihad“ als Redner auf. Die deutsche Stimmenthaltung wird in der Bevölkerung häufig als Niederlage Netanjahus gewertet. Nach seiner Ansprache vor der UN-Vollversammlung 86 erklärt Abbas, dass er in Kürze den Gazastreifen besuchen werde. Der Vatikan würdigt die UN-Resolution als Bestätigung der „ethischen Dimension internationaler Probleme“. Der Militärkolumnist von „Haaretz“ Reuven Pedatzur schreibt am 11. Dezember in dem Blatt, dass erstmals seit der UN-Teilungsresolution die Zwei- Staaten-Lösung explizite internationale Anerkennung gefunden www.reiner-bernstein.de 42 – Chronologie 2012 habe mit Israel in den Grenzen von 1967 87 . Dagegen behauptet Alan Baker, Direktor des „Institute for Contemporary Affairs“ beim rechtslastigen „Jerusalem Center for Public Affairs” an der Bar-Ilan University, dass erstens die Vereinten Nationen kein Recht haben, einen Staat zu gründen. Die Vollversammlung habe vielmehr am 29. November eine nicht-bindende Empfehlung abgegeben, so wie sie sich jedes Jahr zum Nahostkonflikt äußere. Zweitens würden den Palästinensern die Voraussetzungen fehlen, selbst einen eigenen Staat zu erklären. Drittens habe die Behauptung von dem „besetzten palästinensischen Territorium“ keine Grundlage im internationalen Recht: Gaza und die Westbank seien in keinem rechtsverbindlichen Dokument oder Vertrag als souveränes palästinensisches Territorium ausgewiesen, so dass die Bezeichnung nichts mehr als Wunschdenken sei. Viertens sei die Drohung juristisch und politisch fragwürdig, den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anzurufen 88 .

Auf einer überraschenden Sitzung der Verfassunggebenden Versammlung Ägyptens wird zwei Monate vor den Planungen die 236 Artikel umfassende Verfassung angenommen, in der die Prinzipien des islamischen Rechts, der „Sharia“, in Artikel 2 zur Hauptquelle der Rechtsprechung erhoben werden, während in Artikel 4 festgeschrieben werden soll, dass die Gelehrten der Ashar- Universität in Fragen der islamischen Rechtsprechung kkonsultiert werden müssten. In den Artikeln 10 und 11 wird zur Wahrung des moralischen Verhaltens und der „wahren Natur der Familie“ aufgerufen. Der Entwurf soll Präsident Mohamed Mursi am 30. November zur Unterschrift vorgelegt und innerhalb von 15 Tagen von einem Volksreferendum bestätigt werden. DieSitzung findet ohne liberale, säkulare und christliche Abgeordnete statt 89 . Beobachter fürchten einen Bürgerkrieg. www.reiner-bernstein.de 43 – Chronologie 2012

Die syrischen Behörden sperren den Zugang zum Internet und stören das Telefon-Festnetz. Nach heftigen Gefechten um Damaskus stornieren internationale Fluglinien ihre Flüge nach und aus der Hauptstadt.

28.11.2012: Entgegen ihrer ursprünglichen Absicht, den palästinensischen Antrag abzulehnen, wird die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard von ihrem Kabinett bereits am 27. November zur Stimmenthaltung gezwungen. Am 28. November beschließt nach der französischen Regierung auch das Kabinett in Madrid, dem palästinensischen Antrag zur Aufwertung Palästinas in der UN-Vollversammlung zuzustimmen, sollte kein gemeinsames europäisches Votum zustande kommen, erklärt Außenminister José Maria Garcia-Margallo gegenüber Abgeordneten. Irland, Norwegen, Dänemark, die Schweiz 90 , Russland, Brasilien, China und Indien werden ebenfalls zustimmen. Großbritannien knüpft seine Zustimmung an die Bedingungen, dass die Palästinenser nach einer Abstimmung sofort an den Verhandlungstisch mit Israel zurückkehren – einen Vorbehalt, den Präsident Machmud Abbas bereits ausgeräumt hatte – und dass sie ihre Mitgliedschaft in UN-Unterorganisationen nicht dazu nutzen, israelische Staatsbürger wegen Kriegsverbrechen vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu ziehen. Die britische Forderung, auf die Anrufung zu verzichten, wird von dem palästinensischen Außenminister Riad Malki abgelehnt. Die litauische Ministerpräsidentin Dalia Grybauskaite gibt die Stimmenthaltung ihrer UN-Delegation bekannt. Auch von Italien, den Niederlanden, von Estland und Lettland wird Stimmenthaltung erwartet. Der Sprecher des Bundesaußenministeriums erklärt, dass Berlin „die enge Abstimmung mit den EU-Partnern“ suche. Am Abend wird gemeldet, dass die Bundesregierung dem Antrag nicht www.reiner-bernstein.de 44 – Chronologie 2012 zustimmen werde. US-Außenministerin Hillary Clinton kündigt vor der „Brookings Institution“ in Washington die Ablehnung des Antrags an. Sie wird Abbas vom stellvertretenden US- Außenminister William Burns und von Sonderbotschafter David Hale überbracht. Mit dem Beobachter-Status ist kein Stimmrecht in der UN-Vollversammlung verbunden, doch kann die Aufwertung den Zugang zu UN-Unterorganisationen ermöglichen. Die israelische Regierung bemüht sich, die Abstimmung politisch herunterzuspielen und sie als eine technische und prozedurale Angelegenheit darzustellen 91 . Barak Ravid schreibt dazu in „Haaretz“ am 30. November, nie zuvor seien so viele Presseerklärungen in Israel zu einem Vorgang herausgegeben worden, der als bedeutungslos charakterisiert worden sei 92 . Die Fraktion DIE LINKE bringt einen Antrag in den Bundestag ein, in dem sie die Bundesregierung zur Zustimmung zum palästinensischen Antrag auffordert, um die Zwei-Staaten-Lösung zu retten 93 . Er findet – wie zu erwarten – am 29. November keine Mehrheit im Bundestag.

Die Weltbank kündigt die Förderung von Wasserbauprojekten im Wert von 11 Millionen EU-Dollar im Gazastreifen in Zusammenarbeit mit der Islamischen Bank an.

Bei vier Anschlägen in Damaskus kommen mindestens 50 Menschen ums Leben.

27.11.2012: Acht Jahre nach seinem Tod am 11. November 2004 wird der Leichnam Yassir Arafats exhumiert. Grund ist der Verdacht, dass er mit dem radioaktiven Schwermetall Polonium-210 verstrahlt worden sei. www.reiner-bernstein.de 45 – Chronologie 2012

An Kairo fordern 300.000 Demonstranten den Rücktritt von Präsident Mohamed Mursi. In Alexandria und anderso wird die Zentrale der Moslembruderschaft angegriffen. Die Polizei geht mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Ein Mann stirbt. Die Proteste halten am 28. November an. Der Kassationshof stellt seine Arbeit bis zu dem Zeitpunkt ein, an dem Mursi seine Dekrete zurücknimmt.

26.11.2012: Am Abend bringt Machmud Abbas als Präsident der PLO den Entwurf des Antrags zur Aufwertung des Status Palästinas in die UN-Vollversammlung ein 1. Nach britischen Presseberichten ist die Regierung in London bereit, dort dem palästinensischen Antrag unter den drei Bedingungen zuzustimmen, dass a) die Autonomiebehörde die Aufwertung des Status nicht dazu benutze, gegen Israelis vor dem Internationalen Gerichtshof in Luxemburg oder dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Hague Verfahren wegen Kriegsverbrechen anzustrengen, b) den Antrag nicht vor den UN-Sicherheitsrat bringe und c) die Autonomiebehörde ohne Vorbedingungen zu Friedensgesprächen mit Israel bereit sei. Weiter heißt es, dass Israel sich gegen einen Wortlaut des Antrags verwahre, der die faktische palästinensische Souveränität über die Westbank, Ost-Jerusalem und den Gazastreifen zum Ausdruck bringe. Wie der Londoner „Guardian“ am 26. November berichtete, bemühte sich der Vorsitzende der Liberal-Demokratischen Partei Vizepremier Nick Clegg, seine Regierung zu einem positiven Votum zugunsten der Palästinenser am 29. November zu bewegen 94 . Am 27. November zitiert der „Guardian“ die Vertreterin der PLO bei einer Europäischen Union Leila Shahid mit der Mahnung, Großbritannien könne nicht in Libyen, Syrien und Ägypten für Demokratie eintreten und gleichzeitig der

1 Den Text des Antrags finden Sie in der Menüleiste „Genfer Initiative – Dokumente“ in dieser Homepage. www.reiner-bernstein.de 46 – Chronologie 2012

Besetzung der Palästinenser zustimmen. Andere Meldungen besagen, dass Frankreich bereits beschlossen habe, dem palästinensischen Antrag zuzustimmen.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak kündigt vor der Presse in Tel Aviv seinen Rückzug aus der Politik nach den Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 an. Fragen nach der Endgültigkeit seiner Entscheidung weicht der 70-jährige aus 95 . Prognosen sagen seiner Partei „Unabhängigkeit“ einen schweren Stand bei den Wahlen voraus, bei der die Partei eine Hürde von zwei Prozent überwinden muss. In einem Kommentar lässt Aluf Benn in „Haaretz“ die möglichen Konkurrenten Benjamin Netanjahus bei den Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 Revue passieren und kommt zum Ergebnis, dass nur Barak aufgrund seiner militärischen und diplomatischen Erfahrungen dem Ministerpräsidenten Paroli bieten könnte. Er verfüge über gute Beziehungen nach Washington und sei bereit, Gebiete an die Palästinenser zurückzugeben 96 .

Ebenfalls in „Haaretz“ berichtet Barak Ravid, dass ein EU-Ausschuss von Nahost-Experten empfohlen habe, gewalttätigen jüdischen Siedlern die Einreise nach Europa zu verweigern. Eine Entscheidung solle auf einem der nächsten Außenministertreffen fallen 97 .

Die Auszählung der rund 100.000 Stimmen bei den parteiinternen Vorwahlen („primaries“) des „Likud“ ergibt ein klarer Sieg des rechten Flügels, während die Abgeordneten Benjamin Begin (Platz 20), Dan Meridor (Platz 28) und Michael Eitan (Platz 30) auf der Kandidatenliste schlecht abgesichert werden. Nach Platz 1 für Benjamin Netanjahu setzen sich die Minister Gideon Saar, Gilad Erdan, Silvan Shalom und sowie die Abgeordneten Danny Danon 98 , Reuven Rivlin (Parlamentspräsident) und Moshe Yaalon 99 durch. Der zu den Ultranationalisten gehörige Moshe Feiglin 100 wird auf Platz 13, Finanzminister Yuval Steinitz auf Platz

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14 und Tsachi Hanegbi auf Platz 15 gesetzt, gefolgt von Limor Livnat, Tsipi Hotovely und (bisherige Regierungssprecherin). Die Reihung bleibt deshalb vorläufig, weil nach dem Zusammenschluss mit Avigdor Liebermans Partei „Israel Beiteinu (Unser Haus Israel)“ bei der endgültigen Kandidatenliste jeder dritte Platz für diese Partei vorgesehen ist.

Arabische Medien berichten, dass der „Hamas“-Führer Khaled Meshal in einem Telefonat Präsident Machmud Abbas in seinem Bemühen unterstütze, den UN-Antrag am 29. November in New York zu stellen. Am 22. November hatte es der „Hamas“- Ministerpräsident Ismail Haniyeh abgelehnt, diese Zusage abzugeben.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet aus einem Arbeitspapier des Auswärtigen Amtes, wonach die Bundesregierung im Rahmen der Europäischen Union klären will, welchen Beitrag zu einem dauerhaften Waffenstillstand zwischen Israel un „Hamas“ geleistet werden könne. So etwa solle der Waffenschmuggel durch die Tunnelanlagen zwischen der ägyptischen Sinai-Halbinsel und dem Gazastreifen gestoppt werden.

25.11.2012: Israel lockert die Blockade des Gazastreifens, indem es für die rund 3.700 palästinensischen Fischer die Ausfahrt ins Mittelmeer von drei auf sechs Seemeilen erweitert. Außerdem dürfen palästinensische Bauern ihre Felder entlang des 300 Meter breiten Sicherheitsgürtels bearbeiten.

In Kairo trifft eine hochrangige „Hamas“- Delegation ein, um mit ägyptischen Vertretern über Grenzfragen zu verhandeln. Ein zur libanesischen „Hisbollah“ gehöriger Abgeordneter unterstreicht in Beirut die bleibenden strategischen Beziehungen zu „Hamas“, auch www.reiner-bernstein.de 48 – Chronologie 2012 wenn es im Blick auf das Assad-Regime unterschiedliche Auffassungen gebe.

Auf israelischen Wunsch treffen in Genf israelische und türkische Spitzendiplomaten zusammen, um die Beziehungen zwischen beiden Regierungen zu normalisieren, die sich nach dem Tod von zehn Friedensaktivisten am 31. Mai 2010 auf der „Mavi Marmara“ vor der Küste des Gazastreifens drastisch verschlechtert hatten. Die Türkei zog damals ihren Botschafter aus Tel Aviv ab und fror sämtliche Militärabkommen ein. Ankara besteht nach wie vor auf einer vollumfänglichen Entschuldigung Israels für den Vorfall.

24.11.2012: Bei Zusammenstößen zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischem Militär an der Grenze zum Gazastreifen wird ein Palästinenser getötet.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnet das Nahost- Quartett, dem auch Russland angehört, als „unzureichendes Format“, solange die Arabische Liga daran nicht beteiligt ist.

23.11.2012: Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“ haben die USA die israelische Regierung davor gewarnt, zur Bestrafung des bevorstehenden UN-Antrags der PLO die Verbindungsstrecke E- 1 zwischen Jerusalem und Maaleh Adumim auszubauen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton in Abstimmung mit Großbritannien, Deutschland und Frankreich habe sich gegen den Antrag ausgesprochen. Solange es noch eine Chance für die Wiederaufnahme von Verhandlungen zwischen den Palästinensern und Israel gebe, so der britische Außenminister William Hague vor dem Unterhaus in London, sei Präsident www.reiner-bernstein.de 49 – Chronologie 2012

Machmud Abbas gebeten, von dem Antrag Abstand zu nehmen. Wie das Blatt weiter berichtet, würden europäische Diplomaten getrennte Gespräche mit der israelischen Regierung und der Autonomiebehörde mit dem Ziel führen, einen maßvollen Text vorzulegen. Noch sei nicht klar, wie einzelne europäische Regierungen in der UN-Vollversammlung abstimmen würden. So habe der französische Außenminister Laurent Fabius die Zustimmung zu dem Antrag angedeutet 101 .

Die „Haaretz“-Kolumnistin Amira Hass befürchtet, dass Präsident Machmud Abbas von „Hamas“ nicht in den Gazastreifen hereingelassen werde, sollte dieser den Küstenstreifen besuchen wollen.

Der ägyptische Präsident Mohamed Mursi verfügt in einer Verfassungserklärung durch sechs Dekrete, dass Gesetze und Verfügungen keiner juristischen Nachprüfung unterliegen dürfen, und hebt damit die Gewaltenteilung auf. Außerdem entlässt er Generalstaatsanwalt Abdel Meguid Machmud 102 und ersetzt ihn durch Talaat Ibrahim Mohamed Abdullah. Ein führendes Mitglied der Moslembruderschaft verteidigt die Entscheidungen des Präsidenten, weil er demokratische gewählt worden sei. Der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde Mohamed El-Baradei hingegen nennt Mursi Ägyptens „neuen Pharao“. Die Tageszeitung „Der Ägypter heute („Masri al-Youm)“ kommt mit der Schlagzeile „Diktator auf Zeit“ heraus. Zehntausend versammeln sich in Kairo und in anderen Städten des Landes an diesem „Tag des Zorns“ gegen die Dekrete des Präsidenten. Am 24. November protestieren die Standesorganisation der Richter und Staatsanwälte, zu der viele Sympathisanten des alten Mubarak-Regimes gehören, gegen die Eingriffe in die Judikative; mehrere Gerichte sagten Verhandlungstermine ab. Der „Hohe Justizrat“, eine Instanz zur Kontrolle der Richter und Anwälte, verwahrt sich gegen die www.reiner-bernstein.de 50 – Chronologie 2012

„beispiellosen Angriff auf die Unabhängigkeit der Justiz. Mehrere liberale und linke Gruppen schließen aus Protest zur „Nationalen Rettungsfront“ zusammen, der sich neben El- Baradei der frühere als politisch links eingestufte Präsidentschaftskandidat Hamdeen Sabachi und der unabhängige Moslembruder Abdemunim Abul Fatouch 103 anschließen. Justizminister Achmed Mekki [Makki] bemüht sich um eine Vermittlung. Am 24. und 25. November kommen bei den Protesten zwei Menschen ums Leben. Am 25. November kritisiert der Präsident des „Shura Council“ – des Oberhauses im parlamentarischen System – Achmed Fachmi die Verfügungen Mursis. Am selben Tag schränkt dieser in einer Erklärung die Reichweite seiner Dekrete mit dem Hinweis ein, dass sie nur bis zur Verabschiedung der Verfassung gelten sollten – die jedoch auf sich warten lassen wird 104 . Das Gespräch zwischen Mursi und dem „Hohen Justizrat“ am 26. November endet ergebnislos.

Die vor neun Tage in Jordanien begonnenen Proteste gegen Preiserhöungen für Benzin, Gas und Heizmittel dauern an 105 . Am 26. November teilt das „National Center for Human rights“ mit, dass 150 Personen, darunter 19 Minderjährige, festgenommen sein sollen. 66 seien während ihrer Haft geschlagen und schlecht behandelt worden.

Der saudische Großmufti Sheikh Abdulaziz bin Abdullah warnt in seiner Freitagspredigt in Riyadh vor Demonstrationen in den Golfstaaten, für die er Iran verantwortlich macht.

22.12.2012: Nach israelischen Presseberichten plant die frühere Vorsitzende von „Kadima“ Tsipi Livni die Bildung einer neuen Partei unter dem Namen „Nationale Verantwortungspartei“. Es werde erwartet, dass www.reiner-bernstein.de 51 – Chronologie 2012 der frühere Ministerpräsident Ehud Olmert am 25. November seinen Verzicht auf eine Spitzenkandidatur für die neue Partei zu den Wahlen am 22. Januar 2013 ankündige. Am 27. November stellt Livni ihre Partei als „Die Bewegung“ vor. Bei einer ersten Durchsicht der Namen, die Livni für ihre Partei gewinnen will, fällt die große Zahl orientlischer Juden auf.

In einem Gastbeitrag für den Londoner „Guardian“ verwahrt sich der israelische Autor Joshua Sobol gegen den Vorwurf, mit seiner Unterschrift unter die Petition, wonach der Krieg im Gazatreifen unvermeidlich sei, Hochverrat begangen zu haben 106 .

21.11.2012: Der ägyptische Außenminister Mohamed Kamal Amr und seine US-Kollegin Hillary Clinton verkünden in Kairo eine Waffenruhe zwischen Israel und der „Hamas“, die um 20 Uhr MEZ einsetzen soll 107 . Zuvor warnt Clinton bei der Begegnung in Jerusalem den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den am 29. November bevorstehenden palästinensischen Antrag auf Status-Aufwertung bei den Vereinten Nationen mit harten Strafen zu quittieren, weil sie zum Zusammbruch der Autonomiebehörde führen könnten. Es wird von palästinensischer Seite erwartet, dass 150 der 193 Staaten dem Antrag in der UN-Vollversammlung zustimmen werden. Nach dem Gespräch von UN-Seneralsekretär Ban Ki-moon mit Präsident Machmud Abbas am 22. November in Ramallah erklärt dieser, dass er im Falle der Bestrafung des palästinensischen Antrags Netanjahu am 30. November in sein Hauptquartier, die „Muqata“, einladen und ihm die Schlüssel übergeben werde. Bereits am 19. November hatte der Ägypten-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ Tomas Avenarius an die Adresse aller Parteien kommentiert: „Nach dem Aufstand muss die Palästina- Frage neu gestellt werden 108 .“ www.reiner-bernstein.de 52 – Chronologie 2012

Der Internationale Währungsfonds gibt einen Kredit in Höhe von 4,8 Milliarden US-Dollar für Ägypten bekannt.

Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridjani gibt erstmals die Unterstützung Teherans für „Hamas“ mit finanziellen Hilfen und militärischem Material bekannt. Die Palästinenser brauchten keine Konferenzen, begründet er die Unterstützung.

Peter Münch berichtet in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Aufruf israelischer Schriftsteller und Intellektueller „Wir müssen reden“, in dem es heißt: „Unsere Herzen sind mit euch, den Bürgern im Süden Israels, die seit vielen Jahren mit dem Terror und der Angst leben.“ Der Regierung in Jerusalem werden das Recht und die Pflicht zugesprochen, die Bevölkerung zu schützen, doch mit Waffengewalt sei das Ziel nicht zu erreichen. „Wir haben Terroristen getötet, Militäroperationen gestartet und sind im Gazastreifen einmarschiert, und das hat nichts gebracht außer noch mehr Toten und noch mehr Hass.“ Deshalb sei nun ein „langer und stabiler Waffenstillstand nötig mit unseren Feinden in Gaza“. Auf beiden Seiten der Front würden es die Menschen verdienen, „in den Himmel zu schauen mit Hoffnung statt mit Furcht“. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören Amos Oz, A.B.Yehoshua, Joshua Sobol und Nir Baram sowie der in London lebende Architekt Ron Arad 109 .

In der Nähe des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv verletzt ein Anschlag auf einen Verkehrsbus 30 Personen. Am 22. November kommt es zu Festnahmen.

Die Außenplitische Kommission des Schweizer Parlaments empfiehlt der Regierung („Bundesrat“), der Aufwertung des palästinensischen Status in den Vereinten Nationen zuzustimmen, berichtet die „Neue Zürcher Zeitung“. www.reiner-bernstein.de 53 – Chronologie 2012

Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ betont der französische Außenminister Laurent Fabius, das Frankreich den Konflikt in Syrien nicht weiter militarisieren wolle, dass es jedoch schwierig sei, „die befreiten Bevölkerungsteile wehrlos den Luftschlägen des Assad-Regimes auszuliefenr. Die Frage nach einer Bewaffnung kann nicht vermieden werden 110 .“

20.11.2012: In Gaza-Stadt werden sechs Palästinenser hingerichtet, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurden. Ein Leichnam wurde von einem Fahrzeug durch die Straßen geschleift.

19.11.2012: Aus der Verfassunggebenden Versammlung in Ägypten verlässt ein Drittel der Delegierten den Saal – unter ihnen die Kopten –, als die Mehrheit für die Verankerung der radikalen Form der „Sharia“ in Artikel 2 der neuen Verfassung plädiert 111 .

Der in Deutschland lebende Islamwissenschaftler Muhammad Sameer Murtaza unterstreicht das prinzipielle Gewicht des gewaltlosen Widerstandes gegen die israelische Besatzung und warnt davor, dass „ein hier [in Deutschland] lebender Muslim auf den bescheuerten Gedanken kommen könnte, er diene der Sache Palästinas, wenn er vielleicht hier gegen Juden, Synagogen oder sonstige jüdische Einrichtungen vorgeht. Nichts würde den Palästinensern, dem Islam und den hier lebenden Muslimen mehr schaden! Die deutschen Juden tragen keine Vrantwortung für das Handeln der israelischen Regierung 112 .“

18.11.2012: www.reiner-bernstein.de 54 – Chronologie 2012

Nach den Worten des israelischen Finanzministers Yuval Steinitz sind seit dem Ausbruch des Krieges aus dem Gazastreifen „Millionen Cyber-Angriffe“ auf israelische Einrichtungen gestartet worden.

17.11.2012: Medien berichten, dass unter Berufung auf die NATO- Beistandsverpflichtung von Seiten der Türkei der Wunsch nach Stationierung deutscher Soldaten mit Flugabwehrraketen des Typs „Patriot“ an der Grenze zu Syrien vorbereitet werde. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière betont am 19. November die „defensive Maßnahme“ einer Stationierung, die ausschließlich dem türkischen Territorium diene „und keinen Millimeter darüber hinaus“. Der verteidigungspolitische Sprecher von „Bündnis 90/Die Grünen“ im Bundestag Omid Nouripour warnt für diesen Fall vor einer „Rutschpartie“ und ergänzt am 26. November, dass NATO-Soldaten "ein willkommenes Ziel für all diejenigen Kräfte im syrischen Bürgerkrieg“ seien, „die ein großes Interesse daran haben, die internationale Gemeinschaft in den Konflikt hineinzuziehen. Sie wären vergleichsweise einfach anzugreifen, und auf einen solchen Angriff müsste die internationale Gemeinschaft antworten“. Die letzte Chance für eine politische Lösung sei nur durch Einbeziehung Russlands möglich, ansonsten wäre sie „endgültig und unwiederbringlich verloren“ 113 . Am 21. November stellt die Türkei den erwarteten Antrag beim NATO- Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel. Dabei betont sie den defensiven Charakter der erbeteten Flugabwehrraketen. Im Bundestag erklärt Rainer Stinner (FDP) an die Adresse von Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE), dass es ausschließlich darum gehe, „das Territorium der Türkei zu schützen. Es ist in keinster Weise das beabsichtigt oder intendiert und auch nicht die Gefahr gegeben, nämlich dass damit die Einbeziehung in den syrischen Bürgerkrieg www.reiner-bernstein.de 55 – Chronologie 2012 vorbereitet, geplant oder vorgenommen wird. Das ist nicht der Fall. Es geht darum, das Territorium eines verlässlichen Partners zu schützen.“ Russland lehnt die Einrichtung einer Flugverbotszone im Norden Syriens ab.

Das jordanische Kabinett in Amman verabschiedet den 17-teiligen Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung von Regierungsämtern und staatlichen Einrichtungen.

14.11.2012: In verschiedenen Städten Jordaniens brechen nach der Streichung von Subventionen am 12. November Unruhen aus. Rufe wie „Das Volk will den Sturz des Regimes“ werden laut. Auch beduinische Stammesführer äußern sich enttäuscht über König Abdullah II. sowie über Königin Rania über deren aufwendigen Lebensstil. Jordanische Medien berichten, dass das jährliche Pro-Kopf-Einkommen bei 6.500 US-Dollar liegt.

13.11.2012: Nach massivem Raketenbeschuss auf den Süden des Landes startet das israelische Militär die Operation „Säule der Verteidigung“ gegen den Gazastreifen. Dabei wird am 14. November der Chef des militärischen Arms der „Hamas“ Achmed Al-Jabari in seinem Auto in Gaza-Stadt getötet. Al- Jabari hatte im Oktober 2011 maßgeblich an der Freilassung des israelischen Gefreiten Gilad Shalit mitgewirkt und gehörte zu denjenigen, die sich um eine langfristige Waffenruhe mit Israel bemühen wollten. Außerdem greifen israelische Kampfflugzeuge als Ausbildungslager und militärische Magazine identifizierte Ziele im Gazastreifen an. „Hamas“ kündigt gegenüber Israel an, die „Tore der Hölle“ zu öffnen. In Tel Aviv versammeln sich am Abend 200 Menschen, um gegen www.reiner-bernstein.de 56 – Chronologie 2012 den Krieg gegen den Gazastreifen zu protestieren. Am 15. November telefoniert US-Präsident Barack Obama mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi. Mursi ruft seinen Botschafter in Tel Aviv Atif Mohamed Salem, der im Oktober sein Amt antrat, zu Konsultationen nach Kairo zurück. Am 16. November bricht der ägyptische Ministerpräsident Hisham Kandil aus Sicherheitsgründen seinen Solidaritätsbesuch in Gaza-Stadt vorzeitig ab. Obama telefoniert mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der britische Außenminister William Hague macht „Hamas“ für die Gewaltexplosion verantwortlich. Erstmals landet eine Rakete aus dem Gazastreifen in der Gegend um Jerusalem, ohne Schaden anzurichten. Mursi bezeichnet die israelischen Attacken als „Angriff auf die Menschlichkeit“, der Vorsitzende der Moslembruderschaft Mohamed Badie spricht von einem „Werk des Teufels“. Die Zahl der palästinensischen Toten steigt auf 30, die der Israelis auf 13 Personen. Die israelische Regierung beschließt die Einberufung von bis zu 75.000 Reservisten. An der Grenze zum Gazastreifen findet ein massiver Truppenaufmarsch statt. Am 17. November beschädigt die israelische Luftwaffe mehrere Ministerien in Gaza-Stadt schwer, so auch das Amtsgebäude von Ministerpräsident Ismail Haniyeh und das zentrale Polizeigelände. Obama telefoniert erneut mit Netanjahu und Mursi. Der tunesische Außenminister Rafik Abdelsalem stattet Gaza-Stadt einen Solidaritätsbesuch ab, bevor er zum Sondergipfel der Arabischen Liga nach Kairo weiterreist. Erdogan und der ehemalige Chef des Politbüros von „Hamas“ Khaled Meshal, der heute in Qatar lebt, treffen in Kairo ein. Am Nachmittag trifft ein hoher Beamter Israels in Kairo mit dem Ziel ein, eine vorläufige Waffenruhe auszuhandeln. Am Abend erklärt sich Netanjahu nach Telefonaten mit Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti zu einer Waffenruhe bereit, www.reiner-bernstein.de 57 – Chronologie 2012 wenn der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen aufhört. Der französische Außenminister Laurent Fabius trifft in Jerusalem ein. Im ZDF-Interview macht sein deutscher Amtskollege Guido Westerwelle allein „Hamas“ für die Eskalation verantwortlich und spricht der israelischen Regierung das Recht zu, ihre Bevölkerung zu schützen. Mit keinem Wort geht er auf die Bombardierung im Gazastreifen ein, kündigt aber beim morgigen EU-Außenministertreffen in Brüssel einen gemeinsamen Vorstoß an. Haniyeh würdigt die ägyptischen Vermittlungsbemühungen um eine Waffenruhe. Bis zum Abend des 18. November steigt die Zahl der palästinensischen Toten auf 90. Am 19. November werden UN-Generalsekretär Ban Ki- moon in Kairo und Westerwelle in Jerusalem erwartet.

Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ fordert Daniel Barenboim von den Deutschen, nicht länger „aus einem historischen Schuldgefühl heraus“ … „die dumme Politik von Herrn Netanjahu zu unterstützen. Besser wäre es, den Juden zu helfen bei den Problemen, die sie heute mit den Arabern haben“ 114 .

Der französische Außenminister Laurent Fabius verlangt am 15. November eine Lockerung des EU-Waffenembargos gegenüber Syrien, weil es nicht hinnehmbar sei, dass das Asssad-Regime Kampfflugzeuge in den „befreiten Gebieten“ einsetze. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière äußert sich skeptisch.

Bei den parteiinternen Wahlen zur Aufstellung der Kandidaten für die israelischen Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 setzt sich in der linksbürgerlichen Partei „Meretz (Stärke)“ Zavaha Galon unbedrängt als Spitzenkandidatin durch, gefolgt von Ilan Gilon, Nitzan Horowitz und – der Direktorin der „Association of Rape Crisis Centers“ – und dem Rechtsanwalt Issawi Freij aus Kafr Qassem. Die großen Verlierer sind www.reiner-bernstein.de 58 – Chronologie 2012

Avshalom Vilan und Mossi Raz, die auf Platz 7 und 8 landen. Nach den Prognosen gewinnt die Partei 5 der 120 Parlamentssitze.

12.11.2012: Die Europäische Union, die Niederlande und Schweden stellen der Palästinensischen Autonomiebehörde 19 Millionen EU zur Verfügung, damit diese die Gehälter von 84.200 Angestelten im Oktober auszahlen kann.

Der Vorsitzende des „Zentralrates der Juden in Deutschland“ Dieter Graumann verurteilt in einer Erklärung, welche die BILD-Zeitung veröffentlicht, die Begegnung der SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles mit Repräsentanten von „Fatah“ als ein Treffen „mit einer „Terror-Organisation, die zu Hass und Hetze gegen Juden aufruft“. Die SPD „sollte sich schämen“. Graumann übersieht, dass Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere führende Repräsentanten in der Bundesrepublik mehrfach mit dem Vorsitzenden von „Fatah“ Machmud Abbas zusammengetroffen sind und dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht müde werden will, zu Gesprächen mit Abbas aufzurufen. Zwei Tage später, am 14. November, ruft Israels Außenminister Avigdor Lieberman die Palästinensische Autonomiebehörde, die mehrheitlich von „Fatah“ als größter Organisation in der PLO getragen wird, zur Schaffung eines Staates Palästina in vorläufigen Grenzen in den Zonen A und B der Westbank auf – sie machen bis zu 50 Prozent des Gebiets aus –, wenn der palästinensische Antrag auf Aufwertung bei den Vereinten Nationen am 29. November zurückgezogen werde.

11.11.2012: www.reiner-bernstein.de 59 – Chronologie 2012

US-Präsident Barack Obama versucht den palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas in einem Telefonat davon abzubringen, keinen Antrag auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen zu stellen. Abbas weist diese Bitte mit der Begründung zurück, dass die israelische Politik den Siedlungsbau unbeirrt weiterbetreibe, dass die Verhandlungen stocken und dass die Gewalt von Siedlern gegen Palästinenser andauere. Bei einer Veranstaltung in Ramallah zum Gedenken an den achten Todestag Yasser Arafats weist Abbas darauf hin, dass er unter massivem internationalem Druck stehe, auf den Antrag zu verzichten.

10.11.2011: Israels Finanzminister Yuval Steinitz droht in Beersheva, dass seine Regierung die Steuer- und Abgabeneinnahmen gemäß dem Pariser Protokoll vom April 1994 für die Palästinsische Autonomiebehörde in Ramallah nicht weiterleiten werde, sollte die PLO ihre Bemühungen um die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen fortsetzen 115 . Gemäß einem Bericht der „Jerusalem Post“ glaubt die Autonomiebehörde, dass zwölf der 27 EU-Staaten die Anhebung des palästinensischen Status in New York unterstützen werden. Um welche Staaten es sich dabei handelt, wird nicht berichtet.

Nachdem vier israelische Soldaten, einer davon schwer, am Grenzübergang Karni zum Gazastreifen durch ein panzerbrechendes Geschoss verletzt worden sind, antwortet das israelische Militär mit Artilleriefeuer, bei dem zumindest sechs Palästinenser getötet werden. Der militärische Flügel von „Hamas“ und die „Abu Ali Mustafa-Brigade“ der „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ übernehmen getrennt die Verantwortung für den Anschlag. Am 11. November finden die gegenseitigen Angriffe eine Fortsetzung. Manche Schulen diesseits und jenseits der Grenze bleiben geschlossen. Auf dem von Israel 1981 annektierten Teil der www.reiner-bernstein.de 60 – Chronologie 2012

Golanhöhen kommt es zu einem militärischen Zwischenfall, nachdem vermutlich irrtümlich eine syrische Granate auf diesem Territorium eingeschlagen ist.

In Doha verständigen sich die dort versammelten Kräfte der syrischen Opposition prinzipiell auf die „Vereinigte Nationale Koaliton“. Einzelheiten sollen am 11. November geklärt werden116 .

Nach der durch technische Probleme verursachten späten Auszählung der Stimmen im Bundestaat Florida erhöht sich die Zahl der Wahlmänner und -frauen für US-Präsident Barack Obama von 303 auf 332.

09.11.2012: In den vergangenen 24 Stunden sind mindestens 8.000 Syrer über die Grenze in die Türkei geflüchtet. Die dortigen Behörden müssen einen Grenzübergang schließen, weil sie der damit verbundenen Probleme nicht Herr werden können. Weitere 3.000 Syrer flüchten nach Jordanien und in den Libanon. Syriens Präsident Bashar Assad wiederholt seine Warnung vom 07. November vor einer internationalen Intervention.

Die palästinensische Führung lässt unter den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen den Entwurf für den Antrag der PLO auf den „non-member observer state“-Status kursieren.

Der Sonderbeauftragte der Europäischen Union für den Nahost.- Friedensprozess Andreas Reinicke – zuvor deutscher Botschafter in Syrien 117 – äußert im Interview mit dem Deutschlandfunk die Hoffnung, dass es im Jahr 2013 zu einem „neuen gemeinsamen, internationalen Anlauf für eine Nahost- Initiative“ geben werde, weil die US-Administration dann „wieder voll funktionstüchtig sein“ und in Israel nach dem Ende des dortigen Wahlkampfe eine „neu mandatierte Regierung“ www.reiner-bernstein.de 61 – Chronologie 2012

[nach dem 22. Januar 2012] geben werde. Bis dahin sei abzuwarten. Aufgrund der „zunehmenden Siedlungstätigkeit“ würden „die Möglichkeiten für eine Zwei-Staaten-Lösung langsam zu Ende gehen“. Die Rolle der Europäischen Union beschränkt Reinicke auf die eines „Ideengebers“. Außerdem habe sie „auch immer den politischen Rahmen der Verhandlungen im [Nahost-]Quartett begleitet“. Reinicke nimmt an, dass die Palästinenser mit ihrem geplanten Antrag auf die UN-Mitgliedschaft „sicherlich in Konfrontation mit den Israelis und auch mit der neuen US-Administration geraten“.

Auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammeln sich nach den Freitagsgebeten Zehntausende Islamisten, um für die volle Aufnahme der „Sharia“ in die entstehende Verfassung zu demonstrieren. Die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ der Moslembrüder und die Partei „Al-Nour (Das Licht)“ der Salafisten nehmen an den Demonstrationen nicht teil. Am 10. November drückt der künftige koptische Papst Tawadros 118 , der am 18. November in sein Amt als Tawadros II. eingeführt wird, seine Sorgen über die Geltung der „Sharia“ in der neuen Vefassung aus.

08.12.2012: „Haaretz“ berichtet von einem Telefonat zwischen der früheren Vorsitzenden von „Kadima“ Tsipi Livni und dem 89-jährigen Staatspräsidenten Shimon Peres, in dem sie Peres gebeten habe, sofort sein Amt niederzulegen und für „Kadima“ sich um das Amt des Ministerpräsidenten zu bewerben. Dabei werde sie von dem Abgeordneten Haim Ramon unterstützt, heißt es weiter.

Vor seiner Abreise nach Wien zur Konferenz der in Europa stationierten israelischen Botschafter warnt Israels Außenminister Avigdor Lieberman die Palästinenser erneut vor einem Antrag auf www.reiner-bernstein.de 62 – Chronologie 2012

Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen. Dieser einsritige Schritt würde weitreichende Auswirkungen haben. Die „Jerusalem Post“ zitiert am 09. November Abbas Zaki vom Zentralkomitee von „Fatah“, dass mehrere europäische Regierungen darum gebeten hätten, die Einbringung des Antrags um drei Monate zu verschieben 119 .

07.11.2012: In einem TV-Interview warnt der syrische Präsident Bashar Assad vor einer militärischen Intervention. Sie würde regional und international unvorhersehbare Auswirkungen haben. Sein Land sei die letzte Festung des Säkularismus und der Stabilität in der Region. Er werde nicht ins Exil gehen, sondern in Syrien bleiben und hier sterben, fügt er hinzu. Während des Gesprächs mit dem britischen Premierminister David Cameron in Amman wiederholt der jordanische König Abdullah II. seine Auffassung, dass die territoriale Integrität Syriens und die Einheit seines Volkes gewährt werden müssten 120 . Während seines Besuchs im syrischen Flüchtlingslager Zaatari erhöht Cameron die humanitäre Hilfe auf nunmehr 53,5 Millionen Pfund. In Jordanien wohnen mittlerweile 236.000 Flüchtlinge aus Syrien. Nachdem am Vortag Meldungen kursierten, dass das Regime medizinische Ausrüstungsgüter und Medikamente zur Versorgung der Zivilbevölkerung requiriert habe, räumt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz nunmehr ein, dass es seinem Auftrag nicht mehr gewachsen sei. Menschenrechtsgruppen beziffern die Zahl der Toten auf mittlerweile über 37.000. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu gibt die Stationierung von Flugabwehrraketen des Typs „Patriot“ zur Stabilisierung der Grenze zu Syrien bekannt. Sie sollen von der NATO geliefert werden.

In einer Vorlage des an der Ben-Gurion-Universität in Beersheva lehrenden Politologen Zaki Shalom wird die Hoffnung äußert, dass die neue Obama-Administration den seit Jahrzehnten anhaltenden Widerstand gegen die israelische Siedlungspolitik aufgeben werde, weil ihre Ergebnisse eine irreversible www.reiner-bernstein.de 63 – Chronologie 2012 territoriale und demographische Realität im Nahen Osten seien. Deshalb müsse sich Washington die Frage stellen, wie sinnvoll weiterer Widerstand sei. Bisher hätten alle Administrationen, die aus politischen, rechtlichen und moralischen Gründen die Siedlungspolitik abgelehnt hätten, ihre Opposition vorwiegend verbal geäußert und nicht echte Drohungen gegen die israelische Regierung zur verwendet, wenn diese Forderungen nicht erfüllt worden seien 121 .

Im Gespräch mit „Haaretz“ betont der israelische Botschafter in den USA Michael Oren – er ist in new York geboren und in New Jersey aufgewachsen, wo noch seine Eltern Marilyn und Lester Bornstein leben –, dass er bemüht sei, seine Regierung so nah und verantwortlich wie möglich zu repräsentieren. Er habe eigene Ideen und Meinungen, doch sein Job sei die Vertretung der demokratisch gewählten Regierung Israels. Hier hätten seine Meinungen so lange kein Gewicht, bis er die Uniform des Diplomaten abgegeben habe. Die Regierung Benjamin Netanjahus stehe weiter links als die von in den 1990er Jahren, weil dieser nie öffentlich für die Schaffung eines demokratischen Staates eingetreten sei. Netanjahu trete ohne Vorbedingungen in den zentralen Streitfragen Grenzen, Flüchtlinge, Jerusalem und gegenseitige Anerkennung für sofortige direkte Gespräche mit den Palästinensern ein. Der bevorstehende Antrag auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen sei eine Verletzung der Osloer Vereinbarungen 122 – die bei den Abstimmungen in der Knesset von Netanjahu abgelehnt wurden.

06.11.2012: US-Präsident Barack Obama gewinnt die Wahl gegen seinen Herausforderer Mitt Romney. Knapp 70 Prozent der jüdischen Wähler stimmen für den Präsidenten, bei den Protestanten sind es 42 Prozent und bei den Katholiken 50 Prozent. Am selben Tag veröffentlicht das israelische Wohnungsbauministerium www.reiner-bernstein.de 64 – Chronologie 2012 eine Ausschreibung für den Bau von weiteren 1.285 Wohneinheiten in Ost-Jerusalem – darunter in Pisgat Zeev und Ramot – sowie in der Westbank. Die Planungen werden auch als eine Warnung an die palästinensische Adresse verstanden, sich Ende November noch einmal um die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen zu bewerben 123 . Der für den Nahen Osten zuständige Minister im britischen Foreign Office Alistair Burt bezeichnet die Ausschreibung routiniert als eine Provokation. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich „sehr besorgt angesichts der Ausschreibungen zum Bau von über tausend neuen Wohneinheiten in israelischen Siedlungen in Ost-Jerusalem“. In einer geschlossenen Sitzung des israelischen „Rates für Frieden und Sicherheit“ in der Großsiedlung Ariel mit 20.000 Einwohnern drückt der Vorsitzende der neuen Partei „Es gibt eine Zukunft (Yesh Atid)“ Yair Lapid seine Hoffnung aus, dass die Palästinenser auf ihre Forderung verzichten würden, dass der Ostteil Jerusalems zur Hauptstadt Palästinas werde. Dagegen äußert der palästinensische Chefdiplomat Saeb Erakat die Hoffnung, dass bis zum Ende der Amtszeit Obamas 2016 „ein Staat Palästina“ entstanden sei. Am 08. November bezeichnet der ehemalige Präsident des Jüdischen Weltkongresses Roman Bronfman die Wiederwahl Obamas als „einen hellen Lichtstrahl im dunklen Tunnel der internationalen Beziehungen und besonders der israelischen Politik in den letzten Jahren“. Nun sei es an Israel, die Kräfte der Demokratie im Kampf gegen den inneren Feind zu vereinen. Eine antidemokratische Gesetzgebung, eine aufrührerische Rhetorik, eine antisoziale Wirtschaft und die rassistische Fremdenfeindlichkeit seien die Gefahren für den Frieden in Israel 124 .

In einem Gastbeitrag für die englischsprachige Wochenausgabe der ägyptischen Zeitung „Al-Ahram“ erhebt der Generalsekretär der „Palästinensischen Nationalen Initiative“ Mustafa Barghouti schwere www.reiner-bernstein.de 65 – Chronologie 2012

Vorwürfe an die Adresse der Autonomiebehörde. Sie habe es versäumt, die Wirtschaft in der Westbank auf den Widerstand gegen die israelische Besatzung vorzubereiten. Stattdessen habe sie die Wirtschaft auf Verbraucherinteressen mit dem Ergebnis entwickelt, dass die Arbeitslosigkeit zwischen 60 und 80 Prozent unter der ausgebildeten Jugend die fünfthöchste in der Welt sei 125 .

Der russische Außenminister Sergej Lawrow trifft in Amman mit dem ehemaligen syrischen Ministerpräsidenten Riyad Farid Hidjab zu einem Gespräch zusammen: Hidjab war im August mit seiner Familie nach Jordanien geflüchtet 126 . Ohne sich vom Assad-Regime zu distanzieren, soll es nach Auskunft Lawrow darum gehen, eine Verständigung mit der Opposition zu erreichen. Am selbenTag warnt der Sonderbotschafter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga Lakhdar Brahimi vor dem Zusammenbruch Syriens, sollten die Auseinandersetzungen anhalten. In Damaskus wird der Bruder des Parlamentspräsidenten getötet.

In Istanbul beginnt ein auf drei Verhandlungstage angesetzter Prozess gegen vier israelische Offiziere in deren Abwesenheit, darunter gegen den damaligen Generalstabschef Gabi Ashkenasi, wegen der neun Toten auf dem Aktivistenschiff „Mavi Marmara“ am 31. Mai 2010 127 .

05.11.2012: In Kairo spricht sich der Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga Lakhdar Brahimi für einen neuen Anlauf im UN- Sicherheitsrat mit dem Ziel einer Übergangsregierung aus. Am 06. November kommen in Syrien insgesamt mehr als 250 Menschen ums Leben.

04.11.2012: www.reiner-bernstein.de 66 – Chronologie 2012

Im Interview mit „Haaretz“ bedauert Israels Verteidigungsminister Ehud Barak, dass die Regierung in den vergangenen vier Jahren nicht genug gemacht habe, den Friedensprozess mit den Palästinensern zu fördern 128 .

In Doha, der Hauptstadt Qatars, beginnt unter der Ägide der Arabischen Liga eine viertägige Konferenz der zersplitterten syrischen Oppositionskräfte, an der über 420 Vertreter teilnehmen. Zuvor hatte UN-Außenministerin Hillary Clinton die Zusammenarbeit mit dem „Syrischen Nationalrat“ aufgekündigt, weil er nicht länger die sichtbare Führung verkörpere. In Syrien selbst sollen allein an diesem Tag 200 Menschen getötet worden sein. Nach einem Zwischenbericht vom 08. November sollten im 41-köpfigen Sekretariat des „Syrian National Council“, in das zwei Frauen gewählt wurden, die Islamisten ein Drittel der Sitze erhalten. Da sich das elf Personen umfassende Exekutivkomitee am 09. November nicht auf einen Vorsitzenden einigen kann, wird die Konferenz verlängert, bis der 67-jährige George Sabra, ein Christ, zum neuen Vorsitzenden des „Syrischen Nationalrates“ gewählt wird. Führer der „Nationalen Koalition der syrischen Revolution und der Opposition“ wird der 52-jährigeSunnit Achmed Moaz Al-Khatib. Der französische Präsident François Hollande erkennt die Koalition als „einzige legitime Vertretung des syrischen Volkes“ an.

In Kairo wird der bisherige Weihbischof von Beheira Tawadros (mit bürgerlichem Namen Wagih Sobhi Baki Soliman) zum neuen Papst der Kopten bestimmt 129 .

01.11.2012: Nach der Stimmenauszählung von 80.000 der 160.000 Stimmen jüdischer US-Amerikaner, die in Israel leben, haben 85 Prozent den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney gewählt, 14 Prozent stimmten für Präsident Barack Obama. 7.500 von ihnen habe ihren Ursprungswohnsitz in Florida sowie www.reiner-bernstein.de 67 – Chronologie 2012 je 3.500 in Ohio und Pennsylvania. Mehreren Umfragen zufolge stehe Israel für nur 6 oder 7 Prozent der jüdischen Wähler, die in den USA leben, an der Spitze ihrer Entscheidung.

Der Knesset-Abgeordnete des „Likud“ Danny Danon, der als heftiger Kritiker des Generalsekretärs von „Peace Now“ Yariv Oppenheimer und als ein Befürworter der Annexion der Westbank aufgefallen ist 130 , verlangt von der Zentralen Wahlkommission den Ausschluss der arabischen Abgeordneten Hanin Zuabi (Nationaldemokratische Versammlung [„Balad“]) von der Kandidatenliste, weil diese an der „Mavi Marmara“-Flotte am 31. Mai 2010 beteiligt war, einen „Intifada“-gleichen Kampf gegen Israel führe und zum Terror gegen Israel aufrufe.

In Interview mit dem israelischen TV-Sender „Channel-2“ nennt der palästinensische Präsident Machmud Abbas vier Punkte als Grundlage eines Vertrages mit israel: 1. Solange er Präsident sei, werde es keine neue „Intifada“ geben. 2. Anerkennung Israels in den Grenzen vor 1967 mit dem Angebot des Austauschs von Landstrichen. 3. Der Staat Palästina wird errichtet in der Westbank, im Gazastreifen und in Ost-Jerusalem. 4. Er, Abbas, wolle als Tourist seine Geburtsstadt Safed besuchen, ohne dort seinen Wohnsitz nehmen zu wollen. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak und Staatspräsident Shimon Peres begrüßen Abbas‘ Ausführungen, während Regierungschef Benjamin Netanjahu den Präsident beschuldigt, mit seinen Äußerungen die israelische Bevölkerung täuschen zu wollen.

Im „Forum Deutschland–Israel–Palästina“ des von der Rosa- Lusemburg-Stiftung herausgegebenen „Newsletter“ wird die Frage aufgeworfen, wie lange noch die internationale Staatengemeinschaft die „Clinton-Parameter“ von 2000, die „Arabische Friedensinitiative“ von 2002 und die „Genfer Initiative“ von 2003 als Blaupausen zur Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts übersehen will 131 . www.reiner-bernstein.de 68 – Chronologie 2012

Oktober 2012

31.10.2012: Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“ hat Faruk Kaddumi, einstiges Gründungsmitglied der PLO, gegenüber der in London erscheinenden arabischen Zeitung „Al-Quds Al-Arabi (Das heilige Jerusalem)“ für eine palästinensisch-jordanische Konföderation plädiert 132 .

In einer Erwiderung wirft Israels Außenminister Avigdor Lieberman dem leitenden Kolumnisten von „Haaretz“ Amir Oren Fremdenfeindlichkeit vor. Oren hatte in einem Kommentar die Befürchtung geäußert, das Lieberman nach den Wahlen am 22. Januar 2013 als Verteidigungsminister Zugang zu allen geheimdienstlichen Informationen habe sowie über den Generalstabschef und den Chef des militärischen Abschirmdienstes entscheiden könnte. Die Filmszene sei klar, schrieb Oren: „Ein junger Einwanderer aus der Sowjetunion – [Lieberman wanderte 1978 aus Kischinjow (Moldawien) ein] dem Königreich der Kommunistischen Partei und des KGB, steigt eifrig die politische Leiter bis zum Ministerpräsidenten empor mit einem Zwischenstopp im Verteidigungsministerium. Lasst eure Vorstellungskraft die Lücken ausfüllen.“ In seiner Erwiderung ironisiert Lieberman den Autor in drei Punkten: 1. Der Kandidat für ein „sensibles“ Ministerium müsse ein „echter“ Israeli sein, vorzugsweise zumindest zwei Generationen zurück, von Mutters und von Vaters Seite her. 2. Einem israelischen Bürger, der nach Israel aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, der früheren Sowjetunion, eingewandert ist, könne es nicht erlaubt sein, sich im Radius von einem Kilometer ohne eine gründliche Sicherheitsuntersuchung Regierungseinrichtungen zu nähern. 3. Eine Person, die nicht in einer Eliteeinheit des Militärs gedient habe, sondern eher als www.reiner-bernstein.de 69 – Chronologie 2012

Journalist für die Militärzeitschrift „Bamachaneh (Im Feldlager)“ gearbeitet und für ein paar Jahre im Ausland gelebt habe, aber eine Kolumne in „Haaretz“ schreibe, dürfe Menschen und Gruppen als ungeeignet für die Regierung und die Knesset bezeichnen 133 .

Nach einer Mitteilung von „Peace Now“ haben Siedler zwei neue „Outpost“ nahe den SiedlungenTsofim und Talmon in der Westbank gegründet. Sie seien an deren Wasser- und Elektrizitätsleitungen angeschlossen worden.

Auf eine Anfrage von „Haaretz“ bestätigt das israelische Militär, dass mit 13,8 Prozent aller männlichen Israelis die Zahl der Ultraorthodoxen, die sich vom Wehrdienst haben befreien lassen, noch nie so hoch lag. Der Anstieg sei auf die hohen Geburtenüberschüsse in den ultraorthodoxen Familien zurückzuführen 134 . Am 31. Oktober erklärt der stellvertretende Gesundheitsminister R‘ Yaacov Litzman von der ultraorthodoxen Partei „United Judaism“ –, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist amtierender Chef des Ministeriums –, nirgends stehe geschrieben, dass Männer arbeiten müssten. Es reiche aus, dass ihre Frauen dies tun. Wer solle außerdem die Kinder erziehen, wenn nicht die Frauen?

Beim Besuch von Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Berlin wird bekannt, dass die Türkei 102.000 Flüchtlinge bislang aus Syrien aufgenommen hat, die in 14 Lagern leben. Weitere 70.000 Syrer würden außerhalb der Lager wohnen.

30.10.2012: Auf der in Jerusalem stattfindenden Konferenz des „Jewish People Policy Institute“ verwahrt sich Dennis Ross, früherer Nahost-Berater der US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama, gegen die Einstaatlösung. Sie habe mit dem Frieden nichts zu tun. Die www.reiner-bernstein.de 70 – Chronologie 2012

Vorstellung, dass jemand die Palästinenser „wegwischen“ könne, sei eine Illusion. Gleichzeitig spricht sich Ross gegen einseitige Schritte aus – gemeint sein dürfte der angekündigte palästinensische Antrag bei den Vereinten Nationen 135 –, weil er bedeute, dass nur bei den Israelis die Verantwortung für das Scheitern der Verhandlungen liege. Die USA könnten den Frieden nicht „liefern“. Vor 20 Jahren bei den Osloer Vereinbarungen habe er sich deren Scheitern nicht vorstellen können. Zu der Vereinigung von „Likud“ und „Israeli Beiteinu“ 136 äußert sich Ross nicht 137 . Nach dem Auftritt der Vorsitzenden der Arbeitspartei Shelly Yachimovich raten ihr Kommentatoren, englische Sprachkurse zu nehmen, wenn sie als Politikerin im Ausland ernst genommen werden wolle.

Nach zweijähriger Debatte stimmt das Europäische Parlament mit 379 gegen 230 Stimmen bei 41 Enthaltungen einem Abkommen zu, wonach in der EU zugelassene Arzneimittel ohne zusätzliche Zertifizierung nach Israel und in ungekehrter Richtung exportiert werden können. Während der Verhandlungen wurden von Abgeordneten Bedenken laut, ob dieVerstärkung der Handelsbeziehungen die klare Verurteilung der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern unterlaufe-

Im Vorfeld seines Besuchs in Frankreich erklärt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Interview mit der Zeitschrift „Paris Match“, dass ein Angriff auf das iranische Nuklearprogramm keineswegs den Nahen Osten destabilisieren werde. Vielmehr sei er sicher, dass er von von den arabischen Nachbarn dankbar begrüßt würde, weil er zur Sicherheit in der Region beitrage. Hingegen spielt Verteidigungsminister Ehud Barak in einem Interview mit dem Londoner „Daily Telegraph“ die aktuelle Gefahr des iranischen Nuklearprogramms für Israel herunter, weil es vom Regime in Teheran vorerst auf Eis gelegt worden sei. www.reiner-bernstein.de 71 – Chronologie 2012

In einer Umfrage halten 15 Prozent der Israelis die Spannungen zwischen Arm und Reich, 19 Prozent die Spannungen zwischen Rechts und Links sowie 47 Prozent die Spannungen zwischen ultraorthodoxen und säkularen Juden für höchst akut. Der Frage, ob der Staat die Freiheit der Religion und des Gewissens schützen solle, stimmen 62 Prozent sehr zu und weitere 23 Prozent insgesamt zu 138 .

Im libyschen Tripolis scheitert die Wahl des neuen aus 32 Ministern bestehenden Regierungskollegiums unter Führung von Ministerpräsident Ali Zaidan, als die Parlamentier ihm die Zustimmung zu vier Ministern verweigern 139 . Am 31. Oktober stimmt das Parlament der 29 Mitglieder umfassenden Regierung zu.

Die Regierung Bahrains erlässt ein Kundgebungsverbot, weil es zu verhohltem Missbrauch gekommen sein soll. Seit Beginn der Proteste am 14. Februar 2011 soll es mehr als hundert Tote gegeben haben. Die Demonstranten waren mit der Forderung nach demokratischen Reformen angetreten und verlangen inzwischen die Abschaffung der Demokratie 140 .

29.10.2012: Am Abend tritt in Tel Aviv das Zentralkomitee des „Likud“ zusammen, um die Vereinigung mit Avigdor Liebermans „Unser Haus Israel“ zu beschließen 141 . Benjamin Netanjahu bringt den Antrag nicht selbst ein, droht aber im Falle seiner Ablehnung, dass ihm damit das Misstrauen der Delegierten ausgesprochen würde. Bildungsminister Gideon Sa’ar und und der Abgeordnete Michael Eitan beklagen, dass der Vereinigungsprozess keinen demokratischen Maßstäben entspreche. Der für die Geheimdienste zuständige Minister Dan Meridor weist Spekulationen zurück, dass er die Partei verlassen wolle. Die Abgeordnete von „Kadima“ Yulia Shamolov Berkovich gibt www.reiner-bernstein.de 72 – Chronologie 2012 bekannt, dass sie sich bei den parteiinternen Vorwahlen des „Likud“ am 25. November dort um eine Platzierung bewerben wolle. Die Kandidatenliste von „Likud Beiteinu“ soll proportional der bisherigen Sitzverteilung 27 zu 15 in der Knesset aufgestellt werden. Für Verwirrung sorgt, dass Netanjahu in einer Botschaft an die Delegierten behauptet, dass die gemeinsame Liste seiner Partei die Führungsrolle in Israel sichern werde.

Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, formiert sich in der Arbeitspartei Widerstand gegen ein neues, von der Vorsitzenden Shelly Yachimovich vorgetragenes Reglement, die Kandidatenliste anders zu gewichten. Danach würde der erste arabische und der erste drusische Kandidat die Plätze 18 und 26 erhalten, während für die Kandidaten der Kibbutzim und Moshawim die Plätze 17 und 25 reserviert würden.

22 europäische NGO’s, darunter „medico international Deutschland“, legen unter Leitung des früheren niederländischen Außenministers Hans van der Broek einen Bericht vor, in dem sie die Spitzen der EU-Regierungen auffordern, in zwölf Schritten die Kontakte von und zu Produzenten zu unterbinden, die in den Siedlungen der palästinensischen Gebiete tätig sind, weil sie mit dem internationalen Recht nicht im Einklang stünden. Der Bericht stellt fest, dass die in Europa ankommenden Importe aus den Siedlungen 15 Mal größer seien als die Einfuhr palästinensischer Produkte und damit auch die riesigen Finanzhilfen Europas für die Palästinenser unterminieren. Durch die israelische Kontrolle der Westbank würde die palästinensische Wirtschaft jährliche Verluste im Wert von sieben Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen. Allein wenn Israel die Restriktionen für palästinensische Produkte im Jordantal aufheben würde, damit das kultivierte Land um 3,5 www.reiner-bernstein.de 73 – Chronologie 2012

Prozent wachsen könne, würde die palästinensische Wirtschaft einen Gewinn von jährlich einer Milliarde US-Dollar haben. Bislang jedoch seien 70 Prozent der Weintrauben in den Siedlungen des Jordantals für die Ausfuhr bestimmt – die Hälfte des gesamten israelischen Weintraubenexports. Im Jahr 2011 seien insgesamt 25.000 Tonnen Datteln exportiert worden, davon 12.000 Tonnen aus dem Jordantal. Zu den Empfehlungen der NGO’s gehören die Achtung von Regelungen in bilateralen Verträgen und Vereinbarungen, die Ablehnung von Angeboten, bevor sie vermarktet den europäischen Markt erreichen, sowie die Aufhebung von Steuerbefreiungen für Spenden für die Siedlungen. Die Vertretung der Europäischen Union in Israel begrüßt den Bericht als „einen wichtigen Beitrag“, die Debatte darüber und über den Friedensprozess in Gang zu halten 142 . In ihrem Kommentar am 31. Oktober mockiert sich Amira Hass in „Haaretz“ über das Papier: Gegenüber dem Wert der Rüstungstechnologie, die Israel ins Ausland exportiere, sei der Wert der Importe aus den Siedlungen nicht mehr als Geld aus der Portokasse („pocket money“). Sollten die von den NGO’s vorgeschlagenen Maßnahmen in der EU umgesetzt werden, würde die israelische Regierung die betroffenen Siedlungen für den „politischen“ Schaden kompensieren 143 . Am 03. November berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Bezug auf den NGO-Bericht, dass nach Schätzungen der israelischen Regierung für die Weltbank die jüdischen Siedlungen in den C- Gebieten jährlich Güter im Wert von 230 Millionen Euro in die Länder der Europäischen Union exportieren – 15 Mal soviel wie die Palästinenser mit knapp 15 Millionen Euro. Der Koresondent Hans-Christian Rößler fahrt fort, dass gemäß dem Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und Israel für israelische Industriegüter und einen Großteil der landwirtschaftlichen Produkte von Seiten der EU keine Zölle erhoben werden 144 . www.reiner-bernstein.de 74 – Chronologie 2012

28.10.2012: Eine Delegation des Europäischen Parlaments sagt eine Reise in den Iran ab, nachdem ihr von den dortigen Behörden Gespräche mit der Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh und dem Filmemacher Jafar Panahi verwehrt wurden. Am 26. Oktober hatte das Europäische Parlament ihnen den Sacharow-Preis für Menschenrechte und Freiheit verliehen.

Der Präsident der Knesset Reuven Rivlin erteilt im Rahmen der Gedenkfeier für den am 04. November 1995 ermordeten Yitzhak Rabin den Osloer Vereinbarungen und der Zwei-Staaten-Lösung eine Absage. Zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan könne es nur einen jüdischen und demokratischen Staat mit einer jüdischen Mehrheit geben. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begnügt sich mit dem Hinweis, dass die „Boten Iran“ jedes Territorium besetzt hätten, das Israel verlassen habe.

Die Führung der seit dem 25. Oktober in Pretoria tagenden 3. Internationalen Solidaritätskonferenz des regierenden „African National Council (ANC)“, an der Delegierte aus aller Welt teilnnehmen, ruft zum Boykott Israels auf. Ein deutscher Delegierter hingegen verwahrt sich dagegen, Israel mit dem Apartheid-Regime im ehemaligen Südafrika zu vergleichen.

26.10.2012: Unter Vermittlung von Lakhdar Brahimi, dem Sondergesandten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, tritt um 0.00 Uhr eine viertägige Waffenruhe in Syrien in Kraft, die bis zum Ende des islamischen Opferfestes am Abend des 29. Oktober halten soll 145 . Dennoch halten die Kämpfe am 25. Oktober unvermindert an. Auch am 26. Oktober bleibt die Vereinbarung brüchig. Im Zentrum von Damaskus explodiert vor einer Moschee eine Autobombe. Am 27. Oktober zählt im ganzen Land die von London aus tätige „Syrische www.reiner-bernstein.de 75 – Chronologie 2012

Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ mindestens 147 Tote, davon ein Drittel Zivilisten. Auch am 28. Oktober halten die bewaffneten Auseinandersetzungen unvermindert an, so in Damaskus. „Sollte Syrien fallen, könnte Jordanien als nächstes dran sein“, so die Publizisten Hussein Agha und Robert Malley 146 . In seiner regelmäßig in der „Süddeutschen Zeitung“ erscheinenden Kolumne schreibt der frühere israelische Botschafter in Deutschland Avi Primor am 20. Dezember: „In Jordanien herrschen Unruhen, die für Israel schicksalhaft sein können, denn die jordanische Grenze ist für Israel nicht nur ihre längste Grenze, sondern auch die zur arabischen Welt. Zu Syrien und Libanon muss man heutzutage nichts mehr hinzufügen. Wann wird das alles explodieren 147 ?“

In Tel Aviv gedenken am Abend rund 30.000 Menschen mit dem Motto „Erinnerung an den Mord: Kampf für die Demokratie" an den tödlichen Anschlag auf den damaligen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin am 04. November 1995. Diesmal sind wegen des beginnenden Wahlkampfes für den 22. Januar 2013 keine Politiker eingeladen.

Die Nachrichtenagentur „Associated Press“ berichtet aus Ramallah, dass Präsident Machmud Abbas den Antrag auf den „non-member state“-Status am 15. oder am 29. November – am 29. November 1947 beschloss die UN-Vollversammlung mit der Resolution 181 die Teilung Palästinas – in die UN einbringen wolle. Die israelische Regierung droht für diesen Fall mit harten Gegenmaßnahmen. Am 06. November – am Tag nach den US- Wahlen – kommen neun Mitglieder des israelischen Kabinetts zusammen, um Vergeltungsmaßnahmen zu disktuieren.

Marina Ottaway berichtet, sie habe bei ihrem jüngsten Besuch in Ägypten den Eindruck gewonnen, dass sich die säkularen Kräfte im Lande dem direkten politischen Wettbewerb mit den Islamisten www.reiner-bernstein.de 76 – Chronologie 2012 stellen müssten, wenn sie – nachdem sich das öffentliche Leben allmählich normalisiere –, als eine wichtige Oppositionskraft wahrgenommen werden wollten. Die Devisenreserven seien von 36 Milliarden US-Dollar im Oktober 2010 auf 15 Milliarden US-Dollar in diesem Oktober zurückgegangen seien 148 .

25.10.2012: Der Vorsitzende des „Likud“, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, und der Vorsitzende der Partei „Unser Haus Israel (Israel Beiteinu)“ Avigdor Lieberman kündigen für die Wahl zur 19. Knesset am 22. Januar 2013 eine gemeinsame Partei an. Wegen der schweren Herausforderungen für den Staat Israel sei es geboten, die Kräfte zu bündeln, erklärt Netanjahu zur Begründung und unter Verweis auf den Iran. Entgegen den Erwartungen beider Parteiführer, bis zu 45 der 120 Mandate zu erringen – „Likud“ und „Israel Beiteinu“ verfügen gegenwärtig über 42 Mandate –, würden nach einer Blitzumfrage allerdings nur 33 Abgeordnete beider Parteien in die Knesset einziehen. Spekuliert wird, ob die „Likud“-Abgeordneten Dan Meridor, Benjamin Begin und Michael Eitan den Beschluss mittragen oder zu einer anderen Partei überwechseln. Im „Likud“ soll die endgültige Entscheidung am 29. Oktober fallen. Netanjahu und Lieberman nehmen sie vorweg, indem sie am 26. Oktober den Namen der neuen Partei bekanntgeben: „Likud Beiteinu“ – „Unser Haus Likud.“ In beiden Parteien regt sich, wie israelische Medien berichten, Widerstand gegen die parteipolitischen Alleingänge ihrer Vorsitzenden.

Unter ägyptischer Vermittlung verständigen sich Israel und „Hamas“ erneut auf eine Waffenruhe.

Vor einem großen Auditorium der „American University Cairo (AUC)“ wird der am „Massachsetts Institute of Technology“ lehrende Linguist www.reiner-bernstein.de 77 – Chronologie 2012

Noam Chomsky nach dem Ende der Auseinandersetzungen in Syrien gefrag, worauf er antwortet, dass er keine andere Lösung kenne als die des Sonderbotschafters der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga Lakhdar Brahimi. Chomsky fährt fort: „Die Kräfte, die inSyrien vor Ort operieren, treiben die Gesellschaft in die Selbstzerstörung 149 .“

24.10.2012: Der iranische Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan schreibt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass sich der Wert des US- Dollars in den letzten Tagen der 40.000-Rial-Grenze genährt habe. „Dieser Tage sprechen in Teheran alle vom Dollar, im Omnibus, in der Schlange vor den Wechselstuben, im Wartesaal der Ärzte; überall redet jeder und jede einzig und allein vom Dollar. Amerika ist zwar ein satanisches Land, aber alle Iraner sind in seine Währung vernarrt 150 .“

23.10.2012: Nach einem Bericht von „Haaretz“, der sich auf eine Meinungsumfrage unter Leitung des an der Universität Tel Aviv lehrenden Camil Fuchs im September bezieht, fordern 59 Prozent der jüdischen Israelis im Falle der Annexion der Westbank – die von 38 Prozent gewünscht wird –, einen Vorzugsstatus bei der Anstellung im öffentlichen Dienst, 49 Prozent verlangen, dass Juden im neuen Staat besser als Araber behandelt würden, je 42 Prozent wollen nicht im selben Haus wie Araber wohnen oder dass ihr Kinder gemeinsam mit arabischen Kindern lernen, und 74 Prozent erwarten getrennte Straßen für Israelis und Palästinenser im dann annektierten Territorium. Gleichzeitig glauben 58 Prozent, dass bereits jetzt ein Apartheid-System existiert. Im Falle des Fortbestands der Autonomieregelung wollen 47 Prozent die arabische www.reiner-bernstein.de 78 – Chronologie 2012

Bevölkerung Israels dorthin umsiedeln. Mit 70 Prozent sind die Ultraorthodoxen die stärkste antiarabische Gruppe. Neueinwanderer aus den Ländern der früheren Sowjetunion sind weit weniger radikal und ähneln den Auffassungen säkularer Israelis, die zu 68 Prozent keine Bedenken gegen arabische Nachbarn haben, zu 73 Prozent gemeinsame Schulen für jüdische und arabische Kinder befürworten und zu 50 Prozent gegen die Diskriminierung der Araber auf dem Arbeitsmarkt sind 151 .

Beim Empfang durch den französischen Staatspräsidenten François Hollande und Außenminister Laurent Fabius in Paris lässt die Vorsitzende der Arbeitspartei Shelly Yachimovich erkennen, dass sie auf Nachfragen politisch nicht weit von den Positionen Benjamin Netanjahus entfernt ist. Von den Palästinensern fordert sie gemäß den Telegrammen, die im Jerusalemer Außenministerium vorliegen, die Anerkennung Israels als jüdischen Staat und die bedingungslose Wiederaufnahme von Verhandlungen, ohne jedoch das Einfrieren der Siedlungsaktivitäten anzubieten. Kommentatoren weisen darauf hin, dass die Forderung nach Anerkennung Israels als jüdischen Staat eine Vorbedingung sei, während die Palästinenser vor neuen Verhandlungen das Ende der Siedlungsaktivitäten verlangen. Die Reise Yachimovichs, die insgeheim organisiert worden ist, findet ohne Konsultation mit prominenten frankophonen Mitgliedern ihrer Partei wie Daniel Ben-Simon statt, der von den Treffen erst aus der Presse erfährt 152 .

Die 5.000-Seelen-Gemeinde des Dorfes Battir südlich von Jerusalem reichen beim Obersten Gerichtshof Israels eine Klage gegen die Errichtung eines Sicherheitszauns ein, den das israelische Militär zum Schutz der alten Eisenbahnlinie zwischen Jerusalem und Tel Aviv bauen will. Die palästinensischen Bewohner klagen, dass damit die alte, mit Moshe Dayan vereinbarte Regelung außer Kraft gesetzt würde, wonach sie ihre landwirtschaftlichen Flächen auch jenseits www.reiner-bernstein.de 79 – Chronologie 2012 der Bahnlinie bearbeiten können und dafür den Bahnverkehr nicht beeinträchtigen. Nir Hasson schreibt in „Haaretz“, dass die Palästinenser des Dorfes die einzigen seien, die ihr Land jenseits der Grünen Linie vor dem Junikrieg 1967 bearbeiten dürfen. Im September hatte sich die UNESCO – gegen den Antrag von Battir, das durch seine Terrassenbauten berühmt ist – für die Anerkennung Bethlehems als Weltkulturerbe ausgesprochen 153 .

Das syrische Regime verkündet eine Generalamnerstie für alle über 69 Jahre gefangengehaltenen Häftlinge, die nicht zum Tode verurteilt worden sind. Lebenslange Haftstrafen sollen in Zwangsarbeit umgewandelt werden. Ausgenommen von der Amnestie sind alle „Terroristen“, mithin alle Aufständischen, sowie „Kriminelle auf der Flucht“, wenn sie sich nicht den Behörden stellen.

In der Nacht wird in der Nähe der sudanesischen Hauptstadt Khartum eine Waffenfabrik zerstört. Die Regierung von Präsident Omar Al-Bashir macht Israel dafür verantwortlich. Angehörige der israelischen Regierung und des Geheimdienstes äußern sich zu den Vorwürfen zurückhaltend. Israelische Medien machen darauf aufmerksam, dass der Angriff als Test für Langenstreckeneinsätze der Luftwaffe gegen die iranischen Nuklearanlagen gedacht sein könnte, weil Khartum 2000 Kilometer weiter entfernt liegt als Natans und Qom 154 . Der Sudan sei „längst Schauplatz des Schattenkrieges zwischen Israel und Iran geworden“, kommentiert Peter Münch in der „Südeutschen Zeitung“ 155 .

22.10.2012: Bei einer Veranstaltung der Universität Tel Aviv warnt der frühere Leiter der Internationalen Rechtsabteilung des Militärs, Oberst d.R. Liron Liebman, dass das israelische Handeln in den palästinensischen Gebieten die Befähigkeit zur Verteidigung des Staates schwäche. Liebman hatte zu dem Team gehört, dass am 31. Mai 2010 das international besetzte Aktivistenschiff „Mavi Marmara“ www.reiner-bernstein.de 80 – Chronologie 2012 im Mittelmeer stoppte, bei dem neun Mitfahrende ums Leben kamen. Seither haben sich die offiziellen türkisch-israelischen Beziehungen stark abgekühlt.

Der frühere Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes „“ Ephraim Halevy fordert in einem Rundfunkinterview den Westen zu einem Dialog mit dem Iran über dessen Nuklearprogramm auf. Das Ziel der internationalen Sanktionen sei nicht die Vorbereitung eines Militärschlages, sondern ein Mittel, um die iranische Führung davon zu überzeugen, auf das Nuklearprogramm zu verzichten. Zuvor hatte der Präsident der Israelischen Zentralbank Stanley Fischer erklärt, dass die Sanktionen das Regime in Teheran nicht in die Knie zwingen würden.

Der Emir von Qatar Sheikh Hamad bin-Khalifa Al-Thani wird in Rafah von „Hamas“-Ministerpräsident Ismail Haniyeh begrüßt. Dieser erste Besuch eines arabischen Staatsoberhauptes wird von Haniyeh als Sieg über die wirtschaftliche und politische Belagerung des Gazastreifens seit 2006 gewürdigt. Mitte Oktober hatte 254 Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau und die Entwicklung des Gazastreifens zur Verfügung gestellt 156 .

Der Londoner „Guardian“ zitiert europäische Diplomaten in Israel mit der Warnung, dass die Zeit für Zwei-Staaten-Lösung in spätestens 18 Minuten abgelaufen sei, wenn eine Reihe Siedlungen in der Westbank und in Jerusalem als Spielmasse in Verhandlungen mit den Palästinensern ausscheiden würde 157 . Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besucht demonstrativ das Jerusalemer Neubaugebiet Gilo. Der frühere US-Präsident Jimmy Carter äußert auf einer Pressekonferenz in Ramallah die Auffassung, dass die israelische Regierung die Zwei-Staaten- Lösung aufgegeben habe. Die EU-Außenbeauftragte Catherine www.reiner-bernstein.de 81 – Chronologie 2012

Ashton beginnt eine fünftägige Nahost-Tour mit Stationen in Amman, Beirut, Jerusalem und Ramallah.

21.10.2012: Während der Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga Lakhdar Brahimi bei Präsident Bashar Assad für eine Waffenruhe plädiert 158 , explodiert im christlichen Viertel der Damaszener Altstadt vor einem Polizeiquartier ein Sprengsatz, der den Tod von mindestens 13 Menschen fordert.

Nach ägyptischen Pressemeldungen verfügt ein neues Gesetz, dass Landbesitz von Beduinen auf der Sinai-Halbinsel nur von Ägyptern gekauft und verkauft werden dürfe.

Im letzten Jahrzehnt haben 3.374 palästinensische Stadtbürger Jerusalems die volle israelische Staatsbürgerschaft erhalten 159 . Die israelische Regierung plant, im akademischen Jahr 2012/13 die Zahl der arabisch-palästinensischen Studenten an den Universitäten beträchtlich anzuheben 160 . Die Neubürger sind damit auch aktiv und passiv für die Knesset wahlberechtigt.

20.10.2012: Ägyptens „Salafistische Front“ gibt die Gründung der „Volkspartei“ bekannt, die sich im Gegensatz zur Partei „Al-Nour (Das Licht)“ um die Rechte von Arbeitern und Landarbeitern kümmern und die Rechte von Minderheiten auf der Sinai-Halbinsel und im südägyptischen Nubien schützen will. Zwei führende Vertreter der Kopten sprechen während der Gründungsversammlung in Kairo.

Gewaltätige Zusammenstöße von Zehntausenden Demonstranten mit den Sicherheitskräften in Kuwait verschärfen die Lage, nachdem Emir Sheikh Sabah Al-Achmad Al-Djabir Al-Sabah am 18. Oktober mittgeteilt hatte, am 01. Dezember Wahlen auf der Grundlage des www.reiner-bernstein.de 82 – Chronologie 2012 alten Wahlrechtsgesetzes anzusetzen. Wie in Jordanien 161 geht es auch hier um den Zuschnitt der Wahlbezirke und damit um die Gewichtung der Stimmen.

Die israelische Kriegsmarine stoppt die unter finnischer Flagge fahrende „Estelle“ in internationalem Gewässer des Mittelmeeres mit 30 Friedensaktivisten, die Baumaterial und medizinische Güter in den Gazastreifen bringen wollten. Das Schiff wird in den israelischen Hafen Ashdod geleitet, wo die Passagiere, darunter fünf europäische Parlamentarier – Ricard Sixto (Spanien), Sven Britton (Schweden), Aksel Hagen (Norwegen) sowie Vangelis Diamandopulos und Dimitris Kodelas (beide Griechenland) – den Behörden übergeben werden. Die drei israelischen Staatsbürger sollen vor Gericht gestellt, die Ausländer abgeschoben werden. Ein Gericht in Beersheva ordnet am 22. Oktober die Freilassung der drei aus dem Hausarrest an. Ein arabischer Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft verzichtet auf ihre Geltendmachung und soll deshalb wie ein

Ausländer behandelt werden.

19.10.2012: Im Interview mit „Haaretz“ erklärt die frühere israelische UN- Botschafterin Gabriela Shalev, dass nur die USA in den Vereinten Nationen der „große, wichtige und treue Freund“ Israels seien, außerdem Kanada, das nicht dem Sicherheitsrat angehört. Die Regierungen Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands seien ob der israelischen Politik „krank und müde“. Wenn Benjamin Netanjahu seine ganze Energie gegen US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton richte, könnte dies zum Bumerang werden, betont Shalev „aus Erfahrung“. Ohne den Beistand der USA würde Israel wie einst Südafrika aus den Vereinten Nationen hinausgeworfen werden. Shalev lässt keinen Zweifel an der iranischen Bedrohung Israels aufkommen, beklagt aber, dass www.reiner-bernstein.de 83 – Chronologie 2012 niemand darüber spreche, was „danach“ – also nach einem israelischen Angriff auf das iranische Nuklearprogramm – kommen werde. Zu befürchten sei eine verstärkte Delegitimierung der Existenz des Staates. Wenn sie in Kürze als Gastprofessorin nach Boston gehe, werde sie erleben, ob ihr in den USA als Historiker lehrender Sohn mit der Warnung Recht habe, dass unter den dortigen Studenten und Lehrkräften eine „schreckliche Feindschaft“ gegenüber Israel vorherrsche. Die Siedlungen ließen sich ohne eine weitere Intifada und ein weiteres Blutbad nicht auflösen. Shalev wurde als Kind jüdischer Flüchtlinge aus Berlin 1941 in Tel Aviv geboren, unterrichtete als Lehrstuhlinhaberin an der Juristischen Fakultät der Hebräischen Universität in Jerusalem und vertrat von September 2008 (in der Amtszeit von Tsipi Livni als Außenministerin) bis Oktober 2010 (in der Amtszeit von Avigdor Lieberman) als Botschafterin ihr Land in New York. Heute könnte sie Israel nicht mehr vertreten, vielmehr sei sie eine „besorgte Bürgerin“ 162 .

Bei den Kommunalwahlen in der Westbank, die von „Hamas“ boykottiert werden, werden in mehr als 90 Gemeinden die Parlamente gewählt, während sich in 180 Gemeinden die Kandidaten vorher auf die Vergabe der Mandate und Posten verständigt haben. Die Wahlbeteiligung liegt bei 55 Prozent. In Nablus, Ramallah und Jenin schlagen unabhängige Kandidaten die Vertreter von „Fatah“. Die Frauenliste in Hebron 163 geht leer aus.

Bei der Zündung einer Autobombe im überwiegend von Christen bewohnten Teil Beiruts kommen acht Menschen ums Leben, darunter der 47-jährige Chef des Geheimdienstes der Polizei, Brigadegeneral Wissam Al-Hassan. Ministerpräsidenten Saad Hariri beschuldigt Syrien des Mordanschlags. Al-Hassan war damit beauftragt, die Hintergründe der Ermordung Rafiq Hariris am 14. Februar 2005 und anderer Tötungsdelikte zu www.reiner-bernstein.de 84 – Chronologie 2012 untersuchen. Außerdem war er für die Festnahme eines ehemaligen Informationsministers verantwortlich, dem die Nähe zum Assad-Regime nachgesagt wurde. In allen Landesteilen kommt es nach der Ermordung Al-Hassans zu schweren Ausschreitungen. Ministerpräsident Najib Mikati, dem allzu große Nähe zur „Hisbollah“ angelastet wird, bietet Staatspräsident Michael Suleiman seinen Rücktritt an, um einer Regierung der nationalen Einheit Platz zu machen. Zur Trauerfeier am 21. Oktober strömen Tausende Libanesen nach Beirut. Beim Sturm auf das Regierungsviertel werden zahlreiche Demonstranten verletzt. Die Polizei setzt Schlagstöcke und Tränengas ein. Die Unruhen halten auch am 22. Oktober an, wobei 4 Personen ums Leben gekommen sein sollen. Die Vereinten Nationen beschwören die Einheit des Libanon und warnen vor kriminellen Elementen, die das Land destabilisieren wollten.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu fordert die Einstellung der Kämpfe in Syrien aus Anlass des am 27. Oktober beginnenden viertägigen islamischen „Id al-Adha“-Festes zur Erinnerung an die Bereitschaft Ibrahims [Abrahams] zur Opferung seines Sohnes Ismael [Itzhak].

Nach dem notwendigen Verzicht von Staatspräsident Mohamed Mursis wählt die ägyptische Moslembruderschaft den 60-jährigen Saad Al-Katatni zum neuen Vorsitzenden. Der Mikorbiologe, der in Ägypten und in den USA ausgebildet und dort promoviert wurde, ist Präsident des Parlaments 164 . Am 25. Oktober wird Katatni mit Zweidrittelmehrheit vom kleinen Parteitag der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ zum Vorsitzenden gewählt.

Tausende Demonstranten fordern nach den Freitagsgebeten in Amman aus Anlass der 18. Wiederkehr des jordanisch- israelischen Friedensvertrages von 1994 das Ende der www.reiner-bernstein.de 85 – Chronologie 2012 diplomatischen Beziehungen zu Jerusalem, die Freilassung aller politischen Gefangenen und den Abzug der US- amerikanischen Truppen von jordanischem Boden. Erst am 09. Oktober hatte König Abdullah II. den Diplomaten Walid Obeidat – einen Beduinen – zum neuen Botschafter in Israel ernannt 165 . Dieser hatte sein Amt am 17. Oktober in Tel Aviv angetreten, nachdem er Präsident Shimon Peres sein Beglaubigungsschreiben überreicht hatte. Der neue ägyptische Botschafter Atef Said El-Ahl, der gleichzeitig empfangen wurde, überbrachte eine „Botschaft des Friedens“ von Präsident Mohamed Mursi. Er komme nach Tel Aviv, um sich für gegenseitiges Vertrauen und für Transparenz sowie für den Erhalt der Verträge mit Israel einzusetzen 166 .

