423 | Media Perspektiven 9/2013

Bereich Sport macht (z. B. Sky Bundesliga oder Entwicklung der Sportberichterstattung ), konnte nicht berücksichtigt werden, im Free-TV da Sky sich bisher nicht an der Codierung seiner Programminhalte beteiligt hat und somit keine entsprechenden Daten für die Sky-Angebote vor- u Sportprofile im liegen. deutschen Fernsehen Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zudem­ zu berücksichtigen, dass im Rahmen der AGF- 2002 bis 2012 Programmcodierung nur ganze Sendungen erfasst Von Angela Rühle* werden. Sofern Sportberichte im Rahmen anderer Sendungen, z. B. in Nachrichtensendungen, aus- gestrahlt werden, diese Sendungen aber auch an- Mehrheit Sport ist eine stabil nachgefragte Säule des deut- dere Themen umfassen, werden diese Berichte der Zuschauer an schen Fernsehprogrammangebots. Eine Mehrheit nicht als genuine Sportsendungen ausgewiesen. Sport interessiert von 56 Prozent der Erwachsenen ab 14 Jahren gab 2012 an, Sport „besonders gerne“ oder „gerne“ im Fernsehen anzusehen (1). Die Daten Analyse der Programmangebote aus der Zuschauerbefragung ARD-Trend zeigen, Die Art und Weise, wie die Sender das grundsätz- Angebote dass sich das grundsätzliche Interesse an Sport liche Interesse der Zuschauer an Sport aufgreifen ­unterscheiden sich im Zeitverlauf nur wenig geändert hat. und in konkrete Angebote umsetzen, ist vielfältig. im Hinblick auf Die Sportberichterstattung im deutschen Fern- In einigen Sendern ist Sport ein fester Programm- ­Umfang und Infor­ sehen wird vor allem von den Spartensendern bestandteil, der kontinuierlich mit Programmbei- mationsgehalt ­Eurosport und sowie den öffentlich-recht- trägen in relevantem Umfang gepflegt wird, in an- lichen Sendern getragen. Daneben berichten von deren Sendern wird Sport eher epochal immer den privaten Programmanbietern RTL und Sat.1 mal wieder in größerem oder geringerem Umfang kontinuierlich – wenn auch in geringerem Umfang aufgegriffen. Unter den Sendern, die nur phasen- – über Sport. Dies zeigte eine Untersuchung der weise Sport ausstrahlen, handelt es sich dabei Angebotsprofile des Jahres 2011. (2) eher um vereinzelte Sendungen, die der Kategorie Sport zugeordnet wurden. Sportangebot Der vorliegende Beitrag knüpft an diese Ergeb­ Sport wird in der Regel als informierendes der Jahre 2002-2012 nisse an und überprüft diese Momentaufnahme Programmformat mit unmittelbarem Bezug zu untersucht aus dem Jahr 2011 daraufhin, ob die gezeigten konkreten Sportereignissen aufbereitet, das neben Programmprofile im Zeitraum 2002 bis 2012 stabil dem reinen Informationswert auch einen Unter- waren bzw. wo charakteristische Veränderungen haltungsfaktor aus dem Wettbewerbscharakter des in der Programmstrategie der Sender erkennbar Ereignisses generiert. Es finden sich aber auch waren. Zudem geht er der Frage nach, ob sich die Ausnahmen von dieser Regel, wo keine Ereig­ Bedeutung des Sports im Programmangebot der nisse aus der Sportwelt den Berichterstattungs- Sender – gemessen am Umfang der ausgestrahl- hintergrund bilden, sondern vielmehr eigene ten Sportsendungen – verändert hat. Ein weiterer sportliche Ereignisse kreiert werden, um das Nut- Untersuchungsaspekt ist, inwiefern für einzelne zungsmotiv des Wettbewerbs nachzubilden. Hier Sportarten sogenannte „Themenkarrieren“ erkenn- steht der unterhaltende Charakter der Sendung bar sind, die Veränderungen in der Beliebtheit im Vordergrund. Gründe für diese unterschied­ ­dieser Sportarten und damit auch des medialen lichen Programmstrategien im Hinblick auf Sport Interesses daran beschreiben. sind neben rein programmstrategischen Überle- Die Analyse erfolgte anhand der Daten der AGF- gungen sicher auch in ökonomischen Faktoren zu Programmcodierung. (3) Im Untersuchungszeit- suchen, zum Beispiel bei der Frage der Refinan- raum von 2002 bis 2012 beteiligten sich einige zierbarkeit von Sportrechten. Programme kontinuierlich an der AGF-Programm- Sport als eigenständiges und weitgehend kon- codierung. Die Sender , , N24, tinuierliches Programmelement findet sich in den und beteiligten sich nur zeitweise an der Senderangeboten von Eurosport, Sport1, dem AGF-Programmcodierung. Auch Sport1 verab- Ersten, dem ZDF, den privaten Anbietern RTL und schiedete sich Ende 2010. Durchgehende Daten Sat.1 sowie in den Dritten Programmen der ARD. liegen für die Sender , ZDF, die Dritten Eurosport und Sport1 bestreiten absolut, also Programme der ARD, RTL, Sat.1, ProSieben, RTL in Sendeminuten gesehen, den größten Teil des II, Super RTL, , Vox und Eurosport vor. Sportangebots im deutschen Fernsehen. Als Sport­ 2012 nahmen insgesamt 20 Sender an der AGF- spartensender ist der Sport das prägende Pro- Programmcodierung teil. (4) Diese erzielten 2012 grammelement dieser Sender und die Basis ihres gemeinsam eine Marktabdeckung von 83,4 Pro- Geschäftsmodells. zent. (5) Der Pay-TV-Kanal Sky, der im Rahmen seines Programmportfolios vielfältige Angebote aus dem

** Media Perspektiven. Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 424

Unterschiedliche Bei den öffentlich-rechtlichen wie privaten Voll- der ausgewerteten sportführenden Sender lag in Programmstrategie programmen ist Sport eines von mehreren Pro- diesem Jahr bei rund 12 618 Sendestunden. Im bei ö.-r. und privaten grammelementen und steht somit nicht so im Folgejahr, das ohne große Sportevents auskom- Vollprogrammen Fokus des Programmangebots, wie es bei den men musste, lag das Sportvolumen bei 11 673 Spartenprogrammen der Fall ist. Auch hier können Sendestunden, also gut 7 Prozent unter dem Vor- aber deutliche Unterschiede in der programm- jahreswert. Dieses Muster zieht sich im Laufe der strategischen Ausrichtung im Zeitverlauf (6) beob- folgenden Jahre kontinuierlich durch. In den Jah- achtet werden, die verschiedenen Faktoren ge- ren mit großen Sportereignissen stieg auch das schuldet sind. Da ist zum einen die Attraktivität Angebotsvolumen im deutschen Fernsehen. In den des Gegenstandes selbst. Gerade populäre Sport- Jahren ohne große Sportevents sank es wieder arten und Ereignisse treffen auf ein überaus ho­ ab. hes Zuschauerinteresse, das eine hohe Resonanz Die Schwankungen im Programmvolumen las- bei der Aufmerksamkeit des Publikums verspricht. sen sich eindeutig auf die Berichterstattung öffent- Dies kann auf der einen Seite in konkrete Umsät- lich-rechtlicher Sender zurückführen. Ein Blick auf ze durch begleitende Werbung umgesetzt werden, die Verteilung der Sportsendestunden auf die ver- darüber hinaus kann damit zusätzliche Aufmerk- schiedenen sportführenden Sender zeigt: Die größ- samkeit auf andere, eventuell weniger prominente ten Schwankungen im Programmangebot zwischen Programmelemente gelenkt werden, die im Um- Sportjahren und Nicht-Sportjahren zeigen sich im feld der Sportberichte platziert sind. Auf der ande- Programm des Ersten und des ZDF, die jeweils ren Seite besteht ein zweifaches öffentliches In­ ausführlich über die genannten Großereignisse teresse, nämlich einerseits das Interesse der berichteten (vgl. Abbildungen 2 und 3). ­Öffentlichkeit, über den Verlauf und Ausgang wichtiger­ Sportereignisse „von erheblicher gesell- Seit dem Beginn der vergangenen Dekade nimmt Programmvolumen schaftlicher Bedeutung“ (7) informiert zu werden, das Programmvolumen der Sportsendungen kon- Sport gesunken sowie andererseits der Wunsch, die Bandbreite tinuierlich ab. Im Jahr 2002 entfielen in den aus- des sportlichen Lebens in angemessener Form gewerteten Sendern noch rund 12 618 Sende­ auch in medialer Berichterstattung abzubilden. stunden auf Sport, im Jahr 2012 – einem weiteren Ersteres ist als genuine Aufgabe des öffentlich- „Sportjahr“ mit der Fußball-EM in Polen und der rechtlichen Rundfunks festgeschrieben. (8) Die Ukraine sowie den Olympischen Sommerspielen Sportangebote der Vollprogramme bewegen sich und Paralympics in London – waren es nur noch in diesem Spannungsfeld. rund 10 750 Sendestunden, ein Minus von rund Im Folgenden wird die Entwicklung der natio- 15 Prozent. (9) nalen Vollprogramme Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 sowie der Spartensender Eurosport und Über alle Sender hinweg orientiert sich die Be- Anteil Sport1 in den vergangenen zehn Jahren ausführ- richterstattung über Sport an dem ereignisge- der Live-Bericht­ lich vorgestellt. Aus Platzgründen musste auf die prägten Charakter des Genres. Betrachtet man, in erstattung steigt Darstellung der Dritten Programme verzichtet welcher redaktionellen Form über Sport berichtet werden. wird, so machen Übertragungen und Reportagen/ Dokumentationen, bei denen es sich häufig um Umfang Da sich Sportberichterstattung in der Regel auf begleitende Berichte zu den Live-Ereignissen han- der Sportbericht­ aktuelle Sportereignisse bezieht, schwankt das delt, den weit überwiegenden Teil der Berichter- erstattung schwankt Volumen der Berichterstattung mit dem Angebot stattung aus. Zwischen 2002 und 2010 lag der ­ereignis­bedingt an Ereignissen. Betrachtet man die Volumina der Anteil der Übertragungen bei den sechs unter- Sportberichterstattung jahresweise, wird deutlich, suchten Sendern in Summe zwischen 33,0 Pro- dass es sich bei jedem zweiten Jahr um ein soge- zent (2002) und 43,1 Prozent (2010), die der Re- nanntes Sportjahr handelte, in dem bedeutende portagen/Dokumentationen mit Programmantei- Sportereignisse stattfanden. Entweder wurden len zwischen 41,1 Prozent (2005) und 47,1 Pro- Olympische Sommerspiele und Fußball-EM oder zent (2010) sogar noch etwas höher (vgl. Abbil- Olympische Winterspiele und Fußball-WM über- dung 4). War bis 2010 ein leichter, kontinuierli- tragen. Dies wirkte sich in der Fernsehberichter- cher Anstieg der Übertragungen zu beobachten, stattung insofern aus, als in diesen Jahren jeweils so stieg der Programmanteil der Übertragungen ein höheres Programmvolumen an Sport ausge- ab 2011 stark an und machte in den letzten beiden strahlt wurde als im jeweiligen Folgejahr (vgl. Ab- Jahren mehr als die Hälfte aller Sportberichte aus bildung 1). (2011: 53,6 %, 2012: 58,3 %). Der Anteil der Re- 2002 handelte es sich mit der Fußball-WM in portagen sank demgegenüber bis unter die Marke Südkorea und Japan sowie den XIX. Olympischen von 40 Prozent (2011: 41,8 %, 2012: 37,9 %). Winterspielen in Salt Lake City/USA um ein solches Sportjahr. Der Umfang der Sportberichterstattung Ein weiteres Standbein der Sportberichterstattung Anteil der Magazin- im deutschen Fernsehen sind Magazinsendungen. sendungen deutlich Diese berichten meist über verschiedene Sportar- gesunken ten und sind nicht unmittelbar an ein einzelnes Sportereignis gekoppelt, sondern geben vielmehr einen Überblick über die Ereignislage insgesamt. Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 425 | Media Perspektiven 9/2013

