Deutsch-Kolumbianischer Freundeskreis e.V.

Wegen seiner sonnenähnlichen Farbe, seiner sprachen Gebete, warfen die Opfergaben ins Ein in der Sammlung des Linden-Museums metallurgischen Eigenschaften (rostet nicht Wasser und sprangen schließlich selbst hi- aufbewahrter „tunjo“ hat auf den ersten Blick …) und vor allem seines Glanzes wurden nein. Nachdem der Goldstaub vom Körper die Gestalt einer Schlange. Bei genauerem ihm in vielen Kulturen Altamerikas trans- des künftigen Königs abgewaschen war, war Hinsehen erkennt man jedoch im Gesicht der zendentale Fähigkeiten zugesprochen. Es das Ritual beendet. Schlange menschliche Züge. Es scheint sich war immer ein Symbol für das Göttliche, die hier um eine der sehr häufig vorhandenen andere Welt, das Jenseits. Ein zweiter dreidimensionaler „tunjo“ befin- Mensch-Tier-Darstellungen zu handeln. Di- det sich im Ethnologischen Museum Berlin. ese „tunjos“ zeigen Mischwesen, die eben- Dieser „tunjo“ zeigt uns ein Fruchtbarkeitsri- falls mit dem Schamanismus in Verbindung Die „tunjos“ tual, bei dem der Schamane – und gleichzeitig stehen. Die Seelenreise des Schamanen birgt König – auf einem Hocker sitzend auf einem stets die Gefahr des Seelenverlustes oder des ie „tunjos“, kleine Figürchen aus „tum- Bein ein Schnupftablett liegen hat und mit Seelenraubes. Um dieser Gefahr etwas ent- Dbaga“, gibt es nur im Gebiet der Muis- dem anderen Bein einen Blumentopf stützt, gegenzusetzen, nimmt der Schamane einen ca. Sie sind zumeist flach, zweidimensional. aus dem eine große Maispflanze wächst. Schutz- oder Hilfsgeist auf die Reise mit. Di- Einige wenige „tunjos“ sind dreidimensio- es sind meist Tiere, häufig die größten und nal und stellen bedeutende Rituale dar. Die Diese dreidimensionalen „tunjos“ sind der stärksten einer Gattung. So sehen wir häufig flachen „tunjos“ benutzten die als Schlüssel zum Verständnis der zweidimen- Anakondas, Kondore, Harpyen, Kaimane und Grabbeigabe für Verstorbene. Sie wurden in sionalen oder flachen. Dargestellt sind nicht vor allem den Jaguar. Der Schamane nimmt so großer Anzahl im Muiscagebiet gefunden, irgendwelche Schamanen mit willkürlich dieses Tier nicht nur mit, sondern verwandelt dass man auf eine weite Verbreitung schlie- gewähltem Zubehör, sondern Handlungen, sich während seiner Reise sichtbar vor allen ßen kann. Teilweise legte man die „tunjos“ Rituale und die dafür vom Schamanen be- Zuschauern nach und nach in dieses Tier. in die Gräber, teilweise legte man sie auf nötigten Dinge. Ein im Goldmuseum in Bo- Diese Verwandlung ist häufig in Darstel- das Grab oder stellte sie in einer Tonvase gotá befindlicher „tunjo“ zeigt einen Zigarre lungen der sog. Mensch-Tier-Transformation daneben. Hergestellt wurden die „tunjos“ rauchenden Schamanen. Ritualzigarren sind zu sehen. Derartige Objekte finden wir sehr im Wachsausschmelzverfahren oder „Guss noch heute bei den Tukano-Völkern des häufig in der religiösen Kunst Altamerikas. in verlorener Form“. Hierfür fertigte der Amazonas-Gebietes in Gebrauch. Sie leiten Goldschmied ein Wachsmodell an, das er die Seelenreise ein. Vielen, vielleicht allen verstorbenen Muisca mit einem Tonmantel umgab. Den Ton ließ wurde also das Abbild eines die Seelenreise er trocknen, dann erhitzte er den Mantel. In Die „tunjos“ des