Die „Jerusalem Post“ berichtet, dass sich im Zuge der Kandidatenaufstellung für die Parlamentswahlen am 22. Januar 2013 „Kadima“ spalten könnte, sollte der frühere Ministerpräsident Ehud Olmert auf die Spitzenkandidatur verzichten. Im diesem Falle könnten Tsipi Livni und Shaul Mofaz – beides ehemalige Vorsitzender der Partei – gegeneinander antreten. Nach einer Umfrage kommt „Kadima“ gegenwärtig auf lediglich drei Mandate. Olmerts Entscheidung wird für Ende Oktober erwartet. Am 08. November legt der Generalstaatsanwalt gegen den Freispruch Olmerts in mehreren Korruptionsfällen Berufung ein.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton bezeichnet in einer Stellungnahme die israelische Siedlungspolitik als illegal gemäß dem internationalen Recht und ein Hindernis auf dem Weg zur Zwei-Staaten-Lösung. Vorausgegangen war die Ankündigung von weiteren 767 Wohneinheiten in Gilo mit einer derzeitigen Bevölkerung von rund 33.000 Menschen. Daraufhin ermahnt Außenminister Avigdor Lieberman die Europäer, sich zunächst um ihre eigenen Probleme zu kümmern und dann ein „fundamentales Verständnis für die Realität in der Region“ zu www.reiner-bernstein.de 86 – Chronologie 2012 gewinnen. Die europäische Kritik würde die Palästinenser ermutigen, Verhandlungen zu verweigern, antiisraelische Aktionen in der internationalen Arena fortzusetzen und die Sanktionen gegen den Iran zu erweitern. Gilo sei Teil Jerusalems, und Jerusalem sei Teil Israels, erklärt Lieberman. Am 20. Oktober schließt sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der wöchentlichen Kabinettssitzung dem Votum Liebermans an.

Jordaniens König Abdullah II. eröffnet in Anwesenheit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan in Madaba die Deutsch- Jordanische Universität. Sie bietet Lehrgänge in 23 Fachrichtungen an.

18.10.2012: Wie „Haaretz“ berichtet, haben zwei Anführer der sozialen Protestbewegung, Stav Shafir und Itzig Shmueli, ihren Beitritt zur Arbeitspartei erklärt. Erwartet würden außerdem die für die Zeitung tätige Kolumnistin sowie Omer Bar-Lev, früherer Kommandeur der Eliteeinheit „Sayeret Matkal“. Die Parteivorsitzende Shelly Yachimovich hatte früher dafür plädiert, die Politik aus der Protestbewegung fernzuhalten. Am 21. Oktober schließt sich der Generalsekretär von „Peace Now“ Yariv Oppenheimer der Kandidatenauswahl („primaries“) an. In einer Erklärung führt Oppenheimer als Ziel aus, die Partei müsse zusätzlich zur sozialen Agenda den Kampf gegen die Ausweitung des Siedlungsbaus und gegen die „Wogen der antidemokratischen Gesetzgebung“ unter Führung der politischen Rechten aufnehmen. Der „Likud“- Abgeordnete Danny Danon 167 bezeichnet Oppenheimer als einen „linken Extremisten und Anarchisten“, während seine Kandidatur nach den Worten des „Kadima“-Abgeordnenten Otniel Schneller der Arbeitspartei die Maske vom Gesicht reißt. Außenminister Avigdor Lieberman beschuldigt Yachimovich, sich der Slogans der Kommunisten in Kuba und Nord-Korea zu bedienen. www.reiner-bernstein.de 87 – Chronologie 2012

17.10.2012: Der israelische Rundfunk berichtet, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Kürze den Bericht der Kommission unter Edmond Levy dem Kabinett vorlegen und um seine teilweise Genehmigung ersuchen werde168 . Die Opposition kritisiert, dass der Bericht nach der Selbstauflösung der Knesset einen Tag zuvor genehmigt werden solle. Die Vorsitzende der Arbeitspartei Shelly Yachimovich beschuldigt Netanjahu, einen Keil zwischen der politischen Rechten und der Linken treiben zu wollen, wo doch der Streit nur noch fiktiv sei. Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein ordnet am 18. Oktober an, dass die Entscheidung über die Legalisierung von Außenlagern der Siedlungen in der Westbank aus dem Wahlkampf herausgehalten und der nach dem 22. Januar 2013 entstehenden neuen Regierung überlassen werde.

Der Londoner „Guardian“ berichtet, dass die britische Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde empfohlen habe, keinen Antrag auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen zu stellen, um den USA die Chance zu geben, in den Friedensprozess einzusteigen. Palästinensische Diplomaten reagieren empört und bestehen darauf, dass der Antrag am 15. November eingebracht wird 169 .

16.10.2012: In der zweiten, über 90 Minuten währenden Runde des TV-Duells zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney an der Hofstra University in Long Island (Bundesstaat New York) unter der Moderation von Candy Crowley (CNN) werden von Seiten des Publikums die Entwicklungen im Nahen Osten mit Ausnahme der Ermordung des US-Botschafters www.reiner-bernstein.de 88 – Chronologie 2012

Christopher Stevens im libyschen Bengazi 170 nicht nachgefragt und angesprochen, also weder Iran, Syrien, Ägypten oder Israel/Palästina. Kommentatoren machen diesmal Vorteile Obamas gegenüber seinem Widersacher aus. Die dritte und letzte Runde findet am 23. Oktober statt. Zuvor übernimmt US-Außenministerin Hillary Clinton die politische Verantwortung für die Sicherheitspannen zum Schutz des Botschafters, auch wenn Obama in dem Rededuell mit Romney sich zur „letzten Verantwortlichkeit“ bekennt.

Qatar will 254 Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau und die Entwicklung des Gazastreifens zur Verfügung stellen. Presseberichte dazu lassen auf Anhieb nicht erkennen, ob der Zuwendungsnehmer die „Hamas“-Regierung oder die Autonomiebehörde in Ramallah sein soll.

Nach einem Bericht des „Negotiations Affairs Department“ der PLO sind zwischen September 2011 und September 2012 mindestens 11.096 Wohneinheiten in jüdischen Siedlungen und in Ost- Jerusalem gebaut worden. Die Länge des 2002 begonnenen „Trennungswalls“ in der Westbank und um Ost-Jerusalem betrage 711 Kilometer, während die Länge der „Grünen Linie“ lediglich 320 Kilometer betrug.

Die palästinensische Zeitung „Al-Quds ( ≈ Jerusalem)“ zitiert den stellvertretenden Generalsekretär der Vereinten Nationen Jeffrey Feltman, dass die Zwei-Staaten-Lösung auf dem Spiel stehe, wenn die Autonomiebehörde den Antrag auf den „non- member state“-Status stelle. Nach Planungen in Ramallah soll der Antrag Ende November eingereicht werden. Der palästinensische Präsident Machmud Abbas betont am selben Tag in einem Brief an US-Präsident Barack Obama, dass er zur Aufnahme von Gesprächen mit Israel bereit sei, wenn Palästina von den Vereinten Nationen anerkannt würde. www.reiner-bernstein.de 89 – Chronologie 2012

Das israelische Parlament, die Knesset, löst sich auf, um die Voraussetzungen für Neuwahlen am 22. Januar 2013 zu schaffen. Für den Antrag der Regierung stimmen 100 der 120 Abgeordneten, Gegenstimmen gibt es keine 171 .

Nach UN-Quellen sind seit dem Ausbruch der Kämpfe in Syrien mehr als 30.000 Menschen zu Tode gekommen 172 .

Benjamin Netanjahu empfängt die Botschafter der EU- Mitgliedsstaaten. Nach Mitteilung der Botschaft des Staates Israel in Berlin habe der Ministerpräsident eingangs der EU zur Verleihung des Friedensnobelpreises gratuliert und anschließend das EU- Sanktionsprogramm gegen den Iran gelobt.

In der Nacht zum 16. Oktober, dem 31. Jahrestag seines Todes, wird das Grab des früheren israelischen Verteidigungsministers Moshe Dayan auf dem Friedhof seines Geburtsortes in Nahalal (Nord-Israel) mit Graffiti geschändet.

15.10.2012: Auf ihrer Sitzung in Luxemburg beschließen die EU-Außenminister ein Einreiseverbot für weitere 28 führende Repräsentanten des syrischen Regimes, den Abbruch der Verbindungen zu zwei Wirtschaftsunternehmen sowie ein Flugverbot für die staatliche „Syrian Arab Airlines“ über den europäischen Kontinent. Außerdem wird umfangreiches Sanktionspaket gegen den Iran beschlossen, zu dem das Verbot von Banktransaktionen, der Import von Gas sowie die Ausfuhr von Materialien gehören, die für das iranische Militärprogramm genutzt werden könnten.

Der israelische Botschafter in Schweden Isaac Bachman wird ins Stockholmer Außenministerium einbestellt, weil das Außenministerium in Jerusalem behauptete, Schweden sei wegen lukrativer Geschäfte gegen eine neue Sanktionsrunde gegen den www.reiner-bernstein.de 90 – Chronologie 2012

Iran. Außenminister Carl Bildt verwahrt sich gegen die „anonyme Verleumdung“. Sein Land sei lediglich daran interessiert, der notleidenden iranischen Bevölkerung mit medizinischen Gütern und Lebensmitteln zu helfen.

Der Londoner „Guardian“ berichtet unter Berufung auf die Vereinten Nationen, dass seit Beginn der Ölivenerste am 05. Oktober in der Westbank 870 Ölivenbäume von Siedlern beschädigt oder zerstört worden seien.

14.10.2012: Als Vergeltung für das abgefangene syrische Flugzeug 173 sperrt die Damaszener Regierung den syrischen Luftraum für türkische Flugzeuge. Daraufhin verfügt die Regierung in Anakara ebenfalls ein generelles Überflugverbot für syrische Maschinen.

Beim Empfang des israelischen Teams der „Genfer Initiative“ mit an der Spitze zeigt sich Präsident Machmud Abbas in Ramallah tief pessimistisch über die Wiederaufnahme der Gespräche mit Israel. Sein Berater Yasser Abed Rabbo, der einst das palästinensische Team der „Genfer Initiative“ leitete und heute der Sekretär des Zentralkomitees der PLO ist, führt aus, dass er nie zuvor soviel Verzweiflung auf den Straßen Palästinas erlebt habe. Wenn er heute mit Menschen über eine Zwei-Staaten-Lösung spreche, würden sie ihn anschauen, als ob er verrückt sei. Abbas fügt hinzu, dass niemand wissen könne, was geschehen werde, wenn der arabische Frühling die palästinensischen Gebiete erreiche. Beilin schlägt vor, dass der Präsident am 17. Jahrestag der Ermordung Yitzhak Rabins, dem 04. November 1995, nach Israel komme und sich direkt an das israelische Volk wende – wie Ägyptens Präsident Anwar Sadat im November 1997 174 .

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beklagt sich öffentlich über die wachsende Zahl auswärtiger Cyper-Angriffe auf www.reiner-bernstein.de 91 – Chronologie 2012 israelische Computersysteme. Nach dem Einsatz eines unbemannten Flugkörpers der libanesischen „Hisbollah“ 175 wächst damit die Gefahr der asymmetrischen Kriegsführung.

Nach einer Studie der Erziehungsabteilung des Militärs, aus der „Haaretz“ berichtet, definieren 20 Prozent der Offiziere und Offiziersanwärter ihre Identität als religiös, 46 Prozent als nichtreligiös und der Rest als traditionalistisch 176 .

Der libysche Nationalkongress wählt den Unabhängigen Ali Zaidan zum Ministerpräsidenten 177 .

13.10.2012: Bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen wird Hisham Al-Saedni, bekannt als Abu Al-Walid Al-Maqdisi, getötet. Er soll der Chef der salafistischen Gruppe „One God and One Holy War“ gewesen sein und einen Anschlag auf Israel von der ägyptischen Sinai-Halbinsel aus geplant haben. Der Vorfall belegt einmal mehr, dass „Hamas“ die Kontrolle über rivalisierende Gruppen verloren hat.

12.10.2012: Nach den Freitagsgebeten kommt es in Kairo zu den schwersten Ausschreitungen mit Steinen, Flaschen und Benzinbomben seit dem Amtsantritt von Präsident Mohamed Mursi, als Anhänger der Moslembruderschaft mit der Parole „Säuberung der Justiz“ – einen Tag zuvor entließ Mursi Generalstaatsanwalt Abdel Maguid Machmud – eine Kundgebung liberaler und linker Demonstranten stürmen, die sich auf dem Tahrir-Platz am „Freitag der Verantwortung“ versammelt haben. Zwei Busse werden in Brand gesetzt. Nach offiziellen Angaben werden 110 Personen verletzt. Polizei und Militär glänzen durch Abwesenheit. Nach einem Gespräch zieht www.reiner-bernstein.de 92 – Chronologie 2012

Mursi am 13. Oktober die Entlassung Machmuds zurück. Dieser sollte als Botschafter beim Vatikan abgeschoben werden.

Die Türkei verlegt 250 Kampfpanzer und 15 Kampfflugzeuge in den Luftwaffenstützpunkt Diyabarkir im Grenzgebiet zu Syrien.

Mit der Erteilung von 10.000 Arbeitsgenehmigungen beläuft sich die Zahl der palästinensischen Wanderarbeiter in Israel auf nunmehr 40.000. Weitere 25.000 arbeiten in den jüdischen Siedlungen der Westbank, berichtet „Haaretz“. Unter Verweis auf einen Bericht der Vereinten Nationen liege die Arbeitslosigkeit in der Westbank bei 17 Prozent. Aufgrund ihres Haushaltsdefizits habe die Autonomiebehörde den Mindestlohn für ihre Angestellten auf monatlich 345 US-Dollar gesenkt.

Nach einem Bericht der Wirtschaftsbeilage „The Marker“ von „Haaretz“ sind die Lebensmittelpreise seit dem jüdischen Neujahr und dem Ende der religiösen Feiertage am 15. Oktober („Simchat Torah“) um nicht weniger als 24 Prozent gestiegen. Im vergleichbaren Zeitraum 2011 lagen die Preise zwischen 12 und 35 Prozent niedriger.

Nach einem Bericht des „State Comptroller“ – etwa vergleichbar dem Bundesrechnungshof, aus dem „Haaretz“ zitiert – stammten 53 Prozent der Zuwendungen für israelische Politiker in Höhe von 13 Millionen Neuen Shekel ( ≈ 2,9 Millionen Euro) von Personen, die nicht in Israel leben und hier nicht wahlberechtigt sind. Von der Summe nahm Ministerpräsident Benjamin Netanjahu 1,2 Millionen Neue Shekel ein und damit 96,8 Prozent seiner Zuwendungen. Es folgten Sicherheitsminister Moshe Yaalon („Likud“), Diaspora- Minister („Unser Haus Israel“), die Ministerin für Kultur und Sport Limor Livnat („Likud“), Bildungsminister Gideon Saar („Likud“) sowie der Abgeordnete Tsachi Hanegbi („Likud“). Die Vorsitzende der Arbeitspartei Shelly Yachimovich erhielt aus dem www.reiner-bernstein.de 93 – Chronologie 2012

Ausland 603.000 Neue Shekel, Tsipi Livni (Kadima“) 1,6 Millionen Neue Shekel, Shaul Mofaz („Kadima“) 1.475 Millionen NeueShekel, während der linksbürgerlichen „Meretz“-Partei keine Gelder aus dem Ausland zuflossen 178 .

11.10.2012: Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“ hat der stellvertretende griechische Außenminister Dimitris Kourkoulas anlässlich seines eintägigen Besuchs in Israel die Palästinenser zur „Vorsicht“ ermahnt, bei den Vereinten Nationen ihren Antrag auf Mitgliedschaft zu wiederholen. Unter den Regierungen der Europäischen Union habe es zwar dazu noch keine formelle Entscheidung gegeben, doch seien informelle Gespräche im Gange. „Wir stehen voll hinter dem Friedensprozess und haben keine bessere Alternative entdeckt“, fügt Kourkoulas hinzu 179 .

In Strassburg veröffentlicht eine Gruppe international bekannter Schriftsteller, unter ihnen David Grossman, einen Appell zugunsten des Friedens zwischen Israelis und Palästinensern 180 .

Russlands Außenminister Sergej Lawrow glaubt nicht, dass der Iran Israel mit Atomwaffen angreifen werde. Es gebe im übrigen keine Belege dafür, dass der Iran Atomwaffen entwickle.

10.10.2012: Jordaniens König Abdullah II. ernennt Abdullah Ensour zum neuen Ministerpräsidenten des Landes als Nachfolger von Fayez Tarawneh, der erst am 27. April das Amt angetreten hatte. Es ist die 76. Regierung seit der Unabhängigkeit Jordaniens 1946. In dem 20-köpfigen Kabinett behält Nasser Judeh das Außenamt. Suleiman Hafez wird Finanzminister und Ghaleb www.reiner-bernstein.de 94 – Chronologie 2012

Zu’bi Justizminister. In dem Ernennungsschreiben ermahnt der König Ensour zur Fortsetzung der Wahlrechtsreform 181 .

Ein syrisches Passagierflugzeug eines Airbus-320 mit 37 Passagieren wird auf dem Flug von Moskau nach Damaskus über türkischem Luftraum abgefangen und zur Landung in Ankara gezwungen. Nach türkischen Angaben soll die Maschine nach Angaben von Außenminister Ahmet Davotoglu Elemente an Bord gehabt haben, die für Passagierflüge unüblich seien. Die russische Botschaft in Ankara protestiert gegen die erzwungene Landung. Die syrische Regierung beschuldigt die Türkei der Luftpiraterie und eines feindlichen Akts.

Die israelische Luftwaffe schießt über dem Negev eine Drohne ab. Am 11. Oktober bekennt sich der Chef der libanesischen „Hisbollah“ Sheikh Hassan Nasrallah zu dem Aufklärungsflug, der auf den Atomreaktor in Dimona angesetzt worden sei.

09.10.2012: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigt in einer TV- Ansprache aufgrund des Widerstandes gegen den neuen Staatshaushalt möglichst schnell Parlamentsneuwahlen an. Bis zu den Neuwahlen muss die Regierung mit dem bisherigen Haushalt auskommen. Bislang habe Netanjahu, melden israelische Zeitungen am 10. Oktober, nur mit der Vorsitzenden Shelly Yachimovich (Arbeitspartei) und Zahava Gal-On, der Vorsitzenden von „Meretz“, über den exakten Wahltermin gesprochen. Die Konsultationen mit den Koalitionsparteien würden in der kommenden Woche beginnen 182 . Nach einer Meinungsumfrage, die „Haaretz“ ebenfalls am 10.Oktober veröffentlicht, können „Likud“ 29 (bisher 27). Arbeitspartei 19 (13), „Israel Beiteinu (Unser Haus Israel)“ 15 (15), „Yesh Atid (Es gibt eine Zukunft)“ des ehemaligen TV-Moderators Yair Lapid 183 www.reiner-bernstein.de 95 – Chronologie 2012

11 (-), „Sefardische Torahwächter (Shas)“ 10 (11), „Nationale Union“ 8 (7), „Kadima“ 7 (28), „Yehadut haTorah (Torah- Judentum)“, „Meretz“ 4 (3) und die arabischen Parteien 11 (11) Abgeordnete erwarten. „Unbhängigkeit“, die Partei von Verteidigungsminister Ehud Barak, würde nach dieser Umfrage nicht in die Knesset einziehen. Mit der Amtsführung von Netanjahu zeigten sich jeweils 45 Prozent zufrieden bzw. unzufrieden. Am 11. Oktober gibt Netanjahu bekannt, dass die Wahlen zur 19. Knesset am Dienstag, den 22. Januar 2013, stattfinden werden. Danach wird die 33. Regierung seit der Staatsgründung entstehen. Am 14. Oktober billigt das Kabinett den vorgeschlagenen Wahltermin. Über den in der Koalition strittigen Haushalt wird nunmehr nach den Wahlen entschieden werden.

Ägyptens Präsident Mohamed Mursi verkündet in einem Dekret die Amnestierung aller Demonstranten, welche die politische „Revolution“ zwischen Januar 2011 und Ende Juni 2012 unterstützt haben. Eine Liste der zu Begnadigenden soll in den kommenden vier Wochen veröffentlicht werden.

Jordaniens König Abdullah II. ernennt Walid Obeidat zum neuen Botschafter in Israel. Er ersetzt Ali Ayed, der Mitte 2010 zum Informationsminister ernannt wurde.

08.10.2012: Im Bericht über die für den heutigen Tag angekündigte außenpolitische Rede Mitt Romneys fragt David E. Sanger in der „New York Times“, welchen Kurs der republikanische Präsidentschaftskandidat anbieten wird, weil seine zahlreichen Berater – unter ihnen der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen John R. Bolten sowie der ehemalige Weltbankpräsident Robert Zoellick – ebenso zahlreiche Papiere www.reiner-bernstein.de 96 – Chronologie 2012 vorbereitet hätten und niemand wisse, ob Romney sie gelesen habe. So sei völlig ungewiss, was er für Fall tun werde, wenn das iranische Nuklearprogramm vorankomme: Werde er das Land bombardieren oder Israel nur unterstützen? Werde er die syrischen Rebellen bewaffnen oder nur den Mitgliedern der Opposition helfen, die „unsere Werte teilen“? Werde er den Frieden mit den Palästinensern vorantreiben oder beim Status quo verharren? Sanger zitiert einen Berater mit den Worten, Romneys Konzept sei es vor allem, Stärke zu zeigen („projecting strength“) 184 . In der mit Spannung erwarteten Rede in der Militärakademie „George Marshall“ in Virginia bemüht sich Romney, die Differenzen zu Obama nicht allzu stark herauzustellen. So setzt er sich für eine Zwei-Staaten-Lösung mit einem „demokratischen Staat“ Palästina ein, verlangt weitere Sanktionen gegen Iran, um die nuklearen Fähigkeiten zu stoppen, und sagt die Unterstützung der Aufständischen in Syrien zu, ohne auf eine militärische Komponente hinzuweisen. Insgesamt wirft er der Außenpolitik des Präsidenten mangelnde Führung vor und bekräftigt seine Auffassung, dass die USA als Weltmacht ihre Interessen und ihre Werte durchsetzen müssten. In ersten Kommentaren schreibt die „New York Times“, dass Romney die amerikanische Öffentlichkeit überzeugen wolle, dass er keine Neuauflage George W. Bushs sei, während er nach Ansicht des Londoner „Guardian“ bei vielen zentralen außenpolitischen Fragen die Antwort schuldig geblieben sei.

Nach Presseberichten, die sich auf Angaben des Hochkommissar für Flüchtlingsfragen der UN (UNHCR) berufen, leben mittlerweile mehr als 40.000 syrische Flüchtlinge in Ägypten.

Vor dem Europäischen Parlament in Straßburg warnt UN- Generalsekretär Ban ki-Moon, dass das „katastrophale Ausmaß“ der Lage in Syrien eine ernsthafte Gefahr für die Stabilität der Nachbarländer und der gesamten Region sei 185 . www.reiner-bernstein.de 97 – Chronologie 2012

Nach Medienberichten bemühe sich das arabisch-moslemische Nahost-Quartett unter Führung Ägyptens 186 daran, den Präsidenten Bashar Assad zum Verlassen Syriens zu bewegen.

07.10.2012: Nach Angaben der ägyptischen Abteilung von „Human Rights Watch“ kommen die Arbeiten an einer neuen ägyptischen Verfassung nicht voran, was den Schutz von Menschenrechten sowie die Respektierung internationaler Verträge und Abkommen angeht. So sieht Artikel 36 vor, dass die Gleichheit von Männern und Frauen nicht den Regeln der „Sharia“ widersprechen dürfe.

Nach Auskunft des Leiters der 11.260 Mann starken internationalen „UN Interim United Forces in Lebanon (UNFIL)“ Generalmajor Paolo Serra, die gemäß der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates von 2006 zwischen dem Süden Libanons und dem Norden Israels friedenssichernd wirken soll, ist die Zusammenarbeit mit der libanesischen Armee seit Jahren gegenwärtig so gut wie nie zuvor – ein Hinweis auf die konkurrierende „Hisbollah“.

Zum zweiten Mal scheitert in der libyschen Hauptstadt Tripolis die Regierungsbildung unter dem designierten Ministerpräsidenten Mustafa Abu Shaghur, dem das Parlament mehrheitlich die Zustimmung zu seiner Kabinettsliste verweigert, so dass sein Rückzug die Folge ist.

Nach offiziellen Angaben überstieg der Wert der israelischen Exporte in die USA im Juli und August mit 2,2 Milliarden US-Dollar erstmals seit 2010 die Ausfuhren nach Europa in Höhe von 1,9 Milliarden US- Dollar.

www.reiner-bernstein.de 98 – Chronologie 2012

06.10.2012: Nach einer Mitteilung der palästinensischen Wahlkommission sollen ab dem 20. Oktober in der Westbank Kommunalwahlen stattfinden und am 02. November abgeschlossen sein. Unter den 4.969 Kandidaten sind rund tausend Frauen, in Hebron kandidieren ausschließlich Frauen 187 .

05.10.2012: In seinem Kommentar warnt der zum Herausgeberkreis der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gehörende Günther Nonnenmacher vor dem Zerfall Syriens. Nachdem der dortige Bürgerkrieg längst eine internationale Dimension erreicht habe, in die in erster Linie der Libanon und die Türkei involviert seien [hinzuzufügen wäre auch Jordanien], würde eine „massive Intervention der militärisch überlegenen türkischen Armee (womöglich mit politischer Deckung der Nato) … vermutlich dazu führen, dass es noch mehr befreite Gebiete in Syrien gäbe, die sich schnell in internationale Sicherheitszonen verwandeln könnten – womit dann der Zerfall des syrischen Staates gewissermaßen völkerrechtlich beglaubt würde“ 188 .

Nach Steinwürfen vom „Haram Al-Sharif (Nobles Heiligtum)“ in Jerusalem stürmen israelische Soldaten das Gelände.

04.10.2012: In Ramallah geht der dreitägige Dialog zwischen der Europäischen Union und der Palästinensischen Autonomiebehörde im Rahmen der „Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP)“ zu Ende. Besprochen wurden Themen der Sozial-, der Gesundheits-, der Transport-, der Umwelt- und der Wasserpolitik. Außerdem kamen wirtschaftliche und finanzielle Fragen zur Sprache. www.reiner-bernstein.de 99 – Chronologie 2012

Der Präsident der Knesset, Reuven Rivlin („Likud“), fordert vom Parlament die Verabschiedung einer Resolution zugunsten vorgezogener Neuwahlen. Sie werden gegen den Widerstand der „Partei der Sefardischen Thorawächter (Shas)“ auch von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für Februar/März 2013 verlangt, um den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sicher durch die Knesset zu bringen. Reguläre Neuwahlen wären erst im Herbst 2013 fällig.

In einem Brief an den anglikanischen Erzbischof von Westminster Vincent Nichols drückt der britische Außenminister William Hague seine Ablehnung gegen die Route der israelischen „Sicherheitmauern“ um Bethlehem und gegen die Konfiszierung von palästinensischen Böden in der Stadt Bet Jalla – von ihren 10.000 Bewohnern sind rund 80 Prozent Christen – und in anderen Teilen der Westbank aus. Wie der Londoner „Guardian“ weiter berichtet, unterstütze das britische Konsulat in Ost-Jerusalem finanziell juristische Schritte gegen den Staat Israel in dieser Angelegenheit 189 .

In der englischen Wochenausgabe von „Al-Ahram (Die Pyramiden)“ distanziert sich der Vorsitzende des Medienausschusses der koptischen Kirche in Ägypten, Bischof Morcos, von der Youtube- Produktion „Die Unschuld des Propheten“, beklagt aber, dass das Verbrennen von Bibeln und Angriffe auf das Christentum in Ägypten strafrechtlich nicht verfolgt würden, so dass unter rechtlichen Gesichtspunkten mit doppelten Maßstäben gehandelt werde. Gleichzeitig wendet sich Morcos gegen die Schaffung eines islamischen Staates, weil die „Sharia“ Nicht-Moslems ihre Rechte verweigere. Jeder Moslem sei inzwischen zu einem Mufti geworden und fühle sich berufen, religiöse Dekrete zu veröffentlichen und andere als Abtrünnige zu denunzieren. Die „Al-Azhar“-Universität bezeichnet Morcos als „ein Modell des toleranten Islam“. Die Zahl www.reiner-bernstein.de 100 – Chronologie 2012 der Kopten in Ägypten gibt der Bischof mit 18 Millionen an, weitere 3 Millionen würden im Ausland leben 190 .

Aufgrund eines Streiks von Redakteuren erscheint die Printausgabe von „Haaretz“ nicht. Sie wollen damit gegen Pläne des Verlegers Amos Schocken protestieren, aus betriebswirtschaftlichen Gründen rund 100 der insgesamt 450 Stellen zu streichen 191 .

03.10.2012: Bei drei Bombenanschlägen, die sich wahrscheinlich vor allem gegen Soldaten des Assad-Regimes richten, sterben in Aleppo mindestens 33 Personen. Am 04. Oktober tötet eine Explosion, deren Urheber Aufständische sein sollen, in einem Ort westlich von Damaskus mindestens 25 Angehörige der „Republikanischen Garde“ des Präsidenten.

Eine Mörsergranate aus Syrien tötet in dem grenznahen türkischen Ort Akçakale eine Mutter mit ihren drei Kindern und eine Nachbarin 192 . Die türkische Luftwaffe fliegt Vergeltungsangriffe. Die Regierung in Damaskus will eine Untersuchung einleiten und bittet nach Aufforderung des russischen Außenministers Sergej Lawrow um Entschuldigung. In Brüssel ermahnt der NATO-Rat, in dem die Botschafter der 28 Mitgliedsstaaten sitzen, in einer kurzen Stellungnahme Syrien zur Zurückhaltung; ein Hinweis auf die türkischen Gegenmaßnahmen erfolgt nicht. Der UN-Sicherheitsrat tritt unter dem Vorsitz von Guatemala zu Dringlichkeitssitzungen zusammen und verurteilt nach langen Verhandlungen einstimmig, schließlich auch mit den Stimmen Russlands und Chinas, den Bruch des Völkerrechts durch Syrien. Ein Vorfall wie dieser könne die Sicherheit seiner Nachbarn sowie die Sicherheit und die Stabilität in der Region gefährden, heißt es in der Presseerklärung weiter. In Ankara tagt hinter www.reiner-bernstein.de 101 – Chronologie 2012 verschlossenen Türen das Parlament und billigt mit der absoluten Mehrheit der regierenden „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP)“ des Ministerpräsidenten Recep Tayyib Erdogan ein Gesetz, das den grenzüberschreitenden Einsatz des Militärs für ein Jahr erlaubt 193 . Auch am 04. Oktober fliegen türkische Kampfflugzeuge Angriffe auf syrisches Gelände. Dabei sollen nach Angaben des arabischen TV-Senders „Al- Djazeera (Die Landzunge)“ 34 Menschen getötet worden sein. Nachdem am Abend des 05. Oktober erneut eine Granate aus Syrien auf türkischem Boden niedergeht, finden weitere Einschläge auf beiden Seiten statt.

Shaul Arieli, Oberst d.R. und Mitunterzeichner der „Genfer Initiative“ vom Dezember 2003, widerspricht der Auffassung, dass sich durch die Siedlungen in „Judäa und Samaria“ – der Westbank – die Zwei- Staaten-Lösung erledigt habe. Die Zahl der Siedler sei weit hinter den Erwartungen der Siedlerbewegung und der israelischen Regierung zurückgeblieben. Außerdem würden 85 Prozent der Siedler in den drei Siedlungsblöcken (Gush Etzion, Maaleh Adumim und Ariel) wohnen, die lediglich sechs Prozent der Westbank einnehmen 194 . Der Autor bleibt die Antwort schuldig, welcher politisch-ideologische Preis für die Evakuierung jener 15 Prozent zu zahlen wäre – davon ausgehend, dass die drei Siedlungsblöcke im Zuge eines Gebietsaustauschs mit den Palästinensern tatsächlich bei Israel bleiben würden.

Jordaniens König Abdullah II. löst das Parlament auf, ohne einen genauen Wahltermin zu nennen 195 . Die Nahost-Korerspondentin der „Süddeutschen Zeitung“ Sonja Zekri berichtet am 04. Oktober, dass im Falle fairer Wahlen dem politischen Arm der Moslembrüder, der „Islamischen Aktionsfront“, 25 Prozent der Stimmen eingeräumt werden. Radikalere Moslembrüder hätten unlängst die Einführung einer konstitutionllen Monarchie gefordert 196 . Für den 05. Oktober werden nach den Freitagsgebeten große Demonstrationen www.reiner-bernstein.de 102 – Chronologie 2012 unterschiedlicher Gruppen von Gegnern – die „Islamische Aktionsfront“ stellt ihre Proteste unter den Slogan „Rettet die Heimat“ – und Sympathisanten des haschemitischen Königshauses erwartet. Um keine gewalttätigen Zusammenstöße herauszufordern, sagen die Königstreuen ihre Demonstration in letzter Minute ab. Sonja Zekri schreibt am 08. Oktober, dass der König nicht so beliebt sei wie sein Vater, was unter anderen Umständen kein Problem sei. „Heute aber sprechen manche Jordanier vonderr größten Krise für das land, dem in den paar Jahrzehnten seiner Existenz schon ein paar Mal der Untergang prophezeit wurde“. Die alteingesessenen Stämme und Palästinenser würden „einander herzlich“ misstrauen: Die „Ur- Jordanier kritisieren, dass die Palästinenser die Wirtschaft beherrschen, und die Palästinenser fordern mehr politische Rechte. Beide schätzten den König lange als neutrale Instanz. Inzwischen aber begreifen viele, dass Abdullah sie gegeneinander ausspielt. Selbst die einst Loyalen unter den Stämmen mäkeln plötzlich über Korruption in höchsten Kriesen.“

02.10.2012: Nach Angaben der in London ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind seit Mitte März 2011 insgesamt 31.022 Menschen getötet worden, darunter 22.257 Zivilisten, 7.578 Soldaten und 1.187 Überläufer. Allein im September 2012 habe es 4.757 Tote gegeben. Die Zahlen werden vom Internationalen Menschenrechtsrat in Genf bestätigt 197 .

Das Staatsfernsehen in Damaskus kritisiert in scharfen Worten die als antisyrisch bewerteten Ausführungen von Khaled Meshal, dem führenden Repräsentanten von „Hamas“, und des ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi vor den Delegierten der türkischen „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP)“ in Ankara. Meshal wird als Zionist beschimpft. www.reiner-bernstein.de 103 – Chronologie 2012

Nach libanesischen Angaben sind in Syrien ein „Hisbollah“- Kommandeur und mehrere Kämpfer der „Partei Gottes“ getötet worden.

Nachdem allein an diesem Tag die Währung, der „Rial“, neun Prozent ihres Wertes verloren hat, halten die Protest im Iran an. Am 03. Oktober geht die Polizei in Teheran gegen Demonstranten mit Tränengas vor.

Der stellvertretende Vorsitzende der islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ in Ägypten Essam El-Erian kündigt seine Kandidatur für die parteiinternen Wahlen am 19. Oktober an 198 .

Der Emir von Qatar Hamid Bin Khalifa Al-Thani kündigt die Eröffnung eines Verbindungsbüros zur „Hamas“-Regierung in Gaza-Stadt an 199 .

Das dänische Außenministerium drängt die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten, die gemeinsame Entscheidung zur Kennzeichnung von Produkten aus den palästinensischen Gebieten umzusetzen. Sie besagte im Mai, dass „die Europäische Union und ihre Mitglieder verpflichtet sind, vollständig und wirksam bestehende EU-Regeln und Verträge mit Israel zu implemtieren, die Produkte aus den Siedlungen betreffen“ 200 .

„Haaretz“ berichtet, dass liberale und säkulare Juden ein politisches Gegengewicht gegen die Vormachtstellung der Ultraorthodoxie schaffen wollen, indem sie sich für die nächsten – voraussichtlich für Februar oder März 2012 vorgezogenen – Parlamentswahlen um Sitze in verschiedenen Parteien bemühen 201 .

Nach israelischen und jordanischen Medienberichten planen beide Regierungen gemeinsam mit den Palästinensern die Reinigung der Jordan-Wasser. www.reiner-bernstein.de 104 – Chronologie 2012

Vandalen besprühen am Morgen das Eingangstor zur „Dormitio“, dem Franziskaner-Konvent auf dem Jerusalemer Ölberg, mit der Beschimpfung „Jesus war ein Bastard“ 202 . Festnahmen bleiben aus.

Ein Palästinenser kommt beim Schmuggel im Tunnel zwischen dem Gazastreifen und der ägyptischen Sinai-Halbinsel zu Tode.

01.10.2012: Der Londoner „Guardian“ berichtet unter Bezugnahme auf ein US-amerikanisches Memorandum, dass Washington die Europäer vor einer Zustimmung im Falle eines palästinensischen Antrags im November – nach den Präsidentschaftswahlen in den USA – auf den „non-member state“-Status bei den Vereinten Nationen gewarnt haben. Würde ein solcher Antrag gestellt werden, hätte die Autonomiebehörde mit finanziellen Sanktionen zu rechnen. Ein Staat Palästina könne nur mittels direkter Verhandlungen mit Israel erreicht werden 203 .

Nach internem Streit geht in Kairo geht eine Sitzung des Führungsgremiums der salafistischen Partei „Al Nour (Das Licht)“ mit dem Ergebnis zusammen, parteiinterne Wahlen über die Spitzenkandidatur zu Ende. Sie soll an El-Sayed Mustafa Hussein Khalifa fallen, nachdem dem Mitbewerber Emad Abdel-Ghafour dasVertrauen entzogen worden ist.

Israel lässt zwei Abgeordnete des palästinensischen Parlaments, des „Palestinian Legislative Council“, aus Hebron und Tulkarem frei. Hingegen wird die Verwaltungshaft von Mohamed Natshe, der am 31. Januar festgneommen wurde, um weitere vier Monate verlängert.

www.reiner-bernstein.de 105 – Chronologie 2012

September 2012

29.09.2012: Im Willy-Brandt-Haus in Berlin geht nach zwei Wochen die Ausstellung „Breaking the Silence – Zeugnisse einer Besatzung – Israelische Soldaten berichten“ zu Ende. Die Ausstellung, die von „medico-international“ nach Berlin gebracht wurde, ist von rund 65.000 Menschen besucht worden und zeigte Schautafeln und Fotos, die privat von hundert Soldaten überwiegend in Hebron aufgenommen wurden.

Die Altstadt von Aleppo, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, wird durch ein schweres Feuer im Gefolge heftiger Kämpfe zum großen Teil zerstört.

28.09.2012: Der Sprecher des Weißen Hauses erklärt nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Barack Obama und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass beide darin übereinstimmen würden, den Iran am Erwerb einer Atombombe zu hindern. Entgegen früheren Bemerkungen äußert der republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney nach einem Telefonat mit Netanjahu die Überzeugung, dass nach seiner Einschätzung ein Militärschlag gegen den Iran nicht nötig sei, auch wenn er diese Option nicht vom Tisch sehe.

Vor der UN-Generalversammlung fordert Bundesaußenminister Guido Westerwelle einen ständigen Sitz Deutschlands im UN- Sicherheitsrat. Zugleich mahnt er, angesichts der anderen Konflikte die Bemühungen um einen Friedensschluss zwischen Israel und Palästinensern nicht zu vernachlässigen. Das Ziel einer Zwei- Staaten-Lösung auf dem Verhandlungsweg drohe derzeit zu entgleiten. www.reiner-bernstein.de 106 – Chronologie 2012

Bei einer kurzfristig anberaumten Tagung der „Freunde des syrischen Volkes“ in Washington, DC, gibt US-Außenministerin Hillary Clinton bekannt, dass die USA weitere 30 Millionen US-Dollar für die Versorgung der syrischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Wasser, Decken und Arzneimitteln zur Verfügung stellen, so dass sich die Gesamthilfe auf nunmehr 130 Millionen US-Dollar belaufe. Außerdem kündigt Clinton weitere 15 Millionen US-Dollar für die nicht bewaffneten syrischen Oppositionsgruppen zum Erwerb von Kommunikationsmitteln einschließlich Satellitentelefonen sowie für die Ausbildung von 1.000 Aktivisten, Studenten und unabhängigen Journalisten an.

Nach dem syrischen Mörserbeschuss auf einen türkischen Grenzort gibt der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu in New York bekannt, dass sich sein Land alle Rechte vorbehalte, im Wiederholungfall angemessen darauf zu reagieren.

Der Online-Dienst der ägyptischen Tageszeitung „Al-Ahram (Die Pyramiden)“ berichtet von den Benachteiligungen der beduinischen Bevölkerung auf der Sinai-Halbinsel. So hätte nach einem offiziellen Bericht aus dem Jahr 2010 ein Viertel von ihnen keinen ägyptischen Ausweis, der ihnen den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen ermöglichen würde, außerdem sei ihnen der Dienst im Militär und Bodenbesitz nicht erlaubt 204 .

27.09.2012: Der palästinensische Präsident Machmud Abbas hält seine mit Spannung erwartete Rede vor dem nur halb besetzten Plenum der UN-Generalversammlung als Vorspiel für den geplanten Antrag, Palästina den „non-member state“Status“ bei den Vereinten Nationen zu gewähren. Abbas fordert im Namen „eines zornigen Volkes“ die schnelle Verabschiedung einer bindenden Resolution des UN-Sicherheitsrates zur Beendigung des israelisch-palästinensischen Konflikts im Rahmen einer www.reiner-bernstein.de 107 – Chronologie 2012

Zwei-Staaten-Lösung auf der Grundlege der Waffenstillstandsgrenze vor 1967. Zur Begründung weist Abbas auf die wachsende Zahl von Angriffen der „terroristischen Milizen israelischer Siedler“ seit Januar 2012 hin, die Menschen, Feldern, Ernteerträgen, Bäumen und Eigentumsverhältnissen gelten, und beklagt, dass die israelischen Sicherheitsbehörden und Gerichte auch im Falle der Beteiligung von Soldaten immer wieder Entschuldigungen für die Verbrechen gefunden hätten. In Jerusalem finde eine „ethnische Säuberung“ statt. Fast 5.000 Palästinenser würden als Gefangene und Verwaltungshäftlinge in israelischen Gefängnissen sitzen. Die Besatzungsmacht hindere die Autonomiebehörde an Projekten, die von „Freunden und Brüdern“ in die Wege geleitet und finanziert würden. Gleichwohl würden die Palästinenser auf dem Wege zum Frieden und zu internationaler Legitimität den Kurs der Gewaltfreiheit und der Absage an den Terrorismus – insbesondere (im Gegensatz zu Israel) den „Staatsterrorismus“ – fortsetzen. Abbas kommt zu dem Ergebnis, dass die israelische Regierung die Zwei-Staaten-Lösung ablehnt 205 .

Wenige Stunden nach der Ansprache des palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas wendet sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an die UN-Generalversammlung. Indem er mit keinem Wort auf Abbas‘ Vorhaltungen wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen eingeht, bestätigt er die These, dass es sich dabei um eine innerisraelische Angelegenheit handele, für die sich Einmischungen von außen verbiete 206 . Stattdessen beschwört Netanjahu die jüdische Geschichte im „Lande Israel“ von Josua über die Makkabäer bis zum „Heroismus unserer jungen Männer und Frauen“ von heute. Gleichzeitig führt er aus, dass die Rechte aller Bürger Israels – „Männer und Frauen, Juden und Araber, Moslems und Christen“ – vom Gesetz geschützt würden. An Abbas gerichtet, verwahrt sich Netanjahu gegen „verleumderische Reden“ und verlangt direkte Verhandlungen, um auf dem Weg des www.reiner-bernstein.de 108 – Chronologie 2012 gegenseitigen Kompromisses einen demilitarisierten palästinensischen Staat zu schaffen, der den jüdischen Staat anerkenne. Den Schwerpunkt seiner Rede legt er auf die von ihm vermutete existentielle Bedrohung Israels durch das iranische Nuklearprogramm, wobei er der internationalen Gemeinschaft unter Führung von US-Präsident Barack Obama für die schweren Sanktionen dankt. Der einzige Weg, Iran friedlich vom Zugang zu Atombomben abzuhalten, sei „eine rote Linie“, die nicht zum Krieg führe, sondern den Krieg verhindere. Abschließend bekennt sich Netanjahu zu den Propheten Jesaja, Amos und Jeremia und zu ihren Aufrufen zu Würde und Mitgefühl.

Auf der Grundlage zweier Anträge der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ 2 findet im Bundestag eine halbstündige Aussprache statt. Darin bedauert ihre außenpolitische Sprecherin Kerstin Müller, dass das vergangene Jahr für eine friedliche Regelung verloren worden sei. Stattdessen verkomme das international akzeptierte Konzept von zwei Staaten immer mehr zur Bedeutungslosigkeit, und Alternativen seien nicht in Sicht. Die Lebensbedingungen der Palästinenser im C-Gebiet – rund 62 Prozent der Westbank gemäß der Osloer Interimsvereinbarung von 1995 („Oslo II“) – „sind wirklich erschütternd“. Der israelischen Seite müsse „unmisverständlich klargemacht werden, dass ihre Politik in den C-Gebieten, die auf eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung hinausläuft – viele dieser Menschen verlassen diese Gebiete nämlich –, absolut unakzeptabel ist“. Zwar ist für den Abgeordneten Jürgen Klimke (CDU/CSU) unter den „vielfältigen Problemen“ in der Region „die Zwei-Staaten-Frage im Nahen Osten dass

2 Antrag „Die Zwei-Staaten-Perspektive für den israelisch- palästinensischen Konflikt erhalten – Entwicklungen der C-Gebiete in der Westbank fördern – Abrissverfügungen für Solananlagen stoppen“ vom 13.06.2012 (Drucksache 17/9981) sowie Antrag „Die Zwei-Staaten- Perspektive für eine friedliche Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts retten“ vom 10.09.2012 (Drucksache 17/10640). www.reiner-bernstein.de 109 – Chronologie 2012 wichtigste Element“. Dennoch nennt er die beiden Anträge nicht zustimmungfähig, „weil die Umsetzung der Forderungen wiederum Fakten schaffen würde, anstatt einen offenen Verhandlungsprozess zu ermöglichen“. Rolf Mützenich (SPD) bedauert, dass die Aufwertung der palästinensischen Vertretung in Berlin am Dissenz zwischen Guido Westerwelle und Angela Merkel gescheitert sei, und bezeichnet die Erweiterung der Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Israel in 60 Punkten 207 als einen leichtfertigen Verzicht auf ein Instrument, die israelische Regierung zur Änderung ihres Verhaltens zu bewegen. Hingegen betont Rainer Stinner (FDP), „dass im Zentrum jeder israelischen Politik die Sicherheit des Staates Israel stehen muss“, auch wenn er der Auffassung zustimmt, „dass die israelische Siedlungspolitik sehr kontraproduktiv ist. Sie ist völkerrechtswidrig.“ Die Zwei- Staaten-Lösung zerrinne „uns zwischen den Fingern“. Gleichwohl lehnt Stinner die Anträge ab, „weil Sie [die Antragsteller] der Komplexität des Problems und der gesamten Situation und Sicherheitslage der Region … nicht gerecht werden“. Unter Verweis auf die Rede Benjamin Netanjahus am heutigen Tag vor der UN-Generalversammlung unterstreicht Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE), dass der israelische Ministerpräsident „politisch das Gegenteil betreibt“ von einer Zwei-Staaten-Lösung. Gehrcke verlangt von der Bundesregierung, dem palästinensischen Antrag auf den „non- member state“-Status bei den Vereinten Nationen zuzustimmen, und kündigt die Unterstützung seiner Fraktion für die beiden Anträge an. Abschließend verwahrt sich Thomas Silberhorn (CDU/CSU) gegen den neuerlichen Versuch „einer Internationalisierung des Konflikts“ durch die Palästinenser, die zu Eskalationen führen könnte. Im selben Atemzug konstatiert er jedoch, „dass wir auf der israelischen Seite derzeit nur wenig Interesse sehen, sich den Verhandlungen mit den Palästinensern zu widmen“. Bei einer dauerhaften www.reiner-bernstein.de 110 – Chronologie 2012

Friedensregelung kommt man im „Hamas“ nicht mehr herum: „Man kann sich seine Verhandlungspartner eben nicht immer aussuchen.“ Ein Wort zur Zustimmung oder Ablehnung der Anträge vermeidet Silberhorn 3.

Nach einem Bericht des diplomatischen Korrespondenten von „Haaretz“, der aus einem internen Papier des Außenministeriums in Jerusalem zitiert, haben die westlichen Sanktionen gegen den Iran das Land schwerer getroffen, als bisher angenommen. So sei der Ölexport innerhalb eines Jahres von 2,4 auf eine Million Barrel pro Tag gefallen, während die Einnahmen seit Anfang 2012 um 40 Milliarden US-Dollar gefallen und die Preise für Grundnahrungsmittel gestiegen seien. Außerdem habe das Regime zunehmend Schwierigkeiten, an seine Auslandsgutachten heranzukommen.

Die mehr als zweieinhalb Stunden dauernde Sitzung des UN- Sicherheitsrates endet mit einer präsidentiellen Erklärung, vorgetragen vom Vorsitzenden Guido Westerwelle, in der das höchte Gremium der Weltorganisation ihre „Entschlossenheit“ bekundet, „die Zusammenarbeit zwischen den Vereinten Nationen und der Arabischen Liga zu intensivieren“.

In Berlin wird der Generalsekretär der Juden in Deutschland Stephan Kramer Opfer einer verbalen Attacke. Es kommt zu einem heftigen Wortwechsel. Nachdem Kramer dem Verleumder klarmacht, dass er eine Waffe trägt, will die Polizei wegen „wechseitiger Bedrohung“ ermitteln.

26.09.2012: Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London sind mittlerweile mehr als 30.000

3 Plenarprotokoll 17/195. www.reiner-bernstein.de 111 – Chronologie 2012

Menschen den Kämpfen in Syrien zum Opfer gefallen. Allein an diesem Tag seien mehr als 300 Menschen getötet worden.

Jordaniens König Abdullah II. äußert in seiner Ansprache vor der UN-Vollversammlung seine „tiefe Sorge“, dass die moslemischen und christlichen heiligen Stätten in Jerusalem bedroht seien; gemäß dem israelisch-jordanischen Friedensvertrag von 1994 hat sich das Haschemitische Königreich ein Mitspracherecht zur politischen Zukunft des „Noblen Heiligtums (Al-Haram Al-Sharif)“ vorbehalten. Außerdem ruft der König dringend zur Regelung des israelisch- palästinensischen Konflikts im Zuge einer Zweistaatenregelung auf und verlangt für Syrien eine „politische Lösung“.

In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung würdigt der ägyptische Präsident Mohamed Morsi die Zentralität des nationalen Kampfes der Palästinenser, ohne Israel beim Namen zu nennen, auf dass er lediglich mit dem Hinweis Bezug nimmt, es handele sich um ein „Mitglied der internationalen Gemeinschaft“. Außerdem hebt er die ägyptische Initiative des „Islamischen Quartetts“ mit der Türkei, Saudi-Arabien und Iran 208 hervor, das dabei helfen wolle, das Leiden des syrischen Volkes zu beenden.

25.09.2012: US-Präsident Barack Obama verurteilt in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung die Massaker des syrischen Regimes an der eigenen Bevölkerung, fordert den Iran dringend zu einer politischen Lösung seines umstrittenen Nuklearprogramms auf und bekennt sich zur Zwei-Staaten-Lösung für den israelisch- palästinensischen Konflikt 209 . Der Nahost-Berater von Präsident Bill Clinton, Aaron David Miller, der heute am „Woodrow Wilson Center“ in Washington, DC, arbeitet, wird am 26. September von der Nachrichtenagentur „Reuters“ mit der Einschätzung zitiert, dass die Lage zwischen Israelis und Palästinensern immer www.reiner-bernstein.de 112 – Chronologie 2012 schlimmer werde, weil alle Seiten keine Strategie zur Überwindung des Konflikts hätten.

Nach dem Treffen mit dem US-amerikanischen Staatsrechtler Alan Dershowitz in New York berichten palästinensiche Quellen, dass Präsident Machmud Abbas, der am 26. September vor der UN- Vollversammlung auftritt, seinen iranischen Amtskollegen Machmud Achmadinedjad aufgefordert habe, in seiner ebenfalls an diesem Tag anstehenden Rede nicht erneut die Auslöschung Israels von der Landkarte zu wiederholen und sie durch die Formel „Palästina auf die Landkarte“ zu ersetzen; der iranische Präsident hält sich nicht an diese Bitte. Nach den Worten Dershowitz‘ sind die Differenzen zwischen der Autonomiebehörde und der israelischen Regierung in den Grundfragen nicht so groß, als dass sie in Verhandlungen nicht gelöst werden könnten. Er selber, Dershowitz, sehe seine Rolle als „ein ehrlicher Vermittler“ zwischen beiden Seiten. Zuvor hatten Repräsentanten amerikanisch-jüdischer Organisationen auf Drängen Benjamin Netanjahus eine Begegnung mit Abbas abgesagt. Von dieser Aufforderung ließen sich Dershowitz und Robert Wexler, Präsident des 2010 gegründeten „S. Daniel Center for Middle East Peace“, nicht beeindrucken 210 . In einem Meinungsbeitrag für das „Wall Street Journal“ am 03. Juni hatte Dershowitz die israelische Regierung zu einer „kühnen Friedenofferte an die Palästinensische Autonomiebehörde“ aufgefordert. Dabei solle Netanjahu das Einfrieren der Siedlungstätigkeit anbieten, wofür die Palästinenser im Gegenzug an den Verhandlungstisch zurückkehren würden. Bei ihnen solle es gehen um a) die Bestätigung, dass Siedlungen wie Maaleh Adumim, Gilo und andere in der Nähe Jerusalems liegende jüdische Ortschaften bei Israel verbleiben, b) dass Ramallah, Jericho, Jenin und andere dicht bewohnte Städte und Orte der Westbank Teil des Staates Palästina werden und c) dass über große Siedlungsblöcke wie Ariel sowie über Jerusalem und die für Israel sicherheitsrelevanten Aspekte der Jordansenke verhandelt würde. Die Palästinenser müssten zudem auf die Forderung nach „einem www.reiner-bernstein.de 113 – Chronologie 2012 massiven ‚Recht auf Rückkehr‘“ der palästinensischen Flüchtlinge verzichten 211 .

Nach einem Bericht von „Haaretz“ plant die Vorsitzender der israelischen linksbürgerlichen Partei „Meretz (Kraft)“, Zahava Gal- On, die Vorlage eines Friedensplanes, der die überholten Osloer Vereinbarungen von 1993/95 ersetzen solle, noch vor den für 2013 anstehenden Parlamentswahlen. Danach solle sich Israel um einen Friedensvertrag mit Syrien unter Verzicht auf die Golanhöhen bei deren Entmilitarisierung bemühen sowie den Konflikt mit den Palästinensern auf der Grundlage der Grünen Linie vor 1967 beenden und Jerusalem gemäß den „Clinton-Parametern“ vom Dezember 2000 mit einem besonderen Status für das Heilige Bassin – Altstadt, Zionsberg, Ölberg und Garten Gethsemane – teilen 212 .

24.09.2012: Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ äußert sich der frühere syrische Ministerpräsident Riyad Farid Hidjab 213 besorgt, dass sein Land zu einer „Brutstätte islamistischer Extremisten“ wird. Nachdem das Assad-Regime aus dem Iran große Waffenlieferungen und politische Unterstützung erfahre, müsse alles getan werden, um den Aufständischen zu helfen, nachdem eine Entscheidung im UN- Sicherheitsrat blockiert werde.

Das Jerusalemer Bezirksgericht spricht den früheren Ministerpräsidenten Ehud Olmert in seiner Eigenschaft als ehemaligen Industrieminister schuldig, sich für staatliche Fördermittel eingesetzt zu haben, die einem privaten Bauprojekt in Jerusalem, bekannt geworden unter dem Namen bekannt geworden unter „Holyland Affair“, zugute gekommen sollten. Das Gericht verurteilt ihn zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr auf Bewährung und zur Zahlung einer Geldbuße. Kommentatoren sehen den 67-jährigen Olmert auf dem Weg zurück in die Politik. An der www.reiner-bernstein.de 114 – Chronologie 2012

Spitze von „Kadima“ wäre er der einzige ernsthafte Konkurrent Benjamin Netanjahus.

23.09.2012: Die stellvertretende Präsidentin des Obersten Gerichtshofs Israels Miriam Naor kritisiert die politische Verschleppung von Rechtsentscheidungen, nicht genehmigte Außenlager der Siedlungen aufzulösen.

Nach einem AFP-Bericht erklärt der palästinensische Wirtschaftsminister Jawad Naji das Verbot für Einfuhren aus Israel für beendet. „Wir werden allen interessierten Händlern erlauben, direkt vom israelischen Markt ohne Zwischenstationen zu kaufen unter Berücksichtigung der Gesetze und Mechanismen der Palästinensischen Autonomiebehörde.“ Gleichzeitig warnt der Minister vor willkürlichen Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel. Nach jetzt bekannt gewordenen Informationen zweier israelischer Menschenrechtsorganisationen arbeiten gegenwärtig 60.000 Palästinenser legal oder illegal in Israel. Sie würden 13 Prozent des palästinensischen Bruttosozialprodukts erbringen.

Mit Erlaubnis des Regimes fordern Mitglieder der zugelassenen Opposition Syriens einen Waffenstillstand, „um den Weg für einen politischen Prozess zu öffnen, der einen radikalen politischen Wandel, ein Ende des gegenwärtigen Regimes und des barbarischen Bombardements“ garantiere. Die Führung der in sich zerstrittenen Aufständischen kritisiert den Aufruf als ein falsches politisches Signal an Präsident Bashar Assad.

Nach einer Meldung der palästinensischen Nachrichtenagentur „Maan“ beabsichtigt Khaled Meshal, sich nicht noch einmal um die Führung von „Hamas“ zu bemühen. Beobachter vermuten, dass sich Meshal nicht länger den politischen Flügelkämpfen aussetzen will. Als Nachfolger ist sein bisheriger Stellvertreter Mousa Abu Marzouk, www.reiner-bernstein.de 115 – Chronologie 2012 der heute in Kairo lebt und dort mit Präsident Mohamed Mursi zusammnarbeitet, im Gespräch.

22.09.2012: Mit dem Ziel, die Opposition zu einen, verlegt die „Freie Syrische Armee“ ihr Hauptquartier von der Türkei nach in den von Rebellen kontrollierten Teil Syriens.

In Bengazi demonstrieren Tausende gegen Versuche von Islamisten der „Ansar Al-Islam (Verfechter des Islam)“, Staat und Gesellschaft ihre Ideologie oktroyieren zu wollen. Bei Zusammenstößen sollen sechs Menschen getötet worden sein.

Der Oberste Verwaltungsgerichtshof Ägyptens bestätigt die Entscheidung des Obersten Verfassungsgerichts vom 14. Juni, dass die Zusammensetzung des im Januar gewählten Parlaments der Verfassung widerspreche 214 . Der politische Arm der Moslembruderschaft, die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, droht, dass sie bei eventuellen Neuwahlen um sämtliche Parlamentssitze kämpfen werde. Liberale und linke Kreise begrüßen hingegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Moussa 215 fordert Respekt für die Entscheidung.

Vor seiner Abreise zur UN-Vollversammlung nach New York beklagt der ägyptische Staatspräsident Mohamed Mursi in einem Interview mit der „New York Times“, dass sich die USA im arabischen Nahen Osten viel Unmut, Zorn und Hass zugezogen hätten, auch weil sie Israel gegenüber den Palästinensern bevorzugten.

21.09.2012: www.reiner-bernstein.de 116 – Chronologie 2012

Esther Brimmer, stellvertretende US-Außenministerin und verantwortlich für die Beziehungen zu internationalen Organisationen, stellt bei einer Sonderunterrichtung („Special Briefing“) der Presse in Washington, DC, klar, dass die USA in der bevorstehenden Sitzungsperiode der Vereinten Nationen weiterhin einseitige palästinensische Handlungen ablehnen werden, und verweist auf direkte Verhandlungen mit Israel 216 .

Der in der Siedlung Efrat (Westbank) lebende Geschäftsmann Shlomo Ben-Zvi übernimmt zum Preis von angeblich 19 Millionen US-Dollar die in wirtschaftliche Schieflage geratene Tageszeitung „Maariv (Abend)“, wobei nur ein Fünftel der rund 1.500 Mitarbeiter übernommen werden dürfte. Im Zuge einer einstweiligen Verfügung, die von Chefredakteur Nir Chefetz ausgeht, wird der Verkauf vorläufig gestoppt. Es wird spekuliert, dass Ben-Zvi das Blatt mit der extrem nationalistisch-religiösen Tageszeitung „Makor Rishon (Erste Quelle)“ zusammenlegen will. Damit erhält das rechte Lager weiteren publizistischen Zuwachs, nachdem der US-Milliardär Sheldon Adelson, der den Wahlkampf Mitt Romneys unterstützt, in Israel bereits mit der auflagenstärksten Zeitung „Israel haYom (Israel heute)“ vertreten ist. Auch bei der linksbürgerlichen Tageszeitung „Haaretz (Das Land)“ sollen in Kürze aus Kostengründen mehrere hundert Redakteursstellen wegfallen.

20.09.2012: Der Londoner „Guardian“ berichtet, dass der frühere britische Außenminister David Milliband am Vortag die Sorge geäußert habe, dass sich die Zwei-Staaten-Lösung verflüchtige. Verantwortlich seien die israelische Siedlungspolitik, die innerpalästinensischen Auseinandersetzungen und die Spannungen in der arabischen Welt. Bei einem Wohltätigkeits-Dinner der „Medical Aid for Palestinians“ in London habe Milliband ausgeführt, es sei eine grausame Ironie, dass die palästinensische Sache Opfer der arabischen Revolte geworden www.reiner-bernstein.de 117 – Chronologie 2012 sei. Erstmals seit langer Zeit gebe es keinen „Friedensprozess“ und nicht einmal dessen Vorspiegelung 217 .

Während nach einer Umfrage des „American Jewish Committee“ 69 Prozent der im Bundesstaat Florida lebenden Juden die Wiederwahl von Barack Obama und 25 die Wahl seines Herausforderers Mitt Romney unterstützen, startet Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Fernsehwerbung mit der Aussage: „Tatsache ist, dass Iran jeden Tag näher an die Atombombe kommt. Die Welt sagt israel, dass es noch Zeit gebe. Und ich sage wofür Bis wann warten 218 ?“

Der Internationale Währungsfonds befürchtet in seinem jüngsten Bericht, dass den Palästinensern in der Westbank und im Gazastreifen eine schwere Wirtschaftskrise bevorstehe. Verantwortlich seien die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und die hohe Arbeitslosigkeit. Offiziell soll der Bericht am 23. September in New York vorgestellt werden. Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA ergänzt, dass die Palästinensische Autonomiebehörde dringend einen umfangreichen Restrukturierungsplan vorlegen müsse. Das Haushaltsloch habe Mitte September bei 400 Millionen US-Dollar gelegen219 . Am selbenTag ehren das Sozialministerium der Autonomiebehörde und der Repräsentant der Europäischen Union in Ramallah 88 Absolventen eines Trainingsprogramms zur Anhebung des sozialen Sicherungssystems.

Palästinensische Sicherheitskräfte nehmen in Nablus vorübergehend drei bewaffnete israelische Soldaten fest. Nablus steht gemäß der Osloer Interimsvereinbarung vom September 1995 („Oslo II)“ unter voller palästinensischer Kontrolle. Eine Sprecherin des israelischen Militärs bestätigt die Festnahme und erklärt, dass sich die Soldaten verirrt hätten.

Die Vorsitzende der französischen „Front National“ Martine LePen spricht sich nach einem Bericht der Tageszeitung „Le Monde“ dafür www.reiner-bernstein.de 118 – Chronologie 2012 aus, dass Juden das öffentliche Tragen einer Kippa genauso verboten werden solle, wie dies für die Verschleierung von moslemischen Frauen gelte. In einer Reaktion der Europäischen Rabbinerkonferenz vergleicht ihr Präsident Pinchas Goldschmidt die Forderung mit dem Antisemitismus des Vichy-Regimes.

19.09.2012: Beim Treffen mit dem Staatspräsident Bashar Assad in Damaskus vertritt der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi die Auffassung, dass sich die Konfrontation im Lande nur unter Beteiligung aller Seiten, so auch der Träger des Regimes, sowie unter Hinzuziehung internationaler und regionaler Institutionen überwinden lasse.

Elf EU-Außenminister verlangen in einem Papier, dass mehr nationale Kompetenzen an Brüssel abgegeben werden. Dazu gehört nach den Worten von Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Verwirklichung „eine[r] Gemeinsame[n] Außen- und Sicherheitspolitik im vollen Wortsinn“.

Trotz der Aufwallungen in Ägypten gegen das Video-Schmähwerk „Die Unschuld der Muslime“ sei ein Putsch zur Wiederherstellung der alten Ordnung unter Hosni Mubarak höchst unwahrscheinlich, urteilt Rainer Hermann in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Gegen eine solche Annahme „spricht auch, dass die Armee in Ägypten – anders als in Syrien, wo sie die Vormachtstellung einer religiösen Gruppe, der Alawiten, verteidigt – eine Armee des Volkes ist, die sich letztlich nicht gegen das Volk stemmt. Als nächsten Schritt wird erwartet, dass die Regierung die Privatisierung der 4000 Fabriken einleitet, in denen überwiegend Konsumgüter hergestellt werden und die direkt oder indirekt den Streitkräften gehören. An ihrer Spitze standen bisher in der Regel pensionierte Generäle 220 .“ Am selben Tag kündigen die Sprecher der „Egyptian Socialist Party“, der „Socialist Popular Alliance“, der „National Progressive Unionist Party (Tagamu)“, der „Workers and Peasants Party“, der „Egyptian www.reiner-bernstein.de 119 – Chronologie 2012

Communist Party“, der „Egyptian Coalition to Fight Corruption“, der „Socialist Revolutionary Movement“ (umstritten), der „Socialist Youth Union” und der „Mina Daniel Movement” die Bildung einer linken Koalition unter dem Namen „Strömung des ägyptischen Volkes (Egyptian Popular Current)“ an, berichtet „Al-Ahram (Die Pyramiden)“. Zuvor hat der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Moussa, der sich vergeblich um die Wahl als Staatspräsident bemühte 221 , die Gründung einer „Egyptian Conference Party“ angekündigt 222 . Am Abend des 20. September findet auf dem historischen Abdeen-Platz in Kairo eine Solidaritätskundgebung für die „Strömung des ägyptischen Volkes“ statt.

In einem Gastbeitrag für die hebräische Ausgabe der Tageszeitung „Haaretz (Das Land)“ warnt der an der University of California lehrende Historiker Zeev Maoz davor, dass der von Benjamin Netanjahu und Ehud Barak favorisierte Angriff auf das Nuklearprogramm Irans gleichzeitig der libanesischen „Hisbollah (Partei Gottes)“ gelten und damit zu einem Mehrfrontenkrieg führen würde, von dem die islamisch geprägten Machtverhältnisse in Tunesien, Libyen, Ägypten, im Gazastreifen und Jordanien nicht unberührt bleiben würden. Welchen Schaden solche Aussichten für Israel bedeuten würden, sei die 1-Milliarde-Dollar-Frage 223 . Der Direktor des „Israeli Nuclear Energy Committee“ Shaul Horev weist auf der 56. Generalversammlung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien den arabischen Vorschlag, der auch von US-Präsident Barack Obama positiv aufgenommen worden ist, Ende 2012 oder Anfang 2013 eine Konferenz nur nuklearen Abrüstung im Nahen Osten abzuhalten, mit dem Argument zurück, die volatile und feindliche Lage in der Region stehe dem Vorschlag entgegen. www.reiner-bernstein.de 120 – Chronologie 2012

Die Weltbank teilt mit, dass sie am 12. September 14,3 Millionen US-Dollar, die vornehmlich aus Australien und Großbritannien kommen, als Kredite an die Palästinensische Autonomiebehörde überwiesen habe. Der zwischen der Weltbank und der Autonomiebehörde im April 2008 vereinbarte „Investment Fund“ habe seither 849 Millionen US-Dollar nach Ramallah transferiert.

Nach einem Bericht von Hans-Christian Rößler in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ist im Gazastreifen nach 16 Jahren die Wiedereinführung des Hebräisch-Unterrichts an zunächst gut einem Dutzend Oberschulen, ohne auf israelisches Unterichtsmaterial zurückzugreifen. Nach Angaben der Weltbank können im Gazastreifen nur ein Prozent weder lesen noch schreiben 224 .

Nach mehreren Mohamed-Karikaturen in der französischen Satire- Zeitschrift „Charlie Hebdo“ schließt die Regierung in Paris Botschaften und Schulen in 20 vorwiegend islamisch geprägten Ländern.

Die russische Regierung verkündet die Schließung der US- amerikanischen Hilfsorganisation USAID zum Ende dieses Monats, weil sie versucht habe, durch ihre Finanzhilfen an russische NGO’s politische Prozesse einschließlich von Wahlen zu beeinflussen. Seit 1992 hat USAID insgesamt rund 2,7 Milliarden US-Dollar für soziale Projekte, Umweltschutzvorhaben und die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen überwiesen 225 .

Nach internationalen Protesten soll der Mitbegürnder des „Freedom Theater“ in Jenin Zakaria Zbeideh nach mehrmonatiger Haft ohne Verfahren am 23. September aus dem Gefängnis in Jericho freigelassen werden 226 .

18.09.2012: www.reiner-bernstein.de 121 – Chronologie 2012

Nach einem Bericht von „Reuters“ sind in Syrien seit Mitte März 2011 27.000 Menschen zu Tode gekommen. Die „Freie Syrische Armee“ setzt ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar für die Ergreifung von Präsident Bashar Assad „tot oder lebendig“ aus.

17.09.2012: Eine Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates unter brasilianischem Vorsitz klagt die Soldaten des Assad-Regimes und die Aufständischen an, zu Gewalt und Gräueln zu greifen. Die Rebellen würden sich nicht scheuen, auch Kinder zu rekrutieren. Außerdem sei das Einsickern von radikalen Salafisten ins Land beobachtet worden.

Nach Medienberichten aus Beirut haben syrische Kampfbomber am Vormittag erstmals seit dem Ende des Bürgerkrieges 1989/90 Ackerland 16 Kilometer innerhalb des Libanon mit drei Raketen unter Beschuss genommen. Vorausgegangen sei ein Angriff syrischer Rebellen von libanesischem Territorium auf einen syrischen Grenzposten. Libanons Staatspräsident Michael Suleiman bestellt den syrischen Botschafter nach Berichten ein, wonach iranische Revolutionsgardisten im Libanon tätig seien. Zuvor hatte ihr Kommendeur in Teheran erklärt, seine „Berater“ seien in Syrien und im Libanon eingesetzt.

16.09.2012: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach Medienberichten mehrere Interviews mit US-amerikanischen Sendern gegeben, um der Öffentlichkeit in den USA von der iranischen Bedrohung zu überzeugen. In Auftritten bei CNN and NBC empfiehlt Netanjahu, dass sich der Präsident – ohne Barack Obama oder seinen Herausforderer Mitt Romney beim Namen zu nennen – John F. Kennedy in der Kuba-Krise 1962 zum Vorbild nehme, als dieser die sowjetischen Drohungen www.reiner-bernstein.de 122 – Chronologie 2012 zurückgewiesen habe 227 . In einem CBS-Interview äußert der zweimalige US-amerikanische Botschafter in Israel Martin Indyk die Sorge, dass die USA und Israel im Jahr 2013 militärisch gegen Iran vorgehen würden. Gleichzeitig hält der Netanjahu vor, mit seiner öffentlichen Forderung nach einer „rote Linie“ gegenüber Teheran den US-Präsidenten praktisch ein Ultimatum vorgesetzt zu haben. Roger Cohen berichtet in der „New York Times“, die demokratische Senatorin Barbara Boxer habe sich in einem Brief an Netanjahu fassungslos gezeigt, dass der Ministerpräsident nicht zur Kenntnis nehmen wolle, dass sein Land während der Amtszeit von Obama mehr als je zuvor von den USA in seinen Sicherheitsbelangen unterstützt worden sei 228 .

Auf ihrer Sitzung nimmt die Palästinensische Autonomieregierung den Rückzug aus den Osloer Vereinbarungen samt dem Pariser Protokoll zum Wirtschafts- und Zahlungsverkehr mit Israel in Aussicht 229 .

Ein Gericht in Gaza verurteilt zwei Palästinenser zu lebenslänglicher sowie je einen Palästinenser zu zehnjähriger und zu einjähriger Haft. Ihn wird vorgeworfen, den italienischen Journalisten und Friedensaktivisten Vittorio Arrigoni im April 2011 entführt und getötet zu haben 230 .

Die israelische Fluglinie ElAl kündigt an, ihre Flüge nach Kairo, die seit 1979 einmal pro Woche angeboten worden sind, aus Kostengründen sofort einzustellen.

15.09.2012: In einem Überblick über die Auswirkungen der bisherigen internationalen Sanktionen gegen Syrien berichtet Markus Bickel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass seit dem Ausbruch der www.reiner-bernstein.de 123 – Chronologie 2012

Revolte gegen das Assad-Regime Mitte März 2011 die Preise um ein Drittel angezogen hätten und bis Juni 2012 die Inflation 36,1 Prozent betragen habe. Bis August/September 2011 hätten die Ölexporte aus Syrien, von denen 95 Prozent nach Europa gingen, zu fast 30 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen. Zwei Drittel der Arbeitskräfte im Tourismus-Sektor seien verlorengegangen. Die Devisenreserven hätten sich seit Sanktionsbeginn auf etwa 10,7 Milliarden US-Dollar reduziert, und die Investitionen seien seit dem ersten Quartal 2011 um mehr als 85 Prozent zurückgegangen. Wohlhabende Syrer hätten dem Immobilienmarkt in Beirut zu einem Boom verholfen 231 .

Die Polizei in Los Angeles nimmt einen Mann fest, der zu den Produzenten des Videos „Die Unschuld der Muslime“ gehört haben soll. Der palästinensische Chefdiplomat Saeb Erakat verurteilt den Mord an dem US-amerikanischen Botschafter in Libyen Christopher Stevens als einen „hässlichen Terrorakt“ 232 . Matthias Drobinski weist in der „Süddeutschen Zeitung“ am 19. September darauf hin, dass das Video und der ihm folgende Aufruhr „ein Zeichen für die weltweit zunehmende Fundamentalisierung der Religion und der religiösen Aufladung der Fundamentalismen“ seien 233 .

Mit dem Namen „By Participating We Can“ konstituiert sich in Hebron, mit 260.000 Palästinensern die größte Stadt der Westbank, eine Frauenliste mit 11 Kandidatinnen unter Führung der 43-jährigen Journalistin Maysun Kawassmeh für die Kommunalwahlen am 20. Oktober, der ersten seit 2006. Sie ist die Tochter des 1980 von den israelischen Behörden abgesetzten und ausgewiesenen Bürgermeisters Fahad Kawassmeh, der 1984 getötet wurde. Zu vergeben sind 15 Sitze im Gemeinderat. Der von Präsident Machmud Abbas 2007 eingesetzte Bürgermeister Khaled Oseily stellt sich nicht zur Wahl. Die Stadt gilt als Hochburg von „Hamas“. www.reiner-bernstein.de 124 – Chronologie 2012

Rund zweihundert Palästinenser demonstrieren in einer von „Hamas“ organisierten Protestdemonstration im Süden des Gazastreifens gegen die ägyptische Schließung der Tunnelanlagen nach dem Tod von 16 Soldaten am 05. August. Am 16. September kommt es zu heftigen Gefechten auf der Sinai-Halbinsel zwischen Islamisten und ägyptischen Sicherheitskräften.

14.09.2012: Der UN-Sicherheitsrat verurteilt scharf die Angriffe in der islamisch geprägten Welt gegen westliche Botschaften und fordert die dortigen Regierungen auf, für die Sicherheit des diplomatischen Korps zu sorgen 234 .

Aus Anlass des bevorstehenden neuen jüdischen Jahres 5773 bezeichnet Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Interview mit der „Jerusalem Post“ den Vorwurf seiner Einmischung in den US- amerikanischen Wahlkampf als „völlig haltlos“ 235 .

Führende palästinensische Politiker verlangen die Distanzierung der Autonomiebehörde von den Osloer Vereinbarungen, so Mustafa Barghouti, Machmud Al-Alul, die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ sowie – verklausuliert – Chefdiplomat Saeb Erakat.

Die Europäische Union verdoppelt ihre Finanzhilfe für die Palästinensische Autonomiebehörde um 100 auf 200 Millionen Euro und sagt Ägypten weitere 500 Millionen zu.

Papst Benedikt XVI. trifft am Morgen zu einem dreitägigen Besuch in Beirut ein, wo er von Staatspräsident Michel Suleiman begrüßt wird. Offizieller Anlass ist die Unterzeichnung des „Nachsynodalen Apostolischen Schreibens“, in dem die Ergebnisse und Konsequenzen der Nahost-Synode zusammengefasst sind. Auf dem Flug verlangt der Papst gegenüber Journalisten die sofortige www.reiner-bernstein.de 125 – Chronologie 2012

Einstellung aller Waffenlieferungen nach Syrien. Zum Abschluss seines Aufenthalts richtet der Papst am 16. September vor vielen hunderttausend Menschen einen dramatischen Appell zum Frieden an die arabischen Völker.

13.09.2012: 61 Abgeordnete des Unterhauses aller Parteien bringen einen Antrag ins Parlament ein, der von der Regierung David Camerons die „Anerkennung Palästinas als ein Staat an der Seite des Staates Israel“ verlangt. Bei den Unterzeichnern befindet sich auch der ehemalige Außenminister Jack Straw von der „Labour Party“.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman bezeichnet gegenüber Journalisten in Jerusalem den palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas als „Lügner, Feigling und Schlappschwanz“, dessen Autonomiebehörde auf „geborgter Zeit“ sitze, weil er in seiner Bevölkerung allen Kredit verloren habe. Die Osloer Vereinbarungen seien für ihn, Lieberman, der schlimmste diplomatische Fehler Israels seit 1948 – ein unverhohlener Angriff auf Yitzhak Rabin und den heutigen Staatspräsidenten Shimon Peres 236 .

12.09.2012: Jordaniens König Abdullah II. verwahrt sich gegen die Ankündigung eines Wahlboykotts durch die „Islamische Aktionsfront“, den politischen Arm der Moslembrüder des Landes 237 , und kündigt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP an, dass Anfang 2013 ein neues Parlament gewählt werde. Das gegenwärtige Parlament war 2010 gewählt und vom König frühzeitig aufgelöst worden. Nach Auffassung der „Aktionsfront“ hat das damals gültige www.reiner-bernstein.de 126 – Chronologie 2012

Wahlgesetz die ländlichen königstreuen Gebiete bevorzugt. Der Übergang in eine dem Parlament verantwortliche Regierung sei ein historischer Moment für Jordanien, und die bevorstehenden Wahlen bildeten eine grundlegende Bedingung für diesen Überggang, führt der König aus.

In einer Reaktion auf den Antrag von „Yesh Din – Volunteers for Human Rights“ beim Obersten Gerichtshof arbeitet die israelische Regierung an Plänen, für militärische Zwecke beschlagnahmtes palästinensisches Land in der Westbank zur Erweiterung von 40 Siedlungen freizugeben 238 .

In seinem regelmäßigen Kommentar bezeichnet der Chefredakteur des „New Yorker“ und Pulitzer-Preisträger 1994 (für sein Buch „Lenin’s Tomb. The Last Days of the Soviet Empire“) David Remnick den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als einen Politiker, der wie kein anderer „die reaktionären Kräfte in Israel gestärkt und unterstützt“, die geringfügigen Chancen für eine gerechte Regelung mit den Palästinensern vernichtet sowie sein Land auf der diplomatischen Bühne der Welt isoliert habe.

11.09.2012: Am 11. Jahrestag der Anschläge gegen das „World Trade Center“ in New York wird in Kairo die US-amerikanische Botschaft attackiert. In Benghazi werden der US-amerikanische Botschafter Christopher Stevens in Bengazi im Osten Libyens und drei seiner Begleitpersonen getötet, als sie aus dem brennenden US-Konsulat flüchten wollen. In der Hauptstadt Tripolis versucht eine Menschenmenge, das amerikanische Konsulat zu stürmen. Hintergrund ist eine 5-Millionen- „Youtube“-Produktion „Die Unschuld des Propheten“ jüdisch- israelischer und christlich-koptischer und mennonitischer US- Amerikaner, in dem der Prophet Mohamed verunglimpft wird 239 . www.reiner-bernstein.de 127 – Chronologie 2012

Präsident Barack Obama verurteilt die Mordtat als einen „verabscheuungswürdigen Akt“. Er kündigt die Entsendung von unbemannten Drohnen zur Überwachung des libyschen Luftraumes und von zwei Kriegsschiffen vor die Küste Libyens an. Regierung in Parlament Libyens kündigen die harte Strafverfolgung der Täter an. Der ägyptische Präsident Mohamed Mursi distanziert sich von den Gewalttaten, weist jedoch jeden Angriff und jede Beleidigung des Propheten zurück. Am 13. September kommt es in Kairo erneut zu anti- amerikanischen Straßenkämpfen. In der jemenitischen Hauptstadt Sana’a will eine Menschenmenge, die amerikanische Botschaft stürmen, wobei ein Mensch ums Leben kommt. Im Gazastreifen demonstrieren Menschen mit den Rufen „Tod den USA!“ und „Tod für Israel!“. InTel Aviv demonstrieren Angehörige des nördlichenTeils der Islamischen Bewegung vor der US-Botschaft. Der südliche Teil hat Demonstrationen für den 14. September nach den Freitagsgebeten angekündigt. An diesem Tage finden zum Teil schwere Demonstrationen in Beirut, Amman, Ost-Jerusalem, Kairo, Ankara, Bagdad, Sana’a, Khartum (dort werden die deutsche und die britische Botschaft gestürmt), Tripolis, in Marokko, in Nigeria, in Pakistan, in Afghanistan und in Indonesien statt. Am 16. September kündigen die Regierungen in Washington und in Berlin die Verringerung ihres Botschaftspersonals in Khartum und in Tunis an. Bis zum 17. September sollen insgesamt 19 Menschen zu Tode gekommen sein.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verwahrt sich dagegen, dass „die Welt“ seinem Land vorschreiben wolle, wo die „rote Linie“ im Blick auf das iranische Nuklearprogramm sei. Dazu habe sie kein „moralisches Recht“. Nach Presseberichten hat US- Präsident Barack Obama ihn wissen lassen, dass er während des Netanjahu-Besuchs bei den Vereinten Nationen Ende September keine Zeit für ein Treffen mit ihm habe, weil sein Wahlkampf- www.reiner-bernstein.de 128 – Chronologie 2012

Kalender mit Terminen voll sei. Andere Medien berichten von einem einstündigen Telefonat zwischen Obama und Netanjahu am Abend, in dem beide Seiten darin übereingestimmt hätten, dass dem Iran der Zugang zu atomwaffenfähigem Nuklearmaterial verwehrt werden müsse. Nach Auskunft des Weißen Hauses sei aus Jerusalem bislang keine Bitte zu einer Begegnung in Washington eingegangen. Dieser Aussage habe ein Mitarbeiter im Amt des Ministerpräsidenten widersprochen, heißt es in der israelischen Presse. Verteidigungsminister Ehud Barak wird mit den Worten zitiert, dass Netanjahu nicht vergessen solle, dass die USA die wichtigste Quelle der Unterstützung für Israel seien. Für Oppositionsführer Shaul Mofaz („Kadima“) müsse sich der Regierungschef entscheiden, ob er Obama oder den iranischen Ministerpräsidenten Machmud Achmadinedjad ersetzen wolle. In einer Veranstaltung der Friedrich- Ebert-Stiftung in Berlin vertritt der deutsch-iranische Politologe Ali Fothallah-Nejad die Auffassung, dass die westliche Sanktionspolitik das Regime in Teheran zu Lasten der Zivilbevölkerung – galoppiernde Preise, massive Währungsverluste – gestärkt habe, statt auf Zusammenarbeit und einen fairen Interessenausgleich zu setzen. Der Militarisierungsprozess von Staat und Gesellschaft sei weiter vorangetrieben worden. Vor der Begegnung mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer am 12. September mäßigt Netanjahu seinen Ton gegenüber der US-Administration und erklärt, dass die israelische Führung manchmal vor Differenzen mit seinen engsten Verbundeten stehe. Am selben Tag ordnet er die Überweisung von 250 Millionen Neue Shekel ( ≈ 53 Millionen Euro) aus den Steuer- und Zolleinnahmen gemäß dem Pariser Protokoll vom April 1994 an die Palästinensische Autonomiebehörde an 240 .

10.09.2012: In Jerusalem warnt Außenminister Guido Westerwelle Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor einem israelischen Präventivschlag gegen Iran 241 , während er in Ramallah die Autonomiebehörde im Gespräch Ministerpräsident Salam www.reiner-bernstein.de 129 – Chronologie 2012

Fayyad auf den Weg der Verhandlungen mit Israel verweist. Nach Pressemeldungen hat Verteidigungsminsiter Ehud Barak Westerwelle für die deutsche Aufbauhilfe in der Westbank gedankt. Nachdem US-Außenministerin Hillary Clinton bereits am 09. September Israel vor einem Militärschlag gegen Iran gewarnt hat, berichtet „Haaretz“ am 11. September, dass hochrangige Repräsentanten der britischen Regierung vor zwei Wochen in einem Geheimgespräch mit Netanjahu eine energische Botschaft gegen einen Angriff übermittelt hätten. Das Blatt berichtet weiter, dass Londoner Sicherheitsdienste und Diplomaten vollumfänglich das Kabinett in Jerusalem über die Verhandlungen mit Iran über sein Nuklearprogramm unterrichtet hätten.

Im Interview mit dem amerikanisch-jüdischen Blatt „Forward“ warnt der „Likud“-Abgeordnete Danny Danon davor, Präsident Barack Obama als einen Freund Israels zu bezeichnen.

09.09.2012: Die Regierung in Jerusalem stimmt auf ihrer wöchentlichen Kabinettssitzung mit großer Mehrheit für die Anerkennung des Ariel- Kollegs (Westbank) als Volluniversität, wo gegenwärtig rund 12.000 jüdische und arabische Israelis studieren sollen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnet im Kabinett Ariel als „untrennbaren Teil Israels“. Der britische Außenminister William Hague protestiert nachdrücklich gegen diese Aufwertung und warnt vor Rückwirkungen auf die Beziehungen zu Israel 242 . Die Universität soll in den kommenden Jahren bis zu 20.000 Studenten aufnehmen.

