Regionale Vielfalt im ländlichen Raum Bilanz 2007-2013 der LAG Mittlere Altmark

www.mittlere-altmark.de www.altmark.eu Impressum

Lokale Aktionsgruppe Mittlere Altmark Vorsitzende: Verena Schlüsselburg c/o Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark) Breite Straße 11 | 39629 Stadt Bismark (Altmark) Telefon: 03 90 89 - 9 76 10 eMail: [email protected] www.mittlere-altmark.de in Zusammenarbeit mit:

LEADER-Management der LAG Mittlere Altmark Dr. Wolfgang Bock c/o Dr. Bock & Partner GbR Marktplatz 23 | 06108 Halle Telefon: 03 45 - 6 86 70 53 eMail: [email protected]

Heike Winkelmann c/o Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Große Diesdorfer Str. 56/57 | 39110 Magdeburg Telefon: 03 91 - 7 36 17 42 eMail: [email protected]

Fotos | Abbildungen: Maik Schulz mit Ausnahme von: Verena Schlüsselburg (S. 3, 9 links) Wolfgang Bock (S. 8, 9 rechts, 28), Christian Ackermann (Abbildungen S. 5, 32)

Reportagen | Interviews Maik Schulz, Magdeburg

Gestaltung I Realisation ackermannundandere, Halle ()

Sprachliche Gleichstellung Personen- und Funktionsbezeichnungen in der vorliegenden Publikation gelten jeweils in männ- licher und weiblicher Form.

Nachdruck und Vervielfältigung – Alle Rechte vor- behalten.

Diese Druckschrift darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Die Über- nahme dieser Veröffentlichung auf Datenträger oder in andere Veröffentlichungen unterliegt der schriftlichen Zustimmung der LAG Mittlere Altmark. Inhalt Vorwort...... 3 Lage...... 4 Konzept...... 5 erfolgreiche Projekte...... 6 Gremien der LAG ...... 8

KiEZ Arendsee...... 10

Zieleinlauf nach einem hürden­reichen Weg: Vom 10 12 DDR-Großferienlager zum modernen Tourismus- anker in der Region

Kirche in Beuster ...... 12 St. Nikolaus an der Straße der Romanik küsst die Muse und avanciert zur Kulturhauptstadt der alt- märkischen Wische

Kulturhaus in Kalbe (Milde)...... 14

Riesenlast und mutige Schritte: Gigantischer Tem- 14 16 pel der 1960er Jahre wandelt sein Profil für kleine Künste und große Stars

Kirche in Lagendorf...... 16 Daseinsvorsorge in Gestalt eines Gotteshauses: Im einstigen Sperrgebiet gibt eine Kathedrale den Dorfbewohnern Halt

Märchenpark Salzwedel...... 18

Eine gute Fee und ihr Gefolge verzaubern eine 18 halbe Million Menschen im ersten Erlebnispark der Altmark

1 Inhalt Inhalt Meßdorf...... 20 Musikfesttage in der Konzertkirche, neue Wohn- und 20 22 Betreuungsformen sowie ein Bürgerhaus-Konzept sind die Antworten auf den demografischen Wandel

Schlosspark Krumke ...... 22 Der „Gartentraum“ bei Osterburg ist der Kern der Standortentwicklung für Tourismus, Kultur und Freizeit für die Hansestadt

Schäplitz...... 24 Der Dorferneuerungsverein auf dem ehrwürdigen 24 26 „Altmarkhof“ ist das Herz einer ganzen Region und gibt den Menschen Heimatgefühl und Identität

Sternreiten...... 26 Wie das größte zusammenhängende Reit-Routen- netz in Europa in der Altmark entstand. Und was es heute für die Region bedeutet.

Kooperationsprojekt

28 Freilichtmuseum Diesdorf...... 28 Transnationale Brücke der Museen vom Westen der Altmark bis ins polnische Ermland-Masuren

LEADER-Netzwerk in Sachsen-Anhalt...... 29 Mitglieder der LAG...... 30 Öffentlichkeitsarbeit...... 32

2 Vorwort

Verena Schlüsselburg, Bürgermeisterin der Einheits­ gemeinde Stadt Bismark (Altmark) und Vorsitzende der LAG Mittlere Altmark

Die Anfänge des LEADER-Prozesses in der Altmark Die zu Ende gehende LEADER-Förderphase hat liegen in den 1990er Jahren . Zwischen Arneburg die Grundlagen€ für7.816,00 einen stabilen, auf Nachhal- und Kläden – später auch mit Klietz – hatten tigkeit ausgerichteten LEADER-Prozess in der sich damals erste zarte Kooperationsstrukturen Mittleren Altmark weiter gefestigt . Die positive herausgebildet . In nahezu zwei Jahrzehnten ist Bilanz, die sich in der vorliegenden Publikation in daraus ein dicht gefügtes und leistungsstarkes ihren vielfältigen Facetten widerspiegelt, ist Aus- Netzwerk Lokaler Aktionsgruppen in der Altmark gangspunkt für die Fortsetzung der LEADER-Ar- entstanden . Die LAG Mittlere Altmark ist inzwi- beit in der Region bis zum Jahr 2020 . In diesem schen die flächenmäßig größte im Norden Sach- Kontext wollen wir uns im anstehenden CLLD / sen-Anhalts . Das LEADER-Gebiet reicht im Westen LEADER-Landeswettbewerb behaupten . von der Landesgrenze zu Niedersachsen bis zur Elbe im Osten, vom Arendsee im Norden bis vor Mein Dank gilt Allen, die sich in den zurücklie- die Tore der Hansestadt Gardelegen im Süden . genden Jahren für die Verwirklichung unserer hochgesteckten LAG-Ziele eingesetzt haben . Waren es zu Beginn nur wenige Akteure, die ver- Dies gilt in besonderem Maße allen Mitgliedern, sucht haben den europäischen Kooperationsge- den Vorständen, dem LEADER-Management und danken im ländlichen Raum mit Leben zu erfüllen, den Bewilligungsbehörden, dem Altmarkkreis so bilden heute fast 90 Mitglieder eine starke Ge- Salzwedel, dem Landkreis und der Regi- meinschaft im Verbund der Aktionsgruppe . Über onalen Planungsgemeinschaft Altmark sowie den 100 erfolgreich durchgeführte LEADER-Projekte beteiligten Ressorts der Landesregierung . sind Beleg für das breite Engagement regionaler Akteure . Die Europäische Union unterstützte im Zeitraum 2007-2013 die Vorhaben zur Umsetzung unseres Entwicklungskonzeptes mit rund 5,7 Mio . Euro . Nicht mit Zahlen zu belegen sind die Effekte, Verena Schlüsselburg die aus der engen und freiwilligen Zusammenar- Vorsitzende der LAG und beit der Wirtschafts- und Sozialpartner, von Kom- Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde munen und Privaten resultieren . Stadt Bismark (Altmark)

3 Vorwort Lage

LAG Mittlere Altmark

Landkreis Stendal

Sachsen-Anhalt

Das Gebiet der LAG Mittlere Altmark umfasst eine Verbandsgemeinden Arneburg-Goldbeck, Beet- Fläche von 2.745 km² und erstreckt sich über weite zendorf-Diesdorf und Seehausen (Altmark) sowie Teile des Altmarkkreises Salzwedel und des Land- einige Ortsteile der Hansestadt Gardelegen. Zum kreises Stendal im Bundesland Sachsen-Anhalt. Gebiet in neun Verwaltungsgemeinschaften. Im Zum LEADER-Gebiet zählen die Einheitsgemein- Einzugsbereich der Lokalen Aktionsgruppe leben den Stadt Arendsee (Altmark), Stadt Bismark (Alt- rd. 96.000 Einwohner. Mit nur 35 Einwohner je mark), Stadt Kalbe (Milde), Hansestadt Osterburg, km² zählt das Gebiet zu den dünnbesiedelten Re- Hansestadt Salzwedel und die Gemeinden der gionen der Bundesrepublik.

4 Konzept

LAG Mittlere Altmark

Landkreis Stendal Altmarkkreis Salzwedel

Die Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Aktionsgruppe bestätigt. Vorausgegangen war ein Mittlere Altmark sind seit Mitte der 90er Jahre landesweiter Wettbewerb, an dem sich über 20 bereits auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwick- Aktionsgruppen beteiligt hatten. Die Grundlage lung des ländlichen Raumes tätig. Die Aktions- für die Formulierung von Zielen und Vorhaben für Sachsen-Anhalt gruppe ist aus der gleichnamigen LAG im Rahmen die LEADER-Arbeit in der Mittleren Altmark stel- der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ her- len vor allem der Europäische Landwirtschafts- vorgegangen. Ihre Arbeit wird auf der Grundlage fonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes einer von der Mitgliederversammlung beschlos- (ELER), das Entwicklungsprogramm für den Länd- senen Geschäftsordnung organisiert; sie besitzt lichen Raum in Sachsen-Anhalt (EPLR) und das damit den Status einer Initiativgruppe im Sinne Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK) des Bottom-up-Prinzips. für die Region Altmark dar. Die Mitglieder der LAG hatten das Konzept und den damit verbundenen Vor allem die EU-Gemeinschaftsinitiative LEA- Beitrag im Landeswettbewerb LEADER 2007 bis DER+ (2000 bis 2006) hat dem LEADER-Prozess 2013 im September 2007 verabschiedet. – nicht nur in der Altmark – starke Impulse ver- liehen. Die Ergebnisse aus diesen Jahren sind in Die LAG engagiert sich aktiv im Netzwerk Länd- einer Broschüre zusammengefasst, in der alle liche Räume auf Bundesebene und im Netzwerk Projekte dokumentiert wurden (http://www.mitt- „LEADER in Sachsen-Anhalt“. Sie ist in der Bun- lere-altmark.de/leaderplus/). desarbeitsgemeinschaft Lokaler Aktionsgruppen (BAG LAG) Deutschlands vertreten. Die Landesregierung Sachsen-Anhalts hat im Fe- bruar 2008 das Entwicklungskonzept der Lokalen

5 Lage | Konzept erfolgreiche

Zehrental Aland LAG-Projekte Beuster

Hansestadt Seehausen (Altmark) Arendsee (Altmark)

Wendemark Hansestadt Salzwedel Kläden Lichterfelde Lagendorf Steinitz Behrendorf Langenapel Tylsen Rathsleben Meseberg Krumke

Iden Büttnershof Gladigau Hansestadt Osterburg (Altmark)

Diesdorf

Späningen Hohenberg-Krusemark Mehrin Meßdorf Goldbeck Der Finanzielle Ori- Schorstedt Beetzendorf Bertkow entierungsrahmen Ahlum Jübar Büste (FOR), den das Land Dobberkau Poppau Eichstedt Sachsen-Anhalt der Loka- Hohenwulsch Grassau len Aktionsgruppe Mittlere Bismark (Altmark) Kalbe (Milde) Schinne Altmark für die laufende Landkreis Stendal EU-Förderphase (2007 bis 2013) Garlipp Könnigde Hassel zur Verfügung gestellt hat, wird Kläden Schernikau am Ende des Bewilligungszeitraums aufgebraucht sein. Dann werden über Altmarkkreis Salzw edel Kremkau Schäplitz Steinfeld (Altmark) Hansestadt Stendal 100 Projekte mit insgesamt rund 5,7 Lindstedt Mio. Euro EU-Mitteln unterstützt worden Schenkenhorst sein. Einige Vorhaben werden erst im Ver- Käthen lauf des Jahres 2014 fertiggestellt.