Linden-Museums zeigen vollziehenden Schamanen mit in das Grab dem Moment, in dem das Wachs demnach, wie alle anderen auch, Schamanen gegeben. Sollte er die Verstorbenen auf ihrer unten herauszufließen begann, (oder Schamaninnen) bei der Durchführung letzten Reise begleiten? Die meisten Völker füllte er oben das flüssige von Ritualen. Ihrem Gesichtsausdruck ist Altamerikas glaubten an ein Leben nach dem ein. Der schließlich erkaltete anzusehen, dass sie sich in Trance befinden. Tode. Sie hatten klare Vorstellungen von der Tonmantel wurde zerschlagen, Auch die von den Muisca hergestellten men- Beschaffenheit des Jenseits, in dem zumin- das fertige Schmuckstück ent- schenähnlichen Keramikfigürchen zeigen dest die Seele weiterlebte. Manche Völker nommen. Die Goldschmiede diesen Gesichtsausdruck. Ebenfalls weitest- kennzeichneten ihre Verstorbenen mit Be- der Muisca waren Meister die- gehend einheitlich ist die Haltung der Arme malungen des Gesichts, damit sie von den ser Technik. Sie waren sogar in und Hände. Die Arme sind fast immer abge- Göttern dem richtigen Stamm zugeordnet der Lage, sogenanntes „falsches winkelt, die Finger gespreizt. Diese Haltung werden konnten. Die Könige des alten Perus Filigran“ herzustellen. stimmt mit der Beschreibung von betenden nahmen ihre Ausstattung an Gold- und Sil- Personen überein, die die Arme abgewinkelt berschmuck mit in ihr Grab, um im Jenseits Was jedoch erzählen uns die „tun- hielten, die Handflächen nach oben gerichtet. ihrer Funktion als hochrangiger Ahne nach- jos“? Wie bereits oben erwähnt, Alle Personen sind reich geschmückt. Sie tra- kommen zu können. Einfache Menschen er- gibt es neben den unzähligen fla- gen teilweise helmartige Kopfbedeckungen, hielten Grabbeigaben, die auf ihre Tätigkeit chen, zweidimensionalen „tunjos“ manchmal auch eine Art Krone. Viele haben hinwiesen. Weber erhielten Arbeitskörbchen auch einige wenige dreidimensio- Ohrringe und Halsketten. Zwei Figürchen und Textilproben, Töpfer bekamen Kera- nale, die szenische Darstellungen halten einen Stab, der eine junge Maispflan- miken und Priester Tongefäße mit Bema- sind. Der berühmteste „tunjo“ be- ze sein könnte. Häufig anzutreffen sind über lungen, die sie bei Seelenreisen und anderen findet sich im Goldmuseum in Bo- der Brust gekreuzte Schmuckbänder, die aus Ritualen zeigten. Die im Linden-Museum gotá: es ist das Floß des , aneinandergereihten kleinen Goldplättchen aufbewahrte Keramik „Coca-Zeremonie“ des goldenen Mannes. gearbeitet sind. Es sieht aus, als ob einer der gehört zu diesem Komplex. Schamanen an seinem Gürtel einen kleinen Das der Darstellung zugrunde lie- Kopf trägt. Während es im alten Peru bei ei- Waren die „tunjos“ also Grabbeigaben für gende Ritual wurde immer bei der nigen Völkern Sitte war, die abgeschlagenen Schamanen? Geht man davon aus, dass es in Neueinsetzung des „Zipa“, des Kö- Köpfe getöteter Feinde am Gürtel zu tragen, jeder Siedlung Schamanen gegeben hat, wä- nigs des südlichen Muisca-Reiches, ist solches aus dem Muiscagebiet nicht be- re dies durchaus denkbar. Sicher sind die so auf dem Guatavita-See durchgeführt. kannt. Auch das Herstellen von Schrumpf- zahlreich gefundenen „tunjos“ die wertvolle Dazu bestrich sich der künftige König köpfen ist bislang nicht überliefert. Da jedoch