Der frühere schiitische Vizepräsident Iraks Tarik Al-Hashemi wird in Bagdad wegen der Verstrickung in mehr als 150 Morde, in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Darauf kommt es in verschiedenen www.reiner-bernstein.de 130 – Chronologie 2012

Teilen des Landes zu Bombenanschlägen, bei denen mehr als hundert Menschen den Tod finden.

08.09.2012: Am Rande einer Tagung der „Genfer Initiative“ mit israelischen und palästinensischen Beteiligten in Athen lässt ein griechischer Diplomat durchblicken, dass die EU- Mitgliedsstaaten gegenwärtig über einen Bann für Importe aus den jüdischen Siedlungen der Westbank nachdenken 243 .

Präsident Machmud Abbas kündigt in Ramallah an, dass er am 27. September bei den Vereinten Nationen einen Antrag auf den „non- state member status“ Palästinas stellen werde. Er begründet diese Entscheidung auch mit der schweren Wirtschaftskrise244 .

07.09.2012: Der kanadische Außenminister John Baird verfügt die Schließung der iranischen Botschaft und fordert ihre Diplomaten auf, innerhalb von fünf Tagen Kanada zu verlassen, weil Iran die größte Bedrohung des Weltfriedens sei, die Existenz Israels bedrohe, sich einer rassistischen antisemitischen Rhetorik bediene, zum Genozid aufrufe, die Menschenrechte schwer verletze und die Regierung von Bashar Assad militärisch unterstütze.

Auf dem informellen Treffen der EU-Außenminister in Paphos (Zypern) schlägt die EU-Kommission die Aufstockung der humanitären Hilfe für Syrien und für die Nachbarländer, die syrische Flüchtlinge aufnehmen, um weitere 50 auf nunmehr insgesamt 200 Millionen Euro vor, von denen 119 aus Mitteln der Kommission stammen sollen. Die Erweiterung der Hilfe muss vom EU-Ministerrat und vom Europäischen Parlament gebilligt werden. Der britische www.reiner-bernstein.de 131 – Chronologie 2012

Außenminister William Hague schließt die Lieferung von Waffen an die syrischen Aufständischen weiter aus. Außerdem sollen mit Wirkung ab 15. Oktober gegen Iran weitere finanzielle, handelspolitische und Sanktionen des Erdölexports verhängt werden, wie die Außenminister Guido Westerwelle und Laurent Fabius (Frankreich) ankündigen.

06.09.2012: Die französische Regierung gibt bekannt, dass sie den syrischen Aufständischen Geld, Baumaterial und medizinische Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung stellen will.

Der brasilianische Vertreter bei der Palästinensischen Autonomiebehörde Ligia Maria Scherer erklärt anlässlich des brasilianischen Nationalfeiertages, dass seine Regierung den bevorstehenden Antrag auf den „non-member state“-Status“ bei den Vereinten Nationen mittragen werde. Brasilien unterstütze weiter die Schaffung eines Staates Palästina in den Grenzen vor 1967 mit der Hauptstadt in Ost-Jerusalem. Derweil erreichen die israelischen Sozialproteste seit dem Sommer 2011 auch die palästinensische Bevölkerung in Ramallah, Hebron und Bethlehem, nachdem im Zuge der schweren Wirtschaftskrise die Mehrwertsteuer auf 15,5 Prozent erhöht worden und die Preise für Benzin und für öffentliche Verkehrsmittel gestiegen sind. In Jenin wird ein Offizier der Sicherheitsdienste angeschossen. Ministerpräsident Salam Fayyad erwäge seinen Rücktritt, heißt es. Die Forderungen der Proteste gegen die Preiserhöhhungen seien gerechtfertigt, erklärt Präsident Machmud Abbas auf der Sitzung der Arabischen Liga in Kairo. Aufgrund der Zahlungsrückstände arabischer Staaten und der USA fehlen in der Haushaltskasse der Autonomiebehörde rund eine Milliarde Euro. Am 10. September weist der stellvertretende Außenminister Danny Ayalon eine Revision des Pariser www.reiner-bernstein.de 132 – Chronologie 2012

Protokolls vom April 1994 ab, dass die Einfuhr und Ausfuhr palästinensischer Produkte regelt und für die Gültigkeit der israelischen Währung in den palästinensischen Gebieten sorgt 245 . Ebenfalls am 10. September protestieren in Hebron rund 2.000 Menschen gegen die angehobenen Lebenshaltungskosten, errichten Straßensperren, verbrennen Reifen, bringen den öffentlichen Verkehr zum Stillstand, werfen Steine auf paästinensische Polizisten und israelische Soldaten und fordern den Rücktritt von Abbas und Fayyad. Am 11. September zieht die Autonomiebehörde die Preiserhöhungen teilweise zurück und senkt die Mehrwertsteuer um einen halben Punkt auf 14,5 Prozent. Im Gegenzug wird beschlossen, nur die Hälfte der August-Gehälter der öffentlichen Angestellten auszuzahlen. Am 17. September legt das „Palestinian Center for Public and Survey Research (PSR)“ in Ramallah unter Leitung von Khalil Shikaki die Ergebnisse der jüngsten Meinungsumfrage in der Westbank und im Gazastreifen vor. Danach hat die Autonomiebehörde mit Machmud Abbas und Salam Fayyad an der Spitze erheblich an Zustimmung verloren. Angesichts der Preissteigerungen würden nur noch 44 Prozent der Palästinenser das Ende der israelischen Besatzung als wichtigstes Ziel angeben.

Gegen den Unmut vieler Delegierter setzt US-Präsident Barack Obama auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Charlotte durch, dass in das bereits verabschiedete Wahlprogramm die Zusage eingefügt wird, dass „Jerusalem die Hauptstadt Israels ist und bleiben wird“. D er ehemalige Präsident der „Union for Reform Judaism“ Rabbiner Eric H. Yoffie 246 vermutet, dass sich die Politik Washingtons gegenüber Israel nicht erheblich ändern werde, sollte der Republikaner Mitt Romney am 06. November zum neuen Präsidenten der USA gewählt werden. „Haaretz“ zitiert am 11. September eine Jüdin aus Philadelphia mit den Worten, dass spätestens in 20 Jahren die Mehrheit der jüdischen Wähler bei den www.reiner-bernstein.de 133 – Chronologie 2012

Republikanern angekommen sein werde. Ein Jude aus South Carolina habe erklärt, dass die amerikanisch-jüdische Gemeinschaft immer konservativer werde, weil Obama extreme linke Auffassungen vertrete, die den kulturellen und religiösen Überzeugungen der Juden widersprechen würden 247 .

Bei einem israelischen Luftschlag gegen eine Terrorzelle im Gazastreifen, von wo aus in der vergangenen Woche mehrere Raketen auf Sderot abgeschossen wurden, werden sechs Palästinenser getötet.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagt eine Sitzung des Sicherheitskabinetts ab, nachdem vertrauliche Informationen über seine Debatten über einen Bericht der Tageszeitung „Yediot Acharonot“ an die Öffentlichkeit gelangt sind. Netanjahu zeigt sich erbost darüber, dass die Indiskretionen aus den eigenen Reihen stammen. Die Mitglieder des Sicherheitskabinetts sollen sich nach dem Willen Netanjahus einem Test des Lügendetektors unterziehen – ein bisher einmaliger Vorgang.

05.09.2012: Nach einem Bericht der saudischen Zeitung „Asharq Al-Awsat (Der Nahe Osten)“ aus dem Gazastreifen will die „Hamas“- geführte Regierung ein eigenes diplomatisches Korps aufbauen, um unabhängig von der Autonomiebehörde in Ramallah Beziehungen mit der internationalen Gemeinschaft zu pflegen.

Die „New York Times“ meldet, dass Iran die Lieferung von militärischen Ausrüstungsgütern nach Syrien über den irakischen Luftraum wiederaufgenommen habe. Der ägyptische Präsident Mohamed Mursi fordert Staatschef Bashar Assad zum Rücktritt auf, der türkische Mininisterpräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet Syrien als „Terrorstaat“. Außerdem kündigt Mursi die Bildung eines www.reiner-bernstein.de 134 – Chronologie 2012

„Quartetts“ aus Ägypten, Saudi-Arabien, Iran und der Türkei zum Thema Syrien an. Am 10. September kommen die Delegierten, unter ihnen der stellvertretende iranische Außenminister Hossein Amir Abduallachian, in Kairo zu einer ersten Beratungsrunde zusammen.

04.09.2012: Die Mauern des Trappisten-Klosters Latrun im ehemaligen israelisch-jordanischen Niemandsland werden in den frühen Morgenstunden mit Graffiti geschändet. Zu ihnen gehören „Die Makkabäer von Migron“, „Tod den Christen“, „Jesus ist ein Affe“ und „Kahane hatte recht“. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilt das Verbrechen und sagt zu, dass die Verantwortlichen bestraft würden. Der Anschlag in Latrun ist 2012 der dritte seiner Art auf christliche Kirchen in Israel. Am 05. September statt der stellvertretende Außenminister Danny Ayalon dem Kloster einen Besuch ab und verurteilt im Namen seiner Regierung den „Akt des Terorismus“. Nach dem Krieg von 1948 blieb das Kloster, nunmehr bekannt als „Latrun Pocket“, in jordanischer Hand, umgeben von Israel.

Bei der Tagung der Fachgruppe der „Freunde des syrischen Volkes“ im Berliner Auswärtigen Amt, an der Delegationen aus 50 Staaten und internationalen Organisationen unter Vorsitz der Bundesrepublik und der Vereinigten Arabischen Emirate teilnehmen, verlangt Außenminister Guido Westerwelle von der syrischen Opposition eine gemeinsam getragene Plattform auf der Grundlage von Demokratie, religiöser Toleranz und politischem Pluralismus 248 . Der Leiter der Arbeitsgruppe Gunnar Wälzholz wird vom 07. September in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit der Absicht zitiert, „so früh wie möglich Not- und Stabilisierungsmaßnehmen zu ergreifen“. Bashar Assad habe den kurdisch besiedelten Nordosten Syriens aufgegeben, heißt es in dem Bericht weiter, auch im Nordwesten des Landes übe das Regime nicht mehr die volle Kontrolle aus 249 . Rainer www.reiner-bernstein.de 135 – Chronologie 2012

Hermann kommentiert in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am 26. September, die Türken würden befürchten, „dass Syrien in ethnisch und konfessionell homogene Kleinstaaten zerfallen und dass die Türkei, die ihre Karten überreizt hat, nicht gestaltend eingreifen kann“ 250 . Schon früh hat Dan Diner in der „Neuen Zürcher Zeitung“ darauf aufmerksam gemacht, dass es das syrischeDilemma sei, „inweiweit das Regime beiWahrung desGemeinwesens Veränderungen zulassen kann oder ob dieGefahr besteht, dass der Staat auseinanderfällt 251 .“

Das UN-Flüchtlingswerk teilt mit, dass im August rund 100.000 Syrer ins Ausland geflohen seien, insgesamt mittlerweile 235.000, davon 80.000 in die Türkei , 77.000 nach Jordanien und 59.000 in den Libanon . Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur „Interfax“ hat die Regierung in Moskau überlegt, aufgrund der anhaltenden Gewalt in Syrien ihr Personal abzuziehen.

„Al-Ahram“ meldet, dass die USA beabsichtigen, Ägypten einen Schuldenerlass in Höhe von einer Milliarde US-Dollar zu gewähren.

03.09.2012: Der für „Haaretz“ arbeitende Journalist Uri Blau wird vom Magistratsgericht Tel Aviv zu vier Monaten Gemeinschaftsdienst verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, 2010 geheime Dokumente der Streitkräfte weitergegeben zu haben, die ihm eine Soldatin zugespielt hatte 252 .

Syrische Rebellen behaupten, in das militärische Hauptquartier in Damaskus eingedrungen zu sein und Verwüstungen angerichtet zu haben.

Die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Frankfuter Allgemeine Zeitung“ berichten, dass erstmals eine mit dem „Hidjab“ verschleierte Frau im ägyptischen Staatsfernsehen die Nachrichten gesprochen habe. www.reiner-bernstein.de 136 – Chronologie 2012

02.09.2012: Die Verfügung des Obersten Gerichtshofs, dass bis zum 04. September der Außenposten Migron in der Westbank geräumt werden müsse 253 , ist bereits heute vollzogen worden. Dabei werden mehrere randalierende Siedler von der israelischen Polizei festgenommen.

In Tel Aviv trifft der neue ägyptische Botschafter Atef Said El-Ahl ein. Er löst Yasser Ridah ab.

Im Gazastreifen stirbt ein 21-jähriger Palästinenser, der sich aus Verzweiflung über seine Arbeitslosigkeit und die Armut seiner Familie in Brand gesetzt hat.

01.09.2012: Die ägyptische Regierung kündigt den Kauf von zwei U-Booten vom Typ 209 in Deutschland an, die in den 1960er Jahren gebaut wurden. In israelischen Regierungskreisen wird befürchtet, dass damit der eigene Rüstungsvorsprung in Frage stehe. Regierungssprecher Steffen Seibert betont am 03. September in Berlin, dass sich durch einen Verkauf, den er nicht bestätigen will, die Beziehungen zu Israel und den Verpflichtungen zugunsten seiner Sicherheit nicht ändern würden. Am selben Tag veröffentlicht das Internet-Portal der Zeitung „Yediot Acharonot (Letzte Nachrichten)“ einen Bericht ihres Deutschland-Korrespondenten Eldad Beck, in dem er Andreas Heusgen, dem Chefberater für Außenpolitik der Bundeskanzlerin, vorwirft, auf die Schwächung der Beziehungen zu Israel hinzuarbeiten. Außerdem zitiert Beck aus einer in England angefertigten Disseration zur Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen, in dem der Autor betont, dass Israel sich über das internationale Recht hinwegsetze, weil es existentiell bedroht sei 254 . www.reiner-bernstein.de 137 – Chronologie 2012

Wenn der Staat Israel nach zionistischer Doktrin die Heimat aller Juden sei, so Hanan Ashrawi, Mitglied des „Palestinian Legislative Council“, in einem Beitrag für arabische Medien, dann könne es gemäß dieser Logik keine jüdischen Flüchtlinge geben, die nach 1948 arabische Staaten verließen 255 .

Menschenrechtsorganisationen ziehen die Bilanz, dass im Monat August in Syrien mehr als 5.000 Menschen ums Leben gekommen seien.

Die Bundesrepublik übernimmt zum zweiten Mal als nichtständiges Mitglied den Vorsitz des UN-Sicherheitsrats im September. Sie kündigt an, sich um die Stärkung der politischen Rolle der Arabischen Liga in diesem Gremium bemühen zu wollen. Zum Jahresende läuft die deutsche Mitgliedschaft in diesem höchsten Gremium der Weltorganisation aus.

August 2012

21.08.2012: In Washington droht US-Präsident Barack Obama vor Journalisten Syrien mit einer militärischen Intervention, sollte das Regime gegen die Aufständischen chemische und biologische Waffen einsetzen. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA weist in Damaskus die Drohung als inneramerikanisches Wahlkampfmanöver zurück. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow kritisiert die Warnung Obamas scharf.

Auf einer Pressekonferenz in Moskau gibt der stellvertretende Ministerpräsident Syriens Qadri Jamil zu erkennen, dass Staatspräsident Bashar Assad zum Rücktritt bereit sein könnte. Im Zuge von Verhandlungen könnten alle Probleme gelöst werden. www.reiner-bernstein.de 138 – Chronologie 2012

In der nordlibanesischen Stadt Tripoli werden bei Zusammenstößen zwischen Sympathisanten und Gegner des Assad-Regimes zwei Menschen getötet.

Nach Regierungsangaben haben im Juli 20.100 Israelis ihren Job verloren, so dass sich die Arbeitslosigkeit mittlerweile auf 187.200 Personen belaufe.

20.08.2012: Gemäß internationaler Beobachtungen sind in der Türkei mittlerweile mehr als 70.000 syrische Flüchtlinge eingetroffen. Ihre Versorgung wird als höchst problematisch bezeichnet.

19.08.2012: Um Mitternacht endet das förmliche Mandat der internationalen Beobachtermission in Syrien . Die letzten Blauhelme verlassen das Land 256 . Mehrere Nachrichtenagenturen melden die Stationierung eines deutschen Aufklärungsschiffs vor der syrischen Küste, dessen Anlagen bis zu 600 Kilometer nach Syrien hineinreichen können; das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigt den Einsatz im Rahmen des UNIFIL-Mandats, ohne sich zu der Vermutung zu äußern, dass die Erkenntnisse der syrischen Opposition zur Verfügung gestellt werden sollen. Unabhängige Beobachter messen ihm geringe Bedeutung angesichts der Präsenz von US-amerikanischen und britischen Nachrichtendiensten zu. Doch im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ am 20. August betont Hans-Peter Uhl (CSU), Mitglied im Parlamentarischen Kontrollausschuss des Bundestages: „Mein Eindruck ist, dass die deutschen Dienste nicht nur in Syrien, sondern generell in der Nahost-Region gut aufgestellt sind. Das ist unsere Spezialisierung. Wir können www.reiner-bernstein.de 139 – Chronologie 2012 nicht mit demselben Engagement überall in der Welt tätig sein. Aber aus der Region um Israel brauchen wir als deutscher Nachrichtendienst besonders viele Informationen. Und die kriegen wir auch.“

Nachdem von Syrien aus vier Raketen in Jordanien angeschlagen sind, wird der syrische Botschafter ins Außenministerium in Amman einbestellt, erscheint jedoch nicht.

Erstmals seit dem Sturz von Muammar Gaddafi explodieren in Libyens Hauptstadt Tripolis Autobomben, wobei zwei Menschen ums Leben kommen.

Die vor einem Jahr von Verteidigungsminister Ehud Barak insgeheim berufene Kommission schlägt vor, dass der Verteidigungshaushalt in diesem Jahr von 60 auf 64 Milliarden Neue Shekel ( ≈ 12,5 Milliarden Euro) erhöht werden solle.

18.08.2012: Am Morgen meldet die syrische Opposition, dass sich Syriens stellvertretender Staatspräsident Faruk Al-Shara am 16. August nach Jordanien abgesetzt habe. Die staatlich kontrollierten Medien Syriens dementieren die Meldung. Der 73-jährige arbeite weiterhin an einer Regelung zur Beendigung der Konfrontation, heißt es.

Irans Präsident Machmud Achmedinedjad bezeichnet in der Universität von Teheran Israel als ein „Krebsgeschwür in der Region“. Der Generalsekretär der mit Iran verbündeten libanesischen „Hisbollah“ Sheikh Hassan Nasrallah droht in einer Ansprache zum „Jerusalem-Tag“ Israel mit einem Raketenangriff, vor dem seine Organisation nicht zurückschrecken werde, sollte www.reiner-bernstein.de 140 – Chronologie 2012

Israel den aggressiven Kurs gegen den Libanon und seine Bevölkerung fortsetzen.

In einem Bericht von „Associated Press“ aus der Westbank werden palästinensische Ökonomen mit der Warnung zitiert, dass die Autonomiebehörde vor ihrer schlimmsten Finanzkrise seit ihrer Schaffung 1994 stehe. In absehbarer Zeit werde sie die Gehälter von 150.000 Angestellten und Sicherheitsbeamten nicht mehr bezahlen können, die die Hälfte des öffentichen Haushalts von jährlich 4 Milliarden US-Dollar ausmachen. Außerdem schulde sie 2 Milliarden US-Dollar einheimischen Banken, Privatunternehmen und öffentlichen Pensionskassen. In diesem Jahr habe sie nur die Hälfte der zugesagten Auslandshilfen erhalten, dazu würden die 200 Millionen US-Dollar aus den USA gehören, die nach der Intervention der Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus Ileana Ros-Lehtinen (Rep.-Fla) zurückgehalten würden 257 , sowie die Kürzung der Hilfe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten von 174 auf 42,5 Millionen US-Dollar im Jahr 2011. Ein ehemaliger Minister habe prophezeit, dass die Autonomiebehörde dieses Jahr nicht überstehen werde, wenn der Trend nicht umgekehrt werden könne.

17.08.2012: In seinem Kommentar kritisiert der Israel-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ Peter Münch, dass „Amerikaner und Europäer (…) nicht mehr mit ihren ständigen Mahnungen zur Wiederaufnahme des Friedensprozesses (mahnen) und (…) still zum Siedlungsbau (schweigen)“, weil die gesamte Aufmerksamkeit auf die israelischen Drohungen gerichtet sei, Iran anzugreifen. „Besser könnte es für Netanjahu nicht laufen.“ Doch der „Westen, der ihn jetzt so angenehm in Watte packt, wird ihm kaum verzeihen, dass er mitten in den arabischen Aufbruch hinein einen neuen Regionalkonflikt heraufbeschwört und obendrein die Weltwirtschaft wegen steigender Ölpreise ins Wanken bringt“, obwohl ein „Angriff www.reiner-bernstein.de 141 – Chronologie 2012 nach Meinung fast aller Experten das iranische Atomprogramm nur für kurze Zeit zurückwerfen würde“ 258 .

Das US-State Department beabsichtigt, wie im vergangenen Jahr auch 2012 der Palästinensischen Autonomiebehörde 200 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen.

Die Vereinigte Protestantische Kirche Kanadas verabschiedet eine Erklärung mit der Aufforderung, Güter aus den jüdischen Siedlungen speziell zu kennzeichnen und ihren Vertrieb nicht länger unter die Vorzugsbedingungen des Freihandelsabkommens mit Israel zu stellen 259 . Ein Vertreter der kanadischen Freunde des „Simon Wiesenthal Center for Holocaust Studies“ äußert die Befürchtung, dass mit der Erklärung die verlässlichen und freundschaftlichen Bande irreparabel zerbrochen seien, und fragt, ob sich hinter ihr ein Antisemitismus verstecke, der in der Kirche zu neuem Leben erwache.

16.08.2012: „Haaretz“ berichtet, dass mehr als 400 Israelis kürzlich eine Petition an Kampfpiloten mit der Aufforderung unterzeichnet haben, einen Befehl zur Bombardierung Irans nicht zu folgen, auch wenn die Verweigerung einen Karriereknick und eine Bestrafung zur Folge hätte. Die Bombardierung wäre ein „höchst fehlerbehaftetes Glücksspiel“, das nur zeitweise das iranische Nuklearprogramm zu einem „exorbitanten Preis“ stoppen würde. Außerdem würde sich Israel der Gefahr aussetzen, der Kriegsverbrechen beschuldigt zu werden 260 .

Die Nothilfekoordinatorin der Vereinten Nationen Valerie Amos befürchtet auf einer Pressekonferenz in Damaskus , dass mittlerweile 2,5 Millionen Syrer aufgrund der landesweiten Gewalt der Hilfe bedürfen. Aus New York verlautet, dass der UN-Sicherheitsrat das www.reiner-bernstein.de 142 – Chronologie 2012

Mandat für die internationale Beobachtergruppe in Syrien nicht über den 19. August hinaus verlängert. Im Gespräch ist stattdessen die Einrichtung eines Verbindungsbüros in der syrischen Hauptstadt. Auch wenn auf Wunsch von UN-Generalsekretär Ban ki-Moon und dem Generalsekretär der Arabischen Liga Nabil El-Arabi der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi am 17. August in der Nachfolge von Kofi Annan zum neuen Sondergesandter bestellt wurde, sind dessen Aussichten dürftig, inSyrien die Gewalt zu beenden und einen friedlichen Übergang einzuleiten 261 .

In einem Gespräch mit „Haaretz“ warnt der Chef des israelischen Teams der „Genfer Initiative“ Yossi Beilin vor einem israelischen Angriff auf den Iran 262 . Aluf Benn dankt am 20. August in einem Kommentar für „Haaretz“ dafür, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak mit ihrer Kriegsrhetorik endlich eine öffentliche Debatte losgetreten hätten 263 .

In einem Interview, aus dem die „Jerusalem Post“ berichtet, hat Israels Innenminister Eli Yishai erklärt, dass für den Staat die „Infiltranten“ – gemeint sind die Flüchtlinge aus Afrika – nicht weniger eine Bedrohung seien als das iranische Nuklearproramm. Ausgangspunkt der Einschätzung Yishais sei die Festnahme eines Afrikaners gewesen, der eine 39-jährige israelische Frau in einem heruntergekommenen Haus vergewaltigt haben soll.

In einer Erklärung betont der Generalsekretär der „Islamischen Aktionsfront“ Hamzah Mansour, dass für den politischen Arm der Moslembruderschaft in Jordanien die Reform des gesamten Regimes das einzig akzeptable Ergebnis des gesamten Reformprozesses sein könne 264 .

16.08.2012: www.reiner-bernstein.de 143 – Chronologie 2012

Bei einem brutalen Überfall im Zentrum Jerusalems werden drei Palästinenser schwer verletzt. Am 17. August wirft ein jüdischer Siedler in der Nähe Bethlehems einen Molotow-Cocktail auf ein palästinensisches Taxi, bei dem sechs Palästinenser verletzt werden. Israels Stellvertretender Ministerpräsident Moshe Yaalon verurteilt die Anschläge als „Terrorakte“. Eine polizeiliche Untersuchung kommt am 19. August zum Ergebnis, dass einige hundert Schaulustige den Überfall in Jerusalem beobachtet haben. Ein 15-jähriger bekennt sich zu der Tat und drückt die Hoffnung aus, dass der besonders schwer verletzte junge Palästinenser stirbt. Jedenfalls würde er es wieder tun.

15.08.2012: Nach einer Meldung des palästinensischen Statistikamtes ist die Zahl der palästinensischen Wanderarbeiter in Israel im zweiten Quartal des jahres von 77.000 auf 80.000 gestiegen.

Der Sprecher der palästinensischen Autonomiebehörde Ghassan Khatib beendet seine Tätigkeit und kehrt – wie vereinbart – an die Bir-Zeit University zurück.

14.08.2012: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ernennt den früheren Chef der Geheimdienste zum neuen „Heimschutz- Minister“. Dichter erklärt gegenüber Parlamentspräsident Reuven Rivlin seinen Rücktritt aus der „Kadima“-Fraktion und tritt die Nachfolge von Matan VilnaÏ an, der neuer Botschafter in Peking wird.

Die „Association for Civil Rights in Israel (ACRI)” und einige andere Gruppen wenden sich an den Obersten Gerichtshof mit dem Antrag, die Anlage von sieben landwirtschatlichen Siedlungen im Norden des Negev voranzutreiben, wofür fünf Beduinen-Siedlungen abgerissen werden müssten. www.reiner-bernstein.de 144 – Chronologie 2012

13.08.2012: Auf Einladung des saudischen Königs Abdullah reist der iranische Präsident Machmud Achmadinedjad in Begleitung von Außenminister Ali Akbar Salehi zur Sonder-Gipfelkonferenz der Islamischen Staaten (OIC) nach Mekka am 14. und 15. August. Der palästinensische Präsident Machmud Abbas wird ebenfalls erwartet. Er will auf die schweren Haushaltsprobleme der Autonomiebehörde aufmerksam machen und um Hilfe bitten. Die USA entsenden Sonderbotschafter Rashad Hussain als Beobachter zu der Konferenz. Zum Abschluss der Tagung am 15. August schließt die IOC Syrien bis auf weiteres aus ihren Reihen aus und fordert das Assad-Regime zum sofortigen Ende der Gewalt auf. Am 25. November 2011 war Syrien bereits aus der Arabischen Liga ausgeschlossen worden 265 .

Das „Palestinian Center for Human Rights (PCHR)“ in Gaza weist das geringe Strafmaß eines Militärgerichts gegen zwei israelische Soldaten zurück. Sie waren der Ermordung zweier Palästinenserinnen während des Gaza-Krieges „Gegossenes Blei“ Ende 2008 / Anfang 2009 beschuldigt worden. Das Gericht erkannte lediglich auf illegalen Waffeneinsatz und verurteilte die beiden Soldaten zu je 45 Tagen Gefängnis.

Bei seinem Besuch in einem Lager für syrische Flüchtlinge im Norden Jordaniens sagt Bundesentwicklungsmininister Dirk Niebel 10 Millionen Euro zu. Die Bundesrepublik, so kündigt Niebel weiter an, werde beim Wiederaufbau Syriens nach dem Ende des Bürgerkrieges mithelfen. Die syrischen Rebellen melden den Abschuss eines Kampfflugzeuges im Osten des Landes. Der Verlust wird von staatlicher Stelle bestätigt, aber auch technische Problem zurückgeführt. China kündigt ein Treffen mit Buthaina Shaaban an, einer wichtigen Beraterin von Präsident Bashar Assad, in Peking an, will aber auch die Kontakte zur Opposition aufrechterhalten – und www.reiner-bernstein.de 145 – Chronologie 2012 folgt damit dem russischen Beispiel 266 . Nach einem Gespräch mit Shaaban am 16. August verlangt der chinesische Außenminister Yang Jiechi schnelle praktische Schritte vom Assad-Regime, um den Wünschen der Bevölkerung nach Reformen gerecht zu werden.

12.08.2012: Ägyptens Präsident Mohamed Mursi entlässt den Chef des Obersten Militärrates (SCAF) Mohamed Sayed Tantawi als Verteidigungsminister und Generalstabschef Sami Anan. Beide werden zu Beratern des Präsidenten ernannt. An die Stelle Tantawis tritt der bisherige Chef des Geheimdienstes Abdel Fatah El-Sisi, während Sedki Sobhy, Kommandeur der Dritten Armee, neuer Chef der Suezkanal-Behörde wird. Zum stellvertretenden Ministerpräsidenten ernennt Mursi den bisherigen stellvertretenden Chef des Kassationsgerichts Machmud Mekki, den jüngeren Bruder des neuen Justizministers Achmed Mekki. Schließlich hebt Mursi mehrere Verfassungszusätze auf, die seine präsidentielle Macht beschnitten. Jetzt zieht er die Vollmachten, die sich der SCAF im Juni gesichert hatte, an sich, so den Oberbefehl über das Militär und damit über Krieg und Frieden, die alleinige Entscheidung über den Haushalt des Militärs und seine ökonomische Basis sowie die Hoheit über den Staatshaushalt 267 . In der Nacht feiern Tausende Ägypter auf de, Tahrir-Platz in Kairo die Entscheidungen des Präsidenten. Die Verfassungsrichterin Tahani El-Gebali verlangt, dass das Verfassungsgericht die Vollmachten des Präsidenten überprüft.

Jordaniens neuer Minister für Medienangelegenheiten und Kommunikation Samih Maaytah beschuldigt die Moslembruderschaft des Landes, die Machtbefugnisse König Abdullahs II. einschränken zu wollen. Der politische Arm der Moslembruderschaft, die „Islamische Aktionsfront“, hat angekündigt, die nächsten www.reiner-bernstein.de 146 – Chronologie 2012

Parlamentswahlen, die Ende 2012 stattfinden sollen, wegen des neuen Wahlgesetzes boykottieren zu wollen. Dies läuft nach den Worten Maaytahs auf die politische Schwächung des Königs hinaus 268 .

Die Regierung Jordaniens wiederholt ihren Standpunkt, dass die Lage in Syrien mit politischen und diplomatischen Mitteln gelöst werden müsse und dass die syrische territoriale Integrität gewahrt werden müsse. Am 13. August warnt die Korrespondentin der „Süddeutschen Zeitung“ Sonja Zekri in ihrem Bericht über die Lage in Syrien vor dem „mögliche(n) Zerfall des Assad-Regimes“, weil der Bürgerkrieg „bei vielen Kurden den Traum von mehr Autonomie neu belebt“ habe 269 .

Die Auswertung von statistischen Daten ergibt, dass fast ein Viertel der Bevölkerung Jordaniens im Alter zwischen 15 und 24 Jahre steht, nämlich 1.347.680 von rund 6,5 Millionen.

11.08.2012: Nach seinen Gesprächen mit US-Außenministerin Hillary Clinton betont ihr türkischer Amtskollege Ahmet Davutoglu auf der gemeinsamen Pressekonferenz in Istanbul, dass seit Ausbruch der Kämpfe in Syrien 55.000 Flüchtlinge in der Türkei eingetroffen seien. Die USA stellen weitere 5,5 Millionen US-Dollar für die Bekämpfung der Not unter den Flüchtlingen bereit, weitere 25 Millionen US-Dollar für den Ankauf von Gütern. Beide Regierungen vereinbaren einen Krisenstab aus Geheimdienst und Militär. Ein Treffen der Arabischen Liga am 12. August wird ohne Begründung abgesagt. Nach Schätzungen sind inzwischen 150.000 Flüchtlinge aus Syrien in Jordanien gekommen.

Der palästinensische Präsident Machmud Abbas fordert die ägyptische Regierung auf, die Tunnel zwischen dem Gazastreifen und der Sinai-Halbinsel zu schließen. www.reiner-bernstein.de 147 – Chronologie 2012

Am Abend protestieren in Casablanca und anderen Städten Marokkos einige hundert Demonstranten gegen Korruption und steigende Preise. Zu den Protesten hatten die „Bewegung des 20. Februar“ [2011]270 sowie Menschenrechtsgruppen und gewerkschaften.

10.08.2012: Auf Wunsch von UN-Generalsekretär Ban ki-Moon soll der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi in der Nachfolge von Kofi Annan neuer Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien werden. Der heute 78-jährige war zwischen 1991 und 1993 Außenminister seines Landes. Sollte seine Nominierung scheitern, sind auch der frühere EU-Außenbeauftragte Javier Solana und der ehemalige spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos im Gespräch. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in Aleppo kündigt Großbritannien die Verstärkung von Logistik-Lieferungen an die Opposition an, Waffen seien weiterhin davon ausgeschlossen, heißt es.

Nach Angaben aus dem Bundesinnenministerium stand im Juli die Anzahl der Asylbewerber aus Syrien mit 608 Personen an erster Stelle, gefolgt von Afghanistan. Die Gesamtzahl der Asylbewerber lag bei fast 4.500.

09.08.2012: Als Nachfolger des zur Opposition übergewechselten Riyad Farid Hidjab wird der bisherige Gesundheitsminister Wael Al-Halqi zum neuen Ministerpräsidenten Syriens ernannt. www.reiner-bernstein.de 148 – Chronologie 2012

Eine internationale Konferenz in Teheran, in deren Mittelpunkt Syrien steht, geht mit der Erklärung des iranischen Außenministers Ali Akhbar Salehi zu Ende, dass die Gewalt im Nachbarland ohne ausländische Einmischung beendet werden müsse. An der Konferenz nahmen nach offiziellen Angaben Vertreter von 30 Staaten teil, überwiegend durch Botschafter, so aus Russland, dem Irak, Afghanistan und Pakistan. Die Bemühungen Salehis um die Teilnahme der Türkei waren fehlgeschlagen 271 . Am 10. August verwahrt sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban ki-Moon gegen dessen Teilnahme an einer Tagung der sogenannten blockfreien Staaten („non- alignment states“) Ende August in Teheran. Ban reagiert ärgerlich auf den Forderung Netanjahus.

08.08.2012: In Libyen übergibt der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrats Mustafa Abd Al-Djalil die Macht an das am 08. August gewählte Parlament 272 . Es muss innerhalb von 30 Tagen einen Regierungschef wählen und danach eine Verfassungskommission einsetzen, die in den nächsten vier Monaten den Text vorlegen soll. Von den 200 Abgeordneten sollen 60 in die Kommission berufen werden.

Der Jerusalemer Politologe Shlomo Avineri äußert Zweifel an der Fortdauer der territorialen Integrität Syriens 273 . Nach Agenturmeldungen sind bislang 50.000 Syrer in die Türkei geflohen.

15 europäische Diplomaten, unter ihnen Chefs der Missionen in Jerusalem und Ramallah, verlangen von der israelischen Regierung, auf die Zerstörung von palästinensischen Dörfern in den südlichen Hebron-Bergen (Zone C gemäß der Osloer Interimsvereinbarung von www.reiner-bernstein.de 149 – Chronologie 2012

1995) zu verzichten. Dort soll nach israelischen Plänen das Manövergebiet „Firing Zone 918“ für die Streitkräfte entstehen. Betroffen wären bis zu 1.800 Palästinenser.

Nach israelischen Medienberichten soll auf das Bürogebäude des palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad in Ramallah ein Anschlag verübt worden sein.

Das Stadtparlament Tel Avivs verschiebt eine Entscheidung um zwei Jahre, die King-George-Straße, in der das Hauptquartier des „Likud“ liegt, auf den Namen des am 30. Juni verstorbenen Yitzhak Shamir umzubenennen.

06.08.2012: Das syrische Regime entlässt Ministerpräsident Riyad Farid Hidjab, nachdem dieser sich mit seiner Familie nach Jordanien abgesetzt hat 274 . Von dort will er in das Emirat Qatar weiterreisen. Ein Sprecher Hidjabs behauptet, dass dieser seit langem seine Flucht in Zusammenarbeit mit der Freien Syrischen Armee vorbereitet habe und dass er das Amt des Ministerpräsidenten nur angetreten habe, weil er ansonsten mit dem Tode bedroht worden sei. Im dritten Stockwerk des Staatsfernsehens in Damaskus explodiert eine Bombe, die Sachschaden anrichtet. Am 07. August wird in einem Vorort von Damaskus der alawitische Filmemacher Bassam Mohieddin durch einen Anschlag getötet.

In einem CSB-Interview äußert Jordaniens König Abdullah II. die Auffassung, dass der syrische Staatspräsident Bashar Assad nicht zurücktreten, sondern gegebenfalls in Syrien eine alawitische Enklave errichten werde, wenn nicht bald eine politische Lösung gefunden werde. Mittlerweile seien in Jordanien rund 145.000 syrische Flüchtlinge eingetroffen 275 . www.reiner-bernstein.de 150 – Chronologie 2012

07.08.2012: Vermummte Bewaffnete, die „Al-Qaeda“ zugerechnet werden, töten 16 ägpytische Soldaten an einem Kontrollpunkt im Norden der Sinai- Halbinsel bei El-Arish. Beim versuchten Übertritt auf israelisches Territorium bei Kerem Shalom werden acht Terroristen getötet. Ägyptens Präsident Mohamed Mursi kündigt ein entschlossenes Vorgehen gegen terroristisches Handeln an. „Hamas“ verurteilt den Anschlag. Am 08. August werden nach ägyptischen Angaben bei Angriffen des Militärs im Norden des Sinai mindestens 20 Regimegegner getötet.

04.08.2012: Israelische Medien berichten, dass die PLO nach den Worten des palästinensischen Außenministers Riad Malki im Herbst bei den Vereinten Nationen den Antrag auf den Status eines „non- member state“ stellen werde, ohne auf eine sofortige Aufstimmung zu dringen. Präsident Machmud Abbas werde dazu am 27. September vor der UN-Vollversammlung den Antrag begründen.

Die israelischen Sicherheitskräfte verweigern den Außenministern von sieben blockfreien Staaten die Einreise von Amman über die Allenby Bridge nach Ramallah mit der Begründung, dass ihre Regierungen keine diplomatischen Beziehungen zu Israel unterhalten.

Am Abend demonstrieren in Tel Aviv erneut rund 2.500 Israelis gegen soziale Ungerechtigkeit und gegen die Befreiung ultraorthodoxer Juden vom Wehrdienst.

Rebellen gegen das Assad-Regime entführen 48 Iraner auf dem Weg von Damaskus zum Flughafen. bei denen es sich nach eigenen Angaben um schiitische Pilger handelt. Die Aufständischen werfen www.reiner-bernstein.de 151 – Chronologie 2012 ihnen Agententätigkeit für Teheran vor. Am 07. August trifft der Chef des iranischen Nationalen Sicherheitsrates und Vertraute von Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei, Said Djalili, zu Gesprächen mit Staatschef Bashar Assad in Damaskus ein. Am selben Tag reist der iranische Außenminister Ali Akhbar Salehi nach Ankara. Beide sollen sich dort um die Freilassung der iranischen Pilger bemühen, von denen inzwischen drei tot sein sollen.

03.08.2012: Die UN-Vollversammlung verurteilt in scharfen Worten mit 133 gegen 31 Stimmen die Gewalt in Syrien . Resolutionen des Gremiums haben keine bindende Wirkung.

Nach Angaben eines russischen Informanten, den die „New York Times“ zitiert, sind sechs russische Kriegsschiffe mit 360 Mann nach dem syrischen Hafen Tartus ausgelaufen. In Syrien würden, so das Blatt weiter, 30.000 russische Staatsbürger wohnen.

Nachdem in der vergangenen Woche die israelische Regierung die Schließung palästinensischer Institutionen in Ost-Jerusalem erneut hat, fordern die Chefs der Europäischen Missionen in Jerusalem und Ramallah deren Wiedereröffnung. Sie seien „von Israel’s Entscheidung tief enttäuscht“, dass besonders die Handelskammer und das Orient-Haus nun schon im elften Jahr geschlossen bleiben sollten.

„Haaretz“ berichtet, dass vor kurzem der 70 Jahre alte US- amerikanische Reformrabbiner Brian Lurie als Nachfolger der israelischen Politologin Naomi Chazan zum neuen Präsidenten des „New Israel Fund“ gewählt wurde 276 .

Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ liegt die Bundesrepublik bei der Besetzung der Stellen im höheren Dienst des neuen Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) mit 85 Beamten www.reiner-bernstein.de 152 – Chronologie 2012 auf dem vierten Platz nach Frankreich mit 121, Italien mit 100 und Spanien mit 90 Beamten. Insgesamt würden beim EAD gegenwärtig 3.346 Personen aller Dienstgrade beschäftigt 277 .

02.08.2012: Der Chef der Beobachtermission der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga in Syrien , Kofi Annan, verlängert sein Mandat nicht und gibt sein Amt zum 31. August auf; er war am 23. Februar in diese Aufgabe berufen worden. Angesichts des sich ausweitenden Bürgerkrieges blieben die politischen Bemühungen um das Ende der Gewalt jedoch chancenlos. Annan selbst beklagt das Patt im UN- Sicherheitsrat, das „die Umstände für den wirkungsvollen Einsatz meiner Rolle gründlich verändert“ hätten. Ein Sprecher der „Freien Syrischen Armee“ behauptet, dass 50 Prozent Aleppos unter seiner Kontrolle stünden. Beim Beschuss eines palästinensischen Flüchtlingslagers in Damaskus werden 21 Menschen getötet. Die Zahl der Flüchtlinge, die 1948/49 nach Syrien vor allem aus Safed, Tiberias, Haifa, Akko, Nazareth und Jaffa kamen, lag zwischen 75.000 und 100.000; heute liegt sie bei fast eienr halben Million. Es gibt neun offiziell anerkannte Lager der UNRWA, fünf davon in der Nähe von Damaskus, außerdem drei Lager bei Damaskus, Latakia und Aleppo, die von der UNRWA als inoffiziell bezeichnet werden, und mehrere Bevölkerungskonzentrationen („gatherings – tajammu’at”), für die ebenfalls die UNRWA sorgt. Nach dem Gesetz # 260 haben die Flüchtlinge alle bürgerlichen Rechte, mit Ausnahme des Wahlrechts und der Staatsbürgerschaft. Außerdem steht den Flüchtlingen nur teilweise das Recht auf Eigentum („property ownership”) zu. Das Auswärtige Amt in Berlin richtet einen Syrien-Krisenstab ein.

In Kairo stellt Ministerpräsident Hisham Qandil sein 35 Personen – darunter zwei Frauen – umfassendes Kabinett vor. Dabei sollen www.reiner-bernstein.de 153 – Chronologie 2012

Mohamed Kamel Amr Außenminister, Mumtaz Al-Said Finanzminister und der Chef des Obersten Militärrates (SCAF) Mohamed Sayed Tantawi Verteidigungsminister bleiben. Neuer Innenminister wird Generalmajor Achmed Gamal-Eddin, Justizminister der als unabhängig geltende Richter Khaled El-Ashari.

Der britische Botschafter in Israel Mathew Gould betont in einem Interview mit einem israelischen Rundfunksender, aus dem die „Jerusalem Post“ am 03. August berichtet, dass in Großbritannien die Unterstützung für Israel sinke. Dessen Problem sei nicht die schlechte „Aufklärung („hasbara)“, sondern die Siedlungspolitik. Die Briten mögen keine Experten sein, fügt Gould hinzu, „aber sie sind keine Dummköpfe“ 278 .

01.08.2012: In einem Schreiben an ausländische Diplomaten in Ramallah bezeichnet der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erakat die andauernde Schließung palästinensischer Einrichtungen wie dem „Orient House“ in Ost-Jerusalem als einen „Akt der Piraterie“. Entscheidungen der israelischen Regierung seien nichtig.Israels Außenminister Avigdor Lieberman bezeichnet am 09. August Präsident Machmud Abbas als größtes Hindernis für Verhandlungen und setzt die Kritik des Schreibens mit Publikationen im „Stürmer“ der Nationalsozialisten gleich.

In Kairo stellt der 70 Jahre alte Jurist Haitham Maleh eine weitere Oppositionsgruppe mit dem Namen „Rat für die syrische Revolution“ vor. Wegen der Zersplitterung der Opposition werden auch ihm keine großen Chancen eingeräumt.

Juli 2012 www.reiner-bernstein.de 154 – Chronologie 2012

31.07.2012: Nach gleichlautenden Berichten von „Haaretz“ und des Londoner „Guardian“ hat die israelische Regierung gemäß den Angaben des Statistischen Landesamtes im vergangenen Jahr 2011 nicht weniger als 1,1 Milliarden Neue Shekel (rund 250 Millionen Euro) ausgegeben. Damit seien die Ausgaben gegenüber 2010 um 38 Prozent gestiegen. Die meisten Gelder seien für den Wohnungsbau, das Erziehungswesen und für Dienstleistungen wie Transport und Gebrauchsgüter verwendet worden. Die Kosten für die Sicherheit seien in das Budget nicht eingerechnet. Die jüdische Bevölkerung 2012 sei gegenüber dem Vorjahr in der Westbank um 4,5 Prozent gestiegen und habe damit erstmals die Marke von 350.000 Personen überschritten. Hinzu kämen rund 300.000 Juden im einst arabischen Ostteil Jerusalems.

Nach über einem Jahr geheimer Verhandlungen unterzeichnen Israels Finanzminister Yuval Steinitz und der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad mehrere Vereinbarungen („agreements“) zum 01. Januar 2013, welche die Ausführungsbestimmungen des Pariser Protokolls vom April 1994 279 ergänzen sowie den Schmuggel von Gütern und die Steuerflucht verhindern sollen.

30.07.2012: Die israelische Regierung beschließt die Kürzung von Ausgaben bei gleichzeitiger Erhöhung von Steuern, um die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zu schützen, wie es in einer Erklärung heißt.

Zwei Tage, nachdem bei einer UN-Konferenz in New York die Revision des globalen Waffenhandelsabkommens gescheitert ist, bestätigt ein Sprecher der Bundesregierung den Bericht des „Spiegels“, dass das Emirat Qatar – ein enger Verbündeter Saudi-Arabiens – an Berlin eine Anfrage wegen des Kaufs vom www.reiner-bernstein.de 155 – Chronologie 2012 bis zu 200 „Leopard 2“-Kampfpanzern gerichtet habe. Das Verteidigungs- und das Wirtschaftsministerium würden keine Einwände erheben, heißt es. Die Opposition im Bundestag protestiert gegen mögliche Verkäufe und bedauert, dass die Restriktionen von Waffenlieferungen in Krisengebiete längst aufgeweicht sind 280 .

Die Arbeit der UN-Beobachtermission in Syrien ist vollständig zusammengebrochen. Die verbliebenen Soldaten 281 haben strikte Anweisung, ihr Hotel in Aleppo nicht zu verlassen. Ein General läuft mit Soldaten zur Opposition über, ein syrischer Diplomat in London quittiert den Dienst.

29.07.2012: In den vergangenen zwei Tgen sollen allein aus Aleppo 200.000 Menschen vor den anhaltenden Kämpfen geflohen sein. Der saudische Innenminister Prinz Achmed Bin Abdul Aziz erklärt, dass eine Spendensammlung zugunsten der syrischen Zivilbevökerung in fünf Tagen mehr als 72 Millionen US-Dollar erbracht habe. Außerdem habe die Sammlung Nahrungsmittel, medizinische Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Zelte, Decken und Schmuck gebracht. Nach den Worten des russischen Außenminister Sergej Lawrow versucht Moskau, die syrische Führung zum Einlenken zu bewegen. Die Kontakte zur syrischen Opposition würden aufrechterhalten bleiben. Im Norden Jordaniens wird das Flüchtlingslager Zaatari für Syrer eröffnet, dass bis zu 140.000 Menschen aufnehmen könne; Mitte August wird gemeldet, dass gegenwärtig rund 6.000 Menschen in dem Lager vegetieren, während das zweite Lager Ramtha in der Nähe von Dera’a das größte sei. In Teheran macht der syrische Außenminister Walid Muallem Israel für den Bürgerkrieg in seinem Land verantwortlich, weil es die Führung in Damaskus stürzen wolle.

www.reiner-bernstein.de 156 – Chronologie 2012

27.07.2012: 24 Stunden vor dem Eintreffen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney in Israel unterzeichnet Präsident Barack Obama den vom Kongress vor einer Woche verabschiedeten „United States–Israel Enhanced Security Cooperation Act“, wonach die militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten erweitert werden soll. In einer außenpolitischen Rede vor der „Jerusalem Foundation“ bekräftigt Romney am 29. Juli – wie vor ihm mehrfach andere Präsidentschaftsbewerber – die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, sollte er am 06. November zum neuen Präsidenten gewählt werden. Gleichzeitig bekennt er sich zu einer Zweistaatenregelung und fügt hinzu, dass Israel mit „meinem Freund Benjamin Netanjahu“ an der Spitze das Recht auf einen Präventivschlag gegen den Iran habe: „Wir haben die feierliche Aufgabe und die moralische Pficht, den Führern Irans die Mittel zu verweigern, ihre üblen Absichten zu verwirklichen und ihm dabei vonSeiten der USA beizustehen“. Über sein Treffen mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad in Jerusalem äußert sich die palästinensische Führung enttäuscht.

25.07.2012: Die Vereinten Nationen vermindern ihre bislang 300 Personen umfassende Beobachtermission in Syrien um die Hälfte. Die Türkei schließt die letzten drei Grenzübergänge nach Syrien, für Flüchtlinge bleiben sie offen. Betroffen sind dagegen Warenlieferungen, die einer Sondergenehmigung bedürfen. Türkischen Staatsbürgern ist die Einreise nach Syrien untersagt. In Damaskus scheinen die Kämpfe abzuflauen, während sie in Aleppo andauern.

In einem Meinungsbeitrag für die „New York Times“ vertritt der Vorsitzende des „Rates der Siedlungen in Judäa, Samaria und www.reiner-bernstein.de 157 – Chronologie 2012

Gaza (YESHA)“ Dani Dayan von seinem Wohnort Maale Shomron (Westbank) aus die Position, dass Israel im Junikrieg 1967 „legitim die umstrittenen Territorien Judäa und Samaria in Selbstverteidigung“ besetzt habe. Dieses „Land in Namen einer hohlen Zwei-Staaten-Lösung aufzugeben“, würde jene belohnen, die in der Geschichte versucht hätten, Israel zu zerstören. Ein unabhängiger palästinensischer Staat zwischen Israel und dem Jordan wäre ein Rezept für eine Katastrophe. Der Zustrom von Hunderttausenden palästinensischen Flüchtlingen aus Syrien, Libanon, Jordan und anderswoher würde den neuen Staat zu einer Brutstätte des Extremismus machen. Nachdem die Palästinenser selbst wiederholt die Implementierung einer verhandelten Zwei-Staaten-Lösung verweigert hätten, sollten die amerikanische Regierung und ihre europäischen Alliierten diese falsche Formel ein und für alle Mal aufgeben und akzeptieren, dass die jüdischen Bewohner Judäas und Samarias – und nicht nur jene in den sogenannten Siedlungsblöcken – nirgendwo anders hingehen würden. Die „Scheckbuch-Politik“ der israelischen Linken, rückkehrwillige Siedler materiell zu entschädigen, habe ebenfalls versagt 282 .

24.07.2012: Nach aktuellen Schätzungen sind in Syrien bislang mehr als 18.000 Menschen getötet worden. Die Vereinten Nationen geben die Zahl der Flüchtlinge mit 1,5 Millionen an. Die russische Regierung warnt das Assad-Regime vor dem Einsatz chemischer und biologischer Waffen. US-Präsident Barack Obama schließt sich dieser Warnung an. Außenministerin Hillary Clinton kündigt die weitgehende Unterstützung der syrischen Opposition im In- und Ausland an.

Die Europäische Union wertet auf der Jahrestagung des „EU- Israel Association Council“ auf 60 Sektoren die Handels- und diplomatischen Beziehungen zu Israel auf. Der Tagung steht www.reiner-bernstein.de 158 – Chronologie 2012 unter dem Vorsitz der zypriotischen Außenministerin, Leiter der israelischen Delegation ist Außenminister Avidor Lieberman. Zu den Bereichen gehören Migration, Energie und Landwirtschaft. Dazu sollen Israels Zugang zu staatlich kontrollierten Märkten erleichtert sowie die Zusammenarbeit mit neun EU- Einrichtungen – darunter „Europol“ und „European Space Agency“ – gefördert werden. Damit würde der teilweise Stopp des Aufwertungsprozesses aufgehoben werden, der nach dem Gaza-Krieg Ende 2008 / Anfang 2009 unterbrochen wurde. 60 Prozent des israelischen Handels wird mit Europa abgewickelt. Wie der Londoner „Guardian“ am 23. Juli berichtete, sei nicht zu erwarten, dass trotz mancher „Bauchschmerzen“ ein Minister aus dem Euro-Raum der Aufwertung widersprechen werde. Das Blatt zitiert einen nicht genannten Diplomaten mit der Befürchtung, dass die meisten Minister davor Angst hätten, Israel allzu kritisch zu beurteilen, und dass die Beziehungen zu Israel Teil des Verhältnisses zu den einheimischen jüdischen Gemeinschaften und zu Washington seien. „Das einzige mögliche Instrument der EU, Israel zur Änderung seines Verhaltens [gegenüber den Palästinensern] zu bewegen, ist der Einsatz des Gewichts und Kraft in diesen Beziehungen“, hätte er ergänzt 283 .

Als Zeichen der Eindämmung des Übergewichts des Obersten Militärrates (SCAF) ernennt der ägyptische Präsident Mohamed Mursi den politisch unabhängigen Ingenieur Hisham Qandil zum neuen Ministerpräsidenten.

23.07.2012: Ein Sprecher der syrischen Regierung droht mit dem Einsatz von chemischen und biologischen Waffen für den Fall einer ausländischen Militärintervention. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak kündigt an, dass militärisch eingegriffen würde, www.reiner-bernstein.de 159 – Chronologie 2012 sollten diese Bestände in den Libanon verlegt werden. Die Arabische Liga bietet Staatschef Bashar Assad an, das Land „auf sicherem Wege“ zu verlassen. Die EU-Außenminister erhöhen ihre humanitäre Hilfe um 20 auf nunmehr 60 Millionen Euro. Für die Bundesrepublik kündigt Außenminister Guido Westerwelle zusätzliche 400.000 Euro an.

Bei 19 Anschlägen kommen in verschiedenen Teilen Iraks 113 Menschen ums Leben. Der irakische Arm von „Al-Qaida“ bekennt sich zu den Anschlägen. Am Vortag starben 17 Personen.

Ägypten erlaubt den Palästinensern aus dem Gazastreifen die visafreie Einreise. In einem Brief an die palästinensischen „Brüder und Schwestern“ weist der Chefunterhändler Saeb Erakat am 20. Juli darauf hin, dass die Versorgungsmängel und -beschränkungen für die Bevölkerung im Gazastreifen mittels der „Tunnel-Kapazität“ wegen der „ägyptischen Mauer“ an der Südgrenze zur Sinai- Halbinsel erheblich seien.

22.07.2012: Nachdem in Damaskus das Assad-Regime wieder die Oberhand zui gewinnen sucht, erklärt ein Sprecher der „Freien Syrischen Armee“ Aleppo zum Zentrum des Widerstandes, der auf ganz Syrien ausstrahlen werde. Das Wirtschaftszentrum Aleppo ist die zweitgrößte Stadt des Landes.

21.07.2012: „“ schließt ihren Kommentar „Israel’s Embattled Democracy“ mit den Sätzen: „Eine der größten Stärken Israels sind seine Ursprünge als ein demokratischer Staat, der liberalen Werten und Menschenrechten verpflichtet ist. Jene grundlegenden Wahrheiten stehen in Gefahr, verloren zu gehen 284 .“ www.reiner-bernstein.de 160 – Chronologie 2012

In der Ortschaft Yahud bei Tel Aviv setzt sich der 45-jährige Akiva Mafi, der als Soldat Verwundungen erlitt, an einer Autobusstation in Brand und wird mit schwersten Verbrennungen ins Tel Hashomer- Krankenhaus in Tel Aviv eingeliefert. Wie das behandelnde Krankenhaus in Tel Aviv am 01. August mitteilt, ist Mafi seinen schweren Verletzungen erlegen 285 .

20.07.2012: Im Interview mit „Radio France International (RFI)“ erklärt der russische Botschafter in Frankreich Alexander Orlov, dass der syrische Staatspräsident Bashar Assad bereit sei, auf „zivilisierte Art“ die Macht abzugeben. Für das syrische Informationsministerium entbehrt die Aussage der Wahrheit. Nach der entsprechenden Anzeige der US-amerikanischen UN- Botschafterin Susan Rice am Vortag kündigt der britische Außenminister William Hague an, dass seine Regierung erwäge, die Aufständischen auch mit Waffen zu versorgen. Mit überwältigender Mehrheit billigt der US-Senat eine Gesetzesvorlage, wonach alle Waffengeschäfte mit Russland eingestellt werden. Arabische Medien berichten, dass in den vergangenen 48 Stunden bis zu 30.000 Syrer über die Grenze in den Libanon geflüchtet seien. Außerdem setzen sich ein General und 20 Offiziere in die Türkei ab. Der Zahl der dorthin Geflüchteten soll mittlerweile 40.000 betragen. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak kündigt an, syrischen Flüchtlingen den Übertritt auf den 1981 annektiertenTeil der Golanhöhen zu verwehren, um Terrorakte zu verhindern. Der UN-Sicherheitsrat beschließt eine von Großbritannien eingebrachte Erklärung zur Verlängerung des Mandats für die UN-Beobachtermission um 30 Tage. Aufgrund des von Russland angekündigten Widerspruchs verzichtet sie auf Bedingungen. Der Vorsitzende der drusischen „Sozialistischen www.reiner-bernstein.de 161 – Chronologie 2012

Fortschrittspartei“ Walid Djumblat fordert die Bewaffnung der „Freien Syrischen Armee“.

Ohne dass Anklage erhoben wurde, ist der palästinensische Parlamentspräsidente Asis Dweik („Hamas“) nach sechs Monaten von Israel in der Nähe von Ramallah freigelassen worden.

„The JordanTimes“ berichtet, dass die Regierung in Amman gegen eine Empfehlung des israelischen Generalstaatsanwalts Yehuda Weinstein protestiert habe, der das „Noble Heiligtum (Tempelberg)“ in Jerusalem als Teil des israelischen Souveränitätsanspruchs bezeichnet habe 286 . Im jordanisch-israelischen Friedensvertrag von 1994 hatte sich das haschemitische Königshaus ausdrücklich eine historische Rolle in Jerusalem bescheinigen lassen.

19.07.2012: Der libanesische Armeechef General Jean Kahwagi warnt Israel vor einem Militärschlag gegen sein Land. Die Streitkräfte seien immer auf die Verteidigung der südlichen Grenze gegen jeden israelischen Angriff vorbereitet.

Unter dem Vorsitz Kolumbiens scheitert im UN-Sicherheitsrat eine westlich eingebrachte Syrien-Resolution am Veto Russlands und Chinas; Pakistan und Südafrika enthalten sich der Stimme. Die Verlängerung des am 20. Juli auslaufende Mandat für die UN-Beobachtermission in Syrien steht in der Schwebe, zumal da sie ohne einen politischen Lösungsansatz erfolglos bleiben wird. Nach Angaben aus der syrischen Opposition sollen allein an diesem Tag 300 Menschen ums Leben gekommen sein. Die „New York Times“ berichtet am 20. Juli, dass die Aufständischen der „Freien Syrischen Armee“ die vier Grenzübergänge nach dem Irak und nach der Türkei unter ihre Kontrolle gebracht haben. www.reiner-bernstein.de 162 – Chronologie 2012

Omar Suleiman, Ägyptens langjähriger Geheimdienstchef und letzter Vizepräsident Hosni Mubaraks, stirbt in einem US-amerikanischen Krankenhaus. Suleiman ist 75 Jahre alt geworden.

Ein tunesisches Gericht verurteilt den am 17. Juni 2011 ins saudi- arabische Asyl geflüchteten früheren Staatspräsidenten Zine El- Abedine Ben Ali in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe.

18.07.2012: Das syrische Staatsfernsehen berichtet, dass ein Sprengsatz die besonders geschützte Sicherheitszone in Damaskus mit ihren Ministerien und staatlichen Einrichtungen den Verteidigungsminister Daoud Rajha, der im August 2011 sein Amt antrat, seinen Stellvertreter Assef Shawkat, ein Schwager von Staatspräsident Bashar Assad und gefürchteter Chef des Militärgeheimdienste, sowie den Sicherheitschef tötet. Die „Freie SyrischeArmee“ und die bisher nicht bekannte „Liwa al- Islam (Brigade des Islam)“ übernehmen die Verantwortung. Die Nachfolge Rajhas tritt General Fahad Djassim al-Freij an. Alles deutet darauf hin, dass der Anschlag von langer Hand vorbereitet war und aus dem engen Führungszirkel gesteuert wurde. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet am 19. Juli, dass im Berliner Auswärtigen Amt eine Arbeitsgruppe an Plänen zur „Unterstützung des Wiederaufbaus und der Entwicklung Syriens nach dem Ende des Assad-Regimes“ arbeite 287 . Inmitten der Gerüchte, dass sich Assad mit seiner Familie aus Damaskus in die Hafenstadt Latakia abgesetzt habe, eskalieren die Kämpfe in der Hauptstadt. Der jordanische Ministerpräsident Fayez Tarawneh ruft den UN-Sicherheitsrat, der an diesem Tag in New York zusammentritt, zu einer direkten Intervention in Syrien auf, um das Blutvergießen zu beenden. www.reiner-bernstein.de 163 – Chronologie 2012

Am 20. Juli erliegt der syrische Geheimdienstchef Hisham Ikhtyar seinen Verletzungen.

Auf dem bulgarischen Flughafen Burgas wird auf einen Reisebüro mit israelischen Touristen von einem Selbstmordattentäter ein Terroranschlag verübt, bei dem fünf Israelis, der Busfahrer und der Attentäter sterben. Verteidigungsminister Ehud Barak kündigt an, die Spuren von „terroristischen Gruppen wie Hisbollah, Hamas und iranische Gruppen, die weltweit immer wieder solche Angriffe ausführen“, zu verfolgen. Internationale Nachrichtenagenturen verbrieten Bilder mit einem jungen langhaarigen Rücksacktouristen mit gefälschten US-Papieren, dem der Mord angelastet wird. Iran bezeichnet die gegen den Vorwurf der Verantwortung als lächerlich. Der Chef der libanesischen „Hiisbollah“ Hassan Nasrallah äußert sich ähnlich.

17.07.2012: Der Vorsitzende der „Kadima“-Partei Shaul Mofaz tritt von seinem Amt als stellvertretender Ministerpräsident zurück, weil er keine Verständigung über den Entwurf einer gesetzlichen Regelung zur Einbeziehung von ultraorthodoxen Juden und arabischen Staatsbürgern sieht 288 . „Kadima“ verfügt über 28 der 120 Sitze in der Knesset und ist damit noch vor dem „Likud“ mit 27 Mandaten die stärkste Fraktion. Nach dem Scheitern des Gesetzentwurfs bleibt es ab dem 01. August bei der alten Regelung aus dem Jahr 1949, wonach alle jüdischen Israelis mit dem 18. Lebensjahr zum Militär eingezogen werden, obwohl gegenwärtig rund 60.000 ultraorthodoxe Juden vom Wehrdienst befreit sind.

Das „UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)“ berichtet in seinem Wochenbericht vom 11. bis 17. Juli, dass zum www.reiner-bernstein.de 164 – Chronologie 2012 ersten Mal seit drei Monaten keine palästinensischen Häuser von israelischen Räumkommandos zerstört worden seien.

Nach Mitteilung des von „Hamas“-geführten Innenministeriums werden im Gazastreifen drei Palästinenser wegen Mordes gehenkt.

In einem Bericht des Israel-Korrespondenten der ARD wird der US-amerikanisch-palästinensische Geschäftsmann Sam Bahour mit den Worten zitiert, dass für seine Kinder und Enkel das iPhone wichtiger als territorial abgesteckte Grenzen werde. Möge Israel die Westbank und den Gazastreifen annektieren –: Für sie sei eine ordentliche Krankenversicherung belangreicher.

Nach einem Bericht der „Jerusalem Post“ hat das Verteidigungsministerium das Außenlager Givat Salit als Teil der Siedlung Mehola im Jordantal legalisiert. Es sei mindestens die fünfte Legalisierung seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu 2009. Am selben Tag entscheidet der „Rat für Höhere Bildung in Judäa und Samaria“ im Einverständnis mit Finanzminister Yuval Steinitz („Likud“) und gegen die planerischen und haushaltspolitischen Bedenken von Manuel Trajtenberg, dem Vorsitzenden des staatlichen „Rates für Höhere Bildung“, über die Anerkennung des universitäten Zentrums Ariel in der Westbank als Volluniversität. Dem Vernehmen nach soll es zunächst um eine Fördersumme von 50 Millionen Neue Shekel (~ 10,4 Millionen Euro) gehen 289 . Demonstranten für mehr soziale Fairness errichten auf einer Autobahnstrecke nördlich von Tel Aviv einen „Turm der Gerechtigkeit“.

In Damaskus weiten sich die Kämpfe zwischen dem Militär und Aufständischen aus. Aus Protest gegen das Assad-Regime weist Marokko den syrischen Botschafter aus. Im Gegenzug erklärt die www.reiner-bernstein.de 165 – Chronologie 2012

Regierung in Damaskus den marokkanischen Botschafter zur unerwünschten Person.

Die zentrale Wahlkommission Libyens gibt die Ergebnisse zur Wahl des Nationalkongresses am 07. Juli bekannt 290 . Danach gewinnen die gemäßigte „Allianz Nationaler Kräfte“ unter Leitung des früheren Übergangspremiers Machmud Djibril 39 und die Partei der Gerechtigkeit und des Aufbaus“ der Moslembrüder 17 Sitze, kleinere Gruppen erringen 24 Sitze, während die radikale „Islamische Nationalpartei“ leer ausgeht. Unter den vergebenen Mandaten sind 33 Frauen. Über die endgültige Machtverteilung des 200-köpfigen Kongresses werden die unabhängigen Kandidaten entscheiden. Der Versammlung obliegt die Wahl der neuen Regierung.

16.07.2012: Kurz vor Mitternacht zum 16. Juli landet die US-amerikanische Außenministerin Hillary Clinton aus Kairo kommend in Tel Aviv; es ist ihr erster Besuch seit dem 14. September 2010, als sie in Jerusalem mit Benjamin Netanjahu und Machmud Abbas zusammentraf. Am Vormittag finden Gespräche mit Außenminister Avigdor Lieberman und Staatspräsident Shimon Peres statt. Am Nachmittag stehen Gespräche mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak auf dem Programm. Auf dem Programm stehen die Themen Syrien, Iran, die israelisch- ägyptischen Beziehungen und die Ahnung, dass die PLO im September bei den Vereinten Nationen erneut einen Antrag auf (Voll-)Mitgliedschaft stellen wird. Deshalb drängt Clinton die israelische Regierung zu einem Paket neuer Gesten, um Ramallah von einem solchen Schritt abzuhalten. Am Abend findet eine Begegnung mit Ministerpräsident Salam Fayyad in Jerusalem statt. Nachdem am 12. Juli im Jerusalemer Außenamt der halbjährige Strategische Dialog stattgefunden hat – die www.reiner-bernstein.de 166 – Chronologie 2012 höchste Ebene der diplomatischen Gespräche zwischen den zwei Ländern –, bei dem erneut „die starke Allianz und die tiefen Bindungen“ betont wurden 291 , ist nicht zu erwarten, dass der Clinton-Besuch politisch vorzeigbare Ergebnisse zur schrittweisen Beendigung des Nahostkonflikts erbringt. So begrüßt Clinton ihren Gesprächspartner Netanjahu am 16. Juli mit den Worten „Prime Minister Bibi, it is wonderful to be back in Jerusalem“. Am Abend betont Clinton in einer Begegnung mit der Presse: …I’ve also been clear that it is only through negotiation, not through international venues or unilateral acts, that peace can be and will be secured. This is a point I also repeated in my meeting with Prime Minister Fayyad this afternoon and President Abbas last week in Paris 292 and Israel’s leaders today. We all spoke about how to build on the exchange of letters between President Abbas and Prime Minister Netanyahu to get negotiations going because we know the status quo is unsustainable. The proof is in the security threats Israel faces – rocket attacks, terrorist threats, challenges in Gaza and on your borders. And so our goal remains an independent Palestinian state living in peace and security alongside a secure Jewish democratic state of Israel.“ Im Blick auf Iran sagt Clinton der israelischen Regierung jegliche Unterstützung zu. Noch sei es aber für eine politische Regelung nicht zu spät.

Nach Angaben der Opposition finden in Damaskus die bislang schwersten Kämpfe statt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz spricht von einem landesweiten Bürgerkrieg. Die Bemühungen Kofi Annans in Peking und Moskau bleiben ohne erkennbare Ergebnisse. Für die geschätzten 1, 5 Millionen der unmittelbaren und dringenden Hilfe bedürftigen Menschen, die von der Gewalt betroffen sind, kanalisieren die USA in diesem Haushaltsjahr 64 Millionen US- Dollar über internationale Organisationen und NGO’s nach Syrien, und zwar 27,5 Millionen US-Dollar für das Welternährungsprogramm www.reiner-bernstein.de 167 – Chronologie 2012

(WFP), 15,1 Millionen US-Dollar für NGO’s, 8,5 Millionen US-Dollar für das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR), 8 Millionen US-Dollar für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (ICRC), 3 Millionen US- Dollar für die „UN Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East (UNRWA)“, 750.000 US-Dollar für das UN- Kinderflüchtlingswerk (UNICEF), 500.000 US-Dollar für das „UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)“ sowie 300.000 US-Dollar für das „UN Department of Safety and Security for Support of Humanitarian Operations“.

In Gaza-Stadt demonstrieren einige Dutzend christliche Palästinenser in Gaza-Stadt gegen die Zwangskonvertierung von fünf Gemeindemitgliedern zum Islam. Im April waren drei Palästinenser wegen Kollaboration und zwei wegen Mordes gehenkt worden. Zu den 1,6 Millionen Bewohnern des Gazastreifens gehören rund dreitausend Christen, die vornehmlich der griechisch-orthodoxen Kirche angehören.

15.07.2012: In der ARD-Reihe „Weltspiegel“ wird ein Bericht des Israel- Korrespondenten Richard C. Schneider über die Arbeit der israelischen Gruppe „Breaking the Silence“ in Hebron ausgestrahlt: http://mediathek.daserste.de/sendungen_a- z/329478_weltspiegel/11137022_israel-das-schweigen- brechen?timeCode=&timeCode= .

„Haaretz“ berichtet von Überlegungen des israelischen Außen- und Verteidigungsministeriums, Angehörigen des „UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)“, das regelmäßig über Vorgänge in Jerusalem, der Westbank und im Gazastreifen informiert, die Erteilung von Einreisevisa zu erschweren und die Bewegungsfreiheit örtlicher Mitarbeiter einzuschränken 293 . In einem Bericht des Internet-Portals der www.reiner-bernstein.de 168 – Chronologie 2012

Tageszeitung „Yediot Acharonot (Letzte Nachrichten)“ heißt es am 11. Juli, dass der Chef des militärischen Zentralkommandos Nitzan Alon einen Befehl unterzeichnet habe, wonach alle Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung in der Westbank als Infiltranten festgenommen und in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden sollen.

14.07.2012: In einer 90 Minuten dauernden Begegnung mit dem ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi in Kairo äußert die US-amerikanische Außenministerin Hillary Clinton die Erwartung, dass die USA den demokratischen Übergang im Lande unterstützen und dass der Oberste Militärrat (SCAF) die politische Gewalt an den Präsidenten übergibt. Die Außenministerin kündigt Kreditgarantien über 250 Millionen US-Dollar zur Schaffung von Arbeitsplätzen und für kleine und mittelständische Unternehmen an. Der Friedensvertrag mit Israel habe Ägypten genutzt, führt sie aus. Die „Freie Ägyptische Partei“, die von dem koptischen Geschäftsmann Naguib Sawiris gegründet worden ist, und andere Gruppen protestieren vor dem Hotel Clintons gegen deren Einmischung in die innerägyptische Politik. In Alexandria, Clintons, letztem Stopp, wird ihre Autokolonne mit Früchten und Schuhen geworfen.

Viele tausend Israelis demonstrieren in Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und Beersheva für bessere Lebensbedingungen. In Tel Aviv übergießt sich der von erheblichen wirtschaftlichen Sorgen und gesundheitlichen Belastungen heimgesuchte 57 Jahre alte Moshe Silman aus Haifa mit Benzin und zündet sich an, wobei er schwerste Verbrennungen erleidet, mit denen er ins Ichilov-Krankenhaus eingeliefert wird. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begnügt sich damit, die Tat als eine „große persönliche Tragödie“ zu bezeichnen. Auch am 15. Juli demonstrieren viele hundert Menschen in Tel Aviv. Am 20. Juli www.reiner-bernstein.de 169 – Chronologie 2012 erliegt Silman seinen Verbrennungen im Tel Aviver „Hashomer Hospital“. Am 21. Juli finden überall im Land Kundgebungen mit dem Bekenntnis „Wir alle sind Moshe Silman“ statt.

13.07.2012: Internationale Medien berichten von mittlerweile über 17.000 Toten in Syrien .

40 US-amerikanische Juden unterzeichnen einen Brief an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, in dem sie sich tief besorgt über die Empfehlungen der von der Regierung im Januar 2012 eingerichteten Kommission unter Edmond Levy zeigen: Wir fürchten, dass, sollte er angenommen werden, der Bericht die Zwei-Staaten-Lösung und das Prestige Israels as ein demokratisches Mitglied der internationalen Gemeinschaft gefährdet.“ Zu den Unterzeichnern gehören die Philanthropen Charles Bronfman und Lester Crown, der früher Vorsitzende des „United Jewish Appeal“ Martin Lender, die Historikerin für moderne jüdische Geschichte und die Geschichte des Holocaust Deborah Lipstadt, der frühere Rechtsberater im Weißen Haus Bernard Nussbaum, der frühere Vorsitzende der „Jewish Agency“ Richard Pearlstone sowie der Direktor des „Religious Action Center for Reform Judaism“ Rabbiner David Saperstein 294 . Am 14. August fordern rechtsgerichtete Knesset- Abgeordnete sowie 65 US-amerikanische Rabbiner und jüdische Führungspersönlichkeiten Netanjahu auf, den Bericht der Kommission zu übernehmen und die Außenlager von Siedlungen zu legalisieren. In einem Brief an den Ministerpräsidenten schreibt der Energie- und Wasserminister Uzi Landau („Israel Beiteinu – Unser Haus Israel“), dass ansonsten brgerliche und Menschenrechte verletzt würden 295 .

www.reiner-bernstein.de 170 – Chronologie 2012

12.07.2012: Die UN-Vetomächte USA, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland und Portugal bringen in den Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf ein, der vom Assad-Regime innerhalb von zehn Tagen die Rücknahme von Militäreinheiten und schweren Waffen aus den syrischen Bevölkerungszentren verlangt. Sanktionen gemäß Kapitel VII der UN-Charta („Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens“) werden angedroht. Russland kündigt seinen Widerstand gegen die Verabschiedung des Entwurfs an. Bei Kämpfen in Syrien kommen erneut mindestens 120 Menschen ums Leben.

Im Interview mit „Haaretz“ zeigt sich Rabbi Menachem Froman aus der Siedlung Tekoa (gelegen am Berg Nebo [„ Prophet“], wo nach der Tradition Moses und Aaron waren), der sich seit langem für eine Verständigung zwischen den Religionen vor Ort einsetzt, davon überzeugt: „Seit fast 40 Jahren vertrete ich die Auffassung, dass es unmöglich ist, hier im Lande Frieden zu schaffen, ohne den religiösen Faktor in Rechnung zu stellen, der schrecklich stark ist in der arabischen Öffentlichkeit, und noch stärker ist, als manche Leser von ‚Haaretz’ es wahrhaben wollten, auch in der jüdischen Öffentlichkeit.“ Allmählich verstehe dies auch Benjamin Netanjahu. Manchmal, so fügt Froman hinzu, glaube er an Gott, manchmal nicht. Denn seine ganze Familie sei in Polen ermordet worden 296 .

EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Haifa. In seiner Dankesrede vergleicht er den Artikel 2 der Satzung der Universität Haifa mit dem Artikel 2 des Lissabon-Vertrages. In Haifa sei das Prinzip der akademischen Freiheit, der Unabhängkeit von rassischer, religiöser, nationaler oder geschlechtlicher Zugehörigkeit festgehalten, während sich im Lissabon-Vertrag die Europäische Union auf die Werte von Gleichberechtigung, der Geltung des Rechts sowie des Respekts für www.reiner-bernstein.de 171 – Chronologie 2012 die Menschenrechte, einschließlich der Rechte für Menschen, die einer Minderheit angehören, berufe. Anschließend unterstrich Barroso die Bedeutung des israelischen Handelsaustauschs mit der EU, der im Jahr 2011 einen Wert von 29,4 Milliarden Euro erreicht habe. Heute sei Israel einer der erfolgreichsten Nicht-Mitglieder der EU in seiner Verbindung zu Europa. Abschließend betonte Barroso, dass die Europäische Union der Stabilität und dem Wohlstand in seiner südlichen Nachbarschaft sowie einem dauerhaften Frieden, der Freiheit und der Demokratie verpflichtet sei. Europa unterstütze den Friedensplan von Kofi Annan für Syrien und wolle ernsthaft mit dem Iran über dessen Nuklearprogramm verhandeln. Schließlich sei er, Barroso, davon überzeugt, dass ein Schlüssel für die regionale und globale Stabilität die Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern auf eine Zwei-Staaten-Lösung sei. Die fortgesetzte Siedlungsaktivität sei diesem Ziel hinderlich 297 .

Mit der Überschrft „GaZa HackeR TeaM WaS HeRe“ dringen „Piraten von Gaza, die Winde des Sieges“ in die offizielle Homepage der Knesset ein und ersetzen sie mit eigenen Forderungen. In ihrem „Brief an die Versammlung der israelischen Militärverbrecher“ verlangen sie „1. das Ende der Ausgrabungen unter der Al-Aqza- Moschee; 2. das Ende der Siedlungen in der Westbank, besonders neben der Al-Aqza-Moschee, 3. das Ende der Angriffe auf Gaza, 4. die Befreiung aller unserer Gefangenen“. Unterzeichnet ist das Flugblatt mit „Hamas“, „Djihad“ und „Fatah“, den Ankündigungen „Der Widerstand wird siegen“ sowie dem dreifach wiederholten „Tod für Israel“. Die Slogans entsprechen den Graffiti von Siedlern in der Westbank „Tod den Arabern“.

11.07.2012: In der syrischen Ortschaft Tremseh kommen über 200 Menschen ums Leben. Die UN-Beobachtermission für Syrien (UNSMIS) stellt vor Ort fest, dass Militäreinheiten und regimetreue Milizen den Ort mit schweren Waffen beschossen www.reiner-bernstein.de 172 – Chronologie 2012 hätten, bevor sie in Tremseh eingedrungen seien. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilt das „bösartige Massaker“ und die „Versuche des Völkermordes“. Der syrische Botschafter im Irak Nawaf Fares setzt sich vom Assad-Regime ab und läuft zum oppositionellen Syrischen Nationalrat über. Am 14. Juli bringt ein Selbstmordattentäter in Muhrada bei Tremseh seinen mit Zwiebeln beladenen Lieferwagen zur Explosion, wobei drei Zivilisten und ein Sicherheitsbeamter sterben.

Angesichts der Entscheidung des ägyptischen Verfassungsgerichts zur Ungültigkeit der Wiedereinsetzung des aufgelösten Parlaments erklärt Außenminister Guido Westerwelle: "Die Menschen hegen zu Recht die Erwartung, dass sie mit Ihrer Stimme die Zukunft des neuen Ägypten mitbestimmen können. Deshalb braucht das Land eine klare und glaubwürdige demokratische Perspektive. Es ist jetzt an den ägyptischen Staatsorganen, zügig einen gangbaren Weg zu finden, über den die legislative Gewalt in demokratisch legitimierte Hände übergeht und ein transparenter Verfassungsgebungsprozess eingeleitet wird. Deutschland steht zu seiner Unterstützung für ein demokratisches, plurales und religiös tolerantes Ägypten.“

10.07.2012: Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet aus Ramallah, dass die Autonomiebehörde gegen willkürliche Maßnahmen der Polizei und der Sicherheitskräfte vorgehen will 298 .

Das ägyptische Parlament tritt zu einer kurzen Sitzung zusammen, trotz des Auflösungsdekrets des Verfassungsgerichts vom 26. Juni, wonach die Wahl der Direktkandidaten – ein Drittel – ungültig sei. Bundesaußenminister Guido Westerwelle trifft in Kairo mit Staatspräsident Mohamed Mursi zusammen und zeigt sich im www.reiner-bernstein.de 173 – Chronologie 2012

Anschluss daran überzeugt, dass Mursi für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, politische Pluralität und religiöse Toleranz stehe.

Vom Jerusalemer Bezirksgericht wird der frühere Ministerpräsident Ehud Olmert wegen Untreue verurteilt und von der Anklage der schweren Korruption freigesprochen. Das Urteil soll Anfang September verkündet werden. Nach israelischen Presseberichten will sich Olmert die Rückkehr in die Politik offenhalten. Er war vor Tsipi Livni und Shaul Mofaz Vorsitzender der „Kadima“-Partei.

09.07.2012: Nach dem Gespräch zwischen Syriens Staatspräsident Bashar Assad und dem Sondergesandten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga Kofi Annan in Damaskus zeigen sich beide ermutigt, den Dialog fortzusetzen.

08.07.2012: Auf der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem folgt die Regierung dem Ausschussbericht unter Leitung von Yohanan Plesner („Kadima“), wonach bis 2016 achtzig Prozent aller ultraorthodoxen Juden zum Wehr- oder Zivildienst herangezogen werden sollen. Außenminister Avidor Lieberman verlangt die Einbeziehung auch der palästinensischen Israelis in den Zivildienst 299 . Hans-Christian Rößler berichtet am 23. Juli, dass sich in diesem Jahr 2.400 der insgesamt 1,6 Millionen arabischen Israelis für einen einjährigen Zivildienst gemeldet haben. Gegner würden behaupten, dass dieser Weg darauf hnauslaufen solle, die arabische Identität auszulöschen 300 .

07.07.2012: Israelische und internationale Medien berichten von „Schlussfolgerungen und Empfehlungen“ einer Kommission, www.reiner-bernstein.de 174 – Chronologie 2012 die von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Januar 2012 auf Druck der Siedler eingesetzt wurde. Unter Leitung des früheren Richters am Obersten Gerichtshof Edmond Levy und unter Mitwirkung der ehemaligen Richterin am Bezirksgericht Tel Aviv Tchiya Shapira und Alan Baker vom „Jerusalem Center for Public Affairs“ wird in dem 89-seitigen Bericht empfohlen, die meisten Außenposten der Siedlungen nachträglich zu legalisieren und künftig den Landerwerb für Juden in „Judäa und Samaria“ zu erleichtern, weil die „outposts“ in Kenntnis, mit Ermutigung und stillschweigender Billigung der höchsten Regierungsämter errichtet worden seien 301 . Benjamin Netanjahu kündigt an, den Bericht dem Ministerausschuss für Siedlungsangelegenheiten vorzulegen, weil er eine „ernsthafte Prüfung verdient“. Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein soll den Ministerpräsidenten davon in Kenntnis gesetzt haben, dass er den Bericht nicht akzeptieren werde.

In Libyen finden erstmals nach dem Sturz des Machthabers Muammar Gaddafi Wahlen zum 200 Personen starken Nationalkongress statt, von denen 80 über Parteilisten gewählt werden und die übrigen an unabhängig Kandidaten gehen sollen. Die meisten Chancen werden der gemäßigten „Allianz Nationaler Kräfte“ unter Leitung des früheren Übergangspremiers Machmud Djibril eingeräumt. Die Moslembrüder treten mit der „Partei für Gerechtigkeit und Aufbau“ an. Der Nationalrat soll eine Regierung ernennen, bevor 2013 ein Parlament gewählt werden soll.