Abb. 1 Sportangebot gesamt: Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, Eurosport und Sport1* 2002 bis 2012 in Sendestunden

Fortschreibung

3.467 Sport1 (Wert 3.467 2010) 12.618 12.045 11.673 11.655 11.562 11.446 11.406 11.318 10.739 Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, ESP 7.283 7.028 und Sport1 (bis 2010)

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

*Die Werte für Sport1 wurden 2002-2010 subsummiert, danach die Werte von 2010 fortgeschrieben.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Abb. 2 Sportanteile: Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 2002 bis 2012 Sendungsdauer in %

12

10

ARD 8 Das Erste

6 ZDF

4 RTL 2 Sat.1 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Im Gegensatz zu der ereignisbezogenen Bericht- ten. Ursächlich hierfür war, dass zahlreiche Maga­ erstattungsform der Übertragungen ist hier ein zinformate aus dem Programm genommen wur- deutlicher Rückgang des Programmvolumens über den (bei Sport1 und beim ZDF die Sportsendungen die letzten zehn Jahre zu beobachten. Der Anteil im „Frühstücksfernsehen“) bzw. aufgrund einer ge­ von Magazinsendungen am Sportprogramm der änderten Rechtesituation drastisch in ihrem Um- Sender betrug 2012 3,6 Prozent. 2002 lag dieser fang beschnitten wurde (Sat.1 „ran“). Wert noch bei 15,2 Prozent. Rückgänge in dieser Kategorie waren vor allem 2002 und 2003 zu be- Unterschiedliche Bedeutung kam im Zeitverlauf Unterhaltende obachten. In dieser Zeit sank der Programmanteil auch den sportlichen Ratespielen/Quiz/Game- Programmelemente der Magazine auf 5,8 Prozent im Jahr 2004 und shows zu, die vor allem auf Sport1 zu finden vor allem bei Sport1 bewegte sich danach kontinuierlich zwischen 3 waren. Diese erlebten einen Boom in den Jahren und gut 5 Prozent. Der größte Rückgang bei den Magazinformaten war bei Sport1, Sat.1 und in etwas geringerem Umfang beim ZDF zu beobach- Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 426

Abb. 3 Sportanteile: Spartensender 2002 bis 2012 Sendungsdauer in %

93,5 93,4 92,9 92,4 93,2 95,4 95,0 94,0 93,3 94,2 92,5

56,5 53,5 54,9 50,2 53,1 51,8 52,1 51,8 41,3 41,3* 41,3*

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Eurosport Sport1 Fortschreibung Sport1

* Für Sport1 wurden die letzten verfügbaren Werte von 2010 fortgeschrieben.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Abb. 4 Sendungsformen im Sportprogramm: Gesamtangebot Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, Eurosport und Sport1* 2002 bis 2012 Sendungsdauer in %

70

60 Reportage/ 50 Dokumentation

40 Übertragung

30 Magazine 20

10 Ratespiel, Quiz, Gameshow (ohne 0 Werbung) 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

* Sport1 bis einschließlich 2010.

Die Programmkategorien Nachrichten, Ratgeber/Teletipp, Frühstücksfernsehen, Talk/Gespräch und Show/Nummernprogramm erreichten im Untersuchungszeitraum mindestens einmal einen Programmanteil über 1 Prozent, blieben im Gesamtvolumen (Maximalwert 2,7 %) aber von geringer Bedeutung.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

2004 bis 2009, wo sich ihr Programmanteil auf Ballsportarten wurden am umfangreichsten auf- Fußball und Tennis Werte zwischen 10,5 und 13,8 Prozent belief. gegriffen. In den letzten zehn Jahren lag der An- die meistgezeigten Davor und danach machten Sportquizsendungen teil des Ballsports am Gesamtsportangebot der Sportarten – Pro- zwischen 2,2 Prozent (2003) und 3,0 Prozent untersuchten Sender immer zwischen 34,8 Pro- grammanteile Fußball (2010) des gesamten Sportangebots aus, bevor zent (2007) und 41,7 Prozent (2003) (vgl. Abbil- rückläufig sie – mit dem Ausscheiden von Sport1 aus der dung 5). Interessant ist dabei, dass Fußball zu- Programmcodierung – 2011 weitgehend aus den nehmend an Sendezeitanteilen verliert. Lag der Programmen verschwanden. Andere Programm- Anteil des Fußballs am Gesamtangebot des Sports kategorien waren im Bereich der Sportberichter- in den untersuchten Sendern 2002 noch bei rund stattung von geringer Bedeutung. einem Viertel, reduzierte sich das Programmvolu- men bis 2012 auf gut 16 Prozent des Gesamtan- gebots (vgl. Abbildung 6). Im Gegenzug erlebte Tennis nach 2009 einen neuen Aufstieg. Erreich- ten die Programmanteile von Tennis bis 2009 zwi- Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 427 | Media Perspektiven 9/2013

Abb. 5 Sportarten: Gesamtangebot Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, Eurosport und Sport1* 2002 bis 2012 Sendungsdauer in %

50

Ballsport 40 sonstige Sportarten Wintersport 30 Motorsport

20 Sport allgemein

Kampfsport

10 Leichathletik

Wassersport 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

*Sport1 bis einschließlich 2010.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Abb. 6 Ballsportarten: Gesamtangebot Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, Eurosport und Sport1* 2002 bis 2012 Sendungsdauer in %

30

25 Fußball 20 Tennis

15 Handball

10 Basketball

Volleyball/ 5 Beachvolleyball Golf 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

* Sport1 bis einschließlich 2010.

Der Programmanteil der Sportarten Feldhockey, Tischtennis, Rugby, American Football und Baseball sowie der Kategorie "sonstige Ballsportarten" lag im gesamten Untersuchungszeitraum unter 1 Prozent.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

schen 8,1 und 10,5 Prozent, verdoppelte sich die Deutliche Sendezeitzuwächse waren seit 2002 für Starker Einfluss Sendezeit bis 2012 nahezu auf 16 Prozent aller Sportarten zu verzeichnen, die nicht den Katego- der Programment- Sportberichte. Auf Tennis wurde damit im Ge- rien Ball-, Winter-, Motor-, Kampf- und Wasser- scheidungen der samtangebot fast ebenso viel Sendezeit wie auf sport sowie Leichtathletik zugeordnet werden Spartensender auf Fußball verwendet. Verantwortlich für diese Ent- konnten. Der Programmanteil dieser „Sonstigen das Gesamtangebot wicklung ist vor allem die Programmausrichtung Sportarten“ stieg von 13,2 Prozent 2002 auf 22,7 von Eurosport, dessen Programmvolumen einen Großteil des gesamten Sportangebots im deutschen Fernsehen ausmacht. Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 428

