Hartmann, Emma

Familiengut auf Fünen. Vermutlich war eine Reise nach Hamburg, wo sie im Sommer 1841 mit ihrem Mann zu- sammen einem Musikfest beiwohnte, das einzige Mal, dass sie außerhalb der Grenzen Dänemarks war.

Biografie

Emma Hartmann wurde am 22. August 1807 als die Äl- teste mehrerer Kinder geboren, unter denen es nur einen Jungen gab, den um zwei Jahre jüngeren Bruder Ludvig Maximillian Zinn. Ihr Vater war der wohlhabende Groß- händler Johann Friederich Zinn (1779-1838), der deut- scher Herkunft war, während ihre Mutter, Eva Sophie Ju- liane von Oldeland (1779-1812), aus einer alten däni- schen Adelsfamilie stammte. Die Mutter starb, als Emma nur fünf Jahre alt war, und ihr Verhältnis zu der zweiten Frau ihres Vaters, einer Schwester seiner verstorbenen Frau, wurde nie besonders herzlich. Das Elternhaus war ein großer Kaufmannshof im Zentrum Kopenhagens, von wo aus man die hauseigenen Handelsschiffe beobachten konnte, die mit Waren aus vielen Teilen der Welt anka- men. Die Vertreter der internationalen Geschäftsverbin- Emma Sophie Amalia Hartmann, Litographie von J. W. dungen, die bei Zinns verkehrten, prägten das gesellige Tegner Leben der Familie, und außer Deutsch lernte Emma Hart- mann sowohl Französisch als auch Englisch fließend zu Emma Hartmann beherrschen. Die letztere Sprache lernte sie zudem in ei- Geburtsname: Emma Sophie Amalie Zinn nem englischen Institut für Mädchen in Kopenhagen, wo sie mit einigen gleichaltrigen Cousinen die Schule be- * 22. August 1807 in Kopenhagen, Dänemark suchte. Ihr Elternhaus war weithin für seine lebhaften † 6. März 1851 in Kopenhagen, Dänemark Zusammenkünfte bekannt, bei denen nicht nur herzhaft gegessen und getrunken, sondern auch musikalische Un- Komponistin terhaltung geboten wurde. Zu den regelmäßigen Gästen gehörten z. B. der klassisch orientierte Komponist Chris- Profil toph Ernst Friedrich Weyse und der romantisch beein- Emma Hartmann gehört zusammen mit Ida d’Fonseca flusste Friederich Kuhlau. zu der ersten Generation von Komponistinnen in Däne- mark. Ihr musikalisches Schaffen von hauptsächlich Lie- Als Kind erhielt Emma Hartmann Gesangs- und Klavier- dern wurde nicht umfangreich, da sie erst wenige Jahre unterricht, aber abgesehen vom Namen eines deutsch- vor ihrem allzu frühen Tod begann, sich selbst als Kom- stämmigen Gesangslehrers, Friederich Goetze, der sie ei- ponistin anzuerkennen. Außer den Liedern, die sie unter ne Zeit lang unterrichtete, ist kein detailliertes Wissen dem Pseudonym Frederik Palmer herausgab, hat sie eine über ihren musikalischen Bildungsweg vorhanden. Es ist Reihe Tänze für Klavier hinterlassen, von denen einige in aber nachweisbar, dass ihr der Komponist Andreas Peter einer modernen textkritischen Ausgabe gedruckt vorlie- Berggreen Klavierunterricht gegeben hat, und da aus ih- gen. rer Kindheit einige Kompositionsentwürfe vorliegen, ist es möglich, dass Berggreen, der später als Theorielehrer Orte und Länder sehr gefragt war, sie auch in elementarer Harmonielehre Emma Hartmann wurde in Kopenhagen geboren und ver- unterrichtete. brachte fast ihr ganzes Leben in dieser Stadt. Während Im Alter von 22 Jahren heiratete sie am 2. Dezember ihrer Kindheit machte sie mehrmals Urlaub auf einem 1829 den Organisten und Juristen Johannes Peter Emi- lius Hartmann (1805-1900), den sie an einem Musika-