Am Abend findet in Tel Aviv mit bis zu 20.000 Teilnehmern die bislang größte Demonstration gegen die ungerechte soziale Lastenverteilung statt, bei der es auch um die Einbeziehung von ultraorthodoxen Juden in den Militärdienst und von palästinensischen Staatsbürgern in den Zivildienst geht.

www.reiner-bernstein.de 175 – Chronologie 2012

06.07.2012: Unter Anwesenheit von Präsident François Hollande, Bundesaußenminister Guido Westerwelle sowie seiner US- amerikanischen Amtskollegin Hillary Clinton und ohne Beteiligung Russlands und Chinas tagt in Paris die Konferenz der „Freunde des syrischen Volkes“. Dabei kommt sie von Seiten der beteiligten Regierungen über die Ankündigung weiterer Sanktionen gegen das Assad-Regime und den Appell an die Geschlossenheit der syrischen Oppositionsgruppen nicht hinaus. Westerwelle sagt die Erhöhung der deutschen humanitären Hilfe um weitere 500.000 auf nunmehr 8,5 Millionen Euro zu. In einem Begleitbericht schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ am 10. Juli: „In der internationalen Krisendiplomatie ist Deutschland eingezwängt in einer Lage, die man als Sandwichposition bezeichnen könnte. Es ist groß genug, um Erwartungen zu rechtfertigen – jene etwa, es könnte Russland von seiner harten Haltung abbringen. Es ist aber zu klein, um wirklich etwas zu bewegen. An die speziellen Anforderungen dieser Position hat sich Westerwelle angepasst. Er zeigt permanente Präsenz, angemessenen Einsatz und, wenn e etwa um den arabischen Frühling geht, im Rahmen seines Naturells auch Leidenschaft 302 .“ Im Lande selbst sterben mindestens 25 Menschen. Am Rande der Konferenz trifft Clinton mit dem palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas zusammen.

05.07.2012: Brigadegeneral Herzl Halevy, Kommandeur der 91. Division, die teilweise im Norden Israels stationiert ist, warnt vor Journalisten vor einer Eskalation im libanesischen Grenzbereich aufgrund der Vorgänge in Syrien; das israelische Militär sei darauf vorbereitet. Im Vergleich zum Goldstone-Bericht nach dem Gaza-Krieg 2008/2009 werde das, das dann hier geschehen werde, verblassen. Denn Israel www.reiner-bernstein.de 176 – Chronologie 2012 habe keine andere Wahl, als gegen den Feind zu kämpfen, wo er sei, und das sei im Herzen eines bewohnten Gebiets 303 .

Das Europäische Parlament verabschiedet in ungewöhnlich scharfen Worten mit 291 gegen 274 Stimmen bei 39 Enthaltungen eine Entschließung, die Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde auffordert, alle Schritte zu unterlassen, die Verhandlungen zugunsten einer Zwei-Staaten- Lösung auf der Grundlage der Grenze vor 1967 untergraben. Alle Siedlungen würden gemäß dem internationalen Recht illegal bleiben. Die israelische Regierung wird aufgefordert, alle Bauarbeiten und Erweiterungen von Siedlungen in der Westbank und in Ost-Jerusalem einzustellen 304 .

Nach einem AP-Bericht warnt der irakische Außenminister Hoshyar Zebari auf der Grundlage „ordentlicher Geheimdienstinformationen“ vor dem Eindringen von „Al-Qaeda“-Kämpfern nach Syrien und äußert die Befürchtung, dass die Gewalt von dort in den Rest des Nahen Ostens übergreifen könnte.

In Syrien werden erneut rund hundert Menschen getötet. Nach einer Meldung der Internet-Plattform „UN Watch“ liegt dem UN- Menschenrechtsrat in Genf ein syrischer Antrag auf Mitgliedschaft vor. Die Aufnahme in das 47 nationale Delegationen umfassende Gremium erfolgt u.a. nach regionalen Gesichtspunkten.

Die Generalversammlung der Presbyterianerkirche weist in Pittsburgh (Pennsylvania) mit 333 gegen 331 eine frühere Entscheidung zurück, mit dem israelischen Militär wegen der Siedlungepolitik weiter zusammenzuarbeiten. Hauptadressaten waren „Caterpillar“, „Hewlett-Packard“ und „Motorola“ 305 .

www.reiner-bernstein.de 177 – Chronologie 2012

04.07.2012: Aufgrund eines Berichts des arabischen TV-Senders „Al- Djazeera (Die Landzunge)“ in Qatar soll der frühere PLO- Vorsitzende Yasser Arafat mit einer radioaktiven Substanz vergiftet worden sein; Arafats Tod trat am 04. November 2004 ein. Ein Genfer Labor ist mit der Untersuchung seiner Kleidungsstücke beauftragt worden. Die Palästinensische Autonomiebehörde stimmt der Exhumierung des Leichnams zu.

Der Planungs- und Finanzausschuss des Rates für Hochschulbildung entscheidet, dass das „Universitäre Zentrum Ariel in Shomron“ gegenwärtig nicht den Rang einer Volluniversität erhalten soll. In fünf Jahren solle erneut darüber befunden werden.

In Syrien kommen bei Auseinandersetzungen landesweit mindestens 19 Menschen ums Leben.

03.07.2012: Westliche Medien berichten, dass sich Manaf Tlas, der Sohn des früheren syrischen Verteidigungsministers Mustafa Tlas – er befehligte das Massaker an den Moslembrüdern 1982 in – in die Türkei abgesetzt habe. Tlas war zuletzt Brigadegeneral in der Republikanischen Garde unter dem Befehl des Präsidentenbruders Maher Assad. Nach den Worten des stellvertretenden russischen Außenminsiters Michail Bogdanow am 13. August kämpfe Assad mit dem Leben, weil ihm nach dem Attentat beide Beine amputiert werden mussten.

Nach einer Untersuchung von „Jewish Policy & Research“ zwischen Februar und Juli 2011 leben in New York und in drei Vororten 1,54 Millionen Juden in 694.000 Haushalten.

www.reiner-bernstein.de 178 – Chronologie 2012

02.07.2012: Die Zahl der Toten in Syrien an diesem Tag wird mit mehr als 50 angegeben. Nach Angaben aus Oppositionskreisen sind seit Ausbruch des Volksaufstandes Mitte März 2011 nicht weniger als 16.500 Menschen ums Leben gekommen, darunter 4.100 Soldaten. 85 Soldaten, unter ihnen ein General, sollen sich am 02. Juli in die Türkei abgesetzt haben. Inzwischen hätten sich rund 35.000 Flüchtlinge in die Türkei geflüchtet. Im Interview mit der türkischen Zeitung „Cumhuriyet (Die Republik)“ bedauert Präsident Bashar Assad den Abschuss eines türkischen Kampfflugzeugs am 22. Juni vor der Mittelmeerküste. Das russische Außenministerium kündigt den Beginn von Dialogen mit zwei syrischen Oppositionsgruppen an. Ein Sprecher von Kofi Annan bezeichnet die russische Ankündigung als bedeutsam. Jordanische Medien berichten am 03. Juli, dass die Regierung in Amman und die Vereinten Nationen über die Errichtung eines Flüchtlingslagers in Jordanien Gespräche führen.

Zwei Anschlägen im Süden Iraks und in der Nähe von Kerbela fallen 40 Personen zum Opfer.

Irans Außen- und Sicherheitspolitische Ausschuss des Parlaments ruft nach einem Gesetz, auf dessen Grundlage die für den internationalen Öltransport wichtige Straße von Hormuz gesperrt werden kann. Die USA verstärken ihre Militärpräsenz im Persischen / Arabischen Golf.

Der libanesische Parlamentspräsident Nabih Berri hebt die Sitzung des Parlaments auf, nachdem die christlichen Parteien einen Gesetzentwurf abgelehnt haben, der nach ihrer Ansicht die Zahl der christlichen Angestellten bei der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft benachteiligt. www.reiner-bernstein.de 179 – Chronologie 2012

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu löst einen Ausschuss unter Leitung von Yohanan Plesner („Kadima“) auf, der noch in dieser Woche eine Empfehlung zur Einbeziehung ultraorthodoxer Juden und arabischer Staatsbürger in den Militär- und Zivildienst vorlegen sollte. Von den rund 71.000 Strenggläubigen leisten gegenwärtig nur 900 einen Wehrdienst und 1.100 einen Zivildienst ab. Die bisherige Ausnahmeregelung rühre an die Identität Israels, heißt es in begleitenden Kommentaren. Abgeordnete von„Kadima“ verlangen vom Vorsitzenden Shaul Mofaz den Ausstieg aus der Regierung. Am 04. Juli droht Mofaz folgt dieser Aufforderung. Die Empfehlungen des Ausschusses sehen vor, dass achtzig Prozent der ultraorthodoxen Juden und der arabischen Palästinenser ab 2016 Militär- oder Zivildienst leisten sollen. Am 24. Juni berichtete „Haaretz“, dass der Rat der arabischen Bürgermeister in Israel – er vertritt nicht die drusischen und Beduinen-Gemeinden – unter Leitung des Bürgermeisters von Nazareth Ramez Jerayssi für die Entwicklung von Leitlinien plädiert habe, wonach arabische Staatsbürger ihren Zivildienst in arabischen Gemeinden leisten sollen.

Das israelische Militärradio „Galei Zahal (Wellen des Militärs)“ berichtet, dass es eine neue Technologie erlaube, frühzeitig den Bau von Tunnelanlagen im Süden des Gazastreifens nach Ägypten zu entdecken. Zum Zwecke ihrer Nutzung werde die erneute Installation des ehemals vom israelischen Militär kontrollierten sogenannten Philadelphia-Korridors geprüft.

01.07.2012: Nach Protesten sagt der palästinensische Präsident Machmud Abbas das für heute geplante Treffen mit dem Vorsitzenden der „Kadima“-Partei und stellvertretenden Ministerpräsidenten Shaul Mofaz in Ramallah ab. Palästinensische Sicherheitskräfte www.reiner-bernstein.de 180 – Chronologie 2012 lösen am 30. Juni brutal eine Demonstration in Ramallah auf, die gegen das geplante Treffen protestiert.

Die israelische Regierung sucht beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um einen Kredit in Höhe von einer Milliarde US-Dollar für die Palästinensische Autonomiebehörde nach, die aufgrund der verweigerten nationalen Souveränität für Palästina diesen Antrag nicht selbst stellen kann. Der IWF lehnt das Gesuch ab, um keinen Präzedenzfall zu schaffen. Weil vor allem die Auszahlung der Finanzzusagen arabischer Staaten stockt, drohe der Autonomiebehörde der Bankrott. Die Gehälter für die Angestellten des aufgeblähten öffentlichen Dienstes könnten im Juli nicht mehr gezahlt werden, wenn die Hilfe ausbleibe, heißt es.

Der Oberste Gerichthof Israels verschiebt auf Antrag der Regierung die endgültige Räumung des Außenpostens Ulpana bis Ende September 306 .

Bei seinem seit langem vereinbarten Besuch in Amman, bei dem es auch zu einem Gespräch mit König Abdullah II. kommt, verwahrt sich Khaled Meshal, Leiter des Politischen Büros von „Hamas“, gegen israelische Vorstellungen, dass Jordanien ein Ersatz für einen Staat Palästina sein könne. „Hamas“ sei an der Sicherheit Jordaniens und an seiner Stabilität interessiert und respektiere sie.

Vor israelischen Journalisten bezeichnet Salah Abdel Shafi, Botschafter der Diplomatischen Mission Palästinas in Berlin, die Shoa als eine Tragödie der Menschheit. Er habe seine Mitarbeiter angewiesen, Konzentrationslager zu besuchen. Abdel Shafi bedauert, dass er bisher zu Gedenkfeiern am Holocaust-Denkmal in Berlin nie eingeladen worden sei. Die „Jerusalem Post“ fügt in ihrem Bericht hinzu, dass der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik Volker Perthes in einem Vortrag Israel geraten habe, in den Beziehungen zu Deutschland www.reiner-bernstein.de 181 – Chronologie 2012 der Shoah ein geringeres Gewicht beizulegen, weil junge Deutsche eine schwächere Verantwortung gegenüber Israel empfinden würden 307 .

Das internationale Öl-Embargo gegen Iran tritt in Kraft. Der Präsident der Zentralbank in Teheran warnt davor, die Zahlungsfähigkeit seines Landes zu unterschätzen. In den vergangenen sechs Monaten hat die Währung, der Rial, 50 Prozent seines Wertes verloren, die Verbraucherpreise sind um 25 Prozent gestiegen. Am 02. Juli testet Iran nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA eine Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von 1.300 Kilometern, die auch Israel erreichen könne.

Juni 2012

30.06.2012: Die Syrien-Konferenz in Genf unter Leitung von Kofi Annan unter Beteiligung der fünf UN-Vetomächte und einiger Staaten des Nahen Ostens – unter Ausschluss Irans und Saudi-Arabiens – kann sich nur darauf verständigen, dass einer Übergangsregierung in Damaskus auch Angehörige des gegenwärtigen Regimes angehören können. Die syrische Opposition, die nicht eingeladen ist, zeigt sich enttäuscht und kündigt den verstärkten bewaffneten Kampf gegen Bashar Assad an. In Syrien selbst finden nach Angaben aus der Opposition 174 Menschen den Tod, allein in Damaskus 85.

Vor dem Verfassungsgericht in Kairo legt der neue Staatspräsident Ägyptens Mohamed Morsi seinen Amtseid ab: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, die republikanische Ordnung wahrhaft zu schützen, die Verfassung zu achten und für die Interessen des Volkes zu sorgen.“ Der Chef des Obersten Militärrates (SCAF) Mohamed Sayed Tantawi gratuliert www.reiner-bernstein.de 182 – Chronologie 2012

Morsi und sagt ihm die Unterstützung zu. Der Sprecher des in Amman arbeitenden „Middl East Studies Centre“ Jawad Hamad erwartet, dass die Politik Jordanien nach dem Sieg des Repräsentanten der Moslembruderschaft in Ägypten vor neuen Herausforderungen steht, mit der eigenen „Islamischen Aktionsfront“ umzugehen. Der stellvertretende Vorsitzende der jordanischen Moslembruderschaft Zaki Bani Rshied erwartet, dass die Regierung in Amman nicht länger darum herumkomme, das Wahlgesetz den neuen Realitäten anzupassen 308 . In einem Glückwünschschreiben drückt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Hoffnung auf, dass Ägypten am Friedensvertrag von 1979 festhält.

In Tel Aviv, Haifa und Jerusalem demonstrieren erneut viele tausend Israelis für mehr soziale Gerechtigkeit.

Im Alter von 96 Jahren stirbt der frühere israelische Ministerpräsident Yitzhak Shamir in Tel Aviv. Benjamin Netanjahu würdigt seinen Amtsvorgänger, indem er dessen „ewige Wahrheit“ zitiert, dass die Araber zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan immer dieselben Araber mit dem Ziel geblieben seien, die Juden zu vernichten.

29.06.2012: Aus Protest gegen die Verfügung des Obersten Militärrates (SCAF), das Parlament aufzulösen und die vorläufige Verfassung zu seinen Gunsten zu erweitern, versammeln sich seit den Morgenstunden Tausende Ägypter auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Vor ihnen legt Mohamed Mursi symbolisch seinen Amtseid ab.

Im russischen St. Petersburg nimmt die UNESCO die Geburtskirche Jesu in Bethlehem in die Liste des Weltkulturerbes auf. Die israelische Regierung hatte gegen die www.reiner-bernstein.de 183 – Chronologie 2012

Entscheidung Einspruch erhoben. Palästina ist Vollmitglied der UN-Kulturorganisation.

28.06.2012: Nach Angaben der syrischen Opposition kommen bei Kämpfen erneut 180 Menschen ums Leben, die meisten unter ihnen sind Zivilisten.

Der Bundestag beschließt gegen die Stimmen der LINKEN bei vier Enthaltungen die Verlängerung der deutschen Beteiligung am UNIFIL-Mandat 4 vor der Küste Libanons um ein Jahr bis Juni 2013. Für die Mission können maximal 300 deutsche Soldaten eingesetzt werden. Die Kosten der Mission liegen bei rund 31,3 Millionen Euro.

27.06.2012: Nach der Meldung der „Jerusalem Post“ befürchtet die israelische Regierung die Etablierung einer „Fact-finding Mission“ des UN-Menschenrechtsrates zur Siedlungspolitik in der Westbank und in Ost-Jerusalem 309 . Am 06. Juli benennt der Rat drei Expertinnen für die Mission: Christine Chanet (Frankreich), Unity Dow (Botswana) und Asma Jahangir (Pakistan). Das israelische Außenministerium bezeichnet die Entscheidung als voreingenommen und verweist auf „massive Menschenrechtsverletzungen anderswo“ – damit bekennend, dass sie auch in den palästinensischen Gebieten vorkommen.

Aufständische stürmen in einem Vorort von Damaskus das Fernsehgebäude und zerstören Studios. Sieben Personen werden getötet.

4 „United Nations Interim Force in Lebanon.“ www.reiner-bernstein.de 184 – Chronologie 2012

26.06.212: Akiva Eldar berichtet in „Haaretz“ von einer Konferenz in Istanbul, bei der der Konstanzer Psychologieprofessor Wilhelm Kempf die Ergebnisse einer Untersuchung vorgelegt habe, wonach 43,7 Prozent der Deutschen stark oder sehr stark auf palästinensischer Seite im Konflikt mit Israel stehen und gleichzeitig antisemitische Vorurteile entschieden zurückweisen. Nur zwei Prozent der Befragten würden pro- palästinensische Neigungen mit antisemitischen Vorurteilen verbinden, darunter der Vorstellung, dass Israels Behandlung der Palästinenser „das wahre Gesicht der Juden“ zeige. Eldar schließt seinen Bericht mit dem Satz: „Wenn junge Deutsche gegenüber der israelischen Botschaft in Berlin aus Protest gegen die Zerstörung von energetischen Anlagen demonstrieren, welche die deutsche Regierung den Palästinensern in den Hebron-Bergen geschenkt hat, wäre Benjamin Netanjahu gut beraten, uns nichts über den Holocaust zu erzählen 310 .“ In derselben Ausgabe des Blattes wird ein führendes Mitglied einer amerikanisch-jüdischen Organisation von Eric H. Yoffie mit den Worten zitiert „Israel ist Vergangenheit“. Die Anfrage nach Vortragenden über Israel und aus Israel sei in den vergangenen zehn Jahren dramatisch gesunken. Die Abkehr spiegle den jüdischen Zeitgeist in den USA wider. Der einzige Weg, US-amerikanische Juden wieder für Israel zu interessieren, so Yoffie, sei für die israelische Regierung der, sich jetzt gegen die Siedler zu wehren 311 .

Präsident Bashar Assad erklärt, dass sich Syrien im Kriegszustand befinde. Nunmehr müssten sich alle Kräfte auf den Sieg richten.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages Ruprecht Polenz kritisiert die Geheimhaltungspraxis des Bundessicherheitsausschusses zur Vergabe von Rüstungsgütern in

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Krisengebiete. Es sei unbefriedigend, dass immer wieder Informationen aus dem Gremium in die Öffentlichkeit durchsickerten, ohne dass der Bundestag unterrichtet sei. Dem Ausschuss gehören das Bundeskanzleramt sowie die Spitzen der Außen-, Innen-, Verteidigungs-, Finanz- und Justizministerien an. Hintergrund der Beschwerde Polenz’, der sich von Seiten der SPD- Bundestagsfraktion deren außenpolitischer Sprecher Rolf Mützenich anschließt, sind Meldungen über weitere Leopard-II-Bestellungen Saudi-Arabiens 312 .

Das oberste Verwaltungsgericht Ägyptens weist die Anordnung des Obersten Militärsrates zurück, wonach die Militärpolizei Zivilisten festnehmen kann.

Der Generalsekretär der „Islamischen Aktionsfront“ in Jordanien Hamzah Mansour wiederholt die Drohung, die nächsten Parlamentswahlen zu boykottieren, weil das Wahlrecht – wie von beiden Häusern beschlossen – die Bürger ihres Rechts aufs ein repräsentatives Parlament beraube 313 .

25.06.2012: Die ägyptische Wahlkommission unter Leitung von Faruq Sultan gibt am Nachmittag das Ergebnis der Präsidentschaftswahl am 16./17. Juni bekannt. Danach hat der Kandidat der islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ Mohamed Mursi 51,7 Prozent der abgegebenen gültigen 25.575.511 Stimmen (wahlberechtigt waren 50.958.794 Frauen und Männer) auf sich vereinigt, sein Gegenspieler Achmad Shafiq 48,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei fast 52 Prozent. Der Chef des Obersten Militärrates Mohamed Sayed Tantawi gratuliert dem knapp 61 Jahre alten Sieger, der 1951 im Nil-Delta geboren wurde und an der University of Southern California Ingenieurwissenschaften studierte. 1985 kehrte er nach Ägypten zurück. Zwei seiner fünf www.reiner-bernstein.de 186 – Chronologie 2012

Kinder sollen US-amerikanische Staatsbürger sein. Ministerpräsident Kamal Al-Gansouri reicht den Rücktritt des Kabinetts ein. In einer ersten Stellungnahme kündigt Mursi seinen Austritt aus der Moslembruderschaft und die Niederlegung des Vorsitzes in seiner Partei an, weil er Präsident aller Ägypter sein solle, außerdem die Respektierung aller internationalen Verträge, also auch prinzipiell des Friedensvertrages mit Israel von 1979, sowie – angeblich – die Annäherung an den Iran, um die geostrategische Balance zu gewährleisten; am 26. Juni wird die Vermutung geäußert, dass die iranische Nachrichtenagentur „Fars“ eine Fälschung verbreitet hat. Am 30. Juni soll Mursi in sein neues Amt eingeführt werden. Internationale Beobachter äußern ihre Skepsis, ob er angesichts der Vormachtstellung des Obersten Militärrates und der immensen wirtschaftlichen Probleme politischen Erfolg haben wird.

In Begleitung einer großen Delegation trifft Russlands Präsident Wladimir Putin zu einem offiziellen Besuch in Israel ein, wo er auf dem Flughafen Ben-Gurion von Außenminister Avigdor Lieberman begrüßt wird. In Netanja wird in Putins Gegenwart ein Denkmal für die Soldaten der sowjetischen Armee eingeweiht, die während des Zweiten Weltkrieges im Kampf gegen Deutschland gefallen sind. Am 26. Juni eröffnet er in Bethlehem ein russisches Kultur- und Wissenschaftszentrum und trifft den palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas, der ihn zur Eröffnung einer internationalen Friedenskonferenz ermutigt. Im Anschluss reist Putin nach Amman weiter.

Amira Hass berichtet in „Haaretz“ ausführlich über die willkürliche Festnahme von mehr als 100 Trauergästen durch die palästinensischen Sicherheitskräfte in Jenin bei der Beerdigung des am 02. Mai verstorbenen Gouverneurs Kadura Moussa. Ihnen werde ein Attentat auf Moussa vorgeworfen, www.reiner-bernstein.de 187 – Chronologie 2012 deren Folgen er erlegen sei. Entgegen den Vorschriften würden Festgenommene häufig wochenlang ohne Anklage und Verfahren festgehalten werden. Dazu veröffentlicht am selben Tag, dem 25. Juni, das „Palestinian Center for Policy and Suvey Research“ in Ramallah unter Leitung von Khalil Shikaki eine Umfrage in der Westbank und im Gazastreifen zwischen dem 21. und 23. Juni. Danach haben Machmud Abbas und seine „Fatah“ gegenüber „Hamas“ und Ismail Haniyeh an Popularität verloren. Der Niedergang sei auf den weitverbreiteten Zorn zurückzuführen; dass die Autonomiebehörde Journalisten festgenommen und öffentliche Websites geschlossen habe – diese Maßnahmen würden der Sache der Palästinenser in der internationalen öffentlichen Meinung schaden –, dass die Zustimmungsverluste den Unmut über Abbas widerspiegeln würden, mit „Hamas“ eine Regierung der nationalen Versöhnung zu bilden, und dass Abbas’ Hemmung beanstandet werde, sich noch einmal an die Vereinten Nationen zu wenden oder die Initiative zur Überwindung der Blockade in den Beziehungen zu Israel zu ergreifen. Würden heute Präsidentschaftswahlen stattfinden, würde Abbas mit einem Vorsprung von fünf Prozent (49 zu 44 Prozent) gegenüber Haniyeh die Oberhand behalten. Würde der in israelischer Haft sitzende Marwan Barghouti gegen Haniyeh antreten, wäre der Abstand 60 zu 34 Prozent. Würden Barghouti, Haniyeh und Abbas kandidieren, ergäbe sich ein Verhältnis von 37 zu 33 zu 25 Prozent. 59 Prozent der Befragten zeigten sich zufrieden und 40 Prozent unzufrieden mit dem Grad der öffentlichen Beteiligung an Solidaritätsaktionen für die palästinensischen Hungerstreikenden 314 . Als wichtigstes politisches Ziel sahen 47 Prozent das Ende der israelischen Besatzung und die Schaffung eines Staates in der Westbank und im Gazastreifen mit Ost- Jerusalem als Hauptstadt sowie 30 Prozent die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Ortschaften und Dörfer vor Gründung Israels 1948. 49 Prozent glaubten, dass die arabischen Revolutionen www.reiner-bernstein.de 188 – Chronologie 2012 eine positive Auswirkung auf die palästinensische Sache in ein oder zwei Jahren haben werden. 63 Prozent der Befragten würden keine salafistische Partei wie in Ägypten – die Partei „Al-Nour (Das Licht)“ – wählen.

Zum 16. Mal verschärfen die EU-Außenminister auf ihrer Sitzung in Luxemburg die Sanktionen gegen Syrien . So stehen nunmehr 129 regimenahe Personen und 48 syrische Einrichtungen auf der Schwarzen Liste.

24.06.2012: Die „Jerusalem Post“ berichtet, dass „Hamas“ die Kontrolle über rivalisierende Gruppen im Gazastreifen verliere, die sich nicht an die Ruhe mit Israel halten wollten. Andererseits könne „Hamas“ es sich nicht leisten, als Verräter abgestempelt zu werden, wenn in arabischen Staaten das Gewicht islamischer Kräfte zunehme. Der Einflussverlust von „Hamas“ sei aber auch auf den Ausfall der Hilfen aus Syrien und Iran zurückzuführen 315 .

Der türkische Kanal von CNN und der staatliche TV- Nachrichtensender melden, dass über Nacht ein General, zwei Obersten, zwei Majore, ein Leutnant mit ihren Familien aus Syrien in die Türkei geflohen seien.

23.06.2012: Syriens Präsident Bashar Assad setzt per Dekret die neue Regierung unter Leitung von Riyad Farid Hidjab ein 316 . Landesweit kommen bei Kämpfen mindestens 131 Menschen ums Leben.

Nach Angaben des „UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)“ sind seit dem 17. Juni 14 Palästinenser im www.reiner-bernstein.de 189 – Chronologie 2012

Gazastreifen nach Vergeltungsschlägen israelischer Kampfflugzeuge nach dem Raketenbeschuss auf den Süden Israels getötet worden.

Nach palästinensischen Presseberichten unterstützt die Europäische Union 64.417 bedürftige palästinensische Familien in der Westbank und im Gazastreifen mit weiteren knapp 9,9 Millionen Euro. Seit Februar 2008 seien nicht weniger als 1,34 Milliarden Euro an die Autonomiebehörde ausgezahlt worden. Die Mittel werden über den europäischen Mechanismus PEGASE zur Unterstützung des auf drei Jahre angelegten Palästinensischen Reform- und Entwicklungsplans geleitet.

Bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichgewichte in Tel Aviv, an denen nach Angaben der Organisatoren rund 6.000 Menschen teilgenommen, kommt es zu schweren Übergriffen der Ordnungskräfte, als die Aktivistin Daphne Leif festgenommen wird. Einige Demonstranten verwüsten Geschäfte und Banken.

Die tunesischen Behörden weisen den letzten libyschen Ministerpräsidenten unter Staatschef Muammar Gaddafis, Bagdadi Al-Machmoudi, in sein Heimatland aus. Der 67 Jahre alte Al- Machmoudi war im September 2011 in das Nachbarland geflohen.

22.06.2012: In den syrischen Hoheitsgewässern des Mittelmeers wird um die Mittagszeit ein türkisches Kampfflugzeug vom US- amerikanischen Typ F-4 Phantom II abgeschossen. Die Regierung in Ankara tritt zu einer Krisensitzung zusammen. Am 24. Juni kündigt die Türkei die Anrufung des NATO-Rates in Brüssel an, der sich am 26. Juni gemäß § 4 des NATO-Vertrages mit dem Vorwurf der Verletzung der politischen Sicherheit und der territorialen Integrität seines Mitglieds befassen soll. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu behauptet, dass das www.reiner-bernstein.de 190 – Chronologie 2012

Kampfflugzeug in internationalen Gewässern 13 Kilometer vor der syrischen Küste abgeschossen worden sei. Zuvor hatte das Außenministerium in Damaskus den Zwischenfall bedauert, obwohl die Maschine eindeutig den syrischen Luftraum verletzt habe. Am 26. Juni verurteilen die EU-Außenminister den „inakzeptablen Abschuss“, ohne konkrete Forderungen daraus abzuleiten.

In Syrien kommen bei Kämpfen mindestens 116 Menschen ums Leben.

Im Interview mit der „Washington Post“ beklagt Salam Fayyad, dass er nur als palästinensischer Ministerpräsident auf Abruf gesehen werde, nämlich solange die Teilung Palästinas zwischen Westbank und Gazastreifen fortdauere. Dabei vertrete er, Fayyad, die Auffassung, dass es keinen Staat Palästina geben werde, bis diese Trennung überwunden sei. Die Gründung einer eigenen Partei für die anstehenden Parlamentswahlen, für deren Abhaltung er plädiert, um der Stimme des Volkes mehr Gewicht einzuräumen, schließt Fayyad nicht aus. Dem Gang zu den Vereinten Nationen im September 2011 habe er kritisch gegenübergestanden, weil die Palästinenser nach der Unabhängigkeitserklärung vom November 1988 keine weitere Deklaration brauchten und sich faktisch nichts an der Besatzung ändere 317 .

Nachdem seit dem 18. Juni 130 Raketen aus dem Gazastreifen im Süden Israels gelandet sind, sind bisher mindestens drei Palästinenser bei israelischen Vergeltungsschlägen getötet worden.

21.06.2012: Die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ melden, dass der US-amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA von türkischem www.reiner-bernstein.de 191 – Chronologie 2012

Boden aus Waffenlieferungen in die Türkei kontrolliert. Seine Mitarbeiter sollen die Weiterleitung an Kämpfer von „Al-Qaeda“ verhindern. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bestätigt unter Berufung auf einen Vertrag aus dem Jahr 2008 die Lieferung von drei Kampfhubschraubern älterer Bauart in den syrischen Militärhafen Tartus. Aufgrund internationaler Proteste kehrt das russische Frachtschiff um.

Mindestens 175 Menschen, die Mehrzahl Zivilisten, kommen in Syrien ums Leben, die größte Zahl seit Ausbruch des Volksaufstandes Mitte März 2011. Erstmals seit Ausbruch des Volksaufstandes Mitte März 2011 desertiert ein Pilot mit seinem Kampfflugzeug vom russischen Typ MiG-21 und landet auf einem jordanischen Militärflughafen nördlich Ammans.

Die Bundesorganisation „Pax Christi“ startet eine großangelegte Aktion auf Märkten und Kaufhäusern mit dem Ziel, dass Produkte aus den besetzten palästinensischen Gebieten mit der Losung „Besatzung schmeckt bitter“ gekennzeichnet werden.

Aufgrund der zahlreichen Einsprüche vertagt die Oberste Wahlkommission Ägyptens die Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl am 16./17. Juni. Auf einer Pressekonferenz in Kairo erklärt sich Achmad Shafiq, der Kandidat des militärischen Establishments, zum Sieger der Wahl. Nach den Freitagsgebieten versammeln sich am 22. Juni Tausende Moslembrüder auf dem Tahrir-Platz in Kairo und rufen ihren Kandidaten Mohamed Mursi zum Sieger aus.

20.06.2012: Auf einer Konferenz in Jerusalem, so berichtet die „Jerusalem Post“, schlägt der US-amerikanische Beauftragte für den Nahen Osten Dennis Ross sechs Punkte zur Wiederherstellung des www.reiner-bernstein.de 192 – Chronologie 2012 verlorenen Vertrauens in den Friedensprozess vor. Zu ihnen gehörten sichtbare Vorbereitungen auf die Auflösung von Siedlungen sowie die Stärkung der Autorität der Autonomiebehörde in mehreren Teilen der Westbank. Auf derselben Konferenz habe der frühere Geheimdienstchef Meir Dagan die Regierung in Jerusalem aufgefordert, die „unglaubliche Chance“ zum Frieden mit der arabischen Welt zu nutzen, nachdem die Radikalen in der Arabischen Liga nicht mehr da seien und es eine Reihe von gegenseitigen Interessen zu regionaler Kooperation gebe.

Die „Islamische Aktionsfront“, der politische Arm der Moslembrüder in Jordanien , droht mit dem Boykott der kommenden Wahlen: Das neue Wahlgesetz sei eine Provokation, weil es die Wahl von Unabhängigen favorisiere und Kandidaten von Parteien schadee. Das Parlament war 2010 von König Abdullah II. aufgelöst worden. Am 22. Juni geht ein breites Bündnis von Islamisten, Linken, Nationalisten und jungen Leuten auf die Straße aus Protest gegen das Wahlgesetz.

Sechs palästinensische Gefangene in der Westbank treten in den Hungerstreik aus Protest gegen ihre Behandlung seitens der Autonomiebehörde. Vier von ihnen sitzen seit September 2010, die restlichen zwei seit Dezember 2011 in Untersuchungshaft.

19.06.2012: In Kairo protestieren mehr als 50.000 Ägypter gegen den Obersten Militärrat.

Von militanten Palästinensern sind in den vergangenen Tagen mehr als 50 Raketen aus dem Gazastreifen im Süden Israels gelandet, ohne größere Schäden anzurichten. Israelische Kampfflugzeuge reagieren mit Vergeltungsmaßnahmen, bei denen bislang drei Personen verletzt werden. www.reiner-bernstein.de 193 – Chronologie 2012

Saudi-Arabien stellt über die UNRWA fünf Millionen US-Dollar zur Unterstützung dringend bedürftiger palästinensischer Flüchtlinge im Gazastreifen bereit.

18.06.2012: Die Anhänger von Mohamed Mursi erklären ihren Kandidaten zum Sieger der entscheidenden zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in Ägypten . Die Wahlbeteiligung soll unter 50 Prozent liegen. Während Mursi vor allem zwischen dem Süden Kairos und Ober-Ägypten die meisten Stimmen holt, gewinnt sein Gegenspieler Achmad Shafiq in Kairo und in der Provinz Sharqia im Nil-Delta. Der Oberste Militärrat kündigt an, dass er innerhalb eines Monats die Macht abgeben wolle, nicht aber die Kontrolle über das Militär, seinen Haushalt – er soll 30 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Ägyptens ausmachen –, die Ernennung des Verteidigungsministers sowie die Haushaltsgesetzgebung. Kommentatoren erwarten heftige Auseinandersetzungen. „Hamas“ gratuliert dem Wahlsieger und fügt hinzu, dass Israel nunmehr mit den Moslembrüdern sprechen müsse, auch um den Friedensvertrag abzusichern. Das Oberste Verfassungsgericht unter Leitung von Faruq Sultan, der gleichzeitig die Wahlkommission leitet, vertagt die Entscheidung über den Antrag einer Anwältin, die Moslembruderschaft zum 01. September aufzulösen und ihre Vermögenswerte einzuziehen.

In Syrien kommen landesweit bei Kämpfen zwischen dem Militär und Aufständischen erneut 83 Menschen ums Leben.

An der ägyptisch-israelischen Grenze werden bei einem Terrorangriff, der aus dem Gazastreifen inszeniert worden sein soll, ein israelischer Arbeiter und zwei Angreifer getötet. Die www.reiner-bernstein.de 194 – Chronologie 2012

„Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass der „Vorfall (…) ein Schlaglicht auf die höchst brisante Lage in der Grenzregion (wirft). [Israelische] Sicherheitskräfte warnen eindringlich davor, dass die von der Regierung in Kairo kaum noch zu kontrollierende Sinai- Halbinsel zu einem Paradies für Terroristen geworden ist 318 .“

Die israelischen Behörden weisen die ersten 120 Flüchtlinge aus Süd-Sudan aus, die im Süden Tel Avivs strandeten. Sie erhalten pro Person ein Startkapital von 1.000 US-Dollar, Kinder die Hälfte. Es wird vermutet, dass seit 2005 bis zu 60.000 Schwarzafrikaner in Israel Zuflucht vor der Gewalt in ihrer Heimat gesucht haben; nach Angaben des israelischen Außenministeriums stammen von eigenen Angaben von den 65.000 Flüchtlingen 35.000 aus Eritrea und 15.000 aus Süd-Sudan. Die „New York Times“ zitiert die 46 Jahre alte Orly Feldheim, Tochter von Holocaust-Überlebenden, mit den Worten „Ich fühle mich wie in einem Film über Deutschland zwischen 1933 und 1936.“ Feldheim gehört zur Gruppe jener Israelis, die den Flüchtlingen mit praktischer Hilfe zur Seite stehen. Am Tag zuvor hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angekündigt, dass Neuankömmlinge sofort in Verwaltungshaft genommen würden 319 .

Die israelische Polizei übt im Jordantal mehrere Szenarien durch, um bei der Evakuierung von fünf Häusern in dem Außenlager Ulpana, der Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein in der vergangenen Woche zugestimmt hat, gegen opponierende Siedler gewappnet zu sein. Der Rabbiner der Siedlung Bet El, zu der Ulpana gehört, ruft die Knesset und alle, die sich dem „Land Israel loyal“ verbunden fühlen, auf, die Evakuierung zu verhindern. Das Außenlager war auf privatem palästinensischem Boden errichtet worden, seine Häuser sollen nun auf ein Gelände verlegt werden, das das israelische Militär 1970 belegt hat, und heute zu Bet El gehört. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am 06. Juni zugesagt, in der Siedlung weitere 300 Wohneinheiten errichten zu lassen 320 . Während Parlamentspräsident Reuven Rivlin im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am 26. Juni www.reiner-bernstein.de 195 – Chronologie 2012 für die Bewohner von Ulpana den Wunsch ausdrückt, dass sie in den fünf Mehrfamilienhäusern ihres Außenlagers bleiben können, weil sie „keine Kriminelle (sind), sondern 30 unschuldige Familien mit Kindern“ und mit Unterstützung des Staates, mit der sie dorthin gezogen seien 321 , rücken am Morgen des 26. Juni Lastwagen an, um – wie es in der „New York Times“ heißt – „die erste friedliche Evakuierung einer jüdischen Siedlung aus den besetzten Gebieten seit Menschengedenken“ vorzunehmen 322 . Am 29. Juni wird nach Medienberichten die Räumung Ulpanas abgeschlossen.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, dass seit dem Sturz Muammar Gaddafis 5.000 Flugabwehrraketen aus Libyen verschwunden seien 323 . Das Land gilt als Umschlagplatz für Waffenexporte in verschiedene Teile der arabischen Welt, die über dunkle Kanäle laufen.

17.06.2012: Der palästinensische Präsident Machmud Abbas bezeichnet in Ramallah den Friedensprozess als „klinisch tot“, wofür die israelische Regierung verantwortlich sei. Einen Tag später behauptet Israels Außenminister Avigdor Lieberman vor der Fraktion seiner Partei „Unser Haus Israel (Israel Beiteinu)“, dass ein diplomatischer Durchbruch so lange nicht zu erwarten sei, solange Abbas an der Macht sei. Er sei das Haupthindernis für jeglichen Fortschritt.

16.06.2012: Die UN-Mission für Syrien unter Leitung von Kofi Annan setzt ihre Arbeit aus, weil die Gewalt andauert und ihre Arbeit bedroht.

Der 78 Jahre alte saudi-arabische Kronprinz Nayif bin Abd al-Aziz Al- Saud stirbt. Er konnte diese Funktion nur acht Monate ausfüllen. Der 76 Jahre alte Salman Ibn Abdul Al-Aziz Al-Saud tritt am 18. Juni die www.reiner-bernstein.de 196 – Chronologie 2012

Nachfolge antreten. Im Porträt des neuen Kronprinzen schreibt Rainer Hermann am 20. Juni in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Saudi-Arabien steht vor großen Herausforderungen. Die Unruhe in der arabischen Welt macht auch vor dem Königreich und seiner jungen Bevölkerung nicht halt. Auf Dauer werden die Al Saud die Loyalität der Bevölkerung nicht mit der Verteilung weiterer Petrodollars erkaufen können. Die Jugend will Arbeit, die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen setzt jedoch die Liberalisierung des Landes voraus. Immer mehr Saudis lassen sich zudem vom Erfolg der Muslimbruderschaft bei Wahlen inspirieren; sie stellen damit zunehmend die Allianz der Al Saud mit dem wahhabitischen Klerus in Frage 324 .“

In Bagdad werden bei zwei Sprengstoffanschlägen erneut 26 Schiiten getötet 325 .

14.06.2012: In seinem Rückblick auf die 45 Jahre seit Ausbruch des 6-Tage- Krieges am 05. Juni 1967 beklagt Uri Savir, Chefberater des damaligen Außenministers Shimon Peres bei den geheimen Verhandlungen, die in die Osloer Vereinbarungen mündeten, dass Israel die Chancen nicht genutzt habe, aus der Position des Kriegsgewinns heraus mit den arabischen Staaten ins Gespräch zu kommen und sie als Gleiche zu behandeln. Dieses Versäumnis habe 1973 zum Oktober-Krieg, 1982 und 2006 zu den Libanon-Kriegen und 1987 und 2000 zu zwei „Intifadas“ geführt. Israel sei ab 1967 vom Opfer einer befürchteten Aggression und gegenüber den Palästinensern zum Täter geworden. Für die Besatzung habe Israel einen hohen Preis bezahlt, der das Selbstverständnis als Demokratie schädige und das Rechtssystem belaste, das in eine nationalistische Richtung auf der Grundlage des historischen Groß-Israel abgleite. Seit 1967 hätten die Siedlungspolitik und ihre www.reiner-bernstein.de 197 – Chronologie 2012

Sicherungssysteme nicht weniger als 55 Milliarden US-Dollar gekostet, der Wert der Häuser allein betrage 20 Milliarden US- Dollar 326 .

In einem Meinungsbeitrag für „Haaretz“ beklagt der frühere Präsident der „Union of Reform Judaism“ in den USA, Rabbi Eric H. Yoffie, dass rund 30 Prozent der US-amerikanischen Juden keinen Kontakt zu den jüdischen Gemeinden unterhalten. Während die Zahl der Mitglieder in allen religiösen Strömungen im Sinken sei, habe die Orthodoxie und die Ultraorthodoxie in New York Zuwachs zu verzeichnen. Dennoch liege die Rate der „Mischehen“ in New York bei 22 Prozent und unter den nicht-orthodoxen Juden sogar bei 50 Prozent.

Ägyptens Hohes Verfassungsgericht erklärt die Ergebnisse der Parlamentswahlen vom Januar 2012 für ungültig und verlangt die Auflösung der Kammer, weil der Grundsatz der Gleichwertigkeit aller Stimmen verletzt worden sei. Gleichzeitig verfügt das Gericht, dass der Ausschluss des Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten Achmad Shafiq keinen rechtlichen Bestand habe. Ein vom Parlament gebilligtes Recht wollte ranghohe Funktionäre des alten Mubarak-Regimes von der Kandidatur ausschließen. Die entscheidende zweite Runde der Präsidentschaftswahl mit 50 Millionen Wahlberechtigten findet 16./17. Juni statt. Es wird mit einer niedrigen Beteiligung gerechnet. Beobachter bezweifeln, dass der Oberste Militärrat auf seine Macht verzichtet. Am 16. Juni will der Chef des Obersten Militärrates Mohamed Sayed Tantawi den Abgeordneten verbieten, das Parlamentsgebäude zu betreten.

13.06.2012: Bei Bombenanschlägen in Bagdad , Kerbala und Hilla werden 72 Personen getötet, vorwiegend schiitische Pilger. www.reiner-bernstein.de 198 – Chronologie 2012

Israels Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein legt seinen Abschussbericht zu dem Eingriff einer militärischen Spezialeinheit gegen die „Mavi Marmara“ am 31. Mai 2010 vor, bei der neun Türken ums Leben kamen. Darin beklagt er die mangelhafte Vorbereitung auf das internationale Solidaritätsschiff nach Gaza sowie die Abstimmungsmängel in der politischen Führung.

Der Repräsentant der Europäischen Union John Gatt-Rutter und der Arbeits- und Wohnungsbauminister der Autonomiebehörde Maher Ghonaim eröffnen gemeinsam in der Westbank die ausgebaute 4,5 Kilometer lange Straße zwischen vier Dörfern mit 6.000 Bewohnern. Dafür stellte die Europäische Union1,1 Millionen Euro zur Verfügung.

Nach Angaben aus der Opposition sterben erneut mehr als 80 Menschen in Syrien . Amnesty International“ legt in London ihren Jahresbericht 2011 zu Syrien vor und präsentiert Zeugenaussagen aus 23 Städten und Dörfern, die dem Assad-Regime und den „Shabiha(Geister-)Milizen“ systematisch inszenierte Gewalttaten gegen Zivilisten vorwerfen: http://www.amnesty.org/en/region/syria/report-2011

12.06.2012: Nach einem Bericht von „Haaretz“, der sich auf offizielle israelische Angaben stützt, hat Israel von 1967 bis 1974 rund 140.000 Palästinensern in der Westbank und 100.000 im Gazastreifen das Wohnrecht entzogen. Von ihnen seien 250.000 an der Rückkehr gehindert worden. Unter ihnen hätten sich viele Studierende und Menschen befunden, die mit ihren Familien im Ausland arbeiten. Rund 15.000 Menschen seien mittlerweile über 90 Jahre alt.

Die britische Regierung stellt für die Dienstleistungen der „UN Relief and Works Agency (UNRWA)“ in jordanischen und anderen www.reiner-bernstein.de 199 – Chronologie 2012

Flüchtlingslagern 100 Millionen £ (~ 155 Millionen US-Dollar) zur Verfügung.

11.06.2012: Nach arabischen Presseberichten hat im April die Inflationsrate in Syrien bei 31 Prozent gelegen. Mindesten1,5 Millionen Syrer würden dringend humanitärer Hilfe bedürfen, heißt es beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. Insgesamt seien mittlerweile etwa 95.000 Menschen in die Türkei geflohen. Bei Kämpfen sterben nach Oppositionsangaben erneut mindestens 72 Menschen; ihren Angaben zufolge ist die Zahl der Toten inzwischen auf über 13.000 gestiegen. UN-Generalsekretär Ban ki-Moon fordert erneut das sofortige Ende der Gewalt. Der UN-Menschenrechtsrat beschuldigt das syrische Regime, Kinder gefoltert und als Schutzschilde missbraucht zu haben. Die Vereinten Nationen sprechen von einem heraufziehenden Bürgerkrieg.

Die Bundesrepublik gewährt Jordanien mittels der Deutschen Entwicklungsbank einen günstigen Kredit über 23,5 Millionen Euro für Wasserprojekte. Er ist die letzte ausgezahlte Rate einer Vereinbarung über insgesamt 70 Millionen Euro.

Die Palästinensische Statistikbehörde teilt mit, dass im Jahr 2011 knapp 26 Prozent der Palästinenser unter der Armutsgrenze gelebt hätten, und zwar 17,8 Prozent in der Westbank und 38,8 Prozent im Gazastreifen. Zu Jerusalem werden keine Angaben gemacht, bekannt ist jedoch, dass hier die Armut höher als in der Westbank liegt. Am 12. Juni berichtet die Behörde, dass in Ost-Jerusalem auf zehn Palästinenser sieben jüdische Siedler kommen. In und um Jerusalem betrage die Zahl der Siedler 262.000 in 26 Siedlungen, davon 196.000 in Ost-Jerusalem selbst und 66.000 außerhalb der ehemaligen Stadtgrenzen. Die israelische Zivilverwaltung für die Westbank, www.reiner-bernstein.de 200 – Chronologie 2012 die von Militärs geleitet wird, erlässt eine Abrissanordnung für 42 Gebäude in der palästinensischen Ortschaft Susiya – gegründet 1830 – in den südlichen Hebron-Bergen, der Zone C gemäß „Oslo II“ von 1995. Der Abriss solle innerhalb der kommenden drei Tage erfolgen. Damit würde den Betroffenen der Rechtsweg versperrt bleiben. Seit 1994 sind in den palästinensischen Dörfern in der Nähe Susiyas 85 ähnliche Anordnungen ergangen. Akiva Eldar fügt in „Haaretz“ am 25. Juni hinzu, dass nach Angaben der für die Westbank zuständigen Zivilverwaltung zwischen 2000 und 2007 rund 1.100 Haus-Abrissverfügungen ergangen sind, davon sieben Prozent in jüdischen Siedlun 327 gen.

10.06.2012: „Haaretz“ berichtet, dass am 05. Juni mehrere israelische Experten – unter ihnen die Professoren Shimon Shamir, Emmanuel Sivan, Meir Litvak und Anat Lapidot sowie der ehemalige Generalbrigadier Shalom Hariri – der das Verteidigungsministerium beraten hat und an den Verhandlungen in Madrid (1990) und Oslo (1993/95) beteiligt war – in einem ausführlichen Gespräch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Berater vor dem Ausbruch einer dritten „Intifada“ gewarnt haben, sollte die Siedlungspolitik fortgesetzt und/oder erneut eine Moschee geschändet werden. Netanjahu habe sich nicht zu den Warnungen geäußert, sich jedoch irritiert gezeigt, als die Experten auf die Gefahr eines Angriffs auf eine Moschee hinwiesen.

Das israelische Internet-Portal „Globes“ berichtet, dass die USA auf türkischen Druck unter Führung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Israels Teilnahme am ersten Treffen des „Global Counterterrorism Forum“ in Istanbul blockiert hätten. www.reiner-bernstein.de 201 – Chronologie 2012

Teile der Holocaust-Gedenkstätte von „Yad vaShem“ in Jerusalem wird mit Grafitti wie „Wenn es Hitler nicht gegeben hätte, hätten ihn die Zionisten erfinden müssen“ geschändet. Die Polizei vermutet, dass sich die Täter unter den Ultraorthodoxen befinden. Am 25. Juni nimmt die israelische Polizei drei ultraorthodoxe Männer aus Jerusalem, Bnei Brak und Ashdod fest, die ihre Tat von der Westbank aus begangen haben.

09.06.2012: Russlands Außenminister Sergej Lawrow schlägt eine internationale Syrien-Konferenz unter Beteiligung Irans vor, um den Friedensplan Kofi Annans umzusetzen. Eine militärische Intervention in Syrien lehnt Lawrow erneut ab. Die „New York Times“ berichtet aus Beirut von Zerwürfnissen innerhalb der alawitischen Bevölkerungsgruppe über Präsident Bashar Assad und seine Gewaltpolitik. In der „Welt am Sonntag“ schließt sich Bundesaußenminister Guido Westerwelle am 10. Juni der Ablehnung einer militärischen Intervention an, weil daraus ein Flächenbrand entstehen könne. Am selben Tag kommen bei Zusammenstößen zwischen Armee-Einheiten und Rebellen in der Provinz Homs mindestens 19 Menschen ums Leben.

In Damaskus findet der schwerste Beschuss mehrerer Stadtviertel seit Ausbruch des Volksaufstandes im März 2011 statt. Bei Auseinandersetzungen in Dera’a kommen mindestens 23 Menschen ums Leben.

Die „Palestinian News Agency (WAFA)“ begeht in Ramallah ihren 40. Jahrestag unter Beteiligung prominenter palästinensischer und internationaler Persönlichkeiten. WAFA wurde 1972 in Beirut als Sprachrohr der PLO begründet. Im Mai 2011 unterzeichnete Präsident Machmud Abbas ein Dekret, in dem der www.reiner-bernstein.de 202 – Chronologie 2012

Nachrichtenagentur volle organisatorische und journalistische Handlungsfreiheit zugesagt wurde.

07.06.2012: Nach Informationen aus syrischen Oppositionskreisen haben Soldaten und alawitische „Geister(Shabiha-)-“Milizen des Assad-Regimes in dem von Sunniten bewohnten Dorf Al-Qubeir nahe der Stadt Hama fast 100 Menschen getötet. Die Regierung in Damaskus macht eine terroristische Gruppe und ausländische Kräfte für die Morde verantwortlich. In der UN- Vollversammlung spricht Generalsekretär Ban ki-Moon dem Regime jede Legitimität ab, Sonderbotschafter Kofi Annan räumt ein, dass sein Friedensplan nicht umgesetzt worden sei, und warnt vor einem Bürgerkrieg mit unabsehbaren Folgen. In verschiedenen Landesteilen kommen erneut 58 Menschen ums Leben. In der UN-Vollversammlung legen die Delegationen eine Gedenkminute für die Opfer ein. Die anschließende dreistündige Sitzung des UN-Sicherheitsrates geht ohne Ergebnis zu Ende. Die Bundesregierung erhöht ihre humanitäre Hilfe um 2,3 auf nunmehr 7,9 Millionen Euro.

In Ägypten verständigen sich der Oberste Militärrat und das Parlament auf einen aus hundert Personen (39 Abgeordnete und 61 Personen des öffentlichen Lebens) bestehenden Ausschuss zur Vorbereitung von Verfassungsreformen, die am 12. Juni ernannt werden sollen. Von den 39 Abgeordneten stellen die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ 16, die Partei „Das Licht (Al-Nour)“ sieben und die Partei „Al-Wafd (Die Delegation)“ fünf Mitglieder. Zu den Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zählen Vertreter der Gewerkschaften, der Berufsverbände, der „Al-Azhar“-Universität, der Kopten, der Armee und des Obersten Militärrates. In Kairo kündigt Achmed El-Zend, der Präsident des Richterverbandes, den Verzicht auf die politische Neutralität für die zweite und entscheidende Runde www.reiner-bernstein.de 203 – Chronologie 2012 der Präsidentschaftswahl am 16./17. Juni mit der Begründung an, dass die Moslembrüder den Staat zerstören wollten. Der zur islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ gehörende Parlamentspräsident Saad Al-Katany fordert den Verband auf, sich von El-Zend zu distanzieren.

Der palästinensische Präsident Machmud Abbas beginnt einen zweitägigen offiziellen Besuch in Frankreich. Ob die PLO, deren Vorsitzender Abbas ist, im September noch einmal den Antrag auf UN-Mitgliedschaft stellen und um den Status eines „non-member state“ nachsuchen werde, wolle er mit anderen Regierungen prüfen.

In der Nacht zum 08. Juni werden in der jüdisch-arabischen Siedlung „Neve Shalom/Wahat al-Salam (Oase des Friedens)“ die Reifen von 14 Autos durchstochen und Graffiti mit den Warnungen „Tod den Arabern“, „Rache für Ulpana“ und „Kahane hatte Recht“ gesprüht: http://nswas.org/spip.php?article1026

06.06.2012: Nach dem faktischen Fehlschlag des Friedensplans für Syrien will Kofi Annan dem UN-Sicherheitsrat am 07. Juni die Einrichtung einer international besetzten Kontaktgruppe vorschlagen, der auch die beiden Vetomächte Russland und China angehören sollen. – Präsident Bashar Assad ernennt den bisherigen Landwirtschaftsminister Riyad Farid Hijap zum neuen Ministerpräsidenten. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnt für einem „regime change“ in Damaskus, weil er in der Region eine Katastrophe heraufbeschworen werde.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu autorisiert in der Westbank den Bau von 851 Wohneinheiten – außer in Bet El (300) – in Geva Benjamin (144), Ariel (117), Efrat (114), Maale www.reiner-bernstein.de 204 – Chronologie 2012

Adumim (92) und Kiryat Arba (84). Das US-State Department kritisiert die Entscheidung, weil der Bau die Friedensbemühungen unterminieren und die israelischen Verbindlichkeiten und Verpflichtungen einschließlich der „Road Map“ vom 2003 widersprechen würde. Auch die französische Regierung und der UN-Sonderbotschafter für den Nahost- Friedenprozess Robert Serry protestieren. Ein Sprecher der israelischen Regierung gibt sich unbeeindruckt, die internationale Empörung sei erwartet worden.

Nach israelischen Medienberichten hat Verteidigungsminister Ehud Barak bei einer Konferenz an der Universität Tel Aviv erstmals den Einsatz von Viren („cyber warfare“) gegen zivile und militärische Objekte bestätigt.

Nach einer Meldung des Internet-Portal von „Yediot Acharonot (Letzte Nachrichten)“, die vom Pressedienst der israelischen Botschaft in Berlin übernommen wird, leben 68 Prozent der israelischen Araber lieber in Israel als in einem anderen Land. Dies zeige eine Umfrage der Universität Haifa unter Leitung des Soziologen Sami Smooha. 60% akzeptieren außerdem, dass der Staat eine jüdische Mehrheit hat. 56,5% akzeptieren das Land als vorwiegend hebräischsprachig, 58% respektieren den Shabbat als Ruhetag, und 71% der Befragten waren der Meinung, Israel sei ein guter Platz zum Leben. Ebenso viele erklärten aber auch, sie fühlten sich als Araber diskriminiert. In der Meldung heißt es weiter:„Einerseits besteht [im arabischen Bevölkerungsteil] die Verbindung zum Land, doch auf der anderen Seite werden Vorteile, Freiheiten und Stabilität des Staates Israel geschätzt. Israel bietet die Möglichkeit für ein modernes Leben sowie wirtschaftliche und politische Stabilität.“ Man könne das Leben in Galiläa nicht mit dem in den Palästinensischen Autonomiegebieten, dem Libanon oder www.reiner-bernstein.de 205 – Chronologie 2012

Ägypten gleichsetzen. Auch bestehe in Israel nicht die Gefahr einer Übernahme durch die Islamisten.

05.06.2012: „Haaretz“ berichtet aus Washington, Präsident Barack Obama habe beim Gespräch mit einer Delegation US-amerikanischer orthodoxer Juden erklärt, dass das „Fenster der Chancen“ für einen israelisch- palästinensischen Vertrag „schon geschlossen“ sei.

Der Auswärtige und Sicherheitsausschuss der Knesset beschließt die Verlegung von fünf Wohnhäusern im Außenlager Ulpana in das Militärgelände der Siedlung Beth El 328 . Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, auf den der Vorschlag zurückgeht, erklärt, dass in Beth El 300 neue Wohneinheiten entstehen sollen, dass damit die Siedlungen gestärkt und dem Recht Geltung verschafft würden: „We are not strangers in Bet El. We are not strangers in Judea and Samaria. This is the land of our patriarchs. This is where our identity was formed. I say this here in Jerusalem, the capital of Israel, and I say this everywhere in the world. Israel is a law-abiding democracy and as the Prime Minister of Israel I am committed to upholding the law and am I committed to uphold the settlement enterprise, and I tell you that there is no contradiction between the two.“ Gleichzeitig stimmt Netanjahu der Einrichtung eines Siedlungsausschusses auf Ministerebene zu, dem die Entscheidung über weitere Bauprojekte in der Westbank obliegen soll; bisher war Verteidigungsminister Ehud Barak dafür verantwortlich, dem von rechtsnationaler Seite Nachlässigkeiten in der Unterstützung der Siedlungspolitik vorgeworfen worden ist. Am 06. Juni stimmt die Knesset mit 69 gegen 22 Stimmen – die Partei der „Sefardischen Thora- Wächter“ und einige Minister bleiben der Abstimmung fern – gegen eine Gesetzesvorlage, mit der Außenposten legalisiert www.reiner-bernstein.de 206 – Chronologie 2012 würden. Zuvor hatte Netanjahu damit gedroht, jene Minister zu entlassen, die für die Vorlage stimmen. Die Koalition verfügt über 94 der 120 Sitze im Parlament. Der Ministerausschuss für künftige Siedlungsprojekte tagt erstmals am 20. Juni.

Die syrische Regierung weist als Vergeltung für eine entsprechende Entscheidung zu Lasten ihrer Diplomaten 17 Diplomaten und Geschäftsträger aus Damaskus aus, und zwar aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Deutschland, Italien, Spanien, Bulgarien, der Schweiz, Australien und der Türkei. Die meisten Diplomaten hatten bereits vorher Damaskus verlassen329 .

Die Autonomiebehörde bekräftigt aus Anlass des 45. Jahrestages des Ausbruchs des 6-Tage-Krieges ihren Willen zur Schaffung eines Staates Palästina innerhalb der Grenze vor 1967. Es begrüßt die Entscheidung der Schweizer Handelskette „Migros“, israelische Produkte aus den Siedlungen der Westbank zu kennzeichnen 330 . Außerdem dankt sie für die Einrichtung eines Sicherheitsnetzes über 100 US-Dollar von Seiten des Lenkungsausschusses der Arabischen Liga, um künftig gegen israelische Erpressungen gewappnet zu sein, den Palästinensern gemäß dem Pariser Protokoll vom April 1994 zustehende Zoll- und Steuereinnahmen zeitweise vorzuenthalten.

04.06.2012: Die Opposition in Syrien kündigt an, dass sie sich nicht länger an den Friedensplan von Kofi Annan gebunden fühle und dazu übergehe, „das syrische Volk zu schützen“. Am Wochenende habe sie 80 Soldaten des Assad-Regimes getötet. In Berlin plädieren Bundesaußenminister Guido Westerwelle und sein französischer Amtskollege Laurent Fabius für einen Regimewechsel in Damaskus.

Botschafter Salah Abdel Shafi, der Leiter der Palästinensischen Diplomatischen Mission in der Bundesrepublik, informiert in Berlin Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker über die www.reiner-bernstein.de 207 – Chronologie 2012 politische Lage und die humanitäre Situation in den besetzten Gebieten.

In Bagdad werden bei einem Autobombenanschlag mindestens 20 Menschen getötet.

02.06.2012: Unter Tumulten im Gerichtssaal werden in Kairo für den früheren 84-jährigen Staatspräsidenten Hosni Mubarak und seinen Innenminister Habib Al-Adli lebenslange Haftstrafen beantragt. Ihnen wird die Verantwortung für den Tod von mehr als 800 Menschen zur Last gelegt. Für Mubaraks Söhne Gamal und Ala’a wird Freispruch beantragt; gleiches gilt für sechs hohe Kommandeure des alten Regimes. Gegen die Urteile kann Berufung eingelegt werden. Auf dem Tahrir-Platz kommt es zu Protesten Zehntausender gegen die Anträge. Sie befürchten eine Amnestie für Mubarak, sollte in der Stichwahl am 16./17. Juni der 70-jährige Achmad Shafiq zum neuen Staatspräsidenten gewählt werden 331 .

Das schweizerische Handelshaus „Migros“ will Produkte aus der Westbank mit der Herkunftsbezeichnung „israelisches Siedlungsgebiet“ kennzeichnen. Die israelische Botschaft in Bern verwahrt sich gegen „einseitige, voreingenommene politische Kriterien“.

Mai 2012

31.05.2012: Im Interview mit der ZEIT äußert sich Bundespräsident Joachim Gauck zur deutschen Staatsräson für die Sicherheit Israels, die www.reiner-bernstein.de 208 – Chronologie 2012 von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2007 vor der UN- Vollversammlung und 2008 vor der Knesset in Jerusalem vorgetragen wurde, dahingehend, dass dieser Satz „aus dem Herzen meiner Generation“ komme. Gauck fügt hin: „Er bedeutet letztlich womöglich eine Überforderung, vielleicht auch eine in ganz tiefen Schichten wurzelnde magische Beschwörung. Alles, was wir tun wollen, soll geleitet sein von dem Ziel, dass Israel als Heimstatt der Juden beschützt werden soll. Dieser Satz ist nicht nur aus der politischen Ratio geboren, sondern aus einer tiefen Zerknirschung, bei dem ich besorgt bin, ob wir die Größe dieses Anspruchs umzusetzen vermögen. Das kann ein Mensch meiner Generation nur wünschen. Nachfolgende Generationen der Deutschen werden schon weniger durch die Schuld ihrer Vorfahren belastet sein und trotzdem aufgrund der deutschen Geschichte eine besondere Verantwortung für Israel tragen 332 .“ – Zum Besuch Gaucks in den palästinensischen Gebieten: Gauck hatte „gerade den Basketballplatz einer Mädchenschule eingeweiht, nun stand er am Spielfeldrand, vor ihm ein Reporter des ZDF. Was er angesichts der jüdischen Siedlungen im Hintergrund zu diesem Konflikt sage, fragte der Reporter. Als Gauck unbekümmert zu einer Antwort ansetzte, gerieten seine Begleiter in helle Aufregung. ‚Was macht er denn da wieder?‘, rief einer. Der Staatssekretär rief den Sprecher herbei, der Protokollchef fuhr sich mit den Händen durchs Haar. ‚Das gibt’s doch nicht! Das war nicht abgesprochen.‘ Das Amt drohte die Kontrolle über den Amtsinhaber zu verlieren. Doch dann wurde die Befragung gestoppt 333 .“

In Ägypten wird der Ausnahmezustand aufgehoben, der nach der Ermordung von Präsident Anwar Sadat am 06. Oktober 1981 verfügt wurde. www.reiner-bernstein.de 209 – Chronologie 2012

Nach Angaben aus der syrischen Opposition sind bis dato 15.615 Menschen seit dem Ausbruch des Volksaufstandes im März 2011 getötet worden 334 .

Bei Bombenanschlägen in Bagdad kommen mindestens 16 Menschen ums Leben.

30.05.2012: Die US-amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen Susan Rice befürchtet, dass die Gewalt in Syrien weiter zunimmt und auf die ganze Region übergreift. Deshalb müsse der UN- Sicherheitsrat endlich handlungsfähig werden. Wenn der Annan- Plan scheitere, müsse die Staatengemeinschaft außerhalb der Autorität des Sicherheitsrates tätig werden. Rice deutet damit eine konzertierte Intervention an. Bei ihren Gesprächen am 01. Juni in Berlin sprechen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin für eine politische Lösung aus. Allerdings müsse gegebenenfalls jenseits des Annan-Plans über ergänzende politische Aktivitäten nachgedacht werden.

29.05.2012: Die türkische Regierung bricht die diplomatischen Beziehungen zu Syrien ab.

Das Parlament Jordaniens suspendiert das Nuklearprogramm aus finanziellen Gründen – allein der erste Reaktor wäre mit Kosten in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar belastet – und wegen des wachsenden öffentlichen Widerstandes. Die Entscheidung fällt zusammen mit der Aufkündigung des Vertrags mit dem französischen Energie-Giganten AREVA, der die Exploraration der Umranium-Vorräte in Zentral-Jordanien abschließen sollte. www.reiner-bernstein.de 210 – Chronologie 2012

Die israelische Regierung kündigt die Anerkennung der Führungen jüdischer Reform und konservativer Gemeinden an. Ihre Rabbiner dürfen fortan den Titel „Rabbiner einer nicht-orthodoxen Gemeinde“ führen und werden nicht aus Mitteln des orthodox geführten Religionsministeriums, sondern des Kultur- und Sportministeriums bezahlt.

Vor dem im Tel Aviv ansässigen „Institute for National Security“ startet Verteidigungsminister Ehud Barak als Versuchsballon die Idee eines einseitigen Teilrückzugs aus der Westbank ohne Einbeziehung des Militärs, sollten die Gespräche mit der Autonomiebehörde nicht vorankommen 335 . Damit folgt Barak einem Vorschlag, den Sicherheitsminister Dan Meridor bereits früher ventiliert hatte. Wie zu erwarten, schlagen Barak widerstreitende Äußerungen aus der Regierung und dem „Likud“ entgegen.

„Haaretz“ berichtet, dass die Palästinensische Autonomiebehörde bei der UNESCO – dort ist Palästina Vollmitglied – in Kürze den Antrag stellen wollen, die in der Westbank bei Bethlehem liegende Ortschaft Battir in den Kreis des Weltkulturerbes aufzunehmen; die Entscheidung soll am 24. Juni auf der UNESCO-Konferenz in St. Petersburg fallen. Vorausgegangen war ein innerpalästinensischer Streit, weil zunächst für die Geburtskirche dieser Antrag gestellt werden sollte.

In Tiberias wird eine aus dem 4. Jahrhundert stammende Synagoge geschändet. Die Behörden gehen davon aus, dass ultraorthodoxe Juden für die Tat verantwortlich sind.

28.05.2012: In absentía der Beschuldigten fordert der türkische Generalstaatsanwalt neun Mal lebenslänglich für den ehemaligen www.reiner-bernstein.de 211 – Chronologie 2012 israelischen Generalstabschef Gabi Ashkenazi, den früheren des militärischen Abschirmdienstes Amos Yadlin, den früheren Kommandeur der Marine Eliezer Marom und den ehemaligen Chef der Luftwaffe Avishai Levy. Sie werden für den Tod der neun Personen auf der türkischen „Mavi Marmara“ am 31. Mai 2010 verantwortlich gemacht. In seinem Gespräch mit Bundespräsident Joachim Gauck am 29. Mai in Jerusalem fordert Israels Außenminister Avigdor Lieberman die Europäische Union auf, die „türkische Provokation“ zurückzuweisen und den Nato-Partner von seinem „wilden Verhalten“ abzubringen. Am 06. November soll in Ankara der Prozess gegen Ashkeknazi und die übrigen Beschuldigten beginnen.

27.05.2012: Bundespräsident Joachim Gauck trifft am Nachmittag zu einem viertägigen Staatsbesuch in Israel ein. Zu seinen Terminen gehören am 28. Mai Gespräche mit Staatspräsident Shimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem sowie am 31. Mai mit Präsident Machmud Abbas und Ministerpräsident Salam Fayyad in Ramallah. Außerdem trifft Gauck den israelischen Schriftsteller David Grossman , für den er vor zwei Jahren die Laudatio zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hielt, und besucht die Holocaust-Gedenkstätte „Yad vaShem“. Zum Abschluss wird er am 31. Mai die Himmelfahrtskirche auf dem Gelände des Augusta-Viktoria-Krankenhauses auf dem Ölberg einen Besuch abstatten. In seinen ersten Äußerungen nach Ankunft in Israel sucht Gauck eine Balance zwischen der deutschen Solidarität mit dem israelischen Volk – eine Nuancierung des Bekenntnisses von Bundeskanzlerin Angela Merkel zugunsten der deutschen Staatsräson für Israel – und der Kritik an der israelischen Siedlungspolitik. www.reiner-bernstein.de 212 – Chronologie 2012

Der Sondergesandte des UN-Sicherheitsrates und der Arabischen Liga Kofi Annan trifft zu zweitägigen Gesprächen in Damaskus ein. Bei Angriffen auf die Opposition werden in Hama 30 Menschen getötet. In einer gemeinsamen Pressekonferenz in Moskau mit seinem britischen Amtskollegen William Hague rückt Außenminister Sergej Lawrow von dem Assad-Regime ab und betont, dass das syrische Volk über den Weg des Übergangs in das Ende der Gewalt und in den politischen Dialog selbst entscheiden müsse.

25.05.2012: In einem Dorf der Prinzip Houla werden durch syrisches Artilleriefeuer 108 Menschen getötet, darunter 49 Kinder und 34 Frauen. Die meisten sollen von Einheiten des Assad-Regimes hingerichtet worden sein. Ein Sprecher der Regierung in Damaskus weist jede Verantwortung zurück und macht die Opposition und Terroristen für die Bluttat verantwortlich. In einer auf drei Tage angesetzten Trauer bleiben viele Geschäfte in Damaskus und anderswo geschlossen. Zum ersten Mal kommt aus der internationalen Staatengemeinschaft der Ruf nach einem „regime change“. Bereits am Vortag ist der syrische Botschafter in Berlin Radwan Lutfi ins Auswärtige Amt von dem für den Nahen Osten zuständigen Botschafter Boris Ruge einbestellt worden. Am 26. Mai verabschiedet der UN- Sicherheitsrat in scharfen Worten eine Resolution, ohne das syrische Regime allein für die Gewalt verantwortlich zu machen. Die USA, Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Australien und Kanada erklären die in ihren Hauptstädten akkreditierten syrischen Botschafter am 28. Mai zu „personae non gratae“. Der französische Außenminister Laurent Fabius bezeichnet Bashar Assad als den „Mörder seines Volkes“ und fordert seine Entfernung aus dem Amt. Eine Bodenintervention in Syrien komme nicht in Frage, weil sie sich auf die gesamte Region ausbreiten könne. Auch der Sprecher www.reiner-bernstein.de 213 – Chronologie 2012 de Weißen Hauses Jay Carney weist eine Militäraktion in Syrien zurück.

Die Gewalt in Syrien greift erneut und verstärkt auf Libanon über.

23./24.05.2012: Im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Ägypten entfallen von den rund 50 Millionen Wahlberechtigten auf Mohamed Mursi [Morsi] vereinigen 5,8 Millionen Stimmen, der letzte Ministerpräsident der Mubarak-Ära Achmad Shafiq 5,5 Millionen Stimmen und der Nasserist Hamdeen Sabahi mit seiner „Partei der Würde“ 4,8 Millionen Stimmen. Die endgültige Entscheidung fällt im zweiten Wahlgang am 16./17. Juni zwischen Mursi und Shafiq. Demonstranten legen am 27. Mai Feuer auf das Wahlquartier Shafiqs. Amr Moussa, dem im Ausland die meisten politischen Sympathien gelten, landet abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze.

Der demokratische Senator Patrick Leahy bringt einen Gesetzentwurf ein, wonach Washington in Zukunft Finanzleistungen an Ägypten unter die Bedingungen stellen soll, dass das ägyptische Militär und die Polizei der zivilen Kontrollen ihrer Haushalte zustimmen und dass Ägypten am Friedensvertrag mit Israel von 1979 festhält.

23.05.2012: Nach einer von „Forsa“ im Auftrag des „Stern“ durchgeführten Umfrage vertreten 70 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Israel seine Interessen ohne Rücksicht auf andere Völker verfolge. Für 60 Prozent hat Deutschland wegen des Holocaust keine besonderen Verpflichtungen gegenüber Israel. 65 Prozent www.reiner-bernstein.de 214 – Chronologie 2012 befürworten die deutsche Anerkennung Palästinas. Nur 36 Prozent finden Israel sympathisch.

21.05.2012: In Sana’a, der Hauptstadt Jemens , kommen bei Anschlägen, die dem örtlichen Ableger von „Al-Queda“, „Ansar al-Sharia“, zugeschrieben werden, 105 Menschen ums Leben.

20.05.2012: Im Interview mit der Wiener „Presse“ bezeichnet Österreichs Verteidigungsminister Norbert Darabos die Mitgliedschaft von Avigdor Lieberman im israelischen Kabinett als „untragbar“, weil dieser Iran mit einem Militärschlag drohe, ohne die Konsequenzen für die arabische Welt und die Welt insgesamt zu bedenken. Israel zeige mit dem Finger auf fremde Feinde wie Iran und die Palästinenser, um der Auseinandersetzung mit seinen internen Problemen aus dem Weg zu gehen.

Der arabische Fernsehsender „Al-Jazeera“ berichtet, dass Spezialeinheiten der oppositionellen „Freien Syrischen Armee“ den Verteidigungsminister und den ehemaligen Sicherheitschef des Assad-Regime getötet hätten.

16.05.2012: Präsident Machmud Abbas entlässt Finanzminister Salam Fayyad und ersetzt ihn durch den parteipolitisch unabhängigen Nabil Qassis. Fayyad bleibt weiterhin Ministerpräsident.

Die Bundesregierung beschließt die Entsendung von zehn deutschen unbewaffneten Teilnehmern an der von den Vereinen www.reiner-bernstein.de 215 – Chronologie 2012

Nationen und der Arabischen Liga eingerichteten Beobachtermission für Syrien.

14.05.2012: Bei Kämpfen in Syrien sterben erneut mehr als 30 Menschen.

Und 1.600 palästinensische Häftlinge beenden in israelischen Gefängnissen ihren langen Hungerstreik, nachdem ihnen Hafterleichterungen zugesagt worden sind. Nach offiziellen israelischen Angaben gelten diese Zusagen jedoch nicht für alle Häftlinge.

13.05.2012: In Syrien sterben bei Kämpfen zwischen dem Militär und den Aufständischen mindestens 27 Personen.

Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern des syrischen Assad-Regimes in der nordlibanesischen Stadt Tripoli kommen vier Menschen ums Leben. Beobachter befürchten, dass Libanon durch die Unruhen in Syrien destabilisiert wird.

Bei Angriffen auf das Militär im Irak sterben fünf Menschen.

12.05.2012: Benjamin Netanjahus Rechtsberater Yitzhak Molcho übergibt am Abend in Ramallah einen Brief des israelischen Ministerpräsidenten an Präsident Machmud Abbas. Im Anschluss daran wird eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, dass Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde dem Frieden verpflichtet seien.

www.reiner-bernstein.de 216 – Chronologie 2012

10.05.2012: Das US-State Department teilt mit, dass sie in diesem Jahr bisher rund 40 Millionen US-Dollar über internationale Organisationen für die Palästinenser zur Verfügung gestellt habe.

08.05.2012: „Kadima“ tritt unter der neuen Führung von Shaul Mofaz in die Regierung ein. Mofaz wird ohne eigenen Geschäftsbereich einer der Stellvertreter von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Damit kann die Koalition auf 94 der 120 Abgeordneten in der Knesset zurückgreifen.

07.05.2012: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagt den vorgesehenen Termin für die Parlamentswahlen am 04.September ab.

03.05.2012: Die deutsche Bundesmarine liefert das vierte U-Boot der „Dolphin“-Klasse an Israel aus, das den Namen „Tanin (Drache)“ erhält und 2012 im Mittelmeer in Betrieb gehen soll. Ihm wird eine sehr große Reichweite bescheinigt 336 .

Nach internationalen Medienberichten befinden sich mittlerweile 1.550 Palästinenser in israelischen Gefängnissen im Hungerstreik, um gegen ihre Haftbedingungen zu protestieren. Einige von ihnen befinden sich gesundheitlich in kritischem Zustand. Die israelische Regierung sagt eine Prüfung ihrer Beschwerden zu. Ein Sprecher des „Islamischen Djihad“ im Gazastreifen droht mit dem Ende der Waffenruhe, sollte einer der Gefangenen sterben. www.reiner-bernstein.de 217 – Chronologie 2012

Ein israelisches Militärgericht schließt das Verfahren gegen Oberst Ilan Malka. Ihm wurde der Tod von 21 Palästinensern im Gaza-Krieg „Gegossenes Blei“ (Dezember 2008/Januar 2009) vorgeworfen. Der Kommandeur der „Givati“-Brigade habe zwar Fehler begangen, habe aber „im Rahmen der Vernunft“ entschieden.

Dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für die Neuwahl der Knesset am 04. September votiert, ist nach Auffassung des Kommentators von „Haaretz“ ein Zeichen dafür, dass in diesem Jahr kein Angriff auf das iranische Nuklearprogramm geplant sei. Netanjahu könne nicht mit der Parole eines Krieges in den Wahlkampf ziehen und brauche danach Zeit für die neue Regierungsbildung 337 .

02.05.2012: Die libanesische Regierung verwahrt sich gegen die Forderung Teherans , innerhalb von drei Monaten 16 Abkommen in Kraft zu setzen, die von der früheren Regierung in Beirut unter Ministerpräsident Saad Hariri unterzeichnet wurden.

Saudi-Arabien warnt den Iran vor der Verletzung der Souveränität der Golfstaaten. Voraus ging die Niederschlagung der vor allem schiitisch getragenen Revolte in Bahrain durch saudische Waffenhilfen.

Angreifer töten mit Steinen, Schlagstöcken und Feuerwaffen elf Personen, die vor dem Verteidigungsministerium in Kairo gegen den Obersten Militärrat demonstrieren. Soldaten ziehen auf, um weiteres Blutvergießen zu unterbinden. Dennoch stiegt die Zahl der Toten auf 20. Im Interview mit „Al-Ahram (Die Pyramiden)“ vermeidet der Präsidentschaftskandidat der islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ Mohamed Morsi, der seit 1979 zu den führenden Moslembrüdern gehört und 1982 das Studium www.reiner-bernstein.de 218 – Chronologie 2012 der Luftfahrttechnik an der University of Southern California mit dem Doktorgrad abschloss, jeden Hinweis auf die künftigen Beziehungen Ägyptens zu Israel.

Die „Jerusalem Post“ meldet, dass die meisten Parteien der 18. Knesset am 07. Mai einen Gesetzentwurf zur Auflösung des Parlaments und zu vorgezogenen Neuwahlen einbringen wollen. Für das entsprechende Votum sind 61 der 120 Stimmen nötig. Die zweite und dritte Lesung soll am 08. Mai erfolgen. Alle Umfragen prognostizieren, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestärkt aus den Wahlen hervorgehen werde, die nach dem bisherigen Stand der Überlegungen am 04. September stattfinden sollen.

Die Vereinigte Methodistische Kirche der USA stimmt auf ihrem Kongress in Tampa (Florida) gegen zwei Anträge, in denen US- amerikanische Unternehmen aufgefordert wurden, Ausrüstungen nach Israel zu verkaufen, die zur Kontrolle in den palästinensischen Gebieten eingesetzt werden können. Stattdessen stimmen die Delegierten mit großer Mehrheit für „positive“ Investitionen, die das ökonomische Wachstum „in Palästina“ fördern sollen, verabschieden eine Resolution, in der die israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik scharf verurteilt wird, und rufen Unternehmen dazu auf, keine Waren aus Siedlungen zu importieren.

01.05.2012: Die ehemalige Vorsitzende von „Kadima (Vorwärts)“ Tsipi Livni teilt dem Präsidenten der Knesset Reuven Rivlin den Verzicht auf ihr Mandat mit. Bei den parteiinternen Wahlen hatte sich der frühere Generalstabschef und Verteidigungsminister Shaul Mofaz am 27. März gegen Livni als neuer Vorsitzender der Partei durchgesetzt. In ihrer Abschiedsrede warnt Livni die Regierung davor, den Kopf in den Sand zu stecken. Durch die Verkennung der wachsenden Ungeduld in Teilen der internationalen www.reiner-bernstein.de 219 – Chronologie 2012

Gemeinschaft riskiere sie die Existenz Israels. Die internationale Uhr ticke.

Das israelische Innenministerium kündigt den Bau von 1.100 neuen Hotelzimmern im annektierten südlichen Teil Jerusalems, in „Givat haMatos (Flugzeug-Anhöhe)“,.an.

April 2012

30.04.2012: Meir Margalit, einer der Gründer des „Israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (ICAHD)“ und Stadtverordneter für die Partei „Meretz (Stärke, Kraft)“ im Jerusalemer Rathaus, wird vom Innenministerium vorgeladen, weil er sich am Wiederaufbau palästinensischer Häuser im Osten der Stadt beteiligt habe, die von den Behörden mit der Begründung abgerissen wurden, für ihre Errichtung habe es keine Genehmigung gegeben. Margalit bekennt sich zur Mitwirkung am Wiederaufbau, weil Ost-Jerusalem besetztes Gebiet sei, und bezeichnet die gegen ihn eingeleitete Untersuchung als Teil der „McCarthy-Offensive“ in den letzten Jahren.

Vor dem Parlament in Tunis beklagt der palästinensische Präsident Machmud Abbas den Stillstand der Verhandlungen mit Israel. Er habe dazu den guten Willen gezeigt, doch Benjamin Netanjahu habe sich für die Siedlungen statt für den Frieden entschieden.

Das „Palestinian Central Bureau of Statistics“ teilt mit, dass im vergangenen Jahr 2011 die Arbeitslosenrate in der Westbank bei 17 Prozent (124.000 Personen) und im Gazastreifen bei 29 Prozent (98.000 Personen) gelegen hat. Die Rate lag bei den Frauen bei 23 bzw. bei 44 Prozent. www.reiner-bernstein.de 220 – Chronologie 2012

In Syrien sollen bei Sprengstoffanschlägen in der Stadt Idlib 20 Menschen getötet worden sein. In Damaskus wird die Nationalbank mit Raketen beschossen.

Hans-Christian Rößler berichtet in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass im israelischen Justizministerium an einem Gesetzentwurf gearbeitet werde, der den Einfluss des Obersten Gerichtshofes in Fällen beschränken solle, wenn er Entscheidungen zu Handlungen von Siedlern und des Militärs fälle. Für deren Aufhebung solle in Zukunft das Votum von 65 der 120 Abgeordneten ausreichen 338 . Das israelische Militär kündigt den Bau einer ein Kilometer langen Sperranlage bei Metulla zum Libanon an. Die Maßnahme sei mit der dort stationierten UN-Mission und der Zentralregierung in Beirut abgesprochen.

Im Alter von 102 Jahren stirbt Benzion Netanjahu, der Vater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Historiker und Publizist Benzion Netanjahu, der 1925 in Warschau als Benzion Mileikowsky geboren wurde, gehörte zum Lager des revisionistischen Zionismus und war zeitweilig Sekretär von Zeev Jabotinsky. Er galt als einflussreicher Berater seines Sohnes.

29.04.2012: Bei einer seit Wochen angekündigten Konferenz der „Jerusalem Post“ in New York in Anwesenheit des früheren Generalstabschefs Gabi Ashkenazi und des ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert kommt es zu einer Konfrontation zwischen dem israelischen Umweltminister Gilad Erdan und dem früheren Auslandsgeheimdienst-Chef Meir Dagan. Nachdem Dagan auf die Erklärung des ehemaligen Inlandsgeheimdienst-Chefs Yugal Diskin hingewiesen hat, der Benjamin Netanjahu und Ehud Barak unverantwortliche www.reiner-bernstein.de 221 – Chronologie 2012

Positionen zum Thema Iran vorhiellt und den Ministerpräsidenten aufforderte, ernsthafte Gespräche mit der Palästinensischen Autonomiebehörde aufzunehmen, weist Dagan darauf hin, dass Israels Luftwaffe zwar die Infrastruktur des iranischen Nuklearprogramms zerstören könne, doch fünf Minuten später würde es sich in einem regionalen Krieg wiederfinden, an dem die „Hisbollah“ und möglicherweise auch Syrien beteiligt seien. Dann könnte es dazu kommen, dass die Supermächte Israel einen Vertrag mit den Palästinensern aufzwingen, was er – Dagan – strikt ablehne. Erdan hält ihm daraufhin vor, die Bemühungen Netanjahus um eine internationale Unterstützung seines Kurses sabotieren zu wollen. Olmert fragt zurück, ob Erdan eine Erklärung dafür habe, dass alle Verantwortlichen der Sicherheitsdienste Israels plötzlich in dieselbe Richtung denken. Solange sie sich auf Regierungskurs befunden hätten, seien sie als mutige Kämpfer gerühmt worden, doch plötzlich würden sie zu Feinden Israels stilisiert. Die „New York Times“ berichtet am 29. April zusätzlich, dass Olmert sich über jene Israelis sarkastisch geäußert habe, die im Ausland leben: „Ich liebe besonders den Mut jener, die 10.000 Kilometer vom Staat Israel entfernt leben und bereit sind, dass wir jeden erdenklichen Fehler begehen, der das Leben von Israelis kostet 339 . In einem Kommentar am 01. Mai erinnert Akiva Eldar in „Haaretz“, dass Diskin mit Netanjahu denjenigen ausgemacht habe, der kein Partner für einen Frieden mit den Palästinensern sei. US-Präsident Barack Obama habe allerdings nicht die Nachhilfe Diskins gebraucht, um dies zu wissen 340 .

