Fender Jaguar
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jg Classic Player Jaguar Special & FENDER Special HH 1962 tauchte erstmals die Jaguar auf der Titelseite des Fender-Kataloges auf und sollte dort bis 1965/1966 immer an vorderster Front präsent bleiben. Schließlich war sie nicht nur neu, sondern hatte die Jazzmaster als Top-of- the-line-Instrument an der Spitze der damals noch recht übersichtlichen Fender-Palette abgelöst. Doch warum haben Leo Fender und seine Mannen ausgerechnet solch eine Gitarre wie die Jaguar ersonnen? Bei der Namens- gebung der Jazzmaster hatte man ja fünf Jahre zuvor das Ziel klar definiert: Man wollte eben Jazz-Gitarristen von Gibson, Guild, Epiphone und Gretsch weglocken und versah die Jazzmaster zu diesem Zweck – erstmalig in der Firmengeschichte – mit einem Palisander-Griffbrett. Doch die wenigsten der angesprochenen Musiker ließen sich von der Jazzmaster ins andere Lager locken. historie Die Jaguar stellte nun einen neuerlichen Überzeugungsversuch dar. Dafür nahm man zwar die elegante Korpusform der Jazzmaster, verkürzte aber nicht nur die län- gere Fender-Mensur auf fast schon zierliche 24", sondern fügte dem Griffbrett auch noch einen 22. Bund hinzu. Das von der Jazzmaster ebenfalls adaptierte Free-Floa- ting-Vibrato-System lieferte zudem Bigsby- ähnliches Schimmern, was Gretsch- und Gibson-Usern gefallen sollte. Nur zu Hum- buckern hatte sich der Freund der Höhen, Leo Fender, nicht durchringen können. Dafür klangen in ihm die Stimmen der Jazz- master-Kritiker laut nach, die die fehlende Kraft und die hohe Einstreuungsempfind- lichkeit der Pickups bemängelten. Also schuf Fender neue Pickups, die komplett mit einem gezahnten Metallrahmen abge- schirmt waren und zudem einen höheren Output hatten. Die Schaltung der Jazz- master mit ihren beiden Kreisläufen wurde komplett in die Jaguar integriert, doch statt eines Dreiweg-Toggle-Schalters verwalte- ten nun drei Schiebeschalter die beiden Pickups. Zwei schalteten die Pickups an bzw. aus, der dritte sorgte für eine leichte Bass-Absenkung. Von Gretsch ließ man sich wahrscheinlich zur Installation der Mute- Funktion inspirieren, die hier erstmals bei Fender zu sehen war: Ein Hartgummi- Streifen in der Steg-Region konnte im Heinz Rebellius 134 135 01.09 gitarre & bass jg Handumdrehen unter die Saiten geklappt identisch verlief. Hier war der Griff von Eric die Meinungen so weit auseinander, dass werden. Damit sollte den Gitarristen das Clapton zur Les Paul entscheidend dafür, man nicht alle Vorschläge in einer Gitarre laut Fender umständliche Abdämpfen mit das Revival dieser Gitarre einzuläuten – und unterbringen konnte – denn diesmal hält dem Handballen abgenommen werden beide, Strat und Les Paul, sind bis heute die im US-Customshop geplante und in und die Chrom-Abdeckung des Stegs – nor- unangefochten die beliebtesten und am Ensenada, Mexiko, gefertigte Classic Player malerweise das erste, was ein Gitarrist weg- meisten kopierten Gitarrenmodelle über- Serie gleich zwei unterschiedliche Versio- warf – konnte an Bord bleiben. Nun, auch haupt.) nen der Jaguar bereit! das war eine Fehleinschätzung Fenders, Wie gesagt, ließ sich kaum ein bekannter denn kaum ein Gitarrist setzte diesen Gibson-, Epiphone- oder Gretsch-Spieler Dämpfer ein. von der Jaguar überzeugen, denn ihr Sound konstruktion Warum Fender seine neue Top-Gitarre nun hatte trotz der neuen Pickups und der Beide Classic-Player-Versionen der Jaguar ausgerechnet Jaguar nannte, darüber kann verkürzten Mensur aber auch gar nichts mit sind von der grundsätzlichen Konstruktion nur spekuliert werden. Klar ist, dass die Affi- dem zu tun, was die bekannten Jazz- identisch und die richtet sich klar am nität zur Autoindustrie eine Rolle gespielt Gitarren dieser Zeit ablieferten. Aber neben Vintage-Vorbild aus: Erle-Korpus sowie haben könnte. Schließlich hatte Gibson zur vielen Surf-Musikern griff immerhin Carl Ahornhals mit Palisandergriffbrett. Die kon- gleichen Zeit mit den Thunderbird- und Wilson von den Beach Boys damals zur struktionellen Attribute an die Neuzeit, die Firebird-Designs ganz bewusst Anleihen bei Jaguar und Mick Jagger wurde 1980 auf wir schon bei der Classic Player Jazzmaster Ford bzw. Pontiac genommen. 