Die Übersicht (Karte) dokumentiert die Standorte der bewilligten Projekte ( ). Vor- haben, die von der Mitgliederversammlung der LAG bestätigt wurden, später jedoch ohne LEADER-Bonus (z. T. außerhalb der RELE-Richtli- nie) durchgeführt wurden, sind besonders gekennzeichnet. ( )

6

Sachsen-Anhalt Zehrental Aland Beuster

Hansestadt Seehausen (Altmark) Arendsee (Altmark)

Wendemark Hansestadt Salzwedel Kläden Lichterfelde Lagendorf Steinitz Behrendorf Langenapel Tylsen Rathsleben Meseberg Krumke

Iden Büttnershof Gladigau Hansestadt Osterburg (Altmark)

Diesdorf

Späningen Hohenberg-Krusemark Mehrin Meßdorf Goldbeck Schorstedt Beetzendorf Bertkow Ahlum Jübar Büste Dobberkau Poppau Eichstedt Hohenwulsch Grassau Bismark (Altmark) Kalbe (Milde) Schinne Garlipp Landkreis Stendal Hassel Könnigde Kläden Schernikau Altmarkkreis Salzw edel Kremkau Schäplitz Steinfeld (Altmark) Hansestadt Stendal Lindstedt Schenkenhorst Käthen

7 erfolgreiche Projekte

Sachsen-Anhalt Die Gremien der LAG Das Entscheidungsgremium der Lokalen Aktions- Vorstand gruppe (LAG) Mittlere Altmark ist die Mitglieder- Verena Schlüsselburg versammlung. Die LAG arbeitet auf der Grundlage Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) einer Geschäftsordnung und besitzt den Status ei- „Mittlere Altmark“, ner Initiativgruppe im Sinne des Bottom-up-Prin- Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde zips der Europäischen Union. Die Mitgliedschaft Stadt Bismark (Altmark) in der Aktionsgruppe steht allen an einer nachhal- tigen Entwicklung des LAG-Gebietes Interessier- Christiane Lüdemann ten offen. Über die Aufnahme neuer Mitglieder Stellvertretende Vorsitzende der Lokalen entscheidet auf Antrag die Mitgliederversamm- Aktionsgruppe (LAG) „Mittlere Altmark“, lung. Die Mehrzahl der Mitglieder gehört der Verbandsgemeindebürgermeisterin der Gruppe der Wirtschafts- und Sozialpartner (WiSo) Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf an. Bildeten noch zu Beginn der LEADER+ -Phase (2000-2006) weniger als 30 Akteure die LAG, so Siegrid Gassel gehören am Ende der EU-Förderphase 2007-2013 Interessengemeinschaft „Lebens- und Wirt- nahezu 90 Mitglieder der Aktionsgruppe an. Der schaftsraum“ Kalbe (Milde) und Umgebung Landkreis Stendal, der Altmarkkreis Salzwedel, die Regionale Planungsgemeinschaft Altmark und Erika Kamieth das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Inhaberin des Landhotels „Winterfelder Hof“ Forsten (ALFF) Altmark arbeiten aktiv in der Loka- len Aktionsgruppe mit. Uwe Lenz bis Nov. 2012: Geschäftsführer der Aus ihrer Mitte heraus haben die Mitglieder STZ Gut Priemern gGmbH der LAG im Jahr 2007 den Vorstand der Loka- Nico Schulz Bürgermeister der Hansestadt Osterburg

Robert Reck Verbandsgemeindebürgermeister der Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark)

Eike Trumpf Vorsitzender des Interessenvereins „Sternreiten in der Altmark“ e.V.,

Gebhard Wolf Vorsitzender des Tourismusvereins Arendsee und Umgebung e.V.

Die Mitgliederversammlung ist das Entscheidungsgremium der Lokalen Aktionsgruppe (Foto: LAG-Tagung in Mehrin)

8 LEADER-Management len Aktionsgruppe gewählt. Ihm gehören neun Dr. Wolfgang Bock Mitglieder an, die mehrheitlich aus dem Kreis c/o Dr. Bock & Partner GbR der Wirtschafts- und Sozialpartner stammen. Marktplatz 23 LAG-Vorsitzende ist Verena Schlüsselburg, Bür- 06108 Halle (Saale) germeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Bismark Telefon: 03 45 - 6 86 70 53 (Altmark); ihre Stellvertreterin ist Christiane Lü- Telefax: 03 45 - 6 86 70 54 demann, Verbandsgemeindebürgermeisterin der eMail: [email protected] Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf.

Dipl. Ing. (FH) Heike Winkelmann Träger des LEADER-Managements ist die Regionale c/o Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Planungsgemeinschaft Altmark (RePlA). In Abstim- Große Diesdorfer Straße 56/57 mung mit den beiden altmärkischen Landkreisen 39110 Magdeburg koordiniert sie die Regionalmanagements aller Telefon: 03 91 - 7 36 17 42 Aktionsgruppe in der Region. Im Ergebnis eines Telefax: 03 91 - 7 36 17 88 EU-weiten Ausschreibungsverfahrens wurde im eMail: [email protected] September 2008 ein gemeinsames LEADER-Ma- nagements für die beiden Lokalen Aktionsgrup- pen Mittlere Altmark und Rund um den Drömling ausgewählt. Die beauftragte Arbeitsgemeinschaft wird von Dr. Wolfgang Bock geleitet, der mit Dipl.-Ing. (FH) Heike Winkelmann (LEADER-Mana- gerin für die LAG Mittlere Altmark) und Dipl.-Ing (FH) Wolfram Westhus (LEADER-Manager der LAG Rund um den Drömling) zusammenarbeitet.

LEADER-Manager/in Heike Winkelmann (li) und Wolfgang Bock Mitglieder des LAG-Vorstandes und Partner aus den Landkreisen mit der LAG-Vorsitzenden Verena Schlüsselburg und dem ALFF Altmark (Foto: Vorstandssitzung in Bismark)

9 Gremien der LAG Heute sitzen landesweit tätige Verbände wie die Landjugend, der Landesfeuerwehrverband, das Jugendrotkreuz und die Stadt Arendsee mit am Vereinstisch. Der frühere Landrat Hans-Jürgen Ostermann ist Vorsitzender. Arendsee 1994 wurde der „Verein KiEZ Arendsee/Altmark“ Träger und bewirtschaftet die Anlage bis heute Touristische Angebote durch innovative Vorhaben als selbstständiges Unternehmen. Von Jahr zu ergänzen, sie durch neue Ideen erhalten und fit für Jahr mit mehr Erfolg. Spöttles Credo: „Ideen ent- die Zukunft machen. Das „Kinder- und Jugender- stehen Jahr für Jahr. Und Ideen verändern sich mit holungszentrum“ (KiEZ) am Arendsee hat es ge- den Jahren. Das große Puzzle bei einer so großen schafft. Der Weg war hürdenreich. „Blauäugig und Anlage muss stimmen – für alle Besucher.“ zuversichtlich waren wir am Anfang“, erinnert sich heute Geschäftsführerin Irmela Spöttle. Den Boden für den Erfolg hat 1998 das Land Sach- sen-Anhalt mit bereitet – und stimmte dem Kauf der Kurz nach der Wende gründeten Mitarbeiter des neun Hektar durch den „KiEZ“-Verein von der Treu- früheren Zentralen Pionierlagers „Maurice Thorez“ – hand zu. Der Verein nahm dafür einen Kredit auf und einem von 15 international besuchten Groß-Kinder- konnte als Eigentümer endlich Förderanträge stellen. ferienlagern der DDR – einen Verein. „Von Anfang an „Das war enorm wichtig für unsere Zukunft.“ Das wollten wir die neun Hektar im Gesamtverbund er- eröffnete Spielräume für das Angebots-Puzzle von halten. Das war erklärtes Ziel, an das wir glaubten.“ Irmela Spöttle und ihren Mitstreitern. Den nötigen Eigenanteil für die Förderprojekte erwirtschaftete Andere glaubten nicht daran. „Die Skepsis uns der Verein durch den laufenden Betrieb. gegenüber als einer ,unerfahreren Initiative‘ war groß. Ein Verein aus Magdeburg übernahm 1990 Nach gut 15 Jahren sind alle Puzzle-Teile moderni- die Bewirtschaftung. Das ging nicht gut. Zwi- siert und auf die sich verändernden Bedürfnisse schenzeitlich war auch das Jugendherbergswerk der Besucher angepasst worden. Eine moderne Re- als Alternative im Gespräch gewesen, wollte aber zeption empfängt die Gäste das ganze Jahr über. nur einen Teil übernehmen. Wir wollten alles er- Sportanlagen und Freizeitinseln prägen das weit- halten und glaubten an unser Konzept. Wir wa- läufige Gelände unter schaukelnden Kiefern. Der ren sicher zu wissen, wie es funktionieren kann“, Altmarkhof mit Streichelgehege, ein altmärkischer berichtet Spöttle. Aus der Initiative wurde ein Bauerngarten, Minigolf, Beachvolleyballplätze, Verein, dessen Schultern immer breiter wurden. Tisch­tennisplatten … die Freizeitpalette ist riesen-