Der Präsident des ägyptischen Parlaments Saad El-Katani verkündet die Unterbrechung der Parlamentsarbeit für eine Woche aus Protest gegen den Obersten Militärrat, der sich gegen die Wahl einer Zivilregierung durch das Parlament wehrt. Die Entscheidung des www.reiner-bernstein.de 222 – Chronologie 2012

Präsidenten stößt im Parlament selbst auf Widerstand, weil sie im Alleingang erfolgt sei.

Die salafistische Partei „Das Licht (Al-Nour)“ Ägyptens kündigt an, bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am 23./24.- Mai den islamisch gemäßigten Kandidaten Abdel-Moneim Abul Fotouh unterstützen zu wollen, der sich im vergangenen Jahr aus Protest von den Moslembrüdern getrennt hatte. Damit werden die Siegeschancen des Kandidaten der islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ Mohamed Mursi geschmälert. Ohne selbst kandidieren zu wollen, kündigt der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde Mohamed El-Baradei die Gründung einer „Partei der Verfassung“ an. Der als aussichtsreich geltende Kandidat für das Präsidentenamt Amr Moussa bezeichnet in einer Rede den Friedensvertrag mit Israel als „tot und begraben“, solange er von der israelischen Politik nicht respektiert werde.

28.04.2012: Saudi-Arabien zieht seinen Botschafter aus Ägypten zurück, nachdem vor seiner Botschaft in Kairo und vor saudischen Konsultaten in anderen Städten des Landes für die Freilassung eines Arztes demonstriert wurde, dem versuchter Medikamentenschmuggel vorgeworfen wird.

27.04.2012: Nach Kritik des Königs an der Verschleppung der Wahlrechtsreform reicht Jordaniens Ministerpräsident Awn Khasawneh seinen Rücktritt ein. Abdullah II. beauftragt Fayez Tarawneh mit der Bildung einer neuen Regierung. Der König will damit den Protesten in der Bevölkerung den Wind aus den Segeln nehmen. In seinem Rücktrittsschreiben verwahrt sich Khasawneh gegen die Kritik des Königs, seinen Anordnungen nur unvollständig nachgekommen zu sein. www.reiner-bernstein.de 223 – Chronologie 2012

Die beiden islamischen Parteien Ägyptens , die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ und die Partei „Das Licht“, rufen zu einer Massenkundgebung auf dem Tahrir-Platz in Kairo unter dem Banner „Die Revolution retten“ auf. Mehrere nicht-islamische Parteien kündigen an, sich nicht zu beteiligen.

Die Europäische Union, die Schweizer Bundesregierung und die Republik Österreich kündigen gemeinsam Zuwendungen in Höhe von 10 Millionen Euro für arme und unterprivilegierte palästinensische Familien an. Grundlage der Bereitschaft ist das seit 01. Februar 2008 geltende europäische „Direct Financial Support Program (PEGASE)“ zur Unterstützung des auf drei Jahre angelegten Palästinensischen Reform- und Entwicklungsplans „Temporary Interim Mechanism (TIM)“.

26.04.2012: Die Wahlkommission gibt die Namen der 13 Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 23./23. Mai in Ägypten bekannt. Nachdem Hazem Salach Abu Ismail nicht zugelassen ist, kandidiert an seiner Statt der Vorsitzende der Moslembrüder- „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ Mohamed Mursi. Der Reformflügel der Moslembruder ist durch Abdel-Moneim Abul Fotouh vertreten. Die meisten Chancen werden Amr Moussa eingeräumt 341 .

Bei der Begegnung zwischen EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Ministerpräsident Najib Mikati in Brüssel, sagt die Europäische Union dem Libanon weitere 30 Millionen Euro zur Stärkung der Demokratie zu. Damit erhöhen sich die europäischen Zuwendungen für das Land in diesem Jahr auf 92 Millionen Euro.

25.04.2012: www.reiner-bernstein.de 224 – Chronologie 2012

Nach Kämpfen in Syrien werden über hundert Tote gemeldet; allein in Hama sollen es 57 gewesen sein.

Die Koalition des „14. Mai“ im Libanon unter Führung von Ministerpräsident Saad Hariri beschuldigt die „Hisbollah“ und die „Freie Patriotische Bewegung“ Michel Aouns, das Land mit einem Bürgerkrieg destabilisieren zu wollen 342 .

„Haaretz“ berichtet, dass die Zusammenarbeit zwischen israelischen und palästinensischen Friedensgruppen vor dem Aus steht und dass internationale Geber ihre Finanzierung einstellen, weil von den Treffen keine positiven Signale für den Friedensprozess ausgehen 343 . Die UN- Menschenrechtskommissarin Navi Pillay, reiht Israel in die Reihe jener Staaten mit Weißrussland, Zimbabwe, Ägypten, Äthiopien und Venezuela ein, in denen die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen bedrohlich eingeschränkt ist 344 .

Die Übergangsregierung Libyens verbietet die Gründung religiöser Parteien und generell die Annahme von geldlichen Zuwendungen aus dem Ausland. Am 19. Juni sollen im Land Parlamentswahlen stattfinden. Am 03. Mai zieht die Übergangsregierung das Verbot zurück.

24.04.2012: „Haaretz“ berichtet, dass vor etwa zwei Wochen das neue 15-köpfige Politbüro von „Hamas“ gewählt worden sei, wobei Gaza- Ministerpräsident Ismail Haniyeh einen durchschlagenden Erfolg verbucht habe. Der früher in Damaskus residierende Leiter des Politbüros Khaled Meshal hatte im November 2011 angekündigt, nicht anzutreten, weil er sich geringe Chancen ausrechnete. www.reiner-bernstein.de 225 – Chronologie 2012

Der in Beirut erscheinende „Daily Star“ berichtet, dass in Homs und in der Provinz Idlib 54 Zivilisten und fünf Soldaten getötet worden seien. Andere Quellen sprechen von 80 Toten. Der Sprecher von Kofi Annan wirft dem Regime vor, mit falschen Karten zu spielen.

In seinen Glückwünschen aus Anlass des 64. Jahrestages der Gründung Israels an Präsident Shimon Peres wiederholt US- Präsident Barack Obama die festen Verpflichtungen für Israels Sicherheit und einen umfassenden Frieden in der Region. Er wünsche dem Staat Israel fortwährenden Wohlstand und eine friedvolle Zukunft. Im Interview mit der „Jerusalem Post“ betont Peres, dass Israel keine günstigere Gelegenheit als jetzt habe, mit den Palästinensern einen Friedensvertrag mit dem Ergebnis einer Zwei-Staaten-Lösung zu schließen. Er sei „dringend“, um „einen echten Beitrag zur Befriedung des stürmischen Nahen Ostens zu leisten“ 345 .

In seinem Blog in der „New York Times“ zeigt sich der weltweit anerkannte Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman tief besorgt über den Weg Israels. Für liberale amerikanische Juden – er selbst kommt aus einer jüdischen Familie, die aus Osteuropa einwanderte – sei es aus der Ferne offensichtlich, dass die engstirnige Politik der gegenwärtigen Regierung in Jerusalem von Grund schrittweise und auf lange Sicht auf nationalen Selbstmord zulaufe – und das sei für Juden überall schlecht. Ihm sei bewusst, schreibt Krugman in Begleitung des Buches von Peter Beinart „The Crisis of Zionism“, dass für organisierte Gruppen jede Kritik an der israelischen Politik dem Antisemitismus gleichkomme 346 .

23.04.2012: www.reiner-bernstein.de 226 – Chronologie 2012

Das „Palestinian Central Bureau of Statistics“ teilt mit, dass im vergangenen Jahr 2011 rund 500.000 Touristen Palästina (einschließlich Ost-Jerusalem und Gazastreifen) besucht hätten, von ihnen kamen 37 Prozent aus Staaten der Europäischen Union, bei 11 Prozent handelte es sich um im Ausland lebende Palästinenser, und 9 Prozent kam aus den USA und Kanada. Die Hotels buchten 1,25 Millionen Nächte.

Die Außenminister der Europäischen Union begrüßen in Luxemburg die einmütig verabschiedete Resolution 2042 des UN- Sicherheitsrates vom 14. April mit der Entsendung von 30 unbewaffneten Militärbeobachtern mit der Perspektive der Aufstockung auf 300 Personen und verständigen sich auf einen Katalog von Luxusgütern, deren Ausfuhr nach Syrien unterbunden werden soll.

Die „Washington Post“ berichtet über die wachsende Zahl von islamischen Extremisten, die vor allem aus dem Irak in Syrien einsickern und den Kampf der Opposition gegen das Assad- Regime ideologisch unterwandern würden. Westliche Diplomaten würden bestätigen, dass Videos von „Al-Qaeda“- Chef Ayman Al-Zawahiri aufgetaucht seien, in denen er zur Unterstützung der „Gotteskrieger („Mudjaheddin“) in Syrien aufgerufen habe 347 .

Israels Staatspräsident Shimon Peres bezeichnet im Interview mit „Haaretz“ seinen palästinensischen Amtskollegen Machmud Abbas als einen glaubwürdigen und ernsthaften Partner, so habe er ihn in vielen Gesprächen kennengelernt. Wie die jüdische Gemeinschaft in der britischen Mandatszeit den Staat Israel aufgebaut habe, würden dies heute die Palästinenser tun. Ohne seinen Namen zu nennen, kritisiert Peres Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dem er mangelnde politische Ausgewogenheit vorhält.

www.reiner-bernstein.de 227 – Chronologie 2012

22.04.2012: Die ägyptische Gesellschaft EGAS [EGM] kündigt den Vertrag für Erdgaslieferungen nach Israel. Israelische Politiker bezeichnen die Kündigung als einen Bruch des Friedensvertrages von 1979 und rufen die USA zur Intervention in Kairo auf. Aus El-Arish sollen 40 Prozent der Erdgaslieferungen im Hafen von Ashkelon ankommen. Außenminister Avigdor Lieberman mahnt am 23. April zur Ruhe. Israel und Ägypten würden am Friedensvertrag festhalten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußert sich ähnlich. Kommentatoren verweisen darauf, dass Ägypten dringend auf die Deviseneinnahmen aus Israel angewiesen sei. In den vergangenen Monaten waren auf die Leitungen im Sinai 14 Anschläge verübt worden 348 .

Die Redaktion der Tageszeitung „The Daily Egypt“ teilt mit, dass ihre Ausgabe am 20./21. April die letzte sein werde. Damit verschwinde die einzige in englischer Sprache erscheinende unabhängige Zeitung vom Markt, bedauert die Redaktion, deren Mitglieder Tag und Nacht selbstausbeuterisch für dass Blatt tätig gewesen seien. Sie hoffe, dass die Eigentümergesellschaft, die „Egyptian Media Services“, wenigstens das Erscheinen der Internet-Ausgabe genehmige; in den vergangenen zwei Tagen war sie abgeschaltet worden. Die Eigentümergesellschaft weist darauf hin, dass nach dem politischen Umbruch 2011 die Einnahmen aus Inseraten um 75 Prozent zurückgegangen seien.

Im Vergleich zu den arabischen Staaten hält Ministerpräsident Benjamin Netanjahu neben Israel den Iran für den einzigen Staat in der Region, der demokratiefähig wäre, wenn seine Bürger frei wählen könnten. Generalstabschef erklärt, dass Israel notfalls bereit sei, Iran anzugreifen, um dessen Nuklearprogramm zu zerstören. Das Sicherheitskabinett legalisiert die Außenlager Rehalim (nahe der Siedlung Kfar www.reiner-bernstein.de 228 – Chronologie 2012

Tapuach), Bruchin (nahe der Siedlung Alei Zahav) und Sansana (in den südlichen Hebron-Bergen). Alle drei waren zwischen 1983 und 1998 mit staatlicher Finanzhilfe errichtet worden. Mit der Legalisierung werde nicht die Verpflichtung verletzt, keine neuen Siedlungen zu errichten, zitiert „Haaretz“ Regierungsquellen am 24. April. Bundesaußenminister Guido Westerwelle fordert Israel auf, die Legalisierung zu stoppen. „Ich bin sehr besorgt über die beabsichtigte Legalisierung israelischer Siedlungen im Westjordanland", sagt Westerwelle in Berlin. „Das wäre aus unserer Sicht eine falsche Entscheidung. Deshalb haben wir in den Gesprächen mit der israelischen Seite in den letzten Tagen darauf gedrängt, dass es dazu nicht kommt." Gleichzeitig kritisiert Westerwelle den Stopp ägyptischer Gas-Lieferungen nach Israel. Dies dürfe das bilaterale Verhältnis nicht in Frage stellen. „Wir erwarten von den Verantwortlichen in Ägypten heute und auch in Zukunft ein klares Bekenntnis zum inneren und äußeren Frieden." Westerwelles luxemburgischer Amtskollege Jean Asselborn wirft der israelischen Regierung vor, dass sie eine Zweistaatenregelung durch die Siedlungspolitik faktisch unmöglich mache. „Hier zähle ich wirklich auf Deutschland, der israelischen Regierung zu sagen, dass hier etwas geschieht, was für die internationale Gemeinschaft nicht akzeptabel ist." Am 25. April weist der britische Außenminister William Hague die Legalisierung der Außenlager scharf zurück. Nach 20 Jahren ihrer Existenz sei sie ein gefährlicher Präzedenzfall für andere Außenlager, die gemäß dem internationalen und dem israelischen Recht illegal seien.

21.04.2012: Der UN-Sicherheitsrat beschließt ohne Gegenstimmen mit der Resolution 2043 die Entsendung von 300 unbewaffnete Militärbeobachtern für zunächst 90 Tage nach Syrien . Auf www.reiner-bernstein.de 229 – Chronologie 2012 russisches Betreiben verzichtet die Resolution auf die Androhung von Sanktionen, sollte der Friedensplan von Kofi Annan nicht befolgt werden. Die Lage in Homs bleibt zum ersten Mal ruhig. Am 22. April flammen die Kämpfe im Lande wieder auf. Am 23. April werden die nächsten zwei Beobachter erwartet, so dass ihre Zahl nunmehr zehn beträgt.

Die Missionschefs der Europäischen Union in Jerusalem und Ramallah protestieren in einer Erklärung gegen die Vertreibung einer 14-köpfigen palästinensischen Familie durch die israelische Polizei am 18. April aus Beit Hanina im Norden Jerusalems. Sie zeigen sich „tief besorgt“, dass „inmitten einer traditionellen palästinensischen Wohngegend“ eine neue jüdische Siedlungsanlage gebaut werden solle. Die Siedler behaupten, dass sie das Grundstück gekauft haben 349 .

Israels Sicherheitsminister und stellvertretender Ministerpräsident Moshe Yaalon droht mit dem Koalitionsbruch, sollte die Regierung das Wohnviertel Ulpana mit 15 Häusern und 90 Parteien auflösen, das zu der Siedlung Bet El gehört. Yaalon verwahrt sich dagegen, dass ein Palästinenser auf das Gelände Eigentumsansprüche erhebt. Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes muss Ulpana bis zum 01. Mai geräumt sein. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bat am 18. April die Generalstaatsanwaltschaft, beim Gericht einen Terminaufschub zu erwirken 350 . Der Vorsitzende des Partei „Unabhängigkeit“, Verteidigungsminister Ehud Barak, bezeichnet von den USA aus Yaalon als Anhänger des „Feiglinismus“ – eine Anspielung auf Moshe Feiglin, der im „Likud“ die äußerste rechte Flanke repräsentiert 351 .

Die „U.S. Agency for International Development (USAID)“ kündigt die Finanzierung eines Schulgebäudes für mehr als tausend Mädchen im Flüchtlingslager Jazaloun in der Zone C der Westbank an. Die www.reiner-bernstein.de 230 – Chronologie 2012

Mittel von 1,7 Millionen US-Dollar sollen über das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNWRA) laufen.

Mehrere hundert Demonstranten in Amman und anderen Städten Jordaniens zwischen Irbid und Maan – allein hier wohnen rund 60.000 Menschen – wiederholen ihre Forderung nach Reformen und Grundrechten.

20.04.2012: Beim Treffen der Syrien-Kontaktgruppe (5 UN-Vetomächte + Deutschland) in Paris sprechen sich U-Außenministerin Hillary Clinton und ihr französischer Amtskollege Alain Juppé für ein UN-Mandat aus, um bei Fortsetzung der Gewalt mit einer militärischen Intervention für die Achtung des Annan- Friedensplans sorgen zu können. US-Verteidigungsminister Leon Panetta befürchtet, dass durch ein militärisches Eingreifen die Zahl der Toten noch steigen werde. Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußert sich betont zurückhaltend gegenüber einem militärischen Vorgehen. Im Deutschlandfunk argumentiert der außenpolitische Sprecher der FDP- Bundestagsfraktion und Obmann im Auswärtigen Ausschuss Rainer Stinner ähnlich, wenn er Kapitel VII der UN-Charta anspricht, die den Einsatz von UN-Soldaten für humanitäre Einsätze zulässt. Die mögliche Beteiligung deutscher Soldaten wolle er, Stinner, weder bestätigen noch ausschließen. Auf Nachfrage der „Süddeutschen Zeitung“ betont Stinner, nur seine persönliche Meinung geäußert zu haben. Die Zustimmung Russlands im UN-Sicherheitsrat zur Anwendung von Kapitel VII der UN-Charta gilt als aussichtslos. Arabische Medien berichten von 27 Toten nach dem Ende der Freitagsgebete.

Aus einer Übersicht des State Department geht hervor, dass die USA für humanitäre Hilfsmaßnahmen in Syrien 32,5 Millionen US- www.reiner-bernstein.de 231 – Chronologie 2012

Dollar über die Welthungerhilfe, das UN-Flüchtlingsprogramm, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und weitere NGO’s zur Verfügung stellen wollen. Bis zum 19. April seien 22.700 Syrer in die Türkei, 22.000 in den Libanon, 14.400 nach Jordanien und 2.400 in den Irak geflohen.

Nach den Freitagsgebeten versammeln sich in Kairo auf dem Tahrir-Platz mehrere zehntausend Menschen unter dem Banner „Keine Verfassung unter Militärherrschaft“. Sie spielen damit auf die Ankündigung des Vorsitzenden des Obersten Militärrates Mohamed Sayed Tantawi an, der dafür plädiert hat, dass die für den 23./24. Mai geplanten Präsidentschaftswahlen verschoben werden, weil bis dahin die neue Verfassung nicht verabschiedet sei 352 .

19.04.2012: Die US-amerikanisch-jüdische Wochenzeitung „Forward“ veröffentlicht vorab ein über mehrere Tage in Kairo geführtes Interview mit Abu Marzouk, nach Khaled Meshal die Nummer Zwei des Politischen Büros von „Hamas“. Darin lässt Marzouk erkennen, dass die „Bewegung des Islamischen Widerstandes“ auch unter dem Eindruck der Volksaufstände in der arabischen Welt politisch gereift sei: Als Opposition könne man alles sagen, doch nach Wahlen müsse man Farbe bekennen. Einen Friedensvertrag mit Israel würde er nicht unterschreiben, aber zu einem Verhältnis des zeitweiligen Waffenstillstands („Hudna“) wie zwischen Israel, dem Libanon und Syrien bereit sein. „Lassen Sie uns eine Beziehung zwischen zwei Staaten im historischen palästinensischen Land analog einer Hudna schaffen. Das ist besser als Krieg und besser als die Fortsetzung des Widerstandes gegen die Besatzung. Und besser, als wenn Israel die Westbank und den Gazastreifen besetzt hält mit all den Schwierigkeiten und Problemen auf www.reiner-bernstein.de 232 – Chronologie 2012 beiden Seiten.“ Gershon Baskin, bis vor kurzem Ko- Vorsitzender des „Israel-Palestine Center for Research and Information (IPCRI)“, der durch seine Vermittlung wesentlich zur Freilassung des israelischen Gefreiten Gilad Shalit im Oktober 2011 beigetragen hat, bezeichnet das Interview mit Marzouk als einen „Meilenstein“353 .

Ein libanesischer Anwalt, der Flüchtlinge aus Syrien vertritt, reicht beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Klage gegen Präsident Bashar Assad wegen „Mord, Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ ein.

In ihrem Bericht aus Gaza-Stadt heißt es in der „Washington Post“, dass große Teile der dortigen Bevölkerung mit der Herrschaft von „Hamas“ unzufrieden seien. Widerstand gegen israelische Militärinterventionen würde nicht stattfinden, dagegen steige die Popularität der „Islamischen Djihad“- Gruppe. Zwar sei die einstige Gesetzlosigkeit auf den Straßen verschwunden, doch die Hoffnung auf eine Islam-geleitete Fairness sei in Korruption und Patronage umgeschlagen. Die Tunnelwirtschaft an der Grenze zum Sinai bringe Steuern auf importierte Waren ein, die für pompöse Autos und eigene Unternehmen verwendet würden. Für den früheren Berater von Ismail Haniyeh Achmed Yousef sei im Gazastreifen fast ein Polizeistaat entstanden. Die Bewegung habe mehr als 40.000 Angestellte, und die oberen Ränge seien mit loyalen Kräften besetzt worden 354 .

In einer bewegenden Reminiszenz an seinen Vater, den Arzt Heinz Loewy erinnert sein Sohn Gideon Levy in „Haaretz“ an einen Menschen, der, aus einer deutschassimilierten Familie stammend, nach seiner Flucht aus dem Sudentenland in Palästina und Israel nie heimisch wurde 355 . www.reiner-bernstein.de 233 – Chronologie 2012

Bei mehreren Terroranschlägen im Irak , zu denen sich „Al-Qaeda“ bekennt, sterben 38 Menschen.

18.04.2012: Anlässlich des Tages der Erinnerung in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad vaShem an den Beginn des Warschauer Aufstandes am 19. April 1943 zieht Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in seiner Rede in Jerusalem historische Parallelen zwischen dem Holocaust und der Bedrohung durch Iran. Israel müsse nicht nur der Vergangenheit gedenken, sondern habe die Pflicht, ihre Lektionen zu lernen, um die heutigen Probleme der Sicherung des jüdischen Volkes zu begreifen. Israel habe die Fähigkeit, die Pflicht und das Bestreben, sich zu verteidigen und die neuerliche Bedrohung zu meistern, so wie dies David Ben-Gurion 1948 und Levi Eshkol 1967 getan hätten. Iran müsse daran gehindert werden, Nuklearwaffen zu erlangen. Das sei die Pflicht der ganzen Welt, doch vor allem unsere Pflicht. 1938 habe Zeev Jabotinsky die polnischen Juden – „die Krone des Weltjudentums“ – vor der kommenden Katastrophe vergeblich gewarnt. Netanjahu verwahrt sich gegen die Kritik, mit seinem historischen Vergleich die Shoah kleinzureden und die Opfer von damals zu kränken. Als Ministerpräsident habe er die Pflicht, die existentiellen Bedrohungen anzusprechen. Netanjahu schließt seine Ansprache mit dem Spruch „Das Volk Israel lebt und der Ewige Israels wird nicht lügen“. Staatspräsident Shimon Peres lobt bei dieser Gelegenheit die aus Deutschland eingewanderten Juden für ihre Leistungen in der Kultur, der Wissenschaft und der Wirtschaft. Am 20. April berichtet „Haaretz“, dass das israelische Finanzministerium rund zweitausend Überlebenden, die in Städten unter deutscher Besatzung – so in Tunesien und Griechenland wohnten – ihre gesetzlichen Ansprüche auf Renten und Entschädigungen im jährlichen Gesamtumfang von 60 Millionen Neue Shekel (~ 12 www.reiner-bernstein.de 234 – Chronologie 2012

Millionen Euro) nicht anerkenne. Bei ihrer Einwanderung nach Israel sei nicht nach ihrer Ursprungsstadt gefragt worden, so dass es kein Dokument gebe, dass ihre Ansprüche belege. Nach Angaben von „Haaretz“ erhalten gegenwärtig 45.350 Israelis Renten und Entschädigungen 356 .

Das Außenlager („outpost“) Mitzpeh Cramim („Aussichtspunkt der Weinberge“), 700 Meter von der Siedlung Mitzpeh haShahar („Aussichtspunkt der Morgenröte“) entfernt, nördlich von Ramallah wird auf privatem palästinensischem Boden um zusätzliche zwanzig Wohneinheiten erweitert, die Hälfte von ihnen Wohnwagen („Karavanim“). Der beim Obersten Gerichtshof 2011 eingereichte Klage des nahe gelegenen palästinensischen Dorfes Kafr Djarir ist bislang nicht entschieden, doch in der Zwischenzeit sind in Mitzpeh Cramim 20 Familien eingezogen.

Jordaniens König Abdullah II. bezeichnet vor dem Europäischen Parlament in Strassburg die Reformbemühungen in den arabischen Staaten als unumkehrbar und fordert die europäische Diplomatie zur Rettung der Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser auf 357 .

In der syrischen Provinz Idlib sollen sechs Soldaten des Regimes getötet worden sein. Weitere Meldungen berichten über die Exekution von acht Zivilisten durch das Militär.

Der Großmufti Ägyptens Ali Gomaa besucht die Al-Aqza-Moschee in Jerusalem, um ein islamisches Forschungszentrum einzuweihen. Er wird von dem persönlichen Beauftragten des jordanischen Königs begleitet.

Der aussichtsreichste Kandidat für die Präsidentschaftswahlen in Ägypten Amr Moussa erklärt bei der Vorlage seines politischen Programms, dass er das Land in einer Legislaturperiode www.reiner-bernstein.de 235 – Chronologie 2012 wiederaufbauen wolle. Die größten Probleme seien die Arbeitslosigkeit, die Armut und der Analphabetismus.

Vor dem am 21. April geplanten Formel-1-Rennen in Bahrain nehmen die Sicherheitskräfte achtzig schiitische Demonstranten fest, zu der die Gruppe „14. Februar“ aufgerufen hat; am 14. Februar 2011 begannen die Proteste im Königreich 358 . Die Teams des Formel-1-Rennens zeigen sich unbeeindruckt und bestehen drauf, Sport von Politik zu trennen. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Markus Löning fordert in Berlin die Freilassung Hunderter Gefangener. Am 21. April wird ein erster Toter gemeldet.

17.04.2012: Rund zwölfhundert palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen auf der Westbank treten in einen unbefristeten Hungerstreik. Damit wollen sie gegen die Verschleppung ihrer Verfahren, gegen ihre Behandlungen, gegen die Durchsuchung ihrer Zellen bei Nacht und gegen die beschränkten Besuchsmöglichkeiten seitens ihrer Familien protestieren.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterrichtet die seiner „Likud“-Fraktion angehörenden Minister, dass er die Legalisierung von drei Außenlagern („outposts“) in der Westbank gebilligt habe. Nach Pressemeldungen sei das für heute geplante Treffen in Jerusalem zwischen Netanjahu und Ministerpräsident Salam Fayyad abgesagt worden, weil Fayyad es ablehne, Netanjahu persönlich einen Brief von Präsident Machmud Abbas zu überreichen. Mit der Sinnesänderung treten die politischen Differenzen zwischen Abbas und Fayyad offen zutage. Am Nachmittag findet das palästinensisch-israelische Treffen statt – ohne Teilnahme Fayyads und mit Chefdiplomat Saeb Erakat an der Spitze. Am 23. April kommentiert Akiva Eldar in „Haaretz“ sarkastisch, dass der kriegerische Brief Netanjahu www.reiner-bernstein.de 236 – Chronologie 2012 betrübt zurückgelassen habe angesichts der palästinensischen Drohung, im Herbst erneut vor die UN-Vollversammlung zu ziehen. Noch so ein Brief, und die linksliberale Partei „Meretz“ würde die Regierung übernehmen 359 . Am selben Tag bestätigt ein Bericht der „Jerusalem Post“, der sich auf die in London erscheinende Zeitung „Al-Quds Al-Arabi (Das heilige Jerusalem)“ stützt, dass es zwischen Abbas und Fayyad eine „stillschweigende Krise“ gebe. Neben der Weigerung Fayyads, Abbas’ Brief in Jerusalem zu übergeben, würde auch die Weigerung Fayyads eine Rolle spielen, die Regierung umzubilden. Abbas sei für Fayyad telefonisch nicht erreichbar.

Hans-Christian Rößler berichtet in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass nach dem Terroranschlag am 18. August 2011 in der Nähe von Eilat, bei dem zwölf Israelis getötet wurden, Grenzbefestigungen auf einer Länge von knapp 200 Kilometern mit einem prognostizierten Kostenaufwand von 1,3 Milliarden Neuen Shekel (~ 265 Millionen Euro) gebaut werden, um weitere Anschläge aus dem Sinai zu verhindern 360 .

Nach Angaben aus Oppositionskreisen sterben erneut mindestens 70 Menschen in Syrien . Unterstützt von anderen Diplomatenfrauen in New York und mit einem Aufruf an alle Mütter der Welt appellieren die Gattin des britischen UN- Botschafters, Sheila Lyall Grant, und die Gattin des deutschen UN-Botschafters, Huberta von Voss-Wittig, in einer Videobotschaft an die Gattin des syrischen Präsidenten, Asma Assad, ihren Mann aufzufordern, das Blutvergießen zu beenden. Die Botschaft endet mit der Mahnung: „Niemand interessiert sich mehr für Ihr Image [als perfekt gekleidete Erste Dame] , nun interessiert uns Ihr Handeln“: http://www.faz.net/aktuell/politik/arabische-welt/offener-brief- von-botschafterfrauen-haben-sie-keine-wahl-asma-al-assad- 11720774.html. Am 19. April ruft die syrische Opposition die www.reiner-bernstein.de 237 – Chronologie 2012 internationale Staatengemeinschaft in einem Hilferuf dazu auf, dem Morden in Homs ein Ende zu breiten. China erwägt die Entsendung einer Beobachtergruppe nach Syrien.

16.04.2012: Das Parlament Jordaniens billigt einen Gesetzeszusatz mit 46 von 83 anwesenden Abgeordneten, womit die Bildung einer Partei auf religiöser Grundlage verboten werden soll. Er würde die „Islamische Aktionsfront“ der Moslembruderschaft treffen.

Der libanesische Präsident Michel Suleiman warnt während seines Staatsbesuchs in der australischen Hauptstadt Canberra im Gespräch mit arabischen Diplomaten davor, dass die Unruhen in Syrien auf Libanon übergreifen könnten. Gleichzeitig beklagt er, dass die pro-demokratischen Aufstände in arabischen Ländern die Suche nach der Überwindung des israelisch-palästinensischen Konflikts von der Tagesordnung genommen haben. In Beirut spricht sich der Vorsitzende der „Sozialistischen Fortschrittspartei“ Walid Djumblat gegen das Verbleiben des syrischen Präsidenten Bashar Assad im Amt aus, weil damit die Opfer des syrischen Volkes gegen seine Unterdrückung gerechtfertigt würden.

Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad eröffnet mit einem Spatenstich die erste Phase des Baus eines Staudamms im Jordantal, dass gemäß den Osloer Vereinbarungen zur Zone C gehört. Er, Fayyad, werde nicht warten, bis dazu die israelischen Genehmigungen vorliegen. Das Kapital von einer Million US-Dollar wird von der „Islamic Development Bank“ zur Verfügung gestellt.

Die israelische Militärführung suspendiert den Oberstleutnant Shalom Eisner vom Dienst, der am 14. April einem dänischen Aktivisten, der sich an der Kampagne „Willkommen in www.reiner-bernstein.de 238 – Chronologie 2012

Palästina“ beteiligen wollte, mit dem Kolben seines M16- Schnellfeuergewehrs ins Gesicht schlug. Gegen den Offizier soll ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden: http://www.youtube.com/watch?v=Um8KJi4l0es. Ob Generalstabschef Benny Gantz ihn aus dem Dienst entlässt oder ihn auf einen anderen Posten versetzt, soll in den kommenden Tagen entschieden werden: In einem Rundfunkinterview räumt Eisner ein, dass er unprofessionell gehandelt habe, weil eine Videokamera den Vorgang gefilmt habe. Der palästinensische Besitzer der Kamera muss sich in einem israelischen Militärstandort bei Nablus verantworten. Am 18. April wird Eisner vorläufig vom Dienst suspendiert.

15.04.2012: Der in Beirut erscheinende „Daily Star“ zitiert Ministerpräsident Saad Hariri aus einem Interview mit der Zeitung „Al-Mustaqbal (Die Freiheit)“ mit den Worten, dass im Libanon kein neues Wahlgesetz auf der Grundlage eines proportionalen Stimmrechts im Schatten der Waffen von „Hisbollah“ möglich sei.

Nach Berichten der Opposition kommen in Syrien erneut mindestens 28 Menschen ums Leben.

„Haaretz“ berichtet, dass Verteidigungsminister Ehud Barak und seine Ehefrau Nili Priel ihr Luxus-Appartement im Tel Aviv „Akirov Tower“ für 26,5 Millionen Neue Shekel (~ 5 Millionen Euro) verkauft haben und in der Stadt ein neues Domizil für eine Monatsmiete von maximal 35.000 Neue Shekel (~ 7.000 Euro) suchen. In Aussicht genommen sei im Bau befindlicher Luxus-Wohnblock zwischen den Straßen Ibn Gvirol, Shaul haMelech und haShoftim. Den Verkauf des Appartements habe Barak damit begründet, er wolle mit dem Umzug belegen, dass er seinem Volk nahe sei. www.reiner-bernstein.de 239 – Chronologie 2012

14.04.2012: Nach langen internen Diskussionen beschließt der UN- Sicherheitsrat mit allen 15 Mitgliedern in einer präsidentiellen Erklärung die Entsendung von zunächst 30 unbewaffneten Beobachtern zur Überwachung der seit dem 12. April offiziell geltenden Waffenruhe nach Syrien und verlangt von der Regierung in Damaskus die „volle, unbeschränkte und rasch verfügte Bewegungsfreiheit“ für die Beobachter. Am Abend des 15. April trifft eine sechs Personen umfassende Vorhut unter Leitung des marokkanischen Oberst Achmad Himmiche in Damaskus ein. Die Sprecherin der syrischen Regierung verlangt, dass die Zusammensetzung der Delegation mit ihr abgesprochen werde und dass sie das Recht in Anspruch nehmen wolle, ihr Vorgehen zu koordinieren, um –wie es heißt – ihre Sicherheit zu garantieren. Medien berichten weiterhin von Auseinandersetzungen mit Toten vor allem in Homs und Idlib.

Die eintägige Konferenz der 5-plus-1-Teilnehmer (USA. Russland, China, Europa, UNO und Deutschland) mit der iranischen Delegation über das Teheraner Atomwaffenprogramm geht in Istanbul ohne konkrete Ergebnisse zu Ende. Die Teilnehmer verständigen sich auf Arbeitsgruppen. Während die Delegationen die positive Atmosphäre der Konferenz loben und „konkrete Schritte hin zu einer umfassenden Verhandlungslösen“ beschließen, wird sie von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisiert den „Freibrief“ für Teheran, dem noch einmal Zeit eingeräumt worden sei.

Mehrere internationale Luftfahrtgesellschaften, unter ihnen „Lufthansa“ und „Air France“, streichen die Flugtickets von Angehörigen der internationalen Solidaritätsbewegung „Willkommen in Palästina“ zur Einreise über den Ben-Gurion- Flughafen bei Tel Aviv. In einer Pressemitteilung beschuldigt Uri Avnery die Regierung, Israel auf dieselbe Stufe aggressiver www.reiner-bernstein.de 240 – Chronologie 2012 arabischer Regimes zu stellen und der Delegitimierung Israels Vorschub zu leisten, indem sie den Friedensaktivisten die Einreise verweigere 361 . Am 15. April werden rund zwölfhundert Ausländer, vor allem aus Europa, den USA und Kanada, von Sicherheitskräften festgehalten und zurückgeschickt. Zur Begründung wird ihnen ein Brief aus dem Amt des Ministerpräsidenten überreicht. Darin werden sie aufgerufen, sich zunächst mit Menschenrechtsverletzungen in Syrien zu befassen, bevor sie in Israel willkommen seien 362 . Unter den Reisenden seien nach Pressemeldungen 470 Personen gewesen, gegen die keine entsprechenden Verdachtsmomente vorgelegen hätten. Manche von ihnen beklagen, dass sie von den Sicherheitskräften wie Kriminelle behandelt worden seien. Peter Münch berichtet am 17. April in der „Süddeutschen Zeitung“, dass nach Angaben des israelischen Innenministeriums 79 „Feinde“ abgefangen, 21 zurückgeschickt und 58 in Abschiebehaft genommen worden seien 363 .

13.04.2012: In Syrien kommt es erneut zu einzelnen Gefechten. Die Opposition ruft zu friedlichen Demonstrationen gegen das Assad-Regime auf, dem in vielen Teilen des Landes Tausende Folge leisten. Der UN- Sicherheitsrat berät über die Entsendung einer 250-köpfigen international zusammengesetzten Beobachtergruppe in das Land.

Nach den Freitagsgebeten demonstrieren in Kairo und in Alexandria Zehntausende Moslembrüder mit den Slogans „Die einzige Forderung – gemeinsam gegen die Überbleibsel des früheren Regimes“ und „Nieder mit der Militärherrschaft“. Teilnehmer führen Plakate mit dem Foto von Omar Suleiman mit sich, auf denen der ehemalige Geheimdienstchef durch einen „Magen David“ blickt 364 . Am 14. April verwehrt die als Wahlkommission eingesetzte „Hohe Kommission für die www.reiner-bernstein.de 241 – Chronologie 2012

Präsidentenwahl“ den Kandidaten Suleiman, Khairat al-Shater, Ayman Nour und Hazem Salach Abu Ismail die Bewerbung am 23./24. Mai 365 . Am 18. April werden die Einsprüche der zurückgewiesenen Kandidaten abgelehnt. Die Liste der endgültig zugelassenen Kandidaten soll am 26. April veröffentlicht werden. Der Präsident des Obersten Militärrates Mohamed Sayed Tantawi äußerst jedoch am 17. April Bedenken gegen den Wahltermin, weil bis dahin die Verfassung nicht verabschiedet sei. Am 25. April gibt die Wahlkommission dem Einspruch des ehemaligen Ministerpräsidenten Achmed Shafiq statt, bei der Präsidentschaftswahl anzutreten.

In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ warnt der iranische Staatspräsident Dschalal Talabani Israel davor, im Falle eines Luftschlages gegen iranische Atomanlagen den Luftraum seines Landes zu verletzten. Gleichzeitig gibt er seine Ohnmacht zu erkennen, wenn dies geschehe: „Wir werden keinen Überflug billigen. Und wenn sie ohne unsere Zustimmung über unser Land fliegen – was können wir da tun 366 ?“

12.04.2012: Am Morgen tritt in Syrien eine Feuerpause in Kraft. Zunächst scheinen sich alle Seiten an sie zu halten. Das Militär zieht jedoch nicht ab. In Berichten heißt es, dass 20 Personen ums Leben gekommen seien. Die Hausdurchsuchungen und Festnahmen seien fortgesetzt worden. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass der türkische Ministerpräsident Recip Tayyip Erdogan angekündigt habe, bei fortgesetzter syrischer Verletzung des türkischen Territoriums den Bündnisfall gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages geltend zu machen.

Das von den beiden islamischen Parteien beherrschte ägyptische Parlament nimmt ein Gesetz an, wonach führende Angehörige des www.reiner-bernstein.de 242 – Chronologie 2012 alten Regimes an der kommenden Präsidentschaftswahl am 23./24. Mai nicht teilnehmen dürfen. Sie trifft den ehemaligen Geheimdienstchef Omar Suleiman, der kurz vor dem Regimewechsel von Hosni Mubarak als sein Stellvertreter installiert wurde, und den letzten Ministerpräsidenten Achmed Shafiq 367 .

In der rechtsgerichteten israelischen Zeitung „Maariv (Abend)“ beklagt Chefreporter Dror Ben-Yemini, dass die „Likud“-Partei die Clinton-Parameter vom Dezember 2000 und die „Genfer Initiative“ vom Dezember 2003 mit Verachtung strafe. Spätestens in einem Jahrzehnt werde die Partei dies bereuen 368 .

„Haaretz“ berichtet, dass vier Angehörige der israelischen Gruppe „Breaking the Silence“ bei ihrer Wiedereinreise am Ben-Gurion- Flughafen vom Innenlandsgeheimdienst „Shin Bet“ befragt worden seien. Der Beamte habe gedroht, auch ihre privaten Lebensverhältnisse gut zu kennen, wenn sie zur „Zusammenarbeit“ nicht bereit seien. Zwei andere Angehörige von „Anarchisten gegen die Mauer“ seien ebenfalls befragt worden.

11.04.2012: Die Außenminister Hillary Clinton (USA), Sergej Lawrow (Russland), für die Europäische Union Catherine Ashton sowie UN-Generalsekretär Ban ki-Moon kommen in Washington, D.C., zu einem weiteren Treffen des Nahost-Quartetts und zur Bewertung der Lage in Syrien zusammen. Ergänzt wird die Runde durch die Außenminister der acht größten Industriestaaten, so auch durch Guido Westerwelle. Das Nahost-Quartett appelliert unter Beteiligung des jordanischen Außenministers Nasser Judeh an die internationale Gemeinschaft, den Palästinensern 2012 Finanzhilfen in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar zu leisten. Gleichzeitig zeigt sich das Quartett besorgt über die israelischen Siedlungsaktivitäten www.reiner-bernstein.de 243 – Chronologie 2012 und verurteilt Raketenangriffe auf Israel vom Gazastreifen aus 369 . Von Tokio aus, wo sich Präsident Machmud Abbas zu einem offiziellen Besuch aufhält, äußert sich ein Sprecher Abbas’ am 12. April enttäuscht über die Erklärung. Die Wirtschaftshilfe für das palästinensische Volk sei wichtig, doch politische Positionen, die seine Rechte, die Integrität der Zwei- Staaten-Lösung und das Ende der Behandlung Israels als eines Staates über dem Gesetz, sei wichtiger. Die Abgeordnete Hanan Ashrawi bescheinigt dem Nahost-Quartett „mangelnden Willen“, die Schaffung eines palästinensischen Staates zu unterstützen. Es komme nicht auf Verhandlungen an, sondern auf das Ende der israelischen Okkupation auf palästinensischem Boden.

Das Oberste Verwaltungsgericht in Kairo entscheidet auf Antrag von Klägern, dass das hundert Personen umfassende Gremium, in dem die beiden Parteien der Moslembruderschaft die Mehrheit haben, kein Recht habe, einen neuen Verfassungsentwurf zu erarbeiten. Der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde Mohamed El-Baradei kündigt die Gründung einer „Revolutionspartei (Hizb al- Thawra)“ für alle säkular gesinnten Kräfte an. Der Mitbegründer der Bewegung „Kefaya (Genug)“, der koptische Politiker George Ishaq 370 , stellt sich zur Mitarbeit in der neuen Partei zur Verfügung. Bei Protesten gegen Steuererhöhungen in Salloum an der Grenze zu Libyen kommen zwei Ägypter ums Leben.

Während des Besuchs von König Abdullah II. im Norden des Landes äußert der Chefredakteur des Senders „Al Rai“ Abdul Majid Asfour und ein Zeitungskommentator Zweifel, ob die verfassungspolitische Integrität Jordaniens gewahrt werden könne. Am 12. April ruft der König alle Jordanier zur Mitwirkung am Reformprozess auf. Auf diesem Wege gebe es kein Zurück mehr, betont er. www.reiner-bernstein.de 244 – Chronologie 2012

Bei Kämpfen zwischen dem Militär – unterstützt von Stammeskriegern – und „Al-Qaeda“-Angehörigen im Süden Jemens werden 32 Menschen getötet.

In einem kurzen Brief an die Redaktion der „New York Times“ verwahrt sich Israels Botschafter Michael Oren gegen die Behauptung, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu während des jüngsten Besuchs in den USA ausdrücklich den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney unterstützt habe. Israel, so Oren weiter, mische sich nicht in die inneren politischen Angelegenheiten der Vereinigten Staaten ein. Am 08. April hatte Michael Barbaro in dem Blatt ausführlich darauf berichtet, dass die Beziehungen zwischen Netanjahu und Romney auf das Jahr 1976 zurückgehen würden und seither nicht abgerissen seien. So habe Romney erklärt, dass er keine bedeutsamen politischen Entscheidungen zu Israel machen würde, ohne vorher Netanjahu zu fragen, so auch im Dezember 2011 in einem Telefonat mit seinem „Freund Bibi“ zum Verhältnis gegenüber den Palästinensern. Stimme dies, so wird der frühere US-Botschafter in Tel Aviv Martin Indyk zitiert, wäre dies unangemessen 371 .

Das Bundespräsidialamt in Berlin teilt mit, dass Bundespräsident Joachim Gauck von seinem Amtskollegen Shimon Peres nach Israel eingeladen worden ist. Der Besuch soll Ende Mai stattfinden.

10.04.2012: Der Plan Kofi Annans, wonach das Assad-Regime am heutigen Tage seine Truppen aus den Städten zurückzieht, scheitert zunächst. Zentren der bewaffneten Auseinandersetzungen sind gegenwärtig vor allem Homs und Hama. Bei seinem Besuch in einem syrischen Flüchtlingslager im Süden der Türkei hält Annan seinen Plan für noch nicht gescheitert, weil es keine www.reiner-bernstein.de 245 – Chronologie 2012

Alternative zu ihm gebe; dieselbe Auffassung vertritt Annan am 11. April in Teheran, wo er um die Unterstützung für seinen Plan nachsucht. In Damaskus demonstrieren mehrere hundert Menschen für politische Rechte. Russlands Außenminister Sergej Lawrow zeigt sich beim Treffen mit seinem syrischen Amtskollegen Walid Muallem in Moskau enttäuscht über die Regierung in Damaskus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle drückt seine Hoffnung aus, dass Russland gegenüber der syrischen Regierung auf das sofortige Ende der Gewalt dringt. Die internationale Aufmerksamkeit richtet sich nunmehr auf den 11. April. An diesem Tag sollen auch die Aufständischen ihre Waffen niederlegen, die sie aus Saudi- Arabien, Qatar und den Arabischen Emiraten erhalten372 . Der türkische Ministerpräsident Recip Tayyip Erdogan droht von Peking aus, dass seine Regierung die syrischen Übergriffe auf türkisches Territorium – bei denen am Vortag vier Menschen verletzt wurden – nicht tatenlos hinnehmen werde. Die für den arabischen Raum zuständige Korrespondentin der „Süddeutschen Zeitung“ Sonja Zekri thematisiert am 11. April „die Hoffnung der Golfstaaten, dass das neue Syrien ein stramm sunnitisches wird, religiös konservativ, rachsüchtig wegen der Exzesse der schiitischen Alawiten und damit ein natürlicher Verbündeten gegen Riads [Riyads] schiitischen Rivalen Iran“ 373 . Der UN-Sicherheitsrat fordert am 11. April in einer Erklärung alle Konfliktparteien zur Einstellung der Kämpfe auf. Am Nachmittag kündigt die Regierung in Damaskus das Ende der militärischen Operationen am kommenden Tag, den 12. April, unter der Voraussetzung an, nicht selbst Ziel von Angriffen zu werden. Nach Auffassung des britischen Außenministers William Hague soll sich der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag mit der Gewalt in Syrien befassen. Jordanische Medien melden, dass Jordanien bislang 95.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen habe. www.reiner-bernstein.de 246 – Chronologie 2012

09.04.2012: Nach Angaben der syrischen Opposition sind seit der Vorlage des Plans von Kofi Annan, die Gewalt in Syrien zu beenden, mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen. Allein am 07. April seien es 150 gewesen.

Der Leiter der palästinensischen Beobachtermission bei den Vereinten Nationen Riyad Mansour beschuldigt in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat, dass Israel mit den „illegalen und zerstörerischen Plänen“ seiner Siedlungspolitik systematisch die Chancen für eine Zwei-Staaten-Lösung ruiniere. Mansour verlangt von der internationalen Staatengemeinschaft Druck auf Israel, die neuen Siedlungspläne sofort zu stoppen. Präsident Machmud Abbas empfängt in Ramallah eine Delegation der „Genfer Initiative“ unter Leitung von Yossi Beilin 374 und bestätigt Meldungen, wonach er einen Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu plane, um den Verhandlungsprozess wieder in Gang zu bringen.

Die ägyptische Zeitung „Al-Ahram (Die Pyramiden)“ veröffentlicht die Liste der 23 Kandidaten (ausschließlich Männer), die sich in Ägypten um die Präsidentschaft bei den Wahlen am 23./24. Mai bewerben wollen: Amr Moussa (ehemals Außenminister und Generalsekretär der Arabischen Liga), Abdel-Moneim Abul Fotouh (ehemaliges Mitglied der Moslembruderschaft), Mohamed Selim El.Awa (Jurist), Mortada Mansour (Jurist), Ayman Nour (Jurist und Gründer der liberalen Partei „Ghad Al-Thawra [Der Weg zur Revolution]“ ), Hossam Khairallah (ehemaliger Stellvertreter Direktor des Geheimdienstes), Machmud Hossam (Diplomat für Menschenrechte), Mohamed Fawzy (Politologe), Ashraf Barouma (Chemie-Ingenieur), Abu El-Ezz El-Hariri (Kämpfer für soziale und politische Rechte), Machmud Qutb (ehemaliger Präsident des Geheimdienstes), Omar Suleiman (ehemaliger Geheimdienstchef www.reiner-bernstein.de 247 – Chronologie 2012 und Stellvertreter Hosni Mubaraks in den letzten 18 Tagen), Achmed Shafiq (ehemaliger Kommandeur der Luftwaffe), Khaled Ali (Jurist), Khairat El-Shater (stellvertretender Präsident der Moslembruderschaft), Mohamed Mursi ((Vorsitzender der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“), Hamdeen Sabbachi (ehemaliger Begründer der Partei „Karama [Würde]“), Hossam Khairat (Kandidat der „Arabischen Sozialistischen Partei“), Hisham El-Bastawi (Jurist), Hazem Salach Abu Ismail (Salafist), Ibrahim Achmed El-Gharib (unabhängig), Achmed Awad (ehemaliger Direktor der Antiken- Behörde) und Abdallah El-Ashaal (Wirtschaftswissenschaftler und Politologe). Am 10. April vertagt die Wahlkommission die Entscheidung, ob die Kandidaturen von Ayman Nour, Abu El-Ezz El- Hariri und Abu Ismail rechtens sind.

Zum 14. Mail seit der Ablösung des alten Regimes wird auf eine Naturgasleitung nach Israel im nördlichen Sinai ein Anschlag verübt.

Mit Tränengas und Schlagstöcken wird in Tunis Tausende Demonstranten auseinandergetrieben, die in der Avenue Habib Bourguiba für das Demonstrationsrecht plädieren und den Slogan skandieren „Das Volk will den Sturz des Systems“ – daran erinnernd, dass nach wie vor die alten Eliten die politischen Fäden in der Hand halten. Am 10. April hebt der Innenminister die Sperre der Avenue Habib Bourguiba für Demonstrationen auf.

Arabische Nachrichtenagenturen berichten, das Saudi-Arabien eine Mauer entlang der Grenze zum Jemen baue, um das Übergreifen der dortigen Unruhen zu verhindern.

08.04.2011: Israels Innenminister Eli Yishai erklärt Günter Grass zur „persona non grata“ in Israel und verfügt damit ein www.reiner-bernstein.de 248 – Chronologie 2012

Einreiseverbot für den Autor des Gedichts „Was gesagt werden muss“ am 04. April. Am Rande der Begegnung mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti in Jerusalem verschärft Außenminister Avigdor Lieberman seine Kritik an Grass: Dessen Gedicht sei ein Ausdruck des „Egoismus sogenannter westlicher Intellektueller, die bereit sind, das jüdische Volk auf dem Altar verrückter Antisemiten ein zweites Mal zu opfern und ein paar mehr Bücher zu verkaufen oder Anerkennung zu finden“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion „Bündnis 90/DieGrünen“ Volker Beck bezeichnet das Einreiseverbot als überzogene Reaktion. Ohne den Namen von Grass zu nennen, lässt sich Guido Westerwelle in „Bild am Sonntag“ mit dem Satz zitieren: „Israel und Iran auf eine gleiche moralische Stufe zu stellen, ist nicht geistreich, sondern absurd.“ In den ARD-„Tagesthemen“ distanziert sich der frühere israelische Botschafter Israels in Berlin Avi Primor von der Entscheidung der Regierung in Jerusalem: http://www.tagesschau.de/ausland/grass128.html Am 10 . April weist die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles die innerparteiliche Aufforderungen zurück, Grass nicht in Landes- und Bundestagswahlkämpfe einzubeziehen. Grass bleibe trotz gegenteiliger Auffassungen „ein ebenso unbequemer wie gern gesehener Gast“.

Das israelische Militär sperrt die Zufahrten zwischen Jerusalem und der im Norden der Stadt gelegenen Ortschaft A-Ram, in der 60.000 Palästinenser leben, auf dem Weg nach Ramallah. Voraus gehen Steinwürfe von Jugendlichen auf eine israelische Militärpatrouille, die mit Rauchgranaten reagieren. Fußgänger sind von der Sperrung nicht betroffen. Den Bewohnern einschließlich der Taxis bleibt ein schmaler ungepflasterter Weg vier Kilometer von den vier blockierten Zufahrten entfernt. Der Bürgermeister des Ortes Sarhan Yasser Saleima stellt die rhetorische Frage, ob das Militär ganz Tel Aviv absperren würde, denn zwanzig oder dreißig junge Leute Unsinn www.reiner-bernstein.de 249 – Chronologie 2012 machen. Am 12. April wird die nördliche Zufahrtsstraße von und nach A-Ram geöffnet.

07.04.2012: Die Direktorin der Weltbank für die Westbank und den Gazastreifen Mariam Sherman kündigt an, dass ihre Institution in diesem Jahr der Palästinensischen Autonomiebehörde 55 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellen werde, die dem Wirtschaftsleben, der Ausbildung von Akademikern und dem Ausbau pro-staatlicher Einrichtungen zugute kommen sollen.

Im Gazastreifen werden drei Männer wegen Kollaboration mit Israel und wegen Mordes hingerichtet. Der Autonomiebehörde in Ramallah und das von Gaza-Stadt aus tätige „Palestinian Center for Human Rights“ protestieren gegen die Exekutionen. Die Botschaften der Europäischen Union protestieren am 11. April gegen die Hinrichtungen.

05.04.2012: Nachrichtenagenturen melden, dass bisher 24.000 Syrer in die Türkei geflohen sind. Allein am 07. April fliehen erneut weitere 300 Menschen über die türkische Grenze, 130 Personen seien getötet worden. Die Regierung in Damaskus kündigt an, dass sie den Termin des 10. April – Abzug des Militärs aus den Wohngebieten – nicht einhalten werde.

Nach israelischen Presseberichten hat die Zahl der jüdischen Bewohner in „Judäa und Samaria“ – der Westbank – am 31.12.2011 bei 342.414 Personen gelegen. Am 31.12.2000 seien es 190.206 gewesen.

04.04.2012: www.reiner-bernstein.de 250 – Chronologie 2012

Günter Grass löst mit seinem Poem „Was gesagt werden muss“, das in drei europäischen Zeitungen, in Deutschland in der „Süddeutschen Zeitung“, erscheint, eine heftige Debatte aus. Darin beschuldigt er die israelische Politik eines militärischen „Erstschlages“ gegen Iran 375 . In einem Interview mit den „Tagesthemen“ äußert sich der Autor am 05. April differenzierter 376 .

Israelische Regierungskreise bestätigen, dass der palästinensische Regierungschef Salam Fayyad in der kommenden Woche in Jerusalem mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammentreffen werde. Dabei wolle Fayyad, begleitet von Yasser Abed Rabbo und Saeb Erakat, einen Brief von Präsident Machmud Abbas zur Wiederaufnahme der Verhandlungen übergeben, in dem diese von der Einstellung der Siedlungspolitik in der Westbank und in Ost-Jerusalem, von der Honorierung internationaler Abmachungen, von der Anerkennung der „Grünen Linie“ als Grenze des künftigen Staates Palästina und von der Freilassung der Gefangenen, die seit den Osloer Vereinbarungen festgehalten werden, abhängig gemacht würde. In dem Brief heiße es weiter, dass die Lage vor dem Ausbruch der zweiten „Intifada“ im September 2000 – also nach den gescheiterten Verhandlungen in Camp David – wiederhergestellt werden müsse.

In einem Offenen Brief fordert der als Chefarchitekt der Osloer Vereinbarungen geltende und das israelische Team der „Genfer Initiative“ führende Yossi Beilin den palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas auf, die Autonomiebehörde aufzulösen und die Verantwortung an Israel zurückzugeben. Der Verhandlungsprozess habe sich als Farce erwiesen, und es habe keinen Zweck mehr, sich dem Willen von US-Präsident Barack Obama zu beugen, den Beilin scharf kritisiert 377 . Beilin dürfte der Entwurf des Briefes bekannt gewesen sein, den Salam Fayyad in der kommenden Woche in Jerusalem www.reiner-bernstein.de 251 – Chronologie 2012

überreichen will. Wie Barak Ravid in „Haaretz“ berichtet, habe der Entwurf die Drohung vorgesehen, die Autonomiebehörde aufzulösen. Sie sei jedoch auf US-amerikanischen Druck entfernt worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestehe voraussichtlich auf der Wiederaufnahme der Verhandlungen ohne Vorbedingungen, sei aber bereit, alle zentralen Probleme in die Verhandlungen einzubeziehen 378 . Dazu zwei Fragen: Welchen Einfluss misst sich Beilin zu, nachdem er vor zwei Jahren weitere politische Ambitionen ausgeschlossen hat? Wer reißt die Führung in Ramallah nach einer Auflösung der Autonomiebehörde, die Abbas politisch kaum überleben dürfte, an sich? Am 07. April weist ein Sprecher der PLO den Vorschlag Beilins als Aufforderung zum politischen Selbstmord zurück.

Die in London erscheinende saudische Zeitung „Asharq Al-Awsat (Der Nahe Osten)“ meldet, dass bei den „Hamas“-internen Wahlen voraussichtlich erneut Khaled Meshal als einziger Kandidat für die Leitung des Politischen Büros auftreten werde.

Bei einer Demonstration in Amman fordern die Sprecher der jordanischen Moslembruderschaft und der ihr nachgeordneten „Islamischen Aktionsfront“, im Zuge der bevorstehenden Reformen das marokkanische Modell eines proportionalen Listensystems zu übernehmen. Dort seien die Führungen der islamischen Parteien nach dem Wahlsieg mit der Bildung der Regierung beauftragt worden. Der Sprecher der Moslembruderschaft Jamil Abu Baker habe bestätigt, dass im März Treffen mit britischen und anderen westlichen Diplomaten stattgefunden hätten. Am 07. April weist die Moslembruderschaft den Regierungsvorschlag zur Wahlreform als zurück, weil sie die Erwartungen des Volkes nicht erfülle. Sie fordert, dass zumindest 50 Prozent der Parlamentssitze durch das proportionale Wahlrecht bestimmt werden – in der Erwartung, dass davon vor allem die „islamische Aktionsfront“ www.reiner-bernstein.de 252 – Chronologie 2012 profitieren würde. Am 10. April meldet die „Jordan Times“, dass in einer Umfrage 60 Prozent dem System „one man – one vote“ zustimmen.

Gegenüber der „Washington Times“ bekräftigt ein Sprecher der ägyptischen „Partei der Freiheit und Gerechtigkeit“, dass von ihrer Seite kein Volksreferendum zum ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979 vorgesehen sei.

03.04.2012: Die „Jerusalem Post“ zitiert militärische Quellen des Landes, wonach ein Angriff auf Iran gegebenenfalls auf 2013 verschoben worden sei, um diplomatischen Bemühungen und Sanktionen eine Chance zu geben.

In einer Pressekonferenz führt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu aus, dass er den Konflikt mit den Palästinensern lösen wolle, weil er keinen binationalen Staat möchte. „Solange es an mir hängt, werden wir den jüdischen und demokratischen Charakter Israels bewahren.“

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag weist den Antrag der Palästinensischen Autonomiebehörde zurück, dass er als Kriegsverbrechertribunal die israelischen Vergehen während des Gazakrieges Ende 2008 / Anfang 2009 untersucht. Ein Antragsrecht stehe nur Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen zu, nicht jedoch den Status eines Beobachters, dem der Status eines „non-member state“ nicht zuerkannt worden sei.

Für die Präsidentschaftswahlen am 23./24. Mai in Ägypten meldet ein weiterer Kandidat, Abdel-Moneim Abul Fotoh [Fotouh], seinen Anspruch an 379 . Abol Fotoh wurde 2011 gezwungen, sich aus der Moslembruderschaft zurückzuziehen, als er gegen ihren Willen seine Ambitionen publik machte. Am 06. April kommt es auf dem Tahrir- www.reiner-bernstein.de 253 – Chronologie 2012

Platz in Kairo zu erheblichen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der von den islamischen Parteien kontrollierten Verfassunggebenden Versammlung.

02.04.2012: Jerusalems Bürgermeister gibt Planungen zum Bau einer weiteren jüdischen Siedlung für 200 Familien mit dem Namen „Kidmat Zion (Zion voran)“ im Osten der Stadt zwischen Abu Dis und Jabal Mukaber bekannt. Die Bodenfläche wurde von dem US-Millionär Irving Moskowitz im Auftrag der ultraorthodoxen Yeshiva „Ateret Kohanim (Krone der Hohepriester)“ gekauft. Die Planungen sollen umgesetzt werden, wenn der Finanzausschuss der Knesset die notwendigen Mittel bereitstellt. „Barkat schüttet Öl ins Feuer“, warnt der für „Meretz“ im Stadtrat sitzende Meir Margalit. Am 03. April veröffentlicht das Wohnungsbauministerium Ausschreibungen für den Bau von 827 neuen Wohneinheiten im Süd- und Ostteil der Siedlung „Har Homa (Mauerberg)“ in der Nähe der palästinensischen Ortschaften Bet Sahour und Nuaman. Wie üblich protestieren zivilgesellschaftliche Gruppen gegen die Planungen.

Im Falle eines drei Wochen andauernden iranischen Angriffs auf Israel vom Libanon, von Syrien und vom Gazastreifen aus würden weniger als dreihundert Israelis sterben, wollen einige Minister der Regierung Benjamin Netanjahus die israelische Bevölkerung beruhigen. Im November 2011 hatte Verteidigungsminister Ehud Barak die Zahl der möglichen Toten mit fünfhundert angegeben. Am 03. April erklärt US-Außenministerin Hillary Clinton in einem Interview, dass ein einseitiger Angriff Israels auf Iran in niemandes Interesse liege. www.reiner-bernstein.de 254 – Chronologie 2012

Der Sprecher von Syriens Präsident Bashar Assad unterrichtet den Sonderbotschafter der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen Kofi Annan, dass bis zum 10. April alle Militäreinheiten aus Wohngebieten zurückgezogen würden. Zwei Tage später soll mit den Aufständischen der Waffenstillstand in Kraft treten. Westliche Diplomaten äußern sich nach den bisherigen Erfahrungen skeptisch. Arabische Medien melden, dass bisher über 40.000 Syrer in den Nachbarländern Zuflucht gesucht haben. Wer und wie den geplanten Abzug und die nachfolgende Waffenruhe überwachen soll, ist unklar, Syrien beharrt auf seiner nationalen Souveränität. Allein am 03. April sollen in Syrien mindestens achtzig Menschen, meist Zivilisten, getötet worden sein.

Nach einem Bericht der palästinensischen Menschenrechtsorganisation „Al-Haq (Die Gerechtigkeit)“ haben palästinensische Sicherheitskräfte die Menschenrechtsaktivistin und Universitätslektorin Hadeel Hneiti vorübergehend festgenommen, weil sie auf Facebook Präsident Machmud Abbas beleidigt habe 380 .

Der Sprecher der Botschaft des Golf-Kooperationsrats (Saudi- Arabien, Kuwait, Bahrain, Qatar, Vereinigte Arabische Emirate und Oman) in Berlin bestätigt, dass in der vergangenen Woche die Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung und des US-„National Democratic Institute“ in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, geschlossen worden ist. Der Sprecher kündigt an, dass es noch mehr Einrichtungen dieser Art geben könne.

01.04.2012: In Tel Aviv demonstrieren mehrere hundert Menschen, Juden und Araber, gegen die Massaker des Assad-Regimes und für die Freiheit des syrischen Volkes: www.reiner-bernstein.de 255 – Chronologie 2012 http://www.youtube.com/watch?v=2KFdinx15C8&feature=youtu. be

Im Gazastreifen protestieren Tausende Palästinenser gegen die geringe Versorgung mit Benzin, die vor allem aus Ägypten gewährleistet wird. Die ägyptischen Behörden haben die Lieferungen eingestellt, weil die „Hamas“-Regierung sie nicht bezahlen kann, nachdem der Hauptsponsor Iran die Finanzleistungen eingestellt oder zumindest stark reduziert hat. Am 03. April einigen sich die „Hamas“-Regierung und die Autonomiebehörde in Ramallah darauf, dass ab dem 04. April täglich 500.000 Liter Benzin gegen Bezahlung geliefert werden.

In Istanbul findet die zweite Tagung der „Freunde des syrischen Volkes“ mit über siebzig Delegationen unter Leitung von US- Außenministerin Hillary Clinton – die USA stellen für die humanitäre Hilfe internationaler Organisationen weitere 12 Millionen US-Dollar zur Verfügung – und dem türkischen Ministerpräsidenten Recip Tayyip Erdogan statt. Im Gegensatz zur 23. Konferenz der Arabischen Liga in Bagdad 381 ist diesmal die syrische Opposition eingeladen. Die Delegationen erkennen den „Syrischen Nationalrat“ als größte Oppositionsgruppe als legitime Vertretung des syrischen Volkes an. Die Bundesregierung, die ihre humanitäre Hilfe von 3,3 auf 5,7 Millionen Euro aufstockt, ist durch Außenminister Guido Westerwelle vertreten. Die UN-Vetomächte Russland und China sind nicht vertreten. Iran ist nicht eingeladen 382 .

Die koptische Kirche Ägyptens zieht ihre zwanzig Mitglieder aus der Verfassunggebenden Versammlung zurück.

März 2012 www.reiner-bernstein.de 256 – Chronologie 2012

30.03.2012: Aus Anlass des 36. Jahrestages des „Tags des Bodens“ in Israel – 1976 wurden sechs Israelis arabischer Volkszugehörigkeit von Sicherheitskräften getötet, als sie gegen die Bodenenteignungen in Galiläa, im Kleinen Dreieck und im Negev protestierten – riegelt das israelische Militär sämtliche Übergänge von der Westbank und vom Gazastreifen ab. Es kommt zum Teil zu schweren Zusammenstößen. Ein Palästinenser wird am Grenzübergang Eres zum Gazastreifen getötet. Einer der profiliertesten palästinensischen Politiker, Dr. Mustafa Barghouti, wird am Checkpoint Kalandia bei Ramallah durch einen Schuss am Kopf verletzt. Die palästinensischen Demonstranten werden von einem „Global March for Jerusalem“ unterstützt. Mehr als zehntausend Jordanier aus allen politischen und religiösen Lagern protestieren an der Grenze zur Westbank mit der Forderung, Jerusalem zu befreien.

In Tel Aviv demonstrieren einige hundert Menschen gegen die hohen Lebenshaltungskosten, für die sie die Regierung Benjamin Netanjahus verantwortlich machen.

29.03.2012: Nach einem Bericht des „Palestinian Central Bureau of Statistics“ in Ramallah kontrolliert das jüdische Israel zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan 85 Prozent des Territoriums. Ende 2010 habe es insgesamt 518.974 Siedler gegeben, davon 262.494 im Regierungsbezirk Jerusalem. 92 Prozent der 757 Kilometer langen „Trennungsmauern“ würden in der Westbank liegen. Ende 2011 seien dort 474 Siedlungen, Außenlager („outposts“) und militärische Einrichtungen gezählt worden. Im Jahr 2010 seien elf neue Außenlager errichtet worden 383 . www.reiner-bernstein.de 257 – Chronologie 2012

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet von einem Streit zwischen dem Kanzleramt und dem Außenministerium über die symbolische Aufwertung der Generaldelegation Palästina in Berlin. Im Gegensatz zu Guido Westerwelle habe sich Angela Merkel dagegen ausgesprochen, dass ihr Leiter Salach Abdel- Shafi den Titel eines Botschafters führen darf 384 .

Die Bundesregierung protestiert gegen die ohne Begründungen vorgenommene Schließung der erst 2009 eingerichteten Konrad- Adenauer-Stiftung in Abu Dhabi.

Der Vorsitzende der säkularen ägyptischen Partei „Der Weg in die Revolution („Ghad El-Thawra)“ Ayman Nour, kündigt seine Kandidatur für die Wahl zum Staatspräsidenten an. Nour war in einem politischen Prozess kurz nach den Präsidentschaftswahlen 2005 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach langem Zögern stellen die Moslembrüder am 31. März den 62-jährigen Millionär Khairat Al-Shater als Kandidaten für die Wahlen am 23./24. Mai vor. Al-Shater, der sich mit knapper Mehrheit durchsetzt, ist der stellvertretende Vorsitzende des Pathologen Mohamed Badei. Der Vater von zehn Kindern ist in Mansura, einer Stadt im Nildelta geboren, und hat seinen Reichtum durch den Aufbau eines Textil-, Bus- und Wirtschaftsimperiums erworben. Er saß für insgesamt elf Jahre im Gefängnis und wurde zuletzt 2006 zu sieben Jahren Haft verurteilt und nach dem Sturz Hosni Mubaraks freigelassen. Da gemäß dem Gesetz niemand kandidieren darf, der rechtskräftig verurteilt worden ist, muss für Shater eine Amnestie erreicht werden. Am 03. April bezeichnet eine fünfköpfige Delegation des US- Kongresses nach der Begegnung mit Shater die Gespräche als „interessant und erhellend“. Am 06. April reichen Ayman Nour und der frühere Weggefährte von Hosni Mubarak, der Begründer der Partei „Al-Karama (Die Würde)“ Hamdeen Sabahi, ihre Kandidatur offiziell ein.

www.reiner-bernstein.de 258 – Chronologie 2012

28.03.2012: In Istanbul verständigen sich nach tagelangen internen Auseinandersetzungen darauf, den Syrischen Nationalrat als „formellen Ansprechpartner und Repräsentanten des syrischen Volkes“ zu unterstützen. Nach Gesprächen in Teheran äußert sich der türkische Ministerpräsident Recip Tayyib Erdogan skeptisch, ob sich Assad nach den bisherigen Erfahrungen an den Friedensplan Kofi Annans halten werde. Die Kämpfe in mehreren syrischen Städten halten unvermindert an. Erdogan bietet an, das die nächste internationale Verhandlungsrunde um das iranische Nuklearprogramm am 14. April in Istanbul stattfindet. Unter Berufung auf Berichte melden Medien, dass die Zahl der Toten in Syrien inzwischen auf über 9.000 gestiegen sei.

In Berlin tagt der deutsch-palästinensische Lenkungsausschuss. Von Seiten der deutschen Regierung sind beteiligt das Auswärtige Amt, sowie die Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, für Wirtschaft und Technologie sowie für Bildung und Forschung. Im Zentrum der bilateralen Zusammenarbeit stehen von deutscher Seite auf dem Weg zum Aufbau staatlicher Strukturen Palästinas der Aufbau staatlicher und kommunaler Strukturen, die Förderung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung sowie Beiträge zur verbesserten Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die palästinensische Delegation steht unter der Leitung von Ministerpräsident Salam Fayyad. Dieser beklagt, dass die Vorgänge in der arabischen Welt und der Streit um das iranische Atomprogramm die politischen Ansprüche der Palästinenser marginalisieren. Für Außenminister Guido Westerwelle bleibt die Zwei-Staaten-Lösung das Ziel, das „durch Verhandlungen“ mit Israel erreicht werden müsse. In diesem Jahr stellt die Bundesrepublik der Autonomiebehörde mehr als 72 Millionen Euro für Projekte der www.reiner-bernstein.de 259 – Chronologie 2012

Entwicklung zur Verfügung. In der Gemeinsamen Erklärung nach Abschluss der Sitzung halten beide Seiten an der Idee einer Zwei- Staaten-Lösung fest 385 .

27.03.2012: Gegenüber der „BILD“-Zeitung äußert sich der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière höchst skeptisch, ob die israelische Regierung von einem Militärschlag gegen Iran abgehalten werden könne. Aus den Gesprächen mit seinem israelischen Amtskollegen Ehud Barak in der vergangenen Woche, als die Vereinbarung über die Lieferung des sechsten U- Bootes an Israel unterschrieben wurde 386 , sei er sehr besorgt herausgegangen. Gleichzeitig betont de Maizière: „Wir tun alles, was wir können, um den Iran von seinem Nuklearprogramm abzuhalten.“ Die hebräischsprachige Ausgabe von „Haaretz“ bestätigt, dass die U-Boote mit konventionellen Torpedos, aber auch mit atomaren Sprengköpfen ausgestattet werden können.

Die syrische Regierung teilt mit, dass sie dem 6-Punkte Plan des Sonderbotschafters der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen Kofi Annan annehmen werde. Der Plan soll den Bestrebungen des syrischen Volkes politisch gerecht werden, einen Waffenstillstand erreichen, humanitäre Hilfe zulassen, die Verschleppten freilassen, die freie Berichterstattung gewährleisten sowie die Versammlungsfreiheit garantieren. Aus dessen Gesprächen Annans in Peking gehe hervor, heißt es, dass in die Syrien-Position der chinesischen Regierung Bewegung komme, nachdem diese das Assad-Regime aufgefordert hat, den 6-Punkte-Plan zu respektieren. Mit demselben positiven Eindruck war Annan am 26. März aus Moskau abgereist. Der Vorsitzende der drusischen „Sozialistischen Partei“ im Libanon Walid Djumblat fordert die syrischen Drusen auf, sich dem Widerstand gegen das Assad-Regime anzuschließen. Am 29. März zitiert die in Beirut erscheinende Zeitung „The Daily Star“ www.reiner-bernstein.de 260 – Chronologie 2012

Ministerpräsident Najib Mikati mit den Worten, dass es für Libanon kein Zurück zur Annäherung an Syrien geben werde.

Im Süden Libyens kommen bei Gefechten zwischen rivalisierenden Stammesmilizen mindestens fünfzig Menschen ums Leben. Allein am 31. März soll es 147 Tote gegeben haben.

Bei den parteiinternen Wahlen von „Kadima“ setzt sich der frühere Generalstabschef und Verteidigungsminister Shaul Mofaz, geboren 1948 in Teheran und im Alter von neun Jahren mit seiner Familie nach Israel eingewandert, gegen die gegenwärtige Vorsitzende und ehemalige Außenministerin (in der Regierung Ehud Olmerts) Tsipi Livni mit 61,7 Prozent (23.987 Stimmen) durch; Livni erhält 37,32 Prozent (14.516 Stimmen). Mofaz ruft seine Rivalin mit, mit ihm in der Partei zusammenzuarbeiten 387 . Beobachter vermuten, dass mit der Wahl von Mofaz der Weg der Partei in die Koalitionsregierung Benjamin Netanjahus leichter geworden sei. In einem Telefoninterview, aus dem „Haaretz“ am 29. März zitiert, kündigt Mofaz an, dass er sich an die Spitze des sozialen Protests setzen werde. Es könne nicht angehen, dass die Lasten ungleich verteilt würden, erklärt er im Hinblick auf die Ausnahmestellung der Ultraorthodoxen, nur bedingt zum Militär eingezogen zu werden. Mofaz wird am 02. April als neuer Chef der „Kadima“-Fraktion in der Knesset eingeführt.

26.03.2012: Der Appell einer israelischen Familie in der vergangenen Woche an das iranische Volk „Wir lieben Iran“ zieht weltweit immer weitere Kreise. Mittlerweile hat sich auch die Musikszene dieses Aufrufs angenommen: http://www.youtube.com/watch?v=a10R13xmYbM&feature=related

Rund zwanzig jüdische Siedler besetzen in der Nachbarschaft der Machpela-Höhle in Hebron um Mitternacht ein zweistöckiges Haus, www.reiner-bernstein.de 261 – Chronologie 2012 das sie von einem Palästinenser gekauft haben wollen. Verteidigungsminister Ehud Barak ordnet an, dass das Militär das Haus bis zum 03. April räumen soll. Am 02. April schaltet sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ein und verlangt die Verschiebung der Räumung, damit die Siedler Zeit gewinnen, um vor Gericht ihre Ansprüche zu begründen. Der Bürgermeister Hebrons Khaled Osaily beschuldigt den Palästinenser, das Haus unberechtigt verkauft zu haben, weil er nicht der Eigentümer sei. Am 04. April räumt das israelische Militär das Haus ohne größere Zwischenfälle. Am 22. April ordnet das Bezirksgericht Jerusalem die Evakuierung der sechs Siedlerfamilien an, weil sie vorgelegten Dokumente eine Fälschung seien.

Nach Angaben aus der Opposition wird der Chef des syrischen Geheimdienstes Iyad Mando getötet. Die türkische Regierung schließt zunächst vorübergehend ihre Botschaft in Damaskus.

Das „Neue Deutschland“ veröffentlicht ein Interview mit dem palästinensischen Politiker Mustafa Barghouti aus Anlass der 36. Wiederkehr des „Tags des Boden“ in Israel am 30. März 1976, als israelische Staatsbürger arabischer Volkszugehörigkeit gegen die fortgesetzt Enteignung ihrer Landflächen protestierten. In dem Interview unterstützt Barghouti dem Aufruf zu einem „Globalen Marsch nach Jerusalem“ als einen „Akt der Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Damit solle „die Aufmerksamkeit der Welt auf die sehr schweren Rechtsverletzungen“ gelenkt werden, die „Israel in Jerusalem begeht“. „Wenn Jerusalem verloren geht“, so Barghouti weiter, „gehen das ganze Konzept und die Idee einer palästinensischen Staatlichkeit verloren – und damit die Möglichkeit für einen Frieden 388 .“

Die Palästinensische Autonomiebehörde verhört 48 Stunden einen palästinensischen Journalisten, der für die jordanische Zeitung „Al- www.reiner-bernstein.de 262 – Chronologie 2012

Ghad (Der Morgen“) arbeitet. Ihm wird ein Artikel vorgeworfen, in dem er einem führenden palästinensischen Diplomaten und seiner Frau Korruption vorwirft.

Die jüdische Gemeinde in der Türkei protestiert gegen eine Werbeanzeige, in der Adolf Hitler für ein Haarwaschmittel für Männer mit dem Spruch wirbt „Wenn Du keine Frauenkleidung trägst, solltest Du auch kein Haarwaschmittel für Frauen benutzen“. Am 28. März zieht die Firma die Werbung zurück.

24.03.2012: David D. Kirkpatrick berichtet in der „New York Times“, dass die ägyptische Moslembruderschaft in ihrer Rolle als Schirmherrin der palästinensischen Sache „Hamas“ veranlassen wolle, sich mit Präsident Machmud Abbas zu einigen, damit der Druck auf Israel zugunsten einer Zweistaatenregelung erhöht werden könne. Damit würde die Moslembruderschaft, so der Autor weiter, von früheren Vorstellungen eines militärischen Kampfes abrücken und den Friedensvertrag mit Israel von 1979 implizit anerkennen. Moussa Abu Marzouk, stellvertretender Chef des politischen Büros von „Hamas“, der nach der Flucht aus Damaskus jetzt in Kairo lebt, wird mit den Worten zitiert, dass die Moslembruderschaft nach ihrem Aufstieg zur stärksten Partei im Parlament – mittels der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ – realistischer geworden sei 389 .

Etwa tausend israelische Akademiker, darunter 18 Träger des „Israel-Preises“, protestieren in einer Petition an die Adresse von Erziehungsminister Gideon Saar gegen die Absicht, dem College in Ariel den Status einer Universität zuzuerkennen.

Am Abend beginnt in Washington, D.C., unter Beteiligung von rund 2.500 Gästen die dritte Jahreskonferenz der US- www.reiner-bernstein.de 263 – Chronologie 2012 amerikanisch-jüdischen Friedensorganisation „J Street“ – eine Alternative zum „American Israel Public Affairs Committee (AIPAC)“ – mit der Losung „Making History“. Die zweitägige Konferenz steht unter dem Eindruck, dass die Chancen für eine Zweistaatenregelung schwinden. Zu den Gästen gehören der Schriftsteller Amos Oz („Ich habe mein ganzes Erwachsenenleben auf euch gewartet!“), der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert, der Ende September 2008 Präsident Machmud Abbas einen „Konvergenzplan“ zur Überwindung der diplomatischen Stagnation vorgelegt hatte, und der Autor Peter Beinart, der jüngst mit seinem Buch „The Crisis of Zionism“ (Times Books: New York 2012) Aufsehen erregte. Von Seiten der US-Administration wird der Nationale Sicherheitsberater von Vizepräsident , Antony Blinken, erwartet. Nach in die Öffentlichkeit gelangten Indiskretionen soll nun auch das Weiße Haus durch Valerie Jarrett vertreten sein, die als Beraterin von Präsident Barack Obama die Kontakte zu jüdischen Organisationen unterhält; zur AIPAC-Konferenz am 04. März war Obama persönlich erschienen. Die israelische Botschaft entsendet den Gesandten Baruch Bina. Israels Präsident Shimon Peres richtet an die Teilnehmer eine per Video übertragene Grußadresse. Am 26. März betont Ehud Olmert vor den Teilnehmern, dass der palästinensische Präsident Machmud Abbas den Frieden mit Israel wolle, auch wenn dieser nicht derselbe Frieden sei, den Israel sich wünsche. Doch deshalb werde schließlich verhandelt. Er brauche Abbas nicht, damit er Erklärungen zum Charakter des Staates Israel abgebe, fügt Olmert im Blick auf die Forderung Benjamin Netanjahus hinzu, dass die Palästinenser den jüdischen Staat anerkennen müssten. Es habe ihm fast das Herz gebrochen, als er, Olmert, im September 2008 Abbas gegenübergesessen und betont habe, dass es keine israelische und keine palästinensische Souveränität über den Tempelberg geben dürfe. „Klatschen Sie nicht“, ermahnt Olmert www.reiner-bernstein.de 264 – Chronologie 2012 das Publikum, „weinen Sie lieber mit mir. Für einen Juden, dies anzubieten, sei nur möglich, wenn du die unvermeidliche Schlussfolgerung gezogen hast, dass du zur Sicherung eines unabhängigen und demokratischen jüdischen Staates diese Schlussfolgerung ziehen musst.“ Die Zeit arbeite gegen Israel, nicht gegen die Palästinenser. Mustafa Barghouti äußert sich skeptisch, ob und wie lange die Palästinenser den gewaltfreien Widerstand aufrechterhalten können. Einen Tag später vertritt der Vorsitzenden von „J Street“ Jeremy Ben-Ami die Auffassung, dass trotz der bisherigen Erfahrungen der US- Kongress kein „verlorener Fall“ für die pro-israelische Friedenslobby sei. Die Rechte der Israelis und die der Palästinenser würden sich nicht gegenseitig ausschließen 390 .

In Kairo wird ein hundert Mitglieder umfassendes Komitee aus der Mitte des Unterhauses und des Oberhauses bestimmt, die einen Entwurf für die neue Verfassung erarbeiten sollen. Vertreter säkularer und linker Parteien befürchten den zu großen Einfluss der beiden islamischen Parteien, der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ sowie der Partei „Das Licht“.

In Bagdad beginnt erstmals nach dem Ausbruch der „Arabellion“ das auf drei Tage anberaumte 23. Gipfeltreffen der Arabischen Liga,; an ihr nehmen nur neun der 22 Präsidenten, Monarchen und Regierungschefs teil. Im Mittelpunkt stehen Versuche, auf eine Beruhigung der Lage in Syrien einzuwirken (die Mitgliedschaft Syriens in der Arabischen Liga ist suspendiert 391 ) und innerarabische Spannungen abzubauen. So hatte Saudi-Arabien zwar im Februar die diplomatischen Beziehungen zum Irak nach zwei Jahrzehnten – nach dem Krieg gegen Saddam Husseins Feldzug gegen Kuwait (Irak zahlt jährlich mehrere Milliarden US-Dollar, fünf Prozent der Einnahmen aus dem Erdöl-Export, an Reparationen an Kuwait) – wiederaufgenommen, doch bleibt sein Botschafter zumindest vorerst in der jordanischen Hauptstadt Amman stationiert. Die irakische www.reiner-bernstein.de 265 – Chronologie 2012

Regierung von Ministerpräsident Nuri Kamal Al-Maliki versuche, heißt es in Presseberichten, die Diskussion über die eigenen Probleme zu verhindern, wozu das Verhältnis von Schiiten und Sunniten gehört. In der Abschlusserklärung vom 29. März werden die sofortige und vollständige Umsetzung des Befriedungsplans von Kofi Annan 392 gefordert, jede ausländische Einmischung in die Angelegenheiten Syriens abgelehnt, eine friedliche Machtübergabe gefordert – ohne Bashar Assad zum Rücktritt aufzufordern –, die Unterstützung für die legitimen Wünsche der syrischen Bevölkerung nach Freiheit und Demokratie zugesagt und Gewalt, Mord und Blutvergießen verurteilt. Am 30. März lehnt Assad die Erklärung der Arabischen Liga ab und verlangt, dass zunächst die andere Seite die Waffen niederlegen und ausländische Waffenlieferungen eingestellt werden müssten.