Hinterlassenschaft einer Kultur, die, wie so mit Wachs, bepuderte sich mit Gold- schriftliche Belege, die religiöse Dinge zum viele andere, die Ankunft der Europäer in der staub und bestieg zusammen mit eini- Inhalt hatten, von der Inquisition häufig ein- Neuen Welt nicht überlebte. gen Gehilfen, reichlich ausgestattet mit gezogen und vernichtet wurden, kann man Opfergaben aus Gold und Smaragden, nicht sicher sein, dass es solche Praktiken im Dr. Doris Kurella ein Floß. Sie fuhren auf den See hinaus, alten Kolumbien nicht gegeben hat. Kolumbien aktuell

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Schamanen aus Gold: die „tunjos“ aus dem Hochland Kolumbiens

as Hochland Kolumbiens, genauer verehrt wurden. Darüber hinaus fordert die durch niedrige Bergketten Dgesagt die „Altiplano Cundiboyacen- rasch anwachsende Agroindustrie ihren voneinander ab. Die Bauern se“ genannte Hochebene in der östlichen Preis. Aus immer mehr Wiesen werden Fel- lebten mit ihren Großfamilien in Kordillere war in der vorspanischen Zeit der, aus denen schon beim ersten Spatenstich Häusern, die in unmittelbarer Nä- Schauplatz beeindruckender Rituale, gro- Keramikobjekte und kleine Goldfigürchen he der Felder errichtet waren. Sie ßer Märkte, überregionaler Handelsbezie- ans Tageslicht befördert werden. bauten vorwiegend Mais und Boh- hungen und ausgeprägter handwerklicher nen sowie Kürbisse, Kartoffeln und Kunst: die nördlich der heutigen Hauptstadt 98 % der Goldobjekte des Museo del Oro in andere Knollenfrüchte an. Um ei- Kolumbiens, Santa Fé de Bogotá, gelegene Bogotá stammen aus solchen Zufallsfunden nen möglichst hohen Ertrag zu er- Region beherbergte eines der größten und oder gezielten Raubgrabungen. Die Fund- zielen, legten die Bauern in sump- bedeutendsten Völker des präkolumbischen umstände fehlen und die Wissenschaft ist auf figem Gelände Hochbeete an, die Amerikas, die der Sprachgruppe der Chibcha kunsthistorische Interpretationen angewie- durch kleine Kanäle voneinander angehörigen Muisca. sen, die letztlich nur schwer belegbar sind. getrennt waren. In diese Kanä- le fielen die Pflanzenabfälle, Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geht man Erfreulicher stellt sich die Ethnogeschichte die man dann regelmäßig als davon aus, dass die Vorfahren der Muisca dar. Das kolumbianische Nationalarchiv be- Dünger wieder auf die Beete aus dem zentralamerikanischen Raum, also sitzt große Schätze in Form von Dokumen- schaufelte. Diese Anbaume- Costa Rica und Panama, eingewandert sind tenbündeln aus dem 16. Jh. Darunter sind Be- thode ist in ganz Amerika und zwar im 8. Jh. n. Chr. Mit den Chibcha- richte von Teilnehmern der Eroberungszüge, sehr weit verbreitet. Leicht Völkern Zentralamerikas verbanden die allen voran der zu Zwecken der Missionier- lässt sich der Ertrag eines Muisca nicht nur ihre Sprache, sondern auch ung mitgereisten spanischen Priester. Diese solchen Hochbeetes auf prägnante Elemente ihrer Religion, die ihren verfügten im Gegensatz zu den meisten Er- das 20-Fache eines ein- Ausdruck fanden in der Gestaltung ihrer re- oberern über eine gehobene Bildung. Einer fachen Feldes steigern. An ligiösen Kunst. Aber auch Einflüsse aus dem der wenigen spanischen Feldherrn, der nicht den Randgebieten des kli- südamerikanischen