Viel Raum für Bewegung Rezeption

10 groß. Höhepunkt der innovativen Neuerungen war 2012 die Fertigstellung des „Aktivhauses“ gewesen. In dem früheren Küchengebäude, dem ältesten Haus der Anlage, ist ein modernes Freizeitareal ent- standen. Neben einer Bowlingbahn bietet das „Ak- tivhaus“ beste Bedingungen für Tanz-, Sport- und Musikgruppen – zum Proben und Toben. LEADER hat das Aktivhaus mit gefördert, auch den Niedrig- Irmela Spöttle, seilgarten und die Gestaltung der Außenflächen. Geschäftsführerin KiEZ Arendsee „Das war natürlich ein Meilenstein, die Krönung unserer langjährigen Bemühungen“, betont Irmela Spöttle und erzählt von den Geschichten und Sagen wir die Bedürfnisse aller Generationen, nahezu je- des Arendsees an den Wänden der Bowlingbahn. des Interesse berücksichtigen – von der Unterbrin- Sie kennt jeden Pinselstrich, weiß alles über den gung bis zu den spezifisch abgestimmten pädago- Ursprung, die die Besonderheiten der unzähligen gischen Freizeitangeboten für jede Altersklasse.“ Bilder, die regionale Geschichten erzählen – in der Saunalandschaft, auf der Theaterbühne, im Fitness- Irmela Spöttles Herz hängt an den Kindern und an raum. Irmela Spöttle ist versessen auf Details. „Alles ihrer Arbeit. „Ich kann mir nichts Schöneres vor- muss stimmen, damit es passt.“ Sie ergänzt: „Das stellen. Ich bin überzeugt: Kinder machen nichts schließt Veränderungen ein, wir sind oft mit den kaputt, wenn man ihnen die richtigen Angebote Gästen im Gespräch, fragen nach, was gefällt, was macht. Dafür muss man arbeiten. Und das tun besser sein könnte.“ wir.“ Ganzjährig beschäftigt das KiEZ 31 feste Mit- arbeiter. Hinzu kommen vier Saisonkräfte. Das ist Das Konzept geht auf, das belegen die Besucher- vier mal so viel wie 1994. Mehr als 70 Prozent der zahlen. Die sind von 21.000 im Jahr 1994 auf über Mitarbeiter sind weiblich. 50.000 empor geschnellt. Pädagogische Erleb- nisprojekte wie die „KiEZ“-Rallye, Theaterspielen, Das KiEZ ist Arbeitgeber und touristischer Anker gesunde Ernährung im Bauerngarten oder Bas- für den Luftkurort Arendsee am größten natürlich teln sind der Renner vor allem bei Kindergarten- entstandenen See Sachsen-Anhalts. „Wir sehen gruppen und Schulklassen. Vereine, Verbände, uns als ergänzendes Element der touristischen Radtouristen aller Generationen besuchen das Angebote im Ort. Wir machen die Palette aller KiEZ. Auch Familien kommen gern. Ein Großteil anderen Anbieter reicher, wir passen genau ins des Geländes und der Gebäude ist barrierefrei ganz große Puzzle, das unseren Urlaubs- und Er- umgebaut worden. „Durch unsere Größe können holungsort richtig bunt macht.“

Niedrigseilgarten Spielplatz und Aktivhaus

11 Arendsee | KiEZ haben wir alle überzeugt“, erinnert sich der Mann mit den freundlichen, aufmerksamen Augen und Rauschebart.

Die Erfolgsgeschichte beginnt 2001 mit der Grün- dung des „Fördervereins St. Nikolaus Beuster“ – Beuster mit Volker Stephan an der Spitze. Die Kirche war heruntergekommen. Stephan scharte eine Grup- Pitoresk liegt Beuster hinterm Elbedeich. Ein Stor- pe engagierter Bürger und Kirchenfreunde um chenpärchen klappert auf dem Nest. Darunter sich. Heute gehören Menschen von Osnabrück säumen Linden die Straße mit Fachwerkhäusern. bis in die Schweiz, von Hannover bis Halle zum Der Elberadweg führt durch das Biosphärenreser- Förderverein. Auch die Kirchengemeinde und die vat „Mittelelbe“ direkt an Beuster vorbei. Keine Stadt Seehausen sitzen mit am Vereinstisch. Und zwei Minuten von brütenden Kranichen und Sil- natürlich die Beusteraner. berreihern entfernt, schimmert eine alte Liebe durch die Blätter. Volker Stephans Liebe. „Von Anfang an haben wir die Dorfbewohner ein- gebunden. Das war uns immer wichtig gewesen. In seinem ersten Beruf hat Volker Stephan als Tier- Bis heute kümmert sich eine ,grüne Gruppe‘ aus arzt die Beusteraner, ihr idyllisches Dorf mit der dem Dorf um die Pflege der Außenanlagen und Nikolauskirche im Herzen, schätzen gelernt. Spä- der mit Hilfe von LEADER sanierten Wege auf dem ter als Stendaler Oberbürgermeister hat die Bezie- Friedhof.“ Grundrisse früherer romanischer Ge- hung gehalten. Mit den Jahren wurde sie inniger. bäude zeichnen den Wegeverlauf des einstigen Augustinerherren-Klosters nach. Die Gestaltung „Ich mag die Verbundenheit der Beusteraner zu des Eingangs am westlichen Portal erinnert an ihrem Dorf, zu ihrer Kirche und dieser herrlichen den früheren romanischen Wehrturm. Stephan Landschaft. Weil es mir genauso geht“, betont erläutert die Geschichte mit Leidenschaft und Ak- Stephan. Auch wenn er immer noch in Stendal ribie. wohnt, sein zweites Zuhause ist die Nikolauskir- che, ein „spät geborenes Kind“ der „Straße der Schritt für Schritt bekam St. Nikolaus seine alte Romanik“. Die Beusteraner Kirche gehört erst seit Schönheit zurück und gewann an neuer Bedeu- 2007 zur berühmtesten Tourismusroute Sach- tung. Das Engagement des Fördervereins und der sen-Anhalts und gilt als die älteste sicher datier- engagierten Kirchengemeinde mit Pfarrer Roland te Backsteinkirche nördlich der Alpen. „Der Weg Jordan an der Spitze zog immer weitere Kreise. Das an die Straße der Romanik war ein zähes Ringen, Ergebnis: Mehr als eine Million Euro wurden bis ich habe viele Briefe geschrieben. Und schließlich 2013 in die Nikolauskirche investiert, vier Projekte wurden durch LEADER gefördert. Fördermittel ka- Dr. Volker Stephan men auch von der Stiftung Preußisches Kulturerbe, vor der Kirche in Lotto-Toto, von der Deutschen Stiftung Denkmal- Beuster schutz und vom Land Sachsen-Anhalt. Die Bene- fiz-Konzertreihe „Grundton D“ des Deutschland- funks und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz war zu Gast in der Beusteraner Kirche.

Beuster und seine Kirche sind zur Kulturhaupt- stadt der Wische – einem ehemaligen Überflu- tungsgebiet der Elbe mit schweren, fruchtbaren Böden – geworden. Beuster gilt als Paradebeispiel, wie mit Kultur und Heimatverbundenheit der Menschen dem Bevölkerungsrückgang in einer

12 strukturarmen Region Einhalt geboten werden kann. „Wegzug haben wir kaum, eher ziehen neue Familien nach Beuster. Das Dorf und die Kirche machen das Leben im ländlichen Raum attraktiv. Beides gehört zusammen. Die Menschen mögen das. Das kann ich gut verstehen. Dafür wollen wir weiterwirken.“ Seit 2003 organisiert der Ver- ein eine ganzjährige Kultur-Veranstaltungsreihe. Internationale Künstler gastieren in der Kirche, Händels‘ Messias mit der Hallenser Pauluskan- torei, Puppenspiele, Vorträge, Konzerte, Ausstel- lungen zeitgenössischer Künstler und Kleinkunst- festivals: Die Bandbreite der Kulturangebote in St. Nikolaus ist so vielfältig und betörend wie die Künstlerische Bleiverglasungen in den Fenstern sie umgebende Landschaft. Ein Höhepunkt für die Beusteraner ist in jedem Jahr der Auftritt des ortsansässigen Trompetenquartetts. „Die Dorf- bewohner lieben dieses Konzert. Da ist die Bude voll“, erzählt Volker Stephan und lächelt sanft ver- ständnisvoll.

Die Erlöse aus den Benefizveranstaltungen und viele Spenden schufen den Grundstock zur Fi- nanzierung des bei Förderprojekten nötigen Ei- genanteils. Bei LEADER-Projekten waren das bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten. „Da musste schon ordentlich was zusammenkommen. Wir haben es immer wieder geschafft.“

Für die Vorbereitungen des für ein 500-Seelendorf beeindruckenden Kulturkalenders bekommt der St. Nikolaus in Beuster Verein Unterstützung durch Beschäftigungspro- gramme wie „Aktiv zur Rente“. In Abstimmung mit dem Verein kümmern sich die Mitarbeiter um die Öffentlichkeitsarbeit, schreiben Briefe, orga- nisieren mit dem Vereinsvorstand Ausstellungen, erstellen Werbematerial für das Kulturprogramm und ihre romanische Hülle. Auch Führungen ge- hören zum Angebot. Die Kirche ist immer offen und sie ist zertifizierte Radfahrerkirche. Die Rad- touristen erwartet auf dem Pfarrhof ein Draht­ eselstall mit Gelegenheit, Rad und Gepäck sicher zu verschließen. Jeder soll sich ein Bild von der einzigartigen Schönheit einer romanischen Perle machen, die harmonische Verbindungen mit mo- derner Kunst und musischen Genüssen aller Epo- chen eingeht. Blick in den Kirchenraum mit Orgelempore

13 Beuster | Kirche St. Nikolaus | waren Treffpunkt für Kreativzirkel und Arbeitsge- meinschaften. Großzügige Spielplätze, Grünanla- gen, große Parkplätze umrahmten das Haus.

Mit der Wende ging das Kulturhaus vom Landkreis an die Stadt Kalbe über. Und damit auch die Sorgen. Kalbe (Milde) „In der Nachwendezeit schwand das Interesse an solchen kulturellen Angeboten immens, die Men- Luftkurort, Stadt der 100 Brücken, Fachwerkper- schen wollten was anderes sehen, erleben, entde- le der mittleren Altmark. Kalbe an der Milde hat cken. Wir hatten den Klotz am Bein. Die Einnahmen Einiges zu bieten – das alte Wachhaus, die histo- sanken, die enormen Unterhaltungskosten blie- rische Wasserburg mit Heimatstube. Idyllisch um- ben. Die Strompreise stiegen. Die Stadtkasse war fließt die Milde die Altstadt. Nördlich der Altstadt klamm. Wir mussten etwas tun“, betont Ruth. thront ein Tempel der jüngeren Geschichte: das Kulturhaus Kalbe. Das Haus verwaiste. Einige Stadträte forderten die Schließung, andere gar den Abriss. Andere wiede- Totgesagt haben nach der Wende Viele das in den rum glaubten an eine Zukunft. Immerhin war das 1950er Jahren in der für die Stalinzeit typischen Kulturhaus einmal Anziehungspunkt für Menschen Architektur errichtete Kulturhaus. Mit 600 Plätzen aus einem Umkreis von 60 Kilometern gewesen. allein im großen Saal schienen die Ausmaße für die Die Überzeugung der Kulturhausbefürworter war: dünn besiedelte zentrale Altmark zu gigantisch, Wenn die Angebote wieder stimmen, würden die um in der Marktwirtschaft überleben zu können. Menschen auch wieder kommen. „Deshalb muss- ten wir ein Nutzungskonzept entwickeln, das den Mit staatlicher Unterstützung in DDR-Zeiten, mit neuen Bedürfnissen entspricht. In Etappen moder- Kulturzuschüssen und vier hauptamtlichen Mit- ne, wirtschaftliche Standards schaffen, das war das arbeitern ging das Kulturkonzept für das Riesen- Ziel. Wir mussten von den Kosten runter und gleich- gebäude bis vor 25 Jahren auf. „Damals stimmten zeitig die Einnahmen steigern. LEADER war dabei die Dimensionen noch“, erklärt Karsten Ruth, heu- eine große Hoffnung. Wir wurden nicht im Stich te Bürgermeister der Stadt Kalbe (Milde), einer gelassen und konnten neue Akzente für die Kultur Einheitsgemeinde mit der Stadt Kalbe, 37 Dörfern und die Lebensqualität setzen“, betont Ruth. und insgesamt 8000 Einwohnern. Zu DDR-Zeiten füllten staatlich organisierte Bälle der werktätigen Energetische Sanierungsmaßnahmen, Umbauar- Bevölkerung, Jugendweihefeiern, Theatergastspie- beiten im Wirtschaftstrakt, die Schaffung neuer le und Konzerte den großen Saal. Auf der Freilicht- Nutzungsmöglichkeiten wie eines Barbereiches, bühne spielten die Puhdys, der Kinosaal war gut einer Seniorenbegegnungsstätte, der Umzug der besucht, die Gaststätte voll. Die kleineren Räume Stadtbibliothek aus einer Baracke am Rathaus in die frühere Gaststätte konnten dank LEADER Karsten Ruth, realisiert werden. „Mit dem neuen Spielplatz, Bi- Bügermeister bliothek, Seniorenbegegnungsstätte an einem der Stadt Kalbe (Milde) Standort, schaffen wir Ansätze einer Mehr-Gene- im Theatersaal rationen-Arbeit. Das war uns wichtig, das ist auch des Kulturhauses wesentliches Förderziel von LEADER“, unterstreicht Ruth und ergänzt: „Diesen Akzent wollen wir mit dem bereits begonnenen Aufbau einer Museums- landschaft stärken. Ein Schulmuseum ist eingerich- tet, dort finden regelmäßig Klassentreffen in ganz besonderem Ambiente statt.“ Weitere Ideen sind die Einrichtung einer Dauerausstellung mit Mini- aturmodellen markanter historischer Gebäude,

