100 Jahre Kfz-Gewerbe Gut geschmiert

öLgeschäft E Ohne Schmierstoffe dreht sich am Fahrzeug auf Dauer kein Rädchen. Und auch die Werkstattkasse klemmt. Ein geschichtlicher Öl-Rückblick

Lesen SIe hier...... wie Schmierstoffe die Wirtschaft in Schwung brachten und dass synthetische Öle viel älter sind, als mancher denkt.

en Lebenssaft aller technischen Gebilde bilden Kraft- und D Schmierstoffe. Und seit einiger Zeit halten Öle nicht nur das Auto am ­Leben, sondern oft sichern allein die Öl- margen das Überleben vieler Werkstätten. Eine Entwicklung, die auf Dauer nicht ­erfolgreich sein kann.

Maß der Dinge Doch wie fing das eigentlich alles an mit dem schwarzen Gold? Erdöl – die Basis von Schmierölen und Kraftstoffen – fand man schon vor gut 12.000 Jahren im ­Orient; durch Vermischen mit Sand und Schilf konnte man damit Schiffsplanken abdichten. Auch die Römer schmierten schon Achsen und Räder mit Erdöl. Die heute bekannte Erdölindustrie geht auf ein Patent aus dem Jahre 1855 zurück. So stellte der Kanadier Abraham P. Gesner aus Kohle oder Erdöl erstmals Kerosin her, weil man eine Alternative zum Walöl suchte, um einen Lampenbrennstoff zu haben. Nach den ersten Erdölfunden in Pennsylvania/USA entstand dort ab 1859 eine bedeutende Petroleum-Industrie und bereits 1876 wurde die Hälfte der ameri- kanischen Rohölförderung exportiert. Ab 1925 stellte die IG Farben AG in Deutsch- land Kraftstoffe und Schmieröl her, doch Schmierstoffe aus Pennsylvania galten noch immer als das Maß der Dinge.

Der Iran wurde bereits 1940 per Pipeline an­ gezapft und die erste OLEX-Tankstelle (heute BP) entstand 1920. In den 60ern war die Tank­ stelle beliebter Anlaufpunkt, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Bilder: Shell (2), BP (und Aral)

88 Autohaus 12/2009 Mit Beginn der Motorisierung wuchs sukzessive das Tankstellennetz und es bildete sich die neue Berufsgruppe des (serviceorientierten) Tankwarts.

Keine Überredung ben. Man stelle sich dieses Bild nur heute Unternehmen der Branche, von denen Nachdem Carl Benz 1886 den ersten Mo- vor: Kunden, die an der Öldose oder am weniger als die Hälfte selbst produziert. torwagen vorstellte, wuchs auch für den Motoröldeckel eine angenehme Briese Automobilbereich der Bedarf an Kraft- schnuppern. Man könnte sich viele Milli- Synthese-Entwicklung und Schmierstoffen. Aus heutiger Sicht onen Sponsoring sparen. Um das Eigengeschäft auszubauen, kauften überschaubar, waren im Jahre 1931 bereits Trotz guter Öldüfte waren die ersten die Konzerngesellschaften unabhängige Im- 510.608 Pkw, 161.072 Lastwagen, 12.335 Motoren sehr anfällig für Verschleiß und porteure und Verarbeiter auf und forcierten Omnibusse und 792.075 Motorräder auf die Hersteller versuchten oft minderwer- eigene Direktverkaufsorganisationen. Mit deutschen Straßen unterwegs. Schon gut tige Öle dafür verantwortlich zu machen. Ausbruch des zweiten Weltkrieges durften 30 Jahre früher, um 1900, begann die Ein Ölwechsel war damals im Sommer Schmierstoffe nur für kriegs- oder lebens- ­Motorisierung der Landwirtschaft durch alle 2.000 Kilometer notwendig, im Win- wichtige Zwecke verwendet werden und es Heinrich Lanz aus Mannheim und seinen ter alle 1.500 Kilometer. Welch traumhafte kam zur Kontingentierung. noch heute bekannten und vom Klang Kundenbindung aus heutiger Sicht! Um die Lücke durch nicht mehr vor- unvergleichlichen Bulldog, der 1921 von Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung handene Mineralöle zu schließen, ent- Fritz Huber gebaut wurde. Und schon Deutschlands in den dreißiger Jahren flo- wickelte man synthetische Schmieröle, die ­damals wusste Lanz: „Ich warne ausdrück- rierten auch Industrie, Verkehrsgewerbe überwiegend die Luftwaffe erhielt. 1942 lich vor Verwendung billiger und min­ und Schmierstoffbranche. Galt es doch bei hatten synthetische Öle in Deutschland derwertiger Öle! Schlechtes Öl schmiert manchen Fahrzeugmodellen nicht weni- bereits einen Anteil von zehn Prozent. nicht, auch wenn noch so viel verbraucht ger als 25 bis 30 Schmiernippel pro Woche Von 1938 bis 1942 erforschte man die Zu- wird. Wer an Öl spart, riskiert das Zehn- mit der Fettpresse abzuschmieren. Das sammenhänge zwischen dem Aufbau von fache an Reparaturen und Störungen und deutsche Schmierstoffgeschäft lag 1938 Estern und ihren physikalischen Eigen- darum wird billiges Öl stets das teuerste. überwiegend in der Hand konzernfreier, schaften so weit, dass mehr als 3.500 un- Man lasse sich nicht von jedem Ölhändler mittelständischer Händler. terschiedliche Ester entwickelt wurden. unter hochtrabenden Anpreisungen zu Die Mineralölkonzerne bestritten we- Insbesondere wollte man eine hohe ther- billigem, aber fast immer ungenügendem niger als die Hälfte des Schmierstoffab- mische Stabilität, gutes Viskositäts-Tem- Öl überreden!“ satzes. So waren 1939 2.375 Schmierölgroß­ peraturverhalten, niedrige Gefrierpunkte, Gute Qualitätsöle scheinen zu dieser händler in der Fachuntergruppe III hohe Flammpunkte, gute Mischbarkeit Zeit ein Problem gewesen zu sein und so Schmierölgroßhandel des dritten Reichs mit mineralischen und anderen synthe- warb manche Ölfirma für spezielle Ein- erfasst, die einen Marktanteil von gut 60 tischen Ölen sowie eine bessere Schmier- fahröle mit einem typischen Pfirsichblü- Prozent hatten und etwa 300.000 Tonnen fähigkeit gegenüber Kohlenwasserstoff­ tenduft, um sich von der Masse abzuhe- absetzten. Heute gibt es weniger als 100 ölen erreichen. Eigenschaften, die einem Viele Räder auf kleinem Raum!