Andengebiet sind klar zu dem niederen Adel der „Hidalgos“ ange- matisch ansonsten recht ein- erkennen. hörte und sich deswegen gewählt ausdrücken heitlichen Siedlungsgebietes konnte, war einer der Eroberer des Muisca- baute man je nach Höhe und Reiches, Gonzalo Jiménez de Quesada. Niederschlagsmenge noch Die Muisca Seine Berichte gehören zu den wertvollsten süßen Maniok und vor allem Quellen. Als weiterer Vorteil erwies sich für Baumwolle an. as Volk der Muisca ging nach der Ero- die Geschichtsschreibung, dass sofort nach Dberung durch die Spanier im Jahr 1536 der Gründung der spanischen Stadt Santa Fé Als Proteinlieferanten dien- n. Chr. in der Mestizenbevölkerung auf. Ihre de Bogotá dort eine „audiencia“, eine zen- ten Fische und erlegtes Wild. Sprache verschwand im 18. Jh., nachdem trale spanische Justiz- und Verwaltungsbe- Schafe, Hühner und Schweine es schon fast einhundert Jahre lang keine hörde eingerichtet wurde. Diese „Audiencia kamen erst mit den spanischen Eroberern ins Muisca-Siedlungen mehr auf dem Altiplano de Santa Fé“ schickte Beamte, die „oidores“ Land. gegeben hatte. Um etwas über dieses Volk aus, um Volkszählungen und eine Vielzahl zu erfahren und seine Hinterlassenschaften anderer Erhebungen zur Festsetzung der Über ihre reichhaltige Nahrungsgrundlage zu verstehen, bleiben nur die historischen Steuer und der Klärung von Besitzansprü- hinaus verfügten die Muisca jedoch noch Wissenschaften der Archäologie und Ethno- chen durchzuführen. Die Akten dieser Beam- über Bodenschätze, die ihnen als wertvolle geschichte. ten sind die Grundlage für die Erforschung Tauschwährung im Handel mit Völkern aus der Kultur der Musica zum Zeitpunkt der den feuchtheißen Regionen des Magdalena- Die Archäologie hat es jedoch schwer. Die spanischen Eroberung. Der überwiegende Tals oder dem Ostrand der Anden dienten. kolumbianische Hauptstadt Santa Fé de Bo- Teil der Kenntnisse, die im Folgenden dem Dazu gehören die Solequellen nahe der heu- gotá belegt auf der Skala der am schnellsten Leser die Kultur der Muisca nahebringen tigen Hauptstadt Bogotá, aus denen große wachsenden Städte der Welt nach Lagos (Ni- mögen, stammen aus den Dokumenten des Mengen an Speisesalz gewonnen wurden, geria) den zweiten Platz. Dieses unkontrol- kolumbianischen Nationalarchivs. die man, zu Salzlaiben geformt, leicht trans- lierte Wachstum wilder Siedlungen zerstört portieren konnte. Von großer Bedeutung wa- archäologische Stätten, bevor sie überhaupt ren zudem Smaragdvorkommen. dokumentiert werden können. Begonnen Das Volk haben dieses zerstörerische Werk jedoch Neben den Streusiedlungen der Bauern gab bereits die spanischen Eroberer, die ihre Nie- ie über ein Gebiet von annähernd es Dörfer, in denen Handwerker wie Gold- derlassungen genau dort gründeten, wo die D20.000 qkm verteilt lebenden Musica schmiede und Töpfer lebten. Den größten Paläste der Könige standen, und ihre Kathe- – man geht heute von ungefähr einer Mil- Teil der Dorfbevölkerung stellten jedoch dralen und Kirchen errichteten, wo vorher in lion Einwohnern aus – waren vorwiegend die Bediensteten der Häuptlinge, die im indianischen Heiligtümern Naturgottheiten Bauern. Ihre Siedlungsgebiete grenzten sich Zentrum der Dörfer in mit Holzzäunen um- Deutsch-Kolumbianischer Freundeskreis e.V.