14 mit einer Fotoausstellung und einer Schau histo- rischer landwirtschaftlicher Geräte. Teile der Hei- matstube sollen von der historischen Wasserburg ins Kulturhaus umziehen. „Das stärkt die Identi- fikation der Menschen – auch aus den 37 Dörfern unserer Einheitsgemeinde – mit ihrer Heimat, ihrer Geschichte“, glaubt der Bürgermeister. Räume für Freizeitangebote und Privatfeiern sind ausreichend vorhanden. Und werden auch wieder genutzt. Ver- eine bekommen ein Domizil. Kulturhaus

Mit LEADER-Unterstützung gelungen ist die Sanie- rung der Künstlergarderoben. „Das war auch bitter nötig. Nach wie wie vor gastieren bei uns Künstler mit Rang und Namen. Denen müssen wir ange- messene Bedingungen bieten.“ Das Kulturhaus hat sich zu einem kleinen Mekka der Volksmusik-Szene gemausert. Stars wie Stefanie Hertel, die „Wilde- cker Herzbuben“, Patrick Lindner, Events wie das Ostrock-Musical „Über sieben Brücken“ kommen wieder nach Kalbe und mit ihnen die Besucherströ- me. Banken und Wohlfahrtsverbände nutzen das Kulturhaus, Großer Saal Haus als Tagungsstätte. Erfolg versprechen auch Bemühungen, „In-Door“-Märkte zu etablieren. Das Gesamtpaket des Kulturhauses bietet Karsten Ruth zufolge Anknüpfungspunkte zur Kooperation mit einer Reha-Klinik, die sich im Luftkur­ort angesie- delt hat. „Auch die Patienten brauchen Möglichkei- ten der Freizeitgestaltung, das können und wollen wir ihnen genauso bieten wie den Einheimischen.“ Mit diesem Pfund gilt es zu wuchern. „Wir haben nicht viele Unternehmen dieser Größenordnung wie diese Klinik, keine Industrie- oder Gewerbege- biete.“ Kalbe als Kurzentrum biete da eine Chance.

Und das Kulturhaus ist Teil dieser Chance. Fachwerkzeile in der Innenstadt

Stadt der 1000 Brücken Wasserburg

15 Kalbe (Milde) | Kulturhaus Feste wurden im benachbarten Bonese gefeiert. Das einst blühende Dorfleben schien immer mehr zu verwelken.

Das war einmal anders gewesen: Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte Lagendorf einen wirt- Lagendorf schaftlichen Boom, und das Dorf eine Blüte. Die nahe Eisenbahnlinie nach Hamburg, die Durch Obstblüten schimmert der mächtige Zuckerfabriken in Uelzen und Salzwedel be- Kirchturm. Von weitem ähnelt der Lagendorfer scherten den Rübenbauern dicke Gewinne. Riese dem Markusturm von Venedig, nicht so Riesige Höfe entstanden. Heute gibt es noch ei- schmal wie in der Lagunenstadt, gedrungener, nen Landwirt im Dorf. „Damals lebten hier viel thront er – beherrschend – in der Landschaft. mehr Menschen. Hinzu kamen die Nachbarn aus Majestätisch wie eine städtische Kathedrale Schmölau, Markau, Wiewohl und Holzhausen, steht die Kirche mit ihrem Turm verwurzelt auf jenen Dörfern des Pfarrbereichs, die keine eigene altmärkischem Boden. Tief verankert im Herzen Kirche hatten. Auch die niedersächsischen Dör- der Lagendorfer, einem 70-Seelendorf im Westen fer Thielitz und Müssingen gehörten zu uns. An der Altmark. Viele junge Menschen verlassen ihre manchen Sonntagen mussten in jener Zeit eini- strukturarme Heimaterde, für die Älteren ist ihre ge Kirchgänger wegen Überfüllung wieder nach Kirche Halt und Identität. Ein Dorfmittelpunkt, Hause gehen“, berichtet Silvio Scholz. Eine grö­ ein Zentrum für die Seele. Daseinsvorsorge in Ge- ßere Kirche musste her. 1911 fasste die Kirchenge- stalt eines Gotteshauses. meinde den Beschluss zum Kirchenneubau. Die alte Feldsteinkirche mit Holzturm wurde abge- Ohne Menschen wie Michael Olms und seine rissen. Der „Rübendom“ entstand 1912 und mit Mitstreiter, ohne das Engagement von Pfarrer Sil- ihm wuchsen die Höfe. Und der Stolz des ganzen vio Scholz wäre die Kirche längst abgerissen. Zu Pfarrbereiches auf das gewaltige Gotteshaus. DDR-Zeiten endete hier die Welt. Keine 200 Me- ter von der Kirchenpforte entfernt fiel der Schlag- Nach dem zweiten Weltkrieg ging es bergab mit der baum: Lagendorf lag im Sperrgebiet der inner- Kirche im Sperrgebiet. Mit der politischen Wende deutschen Grenze. Die Bewohner kamen nur mit wendete sich auch das Schicksal der Lagendorfer Passierschein ins Dorf. „Das war fast der Tod für Kirche. Schrittweise wurden das Dach des Schiffes, die Kirche“, sagt Pfarrer Scholz. Gottesdienste und Innendecke, Altarraum, Turm und Turmdach saniert.

Der „Rübendom“ in Lagendorf Chorraum

16 Der Wiederaufbau der Lagendorfer Kirche hat die Dorfgemeinschaft zusammengeschweißt. „So wie in der Anfangszeit der Kirche wird es sicher- lich nicht wieder sein. Aber für die Menschen hier ist diese Kirche unheimlich wichtig“, versichert Pfarrer Scholz. Für die knapp 70 Lagendorfer ist sie – neben der Feuerwehr – der Anlaufpunkt für Pfarrer gemeinsame Nachmittage, Bibelstunden. Auch Silvio Scholz für die Menschen aus den Nachbardörfern. „Wir in der Kirche in Lagendorf feiern mit dem ganzen Pfarrbereich zusammen Konfirmation und veranstalten Konzerte“, erzählt der Pfarrer mit den aufmerksamen Augen und Das Ergebnis hat überzeugt: Unscheinbar trennen schwärmt von der Akustik der Kirche. Glaswände die beheizbare Winterkirche unter der Orgelempore vom Innenraum ab. Auch in der Win- „Eines hatte uns lange Zeit gefehlt. Eine Win- terkirche stehen Kirchenbänke, Stühle, Tische. Ker- terkirche – ein ganzjährig nutzbarer Gemein- zenhalter auf den Bänken entsprechen dem Stil des deraum“, betont Scholz. Der konnte 2012 zum großen Kircheninnenraums. Nicht von außen zu 100. Geburtstag der Kirche eingeweiht werden. erkennen sind die im Eingangsbereich integrierten „Ohne LEADER hätten wir das nicht geschafft. Sanitärräume und eine Teeküche. „Sie können mir Auch die Landeskirche hat richtig Geld dazuge- glauben, das bedeutet den Menschen hier sehr viel. ben. Und: Die Menschen und Firmen der Reg­ Sie sagen stolz: Das ist etwas für uns! Da lassen sie ion haben allein für die Winterkirche 4.500 Euro nichts drauf kommen“, ergänzt Pfarrer Scholz. Spenden gesammelt. Das zeigt, was die Kirche dem Dorf, der Region bedeutet“, betont der Pfar- Beim Tritt aus der Kirchentür umweht Lindenduft rer mit dem Stoppelbart. Trotzdem hatte es Be- die Nase. Bienen summen, Pferde weiden neben denken gegeben „Die Ehrfurcht vor der Kirche dem Kirchgrundstück. Eine Lindenallee führt war groß gewesen. Lange hielten sich Vorbehal- vorbei an gepflegten Backsteinhäusern. Idylle te, man könne ins Kircheninnere nicht einfach so zum Verlieben – mit einer Kirche, die fest in das etwas wie eine Winterkirche hineinbauen. Das Dorf­leben integriert ist. Sie ist wieder ein Teil ih- konnte sich kaum jemand vorstellen. Doch die res Lebens geworden. In weißer Schrift steht auf heutigen technischen Möglichkeiten sind ein- sanierten Fensterbalken des Kirchenschiffs. „Er fach phantastisch.“ erwecked die Seele“. Die Kirche auch.