Prozent 2012. Auch hier prägten die Programm- ­zwischen 92,4 (2005) und 95,4 (2007) Prozent entscheidungen der Spartensender die Entwick- seines gesamten Programmangebots (vgl. Abbil- lung. Wichtigste Faktoren waren die umfangrei- dung 3). che Steigerung des Angebots im Bereich Billard/ Snooker von 0,9 Prozent 2002 auf 10,3 Prozent Auch Sport1 berichtete in den Jahren 2002 bis Sinkende 2012 sowie ein deutlicher Anstieg der Radsport- 2009 kontinuierlich ausführlich über Sport. Die Sportanteile berichte seit 2010 (2009: 3,9%, 2012: 7,0 %) auf Anzahl der Sendestunden betrug hier zwischen bei Sport1 Eurosport, sowie die Poker-Berichterstattung auf 4 201 (2003) und 4 714 (2002). Bei Sport1 ist der Sport1 seit 2006 („Showsport/Entertainment“, Anteil des Sports am Gesamtprogramm des Sen- 2010: 5,8 %) (vgl. Abbildung 7). Zwischen 2004 ders jedoch deutlich niedriger als bei Eurosport. und 2009 konnten multithematische Sendungen Bis 2009 widmete sich gut die Hälfte des Pro- („Sport allgemein“) einen Höhenflug verzeichnen. grammangebots dem Sport (Spitzenwert: 2002: Es handelt sich hierbei um den beschriebenen 56,5 %). 2010 war allerdings ein Wechsel in der Boom der Sportratespiele in Sport1. Die Bedeu- Programmstrategie zu beobachten. Der Anteil un- tung von Wintersportarten für das Programman- terhaltender Programmelemente, der bis dahin gebot stieg in den Jahren 2009 bis 2011 deutlich zwischen 8 und 15 Prozent gelegen hatte, wurde an. 2012 scheint der Höhepunkt dieses Trends auf 20 Prozent des Gesamtprogramms ausgewei- aber überschritten, der Programmanteil sank, nach tet, der Anteil des Sports am Programm dagegen einem Spitzenwert von 19,0 Prozent 2011, auf um rund ein Fünftel auf gut 41 Prozent reduziert. 15,4 Prozent des Gesamtangebots 2012. Motor- sportarten verloren im Zeitverlauf dagegen an Auf- Bei Eurosport steht die Live-Berichterstattung im Eurosport: Ereignisse merksamkeit. Während der Programmanteil der Zentrum. Mit Ausnahme der Jahre 2002 und 2010 stehen im Mittelpunkt Motorsportarten 2002 noch 15,2 Prozent betrug, waren Übertragungen mit Programmanteilen zwi- reduzierte sich dieses Volumen in den folgenden schen 48,7 Prozent (2003) und 57,7 Prozent Jahren kontinuierlich auf einen Wert von 6,3 Pro- (2012) die wichtigste Programmkategorie (vgl. zent 2012. Andere Sportbereiche überschritten Abbildung 8). Fast ebenso wichtig waren Reporta- die Marke von 5 Prozent des gesamten Pro- gen/Dokumentationen, wo­bei es sich überwie- grammvolumens an Sport nur vereinzelt. Ein Blick gend um Begleitberichterstattung handelte. Sie in die einzelnen sportführenden Sender konkre­ machten zwischen 51,4 Prozent (2002) und 40,7 tisiert diese Ergebnisse. (2012) Prozent des Programmangebots aus. Seit 2010 fand auch bei ­Eurosport eine Programmver- Eurosport und Sport1 schiebung zugunsten von Übertragungen statt. Unterschiedliche Pro- Die Sportspartensender Eurosport und Sport1 be- Der Programmanteil der Übertragungen stieg von grammschwerpunkte richten erwartungsgemäß am ausführlichsten über 48,2 Prozent (2010) auf 57,7 Prozent (2012) an. der Spartensender Sport. Sport ist bei beiden Sendern der Kern des Proportional nahm im selben Zeitraum der Um- Programmangebots. Trotz dieser Gemeinsamkeit fang der Reportagen und Dokumentationen ab. in der Grundausrichtung lassen sich bei beiden Neben diesen Programmkategorien fanden sich Programmen deutliche strukturelle und inhaltliche bei Eurosport auch kontinuierliche Sportmagazi- Unterschiede beschreiben. Beide Programme ha­ ne. Dabei handelte es sich zum Beispiel um „Fuß- ben im Laufe der Zeit unterschiedliche Programm- ball Eurogoals“ oder „Sport allgemein WATTS!“ schwerpunkte aufgebaut. Während sich Eurosport sowie zwischen 2002 und 2006 das Fun- und Ex- sehr stark auf den Sport selbst und dessen Ereig- tremsportmagazin „YOZ“, die – mit abnehmender nispotenziale konzentriert, nutzt Sport1 den Sport Tendenz nach 2003 – zwischen 7,0 Prozent stärker als Rahmen für unterhaltende Angebote (2003) und 1,6 Prozent (2012) des Programms und auch der Gesamtanteil des Sports am Pro- füllten. Bis 2005 fanden sich auch Sportnachrich- grammangebot ist deutlich niedriger als bei Euro- ten wie der „Eurosport News Flash“, „Eurosport sport. Bei Eurosport zeigt sich zudem eine größere News Report“ oder in geringerem Umfang beglei- Kontinuität in der Programmierung. tende Nachrichtensendungen zu den Olympischen Spielen mit Programmanteilen zwischen 2,6 Pro- Eurosport berichtet Vergleicht man den Programmumfang, den die zent (2002) und 1,1 Prozent (2005) bei Eurosport, kontinuierlich am einzelnen Sender im Laufe der Jahre dem Sport die nach 2005 aber nahezu vollständig aus dem ausführlichsten widmeten, so erweist sich das Sportan­gebot von Senderportfolio verschwanden. Eurosport über die Jahre hinweg als außerordent- lich stabil. Eurosport ist der Sender, der auf dem Im Gegensatz zu Eurosport, wo die redaktio- Begleitende deutschen Fernsehmarkt am ausführlichsten und nelle Form des Programms im Verlauf der Jahre Berichterstattung auch vielfältigsten über Sport berichtet. (10) Im eine große Kontinuität aufweist, zeigten die Sen- und unterhaltende Laufe der vergangenen Dekade strahlte Eurosport dungsformen des Sport1-Programms deutliche Formate Schwer- jährlich zwischen 5 605 (2009) und 5 810 (2012) Schwankungen. Das wichtigste Programmele- punkte bei Sport1 Sendestunden Sport aus und bestritt damit ment auf Sport1 waren über alle Jahre hinweg die Reportagen/Dokumentationen. Rund die Hälfte des Sportprogramms von Sport1 wurde somit mit begleitender Berichterstattung bestritten. Die Pro- grammanteile schwankten in dieser Kategorie Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 429 | Media Perspektiven 9/2013

Abb. 7 Sonstige Sportarten: Gesamtangebot Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, Eurosport und Sport1* 2002 bis 2012 Sendungsdauer in % 8

Radsport

6 Showsport/ Entertainment

Wrestling

4 Kraftsport/ Gewichtheben

Reitsport/ Pferdesport 2 Fun-/Extremsport

Bowling, Kegeln 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

*Sport1 bis einschließlich 2010.

Der Programmanteil der Sportarten Turnen, Rhythm. Sportgymnastik, Triathlon, Tanzen, Bowling/Kegeln, Bodybuilding, Aerobic sowie der Kategorie "sonstige Sportarten" lag im gesamten Untersuchungszeitraum unter 1 Prozent.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Abb. 8 Sportangebot nach Sendungsformen: Eurosport 2002 bis 2012 Abb. 9 Sportangebot nach Sendungsformen: Sport1 2002 bis 2010 Sendungsdauer in % Sendungsdauer in %

60 60

Reportage 50 Übertragung 50 /Dokumentation

Übertragung 40 40 Reportage/ Dokumentation 30 30 Ratespiel, Quiz, Gameshow (ohne Magazine Werbung) 20 20 Magazine

10 Nachrichten 10 Talk/ Gespräch/ 0 0 Interview

Auf allen anderen Sendungsformen entfiel keine Sendezeit. Auf alle anderen Sendungsformen entfiel keine oder nur sehr wenig Sendezeit (<1 %).

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

zwischen 42,3 Prozent (2005) und 55,9 Prozent des Sportangebots aus. Nach 2008 wurde der An- (2003) und lagen zuletzt bei 49,3 Prozent (2010) teil der Übertragungen allerdings deutlich ausge- (vgl. Abbildung 9). Live-Übertragungen spielen baut und betrug 2010, dem letzten verfügbaren demgegenüber eine untergeordnete Rolle. Bis 2008 machten sie deutlich weniger als ein Fünftel Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 430

Datenbestand für Sport1, 29,5 Prozent. Am um- Tendenziell fallend war der Trend seit 2002 für fangreichsten wurde live über Fußball, Tennis, den Motorsport – hier vor allem dem Motorrad- Handball und Basketball berichtet. rennsport –, dessen Programmanteil kontinuier- Ein Charakteristikum des Sportangebots von lich von 12,2 Prozent (2002) auf 5,2 Prozent Sport1, die starke Ausrichtung auf unterhaltende (2012) sank, sowie ab 2004 auch in geringerem Programmelemente, zeigt sich auch darin, dass Umfang den Kampfsportarten. Ratespiele/Quiz/Gameshows noch vor Übertra- gungen das zweitwichtigste Programmelement im Im Gegensatz zu den privaten Vollprogrammen, Multithematische Bereich Sport bilden. War deren Programmanteil wo sich multithematische Sportsendungen nur Sendungen fester vor 2004 mit gut 6 Prozent eher marginal, so stieg vereinzelt finden, sind diese bei Eurosport ein Programmbestandteil er 2004 sprunghaft auf knapp 30 Prozent an und kontinuierlicher Programmbestandteil. Der Anteil hielt dieses Niveau bis 2009. 2010 sank der Anteil des Programms, der auf die multithematische Ka- dann wieder unter die 10-Prozent-Marke. Verant- tegorie „Sport allgemein“ entfiel, lag im Zeitver- wortlich für diese Entwicklung war vor allem das lauf zwischen 1,6 Prozent (2009) und 6,5 Prozent „DSF–Sportquiz“, das es zwischen 2004 und (2004). Dabei handelte es sich um das Sport­ 2010 auf knapp 8 000 Sendestunden brachte. magazin „WATTS!“, um zahlreiche Reportagen und Magazinsendungen waren für das Sport1- Dokumentationen, zum Beispiel zu den Olym­ Sportprogramm von unterschiedlicher Bedeutung. pischen Spielen, sowie Sportnachrichten. 2012 Lag der Anteil der Sportmagazine Anfang der machten multithematische Sendungen 5,0 Pro- 2000er Jahre noch bei über 20 Prozent, so wurde zent des Sportangebots bei Eurosport aus. dieser – parallel zum Ausbau der Quizformate – radikal zurückgefahren, indem zahlreiche Sendun- Das wichtigste Programmelement sind auch bei Ballsportarten gen, zum Beispiel die Motorsportmagazine „Mons- Eurosport die Ballsportarten. Mit Programmantei- vorne – Tennis ter Trucks“ und „Off Road Magazin“ oder das len zwischen 35,9 Prozent (2010) und 40,3 Pro- nun wichtigste Fußballmagazin „FUJUMA!“ sowie etliche andere zent (2006) stellen sie kontinuierlich den größten Einzelsportart Magazinsendungen zu unterschiedlichen Sportar- Teil des Sportangebots des Senders. Bei den Ball- ten, aus dem Programm genommen wurden. Der sportarten ist neben Fußball auch Tennis von gro- Programmanteil von Magazinsendungen schwank- ßer Bedeutung. Fußball war aber auch auf Euro- te in den Jahren 2004 bis 2009 zwischen 0,6 sport bis 2008 die Sportart, über die am ausführ- (2009) und 4,2 Prozent (2007). 2010 stieg dieser lichsten berichtet wurde. Die Programmanteile für Anteil mit der Ausstrahlung von „BIKE – Das Polo Fußball beliefen sich in dieser Zeit auf Werte zwi- Motorradmagazin“ wieder auf 7,4 Prozent an. schen 16,6 Prozent (2007) und 21,6 Prozent Auch Talks/Gespräche/Interviews fanden sich (2004). Tennis war in dieser Zeit – mit deutlichem durchgehend im Programm von Sport1. Die Pro- Abstand zu allen anderen Sportarten – das zweit- grammanteile lagen hier zwischen 3 und knapp 6 wichtigste Programmangebot bei Eurosport. Mit Prozent und wurden durch Sendungen wie zu- umfangreichen Übertragungen von den Turnieren nächst „HATTRICK“ und später „Doppelpass“ er- der ATP- und WTA-Tour, Grand-Slam-Turnieren zielt. Die Talk-Formate auf Sport1 widmeten sich und der dazu begleitenden Berichterstattung in fast ausschließlich dem Fußballgeschehen. Form von Reportagen und Dokumentationen kam Auch im Hinblick auf die angebotenen Pro- Tennis in Eurosport auf Programmanteile zwischen gramminhalte weisen die beiden Sportsparten- 13,4 Prozent (2004) und 15,8 Prozent (2005) und sender spezifische Schwerpunkte auf, die die An- prägte wesentlich den Auftritt des Senders mit. gebote deutlich profilieren. 2009 wurde dann der Programmanteil von Tennis auf 16,9 Prozent ausgebaut und schob sich damit Hohe Das Programmangebot von Eurosport zeichnet erstmals vor Fußball. Diese Entwicklung setzte Programm­kontinuität sich durch eine hohe Kontinuität und Vielfalt aus. sich in den Folgejahren fort. und -vielfalt bei Die Programmanteile der verschiedenen Sport­ Eurosport kategorien blieben über die Jahre hinweg relativ Sonstigen Sportarten widmete Eurosport im Laufe Wachsende stabil. Im Angebot von Eurosport fanden sich zwi- der letzten zehn Jahre zunehmend mehr Sende- Programmanteile schen 2002 und 2012 zwischen 44 und 50 von zeit. Der Programmanteil stieg hier kontinuierlich für Billard/Snooker insgesamt 63 codierbaren Sportarten. von 13,2 Prozent 2002 auf 27,7 Prozent 2012. und Radsport Im Vordergrund der Berichterstattung stehen Die wichtigsten Einzelsportarten in diesem Be- die Ballsportarten (vgl. Abbildung 10). An zweiter reich sind Billard/Snooker sowie der Radsport. Stelle kamen die sonstigen Sportarten, auf die als Billard/Snooker kam erstmals 2003 in relevantem einzige Kategorie im Lauf der Zeit zunehmend Umfang (3,1 %) ins Programm. Bereits 2004 hatte mehr Sendezeit verwendet wurde. Es folgt der sich dieser Anteil mehr als verdoppelt und wurde Wintersport, der im Hinblick auf seinen Programm­ seitdem relativ kontinuierlich auf den Spitzenwert umfang Schwankungen unterworfen war. von 12,9 Prozent 2012 ausgebaut. Radsport machte in den Jahren 2002 bis 2008 zwischen 4,8 und 6,2 Prozent des Sportprogramms von Eu- rosport aus. Im Jahr 2009 wurde der Programm- anteil weiter ausgebaut und stellte seit 2010 zwi- schen 8 und 9 Prozent des Programmangebots Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 431 | Media Perspektiven 9/2013