– 1 – Hartmann, Emma bend bei ihrer Tante kennengelernt hatte. Einige Jahre lopade“) und war zudem bekannt dafür, am Klavier zu waren sie heimlich verlobt. Nachdem Hartmann sein ju- improvisieren. Allerdings begann sie erst 1847 damit, Me- ristisches Examen bestanden hatte, erhielt er eine Anstel- lodien aufzuzeichnen, wobei ihr ein Freund des Ehepaars lung, die es ihm ermöglichte, eine Familie zu ernähren. behilflich war, der Jurist Ernst Weis (1807-1873), wie Dem jungen Paar wurde eine Wohnung im geräumigen zahlreiche Briefe von Emma Hartmann an Ernst Weis Elternhaus Emma Hartmanns, Kvæsthusgade 3 in Ko- zwischen April 1848 und September 1850 belegen (vgl. penhagen, eingerichtet. Dort kamen während der nächs- Det Kongelige Bibliotek, Signatur: Ny Kgl. Samling ten 20 Jahre zehn Kinder auf die Welt. 2070). Neben seinem bürgerlichen Amt war J.P.E. Hartmann Organist, erst in der Garnisons Kirke, und ab 1842 in der Ernst Weis war wie sie selbst ein Laie auf dem Gebiet der Vor Frue Kirke in Kopenhagen. Ausserdem komponierte Musik. Seit seiner Kindheit spielte er Cello und Klavier er. Mit 27 Jahren gelang ihm 1832 mit dem Melodram und hatte überlegt, professioneller Musiker zu werden. „Guldhornene“ („Die Goldhörner“) der Durchbruch in ei- Von entscheidender Bedeutung für ihre kompositorische ne breitere Öffentlichkeit. Das wurde der Anfang einer Tätigkeit war also, dass Ernst Weis ihr Talent und ihr bemerkenswert langen und schöpferischen Karriere als Ausdrucksbedürfnis ernst nahm, und dass er sie davon Komponist, in der er viele verschiedene Genres bediente, überzeugte, dass ihre Lieder es verdienten, publiziert zu darunter Symphonien, Ouvertüren, Musikdramatisches, werden. Obwohl ihr Ehemann ein bekannter und geach- Ballettmusik, Kammer- und Klaviermusik sowie Lieder teter Komponist war, war es also nicht er, der zuerst ihre und Kirchenlieder. In der Wohnung der Hartmanns ver- Kreativität erkannte und sie dazu ermunterte, sie zu reali- anstaltete das Ehepaar wöchentliche Musikabende mit sieren. In einer engen Zusammenarbeit mit Ernst Weis geladenen Gästen, und Emma Hartmanns musikalische vertonte Emma Hartmann in den folgenden Jahren eine Tätigkeit entfaltete sich hauptsächlich in diesem priva- Reihe an Gedichten, von denen fünf Hefte mit im ganzen ten Bereich. Sie beteiligte sich aber auch eine kurze Zeit 22 Liedern mit Klavierbegleitung während der Jahre als Chorsängerin im Chor des 1836 gegründeten Musikve- 1848 bis 1853 herauskamen. reins, wo man bezweckte, Laiensänger zu schulen, damit sie bei den Konzerten des Musikvereins mitwirken könn- Emma Hartmann starb am 13. März 1851, kurz nach der ten. Geburt ihres zehnten Kindes, einer Totgeburt. Das absch- J.P.E. Hartmann war viele Jahre Vorsitzender im Vor- ließende fünfte Heft mit Liedern, das also posthum er- stand des Musikvereins „Musikforeningen“, einer hoch schien, wurde von Ernst Weis redigiert und umfasst zwei angesehenen Konzertinstitution Kopenhagens, und hatte Lieder zur selben Melodie. Der Text für das zweite Lied, entsprechend ausgedehnte Kontakte zu sowohl däni- Epilog, ist mehr oder weniger identisch mit einem Ge- schen als auch ausländischen Musikern. Auf einer Studi- dicht, das Ernst Weis über seine verstorbene Freundin enreise nach Deutschland traf er z.B. 1836 Robert Schu- schrieb und bei ihrer Beerdigung rezitierte. Das Lied wur- mann, und als Clara Schumann 1842 als Pianistin in Ko- de damit auch ein nicht intendierter Epilog über ihre ge- penhagen gastierte, traf sie sich auch mit Emma Hart- meinsame enge und vertraute Arbeit an den Gedichten. mann, mit der sie danach korrespondiert haben soll (vgl. Brief von Emma Hartmann an Johann Peter Emilius Emma Hartmann gab ihre Lieder unter dem Pseudonym Hartmann 11/10-1844. Det Kongelige Bibliotek, Signa- Frederik Palmer heraus. Das war der Name einer Gestalt tur: Ny Kgl. Samling 2070). Ihr Briefwechsel scheint al- in der Novelle „Extremerne“ („Die Extreme“) der däni- lerdings nicht erhalten zu sein. schen Schriftstellerin Thomasine Gyllembourg geb. Bunt- Emma Hartmann gebar insgesamt zehn Kinder, von de- zen (1773-1856), die ihre Arbeiten anonym veröffentlich- nen mehrere während ihres ersten Lebensjahrs starben. te. Den konkreten Grund, weshalb Emma Hartmann vor- Ihre Aufgaben als Frau eines bekannten Mannes und zog, ihre Identität hinter einem Decknamen zu verber- Mutter von sieben Kindern beanspruchten ihre Zeit volls- gen, kennt man nicht. Es gab kein Gesetz in Dänemark, tändig. Dennoch steuerte sie Anfang der 1840er Jahre an- das Frauen das Publizieren oder das Auftreten unter eige- onym einige Kompositionen für eine Sammlung von Tän- nem Namen verbot. Vielleicht wünschte sie keine öffentli- zen bei (Dandse componerede for Ballet i Studenterfore- che Aufmerksamkeit für sich selbst, denn es hätte ver- ningen Den 5te Februar 1841. C.C. Lose & Olsen. Kiøben- mutlich Aufsehen erregt, falls eine Frau der „besseren Ge- havn; die Kompositionen waren „Wiener-Vals“ und „Gal- sellschaft“ als Komponistin hervor getreten wäre. Oder vi-