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Ob traditioneller Öl-Tanker oder Kraftstofftransport früher: Bis heute hat sich recht wenig geändert. Nur die Öl-Plattformen sind inzwischen Giganten. noch heute bekannt vorkommen und Fördermengen die Konjunktur einbre- 2. Platz ­Basis jeden guten Ölmarketings sind. chen ließ. Westeuropa, Osteuropa und die Nach­ Schaut man in die Statistik, stieg die folgestaaten der Sowjetunion – markie- Deutliches Wachstum Schmierstoffnachfrage in Westdeutschland ren heute den zweitgrößten Schmier- Mit Kriegsende verbesserte sich die Situ- (1950: 345.000 Tonnen; 1970: 1.031.000 stoffmarkt der Welt. Rund 26 Prozent ation der Schmierstoffbranche sukzessive Tonnen) und Ostdeutschland (1950: 86.000 der weltweiten Schmierstoffnachfrage und schon 1952 waren mit 1,5 Millionen Tonnen; 1970: 344.000 Tonnen) drama- müssen hier befriedigt werden. Noch Einheiten mehr Fahrzeuge auf der Straße tisch. Ein Wachstum, von dem wie in den mehr (ca. 37 Prozent) Schmierstoffe be- als vor Ausbruch des Krieges (1,1 Millio- 30er Jahren die großen Mineralölkonzerne nötigt nur der Raum Asien/Pazifik. Und nen). Zudem erkannte die deutsche Wirt- profitieren wollten und man deshalb erneut auch in technischer Hinsicht liegt West- schaft den Export als Chance, wovon unabhängige Schmierstoffunternehmen europa bei Schmierstoffqualitäten und nicht zuletzt die Schmierstoffproduzenten aufkaufte. Trotz Iran-Irak-Krieg (1979) dem Spezialisierungsgrad an der Spitze. profitierten. Die Zeit des Wirtschafts- und einiger negativer Auswirkungen auf Darunter auch ökologische Schmierstof- wunders brach an, die Europäische Wirt- die Ölpreise verdoppelte sich der deutsche fe und Funktionsflüssigkeiten, die als schaftsgemeinschaft entstand (1957) und Fahrzeugbestand zwischen 1970 und 1991 sehr umweltverträglich, entsorgungs- erst 1966/67 kam es zu einer kleineren von 15,1 auf 33,4 Millionen Einheiten. Das freundlich und gesundheitsschonend Rezession, bevor die Ölkrise 1973 auf- Kfz-Gewerbe floriert und mit ihm das Öl- gelten und damit auch zukünftig sehr grund steigender Preise und geringerer geschäft in Autohäusern und Werkstätten. gefragt sind. ts