Hauptportal Kircheninnenraum mit Winterkirche

17 Lagendorf | Kirche einen Ort des Wohlfühlens schaffen, ohne riesig zu wirken. Kinder wollen spielen, Erwachsene Märchenpark sich erholen. Der Plan ist aufgegangen.“ Den Duft- und Kräutergarten gab es schon, als vor zehn Jahren der märchenhafte Aufstieg begann. Salzwedel Selbst gebaute und mit viel Liebe zum Detail aus- gestattete Märchenhütten für den Salzwedeler Kart-Autos überholen Rollatoren und Buggys. Weihnachtsmarkt hatten damals ein Echo ausge- Kinder spielen und staunen im Schatten des Mär- löst: Die Besucher des Adventsmarktes waren so chenschlosses, Erwachsene lesen ein Buch auf begeistert gewesen, dass sie die liebevoll gestal- der Märchenwiese. Kräuterduft und ein Meer teten Hütten das ganze Jahr über sehen wollten. aus Blumen betören die Sinne. Alle Generationen zieht es in den Märchenpark und den Duft-Kräu- Die Stadt kaufte Brachland gegenüber des Duft- ter-Garten bei Steinitz nahe Salzwedel. gartens „Wir wussten nicht, wie sich das entwi- ckeln würde“, erzählt Wiechmann. Das Vorhaben „Klein Disneyworld der Altmark“ hört Cornelia nahm Fahrt auf und gewann schnell an Dynamik. Wiechmann nicht so gern und findet: „Der Rest der Welt ist schon laut genug, bei uns ist es ruhi- Träger des Märchenparks ist die Jeetze Land- ger als in den ganz großen Erlebnisparks“. schaftssanierungs GmbH, deren größter kom- munaler Träger die Kreisstadt Salzwedel ist. Die Cornelia Wiechmann kleidet sich so bunt wie viele Trägergesellschaft hat mit Hilfe des zweiten Ar- der von ihr geschaffenen Märchenfiguren. Sie lä- beitsmarktes in zehn Jahren einen Tourismus- chelt gern und beobachtet aufmerksam. Sie ist die magneten in einer strukturschwachen Region Seele des Märchenparks Salzwedel. Und Prokuris- geschaffen, der seinesgleichen sucht. Die EU tin seiner kommunalen Trägergesellschaft. mit LEADER, der Bund, das Land und das Jobcen- ter haben dabei geholfen. „Unser Konzept ist „Über meiner Wiege muss eine Fee gestanden aufgegangen und wir haben immer noch Träu- haben“, glaubt Cornelia Wiechmann. Sie töp- me“, erzählt Cornelia Wiechmann. Dank der Be- fert, malt, gestaltet und liebte schon immer schäftigungsprojekte konnten ihre ersten Ideen Märchen, Farben, Blumen, antike Möbel, ku- zum Leben erweckt werden und Menschen in schelige Ecken. All dies haben Wiechmann und Lohn und Brot bringen. Ein nicht zu unterschät- ihre kreativen Mitstreiter auf 50.000 Quadrat- zender Faktor in einer strukturschwachen Regi- metern zu einem Freizeitparadies verwoben, on. Aus dem Beschäftigungsprojekt des zweiten das sich wohltuend von den gigantischen Er- Arbeitsmarktes ist ein selbstständig wirtschaf- lebniszentren abhebt. „Wir wollten von Anfang tender Betriebsteil der Trägergesellschaft ge- worden. „Seit 2013 stehen wir auf eigenen Bei- Cornelia nen“, betont die Prokuristin und ergänzt: „Das Wiechmann, eine ist, etwas in Gang zu bringen, das andere Prokuristin und die Seele des etwas am Laufen zu halten.“ Märchenparks Ohne das Engagement, den Ideenreichtum von Märchenfeen wie Cornelia Wiechmann, Inge Schulze oder Anne Hoge wäre der Märchentraum nie Wirklichkeit geworden. Sie schöpften aus der Regionalgeschichte, aus ihren Büchern, ihren Kindheitserinnerungen und ihrem Empfinden von Schönheit und Entspannung. Das spiegelt sich im weitläufigen bunten Gelände.

18 Eine altmärkische Fachwerkstraße lädt zum Lust- wandeln ein, eine Hüttengasse erzählt Salzwede- ler Sagen, Pittiplatsch und seine Freunde lachen aus dem Märchenwald. Nebenan erzählen sieben Häuschen von Max‘ und Moritz‘ Streichen. Aus altmärkischen Feldsteinen ist ein Märchenschloss gewachsen. Von dessen Zinnen schweift der Blick über das „Elfenreich“ mit Matschparcours, über eine von Blumen umsäumte Teichlandschaft und den großen Abenteuerspielplatz. Den Märchen- Blick auf das Märchenschloss park durchziehen Spazierwege und Rollerpisten.

Mit LEADER-Förderung sind ein zweites „Schloss der Märchen im kleinen Königreich“ und die „Spielscheune“ entstanden. Zwei der ganz gro- ßen Attraktionen. Bauliche Hülle der Spielscheu- ne ist eine alte – aus Niedersachsen in die Alt- mark versetzte – Feldscheune. Wo einst das Heu von der Tenne roch, duftet es heute nach Kaffee und hausgebackenem Kuchen. Eltern laben sich, während ihre Kleinen durch Röhren rutschen, über Seilnetze klettern und Trampolin springen. Die Fee und die sieben Geisslein Vor der Spielscheune schnuppern Oma und Opa im Kräutergarten.

Inzwischen erhebt der Märchenpark einen – mo- deraten – Eintritt. Das kommunale Unternehmen rechnet sich. Dank der neuen Attraktionen wie der Spielscheune ist der auch gerechtfertigt, findet Wiechmann.

17 Menschen sind ganzjährig im Märchenpark beschäftigt, hinzu kommen neun Saisonkräfte und weitere geringfügig Beschäftigte. „Das Ver- hältnis der Mitarbeiter ist freundschaftlich. Bei Spazierwege und Rollerpisten uns kennt Jeder Jeden und ist auch für den Ande- ren da. Das spüre ich jeden Tag“, betont Corniela Wiechmann. „Spaß an der Arbeit zu haben, ist uns allen wichtig. Wenn die Gäste das spüren, ist viel erreicht.“ Die nicht endenden Besucherströ- me zu allen Jahreszeiten und zu den großen Fes- ten, auch im Winter, belegen den Erfolg. In die- sem Jahr konnte der Märchenpark den 500.000. Besucher begrüßen.

Spielscheune

19 Salzwedel | Märchenpark 2013 veranstalteten wir die Meßdorfer Musikfest- tage zum 15. Mal. Von August bis September gas- tierten Künstler aus aller Welt in der Dorfkirche. Von Klassik bis Jazz und Pop bieten die Festtage ein Repertoire für alle Generationen. Die jährlich etwa 1.000 Gäste kommen aus dem Dorf, aus bei- Meßdorf den Altmarkkreisen und darüber hinaus. Uwe Friedrich Lenz, seit 19 Jahren Bürgermeis- Die verwirklichte Idee der „Konzertkirche“, diese ter von Meßdorf, gelernter Sozialwirt, bis 2012 neue Struktur ist das Fundament der Meßdorfer Geschäftsführer des sozial-therapeutischen Zen­ Musikfesttage. Die Konzertkirche Meßdorf ist ein trums Gut Priemern gGmbH, Mitglied des LAG-­ Paradebeispiel für die Bündelung verschiedener Vorstands „Mittlere Altmark“ Förderprogramme und Akteure. Die politische und die Kirchengemeinde mit dem hiesigen Pfar- Ist LEADER das richtige Konzept für den ländlichen­ rer haben immer an einem Strang gezogen. Jeder Raum? Einzelschritt für sich wäre nur ein Tropfen auf Ein Gießkannenprinzip in der Förderpolitik halte den heißen Stein gewesen. Die Bündelung der ich für falsch. Die Alternative bietet LEADER, weil Möglichkeiten bei der Verwirklichung in Etappen diese Strategie gezielt neue nachhaltige Struktu- hat zum Erfolg geführt. Mit der Kultur- und Mu- ren schaffen will. Die generationsübergreifende sikförderung des Landes konnten wir die Orgel Daseinsvorsorge ist das brennendste Problem sanieren, das Kirchendach mit Hilfe der Dorfer- in unserer Region. Dem hat sich auch LEADER in neuerung erneuern. Ende der 90er Jahre haben dieser Förderphase gestellt. Um das zu lösen, wir mit Kräften des zweiten Arbeitsmarktes das brauchen wir als Akteure vor Ort Partner – im Umfeld der Kirche mit Zufahrten, Wegen, Mauern Management, in der Politik, der Verwaltung, wir und dem Friedhof hergerichtet. 2006 konnte die brauchen Ko-Förderer wie Stiftungen und Förder- Innenrenovierung der romanischen Kirche dank programme, wie die Dorferneuerung und LEADER. LEADER erfolgen. Und man braucht einen klaren Blick für gemeinsa- me Vorhaben. Die Erfahrung, dass sich viele Leute Auch Meßdorf war und ist aufgrund des demo­ Gedanken um eine nachhaltige Entwicklung ma- grafischen Wandels mit Schließungen von Schulen chen, ist eine wichtige Erfahrung. Diese Kräfte zu und Kitas konfrontiert. Wie haben Sie sich dieser bündeln, war für uns der Weg zum Erfolg. Entwicklung gestellt? Unsere Grundschule und eine ehemalige Lern- Mit der Etablierung der Meßdorfer Musikfest­ behindertenschule mit Internat standen leer. Die tage ist das gelungen? Frage stand: Nehmen wir das einfach zur Kennt-

Uwe Friedrich Lenz, seit 19 Jahren Bürgermeister von Meßdorf

Die ehemalige Villa Piel – heute eine Begegnungsstätte

20 nis und lassen die Gebäude verkommen oder fül- Das Internatsgebäude, die alte Villa Piel, ist heu- len wir sie mit nachhaltigen Nutzungskonzepten? te eine Begegnungsstätte – das „Café Melange“. Die alte Dorfschule haben wir 1996 mit Dorfer- Es steht sowohl den Bewohnern der Wohnanlage neuerungsmitteln zum Bürgerhaus umgebaut als auch den Menschen aus dem Dorf und der – mit Gemeindebüro, einem Ratszimmer, einem Umgebung offen. Betreiber des Cafés sind die Raum für Feierlichkeiten und einer kommunalen Bewohner. Einmal im Monat öffnet das Café. Der Mietwohnung. Das Bürgerhaus wird kostenlos Zuspruch ist toll. Das Café wird auch für Privatfei- vom örtlichen Betreiber einer Biogasanlage mit ern genutzt und ist Anlaufpunkt für die Besucher Wärme versorgt. während der Meßdorfer Musikfesttage.