– 2 – Hartmann, Emma elleicht wünschte sie nicht, dass ihre Lieder mit denen ih- über eine Landschaft gleiten. Wenn Emma auf dem Sp- res Mannes verglichen werden. Unter allen Umständen rung ist, einen ihrer ausgelassenen Einfälle loszulassen, ist es bemerkenswert, dass sie ihr Pseudonym von einer strahlen sie von Humor und Verschmitzheit. Immer den der erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihrer Gegenwart Regungen der wechselhaften Stimmungen ihrer Seele fol- wählte, die selbst publizierte, ohne ihre Identität preiszu- gend, bald tief und ernst, bald voll gefühlvoller Schwär- geben. Theoretisch gesehen wusste Emma Hartmann al- merei, besitzen diese wunderbaren Augen einen besonde- so nicht, dass sie dadurch ihr künstlerisches Schaffen ren Zauber.“; Golla Hammerich, Emma Hartmann, geb. mit den Werken einer anderen Pionierin verband. Mögli- Zinn. Im „Kvindernes Blad“ [Blatt der Frauen]. Beilage cherweise hatten sie aber gemeinsame Bekannte, die da- der Zeitungen „Nationaltidende“, „Dagbladet“ und „Da- von wussten. Ein solcher gemeinsamer Bekannter war gens Nyheder“, 30. Oktober 1898) der bekannte Märchendichter Bis sie im Alter von ca. 40 Jahren begann, ihre Lieder (1805-1875), der bei beiden Frauen ein- und ausging, auch herauszugeben, spielte und sang Emma Hartmann und den Emma Hartmann wegen seiner Neugier neckte vorwiegend im privaten Bereich. Obwohl sie Mutter zahl- (vgl. Brief von Emma Hartmann an Ernst Weis, reicher Kinder war und einem großen Haushalt vor- 17/4-1848. Det Kongelige Bibliotek, Signatur: Ny Kgl. stand, zeigen ihre Kompositionen, dass es Gefühle, Stim- Samling 2070). Implizit schloss sie sich also der Praxis mungen und seelische Bedürfnisse gab, die sie nur durch an, dass Frauen gehobenen Bürgertums nicht unter eige- die Musik ausdrücken konnte. nem Namen in der Öffentlichkeit als schaffende Künstle- Ihre kleinen Klaviersätze haben oft den Charakter von rinnen hervortraten. Aber gleichzeitig trug sie ebenso Tänzen, darunter Wiener Walzer, Tarantellas und Galop- wie Thomasine Gyllembourg dazu bei, die Vorstellung paden. Sie sind höchstwahrscheinlich beim Improvisie- ins Wanken zu bringen, dass die Tätigkeit der Frau an ren am Klavier entstanden und wurden von einem Fami- die Privatsphäre geknüpft war und darin bestand, sich lienmitglied oder einem Bekannten notdürftig notiert. um die Bedürfnisse der Familie und um das eigene Zu- Im Unterschied zu den später komponierten Liedern, hause zu kümmern. wurden die Klaviersätze keineswegs gründlich durchgear- beitet und für eine Publikation vorbereitet (vgl. hierzu: Würdigung