Exxon Mobil Aral Shell Exxon und Mobil waren 1882 Teil der Am 28. November 1898 gründeten 13 Bergbau- Shell geht zurück auf das Jahr 1833 und die Trust von John D. Rockefeller. Nach der 1911 an- unternehmen die „Westdeutsche Benzol-Ver- Gründung eines Kuriositätengeschäfts in Lon- geordneten Auflösung der Standard Oil Company kaufsvereinigung“ in Bochum, um das Neben- don durch Marcus Samuel, der mit Deko-Mu- bildeten sich die Socony-Vacuum Oil (später produkt Benzol zu verkaufen. 1924 entwickelt scheln handelte. Der Muschelimport aus Fern- Mobil Oil) und die Standard Oil of New Jersey, der BV ein Benzin-Benzol-Gemisch als Otto- ost wandelte sich in ein Geschäft zum Transport abgekürzt SO (gesprochen EssO) – die spätere kraftstoff. Da Benzol zu den ARomaten und von Kerosin. 1890 wechselt man auf Tankschiffe Exxon. Beide Firmen wuchsen Jahrzehnte lang Benzin zu den ALiphaten gehört, nennt man zum Öltransport. Als erster Tanker der Ge- unabhängig, vereinten sich aber im November den Kraftstoff BV-ARAL. 1930 kommen Schmier- schichte durchfährt die „Murex“ 1892 den Suez- 1999 wieder. Die SO wurde in Deutschland vor stoffe im Vertrieb dazu und die Kraftstoffe „Aral“ kanal. 1897 erhält das Unternehmen der Brüder allem bekannt durch die Zusammenarbeit mit und „Deron“ werden blau eingefärbt. 1949 führt den Namen Shell Transport and Trading Compa- der IG Farben bei der Erzeugung synthetischer der BV die erste elektrisch betriebene Zapfsäule ny. Als Logo benutzt es eine Muschelschale. Öle und der Beteiligung bei der Deutschen Gaso- für Kraftstoffe ein. Am 1. Januar 2000 wird die 1919 wird die erste deutsche Raffinerie in lin. Deutsche Tochter war die Deutsch-Amerika- Veba Oel AG Hauptaktionär der Aral AG. 2002 Mohnheim eingeweiht. 2002/2003 gründen die nische Petroleum Gesellschaft, die später die werden die Veba Oel und die Aral AG von EON Deutsche Shell und RWE-DEA das Gemein- Deutsche Esso GmbH wurde. Mobil wurde in an die Deutsche BP AG verkauft. 650 BP-Statio­ schaftsunternehmen Shell & DEA Oil. 2002 wird Deutschland 1899 als Deutsche Vacuum Oil nen in D rüsten auf Aral um; 6 BP-Tankstellen die Firma zu 100 Prozent von Shell übernom- Company in Hamburg gegründet. bleiben, um Markenrechte zu sichern. men und 2003 zur „Shell Deutschland Oil“.

BP Fuchs Die Geschichte von BP beginnt 1909 mit Grün- Die heutige Fuchs Petrolub AG basiert auf der Castrol wird am 9. März 1889 von Charles C. dung der Anglo-Persian Oil Company. Die deut- Unternehmensgründung von Rudolf Fuchs am Wakefield in England gegründet. Er spezialisiert schen Wurzeln starten 1904 mit der Gründung 30. Mai 1931 in Mannheim. Schon 1948 ist sich auf Schmierstoffe für Dampflocks, See- der „Aktiengesellschaft für österreichische und Fuchs im Motorsport und wirbt für sein Produkt fahrts-, Bergwerks- und Textilunternehmen. ungarische Mineralölprodukte (OLEX)“ in Wien Penna Pura. 1960 kommen viele Auslandsvertre­ 1909 wird der Name „Castrol“ eingeführt, der Nach dem zweiten Weltkrieg folgt eine Neu- tungen dazu. 1972 wird das deutsche Geschäft sich von der engl. Bezeichnung für Rizinusöl strukturierung der OLEX und der Firmensitz ausgegliedert, ab 1977 baut man das Valvoline (castor oil) ableitet. Seit 1905 ist Castrol im wird Hamburg. Ab 1950 heißt das Unterneh- Engagement aus. 1978 löst die Marke Titan die Rennsport aktiv. 1943 folgte der Gang an die men „BP Benzin- und Petroleum-Gesellschaft Bezeichnung Penna Pura ab. 1984 wandelt sich Börse. Anfang der 60er Jahre erweitert sich das mbH“. 1974 folgen strukturelle Veränderungen die KG in Fuchs Petrolub AG Oel + Chemie. 1989 Geschäft auf Metallbearbeitung, Kunststoffpro- und der Firmenname wechselt zur „Deutsche übernimmt man Silkolene und baut das Ge- duktion, Imprägnierung und Korrosionsschutz. BP Aktiengesellschaft“. 2002 übernimmt die schäft in Großbritannien aus. Noch heute ist Die Expansion ist teuer und so folgt man 1966 Deutsche BP AG die Veba Oel AG und auch die Fuchs mit gut 4.000 Mitarbeitern und ca. 70 Ge- einem Angebot von . 2000 wird Veba-Tochter Aral. sellschaften weltweit in Familienhand geführt. Castrol-Burmah von der BP Gruppe aufgekauft.

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