Für die ehemalige Lernbehindertenschule hatten Im Ortsteil Späningen haben sie neue Strukturen wir als Gut Priemern gGmbH (sozialtherapeuti- für die jüngeren Generationen geschaffen. Auch sches Zentrum), deren Geschäftsführer ich bis dort stand eine Schule leer? 2012 gewesen bin, die Idee eines „Betreuten Woh- In der dortigen ebenfalls leer gezogenen Schule nens“ entwickelt. Den Umbau hat LEADER mit- befindet sich heute ein sozio-kulturelles Zen- gefördert. Andere Förderprogramme und Bene- trum. In einer Zeit, in der viele Kommunen ihre fiz-Aktionen wie die „Aktion Mensch“ – übrigens Kindertagesstätten geschlossen haben, haben im Fernsehen persönlich unterstützt durch den wir für damals mit eine Million D-Mark in einer Schauspieler Uwe Ochsenknecht – haben dabei ersten Ausbaustufe eine integrative Kita geschaf- geholfen. 2011 haben wir dieses Wohnprojekt ein- fen. Das Dorferneuerungsprogramm und das geweiht. Im Obergeschoss bieten wir Wohnraum Landessozialministeriums haben mitfinanziert. für Menschen, die einer betreuten Wohnform Damit konnten wir zum einen jungen Familien bedürfen, Menschen mit seelischen Behinderun- die Kinderbetreuung vor Ort und zum anderen gen. Das Erdgeschoss haben wir barrierefrei aus- Kindern mit geistigen oder körperlichen Behinde- gebaut für Menschen, die sich ganz bewusst für rungen eine Option bieten. Neben der Kita sind eine betreute Wohnform entscheiden. Wenn Se- heute in das Späninger Bürgerhaus auch die Feu- nioren, die hier auf dem Lande, wo ihre Wurzeln erwehr und ein Mehrzweckraum integriert. Der sind, weiter wohnen möchten, sie ihr großes Bau- Mehrzweckraum ist Begegnungsstätte für die ernhaus aber nicht mehr halten können, bietet Dorfbewohner, bietet Möglichkeiten für sportli- das Wohnprojekt eine Chance. Finden diese Men- che und musische Betätigung. Das Angebot wird schen keinen anderen Wohnraum, ziehen sie weg. angenommen, hat sich auch dort als nachhaltig Die Nachfrage nach dieser Wohnform ist groß. erwiesen. Ohne Kita, ohne dieses sozio-kulturel- Selbst zugezogene Familien erkundigen sich, ob le Zentrum wäre das Dorf tot gewesen. Das war ihre hochbetagten Eltern dort wohnen können. eine richtige politische Entscheidung für das an- Das zeigt: Die Idee ist genau richtig gewesen. dere Ende der demografischen Kette.

Kita Späningen Die frühere Dorfschule ist heute das Bürgerhaus. Die Konzertkirche

21 Meßdorf | 19. Jh. entstand das neogotische Schloss mit Land- schaftspark, durch den bis heute geschwungene Wege durch einen rauschenden Blätterwald füh- ren. Seltene Baumarten wie Blutbuche, Sumpfzy- presse, Stechpalme und Gingkobaum bereichern den bemerkenswerten Altbaumbestand. Ein Krumke großer Teich ergänzt den herrlichen Landschafts- park. Ab 1911 gestaltete der neue Besitzer Arthur Verlassen waren die historischen Gebäude, ver- Gwinner, ein reicher Frankfurter Bankier, den blasst der Glanz des Schlossparks Krumke, als Schlosspark um. Aus jener Zeit stammt auch das ein gutes Dutzend engagierter Bürger 2003 den schmiedeeiserne Eingangstor. Förderverein „Schloss Krumke“ aus der Taufe hob. „Der Stadt Osterburg war bis dahin keine „Die Sanierung dieses Tores war 2003 der Anfang Sanierung gelungen. Das zu DDR-Zeiten als Kin- der Rettung gewesen“, berichtet Nico Schulz. derkurheim genutzte Schloss verfiel, ebenso das „Wir hoben das Rhododendronfest aus der Taufe, Kavaliershaus. Ein Abriss war im Gespräch. Wir sammelten Spenden.“ Das Fest und die Spenden- wollten das ganze Ensemble retten“, erinnert sich sammlung wurden zu einem Riesenerfolg, das Nico Schulz. Er zählte zu den Gründungsmitglie- Fest ist bis heute ein kultureller Höhepunkt für dern und ist heute Bürgermeister von Osterburg, die ganze Region geblieben. Dieser Erfolg machte der erste Bürgermeister seit 1888, der auch in Os- Mut. 2004 kaufte der Verein das Kavaliershaus für terburg geboren ist. einen symbolischen Euro der Stadt Osterburg ab. Mit Unterstützung von LEADER und Spendern wie Für Nico Schulz ist die Rettung von Schloss Lotto-Toto konnte der Barockbau wieder nutzbar Krumke ein Beispiel für die Entwicklung eines gemacht werden. Ein Parkcafé mit touristischem touristischen „Leuchtturms“ – eines Standorts Informationsangebot zog nach der Sanierung ein. mit Strahlkraft – auch für die Lebensqualität der Das Café organisiert Ausstellungen und Konzerte, Osterburger. Der Schlosspark war in der letzten richtet Privatfeiern und Hochzeiten aus. Im Ge- Förderphase ein Schwerpunkt der Lokalen LEA- spräch ist die Einrichtung von Fremdenzimmern DER-Aktionsgruppe „Mittlere Altmark“ gewesen. im Kavaliershaus. Eine gute Million Euro ist durch LEADER-Projekte in das Kleinod zwei Kilometer vor den Toren Oster- Den Bund fürs Leben können Paare auf dem von ei- burgs geflossen. Als langjähriger Landtagsabge- nem Wassergraben umsäumten Schloss schließen. ordneter hatte Schulz früh die Ziele und Chancen Die privaten Schlossbesitzer haben das neogoti- der EU-Förderstrategie für den ländlichen Raum sche Kleinod liebevoll restauriert, öffnen der Öf- im Blick. Als Kommunalpolitiker spürt er nun, wie fentlichkeit die Schlosspforten für Trauungen in ei- sich Förder-Erfolge anfühlen.

Krumke zählt heute zur touristischen Erlebnis­ route „Gartenräume“, einem Netzwerk der 43 schönsten und bedeutendsten Parks und Gärten im Lande. „In der Altmark sind wir die einzige Anla- ge, die so komplex erhalten ist“, schwärmt Schulz.

Das Schloss und der Schlosspark gehören zum dörflichen Ensemble des früheren Rittergutes Nico Schulz, Bügermeister Krumke – mit Kirche und Gutshof aus dem 12. Jh. der Stadt Osterburg und Aus dem Barock stammen das Kavaliershaus, der Gründungsmitglied des Tempel der Fortuna, der Lustgarten. Eine 400 Jah- Fördervereins „Schloss Krumke“ re alte Buchsbaumhecke ist bis heute erhalten. Im

22 nem besonderen Ambiente. Das Hochzeitsbild vor der Schloss- und der Parkkulisse ist seit Jahrzehn- ten beliebtes Motiv für ungezählte Familienalben.

„Die Osterburger wie die Krumker, die Menschen aus der ganzen Umgebung hängen an ihrem Schloss und an ihrem Park. Ich auch. Meine ganze Familie stammt aus Krumke. Für uns ist das ein Stück Heimat, ein Stück zu Hause, ein Stück Iden- tität“, unterstreicht Nico Schulz. Auch deshalb sollte der Schlosspark neben der Aufwertung zu einem touristischen Markenzeichen immer auch Schloss Krumke ein Naherholungszentrum für die ganze Umge- bung von Osterburg bleiben und weiter entwi- ckelt werden“, betont Schulz.

Der Park ist wieder Schauplatz großer Feste und Konzerte. Eine lokale Wirtschaftsmesse rund um das Thema Hochzeit konnte etabliert werden.

Nico Schulz sieht den Schlosspark als Kern der Standortentwicklung im Nordwesten von Oster- burg, der im Rahmen des Integrierten ländlichen Park mit Orangerie Entwicklungskonzeptes (ILEK) weiterentwickelt werden soll. Den historischen „Gartentraum“ um- säumen das Waldgebiet Krumker Holz mit Jogging- und Radwegen, die auch für die Osterburger zu- gängliche Landessportschule mit Schwimmhalle, Bogenschießstand und anderen modernen Sport- anlagen. Nebenan liegt das Reitsportzentrum, ein weiteres seit Jahren gefördertes LEADER-Projekt. Der „Altmarkrundkurs“ führt Radtouristen wie Einheimische über Krumke bis zum Elberadweg. Der Park liegt direkt am Flüsschen Biese. Vom Ka- nuanleger geht es direkt in die letzte offizielle Kavaliershaus Flussbadeanstalt Deutschlands – das „Biesebad“, dessen Modernisierung geplant ist. „Wir setzen auf die weitere Standortförderung durch LEADER. Diese tolle Bündelung von Tourismus-, Kultur- und Erholungsangeboten auf eng­stem Raum inmitten einer strukturarmen Region ist förderwürdig, weil sie die Lebensqualität hebt, dem demografischen Wandel entgegenwirkt und die Entwicklungsmög- lichkeiten stärkt. Und das nachhaltig. Die letzten gut zehn Jahr haben das bewiesen.“

Parkeingang Blick zur Kirche

23 Osterburg | Schloss Krumke wenn der Verein bei Kaffee und Kuchen zu Führun- gen über das historische und liebevoll restaurierte Hofgelände ruft. Weiterer Jahreshöhepunkt ist eine große Stauden-Tauschbörse. Einmal im Jahr ist Eisbeinessen mit den Jagdhornbläsern. Zu Him- melfahrt laden der Dorferneuerungsverein und die Schäplitz Feuerwehr zu einem großen Fest. Im altdeutschen Backofen backen die Vereinsmitglieder Kuchen „Ohne unseren Verein wäre hier nichts mehr nach alter Väter Sitte für den Steinfelder Bauern- für die Leute, für das Dorf, nichts für die Alten, markt, einem Publikumsmagneten in der Einheits- nichts für die Jungen“, unterstreicht Hans-Eber- gemeinde Stadt Bismark, zu dem jedes Jahr mehr hard Genz und schaut durch die riesigen Fenster als 10.000 Besucher kommen. der ausgebauten Scheune des „Altmarkhofes“. Draußen schlängelt sich ein Pfad vorbei an ei- Das Wichtigste aber ist: Auf dem Altmarkhof nem Spielplatz ins Grün. Auf duftenden Beeten schlägt das Herz des Dorflebens, er ist MIttel- wuchern Kräuter, sprießt Gemüse, am Garten- punkt des Vereins und der Dorfbewohner. „Das zaun grasen Pferde, dahinter altmärkische Weite. Dorf lebt vom Verein, der Verein lebt für den Hof“, Klanghölzer des Sinn- und Tastpfades des altmär- versichert Hans-Eberhard Genz. Der Hof ist Anker- kischen Bauerngartens tönen im lauen Wind. punkt einer Dorfgemeinschaft, in dem heute noch 87 Menschen wohnen. Anfang der 90er Jahre wa- „Kindergruppen begrüßen wir regelmäßig zu Pro- ren es noch 160 gewesen. Ganze elf Schäplitzer jekttagen bei uns auf dem Altmarkhof, bereiten mit sind heute unter 18 Jahren alt. ihnen ein Frühstück mit den Gaben aus dem Garten, kochen im Herbst Apfelmus oder entdecken Gemü- „Wir müssen etwas tun, um den Menschen ein sesorten, die die wenigsten Kinder noch kennen.“ Stück Lebensqualität zu geben, Identität und Heimatgefühl. Das wollen wir hier leben“, erklärt Kaum bekannt bei den Kindern ist das historische Genz. Früher war er Hauptamtsleiter der Verwal- landwirtschaftliche Gerät auf den zwei Etagen der tungsgemeinschaft Kläden, die heute zu Bismark rustikalen Tenne. Für die Alten ist die Sammlung gehört, er war Bürgermeister von Schäplitz und ist ein Stück Lebensgeschichte und Kindheitserin- seit 1999 Vorsitzender des Dorferneuerungsver- nerung. Zum „Kaffeeklatsch auf der Tenne“ des eins. Genz weiß um die Probleme des demografi- Altmarkhofes kommen Menschen aus der ganzen schen Wandels in der strukturarmen Altmark. Umgebung nach Schäplitz. Der Dorferneuerungs- verein lädt einmal im Monat zum Kaffeeklatsch mit Den Dorferneuerungsverein haben 13 Mitglieder Chorauftritten und Vorträgen in die urige Scheune 1996 gegründet, heute sind es 37, darunter auch ein. Besuchergruppen schauen oft und gern vorbei, Alt-Schäplitzer, die inzwischen weggezogen sind. Am Anfang stand die Heimatstube in der alten Hans-Eberhard Schule, ein Beschäftigungsprojekt des zweiten Genz vom Dorf­ Arbeitsmarktes, das dank LEADER mit dem Projekt erneuerungsverein­ Schäplitz „Tourismusbüro“ weiterentwickelt wurde. Genz erklärt: „Das war die Initialzündung für all das, was später kam“.