Danse komponerede af Emma Hartmann født Zinn. Seit ihrer Jugend war Emma Hartmann als eine char- 1807 22. August 1907. Trykst som Manuskript i Facsimi- mante, musikalisch begabte und lebhafte Persönlichkeit le, København, 1907. Digitalisiert: http://img.kb.dk/ma/ bekannt, die das Zentrum eines hochkultivierten bürgerli- danklav/hartmann_emma-danse.pdf). Die Manuskripte chen Milieus war. In einem Beitrag des „Kvindernes von Emma Hartmanns Liedern sind sporadisch erhalten Blad“ [Blatt der Frauen] von Golla Hammerich heißt es und spiegeln verschiedene Stadien der Entstehung eines 1898: „Allerede hendes Ydre var fængslende. Et Øjenvid- Liedes wider, von frühem Entwurf und Kladde bis zur ne […] beskriver hende saaledes: Hendes spinkle, slanke druckfertigen Reinschrift. Sie bezeugen nicht zuletzt, Skikkelse er snarere lille end høj, Bevægelserne livlige, dass ihr das Komponieren bzw. Notieren vergleichsweise men dog fulde af Ynde. […] Det uregelmæssige, sjælfulde schwer fiel. Wären ihr Ernst Weis, J.P.E. Hartmann und Ansigt faaer sit afgørende Præg af de dejlige, nøddebru- der halb erwachsene Sohn Emil Hartmann (1836-1898), ne Øjne. Udtrykket i disse Øjne er skiftende, som naar So- der später selbst als Komponist hervortrat, bei der Notati- len og Skyer glider over et Landskab. Naar Emma er paa on nicht behilflich gewesen, wären die Lieder wohl kaum Nippet til at slippe et af sine kaade Indfald løs, straale de an die Nachwelt überliefert worden. Sobald sie eine Melo- af Lune og Skjælmeri. Stadig følgende Sjælens vexlende die gestaltet und sie aufs Notenpapier gebracht hatte, ar- Stemninger, snart dybe og alvorlige, snart fulde af følel- beitete sie die Begleitung aus. Besonders in dieser Phase sesfuldt Sværmeri, eje disse forunderlige Øjne en egen standen ihr männliche Helfer zur Seite, wie anhand der Tryllemagt.“ („Schon ihr Äusseres war fesselnd. Ein Au- Manuskripte nachzuvollziehen ist. Trotz ihrer ungenü- genzeuge […] beschreibt sie folgendermassen: Ihre sch- genden satztechnischen Fähigkeiten zeigen die vielen mächtige, schlanke Gestalt ist eher klein als gross. Die Be- Vorarbeiten jedoch, dass die Lieder in allem Wesentli- wegungen lebhaft, jedoch voller Anmut. […] Das unregel- chen ihre Absichten ausdrücken, nicht die ihrer noten- mässige, seelenvolle Gesicht wird von den schönen, nuss- kundigeren Helfer. Sie nahm viele der Texte für ihre Lie- braunen Augen entscheidend geprägt. Der Ausdruck die- der von lyrischen Gedichten führender dänischer Dichter ser Augen wechselt, wie wenn die Sonne und Wolken wie Christian Winther und Fr. Paludan-Müller sowie des