Abb. 10 Sportangebot nach Sportarten: Eurosport 2002 bis 2012 Abb. 11 Sportangebot nach Sportarten: Sport1 2002 bis 2010 Sendungsdauer in % Sendungsdauer in %

60 60

50 50 Ballsport Ballsport

sonstige Sport 40 Sportarten 40 allgemein Wintersport sonstige Sportarten 30 30 Motorsport Motorsport

Kampfsport Kampfsport 20 20 Sport allgemein Wintersport

10 Leichathletik 10 Leichathletik

Wassersport Wassersport 0 0

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

des Senders. Verantwortlich war dafür eine Aus- Wichtigstes Programmelement sind auch bei weitung des Angebots der gezeigten Veranstal- Sport1 die Ballsportarten, die kontinuierlich min- tungen. Darüber hinaus zeigt Eurosport eine Viel- destens ein Drittel des Sportprogramms stellen, zahl verschiedener weiterer sonstiger Sportarten. im Spitzenwert sogar knapp über die Hälfte (vgl. Als wichtigste sind Reiten, Kraftsport/Gewicht­ Abbildung 11). heben, Wrestling und Fun-/Extremsport zu nennen. In den Jahren 2004 bis 2009 wurde multithe- Wintersport ist die dritte Säule des Programm­ matischen Sendungen (Kategorie „Sport allge- angebots von Eurosport. Mit Programmanteilen mein“) fast ebenso viel Sendezeit eingeräumt wie zwischen 11,4 Prozent (2004) und 20,8 Prozent den Ballsportarten. Der weitaus größte Teil wurde (2010) schwankt der Umfang der Berichterstat- mit unterhaltenden Ratespielen, konkret der Sen- tung zwar recht stark, bleibt aber für das Gesamt- dung „DSF – Das Sportquiz“, bestritten. Die Pro- portfolio des Senders kontinuierlich von großer grammanteile lagen in diesen Jahren zwischen Bedeutung. Im Aufbau des Wintersportangebots 31,1 Prozent (2007) und 38,1 Prozent (2005). zeigen sich Parallelen zwischen Eurosport, dem Weitere wichtige Programmelemente bei Sport1 Ersten und dem ZDF. Skispringen, Biathlon, Ski waren der Motorsport sowie die sonstigen Sport- nordisch und Ski alpin sind die wichtigsten Sport- arten. arten, es werden aber auch weitere Wintersport- arten gezeigt. Ballsport bedeutete auch bei Sport1 in erster Sinkende Programm- Die Bedeutung von Skispringen hat in den letz- Linie Fußball. Fußball stellte seit 2002 zwischen anteile für Fußball ten Jahren deutlich zugenommen. Vor 2009 lagen 24,0 Prozent (2009) und 38,5 Prozent (2003) des und Motorsport die Programmanteile der Sportart in der Regel Sportangebots des Senders. Im Mittelpunkt der (Ausnahme 2002: 4,4 %) zwischen 2,7 und 3,5 Berichterstattung standen dabei Reportagen und Prozent. Ab 2009 schwankte der Programmanteil Dokumentationen, die – in Ermangelung eigener des Skispringens zwischen 4,4 und 5,5 Prozent Übertragungsrechte – vor allem das Geschehen in (Spitzenwert 2010). Die Entwicklung 2012 zeigt der ersten und zweiten Bundesliga begleiteten. Rückgänge bei Ski nordisch und Eiskunstlauf/Eis- Als Formate sind hier die Sendungen „Hattrick“ tanz, die sich seltener als in den Jahren davor im oder „Bundesliga pur“ und „Bundesliga aktuell“ Programm fanden. zu nennen. Daneben fanden sich aber auch um- fangreiche Talksendungen, allen voran die Sen- Wechselnde Sport1 weist bei seiner Sportprogrammierung dung „Doppelpass“. Übertragungen spielten dem- Programmschwer- nicht die gleiche Kontinuität wie Eurosport auf. Die gegenüber eine nachrangige Rolle und fanden sich punkte bei Sport1 Programmangebote sind sehr viel deutlicheren einmal als Live-Berichte von der zweiten Bundes- Schwankungen unterworfen. Darüber hinaus bietet liga („Hattrick“) oder von anderen Turnieren (Con- auch Sport1 mit 27 bis 32 gezeigten Sportarten ein breites Spektrum an, lediglich 2002 reichte die Bandbreite des Angebots mit 44 verschie­ denen Sportarten an die von Eurosport heran. Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 432

federations Cup, U19 WM, FA Cup u. ä.). Mit Aus- Das Erste und ZDF nahme des Jahres 2003, in dem durch umfang- Die Programmprofile der beiden öffentlich-rechtli- Größte Programm- reichere Fußball- sowie Rugby- und Golf-Sen­ chen Hauptprogramme weisen zahlreiche Paralle- vielfalt unter den dungen überdurchschnittlich viel Ballsport ausge- len auf. Gemeinsam ist dem Ersten Programm Vollprogrammen strahlt wurde, wurde dem Fußball im Zeitverlauf und dem ZDF eine große Bandbreite gezeigter aber immer weniger Sendezeit eingeräumt. Der Sportarten. Im Ersten wurden in den Jahren 2001 Programmanteil sank von 32,1 Prozent (2002) auf bis 2012 zwischen 21 (2009) und 42 (2004) der 26,6 Prozent (2010). 2010, dem letzten Jahr in codierbaren Sportarten gezeigt, beim ZDF dem Programmcodierungsdaten für Sport1 verfüg- waren es zwischen 24 (2002) und 36 (2012). bar sind, stieg der Anteil des Ballsports am Pro- Diese Bandbreite ist vor allem deshalb gramm dann wieder auf knapp 44 Prozent an. erwähnenswert, da Sport in beiden Programmen Dies war allerdings nur in kleinen Teilen dem – anders als bei den Sportspartensendern – nur Fußball zuzurechnen, sondern speiste sich eher eines von verschiedenen Programmelementen ist aus überdurchschnittlichen Programmanteilen für und bei weitem keinen so hohen Anteil am Handball (5,9 %), wo die Live-Berichterstattung Gesamtprogramm hat, wie dies bei den über die erste Handball-Bundesliga deutlich aus- Spartensendern Eurosport oder Sport1 der Fall ist. gebaut wurde, Basketball (4,2 %) und Golf (2,2 %). Unter allen Vollprogrammen berichten Das Erste Motorsport war in den Jahren 2002 und 2003 und das ZDF zudem am umfangreichsten über nach Fußball die wichtigste Sportart auf Sport1. Sport. Trotz dieser Gemeinsamkeiten lassen sich Die Programmanteile von 23,5 bzw. 22,2 Prozent sowohl beim Ersten als auch beim ZDF eigene resultierten hauptsächlich aus multithematischen Akzentuierungen in der Sportberichterstattung Sendungen der Kategorie „Motorsport allgemein“. erkennen. Konkret handelte es sich dabei vor allem um Re- In den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptpro- Umfang der Sport­ portagen, allen voran die Sendung „Motorvision“, grammen lassen sich ereignisabhängige Jahres- berichterstattung sowie um verschiedene Motorsportmagazine, die schwankungen erkennen. Einmal schwankt das korrespondiert mit nach 2003 aus dem Programm genommen wur- Volumen der ausgestrahlten Sportsendungen deut- der Ereignislage den (z. B. „die automacher“, „Monster Trucks“ oder lich mit dem Ereignishintergrund des jeweiligen „sport auto TV“). Nach 2003 nahm die Bedeutung Sportjahres, zweitens nimmt das Berichterstat- des Motorsports für Sport1 ab und pendelte sich tungsvolumen seit Anfang der 2000er Jahre ten- in den Jahren 2006 bis 2009 auf einem Niveau denziell ab (vgl. Abbildung 2). So war 2002 so- um 10 Prozent (9,4 % – 12,7 %) ein. Auch hier war wohl im Ersten als auch im ZDF das Jahr im Un- die Reduktion multithematischer Motorsportmaga­ tersuchungszeitraum, an dem am ausführlichsten zine und -reportagen, entscheidend für die Ent- über Sport berichtet wurde. Das Erste brachte es wicklung. Erst 2010 stieg der Anteil des Moto- 2002 – einem „Sportjahr“ mit der Fußball-WM in sports wieder an. Beispielhaft für diese Entwick- Südkorea und Japan und den XIX. Olympischen lung sind „Turbo – Das Automagazin“, das laut Ei- Winterspielen in Salt Lake City/USA – auf rund genbeschreibung „großen Wert auf den Unterhal- 973 Sendestunden Sport. Dies entspricht einem tungs- und Abenteuerfaktor Auto“ (11) legt, sowie Programmanteil von 11,4 Prozent. Das ZDF kam die Reportage-Reihen „Turbo – Die Reportage“, auf rund 799 Sendestunden oder einen Programm- „Turbo Spezial“ oder „Die PS-Profis – mehr Power anteil von 9,3 Prozent. Im Jahr 2010, das mit der aus dem Pott“, in der „aus maroden Schlitten Fußball-WM in Südafrika und den XXI. Olympi- prachtvolle Karossen“ (12) gemacht werden, zu schen Winterspielen in Vancouver ebenfalls ein nennen. In beiden Fällen steht hier kein motor- „Sportjahr“ war, waren es dagegen nur noch 676 sportliches Ereignis, sondern vielmehr der Spaß Sendestunden im Ersten und 574 beim ZDF. Der am Sportgerät Auto im Vordergrund. Anteil des Sports am Gesamtprogramm sank auf 7,9 Prozent beim Ersten bzw. 6,7 Prozent beim Unterhaltungs­ Die Bedeutung der sonstigen Sportarten konzent- ZDF. Für die dazwischen liegenden Jahre ohne orientierte riert sich bei Sport1 sehr stark auf den Bereich herausragende Sportevents lässt sich eine ähn- Programm­elemente „Showsport/Entertainment“. Konkret verbirgt sich liche Entwicklung auf niedrigerem Niveau skizzie- und Poker nehmen zu hinter diesem Oberbegriff überwiegend Poker. Der ren. Seit 2011 ist dagegen wieder eine Konso- Programmanteil dieser Sendungen vervielfachte lidierung zu beobachten. Der Umfang der Sport- sich nach 2005, wo er bei 1,8 Prozent lag, und berichterstattung auf beiden Sendern ist seither pendelte ab 2007 auf einem Niveau zwischen 15 in etwa stabil. und 19 Prozent des Sportangebots. Poker allein machte dabei in den Jahren 2006 bis 2010 etwa Die Sportberichterstattung der öffentlich-rechtli- Übertragungen 15 Prozent (13) des gesamten Sportangebots aus chen Hauptprogramme wird geprägt von der Live- und Begleitberichte und war damit mit weitem Abstand die wichtigste Berichterstattung zu zahlreichen Sportereignissen wichtigste Programm­ sonstige Sportart und 2012 hinter Fußball die sowie einer umfangreichen Begleitberichterstat- elemente zweitwichtigste Einzelsportart bei Sport1. tung im Umfeld dieser Ereignisse (vgl. Abbildun- gen 12 und 13). Daneben sind Sportmagazine, die oft multithematisch ausgerichtet sind und über das Sportgeschehen informieren, ein fester Be- standteil des Programmangebots. Im Ersten Pro- Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 433 | Media Perspektiven 9/2013