Mit dem Förderprogramm „Dorferneuerung“ (ab 1995) wuchsen die Ideen über die Kapazität der al- ten Dorfschule hinaus. Der Altmarkhof – ein herun- tergekommenes LPG-Gelände mit Dorf­kneipe im Haupthaus – geriet ins Visier und sollte über Jahre komplett saniert werden – zum Teil mit Mitteln des

24 zweiten Arbeitsmarktes. Und mit Hilfe von LEADER und der Dorferneuerung. Die Gemeinde verkauf- te die alte Schule und erwarb mit dem Erlös den „Altmarkhof“. Der Verein wurde Mieter und zahlt seither die Betriebskosten. „Die ganze Dorfgemein- schaft ist damals losgezogen und hat das Gelände beräumt“, erinnert sich Genz. Die Heimatstube und das Tourismubüro zogen als erste ein. Schritt für Schritt wurde das erste Gebäude von Grund auf saniert. LEADER förderte die Fassadensanie- Der Altmarkhof rung. Heute beherbergt die ehemalige Dorfkneipe eine Ausstellung mit historischem Klassenzimmer und Gebrauchsgegenständen aus Urgroßmutters Hausstand, modern ausgestattete Gemeinderäu- me und einen großen Saal für Sitzungen und Pri- vatfeiern der Dorfbewohner. Die Sanitäranlagen sind auf neuestem Stand. (In der oberen Etage liegt eine kommunale Mietwohnung.)

Ein noch größerer Wurf gelang dem Verein mit der Scheune. „Das war ein ganz wichtiger Schritt gewesen, bei dem LEADER maßgeblich mitgehol- Hans-Eberhard Genz in der Hofausstellung fen hat“, betont Genz. Zusammen mit Beschäfti- gungsprojekten, Spenden von Stiftungen und dank der finanziellen Unterstützung der Verwaltungs- gemeinschaft Kläden konnte die Restaurie­rung und Modernisierung der 1906 gebauten Scheune geschultert werden. „Das war nie ein Alleingang der Schäplitzer gewesen, die Verwaltungsgemein- schaft hat immer dahinter gestanden. Und die LEA- DER-Verantwortlichen auch“, unterstreicht Genz. Der Clou: Die Heizung der Tenne wird kostenlos mit Wärme aus einer Biogasanlage versorgt. Pro- jekte – im Haupthaus, auf den Freiflächen und in der Scheune – hat LEADER unterstützt – von der Der Bauerngarten Pflasterung der Ausstellungsflächen auf dem Hof über die „Oase der Sinne“ im Bauerngarten bis hin zu Küche, Fenstern und Heizung in der Tenne. „Das war enorm wichtig für das Gelingen“, schätzt der Vereinsvorsitzende ein. Genauso wichtig wie das Mitziehen der Vereinsmitglieder und Dorfbewoh- ner. Inzwischen strahlt der Verein auch nach außen, sammelt Spenden, spendet Erlöse von seinen Ver- anstaltungen für eine neue Kirchenglocke. Der Ver- ein macht mit bei der Begrünung des Dorfes, wäs- sert Jungbäume an der Lindenallee. Und hofft, dass die kommenden Generationen die grüne Idylle und ein intaktes Dorfleben für alle Generationen schät- Auf der Tenne zen lernen. Und in ihrer Heimat bleiben wollen.

25 Schäplitz | Altmarkhof der Wende einmal reiten. „Das ging aus Zeitgrün- den nicht.“ Trumpf war in die Kommunalpolitik eingestiegen, wurde bald Verwaltungsleiter. „So trafen wir uns mit fünf Freunden und ritten 1995 eine Woche durch die Altmark. Nach der Rückkehr haben wir uns gesagt: Das machen wir bald wie- Sternreiten der.“ Eine Idee reifte. Ein goldenes Pferd im Knopfloch, Pferde auf dem Eike Trumpf war damals Leiter der Verwaltungs- Schlips, Pferde im Kopf und das Reiten im Her- meinschaft Arneburg-Krusemark. Die Idee, ein zen – als kleiner Junge brauchte Eike Trumpf vom Reittouristiknetz aufzubauen, nahm Gestalt an. elterlichen Hof nur über die Mauer springen und 1997 legte der Bund ein dreijähriges Pilotprojekt stand am Pferdestall der LPG in Hohenberg-Kru- auf – „Neue Wege in den Arbeitsmarkt in dünn semark, einem verschlafenen Örtchen im Osten besiedelten, strukturarmen Regionen“. Für Eike der Altmark. Heute ist der drahtige Mann mit flin- Trumpf und seine Mitstreiter sollten diese Wege ken freundlichen Augen und großem Schnurrbart mit dem Pferd erschlossen werden und so Arbeits- Vorsitzender des Interessenvereins „Sternreiten plätze durch Reittourismus gesichert und neu ge- in der Altmark“ und damit der Kopf des größten schaffen werden. 1999 gründeten sie den Interes- zusammenhängenden Reit-Routennetzes in Eu- senverein „Sternreiten in der Altmark“. Der Verein ropa. Eike Trumpf sattelt auf für die Zukunft sei- wurde Träger des Bundesprojektes, das sich über ner geliebten Heimat. die ganze Altmark erstrecken sollte. Reiterhöfe und -pensionen sollten sternförmig miteinander Nach der Wende verkauften viele landwirt- vernetzt werden. Ein gutes Dutzend Beschäftigte schaftliche Großbetriebe der Altmark ihre Pfer- des zweiten Arbeitsmarktes planierten Reitwege, de aus wirtschaftlichen Gründen. Eike Trumpf schnitten Trassen frei, bauten Schutzhütten, er- und sein Bruder Uwe nutzten wie viele andere richteten Schautafeln und Wegweiser. Später gab Reitsporfreunde die Gunst der Stunde. „Das war der Verein Werbebroschüren heraus, einen Atlas die Keimzelle des Freizeitreitens und später des mit kartierten Reiterwegen und ein erstes Gast- Reittourismus in der Altmark“, sagt Trumpf. Zu geberverzeichnis. In dieser ersten Phase ist das DDR-Zeiten hat es für Pferdefreunde nur Turnier- Grundgerüst des „Sternreitens“ errichtet worden. sport gegeben. Die Pferde dafür kamen meist aus den LPG-Ställen. „Freizeitreiten gab es so gut wie „Von Anfang haben wir uns als Verein für die Rei- nicht.“ Die Sehnsucht danach war aber immer terhöfe verstanden“, betont Eike Trumpf. Den Reit- groß gewesen. Wie die Sehnsucht nach der Weite. tourismus als Wirtschaftszweig im Norden Sach- In den Rocky Mountains wollte Eike Trumpf nach sen-Anhalts zu stärken und weiter zu entwickeln

Eike Trumpf, Vorsitzender der Interessen- gemeinschaft „Sternreiten in der Altmark“

Auch bei Radfahrern beliebt

26 ist oberstes Gebot. Der Verein knüpft Kontakt zu den. Und die Altmark hat viele Sagen. Davon öffentlichen Einrichtungen, bündelt die Interessen künden entlang der Trasse Schautafeln. Schilder der Höfe, der Hotels und Pensionen und wirbt für weisen detailliert den Weg zum nächsten Quar- die Mitglieder mit einem eigenen Stand auf Mes- tier oder zum Schauplatz einer Sage. sen. „Ein Reiterhof kann sich das gar nicht leisten. So zahlen alle ihren Beitrag. Der Verein macht das Themenpfade sind typisch für das „Sternreiten“. ,Sternreiten‘ auf den großen Fachmessen bekannt.“ Alternativ zum sagenhaften Ausritt führen die Der Effekt: „Die Mitglieder freuen sich inzwischen „Elbe-Havel-Tour“, eine „Bauernhof-Tour“, die über viele Stammgäste, neue Mitglieder kommen Trails „Schlösser und Herrenhäuser“ oder die ganz hinzu. Austritte gibt es wenige.“ LEADER hat dabei große „Altmark-Tour“ durch die Altmark und den mitgewirkt und Messeauftritte, Werbematerialien Elb-Havel-Winkel. „Für die große Tour braucht mitfinanziert. Auch einzelne Mitglieder hat LEA- man zehn Tage. Da muss man schon richtig sat- DER unterstützt. Der Ausbau von Pensionen wurde telfest sein“, merkt Eike Trumpf an. gefördert. In Büttnershof, einem idyllischen Guts- haus in Nähe des Elberadweges, hat LEADER den Die Vorzüge der Altmark als El Dorado für Reiter Bau eines Back- und Räucherhauses mitfinanziert. sprechen sich herum. „Eine Landschaft doppelt so groß wie das Saarland, mit gut ausgebauter Dank LEADER ist auch der thematische Reitwan- Infrastruktur – das ist unser Alleinstellungsmerk- derpfad „Alte Sagen auf neuen Wegen“ entstan- mal.“ Die sonst oft beklagte dünne Besiedlung der Altmark ist für das „Sternreiten“ ein Plus. Reiter lieben die Weite, die Einsamkeit, die Stille. Reiter schätzen es, wenn sie mit Gleichgesinnten den Naturgenuss mit sportlicher Aktivität verbin- den können. Und sie lieben die Freiheit. „Dafür sind die Bedingungen bei uns perfekt“, betont Trumpf und begründet: „Wir haben den Riesen- vorteil, eines der großzügigsten Feld- und Forst- ordnungsgesetze zu haben. In Sachsen ist Reiten nur auf ausgeschilderten Wegen erlaubt. In Nord- rhein-Westfalen müssen Pferde sogar Nummern- schilder tragen. Bei uns in Sachsen-Anhalt ist das Reiten überall in Feld und Flur erlaubt. Ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für unsere Bran- che und für die Fortentwicklung unserer struktur- Gutshaus „Büttnershof“ armen Region.“

Neugierig? Ausritt im Raps

27 Sternreiten in der Altmark Kooperationsprojekt Freilichtmuseum Diesdorf

Die Europäische Union unterstützt gebietsüber- Zusammenarbeit Sachsen-Anhalts mit polni- greifende und transnationale Kooperationsvor- schen Akteuren. Einen Höhepunkt stellte dabei haben im Rahmen des LEADER-Prozesses in be- eine 4-tägige Exkursion von Mitgliedern Lokaler sonderer Weise. Das Freilichtmuseum in Diesdorf Aktionsgruppen und kommunaler Gebietskörper- gehört zu den bedeutendsten Einrichtungen die- schaften aus der Republik Polen im Frühjahr 2013 ser Art in Sachsen-Anhalt. Als Mitglied der Loka- in Sachsen-Anhalt dar. Ein Gegenbesuch einer len Aktionsgruppe hat der Altmarkkreis Salzwedel großen Delegation aus der Altmark fand im Sep- (Träger des Museums) frühzeitig Kontakte zu ei- tember 2013 statt. ner vergleichbaren Einrichtung in der polnischen Region Ermland-Masuren geknüpft.