– 3 – Hartmann, Emma schwedisch-finnischen J.L. Runeberg. Einige wenige der næppe Sandheden, under alle Omstændigheder ere disse Lieder sind in volksliedhaftem Ton komponiert. Eine Rei- Sang-Compositioner et interessant Phænomen, da de ud- he der Lieder haben die Besonderheit, dass die Texte an- mærker sig ved dyb Følelse og en ualmindelig Dygtighed, onym sind. Sie können aber in der Praxis Ernst Weis zu- som især viser sig ved Benyttelse af Accompagnementet geschrieben werden, der oft für Emma Hartmann ein Ge- for Pianoforte. Man kunde maaskee udsætte paa dem, at dicht paraphrasierte, nachdem sie angefangen hatte, es Accompagnementet er mere vanskeligt end det i Almin- in Musik zu setzen, und das sich dann als ungeeignet für delighed er Tilfældet.“; „Beim Verlag Horneman & Erslev ihre strophisch geformten Melodien erwies, weil es metri- ist ein neues Heft mit Liedern von dem Pseudonym F. H. sch zu unregelmässig aufgebaut war. So wurde z. B. Ch- Palmer erschienen. Es scheint für immer ein Geheimnis ristian Winthers Gedicht „Fortærende Længsel“ [Zehren- zu bleiben, wer dieser talentierte Komponist ist, und die de Sehnsucht] in „Natlige Tanker“ geändert, und die Bal- verschiedenen Vermutungen, die vorgebracht worden lade/volkstümliche Romanze „Herr Oluf und Ingeborg“ sind, enthalten wohl kaum die Wahrheit, unter allen Um- hatte ursprünglich „Liden Kirsten“ und „Sverkel“ als Ti- ständen sind diese Gesangskompositionen ein interessan- telfiguren (vgl. tes Phänomen, da sie sich durch tiefes Gefühl und ein un- Lisbeth Ahlgren Jensen, Det kvindelige Spillerum. Ko- gewöhnliches Geschick auszeichnen, was sich besonders penhagen, 2007, S. 47-48). Ernst Weis blieb dabei als beim Spielen der Klavierbegleitung bemerkbar macht. Dichter in der Öffentlichkeit anonym; das Pseudonym Man könnte vielleicht daran aussetzen, dass die Beglei- Frederik Palmer bezeichnet daher auch ihre gemeinsa- tung schwieriger ist, als es gewöhnlich der Fall ist.“; Fly- men Bestrebungen. ve-Posten No. 26. Tirsdag d. 1ste Februar 1853/Flyve- Posten Nr. 26, Dienstag d. 1. Februar 1853) Rezeption