1961 ist einer US-Tour mit zudem auf dem Genfer Autosalon erstmals dieser schmucken der Jaguar E-Type vorgestellt worden, mit Gitarre gesehen. dessen eleganten Formen und sportlichen Lediglich bis 1975 Performance-Werten man sich durchaus befand sie sich im Jaguar an Jaguar identifizieren konnte. Und wenn die Fender Fender-Programm und nach dem Abflauen kennengelernt haben, weisen beide auf. Jaguar auf den ersten Blick mit etwas glän- der Surf-Welle war sie auf dem Gebraucht- Zum einen ist der Hals/Korpus-Winkel zen konnte, dann war das der ziemlich ver- markt bis weit hinein in die Achtzigerjahre etwas größer als beim Sixties-Original, um schwenderische Umgang mit Chrom – ein für einen Spottpreis erhältlich. Sicherlich den Saitendruck auf den Steg zu erhöhen. weiterer Hinweis darauf, dass die Entwick- auch ein Grund, warum Punk-, Grunge- Der Radius des Slabboard-Griffbrettes ler damals gerne einmal bei den Autoher- und Alternative-Rocker sich eben dieser beträgt moderne 9,5" und die Bundstäbe stellern über den Zaun geschaut haben. Gitarre neben Mustang und Jazzmaster haben das heute beliebte Medium-Jumbo- Es war ja in der ersten Hälfte der Sechziger- bedienten, die zudem auch noch völlig Format. Zum anderen ist die komplette jahre eine interessante Situation bei den anders aussah als die etablierten Teles, Steg/Saitenhalter-Einheit verändert wor- Großen der Zunft eingetreten. Die Topmo- Strats oder Les Pauls ihrer Väter. Nirvana den. Statt Free-Floating- finden wir hier delle Fender Stratocaster und Gibson Les und Sonic Youth sind sicherlich die bekann- eine fest verankerte Adjusto-Matic-Bridge, Paul liefen nicht besonders, bzw. waren im testen Bands, die eben diese Art Gitarren für Fenders Pendant zu Gibsons Tune-o-matic- Fall der Les Paul aus dem Katalog gestri- sich entdeckten, Kurt Cobains Signature- Aggregat. An zwei Schrauben links und chen, ein Schicksal, das angeblich auch der Instrument, das er kurz vor seinem Tod für rechts lässt sie sich komplett in ihrer Höhe Stratocaster bevorstand, wenn die neuen Fender „entwickelte“, bestand bekanntlich verstellen, die Einstellung der Oktavreinheit Modelle besser eingeschlagen hätten. Da zur einen Hälfte aus der Jaguar, zur anderen erfolgt individuell pro Saitenreiter. Zudem dies nicht der Fall war – nur die wilden Sur- aus der Mustang und wurde folgerichtig hat Fender die komplette Vibrato-Einheit, fer vergnügten sich mit Jazzmaster und auch Jagstang getauft. bei welcher der Vibrato-Arm nun einge- Jaguar – verblieb die Stratocaster im Pro- Doch nun zurück in die Neuzeit! Ich bin schraubt und nicht mehr eingesteckt wird, gramm und erlebte dann in der zweiten gespannt, was sich die Masterbuilder des ein gutes Stück nach vorne gerückt – knapp Hälfte dieses Jahrzehnts dank Jimi Hendrix Fender Custom Shop ausgedacht haben, 2 cm sitzt sie nun näher am Steg als beim praktisch eine zweite Geburt. (Es ist immer um die altehrwürdige Jaguar in eine zeit- Vintage-Vorbild. Dies alles dient ebenfalls wieder erstaunlich, dass die Entwicklung gemäße Version der ehemaligen Top- dem Zweck, mehr Saitendruck auf den Steg beim großen Konkurrenten Gibson nahezu Gitarre zu verwandeln. Anscheinend gingen zu bekommen, damit der Ton definierter gitarre & bass 01.09 135136 jg und druckvoller wird und die Gefahr, Rändelpotis, vormals Volume- und Tone- HH um die Ecke. Die Enforcer-Humbucker dass die Saiten bei etwas herzhafte- Steller für die beiden Pickups, blenden in der sind sehr höhenreich, klingen nicht nach rem Spiel von den Saitenreitern Special HH stufenlos vom Humbucker- auf gemütlichen PAFs, sondern nach durchset- springen, eliminiert wird. Hier ein einen Singlecoil-Sound über, und das für zungsfähigen Brett-Sounds, die sich auch großes Lob an die Fender Master- beide Pickups getrennt. Prima – das ver- und gerade mit Pedalen wie Fuzz-Boxes builder, denn diese Veränderungen des spricht eine große Flexibilität! und anderen, den Sound stark beeinflus- klassischen Designs machen allemal Sinn, Ach so: Auf die Dämpfer-Einheit und die senden Effekten, sehr gut verstehen. Eine erhöhen sie doch die Spielbarkeit und Funk- Chrom-Stegabdeckung hat man übrigens absolute Bereicherung stellt die stufenlose tionalität der Gitarre, ohne dass die eigent- bei beiden Versionen sinnvollerweise gleich Regelung des Humbucker- auf Singlecoil- liche Ausstrahlung und das typische verzichtet. Betrieb dar. Die Singlecoil-Stellung, die Erscheinungs- und Sound-Bild der Jaguar Soundfile: Von jeder der beiden Classic grundsätzlich etwas harscher und härter als darunter leidet. Geblieben ist übrigens auch Player Jaguars wurde ein Soundfile aufge- bei der Jaguar Special klingt, hat ihre Stär- der Fixierungs-Mechanismus des Vibrato- nommen, zu finden auf www.gitarrebass.de. ken in prägnanten Crunch-Sounds. Vor Systems; per kleinem Schiebeknopf kann Dabei wurden die Gitarren über einen allem der Hals-Pickup kann hier glänzen, dieses nämlich gegen Bewegungen nach Reußenzehn El 34 direkt in den Rechner aber auch die Kombination von Hals-Single- oben festgesetzt werden, was z. B. sinnvoll gespielt. coil und Steg-Humbucker. ist, wenn eine Saite reißt. Dann gerät nicht In beiden Gitarren konnte das Free-Floa- das ganze Gitarrenschiff stimmungsmäßig ting-Vibratosystem wenig überzeugen. Ein ins Schlingern, sondern hält sich einiger- praxis bisschen Schimmern ist zwar noch gut maßen stabil. Ab Werk wurden bereits .010er möglich, aber stärkere Auslenkungen,