In Istanbul endet die zweitägige Sitzung des Sonderausschusses der Sozialistischen Internationalen zur „Arabellion“. An ihr nehmen Delegierte von 21 europäischen und nahöstlichen Parteien teil.

23.03.2012: Im Vorbericht auf die am 27. März stattfindenden parteiinternen Wahlen zur Spitzenkandidatur in „Kadima (Vorwärts)“ schreibt Yossi Verter, dass sich die Rivalität zwischen der gegenwärtigen Vorsitzenden Tsipi Livni und ihrem Herausforderer Shaul Mofaz zu einem Krieg zwischen den Parteilagern entwickelt habe. In ihrer kurzen Geschichte seit 2006, als der damalige Ministerpräsident im Streit über den Rückzug aus dem Gazastreifen „Likud“ verließ und „Kadima“ gründete, habe die Partei bisher drei Vorsitzende verschlissen. Sollte Livni die Wahlen verlieren, sei ihr kometenhafter politischer Aufstieg – der ersten Frau nach Golda Meir – aller Voraussicht nach beendet. Verter sagt „Kadima“ bei den nächsten Parlamentswahlen einen deutlichen www.reiner-bernstein.de 266 – Chronologie 2012

Mandatsverlust voraus 393 . Für den„Likud“, der Partei Benjamin Netanjahus, werden Gewinne erwartet. Bisher ist sie mit 27 Abgeordneten der 120 Mandate in der Knesset vertreten.

Passagiere und Tourismusbüros protestieren dagegen, dass in Flügen von „ElAl“ weibliche Fluggäste von ultraorthodoxen Juden gezwungen würden, ihren Sitzplatz zu wechseln, indem ganze Sitzreihen belegt würden. Nach einem Bericht in „Haaretz“ würde das Flugpersonal aus Sorge vor unliebsamen Konsequenzen nicht einschreiten. Solche Vorfälle würden sich nicht in Langstreckenflügen von „Continental“, „Lufthansa“ und „Delta Airlines“ ereignen, zitiert das Blatt einen Tourismus-Manager.

Die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) der Türkei droht der Regierung in Ankara mit blutigen Kämpfen, sollte diese im Zuge einer Militäraktion gegen Syrien auch gegen die syrischen Kurden – eine Bevölkerung von zwei Millionen Menschen – vorgehen. Zuvor hatte Ankara Syrien beschuldigt, die PKK für ihre politischen Zwecke einzuspannen.

22.03.2012: Mit 36 Ja-Stimmen (darunter Angola, Nigeria, Uganda, China, Indien, die Philippinen, Thailand, Chile, Mexiko, Peru und Uruguay) bei zehn Enthaltungen (Kamerun, Costa Rica, Belgien, Italien, Guatemala, Moldavien, Poland, Rumänien, Tschechien und Ungarn) und einer Gegenstimme – der der USA, vertreten durch Charles Blaha – stimmt der UN-Menschenrechtsrat in Genf für die Berufung einer unabhängigen internationalen „Fact-finding-Mission“, um die Auswirkungen der israelischen Siedlungspolitik auf die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Rechte der Palästinenser in der Westbank und in Ost-Jerusalem zu untersuchen. Das israelische Außenministerium überlegt, seinen Botschafter Aharon Leshno-Yaar www.reiner-bernstein.de 267 – Chronologie 2012 zurückzuziehen und die Zusammenarbeit mit einem „Känguruh- Gerichtshof“ einzustellen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verwahrt sich gegen die Entscheidung, zumal da sich der syrische Gesandte, der die Siedlungspolitik als „einen Akt der Piraterie“ verurteilt, nicht gescheut habe, für die Berufung der Kommission zu stimmen. Deutschland gehört gegenwärtig nicht dem Gremium an. Angehörige des israelischen Kabinetts schlagen vor, als Strafe die Überweisung von Zoll- und Steuereinnahmen an die Autonomiebehörde gemäß dem Pariser Protokoll vom April 1994 erneut zu unterbrechen 394 . Am 26. März ordnet das israelische Außenministerium an, dass seine diplomatische Vertretung in Genf sämtliche Kontakte zum Menschenrechtsrat abbricht. Am 27. März beschuldigt das in Israel operierende rechtsgerichtete Internet- Portal „NGO-Monitor“ staatlich geförderte Organisationen aus Schweden, Dänemark, der Schweiz und den Niederlanden, für das Ergebnis der Abstimmung in Genf finanziell durch die Unterstützung palästinensischer Partner gesorgt zu haben. Gleiches sei schon bei der UN-Konferenz 2001 im südafrikanischen Durban , beim Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag 2004 um die „Trennungsmauern“ zwischen Israel und der Westbank sowie 2009 bei der „Fact-Finding Mission“ der Vereinten Nationen unter Vorsitz von Richard Goldstone um den Gazakrieg geschehen.

US-Außenministerin Hillary Clinton verteidigt die Entscheidung, Ägypten einen Gesamtbetrag von 1,5 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen. Von dem Betrag sind 1,3 Milliarden als Militär- und 200 Millionen als Wirtschaftshilfe vorgesehen. Am 23. März gibt das Repräsentantenhaus 88,6 Millionen US-Dollar an die Palästinensische Autonomiebehörde für Entwicklungsprogramme frei. Der ursprünglich vorgesehene Gesamtbetrag von 147 Millionen US-Dollar war im Sommer 2011 eingefroren worden, um die www.reiner-bernstein.de 268 – Chronologie 2012

Autonomiebehörde für ihre Entscheidung zu bestrafen, sich bei den Vereinten Nationen um die Anerkennung Palästinas zu bemühen.

Der Londoner „Guardian“ berichtet von einer Mitteilung der Chefs der EU-Missionen in Jerusalem und Ramallah im Februar nach Brüssel, in der sie über die systematische und sich ausweitende Gewalt jüdischer Siedler gegen palästinensische Bauern, Familien und Kinder berichten. Die israelischen Behörden würden diesem Vorgehen mit 441 Angriffen Tote und Verwüstungen – darunte rdie Rodung von etwa zehntausend Bäumen – im Jahr 2011 keine Aufmerksamkeit widmen. 92 Prozent der im April 2011 eingereichten 600 palästinensischen Beschwerden seien von der israelischen Polizei abgewiesen worden. Die Gewaltausbrüche, so der EU- Bericht weiter, seien von rund hundert Siedlerführern eingefädelt worden 395 .

Zum ersten Mal kommt es von Seiten des Assad-Regimes zum Einsatz russischer Kampfhubschrauber in Syrien gegen die Zivilbevölkerung und gegen Stellung der Aufständischen.

Ein Erdbeben der Stärke 3,8 auf der Richter-Skala wird nahe dem Toten Meer registriert. Nach israelischen Angaben ist das Niveau des Sees Genezareth durch die heftigen Regenfälle in diesem Winter um zwei Meter gestiegen, liegt aber noch immer drei Meter unter der vollen Marke.

21.03.2012: Die internationale Geberkonferenz in Brüssel 396 unter Leitung der EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragten Catherine Ashton und in Anwesenheit des palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad und des Sonderbotschafters des Nahost- Quartetts Tony Blair appelliert an die Geberländer, für 2012 der Autonomiebehörde 1 Milliarde US-Dollar zur Überwindung ihrer Finanzkrise zur Verfügung zu stellen, und appelliert an die www.reiner-bernstein.de 269 – Chronologie 2012 israelische Regierung, „weitere Schritte zur Verbesserung der Bewegungsfreiheit für Menschen und Güter, für Entwicklung und Handel und Exporte in der Westbank und in Gaza, einschließlich der Zone C und in Ost-Jerusalem“ einzuleiten. Die Konferenz bezieht sich auf die „Vision eines unabhängigen, demokratischen und souveränen Staates Palästina an der Seite Israels in Frieden und Sicherheit“ 397 . Die palästinensische Nachrichtenagentur meldet, dass die Autonomiebehörde in Ramallah seit 2007 über 7 Milliarden US-Dollar in den Gazastreifen überwiesen habe. Davon würden die Gehälter von 80.000 Angestellten des öffentlichen Dienstes (monatlich 120 Millionen US-Dollar), die Gehälter für Lehrer und Unterrichtsmaterialien sowie für Gesundheitsdienste bezahlt werden.

Die ägyptische „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, die im Parlament die meisten Sitze innehat, plädiert für die vollständige Öffnung der Grenze zum Gazastreifen bei Rafach für den Warenverkehr. Bisher steht der Grenzübergang nur bedingt offen.

In einer einstimmig verabschiedeten „Präsidentiellen Erklärung“ aller 15 Mitglieder im UN-Sicherheitsrat, die keine rechtsverbindliche Wirkung hat, wird die unverzügliche Umsetzung der Vorschläge von Sonderbotschafter Kofi Annan durch Syrien verlangt. Der Plan sieht unter anderen eine UN- überwachte zweistündige Feuerpause pro Tag, um die Not der Bevölkerung zu lindern, und die Freilassung aller politischen Gefangenen vor. Nach arabischen Medienberichten sollen inzwischen bei den Kämpfen mehr als achttausend Menschen ums Leben gekommen sein. Bei EU-Außenminister-Treffen in Brüssel am 22./23. März werden die Sanktionen weiter verschärft. Es könne nicht sein, dass Angehörige der Assad- Familie in Europa shoppen gehen, während in Syrien Hunderte Menschen sterben, erklärt Außenminister Guido Westerwelle. www.reiner-bernstein.de 270 – Chronologie 2012

Die britische „Advertising Standards Authority“ weist eine Werbeanzeige des israelischen Tourismusministeriums mit der Begründung zurück, dass auf der beigefügten Landkarte die Grenzen zur Westbank und zu den Golanhöhen nicht genau eingezeichnet seien.

20.03.2012: Gegenüber westlichen Diplomaten erklärt Präsident Machmud Abbas in Ramallah, dass die Autonomieregierung an den Verhandlungstisch zurückkehren werde, wenn Israel den Siedlungsbau einstelle und die Grüne Linie vor dem Junikrieg 1967 als künftige Staatsgrenze Palästinas anerkenne. Beide Bedingungen seien die Voraussetzung für die Zwei-Staaten-Lösung.

Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert aus dem jüngsten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts „Sipri“, wonach im Jahr 2011 die USA mit 30 Prozent der größte Waffenexporteur gewesen sei, gefolgt von Russland mit 24 Prozent und Deutschland mit 9 Prozent. Der größte Abnehmer sei Indien mit 10 Prozent des Gesamtumsatzes gewesen, danach folgten Südkorea, Pakistan, China und Singapur. Als Einkäufer sei China in der Rangfolge nach unten gerutscht, während es als Exporteur aufsteige, besonders nach Pakistan. Zwischen 2007 und 2010, so „Sipri“ weiter, sei Russland der größte Waffenlieferant für Syrien gewesen, 78 Prozent aller syrischen Importe stammten von dort. Derzeit stehe noch eine Lieferung von 25 russischen MIG-29-Jets und von 36 leichten YAK- Kampfflugzeugen aus, die auch im Kampf gegen die syrische Opposition eingesetzt werden könnten. Für Deutschland seien der mit Abstand wichtigste Markt die Staaten der Europäischen Union, angeführt von Griechenland 398 . Beim Besuch von Verteidigungsminister Ehud Barak in Berlin sagt sein deutscher www.reiner-bernstein.de 271 – Chronologie 2012

Amtskollege Thomas de Maizière die Lieferung eines sechsten U-Bootes der „Dolphin“-Klasse an Israel zu und bestätigt, dass dafür 135 Millionen Euro in den Bundeshaushalt 2012 eingestellt worden sind 399 . Gleichzeitig warnt de Maizière vor unkalkulierbaren Risiken für den Fall einer militärischen Konfrontation um das iranische Atomprogramm, die „auch zum Schaden für Israel“ ausgehen werde. Doch könne sich Israel „hinsichtlich der staatlichen Integrität und seiner Existenz der deutschen Solidarität sicher sein“, wiederholt der deutsche Verteidigungsminister die Zusage der Bundeskanzlerin vom März 2008. In einer Pressemitteilung schreibt die Fraktion von „Bündnis 90/DieGrünen“: Gegen die Lieferung eines sechsten U-Bootes an Israel. Zur Ankündigung des Vertrags für die Lieferung eines sechsten U-Bootes aus Deutschland nach Israel unterschrieben werden soll, erklären Katja Keul, Parlamentarische Geschäftsführerin, und Kerstin Müller, Sprecherin für Außenpolitik: „Die Lieferung eines sechsten U- Bootes der Dolphin-Klasse an Israel ist ein falsches Signal angesichts der fortgesetzten Siedlungspolitik der israelischen Regierung in der Westbank und in Ost-Jerusalem. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr zunächst die Lieferung dieses U-Bootes genau wegen dieser Politik der israelischen Regierung infrage gestellt. Doch dann stimmte sie der Lieferung zu, nachdem die israelische Regierung sich bereit erklärte, zurückgehaltene palästinensische Steuereinnahmen an die Autonomiebehörde weiterzuleiten. Das war ein billiger „deal", denn dazu wäre Israel ohnehin verpflichtet gewesen, und es gab bereits breiten internationalen Druck. Der jetzt vorliegende Vertrag ist letztlich Ausdruck der Konfusion in der Nahostpolitik der Bundesregierung 400 .“ Am 21. März dankt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Schreiben der deutschen Bundeskanzlerin für das U-Boot. Es werde Israels „Sicherheitsbedürfnisse in diesen stürmischen Zeiten“ www.reiner-bernstein.de 272 – Chronologie 2012 unterstützen und insgesamt einen großen Beitrag für die Sicherheit des jüdischen Staates leisten.

In Moskau zeigt sich Außenminister Sergej Lawrow gegenüber einer neuen UN-Resolution gegen Syrien offen, wenn diese auf ein Ultimatum gegen das Assad-Regime und auf eine militärische Intervention verzichte. In einem Bericht der „New York Times“ vom selben Tage wird unter Berufung auf Diplomaten, Analysten und syrischen Beobachtern die Auffassung vertreten, dass sich Präsident Bashar Assad aufgrund der Feuerstärke seines Militärs noch Monate oder gar Jahre an der Macht halten könne 401 .

Im Vorfeld der internationalen Geberkonferenz am 21. März in Paris kündigt die Europäische Union die Überweisung einer Tranche in Höhe von 35 Millionen Euro an die Palästinensische Autonomiebehörde an; die Gesamtleistung soll 2012 insgesamt 300 Millionen Euro betragen. Eine entsprechende Vereinbarung wird zwischen der EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragten Catherine Ashton und Ministerpräsident Salam Fayyad in Brüssel unterzeichnet. Das Geld ist für ein Abwasser-Projekt in der Westbank und für die Verbesserung der Infrastruktur am Grenzübergang Karem Abu Salem/Kerem Shalom zwischen dem Gazastreifen und Israel bestimmt. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat die Autonomiebehörde Zahlungsrückstände in Höhe von 540 Millionen US-Dollar und Bankverbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde US-Dollar angehäuft, auch wegen der ausgebliebenen Erfüllung ausländischer Zusagen 402 . Das „Palestinian Central Bureau of Statistics“ teilt mit, dass das Bruttoinlandsprodukt in den palästinensischen Gebieten 2011 um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen sei. Die Arbeitslosigkeit in der Westbank betrage 17 Prozent um Gazastreifen 30 Prozent. www.reiner-bernstein.de 273 – Chronologie 2012

Präsident Barack Obama versichert in einem Telefonat mit Präsident Machmud Abbas, dass für die USA der Friedensprozess weiterhin zu den Hauptprioritäten Washingtons gehöre. Diese Botschaft habe er auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am 05. März mitgegeben.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet von einer Debatte in der FDP-Bundestagsfraktion über die möglichen Konsequenzen der von Bundeskanzlerin Angela Merkel im März 2008 abgegebenen Erklärung der deutschen Staatsräson zur Sicherheit des Staates Israel. Vor allem geht es um die politische Ausfüllung des Ansatzes zu „praktischer Solidarität“ im Falle eines iranischen Militärschlages. Danach scheint die Fraktionsmehrheit die Auffassung zu vertreten, dass die Bundesregierung Israel umgehend Luftabwehr-Vorrichtungen wie die „Patriot“-Systeme zur Verfügung stellen solle. Weitergehende Anfragen der israelischen Regierung würden nicht erwartet 403 .

Am zehnten Jahrestag der von den USA geführten Invasion gegen Saddam Husseins Irak sterben bei mehreren Anschlägen in Bagdad, Kerbala – hier allein 13 Personen –, in Hilla, Ramadi und Kirkuk insgesamt mindestens 52 Menschen.

19.03.2012: In der südfranzösischen Stadt Toulouse werden am Morgen durch Schüsse eines Motorradfahrers vier Juden vor ihrem Schulgebäude mit einer automatischen Waffe getötet, darunter ein Rabbiner und zwei seiner Kinder. Nach Polizeiangaben sei vor einigen Tagen dieselbe Waffe beim Mord an drei Soldaten nordafrikanischer Herkunft in Toulouse und in Montauban benutzt worden. Staatspräsident Nicolas Sarkozy und sein sozialistischer Herausforderer François Hollande verschaffen www.reiner-bernstein.de 274 – Chronologie 2012 sich einen persönlichen Überblick in Toulouse und verurteilen in scharfen Worten die Mordtat. In allen Schulen wird in einer Schweigeminute der Toten gedacht. Als Doppelstaatsbürger werden sie auf Wunsch der Angehörigen am 21. März in Jerusalem im Beisein von Frankreichs Außenminister Alain Juppé beigesetzt. Am selben Tag verwahrt sich die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Catherine Ashton gegen die von israelischer Seite gegen sie vorgetragene Kritik, die Opfer von Toulouse in eine Reihe mit den toten Kindern israelischer Militärinterventionen im Gazastreifen gestellt zu haben. Die Auswertung ihres Redemanuskripts soll belegen, dass Ashton auch die Kinder in der südisraelischen Stadt Sderot erwähnt hat, die von Raketen aus dem Gazastreifen getroffen werden. Ebenfalls am 21. März verwahrt sich der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad gegen Extremisten, die die palästinensischen Interessen benützen, um für ihre Gewalttaten zu rechtfertigen. Nach der über 30 Stunden dauernden Belagerung des Hauses, in dem sich der Mörder verschanzte, wird am späten Vormittag des 22. März der 24-jährige Mohamed Merah nach einer wilden Schießerei von Elitesoldaten getötet. Zur Begründung seiner Bluttat hatte Merah angegeben, dass er im Namen von „Al-Qaeda“ Rache für den Tod palästinensischer Kinder durch Israel und für die französische Beteiligung an Auslandseinsätzen habe nehmen wollen.

In Damaskus kommen bei einem Feuergefecht zwischen Angehörigen der Freien Syrischen Armee und Soldaten des Assad- Regimes mindestens 19 Menschen ums Leben. Eine Delegation von Sonderbotschafter Kofi Annan trifft in der syrischen Hauptstadt ein. Der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sieht nach dem Gespräch mit Außenminister Sergej Lawrow Bewegung in der russischen Syrien-Politik. www.reiner-bernstein.de 275 – Chronologie 2012

Nach einem Bericht der „New York Times“, der sich auf eine unter Verschluss gehaltene militärische Simulation mit dem Namen „Internal Look“ beruft, könnte ein Krieg zwischen Israel und Iran die USA mit hineinziehen und Hunderte Tote kosten. Die Simulation, die vor allem die interne Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen dem Pentagon und dem Zentralkommando überprüfen wollte, würde besonders den Kommandeur der US-Streitkräfte im Mittleren Osten, dem Persischen Golf und Südwestasien, General James N. Mattis, beunruhigen 404 .

In einem 14 Jahre langen Prozess werden Mohamed Al-Zawahiri, der Bruder des Nachfolgers von „Al-Qaeda“-Chef Osama Bin-Laden, Ayman Al-Zawahiri 405 , und der Bruder eines Attentäters, der an der Ermordung von Staatspräsident Anwar Sadat am 06.Oktober 1991 in Kairo ermordet wurde, von der Anklage frei.

17./18.03.2011: Shlomo Brom, General d.R., und Jibril Rajoub, Sicherheitsberater von Präsident Machmud Abbas, veröffentlichen in der „Süddeutschen Zeitung“ die Zusammenfassung eines 72 Punkte umfassenden Papiers, in dem die Autoren zur Sicherung des Friedens zwischen Israelis und Palästinensern im Rahmen der Zwei- Staaten-Lösung eine bewaffnete internationale Präsenz bereits vor Abschluss eines bilateralen Abkommens vorschlagen und wonach der Einsatz auch bei der Kontrolle der Umsetzung der Vereinbarungen eingesetzt werden soll. Bei der Präsentation des Papiers auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung am 19. März in Berlin besteht der beteiligte Klaus Naumann, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und NATO-Militärchef in Brüssel, darauf, dass für die Mission ein „robustes Mandat“ gemäß Artikel 7 der UN-Charta notwendig sei 406 . www.reiner-bernstein.de 276 – Chronologie 2012

Im Vorfeld der internationalen Geberkonferenz für Palästina am 21. März in Brüssel unter Beteiligung der EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragten Catherine Ashton und des Sonderbotschafters des Nahost-Quartetts Tony Blair berichtet „Haaretz“ von einem Papier des israelischen Außenministeriums, das gemeinsam mit anderen Ministerien die wirtschaftliche und finanzpolitische Schwäche der Palästinenser in der Westbank auf dem Weg zum eigenen Staat behauptet. Interessanterweise argumentiert das Papier, das sich auch auf Daten der Weltbank 2011 beruft, auf der Grundlage eines in absehbarer Zeit entstehenden Staates Palästina 407 .

In Berlin wirft eine Frau Knallkörper ohne Zündungsmechanismus und Zeitungsartikel mit Hakenkreuzen auf das Gelände der israelischen Botschaft. Nach Polizeiangaben stellten sie kein Sicherheitsrisiko dar.

17.03.2012: Bei drei Anschlägen in Damaskus sterben mindestens 27 Menschen. Am 18. März explodiert eine weitere Autobombe in der zweitgrößten Stadt Syriens, in Aleppo , und tötet drei Menschen.

In Kairo stirbt im Alter von 88 Jahren der koptische Papst Shenouda III. an Herzversagen. Shenouda, der seit 1971 dieses Amt bekleidete, litt seit langem an einer Rücken- und Leberkrankheit. Bei seiner Aufbahrung in der Kairoer St. Markus-Kathedrale komme im Gedränge der Trauernden drei Menschen zu Tode. Die islamische „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ würdigt den theologisch erzkonservativen Verstorbenen, der 1923 im oberägyptischen Assiut geboren wurde, als herausragende Persönlichkeit. Shenouda wird am 20. März, begleitet von hysterischen Szenen Trauernder, im St. www.reiner-bernstein.de 277 – Chronologie 2012

Bishoy-Kloster hundert Kilometer nördlich Kairos beigesetzt. Im Jahr 2001 hatte Shenouda erklärt, er werde nie nach Jerusalem reisen ohne einen palästinensischen Pass und ohne die Begleitung des inzwischen verstorbenen Groß-Imam der Al- Azhar-Universität Mohamed Sayed Tantawi. Die Kopten machen nach inoffiziellen Angaben rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Eine Delegation des jordanischen Parlaments beendet einen offiziellen Besuch in der Westbank und in Ost-Jerusalem.

16.03.2012: In einer Kleinen Anfrage verlangt die Fraktion DIE LINKE im Bundestag von der Bundesregierung Auskunft über die Zerstörung von Windkraft- und Solaranlagen in der Westbank durch israelisches Militär sowie die geplante Enteignung des „Tent of Nations“ von Daud Nasser. Die Windenergie- und Solaranlagen wurden wesentlich mit deutschen Mitteln errichtet 408 .

In einer Pressemitteilung nach ihrem viertägigen Besuch in Israel und in den palästinensischen Gebieten kommen der Fraktionsvorsitzende von „Bündnis 90/Die Grünen“ Jürgen Trittin und die Sprecherin für Außenpolitik der Bundestagsfraktion Kerstin Müller zu dem ernüchternden Ergebnis, dass es auf beiden Seiten keine Mehrheit mehr für die Zweistaatenlösung gibt.

Die Mitglieder des Golf-Kooperationsrats Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Qatar, Vereinigte Arabische Emirate und Oman ziehen ihre Botschafter aus Damaskus zurück 409 . Die türkische Regierung erwägt denselben Schritt. www.reiner-bernstein.de 278 – Chronologie 2012

In Wiederholung von Anklagen vor fünf Jahren 410 wirft der israelische Schriftsteller A.B. Yehoshua in einer Rede im Tel Aviver „Israel Museum“ den US-amerikanischen Juden vor, nur „Teiljuden“ zu sein, solange sie nicht nach Israel einwandern würden. Die in Israel Lebenden hingegen seien Juden und Israelis zugleich411 .

Die Generalstaatsanwaltschaft in Kairo erhebt Anlage gegen 75 Personen – darunter neun Polizisten und drei Funktionäre des Fußballvereins „Al-Masri“ – wegen Fahrlässigkeit, der am 01. Februar 74 Menschen bei einem Fußballspiel gegen die Kairoer Mannschaft „Al-Ahli“ ums Leben kamen 412 .

15.03.2012: Der Sonderbotschafter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga Kofi Annan plädiert in einer Videokonferenz mit dem UN-Sicherheitsrat von Genf aus im Konflikt mit dem Assad- Regime für äußerste Vorsicht, um die Eskalation, die die gesamte Region destabilisieren könnte, nicht weiterzutreiben. Das US-State Department teilt mit, dass mehr als 12 Millionen US-Dollar für humanitäre Zwecke über das UN-Flüchtlingswerk, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das Welternährungsprogramm und andere NGO’s zur Verfügung gestellt würden.

Das Europäische Parlament in Strassburg äußert tiefe Besorgnis über den Sturm des israelischen Militärs auf zwei palästinensische TV-Stationen am 29. Februar. Am 13. März berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ aus Ramallah, dass die israelischen Behörden die Beschlagnahme von technischen Übertragungsanlagen, Computern und Dokumenten in den beiden Fernsehanstalten mit dem Vorwurf begründen, die Frequenzen würden den Funkverkehr des Tel Aviver Flughafens stören und die Osloer Interimsvereinbarung von 1995 („Oslo II“) verletzen. Nicht nur www.reiner-bernstein.de 279 – Chronologie 2012 der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad, sondern auch die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Catherine Ashton hätten gegen die Schließung der Anstalten protestiert.

Der Londoner „Guardian“ berichtet, dass Noam Shalit, der Vater des im Oktober 2011 von „Hamas“ im Zuge des Gefangenenaustausches freigelassenen israelischen Gefreiten Gilat Shalit, in einem TV- Interview Verständnis für die Entführung seines Sohnes im Sommer 2006 gezeigt habe. Schließlich habe der jüdische Untergrund in Palästina dieselben Methoden angewandt, als es um die Befreiung vom britischen Mandat ging. Die Äußerungen Shalits lösen in der Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung aus.

14.03.2012: Nach Auskunft von Rainer Herret, dem Geschäftsführer der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer zu Kairo, müssen in Ägypten pro Jahr 800.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Land brauche, um die Arbeitslosigkeit nicht weiter ansteigen zu lassen, ein jährliches Wachstum von mindestens sieben Prozent. Als dringend erforderlich sieht Herret die Reform des Schul- und Ausbildungswesens sowie eine Steuerreform, die den Provinzen eigene Steuereinnahmen sichert, um Unternehmen anzusiedeln. Die islamische „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ sei zwar wirtschaftsfreundlich, doch verfüge sie über keine Erfahrung im alltäglichen Regierungshandeln. Nach Schätzungen müsse die Regierung 2012 insgesamt 20 Milliarden US-Dollar für die Schuldentilgung aufbringen, die das Bruttosozialprodukt mit neun Prozent belasten 413 .

Erstmals hat Russland die mangelnde Reformbereitschaft des Assad-Regimes heftig kritisiert. Vor dem Parlament in Moskau beklagt Außenminister Sergej Lawrow, dass Damaskus nicht alle www.reiner-bernstein.de 280 – Chronologie 2012

Empfehlungen seiner Regierung verwirklicht habe. Gegenüber der „Financial Times Deutschland“ am 15. März will Dennis Ross, der frühere Nahost-Berater von US-Präsident Bill Clinton, Bewegung in der russischen Diplomatie gegenüber Syrien erkennen.

Der für palästinensische Angelegenheiten zuständige Redakteur der „Jerusalem Post“ Khaled Abu Toameh berichtet, dass „Hamas“ gegenüber den Splittergruppen „Islamischer Djihad“ und den „Popular Resistance Committees“ im Gazastreifen nicht mehr die Oberhand habe. Als Beleg verweist der Autor auf die Bemühungen von „Hamas“, Ägypten als Vermittler einzuschalten. „Hamas“ sehe sich derselben Kritik wie früher die Autonomiebehörde ausgesetzt: Sie sitze am Zaun, während Israel gegen den Gazastreifen Militärschläge ausführe. Außerdem habe ihre Distanzierung von Iran die finanzielle Unterstützung gekostet.

In einem Interview mit der „Stimme Palästinas“ befürchtet der Generalsekretär der PLO Yasser Abed Rabbo, dass ohne öffentlichen Druck die Versöhnung zwischen „Fatah“ und „Hamas“ nicht zustande kommen werde. Besonders „Hamas“ macht Abed Rabbo für diese Entwicklung verantwortlich.

13.03.2012: Majid Sattar und Hans-Christian Rößler berichten in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass sich die „Hisbollah“ im Libanon offenbar auf die Zeit nach dem Sturz des Assad- Regimes in Syrien vorbereite. Nachdem sich früher der jährliche Zuschuss aus Teheran auf 200 bis 300 Millionen US-Dollar belaufen habe, habe „Hisbollah“ inzwischen mehrere libanesische Finanzinstitute unterlaufen: Sie würde sechs von neun Geschäftsbanken kontrollieren und ihre Position in www.reiner-bernstein.de 281 – Chronologie 2012

Wirtschaftsunternehmen ausbauen. Im Falle eines israelisch- iranischen Militärkonflikts würde „Hisbollah“ wohl Raketen auf Israel abschießen, obwohl ihr Generalsekretär Hassan Nasrallah derzeit kein Interesse an einem neuen Waffengang haben dürfte 414 .

Nach Aussagen von Oppositionskreisen sind in Syrien an diesem Tag nicht weniger als 110 Menschen getötet worden.

12.03.2012: In Homs, einer der Hochburgen des Protests gegen das Assad- Regime, mehr als fünfzig Menschen ums Leben, darunter viele Frauen und Kinder. Nach der Rückkehr nach New York nach den gescheiterten Gesprächen in Damaskus ruft der von der UNO und der Arabischen Liga benannte Kofi Annan den UN- Sicherheitsrat mit der Aufforderung an, das Blutvergießen in Syrien zu stoppen.

Das Nahost-Quartett drängt Israelis und Palästinenser erneut, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine Vereinbarung bis spätestens Ende 2012 zu erreichen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle bestätigt bei seinem Besuch in Sana’a die deutsche Zusage, Jemen 265 Millionen Euro für die Linderung der Not in der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.

11.03.2012: Vom Gazastreifen aus landen 23 Geschosse in Israel. Bei israelischen Luftschlägen wurden zwei Palästinenser getötet, unter ihnen Suheir Al-Kaisi, dem die Vorbereitung des Terroranschlags am 18. August 2011 nördlich von Eilat zur Last gelegt worden ist 415 . Am www.reiner-bernstein.de 282 – Chronologie 2012

12. März landen weitere vierzig Raketen auf Israel, zwei davon auf Gedera südlich von Tel Aviv und eine in Ashdod. Weitere zwei Palästinenser werden getötet. Die meisten Geschosse werden vom Anti-Raketen-System „Iron Dome“ abgefangen.

10.03.2012: Die stellvertretende Außenministerin Chinas Zhang Ming beginnt eine viertägige Reise in den Nahen Osten. Zu ihren Zielen gehört die Beilegung der Gewalt in Syrien . Der Sondergesandte der UNO und der Arabischen Liga Kofi Annan führt in Damaskus Gespräche mit Präsident Bashar Assad und der syrischen Opposition. Sie bleiben ohne greifbare Ergebnisse. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hält sich in Kairo bei der Sitzung der Arabischen Liga auf; die Atmosphäre ist kühl. Lawrow verwahrt sich gegen den Vorwurf, das syrische Regime zu unterstützen, es gehe vielmehr um den Schutz des Völkerrechts. Nach den Worten des Vorsitzenden der Arabischen Liga Emir Hamad bin Khalifa Al-Thani (Qatar) findet in Syrien ein „systematischer Völkermord“ statt. Lawrows deutscher Amtskollege Guido Westerwelle trifft im Jemen ein und wirbt für einen Machtwechsel in Syrien nach jemenitischem „Modell“, dem Abgang von Präsident Ali Abdullah Salich. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit soll wiederaufgenommen werden. Am 11. März reist Westerwelle nach Saudi-Arabien weiter.

In Amman fordern Vertreter von 14 linken und zentristischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen ohne Beteiligung des politischen Arms der Moslembruderschaft, der „Islamischen Aktionsfront“, für Jordanien ein verändertes Wahlgesetz, um die negativen Erfahrungen in den letzten zwei Jahrzehnten nicht zu wiederholen. Im Einzelnen geht es um eine neue Aufteilung der Wahlkreise und um die Einführung des Proportionalsystems mit www.reiner-bernstein.de 283 – Chronologie 2012 offenen Listen auf Bezirksebene und einem geschlossenen System auf nationaler Ebene, bei dem die Parteien ihre Kandidaten nominieren können.

In Ägypten beginnt die Phase der Bewerbungen für die Wahl des Staatspräsidenten am 23./24. Mai. Als erster meldet General Mohamed Hosni Mubarak – ein Cousin des gestürzten Präsidenten – seine Kandidatur an, wobei er seine Unterstützung für die Ziele der „Revolution vom 25. Januar [2011]“ betont.

09.03.2012: Nach Medienberichten haben inzwischen sieben Brigadegeneräle politisch die Seiten gewechselt. Bundesaußenminister Guido Westerwelle warnt beim Außenminister-Treffen in Kopenhagen vor den unabsehbaren Folgen einer militärischen Intervention.

Das Pressebüro des UN-Generalsekretärs Ban ki-Moon teilt mit, dass die Außenminister des Nahost-Quartetts am 12. März in New York zusammentreten werden; die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Catherine Ashton und Tony Blair als Sonderbotschafter des Quartetts würden über Video an den Beratungen zum israelisch-palästinensischen Konflikt beteiligt werden.

Im Gazastreifen werden zwei führende Repräsentanten des „Popular Resistance Committee“ von der israelischen Luftwaffe getötet, denen nach der Entführung des Gefreiten Gilad Shalit im Sommer 2006 die Vorbereitung eines Terrorakts auf den Süden Israels vorgeworfen wird. Bis zum 10. März landen mehr als siebzig Raketen aus dem Gazastreifen in Israel, so auch in der Nähe von Ashkelon und Beersheva. 15 Palästinenser sollen bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein. In einer www.reiner-bernstein.de 284 – Chronologie 2012

Stellungnahme zeigt sich die Sprecherin des US-State Department Victoria Nuland „tief besorgt“ über die Raketen, die von „feigen Terroristen“ aus dem Gazastreifen abgefeuert worden seien 416 . In der Nacht zum 11. März sterben zwei weitere Palästinenser.

Der politische Arm der Moslembruderschaft Ägyptens , die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, die 47 Prozent aller Abgeordneten im Parlament stellt, will dem Antrag der Regierung zustimmen, vom Internationalen Währungsfonds 3,2 Milliarden US-Dollar zur Überwindung der Finanzkrise und der Krise auf dem Arbeitsmarkt zu erbitten, wenn ein kohärenter Plan zur Bekämpfung der Korruption und zur Kostendämpfung vorgelegt wird.

Israels neuer Botschafter in Deutschland Yaacov Hadas- Handelsman überreicht im Schloss Bellevue dem amtierenden Bundespräsidenten Horst Seehofer sein Beglaubigungsschreiben.

08.03.2012: Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hat das von London aus tätige „Institute für Strategic Studies“ in seinem Jahresbericht „Military Balance“ darauf hingewiesen, dass Iran die Meerenge von Hormus kaum für längere Zeit blockieren könne. Zwar könne die Führung in Teheran die Meerenge durch Minen, Torpedos oder durch Raketenbeschuss zeitweise sperren, doch würde die beträchtliche Marinepräsenz der USA und ihrer Alliierten die Blockade im Ernstfall schnell beenden 417 .

Bei seinem Besuch in Damaskus hat der chinesische Sonderbotschafter Li Huaxin die syrische Regierung zur Einstellung der Gewalt und zur Unterstützung der Hilfskonvois der UNO und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz aufgefordert. Der stellvertretende Ölminister Abdo Hosam Al-Din www.reiner-bernstein.de 285 – Chronologie 2012 tritt aus Protest gegen die Verbrechen des Assad-Regimes von seinem Amt zurück und will sich der Freien Syrischen Armee anschließen. Diese bekommt aus Qatar und Saudi-Arabien Waffenhilfe. In einem Meinungsbeitrag befasst sich Aaron David Miller, der mehreren US-Administrationen als nahostpolitischer Berater gedient hat und heute am „Woodrow Wilson International Center for Scholars“ in Washington, D.C., arbeitet, ausführlich mit dem Druck der internationalen Öffentlichkeit, in Syrien militärisch einzugreifen. Nach Abwägung des Für und Wider fragt Miller, warum die Araber – besonders die Saudis – mit ihrem hochmodernen Kriegsgerät aus den USA nicht selbst mehr tun, statt an andere Erwartungen zu richten 418 .

Der Sprecher des Weißen Hauses in Washington dementiert israelische Berichte vom Vortag, wonach Präsident Barack Obama beim Gespräch mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Lieferung bunkerbrechender Waffen und Tankflugzeugen für einen Angriff Israels auf Iran zugesagt habe. Gegenüber dem israelischen „TV-Channel 10“ erklärt Netanjahu, dass ein militärischer Angriff auf Iran eine Sache von Jahren sein könne.

Gemäß einer Meinungsumfrage des „Israel Democracy Institute“ unterstützen 12 Prozent der jüdischen Israelis und 11 Prozent der Staatsbürger arabischer Volkszugehörigkeit vollends einen Militärschlag gegen Iran ohne US-amerikanische Unterstützung. 26 Prozent der jüdischen Israelis und 28 Prozent der Staatsbürger arabischer Volkszugehörigkeit seien strikt gegen einen solchen Angriff.

07.03.2012: Nach israelischen Medienberichten hat US-Präsident Barack Obama bei seinem Treffen mit Benjamin Netanjahu 05. März in Washington die logistische Hilfe im Falle eines israelischen Militärschlags gegen www.reiner-bernstein.de 286 – Chronologie 2012

Iran zugesagt. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ verwahrt sich der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz und frühere deutsche Botschafter in Washington Wolfgang Ischinger dagegen, dass „Containment“ mit „Appeasement“ identisch sei. Das „schwierige Doppelmandat deutscher und europäischer Außenpolitik“ bleibe „Krieg verhindern, aber nukleare Proliferation auch“ 419 .

Die Europäische Union kündigt eine Überweisung von rund 22,5 Millionen Euro an die Palästinensische Autonomiebehörde zur Zahlung von Gehältern und Pensionen für 84.000 Angestellte und Ruheständler an.

Bei seinem Gespräch mit Präsident Machmud Abbas und dem palästinensischen Chefdiplomaten Saeb Erakat in Amman unterstreicht Jordaniens Außenminister Nasser Judeh, dass das palästinensische Recht auf einen unabhängigen Staat nicht verhandelbar sie.

Vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats berichtet der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs Martin Dempsey, dass das Weiße Haus das Pentagon beauftragt habe, Chancen und Risiken einer bewaffneten Intervention in Syrien abzuwägen. Dazu könnten die Überwachung der Seewege, Luftangriffe und eine Flugverbotszone gehören. Verteidigungsminister Leon Panetta warnt vor dem Ausschuss vor einem solchen Schritt ohne internationale Rückendeckung.

Der Vorsitzende des Obersten Rates der Streitkräfte Ägyptens , Mansour Hassan, kündigt seine Bereitschaft an, bei den Präsidentschaftswahlen zu kandidieren.

www.reiner-bernstein.de 287 – Chronologie 2012

06.03.2012: Angesichts der Drohungen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor der AIPAC-Konferenz in Washington, sich das souveräne Recht eines Angriffs auf Iran vorzubehalten, kündigt die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Catherine Ashton in einer Erklärung die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Teheran unter Beteiligung der fünf UN- Vetomächte USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China sowie der Bundesrepublik Deutschland an.

Akiva Eldar berichtet in „Haaretz“, dass sich zur Rettung der Zwei- Staaten-Lösung 15 Abgeordnete der Knesset parteiübergreifend in der Bewegung „Eine Stimme“ zusammengefunden haben, unter ihnen Amir Peretz (Arbeitspartei), Yoel Chasson („Kadima“), Dov Khenin („Chadash“) sowie Yitzhak Vaknin und David Azoulay („Sefardische Thorawächter – Shas“) 420 .

05.03.2012: In seiner Ansprache vor dem „Israel American Public Affairs Committee (AIPAC)“ vermeidet Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jeglichen Hinweis auf den Konflikt mit den Palästinensern. Stattdessen konzentriert er sich voll auf die Gefahren, die von Iran und seinen „Bevollmächtigten“ („proxies“), der „Hisbollah“ und „Hamas“, für Israel ausgehen. Nach dem Holocaust werde das jüdische Volk für immer der Herr seines Schicksals bleiben 421 . Bei der Begrüßung Netanjahus vor seinem Gespräch mit ihm lässt US-Präsident Barack Obama die Hoffnung anklingen, dass es zu ruhigeren Diskussionen zwischen Israelis und Palästinensern kommen werde. Ansonsten konzentriert auch er sich auf den Konflikt mit dem Iran. www.reiner-bernstein.de 288 – Chronologie 2012

Israel-Korrespondent Ethan Bronner zitiert in der „New York Times“ den palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad mit der Sorge, dass den Palästinensern – neben der israelischen Besatzung – die politische Marginalisierung als Konsequenz des „arabischen Frühlings“ drohe, weil die arabischen Völker mit ihren eigenen Problemen beschäftigt seien. Die USA befänden sich im Wahljahr, und Europa habe seine eigenen Probleme. „Hamas“ kämpfe nach der Aufgabe ihres Hauptquartiers in Damaskus mit internen Auseinandersetzung und der geringer ausfallenden Hilfe des Iran 422 .

Die „Jordan Times“ verweist auf die Neuwahl der Führung der jordanischen Moslembruderschaft, dem 53-köpfigen „Shura Council“, die am 01. März abgeschlossen wurde. Dabei würden sich Gemäßigte und Radikale die Waage halten.

In Kairo bildet sich eine „Gruppe der 50“ um den früheren Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde Mohamed El-Baradei aus Parlamentariern und Aktivisten, deren Ziel es sei, die Prinzipien der Revolution gegen das Mubarak-Regime zu retten. Eine Koordination mit den islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ sowie mit der „Partei des Lichts“ sei nicht geplant, heißt es. Ein führendes Mitglied des Obersten Rates der Moslembruderschaft („Shura Council“) kündigt an, dass sie keinen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen am 23./24. Mai nominieren werde, sondern einen Kandidaten einer islamischen Partei oder Bewegung unterstützen wolle, ohne politische Partei zu ergreifen.

Zum 13. Mal wird auf die Erdgasleitung von der Sinai-Halbinsel nach Israel und Jordanien ein Anschlag verübt 423 .

04.03.2012: In seiner Rede vor dem „Israel American Public Affairs Committee (AIPAC)“ will US-Präsident Barack Obama keinen Zweifel daran aufkommen lassen, gegen Iran militärisch www.reiner-bernstein.de 289 – Chronologie 2012 vorzugehen, wenn die diplomatischen Bemühungen um die Beendigung des Atomwaffenprogramms nicht zum Erfolg führen. Seinen „Bemerkungen“, die von Ovationen bei seiner Begrüßung und 37 Mal vom Beifall unterbrochen werden – bei Benjamin Netanjahus Auftritt am 24. Mai 2011 vor beiden Häusern des US-Kongresses waren es 29 „standing ovations“ 424 – stellt Obama den Wunsch Israels nach Frieden 425 . Israelische Kommentatoren vertreten die Auffassung, dass Obama bereits vor seinem Gespräch mit Netanjahu am 05. März vor diesem kapituliert habe. Der Präsident habe jedoch deutlich werden lassen, fügt Akiva Eldar hinzu, dass ein jetziger Angriff Israels auf Iran mit einem Angriff auf den um seine Wiederwahl besorgten Obama gleichbedeutend wäre. Gleichzeitig sagt Eldar voraus, dass der Präsident seinen Gesprächspartner auf dessen Verpflichtung aufmerksam machen werde, den unhaltbaren Zustand der Besatzung zu beenden 426 . In einer ersten Reaktion auf die Rede Obamas sagt Netanjahu Dank, dass Israel das Recht auf Verteidigung gegen jegliche Bedrohung zugesprochen worden sei. Während Netanjahu am 05. März seine Argumente auf die Unterstützung der republikanischen Opposition in den USA abstellt, lässt es sich Präsident Shimon Peres an diesem 04. März nicht nehmen, Obama für die ungebrochene Unterstützung Israels und ihm persönlich als „einen Freund im Weißen Haus“ zu danken. Zwar warnt Peres ebenfalls von einer nuklearen Aufrüstung Irans , doch im Gegensatz zu Netanjahu stellt er die Sätze „Tue Gerechtigkeit. Verweigere keinem anderen die Gerechtigkeit“ in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Er verurteilt das Blutvergießen des Assad-Regimes in Syrien und grüßt die junge Generation in der arabischen Welt und ihr Bedürfnis nach Freiheit, Demokratie und Frieden. An die Adresse von Machmud Abbas und Salam Fayyad gewendet, bezeichnet Peres sie als „unsere Partner für den Frieden“ im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung 427 . www.reiner-bernstein.de 290 – Chronologie 2012

Nach Angaben des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge sind zweitausend Syrer auf der Flucht an die libanesische Grenze. In Beirut lobt der libanesische Parlamentspräsident Nabih Berri die Regierung unter Einschluss der „Hisbollah“ dafür, dass sie in Syrien keine Partei ergreife.

Ein Suchtrupp des israelischen Militärs stürmt die Stadt Jenin und das dort gelegene Flüchtlingslager „Balata“. Jenin liegt in der Zone A der Westbank, die gemäß der Interimsvereinbarung von 1995 („Oslo II“) vollständig unter palästinensischer Kontrolle stehen soll.

03.03.2012: In der syrischen Stadt Idlib werden 47 Soldaten, die sich dem Militär entziehen wollten, hingerichtet. Der türkische Präsident Abdullah Gül fordert Russland und Iran auf, endlich dem Assad- Regime die Unterstützung zu entziehen. Am 04. März rückt das syrische Militär mit Artillerie nach Rastan vor.

In Kairo treten erstmals nach den Wahlen das Parlament („Unterhaus“) und der „Shura“-Rat („Oberhaus“) in einer turbulent verlaufenden gemeinsamen Sitzung zusammen. Der zur islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ gehörende Präsident des ägyptischen Parlaments Saad Al-Katatny gibt den Abgeordneten bis zum 17. März Zeit, Vorschläge für die politische Agenda einzureichen, und verwahrt sich gegen die Abschiebung der ausländischen NGO-Repräsentanten am 01. März.

In einem Interview mit dem TV-Sender „Al-Djazeera (Die Landzunge)“ in Qatar betont der palästinensische Präsident Machmud Abbas, dass er für den Fall für das Amt des Ministerpräsidenten nicht zur Verfügung stehe, wenn daraus verfassungsrechtliche und politische Konflikte erwachsen sollten. Zuvor war von „Hamas“-Repräsentanten Widerstand gegen die Koppelung von Präsidentschaft und Ministerpräsidentschaft www.reiner-bernstein.de 291 – Chronologie 2012 geäußert worden. Außerdem betont Abbas, dass sich die palästinensische Führung nicht in die inneren Angelegenheiten des „arabischen Frühlings“ einmische.

02.03.2012: Bundeskanzler Angela Merkel, der britische Premierminister David Cameron und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy verurteilen auf dem Frühjahrsgipfel der Europäischen Union in Brüssel mit scharfen Worten die Gewalt des Assad- Regimes. Paris zieht seinen Botschafter aus Damaskus zurück. Das syrische Militär geht weiter gegen Demonstranten in vielen Teilen des Landes vor.

Im Iran finden Parlamentswahlen statt. Aufgerufen sind rund 48 Millionen Menschen, ihre Stimme einem der 290 Kandidaten zu geben. Die Opposition nach den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009, bei denen Machmud Achmedinedjad zum Sieger erklärt wurde, hat zum Boykott aufgerufen. Es setzen sich die Kandidaten der Achmadinedjad-Gegner um Ayatollah Ali Khomenei und seinem Gefolgsmann, dem Parlamentspräsidenten Ali Laridjani, durch, der 2013 gegen Achmadinedjad kandidieren dürfte. In Sachen „Nuklearprogramm“ unterscheiden sich beide Seiten nicht. Die Wahlbeteiligung soll bei 64 Prozent gelegen haben. Viele Bewerber um ein Mandat, so die um die Oppositionspolitiker Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karubi, sind aus undurchsichtigen Gründen nicht zugelassen. Eine iranische Zeitung berichtet am 03. März, dass 33 Prozent der Akademiker arbeitslos seien. Die Inflation der Preise für Waren des täglichen Bedarfs explodiert. Nach Meldungen vom 04. März haben die Parteigänger Khomeneis bei den Wahlen 75 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt.

In Kairo kritisiert der politische Arm der Moslembruderschaft, die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, den Obersten Militärrat wegen der zögerlichen Umsetzung von Reformen. Deshalb verlangt sie „dringend und zwingend“ die Abrechnung von Ministerpräsident www.reiner-bernstein.de 292 – Chronologie 2012

Kamal Al-Gansouri und die Berufung einer politisch verantwortlichen Regierung. Die Partei besetzt 47 Prozent der Sitze im Parlament 428 .

01.03.2012: Das syrische Militär nimmt nach wochenlangem schwerem Beschuss die Stadt Homs ein, die Rebellen müssen sich zurückziehen. Die Hilfskonvois des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und des Roten Halbmondes erreichen die Menschen nicht. Der UN-Menschenrechtsrat verurteilt in scharfen Worten mit großer Mehrheit die Gewalt des Assad- Regimes in Syrien gegen die eigene Bevölkerung. Es habe Exekutionen, Folterungen und willkürliche Festnahmen gegeben, sagt der Sprecher des Menschenrechtsrates. Russland, China und Kuba lehnen die Resolution ab.

17 der 43 von den Behörden festgehaltenen Repräsentanten ausländischer NGO’s dürfen Ägypten verlassen, darunter die beiden Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung. Für jede Person mussten 250.000 Euro als Kaution hinterlegt werden 429 .

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bricht zu einem mehrtägigen Aufenthalt in die USA auf; erste Zwischenstation ist die kanadische Hauptstadt Ottawa. Zu seinen Terminen in New York und Washington gehören eine Rede vor dem „Israel American Public Affairs Committee (AIPAC)“ und ein Gespräch mit Präsident Barack Obama am 05. März. Netanjahus neunte Begegnung mit Obama wird von den israelischen Medien die wichtigste seiner Amtszeit genannt, weil in ihrem Mittelpunkt die Diskussion um das iranische Nuklearprogramm stehen werde, während in Israel selbst die Entscheidung über einen Militärdienst ultraorthodoxer Juden 430 und andere innenpolitische Probleme im Mittelpunkt des Interesses stehen. „Damit kein Missverständnis oder eine Verwirrung entsteht“, www.reiner-bernstein.de 293 – Chronologie 2012 schrieb Aluf Benn am 02. März in „Haaretz“, muss wiederholt werden, dass die Kontakte zwischen Netanjahu und Obama der Wärme, der gegenseitigen Wertschätzung und der Glaubwürdigkeit entbehren. Während der Präsident in dem Ministerpräsidenten einen Lügner sieht, der subversive Taktiken benutzt, sich schamlos in die amerikanische Politik einmischt und die republikanische Kampagne ermutigt, ihn [Obama] zu stürzen – sieht Netanjahu in Obama einen Linksausleger ohne Rückgrat, dessen Phantasien über den Weltfrieden Israel mit einem zweiten Holocaust bedrohen, sollte es Iran erlaubt werden, seine nuklearen Ambitionen zu realisieren und sich mit einer Bombe zu bewaffnen 431 .“ Präsident Shimon Peres hält sich bereits seit dem 01. März zu einem offiziellen Staatsbesuch in den USA auf.

Februar 2012

29.02.2012: Wie Hans-Christian Rößler in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ berichtet, hat der franziskanische Kustos des Heiligen Landes Pierbattista Pizzabella einen Brandbrief an Israels Staatspräsident Shimon Peres geschrieben, in dem er sich über die Schändung christlicher Einrichtungen, über die Beleidigung und Schmähung christlicher Priester in Jerusalem und in der Westbank sowie über die Verunreinigung der Mauern der einzigen Schule für jüdische und palästinensische Kinder in Jerusalem beschwert. Peres habe die Sicherheitsbehörden aufgefordert, die Fahndung nach den Tätern zu intensivieren. Es wird vermutet, dass die Taten von nationalistischen und religiösen jüdischen Israelis begangen worden sind 432 .

In der Nacht zum 29. Februar stürmen israelische Soldaten zwei palästinensische TV-Stationen in Ramallah und El-Bireh, „Al- www.reiner-bernstein.de 294 – Chronologie 2012

Quds Educational TV“ und „Wattan TV“. Am 29. Februar selbst nehmen sie 20 Palästinenser in Nablus, in Hebron und in anderen Teilen der Westbank fest. Ramallah mit El-Bireh, Nablus und Hebron gehören gemäß der Interimsvereinbarung vom September 1995 („Oslo II“) zur Zone A, die der vollständigen Kontrolle der Autonomiebehörde unterstehen soll. Die europäischen Missionschefs in Jerusalem und Ramallah fordern nach ihrem Besuch im Gazastreifen von der israelischen Regierung die Aufhebung der Blockade des Küstenstreifens: „Die Europäische Union wiederholt erneut ihre Aufforderung nach einer sofortigen, dauerhaften und bedingungslosen Öffnung der Übergänge für die Einfuhr humanitärer Hilfe, für Handelswaren und Personen nach und aus Gaza.“

In Jerusalem scheidet die Präsidentin des Obersten Gerichtshofs Dorit Beinisch aus Altersgründen aus dem Amt. Gleichzeitig wird ihr Nachfolger Asher Grunis eingeführt. Bei der Abschiedszeremonie weigert sich das einzige arabische Mitglied des Gerichts Jamil Joubran, die israelische Nationalhymne zu singen 433 . Am 01. März verteidigt der zum zionistisch-religiösen Lager gehörende frühere Präsident des Bezirksgerichts Haifa Menachem Neeman die Weigerung Joubrans, denn man könne nicht erwarten, dass er gegen deine Überzeugung mitsinge und Dinge tue, mit denen er sich nicht identifiziert. Gleichzeitig lehnt Neeman eine Neufassung der Nationalhymne ab. Nach einer Meldung von „Haaretz“ am 11. März hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Botschaft an Joubran Verständnis für dessen Ablehnung geäußert, die Nationalhymne mitzusingen.

Israels Steuerbehörde hat nach einem Bericht von „Haaretz“ zwei Jahre lang Untersuchungen gegen den heutigen Justizminister Yaacov Neeman wegen Steuerhinterziehung in der Zeit seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt geführt. Generalstaatsanwalt Yehuda www.reiner-bernstein.de 295 – Chronologie 2012

Weinstein habe noch nicht auf die Bitte reagiert, Neeman zu den Vorwürfen einzubestellen.

Die ägyptische Wahlkommission setzt den Termin für die Wahl des Staatspräsidenten auf den 22./24. mai 2012 fest.

28.02.2012: Die Vereinten Nationen beziffern mittlerweile die Zahl der Toten in Syrien auf mehr als 7.500. Die Türkei und die Arabische Liga legen dem UN-Menschenrechtsrat eine Resolution vor, in der die Verurteilung Syriens verlangt werden soll.

Die Regierung Jordaniens billigt den Entwurf für ein Gesetz zur Schaffung eines Verfassungsgerichts. Die neun Richter sollen durch ein königliches Dekret ernannt werden. Sie dürfen keiner politischen Partei angehören und keiner weiteren Berufstätigkeit nachgehen. Ob das Gericht Normenkontrollklagen annehmen darf, bleibt zunächst strittig.

„Amnesty international“ beschuldigt Iran , im Jahr 2011 viermal so viele Menschen vor allem wegen Drogendelikten hingerichtet zu haben wie im Vorjahr.

Ägypten nimmt die Lieferung von Naturgas an Israel wieder auf 434 .

In Berlin kündigen Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel die Entsendung von „Transformationsteams“ nach Ägypten an, um bei der Reform der Bürokratie und der Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für junge Leute zu helfen. Ein Entsendedatum nennen beide nicht.

Der französische Verfassungsrat weist das Gesetz zurück, das die Leugnung eines Völkermordes unter Strafe stellen sollte, weil es gegen die Meinungsfreiheit verstoße 435 . www.reiner-bernstein.de 296 – Chronologie 2012

27.02.2012: Die EU-Außenminister werten in Brüssel den oppositionellen „Syrischen Nationalrat“ auf, indem sie ihn als „eine legitime Vertretung“ bezeichnen und alle Oppositionsgruppen auffordern, sich zusammenzuschließen. Gleichzeitig verständigen sie sich auf eine Verschärfung der Sanktionen gegen Syrien . So soll syrischen Frachtflugzeugen der Zugang zu Europa unterbunden sowie der Handel mit Edelmetallen und Edelsteinen verboten werden, die Vermögenswerte der syrischen Zentralbank werden eingefroren, für sieben Minister wird ein Einreiseverbot verhängt, und für Öl und Gas wird ein Embargo verfügt. Der dänische und der niederländische Außenminister sprechen sich gegen Waffenlieferungen an die syrische Opposition aus. Ein Einfuhrverbot von Phosphat scheitert am Widerstand Portugals und Spaniens. Die Sanktionen sollen am 28. Februar in Kraft treten. Nach Medienberichten ist die Wirtschaftsleistung Syriens im vergangenen Jahr um 15 Prozent zurückgegangen, die Inflation galoppiere, die Devisenbestände seien um ein Drittel geschrumpft, und in vielen Teilen des Landes würde stundenweise der Strom abgeschaltet. Das staatliche Fernsehen berichtet am Nachmittag, dass am 26. Februar bei einer Wahlbeteiligung von 57,4 Prozent 89,4 Prozent ihre Stimme für die Verfassung abgegeben hätten. Allein an diesem Tag sollen 136 Menschen ums Leben gekommen sein.

Aus Verärgerung über den als kompromisslerisch kritisierten Auftritt des oppositionellen „Syrischen Nationalrates“ bei der Konferenz der „Freunde Syriens“ am 24. Februar in Syrien gründen 20 ihrer 270 Gründungsmitglieder eine „Syrisch-Patriotische Gruppe“ mit dem Ziel, vor allem die aus Deserteuren bestehende „Freie Syrische Armee“ mit Waffen zu versorgen. www.reiner-bernstein.de 297 – Chronologie 2012

Nach israelischen und palästinensischen Presseberichten plant das israelische Verkehrsministerium ohne nähere Zeitangabe und Kostenberechnungen den Bau von elf neuen Bahnlinien in einer Länge von 475 Kilometern unter Einbeziehung der Westbank mit Stationen in Jenin, Nablus, Ramallah, Jerusalem, Maaleh Adumim, Bethlehem und Hebron. Eine zweite Strecke soll von Eilat über das Tote Meer und Jericho nach Beth Shean mit Verlängerung nach Haifa gebaut werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sehe der Masterplan die Einbeziehung des Gazastreifens und Jordaniens vor.

Der neue israelische Botschafter in Kairo Yaacov Amitai 436 überreicht dem ägyptischen Übergangspräsidenten und Chef des Obersten Militärrates Generalfeldmarschall Mohamed Hussein Tantawi sein Beglaubigungsschreiben.

Der libanesische Parlamentspräsident Nabich Berri kündigt eine Erklärung an, die einer Distanzierung vom Assad-Regime nahekommt. In derselben politischen Richtung äußert sich der ehemalige Staatspräsident Amin Gemayel in einer Zeitung.

In der Evangelischen Akademie Hofgeismar endet die Nahost- Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen mit dem Aufruf „Im Namen Gottes darf es keine Gewalt mehr geben“. An ihr nahmen auch israelisch-jüdische und palästinensische Vertreter teil.

26.02.2012: In Kairo beginnt unter chaotischen Begleitumständen der vom Fernsehen übertragene Prozess gegen 43 ausländische Nichtregierungsorganisationen, unter ihnen gegen die Konrad- Adenauer-Stiftung. Ihnen wird vorgeworfen, ohne staatliche Genehmigung zu arbeiten und bestimmte, ihnen politisch genehme Parteien finanziell zu unterstützen 437 . Im Falle ihrer Verurteilung müssen die 43 Angeklagten mit einer Höchststrafe www.reiner-bernstein.de 298 – Chronologie 2012 bis zu fünf Jahren rechnen. Die Fortsetzung des Verfahrens wird auf den 26. April vertagt. Der ehemalige Chefinspektor der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien Yousry Abu Shady, der heute den Fall von Seiten der Regierung beaufsichtigt, erklärt gegenüber „Al-Ahram (Die Pyramiden)“, dass sich seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Präsident Hosni Mubarak am 25. Januar 2011 die auswärtigen Finanzmittel für die NGO’s verdoppelt hätten. Ein ägyptischer Militärexperte wird von der Zeitung mit dem Vorwurf zitiert, dass sich die mit auswärtigen Mitteln – besonders aus den USA – finanzierten Kampagnen gegen den Obersten Militärrat richten würden und Offiziere in den unteren Rängen ansprechen sollten 438 . Der Nahost-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ Tomas Avenarius kommentiert am 27. Februar: „Schon zu Zeiten des inzwischen gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak durften Organisationen wie die Adenauer-Stiftung ihre Projekte betreiben. Allein die hochoffizielle amtliche Zulassung werde ihnen verweigert: ganz bewusst, um sie an der kurzen Leine zu halten 439 .“

In Syrien findet das Referendum für eine neue Verfassung statt. Zugelassen sind rund 14,6 Millionen Menschen. Die Opposition ruft zum Boykott der Abstimmung auf, Bundesaußenminister Guido Westerwelle bezeichnet sie als „Farce“. Der Verfassungsentwurf sieht das Ende der Monopolstellung der „Baath“-Partei, die Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten auf zwei Wahlperioden, ohne seine umfassenden Vollmachten zu beschränken, und das Recht auf freie Meinungsäußerung vor. Nach wie vor muss der Staatspräsident Moslem sein 440 . Allerdings soll die neue Verfassung, die 2014 in Kraft treten soll, nicht rückwirkend gelten, so dass Bashar Assad bis 2028 die Präsidentschaft innehaben könnte. Pressemeldungen zufolge kommen im Verlauf des Tages erneut 31 Personen ums Leben. Russlands Außenminister Sergej Lawrow www.reiner-bernstein.de 299 – Chronologie 2012 begrüßt das Referendum als Teil des Demokratisierungsprozesses in Syrien.

Die Türkei unterbindet die Nutzung ihres Luftraums für israelische Transportflugzeuge, weil sie gefährliches Material transportieren würden. Die israelische Luftfahrtbehörde verlangt von der Regierung die Einleitung von Vergeltungsmaßnahmen.

Der palästinensische Präsident Machmud Abbas kündigt in einer Rede in Doha (Qatar) an, dass die Autonomieregierung das Thema Jerusalem vor den UN-Sicherheitsrat bringen wolle.

25.02.2012: Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Vortag zwischen Muslimen und israelischen Sicherheitskräften in der Altstadt Jerusalems, bei dem ein 25-jähriger Palästinenser getötet wurde, greifen die Unruhen auf palästinensische Orte und auf Hebron über. An der Beerdigung des jungen Palästinensers Abdel Rachman Ramiyah aus dem Dorf A-Ram bei Jerusalem nehmen rund zweitausend Menschen teil. Zu ihren Parolen gehört die Ankündigung „Millionen Märtyrer werden nach Jerusalem marschieren“: Für Ministerpräsident Salam Fayyad trägt die israelische Regierung „die volle Verantwortung für dieses Verbrechen“. Jeden Moment könne die Sicherheitslage explodieren. Dem Nahost-Quartett wirft Fayyad den Versuch vor, die politischen Gespräche inmitten der Gewalttätigkeiten fortzusetzen. In einem Bericht des Internet- Portals der Zeitung „Yediot Acharonot (Letzte Nachrichten)“ am Abend des 25. Februar machen sich die moslemische Aufsichtsbehörde „Waqf“ und israelische Behörden gegenseitig für die Unruhen verantwortlich. Für den israelischen Archäologen Gabi Barkai ist es „ein erstklassiger Akt der Barbarei“, dass entgegen den Anordnungen die behutsamen www.reiner-bernstein.de 300 – Chronologie 2012

Ausgrabungen am „Haram al-Sharif“ („Tempelberg“), die den Einsatz von schwerem Gerät ausschließen sollen, tiefer als die erlaubten 60 Zentimeter reichen. Dagegen wirft der Nahostexperte Mordechai Kedar „Waqf“ vor, alle Merkmale zu zerstören, die auf die Geschichte der vorislamischen Zeit in Jerusalem hindeuten. Israelische Fachleute fordern die Regierung auf, den geheim gehaltenen Bericht zu den Ausgrabungen zu veröffentlichen, der vor Jahren angefertigt wurde. Es gebe keinen Grund, ihn der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Rechtsanwalt Israel Caspi, der eine Gruppe von Israelis vertritt, die gegen die Ausgrabungen Stellung beziehen, macht Benjamin Netanjahu für die Vorgänge „voll verantwortlich“: „Wir wissen mit Gewissheit, dass nichts auf dem Tempelberg ohne die vorherige Kenntnis und die Zustimmung des Amtes des Ministerpräsidenten und seiner Leitung geschieht.“ In einer Erklärung des Büros des Ministerpräsidenten wird die Verantwortung einem Unterausschuss der Knesset zugeschoben 441 . In seinem jährlichen Geheimdienstbericht des Außenministeriums in Jerusalem, aus dem „Haaretz“ am 27. Februar zitiert, wird die Einschätzung vertreten, dass weder die Autonomieregierung noch die palästinensische Bevölkerung eine gewalttätige Eskalation mit Israel wünschen würden. Da jedoch der diplomatische Prozess zum Stillstand gekommen sei, Israel mit drastischen militärischen und wirtschaftlichen Eingriffen fortfahre und die ungestüme Situation im Nahen Osten – besonders in Ägypten, Jordanien und Syrien – anhalte, könnten diese Faktoren eine neue Lage schaffen. Präsident Machmud Abbas sehe in der israelischen Regierung keinen Partner mehr und wende sich deshalb verstärkt an die internationale Gemeinschaft und an die Vereinten Nationen, um die Vollmitgliedschaft Palästinas zu betreiben 442 . www.reiner-bernstein.de 301 – Chronologie 2012

In Predigten in Kairo und im Gazastreifen distanzieren sich Repräsentanten von „Hamas“ vom Assad-Regime. In der Al-Azhar- Moschee in Kairo grüßt Ismail Haniyeh „alle Völker des arabischen Frühlings und grüßt das heldenhafte Volk Syriens, das auf Freiheit, Demokratie und Reform dringt“. Gläubige rufen Haniyeh entgegen „Wir marschieren nach Syrien mit Millionen Märtyrern, keine Hisbollah, kein Iran“. Noch vor kurzem hatte Haniyeh Teheran besucht und dort zur Befreiung Palästinas aufgerufen.

Einen Tag nach der internationalen Konferenz in Tunis hält die Gewalt in Syrien an. Beobachter melden den Tod von über 90 Menschen. In der „Saudi Gazette“ wird Außenminister Prinz Saud Al- Faisal mit den Worten zitiert, dass Saudi-Arabien eine sofortige und wirksame Beendigung der Krise in Syrien verlangt.

Nach einem Bericht der „New York Times“, auf die sich andere Medien berufen, haben US-Geheimdienste die Vermutung geäußert, dass Iran das Atomwaffenprogramm eingestellt habe, aber an der Nuklearanreicherung festhalte. Damit solle eine strategische Doppeldeutigkeit („strategic ambiguity“) aufrechterhalten werden.

24.02.2012: In Tunis findet die Konferenz der „Freunde Syriens“ statt. Sie wird von Russland, China und Libanon boykottiert. Die teilnehmenden Regierungen, unter ihnen US-Außenminister Hillary Clinton und ihr deutscher Amtskollege Guido Westerwelle, können sich nicht auf die Methoden eines gemeinsamen Vorgehens gegen das Assad-Regime verständigen und belassen es bei der Forderung einer „politischen Lösung“ und bei der Zusage humanitärer Hilfen. Eine Anerkennung des Syrischen Nationalrates als legitime Opposition bleibt aufgrund der unübersichtlichen Vielfalt der gegen Bashar Assad auftretenden Gruppen aus. Der tunesische www.reiner-bernstein.de 302 – Chronologie 2012

Präsident Moncef Marzouki schlägt vor, dass Assad ins russische Exil geht. Der saudi-arabische Außenminister Prinz Saud Al-Faisal, der eine militärische Option befürwortet, verlässt frühzeitig die Konferenz 443 . Die Zahl der syrischen Flüchtlinge in der Türkei und in Jordanien geht in die Zehntausende. UN-Generalsekretär Ban ki-Moon und die Arabische Liga ernennen den früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Sonderbotschafter für Syrien. Russland und China begrüßen die Ernennung des „respektablen Staatsmannes“ 444 .

Nach dem Freitagsgebet auf dem „Haram Al-Sharif (Nobles Heiligtum)“ – dem jüdischen Tempelberg – in der Altstadt Jerusalems, bei dem Muslime Steine auf israelische Sicherheitskräfte werfen, wird der junge 25-jährige Palästinenser Abdel Rachman Ramiyah am Checkpoint Kalandia erschossen. Dabei finden die gewaltsamen Auseinandersetzungen eine Fortsetzung. Im ägyptischen Fernsehen kündigt Präsident Machmud Abbas „eine dramatische Erklärung“ in den kommenden zehn Tagen an.

Der evangelische Pfarrer Mitri Raheb aus Bethlehem erhält in Baden-Baden aus der Hand von Alt-Bundespräsident Roman Herzog den Deutschen Medienpreis. Im Vorfeld ist von einschlägiger Seite der Versuch unternommen worden, Herzog zur Rücknahme seiner Zusage zu bewegen 445 .

Nach einem Bericht der „Los Angeles Times“, der sich auf vertrauliche Einschätzungen von 16 US-Geheimdiensten beruft, kann Irans Nuklearprogramm auf die Entwicklung von Atomwaffen hinauslaufen, ohne dies bisher zu beabsichtigen.

23.02.2012: www.reiner-bernstein.de 303 – Chronologie 2012

Die Vereinten Nationen und die Arabische Liga geben die Berufung von Kofi Annan zum Leiter der internationalen Beobachtermission in Syrien bekannt.

Bei 14 Anschlägen kommen im Irak mehr als 60 Menschen ums Leben.

Das Amt des Staatspräsidenten teilt mit, dass Shimon Peres mit den politischen Führungen Russlands, Frankreichs und Deutschlands telefoniert und verstanden habe, dass diese die Gefahr eines iranischen Nuklearprogramms erfassen. Verteidigungsminister Ehud Barak kritisiert Peres, dass er die Gefahren für Israel herunterspiele und von einem Militärschlag gegen Iran abrate.

Die US-Behörden verweigern dem Knesset-Abgeordneten Michael Ben-Ari („Nationale Union“) ein Einreisevisum, weil er einer Terrororganisation angehöre. Der Grund für die Ablehnung dürfte Ben-Aris Mitgliedschaft in der Gruppe „Kach (So!)“ sein, die von dem aus New York stammenden Rabbi Meir Kahane gegründet wurde und für zahlreiche Terroranschläge gegen Palästinenser verantwortlich gemacht wird.

Der jordanische Minister für Medien und Kommunikation Rakan Madjali verlangt von Israel die die Freilassung von Marwan Barghouti.

22.02.2012: Über die innerpalästinensischen Auseinandersetzungen und den Weg in die nationale Unabhängigkeit, der durch den anhaltenden politischen Richtungsstreit zwischen Ismail Haniyeh und Khaled Meshal erschwert wird, schreibt der Israel- Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Hans- Christian Rößler: „Bevor sich die Hamas mit der Fatah www.reiner-bernstein.de 304 – Chronologie 2012 versöhnen kann, müssen sich wohl erst einmal die Islamisten unter sich aussöhnen.“ Das Treffen zwischen Haniyeh und Meshal am 20. Februar in Kairo ist ohne Ergebnis geblieben. Nach Rößlers Eindruck haben die USA keine Einwände gegen eine palästinensische Einheitsregierung unter Machmud Abbas. Komme diese Übergangsregierung bis zu den für Mai 2012 geplanten Parlamentswahlen zustande, „muss auch die Bundesregierung Position beziehen. Im Frühjahr tagt der sogenannte Lenkungsausschuss beider Regierungen in Berlin, der den Aufbau eines palästinensischen Staates unterstützen soll. Grundsätzlich sei ein erfolgreicher innerpalästinensischer Aussöhnungsprozess unter Mahmud Abbas ‚wünschenswert’, formuliert ein Sprecher des Auswärtigen Amts vorsichtig 446 .“ Beim Treffen mit dem neuen Repräsentanten der Europäischen Union für den Friedensprozess im Nahen Osten Andreas Reinecke in Ramallah fordert Hanan Ashrawi, die zum Exekutivkomitee der PLO gehört, die EU auf, die Zwei-Staaten- Lösung zu retten, bevor Israel die Friedenschancen zerstöre. Gespräche habe es genug gegeben, so Ashrawi, notwendig seien die Übersetzung von Politik in Handlungen und neue kreative Initiativen. Am 22. Februar verständigen sich „Fatah“ und „Hamas“ auf die Einheitsregierung mit Abbas als Ministerpräsident an der Spitze. Nach einem Bericht von „Al- Ahram (Die Pyramiden)“ verlangt „Hamas“ die Position der Abbas-Stellvertretung sowie das Innen-, das Justiz- und das Finanzministerium.

Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldet, dass die israelischen Behörden palästinensische Bauern aufgefordert haben, ihren Grund und Boden aufzugeben, weil es sich um Staatsland handele. Die Bauern könnten innerhalb der nächsten 45 Tage gegen die Verfügung Klage beim israelischen Militärstützpunkt in der Nähe Ramallahs einlegen. www.reiner-bernstein.de 305 – Chronologie 2012

Die japanische Regierung überreicht in Amman eine Spende von zehn Millionen US-Dollar für das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNRWA). Mit dem Geld sollen die Lebensbedingungen palästinensischer Flüchtlinge und die Zwei-Staaten-Lösung gefördert werden, heißt es in der Erklärung.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien teilt mit, dass ihre jüngste Mission gescheitert sei, in Iran Hinweise auf ein geheimes Atomwaffenprogramm zu klären.

21.02.2012: Angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien schlägt Russland die Berufung eines UN-Sonderbotschafters vor und bereitet für den UN-Sicherheitsrat eine Resolution „zur Lösung humanitärer Probleme“ vor. Gleichzeitig erteilt Moskau der Konferenz der Gruppe der „Freunde Syriens“ am 24. Februar in Tunis mit der Begründung eine Absage, Vertreter der Regierung in Damaskus seien dazu nicht eingeladen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz fordert vom Assad-Regime täglich eine zumindest zweistündige Feuerpause zur Versorgung von Opfern. In Homs sollen bei Angriffen von Panzerverbänden mindestens 65 Menschen – darunter 57 Zivilisten – getötet worden sein, im ganzen Land seien es mehr als hundert Tote gewesen.

Im Jemen finden Präsidentschaftswahlen nach dem Abtreten von Ali Abdullah Salich nach einer fast 33 Jahre dauernden Herrschaft statt. Aufgerufen sind rund zehn Millionen Menschen. Kritiker bemängeln, dass nach dem Sturz Salichs die alten Machteliten nach wie vor die politisch entscheidende Kraft sind. Zur Wahl steht lediglich Salichs Stellvertreter Abdurrabo [Abd Rabbo] Mansur Hadi. Salichs Söhne und Neffen besetzen zentrale Positionen im Sicherheitsapparat 447 . Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen sollen mindestens zwei Menschen getötet worden sein. Salich kehrt am 25 Februar aus den www.reiner-bernstein.de 306 – Chronologie 2012

USA zurück, wo er sich medizinisch behandeln lassen wollte. Hadi wird mit 99 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen gewählt; ein weiterer Kandidat stand nicht zur Verfügung. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 65 Prozent. Nach der Vereidigung Hadis am 25. Februar kommen bei einem Selbstmordanschlag im Süden des Landes 29 Menschen ums Leben. Am 27. Februar übergibt Salich in einer kurzen Zeremonie die Amtsgeschäfte an Hadi. Nach Pressemeldungen will Salich nach Oman ins Exil gehen.

Im Bahrain wird der prominente Oppositionspolitiker Matar Ibrahim Matar, dem die Teilnahme an einer „ungesetzlichen Kundgebung“ vorgeworfen wurde, vom Gericht freigesprochen.

Bei einem Treffen mit Repräsentanten der US-amerikanischen „Conference of Major American Jewish Organisations“ in Amman beklagt König Abdullah II. die einseitigen Maßnahmen Israels besonders in Jerusalem als Haupthindernis für den Friedensprozess.

20.02.2012: „Haaretz“ berichtet, dass das Militär vermehrt ultraorthodoxe Juden einziehen wolle, um die schwindende Mannschaftsstärke seit 2005 vor allem bei Kindern von Einwanderern wettzumachen 448 . Am 21. Februar hebt der Oberste Gerichtshof ein Gesetz aus dem Jahr 1948 auf, das ultraorthodoxe Juden bisher die freie Wahl gab, Wehrdienst zu leisten; die Zahl der Verweigerer soll 2011 bei 71.000 Personen gelegen haben. Das Gericht fordert in seinem Urteil die Regierung zur Vorlage eines Gesetzentwurfs zwecks Neuordnung auf. Da dem Kabinett jedoch zwei religiöse Parteien angehören, ist mit nicht mehr als einem Kompromiss zu rechnen.

Nach einer Meldung derselben Zeitung setzt sich die israelische „Zivilverwaltung“ in der Westbank für eine Gesetzgebung ein, welche www.reiner-bernstein.de 307 – Chronologie 2012 die Anlage von Feldwegen für Allzweckfahrzeuge erleichtern soll. Diese „dirt roads“ würden keinen Planungsvorlauf benötigen und den Aktionsradius der Siedler erweitern 449 .

Nach Berichten jordanischer Medien plant die Regierung in Amman, in die Reformbemühungen, für die die Europäische Union ihre Beratung anbietet, den politisch-parlamentarischen Arm der Moslembruderschaft, die Islamische Aktionsfront, einzubeziehen. Die Gespräche sollen am 22. Februar unter Vorsitz von Ministerpräsident Awn Khasawne und der EU- Beauftragten Catherine Ashton beginnen. Die EU-Beteiligung sei nicht als Einmischung in innere Angelegenheiten Jordaniens misszuverstehen, erklärt der im Außenministerium zuständige Beamte dazu. Dagegen meldet die Demokratische Partei der Volksunion gegen die auswärtige Beteiligung Bedenken an.

Der Regierungschef von „Hamas“ im Gazastreifen Ismail Haniyeh trifft zu einem dreitägigen Besuch in Kairo ein. Im Mittelpunkt seiner Gespräche sollen die schwache Energieversorgung des Gazastreifens 450 und die Zukunft der Versöhnungsgespräche mit „Fatah“ stehen. Außerdem soll eine Begegnung mit dem bisherigen Chef des Politischen Büros von „Hamas“ Khaled Meshal geplant sein. Am 23. Februar verständigen sich „Hamas“ und Ägypten nach „intensiven Verhandlungen“, die Energiekrise im Gazastreifen zu beenden.

Die ägyptische Staatsanwaltschaft fordert in ihrem Plädoyer die Todesstrafe für den ehemaligen Staatspräsidenten Hosni Mubarak und seinen Innenminister Habib Al-Adli. Am 02. Juni sollen die Urteile in einer Live-Übertragung verkündet werden.

19.02.2012: www.reiner-bernstein.de 308 – Chronologie 2012

Nach einem Bericht des offiziellen Internet-Portals des israelischen Militärs ist für Generalstabschef Generalleutnant Benny Gantz – der einzige Generalstabschefs in der Geschichte Israels ohne politische Ambitionen, wie hervorgehoben worden ist: „Im Land der politischen Intrigen ist er der kostbarste Schatz 451 “ – eine neue umfängliche Operation im Gazastreifen nur eine Frage der Zeit, die sich jedoch von der Operation „Gegossenes Blei“ im Dezember 2008/Januar 2009 unterscheiden werde. Spekuliert werde über die Aufteilung des Gebiets in mehrere Sektoren, über die Kontrolle der Zufahrtsstraße an die ägyptische Grenze und sogar über den Sturz der „Hamas“-Regierung 452 . Dazu revidiert Gershon Baskin, bislang Co-Vorsitzender – mit Hanna Siniora – des „Israel-Palestine Center for Research and Information (IPCRI)“, am 20. Februar nach Gesprächen mit „Hamas“-Repräsentanten seine bisherigen Überzeugungen. „Hamas“ habe zwar einen sehr starken islamischen Anstrich, doch sei sie vornehmlich eine politische Bewegung. Khaled Meshal habe sich zur Zwei- Staaten-Lösung in den Grenzen vor dem Junikrieg 1967 bekannt und praktisch die Forderungen des Nahost-Quartetts – Anerkennung Israels, Bekenntnis zu den bisherigen Vereinbarungen zwischen der Autonomiebehörde und Israel, Verzicht auf Gewalt – übernommen. Mit einem Blick auf die Vorgänge in der arabischen Nachbarschaft zeigt sich Baskin davon überzeugt, dass „Hamas“ von den Palästinensern zum Rücktritt gezwungen würde, wenn Israel mit ihnen einen Friedensvertrag schließe. Ähnlich habe sich ihm gegenüber Machmud Abbas geäußert: Er hätte keine Schwierigkeit, einen solchen Vertrag seinem Volk „zu verkaufen“ 453 .

Der US-amerikanische Chef des Vereinigten Generalstabs Martin Dempsey warnt in einem CNN-Interview Israel vor einem Militärangriff auf Iran: Dieser sei nicht klug. Der britische www.reiner-bernstein.de 309 – Chronologie 2012

Außenminister William Hague ermahnt Israel, die Wirkung der vereinbarten Wirtschaftssanktionen auf Iran abzuwarten.

„Haaretz“ zitiert den israelischen Kartographen Dror Etkes, der seit Jahren die Siedlungstätigkeit in der Westbank beobachtet mit den Worten, dass jüdische Siedler inzwischen mit Bauaktivitäten und Landraub in die Zone B vorgedrungen seien, die gemäß der Interimsvereinbarung von 1995 („Oslo II“) unter palästinensischer Zivilkontrolle und israelischer Militärkontrolle steht. Auf Nachfragen habe die israelische „Zivilverwaltung“ in der Westbank geantwortet, dass sie nicht genügend Personal habe, um jede Bewegung der Siedler zu kontrollieren. Nach Angaben des „UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)“ seien in den ersten sechs Monaten von 2011 nicht weniger als 342 palästinensische Gebäude zerstört worden, fast fünf Mal soviel wie im Vergleichszeitraum 2010 454 . Der Online-Dienst der „Tagesschau“ strahlte am 20. Februar einen Beitrag aus, in dem über die Zerstörung der mit deutschen Mitteln in Höhe von 400.00 Euro geförderte Sonnenenergieanlagen in Sussiya südlich Hebrons berichtet wurde.

Eine Autobombe tötet in Bagdad 20 Menschen.

18.02.2012: Nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA betont Präsident Machmud Abbas, dass die künftige Regierung aus „Fatah“ und „Hamas“ gewillt sei, die zwischen der PLO und Israel getroffenen Vereinbarungen zu respektieren. Ein Sprecher von „Hamas“ verwahrt sich gegen die Ankündigung, die gegen die Absprache beider Parteien vom 06. Februar verstoße 455 . www.reiner-bernstein.de 310 – Chronologie 2012

Der Generalsekretär der Arabischen Liga Nabil Al-Arabi verwahrt sich gegen Gerüchte, wonach er mit der ägyptischen Moslembruderschaft eine Absprache zugunsten seiner Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten getroffen habe. Die Wahl soll Ende Mai stattfinden.

In Damaskus protestieren bei einem Trauerzug für vier Menschen, die am 17. Februar getötet wurden, nach Oppositionsangaben rund 15.000 Menschen gegen das Assad-Regime.

Aus Kairoer Justizkreisen verlautet, dass am 26. Februar der Strafprozess gegen den Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung Andreas Jacobs und seine Stellvertreterin Christiane Baade beginnen soll 456 . „Al-Ahram meldet am 23. Februar, dass alle Verdächtigen, neben den beiden Deutschen ffünf Serben, zwei Libanesen, ein Jordanier, ein Palästinenser, 14 Ägypter und 19 US- Amerikaner an ein Strafgericht überstellt werden sollen.