Da Emma Hartmanns Lieder mit Klavierbegleitung vor Emma Hartmanns Pseudonym wurde erst 1882 enthüllt, allem dafür bestimmt waren, im bürgerlich-geselligen als eine neue gesammelte Ausgabe der Lieder heraus- Rahmen privat vorgetragen zu werden, lässt sich schwer kam. Zu der Zeit war es nicht mehr eine Sensation, dass dokumentieren, wie verbreitet sie waren. Mehrere Kon- eine Frau als Komponistin unter eigenem Namen hervor- zertsänger nahmen sie in ihr Repertoire auf und trugen trat. Einzelne der Lieder wurden denn auch aufgeführt sie in öffentlichen Konzerten vor, sogar noch lange nach und herausgegeben in Verbindung mit der 1895 in Ko- dem ersten Erscheinen der Lieder, was darauf hindeutet, penhagen veranstalteten „Kvindernes Udstilling“ („Aus- dass ihre Beliebtheit über Jahrzehnte nicht nachließ. So stellung der Frauen“), die den Zweck hatte, Arbeiten wurden z. B. bei einem Konzert des Musikvereins Euter- skandinavischer Frauen innerhalb Kunst, Kunsthand- pe im kleinen Saal des Casinos am 23. April 1867 „Lieder werk, Industrie und Hausarbeit zu zeigen. Einige der Lie- von Fr. Palmer“ gesungen; im Dezember 1871 wurden der wurden ebenfalls in verschiedenen Liedersammlun- am selben Ort Lieder von „Mozart, Palmer und Kjærulf“ gen gedruckt. Der größte Teil der Klaviertänze wurde gesungen. Im Sommer 1876 sang Kammersänger Niels 1907 anlässlich ihres hundertjährigen Geburtstages in ei- Juel Simonsen in einem Konzert in der mondänen Kurb- ner privaten Faksimileausgabe herausgegeben, deren adeanstalt in Klampenborg „einige bekannte ansprechen- Kosten von Emma Hartmanns Nachkommen getragen de Romanzen“ von Fr. Palmer. wurden. Sie sind später in einer modernen textkritischen Nur von dem fünften Heft der Romanzen, das 1853 er- Ausgabe erschienen. Heute werden ihre Werke wieder in schien, ist es möglich gewesen, eine Rezension zu finden. Konzerten aufgeführt und eingespielt. So wurden die Lie- Sie betont die hohe künstlerische Qualität der Lieder der und Klavierstücke z. B. oft von dem Sopran Iben Ves- und das sehr kompetente, dichterisch mitgestaltende Ak- tergård und der Pianistin Cathrine Penderup bei Konzer- kompagnement, das als schwieriger als gewöhnlich in ten in ganz Dänemark vorgetragen, und eine Auswahl diesem Genre charakterisiert wird. Es wird hinzugefügt, der Lieder wurde von der Sopranistin Signe Asmussen dass noch immer gerätselt wird, wer der talentierte Kom- aufgeführt, bei einem Konzert im Dronningesalen in Ko- ponist hinter den Liedern sei: „Hos Dhrr. Horneman & penhagen am 28. April 2015 anlässlich des hundertsten Erslev er udkommet et nyt Hefte Sange af Pseudonymen Jahrestages des Frauenwahlrechts in Dänemark. Außer- F. H. Palmer. Det synes bestandig at skulde forblive en dem wurden mehrere der Lieder sowohl Ende des 19. Hemmelighed, hvem denne talentfulde Componist er, og Jahrhunderts als auch in unserer Zeit auf dem Gut Fugls- de forskjellige Gisninger, som ere fremførte, indeholde ang auf Lolland gesungen worden, wo ,