Abb. 12 Sportangebot nach Sendungsformen: Das Erste 2002 bis 2012 Abb. 13 Sportangebot nach Sendungsformen: ZDF 2002 bis 2012 Sendungsdauer in % Sendungsdauer in %

70 70

60 Übertragung 60 Übertragung

50 50 Reportage/ Reportage/ 40 Dokumentation 40 Dokumentation

30 30 Magazine Magazine 20 20

10 Nachrichten 10 Talk/Gespräch/ Interview 0 0

Auf die Programmkategorien Show/Nummernprogramm und Ratespiel/Quiz/Gameshow Auf die Programmkategorien Ratespiel/Quiz/Gameshow, Show/Nummernprogramm und Nachrichten entfiel weniger als 1 Prozent der Sendezeit. entfiel weniger als 1 Prozent der Sendezeit.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

gramm spielten darüber hinaus auch Gesprächs- Feste Programmplätze für (multithematische) Sportmagazine fester formate in einigen Jahren eine gewisse Rolle (bis ­Magazine sind ein weiteres Charakteristikum der Programmbestandteil zu 2,9 % 2006). In der Regel handelte es sich da­ öffentlich-rechtlichen Sportberichterstattung. Die bei den ö.-r. Sendern bei um Talk-Runden mit dem Moderator Waldemar größten Programmanteile für diese Kategorie Hartmann („Waldi’s Club“), die im Rahmen von ­finden sich beim Ersten und dem ZDF. Anfang Fußball-Großereignissen (Fußball WM 2006 und der 2000er Jahre gab es im Rahmen des Früh- 2010) und Olympischen Spielen das sportliche stückfernsehens eigenständige Sportsendungen Geschehen noch einmal unterhaltsam aufberei­ auf beiden Sendern. Mit der Einstellung dieses teten. Angebots gingen die Programmanteile der multi- Die Live-Übertragungen stehen bei beiden thematischen Sportmagazine 2003 deutlich zu- Sendern im Zentrum des Programmangebots. rück, pendelten sich seit 2004 aber auf Werte Beim ZDF machten sie zwischen 43,5 Prozent zwischen 8,6 und 16,7 Prozent im Ersten bzw. (2002) und 58,6 Prozent (2012) des Sportpro- 13,0 und 20,1 Prozent beim ZDF ein. Interessant gramms aus. Das Erste bestritt kontinuierlich ist, dass während die absolute Sendezeit für mehr als die Hälfte seines Sportangebots mit ­Reportagen und Dokumentationen im Zeitverlauf Übertragungen. Die Werte lagen hier zwischen schwankt, die Zahl der Sendeminuten, die auf 52,6 (2006) und 63,7 Prozent (2012). In beiden Sportmagazine verwendet wurden, beim Ersten Programmen stieg der Anteil der Übertragungen wie beim ZDF seit 2004 mit rund 5 000 Sendemi- seit 2010 kontinuierlich an. Im Gegenzug nahm nuten pro Sender äußerst stabil geblieben ist. der Anteil der Reportagen und Dokumentationen ab. Das Angebot der Sportarten, die im Ersten und im Ö.-r. Sender begleiten ZDF gezeigt werden, zeichnet sich durch große Sportarten langfristig Großereignisse Die zweitwichtigste Programmkategorie im Sport- Kontinuität aus. Zwar wurden auch hier in den intensiv begleitet programm des Ersten und des ZDF sind die Re- letzten zehn Jahren einzelne Sportarten nicht portagen und Dokumentationen. Hier schwankten immer gleich umfangreich aufgegriffen, in der die Programmanteile zwischen 22,3 Prozent (2011) Regel werden einmal aufgegriffene Sportarten und 31,6 Prozent (2010) im Ersten, bzw. 24,5 aber über viele Jahre hinweg gezeigt. Prozent (2003) und 37,0 Prozent (2006) beim ZDF. Geprägt wird das Angebot des Ersten und des Deutlich erkennbar ist hier bei beiden Sendern ZDF durch Ballsport, Wintersport und multithema- der Bezug zu großen Sportereignissen. Sowohl tische Sendungen. Diese waren bei beiden Sen- die absoluten Programmanteile der Übertragun- dern seit 2002 durchgängig die wichtigsten Pro- gen als auch der Reportagen/Dokumentationen grammbestandteile. Während sich beim Ersten schwanken, gemessen an den ausgestrahlten seit 2005 jeweils zwischen rund 20 und 30 Pro- Sendeminuten, im charakteristischen Zweijahres- zent der Sportberichte mit diesen Sportbereichen rhythmus. Zudem zeigt sich, dass besondere Groß­ ereignisse mit zusätzlicher Berichterstattung be- gleitet werden. In beiden Sendern fanden sich Spitzenwerte im Anteil der Reportagen in den Fußball-WM-Jahren 2006 und 2010. Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 434

Abb. 14 Sportangebot nach Sportarten: Das Erste 2002 bis 2012 Abb. 15 Sportangebot nach Sportarten: ZDF 2002 bis 2012 Sendungsdauer in % Sendungsdauer in %

50 50

45 45

40 40 Sport allgemein

35 35 Ballsport

30 30 Wintersport

25 25 sonstige Sportarten 20 20 Leichathletik 15 15 Wassersport 10 10 Kampfsport 5 5 Motorsport 0 0

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

beschäftigten, machten multithematische Sen- grammanteile schwankten zwischen 9,3 Prozent dungen beim ZDF den größten Programmanteil (2003) und 23,7 Prozent (2006) beim ZDF, bzw. aus (vgl. Abbildungen 14 und 15). 2012 belief sich 14,0 Prozent (2003) und 29,5 Prozent (2010) im der Anteil dieser Sendungen (Kategorie „Sport all- Ersten. Gemessen an der Sendezeit in Minuten gemein“) auf gut ein Drittel (35,3 %) aller Sport- blieb der Umfang der Fußballberichterstattung für sendungen im ZDF. Beim Ersten machten multi- die Sport- und Nicht-Sportjahre dagegen in etwa thematische Sendungen gut ein Viertel (26,7 %) stabil. Durch den Rückgang der Gesamtsendezeit der Sportberichte aus. Im Ersten stellten dagegen für Sport stieg der Programmanteil des Fußballs die Ballsportarten den größten Programmanteil jedoch an. mit 30,1 Prozent. Beim ZDF entfielen darauf 27,6 Neben dem Fußball war Tennis Anfang der Prozent. Auf Rang drei folgte der Wintersport mit 2000er Jahre die wichtigste Ballsportart und er- 23,4 Prozent (Das Erste) bzw. 21,7 Prozent (ZDF). reichte bis 2004 einen Programmanteil von bis zu Im Ersten und beim ZDF ist ein eindeutiger 15,6 Prozent im Ersten bzw. 5,3 Prozent beim Bezug zu den Sportgroßereignissen Olympische ZDF. Danach verschwand im Ersten Tennis fast Spiele und Fußball-WM bzw. -EM erkennbar, auf vollständig aus dem Programm. Der Anteil des die beide Sender mit umfangreicherer Berichter- Ballsports am Gesamtprogramm nahm infolge- stattung reagierten. In Jahren, in denen diese Er- dessen ab. eignisse stattfanden, stieg sowohl der Umfang der Fußballberichterstattung als auch der Umfang der Rund 20 bis 30 Prozent des Sportangebots im Programmanteil multithematischen Magazine, worunter sich häu- Ersten und im ZDF entfielen auf Wintersport. Die- Wintersport gestiegen fig Magazine zu den Olympischen Spielen fanden. ses Angebot ist gekennzeichnet durch ein breites Spektrum an Einzelsportarten. Die größten Anteile Umfang der Unter den Ballsportarten dominiert beim Ersten an der Berichterstattung haben die Sportarten Ski Fußballbericht­ wie beim ZDF der Fußball. In den letzten zehn alpin, Ski nordisch und Biathlon. Gerade im Win- erstattung stabil Jahren schwankte sein Programmanteil ereignis- tersport zeigen sich aber Nuancen in der Bericht- bedingt. Das Erste widmete dem Fußball noch erstattung des Ersten und des ZDF. So berichtete etwas mehr Sendezeit als das ZDF. 2003 war das das Erste etwas ausführlicher über Bob/Rodeln, Jahr, in dem am wenigsten über Fußball berichtet Skispringen und sonstige Wintersportarten, das wurde, 2006 – mit dem Höhepunkt Fußball-WM in ZDF über Ski alpin, Ski nordisch und Biathlon, das Deutschland – das Jahr, in dem am umfang- dort seit 2002 in fast jedem Jahr die meistgezeigte reichsten über Fußball berichtet wurde. Die Pro- Wintersportart war. Daneben konnten vor allem das Skispringen und Bob/Rodeln ihre Sendezeit- anteile seit Mitte der 2000er Jahre deutlich aus- bauen. Die Berichterstattung über Ski nordisch, die ihren Höhepunkt 2005 hatte und im ZDF bis 2007 Programmanteile um die 7 Prozent erreichte, ist dagegen rückläufig. Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 435 | Media Perspektiven 9/2013