17.02.2012: In Libyen wird der erste Jahrestag der Revolution gegen das Regime von Muammar Gaddafi begangen. Gleichzeitig beklagen unabhängige in- und ausländische Beobachter schwere Menschenrechtsverletzungen im Land.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus demonstrieren mehr als 10.000 Menschen gegen das Assad-Regime. In der gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Außenministerin Hillary Clinton in Washington verlangt die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Catherine Ashton den Rücktritt Assads: „We are absolutely clear that President should stand aside; you cannot kill your own people, you cannot be a leader, and call this leadership.“ www.reiner-bernstein.de 311 – Chronologie 2012

Hunderte Ägypter demonstrieren in Kairo vor der syrischen Botschaft und verlangen die Ausweisung des syrischen Botschafters. Am 19. Februar brechen Ägypten und Syrien ihre diplomatischen Beziehungen ab.

16./17.02.2012: In Berlin findet auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin die deutsch-israelische Tagung mit dem Titel „Fremde Freunde? Die israelische und deutsche Sicht auf Staat, Nation, Gewalt. Ein Vergleich“ statt. Zu den Teilnehmern gehört der Universität Tel Aviv lehrende Psychoanalytiker Carlo Strenger, der regelmäßig für die Tageszeitung „Haaretz“ schreibt. In seinem Beitrag für das Blatt am 22. Februar macht Strenger drei Problemfelder aus, die für die deutsche und westliche Entfremdung gegenüber Israel sorgen: die nationalistische Rhetorik, gipfelnd in der Behauptung vom ewigen jüdischen Recht auf das ganze Land Israel; der Weg Israels in die Ethnokratie, die zwischen den Rechten der Juden und denen der Nichtjuden unterscheidet; und der Eingang der Religion in die israelische Politik, die für ihren verhängnisvollen Einfluss auf die Kolonisierung der Westbank sorgt. Für ihn, Strenger, habe die Konferenz die Frage „Quo vadis, Israel?“ geschärft. Die Zukunft einer deutsch-israelischen Freundschaft werde durch die Institutionen der Zivilgesellschaft genährt: „Für mich wie für viele in Israel, für die die Ideale der Freiheit, der Menschenrechte und der Gleichbehandlung zentrale Werte sind, ist die Freundschaft mit Israel im Besonderen und mit Europa im Allgemeinen nicht rein instrumentell: Sie reflektiert die Ideale, die wir mit einem Kontinent teilen, der gewichtige Lektionen aus seiner tragischen Geschichte gelernt hat 457 .“ Einen Youtube-gestützten Überblick bietet http://972mag.com/naomi-chazan-an-undemocratic-israel-will-not- last-a-minute/35925/ Zu den übrigen Gästen gehörten Naomi Chazan („Israel ohne Demokratie wird nicht überleben!“), Colette Avital, Nitzan Horowitz, Muhammad Jabali, Shimon Stein und Yossi Yonah. www.reiner-bernstein.de 312 – Chronologie 2012

16.02.2012: In der UN-Vollversammlung wird eine von Saudi-Arabien eingebrachte und gegen Syrien gerichtete Resolution mit 137 der möglichen 193 Stimmen angenommen. Am 04. Februar war eine Syrien-Resolution im Sicherheitsrat am Veto von Russland und China gescheitert. Diesmal stimmen neben diesen beiden Staaten auch Iran, Nordkorea, Venezuela und Bolivien gegen die Resolution. Am 13. Februar hatte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Navi Pillay vor der Vollversammlung dem Assad-Regime eine „Todesschuss-Taktik“ vorgeworfen 458 .

Das Europäische Parlament fordert Russland in einer Resolution auf, sofort die Lieferung von Waffen und Rüstungsmaterial an Syrien einzustellen 459 .

Die Moslembruderschaft Ägyptens droht mit der Aufkündigung des Friedensvertrages mit Israel von 1979, sollten die USA ihre Drohung wahrmachen, die Finanzhilfe in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar zu streichen, wenn die Arbeit der ausländischen NGO’s in Ägypten eingeschränkt werde 460 .

Beim Zusammenstoß eines Busses und eines Lastkraftwagens bei schlechtem Wetter werden im Norden Jerusalems acht Palästinenser getötet, darunter sieben Kinder.

15.02.2012: In einer Pressemitteilung protestiert „medico international“ gegen den Abriss von Windkraft- und Solaranlagen im Wert von mehr als 200.000 Euro in der Westbank. „Die israelischen Behörden fördern dort zwar die jüdischen Siedlungen mit großzügigen Subventionen, genehmigen Palästinensern aber www.reiner-bernstein.de 313 – Chronologie 2012 nicht den Bau von Kindergärten oder Gesundheitszentren, kritisiert die Organisation. Am 18. Februar schließt sich die parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag Dagmar Enkelmann dem Protest gegen den Abriss mehrerer palästinensischer Projekte in der Westbank an: „Dass Israel sogar von Deutschland finanzierte humanitäre Projekte im Westjordanland abreißen lassen will, ist nur ein krasses Beispiel für die inhumane Besatzungspolitik gegen die Palästinenser. Minister Niebel und Westerwelle können jetzt ihren sonst zur Schau gestellten Tatendrang unter Beweis stellen: Die Bundesregierung muss nicht nur den Abriss der mit deutscher Hilfe errichteten Windkraft- und Solaranlagen verhindern, sondern sich auch deutlich stärker für menschenwürdige Lebensbedingungen für die Palästinenser in der so genannten C-Zone engagieren." So habe eine Delegation der Partei bei ihrer Reise Anfang Januar im Dorf Susiya „die verheerenden Wirkungen der willkürlichen Abrissverfügungen der israelischen Verwaltung erfahren. Den Palästinensern wird buchstäblich das Dach überm Kopf und die Schule weggerissen, Strom und Wasser werden verweigert und die Zufahrtswege zu ihren Dörfern blockiert“. Enkelmann fordert die Bundesregierung auf, „unverzüglich bei der israelischen Regierung gegen die Abrisspolitik (zu) intervenieren“.

Der syrische Staatschef Bashar Assad kündigt für den 26. Februar ein Verfassungsreferendum an. In dem Entwurf sollen Grundrechte verankert und die Führungsrolle der „Baath“-Partei aufgehoben werden. Zur Abstimmung sind 14 Millionen Menschen aufgerufen. Die Opposition weist das Dekret als lächerlich zurück, solange die Gewalt anhalte.

Vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats warnen Repräsentanten des Pentagon und des Geheimdienstes vor der Unterwanderung der syrischen Opposition durch „Al-Qaida“. Wie die www.reiner-bernstein.de 314 – Chronologie 2012

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am 13. Februar berichtete, hatte der Führer der „Al-Qaida“, der Ägypter Ayman Al-Zawahiri, die Opposition aufgefordert, sich in ihrem Kampf gegen das Assad- Regime nicht auf den Westen und arabische Staaten zu stützen. Am 18. Februar berichtet ein US-amerikanischer Fernsehsender vom Einsatz unbemannter Flugkörper zur Überwachung des syrischen Luftraums.

Der Botschafter der Europäischen Union für das südliche Mittelmeer Bernardino Leon trifft in Amman mit dem jordanischen Ministerpräsidenten Awn Khasawneh und Außenminister Nasser Jubeh zusammen, um die Themen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der Stärkung der jordanischen Reformpolitik zu diskutieren.

14.02.2012: Bei ihrem Gespräch in Berlin stimmen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Generalsekretär der Arabischen Liga Nabil Al-Arabi darin überein, dass im Falle Syriens – im Gegensatz zu Libyen – ein militärisches Eingreifen von außen nicht in Betracht komme.

In Emirat Bahrain werden am ersten Jahrestag der Proteste gegen ausbleibende grundlegende Reformen bei den Demonstrationen mehrere hundert Schiiten von den Sicherheitskräften auseinandergetrieben. Sie fordern eine Umwandlung des Emirats in eine konstitutionelle Monarchie.

13.02.2012: Die Jerusalemer Stadtverwaltung genehmigt den Bau eines neuen Besucherzentrums in der „Davidstadt“ im palästinensischen Ortsteil Silwan. Hinter den Planungen in Silwan steht die am äußersten rechten Rand arbeitende Organisation „El’ad (Gott in Ewigkeit)“, eine US-amerikanische Grundstücksgesellschaft, in Zusammenarbeit mit der „Israel www.reiner-bernstein.de 315 – Chronologie 2012

Antiquities Authority“. Die Europäische Union, vertreten durch ihre Missionen in Jerusalem und Ramallah, kritisiert in einer Erklärung die Abrissarbeiten des palästinensischen Gemeindezentrums und fordert die israelische Regierung auf, alle diskriminierenden Handlungen gegen Palästinenser einzustellen 461 .

Im Interview mit „Haaretz“ räumt Oppositionsführerin Tsipi Livni ein, dass sie als Vorsitzende von „Kadima (Vorwärts)“ sich nach innen und nach außen zu sehr staatsmännisch verhalten und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht häufig Paroli geboten habe. So habe sie nach einer Begegnung mit Präsident Machmud Abbas vor einigen Monaten in Amman – wohin sie gemeinsam mit Haim Ramon, Tsachi Hanegbi und Roni Bar-On reiste – den Eindruck gewonnen, dass Israel eine historische Chance vergeben habe, mit den Palästinensern zu einem Ausgleich zu kommen. In die Vorlage des damaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert vom September 2008 an die Adresse Abbas’ – damals führte sie das Außenministerium – sei sie nicht eingeweiht gewesen462 . Ansonsten hätte sie Olmerts Idee, die Entscheidung über die politische Zukunft Jerusalems einem Ausschuss mit drei Arabern, einem Israeli und einem US-Amerikaner zu übertragen, nicht zugestimmt. Außerdem würde sie, Livni, keinem einzigen palästinensischen Flüchtling die Niederlassung in Israel erlauben. So wie der Staat Israel die Überlebenden der Shoah aufgenommen habe, so müsse ein Staat Palästina als nationale Lösung für das palästinensische Volk die Flüchtlinge integrieren. Darüber habe sie mit US-Außenministerin Condoleezza Rice, mit US-Präsident George W. Bush, mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und mit „den Italienern“ Einvernehmen erzielt 463 .

12.02.2012: www.reiner-bernstein.de 316 – Chronologie 2012

Der Leiter der Beobachterdelegation der Arabischen Liga in Syrien, der Sudanese Mohamed Al-Dabi tritt von seinem Amt zurück 464 . Nachfolger wird der frühere jordanische Außenminister Abdulillah Al- Khatib.

Der Kommandeur der Reservedivision des israelischen Militärs Aharon Haliva kritisiert die Teilnehmer der sozialen Protestwelle mit dem Argument, dass durch Kürzungen im Verteidigungshaushalt seine Soldaten im Training keine Raketen mehr abschießen könnten. Einen Tag später verteidigt der stellvertretende Generalstabschef Yair Naveh die Proteste.

Die in Berlin ansässige „Generaldelegation Palästina“ firmiert nunmehr als „Diplomatische Mission Palästinas“. Damit wird die Konsequenz aus der Ankündigung von Bundesaußenminister Guido Westerwelle am 01. Februar in Ramallah gezogen 465 .

11.02.2012: In Ägypten wird der erste Jahrestag des Rücktritts von Hosni Mubarak gefeiert. Demonstranten in Kairo und anderen Städten fordern den Obersten Militärrat auf, umgehend die Macht abzugeben und den Weg für eine Zivilregierung freizugeben. Dagegen verlangt Ministerpräsident Kamal Al-Gansouri unter Verweis auf die Einheit der Nation die sofortige Rückkehr der Protestierenden an ihren Arbeitsplatz.

In Syrien kommen bei Angriffen des Militärs und bei Kämpfen mit Deserteuren, die auch innere Stadtteile von Damaskus erreichen, mindestens 40 Personen ums Leben.

In Iran wird der 33. Jahrestag der islamischen Revolution unter Führung des am 01. Februar 1979 aus dem Pariser Exil zurückgekehrten Ayatollah Rucholla Khomeini gegen die Monarchie begangen. www.reiner-bernstein.de 317 – Chronologie 2012

10.02.2012: Die „Jerusalem Post“ berichtet, dass die Türkei die Beteiligung eines israelischen Kriegsschiffes an dem bevorstehenden NATO-Manöver im Mittelmeer verhindert habe.

Der Rechtsausschuss der Knesset nominiert mit großer Mehrheit bei einer Enthaltung Asher Grunis zum künftigen Präsidenten des Obersten Gerichtshofs in der Nachfolge von Dorit Beinisch, die Ende Februar aus dem Amt scheidet. Zuvor war ein für Grunis maßgeschneidertes Gesetz im Parlament verabschiedet worden, das die bisherige Regelung aufhebt, wonach der Ernennung eine dreijährige Mitgliedschaft im Kollegium des Gerichts vorausgehen muss.

Nach einer Meldung von „Haaretz“ soll der Rechtsausschuss der Regierung am 12. Februar über einen Antrag aus den Reihen des „Likud“ entscheiden, der Spenden für „zionistische Siedlungen“ einen Steuernachlass von bis zu 35 Prozent gewähren soll.

Bei zwei Anschlägen auf Anlagen des Militärs in der syrischen Stadt Aleppo werden mindestens 25 Personen getötet.

09.02.2012: Die palästinensische Nachrichtenagentur „WAFA“ berichtet, dass mehrere israelische Websites, die sich auf den „Likud“ und auf den bei den gegen Benjamin Netanjahu unterlegenen Mit-Bewerber um den Parteivorsitz Moshe Feiglin berufen, am 12. Februar den Tempelplatz in Jerusalem stürmen wollen, um dort auf den Ruinen der Al-Aqza-Moschee den Grundstein für den Dritten Tempel zu legen. www.reiner-bernstein.de 318 – Chronologie 2012

08.02.2012: Allein in der syrischen Protesthochburg Homs sollen bei schwerem Beschuss durch das regimetreue Militär mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Mitglieder des Golf- Kooperationsrats Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Qatar, Vereinigte Arabische Emirate und Oman weisen die syrischen Botschafter aus. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu sucht die Unterstützung für eine Syrien-Konferenz unter Beteiligung der betroffenen Staaten, um die Geschlossenheit bei der Suche nach dem Ende der Gewalt zu demonstrieren. Gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ betont Davutoglu vor seinem Flug nach Washington, dass die Zeit vorbei sei, sich mit der Beobachtung der Entwicklung zu begnügen. Jetzt sei die Zeit für eine „starke Botschaft an das syrische Volk gekommen, dass wir mit ihm sind“. Nach einer Meldung der „Jordan Times“ vom 09. Februar hat Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan das russisch-chinesische Doppelveto im UN- Sicherheitsrat ein „Fiasko“ genannt. Am 08. Februar habe er mit dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew telefoniert und in einer Erklärung danach betont, dass Bashar Assad die Legitimität verloren habe. Die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen Navi Pillay äußert sich empört.

Ein Generalstreik in Israel legt den internationalen Flugverkehr, die Arbeit der Banken, der Krankhäuser, der Theater, der Eisenbahn und der Ministerien lahm. Mit Ausnahme des Flugverkehrs dauert der Streik am 09. am 10. Februar an. Der Gewerkschaft geht es um die Festanstellung oder um ähnliche Arbeitsverhältnisse für rund 25.000 Leiharbeiter und Wachmänner, letztere vor Kino, Restaurants und Kaufläden. Am 12. Februar wollen sich auch die Busfahrer der der landesweit im Einsatz fahrenden Kooperative „Egged“ dem Streik anschließen. www.reiner-bernstein.de 319 – Chronologie 2012

Die Bundesregierung weist vier syrische Diplomaten aus, nachdem am 07. Februar vier für Syrien arbeitende Agenten festgenommen worden sind, darunter ein Mann mit libanesischer Staatsbürgerschaft. Ihnen wird vorgeworfen, jahrelang Landsleute ausspioniert zu haben. Bundesaußenminister Guido Westerwelle unterstützt den Vorschlag des Generalsekretärs der Arabischen Liga Nabil Al-Arabi, die arabische Beobachtermission durch Un- Beobachter zu ergänzen. Mit dieser Kombination kommt der UN- Sicherheitsrat erneut ins diplomatische Spiel.

07.02.2012: Auf einer Pressekonferenz warnt die Ende Februar nach fünfeinhalb Jahren aus dem Amt scheidende Präsidentin des Obersten Gerichtshofs Dorit Beinisch, dass die vermehrte Einflussnahme der Politik auf die Unabhängigkeit der Rechtsfindung durch eine gezielte Personalpolitik das gesamte gesellschaftliche Leben beschädige 466 . In einer Würdigung der juristischen Leistungen Beinischs schreibt Ari Shavit in „Haaretz“, dass sie in den 1980er Jahren der Kommission zur Untersuchung des Massakers in den Beiruter Flüchtlingslagern Sabra und Shatila im September 1982 angehört habe, dass sie später mitgeholfen habe, den jüdischen Untergrund zu bestrafen – er war für tödliche Attentate auf Palästinenser in der Westbank verantwortlich –, dass sie sich gegen die Deportation von „Hamas“-Mitgliedern in den Libanon Ende 1992 auf Veranlassung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin verwahrt habe, dass sie gegen die Privatisierung der Gefängnisse ihre Stimme erhoben habe und anderes mehr. In der jüngeren Vergangenheit habe Beinisch die schweren Angriffe des ehemaligen Justizministers Daniel Friedman und seines Amtsnachfolgers Yaacov Neeman auf das Rechtssystem zurückgewiesen 467 . www.reiner-bernstein.de 320 – Chronologie 2012

In Washington bekennt sich Israels Außenminister Avigdor Lieberman gegenüber seiner Amtskollegin Hillary Clinton zur Zwei- Staaten-Lösung und dankt der Administration für ihre Sanktionspolitik gegen Iran. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin warnt vor internationaler Einmischung in Syrien.

In einer Rede vor dem „Aspen Institute“ in Washington, DC, führt Dennis Ross 468 aus, dass er die Aussichten für einen israelisch- palästinensischen Frieden gering einschätzt. Die große psychologische Kluft sei die Hauptursache für das bisherige Scheitern aller Friedensbemühungen.

Bei seinem eintägigen Besuch in Damaskus fordert der russische Außenminister Sergej Lawrow die syrische Führung auf, politische Verantwortung für das Ende der blutigen Auseinandersetzungen zu übernehmen. Es sei das Interesse Moskaus, dass die arabischen Völker in Frieden und Eintracht leben. Russland unterhält mit dem syrischen Tiefseehafen Tartus seinen einzigen Flottenstützpunkt im Mittelmeer. In einem Gastbeitrag für die „New York Times“ schreibt Efraim Halevy, zwischen 1998 und 2002 Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes „Mossad“ und ehemaliger Sicherheitsberater der Regierung, dass der Zusammenbruch des Assad-Regimes – Irans Achillesferse – den Zugang Teherans zu seinen Verbündeten „Hisbollah“ und „Hamas“ abschneiden würde und Teherans Nuklearpolitik am Ende wäre. Dies wäre eine bessere und vielversprechendere Option als der Militäreinsatz, schreibt der Autor an die Adresse seiner Regierung in Jerusalem. Die USA sollten Russland Anreize bieten, um ihm die Abkehr von der Unterstützung Assads zu ermöglichen 469 . www.reiner-bernstein.de 321 – Chronologie 2012

In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ macht der Arabien- Korrespondent Rainer Hermann darauf aufmerksam, dass Saudi- Arabien bis 2030 nicht weniger als sechs Millionen Arbeitsplätze schaffen müsse. Benötigt würden außerdem Studienplätze und Wohnungen. Jeder zweite Saudi sei jünger als 25 Jahre. Die gesamte Bodenfläche des Landes gehöre der königlichen Familie, die das Land unter Prinzen und ihnen nahestehende Unternehmer verteile. Immer mehr Saudis würden Freiheiten, Mitbestimmung und Gleichheit für alle fordern. In den kommenden zehn bis15 Jahren würden sich infolge der Dynamik in der eigenen Gesellschaft sowie im Gefolge der Umbrüche in der arabischen Welt grundlegende Veränderungen ergeben, zitiert Hermann einen saudischen Politologen 470 .

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur „Reuters“, aus dem die Zeitung „The Daily Egypt“ zitiert, erklärt der sich um die Präsidentschaft bewerbende Amr Moussa, dass im Falle seiner Wahl das vorrangige Ziel in einem Bürgerstaat und darin bestehe, dass das Militär nicht wie bisher ein Eigenleben führe.

Bei den parteiinternen Wahlen um den Vorsitz der linksliberalen Partei „Meretz (Energie)“ gewinnt die Abgeordnete Zavaha Gal-On fast 61 Prozent der Stimmen. Auf ihren Rivalen Ilan Gilon entfallen 37 Prozent.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle bestellt erneut den ägyptischen Botschafter ein, um ihm die deutsche Verärgerung über die von der – nicht unabhängig agierenden – Justiz zu erwartende Anklage gegen den Leiter der Konrad-Adenauer- Stiftung in Kairo Andreas Jacobs und seine Stellvertreterin Christiane Baade zu übermitteln. Die Arbeit der deutschen politischen Stiftungen liege auch „im Interesse der Demokratie in Ägypten“ begründet Westerwelle den Protest 471 . www.reiner-bernstein.de 322 – Chronologie 2012

Aus einer entschlüsselten Email-Korrespondenz, aus der „Haaretz“ zitiert, geht hervor, dass einer der führenden „Gaza- Friedensflottillen“-Aktivisten, der frühere britische „Labour“- Abgeordnete George Galloway, im August 2010 die enge Vertraute von Syriens Präsident Bashar Assad, Bouthaina Shaaban, um Hilfe bei der Organisierung der zweiten Hilfsaktion gebeten und eine enthusiastische Antwort von Shaaban erhalten habe. Die Schiffe starteten am 18. Oktober 2010 vom zypriotischen Hafen Latakia aus in Richtung El-Arish, doch die ägyptischen Behörden erlaubten nur einigen Mitfahrenden die Weiterreise in den Gazastreifen, während die Güter ausgeliefert werden durften.

06.02.2012: In einer in die gesamte Region live übertragenen Pressekonferenz in Doha (Qatar), die von Emir Hamad bin Khalifa Al-Thani, geleitet wird, einigen sich Präsident Machmud Abbas und der Chef des Politischen Büros von „Hamas“ Khaled Meshal auf eine aus unabhängigen Fachleuten bestehende Übergangsregierung, in der Abbas auch das Amt des Ministerpräsidenten bis zu den Parlamentswahlen wahrnehmen soll, deren Termin noch nicht feststeht, aber – wie bereits absehbar ist – vom geplanten 04. Mai verschoben werden muss 472 . Welche Rolle Abbas’ Vorgänger Salam Fayyad und der Chef der „Hamas“-Regierung im Gazastreifen Ismail Haniyeh spielen sollen, bleibt zunächst unklar. Vor der Fraktion des „Likud“ in der Knesset beschuldigt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Abbas, „den Weg des Friedens“ verlassen zu haben. Denn für diesen habe es nur die Alternative „Frieden mit Hamas“ oder „Frieden mit Israel“ gegeben. Der Sprecher der EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragten Catherine Ashton kündigt an, dass die Hilfe für die palästinensische Regierung fortgesetzt werde, wenn sie das Prinzip der Gewaltlosigkeit achte und an früheren Vereinbarungen, am Recht Israels auf www.reiner-bernstein.de 323 – Chronologie 2012

Existenz sowie an der Zwei-Staaten-Lösung festhalte. In der „New York Times“ zitiert der Israel-Korrespondent Ethan Bronner den Vorsitzenden der „Palestinian Academic Society for the Study of International Affairs“ in Ost-Jerusalem Mahdi Abdel Hadi mit den Worten, dass das arabische Erwachen Zeuge des Aufstiegs des reformistischen politischen Islams in Ägypten und Tunesien sei und dass „Hamas“ davon keine Ausnahme mache. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis westliche Regierungen auch „Hamas“-Repräsentanten treffen würden473 . Beobachter halten die Spaltung von „Hamas“ nicht für ausgeschlossen. Am 07. Februar begrüßt der Sprecher des französischen Außenministeriums die Einigung zwischen beiden palästinensischen Flügelparteien. Eine offizielle Äußerung der Bundesregierung ist nicht bekannt.

In Syrien hält die Gewalt an. In Homs sollen mindestens 100 Menschen getötet worden sein. Kommentatoren werfen Russland und China vor, mit ihrem Veto am 04. Februar im UN-Sicherheitsrat zu „Brandbeschleunigern“ geworden zu sein. Außenminister Sergej Lawrow, der am 07. Februar nach Damaskus reisen will, hält in Moskau den Kritikern eine „hysterische Reaktion“ vor. Die US- Botschaft in Damaskus zieht ihren Botschafter Robert Ford und die letzten Mitarbeiter zurück. Großbritannien ruft seinen Botschafter zu Konsultationen nach London zurück. Am 07. Februar rufen Paris und Rom ihre Botschafter zu Konsultationen zurück.

US-Präsident Barack Obama unterzeichnet eine Verordnung, welche schärfere Sanktionen gegen die Zentralbank und andere Banken Irans verfügt. Die eigenen Banken sollen iranische Einlagen einfrieren, statt sie zurückzuweisen, heißt es in der Verordnung. Nach einem Bericht der Zeitung „Maariv (Abend)“ am 07. Februar habe Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seinen Kabinettsmitgliedern verboten, über einen israelischen Angriff auf Iran zu sprechen, weil das Gerede außenpolitisch enormen Schaden www.reiner-bernstein.de 324 – Chronologie 2012 anrichte. Nach einem Bericht der „New York Times“ vom 09. Februar sei der Anweisung Netanjahus – die vor allem Ehud Barak gelte – aus Washington gratuliert worden. Wenn Netanjahu im März vor dem „Israel American Public Affairs Committee (AIPAC)“ spreche, sei noch nicht geklärt, ob ein Treffen mit Präsident Barack Obama eingeplant sei 474 .

Verteidigungsminister Ehud Barak ernennt den 52-jährigen Amir Eshel zum neuen Chef der israelischen Luftwaffe. Gemeinsam mit Generalstabschef Benny Gantz trägt Eshel die Verantwortung für den eventuellen Luftschlag gegen das vermutete iranische Atomwaffenprogramm.

05.02.2012: Die „Jerusalem Post“ berichtet, dass die Bundesregierung, vertreten durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium Christian Schmidt (CSU), und die Regierung Israels vor einigen Wochen einen Vertrag über die Lieferung eines sechsten U-Bootes der „Dolphin“-Klasse unterzeichnet haben. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel zunächst aufgrund der Siedlungspolitik Bedenken gegen die Lieferung erhoben hatte, deren Kosten zu einem Drittel in den Bundeshaushalt 2012 eingestellt worden sind 475 , bezeichnet Schmidt den Vertrag nunmehr als Teil der deutschen Verpflichtungen für die Sicherheit Israels. Zwischen der Lieferung und der Ablehnung der Siedlungspolitik gebe es keinen Zusammenhang, fügt er hinzu. Die Bundesregierung wolle außerdem die Verteidigungszusammenarbeit mit Israel verstärken und sei daran interessiert, von der israelische Trainings- und Militärdoktrin zu lernen sowie ein Raketenträgersystem vom Typ „Heron TP“ zu kaufen 476 . www.reiner-bernstein.de 325 – Chronologie 2012

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle nach dem Doppelveto einer Resolution durch Russland und China im UN-Sicherheitsrat eine „internationale Kontaktgruppe“ für Syrien mit Frankreich, der Arabischen Liga und der Türkei gefordert. Auch Frankreichs Präsident François Sarkozy teilt diese Idee.

Das Politische Büro von „Hamas“ in Damaskus wird mit dem Abzug des letzten Mitarbeiters geschlossen. Nachdem sein bisheriger Chef Khaled Meshal die Stadt bereits vor Tagen verlassen hatte 477 , trifft Imad Al-Alami im Gazastreifen ein.

Zum zwölften Mal wird eine Erdgasleitung nach Israel und Jordanien in der Nähe von El-Arish zur Explosion gebracht.

Das ägyptische Fernsehen berichtet über die Festnahme von 43 Mitarbeitern – darunter zwei Deutschen –, die sich an der illegalen Auslandsfinanzierung von NGO’s beteiligt hätten. In Washington werden – genährt durch eine Warnung von Außenministerin Hillary Clinton gegen ihren ägyptischen Kollegen Mohamed Kamal Amr am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz – Überlegungen laut, die Gesamtfinanzhilfe in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar an Ägypten (davon 200 Millionen für Entwicklungsprogramme) einzustellen. Außenminister Guido Westerwelle bezeichnet die Festnahme, die auch zwei Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung trifft sowie den Leiter des Büros in Kairo Andreas Jacobs an der Ausreise hindert, lediglich als einen „bedauerlichen Rückschlag für die wertvolle Arbeit der Stiftung“. Der Vorsitzende der Stiftung Hans-Gert Pöttering reist am 08. Februar nach Kairo 478 . Vorgesehen ist auch ein Gespräch mit Amr. Die Unionsfraktion im Bundestag bemüht sich um eine fraktionsübergreifende Resolution gegen die Behinderung der Arbeit der Stiftungen in Ägypten.

04.02.2012: www.reiner-bernstein.de 326 – Chronologie 2012

Von der Münchner Sicherheitskonferenz aus kündigt der russische Außenminister Sergej Lawrow in einem Telefoninterview mit einer Moskauer TV-Station das Veto gegen die von der Arabischen Liga eingebrachte Syrien-Resolution im UN-Sicherheitsrat am heutigen Vormittag an. An die Adresse Washingtons gerichtet, warnt Lawrow davor, Voreingenommenheit mit gesundem Menschenverstand zu verwechseln. Damit sind die Gespräche mit US-Außenministerin Hillary Clinton am Rande der Tagung zumindest vorerst ohne Ergebnis geblieben. Am Mittag scheitert die Resolution am Veto Russlands und Chinas. Nach Qatar weist Tunesien den syrischen Botschafter aus. In vielen europäischen Hauptstädten demonstrieren Exil-Syrer gegen das Regime in Damaskus. Rainer Hermann berichtet am 06. Februar in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass die Tötung von 52 Soldaten durch Deserteure den Vormarsch syrischer Einheiten nach Homs ausgelöst haben könnte 479 .

In Kairo protestieren viele hundert Menschen vor dem Innenministerium gegen die Verschleppung der Untersuchungen zum Tode von 74 Fußballfans in Port Said am 01. Februar und die nachfolgende Gewaltanwendung staatlicher Sicherheitskräfte mit weiteren Toten; mittlerweile sollen zwölf Menschen in Kairo und sieben in Suez getötet worden sein. Der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Moussa, der sich um die Präsidentschaft bemüht, fordert auf einer Pressekonferenz, die Wahlen vorzuziehen, um die Stabilität Ägyptens sicherzustellen.

03.02.2012: Die Befürchtung von US-Verteidigungsminister Leon Panetta vor einem Militärangriff Israels auf Iran im Frühjahr löst international Besorgnis aus. Verteidigungsminister Ehud Barak behauptet, dass es für einen Militärschlag ein „breites globales www.reiner-bernstein.de 327 – Chronologie 2012

Einvernehmen“ gebe. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz erklärt Außenminister Guido Westerwelle hingegen, das er sich an Spekulationen über einen israelischen Militärschlag nicht beteiligen wolle, während Verteidigungsminister Thomas de Maizière gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ tags zuvor Israel vor „Abenteuern“ warnte480 .

Bei den Parlamentwahlen in Kuwait gewinnen die Moslembrüder 34 der 50 Mandate, davon stellen allein die Salafisten künftig 14 Abgeordnete. Keine der bisher im Parlament sitzenden Frauen wurde wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei über 60 Prozent.

Während in diesen Tagen in Syrien des Massakers an Zehntausenden Menschen vor 30 Jahren in der Stadt Hama gedacht wird und während sich der UN-Sicherheitsrat gegen den Widerstand der Vetomächte Russland und China um eine Resolution der Arabischen Liga gegen die anhaltende Gewalt gegen syrische Zivilisten bemüht, finden mehr als 200 Menschen in der Stadt Homs und Umgebung durch den Einsatz von Panzereinheiten den Tod. Arabische Quellen sprechen von über 300 Toten. Der UN-Sicherheitsrat tritt am 04. Februar zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, auf der der arabische Resolutionsantrag zur Abstimmung kommen soll. Der Vorsitzende der Arabischen Liga, der qatarische Emir Sheikh Hamad Bin Yassin Al-Thani, weist Überlegungen zurück, den Resolutionsentwurf weiter zu verwässern, um die Zustimmung der beiden Vetomächte zu erreichen. Eher werde er, so Al-Thani, den Antrag zurückziehen.

02.02.2012: Nach den Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrates am 22. Januar zieht nun auch Jordanien seine Angehörigen aus der in Syrien stationierten Beobachtermission der Arabischen Liga zurück. www.reiner-bernstein.de 328 – Chronologie 2012

Israel wird Mitglied des „UN Development Programme (UNDP)“.

Ein Militärgericht in Gaza-Stadt verurteilt einen 27-jährigen Palästinenser wegen Spionage für Israel zum Tode durch den Strang.

01.02.2012: Bei seinem Besuch in Ramallah kündigt Bundesaußenminister Guido Westerwelle die diplomatische Aufwertung der Palästinensischen Generaldelegation in Berlin zu einer Mission unter Leitung eines Repräsentanten mit Botschafterrang an. Für die Flüchtlingsarbeit werde Berlin weitere 11 Millionen Euro bereitstellen, fügt Westerwelle hinzu. Zuvor hatte er in Jerusalem der nationalen Gedenkstätte „Yad waShem“ (Jes. 56,4-5) für Bildungsprogramme und Archivarbeiten für die kommenden zehn Jahre 10 Millionen Euro zugesagt. Beim Empfang durch Außenminister Avigdor Lieberman in Jerusalem bezeichnet Westerwelle diesen seiner „politischen und persönlichen Freundschaft“481 . Der sich ebenfalls in Israel und in den palästinensischen Gebieten aufhaltende Entwicklungsminister Dirk Niebel betont, dass die Bundesregierung „sehr genau“ die israelische Politik beobachte. Niebel trifft in der Zone C (sie macht mehr als 60 Prozent der Westbank aus) palästinensische Bauern, die unter der Besatzungspolitik leiden, und lässt sich von einer Mitarbeiterin der Organisation „Frieden Jetzt“ durch den Jerusalemer Stadtteil Silwan führen, aus dem die palästinensischen Bewohner durch jüdische Siedler und durch eine archäologischen Parkanlage verdrängt werden wollen. Bei einer Begegnung mit Israels Verteidigungsminister Ehud Barak am 02. Februar in Tel Aviv verlangt Westerwelle indirekt den Rücktritt Bashar Assads. Am selben Tag weist der www.reiner-bernstein.de 329 – Chronologie 2012 stellvertretende russische Verteidigungsminister Anatoli Antonow Forderungen zurück, die Waffenlieferungen an Syrien einzustellen.

UN-Generalsekretär Ban ki-Moon fordert in Jerusalem die israelische Regierung zum Stopp der Siedlungstätigkeit auf. Bei seinem Besuch in Gaza-Stadt am 02. Februar wird seine Autokolonne mit Steinen und Schuhen geworfen. Ein Staat Palästina könne nur durch Verhandlungen mit Israel entstehen, behauptet Ban.

Nach einer Untersuchung des „Israel Institute for Democracy“ für 2009, aus der „Haaretz“ zitiert, haben 52,8 Prozent der israelischen Staatsbürger arabischer Volkszugehörigkeit positiv auf die Frage geantwortet, ob sie stolze Israelis seien, 28,3 Prozent zeigten sich „überhaupt nicht stolz“. Der Berichterstatter Alexander Jacobson fügt hinzu, dass im vergangenen Jahr 24,5 Prozent Vertrauen in Benjamin Netanjahu äußerten, 44 Prozent in die Knesset und 45,6 Prozent in die Staatsanwaltschaft. 41 Prozent würden dem israelischen Militär vertrauen.

Bei einem Fußballspiel im ägyptischen Port Said kommen bei Krawallen über 74 Menschen ums Leben. Der Vorsitzende des Obersten Militärrates General Mohamed Hussein Tantawi ordnet eine Untersuchung an und verfügt eine dreitägige Staatstrauer. Das Parlament tritt zu einer Sondersitzung zusammen. Ministerpräsident Kamal Al-Gansouri übernimmt die politische Verantwortung für die Bluttat. Parlamentarier und Demonstranten fordern den Obersten Militärrat zur sofortigen Übergabe der Macht an ein ziviles Kabinett auf. In Port Said werden zwei Menschen von der Polizei erschossen. Am 03. Februar kommen weitere Menschen in Kairo und in anderen Orten ums Leben.

www.reiner-bernstein.de 330 – Chronologie 2012

Januar 2012

31.01.2012: In Ägypten finden zahlreiche Demonstrationen mit dem Ziel statt, den Obersten Militärrat zum schnellen Verzicht auf seine Machtvollkommenheit zu zwingen.

Das israelische Militär nimmt in der Nähe von Hebron Ismail Salame Stut als Sicherheitsrisiko fest. Stut war am 18. Oktober 2011 im Austausch für den israelischen Gefreiten Gilad Shalit freigelassen worden und ist der erste Palästinenser, der ohne nähere Begründung erneut gefangengenommen wird.

Aus den parteiinternen Vorwahlen des „Likud“ geht Benjamin Netanjahu als Sieger hervor. Für ihn stimmen 75 Prozent, während auf seinen Rivalen Moshe Feiglin 24 Prozent der Stimmen entfallen.

Die Bundesrepublik öffnet ihre Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt wieder.

29.01.2012: In Ägypten beginnen zweitägige Wahlen zum Oberhaus („Shura Council“), zu denen 25 Millionen Wahlberechtigte in 13 Regierungsbezirken mit Nachwahlen am 07. Februar aufgerufen sind. Die Wahlbeteiligung fällt mit 6,5 Prozent äußerst gering aus. Die zweite Runde soll am 14./15. Februar stattfinden mit Nachwahlen am 22. Februar. Zu vergeben sind 180 Sitze, während weitere 90 Abgeordnete vom Staatsoberhaupt ernannt werden sollen. Wie im Unterhaus siegen die islamischen „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ sowie die „Partei des Lichts“. Indem sie 105 bzw. 45 Mandate erringen, verfügen sie über 80 Prozent der Sitze im Oberhaus. Am 28. Februar werden Ahmed Fahmy von der „Partei für www.reiner-bernstein.de 331 – Chronologie 2012

Freiheit und Gerechtigkeit“ zum Präsidenten und Tarek Sahry von der „Partei des Lichts“ zu seinem Stellvertreter gewählt.

Der Leiter des Politischen Büros von „Hamas“ in Damaskus Khaled Meshal trifft zu Gesprächen in Amman ein.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle beginnt eine viertägige Nahostreise mit den Stationen Jordanien, Ägypten, Israel und Palästinensische Gebiete. Während seines Aufenthalts in Kairo am 31. Januar trifft Westerwelle auch mit der Führung des politischen Arms der Moslembruderschaft, der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, unter Führung von Mohamed Morsy zusammen. Westerwelle zeigt sich von der Begegnung befriedigt. Außerdem stattet er dem Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung einen Besuch ab, das Ende Dezember 2011 von den ägyptischen Behörden vorübergehend geschlossen wurde 482 . Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom 31. Januar haben nach Berechnungen einer ägyptischen Menschenrechtsorganisation allein zwischen März und September vergangenen Jahres 93.000 Kopten das Land verlassen.

Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos lehnt Ministerpräsident Awn Khasawneh die Beteiligung Jordaniens an internationalen Sanktionen gegen Syrien ab 483 .

In den Außenbezirken von Damaskus finden heftige Kämpfe zwischen regimetreuen Militäreinheiten und Deserteuren statt. In Homs rücken erneut Panzer ein und treffen auf Widerstand. Mittlerweile sollen auch Angehörige des Geheimdienstes die Fronten gewechselt haben. Über einhundert Menschen sollen ums Leben gekommen sein, darunter 55 Zivilisten. Am 31. Januar findet im UN-Sicherheitsrat eine Syrien-Debatte statt. Ein Antrag Marokkos, der von der Arabischen Liga und den www.reiner-bernstein.de 332 – Chronologie 2012 westlichen Staaten unterstützt wird, fordert das Ende der Gewalt gegen Zivilisten, die Freilassung aller politischen Gefangenen, den Rücktritt Bashar Assads und die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Russland will eine Resolution dazu ablehnen und sich stattdessen als Vermittler zwischen dem Regime in Damaskus und der Opposition anbieten, was letztere zurückweist, solange die Gewalt anhält. Auch die Volksrepublik China droht mit einem Veto.

28.01.2012: Die Arabische Liga friert vorübergehend die Arbeit der arabischen Beobachtermission in Syrien ein, nachdem diese in Hama die Leichen von 17 hingerichteten Männern entdeckt hat. Am 29. Januar eskaliert die Gewalt im Lande.

Der palästinensische Präsident Machmud Abbas macht Israel für das Scheitern der Erkundungsgespräche in Amman verantwortlich 484 . Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt am 29. Januar im Anschluss an die wöchentliche Kabinettssitzung, dass die Palästinenser endlich die israelischen Sicherheitsbedürfnisse respektieren müssten.

27.01.2012: Auf dem alljährlich stattfindenden „Globalen Forum für Wettbewerbsfähigkeit“ in Riyad unter Leitung von Prinz Turki Al-Faisal, dem Vorsitzenden des „King Faisal Center for Research and Islamic Studies“, aus dem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, dass 60 Prozent der saudi- arabischen Bevölkerung jünger als 30 Jahre alt sind, so dass bis 2030 sechs Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, davon fünf Millionen für neu in den Arbeitsmarkt www.reiner-bernstein.de 333 – Chronologie 2012

Eintretende und eine Million für Frauen. Das Königreich gebe 25 Prozent des Staatshaushalts für Bildung und Erziehung aus 485 .

Bei der Erinnerungsfeier zur Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppeneinheiten nehmen in der Knesset nur vier Minister und 21 Abgeordnete teil. Einer 75-jährigen Überlebenden wird vom Parlamentspräsidenten Reuven Rivlin eine Anmerkung versagt. Die geringe Zahl der anwesenden Parlamentarier korrespondiert mit einer Untersuchung, wonach nur neun Prozent der jüdischen Schüler Israels Holocaust- Erinnerungstag als bedeutende Quelle des Lernens über die Vernichtung der europäischen Juden bezeichnen würden.

„Haaretz“ berichtet, dass Dennis Ross trotz seines Ausscheidens als Nahost-Berater von Präsident Barack Obama im November 2011 jeden Tag ins Weiße Haus komme, wird ein Sprecher der US-Administration zitiert. Ein Bericht von Barak Ravid in derselben Zeitung am 30. Januar berichtet von einem „Roten Telefon“ zwischen dem Weißen Haus und Ross’ Büro im „Washington Institute“. Bescheiden mache Ross darauf aufmerksam, dass er beim Präsidenten nicht „die Fäden zieht“.

In Syrien kommen über 50 Menschen bei Zusammenstößen zu Tode, allein in Hama mindestens 40; nach aktuellen UN-Angaben sollen seit Mitte März 2011, dem Beginn der Rebellion gegen das Damaszener Regime, über 5.600 Menschen getötet worden sein. Bei Terroranschlägen in Bagdad sterben über 30 Menschen.

Einige tausend Islamisten versammeln sich zum „Tag der Bekräftigung“ ihrer Forderung nach Reformen im Zentrum Ammans, wobei es zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten kommt.

Nach offiziellen Daten sind die israelischen Exporte in die Türkei im Jahre 2011 auf den Wert von 1,85 Milliarden US-Dollar gestiegen, www.reiner-bernstein.de 334 – Chronologie 2012 die Exporte nach Deutschland lagen im selben Zeitraum bei 1,94 Milliarden US-Dollar.

26.01.2012: Nach israelischen Medienberichten hat eine Umfrage unter jüdischen Israelis im Jahr 2009 ergeben, dass 70 Prozent glauben, dass die Juden das auserwählte Volk seien. 65 Prozent würden an die Thora und an die 613 Gebote als von Gott gegeben glauben, 56 Prozent an ein Leben nach dem Tod. Hätten 1999 noch 52 Prozent sich als säkular bezeichnet, so sei der Prozentsatz auf 46 Prozent gesunken. 22 Prozent würden sich als orthodox oder ultraorthodox bezeichnen. Weniger als die Hälfte würden im Falle eines Konflikts zwischen dem jüdischen Religionsgesetz und der Demokratie letzterer den Vorzug geben. 55 Prozent erwarteten das Erscheinen des Messias; 1999 waren es 45 Prozent. Nach Einschätzung des „Israel Democracy Institute“ in Jerusalem sei der Anstieg auf eine Assimilation des jüdischen Traditionalismus durch die russischen Einwanderer und auf die Geburtenüberschüsse im orthodoxen und ultraorthodoxen Bevölkerungsteil zurückzuführen.

Nach einem Bericht von „Haaretz“ machen die Siedler – die meisten von ihnen aus den „ideologischen Siedlungen – 30 Prozent der Mitglieder des „Likud“ aus.

Die Erklärung des Nahost-Quartetts vom 23. September 2011, die in Ziffer 2 die Erwartung äußerte, dass die israelische und die palästinensische Regierung innerhalb von drei Monaten – bis zum 26. Januar 2012 – umfängliche Vorschläge zu Territorial- und Sicherheitsfragen vorlegen, bleibt ergebnislos. www.reiner-bernstein.de 335 – Chronologie 2012

2. At that meeting there will be a commitment by both sides that the objective of any negotiation is to reach an agreement within a timeframe agreed to by the parties but not longer than the end of 2012.

Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und warnt vor dem Scheitern der israelisch-palästinensischen Gespräche, die am Vortag in Amman ergebnislos abgebrochen worden sind; zuvor hatte Merkel mit Präsident Machmud Abbas telefoniert. Netanjahu sagt Merkel zu, dass seine Regierung zu vertrauensbildenden Maßnahmen gegenüber den Palästinensern bereit sei. Nach dem Scheitern der letzten Runde in Amman am 25. Januar erklärt ein Sprecher der palästinensischen Delegation, es werde keine weiteren Erkundungsgespräche geben. Israels Unterhändler Yitzhak Molcho hatte lediglich „grundlegende Prinzipien“ zu künftigen Grenzen und Sicherheitsbelangen mündlich vorgetragen, die jedoch als taktische Manöver zurückgewiesen wurden. Am 30. Januar berichtet die „Jordan Times“, dass der israelische Grenzvorschlag entlang der Linie des mittlerweile rund 600 Kilometer langen „Trennungszauns“ verlaufen solle, und deshalb zurückgewiesen worden sei. „Haaretz“ berichtet bereits am 25. Januar, dass die USA, Jordanien und die Europäische Union Israel aufgefordert haben, die militärischen Aktionen in der Zone A der Westbank einzustellen – gemäß dem Interimsvertrag von 1995 („Oslo II“) steht die Zone A unter vollständiger Kontrolle der Autonomieregierung – und dieser die Erweiterung ihrer Arbeit in den Zonen B und C zu gestatten. Die Arabische Liga will sich am 04. Februar mit einer Wiederaufnahme der Gespräche befassen. UN-Generalsekretär Ban ki-Moon wird am 31. Januar mit Jordaniens König Abdullah II. zusammentreffen. Bereits am 29. Januar will Bundesaußenminister Guido Westerwelle nach Amman reisen. www.reiner-bernstein.de 336 – Chronologie 2012

Bei einer Zeugenaussage vor Gericht, die er verweigert, betont der 2002 wegen fünffachen Mordes verurteilte Marwan Barghouti gegenüber anwesenden Journalisten, dass Israels Rückzug auf die Grenzen vor dem Junikrieg 1967 und die Gründung eines palästinensischen Staates den Konflikt beenden werde.

In der englischsprachigen „Saudi Gazette“ wird Prinz Turki Al-Faisal, der Vorsitzende des „King Faisal Center for Research and Islamic Studies“, mit den Warnung zitiert, dass dem Nahen Osten ein Wettrennen um Atomwaffen unter Beteiligung Saudi-Arabiens, Iraks, Ägyptens und der Türkei bevorstehe, wenn es nicht gelinge, die Region in eine atomwaffenfreie Zone zu verwandeln.

Der Chef des Politischen Büros von „Hamas“ Khaled Meshal entzieht sich dem iranischen Einfluss und gibt den Sitz des seines Hauptquartiers in Damaskus auf. Die Verlegung des Büros nach Amman stehe gegenwärtig nicht auf der Tagesordnung, erklärt Jordaniens Außenminister Nasser Judeh anschließend, wobei klar ist, dass Jordanien als militärisches Aufmarschgebiet von „Hamas“ gegen Israel ausgeschlossen ist. Am 29. Januar wird Meshal von König Abdullah II. empfangen. Dazu berichtet die „Jordan Times“, dass der jordanische Ministerpräsident Awn Khasawneh einer Verbesserung der Beziehungen zu „Hamas“ hohe Priorität einräume, womit im Zuge der arabischen Rebellionen der zwölf Jahre andauernde Boykott beendet sei und den Gesprächen zwischen „Hamas“ und „Fatah“ zur Bildung einer gemeinsamen Regierung Rechnung getragen werde.

Dem Repräsentanten des „International Republican Institute“ und des „National Democratic Institute“ (Vorsitz: Madeleine Albright) in Kairo wird von den Behörden die Ausreise aus Ägypten verwehrt 486 . Die US-Administration soll nach Medienberichten damit gedroht www.reiner-bernstein.de 337 – Chronologie 2012 haben, die jährliche Militärhilfe in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar zu stoppen, Präsident Barack Obama habe die Warnung persönlich ausgesprochen.

25.01.2012: Zum ersten Jahrestag des „arabischen Frühlings“ in Ägypten versammeln sich viele Zehntausend Menschen auf dem Tachrir- Platz in Kairo. In anderen Städten und Ortschaften des Landes setzt ein Sternmarsch nach Kairo ein.

Im Interview mit der „Zeit“ äußert der palästinensische Präsident Machmud Abbas Verständnis für die „sehr schwierige Situation“ Israels angesichts der Umbrüche in der arabischen Welt. Desto dringender sei ein Friedensvertrag mit den Palästinensern. Der Ausgleich zwischen „Fatah“ und „Hamas“ mache Fortschritte und werde auch Israel zugute kommen.

Nach den Sondierungsgesprächen am 03., am 09. und am 14. Januar treffen sich israelische und palästinensische Unterhändler zum vierten Mal in Amman. Nach einem „Haaretz“- Bericht legt der israelische Unterhändler Yitzhak Molcho ein Papier mit vier Prinzipien vor: 1. Die Grenzziehung solle so erfolgen, dass viele Siedler in der Westbank bleiben können. 2. Israel wolle die großen Siedlungsblöcke annektieren, ohne ihre Ausdehnung zu definieren. 3. Erst nach der Klärung der Grenzen und der Sicherheitsarrangements in „Judäa und Samaria“ solle mit der Diskussion über Jerusalem begonnen werden. 4. Israel beanspruche „für eine gewisse Zeit“ eine militärische Präsenz im Jordantal 487 .

24.01.2012: www.reiner-bernstein.de 338 – Chronologie 2012

Aziz Dweik, der Präsident des „Palestinian Legislative Council“, dem vorläufigen Parlament vor einer Staatsgründung, wird von einem israelischen Militärgericht wegen Beteiligung an Terrorakten zu sechs Monaten Haft verurteilt. Nach palästinensischen Angaben solle die Strafe dazu dienen, die Gespräche zwischen „Fatah“ und „Hamas“ zu stören.

In „Haaretz“ berichtet Akiva Eldar, dass gemäß einer Doktorarbeit von Rafi Nets-Zehngut an der Hebräischen Universität in Jerusalem 2008 fast die Hälfte der israelisch- jüdischen Bevölkerung zum zionistischen Narrativ auf Distanz gegangen sei, wonach 1948 „die Palästinenser geflohen“ seien. In allen historischen Textbüchern, so Eldar weiter, sei seit 2000 das alte Narrativ durch eine kritischere Betrachtungsweise ersetzt worden 488 .

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nennt vor dem Parlament in Ankara das am 22. Dezember 2011 von der französischen Nationalversammlung beschlossene Gesetz, wonach die Leugnung eines Völkermords unter Strafe gestellt wird 489 , ein „Massaker an der Meinungsfreiheit“. Das Gesetz trat am Vortag, dem 23. Januar, nach der Verabschiedung durch den Senat in Kraft. Außenminister Alain Juppé erklärt, dass er es ablehne, und ist gegenüber der Türkei um Schadensbegrenzung bemüht, während der türkische Botschafter in Paris mit Sanktionen auf allen Gebieten der bisherigen Zusammenarbeit droht.

Nach Berechnungen des UN-Flüchtlingssekretariats haben im ersten Halbjahr 2011 nach Beginn der Aufstände in den arabischen Staaten 123.000 Menschen Asylanträge in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gestellt.

23.01.2012: www.reiner-bernstein.de 339 – Chronologie 2012

In der Tageszeitung „Haaretz“ zitiert ihr außenpolitischer Redakteur Barak Ravid europäische Diplomaten nach dem Besuch von Präsident Machmud Abbas in London und Berlin. Abbas’ Stimmung sei danach identisch mit dem Wetter in Westeuropa: grau, öde und niederschmetternd. Obwohl er mit dem Respekt eines Staatsoberhauptes empfangen worden sei, hätten David Cameron und Angela Merkel ihm keinen Mut gemacht. Das 21-Punkte-Dokument der israelischen Delegation vom 03. Januar in Amman sei wertlos und nicht ernst gemeint, habe sich Abbas beschwert und hinzugefügt, dass sein Diplomatenpass von Israel „aus Sicherheitsgründen“ nur um zwei Monate verlängert worden sei 490 .

In einem Bericht der Londoner „Sunday Times“, den die „Frankfurter Allgemeine Zeitung übernimmt, hat die israelische Regierung dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs der US-amerikanischen Streitkräfte Martin Dempsey bei dessen kürzlichen Besuch mitgeteilt, dass Israel Washington nicht um Erlaubnis für einen Militärschlag gegen Iran fragen werde. Allerdings wolle man die USA zwölf Stunden vor dem Angriff unterrichten.

Nach einer Meldung der panarabischen Zeitung „Al-Hayat (Das Leben)“ plant Khaled Meshal, Chef des Politischen Büros von „Hamas“ 491 , einen gemeinsamen Besuch mit Machmud Abbas im Gazastreifen. Die Islamische Widerstandsbewegung mache einen Transformationsprozess durch, zitiert die „Jordan Times“ den Direktor eines palästinensischen „Think Tank“ mit Sitz in Gaza-Stadt. Meshal stehe unter dem Eindruck der politischen Umbrüche in der arabischen Welt, denen sich die Palästinenser nicht verschließen könnten. Besondere Sorgen bereite die Lage in Syrien, wo das Politische Büro seinen Sitz gehabt habe. Habe Meshal bisher auf die Regimes in Damaskus und Teheran gesetzt, so hätten die Vorgänge in Tunesien und Ägypten bei ihm einen politischen Gesinnungswandel eingeleitet. www.reiner-bernstein.de 340 – Chronologie 2012

In Kairo tritt das ägyptische Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen und wählt Saad Al-Katatny, den Generalsekretär der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, in das Amt des Präsidenten. Die Koalition unter Führung der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ belegt 235 (= 47 Prozent) der insgesamt 498 Parlamentssitze, die salafatische „Hisb al-Nour (Partei des Lichts)“ 125 Sitze. Der Oberste Militärrat entsendet zehn Personen, darunter zwei Frauen und fünf Kopten, in das Parlament.

Ethan Bronner zitiert in der „New York Times“ den Direktor des „Taub Center for Social Policy Studies“ in Israel, Dan Ben-Gurion, dass in zwanzig Jahren ein Drittel der Bevölkerung von staatlichen und sonstigen Transferleistungen abhängig sein werde. Was Kinder in den ultraorthodoxen Schulen lernen würden, sei für das 21. Jahrhundert unpassend 492 .

Die EU-Außenminister berufen den 56-jährigen deutschen Diplomaten Andreas Reinecke, bislang Botschafter in Syrien, zum neuen EU-Nahostbeauftragten. Reinecke, der die Nachfolge des Belgiers Marc Otte antritt, leitete zwischen 2001 und 2004 die deutsche Vertretung in Ramallah, bevor er bis 2008 die Nahostabteilung im Auswärtigen Amt leitete. Reinecke tritt sein Amt am 01. Februar an. In einer Stellungnahme kritisieren die Außenminister die Siedlungstätigkeit „besonders“ im vergangenen Jahr und bestätigen ihr Beharren auf der Zwei- Staaten-Lösung.

In Berlin stellen Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und der in London lehrende Historiker Peter Longerich den vom Parlament 2008 in Auftrag gegebenen Bericht „Antisemitismus in Deutschland“ vor. Danach folgen 20 Prozent der Bevölkerung offen oder latent antijüdischen Vorurteilen („zu viel Einfluss“, „zu reich“, „internationale Verbindungen“, „sind an ihrer Verfolgung selbst schuld“, „ziehen aus www.reiner-bernstein.de 341 – Chronologie 2012 ihrer Verfolgung materielle Vorteile“ usw.). In einem Interview mit dem Deutschlandfunk bedauert Longerich an, dass es trotz aller Bemühungen in den vergangenen Jahrzehnten nicht gelungen sei, antisemitische Empfindungen signifikant zurückzudrängen. Im europäischen Vergleich stehen Polen, Ungarn und Portugal an der Spitze antisemitischer Gefühlslagen, Deutschland liege „im Mittelfeld“ 493 .

22.01.2012: Während der Sitzung der Außenminister der Arabischen Liga in Kairo wird unter Vorsitz des qatarischen Emirs Sheikh Hamad Bin Yassin Al-Thani das Mandat der 165 Personen umfassenden arabischen Beobachtermission in Syrien um einen Monat verlängert. Teile der Opposition weisen die geplante Verlängerung des Mandats zurück, weil es das Blutvergießen verlängere. Saudi-Arabien kündigt an, dass es seine 22 Mitglieder zurückziehen werde, da sich das Regime in Damaskus nicht an die Vereinbarungen halte und die Befriedungspläne als Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurückweise. Am 24. Januar beschließt der Golf-Kooperationsrat (neben Saudi-Arabien Kuwait, Bahrain, Qatar, Vereinigte Arabische Emirate und Oman), dem Vorgehen Saudi-Arabiens zu folgen und seine 52 Beobachter ebenfalls abzuberufen. Der Golf- Kooperationsrat ruft den UN-Sicherheitsrat an.

21.01.2012: Bei erneuten Protesten gegen das Regime in Syrien sollen rund 100 Menschen ums Leben gekommen sein.

Trotz heftiger Proteste hat das Parlament des Jemen dem gestürzten Staatspräsidenten Ali Abdullah Salich die Immunität zugesagt. Daraufhin verlässt Salich am 22. Januar das Land zu einem medizinischen Aufenthalt in den USA, will aber zu den Präsidentschaftswahlen am 21. Februar wieder zurück sein. www.reiner-bernstein.de 342 – Chronologie 2012

20.01.2012: Am Tag der 70. Wiederkehr der „Wannsee-Konferenz“ berichtet „Haaretz“, dass jährlich rund 3.000 israelische Offiziere im Programm „Witnesses Uniform“ die ehemaligen Todeslager in Polen besuchen; im vergangenen Jahrzehnt seien es 25.000 Offiziere gewesen. Aus einer Untersuchung des „Ariel University Center“ in den letzten 18 Monaten mit 600 Probanden gehe hervor, dass nur 20 Prozent mit dem erwünschten Effekt des Besuchs nach Israel zurückgekehrt seien, nämlich die jüdischen und nationalen Werte zu stärken. Stattdessen sei die Bedeutung des Landes Israel, der Streitkräfte, Gefühle des Nationalstolzes und Anzeichen des gemeinsamen jüdischen Schicksals aller Juden geringer als erwartet und erwünscht ausgefallen 494 .

18./19.01.2012: Der palästinensische Präsident Machmud Abbas führt in Berlin Gespräche mit Bundespräsident Christian Wulff – zum Mittagessen zieht zu Abbas’ Ehren vor dem Schloss Bellevue als protokollarische Geste ein Ehrenposten des Wachbataillons auf –, mit Außenminister Guido Westerwelle, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und mit Parlamentspräsident Norbert Lammert. Während Wulff den Präsidenten ermutigt, den Gesprächsfaden zu Israel nicht abbrechen zu lassen und beiden Parteien „Mut, Weitsicht und Kompromissbereitschaft“ empfiehlt, verlangt Westerwelle von der israelischen Regierung die Präsentation ihrer Vorstellungen zu den Themen „Grenzen“ und „Sicherheit“, zu denen die palästinensische Delegation bei den laufenden Gesprächen seit dem 03. Januar in Amman Positionspapiere vorgelegt hat. Nach Medienberichten stimmt Abbas der Idee zu, dass israelische Militäreinheiten gemeinsam mit der NATO drei Jahre lang im Falle eines Friedensvertrages www.reiner-bernstein.de 343 – Chronologie 2012 in Palästina stationiert werden; Israel hatte einen Zeitraum von 40 Jahren verlangt. Lammert habe sich besonders nach dem voraussichtlichen Ausgang der palästinensischen Parlamentswahlen im Mai erkundigt und gleichzeitig die Siedlungspolitik Israels als Schwächung der gemäßigten Kräfte kritisiert. Merkel bekennt sich zur Zwei-Staaten-Regelung, fordert beide Seiten zu Verhandlungen auf und sagt den Palästinensern weitere deutsche Hilfe zu. In der gemeinsamen Pressekonferenz betont Abbas, dass die deutsche Freundschaft mit Israel ihn nicht störe, weil Deutschland auch ein Freund der Palästinenser sei. Deshalb könne Deutschland eine wichtige Rolle im Friedensprozess spielen, weil der Frieden für Israel und die Palästinenser, für die Region und für die ganze Welt wichtig sei 495 .

Oppositionskreise schätzen die Zahl der Toten in Syrien auf mehr denn 5.400. Es wird erwartet, dass die arabische Beobachtermission noch mindestens einen Monat im Lande bleibt, obwohl die Ergebnisse ihrer Arbeit immer stärker unter Kritik geraten sind.

18.01.2012: Der Kolumnist Carlo Strenger und die für die palästinensischen Gebiete zuständige Berichterstatterin und Kommentatorin Amira Hass berichten in „Haaretz“, dass die EU-Delegation in Tel Aviv und in Ramallah ein Dokument vorbereitet habe, wonach gewalttätigen jüdischen Siedlern die Einreise in die Staaten der Europäischen Union verwehrt werden solle. Avigdor Lieberman nehme niemand in der Welt ernst, so Strenger, und die Glaubwürdigkeit von Benjamin Netanjahu tendiere von Hillary Clinton über Angela Merkel bis Nicolas Sarkozy gen Null. Eine Wendung zum Besseren werde erst kommen, wenn die Bürger Israels den riesigen Schaden verstehen, den diese Regierung ihrem Land antue. Hass ergänzt, dass die EU-Delegation für die www.reiner-bernstein.de 344 – Chronologie 2012

Wiederzulassung der PLO und für die Förderung der politischen Arbeit der Autonomieregierung in Ost-Jerusalem plädiere. Außerdem empfehle sie, dass Repräsentanten der EU davon Abstand nehmen, israelische Amtsträger in ihren Büros in Ost- Jerusalem aufzusuchen, dass sie es ablehnen, von israelischen Sicherheitskräften und Protokollbeamten bei Besuchen in der Altstadt begleitet zu werden, und dass die EU-Staaten in finanzielle Transaktionen von Akteuren eingreifen sollen, welche die Siedlungstätigkeit unterstützen. Das Dokument zähle drei Entscheidungen der israelischen Politik auf, die das Leben der palästinensischen Bevölkerung in Ost-Jerusalem beschweren: 1. Rund 100.000 palästinensische Kinder seien beim Innenministerium nicht als Stadtbürger eingetragen, weil ein Elternteil aus der Westbank oder aus dem Gazastreifen stammt. 2. Alle Privatschulen seien 2011 aufgefordert worden, ihre Schulbücher gegen solche aus Israel einzutauschen, obwohl die Unterrichtsmaterialen der Autonomieregierung durch die israelische Zensur kontrolliert worden seien. 3. Seit 2008 dürften die palästinensischen Krankenhäuser keine Medikamente kaufen, die in der Westbank oder im Gazastreifen hergestellt worden sind. Der Eingangssatz des Dokuments laute: „Ohne Jerusalem als die Hauptstadt zweier Staaten wird ein dauerhafter Friedensvertrag zwischen Israel und den Palästinensern nicht möglich sein“496 . Damit wiederhole das Dokument die Argumentation zur Zone C der Westbank vom Dezember 2011 497 .

Der Nahostbeauftragte der Schweizer Regierung Jean-Daniel Ruch trifft in Kairo den Chef des Politischen Büros von „Hamas“, Khaled Meshal.

www.reiner-bernstein.de 345 – Chronologie 2012

17.01.2012: In Jerusalem beginnen die Anhörungen des Generalstaatsanwalts Yehuda Weinstein und des Chefanklägers Moshe Landor zur Entscheidung, gegen Außenminister Avigdor Lieberman in Kürze Anklage zu erheben. Lieberman wird vorgeworfen, zwischen 2001 und 2008 Dollar-Beträge in Millionenhöhe von mehreren Geschäftsleuten erhalten zu haben, die auf Konten von Unternehmen eingezahlt worden seien, die seiner Kontrolle unterstehen.

In einem Interview mit der „Washington Post“ zeigt sich Jordaniens König Abdullah II., der sich zu einem Besuch bei US-Präsident Barack Obama in Washington aufhält, davon „vorsichtig optimistisch“, dass Israelis und Palästinenser an einem Durchbruch interessiert sind. Dafür müssten beide Seiten jedoch noch große Hürden überwinden. Die bisherigen Gespräche beider Delegationen in Amman, zuletzt am 14. Januar, seien auf dem Wege zu direkten Verhandlungen „gut und zäh“ gewesen. Für die USA sei erst dann die Zeit gekommen, ihr volles Gewicht einzubringen, wenn das Ergebnis einigermaßen vorhersehbar sei. Die Karte des Präsidenten könne nur einmal ausgespielt werden. Auf die Niederschlagung der Proteste in Syrien angesprochen, erklärt der Monarch, dass Jordanien mit dem arabischen Konsens sei, aber gleichzeitig an der Politik der Nichteinmischung festhalte. Eine bewaffnete Option würde die Büchse der Pandora öffnen, befürchtet der König 498 .

Nach dem Schuldspruch vom 05. Januar beginnen die Verteidiger des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak ihr Plädoyer.

Etwa zwanzig Prozent der Deutschen lassen sich zu judenfeindlichen Äußerungen hinreißen, berichtet die „Süddeutsche www.reiner-bernstein.de 346 – Chronologie 2012

Zeitung“ unter Berufung auf ein Expertengremium, das der Bundestag 2008 berufen hatte. Danach würden Juden zuviel Einfluss besitzen, undurchsichtige Interessen verfolgen und seien nicht vertrauenswürdig. Die Ergebnisse der Umfrage seien seit Jahren konstant. Mit ihnen befinde sich die Bundesrepublik im internationalen Vergleich im Mittelfeld 499 .

16.01.2012: Der oppositionelle „Syrische Nationalrat“ und die aus Deserteuren bestehende „Freie Syrische Armee (FSA)“ eröffnen ein gemeinsames Koordinationsbüro in Kairo.

Die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma’an“ zitiert „Hamas“-Quellen, wonach der Chef des Politischen Büros Khaled Meshal bei den bevorstehenden internen Wahlen gemäß den Statuten nicht zum dritten Mal kandidieren werde. Es werde erwartet, dass sich Meshals Stellvertreter Moussa Abu Marzouk und der Chef der „Hamas“-Regierung im Gazastreifen Ismail Haniyeh um die Nachfolge bewerben werden. Die Beziehungen zwischen Meshal und Haniyeh sind nicht spannungsfrei, weil Meshal für den gewaltlosen Widerstand gegen Israel plädieren und hinter den Bemühungen um eine Aussöhnung zwischen „Hamas“ und „Fatah“ stehen soll.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt im Auswärtigen und Sicherheitsausschuss der Knesset, dass Tausende Raketen aus libyschen Beständen in den Gazastreifen gelangt seien. Die Sinai- Halbinsel sei zu einem terroristischen Spielplatz für Iran geworden, fügt Netanjahu hinzu.

Nach einem Bericht des israelischen Innenministeriums, aus dem die „Jordan Times“ berichtet, ist bis Ende 2011 die Zahl der jüdischen Siedler in der Westbank auf 342.414 Personen www.reiner-bernstein.de 347 – Chronologie 2012 gestiegen, hinzu kämen mehr als 300.000 in Ost-Jerusalem, 20.000 auf den Golanhöhen und 60.000 Juden, die in Einrichtungen in der Westbank studieren würden.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman kritisiert die Entscheidung der Interparlamentarischen Union mit Sitz in Genf, „Hamas“ einzuladen.

Der politische Arme der Moslembrüder in Ägypten , die „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, nominiert Saad Al-Katatny für das Amt des Parlamentspräsidenten. Bei den dreistufigen Parlamentswahlen eroberte die Partei 45,7 Prozent der Stimmen, die salafistische „Hisb Al-Nour (Partei des Lichts)“ errang mit anderen kleinen Parteien 24,6 Prozent, die liberale Partei „Al-Wafd (Die Delegation)“ kam auf 8,4 Prozent, gefolgt von der ebenfalls liberalen „Ägyptischen Allianz“ mit 6,6 Prozent.

Israel und die USA wollen das größte bislang geplante Militärmanöver auf den Sommer verschieben, um die Spannungen in der Region nicht weiter eskalieren zu lassen.

An der Universität Tübingen wird die erste Fakultät für Islamische Theologie eröffnet, die nicht konfessionsgebunden, sondern offen für alle sein soll. Die Unterrichtssprache im achtsemestrigen Studiengang ist Deutsch. Leiter des Zentrums ist Omar Hamdan, ein Palästinenser mit israelischer und deutscher Staatsbürgerschaft, war bislang am Institut für Islamwissenschaften in Berlin tätig. Als Professorin für Islamische Glaubenslehre ist die aus Mazedonien stammende Lejla Demiri gewonnen worden.

15.01.2012: Aus oppositionellen Kreisen Syriens verlautet, dass seit dem Ausbruch der Rebellion am 15. März 2011 gegen Bashar Assad nicht weniger als 6.275 Menschen ums Leben gekommen seien. www.reiner-bernstein.de 348 – Chronologie 2012

14.01.2012: In einer Pressemitteilung erklärt Mohamed El-Baradei, der frühere Chef der Atomenergiebehörde in Wien, seinen Verzicht auf die Kandidatur zur Präsidentschaftswahl in Ägypten . Er begründet die Entscheidung damit, dass er das politische Regime des Obersten Militärrates ablehne. Sein Rückzug bedeute allerdings nicht das komplette Ausscheiden aus dem politischen Leben. „Von allen Ketten frei“ wolle er von außen weiterarbeiten. Die Reaktion in der Öffentlichkeit des Landes fällt unterschiedlich aus.

Im Interview mit der in London erscheinenden Zeitung „Asharq Al-Awsat (Der Nahe Osten)“ wendet sich der ehemalige ägyptische Außenminister und Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Moussa, der sich um die Präsidentschaft bewirbt, gegen eine islamistische Verengung der Realität Ägyptens. Wenn Ägypten ein Land ohne Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler sei, dann sei das nicht Ägypten. Die Öffentlichkeit wolle eine Balance zwischen den verschiedenen Komponenten. Zum israelisch-palästinensischen Konflikt befragt, betont Moussa, müsse und werde Ägypten Teil der Arabischen Initiative von 2002 sein. Deshalb werde Kairo am Friedensvertrag mit Israel festhalten. Über die Naturgas- Lieferungen nach Israel müsse nachgedacht werden, dazu gehöre die Beendigung der damit einhergehenden Korruption.

Nach den Sondierungsgesprächen am 03. und 09. Januar treffen sich israelische und palästinensische Unterhändler zum dritten Mal in Amman. Sie bleibt ohne erkennbare Fortschritte. Die nächste Runde ist für den 25. Januar vorgesehen.

13.01.2012: www.reiner-bernstein.de 349 – Chronologie 2012

Die Palästinensische Generaldelegation in Berlin meldet, dass auf Einladung von Bundespräsident Christian Wulff der palästinensische Präsident Machmud Abbas am 17. und 18. Januar nach Berlin kommen wird. Anberaumt sind Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Die ägyptische Tageszeitung „Al-Ahram (Die Pyramiden)“ berichtet, dass die Moslembruderschaft Hilfsangebote des Internationalen Währungsfonds (IWF) annehmen würde, wenn sie an keine Bedingungen geknüpft würden und keine Alternativen gegeben seien. Die Zurückhaltung der Partei sei auch auf ihre geringen Erfahrungen auf dem Gebiet der Haushalts- und Wirtschaftspolitik zurückzuführen; dringendste Aufgabe sei die Überwindung des Defizits im Staatshaushalt, das bei 8,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liege. Die Gespräche mit dem Währungsfonds sollen am 15. Januar beginnen. Am 16. Januar erbittet die Regierung vom IWF 3,2 Milliarden US-Dollar.

Die Missionen der Europäischen Union in Tel Aviv und Ramallah warnen in einem 16 Seite umfassenden „EU Heads of Mission Report on East Jerusalem“ an die Adresse der Europäischen Kommission in Brüssel davor, dass die Chancen für eine Zwei- Staaten-Lösung auslaufen, sollte Israel seine Politik in der Zone C der Westbank – gemäß der Interimsvereinbarung vom September 1995 („Oslo II“) steht sie unter vollständiger israelischer Kontrolle – durch einen „erzwungenen Transfer der eingesessenen Bevölkerung“ fortsetzen. Nach dem Bericht, der auch die Autonomieregierung kritisiert, weil sie der Zone C zu wenig Aufmerksamkeit widme, leben rund 150.000 Palästinenser (5,8 Prozent der Gesamtbevölkerung) in der 62 Prozent der Westbank ausmachenden Zone C, zu der das Jordantal zu 90 Prozent mit 56.000 Palästinensern gehört 500 . In ihrer Wochenendausgabe bestätigt die „Süddeutsche Zeitung“ www.reiner-bernstein.de 350 – Chronologie 2012 den Bericht und zitiert daraus den Satz: „Wenn die gegenwärtige Entwicklung nicht gestoppt und zurückgedreht wird, erscheint die Gründung eines lebensfähigen palästinensischen Staates weiter entfernt als jemals zuvor 501 .“ Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ergänzt am 16. Januar. „Das Fenster für die Zwei-Staaten-Lösung schließt sich schnell.“ Israel habe in der Zone C die palästinensische Präsenz „kontinuierlich unterminiert“. Da es die Genehmigungen versage, seien dort europäische Entwicklungsprojekte stark gefährdet 502 .

12.01.2012: Präsident Machmud Abbas erklärt gegenüber einem Beratergremium von „Fatah“, dass sich die Autonomiebehörde erneut um die volle UN-Mitgliedschaft bewerben werde, sollten die Gespräche mit Israel in Amman fehlschlagen.

Nach einem Bericht der Weltbank werden der Palästinensischen Autonomieregierung im diesem Jahr 76 Millionen US-Dollar für Entwicklungsprojekte zur Verfügung gestellt.

In der letzten Runde der Parlamentswahlen in Ägypten gewinnt die islamische „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ 24 der 50 Sitze, die salafistische „Partei des Lichts (Hisb Al-Nour)“ sieben Sitze.

Auf der täglichen Pressekonferenz in Washington betont die Sprecherin des US-State Department Victoria Nuland, dass sich zwei hohe Repräsentanten ihres Hauses – darunter der wichtigste Vertreter von Außenministerin Hillary Clinton, Bill Burns – am Vortag mit dem Vorsitzenden der ägyptischen Moslembrüder-„Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“ Mohamed Morsi in Kairo getroffen haben. Die Begegnung habe dazu gedient, von Morsi das Bekenntnis zu den Menschenrechten, zu www.reiner-bernstein.de 351 – Chronologie 2012

Toleranz, Frauenrechten und zur Achtung internationaler Verpflichtungen zu hören. Ein Treffen mit der Führung der salafistischen „Hisb Al-Nour (Partei des Lichts)“ sei aus Zeitgründen nicht zustande gekommen.

Zur Eröffnung der ersten Sitzung des neu gewählten Parlaments verspricht Syriens Staatspräsident Bashar Assad die Einbeziehung „aller politischen Kräfte“.

11.01.2012: Der Oberste Militärrat Ägyptens erklärt den 25. Januar zum Nationalfeiertag. Bis zum 28, Januar sollen auf dem Tachrir-Platz in Kairo große Feierlichkeiten stattfinden. Oppositionelle Kreise melden Proteste an, weil der Militärrat die Konterrevolution repräsentiere.

10.01.2012: Die Botschaft des Staates Israel in Berlin teilt mit, dass in Kürze der Karrierediplomat Yaacov Hadas-Handelsman seine Aufgabe als neuer Botschafter in Deutschland antreten wird. Der 1957 in Tel Aviv geborene Hadas-Handelsman war zwischen 2003 und 2006 Israels Botschafter in Jordanien und vertrat seine Regierung zuletzt bei der Europäischen Union und der NATO in Brüssel. Er spricht außer Hebräisch auch Englisch, Deutsch, Arabisch und Türkisch. Hadas-Handelsmans Vorgänger Yoram Ben-Zeev verließ Berlin am 25. November 2011 503 .

Die israelische Organisation „Frieden Jetzt“ berichtet, dass im Kalenderjahr 2011 die Regierung Benjamin Netanjahus 1.577 Wohneinheiten in der Westbank genehmigt habe, mehr als in den vergangenen acht Jahren: 912 (2004), 1.154 (2005), 919 (2006), 65 (2007), 539 (2008), 0 (2009 und 2010). Die Entscheidung sei am 01. November gefallen, einen Tag nach der Aufnahme Palästinas in die www.reiner-bernstein.de 352 – Chronologie 2012

UNESCO, erklärt die Repräsentantin von „Frieden Jetzt“, Hagit Ofran 504 .

Die Europäische Union stellt der Palästinensischen Autonomieregierung elf Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel sind nach den Worten des neuen EU-Repräsentanten in den palästinensischen Gebieten John Gatt-Rutter dafür gedacht, die Privatwirtschaft und die Landwirtschaft in der Zone C der Westbank – sie steht gemäß der Interimsvereinbarung vom September 1995 („Oslo II“) unter vollständiger israelischer Kontrolle – sowie für den Privatsektor im Gazastreifen zu fördern.

Internationale Medien berichten, dass sich der Fernsehstart, Autor und Kolumnist für die Wochenendausgabe der Zeitung „Yediot Acharonot (Letzte Nachrichten)“ Yair Lapid um ein Mandat in der Knesset bemühen will, ohne bereits entschieden zu haben, ob er dafür eine neue Partei gründen will. Beobachter sagen ihm, würde morgen gewählt, einen Gewinn von bis zu zwanzig Mandaten voraus. In der schnelllebigen Gesellschaft Israels werden ihm von Beobachtern allerdings geringe politische Zukunftschancen eingeräumt. Lapid, Sohn des ehemaligen Publizisten und Politikers Josef („Tommy“) Lapid und der Krimi-Autorin Shulamit Lapid, kündigte seinen Rückzug vom Fernsehen am 06. Januar an und bezeichnet sich als zionistisch, anti-nationalistisch und anti-religiös. Einen Tag zuvor, am 09. Januar, kündigt Noam Shalit, der Vater des am 18. Oktober 2011 freigelassenen Gefreiten Gilad Shalit 505 , seine Kandidatur zur Knesset für die Arbeitspartei an.

In einer Fernsehansprache begrüßt Syriens Präsident Bashar Assad seine „Brüder und Schwestern“ in der Universität Damaskus mit dem Bekenntnis zum Panarabismus als „ein Symbol unserer Identität und unseres Himmels in schweren Zeiten“, bevor er ausländische Kräfte für die regimekritischen Unruhen in seinem Land verantwortlich macht. Er habe keinen Schießbefehl gegen friedlich demonstrierende Zivilisten www.reiner-bernstein.de 353 – Chronologie 2012 gegeben, werde aber „die kriminellen und terroristischen Elemente“ mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen, kündigt Assad an. „Wenn jemand uns mit einem Messer angreift, verteidigen wir uns nicht dadurch, dass wir mit dem Messer kämpfen, sondern mit der Person.“ Zur arabischen Beobachterdelegation, zu der gegenwärtig 165 Personen unter Führung des ehemaligen sudanesischen Geheimdienstchefs Mustafa Al-Dabi – gegen den ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag vorliegt 506 – gehören, äußert sich der Staatschef kritisch und wirft ihr Handlangerdienste mit den Feinden Syriens vor. Um die absolute Vorherrschaft seiner „Baath“-Partei zu brechen, kündigt Assad die Zulassung anderer Parteien an. Der in Opposition stehende „Syrische Nationalrat“ bezeichnet die Rede Assads als „Anstiftung zur Gewalt“. Anwar Malek, Mitglied der arabischen Beobachterdelegation aus Algerien, reist am 11. Januar aus Protest gegen die andauernde Gewalt regimetreuer Kräfte aus Syrien ab. In Homs wird der französische Journalist Gilles Jacquier bei einer Explosion getötet, sieben weitere Personen werden verletzt. Am 12. Januar reist ein weiteres Mitglied der arabischen Beobachtermission aus Syrien ab.

Nach einem Bericht von Isabel Kershner in der „New York Times“ hat der israelische Generalstabschef Benny Gantz am Tag zuvor im Auswärtigen und Verteidigungsausschuss der Knesset die Einrichtung einer Pufferzone auf den Golanhöhen zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien angekündigt, zu denen voraussichtlich sehr viele Alawiten gehören würden, zu denen die Familie der Assads gehört.

Gemäß einer Meinungsumfrage des renommierten Umfrageinstituts „Makor Rishon (Erste Quelle)“ in Israel stehen die wirtschaftliche Lage mit 36,2, Iran mit 31,2, die Palästinenser mit 10,1 sowie das www.reiner-bernstein.de 354 – Chronologie 2012

Verhältnis zwischen säkularen und religiösen Juden mit 9,6 Prozent im Vordergrund des öffentlichen Interesses.

09.01.2012: Bundesaußenminister Guido Westerwelle tritt seine achte, drei Tage dauernde Nordafrika-Reise an mit Stationen in Algerien, Libyen und Tunesien. „Die Menschen in Tunesien haben als erstes Land in Nordafrika den demokratischen Aufbruch gewagt und sind auch beim Aufbau demokratischer Strukturen Vorreiter“, erklärt Westerwelle. Deutschland sehe eine große Chance, „dass Tunesien zum Vorbild für viele andere Länder der Region werden“ könne. „Islamisch-demokratische Parteien werden hier so selbstverständlich sein, wie es in Europa christdemokratische Parteien sind“, zeigt sich der Außenminister überzeugt.

Nach dem ergebnislosen israelisch-palästinensischen Treffen in Amman am 03. Januar findet heute die zweite Sondierungsrunde statt.

In einer Kolumne für die „Süddeutsche Zeitung“ bekennt nun auch der frühere Boschafter in Deutschland Avi Primor, dass sich der Mittelstand Israels politisieren und für eine „Lösung der Grundprobleme des Staates kämpfen“ müsse: Der Grund, dass der Mittelstand „immer ärmer“ werde, sei, „dass die Behörden immer mehr Geld für die Siedlungen und für die Streitkräfte ausgeben, die die Siedlungen sichern sollen. Zusätzlich werden aus Koalitions- Überlegungen immer mehr Mittel für die unproduktive und dennoch wachsende ultraorthodoxe Bevölkerung 507 zur Verfügung gestellt. Um den Mittelstand zu befriedigen, braucht der Staat eint tiefgreifende Wende – eine Regierung, die bereit ist, die Prioritäten des Staates grundsätzlich zu ändern. Das bedeutet vor allem eine www.reiner-bernstein.de 355 – Chronologie 2012 andere Politik gegenüber den Grundfragen von Krieg und Frieden 508 .“

In einem weiteren Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ über die löchrige Embargo-Politik des Westens gegen Iran wird angemerkt, dass die Währung des Landes seit 2011 nicht weniger als 35 Prozent an Wert verloren habe. Nach einer Meldung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am 17. Januar spitzt sich die Wirtschaftskrise zu. Wegen der Kapitalflucht des Rial in ausländische Währungen habe die Regierung in Teheran den Devisenhandel deutlich eingeschränkt.

06.01.2012: Das staatliche Fernsehen Syriens berichtet, dass sich ein Selbstmordattentäter an einer Straßenampel im dicht besiedelten Stadtteil Meidan im Zentrum von Damaskus in die Luft gesprengt und dabei mindestens 25 Menschen getötet habe 509 . Angehörige der Opposition beschuldigen den Sicherheitsapparat des Verbrechens, weil sich in Meidan die Proteste gegen Präsident Bashar Assad gehäuft haben. Ein enger Mitarbeiter im Büro Assads setzt sich nach Kairo ab.

Die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Catherine Ashton beklagt, dass in Iran im vergangenen Jahr mindestens 600 Menschen hingerichtet worden seien.

Bei der Ernennung von vier neuen Mitgliedern des Obersten Gerichtshofes Israels hat sich Justizminister Yaacov Neeman gegen die Bedenken der Präsidentin des Gerichts Dorit Beinisch durchgesetzt. Der Rechtsausschuss der Knesset ernennt Noam Solberg (bisher Bezirksgericht Jerusalem), Zvi Zilbertal (bisher Bezirksgericht Jerusalem), Dafna Barak-Erez (bisherige Dekanin der Juristischen Fakultät an der Universität www.reiner-bernstein.de 356 – Chronologie 2012

Tel Aviv) und Uri Shocham (bisher Bezirksgericht Tel Aviv). Die politische Rechte im Parlament lobt insbesondere die Wahl Solbergs, der in einer Siedlung der Westbank wohnt. Die Wahl des neuen Präsidenten soll Ende Januar erfolgen. Beinisch scheidet im Februar aus Altersgründen aus dem Amt.

Das Innenministerium von „Hamas“ in Gaza-Stadt teilt mit, dass im abgelaufenen Jahr 56.879 Neugeburten registriert worden seien. Damit sei die Rate gegenüber 2010 um acht Prozent gefallen. Die meisten Geburten fanden in Gaza-Stadt und in Khan Yunis statt, die wenigstens in Rafach, teilt das Ministerium mit.