gebenen großen Häusern lebten. Sie zogen weise durch das Ernten von Kartoffeln ohne ihren Rat erbitten oder ganz einfach das Ver- Steuern von den Bauern ein, bewahrten den sich vorher bei der Mutter Erde dafür zu be- hältnis zu den Menschen im Gleichgewicht abgelieferten Mais, die Baumwolltücher, danken, dass man ihr etwas wegnehmen darf halten. Durch diese Funktion kommt dem Salzlaibe und vieles andere in ihren Höfen – dann kommt Unheil über die Menschen. Schamanen eine zentrale Stellung in seiner auf und gaben in regelmäßigen Abständen ei- In Form von Naturkatastrophen, Krankheit, Gesellschaft zu. Die Macht der Könige, die nen erheblichen Teil an den König eines der Unfällen oder wirtschaftlichen Problemen gleichzeitig die höchstrangigen Schamanen drei Muisca-Königreiche weiter. Neben ihrer rächen sich die Götter für den Frevel. waren, basierte auf ihrem direkten Kontakt Funktion als Steuereintreiber für den König zu den Göttern. hatten diese Häuptlinge jedoch noch weitere Die Seelenreise des Schamanen ist kompli- wichtige Aufgaben: sie waren gleichzeitig ziert. Sie muss sorgfältig vorbereitet werden die religiösen Oberhäupter ihrer Gebiete und und birgt große Gefahren. Voraussetzung für Das Gold damit für das Wohlergehen der Bevölkerung die Abtrennung der Seele vom Körper ist die verantwortlich. Trance, in die der Schamane fallen muss. Nur m Muiscagebiet selbst gab es nur sehr we- während er sich in Trance befindet, kann er auf Inig Gold. Man musste es gegen Salz oder „Seelenreise“ gehen. Um eine Trance hervor- fein gearbeitete Baumwolldecken mühsam Die Königreiche zurufen gibt es viele Möglichkeiten. Manche aus den Tälern der Zentralkordillere eintau- Völker benutzen Trommeln, rhythmische schen. Um diesen Tausch durchzuführen, ls die Eroberer einer Handelsroute aus Musik und Tänze, um sich in eine Trance zu stellten die Muisca Händlerkolonnen zusam- Adem Magdalena-Tal folgend das Ge- begeben. Andere wählten den Schmerz, der men, die sich in die Gebiete der oft feindlich biet der Muisca erreichten, nahmen sie drei ihr Bewusstsein veränderte. Die meisten Völ- gesinnten Stämme wagen mussten. Für das große Machtbereiche wahr: das Territorium ker Südamerikas jedoch benutzten halluzino- mitgebrachte Salz und die Baumwolltücher des „Zipa“ genannten Königs im Süden, gene Drogen, die sie zumeist aus Pflanzen zu erhielten sie Gold und Rohbaumwolle. nahe der heutigen Hauptstadt. Sein großer gewinnen verstanden. Sehr häufig verwendet Widersacher, „Zaque“ genannt, beherrschte wurde die Ayahuasca-Liane (Banisteriopsis Um die erforderliche Menge an Goldob- ein ähnlich ausgedehntes Gebiet im Nor- caapi), deren Rinde meist gerieben und mit jekten herstellen zu können, streckten die den des Altiplano. Als dritter, gleichrangiger Wasser gemischt als Saft getrunken bei Ein- Goldschmiede der Muisca das Gold mit Herrscher galt der König von , nahme Halluzinationen erzeugt. In Peru war reichlich Kupfer. Diese Legierung wird der gleichzeitig eine besondere Stellung als es der Saft des San-Pedro-Kaktus, der, wie der „“ genannt. Durch eine Behandlung Hüter des Hauptheiligtums der Muisca ein- Peyote-Kaktus Mexikos, Mescalin enthält, das mit Pflanzensäften lösten sie das Kupfer aus nahm. Diese drei Herrscher waren nicht nur eine