Einen prägenden Anteil am Sportprofil des Ersten Erstverwertungsrechte für die Fußball-Bundesliga und des ZDF haben multithematische Sendungen. 2003 sank der Sportanteil 2006 auf einen Tiefst- Beim ZDF stellen multithematische Magazinforma- wert von nur 20 Sendestunden (0,2 %) ab. Bis te gar den größten Teil des Sportprogramms. Es 2010 konnte der Sportanteil mit Übertragungen handelt sich dabei um die klassischen Sportma­ von der UEFA Champions League und Europa gazine „Sportschau“, „das aktuelle sportstudio“ League wieder auf 1,5 Prozent gesteigert werden. oder „ZDF sport reportage“, die kontinuierlich über Seitdem entwickelt sich der Sportanteil auf Sat.1 das sportliche Geschehen informieren und somit erneut rückläufig (2012: 0,8 %). als Rückgrat der Sportberichterstattung im Ersten und im ZDF angesehen werden können. Obwohl beide privaten Vollprogramme in ihrer Programmumbruch Sportberichterstattung eine Fokussierung auf sehr bei Sat.1 nach 2004 Radsportberichte Die Programmanteile sonstiger Sportarten gingen populäre Sportarten aufweisen, lassen sich gera- nach Doping­ 2009 deutlich zurück und reduzierten sich auf de im Zeitverlauf deutliche Unterschiede in der Art skandalen deutlich etwa ein Viertel des vorherigen Niveaus (gemes- und Weise, wie diese Fokussierung programmlich reduziert sen an Sendeminuten). Ursächlich war hierbei die umgesetzt wurde, erkennen. Während bei RTL die Reduktion der Radsportberichterstattung, die nach Live-Berichterstattung mit einer ausführlichen Be­ andauernden Dopingvorwürfen von 7,7 Prozent gleitberichterstattung in Form von Reportagen/ im Ersten 2008 auf 0,6 Prozent 2012 sank. Eine Dokumentationen einhergeht, lag bei Sat.1 der ähnliche Entwicklung war beim ZDF zu beobach- Schwerpunkt der Berichterstattung 2002 bis 2003 ten. auf Magazinformaten, danach wurde immer min- Unterschiedliche Akzente setzten die beiden destens die Hälfte der Berichte in Form von Über- öffentlich-rechtlichen Sender beim Motorsport und tragungen ausgestrahlt (vgl. Abbildungen 16 und beim Boxen. Motorsport wurde mit der DTM-Serie 17). Während der Anteil der Übertragungen am im Ersten seit 2005 in deutlich größerem Umfang Sportprogramm bei RTL seit 2002 kontinuierlich als im ZDF gezeigt. Boxen griffen beide öffentlich- zwischen 50 und 60 Prozent des Angebots rechtlichen Sender bereits 2003 in relevantem schwankte, lag der Anteil der Übertragungen bei Umfang (Das Erste 2,4 %, ZDF 3,0 %) auf und Sat.1 vor 2004 deutlich unter 20 Prozent, stieg ab widmeten der Sportart über die Jahre zwischen 2 2004 aber auf Werte zwischen 51 und 82 Prozent und 5,4 Prozent ihres Sportprogramms. Während und lag damit zeitweise deutlich höher als bei das Erste dieses Engagement seit 2010 fortsetzte, RTL. Die Live-Übertragungen werden kontinuier- verabschiedete sich das ZDF weitgehend aus der lich durch einen hohen Anteil an Reportagen und Boxberichterstattung. Dokumentationen eingerahmt. Der Programm­ anteil der Reportagen und Dokumentationen lag RTL und Sat.1 bei RTL zwischen 34,4 Prozent (2005) und 44,6 Unterschiedliche Unter den privaten Programmanbietern berichten Prozent (2002) und bei Sat.1 nach 2003 zwischen Entwicklung bei (außer den Spartensendern) lediglich RTL und 18,0 Prozent (2007) und 40,4 Prozent (2012). Ma- RTL und Sat.1 Sat.1 kontinuierlich in relevantem Umfang über gazinsendungen machten im Zeitverlauf maximal Sport. Das Volumen der Sportberichterstattung 6 Prozent des Programms aus. Seit 2010 strahlte liegt aber deutlich unter dem des Ersten und des RTL keine Magazine mehr aus. ZDF. Auch im Hinblick auf die Vielfalt der gezeig- Während sich das Sportangebot von RTL durch ten Sportarten ist das Spektrum bei RTL und weitgehende Kontinuität auszeichnet, konnte bei Sat.1 mit vier bis sechs (RTL) bzw. ein bis sechs Sat.1 ein dramatischer Programmwechsel 2004 (Sat.1) gezeigten Sportarten nicht vergleichbar. beobachtet werden. Bis 2003 hatte Sat.1 die Erst- Aufgrund des werbefinanzierten Geschäfts­ verwertungsrechte für die Fußball-Bundesliga. Die modells von RTL und Sat.1 und der damit verbun- Berichterstattung konzentrierte sich fast aus- denen Notwendigkeit, erworbene Sportrechte mög- schließlich auf die Magazinsendung „ran!“, die lichst gewinnbringend zu refinanzieren, konzen­ 2002 96 Prozent des Sportprogramms und 2003 triert sich die Sportberichterstattung dieser Sender immerhin noch drei Viertel ausmachte. 2004 sank auf ausgewählte, beliebte Sportarten und zeigt im dieser Wert dann auf knapp ein Viertel des Sport- Zeitverlauf zum Teil erhebliche Schwankungen. programms und reduzierte sich in der Folge weiter, Während bei RTL über die Jahre hinweg ein bis 2007 Magazinsendungen völlig aus dem Pro- auf geringem Niveau stabiler Sportanteil zwischen grammangebot von Sat.1 verschwanden. Im glei- 1,5 und 2,9 Prozent am Gesamtprogramm zu fin- chen Zeitraum stieg mit der veränderten Rechte- den war, schwankte dieser bei Sat.1 im Zeitver- situation und dem Erwerb der Übertragungsrechte lauf erheblich (vgl. Abbildung 2). RTL strahlte 2002 für die UEFA Champions League der Anteil der mit rund 244 Sendestunden (2,9 % Programm­ Übertragungen und Reportagen/Dokumentationen, anteil) am meisten Sport aus, danach sank der die vorher deutlich nachrangige Bedeutung hatten, Sportanteil stufenweise bis auf einen Tiefstwert auf das bekannte Niveau. von 127 Sendestunden (1,5 %) 2011. Bei Sat.1 ist dagegen eher eine Wellenbewegung zu beobach- ten. Auch hier wurde der Spitzenwert 2002 mit rund 242 Sendestunden oder 2,9 Prozent des Ge- samtprogramms erreicht. Nach dem Verlust der Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 436

Abb. 16 Sportangebot nach Sendungsformen: RTL 2002 bis 2012 Abb. 17 Sportangebot nach Sendungsformen: Sat.1 2002 bis 2012 Sendungsdauer in % Sendungsdauer in %

100 100

90 90

80 80

70 70

60 60 Übertragung Übertragung 50 50

40 40 Reportage/ 30 Reportage/ 30 Dokumentation Dokumentation 20 20 Magazine

10 Magazine 10 Show/Nummern- 0 0 programm

Auf allen anderen Sendungsformen entfiel keine Sendezeit. Auf alle anderen Sendungsformen entfiel keine bzw. unter 1 Prozent Sendezeit (Nachrichten).

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Kernsportarten Im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Pro- Lediglich im Jahr 2007 erreichte der Radsport Formel 1 und grammen, die ein breites Spektrum an Sportarten einen Programm­anteil von einem guten Drittel, Fußball dominieren in ihren Programmen zeigen, findet bei den priva- nachdem ARD und ZDF sich aus der Übertragung ­Programmangebot ten Vollprogrammen eine deutliche Konzentration der Tour de France zurückzogen und Sat.1 die auf ausgewählte Sportarten statt. Bei RTL ist dies Live-Berichterstattung übernahm. die Formel1, bei Sat.1 der Fußball. Neben Fußball scheint sich seit 2010 Boxen Formel1 machte bei RTL 2012 91 Prozent aller als kontinuierliches Programmangebot mit Pro- Sportberichte aus. Der Anteil ist über die Jahre grammanteilen zwischen 11,1 und 12,2 Prozent hinweg deutlich angestiegen. 2002 lag der Anteil zunehmend zu etablieren. der Formel1 bei knapp der Hälfte des Sportpro- Nach dem Verlust der Übertragungsrechte für gramms (48,3 %). Daneben fanden sich im Pro- die Champions League ab 2013 und dem Ab- gramm auch Fußball (32,4 %) und Skispringen schluss einer langfristigen „strategischen Koope- (15,5 %). Während Ballsportarten immer nur in ration“ (14) mit dem Deutschen Tennisbund ist einzelnen Jahren in relevantem Umfang aufge- eine Neuausrichtung des Programmprofils von griffen wurden, war Skispringen bis einschließlich Sat.1 in Sachen Sport zu erwarten. 2007 ein fester Programmbestandteil, auf den zwischen 12,1 und 16,9 Prozent des RTL-Sport- Weitere Sportangebote programms entfielen (vgl. Abbildung 18). Ab 2008 Neben diesen regelmäßig in relevantem Umfang zog sich RTL komplett aus der Wintersport­ über Sport berichtenden Sendern gibt es eine berichterstattung zurück. Neu ins Angebot auf­ Reihe von Programmen, in denen Sport vereinzelt genommen wurde 2006 dagegen das Boxen, das aufgegriffen wurde, sich in der Regel aber nicht 2006 3,2 Prozent des RTL-Sportangebots aus- als kontinuierliches Programmelement etablieren machte und in den folgenden Jahren mit Pro- konnte. grammanteilen zwischen 4,9 und 11,6 Prozent noch deutlich ausgebaut wurde. Einen Sonderfall bildet das öffentlich-rechtliche Sport bei 3sat Bei Sat.1 deckt Fußball den überwiegenden Gemeinschaftsprogramm 3sat. Auf 3sat war Sport Teil der Sportberichterstattung ab. Sein Programm­ im Untersuchungszeitraum seit 2002 ein konti­ anteil belief sich in der Regel auf Werte deutlich nuierliches Programmelement, auch wenn dieses über 70 Prozent (vgl. Abbildung 19). Nach der nur einen geringen Teil des Programmvolumens Fußball-Bundesliga in den Jahren 2002 und 2003 einnahm. Der Sportanteil des Senders betrug zwi- waren die UEFA Champions League und später schen 0,6 Prozent (2008) und 1,0 Prozent (2002) auch die Europa League für das Angebot prägend. (vgl. Abbildung 20). Wichtigstes Programmele- ment waren dabei die Wiederholungen der ZDF Sportmagazine. Diese machten im Durchschnitt rund 90 Prozent des Sportangebots von 3sat aus. Daneben berichtete das Reportageformat „Spiele Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 437 | Media Perspektiven 9/2013