05.01.2012: Im Prozess wegen vorsätzlichen Mordes gegen den früheren ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und gegen den ehemaligen Innenminister Habib Al-Adli fordert die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe durch den Strang. Für die beiden Mubarak-Söhne werden je 15 Jahre Haft beantragt. Die Verkündung der Urteile wird in etwa vier Wochen erwartet.

Nach offiziellen Angaben werden in Syrien 552 Gefangene freigelassen, denen die Teilnahme an Demonstrationen gegen das Regime vorgeworfen wird. Allein seit Beginn der Beobachtermission der Arabischen Liga am 26. Dezember 2011 sollen bislang fast 400 Menschen getötet worden sein.

Bei mehreren Attentaten in Bagdad und im Süden des Iraks werden 84 Menschen – überwiegend Schiiten – getötet.

Das israelische Militär weist zwölf extremistische Siedler vor neun Monate aus der Westbank aus, denen Gewalttaten gegen Palästinenser und Soldaten vorgeworfen werden. www.reiner-bernstein.de 357 – Chronologie 2012

Die israelische Staatsanwaltschaft gibt die Eröffnung des Verfahrens gegen den früheren Ministerpräsidenten Ehud Olmert bekannt. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit als Bürgermeister Jerusalems mit einer Million Neuen Shekel (~ 200.000 Euro) bestochen worden zu sein, damit das Bauprojekt „Holyland“ im Süden der Stadt vorangetrieben werden kann.

04.01.2012: Ein Sprecher des lokalen Netzwerkes der syrischen Opposition fordert in Berlin die Bundesregierung auf, den deutschen Botschafter in Damaskus Andreas Reinecke abzuziehen. Außerdem solle sie den oppositionellen „Syrischen Nationalrat (SNC)“ anerkennen und ihm politische und finanzielle Hilfe zuteil werden lassen.

Als erste der 17 NGO’s, denen am 29. Dezember 2011 ihr Büro geschlossen wurde, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kairo ihre Arbeit teilweise wieder aufnehmen können. Ihr wurde vorgeworfen, die bestehenden gesetzlichen Beschränkungen ihrer Arbeit nicht zu respektieren, wonach sie ihre Programme zur Genehmigung vorzulegen habe. Am 02. Januar war der Leiter der Stiftung Andreas Jacobs zu einer fünf Stunden langen Anhörung ins Justizministerium zitiert worden.

Gegen den Widerstand von Verteidigungsminister Ehud Barak kündigt Finanzminister Yuval Steinitz an, dass der Verteidigungshaushalt um 700 Millionen Neue Shekel (~ 140 Millionen Euro) zugunsten von Tagesstätten für Kinder zwischen drei und vier Jahre gekürzt werde. Dennoch soll nach dem Willen des Haushaltsausschusses der Knesset der Haushalt des Verteidigungsministeriums um 780 Millionen Neue Shekel (~ 156 Millionen Euro) wachsen – und damit 60,7 Milliarden Neue Shekel (~ 121,4 Milliarden Euro) ausmachen –, weil Ausgaben aus den Haushalten des Sozialministeriums, des Industrieministeriums, des Handels- und Arbeitsministeriums, des Wohnungsbauministeriums, www.reiner-bernstein.de 358 – Chronologie 2012 des Tourismusministeriums, des Kommunikationsministeriums, des Energie- und Wasserministeriums sowie des Umweltschutzministeriums umgeleitet werden.

„Haaretz“ berichtet, dass das israelische Wohnungsbauministerium fünf Millionen Neue Shekel (~ eine Million Euro) für Sicherheitsanlagen in den jüdischen Stadtvierteln Ost-Jerusalems bereitgestellt habe. Nach Angaben der „Association for Civil Rights (ACRI)“ haben die Ausgaben im vergangenen Jahr 76 Millionen Neue Shekel (~ 15 Millionen Euro) betragen.

Die palästinensischen Einwohner des Dorfes Issawiyeh unterhalb des Skopus-Berges verwahren sich gegen den angekündigten Besuch von Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat.

03.01.2012: Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy fordert den syrischen Präsidenten Bashar Assad zum Rücktritt auf, um den Weg für die demokratische Zukunft Syriens freizumachen.

Auf Einladung der jordanischen Regierung und ihres Außenministers Nasser Judeh finden seit dem Herbst 2010 erstmals Gespräche zwischen dem Beauftragten von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Yitzhak Molcho, und dem palästinensischen Chefdiplomaten Saeb Erakat in Amman statt. Von Seiten des Nahost-Quartetts ist sein Sonderbeauftragter Tony Blair beteiligt. Während Erakat ein Papier zum künftigen Grenzverlauf und zu Sicherheitsfragen vorlegt, besteht Molcho nach Presseberichten auf der israelischen Präsenz entlang des Jordans und der Entmilitarisierung eines Staates Palästina. „Hamas“ bezeichnet das Treffen als Farce und Zeitverschwendung. Der www.reiner-bernstein.de 359 – Chronologie 2012

Chefunterhändler des israelischen Teams der „Genfer Initiative“ Yossi Beilin erwartet nicht einmal „ein Minimum an Übereinkunft“. Die jordanische Regierung lädt beide Seiten zum 09. Januar zu neuen Gesprächen ein.

In Ägypten findet in neun der 27 Provinzen die dritte und letzte Runde der Parlamentswahlen statt. Dabei sind rund 14 Millionen Menschen aufgerufen, 150 Mandate zu vergeben.

01.01.2012: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigt an, dass nach der Fertigstellung der Grenzbefestigungen zu Ägypten mit dem Bau von Anlagen an der Grenze zum Libanon nördlich von Metulla und zu Jordanien begonnen werden solle. Bekannt ist, dass Netanjahu auch im Falle eines Vertrages mit den Palästinensern an der Jordansenke festhalten will.

Die iranische Marine testet im Persischen Golf eine Mittelstreckenrakete.

1 Gershon Baskin: Encountering Peace: Netanyahu: Commit to two states, in „The Jerusalem Post” 31.12.2012.

2 Vgl. die Eintragung am 15.12.2012 in dieser Zeitleiste.

3 Vgl. die Eintragung am 24.12.2012 in dieser Zeitleiste.

4 Vgl. die Eintragung am 14.12.2012 in dieser Zeitleiste.

5 Vgl. die Eintragung am 22.12.2012 in dieser Zeitleiste.

6 Vgl. die Eintragung am 19.12.2012 in dieser Zeitleiste.

7 Vgl. zuletzt die Eintragung am 20.10.2012 in dieser Zeitleiste.

8 Vgl. die Eintragung am 12.11.2012 in dieser Zeitleiste.

9 „Wir teilen mit Israel die Werte der Freiheit” (Interview), in „Die Welt” 29.12.2012. www.reiner-bernstein.de 360 – Chronologie 2012

10 Ari Shavit: The success of Naftali Bennett is the failure of Israeli center left (Gespräch mit Bennett), in „Haaretz” 28.12.2012.

11 Aharon Barak: The Judge in a Democracy. Princeton and Oxford 2006. In der Einleitung schreibt Barak: „Our age is the age of democracy.”

12 Joschka Fischer: Machtlose Fatah, in SZ 28.12.2012, S.2.

13 Barak Ravid: Abbas: If stalemate continues after elections, Netanyahu can take back the keys to the , in „Haaretz” 27.12.2012.

14 Melanie Lidman: Jerusalem committee approves 1,200 housing units in Gilo, in „The Jerusalem Post“ 25.12.2012. Vgl. zuletzt die Eintragung am 19.12.2012 in dieser Zeitleiste.

15 Vgl. die Eintragung am 09.12.2012 in dieser Zeitleiste.

16 „Politik ist mein Lebensthema“, in SZ 24./25./26.12.2012, S. 6. Vgl. die Eintragung am 05.12.2012 in dieser Zeitleiste.

17 Vgl. zuletzt die Eintragung am 14.12.2012 in dieser Zeitleiste.

18 Vgl. auch „Israels ‚NGO-Monitor‘ scheitert beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg“ in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

19 Vgl. die Eintragung am 09.12.2012 in dieser Zeitleiste.

20 Vgl. die Eintragung am 19.12.2012 in dieser Zeitleiste.

21 Vgl. die zuletzt Eintragung am 12.12.2012 in dieser Zeitleiste.

22 Vgl. die Eintragung am 19.12.2012 in dieser Zeitleiste.

23 Anshel Pfeffer: Due time for Jordan’s own Arab spring, in „Haaretz” 21.12.2012. Vgl. die Eintragung am 26.10.2012 in dieser Zeitleiste.

24 Vgl. zuletzt die Eintragung am 10.10.2012 in dieser Zeitleiste.

25 Chemi Shalef: John Kerry: A staunch supporter of Israel but a harsh critic of its policies, in „Haaretz” 22.12.2012. Die oben genannte Überschrift enspricht der hebräischsprachigen Ausgabe der Zeitung.

26 Greer Fay Cashman: ‚2013 to be decisive year for Obama foreign policy‘, in „The Jerusalem Post“ 20.12.2012.

27 Ayelet Shani: Warum Yehoshua Sobol das Land nicht verlässt (Interview), in „Haaretz“ 20.12.2012 (Hebr.).

28 Vgl. die Eintragung am 13.12.2012 in dieser Zeitleiste.

29 Dazu die Europäische Erklärung im UN-Sicherheitsrat in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage. www.reiner-bernstein.de 361 – Chronologie 2012

30 Barak Ravid and Nir Hasson: UN Security Council members blast Israel over settlement construction plans, in „Haaretz“ 20.12.2012. Vgl. zuletzt die Eintragung am 17.12.2012 in dieser Zeitleiste.

31 Vgl. die Eintragung am 16.12.2012 in dieser Zeitleiste.

32 Jonathan Lis. Israel election committee disqualifies MK Hanin Zuabi running for Knesset, in „Haaretz“ 19.12.2012.

33 Vgl. die Eintragung am 02.12.2012 in dieser Zeitleiste.

34 Vgl. die Eintragung am 23.11.2012 in dieser Zeitleiste.

35 Vgl. zuletzt die Eintragung am 09.12.2012 in dieser Zeitleiste.

36 Sivan Klinger and Shanee Shiloh: Bye, the beloved country – why almost 40 percent of Israelis are thinking of emigrating, in „Haaretz“ 15.12.2012.

37 Vgl. die Eintragung am 11.12.2012 in dieser Zeitleiste.

38 Amira Hass: A Palestinian boycott of Israeli goods won’t hurt Israel, in „Haaretz“ 17.12.2012; Over $2 Billion Deficit in Current Account, says Statistics Bureau, in http://english.wafa.ps 18.12.2012.

39 Vgl. zuletzt die Eintragung am 06.12.2012 in dieser Zeitleiste.

40 Gil Hoffman: Poll: Likud Beyteinu down to 35 sets, Bayit Yehudi up to 16, in „The Jerusalem Post” 14.12.2012. Vgl die Eintragung am 13.12.2012 in dieser Zeitleiste.

41 Barak Ravid: German expert turns down Israeli post in protest at decision to bar leftist professor from sympsium, in „Haaretz“ 13.12.2012. Vgl. die Eintragung am 05.12.2012 in dieser Zeitleiste.

42 Vgl. zuletzt die Eintragung am 17.01.2012 in dieser Zeitleiste.

43 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.12.2012 in dieser Zeitleiste.

44 Vgl. die Eintragung am 23.10.2012 in dieser Zeitleiste.

45 Vgl. die Eintragung am 08.12.2012 in dieser Zeitleiste.

46 Gil Hoffman and Tovah Lazaroff: Livni: The world is making a mistake on settlements, in „The Jerusalem Post“ 12.12.2012.

47 Vgl. zuletzt die Eintragung am 04.09.2012 in dieser Zeitleiste.

48 Vgl. die Eintragung am 02.12.2012 in dieser Zeitleiste.

49 Dazu den Text der Erklärung in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Hompage.

50 Jack Khoury: Poll: Half of Israeli Arabs don’t intend to vote in January elections, in „Haaretz“ 10.12.2012. www.reiner-bernstein.de 362 – Chronologie 2012

51 Vgl. die Eintragung am 23.11.2012 in dieser Zeitleiste.

52 „Der Geist der Revolution wird mit Füßen getreten“, in FAZ 15.12.2012, S. 6. Vgl. dazu Reiner Bernstein: „Alle Wege führen nach Kairo“ (Kommentar) in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

53 Vgl. zuletzt die Eintragung am 26.11.2012 in dieser Zeitleiste.

54 Vgl. die Eintragung am 21.10.2012 in dieser Zeitleiste.

55 Vgl. die Eintragung am 13.11.2012 in dieser Zeitleiste.

56 Gershon Baskin: Encountering Peace: Strategic errors and challenges, in „The Jerusalem Post” 10.12.2012.

57 Vgl. die Eintragungen am 27.11. und 23.11.2012 in dieser Zeitleiste.

58 Vgl. die Eintragung am 23.11.2012 in dieser Zeitleiste.

59 Christoph Ehrhardt: Unruhe ganz unten, in FAZ 06.12.12, S. 10.

60 Vgl. zuletzt die Eintragung am 04.12.2012 in dieser Zeitleiste.

61 Cornelius Tittel: Netanjahu ist enttäuscht von der Kanzlerin, in „Die Welt“ 05.12.2012.

62 Vgl. die Eintragung am 30.11.2012 in dieser Zeitleiste.

63 Susanne Knaul: „Sie machen mich zur Staatsfeindin“ (Interview), in „taz“ 07.12.2012, S. 2.

64 Daniel Banboim: Die vielleicht letzte Chance, in FAZ 05.12.2012, S. 8.

65 Dazu der Kommentar von Reiner Bernstein „Verspätetes Gären zwischen Berlin und Jerusalem“ in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

66 Marrti Ahtisaari und Mary Robinson: Wie die Nahost-Politik der EU glaubwürdig sein kann, in „Zeit-online“ 05.12.2012.

67 Joschka Fischer: Israelis und Palästinenser im neuen Nahen Osten, in „Der Standard“ 05.12.2012.

68 Sonja Vogel: Antagonistische Darstellungen, in „taz“ 06.12.2012, S. 16.

69 Vgl. die Eintragung am 02.12.2012 in dieser Zeitleiste.

70 Rudolph Chimelli: Die Macht der Radpanzer, in SZ 05.12.2012, S. 5.

71 Vgl. die Eintragung am 03.10.2012 in dieser Zeitleiste.

72 Vgl. die Eintragung am 17.11.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 363 – Chronologie 2012

73 Tovah Lazaroff: ‚Record number of housing tenders over Green Line‘, in „The Jerusalem Post“ 03.12.2012.

74 Peter Münch: Gegen die ganze Welt, in SZ 04.12.2012, S. 4.

75 Barak Ravid: Schwerer europäischer Druck auf Israel: Lasst die Fortführung des Bauplans zwischen Jerusalem und Maale Adumim fallen, in „Haaretz“ 02.12.2012 (Hebr.). Vgl. Barak Ravid: Europe threatens to withdraw Israel support over East Jerusalem plan, in „Haaretz“ 02.12.2012.

76 Yonah Jeremy Bob: Analysis: Merkel’s flip-flop on Israel, in „The Jerusalem Post“ 02.12.2012.

77 Ayal Gross: Following UN vote on Palestine, Israel may now find itself at the Hague, in „Haaretz“ 02.12.2012.

78 Die Merkel-Doktrin, in „Der Spiegel“ 49/2012 vom 03.12.2012, S. 20 ff.

79 Vgl. die Eintragung am 23.11.2012 in dieser Zeitleiste.

80 Ralf Neukirch: Affront aus Berlin, in „Der Spiegel“ 49/2012 vom 03.12.212, S. 40. Vgl. die Eintragung am 02.12.2012 in dieser Zeitleiste.

81 Der Text der Ansprache des israelischen UN-Botschafters findet sich in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

82 Chemi Shalev: Palestinian-Israeli clash at UN highlights mutual blindness and common despair, in „Haaretz” 30.11.2012.

83 Barak Ravid: ‚Germany abstaining at UN because Israel wouldn’t budge on settlements‘, in „Haaretz“ 29.11.2012.

84 Natasha Mosgovaya: Poll: Israelis confident in U.S. support, pesimistic about peace prospects, in „Haaretz” 30.11.2012.

85 Für die Resolution stimmten Ägypten, Afghanistan, Algerien, Angola, Antigua und Barbuda, Äquatorial-Guinea, Argentinien, Armenien, Äthiopien, Azerbaidjan, Bahrain, Bangladesh, Belgien, Belize, Benin, Bhutan, Bolivien, Botswana, Brazilien, Brunei, Burkina Faso, Burundi, Cape Verde, Chile, China, Costa Rica, Dänemark, Djibouti, Dominikanische Republik, Ekuador, Elfenbeinküste, El Salvador, Eritrea, Finnland, Frankreich, Gabun, Gambia, Georgien, Ghana, Griechenland, Grenada, Guinea, Guinea-Bissau, Guyana, Honduras, Indien, Indonesien, Iran, Irak, Irland, Island, Italien, Jamaica, Japan, Jemen, Jordanien, Kambodia, Kasachstan, Kenia, Kirghistan, Kiribati, Komoren, Kuba, Kuwait, Laos, Lesotho, Libanon, Liberia, Libyen, Liechtenstein, Luxemburg, Madagaskar, Malaysia, Maldiven, Mali, Malta, Mauritanien, Mauritius, Mexiko, Morokko, Mozambique, Myamar, Namibia, Nepal, Neuseeland, Nikaragua, Niger, Nigeria, Nord-Korea, Norwegien, Österreich, Oman, Ost-Timor, Pakistan, Peru, Philippinen, Portugal, Qatar, Russland, Sao Tomé und Principe, Saudi-Arabien, Senegal, Serbien, Seychellen, Sierra Leone, Solomon- Inseln, Somalia, Süd-Afrika, Süd-Sudan, Spanien, Sri Lanka, St. Kitts und Nevis St. Lucia, St. Vincent und Grenada, Sudan, Surinam, Swaziland, Schweden, Schweiz, Syrien, Tadjikistan, Tansania, Thailand, Tschad, Trinidad und Tobago, Tunisien, Türkei, Turkmenistan, Tuvalu, Uganda, www.reiner-bernstein.de 364 – Chronologie 2012

Ukraine, Uruguay, Usbekistan, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam, Weißrussland, Zambia, Zentralafrikische Republik, Zimbabwe und Zypern. Gegen die Resolution stimmten: Israel, Kanada, Marshall- Inseln, Mikronesien, Nauru, Palau, Panama, Tschechische Republik und die USA. Der Stimme enthielten sich: Albanien, Andorra, Australien, Bahamas, Barbados, Bosnien/Herzegovina, Bulgarien, Demokratische Republik Kongo, Deutschland, Estland, Fidschi, Großbritannien, Guatemala, Haiti, Kamerun, Kolumbien, Kroatien, Lettland, Litauen, Malawi, Monaco, Mongolei, Montenegro, Niederlande, Papua Neu-Guinea, Paraguay, Polen, (Süd-)Korea, Moldavien, Rumänien, Ruanda, Samoa, San Marino, Singapur, Slovakei, Slovenien, Mazedonien, Togo, Tonga, Ungarn und Vanuatu.

86 Der Text der Ansprache von Machmud Abbas findet sich in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

87 Reuven Pedatzur: The UN’s best decision in 65 years, in „Haaretz“ 11.12.2012.

88 Alan Baker: No Palestinian state has been created, in „Haaretz“ 11.12.2012.

89 Vgl. die Eintragung am 19.11.2012 in dieser Zeitleiste.

90 Vgl. die Eintragung am 21.11.2012 in dieser Zeitleiste.

91 Vgl. die Eintragung am 26.11.2012 in dieser Zeitleiste.

92 Barak Ravid: Israel suffers humiliating defeat at UN, in „Haaretz“ 30.11.2012.

93 Dem Antrag Palästinas auf erweiterten Beobachterstatus in der UNO zustimmen.“ Bundestagsdrucksache 17/11678 vom 28.11.2012.

94 Vgl. die Eintragung am 23.11.2012 in dieser Zeitleiste.

95 Vgl. zuletzt die Eintragung am 04.11.2012 in dieser Zeitleiste.

96 Aluf Benn: Ehud Barak is the only leader who can take on Netanyahu, in „Haaretz” 26.11.2012.

97 Barak Ravid: EU looks to compile blacklist barring entry to ‘known violent’ Israelis settlers, in „Haaretz” 26.11.2012.

98 Vgl. zuletzt die Eintragung am 01.11.2012 in dieser Zeitleiste.

99 Vgl. zuletzt die Eintragung am 12.11.2012 in dieser Zeitleiste.

100 Vgl. die Eintragung am 21.11.2012 in dieser Zeitleiste.

101 Herb Keinon: After Gaza, focus turns to Palestinian bid at UN, in „The Jerusalem Post” 23.11.2012.

102 Vgl. die Eintragung am 12.10.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 365 – Chronologie 2012

103 Vgl. die Eintragung am 05.11.2011 in dieser Zeitleiste.

104 Vgl. die Eintragung am 19.11.2012 in dieser Zeitleiste.

105 Vgl. zuletzt die Eintragung am 14.11.2012 in dieser Zeitleiste.

106 Joshua Sobol: We protested against violence in Gaza but this time we weren’t called traitors, in „The Guardian” 22.11.2012.

107 Vgl. Reiner Bernstein: Alle Wege führen nach Kairo, in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

108 Tomas Avenarius: Sieger Hamas, in SZ 19.11.2012, S. 4.

109 Peter Münch: Hoffnungsruf. Israels Künstler fordern Waffenstillstand, in SZ 21.11.2012, S. 11.

110 Im Gespräch: Der französische Außenminister Laurent Fabius: „Wir sollten unsere Stärken addieren“, in FAZ 21.11.2012, S. 6.

111 Vgl. zuletzt die Eintragung am 09.11.2012 in dieser Zeitleiste.

112 „Die simple Unterscheidung in Gut und Böse“ (Interview), in „Islamische Zeitung“ 20.11.2012.

113 Omid Nouripour: Die Risiken des Patriot-Einsatzes, in FAZ 26.11.2012, S. 10.

114 Und die Welt versinkt. Ein Gespräch mit Daniel Barenboim zum siebzigsten Geburtstag, in FAZ 15.11.2012, S. 29.

115 Vgl. zuletzt die Eintragung am 08.11.2012 in dieser Zeitleiste.

116 Vgl. die Eintragung am 04.11.2012 in dieser Zeitleiste.

117 Vgl. die Eintragung am 22.02.2012 in dieser Zeitleiste.

118 Vgl. die Eintragung am 04.11.2012 in dieser Zeitleiste.

119 Khaled Abu Toameh and Tovah Lazaroff: Liberman heads to Vienna to thwart Palestinian UN bid, in „The Jerusalem Post“ 09.11.2012.

120 Vgl. zuletzt die Eintragung am 12.08.2012 in dieser Zeitleiste.

121 Zaki Shalom: The United States and the Israeli Settlements: Time for a Change, in „Strategic Assessment” 15(2012)3.

122 Natasha Mozgovaya: Michael Oren: An ambassador for all seasons, in „Haaretz“ 07.11.2012. Vgl. zur Anerkennung Oslos die Eintragung am 28.10.2012 in dieser Zeitleiste.

123 Vgl. zuletzt die Eintragung am 26.10.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 366 – Chronologie 2012

124 Roman Bronfman: Forces of democracy, united against the enemy within, in „Haaretz“ 08.11.2012.

125 Mustafa Al-Barghouti: Palestine’s resistance and education, in „Al- Ahram Weekly” 06.11.2012.

126 Vgl. die Eintragung am 24.09.2012 in dieser Zeitleiste.

127 Vgl. zuletzt die Eintragungen am 01.11., 22.10., 13.06. und 28.05.2012 in dieser Zeitleiste.

128 Vgl. die Eintragung am 01.11.2012 in dieser Zeileiste.

129 Vgl. die Eintragung am 17.03.2012 in dieser Zeitleiste.

130 Vgl. die Eintragungen am 18.10. und am 10.09.2012 in dieser Zeitleiste.

131 www.forum-deutschland-israel-palaestina.de .

132 ‘PLO leader backs Jordan annexation of W. Bank’, in „The Jerusalem Post” 31.10.2012.

133 Avigdor Lieberman: „When ‚enlightened‘ means xenophobic, in „Haaretz“ 31.10.2012; Amir Oren: A ploy too far, in „Haaretz“ 31.10.2012.

134 Amos Harel: Number of ultra-Orthodox men exempted form IDF service reached all-time high, in „Haaretz“ 31.10.2012.

135 Vgl. zuletzt die Eintragung am 26.10.2012 in dieser Zeitleiste.

136 Vgl. zuletzt die Eintragung am 29.10.2012 in dieser Zeitleiste.

137 Chemi Shalev: Dennis Ross: Two-state solution is not dead, only way to Mideast peace, in „Haaretz“ 30.10.2012.

138 Vgl. die Eintragung am 29.10.2012 in dieser Zeitleiste.

139 Vgl. die Eintragung am 14.10.2012 in dieser Zeitleiste.

140 Vgl. die Eintragung am 14.02.2011 in dieser Zeitleiste.

141 Vgl. die Eintragung am 25.10.2012 in dieser Zeitleiste.

142 Crisis Group, London: Handel gegen Frieden. Wie Europa zur Erhaltung illegaler israelischer Siedlungen beiträgt. Oktober 2012.

143 Amira Hass: Never mind the settlements, it’s the absurdity, in „Haaretz“ 31.10.2012.

144 Hans-Christian Rößler: Datteln unter falscher Flagge, in FAZ 03.11.2012, S. 6.

145 Vgl. die Eintragung am 19.10.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 367 – Chronologie 2012

146 Hussein Agha and Robert Malley: This Is Not a Revolution, in „The New York Review of Books” 08.11.2012. Der Beitrag konnte bereits am 28.10.2012 abgerufen werden. Vgl. zuletzt die Eintragungen am 05.10. und am 03.10.2012 in dieser Zeitleiste.

147 Avi Primor: Die Intifada vor der Tür, in SZ 20.12.2012, S. 2.

148 Marina Ottaway: Slow Return to Normal Politics in Egypt, in „Carnegie Endowment for International Peace, 26.10.2012.

149 Aziza Sami: ‚People can change reality‘, in „Al-Ahram Weekly“ 25.10.- 01.11.2012.

150 Amir Hassan Cheheltan: Dunkle Wolken über Teheran, in FAZ 24.10.2012, S. 29.

151 Gideon Levy: Survey: Most Israeli Jews would support apartheid regime in Israel, in „Haaretz” 23.10.2012.

152 Barak Ravid: Yachimovich fordert von den Palästinensern: Verhandlungen ohne Einfrieren [der Siedlungsaktivitäten] und Anerkennung [Israels] als jüdischen Staat, in „Haaretz” 23.10.2012 (Hebr.).

153 Nir Hasson: Klage gegen den Trennungszaun, der die Terrassen in Battir gefährdet, in „Haaretz” 23.10.2012 (Hebr.). Vgl. die Eintragung am 29.09.2012 in dieser Zeitleiste.

154 Peter Münch: Schauplatz eines Schattenkriegs, in SZ 26.10.2012, S. 8.

155 hcr. [Hans-Christian Rößler]: Israel schweigt zu den Vorwürfen, in FAZ 26.10.2012, S. 6.

156 Vgl. die Eintragung am 16.10.2012 in dieser Zeitleiste.

157 Harriet Sherwood: Israel’s cranes reprove Barack Obama’s Failure to pursue two-state solution, in „The Guardian“ 22.10.2012.

158 Vgl. die Eintragung am 19.10.2012 in dieser Zeitleiste.

159 Nir Hasson: 3,374 East Jerusalem residents received full Israeli citizenship in past decade, in „Haaretz“ 21.10.2012.

160 Talila Nesher: Israel to launch campaign to attract more Arab students to universities, in „Haaretz“ 21.10.2012.

161 Vgl. zuletzt die Eintragung am 10.10.2012 in dieser Zeitleiste.

162 Ayelet Shani: Former Israeli ambassador to UN: ‚I couldn’t represent Israel now‘ (Interview), in „Haaretz” 19.10.2012.

163 Vgl. die Eintragung am 15.09.2012 in dieser Zeitleiste.

164 Vgl. die Eintragung am 29.04.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 368 – Chronologie 2012

165 Vgl. die Eintragung am 09.10.2012 in dieser Zeitleiste.

166 Vgl. die Eintragung am 02.10.2012 in dieser Zeitleiste.

167 Vgl. die Eintragung am 10.09.2012 in dieser Zeitleiste.

168 Vgl. die Eintragungen am 13.07. und am 07.07.2012 in dieser Zeitleiste.

169 Vgl. die Eintragung am 04.10.2012 in dieser Zeitleiste.

170 Vgl. zuletzt die Eintragung am 15.09.2012 in dieser Zeitleiste.

171 Vgl. die Eintragung am 09.10.2012 in dieser Zeitleiste.

172 Vgl. die Eintragungen am 26.09. und am 03.08.2012 in dieser Zeitleiste.

173 Vgl. die Eintragung am 10.10.2012 in dieser Zeitleiste.

174 Barak Ravid. As Israeli elections near, Palestinians feel nothing but despair, in „Haaretz” 15.10.2012.

175 Vgl. zuletzt die Eintragung am 10.10.2012 in dieser Zeitleiste.

176 Gili Cohen: Study: IDF officers identify more as Israeli than Jewish, in „Haaretz” 14.10.2012.

177 Vgl. die Eintragung am 07.10.2012 in dieser Zeitleiste.

178 Chaim Levinson: More than half of contributions to Israeli politicians come from foreign donors, in „Haaretz” 12.10.2012.

179 Herb Keinon: ‚EU warned PA to be careful of negative cost of UN bid‘, in „The Jerusalem Post“ 11.10.2012.

180 Wortlaut des Appells in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

181 Wortlaut der Ernennungsurkunde des Königs: To Dr Abdullah Ensour 10 October 2012 In the name of God, the Most Merciful, the Compassionate Your Excellency Dr Abdullah Ensour, I am pleased to address you, expressing my pride and appreciation for you and praying that God grant you good health and success. I, as well as all Jordanians, have known you as a dedicated soldier and a person who has been able to stand up to challenges with wisdom and efficiency in all your previous posts. Your impressive record qualifies you to assume responsibility at this critical stage for the region and our country. Having accepted the resignation of His Excellency Dr Fayez Tarawneh, which came in fulfilment of a constitutional requirement resulting from the constitutional amendments, stipulating that the government resign after the Lower House is dissolved, and having based our judgement on the outcome of our continuous outreach to the various social groups, and in www.reiner-bernstein.de 369 – Chronologie 2012

light of your long experience in public work and deep knowledge of national issues, I hereby designate you to form a new government that builds on the achievements of the past years and handles the missions and duties of the current stage. Before going into the details of the executive vision of your mandate, it is a must that we review the outcomes of the reform process, which has resulted in constitutional guidelines, laws and democratic institutions that will concretely contribute to putting citizens at the centre of decision making. More than 10 years ago, we called for reform and modernisation, and have since made considerable achievements in that domain. When the region experienced the Arab Spring, we embarked on efforts to accelerate the implementation of an integrated reform plan. Reforms and achievements ensued, one democratic accomplishment after the other. The Public Gatherings Law was amended and developed, a teachers’ association was established, a national dialogue committee was set up to revisit the elections and political parties laws. The national consensus that was possible to reach led us to political parties and elections laws that we aspire to constantly improve through constitutional and institutional channels. Then, there came the constitutional amendments that involved one-third of the Constitution. They strengthened freedoms and provided further guarantees for the judicial and legislative branches vis-à-vis the executive branch. These amendments made parliamentary life immune to disruptions and put limitations to the dissolution of the Lower House. We are today experiencing the positive effects of these amendments on our political life, not to mention the new democratic institutions that emerged as a result, foremost of which are the Constitutional Court and the Independent Elections Commission. We have also implemented a set of requirements that constituted the pillars of our vision for democratic and political renewal: New laws governing political life were enacted, Parliament was dissolved and we called for early elections. We are looking forward to the next Parliament to lay the foundations for the concept of transition to parliamentary government. The bottom line is that the Jordanian citizens’ vote will shape the next Parliament and government through the ballot boxes. Citizens will enjoy more democracy, guaranteed by monitoring institutions that will safeguard rights and freedoms, and the separation of powers. This explanatory introduction was essential to clarify the reform path, on which we will continue and move forward. Accordingly, your government will undertake noble national missions and on this government we pin hopes for a high-level performance. In the political arena, the top priority for your government is to boost cooperation with the Independent Elections Commission and support it as the body administering and overseeing the early elections, applying the highest international standards of electoral integrity, neutrality, transparency and fairness, leading to a Lower House that represents the true will of the people and meets their aspirations for a better future. Having said that, the primary responsibility of this government in this transitional phase is to pave the way for a qualitative leap in Jordan’s political history and democratisation. Between now and election day, your government is expected to continue dialogue with all segments of society, political parties and political forces, to encourage them to effectively take part in the elections as candidates and voters. It should continue to urge political parties and political forces to adopt workable and feasible platforms that are relevant to voters, meet www.reiner-bernstein.de 370 – Chronologie 2012

their aspirations and empower them to have a say in policy making, with focus on the youth, because of their pioneering role in reform and modernisation. I also direct your government to promptly start building on what has been achieved with regard to municipal elections, with the aim of strengthening a democratic approach that would enrich representation at all levels. As a result, people should be empowered to make their own national and local decisions and their confidence in the state and its institutions should be enhanced. We are looking forward to the day of municipal elections as a milestone in our plans to realise decentralisation and local governance and upgrade the level of services offered to citizens, as these services have lately seen lamentable deterioration. As they develop a stronger sense of awareness and elect the best candidates, voters will be the judges and monitors of municipal councils’ performance. Your excellency, Since the beginning of the Arab Spring and the Jordanian Spring, we took the initiative to turn challenges into opportunities and incentives for reform and further democratisation. History and national memory will record that the Jordanian Spring was civilised, characterised by a high sense of responsibility and awareness, and a model of peacefulness. In this context, I emphasise your government’s responsibility to respect freedom of expression, within the law, and the right to peaceful protest, without vandalising public or private property or violating or undermining the rights of others. Diversity of opinion should be respected without compromising the country’s security, safety or order and the rule of the law. Out of belief that justice is the basis of governance and the judicial system is the guarantor of justice, equality and the rule of the law, the government should provide all forms of support to enable our judiciary to implement its plans and programmes and accelerate litigation. We take pride in our recent democratic and constitutional achievement, embodied in the establishment of the Constitutional Court, which has already assumed its responsibilities. In this context, we direct you to provide this court with all forms of support so that it can fully fulfil its mandate, in a way that maintains the separation and balance between the branches of government, entrenches the rule of law and safeguards rights and freedoms. We also direct the government to embark on sincere efforts to launch an integrated matrix of checks and balances in public service, to include specific mechanisms for appointments and promotions, especially in top posts, so as to better build capacity and retain talent, uphold the principles of transparency, justice and equal opportunity and fight wasta and favouritism. Your excellency, Your government is assuming its national responsibilities at a time of difficult economic and fiscal conditions, globally, regionally and domestically. In this context, attention should be paid to a set of economic and social challenges that negatively impact citizens’ lives. The fiscal and economic challenges we are facing, which have aggravated over recent years due to successive global financial crises and the Arab Spring’s implications, and amid a steady rise in the prices of food and energy, which Jordan mainly imports, require a medium-term budget to be presented to the coming Parliament. The government and all public sector institutions should exhibit the maximum degree of financial discipline, prudence and responsibility when they determine budget allocations and spending. www.reiner-bernstein.de 371 – Chronologie 2012

In parallel with financial control policies, it is also necessary to address the repercussions of the economic conditions and the forecast financial challenges on citizens, who are our first and foremost priority, especially the impoverished and limited-income segments. This should be done through strengthening the social safety network and working out new mechanisms to direct subsidies to those who deserve them, in consultation with the various sectors, civil society institutions and political forces. The outcome should ensure a decent living for beneficiaries and strengthen the middle class, which is the safety valve of society and the catalyst for the success of the comprehensive reform process. It is also necessary to continue the essential economic reforms aimed to improve the investment climate and remove obstacles facing investors. Greater efforts should be exerted to attract local, Arab and foreign investments with high added value and benefit from the advantage of security and stability, in order to create jobs for Jordanians and improve their livelihoods. I also direct you to ensure that the medium-term budget takes into consideration the requirements of the economic-fiscal reform programme prepared by the outgoing government, with the support and approval of international financial institutions. This programme will lead to the removal of economic and fiscal imbalances and it will maximise investments so as to give new momentum to our economy, applying a clear institutional approach that restores balance to public finances and the balance of payment and maintains fiscal and monetary stability, leading to realising the envisaged goals, which include maintaining the confidence of the international community in the Jordanian economy and boosting self- reliance. Aware of the magnitude of the economic and fiscal challenges, we are confident in our ability to overcome them and address their repercussions, albeit gradually and in the medium and long terms, so that we can protect our economic and social security and safeguard our national accomplishments in order to secure a better future for the generations to come. We should point out in this context a series of measures and steps that must be taken and incorporated in the government’s economic and social policies. It is necessary to enhance the system of national integrity, accountability and transparency and to institutionalise its work and the mechanisms of cooperation within concerned agencies, in order to address loopholes in efforts to combat, firmly and transparently, all suspicions and cases of corruption and refer them to justice. It is equally essential to support the Anti-Corruption Commission and all other monitoring agencies, in a way that enables them to carry out their duties fully. It could be useful to agree on a charter to enhance the system of integrity, transparency, accountability and the rule of law, guarantee justice and equal opportunity and combat wasta and favouritism. At the development level, it is essential to provide the necessary support for the recently launched Governorates Development Fund. Implementation of projects under the fund must be accelerated in a way that ensures greater justice in the distribution amongst various districts of development gains and revenues, leading to creating jobs, boosting a culture of entrepreneurship and providing more microfinance and soft loan opportunities, especially in areas that have special circumstances and are less privileged, where a spirit of initiative and self-reliance should be promoted. www.reiner-bernstein.de 372 – Chronologie 2012

The continuous improvement in services for citizens should be a government priority. Therefore, officials should focus on fieldwork that involves direct outreach to citizens and responsiveness to their issues. Ministers should act as role models for all public sector employees in terms of fieldwork, positive outreach to citizens and quick, fair and intelligent response to their issues, across all governorates. Among the challenges that this government has to address is to continue the implementation of the National Employment Strategy, which attaches great importance to youth in order to empower them to build their future and find suitable jobs. The government should also expedite the drafting of the Consumers Protection Law to protect citizens against the impact of inflation and the erosion of incomes. Work should also be done to improve services provided to persons with special needs, along with other segments that need social care, taking into consideration the recommendations and outcomes of the probe into violations at care centres for persons with special needs. Your excellency, We have asserted on more than one occasion that it is necessary to conduct an objective evaluation of the economic policies Jordan has adopted over the past two decades. Therefore, I call for a committee comprising distinguished local and international experts in the fields of economic and social policies, known for their integrity and neutrality, to revisit privatisation policies and transactions conducted by successive Jordanian governments since the economic crisis of 1989. As part of their findings, they are expected to assess the economic and social impact of these policies based on facts rather than impressions and rumours. They should identify weaknesses and successes, and publish their findings in utter transparency. Lessons learned should be utilised and incorporated in future economic and social policies. Energy is at the heart of the economy. We were amongst the first countries in the region to realise the importance of gradual diversification of energy sources to protect our country against fluctuations in international market prices, and thus entrench the sovereignty and stability of our economic and development-related decision making. The seriousness of such challenge is apparent in the steady rise in the energy bill and related subsidies, which have been affected by rising international prices and disruptions in the Egyptian gas supply. Accordingly, it is imperative for your government to expedite the implementation of programmes and policies that ensure the diversification of energy sources, with focus on alternative and renewable sources, along with supportive programmes that increase efficiency in energy use and consumption. The government is expected to accelerate strategic energy projects, as responding to this challenge is a national responsibility that we should embrace and fulfil for the sake of future generations, for whom we seek to secure all elements of a decent living. Your excellency, Our region is undergoing unprecedented turbulent events that require our awareness, wisdom and vigilance. We should exert more efforts to protect national unity and the coherence of the internal front and to join ranks to defend the homeland and its accomplishments, steering clear from belittling its achievements and undermining its social fabric. In this context, the role of the media, as watchdog and supporter of the reform process, is key to constructive national dialogue. The media plays such role by exposing faults and flagging shortcomings in a credible and neutral manner, using objective and constructive criticism, contributing to setting the agendas of national priorities and debates in a way that serves the www.reiner-bernstein.de 373 – Chronologie 2012

country and the people’s needs and enriches the reform process. In this context, we direct you to continue implementation of the National Media Strategy in all its aspects and components, with the aim of paving the way for transparent and fruitful cooperation and communication between the state, the media and citizens and contributing to upgrading the level and quality of the national media’s performance. The regional developments we referred to above have brought about unprecedented security challenges. The brave Jordanian men and women in our Armed Forces and security agencies are doing the impossible to stand up to these challenges with wisdom, professionalism and courage, working around the clock to defend the country and the safety of citizens. Therefore, support should continue for all members of our brave Armed Forces and security services who are attending to the security and stability of the country, so that they are able to carry out their great responsibilities with utmost efficiency and competence and continue to project Jordan’s image as a civilised and humane country across the region and the world. Your excellency, Since the Syrian crisis erupted and unfortunate developments followed, Jordan was determined to carry on with meeting its nationalistic and humanitarian responsibilities towards our Syrian brothers, whose conditions have forced them to seek refuge in Jordan. In this context, we direct the government to continue to provide all support for the Syrian refugees within the available resources. It is required to intensify contacts with specialised international organisations and the world community to provide the necessary financial and relief aid to improve the level of services and care offered to Syrian refugees and to prevent a deterioration of the humanitarian situation in refugee camps as winter approaches. Regarding the different Arab and Islamic issues, your government is required to continue to enhance joint Arab action and support the just causes of our Arab and Islamic nations, foremost of which the Palestinian cause. Jordan has repeatedly emphasised from several international forums that the Palestinian cause tops its foreign policy priorities. Based on that, we direct the government to continue to support our Palestinian brothers until they establish their independent state on their national soil, with Jerusalem as its capital. The government is also expected to carry on Jordan’s historical role in preserving Jerusalem’s Muslim and Christian holy sites under Hashemite custodianship, and to confront any attempt to tamper with or threaten them. In addition, Jordan’s pioneering role in sponsoring interfaith dialogue should continue, along with its efforts to present and defend the real and pure image of true Islam. Your excellency, As you embrace these noble national responsibilities, you are paving the way for the crucial post-elections stage. Therefore, you are expected to start consultations with the various political and national powers as you work on forming your ministerial team, so that such team is up to the current stage and challenges. We wish you success as we await the names recommended for the ministerial team, who will share the burden of responsibility with you at this critical stage in the history of our dear country. You will have all my support. Abdullah II ibn Al Hussein Amman 24 Dhul Qadah 1433 – 10 October 2012

182 Vgl. meinen Kommentar „It’s the economy, stupid” in der Menüleiste „Veröffentlichungen” dieser Homepage. www.reiner-bernstein.de 374 – Chronologie 2012

183 Vgl. die Eintragung am 10.01.2012 in dieser Zeitleiste.

184 David S. Sanger: Romney Strives to Stand Apart in Global Policy, in NYT 08.10.2012.

185 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.10.2012 in dieser Zeitleiste.

186 Vgl. die Eintragung am 26.09.2012 in dieser Zeitleiste.

187 Vgl. die Eintragung am 15.09.2012 in dieser Zeitleiste.

188 Günther Nonnenmacher: Ein Funke genügt, in FAZ 05.10.2012, S. 1. Vgl. zuletzt die Eintragung am 12.08.2012 in dieser Zeitleiste.

189 Harriet Sherwood: William Hague intervenes over West Bank barrier, in „The Guardian“ 04.10.2012.

190 Michael Adel: ‚Living through a political contradiction’ (Interview), in „Al- Ahram Weekly“ 04.-10.10.2012. Vgl. die Eintragung am 11.09.2012 in dieser Zeitleiste.

191 Vgl. die Eintragung am 21.09.2012 in dieser Zeitleiste.

192 Vgl. die Eintragung am 29.09.2012 in dieser Zeitleiste.

193 Wortlaut des Antrags von Erdogan, der vom türkischen Parlament beschlossen wurde: "Die anhaltende Krise in Syrien gefährdet nicht nur die regionale Stabilität und Sicherheit, sondern zunehmend auch unsere nationale Sicherheit. Im Rahmen der militärischen Operationen der bewaffneten Kräfte der Arabischen Republik Syrien haben sich ab dem 20. September 2012 aggressive Handlungen auf das Gebiet unseres Landes gerichtet – trotz unserer Warnungen und diplomatischen Initiativen. Diese aggressiven Handlungen gegen das Territorium unseres Landes stehen am Rande eines bewaffneten Angriffs. Diese Situation hat eine Stufe erreicht, die eine ernste Bedrohung für unsere nationale Sicherheit bedeutet. In diesem Zusammenhang müssen zusätzliche Risiken und Bedrohungen für unser Land zeitnah und schnell abgewendet und die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden. Daher bitte ich um die Zustimmung im Rahmen des Artikels 92 der Verfassung für den einjährigen Einsatz der türkischen Streitkräfte im Ausland, deren Rahmen, Zahl und Zeit von der Regierung festgelegt werden." (Quellen: AG Friedensforschung Kassel.)

194 Shaul Arieli: The lies about the settlements ,in „Haaretz“ 03.10.2012. Vgl. Reiner Bernstein „Zwischen den Fingern zerronnen.“ Bemerkungen zur jüngsten Nahost-Debatte im Deutschen Bundestag, in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

195 Vgl. zuletzt die Eintragung am 20.-22.09.2011 in dieser Zeitleiste.

196 Sonja Zekri: Royale Ablenkungsmanöver, in SZ 05.10.2012, S. 10.

197 Ähnliche Angaben stammen von dem Leiter des „Syrian Observatory for Human Rights“ mit Sitz im britischen Coventry, Rami Abdurrahman, wie www.reiner-bernstein.de 375 – Chronologie 2012

Jochen Buchsteiner in seiner Reportage „Der Notar des syrischen Kriegs“ in der FAZ vom 06.10.2012, S. 2, berichtet.

198 Vgl. zuletzt die Eintragung am 20.-22.09.2011 in dieser Zeitleiste.

199 Vgl. die Eintragung am 05.09.2012 in dieser Zeitleiste.

200 Vgl. die Eintragung am 03.08.2012 in dieser Zeitleiste.

201 Yair Ettinger: Reform, Conservative leaders aim to counterbalance ultra-orthodox Jews in Israeli Knesset, in „Haaretz” 02.10.2012.

202 Vgl. die Eintragung am 04.09.2012 in dieser Zeitleiste.

203 Harriet Sherwood: US warns European governments against supporting Palestinians at UN, in „The Guardian” 01.10.2012.

204 Sarah El-Rashidi: Egypt’s Sinai Bedouins cry out, in „Al-Ahram“ 29.09.2012.

205 Der vollständige Text der Ansprache Abbas’ in englischer Sprache findet sich in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

206 Vgl. Reiner Bernstein: „Der Nahe Osten zwischen Stagnation und Aufbruch“ in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

207 Vgl. die Eintragung am 24.07.2012 in dieser Zeitleiste.

208 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.09.2012 in dieser Zeitleiste.

209 Vgl. die beiden Eintragungen am 25.09.2012 in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage sowie die Eintragung am 21.09.2012 in dieser Zeitleiste.

210 Chemi Shalev: Abbas adopts ‚Dershowitz Formula‘ for resuming talks with Israel, in „Haaretz“ 25.09.2012.

211 Alan M. Dershowitz: A Settlement Freeze Can Advance Israeli- Palestinian Peace, in „The Wall Street Journal” 03.06.2012.

212 Akiva Eldar: Israeli left-wing party drafts new Mideast peace plan to replace Oslo Accords, in „Haaretz“ 25.09.2012. Vgl. die Eintragung am 14.09.2012 in dieser Zeitleiste.

213 Vgl. die Eintragungen am 14.08. und am 06.06.2012 in dieser Zeitleiste.

214 Vgl. die Eintragung am 14.06.2012 in dieser Zeitleiste.

215 Vgl. zuletzt die Eintragung am 19.09.2012 in dieser Zeitleiste.

216 U.S. Goals and Priorities for the 67th United Nations General Assembly, Washington, DC, September 21, 2012. www.reiner-bernstein.de 376 – Chronologie 2012

217 Ian Black: Palestinian cause is victim of Arab revolts, says David Milliband, in „The Guardian” 20.09.2012.

218 Vgl. die Eintragung am 16.09.2012 in dieser Zeitleiste.

219 Vgl. die Eintragung am 19.09.2012 in dieser Zeitleiste.

220 Rainer Hermann: Störfeuer gegen Mursi, in FAZ 19.09.2012, S. 10.

221 Vgl. die Eintragung am 23./24.05.2012 in dieser Zeitleiste.

222 Revolutionary Democratic Coalition: A New Voice on Egypt’s Left, in „Al-Ahram“ 19.09.2012.

223 Zeev Maoz: Die Kriegsvision von Netanjahu und Barak, in „Haaretz“ 19.09.2012 (Hebr.). Vgl. die Besprechung des Buches von Zeev Maoz „Defending the Holy Land. A Critical Analysis of Israel’s Security & Foreign Policy.” Ann Arbor 2006, in der Menüleiste „Rezensionen” dieser Homepage.

224 Hans-Christian Rößler: Die Sprache des Feindes kennen, in FAZ 19.09.2012, S. 8.

225 Moskau wirft Washington Einmischung vor, in FAZ 20.09.2012, S. 1. Vgl. die Eintragung am 21.04.2012 in dieser Zeitleiste.

226 Vgl. die Eintragung am 13.05.2012 in dieser Zeitleiste.

227 Vgl. zuletzt die Eintragung am 14. und 13.09.2012 in dieser Zeitleiste.

228 Roger Cohen: A need for Firmness Over Iran, in NYT 23.09.2012.

229 Vgl. die Eintragung am 14.09.2011 in dieser Zeitleiste.

230 Vgl. die Eintragung am 15.04.2011 in dieser Zeitleiste.

231 Markus Bickel: Syriens Mittelschicht auf der Flucht nach Beirut, in FAZ 15.09.2012, S. 12.

232 Vgl. die Eintragung am 11.09.2012 in dieser Zeitleiste.

233 Matthias Drobinski: Die wahre Blasphemie in SZ 19.09.2012, S. 4.

234 Vgl. die Eintragungen am 14., 10. und 11.09.2012 in dieser Zeitleiste.

235 Vgl. die Eintragungen am 10. und 11.09.2012 in dieser Zeitleiste.

236 Herb Keinon: FM Liberman calls Abbas a ‚liar, a coward and a wimp‘, in „The Jerusalem Post“ 13.09.2012. Vgl. die Eintragung am 21.08.2012 in dieser Zeitleiste.

237 Vgl. zuletzt die Eintragung am 16.08.2012 in dieser Zeitleiste.

238 Akiva Eldar: Israel seeks court permission to expand 40 West Bank settlements, in „Haaretz“ 13.09.2012. www.reiner-bernstein.de 377 – Chronologie 2012

239 Die verlässlichsten Übersichten über die vermutlichen Produzenten des Videos bieten Jordan Meijas: „Wirr, aber wirksam“, in FAZ 14.09.2012, S. 35, sowie Nicolas Richter und Sonja Zekri: „Dem Brandstifter auf der Spur“, in SZ 15./16.09.2012, S. 10.

240 Vgl. zuletzt die Eintragung am 06.09.2012 in dieser Zeitleiste.

241 Vgl. die Eintragung am 31.08.2012 in dieser Zeitleiste.

242 Vgl. zuletzt die Eintragung am 17.07.2012 in dieser Zeitleiste.

243 Vgl. „Europäische Union stellt die zollvergünstigte Einfuhr von Produkten aus den jüdischen Siedlungen und aus Ost-Jerusalem in Frage“ in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

244 Vgl. zuletzt die Eintragungen am 06.09. und am 30.08.2012 in dieser Zeitleiste.

245 Vgl. zuletzt die Eintragung am 30.07.2012 in dieser Zeitleiste.

246 Vgl. die Eintragung am 26.06.2012 in dieser Zeitleiste.

247 Natasha Mozgovaya: After Democratic convention Jerusalem debacle, Republican Jews descent on swing states, in „Haaretz” 11.09.2012.

248 Vgl. die Eintragung am 18.07.2012 in dieser Zeitleiste.

249 Deutschland will rasche Aufbauhilfe in von Assad-Gegnern kontrollierten Regionen, in FAZ 07.09.2012, S. 7.

250 Rainer Hermann: Null Probleme?, in FAZ 26.09.2012, S.1.

251 Seismografen der Moderne. Ein Gespräch mit Dan Diner über jüdische Fragen, Lehren aus dem Holocaust und den „arabischen Frühling“, in NZZ 31.03.2012.

252 Vgl. die Eintragung am 25.10.2010 in dieser Zeitleiste.

253 Vgl. die Eintragung am 29.08.2012 in dieser Zeitleiste.

254 Eldad Beck: Is Germany still a close ally?, in www.ynetnews.com 03.09.2012.

255 Khaled Abu Toameh: PLO’s Ashrawi: No such thing as Jewish refugees, in „The Jerusalem Post“ 01.09.2012.

256 Vgl. die Eintragung am 16.08.2012 in dieser Zeitleiste.

257 die Eintragung am 05.07.2012 in dieser Zeitleiste.

258 Peter Münch: Riskanter Alleingang, in SZ 17.08.2012, S. 4.

259 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.07.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 378 – Chronologie 2012

260 Der Bericht der Zeitung findet sich in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

261 Vgl. die Eintragung am 10.08.2011 in dieser Zeitleiste.

262 Dazu der Text des Gesprächs „Yossi Beilin warnt vor einem „un- zionistischen Krieg“ in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

263 Aluf Benn: Netanyahu and Barak, the democratizers, in „Haaretz” 20.08.2012.

264 Vgl. die Eintragung am 12.08.2012 in dieser Zeitleiste.

265 Vgl. die Eintragung am 25.11.2011 in dieser Zeitleiste.

266 Vgl. die Eintragung am 29.07.2012 in dieser Zeitleiste.

267 Vgl. die Eintragung am 07.08.2012 in dieser Zeitleiste.

268 Hani Hazaimeh: Gov’t says King’s powers are not negotiable, in „The Jordan Times” 12.08.2012. Vgl. die Eintragung am 20.06.2012 in dieser Zeitleiste.

269 Hani Hazaimeh: Any solution to crisis has to be political, preserve territorial integrity – Jordan, in „The Jordan Times” 12.08.2012; Sonja Zekri: Syriens Nachbarn unter Druck, in SZ 13.08.2012, S. 8. Vgl. die Eintragung am 08.08.2012 in dieser Zeitleiste.

270 Vgl. die Eintragung am 25.11.2011 in dieser Zeitleiste.

271 Vgl. die Eintragung am 04.08.2012 in dieser Zeitleiste.

272 Vgl. die Eintragung am 23.06.2012 in dieser Zeitleiste.

273 Shlomo Avineri: Will Syria survive?, in „Haaretz“ 08.08.2012.

274 Vgl. die Eintragung am 18.07.2012 in dieser Zeitleiste.

275 Syria heading to abyss without political solution, King Abdullah warns, in „The Jordan Times“ 08.08.2012.

276 Vgl. die Eintragung am 05.01.2011 in dieser Zeitleiste.

277 Wenig deutsche Diplomaten im Auswärtigen Dienst der EU, in FAZ 03.08.2012, S. 5.

278 UK ambassador: Israel is Goliath, Palestinian David, in „The Jerusalem Post“ 03.08.2012.

279 Dazu Reiner Bernstein: Der verborgene Frieden. Politik und Religion im Nahen Osten. Berlin 2000, S. 178 ff.

280 Vgl. die Eintragungen am 26.06.2012 und am 04.07.2011 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 379 – Chronologie 2012

281 Vgl. die Eintragung am 17.08.2012 in dieser Zeitleiste.

282 Dani Dayan: Israel’s Settlers Are Here to Stay, in NYT 25.07.2012.

283 Phoebe Greenwood: EU move to upgrade relations with Israel, in „The Guardian“ 23.07.2012. Vgl. auch die Eintragung am 12.07.2012 in dieser Zeitleiste.

284 „Israel’s Embattled Democracy“, in NYT 21.07.2012.

285 Vgl. die Eintragung am 14.07.2012 in dieser Zeitleiste.

286 Jordan slams Israeli attorney general’s statements on Jerusalem, in „The JordanTimes“ 21.07.2012.

287 mrb. [Matthias Rüb]: Berlin bereitet sich auf Assads Sturz vor, in FAZ 19.07.2012, S. 2.

288 Vgl. die Eintragungen 02.07.2012 und am 08.05.2012 in dieser Zeitleiste.

289 Vgl. die Eintragungen 04.07.2012 und am 26.09.2012 in dieser Zeitleiste.

290 Vgl. die Eintragung am 07.07.2012 in dieser Zeitleiste.

291 Media Note of the State Department: U.S-Israel Strategic Dialogue, July 12, 2012.

292 Vgl. die Eintragung am 06.07.2012 in dieser Zeitleiste.

293 Barak Ravid: Israels mulls sanctions on UN agency in West Bank due to staffers’ illegal activity, in „Haaretz“ 15.07.2012.

294 Vgl. die Eintragung am 07.07.2012 in dieser Leitleiste.

295 Tovah Lazaroff: Right wing urges PM to adopt Levy Report, in „The Jerusalem Post” 14.08.2012.

296 Ayelet Shani: Frieden beginnt mit religiösen Menschen (Interview), in „Haaretz“ 12.07.2012 (Hebr.).

297 Vgl. die Eintragung am 25.07.2012 in dieser Zeitleiste.

298 Hans-Christian Rößler: Polizisten gegen Polizisten, in FAZ 11.07.2012, S. 5.

299 Vgl. die Eintragung am 02.07.2012 in dieser Zeitleiste.

300 Hans-Christian Rößler: Gleichheit am Krankenbett, in FAZ 23.07.2012, S. 3.

301 Text der „Schlussfolgerunen und Empfehlungen“ in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage. Vgl. dazu die Pressemiteilung www.reiner-bernstein.de 380 – Chronologie 2012

des außenpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion Günter Gloser vom 12.07.2012 in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews dieser Homepage. Vgl. die Eintragung am 05.07.2012 in dieser Zeitleiste.

302 Daniel Brössler: Standortsuche im Knäuel der Krisen, in SZ 10.07.2012, S. 7.

303 Gil Cohen: Senior IDF officer: Israel is preparing for the next Lebanon war, in „Haaretz“ 05.07.2012.

304 Entschließung des Europäischen Parlaments vom 05.07.2012 in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

305 Vgl. die Eintragung am 02.05.2012 in dieser Zeitleiste.

306 Vgl. die Eintragung am 18.06.2012 in dieser Zeitleiste.

307 Herb Keinon: PA envoy: Holocaust was ‚greatest crime in history,’ in „The Jerusalem Post“ 01.07.2012.

308 Vgl. die Eintragung am 26.06.2012 in dieser Zeitleiste.

309 Tovah Lazaroff: Israel fears UNHRC on cusp of naming settlement probe panel, in „The Jerusalem Post“ 17.06.2012.

310 Akiva Eldar. The more Germans know about the Middle East, the more they root for the Palestinians, in „Haaretz“ 26.03.2012.

311 Rabbi Eric H. Yoffie: Settlements threaten American Jews’ connection with Israel, in „Haaretz“ 26.06.2012. Der Autor war zwischen 1996 und 2012 Präsident der „Union for Reform Judaism“ in den USA.

312 Vgl. „Bundestag früher über Exporte informieren“, in DER SPIEGEL 25.06.2012, S. 14. Dazu die Besprechung des Buches von Andrew Feinstein „Waffenhandel. Das globale Geschäft mit dem Tod“ im Menüleiste „Rezensionen“ dieser Homepage.“

313 Vgl. die Eintragung am 20.06.2012 in dieser Zeitleiste.

314 Vgl. die Eintragung am 14.05.2012 in dieser Zeitleiste.

315 Khaled Abu Toameh: Analysis: Is Hamas losing control?, in „The Jerusalem Post“ 24.06.2012.

316 Vgl. die Eintragung am 06.06.2012 in dieser Zeitleiste.

317 Lally Weymouth interviews Palestinian Prime Minister Salam Fayyad, in „Washington Post“ 22.06.2012.

318 Peter Münch: Paradies für Terroristen, in SZ 19.06.2012, S. 8.

319 Isabel Kershner: Crackdown on Migrants Tugs at Soul of Israelis, in nYT 18.06.2012.

320 Vgl. die Eintragung am 06.06.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 381 – Chronologie 2012

321 „Wer Israel hilft, hilft der Demokratie (Gespräch mit Reuven Rivlin), in FAZ 26.06.2012, S. 5.

322 Jodi Rudoren: Settlers Begin Evacuation of a West Bank Outpost, in NYT 26.06.2012.

323 Rainer Hermann: Waffen für die Freunde in Syrien, in FAZ 18.06.2012, S. 5.

324 Rainer Hermann: Der Nächste, in FAZ 20.06.2012, S. 8.

325 Vgl. die Eintragung am 13.06.2012 in dieser Zeitleiste.

326 Uri Savir: 45 years since the Six Day War, in „The Jerusalem Post“ 14.06.2012. Der Autor leitet heute das Peres-Center.

327 Akiva Eldar: Die systematische Vertreibung aus der Zone C, in „Haaretz“ 25.06.2012 (Hebr.).

328 Vgl. die Eintragung am 21.04.2012 in dieser Zeitleiste.

329 Vgl. die Eintragung am 25.05.2012 in dieser Zeitleiste.

330 Vgl. die Eintragung am 02.06.2012 in dieser Zeitleiste.

331 Vgl. die Eintragung am 23./24.05.2012 in dieser Zeitleiste.

332 „Meine Seele hat Narben“ (Interview), in DIE ZEIT 31.05.2012, S. 3 f.

333 Markus Feldenkirchen: Rührt euch!, in „Der Spiegel“ 10.03.2014, S. 30 ff.

334 Zitiert vom „Spiegel“ 04.06.2012, S. 94.

335 Barak Ravid: Ehud Barak: If negotiations fail, Israel must consider unilateral withdrawal from West Bank, in „Haaretz“ 30.05.2012.

336 Vgl. zuletzt die Eintragung am 20.03.2012 in dieser Zeitleiste.

337 Anshel Pfeffer: Early elections means Netanyahu is taking his foot off the Iran pedal, in „Haaretz“ 03.05.2012.

338 Hans-Christian Rößler: Auf Jakobs Spuren, in FAZ 30.04.2012, S. 7.

339 Chemi Shalev: Former Mossad chief, Israeli minister trade accusations at New York conference, in „Haaretz“ 29.04.2012.

340 Akiva Eldar: Obama doesn’t need Israeli ex-officials to know Netanyahu doesn’t want peace, in „Haaretz“ 01.05.2012.

341 Vgl. die Eintragungen am 13.04. und am 09.04.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 382 – Chronologie 2012

342 March 14 coalition slams rivals for threatening a new civil war, in „The Daily Star“ (Beirut) 26.04.2012, S. 3.

343 Text des Berichts von Ophir Ben-Zohar „Israelisch-palästinensischer Friedensdialog vor dem Zusammenbruch“ in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

344 Text der Erklärung „UN-Menschenrechtskommissarin vergleicht Israel mit Weißrussland, Zimbabwe, Ägypten, Äthiopien und Venezuela“ in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

345 Steve Linde: ‚Now’s the time for peace with the Palestinians’, in „The Jerusalem Post“ 22.04.2012.

346 Paul Krugman: The Conscience of a Liberal, in „The New York Times“ 24.04.2012. Vgl. die Eintragung am 24.03.2012 in dieser Zeitleiste.

347 Liz Sly: fears of extremism taking hold in Syria as violence continues, in „The Washington Post“ 23.04.2012.

348 Vgl. zuletzt die Eintragung am 09.04.2012 in dieser Zeitleiste.

349 Vgl. die Eintragung über einen parallelen Vorgang in Hebron am 26.03.2012 in dieser Zeitleiste.

350 Vgl. die Eintragung am 18.04.2012 in dieser Zeitleiste.

351 Vgl. die Eintragung am 09.02.2012 in dieser Zeitleiste.

352 Vgl. die Eintragung am 13.04.2012 in dieser Zeitleiste.

353 Larry Cohler-Esses: Hamas Will Not Honor a Treaty, Top Leader Says, in „Forward“ 19.04.2012. Das Interview wird in der Ausgabe vom 27.04.2012 erscheinen.

354 Karin Brulliard: In Gaza, Hamas rule has not turned out as many expected, in „The Washington Post“ 19.04.2012.

355 Text des Beitrags mit dem Titel „Die Geschichte meines Vaters, des Überlebenden“ in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

356 Jonathan Lis: Israeli treasury cancels pensions for 2,000 survivors of Nazi persecution, in „Haaretz“ 20.04.2012.

357 Text der Ansprache Abdullahs II. in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

358 Vgl. die Eintragung am 14.02.2011 in dieser Zeitleiste.

359 Akiva Eldar: Time for Abbas to take to the streets, in „Haaretz“ 23.04.212.

360 Hans-Christian Rößler: Ein Land zäunt sich ein, in FAZ 17.04.2012, S. 6. Vgl. die Eintragungen am 11.03.2012 und am 18.08.2011 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 383 – Chronologie 2012

361 Gush Shalom: "In the height of demagoguery, Binyamin Netanyahu calls upon peace and human rights activists to go Syria and Iran, and this pack of absurdities go echoing though the official and unofficial government mouthpieces. The Prime Minister did not notice that exactly by making this comparison he is putting the State of Israel on one level with these oppressive regimes and himself significantly contributes to the delegitimation of Israel" said former Knesset Member Uri Avnery, Gush Shalom activist. "Today is a black and shameful page in the history of the State of Israel. The massive aggressive play staged today at Ben Gurion Airport, the hundreds of police flooding the terminal, the systematic hunt for every traveler who dared to openly admit being headed to Bethlehem, as if this was the most horrible of crimes, the hysterical assault on a handful of Israeli peace activists who dared to express a dissident opinion, the worldwide campaign of pressures and threats to make airlines cancel the flights of hundreds of passengers. Had the government set out to exhibit to the world the image of an ugly Israel – oppressive, aggressive, nationalistic, tolerating no criticism – then today was a huge success. But if they had wanted to corroborate the assertion that Israel is ‘the only democracy in the Middle East’, the government's conduct conveyed the very opposite message. The government's "victory" over the international activists was the very epitome of a pyrrhic victory. The Assad regime in Syria is already for a year facing worldwide condemnation for its atrocities, and now the international community is finally beginning to intervene there, even if too little and too late. Courageous human rights activists in Syria are risking their lives to transmit messages and images, and deserve all respect and honor. All this does not clear or exonerate the State of Israel of its responsibility for the last 44 years – more than two thirds of its entire history – in which Israel maintains an oppressive rule over four million people and systematically steals their land. There is indeed no doubt that in the count of sheer bloodshed Syria is at this moment ahead Israel – but it would be better for Israel not to boast too much about this. Human rights activists around the world could and should deal with human rights violations, wherever they occur – in Syria, in Iran and also in the Palestinian territories under Israeli occupation. The Israeli peace activists, who came to the airport to protest the government's aggressive conduct and welcome the international activists, helped restore a bit of Israel's good name".

362 Text des Briefes unter der Überschrift „Kritiker unerwünscht“ in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

363 Peter Münch: Gute Reise, in SZ 17.04.2012, S. 3.

364 Vgl. zuletzt die Eintragung am 12.04.2012 in dieser Zeitliste.

365 Vgl. die Eintragung am 09.04.2012 in dieser Zeitliste.

366 Tomas Avenarius: „Eine Attacke Israels würde Iran nur stärken“, in SZ 13.04.2012, S. 8.

367 Vgl. zuletzt die Eintragung am 09.04.2012 in dieser Zeitliste. www.reiner-bernstein.de 384 – Chronologie 2012

368 Dror Ben-Yemini: Die Schuld Netanjahus, in „Maariv“ 12.04.2012 (Hebr.).

369 Erklärung des Nahost-Quartetts in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

370 Vgl. zuletzt die Eintragung am 30.11.2011 in dieser Zeitleiste.

371 Michael Barbaro: A Friendship Dating to 1976 Resonates in 2012, in NYT 08.04.1012, S. 1.

372 Vgl. Yezid Sayigh: The Coming Tests of the Syrian Opposition. „Carnegie Endowment for International Peace“ 19.04.2012: Der Autor, Politologe in Cambridge, beziffert die Finanzhilfe für die „Freie Syrische Armee“ aus Saudi-Arabien, Qatar und den Arabischen Emiraten auf 100 Millionen US-Dollar.

373 Sonja Zekri: Syriens falsche Freunde, in SZ 11.04.2012, S. 4.

374 Vgl. die Eintragung am 04.04.2012 in dieser Zeitleiste.

375 Dazu mein Kommentar „Was auch noch gesagt werden sollte“ in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

376 http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1093224.html .

377 Text des Offenen Briefes in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

378 Barak Ravid: Abbas to accuse Netanyahu government of undermining Palestinian Authority, in „Haaretz“ 04.04.2012.

379 Vgl. die Eintragung am 29.03.2012 in dieser Zeitleiste.

380 Vgl. die Eintragung am 26.03.2012 in dieser Zeitleiste.

381 Text der Ansprache von UN-Generalsekretär Ban ki-Moon am 29.03.2012 in Bagdad in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

382 Vgl. die Eintragung am 24.02.2012 in dieser Zeitleiste.

383 „Palestine News & Info Agency (WAFA), 29.03.2012: Jews Control 85% of Historical Palestine, says Statistics Bureau.

384 sat. [Majid Sattar]: Fajad: Wir werden marginalisiert, in FAZ 29.03.2012, S. 4.

385 Text der Gemeinsamen Erklärung vom 28.03.2012 in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

386 Vgl. die Eintragung am 20.03.2012 in dieser Zeitleiste.

387 Vgl. die Eintragung am 23.03.2012 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 385 – Chronologie 2012

388 Elsa Rassbach: Jerusalem sollte allen zugänglich sein (Interview), in ND 26.03.2012, S. 8.

389 David D. Kirkpatrick: Islamist Victors in Egypt Seeking Shift by Hamas, in NYT 24.03.2012.

390 Vgl. den Bericht von Gershon Baskin „’J Street’ ist meine Straße“ in der Menüleiste „Berichte aus Nahost“ dieser Homepage.

391 Vgl. die Eintragungen am 05.12.2011 und am 16.1.2011 in dieser Zeitleiste.

392 Vgl. die Eintragung am 27.03.2012 in dieser Zeitleiste.

393 Yossi Verter: Kadima’s moment of truth, in „Haaretz“ 23.03.2012.

394 Vgl. die Eintragungen am 23.11.2011, 30.10.2011, 15.-17.09.2011, 30.08.2011, 13.05.2011, 01.05.2011 und 27.05.2011 in dieser Zeitleiste.

395 Ian Traynor: Israel ‚turns blind eye to attacks on Palestinoans’, in „The Guardian 22.03.2012.

396 Vgl. die Eintragungen am 20.03. und am 17./18.03.2012 in dieser Zeitleiste.

397 Text der Erklärung in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

398 Gunnar Herrmann: Weitweiter Waffenhandel wächst, in SZ 20.03.2012, S. 8.

399 Vgl. die Eintragungen am 05.02.2012, 21.11.2005 und am 14.09.2005.

400 Ähnlich bereits 05.12.2011 Reiner Bernstein: „Gelungene Erpressung: Die Bundesregierung will ein sechstes U-Boot nach Israel liefern“ in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

401 Anne Barnard: For Syrians, No Easy Exit From Conflict, in NYT 20.03.2012.

402 hrs. [Hans-Christian Rößler]: Finanzkrise bedroht palästinensische Führung in FAZ 21.03.2012, S. 5.

403 Majid Sattar: Möllemanns Erben, in FAZ 20.03.2012, S. 5.

404 Mark Mazzetti and Thom Shanker: U.S. War Game Sees Perils of Israeli Strike Against Iran, in NYT 19.03.2012.

405 Vgl. die Eintragung am 16.05.2011 in dieser Zeitleiste.

406 Shlomo Brom und Jibril Rajoub: Ein Plan zur Entgiftung des Nahen Ostens, in SZ 17./18.03.2012, S. 9. Die Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin hat das Grundsatzpapier der Arbeitsgruppe (Israel: Shlomo Brom, Oded Eran, Udi Dekel und Pnina Baruch-Shavit; Palästina: Jibril Rajoub, Jebreen El Bakri, Elyazji Khaled und Nasser Tahboub; International: Christian Berger, www.reiner-bernstein.de 386 – Chronologie 2012

Klaus Naumann, Peter Jones und Ralf Fücks) unter dem Titel „Internationale Sicherheitsgarantien auf dem Weg zu einer endgültigen Übereinkunft für eine Zwei-Staaten-Lösung Israel / Palästina“ veröffentlicht.

407 Vgl. den Bericht in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

408 Pressemitteilung des Bundestages und Texte der Kleinen Anfrage der Partei DIE LINKE und Antwort der Bundesregierung vom 05.04.2012 in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“. Vgl. die Eintragung am 25.02.2012 in dieser Zeitleiste.

409 Vgl. die Eintragung am 08.02.2012 in dieser Zeitleiste.

410 Vgl. Reiner Bernstein. Der verborgene Frieden. Politik und Religion im Nahen Osten. Berlin 2000, S. 91.

411 Revital Blumenfeld: A.B. Yehoshua: Americans, unlike Israelis, are only partial Jews, in „Haaretz“ 18.03.2012.

412 Vgl. die Eintragung am 01.02.2012 in dieser Zeitleiste.

413 Her. [Rainer Hermann:] Ägypten erwartet einen steilen Aufschwung von 2013 an, in FAZ 14.03.2012, S. 12.

414 Majid Sattar und Hans-Christian Rößler. Hisbullah und die „radikale Achse“ in FAZ 13.03.2012, S. 6.

415 Vgl. die Eintragung am 18.ß08.2011 in dieser Zeitleiste.

416 Press Statement of the State Department: Attacks in Southern Israel, Washington, D.C., 10.03.2012.

417 Obama: Wir dulden keine iranische Atombombe, in FAZ 08.03.2012, S. 6.

418 Aaron David Miller: How Not to Intervene in Syria, in „Foreign Policy“ 08.03.2012.

419 Wolfgang Ischinger: Deutschland, Israel und die iranische Bombe, in FAZ 07.03.2012, S. 8.

420 Akiva Eldar: The highway robbery of Palestinians in Area C, in „Haaretz“ 06.03.2012.

421 Ansprache Benjamin Netanjahus in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

422 Ethan Bronner: Mideast Din Downs Out Palestinians, in NYT 07.03.1212.

423 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.02.2012 in dieser Zeitleiste.

424 Vgl. die Eintragung am 29.05.2011 in dieser Zeitleiste. www.reiner-bernstein.de 387 – Chronologie 2012

425 Ansprache Barack Obamas in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

426 Akiva Eldar: Obama and Netanyahu’s White House masquerade ball, in „Haaretz“ 05.03.2012.

427 Ansprache Shimon Peres’ in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

428 Vgl. die Eintragung am 23.02.2012 in dieser Zeitleiste.

429 Vgl. zuletzt die Eintragung am 26.02.2012 in dieser Zeitleiste.

430 Vgl. die Eintragung am 20.02.2012 in dieser Zeitleiste.

431 Aluf Benn: Potomac poker,in „Haaretz“ 02.03.2012.

432 Hans-Christian Rößler: Brandbrief an den Präsidenten, in FAZ 29.02.2012, S. 7.

433 Vgl. zuletzt die Eintragung am 10.02.2012 in dieser Zeitleiste. Dazu Yoel Marcus: Israel is becoming a footnote in the eyes of the U.S., in „Haaretz“ 02.03.2012: „As long as the words ‚a Jewish soul is yearning’ appears in ‚Hatikva,’ we will continuously face the question of whether the time has come to abandon an anthem to which the 1.5 million non-Jewish citizens of the state have difficulty connecting. Until that happens, we can at least try to understand them when they don’t identify with it and sing. An apropos ‘Hatikva:’ Have you seen Haredim who sing the national anthem, or who stand to attention in memory of the victims of all the wars, thanks to whom they can throw stones and spit on all the country’s values?“

434 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.02.2012 in dieser Zeitleiste.

435 Vgl. die Eintragung am 22.12.2011 in dieser Zeitleiste.

436 Vgl. zuletzt die Eintragung am 20.12.2011 in dieser Zeitleiste.

437 Vgl. zuletzt die Eintragung am 18.02.2012 in dieser Zeitleiste.

438 Ahmed Eleiba: Behind the Egypt-US aid crisis, in „Al-Ahram“ 25.02.2012.

439 Tomas Avenarius: Das Politikum von Kairo, in SZ 27.02.2012, S. 4.

440 Vgl. zuletzt die Eintragung am 15.02.2012 in dieser Zeitleiste.

441 Amir Shoan: Is Israel losing the Temple Mount?, in www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4194585,00.html 25.02.2012.

442 Barak Ravid. Israel report: West Bank Palestinians may turn to violence if peace talks freeze persist, in „Haaretz“ 27.02.2012.

443 Text der Abschlusserklärung von Tunis in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage. www.reiner-bernstein.de 388 – Chronologie 2012

444 Vgl. die Eintragung am 21.02. 2012 in dieser Zeitleiste.

445 Text der Dankesrede Mitri Rahebs in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

446 Hans-Christian Rößler: Schmerzhafte Häutungen, in FAZ 22.02.2012, S. 10.

447 Vgl. die Eintragung zuletzt m 21.01.2012 in dieser Zeitleiste.

448 Gili Cohen: IDF to draft more ultra-Orthodox in bid to counter decline in recruits, in „Haaretz“ 20.02.2012.

449 Chaim Levinson: Israel’s Civil Administration promoting legislation to let settlers build dirt roads without planning approval, in „Haaretz“ 20.02.2012.

450 Vgl. die Eintragung am 05.02.2012 in dieser Zeitleiste.

451 Yoel Marcus: Israel is becoming a footnote in the eyes of the U.S., in „Haaretz“ 02.03.2012.

452 Gantz: „We will open a wide-ranged operation in Gaza,“ in „Israel Defense“ 19.02.2012.

453 Gershon Baskin: Encountering peace: Q&A affecting the future of the Middle East, 20.02.2012.

454 Akiva Eldar: West Bank outposts spreading into Area B, in violation of Oslo Accords, in „Haaretz“ 19.02.2012.

455 Vgl. die Eintragung am 06.02.2012 in dieser Zeitleiste.

456 Vgl. die Eintragung am 07.02.2012 in dieser Zeitleiste.

457 Carlo Strenger: Estranged friends: A view on Israel from Western Europe, in „Haaretz“ 22.02.2012.

458 Text des „Report of the independent international commission of inquiry on the Syrian Arab Republik“ vom 22.02.2012 in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

459 Text der Resolution des Europäischen Parlaments in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

460 Vgl. die Eintragung am 05.02.2012 in dieser Zeitleiste.

461 Der „EU Heads of Mission Report on East Jerusalem“ findet sich in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

462 Vgl. die Eintragungen am 23.09.2011 und am 29.09.2008 in dieser Zeitleiste.

463 Gidi Weitz: Will there be a next time?, in „Haaretz“ 13.02.2012 (Interview mit Tsipi Livni). www.reiner-bernstein.de 389 – Chronologie 2012

464 Vgl. die Eintragung am 25.12.2011 in dieser Zeitleiste.

465 Vgl. die Eintragung am 01.02.2012 in dieser Zeitleiste.

466 Vgl. die Eintragungen am 28.11. und 17.11.2011 in dieser Zeitleiste.

467 Ari Shavit: Supreme Court President Beinisch will be remembered for her battles, in „Haaretz“ 07.02.2012.

468 Vgl. die Eintragung am 27.01.2012 in dieser Zeitleiste.

469 Efraim Halevy: Iran’s Achilles Heel, in NYT 07.02.2012.

470 Rainer Hermann: Junge Gesellschaft, alte Herrscher, in FAZ 07.02.2012, S. 8.

471 Vgl. zuletzt die Eintragung am 05.02.2012 in dieser Zeitleiste.

472 Text der „Declaration of Palestinian Reconciliation Between Fatah and Hamas“ in der Menüleiste „Erklärungen und Interviews“ dieser Homepage.

473 Ethan Bronner: Unity Deal Brings Risks for Abbas and Israel, in NYT 06.02.2012. Vgl. die Eintragungen am 20.12., 12.12. und 09.12. 2011 in dieser Zeitleiste.

474 Mark Landler and David E. Sanger: U.S. and Israel Split on Speed of Iran Threat, in „The New York Times“ 08.02.2012.

475 Vgl. die Eintragungen am 04.12., 30.11., 26.10. und 14./15.07.2011 in dieser Zeitleiste.

476 Yaacov Katz: J’lem and Berlin sign contract for sixth submarine, in „The Jerusalem Post“ 05.02.2012.

477 Vgl. zuletzt die Eintragung am 26.01.2012 in dieser Zeitleiste.

478 Vgl. zuletzt die Eintragung am 29.01.2012 in dieser Zeitleiste.

479 Rainer Hermann: Ist es nicht wie im Krieg, es ist Krieg, in FAZ 06.02.2012, S. 2.

480 Thomas de Maizière: „Der Abzug ist nicht aus dem Ärmel zu schütteln“ (Interview), in „Die Welt 03.02.2012.

481 Daniel Brössler: Zeit für neue Brückenbauer, in SZ 02.02.2012, S. 2.

482 Vgl. die Eintragung am 29.12.2011 in dieser Zeitleiste.

483 Vgl. die Eintragung am 05.12.2011 in dieser Zeitleiste.

484 Vgl. die Eintragung am 26.01.2012 in dieser Zeitleiste.

485 Her. [Rainer Hermann]: Saudi-Arabien will in [der] Weltwirtschaft mitentscheiden, in FAZ 27.01.2012, S. 16. www.reiner-bernstein.de 390 – Chronologie 2012

486 Vgl. die Eintragung am 04.01.2012 in dieser Zeitleiste.

487 Barak Ravid: Netanyahu’s border proposals: Israel to annex settlement blocs, but not Jordan Valley, in „Haaretz“ 19.02.2012. – Das Jordantal macht mit 16.117 Hektar 28,8 Prozent der Westbank aus. Auf diesem Gebiet wohnen rund 70.000 Palästinenser, davon 71,5 Prozent in Jericho. Das Jordantal gehört außerhalb Jerichos gemäß der Interimsvereinbarung vom September 1995 („Oslo II“) zur Zone C, die vollständig der israelischen Kontrolle unterliegt. Gegenwärtig gibt es 33 jüdische Siedlungen im Jordantal, rund 20 Prozent aller Siedlungen in der Westbank, mit 9.600 Bewohnern. Hinzu kommt eine erhebliche Zahl von Außenlagern („outposts“). Fast das gesamte Jordantal wird von Israel als Staatsland bezeichnet, so dass es als Landreserve für die künftige Erweiterung der Siedlungen gilt.

488 Akiva Eldar: A softer touch an the Nakba, in „Haaretz“ 24.01.2012.

489 Vgl. die Eintragung am 22.12.2011 in dieser Zeitleiste.

490 Barak Ravid: Abbas’ disheartening Europan voyage, in „Haaretz“ 23.01.2012.

491 Vgl. die Eintragung am 16.01.2012 in dieser Zeitleiste.

492 Vgl. die Eintragung am 18.04.2010 in dieser Zeitleiste.

493 Vgl. zuletzt die Eintragung am 17.01.2012 in dieser Zeitleiste.

494 Chaim Levinson: Study: IDF officers less committed to Jewish values after visit to Nazi death camps, in „Haaretz“ 20.01.2012.

495 Vgl. Reiner Bernstein: Machmud Abbas in Berlin – ein Kommentar, in der Menüleiste „Veröffentlichungen“ dieser Homepage.

496 Carlo Strenger: Israel must understand that Europe is indeed relevant, in „Haaretz“ 12.01.2012; Amira Hass: EU delegates: Palestine Liberation Organization should return to Jerusalem, a.a.O.

497 Vgl. die Eintragung am 23.12.2011 in dieser Zeitleiste.

498 Joby Warrick: Jordan’s Abdullah sees glimmer of hope in Mideast talks, in „The Washington Post“ 17.01.2012.

499 Ronen Steinke: „Wir hätten das mehr in die Hand nehmen müssen“, in SZ 17.01.2012, S. 5.

500 Amira Hass: EU report. Israel policy in West Bank endangers two-state solution, in „Haaretz“ 12.01.2012.

501 Peter Münch: Seltene Einigkeit gegen Israel, in SZ 14./15.01.2012, S. 8.

502 hcr. [Hans-Christian Rößler:] Israel will Solaranlagen zerstören, in FAZ 16.01.2012, S. 5. www.reiner-bernstein.de 391 – Chronologie 2012

503 Vgl. die Eintragung am 25.11.2011 in dieser Zeitleiste.

504 Tovah Lazaroff: Peace Now: 1,577 settlement tenders issued in 2011, in „The Jerusalem Post“ 12.01.2012.

505 Vgl. die Eintragung am 18.10.2011 in dieser Zeitleiste.

506 Vgl. die Eintragung am 25.12.2011 in dieser Zeitleiste.

507 Vgl. den Bericht von Juliane von Mittelstaedt: Im Namen der Tugend, in „Der Spiegel“ 09.01.2012, S. 88 ff. Die Korrespondentin berichtet über tief verschleierte Frauen, radikale Rabbiner, Sittsamkeitsterror und Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum.

508 Avi Primor: Eine verwirrte Gesellschaft, in SZ 09.01.2012, S. 2.

509 Vgl. die Angaben über ein Attentat in Damaskus am 23.12.2011 in dieser Zeitleiste.