LSD-ähnliche Wirkung entfaltet. Alleine der Oberfläche, sodass die Schmuckstücke an der Spitze der Sozialpyramide der Muis- die Völker Amazoniens kennen über 200 be- oder Figürchen golden erschienen. ca, sondern sie waren auch die religiösen rauschend wirkende pflanzliche Substanzen. Oberhäupter der jeweiligen Königreiche. Sie Der Bedarf an Goldschmuck im Muiscage- hielten die bedeutendsten Rituale ab, führten Dem Schamanen-Zubehör folgend, das auch biet war hoch. Nur dem Adel war es erlaubt, Kriege zur Unterwerfung eines der anderen bei den Muisca kleine Schnupftabletts en- Goldschmuck zu tragen. Zu festlichen Ge- beiden Reiche, verteidigten das Gebiet gegen thielt, war die dort sehr häufig verwendete legenheiten, so die Berichte der Chronisten, Angriffe aus den tropischen Regionen und Droge ebenfalls Ayahuasca, im Amazonas- schmückten sich die Häuptlinge und ihre An- bildeten eine Kriegerkaste aus, die für die Be- gebiet Yagé genannt. Wahrscheinlich wurde gehörigen über und über mit Goldschmuck, wachung der Grenzen aller drei Reiche gegen die Rinde, die die höchste Konzentration des um ihren Status sichtbar zu machen. Gleich- äußere Feinde zuständig war. berauschenden Alkaloides aufweist, zu Pul- zeitig benötigte man Gold zur Herstellung ver gerieben und geschnupft. religiöser Kunst. Der Haupttempel der Muisca in Sogamoso war nach Angabe der Die Religion Während der Schamane in Trance, also auf Eroberer innen völlig mit Gold ausgekleidet. Seelenreise ist, hat er Kontakt zu den Na- Und man benötigte Gold zur Herstellung der ie Religion der Muisca war der Scha- turgottheiten und kann sie milde stimmen, zahlreichen „tunjos“. Warum gerade Gold? Dmanismus. Im Zentrum des Schamanis- mus steht der gleichnamige Schamane, ein Mensch, der im Gegensatz zu einem Priester unserer Auffassung, seine Seele von seinem Körper abtrennen und auf eine Reise zu den Zur Person von Frau Dr. Kurella verehrten oder gefürchteten Göttern schicken kann. Die Grundlage für den Schamanismus r. Doris Kurella, geb. 1957, hat ten Teil Kolumbiens und darüber hinaus liefert das Weltbild der beseelten Natur. Alles DAltamerikanistik und Ethnologie Ecuador, Peru und Bolivien. in der Natur ist ein Lebewesen und hat eine studiert. Im Jahre 1987 begann sie mit Seele. Pflanzen, Tiere, Flüsse, Seen, Berge, ihrem Promotionsvorhaben zu den prä- Seit Februar 1997 ist Frau Dr. Kurella als alles ist beseelt, empfindsam, verwundbar, kolumbischen Völkern Kolumbiens, das Leiterin des Referats „Lateinamerika“ und muss dementsprechend behandelt wer- sie Anfang 1992 abschloss. Während die- am Linden-Museum tätig. Seit 2004 ist den. Der Mensch ist durch Opfergaben und ser Zeit verbrachte sie ein Jahr in Kolum- sie zusätzlich stellvertretende Direktorin. andere Respektsbezeugungen in Form mehr bien, um in den Archiven in Dokumenten Sie führte mehrere Sonderausstellungen oder weniger aufwendiger Rituale dazu ver- aus dem 16. Jh. zu forschen. Auch im (u. a. „Amazonas-Indianer: LebensRäu- pflichtet, sich im Einklang mit seiner natür- „Archivo de Indias“ in Sevilla verbrachte me – LebensRituale – LebensRechte“) lichen Umgebung zu befinden. Kommt dieser sie mehrere Monate. Außerdem bereiste durch. Einklang ins Ungleichgewicht – beispiels- Frau Dr. Kurella in dieser Zeit den größ-