Abb. 18 Sportangebot nach Sportarten: RTL 2002 bis 2012 Abb. 19 Sportangebot nach Sportarten: Sat.1 2002 bis 2012 Sendungsdauer in % Sendungsdauer in %

100 100

90 90 Formel 1 Fußball 80 80

70 Ballsportarten 70 Kampfsport

60 60 Wintersport Motorsport 50 50

40 Kampfsportarten 40 Ballsport (ohne Fußball) 30 30 Motorsport Wintersport 20 (ohne Formel 1) 20 10 10 sonstige sonstige Sportarten 0 0 Sportarten

Sportarten aus der Kategorie Leichtathletik und Wassersport fanden sich nicht im Programm.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

Abb. 20 Sportanteile der Sender, die nur in geringem Umfang1) bzw. diskontinuierlich über Sport berichten 2002 bis 2012 Sendungsdauer in %.

2,5

2,0

3sat 1,5 Das Vierte

N 24 1,0 kabeleins

ProSieben 0,5 RTL II

0,0 VOX 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

1) Mindestens einmal einen Programmteil von 0,1 Prozent erreicht.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, Fernsehpanel (D+EU).

der Welt“ über außergewöhnliche Sportarten, zum einzelnen Reportagen das öffentlich-rechtliche Beispiel über Frauenrodeo in den USA oder La­ Sportportfolio. 2012 hat 3sat die Programmcodie- crosse. In allen Jahren fanden sich zudem einzelne rung beendet, so dass sich die letzten vorliegen- Reportagen zu verschiedenen Sportarten und ein- den Daten auf das Jahr 2011 beziehen. zelne Übertragungen von den „World Masters der Professionals“ im Tanzen im Programm. Das Sportangebot von 3sat orientierte sich somit nicht direkt an aktuellen Sportereignissen, sondern er- gänzte mit der Wiederholung von Magazinen und Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 438

N24 – Begleit­ Unter den Sendern, bei denen sich Sport nicht als 2010 lag das Schwergewicht bei Übertragungen ereignisse stehen kontinuierlicher, fester Bestandteil des Programm­ und Reportagen von der Amateur-Rennserie ADAC im Mittelpunkt angebots etablieren konnte, war N24 eines der GT Masters. Diese füllten mit 1 121 Sendeminuten Programme, das am vielfältigsten und kontinuier- knapp 19 Sendestunden. Daneben übertrug kabel lichsten über Sport berichtete, wenn auch in ge- eins erstmals ein Spiel der Fußball UEFA Europa ringem Umfang. Zwischen 2003 und 2010 (15) League. (18) In der Folge wurde – allerdings in entfielen zwischen 0,2 Prozent (2005) und 0,9 deutlich geringerem Umfang – von der UEFA Euro- Prozent (2008) des Gesamtprogramms auf dieses pa League, dem UEFA Supercup und im Rahmen Genre. In Sendestunden ausgedrückt waren dies einer Magazinsendung auch von der Champions zwischen rund 13 und 72 Stunden pro Jahr. Im League berichtet, für die die ProSiebenSat.1 Media Zentrum der Berichterstattung stand dabei dauer- AG die Rechte erworben hatte und die diese im haft Fußball sowie Begleitberichterstattung zu den Rahmen der Sportsendung „ran“ sowohl für Sat.1 Olympischen Spielen. N24 konnte – in Ermange- als auch für kabel eins nutzte. Das Programmvo- lung der entsprechenden Übertragungsrechte – lumen aus dem Bereich Fußball belief sich 2010 aktuelle Sportereignisse nicht unmittelbar beglei- auf insgesamt rund acht Sendestunden. ten, sondern griff Sport mittelbar in Form von Ab 2011 verschoben sich die Gewichte zuneh- Kurzberichten oder von Übertragungen von Be- mend zugunsten des Fußballs. Fußball und Motor- gleitereignissen auf, für die andere Sender keine sport waren nun, gemessen an ihrem Programm­ Sendezeit einräumten. Bei den Fußballberichten umfang, nahezu gleichberechtigt im Programm zu handelte es sich um Übertragungen, allerdings finden. Es fand zudem eine weitere Fokussierung zeigte der Sender hier keine Spiele, sondern eher auf einzelne Fußballereignisse statt, indem nur Begleitereignisse, wie Pressekonferenzen oder noch von der Europa League berichtet wurde. Auf Trainings. Im Bereich der Olympischen Spiele stan- die Übertragungen und Reportagen von der Europa den Kurzinformationen im Vordergrund, die als League wurden insgesamt rund 19 Stunden und kurze Magazinformate – meist nur im Umfang auf die ADAC GT Masters rund 21 Stunden ver- einzelner Minuten – ins Programm integriert wur- wendet. Daneben fand sich in geringem Umfang den. Ereignisbezogen fanden sich aber auch ver- Showsport im Programm. Mit vier Übertragungen einzelt Reportagen/Dokumentationen zu anderen von der „Red Bull Crashed Ice WM“ wurden gut Sportarten, zum Beispiel zur Tour de France 2007 vier Sendestunden dem Ice-Cross-Sport gewidmet. („N24 Tour de France Highlights“) oder zu Spielen 2012 verstärkte sich die Fokussierung auf die der Handball-WM im Programm. (16) UEFA Europa League erneut. Ihr wurden nun rund 56 Sendestunden gegenüber 23 Sendestunden Das Vierte – Das Vierte, das im September 2005 seinen Sende- Motorsport gewidmet. Daneben fanden sich in ge- Berichte über Poker betrieb aufnahm, versuchte sich vorübergehend ringem Umfang auch Basketball-Bundesliga, Boxen ebenfalls darin, ein Sportangebot aufzubauen. Zwi- sowie andere Fußballberichte im Programm, die schen 2006 und 2008 widmete der Sender zwi- es gemeinsam auf knapp fünf Sendestunden schen 1,4 Prozent (2008) und 2,0 Prozent (2007) brachten. seines Programms dem Sport. Bei genauem Hin- sehen handelte es sich dabei ausschließlich um Bei ProSieben ist Sport ebenfalls kein kontinuier- ProSieben – spaß­ Poker. In Form von Reportagen wurden dem liches Angebot. Erst in den Jahren 2007 und 2008 orientierte Angebote Glücksspiel 2006 rund 120 Stunden, 2007 rund kletterte der Programmumfang des Sports vorü- 167 Stunden und 2008 erneut rund 120 Stunden bergehend auf ein messbares Niveau und belief gewidmet. Nach einem Eigentümerwechsel 2008 sich 2007 auf 0,3 und 2008 auf 0,2 Prozent des – von NBC Universal zu Mini Movie International – Gesamtprogramms. Dabei war neben aktuellen fand eine Abkehr auch von diesem Angebot statt. Sportberichten eine starke Ausrichtung auf unter- Nach dem erneuten Verkauf des Senders 2012 an haltungsorientierten Spaßsport zu erkennen. Der die Walt Disney Company und der Ankündigung, Fokus lag auf den Sportarten Fußball und Boxen. Das Vierte 2014 durch einen frei empfangbaren Dabei handelte es sich einmal um ereignisbezo- Disney Channel zu ersetzen (17), steht ein weite- gene Übertragungen und Begleitberichterstattung rer Anlauf des Senders in Sachen Sportberichter- von den Spielen des UEFA-Cups, die 2007 knapp stattung nicht zu erwarten. sechs Stunden und 2008 noch einmal rund acht Stunden des Programms füllten. Daneben fanden kabel eins – Sport­ kabel eins stieg erst 2010 in relevantem Umfang in sich eigeninszenierte Sportevents im Programm. angebote seit 2010 die Sportberichterstattung ein. Davor fanden sich Die Box-Übertragungen der „ProSieben Fight Night“ nur vereinzelt Sportsendungen im Programm. Der oder der „McFit Fight Night“, in denen – mit Programmanteil belief sich 2010 auf 0,3 Prozent, einem stark unterhaltungsorientierten Einschlag – 2011 auf 0,5 Prozent und 2012 auf 1,0 Prozent Laien gegen trainierte Boxer antraten, brachten des Senderangebots. Das Sportprofil von kabel es 2007 und 2008 auf rund zwölf Sendestunden ­eins wurde von Fußball und Motorsport geprägt. bzw. rund sieben Sendestunden. Der bekannteste Kampf dieser Serie war der zwischen Stefan Raab und der Boxerin Regina Halmich. Daneben wurden 2007 mit den „McFit Masters of Legends“ rund sechs Stunden Tennis ausgestrahlt. Auch dieses Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012 439 | Media Perspektiven 9/2013