– 4 – Hartmann, Emma die als Tochter des Komponisten Emil Hartmann eine Notturno, „Har Du alt længe sovet“. Text: Chr. Winther. Enkelin von Emma Hartmann war, musikalische Salons Paa Skibet, „Vor Reisetid er endt“. Text: Anonym [E. veranstaltete. Eine Auswahl der Lieder wurde außerdem Weis]. für gemischten Chor arrangiert. Mismod, „I Skovens Høisale Falken graae“. Text: Chr. Winther. Werkverzeichnis Vexelsang, „Søster lad os ile nu“. Text: Anonym [E. Romancer med Accompagnement af Pianoforte, Køben- Weis]. havn, Hornemann & Erslev, 1848. Blomsterne, „De see paa Dig med Øine milde“. Text: Chr. Darin: Winther. Jeg gik mig i Skoven, „Jeg gik mig i Skoven“. Text: Serenade, „I Nattens venlige Drømme“. Text: Anonym Chr.Winther. Ynglingen, „Vind, som mig smekar“. Text: [E. Weis]. Epilog, „Længe Du alt har sovet“. Text: An- J. L. Runeberg. Romance af „Dandserinden“, „Ei er jeg onym [E. Weis]. eensom“. Text: Fr. Paludan-Müller.

Romancer med Accompagnement af Pianoforte, Køben- havn, Horneman & Erslev, 1849. Gesamtausgabe: Darin: Öfwer ett sofvande Barn, „Hur säll i vaggens famn“. Fr. Palmer (Emma Hartmann, født Zinn), Romancer og Text: J.L. Runeberg. Sange. Kjøbenhavn og Leipzig, Wilhelm Hansen Musik- Min Skat, „Hun er sød, hun er blød“. Text: Chr. Winther. Forlag, 1882. Ved Daggry, „Nu hver en Stjerne svinder“. Text: Chr. Winther. Den sjuttonåriga, „Jag vet ej vad jag hoppas“. Text: J.L. Für Klavier: Runeberg. Dandse komponerede af Emma Hartmann født Zinn, Danske Sange med Accompagnement af Pianoforte, 1807-22. August – 1907. Gedruckt als Manuskript in Fak- København, Horneman & Erslev, 1850. simile. Darin: Helleliden, „Stat nu op fra Leiet det bløde“. Text: An- onym [E.Weis]. Neuausgaben: Sommervise, „Midsommertid nu bringer glade Dage“. Text: Anonym [E.Weis]. Emma Hartmann: Klaverstykker. Hg. von Katarina Smitt Aftenvandring, „Lad os hvile her ved Brombærhækken“. Engberg. Dansk Center for Musikudgivelse, Kopenha- Text: Anonym [E.Weis]. gen, 2013. Barcarole, „Nu glider Solen i Havet ned“. Text: Anonym Online: http://www.kb.dk/export/sites/kb_dk/da/nb/d [E.Weis]. cm/udgivelser/download/emma_hartmann/emma_hart- mann_klaverstykker.pdf Danske Sange med Accompagnement af Pianoforte, 7 Korsatser af Emma Hartmann, für Chor a Cappella. Ar- København, Horneman & Erslev, 1851. rangiert und hg. von Ole Kongsted. Cappella Hafniensis Darin: Editions. Serie: Dania Cantans 6, 2014. Anine, „Hvor Gjerdet skiller Haven“. Text: Anonym [E. Quellen Weis]. Natlige Tanker, „Natten er rolig“. Text: Anonym [E. Weis]. Fortryllede Roser, „Kunde jeg Roser male“. Archivalien: Text: Chr. Winther. Hr. Oluf og Ingeborg, „Og hør du li- den Ingeborg“. Text: Anonym [E. Weis]. Manuskripte und Briefe von Emma Hartmann in: Det Kongelige Bibliotek , København, Dänemark. Romancer og Sange, København, Horneman & Erslev. Manuskripte von Emma Hartmann in: Musik Museum, 1853. Kopenhagen, Dänemark. Darin:

– 5 – Hartmann, Emma

Abbildungen: Ahlgren Jensen, L., Det kvindelige spillerum – fem kvin- delige komponister i Danmark i 1800-tallet. Kopenha- Gemälde: David Monies, Emma Hartmann, født Zinn. gen, 2007. Musikmuseet, Kopenhagen, Dänemark; Wilhelm Mar- strand, Emma Hartmann. Privatbesitz. Zeichnungen: N.Chr. Kierkegaard, Emma Hartmann. Pri- Lexikonartikel: vatbesitz. Ahlgren Jensen, L., „Emma Hartmann“, in: Dansk Kvin- debiografisk Leksikon. Bd. 2. Kopenhagen, 2000 Zeitungen: (http://www.kvinfo.dk/side/170/)

Flyve-Posten, No. 26, 1.2.1853. „Emma Hartmann, f. Zinn“, in: Lund, J., Frandsen, T., Dagbladet, 20.5.1882. Löb, D. (Hgs.), Den Store Danske Encyklopædi, Dan- Berlingske Tidende (Tillægget), 20.5.1882. marks Nationalleksikon. Bd. 8. Kopenhagen 1994-2002. Udstillings-Tidende, No. 9 c, 20.9.1895. National Tidende, 6.9.1895. Hammerich, G.: „Emma Hartmann, født Zinn“. Kvinder- Diskographie: nes Blad. Tillæg til Nationaltidende, Dagbladet og Da- gens Nyheder. 31. Oktober, 6. und 13. November 1898. CD: Iben Vestergård, soprano, Cathrine Penderup, pia- [Ohne Signatur]: „Kvindelig Komponist, gamle Hart- no, Hetna Regitze Bruun, soprano, Emma Hartmann: manns Hustru“. Damernes Magasin, Politiken 10. Mai Complete Works (Songs, Romances and Dances). Classi- 1955. co, Kopenhagen.

Bücher: Digitale Ausgaben:

Hammerich, A., J.P.E. Hartmann. Kopenhagen, 1916. http://img.kb.dk/ma/dansang/emmahart_dksang_1-2. pdf Behrend, W., J.P.E. Hartmann. Kopenhagen, 1918. http://img.kb.dk/ma/dansang/emmahart_romsang.pdf http://www.kb.dk/export/sites/kb_dk/da/nb/kompone Erslev, A., Dansk Tonekunst (= Tonekunstens Mestre II). ntgalleri/mta/hartmann/hartmann/Pics/Hartm/02C- Kopenhagen, 1920. a.jpg

Forschungsbedarf Hove, R., J.P.E. Hartmann, Kopenhagen, 1934. Dringend notwendig wäre eine neue kritische Edition Ahlgren Jensen, L., Emma Hartmann. Kvinde og kompo- der Lieder und Romanzen Emma Hartmanns, die auch nist i den borgerlige musikkultur. Ungedruckt [Magister- die Textänderungen während des Kompositionsprozes- speciale i Musikvidenskab ved Københavns Universitet], ses ausweist und zudem die bislang unveröffentlichten 1988. Lieder mit aufnimmt.

Normdaten Ahlgren Jensen, L., „Emma Hartmann“, in: Saugmann, E. (Hg), Musikkens førstedamer. Kopenhagen, 1992. Virtual International Authority File (VIAF): http://viaf.org/viaf/150341647 Sørensen, I. (Hg.), J.P.E. Hartmann og hans kreds. Bd. Deutsche Nationalbibliothek (GND): 1-3. Kopenhagen, 1999. http://d-nb.info/gnd/1089763875

Autor/innen Sørensen, I., Hartmann, et dansk komponistdynasti. Ko- penhagen, 1999.

– 6 – Hartmann, Emma

Lisbeth Ahlgren Jensen

Bearbeitungsstand

Redaktion: Silke Wenzel Zuerst eingegeben am 11.12.2018

mugi.hfmt-hamburg.de Forschungsprojekt an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Projektleitung: Prof. Dr. Beatrix Borchard Harvestehuder Weg 12 D – 20148 Hamburg

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