Aus der Anbahnungsphase entstand ein interna- tionales Kooperationsvorhaben, das mit Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) unterstützt wird. Gegenseitige Besuche, der Aus- tausch von Fachleuten und das Gespräch kommu- naler Verantwortungsträger haben Grundlagen geschaffen, um beide Einrichtungen stärker zu profilieren und im europäischen Kontext besser zu vermarkten.

Das Vorhaben aus der LAG Mittlere Altmark bilde- te zudem den Ausgangspunkt für eine intensive Friedhelm Heinecke (2. re.), Leiter des Freilicht- museums, begrüßte im April 2013 Gäste aus Ermland-Masuren in Diesdorf

100 Jahre Freilichtmuseum Verbandsgemeindebürgermeisterin Christiane Lüdemann Diesdorf: Europäisches (li), stellv. LAG-Vorsitzende, unterzeichnete im September Kulturfest des Altmarkkreises 2011 die Kooperationsvereinbarung mit LEADER-Akteuren Salzwedel im September 2011 der polnischen Region Ermland-Masuren

28 LEADER-Netzwerk Sachsen-Anhalt

01 LAG Mittlere Altmark 02 LAG Im Gebiet zwischen Elbe und Havel  03 LAG Uchte-Tanger-Elbe 04 LAG Zwischen Elbe und Fiener Bruch  05 LAG Rund um den Drömling 06 LAG Flechtinger Höhenzug 07 LAG Rund um den Huy  08 LAG Nordharz  09 LAG 10 LAG Elbe-Saale 11 LAG Colbitz-Letzlinger-Heide  12 LAG Börde  13 LAG Bördeland  14 LAG Mittlere Elbe – Fläming 15 LAG Wittenberger Land 16 LAG Dübener Heide 17 LAG Anhalt               18 LAG Unteres Saaletal und Petersberg 19 LAG Mansfeld-Südharz 20 LAG Naturpark Saale-Unstrut-Triasland 21 LAG Zeitz-Weißenfelser Braunkohlerevier 22 LAG Aschersleben_Seeland 23 LAG Börde-Bode-Auen  

29 LEADER-Netzwerk Sachsen-Anhalt Mitglieder der LAG

Kommunale Akteure Wirtschafts- und Sozialpartner (WiSo) • Borchert, Carsten • Gemeinde Jübar • Albrecht-Magerl, Marianne • • Danicke, Sabine • Hansestadt Salzwedel Verein zur Förderung der regionalen Entwick- • Dobberkau, Torsten • Gemeinde Goldbeck lung e. V. c/o LandHotel Albrechts-Hof • Haase, Dr . Volkmar • Hansestadt Werben (Elbe) • Bannier, Burghard • Flair Hotel Deutsches Haus • Hildebrandt, Hans-Joachim • Gemeinde Aland, • Bigus, Ingeborg • Hohenberg-Krusemark Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) • Bilang, Michael • Förderverein Schloß Krumke e.V. • Kautz, Dirk • Gemeinde Hohenberg-Krusemark • Bretschneider, Hartwig • Förderverein • Klebe, Norman • Stadt Arendsee „Fachwerkkirche St. Lorenz“ Rathsleben e. V. • Kloß, Fritz • Flecken Diesdorf • Daries, Andrea • Eiscafé Piccolo, Kalbe (Milde) • Koerlin, Roswitha • Altmarkkreis Salzwedel • Duffe, Marlies • DRK Begegnungsstätte Seehausen • Kuhlmann, Norbert • Gemeinde Iden • Euen, Sylvana • Kreissparkasse Stendal, • Kuwan, Peter • Gemeinde Hassel Filiale Bismark • Leskien, Frank • Gemeinde Kuhfelde • Födisch, Jens • • Lüdemann, Christiane • Evangelische Kirchengemeinde Iden Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf • Gassel, Siegrid • Interessengemeinschaft „Lebens- • Michaelis, Dirk • Landkreis Stendal, und Wirtschaftsraum“ Kalbe und Umgebung Bauordnungsamt/Kreisplanung • Genz, Hans-Eberhard • • Neumann, Detlef • Dorferneuerungsverein Schäplitz e.V. Hansestadt Seehausen (Altmark) • Haacker, Dr . Wolfgang • Verein zum Erhalt und • Prange, Bernd • Gemeinde Altmärkische Höhe, zur Pflege Altmärkischen Brauchtums e. V. Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) • Hagen, von, Ralf • Blaulichtmuseum e. V. Beuster • Reck, Robert • • Heinl, Klaus • Kirchspiel Krusemark-Godbeck Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) • Heins, Marcel • Freiraumkombinat e. V. • Reinhardt, Karsten • Gemeinde Altmärkische Wi- • Hodum, Mandy • Tourismusverband Altmark e. V. sche, Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) • Hofeditz, Karin • Gladigau • Riedinger, Lothar • Stadt Arneburg • Jourdan, Roland • Kirchengemeinden Wanzer, Au- • Schlüsselburg, Verena • Stadt Bismark (Altmark) losen und St. Nikolaus Beuster • Schmauch, Heinrich • Gemeinde Beetzendorf • Jungbluth, Olaf • Wohnungsgenossenschaft • Seifert, Uwe • Gemeinde Zehrental, Sieben Linden e. G. Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) • Kamieth, Erika • Winterfelder Hof • Schulz, Bernd-Heinrich • Gemeinde Rohrberg • Klakow, Dr . Frank. • Reit-, Fahr- und • Schulz, Nico • Hansestadt Osterburg Tourismusverein Krumke e. V. • Schwerin, Karlheinz • Gemeinde Eichstedt • Korf, Heidi • Kirchspiel Garlipp • Wiesel, Ottmar • Hansestadt Gardelegen, Bauamt • Kosch, Iris • Ländliche Erwachsenenbildung e. V.

30 • Kutschenreuter, Annemarie • • Sethge, Gordon • Kutschenreuter‘s Pflegedienst Kirchengemeinde Schenkenhorst • Lazay, Norbert • Kirchspiele Gladigau und Meßdorf • Spöttle, Irmela • KiEZ Arendsee e. V., • Lenz, Christoph • Sozialtherapeutisches Zentrum Kinder- und Jugenderholungszentrum Gut Priemern gGmbH • Stephan, Dr . Volker, • • Loose, Dr . Helge • Tierarztpraxis, Jübar Förderverein St.-Nikolaus-Kirche e. V., Beuster • Mahlow, Jutta • Kirchengemeinde Dobberkau • Strünke, Christoph • • Meier, Ursula • Förderverein „Kirche Mehrin“ e. V. Siedlungsgenossenschaft Ökodorf e. G., Mehrin, Kalbe (Milde) Poppau • Meyer, Michael • Luftkurort Arendsee GmbH • Stützel, Eva • Freundeskreis Ökodorf e. V., Poppau • Michaelis, Stefanie • • Trumpf, Eike • Interessenverein Regionalmanagement Altmark [RemA] „Sternreiten in der Altmark“ e. V. • Müller, Albrecht • • Trumpf, Uwe • Reiterhof & Pension, Förderverein „Kloster Arendsee“ e. V. Hohenberg-Krusemark • Nitschke, Jürgen • Preußen-Verein Altmark e. V. • Warlich, Peter • • Oehlert, Frank • Evangelische Altmärkisches Aufbauwerk Apenburg e. V. Kirchengemeinde Büste • Wiechmann, Cornelia • • Peters, Jürgen • Landschaftspflegeverband Jeetze-Landschaftssanierung GmbH, „Altmärkischer Elb-Havel-Winkel“ e. V.“ Hansestadt Salzwedel • Pieper, Axel • Tischlerei Pieper, Ahlum • Wolf, Gebhard • • Projahn, Dirk • Kirchengemeinde Schernikau Tourismusverein Arendsee und Umgebung e. V. im Kirchspiel Schinne • Rudolph, Gundula • Pflegeelternverein e. V., Beratende Mitglieder (ohne Stimmrecht) Hansestadt Salzwedel • Kunert, Steffen • • Sasse, Bernhard • Mühlenverein Meseberg e. V. Regionale Planungsgemeinschaft Altmark • Schawe, Renate • • Vodde, Christine • Amt für Landwirtschaft, Interessengemeinschaft „Eichenhof“, Aulosen Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Altmark • Schmersau, Adelheid • Förderkreis • Wenslau, Holger • Amt für Landwirtschaft, St. Katharinen-Kirche Eichstedt / Altmark e.V. Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Altmark • Scholz, Silvio • Kirchspiel Dähre-Lagendorf • Schubert, Mathis N . • LEADER-Management (ohne Stimmrecht) „Historische Region Lindstedt“ e. V. • Bock, Dr . Wolfgang • • Schulze, Harald • Heimatverein Dr. Bock & Partner GbR Hennigs von Treffenfeld Könnigde e. V. • Winkelmann, Heike • • Sengstock, Sascha • Hansestadt Osterburg Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

31 Mitglieder der LAG Mittlere Altmark Öffentlich- keitsarbeit

Das LEADER-Management koordiniert die Öf- fentlichkeitsarbeit der Lokalen Aktionsgrup- pe, die vor allem durch die Internetplattform www.mittlere-altmark.de und einen eMail-In- formationsdienst getragen wird. Darüber hin- aus informieren regelmäßig herausgegebene Newsletter und ein Ausstellungssystem so- wie thematische Publikationen über den LEA- DER-Prozess in der Region. Die LAG beteiligte sich zudem an der landesweiten Öffentlich- keitsarbeit im Rahmen des Netzwerkes „LEA- DER in Sachsen-Anhalt“; in diesem Kontext hat sich die Aktionsgruppe auf Messen und Ausstellungen sowie Fachkonferenzen vielfach präsentiert.

32 Lage in Deutschland