von Boris Becker organisierte Turnier von Tennis- Nations Cup“, diese brachten es aber gemeinsam Legenden bewegte sich abseits des aktuellen lediglich auf 10 Sendeminuten. Wettkampfgeschehens. Schließlich fand sich auch eine Übertragung von der Tour de France, die rund Fazit drei Sendestunden füllte, im Programm. 2009 Das Sportangebot im deutschen Fernsehen wurde wurde das Format „ProSieben Fight Night“ noch in den letzten zehn Jahren in vielerlei Hinsicht einmal mit einer 85-minütigen Sendung aufge- von Kontinuität bestimmt. Allerdings lassen sich griffen, bevor sich ProSieben wieder vom Genre auch einige prägnante Veränderungen beschrei- Sport verabschiedete. ben, die die Bedeutung des Sports für Zuschauer und Programmanbieter charakterisieren. RTL II – einzelne Bei RTL II fanden sich in den Jahren 2005 bis Sendungen zu Spaß- 2007 unter Sport codierte Sendungen im Pro- Die Sportberichterstattung im deutschen Free-TV Umfang der Sport­ sport und Motocross gramm. Der Sportanteil belief sich 2005 auf 0,2 wird dauerhaft getragen von den Angeboten der berichterstattung und 2006 auf 0,1 Prozent am Gesamtprogramm. Sportspartensender, den öffentlich-rechtlichen ­gesunken 2007 wurde dieser Anteil weiter reduziert. Der Programmen und – in geringerem Umfang – von Programmanteil des Sports sank auf unter 0,1 den fokussierten Angeboten der Privatsender RTL Prozent. und Sat.1. Diese berichteten im Untersuchungs- Auch bei RTL II standen keine aktuellen Sport- zeitraum 2002 bis 2012 kontinuierlich und in re- ereignisse, sondern unterhaltende, eigeninszenier- levantem Umfang über Sport. Insgesamt wurde te Wettkämpfe im Vordergrund. 2005 und 2006 2012 aber weniger Sport ausgestrahlt als noch strahlte der Sender im Rahmen seines Sportan­ 2002. Gemessen an gesendeten Programmminu- gebots ausschließlich die Doku-Soap „Borussia ten nahm das Volumen der Sportberichte in den Banana – Helden im Strafraum“ aus, bei der untersuchten Programmen um rund 15 Prozent ­Lothar Matthäus versuchte, aus 16 ambitionierten ab. Laien eine Fußballmannschaft zu formen. 2005 wurden diesem Format mit acht ausgestrahlten Zunehmend an Bedeutung gewann die Ereignis­ Ereignisorientierung Folgen plus Wiederholungen rund 17 Sendestun- orientierung der Programmangebote. Der Anteil nahm zu den gewidmet. 2006 wurde die Serie noch einmal eventbezogener Berichte nahm zu. Dies äußerte wiederholt und füllte – diesmal ohne Wieder­ sich in einem zunehmenden Anteil der Live-Berich- holungen – rund sechs Stunden. 2007 wechselte ten an der Gesamtberichterstattung. Sport wurde der Fokus dann auf Freestyle-Motocross. Mit je zudem in der Regel als informierendes Programm- zwei Übertragungen und zwei Reportagen von den format aufbereitet, das auch in zahlreichen Über- „Red Bull X-Fighters“ reduzierte sich das Sport- tragungen und Reportagen einen Bezug zum ak- volumen in RTL II erneut auf nun gut drei Sende­ tuellen Sportereignis herstellte. Besonders deut- stunden, bevor der Sport 2008 ganz aus dem Pro- lich wurde dies bei den öffentlich-rechtlichen Sen- gramm genommen wurde. dern. Der Umfang der Sportberichterstattung im Ersten und dem ZDF orientierte sich an den wich- VOX – Der RTL-Familiensender VOX strahlte lediglich tigen Sportereignissen und informierte in den Jah- nur vereinzelte 2002 und 2003 Sport aus. 2003 erreichte der ren besonders ausführlich, in denen Ereignisse Sportangebote Sportanteil des Senders einmalig 0,1 Prozent. von „erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ (19), Dabei handelte es sich ausschließlich um Rallye- z. B. Olympische Spiele, stattfanden. Neben den Sport, dem in vier Übertragungen und drei Repor- unmittelbar an ein Ereignis gekoppelten Sendun- tagen insgesamt knapp sechs Sendestunden ge- gen bleiben (multithematische) Magazinsendungen widmet wurden. Sport spielte somit für die Pro- dauerhaft ein wichtiger Programmbestandteil, grammausrichtung des Senders keine nennens- auch wenn sich der Programmanteil der Magazin- werte Rolle. Vielmehr scheinen einzelne Rallye- formate vor allem in den Jahren 2002 und 2003 Ausstrahlungen im Zusammenhang mit dem ge- deutlich reduziert hat. Sie finden sich vorwiegend samten Sportangebot der RTL-Senderfamilie zu im Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender. stehen. Obwohl Ballsportarten mit einem Programmanteil Ballsportarten sixx und SuperRTL Betrachtet man sich das weitere Sportangebot im von mindestens einem Drittel aller Sportberichte kontinuierlich wichtig deutschen Fernsehen, finden sich neben den kon- dauerhaft die meistgezeigten Sportarten waren, – Programmanteil tinuierlich über Sport berichtenden Sendern ledig- nahm der Programmanteil von Fußball ab. Geän- Fußball nahm ab lich noch ein paar verstreute Sportsendungen in derte Programmschwerpunkte bei den Sparten- anderen Programmen. Der Sender sixx, der 2011 sendern prägten diese Entwicklung mit, in den öf- aus 9live hervorging und zur ProSiebenSat.1 fentlich-rechtlichen Programmen blieb das Pro- Media AG gehört, strahlte 2012 genau eine Sport- grammvolumen, das auf Fußball entfiel, dauerhaft sendung aus. Es handelte sich um die Sendung stabil. Während zahlreiche Sportarten kontinuier- „Laureus Sport Awards“, die für einmalig 46 Mi- lich von den Sendern aufgegriffen wurden, zeig- nuten Sport im sixx-Programm sorgte. Auf Super ten sich bei einigen Sportarten auch deutliche RTL spielt Sport ebenfalls so gut wie keine Rolle. 2007 und 2008 fanden sich zwar vereinzelt ­Kurzberichte vom Kinderfußball-Turnier „Danone Angela Rühle Media Perspektiven 9/2013 | 440

Schwankungen im medialen Interesse. So stieg 5) Die Sender Sport 1, 3sat, Das Vierte, N24, sixx und 9live das Interesse an Wintersport – getrieben von beteiligten sich nur zeitweise an der AGF-Programm­ codierung. deutschen Erfolgen – im Zeitverlauf an, Tennis 6) Vgl. Rühle (Anm. 1). und der von anhaltenden Dopingvorwürfen er- 7) Vgl. Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien (Rund- schütterte Radsport verschwanden dagegen weit- funkstaatsvertrag) in der Fassung des Fünfzehnten gehend aus dem Angebot der sportführenden Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (Fünfzehnter Rundfunkänderungsstaats- Vollprogramme. vertrag) vom 15.-21.12.2010, in Kraft seit 1.1.2013, §4 Abs. 1. In Absatz 2 werden folgende Ereignisse als Bei den Bei den „kleineren“ Sendern ist Sport nur in ge- „Großereignisse im Sinne dieser Bestimmung“ definiert: Olympische Winter- und Sommerspiele, Fußball-Welt- „kleineren“ Sendern ringem Umfang in die Senderkonzepte integriert. und Europameisterschaften mit deutscher Beteiligung, nur sporadische Dort wo Sport zumindest vorübergehend in rele- sowie unabhängig von deutscher Beteiligung das Eröff- Sportangebote vantem Umfang in das Programm aufgenommen nungs-, Halbfinal- und Finalspiel, Halbfinal- und Final- wurde, bestand meist nur ein geringer Bezug zum spiele des DFB-Pokals, Heim- und Auswärtsspiele der Fußball-Nationalmannschaft sowie Endspiele der euro- aktuellen Sportgeschehen. Unterhaltungsorientier- päischen Vereinsmeisterschaften (Champions League, te – zum Teil eigeninszenierte Wettbewerbe, zum UEFA-Cup) bei deutscher Beteiligung. Teil actionorientierte Eventsportarten – standen 8) Vgl. ebd. 9) Sport1 hat Ende 2010 die Codierung seines Programms im Mittelpunkt. Lediglich kabel eins unternahm in im Rahmen der AGF-Programmcodierung beendet. Das den letzten zehn Jahren den Versuch, ein eigen- heißt, die letzten vorliegenden Werte für Sport1 bezie- ständiges, am aktuellen Sportgeschehen orientier- hen sich auf das Gesamtjahr 2010, in dem Sport1 rund tes Sportprofil zu entwickeln und scheint – trotz 3 467 Sendestunden Sport ausstrahlte. Der Wert wurde aus pragmatischen Gründen für die Folgejahre fort­ wechselvoller Rechtesituation – diesen Weg wei- geschrieben, in der Annahme, dass das Programm­ terhin beschreiten zu wollen. volumen Sport auf Sport1 in etwa stabil geblieben ist. 10) Vgl. Rühle (Anm. 1) 11) Vgl. http://mediencenter.sport1.de/de/sendungen/ programm_turbo/article_2763.html (15.8.2013). Anmerkungen: 12) Vgl. http://www.sport1.de/de/motorsport/motorsport_tv/ artikel_227326.html (15.8.2013). 1) Vgl. ARD/GEZ-Trend 2012, Basis: Deutschsprachige 13) Eigene Berechnung auf Basis der Sendeminuten. ­Bevölkerung ab 14 Jahren, n = 3 054. 14) Vgl. http://www.ran.de/de/tennis/1303/News/prosie- 2) Vgl. Rühle, Angela: Programmprofile zwischen Markt bensat1-vereinbart-langfristige-partnerschaft-mit-dem- und öffentlichem Interesse. Sport im deutschen Fern­ deutschen-tennis-bund-dtb.html (15.8.2013). sehen. In: Media Perspektiven 11/2012, S. 555–569, 15) In diesen Jahren beteiligte sich der Sender an der AGF- hier S. 569. Programmcodierung. 3) Bei der AGF-Programmcodierung ordnen die teilneh- 16) Vor allem in den Jahren 2003 und 2007 aber auch 2004 menden Sender die einzelnen Sendungen verschiede- und 2008 wurden in relevantem Umfang Sendungen nen Kategorien zu, beispielsweise Programmsparte, unter Sport subsummiert, deren inhaltlicher Bezug Sendungsformat oder Thema. dazu fraglich ist. So wurden z. B. Pressekonferenzen 4) Es handelt sich um die Sender Das Erste, ZDF, RTL, aus dem politischen Bereich dem Sport zugeordnet. Sat.1 und ProSieben, die Dritten Programme der ARD Der Umfang dieser fraglichen Zuordnungen beträgt (NDR-, WDR-, hr-, SWR/SR-, BR-, RBB- und MDR-Fern- in den betroffenen Jahren rund 0,1 Prozent des Pro- sehen) sowie die Sender RTL II, Super RTL, RTL Nitro, grammvolumens. kabel eins, VOX, sixx, Eurosport und . 17) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Vierte (15.8.2013). 18) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kabel_eins (15.8.2013). 19) Vgl. Anm. 5. 